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Abstractband - giskid

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Impressum:<br />

Tagungsprogramm und – organisation:<br />

Stephan Sallat, Svenja Rödel, GISKID e.V.<br />

Koordination des Reviewverfahrens:<br />

Dagmar Bittner<br />

Redaktion <strong>Abstractband</strong>:<br />

Stephan Sallat<br />

Herstellung:<br />

Schulz-Kirchner Verlag, Idstein


Grußwort<br />

Sehr geehrte Besucher der ISES VII,<br />

Grußwort ISES VII, Leipzig 2012<br />

herzlich willkommen zur 7. Interdisziplinären Tagung über Sprachentwicklungsstörungen in<br />

Leipzig. Seit Prof. Dr. Waldemar von Suchodoletz im Jahre 2000 diese Tagung ins Leben rief,<br />

treffen sich Wissenschaftler und Therapeuten aus den deutschsprachigen Ländern alle zwei<br />

Jahre, um neue Forschungsprojekte sowie Diagnostik- und Therapieansätze interdisziplinär<br />

zu diskutieren. Gerade dieser interdisziplinäre Ansatz wurde dabei von den Teilnehmern<br />

immer wieder als das Besondere dieser Tagung erlebt. Daneben ging es auf der ISES stets<br />

auch darum, dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Plattform zu geben.<br />

Vor zwei Jahren gab es auf der ISES VI in Rostock im Rahmen der Abschlussveranstaltung nun<br />

die Sorge, wie es nach der Emeritierung von Prof. Suchodoletz mit der Tagung und der als<br />

Austauschplattform geschätzten SES-Mailingliste weitergehen soll. Es wurde die Gründung<br />

einer neuen Fachgesellschaft vorgeschlagen, welche die deutschsprachigen Forscher und<br />

Praktiker im Bereich des unauffälligen und gestörten Spracherwerbs disziplinübergreifend<br />

vernetzen soll.<br />

Nicht einmal ein Jahr später wurde dann in Leipzig im Mai 2011 die Gesellschaft für<br />

interdisziplinäre Spracherwerbsforschung und kindliche Sprachstörungen im<br />

deutschsprachigen Raum (GISKID) als Verein gegründet. Seitdem haben wir als Vorstand<br />

versucht, der neugeborenen GISKID das Laufen beizubringen. So musste eine Geschäftsstelle<br />

eingerichtet, mit Homepage, Postkarten, Flyern und Plakaten für die Gesellschaft geworben<br />

und die Suche nach Unterstützern, Beiräten und Sponsoren begonnen werden. Die<br />

wichtigste Aufgabe im ersten Jahr der GISKID war jedoch die Planung der ISES VII. Nun<br />

freuen wir uns, Sie im Namen der GISKID ein zweites Mal innerhalb so kurzer Zeit in Leipzig<br />

auf „unserer Tagung“ begrüßen zu dürfen. Der Blick auf das Programm verspricht wieder<br />

eine interessante ISES welche die vielfältigen interdisziplinären Perspektiven auf den<br />

gestörten mono- und bilingualen Spracherwerb widerspiegelt. Wir freuen uns, dass so<br />

vielfältige Beiträge zu den Bereichen Sprachentwicklung, Sprachentwicklungsstörungen,<br />

Sprachentwicklungsdiagnostik, Mehrsprachigkeit und Sprachtherapie eingereicht wurden.<br />

Ebenso werden die Vorstellungen der Arbeitsgruppen zu den Themen Elternzentrierte<br />

Intervention bei Auffälligkeiten im frühen Spracherwerb und Schriftspracherwerb, Ethik in der<br />

interdisziplinären Therapieforschung bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen,<br />

Schulische Perspektiven von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen sowie die AG<br />

Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder - Verarbeitungsfähigkeiten, frühe<br />

Sprachleistungen und Fördermöglichkeiten die vertiefende Betrachtung wichtiger Themen<br />

ermöglichen.<br />

1


ISES VII, Leipzig 2012 Grußwort<br />

Verbunden mit der Übernahme der ISES-Organisation haben wir zwei wichtige Neuerungen<br />

eingeführt. So wird es in diesem Jahr erstmals drei eingeladene Keynotes im Rahmen der<br />

ISES geben. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Joy Stackhouse, Prof. i.R. Dr. Hermann<br />

Schöler und Dr. Jens Brauer mit ihren Überblicksvorträgen unsere Tagung bereichern. Die<br />

zweite Neuerung ist die Nachwuchssession am Samstagvormittag. Hier möchten wir dem<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs ein Forum geben, um seine Abschlussarbeiten einem breiten<br />

Fachpublikum vorstellen zu können.<br />

Zum Schluss haben wir die große Ehre und Freude, Ihnen eine Schirmherrin für die GISKID<br />

und die ISES präsentieren zu können. Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth hat<br />

sich bereit erklärt, die GISKID und die ISES als Schirmherrin zu unterstützen. Auf diese Weise<br />

soll die Bedeutung von sprachlichen Fähigkeiten für die Teilhabe an der Gesellschaft und<br />

damit verbunden die Notwendigkeit von sprachtherapeutischen Interventionen bei<br />

Sprachstörungen einer breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht werden. Frau Prof. Süssmuth<br />

verkörpert durch ihre Biographie mit Studium und Promotion im Schnittfeld der Disziplinen<br />

Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie, ihrer Arbeit als Ministerin im Bereich<br />

Jugend, Familie und Gesundheit, ihrer Tätigkeit als Bundestagspräsidentin und mit der Arbeit<br />

in Gremien zu Zuwanderung, Integration und Migration viele der Themenbereiche, die für<br />

die GISKID von zentraler Bedeutung sind. Gemeinsam mit ihr werden wir zukünftig<br />

versuchen, die Themen Spracherwerb, Sprachentwicklungsstörungen, Früherfassung und<br />

Frühförderung aber auch die Situation betroffener Familien in die öffentliche Wahrnehmung<br />

zu rücken. Daher freuen wir uns sehr, dass Frau Prof. Dr. Süssmuth die GISKID als<br />

Schirmherrin unterstützt.<br />

Ihr GISKID-Vorstand<br />

Julia Siegmüller<br />

Annette Fox-Boyer<br />

Peter B Marschik<br />

Stephan Sallat<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ISES VII, Leipzig 2012<br />

Die Abstracts finden Sie über die Seitenangaben im Tagungsprogramm.<br />

Die Autoren können Sie zusätzlich auch über das Autorenverzeichnis suchen.<br />

Tagungsprogramm.……………………………………………………… 4<br />

Keynotes.……………………………………………………………………. 13<br />

Einzelvorträge.…………………………………………………………….. 17<br />

Arbeitsgruppen…………………………………………………………… 95<br />

Poster…………………………………………………………………………. 121<br />

Kontaktdaten der Referenten.…………………………………….. 147<br />

Autorenverzeichnis……………………………………………………… 156<br />

3


ISES VII, Leipzig 2012 Tagungsprogramm<br />

Tagungsprogramm<br />

FREITAG, 2. NOVEMBER 2012<br />

ab 10:00 Uhr<br />

Öffnung des Tagungsbüros, Anmeldung<br />

12:00 – 13:30 Uhr<br />

Hörsaal 16 Hörsaal 8<br />

Arbeitsgruppe 1<br />

Moderation:<br />

ANKE BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

Elternzentrierte Intervention bei Auffälligkeiten<br />

im frühen Spracherwerb und Schriftspracherwerb<br />

Abstract S. 95<br />

13:30 – 14:00 Uhr Pause<br />

14:00 – 15:30 Uhr<br />

Hörsaal 16 Hörsaal 8<br />

Arbeitsgruppe 2<br />

Moderation:<br />

CHRISTIAN W. GLÜCK (Leipzig)<br />

Schulische Perspektiven von Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen<br />

Abstract S. 103<br />

4<br />

Einzelvorträge „SSES“<br />

ANDREA DOHMEN (Oxford), SHULA CHIAT (London),<br />

PENNY ROY (London)<br />

Beziehungen zwischen imitativen und<br />

sprachlichen Fähigkeiten von Kleinkindern mit<br />

spezifischen Sprachentwicklungsverzögerungen<br />

Abstract S. 18<br />

MARKUS SPREER (Leipzig)<br />

Der Einfluss des prosodischen Parameters<br />

Pause auf die Sprachverarbeitung bei SSES<br />

Abstract S. 20<br />

ILDIKÓ TRILTSCH-CIUREA (Augsburg), NORA STEFANOVA,<br />

MAJA HEMPEL (München)<br />

Familiarität und Verlauf expressiver und<br />

expressiv-rezeptiver Sprachstörung bei 175<br />

Kindern<br />

Abstract S. 22<br />

Einzelvorträge „Therapie“<br />

CHRISTINE PLAHL (Benediktbeuern)<br />

Musikalische Elemente der präverbalen<br />

Kommunikation in Sprachentwicklungsförderung<br />

und Rehabilitation<br />

Abstract S. 24


16:00 Uhr, HS 9<br />

Offizielle Eröffnung der ISES VII<br />

17:00 – 18:00 Uhr, HS 9<br />

KEYNOTE<br />

Tagungsprogramm ISES VII, Leipzig 2012<br />

5<br />

BURKHART FISCHER (Freiburg)<br />

Die Entwicklung der Blicksteuerung bei<br />

Normallesenden und bei Schülern mit einer<br />

Lese-Rechtschreibschwäche<br />

Abstract S. 26<br />

BURKHART FISCHER, KLAUS HARTNEGG (Freiburg)<br />

Training der Blicksteuerung und Transfer auf<br />

das Lesen bei Schülern mit einer Lese-<br />

Rechtschreibschwäche<br />

Abstract S. 28<br />

Prof. Dr. JOY STACKHOUSE, University of Sheffield<br />

Children’s Speech and Literacy Difficulties: A Psycholinguistic Framework for<br />

Research and Practice<br />

Abstract S. 14<br />

ab 19:00 Uhr, Alte Schalterhalle des Bayerischen Bahnhofs Leipzig<br />

SOCIAL DINNER<br />

Im historischen Ambiente wird beim Social Dinner die Zusammensetzung der GISKID mit dem Menü<br />

"Brenner Express - Eine kulinarische Dreiländer-Reise" auch kulinarisch zu erleben sein.


ISES VII, Leipzig 2012 Tagungsprogramm<br />

SAMSTAG, 3.NOVEMBER 2012<br />

9:00 Uhr, HS 9<br />

KEYNOTE<br />

Prof. i.R. Dr. HERMANN SCHÖLER, Pädagogische Hochschule Heidelberg<br />

Zur Ätiologie der Umschriebenen Sprachentwicklungsstörung und<br />

Überlegungen zur Intervention<br />

Abstract S. 15<br />

10:00 Uhr – 10:30 Uhr Pause<br />

10:30 – 12:30 Uhr<br />

NACHWUCHSSESSION: Bachelor-, Master-, Diplom und Examensarbeiten<br />

Hörsaal 8 Hörsaal 9 Hörsaal 16<br />

CAROLIN MEYER (Bielefeld),<br />

SUSANNE VOGT (Idstein),<br />

PRISCA STENNEKEN (Bielefeld)<br />

Der Einfluss pragmatischkommunikativer<br />

Fähigkeiten<br />

auf die Effektivität der<br />

Inputtherapie – Eine explorative<br />

Interventionsstudie mit Kindern<br />

mit kombinierter umschriebener<br />

Entwicklungsstörung und<br />

Sprachentwicklungsstörung<br />

Abstract S. 40<br />

BETTINA HEINZELMANN (Hannover),<br />

ANNA PARMA, ANJA WERDERMANN<br />

(Aachen)<br />

Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen<br />

zum<br />

Zeitpunkt der U7 – eine<br />

Checkliste zur Anwendung in<br />

der pädiatrischen Praxis<br />

Abstract S. 36<br />

ANJA STARKE, ALEXANDER RÖHM,<br />

UTE RITTERFELD (Dortmund)<br />

Rechenstrategien bei sprachlich<br />

auffälligen Kindern<br />

Abstract S. 48<br />

JANNA KOSACK (Winterthur)<br />

"Sprache kitzeln": Eine<br />

filmbasierte Instruktion zur<br />

Vermittlung von Sprachlehrstrategien<br />

Abstract S. 38<br />

PATRICIA POMNITZ (Frankfurt Main)<br />

Ergänzende Daten zur<br />

Variabilität und Kontinuität im<br />

frühkindlichen Lexikon: eine<br />

Studie mittels Wortschatztagebuch<br />

Abstract S. 42<br />

CAROLINE ELSING (Leipzig)<br />

Fast Mapping bei Kindern mit<br />

Deutsch als Zweitsprache<br />

Abstract S. 31<br />

6<br />

SILKE GÜNDER (Bad Ems),<br />

PETRA KORNTHEUER (Idstein)<br />

Der<br />

Geschichtenverständnistest -<br />

ein Verfahren zur Überprüfung<br />

der Inferenzbildung bei<br />

Vierjährigen<br />

Abstract S. 34<br />

ANNA CASPER, NESE ÖNAL,<br />

ANNETTE FOX-BOYER (Hamburg)<br />

Symptomatologie von<br />

Aussprachestörungen bei<br />

bilingualen Kindern (türkischdeutsch<br />

/ russisch-deutsch)<br />

Abstract S. 32<br />

ARIANE SCHNEIDER,<br />

ANNETTE FOX-BOYER (Hamburg)<br />

Die Kunst der Kunstwörter<br />

Verfahren zur Überprüfung<br />

des Phonologischen Arbeitsgedächtnisses<br />

bei Kindern<br />

Abstract S. 46


ANIKA BUTZ (Leipzig)<br />

Der Einfluss didaktischer<br />

Entscheidungen auf die<br />

Rechtschreibleistungen von<br />

Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen<br />

Abstract S. 30<br />

Tagungsprogramm ISES VII, Leipzig 2012<br />

KATHARINA SALGERT, SILKE FRICKE,<br />

BILL W. WELLS (Sheffield, UK)<br />

Bilingualer Phonologieerwerb<br />

bei türkisch-deutschsprachigen<br />

Kindern<br />

Abstract S. 44<br />

12:30 – 13:30 Uhr Mittagspause, Essen in der Moritzbastei<br />

13:30 – 15:00 Uhr<br />

Hörsaal 8 Hörsaal 9 Hörsaal 16<br />

Einzelvorträge<br />

„Therapie“<br />

BRITTA BLECKMANN (Bad Salzdetfurth)<br />

Interdisziplinarität zwischen<br />

zwei Spezien - Hundbegleitete<br />

Sprachtherapie im Sprachheilzentrum<br />

Bad Salzdetfurth<br />

Abstract S. 50<br />

JULIA SIEGMÜLLER, JEANNINE BAUMANN,<br />

CHARLEEN NEUMANN (Rostock)<br />

Therapie der Verbzweitstellung<br />

in der vergleichenden<br />

Einzelfallforschung<br />

Abstract S. 84<br />

HERBERT LANGE (Bremen)<br />

Unterwegs mit Silas - ein<br />

Teammodell zur ganzheitlichen<br />

Förderung bei Trisomie 21<br />

Abstract S. 54<br />

Einzelvorträge<br />

„Diagnostik bei SSES“<br />

SUSANNE VOGT, MAIKE GUMPERT<br />

(Idstein)<br />

Untersuchung des Sprachverstehens:<br />

zwei Instrumente<br />

im Vergleich<br />

Abstract S. 60<br />

KATHRIN PFEFFER (München)<br />

Form vs.Inhalt? Erzählungen<br />

von Schülern mit und ohne<br />

Sprachentwicklungsstörung<br />

("work in progress")<br />

Abstract S. 56<br />

HILDA GEISSMANN (Zürch/Fribourg,<br />

Schweiz)<br />

Wie entwickeln sich Late<br />

Talkers?<br />

Abstract S. 52<br />

7<br />

Arbeitsgruppe 3<br />

Moderation:<br />

SVENJA RINGMANN (Rostock)<br />

Ethik in der interdisziplinären<br />

Therapieforschung bei Kindern<br />

mit Entwicklungsstörungen<br />

Abstract S. 109


ISES VII, Leipzig 2012 Tagungsprogramm<br />

15:00 – 16:00 Uhr POSTERSESSION, Foyer<br />

Poster 1<br />

Abstract S. 122<br />

Poster 2<br />

Abstract S. 146<br />

Poster 3<br />

Abstract S. 124<br />

Poster 4<br />

Abstract S. 126<br />

Poster 5<br />

Abstract S. 128<br />

Poster 6<br />

Abstract S. 130<br />

Poster 7<br />

Abstract S. 132<br />

Poster 8<br />

Abstract S. 134<br />

Poster 9<br />

Abstract S. 136<br />

Poster 10<br />

Abstract S. 138<br />

Poster 11<br />

Abstract S. 140<br />

Poster 12<br />

Abstract S. 142<br />

Poster 13<br />

Abstract S. 144<br />

CLAUDIA JENNY (Wangen)<br />

Keine Angst vor Zweisprachigkeit!<br />

PATRICIA POMNITZ (Frankfurt Main)<br />

Kinderbetreuung als wesentlicher Einflussfaktor auf den frühen<br />

Lexikonerwerb<br />

UTE SCHRÄPLER (Leipzig), KLAUS HOFMANN (Chemnitz), ELKE SIEGERT<br />

(Dresden)<br />

Sprachdiagnostik in den pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

U6-U9, Kita-Untersuchung, – Vorstellung eines<br />

interdisziplinären Konzeptes<br />

ANN-KATRIN BOCKMANN, ANNA-MARIA MACHMER (Hildesheim), ANKE<br />

BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

ELIMAR - Wie effektiv kann eine Elterninformation zum Thema<br />

Mehrsprachigkeit sein?<br />

CHRISTINA HAUPT, DILYS TREHARNE (Sheffield)<br />

Bewusstheit von Eltern und ErzieherInnen für Sprachprobleme<br />

3- und 4-jähriger deutscher Vorschulkinder<br />

TANJA SCHORCH, ANGELA D. FRIEDERICI, JENS BRAUER (Leipzig)<br />

Ein Vergleich unterschiedlicher Settings zur Erfassung der<br />

Komplexität sprachlicher Äußerungen bei Kindern und Müttern<br />

ANTJE VOß, KATRIN Nielsen (Hamburg)<br />

Warum das Trainieren von Bildergeschichten die<br />

Erzählkompetenzen und das freie Schreiben von Geschichten<br />

nicht positiv beeinflusst<br />

PATRICIA DE BRITO CASTILHO WESSELING, THOMAS LACHMANN (Kaiserslautern)<br />

Förderung von Sprache durch Bibliothek und Dialogisches<br />

Buchanschauen in der Kindertagesstätte<br />

JOANA WOLFSPERGER (Heidelberg, München)<br />

Chancen früher Hilfen bei unreif geborenen Kleinkindern:<br />

Untersuchung der Mutter-Kind-Interaktion in kommunikativen<br />

Situationen und deren Zusammenhang mit dem weiteren<br />

Verlauf der Sprachentwicklung<br />

CHRISTIAN FLÄMIG (Köln), STEPHAN SALLAT (Leipzig)<br />

Musiktherapie bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen in<br />

der Schule<br />

NADJA RUHLIG (Berlin)<br />

Zum Erwerb markierter Wortstellung: Einfluss von Kontext und<br />

Prosodie<br />

RALF VOLLMANN, KATHARINA SCHWABL, KATRIN BARTL-POKORNY, PETER B<br />

MARSCHIK (Graz)<br />

Protoliterate Strukturen bei monolingualen und bilingualen<br />

Kindergartenkindern<br />

MELANIE BENDER (Köln), SUSANNE WIELOCH (Hamburg)<br />

Die Entwicklung der genuinen Verbzweitstellung im<br />

ungestörten Spracherwerb<br />

8


16:00 – 17:30 Uhr<br />

Tagungsprogramm ISES VII, Leipzig 2012<br />

Hörsaal 8 Hörsaal 9 Hörsaal 16<br />

Einzelvorträge<br />

„Diagnostik“<br />

MICHÈLE ROSENMEYER,<br />

KATHARINA DIEDERICHS,<br />

ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Eignet sich der TROG-D zur<br />

Erfassung des Sprachverständnisses<br />

bei Kindern mit<br />

Hörstörungen?<br />

Abstract S. 68<br />

ANNE KATRIN LÄßIG, ANNE FABIAN,<br />

ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Aktueller Stand der PiK-Studie<br />

(„Prävention im Kindesalter“)<br />

Abstract S. 64<br />

STEPHAN SALLAT, MARKUS SPREER<br />

(Leipzig)<br />

Diagnostik pragmatischer Fähigkeiten<br />

im Vorschulalter<br />

Abstract S. 70<br />

17:30 – 18:00 Uhr Pause<br />

18:00 – 19:30 Uhr, HS 8<br />

Einzelvorträge<br />

„SSES“<br />

Mitgliederversammlung GISKID e.V.<br />

SVENJA RINGMANN,<br />

FRANCESCA GEORGI, KRISTIN KOLBERG,<br />

JOSEFINE HENNING (Rostock)<br />

Das Verständnis komplexer<br />

W-Fragen bei Jugendlichen<br />

und Erwachsenen mit<br />

Sprachentwicklungsstörung<br />

Abstract S. 66<br />

ANNETTE FOX-BOYER (Rostock),<br />

BLANCA SCHÄFER (Sheffield)<br />

Die Entwicklung der initialen<br />

Konsonantenverbindungen im<br />

Deutschen<br />

Abstract S. 62<br />

KRISTIN SNIPPE (Berlin)<br />

Was ich nicht sagen kann.......<br />

Eine Aufklärung über<br />

Autismus-spezifische Sprache.<br />

Abstract S. 72<br />

9<br />

Arbeitsgruppe 4<br />

Moderation:<br />

TANJA RINKER & STEFFI SACHSE (Ulm)<br />

Sprachentwicklung<br />

mehrsprachiger Kinder –<br />

Verarbeitungsfähigkeiten,<br />

frühe Sprachleistungen und<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Abstract S. 115


ISES VII, Leipzig 2012 Tagungsprogramm<br />

SONNTAG, 4.NOVEMBER 2011<br />

9:00 Uhr, HS 9<br />

KEYNOTE<br />

Dr. JENS BRAUER, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig<br />

Erstspracherwerb aus neurokognitiver Perspektive: Hirnfunktionelle und<br />

hirnstrukturelle Befunde zur Sprachentwicklung und<br />

Sprachentwicklungsstörungen<br />

Abstract S. 16<br />

10:00 – 10:30 Uhr Pause<br />

10:30 – 12:00 Uhr<br />

Hörsaal 8 Hörsaal 9 Hörsaal 16<br />

Einzelvorträge<br />

„Sprachentwicklung“<br />

ANJA HUBERT, LARS MEYER,<br />

ANGELA FRIEDERICI (Leipzig)<br />

Aktivierungen im Sprachnetzwerk<br />

des kindlichen Gehirns –<br />

ein Zusammenspiel aus<br />

grammatischen Fähigkeiten,<br />

Arbeitsgedächtnisleistungen<br />

und neuroanatomischen<br />

Voraussetzungen<br />

Abstract S. 78<br />

ANNE FABIAN, VANESSA HOFFMANN,<br />

ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Untersuchung der Sprachentwicklung<br />

bei bilingual<br />

aufwachsenden Kindern mit<br />

Hörstörungen<br />

Abstract S. 76<br />

DAGMAR BITTNER (Berlin)<br />

Pronomenwahl und Erzählperspektive<br />

bei 5-7-Jährigen<br />

Abstract S. 74<br />

Einzelvorträge<br />

„Diagnostik bei SSES“<br />

CARLA WEGENER, TANJA ETZ (Idstein),<br />

HENNING REETZ (Frankfurt)<br />

Der Säuglingsschrei – Ein<br />

reliables Instrument für die<br />

Diagnostik?<br />

Abstract S. 86<br />

ULRIKE DE LANGEN-MÜLLER (Passau),<br />

CHRISTINA KAUSCHKE (Marburg),<br />

CHRISTIANE KIESE-HIMMEL<br />

(Goettingen), KATRIN NEUMANN<br />

(BOCHUM), MICHELE NOTERDAEME<br />

(Augsburg)<br />

Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen:<br />

Interdisziplinäre S2k-Leitlinie<br />

Abstract S. 80<br />

10<br />

Einzelvorträge<br />

„Therapie“<br />

CARINA LÜKE (Dortmund)<br />

Effekte des Einsatzes von<br />

Methoden der Unterstützten<br />

Kommunikation auf die<br />

linguistische und sozialkommunikative<br />

Entwicklung<br />

eines Jungen mit kindlicher<br />

Sprechapraxie<br />

Abstract S. 82<br />

MICHAEL EVERS (Bremen)<br />

Kommunikationsförderung<br />

von Kindern mit schweren<br />

Mehrfachbehinderungen<br />

Abstract S. 93<br />

JULIA SIEGMÜLLER (Rostock)<br />

Inputorientierte Therapie im<br />

Lexikon - die Gesamtergebnisse<br />

des LST-LTS-Projektes<br />

Abstract S. 58


12:00 – 12:30 Uhr Pause<br />

12:30 – 13:30 Uhr<br />

Hörsaal 8 Hörsaal 9<br />

Einzelvorträge<br />

„Therapie bei SSES“<br />

SANDRA NIEBUHR-SIEBERT (Potsdam),<br />

UTE RITTERFELD (Dortmund)<br />

Hörspielbasierte Sprachlerneffekte bei SSES<br />

Abstract S. 23<br />

STEPHAN SALLAT (Leipzig)<br />

Möglichkeiten der Musiktherapie bei Kindern<br />

mit Sprachentwicklungsstörungen<br />

Abstract S. 90<br />

13:45 Uhr, HS 9<br />

Verabschiedung, Abschluss der Tagung<br />

Tagungsprogramm ISES VII, Leipzig 2012<br />

11<br />

Einzelvorträge<br />

„Therapie“<br />

SASCHA DÜMIG (Frankfurt)<br />

Die Parallele Architektur und ihre<br />

Anwendbarkeit in der klinischen Praxis –<br />

Konzeptionell relevante Aspekte am Beispiel<br />

des unauffälligen und gestörten<br />

Phonologieerwerbs<br />

Abstract S. 88<br />

ELISABETH WILDEGGER-LACK (Fürstenfeldbruck)<br />

Hast Du den Stecker abgeschraubt? Darf man<br />

das? Prinzipien der Kindersprach-therapie mit<br />

Materialien aus dem Baumarkt<br />

Abstract S. 92


ISES VII, Leipzig 2012 Keynotes<br />

12


Kenotes ISES VII, Leipzig 2012<br />

KEYNOTES<br />

13


ISES VII, Leipzig 2012 Keynotes<br />

KEYNOTE 1<br />

Children’s Speech and Literacy Difficulties:<br />

A Psycholinguistic Framework for Research and Practice<br />

Prof. Dr. JOY STACKHOUSE (Sheffield)<br />

Abstract: The talk will demonstrate how the psycholinguistic framework developed by<br />

Professors Joy Stackhouse and Bill Wells has been used in research and practice. Findings<br />

from case studies and a longitudinal study of children’s speech and literacy development<br />

(age range 3-7 years) will be used to examine identification of at risk children; speech and<br />

literacy outcomes in young school-age children; and how to define resolved speech<br />

difficulties. The focus of the talk will be on the relationship between spoken and written<br />

language and in particular on speech, phonological awareness, word learning, and spelling.<br />

Biographical Details:<br />

Joy Stackhouse is Professor of Human Communication Sciences at the University of Sheffield<br />

where she teaches on the Postgraduate Distance Learning Programmes in Speech Difficulties<br />

and Cleft Palate. She is a Fellow of the Royal College of Speech and Language Therapists and<br />

a chartered psychologist. Along with Professor Bill Wells, she has developed a<br />

psycholinguistic approach to the assessment and management of children with speech and<br />

literacy difficulties and has a particular interest in dyslexia, dyspraxia, and training others to<br />

support children with speech, language and literacy needs.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. Joy Stackhouse<br />

Department of Human Communication Sciences<br />

The University of Sheffield<br />

31 Claremont Crescent<br />

Sheffield<br />

S10 2TA<br />

UK<br />

Tel: +44 (0) 114 222 2401<br />

Fax: +44 (0) 114 273 0547<br />

Mail: j.stackhouse@sheffield.ac.uk<br />

14


KEYNOTE 2<br />

Kenotes ISES VII, Leipzig 2012<br />

Zur Ätiologie der USES und Überlegungen zur Intervention<br />

Prof. i.R. Dr. HERMANN SCHÖLER (Heidelberg)<br />

Durch die Nachzeichnung der Geschichte zur Erforschung der spezifischen bzw.<br />

umschriebenen Sprachentwicklungsstörungen werden die aktuellen ätiologischen Theorien<br />

und darauf basierende Interventionen diskutiert. Als Folie für die Interventionen gilt im<br />

Allgemeinen der unauffällige Spracherwerb. Allerdings liegen konkurrierende<br />

Spracherwerbstheorien vor, die zum einen für die Intervention bei einem gestörten Erwerb<br />

zumindest fraglich sind, zum anderen könnten unterschiedliche Theorien auch jeweils<br />

andere Interventionen nahe legen.<br />

Eine durch die Geschichte anscheinend überwundene und vermeintlich als falsch deklarierte<br />

Spracherwerbstheorie, nämlich eine funktions- und verhaltensanalytische Betrachtung des<br />

Sprachlernens, soll in Erinnerung gerufen und ihr Stellenwert für die Interventionen bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen diskutiert werden. Beim Aufbau sprachlicher<br />

Verhaltenssysteme bei Autismus, geistiger Behinderung und auch bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen erweisen sich auf dieser Theorie basierende Interventionen<br />

außerhalb Deutschlands durchaus als bedeutsam und effektiv. Im Vergleich zu den<br />

üblicherweise durchgeführten Interventionen ist ihre Wirksamkeit tatsächlich auch<br />

evidenzbasiert, also empirisch geprüft, und nicht nur wie in Deutschland meist<br />

eminenzbasiert gesetzt und akzeptiert.<br />

Folgende inhaltliche Gliederung ist für den Vortrag vorgesehen:<br />

1. Rückschau: 1901 – ein guter Startpunkt<br />

2. Begriffswirrwarr, viel Ideologie und mangelhafte Datenlage<br />

3. Kognitive Wende – Das Ausschütten des Kindes mit dem Bade?<br />

4. Zur Ätiologie-Geschichte – was bleibt?<br />

5. Können auch Rückschlüsse aus den Theorien zu Störungen des Schriftspracherwerbs<br />

nützlich sein?<br />

6. Förder- und Therapiekonzepte und ihre Evaluation<br />

7. Vergessene wirksame Interventionen? Ein Plädoyer für eine Rückbesinnung und<br />

Prüfung aktueller Therapiekonzepte<br />

Kontakt:<br />

Prof. i. R. Dr. Hermann Schöler<br />

Sitzbuchweg 61<br />

69118 Heidelberg<br />

Tel: +49 (0) 6221 809957<br />

Fax: +49 (0) 6221 892400<br />

Mail: Hermann.Schoeler@urz.uni-heidelberg.de<br />

URL: www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler<br />

15


ISES VII, Leipzig 2012 Keynotes<br />

KEYNOTE 3<br />

Erstspracherwerb aus neurokognitiver Perspektive:<br />

Hirnfunktionelle und hirnstrukturelle Befunde zu<br />

Sprachentwicklung und Sprachentwicklungsstörungen<br />

Dr. JENS BRAUER (Leipzig)<br />

Die komplexen Prozesse der Sprachverarbeitung meistert das menschliche Gehirn mit hoher<br />

Präzision und Schnelligkeit, eine Fähigkeit, die Kinder gewöhnlich innerhalb weniger Jahre<br />

mühelos erwerben. Die wichtigsten zugrundeliegenden hirnfunktionellen und<br />

hirnstrukturellen Voraussetzungen der Sprachverarbeitung sind im adulte<br />

Sprachverarbeitungssystem mittlerweile gut erforscht und beschrieben. Die neurokognitiven<br />

Korrelate der Etablierung dieser Fähigkeit im sich entwickelnden Gehirn während der<br />

Sprachentwicklung sind jedoch bislang nur in Ansätzen verstanden. Dabei ist aber davon<br />

auszugehen, dass gerade ein gemeinsamer Blick auf die Prozesse der Hirnreifung und<br />

diejenigen des Spracherwerbs wichtige Erkenntnisse zum Verständnis der sprachlichen<br />

Entwicklung beim Menschen zu liefern in der Lage ist.<br />

Zunehmende Erfahrungen mit neurowissenschaftliche Untersuchungsmethoden wie<br />

Elektroenzephalographie (EEG) und Magnetresonanztomographie (MRT) erlauben heute,<br />

auch die anatomische und funktionelle Implementierung des sich entwickelnden<br />

Sprachverarbeitungssystems bei Kindern genauer zu studieren und zu verstehen. Dabei sind<br />

insbesondere die entwicklungsbedingten Veränderungen der Sprachverarbeitung aber auch<br />

die neurokognitiven Korrelate von Sprachverarbeitungsstörungen von großem Interesse. Der<br />

Vortrag wird neurowissenschaftliche Befunde zur Sprachentwicklung bei Kindern vorstellen<br />

sowie aktuelle Forschungsergebnisse zu ausgewählten frühen Sprachentwicklungsstörungen<br />

beleuchten. Ein genaueres Verständnis der hirnfunktionellen und hirnstrukturellen<br />

Grundlagen des Spracherwerbs und seiner Störungen kann letztlich nicht nur dazu beitragen,<br />

die Ursachen von Sprachentwicklungsstörungen besser zu verstehen, sondern auch eine<br />

tiefere Einsicht in die Mechanismen der menschliche Befähigung zur Sprache zu erreichen.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Jens Brauer<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften<br />

Stephanstraße 1A<br />

04103 Leipzig<br />

Deutschland<br />

Tel.: +49 341 9940-2202<br />

Fax.: +49 341 9940-2260<br />

Mail: brauer@cbs.mpg.de<br />

16


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

EINZELVORTRÄGE<br />

17


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANDREA DOHMEN (Oxford), SHULA CHIAT (London), PENNY ROY (London), CHRISTINA KAUSCHKE<br />

(Marburg)<br />

Beziehungen zwischen imitativen und sprachlichen<br />

Fähigkeiten von Kleinkindern mit spezifischen<br />

Sprachentwicklungsverzögerungen<br />

Schlagworte: Sprache, Imitation, spezifische Sprachentwicklungsverzögerungen<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Soziokognitive Fähigkeiten sind wichtig für die Entdeckung der Bedeutung von Sprache und<br />

es wird angenommen, dass einige Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen<br />

(SSES) soziokognitive Auffälligkeiten haben (Chiat, 2001). Die hier vorgestellte Studie<br />

argumentiert, dass die Imitation nonverbaler Inhalte ein möglicher Indikator soziokognitiver<br />

Auffälligkeiten ist, wobei Imitationsfähigkeiten mit einer primär sozialen Funktion mehr über<br />

soziokognitive Fähigkeiten aussagen als Imitationsfähigkeiten mit einer primär<br />

instrumentellen Funktion.<br />

In Übereinstimmung mit dieser Argumentation belegen Forschungsergebnisse, dass<br />

unterschiedliche nonverbale Imitationsfähigkeiten von Kindern mit Autismus-Spektrum-<br />

Störungen, die bekanntermaβen soziokognitive Auffälligkeiten haben, gesondert<br />

beeinträchtigt und mit unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten assoziiert werden können<br />

(Rogers & Williams, 2006). Die nonverbalen Imitationsfähigkeiten von Kindern mit SSES<br />

wurden hingegen kaum untersucht.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Die Hauptziele der Studie waren<br />

• der Vergleich der elizitierten unmittelbaren nonverbalen und verbalen<br />

Imitationsfähigkeiten von Gruppen mit sprachunauffälligen Kleinkindern und Kleinkindern<br />

mit spezifischen Sprachentwicklungsverzögerungen (SSEV) sowie<br />

• die Untersuchung möglicher Assoziationen zwischen nonverbalen imitativen und<br />

sprachlichen Fähigkeiten in der SSEV-Gruppe.<br />

Methode:<br />

Sechzig sprachunauffällige Kinder und 45 Kinder mit SSEV im Alter zwischen 2-3½ Jahren<br />

nahmen an der Studie teil. Anhand neu entwickelter Untersuchungsverfahren wurde die<br />

Imitation von nonverbalen (Körperhaltungen, Gesten, instrumentelle Handlungen, ‘so-tunals-ob‘<br />

Handlungen) und verbalen (Wörter, Nichtwörter, Sätze) Inhalten erfasst. Die<br />

sprachlichen Profile der Kinder wurden mittels standardisierter Testverfahren untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Wie erwartet waren die Leistungen der SSEV-Gruppe in allen verbalen Imitationsaufgaben<br />

deutlich schlechter als die der sprachunauffälligen Gruppe. In den nonverbalen<br />

Imitationsaufgaben lagen die Rohwerte der SSEV-Gruppe hingegen nur in einigen – und nicht<br />

18


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

in allen – Aufgaben unterhalb der Rohwerte der Kontrollgruppe. Eine detaillierte<br />

Fehleranalyse weist auf verzögerte und nicht qualitativ abweichende Imitationsfähigkeiten<br />

der Kinder in der SSEV-Gruppe hin. Korrelationsanalysen offenbarten interessante<br />

Assoziationen zwischen spezifischen nonverbalen Imitationsfähigkeiten und spezifischen<br />

sprachlichen Fähigkeiten in der SSEV-Gruppe.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die theoretischen und klinischen Implikationen der Ergebnisse für den unauffälligen und<br />

auffälligen Sprach- und Kommunikationserwerb werden diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Chiat, S. (2001). Mapping theories of developmental language impairment: Premises,<br />

predictions, and evidence. Language and Cognitive Processes in Developmental<br />

Disorders, 16(2/3), 113-142.<br />

Rogers, S. J. & Williams, J. H. G. (2006). Imitation and the social mind: Autism and typical<br />

development, New York, London: Guilford Press.<br />

19


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

MARKUS SPREER (Leipzig)<br />

Der Einfluss des prosodischen Parameters Pause auf die<br />

Sprachverarbeitung bei SSES<br />

Schlagworte: SSES, Prosodie, Sprachverarbeitung, Pause<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Prosodie spielt gerade im Verlauf der frühen Sprachentwicklung, aber auch in der<br />

Alltagskommunikation eine entscheidende Rolle. Gerade durch prosodische Parameter<br />

werden beispielsweise Emotionen transportiert, Fokussierungen vorgenommen sowie<br />

Informationen disambiguiert. Kinder mit Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen (SSES)<br />

zeigen in der Verarbeitung verschiedener prosodischer Parameter Auffälligkeiten (u.a.<br />

Weinert 1991; Marshall et al. 2009). Erst wenige Ergebnisse liegen jedoch zu den<br />

Verarbeitungsleistungen einzelner Parameter vor (u.a. Corriveau, Pasquini & Goswami<br />

2007).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Das vorzustellende Dissertationsprojekt ging der Frage nach, welches Einflusspotential der<br />

prosodische Parameter Pause auf die Sprachverarbeitungsleistungen von Kindern mit<br />

spezifischen Sprachentwicklungsstörungen im Vergleich zu sprachlich unauffälligen Kindern<br />

hat.<br />

Methode:<br />

Bei Kindern mit SSES im Alter von 7-9 Jahren (N=60) wurden die Verarbeitungsleistungen von<br />

Pausen-Informationen in Anwendungsaufgaben mit kontrolliertem Sprachmaterial<br />

(Sprachsynthesizer) überprüft und mit den Leistungen sprachlich unauffälliger Kinder (Alter:<br />

4-9 Jahre, N=120) verglichen.<br />

Die Verarbeitungsleistungen des prosodischen Parameters Pause wurden dabei in<br />

Aufgabenstellungen zum Statistischen Sprachlernen, zur Diskrimination, zur Disambiguierung<br />

(u.a. Chunking, Bracketing) und zur Reproduktion (u.a. Chunking, Bracketing, Silbenfolgen)<br />

erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen zeigen in den meisten Bereichen<br />

geringere Leistungen als die Kontrollgruppe. Ein Teil der Ergebnisse spricht sogar dafür, dass<br />

in den überprüften Altersgruppen stagnierende Fähigkeiten signifikant unterhalb der<br />

Niveaus der Altersvergleichsgruppen zu konstatieren sind.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Neben den Forschungsdesiderata hinsichtlich einer Ausdifferenzierung der Aufgabenstellung<br />

(Altersbereich, Pausenlänge, Kombination einzelner Parameter) sollte der didaktisierende<br />

Einsatz von Pausen und die Möglichkeit der Verwendung einzelner Aufgabenstellungen als<br />

diagnostische Marker (z.B. Diskrimination Silbenfolgen) weiter untersucht werden.<br />

20


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

CORRIVEAU, KATHLEEN; PASQUINI, ELIZABETH & GOSWAMI, USHA (2007): Basic Auditory Processing<br />

Skills and Specific Language Impairment: A new look at an Old Hypothesis. Journal of<br />

Speech, Language, and Hearing Research 50, 647-666.<br />

SPREER, M. (2012): Prosodie und Sprachentwicklungsstörungen:<br />

Sprachverarbeitungsleistungen von Kindern mit SSES am Beispiel des Merkmals<br />

Pause. Köln: Prolog.<br />

WEINERT, SABINE (1991): Spracherwerb und implizites Lernen: Studien zum Erwerb<br />

sprachanaloger Regeln bei Erwachsenen, sprachunauffälligen und dysphasischsprachgestörten<br />

Kindern. Göttingen: Huber.<br />

MARSHALL, CHLOE R.; HARCOURT-BROWN, SALLY; RAMUS, FRANCK & VAN DER LELY, HEATHER K.J. (2009):<br />

The link between prosody and language skills in children with specific language<br />

impairment (SLI) and/or dyslexia. International Journal of Language and<br />

Communication Disorders 44, 4, 466-488.<br />

21


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ILDIKÓ TRILTSCH-CIUREA (Augsburg), NORA STEFANOVA, MAJA HEMPEL (München)<br />

Familiarität und Verlauf expressiver und expressivrezeptiver<br />

Sprachstörung bei 175 Kindern<br />

Schlagworte: Sprachentwicklungsstörung Familiarität Genetik<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Expressive und expressive-rezeptive Sprachstörungen sind umschriebene<br />

Entwicklungsstörungen der Sprache, die nicht durch Intelligenzminderung, Hörstörung,<br />

hirnorganische Erkrankungen, emotionale Störungen oder eine anregungsarme Umwelt<br />

bedingt sind. Die Familiarität dieser Sprachstörungen ist durch eine Vielzahl von<br />

Untersuchungen belegt.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In der vorliegenden Studie haben wir 175 Kinder mit expressiver oder expressiv-rezeptiver<br />

Sprachstörung charakterisiert unter besonderer Berücksichtigung der familiären Belastung<br />

und des Verlaufs.<br />

Methode:<br />

175 Kinder im Alter von 3-6 Jahren wurden in die Studie eingeschlossen. Die Eigen- und<br />

Familienanamnese wurde dokumentiert, ein sprachfreier Intelligenztest durchgeführt,<br />

Wortschatz und Sprachverständnis mit Hilfe von AWSTR und SETK charakterisiert. Zusätzlich<br />

wurden Satzbildung und Phonologie beurteilt.<br />

Ergebnisse:<br />

68% der Indexpatienten waren männlich. Bei 41% der Kinder kamen aus Familien mit<br />

Sprachstörung, 34% mit Sprachstörung und Dyslexie und 5% mit Dyslexie. Verwandte<br />

1.Grades waren in 46% betroffen, Verwandte 2.Gradses in 22% und Verwandte 1. und<br />

2.Grades in 7%. 68% der 3 bis 3 ½-jährigen Kinder wiesen einen Wortschatz von


SANDRA NIEBUHR-SIEBERT (Potsdam), UTE RITTERFELD (Dortmund)<br />

Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Hörspielbasierte Sprachlerneffekte bei SSES<br />

Schlagworte: Hörspiel, Medienrezeption, SSES, Intervention<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Da Hörspiele ohne visuelle Ablenker von Kindern gerne wiederholt gehört werden und<br />

zudem einen eher komplexeren, schriftsprachlich wohlgeformten Input anbieten, lassen sich<br />

zur gezielten Sprachförderung im Vorschulalter nutzen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Es wurde untersucht, inwieweit Hörspiele Förderpotenziale auch für spezifisch<br />

sprachauffällige Kinder entfalten.<br />

Methode:<br />

Im Rahmen einer längsschnittlichen pre-post-followup-Studie mit 66 spezifisch<br />

sprachauffälligen und -unauffälligen Kindern im Alter von drei bis vier Jahren wurde die<br />

Wirksamkeit experimentell untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Befunde dokumentieren, dass auch bei sprachauffälligen Kindern in Abhängigkeit von<br />

linguistischen Kriterien deutliche Effekte bei wiederholter Rezeption nachweisbar sind. Die<br />

Effekte bei den sprachauffälligen Kindern ähneln dabei jenen, die bei deutlich jüngeren<br />

Kindern mit vergleichbaren phonologischen Arbeitsgedächtniskapazitäten beobachtet<br />

werden konnten. Am meisten profitierten die ältesten Kinder der Stichprobe ohne<br />

Spracherwerbsdefizite.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es sinnvoll ist Hörspielen zur gezielten Förderung der<br />

Sprachkompetenz bei Kindern mit SSES nutzbar zu machen.<br />

Literatur:<br />

Niebuhr-Siebert, S. & Ritterfeld, U. (2012) Hörspielbasierte Sprachlerneffekte bei<br />

Vorschulkindern mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen. Sprache-Stimme-<br />

Gehör 36 (1), 18-24.<br />

23


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

CHRISTINE PLAHL (Benediktbeuern)<br />

Musikalische Elemente der präverbalen Kommunikation in<br />

Sprachentwicklungsförderung und Rehabilitation<br />

Schlagworte: Musiktherapie, Sprachentwicklungsförderung, Rehabilitation,<br />

Videomikroanalyse<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen zweier Forschungsprojekte.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Musikalische Fähigkeiten des Menschen spielen eine zentrale Rolle in der Phylogenese wie<br />

auch in der Ontogenese der Sprache. Die präverbale Kommunikation verbindet durch<br />

rhythmische und melodische Elemente in der frühen Entwicklung des Kindes wie auch in der<br />

