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ach wie wird an diesem Orte, meine Seele fröhlich sein!

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Nikolauskirche<br />

Satteldorf


Tut mir auf die schöne Pforte,<br />

führt in Gottes Haus mich ein;<br />

<strong>ach</strong> <strong>wie</strong> <strong>wird</strong> <strong>an</strong> <strong>diesem</strong> <strong>Orte</strong>,<br />

<strong>meine</strong> <strong>Seele</strong> <strong>fröhlich</strong> <strong>sein</strong>!<br />

Hier ist Gottes Angesicht,<br />

hier ist lauter Trost und Licht!<br />

Benjamin Schmolck<br />

Ev<strong>an</strong>gelisches Ges<strong>an</strong>gbuch Nr. 166,1


Lieber Kirchenbesucher,<br />

der vorliegende Kirchenführer wurde<br />

<strong>an</strong>lässlich der Kirchenrenovierung im<br />

Herbst 2008 geschrieben. Er will nicht<br />

nur die Baugeschichte der Satteldorfer<br />

Nikolauskirche erzählen, sondern vor<br />

allem die geistliche Spr<strong>ach</strong>e dieses Gotteshauses<br />

verstehbar m<strong>ach</strong>en.<br />

Welche theologischen Überlegungen stehen hinter<br />

dem Gebäude?<br />

Was sagen die Einrichtungsgegenstände?<br />

Welche Botschaft vermittelt unsere Kirche?<br />

Die Nikolauskirche ist das älteste Bauwerk in<br />

Satteldorf. Hier stehen „durchbetete Wände“.<br />

Generationen von Menschen haben unter dem<br />

Kreuz Trost und Freude gefunden.<br />

Möge dieser Kirchenführer eine Einladung auch<br />

<strong>an</strong> uns <strong>sein</strong>, die Kirche nicht als ein Museum<br />

zu besuchen, sondern als Ort der lebendigen<br />

Gegenwart Gottes.<br />

Pfarrer Rainer Köpf


Satteldorfs christliche Wurzeln<br />

Pfarrer Jeremias Christoph Bauer vermutet in <strong>sein</strong>er<br />

Ortschronik vom Jahr 1722, dass Satteldorf ein „sehr alter<br />

Fleck und Dorf“ sei. Ein genaues Datum lässt sich nicht<br />

bestimmen. M<strong>an</strong> nimmt aber <strong>an</strong>, dass Siedlungen mit der<br />

Endung –dorf aus dem 6.-8. Jahrhundert stammen. Zu jener<br />

Zeit gehört unsere Region bereits zum Fr<strong>an</strong>kenreich.<br />

506 lässt sich der Fr<strong>an</strong>kenkönig Chlodwig taufen. Ihm<br />

folgen 3000 <strong>sein</strong>er Getreuen. „Von oben her“ <strong>wird</strong> das L<strong>an</strong>d<br />

im 6. Jahrhundert christi<strong>an</strong>isiert. Die fränkischen Bewohner<br />

werden aus politischen Gründen Christen, häufig auch unter<br />

Zw<strong>an</strong>g. Der Glaube bleibt oft rein äußerlich. Viele Getaufte<br />

beten weiterhin die germ<strong>an</strong>ischen Götter <strong>an</strong>. Alte Bräuche<br />

halten sich l<strong>an</strong>ge. Gemarkungsnamen <strong>wie</strong> „Teufelsklinge“<br />

oder „Heidenloch“ erinnern dar<strong>an</strong>.<br />

Die „Innere Mission“ Fr<strong>an</strong>kens beginnt mit den Klöstern<br />

des 8. Jahrhunderts. Angelsächsische Mönche <strong>wie</strong> Bonifatius<br />

und Kili<strong>an</strong> haben Christus lebendig bezeugt und die<br />

Kirche straff org<strong>an</strong>isiert. Glaubwürdige Ordensleute und<br />

eine den Menschen zugew<strong>an</strong>dte Verkündigung haben den<br />

christlichen Glauben in die Herzen des Volkes getragen.<br />

Statt Holzkirchen, <strong>wie</strong> im frühen Mittelalter, werden nun<br />

in Stein gehauene Gotteshäuser gebaut: Ein Symbol für die<br />

innere Festigung des christlichen Glaubens.


Rom<strong>an</strong>ische Kapelle (ca. 1150 n.Chr.)<br />

Die erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers <strong>an</strong> St.<br />

Nikolaus finden wir im Jahr 1285. Das Gotteshaus, in dem<br />

er damals wirkte, war eher von der Größe einer Kapelle:<br />

nicht viel breiter als der Chorraum und in der Länge ca.<br />

3.20 m kürzer als die heutige Kirche. Das Gebäude war<br />

fast um ein g<strong>an</strong>zes Stockwerk niedriger als jetzt. Auf dem<br />

Kirchenboden sieht m<strong>an</strong> am Turm noch den viel tieferen<br />

Verlauf des einstigen D<strong>ach</strong>firsts. Es gab weder Emporen noch<br />

Kirchenbänke. M<strong>an</strong> st<strong>an</strong>d oder kniete auf dem Lehmboden.<br />

Diese rom<strong>an</strong>ische Kapelle war eine Kirche der sakramentalen<br />

H<strong>an</strong>dlungen. Die Gemeinde war in Bewegung. Die „l<strong>an</strong>ge<br />

Predigt“ kam erst später. Bei der Renovierung im Jahr 1962<br />

wurde das Fundament dieser Kapelle freigelegt. Auch ein<br />

kleines, rom<strong>an</strong>isches Fenster wurde entdeckt. Es befindet<br />

sich zwischen Chor und Sakristei. Die sichtbaren Steine im<br />

Chor gehören zum ältesten Teil der Kirche. In mächtiger<br />

Pose trugen sie den für die Zeit der Rom<strong>an</strong>ik typischen,<br />

bergenden Rundbogen. Dessen Ansatz k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> noch<br />

entdecken. Auch die massiven Mauern und Schießscharten<br />

im Turm zeigen den Typus der rom<strong>an</strong>ischen Wehrkirche.<br />

In einer Zeit vieler Bedrohungen war diese mächtige<br />

Steinkapelle für die Satteldorfer Christen ein Bild der<br />

M<strong>ach</strong>t Gottes, ein bergender Zufluchtsort: die feste Burg<br />

des Herrn.<br />

Pietra-Rasa-Technik: in der Zeit<br />

der Rom<strong>an</strong>ik wurde ein künstlicher<br />

Fugenstrich in den Mörtel geritzt<br />

(zu sehen im oberen Turmbereich).


