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Du haSt<br />

keiNeN geSchMack<br />

in unserer ausstellung zeigen wir, warum.<br />

Weitere themen dieser AusgAbe: design für Kids,<br />

Kunst 2.0, City-guide KopenhAgen<br />

<strong>NORD</strong> No 4 - Der Bruder vom Süd Magazin<br />

<strong>NORD</strong> Style<br />

12.-17.Mai 2007<br />

DeR SkaNDiNaviSche<br />

beitRag zuM<br />

DeSigNMai<br />

<strong>NORD</strong> Magazin 2007


<strong>NORD</strong> Style<br />

12.-17.Mai<br />

2007 DeR<br />

SkaNDi-<br />

NaviSche<br />

beitRag zuM<br />

DeSigNMai<br />

glaSpavillON, kaRl-MaRx-allee 45<br />

u 5 SchilliNgStRaSSe ÖffNuNgSzeiteN: 12.00<br />

– 22.00 uhR eRÖffNuNg: fReitag, 11. Mai 2007,<br />

18.00 uhR, live-pRäSeNtatiON: SONNtag,<br />

13. Mai 2007, 18.00 uhR. www.<strong>NORD</strong>.iNfO<br />

<strong>NORD</strong> Style und das <strong>NORD</strong> Magazin sind produziert von<br />

partner und Sponsoren von <strong>NORD</strong> Style 2007<br />

wir bedanken uns außerdem bei<br />

IMPReSSuM <strong>NORD</strong> MAGAzIN 2007<br />

Herausgeber: Himmel & Jord GmbH, Stralauer Platz , 102 Berlin<br />

Telefon: + 9 0 20 00 7 90, Fax: + 9 0 20 00 7 99, Mail: info@nord.info, nord.info, himmeljord.com<br />

Chefredakteur und V.i.S.d.P.: Ralf Gion Fröhlich Redaktion: Lucie Schibel, Cornelia Blome, Christine Arnefors, Kristina<br />

Svensson, Antje Jochmann, Patrick Pfeil, Harald Koonert, Jens Borcherding, Ramona Poske Chefin vom Dienst: Lucie<br />

Schibel Art Direction: Björn Lundevall Produktionsleitung: Reyk Will Titelbilder: Rickard Sund (Foto), Filippa Smedha-<br />

gen (Hair & Make Up), Tobias/Mikas und Hannah/Stockholmsgruppen (Models) Website: Björn Lundevall, Frank Keller,<br />

Patrick Pfeil Korrektorat: Silvia Richter, mediamondi, Chloë Somers Danke an alle, die mit Pressetexten und Bildern<br />

beigetragen haben. Gedruckt bei druckpunkt GmbH, Berlin.<br />

biN ich<br />

eiN SexiSt?<br />

„Ich doch nicht!“, hätte ich vor kurzem noch gesagt.<br />

Aber ein Bohrer und ein Handmixer mit vertausch-<br />

ter männlicher und weiblicher Formensprache der<br />

Designerin Karin Ehrnberger haben mir gezeigt,<br />

dass ich sexistisch denke, denn jemand hat es<br />

mir beigebracht. Aber wer hat uns beigebracht,<br />

so zu denken? Und was hat uns dieser „heimliche<br />

Jemand“ noch alles „untergeschoben“? Wie benutzt<br />

dieser Jemand Dinge unseres Alltags, um uns zu<br />

steuern? Das fragen wir uns in dieser Ausgabe des<br />

<strong>NORD</strong> Magazins (S. 8) und auf der Ausstellung<br />

„Typisch skandinavisch“, die vom 12. bis 17. Mai<br />

2007 im Berliner Glaspavillon in der Karl-Marx-Allee<br />

stattfindet. Die Reise führt zu Stereotypen, Geschlechternormen,<br />

Geschmacksfürsten und Ratten,<br />

die Design machen.<br />

<strong>NORD</strong> ist eine unabhängige Plattform für moderne<br />

Kultur und Design aus Skandinavien. Seit vier<br />

Jahren machen wir Veranstaltungen und geben<br />

das <strong>NORD</strong> Magazin heraus. Dieses Jahr startet die<br />

Schwester „SÜD“, denn natürlich hat auch Deutschland<br />

viel Spannendes zu bieten, was wir ab sofort<br />

den Skandinaviern näherbringen wollen.<br />

Im Hansaviertel wurde in den 0ern die Moderne<br />

gebaut, auch mit skandinavischer Hilfe (Süd S. 6).<br />

Heute rasen wir schon an der Postmoderne vorbei.<br />

Erste Signale aus der Zukunft sendet das Design<br />

zum Energiesparen (S. 1 ). Das Morgen winkt auch<br />

in den Selbstdarstellungen junger Modemacher,<br />

deren Ideen unsere Vorstellungen von Schönheit<br />

bald mitprägen werden (S. 22).<br />

Viel Spaß beim Lesen, viele neue Erkenntnisse und<br />

ebenso viel Inspiration durch ungelöste Fragen!<br />

Ralf Gion Fröhlich, Chefredakteur<br />

<strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007


the Now is Night<br />

Der Fotograf Ivan Brodey ist in Boston geboren,<br />

wohnt aber bereits seit einigen Jahren in Oslo. Der<br />

Titel seiner aus 17 Fotografien bestehenden Serie<br />

„The Now is Night” bezieht sich auf Hegels Phäno-<br />

menologie des Geistes, in der Hegel die Problema-<br />

tik diskutiert, die besteht, wenn man versucht, das<br />

„Jetzt” festzuhalten. So wird der Satz „Das Jetzt ist<br />

Nacht” zu einer leeren Aussage, wenn er zu einem<br />

späteren Zeitpunkt, zum Beispiel am nächsten<br />

Tag bei Sonnenlicht, wiederholt wird. Brodeys<br />

Aufnahmen von Osloer Gebäuden können als<br />

Versuch interpretiert werden, das „Jetzt” der Nacht<br />

einzufangen. Das Tageslicht ist gerade gewichen<br />

und die Dunkelheit der Nacht nimmt überhand.<br />

Die Bilder bekommen einen zerbrechlichen und<br />

sich selbst auslöschenden Charakter, fast wie<br />

Spukbilder. ivanbrodey.com, foliomanagement.com<br />

6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7


STREETSTYLE<br />

Inspiration frisch von den Straßen Skandinaviens kann man sich dank vieler engagierter Fotografinnen und Foto-<br />

grafen tagtäglich direkt auf den Bildschirm holen. Im Geiste des Sartorialists und Facehunters dokumentieren die<br />

urbanen Jäger des guten oder zumindest auffälligen Geschmacks auch in den nordischen Ländern neue Mode-<br />

trends und klassische Looks. Dabei wird auch klar, dass die skandinavische Mode viele Facetten hat. Während in<br />

Helsinki und Reykjavik New Rave ganz groß ist, dominiert in Stockholm eher stilvolles Understatement. Wer die<br />

aktuellen Entwicklungen verfolgen will, sollte ab und zu auf diesen Seiten vorbeischauen: oslostil.com,<br />

hel-looks.com, reykjaviklooks.blogspot.com, sthlmstil.se, stockholmstreetstyle.blogg.se, copenhagenstreetstyle.dk.<br />

<br />

Wieso nur eine Sache machen, wenn doch alles geht? In den 34 Jahren seines Lebens hat der norwegische<br />

Multikünstler Kim Hiorthøy Kunstschulen in Trondheim, New York und Kopenhagen besucht, die Bücher des nor-<br />

wegischen Schriftstellers Erlend Loe illustriert, mehrere Platten auf dem Label Smalltown Supersound veröffentli-<br />

cht, Cover für ebendieses Label designt, Musikvideos für die Band Motorpsycho gemacht und die Verantwortung<br />

für die Kamera und Filmmusik des Filmes „My Body“ von Margreth Olin übernommen. Dazwischen fand er noch<br />

die Zeit, drei Hotelzimmer des Hotels Fox in Kopenhagen zu entwerfen. Die jüngste Arbeit dieser beschäftigten<br />

Hände ist das Album „My Last Day“, das in diesem Frühjahr als Follow-Up zu Hiorthøys zurückhaltenden Elektro-<br />

nika-Alben „Hei“ und „Melke“ herauskommt. smalltownsupersound.com<br />

Bilder von Hel Looks<br />

Cover Artwork für Rune Grammofon<br />

CICATRIZ CLOTHING<br />

Cicatriz ist spanisch und heißt Narbe. In Schweden<br />

verbindet man Cicatriz jedoch mit Streetwear und<br />

moderner Tanzmusik. Das liegt nicht daran, dass die<br />

Schweden kein Spanisch können, sondern dass in<br />

Stockholm seit einiger Zeit eine Gruppe Freunde<br />

gemeinsam Mode entwirft und einen Club betreibt.<br />

Die Frühlingskollektion besteht aus Polohemden, T-<br />

Shirts und Sweatern in hochwertigen Materialien mit<br />

subtilen, grafischen Prints. Interessant wird dies nun<br />

auch für den Rest der Welt, denn seit Kurzem gibt es<br />

den Cicatriz-Webshop. Nun kann man die Klamotten<br />

auch außerhalb Schwedens kaufen. Für ein musika-<br />

lisches Cicatriz-Erlebnis muss man aber nach wie vor<br />

nach Stockholm fahren! cicatriz.se<br />

AND THE STORY GOES ON...<br />

Der schwedische Jeansfanatiker Örjan Andersson ist<br />

nicht zu stoppen. Der Mitbegründer der Budgetmarke<br />

Cheap Monday und der – bislang – nur in Schweden<br />

existierenden Ladenketten Weekday und Monki<br />

lanciert im Herbst ein neues Label namens Qoniak.<br />

Dieses Mal sind die Klamotten etwas hochpreisi-<br />

ger, und obwohl bereits ein Jahr an der Kollektion<br />

gearbeitet wurde, sind erst wenige Bilder an die Öf-<br />

fentlichkeit gelangt. Qoniak wird nicht in Anderssons<br />

eigenen Läden verkauft, und bezüglich der Distribu-<br />

tion wird gerade mit verschiedenen Läden weltweit<br />

verhandelt. Der einzige Deal, der schon steht, ist mit<br />

dem Apartment in Berlin!<br />

SPIEL MIT <strong>DE</strong>M ESSEN!<br />

Kellogg’s und Lego haben gemeinsam die Lego Snack Stacks entwickelt<br />

– bunte, essbare Legosteine. Die Idee ist, dass man die Steine<br />

aufeinander stapeln kann, um dadurch neue Geschmäcker zu erschaffen.<br />

Auf diese Weise entsteht zum Beispiel die Pampelbeere,<br />

Pampelmuse und Erdbeere in Union ganz ohne biologische Verbandelungen.<br />

Ob dies nun als Legos Kommentar zur Debatte um genmanipulierte<br />

Lebensmittel zu bewerten ist, sei dahingestellt, auf jeden<br />

Fall muss man sich fliegender Fortbewegungsmittel bedienen, um<br />

das Wunderwerk genießen zu können – Lego Snack Stacks gibt es<br />

nämlich nur in den USA. Und das ist auch gut so, denn so bleibt es<br />

uns erspart, unseren Kindern erklären zu müssen, welche Legosteine<br />

man essen darf und welche nicht.<br />

<br />

<br />

Die im Zweijahresrhythmus stattfindenden<br />

Musikfestspiele Saar sind mit ihren circa 80<br />

Veranstaltungen stets einem Komponisten<br />

oder der Musikkultur eines bestimmten Landes<br />

gewidmet. Nachdem 2005 die Musica Italiana<br />

dran war, richtet sich der Blick im Saarland, in<br />

Lothringen, Luxemburg und in Rheinland-Pfalz<br />

vom 21. April bis 8. Juli 2007 nach Norden.<br />

Grieg, Sibelius und auch der finnische Schrei-<br />

Chor „HUUTAJAT“ stehen auf dem Programm,<br />

und dies an so ungewöhnlichen Orten wie<br />

ehemaligen Industriehallen, Schlössern und<br />

architektonisch interessanten Kirchen.<br />

musikfestspiele-saar.de<br />

8 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 9<br />

Foto: Janni Föhr


Wer will nicht ein Pferd in seinem<br />

Wohnzimmer haben? „Animal Thing” von<br />

Front Design. Foto: Anna Lönnerstam.<br />

„Typisch skandinavisch“ heißt die Ausstellung, die<br />

vom 12. bis 17. Mai anlässlich des Designmais 2007<br />

im Glaspavillon auf der Karl-Marx-Allee in Berlin<br />

stattfindet und geschmacklosen Sexisten mit einem<br />

Haufen Probleme auf die Sprünge helfen will. Oder<br />

anders ausgedrückt: Es geht um Machtverhältnisse,<br />

Stilnormen, problemlösendes Denken und Gender-<br />

aspekte im Design.<br />

Man hat ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn man<br />

das Wort Skandinavien hört, und meistens sind es<br />

Stereotype, an die man zuerst denkt. Blond, groß,<br />

blauäugig. Eine rot gestrichene Holzhütte am Ufer<br />

eines Sees, vor der ein Volvo parkt. IKEA und Pippi<br />

Langstrumpf, Fjorde und wilde Natur, Wodka und<br />

Sauna. Vorurteile, Normen und Genres – wieso<br />

müssen wir eigentlich immer und ständig alles in<br />

Schubladen stecken und mit einem Label verse-<br />

hen? Stereotype haben eine nützliche Funktion,<br />

weil sie unsere Wahrnehmung des Alltags verein-<br />

fachen und helfen, unser Weltbild zu organisie-<br />

ren und unser Leben zu meistern. Ordnung und<br />

Perfektion – typisch deutsch?!<br />

Aber ist es überhaupt möglich, über etwas als<br />

typisch deutsch beziehungsweise typisch skandi-<br />

navisch zu sprechen? Was wäre dieses Typische?<br />

Bei jeder Sache gibt es immer mindestens<br />

genauso viele Charakteristika wie Ausnahmen.<br />

In Skandinavien haben Tradition, Geschichte und<br />

die umgebende Natur bestimmte vereinende und<br />

gleichzeitig ausgrenzende Fakten wie Sprache,<br />

Landesgrenzen oder Verhaltensweisen erschaffen,<br />

die es möglich machen, von der Gruppe der Skan-<br />

dinavier und dem geografischen Ort Skandinavien<br />

zu sprechen. Nichtsdestotrotz sind nationale<br />

Grenzen heute nicht mehr so wichtig, die heutigen<br />

Grenzen verlaufen eher entlang gemeinsamer Wer-<br />

te. Die Bewohner eines Landes haben verschie-<br />

dene soziale und kulturelle Hintergründe. Unsere<br />

Umwelt ist in ständiger Veränderung, und der<br />

internationale Markt wächst, die Welt „schrumpft“<br />

und die Menschen reisen immer mehr. Die kultu-<br />

relle Globalisierung fördert den internationalen<br />

Austausch, und Künstlern eröffnen sich ständig<br />

Eindrücke aus anderen Kulturen und Ländern.<br />

Gibt es unter solchen Umständen überhaupt noch<br />

nationale Eigenheiten oder sind diese im Zuge der<br />

Internationalisierung auf der Strecke geblieben?<br />

Scandinavian Design for Living – and Selling<br />

Wenn etwas als „typisch” bezeichnet wird, hat dies<br />

meist einen negativen Beigeschmack. „Typisch“<br />

wird etwas, wenn man nicht genug Fakten kennt,<br />

um genauer zu differenzieren, und sich stattdessen<br />

einfach bestehender Vorurteile und Stereotype<br />

bedient. „Typisch“ wird etwas, wenn man zu faul ist,<br />

Fragen zu stellen und zu bequem, um neue Ent-<br />

Einrichtung mit Tisch und Regal von<br />

Nils Strinning, Bild aus der Serie<br />

„Schwedische Zimmer und Möbel“.<br />

Foto: Svensk Form Bildarchiv.<br />

wicklungen zu akzeptieren. Frauen können nicht<br />

einparken und Männer nicht zuhören, Deutsche<br />

sind Kartoffelfresser und Finnen Säufer. Dahinge-<br />

gen wird der Begriff „typisch skandinavisch” meist<br />

in einem positiven Kontext benutzt, im Marke-<br />

ting oder im so genannten Nation Branding zum<br />

Beispiel. Vor allem die schwedische Regierung war<br />

immer sehr darauf erpicht, diese positive Vorein-<br />

genommenheit auszunutzen, um im Ausland ein<br />

vorteilhaftes Image von Schweden zu unterfüttern,<br />

dessen Idealbeschreibung folgendermaßen lautet:<br />

„Schweden ist ein sauberes, demokratisches und<br />

schönes Land mit hoch entwickelter Industrie,<br />

interessanter Kunst und gutem Design.“ Dabei ist<br />

Design das Aushängeschild Nummer eins. Die<br />

Wortkombination „skandinavisches Design“ ist wie<br />

ein Mantra, das durch eine unendliche Wiederho-<br />

lung die Existenz eines besonderen, nordischen<br />

Designstils selbst heraufbeschworen hat.<br />

Das allererste Mal wurde der Begriff „skandina-<br />

visches Design“ im Jahre 1951 anlässlich der<br />

Londoner Ausstellung „Scandinavian Design for<br />

Living” geprägt. Die Ausstellung präsentierte<br />

Möbel und andere Einrichtungsgegenstände ver-<br />

schiedener skandinavischer Designer. Schon bald<br />

darauf hatte sich der Ausdruck „skandinavisches<br />

Design“ als Stilbegriff für eine besondere Formen-<br />

sprache etabliert, der in den folgenden Jahren<br />

noch weitere internationale Ausstellungen gewid-<br />

met wurden. Die ausgestellten Objekte zeugten<br />

von großem handwerklichen Können und boten<br />

eine Alternative zur damaligen Massenproduktion.<br />

Aufgrund der schlechten Versorgungslage nach<br />

dem zweiten Weltkrieg wurden leicht erhältliche,<br />

heimische Baustoffe und Materialien verwendet:<br />

Eiche, Birke, Schilf, Ton, Lehm und Leinen. Die<br />

Produkte signalisierten Design für die Hausfrau,<br />

den Heimwerker und die Familie. Schon bald<br />

wurde der Begriff skandinavisches Design mit dem<br />

skandinavischen Modernismus der 1950er und<br />

1960er Jahre assoziiert und repräsentierte nicht<br />

mehr ausschließlich Design, sondern den allgemei-<br />

nen skandinavischen Charakter. Die Verwendung<br />

von Holz wurde als die Liebe der Skandinavier zur<br />

Natur interpretiert und die Einfachheit und Funkti-<br />

onalität der Möbel und Wohnungen als Symbol für<br />

den gleichberechtigten, demokratischen Lifestyle.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

