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Perspektive Nr. 59 Frühjahr 2017

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FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der FernUniversität<br />

Links<br />

Die DDR war für Gregor Gysi kein Unrechtsstaat,<br />

aber es habe viel grobes Unrecht<br />

gegeben, sagte er im Lüdenscheider<br />

Gespräch. Seite 2<br />

Unberechenbar<br />

Handelt Donald Trump rational? Zwei Politikwissenschaftler<br />

und ein Volkswirt befassen<br />

sich mit seinem Handeln und möglichen<br />

Folgen. Seite 6 bis 8<br />

Innovativ<br />

Der Stifterverband fördert Innovationen<br />

einer Mathematik-Professorin und eines<br />

Politikwissenschaftlers in der digitalen<br />

Lehre. Seite 13<br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2017</strong><br />

Ausgabe<br />

<strong>59</strong><br />

Tagung in Berlin<br />

Digitalisierung beeinflusst Hochschulen<br />

Editorial<br />

Rektorin Prof. Ada Pellert (li.) moderierte eine Diskussionsrunde zur Medienbranche.<br />

„Wenn wir unsere Stärken als Hochschule<br />

– etwa unsere forscherische<br />

Neugier, die Reflexion zu gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und unseren<br />

Bildungsauftrag als Institution<br />

für lebenslanges Lernen – mit<br />

den neuen Herausforderungen verknüpfen,<br />

wird es eine interessante<br />

Reise in die digitale Welt.“ Prof. Dr.<br />

Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität<br />

in Hagen, zieht Bilanz nach<br />

der Konferenz „Veränderung durch<br />

Digitalisierung – Lernen von anderen<br />

Branche“ der Hochschule in<br />

der Landesvertretung NRW in Berlin.<br />

Dazu hatte die FernUniversität<br />

Vertreterinnen und Vertreter anderer<br />

Hochschulen, aus der Bildungspolitik,<br />

Medien- und Musikbranche<br />

eingeladen.<br />

Open Access eröffnet neue Formen<br />

der Gemeinschaftlichkeit<br />

„Digitalisierung ist ein gesellschaftliches<br />

Phänomen, das unsere Art<br />

des Zusammenlebens, der Kommunikation,<br />

des Wissenserwerbs und<br />

vor allem auch des Lernens grundlegend<br />

verändert“, sagte Ada Pellert.<br />

„Hochschulen als gesellschaftliche<br />

Institutionen sind vielfältig betroffen.“<br />

In einigen Branchen der Wirtschaft<br />

hat die Digitalisierung bereits<br />

zu einem tiefgreifenden Wandel geführt.<br />

In den Pionierbranchen Medien<br />

und Musik sind Anpassungen<br />

über völlig neue Geschäftsmodelle<br />

erfolgt. Fortsetzung auf Seite 4<br />

Es ist richtig kalt, wenn wir morgens<br />

zur Arbeit in die FernUni fahren.<br />

Und was machen wir dort?<br />

Das Campusfest planen: Sommer –<br />

Sonne – Musik. Es ist Zeit zum Träumen<br />

im Schnee. Dieser Zeitsprung<br />

macht gute Laune – und dann ist<br />

die warme Jahreszeit auch plötzlich<br />

ganz nah.<br />

Den Termin können Sie schon vormerken:<br />

23. Juni <strong>2017</strong> geht es<br />

rund auf dem Roten Platz. Musik<br />

und Comedy werden gerade ausgesucht.<br />

Jetzt muss nur noch der<br />

Wolkenschieber für gutes Wetter<br />

sorgen. Sie kommen doch?<br />

Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin<br />

FernUni-Absolvent Matthias Maurer<br />

Neuem Astronauten ein herzliches „Glückauf!“<br />

Neue<br />

<strong>Perspektive</strong>(n)<br />

002 533 642 99910 - 5 - 01 - HZ 1<br />

*002533642*<br />

Hat die FernUniversität in Hagen in<br />

Zukunft einen Mann im All? Ihr Absolvent<br />

Matthias Maurer hat beste<br />

Chancen auf einen Flug zur Raumstation<br />

ISS: Er studierte ab dem Wintersemester<br />

2003/04 in Hagen im<br />

Zusatzstudiengang Wirtschaftswissenschaft<br />

für Ingenieure und Naturwissenschaftler,<br />

den er im Juni 2006<br />

als Diplom-Wirtschaftsingenieur abschloss.<br />

Am 2. Februar <strong>2017</strong> stellte<br />

die European Space Agency (ESA)<br />

ihn als neuen Astronauten vor. Noch<br />

ist nicht bekannt, an welcher Weltraummission<br />

er teilnehmen kann.<br />

Für ein realistisches Ziel hält er einen<br />

Flug zur ISS ab 2020. Sein Traum:<br />

Urheberrecht<br />

Keine Auswirkungen für Studierende<br />

Die FernUniversität in Hagen stellt für<br />

ihr Studiensystem Lehr- und Lernmaterialien<br />

online bereit – insbesondere<br />

auch Werke von Autorinnen und<br />

Autoren, die nach Paragraf 52a Urheberrechtsgesetz<br />

(UrhG) geschützt<br />

sind.<br />

Da Blended Learning die Basis für<br />

das Studium an der FernUniversität<br />

bildet, hat die Hochschule seit Mitte<br />

2014 eine eigene Regelung getroffen,<br />

um Fremdtexte verlässlich<br />

„Einmal zum Mond.“ Das Studium<br />

in Hagen war für Maurer während<br />

seiner Karriere mehrfach von Nutzen.<br />

Und es werde ihm sicher auch<br />

später wieder einen „Startvorteil“<br />

bringen. Es sieht sogar Gemeinsamkeiten<br />

zwischen dem FernUni-Studium<br />

und seiner neuen Aufgabe:<br />

„Man muss sich selbst organisieren<br />

können, gewissenhaft und strukturiert<br />

sein. Teamfähigkeit ist für beides<br />

eine ‚Schlüssel-Kompetenz‘.“<br />

Für seine Zukunft ein herzliches<br />

„Glückauf“ der FernUniversität! Da<br />

Fortsetzung auf Seite 17<br />

zur Verfügung stellen zu können:<br />

Die Hochschule erwirbt für sämtliche<br />

genutzten Fremdmaterialien die erforderlichen<br />

Lizenzen direkt von den<br />

jeweiligen Rechteinhaberinnen und<br />

-inhabern. Das sind in der Regel Verlage.<br />

An dieser Praxis hält die Fern-<br />

Universität ausdrücklich fest.<br />

Rahmenvertrag<br />

Aus diesem Grund ist sie dem Rahmenvertrag,<br />

den die Länder mit der<br />

Verwertungsgesellschaft (VG) Wort<br />

Matthias Maurer im European Astronaut Centre in Köln<br />

– ein Zusammenschluss von Autorinnen<br />

und Autoren sowie Verlagen,<br />

der Tantiemen aus Zweitnutzungsrechten<br />

einnimmt und weitergibt –<br />

im September 2016 geschlossen haben,<br />

nicht beigetreten. Der Rahmenvertrag<br />

sieht die Einführung eines<br />

neuen Meldeverfahrens für urheberrechtlich<br />

geschützte Schriftwerke vor,<br />

das für die Hochschulen mit erheblichem<br />

Aufwand verbunden wäre. Anstelle<br />

der bisher von den Ländern getragenen<br />

Pauschalvergütung soll die<br />

Foto: ESA / Sabine Grothues<br />

Vergütung auf Basis einer von den<br />

einzelnen Hochschulen zu leistenden<br />

Einzelerfassung erfolgen.<br />

Zum Ende des vergangenen Jahres<br />

haben sich die Kultusministerkonferenz,<br />

die VG Wort und die Hochschulrektorenkonferenz<br />

darauf verständigt,<br />

dass für Nutzungen nach<br />

Paragraf 52a UrhG an Hochschulen<br />

zunächst bis 30. September <strong>2017</strong><br />

weiterhin eine Pauschalvergütung<br />

gezahlt wird.<br />

aw<br />

15 Jahre: So lange erscheint die<br />

FernUni-<strong>Perspektive</strong> bereits. In dieser<br />

Zeit haben wir unsere Universitätszeitung<br />

stetig „im laufenden<br />

Betrieb“ weiterentwickelt. Natürlich<br />

haben sich jedoch einige Lesegewohnheiten<br />

unseres Publikums<br />

grundlegend geändert. Dem wollen<br />

wir Rechnung tragen.<br />

Daher bitten wir Sie, uns auf der Seite<br />

http://e.feu.de/medien<strong>2017</strong> kurz<br />

mitzuteilen, wie viel Zeit Sie sich für<br />

die <strong>Perspektive</strong> nehmen, was Sie interessiert,<br />

was Sie gut finden. Und<br />

was nicht. Wollen Sie die <strong>Perspektive</strong><br />

gedruckt erhalten? Als Online-<br />

Ausgabe? Unter den Teilnehmenden<br />

werden fünf Büchergutscheine<br />

verlost.<br />

Wie finden Sie unsere weiteren Informationsangebote<br />

– Social Media<br />

zum Beispiel?<br />

Wir sind gespannt darauf, was Sie<br />

uns zu sagen haben – und wie wir<br />

unsere Universitätszeitung, unsere<br />

Medien insgesamt in Ihrem Sinn<br />

weiterentwickeln können. Um Ihnen<br />

die Informationen aus Ihrer<br />

FernUniversität in<br />

Hagen so zu vermitteln,<br />

wie Sie das<br />

möchten. Da


Campus<br />

Seite 2<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Lüdenscheider Gespräche mit Dr. Gregor Gysi<br />

„Inzwischen empfinde ich die Wiedervereinigung als Gewinn“<br />

„Die DDR ist kein Unrechtsstaat,<br />

aber es hat viel grobes Unrecht gegeben.“<br />

Dr. Gregor Gysi vertrat klare<br />

Positionen. Diese hatte er sich für<br />

den Abschluss aufgehoben. Nach etwas<br />

über anderthalb Stunden beendete<br />

der Privatmensch und Politiker<br />

Gysi einen gleichsam unterhaltenden<br />

wie informativen Abend in der<br />

Reihe „Lüdenscheider Gespräche“<br />

der FernUniversität im Rahmen des<br />

Hagener Forschungsdialogs.<br />

Die Moderation übernahmen Prof.<br />

Dr. Alexandra Przyrembel, Leiterin<br />

des Lehrgebiets Europäische Moderne,<br />

und apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />

Direktor des Instituts für<br />

Geschichte und Biographie an der<br />

FernUniversität.<br />

Gysi beherrscht das Podium – nicht<br />

laut und grell, sondern mit Witz<br />

und Charme. Der Bundestagabgeordnete<br />

und führende Kopf der Partei<br />

Die Linke brilliert als der bekannte<br />

Rhetoriker. Sich zu entziehen fällt<br />

schwer.<br />

„Antifaschistisch eingestellt“<br />

Der damals jüngste Rechtsanwalt<br />

der DDR (1979) redet über seine Sozialisation<br />

in Ost-Berlin, die starken<br />

Frauenpersönlichkeiten in seinem<br />

Im vollbesetzten Saal im Kulturhaus Lüdenscheid saßen auch Rektorin<br />

Prof. Ada Pellert und FernUni-Gründungsrektor Prof. Otto Peters.<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

beherrschte das<br />

Podium mit Witz<br />

und Charme.<br />

häuslichen Umfeld und seinen Vater.<br />

Klaus Gysi, der 1931 der Kommunistischen<br />

Partei Deutschlands beitrat<br />

und für die DDR als Botschafter,<br />

Kulturminister und Staatssekretär<br />

für Kirchenfragen arbeitete. „Als<br />

er Kulturminister wurde, war ich<br />

echt sauer“, bekennt Gregor Gysi,<br />

damals 18 Jahre alt und „antifaschistisch<br />

eingestellt“.<br />

Gysi unterhält, informiert und bildet<br />

anderthalb Stunden. Seine politischen<br />

Botschaften hält er bis<br />

zum Schlusswort zurück. Sie klingen<br />

in seinen biografischen Geschichten<br />

zunächst nur durch. Für<br />

den Rechtspopulismus der Alternative<br />

für Deutschland indes findet er<br />

deutliche Worte: „Sie sprechen zwar<br />

eine klare Sprache, wissen aber, dass<br />

es die Unwahrheit ist.“<br />

Wendezeit: Rolle als Vermittler<br />

Auch wenn er nach der Wende<br />

1989/1990 zunächst für den Fortbestand<br />

der DDR eintrat, forderte<br />

Gysi die Aufarbeitung der DDR-<br />

Geschichte ein. Als Parteivorsitzender<br />

der SED-PDS vertrat er die Gefühlslage<br />

vieler Ostdeutscher. „Ich<br />

i<br />

habe ja immer DDR gelebt“, sagt<br />

er über sich selbst und als Ausweis<br />

seiner Selbstironie: „Das DDR-Recht<br />

beherrschte ich perfekt, da wollte ich<br />

nicht auf das bundesdeutsche umschwenken.“<br />

Abhauen wollte er nie,<br />

schätzte das Volkseigentum – „nur<br />

mit Freiheit und Demokratie war es<br />

problematisch. Inzwischen empfinde<br />

ich die Wiedervereinigung auch<br />

als Gewinn.“<br />

aw<br />

Dr. Gregor Gysi, Jahrgang 1948, Sohn des DDR-Kulturministers Klaus<br />

Gysi, vertrat als Rechtsanwalt Rudolf Bahro, Robert Havemann und Bärbel<br />

Bohley. Seit 1967 war Gysi Mitglied der SED, von 1989 bis 1993<br />

Parteivorsitzender der SED-PDS und von 2005 bis 2015 Fraktionsvorsitzender<br />

der Partei Die Linke im Deutschen Bundestag.<br />

FernUniversität 40 Jahre in Coesfeld<br />

Erfolgreiche wissenschaftliche Dreiecksbeziehung<br />

Workshop zum<br />

Handbuch<br />

„Hier trauen sich die Leute!“ nahm<br />

Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann<br />

Bezug auf den Ort, an dem<br />

sich FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada<br />

Pellert und Kanzlerin Regina Zdebel<br />

ins Goldene Buch der Stadt<br />

eintrugen: das „Trauzimmer“ im<br />

Stadtschloss. Auch die FernUniversität<br />

in Hagen und die Stadt Coesfeld<br />

hatten sich vor 40 Jahren etwas<br />

getraut: Die gerade einmal ein<br />

Jahr junge Universität eröffnete hier<br />

schon 1976 ein Studienzentrum,<br />

das 2009 eines ihrer ersten Regionalzentren<br />

wurde. Heute werden<br />

hier 3.000 FernUni-Studierende betreut<br />

und unterstützt. Bürgermeister<br />

Öhmann betonte: „Wir können<br />

stolz sein, dass wir als Mittelzentrum<br />

in einer Reihe genannt werden<br />

mit Berlin, Bonn, Hagen, Hamburg,<br />

Frankfurt…“<br />

Aus der Kooperation von Hochschule<br />

und Stadt entwickelte sich<br />

sogar eine ebenfalls bestens funktionierende<br />

wissenschaftliche Dreiecksbeziehung,<br />

denn sie arbeiten<br />

inzwischen ebenfalls partnerschaftlich<br />

mit der Firma Ernsting’s family<br />

und der Familie Ernsting zusam-<br />

FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert (vorne re.) und Kanzlerin Regina Zdebel trugen<br />

sich ins Goldene Buch der Stadt Coesfeld ein. Hinter ihnen (v.li. nach re.): Stephan<br />

Ernsting, Horst Beeck (CFO der Ernsting‘s family Unternehmensgruppe), Barbara Thesing<br />

(Regionalzentrum) Bürgermeister Heinz Öhmann, Lilly Ernsting und Jun.-Prof.<br />

