Defense #6
Das Magazin der Telekom Baskets Bonn. Ausgabe 6, Saison 2016/17
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Jugend<br />
Lage der Liga<br />
Der Basketball-Süden macht Politik<br />
LIGA-VERKLEINERUNG Perfektes Passspiel zwischen München und Bamberg, aber sie haben nur zwei Stimmen<br />
Acht BBL-Clubs vertreten Deutschland<br />
gerade in europäischen<br />
Wettbewerben, wobei Brose Bamberg<br />
in der Euroleague eine komplette<br />
Vor- und Rückrunde in einem 16er-Feld<br />
spielt, also allein 30 zusätzliche europäische<br />
Spiele in der Vorrunde. Das ist objektiv<br />
eine extrem hohe Belastung, doch<br />
dafür erhält Bamberg auch einen siebenstelligen<br />
Betrag. Die anderen sieben<br />
Teams (Oldenburg, Frankfurt, München,<br />
Berlin, Ulm, Bonn, Ludwigsburg) haben<br />
weitaus weniger Spiele. Hier gilt die Formel:<br />
Umso sportlich erfolgreicher, desto<br />
mehr Spiele. Wird Bamberg, aktuell Tabellenletzter<br />
der Euroleague nach vielen<br />
hauchdünnen Niederlagen, diesmal<br />
nicht Deutscher Meister, sondern der FC<br />
Bayern München, dann spielt nächste<br />
Saison (2017/18) der „FC Hoeneß“ in<br />
der Euroleague. Auch in Deutschlands<br />
Hauptstadt spielt man am liebsten dort,<br />
weshalb auch Alba Berlin seit Jahren<br />
über die europäische Belastung stöhnt.<br />
Bei aller sportlichen Konkurrenz sind die<br />
drei wirtschaftlich stärksten Club sich in<br />
einer Frage einig: Verkleinerung der Liga<br />
von 18 auf 16, am besten gleich auf deren<br />
14 Clubs!<br />
Kaum sind Insolvenz und Lizenzentzug<br />
für Phoenix Hagen in „trockenen<br />
Tüchern“, geht es wieder los: Bamberg<br />
und München spielen mediale Vorlagen<br />
und die „objektiven“ Medien zitieren<br />
die Forderungen aus Süddeutschland,<br />
als hätte der deutsche Basketball mit<br />
der BBL-Ligastärke sein wichtigstes Problem.<br />
In der Fachzeitschrift BIG durfte<br />
Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer<br />
auf einer Seite darlegen, warum die BBL<br />
verkleinert werden muss. Wer anderer<br />
Meinung (für die war in BIG auf 98 Seiten<br />
kein Platz) sei, dem fehle die „strategische<br />
Weitsicht“. Wenig später sagte<br />
Uli Hoeneß im ProSieben-TV-Magazin<br />
„ran“: „Mein Gefühl ist, dass man die<br />
Liga um zwei Vereine reduzieren müsse.“<br />
Er dachte dabei an die Mehrfachbelastung<br />
der Clubs durch europäische<br />
Spiele – und wohl auch an die Euroleague-Saison<br />
2017/18 (mit München<br />
statt Bamberg).<br />
Seltsam ist, dass die anderen deutschen<br />
Clubs, die europäisch unterwegs<br />
sind, nicht über die Mehrfachbelastung<br />
klagen. Was steckt hinter dem ganzen<br />
Treiben? „Wer europäisch spielt<br />
und nicht in der Euroleague, ist mehr<br />
belastet, aber nicht überlastet“, sagt<br />
Wolfgang Wiedlich. Möglicherweise<br />
liege der wahre Grund, vermutet der<br />
Baskets-Präsident, „woanders, möglicherweise<br />
füllt ein Crailsheim oder<br />
Vechta nicht die Mercedes-Benz-Arena<br />
oder den Audi-Dome“. Der Hinweis von<br />
Hoeneß, dass BBL-Clubs mehrheitlich<br />
„in kleineren Städten“ beheimatet und<br />
damit wirtschaftliche Instabilität verbunden<br />
sei, gehe an der erlebten Wirklichkeit<br />
völlig vorbei. „In Köln ist das ja<br />
leider grandios gescheitert, in der Millionenmetropole<br />
Hamburg kommt kein<br />
erstligareifer Etat auf die Beine, aber<br />
Wenn Ulli Hoeneß die deutsche Basketball-<br />
Struktur nach seinem Gefühl beurteilt, greift die<br />
deutsche Reporterschar sofort in die Tasten.<br />
in Bayreuth oder Gießen herrscht nach<br />
meiner Kenntnis ein großer Sponsoren-Zusammenhalt<br />
für den Erhalt des<br />
jeweiligen BBL-Standorts.“ Die Erfahrungen<br />
aus dem Fußball in eine Randsportart<br />
zu übertragen, führe „völlig in<br />
die Irre“.<br />
In der BBL stellen 18 Clubs per Mehrheitsentscheid<br />
in allen zentralen Fragen<br />
die Weichen. Deshalb ist die Chance,<br />
dass sich eine Mehrheit für eine verkleinerte<br />
Liga und damit weniger Heimspiel-Einnahmen<br />
findet, sehr gering. Jedoch<br />
zeichnen sich Spielplan-Probleme<br />
(siehe <strong>Defense</strong>-Ausgabe „Bonn-Hagen“)<br />
ab, insbesondere durch zusätzliche<br />
Zeitfenster für die Nationalmannschaften.<br />
Das werden spannende Monate. se<br />
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