In Deutschland waren es gerade diese demokra-<br />

tischen Gedanken, die das skandinavische Design<br />

so beliebt machten. Endlich konnte man anständi-<br />

ges, funktionales Design zu einem erschwinglichen<br />

Preis erstehen. Vor allem das Regalsystem „String“<br />

des Schweden Nisse Strinning wurde ein großer<br />

Erfolg. Es erfüllte die Bedürfnisse der deutschen<br />

10 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 11


Kunden von 19 0: In seiner puristischen Leich-<br />

tigkeit bot es viele unterschiedliche Kombinati-<br />

onsmöglichkeiten, und vor allem war es überall zu<br />

einem guten Preis zu haben. Ein anderes skandi-<br />

navisches Designelement, das einen stilistischen<br />

Abdruck in Deutschland hinterließ, waren die<br />

dänischen Teakmöbel von Hans Wegner oder Finn<br />

Juhl. Die Kombination von weiten, offenen Flächen<br />

und klaren Möbeln symbolisierten ein perfektes,<br />

reinliches Zuhause.<br />

Viele der Assoziationen, die der Begriff „skandina-<br />

visches Design“ heutzutage weckt, haben ihren Ur-<br />

sprung in dem damals typischen skandinavischen<br />

Stil, der von Qualität, praktischen und durch-<br />

dachten Produkten, klaren Linien, Funktionalität<br />

und der Verwendung von Naturmaterialien geprägt<br />

war. Soziales und demokratisches Denken waren<br />

damals wie heute die Schlagwörter, mit denen man<br />

das skandinavische Design beschrieb. Es ist wahr,<br />

dass diese Eigenarten im skandinavischen Design<br />

immer noch spürbar sind. IKEA hat seit 19 die<br />

Vision, gute Möbel für jedermann zu machen, und<br />

die durchdachten Architektur- und Designlösungen<br />

im öffentlichen Raum sind in Skandinavien kaum<br />

zu übersehen. Aber hat sich das skandinavische<br />

Design nicht auch weiterentwickelt? Und wenn ja,<br />

was umfasst der Begriff heute?<br />

Du bist skandinavisch!<br />

Schon häufig wurde skandinavischen Designinstitutionen<br />

vorgeworfen, dass sie für internationale<br />

Ausstellungen nur solche Objekte und<br />

Designer auswählen, die in das gebrandete Image<br />

des skandinavischen Designs passen, mit dem sie<br />

schon so lange so gut gefahren sind. Obwohl es<br />

in Skandinavien selbstverständlich auch Design<br />

jenseits des Birkenholzes und der schlichten<br />

Linien gibt, wird immer wieder auf die erprobten<br />

Formen zurückgegriffen, die das klassische<br />

skandinavische Designimage bestätigen und<br />

stärken. Dieses Image wird zur Norm und alles,<br />

was von ihr abweicht, ist uncharakteristisch und<br />

unskandinavisch, auch wenn der Designer aus<br />

Göteborg, Kopenhagen oder Helsinki kommt.<br />

So hat das verspielte Mousepad des Schweden<br />

Ramin Chehrazi mit dem Aussehen eines fransigen<br />

Orientteppichs kaum Chancen, dem Ausland<br />

präsentiert zu werden, auch wenn es im Sortiment<br />

der Ladenkette „Designtorget“ angeboten wird, die<br />

vorrangig schwedische Designer vertritt. Es gibt<br />

aber auch den umgekehrten Fall: Katrin Greiling<br />

aus München zum Beispiel wurde schon auf<br />

einigen internationalen Messen als skandinavische<br />

Designerin präsentiert, zuletzt auf der Möbelmesse<br />

in Köln. Sie wohnt und arbeitet seit neun Jahren in<br />

Stockholm und wurde 2006 für ihre Arbeit „Forest<br />

Aesthetics“ mit dem Preis für schwedische Nach-<br />

wuchsdesigner ausgezeichnet. Ob dabei wohl eine<br />

Rolle gespielt hat, dass Greilings Konzeptinstallation<br />

eine Interpretation der skandinavischen<br />

Natur war? Eine von Vögeln inspirierte Lampe, ein<br />

Teppich, der einem Vogelnest nachempfunden war,<br />

eine Kollektion Taschen, die wie die Schuppen<br />

eines Tannenzapfens angeordnet waren. Design,<br />

das wieder einmal die Liebe der Skandinavier zur<br />

Natur widerspiegelte.<br />

eine Designerin aus München<br />

kann genauso gut<br />

skandinavisches Design<br />

machen wie ein Designer<br />

aus Malmö.<br />

Skandinavisches Design baut vielleicht schon<br />

lange nicht mehr auf die geografische Zugehörigkeit,<br />

sondern auf einen bestimmten Stil auf, und<br />

deswegen kann eine Designerin aus München<br />

genauso gut skandinavisches Design machen wie<br />

ein Designer aus Malmö. Wäre skandinavisches<br />

Design dann aber nicht nur eine Marke, ein Name<br />

für einen bestimmten Stil mit Vorliebe für helle,<br />

funktionale Holzmöbel und minimalistische Glasarbeiten,<br />

den die großen skandinavischen Kulturinstitutionen<br />

gerne im Ausland vorzeigen?<br />

Du hast keinen Geschmack!<br />

2002 veröffentlichten die Designerin Zandra<br />

Ahl und die Journalistin Emma Olsson ein Buch<br />

namens „Swedish Taste“, das ein selten diskutiertes<br />

Thema aufgriff: Bei Design geht es um Macht<br />

und darum, wer die Regeln für guten Geschmack<br />

festlegen darf. Ahl und Olsson übten scharfe Kritik<br />

daran, wie Design in Schweden vermarktet und<br />

präsentiert wird und waren der Meinung, dass die<br />

öffentliche Designdebatte in Schweden „dumm,<br />

sexistisch und rassistisch“ sei. „Geschmack ist<br />

eine Frage des Status, und immer noch sind es die<br />

weißen Männer der Mittelklasse, die diesen gepachtet<br />

haben, während Design von Frauen häufig<br />

zu dekorativem Nippes reduziert wird.“ Eine kleine<br />

Designelite hat laut Ahl und Olsson die Macht zu<br />

bestimmen, was gutes Design sei. Mit ihrem Buch<br />

wollten sie zeigen, dass es auch noch „andere<br />

Ein Vogel war die Inspiration für diese Lampe. „Forest<br />

Aesthetics“ von Katrin Greiling.<br />

„Limbo Life“ von Tuija Markonsalo, Wandgobelin aus<br />

Pailletten, Perlen und Illustrationen.<br />

Geschmäcker und ein anderes Schweden“ gibt.<br />

Das Buch sorgte für viel Medienwirbel, und die<br />

Autorinnen wurden gleichermaßen gefeiert<br />

wie verhöhnt.<br />

Ein Trend im skandinavischen Design der letzten<br />

Jahre ist eine Art „neuer Maximalismus“, der vielleicht<br />

als Reaktion auf den von Zandra Ahl bereits<br />

1998 als magersüchtig bezeichneten Minimalismus<br />

interpretiert werden kann, der lange das<br />

Stilideal der Designinstanzen war. So ist derzeit<br />

viel Experimentierfreudigkeit und konzeptuelles<br />

Denken bei den skandinavischen Designern zu<br />

spüren. Die Designergruppe Front aus Stockholm<br />

hat sich mit dieser neuen Richtung in kürzester<br />

Zeit einen Namen gemacht, obwohl oder vielleicht<br />

gerade weil ihre Produkte teilweise geradezu kitschig<br />

anmuten. Zum Beispiel die Serie „Animal<br />

Thing“, die aus lebensgroßen Tierfiguren aus<br />

mattschwarzem Plastik besteht, einer Pferdelampe<br />

oder einem Schweinetisch etwa. „Furniture<br />

to fall in love with at first sight, or hate forever”,<br />

lautet passenderweise das Motto der Front-Designerinnen<br />

Sofia Lagerkvist, Anna Lindgren, Katja<br />

Sävström und Charlotte von der Lancken, die sich<br />

durchaus der Ungewöhnlichkeit ihrer Produkte bewusst<br />

sind. Dabei wollten sie mit den Tierlampen<br />

nicht provozieren: „Wir machen einfach Sachen,<br />

die uns interessieren und die wir noch nie zuvor<br />

gemacht haben“, sagt Sofia Lagerkvist in einem<br />

Interview mit der Zeitung Svenska Dagbladet. Und<br />

der Auftrag für die Tierlampen lautete: „Macht eine<br />

Lampe, die auch Oma gefallen würde!“<br />

Apropos Oma: Eine weitere Entwicklung im skandinavischen<br />

Design, die eine Alternative zu den<br />

klaren Formen des Funktionalismus eröffnet, ist<br />

die Wiederentdeckung der Handarbeit, und zwar<br />

in der Form, wie sie die jungen Designer noch von<br />

ihrer Großmutter kennen. Sticken, Häkeln und Stricken<br />

sind traditionelle Techniken, die in verschiedenen<br />

Design-Genres auftauchen, sei es bei den<br />

aufwändigen Kleidern von Sandra Backlund oder<br />

dem aus Haaren gefertigten Schmuck von Nina<br />

Sparr, der sich auf das weitervererbte Wissen der<br />

Frauen aus dem Dorf Vånhus in Dalarna bezieht.<br />

„Tough and Rough – Mega<br />

Hurricane Mixer” und „Dolphia<br />

Hand Drill“. Das Vertauschen der<br />

gewohnten Formensprache macht<br />

uns existierende Stereotype bewusst.<br />

Design: Karin Ehrnberger.<br />

„Die öffentliche Designdebatte<br />

in Schweden ist<br />

dumm, sexistisch und<br />

rassistisch!“<br />

Vielleicht ist es eine Folge der Globalisierung, dass<br />

sich Künstler und Designer unter dem Eindruck<br />

weltweiter visueller Statements wieder auf heimische<br />

Traditionen besinnen, sich dieser aber in<br />

einer neuen, gebrochenen Form bedienen.<br />

Eine exemplarische Vertreterin des neuen Maximalismus<br />

ist auch die Finnin Tuija Markonsalo, die<br />

sich in den verspielten Formen und farbenfrohen<br />

Materialien ihrer Wandgobelins aus Pailletten und<br />

Perlen so weit vom herkömmlich „schlicht-schönen“<br />

skandinavischen Design entfernt hat, dass<br />

man sich von ihnen in ihrer ungewohnten Überladenheit<br />

schon fast überfordert fühlt. Doch auch<br />

der skandinavische Maximalismus unterliegt den<br />

Regeln derjenigen, die die Macht haben, Trends zu<br />

setzen. Denn die Grundfrage bleibt dieselbe, egal,<br />

ob die Einrichtungsmagazine neue Einfachheit<br />

inklusive weißer Lilien in Glaszylindern oder üppig<br />

gemusterte Ornamenttapeten, sinnliche Schlafzimmer<br />

in lila und schwarz oder Kronleuchter mit<br />

glitzernden Glassteinen als ultimativen Einrichtungstrend<br />

propagieren: Bestimme ich selbst über<br />

meinen Geschmack, oder überlasse ich das den<br />

Einrichtungszeitschriften und Möbelmessen mit<br />

ihren Homestories und Trendboards? Oder den<br />

weißen Mittelklassemännern, die in ihrer Position<br />

als Designexperten von Zeit zu Zeit Preise wie<br />

„Utmärkt svensk form“ (Ausgezeichnete schwedische<br />

Form) verteilen und damit Normen setzen?<br />

Du bist ein Sexist!<br />

Festzuhalten ist aber, dass die neue Generation<br />

Designer es sich zur Aufgabe gemacht hat, das<br />

etablierte Design in Frage zu stellen und die Szene<br />

zu öffnen. Es gibt in Skandinavien viele Studien<br />

12 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1


darüber, wie und warum Design entsteht – Wieso<br />

sehen die Dinge aus, wie sie es tun? Wie kann<br />

Design als intelligentes Werkzeug unser Denken<br />

und Handeln verändern? Es sind nämlich nicht<br />

nur die Promoter von Design, die Macht ausüben,<br />

sondern bereits das Design selbst kann uns durch<br />

seine Ausgestaltung beeinflussen und Botschaften<br />

kommunizieren. Die Wahl der Farben und Formen<br />

sendet Signale an den Anwender, die bestimmte<br />

soziale Kodierungen haben. So soll die Farbe Blau<br />

zum Beispiel Ehrlichkeit, Tradition und Technologie<br />

signalisieren, während Orange für Jugendlichkeit<br />

und Aktivität steht. Es wird angenommen, dass<br />

Frauen klare Blau- und Rosatöne mögen, während<br />

sich Männer eher von Schwarz und Chrom ange-<br />

zogen fühlen. Dabei muss von vornherein gesagt<br />

werden, dass auch diese Vorlieben – falls es sie<br />

nun gibt – Folgen des Designprozesses sind. Denn<br />

wenn sich verallgemeinernd sagen lässt, dass<br />

Frauen bestimmte Formen und Farben bevorzugen<br />

und Männer andere, so ist dies nur aufgrund all<br />

der Charakteristika der Fall, die unsere Gesell-<br />

schaft über Jahre hinweg geprägt haben und mit<br />

denen wir sozialisiert wurden.<br />

Design sagt uns ständig, was wir – in unseren<br />

verschiedenen Rollen als Frau oder Mann, Kind<br />

oder Rentner, Yuppie oder Hippie – als passend<br />

und unpassend zu empfinden haben. Wenn sich<br />

Produktdesigner bei ihrer Arbeit also dieser ste-<br />

reotypen Kategorien bedienen, hat dies zur Folge,<br />

dass alle Produkte, die zum Beispiel speziell für<br />

Frauen entworfen werden, bestimmte Farben und<br />

Formen haben. Die Konsequenzen sind bedeutend<br />

für unsere Gesellschaftsordnung: Je länger alle<br />

Elektrogeräte für den Haushalt in den „typisch<br />

weiblichen“ Farben und Heimwerkerprodukte in<br />

den „typisch männlichen“ Farben gestaltet werden,<br />

desto länger wird auch die Botschaft übermittelt,<br />

dass Männer in der Küche nichts zu suchen haben<br />

und Frauen und Werkzeug einfach nicht zu-<br />

sammenpassen.<br />

Es scheint aber, als hätten einige Designer im<br />

Norden diesem Mechanismus den Kampf an-<br />

gesagt. Mit Hilfe von genderbewusstem Design<br />

versuchen sie, die traditionellen Rollenverteilungen<br />

in Bezug auf die Geschlechter nicht länger zu<br />

zementieren, sondern aufzulösen. Die Vereinigung<br />

„Svensk Form“, die Zandra Ahl 2001 noch zu den<br />

„Geschmacksfürsten Schwedens“ rechnete, hat im<br />

letzten Jahr eine Ausstellung mit dem Titel „Form-<br />

givning/Normgivning“ (Formgebung/Normgebung)<br />

veranstaltet, die sich mit der Genderperspektive<br />

im Design befasste. Weil die Geschlechterrollen<br />

schon im Kindesalter festgelegt werden, sei es<br />

wichtig, früh anzusetzen, meint der Designer<br />

Marcus Jahnke, der auch das Forschungsprojekt<br />

„Gender und Design” des Zentrums für Verbrau-<br />

cherwissenschaft der Handelshochschule Göte-<br />

borg betreibt. Deswegen hat er Kinderkleidung<br />

entworfen, die die traditionellen Motive auf den<br />

Kopf stellt – ein Dinosaurier, der von Glitter umge-<br />

ben ist, zum Beispiel. Auch das schwedische Un-<br />

ternehmen „u n i“ produziert geschlechtsneutrale<br />

Kinderkleidung, und seine Zielgruppe sind Eltern,<br />

die „ihren Kindern die Möglichkeit geben wollen, zu<br />

den Individuen zu werden, die sie sind, anstatt zu<br />

dem Geschlecht, als das sie geboren wurden.”<br />

Die Schwedin Karin Ehrnberger hat in ihrem<br />

Projekt „Design und Gender – Wie wir Produkte<br />

formen und wie diese uns formen“ das Aussehen<br />

von einem Handmixer und einer Bohrmaschine<br />

vertauscht, um auf diese Weise mit Hilfe des<br />

Designs auf Stereotype aufmerksam zu machen.<br />

Karins Bohrer mit weichen, stromlinienförmigen<br />

Linien heißt „Dolphia Hand Drill“ und der Handmi-<br />

xer in dunkelgrün, schwarz und Stahl heißt „Tough<br />

and Rough – Mega Hurricane Mixer“. Auch wenn<br />

die meisten von uns sich nicht als Sexisten betiteln<br />

würden, müssen wir doch zugeben, dass schon<br />

so ein einfacher Trick wie das Vertauschen von<br />

gewohnten Formensprachen die vorgefertigten<br />

Schubladen in unseren Köpfen aus dem Leim<br />

gehen lässt. Denn unbewusst scheinen wir für<br />

Männer und Frauen doch nicht vorbehaltlos die<br />

gleichen gesellschaftlichen Bereiche vorzusehen.<br />

Du bist ein Designer!<br />

In Skandinavien hat die Do-it-yourself- und<br />

Heimwerkerbewegung in den letzten Jahren einen<br />

regelrechten Boom erlebt. Es gibt unzählige Fern-<br />

Es ist manchmal schwer zu wissen,<br />

ob die Heizung an ist oder nicht<br />

und auf diese Weise verschwenden<br />

wir viel Energie. Mit diesem Design<br />

kann man die Energie wirklich<br />

sehen! „Static“ vom<br />

Interaktiva Institutet.<br />

„wir wollen kindern<br />

die Möglichkeit<br />

geben, zu den individuen<br />

zu werden,<br />

die sie sind, anstatt<br />

zu dem geschlecht,<br />

als das sie geboren<br />

wurden.”<br />

sehshows, die einem beibringen wollen, wie man<br />

sich selbst ein perfektes und schönes Zuhause<br />

schaffen kann oder wie man seine Wohnung her-<br />

richten soll, damit man mit ihr einen möglichst ho-<br />

hen Preis auf dem Wohnungsmarkt erzielt. Dieses<br />

so genannte ‚home staging’ kostet – von einem<br />

Profi ausgeführt – gut 2000 Euro, derselbe Profi<br />

verspricht einem aber auch eine Gewinnsteige-<br />

rung von mindestens 10 Prozent beim Verkauf der<br />

Wohnung. Überall wird einem gesagt, wie wichtig<br />

es ist, ein schönes Zuhause zu haben. Alle sollen<br />

ihr Heim stilvoll einrichten, und Designer sein, sagt<br />

der neue Trend, kann auch jeder.<br />

Wie wichtig ist aber eigentlich der Designer hinter<br />

seinem Objekt? Vor ein paar Jahren versuchte<br />

IKEA, seine kreativen Köpfe in den Vordergrund<br />

zu rücken, indem die PS-Linie entwickelt wurde,<br />

bei der jeder Designer mit Namen, Bild und ein<br />

paar Fakten zu seinem Produkt präsentiert wurde.<br />

Dabei sind viele der Produkte, die über das<br />

Branding IKEA als super-schwedisch vermarktet<br />

werden, gar nicht aus schwedischer Feder. Auch<br />

IKEAs neue Exklusiv-Linie, die sogar den Namen<br />

der schwedischen Hauptstadt trägt, ist nicht von<br />

einer Schwedin, sondern von einer Deutschen.<br />

Wiebke Braasch sieht zwar „typisch skandinavisch“<br />

aus, ist aber aus Lübeck und die erste Deutsche,<br />

die in der IKEA-Designschmiede arbeiten darf.<br />

Doch zurück zu den PS-Produkten: Auf einem<br />

Schwarzweißfoto sieht man im Katalog also den<br />

Designer und daneben sein Produkt, das sich<br />

durch die Zuordnung zu seinem Erschaffer aus der<br />

Masse der IKEA-Produkte hervorhebt und auch<br />

im Preis steigt. Und häufig ist es ja so, dass allein<br />

der Name des Designers mehr Wert ist als seine<br />

Produkte. Die Designergruppe Front hat zu diesem<br />

Thema eine Serie gefertigt, bei der sie Tiere die<br />

Rolle des Designers übernehmen ließ. Eine Ratte<br />

nagte an einer Rolle Tapete, die dadurch ein<br />

repetitives Muster erhielt. Eine Schlange erschuf<br />

eine Vase, indem sie den Ton mit ihrem Körper<br />

in Form quetschte. Und der Weg, den eine Fliege<br />

beim Kreisen um eine Lampe beschrieb, wurde von<br />

Front selbst in eine Lampe verwandelt.<br />

Was ist Dein Problem?<br />

Wenn man sich solch kategorisierender Begriff-<br />

lichkeiten überhaupt bedienen möchte, könnte<br />

man sagen, dass es typisch für das derzeitige<br />

skandinavische Design ist, die Dinge aus neuen<br />

Perspektiven zu betrachten, Fragen zu stellen und<br />

Probleme zu lösen. Der jungen Designgeneration<br />

geht es nicht mehr nur darum, ein funktionales,<br />

praktisches Stück Möbel zu entwerfen, sie will<br />

gleichzeitig soziale, umweltpolitische und gesund-<br />

heitliche Probleme bewältigen. Ergonomisches<br />

und barrierefreies Design sind zwei Beispiele für<br />

dieses Bestreben. Die Vereinigung schwedischer<br />

Industriedesigner hat zusammen mit der nationalen<br />

1 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1


„in many ways,<br />

the environmental<br />

crisis is a design<br />

crisis”<br />

„Power Aware Cord”. Die Energie<br />

wird veranschaulicht und lässt uns<br />

über unseren täglichen Energieverbrauch<br />

nachdenken. Ein Projekt<br />

vom Interaktiva Institutet.<br />

Behindertenorganisation 200 ein Projekt namens<br />

„Design für alle“ gegründet. Das Ziel ist, ein grö-<br />

ßeres Bewusstsein für bestehende Unterschiede<br />

zwischen den Menschen zu schaffen und sich<br />

von den Standardisierungen zu entfernen, die im<br />

schwedischen Wohlfahrtsstaat als moderner Fort-<br />

schritt betrachtet wurden. Das Heimforschungsin-<br />

stitut hatte seit den 19 0er Jahren jährlich<br />

Tabellen mit den neu errechneten und empirisch<br />

gesammelten Durchschnittsmaßen für Küche, Bad,<br />

Schrank und Bett veröffentlicht, die eingehalten<br />

werden mussten, damit die Bauunternehmer Zu-<br />

schüsse für ihre Projekte bekamen. In den letzten<br />

Jahrzehnten wurde aber zunehmend die Proble-<br />

matik dieser Vereinheitlichungen erkannt und man<br />

versuchte stattdessen, spezifische Produkte für<br />

Bevölkerungsgruppen mit besonderen Bedürf-<br />

nissen zu schaffen. Design für ältere Menschen,<br />

Design für Kinder, Design für Kranke – all dies<br />

sind Sparten, in denen sich das skandinavische<br />

Design seitdem hervorgetan hat.<br />

Seit einiger Zeit ist auch das so genannte grüne<br />

Design kräftig auf dem Vormarsch. Mit seinem<br />

Ausspruch „In many ways, the environmental<br />

crisis is a design crisis“ lieferte der Architekt Sim<br />

Van der Ryn im Lifestylemagazin Wallpaper das<br />

Programm für eine neue Designergeneration. Die<br />

Art und Weise, wie wir gebaut, produziert und<br />

konsumiert haben, war einfach nicht mit der Natur<br />

kompatibel, meint er. In Skandinavien versuchen<br />

derzeit viele Designer, einen zweiten Versuch zu<br />

starten, der die Fehltritte der letzten Jahrzehnte<br />

wiedergutmacht und sich im Frieden mit der Natur<br />

durchführen lässt. Mehr Modedesigner als je zuvor<br />

verwenden ökologische Materialien und lassen ihre<br />

Kleidung ausschließlich unter Fair-Trade-Bedin-<br />

gungen herstellen. Und dies auf einem High-Fa-<br />

shion-Level. Die Gruppe Muungano fokussiert zum<br />

Beispiel ganz auf die sozialen und ökologischen<br />

Aspekte von Design. Sie meint, dass sich die Rolle<br />

des Designers im Wandel befindet, man entfernt<br />

sich vom produktorientierten Denken hin zu inno-<br />

vativem Denken in Prozessen. Das schwedische<br />

„Interaktiva Institutet“ ist eine weitere Designauto-<br />

rität, die sich auf die Suche nach neuen Ansätzen<br />

gemacht hat. Das Institut führt Studien über De-<br />

sign durch und hat neue, spannende Energiespar-<br />

produkte entwickelt. Die Idee ist, die Menschen auf<br />

eine neue Weise zum Energiesparen anzuregen.<br />

Anstatt zu belehren und zu erklären, wieso dies<br />

gut und jenes schlecht ist, wird Design benutzt, um<br />

ein Problembewusstsein zu schaffen. Die Lampe<br />

„Flower“ zum Beispiel belohnt den Anwender,<br />

sobald dieser den Energieverbrauch senkt, indem<br />

sie wie eine Blume aufblüht und schöner wird. Ein<br />

anderer Prototyp, den das Interaktiva Institutet<br />

in seinem Projekt „Static“ erarbeitet hat, ist eine<br />

Heizung aus Glühlampen, die anschaulich zeigt,<br />

dass 9 Prozent der Energie einer Glühlampe zu<br />

Wärmeenergie umgewandelt wird. Die Heizung ist<br />

aus Glas, Metall und so vielen Glühlampen gefertigt,<br />

dass sie ebenso effektiv wie eine elektrische<br />

Heizung sein kann. Außerdem sieht man deutlich,<br />

ob die Heizung an ist oder nicht. Ist der Raum<br />

warm, so leuchtet die Heizung nur schwach, ist es<br />

dagegen kalt, so glühen die Lampen stark.<br />

Und so scheint es auch mit dem skandinavischen<br />

Design zu sein, das nach wie vor eine bemerkenswerte<br />

Qualität hat und – wie dieser Artikel hoffentlich<br />

zeigen konnte – beileibe nicht stillgestanden<br />

hat. In kalten Gegenden glüht eben auch die<br />

Kreativität stark!<br />

<strong>NORD</strong> Style 2007 12. biS 17.<br />

Mai 2007 DeR SkaNDiNaviSche<br />

beitRag zuM DeSigNMai<br />

glaspavillon, Karl-marx-Allee 45 u5 schillingstraße<br />

Öffnungszeiten: 12.00 – 22.00 uhr<br />

eröffnung: freitag, 11. mai 2007, 18.00 uhr<br />

live-präsentation: sonntag, 13. mai 2007, 18.00 uhr<br />

typiSch SkaNDiNaviSch<br />

– uND waS biSt Du?<br />

Im Glaspavillon auf der Karl-Marx-Allee, in Sichtweite<br />

des Café Moskau, präsentiert <strong>NORD</strong> zum Designmai<br />

2007 das skandinavische Designevent <strong>NORD</strong> Style.<br />

Im Mittelpunkt steht die Konzeptausstellung „Typisch<br />

skandinavisch“.<br />

So lauten verschiedene Behauptungen, anhand derer<br />

die Ausstellung Gedanken über Normen, Stereotype,<br />

Machtverhältnisse und Genderaspekte im Design<br />

aufgreift. Zahlreiche Designobjekte aus dem Norden<br />

veranschaulichen diese aktuellen Tendenzen im<br />

skandinavischen Design: eine Bohrmaschine und ein<br />

Handmixer, bei denen die männliche und weibliche<br />

Formensprache vertauscht sind; kitschig anmutende<br />

Objekte des neuen skandinavischen Maximalismus<br />

oder ein Strohhalm, der Trinkwasser säubern kann.<br />

„Typisch skandinavisch“ wirft Fragen rund um das<br />

Thema Designidentität im Allgemeinen und das<br />

„typisch“ skandinavische Design im Besonderen auf.<br />

Kann man in Zeiten der Globalisierung behaupten,<br />

dass ein Design typisch skandinavisch ist? Gibt es<br />

überhaupt noch nationale Eigenheiten oder sind diese<br />

im Zuge der Internationalisierung verschwunden?<br />

Als Ergänzung zur Hauptausstellung „Typisch skandinavisch“<br />

zeigen skandinavische Designakteure in<br />

Einzelausstellungen ihre eigenen Interpretationen<br />

vom „typisch skandinavischen“ Produkt-,<br />

Grafik- und Textildesign.<br />

<strong>NORD</strong> Style 2007 wird realisiert mit unterstützung von Scandstyle.de<br />

fOlkfORM<br />

Das Industriedesignerduo Folkform zeigt, dass man bei der<br />

Produktion von Design trotz wachsender Globalisierung sehr<br />

wohl in lokalen Dimensionen denken kann. Folkform arbeitet<br />

bei der Herstellung von Hartfaserplatten mit einer Fabrik im<br />

nordschwedischen Dorf Rundvik zusammen, die dem nüchternen<br />

Material durch Blumen und tote Schmetterlinge ein<br />

ganz neues, permanentes organisches Dekor verleiht.<br />

„Material Merge“ heißt die Kollektion, aus der Folkform<br />

Tische, Lampen und Stühle zeigen.<br />

illuStRatÖRceNtRuM<br />

Im Untergeschoss des Glaspavillons präsentiert <strong>NORD</strong> die<br />

Ausstellung „Arbeitsproben“ des schwedischen Illustratörcentrums.<br />

In dem abgedunkelten Raum stehen 0 Leuchtkästen,<br />

in denen Sie in einer stimmungsvollen Atmosphäre die Arbeiten<br />

von zwanzig ausgewählten schwedischen Illustratorinnen<br />

und Illustratoren betrachten können.<br />

MuutO<br />

Der Name des dänischen Designlabels Muuto ist vom<br />

finnischen Wort ‚muutos’ inspiriert, was so viel wie „neue<br />

Perspektive“ bedeutet. Auch das Konzept von Muuto ist<br />

eher ein gesamt-nordisches als dänisches: Ausgewählte<br />

junge skandinavische Designtalente interpretieren jeweils<br />

ein Alltagsobjekt. <strong>NORD</strong> Style zeigt Ihnen exklusiv Teile der<br />

