25 Jahre Literaturhaus Salzburg
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<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Salzburg</strong>
<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Literaturhaus</strong><br />
<strong>Salzburg</strong><br />
Herausgeber: Tomas Friedmann<br />
Geschichte: Martina Pohn<br />
Gastautor: Karl-Markus Gauß<br />
Texte: Peter Baier-Kreiner, Tomas<br />
Friedmann, Peter Fuschelberger,<br />
Christa Gürtler, Christine Haidegger,<br />
Petra Nagenkögel, Peter Reutterer und<br />
Barbara Stasta<br />
EDITION EIZENBERGERHOF
Inhalt<br />
Wo das Leben<br />
zur Sprache kommt 4<br />
Haus der Abenteuer 6<br />
Die Geschichte<br />
des Eizenbergerhofs<br />
ab 1600 9<br />
Die meistgestellte<br />
Frage 11<br />
Der Eizenbergerhof<br />
und seine Besitzer 14<br />
Die Literatureinrichtungen<br />
und<br />
ihre Geschichte/n 43<br />
Der Trägerverein<br />
<strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong><br />
Eizenbergerhof 44<br />
Junges <strong>Literaturhaus</strong> 46<br />
<strong>Salzburg</strong> und seine<br />
Vorstädte im 17. und<br />
18. Jahrhundert 17<br />
Der Namensgeber<br />
Balthasar Eitzenberger 21<br />
Der Eizenbergerhof<br />
in der Mozartzeit 26<br />
erostepost 48<br />
Grazer Autorinnen<br />
Autorenversammlung/<br />
<strong>Salzburg</strong> 50<br />
<strong>Salzburg</strong>er Literaturforum<br />
Leselampe<br />
& SALZ 52<br />
19. und 20. Jahrhundert:<br />
Glück im Unglück 29<br />
prolit & Edition<br />
Eizenbergerhof 54<br />
Restaurierung und<br />
Kunst am Bau 34<br />
<strong>Salzburg</strong>er<br />
AutorInnenGruppe 56<br />
3
Wo das Leben zur Sprache kommt<br />
Vorwort<br />
Das Buch ist ein unglaublich beständiges Kulturprodukt,<br />
das sich seit Erfindung des Buchdrucks<br />
durch Johannes Gutenberg vor über<br />
500 <strong>Jahre</strong>n kaum verändert hat: Buchstaben, Zeichen,<br />
Bilder auf mehr oder weniger Seiten Papier in unterschiedlicher<br />
Größe, Stärke und Gestaltung, geschützt<br />
durch einen Umschlag vorne und hinten, zum Umblättern<br />
variabel nutzbar. Selbst das E-Book funktioniert<br />
nach dem gleichen Prinzip – und auch das Hörbuch setzt<br />
für das Verständnis eine Lesefähigkeit zum „Übersetzen“<br />
voraus.<br />
Ob in Romanen oder Gedichten, in Utopien oder Dystopien,<br />
in Krimis oder Sachbüchern – es geht immer<br />
um Menschen, bei denen schließlich Worte starten und<br />
landen. Das <strong>Literaturhaus</strong> bringt sie vor Ort zusammen.<br />
Und das feiern wir, dankbar den Autorinnen und Autoren,<br />
den Förderern und unserem interessierten Publikum,<br />
seit <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n – auch mit diesem Buch.<br />
Tomas Friedmann<br />
<strong>Literaturhaus</strong>-Leiter<br />
Die Attraktivität, ja, für manche Gefahr des radikal<br />
treuen Mediums liegt im Inhalt. So ist die Geschichte<br />
des Buches immer auch eine kultur-politische, weil<br />
allen Sprachen nicht nur Phantasie und Poesie, sondern<br />
stets eine kritische und subversive Kraft innewohnt. Das<br />
fasziniert mich: die – abseits ökonomischer Grenzen –<br />
Art und Unendlichkeit der Kommunikationsmöglichkeiten<br />
zwischen Sender (Autor, Sprecher, Produzent) und<br />
Empfänger (Leser, Hörer, Rezipient). Doch selbst wenn<br />
im Internet-Zeitalter noch immer Mächtige angstvoll<br />
Schriftsteller, Journalisten und Verleger bedrohen –<br />
Literatur lässt sich nicht einsperren, bleibt unkontrollierbar,<br />
unmessbar, frei.<br />
Im <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Salzburg</strong> arbeiten seit<br />
1991 sechs autonome Literatureinrichtungen<br />
unter einem Dach: erostepost,<br />
Grazer Autorinnen Autorenversammlung/<br />
<strong>Salzburg</strong>, <strong>Salzburg</strong>er Literaturforum<br />
Leselampe & SALZ, prolit & Edition<br />
Eizenbergerhof, <strong>Salzburg</strong>er AutorInnen-<br />
Gruppe und der Trägerverein <strong>Salzburg</strong>er<br />
<strong>Literaturhaus</strong> Eizenbergerhof mit dem<br />
Jungen <strong>Literaturhaus</strong>.<br />
4 5
Haus der Abenteuer<br />
Karl-Markus Gauß<br />
Kaum dass ich lesen gelernt hatte, schaute ich<br />
schon das erste Mal im <strong>Literaturhaus</strong> vorbei.<br />
Als ich die zweite Klasse der Volksschule Mülln<br />
besuchte, erkor mich ein Bub, der in der Strubergasse<br />
wohnte, zu seinem Freund. Mehrfach hatte er mich<br />
schon aufgefordert, ihn zu besuchen, um „hinterm<br />
Haus“ mit ihm und seinen Gefährten zu spielen. Mein<br />
Revier aber war der Aiglhof, einen halben Kilometer<br />
südwärts, jene Siedlung kleiner Leute, die zu Beginn des<br />
Zweiten Weltkriegs für die Zuzügler aus Südtirol errichtet<br />
worden war und eine wohlgeordnete Welt für sich<br />
bildete. Lehen, das war für ein Aiglhofer Kind wie mich<br />
das raue Leben zwischen Wohnblöcken und Gstätten,<br />
auf denen sich die wilden Kerle trafen, um miteinander<br />
zu raufen oder einträchtig Zigaretten zu rauchen: ein<br />
abenteuerliches Reich voll unbeaufsichtigter Kinder.<br />
Eines Tages war es soweit, dass ich meinen Kameraden,<br />
der in der Schule oft getadelt wurde, für die fehlenden<br />
Bleistifte oder den reichlich vorhandenen Schmutz auf<br />
seinen Hosen und Schuhen, zuhause besuchte. Er wohnte<br />
in einem düsteren Klotz von Haus, dessen Tor in die<br />
Höllenfinsternis zu führen schien, und hinter dem Gebäude<br />
war der Boden schwarz, denn im Nachbarschuppen<br />
befand sich eine Kohlenhandlung. Gleich waren<br />
etliche ältere Kinder um mich, und sie führten mich zur<br />
Böschung, die vor der Trasse der Eisenbahnschienen lag,<br />
auf denen alle paar Minuten schwer beladene Güterzüge<br />
vorbeirumpelten. Um nicht als Muttersöhnchen zu<br />
gelten, musste ich die Mutprobe bestehen, nämlich zu<br />
den Schienen hinaufzusteigen und eine Schillingmünze<br />
auf das Gleis zu legen. Als eine einzelne Lokomotive<br />
ohne Waggons darüber gerollt war, war sie hauchdünn<br />
gepresst; lange habe ich sie mir als Trophäe aufbewahrt.<br />
Irgendwann am Nachmittag rief eine Frau nach meinem<br />
Freund, der mich in sein abweisendes, beängstigendes<br />
Haus mitnahm. Es war finster, viel Gerümpel stand auf<br />
den Gängen, und hinter jeder Tür schien eine ganze<br />
Familie zu hausen, so viele Stimmen, streitende und<br />
lachende, waren zu hören. Die Frau, die uns gerufen<br />
hatte, war die Mutter meines<br />
Kameraden, und als ich ihr artig<br />
die Hand reichte, wie ich das in<br />
meinem Viertel gelernt hatte,<br />
lachte sie verwundert auf. Aber<br />
sie deutete auf den Tisch, auf dem<br />
ein Teller stand mit vier Scheiben<br />
Schwarzbrot, dick mit gelber<br />
Butter bestrichen. Ich verließ den<br />
Eizenbergerhof, von dem ich erst<br />
viele <strong>Jahre</strong> später erfuhr, dass er<br />
6 7
Haus der Abenteuer<br />
so hieß und nicht immer ein halbverfallenes Haus mit<br />
winzigen Sozialwohnungen gewesen war, in dem erhebenden<br />
Gefühl, ein Abenteuer erlebt, eine fremde Welt<br />
entdeckt und mich in ihr behauptet zu haben.<br />
Es vergingen dreißig <strong>Jahre</strong>, bis ich wieder in den Eizenbergerhof<br />
kam. Er war gerade gründlich renoviert worden<br />
und in alter Pracht als <strong>Literaturhaus</strong> neu erstanden. Ich<br />
ging durch die Räume, die ich einst so düster gefunden<br />
hatte, staunte über den Marmorboden und die Holzdecken,<br />
die ich als Kind nicht bemerkt hatte, und dachte<br />
mir, dass es schön sei, in sein Haus der Abenteuer zurückzukehren,<br />
um dort künftig zu den Abenteuern der<br />
Sprache und Dichtung aufzubrechen.<br />
Die Geschichte<br />
des Eizenbergerhofs<br />
ab 1600<br />
Karl-Markus Gauß<br />
8 9
Die meistgestellte Frage<br />
Nach der Renovierung zog 1991 in die Räumlichkeiten<br />
des ältesten Gebäudes im dicht besiedelten<br />
<strong>Salzburg</strong>er Stadtteil Lehen das neu gegründete<br />
<strong>Literaturhaus</strong> Eizenbergerhof ein, das seit September 1996<br />
<strong>Literaturhaus</strong> <strong>Salzburg</strong> heißt. Im Laufe der <strong>Jahre</strong> wurde<br />
aus dem Geheimtipp am Zentrumsrand ein beliebter<br />
Treffpunkt für Literaturinteressierte aus Nah und Fern. Das<br />
engagierte Programm wird von insgesamt sechs Literatureinrichtungen<br />
im Haus erarbeitet. Neben dem Trägerverein<br />
(mit dem Jungen <strong>Literaturhaus</strong>), der sich auch um<br />
das gesamte Haus kümmert, sind das: Literaturforum<br />
Leselampe, die <strong>Salzburg</strong>er AutorInnenGruppe, erostepost,<br />
prolit und die Grazer Autorinnen und Autorenversammlung<br />
in <strong>Salzburg</strong>. Der Erfolg lässt sich durchaus in Zahlen<br />
darstellen, so konnten in den ersten <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n mehr als<br />
300.000 Besucherinnen und Besucher bei über fünftausend<br />
Veranstaltungen für Literatur begeistert werden.<br />
In der inspirierenden Atmosphäre des <strong>Literaturhaus</strong>es wird<br />
gelesen und geschrieben, zugehört und diskutiert, gelacht<br />
und getanzt. Kein Zufall, dass wir als Motto – erdacht vom<br />
Autor Manfred Koch – gewählt haben: Wo das Leben zur<br />
Sprache kommt.<br />
Bei all den Auseinandersetzungen um Texte, Sprachen,<br />
Inhalte – die meist gestellte Frage in all den <strong>Jahre</strong>n lautet:<br />
Was war dieses prächtige <strong>Literaturhaus</strong> einst? Um eine<br />
11
Zur Geschichte des Eizenbergerhofs<br />
Vorwort zur Geschichte von Tomas Friedmann<br />
Antwort haben wir uns immer wieder bemüht, basierend<br />
auf spärlichen Informationen des Bundesdenkmalamts<br />
und des <strong>Salzburg</strong>er Stadtarchivs, doch die Antworten waren<br />
dem Publikum und uns nicht ausreichend. So wurde<br />
die <strong>Salzburg</strong>er Kunsthistorikerin Martina Pohn beauftragt,<br />
eine kurze Geschichte des Hauses zu schreiben. Ihre Recherche<br />
– eine punktuelle Betrachtung, die kein vollständiges<br />
Bild zur Hauschronik liefern will – brachte erstaunliche<br />
Fakten zutage, die belegen, wie wertvoll die Geschichte<br />
