Unsere großen Stärken noch besser ausspielen« - HOMAG Group
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BM-Interview: Maschinenmarkt<br />
BM: Herr Dr. Flik, seit Juli 2011 führen<br />
Sie die Homag <strong>Group</strong> AG als<br />
Vorstandsvorsitzender. Sind Sie im<br />
Schwarzwald gut angekommen?<br />
Dr. Markus Flik: Der Einstieg wurde<br />
mir durch eine hervorragende<br />
Einarbeitung durch meinen Vorgänger<br />
Rolf Knoll und das gesamte<br />
Team der Homag <strong>Group</strong> sehr leicht<br />
gemacht. Als Schwabe hat sich<br />
auch die Mentalitätsfrage nicht gestellt.<br />
Das Engagement der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bei<br />
Homag ist ausgesprochen hoch.<br />
Die Schwarzwälder sind eben sehr<br />
tüchtige Leute.<br />
BM: Wie gefällt Ihnen die Branche<br />
rund um Möbel, Innenausbau und<br />
Bauelemente?<br />
Dr. Markus Flik: Es ist ja eine Branche,<br />
die sich stark am Endkunden<br />
orientiert. Design und Haptik der<br />
auf unseren Maschinen produzierten<br />
Teile sind entscheidend. Das<br />
kenne ich aus der Zulieferbranche<br />
für die Automobilindustrie. Zwischen<br />
Industrie und Handwerksbetrieben<br />
gibt es eine riesige Bandbreite<br />
von Produkten und technischen<br />
Anforderungen. Die vielseitige<br />
Branche gefällt mir sehr gut,<br />
sie ist interessant und herausfordernd.<br />
Und nicht zuletzt: Holz ist<br />
ein schöner und lebendiger Werkstoff,<br />
der Spaß macht.<br />
BM: Wie man hört, sind Sie bereits<br />
richtig tief in die Holzbearbeitung<br />
eingestiegen.<br />
Von BM-Chefredakteur<br />
Manfred Maier<br />
44 BM 1/2012<br />
Homag <strong>Group</strong> AG setzt auf Innovation und Globalisierung<br />
»<strong>Unsere</strong> <strong>großen</strong> <strong>Stärken</strong><br />
<strong>noch</strong> <strong>besser</strong> <strong>ausspielen«</strong><br />
Wohin geht die Reise der Homag <strong>Group</strong> AG? Nach dem Wechsel an der<br />
Konzernspitze sprach BM mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Markus Flik. Der erfahrene Maschinenbau-Experte will die ausgeprägten<br />
Kompetenzen des Weltmarktführers zu weiterem Wachstum führen.<br />
Dr. Markus Flik: Das ist eine Frage<br />
des Führungsverständnisses und<br />
für mich eine Selbstverständlichkeit.<br />
Wenn man in der Verantwortung<br />
für das Ganze steht, muss<br />
man sich in wesentlichen Details<br />
gut auskennen. Wichtig ist mir in<br />
diesem Zusammenhang auch die<br />
Sicht unserer Anwender. Ich versuche<br />
deshalb, so oft wie möglich<br />
bei der Kundschaft zu sein.<br />
BM: Aus Ihrer langen Erfahrung in<br />
der Automobil-Zulieferindustrie<br />
und der Metallbearbeitung: Hat die<br />
Holzbearbeitung aus Ihrer Sicht<br />
technologischen Nachholbedarf?<br />
Dr. Markus Flik: Das vermeintlich<br />
niedrigere Technologie-Image in<br />
der Holzbearbeitung kann ich überhaupt<br />
nicht nachvollziehen. Im Gegenteil:<br />
Wenn ich sehe, welch hohe<br />
Drehzahlen und extreme Vorschübe<br />
wir fahren, was wir steuerungstechnisch<br />
in der CNC-Technik können,<br />
was wir an Schwingungs-<br />
Dämpfung und in der Automatisierung<br />
erreicht haben, kann ich feststellen:<br />
Wir müssen wir uns vor keinem<br />
anderen Teilbereich des Maschinenbaus<br />
verstecken. Ich bin begeistert<br />
von dem, was unsere Maschinen<br />
leisten, auch in puncto<br />
Software. Holzbearbeitung in der<br />
Industrie und auch im Handwerk ist<br />
absolut „Hightech“ und ein tolles<br />
Betätigungsfeld.<br />
BM: Können Sie schon Bilanz für<br />
das Wirtschaftsjahr 2011 ziehen?<br />