ersten Kollektion.<br />

eRica JacObSON<br />

„Erica Jacobson schenkt uns Explosionen farbenstarker<br />

Populärkultur, die vor Selbstbewusstsein und lärmendem<br />

Leben nur so strotzen, die den Puls des Betrachters erhöhen<br />

und uns trotzdem auf eine Reise unter die Oberfläche<br />

mitnehmen.“ So heißt es in der Begründung der Jury, die<br />

der schwedischen Illustratorin Erica Jacobson den „Großen<br />

Schwedischen Illustrationspreis“ verlieh. Bei <strong>NORD</strong> Style<br />

präsentiert Erica Jacobson ihre im wahrsten Sinne des<br />

Wortes ausgezeichneten Werke.<br />

teN SweDiSh DeSigNeRS<br />

„Ten Swedish Designers“ ist eine Designergruppe, die seit<br />

1970 einzigartige Textilmuster entwirft und vermarktet. Ihr<br />

Kennzeichen sind klare und expressive Muster auf Stoffen,<br />

Taschen und anderen Textilprodukten. Bei <strong>NORD</strong> Style sehen<br />

Sie aktuelle Werke sowie einen Überblick über mehr als 0<br />

Jahre kreatives, textiles Schaffen.<br />

tROpal-lOuNge<br />

Der Textilpflanzen-Spezialist Tropal.de inszeniert im Glaspavillon<br />

eine Lounge mit nordischen Birken und sommerlichen<br />

Blumen. Hier können Sie die Eindrücke der Ausstellung<br />

sacken lassen, das <strong>NORD</strong> Magazin lesen und miteinander ins<br />

Gespräch kommen. Außerdem steht das <strong>NORD</strong>-Team Ihnen<br />

hier für Ihre Fragen zur Verfügung. tropal.de<br />

pRiMe DeSigN iM 103 club<br />

Das schwedische Modeprojekt Prime Design präsentiert seit<br />

200 Schwedens Designernachwuchs aus den Bereichen<br />

Mode- und Grafikdesign. In diesem Jahr sind die Arbeiten der<br />

Designstudenten erstmals außerhalb Schwedens zu sehen:<br />

Im Kreuzberger 10 Club wird am 11. Mai 2007 eine Modeinstallation<br />

von Prime Design gezeigt. 10 club.de<br />

taNztheateR eRi iN DeR ufafabRik<br />

Wer die letzten <strong>NORD</strong>-Veranstaltungen besucht hat, kennt<br />

die Tanztheatergruppe ERI aus Finnland und weiß, dass<br />

man sich frühzeitig Karten sichern muss. Denn bereits sechs<br />

Mal trat ERI vor ausverkauftem Haus auf. In diesem Jahr<br />

präsentieren die Finnen aus Turku die Performances „The<br />

Miraculous Mandarin“ und „Three Dreams“. 18. und 19. Mai<br />

2007, 20. 0 Uhr, ufaFabrik. ufafabrik.de<br />

helly haNSeN<br />

Die Geschichte des Bekleidungsunternehmens Helly Hansen<br />

begann im Jahr 1877, als der norwegische Kapitän Helly<br />

Juell Hansen genug davon hatte, auf See ständig bis auf die<br />

Haut durchnässt zu sein. Er entwarf wasserfestes Ölzeug,<br />

und bereits im ersten Jahr verkaufte er 2000 Kleidungsstücke.<br />

Im Jahre 2006 gewann das Unternehmen Helly<br />

Hansen den Ehrenpreis der norwegischen Designvereinigung<br />

„Norsk Form”, und bei <strong>NORD</strong> Style präsentiert es Produktdesign<br />

aus den Bereichen Sport, Survival, Fischerei und Freizeit.<br />

16 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 17


7.<br />

3.<br />

6.<br />

1.<br />

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5.<br />

4.<br />

2.<br />

1. HUNDRÄVEN<br />

Die Kinder-Kollektion „Arga djur/Böse Tiere“ des schwedischen<br />

Labels „Hundräven/Hundfuchs“ hat einen etwas<br />

ungewöhnlichen Namen für Kinderkleidung, die ja meistens<br />

blau-blumig und rosa-zuckersüß daherkommt. Wenn<br />

man sich die Motive auf den T-Shirts näher anschaut,<br />

merkt man aber schnell, dass die Monster und Tiere zwar<br />

ihr Bestes geben, um böse und gefährlich auszusehen, im<br />

Grunde aber herzensgut sind. Seit kurzem hat Hundräven<br />

einen Flagshipstore in der Oderbergerstr. 53 in Berlin. Ansonsten<br />

lohnt es sich, bei Scandstyle.de vorbeizuschauen.<br />

2. MATSCHIGE BANANEN A<strong>DE</strong>!<br />

Diese Bananenschale ist der ultimative Schutz für Bananen<br />

in allen Ausflugsrucksäcken, Schwimmtaschen und<br />

Sportbeuteln. Geben Sie dieses Etui Ihren Kids mit auf<br />

den Weg, und Sie sparen sich alle Diskussionen darüber,<br />

dass braune und matschige Bananen immer noch gut<br />

schmecken können. Die Bananenschale ist laut Aussage<br />

des schwedischen Herstellers so geformt, dass sie für alle<br />

gebogenen Bananen passt. Wer das ausprobieren will,<br />

kann die Bananenschale auf Scandstyle.de bestellen.<br />

3. SAVE TO THE RAVE<br />

Bei einer Studie des Göteborger Universitätskrankenhauses<br />

gaben 60 Prozent aller Siebenjährigen an, dass<br />

sie ständig oder zeitweise ein Piepen und Klingeln in den<br />

Ohren haben – die ersten Symptome von Tinnitus. Um das<br />

extrem empfindliche Gehör von Kindern zu schützen, hat<br />

Peltor einen Gehörschutz speziell für Kinder bis sieben<br />

Jahre entwickelt, der schädlichen Lärm dämpft, ohne die<br />

Umgebungsgeräusche auszublenden. Der Schutz trägt<br />

sich bequem und ist so designt, dass die Kinder nirgendwo<br />

hängen bleiben können. Außerdem sieht er in den hippen<br />

New Rave-Farben neonrosa und neongrün auch noch<br />

supercool aus. Perfekt für Stadionbesuche, Straßenfeste<br />

und Festivals! peltor.se<br />

4. NACHWUCHS<br />

Wenige Designprodukte aus Skandinavien haben in der<br />

Fachpresse so viel Aufmerksamkeit bekommen wie der<br />

Kleiderständer „Tree“ von Michael Young und Katrin<br />

Petursdottir für Swedese. Den Baum gibt es jetzt auch in<br />

einer Miniaturversion mit 134 cm Höhe, die jedes Kinderzimmer<br />

stilsicher in einen Märchenwald verwandeln kann.<br />

Und vielleicht ist der „Tree Junior“ ja auch eine kleine<br />

Anregung für alle Chaoskids, die ihre Klamotten bisher<br />

einfach in eine Ecke ihres Zimmers feuern…<br />

swedese.com<br />

5. ALLER ANFANG IST SCHWER…<br />

…und auch das Essen vom Löffel hinterlässt in der ersten<br />

Zeit sichtbare Spuren. Mit den pflegeleichten, abwaschbaren<br />

Kinderprodukten von „Ten Swedish Designers“ sieht<br />

man auch dann gut aus, wenn mal was danebengeht! Die<br />

Lätzchen und Schürzen aus farbenfrohen Wachsstoffen<br />

sind bei Eltern und Kindern gleichermaßen beliebt, denn<br />

nun muss beim Malen, Essen und Basteln nicht ständig<br />

aufgepasst werden, dass die Klamotten sauber bleiben.<br />

scandstyle.de<br />

6. BLEIB <strong>BEI</strong> MIR O<strong>DE</strong>R ES PIEPT!<br />

Nachdem sich bislang hauptsächlich die Mütter um die<br />

Einkäufe für die Kinder gekümmert haben, wurden in<br />

den letzten Jahren zunehmend die Papas als kaufstarke<br />

Gruppe identifiziert. Diesem Trend folgen die technikorientierten<br />

Produkte des schwedischen Herstellers<br />

Bosieboo, der unter anderem Babykameras mit drahtloser<br />

Übertragung auf 5,6“-Bildschirme anbietet – so kann<br />

man bequem vom Fußballmatch rüber zum schlafenden<br />

Baby zappen! Ein anderes Produkt ist der Abstandsalarm<br />

in Apple-inspiriertem Design, der blinkt und piept, sobald<br />

sich das Kind zu weit von den Eltern entfernt. Vorbei sind<br />

die Zeiten, wo die Kleinen im Kaufhaus oder Park verloren<br />

gehen konnten, jetzt warnt der Abstandsalarm, bevor man<br />

das Kind aus den Augen verliert. bosieboo.com<br />

7. COOL STATT SÜSS<br />

Freshmilk.se ist ein Webshop für Baby- und Umstandskleidung.<br />

Unser Favorit für alle Kids, die lieber cool<br />

statt süß aussehen wollen, ist das schwedische Label<br />

Shampoodle, das hippe Tracksuits entworfen hat, die<br />

durch die besonders langen Bündchen über drei Größen<br />

mit den Kleinen mitwachsen. Dass die Anzüge mit Namen<br />

wie Break Dance, Flash Dance, Miami Vice oder Dallas<br />

unsere eigenen Kindheitserinnerungen anzapfen, macht<br />

die Sache nur noch besser. freshmilk.se<br />

<br />

<br />

<br />

Der Vergnügungspalast „Berns Salonger” mit seinem<br />

Restaurant, Hoteltrakt und Club ist schon seit 1863<br />

ein klassischer Treffpunkt für Stockholmer und<br />

Berühmtheiten des skandinavischen Kulturlebens. So<br />

ist sein roter Salon ein wichtiger Schauplatz in August<br />

Strindbergs Buch „Das rote Zimmer“, und der Schrift-<br />

steller selbst hat zusammen mit der Stockholmer<br />

Bohème in ebendiesen Lokalitäten einen Großteil<br />

seiner Zeit verbracht. Trotz seiner altehrwürdigen<br />

Geschichte klammert man sich im Berns nicht an alte<br />

Traditionen. Der jüngste Zuwachs ist der Club 2.35:1,<br />

der ebenso Galerie für bewegliche Bilder wie Nacht-<br />

club ist. Bevor mit Tanzmusik die Partynacht eröffnet<br />

wird, werden auf 35 Bildschirmen Filme gezeigt, wäh-<br />

rend die Besucher gemütlich Drinks schlürfen und die<br />

neuesten Gerüchte austauschen. Doch Vorsicht: Nicht<br />

jeder kommt an den Türstehern vorbei. Eine weitere<br />

Erneuerung im Berns sind Gratiskonzerte im asiatisch<br />

beeinflussten Restaurant. Das Berns bietet ein Rund-<br />

umkonzept aus Konferenzen, Events und Konzerten<br />

mit internationalen und nationalen Künstlern. Und für<br />

die weniger aktiven Gäste und alle, die nach einem<br />

Clubbesuch erschöpft sind, gibt es stets ein weiches<br />

Hotelbett mit hervorragendem Room-Service.<br />

18 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />

<strong>NORD</strong> Magazin 2007 19<br />

berns.se


<strong>NORD</strong> traf die schwedische Designerin Monica<br />

Förster auf der Internationalen Möbelmesse in Köln<br />

und unterhielt sich mit ihr über Magie, schwedisches<br />

Design und Kumuluswolken.<br />

Laut Lexikon bedeutet Magie „die physische und<br />

geistige Welt zusammenzuführen“, und man meint<br />

damit, dass sich die beiden Welten gegenseitig beeinflussen.<br />

Magie ist, wenn man nur mit der Kraft der<br />

Gedanken andere Personen lenken kann und sein<br />

„Flame“: Eine Öllampe mit Reflektortechnik, wie sie im<br />

Hubbleteleskop benutzt wird.<br />

<br />

Ziel erreicht. Ebenso ist es Magie, wenn die schwedische<br />

Designerin Monica Förster von einer flüchtigen<br />

Idee ausgehend mit Hilfe von physikalischen Gesetzen,<br />

technischen Konstrukten und einem Gespür für<br />

Ästhetik ein physisches Designprodukt realisiert, das<br />

den Beobachter bewegt und ergriffen macht.<br />

Eine magische Öllampe zum Beispiel, mit einer<br />

brennenden, zitternden Flamme, die über der Lampe<br />

schwebt. Aber die Flamme existiert nicht, sie ist nur<br />

eine Illusion. Was man sieht, ist eine Reflexion der<br />

wirklichen Flamme, die sich im Inneren der Lampe<br />

<br />

versteckt. Monica zaubert überraschendes Design<br />

aus einfachen Formen.<br />

„Sie sind eine Magierin, Monica!“<br />

„Das trifft den Nagel auf den Kopf! Magie, das ist genau<br />

das, was ich zu machen versuche, ohne es selbst<br />

in Worte fassen zu können. Ich glaube, ich bemächtige<br />

mich ab sofort Ihrer Worte“, lacht Monica. „Es ist<br />

immer sehr interessant, wenn jemand meine Arbeit<br />

von außen betrachtet und sie in Worte fassen kann.“<br />

Auf der großen Möbelmesse in Köln hält Monica<br />

„Flow“: Hörsaal-Bestuhlung in Badajoz, Spanien.<br />

<br />

Förster auf Einladung der Trendschau der imm<br />

cologne einen Vortrag zum Thema „Muster“. Zunächst<br />

etwas verwunderlich, da Monica Förster in ihrem<br />

Design nicht zwangsläufig mit Mustern in Verbindung<br />

gebracht werden kann. Doch man wird schnell eines<br />

Besseren belehrt: Muster sind ein durchgehendes<br />

Thema in Monicas Design. „Muster findet man<br />

überall“, sagt Monica, „in der Natur, als mathematische<br />

Fraktale oder von den Menschen erschaffen.“<br />

Ihr Interesse an Mathematik und Naturwissenschaft<br />

spiegelt sich in ihrem Design wider. Der Korb „Net“<br />

ist ein gutes Beispiel. Die Form ist zweidimensional, Ein fluoreszierender Toilettensitz.<br />

20 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 21


eine Metallplatte mit einem ausgestanzten Muster,<br />

die durch Durchdrücken zu einem dreidimensionalen<br />

Gefäß wird. Eine sehr einfache Idee, die nur durch<br />

sehr komplizierte mathematische Formeln und Muster<br />

zu realisieren ist. Net ist billig herzustellen und auch<br />

sehr leicht zu transportieren.<br />

Monica Förster ist 1966 in Stockholm geboren, aber<br />

in Dorotea in Lappland aufgewachsen. In ihrem Vor-<br />

trag zeigt sie dann auch schöne Bilder der Natur in<br />

Lappland, deren Formen sie stark beeindruckt haben.<br />

Ein Wasserfall war die Inspiration für ein Projekt in<br />

einem großen Auditorium im spanischen Badajoz, wo<br />

die Bestuhlung in verschiedenen blauen Farbtönen<br />

zusammen ein weiches, gewelltes Muster bildet. Die<br />

Stühle „Flow“ sind äußerst platzsparend konstruiert.<br />

Wenn man auf einem Stuhl sitzt, scheint die Armlehne<br />

unbeweglich und stabil zu sein, aber wenn man den<br />

Stuhl hochklappt, wird die Armlehne im Inneren des<br />

Stuhls versteckt.<br />

Warum sind Sie Designerin geworden?<br />

„Ich habe eigentlich Grafikerin gelernt. Als ich die<br />

Ausbildung anfing, konnte man zwischen Form und<br />

Werbung wählen. Form war ein sehr neuer Ausbil-<br />

dungszweig, und ich habe mich für Werbung und Gra-<br />

„Net“: Ein Korb, der mit Hilfe mathematischer<br />

Formeln hergestellt ist.<br />

Aufblasbarer Konferenzraum, scandstyle.de<br />

fikdesign entschieden. Aber ich habe mehr und mehr<br />

dreidimensional gearbeitet und bin so schließlich zum<br />

Produktdesign gekommen.“<br />

Monica Förster ist vielleicht die berühmteste schwe-<br />

dische Designerin mit Kunden und Auftraggebern<br />

weltweit. Die Reihe ihrer Auszeichnungen ist lang,<br />

ihr wurde unter anderem im Jahr 2000 der deutsche<br />

Preis „Design Plus“ verliehen, und 2006 wurde sie<br />

in Schweden zur Designerin des Jahres ernannt. In<br />

zahlreichen internationalen Ausstellungen hat sie<br />

die schwedische Designszene repräsentiert, so auch<br />

gerade auf der diesjährigen Messe in Mailand, wo<br />

sie viele neue Produkte gezeigt hat. „Die schwe-<br />

dischen Designer zeigen mehr Vielfalt, und das zuvor<br />

minimale und funktionelle Design hat sich entwickelt“,<br />

sagt Monica. „Jetzt sieht man verstärkt den Einfluss<br />

und die Inspiration von beispielsweise Tradition und<br />

Kunsthandwerk aus den Zeiten meiner Großmutter.“<br />

Ist Ihr Design sehr schwedisch?<br />

„Das weiß ich nicht, ist das eigentlich interessant? Ich<br />

meine, was ist denn schwedisches Design? Ich denke<br />

überhaupt nicht in solchen Bezügen. Aber selbstver-<br />

ständlich wird man von seiner Umgebung beeinflusst,<br />

und auch die Herkunft spielt eine Rolle.“<br />

Was ist gutes Design?<br />

„Gutes Design ist, wenn ein guter Gedanke dahinter<br />

steht, und das ist es, was mir gelingt“, sagt Monica.<br />

Obwohl sie viele verschiedene Produkte entwor-<br />

fen hat, haben trotzdem alle eines gemeinsam: die<br />

Suche nach innovativen Konstruktionen und neuen<br />

Lösungen und Antworten und dazu noch dieses Be-<br />

sondere, ein Element, das einen überrascht und zum<br />

Staunen bringt. Monicas Fähigkeit, Naturwissenschaft,<br />

Technik und alltägliche Objekte zusammenzubringen<br />

und eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen<br />

Bereichen zu finden, ist faszinierend. Es scheint, dass<br />

sie ihre Inspiration in vielen verschiedenen Dingen<br />

findet, von mathematischen Fraktalen über Mode bis<br />

hin zum Hubbleteleskop. „Wie wäre es, mitten in einer<br />

Wolke zu sein?“, fragte sich Monica zum Beispiel. Sie<br />

ist fasziniert von Kumuluswolken, die morgens gebo-<br />

ren werden, während des Tages in die Höhe steigen<br />

und am Abend wieder verschwinden. Aus dieser<br />

Vorstellung gestaltete sie eine eigene Wolke, einen<br />

tragbaren, aufblasbaren Raum, der in eine kleine<br />

Tasche hineinpasst. Eine Art mobiler Konferenzraum,<br />

eine Herberge, die man mitnehmen kann.<br />

„Ich bin eine sehr neugierige Person, das ist, glaube<br />

ich, sehr wichtig, und so habe ich auch Spaß bei der<br />

Arbeit“, sagt Monica. Und auch <strong>NORD</strong> ist neugierig,<br />

was Monica als Nächstes zaubern wird.<br />

monicaforster.se<br />

<br />

Geboren? 1966<br />

Wohnt in? Stockholm<br />

Familie? Ein Sohn, zweieinhalb Jahre alt.<br />

Lieblingsessen? Asiatische Küche<br />

Haben Produkte eine Seele? Ja, wenn ich mit<br />

industriell produzierten Produkten arbeite, ist die<br />

Herausforderung, die Poesie, die Seele des<br />

Produkts zu erhalten.<br />

Tisch oder Stuhl? Stuhl<br />

Regal oder Kommode? Kommode<br />

Morgen oder Nacht? Nacht<br />

Fleisch oder Fisch? Fisch<br />

Frage oder Antwort? Frage<br />

Wasser oder Eis? Eis<br />

Holz oder Plastik? Holz<br />

Jazz oder Pop? Pop<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Damit die schwedische Mode gedeihen kann,<br />