Menschheitsentwicklung Musik und Sprache. Musikalische Aktivität in der frühen Kindheit<br />

unterstützt die pragmatischen kommunikativen Funktionen von gemeinsamer<br />

Aufmerksamkeitsausrichtung, von emotionaler und Verhaltensregulation und liefert so eine<br />

wesentliche Grundlage für den Spracherwerb. Bildgebende Verfahren der<br />

Neurowissenschaften lassen erkennen, wie musikalische Aktivitäten spezifische Musik-<br />

Sprach-Netzwerke im Gehirn aktivieren und so kognitive wie auch emotionale, motivationale<br />

und motorische Prozesse stimulieren. Entsprechend entfalten sich die therapeutischen<br />

Wirkzusammenhänge der Musik auf einer körperlichen, motorischen, emotionalen,<br />

kognitiven und sozialen Ebene: Musikalische Elemente wirken gleichermaßen aktivierend<br />

und beruhigend, motivierend und strukturierend.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In zwei klinischen Studien im Sozialpädiatrischen Zentrum im Kinderzentrum München und<br />

in der Klinik für Frührehabilitation und Physikalische Medizin im Klinikum Bogenhausen des<br />

Städtischen Klinikums München konnte anhand von Videomikroanalysen gezeigt werden,<br />

wie durch musiktherapeutische Behandlung zum einen die kommunikative Entwicklung von<br />

mehrfach behinderten Kindern gefördert werden kann und wie zum anderen die<br />

Rehabilitation kommunikativer Kompetenzen bei Erwachsenen mit aphasischen Störungen<br />

unterstützt werden kann.<br />

Methode:<br />

Dafür wurden die musiktherapeutischen Sitzungen auf Video aufgenommen, mit Real-Time-<br />

Event-Technik kodiert und anhand von deskriptiver und sequentieller Statistik analysiert.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse zeigen zunehmende Häufigkeiten kommunikativer Aktivitäten, einen<br />

zunehmenden Anteil an intentionaler Kommunikation sowie sich stärker entwickelnde<br />

dialogische Strukturen.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Methode der Mikroanalyse beschreibt nicht nur, wie musikalische Elemente die<br />

präverbale Kommunikation unterstützen, sondern auch, in welchem Ausmaß musikalische<br />

Elemente die präverbale Kommunikation sowohl in der frühen Intervention zur<br />

24


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Sprachentwicklungsförderung wie auch in der Rehabilitation kommunikativer Kompetenzen<br />

beeinflussen. Dabei finden sich transaktionale Prozesse in der Musiktherapie, die sich durch<br />

Kohärenz, Synchronizität und Reziprozität auszeichnen.<br />

Literatur:<br />

Plahl, C. (2011). Mit Musik zur Sprache. Musik als therapeutisches Medium in der<br />

Behandlung von Sprach- und Kommunikationsstörungen. Sprachheilarbeit, 56 (4), 204-<br />

211.<br />

Plahl, C. & Baumann, M. (2009). Evaluation der Wirkung von Musiktherapie in der<br />

Rehabilitation von Aphasie, Neurologie & Rehabilitation, 15 (3): 183-190.<br />

Plahl, C. (2008). Musiktherapie – Praxisfelder und Vorgehensweisen. In: H. Bruhn, R. Kopiez<br />

& A.C. Lehmann (Hrsg.), Musikpsychologie. Das neue Handbuch, S.630-652. 2. Auflage<br />

Reinbek: Rowohlt.<br />

Plahl, C. & Koch-Temming, H. (2008). Musiktherapie mit Kindern. Grundlagen, Methoden,<br />

Praxisfelder. 2. Auflage. Bern: Hans Huber.<br />

Plahl, C. (2007). Microanalysis of Preverbal Communication in Music Therapy. In T. Wigram &<br />

T. Wosch (Ed.), Microanalysis: Methods, Techniques and Applications in Music Therapy<br />

for Clinicians, Researchers, Educators and Students, pp. 41-53. London: Jessica<br />

Kingsley.<br />

Plahl, C. (2002). Musiktherapeutische Behandlung bei mehrfachbehinderten Kindern.<br />

Ergebnisse einer klinischen Studie. Kinderärztliche Praxis. Zeitschrift für Soziale<br />

Pädiatrie und Jugendmedizin, 2, 82–92.<br />

25


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

BURKHART FISCHER, KLAUS HARTNEGG (Freiburg)<br />

Die Entwicklung der Blicksteuerung bei Normallesenden und<br />

bei Schülern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche<br />

Schlagworte: Lesenlernen, Augenbwegungen, Entwicklung, Legasthenie<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Rasche Augenbewegungen (Sakkaden) sind ein integraler Bestandteil des natürlichen Sehens<br />

und insbesondere des Lesprozesses. Betrachtet man die Augenbewegungen von<br />

leseschwachen Schülern, so zeigt sich ein chaotisches Bild: Die Zeile geht verloren, es gibt<br />

Sakkaden in die falsche Richtung, der Zeilensprung misslingt, usw.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Unzulänglichkeiten in der Sprachverarbeitung können für diese ungeordneten Sakkaden<br />

verantwortlich sein. Umgekehrt: Unzuverlässigkeiten in der Blicksteuerung können den<br />

Leseprozess behindern, wenn die Synchronisation der Blicksprünge mit dem aktuellen<br />

Sprachverarbeitungsprozess zu oft misslingt. Um diese Hypothese zu prüfen, wurden die<br />

Augenbewegungen von Probanden mit einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) bei einer<br />

sprachfreien Aufgabe untersucht.<br />

Methode:<br />

Die Blicksteuerung hat 3 Komponenten: die Fixation (parietaler Cortex), den<br />

optomotorischen Reflex (Tektum) und die willentliche Steuerung (frontales Gehirn). Die<br />

frontale Komponente übergibt beim Lesen die Befehle an die Augenmotorik. Die frontale<br />

Steuerung wurde quantitativ bestimmt, indem die Augenbewegungen bei einer Aufgabe<br />

analysiert wurden, bei der man die Augen möglichst schnell auf die Seite richten soll, die<br />

einem plötzlich auftauchenden Lichtreiz gegenüber liegt. Das ist die sog. Antisakkaden-<br />

Aufgabe. Diese Aufgabe klingt einfach, ist aber auch von gesunden Erwachsenen nur schwer<br />

fehlerfrei durchzuführen. Besonders erschwert wird die Antiaufgabe, wenn man einen<br />

zunächst sichtbaren zentralen Fixationspunkt ausschaltet und erst 200ms später den<br />

Kommandoreiz unvorhersagbar rechts oder links einschaltet. Man bestimmt die<br />

Reaktionszeiten der richtigen und der falschen Blicksprünge, man zählt die Fehler und die<br />

Korrekturen, und man misst die Korrekturzeiten (Fischer and Hartnegg, 2008).<br />

Ergebnisse:<br />

Die Auswertungen der Daten von 182 Kontrollpersonen und 4177 Kindern und Jugendlichen<br />

im Alter von 7 bis 22 Jahren zeigt eine bis ins Erwachsenenalter reichende Entwicklung bei<br />

den Kontrollpersonen und einen mit dem Alter wachsenden Entwicklungsrückstand bei<br />

leseschwachen Probanden. Die Auffälligkeitsquoten (Prozentrang 16 verpasst) steigt mit<br />

dem Alter von etwa 22% auf etwa 70%, wenn man die Prozentzahl nicht-korrigierter Fehler<br />

als abhängige Variable benutzt.<br />

26


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Leseschwäche verursacht die chaotischen Augenbewegungen nicht alleine, sondern die<br />

unzuverlässigen Befehle aus dem frontalen Gehirn verursachen zu viele Lesefehler.<br />

Literatur:<br />

Fischer B, Hartnegg K (2008) Saccade Control in Dyslexia. Development, Deficits,Training and<br />

Transfer to Reading. Optom Vis Dev 39:181-190<br />

27


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

BURKHART FISCHER, KLAUS HARTNEGG (Freiburg)<br />

Training der Blicksteuerung und Transfer auf das Lesen bei<br />

Schülern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche<br />

Schlagworte: Lesenlernen, Augenbewegungen, Entwicklung, Legasthenie<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Bei Lese-Rechtschreibstörungen treten in bis zu 70% der Fälle Entwicklungsrückstände in der<br />

Blicksteuerung auf (Fischer and Hartnegg, 2008). Erwachsene zeigen eine entsprechende<br />

Plastizität der Blicksteuerung (Dyckman and McDowell, 2005).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Können diese Rückstände aufgeholt werden und wird dadurch die Leseleistung verbessert?<br />

Methode:<br />

Das angesetzte Training folgt dem neurophysiologischen Prinzip des Lernens: Um die<br />

Impulsübertragung an den Synapsen zu verbessern, müssen diese Synapsen möglichst häufig<br />

erfolgreich benutzt werden. Das mündet in eine altbekannte Lernstrategie: Was man nicht<br />

kann, muss man üben. Aus den Anforderungen an das Training ergeben sich seine<br />

Eigenschaften: gezielt, um immer dieselben Synapsen einzubeziehen; adaptiv, um den<br />

Probanden mit sehr leichten Varianten den Einstieg zu ermöglichen, um dann mit<br />

wachsendem Lernstand die Schwierigkeiten zu erhöhen; kontrolliert, um im Nachhinein den<br />

Verlauf des Training verfolgen zu können. Um ein tägliches Training zu ermöglichen, wurden<br />

Handgeräte entwickelt, die den Probanden zuhause für einen vorher festgelegten Zeitraum<br />

zur Verfügung gestellt werden können. Die tägliche Trainingsdauer betrug 7 bis 15 Minuten<br />

über einen Zeitraum von einigen Wochen, abhängig von der Schwere der Auffälligkeiten, von<br />

deren Anzahl und vom Alter. Für jede der 3 Komponenten der Blicksteuerung gab es eine<br />

Trainingsaufgabe. Fixation, Sprung, Antisprung. Das Training wurde von 176 Probanden (7<br />

bis 17 Jahre) durchgeführt. Um die Veränderungen der Leseleistungen zu prüfen, wurde eine<br />

Gruppe von Kindern (N=21), die ein Blicktraining nötig hatten, in zwei Gruppen geteilt, eine<br />

Trainings- und eine Wartegruppe. Nach dem Training erhielt die wieder zusammengeführte<br />

Gruppe gemeinsamen Leseunterricht (6 Wochen). Danach wurde der Lesetest mit einer<br />

anderen Variante wiederholt.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Alterskurven vor und nach dem Training zeigen, dass es in allen Altersgruppen<br />

Fortschritte gab. Die Erfolgsquoten (= Erreichen der Altersnorm) fielen mit dem Alter von<br />

fast 100% bei den Jüngsten auf etwa 60% bei den Älteren. Die Lesefehlerreduktion war mit<br />

knapp 50% für die Trainingsgruppe etwa doppelt so groß wie die der Wartegruppe mit etwa<br />

20%.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Pädagogischen Maßnahmen zur Verbesserung des Lesens sollte eine Diagnostik und<br />

gegebenenfalls ein Training der Blicksteuerung vorausgehen, damit die Betroffenen von<br />

28


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

weiterführenden Hilfen besser folgen können. Allerdings kann es bei LRS auch Defizite bei<br />

der Simultanerfassung geben (Fischer, 2006), die ebenfalls geprüft und eventuell trainiert<br />

werden sollte.<br />

Literatur:<br />

Dyckman KA, McDowell JE (2005) Behavioural plastcity of antisaccade performance following<br />

daily practice. Exp-Brain-Res 162:63-69<br />

Fischer B (2006) Subitizing and counting by visual memory in dyslexia and dyscalculia:<br />

Development, deficits, training, transfer. In: Hayes CB (ed) Dyslexia in children: New<br />

research. Nova Publisher.<br />

Fischer B, Hartnegg K (2008) Saccade Control in Dyslexia: Development, Deficits, Training and<br />

Transfer to Reading. Optom Vis Dev 39:181-190<br />

29


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANIKA BUTZ (Leipzig)<br />

Der Einfluss didaktischer Entscheidungen auf die<br />

Rechtschreibleistungen von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen<br />

Schlagworte: Schriftspracherwerb, Sprachentwicklungsstörung, Anfangsunterricht Deutsch<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen bilden aufgrund ihrer spezifischen<br />

Voraussetzungen eine Risikogruppe im Schriftspracherwerb. Der Anfangsunterricht Deutsch<br />

für diese Schülergruppe sieht sich daher mit besonderen Anforderungen konfrontiert. In der<br />

Forschung der Grundschuldidaktik wurden in den letzten Jahren eine Reihe<br />

methodenvergleichender Studien durchgeführt, welche die Effektivität verschiedener<br />

didaktischer Konzeptionen gegenüber stellen. Für den Bereich der Sprachheilpädagogik<br />

liegen jedoch weniger vergleichbare Ergebnisse vor.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Diese Untersuchung beschäftigt sich zum einen mit dem tatsächlichen Einsatz didaktischer<br />

Konzepte im Unterricht zum Schriftspracherwerb mit sprachbeeinträchtigten Kindern und<br />

dessen Ausgestaltung am Beispiel des Landes Baden-Württemberg. Zum anderen wird<br />

hinterfragt, ob sich die Rechtschreibleistungen sprachbeeinträchtigter Schüler und<br />

Schülerinnen am Ende der ersten Klasse in Abhängigkeit von den didaktischen Konzeptionen,<br />

mit denen sie unterrichtet wurden, voneinander unterscheiden.<br />

Methode:<br />

Im Rahmen der Ki.SSES-Studie konnten 24 Lehrer und Lehrerinnen von<br />

sprachbeeinträchtigten Kindern in unterschiedlichen schulischen Kontexten bezüglich ihrer<br />

didaktischen Ausrichtung schriftlich befragt werden. Dabei wurden neben den didaktischen<br />

Konzepten unter anderem Aspekte wie der Einsatz von Übungsformen, Sozialformen und der<br />

Grad der Offenheit erhoben. Diese Informationen ermöglichen unter anderem eine<br />

Einteilung der dazugehörigen Schüler und Schülerinnen in die Untersuchungsgruppen<br />

„Fibellehrgang“, „Spracherfahrungsansatz“ und „Silbenanalytische Methode“. Die<br />

Rechtschreibleistungen wurden mit dem Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test<br />

für 1. und 2. Klassen (Birkel 2007) im Sommer 2012 ermittelt. Die Daten von etwa 170<br />

sprachbeeinträchtigten Kindern gehen in die Analyse ein.<br />

Ergebnisse/ Schlussfolgerung:<br />

Die Untersuchung befindet sich aktuell in der Auswertungsphase. Die Ergebnisse werden im<br />

Vortrag präsentiert.<br />

30


CAROLINE ELSING (Leipzig)<br />

Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Fast Mapping bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache<br />

Schlagworte: Fast-Mapping, Wortschatzerwerb, Mehrsprachigkeit<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit / Diplomarbeit / Examensarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Erweiterung des frühkindlichen Wortschatzes erfolgt mit einer erstaunlichen<br />

Geschwindigkeit. Ab einem bestimmten Entwicklungszeitpunkt des Kindes genügt häufig<br />

bereits ein einziges Hörereignis, um eine zielgerechte Verbindung zwischen Referent und<br />

Wortform herzustellen und diese zu erinnern. Diesen ersten Abbildungsprozess von<br />

Bedeutung und Form bezeichnet man als Fast Mapping. Für den monolingualen<br />

Wortschatzerwerb ist dieser Lernmechanismus bereits vielfach untersucht worden. In dieser<br />

Arbeit werden die bisherigen Forschungsergebnisse auf den sukzessiven Zweitspracherwerb<br />

von türkisch-deutschen Kindern übertragen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Leitend in dieser Arbeit ist die Frage, ob Fast Mapping-Prozesse im frühen<br />

Zweitspracherwerb genauso relevant sind wie im monolingualen Wortschatzerwerb und<br />

welche Unterschiede sich gegebenenfalls zwischen L1 und L2 erkennen lassen. Zusätzlich<br />

wird untersucht, inwiefern ausgewählte Faktoren wie das phonologische Arbeitsgedächtnis,<br />

die kognitive Entwicklung und das lexikalische Vorwissen die Fast- Mapping-Leistung in Erst-<br />

und Zweitsprache beeinflussen.<br />

Methode:<br />

In einer Untersuchung mit sechs monolingual deutschen und acht türkisch-deutschen<br />

Kindern im Alter zwischen 2 ½ und 6 Jahren, wurden abhängig von der jeweiligen<br />

Muttersprache vier oder fünf verschiedene Analysen durchgeführt. Neben einer Aufgabe,<br />

die die Fast Mapping-Leistung der Kinder überprüfte, wurden der passive Wortschatz auf<br />

Deutsch und Türkisch sowie die Leistungsfähigkeit des phonologischen Arbeitsgedächtnisses<br />

und ausgewählte kognitive Fähigkeiten überprüft.<br />

Ergebnisse & Schlussfolgerung:<br />

Mit gebotener Vorsicht, aufgrund der geringen Probandenanzahl, ist anhand der Ergebnisse<br />

der Untersuchung davon auszugehen, dass Fast Mapping sowohl im Erstspracherwerb als<br />

auch im frühkindlichen Zweitspracherwerb stattfindet. Allerdings scheint dieser<br />

Lernmechanismus in der Erstsprache erfolgreicher zu sein, als in der Zweitsprache. Bei der<br />

Analyse ausgewählter Einflussfaktoren zeigte sich, dass insbesondere das lexikalische<br />

Vorwissen sowie die Leistungsfähigkeit des phonologischen Arbeitsgedächtnisses die Fast<br />

Mapping-Leistung beeinflusst.<br />

31


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANNA CASPER, NESE ÖNAL, ANNETTE FOX-BOYER (Hamburg)<br />

Symptomatologie von Aussprachestörungen bei bilingualen<br />

Kindern (türkisch-deutsch / russisch-deutsch)<br />

Schlagworte: Aussprachestörungen Bilingualität Türkisch Deutsch Russisch Diagnostik<br />

Symptomatologie<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit Aussprachestörungen machen den Großteil der kindlichen Patienten in der<br />

logopädischen Praxis aus. In Deutschland nimmt der Anteil der Kinder zu, die mit zwei<br />

Sprachen aufwachsen, so dass Therapeuten eine steigende Anzahl an bilingualen Kindern mit<br />

Aussprachestörungen behandeln. Da es sich in den meisten Fällen um monolinguale<br />

Therapeuten handelt und Materialien zur Überprüfung von beiden Sprachen eines<br />

bilingualen Kindes nur sehr selten vorhanden sind, werden in der Regel nur die<br />

deutschsprachigen Kompetenzen der Kinder untersucht (Mc Leod & Goldstein, 2012)..<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Es stellt sich nun die Frage, ob es vorkommen kann, dass eine Aussprachestörung nur in<br />

einer Sprache vorliegt und ob die Erfassung der Aussprachekompetenzen eines Kindes im<br />

Deutschen die vollständige Symptomatik des Kindes widerspiegelt. Wäre dies der Fall, so<br />

wäre eine Untersuchung und Behandlung der deutschen Sprache evtl. ausreichend. Ist dem<br />

nicht der Fall, so wäre eine Untersuchung und Behandlung in beiden Sprachen unabdingbar,<br />

um die Aussprachestörung vollständig zu erfassen und zu behandeln<br />

Methode:<br />

In der vorliegenden Studie wurden 5 Kinder mit türkisch-deutschem und 5 Kinder mit<br />

russisch-deutschem Hintergrund in beiden Sprachen von jeweils zwei Muttersprachlerinnen<br />

in ihrer Aussprache untersucht, nachdem Erzieher oder ein Sprachscreening eine<br />

Ausspracheauffälligkeit in der deutschen Sprache berichtet/aufgedeckt hatten.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass in allen Fällen Aussprachestörungen in beiden Sprachen<br />

vorlagen. Des Weiteren zeigten sich sowohl identische phonologische und / oder<br />

phonetische Prozesse als auch unterschiedliche für die beiden Sprachen. Es lagen zum einen<br />

Prozesse vor, die als spezifisch für eine der zu untersuchenden Sprache betrachtet werden<br />

müssen, zum anderen auch Prozesse, die in beiden Sprachen hätten auftreten können, aber<br />

nur in einer Sprache auftraten.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Daten bieten Evidenz, dass eine Aussprachestörung immer in beiden Sprachen zu<br />

beobachten ist und dass nur die Untersuchung beider Sprachen ein korrektes Bild der<br />

Aussprachekompetenzen eines bilingualen Kindes geben kann (siehe auch Holm, Stow &<br />

Dodd 2005). Sie lassen vermuten, dass eine Therapie allein auf Deutsch nicht alle Prozesse in<br />

beiden Sprachen verändern kann. Des Weiteren ist eine differentialdiagnostische Einteilung<br />

32


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

in verzögerte oder pathologische Prozesse schwierig, da weder ausreichend Normdaten für<br />

den monolingualen Erwerb der Sprachen der untersuchten Kinder vorlagen noch Daten für<br />

den bilingualen Erwerb. Die erhobenen Daten lassen allerdings vermuten, dass insbesondere<br />

letztere notwendig sind, da sich Hinweise auf spezifische, für eine Sprachkombination<br />

typische Prozesse ergaben.<br />

Literatur:<br />

Dodd, B. & Hua, Z. (2006). A Multilingual Perspective on Phonological Development and<br />

Disorders. In Z. Hua & B. Dodd (Hrsg.), Phonological Development and Disorders in<br />

Children. A Multilingual Perspective (Seite 3-22). Clevedon: Multilingual Matters.<br />

Holm, A., Stow, C. & Dodd, B. (2005). Bilingual children with phonological disorders:<br />

Identification and intervention. In B. Dodd (Hrsg.), Differential Diagnosis and<br />

Treatment of Children with Speech Disorder (Seite 275- 288). London: Whurr.<br />

Mc Leod, S. & Goldstein, B.A. (2012). Multilingual Aspects of Speech Sound Disorders in<br />

Children. Bristol, Buffalo, Toronto: Multilingual Matters.<br />

33


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

SILKE GÜNDER (Bad Ems), PETRA KORNTHEUER (Idstein)<br />

Der Geschichtenverständnistest - ein Verfahren zur<br />

Überprüfung der Inferenzbildung bei Vierjährigen<br />

Schlagworte: Geschichtenverständnistest, Inferenzbildung, Prädiktor, Lesesinnverständnis<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Das Geschichtenverständnis gilt als ein wichtiger Prädiktor für das spätere<br />

Lesesinnverständnis (van den Broek et al., 2005; Van Kleek, 2008; Lynch et al., 2008). Bisher<br />

existierte im deutschsprachigen Raum kein Verfahren, um Risikokinder für ein<br />

eingeschränktes Lesesinnverständnis bereits im Vorschulalter identifizieren zu können.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Daher wurde in Anlehnung an ein evaluiertes Diagnostikinstrument aus dem amerikanischen<br />

Raum (Paris & Paris, 2003) der „Geschichtenverständnistest für Vierjährige“ entwickelt.<br />

Überprüft wird mit dem Verfahren insbesondere die Inferenzbildung als Komponente des<br />

Geschichtenverständnisses (Schmitz & Beushausen, 2007), die im physiologischen und<br />

gestörten Spracherwerb beeinträchtigt sein kann (Joffe et al., 2009). Ein Ziel der<br />

Testentwicklung war die Abbildung von Leistungsunterschieden zwischen Kindern mit<br />

physiologischer Sprachentwicklung (PS) und Kindern mit spezifischer<br />

Sprachentwicklungsstörung (SSES).<br />

Methode:<br />

An 30 Kindern mit PS und 9 Kindern mit SSES wurde nach umfangreicher Voruntersuchung<br />

der sprachlichen und kognitiven Leistungsfähigkeit der Geschichtenverständnistest<br />

angewandt.<br />

Ergebnisse:<br />

Der Geschichtenverständnistest zeigt einen statistisch hoch signifikanten<br />

Leistungsunterschied zwischen beiden Probandengruppen. 6 Kinder ohne SSES hatten<br />

ebenfalls Probleme bei der Inferenzbildung.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Studienergebnisse lassen erste positive Rückschlüsse zur Validität des<br />

Geschichtenverständnistests zu. Diskutiert werden neben Gütekriterien auch inhaltliche und<br />

praktische Konsequenzen für die Prävention und Therapie.<br />

Literatur:<br />

Joffe, V., Cain, K. & Mari, N. (2009). Comprehension problems in children with specific<br />

language impairment: does mental imagery training help? International journal of<br />

language and communication disorders, 42 (6), 648-664.<br />

Lynch, J. S., Van den Broek, P., Kremer, K. E., Kendeou, P., White, M. J. & Lorch, E. P. (2008).<br />

The development of narrative comprehension and its relation to other early reading<br />

skills. Reading psychology, 29 (4), 327-365.<br />

34


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Paris, A. H. & Paris, S. G. (2003). Assessing narrative comprehension in young children.<br />

Reading Research Quarterly, 38 (1), 36–76.<br />

Schmitz, P. & Beushausen, U. (2007). Sprache verstehen – Ein Blick auf Strukturen und<br />

Prozesse. Forum Logopädie, 21 (3), 6-13.<br />

Van den Broek, P., Kremer, K., Lynch, J., Butler, J., White, M. J. & Pugzles Lorch, E. (2005).<br />

Assessment of comprehension abilities in young children. In S. G. Paris & S. A. Stahl<br />

(Hrsg.), Children´s reading comprehension and assessment (S. 107-130). Mahwah, NJ:<br />

Lawrence Erlbaum.<br />

Van Kleek, A. (2008). Providing preschool foundations for later reading comprehension: the<br />

importance of and ideas for targeting inferencing in storybook-sharing interventions.<br />

Psychology in the schools, 45 (7), 627-643.<br />

35


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

BETTINA HEINZELMANN (Hannover),ANNA PARMA, ANJA WERDERMANN (Aachen)<br />

Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen zum<br />

Zeitpunkt der U7 – eine Checkliste zur Anwendung in der<br />

pädiatrischen Praxis<br />

Schlagworte: Früherkennung, Risikokinder, Sprachentwicklungsstörung, Checkliste, Lehrvideo<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit / Diplomarbeit / Examensarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Vorgestellt wird das auf Grundlage einer gemeinsamen Initiative zwischen Pädiatern und<br />

Logopäden im Herbst 2008 in Aachen gestartete Projekt „Früherkennung von<br />

Sprachentwicklungsstörungen zum Zeitpunkt der U 7“.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Anliegen ist es, „Risikokinder“ möglichst zuverlässig zum Zeitpunkt der U7 zu erkennen und<br />

frühzeitig geeigneten Maßnahmen zuzuführen, um Folgeproblemen schulischer und/oder<br />

sozialer Art präventiv begegnen zu können. Ziel einer Pilotstudie war daher die Überprüfung<br />

der prognostischen Validität der eingesetzten „Aachener Checkliste zum U7-<br />

Sprachscreening“ sowie die Evaluation des hiermit verbundenen Vorgehens.<br />

Methode:<br />

In der Follow-up Studie wurden 25 der 42 Probanden der Pilotstudie zum Zeitpunkt der U7a<br />

logopädisch erneut diagnostiziert. Hierfür konnten vergleichbare Testverfahren wie zum<br />

Zeitpunkt der U7 verwendet werden - der SETK3-5, der SBE-3-KT und das Aachener<br />

Screeningverfahren zur Analyse von Spontansprache (ASAS).<br />

Ergebnisse:<br />

Der Vergleich der Ergebnisse der Checkliste und der Resultate der logopädischen Diagnostik<br />

zeigt ähnlich hohe Werte für die Trefferquote, die Sensitivität und die Spezifität wie auch in<br />

der Pilotstudie. Aufgrund der positiven Ergebnisse beider Studien wurde in Kooperation mit<br />

der RWTH und dem Medienzentrum des Universitätsklinikums Aachen ein Lehrvideo erstellt,<br />

das die Durchführung der „Risiko-Checkliste“ in einer pädiatrischen Praxis demonstriert. Ziel<br />

ist es, Studierende der Medizin über den Sprachentwicklungsstand und die Sprachdiagnostik<br />

eines zweijährigen Kindes zu informieren. Ferner soll das Video interessierten Pädiatern den<br />

Ablauf des Screenings im Rahmen der U7 demonstrieren und dadurch den Einsatz der<br />

„Risiko-Checkliste“ im medizinischen Alltag erleichtern. Für die Evaluation des Lehrvideos<br />

wurden 47 Medizinstudenten im 10. Semester befragt, die vor und nach dem Video einen<br />

Fragebogen zur Sprachentwicklung eines zweijährigen Kindes ausfüllen sollten. Die<br />

Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Der ermittelte RATZ-Index von 100% belegt, dass die Checkliste über eine hohe<br />

prognostische Güte verfügt und somit als Screeninginstrument zur Früherkennung von<br />

Risikokindern zum Zeitpunkt der U7 für den Einsatz in der pädiatrischen Praxis geeignet ist.<br />

36


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

AWMF (2011). Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen (SES), unter Berücksichtigung<br />

umschriebener Sprachentwicklungsstörungen (USES). Interdisziplinäre S2k-Leitlinie.<br />

Bode, H., Schröder, H. & Waltersbach, U. (2008). Heilmittelreport 2008. Ergotherapie,<br />

Logopädie, Physiotherapie. Eine Bestandsaufnahme. Stuttgart: Schattauer.<br />

Dale P.S., Price T.S. & Bishop D.V.M. (2003). Outcomes of early language delay: I. Predicting<br />

persistent and transient language difficulties at 3 and 4 years. Journal of Speech,<br />

Language, and Hearing Research 46, 544-60.<br />

Dietmair, I. & Simon, K. (2006). Schulärztliche Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen.<br />

Jahresbericht 2006. Düsseldorf: Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Grimm, H. (2003). Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen: Hogrefe.<br />

Heinzelmann, B. & Schrey-Dern, L. (2012). Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen<br />

zum Zeitpunkt der U7. Evaluation der „Aachener Checkliste zum U7-Sprachscreening“<br />

(Aachener Checkliste). Forum Logopädie 1 (26) 13. DOI: 10.2443/skv-s-2012-<br />

53020120199<br />

Kauschke, C. (2008). Frühe lexikalische Verzögerung als Indikator für SSES? Neue Befunde zur<br />

Entwicklung von Late Talkern. Spektrum Patholinguistik 1, 19-38.<br />

Rescorla, L. & Schwartz, E. (1990). Outcome of toddlers with Specific Expressive Language<br />

Delay. Applied Psycholinguistics 11 (4), 393-407.<br />

Sachse, S. (2005). Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen. In: Suchodoletz, W. v.<br />

(Hrsg.), Früherkennung von Entwicklungsstörungen. Frühdiagnostik bei motorischen,<br />

kognitiven, sensorischen, emotionalen und sozialen Entwicklungsauffälligkeiten (155-<br />

190). Göttingen: Hogrefe.<br />

Schrey-Dern, L. & Heinzelmann, B. (2012). Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen<br />

zum Zeitpunkt der U7 – eine Pilotstudie. Kinder- und Jugendarzt, Zeitschrift des<br />

Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte 3/12, 43 (61), 91-92.<br />

Schrey-Dern, D. (2006). Sprachentwicklungsstörungen. Logopädische Diagnostik und<br />

Therapieplanung. Stuttgart: Thieme.<br />

Schrey-Dern, D. & Trost-Brinkhues, G. (2010). Früherkennung von<br />

Sprachentwicklungsstörungen zum Zeitpunkt der U7. Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

zwischen Pädiatrie und Logopädie auf der Grundlage eines Qualitätsmanagements.<br />

Forum Logopädie 3 (24) 22-27.<br />

Suchodoletz, W. v. (2004). Zur Prognose von Kindern mit umschriebenen<br />

Sprachentwicklungsstörungen. In: Suchodoletz, W. v. (Hrsg.), Welche Chancen haben<br />

Kinder mit Entwicklungsstörungen? (55-199). Göttingen: Hogrefe.<br />

Tomblin, J.B. , Records, N.L., Buckwalter, P., Zhang, X., Smith, E. & O’Brien, M. (1997).<br />

Prevalence of Specific Language Impairment in kindergarten children. Journal of<br />

Speech, Language, and Hearing Research 40, 1245-1260.<br />

37


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

JANNA KOSACK (Winterthur)<br />

"Sprache kitzeln": Eine filmbasierte Instruktion zur<br />

Vermittlung von Sprachlehrstrategien<br />

Schlagworte: dialogisches Lesen, Lernen am Modell, Sprachlehrstrategien<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund: Eine effektive Möglichkeit für Eltern die Sprachentwicklung ihrer Kinder zu<br />

fördern und qualitativ anzureichern liegt im dialogischen Lesen von Büchern. Beim<br />

dialogischen Lesen wird das Kind aktiv in den Vorleseprozess einbezogen, indem der<br />

Betreuer als aktiver Zuhörer offene Fragen stellt, die das Kind zur Sprachproduktion anregen,<br />

Informationen hinzufügt und das Kind ermuntert seine eigenen Beschreibungen der<br />

Buchinhalte zu differenzieren (Whitehurst et al. 1994, 1988). Eine rein theoretische<br />

Vermittlung von konkreten Maßnahmen zur Sprachförderung ist vermutlich nicht für alle<br />

gleichermaßen geeignet und die Umsetzung von neuen Verhaltensweisen leichter wenn<br />

diese anhand von praktischen Beispielen gezeigt werden. Eine Alternative zur rein<br />

theoretischen Informationsvermittlung stellt das Lernen am Modell dar. Dabei können in<br />

praxisnaher Weise natürliche Kommunikationssituationen zwischen Betreuer und Kind in<br />

filmischen Sequenzen gezeigt werden. Im anglo-amerikanischen Raum konnten bereits<br />

positive Effekte im Zusammenhang mit videobasierten Trainings zum dialogischen Lesen<br />

gemessen werden (Arnold et al. 1994; Briesch et al. 2008; Blom-Hoffman et al. 2006). Im<br />

deutschsprachigen Raum entstand der Film "Mit Kindern lesen und sprechen: Sprache<br />

kitzeln – Sprache fördern“ von Wolfgang G. Braun und Janna Kosack (erschienen im Ernst<br />

Reinhardt Verlag). Im Film wird am Beispiel des gemeinsamen Betrachtens von<br />

Bilderbüchern gezeigt, welche Techniken, Reaktionen und Impulse von Seiten der Eltern<br />

eingesetzt werden können, um die Sprechfreude ihrer Kinder anzuregen und um ihre<br />

Sprachkompetenz in quantitativer und qualitativer Weise zu erweitern.<br />

Ziel und Fragestellung: Um die Wirksamkeit der videobasierten Instruktion zu überprüfen<br />

wurde das erste Kapitel des Films „Sprache kitzeln“ auf seinen Nutzen hin getestet. Es sollte<br />

evaluiert werden, ob die Vermittlung von Sprachlehrstrategien durch einen Film, der diese<br />

anhand praktischer Beispiele erläutert, dazu verhilft, dass Mütter vermehrt<br />

Sprachlehrstrategien einsetzen bzw. sich verstärkt sprachfördernd verhalten. Zudem sollte<br />

eruiert werden, ob der Film das Wissen über sprachförderliche Verhaltensweisen erweitern<br />

kann.<br />

Methode: An der experimentellen Studie nahmen insgesamt 21 Mütter teil. Die Verteilung<br />

der Probanden auf die Experimental- und Kontrollgruppe erfolgte randomisiert. Alle Mütter<br />

wurden gefilmt, während sie mit ihrem Kind gemeinsam ein Bilderbuch betrachteten. Die<br />

Experimentalgruppe sah zwei Wochen vor Erhebung der Daten den Film „Sprache kitzeln“.<br />

Die Kontrollgruppe erhielt keine Intervention. Die Analyse der Videodaten der<br />

aufgezeichneten Mütter wurde blind von mehreren geschulten Beurteilern vorgenommen<br />

und quantitativ sowie qualitativ nach vorgegebenen Parametern ausgewertet. Außerdem<br />

wurde eine Befragung der Mütter mittels Fragebögen durchgeführt.<br />

38


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ergebnisse: Bei drei von insgesamt zehn gemessenen Sprachlehrstrategien konnten<br />

signifikante Unterschiede zugunsten der Experimentalgruppe gemessen werden. Für viele<br />

der anderen untersuchten Sprachlehrstrategien konnten ebenfalls höhere Werte ermittelt<br />

werden, allerdings wurde hier keine Signifikanz erreicht. Bei der quantitativen Messung von<br />

sprachhemmenden Verhaltensweisen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />

den Gruppen festgestellt werden. Die qualitative Messung konnte wegen mangelnder<br />

Reliabilität keine Hinweise liefern. Die Fragebogenerhebung ergab eine große Akzeptanz<br />

gegenüber der im Film gezeigten Inhalte. Eine weitere Befragung ergab, dass das Wissen<br />

über sprachfördernde Verhaltensweisen bei der Gruppe von Müttern, die den Film „Sprache<br />

kitzeln“ gesehen hatten größer war als bei den Müttern der Kontrollgruppe.<br />

Schlussfolgerung: Die Evaluationsstudie gibt Hinweise, dass der Film „Sprache kitzeln“ dazu<br />

geeignet ist Sprachlehrstrategien und sprachförderndes Verhalten zu vermitteln. Dass eine<br />

einmalige Präsentation schon zu messbaren Erfolgen führt, beweist, dass ein Film eine<br />

effektive Möglichkeit darstellt Eltern zum dialogischen Lesen anzuregen. Wegen der kleinen<br />

Stichprobe müssen die Ergebnisse der Studie jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Um<br />

die Nachhaltigkeit der filmisch dargebotenen Inhalte und die Auswirkungen auf die<br />

Sprachkompetenzen der Kinder zu ermitteln wären weiterführende Untersuchungen<br />

wünschenswert.<br />

Literatur:<br />

Arnold, David H.; Lonigan, Christopher J.; Whitehurst Grover J.; Epstein, Jeffery N. (1994):<br />

Accelerating language development through picture book reading: Replication and<br />

extension to a videotape training format. Journal of Educational Psychology. Vol. 86<br />

(2): S. 235-243.<br />

Blom-Hoffman, Jessica; O’Neil-Pirozzi, Therese; Cutting, Joanna (2006): Read together, talk<br />

together: The acceptability of teaching parents to use dialogic reading strategies via<br />

videotaped instruction. Psychology in the Schools, Vol. 43 (1) S. 71-78.<br />

Braun, Wolfgang G., Kosack, Janna (2012): Mit Kindern sprechen und lesen: Sprache kitzeln –<br />

Sprache fördern (DVD). Ernst Reinhardt Verlag, München.<br />

Briesch, Amy M.; Chafouleas, Sandra M.; Lebel, Theresa J. (2008): Impact of videotaped<br />

instruction in dialogic reading strategies: An investigation of caregiver implemantaion<br />

integritiy. Psychology in the schools, Vol. 45 (10) S. 978-993.<br />

Buschmann, Anke (2009): Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung.<br />

Elsevierverlag München.<br />

Opel, Aftab; Ameer, Syeda Saadia; Aboud, Frances E. (2009): The effect of preschool dialogic<br />

reading on vocabulary among rural Bangladeshi children. International Journal of<br />

Educational Research. Vol. 48. S.12-20.<br />

Ritterfeld, Ute (2000): Welchen und wieviel Input braucht das Kind? Aus: Enzyklopädie der<br />

Psychologie. Sprachentwicklung Band 3, Hrsg. Grimm, Hannelore. Hogrefe Verlag für<br />

Psychologie. Göttingen. S. 403-432.<br />

Whitehurst, G. J.; Arnold, D. S.; Epstein, J. N.; Angell, A. L.; Smith, M.; Fischel, J. E. (1994): A<br />

Picture Book Reading Intervention in Day Care and Home for Children From Low-<br />

Income Families. Developmental Psychology. Vol. 30 (5). S. 679-689.<br />

Whitehurst, G. J.; Falco, F. L.; Lonigan, C. J.; Fischel, J. E.; De Baryshe, B. D.; Valdez-<br />

Menchaca, M. C.; Caulfield M. (1988): Accelerating Language Development through<br />

Picture Book Reading. Developmental Psychology. Vol. 24. (4). S. 552-559.<br />

39


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

CAROLIN MEYER (Bielefeld), SUSANNE VOGT (Idstein), PRISCA STENNEKEN (Bielefeld)<br />

Der Einfluss pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten auf<br />

die Effektivität der Inputtherapie – Eine explorative<br />

Interventionsstudie mit Kindern mit kombinierter<br />

umschriebener Entwicklungsstörung und Sprachentwicklungsstörung<br />

Schlagworte: Pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten, rezeptiver Wortschatzerwerb,<br />

kombinierte umschriebene Entwicklungsstörung, Therapie<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Für die Sprachtherapie existiert eine Vielzahl an Interventionsansätzen zur Behandlung von<br />

Kindern mit Wortverständnisstörungen im Rahmen einer Sprachentwicklungsstörung. Doch<br />

welche Therapieform ist sinnvoll, wenn diese Kinder zusätzliche Einschränkungen in ihren<br />

pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten aufzeigen? Je nach theoretischer Auslegung gilt<br />

ein formal-sprachlicher Therapieansatz zur passiven Wortschatzerweiterung auch bei<br />

Kindern mit zusätzlichen pragmatisch-kommunikativen Defiziten als effektive Therapieform.<br />

Nach intentionalistischer Sichtweise sind die kommunikativen Fähigkeiten ausschlaggebend<br />

um Wörter erlernen zu können (Tomasello, 2003; Zollinger, 2002). Unzureichende<br />

pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten könnten demnach die Effizienz einer formalsprachlichen<br />

Therapiemethode beeinflussen. Assoziativsten gehen hingegen davon aus, dass<br />

besonders defizitäre Aufmerksamkeits- und Verarbeitungsmechanismen für<br />

Wortverständnisstörungen verantwortlich sind (Hockema & Smith, 2009). Demnach wäre<br />

eine formal-sprachliche Therapie unter Umständen auch bei Kindern mit zusätzlichen<br />

pragmatisch-kommunikativen Defiziten erfolgreich.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Es stellt sich die Frage: Inwieweit beeinflussen pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten die<br />

Effektivität einer sprachspezifischen Therapie? Erste Antworten soll die folgende explorative<br />

Interventionsstudie liefern.<br />

Methode:<br />

Es wurde ein Gruppenvergleich von elf Kindern mit einer semantisch-lexikalischen Störung<br />

und pragmatisch-kommunikativen Defiziten im Rahmen einer kombinierten umschriebenen<br />

Entwicklungsstörung (kuE) durchgeführt. Eine Therapie zur Erweiterung des rezeptiven<br />

Wortschatzes im Bereich Nomen wurde durch die Inputtherapie (Siegmüller & Kauschke,<br />

2006) durchgeführt. Dabei wurde der Einflussfaktor der pragmatisch-kommunikativen<br />

Ressourcen von Kindergartenkindern mit kuE im Entwicklungsalter von 2;6 bis 5;6<br />

berücksichtigt. Die Effektivität der Inputtherapie wurde hinsichtlich der Leistungen von<br />

Probanden mit ausgeprägteren und weniger ausgeprägteren pragmatisch-kommunikativen<br />

Fähigkeiten verglichen.<br />

40


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Ausprägung der pragmatisch-kommunikativen<br />

Fähigkeiten der Probanden, die Effektivität der Inputtherapie zur rezeptiven<br />

Wortschatzerweiterung im Bereich Nomen beeinflusst. Ein Zusammenhang zwischen<br />

Wortverständnisleistungen und pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen vor der<br />

Therapie wurde untersucht. Die Ergebnisse liefern erste Belege für einen solchen<br />

Zusammenhang für Kinder mit semantisch-lexikalischer Störung im Rahmen einer kuE.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Resultate lassen sich durch die intentionale Sichtweise des Worterwerbs erklären. Unter<br />

Berücksichtigung dieser Ergebnisse scheint die Diagnostik und Therapie von pragmatischkommunikativen<br />

Fähigkeiten im Rahmen der Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen<br />

für eine effektive Therapie unabdingbar zu sein.<br />

Literatur:<br />

Hockema, S. A., & Smith, L. B. (2009). Learning your language, outside-in and inside out.<br />

Linguistics, 47(2), 453-479.<br />

Siegmüller, J., & Kauschke, C. (2006). Patholinguistische Therapie bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen (1. Aufl.). München: Urban & Fischer.<br />

Tomasello, M. (2003). Constructing a Language: A Usage-Based Theory of Language<br />

Acquisition. (1. Aufl.). Cambridge: Harvard University Press.<br />

Zollinger, B. (2002). Die Entdeckung der Sprache (4., unveränd. Aufl.). Bern: Haupt.<br />

41


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

PATRICIA POMNITZ (Frankfurt Main)<br />

Ergänzende Daten zur Variabilität und Kontinuität im<br />

frühkindlichen Lexikon: eine Studie mittels<br />

Wortschatztagebuch<br />

Schlagworte: früher Lexikonerwerb, Wortschatztagebuch, Variabilität, Kontinuität<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Nach dem das Kind seine ersten 50 Wörter langsam aufbaut, erfolgt gegen Ende des zweiten<br />

Lebensjahres eine deutliche Steigerung der Erwerbsrate. Je nach Erhebungsmethode finden<br />

sich in der Forschungsliteratur unterschiedliche Angaben zum Erwerbstempo von Wörtern<br />

sowie der Zusammensetzung des Lexikons hinsichtlich verschiedener Wortarten in der 50-<br />

Wortphase.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel ist die Dokumentation des Lexikonaufbaus vom produktiven Erwerb des ersten Wortes<br />

bis in die Spurtphase hinein. Es wird der altersabhängige Zuwachs an neuen Wörtern, die<br />

Lexikonkomposition sowie die Kontinuität in der Lexikonentwicklung in Abhängigkeit der<br />