Dr. Markus Flik: Wir können den<br />
Gruppenumsatz von 718 Mio. Euro<br />
des Jahres 2010 voraussichtlich im<br />
mittleren einstelligen Prozentbereich<br />
steigern. Damit ist das Jahr<br />
2011 für die Homag <strong>Group</strong> AG gut<br />
gelaufen. Wir haben im Auftragseingang<br />
ein leichtes Plus zu 2010<br />
und wir werden ein operatives Ergebnis<br />
vor Mitarbeiter-Beteiligung<br />
und vor Sonderaufwendungen für<br />
die Restrukturierung ungefähr auf<br />
Vorjahreshöhe von 65 Mio. Euro erreichen.<br />
Damit sind wir operativ auf<br />
einem guten Weg. Auf der Ergebnisseite<br />
werden sich die relativ hohen<br />
Aufwendungen für die Restrukturierungsmaßnahmenauswirken.<br />
Dazu muss man wissen:<br />
Wir haben das interne „Homag<br />
Gruppen Aktionsprogramm“, das<br />
schon seit einigen Jahren läuft, in<br />
allen Gesellschaften stark intensiviert.<br />
Diese Maßnahmen werden<br />
uns effizienter machen und weiter<br />
nach vorne bringen.<br />
BM: Wohin geht die Reise der Homag<br />
<strong>Group</strong>? Welchen Kurs haben<br />
Sie abgesteckt?<br />
Dr. Markus Flik: Zunächst muss<br />
man festhalten: Die Homag <strong>Group</strong><br />
hat ein einzigartiges Know-how<br />
und ist ja nicht von ungefähr Weltmarktführer.<br />
Die ausgeprägte Systemkompetenz<br />
für die gesamte<br />
Prozesskette, die hoch entwickelte<br />
Bearbeitungstechnik, das breite<br />
Zur Person<br />
Dr. Markus Flik (51) ist in Stuttgart aufgewachsen<br />
und hat Maschinenbau<br />
studiert. In Berkeley, Kalfornien, promovierte<br />
er über die Kühlung von Supraleitern.<br />
Von 1989–1992 war er Assistant<br />
Professor am Massachusetts<br />
Institute of Technology, Cambridge,<br />
USA. Über eine Beratungstätigkeit<br />
fand er Kontakt zum Automobilzulieferer<br />
Behr GmbH & Co. KG, Stuttgart.<br />
Dort war Flik in verschiedenen Führungsfunktionen<br />
tätig:<br />
1992–1994: Leiter der strategischen<br />
Planung<br />
Produktportfolio, die hohe Innovationskraft<br />
und die weltweite Präsenz<br />
bilden eine solide und starke<br />
Basis. In den nächsten Jahren wird<br />
es vor allem darum gehen, unsere<br />
<strong>großen</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>noch</strong> <strong>besser</strong> und<br />
offensiv auszuspielen. Globalisierung,<br />
Innovation und Effizienzsteigerung<br />
sind dazu die Stichworte.<br />
BM: Zuletzt mussten in der Homag-Gruppe<br />
180 Arbeitsplätze gestrichen<br />
werden. Bütfering in Beckum<br />
wird bekanntlich bei Weeke<br />
in Herzebrock, die Produktionsprogramme<br />
von Torwegge in Löhne<br />
und von Friz in Weinsberg zu <strong>großen</strong><br />
Teilen bei der Homag GmbH in<br />
Schopfloch integriert. Was versprechen<br />
Sie sich davon?<br />
Dr. Markus Flik: Das war eine<br />
schmerzliche Entscheidung, die uns<br />
wirklich sehr schwer gefallen ist.<br />
Für den Einzelnen ist so etwas immer<br />
eine Tragödie. In den letzten<br />
Jahren wurde bei allen drei defizitären<br />
Gesellschaften wirklich alles<br />
versucht, um sie profitabel zu machen.<br />
Die Größe der Standorte und<br />
die Kostenstruktur dieser Unter-<br />
1995–1996: Leiter der Vorentwicklung<br />
und Klimatisierung<br />
1997–2001: Geschäftsführer im Produktbereich<br />
Klimatisierung<br />
2001–2003: Geschäftsführer im Produktbereich<br />
Motorkühlung<br />
2003–2006: Sprecher der Geschäftsführung<br />
2006–2010: Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Seit 1. April 2011 ist Flik im Vorstand<br />
der Homag <strong>Group</strong> AG und übernahm<br />
am am 1. Juli .2011 den Vorstandsvorsitz<br />
der Firmengruppe.