müssen die Medien eine Auswahl treffen, anstatt<br />

ungefiltert die gesamten Examensjahrgänge der<br />

Designschulen zu loben. ‚Prime Design’ will dabei<br />

helfen und deswegen muss das Projekt einen sehr<br />

hohen Standard haben”, heißt es in der diesjäh-<br />

rigen Präsentation von „Prime Design“. Dieses<br />

ehrgeizige Projekt präsentiert seit vier Jahren<br />

schwedische Mode- und Grafikdesignstudenten<br />

mit hohem Potenzial und kreativen Visionen<br />

bei einer Modenschau im Stockholmer Nordic<br />

22 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 23<br />

Light Hotel.<br />

Der Grundstein für Prime Design wurde im Januar<br />

2004 gelegt, als Lina Zennerdahl und Babak Sher-<br />

mond, damals selbst noch Studenten der Stockhol-<br />

mer „Forsberg Designschule“, feststellten, dass es<br />

in Schweden keine Plattform für die Kombination<br />

von Modedesign und beweglicher Grafik gab. Da-<br />

bei könnten die beiden Disziplinen doch viel fürein-<br />

ander tun, fanden sie, und dass auf Modeschauen<br />

Visuals gezeigt werden, war ja auch nichts Neues.<br />

Und es gab noch ein Manko: „Es gab damals zu<br />

wenig gemeinsame Projekte der schwedischen<br />

Designschulen. Und wenn kooperiert wurde, hatte<br />

das Ganze eher Wettbewerbscharakter. Diese<br />

Rivalität fanden wir unnötig und gründeten Prime<br />

Design”, sagt Shermond.<br />

So machten sich die Studenten an die Arbeit, und<br />

bereits am 28. April 2004 fand die erste Prime<br />

Design-Modenschau statt. Acht Modedesigner<br />

der Stockholmer Schule „Beckmans“ bildeten mit<br />

acht Grafikdesignern der „Forsberg Designschule“<br />

Zweierteams. Diese entwickelten Outfits und Visu-<br />

als, die den wichtigsten Akteuren der nordischen<br />

Mode- und Designwelt präsentiert wurden. Dabei<br />

war klar, dass die Schau eine sehr hohe Profes-<br />

sionalität bieten musste, um die Feuertaufe zu<br />

bestehen: „Die meisten Modenschauen, die bislang<br />

von Designschulen veranstaltet wurden, waren sich<br />

sehr ähnlich und hatten einen Standard, der nicht<br />

dem entsprach, was das Fachpublikum gewohnt<br />

war“, beurteilt Shermond die Ausgangssituation.<br />

Anscheinend hatte Prime Design in dieser Hinsicht<br />

mehr zu bieten, denn die Begeisterung der Zu-<br />

schauer und Medien war groß.<br />

Doch der Weg zum Erfolg war nicht einfach. Die<br />

Studenten hatten noch nie mit einem so großen<br />

Projekt gearbeitet, es fehlte an Erfahrung und vor<br />

allem an Geld. Shermond berichtet aus der An-<br />

fangsphase des Projekts: „Wir nahmen ein Zimmer<br />

in unserer Schule in Beschlag, und ausgehend<br />

von einer Liste mit 50 Unternehmen gelang es<br />

uns, ungefähr zehn Treffen mit den Marketing-<br />

verantwortlichen großer Firmen wie Swiss Air zu<br />

vereinbaren. Keiner von uns hatte schon mal eine<br />

richtige Projektpräsentation gemacht, so dass wir<br />

alle sehr nervös waren. Aber wir dachten, dass<br />

unsere Begeisterung und unser Engagement für<br />

uns sprechen würden.“ Und so war es dann auch:<br />

Bereits im ersten Jahr konnte Prime Design große<br />

Unternehmen wie Swiss International Airlines,<br />

Samsung, L’Oreal, Dolce & Gabbana Perfume, Ab-<br />

solut Vodka und Grundig als Sponsoren gewinnen.<br />

„Prime Design hat sich inzwischen zur führenden<br />

Designveranstaltung schwedischer Hochschulen<br />

entwickelt“, sagt Shermond stolz. In diesem Mai<br />

fand das Event zum vierten Mal statt. Eine eigene<br />

Zeitung dokumentierte die Arbeit der Nach-<br />

wuchsdesigner, und Interviews mit international<br />

renommierten Designern ergänzten das Material<br />

mit den Erfahrungen alter Hasen. Auch die Orga-<br />

nisation der Schau hat sich professionalisiert: Eine<br />

Projektgruppe bestehend aus dem Designbüro<br />

„The Apartment“ (den Gründern von Prime Design),<br />

einer Werbeagentur, der Journalistin und Exper-<br />

tin für Mode und Design Maria Ben Saad, dem<br />

Stylisten Olof Erlandsson und Joaquim de Abreau<br />

vom Nordic Light Hotel kümmerte sich als Task<br />

Force um perfekte Lösungen an allen Fronten.<br />

Wie bereits im letzten Jahr setzten sich die Stu-<br />

denten bei ihrer Arbeit mit einem Thema auseinan-<br />

der, in diesem Jahr ging es um ‚Status’. „Wir haben<br />

dieses Thema gewählt, weil sich der Begriff Status<br />

in den letzten Jahren sehr verändert hat. Es sind<br />

nicht mehr nur Luxusmarken oder Jobs, die Status<br />

verleihen, sondern auch immaterielle Werte wie In-<br />

dividualität, Kreativität oder soziales Commitment.<br />

Auch neue Medienformate haben Einfluss auf den<br />

Statusbegriff: Man kann heutzutage genauso gut<br />

durch viele Freunde auf Myspace oder die Teil-<br />

nahme an einer Dokusoap Status erlangen“, sagt<br />

Babak Shermond. Status durch Masse oder Klasse<br />

– Prime Design hat sich für Letzteres entschieden.<br />

Prime Design kommt nach Berlin!<br />

Während <strong>NORD</strong> Style 2007 präsentiert Prime<br />

Design in Zusammenarbeit mit dem 103 Club in<br />

einer Modeinstallation die diesjährigen Arbeiten der<br />

Studentinnen und Studenten der folgenden Schulen:<br />

Forsbergs, Beckmans, Konstfack und Berghs SOC<br />

in Stockholm und der Borås Textilhögskola. 11. Mai<br />

2007, 103 Club, Falckensteinstr. 47, Berlin-Kreuzberg.<br />

103club.de


Neue<br />

SkaNDiNaviSche<br />

welle<br />

Illustration: Lisa Schibel<br />

Oder sollte man besser Tsunami sagen? Wellen ent-<br />

stehen durch die freigesetzte Energie des Windes,<br />

Tsunamis hingegen durch Erdrutsche oder Vulkan-<br />

ausbrüche auf dem Meeresboden. Frischen Wind<br />

und Energie gibt es auch in der jungen deutschen<br />

Modeszene; eine mit dem aktuellen skandinavischen<br />

Fashionwunder vergleichbare Entwicklung hat sich<br />

hierzulande aber noch nicht abgezeichnet. Was in<br />

den Tiefen des nordischen Mode-Ozeans den außer-<br />

gewöhnlichen Erfolg der skandinavischen Modelabel<br />

verursacht, versucht dieser Artikel zu ergründen.<br />

Die Berliner Modemesse Premium hatte den<br />

skandinavischen Labels im Januar unter dem Titel<br />

„New Nordic Wave“ gleich ein Schwerpunktthema<br />

gewidmet. „Der aktuelle Trend in Europa wird derzeit<br />

von den Schweden und Dänen geprägt“, hieß es<br />

im Begleitprogramm der Fashion Week und man<br />

schnitt sich vom Ruhm gleich eine Scheibe mit ab:<br />

„Die Premium war die erste Modemesse, die das<br />

zunehmende Interesse am nordischen Luxus-Under-<br />

statementdesign erkannt hat“ und „die schwedische<br />

Marke Acne Jeans verdankt ihren überwältigenden<br />

Erfolg nicht zuletzt der Modemesse Premium, die<br />

das vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannte<br />

Luxus-Jeanslabel entdeckte und in ihr Portfolio auf-<br />

nahm. Heute sind der schmale Denim-Style und der<br />

zeitgenössische ‚Nordic Chic’ allgegenwärtig.“<br />

Und dem muss jeder zustimmen, der in der Berliner<br />

Mitte einkaufen geht. Vom Alexanderplatz kommend,<br />

kann man sich ganze Straßenzüge entlangshoppen,<br />

ohne dass man zehn Meter ohne skandinavische<br />

Brands überstehen muss. Das Apartment in der<br />

Memhardstraße führt nun schon seit über einem<br />

Jahr die Guerilla-Taktik-Jeans von Cheap Monday,<br />

und ein Stück weiter in der Max-Beer-Straße haust<br />

die schwedische Verschwörung von WearetheSuper-<br />

lativeConspiracy, kurz WeSC. Schräg gegenüber in<br />

der Rochstraße markieren seit Dezember die Dänen<br />

von Wood Wood ihr Revier mit einer schwarzweißen<br />

Dänemark-Flagge, und auf dem Weg zur Alten<br />

Schönhauser Straße, dem Mekka der skandina-<br />

vischen Mode, passiert man den Acne Store. Wer<br />

dann nach rechts einbiegt, muss in fast keinem der<br />

Shops den nordischen Chic vermissen, der letzten<br />

Endes in den puristischen Linien im Filippa K-Store<br />

und einer exquisiten Auswahl an Avantgarde-Design<br />

im Best Shop kulminiert.<br />

Doch was – und wer – steckt eigentlich hinter dieser<br />

massiven Modewelle aus dem Norden? Was sind die<br />

Unterschiede zu Deutschland? Denn dass hierzulan-<br />

de auf ein vergleichbares Phänomen international<br />

erfolgreicher Nachwuchsdesigner bislang vergebens<br />

gewartet wird, machen schon die Antworten der<br />

skandinavischen Modedesigner auf unsere Frage<br />

nach der deutschen Modeszene deutlich. „Worüber<br />

ich nichts weiß, möchte ich nicht urteilen“, „Ich kenne<br />

nicht viele deutsche Modedesigner“ oder „Wir kennen<br />

nur die Berliner Szene“, waren die Reaktionen der<br />

skandinavischen Kollegen. Dabei gibt es viele talen-<br />

tierte deutsche Modedesigner, denen aber der Schritt<br />

zum kommerziellen, in mehreren Ländern vertretenen<br />

Label schwer zu fallen scheint.<br />

Kann es sein, dass man in Skandinavien einfach<br />

pragmatischer ist und es als selbstverständlich an-<br />

sieht, dass man aus künstlerisch-kreativer Arbeit<br />

auch Kommerz schlägt? Oder fehlt den deutschen<br />

Modestudenten eine betriebswirtschaftliche Denk-<br />

weise in der Ausbildung, so dass der Weg zum<br />

eigenen erfolgreichen Label nicht an mangelnder<br />

Eingebung, sondern an Schwierigkeiten mit der<br />

Rechnungslegung scheitert? „Als junges Label steht<br />

man in Deutschland schnell mit einer guten Idee vor<br />

einer Wand aus organisatorischen Problemen und<br />

muss sich mühsam mit Dingen beschäftigen, die mit<br />

Mode und Design nichts zu tun haben. Ohne Zweifel<br />

wäre da ein Kurs in Geschäftsführung, Marketing<br />

und Buchhaltung sinnvoll“, sagt der Berliner Rainer<br />

Metz, der vor kurzem sein Label Blitz „aus Mangel an<br />

Geschäftssinn“ auf Eis gelegt hat und jetzt als<br />

2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 2<br />

Stylist arbeitet.<br />

Margareta van den Bosch, Chef-Designerin von H&M,<br />

ist auch der Meinung, dass der Unternehmergeist<br />

eine gewisse Rolle bei der guten Positionierung der<br />

Skandinavier spielt: „Das Geheimnis hinter dem Erfolg<br />

des skandinavischen Designs ist, dass wir unsere<br />

Designer zu Bescheidenheit gegenüber der Branche<br />

erziehen und es gleichzeitig eine enorme Energie,<br />

Freude und Beherztheit in den kreativen Prozessen<br />

sowie auch im Businessdenken gibt.“ Sie hat aber<br />

auch noch andere Erklärungsansätze, die eher mit<br />

einem bestimmten skandinavischen Stil zusammen-<br />

hängen: „Die skandinavische Mode bedient sich<br />

häufig eines klaren und schlichten Ausdrucks, der<br />

eher auf die Persönlichkeit der Träger als auf ein allzu<br />

raffiniertes Design der Kleidung fokussiert. Wir den-<br />

ken auch viel an die Funktion und den Komfort, und<br />

das scheint zu funktionieren.“ Und vieles entscheide<br />

sich in der letzen Instanz doch ganz einfach über den<br />

Preis. „Das Preisniveau der skandinavischen Designer<br />

ist vergleichsweise niedrig, was natürlich auch sehr<br />

wichtig für die Kunden ist“, sagt Margareta van den<br />

Bosch abschließend.<br />

Eine weitere Theorie ist, dass man in Skandinavien<br />

sehr begabt darin ist, Brands zu entwickeln. Die<br />

Beispiele sprechen für sich: Das Street-Fashion-<br />

Label WeSC ließ Schauspieler und Hiphop-Artisten<br />

wie Looptroop oder Timbuktu via Kleidersponsoring<br />

sein Markenimage aufbauen und richtet sich nun<br />

schon seit acht erfolgreichen Jahren an die Zielgrup-<br />

pe der „intellectual slackers“. Die Firma World Brand<br />

Management verzehnfachte in den letzten Jahren<br />

den Aktienwert des Markennamens Björn Borg.<br />

Und nicht zuletzt ist die Erfolgsmarke Acne Jeans<br />

ursprünglich ein Spin-Off-Produkt der Stockholmer<br />

Werbeagentur Acne Creative. Diese hat mit Sicherheit<br />

genug Geschäftssinn und eigene Kompetenzen in<br />

Sachen Marketing, so dass dem Label sein Siegeszug<br />

in Deutschland auch ohne die Modemesse Premium<br />

gelungen wäre.<br />

Wahrscheinlich spielen viele dieser Erklärungsver-<br />

suche eine Rolle beim Phänomen der „New Nordic<br />

Wave“. Ganz sicher ist allerdings, dass es keine ein-<br />

malige Welle ist, denn auf dem stürmischen skandi-<br />

navischen Modemeer machen sich schon viele neue<br />

Akteure bereit, auf den kontinentaleuropäischen<br />

Strand zu rollen. Wer diese modischen Wellenschläger<br />

sind, sehen Sie auf den nächsten Seiten.


(f)aces behind fashion<br />

„Gleichgerichtet, selbstgefällig und kommerziell!“ Ob die skandinavischen Modedesignerinnen und<br />

Modedesigner ihrem Kollegen Rickard Lindqvist in diesem Urteil über die skandinavische Modeszene<br />

Recht geben, erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Wir haben nämlich einige von ihnen gebeten, dem<br />

aktuellen skandinavischen Modewunder ein Gesicht und eine Stimme zu geben, indem sie sich<br />

in ihrem Lieblingsoutfit für uns ablichten lassen und unsere Fragen beantworten.<br />

wetteR<br />

Gitte Wetter, 28, Kopenhagen (DK)<br />

1. Gitte, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />

Dein Lieblingsoutfit?<br />

Femmes Regionales` oversized T-Shirt, alte Acne-<br />

Jeans, selbst gestrickte Socken, G W-Strickjacke<br />

und Adidas-Schuhe. Ich trage gerne bequeme<br />

Klamotten, und Pink ist das neue Schwarz!<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />

diesen Sommer?<br />

Ein Strick-Cardigan.<br />

3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />

Dinge, die ich auf der Straße sehe, Menschen<br />

26 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 27<br />

und Träume.<br />

4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />

skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />

die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />

Nein, ich glaube, dass die skandinavische Mode<br />

viele unterschiedliche Richtungen hat, das mini-<br />

malistische Schwarz und Weiß, das künstlerisch<br />

Bunte und natürlich den kommerziellen Look.<br />

Typisch für alles skandinavische Design ist aber<br />

ein gewisser Humor.<br />

5. Wie würdest Du die skandinavische Mode in<br />

drei Worten beschreiben?<br />

Minimalistisch, künstlerisch und kreativ.<br />

6. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />

tion erwarten?<br />

Viele Farben und fröhliche Tage!<br />

7. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />

gner soll man im Auge behalten?<br />

Mathilde Botfeldt.<br />

gittewetter.com


MiNiMaRket<br />

Sofie, 28, Pernilla, 21, und Jennifer Elvestedt, 21,<br />

Stockholm (SE)<br />

1. Sofie, was hast Du an und wieso ist das<br />

derzeit Dein Lieblingsoutfit?<br />

Heute habe ich eine kurze Jacke aus unserer<br />

Herbst/Winterkollektion 06 an. Wir haben diese<br />

Jacke in verschiedenen Farben und Materialien<br />

gemacht, und ich trage sie ständig. Sie wirkt sehr<br />

geschneidert und fein, außerdem passt sie zu al-<br />

lem – zu riesigen T-Shirts und hübschen, kleinen<br />

Sachen.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />

diesen Sommer?<br />

Ein Overall mit kurzen Beinen, der tagsüber mit<br />

einfachen T-Shirts und zum Ausgehen mit raffi-<br />

nierten Blusen kombiniert werden kann.<br />

3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />

Der weibliche Körper und das Kniffelige beim<br />

Kombinieren von Gegensätzen, um zur perfekten<br />

Balance zu gelangen.<br />

4. Wie würdet Ihr die skandinavische Mode in drei<br />

Worten beschreiben?<br />

Meister der Einfachheit. Das trifft allerdings nicht<br />

auf Minimarket zu, wir sind einfach nur Meister!<br />

5. Welche anderen skandinavischen Modede-<br />

signer soll man im Auge behalten?<br />

Helena Hörstedt – ihre Arbeit ist unglaublich.<br />

minimarket.se<br />

gRaM DeSigN<br />

Alexis Holm, 28, und Anna Stenvi, 26, Stockholm (SE)<br />

1. Alexis, was hast Du an und wieso ist das der-<br />

zeit Dein Lieblingsoutfit?<br />

Hochgekrempelte Hose von April77 und hohe<br />

runde Sneakers 08 von Gram. Ich mag den schicken,<br />

nerdigen Skinheadlook.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />

Sommer?<br />

Seglerschuhe.<br />

3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />

Wir holen viel Inspiration aus dem Material und<br />

dem Kontakt mit anderen Menschen.<br />

4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />

skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />

die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />

Cleanes Design und klare Schnitte. Die Schweden<br />

versuchen selten, Pailletten, Spitzen und andere<br />

Schnörkeleien zu verkaufen.<br />

5. Wie würdet Ihr die skandinavische Mode in<br />

drei Worten beschreiben?<br />

Rockig, gut geschneidert und preiswert.<br />

6. Was können wir von eurer nächsten Kollektion<br />

28 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 29<br />

erwarten?<br />

Die Frühjahrskollektion ist frisch und in fröhlichen<br />

Farben gehalten. Wir arbeiten weiterhin mit Denim,<br />

aber auch mit neuen Materialien wie Satin und<br />

Croisé. Unser eigener Favorit ist ein neues, hohes<br />

08g-Modell, das zu Kleidern und Hosen passt,<br />

sich aber am allerbesten zu hochgekrempelten<br />

Jeans oder Chinos macht.<br />

7. Welche anderen skandinavischen Modedesigner<br />

soll man im Auge behalten?<br />

Blank, Les Couleurs Nationales, Minimarket, Fräulein<br />

von Hast.<br />

gramdesign.se


Rickard Lindqvist, 28, Göteborg (SE)<br />

1. Rickard, was hast Du an und wieso ist das<br />

derzeit Dein Lieblingsoutfit?<br />

Ich bin ganz rechts im Bild mit dem hellbeigen<br />

Mantel. Das Bild ist von der Stockholm Fashion<br />

Week, wo ich selbst mein Favoritoutfit präsentiere.<br />

Die Sachen fassen meine Kollektion am besten<br />

zusammen.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />

Sommer?<br />

Sonnenbrille.<br />

3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />

Die Arbeit an sich generiert ständig neue Ideen.<br />

4. Wie würdest Du die skandinavische Mode in<br />

drei Worten beschreiben? Was unterscheidet sie<br />

von anderen Ländern?<br />

Gleichgerichtet, selbstgefällig und kommerziell.<br />

Sie unterscheidet sich also nicht so sehr von<br />

anderen Ländern.<br />

5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />

tion erwarten?<br />

Da bin ich auch neugierig drauf…<br />

6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />

gner soll man im Auge behalten?<br />

Karin Toresson und Sofia Westin, beide Studen-<br />

tinnen an der Textilhochschule in Borås.<br />

rickardlindqvist.se<br />

RickaRD liNDqviSt<br />

StyleiN<br />

Elin Nyström, 26, Göteborg (SE)<br />

1. elin, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />

Dein Lieblingsoutfit?<br />

Schwarze Leggings, graues Oversize-Kleid mit<br />

Schmetterlingsspitzen-Bolero. Das ist gerade mein<br />

Lieblingsoutfit, weil das meine neuesten Designs<br />

sind, mit denen ich sehr zufrieden bin.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />

diesen Sommer?<br />

Kleider, die gut zu Flipflops aussehen, aber auch<br />

schnell mit Pumps und orangem Lippenstift<br />

aufgestylt werden können.<br />

3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />

Menschen, die mir Energie geben, und Großstädte<br />

in der ganzen Welt.<br />

4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />

skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />

die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />

Ich mache mir nie Gedanken darüber, wie die<br />

schwedische/skandinavische Modeszene aussieht<br />

oder wie sie sich zu anderen Ländern verhält. Ich<br />

konzentriere mich absolut auf Stylein als ein inter-<br />

nationales Label, das Kleidung an ältere Frauen<br />

in der Provence genauso wie an jüngere Street-<br />

Mädchen in Osaka oder Schwule in Stockholm<br />

0 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1<br />

verkauft!<br />

5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />

tion erwarten?<br />

Noch bessere Designs, die einfach, aber schön<br />

sind und nie die eigene Persönlichkeit meiner<br />

Kunden übertonen.<br />

6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />

gner soll man im Auge behalten?<br />

Keine Ahnung, das wisst Ihr sicher besser<br />

als ich…<br />

stylein.se


Lina Österman, 2 , London/Stockholm (SE)<br />

1. Lina, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />

Dein Lieblingsoutfit?<br />

Kleid von Pudel, Vintage-T-Shirt aus New York,<br />

Kette und Halstuch von Pudel, Schuhe von Bara-<br />

cua Paris, Leggings von H&M. Eine gute Mischung<br />

aus Secondhand und das Beste aus unseren<br />

eigenen Kollektionen.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />

diesen Sommer?<br />

Ärmellose Unisex-Hemden.<br />

3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />

Freiheit, Reisen und Menschen, die ich treffe.<br />

4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />

skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />

die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />

Etwas verallgemeinert kann man sagen, dass<br />

skandinavische Mode sehr reduziert und einfach<br />

ist, beinahe Basics-orientiert. Schwarz, weiß,<br />

grau und gerade Linien. Aber gleichzeitig ist die<br />

Kleidung sehr funktionsorientiert. Im Vergleich zu<br />

anderen Ländern ist man in Skandinavien nicht so<br />

exzentrisch, sondern zurückhaltender.<br />

5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />

tion erwarten?<br />

Strick, dunkle Farben, aufgeschlitzte Kleidungs-<br />

stücke.<br />

6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />

gner soll man im Auge behalten?<br />

The Forgotten Youth.<br />

pudel.co.uk<br />

puDel<br />

aRNe &<br />

caRlOS<br />

Arne Nerjordet, 2, und Carlos Zachrison, 6, ehema-<br />

liger Bahnhof in der Bergregion Valdres (NO)<br />

1. Was habt Ihr an und wieso ist das derzeit euer<br />

2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />

Lieblingsoutfit?<br />

Wir haben beide Anzüge von uns nicht bekannten<br />

Labels an – was uns selbst betrifft, kümmern wir<br />

uns nicht besonders um Mode, die Anzüge waren<br />

das Einzige, was wir da hatten, als wir das Foto<br />

machten.<br />

2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />

Sommer?<br />

Ein drapiertes Kleid, am besten aus unserer Kol-<br />

lektion. Ansonsten ein sehr kurzer Rock.<br />

3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />

Dolly Parton.<br />

4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />

skandinavischen Modeszene?<br />

Hm, nein, uns fällt wirklich nix ein…<br />

5. Was können wir von eurer nächsten<br />

Kollektion erwarten?<br />

Sehr gut geschneiderte Stücke in Schwarz und<br />

Grau. Und von alten norwegischen Mustern inspi-<br />

rierte Strickjacken.<br />

6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />

gner soll man im Auge behalten?<br />

Arne & Carlos.<br />

arne-carlos.com<br />

Foto: Not Bent


Foto: Knut Aaserud<br />

TRIBUTE TO THE EL<strong>DE</strong>RS<br />

34 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />

WUN<strong>DE</strong>RBARES HELSINKI<br />

Shoppingfans aufgepasst: Helsinki hat nicht nur eine<br />

ganz eigene Atmosphäre aufgrund seiner Lage zwi-<br />

schen West und Ost, es ist auch voll mit spannenden<br />

Galerien, Design- und Modeläden. 150 Shops haben<br />

sich nun zum „Design District Helsinki“ zusammenge-<br />

schlossen und einen eigenen Design-Stadtplan her-<br />

ausgegeben. Die finnische Designerin IVANAhelsinki<br />

gehört mit ihrem Laden auch zu diesem Designnetz-<br />

werk, zusätzlich hat sie nun im Bezirk Kallio in ihrer<br />

ehemaligen Wohnung einen neuen Shop eröffnet, der<br />

auf absolutem Vertrauen basiert: Zehn Schlüssel wer-<br />

den für jeweils zwei Wochen an die Kunden verteilt,<br />

die dann nach Lust und Laune Sachen anprobieren<br />

und bei Gefallen einfach mitnehmen können. Man<br />

hinterlässt eine kurze Notiz und bekommt dann eine<br />

Rechnung. Den Shop „Wunder“ des Modedesigners<br />

Daniel Palillo sollte man sich bei einem Helsinki-Be-<br />

such auf keinen Fall entgehen lassen. Neben Palillos<br />

eigenem Label, das in der Modeszene für Furore ge-<br />

sorgt hat, gibt es hier Magazine, Platten und Kollekti-<br />

onen von Siv Støldal, Wendy & Jim, Ann-Sofie Back,<br />

Gaspard Yurkievich und Stephan Schneider. Auch gut:<br />

Auf myspace.com/wundershop gibt es immer aktuelle<br />

Ausgehtipps! designdistrict.fi, ivanahelsinki.com<br />

Während man in Deutschland noch bis 2008 auf ein neues Album von den Elektro-<br />

rockern Datarock (NO) warten muss, wurden die Norweger vor ein paar Tagen mit<br />

der Special-EP „See What I Care“ beglückt, die ganz der Madchester-Szene Ende<br />

der Achtziger, Anfang der Neunziger gewidmet ist. Vier der Songs orientieren sich<br />

an Bands wie den Happy Mondays, Stone Roses, Charlatans und Inspiral Carpets,<br />

während Track 5 nichts weniger als eine New Rave-Hymne ist! datarock.no<br />

THIS ONE’S FOR THE LADIES!<br />

Baðhúsið (Badehaus) ist eine Spa-Anlage in Reykjavík,<br />

die ausschließlich der Damenwelt vorbehalten ist. Die<br />

Gründerin Linda Pétursdóttir bekam ihre Geschäftsidee,<br />

als sie als Miss Island und später sogar als Miss<br />

World durch die Welt reiste. Ihr schwebte die Vision<br />

eines positiven und unterstützenden Milieus vor, in dem<br />

Frauen zusammenkommen, um Leib und Seele in einer<br />

friedvollen Atmosphäre regenerieren zu können. Seit<br />

1994 gibt es nun mit dem Baðhúsið einen solchen Ort,<br />

an dem man Massagen, Jacuzzibäder oder Gesichtsbehandlungen<br />

genießen oder einfach im Dampfraum oder<br />

dem so genannten „rest-nest“ umgeben von Pflanzen,<br />

Kerzenlicht und angenehmer Musik den Stress des<br />

Alltags vergessen kann. badhusid.is<br />

SINNLICHES FÜR SIE UND IHN<br />

Die norwegische Unterwäschedesignerin Ida Gullhav spielt mit den Herausforde-<br />

rungen unterschiedlicher Körperformen, und das Ergebnis sind Kleidungsstücke,<br />

die man selbst gerne tragen und vor allem auch an seinem nächsten Date bewun-<br />

dern will. 2006 gewann Gullhav den Nachwuchspreis „Nadelöhr” für ihre „delikate<br />

und interessante Kollektion – eine Kombination aus Sinnlichkeit, Humor und<br />

Eleganz”. Die Mischung aus klaren Linien und frivolen Spitzen zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts inspirierten Gullhav für ihre aktuelle Kollektion, die man hier anschau-<br />

en kann: idagullhav.no.<br />

Foto: Camilla Isene<br />

SKANDINAVISCHE LIFESTYLEPRODUKTE IN<br />

48 STUN<strong>DE</strong>N <strong>BEI</strong> IHNEN. WWW.<strong>SCANDSTYLE</strong>.<strong>DE</strong>


EVA SOLO<br />

Tischgrill<br />

Perfekt auf dem Balkon<br />

oder beim Picknick, kann<br />

auch schnell zur Salatschale<br />

umfunktioniert werden.<br />

Dänemark<br />

MUUTO<br />

Ø 30 cm<br />

Four<br />

225 Euro<br />

Diese Vase in<br />

warmem Grün oder<br />

weichem Braun bietet<br />

vier unterschiedlich<br />

große Vasen in einer.<br />

Design: Matti Klenell<br />

Dänemark<br />

Ø 22 cm<br />

99,50 Euro<br />

STUDIO SUNNUNTAI<br />

Reflektorbrosche KUKKA<br />

Dient nicht nur der Schönheit, sondern<br />

auch der Sicherheit.<br />

MUUTO<br />

Design: Saara Renvall<br />

Cosy in Grey<br />

Finnland<br />

Lampe in transparentem<br />

Ø 8 cm<br />

Grau, die eine gemütliche<br />

34,95 Euro<br />

Atmosphäre schafft.<br />

Design: Harri Koskinen<br />

Dänemark<br />

Ø 24 cm<br />

199 Euro<br />

KRONAN<br />

Fahrrad<br />

Die moderne Variante des klassischen<br />

schwedischen Militärfahrrads bietet<br />

zeitloses und ausdauerndes Design.<br />

Jedes Fahrrad hat ein persönliches<br />

Nummernschild.<br />

Schweden<br />

429,95 Euro<br />

TEN SWEDISH <strong>DE</strong>SIGNERS<br />

Kulturtasche<br />

Die Kulturtasche aus<br />

Wachsstoff macht den morgendlichen<br />

Badaufenthalt zu einem<br />

belebenden Ereignis.<br />

Musterdesign: Tom Hedqvist<br />

Schweden<br />

21 x 16 x 10 cm<br />

34,95 Euro<br />

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BIOMEGA<br />

Boston 8V<br />

Eine Kombination aus<br />

BMX- und Cityfahrrad,<br />

Design und Funktion.<br />

Dänemark<br />

Aluminium, 13,5 kg,<br />

8 Gänge, V-Bremse<br />

999 Euro<br />

VOSS<br />

Voss Wasser<br />

Natürlich reines<br />

Gletscherwasser<br />

aus Norwegen.<br />

Norwegen<br />

0,8 l<br />

6,80 Euro<br />

SHOWROOM FINLAND<br />

Boxply Aufbewahrungswürfel<br />

Die Homeoffice-Kollektion<br />

sorgt für natürliche Eleganz<br />

und Ordnung auf<br />

dem Schreibtisch.<br />

Finnland<br />

14,5 x 14,5 cm<br />

15,95 Euro<br />

SECTO <strong>DE</strong>SIGN<br />

Octo Hängeleuchte<br />

Aus laminiertem Birkenholz<br />

und Flugzeugschichtholz in<br />

Handarbeit gefertigt.<br />

Design: Seppo Koho<br />

Finnland<br />

Höhe 68 cm<br />

479 Euro<br />

EVA SOLO Gasgrill<br />

Exklusives Design mit „unsichtbar” im Innern<br />

untergebrachter Gasflasche und Variationsmöglichkeiten<br />

hinsichtlich der Temperatur und<br />

Grillanwendung. Dänemark<br />

Ø 60 cm, Höhe 115 cm, Edelstahl<br />

1495 Euro<br />

EVA SOLO<br />

Besteckset 01<br />

Funktionalismus bei Tisch.<br />

Dänemark<br />

16-teilig, Edelstahl matt<br />

199 Euro<br />

HÅKANSSON<br />

Reinigungslotion<br />

Das Produkt wurde ursprünglich als<br />

praktische Abschminklotion für Models<br />

entwickelt und ist Teil einer hautschonenden<br />

Pflegeserie.<br />

Schweden<br />

100 ml<br />

28 Euro


VäLKOmmEN!<br />

WILLKOmmEN<br />

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Hochwertiges skandinavisches Design, einfach und schnell.<br />

