STREITKRÄFTE
Brosch%C3%BCre_60_Jahre_Feldj%C3%A4ger_in_der_Bundeswehr_Akzente
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2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr<br />
Oberst a.D. Heiner Erdmann<br />
Wann immer sich Soldaten treffen, dauert es nur<br />
eine kurze Zeit, bis Gemeinsamkeiten aus der<br />
Vergangenheit gesucht werden. „Warst du nicht<br />
mal in...?", „Gehörtest du nicht mal zu...?" Bei<br />
Feldjägern geht dann häufig ein Streitgespräch los<br />
über die Frage, wo es mal Feldjägereinheiten oder<br />
-teileinheiten gegeben habe, welche Aufgaben<br />
sie hatten und wie sie ausgerüstet waren. Ganz<br />
schnell landen solche Diskussionen im „Klein-<br />
Klein". Dabei wird häufig übersehen, dass ein<br />
Blick auf größere Zusammenhänge manchen Streit<br />
beenden könnte.<br />
Junge Feldjägerinnen und Feldjäger stehen häufig<br />
vor den Erinnerungstafeln am Platz der Erinnerung<br />
in der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr und staunen, wo überall Feldjäger<br />
mal stationiert waren. Ihnen erschließt sich das<br />
Rational dieser Stationierungen nicht mehr und so<br />
bleibt ihnen die Geschichte der Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr fremd.<br />
Im Folgenden will der Autor den Versuch wagen,<br />
die konzeptionellen Grundlagen der Feldjägertruppe<br />
darzustellen und die Bindung an die<br />
Konzeptionen der Bundeswehr und des Heeres<br />
aufzuzeigen.<br />
Diese Betrachtung erhebt keinen wissenschaftlichen<br />
Anspruch, dazu fehlt es an hinreichendem<br />
Grundlagenmaterial. Vielmehr soll der Weg sein,<br />
retrospektiv die wahrscheinlichen konzeptionellen<br />
Ableitungen für die Feldjägertruppe zu interpretieren,<br />
indem die konzeptionellen Aussagen der<br />
NATO, der Bundeswehr und des Heeres (später<br />
der Streitkräftebasis) herangezogen werden. Eine<br />
andere Methode ist nicht möglich, da es in langen<br />
Phasen keine verwertbaren konzeptionellen<br />
Aussagen zur Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
gab. Aufgaben, Organisation, Ausrüstung und<br />
Ausbildung wurden meist aus übergeordneten<br />
Konzeptionen oder Aufgabendarstellungen der<br />
zu unterstützenden Truppen abgeleitet. In einigen<br />
Phasen waren auch zeitlich begrenzte Entwicklungen<br />
in Bundeswehr und Gesellschaft von konzeptioneller<br />
Bedeutung.<br />
Ziel dieser Betrachtung soll es sein, den Lesern<br />
aller Altersgruppen eine Handreichung zu geben,<br />
die Geschichte und die Entwicklung der Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr besser zu verstehen<br />
und darüber einen Zugang zu Fragen der Stationierung,<br />
der Aufgabenstellung, der Ausrüstung<br />
und der Ausbildung zu finden. Eine historische<br />
Betrachtung über diesen Rahmen hinaus ist nicht<br />
das Ziel dieser Arbeit und würde auch den Rahmen<br />
sprengen.<br />
In Schritten, die sich an konzeptionellen Entwicklungen<br />
der NATO, der Bundeswehr und des Heeres<br />
orientieren, werden die Rahmenbedingungen<br />
für die Feldjägertruppe beschrieben und die sich<br />
daraus erkennbar ergebenden konzeptionellen<br />
Ableitungen der Feldjägertruppe dargestellt.<br />
1951-1955<br />
Bereits 1950 wurde in der beratenden Versammlung<br />
des Europarates die Bildung einer Europäischen<br />
Armee mit deutscher Beteiligung angeregt.<br />
In der „Himmeroder Denkschrift" wurden auf<br />
dieser Basis Überlegungen zur Aufstellung eines<br />
deutschen Kontingentes im Rahmen einer internationalen<br />
Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas<br />
skizziert. Die aufzustellenden bundesdeutschen<br />
Landstreitkräfte sollten danach 12<br />
Panzerdivisionen und 6 Korpsstäbe umfassen,<br />
insgesamt 250.000 Soldaten.<br />
Nachdem die Bemühungen für eine EVG gescheitert<br />
waren, wurde 1954 der Beitritt Westdeutschlands<br />
zur NATO beschlossen. Hierbei wurde der Grundgedanke<br />
der „Inneren Führung" und der Verankerung<br />
der Streitkräfte in der Gesellschaft, nicht jedoch die<br />
in der „Himmeroder Denkschrift" vorgeschlagene<br />
Stärke der Streitkräfte übernommen.<br />
Auch Luftwaffe und Marine wurden für Defensivaufgaben<br />
im Rahmen der Bündnisverteidigung<br />
entlang der innerdeutschen Grenze und im Bereich<br />
der Ostsee konzipiert.<br />
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