nehmen haben nicht mehr zu den<br />
teilweise schmaler gewordenen<br />
Geschäftsfelder gepasst. Deshalb<br />
war die Zusammenfassung der Aktivitäten<br />
in modernere Organisations-<br />
und Fertigungsstrukturen, wie<br />
in Herzebrock und Schopfloch,<br />
nicht zu vermeiden.<br />
BM: Mit welchem Konzept marschiert<br />
Bütfering in die Zukunft?<br />
Dr. Markus Flik: Bütfering kommt<br />
jetzt in effiziente Strukturen eines<br />
leistungsfähigen Serienfertigers.<br />
Das heißt, wir können in Herzebrock<br />
unser Schleifmaschinen-Geschäft<br />
mit hohem Professionalisierungsgrad<br />
intensivieren. Bütfering<br />
konnte ja bereits auf der Ligna<br />
2011 technische Akzente setzen<br />
und hat durch die Baureihe 500<br />
auch im Industriebereich dazu gewonnen.<br />
Man kann klar sagen:<br />
Bütfering ist vom Markt betrachtet<br />
auf dem Vormarsch. Außerdem<br />
werden wir sicherlich am Ausbau<br />
der Produktpalette weiterarbeiten.<br />
BM: Was geschieht mit dem Torwegge-Maschinenprogramm?<br />
Eine der Homag-Speerspitzen:<br />
Losgröße 1-<br />
Fertigung<br />
von Möbelteilen<br />
Dr. Markus Flik: Neben speziellen<br />
Massivholz-Verleimmaschinen, die<br />
jetzt eingestellt werden, gab es bei<br />
Torwegge drei weitere Geschäftsbereiche,<br />
die praktisch parallel zur<br />
Homag GmbH in Schopfloch gelaufen<br />
sind. Die Projektierung und<br />
Herstellung von Doppelendprofilern,<br />
Maschinen für die Tür- und<br />
Zargenherstellung sowie Anlagen<br />
für die Leichtbau- und Verbundplattenherstellung<br />
sollen künftig<br />
am Standort Schopfloch konzentriert<br />
werden.<br />
BM: Ist die Kaschiertechnik und die<br />
Profilummantelung von Friz bereits<br />
in Schopfloch integriert?<br />
Dr. Markus Flik: Zumindest in einem<br />
fortgeschrittenen Stadium.<br />
Auf das Know-how und die Erfahrung<br />
der Friz-Mitarbeiter wollen<br />
wir aber nicht verzichten. Deshalb<br />
erhalten wir in Weinsberg eine Entwicklungs-<br />
und Service-Abteilung<br />
mit ca. 15 Mitarbeitern.<br />
BM: Wie wird die Struktur der Homag-Gruppe<br />
in ein paar Jahren<br />
aussehen?<br />
>> Wir werden unseren<br />
Innovationskurs konsequent<br />
fortführen
BM-Interview: Maschinenmarkt<br />
Markt zu sein und dort zu produzieren.<br />
Ein Ziel ist deshalb der<br />
weitere Ausbau unserer Produktionsstandorte<br />
in den wichtigsten<br />
Wachstumsmärkten. Im polnischen<br />
Werk Sroda, mit bewährter Zulieferfunktion<br />
für die deutschen Werke,<br />
sind wir bereits auf einem guten<br />
Weg. Auch unser Werk in Shanghai<br />
hat sich mit jetzt 250 Mitarbeitern<br />
gut entwickelt. Dort investieren wir<br />
für den Ausbau gerade weitere 6<br />
Mio. Euro in Maschinen und Gebäude.<br />
Im indischen Bangalore<br />
starten wir gerade eine Montagelinie<br />
für handwerklich orientierte Serienmaschinen.<br />
Dort werden mittelfristig<br />
40 Mitarbeiter tätig sein.<br />
Den Produktionsstandort Sao Paulo<br />
werden wir in den nächsten Jahren<br />