Dorett Funcke.<br />

men. Diese haben die Ernsting‘s<br />

family-Junior-Stiftungsprofessur für<br />

Soziologie familialer Lebensformen,<br />

Netzwerke und Gemeinschaften<br />

gestiftet. Jun.-Prof. Dr. Dorett Funcke<br />

trägt die Verantwortung für die<br />

„BürgerUniversität Coesfeld“, die<br />

im Jahr <strong>2017</strong> ihr zehnjähriges Bestehen<br />

feiert. Sie macht die Ergebnisse<br />

soziologischer Forschungen vor allem<br />

der FernUniversität der breiten<br />

Öffentlichkeit in der Stadt und der<br />

Region zugänglich.<br />

Von dieser Zusammenarbeit profitieren<br />

also über die drei Partnerinnen<br />

und die FernUni-Studierenden<br />

hinaus auch wissenschaftliche<br />

interessierte Bürgerinnen und Bürger,<br />

die aus einem Umkreis von 50<br />

Kilometern zu den Vortragsveranstaltungen<br />

kommen: „Die Fern-<br />

Universität bereichert unser breites<br />

Bildungsangebot und ist eine<br />

wichtige Partnerin“, konstatierte<br />

Öhmann.<br />

„Vor 40 Jahren hat sich Coesfeld<br />

etwas getraut“, unterstrich auch<br />

Rektorin Prof. Ada Pellert in ihrer<br />

Dankesrede: „Die FernUniversität<br />

war etwas Neues. Coesfeld hat<br />

gesagt: ‚Interessant, da wollen wir<br />

mitmachen.‘ Solchen Mut brauchen<br />

wir auch heute noch! Das<br />

Regionalzentrum spinnt mit seiner<br />

engagierten Leitung die regionalen<br />

Fäden, es macht die FernUniversität<br />

‚nah‘.“ Die Stadt habe die<br />

Chancen erkannt, die die FernUni<br />

ihr bot. Diese habe gesehen, wie<br />

wichtig regionale Bündnispartner<br />

sind. Für Prof. Pellert ist die Zusammenarbeit<br />

der Hochschule mit der<br />

Stadt und der Firma und der Familie<br />

Ernsting ein „wunderbares Beispiel<br />

– ich würde mir wünschen,<br />

dass es so etwas an allen FernUni-<br />

Standorten gibt“.<br />

Da<br />

Der „Hagener Workshop Wirtschaftsphilosophie“<br />

an der Fern-<br />

Universität stand im Zusammenhang<br />

mit dem vierbändigen „Handbuch<br />

Wirtschaftsphilosophie“, das<br />

auf Anregung des Verlages Springer<br />

VS in Wiesbaden am Lehrgebiet<br />

Philosophie II, Praktische Philosophie:<br />

Ethik, Recht, Ökonomie<br />

konzipiert und hauptverantwortlich<br />

herausgegeben wird. Es soll<br />

bis ca. 2019 vorliegen. Das Handbuch<br />

ist interdisziplinär angelegt<br />

und wird systematische mit historischen<br />

Dimensionen verbinden. Zugleich<br />

dient es dazu, ein Bewusstsein<br />

dafür zu schaffen, dass wirtschaftsethische<br />

Fragen nicht isoliert<br />

von größeren – wie kultur-,<br />

geschichts- und auch rechtsphilosophischen<br />

– Fragestellungen beantwortet<br />

werden können<br />

Herausgeber der Teilbände sind<br />

nach aktuellem Stand Prof. Dr. Thomas<br />

Sören Hoffmann und Dr. Klaus<br />

Honrath (Lehrgebiet Philosophie II),<br />

Ludger Heidbrink und Verena Rauen<br />

(St. Gallen). Hoffmann und Honrath<br />

waren auch Veranstalter des<br />

Workshops.<br />

Da


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />

Interdisziplinäres Kolloquium<br />

Europäische Governance in der Krise<br />

Welche Methoden und Instrumente<br />

wirtschaftspolitischer Steuerung<br />

können die Folgen der Krise<br />

der Europäischen Union nachhaltig<br />

bekämpfen und dem Auseinanderdriften<br />

der Volkswirtschaften<br />

und der nationalen Wirtschaftspolitiken<br />

entgegenwirken? Transferoder<br />

Ausgleichsleistungen? Für regionsspezifische<br />

Ansätze? Um „Europäische<br />

Governance in der Krise“<br />

ging es bei der Jahrestagung des<br />

Dimitris-Tsatsos-Instituts für Europäische<br />

Verfassungswissenschaften<br />

(DTIEV) der FernUniversität in Hagen.<br />

Das interdisziplinäre Kolloquium<br />

„Patentrezept oder Antworten<br />

nach Maß? Historische, ökonomische<br />

und juristische Aspekte Europäischer<br />

Governance in der Krise“<br />

des Dimitris-Tsatsos-Instituts fand<br />

dieses Mal gemeinsam mit der Università<br />

del Salento (Lecce) und der<br />

Group of Lecce statt.<br />

„Ist es wirklich sinnvoll, für einen<br />

großen und heterogenen Wirtschaftsraum<br />

wie die EU generelle<br />

Konzepte festzuschreiben und für<br />

deren strikte Anwendung in allen<br />

Regionen zu sorgen?“, fragte der<br />

Direktor des Instituts, Prof. Dr. Peter<br />

Brandt, in seiner Eröffnungsrede.<br />

„Der Brexit hat wohl dem letzten<br />

Optimisten verdeutlicht, dass<br />

das europäische Einigungsprojekt in<br />

eine tiefe Krise geraten ist.“ Schon<br />

die ablehnenden Voten zum Verfassungsvertrag<br />

in Frankreich und<br />

in den Niederlanden vor rund einem<br />

Jahrzehnt hätten gklar ezeigt,<br />

dass die Legitimität EU-Europas für<br />

einen großen Teil der Bürgerinnen<br />

Einer der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich an der engagierten Diskussion aus der Sicht ihrer jeweiligen Fachrichtung<br />

beteiligten.<br />

und Bürger aus unterschiedlichen<br />

Gründen im Schwinden begriffen<br />

war. Es ging, so Brandt weiter, dabei<br />

nicht allein um nationalistische<br />

Affekte: „Man durfte schon damals<br />

fragen, ob die Art und Weise,<br />

wie die EU-Institutionen darauf reagiert<br />

haben, angemessen war. Dabei<br />

sind gerade wir im DTIEV uns<br />

bewusst, wie doppelbödig manche<br />

nationalstaatliche, nicht zuletzt<br />

deutsche Politiker operieren, indem<br />

sie in Brüssel mit durchsetzen, was<br />

sie dann zuhause als EU-Oktroi kritisieren,<br />

wenn es unpopulär zu sein<br />

scheint.“<br />

Interdisziplinarität<br />

selten praktiziert<br />

„Interdisziplinarität wird oft beschworen<br />

und selten praktiziert“,<br />

betonte Brandt. Unterschiedliche<br />

Denktraditionen, methodische Zugänge<br />

und Fachkulturen erschweren<br />

jedoch selbst benachbarten<br />

Wissenschaftsdisziplinen die Zusammenarbeit.<br />

So etwa, wenn es<br />

um die Problematik der Verfassungsstaatlichkeit<br />

geht. Vor allem<br />

Rechts-, Politik- und Geschichtswissenschaft<br />

befassen sich aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln mit der<br />

Entstehung, der rechtlichen Regelung<br />

und der Funktionsweise konstitutioneller<br />

politischer Ordnungssysteme,<br />

mit Verfassungsrecht und<br />

Verfassungswirklichkeit.<br />

Das Verhältnis zwischen Nationalstaaten<br />

und EU werde selbst dann<br />

kompliziert bleiben, wenn es gelinge,<br />

die „Gemeinschaft der Staaten“<br />

durch eine weitergehende Mitwirkung<br />

der Völker beziehungsweise<br />

der Bürgerinnen und Bürger Europas<br />

zu ergänzen. Das gelte auch<br />

für die europäische Governance in<br />

der Krise.<br />

Prinzip des Wettbewerbs<br />

In ihrem Eröffnungspaneel „Strukturvielfalt<br />

und wirtschaftliches<br />

Gleichgewicht in einer Währungsunion“<br />

schilderte Prof. Dr. Mechthild<br />

Schrooten, Volkswirtschaftlerin<br />

an der Hochschule Bremen, die<br />

Entwicklung der EU und ihre Wandlung<br />

zu einer „Rendite-orientierten<br />

Volkswirtschaft“. Wenn das „Prinzip<br />

des Wettbewerbs“ gelte, sei<br />

es selbstverständlich, dass „Europa<br />

auseinanderfliegt“, so die Volkswirtschaftlerin,<br />

„weil es im Wettbewerb<br />

nur Gewinner und Verlierer<br />

gibt. Es wird langsam deutlicher,<br />

dass Solidarität wichtiger ist!“<br />

Es lag in der Natur der Sache, dass<br />

ihr Vortrag bei den Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern, die<br />

verschiedene Disziplinen vertraten,<br />

nicht auf ungeteilte Zustimmung<br />

stieß. Auf ungeteiltes Interesse aber<br />

auf jeden Fall.<br />

Da<br />

Prof. Mechthild Schrooten referierte über die Entwicklung der EU zu einer<br />

„Rendite-orientierten Volkswirtschaft.“<br />

Binationales Promotionsabkommen<br />

Fuß im thailändischen Bildungsmarkt<br />

Die FernUniversität in Hagen und die<br />

King Mongkut‘s University of Technology<br />

North Bangkok (KMUTNB)<br />

haben ein binationales Promotionsabkommen<br />

unterzeichnet. Die Dekane<br />

der Fakultät für Mathematik<br />

und Informatik der FernUniversität<br />

in Hagen, Prof. Dr. Jörg Desel, und<br />

der Faculty of Information Technology<br />

der KMUTNB, Assoc. Prof. Dr.<br />

Phayung Meesad, tauschten die von<br />

ihnen, der Rektorin der deutschen<br />

und dem Präsidenten der Bangkoker<br />

Universität unterzeichnete Erweiterung<br />

des bereits seit 2008<br />

bestehenden Kooperationsvertrages<br />

aus. Statt der bisher notwendigen<br />

Einzelfallentscheidungen in<br />

Von Seiten der FernUniversität nahmen unter anderem Dekan Prof. Jörg Desel (Mitte), Prof. Herwig Unger (rechts neben dem<br />

Dekan) und Prof. Wolfgang Halang (3.v.li.) am Vertragaustausch teil.<br />

beiden Hochschulen darüber, ob<br />

eine Doktorandin oder ein Doktorand<br />

aus Thailand den Doktorgrad<br />

dort und in Deutschland erreichen<br />

können soll, ist dies nun generell geregelt.<br />

Der bürokratische Aufwand<br />

reduziert sich dadurch erheblich.<br />

Lob des DAAD<br />

Lob kam vom Leiter des Informationszentrums<br />

des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes (DAAD)<br />

in Bangkok: „Binationale Promotionen<br />

kommen hier bisher kaum vor.<br />

Und wenn doch, dann ad hoc auf<br />

der Basis von Einzelvereinbarungen.<br />

In der Regel streben die Studierenden<br />

ausschließlich einen deutschen,<br />

europäischen oder amerikanischen<br />

Abschluss an. Thailändische<br />

Bildungseinrichtungen, Ministerien<br />

und Stipendiengeber haben dagegen<br />

einheimische Abschlüsse im Fokus.<br />

Insofern ist das Abkommen mit<br />

der KMUTNB bemerkenswert, denn<br />

damit bekommt die FernUniversität<br />

einen Fuß in den thailändischen Bildungsmarkt,<br />

nach dem viele deutsche<br />

Unis händeringend suchen.“<br />

Prof. Desel ergänzt: „Dass wir mit<br />

unserem Engagement dort richtig<br />

liegen, wird nicht zuletzt durch<br />

zahlreiche Kooperationen anderer,<br />

auch sehr renommierter Hochschulen<br />

dort belegt. Wir leisten mit unserer<br />

Vereinbarung Pionierarbeit.“<br />

Unterstützt wird das Projekt der Hagener<br />

Fakultät für Mathematik und<br />

Informatik nicht nur vom DAAD,<br />

sondern auch von der Deutschen<br />

Botschaft in Bangkok.<br />

In der thailändischen Hauptstadt<br />

wird ein Kontaktpunkt für die administrative<br />

Unterstützung der erweiterten<br />

Zusammenarbeit sowie<br />

als Anlaufstelle für Interessierte und<br />

zur Betreuung von Promovierenden<br />

zuständig sein.<br />

Da


Campus<br />

Seite 4<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Zeitschrift für Rechtsphilosophie<br />

Beiratsmitglieder referierten<br />

Prof. Thomas Hoffmann schilderte zu Beginn der Fachtagung die ZRPh-Entwicklung.<br />

Die „Zeitschrift für Rechtsphilosophie“ (ZRPh), die 2003 an der Universität<br />

Konstanz gegründet und seit 2012 an der Universität Halle-Wittenberg<br />

herausgegeben wurde, wechselt nach Hagen: Das Fachorgan für den interdisziplinären<br />

Austausch zwischen Philosophie und Rechtswissenschaft<br />

wird jetzt von den beiden Hagener Professoren Dr. Thomas Sören Hoffmann<br />

(Lehrgebiet Philosophie II: Ethik, Recht, Ökonomie) und Dr. Stephan Stübinger<br />

(Lehrstuhl für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie)<br />

gemeinsam verantwortet. Unterstützt werden die beiden Herausgeber dabei<br />

von einem Wissenschaftlichen Beirat, dem 15 Fachgelehrte aus vier Nationen<br />

angehören. Aus Anlass des Wechsels der Herausgeberschaft fand<br />

an der FernUniversität in Hagen die Fachtagung „Zur Relevanz der Rechtsphilosophie“<br />

statt, auf der sich in der Hauptsache Mitglieder des neu nominierten<br />

Beirats mit Vorträgen zu exemplarischen Themen der Rechtsphilosophie<br />

vorstellten: die Regensburger Strafrechtlerin Katrin Gierhake, der<br />

Eichstätter Rechtsphilosoph Markus Rothhaar, der Warschauer Fichteforscher<br />

und Friedrich-Bessel-Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung<br />

Jakub Kloc-Konkolowicz, der Hamburger Rechtswissenschaftler Milan Kuhli,<br />

der Kantianer Julius Ebbinghaus und Oscar Cubo Ugarte, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrgebiet von Thomas S. Hoffmann. Hoffmann und<br />

Stübinger wiesen auf die bis in die Antike zurückreichende Tradition philosophisch-juristischer<br />

Kooperation, aber auch auf aktuelle Anlässe hin, diese<br />

Tradition kreativ fortzuführen.<br />

Proe<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-04<br />

Tagung in Berlin<br />

Zugang zu Wissen<br />

Zwar lässt sich der Begriff „Geschäftsmodell“<br />

nur schwer auf<br />

Hochschulen übertragen, dennoch<br />

können sie von den Erfahrungen<br />

und Anregungen aus anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen profitieren:<br />

Was bei der Gestaltungen von<br />

institutionellen Änderungsprozessen<br />

zu beachten ist, wie Veränderungen<br />

durch Strategie und Leitung<br />

unterstützt werden müssen.<br />

„Hochschulen müssen den Blick darauf<br />

werfen, wie sie künftig Forschung<br />

und Lehre organisieren. Der<br />

Bereich Forschung etwa wird schon<br />

heute stark durch die Digitalisierung<br />

beeinflusst: Wir können sehr<br />

große Datenmengen verarbeiten.<br />

Open Access eröffnet neue Formen<br />

der Gemeinschaftlichkeit zwischen<br />

Forschenden respektive Forschenden<br />

und Öffentlichkeit“, so Pellert.<br />

In der Lehre verschieben sich die<br />

Rollen: zwischen Lehrenden und<br />

Lernenden. Studierende werden<br />

noch stärker als früher zu Ko-Produzentinnen<br />

und -produzenten von<br />

Wissen. „Sie werden darüber hinaus<br />

zu souveräneren Konsumentinnen<br />

und Konsumenten. Denn<br />

Lehre wird durch die Digitalisierung<br />

transparenter und vergleichbarer,<br />

auch international“, ergänzt<br />

die Rektorin.<br />

Rolle von Politik und Wirtschaft<br />

Ein wichtiger Part fällt der Politik<br />

zu: Das Zusammenspiel zwischen<br />

der politischen und der institutionellen<br />

Ebene ist entscheidend in<br />

der Bewältigung der digitalen Herausforderung.<br />

Politik müsse sicherstellen,<br />

dass Chancengerechtigkeit,<br />

Zugänglichkeit des Wissens, internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit,<br />

kulturelle Vielfalt unter den Rahmenbedingungen<br />

der Digitalisierung<br />

bewahrt wird.<br />

Auf dem Abschlusspodium in Berlin<br />

resümierte FernUni-Rektorin Ada<br />

Pellert: „An den Hochschulen müssen<br />

gesellschaftliche Veränderungen,<br />

die durch Digitalisierung ausgelöst<br />

werden, gemeinsam reflektiert<br />

und bewertet werden. Denn<br />

Hochschulen sind ein zentraler Ort<br />

des Diskurses.“<br />

aw<br />

Open Access eröffnet neue Formen der Gemeinschaftlichkeit zwischen Forschenden respektive Forschenden und Offentlichkeit.<br />

Das Auditorium der Tagung bekam viele Denkanstöße durch die Vorträge.<br />

Folgen Sie uns! Links auf<br />

fernuni-hagen.de<br />

Best-of Social Media<br />

Tag der Komplimente<br />

Beim alljährlichen Tag der Komplimente mussten wir das einmal loswerden:<br />

„Ihr seid die beste Community der Welt!“, schrieben wir Ende Januar<br />

auf Facebook, Twitter und Co. Zu dick aufgetragen? Auf keinen Fall, denn<br />

seit sechseinhalb Jahren begleiten uns mehr als 60.000 Nutzerinnen und<br />

Nutzer in den sozialen Medien wohlwollend bis kritisch durch den Fern-<br />

Uni- bzw. Fernstudienalltag. Ein wichtiger und direkter Draht zu unseren<br />

Studierenden – mit täglich neuen Reaktionen, Fragen und Anregungen.<br />

Die Uni der Zukunft<br />

Apropos Reaktionen: Kurz nachdem wir unseren Beitrag veröffentlicht hatten,<br />

ploppten Komplimente für die FernUni in den Kommentarspalten auf<br />

Facebook auf. Roma Maria Mukherjee lobt das Lehrgebiet Bildung und<br />

Differenz von Prof. Katharina Walgenbach für die „breit aufgestellte Themen-Zulassung“<br />

und den „immensen Aufwand für das Lehrgebiet“. Lisa<br />

Gopp findet „die Betreuung im Studiengang Politik-, Verwaltungswissenschaft,<br />

Soziologie in jeder Hinsicht ausgezeichnet“. Maria Rami dankt Psychologieprofessor<br />

Oliver Christ und seinem Team für die „Betreuung im<br />

Modul 2, Statistik“, während Stefanie Beier „ein riesen Lob an jeden einzelnen<br />

Mitarbeiter, vom Dozenten über Sekretärinnen, IT-Experten bis zur<br />

Reinigungskraft“ an der FernUni spendiert.<br />

Dass die FernUniversität „ein Zukunftskonzept“ sei, schreibt Stefan Landwehr<br />

in den Facebook-Kommentaren und fordert: „Baut das Angebot aus!“ Auch<br />

Ines Patzsch hält die Hagener Hochschule für „die Uni der Zukunft. Perfekt!“<br />