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aus den nordischen Ländern Schweden, Dänemark, Norwegen,<br />

Finnland und Island.<br />

Das Sortiment unseres Webshops ist breit gefächert – von<br />

praktischen Einrichtungsgegenständen über original skandinavische<br />

Lebensmittel und Pflegeprodukte bis hin zu nordischen<br />

Designbüchern.<br />

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Möglichkeiten der Bezahlung: Per Nachnahme, Vorauskasse<br />

oder per Kreditkarte über unsere verschlüsselte und<br />

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Ab 200 Euro liefern wir in ganz Deutschland versandkostenfrei.<br />

Viel Spaß und Inspiration!<br />

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DeSigNRekORD aM OSlOfJORD<br />

Über 2000 km Langlaufloipen und zahlreiche Alpinabfahrten,<br />

Badeseen und Schäreninseln, Wälder,<br />

Fjord und Felsen. All dies befindet sich innerhalb (!)<br />

Oslos Stadtgrenzen, und man kann verstehen, wieso<br />

die norwegische Hauptstadt nicht mit ihren Museen,<br />

Galerien oder Theatern prahlt, sondern mit ihrer<br />

einzigartigen Lage.<br />

Dabei hat sich in Norwegens Kunst- und Designszene<br />

in den letzten Jahren viel getan. Der Kulturetat<br />

wächst, im Haushalt 2007 beispielsweise<br />

um sagenhafte 2 Millionen Kronen, das sind 6<br />

Millionen Euro. Die Küstenstadt Bergen ist schon<br />

seit Röyksopps „Poor Leno“ für ihre lebendige<br />

Musikszene bekannt, und Musikexporte wie Annie<br />

oder Datarock halten die so genannte „Bergen<br />

Wave“ am Leben. Oslo hingegen hat sich inzwischen<br />

als Designmetropole einen Ruf gemacht.<br />

Eine neue Designergeneration hat im Osloer<br />

Szenestadtteil Grünerløkka ihre Ateliers und Büros<br />

bezogen. In alten Fabrikgebäuden entwickeln hier<br />

unter anderem die Designer von „Frost Produkt“<br />

und „Norway says“ Möbel und Industrieprodukte.<br />

Ein wichtiger Akteur der Osloer Designszene ist<br />

das Design- und Architekturzentrum „DogA“, das<br />

in einem ehemaligen Umspannwerk zwischen dem<br />

pulsierenden Grünerløkka und der City untergebracht<br />

ist. Anfang 200 eröffnet, ist das DogA<br />

Norwegens wichtigste Arena für Design und Architektur<br />

und bietet ein Forum für Begegnungen,<br />

Ausstellungen und Konferenzen. Der norwegische<br />

Designrat und die Vereinigung „Norsk Form“ kombinieren<br />

ihre Kompetenzen auf engstem Raum,<br />

und ein Café, ein Restaurant und ein Designshop<br />

sind neben den wechselnden Ausstellungen gute<br />

Gründe, das DogA zu besuchen.<br />

So zeigt das DogA regelmäßig norwegisches<br />

Design, das mit den wichtigsten Designauszeichnungen<br />

Norwegens belohnt wurde. Einer der aktuellen<br />

Preisträger ist die Bekleidungsfirma Helly<br />

Hansen, die für ihr gesellschaftliches Engagement<br />

mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde und das<br />

norwegische Design weit über die Landesgrenzen<br />

hinaus bekannt gemacht hat. Bei <strong>NORD</strong> Style<br />

präsentiert Helly Hansen Produktdesign aus verschiedenen<br />

Bereichen: Sport, Survival, Fischerei,<br />

Landwirtschaft und Freizeit.<br />

12. bis 17. Mai 2007, Glaspavillon,<br />

Karl-Marx-Allee , 10178 Berlin.<br />

NORR ist das führende Magazin über Outdoor und Reisen in Skandinavien. Die Zeitschrift erscheint jedes<br />

Quartal, Sie können NORR in gut sortierten Geschäften bekommen oder abonnieren. Lesen Sie mehr über die<br />

besten Naturerlebnisse, Abenteuer und Hotels. Lesen Sie NORR!<br />

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<strong>NORD</strong> Magazin 2007


ADRESSEN<br />

27<br />

1. Sleep-in-heaven – Struenseegade 7<br />

2. Hotel Skt. Petri – Krystalgade 22<br />

Bar Rouge im Hotel Skt. Petri – Krystalgade 22<br />

3. Hotel Fox – Jarmers Plads 3<br />

4. Goggle – Elmegade 3<br />

5. Glam – Fælledvej 15<br />

6. Lllp – Fælledvej 18<br />

7. Henrik Vibskov – Krystalgade 6<br />

8. Wood Wood – Krystalgade 4<br />

9. Paris-Texas – Krystalgade 18-20<br />

10. Flying A – Kronprinsensgade 5<br />

<br />

1<br />

24<br />

26 25<br />

31<br />

4<br />

30<br />

5<br />

6<br />

<br />

29<br />

34<br />

28<br />

11. Bruuns Bazaar – Kronprinsensgade 8-9<br />

12. Stig P – Kronprinsensgade 14<br />

13. Agent Provocateur – Pilestræde 6<br />

14. NAG – Silkegade 3<br />

3<br />

18<br />

15. Tekinoktay Finest Lingerie – Silkegade 13<br />

16. Illum – Østergade 52<br />

17. Mads Nørgaard – Amagertorv 15<br />

2<br />

33<br />

18. Nørgaard paa Strøget – Frederiksberggade 11<br />

19. &pagne – Hyskenstræde 14<br />

20. 1206 – Naboløs 3<br />

21. Zirup – Læderstræde 32<br />

22. Petit Délice – Kompagnistræde 2<br />

23. Secret Kitchen – Kompagnistræde 31<br />

9<br />

7<br />

23<br />

8<br />

19<br />

22 21<br />

20<br />

10<br />

11<br />

12<br />

15 14<br />

17<br />

16<br />

13<br />

24. Bodega – Kapelvej 1<br />

36<br />

<br />

25. Kaffeplantagen – Sankt Hans Torv 3<br />

26. Oak Room – Birkegade 10<br />

27. Apparatet – Nørrebrogade 184<br />

28. A Pair – Ny Østergade 3<br />

29. Lê Lê Caf – Vesterbrogade 56<br />

30. Cofoco Le Marché – Værnedamsvej 2<br />

<br />

31. Ristorante Mama Ludbas – Værnedamsvej 2<br />

32. Lagkagehuset – Christianshavn Torv<br />

33. Sct. Peder’s Bageri – Sct. Peders Straede 29<br />

34. V1 gallery – Absalonsgade 21b<br />

35. Overgaden – Overgaden neden Vandet 17<br />

36. Kunsthallen Nikolaj – Nikolaj Plads 10<br />

35<br />

32<br />

<br />

<br />

Wie die Schokoladencreme den Doppelkeks, so<br />

verbindet Kopenhagen Skandinavien mit dem Rest<br />

Europas. Dies hat seinen Einfluss sowohl auf die<br />

Kopenhagener Mentalität als auch auf das Stadtbild,<br />

die beide gleichsam kontinental und doch nordisch<br />

sind. Einige Stadtteile sind ein Abbild des nordischen<br />

Klischees schlechthin, mit großen blonden Menschen,<br />

die sich inmitten minimalistischer Gebäude bewe-<br />

gen, während andere, wie das trendige, aber rauere<br />

Nørrebro, durch Türen und Wände voller Street Art<br />

und Lebensmittelgeschäfte mit leeren Regalen oder<br />

den Waren am falschen Platz auffallen. Die Stadt ist<br />

voll mit dem Design, das Dänemark und Skandinavien<br />

berühmt gemacht hat; spannende Architektur und<br />

interessante Klamottenläden findet man hinter jeder<br />

Ecke. Das Umweltbewusstsein ist groß, Fahrräder<br />

sind überall, in Gebäuden ist das Rauchen verboten,<br />

die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern<br />

ist ein wichtiges Thema und das Sozialsystem ist<br />

ebenso entwickelt wie im Rest Skandinaviens. Aber<br />

eine gewisse Unberechenbarkeit und Vielfältigkeit,<br />

wie man sie selten in skandinavischen Städten findet,<br />

machen Kopenhagen so besonders. Außerdem<br />

haben die Dänen eine Art, ihr Leben zu genießen,<br />

die sie eher ihren Nachbarn im Süden als denen im<br />

Norden ähneln lässt. Man lebt entspannter, weni-<br />

ger pflichtbewusst, die Nächte sind länger und die<br />

Straßen belebter. „Blondes have more fun“ – für ganz<br />

Skandinavien ist dies wohl zu allgemein, aber etwas<br />

eingegrenzt gilt mit Sicherheit: Wenn du deine Koffer<br />

für einen Skandinavienurlaub packst, fahr’ nach<br />

Kopenhagen: „Danes have more fun!“<br />

Anreise – einfacher geht’s kaum!<br />

Für die norddeutschen Städte liegt Kopenhagen<br />

praktisch vor der Tür. Es gibt häufig verkehrende Zug-,<br />

Bus- und Flugverbindungen. Von Berlin braucht man<br />

mit dem Billigflieger Easy-Jet nur eine Stunde. Vom<br />

Flughafen ist es mit dem Bus nur ein Katzensprung<br />

bis in die 30 Minuten entfernte Innenstadt.<br />

Übernachtung – Himmlisch in<br />

allen Preisklassen<br />

Sleep-in-heaven ist ein behagliches kleines Youth<br />

Hostel für Leute von 16 bis 35. Da die Gäste hier<br />

so jung sind, fühlt man sich ein wenig wie auf der<br />

Highschool: Es duftet stark nach Aftershave, es gibt<br />

nur Unisex-Toiletten, und auf den Fluren wird geflirtet.<br />

Und solltest du dich mal allein fühlen, gibt es immer<br />

einen Fernando, Jean-Paul oder Brian, der zu einem<br />

kleinen Plausch bereit ist.<br />

Das Hotel Skt. Petri ist ein Designhotel auf der<br />

Krystalgade mit einem weißen Café, einer roten Bar<br />

und einer blauen Brasserie. Es ist ein Fünf-Sterne-<br />

Hotel und hat dementsprechende Preise, aber jeder<br />

kann und sollte einmal auf einen Drink in der Bar<br />

34 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 35<br />

vorbeischauen.<br />

Im Hotel Fox ist jedes Zimmer anders. 21 interna-<br />

tionale Künstler gaben den 61 Zimmern ihre ganz<br />

persönliche Note. Alle haben eine einzigartige<br />

Ausstattung und tragen Namen wie King Albino<br />

Room, Ecstacy oder schlicht Wa – wähle einfach das,<br />

das am besten zu deiner Persönlichkeit passt. Das<br />

Hotel wurde 2005 eröffnet und die Zimmer könnten<br />

eine Renovierung gut vertragen, aber es ist ein ganz<br />

besonderes Hotel und dafür sehr preiswert. Ich<br />

verbrachte die Nacht in dem von dem norwegischen<br />

Künstler Kim Hiorthøy komplett in Rot gestalteten<br />

Redrum (in Anlehnung an das Buch und den Film<br />

„The Shining“ von Steven Spielberg – Redrum:<br />

„Murder“ rückwärts gelesen ). Im Gegensatz zu dem,<br />

was der Name versprach, erwies sich der gesamte<br />

Aufenthalt als ein Traum aus 30 Fernsehkanälen, Bio-<br />

Shampoo und einem Frühstücksbuffet voller kleiner<br />

Wraps, Croissants und Kaffee auf einem Tablett der<br />

dänischen Designmarke Eva Solo.<br />

Shopping – Ausdauer erwünscht<br />

Auf der Elmegade gibt es einige Second-Hand-Lä-<br />

den, und besonders Goggle ist hier einen Besuch<br />

wert. Hier findet man skandinavische Designer wie<br />

Whyred, Sibin Linnebjerg und Won Hundred. Parallel<br />

zur Elmegade verläuft der Fælledvej. Dort befinden<br />

sich Glam, ein weiterer Second-Hand-Shop, der<br />

alles für Girlies anbietet, und Lllp mit Interior-Design<br />

und Mode. Das war das Aufwärmprogramm. Weiter<br />

in Richtung Innenstadt sollte man sich auf einen<br />

Shopping-Marathon gefasst machen. Zieh deinen<br />

besten Fummel an und beginne auf der Krystalgade<br />

mit Henrik Vibskov, dort findet man außer der eigenen<br />

Marke auch Bless und Martin Margiela. Dass H&M in<br />

Kopenhagen Imitate von Wood Wood verkauft, zeigt,<br />

wie beliebt diese dänischen Designer hier sind. Der<br />

richtige Wood Wood-Shop, ebenfalls auf der


Krystalgade, verkauft eigene Mode, Bernhard Will-<br />

helm und internationale Magazine. Paris-Texas wurde<br />

Anfang 2007 eröffnet und ist sehr inspirierend mit<br />

seinem rohen schwarzen Interieur und vielen Luxusar-<br />

tikeln. Auf der Kronprinsengade, der Polestraede und<br />

der Silkesgade solltest du versuchen, deine Briefta-<br />

sche geschlossen zu halten. Die ersten Shoppingver-<br />

lockungen sind Flying A, Bruuns Bazaar und Stig P,<br />

die auch eine eigene, preiswerte Linie haben. Agent<br />

Provocateur, das Paradies für Unterwäsche, liegt in<br />

der Pilestraede, und in der Silkegade befindet sich<br />

NAG, hier gibt es Silk-Jeans in allen Farben. Noch<br />

mehr Seide gibt es bei Tekinoktay Finest Lingerie<br />

weiter unten auf der Silkegade. Der Kaufhaus-Gigant<br />

Illum wurde 1891 eröffnet und vereint mehr als 0<br />

Geschäfte auf Stockwerken. Egal was du suchst,<br />

hier findest du es bestimmt. Eine weitere gute Adres-<br />

se ist Mads Nørgaard mit seinen zwei Shops, die<br />

Streetwear und elegantere Mode zusammenbringen.<br />

&pagne ist ein Shop mit leichtem Gothic-Einschlag<br />

und einer guten Auswahl an Hübsch und, See by<br />

Chloe und annhagen. Beim Bewundern von 1206,<br />

einem Menswear-Shop mit eigenem T-Shirt-Design<br />

und Friseur, verwandelte sich mein Bedürfnis nach<br />

Mode allerdings in ein Bedürfnis nach Kalorien, und<br />

der nette Verkäufer nannte mir drei Adressen in der<br />

nächsten Umgebung: Café Zirup, Petit Délice und<br />

Secret Kitchen mit italienischen Gerichten<br />

6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7<br />

zum Mitnehmen.<br />

essen und Trinken – in Gesellschaft von<br />

Blumen, Kunst und DJs<br />

Bodega in Nørrebro bietet Rundum-Versorgung für<br />

alle eher trägen Zeitgenossen: Zunächst kann man


38 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />

ein leckeres Abendessen genießen und dabei die<br />

Punks, die in der offenen Küche das Essen zuberei-<br />

ten, beobachten. Freitags und samstags verwandelt<br />

sich das Bodega, ohne dass du mehr tun musst, als<br />

den Strohhalm an deine Lippen zu bewegen, vom<br />

Restaurant in eine Cocktailbar mit Live-DJs. Während<br />

meines Besuchs waren die Gäste jung und gut<br />

aussehend und die Bedienung freundlich. Einer der<br />

Besitzer, Mikael Christensen, nannte mir seine Lieb-<br />

lingsplätze in der Umgebung: die Cocktailbar<br />

Oak Room und die Indie Bar Apparatet. Kaffeplanta-<br />

gen ist eine Kombination aus Café und Blumenladen.<br />

Mit Bio-Milch und Rauchverbot hat der Cappuccino<br />

noch nie besser geschmeckt. Ansonsten kann man<br />

auch im A Fair Café, einem Restaurant mit Designer-<br />

möbeln und Kunstausstellungen an den Wänden,<br />

eine Kaffeepause einlegen. Die Besitzer betreiben<br />

auch einen Laden – A Pair –, wo sie Kleidung und<br />

Accessoires verkaufen. Lê Lê Caf in Vesterbro mit<br />

seiner französisch-vietnamesischen Küche ist eines<br />

der beliebtesten Restaurants in Kopenhagen. Auf der<br />

Suche nach etwas Besonderem verließ ich an einem<br />

verregneten Sonntagnachmittag mein Hotelzimmer,<br />

nur um herauszufinden, dass das Restaurant ge-<br />

schlossen war. Das ist ein grundsätzliches Problem<br />

an Sonntagen in Kopenhagen. Es lohnt sich also, sich<br />

bereits im Voraus über die Öffnungszeiten der ge-<br />

wünschten Dinner Location zu informieren, bevor man<br />

dort vor verschlossenen Türen steht. Nicht weit vom<br />

geschlossenen Restaurant befindet sich Cofoco Le<br />

Marché mit rustikalen französischen Gerichten zum<br />

Mitnehmen. Zwar steht nur ein einziges Gericht auf<br />

der Speisekarte, aber dazu gibt es verschiedene Brot-<br />

sorten und Beilagen zur Auswahl, und die Schlange<br />

für den Coq au Vin reichte an diesem Abend fast bis<br />

auf die Straße. Neben Frankreich liegt gleich Italien,<br />

daher ist es nur logisch, dass sich Tür an Tür mit dem<br />

Cofoco ein italienisches Restaurant mit dem Namen<br />

Mama Ludbas befindet. Hier gibt es Pizza für unge-<br />

fähr 12 Euro, die mit viel amore von den italienischen<br />

Köchen gebacken wird.<br />

Lagkagehuset auf dem Christianshavn Torv muss<br />

einer der Gründe dafür sein, warum die Dänen so<br />

süß sind. Modern und sauber, mit frisch gebackenem<br />

Wienerbrod, einem typischen Kopenhagener Gebäck,<br />

in den Auslagen, direkt neben Erdbeerpasteten,<br />

rustikalem Brot und Sandwiches, gilt die Devise: Dies<br />

ist kein Ort, um Diät zu halten! Sct. Peders Bageri ist<br />

berühmt für seine Onsdagssnegle, eine Art Zucker-<br />

schnecke, die nur mittwochs verkauft wird. Man sagt,<br />

dass die Leute von weit her kommen, um sie zu<br />

kaufen. Ich war dort an einem Samstag und habe die<br />

Köstlichkeit verpasst, aber die Sandwiches sind auch<br />

sehr lecker.<br />

Kultur – modern und skandinavisch<br />

Freitagabend stand die Vernissage einer Ausstellung<br />

des amerikanischen Künstlers Todd ‚Reas’ James in<br />

der Galerie V1 auf dem Programm. Eine besondere<br />

Ausstellung in einer besonderen Galerie: Bilder voller<br />

Blut, Körperteile und Sex und ein mit Grafittis übersä-<br />

ter Toilettenraum.<br />

Overgaden ist ein unabhängiges Institut für zeitge-<br />

nössische Kunst, das sich vor allem skandinavischen<br />

Künstlern widmet. Bei meinem Besuch zeigten sie<br />

Arbeiten von Nina Jan Beier & Marie Jan Lund,<br />

Jørgen Carlo Larsen und Geirthrudur Finnbogadottir.<br />

Das Institut befindet sich direkt am Christianshavns<br />

Kanal und zeigt acht Ausstellungen pro Jahr, die<br />

jeweils vier Wochen dauern. Die Nicolaj-Kirche ist<br />

auch Heimat der Kunsthallen Nicolaj. Beim Aufstieg<br />

auf den Kirchturm können Ausstellungen moderner<br />

Kunst betrachtet werden.<br />

Hier noch ein paar Tipps fürs Kofferpacken: Nimm<br />

einen Regenschirm und eine Kreditkarte mit, und du<br />

bist auf der sicheren Seite! Kopenhagen zeichnet<br />

sich durch ein typisch mildes, ruhiges Seeklima aus.<br />

Grauer Himmel ist eher die Regel als die Ausnahme.<br />

Im Sommer wird es romantischer mit späten Sonnen-<br />

untergängen und Temperaturen um 20 Grad.<br />

Auf der Liste der teuersten Städte der Welt stand Ko-<br />

penhagen im Jahr 2006 auf Platz 6, noch vor Genf,<br />

Paris und Frankfurt. Vielleicht werden beim Bezahlen<br />

der Kreditkartenrechung ein paar Tränen fließen, aber<br />

Urlaub und Sparen, das passte eigentlich noch nie so<br />

richtig zusammen.<br />

<br />

<br />

Schwedens zweitgrößte Stadt, die durch Skandinaviens größten Seehafen<br />

bislang vor allem als industrielles Zentrum bekannt war, hat sich in den letzten<br />

Jahren zu einer der führenden Städte Nordeuropas für moderne Kunst und<br />

Kultur gemausert. Schwedens einziges Museum für Design und Angewandte<br />

Kunst befindet sich in Göteborg. Am 2. Mai 2007 hat Air Berlin die Strecke<br />

Berlin – Göteborg City in Betrieb genommen und verlost nun gemeinsam<br />

mit Visit Sweden und Göteborg & Westschweden eine Wochenendreise für<br />

Zwei. Wenn Sie sich das schwedische Design, die kulinarischen Genüsse<br />

der Westküste und die Attraktionen des Göteborger Hafens nicht entgehen<br />

lassen wollen, senden Sie bis zum 15. Juni 2007 eine E-Mail mit dem Betreff<br />

„Göteborg“ an info@nord.info. Die Gewinner werden am 20. Juni 2007 auf<br />

der Homepage nord.info bekannt gegeben und von uns per E-Mail<br />

benachrichtigt.<br />

Durch das Senden der E-Mail erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten zum Versand der un-<br />

regelmäßig erscheinenden Newsletter von Visit Sweden, Air Berlin und Göteborg & Westschweden gespei-<br />

chert werden. Eine Barauszahlung des Gewinns ist ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

BESUCHEN SIE UNS AUF <strong>DE</strong>M<br />

<strong>DE</strong>SIGNMAI IN <strong>DE</strong>R <strong>NORD</strong> STYLE<br />

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Karin Fransson hat einen schwedischen Namen, kocht richtig gutes, schwedisches Essen und gilt als eine der<br />

besten Köchinnen des Landes und Erneuerin der schwedischen Küche. Dabei begann alles in einer kleinen<br />

