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Raumautomation - Technische Universität Wien

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<strong>Raumautomation</strong><br />

VU Heim- und Gebäudeautomation<br />

Lukas Krammer<br />

Matr.Nr.: 0525332<br />

lukas.krammer@gmx.at<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong><br />

Daniel Lechner<br />

Matr.Nr.: 0325612<br />

daniel.lechner@student.tuwien.ac.at<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong><br />

Werner Luckner<br />

Matr.Nr.: 0525048<br />

werner.luckner@gmx.at<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong><br />

16. Juni 2008<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung 3<br />

1.1 Zweckbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.2 Heimbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2 Funktionen der <strong>Raumautomation</strong> 5<br />

2.1 Beleuchtung und Beschattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.2 Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.3 Wetterschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.4 Sicherheitstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.4.1 Security . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.4.2 Safety . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3 Planung und Integration 10<br />

3.1 Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3.2 Sensoren und Aktuatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.3 Raumbediengeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.4 Standards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.4.1 KNX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.4.2 LON . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.4.3 BACnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.4.4 Andere Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2


1 Einführung<br />

<strong>Raumautomation</strong> ist ein Teil der Gebäudeautomation und beschäftigt sich<br />

mit der Steuerung von gewerkeübergreifenden Abläufen und Funktionen innerhalb<br />

eines Raumes. Dabei werden folgende Raumtypen unterschieden: [1]<br />

individuelle Räume Ein individueller Raum kann abhängig von der Art<br />

des Gebäudes ein Wohnraum, Kinderzimmer, oder Hotelzimmer sein<br />

aber auch ein Einzel- oder Gruppenbüro.<br />

Gemeinschaftsräume Die Definition von Gemeinschaftsräumen reicht von<br />

Treppenhäusern über Gänge und Speisesälen bis hin zu Kinos und Konzertsälen.<br />

Zweckräume Zweckräume sind z.B. Technikräume in einem größeren Gebäude,<br />

Lagerräume und Fertigungshallen.<br />

Ziel der <strong>Raumautomation</strong> ist es einerseits den Komfort für die Nutzer des<br />

Raumes zu erhöhen und andererseits durch effiziente Nutzung der Ressourcen<br />

Energie und dadurch auch Kosten zu sparen. Hierbei ist der Begriff der<br />

Behaglichkeit von großer Bedeutung. Behaglichkeit hat sehr viele Aspekte,<br />

angefangen von der Raumarchitektur an sich, bis hin zur <strong>Raumautomation</strong>.<br />

Behaglichkeit ist sowohl im privaten Wohnbereich als auch in Büroräumen<br />

von enormer Bedeutung.<br />

Behaglichkeit ist ein subjektives Gefühl der Menschen in einem Raum<br />

und wird durch verschiedenste Aspekte beeinflusst. Zum einen spielt die architektonische<br />

Gestaltung eines Raumes eine erhebliche Rolle für das Wohlbefinden.<br />

So ist es dass der Raum abhängig von der jeweiligen Verwendung<br />

genügend groß bzw. genügend hoch ist. Weiters kann die Fensterfläche und<br />

damit die Zufuhr von natürlichem Licht sowie die Ausrichtung des Raumes<br />

(an den Himmelsrichtungen) zu einem Gefühl der Behaglichkeit beitragen.<br />

[1]<br />

Weiters ist es aber auch wichtig das richtige Raumklima zu schaffen.<br />

Wichtige Parameter dafür sind Temperatur, sowie Luftfeuchtigkeit und nicht<br />

zuletzt Sauerstoff- bzw. CO2-Gehalt der Raumluft. [2]<br />

Wie aus diesem kurzen Abriss der Parameter eines Raumes zu erkennen<br />

ist, bedarf es zur optimalen Nutzung eines Raumes ein gewerkeübergreifendes<br />

System, dass alle Prozesse innnerhalb eines Raumes steuert und damit neben<br />

den baulichen Maßnahmen erheblich zur Steigerung der Behaglichkeit,<br />

sowie zur energieeffizienten Nutzung des Raumes bzw. des Gebäudes beitragen<br />

kann.<br />

3


1.1 Zweckbauten<br />

In Bürogebäuden gibt es neben der direkten Kostenersparnis durch Energieeffizienz,<br />

auch ein großes Potential bei der Produktivitätssteigerung. Da dieses<br />

Potential aber nicht direkt ersichtlich ist, beziehungsweise oftmals nicht genau<br />

beziffert werden kann, wurde dieses Thema in der Vergangenheit häufig<br />

vernachlässigt. Mittlerweile existieren zahlreiche Studien, die den Einfluss<br />

von Umweltfaktoren auf die Produktivität von ” Büroarbeitern“ bestätigen.<br />

Einige wissenschaftliche Studien, wie z.B. ” Using Office Design to Increase<br />