Weitere Komplimente auf http://e.feu.de/komplimente<br />

bae<br />

FernUni und Open Universiteit<br />

Gute Freundinnen<br />

Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert (vone li.) und das Hagener Rektorat begrüßten die<br />

niederländische Delegation mit Rektorin Prof. Anja Oskamp (vorne re.).<br />

Seit Jahrzehnten besuchen sich die Hochschulleitungen der FernUniversität<br />

in Hagen und der niederländischen Open Universiteit (OU) regelmäßig.<br />

Erstmals trafen sich beim Besuch der niederländischen Delegation in Hagen<br />

auch die beiden Hochschulräte zu einem intensiven Erfahrungs- und<br />

Gedankenaustausch. Auf dem Programm standen natürlich auch wieder<br />

Gespräche der Hochschulleitungen, die von Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert<br />

und Rector magnificus is prof. mr. Anja Oskamp angeführt wurden. Weitere<br />

Unterredungen fanden auf der Dekane- und auf oberen Verwaltungsebenen<br />

statt. Ein Rundgang über den Hagener Campus und ein Besuch<br />

des Videostudios rundeten die Gespräche und Präsentationen ab. Proe<br />

FernUni in Berlin<br />

Zum Ku’damm<br />

Das Regionalzentrum Berlin zieht<br />

zum Sommersemester <strong>2017</strong> um. Ab<br />

3. April ist es im Gebäudekomplex<br />

„Neues Kranzler Eck“ am Kurfürstendamm<br />

21/22 zu finden – ein ebenso<br />

prominenter wie verkehrsgünstig gelegener<br />

Ort in der Bundeshauptstadt.<br />

Das Regionalzentrum ist Anlaufstelle<br />

für 7.100 Fern-Studierende.<br />

Aufgrund des Umzugs bleibt das Regionalzentrum<br />

von Donnerstag, 30.<br />

März, bis Sonntag, 2. April, geschlossen.<br />

In diesem Zeitraum wird die Betreuung<br />

der Studierenden vom Service-Center<br />

in Hagen, Tel. 02331-<br />

9872444, E-Mail info@fernuni-hagen.de,<br />

gewährleistet.<br />

Zu erreichen ist das Regionalzentrum<br />

weiterhin per Telefon unter<br />

030-21230918, per Fax unter 030-<br />

21230993 und per Mail an regionalzentrum.berlin@fernuni-hagen.<br />

de. Auch die Öffnungszeiten bleiben<br />

unverändert: Montag bis Freitag 15<br />

bis 19 Uhr sowie Dienstag, Freitag<br />

und Samstag 10 bis 13 Uhr. Da


Forschung<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />

Antrittsvorlesung von Prof. Cathleen Grunert<br />

Die Erziehungswissenschaft im Bologna-Prozess<br />

Die Bologna-Reform hat in der deutschen<br />

Hochschullandschaft innerhalb<br />

weniger Jahre eine Vielfalt an<br />

Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

hervorgebracht. Dabei stellt sich die<br />

Frage, was diese Veränderungen in<br />

den Studiengängen auch über die<br />

zugehörigen Wissenschaftsdisziplinen<br />

und deren Entwicklung aussagen.<br />

Prof. Cathleen Grunert<br />

In dem Forschungsprojekt „Erziehungswissenschaft<br />

im Bologna-Prozess<br />

– Strategien und leitende Orientierungen<br />

bei der Reform der<br />

Hauptfachstudiengänge“, das von<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

gefördert wird, untersucht<br />

Prof. Dr. Cathleen Grunert, Leiterin<br />

des Lehrgebiets Allgemeine Bildungswissenschaft<br />

an der FernUniversität<br />

in Hagen, diese Fragen primär<br />

für die Erziehungswissenschaft.<br />

Tradierte Grundsatzdebatte<br />

Erziehungswissenschaft, Pädagogik<br />

oder Bildungswissenschaft? Bereits<br />

an der grundlegenden Bezeichnung<br />

scheiden sich die wissenschaftlichen<br />

Geister. „In der Erziehungswissenschaft<br />

gab es schon immer eine Debatte<br />

um die eigene Identität, um<br />

den Kern des Faches“, beschreibt<br />

Cathleen Grunert ihr Forschungsprojekt,<br />

das sie gemeinsam mit ihrer<br />

Wissenschaftlichen Mitarbeiterin<br />

Katja Ludwig betreibt. Die Bildungsforscherin<br />

stellte es auch im Rahmen<br />

ihrer Antrittsvorlesung an der Fern-<br />

Universität vor. Dabei verglich sie die<br />

Situation in der Erziehungswissenschaft<br />

mit der in der Soziologie, um<br />

Besonderheiten und Gemeinsamkeiten<br />

der disziplinären Entwicklung im<br />

Spiegel der Studiengänge herausarbeiten<br />

zu können.<br />

90 Fächertitel<br />

In einem ersten quantitativen Schritt<br />

haben die beiden Wissenschaftlerinnen<br />

alle Hauptfachstudiengänge<br />

erfasst, die maßgeblich von der Erziehungswissenschaft<br />

und der Soziologie<br />

verantwortet werden. Bereits<br />

durch die quantitative Erhebung<br />

zeichnete sich in der Erziehungswissenschaft<br />

ein deutliches Bild ab: Bei<br />

186 erziehungswissenschaftlichen<br />

Studiengängen finden sich 90 unterschiedliche<br />

Fächertitel, in der Soziologie<br />

erscheinen die Fachbezeichnungen<br />

einheitlicher und konzentrieren<br />

sich auf „Soziologie“ oder<br />

„Sozialwissenschaft(en)“. In der Erziehungswissenschaft<br />

zeigt sich zudem,<br />

dass die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

äußerst heterogen sind und<br />

kaum ein gemeinsames Verständnis<br />

über die Kernbestandteile eines<br />

erziehungswissenschaftlichen Studiums<br />

zu existieren scheint.<br />

„In der Erziehungswissenschaft<br />

gab<br />

es schon immer<br />

eine Debatte um<br />

den Kern des<br />

Faches“, sagt<br />

Prof. Cathleen<br />

Grunert.<br />

„Auch vor der Bologna-Reform<br />

gab es ein breiteres Spektrum an<br />

Schwerpunkten im Diplom-Studiengang<br />

Erziehungswissenschaft. Daraus<br />

haben sich im Zuge der Bologna-Reform<br />

dann eigene Studiengänge<br />

gebildet, die durch hohe<br />

Spezialisierung charakterisiert sind“,<br />

beschreibt Grunert die Erkenntnisse<br />

aus dem quantitativen Teil des Projektes.<br />

Derzeit befinden sich Cathleen<br />

Grunert und Katja Ludwig „mitten<br />

im Verstehensprozess“ der Mechanismen,<br />

die dafür gesorgt haben.<br />

Im qualitativen Teil des Projektes<br />

wurden dafür Gruppendiskussionen<br />

an verschiedenen<br />

Hochschulstandorten<br />

durchgeführt,<br />

die aktuell ausgewertet<br />

werden.<br />

„Durch Bologna<br />

wurde überhaupt die Möglichkeit<br />

geschaffen für Pluralität und Vielfalt<br />

in Studiengängen. Oder genauer:<br />

für noch mehr Pluralität und Vielfalt“,<br />

so Grunert.<br />

Durch Bologna sei die tradierte Debatte<br />

um Spezialisierung und Ausdifferenzierung<br />

in der Erziehungswissenschaft<br />

auch in Studiengängen<br />

sichtbar geworden. Bologna wirkte<br />

wie ein Katalysator. Nichtsdestotrotz:<br />

„Im Vergleich bleibt die Soziologie<br />

als Disziplin im Kanon der akademischen<br />

Ausbildungsgänge eher<br />

sichtbar – trotz der auch hier vorhandenen<br />

Ausdifferenzierung in immer<br />

mehr Bindestrich-Soziologien“,<br />

so Grunert.<br />

Eine Rolle für die Heterogenität in<br />

der Erziehungswissenschaft spielen<br />

zudem die Bedingungen an den einzelnen<br />

Hochschulstandorten, unter<br />

„Durch Bologna wurde überhaupt die<br />

Möglichkeit geschaffen für Pluralität und<br />

Vielfalt in Studiengängen.“<br />

denen die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

eingeführt wurden. „Wie<br />

ist die Personalsituation, welches erziehungswissenschaftliche<br />

Portfolio<br />

kann ich mit der Anzahl an Mitarbeitenden<br />

überhaupt realisieren? Welchen<br />

Einfluss nehmen Hochschulpolitik<br />

und Hochschulleitung?“,<br />

skizziert Grunert. „Hier zeigen sich<br />

durchaus differente Umgangsweisen<br />

mit den Anforderungen des Reformprozesses“,<br />

ergänzt Katja Ludwig.<br />

Diese Erkenntnisse sollen in<br />

einer Typologie der leitenden Orientierungen<br />

bei der Reform der erziehungswissenschaftlichen<br />

Hauptfachstudiengänge<br />

münden.<br />

Auswirkungen für Studierende<br />

Fest steht: Die Dynamik ist da, es<br />

etabliert sich etwas Neues – „das ist<br />

eine normale Entwicklung für eine<br />

Wissenschaftsdisziplin“, so Grunert.<br />

Interessant sei die Frage nach verbindenden<br />

Elementen<br />

der unterschiedlich<br />

ausgerichteten<br />

Studiengänge.<br />

Denn<br />

vor allem für Studierende<br />

ist dies<br />

relevant. „Wer den Master an einer<br />

anderen Hochschule als den Bachelor<br />

machen möchte, bekommt<br />

unter Umständen Anschlussprobleme.<br />

Unterschiedliche Schwerpunkte<br />

bedeuten unterschiedliche Inhalte.“<br />

Prof. Cathleen Grunert<br />

Wie geht die Disziplin wiederum damit<br />

um: etwa, in dem Propädeutika<br />

angeboten werden? „Das ist eine<br />

spannende Frage“, sagt Grunert,<br />

die auch in den folgenden Auswertungen<br />

berücksichtigt wird. aw<br />

Internationales Forschungsprojekt<br />

Die Frauenquote hemmt die Teamarbeit<br />

Frauen bleiben immer noch auf<br />

der Karriereleiter stecken und sind<br />

in Führungspositionen weiterhin<br />

unterrepräsentiert. Dabei ist die<br />

Gleichstellung der Geschlechter<br />

schon lange eine gesellschaftliche<br />

Forderung – und inzwischen gesetzlich<br />

verankert: Seit dem 1. Januar<br />

2016 gilt die feste Geschlechterquote<br />

von 30 Prozent für neu<br />

zu besetzende Aufsichtsratsposten<br />

in börsennotierten und voll mitbestimmten<br />

Unternehmen.<br />

Leistung versus Geschlecht<br />

Ähnliche Regelungen, die mit Sanktionsdrohungen<br />

verbunden sind,<br />

gelten seit dem Jahr 2016 auch im<br />

Öffentlichen Dienst und damit an<br />

den Hochschulen. Die gewünschte<br />

Wirkung, signifikante Erhöhung<br />

des Frauenanteils in Aufsichtsgre-<br />

mien, wird nicht ausbleiben. Welche<br />

Auswirkungen eine Quotenregelung<br />

darüber hinaus hat, ist bislang<br />

wenig erforscht. Diplom-Volkswirtin<br />

Angela Dorrough und Prof.<br />

Dr. Andreas Glöckner vom Lehrgebiet<br />

Urteilen, Entscheiden, Handeln<br />

am Psychologischen Institut<br />

der FernUniversität in Hagen haben<br />

sich gemeinsam mit Dr. Monika Leszczynska<br />

von der New York University<br />

und Prof. Manuela Barreto von<br />

der University of Exeter mit diesem<br />

Thema beschäftigt.<br />

In zwei Laborexperimenten haben<br />

sie untersucht, wie sich die Kooperationsbereitschaft<br />

von Männern<br />

und Frauen vor und nach der<br />

Einführung einer Geschlechterquote<br />

darstellt. „Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass sich die Quote negativ<br />

Foto: Thinkstock/<br />

Choreograph<br />

auf Kooperationsbereitschaft auswirkt,<br />

während eine Auswahl nach<br />

persönlicher Leistung die Kooperationsbereitschaft<br />

der involvierten<br />

Personen eher erhöht“, sagt Angela<br />

Dorrough. Darüber hinaus fand das<br />

Team heraus: Die Auswahl nach Geschlecht<br />

wird als weniger fair wahrgenommen<br />

als die nach Leistung.<br />

Nebeneffekte vermeiden<br />

„Nun stellt sich die Frage, wie man<br />

solche negativen Nebeneffekte vermeiden<br />

kann“, sagt Dorrough. Dies<br />

sollen weitere Studien ergeben, die<br />

durch das Interne Forschungsförderprogramm<br />

Genderforschung<br />

unterstützt werden. „Wir möchten<br />

entsprechende Vorschläge auf<br />

wissenschaftlicher Basis erarbeiten.<br />

Denn eins ist unbestritten: Die Quotenregel<br />

ist wichtig.“ aw


Forschung<br />

Seite 6<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Foto: Thinkstock<br />

Neuer US-Präsident<br />

Ein Unpolitiker an den Hebeln der Macht<br />

Steht die Welt am Ende ihrer bisherigen Ordnung durch die Wahl von Donald<br />

John Trump zum 45. Präsidenten der USA? Oder wird es sich „nur“<br />

um eine scharfe Zäsur handeln? Steuert die Weltmacht auf einen neuen<br />

Isolationismus zu? Welche Auswirkungen werden sich für die Außen- und<br />

Sicherheitspolitik der NATO, der Europäischen Union und Deutschlands ergeben?<br />

Und was treibt Trump wirklich an?<br />

i<br />

Zur Person<br />

Dr. Christopher Kaan und Dr. Martin List sind Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

im Lehrgebiet Politikwissenschaft II: Internationale Politik der<br />

FernUniversität in Hagen. Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Kaan<br />