Variablen „Geschlecht“, „Geschwisterrang“ und „Betreuung“ untersucht.<br />

Methode:<br />

Es handelt sich um eine quasiexperimentelle Tagebuchstudie. Mittels elterlich geführten<br />

Wortschatztagebüchern wurde die frühe Lexikonentwicklung von 42 bei<br />

Beobachtungsbeginn normal entwickelten deutschsprachigen Kindern im Alter zwischen 12<br />

und 24 Lebensmonaten erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Studie offenbart neben einer altersbedingten Veränderung in der Lexikonentwicklung<br />

eine zunehmende interindividuelle Variabilität in Bezug auf Wortschatzzuwachs und<br />

Wortschatzgröße. Die individuellen Unterschiede lassen sich zum Teil durch die Faktoren<br />

Geschlecht, Betreuung tagsüber sowie Wortartenpräferenzen im Lexikon erklären. Der<br />

Vokabelspurt spiegelt sich bei 21 Kindern der Stichprobe wider und lässt sich als naming<br />

explosion charakterisieren. Das frühkindliche Lexikon setzt sich aus verschiedenen<br />

Wortarten zusammen; dabei zeigt die Entwicklung der einzelnen Wortarten eine dynamische<br />

Komponente auf. Die lexikalischen Leistungen der Kinder sind über den Erhebungszeitraum<br />

hinweg relativ konstant.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Erhebung von Tagebuchdaten als Ergänzung zu den Daten aus Checklistenverfahren und<br />

Spontansprachanalysen ist durchaus sinnvoll. Die identifizierte Kontinuität in den<br />

lexikalischen Fähigkeiten deutet darauf hin, dass Prognosen zum weiteren<br />

Sprachentwicklungsverlauf bereits in frühen Phasen möglich sein könnten, so dass die<br />

Diskussion um Prädiktoren in der frühkindlichen Sprachentwicklung neue Unterstützung<br />

42


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

erhält. Es können vage sprachpädagogische Empfehlungen für die Wahl der kindlichen<br />

Betreuungsart abgeleitet werden.<br />

Literatur:<br />

Bates, E., Dale, P. S. & Thal, D. (1995): Individual differences and their implications for<br />

theories of language development. In: Fletcher, P. & MacWhinney, B. (Eds.): Handbook<br />

of Child Language (96-15). Cambridge: Basil Blackwell.<br />

Ganger, J. & Brent, M. R. (2004): Reexamining the Vocabulary Spurt. Developmental<br />

Psychology 40, 621–632.<br />

Hirsh-Pasek, K., Golinkoff, R.M., Hennon, E.A., Maguire & M.J. (2004): Hybrid theories at the<br />

frontier of development psychology: The emergentist coalition model of word learning<br />

as a case point. In: Hall, D.G. & Waxman, S.R. (Hrsg.): Weaving a lexicon (173-204).<br />

Cambridge, Massachusetts: MIT Press.<br />

Kauschke (2000): Der Erwerb des frühkindlichen Lexikons. Eine empirische Studie zur<br />

Entwicklung des Wortschatzes im Deutschen. Tübingen: Narr.<br />

Menyuk, P. (2000): Wichtige Aspekte der lexikalischen und semantischen Entwicklung. In:<br />

Grimm, H. (Hrsg.): Enzyklopädie der Psychologie. Themenbereich C: Theorie und<br />

Forschung, Serie III: Sprache, Band 3: Sprachentwicklung. (172-192). Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

Szagun, G. & Steinbrink, C. (2004): Typikalität und Variabilität in der frühkindlichen<br />

Sprachentwicklung: eine Studie mit einem Elternfragebogen. Sprache-Stimme-Gehör,<br />

28, 137 -145.<br />

43


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

KATHARINA M. SALGERT, SILKE FRICKE, BILL W. WELLS (Sheffield, UK)<br />

Bilingualer Phonologieerwerb bei türkisch-deutschsprachigen<br />

Kindern<br />

Schlagworte: Phonologieerwerb, Bilingualität, Phon-/Phoneminventar, Interferenzen<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit / Diplomarbeit / Examensarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Der monolinguale und bilinguale Phonologieerwerb unterscheiden sich hinsichtlich ihrer<br />

Verlaufsgeschwindigkeit und Qualität (z.B. Michael & Gollan, 2005). Das zeitgleiche Erlernen<br />

zweier linguistischer Systeme erfordert zusätzliche Verarbeitungsprozesse, welche die<br />

Erwerbsgeschwindigkeit sowie das Auftreten von zwischensprachlichen Interaktionen<br />

beeinflussen können (Fabiano-Smith & Goldstein, 2010).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Inwieweit weisen türkisch-deutsch bilinguale Kinder einen unterschiedlichen Phon-/<br />

Phonemerwerb zu monolingualen Kindern beider Sprachen auf? Welche Formen<br />

zwischensprachlicher Interaktionen sind hierbei erkennbar?<br />

Methode:<br />

In dieser Querschnittstudie wurden 19 türkisch-deutsch-sprachige Kinder zweier<br />

Altersgruppen (2;10–3;6, 3;10–4;6) hinsichtlich ihres phonetischen/phonologischen Erwerbs<br />

in beiden Sprachen mittels eines Benenntests und einer Connected-Speech-Aufgabe<br />

untersucht. Phonetische und phonematische Inventare wurden in beiden Sprachen<br />

ausgewertet und mit monolingualen Daten zum Erwerb der einzelnen Phone/Phoneme im<br />

Türkischen und Deutschen verglichen. Die in beiden Sprachen produzierten phonologischen<br />

Prozesse bildeten die Basis für die Analyse von Interferenzen.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Probanden weisen für einzelne Phone/Phoneme einen verzögerten Erwerb im Vergleich<br />

zu monolingualen Kindern auf. Hierbei sind in beiden Sprachen vorkommende und<br />

sprachspezifische Phone unterschiedlich betroffen. Weiterhin tauchen einige Formen von<br />

Interferenz zwischen Türkisch und Deutsch auf.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Ein teilweise verzögerter Phon-/Phonemerwerb konnte auch für bilinguale Kinder anderer<br />

Sprachkombinationen nachgewiesen werden (z.B. Holm & Dodd, 1999). Interferenzen, z.B. in<br />

Form von segmentalem Transfer, lassen sich mit der Übertragung von phonologischem<br />

Wissen aus L1 auf L2 erklären (Anderson, 2004).<br />

Literatur:<br />

Anderson, R. (2004). Phonological acquisition in preschoolers learning a second language via<br />

immersion: a longitudinal study. Clinical Linguistics & Phonetics, 18, 183-210.<br />

Fabiano-Smith, L. & Goldstein, B. (2010). Phonological acquisition in bilingual Spanish-English<br />

speaking children. Journal of Speech, Language, & Hearing Research, 53, 160-78.<br />

44


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Holm, A. & Dodd, B. (1999). A longitudinal study of the phonological development of two<br />

Cantonese–English bilingual children. Applied Psycholinguistics, 20, 349-376.<br />

Michael, E. & Gollan, T. (2005). Being and becoming bilingual. In J. Kroll & A. de Groot (Hrsg.),<br />

Handbook of bilingualism (389-407). Oxford: Oxford University Press.<br />

45


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ARIANE SCHNEIDER, ANNETTE FOX-BOYER (Rostock)<br />

Die Kunst der Kunstwörter Verfahren zur Überprüfung des<br />

Phonologischen Arbeitsgedächtnisses bei Kindern<br />

Schlagworte: Nichtwörter SES Konstruktion Gedächtnis<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Gedächtnisleistungen spielen eine zentrale Rolle bei der Sprachentwicklung, insbesondere<br />

die ungestörte Verarbeitung phonologischer Informationen scheint für einen un-auffälligen<br />

Spracherwerb von großer Wichtigkeit (Gathercole, 2006).<br />

In der logopädischen Praxis stellen Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen einen großen<br />

Anteil der Patienten dar. Die Zusammenhänge spezifischer Sprachentwicklungsstörungen<br />

(SSES), auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) und Leistungen des<br />

Arbeitsgedächtnisses (AG) werden unter Therapeuten dieser Behandlungsgruppe<br />

zunehmend häufiger diskutiert und differenziert untersucht. Dabei gewinnt die Überprüfung<br />

des Phonologischen Arbeitsgedächtnisses bei Kindern mittels Kunst- oder Pseudowörtern in<br />

der Sprachtherapie und der Spracherwerbsforschung zunehmend an Relevanz. Zur Erhebung<br />

der Gedächtnisleistung im Sprachverarbeitungsprozess werden im deutschsprachigen Raum<br />

verschiedene Verfahren genutzt. Die Kunstwörter sind ein häufig eingesetztes und<br />

anerkanntes Mittel, um die Gedächtnisleistungen von Kindern zu überprüfen,<br />

Sprachentwicklungsstörungen differenzierter zu betrachten oder das Risiko für eine Störung<br />

abzuklären. Die im Laufe der Zeit entstandenen Testverfahren lassen jedoch aufgrund ihrer<br />

unterschiedlichen Darbietung und Konstruktion der Prüfwörter eine große<br />

Interpretationsmöglichkeit der Ergebnisse zu.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Fraglich ist, ob die zur Verfügung stehenden Verfahren zur Überprüfung des<br />

Arbeitsgedächtnisses bei Kindern ausreichend sind.<br />

Methode:<br />

Um dieser Frage nachzugehen, wurden gängige Testverfahren, unter Einbeziehung der<br />

aktuellen internationalen Forschung und der Grundlage linguistischer Kriterien, reflektiert<br />

und bedeutsame Aspekte herausgearbeitet. Auf deren Basis und gewonnenen Erkenntnisse<br />

ließen sich Konstruktionskriterien für die Erstellung möglicher Beispielkunstwörter<br />

entwickeln.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Erkenntnisse, die sich resultierend ableiten lassen, weisen darauf hin, dass die aktuell<br />

bestehenden und verwendeten Testinstrumente nicht alle Kriterien ausreichend erfüllen, um<br />

ausschließlich die Funktionsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses zu messen. Eine verlässliche<br />

Diagnostik oder Abklärung des Risikos einer SSES ist unter diesen Voraussetzungen nicht<br />

oder nur eingeschränkt möglich. Schlussfolgernd besteht die Notwendigkeit einer noch<br />

differenzierteren Forschung zur Entwicklung von Kunstwörtern, die als<br />

Untersuchungsverfahren in der Praxis einheitlich durchgeführt werden sollte. Die<br />

46


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Weiterentwicklung eines diagnostischen Verfahrens anhand der erstellten<br />

Beispielkunstwörter könnte dabei eine Möglichkeit sein, die diagnostische Aussagekraft zur<br />

Erfassung der Funktionstüchtigkeit des Phonologischen Arbeitsgedächtnisses zu messen.<br />

Literatur:<br />

Gathercole, S.E. (2006). Nonword repetition and word learning: The nature of the<br />

relationship. Applied Psycholinguistics, 27, 513-543.<br />

Hasselhorn, M. & Werner, I. (2000). Zur Bedeutung des phonologischen<br />

Arbeitsgedächtnisses für die Sprachentwicklung. In: Grimm, H. (Hrsg.).<br />

Sprachentwicklung (S. 363 –378). Göttingen: Hogrefe.<br />

Archibald, L.M.D., & Gathercole, S.E. (2007). Nonword repetition in specific language<br />

impairment: More than a phonological short-term memory deficit. Psychonomic<br />

Bulletin & Review, 14 (5), 919-924.<br />

Bishop, D.V.M., Adams, C. V. & Norbury, C.F. (2004). Using Nonword Repetition to<br />

Distinguish Genetic and Environmental Influences on Early Literacy Development: A<br />

Study of 6-Year-Old Twins. American Journal of Medical Genetics Part B<br />

(Neuropsychiatric Genetics) 129 B, 94–96.<br />

47


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANJA STARKE, ALEXANDER RÖHM, UTE RITTERFELD (Dortmund)<br />

Rechenstrategien bei sprachlich auffälligen Kindern<br />

Schlagworte: Umschriebene Sprachentwicklungsstörung, mathematische Fähigkeiten,<br />

Rechenstrategien<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit / Diplomarbeit / Examensarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Sprachkompetenz als eine wesentliche Schlüsselqualifikation beeinflusst auch die Aneignung<br />

von schulischem Wissen. Es stellt sich deshalb die Frage, welche Schwierigkeiten Kinder mit<br />

eingeschränktem Sprachvermögen auch in nicht primär sprachlichen Unterrichtsfächern wie<br />

etwa Mathematik zu überwinden haben. So weisen zahlreiche Studien darauf hin, dass<br />

Kinder mit umschriebenen Sprachentwicklungsstörungen (USES) im Vergleich zu sprachlich<br />

unauffälligen Kindern schlechtere mathematische Leistungen aufweisen (Fazio, 1999;<br />

Donlan, 2007). Die Gründe für diesen deutlichen Unterschied in den mathematischen<br />

Fähigkeiten sind bislang noch unzureichend erklärt. Aufgrund der Sprachgebundenheit<br />

mathematischer Strategien und der sprachlichen Vermittlung dieser im Unterricht wird zum<br />

einen vermutet, dass Kinder mit einer USES geeignete Lösungswege weniger gut<br />

repräsentiert haben. Zum anderen können Arbeitsgedächtnisdefizite, wie sie bei Kindern mit<br />

USES häufig vorkommen (Coady & Evans, 2008), die mathematische Problemlösung negativ<br />

beeinflussen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Mit zwei Studien haben wir uns der Frage genähert, in welcher Weise sich die<br />

mathematischen Lösungsstrategien von Kindern mit spezifischem sprachlichen Förderbedarf<br />

im Vergleich zu denen unauffälliger Alterspeers unterscheiden. Studie 1 ging den Fragen<br />

nach, ob Kinder mit sprachlichen Auffälligkeiten schlechtere Rechenleistungen zeigen als ihre<br />

unauffälligen Peers und ob sie auch über weniger sprachlich-kodierte Rechenstrategien<br />

verfügen. In Studie 2 wurde aufbauend untersucht, ob die Verbalisierungskompetenz der<br />

Kinder mit sprachlichem Förderbedarf durch eine visuelle Unterstützung erhöht werden<br />

kann.<br />

Methode Studie 1:<br />

9 Kinder einer ersten Grundschulklasse (GS) wurden mittels eines softwaregestützten<br />

Testverfahrens zur Identifizierung des zählenden Rechnens mit 9 Kindern einer ersten Klasse<br />

einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache (FS) verglichen. Nach jeder Aufgabe<br />

wurden die Kinder zusätzlich aufgefordert, ihre Rechenstrategien zu erläutern.<br />

Ergebnisse Studie 1:<br />

Studie 1: Wie erwartet zeigten die Schüler der Förderschule signifikant schlechtere<br />

mathematische Leistungen als die Schüler der Regelgrundschule. Es gelang ihnen auch<br />

signifikant seltener ihre genutzten Rechenstrategien zu verbalisieren.<br />

48


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Methode Studie 2:<br />

Je 12 Kinder zweier erster Klassen der FS wurden zunächst anhand eines standardisierten<br />

Mathe-Tests in zwei gleich starke Gruppen aufgeteilt. Eine der Gruppe erhielt dann bei der<br />

Lösung einfacher Rechenaufgaben im Zahlenraum 20 zusätzliches visuelles Material<br />

(Zwanzigerfeld & Einerplättchen) zur ikonischen Repräsentation. Alle 24 Kinder wurden<br />

aufgefordert, ihre Rechenwege verbal zu erläutern.<br />

Ergebnisse Studie 2:<br />

Bei den allgemeinen mathematischen Kompetenzen zeigte knapp die Hälfte der Kinder eine<br />

unterdurchschnittliche Leistung oder schwächer. Davon waren vor allem die Mädchen der<br />

Testgruppe betroffen. Im Bezug auf die Verbalisierungsleistungen deuten die Ergebnisse<br />

auch hier darauf hin, dass die Kinder selbst mit unterstützenden Darstellungsmitteln<br />

nicht mehr Strategien verbalisieren bzw. anhand der Materialien zeigen konnten.<br />

Insgesamt wurden in beiden Gruppen (mit und ohne Material) überwiegend zählende<br />

oder keine Strategien verbalisiert.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Es konnte einerseits gezeigt werden, dass Kinder der FS deutlich schlechtere mathematische<br />

Leistungen zeigen als ihre Peers der Grundschule. Sie können weniger gut ihre<br />

mathematischen Strategien verbalisieren. Andererseits bleibt weiter unklar, ob Kinder mit<br />

sprachlichen Auffälligkeiten tatsächlich nicht über mathematische Rechenstrategien<br />

verfügen oder sie diese lediglich nicht angemessen verbalisieren können.<br />

Literatur:<br />

Coady, J.A. & Evans, J.L. (2008). Uses and interpretations of non-word repetition tasks in<br />

children with and without specific language impairments (SLI). International Journal of<br />

Language and Communication Disorders, 43(1), 1-40.<br />

Donlan, C., Cowan, R., Newton, E. J., & Lloyd, D. (2007). The role of language in mathematical<br />

development: evidence from children with specific language impairments. Cognition,<br />

103(1), 23-33.<br />

Fazio, B. B. (1999). Arithmetic calculation, short-term memory, and language performance in<br />

children with specific language impairment: a 5-year follow-up. Journal of Speech<br />

Language and Hearing Research, 42(2), 420-431.<br />

49


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

BRITTA BLECKMANN (Bad Salzdetfurth)<br />

Interdisziplinarität zwischen Mensch und Hund -<br />

Kooperative Sprachtherapie im Sprachheilzentrum Bad<br />

Salzdetfurth<br />

Schlagworte: Therapiehund, stationäre Sprachtherapie<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Wenn der Mensch auf einen Hund trifft kann man auf mehreren Ebenen Veränderungen<br />

feststellen. Oft werden im Zusammenhang mit Rehabilitationsprozessen soziale, physische<br />

und psychische Vorgänge beschrieben, die sich unter dem Einfluss von Hunden – oder Tieren<br />

im Allgemeinen - positiv entwickeln bzw. als erträglicher empfunden werden.<br />

Wissenschaftlich bewiesen wurde u.a. die Steigerung des Wohlbefindens und damit<br />

einhergehend die Verbesserung der Lebensqualität.<br />

Die Gründe dafür sind recht vielfältig: Hunde agieren in der Therapiesituation als soziale<br />

Katalysatoren, als Brückenbauer oder als Freund. Sie sind in der Lage Menschen wertfrei zu<br />

begegnen. Vorbehaltslos kooperieren und interagieren Hunde mit Personen<br />

unterschiedlichstem Alter, Aussehen oder Leistungstand. Das natürliche Verlangen nach<br />

Zuwendung ist ausschlaggebend für beide Spezies einen Schritt aufeinander zuzugehen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Eine zweieinhalbjährige Testphase sollte zeigen, inwieweit sich die Wissenschaft mit der<br />

Praxis deckt und welche Vorteile der Einsatz eines Hundes für die (Sprach)Entwicklung der<br />

Kinder im stationären Bereich mit sich bringt. Die Ergebnisse dieses „Testlaufes“ werden<br />

anhand eines Fallbeispiels dargestellt: die allgemeinen und sprachlichen<br />

Entwicklungsschritte einer zweijährigen stationären Sprachheilbehandlung eines<br />

sechsjährigen Mädchen mit umfangreicher Sprachentwicklungsstörung wurden hierfür<br />

herangezogen.<br />

Methode:<br />

Auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht das Konzept der Kooperativen<br />

Sprachtherapie im Sprachheilzentrum in Bad Salzdetfurth. Dort arbeitet ein speziell<br />

ausgebildetes Therapiehundeteam mit sprach- und sprechauffälligen Kindern zwischen fünf<br />

und acht Jahren.<br />

Gemeinsam mit dem vorhandenen interdisziplinären Team wird als übergeordnetes Ziel die<br />

Partizipation der Kinder nach der Beendigung der stationären Maßnahme verfolgt.<br />

Die Kooperative Sprachtherapie hat sich als große Unterstützung in diesem vielfältigen<br />

Gefüge erwiesen. Individuelle Förderpläne setzen dabei an die jeweiligen Ressourcen<br />

und/oder Defizite der Kinder an. Diese sind nicht ausschließlich auf die sprachlichen Anteile<br />

bezogen. Neben der zielgerichteten, individuellen Förderung gibt es zahlreiche spontane<br />

Ereignisse, die bei den Kindern Interesse, Verständnis und Lernfortschritte schaffen.<br />

50


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ergebnisse:<br />

Die Auswertung und Reflektion der stationären Maßnahme erfolgt durch standardisierte<br />

(sprachliche) Testverfahren, hausinterne Überprüfungs- und Beobachtungsverfahren,<br />

Befragung der Eltern, Befragung des Kindes und durch Besprechungen des interdisziplinären<br />

Behandlungsteams. Die positiven Veränderungen und Erfolge der Probandin wurden<br />

dahingehend kritisch hinterfragt, welche Anteile die Kooperative Sprachtherapie im<br />

gesamten Verlauf eingenommen hat. Dabei wurden sowohl sprachliche, als auch soziale und<br />

psychische Faktoren herausgearbeitet.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die erfolgreiche Umsetzung der Kooperativen Sprachtherapie hängt maßgeblich von der<br />

Beziehung zwischen Kind und Hund ab und der oben angedeuteten Bereitschaft,<br />

aufeinander zuzugehen.<br />

Die Fülle der daraus entstehenden Fördermöglichkeiten, die weit über den sprachlichen Teil<br />

der Therapie hinausgehen, muss durch den Klienten zunächst akzeptiert und ernst<br />

genommen werden. Zudem müssen sie für sich und seinen Alltags als tauglich bewertet<br />

werden um sie dem folgend generalisieren zu können. Mit Erreichen dieser Stufe, ist durch<br />

den Einsatz eines Hundes vieles möglich.<br />

Literatur:<br />

Benjes, Sarah (2008): Tiergestützte Interventionen bei alten Menschen. Der Einsatz eines<br />

Hundes in der Sprachtherapie. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken<br />

Greiffenhangen, Sylvia/ Buck-Werner, Oliver N. (2007): Tiere als Therapie. Neue Wege in<br />

Erziehung und Heilung. Kynos Verlag, Mürlenbach<br />

Otterstedt, Carola (2007): Mensch und Tier im Dialog. Kommunikation und artgerechter<br />

Umgang mit Haus- und Nutztieren. Methoden der tiergestützten Arbeit und Therapie.<br />

Kosmos, Stuttgart<br />

Röger-Lakenbring, Inge (2006): Das Therapiehundeteam. Ein praktischer Wegweiser. Kynos<br />

Verlag, Mürlenbach/ Eifel<br />

Vernooji, Monika A./ Schneider, Silke (2010): Handbuch der Tiergestützten Intervention.<br />

Grundlagen, Konzepte, Praxisfelder. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim<br />

51


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

HILDA GEISSMANN (Zürich/Fribourg, Schweiz)<br />

Wie entwickeln sich Late Talkers? – Prädiktion von<br />

spezifischen Spracherwerbsstörungen im Alter von 2 Jahren<br />

Schlagworte: Prädiktion spezifische Spracherwerbsstörung, Late Bloomers, Late Talkers,<br />

Sprachentwicklung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund: Late Talkers sind Kinder, die spät zu sprechen beginnen und mit 2 Jahren<br />

weniger als 50 Wörter sprechen. Late Talkers sind Risikokinder für Spracherwerbsstörungen.<br />

Rund 15 % der Kinder sind Late Talkers. Bis ins Alter von 3 Jahren holt ein Teil der Late<br />

Talkers den Sprachentwicklungsrückstand auf (sog. Late Bloomers) und der andere Teil zeigt<br />

eine spezifische Spracherwerbsstörung oder Sprachauffälligkeiten.<br />

Bisher ist unklar, welche 2-jährigen Late Talkers eine spezifische Spracherwerbsstörung<br />

ausbilden und welche den Rückstand aufholen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Das Ziel der Studie ist es, herauszufinden wie sich 2-jährige Late Talkers entwickeln. Mit<br />

diesen Kenntnissen wird es besser möglich sein zu entscheiden, bei welchen spät<br />

sprechenden Kindern ohne weiteres abgewartet werden kann und bei welchen eine frühe<br />

Intervention notwendig ist.<br />

Es werden folgende Fragen geklärt:<br />

1. Welche Unterschiede zeigen sich zwischen den Late Talkers und den Referenzkindern<br />

hinsichtlich der sprachlichen, kommunikativen und kognitiven Fähigkeiten im dritten<br />

Lebensjahr?<br />

2. Unterscheidet sich im Alter von 2 Jahren das sprachliche Entwicklungsprofil der Late<br />

Talkers, die eine spezifische Spracherwerbsstörung ausbilden vom Profil der Late<br />

Bloomers? Gibt es Prädiktoren mit welchen der weitere Verlauf der Sprachentwicklung<br />

bei 2-jährigen Late Talkers mit hoher Wahrscheinlichkeit vorher gesagt werden kann?<br />

Methode:<br />

In einer Längsschnittstudie wird die Entwicklung von 52 Late Talkers und 30 Referenzkindern<br />

im dritten Lebensjahr untersucht. Die Datenerhebung erfolgt mittels Elternfragebogen,<br />

Testverfahren und Spontansprachanalyse. Die sprachliche, kommunikative und kognitive<br />

Entwicklung der Kinder wird im Alter von 2;0, 2;6 und 2;11 Jahren abgeklärt.<br />

Ergebnisse:<br />

Anhand bestimmter Prädiktoren und deren kritischen Werte ist es möglich, bei Late Talkers<br />

im Alter von 2 bzw. 2;3 oder 2;6 Jahren eine spezifische Spracherwerbsstörung mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit vorherzusagen.<br />

52


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Bei Late Talkers, welche eine spezifische Spracherwerbsstörung ausbilden, sollte bereits im<br />

Alter von 2;3 bis 2;6 Jahren eine Intervention erfolgen. Die Art der Intervention,<br />

Elternanleitung oder Sprachtherapie muss im Einzelfall entschieden werden.<br />

Literatur:<br />

Desmarais, Ch.; Sylvestre, A.; Meyer, F.; Bairati, I.; Rouleau, N. (2008): Systematic review of<br />

the literature on characteristics of late-talking toddlers. In: International Journal of<br />

Language and Communication Disorders, 43, 361-389.<br />

Ellis, E. M.; Thal, D. J. (2008): Early language delay and risk for language impairment. In:<br />

Perspectives on Language Learning and Education 15, 93-100.<br />

Rescorla, L.; Roberts, J.; Dahlsgaard, K. (1997): Late Talkers at 2: Outcome at Age 3. In:<br />

Journal of Speech, Language and Hearing Research 40, 556-566.<br />

Roos, E. M.; Ellis Weismer, S. (2008): Language outcomes of late talking toddlers at preschool<br />

and beyond. In: Perspectives on language learning and education 15, 119-126.<br />

Sachse, S. (2007): Neuropsychologische und neurophysiologische Untersuchungen bei Late<br />

Talkers im Quer- und Längsschnitt. München.<br />

Schlesiger, C. (2009): Sprachtherapeutische Frühintervention für Late Talkers. Eine<br />

randomisierte und kontrollierte Studie zur Effektivität eines direkten und<br />

kindzentrierten Konzeptes. Wissenschaftliche Schriften Schulz-Kirchner Verlag, Idstein.<br />

53


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

HERBERT LANGE (Bremen)<br />

Unterwegs mit Silas - ein Teammodell zur ganzheitlichen<br />

Förderung bei Trisomie 21<br />

Schlagworte: Ganzheitlich orientierte Logopädie, Trisomie 21<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit Trisomie 21 zeigen bei aller Unterschiedlichkeit in ihrer Persönlichkeit und ihren<br />

individu-ellen Lernleistungen besondere Stärken im visuellen, im rhythmisch-musikalischen<br />

und sozial-prag-matischen Bereich: Über diese Stärken können sie syndromspezifische<br />

Probleme ihres Lebensalltags teilweise ausgleichen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Im Rahmen ganzheitlich orientierter Logopädie, die auf erfolgreiche<br />

Kommunikationsentfaltung, auf größtmögliches, auch akademisches Wachstum der Kinder<br />

und ihre vollständige gesellschaftliche In-tegration abzielt, müssen alle persönlichen<br />

Ressourcen sorgfältig geprüft, genutzt, erweitert werden. Durch welche besondere<br />

Zusammenarbeit ist das im Team aus Kind und Familie, den Peers, seinen Spiel- und<br />

Lernkameraden der direkten Umgebung, Erziehern und Lehrer/innen und behandelnden<br />

Therapeuten/innen machbar?<br />

Methode:<br />

Seit über drei Jahren wird Silas, ein fünfjähriger Junge mit Trisomie 21, in einem<br />

niedersächsischen Integrationskindergarten betreut und therapeutisch versorgt. Am Beispiel<br />

seiner beobachteten Kom-munikationsentwicklung stellt der Vortrag ein sechssäuliges<br />

Fördermodell vor, das sich logopädisch-ganzheitlich aus folgenden Elementen<br />

zusammensetzt: Musik und Rhythmus, Gebärdenunterstützter Kommunikation (GuK),<br />

entwicklungsangepasster Förderung von Grob- und Feinmotorik, Erzählen und Literatur<br />

(Bilderbücher), Peer- und Familientraining, Anbahnung ganzheitlichen Lesens und Schreibens.<br />

Ergebnisse:<br />

Silas hat in allen Bereichen entscheidende, zum Teil sehr überraschende Fortschritte<br />

gemacht. So hat sich beispielsweise auch ohne explizites Üben seine Artikulationsfähigkeit<br />

verbessert und rückt nun in einen stärkeren Fokus.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Das sechssäulige ganzheitliche Fördermodell begünstigt das Wachstum von Silas in vielen<br />

seiner Ent-wicklungsbereiche. Es scheint ihn dabei zu ermutigen, eigene Ressourcen zu<br />

entdecken, was gerade im Hinblick auf die für ihn geplante Inklusion im Sommer 2013<br />

weitere Optionen eröffnet. Als Team-konzept ist das Modell variier- und möglicherweise<br />

übertragbar auf andere Kinder mit Trisomie 21.<br />

54


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Manske, Christel (2004). Entwicklungsorientierter Lese- und Schreibunterricht für alle Kinder.<br />

Beltz Verlag Weinheim und Basel.<br />

Heger, Manuela (2008). Kommunikationsanbahnung bei Kindern mit Förderschwerpunkt<br />

geistige Entwicklung. VDM Verlag Dr. Müller Saarbrücken.<br />

Oelwein, Patricia Logan (2007). Kinder mit Down-Syndrom lernen lesen. Edition 21 im G&S<br />

Verlag. 5. Auflage.<br />

Wilken, Etta (2010).: Sprachförderung bei Kindern mit Down-Syndrom. Mit ausführlicher<br />

Darstellung des GuK-Systems. 11. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart<br />

55


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

KATHRIN PFEFFER (München)<br />

Form vs. Inhalt? Erzählungen von Schülern mit und ohne<br />

Sprachentwicklungsstörung ("work in progress")<br />

Schlagworte: Narration, Spracherwerb, Sprachentwicklungsstörungen, Diagnostik<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Mündliches Erzählen macht nicht nur einen hohen Anteil unserer Alltagskommunikation aus,<br />

sondern spielt auch im Schulunterricht eine große Rolle. Doch das Erzählen stellt hohe<br />

sprachliche und kognitive Anforderungen an den Sprecher. Besonders Kinder mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen haben oft Probleme mit der mündlichen Produktion von<br />

Texten (u.a. Norbury & Bishop 2003, Fey et al. 2004). Colozzo et al. (2011) fanden heraus,<br />

dass sprachentwicklungsgestörte Kinder oft Geschichten mit einem vollständigen Inhalt,<br />

aber vielen grammatikalischen Fehlern, oder einem mangelhaften Inhalt mit nur wenigen<br />

Fehlern erzählen (Inhalt vs. Form).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Die sich noch im Bearbeitungsprozess befindende Arbeit hat zwei Ziele. Zum einen wurde ein<br />

Test entworfen, der die Fähigkeiten in den Bereichen Inhalt, Kohärenz und Kohäsion, sowie<br />

grammatikalische Fehler in Erzählungen analysiert. Zum anderen wird anhand des Tests eine<br />

Untersuchung über die narrativen Fähigkeiten von Kindern mit und ohne<br />

Sprachentwicklungsstörung (SES) durchgeführt. Im Rahmen einer Vorstudie zeigte sich, dass<br />

tatsächlich eine Dissoziation von Form und Inhalt bei Kindern mit SES zu bestehen scheint,<br />

eine Aufteilung in die Bereiche Makrostruktur, Kohärenz und Kohäsion jedoch sinnvoller ist.<br />

Ursachen für diese Dissoziation werden untersucht.<br />

Methode:<br />

Im Rahmen der Studie wurden die Fähigkeiten in den genannten drei Bereichen<br />

Makrostruktur, Kohärenz und Kohäsion sowie grammatikalische Fehler bei Nacherzählungen<br />

und Bildergeschichten von 40 typisch entwickelten und 44 Kindern mit SES in zwei<br />

Altersgruppen (1. und 4. Klasse) untersucht. Neben dem mündlichen Erzählen wurden<br />

Wortschatz, grammatikalische Fähigkeiten, Kurzzeitgedächtnis und die sprachliche<br />

Verarbeitungskapazität erhoben, um die Hypothese einer geringen Verarbeitungskapazität<br />

als Ursache für die Dissoziation von Form und Inhalt in Erzählungen (Colozzo et al. 2011) zu<br />

überprüfen und weitere Einflussfaktoren analysieren zu können.<br />

Ergebnisse:<br />

Erste Ergebnisse geben Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang von<br />

Verarbeitungskapazität und Erzählfähigkeit. Die Dissoziation von Form und Inhalt zeigt sich<br />

vor allem bei den älteren Kindern deutlich, während die Leistungen der jüngeren Gruppe<br />

homogener erscheinen.<br />

56


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Da die Daten zum Zeitpunkt der Tagung noch nicht vollständig ausgewertet sein werden,<br />

möchte ich den bis dahin aktuellen Stand vorstellen und diskutieren.<br />

Literatur:<br />

Colozzo, P., Garcia, R.D.; Curran, M.; Gillam, R.B.; Johnston, J.R. (2011): "Content and Form in<br />

the Narratives of Children with Specific Language Impairment" In: Journal of Speech,<br />

Language, and Hearing Research. 54.1609-1627.<br />

Fey, M.E., Catts, H.W.; Proctor-Williams, K.; Tomblin,J.B.; Zhang, X. (2004): "Oral and Written<br />

Story Composition Skills of Children With Language Impairment." In: Journal of Speech,<br />

Language, and Hearing Research. 47. 1301-1318.<br />

Norbury, C.F., Bishop, D.V.M. (2003): "Narrative skills of children with communication<br />

impairments." In: Int. Journal of Language and Communication Disorders. 38 (3). 287-<br />

313.<br />

57


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

JULIA SIEGMÜLLER (Rostock)<br />

Inputorientierte Therapie im Lexikon - die<br />

Gesamtergebnisse des LST-LTS-Projektes<br />

Schlagworte: Late Talker – Lexikontherapie – kindgerichtete Therapie - Therapieforschung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes: dem LST-LTS-Projekt<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Inputspezifizierung ist eine wichtige Therapiemethode bei kleinen Kindern. Nach PLAN<br />

(Patholinguistischer Ansatz) gibt es 2 Möglichkeiten, wie der Input präsentiert werden kann<br />

(Siegmüller & Kauschke, 2006). Zum einen können Inputsequenzen als komprimierteste<br />

Form des verstärkten Inputs präsentiert werden. Zum anderen können interaktive<br />

Inputspezifizierungen im Rahmen einer gemeinsamen Handlung durchgeführt werden. Die<br />

Rolle des Kindes ist in beiden Varianten gleich: es soll eine hörende, verarbeitende Haltung<br />

einnehmen. Ziel der Inputspezifizierung ist das Setzen eines Lernimpulses für die Art der<br />

Zielstruktur, die präsentiert wurde. Im Unterschied zu Übungen wird nicht erwartet, dass die<br />

präsentierte Struktur / das präsentierte Wort direkt in die Spontansprache des Kindes<br />

übernommen wird (Siegmüller, i.V.; Siegmüller & Rausch, 2012, i.V.).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Über die Wirkungsweise und Wirkungssicherheit von Inputspezifizierungen ist bis zum<br />

Beginn des Projektes noch relativ wenig bekannt gewesen. Im LST-LTS-Projekt (Lexikalische<br />

und syntaktische Therapie bei Kindern im Late-Talker-Stadium) wird die Wirkung dieser<br />

Methode in der frühen Wortschatztherapie untersucht (Herzog-Meinecke & Siegmüller,<br />

2008; Siegmüller, Schröders, Sandhop, Otto, & Herzog-Meinecke, 2010).<br />

Methode:<br />

Am LST-LTS-Projekt nahmen 256 Kinder teil. Alle Kinder waren zu Therapiebeginn<br />

mindestens 24 Monate und verfügten über einen produktiven Wortschatz von weniger als<br />

50 Wörtern. Da im Projekt auch Störungsbildvergleiche vorgesehen waren, wurden auch<br />

Kinder mit eingebetteten Sprachentwicklungsstörungen akzeptiert. Alle Kinder wiesen eine<br />

von einem Arzt ausgestellte Verordnung auf.<br />

Die Therapie wurde anhand einer im Projekt hergestellten Wortliste durchgeführt. Der<br />

Wortschatz jedes Kindes wurde analysiert, auf der Wortliste vorhandene Wörter<br />

durchgestrichen. Durch die Nummerierung der Wörter auf der Liste konnte danach für jedes<br />

Kind die gleiche Inputreihenfolge - in Abstimmung mit seinem individuellen Lexikon -<br />

erfolgen. In jeder Therapiesitzung erhielt das Kind 2 Inputspezifizierungen mit einer<br />

definierten Inputstärke. Die Therapie wurde so lange fortgesetzt, bis das Kind in den<br />

Wortschatzspurt kam oder bis 20 Sitzungen erreicht waren.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse zeigen, wie sich Kinder in der inputorientierten Lexikontherapie verhalten. Es<br />

wurden verschiedene Effekte berechnet, die die Wirkungsweise von Inputspezifizierungen<br />

belegen können. In diesem Beitrag werden die Haupteffekte des LST-LTS-Projektes<br />

präsentiert: Alterseffekte, Therapiedichteeffekte und Effekte der Inputstärke. So zeigte sich,<br />

58


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

dass die Kinder unter Therapie schneller lernen als jüngere ungestörte Kinder mit<br />

vergleichbarem Startwortschatz. Ebenso erreichten jüngere Kinder den Wortschatzspurt<br />

schneller als ältere Kinder. Kinder, deren Inputspezifizierungen eine höhere Stärke<br />

aufwiesen, profitierten ebenfalls und benötigten weniger Sitzungen, um das Ziel zu<br />

erreichen. Die günstigste Zeitspanne zwischen den einzelnen Therapiesitzungen konnte<br />

eingegrenzt werden. Die Frage, ob mehr Inputspezifizierungen und längere<br />

Inputspezifizierungen mehr Effekte erbringen, kann verneint werden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Inputspezifizierung kann als eine wirksame Methode in der Wortschatztherapie belegt<br />

werden. Ihre Wirkung hängt maßgeblich von ihrer Stärke, nicht aber von ihrer Dauer ab.<br />

Inputspezifizierungen sind ein wichtiges Mittel zur Sprachstimulation bei Kindern, wobei<br />

Alter und Therapiedichte eine maßgebliche Rolle bei der Bewältigung einer SES spielen.<br />

Das LST-LTS-Projekt belegt viele Effekte einer Sprachtherapie mit wissenschaftlichen Daten,<br />

die viele TherapeutInnen schon lange aus ihrer Erfahrung vermuten, einige Vermutungen<br />

sind jedoch auch widerlegt worden. Die Aufgabe dieses Projektes ist es daher,<br />

Argumentationsbasis zu sein zwischen LogopädInnen und Verordnungsinstanzen, Eltern und<br />

Kollegen in einem interdisziplinären Team.<br />

Literatur:<br />

Herzog-Meinecke, C., & Siegmüller, J. (2008). Intervention bei Kindern mit komplexen<br />

Störungsbildern: erste Ergebnisse des LST-LTS-Projektes. Forum Logopädie, 22, 14-21.<br />

Siegmüller, J. (i.V.). Evidenzbasierung lexikalischer Therapie bei Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen in der Einwortphase am Beispiel des LST-LTS-Projektes.<br />

Rostock: Habilitationsschrift.<br />

Siegmüller, J., & Kauschke, C. (2006). Patholinguistische Therapie bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen. München: Elsevier.<br />

Siegmüller, J., & Rausch, M. (2012, i.V.). Das Patientenbild in der Kindersprachtherapie. In S.<br />

Ringmann & J. Siegmüller (Eds.), Ethik in der interdisziplinären Therapieforschung bei<br />

Kindern mit Entwicklungsstörungen. Berlin: Peter Lang Verlag.<br />

Siegmüller, J., Schröders, C., Sandhop, U., Otto, M., & Herzog-Meinecke, C. (2010). Wie<br />

effektiv ist die Inputspezifizierung? - Erwerbsverhalten von Late Talkern und Kindern<br />

mit kombinierten umschriebenen Entwicklungsstörungen und Late-Talker-Sprachprofil<br />

in der inputorientierten Wortschatztherapie. Forum Logopädie, 42(1), 16-23.<br />

59


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

SUSANNE VOGT, MAIKE GUMPERT (Idstein)<br />

Untersuchung des Sprachverstehens: zwei Instrumente im<br />

Vergleich<br />

Schlagworte: Sprachverstehen, Untersuchung, TROG-D, TSVK<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Sprachverstehen ist ein komplexer Prozess, der als schwierig zu untersuchen gilt. Die<br />

Beurteilung von Sprachverstehensleistungen führt – nicht nur bei Eltern – immer wieder zu<br />

Fehleinschätzungen (Buschmann & Jooss, 2011; Möller et al., 2008). Mittlerweile existieren<br />

im deutschsprachigen Raum zur Überprüfung des Sprachverstehens standardisierte<br />

Untersuchungsverfahren. Der in der Praxis bereits etablierte Test zur Überprüfung des<br />

Grammatikverständnisses (TROG-D; Fox, 2006) und der neu erschienene Test zum<br />

Satzverstehen von Kindern (TSVK; Siegmüller, Kauschke, van Minnen & Bittner, 2011)<br />

verfolgen beide das Ziel einer quantitativen und qualitativen Erfassung der grammatischen<br />

Störung in der rezeptiven Modalität.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Studie war ein Vergleich der Einschätzung der Sprachverstehensfähigkeiten durch<br />

TROG-D und TSVK bei sprachauffälligen und sprachunauffälligen Kindern. Da beide<br />

Verfahren ähnliche grammatische Strukturen überprüfen und vergleichbare Ziele verfolgen,<br />

wurden übereinstimmende Einschätzungen erwartet.<br />

Methode:<br />

Bei 11 sprachlich unauffälligen und 16 Kindern mit einer spezifischen<br />

Sprachentwicklungsstörung (SSES) im Alter von 4-5 Jahren wurde sowohl der TROG-D als<br />

auch der TSVK durchgeführt. Alle Kinder wuchsen monolingual Deutsch auf.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Durchführung des TSVK dauerte im Schnitt länger als die des TROG-D, allerdings wurde<br />

der Unterschied der Durchführungszeit in der Gruppe der Kinder mit SSES statistisch nicht<br />

signifikant. Bezogen auf die Ergebnisse zeigte sich für die unauffälligen Kinder ein hohes Maß<br />

an Übereinstimmung. Für die Kinder mit einer SSES betrug die Übereinstimmung in der<br />

Beurteilung des kindlichen Grammatikverstehens jedoch lediglich 50%.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Trotz Übereinstimmungen in Ziel, Methode und sprachlichen Zielstrukturen kommt es<br />

teilweise zu unterschiedlichen Bewertungen des kindlichen Grammatikverstehens durch die<br />

beiden Testverfahren. Denkbare Erklärungen hierfür sind Einflüsse des Testdesigns und der<br />

Auswertung, der sprachlichen Inhalte sowie von weiteren kindlichen (Sprach-) Fähigkeiten.<br />

Literatur:<br />

Buschmann, A. & Jooss, B.(2011). Frühdiagnostik bei Sprachverständnisstörungen. Forum<br />

Logopädie 1(25); 20-27<br />

60


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Fox, A. (2006). Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses TROG-D. Idstein: Schulz-<br />

Kirchner<br />

Möller, D., Furche, G., Slabon-Lieberz, S., Gaumert, G., Breitfuss, A. & Licht, A.K. (2008).<br />

Blickdiagnose Sprachverständnisstörungen – Die diagnostische Güte von Experten- und<br />

Elternurteilen. Sprache Stimme Gehör 32(3), 129-135<br />

Siegmüller, J., Kauschke, C., van Minnen, S. & Bittner, D. (2011). Test zum Satzverstehen von<br />

Kindern TSVK. München: Elsevier<br />

61


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANNETTE FOX-BOYER (Rostock), Blanca Schäfer (Sheffield)<br />

Die Entwicklung der initialen Konsonantenverbindungen im<br />

Deutschen<br />

Schlagworte: Spracherwerb Phonologie Konsonantenverbindungen Deutsch Zweijährige<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Phonologie des Deutschen ist von einer Vielzahl von Konsonantenverbindungen (CC)<br />

geprägt. Diese können sowohl im Wort- und Silbenonset auftreten als auch in der Silben-<br />

und Wortcoda. Insbesondere für die Onset-CC ergeben sich eine Vielzahl von Phonem-<br />

Kombinationsmöglichkeiten. Die Entwicklung der Onset-Position wurde bislang allerdings<br />

zum einen detailliert nur für eine kleine Alterspanne an wenigen Kindern (Lleò & Prinz, 1996)<br />

für einzelne ausgewählte CC beschrieben und zum anderen grob für Kinder im Alter von 3;0-<br />

5;11 Jahren (Fox & Dodd, 1999) dokumentiert. Studien aus anderen Sprachen haben sich<br />

bereits intensiver mit dem Thema befasst und zeigen können, dass der Erwerb der<br />