Productivity“ von Michael Brill (vgl. BOSTI [3]) wiesen allerdings schon<br />

Ende der 60er Jahre auf diesen Umstand hin.<br />

Laut [1] zählen mangelnde Luftqualität, sowie Lichtprobleme und unkomfortable<br />

Raumtemperaturen zu den größten Stressfaktoren im Büro. Als<br />

Hauptbelastungen für die Mitarbeiter gelten schlechte Klimatisierung, stickige<br />

und trockene Luft und störende Kabel ganz oben auf der Liste. Erkältungen,<br />

Augenreizungen, Kopfschmerzen, Ermüdungen und Konzentrationsschwächen<br />

sind Folgen dieser Belastungen und werden häufig als ” Sick-<br />

Building-Syndrome“ zusammengefasst.<br />

Abbildung 1: Systemkosten (aus [4])<br />

Verschiedene Untersuchungen (zum Beispiel [3, Economic Benifits] oder<br />

[4, Life-Cycle Costs Analysis (LCCA)]) weisen darauf hin, dass über 80% (bei<br />

manchen Publikationen sogar über 90%) der Kosten für Gebäude, Technologie,<br />

Instandhaltung und Personal für Personalkosten aufgewendet werden<br />

(siehe Abbildung 1). Die Schaffung der Infrastruktur schlägt sich dagegen<br />

nur mit wenigen Prozent nieder. Nicht zuletzt deshalb wird in der jüngeren<br />

Vergangenheit vermehrt in das Gebiet der Heim- und Gebäudeautomation<br />

und speziell der <strong>Raumautomation</strong> investiert. Die sinkenden Preise der Automatisierungstechnik<br />

tragen natürlich auch dazu bei.<br />

4


1.2 Heimbereich<br />

Im Heimbereich ist das Einsparungspotential nicht so groß wie in Zweckbauten.<br />

Dennoch befinden sich bereits heute zahlreiche Steuerungen und Regelungen<br />

in den Installationen. Wird eine neue Anlage installiert, gehören<br />

eine ausgeklügelte Brennersteuerung sowie eine optimierte Raumtemperaturregelung<br />

zum Standard. Üblicherweise sind unterschiedliche Programme<br />

beziehungsweise Szenen (meist mit Zeitsteuerung) bereits ab Werk vorprogrammiert.<br />

Ebenso werden häufig Bewegungsmelder für die Beleuchtung und die<br />

dafür notwendige Präsenzerkennung eingesetzt. Viele dieser Sensoren messen<br />

selbsttätig die vorhandene Helligkeit und schalten das Licht nur bei unzureichenden<br />

Lichtverhältnissen ein.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass <strong>Raumautomation</strong> teilweise schon Einzug in<br />

den Privatbereich gehalten hat. Die erwähnten unterschiedlichen Systeme<br />

sind allerdings oftmals nicht aufeinander abgestimmt. Bereits erfasste Daten<br />

können meistens nicht verwendet werden und müssen gegebenenfalls mehrfach<br />

erfasst werden. Eine Verknüpfung der Gewerke ist oft gar nicht oder nur<br />

mit hohem Aufwand möglich.<br />

Neben energieoptimierenden Maßnahmen steht auch im Heimbereich das<br />

Wohlbefinden im Vordergrund. Mithilfe der <strong>Raumautomation</strong> soll auch hier<br />

das ” Sick-Building-Syndrome“ verhindern werden.<br />

2 Funktionen der <strong>Raumautomation</strong><br />

Wie in der Einführung schon erwähnt gibt es eine große Menge von Sensoren<br />

und Aktuatoren die in einem modernen Raum vorhanden sind. Diese Funktionen<br />

sind in Prozesse und Abläufe integriert, die in heutigen Gebäuden<br />

noch großteils manuell ausgeführt werden müssen. Daher ist es ein Ziel, die<br />