schrittweise weiterentwickeln. Ich<br />
kann sagen, dass wir auf einem guten<br />
Weg sind, am Wachstum in den<br />
aufstrebenden Volkswirtschaften<br />
zu partizipieren.<br />
BM: Das hört sich im Umkehrschluss<br />
nach Produktionsverlagerung<br />
an.<br />
Dr. Markus Flik: Unser Grundsatz<br />
lautet: Think global – act local! An<br />
den Standorten in den Zukunftsmärkten<br />
produzieren wir Standardmaschinen<br />
für lokale Bedürfnisse.<br />
Aus China heraus exportieren wir<br />
zum Teil Maschinen nach Südostasien,<br />
das liegt nahe. Aber wir verfolgen<br />
nicht die Strategie, in hohem<br />
Maße für den Re-Import zu<br />
produzieren. Wir exportieren ja<br />
ganz erheblich mehr nach China,<br />
als wir dort lokal produzieren. Der<br />
High-End-Bereich wird auch weiterhin<br />
aus Deutschland bedient<br />
werden. Man muss ja sehen, dass<br />
sich in China relativ schnell eine industrielle<br />
Möbelfertigung etablieren<br />
wird und bei rasch steigenden<br />
Lohnkosten das Thema Automation<br />
stärker voranschreiten wird als<br />
in Südamerika und Indien. Diese<br />
hoch anspruchsvolle Automation<br />
werden wir auch weiterhin zum<br />
<strong>großen</strong> Teil über den Export aus<br />
Deutschland bedienen.<br />
BM: Spüren Sie den Wettbewerb<br />
der Chinesen in Ihren Segmenten<br />
auf dem Weltmarkt?<br />
Dr. Markus Flik: Bisher nicht. Das<br />
liegt auch daran, dass die chinesischen<br />
Wettbewerber <strong>noch</strong> kein<br />
globales Vertriebs- und Service-<br />
Netzwerk besitzen. Um Verfügbarkeit<br />
sicherzustellen, brauchen sie<br />
ein starkes Service-Netzwerk und<br />
46 BM 1/2012<br />
das ist auch eine der <strong>großen</strong> <strong>Stärken</strong><br />
der Homag <strong>Group</strong>.Wir müssen<br />
aber damit rechnen, dass chinesische<br />
Hersteller versuchen werden,<br />
über Partnerschaften Zugang zu<br />
solchen Netzwerken zu finden. Beispiele<br />
dafür gibt es bereits. Insofern<br />
müssen wir uns darauf einstellen,<br />
dass uns aus China künftig leistungsfähiger<br />
Wettbewerb im Standardbereich<br />
erwächst.<br />
BM: Wie stellt man sich auf diese<br />
Herausforderung ein?<br />
Dr. Markus Flik: Dagegen gibt es<br />
nur ein Rezept: innovativer, schneller<br />
und produktiver! Und wir müssen<br />
vor allem auch unsere Gesamtsystem-Kompetenzweiterentwickeln,<br />
d. h. die Projektierung von<br />
<strong>großen</strong> komplexen Anlagen in Verbindung<br />
mit der entsprechenden<br />
Software und der Fertigungsleittechnik.<br />
Mit unserer hochentwickelten<br />
Systemkompetenz werden<br />
wir den Vorsprung <strong>noch</strong> einige<br />
Zeit halten können.<br />
BM: Also nicht der Standard, sondern<br />
Know-how und Hightech als<br />
Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit<br />
auch in Wachstumsmärkten?<br />
Dr. Markus Flik: Absolut, gerade<br />
in China haben wir einen hohen<br />
Bedarf für unsere Beratungstätigkeiten<br />
gefunden. So ist dort z. B.<br />