Konsonantenverbindungen bereits im dritten Lebensjahr einsetzt und bei vielen Kindern bis<br />

zum Alter von vier Jahren als abgeschlossen gilt (z.B. Englisch: McLeod et al., 2002). Des<br />

Weiteren berichteten diese von heterogenen Erwerbsmustern.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Der Vortrag hat zum Ziel mit Hilfe von Langezeit- und Querschnittsstudien den Erwerb der<br />

CC im Alter von 2;0-211 Jahren detailliert zu beschreiben.<br />

Methode:<br />

Untersucht wurden sechs Kinder im Alter von 2-3 Jahren über acht Monate hinweg einmal<br />

monatlich und sechs Kinder im Alter von 2;7-2;11 Jahren einmal monatlich mit drei bis vier<br />

Testzeitpunkten. Des Weiteren liegen die Daten von 143 sprachgesunden Kindern im Alter<br />

von 2;0-2;11 Jahren aus Querschnittstudien vor. Alle Daten wurden mit Hilfe von<br />

Bilderbenennverfahren erhoben.<br />

Ergebnisse:<br />

Es zeigt sich, dass bereits im dritten Lebensjahr die meisten CC in der Onset-Position relativ<br />

stabil erworben sind, wobei CC mit /ʃ/ häufig zwar strukturell erworben sind, aber der Laut<br />

/ʃ/ oft noch systemisch durch /s/ oder /ç/ ersetzt wird. Der Erwerb von dreigliedrigen CC<br />

vollzieht sich etwas langsamer als der von zweigliedrigen. Es zeigte sich aber auch eine große<br />

Variabilität der Erwerbsverläufe, die sich gegen Ende des dritten Lebensjahres deutlich<br />

harmonisierten.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die neue Datenlage zeigt, dass der Erwerb der initialen CC deutlich früher als angenommen<br />

als weitgehend abgeschlossen gelten muss und dass bereits in der ersten Hälfte des zweiten<br />

Lebensjahres die wenigsten Kinder gar keine CC produzieren.<br />

62


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Fox, A.V. & Dodd, B.J. (1999). Der Erwerb des phonologischen Systems in der deutschen<br />

Sprache. Sprache Stimme Gehör, 23, 183-191<br />

McLeod, S., van Doorn, J. & Reed, V.A. (2002). Typicological description of the normal<br />

acquisition of consonant clusters. In: Windsor, F. Kelly, L. & Hewlett, N. (eds)<br />

Investigation in Clinical Linguistics and Phonetics. (S. 185-200). Hillsdale, NJ: Erlbaum<br />

Lleo, C. & Prinz, M. (1996) Consonant clusters in child phonology and the direction of syllable<br />

structure assignment. Journal of Child Language, 23, 31-56 "<br />

63


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANNE KATRIN LÄßIG, ANNE FABIAN, ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Aktueller Stand der PiK-Studie („Prävention im Kindesalter“)<br />

Schlagworte: SBE-3-KT; Frühintervention; Sprachentwicklungsstörungen, diagnostische<br />

Validität<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Der Wert von Früherkennungsuntersuchungen i.S. von „Screenings“ wird seit der PiSA-Studie<br />

von 2003 im Umfeld der Gesundheitsökonomie kontrovers diskutiert. Unter anderem fordert<br />

die Arbeitsgruppe um Suchodoletz (2011) eine frühe Erkennung und Therapie von<br />

Sprachentwicklungsstörungen. Valide Messinstrumente, um Sprachdefizite frühzeitig sicher<br />

diagnostizieren zu können, fehlen bislang. Auch die Notwendigkeit früher Sprachdiagnostik<br />

und Therapie ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt [3].<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Wir untersuchten, ob ein systematisches Sprachscreening mit dem Elternfragebogen SBE-3-<br />

KT [4] zum 3. Geburtstag sinnvoll ist und, nach entsprechender Intervention, eine günstigere<br />

Entwicklung von Kindern bis zur Einschulung ermöglicht wird.<br />

Methode:<br />

Die Eltern einer Kohorte aus 4343 Kindern aus den Einzugsgebieten Mainz, Worms,<br />

Kaiserslautern und Speyer wurden gebeten, den SBE-3-KT-Fragebogen auszufüllen. Den<br />

Eltern aus Mainz, Worms und Kaiserslautern, bei deren Kind der SBE-3-KT auffällig war,<br />

wurde eine umfangreiche Sprachdiagnostik angeboten, die zunächst eine Zusatzvalidierung<br />

des SBE-3-KT ermöglichte. Den Kindern, die in dieser Sprachuntersuchung keine<br />

altersentsprechende Sprachentwicklung zeigten und aus der Region Mainz stammten, wurde<br />

ein Therapieprogramm mit direkter, symptomspezifischer logopädischer Therapie und<br />

eingehender Elternberatung im Rahmen des Projektes angeboten. Alle in der ersten<br />

Untersuchung mit dem SBE-3-KT auffälligen Kinder, unabhängig davon, ob sie dann im<br />

Rahmen der Studie behandelt oder nicht gezielt behandelt wurden, wurden um den 4.<br />

Geburtstag nachuntersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Es ergab sich ein Rücklauf von 1127 Fragebögen. Davon waren 77,5 % der Kinder unauffällig,<br />

18,8 % auffällig und 3,7 % nicht auswertbar. Bei 39 Kindern konnte die Sprachdiagnostik aus<br />

SETK 3-5 [2], PLAKSS-Screening [1] sowie einer subjektiven Einschätzung des<br />

Kommunikationsverhaltens durch den Untersucher durchgeführt werden. Etwa bei der<br />

Hälfte der im SBE-3-KT auffälligen Kinder bestätigte die klinische Untersuchung das Vorliegen<br />

einer Sprachentwicklungsstörung. Eine vorläufige Auswertung der Re-Diagnostik der<br />

therapierten Kinder weist auf eine Wirksamkeit sprachlicher Frühintervention hin.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Sprachentwicklungsstörungen können bei 3-jährigen Kindern mit dem SBE-3-KT als<br />

preiswerte Screeingmethode mit hohem Standard bezüglich der psychometrischen Kriterien<br />

64


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

erfasst werden. Für die Überprüfung der Wirksamkeit einer Frühintervention müssen weiter<br />

an größeren repräsentativen Stichproben Nacherhebung durchgeführt werden.<br />

Literatur:<br />

Fox, A. V. (2006). TROG-D. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses. Schulz-<br />

Kirchner, Idstein.<br />

Grimm, H. (2001). Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5).<br />

Hogrefe, Göttingen.<br />

IQWiG - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2009).<br />

Früherkennungsuntersuchung auf umschriebene Entwicklungsstörungen des<br />

Sprechens und der Sprache. IQWiG-Berichte. 2009 Nr. 57. IQWiG, Köln.<br />

(http://www.iqwig.de/download/S06-<br />

01_Abschlussbericht_Frueherkennung_umschriebener_Stoerungen_des_Sprechens_u<br />

nd_der_Sprache.pdf).<br />

Suchodoletz, Wv, Kademann S, Tippelt S. Sprachbeurteilung durch Eltern. Kurzttest für die<br />

U7a (SBE-3-KT). 2009; http : //www.kjp.med.uni-muenchen.de/download/SBE-3-<br />

KT.pdf<br />

65


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

SVENJA RINGMANN, FRANCESCA GEORGI, KRISTIN KOLBERG , JOSEFINE HENNING (Rostock)<br />

Das Verständnis komplexer W-Fragen bei Jugendlichen und<br />

Erwachsenen mit Sprachentwicklungsstörung<br />

Schlagworte: Sprachentwicklungsstörung, Erwachsenenalter, Sprachverständnis, komplexe<br />

W-Fragen<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Sprachentwicklungsstörungen (SES) persistieren bis ins Jugend- und Erwachsenenalter.<br />

Johnson et al. (1999) berichten von einem Fortbestehen der Störung bei ca. 70 % der<br />

Betroffenen. Im deutschsprachigen Raum existieren bisher nur Einzelfallstudien über<br />

rezeptive und produktive Leistungen bei einer anhaltenden SES. Auf Ebene der Syntax stellen<br />

lange W-Fragen die komplexeste Satzart im Deutschen dar. Erst mit 9 Jahren verstehen<br />

Kinder im ungestörten Spracherwerb diese auf dem gleichen Niveau wie Erwachsene<br />

(Siegmüller & Weissenborn, 2004).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In dieser Studie wurde das Verständnis komplexer W-Fragen bei Jugendlichen und<br />

Erwachsenen mit SES untersucht. Es wird die Frage aufgestellt, ob die Verständnisleistung<br />

bei komplexen W-Fragen möglicherweise ein klinischer Marker für das Vorliegen einer<br />

Sprachentwicklungsstörung im Erwachsenenalter sein könnte. Diagnostikverfahren oder<br />

klinische Marker für persistierende SES fehlen bisher im deutschsprachigen Raum.<br />

Methode:<br />

Das Verständnis komplexer W-Fragen bei Erwachsenen mit SES (n=23) im Vergleich zu<br />

sprachlich unauffälligen Erwachsenen (n=23) wurde untersucht. Die Probanden der<br />

Kontrollgruppe wurden nach Geschlecht, Alter und Region gematcht. Methodisch wurde<br />

eine question-after-story-Aufgabe verwendet (Siegmüller & Weissenborn, 2004; De Villiers<br />

et al., 1990).<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede zwischen der SES- und Kontrollgruppe bei<br />

der Beantwortung der komplexen W-Fragen zugunsten der Kontrollgruppe. Weiterhin gibt es<br />

frageartspezifische Unterschiede zwischen den beiden Gruppen für einige Fragearten.<br />

Regionale Einflüsse wurden nicht gefunden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Jugendliche und Erwachsene mit persistierender SES haben Probleme beim Verständnis<br />

langer W-Fragen. Vier Arten langer W-Fragen kommen als mögliche Marker für das<br />

Vorliegen einer SES im Erwachsenenalter in Betracht, da in diesen die Kontrollgruppe einen<br />

Deckeneffekt zeigte und sich die Leistung der SES-Gruppe signifikant von der Kontrollgruppe<br />

unterschied.<br />

66


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Johnson, C., Beitchman, J., Young, A., Escobar, M., Atkinson L., Wilson B. et al. (June 1999).<br />

Fourteen-Year Follow-Up of Children With and Without Speech/ Language<br />

Impairments Speech/ Language Stability and Outcomes. Journal of Speech, Language<br />

and Hearing Research (42), S. 744-760.<br />

Ringmann, S., Bartels, H. & Siegmüller, J. (2011). A case of Developmental Language<br />

Impairment in Adolescence and Adulthood. Logopedics Phoniatrics Vocology.<br />

Siegmüller, J., & Weissenborn, J. (2004). The comprehension of complex wh-questions in<br />

German-speaking individuals with WS. In S. Bartke, & J. Siegmüller, Williams Syndrome<br />

across Languages (S. 319-341). Amsterdam: John Benjamins Rublishing Co.<br />

De Villiers, J., Roeper, T. & Vainikka, A. (1990). The acquisition of long-distance rules. In L.<br />

Frazier, J. de Villiers, L. Frazier, & de Villiers, J. (Hrsg.), Language Processing and<br />

language acquisition (S. 257-297). Dordrecht: Kluwer Academic.<br />

67


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

MICHÈLE ROSENMEYER, KATHARINA DIEDERICHS, ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Eignet sich der TROG-D zur Erfassung des<br />

Sprachverständnisses bei Kindern mit Hörstörungen?<br />

Schlagworte: Kinder mit Hörstörungen, Sprachverstehen, Sprachverständnis<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Sprachentwicklung bei Kindern kann durch Hörstörungen beeinflusst werden [1, 3, 4, 7,<br />

8]. Es existieren keine ausgewiesenen Testverfahren und Normwerte zur Sprachentwicklung<br />

für Kinder mit Hörstörung.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Studie war daher herauszufinden, ob die Anwendung des für Kinder mit Normakusis<br />

normierten TROG-D [2] zur Überprüfung des Verständnisses der grammatischen Strukturen<br />

auch bei Kindern mit einer Hörstörung sinnvoll ist.<br />

Methode:<br />

Bei bis jetzt 122 Kindern mit Hörstörung, die bereits mit Hörgerät und/oder CI versorgt<br />

waren und ein gutes Sprachverstehen hatten, wurde das Sprachverständnis mittels TROG-D<br />

untersucht. Im Rahmen einer Doktorarbeit wurden zusätzlich für einen Teil der Kinder die<br />

produktiven Sprachleistungen durch die Hörgedächtnisspanne für sinnlose Silben (Mottier)<br />

[5] und Zahlwörter (Zahlennachsprechen aus der K-ABC) [6] bestimmt.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Testdurchführung war bei fast allen Kindern möglich. Die meisten Kinder erzielten<br />

unterdurchschnittliche Ergebnisse. Im TROG-D erreichten Kinder mit Hörgeräten im Median<br />

einen Prozentrang (PR) von 24, die mit Cochlea-Implantaten einen PR von 9 und die mit<br />

bimodaler (Hörgerät,CI) Versorgung einen PR von 13.<br />

Kinder mit geringgradigen Hörstörungen schnitten mit PR 26 am besten, die Kinder mit<br />

mittelgradiger Hörstörung und an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit/Taubheit (PR 8) am<br />

schlechtesten ab. Das Ergebnis des TROG-D war mit dem Nachsprechen von Sinnlossilben<br />

(rho=0,655) und von Zahlwörtern korreliert (rho=0,600). Das Ergebnis im TROG-D und der<br />

prozentuale Hörverlust waren mit 0,332 korreliert mit einem zweiseitigen Signifikanzniveau<br />

von 0,01.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Untersuchung zeigte, dass der TROG-D bei Kindern mit Hörstörung angewendet werden<br />

kann und dass diese häufig unterdurchschnittlich abschneiden, vor allem bei ausgeprägter<br />

Hörstörung. Die Korrelation der Testergebnisse untereinander lässt einen Einfluss der<br />

Hörgedächtnisspanne auf Ergebnisse im TROG-D vermuten. Die Datenerhebung wird<br />

fortgeführt.<br />

68


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Briscoe J, Bishop DV, Norbury CF. Phonological processing, language, and literacy: a<br />

comparison of children with mild to-moderate sensorineural hearing loss and those<br />

with specific language impairment. J Child Psychology and Psychiatry. 2001;42:329 –<br />

40.<br />

Fox A.V.: TROG-D. Idstein: Schulz-Kirchner.; 2009 (unveränderter Nachdruck).<br />

Keilmann A, Klüsener P, Freude C, Schramm B: Manifestation of speech and language<br />

disorders in children with hearing impairment compared with children with specific<br />

language disorders. Logopedics Phoniatrics Vocology, 2011 36(1):12-20<br />

Kiese-Himmel C. Eine Dekade Göttinger Hör -Sprachregister. Persistierende periphere<br />

Hörstörungen und Sprachentwicklung im Kindesalter, Heidelberg: Median-Verlag;<br />

2006.<br />

Linder M, Grissemann H. Zürcher Lesetest: Handweisung. Bern: Huber Verlag; 2000: 6. Aufl.<br />

(Erstauflage 1968).<br />

Melchers P, Preuß U. Kaufman Assessment Battery for Children (deutsche Version)<br />

Frankfurt/M.: Pearson Assessment; 2009 (8.unveränd. Aufl.).<br />

Thiel M. Logopädie bei kindlichen Hörstörungen: ein mehrdimensionales Therapiekonzept<br />

für Therapie und Beratung. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 2000.<br />

Yoshinaga-Itano C, Sedey AL, Coulter DK, Mehl AL. Language of early- and later-identified<br />

children with hearing loss. Pediatrics. 1998; 102:1161 – 71.<br />

69


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

STEPHAN SALLAT, MARKUS SPREER (Leipzig)<br />

Diagnostik pragmatischer Fähigkeiten im Vorschulalter<br />

Schlagworte: Pragmatik, Diagnostik, Kleinkindalter, Beobachtungsbogen<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im Gegensatz zu den diagnostischen Möglichkeiten von Fähigkeiten im semantischlexikalischen,<br />

im morphologisch-syntaktischen Bereich oder im Bereich Phonetik/Phonologie<br />

bei Kindern im Vorschul- und Schulalter, ist die Diagnostik pragmatischer Fähigkeiten ein<br />

vernachlässigter Bereich (Möller & Ritterfeld 2010; Spreen-Rauscher 2003).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In einem Forschungsprojekt der Universitäten Leipzig, Ulm und Hildesheim werden daher<br />

Möglichkeiten zur Diagnostik pragmatischer Fähigkeiten geprüft und ein<br />

Beobachtungsbogen entwickelt, der eine Aussage zur Einschätzung der pragmatischen<br />

Entwicklung vor allem im Kleinkind- und Voschulalter möglich macht.<br />

Methode:<br />

In Anlehnung an das pragmatische Profil (Dohmen 2009) wurde ein Fragbogen für<br />

Erzieherinnen und Eltern entwickelt der es ermöglichen soll, Aussagen über die<br />

pragmatische Entwicklung von Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren zu treffen und<br />

Risikokinder zu identifizieren. Dafür wurde der Fragebogen bei Kindern mit einer<br />

unauffälligen Sprachenwicklung (N=333) im Alter von 12-80 Monaten sowie bei Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen (N=63) im Alter von 37-80 Monaten erprobt.<br />

Ergebnisse:<br />

Der Fragebogen zeigt für die Kinder mit unauffälliger Sprachentwicklung signifikante<br />

Altersunterschiede bis zum Alter bis zu 4 Jahren. Die Kinder mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen unterscheiden sich in allen Altersgruppen signifikant von<br />

Kindern mit unauffälliger Sprachentwicklung.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Da der Bogen zwischen unauffälligen Kindern differenziert und Kinder mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen signifikant geringere Werte als Kontrollkinder zeigen, stellt er<br />

eine gute Grundlage für die Entwicklung eines Diagnostikinstrumentes dar. Da jedoch bislang<br />

eine einheitliche Theorie und Klassifikation der Entwicklung pragmatischer Fähigkeiten<br />

bislang fehlt und zudem die Verwobenheit mit anderen Entwicklungsbereichen (u.a.<br />

emotional, sozial, kognitiv) unklar ist, müssen für die Weiterentwicklung des Bogens weitere<br />

Maße der frühkindlichen Entwicklung erhoben und mit den Ergebnissen des Bogens<br />

verglichen werden.<br />

Literatur:<br />

Dohmen, Andrea (2009): Das pragmatische Profil: Analyse kommunikativer Fähigkeiten von<br />

Kindern. München: Elsevier, Urban & Fischer.<br />

70


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Möller, Delia; Ritterfeld, Ute (2010). Spezifische Sprachentwicklungsstörungen und<br />

pragmatische Kompetenzen. Sprache Stimme Gehör 34(2), 84-91.<br />

Spreen-Rauscher, M. (2003). Die „Children´s Communication Checklist” (Bishop 1998) – ein<br />

orientierendes Verfahren zur Erfassung kommunikativer Fähigkeiten von Kindern. Die<br />

Sprachheilarbeit. 48 (3), 91-104.<br />

71


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

KRISTIN SNIPPE (Berlin)<br />

Was ich nicht sagen kann....... Eine Aufklärung über<br />

Autismus-spezifische Sprache.<br />

Schlagworte: Autismus, Sprachentwicklung, Sprachentwicklungsstörungen<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Von Geburt an sind Menschen in soziale Systeme eingebunden und befinden sich fast<br />

pausenlos in Interaktion miteinander. Für Menschen mit Autismus ist die Orientierung in<br />

diesen Systemen jedoch besonders schwer. Bis zu 25% autistischer Kinder erreichen keine<br />

verbale Kommunikation (Koegel et al., 2009). Viele Kinder mit Autismus können aufgrund<br />

ihrer Verhaltensauffälligkeiten nur eingeschränkt an Kindergarten, Schule, Verein und<br />

Familienleben partizipieren. Mit dem Erlangen sprachlicher und kommunikativer Fähigkeiten<br />

ergibt sich für diese Kinder eine deutliche Verbesserung auf der Verhaltensebene (Carr &<br />

Durand, 1985).<br />

Defizite stellen zwar im sprachlichen Bereich für Eltern autistischer Kinder meist den ersten<br />

Anlass dar, therapeutische Hilfe aufzusuchen, jedoch kommen Sprachstörungen nicht nur bei<br />

Störungen im Autismus-Spektrum vor.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Es stellt sich die Frage, ob Sprachstörungen bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)<br />

Autismus-spezifisch sind oder unabhängig davon auftreten. Gibt es Unterschiede zwischen<br />

Sprachstörungen autistischer Kinder und Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen? Gibt es<br />

eine Autismus-spezifische Sprachentwicklung?<br />

Im Vortrag werden die Besonderheiten der Sprachentwicklung bei Autismus-Spektrum-<br />

Störungen erläutert. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Spezifischen<br />

Sprachentwicklungsstörungen herausgestellt und die Frage nach einer Autismus-spezifischen<br />

Sprachverarbeitung eröffnet. Aktuelle Referenztheorien und Studien zur Sprache bei<br />

Autismus bieten Implikationen für die Diagnostik und Behandlung dieser Kinder. Für die in<br />

Wissenschaft und Forschung Tätigen ergibt sich ein Überblick über das Forschungsfeld<br />

Autismus-spezifischer Sprachverarbeitung mit offenen Fragen und Aufgaben an die<br />

interdisziplinäre Forschung.<br />

Methode:<br />

Literaturstudie zu Vergleichsstudien über Abgrenzung zwischen Sprachstörungen bei<br />

Autismus und Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen<br />

Ergebnisse:<br />

Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen fallen oft zuerst durch Störungen im<br />

Spracherwerb auf. Für Sprachtherapeuten ergibt sich hieraus die Verantwortung, eine<br />

Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) möglichst früh von einer möglichen ASS<br />

abzugrenzen, um an zusätzliche FachtherapeutInnen zu verweisen. Kinder mit<br />

Sprachstörungen bei ASS und Kinder mit SSES zeigen in verschiedensten Bereichen deutliche<br />

72


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Unterschiede: z.B. Ätiologie der Sprachstörung, Wortschatzerwerb (Bootstrapping &<br />

Fastmapping), auditive Merkspanne und Stimmwahrnehmung.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die unterschiedlichen Ätiologien der Sprachstörungen sowie das unterschiedliche Reagieren<br />

auf Interventionen (z.B. Lernen durch Feedback) legen die Notwendigkeit einer<br />

autismusspezifischen Sprachtherapie über Methoden der Verhaltenstherapie hinaus nahe.<br />

Literatur:<br />

Carr, E. G. & Durand, V. M. (1985). The social-communicative basis of severe problems in<br />

children. In: Reiss, S. & Bootzin, R. (Hrsg.): Theoretical issues in Behaviour Therapy.<br />

New York: Academy Press, 130 - 155.<br />

Koegel, R. L. et al. (2009). Brief Report: Using individualized orienting cues to facilitate firstword<br />

acquisition in non-responders with autism. Journal of Autism and Developmental<br />

Disorders 39, 1587-1592.<br />

Pickles, A. et al. (2009). Loss of Language in early development in autism and specific<br />

language impairment. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 50 (7), 843-852.<br />

Riches, N. G. et al. (2010). Sentence repetition in adolescents with specific language<br />

impairments and autism: an investigation of complex syntax. International Journal of<br />

Language & Communication Disorders, 45 (1), 47-60.<br />

Shulman, C. & Guberman, A. (2007). Acquisition of verb meaning through syntactic cues: A<br />

comparison of children with autism, children with specific language impairment (SLI)<br />

and children with typical language development (TLD). Journal of Child Language, 34,<br />

411-423.<br />

Verhoeven, J.S. et al. (2011). Is there a common neuroanatomical substrate of language<br />

deficit between Autism Spectrum Disorder and Specific Language Impairment?<br />

Cerebral Cortex , 22 (11), 3212-3222.<br />

Weismer, S. E. et al. (2011). Lexical and Grammatical Skills in Toddlers on the Autism<br />

Spectrum Compared to Late Talking Toddlers. Journal of Autism and Developmental<br />

Disorders, 41, 1065-1075.<br />

73


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

DAGMAR BITTNER (Berlin)<br />

Pronomenwahl und Erzählperspektive bei 5-7-Jährigen<br />

Schlagworte: Diskurs, Pronomen, Referenz, Erzählperspektive<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Personal- und Demonstrativpronomen (PERS - DEM) sind im Deutschen häufig ohne<br />

Referenzunterschied gegeneinander austauschbar. Dies gilt auch für eine Vielzahl<br />

anaphorisch ambiger Kontexte mit mehreren potentiellen Antezedenten.<br />

Der Arzti, den ich gestern besuchte, sah den neuen Chefj auch zum ersten Mal.<br />

ERij/DERij war ziemlich ratlos, wie er sich dem neuen Kollegen gegenüber verhalten<br />

soll.<br />

Es stellt sich dennoch ein Lesartunterschied ein: DEM-Formen vermitteln eine stärkere<br />

Distanz des Sprechers zum Gesagten als PERS-Formen. Dies passt dazu, dass DEM-Formen in<br />

bestimmten Kontexten eine Verletzung von Höflichkeitsnormen darstellen, tendenziell eher<br />

bei negativer als positiver Bewertung des Referenten verwendet werden und eher eine<br />

Berichts- als eine Ereignisperspektive vermitteln.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Der Beitrag verfolgt die Hypothese, dass Kinder in ihren Erzählungen ab einem bestimmten<br />

Alter zwischen Ereignis- oder Beobachter-/Berichtsperspektive wählen. Bei<br />

Ereignisperspektive wählen sie mehr PERS, bei Beobachterperspektive mehr DEM-Formen.<br />

Methode:<br />

Ausgewertet wurden die Daten von 28 5-Jährigen, die die cat-story (publiziert in Hickmann,<br />

Liang, & Hendriks 1989) und die fox-story (entwickelt am ZAS, publiziert in Gülzow &<br />

Gagarina 2007) erzählt haben.<br />

Ergebnisse:<br />

1. PERS- vs. DEM-Präferenzen waren etwa gleich über die Gruppe verteilt. Bei 4 Kindern<br />

wechselte die Präferenz zwischen den Geschichten. Dies zeigt, dass die Verwendung von<br />

PERS vs. DEM nicht vom Stand der Sprachentwicklung abhängt. Zusätzlich korrelierte die<br />

Pronomenpräferenz mit einer Präferenz für bestimmte Verbtypen. U.a. zeigte sich die<br />

Bevorzugung von präfigierten Verben durch Kinder mit PERS-Präferenz. Auch dies kann nicht<br />

entwicklungsbedingt sein; präfigierte Verben werden bereits im 3. Lebensjahr frequent und<br />

produktiv verwendet. Wir interpretieren die Korrelation so, dass präfigierte Verben durch<br />

die ins Verb eingebundene Zielangabe der Handlung (hochfliegen, reinbeissen) die<br />

Ereignisperspketive des Erzählers bedienen. Dies ergibt weitere Evidenz für die Annahme,<br />

dass eine Präferenz für DEM bei 5-Jährigen nicht den fehlenden Erwerb der anaphorischen<br />

Opposition von PERS-DEM anzeigt, sondern vielmehr den Erwerb der modalen Kapazität der<br />

beiden Pronomentypen hinsichtlich der Erzählperspektive. Im Vortrag werden sowohl die<br />

Ergebnisse aus der Studie der 5-Jährigen sowie einer gegenwärtig untersuchten Gruppe von<br />

7-Jährigen präsentiert.<br />

74


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Wir interpretieren die Korrelation so, dass präfigierte Verben durch die ins Verb<br />

eingebundene Zielangabe der Handlung (hochfliegen, reinbeissen) die Ereignisperspketive<br />

des Erzählers bedienen. Dies ergibt weitere Evidenz für die Annahme, dass eine Präferenz für<br />

DEM bei 5-Jährigen nicht notwendig den fehlenden Erwerb der anaphorischen Opposition<br />

von PERS-DEM anzeigt, sondern im Gegenteil den darüber hinausgehenden Erwerb der<br />

modalen Kapazität der beiden Pronomentypen, d.h. ihre Nutzung zur Kennzeichnung der<br />

Erzählperspektive anzeigen kann.<br />

Literatur:<br />

Gülzow, I. & Gagarina, N. (2007). Noun phrases, pronouns and anaphoric reference in young<br />

children narratives. ZAS Papers in Linguistics, 48, 203-223.<br />

Hickmann, Liang, & Hendriks (1989). Diskurskohäsion im Erstspracherwerb: Eine<br />

sprachvergleichende Untersuchung. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik,<br />

73, 53–74.<br />

75


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANNE FABIAN (Mainz), VANESSA HOFFMANN (Stanberg), ANNEROSE KEILMANN (Mainz)<br />

Untersuchung der Sprachentwicklung bei bilingual<br />

aufwachsenden Kindern mit Hörstörungen<br />

Schlagworte: Kinder mit Hörstörungen, Zweispracherwerb, Sprachentwicklung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Diagnostik zur Abklärung einer Sprachentwicklungsstörung bei Mehrsprachigkeit<br />

gewinnt, nicht zuletzt aufgrund stetig steigender Migrationszahlen, immer mehr an<br />

Bedeutung [1]. Die Grundvoraussetzungen für einen physiologischen Zweispracherwerb<br />

werden schon früh mit der Hörentwicklung des Fötus und dem sprachlichen Input der<br />

Bezugspersonen gelegt [4]. Diese Voraussetzungen sind bei Kindern mit prälingualen<br />

Hörstörungen nicht oder nur eingeschränkt gegeben.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Die Zielsetzung dieses Forschungsvorhabens ist daher die sprachliche Entwicklung von<br />

Kindern mit einer Hörstörung, die mit Deutsch als Zweitsprache aufwachsen, mit<br />

monolingual erzogenen hörgeschädigten Kindern zu vergleichen.<br />

Methode:<br />

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine prospektive Längsschnittstudie.<br />

Eingeschlossen werden monolingual und bilingual aufwachsende Kinder im Alter von 0-10;11<br />

Jahren, versorgt mit Hörgerät(en) und/ oder Cochlea Implantat(en). Als<br />

Untersuchungsinstrumente dienen altersspezifische, normierte Testverfahren sowie<br />

Elternfragebögen und ein klinikintern entwickelter Anamnesebogen.<br />

Ergebnisse:<br />

Bisher wurden insgesamt 78 Kinder in die Studie eingeschlossen, davon 39 Kinder<br />

monolingual Deutsch aufwachsend, 39 Kinder werden bilingual erzogen. 44% der Kinder sind<br />

mono- oder bilateral mit Hörgeräten versorgt; 36% der Kinder tragen ein- oder beidseits CIs<br />

und 20% der Kinder sind bimodal versorgt. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich viele Kinder<br />

mit Hörstörungen weder in ihrer Muttersprache noch im Deutschen altersgerecht entwickelt<br />

haben. Eine erste Datenauswertung soll voraussichtlich im Oktober erfolgen.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Obwohl viele Kinder mit Hörstörungen mehrsprachig erzogen werden, liegen bis heute nur<br />

wenige Studien zur Sprachentwicklung bei diesen Kindern vor [2, 3, 5, 6, 7, 8, 9]. Mit dem<br />

vorliegenden Untersuchungsdesign ist es möglich, Aussagen zur Sprachentwicklung bei<br />

mehrsprachig erzogenen Kindern standardisiert zu erheben, sodass auch eine<br />

Verlaufsbeurteilung möglich ist. Gerade bei Kindern mit Hörstörungen ist eine regelmäßige<br />

Kontrolle der Sprachentwicklung essentiell. Die Bildung von vergleichenden Paaren gestaltet<br />

sich aufgrund der Heterogenität des Störungsprofils bisher schwierig. Nach dem Einschluss<br />

weiterer Patienten werden wir u.a. Paare aus Kindern mit CIs und Hörgeräten mit sonst<br />

ähnlichen Voraussetzungen vergleichen.<br />

76


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Bundesministerium des Innern (2011). Demografiebericht abgerufen unter<br />

http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/2011/demografie<br />

bericht.pdf?__blob=publicationFile [05.09.2012]<br />

Diller, G., Martsch, A. (2010). Sprachentwicklung türkischer CI-versorgter Kinder. Sprache<br />

Stimme Gehör 34, 210-216<br />

Guiberson, M. (2005). Children with Cochlear Implants from Bilingual Families:<br />

Considerations for Intervention and a Case Study. The Volta Review 105 (1), 29-39<br />

Jenny, C. (2008). Sprachauffälligkeiten bei zweisprachigen Kindern. Ursachen, Prävention,<br />

Diagnostik und Therapie. 1. Auflage. Hogrefe AG, Bern. Hans Huber Verlag.<br />

Komor, A. (2008). Desiderate zur semantischen Basisqualifikation. In: K. Ehlich, U. Bredel &<br />

H.H. Reich (Hrsg.), 29II Referenzrahmen zur Altersspezifischen Sprachaneignung –<br />

Forschungsgrundlagen (S. 259)<br />

http://www.bmbf.de/pub/bildungsforschung_bd_neunundzwanzig_zwei.pdf<br />

McConkey-Robbins, A., Green, J.E. & Waltzman, S.B. (2004). Bilingual oral language<br />

proficiency in children with cochlear implants. Archives Otolaryngology head neck<br />

surgery, 130, 644-647.<br />

Teschendorf, M., Janeschik, S., Bagus, H., Lang, St. & Arweiler-Harbeck, D. (2011). Speech<br />

development after cochlear implantation in children from bilingual homes. Otology &<br />

Neurotology, 32, 229-235.<br />

Thomas, E., El-Kashlan, H. & Zwolan, T.A. (2008). Children with cochlear implants who live in<br />

monolingual and bilingual homes. Otology & Neurotology, 29,230-234.<br />

Waltzman, S.B., McConkey-Robbins, A., Green J.E. & Cohen N.L. (2003). Second oral<br />

language capabilities in children with cochlear implants. Otology & Neurotology,<br />

24,757-763.<br />

77


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ANJA HUBERT, LARS MEYER, ANGELA FRIEDERICI (Leipzig)<br />

Aktivierungen im Sprachnetzwerk des kindlichen Gehirns –<br />

ein Zusammenspiel aus grammatischen Fähigkeiten,<br />

Arbeitsgedächtnisleistungen und neuroanatomischen<br />

Voraussetzungen<br />

Schlagworte: Gehirnentwicklung, Relativsatz, Arbeitsgedächtnis, Broca-Areal<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Das Verständnis zentral eingebetteter Satzstrukturen (z.B. „Der Hund, der den Käfer, der<br />

blau ist, trägt, lacht.“) stellt für das menschliche Sprachverarbeitungssystem eine besondere<br />

Herausforderung dar, obgleich theoretisch unendlich viele Einbettungen innerhalb eines<br />

Satzes generiert werden könnten [1]. Diese Fähigkeit wird vor allem durch die<br />

Arbeitsgedächtniskapazität beschränkt [2], da die Aufspaltung der Teilsätze einer zentral<br />

eingebetteten Struktur die Speicherung von Satzelementen über einen längeren Zeitraum<br />

erfordert, bevor diese mit anderen Satzelementen ins Verhältnis gesetzt werden können.<br />

Bildgebende Verfahren bei Erwachsenen [3] konnten zeigen, dass die Verarbeitung mehrfach<br />

eingebetteter Satzstrukturen das Sprachnetzwerk, vor allem das Broca-Areal, aktiviert.<br />

Aktivierungen im linkshemisphärischen Pars Opercularis, einer Hirnregion im posterioren Teil<br />

des Broca-Areals, gehen dabei mit der grammatischen Komplexität einher, Aktivierungen im<br />

linken inferioren frontalen Sulcus, dorsal gelegen vom Broca-Areal, sind dagegen von der<br />

„Distanz“ zwischen Subjekt und Verb abhängig und somit mit den Anforderungen an das<br />

verbale Arbeitsgedächtnis assoziiert.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ungeklärt ist bisher, wann Kinder in der Lage sind, zentral eingebettete Satzstrukturen zu<br />

verarbeiten und ob sie dazu vergleichbare Areale aktivieren.<br />

Methode:<br />

Die aktuelle Studie stellt behaviorale und bildgebende Daten von 5- bis 8- jährigen Kindern<br />

vor. Mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie wurde einerseits ermittelt, welche<br />

Hirnareale die Kinder während der Verarbeitung von nicht eingebetteten, einfach<br />

eingebetteten und zweifach eingebetteten Satzstrukturen aktivieren. In einem zweiten<br />

Schritt konnte für jedes Kind mittels struktureller Aufnahmen die Dichte der grauen Substanz<br />

in den Spracharealen bestimmt werden. Diese wurde anschließend zum Grad der jeweiligen<br />

Aktivierungen ins Verhältnis gesetzt.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Daten belegen, dass die Kinder ebenfalls das Sprachnetzwerk bestehend aus dem Broca-<br />

Areal und den superioren temporalen Gyri in beiden Hemisphären bei der Verarbeitung<br />

dieser Satzstrukturen aktivieren, dabei jedoch sehr große individuelle Unterschiede im Grad<br />

der Aktivierung im Broca-Areal aufweisen.<br />

78


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Um die Fähigkeit zum Verständnis zentral eingebetteter Satzstrukturen und die individuellen<br />

Aktivierungsmuster erklären zu können, müssen die allgemeinen grammatischen Fähigkeiten<br />

der Kinder (ermittelt mit dem TROG-D Test), die verbale Merkspanne sowie ihre<br />

neuroanatomischen Voraussetzungen, d.h. die Masse der grauen Substanz im Broca-Areal, in<br />

Bezug gesetzt werden.<br />

Literatur:<br />

Hauser, M. D., Chomsky, N., & Fitch, W. T. (2002). The faculty of language: what is it, who<br />

has it, and how did it evolve? Science .298(5598), 1569-79.<br />

Miller, G. A., & Chomsky, N. (1963). Finitary models of language users. In R. D. Luce, R. R.<br />

Bush & E. Galanter (Eds.), Handbook of Mathematical Psychology ( Vol. 2, pp. 419-491).<br />

New York, NY: JohnWiley.<br />

Makuuchi, M., Bahlmann, J., Anwander, A., & Friederici, A. D. (2009). Segregating the core<br />

computational faculty of human language from working memory. Proceedings of the<br />

National Academy of Sciences of the United States of America, 106(20), 8362-7.<br />

79


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

ULRIKE DE LANGEN-MÜLLER (Passau), Christina Kauschke (Marburg), CHRISTIANE KIESE-HIMMEL<br />

(Goettingen), KATRIN NEUMANN (BOCHUM), MICHELE NOTERDAEME (Augsburg)<br />

Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen:<br />

Interdisziplinäre S2k-Leitlinie<br />

Schlagworte: Sprachentwicklungsstörungen, diagnostischer Algorithmus, Interdisziplinarität<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Verordnungspraxis von Sprachtherapie bei Kindern steht seit den föderalen<br />

bildungspolitischen Initiativen zur Sprachförderung in der Kritik. Im Umgang mit<br />

sprachauffälligen Kindern sind die Zuständigkeiten von Gesundheits- und Bildungswesen<br />

nicht mehr klar. Die Entscheidung, ob ein Kind mit Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung<br />

eine medizinisch indizierte Sprachtherapie oder ein frühpädagogisches Förderprogramm<br />

braucht, liegt derzeit im Blickfeld verschiedener Berufs- und Interessengruppen,<br />

Kostenträger und politischer Parteien. Dies erschwert die Entscheidungsfindung der<br />

Verordner und behindert die Einleitung bzw. die Kontinuität erforderlicher Sprachtherapien.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Deshalb erschien es notwendig, einen Konsens zwischen den für die Fragestellung<br />

relevanten medizinischen, therapeutischen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie<br />

Patientenvertretungen darüber herbei zuführen, wie eine Sprachentwicklungsstörung zu<br />

definieren und zu diagnostizieren ist.<br />

Methode:<br />

Vertreter von 13 Fach- und Berufsverbänden haben nun in einem vierjährigen<br />

Diskussionsprozess durch eine strukturierte Konsensusfindung unter Moderation der AWMF<br />

eine fach-wissenschaftlich fundierte S2k-Leitlinie entwickelt, die zur Optimierung der<br />

(Differenzial-)Diagnostik von SES beitragen soll. Dies impliziert eine Abgrenzung zwischen<br />

therapie- vs. förderbedürftigen Sprachauffälligkeiten sowie zwischen umschriebenen<br />

Sprachentwicklungsstörungen und Sprachentwicklungsstörungen bei Komorbidität(en).<br />

Ergebnisse:<br />

Kernelemente der LL – wie die Darstellung der gesunden Sprachentwicklung, der<br />

Algorithmus, tabellarische Orientierungshilfen in der Chronologie der pädiatrischen<br />

Vorsorge-Untersuchungen (U1 – U9) sowie eine Übersicht aktueller Tests und<br />

Untersuchungsverfahren zur Sprachentwicklung - werden in diesem Vortrag vorgestellt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Leitlinie richtet sich an alle, die Sprachdiagnostik und Sprachtherapie veranlassen<br />

und/oder durchführen. Sie berücksichtigt, dass Sprachstörungen heterogene Störungen mit<br />

einer komplexen Ätiopathogenese sind und relativiert die gängige kategoriale Einordnung<br />

von Sprachentwicklungsstörungen nach der ICD-10-Klassifikation. Vielmehr kombiniert sie<br />

klinische Expertise mit empirisch begründeten Vorgehensweisen. Dabei fokussiert sie auf die<br />

Analyse von (psycho-)linguistischen Ebenen mit dem Ziel, ein genaues und individuelles<br />

80


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Profil der Sprachstörung zu erhalten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten,<br />

Psychologen und Logopäden/akademischen Sprachtherapeuten stellt eine Optimierung des<br />

diagnostischen Vorgehens sicher und wird die Basis für eine individuelle Sprachtherapie<br />

bilden bzw. dabei helfen, falsch-positiv-Diagnosen und damit ungerechtfertigte<br />

Pathologisierung und Übertherapie zu vermeiden.<br />

81


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

CARINA LÜKE (Dortmund)<br />

Effekte des Einsatzes von Methoden der Unterstützten<br />

Kommunikation auf die linguistische und sozialkommunikative<br />

Entwicklung eines Jungen mit kindlicher<br />

Sprechapraxie<br />

Schlagworte: kindliche Sprechapraxie, Unterstützte Kommunikation, Sprachentwicklung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Eine schwere kindliche Sprechapraxie kann zu erheblichen Verzögerungen der (Laut-)<br />

Sprachentwicklung und zu einer umfassenden Einschränkung der Partizipation führen<br />

(Teverovsky, Bickel, & Feldman, 2009).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel war es daher zu überprüfen, ob der Einsatz von Methoden der Unterstützten<br />

Kommunikation zu einer Verbesserung linguistischer und sozial-kommunikativer<br />

Kompetenzen bei einem Jungen mit stark ausgeprägter kindlicher Sprechapraxie führt.<br />

Methode:<br />

Anhand einer einjährigen Einzelfallstudie (Alter des Jungen bei Interventionsbeginn 2;7<br />

Jahre) wurden in drei Therapiephasen verschiedene Komplexitätsstufen von elektronischen<br />

Kommunikationshilfen eingesetzt: In einer ersten Phase (4 Monate) wurde ohne die<br />

Anwendung einer Methode der Unterstützten Kommunikation gearbeitet, in der zweiten<br />

Phase (5 Monate) wurde die sprachliche und kommunikative Entwicklung durch eine<br />

statische, elektronische Kommunikationshilfe unterstützt und in der dritten Phase (3<br />

Monate) wurde der Junge mit einer dynamischen, elektronischen Kommunikationshilfe<br />

versorgt. Die durchgeführten Therapieeinheiten wurden videografiert und mit Hilfe des<br />

Programms ELAN kodiert. Die Verwendung der elektronischen Kommunikationshilfen sowie<br />

die folgenden linguistischen Parameter wurden analysiert: Verständlichkeit der<br />

Sprachproduktionen, Phonerwerb, Lexikonentwicklung (Wortschatzumfang, -komposition<br />

und Type-Token-Ratio), morphologische Entwicklung (Deklination von Nomen und<br />

Adjektiven, Verbkonjugation), syntaktische Entwicklung (MLU).<br />

Durch systematische, nicht-teilnehmende Beobachtungen im Kindergarten, wurde in der<br />

dritten Therapiephase zusätzlich die bis dahin stark eingeschränkte sozial-kommunikative<br />

Entwicklung des Jungen im Kontakt mit seinen peers sowie mit erwachsenen<br />

Bezugspersonen (Praktikantinnen und Erzieherinnen) erfasst und analysiert.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Daten der Videoanalysen zeigen, dass der Junge in der ersten Therapiephase keine bzw.<br />

nur minimale Fortschritte in seiner linguistischen Entwicklung erzielen konnte. Ab dem<br />

Einsatz der elektronischen Kommunikationshilfen ist zunächst ein geringer Fortschritt (Phase<br />

2), später (Phase 3) ein deutlicher Fortschritt in den Bereichen Verständlichkeit der<br />

Sprachproduktion, Wortschatzumfang und Äußerungslänge zu beobachten.<br />

82


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Aus den Daten der teilnehmenden Beobachtungen im Kindergarten kann zudem in Phase 3<br />

ein Anstieg an sozial-kommunikativen Akten des Jungen gegenüber allen Bezugspersonen<br />

und insbesondere gegenüber seinen peers verzeichnet werden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Eine (komplexe) elektronische Kommunikationshilfe scheint auch bei noch sehr jungen<br />

Kindern mit ausgeprägter kindlicher Sprechapraxie eine sinnvolle Therapieunterstützung<br />

darzustellen, welche zu einer Verbesserung der linguistischen sowie sozial-kommunikativen<br />

Entwicklung beitragen kann.<br />

Literatur:<br />

Teverovsky, E. G., Bickel, J. O., & Feldman, H. M. (2009). Functional characteristics of children<br />

diagnosed with Childhood Apraxia of Speech. Disability & Rehabilitation, 31, 94–102.<br />