des Hauses ist. Dabei konzentrierte sich die junge Wissenschafterin<br />
auf die Periode um 1600, als sich das Landgut im<br />
Besitz Balthasar Eitzenbergers befand, die anschließende<br />
„Mozartzeit“ sowie die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts.<br />
Außerdem wollte sie die Vergangenheit des Anwesens<br />
in Bezug auf stadtgeschichtliche Zusammenhänge<br />
betrachten und die wechselvolle Geschichte vom Wirtshaus<br />
über Militärgebäude, Lagerstätte und Wohnhaus bis zum<br />
<strong>Literaturhaus</strong> beleuchten.<br />
Veranstaltungsabläufe oder zählen oftmals berühmte<br />
Gäste des Gastbetriebes auf. Zuletzt interviewte die Historikerin<br />
einen Zeitzeugen, der in jenem Haus, in dem bereits<br />
seine Großeltern gelebt hatten, 1940 geboren ist und hier<br />
bis Anfang des 21. Jahrhunderts wohnte. Aus all diesen<br />
zusammen getragenen Fakten setzt sich die folgende kleine<br />
Dokumentation zusammen.<br />
Eigentümerwechsel und Verkäufe bieten der Forschung<br />
aufschlussreiche Anhaltspunkte und Informationen zum<br />
Baubestand sowie zur finanziellen Situation der Besitzer,<br />
ebenso geben Inventarisierungen nach dem Tod eines<br />
Besitzers Interpretationsgrundlagen. Des Weiteren sind<br />
Berichte zeitgenössischer Persönlichkeiten, wie etwa von<br />
Leopold Mozart, zu verwerten. Diese informieren über<br />
12
Der Eizenbergerhof<br />
und seine Besitzer<br />
Die Geschichte des <strong>Literaturhaus</strong>es von Martina Pohn<br />
1<br />
Im Folgenden wird das <strong>Literaturhaus</strong><br />
als Eizenbergerhof bezeichnet. Die etwas<br />
abgewandelte Schreibweise des Namens<br />
seines ersten Besitzers, Balthasar Eitzenberger,<br />
ergibt sich durch jene gängige in<br />
historischen Urkunden.<br />
Das <strong>Literaturhaus</strong> ist manchen <strong>Salzburg</strong>ern unter<br />
vielen unterschiedlichen Namen bekannt. Diese<br />
wurden ihm aufgrund der oftmals wechselnden<br />
Besitzer verliehen: Eizenberger-, Mühlbacher-, Maß- oder<br />
Massenhof sind die weithin bekanntesten. Der Erbauer<br />
des historisch bedeutenden Landgutes ist jedoch bis dato<br />
unbekannt.<br />
Wer waren die Eigentümer?<br />
Um 1600 wird das Gut erstmals urkundlich als Besitz des<br />
Wolf Aigenstueler genannt, der ebenso Wirt des Gasthofes<br />
Zum Mohren in der Judengasse 9 in der <strong>Salzburg</strong>er<br />
Altstadt war. Besagter Wolf Aigenstueler war Schwiegervater<br />
der Witwe Catharina Aigenstueler. Balthasar<br />
1<br />
Eitzen berger scheint erstmals 1622 in einem Urbar, dem<br />
Verzeichnis der Besitzrechte einer Grundherrschaft, als<br />
Eigentümer des Anwesens auf. 1671 war Probst Bernhard<br />
von Zeno als Besitzer des Gutshofes eingetragen. Die<br />
Häuser und Liegenschaften in der Judengasse 9 sowie in<br />
Mülln gehen jedoch im <strong>Jahre</strong> 1710 wieder in den Besitzstand<br />
von Franz Eitzenberger, Sohn des Balthasar Eitzenberger,<br />
über.<br />
Folgend bewirtschafteten das Gut sowie den Mohrenwirt<br />
in der Altstadt zwei Generationen der Familie Mühl-<br />
bacher: Durch die Einheirat in die Familie Eitzenberger<br />
wurde Johann Balthasar Mühlbacher 2 – in städtischen<br />
Urkunden eingetragen als Wirtssohn von Mülln – zum<br />
Eigentümer des Gutes. Ab 1762 übernahmen sein Sohn<br />
Johann Sigbert und dessen Gattin Marianne Mühl bacher<br />
die Liegenschaft. Das Ehepaar häufte jedoch große Schulden<br />
an. Somit überschrieben die Eheleute das Grundeigentum<br />
in Mülln am 15. September 1794 an ihren Oberkellner<br />
Peter Paul Weickl und dessen Braut Kres zentia<br />
Perghofer 3 . Das Anwesen blieb im weitesten Sinne im<br />
Besitz der Familie, da Kreszentia Perghofer eine Cousine<br />
von Johann und Anna Mühlbacher war.<br />
Der Historiker und Publizist Hans Spatzenegger berichtet<br />
in seiner Publikation Gasthaus zum Mohren über den Kaufvertrag,<br />
der schon am 10. August 1794 abgeschlossen wurde.<br />
Er enthielt Haus und Hof, „das Weinlager, die Schankgerechtigkeit,<br />
das Silbergeschmeide und die Hausfahrnis,<br />
um 39.131 Gulden. Die übernommenen Schulden waren<br />
mit 39.101 Gulden und 14 Kreuzer gleich hoch.“ 4<br />
In den Besitz der Familie Maß gelangte die gesamte Liegenschaft<br />
am 27. November 1804. Johann Maß und seine<br />
Verlobte Theres Gattermayr hinterließen den Hof ihrem<br />
Sohn Franz Maß, der ihn bis in das Jahr 1858 bewirtschaftete.<br />
5 Von 1860 bis 1888 waren die Eigentümer des Guts-<br />
2 Sein Name findet sich in den Schriftstücken<br />
der Archive ebenso als Müllpacher<br />
oder Millpacher geschrieben.<br />
3 Die genauen Geburts- und Sterbedaten<br />
des Paares konnten eruiert werden: Peter<br />
Paul Weickl wurde am 29. April 1762 geboren<br />
und verstarb am 24. Mai 1833, seine<br />
Ehefrau kam am 1. Februar 1760 zur Welt,<br />
sie starb am 1. Juni 1803.<br />
4 Ein österreichischer Gulden entspricht<br />
etwa 6 Euro, der damalige Kaufpreis einem<br />
aktuellen Geldwert von ca. 235.000<br />
Euro. Das Umrechnen alter Währungen<br />
ist jedoch als heikel und teilweise fraglich<br />
zu betrachten, da sich das Leben und<br />
die Verhältnisse stark verändert haben.<br />
Wurden in früheren Zeiten 60 bis 70% des<br />
Geldes für Essen und nur 10 bis 20 % für<br />
das Wohnen ausgegeben, so hat sich diese<br />
Relation heute fast umgekehrt. Ebenso<br />
beachtet werden müssen die vielen Naturalbezüge<br />
der damaligen Zeit.<br />
5<br />
Die Anschrift des Eizenbergerhofes lautete<br />
damals Lehen 28. Im 19. Jahrhundert<br />
wurde die Adresse zunächst auf Gaswerkgasse<br />
13, danach auf Wallner gasse 8<br />
abgeändert. Der Verlauf der Straße<br />
führte zu dieser Zeit hinter dem Gebäude<br />
entlang der Bahnstrecke Wien-<strong>Salzburg</strong>-<br />
München, die 1860 eröffnet wurde.<br />
14 15
Der Eizenbergerhof und seine Besitzer<br />
<strong>Salzburg</strong> und seine Vorstädte<br />
im 17. und 18. Jahrhundert<br />
Zimmeraufteilung des Militärs im Ersten<br />
Weltkrieg<br />
hofes Mathias und Caroline Fellner, bis zu seinem Tod<br />
1898 betreute deren Sohn Ferdinand Fellner Haus und<br />
Grundstück. Seine Witwe Ottilie Brucker bewirtschaftete<br />
das Anwesen, mit der neuen Anschrift Wallnergasse 8,<br />
noch drei <strong>Jahre</strong>, bis 1901.<br />
Mit den neuen Eigentümern ab 1904, Georg und Magdalena<br />
Höck, lässt sich durch Besitzungspläne und Übernahmeverträge<br />
des Maßenhofes wieder ein genaueres<br />
Bild des Zustandes des Gebäudes sowie der gesamten<br />
Realität zeichnen. Ab dem <strong>Jahre</strong>sende 1904 bis 1914 war<br />
die Stadtgemeinde <strong>Salzburg</strong> Eigentümer der Immobilie<br />
und übergab diese während des Ersten Weltkriegs an<br />
das Militärkommando Innsbruck als Quartier für dessen<br />
berittene Truppen. 1918 übernahm die Stadtgemeinde<br />
die Liegenschaft wieder als Wohnimmobilie, die sie ab<br />
1991 dem <strong>Literaturhaus</strong> zur Verfügung stellte und dafür<br />
mit dem Verein 1994 einen unbefristeten Mietvertrag<br />
abschloss. 2008 wurden alle stadteigenen Immobilien,<br />
darunter der Eizenbergerhof, der Stadt <strong>Salzburg</strong> Immobilien<br />
GmbH (SIG) überschrieben, die sich zu 100 Prozent<br />
im Eigentum der Stadt <strong>Salzburg</strong> befindet. Hauptmieter<br />
blieb der Trägerverein <strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong> Eizenbergerhof,<br />
der den fünf Literatureinrichtungen Büroräume<br />
untervermietet.<br />
Noch heute ist in einigen Winkeln der <strong>Salzburg</strong>er<br />
Altstadt die Stimmung vergangener Zeiten zu<br />
spüren. Die engen Gassen, die hohen Bürgerhäuser<br />
und die weiten Plätze des ehemals fürsterz bischöflichen<br />
Viertels liefern Eindrücke des Stadt-Ambientes aus<br />
dem 17. und 18. Jahrhundert. Damals war die Altstadt ein<br />
eng umschlossener, befestigter Bereich, begrenzt durch<br />
die Salzach, den Mönchs- sowie Festungsberg und die<br />
Vorstädte Nonntal und Mülln.<br />
Stadt und Land bildeten starke Kontraste zueinander.<br />
Die Dichte der Bürgerstadt 6 und die Monumentalität der<br />
Sakral- sowie fürstlichen Bauten standen der Weite des<br />
Vorlandes gegenüber. So bildeten die einzigen beiden<br />
Vorstädte <strong>Salzburg</strong>s – Nonntal und Mülln – beliebte<br />
Rückzugs- und Ausflugsorte, manchen Städter zog es zur<br />
Sommerfrische auf das Land. Viele der Meierhöfe in den<br />
städtischen Vororten waren im Besitz wohlhabender Bürger.<br />
Die Bewirtschaftung ihrer Landgüter brachte reiche<br />
Erträge für die städtischen Haushalte ein.<br />
Heute haben die Vorstädte fast zur Gänze ihren alten<br />
Charakter verloren. Wenig blieb von der Idylle mit<br />
Äckern, Wiesen, Obstgärten, Landsitzen und kleinen<br />
Schlössern. Ein paar solcher Gebäude und Anwesen, darunter<br />
der Eizenbergerhof, sind jedoch erhalten.<br />
6<br />
Die Bevölkerungszahl im kleinen Stadtgebiet<br />
betrug Ende des 18. Jahrhunderts<br />
laut Volkszählung 16.837 Personen, das<br />
entsprach einer Verdoppelung seit 1550.<br />
16 17
<strong>Salzburg</strong> und seine Vorstädte im 17. und 18. Jahrhundert<br />
Plan der Stadt <strong>Salzburg</strong> 1789 mit dem<br />
Mühlbacherhof (heute <strong>Literaturhaus</strong>)<br />
Detail Sattler-Panorama (<strong>Salzburg</strong><br />
Museum)<br />
Das weltweit einzigartige Rundpanorama<br />
ist ein <strong>25</strong>,5 Meter langes und 4,9 Meter<br />
hohes Ölgemälde des Landschaftsmalers<br />
Johann Michael Sattler. Es zeigt die Stadt<br />
<strong>Salzburg</strong> und sein Umland im Jahr 18<strong>25</strong><br />
von der Festung Hohensalzburg.<br />
18 19
Der Namensgeber<br />
Balthasar Eitzenberger<br />
Der Eizenbergerhof stellte für seine Besitzer über<br />
Jahrhunderte hinweg einen ökonomisch und<br />
landwirtschaftlich wichtigen Bestandteil des<br />
Gesamtvermögens dar.<br />
Im 17. und 18. Jahrhundert besaßen viele <strong>Salzburg</strong>er<br />
Geschäftsleute, die in der Innenstadt Gasthäuser unterhielten,<br />
Gutshöfe an der Stadtperipherie. Auf den ländlichen<br />