Teilprozesse innerhalb eines Raumes wie z.B. Lichtregelung und Temperaturregelung<br />

unter Berücksichtigung von allen Teilsystem innerhalb eines Raumes<br />

optimal zu steuern.<br />

2.1 Beleuchtung und Beschattung<br />

Es dürfte klar ersichtlich sein, dass gute Beleuchtung einen wesentlichen Produktivitätsfaktor<br />

in Bürogebäuden darstellt. Die wichtigste Kunstlichtquelle<br />

in Bürogebäuden sind Fluoreszenzleuchten. Der Grund dafür ist der, im<br />

Vergleich zu Glühlampen, relativ hohe Wirkungsgrad (d.h. höhere Lichtausbeute<br />

bei gleichem oder geringerem Energieverbrauch). Fluoreszenzleuchten<br />

5


enötigen zum Betrieb ein Vorschaltgerät. In den letzten Jahren werden dabei<br />

größtenteils elektronische Vorschaltgeräte mit Dimmfunktion verbaut.<br />

Die zweite wichtige Lichtquelle in Bürobauten ist das Tageslicht, welches<br />

von den Mitarbeitern als das angenehmste Licht wahrgenommen wird. Aus<br />

diesem Grund, und aufgrund des möglichen Einsparungspotentials durch<br />

Ausnützung des Sonnenlichts, werden Arbeitsplätze heute so entworfen, dass<br />

der Tageslichtanteil so hoch wie möglich ist.Damit die Mitarbeiter nicht vom<br />

direkt einstrahlenden Sonnenlicht geblendet werden, müssen Blendschutzeinrichtungen<br />

wie Jalousien angebracht werden. Durch die Möglichkeiten der<br />

<strong>Raumautomation</strong> ist es nun möglich je nach Jahreszeit, Sonnenstand und<br />

damit auch der Tageszeit optimale Lichtbedingen für den Nutzer des Raumes<br />

einzustellen. So wird über Helligekeitssensoren an der Fassade und im<br />

Raum die Lichtstärke und die Richtungs des einstrahlenden Tageslichts gemessen<br />

und aufgrund dieser Daten entschieden, ob und wie stark Kunstlicht<br />

unterstützend eingesetzt werden muss, bzw. die ideale Stellung der Jalousien<br />

zu bestimmen um eine Blendung zu verhindern. Dadurch ist es möglich<br />

dem Nutzer über den ganzen Tag gleiche Lichtverhältnisse anzubieten (Konstantlichtregelung).<br />

Abbildung 2 veranschaulicht das Einsparungspotential<br />

im Jahresverlauf im Bereich der Beleuchtung durch den Einsatz von <strong>Raumautomation</strong><br />

(vgl. zu diesem Abschnitt [1]).<br />

Abbildung 2: Energieeinsparungspotential durch <strong>Raumautomation</strong> im Bereich<br />

der Beleuchtung (Bildquelle: [1, S. 44])<br />

Ein weiterer Vorteil im Bereich der Komfortsteigerung, der durch <strong>Raumautomation</strong><br />

realisiert werden kann, ist die sogenannte Szenensteuerung. Mittels<br />

Szenensteuerung ist es möglich, über das Raumbediengerät verschiede-<br />

6


ne Lichtszenen, wie zum Beispiel für Präsentationen (Jalousien geschlossen,<br />

Kunstlicht niedrig oder aus), Bildschirmarbeit, usw. abzuspeichern und auf<br />

einen Knopfdruck wieder aufzurufen.<br />

Ein weiterer Aspekt im Bereich der Beleuchtung ist das automatische<br />

Ausschalten der Beleuchtung in jenen Räumen, welche nicht genutzt werden.<br />

Eine automatische Abschaltung wird in klassischen Installationen üblicherweise<br />

mit Zeitschaltuhren realisiert. Da diese Vorgehensweise aber in vielen<br />

Fällen sehr ineffizient ist (man denke zum Beispiel daran, dass sich jemand<br />

länger als die Standardarbeitszeit an seinem Arbeitsplatz aufhält), wird bei<br />

der <strong>Raumautomation</strong> bevorzugt der Weg der Präsenzerkennung gegangen.<br />

Das heißt, dass das Licht zwar prinzipiell zeitgesteuert ausgeschaltet wird,<br />

aber diese Abschaltung nicht passiert, wenn für das System ersichtlich ist,<br />

dass sich noch jemand im Raum befindet. Die Präsenzerkennung kann auf<br />

unterschiedliche Weise vorgenommen werden. So kann diese über Bewegungsbzw.<br />