83


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

JULIA SIEGMÜLLER, JEANNINE BAUMANN, CHARLEEN NEUMANN (Rostock)<br />

Therapie der Verbzweitstellung in der vergleichenden<br />

Einzelfallforschung<br />

Schlagworte: Einzelfallforschung – Therapieforschung – Dysgrammatismus -<br />

Verbzweitstellung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojekte: dem DYSTEL-Projekt.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Therapie der Verbzweitstellung wird in deutschen Sprachtherapieansätzen mehrheitlich<br />

auf der Basis nativistisch orientierter theoretischer Rahmen angegangen (Hansen, 1996;<br />

Motsch, 2004; Motsch & Berg, 2003; Penner & Kölliker Funk, 1998). Auf diese Weise kann<br />

das Therapieziel genau abgesteckt werden, die Einwirkungsmöglichkeit der Therapeutin<br />

sowie die verwendeten Therapiemethoden sind in diesem Modell jedoch nicht erklärbar. Mit<br />

dem Emergenzmodell (Hollich, Hirsh-Pasek, Tucker, & Michnick Golinkoff, 2000) werden<br />

therapeutische Methoden theoretisch umschreibbar, so dass die Interpretation von<br />

Therapieerfolgen und –misserfolgen innerhalb eines theoretischen Rahmens möglich ist.<br />

Bisher hat emergenzorientiertes Denken nur wenig Einfluss auf therapeutische Modelle und<br />

Modellbildung genommen. Die Patholinguistische Therapie bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen (Siegmüller & Kauschke, 2006) kann hier als Pionier gelten.<br />

Schlesigers Therapie für Late Talker (Schlesiger, 2007) ist ein Beispiel für die Umsetzung<br />

emergenzorientierten Denkens in Late-Talker-Therapie. Genauso wurde im LST-LTS-Projekt<br />

für Late Talker eine noch deutlichere Umsetzung der emergenztheoretischen Denkweise<br />

erprobt (Siegmüller, Schröders, Sandhop, Otto, & Herzog-Meinecke, 2010).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Die vorgestellte Grammatiktherapie basiert auf emergenzorientierten Modellvorstellungen,<br />

was sich in Zeitabläufen und Methoden der Therapie widerspiegelt. Die Grundannahme<br />

besagt, dass das Kind aus dem therapeutisch verstärkten Input entwicklungsauslösende<br />

Informationen erfährt, die in Interaktion mit dem im Kind angelegten<br />

Sprachverarbeitungsfähigkeiten zum Fortschritt im Spracherwerb führen (Evans, 2001;<br />

Kauschke & Siegmueller, 2012; Siegmüller & Kauschke, 2006). Nach erfolgreicher<br />

Verarbeitung zeigt sich produktiv ein Herauslöseprozess aus der bisherigen Grammatik in<br />

eine neue Verarbeitungsebene. Diese Übergangszeit wird als Prozess in der Therapie<br />

begleitet.<br />

Methode:<br />

Im vorgestellten Beitrag werden Einzelfallanalysen interpretiert, die in dieser Form<br />

behandelt wurden. Ausgewertet wird der Verbleib (gemessen in Sitzungen) auf jeder Stufe<br />

des skizzierten therapeutischen Vorgehens, die Übertragszeit in die Grammatik und die<br />

Therapiedauer bis zur definierten Zielebene. Alle Probanden sind monolingual deutsch<br />

aufwachsende Kinder von mind. 3 Jahren, deren zentrales Symptom die fehlende<br />

Verbzweitstellung ist. Ausschlusskriterien sind ein eingeschränktes Verblexikon sowie<br />

diagnostizierte kognitive, neurologische, emotionale Störungen.<br />

84


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse belegen ein kontinuierliches Fortschreiten in der erfolgreichen Bewegung des<br />

Verbs in Zweitposition sowie ein stetiges Flexibilisieren der Satzstruktur, gemessen an der<br />

Besetzung der ersten Position im Satz.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Durch die Studie wird die Annahme eines prozesshaften Übergangs mit einer definierten und<br />

längeren Erprobungsphase untermauert. Diese Art der Einzelfallforschung zeigt einen Weg<br />

auf, in dem therapeutische Wirksamkeitsbelege erbracht werden, die einen großen<br />

Informationsgehalt für die Praxis beinhalten. Ebenso sind sie im Rahmen eines<br />

Ablaufmodells der empirischen Therapieforschung in der Sprachtherapie eingeordnet und<br />

geben Aussagen für die Praktikabilität, Dauer und Prognose von Dysgrammatismustherapien<br />

im Alltag.<br />

Literatur:<br />

Evans, J. L. (2001). An emergent account of language impairments in children with SLI:<br />

implications for assessment and intervention. Journal of Communication Disorders, 34,<br />

39-54.<br />

Hansen, D. (1996). Spracherwerb und Dysgrammatismus. München: UTB.<br />

Hollich, G. J., Hirsh-Pasek, K., Tucker, M. L., & Michnick Golinkoff, R. (2000). The change is<br />

afoot: emergentist thinking in language acquisition. In P. B. Anderson (Ed.), Downward<br />

causation. Aahus: University Press.<br />

Kauschke, C., & Siegmueller, J. (Eds.). (2012). Materialien zur Therapie nach dem<br />

Patholinguistischen Ansatz - Syntax und Morphologie. München: Elsevier.<br />

Motsch, H.-J. (2004). Kontextoptimierung. München: Ernst Reinhardt Verlag.<br />

Motsch, H.-J., & Berg, M. (2003). Therapie grammatischer Störungen - Interventionsstudie<br />

zur Kontextoptimierung. Die Sprachheilarbeit, 48, 151-156.<br />

Penner, Z., & Kölliker Funk, M. (1998). Therapie und Diagnose von Grammatikstörungen: Ein<br />

Arbeitsbuch. Luzern: Edition SZH/SPC.<br />

Schlesiger, C. (2007). Das Late-Talker-Therapiekonzept - sprachtherapeutische<br />

Frühintervention bei zweijährigen Kindern. Forum Logopädie, 15(2), 119-128.<br />

Siegmüller, J., & Kauschke, C. (2006). Patholinguistische Therapie bei<br />

Sprachentwicklungsstörungen. München: Elsevier.<br />

Siegmüller, J., Schröders, C., Sandhop, U., Otto, M., & Herzog-Meinecke, C. (2010). Wie<br />

effektiv ist die Inputspezifizierung? - Erwerbsverhalten von Late Talkern und Kindern<br />

mit kombinierten umschriebenen Entwicklungsstörungen und Late-Talker-Sprachprofil<br />

in der inputorientierten Wortschatztherapie. Forum Logopädie, 42(1), 16-23.<br />

85


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

CARLA WEGENER, TANJA ETZ (Idstein), HENNING REETZ (Frankfurt)<br />

Der Säuglingsschrei – Ein reliables Instrument für die<br />

Diagnostik?<br />

Schlagworte: Säuglingsschrei, gesunder und gestörter Spracherwerb, phonetische Analyse<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Bisherige Studien (Etz & Pörschmann 2011, Möller & Schönweiler 1999) postulieren, dass<br />

sich der Säuglingsschrei aufgrund von signifikanten Unterschieden zwischen gesunden und<br />

Säuglingen mit kongenitaler Entwicklungsstörung als nicht-invasives Diagnostikinstrument<br />

eignet. Die intraindividuelle Variabilität und damit Reliabilität des Säuglingsschreis wurde<br />

jedoch bislang nicht betrachtet.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist es zu überprüfen, ob sich der Säuglingsschrei reproduzierbar<br />

(reliabel) messen lässt. Es stellt sich also die Frage, ob verschiedene Schreie eines Säuglings<br />

ähnlich zueinander sind. Die Betrachtung der Reliabilität ist essentiell für die Beantwortung<br />

der Frage, ob sich der Säuglingsschrei als potentielles Diagnostik/Screening-Instrument<br />

eignet.<br />

Methode:<br />

Um zu überprüfen, ob der Säuglingsschrei die Voraussetzung für die Replizierbarkeit der<br />

Ergebnisse erfüllt, wurde die Reliabilität des sog. mitigierten Schreis gesunder Säuglinge auf<br />

einem aktuellen Datenset mit 344 Einzelschreien von N=44 Säuglingen berechnet. Hierbei<br />

wurde die Reliabilität des spontanen Schreis mittels Krippendorffs Alpha betrachtet. Zudem<br />

wurde die Reliabilität der Schreie bei Schwerhörigkeit mit 42 Einzelschreien von N=9<br />

Säuglingen sowie bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte mit 43 Einzelschreien (N=10 Säuglinge)<br />

analysiert. Mit Hilfe von Data Mining Verfahren wurde der Einfluss der intraindividuelle<br />

Streuung auf die interindividuelle Klassifizierbarkeit überprüft.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Reliabilität des mitigierten Schreis gesunder Säuglinge wurde jeweils für 16 akustische<br />

Parameter bestimmt. Hierbei konnten Werte von geringer (0,13) bis akzeptable<br />

Übereinstimmung (0,65) berechnet werden. Die Reliabilität des Schreis der Kinder mit<br />

Schwerhörigkeit und mit Spaltbildung erreichte ähnliche Ergebnisse mit Werten von 0,09 bis<br />

0,61. Insgesamt zeigt sich, dass die akustischen Parameter im Schrei bei gesunden<br />

Säuglingen wie auch bei Säuglingen mit kongenitalen Entwicklungsstörungen eine große<br />

Streuung aufweisen. Data Mining Verfahren wie Entscheidungsbäume konnten, trotz großer<br />

intraindividuellen Streuung, mit einer Genauigkeit von 83,3% interindividuell zwischen den<br />

Gruppen Gesund/LKGS/Gehörlos klassifizieren. Andere Data Mining Verfahren wie Bayes-<br />

Classifier und K-Nearest-Neighbour waren in der Lage, jeweils zu 70% die<br />

Gruppenzugehörigkeit zu ermitteln.<br />

86


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, trotz großer Streuung in den einzelnen<br />

akustischen Parametern die Gruppenzugehörigkeit der Schreie gesunder und mit<br />

kongenitalen Entwicklungsstörungen belasteten Säuglingen zu ermitteln. Mit den<br />

Erkenntnissen aus dieser Studie sollen weitere Grundlagen gelegt werden, um die Eignung<br />

des Säuglingsschreis als diagnostisches Verfahren zu bewerten.<br />

Literatur:<br />

Etz, T. & Pörschmann, K. (2011). Der Säuglingsschrei- ein potentieller Frühindikator für sich<br />

entwicklende Pathologien? Unveröffentliche Masterarbeit. Hochschule Fresenius,<br />

Idstein.<br />

Möller, S. & Schönweiler, R. (1999). Analysis of infant cries for the early detection of hearing<br />

impairment. Speech Communikation, 28 (2), 175-193.<br />

87


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

SASCHA DÜMIG (Frankfurt)<br />

Die Parallele Architektur und ihre Anwendbarkeit in der<br />

klinischen Praxis– Konzeptionell relevante Aspekte am<br />

Beispiel des unauffälligen und gestörten Phonologieerwerbs<br />

Schlagworte: klinische Praxis, Phonologieerwerb, unauffällig, gestört<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Schere zwischen genuin linguistischer Theoriebildung und sprachtherapeutischer Praxis<br />

ist stetig zunehmend. Vor allem die Forschung im Rahmen der Generativen Grammatik zeigt<br />

innerhalb des deutschsprachigen Raums kaum Schnittstellen zu kognitionswissenschaftlich<br />

fundierten Handlungsorientierungen in Diagnostik und Therapie von<br />

Spracherwerbsstörungen.<br />

Die Parallele Architektur von Ray Jackendoff (2002) ging aus der Kritik an der chomskyschen<br />

Tradition grammatischer Theoriebildung hervor und hat den expliziten Anspruch, eine<br />

stärkere Kompatibilität von generativer Grammatiktheorie und neueren kognitions- und<br />

neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zu gewährleisten. Besonders die Integration des<br />

echtzeitlichen Produktions- und Perzeptionspfades, die mit der Aufgabe einer reinen<br />

Kompetenzgrammatik einhergeht, stellt eine psycholinguistisch orientierte, konstruktive<br />

Innovation dar. Die Parallele Architektur ist in der Linguistik und Philosophie des Geistes<br />

häufiger Gegenstand fruchtbarer Kontroversen (z.B. Boeckx & Piatelli-Palmarini (2005);<br />

Griffin & Dennett (2008)), ihre klinische Applikation steht allerdings noch aus.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

An zwei ausgewählten Fallbeispielen des unauffälligen und gestörten Phonologieerwerbs,<br />

soll in diesem Vortrag illustriert werden, inwiefern sich mit der Parallelen Architektur<br />

Spracherwerbsverläufe modelltheoretisch fassen lassen. Zentral fokussiert werden soll vor<br />

allem auf eine nichtlineare phonologische Perspektive, die in diesem neuen<br />

Grammatikmodell integraler Bestandteil ist, sowie auf diagnostische und therapeutische<br />

Implikationen<br />

Methode:<br />

Komparative Spontansprachanalyse der phonologischen und lexikalischen Inventare eines<br />

sprachunauffälligen und sprachgestörten Kindes (1;6 Jahre vs. 5;8 Jahre).<br />

Ergebnisse:<br />

Phonologisch wenig komplexe Silben werden in der Produktion beider Kinder präferiert.<br />

Diese werden im ungestörten und gestörten Erwerb als Proto- und Zielwörter realisiert. Im<br />

gestörten Erwerb zeigt sich zusätzlich, dass Protowörter mit voll spezifizierten<br />

morphosyntaktischen Strukturen realisiert werden.<br />

88


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Protowörter sind keine phonetischen Ganzheiten (Sprechsilben), sondern bereits<br />

phonologisch strukturiert. Diese phonologische Struktur kann direkt mit semantischer<br />

Information assoziiert sein oder indirekt über zieladäquate morphosyntaktische<br />

Repräsentationen. Somit müssen multiple Schnittstellen zwischen den<br />

Sprachverarbeitungskomponenten Phonologie, Syntax und Semantik bestehen, wie sie in der<br />

Parallelen Architektur postuliert werden.<br />

Literatur:<br />

Boeckx, C. & Piatelli-Palmerini, M. (2005). Language as a natural object, linguistics as a<br />

natural science. Linguisic Review, 22, 447–466.<br />

Jackendoff, Ray (2002). Foundations of Language. Brain, Meaning, Grammar, Evolution. New<br />

York: Oxford University Press.<br />

Levelt, W. J. M., Roelofs, A., & Meyer, A. S. (1999). A theory of lexical access in speech<br />

production. Behavioral and Brain Sciences, 22, 1–75.<br />

Griffin, R. & Dennett, D.C. (2008). What does the study of autism tell us about the craft of<br />

folk psychology? In: T. Striano & V. Reid (Eds.). Social Cognition: Development,<br />

Neuroscience, and Autism. Oxford: Wiley-Blackwell, 254-280.<br />

89


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

STEPHAN SALLAT (Leipzig)<br />

Möglichkeiten der Musiktherapie bei Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen<br />

Schlagworte: Musiktherapie, spezifische Sprachentwicklungsstörung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im Gegensatz zu sprachunauffälligen Kindern scheinen Kinder mit spezifischen<br />

Sprachentwicklungsstörungen nicht im gleichen Maße von prosodischen und musikalischen<br />

Zusatzinformationen in der Sprache profitieren zu können (Sallat, 2011). So zeigen sie kein<br />

besseres Lernen von neuen Wörtern oder grammatischen Regeln wenn die Sprache<br />

besonders deutlich mit Betonungen, stärkeren Konturverläufen, Melodien und Pausen<br />

dargeboten wird (Weinert, 2000; Bishop et al., 2006; siehe auch Fisher et al., 2007; Evans,<br />

Saffran & Robe- Torres, 2009; Sallat, Spreer & Schön, in Vorb.).<br />

Ebenso unterscheiden sich Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen in fast<br />

allen grundlegenden Musikverarbeitungsbereichen von gleichalten Kindern mit einer<br />

unauffälligen Sprachentwicklung (vgl. Sallat, 2008; 2009).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Führt eine Musiktherapie mit einem gezielten Training von musikalischen<br />

Verarbeitungsleistungen bei Kindern mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen zu einer<br />

Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten ?<br />

Methode:<br />

Um dies zu untersuchen wurde zwischen 2009 und 2012 ein Musiktherapieprojekt am<br />

Behindertenverband Dessau bei Kindern mit Sprach- und Kommunikationsstörungen<br />

durchgeführt. Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen in der Musiktherapie wurde in diesem<br />

Projekt auf die Verbindung von Sprache und Musik verzichtet. Die Förderung erfolgt nur auf<br />

der musikalischen Ebene und auch dort mit unterschiedlicher Zielsetzung (melodische<br />

Förderung vs. rhythmische Förderung). Untersucht wurden 42 Kinder mit spezifischer<br />

Sprachentwicklungsstörung.<br />

Ergebnisse:<br />

In Folge der Musiktherapie zeigten sich signifikant bessere sprachliche Leistungen in einigen<br />

Untertests des SETK 3-5, bezüglich bestimmter Aspekte der pragmatischen Fähigkeiten<br />

sowie eine Verbesserung der Leistungen im musikalischen Arbeitsgedächtnis. Im Bereich<br />

phonematische Differenzierung zeigte sich keine Verbesserung. Es lässt sich ein Einfluss der<br />

Ausrichtung der Musiktherapie nachweisen. So zeigen sich deutlichere Effekte bei einer<br />

stärker melodisch orientierten Musiktherapie.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Musiktherapie kann die Sprachverarbeitungsleistungen von Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen positiv beeinflussen. Allerdings profitieren Kinder mit<br />

spezifischen Sprachentwicklungsstörungen profitieren nicht in gleichem Maße wie Kinder<br />

90


Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

mit unauffälliger Sprachentwicklung von musikalischer Intervention. Zusätzlich ist der Erfolg<br />

von der Art der Musik abhängig.<br />

Literatur:<br />

Bishop, D.V.M., Adams, C.V. & Rosen, S. (2006): Resistance of grammatical impairment to<br />

computerized comprehension training in children with specific and non-specific<br />

language impairments. International Journal of Language and Communication<br />

Disorders 41 (1), 19-40.<br />

Evans, J. L., Saffran, J. R., & Robe-Torres, K. (2009). Statistical learning in children with<br />

specific language impairment. Journal of Speech, Language, and Hearing Research,<br />

52(2), 321-335.<br />

Fisher, J., Plante, E., Vance, R., Gerken, L. & Glattke, T.J. (2007): Do Children and Adults With<br />

Language Impairment Recognize Prosodic Cues? Journal of Speech, Language, and<br />

Hearing Research 50, 746–758.<br />

Sallat, S. (2008): Musikalische Fähigkeiten im Fokus von Sprachentwicklung und<br />

Sprachentwicklungsstörungen. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.<br />

Sallat, S. (2009): Der Ton macht die Musik - und die Sprache. Logos Interdisziplinär 17 (2),<br />

84-92.<br />

Sallat, S. (2011): Prosodische und musikalische Verarbeitung im gestörten Spracherwerb.<br />

Sprache Stimme Gehör 35(03), 142-147<br />

Sallat, S.; Spreer, M.; Schön, D. (in Vorb.): Missing Melody – language learning in SLI Children.<br />

Weinert, S. (2000): Sprach- und Gedächtnisprobleme dysphasisch-sprachgestörter Kinder:<br />

Sind rhythmisch-prosodische Defizite die Ursache? In: Müller, K.; Aschersleben, G.:<br />

Rhythmus: ein interdisziplinäres Handbuch (255-283). Bern: Huber.<br />

91


ISES VII, Leipzig 2012 Einzelvorträge<br />

WILDEGGER-LACK, ELISABETH (Fürstenfeldbruck)<br />

Hast Du den Stecker abgeschraubt? Darf man das?<br />

Prinzipien der Kindersprachtherapie mit Materialien aus<br />

dem Baumarkt<br />

Schlagworte: alltägliche, echte Gegenstände; häusliches Üben der Therapieinhalte;<br />

Spontansprache in der Kindersprachtherapie<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

In der Therapie von kindlichen Sprachentwicklungsstörungen kommt es immer wieder vor,<br />

dass Kinder Therapieinhalte leider nur schwer und mühsam in der Spontansprache<br />

umsetzen können, sodass es über einen längeren Zeitraum zur sogenannten<br />

„Therapiesprache“ kommt.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Wie kann der Transfer von Therapieinhalten in die kindliche Spontansprache schneller und<br />

effektiver gelingen?<br />

Die Umsetzung von sechs Prinzipien in der kindlichen Therapie phonetischer,<br />

phonologischer, semantischer und syntaktischer Therapie kann effektives Lernen in der<br />

Spontansprache beim Kind bewirken.<br />

Methode:<br />

Mit alltäglichen Gegenständen aus z.B. dem Baumarkt nicht nur mit eindeutigem<br />

Spielmaterial wird in der Sprachtherapie hantiert. Das Staunen des Kindes über Schrauben,<br />

Porzellanteller oder Schneebesen im Therapiezimmer ist so groß, dass das Interesse des<br />

Kindes auf besondere Weise geweckt wird und sich spontane Sprachanlässe in der Therapie<br />

ergeben.<br />

Ergebnisse:<br />

Die systematische Verfeinerung der Methode durch Erarbeitung der sechs Prinzipien in der<br />

sprachtherapeutischen Praxis im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre hat dazu geführt, dass der<br />

Transfer „geübter“ Sprachelemente dem Kind unmittelbarer und damit in der Regel<br />

schneller gelingt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Inhalte der Sprachtherapie sollten für das jeweilige Kind bedeutsam gestaltet werden.<br />

Das Kind sollte im Rahmen der Therapie intrinsisch motiviert sein, wodurch es zu einer<br />

Optimierung des sprachtherapeutischen Prozesses kommen kann.<br />

Literatur:<br />

Wildegger-Lack, E. (2011): Therapie von kindlichen Sprachentwicklungsstörungen (3-10<br />

Jahre). Ernst Reinhardt, München.<br />

92


MICHAEL EVERS (Bremen)<br />

Einzelvorträge ISES VII, Leipzig 2012<br />

Kommunikationsförderung von Kindern mit schweren<br />

Mehrfachbehinderungen<br />

Schlagworte: Unterstützte Kommunikation, vorlautsprachliche Kommunikationsentwicklung,<br />

schwerste Mehrfachbehinderung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen der Evaluation von Förderpraxis.<br />

Abstract<br />

Hintergrund: Gerade Kinder mit präintentionalen bzw. intentional-vorsymbolischen<br />

Kompetenzen stellen eine besondere Herausforderung in der Sprach- bzw.<br />

Kommunikationsförderung dar. Im Alltag sprechen wir häufig von Kindern mit schweren<br />

Mehrfachbehinderungen. Die schulische Förderung dieser Kinder ist durch eine erschwerte<br />

Interaktion gekennzeichnet, da ihnen nur wenige bis keine kommunikativen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Zudem kann bei ihnen häufig keine<br />

Intentionalität beobachtet werden, weil zum einen ihre motorische Beeinträchtigung das<br />

zielgerichtete Handeln erheblich erschwert. Zum anderen hat diese Gruppe häufig nicht<br />

gelernt, dass sie mit ihrem Handeln etwas in ihrer Umwelt bewirken können.<br />

Eine Förderung der vorgenannten Schülergruppe ist in heterogenen Klassenverbänden<br />

erheblich erschwert und bedarf in der Regel der äußeren Differenzierung, meist in Form von<br />

Einzelförderungen.<br />

Ziel und Fragestellung: Erprobt werden sollte die Integration der Kommunikationsförderung<br />

für die obengenannte Schülergruppe im Kurssystem für das Fach Deutsch. Auf diese Weise<br />

könnten homogenisierte Kursgruppen gebildet werden, so dass eine Gruppenförderung<br />

möglich erscheint.<br />

Methode: Schülerbeobachtung während der Förderung sowie qualitative Evaluation mittels<br />

Befragung der beteiligten Lehrkräfte<br />

Ergebnisse: Die Kommunikationsförderung lässt sich in ein Kurssystem Deutsch integrieren.<br />

Die Förderung in homogenisierten Kursgruppen bitten zum einen für die betrachtete<br />

Schülergruppe verschiedene Lernchancen, die sich positiv auf die kommunikativen<br />

Kompetenzen auswirken. Die Umsetzung des Kurssystems wurde auch positiv durch die<br />

beteiligten Lehrkräfte bewertet.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Das Modell der Kommunikationsentwicklung nach Leber eignet sich als Orientierung für die<br />

Einteilung der Kursgruppen.<br />

Literatur:<br />

Leber, I. (2009). Kommunikation einschätzen und unterstützen. Karlsruhe: Loeper<br />

Literaturverlag.<br />

93


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

94


Arbeitsgruppe 1<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Arbeitsgruppen<br />

Elternzentrierte Intervention bei Auffälligkeiten im frühen<br />

Spracherwerb und Schriftspracherwerb<br />

Moderation: Anke Buschmann<br />

Arbeitsgruppe 2<br />

Schulische Perspektiven von Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen<br />

Moderation: Christian W. Glück<br />

Arbeitsgruppe 3<br />

Ethik in der interdisziplinären Therapieforschung bei Kindern<br />

mit Entwicklungsstörungen<br />

Moderation: Svenja Ringmann<br />

Arbeitsgruppe 4<br />

Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder –<br />

Verarbeitungsfähigkeiten, frühe Sprachleistungen und<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Moderation: Tanja Rinker & Steffi Sachse<br />

95


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Arbeitsgruppe 1<br />

Elternzentrierte Intervention bei Auffälligkeiten im frühen<br />

Spracherwerb und Schriftspracherwerb<br />

Schlagworte: Late Talkers, Sekundärprävention, Elterntraining, Lese- und<br />

Rechtschreibschwäche<br />

Moderation: Anke Buschmann<br />

AG_1, Beitrag 1:<br />

BETTINA JOOSS (Heidelberg), ANKE BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

Vergleichende Analyse des mütterlichen<br />

Kommunikationsverhaltens bei Kindern mit und ohne<br />

Sprachentwicklungsverzögerung im Alter von zwei Jahren<br />

Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Der Spracherwerb ist ein faszinierender, höchst komplexer Prozess, der bei den meisten<br />

Kindern problemlos verläuft. Etwa 15 % der Zweijährigen zeigen jedoch eine deutlich<br />

verzögerte Sprachentwicklung bei ansonsten altersentsprechender Entwicklung (sog. Late<br />

Talkers). Vor dem Hintergrund der Forderung nach effektiven Frühinterventionsmaßnamen<br />

wird insbesondere bei jungen Kindern zunehmend die Frage nach dem elterlichen Einfluss<br />

auf die Sprachentwicklung fokussiert. Die Spracherwerbsforschung belegt einen<br />

Zusammenhang zwischen dem Sprachangebot der Eltern und der Sprachentwicklung des<br />

jungen Kindes. Dabei scheinen Eltern im regelhaften Spracherwerb ihren Sprachinput im<br />

Rahmen einer intuitiven Didaktik sensibel an die Bedürfnisse des Kindes anzupassen.<br />

Demgegenüber wird jedoch postuliert, dass Eltern von Late Talkers einen für die weitere<br />

Sprachentwicklung des Kindes ungünstigen Kommunikationsstil zeigen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Studie war die Überprüfung o.g. Hypothese, dass Mütter von Late Talkers einen<br />

weniger an die Bedürfnisse des Kindes angepassten Kommunikationsstil zeigen als Mütter<br />

von sprachlich altersentsprechend entwickelten Kindern.<br />

Methode:<br />

Die Erfassung des Kommunikationsverhaltens (linguistische und dialogische Variablen) von<br />

18 Müttern eines sprachentwicklungsverzögerten Kindes und 18 Müttern eines Kindes mit<br />

96


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

altersgemäßem Sprachentwicklungsstand erfolgte mittels Videoauswertung einer<br />

standardisierten Bilderbuch-Situation. Im Vorfeld wurden die Kinder sprachlich, kognitiv,<br />

körperlich-neurologisch sowie pädaudiologisch untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Mütter der Late Talkers zeigten sich hinsichtlich einiger linguistischer und dialogischer<br />

Kommunikationsvariablen nicht sensibel auf den Entwicklungsstand ihres Kindes<br />

abgestimmt. Linguistisch erwies sich das Sprachangebot als zu komplex und zu weit vom<br />

Sprachentwicklungsstand der Late Talkers entfernt. Dialogisch bietet es zu wenige<br />

Möglichkeiten für aktive Kommunikationsbeiträge der Kinder.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Vor dem Hintergrund, dass gerade Late Talkers aufgrund ihrer Schwierigkeiten im Bereich<br />

sprachlicher Informationsverarbeitung, einen besonders angereicherten Sprachinput<br />

benötigen, erscheint es folgerichtig die Eltern frühzeitig zu einer alltagsintegrierten<br />

Sprachförderung anzuleiten. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung können gezielt<br />

zur Interaktionsberatung genutzt werden, um der Gefahr der negativen Rückkopplung von<br />

verzögerter Sprachentwicklung des Kindes und Sprachinteraktion der Eltern entgegen zu<br />

wirken und durch die Optimierung des elterlichen Sprachangebots kompensatorisch in den<br />

gestörten Spracherwerbsprozess einzugreifen.<br />

Literatur:<br />

Girolametto, L., Bonifacio, S. Visini, C., Weitzman, E., Zocconi, E., Pearce, P.S. (2002). Motherchild<br />

interactions in Canada and Italy: linguistic responsiveness to late-talking toddlers.<br />

International Journal of Language and Communication Disorders, 37, 153-171.<br />

Jooss, B. (2011). Mutter-Kind-Kommunikation im Zentrum der frühen Sprachentwicklung.<br />

Eine vergleichende Analyse des mütterlichen Kommunikationsverhaltens bei Kindern<br />

mit und ohne Sprachentwicklungsverzögerungen im Alter von zwei Jahren<br />

(Inauguraldissertation). Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg: Medizinische Fakultät.<br />

Moseley, M.J. (1990). Mother-child interaction with preschool language-delayed children:<br />

structuring conversations. Journal of Communication Disorders, 23, 187-203.<br />

Paul, R., Elwood, T.J., (1991). Maternal Linguistic Input to Toddlers with slow expressive<br />

Language Development. Journal of Speech and Hearing Research, 34, 982-988.<br />

Ritterfeld, U. (2000). Welchen und wie viel Input braucht das Kind? In: Grimm, H. (Hrsg.).<br />

Sprachentwicklung. Enzyklopädie der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.<br />

97


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

AG_1, Beitrag 2:<br />

ANKE BUSCHMANN (Heidelberg), EVA RITTER (Karlsruhe)<br />

„Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“ –<br />

Zufriedenheit der Teilnehmer in der Regelversorgung<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Seit etwa zehn Jahren ist im deutschsprachigen Raum eine Tendenz zu einem vermehrt<br />

systematischen Einbezug der Eltern im Rahmen therapeutischer Interventionen zu<br />

beobachten. Neben der bisher üblichen Einzelberatung etablieren sich vermehrt<br />

Gruppenkonzepte, welche andere Formen des Lernens wie das Lernen am Modell und<br />

Austausch unter Betroffenen ermöglichen. Insbesondere im Hinblick auf die Prävention von<br />

Sprachentwicklungsstörungen ist eine systematische Anleitung der Eltern zu<br />

sprachförderlichem Verhalten im Alltag erfolgreich. Das „Heidelberger Elterntraining zur<br />

frühen Sprachförderung“ HET als ein systematisches Interaktionstraining der engsten<br />

Bezugspersonen hat weithin Verbreitung gefunden. In einer randomisiert kontrollierten<br />

Studie konnte die Effektivität dieses Ansatzes hinsichtlich einer positiven sprachlichen<br />

Entwicklung der Kinder nachgewiesen werden.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Da der Erfolg des HET in hohem Maße von der Akzeptanz der Eltern abhängt, war es Ziel<br />

einer Fragebogenstudie die Zufriedenheit der Teilnehmer in der Regelversorgung im<br />

Vergleich zur Forschungsstudie zu überprüfen.<br />

Methode:<br />

Die Bewertung des Trainings durch die Eltern erfolgte anonym anhand eines Fragebogens zu<br />

Rahmenbedingungen, Inhalten und Methodik des HET. Zudem wurde die subjektiv<br />

wahrgenommene Verhaltensänderung durch das Training erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Im Mittel zeichnet sich in beiden Gruppen eine hohe bis sehr hohe Zufriedenheit der Eltern<br />

ab. Dies betrifft sowohl die Rahmenbedingungen des Trainings als auch die Wichtigkeit und<br />

die Vermittlung der Inhalte.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Implementation in die Regelpraxis im Hinblick auf die Zufriedenheit der Eltern ist<br />

gelungen. Dies spricht für eine umfassende und sorgfältige inhaltliche und methodische<br />

Ausbildung der Trainer sowie für deren hohe Motivation.<br />

Literatur:<br />

Buschmann, A. (2011). Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung.<br />

Trainermanual. München: Urban & Fischer bei Elsevier.<br />

98


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ritter, E. & Buschmann, A. (in Vorbereitung). Heidelberger Elterntraining zur frühen<br />

Sprachförderung in der Regelversorgung. Wie zufrieden sind die Eltern?<br />

Schwerpunktheft Sprache-Stimme-Gehör 2013<br />

AG_1, Beitrag 3:<br />

CAROLIN SALLINGER (Heidelberg), ANKE BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

Entwicklungsverläufe ehemaliger Late Talkers –<br />

längerfristige Wirksamkeit des „Heidelberger Elterntrainings<br />

zur frühen Sprachförderung“<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im Rahmen der Heidelberger Sprachentwicklungsstudie (Buschmann et al., 2009) konnte<br />

bislang u.a. festgestellt werden, dass mit einer frühen elternzentrierten und sprachbasierten<br />

Interventionsmaßnahme bei Late Talkers die Wahrscheinlichkeit für ein Aufholen des<br />

Sprachrückstandes bis zum Alter von drei Jahren von etwa 30 bis 40% bei Spontanverläufen<br />

auf 75% erhöht werden kann.<br />

Was jedoch eine sprachliche Verzögerung im Alter von zwei Jahren für die längerfristige<br />

Entwicklung der Kinder in sprachlichen und nichtsprachlichen Entwicklungsbereichen<br />

bedeutet und ob eine frühe Intervention auch längerfristige Effekte zeigt, kann bislang noch<br />

nicht hinreichend eingeschätzt werden. Zwei Längsschnittstudien aus dem<br />

englischsprachigen Raum kommen zu dem Ergebnis, dass ehemalige Late Talkers noch im<br />

Schulalter trotz meist unauffälliger Spontansprache in standardisierten Sprachtests (u.a.<br />

Wortschatz, Syntax, Erzählfertigkeiten sowie phonologische Merkfähigkeit betreffend)<br />

signifikant hinter den Leistungen von Kontrollkindern zurückbleiben (Manhardt & Rescorla,<br />

2002; Paul et al., 1997).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Untersuchung ist es, weiterführende Kenntnisse über die Bedeutung einer<br />

Sprachentwicklungsverzögerung bei Zweijährigen für die weitere Entwicklung in sprachlichen<br />

und nichtsprachlichen Bereichen zu gewinnen. Zudem soll die bei der Hälfte der Late Talkers<br />

durchgeführte Frühintervention „Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“<br />

(Buschmann, 2009) auf längerfristige Wirksamkeit evaluiert werden.<br />

Methode:<br />

Im Rahmen der Heidelberger Sprachentwicklungsstudie wird deshalb eine umfangreiche<br />

Stichprobe von ca. 65 deutschsprachigen Late Talkers im Alter von 4 Jahren, kurz vor der<br />

Einschulung, sowie am Ende der 2. Schulklasse hinsichtlich verschiedener sprachlicher und<br />

kognitiver Variablen nachuntersucht und mit einer Kontrollgruppe von Kindern mit<br />

unauffälliger Sprachentwicklung (N = 39) verglichen. Innerhalb der Stichprobe von Late<br />

99


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Talkers wird zwischen Kindern, die der Frühintervention „Heidelberger Elterntraining zur<br />

frühen Sprachförderung“ (Buschmann, 2009) zugeführt wurden, und Kindern einer<br />

Wartekontrollgruppe differenziert.<br />

Ergebnisse:<br />

Vorläufige Ergebnisse zeigen unter anderem, dass ehemalige Late Talkers noch im Vorschul-<br />

und frühen Schulalter in zahlreichen sprachlichen und kognitiven Maßen schlechter<br />

abschneiden als Kinder mit unauffälliger Sprachentwicklung. Ehemalige Late Talkers der<br />

Trainingsgruppe zeigen im Alter von 4 Jahren bessere Fähigkeiten im Bereich der auditiven<br />

Merkfähigkeit als Late Talkers der Wartekontrollgruppe. Zudem schneiden sie im Alter von<br />

knapp 6 Jahren im Bereich der semantischen Strukturerfassung (Wortfamilien erkennen,<br />

HVS) sowie im Sprachverständnis (TROG-D) besser ab. Auch noch am Ende der 2. Klasse<br />

finden sich bedeutsame Unterschiede bei sprachlichen Intelligenzaufgaben (HAWIK IV) sowie<br />

im Leseflüssigkeitstest (SLRT II) zugunsten der Trainingsgruppe.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Eine frühe elternzentrierte Intervention bei Late Talkers erweist sich auch längerfristig als<br />

effektiv.<br />

Literatur:<br />

Beitchman, J.H., Wilson, B., Brownlie, E.B., Walters, H. & Lancee, W. (1996). Long-term<br />

consistency in speech/ language profiles: I. Developmental and academic outcomes.<br />

Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 35, 804-814.<br />

Buschmann, A., Jooss, B., Rupp, A., Feldhusen, F., Pietz, J. & Philippi, H. (2009). Parent based<br />

language intervention for 2-year-old children with specific expressive language delay: a<br />

randomised controlled trial. Archives of Disease in Childhood, 94, 110-116.<br />

Manhardt, J. & Rescorla, L. (2002). Oral narrative skills of late talkers at ages 8 and 9. Applied<br />

Psycholinguistics, 23, 1- 21.<br />

Paul, R., Murray, C., Clancy, K. & Andrews, D. (1997). Reading and metaphonological<br />

outcomes in late talkers. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 40, 1037-<br />

1047.<br />

Snowling, M.J., Adams, J.W., Bishop, D.V.M. & Stothard, S.E. (2001). Educational attainments<br />

of school leavers with a preschool history of speech- language impairment.<br />

International Journal of Language and Communication Disorders, 36, 173-183.<br />

100


AG_1, Beitrag 4:<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

BETTINA MULTHAUF (Heidelberg), BETTINA JOOSS (Heidelberg), ANKE BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

Ein Gruppenprogramm für Eltern von Kindern mit Lese- und<br />

Rechtschreibschwierigkeiten<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit Lese- und Rechtschreibstörungen (LRS) sind langfristig in ihrer schulischen,<br />

beruflichen und psychischen Entwicklung benachteiligt, wenn sie ihre Schwierigkeiten im<br />

Lesen und Schreiben nicht kompensieren können. Aus diesem Grund sind frühe, gezielte und<br />

intensive Therapieangebote wichtig. In Deutschland gibt es eine Vielzahl an LRS-Therapeuten<br />

und Therapieprogrammen. Ein Mangel besteht jedoch in der begleitenden Elternberatung,<br />

obwohl dies die meisten Therapeuten als wichtig erachten. Die Eltern stehen als engste<br />

Bezugspersonen des Kindes vor einer großen Herausforderung, denn neben der Sorge um<br />

die schulischen und beruflichen Entwicklungschancen sehen sie sich in der Pflicht, mit dem<br />

Kind zu üben. Das Üben stellt für viele Familien aber eine enorme Belastungssituation dar,<br />

denn die Fortschritte sind meist nur klein.<br />

Aufgrund fehlender Konzepte zur Elternberatung wurde ein Programm für Eltern von<br />

Grundschulkindern mit LRS entwickelt. In fünf Sitzungen erfahren die Eltern u.a. wesentliche<br />

Fakten zum Thema LRS, werden für die Probleme ihres Kindes sensibilisiert, erwerben<br />

Handlungskompetenzen in schwierigen Übungssituationen, lernen Strategien zur Lese- und<br />

Rechtschreibförderung im Alltag kennen. Die Inhalte werden durch schriftliches<br />

Begleitmaterial vertieft. In der Kleingruppe von etwa 10 Personen besteht zusätzlich die<br />

Möglichkeit zum Austausch und Lernen unter Gleichgesinnten.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Aktuell wird dieses neu entwickelte Konzept hinsichtlich seiner Durchführbarkeit und<br />

Wirksamkeit evaluiert. Es wird u.a. erwartet, dass die Eltern der Interventionsgruppe nach<br />

dem Training vergleichsweise weniger Belastung empfinden, über weniger Probleme in der<br />

Hausaufgabensituation berichten und die Kinder mehr Freude am Lesen und Schreiben<br />

zeigen.<br />

Methode:<br />

Die Evaluation des Elterntrainings erfolgt mittels Prätest-Post-Test-Follow-Up Experimental-<br />

Kontrollgruppen Design. Drittklässler mit Lese-Rechtschreibschwäche oder –störung sowie<br />

deren Eltern werden randomisiert einer der beiden Gruppen zugeordnet und mit<br />

standardisierten Test- und Fragebogenverfahren untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Es werden Erfahrungen hinsichtlich der Durchführung des Elterntrainings und der<br />

Zufriedenheit der Teilnehmer berichtet.<br />

101


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Schlussfolgerung:<br />

Im Vortrag werden das Konzept des Elterngruppenprogramms ausführlich erläutert, das<br />

Studiendesign vorgestellt sowie erste Erfahrungen berichtet.<br />

Literatur:<br />

Brock, A. & Shute, R. (2001). Group coping skills program for parents of children with dyslexia<br />

and other learning disabilities. Australian Journal of Learning Disabilities, 6, 15 – 25.<br />

Dumont, H.; Trautwein, U. & Nagy, G. (revise & resubmit). Quality of parental homework<br />

involvement: Predictors and consequences. Journal of Educational Psychology.<br />

Ise, E.; Engel, R. & Schulte-Körne, G. (2012). Was hilft bei der Lese-Rechtschreibstörung?<br />

Ergebnisse einer Metaanalyse zur Wirksamkeit deutschsprachiger Förderansätze.<br />

Kindheit und Entwicklung, 21, 122 – 136.<br />

Patall, E. A.; Cooper, H. & Robinson, J. C. (2008). Parent Involvement in Homework: A<br />

Research Synthesis. Review of Educational Research, 78, 1039 – 1101.<br />

Petermann, U.; Petermann, F. & Franz, M. (2010). Erziehungskompetenz und Elterntraining.<br />

Kindheit und Entwicklung, 19, 67 – 71.<br />

102


Arbeitsgruppe 2<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schulische Perspektiven von Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen<br />

Schlagworte: Versorgung, (Vor-)Schule, Inklusion, Biographie<br />

Moderation: Christian W. Glück<br />

Einführung in die Thematik<br />

"Für Kinder und Jugendliche mit sprachlichen Beeinträchtigungen verlaufen<br />

Bildungsprozesse häufig nicht problemlos. Die Veränderungen im Bildungssystem, das sich<br />

entsprechend der Forderungen der Behindertenrechtskonvention dabei ist, in ein inklusives<br />

Bildungssystem zu transformieren betreffen daher sprachbeeinträchtigte Schülerinnen und<br />

Schüler in besonderer Weise. Diese Bildungsprozesse bilden den Kern der<br />

mehrdimensionalen Forschungsaufgabe „Inklusive Bildung bei Kindern und Jugendlichen mit<br />

Sprachbeeinträchtigungen“. Mit diesem Beitrag wird ein strukturierter Überblick über die<br />

nationalen und internationalen Arbeiten zur Thematik gegeben. Hierzu wurden systematisch<br />

deutsch- und englischsprachige Datenbanken, thematische Bibliografien und bereits<br />

vorliegende Reviews ausgewertet, um Studien zu finden, die zu verschiedenen Aspekte der<br />

Inklusion bei Kindern und Jugendlichen mit sprachlichen Beeinträchtigungen empirisch<br />

begründete Aussagen gewonnen haben, etwa zum Kind mit seiner sprachlichen, kognitiven<br />

und sozioemotionalen Entwicklung, zur Gestaltung der Angebotsstrukturen im System, zu<br />

den Veränderungen in den Professionen, ihrer Angebote, Rollen und Möglichkeiten der<br />

Zusammenarbeit sowie zum Einsatz spezifischer Methoden. Insgesamt zeigt sich einerseits,<br />

dass einer Vielzahl konzeptueller Darstellungen eine nur beschränkte Zahl empirischer<br />

Studien gegenübersteht, und dass andererseits aufgrund der besonderen<br />

Beschulungssituation sprachbehinderter Schülerinnen und Schüler in Deutschland auch<br />

besondere Forschungsfragen entstehen und weitere Forschungsanstrengungen<br />

unternommen werden müssen, um statt der „weißen Flecken der Integrationsforschung“<br />

(Deppe-Wolfinger & Preuss-Lausitz 2007) in Deutschland empirisch gewonnene Details<br />

dieses Ausschnitts der Inklusion zeichnen zu können – letztlich mit dem Ziel<br />

Bildungsprozesse für sprachbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche zu optimieren.<br />

103


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

AG_2, Beitrag 1<br />

STEPHAN SALLAT, MARKUS SPREER (Leipzig)<br />

Bildungs- und Berufsbiographien von Erwachsenen, die<br />

früher den Sprachheilkindergarten oder die<br />

Sprachheilschule besuchten<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Schule hat die Aufgabe ihre Schüler zu einem erfolgreichen Schulabschluss zu führen und<br />

ebenso Voraussetzungen für eine berufliche Qualifizierung schaffen. In den Lehrplänen wird<br />

daher festgelegt, dass die individuellen Leistungen zu fördern, spezifische Interessen und<br />

Neigungen zu unterstützen, sowie die Grundlagen für lebenslanges Lernen zu legen und die<br />

Ausbildungsfähigkeit der Schüler zu entwickeln sind.<br />

In den aktuellen Diskussionen und Stellungnahmen zur Inklusion hat sich die<br />

Sprachheilschule immer wieder der Frage zu stellen, ob sie als exklusive Fördereinrichtung<br />

die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. Im Projekt Schule - und dann? - Berufliche<br />