Pension in Weingarten in der Nähe vom Bodensee, wo sie nach der Schule beim Tellerwaschen aushalf und<br />

gleichzeitig den einen oder anderen Blick in die Kochtöpfe warf.<br />

<br />

<br />

Dass bei einer solchen Vita die Liebe mit im Spiel war,<br />

ist kaum verwunderlich. Bei einem Schwedenurlaub<br />

im Jahr 1977 verliebte sich Karin, die damals noch<br />

den Nachnamen Thyrann trug, in den Besitzer des<br />

Hotels Borgholm auf der Insel Öland. Sie entschied<br />

sich, im Hotel zu bleiben – und zwar am Herd. Der<br />

Hotelkoch wurde krank, Karin sprang für ihn ein, und<br />

die Gäste waren begeistert.<br />

„Ich konnte noch alle grundlegenden Techniken,<br />

wusste, wie man Fonds und Saucen macht. Alles,<br />

was ich während des Abwaschens in der Pension<br />

beobachtet hatte, setzte ich direkt um. Am Anfang<br />

habe ich mir ein paar Mal die Finger verbrannt<br />

und mich geschnitten, aber dann hatte ich schnell<br />

Ordnung in meinen Kochtöpfen! Zunächst habe ich<br />

mehr deutsches Essen gekocht, Rösti zum Beispiel,<br />

das war zu der Zeit sehr exotisch in Schweden.<br />

Und Schnitzel mit flambierter Whiskeysauce und<br />

Ähnliches. Das gelang mir dann wohl so gut, dass die<br />

Gäste, die einmal bei mir gegessen hatten, zurück-<br />

kamen und mehr wollten, also blieb ich in der Küche.<br />

Ich kochte das Essen, dann zog ich mir schnell eine<br />

Schürze an und lief in den Gästeraum, um die Leute<br />

zu bedienen. Ich erzählte ihnen, dass ich mit dem<br />

Essen nun fertig sei und es holen würde. Ich glaube,<br />

die Gäste fanden das sehr gemütlich.“<br />

Als Sekretärin ausgebildet, fand Karin nun, dass<br />

jemand anderes im Büro sitzen könne, sie wollte<br />

Essen kochen! Nach einer Frankreichreise, auf der sie<br />

viele Gourmetrestaurants besuchte, war ihr Interesse<br />

für die Essenszubereitung auf einem höheren Niveau<br />

geweckt. Zunächst imitierte Karin die französischen<br />

Sterneköche, aber bald wuchs in ihr der Wunsch,<br />

ihren eigenen Stil zu entwickeln. Sie erinnerte sich<br />

an ihre Großmutter, die eine Kräuterexpertin war<br />

und Kräutersalben und -tinkturen herstellte. Karin<br />

hingegen wollte die Kräuter nicht äußerlich anwen-<br />

den, sondern sie essen. „Ich glaube, ich war die erste<br />

Köchin, die massenweise Kräuter ins Essen schmiss,<br />

ich merkte, wie ich die Gerichte auf diese Art und<br />

Weise verändern konnte. Ich mag mein Essen mit<br />

vielen Nuancen, Gewürzen und Kräutern. Nun pflanze<br />

ich selbst 70 verschiedene Kräuter an, die alle auf<br />

Öland wachsen, das ist ein bisschen wie die Provence<br />

Schwedens hier, mit den gleichen Düften und der<br />

gleichen Atmosphäre.“<br />

Auch die ansässigen Bauern begannen umzuden-<br />

ken, als Karin frischen südlichen Wind auf die Insel<br />

brachte. Knoblauch wurde angepflanzt und andere,<br />

weniger traditionelle Kartoffel- und Gemüsesorten.<br />

Das Restaurant vom Hotel Borgholm wurde zum<br />

Touristenmagnet und Öland bekam den Ruf einer<br />

kulinarischen Insel. Durch ihre autodidaktische<br />

Kräuterbegeisterung unterschied sich Karins Essen<br />

vom üblichen Restaurantessen, so dass sie 1992 zur<br />

„Öländerin des Jahres“ gekürt wurde und bald darauf<br />

für ihren „außerordentlichen Einsatz in der schwe-<br />

dischen Essenskultur“ die Goldmedaille der „Gastro-<br />

nomiska Akademien“ bekam. Heute hat Karin eine<br />

eigene TV-Sendung, und seit 1996 spricht sie einmal<br />

die Woche im Radio. 2004 begab sie sich gemeinsam<br />

mit sechs anderen Köchinnen aus der ganzen Welt<br />

im Rahmen von „Leading Ladies of World Cuisine“<br />

auf eine Australienreise – eine Tour, die natürlich auf<br />

Englisch bestritten werden musste.<br />

„Das war eine der größten Herausforderungen<br />

meines Lebens – große Bankette, Radio und Fernse-<br />

hen, ‚Good Morning Australia’ um sechs Uhr morgens.<br />

Da stand ich nun und stotterte mein Englisch hervor,<br />

ich hatte ja damals in der Schule kein Englisch ge-<br />

habt. Aber ich fand es wichtig mitzufahren, schließlich<br />

ging es ja hier um uns Mädels. Es werden ja sonst<br />

immer die Männer präsentiert und die Frauen werden<br />

nicht richtig ernst genommen.“ Weibliche Spitzenkö-<br />

che sind immer noch ungewöhnlich in Schweden, und<br />

auch wenn Karins Restaurant zu den besten gehört<br />

und es Auszeichnungen nur so hagelt, ist es immer<br />

noch schwierig, akzeptiert zu werden.<br />

„Gerade weil es so wenig Frauen gibt, wird einem<br />

nie geglaubt, man muss viel härter kämpfen. Wir<br />

haben jedes Jahr neue Köche, und am Anfang war<br />

es schwer, die Jungs mit ins Boot zu ziehen, sie dazu<br />

zu bringen, an mich zu glauben. Ich will nicht schreien<br />

und toben und die Leute beschimpfen. Ich liebe mein<br />

Essen, und da muss ich wohl auch für mein Personal<br />

eine gewisse Liebe empfinden! Ich verwöhne sie,<br />

und es geht trotzdem gut. Viele, die bei mir gelernt<br />

haben, sind heute bekannte Köche der schwedischen<br />

Gastronomie.“<br />

Was halten Sie von der deutschen Küche?<br />

„Es gibt so viel Gutes in der deutschen Küche. Es<br />

wird zu Unrecht schlecht über deutsches Essen<br />

geredet, aber das ist wohl die Autobahn, die das zu<br />

verantworten hat. Schwedische Hausmannskost ist<br />

der deutschen eigentlich sehr ähnlich, Eintöpfe und<br />

Kartoffelpuffer gibt es ja auch hier. In Schweden sagt<br />

man immer: Ihr und euer Eisbein! Dabei ist ‚rotmos<br />

och fläsk’ genau das Gleiche.“<br />

Haben Sie ein deutsches Lieblingsgericht?<br />

„Sauerbraten! Mmhh, dieses Säuerliche, Deftige<br />

liebe ich wirklich. Ich bediene mich manchmal dieser<br />

Eindrücke, wir hatten immer Rosinen im Sauerbra-<br />

ten, und da mache ich dann heute zum<br />

Beispiel eine Balsamicosauce<br />

mit Rosinen draus, diese<br />

„Sauerbratensauce“ gibt es<br />

bei mir häufig zu Wild. Im<br />

Moment habe ich gerade<br />

Maultaschen mit Spinat-<br />

und Fleischfüllung auf der<br />

Speisekarte, die lieben alle!“<br />

<br />

<br />

UM ZU VERHIN<strong>DE</strong>RN, DASS<br />

KARTOFFELN ÜBERKOCHEN,<br />

SOLLTE MAN EIN KLEINES<br />

STÜCK BUTTER IN DAS<br />

KOCHWASSER LEGEN.<br />

MAISHÜHNCHEN MIT MINZMARINA<strong>DE</strong> UND SALAT MIT GEBACKENEM RHABARBER UND<br />

WEISSEM SPARGEL<br />

Hier wird Ihnen der Frühling auf dem Tablett serviert! In der<br />

Gegend, aus der ich komme, wird viel weißer Spargel angebaut.<br />

Man kann die Frische von Spargel feststellen, indem<br />

man die Stangen aneinander reibt – je frischer, desto lauter<br />

quietscht er!<br />

4 Portionen<br />

4 kleine Brustfilets vom Maishühnchen<br />

Holunder- & Minzmarinade<br />

2 Zweige frische grüne Minze<br />

2 EL konzentrierter Holundersaft<br />

Saft und Schale einer halben Zitrone<br />

1 dl Rapsöl<br />

1 Schuss Tabasco<br />

1 EL frisch geriebener Ingwer<br />

40 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 41<br />

Zum Braten<br />

Butter<br />

Salz und Pfeffer<br />

Salat<br />

400 g (8 Stangen) weißer Spargel<br />

8 Rhabarberstangen, doppelt so lang wie der Spargel<br />

1 EL Salz<br />

1 EL Zucker<br />

Butter für die Form<br />

2 EL Zucker für den Rhabarber<br />

Einige Zweige Minze und Gänseblümchen zur Dekoration<br />

Holunderdressing<br />

1 Schalottenzwiebel, fein gehackt<br />

3 EL Weißweinessig oder Holunderessig<br />

1/2 EL frisch geriebener Ingwer<br />

1 TL Salz<br />

1 dl Rapsöl<br />

1. Zunächst werden die Hühnchenfilets mariniert: Hacken<br />

Sie die Pfefferminzblätter und vermischen Sie sie mit den<br />

restlichen Zutaten für die Marinade.<br />

2. Legen Sie die Filets in eine Plastiktüte und geben Sie<br />

die Marinade dazu. Passen Sie auf, dass das gesamte<br />

Fleisch mit der Marinade bedeckt ist, knoten Sie die Tüte zu<br />

und legen Sie sie für 5-6 Stunden in den Kühlschrank.<br />

3. Den Ofen auf 150°C vorheizen. Nehmen Sie die Filets<br />

aus der Tüte und trocknen Sie sie ab. Bräunen Sie die<br />

gesalzten und gepfefferten Filets rundum in Butter in einer<br />

Pfanne.<br />

4. Legen Sie die Filets in eine ofenfeste Form, die Sie auf<br />

den mittleren Rost in den Ofen stellen. Bepinseln Sie die<br />

Filets während der Garzeit mit Marinade. Wenn die Innentemperatur<br />

67°C erreicht hat, sind die Filets gar.<br />

5. Den Ofen für den Salat auf 175°C stellen.<br />

6. Entfernen Sie die unteren Enden des Spargels und<br />

schälen Sie ihn gewissenhaft.<br />

7. Waschen und putzen Sie den Rhabarber. Ziehen Sie<br />

eventuelle Fäden ab. Schneiden Sie die Stangen in ebenso<br />

lange Stücke wie den Spargel.<br />

8. Bringen Sie einen Liter Wasser mit Salz und Zucker in<br />

einem großen Topf zum Kochen. Kochen Sie den Spargel<br />

5-6 Minuten, nehmen Sie ihn heraus und spülen Sie ihn mit<br />

kaltem Wasser ab.<br />

9. Pinseln Sie eine ofenfeste Form mit ein wenig geschmolzener<br />

Butter ein und legen Sie den Rhabarber hinein. Bestreuen<br />

Sie den Rhabarber mit Zucker und stellen Sie die<br />

Form auf den mittleren Rost. Backen Sie den Rhabarber<br />

etwa 10 Minuten oder bis sich die Stangen fast ganz weich<br />

anfühlen. Bepinseln Sie den Rhabarber mit dem Holunderdressing<br />

und stellen Sie ihn nochmals für drei Minuten in<br />

den Ofen, damit er fein glänzend wird.<br />

10. Holunderdressing: Vermischen Sie die Zwiebel mit<br />

Essig, Ingwer und Salz und rühren Sie zuletzt das Öl unter.<br />

11. Legen Sie den Spargel und den Rhabarber auf einen<br />

Servierteller, verteilen Sie das Dressing darüber und<br />

dekorieren Sie das Ganze mit den Gänseblümchen und der<br />

Minze. Schneiden Sie die Hühnchenfilets auf und richten<br />

Sie sie mit etwas Blattsalat an.


Rosa für Mädchen<br />

und blau für Jungs<br />

– DeSigN auS DeR geNDeRpeRSpektive betRachtet<br />

Bald ist es wieder Sommer. Es wird nicht mehr so<br />

früh dunkel, die Sonne wärmt schon wieder, in den<br />

Parks ist es grün und die ersten Blumen blühen.<br />

Das perfekte Wetter für ein Eis draußen auf der<br />

Parkbank. Lass uns die neue Sorte für das Mäd-<br />

chen kaufen, das sternförmige Eis namens „Girlie”<br />

mit Glitzerschminke inklusive. Und ein Schoko-<br />

ladeneis für den Jungen. Denn Mädchen mögen<br />

Mädchensachen und Jungs Jungssachen.<br />

Nein? Nun, zumindest bringen wir ihnen das bei.<br />

Rosa für Mädchen und blau für Jungs und so geht<br />

es immer weiter. Alle Produkte, die wir in unserem<br />

Alltag benutzen, senden Botschaften an uns und<br />

unseren Nachwuchs aus, die uns auf bestimmte<br />

Rollen festlegen. Die Begriffe ‚feminin’ und ‚mas-<br />

kulin’ werden benutzt, um Formen und Designs zu<br />

beschreiben, und ihre Definitionen teilen Män-<br />

ner und Frauen in zwei verschiedene Gruppen<br />

mit sorgfältig beschriebenen Bedürfnissen und<br />

Charakteristika ein. Ein femininer Gegenstand ist<br />

weich, rund und organisch geformt, wohingegen<br />

ein maskulines Objekt hart, stark und kantig ist<br />

und eher technische Merkmale hat. In der indus-<br />

triellen Welt arbeiten hauptsächlich Männer, und<br />

die meisten Produkte werden deswegen aus einer<br />

männlichen Perspektive gestaltet. Wenn Produkte<br />

für eine weibliche Zielgruppe entworfen werden,<br />

ist der Ausgangspunkt häufig die Vorstellung der<br />

Männer davon, was eine Frau ihrer Meinung nach will.<br />

Verstärkt die heutige Designindustrie die bereits<br />

existierenden Stereotype zwischen den Geschlech-<br />

tern noch mehr? Wenn ein Industrieunternehmen<br />

eine Eissorte namens „Girlie“ in sein Programm<br />

aufnimmt, ist dies ein sehr deutliches Signal<br />

bezüglich der anvisierten Zielgruppe, und wenn<br />

dieses Eis rosa und mit Schminkaccessoires<br />

ausgestattet ist, dann ist dies eine klare Aussage<br />

darüber, wie sich die Produktdesigner ein Mädchen<br />

vorstellen, oder wenigstens davon, welche Vorlie-<br />

ben ein Mädchen entsprechend der traditionellen<br />

Stereotype hat. Das Problem liegt nicht so sehr<br />

im Design des Eises, sondern in der Tatsache,<br />

dass wir uns immer noch der stereotypen Muster<br />

bedienen, die bestimmen, was als feminin und<br />

maskulin zu gelten hat, anstatt diese in Frage zu<br />

stellen. Wieso haben zum Beispiel alle Vorhänge,<br />

Küchentextilien und Bettbezüge bei IKEA Frauen-<br />

namen und die Tische, Stühle und Bücherregale<br />

Männernamen? Diese Namen bestätigen nicht nur<br />

unsere Vorstellung davon, wie weibliches bezie-<br />

hungsweise männliches Design auszusehen hat,<br />

sondern geben uns auch Auskunft darüber, welche<br />

Interessen, Bedürfnisse und Charakteristika<br />

Frauen beziehungsweise Männer angeblich haben.<br />

Feminines Design soll leicht, weich und dekorativ<br />

sein – und so soll auch die Frau sein. Maskulines<br />

Design soll intelligent, stark und praktisch sein<br />

– wie der Mann. Eine Frau, die Design macht, wird<br />

in den Medien stets als eine weibliche Designerin<br />

präsentiert, und man nimmt an, dass ihre Arbeit<br />

mehr mit Kunst und Dekoration als mit Industrie-<br />

design zu tun hat. Männer, die designen, heißen<br />

einfach nur Designer, und man geht davon aus,<br />

dass sie sich mit Industriedesign für zum Beispiel<br />

Autos beschäftigen.<br />

Als Volvo hingegen sein Konzeptauto YCC ent-<br />

wickelte, lag der Fokus ganz auf den Frauen. YCC<br />

steht für „your concept-car“ und ist ein Auto, das<br />

komplett von Frauen entwickelt wurde. Marti Bar-<br />

letta, amerikanische Expertin für Konsumverhalten,<br />

behauptet: „Wenn man die Erwartungen der Frauen<br />

erfüllt, hat man die Erwartungen der Männer schon<br />

längst übertroffen.“ Der YCC ist ein fantastisches<br />

Auto, das leider nur als Prototyp existiert, von dem<br />

sich aber viele moderne Autos bereits technische<br />

Lösungen abgeguckt haben. Das auf der Genfer<br />

Automesse 200 präsentierte Auto wurde in den<br />

Medien häufig als Frauenauto abgestempelt, weil<br />

es von Frauen entwickelt wurde, die neben den<br />

Männern auch ganz gezielt die Volvo-Kundinnen<br />

nach ihren Vorstellungen vom perfekten Auto gefragt<br />

haben. Das Ergebnis war, dass Frauen genau<br />

die gleichen Wünsche wie Männer haben, was<br />

Leistung, Stil und Qualität angeht. Doch darüber<br />

hinaus wollen Frauen noch mehr, und das macht<br />

2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007


sie zur anspruchsvolleren Kundengruppe. Bei<br />

einem normalen Autoprojekt von Volvo hätten die<br />

Medien wohl kaum folgende Meldung präsentiert:<br />

„Das neue Männerauto von Volvo, designt von<br />

Männern für Männer!“ Die Norm ist also immer<br />

noch ein Auto, das von einem Designer (lies:<br />

Mann) für Männer gemacht wird, und der YCC war<br />

die Ausnahme, das von der Norm Abweichende.<br />

In den letzten Jahren hat sich das Design-<br />

verständnis grundlegend erweitert. Man geht<br />

inzwischen davon aus, dass Design mehr als<br />

nur eine Oberfläche ist, die man einem Produkt<br />

hinzufügt, wenn es schon fast fertig ist. Karin<br />

Ehrnberger ist eine Designerin aus Schweden, die<br />

in die tieferen Bedeutungsebenen des Designs<br />

abtaucht und sich damit beschäftigt, wie Design<br />

unsere Wahrnehmung der Welt verändern kann.<br />

Mit ihrem Projekt „Design und Gender – Wie wir<br />

Produkte formen und wie diese uns formen“ stellte<br />

sie die schlichte, aber entscheidende Frage: Wieso<br />

müssen die Dinge aussehen, wie sie es tun?<br />

Ehrnberger vertauschte die Formensprachen einer<br />

Bohrmaschine und eines Mixers und zwang den<br />

Betrachter auf diese Weise, die Dinge aus einer<br />

neuen Perspektive zu sehen. In ihrer Erklärung<br />

schreibt sie, dass ein grundlegendes Problem im<br />

Design sei, wie man im Design die Geschlechter-<br />

rollen sieht. „Die existierenden dezidierten Normen<br />

und Kategorisierungen begrenzen die Kreativität<br />

und Evolution neuer Designs und Lösungen. Wir<br />

alle sind Opfer alter etablierter und polarisierter<br />

Definitionen der Begriffe weiblich und männlich.“ In<br />

einem Synonymwörterbuch findet man die Wörter<br />

mütterlich, weich und schwach als gleich bedeu-<br />

tend mit dem Wort ‚weiblich’. Der Begriff ‚männlich’<br />

hat die Synonyme mutig, aktiv und unängstlich.<br />

In ihrer Arbeit schreibt Ehrnberger außerdem,<br />

dass ‚weiblich’ das Synonym ‚unmännlich’ hat,<br />

während das Wort ‚männlich’ nicht das Synonym<br />

‚unweiblich’ hat. Auch hier ist das Maskuline also<br />

die Norm und das Feminine das Andere. Ehrn-<br />

berger entwickelt in ihrer Arbeit die These, dass<br />

diese jeweiligen Eigenarten der zwei Kategorien<br />

‚männlich’ und ‚weiblich’ auch Einfluss auf eine<br />

Hierarchie und den Wert von Alltagsgegenständen<br />

haben. Produkte für Männer haben häufig viele<br />

Funktionen und technische Merkmale und sind in<br />

dunklen, kräftigen Farben oder Metall gehalten.<br />

Produkte mit mehr technischen Funktionen haben<br />

normalerweise einen höheren Preis, wohingegen<br />

billigere Produkte häufig ein ‚feminines’ Design<br />

erhalten. Auch an der Namensgebung lassen<br />

sich die weiblichen beziehungsweise männlichen<br />

Normen deutlich ablesen: Männerprodukte tragen<br />

Namen wie Speed, Power oder Turbo, wohingegen<br />

Namen für Frauenprodukte häufig mit Begriffen<br />

wie Silk, Soft oder Deluxe gebildet werden.<br />

Die althergebrachte Tradition, die Gesellschaft in<br />

weiblich und männlich aufzuteilen, ist im Produkt-<br />

design sehr präsent. Reinigungs- und Küchen-<br />

produkte sind für Frauen – sagt uns zumindest<br />

das Design, mit Ausnahme des Staubsaugers,<br />

der ausreichend technische Merkmale mitbringt,<br />

um manchmal ein männliches Design verpasst<br />

zu bekommen. Wieso gestalten wir die Produkte<br />

auf diese Art und Weise? Würde ein Bohrer seine<br />

Schlagkraft verlieren, wenn er in Pastelltönen ge-<br />

halten wäre? Kann es sein, dass wir unseren Kin-<br />

dern von Anfang an vermitteln, dass weiche und<br />

runde Formen für Mädchen sind, damit sich diese<br />

als erwachsene Frauen mit der entsprechend de-<br />

signten Küchenmaschine sicherer fühlen als bei<br />

der Benutzung eines Bohrers, obwohl dieser viel-<br />

leicht weniger gefährlich ist als die scharfen Klin-<br />

gen der Küchenmaschine? Und andersrum ist es<br />

genauso: Wir vermitteln den Jungs, was für sie an-<br />

gemessen und akzeptiert ist und was sie zu mögen<br />

haben. Ein guter Junge weiß, wie man einen Nagel<br />

einschlägt und wie man einen Bohrer benutzt. Ein<br />

guter Junge soll stark und technikbegeistert sein,<br />

und das Design der Werkzeuge kommuniziert, dass<br />

ihre Benutzung beide Eigenschaften erfordert.<br />

Karin Ehrnberger hat sich in ihrer Arbeit ausführ-<br />

lich mit diesen sozialen Regeln für Frauen und<br />

Männer beschäftigt. Sobald ein Kind das Licht un-<br />

serer Welt erblickt, wird es mit Design konfrontiert<br />

und ausgestattet, das diese Regeln festlegt. Jungs<br />

kriegen robuste Kleidung, in der sie ungehindert<br />

spielen und Abenteuer erleben können. Die Mäd-<br />

chen hingegen werden wie kleine Prinzessinnen<br />

ausgestattet, die vorsichtig mit ihren Kleidchen<br />

sein und sich nicht schmutzig machen sollen.<br />

Ehrnberger schreibt: „In Abhängigkeit von unserem<br />

biologischen Geschlecht lernen wir, wie wir uns zu<br />

bewegen haben, wo wir hinschauen sollen, wie wir<br />

zu lachen haben und wie wir sprechen sollen. Es<br />

ist akzeptiert, dass sich ein Mann im Schritt kratzt<br />

und dass ein Mädchen mit seinen Haaren spielt.“<br />

Aus diesen Gedanken bezüglich der geschlechts-<br />

spezifischen Körpersprache entwickelte Ehrnber-<br />

ger zwei Stühle. Sie kombinierte das Geschlecht<br />

der Form mit dem entgegengesetzten Geschlecht<br />

der Körpersprache und schuf einen Stuhl mit<br />

‚typisch’ weiblichen Formen, in dem man eine<br />

‚typisch’ männliche Sitzposition einnehmen muss<br />

und andersrum: Ein rosa Stuhl mit runden Formen<br />

und Volants, in dem man sich gezwungenermaßen<br />

zurücklehnen und mit gespreizten Beinen sitzen<br />

muss. Der andere Stuhl ist aus kantigem Beton mit<br />

klaren Linien, auf dem man nur mit überkreuzten<br />

Beinen sitzen kann.<br />

Wie sehr die Formgebung unserer Produkte von<br />

geschlechtsspezifischen Vorurteilen beeinflusst<br />

ist, wird auch deutlich, wenn man ein Produkt an-<br />

schaut, das von Männern und Frauen zum gleichen<br />

Zweck benutzt wird, aber doch ganz unterschied-<br />

lich aussieht. Ein Rasierer desselben Herstellers<br />

ist in der Männerversion zum Beispiel in robustem<br />

Schwarzmetallic und für Frauen in elegantem<br />

Weiß-Rosa gehalten. Für Männer heißt der Rasie-<br />

rer „Power-Nitro“ und verheißt einen effizienten<br />

Kraftbolzen, den Mann in einem morgendlichen<br />

Kampf zu zähmen hat. Der Frauenrasierer namens<br />

„Venus Divine“ versteckt alles, was an Technik<br />

erinnern könnte, unter schimmerndem Perlmutt-<br />

weiß und verspricht seidenglatte Haut – wie von<br />

Götterhand gezaubert, ohne dass Frau auch nur<br />

weiß, wie ihr geschieht. Und dabei ist die Mechanik<br />

absolut identisch. Wieder einmal bezieht sich das<br />

Design auf die Handlung, die es repräsentiert:<br />

Der aktive Mann benutzt seine Stärke, um die<br />

Kraft des Werkzeugs zu kontrollieren, und der<br />

passiven Frau wird vom Rasierer geholfen.<br />

Marcus Jahnke ist ein weiterer Designer, der sich<br />

nach Veränderung sehnt. Er hat einen Kilt für Bau-<br />

arbeiter entworfen und will damit zeigen, dass die<br />

Geschlechternormen von sozialen und kulturellen<br />

Regeln abhängen. In Schottland ist der Kilt ein<br />

ultimativ-männliches Kleidungsstück, und in un-<br />

serer Gesellschaft ist der Bauarbeiter das männ-<br />

liche Symbol schlechthin. „Was passt dann besser<br />

zusammen als ein Bauarbeiter und ein Kilt?“,<br />

fragte sich Jahnke. Er leitet am Institut für Ver-<br />

braucherwissen der Handelshochschule Göteborg<br />

das Projekt „Gender und Design“. Dessen Ziel ist<br />

es, die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Geschlechtergleichberechtigung zu verdeutli-<br />