Infrarotsensoren im Raum realisiert werden. Eine weitere sehr häufig<br />

genutze Möglichkeit ist eine sogenannte Präsenztaste am Raumbediengerät.<br />

2.2 Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik<br />

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf die Behaglichkeit der Mitarbeiter<br />

in Büroräumen sind die Gewerke der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik<br />

(HLK-Technik). Seit einigen Jahrzehnten ist man bestrebt Gebäude voll zu<br />

klimatisieren. Diese Anlagen lieferten jedoch nicht immer die Ergebnisse die<br />

von ihnen erwartet wurden. Bei vielen Anlagen war eine Öffnung der Außenfenster<br />

gar nicht mehr möglich und die Frischluftzufuhr war ausschließlich<br />

über die Klimaanlage möglich.<br />

In den letzten Jahren hat ein Umdenken begonnen und man versucht ein<br />

geeignetes Optimum für das Zusammenspiel zwischen Lüftung über die Außenfenster<br />

und der Lüftung über die Klimaanlage zu finden, was sich auch<br />

wiederum positiv auf die Energieeffizienz auswirkt. Außerdem ist es durch<br />

die Verwendung von <strong>Raumautomation</strong>sfunktionen möglich die Zufuhr der<br />

Außenluft über die Fenster in die Regulierung der Raumtemperatur miteinzubeziehen.<br />

So ist es beispielsweise gängige Praxis, im Sommer in den<br />

Nächten die Fenster zu öffnen, damit die kühle Außenluft in das Gebäude<br />

einströmen kann, um die Klimaanlage zu entlasten. Dazu ist noch zu sagen,<br />

dass die Fenster dabei durch einen motorbetriebenen Mechanismus geöffnet<br />

und geschlossen werden können. Natürlich hat der Benutzer jederzeit die<br />

Möglichkeit über das Raumbediengerät die Fenster manuell zu öffnen. Dabei<br />

wird beim Öffnen des Fensters automatisch die Lüftung über die Klimaanlage<br />

ausgeschaltet um Energieverschwendung zu vermeiden. Außerdem<br />

wird bei zu großen Abweichungen der Raumtemperatur von der eingestell-<br />

7


ten Solltemperatur automatisch die Schließung der Fenster eingeleitet. Aus<br />

Sicherheitsgründen muss das Schließen des Fensters sehr langsam erfolgen.<br />

Eine weitere wichtige Komponente zur Regulierung der Raumtemperatur<br />

sind die Jalousien, welche idealerweise außen angebraucht werden sollten,<br />

wenn dieses das Design des Gebäudes erlaubt. Dadurch kann beispielsweise<br />

im Sommer durch automatische Beschattung durch die Jalousien die<br />

Gebäudekühlung unterstützt werden. Wie schon bei der Beleuchtung (siehe<br />

Kapitel 2.1) ist auch im Bereich der HLK-Technik die Präsenzerkennung sehr<br />

wichtig. Mit Hilfe der Präsenzerkennung muss nicht ständig die Raumtemperatur<br />

auf dem Sollwert gehalten werden, sondern nur dann wenn der Raum<br />

gerade genutzt wird. Allerdings sollte auch darauf geachtet werden, dass die<br />

Raumtemperatur ungenutzter Räume nicht zu sehr von der Solltemperatur<br />

abweicht, da sonst die Zeit bis zum Erreichen der idealen Temperatur mitunter<br />

längere Zeit in Anspruch nehmen kann.Außerdem ist es aus der Sicht der<br />

Energieeffizienz oft besser die Temperatur eines Raumes in einem gewissen<br />

Bereich zu halten, als die Tempteratur erst beim Betreten auf den Sollwert<br />

zu regeln. Die Realisierung dieser Funktion kann wie bei der Beleuchtung aus<br />

einer Kombination von einer Zeitschaltung und der Präsenzerkennung realisiert<br />

werden. Aufgrund der Trägheit von HLK-Systemen hat sich außerdem<br />

herausgestellt, dass es als angenehmer empfunden wird, wenn die Regelung<br />

der Raumtemperatur schon eine halbe Stunde vor dem Betreten des Raumes<br />

(also z.B. eine halbe Stunde vor dem Beginn der Arbeitszeit) einsetzt.Eine<br />

weitere Möglichkeit, die beispielsweise für eher selten oder unregelmäßig genutzte<br />