Perspektiven von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sprache<br />

(2009-2010) konnte belegt werden, dass Kinder, welche an der Sprachheilschule eingeschult<br />

werden, diese Schule zumeist nur vorübergehend besuchen und sich nach überwundenem<br />

sprachlichem Förderbedarf in den Berufswahlentscheidungen von Erwachsenen ohne<br />

sprachlichem Förderbedarf kaum unterscheiden (vgl. Sallat & Spreer, 2011). In dieser<br />

Stichprobe wurden jedoch keine Personen gefunden, die ihren Schulabschluss an der<br />

Sprachheilschule erreichten.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Daher wurden in einer aktuellen Befragung Personen angeschrieben, die ihren<br />

Schulabschluss (Sek.1) an einer Sprachheilschule erreicht haben. Ebenso interessierte die<br />

Frage, inwiefern sich der Besuch einer Sprachfördereinrichtung im vorschulischen Bereich<br />

(Sprachheilkindergarten) auf die Bildungs- und Berufsbiographie auswirkt.<br />

Methode:<br />

Mit Hilfe eines Fragbogens wurden die Schulabgänger der Jahre 2000-2005 (Sek.1) von<br />

Sprachheilschulen unterschiedlicher Bundesländer, sowie Personen die am Ende Ihrer<br />

Kindergartenzeit in einem Sprachheilkindergarten waren (1997-2002) angeschrieben.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Rückmeldungen für die Bereiche Bildungsweg (Schulart, Abschluss, Berufsbildung)<br />

unterscheiden sich ebenso wie die Rückmeldungen zum Ausbildungsberuf und zum aktuellen<br />

Beruf nur unwesentlich von den Angaben des statistischen Bundesamtes. Die aktuellen<br />

sprachlichen Leistungen werden von den Betroffenen als gut eingeschätzt und die<br />

Förderorte Sprachheilschule und Sprachheilkindergarten werden als positiv und wichtig für<br />

den eigenen Schul- und Berufsweg reflektiert.<br />

104


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Erfahrungen/Biographien von Betroffenen (Schüler und Eltern) sollten stärker in den<br />

Fokus genommen werden. Die retrospektive Betrachtung von Bildungs- und<br />

Berufsbiographien stellt eine wichtige Grundlage für die Planung von Versorgungssystemen<br />

von Menschen mit Sprachentwicklungsstörungen dar.<br />

Literatur:<br />

Sallat, S.; Spreer, M. (2011): Exklusive Förderung ermöglicht Teilhabe - Bildungs- und<br />

Berufswege ehemaliger Schüler der Sprachheilschulen. Sprachheilarbeit 56(2), 78-86.<br />

AG_2, Beitrag 2<br />

CHRISTIAN W. GLÜCK (Leipzig)<br />

Sprachbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche in der<br />

Inklusionsforschung – ein Überblick<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die inklusive Beschulung sprachbeeinträchtigter Kinder und Jugendlicher entspricht der<br />

Forderung der UN-Behindertenkonvention, die seit 2009 deutsches Recht ist. Jenseits der<br />

ethischen Verpflichtung stellt sich die Frage nach der Wirkung inklusiver Beschulung. Hierzu<br />

wird die Forschungslage hinsichtlich von Kindern und Jugendlichen mit sprachlichkommunikativem<br />

Förderbedarf eruiert.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Auf dem Hintergrund eines Kompetenzstrukturmodells der Inklusion (Heimlich 2009) wird<br />

das Forschungsfeld strukturiert. Als Wirksamkeits-outcome-Variablen werden<br />

Sprachentwicklung, Schulleistungsentwicklung und soziale Integration in den Blick<br />

genommen. Gesucht wird nach Publikationen, die empirisch, möglichst in<br />

gruppenvergleichenden Studien, Evidenzen für die Wirkung unterschiedlicher<br />

Angebotsformen liefern.<br />

Methode:<br />

Einschlägige, deutschsprachige Zeitschriften und internationale Zeitschriftendatenbanken<br />

wurden für den Zeitraum seit 2000 ausgewertet. Drei Reviews und 14 gruppenvergleichende<br />

Studien konnten in internationalen Publikationen identifiziert und ausgewertet werden.<br />

Ergebnisse:<br />

Studien zur Gegenüberstellung inklusiver und nicht-inklusiver Bildungssettings liegen kaum<br />

vor. Vorteile inklusiver Beschulung können sich in vergleichsweise höheren Leistungen in den<br />

105


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Fächern Mathematik und Naturwissenschaften ausdrücken. Die meisten Studien widmen<br />

sich vergleichend unterschiedlichen Angebotsformen sprachtherapeutischer Unterstützung<br />

im inklusiven Kontext. Im Gesamt zeigt sich eine Überlegenheit von Interventionsformen, die<br />

in enger Abstimmung von Lehrern und Therapeuten/Speziallehrern in das<br />

Unterrichtsgeschehen eingebettet werden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Diese Ergebnisse werden reflektiert mit Bezug auf das bundesdeutsche System der<br />

pädagogischen und medizinischen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit<br />

sprachlichen Beeinträchtigungen. Die Rolle von allgemein- und sonderpädagogischen<br />

Lehrkräften sowie von Sprachtherapeuten wird im Rahmen eines Mehrebenen-Modells der<br />

Unterstützung interpretiert. Die Ki.SSES-Studie, die im Längsschnitt die Entwicklung von<br />

Kindern mit spezifischer Sprachentwicklungsstörungen in unterschiedlichen<br />

Bildungskontexten untersucht, nimmt sich des nationalen Desiderates an.<br />

Literatur:<br />

Cirrin, Frank M.; Schooling, Tracy L.; Nelson, Nickola W.; Diehl, Sylvia F.; Flynn, Perry F.;<br />

Staskowski, Maureen et al. (2010): Evidence-based systematic review: effects of<br />

different service delivery models on communication outcomes for elementary schoolage<br />

children. In: Lang Speech Hear Serv Sch 41 (3), S. 233–264.<br />

Gallagher, A. L. & Chiat, S. (2009). Evaluation of speech and language therapy interventions<br />

for preschool children with specific language impairment: a comparison of outcomes<br />

following specialist intensive, nursery based and no intervention. International Journal<br />

of Language & Communication Disorders, 44 (5), 616-638.<br />

Glück, C. W. (2012). Sprachheilpädagogik inklusiv: Sonderpädagogik zwischen sprachlicher<br />

Bildung, Sprachförderung und Sprachtherapie. Sonderpädagogische Förderung heute,<br />

57 (3).<br />

Vollständige Literaturliste unter: www.Ki-sses.de<br />

AG_2, Beitrag 3<br />

AMELIE MAHLSTEDT, UTE SCHRÄPLER, CHRISTIANE HILZ (Leipzig)<br />

Ki.SSES-Proluba, Darstellung einer prospektiven<br />

Längsschnittstudie<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Mit der Umgestaltung des deutschen Bildungswesens im Sinne eines „inklusiven<br />

Bildungssystems auf allen Ebenen“ (UN-Konvention RMB Art. 24) ändern sich die<br />

106


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Rahmenbedingungen für die Bildung von sprachbehinderten Schülerinnen und Schülern. Die<br />

Ki.SSES-Studie liefert für einen großen Teil dieser Kinder Antworten auf drängende Fragen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In dieser prospektiven Längsschnittstudie werden Kinder mit spezifischen<br />

Sprachentwicklungsstörungen (Ki.SSES) hinsichtlich ihrer Entwicklung mit verschiedenen<br />

Bildungsangeboten untersucht. Ki.SSES-Proluba steht dabei für Kinder mit spezifischen<br />

Sprachentwicklungsstörungen - Prospektive Längschnittstudie bei unterschiedlichen<br />

Bildungsangeboten. Unterschieden wird zwischen Ki.SSES-Kindern im gemeinsamen<br />

Unterricht (inklusive Beschulung) und Ki.SSES-Kindern, welche an einer Förderschule mit<br />

Schwerpunkt Sprache unterrichtet werden.<br />

Methode:<br />

Die Schülerinnen und Schüler werden in den Bereichen sprachliche Leistungen, Schulleistung<br />

sowie emotionale Kompetenz begleitet und ihre Entwicklung dokumentiert.<br />

Fragen zur Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten wie der Aussprache, der<br />

Grammatikkompetenz, dem Wortschatz, dem Sprachverstehen und der Erzählfähigkeit der<br />

Kinder werden in dieser Studie erfasst und beleuchtet. Ebenfalls im Fokus der Betrachtungen<br />

steht die Entwicklung der Schulleistungen, die in Erhebungen zur Rechtschreibleistung, zur<br />

Leseleistung und zur mathematischen Kompetenz erfragt werden. Hinzu kommen die<br />

jeweilige Schulzufriedenheit und die Einstellung zur Inklusion.<br />

Ergebnisse:<br />

Im Rahmen der Ki.SSES-Studie wird untersucht, welche strukturellen Bedingungen sich auf<br />

die kindliche Entwicklung besonders auswirken und welche Aspekte eines guten Unterrichts<br />

für die Bildung von Kindern mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen von besonderer<br />

Relevanz sind. Weiterhin soll die Frage beantwortet werden, welche Effekte aus einer<br />

inklusiven Beschulung für die sozio-emotionale Entwicklung des Kindes und dessen soziale<br />

Stellung erwachsen können.<br />

Die Studie und erste Ergebnisse im Bezug auf die Bildungsbiografie der Ki.SSES-Kinder<br />

werden im Vortrag vorgestellt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Neben den oben genannten Untersuchungspunkten steht im Rahmen des sich wandelnden<br />

Bildungswesens die Begleitung der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen im<br />

längsschnittlichen Verlauf im Zentrum der Ki.SSES-Studie.<br />

Literatur:<br />

Conti-Ramsden, Gina; Botting, Nicola; Knox, Emma; Simkin, Zoë (2002): Different school<br />

placements following language unit attendance: Which factors affect language<br />

outcome? In: International Journal of Language & Communication Disorders 37 (2), S.<br />

185–195.<br />

McCartney, E., Boyle, J., Ellis, S., Bannatyne, S. & Turnbull, M. (2011). Indirect language<br />

therapy for children with persistent language impairment in mainstream primary<br />

schools: outcomes from a cohort intervention. International Journal of Language &<br />

Communication Disorders, 46 (1), 74-82.<br />

Boyle, J. M., McCartney, E., O'Hare, A. & Forbes, J. (2009). Direct versus indirect and<br />

individual versus group modes of language therapy for children with primary language<br />

107


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

impairment: principal outcomes from a randomized controlled trial and economic<br />

evaluation. Int J Lang Commun Disord, 44 (6), 826-846.<br />

108


Arbeitsgruppe 3<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ethik in der interdisziplinären Therapieforschung bei<br />

Kindern mit Entwicklungsstörungen<br />

Moderation: Svenja Ringmann<br />

AG_3, Beitrag 1<br />

LENCK, BEATE (BUXTEHUDE) UND REICHEL, KATHRIN (BERLIN)<br />

Thesenpapier und Diskussionsvorlage zur Ethik in der<br />

Forschung der Gesundheitsfachberufe für den<br />

Hochschulverband der Gesundheitsfachberufe (HVG e.V.)<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen der BMBF-Klausurwoche "Entwicklung einer<br />

Forschungsethik für die interdisziplinäre Therapieforschung bei Kindern mit<br />

Entwicklungsstörungen“ vom 5.-9.3.2012 in Rostock<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im März dieses Jahres fand eine interdisziplinäre Klausurwoche zum Thema "Entwicklung<br />

einer Forschungsethik für die interdisziplinäre Therapieforschung bei Kindern mit<br />

Entwicklungsstörungen“ statt. Aus der besonderen Vulnerabilität von Kindern entstehen<br />

spezielle ethische Fragestellungen, wenn diese beforscht werden.<br />

Aus der besonderen Vulnerabilität von Kindern spezielle ethische Fragestellungen, wenn<br />

diese beforscht werden.<br />

Im Zusammenhang mit der Akademisierung und Wissenschaftsentwicklung der<br />

therapeutischen Gesundheitsfachberufe in Deutschland 1 ist eine zunehmende<br />

Forschungstätigkeit aus diesen Disziplinen zu beobachten und weiter zu erwarten.<br />

Wie in Deutschland Forschungsprojekte von Angehörigen der Gesundheitsfachberufe im<br />

Hinblick auf ethische Implikationen beraten und begutachtet werden, stellt sich derzeit<br />

heterogen dar: In Einzelfällen werden medizinische Ethikkommissionen in Anspruch<br />

genommen, so denn diese sich zuständig erklären. Zusätzlich haben sich in letzter Zeit<br />

entsprechende Gremien in Zusammenarbeit mit einem Berufsverband und an Hochschulen<br />

mit Studiengängen für Gesundheitsfachberufe gegründet.<br />

Einen „üblichen“ Weg gibt es z.Zt. nicht. Ebenso wenig ist ein Konsens darüber, welchen<br />

Regeln bzw. Standards für die Forschung aus den Berufsgruppen zutreffen und<br />

wünschenswert sind.<br />

1 Hier sind im engeren Sinne konkret die Ergotherapie, Logopädie und die Physiotherapie gemeint.<br />

109


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Insbesondere für Nachwuchswissenschaftler/innen birgt dies u.U. große Unsicherheiten und<br />

Hürden.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Als Abschluss der interdisziplinären Klausurwoche wurde ein Thesenpapier entwickelt, das in<br />

der Arbeitsgruppe, wie auch in anderen Zusammenhängen zur Diskussion gestellt werden<br />

soll. Ziel ist eine Positionsbestimmung,<br />

Literatur:<br />

Alice Salomon Hochschule. Ethikkommission. http://www.ashberlin.eu/forschung/ethikkommission/<br />

[Zugriff 26.04.2012]<br />

Centrala etikprövningsnämnden (Central ethical review board). Vetting the ethics of<br />

research involving humans: Regulations. Zugriff am 2.4.12 auf:<br />

http://www.epn.se/start/regulations.aspx<br />

Department of Health (2011). Research Governance Framework for Health and Social Care.<br />

Zugriff am 10.04.2012 auf:<br />

http://www.dh.gov.uk/en/Aboutus/Researchanddevelopment/Researchgovernance/in<br />

dex.htm<br />

Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft. Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft<br />

für Pflegewissenschaft. Aktuelles. Zugriff am 10.4.2012 auf: http://www.dgpflegewissenschaft.de/dgp/?cat=6"Deutsche<br />

Gesellschaft für Soziologie (DGS)" und<br />

der "Berufsverband Deutscher Soziologen (BDS)". Ethikkommission.<br />

http://www.soziologie.de/index.php?id=19 [Zugriff 26.04.2012]<br />

Deutscher Verband für Physiotherapie – Zentralverband der<br />

Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) e.V.. Ethikkommission.<br />

https://www.zvk.org/bundesverband/patienteninteressierte/news/einzelansicht/artikel/Ethik-Kommission-des-ZVK-hat-sichkonstituiert.html<br />

[Zugriff 26.04.2012]<br />

Hochschule Idstein. Ethikkommission. http://ethik.hs-fresenius.de/ [Zugriff 26.04.2012]<br />

110


AG_3, Beitrag 2<br />

WINTERHOLLER, CORDULA (WIENER NEUSTADT, ÖSTERREICH)<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Ethik als neues Handlungsfeld im Kontext der<br />

Akademisierung der Logopädie<br />

Beitrag entstand im Rahmen des Akademisierungsprozesses „Staatliche BFS für Logopädie –<br />

grundständiger Bachelor-Studiengang an der Medizinischen Fakultät der FAU Erlangen-<br />

Nürnberg<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Die Akademisierung der Logopädie birgt unterschiedliche Facetten in ihrer Ausgestaltung.<br />

Das Thema „Ethik“ ist in unterschiedlichen Kontexten verankert (Berufsethik; Medizinethik,<br />

etc). Einerseits findet man in nahezu allen Studiengängen der Logopädie das Fach „Ethik“ im<br />

Studienverlauf und in den konkreten Modulbeschreibungen. Ethik scheint in der Logopädie<br />

„angekommen“ zu sein.. Doch nicht nur die curriculare Einspeisung ist von Interesse sondern<br />

auch, wie Forschung in den Studiengängen geleistet werden kann. Berufspolitisch ist es von<br />

großer Wichtigkeit, die Wissenschaft der Logopädie und ihre Verhaftung und Notwendigkeit<br />

auf dem Gesundheitsmarkt darzustellen. An Studien, an Studienergebnissen und deren<br />

Veröffentlichungen wird das Fach gemessen und seine Legitimation innerhalb der<br />

Diskussionen zur Kostenverteilung im Gesundheitswesen wird davon abgeleitet werden.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Folgende Fragen stellten sich innerhalb des Akademisierungsprozesses des BA –<br />

Studienganges/Erlangen:<br />

- Welche Inhalte und welche Kompetenzen im Rahmen der Modulentwicklung zum<br />

Gebiet der „Ethik“ sind für das Berufsbild der LogopädIn notwendig?<br />

- Ethik als Haltung in der Logopädie oder Ethik als „Add on“ aus unterschiedlichen<br />

Fachgruppen gelehrt (Medizin, Philosophie)?<br />

- Wo findet Forschung statt und nach welchen Regeln?<br />

Schlussfolgerung:<br />

Das noch junge Forschungsgebiet der Logopädie steht vor einer entscheidenden und<br />

richtungsweisenden Phase: Forschungsräume und Regeln müssen in Ableitung von<br />

Wissenschaftsmethoden definiert und geklärt werden. Dies ist nicht nur ein<br />

forschungstheoretischer Auftrag sondern auch ein hochschuldidaktischer. Die Forschung der<br />

Logopädie darf nicht auf Bachelorebene aufgrund von noch fehlenden Master- und<br />

Promotionsstudiengängen ausgetragen werden. Der Ansatz, diese hochschuldidaktischen<br />

Fragen mit methodischen Diskussionen und ethischen Grundsätzen der Therapieforschung in<br />

einer Klausurwoche Interdisziplinär zu identifizieren und zu diskutieren, ist ein wichtiger, um<br />

gerade die Kinder als Forschungsklientel vor schnellen Aussagen bezüglich vager<br />

Entwicklungseinschätzungen zu schützen.<br />

Literatur:<br />

111


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Bretschneider, F.: Niveau- und Profilabgrenzung von Bachelor und Master. In: Bretschneider,<br />

F.& Wildt, J. (Hrsg.), Handbuch Akkreditierung von Studiengängen (222-235).Bielefeldt<br />

2007<br />

Tesak, Jürgen (Hg.): An den Grenzen der Logopädie. Idstein 2007<br />

Schäfer, G.E.: Was ist kindliche Bildung? In: Schäfer, G.E. (Hrsg.),Bildung beginnt mit der<br />

Geburt (15-74).Berlin 2007<br />

Schickhardt, Christoph: Kinderethik: Der moralische Status und die Rechte der Kinder.<br />

Mentis Verlag 2012<br />

Schulz, Kathrin & Iven, Claudia: Ethik in der Sprachtherapie. Idstein 2011<br />

www.aerzteblatt.de/nachrichten/50900<br />

www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pdf<br />

AG_3, Beitrag 3<br />

ROSENKÖTTER, HENNING (LUDWIGSBURG)<br />

Risikokind und Problemkind: Ethische Aspekte bei<br />

Screeningverfahren<br />

Beitrag entstand im Rahmen der Arbeitsgruppe zu Fragen der medizinischen<br />

Forschungsethik, Rostock<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit erhöhten Risiken für eine Entwicklungsstörung oder Behinderung sollten<br />

möglichst früh erkannt und behandelt werden. Zur Umsetzung dieses Grundsatzes werden in<br />

der Diagnostik immer häufiger Screeningverfahren angewandt. Unter ethischen Aspekten<br />

stellt sich die Frage, ob nicht der Nutzen solcher Suchtests durch potentielle Risiken und<br />

Nachteile wie z. B. Stigmatisierung und Selektion, Angst bei Kind und Eltern, unnötige Kosten<br />

durch Zeit- und Materialaufwand und Folgekosten aufgebraucht wird.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

An Hand der zur Zeit in Deutschland verfügbaren Screenings zur Früherkennung von<br />

Sprachstörungen und Lese-Rechtschreibstörungen wird diskutiert, ob nicht unter<br />

moralischen Gesichtspunkten die Prinzipien und Grundrechte Selbstachtung, Würde und<br />

Autonomie durch die hohe Zahl der falsch negativen und falsch-positiven Ergebnisse in Frage<br />

gestellt werden. Ferner: Ist der finanzielle Aufwand und die Belastung der Eltern und der<br />

Kinder angesichts der unsicheren Aussagen des Screenings und der notwendigen<br />

Folgediagnostik ethisch zu rechtfertigen?<br />

Ergebnisse und Schlussfolgerung:<br />

Konsequenzen ergeben sich für die Untersucher und die Forschung: Kein Screening isoliert<br />

anbieten ohne die Möglichkeit einer weiteren nachfolgenden Diagnostik, ohne ein<br />

112


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

gesichertes Angebot von Förderung und Therapie, wobei im Fall der<br />

Sprachentwicklungsstörung und der Lese-Rechtschreibstörung gar nicht abschließend geklärt<br />

ist, ob die zur Verfügung stehenden Präventionsmethoden wirklich wirksam sind. Kein<br />

Screening, wenn der Nutzen für das Kind und die Belastung von Kind und Eltern nicht<br />

abgewogen wurden und wenn ein intraindividueller Vergleich (Verlaufsdiagnostik) nicht<br />

möglich ist. Weitere wichtige Aspekte gilt es zu berücksichtigen: Die Einwilligungsverfahren<br />

von Kind und Eltern, die Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung und die<br />

Auswirkungen auf die Eigenverantwortung und Entscheidungsbefugnis von Eltern und<br />

Kindern.<br />

Literatur:<br />

Allhoff, P.: Risikofaktoren der kindlichen Entwicklung, Definition, Probleme und Nutzen. In:<br />

Karch, D. (Hrsg.): Risikofaktoren der kindlichen Entwicklung. Klinik und Perspektiven,<br />

Darmstadt, 1994.<br />

Coyne, I.: Accessing children as research participants: examining the role of gatekeepers.<br />

Child: care, health and development. 36, 452-454, 2010.<br />

Glascoe, F. P.: The value of parents' concerns to detect and address developmental and<br />

behavioural problems. Journal of Paediatrics and Child Health. 35, 1-8, 1999.<br />

Grimm H. & Doil, H.: Elternfragebögen für die Früherkennung von Risikokindern (ELFRA),<br />

Göttingen, 2000.<br />

Kany, W. & Schöler, H.: Fokus: Sprachdiagnostik. Berlin, 2007.<br />

Karch D.: Prävention von kognitiven Entwicklungsstörungen und geistiger Behinderung. In:<br />

W. von Suchodoletz (Hrsg.): Prävention von Entwicklungsstörungen, Göttingen, 2007.<br />

Marx, P. & Lenhard, W.: Diagnostische Merkmale von Screening-Verfahren zur<br />

Früherkennung möglicher Probleme beim Schriftspracherwerb. In: M. Hasselhorn & W.<br />

Schneider (Hrsg.): Frühprognose schulischer Kompetenzen, Göttingen, 2011.<br />

Marx, P. & Weber, J.: Vorschulische Vorhersage von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten.<br />

Zeitschrift für Pädagogische Psychologie. 20, 251-259, 2006.<br />

Michaelis, R. & Niemann, G.: Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie, Stuttgart, 2010.<br />

Michaelis, R., Dopfer, R., Gerbig, W., Dopfer-Feller, W. & Rohr, M.: Die Erfassung<br />

obstetrischer und perinataler Risikofaktoren durch eine Liste optimaler Bedingungen.<br />

Monatsschrift für Kinderheilkunde. 127: 149-155, 1979.<br />

Rosenkötter, H.: Studie zur Früherkennung von Legasthenie. Forum Logopädie. 18, 6-13,<br />

2004.<br />

Schöler, H.: Prognose schriftsprachlicher Leistungen und Risiken im Vorschulalter am Beispiel<br />

des Heidelberger Auditiven Screening in der Einschulungsuntersuchung (HASE). In: M.<br />

Hasselhorn & W. Schneider (Hrsg.): Frühprognose schulischer Kompetenzen,<br />

Göttingen, 2011.<br />

Shickle, D. & Chadwick, R.: The ethics of screening: Is `screeningitis´an incurable disease?<br />

Journal of Medical Ethics. 20: 12-18, 1994.<br />

Siegmüller, J., Fröhling, A., Gies, J., Herrmann, H., Konopatsch, S & Pötter, G.:<br />

Sprachförderung
als grundsätzliches Begleitelement
im Kindergartenalltag. Logos<br />

Interdisziplinär, 15: 84-96, 2007.<br />

Ullrich, K. & von Suchodoletz, W.: Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen bei der<br />

U7. Diagnostische Validität der Elternfragebögen SBE-2-KT und ELFRA-2. Monatsschrift<br />

für Kinderheilkunde. 159:461–467, 2011.<br />

113


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Von Kardoff, E.: Stigmatisierung, Diskriminierung und Exklusion von Menschen mit<br />

Behinderungen. In: V. Moser, D. Horster (Hrsg.): Ethik der Behindertenpädagogik,<br />

Stuttgart, 2012.<br />

Von Suchodoletz, W.: Elternfragebogen zur Früherkennung von sprachgestörten Kindern<br />

(SBE-KT). http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/sprachstoerungen/SBE-3-KT.php,<br />

2012.<br />

AG_3, Beitrag 4<br />

KATHRIN SCHULZ<br />

Ethik und Sprachtherapie<br />

Ethik stellt die Frage nach dem für alle Menschen „Guten“. Ethik in Zusammenhang mit<br />

Sprachtherapie, fragt nach dem allgemein Guten der Sprachtherapie. Ein allgemein Gutes in<br />

der Sprachtherapie muss für alle vom Sprachlichen Betroffenen ein ethisches Gut sein, ob<br />

diese nun sprachlich eingeschränkt sind oder nicht.Dass und ob Sprachtherapie ein solches<br />

ethisches Gut darstellt, ist keineswegs selbstverständlich, sondern bedarf der Analyse und<br />

Reflexion. Sprachtherapie muss in diesem Fall ihr prinzipielles Gutsein aus sich selbst heraus<br />

begründen können. Ein reflektiertes Verhältnis zur menschlichen Sprachlichkeit zu<br />

entwickeln und offenzulegen bedeutet, dass die Sprachtherapie die menschliche<br />

Sprachlichkeit nicht als ein instrumentelles Mittel zu „anderen Zwecken“ versteht, sondern<br />

in der sprachlichen Verfasstheit des Menschen, ein wesentliches Moment der „Conditio<br />

Humana“ entdeckt. Nur so stehen Ethik und Sprachtherapie in einem sinnvollen<br />

Zusammenhang. Trotz der Abstraktheit der These lässt sich deren konkrete Verwirklichung,<br />

insbesondere in kinder-sprachtherapeutischen Settings, immer wieder beobachten.<br />

Literatur:<br />

Schulz, Kathrin: Ethik in der Sprachtherapie, Idstein, 2011.<br />

Schulz, Kathrin: Logopädie zwischen Moderne und Spätmoderne. Sprache Stimme Glück,<br />

Marburg, 2008.<br />

114


Arbeitsgruppe 4<br />

IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder –<br />

Verarbeitungsfähigkeiten, frühe Sprachleistungen und<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Moderation: Tanja Rinker & Steffi Sachse<br />

Einführung in die Thematik<br />

Mehrsprachigkeit ist mittlerweile auch in Deutschland eine sehr verbreitete<br />

Entwicklungsbedingung. Laut Mikrozensus (Statistisches Bundesamt Deutschland, 2007)<br />

kommt mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland aus Familien mit<br />

Migrationshintergrund. Ein bedeutsamer Anteil an Kindern lernt somit eine<br />

Herkunftssprache(n) und Deutsch als Zweit-oder Drittsprache lernen. In vielen<br />

Kindertagesstätten beträgt der Anteil der zwei- und mehrsprachigen Kinder mindestens 50 %<br />

oder auch deutlich mehr. Ein substanzieller Anteil dieser Kinder (Schätzungen gehen von 25<br />

% dieser Kinder aus z. B. Guggenmos et al., 2006) verfügt zu Schulbeginn nicht über<br />

ausreichende Deutschkenntnisse. Die Gruppe der mehrsprachigen Kinder zeigt zudem<br />

insgesamt deutlich schlechtere sprachliche Leistungen in der Schule und niedrigere<br />

Schulabschlüsse als deutsche Kinder (Robert Koch Institut, 2008, Müller & Stanat 2006). Die<br />

niedrigen Sprachkompetenzen im Deutschen können dabei entweder durch mangelnde<br />

Förderung, aber auch durch eine zugrunde liegende Sprachentwicklungsstörung bedingt<br />

sein, wobei eine Unterscheidung dieser Gruppen viele Probleme aufwirft. Viele Fragen sind<br />

bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten, diagnostischen Möglichkeiten und<br />

Fördermöglichkeiten noch offen. Das Symposium schlägt eine Brücke von der Betrachtung<br />

früher sprachlicher Leistungen türkisch-deutscher Kinder über die Untersuchung spezifischer<br />

sprachlicher Leistungen im Vorschul- und Schulalter (anhand von Sprachtests und<br />

elektrophysiologischen Messungen) bis hin zu der Evaluation einer Sprachfördermaßnahme<br />

im Vorschulalter.<br />

115


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

AG_4, Beitrag 1<br />

TANJA RINKER, NORA BUDDE, MARIFET KAYA, VERENA WINTER, CARSTEN EULITZ (Konstanz, Ulm)<br />

Elektrophysiologische und sprachliche Befunde bei türkischdeutschen<br />

Kindern<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Gemeinsamer Nenner vieler Studien zum Spracherwerb von Kindern mit Deutsch als<br />

Zweitsprache ist, dass die Kinder auch nach Jahren deutschem Input in Kindertagesstätten<br />

noch nicht ein für die Schule adäquates Sprachniveau erreicht haben (z.B. Sachse et al.,<br />

2011). Eine Studie zum Spracherwerb bei türkisch-deutschen Vorschulkindern konnte zeigen,<br />

dass sich die türkisch-deutschen und die deutschen Kinder signifikant in ihren produktiven<br />

und rezeptiven grammatischen Leistungen voneinander unterschieden und das, obwohl die<br />

türkischen L2-Lerner des Deutschen im Schnitt bereits zweieinhalb Jahre mit dem Deutschen<br />

in Kontakt waren (Rinker et al., 2010). Auch auf der neurophysiologischen Ebene waren<br />

Unterschiede zur deutschen Kontrollgruppe zu beobachten. Während in dieser Studie<br />

Vorschulkinder untersucht wurden, wurden in der vorliegenden Studie Kinder im Übergang<br />

Kindergarten-Grundschule einbezogen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der vorliegenden Studie war es, den Spracherwerb, insbesondere den<br />

Grammatikerwerb, bei einsprachig deutschen und türkisch-deutsch aufwachsenden Kindern<br />

zwischen fünf und acht Jahren auf der neuronalen Ebene und anhand von Sprachtests zu<br />

untersuchen.<br />

Methode:<br />

19 türkisch-deutsche und 32 deutsche Probanden zwischen 5-8 Jahren wurden mit<br />

standardisierten Sprachstandserhebungsverfahren im Deutschen (HSET, HASE, TROG) sowie<br />

die türkischen Kinder zusätzlich mit zwei türkischen Wortschatztests (CITO, TIFALDI)<br />

untersucht. Im EEG wurde den Kindern ein Paradigma mit korrekten und inkorrekten<br />

Pluralformen des Deutschen präsentiert. Mit einer weiteren Gruppe von 19 im Schnitt<br />

fünfjährigen türkisch-deutschen Kindern wurden zusätzlich ein passiver Wortschatztest im<br />

Deutschen und im Türkischen sowie ein Plural-Singular-Test durchgeführt.<br />

Ergebnisse:<br />

Im Bereich der Plural-Singular-Bildung zeigen fünfjährige türkisch-deutsche Kinder<br />

schlechtere Leistungen als im Schnitt siebenjährige türkisch-deutsche Kinder (bei<br />

altersgenormten Tests). Mit rund fünf Jahren waren die Wortschatzleistungen in einem<br />

passiven Wortschatztest im Türkischen wesentlich besser als im Deutschen. Im Bereich der<br />

Grammatikproduktion liegen die türkisch-deutschen siebenjährigen Kinder unterhalb des<br />

Normbereichs; im Bereich der Plural-Singular-Bildung (HSET) sowie im TROG liegen sie<br />

hingegen im Normbereich. Insgesamt unterscheiden sich die türkisch-deutschen Kinder von<br />

116


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

den einsprachig deutschen Kindern in allen Sprachtests außer beim Nachsprechen von<br />

Nichtwörtern. In den türkischen Tests waren ihre Leistungen im guten Bereich. Auf der<br />

neuronalen Ebene zeigen die türkisch-deutschen Kinder insgesamt eine schwächere<br />

Reaktion auf die inkorrekten deutschen Plurale als einsprachig deutsche Kinder. Je älter die<br />

Kinder aber sind, desto besser wird das Erkennen der grammatischen Fehler.<br />

Schlussfolgerung:<br />

In der Gesamtschau der Ergebnisse zeigt sich, dass eine Veränderung im Alter zwischen 5-6<br />

und 7-8 Jahren eintritt, möglicherweise durch den Schuleintritt bedingt. Während die<br />

Kindergartenkinder noch mehr dem Türkischen zugewandt sind, erhält das Deutsche bei den<br />

älteren Kindern zunehmend mehr Gewicht und die sprachlichen Leistungen und Kenntnisse<br />

werden besser. Auf der Ebene der produktiven Leistungen benötigen die Kinder aber<br />

weiterhin Unterstützung in Form von sprachfördernden Maßnahmen.<br />

Literatur:<br />

Rinker, T., Budde, N., Bamyaci, E., & Winter, V. (2011). Einblicke in die sprachlichen<br />

Leistungen türkischer Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Diskurs Kindheits- und<br />

Jugendforschung, 6(4), 471-478.<br />

Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF), unter dem Kennzeichen 01GJ0978, sowie aus Mitteln des Zukunftskollegs der<br />

Universität Konstanz.<br />

AG_4, Beitrag 2<br />

NORA BUDDE, TANJA RINKER, STEFFI SACHSE, (Konstanz, Ulm)<br />

Frühe Sprachleistungen türkisch-deutscher Kinder – eine<br />

Fragebogenstudie<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Bei einsprachig deutsch aufwachsenden Kindern im Alter von zwei Jahren ist der aktive<br />

Wortschatz das entscheidende Kriterium zur Beurteilung der sprachlichen Leistungsfähigkeit.<br />

Ein Ergebnis von Untersuchungen zur frühen Wortschatzentwicklung sind Elternfragebögen<br />

zur Erfassung früher sprachproduktiver Leistungen, die in verschiedenen Kontexten immer<br />

mehr Verbreitung finden. Für mehrsprachige Kinder ist demgegenüber noch sehr wenig über<br />

die frühe Entwicklung des Wortschatzes in den einzelnen Sprachen eines Kindes und deren<br />

Relevanz für die weitere Entwicklung bekannt.<br />

117


ISES VII, Leipzig 2012 Arbeitsgruppen<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Studie ist es, zu untersuchen, wie frühe zweisprachige Entwicklung abläuft und<br />

welche diagnostischen Kriterien zur Beurteilung der Sprachfähigkeiten mehrsprachiger<br />

Kinder hinzugezogen werden können.<br />

Methode:<br />

In einem ersten Schritt konzentrieren wir uns auf die Gruppe der türkisch-deutschen Kinder<br />

als eine große Sprechergruppe in Deutschland. Da für die türkischen Kinder, die in<br />

Deutschland aufwachsen noch kein spezielles Erhebungsverfahren vorliegt, wird ein solches<br />

im Rahmen der Studie entwickelt. Es wurden bereits 50 Mütter bezüglich des aktiven<br />

Wortschatzes ihrer eineinhalb – bis zweieinhalbjährigen Kinder im Türkischen befragt. In<br />

einer zweiten Phase werden derzeit ca. 80 Familien mit der daraus entwickelten<br />

Wortschatzliste einbezogen. Zusätzlich wird die Entwicklung der deutschen Sprache anhand<br />

des Elternfragebogens ELAN (Bockmann & Kiese-Himmel 2006) sowie der familiäre und<br />

sprachliche Hintergrund der Kinder erfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Die sprachproduktiven Leistungen im Türkischen wie auch im Deutschen werden in<br />

Abhängigkeit von soziodemographischen Faktoren und v.a. in Abhängigkeit von der Art des<br />

mehrsprachigen Aufwachsens sowie der derzeitigen Familiensprache dargestellt.<br />

Die Studie wird ermöglicht durch die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des<br />

„Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden“ sowie durch den<br />

Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramms<br />

des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Baden-Württemberg.<br />

AG_4, Beitrag 3<br />

STEFFI SACHSE, NORA BUDDE, TANJA RINKER, KATARINA GROTH (Ulm, Konstanz, München)<br />

Vorschulische Sprachförderung in Vorlaufkursen – eine<br />

Evaluationsstudie<br />

Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Adäquate sprachliche Fähigkeiten werden als zentral für einen gelingenden Schulstart und<br />

die gesamte schulische Laufbahn erachtet. Gerade für mehrsprachige Kinder wurden in den<br />

einzelnen Bundesländern verschiedene Angebote in Form von Sprachkursen und<br />

Förderprogrammen eingerichtet. Diese zielen darauf ab, Kinder kurz vor Schulbeginn im<br />

118


IArbeitsgruppen ISES VII, Leipzig 2012<br />

Deutschen sprachlich zu fördern und so für gleiche Bildungschancen zu sorgen. Allerdings ist<br />

die Wirksamkeit von additiven Sprachfördermaßnahmen bislang unzureichend erforscht.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche Effekte ein in hessischen Vorlaufkursen<br />

eingesetztes, sprachwissenschaftlich fundiertes Förderprogramm im Vergleich zum<br />

bisherigen Vorgehen hat und welche Sprachleistungen die Kinder am Ende der Vorlaufkurse<br />

zeigen.<br />

Methode:<br />

125 zwei- und mehrsprachige Kinder (60 % Jungen, überwiegend sukzessiv bilinguale Kinder<br />

mit Türkisch oder Russisch als Erstsprache, im Mittel 5;8 Jahre alt und altersgerechten<br />

nonverbalen Fähigkeiten) wurden mit einer standardisierten Testbatterie hinsichtlich<br />

verschiedenster sprachlicher Leistungen zu Beginn der Vorlaufkurse, vor Beginn des ersten<br />

Schuljahres sowie am Ende der ersten Klasse in Bezug auf Lesen und Schreiben untersucht.<br />

Die Förderung der Kinder erfolgte entweder nach einem spezifischen Förderprogramm von<br />

Kaltenbacher und Klages (2007) oder nach dem bisherigen, sehr individuellen Vorgehen der<br />

Lehrkräfte.<br />

Ergebnisse:<br />

Im Ergebnis konnte keine Überlegenheit einer der beiden Arten, den Vorlaufkurs<br />

durchzuführen, gezeigt werden. Zudem wurde offensichtlich, dass die Kinder auch nach<br />

Beendigung der Vorlaufkurse sprachliche Leistungen zeigen, die ihnen kaum eine<br />

unproblematische Teilhabe am Unterricht gestatten werden.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Es muss weiter überlegt und erforscht werden, wie eine möglichst effektive vorschulische<br />

Förderung der Kinder erfolgen kann. Diskussionspunkte sind dabei das Alter der Kinder,<br />

Rahmenbedingungen der Förderung, die Frage nach zusätzlichen vs. in den Alltag<br />

integrierten Methoden und die Qualifizierung der beteiligten pädagogischen Fachkräfte.<br />

Literatur:<br />

Sachse, S., Budde, N., Rinker, T. & Groth, K. (im Druck). Evaluation einer<br />

Sprachfördermaßnahme für Vorschulkinder. Frühe Bildung.<br />

Die Studie wurde gefördert im Rahmen des Projekts „Schwerpunkt Sprache“ des Hessischen<br />

Kultusministerium und der Frankfurter Metzler-Stiftung. Die Auswertung und Publikation der<br />

Daten wird ermöglicht durch den Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Margarete von<br />

Wrangell-Habilitationsprogramms des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Baden-<br />

Württemberg.<br />

119


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

120


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

POSTER<br />

121


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

CLAUDIA JENNY (Wangen)<br />

Keine Angst vor Zweisprachigkeit!<br />

Schlagworte: Beratungsmaxime bei zweisprachiger Erziehung<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Pädagogische Fachleute haben häufig mit zweisprachig aufwachsenden Kindern zu tun, bei<br />

denen die Sprachentwicklung nicht zufriedenstellend verläuft. Sie geraten in die Rolle des<br />

Ratgebers bezüglich zweisprachiger Erziehung und sind somit an einer wichtigen<br />

Schlüsselposition. Für eine zwar nicht umfassende, aber doch kompetente Beratung ist es<br />

wichtig, das Herzstück eines erfolgreichen Zweispracherwerbs zu kennen. Getreu dem Motto<br />

„eine Person – eine Sprache“ sollen die Eltern nur eine Sprache mit ihrem Kind sprechen.<br />

Unter starkem Anpassungsdruck versuchen aber Eltern, ihrem Kind neben der<br />

Muttersprache auch die Umgebungssprache zu vermitteln. Solch ein Sprachverhalten steht<br />

im Verdacht, die massiven Sprachstörungen bei den zweisprachig aufwachsenden Kindern<br />

auszulösen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Pädagogische Fachkräfte sollen sich in der Beratung zur zweisprachigen Erziehung nicht<br />

indifferent verhalten, sondern aufgrund belastbarer wissenschaftlicher Grundlagen sicher<br />

und kompetent handeln.<br />

Methode:<br />

Wissenschaftliche Standards (Meisel 2011), Fallstudien zweisprachig aufwachsender Kinder<br />

(Hammer 1999), Beispiele zweisprachiger Staaten, die Pisa-Studien (IPN-Leipzig) sowie<br />

eigene Beobachtungen an sprachauffälligen Kindern (Jenny 2011) bilden ein<br />

perspektivenreiches und kohärentes Bild zur Auswirkung des Sprachverhaltens der Eltern bei<br />

der zweisprachigen Erziehung.<br />

Ergebnisse:<br />

Das Sprachmodell „Eine Person – eine Sprache“ ermöglicht eine erfolgreiche kindliche<br />

Zweisprachigkeit, wenn keine anderen Beeinträchtigungen den Spracherwerb erschweren.<br />

Dies ist eine belastbare Beratungsmaxime, die vielleicht im Zuge neuer Untersuchungen<br />

erweitert, aber nicht mehr widerlegt werden kann. Allein die Tatsache, dass viele Eltern mit<br />

ihren Kindern Muttersprache und Zielsprache sprechen, ist kein ausreichender Grund, ein<br />

Sprachmischmodell empfehlen zu können. Die Datenlage hierzu ist dürftig und<br />

widersprüchlich. Von wissenschaftlicher Seite fehlen Untersuchungen über die<br />

Auswirkungen dieses Sprachmodell.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Für die Pädagogen, die im Kontakt mit zweisprachigen Kindern stehen, gilt darum die<br />

Maxime: Empfehlen sie den Eltern, im Dialog mit dem Kind, nur eine Sprache zu verwenden.<br />

122


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Hammer, Maud: Zweisprachige Kindererziehung, Diplomarbeit, Karl-Franzens-Universität<br />

Graz, 1999<br />

Jenny, Claudia: Sprachauffälligkeiten bei zweisprachigen Kindern, Hans Huber Verlag Bern,<br />

2011<br />

Meisel, Jürgen: Zur Entwicklung von Mehrsprachigkeit, Fachkongress des ifp Bayern, 2011<br />

Papousek, Mechthild: Vom ersten Schrei zum ersten Wort, Verlag Hans Huber Bern, 2001<br />

Pisa-IPN, Informationen über PISA zum Downloaden<br />

123


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

UTE SCHRÄPLER (Basel), KLAUS HOFMANN (Chemnitz), ELKE SIEGERT (Dresden)<br />

Sprachdiagnostik in den pädiatrischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen U6-U9, Kita-Untersuchung, –<br />

Vorstellung eines interdisziplinären Konzeptes<br />

Schlagworte: Diagnostik, Prävention, Qualitätssicherung<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

In Sachsen werden die sprachlichen Leistungen aller Kinder durch das Sprachscreening SSV<br />

im Rahmen der Kita-Untersuchung (vierjährige Kinder) und durch die<br />

Schulaufnahmeuntersuchung erfasst. Eine frühere Sprachdiagnostik durch niedergelassene<br />

Kinder- und Jugendärzte fand bislang nur teilweise und mit unterschiedlichen<br />

Diagnostikverfahren statt.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten in Sachsen sollen Empfehlungen für eine frühe<br />

Sprachdiagnostik zur Verfügung gestellt werden. Es wird das Ziel angestrebt, dass<br />

niedergelassene Kinder- und Jugendärzte flächendeckend einheitliche Screenings und<br />

Elternfragebögen einsetzen, um möglichst früh sprachliche Auffälligkeiten zu erkennen und<br />

entsprechende Massnahmen einzuleiten.<br />

Methode:<br />

In einem interdisziplinären Arbeitskreis in Sachsen, bestehend aus Medizinern und<br />

Therapeuten, wurde ein Konzept zur Sprachdiagnostik erarbeitet. Es beinhaltet<br />

Empfehlungen für die pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen U6 bis U9, die für die<br />

jeweilige U-Untersuchung ein entsprechendes Sprachscreening vorsieht. Im Fall von<br />

sprachlichen Auffälligkeiten wurden konkrete Handlungsempfehlungen formuliert.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Empfehlungen wurden auf zwei Fachtagungen präsentiert. Darüber hinaus wurden an<br />

mehreren Standorten in Sachsen Fortbildungen für medizinisches Fachpersonal zur<br />