Anwesen betrieben sie Gemüseanbau und Viehzucht<br />
oder züchteten – wie im Falle Eitzenbergers – Forellen im<br />
hauseigenen Teich. Diese Gaumenfreuden wurden in den<br />
städtischen Betrieben verwertet.<br />
Der schwäbische Publizist und Aufklärer Lorenz Hübner 7<br />
verfasste in den 1790er <strong>Jahre</strong>n ein wichtiges Werk der<br />
<strong>Salzburg</strong>er Stadt- und Geschichtsforschung: die mehrbändige<br />
Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen<br />
Haupt- und Residenzstadt <strong>Salzburg</strong> und ihrer Gegenden,<br />
verbunden mit ihrer ältesten Geschichte. Darin findet<br />
sich auch eine knappe Darstellung des Eizenbergerhofes:<br />
7 Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo<br />
– ein Sympathisant der Lehren der<br />
Aufklärung – berief Lorenz Hübner 1783<br />
nach <strong>Salzburg</strong>, wo dieser sich als erster<br />
Chef redakteur der „Oberdeutschen<br />
Staats zeitung“ etablierte, die bis 1799 in<br />
<strong>Salzburg</strong> erschien und über die Landesgrenzen<br />
hinaus von Bedeutung war.<br />
„Der Müllbacher oder Eitzenberger-Hof, links, etwas entfernt<br />
von der Strasse. Den ersten Nahmen hat er von seinem<br />
gegenwärtigen, den zweyten von seinem ehemaligen<br />
Besitzer. Hier ist ein Haus mit einem großen Sahle, wo der<br />
Besitzer, ein Weingastgeb, zuweilen Bälle und Gastmahle<br />
21
Der Namensgeber Balthasar Eitzenberger<br />
<strong>Salzburg</strong> im Dreißigjährigen Krieg<br />
halten läßt. Ein Garten, und ein spiegelheller, nicht sehr<br />
großer Forellenteich gehören auch hierher.“<br />
Balthasar Eitzenberger ist wohl der bekannteste Besitzer<br />
des heutigen <strong>Literaturhaus</strong>es. Durch die Heirat mit der<br />
älteren Witwe Catharina Aigenstueler, am 7. August 1622<br />
in der Franziskanerkirche, übernahm er deren Besitz:<br />
das Haus in der Judengasse 9 – den Mohrenwirt – sowie<br />
diverse Liegenschaften, u.a. das Anwesen in der Vorstadt<br />
Mülln.<br />
Wenig weiß man über den wirtschaftlich gut gestellten<br />
und in <strong>Salzburg</strong> äußerst beliebten Gastwirt. 1647 etwa<br />
gibt Eitzenberger – in der Seelenbeschreibung in der<br />
Ertzbischofflichen Haubt Statt und Pfahr Saltzburg, so auf<br />
Genedige abgangene Hochfürstlich Consistorialische Decreta,<br />
sowohl durch die Geistliche als weltliche Obrigkeit alda,<br />
im Monat September dises schwebendten 1647igsten Jahrs<br />
– sein Alter von 49 <strong>Jahre</strong>n an. Durch diese Information<br />
kann sein Geburtsjahr 1598 errechnet werden. Genauere<br />
Daten, etwa der Tag der Geburt oder seine Herkunft, sind<br />
bis heute nicht bekannt. In den verschiedensten Transkriptionen<br />
findet sich sein Name in <strong>Salzburg</strong>er Urkunden,<br />
so unter anderem als Ei(t)zenberger, Eyzenberger, Eitzenperger<br />
oder Aitzenberger.<br />
Die wirtschaftliche Lage der damaligen Zeit war äußerst<br />
schwierig und unsicher. Seit 1618 wütete der Dreißigjährige<br />
Krieg in ganz Europa. Instabile Gesetzesregelungen<br />
im Fürsterzbischöflichen <strong>Salzburg</strong> erschwerten Gewerbetreibenden<br />
das Leben. So verordnete am <strong>25</strong>. Juli 1621<br />
der Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron eine neue<br />
Gastgewerberegelung, die besagte, dass Hochzeiten von<br />
Ratsherren und Handelsleuten nur 48 Personen, jene von<br />
gemeinen Bürgern oder Bauern nur 36 Gäste ausmachen<br />
durften. Tanzen war auf drei und das gesellige Beisammensein<br />
auf zwei Stunden begrenzt. Taufen durften fortan<br />
nur mehr von sechs bis zehn Frauen gefeiert werden,<br />
denen es ausschließlich erlaubt war, ein Getränk sowie<br />
eine kalte Speise zu konsumieren. An einem Leichenschmaus<br />
durften zwölf Personen teilnehmen, nicht mehr<br />
als vier unterschiedliche Gerichte angeboten werden.<br />
Diese Regelungen erschwerten offenkundig allen Gastwirten<br />
<strong>Salzburg</strong>s ihre Arbeit und stürzten viele von ihnen<br />
in die Verschuldung oder den finanziellen Ruin.<br />
Auch der Besitz der Witwe Aigenstueler war mit Schulden<br />
belastet. Vermutlich brachte Balthasar Eitzenberger<br />
ein ansehnliches Vermögen mit in die Ehe, denn schon<br />
im <strong>Jahre</strong> 1622 scheint die Liegenschaft als schuldenfrei<br />
in den <strong>Salzburg</strong>er Urkunden auf. Durch die Tilgung der<br />
Schulden boten sich Eitzenberger wirtschaftliche Vortei-<br />
Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron<br />
22 23
Der Namensgeber Balthasar Eitzenberger<br />
Der letzte Mohrenwirt<br />
le, vor allem durch die Immobilie des Mohrenwirtes in<br />
der Innenstadt. 1650 findet sich im Grundbuch der Stadt<br />
<strong>Salzburg</strong> der Eintrag zum damaligen Besitzstand: „Ain<br />
Behausung und Hofstatt in der Judengasse, zwischen der<br />
Feyrtagischen und Rundinelischen Behausung [gemeint<br />
sind die Häuser Judengasse 7 – 11] alhie gelegen, so frey<br />
lediges Aigen und aller Purten frey ist. Diße Behausung hat<br />
bishero Balthasar Eizenberger innen, und zwar cheinen<br />
brief darumben aufzuweisen, allein hat er nachdeme er<br />
sich zu seiner vorigen hausfrau Catharina Lechnerin verehlicht<br />
die schulden abzalt und also an sich gebracht. Der<br />
Lastenbrief auf den Simon Aigenstueler Bürger und Gastgeb<br />
alhie lautendt ist datirt den 20. Martii Anno 1615.“<br />
1710 Franz Eitzenberger zukommt. Der Sohn von Balthasar<br />
Eitzenberger ist der letzte Mohrenwirt mit Namen<br />
Eitzenberger. Über sein Wirken und seine Tätigkeiten ist<br />
nichts Näheres bekannt.<br />
8<br />
Im Jahr 1653 wurde in <strong>Salzburg</strong> eine<br />
„Bettelleutordnung“ erlassen, d.h.<br />
der Hausbettel wurde abgestellt, um<br />
ansteckende Krankheiten zu bekämpfen.<br />
Die Almosen wurden eingesammelt und<br />
wöchentlich nach der Donnerstagsprozession<br />
durch die Stadträte verteilt. Einer<br />
dieser „Almosenherren“ (eine Art Sozialstadtrat)<br />
war Balthasar Eitzenberger.<br />
Eitzenberger war ein tüchtiger Geschäftsmann und Unternehmer.<br />
1638 pachtete er die Städtische Trinkstube,<br />
damals die erste Fremdenherberge der Stadt. 1649 findet<br />
man Balthasar Eitzenberger als Stadtrat in den Urkunden<br />
eingetragen. 8<br />
Catharina Eitzenbergers Beerdigung wurde in den Urkunden<br />
am 1. Dezember 1645 vermerkt. Die Beisetzung<br />
Eitzenbergers am Petersfriedhof ist mit dem Jahr 1663<br />
eingetragen. Wie erwähnt, übernimmt ab 1671 für 39<br />
<strong>Jahre</strong> Probst Bernhard von Zeno die Bewirtschaftung des<br />
Anwesens sowie des Hauses Judengasse 9, bis der Besitz<br />
Der Mohrenwirt (Aufnahme vom Rudolfskai um 1950)<br />
24 <strong>25</strong>
Der Eizenbergerhof<br />
in der Mozartzeit<br />
Ein Fest mit Folgen<br />
Leopold Mozart<br />
Holzkassettendecke im 2. Stock<br />
Das Anwesen in Mülln bot einen weiteren topografischen<br />
Vorteil: Im Sommer wurde es zu<br />
einer Buschenschank umfunktioniert, in der<br />
sich die noble Stadtgesellschaft, außerhalb der beengenden<br />
Bürgerstadt, zu geselligen Zusammenkünften im<br />
Freien traf.<br />
Leopold Mozart (1719 – 1787) berichtete in verschiedenen<br />
Briefpassagen von Zusammenkünften „beym Eizenberger“.<br />
Teilweise kann nicht eindeutig geklärt werden, ob<br />
er sich auf die Gastwirtschaft „Zum Mohrenkopf“ oder<br />
aber auf den Gutshof außerhalb der Stadt bezogen hatte.<br />
In seinen Briefen belegt der Komponist, dass sich das gesellschaftliche<br />
Leben der <strong>Salzburg</strong>er „beym Eizenberger“<br />
abspielte. Viele Musik- und Tanzabende wurden hier veranstaltet.<br />
So kann durchaus angenommen werden, dass<br />
sich das eine oder andere Mal die heitere Runde auch in<br />
der Buschenschank in Mülln traf.<br />
Am 26. September 1777 schrieb Vater Mozart an seinen<br />
Sohn Wolfgang Amadeus Mozart wie folgt:<br />
„Vergangenen Freytag hat Hr. Kolb den fremden Kaufleuten<br />
eine grosse Musik gegeben (…). Er geigte Dein<br />
Concert, und Nachtmusik, und dann hiess es, da die<br />
Musik so sehr belobt wurde und ein erstaunlicher Lerm<br />
und geklatsch war, das ist die Composition eines guten<br />
Freundes der nicht mehr hier ist, dann schrie alles:<br />
schade daß wir ihn verloren haben! Das war beym<br />
Eizenberger im Saal. auf die letzte wurde alles besoffen;<br />
sie trugen einander auf den achseln in Pricession herum,<br />
und stossten an den in der Mitte hängenden Luster oder<br />
grossen Hängeleuchter, zerbrachen die mittere Schaale<br />
und andere Stücke, so daß man das zerbrochene wieder<br />
muß von Venedig ergenzen lassen, folglich die Stücke<br />
nach Venedig schicken.“<br />
Diese Briefpassage bekundet zum einen den öffentlichen<br />
Protest der Entlassung von Wolfgang Ama deus<br />
Mozart (1756 – 1791) durch Erzbischof Hieronymus Graf<br />
Colloredo 9 , zum anderen berichtet Leopold Mozart<br />
von der prachtvollen Ausstattung der Gaststuben des<br />
Eizenberger hofes. Nicht eindeutig geklärt werden kann,<br />
ob sich diese Begebenheit im Müllner Eizenbergerhof,<br />
dem heutigen <strong>Literaturhaus</strong>, oder im Haus Judengasse 9<br />
in der Innenstadt abspielte.<br />
In den Sommermonaten veranstaltete der Mohrenwirt<br />
wohl des Öfteren ein Bölzelschießen. 10 Da Erzbischof<br />
Hierony mus Graf Colloredo jegliche Unterhaltung – das<br />
Tanzen, Musizieren und Spielen – an Sonn- und Feiertagen<br />
bis vier Uhr nachmittags in Privat-, Gast- und<br />
9 <strong>Salzburg</strong> war seit dem 14. Jahrhundert<br />
ein souveräner Kirchenstaat im Heiligen<br />
Römischen Reich Deutscher Nation und<br />
fiel erst nach Mozarts Tod an die Habsburger<br />
und das Kaiserreich Österreich.<br />
Herrscher von <strong>Salzburg</strong> waren die Fürsterzbischöfe,<br />
seit 1772 eben Colloredo,<br />
der im selben Jahr Wolfgang Amadeus<br />
Mozart zum besoldeten Konzertmeister<br />
der <strong>Salzburg</strong>er Hofkapelle ernannte. Da<br />
Mozart allerdings seine Reisetätigkeit<br />
nicht einschränkte, kam es zum Streit mit<br />