sind inter- und transnationale Institutionen und deren Beiträge zur<br />

Governance globaler Probleme. Dr. List befasst sich schwerpunktmäßig<br />

mit vergleichender Außenpolitikanalyse und internationalen Normen<br />

und Regimen.<br />

Das Ende der bekannten<br />

Welt(ordnung)?<br />

„Ja, in der politischen Realität erleben<br />

wir wohl das Ende einer Weltordnung“,<br />

bestätigt Dr. Christopher<br />

Kaan. „In der Forschungsperspektive<br />

kann man aber sagen, dass wir<br />

nach einer Übergangsperiode in<br />

eine neue Weltordnung übergehen.<br />

Wir haben<br />

Das Siegel des<br />

Präsidenten der USA<br />

Foto: Thinkstock<br />

aber nicht jetzt die scharfe Zäsur,<br />

eine entscheidende Änderung gab<br />

es ja bereits in den 1990er Jahren.“<br />

In seinem Buch „Das Ende<br />

der Geschichte“ stellte der Politikwissenschaftler<br />

Francis Fukujama<br />

dar, dass nach dem Zerfall des Ostblocks<br />

eine „Harmonie der Interessen“<br />

herrschen und sich Liberalismus<br />

und Markwirtschaft überall<br />

und endgültig durchsetzen würden.<br />

Kaan: „Heute stellen wir fest:<br />

Offensichtlich ist das ‚Ende der Geschichte‘<br />

doch nicht mehr gegeben“,<br />

weil bestimmte Akteure jetzt<br />

ihre Eigeninteressen verstärkt wahrnehmen,<br />

Russland zum Beispiel und<br />

jetzt auch die USA.<br />

Dadurch brechen wieder Machtkonflikte<br />

zwischen den Großmächten<br />

aus. Kaan: „Die USA sind nicht<br />

mehr bereit, ihre Hegemonialrolle<br />

in der bisherigen Weise beizubehalten,<br />

nachdem sie dies über 50 Jahre<br />

– in Europa sogar 70 Jahre – geleistet<br />

haben.“ Ein Hegemon übt<br />

Macht aus, stellt aber auch ein Gemeingut<br />

bereit. In diesem Fall eben<br />

Sicherheit. Die Kosten dafür wollen<br />

die USA nicht mehr – aus ihrer<br />

Sicht – nahezu alleine tragen. „Damit<br />

dürften sie ihre Rolle als transatlantischer<br />

Hegemon stark verändern“,<br />

so Kaan.<br />

Änderungen der amerikanischen<br />

Hegemonialpolitik<br />

Allerdings weichte schon<br />

Obama die amerikanische<br />

Hegemonialpolitik auf,<br />

wenn auch nicht so radikal.<br />

Durch den Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion<br />

konnte er<br />

sich das leisten. Obama<br />

war bei seiner multilateralen<br />

Außenpolitik<br />

sehr erfolgreich, als<br />

Beispiel nennt Kaan den<br />

„Iran-Deal“. In seiner Amtszeit<br />

öffneten die USA sich auch<br />

der globalen Klimapolitik. „Trump<br />

unternimmt nun weltpolitisch große<br />

Schritte zurück, noch hinter die<br />

Politik von George W. Bush“, erklärt<br />

Kaan.<br />

„Der Hegemon“ ist nach den Worten<br />

von Dr. Martin List „immer in<br />

der unangenehmen Lage, dass er<br />

sein vermeintlich selbstloses Handeln<br />

mit Undank belohnt sieht“.<br />

Das habe in der westlichen Allianz<br />

schon angefangen,<br />

als Henry<br />

Kissinger von<br />

1973 bis 1977<br />

US-Außenminister<br />

war. Die Amerikaner<br />

bekamen zunehmend das<br />

Gefühl, ihre Sicherheit, ihren Wohlstand<br />

und das Leben ihrer Soldaten<br />

vor allem für andere Länder<br />

zu riskieren: „Und was tut Ihr?<br />

Ihr seid doch nur Trittbrettfahrer!“<br />

Dass die USA ihre westlichen Verbündeten<br />

drängen, größere Anteile<br />

an den Verteidigungslasten<br />

zu übernehmen, sei also ein altes<br />

Thema. Ansonsten sieht Martin List<br />

aber nur wenige Kontinuitäten zwischen<br />

Trump und Obama: „Trump<br />

hat schon in den ersten Amtstagen<br />

so viel Schaden angerichtet, dass einem<br />

schwindelig werden kann; das<br />

liegt aber ganz auf seiner Linie“.<br />

Trumps Motivation:<br />

sein kleines Ego<br />

Trump ist für List „kein wirklicher<br />

Politiker, sondern ein Unpolitiker,<br />

ein Machtmensch, der politisch<br />

nicht interessiert ist.“ Dass er die<br />

Weltmacht USA führen will wie einen<br />

Konzern, verheißt für den Wissenschaftler<br />

nichts Gutes: „Bei aller<br />

Vorsicht bei Ferndiagnosen: Was<br />

wohl jeder erkennen kann ist ein<br />

kleines Ego, das er mit ‚sichtbaren‘<br />

Scheinerfolgen übertünchen möchte.“<br />

Für Trump sei das Image des<br />

höchst erfolgreichen Unternehmers<br />

„wahnsinnig wichtig“.<br />

Ob er es tatsächlich war? Zweitrangig<br />

für Trump, so List. „Als er mit<br />

Casinos und Hotels beinahe gescheitert<br />

war, kam er ‚auf den Trichter‘:<br />

Ökonomisch kann ich mich öffentlich<br />

nicht mehr besonders gut<br />

profilieren. Aber mein Name ist ja<br />

schon in allen Medien – als großer<br />

Medien-Guru könnte ich also<br />

noch etwas werden.“ Lists Meinung<br />

nach ist er so auch in die Politik<br />

„hineingerutscht“: ohne konkrete<br />

politische Vorstellungen oder Gestaltungswillen.<br />

Und ohne irgendeine<br />

Ahnung von den Komplexitäten<br />

der internationalen Politik.<br />

List: „Öffentlich Personen abzuwatschen<br />

scheint ja sein Ding zu sein –<br />

das hat wieder mit dem kleinen Ego<br />

zu tun.“ Dass er seine Steuererklärung<br />

nicht veröffentlicht, lasse jedenfalls<br />

an seinem ökonomischen<br />

Erfolg zweifeln: „Man könnte zumindest<br />

vermuten, dass er zu viele<br />

Kredite hatte, als dass die Banken<br />

ihn hätten fallenlassen können.<br />

Das kennen wir aus der Finanzkrise<br />

– too big to fail“, zieht der Politikwissenschaftler<br />

Schlüsse aus der<br />

Vergangenheit.<br />

Die Kompensation eines kleinen<br />

Ego durch Äußerlichkeiten zeigt<br />

sich für List auch daran, dass es für<br />

Trump an seinem ersten Amtstag<br />

„Trump versucht kurzsichtig, seine Interessen durchzusetzen und<br />

gibt dabei viel auf, was die USA sich lange erkämpft haben.“<br />

nichts Wichtigeres gab als immer<br />

wieder zu bekräftigen, dass die Zuschauerzahl<br />

bei seiner Amtseinführung<br />

die größte aller Zeiten gewesen<br />

sei. Viele Präsidenten arbeiteten<br />

vor allem in ihrer zweiten Amtsperiode<br />

intensiv an dem Bild von sich,<br />

das sie später in den Geschichtsbüchern<br />

haben möchten. „Im Gegensatz<br />

dazu scheint der Zeithorizont<br />

Trumps sehr viel kurzfristiger<br />

zu sein.“<br />

Christopher Kaan sieht die Probleme<br />

weniger in den aktuellen Aktivitäten<br />

des Präsidenten als in dem,<br />

was er „verbaut und innerhalb von<br />

Tagen über Bord wirft wie gewisse<br />

Grundgarantien“. So wolle er die<br />

NATO in seinem Sinn reformieren:<br />

„Alle müssen mehr zahlen.“ Trump<br />

hatte die NATO als „obsolet“ bezeichnet,<br />

also unzeitgemäß.<br />

Dr. Martin List (li.) und Dr. Christopher Kaan<br />

Für Christopher Kaan heißt das:<br />

„Auch wenn Trump im Telefonat<br />

mit der Bundeskanzlerin wieder die<br />

Rolle der NATO gestärkt hat, werden<br />

sich die beteiligten Staaten natürlich<br />

auch nach anderen Wegen<br />

umsehen, um ihre Sicherheitsinteressen<br />

zu befriedigen. Dies sieht<br />

man zum Beispiel jetzt schon in Polen:<br />

hier wird sogar in konservativen<br />

Kreisen diskutiert, ob man sich<br />

in Zukunft nicht eher wieder an<br />

Deutschland statt an den USA ausrichten<br />

sollte.“<br />

Mehr EU-Engagement in der<br />

NATO<br />

Sollten die USA ihr Engagement in<br />

der NATO reduzieren, kämen auf<br />

die Europäische Gemeinschaft und<br />

ihre „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik“<br />

(GASP) neue Aufgaben<br />

zu: „Sie muss weltpolitisch<br />

aktiv werden!“<br />

Die GASP bezeichnet als Politikbereich<br />

der Europäischen Union die<br />

Zusammenarbeit<br />

der EU-Mitgliedstaaten<br />

bei der Außen-,<br />

Sicherheitsund<br />

Verteidigungspolitik.<br />

Ein Unterbereich<br />

der GASP ist die Gemeinsame<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

(GSVP).<br />

Dr. Christopher Kaan<br />

Aber ist die EU wirklich ein Player<br />

auf dem weltpolitischen Spielfeld?<br />

Oder sind es doch eher ihre<br />

28 Mitgliedsstaaten, von denen jeder<br />

ein anderer Spiel spielt? „Die Sicherheitspolitik<br />

der EU ist alles andere<br />

als einheitlich“, gibt Kaan zu.<br />

„Das liegt aber gerade daran, dass<br />

es die NATO<br />

gibt, die – gestützt<br />

vor allem<br />

auf den Hegemon<br />

USA – noch zusichert:<br />

‚Wenn es Krieg gibt, beschützen<br />

wir euch.‘ Wenn<br />

diese Beistandsgarantien der<br />

USA wegfallen sollten, müssten<br />

sie irgendwie ersetzt werden.“<br />

Die EU müsste, um ein größeres<br />

Gewicht zu haben in der Außen-<br />

wie in der Sicherheitspolitik,<br />

wirklich mit einer Stimme sprechen<br />

und sich stärker als Einheit in der<br />

NATO engagieren. Wäre also zum<br />

Beispiel ein gemeinsamer „europäischer<br />

Außenminister“ richtig? Kaan<br />

ist skeptisch: „Ihre eigenen Außenpolitiken<br />

werden sich die Staaten<br />

wohl kaum nehmen lassen.“<br />

Zudem trifft die Wahl Trumps die<br />

Gemeinschaft zu einem denkbar<br />

ungünstigen Zeitpunkt. Großbritanniens<br />

Regierung versucht gerade<br />

offensichtlich erfolgreich, sich im<br />

Zuge des Brexit den USA anzunähern.<br />

Das Erstarken populistischer,<br />

europafeindlicher Parteien und die<br />

mögliche Wahl Marine Le Pens zur<br />

französischen Staatspräsidentin am<br />

23. April <strong>2017</strong> wären weitere Stolpersteine.<br />

Deutschland als Lückenfüller?<br />

Martin List bezweifelt noch mehr als<br />

Kaan, dass die Bundesrepublik zusammen<br />

mit kleineren Staaten die<br />

Lücken füllen könnte, die die USA<br />

hinterlassen würden. Seit 20 Jahren<br />

forderten alle Administration<br />

der USA höhere Beiträge ihrer NA-<br />

TO-Partner. Konsequenzen daraus<br />

wurden in der EU nicht gezogen,<br />

bedauert List weiter.<br />

Er erinnert sich in diesem Zusammenhang<br />

an die Kriege auf<br />

dem Balkan in den 1990er Jahren<br />

und an die Phrase „Europa allein<br />

zu Haus“, als die USA „aus ihrer<br />

Sicht völlig zu Recht sagten:<br />

‚Das ist nicht unser Hinterhof, son-


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />

NATO<br />

dern eurer. Macht was!‘“ Die Europäer<br />

mussten jedoch feststellen:<br />

„Wir sind nicht handlungsfähig. Im<br />

Grunde war das die Geburtsstunde<br />

der GASP.“ Wirklich weitergekommen<br />

sei Europa seither sicherheitspolitisch<br />

jedoch nicht: „Dabei<br />

kann man ohne eine gewisse militärische<br />

Handlungsfähigkeit in der<br />

Liga der Globalmächte einfach nicht<br />

mitspielen“, betont List. „Die militärische<br />

Kleinstaaterei in Europa aufgrund<br />

arbeitsplatz- und industriepolitischer<br />

Hintergründe verhindert<br />

unsere Handlungsfähigkeit.“<br />

Die Lösung kann nach Meinung beider<br />

Wissenschaftler nur in einer europäischen<br />

Zusammenarbeit liegen:<br />

„Ich kann mir vorstellen, dass sogar<br />

osteuropäische EU-Mitglieder, nicht<br />

zuletzt wegen des Nachbarn Russland,<br />

großes Interesse<br />

an einer gemeinsamen<br />

Außen-<br />

und Sicherheitspolitik<br />

haben<br />

werden.“ Kaan<br />

gibt in diesem Zusammenhang allerdings<br />

auch zu bedenken: „Wenn<br />

Deutschland wirklich zwei Prozent<br />

seine Bruttoinlandsproduktes für<br />

Waffen ausgibt, um seine Verteidigungskapazität<br />

zu erhöhen: Wie<br />

werden dann unsere Nachbarstaaten<br />

– etwa Polen – angesichts der<br />

Vergangenheit reagieren?“<br />

Beide sind skeptisch, dass eine verminderte<br />

Handlungsfähigkeit der<br />

NATO schnell genug durch die EU<br />

ersetzt werden kann. List findet das<br />

„angesichts eines Herrn Putin schon<br />

sehr ungünstig; er hat gerade gezeigt,<br />

was man alles tun kann, ohne<br />

einen Krieg führen zu müssen. Dabei<br />

ist grundsätzlich jede Abhängigkeit<br />

von jemandem unangenehm.<br />

Bisher war es noch erträglich, wir<br />

waren ja von freundlichen US-Präsidenten<br />

abhängig und nicht von<br />

Herrn Putin.“<br />

Doch eines zeigen weder Präsident<br />

Putin noch Präsident Trump garantiert<br />

nicht, wenn es darauf ankommt:<br />

Freundlichkeit der Etikette<br />

wegen. Hier dominieren klar die eigenen<br />

Interessen.<br />

Kurzfristige Sicht<br />

Auf der anderen Seite der Weltkugel<br />

ist es nicht besser. Hier steigen<br />

die USA aus dem Transpazifischen<br />

Freihandelsabkommen (TPP)<br />

aus, das einige Effekte – etwa bei<br />

„Trump hat schon in den ersten Amtstagen so viel Schaden<br />

angerichtet, dass einem schwindelig werden kann.“<br />

der Demokratisierung von nicht gerade<br />

„lupenreinen Demokratien“<br />

in Asien – beinhalten würde, wie<br />

Kaan anmerkt. So würde beispielsweise<br />

Vietnam zur Zulassung unabhängiger<br />

Gewerkschaften gezwungen<br />

sein. Donald Trump interessiert<br />

das nicht, er hält einfach TPP<br />

für eine Katastrophe für die USA.<br />

Nicht zuletzt sollte der Vertrag auch<br />

Hegemonialbestrebungen Chinas,<br />

das kein Vertragspartner ist, beschränken.<br />

Nach dem Ausstieg der<br />

USA kam prompt der Vorschlag<br />

aus Australien, stattdessen China<br />

ins Freihandels-Boot zu nehmen.<br />

Trumps Handeln ist „naiver Unilateralismus“,<br />

zitiert Kaan die Zeitschrift<br />

Cicero: „Er versucht kurzsichtig,<br />

seine Interessen durchzusetzen<br />

und gibt dabei viel auf, was die<br />

USA sich lange erkämpft haben.“<br />

Ähnlich sieht es auch im Nahen<br />

Osten aus: Die Regierung Netanjahu<br />

in Israel hat ihre Chancen sofort<br />

erkannt: „Die haben jetzt freie<br />

Hand beim Siedlungsbau. Das ist<br />

dann wohl auch die offizielle Beerdigung<br />

des Friedensprozesses im<br />

Nahen Osten“ fürchtet Martin List.<br />

„Das interessiert Trump gar nicht, er<br />

ist das Aushängeschild derjenigen,<br />

die ganz auf der beinharten Linie<br />

der israelischen Regierung liegen.“<br />

Schranken für den Präsidenten<br />

Muss die Welt jetzt also mit Trump<br />

leben? Und wenn ja, wie lange?<br />

Trump selbst sprach ja schon von<br />

acht Jahren Amtszeit als US-Präsident,<br />

er hat sich – so List – bereits<br />

„Make America great again“<br />

als Motto für den nächsten Wahlkampf<br />

gesichert. Andere Staaten<br />

können ihn sicher nicht stoppen.<br />

List: „Kurzfristig kann ihm international<br />

kaum jemand Paroli bieten.<br />

Wer will den amerikanischen Präsidenten<br />

aufhalten,<br />

Dr. Martin List<br />

wenn der etwas<br />

tut, was der Rest<br />

der Welt als ungut<br />

empfindet? Das<br />

Problem hatten wir<br />

bereits mit George Bush jr. und seinem<br />

Krieg gegen den Irak. Die Chinesen<br />

zum Beispiel reiben sich die<br />

Hände und warten ab, was ihnen in<br />

den Schoß fällt.“<br />

Und für Russland ist Trump, folgt<br />

man seinen Wahlkampfäußerungen,<br />

ein sehr bequemer Präsident.<br />

Der Kongress redet mit<br />

Die Macht des US-Präsidenten unterliegt<br />

jedoch Beschränkungen im<br />

eigenen Land, bei vielen grundsätzlichen<br />

Entscheidungen spricht der<br />

Kongress – also Senat und Reprä-<br />

Das offizielle<br />

Foto von<br />

US-Präsident<br />

Donald Trump<br />

Foto: Weißes Haus,<br />

Washington<br />

sentantenhaus – mit. In beiden haben<br />

die Republikaner die Mehrheit.<br />

Eine Garantie für Trump? Ja, aber<br />

nicht auf Dauer.<br />

Arbeitslosigkeit in USA niedrig<br />

Eine wichtige Rolle im Hinblick auf<br />

die längerfristige Handlungsfähigkeit<br />

Trumps werden seine wirtschaftlichen<br />

Erfolge spielen. List:<br />

„Merkwürdigerweise hat er ja ein<br />

Faible für die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

in den USA. Das ist<br />

jedoch nicht das aktuelle Thema<br />

dort, die Arbeitslosigkeit ist eher gering.<br />

Aber es kommt gut bei einer<br />

viel Unmut artikulierenden Wählerschicht<br />

an, den ‚Modernisierungsverlierern‘.<br />

Es ist jedoch gar nicht so<br />

einfach darstellbar, wie jemand, der<br />

viele Jahre in einem Stahlwerk geschuftet<br />

hat, plötzlich für einen anspruchsvollen<br />

zukunftssicheren Beruf<br />

umgeschult werden kann.“<br />

Alte Industrien<br />

wiederbeleben?<br />

Wie Trump jedoch „alte Industrien“<br />

wiederbeleben könnte, bleibt<br />

schleierhaft. Will er es überhaupt?<br />

Oder behauptet er einfach nur per<br />

Twitter: „Ich schaffe Arbeitsplätze“?<br />

List: „So ist es wohl.“ Zurzeit<br />

gelinge ihm dies nominell, weil alle<br />

mitspielen: „Mit dem neuen Präsidenten<br />

will es sich niemand verderben.“<br />

So überlegen es sich die<br />

Chefs vieler Unternehmen, ob sie<br />

in die Nachbarstaaten expandieren<br />

oder jetzt doch in den USA investieren.<br />

„Außer BMW war niemand<br />

Manns genug zu sagen, ‚Davon<br />

lassen wir uns nicht beeindrucken’“,<br />

stellt List fest. Die Frage ist,<br />

welche Folgen Trumps Politik für die<br />

US-Wirtschaft selbst hat.<br />

Trumps Nomination in der eigenen<br />

Partei ist unter ungewöhnlichen<br />

Umständen erfolgt, er war – so<br />

List – ungeliebt, aber nicht mehr zu<br />

verhindern: „Es gibt viele Republikaner,<br />

die nicht auf seiner Linie sind,<br />

die sich aber noch nicht aus der Deckung<br />

trauen. Doch das wird nicht<br />

sehr lange so bleiben. Und dann<br />

bricht ihm auch die Mehrheit in beiden<br />

Häusern des Parlamentes weg.<br />

Aber so kurze Zeit nach der Amtseinführung<br />

kann man ja kaum den<br />

eigenen Frontmann stürzen.“<br />

Keine Mehrheit bei Wählern<br />

und Wählerinnen<br />

Eine wichtige Rolle werden die<br />

Wählerinnen und Wähler spielen:<br />

Die Mehrheit von ihnen hatte<br />

Trump ja nicht, sondern nur die<br />

der Wahlmänner und Wahlfrauen.<br />

Wie verhält sich die Wählerschaft<br />

der Republikaner, wenn sie die Folgen<br />

von Trumps Politik zu spüren<br />

bekommt? fragt List. Wenn etwa<br />

ausländische Waren, etwa billige<br />

Elektronik aus China, teurer werden.<br />

Das wird viele weniger Begüterte<br />

– unter denen Trump viele Anhängerinnen<br />

und Anhänger hat –<br />

treffen. Auch die Änderungen bei<br />

der Sozialversicherung könnten viele<br />

Trump-Fans treffen, insgesamt<br />

20 Millionen Amerikaner profitierten<br />

von „Obama-Care“, die Trump<br />

als erste Amtshandlung stark modifiziert<br />

hat.<br />

Kaan und List sind sich einig:<br />

„Trump hat großes Handlungspotential,<br />

aber es ist nicht Konstruktives<br />

in dem zu erkennen, was er tut.<br />

Es dürfte relativ schnell klar werden,<br />

dass er die Interessen der USA nicht<br />

befriedigt.“<br />

Da<br />

i<br />

1. Einen Beitrag zu volkswirtschaftlichen Folgen der Entscheidungen<br />

von Präsident Trump finden Sie auf der nächsten Seite.<br />

2. Die Berichterstattung in Medien kann sich auf die Wahrnehmung<br />

von tatsächlichen oder vermuteten Bedrohungen auswirken. Was<br />

das für die gesellschaftliche Radikalisierung und für geändertes<br />

Wahlverhalten bedeuten kann, ist im Jahrbuch 2016 der FernUniversität<br />

und ihrer Freundesgesellschaft zu finden. Darin geht es auch<br />

um die große Bedeutung von Fakten und unterschiedlichen Meinungen<br />

für die Demokratie. Das Jahrbuch 2016 ist ab Mitte Mai<br />

im Internet unter www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-07 zu finden.<br />

