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Siebenstern-1-2017

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Heimatkunde<br />

Foto: Werner Bergmann, 2014<br />

Foto: Geschichtspark Bärnau<br />

Wer am Aussehen von Turmhügelburgen, wie der jetzige Burgstall bei Großwendern (Abb. links) einst eine war, interessiert ist, dem<br />

sei ein Besuch des Geschichtsparks Bärnau-Tachov empfohlen (Abb. rechts).<br />

Der Burgstall bei Großwendern<br />

Etwa einen Kilometer nördlich von Großwendern versteckt sich in einem kleinen<br />

Waldstück rechts des Wanderweges zum Kornberg ein Bodendenkmal von enormer<br />

Aussagekraft und hohem Alter. Für den Fachmann sind von Menschen geschaffene<br />

Wälle, Gräben und ein Hügel sichtbar, doch was hat es mit ihnen auf sich?<br />

Von Werner Bergmann<br />

Wir befinden uns an einer<br />

Stelle, an der wir die Anfänge<br />

unserer Besiedelung<br />

heute noch in Augenschein nehmen<br />

können. Reste eines früheren Turmhügels<br />

sind an dieser Stelle verhältnismäßig<br />

gut erhalten und führen zu<br />

Fragen an seine Geschichte. Um diese<br />

beantworten zu können, bedarf es einer<br />

Vielzahl von Erkenntnissen, die jedoch<br />

bestenfalls ein unvollständiges<br />

Mosaik aus einer urkundenlosen Zeit<br />

ergeben.<br />

Regional- und Heimatgeschichtliches<br />

Will man versuchen, über die Anfänge<br />

des Burgstalls 1 bei Großwendern<br />

nähere Informationen zu gewinnen,<br />

so ist es unerlässlich, zunächst mit<br />

einem Rückblick auf die Besiedelungsgeschichte<br />

der Region zu beginnen.<br />

Um die erste Jahrtausendwende<br />

nach Christi Geburt war zwar das Innere<br />

des Fichtelgebirges durch den<br />

Menschen noch nicht erschlossen, aber<br />

es gab bereits seit geraumer Zeit kleinste<br />

Anfänge späterer Ortschaften. Über<br />

die Besiedelung gibt es keine schriftlichen<br />

Aufzeichnungen. Sie erfolgte<br />

sehr früh aus dem bayerischen Sprachraum<br />

von Süden her und dann aus dem<br />

später böhmischen Raum heraus die<br />

Eger aufwärts. Die Ortsnamenendungen<br />

[…]-ing, […]-heim und […]-stadt<br />

verraten uns Erstgründungen oder<br />

fränkische Posten vor dem 7. und bis<br />

zum 8. Jahrhundert (z. B. Schirnding,<br />

Thiersheim, Höchstädt). Spannend<br />

wird es bei der Deutung des Ortsnamens<br />

Großwendern, der als „Bei den<br />

Leuten am Wendepunkt, am Ende, an<br />

der Grenze“ zu interpretieren ist 2 . Hatte<br />

der Turmhügel damit zu tun?<br />

Die jenseits des Turmhügels bei<br />

Großwendern liegende spätere Herrschaft<br />

Epprechtstein / Kirchenlamitz<br />

rückte erst relativ spät in das Licht der<br />

Geschichte 3 . Erst um die Mitte des 12.<br />

Jahrhunderts begann mit der fränkischen<br />

Landnahme der planmäßige<br />

Landesausbau am Nordostrand des alten<br />

Egerlandes. Der Turmhügel bei<br />

Großwendern stand also an der Grenze<br />

zwischen dem älteren bayerischen<br />

und dem jüngeren fränkischen Siedelgebiet.<br />

Der Burgstall bei Großwendern<br />

in der Heimatgeschichtsforschung<br />

Die Heimatgeschichtsforschung befasst<br />

sich seit dem ausgehenden 19.<br />

Jahrhundert mit der Erforschung von<br />

Turmhügeln in Nordostoberfranken.<br />

Auch der Burgstall bei Großwendern<br />

fand schon mehrfach in Einzelaufsätzen<br />

Berücksichtigung. Am intensivsten<br />

hat sich der Arzberger Heimatforscher<br />

Dr. Friedrich Wilhelm Singer mit<br />

dem Thema auseinandergesetzt 4 . Alle<br />

6 SIEBENSTERN 1 - <strong>2017</strong> | 86. Jahrgang

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