dem sparsamen Herrscher, der Mozart das<br />
Reisen verboten hatte. Nach erfolglosen<br />
Bitten um Urlaub endete das Verhältnis<br />
1777 mit Abschied und Entlassung. Nach<br />
dem Tod seiner Mutter in Paris 1778 begab<br />
sich der 22jährige Mozart widerwillig<br />
zurück nach <strong>Salzburg</strong> und erhielt die<br />
vakante Stelle des Hoforganisten. Das Engagement<br />
ging zwanzig Monate gut, das<br />
Verhältnis zum Erzbischof blieb jedoch<br />
gespannt, da ihm dieser wieder einträgliche<br />
Konzertmitwirkungen verbat. Nach<br />
einer Reise zur Uraufführung seiner Oper<br />
„Idomeneo“ nach München kam es zum<br />
endgültigen Bruch zwischen Colloredo<br />
und Mozart, der gegen den Willen seines<br />
Vaters nach Wien zog.<br />
10 Hierbei wurde mit sogenannten Windoder<br />
Bölzelbüchsen, einer historischen<br />
Version des Luftdruckgewehrs, auf 18<br />
mal 18 Zentimeter große Holz- oder<br />
Papierscheiben aus einer Distanz von acht<br />
bis zehn Metern geschossen, die oftmals<br />
mit bunten Motiven und frechen Texten<br />
bemalt waren.<br />
26 27
Der Eizenbergerhof in der Mozartzeit<br />
19. und 20. Jahrhundert:<br />
Glück im Unglück<br />
Abbildung „Mozart und Bäsle“ auf einer<br />
Zielscheibe zum Bölzelschießen<br />
Kaffee häusern untersagt hatte, verbrachte die wohlhabende<br />
Gesellschaft ihre Freizeit in den Schießständen<br />
der Vorstädte. Nach diesem Vergnügen zog es die <strong>Salzburg</strong>er<br />
zum Sonntagsbraten in die Gaststätten und zum<br />
anschließenden Kartenspielen. Leopold und Wolfgang<br />
Amadeus Mozart berichten über hundert Mal von solchen<br />
Bölzelschussveranstaltungen. Zweimal, 1771 und 1779,<br />
wurden diese auch im „Müllner Eyzenberger“ abgehalten,<br />
schildert Leopold Mozart.<br />
Im Brief vom 11. Juni 1778 schreibt Vater Mozart über<br />
Hochzeitsgesellschaften, die ebenfalls „beym Eizenberger“<br />
abgehalten wurden, unter anderem jene des Stadtrates<br />
Nikolaus Anton Nicolodoni und der Maria Anna<br />
Gschwendtner.<br />
Die vielen Veranstaltungen, die am Gutshof in Mülln<br />
stattfanden, weckten die Missgunst anderer Gastwirte.<br />
So beschuldigte beispielsweise der Krimplstätter-Wirt<br />
Rochus Hofer den Weingastgeb Johann Sigbert Mühlbacher<br />
sowie den Bärenwirt der Ausweitung ihrer „Gerechtsame“<br />
– ein bis ins 19. Jahrhundert gebräuchliches<br />
Wort für die „Gerechtigkeit“, mit der man etwas tat, besaß<br />
oder nutzte (hier wohl Konzession bzw. Lizenz) – und des<br />
unerlaubten Weinausschankes.<br />
Der Eizenbergerhof liegt heute in Lehen, dem<br />
bevölkerungsmäßig dichtesten Teil <strong>Salzburg</strong>s.<br />
Das Wort Lehen leitet sich wohl von „Loh“ bzw.<br />
„Löhen“ ab, einer alten Bezeichnung für sumpfige Wiesen.<br />
Bis in das 19. Jahrhundert war der Stadtteil – großteils<br />
Überschwemmungsgebiet der Flüsse Salzach und Glan –<br />
schwach besiedelt. 1860 wurden die Bahnlinie von <strong>Salzburg</strong><br />
nach München und die Eisenbahnbrücke eröffnet,<br />
fortan trennte der Bahndamm den Eizenbergerhof von<br />
Mülln. 1874 kam es zu ersten Bautätigkeiten im Bereich der<br />
heutigen Gaswerkgasse. 1902 wurde eine Hauptverkehrsader<br />
der Stadt, die Ignaz-Harrer-Straße, angelegt und die<br />
Lehener Brücke (einst Erzherzog-Ludwig-Viktor-Brücke)<br />
eröffnet, 1906 die systematische Asphaltierung von Straßen<br />
in Angriff genommen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
setzte auch die Verbauung mit Wohn- und Geschäftshäusern<br />
im Stil der Spätgründerzeit ein, davon gibt es nur<br />
noch wenige Objekte. Zwischen 1924 und 1930 begann der<br />
soziale Wohnbau zwischen den Kirchtürmen von Mülln,<br />
Maxglan und Liefering das Stadtteilbild zu prägen. 11<br />
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Eizenbergerhof<br />
– nahe der Salzach im Süden von Lehen –<br />
Eigentum der Familie Maß, weshalb das Anwesen bis in<br />
das 20. Jahrhundert ebenso den Namen Maß- oder<br />
Massenhof trug.<br />
11 Nach dem Ersten Weltkrieg war die<br />
Bevölkerung <strong>Salzburg</strong>s weiter gewachsen.<br />
1934 gab es bereits 40.000 Bewohner<br />
im noch kleinen Stadtgebiet, mit den<br />
Eingemeindungen ab Mitte der 1930er<br />
<strong>Jahre</strong> stieg die Einwohnerzahl sprunghaft<br />
auf 77.000 an. Heute leben rund<br />
150.000 Menschen in der viertgrößten<br />
Stadt Österreichs (und über 300.000 in<br />
der Region). Jeder zehnte <strong>Salzburg</strong>er<br />
wohnt im Stadtteil Lehen, der eine relativ<br />
hohe Zahl an Migranten aufweist und von<br />
sozialen Wohnbauten geprägt ist.<br />
28 29
19. und 20. Jahrhundert: Glück im Unglück Die <strong>Salzburg</strong>er Bücherverbrennung<br />
Als am 22. Februar 1904 Georg und Magdalena Höck die<br />
Weltkrieg (1914 – 1918) überließ die Stadt Haus und Grund<br />
Immobilie um 68.000 Kronen erwarben, wurden Unter-<br />
dem Innsbrucker Militärkommando als Quartier für<br />
lagen, Baubestandsaufnahmen und Pläne in einem Akt<br />
dessen berittene Truppen. Ab 1918 wurde die Liegenschaft<br />
der Stadtgemeinde angelegt. Der Besitzungsplan, auf-<br />
wieder von der Stadt als Wohnimmobilie genutzt.<br />
geteilt in verschiedene Parzellen, gibt Information über<br />
Ausmaße des gesamten Gutes. Die Liegenschaft Georg<br />
Auch <strong>Salzburg</strong> war in den 1920er <strong>Jahre</strong>n vom verlore-<br />
Höcks umfasste 30.219 m² ohne die Straßenzüge. Auf dem<br />
nen Weltkrieg gezeichnet, in der Landeshauptstadt kam<br />
Blick über Mülln auf die Stadtteile Lehen<br />
(mit dem Eizenbergerhof) und Liefering<br />
Grundstück befanden sich neben dem Hof ein Stall für<br />
insgesamt zwölf Rinder und ein Obstgarten.<br />
es gegen Kriegsende durch eine hungrige Volksmenge<br />
zu Unruhen und Plünderungen, die Wirtschaft erholte<br />
sich nur langsam. Ein Zusammenschluss mit Deutsch-<br />
Zu dieser Zeit wurden die Räumlichkeiten des Eizenbergerhofs<br />
zu Wohnungen adaptiert, in jedem Geschoß<br />
land wurde von vielen als einzige Überlebenschance des<br />
kleinen Restösterreich betrachtet. 13 Der Einmarsch der<br />
<strong>Salzburg</strong>er Bücherverbrennung 1938<br />
12 Die Hausbewohner sind in dem Akt der<br />
Stadtgemeinde angeführt: J. Schlager,<br />
Rupert Maier, Matthias Fellner, Anton<br />
Schmidbauer, Johann Kowar sowie das<br />
Ehepaar Höck. Die Mieten betrugen<br />
zwischen 124 und 483 Kronen. Die Wiesen<br />
und Ackergründe um die Wallnergasse<br />
pachtete Franz Danter um 340 Kronen<br />
monatlich.<br />
waren zwei Parteien untergebracht. 12<br />
Jetzt erregte auch das schöne Innere des Hauses Aufmerksamkeit.<br />
Am 22. März 1904 verfasste der damalige Leiter<br />
des <strong>Salzburg</strong>er Museums Carolino Augusteum (heute <strong>Salzburg</strong><br />
Museum), Dr. Alexander Petter, ein Gutachten über<br />
den Zustand der frühbarocken Kassettendecke aus Holz –<br />
und zeichnete sie als kunsthistorisch wertvoll aus.<br />
Gegen Ende des <strong>Jahre</strong>s 1904 erwarb die Stadtgemeinde<br />
<strong>Salzburg</strong> die Immobilie und verpachtete sie. Ein Akt des<br />
<strong>Salzburg</strong>er Stadtarchivs vom 14. November 1908 protokolliert<br />
den Pachtvertrag des Massenhofes von Anton<br />
Wurmsdobler, einem Holzhändler aus Lehen. Im Ersten<br />
deutschen NS-Truppen am 12. März 1938 wurde von den<br />
<strong>Salzburg</strong>ern mit großem Jubel begrüßt, viele hofften<br />
auf Arbeit. 14 Am 30. April 1938 fand am <strong>Salzburg</strong>er Residenzplatz<br />
die einzige inszenierte Bücherverbrennung<br />
auf österreichischem Boden statt, die sich gegen Bücher<br />
jüdischer Schriftsteller und vor allem gegen katholische<br />
Autoren und gegen Politiker des Ständestaates richtete. 15<br />
Während der Reichskristallnacht im November wurden<br />
auch in <strong>Salzburg</strong> jüdische Geschäfte verwüstet und die<br />
Einrichtung der Synagoge zerstört.<br />
Zeitzeugen geben über die Geschichte des Eizenbergerhofs<br />
im 20. Jahrhundert Auskunft. So erinnert sich Karl<br />
Larcher, 1940 in einem kleinen Raum des zweiten Stock-<br />
13 Am 29. Mai 1921 wurde in <strong>Salzburg</strong> eine<br />
inoffizielle Volksabstimmung über den<br />
Anschluss an Deutschland durchgeführt,<br />
sie ergab 98.986 Pro-Stimmen, nur 889<br />
Personen stimmten dagegen.<br />
14 Die Volksabstimmung am 10. April 1938<br />
brachte 157.595 Stimmen für und nur 463<br />
Stimmen gegen den „Anschluss“ an Nazi-<br />
Deutschland.<br />
15 Der austrofaschistische Ständestaat von<br />
1934 bis 1938 war ein antiliberaler Staat,<br />
der sich als Gegner des NS-Deutschland<br />
verstand, es aber kopierte. Begründer war<br />
Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der<br />
beim Juliputsch 1934 durch österreichische<br />
Nationalsozialisten ermordet wurde.<br />
Nachfolger als „Führer“ des Ständestaates<br />
wurde Bundeskanzler Kurt Schuschnigg,<br />
der 1938 unter dem politischen und militärischen<br />
Druck des NS-Regimes seinen<br />
Rücktritt erklärte und den Weg für den<br />
„Anschluss“ freimachte.<br />
30 31
Der Zweite Weltkrieg<br />
<strong>Salzburg</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
<strong>Salzburg</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
(US-Fliegeraufnahme)<br />
16 Von 16. Oktober 1944 bis 1. Mai 1945<br />
erlebte <strong>Salzburg</strong> 15 amerikanische<br />
Luftangriffe aus großer Höhe, weil man<br />
die Flugabwehr fürchtete. Dadurch verfehlten<br />
zahlreiche Bomben den Bahnhof<br />
als strategisches Ziel, sie fielen auch auf<br />
andere Stadtgebiete. Über 500 Menschen<br />
starben, rund 40 Prozent der städtischen<br />
Gebäude wurden beschädigt, darunter<br />
der Dom und Mozarts Wohnhaus. Die<br />
Beseitigung aller Schäden und der Wiederaufbau<br />
dauerten rund 15 <strong>Jahre</strong>.<br />
Noch heute werden bei Bauarbeiten<br />
Blindgänger gefunden.<br />
werkes geboren und über 60 <strong>Jahre</strong> Bewohner des Hauses,<br />
an die Zeit während und unmittelbar nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg (1939 – 1945). Auf dem Grundstück habe damals<br />