Gotische Sakristei (ca.1350 n.Chr.)<br />

Dass unsere Kirche im Mittelalter mehrf<strong>ach</strong> umgebaut wurde,<br />

zeigen verschiedene Spuren im Bereich des Chorraumes.<br />

Mitte des 14. Jahrhunderts muss es eine Renovierung<br />

gegeben haben, die aus der rom<strong>an</strong>ischen Kapelle eine<br />

gotische Pfarrkirche gem<strong>ach</strong>t hat. Regelmäßige Messfeiern<br />

m<strong>ach</strong>en nun eine Sakristei notwendig. Sie <strong>wird</strong> südlich des<br />

Chores <strong>an</strong>gebaut. Auch das Kreuzrippengewölbe im Chor<br />

stammt aus dieser Zeit.<br />

Die Sakristei (sacer = heilig) ist ein Nebenraum der Kirche,<br />

in dem alles aufbewahrt <strong>wird</strong>, was für den Gottesdienst nötig<br />

ist. An der Südw<strong>an</strong>d sehen wir noch eine gotische Piscina,<br />

eine Abflussvorrichtung, die durch die Kirchenmauer n<strong>ach</strong><br />

draußen führte. Das Becken diente vor der Reformation<br />

zum Händewaschen und zur Reinigung des sakralen Geräts.<br />

Reste des Weihwassers und der im Reinigungswasser<br />

vielleicht noch enthaltenen eucharistischen Partikeln sollten<br />

nicht in die K<strong>an</strong>alisation gehen, sondern in geweihter Erde<br />

des um die Kirche liegenden Friedhofs versickern.<br />

In der Sakristei bereitet sich der Pfarrer für den Gottesdienst<br />

vor. Vor dem Sakristeikreuz hält er ein Gebet. Gottes Wort<br />

kommt aus der Stille heraus zur Gemeinde.


Erste Erweiterung: Richtung Süden<br />

(1522 n.Chr.)<br />

N<strong>ach</strong> den vernichtenden Pestepidemien des Hochmittelalters<br />

war die Bevölkerungszahl zum Beginn des 16. Jahrhunderts<br />

<strong>wie</strong>der <strong>an</strong>gestiegen. Der Platz in der Kirche reichte nicht<br />

mehr aus. Eine erste Erweiterung war nötig geworden. Im<br />

Jahr 1522, als Martin Luther in Wittenberg dar<strong>an</strong> ging,<br />

die Verkrustungen der Kirche aufzubrechen, wurde hier<br />

in Satteldorf die Südmauer der Kirche abgebrochen und<br />

gut drei Meter n<strong>ach</strong> hinten versetzt. Dadurch rückte der<br />

ursprünglich mittige Chor auf die linke Seite (ähnlich <strong>wie</strong><br />

in Bronnholzheim). Kurze Zeit später, im Jahr 1528 kam<br />

die Reformation auch n<strong>ach</strong> Satteldorf. Im Visitationsbericht<br />

heißt es allerdings über den ersten ev<strong>an</strong>gelischen Pfarrer,<br />

<strong>sein</strong>e Predigt sei „arg baufällig“ gewesen – im Unterschied<br />

zur damals neu renovierten Kirche!<br />

Bei späteren Ausgrabungen f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> die Fundamente. Sie<br />

dokumentieren die beiden Erweiterungen: zuerst Richtung<br />

Süden im Jahr 1522, d<strong>an</strong>n 1711 die Vergrößerung Richtung<br />

Westen.<br />

Die Sonnenuhr <strong>an</strong> der Südmauer stammt vermutlich<br />

ebenfalls aus der Zeit der ersten Erweiterung. Sie weist zum<br />

Friedhof hin und mahnt den Betr<strong>ach</strong>ter, das Verrinnen <strong>sein</strong>er<br />

Lebenszeit zu bedenken und darüber klug zu werden.<br />

Erweiterung in<br />

Richtung Westen (1711)<br />

Erweiterung in<br />

Richtung Süden (1522)


Zweite Erweiterung: Richtung Westen<br />

(1711 n.Chr.)<br />

Die heutige Größe und Prägung erhält die Kirche im Jahr<br />

1711. Waren n<strong>ach</strong> dem 30-jährigen Krieg nur wenige<br />

Satteldorfer Familien am Leben geblieben, so hatte sich<br />

nun die Bevölkerungszahl <strong>wie</strong>der kräftig erholt und der<br />

Platz in der Kirche reichte abermals nicht aus. Es <strong>wird</strong><br />

<strong>wie</strong>der eine Mauer eingerissen. Dieses Mal <strong>wird</strong> das<br />

Gebäude um gut drei Meter n<strong>ach</strong> Westen verlängert.<br />

Statt der gotischen schmalen Spitzbogenfenster werden<br />

breite Barockfenster eingebaut. An der Westseite <strong>wird</strong> eine<br />

zweite Empore errichtet. Der alte Kirchturm <strong>wird</strong> nun auf<br />

36 Meter erhöht und erhält <strong>sein</strong> heutiges Äußeres. Auf<br />

der Südseite gibt es eine kleinere Empore für die Orgel.<br />

Der bisherige Lehmboden <strong>wird</strong> mit Ziegeln bedeckt. Als<br />

Baumeister werden gen<strong>an</strong>nt: der Maurer Matthias Krug aus<br />

Neidenfels und der Zimmerm<strong>an</strong>n Joh<strong>an</strong>n Samuel Steller<br />

aus Crailsheim.<br />

Wesentliche Einrichtungsgegenstände der Kirche, die wir<br />

noch heute sehen, <strong>wie</strong> z.B. der Hochaltar, die K<strong>an</strong>zel und<br />

die beiden Sakramentsbilder in der Emporenbrüstung,<br />

sind in den folgenden Jahren des 18. Jh. entst<strong>an</strong>den und<br />

verleihen der Kirche ein barockes Gepräge. Auch die<br />

hölzerne Kirchendecke stammt aus dieser Zeit.


