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Laserstrahlauftragschweißen unter dem Einfluss magnetischer und ...

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<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

<strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des aka<strong>dem</strong>ischen Grades<br />

Doktoringenieur (Dr.-Ing.)<br />

vorgelegt der Fakultät für Maschinenbau<br />

der Technischen Universität Ilmenau<br />

von<br />

Diplom-Ingenieur (FH) Markus Dolles<br />

geboren am 23. September 1978 in Hirschau<br />

1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Johannes Wilden, TU Ilmenau<br />

2. Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. Andre Thess, TU Ilmenau<br />

3. Gutachter Prof. Dr.- Ing. Andreas Emmel, FH Amberg<br />

Tag der Einreichung: 24. Januar 2007<br />

Tag der wiss. Aussprache: 10. September 2007


Markus Dolles<br />

<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

ISBN: 3-86130-991-2<br />

1. Auflage 2007<br />

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten<br />

sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ist ohne die<br />

Zustimmung des Herausgebers außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes unzulässig <strong>und</strong><br />

strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen <strong>und</strong> die<br />

Einspeicherung <strong>und</strong> Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Vertrieb:<br />

1. Auflage 2007<br />

© Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />

Süsterfeldstr. 83, 52072 Aachen<br />

Tel. 0241/87 34 34<br />

Fax 0241/87 55 77<br />

www.Verlag-Mainz.de<br />

Herstellung:<br />

Druck <strong>und</strong> Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />

Süsterfeldstraße 83<br />

52072 Aachen<br />

Tel. 0241/87 34 34<br />

Fax 0241/87 55 77<br />

www.DruckereiMainz.de<br />

www.Druckservice-Aachen.de<br />

Satz: nach Druckvorlage des Autors<br />

Umschlaggestaltung: Druckerei Mainz<br />

printed in Germany


Wer glaubt, etwas zu sein,<br />

hat aufgehört, etwas zu werden.<br />

- Sokrates -


Danksagung<br />

„Ilmenau hat mir viel Zeit, Mühe <strong>und</strong> Geld gekostet, dafür habe ich aber auch etwas<br />

gelernt“. Dieses klassische Zitat von J. W. v. Goethe symbolisiert auf trefflichste Art<br />

<strong>und</strong> Weise die Gedanken, mit denen ich an die Zeit in Ilmenau zurückdenke.<br />

Trotz alle<strong>dem</strong> hat sich die Zeit gelohnt <strong>und</strong> ich möchte das Gelernte nicht mehr<br />

missen. Verantwortlich war dafür vorwiegend Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. J. Wilden, der<br />

mir die Möglichkeit eröffnete, als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet<br />

Fertigungstechnik zu promovieren <strong>und</strong> durch seine Unterstützung zum erfolgreichen<br />

Gelingen dieser Dissertation beitrug.<br />

Prof. A. Thess vom Fachgebiet Thermo- <strong>und</strong> Magnetofluiddynamik der Technischen<br />

Universität Ilmenau <strong>und</strong> Prof. A. Emmel von der Fachhochschule Amberg (Lehrgebiete<br />

Werkstoff- <strong>und</strong> Lasertechnik) danke ich für die Übernahme der Co-Referate <strong>und</strong><br />

für die fruchtbaren Diskussionen zu Fragestellungen der Magnetofluiddynamik <strong>und</strong><br />

der Lasermaterialbearbeitung.<br />

Weiterhin möchte ich mich bei J.P. Bergmann, T. Luhn, S. Reich, G. Fischer,<br />

S. Jahn, I. Franzke, R. Ziegler, M. Bastick, E. Hamatschek, D. Szczesny, S. Pinzl,<br />

A. Popp, L. Sandrock, D. Weisheit, R. Müther, M. Merten, M. Melan, A. Recke, den<br />

„Werkstoffwissenschaftlern“ <strong>und</strong> weiteren Kollegen, Studenten <strong>und</strong> Bekannten<br />

bedanken, die sowohl in fachlicher, als auch in zwischenmenschlicher Hinsicht auf<br />

ihre Art zu dieser Arbeit beigetragen haben.<br />

Mein größter Dank gilt jedoch meiner Familie, die mich stets motiviert <strong>und</strong> zu mir<br />

gestanden hat.


Kurzfassung<br />

<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

Der Einsatz von Laserstrahlung in der Oberflächentechnik steht derzeit als Synonym<br />

für exzellente Oberflächenqualität, geringste thermische Bauteilbeeinflussung, feine<br />

Mikrostruktur <strong>und</strong> minimale Aufmischung beim Beschichten. Zugleich steht diese<br />

aber auch für extrem hohe Schichtkosten. Eine umfassende industrielle Nutzung wird<br />

nur bei drastischer Steigerung der Prozesseffizienz erfolgen.<br />

Ein innovativer Ansatz zur Effizienzsteigerung verfolgt das gezielte Formen des<br />

Raupenquerschnitts während des Auftragschweißens. Hierzu ist es erforderlich, das<br />

Kräfteverhältnis im Schmelzbad durch eine von außen aufgebrachte Kraftkomponente<br />

zu beeinflussen. Elektromagnetische Kräfte erlauben es, durch die Wechselwirkung<br />

<strong>magnetischer</strong> Felder mit elektrischen Strömen das Schmelzbad berührungslos<br />

<strong>und</strong> flexibel zu formen.<br />

Als Ursachen für einen elektrischen Strom in der Schmelze kommen die Schmelzbadbewegung<br />

im magnetischen Feld, die thermoelektrische Potenzialdifferenz<br />

zwischen schmelzflüssigem Zusatz- <strong>und</strong> festem Substratwerkstoff sowie eine externe<br />

Potenzialdifferenz in Betracht. Die Mechanismen werden hinsichtlich <strong>Einfluss</strong>faktoren,<br />

Wirkung, Prozessgrenzen <strong>und</strong> technologischer Nutzbarkeit <strong>unter</strong>sucht <strong>und</strong><br />

detailliert dargestellt. Unter industriellen Fertigungsbedingungen treten die drei<br />

Mechanismen immer überlagert auf, wobei die Wirkung infolge einer externen<br />

Potenzialdifferenz dominiert. Da die elektrische Leitfähigkeit bei metallischen Werkstoffen<br />

im Allgemeinen mit steigender Temperatur abnimmt, ist die Stromdichte in der<br />

Schmelze niedriger als im festen Gr<strong>und</strong>werkstoff. Hieraus resultieren für die technische<br />

Anwendung erhebliche Prozesseinschränkungen. Diese können nur überw<strong>und</strong>en<br />

werden, wenn es gelingt, eine ausreichende Stromdichte in der Schmelze zu<br />

realisieren.<br />

Diese Anforderung kann durch Ausnutzen des Skin-Effekts bei Einsatz hochfrequenter<br />

Magnetfelder gr<strong>und</strong>sätzlich erfüllt werden, wobei magnetisch bedingte Instabilitäten<br />

nach einer außerordentlich komplexen Schmelzbadbeherrschung verlangen.<br />

Die erarbeiteten gr<strong>und</strong>legenden Prozesszusammenhänge belegen das weitreichende<br />

technische <strong>und</strong> ökonomische Potenzial einer elektromagnetischen Schmelzbadformung<br />

beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>, das im Weiteren in die industrielle<br />

Anwendung zu überführen ist.


<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

Abstract<br />

The use of lasers for surface engineering implies excellent surface quality, low<br />

thermal influence towards the substrate, fine microstructure and minimized dilution<br />

for cladding applications. At the same time it also implies extreme high costs. There<br />

has to be a drastic increase in process efficiency to fulfil the industrial <strong>dem</strong>ands.<br />

An innovative attempt to raise the efficiency aims at the active forming of the coating<br />

geometry. In order to achieve this, the force distribution within the melt pool had to be<br />

changed through an external force. Electromagnetic forces, which are generated<br />

through the interaction of magnetic fields with an electric current, offer a flexible and<br />

non-contact possibility to form the melt pool.<br />

The electric current within the melt pool results from three origins:<br />

- movement of the melt within the magnetic field<br />

- difference between the thermoelectric potentials of base material and melt<br />

- external potential difference.<br />

These three aspects will be investigated regarding influences, effectiveness, bo<strong>und</strong>aries<br />

and technological possibilities. For industrial conditions those mechanisms<br />

always appear superposed, whereas the external potential difference will dominate<br />

the effects. As consequence of the temperature dependence of electric conductivity,<br />

which decreases with increasing temperature, the current density within the melt pool<br />

is smaller then the current density in the base material. Thus, this means a restriction<br />

for technical applications, which can only be removed through a sufficient current<br />

density within the melt pool.<br />

These requirements can be fulfilled through the application of high frequency magnetic<br />

fields and the resulting skin effect. On the other hand magnetically caused melt<br />

pool instabilities require extremely complex process handling.<br />

The investigated process conditions show an enormous technological and economic<br />

potential to form the melt pool through electromagnetic forces for laser beam cladding<br />

applications, which must now be adapted for use in industrial applications.