die Kohlenhandlung Kirchgassner Lagerräume besessen,<br />
außerdem seien eine VW-Werkstätte sowie eine Scheune,<br />
ein Heustadel und eine Waschküche gegenüber dem<br />
Hauseingang platziert gewesen. Die damalige Wallnergasse<br />
sei hinter dem Anwesen verlaufen, der Bahnstrecke<br />
entlang, die Verbindung zur Strubergasse samt Einfahrt<br />
zum Haus Nr. 23 erst später errichtet worden. Den Eizenbergerhof<br />
bewohnten laut Erinnerung des ehemaligen<br />
Kaminschleifers neun Parteien mit insgesamt 27 Kindern<br />
– ein Leben auf engstem Raum.<br />
Es war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis Oktober<br />
1944 gab es in <strong>Salzburg</strong> oft Luftalarm, dem allerdings<br />
keine Angriffe folgten. Die meisten Bürger hofften, dass<br />
die Mozart- und Festspielstadt verschont bleiben würde.<br />
Der erste, für viele überraschende Bombenangriff forderte<br />
dann 245 Tote, man zählte viele Verletzte, Gebäude<br />
wurden zerstört oder beschädigt, tausende Menschen<br />
verloren ihre Wohnungen. 16 Im Gedächtnis blieb Herrn<br />
Larcher das Bombardement vom 28. April 1945: „Glücklicherweise<br />
schlug die Bombe einige hundert Meter neben<br />
dem Wohnhaus ein, die Bewohner blieben unverletzt<br />
und der Eizenbergerhof unbeschädigt.“ Eine andere Erinnerung<br />
des ehemaligen Hausbewohners ist jene an einen<br />
Nachmittag im Frühjahr 1945, als die Bewohnerinnen des<br />
Hauses weiße Leintücher aus den Fenstern hängten. Ein<br />
Zug hielt direkt vor dem Eizenbergerhof an, und amerikanische<br />
Soldaten verteilten Schokolade und Lebensmittel<br />
an die Kinder.<br />
Bilder:<br />
• Lehen, Lehener Brücke (Fliegeraufnahme)<br />
• Bombardierung <strong>Salzburg</strong>s<br />
• Stolperstein in Lehen<br />
• US-Soldaten im Café Tomaselli<br />
• Wohnbaracken-Flüchtlinge,<br />
Lehen 1953<br />
32
Restaurierung<br />
und Kunst am Bau<br />
Zu Renovierung und Umbau von Martina Pohn<br />
17 Die Kosten für die Renovierung beliefen<br />
sich insgesamt auf 13 Millionen Schilling<br />
(945.000 Euro).<br />
Die heutige Bibliothek im<br />
1. Stock vor der Renovierung<br />
I<br />
genutzt, Wasser und Toiletten gab es nur am Gang. Das<br />
n der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfiel<br />
der Eizenbergerhof zunehmend. Bis 1988<br />
wurde das Gebäude als Substandard-Wohnhaus<br />
oberste Stockwerk diente zuletzt als Büro und Werkstätte<br />
für die Restauratoren Conrad Dorn und Ursula Mair, im<br />
Erdgeschoß wohnte die Familie Larcher mit Kindern und<br />
Katzen.<br />
Bereits ab 1986 begannen Überlegungen, den Eizenbergerhof<br />
zu einem öffentlich zugänglichen Ort umzubauen.<br />
Im Mai 1987 wurde ein Nutzungskonzept vorgelegt, das<br />
die Immobilie als Kreativzentrum für den Stadtteil Lehen<br />
vorsah. Im April 1989 wurde entschieden, die Immobilie<br />
als <strong>Literaturhaus</strong> sowie als Sitz einiger Dritte-Welt-Gruppen<br />
zu nutzen; die Entscheidung fiel dann ausschließlich<br />
zugunsten der Literatur. Die Stadt gab den Auftrag, das<br />
denkmalgeschützte Haus entsprechend zu renovieren. 17<br />
Von 1988 bis zum <strong>Jahre</strong>sende 1990 wurden Restaurierungsarbeiten<br />
an dem zweistöckigen Gebäude durchgeführt.<br />
Schon die Bauverhandlungen legten offen, dass die<br />
Anliegen des Bundesdenkmalamtes und der Baubehörde<br />
schwer zu vereinbaren waren. Probleme bereiteten vor<br />
allem die Installation von Toilettenanlagen sowie der<br />
Einbau eines behindertengerechten Liftes. Hierfür wurde<br />
der bereits bestehende Abort-Erker erweitert und somit<br />
Platz für Nebenräume geschaffen.<br />
Die originalen Barocktüren und ihre kunstvollen Beschläge<br />
mussten – bis auf drei der alten Holztüren im zweiten<br />
Stock – genormten Brandschutztüren weichen. Zwischendecken<br />
und Zwischenwände, die bei der Adaptierung zum<br />
Wohnhaus Anfang des 20. Jahrhunderts in den über vier<br />
Meter hohen Räumen eingezogen worden waren, wurden<br />
entfernt. Dadurch konnte im obersten Geschoß das<br />
originale Raumgefüge wieder hergestellt werden. Im Flur<br />
des ersten Stockwerks wurde eine Säule aus Naturstein<br />
aus der Zeit um 1600 freigelegt, sie ziert diesen Bereich<br />
noch heute. Die Gänge und der Eingangsbereich sind<br />
kreuzgratgewölbt und teilweise noch mit den originalen<br />
Adneter Marmor-Platten ausgelegt. Die hölzerne Treppe<br />
in das erste Obergeschoss wurde während der Renovierungsarbeiten<br />
zu einem Treppenaufgang aus Marmor<br />
umgebaut.<br />
Kreuzgratgewölbe im Eingangsbereich<br />
34 35
Restaurierung und Kunst am Bau<br />
Der zweimal übersiedelte Brunnen<br />
Größten Wert legte das Bundesdenkmalamt auf die<br />
Restaurierung der frühbarocken Kassettendecken. Der<br />
Öl farbenanstrich aus dem 19. Jahrhundert wurde abgebeizt<br />
und der Perlstab, der die Decken und Kassetten<br />
rahmte, an einigen Stellen ergänzt. Abschließend wurde<br />
die Decke leicht gebeizt und matt gewachst.<br />
Die Fassade erhielt eine einheitliche Gestaltung. An<br />
einigen Fenstern wurden Natursteingewände freigelegt.<br />
Da sie jedoch zu viele Fehlstellen aufwiesen, wurde von<br />
Ausbesserungsarbeiten abgesehen. Die Denkmalpflege<br />
entschied sich für einheitliche, zweiflügelige Pfostenstockfenster.<br />
Der Rieselputz aus dem späten 19. Jahrhundert<br />
blieb erhalten. Die schlichte Fassade schmücken ein<br />
tiefes Rundbogenportal sowie ein darüber angebrachter<br />
Pferdekopf aus Marmor. Das abgebrochene Horn wurde<br />
2015 erneuert. Dieser Kopf eines Einhorns schmückte<br />
einst als Wasserspeier einen Wandbrunnen des <strong>Salzburg</strong>er<br />
Barockbildhauers Andreas Götzinger. Zwischen 1695<br />
und 1700 fertigte er im Auftrag des Erzbischofs Johann<br />
Ernst Graf von Thun und Hohenstein zwei identische<br />
Brunnen, deren Wasserspeier das Wappentier der Familie<br />
Thun – das Einhorn als Zeichen des fürstlichen Edelmutes<br />
– darstellen sollten. Beide Wandbrunnen wurden im<br />
großen Hof des fürsterzbischöflichen Marstalles aufgestellt.<br />
Im Zuge der Umbauarbeiten des ehemaligen<br />
Hofstalles in den 1920er <strong>Jahre</strong>n – unter der Leitung des<br />
Architekten Clemens Holzmeister – wurden beide Brunnen<br />
in den Eingangsbereich des Festspielhauses transferiert.<br />
Ein NS-Bombenanschlag am 17. Mai 1934 zerstörte<br />
den rechten Wandbrunnen jedoch fast vollständig. Allein<br />
der Einhorn-Wasserspeier blieb intakt. Auf Betreiben des<br />
Denkmalpflegers Conrad Dorn wurde dieser als „Türwächter“<br />
an der Fassade des Eizenbergerhofes angebracht.<br />
Kaum bekannt ist den meisten Besuchern des <strong>Literaturhaus</strong>es<br />
wohl, dass – bis zu seiner Verlegung in die Plainstraße<br />
nebst der St. Elisabeth-Kirche Ende der 1980er<br />
<strong>Jahre</strong> – ein Brunnen der <strong>Salzburg</strong>er Künstlerin Hilde<br />
Heger den Vorgarten des Eizenbergerhofs zierte. 18<br />
Der Fischputtobrunnen, der im Zuge der Renovierung des<br />
Hauses abgetragen wurde, war eine Auftragsarbeit des<br />
<strong>Salzburg</strong>er Stadtvereines und wurde ursprünglich 1954<br />
anstelle eines Nutzbrunnens aus Gusseisen am Hildmannplatz<br />
vor dem Neutor montiert. Als in den 1970er<br />
<strong>Jahre</strong>n die Mönchsberg-Garagen angelegt wurden, musste<br />
der Brunnen den neuen Straßenzügen weichen und<br />
wurde 1976 vor dem Eizenbergerhof platziert, wo er fast<br />
15 <strong>Jahre</strong> stand. Der Brunnen besteht aus Konglo merat,<br />
die Plastik ist aus Bronze. Die Brunnenszene wirkt lebendig<br />
und heiter.<br />
18 Viele Plastiken der 1899 in St. Johann<br />
im Pongau geborenen und 1998 in<br />
<strong>Salzburg</strong> gestorbenen Künstlerin bereichern<br />
das <strong>Salzburg</strong>er Stadtbild. Eine der<br />
bekanntesten Brunnenanlagen ist der<br />
Papagenobrunnen in der Pfeiffergasse.<br />
36 37
Der neue H.C. Artmann-Platz<br />
Heute wird in Lehen gewiss be dauert, dass der Wasserbrunnen<br />
nicht mehr vor dem <strong>Literaturhaus</strong> steht – am<br />
H.C. Artmann-Platz, wie der Ort offiziell von der Stadt<br />
<strong>Salzburg</strong> im Frühjahr 2003 auf Vorschlag des Vereins<br />
<strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong> Eizenbergerhof benannt wurde.<br />
19 2014 wurde hier erneut Geschichte geschrieben: Die<br />
lang geplante Neugestaltung des Vorplatzes – bis dahin<br />
kaum beachtet – wurde in Angriff genommen. Gemeinsam<br />
mit der Dichter-Witwe und Autorin Rosa Artmann-<br />
Pock wurde der umgestaltete Platz am 12. Juni 2015 feierlich<br />
eröffnet – mit drei Sitzmöbeln aus den Initialen H, C<br />
und A. Es entstand ein öffentlicher Platz, der Besuchern<br />
des <strong>Literaturhaus</strong>es wie Nachbarn des Stadtwerke-Areals<br />
Raum zum Verweilen bietet und sich der urbanen Umgebung<br />
des Stadtviertels anpasst.<br />
<strong>Literaturhaus</strong>-Bar einst, ab 2009 hc-café<br />
(gewidmet H.C. Artmann)<br />
19 Der Dichter H.C. Artmann (1921-2000)<br />
hatte über zwanzig <strong>Jahre</strong> in <strong>Salzburg</strong><br />
gelebt und das „schönste <strong>Literaturhaus</strong>“,<br />
so der Büchnerpreisträger, mit seiner<br />
Lesung im Herbst 1991 eröffnet. In<br />
Erinnerung an den Schriftsteller wird seit<br />
2008 gemeinsam mit der Stadt <strong>Salzburg</strong><br />
das H.C. Artmann-Stipendium vergeben.<br />
Den wenigsten <strong>Salzburg</strong>erinnen und <strong>Salzburg</strong>ern ist der<br />
historische Wert des Eizenbergerhofes bewusst, obwohl<br />
schon einst berühmte und vornehme Gäste, wie die<br />
Familie Mozart, in seinen prachtvollen Räumlichkeiten<br />
zahlreiche Feste feierten. Durch die Widmung als Haus<br />
für Literaturen aus Österreich und aller Welt wurde es<br />
der Öffentlichkeit wieder geschenkt und lädt heute zum<br />
Besuch und zur Auseinandersetzung ein.<br />
Martina Pohn<br />
38
Vor der Renovierung des<br />
Eizenbergerhofs waren die<br />
frühbarocken Holzkassettendecken<br />
durch eingezogene<br />
Zwischendecken verborgen.
