17.03.2017 Aufrufe

Zwischenruf vom Leipziger Platz 02/2017

Ein gutes halbes Jahr vor der Bundestagswahl ist das Parteiengefüge in Bewegung geraten. Die SPD verspürt nach der Kandidatur von Martin Schulz Aufwind, die Unionsparteien suchen noch nach einer Antwort auf die Offensive der Sozialdemokraten und die kleinen Parteien geraten in den Umfragen ins Trudeln. Mit ihrer Situation befasst sich Dr. Richard Meng, langjähriger politischer Korrespondent und enger Beobachter der politischen Szene in Berlin, in unserem neuen „Zwischenruf vom Leipziger Platz“.

Ein gutes halbes Jahr vor der Bundestagswahl ist das Parteiengefüge
in Bewegung geraten. Die SPD verspürt nach
der Kandidatur von Martin Schulz Aufwind, die Unionsparteien
suchen noch nach einer Antwort auf die Offensive der
Sozialdemokraten und die kleinen Parteien geraten in den
Umfragen ins Trudeln. Mit ihrer Situation befasst sich Dr. Richard
Meng, langjähriger politischer Korrespondent und enger
Beobachter der politischen Szene in Berlin, in unserem
neuen „Zwischenruf vom Leipziger Platz“.

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als der Union, schließen aber auch eine Zusammenarbeit<br />

mit Angela Merkel nicht aus. Sie sind momentan aber längst<br />

nicht stark genug, als dass ein Bündnis mit ihnen ohne weiteren<br />

Partner zur Mehrheit reichen würde.<br />

So ist Berlin nun voll von Spekulationen. Müssen die Grünen<br />

sich doch noch klar zu Schulz bekennen, damit nicht ein Teil<br />

ihrer Wählerinnen und Wähler zur SPD überläuft? Schmilzt<br />

die Linkspartei weiter, wenn deutlich wird, dass ein Kanzlerwechsel<br />

im Fall einer starken SPD realistisch ist? Wie flexibel<br />

ist die FDP, die bis vor vier Jahren unter Bundeskanzlerin<br />

Merkel mit einer neoliberalen Ausrichtung in der Bundesregierung<br />

gesessen hatte?<br />

Intern hatten sich die Grünen bereits mit dem Gedanken vertraut<br />

gemacht, dass eine Mehrheitsbildung mit der SPD angesichts<br />

der Schwäche der Sozialdemokraten rechnerisch<br />

nicht möglich sein würde. Die Nominierung ihrer beiden Spitzenkandidaten<br />

Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir, die<br />

allgemein für einen Kurs der Mitte stehen, kann als Antwort<br />

darauf verstanden werden. Aber die Dinge entwickeln sich<br />

anders, denn ausweislich der Umfragen wünschen sich immer<br />

mehr Menschen – zumal aus dem grünen Lager – eher<br />

einen Kanzler Schulz als die Fortsetzung der Kanzlerschaft<br />

Angela Merkels.<br />

Flexible Bündnisse auf Landesebene<br />

Auf Landesebene zeigen die Grünen längst, dass sie in unterschiedlicher<br />

Konstellation sowohl mit der CDU als auch<br />

mit der SPD koalieren können. Die schwarz-grünen Bündnisse<br />

in den Ländern Baden-Württemberg und Hessen machen<br />

deutlich, wie problemlos die Kooperation mit den Konservativen<br />

funktioniert. Die Sozialdemokraten zeigen lieber<br />

auf das Beispiel Rheinland-Pfalz. Dort führt die SPD seit einem<br />

Jahr eine harmonisch arbeitende Landesregierung an,<br />

in der sowohl die Grünen als auch die FDP vertreten sind.<br />

Der Wahltag ist noch zu weit weg, um seriös beurteilen zu<br />

können, was am Ende rechnerisch möglich sein wird. Wahrscheinlich<br />

ist aber immer noch, dass im nächsten Bundestag<br />

neben Union und SPD erstmals vier kleinere Fraktionen<br />

sitzen werden: Grüne, Linkspartei, FDP und AfD. Wer ohne<br />

Fortsetzung der großen Koalition ins Kanzleramt einziehen<br />

will, muss voraussichtlich mit mindestens zwei von ihnen ein<br />

Bündnis eingehen. Weitgehend sicher ist, dass einer dieser<br />

kleinen Koalitionspartner die Grünen sein werden.<br />

Rennen zwischen Merkel und Schulz stärkt<br />

große Volksparteien<br />

Diese Konstellation bestimmt natürlich schon jetzt das Agieren<br />

der Großen. CDU/CSU wie SPD versuchen, sich auf<br />

Themen zu konzentrieren, bei denen die kleineren Parteien<br />

an Resonanz verlieren. Bei den Konservativen ist das die<br />

Sicherheitspolitik, bei den Sozialdemokraten die soziale Gerechtigkeit.<br />

Bereits jetzt zeichnet sich ab: Je länger das Rennen<br />

zwischen Merkel und Schulz offen bleibt, desto stärker<br />

wird die Anziehungskraft der beiden großen Volksparteien<br />

CDU/CSU und SPD. Dabei war jahrelang schon von deren<br />

unvermeidbarem Abstieg die Rede.<br />

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<strong>Zwischenruf</strong> <strong>vom</strong> <strong>Leipziger</strong> <strong>Platz</strong> <strong>02</strong> | <strong>2017</strong><br />

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