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

1 Einführung 1<br />

2 Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s 3<br />

2.1 Einordnung <strong>und</strong> Begriffsdeklaration 3<br />

2.2 Prozessbeschreibung 4<br />

2.2.1 Verfahrenscharakteristik 4<br />

2.2.2 Strahlquellen 7<br />

2.2.3 Werkstoffe 9<br />

2.2.4 Auftragsleistung <strong>und</strong> Kostensituation 10<br />

2.2.5 Physikalische Vorgänge beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> 10<br />

2.2.6 Aktueller Entwicklungsstand 18<br />

2.3 Verfahrenskombinationen zur Steigerung der Prozesseffizienz 21<br />

2.4 Elektromagnetische Kräfte bei der Materialbearbeitung 27<br />

2.5 Magnetische <strong>und</strong> elektrische Felder in der Laseroberflächenbearbeitung 30<br />

3 Motivation <strong>und</strong> Zielstellung 32<br />

4 Theoretische Betrachtungen zum magnetisch gestützten<br />

<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> 34<br />

4.1.1 Elektrische Leitfähigkeit 35<br />

4.1.2 Ladungstransport in metallischen Schmelzen 40<br />

4.1.3 Permeabilität 41<br />

4.2 Eigenmagnetfeld 43<br />

4.3 Permanente Magnetfelder 44<br />

4.3.1 Externes elektrisches Feld 46<br />

4.3.2 Thermoelektrische Potenziale 46<br />

4.3.3 Bewegung elektrisch leitfähiger Fluide im magnetischen Feld 48<br />

4.4 Hochfrequente Magnetfelder 50<br />

4.4.1 Induktionsstrom 53<br />

4.4.2 Elektromagnetische Kräfte 54<br />

4.5 Temperaturverteilung im Werkstoff 55<br />

4.6 Kräfteverhältnis im Schmelzbad 57<br />

4.7 Magnetohydrodynamische Dämpfung der Schmelzbadströmung 59


<strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>magnetischer</strong> <strong>und</strong> elektrischer Felder<br />

5 Experimentelles Vorgehen 62<br />

5.1 Vorgehensweise / Versuchsplan 62<br />

5.1.1 Eigenmagnetfeld 62<br />

5.1.2 Permanente Magnetfelder 62<br />

5.1.3 Hochfrequente Magnetfelder 64<br />

5.2 Laserbearbeitung 64<br />

5.2.1 Laserstrahlquellen 64<br />

5.2.2 Zuführeinrichtungen für pulver- <strong>und</strong> drahtförmige Zusatzwerkstoffe 66<br />

5.3 Werkstoffe 66<br />

5.3.1 Substratwerkstoffe 67<br />

5.3.2 Zusatzwerkstoffe 68<br />

5.4 Externes elektrisches Feld 68<br />

5.5 Auslegung der magnetischen Felder 69<br />

5.5.1 Permanente Magnetfelder 69<br />

5.5.2 Hochfrequente Magnetfelder 73<br />

6 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion 76<br />

6.1 Eigenmagnetfeld 76<br />

6.2 Permanente Magnetfelder 78<br />

6.2.1 Bewegung elektrisch leitfähiger Fluide im magnetischen Feld 78<br />

6.2.2 Thermoelektrische Potenziale 94<br />

6.2.3 Externes elektrisches Feld 116<br />

6.3 Hochfrequente Magnetfelder 134<br />

6.3.1 Nutzung elektro<strong>magnetischer</strong> Kräfte für das flächige<br />

Auftragschweißen 134<br />

6.3.2 Nutzung elektro<strong>magnetischer</strong> Kräfte für das Generieren 137<br />

6.3.3 Induktionsstrom 139<br />

7 Zusammenfassung 144<br />

8 Ausblick 146<br />

Literaturverzeichnis 147<br />

Abkürzungsverzeichnis 156<br />

Verwendete Formelzeichen <strong>und</strong> Konstanten 157<br />

Curriculum Vitae 160


1 Einführung<br />

Einführung<br />

Die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte in der Lasermaterialbearbeitung<br />

führen zu einer deutlichen Steigerung der Prozessflexibilität <strong>und</strong> zu einer Aufweitung<br />

des Anwendungsspektrums. In der Mikromaterialbearbeitung werden die Verfahren<br />

Beschriften, Bohren <strong>und</strong> Abtragen am häufigsten angewandt. Im makroskopischen<br />

Bereich sind das Schneiden <strong>und</strong> das Schweißen von metallischen Werkstoffen mit<br />

Laserstrahlung etabliert <strong>und</strong> industriell umgesetzt. Geringe thermische Bauteilbeeinflussung,<br />

hohe Vorschubgeschwindigkeit, breite Werkstoffpalette, etc. sind nur einige<br />

der Vorteile, die zu einer hohen Flexibilität <strong>und</strong> Effizienz der Laserstrahlverfahren<br />

führen. Das der Makromaterialbearbeitung zugeordnete <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

erlaubt das Herstellen hochwertiger Korrosions- <strong>und</strong> Verschleißschutzschichten, die<br />

sich über die erwähnten Vorteile der Lasermaterialbearbeitung hinaus durch einen<br />

geringen Aufmischungsgrad, eine gute Oberflächenqualität, eine sehr feine Gefügestruktur<br />

<strong>und</strong> eine metallurgische Verbindung mit <strong>dem</strong> Substrat auszeichnen. Infolge<br />

der geringen Wirtschaftlichkeit kommt das Auftragschweißen mittels Laserstrahlung<br />

derzeit nur für Sonderanwendungen, beispielsweise zur Reparatur hochwertiger<br />

Bauteile wie Turbinenschaufeln /Kat 97; Gäu 98; Kra 01; Cap 05/, zum Einsatz.<br />

Voraussetzung für eine umfassende industrielle Umsetzung ist eine signifikante<br />

Steigerung der Prozesseffizienz, die Kernaspekt zahlreicher aktueller Forschungsarbeiten<br />

auf <strong>dem</strong> Gebiet des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s ist. Ein möglicher Ansatz<br />

lässt sich aus der Effizienz der Strahlquellen selbst ableiten. In dieser Hinsicht sind<br />

moderne Diodenlasersysteme aufgr<strong>und</strong> ihres im Vergleich zu anderen Laserstrahlquellen<br />

hohen Wirkungsgrades für dieses Anwendungsgebiet prädestiniert. Aufgr<strong>und</strong><br />

der vergleichsweise großen Brennfleckabmessungen, die beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

zum Einsatz kommen, führt die geringe Strahlqualität derartiger Strahlquellen<br />

zu keiner negativen Beeinflussung des Bearbeitungsergebnisses. Im Gegensatz<br />

zu einer gaußförmigen Energieverteilung, wie sie eine Vielzahl der CO2- <strong>und</strong><br />

Nd:YAG-Laserstrahlquellen aufweisen, bewirkt das homogene Strahlprofil von<br />

Diodenlasern eine gleichmäßige Energieverteilung über die gesamte Bearbeitungsbreite<br />

<strong>und</strong> somit eine konstante Aufschmelzung des Gr<strong>und</strong>werkstoffes. Das Emissionsspektrum<br />

von Diodenlaserstrahlquellen im nahen Infrarot-Bereich ermöglicht den<br />

Einsatz von Lichtleitfasern, die im Vergleich zur Strahlführung mittels Spiegelsystemen<br />

eine einfachere Handhabung erlauben <strong>und</strong> somit umfassendere Möglichkeiten<br />

hinsichtlich industrieller Automatisierungslösungen aufweisen.<br />

Trotz der Vorteile <strong>und</strong> der durch den Einsatz moderner Diodenlaser gesteigerten<br />

Prozesseffizienz des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s konnte sich das Verfahren bisher<br />

nur bedingt in der industriellen Fertigung etablieren. Auch umfangreiche Entwicklungsarbeiten,<br />

beispielsweise die Kopplung von Auftragschweißverfahren zur<br />

Erzielung von Synergieeffekten, führten nur zu einer geringfügig gesteigerten<br />

industriellen Akzeptanz.<br />

1


Einführung<br />

Durch den neuen Ansatz in der vorliegenden Arbeit sollen gr<strong>und</strong>legende Erkenntnisse<br />

zur Beeinflussung der Schmelzbadgeometrie gewonnen werden. Daraus resultieren<br />

über den Stand der einzelnen Techniken hinausreichende Anwendungspotenziale<br />

<strong>und</strong> eine Steigerung der Prozesseffizienz beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>.<br />

2


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

2 Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Das Auftragschweißen als ein Teilbereich der Oberflächenbehandlung mittels<br />

Laserstrahlung hebt sich durch zahlreiche positive Faktoren von anderen Verfahren<br />

zum Beschichten <strong>und</strong> Generieren ab. Insbesondere im Hinblick auf die Qualität der<br />

Auftragschweißungen, beispielsweise deren Aufmischung, Oberflächenrauheit <strong>und</strong><br />

Mikrostruktur, ist es den Lichtbogenverfahren überlegen. Zu<strong>dem</strong> ist es trotz geringer<br />

Aufmischungsgrade möglich eine metallurgische Verbindung zwischen Substrat- <strong>und</strong><br />

Zusatzwerkstoff sicherzustellen. Die erforderliche Korrosions- <strong>und</strong> Verschleißbeständigkeit<br />

kann <strong>dem</strong>zufolge schon durch einlagiges Auftragschweißen erreicht werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der geringen Prozesseffizienz <strong>und</strong> der hohen Prozesskosten im Vergleich<br />

zu thermischen Spritzverfahren oder zum Plasma-Pulver-Auftragschweißen kommt<br />

das Laserstrahlverfahren derzeit nur vereinzelt <strong>und</strong> vorwiegend bei Spezialanwendungen<br />

mit hoher Wertschöpfung zum Einsatz.<br />

2.1 Einordnung <strong>und</strong> Begriffsdeklaration<br />

Die Oberflächenmodifikation mittels Laserstrahlung im Sinne des Aufbringens eines<br />

schmelzflüssigen Zusatzwerkstoffes wird entsprechend DIN 8580 „Fertigungsverfahren<br />