Kirchenpatrone<br />

Der Kirchenpatron war ein meist adliger „Schirmherr“ über<br />

die in <strong>sein</strong>em Verwaltungsgebiet sich befindende Kirche.<br />

Er hatte das Recht, den „Kirchenzehnten“, die damalige<br />

Kirchensteuer, vom Volk einzuziehen. Auch musste er<br />

regelmäßig sonntags im Fürbittengebet der Gemeinde<br />

erwähnt werden. Andererseits hatte er auch Pflichten.<br />

So musste er z.B. für den Erhalt der Kirche und für die<br />

Besoldung des Pfarrers sorgen.<br />

Die wechselnden Satteldorfer Kirchenpatrone hatten ihren<br />

Sitz auf Schloss Burleswagen oder auf Burg Neidenfels.<br />

M<strong>an</strong>che Wappen in und um die Kirche herum erinnern <strong>an</strong><br />

sie. Auf den Gedenksteinen der äußeren Südmauer finden<br />

wir die Tiergestalt eines Fuchses, der <strong>an</strong> das Adelsgeschlecht<br />

der „Füchse von Dornheim“ erinnert. Während ihrer<br />

Herrschaft wurde die Kirche n<strong>ach</strong> Süden hin erweitert<br />

(1522). Im Jahr 1711 lag das Kirchenpatronat bei Albrecht<br />

von Ellrichshausen und <strong>sein</strong>er Ehefrau Sophia Cordula von<br />

Würzburg. Damals wurde die Kirche n<strong>ach</strong> Westen erweitert<br />

und neu ausgestaltet. Aus dieser Zeit stammt die K<strong>an</strong>zel mit<br />

dem Alli<strong>an</strong>zwappen der Herren von Ellrichshausen (links)<br />

und Würzburg (rechts). 1788 ging das Kirchenpatronat auf<br />

die Grafen von Soden über. Ihr Wappen markierte wohl<br />

einst deren Sitzplatz in der Kirche. Es hängt heute am<br />

Eing<strong>an</strong>g zur Sakristei. 1826 ging das Kirchenpatronat auf<br />

den württembergischen Staat über.<br />

Wappen der Grafen von Soden Wappen der Füchse von Dornheim<br />

Alli<strong>an</strong>zwappen der Herren von Ellrichshausen so<strong>wie</strong> Würzburg


K<strong>an</strong>zel<br />

Die K<strong>an</strong>zel ist das Pult von dem aus der Pfarrer predigt.<br />

Während des Mittelalters st<strong>an</strong>d ein Gitter (=c<strong>an</strong>celli)<br />

zwischen Chor und Kirchenschiff, zwischen der<br />

Geistlichkeit und dem Volk. Die Messe vollzog sich allein<br />

am Altar. Nur <strong>an</strong> besonderen Sonntagen ging der Pfarrer <strong>an</strong><br />

einen speziellen Platz bei den „C<strong>an</strong>celli“ und richtete von<br />

dort aus erklärende Worte <strong>an</strong> die Gemeinde. Aus <strong>diesem</strong><br />

Grenzort zwischen Priester und Volk wurde die K<strong>an</strong>zel, die<br />

ab der Reformation eine zentrale Bedeutung erhielt.<br />

Unsere barocke Satteldorfer K<strong>an</strong>zel stammt aus dem<br />

18. Jh. und wurde während des Kirchenpatronats der<br />

Herren von Ellrichshausen-Würzburg <strong>an</strong>geschafft (siehe<br />

Doppelwappen). Der K<strong>an</strong>zeldeckel hatte eine akustische<br />

Funktion. Das gesprochene Wort sollte nicht n<strong>ach</strong> oben<br />

entschwinden, sondern klar und deutlich bei der Gemeinde<br />

<strong>an</strong>kommen. Auf der Unterseite des Schalldeckels befindet<br />

sich ein „K<strong>an</strong>zelstern“. Diese Holzeinlegearbeit erinnert den<br />

Pfarrer beim Besteigen der K<strong>an</strong>zel <strong>an</strong> <strong>sein</strong>e Predigtaufgabe:<br />

Wie der Stern von Bethlehem einst den „forschenden“<br />

Weisen aus dem Morgenl<strong>an</strong>d den Weg zur Krippe gezeigt<br />

hat, so soll der Stern des göttlichen Wortes, das hier<br />

verkündigt <strong>wird</strong>, dem fragenden Menschen von heute den<br />

Weg zu Jesus zeigen, auf dass wir in ihm das Heil finden<br />

und zur Anbetung gel<strong>an</strong>gen.


Mose<br />

Viele Jahre fristete der hölzerne Mose ein Schattenda<strong>sein</strong> auf<br />

dem D<strong>ach</strong>boden des Kirchturms. Erst durch die Renovierung<br />

in den 60-er Jahren kam er <strong>wie</strong>der in den Kirchenraum.<br />

Er steht nun auf einer ehemaligen Emporenkonsole und<br />

schaut eindringlich hinauf zum Org<strong>an</strong>isten. Sein Platz war<br />

allerdings ursprünglich unterhalb der K<strong>an</strong>zel.<br />

In der Kirche von 1711 bef<strong>an</strong>d sich die K<strong>an</strong>zel nicht<br />

links, sondern rechts vom Chor. Wenn die Menschen zum<br />

Gottesdienst kamen, fiel ihr Blick zuallererst auf den durch<br />

den offenen G<strong>an</strong>g gut sichtbaren Mose. Er hielt ihnen die<br />

10 Gebote <strong>wie</strong> einen Spiegel vor Augen und m<strong>ach</strong>te ihnen<br />

bewusst, dass sie keinen Grund hätten selbstgerecht vor<br />

Gott zu erscheinen, sondern dass sie Sünder wären und<br />

„des Ruhmes erm<strong>an</strong>geln, den sie bei Gott haben sollten“<br />

(Röm. 3,23). Mose ist mit <strong>sein</strong>en Geboten „ein Zuchtmeister<br />