Räume (z.B. Besprechungszimmer und Konferenzräume) ist die Verbindung<br />

der Klimaregelung mit einem Kalender, in dem der Raum für einen<br />

gewissen Zeitraum reserviert werden kann. Mit Hilfe dieses Kalenders kann<br />

der Raum dann automatisch, schon eine gewissen Zeit vor dem Eintreffen der<br />

Personen auf die ideale Raumtemperatur gebracht werden. Natürlich ist auch<br />

bei der Regelung des Raumklimas, wie auch bei der Beleuchtung, jederzeit ein<br />

Eingreifen des Benutzers eines Raumes möglich. So sieht man in den meisten<br />

Fällen einen gewissen Bereich, um die voreingestellte Idealtemperatur, vor,<br />

indem der Benutzer die Temperatur selbst wählen kann (z.B. ±3 ◦ C). Auf diese<br />

Weise wird auch der Tatsache, dass Frauen ein anderes Kälteempfinden als<br />

als Männer haben, Rechnung getragen. Abbildung 3 zeigt den Temperaturbereich,<br />

in welchem sich die meisten Mengschen wohlfühlen. Die Einstellung der<br />

individuellen Raumtemperatur erfolgt wiederum über das Raumbediengerät.<br />

2.3 Wetterschutz<br />

Auch beim Schutz des Gebäudes vor Wetterschäden kann die <strong>Raumautomation</strong><br />

helfen. So können im Zusammenspiel mit außen montierten Windsensoren<br />

8


Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Oberflächentemperatur und Lufttemperatur<br />

(Bildquelle: [5])<br />

die Jalousien beim Überschreiten einer bestimmten Windgeschwindigkeit eingefahren<br />

werden. Weiters können durch, an der Fassade angebrachte Regensensoren,<br />

bei einsetzendem Regen die Fenster teilweise oder ganz geschlossen<br />

werden. Diese Sensoren können von mehreren bzw. allen Räumen gemeinsam<br />

genutzt werden.<br />

2.4 Sicherheitstechnik<br />

2.4.1 Security<br />

Ein weiterer wichtiger Teil der <strong>Raumautomation</strong> ist Security. Wichtig im<br />

Bereich der Security ist die Überwachung von Räumen mithilfe von Kameras<br />

und Bewegungsmeldern. Diese Daten können dazu verwendet werden,<br />

um Einbrüche und Diebstähle in den Räumen zu verhindern bzw. um eine<br />

Überwachung des Raumes durch das Facility Management zu gewährleisten.<br />

Oft sind Überwachungseinrichtungen mit elektronischen Zutrittskontrollen<br />

gekoppelt.<br />

Weiters ist es möglich Komponenten zur Identifikation von Personen, wie<br />

z.B. Fingerprintreader oder elektronische Zahlenschlösser zu integrieren um<br />

einer Person automatisch mithilfe von automatischen Schlössern oder Zugangsschranken<br />

Zutritt zu einem Raum zu gewähren. [1]<br />

9


Wichtig bei der Integration solcher System ist ein hohes Maß an Sicherheit<br />

der Komponenten selbst, sowie der Kommunikationsnetze mithilfe dessen<br />

die einzelnen Komponenten kommunizieren. Ein solches System sollte<br />

deshalb auch nicht durch Angriffe von außen ausgehebelt oder ausgeschaltet<br />

werden können. Dabei spielt, vorallem bei drahtlosen Systemen, Datenverschlüsselung<br />

eine entscheidende Rolle. Bei drahtgebundenen Systemen sollte<br />

entweder auch Datenverschlüsselung verwendet werden, oder sichergestellt<br />

sein, dass kein Zugang zum physikalischen Datennetz von außerhalb besteht.<br />

2.4.2 Safety<br />

Der Begriff Safety im Kontext der <strong>Raumautomation</strong> beschäftigt sich vor<br />

allem mit Gefahrenmeldeeinrichtungen wie z.B. Rauchmelder und Einrichtungen<br />

für die Sicherheit wie z.B. Brandschutzklappen oder automatische<br />

Feuerlöschanlagen. Hierbei ist es extrem wichtig, dass die Funktion dieser<br />

Anlagen sichergestellt ist und ein Ausfall des Systems oder Teilen davon sofort<br />

bemerkt wird.<br />

Wird ein Brand in einem Raum entdeckt, so müssen sofort alle Brandschutzklappen<br />

geschlossen werden, um die Sauerstoffzufuhr zum Brandherd<br />

zu unterbinden und die Ausweitung des Brandes zu verhindern. Zusätzlich<br />

müssen noch Entrauchungsklappen sowie Ventilatoren zum Absaugen der<br />

Rauchgase aktiviert werden. Weiters müssen in den betroffenen Räumen des<br />

Gebäudes die automatischen Löschanlagen aktiviert werden, sofern solche<br />

vorhanden sind. [1]<br />

3 Planung und Integration<br />

3.1 Planung<br />

Die Planung von modernen Gebäuden sollte so erfolgen, dass das Gebäude flexibel<br />

genutzt werden kann. Ein Konzept ist es, eine Ebene des Gebäudes in sogenannte<br />