– Begriffe, Einteilung“ der Hauptgruppe „Beschichten“ zugeordnet. In der weiteren<br />

Unterteilung nach der Form des Zusatzwerkstoffes ist es <strong>unter</strong> der Gruppe<br />

„Beschichten durch Schmelzauftragschweißen“ zu finden /DIN 03/.<br />

Nach DIN ISO 857-1 „Schweißen <strong>und</strong> verwandte Prozesse – Begriffe – Teil 1: Metallschweißprozesse“<br />

wird das Verfahren entsprechend <strong>dem</strong> Zweck der Anwendung<br />

<strong>dem</strong> Auftragschweißen zugeordnet <strong>und</strong> wie folgt definiert: „Erzeugen einer Schicht<br />

aus Metall auf einem Werkstück durch Schweißen, um gewünschte Eigenschaften<br />

oder Abmessungen zu erhalten“ /DIN 02/.<br />

Im Rahmen der Norm DIN 2311-1: „Anforderungen <strong>und</strong> Anerkennung von Laserstrahloberflächenverfahren<br />

mit Zusatzwerkstoffen - Teil 1: Anweisung zur Oberflächenbearbeitung<br />

mit Laserstrahlung <strong>unter</strong> Verwendung von Zusatzwerkstoffen“ wird<br />

hingegen nur vom Beschichten, Legieren <strong>und</strong> Dispergieren gesprochen. Das formgebende<br />

Auftragschweißen zum Erzeugen definierter Abmessungen ist nicht Bestandteil<br />

der aufgeführten Verfahren /DIN 98/.<br />

Eine klare Einteilung des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s hinsichtlich der einzelnen<br />

Anwendungen erfolgt nicht. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt eine anwendungsbezogene<br />

Unterteilung in die Gruppen:<br />

- flächiges Auftragschweißen bzw. flächiges Beschichten<br />

- formgebendes Auftragschweißen bzw. Generieren.<br />

Flächiges Auftragschweißen oder flächiges Beschichten dient vorwiegend der<br />

Erhöhung der Verschleißbeständigkeit (Panzern / Hartauftragen) <strong>und</strong> / oder der<br />

Korrosionsbeständigkeit (Plattieren). Der Zusatzwerkstoff wird dabei meist einlagig<br />

3


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

auf die zu schützende Bauteiloberfläche aufgetragen. Die Anwendung des Verfahrens<br />

beschränkt sich <strong>dem</strong>zufolge vorwiegend auf zweidimensionale Strukturen.<br />

Formgebendes Auftragschweißen oder Generieren wird als der schichtweise Aufbau<br />

oder das Wiederherstellen von konturierten dreidimensionalen Formkörpern definiert.<br />

2.2 Prozessbeschreibung<br />

Im Rahmen der folgenden Kapitel sollen die gr<strong>und</strong>legenden Abläufe beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>,<br />

beginnend bei den Eigenschaften der Laserstrahlung, über<br />

die Strahl-Stoff-Wechselwirkung bis hin zu den physikalischen Vorgängen im<br />

Schmelzbad eingehend beschrieben werden.<br />

2.2.1 Verfahrenscharakteristik<br />

Die hohe Qualität der mittels Laserstrahlverfahren bearbeiteten Funktionsoberflächen<br />

resultiert vorwiegend aus den Eigenschaften der Laserstrahlung <strong>und</strong> aus deren<br />

Wechselwirkungsmechanismen mit <strong>dem</strong> zu bearbeitenden Material.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner charakteristischen Eigenschaften<br />

4<br />

- Monochromasie<br />

- Kohärenz<br />

- minimale räumliche Divergenz<br />

hebt sich die Laserstrahlung bzw. der Laser von thermischen Strahlungsquellen ab.<br />

Insbesondere die monochromatische Strahlung <strong>und</strong> die geringe Divergenz der<br />

Laserstrahlung erlauben eine extreme Fokussierung des Strahls bis in den<br />

μm-Bereich. Die dadurch erreichte hohe Leistungsdichte bildet die gr<strong>und</strong>legende<br />

Voraussetzung für die Verfahren Schneiden, Schweißen <strong>und</strong> Bohren.<br />

Bei der Oberflächenbearbeitung mittels Laserstrahlung hingegen kommen vergleichsweise<br />

große Brennfleckabmessungen <strong>und</strong> geringe Leistungsdichten zum<br />

Einsatz. Demzufolge resultieren aus der geringen Strahlqualität moderner Hochleistungsdiodenlaser<br />

keine Einschränkungen für dieses Anwendungsgebiet. Meist ist<br />

sogar eine homogene Intensitätsverteilung über die gesamte Bearbeitungsbreite<br />

gewünscht bzw. gefordert. Diese kann je nach eingesetzter Laserleistung<br />

(50 W - 20 kW) mehrere Millimeter betragen.<br />

Die der Oberflächenbehandlung zugeordneten Prozesse lassen sich nach ihrem<br />

physikalischen Wirkprinzip in zwei Gruppen <strong>unter</strong>teilen. Während das Härten <strong>und</strong> das<br />

Umschmelzen auf einer rein thermischen Behandlung beruhen, erfolgt beim Beschichten,<br />

Legieren <strong>und</strong> Dispergieren aufgr<strong>und</strong> der zugeführten Zusatzwerkstoffe<br />

eine thermochemische Behandlung des Werkstoffes.


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

2.2.1.1 Verfahrensablauf<br />

Bedingt durch den erforderlichen Zusatzwerkstoff können die thermochemischen<br />

Randschichtverfahren sowohl ein- als auch zweistufig (Abb. 2-1) ausgeführt werden.<br />

Bei der einstufigen Prozessführung werden die Zusätze während der Bearbeitung<br />

<strong>dem</strong> Schmelzbad zugeführt. Bei der zweistufigen Prozessführung hingegen werden<br />

die Zusätze vordeponiert <strong>und</strong> in einem zweiten Schritt mittels Laserstrahlung nachbehandelt.<br />

Bedingt durch die kürzere Prozesskette <strong>und</strong> die verfahrenstechnischen<br />

Vorteile kommt derzeit vorwiegend die einstufige Prozessführung zur Anwendung.<br />

Diese kann im Hinblick auf die Zuführung der Zusatzwerkstoffe nach stechender <strong>und</strong><br />

schleppender Anordnung (Abb. 2-1) <strong>unter</strong>schieden werden.<br />

Abb. 2-1: Prozessführung <strong>und</strong> Zusatzwerkstoffzuführung<br />

Für das Auftragschweißen / Beschichten <strong>und</strong> Legieren kommt meist die schleppende<br />

Anordnung zum Einsatz, da die zugeführten Werkstoffe den Laserstrahl durchqueren<br />

müssen <strong>und</strong> dabei aufschmelzen. Die stechende Anordnung führt insbesondere beim<br />

Dispergieren von Hartstoffen zu prozesstechnischen Vorteilen. Ein Zuführen der<br />

Hartstoffe am Ende des Schmelzbades unmittelbar vor dessen Erstarrung beschränkt<br />

das Auflösen bzw. Aufschmelzen auf ein Minimum.<br />

2.2.1.2 Beschichten, Legieren <strong>und</strong> Dispergieren<br />

Nach DIN 2311-1 zählen zur thermochemischen Oberflächenbehandlung mittels<br />

Laserstrahlung die drei Verfahrensvarianten Beschichten, Legieren <strong>und</strong> Dispergieren<br />

(Abb. 2-2), die sich vorwiegend im Hinblick auf die Aufmischung bzw. die Verteilung<br />

der Zusatzwerkstoffe <strong>unter</strong>scheiden /DIN 98/.<br />

5


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

6<br />

Abb. 2-2: Übersicht Oberflächenveredelungsverfahren (nach /Hüg 92; Bey 98/)<br />

Beim Beschichten wird eine fest haftende Schicht auf den Gr<strong>und</strong>werkstoff aufgetragen,<br />

wobei eine möglichst geringe Aufmischung angestrebt wird. Die Beschichtungen<br />

besitzen <strong>dem</strong>zufolge vorwiegend die Eigenschaften des Zusatzwerkstoffes.<br />

Beim Legieren hingegen sollen durch großflächiges Aufschmelzen des Gr<strong>und</strong>werkstoffes<br />

die mechanischen <strong>und</strong> technologischen Eigenschaften der Randschicht<br />

gezielt verändert werden. Dabei wird eine homogene Durchmischung zwischen <strong>dem</strong><br />

zugeführten Werkstoff <strong>und</strong> <strong>dem</strong> aufgeschmolzenen Substrat angestrebt. Neben <strong>dem</strong><br />

Legieren mit Feststoffen (z. B. Chrom, Nickel; Silizium, Bor, etc.) kommen auch<br />

gasförmige Zusätze zum Einsatz. Insbesondere bei Aluminiumwerkstoffen sind<br />

zahlreiche Untersuchungen zum Gaslegieren in Stickstoffatmosphäre bekannt<br />

/Jas 95; Bar 98/.<br />

Während beim Legieren eine Reaktion zwischen <strong>dem</strong> aufgeschmolzenen Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

<strong>und</strong> den Legierungselementen erfolgt <strong>und</strong> somit der bearbeitete Bereich die<br />

Eigenschaften der erzeugten Legierung aufweist, werden beim Dispergieren hochschmelzende<br />

Hartstoffe in das Schmelzbad zugeführt. Diese werden dabei teilweise<br />

angeschmolzen <strong>und</strong> somit fest in die metallische Matrix des Gr<strong>und</strong>werkstoffes<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Bei den eingesetzten Werkstoffen handelt es sich vorwiegend um<br />

karbidische <strong>und</strong> boridische Hartstoffe (z. B. Wolframcarbid WC, Vanadiumcarbid VC,<br />

Titancarbid TiC, Chromcarbid Cr3C2, Titandiborid TiB2, etc.) /Hüg 92/.


