Berliner Morgenpost - S&K
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Eigenheimfinanzierung - Wie Häuslebauer vom Niedrigzins profitieren ... http://www.morgenpost.de/wirtschaft/finanzen/article1924634/Wie-Hae...<br />
VERSICHERER MACHEN BANKEN KONKURRENZ<br />
Dabei vergeben Versicherer ihre Darlehen längst wie Banken und setzen nicht mehr eine Tilgung über eine bestehende oder gleichzeitig<br />
abzuschließende Police voraus. Angesichts der weiter sinkenden Verzinsung von Lebensversicherungen würden sich Immobilienfinanzierer<br />
ansonsten auch auf dünnes Eis begeben. Ob nach Jahrzehnten die Ablaufleistung zur Kredittilgung ausreicht, kann heute niemand<br />
verlässlich voraussagen.<br />
So viel scheint jedenfalls sicher: Die Schere zwischen teilweise kräftig anziehendem Preisniveau und spottbilligem Kredit geht immer weiter<br />
auseinander. Die als Referenzgröße für Hypothekenkredite maßgebliche Rendite von Bundesanleihen wird auf Dauer auf niedrigstem<br />
Niveau verharren. Deshalb vergeben Banken und Versicherungsgesellschaften zurzeit Hypothekendarlehen zu sensationell niedrigen<br />
Zinsen. Für <strong>Morgenpost</strong> Online hat das Finanzportal biallo.de die günstigsten Angebote von Banken und Versicherungen ermittelt.<br />
Selbst bei den Top-Anbietern gibt es danach deutliche Unterschiede im Effektivzins. Bei einer Kreditsumme von 100.000 Euro und<br />
15-jähriger Laufzeit verlangt 1822direkt, die Direktbank der Frankfurter Sparkasse, bei 3,22 Prozent einen gesamten Zinsaufwand von<br />
43.376 Euro, die ING-Diba jedoch schon 3,66 Prozent oder 49.150 Euro. Die Continentale ist mit 3,29 Prozent und 44.452 Euro günstigster<br />
Versicherer, die immer noch sehr preiswerte R+V berechnet hingegen 3,52 Prozent oder 47.273 Euro.<br />
Marcus Preu von biallo.de rät deshalb dazu, beim Effektivzins auch auf die Stellen hinter dem Komma zu achten: „Gerade bei hohen<br />
Summen und langer Laufzeit können selbst minimale prozentuale Unterschiede im Zehntelbereich eine um Tausende Euro geringere oder<br />
höhere Belastung ausmachen.“<br />
LÄNGERE LAUFZEITEN BEI VERSICHERERN<br />
Allgemein fällt jedoch auf, dass die Banken ihr Geld bei zehn- und 15-jähriger Laufzeit des Darlehens fast immer einen Tick preiswerter<br />
verleihen als Versicherer. Allerdings sei es falsch, daraus voreilige Schlüsse zu ziehen, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg: „Oft bieten Versicherer längere Kreditlaufzeiten als Banken.“<br />
Dies mag damit zusammenhängen, dass viele Banken über konzerninterne Verbindungen zu Bausparkassen verfügen. Und deshalb gern zu<br />
Kombinationen mit Bauspardarlehen raten. Die meisten der zurzeit vorhandenen Bausparverträge sollten ihre Besitzer jedoch in der<br />
Schublade lassen, wenn sie an eine Eigenheimfinanzierung herangehen, rät Preu: „Die dort vereinbarten und beim Vertragsabschluss als<br />
vermeintlich günstig erachteten Darlehenszinsen liegen oft klar über dem derzeitigen Zinsniveau.“ Während die meisten Geldinstitute<br />
Zinsbindungen nur über maximal 15 Jahre eingehen, vergeben etliche Versicherer Festzinsdarlehen über 20 Jahre und mehr.<br />