Durchführung und Auswertung von Sprachscreenings und Elternfragebögen durchgeführt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Herausgabe von Empfehlungen zur frühen Sprachdiagnostik im Rahmen der<br />

pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen leistet einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung<br />

und Intervention von Sprachentwicklungsstörungen. Eine Evaluation in Form eines<br />

Fragebogens ist für 2013 geplant.<br />

Literatur:<br />

Buschmann, A.; Joss, B.; Pietz, J. (2009): Verzögerte Sprachenwicklung bei der U7 – (K)ein<br />

Grund zur Sorge? Kinder- und Jugendarzt 40 (6), 375-379.<br />

124


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Macha, T. (2004): Testbesprechung: Sprachscreening für das Vorschulalter SSV. Autoren: H.<br />

Grimm unter Mitarbeit von M. Aktas und U. Kiessig. Kurzform des SETK 3-5. Zeitschrift<br />

für medizinische Psychologie, 13 (2), 92-93.<br />

Suchodoletz, W. (2012): Methoden zur Diagnostik und Therapie von Sprech- und<br />

Sprachentwicklungsstörungen. Ergänzung zu Kapitel 3 des Leitfadens Kinder- und<br />

Jugendpsychotherapie, Band 17 „Sprech- und Sprachstörungen“ (2012), Göttingen:<br />

Hogrefe http://www.kjp.med.unimuenchen.de/sprachstoerungen/sprachentwicklung.php<br />

(3.09.2012).<br />

125


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

ANN-KATRIN BOCKMANN, ANNA-MARIA MACHMER (Hildesheim), ANKE BUSCHMANN (Heidelberg)<br />

ELIMAR - Wie effektiv kann eine Elterninformation zum<br />

Thema Mehrsprachigkeit sein?<br />

Schlagworte: Mehrsprachigkeit, Frühförderung, Elternberatung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprjektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Das Aufwachsen in einem mehrsprachigen familiären Umfeld ist inzwischen auch in<br />

Deutschland zur Normalität geworden (Galster& Haustein, 2012). Die Mehrsprachigkeit ist<br />

für die betroffenen Kinder als eine wichtige Ressource zu betrachten und bedeutet für sie<br />

eine große Chance für die Zukunft. Dennoch herrscht in Deutschland zwischen deutschen<br />

Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund eine Ungleichheit bezüglich ihrer<br />

Bildungschancen. Kinder mit Migrationshintergrund durchlaufen häufig eine weniger steile<br />

Bildungskarriere als ihre deutschen Altersgenossen. Mittlerweile gibt es bereits für den<br />

Elementarbereich vielfältige Förderprogramme, um mehrsprachig aufwachsende Kinder<br />

gezielt zu unterstützen, wobei die frühe häusliche Förderung eine entscheidende Ressource<br />

für die gelingende kindliche Entwicklung ist. Besonders die mehrsprachig erziehenden Eltern<br />

sind jedoch häufig unsicher, was das Beste für ihr Kind ist und machen sich Sorgen um die<br />

sprachliche Entwicklung ihrer Kinder. Diese Eltern werden oft nicht ausreichend unterstützt<br />

und in ihren Möglichkeiten und Kompetenzen nur selten bestärkt oder aber sogar falsch<br />

beraten (Place & Hoff, 2011).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Die vorliegende Arbeit legt den Fokus auf die Evaluation einer zweistündigen<br />

„Elterninformation zu Mehrsprachigkeit als Ressource“ (ELIMAR). Dabei wird der Frage<br />

nachgegangen, wie effektiv eine kurze Elterninformation zum Thema Mehrsprachigkeit sein<br />

kann.<br />

Methode:<br />

Im Rahmen des Rucksackprojektes nahmen 33 mehrsprachig erziehende Mütter im Alter von<br />

18 bis 45 Jahren in Hildesheim an ELIMAR teil. Im Prä-Post-Follow-up-Design wurden soziodemographische<br />

Daten, Wissen und Sorgen zum Thema Mehrsprachigkeit sowie die<br />

Zufriedenheit mit bestehenden und dem aktuellen Beratungsangebot erhoben.<br />

Ergebnisse:<br />

Es hat sich gezeigt, dass bereits eine solche zweistündige Elterninformation zum Thema<br />

Mehrsprachigkeit auf Seiten der Eltern zu einem signifikanten Anstieg der subjektiv<br />

empfundenen Informiertheit führt und ihnen dabei helfen kann, sich sicherer im Umgang<br />

mit dem Thema Mehrsprachigkeit sowie in der Unterstützung ihrer mehrsprachig<br />

aufwachsenden Kinder zu fühlen.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Tatsache, dass bereits eine so kurze Intervention zu Effekten bei den mehrsprachig<br />

erziehenden Eltern führt, zeigt deren hohen Bedarf an Beratung und hohes Ausmaß an<br />

126


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Verunsicherung. Die weitere Evaluation von Elimar sowie intensiverer Beratungsangebote<br />

und –trainings für Eltern mehrsprachig aufwachsender Kinder sollte dringend erfolgen, um<br />

frühzeitig Unsicherheiten abbauen und somit auch mehrsprachigen Kindern einen guten<br />

Start in die Sprachentwicklung ermöglichen zu können.<br />

Literatur:<br />

Galster, A. & Haustein, T. (2012). Familien mit Migrationshintergrund: Traditionelle Werte<br />

zählen. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt Deutschland. Abrufbar unter:<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Bevoelkerung/2012_03/Bev<br />

oelkerung2012_03.html (Stand: 2012-06-28).<br />

Place, S & Hoff, E. (2011). Properties of dual language exposure that influence 2-years-olds’<br />

bilingual proficiency. Child Development 82 (6), 1834-1849.<br />

127


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

CHRISTINA HAUPT, DILYS TREHARNE (Sheffield, UK)<br />

Bewusstheit von Eltern und ErzieherInnen für<br />

Sprachprobleme 3- und 4-jähriger deutscher Vorschulkinder<br />

Schlagworte: Prävention, Eltern-Fragebogen, SSV<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit / Diplomarbeit / Examensarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Einige Kinder mit dem Risiko einer Sprachstörung werden noch immer übersehen oder spät<br />

erkannt. Für manche dieser Kinder bedeutet dies eine Gefährdung ihrer späteren<br />

Schulleistungen (Snowling et al., 2001). Zudem existieren Zusammenhänge zwischen<br />

sprachlichen, emotionalen und Verhaltens-Auffälligkeiten (Toppelberg & Shapiro, 2000).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Welchen Beitrag können Eltern und ErzieherInnen in der Früherkennung von<br />

Sprachproblemen leisten? Sind sich Eltern und ErzieherInnen über Sprachschwierigkeiten bei<br />

3- und 4-jährigen Kindern bewusst? Führt Bewusstheit zu einem Bedarf nach Unterstützung?<br />

Methode:<br />

34 Kinder aus vier Kindergärten wurden mit dem ‘Sprachscreening für das Vorschulalter‘<br />

(SSV, Grimm, 2003) auf Sprachentwicklungsrisiken getestet. Eltern und ErzieherInnen füllten<br />

Fragebögen aus, die ein Sprachprofil zur Einschätzung der sprachlichen Leistungen und<br />

potentielle Risikofaktoren der teilnehmenden Kinder enthielten. Ergebnisse der Verfahren<br />

wurden verglichen.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Übereinstimmung zwischen Eltern und Erzieherinnen für einzelne Kinder war mäβig<br />

(Kappa = 0.44, p = .050). ErzieherInnen tendierten zu einer genaueren Einschätzung der<br />

Sprachfähigkeiten im Sprachprofil. Ihre Ratings in den Bereichen ‘Wortstellung‘ (p = .022)<br />

und ‘Verb-Endungen‘ (p = .035) stellten sich als besonders aussagekräftig heraus. Zwei<br />

Kinder, die laut SSV ‘Risikokinder‘ waren, wurden von Eltern und ErzieherInnen als<br />

unauffällig eingestuft. Für ein weiteres Kind, das nur in einem SSV-Untertest auffällig war,<br />

sorgten sich Eltern und ErzieherInnen übereinstimmend bezüglich verlangsamter<br />

Sprachentwicklung und Bedarf nach professioneller Unterstützung. Für diesen ‘late talker‘<br />

mit Störungsbewusstsein, empfahl der Kinderarzt ’abzuwarten‘.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Bewusstheit von Eltern und ErzieherInnen gegenüber problematischer<br />

Sprachentwicklung ist eher implizit. ‘Risikokinder‘ werden am zuverlässigsten erfasst, wenn<br />

standardisierte Verfahren in Kombination mit Fragebögen genutzt werden (Bishop &<br />

McDonald, 2009), die Risikofaktoren als auch eine Einschätzung der sprachlichen Fähigkeiten<br />

des Kindes durch Eltern und ErzieherInnen abdecken. Bei Nichtberücksichtigung dieser<br />

Informationen, bleiben manche ‘Risikokinder‘ vom Screening unerkannt. Bessere<br />

Kooperation bei Besorgnis im Umfeld des Kindes sollten mehr im Fokus täglicher Praxis sein<br />

(Steiner & Braun, 2009; ASHA, 2008).<br />

128


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

American Speech-Language-Hearing Association ASHA (2008). Roles and Responsibilities of<br />

Speech-Language Pathologists in Early Intervention: Guidelines.<br />

http://www.asha.org/policy/PS2008-00291.htm.<br />

Bishop, DVM & McDonald, D. (2009). Identifying language impairment in children: combining<br />

language test scores with parental report. International Journal of Language &<br />

Communication Disorders. 44 (5), 600-615.<br />

Grimm, H. (2003). Sprachscreening für das Vorschulalter SSV. Kurzform des SETK 3-5.<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Steiner, J. & Braun, W. (2009). Früherfassung der Sprache als Arbeitsteilung zwischen<br />

Logopädinnen und Fachpersonen im Frühbereich. Early diagnosis of language skills as a<br />

task shared between speech therapists and professionals in early childhood. Logos<br />

Interdisziplinär. 17 (3), 199-208.<br />

Snowling, MJ, Adams, JW, Bishop, DVM & Stothard, SE (2001). Educational attainments of<br />

school leavers with a preschool history of speech-language impairments. International<br />

Journal of Language & Communication Disorders. 36 (2), 173-183.<br />

Toppelberg, C. & Shapiro, T. (2000). Language Disorders: A 10-Year Research Update Review.<br />

Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry. 39 (2), 143-152.<br />

129


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

TANJA SCHORCH, ANGELA D. FRIEDERICI, JENS BRAUER (Leipzig)<br />

Ein Vergleich unterschiedlicher Settings zur Erfassung der<br />

Komplexität sprachlicher Äußerungen bei Kindern und<br />

Müttern<br />

Schlagworte: Sprachkomplexität, Mutter-Kind-Interaktion, Setting-Unterschiede<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Studien zur Sprachentwicklung und insbesondere zur Erfassung der Komplexität sprachlicher<br />

Äußerungen haben gezeigt, dass Mütter beim Bilderbuch-Anschauen mit ihren Kindern<br />

komplexer sprechen als in anderen Settings, während bei Kindern unterschiedliche und zum<br />

Teil widersprüchliche Ergebnisse gefunden wurden (z.B. Crain-Thoreson et al., 2001; Hoff,<br />

2010).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel war herauszufinden, ob sich die Komplexität sprachlicher Äußerungen bei Müttern und<br />

Kindern in Abhängigkeit vom Setting der Testsituation unterscheidet und ob interindividuelle<br />

Unterschiede zwischen Müttern bzw. zwischen Kindern in diesen Settings gleichermaßen zu<br />

beobachten sind. Im Unterschied zu bisherigen Studien wurden neben jüngeren<br />

(zweijährigen) auch ältere (fünfjährige) Kinder untersucht sowie alternative<br />

Komplexitätsmaße erfasst.<br />

Methode:<br />

30 zweijährige und 30 fünfjährige Kinder und deren Mütter wurden in zwei Situationen<br />

beobachtet: beim Bilderbuch-Anschauen und beim Playmobil-Spielen.<br />

Mittelwertunterschiede und Korrelationen zwischen beiden Settings wurden bezüglich der<br />

Sprachkomplexität (Verben, komplexe Sätze, direkte Objekte, MLU) von Müttern und<br />

Kindern berechnet.<br />

Ergebnisse:<br />

Mütter beider Altersgruppen zeigten beim Bilderbuch-Anschauen komplexere sprachliche<br />

Äußerungen als beim Playmobil-Spielen. Bei zwei- und fünfjährigen Kindern unterschieden<br />

sich die in beiden Settings beobachteten Sprachkomplexitätsmaße hingegen nicht. Bei<br />

Müttern und Kindern beider Altersgruppen korrelierten die beim Bilderbuch-Anschauen und<br />

Playmobil-Spielen erfassten Sprachkomplexitätswerte positiv miteinander, wobei diese<br />

Korrelation bei fünfjährigen Kindern nicht signifikant war.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Mütter passen ihre Sprachkomplexität an das Interaktions-Setting an. Sie reden beim<br />

Bilderbuch-Anschauen komplexer als beim Playmobil-Spielen, was darauf zurückzuführen<br />

sein könnte, dass Bilderbücher Mütter mehr zum Sprechen und Erklären auffordern als<br />

Spielmaterial. Kinder hingegen passen die Komplexität ihrer sprachlichen Äußerungen nicht<br />

an die verschiedenen Situationen an. Interindividuelle Unterschiede in der<br />

130


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Sprachkomplexität von Müttern und von Kindern treten beim Bilderbuch-Anschauen und<br />

beim Playmobil-Spielen gleichermaßen zutage. Beide Settings sind also trotz Unterschieden<br />

im Ausmaß mütterlicher Sprachkomplexität geeignet, diese Unterschiede zu erfassen.<br />

Literatur:<br />

Hoff, E. (2010). Context effects on young children's language use: The influence of<br />

conversational setting and partner. First Language, 30, 461-472.<br />

Crain-Thoreson, C., Dahlin, M. P., & Powell, T. A. (2001). Parent-child interaction in three<br />

conversational contexts: Variations in style and strategy. New Dir Child Adolesc Dev,<br />

92, 23-37.<br />

131


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

ANTJE VOß, KATRIN NIELSEN (Hamburg)<br />

Warum das Trainieren von Bildergeschichten die<br />

Erzählkompetenzen und das freie Schreiben von<br />

Geschichten nicht positiv beeinflusst<br />

Schlagworte: Erzählkompetenzen, SSES, Bildergeschichten, Erzählen<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Untersuchungen mit sprachunauffälligen Kindern im Grundschulalter haben gezeigt, dass das<br />

Üben von Bildergeschichten die Kompetenz des freien Erzählens und Schreibens nicht<br />

verbessern kann (Böttcher/Becker-Mrotzek 20003; Schröder, 2010). Auch die Kinder, die<br />

eine Sprachtherapie erfolgreich abgeschlossen haben und in Testverfahren im Vergleich zu<br />

Gleichaltrigen die gleichen Kompetenzen in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen,<br />

zeigen signifikant schlechtere Erzählkompetenzen und schneiden im freien Schreiben<br />

signifikant schlechter ab (Schröder, 2010).<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Es stellt sich die Frage, was das freie Erzählen für Kinder mit auffälligem Spracherwerb so<br />

schwierig macht. Bedeutungsvoll ist diese Frage deshalb, weil Eltern bemerken „mein Kind<br />

erzählt gar nichts vom Kindergarten“ (Zitat eines Elternteils aus unserer Praxis) und weil bei<br />

den betroffenen Kindern selbst deutlich wird, dass sie gern ihre Erfahrungen mitteilen<br />

möchten, aber nicht über die notwendigen sprachlichen Mittel zu verfügen scheinen.<br />

Methode:<br />

Das Erzählen ist das Zusammenwirken von Interaktionswissen, Weltwissen und sprachlichem<br />

Wissen unter Einfluss der jeweiligen emotionalen Situation, die der kleine Erzähler zum<br />

erzählfähigen Ereignis, zu sich selbst und zum Zuhörer hat (Qasthoff, 2006, Schröder, 2010).<br />

Auch die neuropsychologische Entwicklung eines Kindes und das Erinnerungsvermögen<br />

beeinflussen die Leistungen des Erzählens (Makowitsch/Welzer, 2005). Demnach muss das<br />

Zusammenspiel dieser Faktoren in der Sprachtherapie berücksichtigt werden, wenn eine<br />

Verbesserung der Erzählkompetenz bei einem sprachauffälligen Kind erzielt werden soll.<br />

Ergebnisse:<br />

Timo, ein 8-jähriges Kind mit Sprachentwicklungsstörung, das in unserer Praxis vorgestellt<br />

wurde, wies eingangs Einschränkungen in seiner Erzählkompetenz auf. Nach 30<br />

Therapiestunden, die darauf abzielten, die Erzählkompetenz Timos zu steigern, konnten<br />

deutliche Verbesserungen im Vergleich zur Eingangsuntersuchung festgestellt werden. Dabei<br />

wurde bewusst vermieden, Bildergeschichten in die Therapie einzubeziehen.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Welche Konsequenzen hat dieser Fall für die sprachtherapeutische Arbeit? Zunächst weist er<br />

darauf hin, dass eine Berücksichtigung komplexer Faktoren für eine Verbesserung der<br />

Erzählkompetenz notwendig ist. Es könnte sogar angenommen werden, dass das Trainieren<br />

132


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

von Bildergeschichten eher Ressourcen für die Erzählentwicklung blockiert und die Teilhabe<br />

unserer Patienten im Alltag eher vermindert als erhöht.<br />

Literatur:<br />

Schröder, A.(2010), Interaktive Erzählfähigkeiten sprachentwicklungsgestörter Kinder,<br />

Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften<br />

Böttcher, I./Becker-Mortschek, M. (2003), Texte bewerten,bearbeiten und benoten,<br />

Cornelsen Verlag Scriptor<br />

Markowitsch, H.-J., /Welzer,H.(2005), Das autobiographische Gedächnis, Klett- Cotta Verlag<br />

Quasthoff, U. (2006), Erzählkompetenz zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, in<br />

Grundschule, 12, (S.:32-34), Westermann<br />

133


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

PATRICIA DE BRITO CASTILHO WESSELING, CORINNA A. CHRISTMANN & THOMAS LACHMANN<br />

(Kaiserslautern)<br />

Förderung von Sprache durch Bibliothek und Dialogisches<br />

Buchanschauen in der Kindertagesstätte<br />

Schlagworte: Sprache, Dialogisches Buchanschauen<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Seit einigen Jahren wird die Wirkung des dialogischen Lesens auf die Sprach- und<br />

Schriftsprachentwicklung von Kindern untersucht (Whitehurst et al.,1988; Sénéchal, Thomas,<br />

& Monker, 1995). Empirische Studien zeigen eine Korrelation zwischen der Häufigkeit des<br />

gemeinsamen Lesens im Kindergartenalter und dem Erfolg des Lese- und<br />

Rechtschreiberwerbs in den ersten Schuljahren (Bus van Ijzendoorn & Pellegrini, 1995;<br />

Scheib, Schöler, Fehrenbach, Roos, & Zöller, 2005; Sénéchal & LeFevre, 2002). Durch die<br />

stetige Zunahme der außerfamiliären Betreuung von Kleinkindern, erlangt neben der<br />

sprachlichen Unterstützung durch die Eltern die gezielte Sprachanregung durch<br />

ErzieherInnen eine wachsende Bedeutung.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel des Projektes ist die Abschätzung des Effektes des Einrichtens von Kinderbibliotheken in<br />

den Kindertagesstätten, sowie eines ErzieherInnen-Trainings zum dialogischen Betrachten<br />

von Bilderbüchern auf die Entwicklung von Sprache und von Vorläuferfähigkeiten des Lesens<br />

und Schreibens der Kinder. Wird allein durch das verstärkte Anbieten von Kinderbüchern<br />

oder allein durch ein gezieltes Vorlesen oder nur durch Kombination beider Faktoren eine<br />

sprachliche Förderung im Vergleich zu einer Wartegruppe optimiert?<br />

Methode:<br />

Die Stichprobe bestand aus insgesamt Kindern (n=70) im Alter zwischen 3 und 4 Jahren.<br />

Davon waren 48 Kinder in den drei Untersuchungsgruppen und 23 Kinder in einer<br />

Kontrollgruppe. In einer KiTa wurde eine betreute Leihbibliothek eingerichtet. In einer<br />

zweiten Einrichtung sind die ErzieherInnen im Dialogischen Vorlesen geschult worden. Die<br />

ErzieherInnen dieser Einrichtung erhielten ein professionelles Vorlesetraining zur<br />

Optimierung des Vorleseverhaltens. Um die Auswirkungen des Trainings abgrenzen zu<br />

können, wurden Kinder in der KiTa mit ErzieherInnen, die an dem Training teilgenommen<br />

haben, mit Kindern verglichen, deren ErzieherInnen kein Training erhalten haben<br />

(Evaluationsstudie mit Vergleichsgruppe). In einer dritten Einrichtung wurden beide<br />

Maßnahmen parallel realisiert. Um die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung der<br />

beteiligten Kinder zu untersuchen, sollten diese in den KiTas über zwei Messzeitpunkte<br />

skaliert werden. Neben den drei erwähnten Tagesstätten sollte eine weitere Einrichtung als<br />

„Kontrollgruppe“ dienen, an der zunächst keine der Maßnahmen durchgeführt wurde<br />

(Wartegruppe). Das Testinstrumentarium umfasste die Erhebung des sprachlichen<br />

Entwicklungstandes des Kindes; SETK, 3-5 (Untertest ESR), AWST-R,<br />

Buchstabendiskriminierung und Aufnahme einer Spontansprachsituation mit dem Kind.<br />

134


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Darüber hinaus sind ein Elternfragebogen und ein ErzieherInnenfragebogen (Literacy) zur<br />

Einschätzung der Sprachentwicklung der Kinder eingesetzt worden.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es sowohl im Wortschatz (AWST) als auch bei der<br />

Buchstabendiskriminierung eine signifikante Verbesserung in allen drei<br />

Interventionsgruppen gibt. Im Gegensatz dazu konnte in der Kontrollgruppe keine<br />

Verbesserung nachgewiesen werden. Bei der Kodierung semantischer Relationen (ERS)<br />

konnten signifikante Leistungszuwächse lediglich in zwei der Trainingsgruppen und in der<br />

Kontrollgruppe festgestellt werden. Warum allerdings keine Verbesserung in der<br />

kombinierten Trainingsgruppe nachgewiesen werden konnte, ist zunächst schwer zu<br />

erklären.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die durchgeführte Untersuchung zeigt, dass sich der Kontakt mit Büchern positiv auf die<br />

frühe Entwicklung des Wortschatzes auswirkt und zusätzlich das aktive Auseinandersetzen<br />

mit Buchstaben fördert. Dem gegenüber scheint der Kontakt mit Büchern bei der<br />

Entwicklung der Kodierung semantischer Relationen eher eine untergeordnete Rolle zu<br />

spielen.<br />

Literatur:<br />

Bus, A.G., Ijzendoorn van, M.H., & Pellegrini, A.D.(1995). Joint Book Reading Makes Success<br />

in Learning to Read: A Meta-Analysis on Intergenerational Transmission of<br />

LiteracyReview of Educational Research, 65(1), 1-21.<br />

Buschmann, A., Jooss, B., Simon, S., Sachse, S. (2010). Alltagsintegrierte Sprachförderung in<br />

Krippe und Kindergarten. Das "Heidelberger Trainingsprogramm" - ein sprachbasiertes<br />

Interaktionstraining für den Frühbereich. L.O.G.O.S INTERDISZIPLINÄR, Heft 2, S. 84-95.<br />

Neuman, S. B. (1999). Books Make a Difference: A Study of Access to Literacy. Reading<br />

ResearchQuarterly, 34/3, 286–311.<br />

Papoušek, M. (2001). Vom ersten Schrei zum ersten Wort. Anfänge der Sprachentwicklung in<br />

der vorsprachlichen Kommunikation. Bern: Hans Huber.<br />

Sénéchal, M., & LeFevre, J. (2002). Parental involvement in the development of children’s<br />

reading skill: A 5-year longitudinal study. Child Development, 73, 445-460.<br />

Sénéchal, M., Thomas, E., & Monker, J-A. (1995). Individual differences in 4-year-olds’ ability<br />

to learn new vocabulary. Journal of Educational Psychology, 87, 218-229.<br />

Scheib, K., Schöler, H., Fehrenbach, C., Roos, J. & Zöller I. (2005). Lese-und<br />

Rechtschreibtestleistungen am Ende der 1. und 2. Klasse. Ein Vergleich zweier<br />

Jahrgänge sowie eine Prüfung von Einflussfaktoren. Bericht Nr. 4. Pädagogische<br />

Hochschule Heidelberg. Heidelberg.<br />

Ulich, M. (2005). Literacy und sprachliche Bildung im Elementarbereich. In: S. Weber (Hrsg.),<br />

Die Bildungsbereiche im Kindergarten (S. 106-124). Freiburg, Basel, Wien: Herder.<br />

Whitehurst, G.J., Falco, F.L., Lonigan, C., Fischel, J.E., Valdez-Menchaca, M.C.,<br />

DeBaryshe,B.D., & Caulfield, M. (1988). Accelerating language development through<br />

picture-book reading. Developmental Psychology, 24, 552-558.<br />

135


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

JOANA WOLFSPERGER (Heidelberg, München)<br />

Chancen früher Hilfen bei unreif geborenen Kleinkindern:<br />

Untersuchung der Mutter-Kind-Interaktion in<br />

kommunikativen Situationen und deren Zusammenhang mit<br />

dem weiteren Verlauf der Sprachentwicklung<br />

Schlagworte: Mutter-Kind-Interaktion, Frühgeborene, Sprachentwicklung<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Medizinische Fortschritte sowie organisatorische Veränderungen wie beispielsweise die<br />

Einrichtung von Perinatalzentren führen zu einer steigenden Überlebensrate unreif<br />

geborener Kleinkinder (Schott et al. 2011).Diese gehen häufig mit gesundheitlichen<br />

Komplikationen und der Entwicklung von Behinderungen einhergeht (Kiese-Himmel 2005,<br />

Schirmer et al. 2006). Unreif Geborene und ihre Familien sind somit eine wichtige Zielgruppe<br />

von frühen Hilfen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel der Studie ist es, anhand von Mutter-Kind-Interaktionsanalysen Frühindikatoren zu<br />

erhalten, wie das Risiko zur Ausbildung einer Sprachentwicklungsstörung bei unreif<br />

geborenen Kleinkindern erkannt und Sprachentwicklungsstörungen besser entgegen gewirkt<br />

werden kann.<br />

Methode:<br />

Detaillierte Literaturrecherche zum aktuellen Stand der Entwicklungsverläufe unreif<br />

geborener Kleinkinder und Interaktionsbeobachtung von Mutter-Kind-Paaren reif und unreif<br />

geborener Kinder im Rahmen einer Doktorarbeit<br />

Ergebnisse:<br />

Die detaillierte Literaturrecherche zur Parallelität kognitiver und sprachlicher Defizite hat<br />

gezeigt, dass bei unreif geborenen Kinder nicht zwangsläufig und auch nicht über den<br />

gesamten Entwicklungszeitraum kognitive und sprachliche Verzögerungen zu beobachten<br />

sind (Crunelle et al. 2003, Luoma et al. 1998, Lee et al. 2011, Barde et al. 2012, Sajaniemi et<br />

al. 2001, Wolke & Meyer 1999). Vielmehr scheinen sprachliche und kognitive Fähigkeiten auf<br />

gemeinsamen basalen kognitiven Prozessen zu beruhen, die unter anderem durch die<br />

Frühgeburt beeinflusst werden (Rose et al. 2009, Wolke & Meyer 1999, Peterson et al. 2002,<br />

Barde et al. 2012, Luu et al. 2011). In den Interaktionsanalysen wird ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Bedeutung der geteilten Aufmerksamkeit als Vorläuferfähigkeit der<br />

Sprachentwicklung gelegt. Dies ist besonders relevant, da es bislang nur wenige<br />

Forschungsergebnisse gibt, die belegen, dass der geteilten Aufmerksamkeit in der<br />

Sprachentwicklung unreif geborener Kinder die gleiche Vorhersagekraft zukommt wie in der<br />

typisch Entwickelter (De Schuymer et al. 2011). Erste Ergebnisse aus der Auswertung der<br />

Interaktionsbeobachtungen sind zu erwarten.<br />

136


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Aus diesen Ergebnissen kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass sich eine frühe<br />

Intervention positiv auf die Entwicklung unreif geborener Kinder auswirken kann, was die<br />

genaue Untersuchung der (vor-)sprachlichen kommunikativen Entwicklung unreif geborener<br />

Kinder zur Ableitung von Interventionszielen rechtfertigt.<br />

Literatur:<br />

Barde, L.H.F; Yeatman, J.D; Lee, E.S; Glover, G.; Feldman, H.M (2012): Differences in neural<br />

activation between preterm and full term born adolescents on a sentence<br />

comprehension task: Implications for educational accommodations. In: Developmental<br />

Cognitive Neuroscience. 2S. 114– 128.<br />

Crunelle, D.; Le Normand, M.T; Delfosse, M.-J (2003): Langage oral et écrit chez des enfants<br />

prématurés : résultats à 7½ ans. In: Folia Phoniatrica et Logopaedica. 55. 115–127.<br />

Kiese-Himmel, C. (2005): Rezeptive und produktive Sprachentwicklungsleistungen unreif<br />

geborener Kinder im Alter von zwei Jahren. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie<br />

und Pädagogische Psychologie. 37. 1. 27-35.<br />

Lee, E.S; Yeatman, J.D; Luna, B.; Feldman, H.M (2011): Specific language and reading skills in<br />

school-aged children and adolescents are associated with prematurity after controlling<br />

for IQ. In: Neuropsychologia. 49. 906-913.<br />

Luoma, L.; Herrgård, E.; Martikainen, A.; Ahonen, T. (1998): Speech and language<br />

development of children born at ≤32 weeks’ gestation: a 5-year prospective follow-up<br />

study. In: Developmental Medicine and Child Neurology. 40. 380-387.<br />

Luu, T.M; Vohr, B.R; Allan, W.; Schneider, K.C; Ment, L.R (2011): Evidence for Catch-up in<br />

Cognition and Receptive Vocabulary Among Adolescents Born Very Preterm. In:<br />

Pediatrics. 128. 2. 313-322.<br />

Peterson, B.S; Vohr, B.; Kane, M.J; Whalen, D.H; Schneider, K.C; Katz, K.H et al. (2002): A<br />

Functional Magnetic Resonance Imaging Study of Language Processing and Its<br />

Cognitive Correlates in Prematurely Born Children. In: Pediatrics. 110. 6. 1153-1162.<br />

Sajaniemi, N.; Hakamies-Blomqvist, L.; Mäkelä, J.; Avellan, A.; Rita, H.; Wendt, L. von (2001):<br />

Cognitive Development, Temperament and Behavior at 2 Years as Indicative of<br />

Language Development at 4 Years in Pre-Term Infants. In: Child Psychiatry and Human<br />

Development. 31. 4. 329-346.<br />

Schirmer, C.R.; Portuguez, M.W.; Nunes, M.L. (2006): Clinical assessment of language<br />

development in children at age 3 years that were born preterm. In: Arq<br />

Neuropsiquiatr. 64. 4. 926-931.<br />

Schott, C.; Broghammer, N.; Poets, C. (2011): Fortschritte in der Neonatologie – vom<br />

Sicherstellen des Überlebens hin zu einer guten Lebensqualität. In: Frühförderung<br />

interdisziplinär. 30. 128-136.<br />

Schuymer, L. de; Groote, I. de; Beyers, W.; Striano, T.; Roeyers, H. (2011): Preverbal skills as<br />

mediators for language outcome in preterm and full-term children. In: Early Human<br />

Development. 87. 265-272.<br />

Wolke, D.; Meyer, R. (1999): Cognitive status, language attainment, and prereading skills of<br />

6-year-old very preterm children and their peers: the Bavarian Longitudinal Study. In:<br />

Developmental Medicine and Child Neurology. 41. 94–109.<br />

137


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

CHRISTIAN FLÄMIG (Köln), STEPHAN SALLAT (Leipzig)<br />

Musiktherapie bei Kindern mit<br />

Sprachentwicklungsstörungen in der Schule<br />

Schlagworte: Sprachentwicklungsstörungen, musikalische Förderung, Sprachheilschule,<br />

Schule<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Kinder mit einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung (sSES) zeigen Auffälligkeiten in der<br />

präverbalen und den darauf folgenden Entwicklungsphasen. Die Ursache der Störung scheint<br />

u.a. in der Informationsverarbeitung des Arbeitsgedächtnisses zu liegen (u.a. Suchodoletz<br />

und Allmayer 2001). Neuere Untersuchungen ergaben, dass diese Kinder neben den<br />

bekannten Auffälligkeiten in der sprachlichen (prosodischen und syntaktischen) auch in der<br />

musikalischen (rhythmisch und melodischen) Informationsverarbeitung Schwierigkeiten<br />

zeigen (Jentschke et al. 2008, Sallat 2008, 2011). Geht die musikalisch akustische<br />

Verarbeitung der sprachstrukturellen Verarbeitung voraus können Kinder mit einer sSES von<br />

einer Förderung der einzelnen musikalische Parameter profitieren indem<br />

Automatisierungsprozesse der Sprachverarbeitung unterstützt werden (Sallat 2008, 2001).<br />

Innerhalb dieser Studie wurden die Ergebnisse einer sprachfreien melodisch ausgerichteten<br />

Musiktherapie bei Schülern einer Sprachheilschule evaluiert.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Führt ein musiktherapeutische Förderung bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörung im<br />

Alter von 7-9 Jahren zur einer verbesserten Sprachverarbeitung?<br />

Methode:<br />

Mittels eines Prä-/Postvergleichs und einer Follow up Untersuchung wurden Kinder im Alter<br />

von 7-9 Jahren (Vp=20, Kg=20) empirisch untersucht. Die Versuchsgruppe erhielt über einen<br />

Zeitraum von 6 Monaten einmal pro Woche eine 45- minütige melodische Förderung.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Versuchsgruppe zeigt in der Phonemanalyse signifikante Unterschiede. Innerhalb der<br />

Kontrollgruppe verändert sich die musikalischen Arbeitsgedächtnisfähigkeit, das<br />

Melodieverstehen und der auditiven Merkfähigkeit von Nicht-Wörtern signifikant.<br />

Zwischen der Versuchsgruppe und der Kontrollgruppe besteht kein signifikanter Unterschied<br />

in allen Untertests pro Messzeitpunkt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die musikalische Förderung scheint hinsichtlich Sprachverarbeitung vor allem die<br />

Fähigkeiten zur Phonemanalyse zu verbessern. Da allerdings in den musikalischen und<br />

sprachlichen Fähigkeiten kein signifikanter Unterschied zwischen der Versuchs- und<br />

Kontrollgruppe nachgewiesen wurde muss angenommen werden, dass eine musikalische<br />

Förderung bei Kindern im Alter von 7-9 Jahren keine Verbesserung der Sprachverarbeitung<br />

hervorruft.<br />

138


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Jentschke, S.; Koelsch, S.; Sallat, S.; Fiederici, A.D. (2008): Children with Specific Language<br />

Impairment also show impairment of music-syntactic processing. Journal of Cognitive<br />

Neuroscience 20(11), 1940 - 1951.<br />

Sallat, S. (2008): Musikalische Fähigkeiten im Fokus von Sprachentwicklung und<br />

Sprachentwicklungsstörungen. Idstein: Schulz-Kirchner.<br />

Sallat, S. (2011): Prosodische und musikalische Verarbeitung im gestörten Spracherwerb.<br />

Sprache Stimme Gehör 35(03), 142-147.<br />

Suchodoletz, W. v.; Allmayer, B. (2001): Sprachentwicklungsstörung und Gehirn.<br />

Neurobiologische Grundlagen von Sprache und Sprachentwicklungsstörungen.<br />

Stuttgart: Kohlhammer.<br />

139


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

NADJA RUHLIG (Berlin)<br />

Zum Erwerb markierter Wortstellung: Einfluss von Kontext<br />

und Prosodie<br />

Schlagworte: markierte Wortstellung, Verständnis, Informationsstruktur, Kontexteinfluss<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Doktorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im Allgemeinen wird angenommen, dass Erwachsene unmarkierte Wortstellung (SVO)<br />

leichter verstehen als markierte (OVS) (z.B. Hemforth, 1993). Für den Spracherwerb wird<br />

bisher angenommen, dass Kinder OVS-Strukturen erst ab ca. 6;0 verstehen (Lindner, 2003).<br />

Wie kann man diese Differenz im Verstehen beider Strukturarten erklären? Es wird<br />

angenommen, dass die Informationsstruktur eine entscheidende Rolle beim Verständnis<br />

markierter Strukturen spielt (Lenerz 1977): spezifische Kontexte führen dazu, dass<br />

Erwachsene SVO und OVS gleichermaßen gut verstehen (Hörnig et al. 2005, 2009, Weskott<br />

et al. 2009). Für den Spracherwerb konnte gezeigt werden, dass räumlich-relationale<br />

Kopulakonstruktionen (Unter dem Frosch ist der Fisch.) mit markierter Wortstellung genauso<br />

gut verstanden werden wie unmarkierte, wenn der Kontext angemessen ist (Kühn et al.<br />

2009).<br />

Häufig werden OVS-Strukturen in Satzverständnisüberprüfungen isoliert präsentiert, mit<br />

dem Ergebnis und der Annahme, dass Kinder oft Probleme im Verständnis von OVS-<br />

Strukturen haben. Auf diesen Ergebnissen beruhen dann auch therapeutische Maßnahmen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ziel dieser Studie war es den Einfluss des Kontextes auf das Verständnis transitiver<br />

markierter Strukturen (Den Opa kämmt das Mädchen.) zu überprüfen. Die untersuchten und<br />

im Design gekreuzten Faktoren waren -/+ Kontext und unmarkierte/markierte Prosodie. Des<br />

weiteren wurde untersucht, ob die Art des präsentierten Kontextes (Topik oder Poset, siehe<br />

Speyer 2007) einen Einfluss auf das Verstehen hat.<br />

Methode:<br />

Getestet wurden 16 Kinder im Alter von 5;0 mittels einer Satz-Bild-Zurodnung .<br />

Ergebnisse:<br />

Die deskriptiven Ergebnisse (SVO 100% korrekt) zeigen, dass die Kinder in allen OVS-<br />

Konditionen über dem Zufallsniveau liegen (60-70% korrekt). Sind aber sowohl Kontext als<br />

auch markierte Prosodie vorhanden liegen die Kinder bei durchschnittlich 80% korrekt.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Es zeigt sich somit, dass sowohl das Vorhandensein eines Kontextes, als auch die Art der<br />

prosodischen Präsentation einen Einfluss auf das Verständnis von OVS-Strukturen bei<br />

5jährigen Kindern hat.<br />

140


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Literatur:<br />

Hemforth, B. (1993) Kognitives Parsing: Repräsentation und Verarbeitung sprachlichen<br />

Wissens. Sankt Augustin: Infix.<br />

Hörnig, R., Oberauer, K., & Weidenfeld, A. (2005). Two principles of premise integration in<br />

spatial reasoning. Memory & Cognition, 33, 131-139.<br />

Hörnig, R., Weskott, T., & Kliegl, R. (2009). Linking spatial sentences to extralinguistic context<br />

(poster presentation). Proceedings of the 15th Annual Conference on Architectures<br />

and Mechanisms for Language Processing, 7-9 September 2009, Barcelona.<br />

Kühn, N., Hörnig, R. & Höhle, B. (2009). Information structure and word order in the<br />

acquisition of German. Poster, 15th Annual Conference on Architectures and<br />

Mechanisms for Language Processing (AMLAP 2009). Barcelona.<br />

Lenerz, J. (1977). Zur Abfolge nominaler Satzglieder im Deutschen. Tübingen:Gunter Narr.<br />

Lindner, K. (2003). The development of sentence-interpretation strategies in monolingual<br />

German-learning children with and without specific language impairment. Linguistics<br />

41–2 (2003), 213–254.<br />

Weskott, T., Hörnig, R., Kliegl, R., Fanselow, G. (2010). How to cancel the subject-first<br />

preference in German. Talk held at Linguistic Evidence, 11.-13.02.2010. Tübingen.<br />

141


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

RALF VOLLMANN, KATHARINA SCHWABL, KATRIN BARTL-POKORNY, PETER B MARSCHIK (Graz)<br />

Protoliterate Strukturen bei monolingualen und bilingualen<br />

Kindergartenkindern<br />

Schlagworte: narrative competence, style, bilingualism<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Im Vorschulalter werden sogenannte 'protoliterate Kenntnisse' erworben, auf die der<br />

spätere Schulunterricht aufbaut. Es handelt sich dabei um erste Fähigkeiten für kontextfreie<br />

Register wie explizite syntaktische Strukturen, Referenzstrategien, Satzverknüpfung,<br />

Textmusterwissen etc.. Geschichten dienen als erste Modelle für literate Sprachverwendung;<br />

die narrative Entwicklung wird daher als Indikator für protoliterate Entwicklung<br />

herangezogen. Kinder mit Migrationshintergrund zeigen im Allgemeinen schlechtere<br />

Schulerfolge. Es wird vermutet, dass diese Probleme zum Teil in einer mangelhaften<br />

Kenntnis des (proto-)literaten Registers liegen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Welche linguistischen Unterschiede finden sich in Erzählungen von mono- und bilingualen<br />

Vorschulkindern? Können die beschriebenen Unterschiede mit der oben beschriebenen<br />

Problematik in Verbindung gebracht werden?<br />

Methode:<br />

Anhand kurzer Bildgeschichten wurden Erzählungen von 100 monolingualen und 30<br />

bilingualen Kindern erhoben, transkribiert und (zunächst) in Bezug auf syntaktische<br />

Strukturen miteinander verglichen.<br />

Ergebnisse:<br />

Abweichungen zeigen sich nicht so sehr in der grundlegenden Stellung der Konstituenten.<br />

Die bilinguale Gruppe fällt vor allem durch vereinfachte, repetitive Satzmuster auf, die rund<br />

um eine begrenzte Anzahl an Verben errichtet werden. Der Ausdruck der Argumente erfolgt<br />

hauptsächlich durch nicht-lexikalische Elemente (Deiktika, Demonstrativa, Pronomen). Nicht<br />

syntaktisch obligatorische Bestandteile von Sätzen werden selten explizit gemacht. Es gibt<br />

kaum Verknüpfungen zwischen Sätzen mit Ausnahme von 'und (dann)'.<br />

Schlussfolgerung:<br />

Begrenzter Wortschatz und reduzierte Möglichkeiten im Bezug auf syntaktische Strukturen<br />

in der bilingualen Gruppe verhindern die Anwendung von elaborierten Referenzstrategien<br />

und die explizite Verknüpfung von Information. Ihre Erzählungen sind deshalb nicht<br />

annähernd kontextfrei.<br />

Literatur:<br />

Bamberg, Michael (1987): The acquisition of narratives: Learning to use language. Berlin: de<br />

Gruyter.<br />

Biber, Douglas (1995). Dimensions of register variation . Cambridge: University Press.<br />

142


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Maas, Utz (2008): Sprache und Sprachen in der Migrationsgesellschaft: Die schriftkulturelle<br />

Dimension. Osnabrück: Universitätsverlag (= IMIS Schriften 15).<br />

Pontecorvo, Clotilde & Cristina Zucchermaglio (1989). From oral to written lan­guage:<br />

Preschool children dicta­ting stories. In: Journal of Reading Behaviour , 21/2: 109-126.<br />

Herzog-Punzenbacher, Barbara & Anne Unterwurzacher (2009). Migration – Interkulturalität<br />

– Mehrsprachigkeit: Erste Befunde für das österreichische Bildungswesen. In Werner<br />

Specht (ed.). Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, Band 2: Fokussierte Analysen<br />

bildungspolitischer Schwerpunktthemen. Graz: Leykam Verhoeven, Ludo (1997): The<br />

acquisition of literacy by immi­grant children. In Clotilde Pontecorvo (ed.). Writing<br />

development. Amsterdam: John Benjamins. 219-239<br />

Vollmann, Ralf & Peter B. Marschik (eds.) (2011): Narrative Strukturen in der Kindersprache.<br />

Grazer Linguistische Studien 75 (Special Issue).<br />

143


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

MELANIE BENDER (Köln), SUSANNE WIELOCH (Hamburg)<br />

Die Entwicklung der genuinen Verbzweitstellung im<br />

ungestörten Spracherwerb<br />

Schlagworte: Vergleichende Einzelfallstudie, ungestörter Spracherwerb, Verbzweitstellung,<br />

Erwerbsverläufe<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit.<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

In der theoretischen Annahme der nativistisch orientierten Spracherwerbsforschung folgen<br />

alle natürlichen Sprachen einem prinzipiell „invarianten Bauplan“ (Tracy, 2000 in Grimm,<br />

2000, S.35). Es ist von geringer individueller Variation und von einem grundsätzlich<br />

einheitlichen Verlauf einzelner Erwerbsschritte auszugehen (Penner, Krügel & Nonn, 2005).<br />

Der Erwerb der vollständigen Verbzweitstellung (V2) gilt als einer der zentralen<br />

Erwerbsschritte der Sprachentwicklung. Die besondere Problematik im Deutschen ergibt sich<br />

aus dem Schnittstellencharakter dieser Struktur, für deren Erwerb das Kind prosodische,<br />

semantische und syntaktische Informationen integrieren muss (Weissenborn, 2002; Penner<br />

& Kölliker Funk, 1998). Nur unter Einbezug der Tiefenstruktur von syntaktischen Einheiten ist<br />

eine Differenzierung zwischen oberflächenstrukturell korrekten Sätzen und dem<br />

tatsächlichen Erwerb der genuinen V2, d.h. die Anhebung des finiten Verbs in die zweite<br />

Satzposition mit gleichzeitig flexibel besetzter Spezifizierer-Position der Complementizer-<br />

Phrase (CP) möglich.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Im vorliegenden Beitrag wird anhand empirischer Daten ungestörter Kinder der Frage<br />

nachgegangen, wann der Erwerb der vollständigen Satzstruktur im Deutschen, die mit der<br />