2.2.2 Strahlquellen<br />

Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Die industrielle Umsetzung der mittels Laserstrahlung durchführbaren Oberflächenveredelungsverfahren<br />

konnte erst durch Verfügbarkeit leistungsstarker Strahlquellen<br />

erfolgen.<br />

2.2.2.1 CO2-Laser<br />

Die für die Lasermaterialbearbeitung erforderlichen Ausgangsleistungen im Kilowatt-<br />

Bereich konnten erst durch die Einführung längsgeströmter CO2-Laser im industriellen<br />

Maßstab zur Verfügung gestellt werden. Mit einer Wellenlänge von 10600 nm<br />

emittieren derartige Strahlquellen weitab vom sichtbaren Spektralbereich im fernen<br />

IR-Bereich. Trotz des aus Abb. 2-3 hervorgehenden Absorptionskoeffizienten von nur<br />

etwa 10 % für Stahlwerkstoffe reicht die eingekoppelte Leistung aus, diese aufzuschmelzen.<br />

Wird zusätzlich der Laserwirkungsgrad von maximal 20 % berücksichtigt,<br />

ergibt sich ein Gesamtwirkungsgrad von nur etwa zwei Prozent. Weitere Verluste<br />

kommen aufgr<strong>und</strong> der Wärmeableitung in den Gr<strong>und</strong>werkstoff <strong>und</strong> durch die Wärmestrahlung<br />

der heißen Oberfläche hinzu, wodurch sich ein realer Wirkungsgrad von<br />

etwa einem Prozent ergibt. Im Hinblick auf die energetische Effizienz ist eine wirtschaftliche<br />

industrielle Umsetzung der Oberflächenbearbeitung mittels Laserstrahlung<br />

derzeit nur bedingt zu erreichen. Insbesondere bei Aluminiumwerkstoffen mit<br />

einem Absorptionskoeffizienten von weniger als zwei Prozent ist eine wirtschaftliche<br />

Materialbearbeitung mit CO2-Lasern nur sehr eingeschränkt möglich.<br />

Abb. 2-3: Wellenlängenabhängige Absorption /Her 93; Sch 98/<br />

7


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

2.2.2.2 Nd:YAG-Laser<br />

Durch die Einführung von Nd:YAG-Festkörperlasern mit einer Ausgangsleistung von<br />

mehreren Kilowatt konnte das Anwendungsspektrum von Stahlwerkstoffen auch auf<br />

hochreflektierende Werkstoffe wie beispielsweise Aluminium erweitert werden.<br />

Bedingt durch die kürzere Wellenlänge wird die Strahlung des Nd:YAG-Lasers<br />

besser absorbiert, <strong>und</strong> somit kann trotz des geringeren Wirkungsgrades von etwa<br />

10 % im Vergleich zu CO2-Lasern <strong>und</strong> den höheren Anschaffungskosten eine<br />

wirtschaftliche Materialbearbeitung realisiert werden.<br />

Die kürzere Wellenlänge erlaubt zu<strong>dem</strong> eine stärkere Fokussierung der Laserstrahlung<br />

<strong>und</strong> führt somit zu einer höheren Leistungsdichte, wodurch sich derartige<br />

Strahlquellen für das sogenannte Keyhole-Schweißen prädestinieren.<br />

Nd:YAG-Laserstrahlung mit einer Wellenlänge von 1064 nm ermöglicht zu<strong>dem</strong> die<br />

Strahlführung mittels Lichtleitfasern. Die dadurch erreichte hohe Flexibilität prädestiniert<br />

Nd:YAG-Laser für den industriellen Einsatz, beispielsweise für die Handhabung<br />

mittels konventioneller Mehrachs-Knickarm-Roboter. Insbesondere bei komplexen<br />

Bahngeometrien <strong>und</strong> häufig wechselnder Bauteilkontur führt ein solches Bearbeitungskonzept<br />

zu wirtschaftlichen Vorteilen im Vergleich zur Strahlführung mittels<br />

Spiegel.<br />

2.2.2.3 Hochleistungsdiodenlaser<br />

Während Schweißapplikationen meist eine hohe Leistungsdichte bei geringen<br />

Brennfleckabmessungen <strong>und</strong> <strong>dem</strong>zufolge eine gute Strahlqualität erfordern, ist bei<br />

der Oberflächenveredelung eine homogene Energiedichteverteilung über den<br />

gesamten Strahlquerschnitt gewünscht bzw. gefordert. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

bieten sich Diodenlaser <strong>und</strong> ihre homogene Energieverteilung für Anwendungen in<br />

diesem Bereich an. Die in den letzten Jahren vorangetriebene Weiterentwicklung<br />

führte neben einer Steigerung der maximalen Ausgangsleistung (aktuell bis zu 6 kW<br />

/Las 05/) zu einer Senkung der Herstellungskosten. Die emittierte Wellenlänge ist<br />

dabei abhängig von der jeweiligen Dotierung der eingesetzten Halbleiter <strong>und</strong> liegt<br />

meist im Bereich 800-940 nm. Für Aluminium ergibt sich dadurch ein Absorptionskoeffizient<br />

von über 10 %, für Stahlwerkstoffe sogar über 30 %. Zusammen mit <strong>dem</strong><br />

hohen Wirkungsgrad der Strahlquelle von bis zu 40 % resultiert daraus eine Gesamteffizienz,<br />

die den beiden bisher vorgestellten Lasern weit überlegen ist.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise geringen Strahlqualität beschränken sich die industriellen<br />

Anwendungen vorwiegend auf Wärmeleitungsprozesse. Auch bei der Fasereinkopplung<br />

führt die große Divergenz zu Einschränkungen. Während Nd:YAG-Laserstrahlung<br />

bis zu einem Leistungsbereich von mehreren Kilowatt problemlos in<br />

Lichtleitfasern mit einem Kerndurchmesser von 600 μm eingekoppelt werden kann,<br />

kommen bei Diodenlasern Faserdurchmesser von 1,5 mm <strong>und</strong> mehr zum Einsatz.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer kompakten Bauweise ist neben der Strahlführung mittels Lichtleitfasern<br />

auch die direkte Montage an einem Roboter möglich. Die dadurch erreichte<br />

8


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Flexibilität förderte so die industrielle Verbreitung derartiger Strahlquellen für beispielsweise<br />

Schweiß-, Löt- <strong>und</strong> Härtapplikationen.<br />

Unter Verwendung spezieller oberflächenaktiver Gase ist es möglich, den Tiefschweißeffekt<br />

zu erreichen /Bru 02; Dan 02/. Eine umfassende industrielle Umsetzung<br />

ist jedoch derzeit noch nicht abzusehen.<br />

2.2.2.4 Faserlaser<br />

Die in den letzten beiden Jahren sehr starke Weiterentwicklung im Bereich der<br />

Faserlaser zeigt ebenfalls viel versprechende Ansätze für die Lasermaterialbearbeitung.<br />

Hinsichtlich der Absorption weist die emittierte Wellenlänge von etwa 1070 nm<br />

<strong>dem</strong> Nd:YAG-Laser vergleichbare Eigenschaften auf <strong>und</strong> liegt bei etwa fünf Prozent<br />

für Aluminium- <strong>und</strong> bei über 30 % für Stahlwerkstoffe. Die exzellente Strahlqualität<br />

erlaubt neuartige Anwendungen im Bereich des Tiefschweißens, derzeit kann das<br />

Potenzial derartiger Strahlquellen nur bedingt industriell umgesetzt werden. Mit<br />

einem Wirkungsgrad von bis zu 25 % ist eine wirtschaftliche Nutzung auch für die<br />

Oberflächenbearbeitung denkbar. Jedoch erfolgten aufgr<strong>und</strong> der geringen Verbreitung<br />

noch keine umfassenden Untersuchungen hinsichtlich der industriellen Umsetzbarkeit.<br />

Dabei bleibt zu klären, in welchem Umfang sich die hohe Strahlqualität für<br />

Oberflächenveredelungsverfahren nutzen lässt.<br />

2.2.3 Werkstoffe<br />

Das Verfahren <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> kommt derzeit vorwiegend bei Aluminium-<br />

<strong>und</strong> Stahlwerkstoffen zur Anwendung, wobei auch zahlreiche andere Werkstoffe<br />

bearbeitet werden.<br />

Die Bauteile für das Auftragschweißen bestehen meist aus Werkstoffen, die sich<br />

durch spanende oder umformende Fertigungsverfahren wirtschaftlich bearbeiten<br />

lassen. Da die Bauteiloberfläche die gestellten Anforderungen hinsichtlich Verschleiß-<br />

<strong>und</strong> Korrosionsbeständigkeit oftmals nur eingeschränkt erfüllen kann,<br />

werden die entsprechenden Bereiche mittels anforderungsoptimierter Werkstoffe<br />

verstärkt.<br />

Damit lassen sich kostengünstig beanspruchungsgerechte „Tailored“-Werkzeuge <strong>und</strong><br />

Bauteile herstellen. Durch geeignete Kombination von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zusatzwerkstoff ist<br />

es möglich, trotz der extremen Härte des aufgeschweißten Werkstoffes eine ausreichende<br />

Duktilität sicherzustellen. Im Bereich des Formenbaus kommen meist<br />

konventionelle Warm- <strong>und</strong> Kaltarbeitsstähle zum Einsatz, die an besonders beanspruchten<br />