Raummodule zu unterteilen, wobei ein Raummodul die kleinstmögliche<br />

Raumeinheit innerhalb eines Gebäudes ist. Durch eine Aneinanderreihung<br />

dieser Module sollte es möglich sein, die Struktur eines Gebäudes zu verändern<br />

ohne größere Änderungen der baulichen Struktur oder der Gebäudetechnick<br />

durchführen zu müssen. <strong>Raumautomation</strong>ssysteme bieten bei diesem Konzept<br />

den erheblichen Vorteil, dass kaum Änderungen an der vorhandenen<br />

Infrastruktur (wie z.B. Verkabelung, Lampen, Klimageräte) durchgeführt<br />

werden müssen, sondern lediglich das System softwaremäßig mit der neuen<br />

Raumkonfiguration abgestimmt werden muss.<br />

10


Bei der Projektierung eines solchen Gebäudes kann man davon ausgehen,<br />

dass es zumeist nicht mehr als 20 verschiedenartige Raumtypen gibt. Diese<br />

generischen Raumtypen und deren Anforderungen können dann zur Projektierung<br />

der tatsächlichen Räume herangezogen werden. Diese Methode führt<br />

zu einer enormen Vereinfachung der Konzeptionierung eines Gebäudes. [1]<br />

3.2 Sensoren und Aktuatoren<br />

Ein modernes <strong>Raumautomation</strong>ssystem besteht aus einer Vielzahl von Sensoren<br />

und Aktuatoren die über ein Kommunikationsnetzwerk miteinander<br />

verbunden sind. Bei Kommunikationssystemen gibt es eine Vielzahl von Topologien<br />

(z.B. Bus, Stern, Ring). In <strong>Raumautomation</strong>ssystemen wird meist<br />

eine hierarchische Bustopologie bevorzugt.<br />

Bei der Platzierung der Aktuatoren gibt es zwei verschiedene Ansätze. [1]<br />

Zentrale Platzierung der Sensoren und Aktoren Es gibt die Möglichkeit<br />

alle Aktuatoren in einem Raumverteiler zusammenzufassen und<br />

die tatsächlichen Verbraucher dann über eine konventionelle Verkabelung<br />

anzuschließen. Solche Raumverteiler können bereits vorinstalliert<br />

und konfiguriert geliefert werden und beschleunigen die Installation des<br />

Gebäudes.<br />

Der Nachteil dieses Ansatzes besteht darin, dass möglicherweise größere<br />

Distanzen zwischen Aktuator und dem eigentlichen Verbraucher liegen,<br />

die dann durch eine aufwendige Installation an den Raumverteiler angeschlossen<br />

werden muss.<br />

Dezentrale Platzierung der Aktoren Es werden die Aktoren so nahe<br />

wie möglich an den Verbrauchern platziert. Bei manchen Verbrauchern<br />

ist es sogar möglich, die Aktuatoren direkt einzubauen. Diese Aktuatoren<br />

können sich in den verschiedensten Teilen eine Raumes befinden<br />

und müssen durch eine Busleitung miteinander verbunden sein.<br />

3.3 Raumbediengeräte<br />

Raumbediengeräte dienen dazu sämtliche Abläufe in einem Raum (Licht,<br />

Jalousien, Temperatur) lokal einzustellen. Dies erhöht einerseits den Komfort<br />

der Personen in einem Raum. Andererseits können diese Einstellungen zentral<br />

vom Facility Management geändert werden. Dies ist z.B. der Fall, falls beim<br />

