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PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO<br />
BDBOS: Künftig vor der Welle<br />
Bericht von der PMR-Expo 2016<br />
Rainer Bücken, Frank Backasch<br />
Zu Statistik und ministerieller<br />
Würdigung der PMR-Expo 2016 ist<br />
schon alles gesagt – auf Seite 12.<br />
Auch muss sich niemand wundern,<br />
dass die eine oder andere Messe -<br />
neuheit nachfolgend keine Rolle<br />
spielt. Wir hatten sie möglicherweise<br />
schon im Vorbericht (NET 11/2016,<br />
S. 16). Manches aus der Gerüchteküche<br />
– etwa dass Hytera demnächst Sepura<br />
übernehmen könnte, wie das Internet<br />
schon einigermaßen vielfältig unkt –<br />
war zwar Thema in so einigen<br />
Gesprächen unter Kollegen in Köln,<br />
doch ein wirklich erhellender Beitrag<br />
dazu kann hier nicht geleistet<br />
werden. Worüber zu berichten sich<br />
noch lohnt, sind ausgewählte<br />
Momente aus der PMR-Konferenz,<br />
einzelne Offerten der Aussteller mit<br />
Potenzial für frischen Wind im PMR-<br />
Geschäft und über Neuheiten, die es<br />
nicht in den Vorbericht geschafft<br />
hatten.<br />
Rainer Bücken ist freier Journalist in Berlin,<br />
Frank Backasch ist Herausgeber der NET in<br />
Woltersdorf bei Berlin<br />
Zwei Jahre ist es nun her, dass Airbus unzweideutig Verkaufsabsichten für seine PMR-Sparte kommunizierte.<br />
Passiert ist wenig, entschieden vermutlich nichts – kein Thema auf der PMR-Expo 2016. In puncto<br />
„Merger & Acquisitions“ stand diesmal eher Nachbarstand Hytera wegen einer möglichen Übernahme<br />
von Sepura im Fokus<br />
(Foto: Markus Schwalenberg Fotografie)<br />
Andreas Gegenfurtner, Präsident der<br />
Bundesanstalt für Digitalfunk der BOS,<br />
kurz BDBOS, sorgte zur Eröffnung des<br />
„Behördentages“ für einen gut gefüllten<br />
Offenbachsaal. Er startete mit einem<br />
Überblick über das bisher Erreichte:<br />
• 99 % der Fläche Deutschlands funkversorgt;<br />
• über 686.000 registrierte Teilnehmer,<br />
davon 414.000 aus den nicht-polizeilichen<br />
BOS;<br />
• über 40 Mio. Funksprüche pro Monat;<br />
• durchschnittliche Verfügbarkeit<br />
99,95 %;<br />
• 4.521 Basisstationen waren im November<br />
in Betrieb, wobei der Endausbau<br />
damit noch nicht erreicht sei.<br />
„Es sind noch nicht alle Länder ganz<br />
zufrieden, man möchte an der einen<br />
oder anderen Stelle noch einmal ein<br />
paar Standorte erweitern“, so Gegenfurtner.<br />
Bisherige Großlagen habe der<br />
BOS-Digitalfunk gut gemeistert – mit<br />
jeweils 8.300 (Obama-Besuch Hannover)<br />
bis 30.587 (G7-Treffen Schloss Elmau)<br />
eingesetzten Endgeräten. Beim<br />
OSZE-Treffen in Hamburg (6. bis 9. Dezember)<br />
dürften zuletzt vermutlich<br />
weitaus mehr als die ursprünglich <strong>geplanten</strong><br />
10.000 Endgeräte im Einsatz<br />
gewesen sein. Aufschlussreich auch die<br />
Aussagen zur Objektversorgung: Bundesweit<br />
sind mehr als 1.100 Gebäude<br />
mit einer Objektversorgungsanlage<br />
ausgestattet. Aber: „Da haben wir<br />
Seit einem halben Jahr im Amt, BDBOS-Präsident<br />
Andreas Gegenfurtner (Foto: R. Bücken)<br />
noch einen richtigen Berg vor uns.“ Bis<br />
April 2016 hatten der Bund 119 Projekte<br />
realisiert, die Länder 187, private<br />