Stellen mittels entsprechender Werkstoffe an die erhöhten Anforderungen<br />

hinsichtlich Verschleißbeständigkeit angepasst werden. Das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

kommt über Stahlwerkstoffe hinaus auch bei Aluminium-, Kupfer-, Nickel-,<br />

Titan- <strong>und</strong> Magnesiumlegierungen zur Anwendung.<br />

Die Auswahl des Zusatzwerkstoffes richtet sich dabei neben <strong>dem</strong> Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

vorwiegend nach den Anforderungen an die Funktionsfläche. Es kommen <strong>dem</strong>zufol-<br />

9


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

ge artgleiche <strong>und</strong> –fremde Legierungen mit angepasstem Eigenschaftsprofil zum<br />

Einsatz. Für Stahlwerkstoffe sind dies meist verschleiß- <strong>und</strong> korrosionsbeständige<br />

Legierungen auf Nickel-, Kobalt- <strong>und</strong> Eisenbasis. Unterschiedliche Legierungszusammensetzungen<br />

<strong>und</strong> Hartphasenanteile (Karbide, Boride, etc.) ermöglichen eine<br />

Anpassung an das jeweilige Anwendungsprofil. Hohe Nickel- <strong>und</strong> Chromanteile<br />

sorgen für eine ausreichende Korrosionsbeständigkeit des aufgetragenen Werkstoffes.<br />

Obwohl das Anwendungsspektrum der Werkstoffe vorwiegend im Bereich Verschleiß-<br />

<strong>und</strong> Korrosionsschutz liegt, kommt das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> nicht<br />

nur für das flächige Beschichten von Neuteilen zum Einsatz, sondern auch für die<br />

Instandsetzung verschlissener Werkzeuge <strong>und</strong> Formen oder für den Aufbau dreidimensionaler<br />

Strukturen zur Anwendung. Der Zusatzwerkstoff ist dabei in Abhängigkeit<br />

des Anforderungsprofils zu wählen. Somit können durch das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

zahlreiche neue Anwendungsbereiche erschlossen <strong>und</strong> bisherige Lösungen<br />

optimiert werden.<br />

2.2.4 Auftragsleistung <strong>und</strong> Kostensituation<br />

In wirtschaftlicher Hinsicht beschränkt sich die Anwendung des Verfahrens <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

derzeit auf Nischenanwendungen mit hoher Wertschöpfung,<br />

welche die im Vergleich zu anderen thermischen Beschichtungs- <strong>und</strong> Auftragschweißverfahren<br />

hohen Kosten (hoher Energiebedarf, geringe Auftragsleistung,<br />

etc.) rechtfertigen. So kann beispielsweise mittels Plasmaspritzen (50 kW Plasmaleistung<br />

� 100 kW elektrische Anschlussleistung) eine Auftragsrate von 6 kg/h<br />

erreicht werden /Bey 01/. Beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> mit einer Leistung von<br />

1,4 kW (ebenfalls r<strong>und</strong> 100 kW elektrische Anschlussleistung) hingegen kann nur<br />

eine Auftragsrate von 0,3 kg/h realisiert werden /Bey 01/. Selbst beim Einsatz<br />

moderner Hochleistungsdiodenlaser mit Ausgangsleistungen von bis zu 6 kW <strong>und</strong><br />

einem Wirkungsgrad von maximal 30 % können derartige Auftragsleistungen nicht<br />

erreicht werden. Somit liegen <strong>unter</strong> optimalen Bedingungen die Kosten aufgr<strong>und</strong> der<br />

teureren Anlagen <strong>und</strong> der geringeren Prozesseffizienz um ein Vielfaches höher als<br />

bei anderen thermischen Beschichtungs- <strong>und</strong> Auftragsschweißverfahren. Jedoch<br />

eröffnet das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> aufgr<strong>und</strong> der einfachen Prozessführung<br />

<strong>und</strong> -kontrolle <strong>und</strong> durch die Möglichkeit filigrane Strukturen zu bearbeiten neuartige<br />

Anwendungsfelder.<br />

2.2.5 Physikalische Vorgänge beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

Ausschlaggebend für die exzellente Qualität der Auftragschweißungen ist neben den<br />

typischen Lasercharakteristika (monochromatische, kohärente Strahlung; geringe<br />

Divergenz) vorwiegend die Eigenschaft des Lichtes selbst, das während der Ausbreitung<br />

als elektromagnetische Welle betrachtet werden kann. Die Energieübertragung<br />

ist <strong>dem</strong>zufolge nicht an ein Medium geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erlaubt prinzipiell auch eine<br />

10


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Anwendung im Vakuum. Aus Kostengründen erfolgt jedoch meist nur eine lokale<br />

Abschirmung der Bearbeitungsstelle mittels Schutzgas.<br />

2.2.5.1 Strahl-Stoff-Wechselwirkung<br />

Der Dualismus Welle-Teilchen kommt erst zum Tragen, wenn das Laserlicht auf die<br />

zu bearbeitende Oberfläche trifft <strong>und</strong> über Elektron-Phonon-Wechselwirkung seine<br />

Energie <strong>und</strong> seinen Impuls an den Werkstoff abgibt <strong>und</strong> so zur Erwärmung des<br />

Materials führt. Die Wechselwirkung findet dabei in der unmittelbaren Werkstoffoberfläche<br />

statt. Der Laserstrahl dringt bis zur vollständigen Absorption bzw. Reflexion<br />

nur wenige Atomlagen (d < 10 -7 - 10 -8 m) in den Werkstoff ein /Wis 85/ <strong>und</strong> kann<br />

somit als Oberflächenwärmequelle betrachtet werden. Beim Laserstrahlhärten ergibt<br />

sich die Temperaturverteilung vorwiegend aus der 3-dimensionalen Wärmeableitung<br />

in das Substrat, wohingegen das Auftreten einer schmelzflüssigen Phase, wie<br />

beispielsweise beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>, zu deutlich komplexeren Zusammenhängen<br />

zwischen Laserleistung, räumlicher Intensitätsverteilung <strong>und</strong> der daraus<br />

resultierenden Temperaturverteilung <strong>und</strong> Schmelzbadgeometrie führt.<br />

Während der Energietransport in festen Werkstoffen ausschließlich durch Wärmeleitung<br />

erfolgt, dominiert beim Auftreten einer schmelzflüssigen Phase der Energietransport<br />

infolge Konvektion. Diese führt zu einer homogenen Durchmischung <strong>und</strong><br />

beeinflusst die Temperaturverteilung <strong>und</strong> somit die Form des Schmelzbades.<br />

Begrenzend wirkt dabei lediglich die Zeit, in der eine schmelzflüssige Phase vorliegt.<br />

2.2.5.2 Schmelzbadkonvektion<br />

Die Konvektion im Schmelzbad selbst wird dabei vorwiegend von der Intensitätsverteilung<br />

im Laserstrahl <strong>und</strong> der temperaturabhängigen Oberflächenspannung der<br />

Metallschmelze bestimmt. Im Gegensatz zur natürlichen oder Bernard-Konvektion,<br />

die durch temperaturabhängige Dichte<strong>unter</strong>schiede in Fluiden hervorgerufen wird,<br />

kommt als Ursache für die Schmelzbadbewegung in der Lasermaterialbearbeitung<br />

zusätzlich die Marangonikonvektion zum Tragen. Die erforderlichen Scherspannungen<br />

werden durch die inhomogene Temperaturverteilung an der Schmelzbadoberfläche<br />

<strong>und</strong> der temperaturabhängigen Oberflächenspannung hervorgerufen (Abb. 2-4).<br />

11


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

12<br />

Abb. 2-4: Gradient im Verlauf der Oberflächenspannung <strong>und</strong> daraus resultierende<br />

Marangoni-Konvektion /Bey 95/<br />

Die erhöhte Temperatur des flüssigen Werkstoffes in der Mitte des Schmelzbades,<br />

wie sie beispielhaft in Abb. 2-4 dargestellt ist, ergibt sich aus der Wärmeableitung in<br />

den Gr<strong>und</strong>werkstoff an der Schmelzbadgrenzfläche. Durch die gaußförmige Intensitätsverteilung<br />

zahlreicher Strahlquellen wird die Temperaturerhöhung in der<br />

Schmelzbadmitte zusätzlich <strong>unter</strong>stützt. In Abhängigkeit des Oberflächenspannungsgradienten<br />

ergibt sich eine Scherspannung, die zur Bewegung der Schmelze führt.<br />

Die Strömungsrichtung im Schmelzbad wird dabei vom temperaturabhängigen<br />

Verlauf der Oberflächenspannung bestimmt (Abb. 2-5).<br />

Abb. 2-5: Strömungs- <strong>und</strong> Schmelzbadform in Abhängigkeit des temperaturabhängigen<br />

Verlaufs der Oberflächenspannung /Mil 98/


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Bei Stahlwerkstoffen kommt es mit steigender Temperatur meist zu einem Absinken<br />

der Oberflächenspannung, wie es in Abb. 2-5/a dargestellt ist, <strong>und</strong> zu einer an der<br />

Schmelzbadoberfläche nach außen gerichteten Strömung. Da für eine Vielzahl von<br />

Legierungen <strong>und</strong> insbesondere für hochlegierte Stähle die Stoffwerte nur unzureichend<br />

bekannt sind, ist eine Vorhersage der jeweiligen Strömungsform nicht möglich.<br />

Für gebräuchliche Stahlwerkstoffe kann anhand der Stoffwerte die Strömungsgeschwindigkeit<br />

im Schmelzbad durch eine einfache Näherung abgeschätzt werden.<br />

Als treibende Kraft wirkt die aufgr<strong>und</strong> der temperaturabhängigen Oberflächenspannung<br />

