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FORUM 3|2016

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TECHNIK<br />

Wie anspruchsvoll diese Aufgabe werden würde, war zunächst<br />

nicht absehbar, als sich Wickenden und Pritchard auf einer Fachtagung<br />

kennenlernten. Pritchard engagiert sich seit vielen Jah -<br />

ren für die amerikanische Institution CyArk, die weltweit Kultur -<br />

erbestätten digitalisiert, und hat u. a. bereits Mount Rushmore<br />

und St Michael’s Mount für das digitale CyArk-Archiv gescannt.<br />

So entstand die fixe Idee, »das müsste man unbe dingt auch mit<br />

dem Kölner Dom machen«. Pritchard kannte den Dom bereits<br />

von einem früheren Besuch in Köln. »Bei unserer Begehung des<br />

Kölner Doms war er dann aber doch etwas geplättet«, erinnert<br />

sich Jörg Sperner von der Kölner Dombauverwal tung, die zu -<br />

nächst etwas zurückhaltend auf die Idee der beiden Professoren<br />

reagierte. »Immer wieder kommt eine Universi tät auf uns zu<br />

mit der Idee, den Dom digital nachzubauen. Das verläuft aber<br />

meist nach zwei Monaten im Sande, weil dann oft klar wird,<br />

dass es eben ein komplexes Bauwerk ist und keine Wand von<br />

45 m Breite und Höhe. Da steckt wesentlich mehr Arbeit dahinter.<br />

Aufgrund der Größe, der Schwierigkei ten und der Zugäng -<br />

lichkeiten hat einfach irgendwann jeder ge sagt: Das ist eine<br />

Hausnummer zu groß«, so Sperner, der das Projekt für die Kölner<br />

Dombauverwaltung betreut.<br />

Hubgerüst mit Scanner<br />

»Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter«, so besagt es<br />

zumindest ein kölsches Sprichwort. Allzu große Sorgen über den<br />

Weltuntergang macht man sich am Rhein allerdings nicht, denn<br />

seit Baubeginn im Jahr 1248 ist und bleibt die Hohe Dom kirche<br />

St. Petrus eine Dauerbaustelle. Bis heute dauert beispiels weise<br />

die Behebung von Kriegsschäden aus dem Zweiten Welt krieg<br />

an; ohne die ständigen Bau- und Reparaturmaßnahmen der<br />

Kölner Dombauhütte wäre das Kölner Wahrzeichen innerhalb<br />

weniger Jahre sogar akut gefährdet.<br />

In einem Gemeinschaftsprojekt der Kölner Hochschule Fresenius,<br />

der Heriot-Watt University Edinburgh und der Kölner Dombau -<br />

verwaltung wurde die Kathedrale mit Unterstützung der Firma<br />

Zoller + Fröhlich nun erstmals komplett digital vermessen, um<br />

ei ne vollständige 3-D-Bestandsaufnahme des drittgrößten Kir -<br />

chen gebäudes der Welt zu erhalten. »Der Dom ist wirklich gigantisch.<br />

Jeder Winkel stellte eine besondere Herausforderung<br />

dar«, so Prof. Chris Wickenden, Mitinitiator und Studiengangs -<br />

leiter des Studiengangs 3D-Mind & Media an der privaten Hoch -<br />

schule Fresenius in Köln. Innerhalb eines Jahres haben seine<br />

Studenten gemeinsam mit Douglas Pritchard, Professor an der<br />

schottischen Heriot-Watt University, und mit Experten von<br />

Zoller + Fröhlich den gesamten Dom von innen und außen digi -<br />

tal vermessen. »Ziel des Projektes war es, ein identisches Abbild<br />

der Kathedrale zu erhalten, mit minimalen messtechnischen Abweichungen«,<br />

so Pritchard.<br />

Pritchard aber war sich seiner Sache sicher, es sei »eine tolle<br />

He rausforderung, ein Gebäude dieses Ausmaßes zu scannen«.<br />

Im Mai 2015 begannen mit Unterstützung des Allgäuer Familienunternehmens<br />

Zoller + Fröhlich die ersten Vermessungs -<br />

arbeiten. In kleinen Teams arbeiteten sich Pritchard, Experten<br />

von Zoller + Fröhlich und Studenten der Hochschule durch den<br />

Innenraum des Doms, zum Einsatz kamen zwei terrestrische La -<br />

serscanner – Z+F IMAGER® 5010C und Z+F IMAGER® 5010X.<br />

Die Scanner wurden zunächst durch den gesamten Innenraum<br />

bewegt, dann entlang des Triforiums und an den Schnittpunkten<br />

der Rippengewölbe sowie oben auf der Empore. Sperner:<br />

»So haben wir versucht, die Informationsdichte in der gesamten<br />

Punktwolke gleichmäßig zu verteilen. Das ist uns nicht überall<br />

gelungen. Wir sind aber schon jetzt sehr zufrieden damit, dass<br />

»3Dom« in Zahlen<br />

660 hoch aufgelöste Laserscans<br />

50 Mitarbeiter, Studenten und Helfer<br />

Klettern bis auf 130 Höhenmeter<br />

2 Terabyte an Daten<br />

6 Milliarden Punkte<br />

60 Stunden Filmmaterial<br />

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