Anhebung des finiten Verbs in die zweite Satzposition bei gleichzeitig flexibler Besetzung der<br />

Spezifizierer-Position einhergeht, beginnt; welche Teilerwerbsschritte sich abbilden und über<br />

welchen Zeitraum sich der gesamte Erwerbsprozess vollstreckt.<br />

Methode:<br />

Anhand einer vergleichenden Einzelfallstudie (n=9) werden die sprachlichen Daten vom<br />

Auftreten erster Objekt-Verb-Strukturen bzw. kanonischer Satzstrukturen bis zum Auftreten<br />

flexibler Elemente vor dem finiten Verb, sowie konjunktional eingeleitete Nebensätze<br />

analysiert und interpretiert. In diesem Kontext werden die Entwicklungskurven der einzelnen<br />

Kinder verglichen, um Erkenntnisse über vergleichbare Entwicklungsverläufe und mögliche<br />

Teilerwerbsschritte zu gewinnen.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass sich der V2-Erwerb in chronologischer<br />

Reihenfolge und mehreren Teilerwerbsschritten vollzieht. Bei allen dokumentierten<br />

Probanden treten erst nach der ersten Objekttopikalisierung mit einem zeitlichen Abstand<br />

von ca. drei Monaten alle weiteren CP-relatierten Strukturen hinzu.<br />

144


Poster ISES VII, Leipzig 2012<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die besondere Problematik der V2 ergibt sich aus der möglicherweise eher unauffälligen<br />

Oberflächensymptomatik und damit einhergehender zu spät erkannter Stagnation. Unter<br />

Beachtung des langen Erwerbszeitraums in der ungestörten Entwicklung ist davon<br />

auszugehen, dass sich die Aktivierung des stagnierten kindlichen Sprachsystems als umso<br />

schwieriger erweist, je später die Therapie begonnen wird. Die vorliegenden Daten können<br />

somit dazu beitragen, bisherige Therapiekonzepte zur V2-Therapie hinsichtlich der<br />

Entwicklungschronologie neu zu überdenken und ggf. anzupassen.<br />

Literatur:<br />

Chomsky, N. (1993). Lectures on government and binding: The Pisa lectures (7th ed.). Berlin:<br />

New York: Mouton de Gruyter.<br />

Clahsen, H. (2008). Chomskyan syntactic theory and language disorders. In: M. J. Ball, M.<br />

Perkins, N. Mueller & S. Howard (eds.), The Handbook of Clinical Linguistics. Blackwell:<br />

Oxford, pp.165−183.<br />

Guasti, M. T. (2002). Language Acquisition: The Growth of Grammar. Kapitel 4 und 5.<br />

Cambridge/London. MIT Press.<br />

Hamann, C., Penner, Z. & Lindner, K. (1998). German Impaired Grammar: The Clause<br />

Structure Revisited. Language Acquisition, 7 (2−4), 193−245.<br />

Schwartz, B. D. & Vikner, S. (1989). All verb second clauses are CPs. Working Papers in<br />

Scandinavian Syntax 43, 27−49.<br />

Penner, Z., Krügel, Ch. & Nonn, K. (2005). Aufholen oder Zurückbleiben: Neue Perspektiven<br />

bei der Frühintervention von Spracherwerbsstörungen. Forum Logopädie, 19, 6,<br />

22−26.<br />

Penner, Z. & Kölliker Funk, M. (1998). Therapie und Diagnose von Grammatikstörungen. Ein<br />

Arbeitsbuch. Luzern: Edition SZH/SPC.<br />

Platzack, Christer (2001). The Vulnerable C-domain. Brain and Language 77, 364−377.<br />

Tracy, R. (2000). Sprache und Sprachentwicklung: Was wird erworben? In H. Grimm (Hrsg.),<br />

Enzyklopädie der Psychologie (Band 3, S. 3−35). Göttingen: Hogrefe.<br />

Weissenborn, J. (2002). The Acquisition of Verb Placement in German: A New Look. In: E.<br />

Wituk, A.D. Friederici & T. Lachmann (eds.), Basic functions of language, reading and<br />

reading diability (pp 79−103). Dordrecht: Kluwer.<br />

145


ISES VII, Leipzig 2012 Poster<br />

PATRICIA POMNITZ (Frankfurt Main)<br />

Kinderbetreuung als wesentlicher Einflussfaktor auf den<br />

frühen Lexikonerwerb<br />

Schlagworte: früher Lexikonerwerb, Kinderbetreuung, Emergenzmodell, Input, Peers<br />

Der Beitrag entstand im Rahmen einer Masterarbeit<br />

Abstract<br />

Hintergrund:<br />

Beim Entwicklungsprinzip des natürlichen Spracherwerbsprozesses trifft der sprachliche<br />

Input der Umwelt als äußerer Reiz auf die im Kind verankerten biologischen<br />

Entwicklungsveranlagungen und wird unbewusst weiterverarbeitet. Grundgedanke dieses<br />

aus dem Emergenzmodell stammenden konstruktivistischen Ansatzes ist, dass neben<br />

allgemeinen Entwicklungstendenzen individuelle Einflüsse von Seiten der Umwelt eine<br />

wichtige Rolle für den Spracherwerb spielen.<br />

Ziel und Fragestellung:<br />

Ausgehend von diesem theoretischen Konstrukt wurde in einer quasiexperimentellen<br />

Tagebuchstudie der Einfluss der Betreuungssituation auf die frühe Lexikonentwicklung von<br />

42 deutschsprachigen Kindern im Alter zwischen 12 und 24 Lebensmonaten untersucht.<br />

Methode:<br />

Mittels elterlich geführten Wortschatztagebüchern wurde der Aufbau des produktiven<br />

Lexikons vom Erwerb des ersten Wortes bis in die Spurtphase hinein dokumentiert.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Studie zeigt auf, dass die Betreuungsart des Kindes Einfluss auf die frühe lexikalische<br />

Entwicklung nimmt. Kinder in außerfamiliärer Betreuung weisen einen größeren<br />

lexikalischen Fortschritt auf als Kinder die allein von Mutter oder Vater betreut werden.<br />

Schlussfolgerung: Die Bedeutung des Peer-Inputs für den Lexikonerwerb wird neu<br />

diskutiert. Es können sprachpädagogische Rahmenempfehlungen für die Betreuungsart des<br />

Kindes abgeleitet werden.<br />

Literatur:<br />

Hirsh-Pasek, K., Golinkoff, R.M., Hennon, E.A., Maguire, M.J. (2004): Hybrid theories at the<br />

frontier of development psychology: The emergentist coalition model of word learning<br />

as a case point. In: Hall, D.G., Waxman, S.R. (Hrsg.): Weaving a lexicon. Cambridge,<br />

Massachusetts: MIT Press, 173-204.<br />

Hoff, E., Naigles, L. (2002): How children use input to acquire a lexicon. Child development,<br />

73 (2), 418-433.<br />

Kauschke (2000): Der Erwerb des frühkindlichen Lexikons: Eine empirische Studie zur<br />

Entwicklung des Wortschatzes im Deutschen. Tübingen: Narr.<br />

Paul, R. (2007). Language disorders. 3. Auflage. Philadelphia: Mosby, Elsevier.<br />

Viernickel, S. (2006). Zur Bedeutung der Peerkultur. In: Fried, L. & Roux, S. (Hrsg.). Handbuch<br />

Pädagogik der frühen Kindheit (65-74). Weinheim: Beltz.<br />

146


Kontaktadressen<br />

Bartl-Pokorny<br />

Katrin Bartl-Pokorny, Mag.<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Institut für Physiologie<br />

Harrachgasse 21/V<br />

A-8010 Graz<br />

Mail: katrin.bartl@gmail.com<br />

Baumann<br />

Jeannine Baumann<br />

Logopädisches Institut für Forschung<br />

(LIN.FOR)<br />

Europäische Fachhochschule (EUFHmed)<br />

Tel.: 0381 8087260<br />

j.baumann@eufh.de<br />

Bender<br />

Melanie Bender<br />

Liegnitzer Str. 33<br />

51145 Köln<br />

Tel.: +49 2203 8091346<br />

Mail: melja1@gmx.de<br />

Bittner<br />

Dr. Dagmar Bittner<br />

Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft<br />

(ZAS )Berlin<br />

Schützenstr. 18<br />

10117 Berlin<br />

tel.: 030 20192424<br />

Mail: bittner@zas.gwz-berlin.de<br />

Bleckmann<br />

Britta Bleckmann<br />

Sprachheilzentrum Bad Salzdetfurth<br />

Burgweg 1-3<br />

31162 Bad Salzdetfurth<br />

Tel.: 05063 279 75<br />

Mail: bleckmann@spz-bsd.awo-ol.de<br />

Web: www.shz-bsd.de<br />

Bockmann<br />

Dr. Ann-Katrin Bockmann<br />

Uni Hildesheim<br />

Institut für Psychologie<br />

Marienburgerplatz 22<br />

31141 Hildesheim<br />

Tel.: +49 5121883490<br />

Mail: Bockmann@uni-hildesheim.de<br />

Brauer<br />

Dr. Jens Brauer<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und<br />

Neurowissenschaften<br />

Stephanstraße 1A<br />

04103 Leipzig<br />

Deutschland<br />

Tel.: +49 341 9940-2202<br />

Fax.: +49 341 9940-2260<br />

Mail: brauer@cbs.mpg.de<br />

Kontaktadressen ISES VII, Leipzig 2012<br />

147<br />

Budde-Spengler<br />

Nora Budde-Spengler<br />

Universität Ulm<br />

Transferzentrum für Neurowissenschaften<br />

und Lernen<br />

Beim Alten Fritz 2<br />

89075 Ulm<br />

Tel.: 0731-50062021<br />

Mail: nora.budde-spengler@znl-ulm.de<br />

Buschmann<br />

Dr. Anke Buschmann<br />

FRIZ, Frühinterventionszentrum Heidelberg<br />

Felix-Wankel-Strasse 6<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel. +49 62217266550<br />

Mail: info@fruehinterventionszentrum.de<br />

Butz<br />

Anika Butz<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

anika.butz@yahoo.com<br />

Casper<br />

Anna Casper, BSc<br />

Medi Vitale<br />

Schmilauer Straße 108<br />

23909 Ratzeburg<br />

Mail: casper.anna@web.de<br />

Chiat<br />

Prof. Shula Chiat<br />

City University London<br />

Language and Communication Science<br />

Division<br />

Northampton Square<br />

EC1V 0HB London<br />

de Langen-Müller<br />

Dr. phil. Ulrike de Langen-Müller<br />

Dt. Bundesverband der akademischen<br />

Sprachtherapeuten (dbs)<br />

Goethestr. 16<br />

47441 Moers<br />

Tel.: 02841 – 99 81 910 oder 0851 - 96 66<br />

979<br />

Mail: delangen-mueller@dbs-ev.de<br />

Diederichs<br />

Katharina Christine Diederichs<br />

Kopernikusstr.4<br />

56626 Andernach<br />

Tel..: 02632/45678<br />

Mail: katharina_diederichs@web.de


ISES VII, Leipzig 2012 Kontaktadressen<br />

Dohmen<br />

Dr. Andrea Dohmen<br />

University of Oxford<br />

Department of Experimental Psychology<br />

9 South Parks Road<br />

Oxford OX1 3UD<br />

Email: andrea.dohmen@psy.ox.ac.uk<br />

Dümig<br />

Sascha Dümig<br />

Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />

Institut für Linguistik<br />

Mail: Duemig@lingua.uni-frankfurt.de<br />

Elsing<br />

Etz<br />

Eulitz<br />

Evers<br />

Caroline Elsing<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: 0341/9731545<br />

Mail: caroline.elsing@uni-leipzig.de<br />

Tanja Etz, M.Sc.<br />

Hochschule Fresenius<br />

Mail: tanja.etz@hs-fresenius.de<br />

Prof. Dr. Carsten Eulitz<br />

Universität Konstanz<br />

Fachbereich Sprachwissenschaft<br />

78457 Konstanz<br />

Michael Evers<br />

Paul-Goldschmidt-Schule<br />

Förderzentrum für körperliche und<br />

motorische Entwicklung<br />

privat: Bürgerwohlsweg 24a<br />

28215 Bremen<br />

Tel.: 0421/3509885<br />

Mail: evers@foepaed.net<br />

Fabian<br />

Anne Fabian<br />

Univ.-HNO-Klinik der Universitätsmedizin<br />

Mainz- Schwerpunkt<br />

Kommunikationsstörungen<br />

Langenbeckstr.1<br />

55131 Mainz<br />

Tel.: 06131-172187<br />

Mail: anne.fabian@unimedizin-mainz.de<br />

Fischer<br />

Prof. Dr. Burkhart Fischer<br />

Blicklabor Medizinische Fakultät<br />

Hans-Sachs-Gasse 6<br />

79098 Freiburg<br />

Tel.: 0761 38419510<br />

Mail: burkhart.fischer@blicklabor.de<br />

148<br />

Flämig<br />

Christiane Flämig, Dipl. Heilpäd.<br />

Universität zu Köln<br />

Humanwissenschaftliche Fakultät<br />

Institut für Musikpädagogik<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

Tel.: 0176/64141207<br />

Mail: christianeflaemig@uni-koeln.de<br />

Fox-Boyer<br />

Prof. Dr. Annette Fox-Boyer, PhD<br />

Europäische Fachhochschule (EUFHmed)<br />

Studiengang Logopädie<br />

Werftstr. 5<br />

18057 Rostock<br />

Mail: a.fox@eufh.de<br />

Fricke<br />

Dr. Silke Fricke, MSc<br />

University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

Tel.: +44 (0) 114 222 2419<br />

Mail: s.fricke@sheffield.ac.uk<br />

Friederici<br />

Prof. Dr Angela Friederici<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und<br />

Neurowissenschaften<br />

Stephanstr. 1a<br />

04103 Leipzig<br />

Tel: +49 341 9940-112<br />

Mail: angelafr@cbs.mpg.de<br />

Geissmann<br />

Hilda Geissmann, Lic. phil.<br />

Universitäts-Kinderklinken Zürich<br />

Universität Fribourg / Heilpädagogisches<br />

Institut<br />

Tel: +41 44 266 71 98<br />

Mail: hilda.geissmann@kispi.uzh.ch<br />

Georgi<br />

Francesca Georgi<br />

Bachelor of Health/ Speech and Language<br />

Therapy<br />

Tel: 0151-18309348<br />

Mail: francesca.georgi@gmx.de<br />

Glück<br />

Prof. Dr. phil. Christian W. Glück<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: +49-(0)341-97 31540<br />

Mail: christian.glueck@uni-leipzig.de


Groth<br />

Katarina Groth<br />

Universität München<br />

Klinik und Poliklinik der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und<br />

Psychotherapie<br />

Waltherstraße 23<br />

80337 München<br />

Tel.: 089-45229034<br />

Mail: katharina.groth@lrz.uni-muenchen.de<br />

Gumpert<br />

MSc Maike Gumpert<br />

Hochschule Fresenius Idstein/FB Gesundheit<br />

Limburger Str. 2<br />

65510 Idstein<br />

Mail: gumpert@hs-fresenius.de<br />

Günder<br />

Silke Günder, B.Sc., Lehrlogopädin (dbl)<br />

Logopädieschule Katholisches Klinikum<br />

Koblenz/<br />

Hochschule Fresenius, Idstein<br />

Hasenbergweg 12<br />

56130 Bad Ems<br />

Tel.: 02603-508148<br />

Mail: smguender@t-online.de<br />

Hartnegg<br />

Klaus Hartnegg<br />

c/o Blicklabor MedizinischeFakultät<br />

Hans-Sachs-Gasse 6<br />

79098 Freiburg<br />

Haupt<br />

Christina Haupt<br />

University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

31 Claremont Crescent<br />

Sheffield, S10 2TA, UK<br />

Tel.: 0044+1142222412<br />

Mail: c.haupt@sheffield.ac.uk<br />

Heinzelmann<br />

Bettina Heinzelmann, M. Sc.<br />

Ross-Schule<br />

Staatlich anerkannte Lehranstalten für<br />

Physiotherapie und Logopädie Hannover<br />

Wilhelmstraße 2<br />

30171 Hannover<br />

Mail: bettyheinzelmann@web.de<br />

Hempel<br />

Dr. med. Maja Hempel<br />

Technische Universität München<br />

Institut für Humangenetik<br />

Trogerstrasse 32<br />

81673 München<br />

Tel: 1791357618<br />

Mail. hempel@humangenetik.med.tumuenchen.de<br />

Kontaktadressen ISES VII, Leipzig 2012<br />

149<br />

Henning<br />

Josefine Henning<br />

Bachelor of Health/ Speech and Language<br />

Therapy<br />

Tel: 0176-30727129<br />

Mail: josefinehennig@web.de<br />

Hilz<br />

Christiane Hilz<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: +49-(0)341-97 31545<br />

Mail: christiane.hilz@uni-leipzig.de<br />

Hoffmann<br />

Vanessa Hoffmann<br />

MED-EL Deutschland<br />

Tel: 08151-770375<br />

Mail: Vanessa.Hoffmann@medel.de<br />

Hofmann<br />

Dr. Klaus Hofmann<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Chemnitz<br />

Geschwister-Scholl-Straße 29<br />

Tel.: 0371/33324100<br />

Mail: drechslerr@skc.de<br />

Hubert<br />

Anja Hubert, Dipl. Patholing.<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und<br />

Neurowissenschaften<br />

Stephanstr. 1a<br />

04103 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 9940-127<br />

Mail: hubert@cbs.mpg.de<br />

Jenny<br />

Jooss<br />

Claudia Jenny<br />

Logopädische Praxis<br />

Bernhard-Müller- Str. 11<br />

88239 Wangen<br />

Tel.: 07528-9279001<br />

Mail: kontakt@logopaedie-jenny.de<br />

Dr. Bettina Jooss<br />

FRIZ I Frühinterventionszentrum Heidelberg<br />

Felix-Wankel-Straße 6<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: 06221-7266550<br />

Mail: jooss@fruehinterventionszentrum.de


ISES VII, Leipzig 2012 Kontaktadressen<br />

Kauschke<br />

Prof. Dr. Christina Kauschke<br />

Philipps-Universität Marburg<br />

Institut für Germanistische<br />

Sprachwissenschaft<br />

Wilhelm-Röpke-Straße 6A<br />

35032 Marburg<br />

Kaya<br />

Marifet Kaya<br />

Universität Konstanz<br />

Fachbereich Sprachwissenschaft<br />

78457 Konstanz<br />

Keilmann<br />

Prof. Dr. med. Annerose Keilmann<br />

Univ.-HNO-Klinik der Universitätsmedizin<br />

Mainz<br />

Schwerpunkt Kommunikationsstörungen<br />

Langenbeckstr. 1<br />

55131 Mainz<br />

Tel: 06131172190<br />

Mail: annerose.keilmann@unimedizinmainz.de<br />

Kiese-Himmel<br />

Prof. Dr. rer. nat. Christine Kiese-Himmel<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Phoniatrisch/Paedaudiologische Psychologie<br />

Waldweg 37<br />

37073 Goettingen<br />

Tel.: 0551 / 39-22844 /-8192<br />

Mail: ckiese@med.uni-goettingen.de<br />

Kolberg<br />

Kristin Kolberg<br />

Bachelor of Health/ Speech and Language<br />

Therapy<br />

Tel: 0176-23533600<br />

Mail: kristin.kolberg@web.de<br />

Korntheuer<br />

Prof. Dr. Petra Korntheuer<br />

Hochschule Fresenius, Idstein<br />

Limburgerstraße 2<br />

65510 Idstein<br />

Tel.: 06126-9352914<br />

Mail: korntheuer@hs-fresenius.de<br />

Kosack<br />

Janna Kosack<br />

Arbeitsort: Logopädin der Schule Wallisellen<br />

im Kanton Zürich<br />

Kontakt:<br />

Wülflingerstrasse 149d<br />

CH-8408 Winterthur<br />

Tel.: 0041 52 222 63 87<br />

Mail: islajanna@web.de<br />

150<br />

Lachmann<br />

Prof. Dr. Thomas Lachmann<br />

Technische Universität Kaiserslautern<br />

Erwin-Schrödinger-Straße, Gebäude 57<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Lange<br />

Läßig<br />

Lenck<br />

Lüke<br />

Herbert Lange, Speech-Language<br />

Pathologist, MS<br />

Praxis für Logopädie Sobanski & Gußmann<br />

La-Chartre-Str. 10<br />

28857 Syke<br />

c/o Lehranstalt für Logopädie an der ROSS-<br />

Schule<br />

Wilhelmstr.2<br />

30171 Hannover<br />

Kontakt:<br />

Horner Str. 7<br />

28203 Bremen<br />

Tel.: 0421-75 815; 0171-5283455<br />

Mail: langelogo@yahoo.de<br />

Dr. med. Anne Katrin Läßig<br />

Univ.-HNO-Klinik der Universitätsmedizin<br />

Mainz<br />

Schwerpunkt Kommunikationsstörungen<br />

Langenbeckstr. 1<br />

55131 Mainz<br />

Tel: 06131172473<br />

Mail: anne.laessig@unimedizin-mainz.de<br />

Prof. Dr. phil. Beate Lenck<br />

Hochschule 21 gGmbH<br />

Studiengang Physiotherapie<br />

Harburger Straße 6<br />

21614 Buxtehude<br />

Tel.: 04161-648-218<br />

Fax: - 123<br />

Mail: lenck@hs21.de<br />

Carina Lüke, M.Sc. Klinische Linguistik<br />

TU Dortmund<br />

Fakultät Rehabilitationswissenschaften<br />

Fachgebiet Sprache und Kommunikation<br />

Emil-Figge-Straße 50<br />

44227 Dortmund<br />

Tel.: 0231/7555872<br />

Mail: carina.lueke@tu-dortmund.de<br />

Machmer<br />

Anna-Maria Machmer, MSc. Psych.<br />

Uni Hildesheim<br />

Institut für Psychologie<br />

Marienburgerplatz 22<br />

31141 Hildesheim<br />

Tel.: +49 5121883490<br />

Mail: Machmer@uni-hildesheim.de


Mahlstedt<br />

Dr. Amelie Mahlstedt<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: +49-(0)341-97 31543<br />

Mail: amelie.mahlstedt@uni-leipzig.de<br />

Marschik<br />

Ass.-Prof. Mag. DDr. Peter B Marschik<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Institut für Physiologie<br />

Harrachgasse 21/V<br />

A-8010 Graz<br />

Tel.: +43-316-380-7629<br />

Mail: peter.marschik@medunigraz.at<br />

Meyer<br />

Carolin Meyer, M.Sc.<br />

Universität Bielefeld<br />

Fakultät für Linguistik und<br />

Literaturwissenschaft<br />

Klinische Linguistik<br />

Postfach 10 01 31<br />

D - 33501 Bielefeld<br />

Tel.: 0521 106-5311<br />

Mail: carolin.meyer@uni-bielefeld.de<br />

Meyer<br />

Lars Meyer<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und<br />

Neurowissenschaften<br />

Stephanstr. 1a<br />

04103 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 9940-22 66<br />

Mail: lmeyer@cbs.mpg.de<br />

Multhauf<br />

Bettina Multhauf, M.Sc. Psych.<br />

Universitätsklinikum Heidelberg<br />

Frühinterventionszentrum Heidelberg<br />

Sozialpädiatrisches Zentrum<br />

Felix-Wankel-Str. 6<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: 06221-7266550<br />

Mail:<br />

fruehinterventionszentrum@googlemail.co<br />

m<br />

Neumann<br />

Charleen Neumann<br />

Europäische Fachhochschule (EUFHmed)<br />

Wiss. Mitarbeiterin<br />

Tel.: 0381 8087263<br />

c.neumann@eufh.de<br />

Kontaktadressen ISES VII, Leipzig 2012<br />

151<br />

Neumann<br />

Prof. Dr. med. Katrin Neumann<br />

St. Elisabeth-Hospital<br />

Bleichstraße 15<br />

44787 Bochum<br />

Telefon: 0234 / 509 – 8464<br />

Niebuhr-Siebert<br />

Dr. Sandra Niebuhr-Siebert<br />

Hoffbauer Berufsakademie<br />

Hermannswerder 7<br />

14473 Potsdam<br />

Tel: 0331-23 13 436<br />

Mail: niebuhr@hoffbauerberufsakademie.de<br />

Nielsen<br />

Katrin Nielsen, staatl. anerk. Logopädin<br />

Logopädische Praxis<br />

Lübeckerstr. 101<br />

22087 Hamburg<br />

Tel.: 040/ 419 218 97<br />

Mail: katrinnielsen@logopaedie-zentral.de<br />

Noterdaeme<br />

Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme<br />

Josefinum, Augsburg<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Kapellenstrasse 30<br />

86154 Augsburg<br />

Tel.: 0821 2412 461<br />

Mail1: noterdaeme.michele@josefinum.de<br />

Mail2: Michele.noterdaeme@lrz.unimuenchen.de<br />

Önal<br />

Nese Önal, BSc<br />

Reha Nova<br />

Osterheimer Strase 200<br />

51109 Köln<br />

Mail: nese86@web.de<br />

Parma<br />

Anne Parma, B.Sc (cand. M.Sc.)<br />

Lehr- und Forschungslogopädie der RWTH<br />

Aachen<br />

Universitätsklinikum Aachen, Sektion<br />

kognitive Neuropsychologie<br />

Pauwelstrasse 30<br />

52074 Aachen<br />

Mail: anne.parma@rwth-aachen.de<br />

Pfeffer<br />

Kathrin Pfeffer, M.Sc.<br />

LMU München<br />

Germanistische Linguistik (externe<br />

Promotion)<br />

Privatanschrift:<br />

Danziger Platz 9<br />

86899 Landsberg<br />

Tel: 08191/9373745<br />

Mail: kathi.pfeffer@yahoo.com


ISES VII, Leipzig 2012 Kontaktadressen<br />

Plahl<br />

Prof. Dr. Dipl. Psych. Christine Plahl<br />

Katholische Stiftungsfachhochschule<br />

München<br />

Don Bosco Straße 1<br />

83671 Benediktbeuern<br />

Tel.: 08857 88529<br />

Mail: christine.plahl@ksfh.de<br />

Pomnitz<br />

Patricia Pomnitz, M.Sc.<br />

(Therapiewissenschaften)<br />

freiberufliche Logopädin, in Promotion<br />

Feststraße 14<br />

60316 Frankfurt Main<br />

Tel.: 0151 51911213<br />

Mail: patricia.pomnitz@gmx.de<br />

Reetz<br />

Prof. Dr. Henning Reetz<br />

Goethe-Universität<br />

Institut für Phonetik<br />

Mail: reetz@em.uni-frankfurt.de<br />

Reichel<br />

Kathrin Reichel, Ergotherapeutin, B.Sc.,<br />

M.Sc.<br />

Charité - Universitätsmedizin Berlin<br />

Campus Virchow-Klinikum<br />

Institut für Medizin-, Pflegepädagogik und<br />

Pflegewissenschaft<br />

Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin<br />

Tel. +49 (0)30 450 529-088 / Fax -900<br />

Mail: Kathrin.Reichel@charite.de<br />

Ringmann<br />

Svenja Ringmann, Dipl. –Patholinguistin<br />

Europäische Fachhochschule<br />

FB Angewandte Gesundheitswissenschaften<br />

Werftstr. 5<br />

18057 Rostock<br />

Tel.: 0381-8087-265<br />

Mail: s.ringmann@eufh.de<br />

Rinker<br />

Dr. Tanja Rinker<br />

Universität Konstanz<br />

Fachbereich Sprachwissenschaft<br />

/Zukunftskolleg<br />

78457 Konstanz<br />

Tel: 07531/88-5668<br />

Mail: tanja.rinker@uni-konstanz.de<br />

Ritter<br />

Eva Ritter<br />

Pädagogische Hochschule Karlsruhe<br />

Fakultät I/Institut für Bildungswissenschaft<br />

Abteilung Lebenslange Bildung<br />

BA Pädagogik der Kindheit<br />

Kaiserallee 11<br />

76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 9254998<br />

Mail: ritter@ph-karlsruhe.de<br />

152<br />

Ritterfeld<br />

Prof. Dr. Ute Ritterfeld<br />

TU Dortmund<br />

Fakultät Rehabilitationswissenschaften<br />

Fachgebiet Sprache und Kommunikation<br />

Emil-Figge-Straße 50<br />

44227 Dortmund<br />

Mail: ute.ritterfeld@tu-dortmund.de<br />

Röhm<br />

Alexander Röhm, Rehabilitationspädagoge<br />

(B.A.)<br />

TU Dortmund<br />

Fak. Rehabilitationswissenschaften<br />

Fachgebiet Sprache und Kommunikation<br />

Mail: alexander.roehm@tu-dortmund.de<br />

Rosenkötter<br />

Dr. Henning Rosenkötter<br />

Im Vogelsang 17<br />

74385 Pleidelsheim<br />

Tel.: 0049 - 7144 - 817 368<br />

Rosenmeyer<br />

Michèle Rosenmeyer<br />

Univ.-HNO-Klinik der Universitätsmedizin<br />

Mainz<br />

Schwerpunkt Kommunikationsstörungen<br />

Langenbeckstr.1<br />

55131 Mainz<br />

Tel.: 06131/175022<br />

Mail: michele.rosenmeyer@unimedizinmainz.de<br />

Roy<br />

Ruhlig<br />

Prof. Penny Roy<br />

City University London<br />

Language and Communication Science<br />

Division<br />

Northampton Square<br />

EC1V 0HB London<br />

Nadja Ruhlig<br />

Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft<br />

Schützenstr. 18<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 20912 503<br />

Mail: ruhlig@zas.gwz-berlin.de<br />

Sachse<br />

Dr. Steffi Sachse<br />

Universität Ulm<br />

Transferzentrum für Neurowissenschaften<br />

und Lernen<br />

Beim Alten Fritz 2<br />

89075 Ulm<br />

Tel.: 0731-50062011<br />

Mail: steffi.sachse@znl-ulm.de


Salgert<br />

Katharina M. Salgert, MSc, BSc<br />

University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

31 Claremont Crescent<br />

Sheffield, S10 2TA, UK<br />

Tel: +49 (0) 151 233 448 25<br />

Mail: k.m.salgert@gmx.de<br />

Sallat<br />

Dr. Stephan Sallat<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: 0341/9731542<br />

Mail: stephan.sallat@uni-leipzig.de<br />

Sallinger<br />

Carolin Sallinger, Dipl. – Psych.<br />

Universitätsklinikum Heidelberg<br />

Frühinterventionszentrum Heidelberg<br />

Sozialpädiatrisches Zentrum<br />

Felix-Wankel-Str. 6<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: 06221-7266550<br />

Mail: heidelberger-elterntrainingfriz@web.de<br />

Schäfer<br />

Blanca Schäfer, PhD<br />

University of Sheffield<br />

Dep. Of Human Communication Sciences<br />

33 Claremont Crescent<br />

Sheffield S10 2TA, UK<br />

Mail: b.schaefer@sheffield.ac.uk<br />

Schneider<br />

Ariane Schneider, BSc<br />

Herrenstraße 6<br />

24214 Gettorf<br />

Mail: info@logopaedische-praxisschneider.de<br />

Schöler<br />

Prof. i. R. Dr. Hermann Schöler<br />

Sitzbuchweg 61<br />

69118 Heidelberg<br />

Telefon: +49 (0) 6221 809957<br />

Telefax: +49 (0) 6221 892400<br />

Mail: Hermann.Schoeler@urz.uniheidelberg.de<br />

Website: www.phheidelberg.de/wp/schoeler<br />

Kontaktadressen ISES VII, Leipzig 2012<br />

153<br />

Schorch<br />

Tanja Schorch, Dipl.-Psych.<br />

Max-Planck-Institut für Kognitions- und<br />

Neurowissenschaften<br />

Stephanstraße 1a<br />

04103 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 99402467<br />

Mail.: schorch@cbs.mpg.de<br />

Schräpler<br />

Dr. Ute Schräpler<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

Institut für Spezielle Psychologie und<br />

Pädagogik<br />

Elisabethenstrasse 53<br />

CH-4002 Basel<br />

Tel.: +41 61 206 90 67<br />

Mail: ute.schraepler@fhnw.ch<br />

Schulz<br />

Dr. Kathrin Schulz<br />

Hochschule Darmstadt (h_da)<br />

Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und soziale Arbeit<br />

Haardtring 100<br />

D-64295 Darmstadt<br />

Tel. +49 6151 16-7907<br />

Mail: kathrin.schulz@h-da.de<br />

Schwabl<br />

Katharina Schwabl, Mag.<br />

Universität Graz<br />

Institut für Sprachwissenschaft<br />

Merangasse 70<br />

A-8010 Graz<br />

Tel.: + 436801116585<br />

Mail: katharina.schwabl@edu.uni-graz.at<br />

Siegert<br />

Dr. Elke Siegert<br />

Gesundheitsamt Dresden<br />

Dürerstr. 88<br />

01307 Dresden<br />

Tel.: 03 51/488 82 41<br />

Mail: kinderklinik@skc.de<br />

Siegmüller<br />

Prof. Dr. Julia Siegmüller<br />

Europäische Fachhochschule (EUFHmed)<br />

Studienzentrum Rostock<br />

Professur für Therapieforschung und<br />

Therapiemethodik<br />

Werftstraße 5<br />

18057 Rostock<br />

Tel.: 0381 8087126<br />

Mail: j.siegmueller@eufh.de


ISES VII, Leipzig 2012 Kontaktadressen<br />

Snippe<br />

Kristin Snippe, Logopädin B.Sc.<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

Psychotherapie am Helios-Klinikum Berlin-<br />

Buch<br />

Marienstr. 12<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 80107892<br />

Mail: Snippe@autismus-sprache.de<br />

Spreer<br />

Dr. Markus Spreer<br />

Universität Leipzig<br />

Institut für Förderpädagogik<br />

Pädagogik mit dem Förderschwerpunkt<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Jahnallee 59, Haus 2<br />

D-04109 Leipzig<br />

Tel.: +49-(0)341-97 31544<br />

Mail: m.spreer@rz.uni-leipzig.de<br />

Stackhouse<br />

Prof. Dr. Joy Stackhouse<br />

The University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

31 Claremont Crescent<br />

Sheffield<br />

S10 2TA, UK<br />

Tel: +44 (0) 114 222 2401<br />

Fax: +44 (0) 114 273 0547<br />

Mail: j.stackhouse@sheffield.ac.uk<br />

Starke<br />

Anja Starke, Klinische Linguistin (M. Sc.)<br />

TU Dortmund<br />

Fak. Rehabilitationswissenschaften<br />

Fachgebiet Sprache und Kommunikation<br />

Emil-Figge-Str. 50<br />

44227 Dortmund<br />

Tel.: 0231-755 8093<br />

Mail: anja.starke@tu-dortmund.de<br />

Stefanova<br />

Nora Stefanova<br />

Technische Universität München<br />

Institut für Humangenetik<br />

Trogerstrasse 32<br />

81673 München<br />

Tel.: 0176 63658884<br />

Mail: nora_stefanova@yahoo.de<br />

Stenneken<br />

Prof. Dr. Prisca Stenneken<br />

Universität Bielefeld<br />

Fakultät für Linguistik und<br />

Literaturwissenschaft<br />

Klinische Linguistik<br />

Postfach 10 01 31<br />

D - 33501 Bielefeld<br />

Tel.: 0521 106-5324<br />

Mail: prisca.stenneken@uni-bielefeld.de<br />

154<br />

Treharne<br />

Dr. Dilys Treharne<br />

University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

31 Claremont Crescent<br />

Sheffield, S10 2TA, UK<br />

Mail: d.treharne@sheffield.ac.uk<br />

Triltsch-Ciurea<br />

Dr. med. Ildikó Triltsch-Ciurea<br />

Neuropädiatrie, Josefinum Augsburg<br />

Kapellenstraße 30<br />

86154 Augsburg<br />

Tel.: 0821/2412443<br />

Mail: dieter.triltsch@freenet.de<br />

Vogt<br />

Susanne Vogt, M.Sc. (GB)<br />

Hochschule Fresenius, Logopädie<br />

Limburger Straße 2<br />

D-65510 Idstein<br />

Tel.: 06126 9352-0<br />

Mail: vogt@hs-fresenius.de<br />

Vollmann<br />

ao. Univ. Prof. Mag. Dr. Ralf Vollmann<br />

Universität Graz<br />

Institut für Sprachwissenschaft<br />

Merangasse 70<br />

A-8010 Graz<br />

Tel.: + 436801116585<br />

Mail: vollmanr@gmail.com<br />

Voß<br />

Antje Voß, staatl. anerk. Logopädin<br />

Logopädische Praxis<br />

Lübeckerstr. 101<br />

22087 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 419 218 97<br />

Mail: antjevoss@logopaedie-zentral.de<br />

Wegener<br />

Prof. Dr. Carla Wegener<br />

Hochschule Fresenius<br />

Limburger Str. 2<br />

65510 Idstein<br />

Tel.: 06126/9352-913<br />

Mail: wegener@hs-fresenius.de<br />

Wells<br />

Prof. Dr. phil. MA Bill W. Wells<br />

University of Sheffield<br />

Department of Human Communication<br />

Sciences<br />

Tel: +44 (0) 114 222 2429<br />

Mail: bill.wells@sheffield.ac.uk


Werdermann<br />

Anja Werdermann, cand. Dipl.-Log.<br />

Lehr- und Forschungslogopädie der RWTH<br />

Aachen<br />

Universitätsklinikum Aachen, Abteilung für<br />

Neurolinguistik und Neuropsychologie<br />

Pauwelstrasse 30<br />

52074 Aachen<br />

Mail: werdermanna@yahoo.de<br />

Wesseling<br />

Patricia de Brito Castilho Wesseling<br />

Technische Universität Kaiserslautern<br />

Erwin-Schrödinger-Straße, Gebäude 57<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Tel: 0631 / 205-5033<br />

Mail: patricia_castilho@hotmail.com<br />

Wieloch<br />

Susanne Wieloch<br />

Chr.-Förster-Str.14<br />

20253 Hamburg<br />

Tel.: +49 40 48092426<br />

Mail: suse_w@arcor.de<br />

Wildegger-Lack<br />

Dr. Elisabeth Wildegger-Lack<br />

Praxis für Sprachtherapie<br />

Hochfeldweg 13<br />

Kontaktadressen ISES VII, Leipzig 2012<br />

155<br />

82256 Fürstenfeldbruck<br />

Tel.: 08141/33718<br />

Mail: info@wildegger-lack.de<br />

Winter<br />

Verena Winter<br />

Universität Konstanz<br />

Fachbereich Sprachwissenschaft<br />

78457 Konstanz<br />

Winterholler<br />

Cordula Winterholler, M.A.<br />

FH Wiener Neustadt<br />

Studiengangleitung Logopädie<br />

Johannes-Gutenberg Str.3<br />

A-2700 Wiener Neustadt<br />

Tel.: 0043262289084550<br />

Mail: Cordula.winterholler@fhwn.ac.at<br />

Wolfsperger<br />

Joana Wolfsperger, M.A.<br />

PH Heidelberg<br />

Kontakt:<br />

Dachauer Str. 151<br />

80335 München<br />

Tel.: 089/55 26 30 83<br />

Mail: joanaw@hotmail.com


ISES VII, Leipzig 2012 Autorenverzeichnis<br />

Autorenverzeichnis:<br />

Bartl-Pokorny, Katrin .................................................................... 140<br />

Baumann, Jeannine ...................................................................... 84<br />

Bender, Melanie ........................................................................... 144<br />

Bittner, Dagmar ............................................................................ 60, 74<br />

Bleckmann, Britta ......................................................................... 50<br />

Bockmann, Ann-Katrin .................................................................. 126<br />

Brauer, Jens .................................................................................. 16, 130<br />

Budde-Spengler , Nora ................................................................. 116, 117, 118<br />

Buschmann, Anke .......................................................................... 96, 98, 99, 101, 126<br />

Butz, Anika .................................................................................... 30<br />

Casper, Anna ................................................................................. 32<br />

Chiat, Shula ................................................................................... 18<br />

de Langen-Müller, Ulrike ............................................................... 80<br />

Diederichs, Katharina Christine .................................................... 68<br />

Dohmen, Andrea .......................................................................... 18<br />

Dümig, Sascha ............................................................................... 88<br />

Elsing, Caroline ............................................................................. 31<br />

Etz, Tanja ...................................................................................... 86<br />

Eulitz, Carsten ............................................................................... 116<br />

Evers, Michael .............................................................................. 93<br />

Fabian, Anne ................................................................................. 64, 76<br />

Fischer, Burkhart .......................................................................... 26, 28<br />

Flämig, Christiane ......................................................................... 138<br />

Fox-Boyer, Annette ....................................................................... 32, 46, 62<br />

Fricke, Silke ................................................................................... 44<br />

Friederici, Angela ......................................................................... 78, 130<br />

Geissmann , Hilda ......................................................................... 52<br />

Georgi, Francesca ......................................................................... 66<br />

Glück, Christian ............................................................................. 103, 105<br />

Groth, Katarina ............................................................................. 118<br />

Gumpert, Maike ........................................................................... 60<br />

Günder, Silke ................................................................................ 34<br />

Hartnegg, Klaus ............................................................................. 26, 28<br />

Haupt, Christina ............................................................................ 128<br />

Heinzelmann, Bettina ................................................................... 36<br />

Hempel, Maja ................................................................................ 22<br />

Henning, Josefine ......................................................................... 66<br />

Hilz, Christiane .............................................................................. 106<br />

156


Autorenverzeichnis ISES VII, Leipzig 2012<br />

Hoffmann, Vanessa ...................................................................... 76<br />

Hofmann, Klaus ............................................................................ 122<br />

Hubert, Anja ................................................................................. 78<br />

Jenny, Claudia ............................................................................... 122<br />

Jooss, Bettina ................................................................................ 96, 101<br />

Kauschke, Christina ...................................................................... 18, 80<br />

Kaya, Marifet ................................................................................ 116<br />

Keilmann, Annerose ...................................................................... 64, 68, 76<br />

Kiese-Himmel, Christine ............................................................... 80<br />

Kolberg, Kristin ............................................................................. 66<br />

Korntheuer, Petra ......................................................................... 34<br />

Kosack, Janna ................................................................................ 38<br />

Lachmann, Thomas ....................................................................... 134<br />

Lange, Herbert .............................................................................. 54<br />

Läßig, Anne Katrin ........................................................................ 64<br />

Lenck, Beate ................................................................................. 109<br />

Lüke, Carina .................................................................................. 82<br />

Machmer, Anna-Maria ................................................................. 126<br />

Mahlstedt, Amelie ........................................................................ 106<br />

Marschik, Peter ............................................................................. 142<br />

Meyer, Carolin .............................................................................. 40<br />

Meyer, Lars ................................................................................... 78<br />

Multhauf, Bettina ......................................................................... 101<br />

Neumann, Charleen ...................................................................... 84<br />

Neumann, Katrin .......................................................................... 80<br />

Niebuhr-Siebert, Sandra ............................................................... 23<br />

Nielsen, Katrin .............................................................................. 132<br />

Noterdaeme, Michele .................................................................. 80<br />

Önal, Nese .................................................................................... 32<br />

Parma, Anne ................................................................................. 36<br />

Pfeffer, Kathrin ............................................................................. 56<br />

Plahl, Christine .............................................................................. 24<br />

Pomnitz, Patricia ........................................................................... 42, 146<br />

Reetz, Henning ............................................................................. 86<br />

Reichel, Kathrin ............................................................................ 109<br />

Ringmann, Svenja ......................................................................... 66<br />

Rinker, Tanja ................................................................................. 115, 116, 117, 118<br />

Ritter, Eva ..................................................................................... 98<br />

Ritterfeld, Ute ............................................................................... 23, 48<br />

Röhm, Alexander .......................................................................... 48<br />

157


ISES VII, Leipzig 2012 Autorenverzeichnis<br />

Rosenkötter, Henning ................................................................... 112<br />

Rosenmeyer, Michèle ................................................................... 68<br />

Roy, Penny .................................................................................... 18<br />

Ruhlig, Nadja ................................................................................. 140<br />

Sachse, Steffi ................................................................................ 115, 117, 118<br />

Salgert, Katharina ......................................................................... 44<br />

Sallat, Stephan .............................................................................. 70, 90, 104, 138<br />

Sallinger, Carolin ........................................................................... 99<br />

Schäfer, Blanca ............................................................................ 62<br />

Schneider, Ariane ......................................................................... 46<br />

Schöler, Hermann ......................................................................... 15<br />

Schorch, Tanja .............................................................................. 130<br />

Schräpler, Ute ............................................................................... 106, 124<br />

Schulz, Kathrin .............................................................................. 114<br />

Schwabl, Katharina ....................................................................... 142<br />

Siegert, Elke .................................................................................. 124<br />

Siegmüller, Julia ............................................................................ 58, 84<br />

Snippe, Kristin ............................................................................... 72<br />

Spreer, Markus ............................................................................. 20, 70<br />

Stackhouse, Joy ............................................................................ 14<br />

Starke, Anja ................................................................................... 84<br />

Stefanova, Nora ............................................................................ 22<br />

Stenneken, Prisca ......................................................................... 40<br />

Treharne, Dilys .............................................................................. 128<br />

Triltsch-Ciurea, Ildikó .................................................................... 22<br />

Vogt, Susanne ............................................................................... 40, 60<br />

Vollmann, Ralf .............................................................................. 142<br />

Voß, Antje ..................................................................................... 132<br />

Wegener, Carla ............................................................................. 86<br />

Wells, Bill W. ................................................................................. 44<br />

Werdermann, Anja ....................................................................... 36<br />

Wesseling, Patricia ....................................................................... 134<br />

Wieloch, Susanne ......................................................................... 144<br />

Wildegger-Lack, Elisabeth ............................................................ 92<br />

Winter, Verena ............................................................................. 116<br />

Winterholler, Cordula ................................................................... 111<br />

Wolfsperger, Joana ....................................................................... 136<br />

158

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