�S über die Schmelzbadbreite x aufgebaute Scherspannung �S (Gleichung 2-1).<br />

Durch Erweitern mit �T kann die Gleichung auf die Veränderung der Oberflächenspannung<br />

infolge der Temperatur d�S/dT <strong>und</strong> auf den Temperaturgradienten �T/�x<br />

an der Oberfläche zurückgeführt werden.<br />

��<br />

�x<br />

��<br />

�x<br />

�T<br />

�T<br />

��<br />

�T<br />

�T<br />

�x<br />

d�<br />

dT<br />

S S<br />

S<br />

S<br />

� S � � � �<br />

Gleichung 2-1<br />

Der dadurch hervorgerufenen Strömung wirkt eine Scherspannung �S aufgr<strong>und</strong> der<br />

viskosen Reibung der Schmelze an der Grenzfläche zum Gr<strong>und</strong>werkstoff entgegen,<br />

die durch Gleichung 2-2 näherungsweise beschrieben werden kann. Dabei stellt v<br />

die Geschwindigkeit der Strömung, z die Schmelzbadtiefe sowie � die dynamische<br />

Viskosität der Schmelze dar.<br />

�v<br />

v<br />

� � � �<br />

�z<br />

�z<br />

� S<br />

Gleichung 2-2<br />

Unter stationären Bedingungen stellt sich ein Gleichgewicht zwischen der Scherspannung<br />

aufgr<strong>und</strong> der temperaturabhängigen Oberflächenspannung <strong>und</strong> der<br />

Reibung im Schmelzbad ein <strong>und</strong> erlaubt so eine Abschätzung der sich ausbildenden<br />

Strömungsgeschwindigkeit:<br />

d S<br />

�<br />

dT<br />

�T<br />

�x<br />

� �<br />

v<br />

�z<br />

�T<br />

�x<br />

Gleichung 2-3<br />

Über die temperaturabhängige Oberflächenspannung d�S/dT hinaus wird die Strömungsgeschwindigkeit<br />

v vorwiegend von der dynamischen Viskosität � der Schmelze,<br />

der Schmelzbadtiefe �z <strong>und</strong> <strong>dem</strong> Temperaturgradienten �T/�x an der Schmelzbadoberfläche<br />

beeinflusst <strong>und</strong> kann näherungsweise durch folgende Gleichung<br />

dargestellt werden:<br />

d�S<br />

�z<br />

�T<br />

d�S<br />

�z<br />

�T<br />

v �<br />

�<br />

dT � �x<br />

dT �x<br />

�<br />

Gleichung 2-4<br />

Obwohl die Oberflächenspannung �S eine nichtlineare temperaturabhängige<br />

Stoffgröße darstellt, kann sie durch eine Reihenentwicklung ersten Grades näherungsweise<br />

dargestellt werden.<br />

13


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

14<br />

d�S<br />

�S � �S0<br />

� ( T � T0<br />

)<br />

Gleichung 2-5<br />

dT<br />

Für reines Eisen ergibt sich die angenäherte temperaturabhängige Oberflächenspannung<br />

�S zu /Smi 92/:<br />

N<br />

�4<br />

N<br />

� S � 1,<br />

87 � ( T �1809K<br />

)( �4,<br />

9 �10<br />

)<br />

Gleichung 2-6<br />

m<br />

Km<br />

Durch den negativen Oberflächenspannungsgradienten d�S/dT (-4,9*10 -4 N/Km < 0)<br />

resultiert eine Strömung, die das Material von der überhitzten Schmelzbadmitte in<br />

Richtung kälteren Rand transportiert. Für das Laserstrahlwärmeleitungsschweißen<br />

ergibt sich folglich ein flaches <strong>und</strong> breites Schmelzbad. Liegt hingegen ein positiver<br />

Oberflächenspannungsgradient vor, kommt es zur Umkehr der Strömungsrichtung,<br />

<strong>und</strong> ein schmales Schmelzbad mit deutlich größerer Eindringtiefe resultiert<br />

(vgl. Abb. 2-5). Besitzt die temperaturabhängige Oberflächenspannung hingegen ein<br />

lokales Maximum, kann es auch zur Ausbildung mehrerer Wirbel kommen.<br />

Typische Werte für die aufgr<strong>und</strong> der Marangoni-Konvektion hervorgerufenen Strömungsgeschwindigkeiten<br />

werden in der Größenordnung 1 – 10 m/s angenommen<br />

/Bey 95/. Aufgr<strong>und</strong> der begrenzten Beobachtungs- <strong>und</strong> Messmöglichkeiten werden<br />

die Strömungsform <strong>und</strong> –geschwindigkeit derzeit mit Hilfe computergestützter<br />

Simulation numerisch abgeschätzt /Ehl 98; Ehl 02/, eine exakte Berechnung ist<br />

aufgr<strong>und</strong> der zahlreichen <strong>Einfluss</strong>faktoren jedoch noch nicht möglich. Neben den<br />

bisher angesprochenen Faktoren Temperaturverteilung im Schmelzbad, Oberflächenspannung<br />

<strong>und</strong> Viskosität der Schmelze spielt auch die Form des Schmelzbades,<br />

die Vorschubgeschwindigkeit <strong>und</strong> die Beeinflussung der Oberflächenspannung durch<br />

aktive Elemente in der Umgebungsatmosphäre eine entscheidende Rolle. So kann<br />

die Bildung einer Oxidschicht infolge der veränderten Oberflächenspannung <strong>unter</strong><br />

Umständen sogar zu einer vollständigen Unterdrückung der Marangoni-Konvektion<br />

führen. Oberflächenaktive Elemente wie beispielsweise Sauerstoff kommen beim<br />

Schweißen von Stahlwerkstoffen mittels Diodenlaser zum Einsatz <strong>und</strong> erlauben das<br />

Erreichen des Tiefschweißeffektes /Böh 02; Bru 02; Dan 02/. Durch den Einsatz von<br />

Gasgemischen mit CO2-Anteil kommt es zur Wechselwirkung zwischen der<br />

Schmelzbadoberfläche <strong>und</strong> den dissozierten Gasmolekülen, was den negativen<br />

Oberflächenspannungsgradienten in einen positiven umkehrt <strong>und</strong> somit auch die<br />

Richtung der Schmelzbadströmung beeinflusst (vgl. Abb. 2-5/b).<br />

2.2.5.3 Raupengeometrie, Benetzungsverhalten<br />

Während die Marangoni-Konvektion beim Laserstrahlschweißen einen signifikanten<br />

<strong>Einfluss</strong> auf die sich ausbildende Schmelzbadgeometrie ausübt, spielt sie beim<br />

Auftragschweißen nur eine <strong>unter</strong>geordnete Rolle im Hinblick auf die resultierende<br />

Raupengeometrie. Diese wird beim Auftragschweißen aufgr<strong>und</strong> der deutlich größeren<br />

freien Oberfläche vorwiegend durch die aus der Oberflächenspannung resultie-


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

renden Kräfte bestimmt. Die Marangoni-Konvektion beschränkt somit ihre Wirkung<br />

vornehmlich auf die homogene Durchmischung des Schmelzbades.<br />

Zur Sicherstellung der metallurgischen Verbindung ist ein geringfügiges Aufschmelzen<br />

des Gr<strong>und</strong>werkstoffes notwendig. Durch die Konvektion wird das aufgeschmolzene<br />

Material gleichmäßig im Schmelzbad verteilt. Um eine Verschlechterung der<br />

mechanischen <strong>und</strong> technologischen Eigenschaften zu verhindern, sollte der Anteil an<br />

aufgeschmolzenem Gr<strong>und</strong>werkstoff in der Auftragschweißung einen Wert von 10 %<br />

nicht überschreiten. Beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> kann problemlos ein Aufmischungsgrad<br />

von etwa fünf Prozent erreicht werden, <strong>dem</strong>zufolge ist es möglich das<br />

ursprüngliche Eigenschaftsprofil des Zusatzwerkstoffes weitgehend zu erhalten.<br />

Dadurch ist es im Vergleich zu beispielsweise MIG- <strong>und</strong> WIG-Auftragschweißverfahren<br />

möglich, die geforderte Qualität bereits durch einlagiges Auftragen sicherzustellen.<br />

Die Veränderung der Oberflächenspannung infolge der Temperaturverteilung führt<br />

beim Auftragschweißen zu einer Veränderung des Benetzungsverhaltens. Durch den<br />

negativen Temperaturgradienten von Stahlwerkstoffen verbessert sich die Benetzung<br />

mit steigender Temperatur, <strong>und</strong> der Kontaktwinkel zwischen Substrat <strong>und</strong> Zusatzwerkstoff<br />

verkleinert sich. Der Kontaktwinkel, der an der Dreiphasengrenze<br />

(Schmelzbad - Substrat - Schutzgasatmosphäre) den Winkel zwischen Substrat <strong>und</strong><br />

Schmelze charakterisiert <strong>und</strong> auf das Benetzungsverhalten bzw. die Oberflächenspannung<br />

zurückgeführt werden kann, sollte <strong>unter</strong> günstigen Voraussetzungen<br />

maximal 70-80° betragen. Dadurch wird ein Wiederaufschmelzen der benachbarten<br />

Raupe ermöglicht <strong>und</strong> eine durchgehende metallurgische Verbindung zwischen den<br />

einzelnen Auftragschweißungen sichergestellt. Im Falle größerer Kontaktwinkel kann<br />

eine Anbindung zur vorherigen Raupe nur schwer erreicht werden <strong>und</strong> führt zur<br />