das Homag <strong>Group</strong>-Mitglied „Schuler<br />
Consulting“ sehr gut beschäftigt.<br />
Wir registrieren eine hohe<br />
Nachfrage nach unseren Software-<br />
Fähigkeiten und auch rege Anfra-<br />
Dr. Markus Flik: „In jedem Bereich ist immer wieder Fortschritt möglich, das hört<br />
nie auf“ (BM-Fotos: Christian Närdemann)<br />
gen für komplexe Großanlagen aus<br />
China, wo unsere Homag <strong>Group</strong><br />
Engineering sehr aktiv ist. Und<br />
nicht nur in Übersee: Wir wollen<br />
unser Projektgeschäft ausbauen<br />
und sind dabei auf gutem Wege.<br />
Nach fünf Monaten haben wir in<br />
diesem Geschäftsbereich bereits einen<br />
Auftragseingang von 100 Mio.<br />
Euro geschafft.<br />
BM: Neben der Globalisierung gibt<br />
es sicher <strong>noch</strong> weitere Aspekte in<br />
Ihrer Wachstumsstrategie?<br />
Dr. Markus Flik: Unser Ziel ist es, in<br />
jedem Bereich, in dem wir tätig<br />
sind, Weltmarktführer zu werden.<br />
Das sind wir <strong>noch</strong> nicht auf allen<br />
unseren Feldern. Dieses Ziel kann<br />
man nicht in ein, zwei Jahren schaffen.<br />
Daran werden wir die nächsten<br />
Jahre sowohl auf der Produktseite<br />
als auch im Vertrieb hart arbeiten.<br />
BM: Welche Produktbereiche stehen<br />
dabei besonders im Fokus?<br />
Dr. Markus Flik: Wir werden unsere<br />
erfolgreiche CNC-Technik weiter<br />
ausbauen. Darüber hinaus streben<br />
wir in der Oberflächentechnik, also<br />
im Schleifmaschinen- und Kaschierbereich,<br />
weiteres Wachstum an.<br />
Auch im Bereich Handling und<br />
Montage sehen wir gute Chancen.<br />
Klar ist, dass wir uns im Handwerksbereich<br />
weiterhin stark engagieren<br />
werden.<br />
BM: Fassen Sie dabei auch Akquisitionen<br />
ins Auge?<br />
Dr. Markus Flik: Neben dem organischen<br />
Wachstum ist die Homag-<br />
Gruppe ja auch durch Akquisitionen<br />
groß geworden. Das liegt sozusagen<br />
ein bisschen in unseren Genen.<br />
Aktuell verfolgen wir keine<br />
Aquisitions-Projekte, aber ich kann<br />
das für die Zukunft auf keinen Fall<br />
ausschließen. Lücken in der Prozesskette<br />
werden wir jedoch nur in<br />
attraktiven Marktsegmenten mit<br />
aussichtsreichen Wachstums- und<br />
Ertragsperspektiven schließen.<br />
>> Software und Dienstleistung<br />
werden einen wachsenden<br />
Stellenwert einnehmen
Dr. Markus Flik: Die zahlreichen<br />
Patente beweisen es: Innovationsfähigkeit<br />
ist eine weitere besondere<br />
Homag-Stärke. Das haben wir auf<br />
der Ligna 2011 einmal mehr mit einem<br />
regelrechten Feuerwerk an zukunftsweisenden<br />
Entwicklungen<br />
bewiesen. Wir werden unseren Innovationskurs<br />
konsequent fortführen.<br />
Die Konstrukteure eingeschlossen<br />
sind 15 Prozent aller Beschäftigten<br />
der Homag <strong>Group</strong>, das<br />
sind 760 Mitarbeiter, in der Forschung<br />
und Entwicklung tätig. Insgesamt<br />
investieren wir rund 50<br />
Mio. Euro pro Jahr in diesem Bereich.<br />
Das liegt weit über dem branchenüblichen<br />
Durchschnitt.<br />