Foto: Thinkstock


Forschung<br />

Seite 8<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Neuer US-Präsident<br />

Wirtschaftspolitik mit der Brechstange<br />

„Wird Donald Trump die angekündigten<br />

Handelsbarrieren mit<br />

35 Prozent Einfuhrzoll errichten,<br />

die unter anderem auch die deutsche<br />

Automobilindustrie schädigen<br />

könnten? Kann er das überhaupt?“<br />

Noch vor kurzem hätte<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer seine<br />

eigenen Fragen noch mit einem<br />

klaren „Nein, das ist völlig<br />

utopisch, weil ein rational denkender<br />

Mensch so etwas nie tun würde“<br />

beantwortet. Inzwischen ist er<br />

sich nicht mehr sicher: „Als erste<br />

Amtshandlung hat Trump die Ratifizierung<br />

des TPP-Abkommens per<br />

Erlass gestoppt. Da muss ich mir<br />

schon überlegen, ob er ein rational<br />

handelnder Mensch ist“, bekennt<br />

Prof. Schmerer.<br />

In Gefahr sind zwei, vielleicht sogar<br />

drei Freihandelsabkommen.<br />

Die Transpazifische Partnerschaft<br />

(TTP) von USA, mehreren amerikanischen<br />

und asiatischen Staaten,<br />

Australien und Neuseeland wurde<br />

noch nicht ratifiziert. Das Transatlantische<br />

Freihandelsabkommen<br />

(TTIP) ist ein geplantes Freihandelsund<br />

Investitionsschutzabkommen<br />

i<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />

ist Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Volkswirtschaftslehre, insb. Internationale<br />

Ökonomie, an der<br />

FernUniversität in Hagen. Einer<br />

seiner Forschungsschwerpunkte<br />

ist die Globalisierung,<br />

unter anderem geht es dabei<br />

um deren Auswirkungen<br />

auf Arbeitsmärkte. Ein zweiter<br />

Fokus liegt auf entwicklungsökonomischen<br />

Aspekten des<br />

internationalen Handels und<br />

Chinas Rolle dabei (s. Seite 10).<br />

Prof. Hans-Jörg Schmerer<br />

der Europäischen Union und der<br />

USA. Auch NAFTA, das Nordamerikanische<br />

Freihandelsabkommen<br />

von Kanada, USA und Mexiko, sehen<br />

Fachleute als gefährdet an.<br />

Ein Containerschiff im Hafen von New York<br />

„Wir sind zurzeit in einer Phase der<br />

De-Globalisierung, in Europa wie<br />

in Amerika. Bei der Globalisierung<br />

gibt es natürlich nicht nur Gewinner,<br />

sondern auch Verlierer. Überall<br />

ist die Stimmung ein bisschen gegen<br />

die Globalisierung und damit<br />

auch gegen den Freihandel. Mit<br />

seiner Ankündigung, TPP zu stoppen,<br />

konnte Trump bei der Wahl<br />

am meisten punkten“, so Schmerer.<br />

Jetzt wolle er beweisen, dass<br />

seine Versprechen umsetzbar sind.<br />

„Aber warum soll jetzt Hals über<br />

Kopf die Ratifizierung ohne Diskurs<br />

gestoppt werden?“<br />

Auch im Wahlkampf habe es über<br />

das, was Trump versprochen hatte,<br />

keine Diskussionen gegeben. Jetzt<br />

würden die jahrelangen Verhandlungen<br />

von vorne beginnen. Wenn<br />

überhaupt. Schmerer fragt sich, ob<br />

wirklich alle dahinter stehen, die<br />

mitreden können: der Kongress,<br />

andere Gremien, die Wirtschaft…<br />

„Es ist natürlich ein Problem für die<br />

USA, ob sie noch als verlässlicher<br />

Partner gesehen werden.“<br />

Trumps Verhalten hält Schmerer für<br />

„sehr gefährlich, weil er anscheinend<br />

von Volkswirtschaft nicht viel<br />

Ahnung hat; Trump denkt zu sehr<br />

als Unternehmer und ist nicht weitsichtig<br />

genug.“ Freihandel sehe er<br />

als Nutzen, als Gewinn, und Importe<br />

als Kosten, als Verluste. Alles,<br />

was damit zusammenhängt,<br />

erkenne er überhaupt nicht: „Der<br />

‚Deal‘ ist für ihn nicht fair. Dabei<br />

können starke Importe zeigen, dass<br />

es der eigenen Wirtschaft gut geht.<br />

Zudem haben die<br />

Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher<br />

mehr Präferenzen<br />

für ausländische<br />

Güter.“ Trumps<br />

größte Feindbilder sind China und<br />

Deutschland, „wegen der größten<br />

Ungleichheiten in der Außenhandelsbilanz“.<br />

USA wie Unternehmen führen<br />

Zu diesem Denken Trumps passt<br />

für den FernUni-Wissenschaftler,<br />

dass dieser die Supermacht USA<br />

wohl wie ein Unternehmen führen<br />

wolle: „Mit Direktiven an seine<br />

Rechtsanwälte: ‚Ich will 35 Prozent<br />

Zoll! Sucht eine Möglichkeit, die ich<br />

durchsetzen kann.‘“ Diplomatie?<br />

Fehlanzeige. Eine Machtdemonstration?<br />

Wahrscheinlich.<br />

Foto: Thinkstock<br />

Die kann man auch bei seinem Verhalten<br />

gegenüber der Welthandelsorganisation<br />

WTO erkennen. Hohe<br />

Handelsbarrieren würden klar gegen<br />

deren Richtlinien verstoßen.<br />

US-Gesetze gestatten, so Schmerer,<br />

dem Präsidenten tatsächlich hohe<br />

Zölle: Gary Clyde Hufbauer kommt<br />

in den „Assessing Trade Agendas<br />

in the US Presidential Campaign“<br />

des Peterson Institute for International<br />

Economics zu dem Schluss,<br />

dass dies über den Kongress hinweg<br />

aus Gründen der nationalen Sicherheit<br />

möglich wäre (PIIE Briefing,<br />

16-6, „Could a President Trump<br />

Shackle Imports?“). Kongress und<br />

WTO würden aber wohl gegen den<br />

hohen Zollsatz klagen. Das allerdings<br />

dürfte sechs bis zwölf Monate<br />

dauern. „Deshalb jetzt diese<br />

Hauruck-Aktionen“, schlussfolgert<br />

Schmerer.<br />

Das eigentliche Problem, das im<br />

Wahlkampf häufig thematisiert<br />

„Trumps Verhalten halte ich für sehr gefährlich, weil er<br />

anscheinend von Volkswirtschaft nicht viel Ahnung hat“.<br />

wurde, sind nicht die Im- und Exporte,<br />

sondern die Gefährdung von<br />

amerikanischen Arbeitsplätzen: „Er<br />

nennt das schwammig Globalisierung,<br />

meint aber eigentlich vor allem<br />

Offshoring.“ Ihm geht es um<br />

die (Nicht-)Verlagerung von Produktionsprozessen<br />

ins Ausland: „Vor<br />

100 Jahren konnte man nur Endprodukte<br />

handeln und exportieren.<br />

Heute ermöglicht der technologische<br />

Fortschritt es, den Produktionsprozess<br />

in verschiedene Teile zu<br />

splitten und diese dort herzustellen,<br />

wo es am günstigsten ist.“<br />

Natürlich könnten Zölle auf Zulieferungsprodukte<br />

die Endprodukte<br />

verteuern, aber das sei ungezielt.<br />

Trump wolle nur einen Teilbereich<br />

einschränken, errichte aber eine<br />

Handelsbarriere gegen alles. Eine<br />

„Wirtschaftspolitik mit der Brechstange“,<br />

so Schmerer. Nicht nur<br />

deutsche Autos aus Mexiko würden<br />

in den USA teurer, sondern ebenso<br />

Chevys und Fords, weil auch für diese<br />

Teile importiert werden.<br />

Außer Acht lässt Trump den technologischen<br />

Fortschritt auch in anderer<br />

Hinsicht: Immer mehr Jobs<br />

werden durch Roboter ersetzt. Die<br />

Diskussion in den USA konzentriert<br />

sich jedoch auf die Verlagerung von<br />

realen Jobs ins Ausland: „Es ist viel<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />

einfacher, das Ausland verantwortlich<br />

zu machen, als die Gründe im<br />

eigenen Land zu suchen.“<br />

Das Ersetzen von Menschen durch<br />

Maschinen treffe „sicherlich nicht<br />

die Hochqualifizierten mit Universitätsabschluss,<br />

sondern eher die<br />

Leute mit weniger Bildung. Trumps<br />

Wähler!“ Haben sie ihr Idol vergebens<br />

gewählt? „Das nehme ich jetzt<br />

so an“, betont Schmerer, der in diesem<br />

Zusammenhang auch die geplanten<br />

Steuersenkungen für Unternehmen<br />

anspricht: „Ich habe<br />

noch nicht viel von Steuererleichterungen<br />

für die arbeitende Bevölkerung<br />

gehört. Das macht mich stutzig.<br />

Wer profitiert? Die großen Unternehmen.<br />

Trump hat seinen Wählerinnen<br />

und Wählern einen Deal<br />

vorgeschlagen: einerseits Verringerung<br />

der Steuern für die Unternehmen,<br />

andererseits höhere Hürden<br />

für die Globalisierung. Und als Folge<br />

davon, dass die Produktion in<br />

Amerika bleibt.“ Doch lassen sich<br />

die Unternehmen wirklich daran<br />

hindern, Jobs ins Ausland zu verlagern?<br />

Und wenn sie es nicht tun:<br />

Kommt der „Deal“ überhaupt bei<br />

den Beschäftigten an?<br />

Womit ist zu rechnen, wenn Trump<br />

aller Rationalität<br />

entgegen die Einfuhrzölle<br />

drastisch<br />

anhebt? Die WTO<br />

hat 164 Mitglieder,<br />

wenn eines<br />

ausschert, ist das für die verbliebenen<br />

163 „im Grunde genommen<br />

perfekt“, so Schmerer. Ihre<br />

niedrigen Zollsätze untereinander<br />

dürften deren Handel beflügeln, zu<br />

Ungunsten der USA. Viele Länder<br />

würden Importe aus den USA mit<br />

entsprechenden Zöllen verteuern.<br />

Gewinner dürfte China sein<br />

Ist ein Handelskrieg zu befürchten?<br />

Schmerer: „Die Gefahr besteht,<br />

aber ich glaube nicht, dass<br />

Trump so weit geht. Das Amt wird<br />

ihn sicherlich noch etwas formen<br />

und er wird hoffentlich Berater haben,<br />

die ihm die Kosten vorrechnen.<br />

Die Folgen eines Handelskriegs<br />

wären für Europa als wichtigstem<br />

US-Handelspartner und für<br />

Deutschland spürbar, aber vor allem<br />

für Amerika selbst ein Riesenproblem.“<br />

Gewinner von Trumps Handelspolitik<br />

dürfte China sein. Australien hat<br />

es ja als neuen TPP-Partner ins Gespräch<br />

gebracht. Und auch Europa<br />

würde mehr Handel mit China führen,<br />

ist sich Schmerer sicher: „Beim<br />

Weltwirtschaftsforum in Davos trat<br />

der Staats- und Parteichef Xi Jinping<br />

bereits für Globalisierung und den<br />

Freihandel ein. Er bietet sich jetzt als<br />

neuer Partner an – wahrscheinlich<br />

mit Erfolg.“<br />

Da


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />

Studien mit Demenzkranken<br />

Wichtige Aspekte fehlen in der Diskussion<br />

Gegen die Änderungen im deutschen<br />

Arzneimittelgesetz haben die<br />

Philosophen Prof. Dr. Thomas S.<br />

Hoffmann und Dr. Marcus Knaup<br />

von der FernUniversität in Hagen<br />

sowie Prof. Dr. Valentina Kaneva<br />

aus Sofia große Bedenken. Durch<br />

sie werden medizinische Studien<br />

mit Menschen ermöglicht, die sich<br />

über die Tragweite ihrer Einwilligung<br />

zur Teilnahme vielleicht nicht<br />

oder nicht mehr im Klaren sind,<br />

etwa Demenzkranke (aber nicht nur<br />

sie). Der Schutz von „nicht einwilligungsfähigen“<br />

Personen erscheint<br />

der Wissenschaftlerin und den Wissenschaftlern<br />

unzureichend. In der<br />

öffentlichen Diskussion vermissen<br />

sie zentrale Punkte der Problematik:<br />

Wurde sie interessengeleitet gesteuert?<br />

Wem nützt die Gesetzesänderung<br />

überhaupt?<br />

Die vom Bundestag beschlossene<br />

Novelle des „vierten Gesetzes zur<br />

Änderung arzneimittelrechtlicher<br />

und anderer Vorschriften“ bewegt<br />

i<br />

Prof. Thomas Sören Hoffmann leitet das Lehrgebiet Philosophie II,<br />

Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie der FernUniversität,<br />

Dr. Marcus Knaup ist hier Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Prof. Valentina<br />

Kaneva aus Sofia war im Oktober und November 2016 Gastwissenschaftlerin<br />

am Lehrgebiet. Sie arbeitet an einem Projekt zu ethischen<br />

Problemen medizinischer Forschung am Menschen. Hierzu veranstaltete<br />

sie ein Präsenzseminar an der FernUniversität und hielt im<br />

„Hagener Forschungsdialog“ einen Vortrag über vulnerable Gruppen<br />

in der medizinischen Forschung.<br />

Öffentlichkeit, Politik und verschiedene<br />

Verbände. Sie ermöglicht Forschung<br />

an volljährigen Personen,<br />

die nicht in der Lage sind, „Wesen,<br />

Bedeutung und Tragweite der klinischen<br />

Prüfung zu erkennen und ihren<br />

Willen hiernach auszurichten“.<br />

Diese Forschung soll ausschließlichen<br />

„Nutzen für die repräsentierte<br />

Bevölkerungsgruppe, zu der die<br />

betroffene Person gehört“, haben.<br />

Im Gesetz werden diese Studien<br />

als „gruppennützige“ klinische Prüfungen<br />

bezeichnet.<br />

Für Prof. Thomas Sören Hoffmann,<br />

Dr. Marcus Knaup und Prof. Valentina<br />

Kaneva handelt es sich jedoch<br />

um ethisch äußerst fragwürdige<br />

„fremdnützige“ Forschung an<br />

besonders verletzlichen Menschen,<br />

die „Wesen, Bedeutung und Tragweite<br />

der klinischen Prüfung“ eben<br />

nicht erkennen können und die von<br />

den Ergebnissen wohl eher keinen<br />

Vorteil haben dürften. Betroffen<br />

von diesen neuen Möglichkeiten<br />

der Forschung könnten nicht<br />

nur Demenzkranke sein, die ganz<br />

besonders im Zentrum der öffentlichen<br />

Debatten stehen.<br />

Nebulöse Interessenslage<br />

Für Prof. Valentina Kaneva ist die<br />

Diskussion in Deutschland im Vergleich<br />

zu anderen Ländern stark<br />

politisiert: „Vor allem Politikerinnen<br />

und Politiker reden darüber, ob<br />

Forschung mit Menschen, die zu einer<br />

Einwilligung nicht fähig sind, erlaubt<br />

sein soll. Was meinen sie damit,<br />

wenn sie über die ‚Notwendigkeit‘<br />

solcher Forschungen sprechen?<br />

Welche Interessen vertreten<br />

sie? Die der Patientinnen und Patienten?<br />

Der Forschung? Des Gesundheitssystems?<br />

Der pharmazeutischen<br />

Industrie?“<br />

Sie und ihre beiden Hagener Kollegen<br />

können auf diese zentrale Frage<br />

keine wirkliche Antwort finden,<br />

die Interessenslage ist nebulös. Thomas<br />

S. Hoffmann schließt einerseits<br />

„Druck aus Brüssel für eine EU-einheitliche<br />

Regelung“ nicht aus. „Dabei<br />

hat die EU ausdrücklich nichts<br />

dagegen, wenn einzelne Staaten<br />

ein höheres Schutzniveau vorschreiben!“<br />

Marcus Knaup weist darauf hin,<br />

dass „der Verband der forschenden<br />

Arzneimittelhersteller (VfA) die Gesetzesänderung<br />

für nicht notwendig<br />

hielt“. Der Bundestag habe im<br />

Januar 2013 solche Studien unter<br />

der Voraussetzung erlaubt, wenn<br />

nicht-einwilligungsfähige Teilnehmende<br />

selbst einen individuellen<br />

Nutzen davon haben könnten. Davon<br />

sei auf einmal keine Rede mehr.<br />

Knaup: „Warum gab es eine so<br />

schnelle Meinungsänderung?“<br />

Nicht nur Demenzkranke<br />

betroffen<br />

Aufgefallen ist den dreien, dass sich<br />

die politisch dominierte öffentliche<br />

Diskussion vor allem um Demenzkranke<br />

dreht. Die Gesetzesänderung<br />

bezieht sich jedoch ebenso<br />

auf andere „Nicht-Einwilligungsfähige“<br />

wie z.B. Menschen in intensivmedizinischer<br />

Fürsorge oder mit<br />

einer psychischen Erkrankung. Prof.<br />

Hoffmann: „Der §40b AMG hat<br />

eine viel breitere Wirkung, als es die<br />

Diskussion vermuten lässt.“<br />

Kaneva betont, dass die Beurteilung<br />

der Entscheidungsfähigkeit von Demenzkranken<br />

sowie von Menschen<br />

mit psychischen Erkrankungen sehr<br />

komplex ist. „Ob Menschen mit<br />

psychischen Einschränkungen entscheidungsfähig<br />

sind, wechselt oft<br />

von einem Moment zum anderen!“<br />

sagt sie.<br />

Für Hoffmann ist die neue gesetzliche<br />

Regelung, nach der neben der<br />

Patientenverfügung mit der Einwilligung<br />

auch eine Betreuungsperson<br />

Stellung nehmen muss, jedenfalls<br />

nicht besonders wirkungsvoll:<br />

„Als Gesunder kann ein Mensch mit<br />

etwas einverstanden sein, was er<br />

dann als Demenzkranker offenkundig<br />

gar nicht mehr will. Er könnte<br />

also als eine Person behandelt werden,<br />

die er nicht mehr ist.“<br />

Falsche Reihenfolge<br />

Wenn eine medizinische Studie bewertet<br />

werden soll, gehe es – so<br />

Kaneva – zunächst um Risiko-Nutzen-Abwägungen:<br />

„Dies zu bewerten<br />

ist Aufgabe von Forscherinnen<br />

und Forschern“, betont sie. „Die<br />

Verantwortung liegt bei ihnen und<br />

Gegen die Änderungen im Arzneimittelgesetz haben Prof. Thomas S. Hoffmann<br />

(re.) und Dr. Marcus Knaup (li.) sowie ihre Kollegin Prof. Valentina Kaneva aus Sofia<br />