Die Literatureinrichtungen<br />
und ihre Geschichte /n<br />
43<br />
Foto: Wolfgang H. Wögerer
Der Trägerverein<br />
<strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong> Eizenbergerhof<br />
Das <strong>Literaturhaus</strong>-Team: v.l.n.r. Verena<br />
Schweiger, Peter Fuschelberger, Tomas<br />
Friedmann, Waltraud Hochradl, Brigitte<br />
Promberger und Amra Alagic<br />
Seit 1991 fanden im <strong>Literaturhaus</strong><br />
<strong>Salzburg</strong> rund 5.000 Veranstaltungen<br />
mit über 300.000 Besuchern statt, gut<br />
die Hälfte wurde vom Trägerverein<br />
organisiert, der sich um die Infrastruktur<br />
und Werbung kümmert und zu dem das<br />
Junge <strong>Literaturhaus</strong> gehört. Viele bedeutende<br />
österreichische und europäische<br />
Schriftsteller sind regelmäßig zu Gast.<br />
Besonders beachtet sind u.a. das Festival<br />
„Europa der Muttersprachen“ (seit 1995)<br />
und das Krimifest (seit 2009) sowie Ausstellungen,<br />
Poesie-Nächte, die jährliche<br />
liteRADtour, die Büchertankstelle und<br />
(internationale) Netzwerk-Projekte.<br />
J<br />
Haus ist wirklich erstklassig, Ihre Arbeit sehr engagiert!<br />
a, Andrej Kurkow hat recht, nickt der ukrainische<br />
Botschafter aus Wien bei seinem <strong>Salzburg</strong>-<br />
Besuch und schüttelt stattlich meine Hand, Ihr<br />
Die Anerkennung freut – und erinnert mich sofort an den<br />
mitternächtlichen Spaziergang durch <strong>Salzburg</strong> mit dem<br />
stets willkommenen, ironischen Schriftsteller aus Kiew,<br />
der nach eigenen Angaben heute nicht mehr elf, sondern<br />
nur mehr sieben Sprachen spricht. Mit dabei seine<br />
Kollegin Maria Matios aus der Bukowina, die ihr poetischpolitisches<br />
Roman-Debüt in einem österreichischen<br />
Verlag publiziert hat. Sie ist zum ersten Mal bei uns – und<br />
weil zwischen später Zug-Ankunft, Lese-Abend, Hotel-<br />
Schlaf und früher Zug-Weiterfahrt keine Zeit untertags<br />
bleibt, zeige ich ihr und Andrej, der schon zweimal im<br />
<strong>Literaturhaus</strong> war, die Trakl-Stadt bei Nacht und Nebel.<br />
Zu später Stunde sind die Gassen und Plätze leer, nur der<br />
Würstelstand ist belebt. Bei unserem nächsten Treffen<br />
auf der Buchmesse werde ich hören, dass es sein bestes<br />
Mitternachtsessen war, das er nie vergessen wird ...<br />
Hunderte Geschichten lassen sich aus den vergangenen<br />
<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n erzählen: Von einem Dichter, der irrtümlich<br />
einen verkehrten Hotel-Schlüssel nahm und so tief im<br />
falschen Bett schlief, dass er das Klopfen seines ausgesperrten<br />
Übersetzers nicht hörte. Von der einst bekannten<br />
Autorin, die sich nicht nur zwölf leere Taschen tragen<br />
ließ, sondern um eine Öl-Massage bat. Von der zufälligen<br />
Begegnung eines persischen Dichters mit heftigen<br />
Zahnschmerzen und seinem behandelnden iranischen<br />
Arzt und Leser im <strong>Salzburg</strong>er Landeskrankenhaus. Viele<br />
solcher Anekdoten spielen nachts, vor und nach einer<br />
Veranstaltung, einige auch während dieser; so z. B. die<br />
Geschichte von dem Autor mit Lampenfieber, der sich<br />
kurz vor der Lesung heimlich betrank und, dadurch<br />
leseunfähig geworden, schlafend seine eigene Buchpräsentation<br />
versäumte ... Oder der berühmte, inzwischen<br />
verstorbene Schauspieler, der trotz heftigen Winkens<br />
seiner Assistentin in der ersten Reihe nicht erkannte, dass<br />
er statt des ersten Gedichts die Lyrik-Titel aller Gedichte<br />
hintereinander deklamierte.<br />
Alle Geschichten, die hier vorgelesenen und erzählten<br />
Texte, die Gedanken und Gespräche, das Lachen und das<br />
Schweigen hört und spürt man im 400 <strong>Jahre</strong> alten Eizenbergerhof.<br />
So wurde aus dem historischen Ort mit wechselhafter<br />
Geschichte nach der Renovierung und Adaptierung<br />
Anfang der 1990er <strong>Jahre</strong> zuerst ein Geheimtipp für Leserinnen<br />
und Leser und schließlich das attraktive <strong>Literaturhaus</strong><br />
<strong>Salzburg</strong>, wo das Leben zur Sprache kommt.<br />
Tomas Friedmann<br />
Nach Oslo und London beim dritten Netzwerktreffen<br />
europäischer Literaturhäuser<br />
2015 in Port Cultural Cetate, eingeladen<br />
vom rumänischen Autor und Bürgerrechtler<br />
Mircea Dinescu (re.), der 1996 beim<br />
Festival „Europa der Muttersprachen“ im<br />
<strong>Literaturhaus</strong> <strong>Salzburg</strong> zu Gast war.<br />
44 45
Junges <strong>Literaturhaus</strong><br />
Das bunte Programm<br />
Mehr als 4.000 Kinder und Jugendliche<br />
sind alljährlich in das Programm des<br />
Jungen <strong>Literaturhaus</strong>es miteingebunden.<br />
Circa 20 Veranstaltungen und Projekte<br />
organisiert das Junge LH jedes Jahr außerhalb<br />
der Stadt <strong>Salzburg</strong>.<br />
Felix und Felix lesen vor großem Publikum<br />
aus ihren eigenen Geschichten, die in<br />
Schreibwerkstätten mit professionellen<br />
AutorInnen entstanden sind.<br />
ine Mutter ruft mich an und fragt, was da am<br />
Vormittag im <strong>Literaturhaus</strong> losgewesen sei,<br />
noch nie sei ihr neunjähriger Sohn so begeis-<br />
E<br />
tert von der Schule nach Hause gekommen. Eine Lehrerin<br />
mailt uns Reaktionen ihrer SchülerInnen nach<br />
einem <strong>Literaturhaus</strong>-Besuch: „Cool war, dass wir vom<br />
<strong>Literaturhaus</strong> zwei neue Bücher für die Schulbibliothek<br />
bekommen haben, in die uns der Autor gleich etwas<br />
hineingezeichnet hat.” Und der 13-jährige Leo postet:<br />
„Das Buch wurde so interessant vorgestellt, dass ich es<br />
mir dann auch gleich gekauft habe.“ Rückmeldungen<br />
dieser Art beflügeln und helfen mir bei der Konzeption<br />
des Programms für das Junge <strong>Literaturhaus</strong>, das auch<br />
immer wieder von jungen Menschen selbst (mit)gestaltet<br />
wird. Durch regelmäßige Begegnungen mit AutorInnen<br />
aus dem In- und Ausland, in Schulprojekten, in Kreativwerkstätten<br />
und weiteren Formaten bieten wir Menschen<br />
von 5 bis <strong>25</strong> die Möglichkeit, sich aktiv mit Texten in all<br />
ihren künstlerischen und medialen Erscheinungsformen<br />
auseinanderzusetzen, über ihre Entstehung zu hören,<br />
das Schreiben (fernab von Schulnoten) selbst zu erleben<br />
und über den Beruf „Schriftsteller” zu reflektieren.<br />
Das Junge <strong>Literaturhaus</strong> ist im eigenen Haus ebenso gut<br />
vernetzt wie mit Partnern in Stadt und Land <strong>Salzburg</strong>,<br />
und bei vielen Aktivitäten arbeite ich eng mit PädagogInnen<br />
zusammen. Auch die LehrerInnen-Beratung in<br />
Sachen Lesen und (kreativem) Schreiben gewinnt zunehmend<br />
an Relevanz. Mehrmals im Jahr fahre ich mit einer<br />
Schriftstellerin, einem Autor, „ins Land hinein”, damit<br />
auch SchülerInnen außerhalb der Stadt <strong>Salzburg</strong> möglichst<br />
unkompliziert an dieser wichtigen und direkten Art<br />
der Literaturvermittlung teilhaben können. Im Jungen<br />
<strong>Literaturhaus</strong> kommt das Leben erfrischend lebendig zur<br />
Sprache, nicht nur in deutscher.<br />
Das vielfältige Programm lebt durch die Phantasie, die<br />
Neugier, die „literarische Intuition“ der jungen Menschen<br />
und durch die Empathie und Kunst der eingeladenen<br />
AutorInnen. Diese bringen zwar manchmal sehr ernste<br />
Geschichten mit, doch oft wird auch herzlich gelacht,<br />
z. B. wenn Frank Schmeißer vom armen dreizehnjährigen<br />
Eduard vorliest, der als „weißes Schaf“ in seiner Familie<br />
ständig Ärger hat, weil er gern und freiwillig zur Schule<br />
geht und nicht wie der Rest der Familienmitglieder ein<br />
Taschendieb, ein Hochstapler oder ein Betrüger werden<br />
will. Oder etwa wenn Andrea Karimé erzählt, wie Onkel<br />
Mustafa den Mond vor dem Ertrinken gerettet hat.<br />
Peter Fuschelberger<br />
Ich möchte mich recht herzlich für euer<br />
Engagement bedanken und für das<br />
Organisieren einer so motivierenden<br />
Schreibwerkstatt. Meine Tochter ist hellauf<br />
begeistert. (eine Mutter)<br />
Wie erfrischend ist es doch, im Zug auf<br />
den Plakaten anstelle von Werbung „Junge<br />
Lyrik” lesen zu können. (ein Fahrgast<br />
in Reaktion auf die <strong>Literaturhaus</strong>-Plakat-<br />
Serie poetrain)<br />
Ich möchte euch noch einmal sagen,<br />
wie toll unsere SchülerInnen die Lesung<br />
letzten Freitag fanden. Die meisten von<br />
ihnen waren echt begeistert und wollten<br />
das Buch sofort mit nach Hause nehmen<br />
und lesen. (eine NMS-Lehrerin)<br />
How can you live in all this beauty?<br />
(Morton Rhue, US-amerikanischer<br />
Jugendschriftsteller beim Spaziergang<br />
durch <strong>Salzburg</strong>)<br />
Sofort nach der Veranstaltung mit Beate<br />
Dölling wollten alle ihre Bücher lesen.<br />
(eine Lehrerin aus dem Pinzgau)<br />
Danke für die so hervorragend organisierte<br />
Lesereise.<br />
(Autorin Beate Dölling)<br />
46 47
erostepost<br />
Das Salz in der Literatursuppe!<br />
erostepost aktuell: Lisa-Viktoria<br />
Niederberger, Peter Baier-Kreiner und<br />
Kurt Wölflingseder<br />
„<br />
… vielleicht sollten wir versuchen, das inhaltliche<br />
spektrum, das erostepost ausmacht, herauszuarbeiten<br />
… davon erzählen, dass da auch<br />
mal teenager auf der bühne sitzen oder lustige, schräge<br />
untersbergmenschen mit dem publikum gemeinsam<br />
keltengesänge anstimmen, dass aber trotzdem auch genug<br />
raum ist für „normale literatur“ ... ich glaub nämlich<br />
schon, dass diese mischung etwas ist, was uns von den<br />
anderen gruppierungen unterscheidet … dass das erostepost<br />
ist!“<br />
Sprach, vielmehr schrieb Lisa, seit Kurzem das junge<br />
schrieben und ist erstmals mit 2.000 Euro dotiert.<br />
erostepost, das war wohl nur zu Beginn eine „Männerliteraturgruppe“,<br />
mittlerweile ist sie (Oder er? Der erostepost?<br />
Oder es? Das erostepost? … Was ist das überhaupt<br />
für ein Name? … Wie ist der entstanden?) zu einer fixen<br />
Anlaufstelle für viele Nachwuchs-Schriftsteller/innen<br />
geworden, ob in der Zeitschrift, im Rahmen des Formates<br />
„Lesen lassen“ (vormals Readers Round Table) oder in<br />
eingeführten Reihen wie „Dichtes Lesen“ oder „Wir lesen<br />
uns die Münder wund“.<br />
erostepost: der/die/das; Literaturgruppe,<br />
Mitbegründerin des <strong>Literaturhaus</strong>es<br />
<strong>Salzburg</strong>; ins Leben gerufen 1987 von Dirk<br />
Ofner und Kurt Wölflingseder, ab 2009<br />
geführt von Kurt Wölflingseder und Peter<br />
Baier-Kreiner, seit 2015 unter Mitarbeit<br />
