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Leistungsermittlung und Leistungsbewertung mit Erfolgsfaktoren

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Projektgruppe <strong>Leistungser<strong>mit</strong>tlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

<strong>Leistungser<strong>mit</strong>tlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

Der Begriff "<strong>Erfolgsfaktoren</strong>" stammt aus der Wirtschaft <strong>und</strong> wird verwendet, um<br />

strategische Unternehmensziele zu verwirklichen <strong>und</strong> den Blick über den un<strong>mit</strong>telbaren<br />

Geschäftserfolg hinaus zu heben. <strong>Erfolgsfaktoren</strong> im pädagogischen<br />

Sinne verdeutlichen den Weg zum Lernerfolg. Klar formuliert <strong>und</strong> kommuniziert<br />

eignen sie sich zur effizienten Steuerung des Lernens.<br />

Beschreibung<br />

Wenngleich Schule <strong>und</strong> Wirtschaft unterschiedliche Funktionen haben, so zeigen sich<br />

im Bemühen um erfolgreiches Handeln doch Parallelen: Sowohl das Ziel als auch der<br />

Weg zur Erreichung des Ziels werden präzise <strong>und</strong> verständlich formuliert. Die Kenntnis<br />

des Schülers über Lernziel <strong>und</strong> Lernweg ist eine Voraussetzung für erfolgreiches<br />

Lernen. Dabei kommt dem Lehrer, der das Lernen moderiert <strong>und</strong> arrangiert, eine<br />

wichtige Aufgabe zu. Er legt auf Gr<strong>und</strong> seines Wissens über Lernziele <strong>und</strong> Lernwege<br />

sowie aus seiner Verantwortung für den Gesamtprozess die <strong>Erfolgsfaktoren</strong> fest,<br />

jedoch immer unter aktiver Beteiligung der Schüler. Die Bewertung <strong>mit</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

geht einher <strong>mit</strong> der Gestaltung von Handlungsfreiräumen durch die Schüler <strong>und</strong> <strong>mit</strong><br />

den Schülern.<br />

Um den Lernprozess in seiner Komplexität bewerten zu können, wird er aus vier<br />

feststehenden Perspektiven betrachtet. Sie gelten für jeden Lernprozess <strong>und</strong> spiegeln<br />

unterschiedliche Blickwinkel des Lehrers wider:<br />

- Der Schüler handelt nach den Lernzielen.<br />

Der Lehrer legt <strong>Erfolgsfaktoren</strong> fest, welche das Erreichen spezieller fachlicher<br />

Lernziele sichern. Diese Perspektive entspricht der Sicht auf fachlich-inhaltliche<br />

Leistungen.<br />

- Der Schüler schafft ein positives Lernklima.<br />

Der Lehrer legt <strong>Erfolgsfaktoren</strong> fest, welche die Entwicklung sozialer Beziehungen<br />

steuern. Diese Perspektive entspricht der Sicht auf sozial-kommunikative Leistungen.<br />

- Der Schüler erarbeitet Ergebnisse.<br />

Der Lehrer legt <strong>Erfolgsfaktoren</strong> fest, welche die Arbeitsweise des Schülers gezielt<br />

auf Ergebnisse ausrichten. Diese Perspektive entspricht der Sicht auf methodischstrategische<br />

Leistungen.<br />

- Der Schüler arbeitet an seiner Persönlichkeit.<br />

Der Lehrer legt <strong>Erfolgsfaktoren</strong> fest, die nachhaltig die Entwicklung der Persönlichkeit<br />

im Lernprozess fördern. Diese Perspektive entspricht der Sicht auf persönliche<br />

Leistungen.<br />

Die folgende Grafik verdeutlicht die Wirkungsweise der Perspektiven auf dem Lernweg:<br />

Perspektive 2<br />

Start<br />

Perspektive 1<br />

Perspektive 4<br />

Lernziel<br />

Perspektive 3<br />

Sächsisches Staatsinstitut für Bildung <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

- Comenius-Institut - 1


Projektgruppe <strong>Leistungser<strong>mit</strong>tlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

Aus der Fülle möglicher messbarer Faktoren wählt der Lehrer die für den Lernerfolg<br />

relevanten aus <strong>und</strong> kommuniziert diese <strong>mit</strong> den Schülern. Für den Schüler ist es<br />

wichtig die <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu kennen, die Perspektiven bilden dagegen den Hintergr<strong>und</strong><br />

für die Formulierung durch den Lehrer. Zu festgelegten Zeitpunkten wird der<br />

Grad des Handelns nach den <strong>Erfolgsfaktoren</strong> er<strong>mit</strong>telt. Dies führt zu einer Bewertung in<br />

verbaler oder nonverbaler Form.<br />

BEISPIEL 1: Musik, Klassenstufe 7 (Mittelschule)<br />

Unterrichtlicher Kontext<br />

Als Ziel nennt der Lehrplan u. a., dass Schüler „Rhythmen <strong>und</strong> einfache Melodien im<br />

Klassenverband, in der Gruppe <strong>und</strong> allein musizieren“ 1 können. Beim Musizieren <strong>mit</strong><br />

Instrumenten im Ensemblespiel sollen das „Übernehmen einer Stimme im Ensemble“<br />

<strong>und</strong> das „selbstständige Üben“ 2 entwickelt werden. In einer Unterrichtsst<strong>und</strong>e erhielten<br />

die Schüler die Aufgabe, kleine Instrumentalsätze zu gestalten. Es stand ein gemischtes<br />

Instrumentarium zur Verfügung <strong>und</strong> es wurden kleine Gruppen gebildet.<br />

