Fisch im Fokus - Fischmesse 25.-27. Februar 2018
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FISCH BEWEGT<br />
INTERVIEW MIT DR. MATTHIAS KELLER, GESCHÄFTSFÜHRER DES<br />
BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN FISCHINDUSTRIE UND DES<br />
FISCHGROSSHANDELS E. V.<br />
Wie steht es um die <strong>Fisch</strong>branche in Deutschland?<br />
Die Sparten der <strong>Fisch</strong>wirtschaft in Deutschland sind für die<br />
kommenden Jahre gut aufgestellt, die Herausforderungen der<br />
Zeit nicht nur zu erkennen, sondern auch entsprechend zu beantworten.<br />
Das trifft sowohl auf die Unternehmen der Fangwirtschaft<br />
und der Aquakultur als auch auf die Unternehmen<br />
der <strong>Fisch</strong>be- und -verarbeitung und den gesamten Handel mit<br />
<strong>Fisch</strong> und Meeresfrüchten zu. Neben den Themen „Nachhaltigkeit“,<br />
„Authentizität“ und „sichere Qualität“ wird der „Kommunikation<br />
entlang der Wertschöpfungskette“ eine hohe Bedeutung<br />
zukommen und weitere Investitionen verlangen.<br />
Bleibt Frischfisch angesichts der Wertzuwächse durch MAP/<br />
Discounter auf der Strecke?<br />
Seit dem Eintritt der Discounter in die Segmente „vorverpackter<br />
frischer <strong>Fisch</strong>“ und „aufgetaute <strong>Fisch</strong>-Convenience-Produkte“<br />
ist enorme Bewegung in den Absatz von <strong>Fisch</strong> und Meeresfrüchten<br />
in Deutschland gekommen. Seit nunmehr 3 Jahren<br />
(Basis 2014) kennen die wert- und mengenmäßigen Umsätze<br />
des LEH mit Frischfisch und aufgetauten <strong>Fisch</strong>en und Meeresfrüchten<br />
nur eine Richtung: nach oben! Die Zuwachsraten der<br />
Absatzmengen sind erstaunlich: 10 % <strong>im</strong> Jahr 2014, 17 % <strong>im</strong> Jahr<br />
2015 und ca. 5 % <strong>im</strong> Jahr 2016 sind beeindruckend. Faszinierend<br />
ist aber auch die Tatsache, dass dieser Mengenzuwachs auf<br />
einem Preisniveau stattfand und noch <strong>im</strong>mer stattfindet, das<br />
eigentlich nicht zum legendären „Billig-Image“ des deutschen<br />
Marktes passt. Hier hat sich eine Neuorientierung des Konsumenten<br />
vollzogen. „Frische“ darf etwas mehr kosten! Wie viel<br />
allerdings, wird sich in der Zukunft zeigen!<br />
Welche Tücken sehen Sie für den deutschen Markt?<br />
<strong>Fisch</strong> und Meeresfrüchte haben ein gutes Image bei den Konsumenten<br />
in Deutschland. Dieses positive Image muss weiter<br />
gefördert werden, da <strong>im</strong>mer wieder tückische Versuche unternommen<br />
werden, die Absatzerfolge zu schmälern. Dazu zählen<br />
einerseits „possenhafte“ Entscheidungen der EU-Kommission<br />
wie <strong>im</strong> Fall des Vermarktungsverbotes von „Bio-Lachs aus Norwegen“<br />
aufgrund unterschiedlicher Rechtsauslegung und andererseits<br />
unseriöse Bewertungen der Qualität von <strong>Fisch</strong> und<br />
Meeresfrüchten durch einzelne Nichtregierungsorganisationen,<br />
die von etlichen Pressemedien „ungeprüft“ verbreitet werden,<br />
wie die Berichterstattung über Ethoxyquin in Lachs zeigte.<br />
Wie steht die deutsche <strong>Fisch</strong>wirtschaft <strong>im</strong> Vergleich zur europäischen<br />
und internationalen Branche da?<br />