BM: In welche Richtung geht es<br />
denn auf der technischen Seite?<br />
Können Sie einige Schwerpunkte<br />
nennen?<br />
Dr. Markus Flik: Wir wollen unseren<br />
Kunden helfen, sich am Markt<br />
zu differenzieren und auf der Produktseite<br />
voranzukommen. Hochwertige<br />
Oberflächen, hochwertige<br />
Bekantung, Freiformgebung im<br />
CNC-Bereich sind dafür einige Beispiele.<br />
In einem zweiten Entwicklungsschwerpunkt<br />
wollen wir dazu<br />
beitragen, <strong>noch</strong> produktiver, variabler<br />
und in Losgröße1 zu produzieren.<br />
Fertigungsleittechnik, Software-Integration,<br />
Lagerlogistik und<br />
rationelle Lagertechnik oder die<br />
Montagetechnik sind weitere Felder.<br />
In jedem Produktionsbereich ist<br />
immer wieder Fortschritt möglich,<br />
das hört nie auf.<br />
BM: Wie steht es um das Thema<br />
Kantenqualität und Nullfuge? Sind<br />
Sie zufrieden mit der Marktakzeptanz<br />
des laserTec-Verfahrens?<br />
Dr. Markus Flik: Die Nullfuge ist<br />
ein sehr markanter Fortschritt in<br />
puncto Möbeldesign und Qualität.<br />
Deshalb hat sich unser laserTec-Verfahren<br />
mit jetzt schon 60 verkauften<br />
Durchlaufanlagen rasch etabliert<br />
und ist seit der Ligna 2011<br />
auch für die CNC-Stationärbearbeitung<br />
verfügbar. Damit ist das „System<br />
Nullfuge“ komplett. Weitere<br />
große Möbelhersteller erwägen die<br />
Umstellung auf die Bekantung per<br />
Laser. Da bin ich sicher: Der neue<br />
Kantenstandard wird sich schrittweise<br />
durchsetzen.<br />
BM: Handwerk und Innenausbau<br />
hätten auch gerne die Nullfuge und<br />
wünschen sich eine kostengünstigere<br />
Lösung.<br />
Dr. Markus Flik: Dazu nur soviel:<br />
Entsprechend unseres breit ausgerichteten<br />
Portfolios denken wir<br />
intensiv über Lösungen für eine ver<strong>besser</strong>te<br />
Kantenqualität nach, die<br />
besonders für das Handwerk geeignet<br />
sind.<br />
BM: Sie machen uns neugierig. Sehen<br />
wir auf der Fachmesse Holz-<br />
Handwerk schon Ergebnisse?<br />
Dr. Markus Flik: In Nürnberg sind<br />
wir <strong>noch</strong> etwas größer und in voller<br />
Stärke präsent. Sicher können wir<br />
wieder mit interessanten Neu- und<br />
Weiterentwicklungen aufwarten.<br />
BM: Die Maschine ist bekanntlich<br />
längst nicht alles. Welche Bedeutung<br />
messen Sie der Software zu?<br />
Dr. Markus Flick: Alles wächst zusammen.<br />
Intelligente Anwendersoftware<br />
als Produkt oder als<br />
Dienstleistung wird zukünftig einen<br />
stark wachsenden Stellenwert<br />
bei Homag einnehmen. Das ist eindeutig<br />
so und die Nachfrage ist da.<br />
Mit der neu gegründeten Software-Tochter<br />
„Homag eSolution“<br />
haben wir uns auf diese Entwicklung<br />
eingestellt und unsere Software-Aktivitäten<br />
gebündelt.<br />
BM: Damit spielen Dienstleistungen<br />
offenbar eine immer bedeutendere<br />
Rolle im Homag-Konzept.<br />
Dr. Markus Flik: Dienstleistungen,<br />
die vom Maschinenverkauf unabhängig<br />
sind, also Vor-Ort-Service,<br />