von Lisa-Viktoria Niederberger; Veranstalter<br />
von Lesungen, Perfor mances,<br />
Lesewettbewerben; gleichnamige<br />
Zeitschrift, zweimal jährlich, jeweils mit<br />
einem gattungs- und themenfreien Heft<br />
und einer Ausgabe zum Literaturpreis;<br />
und das Öl im Literaturgetriebe.<br />
Gesicht bei erostepost. Dem ist wenig hinzuzufügen. Dass<br />
erostepost, 1987 von Dirk Ofner und Kurt Wölflingseder<br />
gegründet, mittlerweile auch schon eine der ältesten<br />
Literatureinrichtungen <strong>Salzburg</strong>s ist, klingt da schon viel<br />
langweiliger. Muss aber auch gesagt werden.<br />
erostepost, das sind auch neue Namen: Nach dem frühen<br />
Tod von Dirk Ofner im November 2008 wurde die Gesellschaft<br />
in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt;<br />
seit 2009 führt Peter Baier-Kreiner gemeinsam mit Kurt<br />
Wölflingseder die Geschäfte, dem aktuellen Vorstand<br />
gehört u.a. die bekannte <strong>Salzburg</strong>er Autorin Margarita<br />
erostepost einst: Die Gründungsväter Dirk<br />
Ofner und Kurt Wölflingseder<br />
erostepost, das war zu Beginn ein Literaturstammtisch<br />
mit dem Ziel, eine Öffentlichkeit zu schaffen für junge<br />
deutschsprachige Autor/inn/en aller Nationen; sie sollten<br />
veröffentlicht und zu Lesungen eingeladen werden! Eine<br />
gewisse Kathrin Röggla war da dabei in der Anfangsphase,<br />
ein gewisser Josef Haslinger gewann 1989 den ersten<br />
erostepost-Literaturpreis; ihm sollten es später u.a. ein<br />
SAID oder eine Bettina Balàka gleichtun. Im erostepost-<br />
Fuchs an; als zusätzliche Mitarbeiterin ist die junge <strong>Salzburg</strong>er<br />
Schriftstellerin Lisa-Viktoria Niederberger mit im<br />
Boot – siehe oben.<br />
Und von mir darauf angesprochen, ob erostepost immer<br />
noch das Salz in der Literatursuppe sei, sagt Kurt<br />
Wölflingseder: Vielleicht sind wir das Chili im Curry! Oder<br />
war es das Currypulver im Chili? …<br />
Blickfang in bunt: Cover der Ausgabe 5 der<br />
erostepost<br />
Jubiläumsjahr 2017 wird der Preis zum 22. Mal ausge-<br />
Peter Baier-Kreiner<br />
48 49
Grazer Autorinnen Autorenversammlung<br />
GAV / <strong>Salzburg</strong><br />
1972<br />
versuchten in Graz einige Autorinnen und<br />
Autoren auf Initiative von Ernst Jandl,<br />
eine Reorganisation des Österreichischen<br />
P.E.N.-Zentrums zu erreichen. Konkreter Anlass war, dass<br />
der damalige Präsident des P.E.N. aus Protest gegen die<br />
Verleihung des Literaturnobelpreises an Heinrich Böll<br />
Das Büro der <strong>Salzburg</strong>er GAV wird seit fast 20 <strong>Jahre</strong>n von<br />
der <strong>Salzburg</strong>er Schriftstellerin Christine Haidegger geleitet,<br />
die zusammen mit Helene Hofmann 1990 den „Eizenbergerhof“<br />
entdeckt und als <strong>Literaturhaus</strong> mitbegründet<br />
hat.<br />
seine Funktion zurücklegte.<br />
Neben Manuskriptberatungen gibt es jährliche Veranstaltungsreihen<br />
wie „Lyrik im März“ und Einladungen an<br />
Christine Haidegger<br />
Vor allem die jüngere Generation der Avantgarde wollte<br />
ein autonomes Zentrum, das sich den neuen Sprach- und<br />
Literaturformen gegenüber aufgeschlossener zeigen<br />
sollte. 38 Literaten trafen sich daher 1973 in Graz im<br />
Forum Stadtpark und verbanden sich zur Grazer Autorenversammlung.<br />
Gründungsmitglieder waren u. a. Ernst<br />
Jandl, Friederike Mayröcker, H.C. Artman, Elfriede<br />
Jelinek und Peter Handke.<br />
KollegInnen für „Aus der Povinz“ sowie im Dezember das<br />
X-mas-Event schlechthin: „... und dann zünden wir den<br />
Christbaum an“ – ein Abend, für den die Autoren Fritz<br />
Popp, Rudolf Habringer und Eberhard Haidegger seit<br />
vielen <strong>Jahre</strong>n stets neue satirische Texte zum Weihnachtsfest<br />
liefern – hat Kultstatus gewonnen und findet immer<br />
an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt.<br />
Alle <strong>Jahre</strong> wieder: Kultlesung „... und<br />
dann zünden wir den Christbaum an“<br />
Ein Höhepunkt war 2012 das 40-Jahr-Jubiläum der GAV<br />
Inzwischen ist das Hauptbüro in Wien, und mit über 700<br />
Mitgliedern ist die GAV Österreichs größter literarischer<br />
Verein. Seit einigen <strong>Jahre</strong>n gibt es auch Zweigstellen<br />
in allen Bundesländern mit autonomen Budgets und<br />
Programmen, die vom Wiener Büro ideell und finanziell<br />
unterstützt werden. Reger Austausch untereinander ist<br />
in <strong>Salzburg</strong>, zu dem wir unsere bekannten Mitglieder<br />
Josef Haslinger (etliche <strong>Jahre</strong> GAV-Geschäftsführer) und<br />
Kathrin Röggla mit ihren Texten einluden und bei dem<br />
Andreas Renoldner sein Buch über „Die ersten 40 <strong>Jahre</strong>“<br />
der GAV vorstellte.<br />
die Regel, die jährliche Generalversammlung bringt am<br />
Vorabend Lesungen neuer Mitglieder und bietet Raum<br />
für Diskussionen zu literarischen und politischen Fragen.<br />
50 51
<strong>Salzburg</strong>er Literaturforum Leselampe<br />
SALZ – Zeitschrift für Literatur<br />
Christa Gürtler<br />
Barbara Stasta<br />
Magdalena Stieb<br />
Das <strong>Salzburg</strong>er Literaturforum Leselampe widmet<br />
sich seit 1968 mit AutorInnenlesungen der<br />
intensiven Auseinandersetzung mit deutsch-<br />
und fremdsprachiger Gegenwartsliteratur und organisiert<br />
unter dem Motto „Literatur im Gespräch“ ein vielseitiges<br />
Programm, bei dem die lebendige Begegnung und kritische<br />
Auseinandersetzung mit Gegenwartsliteratur und<br />
die Literaturvermittlung für verschiedene Zielgruppen im<br />
Mittelpunkt stehen. Das Veranstaltungsprogramm umfasst<br />
über 40 Termine pro Jahr, darunter auch mehrtägige<br />
Projekte.<br />
In den fast fünf Jahrzehnten des Bestehens waren mehr<br />
als 600 AutorInnen zu Gast, von Friedrich Achleitner<br />
bis Joseph Zoderer, von Ilse Aichinger bis Dane Zajc,<br />
bekannte und etablierte SchriftstellerInnen wie Ingeborg<br />
Bachmann, Elias Canetti, Günter Grass und Christa<br />
Wolf ebenso wie junge und unbekannte Talente. Und so<br />
manch <strong>Salzburg</strong>er Dichter wagte im Schein der Leselampe<br />
seinen ersten Auftritt – wie Wolf Haas, lange bevor sein<br />
erstes Buch veröffentlicht wurde.<br />
Die Einrichtung wurde im Umfeld des Instituts für Germanistik<br />
der Universität <strong>Salzburg</strong> gegründet. Mit der<br />
Eröffnung des <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Salzburg</strong> 1991 bezog die<br />
Leselampe als Mieter ihr Büro, bespielt mit allen anderen<br />
Literaturgruppen das <strong>Literaturhaus</strong> und versucht ihr<br />
eigenständiges Profil zu behalten und zu stärken.<br />
Seit 1975 zählt die Herausgabe der Zeitschrift SALZ zu<br />
den Aufgaben der Leselampe. Die Literaturzeitschrift<br />
erscheint 4x im Jahr mit Texten von international renommierten<br />
AutorInnen und jungen Talenten in Erstveröffentlichungen.<br />
Die Ausgabe mit dem Titel „Nahaufnahmen“<br />
präsentiert jährlich die neueste Literatur von<br />
<strong>Salzburg</strong>er AutorInnen und dokumentiert das literarische<br />
Leben von Stadt und Land <strong>Salzburg</strong> mit Beiträgen verschiedener<br />
LiteraturpreisträgerInnen und StipendiatInnen.<br />
Seit langem besteht die Zusammenarbeit mit den<br />
Rauriser Literaturtagen, ein SALZ erscheint mit Beiträgen<br />
aller nach Rauris eingeladenen AutorInnen. Weitere Ausgaben<br />
sind verschiedenen literarischen Feldern gewidmet:<br />
Literaturlandschaften (u. a. Salzkammergut, Südtirol,<br />
einzelne Bundesländer), <strong>Salzburg</strong>er AutorInnen im<br />
Porträt (z.B. Christine Haidegger, Franz Innerhofer, Peter<br />
Handke) und Themen, Fragestellungen, Motiven („Literatur<br />
zum Essen“, „Aufgehoben und verwahrt. Das Literaturarchiv<br />
<strong>Salzburg</strong>“, „<strong>Salzburg</strong>er Dialektliteratur“). Ein<br />
<strong>Salzburg</strong>er Künstler, eine Künstlerin gestaltet das Cover<br />
und vier Seiten des Innenteils.<br />
Christa Gürtler und Barbara Stasta<br />
Die Leselampe wurde als erster <strong>Salzburg</strong>er<br />
Literaturverein 1968 gegründet und<br />
veranstaltet seither Lesungen, Diskussionen,<br />
Literaturfrühstücke, Poetikvorlesungen,<br />
Schreibwerkstätten, ein literarisches<br />
Quartett, das Forum Literaturwissenschaft,<br />
einen Filmclub, Literaturfahrten,<br />
betreut das <strong>Salzburg</strong>er Literatur Netz<br />
(www.literaturnetz.at) sowie das Netzkulturprojekt<br />
Ingeborg (salzburg.pingeb.<br />
org) und gibt die Literaturzeitschrift SALZ<br />
heraus.<br />
SALZ-Redaktionsteam: Christa Gürtler,<br />
Sarah Kraushaar, Fritz Popp, Ines Schütz,<br />
Barbara Stasta, Magdalena Stieb, Anton<br />
Thuswaldner, Hans Weichselbaum<br />
52 53
prolit<br />
Edition Eizenbergerhof<br />
Bücher der Edition Eizenbergerhof<br />
W<br />
ir verstehen Literatur als Medium, das uns die<br />
Welt größer machen kann, das Erfahrungs- und<br />
Wahrnehmungsräume erschließen kann, die<br />
noch nicht vermessen sind. Literatur, so glauben wir,<br />
erweitert unsere Vorstellungskraft, sie fordert unsere<br />
Fähigkeit zur Neugier, zum Staunen und zur Empathie.<br />
Sie stellt simultane Lebensvielfalt vor, parallele Welten,<br />
in denen das Mögliche wirklich werden kann. So erlaubt<br />
auch jede Lesung vielfältige Momente des Entdeckens.<br />
Und sie schafft Raum – einen Raum für Begegnungen mit<br />
AutorInnen, mit Wörtern und Sätzen und schließlich mit<br />
uns selbst. Einen Raum, in dem Zuhören und Berührtwerden,<br />
Denken und Phantasie sich verbinden.<br />
Die Vermittlung und Begegnung zwischen AutorInnen,<br />
Texten und Publikum steht entsprechend im Mittelpunkt<br />
der Veranstaltungstätigkeit von prolit. Besonders wichtig<br />
sind uns die Literaturen Mittel- und (Süd-)Osteuropas,<br />
die wir in ihrer Vielstimmigkeit, ihren sprachlichen<br />
Spielarten, ihren Bildern erkunden wollen und in ihrer<br />
Fähigkeit, uns immer wieder neue Seiten von „Welt“ zu<br />
zeigen, überraschende und ungeahnte Zugänge zum<br />
Erfahren des „Anderen“, das letztlich immer auch Fragen<br />
des „Eigenen“ berührt.<br />
Im Rahmen unseres Mittel- und Osteuropaschwerpunktes<br />
konnten wir AutorInnen wie Imre Kertesz, Herta Müller,<br />
György Dragomán, Laszlo Darvasi, Drago Jancar, Bora<br />
Cosic, Olga Tokarczuk, Oksana Sabuschko, Serhij Zahdan<br />
und viele andere als Gäste begrüßen.<br />
Offenheit, Neugier und der Versuch, im Medium der Sprache<br />
„andere“ Räume zugänglich zu machen, prägen auch<br />