1,7 % der <strong>Fisch</strong>ereifahrzeuge der EU sind in Deutschland behe<strong>im</strong>atet.<br />
Sie stellen ca. 4,52 % der EU-<strong>Fisch</strong>fangmenge bereit.<br />
Am Anteil der EU-Aquakulturproduktion ist Deutschland mit<br />
ca. 1,92 % beteiligt. 7,2 % des wertmäßigen Umsatzes der EU-<br />
<strong>Fisch</strong>verarbeitung entfallen auf Deutschland. Damit n<strong>im</strong>mt<br />
Deutschland den vierten Platz in der EU ein! Allerdings liegt<br />
Deutschland mit ca. 14 kg Pro-Kopf-Verbrauch an <strong>Fisch</strong> und<br />
Meeresfrüchten eher am unteren Ende <strong>im</strong> Vergleich mit anderen<br />
EU-Mitgliedstaaten. Dennoch ist Deutschland ein interessanter<br />
Absatzmarkt. So kann einer Untersuchung der EU-Kommission<br />
aus dem Jahr 2016 entnommen werden, dass z. B. <strong>im</strong> September<br />
2016 die Verbraucher in Deutschland mit 14,03 €/kg nach<br />
den Verbrauchern in Dänemark (15,20 €/kg) den zweithöchsten<br />
Wert für ihre Einkäufe von frischen <strong>Fisch</strong>en und Meeresfrüchten<br />
ausgegeben haben. Dagegen lagen die durchschnittlichen<br />
Einkaufswerte in Frankreich bei 10,00 €/kg, in Italien bei 8,00 €/<br />
kg und in Spanien bei nur 7,24 €/kg! Diese Zahlen zeigen, dass<br />
der deutsche Verbraucher sehr wohl gewillt ist, einen höheren<br />
Preis zu zahlen.<br />
Welche Rolle spielt die fish international für die Branche, was<br />
erwarten Sie von der Jubiläumsmesse <strong>2018</strong>?<br />
Für alle diejenigen in der deutschen <strong>Fisch</strong>branche, für die Boston,<br />
Brüssel und Vigo zu weit weg und zu teuer sind, bietet Bremen<br />
einen idealen Branchentreffpunkt <strong>im</strong> eigenen Land. Kurze<br />
Wege, ausreichend Zeit für Gespräche, gepflegte Infrastruktur<br />
und vieles mehr helfen jedem in unserer Branche, sich über<br />
aktuelle Trends mit Kollegen auszutauschen, aber auch selbst<br />
Akzente zu setzen, um noch besser mit seinen Produkten und/<br />
oder Dienstleistungen wahrgenommen zu werden. Ich erwarte<br />
vom Bremer Messeteam mit nun bald 30 Jahren Seafoodmesse-<br />
Erfahrung die Planung und Durchführung einer bewegenden<br />
und inspirierenden Veranstaltung, die alle Sinne der Messebesucher<br />
ansprechen wird. Die Weichen dazu wurden insbesondere<br />
durch die Erweiterung der GASTRO IVENT und das breitere<br />
Angebot <strong>im</strong> Jahr 2016 gestellt. Jetzt gilt es Fahrt aufzunehmen<br />
und die Branche erneut zu bewegen! Ich halte eine nachhaltige<br />
„Wertschöpfungskettenreaktion für <strong>Fisch</strong>e und Meeresfrüchte<br />
<strong>im</strong> Jahr <strong>2018</strong>“ für möglich! Die „Jubiläums-fish international<br />
<strong>2018</strong>“ wird mehr sein als nur eine Messe. Darauf freue ich mich<br />
schon sehr!<br />
Rechnen Sie mit weiteren Wertzuwächsen in der Zukunft trotz<br />
u. U. sinkenden Absatzes?<br />
Im Prinzip ja. Noch ist nicht abzusehen, wann die nachgefragte<br />
Menge ein oberes L<strong>im</strong>it erreichen wird. „Frischfisch“ wird als<br />
„teuer“ wahrgenommen und so müssen weiter gute Argumente<br />
„kommuniziert“ werden, warum der Preis so ist, wie er ist.<br />
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