Bildung von Hohlräumen.<br />

2.2.5.4 Korrelation Prozessparameter - Raupengeometrie<br />

Obwohl das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> für zahlreiche Anwendungen eingesetzt<br />

werden kann, beschränkt sich das Einsatzgebiet aufgr<strong>und</strong> der geringen Flächen- <strong>und</strong><br />

Auftragsleistung derzeit vorwiegend auf filigrane <strong>und</strong> komplexe Geometrien. Typische<br />

Abmessungen der Raupengeometrie betragen in Abhängigkeit der Anwendung<br />

1-5 mm Breite <strong>und</strong> 0,3-2 mm Höhe. Trotz der Vielzahl an Prozessgrößen, die sich auf<br />

die geometrische Form <strong>und</strong> die Abmessungen der Auftragschweißungen auswirken,<br />

können Einstellgrößen identifiziert werden, die es erlauben die Raupengeometrie in<br />

geforderter Weise zu beeinflussen.<br />

Insbesondere die beiden Hauptabmessungen Raupenbreite <strong>und</strong> -höhe können durch<br />

die Prozessführung gezielt verändert werden. Während die Breite der Einzelraupe in<br />

etwa <strong>dem</strong> Fokusdurchmesser entspricht, kann die Raupenhöhe durch die zugeführte<br />

Pulvermenge beeinflusst werden. Erforderlich ist dabei jedoch, dass energetische<br />

Randbedingungen eingehalten werden <strong>und</strong> ausreichend Laserleistung zum Auf-<br />

15


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

schmelzen der Werkstoffe zur Verfügung gestellt wird. Die Leistungsdichte beträgt<br />

dabei etwa 10 4 - 10 6 W/cm² (Abb. 2-6) <strong>und</strong> ist somit deutlich geringer als beim<br />

Tiefschweißen (ab ca. 5*10 6 W/cm²), weshalb beim Auftragschweißen meist kein<br />

Plasma entsteht. Die erforderliche Wechselwirkungszeit liegt in Abhängigkeit der<br />

Leistungsdichte im Sek<strong>und</strong>en- bis Millisek<strong>und</strong>en-Bereich, so dass sich eine Energiedichte<br />

von etwa 10² J/cm² ergibt.<br />

16<br />

Abb. 2-6: Energiedichte für das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> (nach /LLT 98/)<br />

Unter Einhaltung der angegebenen energetischen Randbedingungen ist es möglich,<br />

die Abmessungen der Raupe in weiten Bereichen durch Anpassung der Prozessparameter<br />

gezielt einzustellen (vgl. Abb. 2-7 <strong>und</strong> Abb. 2-8).<br />

Die Raupenhöhe kann, konstante Randbedingungen vorausgesetzt (vgl. Abb. 2-7 /<br />

Flächenleistung 10 4 W/cm²; Strahldurchmesser 5,3 mm), über die zugeführte<br />

Pulverstreckenmasse beeinflusst werden. Je mehr Zusatzwerkstoff zugeführt wird,<br />

desto höhere Raupen resultieren, wobei aus Abb. 2-7 ein näherungsweise linearer<br />

Zusammenhang hervorgeht. Hinsichtlich der Raupenbreite führt ein veränderter<br />

Pulvermassenstrom nur zu geringfügigen Veränderungen (vgl. Abb. 2-8).<br />

Die Vorschubgeschwindigkeit, konstante Pulverstreckenmasse vorausgesetzt, besitzt<br />

nur einen vernachlässigbaren <strong>Einfluss</strong> auf die Raupenabmessungen. Insbesondere<br />

die Höhe der Auftragschweißungen (vgl. Abb. 2-7) kann durch die Vorschubgeschwindigkeit<br />

nur begrenzt beeinflusst werden.


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Abb. 2-7: Beeinflussung der Raupenhöhe (Flächenleistung 10 4 W/cm²; Strahldurchmesser<br />

5,3 mm, konstante Streckenmasse der einzelnen Messreihen)<br />

/Vol 98/<br />

Die Raupenbreite (vgl. Abb. 2-8) hingegen zeigt eine leicht abnehmende Tendenz<br />

mit steigender Vorschubgeschwindigkeit, da die Leistungsdichte in den Randbereichen<br />

nicht mehr ausreicht, um innerhalb der kurzen Wechselwirkungszeit das<br />

Substrat an- <strong>und</strong> das Pulver aufzuschmelzen.<br />

Abb. 2-8: Beeinflussung der Raupenbreite (Flächenleistung 10 4 W/cm²; Strahldurchmesser<br />

5,3 mm, konstante Streckenmasse der einzelnen Messreihen)<br />

/Vol 98/<br />

Einen deutlich ausgeprägteren <strong>Einfluss</strong> auf die Raupenbreite besitzt der Fokusdurchmesser<br />

(vgl. Abb. 2-9). Bei konstanten Randbedingungen (konst. Laserleistung<br />

2,75 kW; konst. Vorschubgeschwindigkeit 0,2 m/min; konst. Pulvermenge<br />

9 g/min) geht aus Abb. 2-9 ein annähernd linearer Zusammenhang zwischen<br />

Spotdurchmesser <strong>und</strong> Breite der Auftragschweißung hervor.<br />

17


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

18<br />

Abb. 2-9: Raupengeometrie in Abhängigkeit vom Fokusdurchmesser (Laserleistung<br />

2,75 kW, Vorschubgeschwindigkeit 0,2 m/min, Pulvermenge 9 g/min)<br />

/Hüg 92/<br />

Aufgr<strong>und</strong> der einfachen Prozessführung <strong>und</strong> der eben dargestellten Möglichkeit, die<br />

Geometrie der Einzelraupe über die Variation der Prozessparameter an die jeweilige<br />

Bearbeitungsaufgabe anzupassen, stellt das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> ein<br />

flexibles Verfahren dar, das es erlaubt qualitativ hochwertige Auftragschweißungen<br />

herzustellen.<br />

2.2.6 Aktueller Entwicklungsstand<br />

Die extreme Flexibilität <strong>und</strong> das breite Anwendungsspektrum des Verfahrens <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

zeigen sich anhand zahlreicher Applikationsmöglichkeiten.<br />

Die umfassende industrielle Umsetzung wird jedoch nicht nur durch die geringe<br />

Prozesseffizienz, sondern auch durch die aktuellen Prozessgrenzen zusätzlich<br />

eingeschränkt.<br />

Die geometrischen Parameter Raupenbreite <strong>und</strong> -höhe können, wie im letzten<br />

Kapitel erläutert, über weite Bereiche variiert werden. Die bisher erreichten minimalen<br />

bzw. maximalen Abmessungen ergeben sich jedoch aufgr<strong>und</strong> von zum Teil<br />

laserunabhängigen Prozessgrößen.<br />

Hinsichtlich der minimalen Raupenbreite spielt sowohl die Fokussierbarkeit als auch<br />

der erreichbare minimale Fokusdurchmesser eine ausschlaggebende Rolle. Zu<strong>dem</strong><br />

ist es notwendig, Pulverwerkstoffe mit entsprechend feiner Korngrößenverteilung<br />

prozesssicher zuzuführen, was wiederum spezielle Dosier- <strong>und</strong> Fördersysteme<br />

erfordert. So sind mit derzeit handelsüblichen Nd:YAG-Lasern <strong>und</strong> maximalen<br />

Pulvergrößen bis etwa 50 μm minimale Raupenbreiten bis etwa 200 μm erreichbar<br />

/Hen 96/. Sollen filigranere Stege realisiert werden, so erhöhen sich die Anforderungen<br />

an das Pulver <strong>und</strong> dessen Zuführung beträchtlich.<br />

Der maximalen Raupenbreite sind theoretisch nur durch die verfügbare Strahlleistung<br />

Grenzen gesetzt. So können mit linienförmigen Strahlprofilen, wie sie vorwiegend bei<br />

Hochleistungsdiodenlaser auftreten, Breiten von 20 mm <strong>und</strong> mehr in einem Über-


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

gang realisiert werden. Bedingt durch den enormen Aufwand für die Strahlformung<br />

werden breitere Auftragschweißungen meist durch das Nebeneinanderlegen mehrerer<br />

Einzelraupen ausgeführt. Aufgr<strong>und</strong> ihres modularen Aufbaus können mit Diodenlasersystemen<br />

zwar Strahlquerschnitte beliebiger Breite realisiert werden, jedoch<br />

sind derartige Systeme nur für Spezialanwendungen einsetzbar. Ihr entscheidender<br />

Vorteil, nämlich die enorme Flexibilität, geht dadurch jedoch verloren.<br />

Bei der Raupenhöhe hingegen können derzeit Abmessungen bis in den Zehntelmillimeter<br />

- Bereich realisiert werden. Die Oberflächenspannung führt dabei zu einer<br />

gleichmäßigen Verteilung der Schmelze über die gesamte Breite des angeschmolzenen<br />

Gr<strong>und</strong>werkstoffes. So können mit der gleichen Partikelgrößenverteilung<br />

(max. 50 μm) minimale Raupenhöhen von etwa 40 μm erreicht werden /Hen 96/.<br />

Hinsichtlich der maximal erreichbaren Höhe spielt die geometrische Form der<br />

Einzelraupe eine entscheidende Rolle. Bei einer Breite von 5 mm kann eine maximale<br />

Höhe von etwa 3 mm realisiert werden. Höhere Einzelraupen sind aufgr<strong>und</strong> des<br />