Verlassen des Raumes vergessen wird das Licht abzuschalten. [6]<br />

11


3.4 Standards<br />

Abbildung 4: Raumbediengerät (Bildquelle: [6])<br />

Im folgenden Abschnitt soll ein kurzer Abriss über die handelsüblichen Systeme<br />

gegeben werden.<br />

3.4.1 KNX<br />

EIB/KNX verfolgt grundsätzlich einen dezentralen Ansatz. Sowohl die Verdrahtung,<br />

als auch die Steuerung und Logik sind dezentral aufgebaut. Die<br />

betroffenen Sensoren und Aktoren erkennen sozusagen selbstständig welche<br />

Aktionen ausgeführt werden müssen und kommunizieren autark (entsprechende<br />

Projektierung und Programmierung vorausgesetzt).<br />

Oftmals kommt es aber zu Situationen, die mit den KNX ” Hausmitteln“<br />

nicht zu lösen sind. Ein einfaches Beispiel wäre eine Aktion, die das Einschalten<br />

des Lichts (Befehl ” Ein“ am Bus mit bestimmter Adresse) und gleichzeitig<br />

das Runterfahren einer Jalousie (Befehl ” Ab“ am Bus) auslösen soll.<br />

Herkömmliche Sensoren, wie Taster, Bewegungsmelder, etc. können beim<br />

Eintreten eines Ereignisses nur einfache Telegramme aussenden. Szenen können<br />

dazu verwendet werden, um diese Funktionen zu realisieren. Für einfache<br />

12


logische Verknüpfungen stehen sogenannte Verknüpfungsgeräte zur Verfügung.<br />

Eine große Anzahl an Logikverküpfungen werden mit einem Logikmodul<br />

ausgewertet. [7]<br />

Für komplexere Steuerungen, die über einfache Logikverknüpfungen hinausgehen,<br />

werden am Markt einige Geräte angeboten. Viele Raumcontroller<br />

beherrschen erweiterte Aufgaben, die für die Zwecke der <strong>Raumautomation</strong><br />

zugeschnitten sind. Wenngleich die Logik pro Raum innerhalb eines Raumcontrollers<br />

zusammengefasst wird, kann diese Lösung noch als dezentral angesehen<br />

werden.<br />

Andere Geräte, die Funktionen der <strong>Raumautomation</strong> abdecken, sitzen<br />

zentral an einer Stelle im Gebäude und steuern die betroffenen Aktoren. Oftmals<br />

wird für diesen Ansatz ein zentraler EIB/KNX-Server eingesetzt. Es<br />

existieren einige proprietäre und freie Implementierungen, um einen normalen<br />

PC in einen KNX-Server zu verwandeln. Anstatt der Verwendung eines<br />

PCs, können auch Steuergeräte mit Touchpanels verwendet werden. Diese<br />

sind meistens billiger, auf Dauerbetrieb ausgelegt und weniger fehleranfällig.<br />

Einige Firmen (zum Beispiel Divus Domus, Moeller, . . . ) bieten solche Steuergeräte<br />

an. Diese werden ebenfalls zentral im Gebäude platziert. Es existieren<br />

aber auch offene Implementierungen, wie zum Beispiel das Projekt LEIBnix<br />

1 . Es setzt einen Microcontroller für die nötigen Berechnungen und die<br />

Kommunikation ein.<br />

3.4.2 LON<br />

LON setzt den Grundgedanken der dezentralen Intelligenz konsequenter um<br />

als KNX. Ähnlich wie bei KNX, können auch bei LON die vorhandenen Applikationen<br />

des Herstellers eines Gerätes für Automatisierungsaufgaben verwendet<br />

werden. LON bietet hierfür für die Gerätehersteller die Möglichkeit,<br />

ihre ” Plug-Ins“ in Neuron C zu programmieren. Da LON grundsätzlich den<br />

Anspruch erhebt, auch komplexere Automatisierungsaufgaben erfüllen zu<br />

können, ist die Projektierung oftmals etwas komplizierter als bei KNX. Für<br />

die Verarbeitung von größeren Datenmengen, kommt LON die im Vergleich<br />

höhere Datenübertragungsrate entgegen.<br />

Die Programme zum Beispiel für eine Konstantlichtregelung sind also –<br />

so wie dies auch bei einigen KNX-Geräten der Fall sein kann – im Schalt-<br />

/Dimmaktor hinterlegt. Zusätzliche Steuergeräte sind in diesem Fall nicht<br />

nötig. [8]<br />

Dennoch werden auch bei der <strong>Raumautomation</strong> mit LON üblicherweise<br />