Eigentümer von Liegenschaften 828.<br />
Beim Thema Netzhärtung geht es um<br />
die flächendeckende Versorgung nach<br />
GAN 0 (Fahrzeugfunk) für mindestens<br />
72 h bei Stromausfall. Vor allem an Basisstationen<br />
gibt es da noch Handlungsbedarf.<br />
Neben Dieselaggregaten<br />
NET 12/16<br />
13
BDBOS: Künftig vor der Welle<br />
Zu erwarten war das<br />
nach dieser His torie<br />
so nicht unbedingt:<br />
Mit dem TGP2200<br />
(Bild, Sen deleis tung<br />
1,8 W und Graceful-<br />
Service-De gra da tion-<br />
Modus – kurz GSDM<br />
(Foto: Motorola)<br />
– für gute Erreichbarkeit, IP 54 für<br />
Robustheit, gegen Staub und Spritzwasser,<br />
multiple Luftschnittstellenverschlüsselung<br />
für BSI SIM und TEA 1-3<br />
für die Datensicherheit, GPS-Modul<br />
mit Option zur Lokalisierung) meldete<br />
sich Motorola Solutions eindrucksvoll<br />
im Markt der Tetra-Alarmierung<br />
zurück. Bei der Ausschreibung in<br />
Hessen überließ der Anbieter, der<br />
einst eine eigene Tetra-Pager-Entwicklung<br />
hatte, die aber an Dritte abgab,<br />
das Feld noch dem P8GR von<br />
Airbus. Eine Abnahmeverpflichtung<br />
über 50.000 P8GP lt. seinerzeit abge-<br />
geht es um Brennstoffzellen. Noch<br />
rund zwei Jahre dürfte das die BDBOS<br />
beschäftigen. Auch die Notstromversorgung<br />
für ländereigene Übertragungswege<br />
und ländereigene gehärtete<br />
Strecken in Zugangsnetzen sind ein<br />
Thema. Als neue Systemfunktion stellte<br />
der BDBOS-Chef den lastbasierten<br />
Bei der Alarmierung werden die Karten neu gemischt<br />
schlossener Entwicklungsvereinbarung<br />
bindet den Tetra-Alarmierungsvorreiter<br />
unter den deutschen Bundesländern<br />
zu nächst an Airbus. Am<br />
Rande der PMR-Konferenz war nun zu<br />
erfahren, dass es nach Hessen mit<br />
50.000 Bestellungen und Bayern mit<br />
100.000 in Baden-Württemberg demnächst<br />
zu einer Ausschreibung über<br />
120.000 Tetra-Pager kommen könnte.<br />
Der Knackpunkt ist dabei nicht die Beschaffung<br />
der Meldeempfänger, sondern<br />
die kostenintensive Netzverdichtung.<br />
Spätes tens mit Baden-Württemberg<br />
würden die Karten nochmal neu<br />
gemischt, ist sich Motorola sicher. Zudem<br />
adressiert der TGP2200 den internationalen<br />
Markt, „vor allem Skandinavien“,<br />
hieß es beim Standrundgang.<br />
Damit dürfte – ohne es zu sagen<br />
– zuallererst Norwegen gemeint<br />
sein. Das Land der Fjorde ist zusammen<br />
mit Deutschland Treiber bei der<br />
Tetra-Alarmierung. Eine Motivation<br />
sicherheitsbe wuss ter Nutzer – weg von<br />
Pocsag, hin zu Tetra – ist der Umstand,<br />
dass unverschlüsselte Pocsag-Nachrichten<br />
von jedermann mit einem Funk -<br />
scanner sehr leicht mitgelesen werden<br />
können. Das Equipment dafür ist inzwischen<br />
für unter 100 € bei Ebay zu<br />
haben. „Legal ist das nicht, kommt<br />
aber zunehmend inflationär zum Einsatz.<br />
Und ein Umstieg auf verschlüsselte<br />
Übertragung erfordert häufig einen<br />
Pagertausch“, erklärte ein BOS-<br />
Insider gegen über NET. Die Rückfrage<br />
beim Schweizer Pocsag-Branchenprimus<br />
Swiss phone ergab ein etwas differenzierteres<br />
Bild. Das Unternehmen<br />
hat ca. 0,5 Mio. Pocsag-Pager am<br />