große Bedenken.<br />

den Ärztinnen und Ärzten in Zusammenarbeit<br />

mit Ethikkommissionen.<br />

Auch wenn eine Einwilligung<br />

vorhanden ist, heißt das nicht, dass<br />

die Studie schon gerechtfertigt ist.“<br />

Zunächst müsse geprüft werden, ob<br />

alle wissenschaftlichen und ethischen<br />

Standards eingehalten werden:<br />

Gibt es eine plausible Hypothese<br />

als Grundlage der Studie? Dann:<br />

Welchen Zweck verfolgt die Studie?<br />

Gibt es genügend Mittel? Und<br />

sind die Teilnehmenden adäquat<br />

geschützt? Erst am Ende stehe deren<br />

Einwilligung – um die es jedoch<br />

in der Diskussion zuerst gehe.<br />

Vorgegebene Abläufe<br />

Kaneva glaubt, dass die Forschung<br />

den streng vorgegebenen Ablauf<br />

medizinischer Studien weiter einhalten<br />

wird: „Erst wird im Labor<br />

geforscht, dann an Tieren, dann<br />

an gesunden Menschen und erst<br />

dann an kranken. Die Forscherinnen<br />

und Forscher selbst sind daran<br />

interessiert, diese bewährte Reihenfolge<br />

einzuhalten.“ Thomas S.<br />

Hoffmann ist skeptischer: „Es gab<br />

schon im Vorfeld der Gesetzesverabschiedung<br />

Versuche, restriktive<br />

Vorgaben aufzuweichen und das<br />

Einwilligungserfordernis wegfallen<br />

zu lassen, vor allem bei psychischen<br />

Erkrankungen.“<br />

Foto: Thinkstock<br />

Historische Erfahrungen<br />

„Der besondere Schutz des Einzelnen<br />

hat in der Bioethik zentrale<br />

Bedeutung, besonders in Deutschland“,<br />

betont Hoffmann. „Die Bundesrepublik<br />

und Österreich gehören<br />

zu den Staaten, die der ‚Oviedo-Konvention‘<br />

nicht beigetreten<br />

sind.“ Dieses „Übereinkommen<br />

über Menschenrechte und Biomedizin<br />

des Europarates“, das in Oviedo<br />

(Spanien) unterzeichnet wurde,<br />

war beiden Ländern nicht konsequent<br />

genug beim Schutz von Menschen.<br />

Zudem gab es in der Zeit<br />

des Nationalsozialismus das Prinzip<br />

der „Gruppennützigkeit“: Mit<br />

Menschen, die selbst keinen Nutzen<br />

davon hatten, wurden Experimente<br />

durchgeführt, oft gegen ihren<br />

Willen. Einen solchen „Volkskörper“<br />

wollten beide Staaten nie<br />

wieder. Und jetzt?<br />

Es geht immer um das<br />

Individuum<br />

Hoffmann befürchtet, dass das<br />

menschliche Leben immer mehr unter<br />

ökonomischen Gesichtspunkten<br />

betrachtet wird, die gar nicht<br />

so weit entfernt sind vom „Volkskörper“<br />

im „Dritten Reich“: Person<br />

A nimmt (nur) zum Nutzen der Personen<br />

B und C an einer Studie teil.<br />

Knaup sieht als heutigen gesellschaftlichen<br />

Hintergrund einen immer<br />

weiter erstarkenden Utilitarismus:<br />

„Das pure Nützlichkeitsprinzip<br />

steht hier im Vordergrund.<br />

Eine Handlung soll ein Maximum<br />

an Wohlergehen für alle, die von<br />

ihr betroffen sind, erzielen. Der<br />

Einzelne wird dadurch aber immer<br />

unwichtiger.“<br />

Kaneva ergänzt: „Wir haben starke<br />

Gründe, genau diese Menschen<br />

zu schützen. Es geht immer um das<br />

Individuum!“<br />

Da


Forschung<br />

Seite 10<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Foto: Thinkstock<br />

Volkswirtschaftliche Studien<br />

Forschungszentrum gegründet<br />

An der FernUniversität in Hagen<br />

entsteht eine internationale Informations-<br />

und Anlaufzentrale für<br />

volkswirtschaftliche Studien zu<br />

Ostasien. Prof. Dr. Helmut Wagner<br />

(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Makroökonomik)<br />

und Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />

(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Internationale<br />

Ökonomie) haben ein neues Forschungszentrum<br />

mit dem Namen<br />

„Center for East Asia Macroeconomic<br />

Studies“ (CEAMeS) gegründet.<br />

Der Aufbau dieses Centers wird derzeit<br />

durch die FernUniversität finanziell<br />

gefördert.<br />

„Ostasien und besonders China haben<br />

an Bedeutung für die europäische<br />

Wirtschaft gewonnen“, sagt<br />

Prof. Helmut Wagner. „Es wird immer<br />

wichtiger, die Entwicklungen in<br />

Ostasien zu verstehen, um die Auswirkungen<br />

für die Weltwirtschaft,<br />

aber auch speziell für Europa und<br />

Deutschland zu identifizieren.“<br />

Internationales Netz von<br />

Forschenden<br />

Entsprechend<br />

hoch ist das Interesse<br />

an volkswirtschaftlicher<br />

Forschung<br />

zu Ostasien.<br />

Förderung vom NRW-Ministerium<br />

Instrumente in der Verbraucherpolitik<br />

Das Projekt „Instrumente in der Verbraucherpolitik“<br />

(IniVpol) ist jetzt an<br />

der FernUniversität in Hagen gestartet.<br />

Es wird mit 200.000 Euro vom<br />

Ministerium für Innovation, Wissenschaft<br />

und Forschung (NRW) über einen<br />

Förderzeitraum von drei Jahren<br />

bis Ende 2019 gefördert.<br />

Einordnung neuer<br />

Steuerungsformen<br />

Das Projekt soll zeigen, welche politischen<br />

Maßnahmen in der Verbraucherpolitik<br />

konkret ergriffen<br />

werden. „Dies können zum Beispiel<br />

Maßnahmen sein, die den einzelnen<br />

Verbraucher zum Stromsparen<br />

anhalten sollen. Ein solches Ziel<br />

kann auf sehr unterschiedliche Weise<br />

verfolgt werden“, sagt Projektleiterin<br />

Dr. Kathrin Loer, Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Lehrgebiet Politikwissenschaft<br />

III der FernUniversität.<br />

„Unser Projekt erstellt durch<br />

die Sammlung dieser Beispiele einen<br />

Überblick über die Verwendung sogenannter<br />

verhaltenswissenschaftlicher<br />

Instrumente in ausgewählten<br />

Ländern.“<br />

Prof. Helmut Wagner<br />

In kurzer Zeit wurde bereits ein internationales<br />

Netz von Forschenden<br />

aufgebaut. Es setzt sich zusammen<br />

aus Professorinnen und<br />

Professoren renommierter Universitäten<br />

in Japan, China, Hongkong,<br />

England, Deutschland und Dänemark.<br />

Hinzu kommen Expertinnen<br />

und Experten von internationalen<br />

Organisationen wie dem Internationalen<br />

Währungsfonds, der<br />

Weltbank, der Bank für Internationalen<br />

Zahlungsausgleich,<br />

der<br />

Der zweite Projektteil widmet sich der<br />

Analyse von Anwendungsmöglichkeiten,<br />

die von der Verhaltenswissenschaft<br />

für bestimmte Politikbereiche<br />

vorgeschlagen werden. Möglicherweise<br />

rufen sie Widerstände hervor<br />

und stoßen im politischen Prozess auf<br />

nicht berücksichtigte Hürden. Insgesamt<br />

wird damit der Versuch unternommen,<br />

Voraussetzungen für den<br />

Transfer verhaltenswissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse in politische Strategien<br />

zu begründen.<br />

Nudging: Anstoßen von<br />

Entscheidungen<br />

Dr. Kathrin Loer ist Expertin für Gesundheits-<br />

und Verbraucherpolitik.<br />

Im Rahmen Ihrer Habilitation am<br />

Lehrgebiet von Prof. Annette Elisabeth<br />

Töller forscht sie zu Institutionalisierungsprozessen<br />

in den Politikfeldern<br />

Gesundheit und Verbraucher<br />

sowie zum jungen Forschungsfeld<br />

des Behavioral Policy-Making. Damit<br />

ist gemeint, dass verhaltenswissenschaftliche<br />

Erkenntnisse von der<br />

Politik genutzt werden. Ein Beispiel<br />

solcher verhaltenswissenschaftlicher<br />

Asian Development Bank und dem<br />

Brookings Institute in Washington<br />

sowie der finnländischen Zentralbank.<br />

Erste Informations- und Anlaufstelle<br />

ist die neue Homepage des Forschungscenters,<br />

die nun online ist.<br />

Außerdem wurde bereits eine Reihe<br />

von Discussion-Papers herausgebracht.<br />

Zudem sollen Gastforscherinnen<br />

und Gastforscher für<br />

kurzfristige Aufenthalte in Hagen<br />

gewonnen werden.<br />

Workshop an der<br />

FernUniversität in Hagen<br />

Derzeit laufen die Vorbereitungen<br />

für einen Internationalen Workshop<br />

zum gegenseitigen Kennenlernen<br />

in Hagen. Vom 11. bis 13.<br />

Mai sind die Forschungspartnerinnen<br />

und -partner auf dem Campus<br />

der FernUniversität zu Gast. An<br />

diesem Treffen wird<br />

auch eine Delegation<br />

des „Center for Macroeconomics<br />

Research“ der<br />

Xiamen Universität aus China<br />

teilnehmen. Gemeinsam<br />

mit den chinesischen Wissenschaftlerinnen<br />

und<br />

Steuerung findet sich im sogenannten<br />

„Nudging“, das heißt dem Anstoßen<br />

von Entscheidungen auf individueller<br />

Ebene.<br />

Politisch verbinden sich mit „Nudging“<br />

Hoffnungen auf eine bewusstere,<br />

in erster Linie gesunde und<br />

nachhaltige Lebensweise. Eine Verhaltensänderung,<br />

die anderweitig<br />

– zum Beispiel über Gesetze und<br />

Sanktionen − nur schwer zu motivieren<br />

ist.<br />

Ampelsymbol für Lebensmittel<br />

und Fahrsteige auf Flughäfen<br />

Steigende Fallzahlen von Adipositas-<br />

und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

konfrontieren die Öffentlichkeit<br />

mit zunehmenden Gesundheitsausgaben<br />

und machen den Handlungsbedarf<br />

deutlich. So gab es bereits vor<br />

einigen Jahren den Versuch, den Verzehr<br />

besonders fett- oder salzhaltiger<br />

Lebensmittel über ein Ampelsymbol<br />

zu begrenzen. Dass dies nicht gelang,<br />

hatte nicht zuletzt politische Hintergründe.<br />

Ein hingegen seit Jahrzehnten<br />

etabliertes Mittel sind Fahrsteige<br />

Wissenschaftlern sollen weitere<br />

Workshops in Hagen und in China<br />

organisiert werden.<br />

Prof. Hans-Jörg Schmerer<br />

„Wir möchten uns gut vernetzen,<br />

den Austausch verstärken und uns<br />

in der Forschung noch besser positionieren“,<br />

umreißt Prof. Schmerer<br />

die Ziele der internationalen<br />

Tagung in Hagen. Mittelfristig sollen<br />

verstärkt gemeinsame volkswirtschaftliche<br />

Forschungsprojekte<br />

zu Ostasien initiiert werden. Ein<br />

Schwerpunkt soll unter anderem<br />

die Frage sein, welche Auswirkungen<br />

eine bessere Vernetzung Chinas<br />

auf den internationalen Handel<br />

hat. Angestoßen wurde hier<br />

bereits ein Projekt zur neuen Eisenbahnlinie<br />

von der Millionenstadt<br />

Chongqing im Südwesten Chinas<br />

nach Duisburg und deren Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaft. can<br />

Weitere Information:<br />

Homepage: www.ceames.center<br />

Dr. Kathrin Loer<br />

in größeren Flughäfen und Bahnhöfen.<br />

Sie sollen weite Strecken verkürzen,<br />

die Gäste zum Gehen ermuntern<br />

und zugleich die Abfertigungsrate<br />

der Passagiere erhöhen. Solche<br />

Beispiele zeigen neue Wege auf, wie<br />

Bürger zu einem bestimmten Verhalten<br />

angeregt oder eben „gestupst“<br />

werden können. Die politischen Hintergründe<br />

und Rahmenbedingungen<br />

dafür sollen im Projekt intensiv erforscht<br />

werden.<br />

can<br />

Nachhaltiges<br />

Wirtschaften<br />

Jeweils bis zu 60 Interessierte kamen<br />

zu zwei Veranstaltungen der<br />

Reihe „Nachhaltiges Wirtschaften“<br />

der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

im Hagener Forschungsdialog<br />

der FernUniversität. Sie lobten<br />

die fachübergreifende, praxisnahe<br />

Ausrichtung.<br />

Die Widersprüchlichkeit von ungebremstem<br />

Wachstum und Nachhaltigkeit<br />

beleuchtete die Tagung<br />

„Nachhaltige Entwicklungspolitik<br />

– lokal – global“. „Eine Begrenzung<br />

allein auf den Umweltfaktor<br />

wäre in der Nachhaltigkeitsdebatte<br />

zu eng“, unterstrich Gastgeber<br />

Prof. Dr. Helmut Wagner (Lehrstuhl<br />

für VWL, insb. Makroökonomik).<br />

Er rief zur kritischen Auseinandersetzung<br />

mit den oft kurzfristigen<br />

Maßnahmen von Wirtschaft und<br />

Politik auf. Zum Auftakt stellte Jens<br />

Martens (Global Policy Forum, Bonn<br />

und New York) die Nachhaltigkeitsziele<br />

2030 der UN vor und erläuterte<br />

deren Auswirkungen auf die<br />

internationale Entwicklungspolitik.<br />

Prof. Wagner definierte am Beispiel<br />

Chinas „nachhaltige Entwicklungspolitik:<br />

„Sie liegt dann vor, wenn<br />

ein eingeschlagener Weg sehr lange<br />

beibehalten werden kann, ohne<br />

dass das Gesellschaftssystem in<br />

Schieflage gerät bzw. zusammenbricht.“<br />

In seinem Vortrag über internationalen<br />

Handel diskutierte Dr.<br />

Tilmann Altenburg (Deutsches Institut<br />

für Entwicklungspolitik, Bonn),<br />

wie Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

eine entwicklungspolitisch<br />

sinnvolle Balance zwischen handelspolitischer<br />

Öffnung und Regelung<br />

gestalten können.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10a<br />

Zur vorherigen Veranstaltung<br />

„Nachhaltigkeit in der Bankund<br />

Finanzwirtschaft“ hatte Prof.<br />

Dr. Rainer Baule (BWL, insb. Bankund<br />

Finanzwirtschaft) eingeladen.<br />

Nachhaltige Entwicklung entspreche<br />

den Bedürfnissen der heutigen<br />

Generation, ohne die Möglichkeiten<br />

künftiger Generationen,<br />

ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen,<br />

zu gefährden. Baule bezog<br />

sich auf die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Bundesregierung (Brundtland-<br />