Fernservice, Ersatzteile, Schulung<br />
und Beratung, stellen inzwischen<br />
einen Umsatzanteil von 17 Prozent<br />
in der Homag-Gruppe. Diesen Wert<br />
wollen wir mittelfristig deutlich<br />
über die 20 Prozent steigern. Hier<br />
verfügen wir über hervorragende<br />
Kompetenz und sind dafür mit unserem<br />
globalen Vertriebs- und Service-Netzwerk<br />
bestens aufgestellt.<br />
BM: In Österreich und der Schweiz<br />
arbeiten Sie mit gruppeneigenen<br />
Vertriebsgesellschaften. Ist das<br />
auch ein Zukunftsmodell für den<br />
deutschen Markt?<br />
Dr. Markus Flik: In der Tat sind wir<br />
in Deutschland vertrieblich anders<br />
aufgestellt als weltweit. Bis auf<br />
Bayern, wo wir mit einer eigenen<br />
Vertriebstochter präsent sind, arbeiten<br />
wir in allen anderen Bundesländern<br />
mit wenigen leistungsfähigen<br />
Fachhandelshäusern zusammen.<br />
Dort sind regional langjährige<br />
Vom Entwurf direkt in die Maschine: Homag <strong>Group</strong> will mit der neu gegründeten<br />
„eSolution“ seine Software-Aktivitäten ausweiten (Fotos: Homag <strong>Group</strong>)<br />
Geschäftsverbindungen und vertrauensvolle<br />
Kundenbeziehungen<br />
gewachsen. Dieses Konzept hat<br />
sich also sehr gut bewährt. <strong>Unsere</strong><br />
Vertriebsgesellschaften in Österreich<br />
und gerade auch in der<br />
Schweiz wollen wir weiter ausbauen.<br />
BM: Wie beurteilen Sie die Perspektiven<br />
für das gerade begonnene<br />
Geschäftsjahr?<br />
Dr. Markus Flik: Voraussagen für<br />
dieses Jahr zu treffen, ist angesichts<br />
der Staatsschuldenkrise und anderer<br />
unsicherer Rahmenbedingungen<br />
außerordentlich schwierig.<br />
Deutschland, Österreich und die<br />
Schweiz waren in 2011 mit einem<br />
Plus im Auftragseingang von rund<br />
30 Prozent sehr stark. Ob wir das in<br />
den nächsten Quartalen <strong>noch</strong> toppen<br />
können, ist fraglich. In Westeuropa<br />
erwarte ich jedenfalls keine<br />
signifikante Dynamik. Die Märkte<br />
in Osteuropa mit Russland, Südamerika<br />
und nicht zuletzt in China<br />
und Südostasien dürften sich weiter<br />
positiv entwickeln. In den USA<br />
könnte wieder leichtes Wachstum<br />
möglich werden. Nach der Umsatzsteigerung<br />
in 2011 ist unser Ziel,<br />
dieses hohe Niveau, ohne das<br />
Großprojekt Mekan, halten zu können.<br />
Das gilt ebenso für den Auftragseingang.<br />
Wohlgemerkt: Auch<br />
das unterstellt, dass sich die Weltkonjunktur<br />
als Folge der Staatsschuldenkrise<br />
nicht weiter verschlechtert.<br />
Homag wird weiter in<br />
die Zukunft investieren. Neben den<br />
genannten Entwicklungsleistungen<br />
haben wir 2011 rund 25 Mio.<br />
Euro in Sachanlagen und IT investiert.<br />
Das wollen wir auch in diesem<br />
Jahr halten.<br />
BM: Herr Dr. Flik, besten Dank für<br />
dieses interessante Gespräch. �<br />
Eine der jüngsten Homag-Innovationen: Das Kantenbearbeitungsaggregat<br />
„FK 31 powerTrim“ verspricht bis zu 30 Prozent mehr Leistung<br />
1/2012 BM 47