deutschen Markt, über 200.000 davon<br />
arbeiten demnach verschlüsselt.<br />
„Die Swiss phone bietet seit bald 20<br />
Jahren eine Verschlüsselungstechnologie<br />
an, die nicht nur erprobt, sondern<br />
auch bewährt ist. Unsere Verschlüsselung<br />
basiert auf IDEA. Diese Technologie<br />
wurde an der ETH Zürich entwickelt.<br />
Diese Pocsag-Verschlüsselung<br />
wurde bisher noch nie erfolgreich angegriffen“,<br />
hieß es aus dem Unternehmen.<br />
„Sämtliche Pager aus dem<br />
Hause Swissphone sind seit über zehn<br />
Jahren ‘verschlüsselungs- ready’“, so<br />
der Unternehmenssprecher weiter; ein<br />
Pagertausch ist mithin nicht mehr notwendig<br />
bei nachträglichem Umstieg<br />
auf verschlüsselte Übertragung. Im<br />
Übrigen fällt der Vergleich zwischen<br />
Pocsag- und Tetra-Pagern bei den Eidgenossen<br />
– nicht überraschend – vergleichsweise<br />
eindeutig zugunsten von<br />
Pocsag aus: „wirtschaftlicher, handlicher,<br />
robuster, haben eine viel bessere<br />
Batterielaufzeit (zehn Mal länger) und<br />
sind empfangsstärker.“<br />
Vor diesen konträren Positionen war<br />
es fast etwas schade, dass es den Statusbericht<br />
zur Einführung von Tetra-<br />
Alarmierung in Hessen – anders als<br />
2014 und 2015 – auf der PMR-Konferenz<br />
2016 nicht gab. Wo das Pioniervorhaben<br />
doch gerade jetzt – mit<br />
leichter Verzögerung von derzeit einem<br />
halben Jahr zum Zeitplan – in die<br />
praktische Realisierung läuft.<br />
Nebenorganisationskanal (lbSCCH) vor<br />
(siehe NET 11/2016, S. 26).<br />
Neue Anforderungen der Nutzer stehen<br />
im Raum, mit denen die BDBOS<br />
künftig anders umgehen möchte. „Ich<br />
möchte mit der BDBOS und mit allen<br />
Beteiligten vor diese Welle kommen,<br />
damit wir bereits da sind, wenn der<br />
Kunde seine Wünsche äußert“, so der<br />
BDBOS-Chef. Sprache und Daten<br />
wachsen in den nächsten fünf bis zehn<br />
Jahren zusammen, spätestens dann<br />
läuft alles über IP. Aber auch an einem<br />
Nachfolgeprotokoll für das Internetprotokoll<br />
werde für 2030 bereits „gebastelt“.<br />
5G ist das Stichwort. Wie derzeit<br />
so viele, möchte auch die BDBOS<br />
damit „vor die Welle kommen“. Wie<br />
das gehen soll, dazu plant die Behörde<br />
für 2017 eine Klausurtagung. Doch<br />
zunächst werden mit einer Modernisierung<br />
des vorhandenen Netzes die<br />
wachsenden Kapazitätsbedarfe angegangen.<br />
Schon jetzt gäbe es viele Anfragen<br />
aus Industrie, Verkehrs- und<br />
Gelblicht-Betrieben, also Stadtwerken,<br />
Gefahrguttransporten u.a. Auch das<br />
Thema Bundeswehr müsse diskutiert<br />
werden. „Ich gehe davon aus, dass uns<br />
mit der Modernisierung des Netzes<br />
weitere Möglichkeiten eröffnet werden“,<br />
hofft Gegenfurtner. Große Erwartungen<br />
an konkrete Entscheidungen<br />
für BOS-Breitbanddienste verbindet<br />
die Branche – wieder einmal – mit<br />
einer BDBOS-Verwaltungsratssitzung,<br />
am 8. Dezember (nach Redaktionsschluss).<br />
Sie werden genährt von den<br />
durchgeführten Expertengesprächen in<br />
der Behörde, die von Teilnehmern gegenüber<br />
NET als „sehr qualifiziert“ gelobt<br />
wurden. Weniger optimistische<br />
Zeitgenossen befürchten hingegen als<br />
Resultat die übliche Minimalvariante:<br />