Bericht „Our Common Future“ der<br />

UN, 1987). Prof. Dr. Marco Wilkens<br />

(Universität Augsburg) referierte<br />

über „Chancen und Risiken von<br />

Aktienportfolios in Folge des Transformationsprozesses<br />

zur Green Economy.“<br />

Prof. Baule sprach über die<br />

Nachhaltigkeit der Baseler Eigenkapitalvorschriften.<br />

Er plädiert für die<br />

Erhöhung der Eigenkapitalquote,<br />

um das Ausfallrisiko der Banken zu<br />

minimieren. Robert Becker (Evangelische<br />

Bank eG) befasste sich mit<br />

dem Thema „Erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement<br />

einer Kirchenbank“.<br />

can/Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10b


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />

Notfall-Assistenten für die Luftfahrt<br />

Mit ELA sicher zu Boden gleiten<br />

Am 15. Januar 2009 wurde Chesley<br />

B. Sullenberger weltberühmt:<br />

Dem Flugkapitän gelang nach einem<br />

Gleitflug mit seinem Airbus<br />

A320 eine Notwasserung auf dem<br />

Hudson River, nachdem über New<br />

York durch Vogelschlag beide Triebwerke<br />

ausgefallen waren. Alle 155<br />

Menschen an Bord wurden gerettet.<br />

Eine wichtige Hilfe bei diesem Horrorflug<br />

hätte eine neue Entwicklung<br />

sein können, die an der FernUniversität<br />

in Hagen am Lehrgebiet von<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfram Schiffmann<br />

im Rahmen einer Bachelor-Arbeit realisiert<br />

wurde.<br />

Ein Flugassistenzsystem unterstützt<br />

Piloten bei einem totalen Triebwerksausfall<br />

dabei, sicher notzulanden.<br />

Der Emergency Landing Assistant<br />

(ELA) bietet hierfür eine Entscheidungs-<br />

und eine Navigationshilfe,<br />

um das Flugzeug im Gleitflug genau<br />

an den Anfang eines Bereiches<br />

zu steuern, wo eine sichere Notlandung<br />

möglich ist.<br />

Prof. Wolfram<br />

Schiffmann<br />

Jedes Flugzeug kann ohne Triebwerke<br />

im Gleitflug weiterfliegen. Das<br />

Problem ist zunächst, zu entscheiden,<br />

wo im Notfall der beste Landeplatz<br />

ist. ELA sucht ständig Alternativen<br />

bei den nahegelegenen Flugplätzen.<br />

In einer anderen – aktuell<br />

noch laufenden – Abschlussarbeit<br />

soll zusätzlich eine Datenbank weiterer<br />

Notlandeplätze generiert werden.<br />

Zudem berechnet ELA – der im<br />

Rahmen einer Bachelor-Arbeit des<br />

FernUni-Studenten Jürgen Vörding<br />

als App für ein Android-Tablett entwickelt<br />

wurde – den optimalen Energieeinsatz:<br />

Beim Gleitflug geht es<br />

nicht nur um die Entfernung, sondern<br />

auch um Flughöhe und Sinkgeschwindigkeit<br />

bzw. Anflugwinkel.<br />

Prof. Wolfram Schiffmann, der ebenso<br />

wie Vörding Pilot ist: „Wegen der<br />

vielen zu berücksichtigenden Parameter<br />

– zu denen auch die von einem<br />

Sensorsystem ermittelte Windstärke<br />

gehört – sind die Berechnungen<br />

höchst komplex.“<br />

Die Grafik zeigt den Rückweg des Airbus vom Ort des Triebwerkschadens (li. oben)<br />

über Rikers Island zum Flughafen LaGuardia (re. unten), den ELA angezeigt hätte.<br />

Ein Airbus A320 neo<br />

im Steigflug<br />

Foto: Airbus<br />

Wie wichtig die Unterstützung bei<br />

der Entscheidung für einen Notlandeplatz<br />

ist, zeigten die Untersuchungen<br />

nach dem 15. Januar 2009:<br />

„Sullenberger entschloss sich binnen<br />

Sekunden für die Notwasserung. Er<br />

konnte den Hudson sehen, als die<br />

Triebwerke ausfielen. In seiner Situation<br />

eine absolut richtige Entscheidung!<br />

Später ergab sich jedoch, dass<br />

auch die Rückkehr zum Flughafen<br />

LaGuardia in New York möglich gewesen<br />

wäre. Doch dafür fehlten Sullenberger<br />

die Informationen. Unsere<br />

Simulationen zeigten ebenfalls, dass<br />

er dorthin gekommen wäre: ELA<br />

hätte ihm LaGuardia als sichersten<br />

Notlandeplatz vorgeschlagen und<br />

ihn dorthin navigiert.“<br />

Das Navigationssystem kann sogar<br />

mit dem Autopiloten verbunden<br />

werden, dadurch hätte der Pilot<br />

nach der Entscheidung für das<br />

neue Ziel zum Beispiel mehr Zeit für<br />

die Kommunikation mit der Flugsicherung.<br />

Die Landung führt der Pilot<br />

aber wieder selbst durch.<br />

Grundsätzlich eignet sich das System<br />

über den Einsatz in Verkehrsmaschinen<br />

hinaus auch für kleinere Typen<br />

bis hin zu Ultraleichtflugzeugen.<br />

Flugphysik<br />

Wenn ein Flugzeug – bei totalem<br />

Triebwerksausfall – im Gleitflug weiterfliegt,<br />

wird seine potentielle Energie<br />

aufgrund der Höhe in kinetische<br />

Energie zur Erreichung eines Notlandesfeldes<br />

umgewandelt. Die verfügbare<br />

potentielle Energie ist proportional<br />

zur Überhöhung des Flugzeugs<br />

über einem Notlandefeld. Obwohl<br />

ein Flugplatz stets das beste Notlandefeld<br />

darstellt, ist dieser bei zu geringer<br />

Überhöhung nicht immer erreichbar.<br />

Daher wird für eine zukünftige<br />

Version von ELA eine Datenbank<br />

mit Notlandefeldern zweiter Wahl<br />

entwickelt, die anhand von geographischen<br />

Daten erstellt wird. Wichtig<br />

für eine sichere Notlandung ist<br />

die geeignete Einteilung der verfügbaren<br />

potentiellen Energie auf die<br />

Abschnitte der möglichen Gleitpfade<br />

aller in Frage kommenden Notlandefelder.<br />

Sobald die besten Gleitpfade für<br />

die noch erreichbaren Notlandefelder<br />

berechnet sind, werden (in aufsteigender<br />

Reihenfolge) die noch<br />

verbleibenden Zeiten für eine Selektion<br />

der jeweiligen Notlandefelder<br />

dargestellt. Mit sinkender Überhöhung<br />

fallen weiter entfernte, aber<br />

vielleicht höherwertige Notlandefelder<br />

aus dieser Verfügbarkeitsliste heraus.<br />

Der Gleitpfad zum automatisch<br />

oder vom Piloten ausgewählten Notlandefeld<br />

wird zusammen mit der<br />

aktuellen Position angezeigt. Folgt<br />

der Pilot bzw. Autopilot dem vorgegebenen<br />

Pfad, wird er schließlich in<br />

einer geeigneten Höhe am Anfang<br />

der Notlandebahn herauskommen<br />

und braucht dann nur noch auszuschweben.<br />

i<br />

Prof. Schiffmann präsentiert die Entwicklungen seines Lehrgebiets<br />

auf der AERO – Internationale Fachmesse für Allgemeine Luftfahrt<br />

AERO vom 5. bis 8. April auf der Messe Friedrichshafen, Neue Messe<br />

1, 88046 Friedrichshafen.<br />

Aufwinde besser finden<br />

Durch warme Winde nach oben,<br />

nicht durch Motorkraft: Das ist<br />

Grundprinzip des Segelfliegens.<br />

Dafür suchen sich die Pilotinnen<br />

und Piloten von Segelflugzeugen<br />

aufsteigende Luftströmungen. Um<br />

ihnen die Suche nach diesen Aufwinden<br />

zu erleichtern, hat das<br />

Lehrgebiet Rechnerarchitektur von<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfram Schiffmann<br />

an der FernUniversität in Hagen einen<br />

Thermikassistenten für den Segelflug<br />

entwickelt. Mit Hilfe einer<br />

Segelflugzeug-Piloten suchen Thermiken, mit denen sie Höhe gewinnen können.<br />

Foto: Paul Hailday/Wikipedia Commons<br />

sowohl zwei- als auch dreidimensionalen<br />

App können Thermiken automatisiert<br />

erkannt werden, wenn<br />

sie durchflogen werden.<br />

Dafür ist die Kopplung an ein entsprechendes<br />

Messsystem, ein Variometer,<br />

notwendig. Die Apps<br />

wurden in zwei Abschlussarbeiten<br />

entwickelt. „Zahlreiche neue Handys<br />

haben bereits einen Drucksensor<br />

integriert, den wir nutzen<br />

können“, erläutert Prof. Wolfram<br />

Schiffmann. Er präsentiert die Entwicklung<br />

erstmals öffentlich auf<br />

der Internationalen Fachmesse für<br />

Allgemeine Luftfahrt AERO vom 5.<br />

bis 8. April in Friedrichshafen.<br />

Die notwendigen Informationen<br />

über Steigen und Sinken liefert ein<br />

Total EnergieKompensiertes (TEK)<br />

Variometer: Bei mechanischen Variometern<br />

wird dem statischen<br />

Luftdruck, der der Höhenmessung<br />

dient, ein geschwindigkeitsabhängiger<br />

Unterdruck überlagert, so<br />

dass die Höhenänderung in Abhängigkeit<br />

von der Zeit dargestellt werden<br />

kann. Ein Segelflugzeug sinkt<br />

jedoch nur. Ausnahme: Es fliegt in<br />

eine Thermik, deren Steigung größer<br />

ist als das Sinken des Flugzeugs.<br />

Findet ein Pilot eine Thermik, dreht<br />

er das Flugzeug in sie hinein, um<br />

sich kreisförmig in größere Höhe<br />

tragen zu lassen. „Dabei verliert<br />

man jedoch leicht die Orientierung<br />

darüber, wo die Thermik ist“, erläutert<br />

der Professor mit Pilotenschein<br />

für Motorflugzeuge.<br />

Mit einem TEK-Variometer wird bestimmt,<br />

welchen Anteil die Thermik<br />

am Steigen des Segelfliegers hat.<br />

Die hierzu benötigten Gleichungen<br />

hat Prof. Schiffmann dem Dortmunder<br />

Software-Spezialisten AppPilots<br />

GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt,<br />

deren Geschäftsführer Kevin<br />

Beyer selbst Segelflieger ist. AppPilots<br />

hat Schiffmanns Gleichungen<br />

in ein iPhone integriert. „Je länger<br />

das Flugzeug in der Thermik kreist,<br />

desto aussagefähiger ist die Anzeige<br />

auf dem Display und desto besser<br />

das Bild, das sich der Pilot von<br />

der Thermik machen kann. So kann<br />

er sie viel besser ausnutzen, um<br />

nach oben zu kommen“, erläutert<br />

Schiffmann. „Unsere Entwicklung<br />

kann auch für Drohnen und Flugzeuge<br />

genutzt werden. Wir haben<br />

sogar einen Autopiloten entwickelt,<br />

der sie selbstständig ‚hochkurbeln‘<br />

kann.“<br />

Da


Forschung<br />

Seite 12<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Antrittsvorlesung von Prof. Alexandra Przyrembel<br />