auf Christus hin“ (Gal. 3,24). Er m<strong>ach</strong>t deutlich, dass<br />

Menschen immer <strong>wie</strong>der die Gebote überschreiten und die<br />

Gnade Gottes nötig haben.<br />

Die frohe Botschaft der Vergebung der Sünden <strong>wird</strong> auf<br />

der K<strong>an</strong>zel verkündigt. Mose ist Symbol für das Gesetz,<br />

das uns verklagt. Im Wort des neuen Bundes <strong>wird</strong> uns<br />

das Ev<strong>an</strong>gelium zugesprochen. Das steht „höher als das<br />

Gesetz“. Es <strong>wird</strong> über dem Mose stehend auf der K<strong>an</strong>zel<br />

verkündigt.


Altar<br />

Der Altar ist für uns Christen kein Ort des Opfers,<br />

sondern der Tisch des Herrn. In Brot und Wein begegnen<br />

wir leiblich dem Auferst<strong>an</strong>denen. Die geöffnete Bibel<br />

verkündet die Einladung: „Lasset euch versöhnen mit<br />

Gott!“ (2. Kor. 5,20)<br />

Anstelle der aus dem 16. Jh. stammenden Kreuzigungsgruppe,<br />

die im Gemeindehaus hängt, wurde im Jahr 1729 der<br />

jetzige lutherische Hochaltar <strong>an</strong>geschafft. Schreiner Hörler<br />

und <strong>sein</strong>e Söhne haben ihn im Stil des Bauernbarock<br />

<strong>an</strong>gefertigt.<br />

Die beiden Säulen stellen den Eing<strong>an</strong>g zum Allerheiligsten<br />

im Tempel von Jerusalem dar: Ein Bereich, der zur Zeit des<br />

Alten Testaments von keinem Mensch betreten werden<br />

durfte, denn „es stirbt, wer Gott sieht“ (2. Mose 33,20). Als<br />

Jesus am Kreuz für unsere Sünde stirbt, öffnet sich die Tür<br />

zu Gott. Der Vorh<strong>an</strong>g zerreißt. Der Weg zum Himmel ist<br />

frei. Jesus steht nun im Allerheiligsten und sagt: „Ich bin<br />

der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niem<strong>an</strong>d kommt<br />

zum Vater denn durch mich.“ ( Joh. 14, 6)<br />

Die himmlischen Cherubim (Engel), die n<strong>ach</strong> dem<br />

Südenfall die Aufgabe hatten, den Rückweg ins Paradies zu<br />

versperren, bekommen nun eine neue Funktion: Sie loben<br />

Gott! Aus den Wächtern werden Sänger. Früher hatten<br />

unsere Cherubim noch Instrumente in der H<strong>an</strong>d, wohl eine<br />

Flöte und eine Harfe.


Alter Kelch und neue Paramente<br />

In der Sakristei f<strong>an</strong>d der l<strong>an</strong>deskirchliche Kunsts<strong>ach</strong>verständige<br />

einen vergoldeten, vorreformatorischen Kelch<br />

(ca. 14. Jh.). Auf dem Knauf steht die Aufschrift „MARIA“.<br />

Dieser Titel und eine relativ kleine Cuppa (Schale) zeigen,<br />

dass das Gefäß aus katholischen Zeiten stammt. Damals<br />

tr<strong>an</strong>k nur der Priester aus dem Kelch. Später wurde die<br />

Schale zum Gebrauch im Gemeindegottesdienst etwas<br />

vergrößert. Mit der Anfertigung einer identischen Kopie<br />

des alten Kelches sind nun zwei gleiche Gefäße vorh<strong>an</strong>den,<br />

die beim Abendmahl benutzt werden. Der Kelch erinnert<br />

<strong>an</strong> das letzte Mahl Jesu mit <strong>sein</strong>en Jüngern und <strong>an</strong> den<br />

Garten Gethsem<strong>an</strong>e, wo Jesus gebetet hatte, der Kelch des<br />

Leidens möge <strong>an</strong> ihm vorübergehen.<br />

Am Altar und <strong>an</strong> der K<strong>an</strong>zel hängen besondere Tücher, die<br />

m<strong>an</strong> Paramente (para mensam = den Tisch bereiten) nennt.<br />

Sie sind <strong>wie</strong> Tischtücher, die eine Mahlzeit festlich m<strong>ach</strong>en.<br />

Die verschiedenen Farben begleiten die Gemeinde durch<br />

das Kirchenjahr. Weiß leuchtet es <strong>an</strong> den Christusfesten<br />

(Weihn<strong>ach</strong>ten, Ostern). Rot ist die brennende Farbe des<br />

Heiligen Geistes (Pfingsten, Konfirmation). Violett zeigt<br />

sich als Bußfarbe zu den Fastenzeiten (Passion, Advent),<br />

grün in den „Zeiten des stillen W<strong>ach</strong>stums“, und schwarz<br />

ist die Farbe der Trauer. Unsere Satteldorfer Paramente<br />

orientieren sich thematisch <strong>an</strong> der geöffneten Tempeltür<br />

auf dem Altar.