„Wir bilden einen Arbeitskreis.“<br />
Astrid – Umsteuern nach den<br />
Bombenattacken<br />
Daniel Haché, Vizepräsident und zuständig<br />
für externe PR beim belgischen<br />
BOS-Netzbetreiber Astrid, bereicherte<br />
die PMR-Konferenz u.a. mit seinen Erfahrungen<br />
der Folgen der Terroranschläge<br />
vom 22. März in Brüssel auf<br />
die BOS-Kommunikation, auf die hier<br />
nur deshalb nicht eingegangen wird,<br />
weil diese Zeitschrift darüber bereits<br />
14 NET 12/16
BDBOS: Künftig vor der Welle<br />
berichtete (NET 6/2016, S. 14). Seit<br />
2008 läuft bei Astrid der Regelbetrieb.<br />
„Jetzt sind wir in einer Phase des Ersetzens“,<br />
so Haché. Da das Tetra-Netz<br />
Auch das ist Mobilfunk für Profis (Kranführer,<br />
Wartungspersonal, Maschinenbediener, Freizeitkomplexe,<br />
Restaurants, Schiedsrichter u.a.): Das<br />
auf der PMR-Expo vorgestellte DECT-Intercom-<br />
System der WD-K10-Serie. Mit der Basisstation<br />
WD-K10BS für die Festinstallation (l.), alternativ<br />
die portable Basisstation WD-K10PBS (M.), und<br />
dem Transceiver WD-K10TR (r.) (bis zu zehn TR –<br />
im Hörmodus sogar 64 – in bis zu vier Gesprächsgruppen<br />
an einer PBS) (Foto: Kenwood)<br />
nicht genügend Kapazitäten für seine<br />
Nutzer bietet, werden bei Blue Light<br />
Mobile (BLM) die kommerziellen Netze<br />
(MVNO-Modell über alle drei Anbieter<br />
Proximus, Base und Orange) mitgenutzt;<br />
in einer ersten Phase (BLM1) nur<br />
für Daten. Bei BLM2 Daten und Sprache<br />
jeweils mit entsprechender Bevorrechtung<br />
der BOS-Nutzer in den Netzen.<br />
Bis Mitte 2017 ist auch die Integration<br />
von Wifi-Netzen in BLM vorgesehen.<br />
Für das vollintegrierte Sprach-<br />
Daten-Netz auf LTE-Basis – BLM3.0 –<br />
wird mehr Zeit gebraucht. „Nach<br />
2025“, sagte Haché.<br />
Jetzt wird in einer zweiten Runde in<br />
das Tetra-Netz investiert, Astrid nennt<br />
es Mid-Life Update (MLU), das für eine<br />
Modernisierung des Netzes aus derzeit<br />
elf Vermittlungsstellen (DXT) und ca.<br />
600 Basisstationen (TB) sorgen soll, die<br />
ab 2002/2003 ans Netz gingen. Es<br />
geht los mit dem Einbau von DXT3-<br />
Switchen der zweiten Generation, dem<br />
Ersatz der E1- durch IP-Verbindungen<br />
und neuen Tetra-Techniken (Phase 1).<br />
In Phase 2 geht es um den Austausch<br />
von TB2 durch TB3. Phase 3 sorgt für<br />
volle Redundanz in den Rechenzent<br />
ren. Auch das Pocsag-Paging-Netz mit<br />
Thales-Empfängern wird erneuert, mit<br />
sog. B-Ack-Pagern, bei der die Rückmeldung<br />
(Acknowledgement), die Pocsag<br />
von Hause aus so ja nicht kennt,<br />
über das BLM-Netz erfolgen soll. Von<br />
Alarmierung mit Tetra (Call-out) halten<br />
Die notwendige Zulassung<br />
für den Einsatz<br />
im BOS-Netz zum gerade<br />
erst vorgestellten<br />
Tetra-Handfunkgerät<br />
MTP6650 ist auch schon<br />
angemeldet: „Die Zertifizierung<br />
des MTP6650<br />
bei der BDBOS ist für<br />
das erste Quartal 2017<br />
vorgesehen“, so Motorola-Geschäftsführer<br />
Christoph Thomas gegenüber<br />
NET<br />
(Foto: Motorola)<br />
die Belgier übrigens nicht sehr viel.<br />
Haché warf ein Chart an die Wand mit<br />
Pocsag und Tetra Call-out im Vergleich.<br />
Mit farblich unterlegten Parametern –<br />
