Kirchenforum 2010-1201 - Evangelische Kirchengemeinde Eschenau
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„O mein Gott! Seht euch dieses Bild<br />
da an! Hier geht die Erde auf. Wow,<br />
ist das schön!“ Das waren die Worte<br />
des Apollo-Astronauten Frank Borman,<br />
als ihm sich als ersten Menschen<br />
der Geschichte dieser atemberaubende<br />
Anblick bot: das Bild der aufgehenden<br />
Erde über dem Horizont des<br />
Mondes.<br />
Es war im Dezember 1968. Nachdem<br />
zwei Monate vorher ein erster Flug in<br />
der Erdumlaufbahn geglückt war,<br />
gelang es dem Raumschiff Apollo 8<br />
erstmals den Mond zu umkreisen. Die<br />
Entstehung des Fotos war, wie so oft,<br />
reiner Zufall. Während der vorhergehenden<br />
Mondumkreisungen hatte der<br />
Astronaut Frank Borman das Apollo-<br />
Raumschiff stets mit der Spitze zur<br />
Mondoberfläche ausgerichtet, um<br />
Fotos der Oberfläche für spätere Landungen<br />
zu machen. Kurz bevor das<br />
Raumschiff hinter dem Mond hervorkam<br />
und wieder Funkkontakt zur Erde<br />
erlangte, richtete er das Raumschiff<br />
mit der Spitze in Flugrichtung aus,<br />
weil Pilot James Lovell eine Positionsbestimmung<br />
vornehmen wollte. Für<br />
die Ausrichtung des Schiffes nutzte<br />
Borman den Mondhorizont als Referenz,<br />
als er plötzlich die Erde erblickte<br />
und jene schon genannten Worte<br />
sagt: „Oh, my God! Look at that<br />
picture over there! Here’s the Earth<br />
coming up. Wow, is that pretty!”<br />
ZUM TITELBILD / ANGEDACHT<br />
4<br />
Im Dezember 1968 war die Welt irgendwie<br />
noch in Ordnung — allerdings<br />
mehr gefühlt als tatsächlich. In<br />
Asien tobte der Vietnamkrieg und in<br />
Deutschland gingen die Studenten auf<br />
die Straße. Sie wollten sich nicht nur<br />
nicht abfinden mit Vietnamkrieg und<br />
anderen politischen Skandalen wie<br />
der Diktatur des Schahs von Persien,<br />
sondern sie protestierte, auch gegen<br />
das Verdrängen der Nazi-<br />
Vergangenheit Deutschlands. Da war<br />
jenes Bild vom „Erdaufgang“, das später<br />
als die einflussreichste Umweltfotografie,<br />
die jemals gemacht wurde,<br />
bezeichnet wurde, wie eine kleine,<br />
aber wichtige Verheißung.<br />
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er<br />
seinen eingeborenen Sohn gab, damit<br />
alle, die an ihn glauben, nicht verloren<br />
werden, sondern das ewige Leben<br />
haben. Als diese Worte im Johannesevangelium<br />
aufgeschrieben wurden,<br />
war die Welt zumindest für die Handvoll<br />
Christen auf ihr ebenfalls alles<br />
andere als ein angenehmer Platz. Der<br />
Begriff „Welt“ stand eher für „Tod und<br />
Teufel“ und weniger für die Schönheit<br />
unseres blauen Planeten. Und dennoch<br />
vergaß es die Johannesgemeinde<br />
nie: Gott liebt diese Welt. Und aus<br />
diesem Grund sandte er seinen Sohn.<br />
Damit nicht noch mehr verloren geht.<br />
Das wussten und glaubten auch die<br />
drangsalierten Christen von damals.