Taufstein<br />

Durch die Taufe werden wir Menschen zu Gottes Kindern<br />

und zu Mitgliedern der Kirche Jesu Christi. Der Taufstein<br />

steht nahe <strong>an</strong> K<strong>an</strong>zel und Altar. Dieser St<strong>an</strong>dort zeigt<br />

bildhaft den Platz des Getauften unter dem gepredigten<br />

Wort Gottes und nahe am Kreuz des Herrn, der uns im<br />

Heiligen Mahl leiblich begegnet.<br />

Unser Taufstein reicht in <strong>sein</strong>en Ursprüngen in das Jahr<br />

1860 zurück, wurde aber 1967 grundlegend umgearbeitet<br />

und neu behauen. Der damalige Pfarrer Georg Malisi hat<br />

dazu aus einem alten, verbeulten Kupferblech, das er beim<br />

Altmetallhändler f<strong>an</strong>d, eine neue Taufschale geschmiedet.<br />

Darauf steht der Satz Jesu: „Wer da glaubet und getauft<br />

<strong>wird</strong>, der <strong>wird</strong> selig.“ Der H<strong>an</strong>dgriff ist in Form eines<br />

Fisches gestaltet. Bereits in der ersten Christenheit wurde<br />

dieses Symbol verw<strong>an</strong>dt, um zu bekennen: „Ich glaube,<br />

dass Jesus Christus, Gottes Sohn, mein Retter ist!“ Malisi<br />

vergleicht den renovierten Taufstein und <strong>sein</strong>en neuen<br />

Deckel mit der Entwicklung des Christen: „Unser alter<br />

Mensch war n<strong>ach</strong> Gottes Ebenbild erschaffen und der Kern<br />

als solcher ist geblieben. Aber dies Ebenbild ist versteckt<br />

und verbeult, <strong>wie</strong> das Halbmetall dieses Kupfers verdeckt<br />

war. In der Taufe <strong>wird</strong> der alte Mensch umgestaltet und mit<br />

der Zeit, Schlag für Schlag umgeformt zum Bild des neuen<br />

Menschen, welches Christus durch uns wirkt!“


Sakramentsbilder<br />

In ev<strong>an</strong>gelischen Kirchen werden Bilder nicht <strong>an</strong>gebetet,<br />

aber sie haben eine pädagogische Funktion. Sie können<br />

etwas ver<strong>an</strong>schaulichen vom Reich Gottes.<br />

In der Emporenbrüstung befinden sich zwei Bilder, die in<br />

schlichtem Bauernbarock gestaltet sind (Anf<strong>an</strong>g 18. Jh.).<br />

Sie stellen die beiden ev<strong>an</strong>gelischen Sakramente Taufe und<br />

Abendmahl dar. Das Sakrament ist ein sichtbares Zeichen für<br />

die unsichtbare Wirklichkeit Gottes, sozusagen der irdische<br />

Spiegel auf dem sich der göttliche Atem niederschlägt.<br />

Das linke Bild stellt Jesu Taufe im Jord<strong>an</strong> da. Am Ufer stehen<br />

einige N<strong>ach</strong>folger, die mit Jesus, dem guten Hirten, „über<br />

den Jord<strong>an</strong>“ ins verheißene L<strong>an</strong>d Gottes gehen wollen.<br />

D<strong>an</strong>eben das Bild vom letzten Abendmahl Christi. Der<br />

Heil<strong>an</strong>d sagt: „Einer unter euch <strong>wird</strong> mich verraten.“<br />

Große Aufregung bei den Jüngern. Jeder fragt: „Bin<br />

ich’s?“ Jesus sieht den Verräter. Judas hält das Säcklein mit<br />

den 30 Silberlingen in der linken H<strong>an</strong>d. Vor ihm steht<br />

der Kelch des Heils. Auch für <strong>sein</strong>e Schuld ist Christus<br />

gestorben. M<strong>an</strong> hört die stille Aufforderung: „Greif zu,<br />

nimm die Vergebung <strong>an</strong>.“ Doch Judas’ Augen verlassen die<br />

unmittelbare Bildebene. Sie sehen den Betr<strong>ach</strong>ter <strong>an</strong> und<br />

sagen ihm: „Du bist es, der Jesus verrät!“


Orgel<br />

Unsere heutige Orgel wurde am 1. März 1964 eingeweiht.<br />

Sie ist wohl bereits das fünfte Instrument dieser Art in<br />

unserer Kirche. Das Vorgängermodell bef<strong>an</strong>d sich direkt<br />

auf der Südempore über dem Eing<strong>an</strong>g zum Friedhof<br />

hin. Da es kaum mehr spielbar war, entschloss m<strong>an</strong> sich,<br />

bei der großen Renovierung (1961-64) eine neue Orgel<br />

<strong>an</strong>zuschaffen. Sie wurde ins frei gewordene „Käppele“,<br />

über der Sakristei eingebaut. Die Orgel wurde n<strong>ach</strong> den<br />

Vorgaben des damaligen Orgelpflegers Helmut Bornefeld<br />

von der Firma Link in Heidenheim gebaut. Sie besteht aus<br />

zwei M<strong>an</strong>ualen und einer Pedalreihe, 15 Registern und<br />

insgesamt 1162 Pfeifen. Die Kl<strong>an</strong>gdisposition orientiert<br />

sich <strong>an</strong> schl<strong>an</strong>ken barocken Vorbildern und passt sich dem<br />

historischen Gepräge des Kirchenraumes <strong>an</strong>.<br />

Für Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart war die Orgel „die<br />

Königin der Instrumente“. Kein <strong>an</strong>deres mech<strong>an</strong>isches<br />

Instrument vermag mit einem derart weiten Stimmumf<strong>an</strong>g<br />

eine vergleichbare Variationsbreite zu entfalten. Sie k<strong>an</strong>n<br />

herrlichen Auferstehungsjubel <strong>an</strong>stimmen, aber auch<br />

zärtlich und aufmunternd das menschliche Gemüt in <strong>sein</strong>er<br />

Trauer begleiten.<br />

Die christliche Gemeinde war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> eine singende<br />

Gemeinde. Dafür steht die Orgel <strong>wie</strong> ein Symbol. Sie sagt<br />

uns: „Loben zieht n<strong>ach</strong> Droben!“


Kirchenbänke<br />

Kirchenbänke kamen erst mit der Reformation. Das Hören<br />

einer Predigt braucht Konzentration und And<strong>ach</strong>t. Es hört<br />

sich im Sitzen besser als im Stehen.<br />

So wurden in den reformatorischen Kirchen sehr bald<br />

Kirchenbänke hineingestellt. Dadurch entst<strong>an</strong>d ein<br />

Platzproblem, denn stehend passen wesentlich mehr<br />

Menschen in eine Kirche, als auf Bänken sitzend. Deshalb<br />

wurden Emporen eingerichtet, damit m<strong>an</strong> auf mehreren<br />

Ebenen sitzen konnte.<br />

Vor der letzten Renovierung hatte unsere Kirche noch eine<br />

zweite Empore. Auch im Käppele, wo heute die Orgel<br />

steht, bef<strong>an</strong>den sich zwei Emporen überein<strong>an</strong>der. Dieser<br />

