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Die Praxis der Fest- und Agitationskultur im Gau ... - Tonsplitter

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28 Mitglie<strong>der</strong>n gebe, welche restlos Spielleute seien, wurde durch ein Klischee über Musiker<br />

erweitert (s. Hinze, <strong>Die</strong> Schalmei), das die Begründung für die künftige Arbeit lieferte.<br />

„In Zukunft sei keine Strassenpolitik <strong>und</strong> Demonstrationspolitik mehr zu betreiben, son<strong>der</strong>n es<br />

sei mehr praktische Arbeit zu leisten.“ 194<br />

Dem Situationsbericht eines nicht genannten Flensburger RFB-Mitglieds über die dortigen<br />

Verhältnisse <strong>im</strong> Januar 1928 zufolge war „die Tätigkeit in <strong>der</strong> Organisation unverän<strong>der</strong>t“. 195 Es<br />

seien lediglich einzelne Mitglie<strong>der</strong>, darunter beson<strong>der</strong>s die Funktionäre, die „bei allen<br />

Gelegenheiten für den RFB“ wirkten <strong>und</strong> agitierten, während die Mehrzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> „sich<br />

nach wie vor passiv“ verhielt. Den Aktiven aber sei es gelungen, „diese Propaganda in an<strong>der</strong>e<br />

politische Parteien hineinzutragen. Beson<strong>der</strong>s in sozialdemokratische Sport- <strong>und</strong><br />

Gesangvereine“, während in den Gewerkschaften „keine wesentlichen Erfolge erzielt“ worden<br />

seien. 196 Beson<strong>der</strong>s werde unter den Erwerbslosen in Flensburg augenblicklich „stark agitiert“.<br />

Dem Bericht zufolge hätten Unst<strong>im</strong>migkeiten u.a. zwischen Kiel <strong>und</strong> Flensburg dazu geführt,<br />

daß einige Veranstaltungen ausgefallen seien. Beispielhaft wurde die „letzt stattgef<strong>und</strong>enen<br />

Versammlung <strong>der</strong> Erwerbslosen“ am 22. Dezember 1927 genannt:<br />

„Zu <strong>der</strong> sollte <strong>der</strong> Untergauleiter des RFB aus Kiel als Referent erscheinen. <strong>Die</strong>ser Redner kam<br />

aber nicht <strong>und</strong> wurde in <strong>der</strong> am 29.12.27 angesetzten Versammlung <strong>der</strong> Erwerbslosen erwartet.<br />

<strong>Die</strong>se Versammlung hat nicht stattgef<strong>und</strong>en, da kein Saal für diesen Tag zu bekommen war.<br />

Unter den Arbeitslosen herrscht Unzufriedenheit auch darüber, weil die gezahlte<br />

Weihnachtsbeihilfe ungenügend sei.“ 197<br />

Außerdem wurden Unregelmäßigkeiten bei <strong>der</strong> Zustellung <strong>der</strong> Zeitschriften <strong>und</strong> Broschüren<br />

beklagt. Desweiteren sei mit „Rücksicht auf die finanziellen Schwierigkeiten“ vom RFB<br />

„keine beson<strong>der</strong>e Feier in den Weihnachtstagen veranstaltet worden. Am Sylvesterabend fand<br />

eine Feier des Gesangsvereins Vorwärts in Sophies-Minde statt. Viele Mitglie<strong>der</strong> des RFB gehörten<br />

diesem Verein an <strong>und</strong> wollten daher geschlossen an <strong>der</strong> Feier teilnehmen. <strong>Die</strong><br />

B<strong>und</strong>eskleidung sollte nicht angelegt werden.“ 198<br />

Daß die Schwierigkeiten nicht nur be<strong>im</strong> RFB, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> KPD vorhanden waren,<br />

schil<strong>der</strong>te nach einem Bericht des Beamten Wilster <strong>der</strong> Flensburger Delegierte <strong>und</strong> kommunistische<br />

Stadtverordnete Schierdewahn auf dem Bezirksparteitag <strong>der</strong> KPD am 17. Dezember 1927<br />

in Hamburg, wo er um Unterstützung durch die Bezirksleitung bat, mit dem Ergebnis, daß <strong>der</strong><br />

„als tüchtiger Organisator“ bekannte „Sekretär <strong>der</strong> Unterbezirksleitung Kiel, Genosse Scheer“<br />

beauftragt wurde, „<strong>im</strong> Einvernehmen“ mit <strong>der</strong> Ortsgruppe Flensburg „alles Weitere zu veranlassen“.<br />

199 Im Bericht vom Februar 1928 stellte Wilster Verbesserungen <strong>der</strong> „Verhältnisse innerhalb<br />

<strong>der</strong> Organisation“ fest, da ein gesteigertes „Interesse <strong>und</strong> mehr Arbeitsfreudigkeit“ <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> eine verstärkte Beteiligung vorhanden sei. 200 Am 3. März meldete <strong>der</strong> Beamte außerdem,<br />

daß <strong>der</strong> RFB mit dem Lichtspielunternehmen Gloria zwecks „Aufführung kommunistischer<br />

Filme“ (<strong>Die</strong> Todesbarke, Palast <strong>und</strong> Hütte <strong>und</strong> Das III. Reichstreffen des RFB.) verhandelte <strong>und</strong><br />

die Gründung einer kommunistischen Buchhandlung sowie einer Ortsgruppe <strong>der</strong> Roten Hilfe<br />

geplant sei. 201<br />

194 Ebd.<br />

195 LAS 309-22703/21, Tgb.Nr. Ia 9/25, Landeskr<strong>im</strong>inalpolizeistelle Flensburg v. 8.1.1928.<br />

196 LAS 309-22703/21, Tgb.Nr. Ia 9/25, Flensburg, Pol.Sit.B Dezember 1927, 8.1.1928.<br />

197 Ebd.<br />

198 LAS 309-22703/21, Tgb.Nr. Ia 9/25, Landeskr<strong>im</strong>inalpolizeistelle Flensburg v. 8.1.1928.<br />

199 Anl. zu Ebd.<br />

200 LAS 301/4548/2, I.Nr. IPP 297.6, Pol.B v. 24.2.1928.<br />

201 LAS 301-4548/3, Tgb.Nr. Ia 171/28, Pol.B Wilster v. 3.3.1928.<br />

189<br />

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