Kräfteverhältnisses im Schmelzbad (vgl. Kapitel 4.6) nur bedingt zu erreichen.<br />

Schmalere Raupen weisen eine entsprechend geringere maximale Höhe auf. Für<br />

eine Vielzahl von Anwendungen ist eine derartige Schichthöhe völlig ausreichend.<br />

Sind größere Schichtdicken gefordert, so können diese mit Lichtbogenschweißverfahren<br />

deutlich effizienter aufgetragen werden.<br />

Aus energetischer Sicht (vgl. Kapitel 2.3) ist es sinnvoll eine möglichst hohe Auftragsgeschwindigkeit<br />

anzustreben, jedoch sind dieser durch die maximal zur Verfügung<br />

stehende Laserleistung <strong>und</strong> der einzuhaltenden energetischen Randbedingungen<br />

(Leistungsdichte 10 4 - 10 6 W/cm²; Energiedichte ca. 10² J/cm²) Grenzen gesetzt.<br />

Da der Energietransport beim Erwärmen <strong>und</strong> Aufschmelzen der Partikel von der<br />

Wärmeleitung dominiert wird, ist zum vollständigen Aufschmelzen der Pulverkörner<br />

eine partikelgrößenabhängige minimale Wechselwirkungszeit erforderlich. Zu<strong>dem</strong><br />

steigt mit zunehmender Prozessgeschwindigkeit der Temperaturgradient <strong>und</strong> die<br />

Erstarrungsgeschwindigkeit, was aufgr<strong>und</strong> der Aufhärtung zu Rissen in der Auftragschweißung<br />

führen kann. Typische Prozessgeschwindigkeiten liegen derzeit im<br />

Bereich von 5 mm/s bis etwa 50 mm/s, jedoch wurden auch bereits Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 500 mm/s erreicht /Par 03; Par 05/, wobei die erzeugten Auftragschweißungen<br />

zahlreiche Risse <strong>und</strong> eine geringe Oberflächenqualität aufwiesen.<br />

Für die Wirtschaftlichkeit stellt jedoch nicht die Vorschubgeschwindigkeit, sondern die<br />

letztendlich erreichte Auftragsleistung den ausschlaggebenden Gesichtspunkt dar.<br />

Während beim eher selten angewandten Feinbeschichten nur wenige Gramm pro<br />

St<strong>und</strong>e aufgetragen werden, kann beim konventionellen <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

je nach zur Verfügung stehender Leistung bis zu etwa 1 kg/h verarbeitet werden.<br />

Bei einer Schichtdicke von etwa einem Millimeter ergibt sich somit eine Flächenleistung<br />

von etwa 0,1 m²/h.<br />

Erst im Verhältnis zu anderen Verfahren, z. B. <strong>dem</strong> Plasmaspritzen (80 kW Plasmaleistung;<br />

ca. 6 kg/h /Now 01/), wird die geringe Auftragsleistung deutlich. Aufgr<strong>und</strong><br />

19


Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

der geringen Prozesseffizienz des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s resultieren sehr<br />

hohe Kosten, die eine wirtschaftliche Umsetzung des Verfahrens derzeit nur bei<br />

entsprechend hoher Wertschöpfung der Bauteile erlauben.<br />

Obwohl das Auftragschweißen mittels Laserstrahlung derzeit nur vereinzelt zum<br />

Einsatz kommt, besitzt es aufgr<strong>und</strong> der exzellenten Qualität <strong>und</strong> des breiten Werkstoffspektrums<br />

ein nahezu uneingeschränktes Anwendungsfeld. So können derzeit<br />

fast alle handelsüblichen Substratwerkstoffe (Fe, Al, Ti, Ni, Cu, Co <strong>und</strong> deren<br />

Legierungen) mit einer Vielzahl von Werkstoffen in Draht- <strong>und</strong> Pulverform bearbeitet<br />

werden, wobei vorwiegend Eisen-, Aluminium-, Nickel-, Kobalt- <strong>und</strong> Titanbasislegierungen<br />

zum Einsatz kommen. Hinsichtlich der Gr<strong>und</strong>werkstoffe ergeben sich Einsatzgrenzen<br />

vorwiegend aufgr<strong>und</strong> der Rissbildung <strong>und</strong> der hohen Reflektivität. Dabei<br />

zeigen insbesondere Kupferwerkstoffe in Abhängigkeit der Wellenlänge (vgl.<br />

Abb. 2-3) eine sehr geringe Absorption. Meist kann durch das Aufbringen von<br />

absorptionserhöhenden Schichten, z. B. Graphit, ausreichend Leistung eingekoppelt<br />

<strong>und</strong> der Werkstoff bearbeitet werden.<br />

Komplexer gestaltet sich die Bearbeitung von kaltrissgefährdeten Werkstoffen. Die<br />

hohe Energiedichte beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> erlaubt zwar einerseits, den<br />

Energieeintrag in das Bauteil <strong>und</strong> die thermische Bauteilbeeinflussung zu minimieren,<br />

führt jedoch andererseits zu einer vergleichsweise hohen Abkühlrate. Insbesondere<br />

bei martensitbildenden Werkstoffen kann es dadurch zu Kaltrissen kommen. Eine<br />

effektive Abhilfe kann meist nur durch Reduktion der Abkühlrate, z. B. durch Ofenvorwärmung<br />

oder durch lokale induktive Vorwärmung /Pat 94; Bre 97; Bey 01;<br />

Sti 01/, erreicht werden. Durch die zusätzlich eingebrachte Energie wird der Temperaturgradient<br />

reduziert <strong>und</strong> der Abkühlvorgang an den jeweiligen Werkstoff angepasst.<br />

Geringere Abkühlraten lassen sich auch durch Senkung der Auftragsgeschwindigkeit<br />

erreichen, wobei jedoch auch die Effizienz des Prozesses abnimmt<br />

(vgl. Kapitel 2.3).<br />

Das Problem der Kalt- oder Aufhärtungsrisse tritt speziell beim mehrlagigen Auftragschweißen<br />

auf. Hier wurden von Seiten der Zusatzwerkstoffhersteller Anstrengungen<br />

<strong>unter</strong>nommen, diese Gefahr durch geeignete Materialzusammensetzung zu minimieren.<br />

Insbesondere in Verbindung mit hybrider Prozessführung (z. B. induktive<br />

Vorwärmung) ist es möglich, fast alle derzeit in Draht- oder Pulverform zur Verfügung<br />

stehenden Werkstoffen rissfrei zu verarbeiten. Obwohl die Verarbeitung von kaltrissgefährdete<br />

Werkstoffe durch die beim <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong> erreichbaren<br />

hohen Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlraten zu Problemen führt, können durch das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

zahlreiche metallurgische Problemstellungen gelöst werden. So<br />

wird beispielsweise bei hartstoffhaltigen Legierungen das Auflösen der Festphasen<br />

verhindert bzw. reduziert. Zu<strong>dem</strong> verhindern hohe Abkühlraten <strong>und</strong> die dadurch<br />

bedingte rasche Erstarrung das Entmischen unlöslicher bzw. nicht aufgeschmolzener<br />

Bestandteile.<br />

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Technologie des <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong>s<br />

Auch hinsichtlich der Bildung spröder Phasen erlaubt das <strong>Laserstrahlauftragschweißen</strong><br />

eine deutliche Aufweitung des Anwendungsspektrums im Vergleich zu anderen<br />

schmelzmetallurgischen Auftragschweißverfahren. Durch den geringen Aufmischgrad,<br />

der gewöhnlich im Bereich 2-10 % liegt, kann die Ausbildung intermetallischer<br />

Phasen weitgehend vermieden <strong>und</strong> das Eigenschaftsprofil des Zusatzwerkstoffes<br />

aufrechterhalten werden. Zu<strong>dem</strong> verhindert die rasche Abkühlung ein übermäßiges<br />

Wachstum von massiven intermetallischen Phasen.<br />

Aus der hohen Abkühlrate resultieren auch prozesstechnische Vorteile hinsichtlich<br />

der Bearbeitungsposition. Obwohl derzeit vorwiegend in Wannenlage gearbeitet wird,<br />

ist es aufgr<strong>und</strong> der geringen Schmelzbadgröße <strong>und</strong> der raschen Erstarrung problemlos<br />

möglich, auch in Zwangslage bzw. über Kopf zu arbeiten. Die dadurch an die<br />

Pulverzufuhr gestellten Anforderungen hinsichtlich Richtungs- <strong>und</strong> Zwangslagenunabhängigkeit<br />

konnten durch die Einführung von koaxialen Pulverzuführungen gelöst<br />

werden /Now 01/. Insbesondere für das flächige Beschichten von komplexen Freiformflächen<br />

<strong>und</strong> <strong>dem</strong> 3-dimensionalen Generieren bieten derartige Pulverzufuhrsysteme<br />

deutliche Vorteile im Gegensatz zur weitverbreiteten seitlichen Zuführung.<br />

Speziell für das Generieren <strong>und</strong> der dafür notwendigen Kontrolle der jeweiligen<br />

Steghöhe wurden in den letzten Jahren verstärkt Strategien <strong>und</strong> Sensoren zur<br />

Prozesskontrolle entwickelt /Maz 06; Hua 06/. Moderne Prozessbeobachtungs- <strong>und</strong><br />

Kontrollstrategien erlauben es, auch beim mehrlagigen Auftragschweißen prozessbedingte<br />

Steghöhenschwankungen durch Anpassung der Prozessparameter auszugleichen.<br />

So kann beispielsweise eine lokale Überhöhung im Bereich sich kreuzender<br />

Strukturen vermieden werden.<br />

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