Raumcontroller eingesetzt, die komplexere Steuerungsaufgaben übernehmen.<br />

1 http://leibnix.sourceforge.net und http://www.leibnix.de/<br />

13


Damit ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei einer möglichen Implementierung<br />

mittels KNX.<br />

3.4.3 BACnet<br />

BACnet eignet sich gründsätzlich für alle Ebenen der Gebäudeautomation,<br />

wird aber hauptsächlich in der Managementebene eingesetzt. Es sind aber<br />

zahlreiche Raumcontroller verfügbar, die auf der Basis von BACnet arbeiten.<br />

Die Anbindung von Sensoren und Aktoren erfolgt aber meistens über ein<br />

anderes Protokoll, also zum Beispiel KNX oder LON.<br />

In BACnet sind die Fähigkeiten von Geräten über sogenannte Device<br />

Profiles geregelt. Diese geben eine Mindestanforderung an die zu implementierenden<br />

Funktionen eines Gerätes vor. Einfache Schalt- oder Stelleinrichtungen<br />

beziehungsweise Messwertaufnehmer sind in dem Profil Smart Actuator<br />

beziehungsweise Smart Sensor zusammengefasst. Für Funktionen der<br />

<strong>Raumautomation</strong> ist jedoch erweiterte Funktionalität notwendig, die sich mit<br />

Application Specific Controller, Advanced Application Controller oder Building<br />

Controller realisieren lassen. Die Application Specific Controller sind<br />

meist vom Hersteller programmiert und lassen nur eine Konfiguration über<br />

festgelegte Parameter zu. Höheren Anforderungen der Programmierbarkeit<br />

genügt der Advanced Application Controller. Der Building Controller ist frei<br />

programmierbar und kann für vielfältige Aufgaben eingesetzt werden.<br />

3.4.4 Andere Protokolle<br />

Neben den oben genannten Protokollen existieren noch eine Vielzahl weiterer.<br />

KNX, LON und BACnet dürften am Besten für <strong>Raumautomation</strong> geeignet<br />

sein beziehungsweise haben sich behaupten können. Viele der anderen Protokolle<br />

decken nur einen Teilbereich der <strong>Raumautomation</strong> ab und werden<br />

daher – falls verwendet – in eine KNX-, LON- oder BACnet-Umgebung eingebunden.<br />

Exemplarisch möchten wir an dieser Stelle zwei nennen, um zu<br />

zeigen, dass für bestimmte Aufgaben nach wie vor andere Protokolle verwendet<br />

werden.<br />

DALI 2 ist ein speziell auf Lichtsteuerungen zugeschnittes Steuerprotokoll.<br />

MBUS 3 ist ein Feldbus für die Erfassung von Verbrauchsdaten.<br />

2 Digital Addressable Lighting Interface, http://www.dali-ag.org<br />

3 Metering Bus, http://www.m-bus.com<br />

14


Literatur<br />

[1] R. Staub, “<strong>Raumautomation</strong> im bürogebäude: Moderne<br />

gebäudeautomation als voraussetzung für produktivität und behaglickeit.”<br />

Verlag Moderne Industrie, 86895 Landsberg/Lech, 2001.<br />

[2] D.-I. K.Scherer, “Gerwerkeübergreifende systemlösungen im wohnbereich<br />

- status und zukunftspotentiale,” in 6. VDI-TGA-Fachtagung Ëlektrotechnik<strong>Raumautomation</strong><br />

VDI-Berichte 1816, VDI-Gesellschaft <strong>Technische</strong><br />

Gebäudeausrüstung, 2004 2004.<br />

[3] BOSTI Associates, “the buffalo organization for social and technological<br />

innovation.”<br />

[4] National Institute of Building Sciences, “Whole building design guide.”<br />

[5] A. Heidemann, “Integrationsplanung als voraussetzung für eine optimale<br />

raumfunktionalität,” <strong>Raumautomation</strong> - 6. VDI-TGA-Fachtagung Elektrotechnik<br />

- VDI Berichte 1816, 2004.<br />

[6] Ma-Lik, “<strong>Raumautomation</strong>,” Mai 2008. Version vom 14.Mai.2008, http:<br />

//de.wikipedia.org/wiki/<strong>Raumautomation</strong>.<br />

[7] H. Leicenroth, EIB-Anwenderhandbuch. Huss-Medien GmbH, 2003.<br />

[8] H. Merz, T. Hansemann, and C. Hübner, Gebäudeautomation - Kommunikationssysteme<br />

mit EIB/KNX, LON und BACnet. Carl Hanser Verlag<br />

München, 2007.<br />

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