chen und die Industrie und Unternehmen auf diese<br />

Problematik aufmerksam zu machen.<br />

Die existierenden Genderstereotype im Design<br />

aufzudecken und in Frage zu stellen hat nicht nur<br />

das Ziel, Kontrollmechanismen und Einschrän-<br />

kungen – von Männern wie von Frauen – zu<br />

zerstören, sondern es geht auch um die Förderung<br />

von Kreativität und Innovation. Wir sind in alten<br />

Gedankenmustern eingesperrt und müssen unsere<br />

Welt aus einer anderen Perspektive betrachten,<br />

egal, ob es sich um Geschlechternormen oder an-<br />

dere soziale Regeln handelt. Die meisten Alltags-<br />

gegenstände heutzutage sind für einen 0,9 Jahre<br />

alten, weißen, heterosexuellen Mann mit Ehefrau<br />

und 1,7 Kindern, einer Armstärke von ,1 Watt/kg,<br />

17 , cm Körperlänge und 69, kg Körpergewicht<br />

gemacht – eine Durchschnittsperson, die nicht<br />

existiert. In Skandinavien redet man seit langem<br />

von „Design für alle“, aber ist dieses Ideal wirklich<br />

Realität? Geht es überhaupt darum, was die<br />

Verbraucher wollen und brauchen? Ist das Design<br />

heutzutage für jedermann oder nur für diejenigen,<br />

die in die etablierte Standardnorm passen?<br />

<strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007


Wo verläuft die Grenze zwischen Ausstellungslokal<br />

und der eigentlichen Ausstellung, und wo fängt das<br />

Kunsterlebnis an? In der Kunsthalle im Stockholmer<br />

Vorort Tensta gibt es keine Grenzen – sobald man<br />

über die Schwelle des Gebäudes tritt, ist man mittendrin,<br />

sowohl in der Kunst wie im Erlebnis. Und<br />

deswegen ist der neu eröffnete „Dark Rainbow Shop“<br />

auch kein Museumsshop im üblichen Sinne.<br />

Ich treffe Zandra Ahl, die Künstlerin hinter dem Dark<br />

Rainbow Shop, in einem Ausstellungsraum, der vom<br />

Boden bis zur Decke mit Leopardenmuster bedeckt<br />

ist. Im so genannten „Leopardenkubus“ der Kunsthalle<br />

Tensta bekomme ich direkt das Gefühl, dass hier<br />

etwas Neues passiert, dass ich von einem Statement<br />

umgeben bin: „Es gibt keine objektive Kunsthalle!”<br />

Denn das Muster auf den Wänden raubt dem ‚white<br />

cube’ der traditionellen Museen nicht nur ihre objektive<br />

Neutralität und die Macht, dem Ausgestellten<br />

den Stempel „Gute Kunst“ aufzudrücken, sondern<br />

provoziert auch ganz direkt die Frage nach dem guten<br />

Geschmack. Die Raubtiermusterung ist nämlich kaum<br />

jemandem gleichgültig, man findet sie entweder<br />

hässlich oder hübsch, kitschig oder luxuriös. Vor allem<br />

ältere Damen sind aber regelmäßig von ihr entzückt,<br />

erfahre ich von Zandra.<br />

Kunst ist subjektiv und überall<br />

Hier in Tensta, einem Vorort von Stockholm, versucht<br />

man seit einigen Jahren, das Konzept Kunsthalle neu<br />

aufzuladen. Jeder noch so kleine Teil der Ausgestaltung<br />

des Gebäudes und der Arbeit rund um die<br />

kuNSt 2.0<br />

Die Kunsthalle in Tensta. Foto: Linda Callenholt.<br />

Hauptausstellung wird als ebenso wichtig wie die<br />

Ausstellung selbst bewertet. Die Flyer und Plakate,<br />

die Architektur, das Café und sogar die Büroräume<br />

gehören zum Gesamtkonzept. Man erlaubt dem<br />

Raum, Platz einzunehmen, die Einrichtung darf und<br />

soll Gefühle auslösen, die Kunst ist subjektiv und<br />

überall. Und so soll auch der Museumsshop ein<br />

Kunsterlebnis in sich sein.<br />

Aschenputtel, Las Vegas und der zauberer von Oz<br />

Der im März eröffnete Dark Rainbow Shop, La-<br />

den und Showroom für zeitgenössisches Design,<br />

Kunsthandwerk und Mode, wurde gemeinsam von<br />

der Künstlerin Zandra Ahl und der Kuratorin Jelena<br />

Rundqvist entworfen. „Aschenputtel, der Zauberer von<br />

Oz, Jung, Alchemie, New Age, Christentum, Schmet-<br />

terlinge, Singing in the Rain, das 18. Jahrhundert,<br />

Las Vegas und der Dachboden meiner Oma sind die<br />

Inspirationsquellen, von denen wir bei der Entwick-<br />

lung des Dark Rainbow Shops ausgegangen sind“,<br />

erklärt Jelena.<br />

Trotzdem ist es Zandra Ahl selbst, auf die ich auf<br />

meinem Weg in den Laden als erstes treffe. Sie zeigt<br />

als fast lebensgroße Pappfigur freundlich auf den<br />

Eingang eines dunklen Tunnels. In diesem Tunnel<br />

ist ein Schaufenster, und ich kann vage erkennen,<br />

dass sich dahinter eine andere Welt verbirgt, hinter<br />

einer hölzernen Dachbodentür. Meine Oma wohnte in<br />

einer alten Feuerwehrstation, zwar ohne Dachboden,<br />

aber ich kann mich daran erinnern, dass es bei ihr<br />

eine kleine Luke in der Wand gab, die – ich war mir<br />

ganz sicher – zu einem magischen Raum mit vielen<br />

Geheimfächern und -gängen führte, genau wie hier.<br />

Die geheimnisvolle Musik von Stefan Strandberg, Au-<br />

diochef von Schwedens größter Computerspielfirma<br />

„Dice“, und die schummrige Beleuchtung im Tunnel<br />

geben einem das Gefühl, als hätte man eine solche<br />

geheime Luke in der Wand entdeckt – und im Dark<br />

Rainbow Shop ist Entdecken ausdrücklich erwünscht.<br />

Alle Objekte sind in Schränken und Fächern ver-<br />

steckt, hier gibt es tatsächlich eine richtige Geheimtür,<br />

die hinter einem Spiegel versteckt ist. Bei mir stellt<br />

sich das lusterfüllte Gefühl ein, im Laden nach den<br />

Objekten suchen zu müssen, fast das gleiche Gefühl<br />

als wenn man auf dem Flohmarkt etwas ganz Be-<br />

sonderes findet und weiß, dass man auf dieser Welt<br />

die Einzige mit genau diesem Gegenstand ist. Dabei<br />

besteht die erste von vier Kollektionen, die in diesem<br />

Jahr im Dark Rainbow Shop gezeigt werden, aus ei-<br />

ner Mischung aus Massenprodukten und handgefer-<br />

tigten Einzelstücken. Anstatt die üblichen Radiergum-<br />

mis, Postkarten und T-Shirts mit Reproduktionen von<br />

der Mona Lisa oder Dürers Hasen anzubieten, ist der<br />

Dark Rainbow Shop eine Ausstellung in sich. Zandra<br />

Ahl selbst ist neben Büchern mit einigen Exemplaren<br />

ihrer bereits im schwedischen Nationalmuseum ge-<br />

landeten Nylonstrumpfskultur „Autoshapes“ vertreten.<br />

Die international bekannte Modedesignerin Ann-So-<br />

fie Back verkauft ihre „Fantasy Stitch Jeans“ und die<br />

berlinstämmige Designergruppe Bless ihre neueste<br />

Tapetenkollektion „Wallscapes“ (der 2006 schon eine<br />

Einzelausstellung im Leopardenkubus gewidmet wur-<br />

de). Von der Finnin Tuija Markonsalo kann man den<br />

Wandschmuck „Limbo Life“ erstehen und Nina Sparr<br />

versteckt in den Fächern und Schubläden Armreifen<br />

und Ohrringe, die in alter schwedischer Tradition aus<br />

Haaren gefertigt sind. Dennoch geht es hier nicht um<br />

das Bewundern von Kunst – der Akt des Kaufens ist<br />

ein wichtiger Teil des Konzepts.<br />

Shopping: Der rauchfarbene Spiegel<br />

6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7<br />

unserer selbst<br />

In unserem Gespräch beschreibt Zandra Shopping<br />

als eine Liebesaffäre zum Individuellen, als ein Ritual,<br />

das mit dem modernen Projekt verknüpft ist, als Si-<br />

cherheit, Luxus im Alltag und Genuss, der aber häufig<br />

als minderwertig und simpel betrachtet wird. „Durch<br />

Shopping konsumieren wir ein Bild von uns selbst<br />

– manifestiert in Produkten, Erlebnissen und Situa-<br />

tionen. Shopping ist der rauchfarbene Spiegel unserer<br />

selbst, die Erwartung von Veränderung und Verwand-<br />

lung. Aber Shopping bedeutet auch Unzulänglichkeit,<br />

Hierarchien und Erziehung. Shopping ist gesellschaft-<br />

lich aufgeladen und kein Hobby oder Handeln, das<br />

einfach unbemerkt vorübergeht.“<br />

Die Kuratorin Jelena Rundqvist ist der Meinung,<br />

dass Museumsshops ein wenig entwickelter Bereich<br />

sind, anhand dessen man aber wichtige Themen der<br />

Konsumgesellschaft aufgreifen kann: „Glaubst Du,<br />

dass Dinge eine Seele haben?“, fragt sie in der Pres-<br />

seerklärung zur Eröffnung des Shops. „In meiner ra-<br />

tionalen Erziehung wurde mir beigebracht, dass dem<br />

nicht so ist. Aber glaube ich das eigentlich? Wieso ist<br />

es für mich dann so wichtig, mit welchen Sachen ich<br />

mich umgebe? Geht es mir dabei nur um Status und<br />

Symbole, oder sind die Dinge auch meine Freunde,<br />

die mir Sicherheit geben?“ Es wird gesagt, dass der<br />

Regenbogen die Brücke zwischen den Menschen und<br />

den Göttern ist. Der Dark Rainbow Shop ist mit seiner<br />

Mystik und versch(r)obenem Blick auch eine Brücke<br />

zwischen zwei Welten: er soll verschiedene Akteure<br />

verbinden und die kommerzielle Seite der Kunsthalle<br />

entwickeln. Es sollen neue Formen für Sponsoring<br />

gefunden werden, unkonventionelle Inhalte sollen mit<br />

kommerziellen Werkzeugen kommuniziert werden, um<br />

einen Shop zu schaffen, der ästhetisch und inhaltlich<br />

auf eine reflektierte Weise herausfordert.<br />

Gespenster aus der Vergangenheit<br />

Die Einstellung, museales Beiwerk wie den Muse-<br />

umsshop als eigenständiges Erlebnis zu gestalten,<br />

ist typisch für die Künstlergruppe „Konst2“, die seit<br />

200 die Kunsthalle in Tensta leitet. So wurde bereits<br />

das Café ganz und gar von der Designgruppe „Front“<br />

konzipiert und ist seitdem ein Besuchermagnet für<br />

sich. Der Name Konst2 steht für die andere, die neue<br />

Generation Kunst, die das Bestehende in Frage stellt<br />

und zusätzlich all das umfasst, was in der offiziellen<br />

Kunstszene nicht repräsentiert ist. Design, Text,<br />

Mode und Musik werden dem ästhetischen Feld<br />

mit einverleibt. Eine passendere Leitung konnte die<br />

Kunsthalle Tensta gar nicht bekommen. Denn seit ihrer<br />

Gründung im Jahr 1998 war sie vor allem wegen<br />

Streitereien zwischen ihren verschiedenen institutionellen<br />

Teilen, genauer gesagt dem Vorstand und<br />

dem Leiter Gregor Wróblewski, in den Medien. Eine<br />

Vergangenheit, die immer noch von Zeit zu Zeit wie


ein Gespenst auftaucht und die Aufmerksamkeit von<br />

der Kunst ablenkt. Rodrigo Mallea Lira, Ylva Ogland<br />

und Jelena Rundqvist, die Künstler hinter Konst2,<br />

beschäftigen sich in ihren Projekten häufig mit genau<br />

dieser Institutionalisierung der Kunstwelt und den<br />

Problemen, die sie mit sich bringt. Dazu kam, dass<br />

schon der Titel „Tensta Konsthall“ viel provokatives<br />

Potenzial enthält. Tensta ist nämlich ein Stockholmer<br />

Vorort, in dem die Mehrzahl der 18 000 Bewohner<br />

einen Einwanderungshintergrund hat. Tensta ist sehr<br />

von Arbeitslosigkeit und Segregation geprägt und<br />

ungefähr so weit von Hochkultur und Museum entfernt,<br />

wie es überhaupt nur möglich ist. Es dominiert<br />

der Plattenbau des Millionenprogramms der 1960er<br />

Jahre, als man in Schweden mit Hilfe eines Masterplans<br />

binnen zehn Jahren eine Million Wohnungen<br />

baute. Der Journalist Olle Bengtzon festigte 1970<br />

mit seinem Buch „Rapport Tensta“ endgültig Tenstas<br />

Image als Betonghetto. Die Künstler von Konst2<br />

hatten, bevor sie die Nachfolge von Wróblewski antraten,<br />

hauptsächlich in Skärholmen gearbeitet, einem<br />

anderen Stockholmer Vorort mit einer ähnlichen<br />

sozialen Struktur wie Tensta. Deswegen schienen sie<br />

geradezu prädestiniert für die Rettung der Kunsthalle,<br />

deren Weiterbestehen nach Finanzierungsstreits<br />

200 an einem seidenen Faden hing.<br />

Jun-Hi Wennergren Nordling, Projektleiterin der<br />

Kunsthalle, sieht im Standort Tensta einen großen<br />

Vorteil. Es werde viel leichter akzeptiert, dass die<br />

Kunsthalle anders ist, gerade weil sie nicht zwischen<br />

den anderen Institutionen liegt, sagt sie mir. Und<br />

deswegen kann man sich auch viel mehr erlauben.<br />

So werden die Werke in der Regel gemeinsam mit<br />

den Künstlern vor Ort experimentell erschaffen, vom<br />

anfänglichen Konzept bis hin zur Umsetzung. Eine<br />

einmalige Arbeitsweise, die andere Einrichtungen<br />

nicht anbieten können. Und das gilt auch für die<br />

Designer, denn in Tensta ist Design nicht der Kunst<br />

untergeordnet oder kommerziell, sondern hat einen<br />

gleichwertigen Rang. Außerdem gebe es in Tensta<br />

so viel, wovon man lernen könne, sagt Jun-Hi: „Denn<br />

es ist ja nicht so, dass wir die Kunst zu den Leuten<br />

hier bringen, sondern es gibt einen Austausch, einen<br />

Fluss zwischen den Menschen.“<br />

Wer bestimmt, was ins Nationalmuseum kommt?<br />

Eines der großen Ziele von Konst2 ist es, mit der<br />

Kunsthalle einen Spin-off-Effekt für das ganze Gebiet<br />

zu erzielen und das medialisierte Bild von Tensta<br />

als verwahrloster, trister Vorort zu verändern, meint<br />

Jun-Hi. In dem Projekt „Ultra Violence“ arbeitete<br />

der Künstler Samir Alj Fält zum Beispiel eng mit<br />

Jugendlichen aus Tensta zusammen, um dabei das<br />

Selbstbild der Bewohner von Tensta und gleichzeitig<br />

die Vorurteile der Außenwelt zu beeinflussen.<br />

Gewalt als treibende Kraft für Zerstörung sowie für<br />

Aufbau war die Grundidee der Aktion, und ein Teil<br />

Büroprojekt „Inside Out” von Åsa Cederqvist, das eine Verbindung<br />

zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen schafft.<br />

Foto: Jenny Källman.<br />

des Projekts bestand darin, dass Schüler aus einer<br />

Schule in Tensta je einen Stuhl zerstören durften,<br />

um dann aus den Teilen gemeinsam etwas Neues zu<br />

erschaffen. Das Projekts „Jihani Kalapour“ (Weltkulturerbe<br />

auf Kurdisch) war eine Zusammenarbeit<br />

mit dem Frauenzentrum in Tensta-Hjulsta. Mehrere<br />

Frauen mit Einwanderungshintergrund besuchten<br />

über einen Zeitraum von zwei Jahren zum kulturellen<br />

Kanon gehörende Institutionen wie das schwedische<br />

Nationalmuseum oder das Freilichtmuseum Skansen.<br />

Die meisten von ihnen waren – im Gegensatz zu jedem<br />

Grundschulkind aus der Stockholmer Innenstadt<br />

– noch nie dort gewesen, und aus ihrer Verwunderung<br />

darüber, was es hier zu sehen gab, entwickelte<br />

sich eine Diskussion darüber, für wen diese Einrichtungen<br />

bestimmt sind und wer entscheiden darf, was<br />

dort ausgestellt wird. Als Abschluss des Projektes<br />

übernahmen die Frauen selbst diese Machtposition<br />

und stellten einige Objekte aus dem Nationalmuseum<br />

zu einer neuen Ausstellung zusammen, die dann in<br />

Tensta gezeigt wurde.<br />

Kunst für alle<br />

Machtfragen werden in der Kunsthalle in Tensta oft<br />

aufgegriffen. Wie der Dark Rainbow Shop mit den<br />

Bedenken der Kunstwelt spielt, sich auf kommerzielle<br />

Akteure einzulassen, ist auch der Leopardenkubus,<br />

der in seinem Kitsch die Hüter des „guten“<br />

Geschmacks und der „echten“ Kunst schon längst<br />

auf den Plan gerufen hat , hier einzuordnen. In dem<br />

urdemokratischen Land Schweden hört man häufig<br />

Slogans wie „Wohlfahrt für alle“, „Ausbildung für alle“<br />

oder aber auch „Kunst für alle“. Doch erst mit einer<br />

Institution wie der Kunsthalle in Tensta wird ernsthaft<br />

versucht, dieser letzten Forderung nachzukommen.<br />

Und dies erscheint mir sehr passend für einen Vorort,<br />

der schon in den 60er Jahren eine Vorreiterfunktion<br />

hatte – nämlich bei der Erfüllung der ebenso typisch<br />

schwedischen Forderung „Wohnungen für alle!“<br />

John Lindholms Clubsessel aus Stammwucherung. Foto: Jenny Källman.<br />

Haarschmuck von Nina Sparr. Foto: Jenny Källman.<br />

Socken und Strumpfhosen von Alice Shulman. Foto: Jenny Källman.<br />

zaNDRa ahl<br />

– typiSch SkaNDiNaviSch?<br />

Als Zandra Ahl von 1994 bis 1999 auf die Stockholmer<br />

Kunstschule „Konstfack“ ging, erlebte der<br />

schwedische Minimalismus gerade eine Hochkonjunktur.<br />

Als Reaktion auf diese „minimalistische,<br />

anorektische Ästhetik“ schrieb Zandra 1998 ihr<br />

erstes Buch „Fult&Snyggt“ („Hübsch&Hässlich“).<br />

Das Buch handelt davon, was als hübsch beziehungsweise<br />

hässlich angesehen wird, von Normen<br />

und Gender. Wer darf bestimmen, was schön ist?<br />

Was ist überhaupt Geschmack? Das Buch wurde<br />

viel diskutiert, und Zandra wurde von den Medien<br />

zur „Königin des Kitsches“ erkoren. Gemeinsam<br />

mit der Journalistin Emma Olsson veröffentlichte<br />

sie 2001 das Buch „Svensk smak“ („Schwedischer<br />

Geschmack“), das schnell ausverkauft war. Wieder<br />

standen Geschmacks- und Machtfragen auf dem<br />

Programm, und Zandra präsentierte ihre kritische<br />

Einstellung zum modernen Erbe, das ihrer Meinung<br />

nach ein Anachronismus ist. Parallel zur Schriftstellerei<br />

produziert Zandra Kunsthandwerk und<br />

arbeitet viel mit staatlichen Aufträgen. So hat sie<br />

unter anderem 2005 den „Vårsalong“ der Kunsthalle<br />

Liljevalchs in Stockholm kuratiert, ein Projekt<br />

namens „Craft and Dialog“ zur Internationalisierung<br />

des Handwerks geleitet und für ein kommerzielles<br />

Architekturbüro gearbeitet. Provokant, jung und mit<br />

Sinn für das Hässliche – anscheinend ist dies alles<br />

kein Hindernis, um in das skandinavische Design-<br />

Establishment aufgenommen zu werden.<br />

Büroprojekt „Inside Out”. Foto: Jenny Källman.<br />

8 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 9


aRbeitSpRObeN<br />

Das schwedische Illustratörcentrum ist eine Serviceorganisation<br />

für Illustratoren und Grafikdesigner.<br />

Sie vermittelt Aufträge, organisiert Ausstellungen<br />

und schafft Anlässe, bei denen sich Mitglieder und<br />

Auftraggeber treffen können. Außerdem verwaltet<br />

das Illustratörcentrum eine Bilddatenbank, in der<br />

Interessenten kostenfrei nach passenden Illustratoren<br />

und Grafikdesignern suchen können. Momentan sind<br />

7 00 Arbeitsproben von mehr als tausend Mitgliedern<br />

online, als Bestandsaufnahme der schwedischen<br />

Illustratorenszene präsentieren wir Ihnen hier eine<br />

kleine Auswahl. Wer noch mehr sehen will, schaut am<br />

besten direkt auf illustratorcentrum.se vorbei.<br />

7.<br />

1.<br />

4.<br />

6.<br />

2.<br />

3.<br />

1. Maria Kask<br />

2. Thomas Fröhling<br />

. Ulf Frödin<br />

. Lovisa Witt<br />

. Sanna Lindeby<br />

6. Anna Ågrahn<br />

7. Camilla Engman<br />

kOlla! ist schwedisch und bedeutet „Schau!“ Die Organisation Svenska Tecknare<br />

(Schwedische Zeichner) veranstaltet unter diesem Namen seit 200 einen Wettbewerb<br />

in den drei Kategorien Grafikdesign, Illustration und bildschirmbasiertes Grafikdesign<br />

und Illustration. Dieses Event soll einen Fokus auf das schwedische Grafikdesign werfen<br />

und ein Forum für Debatten und Begegnungen sein. 200 hat <strong>NORD</strong> die Gewinner des<br />

Wettbewerbs in Berlin präsentiert, in diesem Jahr holen wir in Zusammenarbeit mit dem<br />

schwe-dischen Illustratörcentrum, der Schwesterorganisation von Svenska Tecknare, eine<br />

Auswahl an schwedischen Illustrationen in die deutsche Hauptstadt. kolla.se<br />

<strong>NORD</strong> Style, 12. bis 17. Mai 2007, Glaspavillon, Karl-Marx-Allee , 10178 Berlin.<br />