Platz war besonders begehrt, weil er von der K<strong>an</strong>zel aus<br />

nicht einzusehen war und m<strong>an</strong> so der Kontrolle des Pfarrers<br />

entzogen war.<br />

Bis in die erste Hälfte des 19. Jh. hinein mussten sich die<br />

Kirchenbesucher ihren Platz in der B<strong>an</strong>kreihe „kaufen“. Alle<br />

paar Jahre wurde eine Miete erhoben, die dem kirchlichen<br />

Vermögenshaushalt zugeführt wurde. Im Gegenzug durften<br />

die Kirchenplatzkäufer Namensschilder <strong>an</strong> der B<strong>an</strong>k<br />

befestigen.<br />

Der Kirchenstuhl sagt uns: Ich habe <strong>meine</strong>n Platz in der<br />

Kirche vor Gott.


Brautstühle<br />

Die beiden Brautstühle, auf denen bei einer Trauung die<br />

Eheleute Platz nehmen, wurden 1965 von Edelgarde vom<br />

Berge und Herrendorff (künstlerischer Entwurf ) und<br />

H<strong>an</strong>s-Jörg Malisi (h<strong>an</strong>dwerkliche Ausfertigung) gestaltet.<br />

Ein Stuhl stellt die Brautwerbung des Elieser in<br />

Mesopotamien dar (1. Mose 24). Der Knecht soll im Auftrag<br />

<strong>sein</strong>es Herren Abraham für dessen Sohn Isaak eine Frau<br />

suchen. Er ist mit 10 Kamelen als Brautpreis unterwegs.<br />

Elieser trifft die richtige Frau am Brunnen. Nicht Geld<br />

oder Gut sind für die Wahl entscheidend: An der Fürsorge<br />

der Wasser schöpfenden Rebekka erkennt Elieser, dass sie<br />

die von Gott ausersehene Partnerin für Isaak ist.<br />

Der <strong>an</strong>dere Brautstuhl beschreibt die Liebesgeschichte von<br />

Ruth und Boas (Ruth 1-4). Es sind nicht äußerliche Dinge,<br />

die den reichen Boas beeindrucken. Es ist die liebevolle<br />

Hingabe der Ruth, die mit der Mutter ihres verstorbenen<br />

ersten M<strong>an</strong>nes ins fremde L<strong>an</strong>d zieht und die Ähren auf den<br />

abgeernteten Feldern sammelt, um ihre Sch<strong>wie</strong>germutter<br />

damit zu versorgen.<br />

In den Seitenlehnen der Stühle finden wir einen Fisch<br />

als Symbol der Zugehörigkeit zu Christus, die Taube als<br />

Hinweis auf den Heiligen Geist, der die Eheleute leiten<br />

möge, die Schl<strong>an</strong>ge zum Zeichen, dass auch das Böse in<br />

einer Ehe immer schleichend da ist und den Hahn als<br />

Symbol der W<strong>ach</strong>samkeit.


Eing<strong>an</strong>gstüre<br />

Edelgarde vom Berge und Herrendorff, eine Verw<strong>an</strong>dte des<br />

letzten deutschen Kaisers, kam 1949 n<strong>ach</strong> Bronnholzheim.<br />

Sie war Bildhauerin, Lektorin und eine überzeugte Christin.<br />

Mit ihrem Werk und Wort wollte sie „Gottes Gnade<br />

verkündigen“.<br />

1962 hat sie die Satteldorfer Kirchentüre gestaltet.<br />

Sechs Gleichnisse Jesu aus dem Lukasev<strong>an</strong>gelium sind darauf<br />

zu sehen. Die untere Ebene zeigt rechts die Geschichte vom<br />

reichen M<strong>an</strong>n und armen Lazarus (Lk. 16,19-31) so<strong>wie</strong><br />

links das Bild vom selbstgerechten Pharisäer und demütigen<br />

Zöllner (Lk. 18,9-14). Beides sagt: Gottes Wirklichkeit<br />

ist <strong>an</strong>ders, als das für uns Sichtbare. Die mittlere Ebene<br />

beschäftigt sich mit dem Thema: „fruchtloser Glaube“.<br />

Der reiche, egoistische Kornbauer (Lk. 12,13-21) gleicht<br />

dem unfruchtbaren Feigenbaum (Lk. 13,6-9), der viel Kraft<br />

aus dem Boden zieht, aber nichts weitergibt. Die oberen<br />

Gleichnisse sind eine Einladung <strong>an</strong> die Verirrten, n<strong>ach</strong><br />

Hause zu kommen. Rechts: das Gleichnis vom verlorenen<br />

Schaf (Lk. 15,1-7), links: die Heimkehr des verlorenen<br />

Sohnes (Lk. 15,11-32).<br />

Gleichnisse sind <strong>wie</strong> Türen zum Reich Gottes. Wir müssen<br />

von der Bildebene immer noch einen Schritt weiter hin zur<br />

Aussage gehen. Auch die Kirchentüre lädt uns ein, nicht<br />

draußen stehen zu bleiben, sondern einzutreten vom Bild<br />

zum Wort Gottes.