Die Allianz lässt sich auf 25 Jahre ein, die Hannoversche gar auf bis zu 40 Jahre – laut Anbieter ohne Aufschlag gegenüber der 20-jährigen<br />
Kreditlaufzeit. Andere Anbieter lassen sich mehr Sicherheit mit bis zu einem halben Prozentpunkt mehr Effektivzins bezahlen. Doch mit dieser<br />
anfänglichen Mehrbelastung umgehen die Kunden das Risiko, nach dem Ablauf einer kürzeren Zinsbindung ihre Anschlussfinanzierung in<br />
einem Zinshoch auf die Beine stellen zu müssen.<br />
Laut Hannoversche Leben sind derart lange Kreditlaufzeiten gerade bei jüngeren Familien begehrt, die ihre Zukunft langfristig planen wollen<br />
und können, denn Verbraucherberater Nauhauser rät älteren Kreditnehmern zur schnellen Tilgung ihres Annuitätendarlehens: „Idealerweise<br />
sollte die Immobilienfinanzierung so rechtzeitig abgeschlossen sein, dass man noch ausreichende Rücklagen für die Instandhaltung bilden<br />
kann.“<br />
Um unterschiedlichen Lebens- und Verdienstphasen Rechnung tragen zu können, empfiehlt Nauhauser zudem unbedingt einen Blick auf die<br />
Konditionen der Kreditanbieter: „Wichtig ist etwa, dass der Kreditgeber zwischenzeitliche Sondertilgungen erlaubt.“ Dazu seien mittlerweile<br />
sowohl Versicherer als auch Banken bereit.<br />
Ohnehin sollte sich niemand bei den Finanzierungsangeboten nur auf die Angaben in Vergleichsrechnern verlassen, erklärt Jakob Trefz,<br />
Leiter Vermögensmanagement und Finanzierung beim Finanzdienstleister MLP: „Die dort aufgeführten Anbieter nennen gern attraktive<br />
Zinsen, die nur wenigen Immobilienkäufern auch tatsächlich gewährt werden.“<br />
HOHE ZAHL AN ZWANGSVERSTEIGERUNGEN<br />
Zudem reichten die einzugebenden Daten nicht aus, um die individuelle Situation eines Kunden umfassend zu dessen Vorteil zu<br />
berücksichtigen. Und gerade daran scheitern viele Träume von den eigenen vier Wänden. Denn oft übernehmen sich Immobilienkäufer und<br />
können langfristig ihre monatlichen Raten nicht mehr bezahlen, sagt S&K-Vorstand Köller: „Die Zahl der Zwangsversteigerungen war im Jahr<br />
2011 mit weit mehr als 70.000 und einem Verkehrswert von fast zwölf Milliarden Euro nach wie vor hoch.“<br />
Foto: Infografik DWO<br />
Preisentwicklung für Häuser<br />
und Wohnungen<br />
Er muss es wissen: Die S&K ist darauf spezialisiert, Privat- und Gewerbeimmobilien aus Zwangssituationen<br />
sowie aus Bankverwertungen zu erwerben, um daraus attraktive Mietrenditen zu erzielen oder aber die<br />
Objekte für Kapitalanleger in geschlossenen Immobilienfonds zu platzieren.<br />
Daher rät Verbraucherschützer Nauhauser dringend dazu, unbedingt die Nebenkosten einer eigenen<br />
Immobilie in die Finanzplanung aufzunehmen: „Zusätzlich zu den Kreditraten müssen ja meist höhere<br />
Energiekosten, zusätzliche Versicherungsbeiträge, Steuern und bei Eigentümergemeinschaften regelmäßig<br />
ein Hausgeld für die anfallenden Aufwendungen gezahlt werden.“<br />
Dass jedoch möglichst viel Eigenkapital sinnvoll ist, stimmt nicht immer. Manchmal kann dies eher schädlich sein, wie MLP-Mann Trefz<br />
erläutert: „Die Konditionen der Kreditanbieter verbessern sich nicht linear mit der Höhe der von den Kunden eingesetzten eigenen Mittel,<br />
sondern in Stufen.“<br />
2 von 3 12.03.2012 08:59