5.<br />

pRObeaRbeiteN<br />

Direkt nach seinem Arbeitsbeginn in unserer Agentur<br />

schickten wir unseren neuen Creative Director Harald<br />

Koonert auf eine Reise, um sein erstes nordisches<br />

Abenteuer zu bestehen: Der in Sachen skandina-<br />

vische Kultur bislang recht unbedarfte Wahlberliner<br />

fuhr nach Stockholm, um als Jurymitglied bei dem<br />

Wettbewerb „Kolla!“ die besten schwedischen Illustra-<br />

toren und Grafikdesigner zu küren.<br />

Warst Du schon mal in Schweden?<br />

Nein, ich war immer nur in Richtung Süden unter-<br />

wegs – Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko<br />

oder höchstens noch mal nach London. Aber<br />

lustigerweise hatte ich in den letzten Jahren immer<br />

schon mal vor, Skandinavien zu erobern. Insofern<br />

köstlichen Latte Macchiato und um uns herum wu-<br />

selten Horden von Kindern, schlenderten Senioren<br />

zum Workshop (oder heißt das in diesem Zusam-<br />

menhang AG?) und saßen junge Paare mit ihren<br />

Kleinkindern. Ich fand das klasse. Etwas mehr<br />

Bodenständigkeit beziehungsweise Bodenhaftung<br />

würde der deutschen Werbe- und Designszene<br />

auch gut tun – dann würde man auch vielleicht<br />

seine Zielgruppen endlich verstehen.<br />

Du arbeitest seit einigen Monaten bei Himmel &<br />

Jord, einer Agentur mit skandinavisch-deutsch<br />

gemischter Besetzung. War es leicht, dort ein-<br />

zusteigen, oder erfordert die Arbeit dort mehr<br />

interkulturelle Kompetenz?<br />

Der Einstieg wurde mir sehr leicht gemacht. Das<br />

Team ist supernett, und die Agentur-Kultur gefällt<br />

mir sehr. Oder eigentlich müsste ich sagen, diese<br />

Kultur kommt meinem Naturell sehr entgegen. Es<br />

ist ja letzten Endes doch immer nur die Frage, was<br />

am besten zu einem selbst passt. Aber auch hier<br />

kann ich nur das wiederholen, was ich bereits ein-<br />

gangs zu den generellen Unterschieden zwischen<br />

dem schwedischen und deutschen Agenturleben<br />

gesagt habe: Keine Profilneurosen, wenig Eitel-<br />

keiten, dafür viel gegenseitiger Respekt und ein<br />

sehr inhaltsgetriebenes Arbeiten. Das gefällt mir!<br />

Interkulturell angehaucht bin ich schon deshalb,<br />

weil ich zwei Kilometer von der niederländischen<br />

Grenze aufgewachsen bin. Da kam es ganz<br />

selbstverständlich und von den Beteiligten meist<br />

gänzlich unbemerkt zu einem massiven kulturellen<br />

Austausch, der weit über Gouda und selbstge-<br />

drehte Zigaretten hinausging.<br />

Hast Du schon ein bisschen Schwedisch gelernt?<br />

Na ja, sagen wir mein Englisch ist besser geworden.<br />

Zu mehr hat es leider noch nicht gereicht. Aber ich<br />

arbeite daran, versprochen!<br />

0 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1<br />

passte das super.<br />

Wie war das Wetter in Stockholm?<br />

Ungemütlich: Meine schlimmsten Befürchtungen<br />

wurden wahr. Ich habe zum Schluss einfach alles<br />

übereinander angezogen, was ich mit hatte. Und das<br />

hat auch nur für die erste halbe Stunde gereicht.<br />

Welchen eindruck hattest Du vor Deiner Schwe-<br />

denreise vom skandinavischen Grafikdesign?<br />

Nun ja, sagen wir reduziert, aber dennoch bunt und<br />

teilweise auch verspielt. Und vor allem sehr un-<br />

verkrampft. Wenn man beispielsweise Personen in<br />

der Werbung zeigt, sind die in den meisten Fällen<br />

nicht wirklich unangenehm, im Gegensatz zu den<br />

deutschen Protagonisten. Die Farben sind frisch<br />

und die Formensprachen konsequent und klar.<br />

Interessanterweise sind Werbespots aus Skandi-<br />

navien oft wirklich schräg und voller Selbstironie<br />

und erobern damit immer mehr die internationalen<br />

Award-Listen.<br />

Musstest Du nach Deiner Juryteilnahme Deine<br />

Vorurteile revidieren?<br />

Ich hatte keine Vorurteile, sondern eher eine posi-<br />

tive Grundhaltung, die dann auch zu großen Teilen<br />

bestätigt wurde. Im Großen und Ganzen sind die<br />

Unterschiede zwischen deutschem und schwe-<br />

dischem Design in der Werbung doch geringer als<br />

ich anfangs dachte. Beide Richtungen bewegen<br />

sich irgendwo zwischen IKEA und MTV. Was ich al-<br />

lerdings in Schweden als Werber tatsächlich etwas<br />

vermisst habe, sind die wirklich progressiven Ideen<br />

– Gestaltungskonzepte und Kommunikations-<br />

Mechaniken. Da passiert in Berlin gerade mehr.<br />

Primär habe ich dann doch nur zwar sehr sauberes<br />

Handwerk, aber wenig Mut zu wirklich Neuem<br />

vorgefunden. Und mit dieser Meinung stand ich in<br />

der Jury nicht alleine dar.<br />

Wie sieht das aktuelle schwedische Grafikdesign<br />

aus? Konntest Du klare Trends ausmachen?<br />

Wilde Kollagen, beispielsweise der Mix aus zwei-<br />

dimensionalen und dreidimensionalen Elementen<br />

innerhalb eines Motivs scheint eine typische Richtung<br />

in bestimmten jungen Zielgruppensegmenten zu sein.<br />

Echte Trends konnte ich ansonsten nicht beobachten.<br />

Höchstens die seit Längerem bereits vorherrschende<br />

generelle Abkehr von der aufgesetzten Coolness hin<br />

zu liebevollen Details am Rande, die man oft erst auf<br />

den zweiten Blick erkennt.<br />

Du hast ja schon in vielen deutschen Agenturen<br />

gearbeitet. Sind die Arbeitsweise und der umgangston<br />

in Schweden anders als hier?<br />

Das kann ich natürlich nicht abschließend beurteilen,<br />

zumindest noch nicht! Aber generell erscheint<br />

mir der Umgang der schwedischen Kollegen untereinander<br />

doch weniger „profilneurotisch“ und eitel<br />

zu sein. Man spielt sich nicht auf Biegen und Brechen<br />

in den Vordergrund, sondern wartet auch mal<br />

ab, was der andere zu sagen hat. Und das Schöne<br />

ist: Man hört auch wirklich zu. Vielleicht sind die<br />

Schweden aber auch nur noch verschlossener und<br />

introvertierter als wir – liegt wahrscheinlich am<br />

Wetter. Und noch eine Sache ist mir aufgefallen:<br />

Die Altersstrukturen im Bereich Grafikdesign und<br />

Werbung sind im Vergleich zu deutschen Verhältnissen<br />

sehr viel gemischter. Das Durchschnittsalter<br />

von 26, Jahren wie in vielen deutschen Werbeagenturen<br />

ist in Schweden wohl nicht die Regel.<br />

Sind Dir an Dir selbst „typisch deutsche” Verhaltensweisen<br />

aufgefallen?<br />

Das ist schwer zu beurteilen – wer würde sich<br />

als Kreativer schon gern typisch deutsch schimpfen<br />

wollen. Da müsste man wahrscheinlich die<br />

Schweden fragen, was ihnen an meinem Verhalten<br />

aufgefallen ist. Typisch deutsch ist allerdings, dass<br />

alles, was mit Werbung und Design zu tun hat,<br />

auch immer etwas Schickimicki ist. Im krassen<br />

Gegensatz dazu tagte die Kolla-Jury in einem<br />

großen, hier würde man wohl sagen Bürger- oder<br />

Gemeindehaus. Natürlich wieder – typisch schwedisch<br />

– aus rein praktischen Erwägungen: Denn<br />

nur hier im Theatersaal hatte man genug Platz, um<br />

die mehreren Hundert Einreichungen auszustellen.<br />

Und so saßen wir in den Pausen auf alten, aber<br />

sehr gemütlichen Sesseln im dort angeschlossenen<br />

Café, genossen exzellentes Essen und<br />

Harald Koonert, Creative Director bei Himmel & Jord


SpiegleiN, SpiegleiN aN DeR waND,<br />

Mach Mich zuR SchÖNSteN iM gaNzeN laND<br />

Der theorie nach sollen gesichter umso attraktiver sein,<br />

je symmetrischer sie sind – wir haben es probiert.<br />

Photo: RICKARD SUND | rickardsund.com Hair & make up: FILIPPA SMEDHAGEN<br />

Models: HANNAH | Stockholmsgruppen, and TOBIAS | Mikas Post Production: SARI | Padre<br />

Special thanks to SPRING STUDIOS.<br />

according to theory, the more attractive the face, the more<br />

symmetrical it is... we put the theory to the test.<br />

MiRROR, MiRROR ON the wall,<br />

Make Me the faiReSt Of theM all.<br />

2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007


<strong>NORD</strong> Magazin 2007 10 Süd Magazine 2007


The head offi ce of the company Design Hotels lies<br />

on the banks of the Spree in Berlin and can be seen<br />

from our offi ce windows. What could be more fi tting<br />

then, than to arrange a meeting with Claus Sendlin-<br />

ger, the founder and director of Design Hotels?<br />

The world would have had to wait rather longer for<br />

the ‘design + hotel’ combination had Steve Rubell<br />

and Ian Schrager, founders and promoters of the<br />

legendary New York nightclub Studio 5 , been<br />

more conscientious in the payment of their taxes.<br />

The beginning of the 80s came about as an era of<br />

hedonistic pleasure palaces for Rubell and Schrager.<br />

After completing a 1 month prison sentence for tax<br />

evasion, the two were ready for new entrepreneurial<br />

feats. In 198 they opened Morgans Hotel on Madi-<br />

son Avenue, with furnishings and decoration by the<br />

French interior designer Andrée Putman. Morgans<br />

Hotel was an ambassador, the fi rst in the category<br />

of boutique hotels which distinguished themselves<br />

by their intimate ambience, personalised service<br />

and consistent design. At the time, Rubell said that<br />

Morgans, as a hotel of tomorrow, would displace the<br />

disco of today. The party was just getting started.<br />

The concept of the design hotel really seems to<br />

be a guarantee of success, which Claus Sendlin-<br />

ger ( ), the head of the company Design Hotels,<br />

has every reason to celebrate. Fourteen years<br />

8 Süd Magazine 2007<br />

after its establishment, his marketing platform<br />

Design Hotels represents over 150 hotels in 1<br />

countries, from a metropolitan hotel in Minneapolis<br />

to a beach resort in Curacao. Sendlinger also con-<br />

siders that the origin of the design hotel concept is<br />

located in the 80s, when new socio-demographic<br />

trends were transforming tourism. “Flights be-<br />

came cheaper, luxury lost its classic meaning and<br />

concepts such as lifestyle, free choice and, above<br />

all, adventure and experience came to the fore.”<br />

In 199 , as a reaction against the dated tourism<br />

industry, Sendlinger founded Design Hotels Inc.<br />

Its business model was communication, marketing<br />

and cornering the market in unusual hotels. “At<br />

the start it was difficult to find a suitable hotel.<br />

Most of them hadn’t understood the concept and<br />

were only concerned with superficial design, at-<br />

tractive furniture and so on.” It was only in 1998<br />

that the first hotel was granted Design Hotel sta-<br />

tus. Today, hotels approach Sendlinger in droves,<br />

but now, as then, only a handful fulfil Sendlinger’s<br />

project’s criteria. “It all depends on how design is<br />

incorporated into the whole concept of the hotel.<br />

That begins with staff and service and ends with<br />

image. And of course, the financial side of things<br />

has to add up. A lot of the hotels who apply to us<br />

start with entirely the wrong ideas: they go looking<br />

for a famous architect without first having a good,<br />

underlying concept. Design is much more than<br />

just having classic designer furniture. It’s much<br />

more about the experience of the hotel visit as a<br />

whole.” A hotel must fulfil a further criterion to<br />

obtain Design Hotel status: the adoption of social<br />

and ecological responsibility. “For us it’s self-evi-<br />

dent that our members give something back to<br />

their community.”<br />

Many modern hotels have lost this regional basis,<br />

say the critics of the design hotels. The hotels<br />

lose their local charm and their authenticity, with<br />

Philippe Starck being declared the global ultimate<br />

in interior furnishings. These days it’s impossible<br />

to tell whether you’re in Mexico City or Reykjavik<br />

when you open your eyes in your hip hotel bed in<br />

the morning, because the interior design is almost<br />

interchangeable. And now that you see the same<br />

organically rolling chairs or clean glass tables in all<br />

hotels, the concept design hotel can no longer be<br />

said to guarantee “Inspiration for global nomads”,<br />

as defi ned in Sendlinger’s company’s presentations.<br />

Even Ian Schrager, granddaddy of the design ho-<br />

tels, admitted in National Geographic that many of<br />

his fi rst hotels are glossy and over-designed, and<br />

that these days they bore him to death.<br />

Sendlinger is also aware of this problem. “It’s clear<br />

that design has also been affected by globalisa-<br />

tion and you do find the same products all over<br />

the world.” This is an aspect where his company<br />

must work even harder. The members must<br />

present concepts which can offer guests a special,<br />

local lifestyle. If you take a look at the hotels on<br />

designhotels.com, it’s clear that this has been at-<br />

tempted both more and less successfully. Projects<br />

are obviously easier when the hotel is integrated<br />

in an urban location, a landscape or a historical<br />

place which, in itself, is already spectacular and<br />

exceptional. Breathtaking examples include the<br />

hotel “The Outpost” without walls, situated in the<br />

expansive veldt of the Kruger National Park, or<br />

the hotel “The Rocks” in Laax, Switzerland, with<br />

its rough stone façade, imitating the surrounding<br />

rock formations. Projects which fall short of the<br />

mark are those which, in reality, have little con-<br />

necting them to their location and do not stand out<br />

in any other way. To our question as to how this<br />

problem can be avoided in Scandinavia, Sendlin-<br />

ger answers candidly: “In this respect there are<br />

few good design hotels in Scandinavia. The 101<br />

Hotel in Reykjavik has, up to now, been by far the<br />

most successful example. In Scandinavia there<br />

are many talented designers who are, however,<br />

frequently lacking in self-confidence. People also<br />

tend to look to London and New York too much, in-<br />

stead of further developing their own designs. But<br />

there’s a lot of room for improvement and there are<br />

new projects coming soon, in Norway for instance.”<br />

1. The Danish actor Mads Mikkelsen, made<br />

famous by his role as Bond villain ‘Le Chif-<br />

fre’, checked in at the First Hotel Skt Petri<br />

in Copenhagen in his last, Oscar-nominated<br />

film “After the Wedding”. Typically Scan-<br />

dinavian, this minimalist design hotel is an<br />

exceptional example of the concept.<br />

4. Neo-classicism and renaissance style are<br />

the themes of the Elite Plaza Hotel, which<br />

is situated in a 19th century building rich in<br />

tradition in Gothenburg’s inner city. Italian<br />

marble and dark wooden panelling create an<br />

elegant and relaxed atmosphere.<br />

8. Located on the Kurfürstendamm, Berlin’s<br />

exclusive shopping street, you will find the<br />

Hotel Bleibtreu. Ride in the elevator that rises<br />

to the fifth floor and pass through the branch-<br />

es of a grand chestnut tree into a modern<br />

environment with an ecological philosophy.<br />

2. The Klaus K in Helsinki is inspired by the<br />

emotional turbulence of the Finnish national<br />

epic, Kalevala. Desire, passion, jealousy or<br />

mysticism are the themes of the 137 rooms<br />

and one of the three in-house restaurants<br />

is totally dedicated to Finnish film from the<br />

1940s to today.<br />

5. The sun only shows itself for five hours<br />

a day in the Nordic winter, a challenge<br />

which light architect Kai Piippo accepted<br />

when designing the Nordic Light Hotel in<br />

Stockholm. His light installations involve the<br />

walls, ceilings and the floor of the lobby as<br />

well as the 175 rooms of the hotel, where<br />

guests can create their own light settings to<br />

match their mood.<br />

9. The Mandala Hotel on Berlin’s Potsdamer<br />

Platz offers purist luxury and sleek design.<br />

Apparently very successfully: According to<br />

the hotel one in five guests stays for longer<br />

than four weeks to enjoy the spacious<br />

suites, bars, restaurants and spa.<br />

3. Iceland’s first design hotel, the 101 Hotel,<br />

has arisen in the former offices of Iceland’s<br />

Social Democratic Party in Reykjavik.<br />

Modern egalitarianism can now be acted out<br />

around the hip, Nordic design of the com-<br />

munal lounge fireplace.<br />

6. The Hotel J on Nacka Beach offers a<br />

kilometre-wide panoramic view over Saltsjön<br />

sea directly onto Stockholm’s Djurgården<br />

National Park. This coastal atmosphere<br />

serves as thematic inspiration for the interior<br />

design, which is geared towards the nautical<br />

design of the sail boats competing for the<br />

America’s Cup.<br />

10. Situated in Berlin’s pulsating and hip<br />

central district of Mitte, the 72-apartment<br />

Lux 11 is the place to stay for an authentic<br />

Berlin experience. In the ground floor, guests<br />

and locals mingle and enjoy the video-instal-<br />

lations of the surrounding neighbourhood.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

7. A project which really represents local<br />

lifestyle is The Other Side on the Neiden<br />

Plateau, right at the northernmost part<br />

of Norway, near the Finnish and Russian<br />

border. The architecture is based on the<br />

traditions of the indigenous population,<br />

the Saami, whose shamanism and sense<br />

of mysticism also influences the interior<br />

design of the hotel. The building has been<br />

designed so that guests can intensively<br />

experience Nordic nature in all its extremes:<br />

the Northern lights in winter and the mid-<br />

night sun in summer, the elks and reindeer<br />

of the tundra as well as the salmon-rich<br />

River Neiden and the Barents Sea. Opening<br />

December 2007.<br />

Süd Magazine 2007 9


6 Süd Magazine 2007<br />

At the International Building Exhibition (Interbau) that took place 1957 in Berlin, the aim was to create a new<br />

type of housing in Berlin; informal buildings surrounded by large green spaces instead of the typical pre-war<br />

compact city structure. How do we look at the buildings today – 50 years later?<br />

The old Hansaviertel in Berlin was a modest residential area that got badly damaged during the Second<br />

World War. 5 architects from 1 different countries were asked to rebuild it in line with their vision of<br />

modernism, with the meagre city budget both as a restriction and an interesting challenge. The project<br />

was finished years later and resulted in 5 clean, functional buildings designed by architects like Le Cor-<br />

busier, Arne Jacobsen, Alvar Aalto, Oscar Niemeyer and Walter Gropius. “The city of tomorrow”, consisting<br />

of single family homes and high rise apartment buildings, is today protected as a historic monument.<br />

50 years later “Stadtfinden Moderne” provides a new perspective on old modernism with virtual tours<br />

through the area. Carrying a small GPS device, you follow a special route and the palm computer lets you<br />

know when you’ve reached a point of interest – voice and information appears on the screen. Altogether<br />

there are four different routes through the Hansaviertel: ‘Modernism Tourism’, ‘Uneasiness and Modernism’,<br />

‘Nordic Line’ and ‘The Fifties’, each highlighting different buildings and details. “Stadtfinden Moderne” ends<br />

on the 1st of May and is just one of several events and activities celebrating the 50 year anniversary of<br />

Interbau. For more info go to interbau57-07.de and stadtfinden-moderne.de<br />

Süd Magazine 2007 7


Club 103 in kreuzberg<br />

Following the Berlin tradition of naming the loca-<br />

tion after the address, club 103 got its name from<br />

their first illegal parties in Friedrichstrasse 103<br />

in Mitte. Since relocating to Kreuzberg in 2005,<br />

each week the club offers an interesting line-up<br />

combining Berlin artists and international djs with<br />

a more rock and hip hop sound than the typical<br />

Berlin minimalism. During recent months, the club<br />

has established its city-themed party-series “One<br />

night in…” which has already presented artists<br />

from Tel Aviv, Copenhagen, Bergen and Paris. The<br />

team behind 103 also runs a bar and a diner on<br />

Süd Magazine 2007<br />

Shopping in Style<br />

59 shops over 20.000 square metres on 5 floors describes the design-packed shopping centre “stilwerk”<br />

in numbers. With its ambition to be an exclusive ’market place’ for interior decoration and designer home<br />

and lifestyle products, you’ll find all you can ask for and more from brands like Bang & Olufsen, ligne roset,<br />

and Kartell. With four branches in Germany, stilwerk also exists in Hamburg, Düsseldorf and Stuttgart. The<br />

store in Berlin, constructed in cooperation with the Milan designers Studio & Partners, opened its door<br />

in November 1999. Glass walls enclose an interior of mostly natural materials such as maple wood and<br />

natural stone, so that during the day the atrium is flooded with sunlight. Cultural events are an integral part<br />

of the concept and several times a year concerts are put on featuring up-and-coming musical talent. And<br />

if you make it all the way up to the roof terrace – without colliding with one of the glass walls – you get a<br />

fantastic view over all West Berlin. stilwerk.de<br />

the Kastanienallee 9 where you can enjoy drinks<br />

and food. But you don’t even have to go that far as<br />

the area around Schlesisches Tor offers a wide va-<br />

riety of culinary treats: walking down the Falcken-<br />

steinstrasse, you find two booths – good pizzas on<br />

one side and ice-cream on the other. Further down<br />

Schlesische Strasse is the “Klub der Visionäre”<br />

for summertime drinks and, next to 103, there is<br />

the “San Remo Bar” with its friendly, chic bartend-<br />

ers. Wherever you end up, make sure to check out<br />

103’s programm on <strong>NORD</strong> Style as they’re sure to<br />

be offering some fresh, Scandinavian sounds and<br />

visuals! 103club.de<br />

Culture goeS Nature<br />

Situated southwest of Berlin in the green sur-<br />

roundings of Zehlendorf, the Haus am Waldsee is<br />

a must for art lovers who want to escape concrete<br />

and claustrophobic art galleries. The picturesque<br />

house, built in 1922 as a private mansion, came to<br />

its current use in 1946 as one of the finest exhibi-<br />

tion spaces for international contemporary art in<br />

Germany. The first artist exhibited was the German<br />

sculptor and painter Käthe Kollwitz, followed by<br />

artists who included Max Ernst, and Juan Miró.<br />

More recently, the Haus am Waldsee has been tak-<br />

ing a special interest in artists who came to reside<br />

and create in Berlin, such as the Swiss artist<br />

Valérie Favre and Ólafur Elíasson from Denmark/<br />

Iceland. In cooperation with <strong>DE</strong>SIGNMAI, there will<br />

be a special exhibition from the 12th of May to the<br />

31st: “Full House - Berlin Designers furnish the<br />

Haus am Waldsee”. 17 internationally established<br />

designers will transform the Haus am Waldsee into<br />

a residential dwelling (again) and the surrounding<br />

lakeside estate into an innovative playground for<br />

weather-proof objects and outdoor fashion.<br />

Haus am Waldsee is opened daily from 10am to 6pm.<br />

Future exhibitions in 2007 are “Henry Moore and<br />

the landscape”, with works from the British sculptor<br />

shown from June to October and the German painter<br />

“Norbert Bisky – It wasn’t me”, from November to<br />

January 2008. hausamwaldsee.de<br />

opera goeS Drama<br />

The history of the Komische Oper in Berlin is<br />

almost a dramatic opera in itself. Constructed by<br />

two Austrian architects in 1892, under the name<br />

of “Theater Unter den Linden”, plays were shown<br />

until it went totally bankrupt in 1898. After new<br />

investments it reopened, developing into one of<br />

Berlin’s most popular revue and operetta houses.<br />

Closed in 1933, it became a part of the Nazi<br />

movement “Strength through joy“ in 1934 and put<br />

on operettas until a bomb completely destroyed<br />

the entrance area and ceiling painting in 1945. In<br />

1947 the Austrian director Walter Felsenstein took<br />

over and founded the Komische Oper. Under his<br />

guidance, it presented classics such as Otello, La<br />

Traviata, and Fiddler On The Roof. The Norwegian<br />

Per Boye Hansen, now head of the Bergen<br />

International Festival, held the directorship from<br />

2003 to 2005. Walter Felsenstein strove to give<br />

the audience an intense experience resolutely<br />

deciding that all plays should be performed in<br />

German, to increase their comprehensibility and<br />

dramatic impression. Today the repertoire incorporates<br />

classics from the 19th century as well as key<br />

contemporary works and world premieres. Perhaps<br />

inspired by its remarkable past, the Komische Oper<br />

offers the spectators modern productions of opera,<br />

operetta and musicals that are often both visually<br />

and politically provocative. komische-oper-berlin.de<br />

Süd Magazine 2007 5


SÜD is a magazine for culture, art and style from<br />

Germany. This edition focuses on Berlin, where for<br />

four years now SÜD has had a big brother: <strong>NORD</strong><br />

Magazine. <strong>NORD</strong> brings Scandinavian urban culture<br />

to Germany, not just in the magazine, but also via<br />

exhibitions and events like the big “Typical Scandina-<br />

vian” exhibition at Berlin “Designmai”.<br />

Get an impression in SÜD of the amazing “Hansa-<br />

viertel” in Berlin. Built as a standard bearer for the<br />

time of modernity which began in the 50s, today it<br />

still stands as a living monument to Scandinavian<br />

architectural history (p. 6).<br />

Hot tips for Berlin are the design centre “stilwerk” or<br />

the amazingly contemporary “Komische Oper” (p. 5).<br />

As a powerhouse of European design developments,<br />

Berlin also hosts the head office of the Design-Ho-<br />

tels worldwide. Get an insight into the history and<br />

future of living concepts in our interview with Claus<br />

Sendlinger (p. 8).<br />

Enjoy German and Scandinavian culture in a new<br />

SÜD-<strong>NORD</strong> connection!<br />

Ralf Gion Fröhlich, Editor in chief<br />

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Süd Magazine 2007 3<br />

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in our exhibition we’ll show you why.<br />

more feAtures in this issue: berlin highlights,<br />

designhotels, symmetriCAl perfeCtion<br />

Süd no 1 The sister of <strong>NORD</strong> Magazine<br />

<strong>NORD</strong> Style<br />

12.-17.May 2007<br />

the ScaNDiNaviaN<br />

cONtRibutiON tO<br />

DeSigNMai beRliN

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