rot (für schlecht), gelb, grün (für gut).<br />
Mit tiefroter Einfärbung bei Tetra Callout<br />
vor allem in zwei Positionen: Erreichbarkeit<br />
der geforderten 95 % Inhaus-Funkversorgung<br />
und zehnfache
BDBOS: Künftig vor der Welle<br />
Investitionskosten (bezogen auf das<br />
Astrid-Netz, 60 Mio. € für 300 zusätzliche<br />
Basisstationen zur Netzverdichtung)<br />
im Vergleich zu Pocsag (6 Mio. €,<br />
Zahlen jeweils ohne Endgeräte). Befürworter<br />
der Tetra-Alarmierung könnten<br />
das Missverhältnis bei den Investitionen<br />
aber auch als Milchmädchenrechnung<br />
abtun, weil die (Gesamt-)Kosten<br />
der Netzverdichtung dem BOS-Netz<br />
viele weitere Vorteile für die BOS-Kommunikation<br />
bringen (Kapazität, in der<br />
Gebäudeversorgung durch das Freifeldnetz,<br />
...). Der klassische Paging-<br />
Dienst schwä chelt in Hachés Aufstellung<br />
nur beim Rückkanal (gelb) und bei<br />
der Verschlüsselung (gelb).<br />
BOS in Richtung Breitband<br />
unterwegs<br />
Tero Pesonen von der Critical Communications<br />
Broadband Group (CCBG)<br />
der Tetra and Critical Communications<br />
Association (TCCA) gab einen Über -<br />
blick des heutigen PMR-Marktes. Von<br />
den weltweit 44 Mio. Nutzern kommen<br />
43 % aus Blaulichtorganisationen. Vieles<br />
sei mit Tetra-Technik möglich, aber<br />
eben nicht alles. Videostreaming z.B.<br />
nicht. Das ginge mit LTE. Doch dafür<br />
müssen zunächst Standards für einsatzkritisches<br />
LTE her. Als Fahrplan dahin<br />
gilt offensichtlich noch der Status<br />
quo, wie er auf der CCW 2016 im Mai<br />
beschrieben wurde (siehe NET 6/2016,<br />
S. 14).<br />
Im Juni 2017 wollen TCCA und das<br />
europäische Standardisierungsinstitut<br />
ETSI einen MCPTT-Plugtest veranstalten<br />
(MCPTT – Mission Critical Push to<br />
Talk). Jeder Hersteller, so Pesonen,<br />
kann da seine Implementationen für<br />
Release 13 MCPTT auf Interoperabilität<br />
testen, die Teilnahme sei kostenlos.<br />
+++ Airbus Defence and Space konnte<br />
bei den Stadtwerken Bonn punkten.<br />
Das Versorgungsunternehmen<br />
erteilte den bisher größten Auftrag in<br />
Deutschland für die Leitstellenlösung<br />
RCS 9500 (RCS – Radio Console Subsystem)<br />
und erwirbt 16 Stück der<br />
durchgängig IP-basierten Funkdispatchersysteme<br />
für die Disposition von<br />
Bussen und Straßenbahnen.<br />
(Foto: Vertex Standard)<br />
Jedem sein LTE-Netz!<br />
Stimmt, aber nur fast<br />
Push to Talk mit dem Sonim XP7 im öffentlichen<br />
Vodafone-Netz, Gruppenrufe inklusive. Auf dieser<br />
technischen Basis ist das Unternehmen auch<br />
mit einer cloudbasierten Personen-Notsignal-Anlage<br />
(PNA) – z.B. für Alleinarbeits plätze in der Industrie<br />
– am Markt. Notrufe gehen optional an<br />
das Alarm center von Securitas (Foto: Vodafone)<br />
PMR-News<br />
+++ Vertex Standard hat<br />
auf der PMR-Expo zwei<br />
neue Tetra-Handfunkge -<br />
räte vorgestellt: Das EVX-<br />
261 (hohe Lebensdauer<br />
und Audioqualität, für<br />
den Industrieeinsatz gedacht)<br />
und mit dem EVX-<br />
Nicht zufällig belegten Vodafone und<br />
das in Hannover ansässige und noch<br />
viel weniger bekannte Unternehmen<br />
Tassta (www.tassta.com) benachbarte<br />