Durchführung<br />

Mit den Schülern wurde das St<strong>und</strong>enziel Spielen des Satzes in der Gruppe herausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> <strong>mit</strong>tels eines Hörbeispiels die angezielte Qualität verdeutlicht. Danach<br />

erfolgte die Auswahl von <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, welche für eine effektive Steuerung des Lernprozesses<br />

über die ganze Unterrichtsst<strong>und</strong>e hinweg <strong>und</strong> zum Erreichen der Lehrplanziele<br />

geeignet schienen. Die nachfolgende Tabelle enthält die verwendeten <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

<strong>und</strong> zeigt, wie bei der Notenbildung verfahren wurde. Die Gesamtnote wurde<br />

als arithmetisches Mittel aus den Teilnoten gebildet, sie lässt sich aber auch aus<br />

Punkten errechnen.<br />

Perspektiven <strong>und</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> beim Spielen eines Satzes in der Gruppe<br />

Perspektiven <strong>Erfolgsfaktoren</strong> Teilnoten Gesamtnote<br />

Der Schüler handelt nach<br />

den Lernzielen.<br />

Der Schüler schafft ein<br />

positives Lernklima.<br />

Der Schüler erarbeitet<br />

Ergebnisse.<br />

Der Schüler arbeitet an<br />

seiner Persönlichkeit.<br />

Spiele richtige Töne <strong>und</strong><br />

richtigen Rhythmus.<br />

Musiziere gemeinsam <strong>mit</strong><br />

den Anderen!<br />

Gib Hilfestellung nur in<br />

deiner Gruppe.<br />

Erarbeite das Stück in<br />

kleinen Abschnitten.<br />

Arbeite ständig weiter am<br />

perfekten Spiel.<br />

1 Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Lehrplan Musik, 2004, S. 13<br />

2 ebenda, S. 13<br />

Sächsisches Staatsinstitut für Bildung <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

- Comenius-Institut - 2<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

a + b+ c + d<br />

4


Projektgruppe <strong>Leistungser<strong>mit</strong>tlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong><br />

Beispiel 2: Englisch, Klassenstufe 6 (Mittelschule)<br />

Im Englischunterricht sollte ein Stationenlernen unter der Überschrift „London – die britische<br />

Hauptstadt“ über mehrere Wochen gesteuert werden. Dazu wurden die folgenden<br />

<strong>Erfolgsfaktoren</strong> ausgewählt:<br />

- Absolviere zielstrebig <strong>und</strong> erfolgreich jede Station laut Aufgabenstellung.<br />

- Gib deinen Mitschülern erklärende Hilfestellung <strong>und</strong> bitte sie an der Station um<br />

Hilfe, wenn du nicht mehr weiterkommst.<br />

- Löse die Stationsaufgaben jeweils spätestens bis Mittwoch.<br />

- Beschäftige dich selbstständig im Unterricht <strong>und</strong> zu Hause <strong>mit</strong> der britischen Hauptstadt<br />

London.<br />

Fazit<br />

Die Verwendung von <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ist eine gute Möglichkeit, das Lernen der Schüler<br />

zu steuern <strong>und</strong> zum Erfolg zu führen. Für den Lehrer ergibt sich die Möglichkeit, gezielt<br />

<strong>und</strong> rechzeitig Unterstützung beim Lernen zu geben, weil das Verlassen des Lernweges<br />

vom ihm wie auch vom Schüler selbst frühzeitig erkannt werden kann.<br />

Besonders eignet sich die Bewertung <strong>mit</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zur Steuerung längerer<br />

Phasen selbstständigen Lernens, für die Arbeit in Gruppen <strong>und</strong> zur Schülerselbstbewertung.<br />

Das in den Beispielen vorgestellte Vorgehen trägt zur Ausgewogenheit der Bewertung<br />

bei, da es die Bewertung unterschiedlicher Leistungskomponenten ermöglicht. Ein<br />

einseitiger Blick auf fachlich-inhaltliche Leistungen kann dadurch vermieden <strong>und</strong> dem<br />

erweiterten Leistungsverständnis 3 Rechnung getragen werden. In Beispiel 1 wurde<br />

jeder Erfolgsfaktor zu gleichen Teilen bei der Benotung beachtet. Davon abweichend<br />

können entsprechend der jeweiligen Zielstellung andere Gewichtungen vorgenommen<br />

werden.<br />

Bei der Bewertung <strong>mit</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> sollte darauf geachtet werden, dass<br />

- die <strong>Erfolgsfaktoren</strong> klar vorstellbar <strong>und</strong> umsetzbar sind,<br />

- der Blick auf den Lernprozess gerichtet wird,<br />

- jede Perspektive in die Bewertung einfließt.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sich zur Skalierung des Erfüllungsgrades der <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

klare <strong>und</strong> einfache Kriterien eignen. Durch die Anzahl der Perspektiven wird eine<br />

hinreichende Genauigkeit erreicht.<br />

Zum Weiterlesen<br />

Preißner, A.: Balanced Scorecard anwenden. Carl Hanser Verlag München Wien 2003<br />

Kaps, G.: Erfolgsmessung im Wissenmanagement unter Anwendung von Balanced<br />

Scorecards. In: Arbeitspapiere Wissensmanagement Nr. 2/2001. Fachhochschule<br />

Stuttgart. Studiengang Informationswirtschaft.<br />

Lehrplankommission Neigungskurse am Comenius-Institut: Empfehlungen zur Bewertung<br />

von Schülerleistungen in Neigungskursen <strong>mit</strong> dem Schwerpunkt prozessorientierte<br />

Bewertung. 2004<br />

3 Vgl. Positionen zur <strong>Leistungser<strong>mit</strong>tlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsbewertung</strong> 2005, S. 4<br />

Sächsisches Staatsinstitut für Bildung <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

- Comenius-Institut - 3

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