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1996 - Universitätsbibliothek der TUM

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Redebeitrag <strong>der</strong> Studierenden,<br />

vorgetragen von Ludwig Horváth<br />

Freiheit an <strong>der</strong> Universität<br />

Sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Festgäste, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen!<br />

Ich freue mich, Sie zum dies academicus <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München begrüßen zu können. Es ist mir eine Ehre, als Senatsvertreter <strong>der</strong> Studierenden<br />

zu Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, sprechen zu dürfen.<br />

Der Festvortrag von Herrn Professor Dr. Ursprung wird sich mit <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong><br />

Hochschule befassen. Ich will dem nichts vorwegnehmen, aber einige Gedanken vorausschicken,<br />

die mir von studentischer Seite aus zu diesem Thema beson<strong>der</strong>s wichtig<br />

erscheinen. Zuerst zum Begriff <strong>der</strong> Autonomie selbst: Autonomie bedeutet Selbständigkeit,<br />

Unabhängigkeit. Beides beinhaltet als zentralen Punkt Freiheit. Jene ist ein<br />

sehr weit gefaßter Begriff. Eine Möglichkeit <strong>der</strong> Unterglie<strong>der</strong>ung ist die Aufteilung in<br />

Freiheit von und Freiheit zu.<br />

Welches sind die Freiheiten, die für die Universität als beson<strong>der</strong>s relevant erscheinen?<br />

Es ist zuerst einmal die Freiheit von rigoroser staatlicher Bevormundung. Vor<br />

allem, was die Mittelvergabe, die Forschungsthemen und insbeson<strong>der</strong>e die Studieninhalte<br />

betrifft. „Forschung ist“, um in diesem Zusammenhang Herrn Prof. Dr. Herrmann<br />

zu zitieren, „Sache <strong>der</strong> Forscher, aber nicht Wahlprogramm <strong>der</strong> Politiker.“ Ich<br />

füge dem noch hinzu: Die Ausrichtung an <strong>der</strong> Realität ist Sache <strong>der</strong> Politik.<br />

Eine Universität muß sich bisweilen auch die Freiheit zu geistigen Kapriolen herausnehmen<br />

dürfen. Sie muß frei sein, ihre Lehr- und Forschungsinhalte eigenverantwortlich<br />

auszuwählen. Dies beson<strong>der</strong>s im Hinblick auf eine notwendige Spezialisierung<br />

und den Wettbewerb zwischen den einzelnen Universitäten. Eine Hochschule, die<br />

Freiheit will, muß sich ihrer auch würdig erweisen. Sie muß kritisch über sich selbst<br />

und ihre Aufgabe nachdenken. Sie muß bereit sein, dort zu reformieren, wo es nötig<br />

ist.<br />

Der akademische Senat dieser Universität hat vor kurzem einstimmig beschlossen,<br />

die Lehrveranstaltungen durch die Studenten bewerten zu lassen. Diese sogenannte<br />

Evaluierung ist ein vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz und ein deutliches Zeichen, daß <strong>der</strong><br />

Prozeß des Über-sich-selbst-Nachdenkens neuen Schwung bekommen hat. Der Dank<br />

hierfür gebührt <strong>der</strong> Hochschulleitung, die dieses Projekt und viele an<strong>der</strong>e mit Nachdruck<br />

und festem Willen realisiert.<br />

Wir leben in einer Zeit, sehr geehrte Damen und Herren, in <strong>der</strong> die Informationsmenge<br />

ins Uferlose wuchert, das Wissen sich innerhalb weniger Jahre verdoppelt,<br />

aber auch genauso schnell wie<strong>der</strong> veraltet. Diese Entwicklung wird uns dazu zwingen,<br />

unser gesamtes Leben lang immer neu zu lernen.<br />

Voraussetzung, um dieses bewältigen zu können, ist nicht, sich möglichst viel Spezialwissen<br />

anzueignen, son<strong>der</strong>n das Lernen selbst, den Umgang mit immer neuem Wissen<br />

zu erlernen. Unsere Denkstrukturen müssen offener, flexibler werden. Es ist notwendig,<br />

die Studieninhalte neu zu überdenken und so manchen ,Wissensdinosaurier‘,<br />

<strong>der</strong> dort überlebt hat, endgültig zu verbannen. Die Transparenz <strong>der</strong> Studiengänge<br />

kann so erhöht werden, <strong>der</strong> dringend notwendigen Entzerrung wird Genüge getan.<br />

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