Kirchhof<br />

Dass der Friedhof in Satteldorf noch mitten im Ort bei der<br />

Kirche liegt, ist ein besonderer Segen.<br />

Nichtchristliche Kulturen haben ihre Bestattungsorte meist<br />

außerhalb menschlicher Siedlungen <strong>an</strong>gelegt. M<strong>an</strong> hat sich<br />

vor dem Tod gefürchtet. Er galt vielen als unreines Tabu. Im<br />

Christentum ist es <strong>an</strong>ders.<br />

„Der Tod ist verschlungen vom Sieg“ (1.Kor. 15,54) sagt der<br />

Apostel Paulus. Die lebenden und verstorbenen Christen<br />

sind durch den Glauben mitein<strong>an</strong>der verbunden. „Ob wir<br />

leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.“ (Röm. 14,8)<br />

Dar<strong>an</strong> erinnert die unmittelbare Nähe von Friedhof und<br />

Kirche.<br />

Das Kreuz <strong>wird</strong> vom Leidens- zum Hoffnungszeichen. Am<br />

Ende steht nicht das Nichts, sondern Gottes ausgebreitete<br />

Liebesarme. Grabsteine sind nicht bloß Gedenksteine. Sie<br />

sind eine Erinnerung <strong>an</strong> den Stein des Ostermorgens, der<br />

weggerollt war als das helle Auferstehungslicht ins Dunkel<br />

des Grabes leuchtete.<br />

Unser Friedhof ist bestimmt schon über 1000 Jahre alt. Hier<br />

sind die Gebeine derer versammelt, die vor uns waren. Eine<br />

Mahnung, den eigenen Tod zu bedenken und darüber „klug<br />

zu werden“ (Ps. 90,12). Die Verstorbenen werden mit dem<br />

Gesicht zur Kirche hin bestattet. Von dorther kommt das<br />

Wort Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer <strong>an</strong><br />

mich glaubt, <strong>wird</strong> leben, auch wenn er stirbt!“ ( Joh. 11,25)


Kirchturm<br />

Der Kirchturm ist <strong>wie</strong> ein ausgestreckter Finger Gottes.<br />

Er lenkt den menschlichen Blick aus den Sorgen des<br />

Alltags hinauf in die Weite der Allm<strong>ach</strong>t Gottes. „Seht auf<br />

und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“<br />

(Lk. 1,28)<br />

Unser Kirchturm gehört zum ältesten Teil der Kirche.<br />

Im unteren Bereich befinden sich tragende Wehrmauern,<br />

die allerdings bei der zweiten Kirchenerweiterung 1711<br />

wesentlich aufgestockt wurden. Heute ist der Turm knapp<br />

36 Meter hoch. Auch das ungeübte Auge sieht, dass der<br />

Turm schief ist. Die starke Neigung n<strong>ach</strong> Westen <strong>wird</strong><br />

schon in einem Bericht Mitte des 19. Jh. erwähnt. Bereits in<br />

den ersten Jahrzehnten n<strong>ach</strong> Erhöhung des Turms musste<br />

das Mauerwerk mehrf<strong>ach</strong> verstärkt werden. Die vergoldete<br />

Wetterfahne kam bei der Renovierung im Jahr 1848 auf<br />

die Spitze. Bei deren Erneuerung 1934 hat Pfarrer Hirsch<br />

in Opposition zu dem damals beginnenden Führerkult der<br />

Nationalsozialisten in den Turmknauf hineinschreiben<br />

lassen: „Gott zum Gruß und den Herrn Jesus Christus zum<br />

Führer!“<br />

Die Wetterfahne sagt: Auch wenn Winde des Zeitgeistes<br />

aus unterschiedlichen Richtungen wehen, sollen Christen<br />

st<strong>an</strong>dfest bleiben. Die Kirchturmuhr zeigt mit ihrem<br />

Zifferblatt die Zeit in Richtung der aufgehenden Sonne<br />

<strong>an</strong>. Ein Zeichen, dass Christen dem neuen Morgen der<br />

Auferstehung entgegen leben.


Glocken<br />

Unsere drei Glocken stammen aus dem Jahr 1949 und<br />

wurden bei der Fa. Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen.<br />

Ihr Gesamtgewicht beträgt 960 kg.<br />

Die kleine Glocke ist die Taufglocke. Sie erklingt im<br />

Ton D’’ und <strong>wird</strong> <strong>an</strong>geschlagen, wenn ein Kind durch die<br />

Heilige Taufe in die Gemeinde aufgenommen <strong>wird</strong>. Auf ihr<br />

steht der Anf<strong>an</strong>g des Verses aus Römer 12,12 geschrieben:<br />

„Seid <strong>fröhlich</strong> in Hoffnung…“ Die mittlere Glocke ist die<br />

Kreuzglocke. Sie <strong>wird</strong> <strong>an</strong> Karfreitag und bei Beerdigungen<br />

geläutet und erklingt im Ton C’’. Auf ihr steht der zweite<br />

Teil des bereits <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>genen Bibelverses: „…geduldig<br />

in Trübsal…“ Die große Glocke ist die am häufigsten<br />

<strong>an</strong>geschlagene Glocke, die Gebetsglocke. Sie durchzieht<br />

mit ihrem Stundenschlag Tag und N<strong>ach</strong>t. Auf ihr lesen<br />

wir das letzte Drittel des <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>genen Satzes: „...haltet<br />

<strong>an</strong> am Gebet.“ Sie ertönt mit dem Ton A’. Hört m<strong>an</strong> die<br />

Glocken <strong>wie</strong> eine Melodie hinterein<strong>an</strong>der, entdecken wir<br />

den Anf<strong>an</strong>g des Passionsliedes: „Herzliebster Jesu, was hast<br />

du verbrochen“ (EG 81).<br />

Der Stundenschlag der Glocken erinnert <strong>an</strong> das Zerrinnen<br />

der menschlichen Lebenszeit und lädt ein zum Gebet.<br />

Das sonntägliche Zusammenläuten aller Glocken hat<br />

eine ähnliche Funktion <strong>wie</strong> das Klingeln des Telefons. Es<br />

sagt uns: „Eine N<strong>ach</strong>richt ist <strong>an</strong>gekommen. Geh hin und<br />

<strong>an</strong>tworte!“<br />

oben: Blick in den Glockenstuhl<br />

unten: Mesnerin Anna Martin mit Läutebuben (1961)