Messestände – beide kooperieren.<br />
Und das mit einem überzeugenden<br />
Ansatz. Private LTE-Netze für breitbandigen<br />
Betriebsfunk sind in Deutschland<br />
(von Offshore-Windparks und Ölbohrplattformen<br />
weit draußen in der Nordsee<br />
vielleicht einmal abgesehen) momentan<br />
eine Illusion. Genau drei Unternehmen<br />
(Telekom, Vodafone, Telefónica)<br />
halten die Frequenzen und dürfen<br />
sie aus lizenzrechtlichen Gründen<br />
auch nicht untervermieten. Aber zusätzliche<br />
Basisstationen (die im Eigentum<br />
des Netzbetreibers verbleiben) für<br />
eine stabile LTE-Funkversorgung auf<br />
ein Betriebsgelände stellen, das dürfen<br />
sie (so es der Eigentümer der Liegenschaft<br />
will). Die Idee ist seit GSM-Zeiten<br />
bekannt, hieß damals Campus-GSM<br />
(Materna) und wurde – nichts. Weil es<br />
die Mobilfunkbetreiber nicht wollten.<br />
Sie fürchteten den Verlust von Traffic<br />
aus den öffentlichen Mobilfunknetzen.<br />
15 Jahre später und zwei Mobilfunkgenerationen<br />
weiter klang das im Standgespräch<br />
mit Vodafone-Mann Dirk Esser<br />
und Tassta-Geschäftsführer Kaveh<br />
Hos seinzadeh ganz anders. Tassta hat<br />
das Know-how, um CDMA, GSM,<br />
UMTS, LTE, Wifi zusammenzuführen und<br />
Brücken zu Tetra und DMR zu bauen<br />
(das Sonim XP7 spielte am Stand mit<br />
einem Sepura-Handfunkgerät). Und<br />
Vodafone hat das Netz. Wenn nun<br />
noch etwas mehr Klarheit erreicht werden<br />
kann, als das im Standgespräch<br />
möglich war, welchen (vertraglich verbrieften)<br />
Einfluss der Nutzer hat, „seine“<br />
Basisstation(en) nach Bedarf zu<br />
härten, dann scheint der Ansatz sehr<br />
vielversprechend für eine breitbandige<br />
– streng genommen nicht einsatzkritische<br />
– Industriekommunikationslösung<br />
zu sein. In den USA hat Tassta (gemeinsam<br />
mit Sepura) zudem hochfliegende<br />
Pläne für ein landesweites Netz.<br />
Macht Huawei Turkcell<br />
„missionskritisch“?<br />
Auf der PMR-Expo wurden seitens<br />
Huawei Gespräche mit Turkcell bestätigt.<br />
Inzwischen fand ein erster Litra-<br />
Test (Litra – LTE Integrated Trunked Radio)<br />
für unterbrechungsfreie einsatzkritische<br />
Sprach- und Datenkommunikation<br />
innerhalb des türkischen 4,5G-<br />
Netzes statt. Der Litra-Ansatz soll dem<br />
aktuellen 3GPP-Standard entsprechen,<br />
allerdings musste das LTE-Netz zur Umsetzung<br />
noch weiter aufgerüstet werden.<br />
Turkcell will Litra für Feuerwehren<br />
und Rettungsdienste prüfen, für öffentliche<br />
Sicherheitsdienste wohl eher<br />
(noch) nicht. Immerhin – mit „höchster<br />
Priorität“ sollen für Public-Safety-Nutzer<br />
Push-to-Talk- und Push-to-Video-<br />
Anwendungen möglich werden – für<br />
Sprache, Video, Fotos, Karten und weitere<br />
Informationen.<br />
(bac)<br />
S24 (Bild) das kleinste Gerät der EVX-<br />
Serie (adressiert vor allem Einzelhandel,<br />
Bildungswesen und das Gastgewerbe).<br />
Vertex Standard, ein Unternehmensbereich<br />
von Motorola Solutions,<br />
vermarktet seine Produkte unabhängig<br />
von der Muttergesellschaft<br />
und will vor allem Nutzer ansprechen,<br />
denen ein günstiges Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis besonders wichtig ist.<br />
16 NET 12/16