die Projekte der Edition Eizenbergerhof. Ihr vor rangiges<br />
Anliegen ist es, literarische mit sozial-integrativen Initiativen<br />
zu verbinden. In diesem Rahmen gestaltet die<br />
Edition Eizenbergerhof Stadtteilbücher, die Einblicke in<br />
vielfältigste <strong>Salzburg</strong>er Alltagsgeschichten bieten; sie<br />
lässt an den Wahrnehmungswelten von jugendlichen<br />
Strafgefangenen teilnehmen oder in Texten und Bildern<br />
minderjähriger Flüchtlinge die Potentiale und Erfahrungen<br />
von Asylsuchenden nachvollziehen.<br />
Der Verein prolit wurde 1988 gegründet,<br />
seit 1992 trägt er als einer der Veranstalter<br />
im <strong>Literaturhaus</strong> zum vielfältigen<br />
Programm des Hauses bei. Zusätzlich zu<br />
seiner Veranstaltungstätigkeit betreut<br />
prolit die Edition Eizenbergerhof, in<br />
dieser sind bisher 39 Bücher und 3 CDs<br />
erschienen. Die ansprechend gestaltete<br />
Homepage des Vereins bietet Informationen<br />
zum aktuellen Lesungsprogramm<br />
sowie Zugang zu einem Veranstaltungsarchiv<br />
mit Autorenfotos und einigen<br />
ausgewählten Videoausschnitten vergangener<br />
Lesungen: www.prolit.at<br />
Petra Nagenkögel<br />
54 55
<strong>Salzburg</strong>er AutorInnenGruppe<br />
SAG<br />
Seit 2007: SAG-Obmann Peter Reutterer<br />
und Stellvertreterin Gerlinde Weinmüller<br />
Ewald Ehtreiber<br />
ch ziehe als junger, kaum publizierter Autor<br />
durch die Straßen, um in der schönen Stadt das<br />
Wort zu erheben. Literatur ist kein Honig lecken,<br />
I<br />
heute so wenig wie in den späten Achtziger jahren. Anlässlich<br />
eines Literaturfestes im Künstlerhaus bin ich auf<br />
eine engagierte Gruppierung aufmerksam geworden.<br />
Die <strong>Salzburg</strong>er AutorInnenGruppe traf sich provisorisch<br />
in der Kaigasse, vielleicht nicht weit von jenem Ort, wo<br />
Gerold Foidl von Hunger geschwächt niederbrach. Seine<br />
überparteiliche Ehrlichkeit wurde zur Maxime des 1981<br />
gegründeten Vereins, er selbst – bereits sterbenskrank<br />
– Obmann. Wer literarisch-ambitionierte Solidarität<br />
unter Gleichgesinnten suchte, war unter AutorInnen wie<br />
Christine und Eberhard Haidegger, Inge Glaser, Manfred<br />
Koch, Ludwig Laher, Fritz Popp, Kurt Rebol, O. P. Zier etc.<br />
willkommen. Anregungen, die selten honigsüß schmeckten,<br />
brachten literarisches Vorwärtskommen, manchen,<br />
wie Kathrin Röggla, eine literarische Karriere.<br />
Das erhobene Wort machte sich politisch wirksam auf<br />
den Weg. 1987 – Geschichtsverdrängung beherrschte<br />
Österreich – veranstaltete die SAG die erste Gedenkveranstaltung<br />
zur Bücherverbrennung in <strong>Salzburg</strong>. Bloß die<br />
Bücherverbrennung zu verdammen genüge nicht, hatte<br />
Erich Fried unter strömendem Regen gerufen. Erfolgreich<br />
drängte der initiative Verein darauf, nach nationalsozialistischen<br />
Autoren benannte Straßen umzubenennen.<br />
Eine feste Wohnstatt für Gedichte und Geschichten<br />
brauchte es. Christine Haidegger, der langjährigen<br />
Obfrau, und ihren Mitstreitern gelang es 1991, die Stadtpolitik<br />
von der Notwendigkeit eines <strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong>es<br />
zu überzeugen. Dort konnten neue AutorInnen,<br />
von der SAG behaust, erfahren, dass Literatur kein Honiglecken,<br />
aber existenziell notwendig ist.<br />
Auch 2016 ist es in dieser oft von Arroganz paralysierten<br />
Stadt bedeutsam, die Stimme für unaufgeregt Literarisches<br />
zu erheben. Während die der Ökonomie untergeordnete<br />
Bildungspolitik Literatur demontiert, findet die<br />
SAG immer wieder neue Schienen (wie z.B. bei der Kaffeehauslesung<br />
oder in der Apotheke), Poetisches wie Reflexives<br />
zu Wort kommen zu lassen. Für dieses variantenreiche<br />
Veranstaltungsprogramm zeichnen nicht nur der<br />
Vorstand des letzten Jahrzehnts (Weinmüller, Reutterer,<br />
Löchli, Hollaus, Merkel, Zier, Popp), sondern auch ein<br />
diskussionsfreudiges Plenum und ein verlässlicher Ewald<br />
Ehtreiber verantwortlich.<br />
Peter Reutterer<br />
Die <strong>Salzburg</strong>er AutorInnenGruppe<br />
wurde 1981 als Interessenvertretung<br />
der in <strong>Salzburg</strong> beheimateten Literaten<br />
gegründet. Ziel und Zweck des Vereins<br />
ist die ideelle und materielle Förderung<br />
der literarischen Basis in Stadt und Land<br />
(derzeit rund 70 Mitglieder). Neben<br />
zahlreichen literarischen Projekten im<br />
öffentlichen Raum und Publikationen<br />
liegen die Schwerpunkte der Arbeit auf<br />
Autorenberatung und Organisation von<br />
Veranstaltungen sowie auf internen<br />
Schreibwettbewerben. Außerdem werden<br />
seit 1990 JungautorInnen durch Projektreihen<br />
gefördert.<br />
Gerold Foidl (links), erster Obmann der<br />
SAG (hier 1981 mit Erich Fried)<br />
56 57
<strong>Literaturhaus</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Strubergasse 23 / H.C. Artmann-Platz<br />
A-5020 <strong>Salzburg</strong>, Österreich<br />
Quellen und Literatur<br />
zur Geschichte des Hauses<br />
Impressum<br />
Trägerverein <strong>Literaturhaus</strong> (mit dem Jungen<br />
<strong>Literaturhaus</strong>)<br />
• seit 1993, jährlich ca. 140 Veranstaltungen,<br />
Kooperationen, Projekte: deutschsprachige und<br />
internationale Literatur, Ausstellungen, Festivals,<br />
Kinder & Jugend, H.C. Artmann-Stipendium<br />
sowie Infrastruktur, Radio <strong>Literaturhaus</strong> etc.<br />
Telefon + 43 662 422 411<br />
info@literaturhaus-salzburg.at<br />
www.literaturhaus-salzburg.at<br />
<strong>Salzburg</strong>er Literaturforum Leselampe & SALZ<br />
• seit 1968, jährlich ca. 50 Veranstaltungen:<br />
Lesungen, Literaturfrühstücke, Poetikvorlesungen,<br />
Schreibwerkstätten, Forum Literaturwissenschaft,<br />
Filmclub, Literaturfahrten sowie<br />
Herausgabe der Literaturzeitschrift SALZ<br />
Telefon +43 662 422 781<br />
leselampe@literaturhaus-salzburg.at<br />
www.leselampe-salz.at<br />
prolit & Edition Eizenbergerhof<br />
• seit 1988, jährlich ca. <strong>25</strong> Veranstaltungen mit<br />
Schwerpunkt auf (süd)osteuropäischer Literatur,<br />
Schreibwerkstätten in verschiedenen sozialen<br />
Feldern, Herausgabe der Edition Eizenberhof<br />
Telefon +43 662 422 412<br />
prolit@literaturhaus-salzburg.at<br />
www.prolit.at<br />
<strong>Salzburg</strong>er AutorInnenGruppe<br />
• seit 1981, jährlich ca. <strong>25</strong> Veranstaltungen sowie<br />
Interessensvertretung <strong>Salzburg</strong>er AutorInnen,<br />
Lesungen der Mitglieder, AutorInnenberatung,<br />
Publikationen, Jugendförderung etc.<br />
Telefon +43 662 439 580<br />
sag@literaturhaus-salzburg.at<br />
erostepost<br />
• seit 1987, jährlich ca. 15 Veranstaltungen,<br />
Wettlesen, Literaturpreis sowie Herausgabe der<br />
Literaturzeitschrift erostepost, vor allem Förderung<br />
junger und unbekannter Autor/inn/en<br />
Telefon +43 662 439 589<br />
erostepost@literaturhaus-salzburg.at<br />
www.erostepost.at<br />
GAV / <strong>Salzburg</strong><br />
• seit 1987, jährlich ca. 10 Veranstaltungen,<br />
Regionalvertretung der Grazer Autorinnen<br />
Autorenversammlung, Förderung der Mitglieder,<br />
Buchvorstellungen, kulturpolitische Themen<br />
Telefon +43 662 439 580<br />
gav@literaturhaus-salzburg.at<br />
AStS, Neuere städtische Akten, Kauf und Verkauf<br />
des Massenhofes (Eitzenbergerhof), 1904 – 1908,<br />
Sign. 3100.0231.<br />
Dehio <strong>Salzburg</strong>. Die Kunstdenkmäler Österreichs.<br />
<strong>Salzburg</strong>. Stadt und Land, Wien 1986.<br />
G. Ammerer (Red.), R. Angermüller (Red.),<br />
<strong>Salzburg</strong>er Mozart-Lexikon, Bad Honnef 2005.<br />
F. Czerwenka, <strong>Salzburg</strong>-Lehen. Eitzenbergerhof.<br />
Instandsetzung und Adaptierung, in: ÖZKD,<br />
Heft 3 – 4, 1990, S. 209 – 211.<br />
F. Fuhrmann, H. Klein, <strong>Salzburg</strong> zur Zeit<br />
Mozarts. Führer durch die Gedächtnisausstellung<br />
zum 200. Geburtsjahr W. A. Mozarts,<br />
<strong>Salzburg</strong> 1956.<br />
L. Hübner, Beschreibungen der Residenzstadt<br />
<strong>Salzburg</strong>, Bd. 1, <strong>Salzburg</strong> 1792.<br />
M. Lindenau, Hilde Heger, <strong>Salzburg</strong> 1991, Phil.<br />
Dipl. [masch.].<br />
R. Messner, <strong>Salzburg</strong> im Vormärz. Historischtopographische<br />
Darstellung der Stadt <strong>Salzburg</strong><br />
auf Grund der Katastralvermessung, Bd. I.,<br />
Wien 1990.<br />
L. Schiedermair (Hrsg.), Die Briefe Leopold<br />
Mozarts, Bd. 1–2, München Leipzig 1914.<br />
H. Spatzenegger, Gasthaus zum Mohren. Eine<br />
Chronik des Hauses Judengasse 9, <strong>Salzburg</strong> 1972.<br />
G. Stadler, Geschichtliches zu Bauernhäusern<br />
und Meierhöfen im Stadtgebiet von <strong>Salzburg</strong>, in:<br />
Kulturgut der Heimat 12, <strong>Salzburg</strong> 1986.<br />
F. Zaisberger, Ausgewählte Gebäude und Haustypen.<br />
Edelsitze, Sommervillen und Landgüter<br />
der Mozartzeit, in: Historischer Atlas der Stadt<br />
<strong>Salzburg</strong> III, 4, Schriftenreihe des Archivs der<br />
Stadt <strong>Salzburg</strong> 11, <strong>Salzburg</strong> 1999.<br />
F. V. Zillner, Geschichte der Stadt <strong>Salzburg</strong>, Bd. 1,<br />
<strong>Salzburg</strong> 1885.<br />
Ausstellungskatalog:<br />
Hilde Heger. Plastiken, Keramiken, Aquarelle,<br />
26. Feb. – 27. Apr. 1984, <strong>Salzburg</strong> 1984.<br />
EDITION EIZENBERGERHOF - 43<br />
www.prolit.at<br />
Printed in Austria<br />
ISBN: 3-901243-42-9<br />
Texte von Peter Baier-Kreiner, Tomas Friedmann,<br />
Peter Fuschelberger, Karl-Markus Gauß, Christa<br />
Gürtler, Christine Haidegger, Petra Nagenkögel,<br />
Martina Pohn, Peter Reutterer und Barbara<br />
Stasta<br />
Herausgeber: Tomas Friedmann<br />
Gestaltung: Hans Heribert Dankl<br />
Fotos: Joachim Bergauer, Tomas Friedmann,<br />
Waltraud Hochradl, Matthias Kabel, Kurt Kaindl,<br />
Lisa-Alessandra Kutzelnig, Fritz Lorber, Herman<br />
Seidl, Schweighofer & Zoehrer<br />
Trotz intensiver Recherche konnten<br />
nicht sämtliche Rechteinhaber der<br />
Fotos ausfindig gemacht werden,<br />
bei berechtigten Ansprüchen wird<br />
um Kontaktaufnahme gebeten.<br />
Druck: Offset 5020<br />
© Verein <strong>Salzburg</strong>er <strong>Literaturhaus</strong><br />
Eizenbergerhof, <strong>Salzburg</strong> 2016<br />
Wir danken für die Unterstützung:<br />
www.rupertusbuch.at<br />
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Kennen sie die höchsten gebirge?<br />
Ich glaube, dass es die sehnsüchte<br />
der menschen sind ...<br />
H.C. Artmann
EDITION EIZENBERGERHOF - 43<br />
Geschichte & Geschichten