Pfarrer <strong>an</strong> der Nikolauskirche<br />

1528 – 1535 Reitheinz, Heinrich<br />

1555 – 1573 Arzt, Joh<strong>an</strong>n<br />

1574 – 1577 Papa, Joh<strong>an</strong>n<br />

1577 – 1591 Link, Michael<br />

1591 – 1617 Schlupfer, Ludwig<br />

1617 – 1619 Göbel, Simon<br />

1619 – 1634 Löw, Simon<br />

1635 – 1652 Balbierer, Georg Burkhard<br />

1650 – 1652 Bauer, Joh<strong>an</strong>n (Adjunkt)<br />

1652 – 1660 Bauer, Joh<strong>an</strong>n<br />

1661 – 1692 Balbierer, Georg Friedrich<br />

1692 – 1729 Bauer, Jeremias Christoph<br />

1726 – 1729 Schlötzer, Joh<strong>an</strong>n Friedrich II (Adjunkt)<br />

1729 – 1745 Schlötzer, Joh<strong>an</strong>n Friedrich II<br />

1745 – 1784 Hellmuth, Joh<strong>an</strong>n Ernst<br />

1776 – 1777 Roeschm<strong>an</strong>n, Ernst Albrecht (Adjunkt)<br />

1777 – 1784 Krais, Joh<strong>an</strong>n David (Adjunkt)<br />

1784 – 1831 Krais, Joh<strong>an</strong>n David<br />

1831 – 1832 Vikar Schmidt<br />

1832 Pfarrverweser Bruckm<strong>an</strong>n<br />

1832 – 1834 Heldbeck, Christoph Eberhard<br />

1834 – 1847 Buttersack, Ludwig Heinrich<br />

1847 Pfarrverweser Kriecks<br />

1848 – 1853 Löffler, Martin<br />

1854 Pfarrverweser Heller<br />

1854 – 1861 Schnaufer, Chr. Gottl. Fr.<br />

1881 Pfarrverweser Schäfer<br />

1882 – 1911 Zenneck, Emil<br />

1911 – 1934 Hirsch, Friedrich<br />

1935 – 1953 Albrecht, Willy<br />

1953 – 1967 Malisi, Georg<br />

1968 – 1976 Weber, Wilhelm<br />

1977 – 1992 Gruber, Ulrich<br />

1994 - Köpf, Rainer<br />

Anmerkung: Ein „Adjunkt“ war eine Art Vikar<br />

Die Satteldorfer Pfarrer des 20. Jahrhunderts<br />

obere Reihe von links: E. Zenneck, F. Hirsch, W. Albrecht<br />

untere Reihe von links: G. Malisi, W. Weber, U. Gruber<br />

(Pfarrer R. Köpf siehe Vorwort)


Chronologie zur Satteldorfer Nikolauskirche<br />

ca. 1150 Älteste bauliche Spuren im Chor bezeugen eine<br />

rom<strong>an</strong>ische Kapelle<br />

1285 Erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers <strong>an</strong><br />

der St. Nikolauskirche<br />

ca. 1350 Anbau einer Sakristei<br />

1522 Erweiterung der Kirche n<strong>ach</strong> Süden (ca. 3,50 m)<br />

1528 Einführung der Reformation<br />

1711 Erweiterung der Kirche n<strong>ach</strong> Westen (ca. 3,20 m)<br />

Erhöhung des Turms<br />

Die Kirche erhält die äußere Größe von heute<br />

Zwei Emporen, ein barocker Hochaltar<br />

1826 Das Kirchenpatronat geht vom Grafen<br />

v. Soden (Rittergut Neidenfels) auf den<br />

württembergischen Staat über<br />

1961-64 Große Kirchenrenovierung<br />

Gestühl und Orgel neu<br />

1983 Außenrenovierung der Kirche mit Erneuerung<br />

des Turmd<strong>ach</strong>es<br />

2008 Außen- und Innenrenovierung der Kirche<br />

Anbau eines Windf<strong>an</strong>gs und Neugestaltung des<br />

Kirchenvorplatzes


Spenderliste<br />

Wir d<strong>an</strong>ken folgenden Firmen und Personen, die es mit<br />

ihren Spenden ermöglicht haben, diesen Kirchenführer<br />

herauszugeben.<br />

A.V.E. Audio Vertriebs- Entwicklungsges.mbH<br />

Bauer Holzbau GmbH<br />

Beisser Elementebau GmbH<br />

Malergeschäft M<strong>an</strong>fred Brunner<br />

Crailsheimer Volksb<strong>an</strong>k eG<br />

Restaurator Norbert Eckert<br />

Elektro Grimm GmbH<br />

Feinkost Hagel<br />

D<strong>ach</strong>decker Helmut Jäger<br />

Elektro Kiefer<br />

Edith Krauss, Hotel Golden Nugget<br />

Flaschnerei Leidig GmbH<br />

Steinmetz H<strong>an</strong>s Lubinsky<br />

Reisedienst Marquardt<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Marzel. Beschallungen<br />

Architekturbüro Armin Meyer-Deyle<br />

Stukkateur Markus Schmidt<br />

Schön + Hippelein GmbH & Co. KG, Natursteine<br />

Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim<br />

Baugeschäft Werner Sperr


Quellen:<br />

Ev. Gemeindeblatt, Ortsbeilagen Satteldorf, 1949-1966<br />

Herrm<strong>an</strong>n Hommel, Ortschronik von Satteldorf,<br />

Satteldorf 1989<br />

Oberamtsbeschreibung Crailsheim 1884<br />

Herausgegeben von der Kirchengemeinde Satteldorf<br />

Text: Rainer Köpf<br />

Korrektur: Gertraud Tertel<br />

Layout: Steffen Moser<br />

Druck: Druckerei Holger Döring, Crailsheim<br />

Bilder: Köpf: 13 oben, 17 oben rechts, 21, 25, 43<br />

oben, 47 oben rechts. Moser: 9, 11, 17 oben<br />

links, 19, 35. Pfarrarchiv: 4, 13 unten, 15, 33,<br />

43 unten, 45 oben links, 47 oben links. Privat:<br />

25, 45 oben Mitte und rechts, untere Reihe.<br />

Staatsarchiv Nürnberg: 7. Widenmeyer/Moser:<br />

17 unten, 23, 27, 29, 37. Ziegler: Titel, 5, 31,<br />

39, 41, 47 unten, 49.


Herausgeber: Ev<strong>an</strong>g. Kirchengemeinde Satteldorf<br />

Schutzgebühr: 5 Euro

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