Bilder machen historische Übergänge deutlich<br />

„Die Geschichte des 20. Jahrhunderts<br />

ist eine Geschichte von Krieg<br />

und Gewalt. Gewalt wird dabei auf<br />

verschiedenste Weise symbolisch<br />

dargestellt.“ Nicht zuletzt angesichts<br />

der aktuellen politischen Entwicklungen<br />

in den USA ist für Prof.<br />

Dr. Alexandra Przyrembel die Analyse<br />

von moralpolitischen Wertvorstellungen,<br />

von „Feindgefühlen“<br />

und von moralischen Handlungen<br />

eine Möglichkeit, die Übergänge<br />

und Brüche in der Geschichte Europas<br />

wachsam zu beobachten: „An<br />

ihnen lassen sich Übergänge von einer<br />

alten in eine neue Zeit festmachen“,<br />

so die Leiterin des Lehrgebiets<br />

Geschichte der Europäischen<br />

Moderne an der FernUniversität in<br />

Hagen. In ihrer Antrittsvorlesung<br />

„Moralpolitik und die Geschichte<br />

Europas im 20. Jahrhundert“ ging<br />

es ihr vor allem auch um die Frage,<br />

wie die Geschichte der Europäischen<br />

Moderne vor dem Hintergrund<br />

moralischer Wertvorstellungen<br />

und Emotionen geschrieben<br />

werden könnte, die immer auch visuell<br />

in Szene gesetzt werden.<br />

Bildliche Darstellung<br />

und Moral<br />

Mit seinen berühmten Fotos aus<br />

dem Spanischen Bürgerkrieg (1936<br />

– 1939) leitete der Fotograf Robert<br />

Capa einen Wendepunkt in der<br />

visuellen Darstellung von Kriegsgewalt<br />

ein. Zu seiner bekannten<br />

Aufnahme eines fallenden Soldaten<br />

verwies Capa auf die Macht<br />

der Fotografie, die es ermögliche,<br />

authentische Bilder einzufangen:<br />

„Die Bilder sind da, und Du musst<br />

Dir sie einfach nehmen. Die Wahrheit<br />

ist das beste Bild, die beste Propaganda.“<br />

Sprache als Scharnier<br />

Wie lässt sich die Geschichte Europas<br />

schreiben? Jede Generation<br />

von Historikern, so betont die<br />

Referentin, habe unterschiedliche<br />

<strong>Perspektive</strong>n hervorgebracht. Der<br />

Schweizer Historiker Rafael Gross<br />

beispielsweise schlägt vor, so Przyrembel,<br />

moralische Deutungsmuster<br />

und Mentalitäten genauer in<br />

den Blick zu nehmen, um politisches<br />

Handeln und Vernichtungsgewalt<br />

während des Nationalsozialismus<br />

zu verstehen. Demnach knüpften<br />

moralische Wertvorstellungen und<br />

Emotionen der Nationalsozialisten<br />

an Vorstellungen der bürgerlichen<br />

deutschen Gesellschaft an, die seit<br />

dem 19. Jahrhundert tradiert wurden,<br />

etwa Treue, Anstand, Ehre und<br />

Kameradschaft.<br />

Vor allem der Ehr-Begriff erwies<br />

sich als Scharnier zwischen der politischen<br />

Sprache der Weimarer Republik<br />

und jener des Nationalsozialismus‘.<br />

Wie sehr er die alltägliche<br />

Sprache eroberte, zeigt Meyers<br />

Konversationslexikon der späten<br />

1930er Jahre: „Einstehen für die<br />

Ehre des Führers ist die Treue, der<br />

Gehorsam, für die Ehre der Blutsund<br />

Volksgenossen die Gemeinschaft<br />

und die Kameradschaft.“<br />

Forschungen zeigen, wie eng Rassenehre<br />

und Gewalt gegenüber Juden<br />

miteinander verzahnt waren.<br />

Antisemitische Gefühle wurden bereits<br />

seit dem ausgehenden 19.<br />

Jahrhundert vehement tradiert.<br />

Auch Briefe aus dem Umfeld von<br />

Reichskanzler Bismarck beweisen,<br />

dass der „antisemitische Code“<br />

(Shulamith Volkov) immer emotionale<br />

und moralpolitische Dimensionen<br />

hatte. Bismarck setzte sich<br />

etwa im Preußischen Landtag dagegen<br />

ein, dass Juden „in einem<br />

christlichen Staat ein obrigkeitliches<br />

Amt“ bekleiden dürfen.<br />

Der damalige<br />

US-Präsident<br />

Barack Obama<br />

und politische<br />

Repräsentanten<br />

verfolgten<br />

gespannt, wie<br />

US-Soldaten<br />

Osama bin Laden<br />

erschossen.<br />

Foto: Weißes Haus /<br />

Peter Souza<br />

Erschreckend normale<br />

Massenmörder<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

für Geschichtswissenschaft ist es,<br />

die Motivationen der vielen nationalsozialistischen<br />

Direkttäter zu verstehen,<br />

die für den Massenmord an<br />

Juden unmittelbar verantwortlich<br />

waren. In dem berühmten Interview,<br />

das Hannah Arendt dem Fernsehjournalisten<br />

Günter Gaus nach<br />

der deutschen Veröffentlichung ihres<br />

Prozessberichts „Eichmann in<br />

Jerusalem. Von der Banalität des<br />

Bösen“ zu Beginn der 1960er Jahre<br />

gab, benennt sie noch einmal<br />

die Beweggründe für ihre Auseinandersetzung<br />

mit Adolf Eichmann.<br />

Der Leiter des NS-Reichssicherheitshauptamtes<br />

war verantwortlich für<br />

die Deportation der Juden: „Das<br />

Beunruhigende an der Person Eichmanns<br />

war doch gerade, dass er<br />

war wie viele und dass diese vielen<br />

weder pervers noch sadistisch, sondern<br />

schrecklich und erschreckend<br />

normal waren und sind.“ Diese<br />

Mischung aus Normalität und unmittelbarer<br />

Verantwortung für eine<br />

Robert Capas<br />

Arbeiten – im Hintergrund<br />

sein Foto<br />

eines fallenden<br />

Soldaten im<br />

Spanischen<br />

Bürgerkrieg –<br />

waren ein zentrales<br />

Thema von<br />

Prof. Alexandra<br />

Przymbel.<br />

neue Dimension staatlicher Gewalt<br />

findet sich bei vielen NS-Tätern.<br />

Politik der Visualisierungen<br />

Noch komplizierter wird die Analyse<br />

moralischer Wertvorstellungen und<br />

Emotionen oder auch moral-politischer<br />

Programmatiken bei visuellen<br />

Darstellungen. Vor allem bei Fotografien<br />

gewalttätiger Handlungen.<br />

Capa, ein Meister solcher Inszenierungen,<br />

wird in Verbindung gebracht<br />

mit dem Entstehen der teilnehmenden<br />

Kriegsberichterstattung.<br />

Seine Fotoreportagen stellte<br />

er zu thematischen Bildstrecken<br />

zusammen. Beim „Militainment“<br />

sorgen verschiedene fotografische<br />

Techniken sowie die Einbettung der<br />

Fotografien in eine erzählerische<br />

Rahmenhandlung für Nähe zum<br />

Kriegsgeschehen: Fotografen wurden<br />

zu Teilnehmern des Geschehens.<br />

Gerta Taro wollte, so Przyrembel,<br />

„das gefahrvolle Leben derer<br />

teilen, deren Widerstand sie<br />

dokumentieren und unterstützen<br />

wollte“.<br />

Der „embedded Photographer“<br />

machte aus dem Krieg ein Spiel, Gewalt<br />

wurde zur Unterhaltung. Die<br />

kritisch-beobachtende <strong>Perspektive</strong><br />

wurde abgelöst vom Angebot an<br />

die Betrachter der Aufnahmen, sich<br />

mit den Soldaten zu identifizieren.<br />

Der Historiker Gerhard Paul hat auf<br />

diese Dimension von Fotografien,<br />

vor allem aber von Filmen und Wochenschauen<br />

hingewiesen. Angesichts<br />

der visuellen Gewalt-Inszenierung<br />

ist hier eine Interpretation moralpolitischer<br />

<strong>Perspektive</strong>n jenseits<br />

des Offensichtlichen – der Gefahr,<br />

Gewalt zu ästhetisieren und zu legitimieren<br />

– ohne eine genauere mikrohistorische<br />

Betrachtung einzelner<br />

Fotografien schwer. Sie muss neben<br />

der Wirkungsgeschichte des einzelnen<br />

Fotos auch die Arbeiten der Fotografen<br />

insgesamt beachten. Die<br />

Antifaschisten Taro und Capa etwa<br />

waren aus Ungarn und Deutschland<br />

geflohen, in Spanien nahmen<br />

sie zunehmend zivile Opfer in den<br />

Blick. Vor allem Flüchtlinge.<br />

Fundamentaler Wandel der<br />

Visualierung<br />

Die Auseinandersetzung mit Gewalt<br />

und vor allem die visuelle Kommunikation<br />

darüber wandelt sich<br />

am Ende des 20. Jahrhunderts fundamental,<br />

vor allem die visuelle<br />

Repräsentation staatlicher Macht.<br />

Deutlich wird dies etwa an einem<br />

Foto aus dem Weißen Hauses: Pete<br />

Souza, der offizielle Fotograph des<br />

US-Präsidenten, nahm Barack Obama<br />

und weitere politische Repräsentanten<br />

in dem Moment auf, als<br />

Osama bin Laden in der Nacht zum<br />

2. Mai 2011 in Pakistan von US-Soldaten<br />

erschossen wurde. Habituell<br />

und durch seine legere Kleidung ist<br />

Obama deutlich als Entscheidungsträger<br />

zu erkennen, obgleich er im<br />

Hintergrund platziert ist. Außenministerin<br />

Hillary Clintons Hand vor<br />

dem geöffneten Mund lässt die politische<br />

Brisanz erahnen.<br />

Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp<br />

wies auf eine spezifische Dissonanz<br />

dieser Fotografie hin. Die<br />

Tötung des Terroristen ist für die<br />

meisten Menschen im Westen<br />

rechtmäßig, gleichzeitig ist die Entscheidung<br />

völkerrechtlich problematisch:<br />

„Die Fotografie bekundet<br />

das Ungeheure des Vorgangs, um<br />

die rechtliche Problematik zu überspielen“,<br />

zitierte Przyrembel ihn.<br />

In Souzas Foto ist das moralpolitische<br />

Dilemma der Entscheidung<br />

abwesend, so die Beobachtung<br />

von Alexandra Przyrembel. Der Tötungsvorgang<br />

wird nicht gezeigt,<br />

wohl aber die Zeugenschaft durch<br />

die Politik. Przyrembel: „Die Fotografie<br />

wurde bereits am 2. Mai mit<br />

offiziellen Kommentaren des Weißen<br />

Haus veröffentlich, als würde<br />

das moralpolitische Dilemma damit<br />

an die Öffentlichkeit zurückgegeben.<br />

Während ein Anliegen von<br />

Kriegsfotografie die Herstellung<br />

von Empathie mit den Opfern ist,<br />

ging es mit dieser Veröffentlichung<br />

auch um die Teilung von Wissen.“<br />

In ihrem Überblick über die Geschichte<br />

von Krieg und Gewalt im<br />

20. Jahrhundert, wie sie Alexandra<br />

Przyrembel exemplarisch an unterschiedlichen<br />

Medien vom Foto bis<br />

zur Briefkultur festmachte, plädierte<br />

die Referentin auch dafür, moralpolitische<br />

Wertvorstellungen und<br />

Emotionen genauer in den Blick zu<br />

nehmen – und dies vor allem auch<br />

in transnationaler Dimension. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-12


Lehre<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />

Rätsel der „Erinnerung“<br />

Der Lösung einen Schritt näher<br />

Digitale Hochschullehre<br />

Zwei Fellowships<br />

„Das Gehirn ist bei der Entwicklung<br />

interaktiver Systeme das beste Vorbild,<br />

aber wir haben es noch nicht<br />

wirklich verstanden“, erläutert Dr.<br />

Jochen Kerdels. „Bis das so weit ist,<br />

müssen wir viele kleine Schritte gehen.“<br />

Ein weiterer kleiner, aber notwendiger<br />

Schritt ist dem Informatik-Lehrgebiet<br />

Mensch-Computer-<br />

Interaktion (MCI) an der FernUniversität<br />

in Hagen unter Leitung von<br />

Prof. Dr. Gabriele Peters jetzt wieder<br />

gelungen. Es geht unter anderem<br />

neurowissenschaftlichen Fragen<br />

nach, um Lösungen für die Entwicklung<br />

interaktiver und intelligenter<br />

Systeme zu finden.<br />

Im Jahr 2014 gelang Prof. Gabriele<br />

Peters und ihrem Wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter Jochen Kerdels,<br />

auf der Basis von Arbeiten der Nobelpreisträger<br />

Edvard und May-Britt<br />

Moser sowie John O’Keefe ein Modell<br />

zu entwickeln, mit dem sie die<br />

Orientierung von Ratten erklären<br />

konnten: Dem Hippocampus vorgelagerte<br />

Bereiche im Gehirn der<br />

Nagetiere zerlegen einen Raum, in<br />

dem sie sich befinden, in dreieckige<br />

Strukturen („Gitterzellen“ bzw.<br />

„Grid Cells“). Im Hippocampus werden<br />

dann „Ortszellen“ aktiv: Sie<br />

„feuern“, wenn das Tier an bestimmten<br />

Stellen im Raum ist. Jedes<br />

dieser Neuronen ist für einen Teil des<br />

Raums zuständig. Eine Gruppe von<br />

Ortszellen stellt eine Art „Karte“ dar<br />

und erzeugt so ein virtuelles Koordinatennetz<br />

aus gleichseitigen Dreiecken.<br />

Ein ähnliches Aktivitätsmuster<br />

ist in der Informatik bei „selbstorganisierenden<br />

Lernverfahren“ zu<br />

beobachten. In einem Modell konnte<br />

das Lehrgebiet der FernUniversität<br />

dieses natürliche Navigationssystem<br />

mit seinen „Straßen“ und<br />

den „feuernden“ Neuronen abbilden<br />

und erklären (www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13a).<br />

„Darüber hinaus handelt es sich bei<br />

unserem Modell um ein allgemeines<br />

Verarbeitungssystem, das in der<br />

Natur nicht nur für die Navigation<br />

in Räumen genutzt wird“, haben<br />

Prof. Peters und Jochen Kerdels inzwischen<br />

herausgefunden.<br />

i<br />

Auch bei Affen „feuernde“<br />

Zellen gefunden<br />

Bereits im Jahre 2012 hatte die Zeitschrift<br />

„Nature“ berichtet, dass bei<br />

Affen im Hippocampus „feuernde“<br />

Zellen gefunden wurden, die den<br />

Gitterzellen der Ratten ähneln. Sie<br />

reagierten jedoch nicht bei Bewegungen<br />

in einem Raum, sondern<br />

auf Änderungen der Blickrichtung.<br />

Kerdels: „Wir haben unser Modell<br />

auf diese Art von Zellen angewendet<br />

und damit die Muskeln simuliert,<br />

die die Augen steuern.“<br />

Jedes Auge von Primaten wird von<br />

vier Muskeln bewegt, die von Moto-<br />

Neuronen angesteuert werden. Diese<br />

Moto-Neuronen senden gleichzeitig<br />

eine Kopie des Signals, das sie<br />

an die Muskeln geben, ins Gehirn.<br />

Dieses weiß also sofort: Die Muskeln<br />

steuern das Auge in eine bestimmte<br />

Position. Diese Signalkopien nutzten<br />

Peters und Kerdels, um in ihrem<br />

Modell zu simulieren, wie Muskelbewegungen<br />

auf Neuronen im Gehirn<br />

wirken (beim Ratten-Grid-Modell<br />

von 2014 verwendeten sie ein<br />

anderes Signal).<br />

Informationsverarbeitung<br />

bei Menschen besser verstehen<br />

Da Affen dem Menschen näher stehen<br />

als Ratten, sind diese Ergebnisse,<br />

die auf der International Conference<br />

on Neural Computation Theory and<br />

Applications 2016 mit dem Best Paper<br />

Award ausgezeichnet wurden,<br />

besonders in Hinblick auf das Verständnis<br />

der menschlichen Informationsverarbeitung<br />

interessant.<br />

Worin liegt nun der Nutzen dieser<br />

Entwicklung? „Wir konnten zwei<br />

Kein Tier beteiligt – nur Bits und Bytes<br />

Prof. Gabriele Peters und Dr. Jochen Kerdels betonen, dass sie weder<br />

bei den Versuchen zu Ratten wie zu Affen mit lebenden Tieren gearbeitet<br />

haben: „Alles spielte sich ausschließlich mit Bits und Bytes in<br />

unseren Computern ab!“<br />

Mit rein mathematischen Berechnungen zu Affen konnten die Hagener Wissenschaftler<br />

ihr Modell bestätigen.<br />

Foto: Thinkstock<br />

unterschiedliche Phänomene, die<br />

bei zwei verschiedenen Tierarten<br />

beobachtet wurden, mit einem einzigen<br />

Modell erklären“, erläutert<br />

Kerdels. „Das stärkt unser Modell<br />

und beweist, dass das Informationsverarbeitungssystem<br />

von der Natur<br />

über die Navigation auch für die<br />

Dekodierung der Blickrichtung genutzt<br />

werden kann – und wer weiß,<br />

wofür noch.“<br />

Das allgemeine Modell für die Dekodierung<br />

von Informationen erlaubt<br />

es nun, besser zu verstehen,<br />

was in der Gehirnregion vor sich<br />

geht. Damit kommt das Forscherteam<br />

der FernUniversität der Antwort<br />

auf die Frage „Wie formt diese<br />

Gehirnregion Erinnerung?“ einen<br />

Schritt näher.<br />

Zwar gibt es bereits verschiedene<br />

Theorien hierzu, doch gehen sie<br />

nicht konkret darauf ein, was die<br />

Zellen genau tun. „Und dabei handelt<br />

es sich letztendlich nicht um<br />

einzelne Zellen, die hieran beteiligt<br />

sind, sondern um Cluster mit mehr<br />

als 100.000 Zellen“, betont Kerdels.<br />

„Zurzeit bewegen sich die Neurowissenschaftler<br />

dabei noch auf der Ebene<br />

weniger Dutzend Zellen – es ist<br />

also noch ein weiter Weg. Wir können<br />

den Neurowissenschaftlern aber<br />

hoffentlich Modelle liefern, die ihnen<br />

beim Verstehen dieser höchst<br />

komplexen Vorgänge helfen.“<br />

Die neu gefundene Art der Informationsverarbeitung<br />

kann auch für<br />

Ingenieure bei ihren Entwicklungen<br />

interessant sein: „Interaktive Systeme<br />

werden zukünftig sehr viel intelligenter<br />

sein als heutige Methoden“,<br />

ist sich Peters sicher. Da<br />

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler<br />

der FernUniversität in<br />

Hagen werden vom nordrheinwestfälischen<br />

Wissenschaftsministerium<br />

und vom Stifterverband im<br />

neuen Programm „Fellowships für<br />

Innovationen in der digitalen Hochschullehre“<br />

bei ihren innovativen<br />

Vorhaben ein Jahr lang gefördert.<br />

Die Mathematikerin Prof. Dr. Luise<br />

Unger erhält fast 50.000 Euro,<br />

der Politikwissenschaftler Dr. Daniel<br />

Otto 44.300.<br />

Inverted Classrooms<br />

Prof. Dr. Luise Unger will bewährten<br />

Elementen der Präsenzlehre im Fach<br />

Mathematik Türen der FernUniversität<br />

in Hagen öffnen, die aus technischen<br />

Gründen bisher verschlossen<br />

waren. Die Leiterin des Lehrgebiets<br />

Algebra erhält die Förderung<br />

für ihr Projekt „Inverted Classrooms<br />

im Fernstudium Mathematik“.<br />

Das Betreuungsangebot für ein<br />

Pflichtmodul in der Studieneingangsphase<br />

des Bachelor of Science<br />

Mathematik an der FernUniversität<br />

soll nach der „Inverted-Classroom-<br />

Methode“ neu gestaltet werden:<br />

Dabei arbeiten sich kleinere Studierendengruppen<br />

gemeinsam in virtuellen<br />

Klassenzimmern – also im<br />

Internet – in mathematische Aufgabenstellungen<br />

ein und vertiefen gemeinsam<br />

den Stoff. Lehrende fungieren<br />

hierbei als Modertorinnen<br />

und Moderatoren. Das fördert die<br />

tiefe Durchdringung der Lehrinhalte<br />

und sorgt für individuelle Erfolgserlebnisse.<br />

Prof. Luise Unger: „Gerade<br />

die Studierenden in der Mathematik<br />

müssen miteinander reden. Das<br />

virtuelle Klassenzimmer gibt uns die<br />

technischen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

hierfür.“<br />

Im Rahmen der virtuellen Klassenzimmer<br />

erbrachte Leistungen werden<br />

künftig in die Kriterien für<br />

Prof. Luise Unger<br />

die Vergabe der Leitungsnachweise<br />

eingehen und die bisher übliche<br />

Klausur in Präsenz ablösen.<br />

Prof. Unger arbeitet bei ihrem Projekt<br />

eng mit dem Zentrum für Medien<br />

und IT der FernUniversität (ZMI)<br />

zusammen.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13b<br />

Dr. Daniel Otto<br />

Virtuelle Mobilität<br />

„Der internationale Austausch im<br />

Rahmen des Studiums kann eine<br />

wichtige inhaltliche und persönliche<br />

Lernerfahrung für Studierende sein<br />

– fachlich, sprachlich, interkulturell<br />

und persönlich“, betont Dr. Daniel<br />

Otto. Doch viele Studierende der<br />

FernUniversität – wie etwa die 80<br />

Prozent gleichzeitig berufstätigen<br />

– können nicht so einfach längere<br />

Zeit ins Ausland gehen.<br />

Otto, Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Lehrgebiet Internationale<br />

Politik sowie im Masterstudiengang<br />

interdisziplinäre Umweltwissenschaften<br />

(„infernum“), will mit<br />

seinem Projekt „Lehr- und Lerninnovationen<br />

für Modulangebote mit<br />

virtueller Mobilität“ für solche Studierende<br />

ein alternatives Angebot<br />

entwickeln. Es soll die Türen für<br />

ein virtuelles Studium gemeinsam<br />

mit anderen europäischen und außereuropäischen<br />

Universitäten aufstoßen,<br />

ohne dass diese Studierenden<br />

im Ausland physisch präsent<br />

sein müssen. Diese Form der virtuellen<br />

Mobilität beinhaltet außerdem<br />

neue innovative Lehr- und Prüfungsformate.<br />

Das Konzept wird in einem neuen<br />

englischsprachigen Modul zur Energiepolitik<br />

erprobt. 20 Studierende<br />

testen und bewerten das Modul. Der<br />

Masterstudiengang „infernum“ kooperiert<br />

hierfür mit mehreren internationalen<br />

Partnern. Um Lernerfolg<br />

und -motivation der Studierenden zu<br />

erhöhen, werden digitale Innovationen<br />

wie Seamless Learning und Peer<br />

Assessment für die virtuelle Zusammenarbeit<br />

eingesetzt.<br />

Seamless Learning bezeichnet nahtlose<br />

Lernübergänge unabhängig<br />

von Zeit und Ort, beispielsweise<br />

durch die Nutzung von mobilen<br />

Endgeräten. Beim Peer Assessment<br />

evaluieren die Studierenden die Ergebnisse<br />

ihrer Lernprozesse gegenseitig<br />

in Gruppen.<br />

„infernum“ ist ein gemeinsames Angebot<br />

der FernUniversität und des<br />

Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits-<br />

und Energietechnik UM-<br />

SICHT in Oberhausen. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13c


Lehre<br />

Seite 14<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Studieren auf Deutsch<br />

FernUni stellte sich Hochschulen vor<br />

Studieren auf Deutsch in Ungarn:<br />

In Kooperation mit der FernUniversität<br />

in Hagen, der Andrássy Universität<br />

Budapest und dem Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst<br />

(DAAD) lud die Botschaft der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Ungarn<br />

ungarische Universitäten und Hochschulen<br />

mit eigenen deutschsprachigen<br />

Studienangeboten zu einem<br />

gegenseitigen Kennenlernen ein.<br />

… und Prorektor Prof. Andreas Kleine stellten die FernUniversität vor.<br />

Fotos: Nóra Halász<br />

Information und Austausch: Dr. Györgyi Germán…<br />

Die Initiative hierzu war vom Fernstudienzentrum<br />

Budapest ausgegangen.<br />

„Die Ziele der Veranstaltung,<br />

die deutschsprachigen Bildungsanbieter<br />

im Hochschulbereich<br />

zusammenzubringen, um<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

zu erörtern und sie besser zu vernetzen,<br />

wurden erreicht“, zog die Leiterin<br />

des Fernstudienzentrums Budapest,<br />

Dr. Györgyi Germán, eine<br />

positive Bilanz.<br />

Im Festsaal der Deutschen Botschaft<br />

in Ungarn erläuterte Prorektor Prof.<br />

Dr. Andreas Kleine die FernUniversität,<br />

ihr Studiensystem und ihr Studienangebot<br />

und die daraus resultierenden<br />

Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit ungarischen Hochschulen.<br />

Auch die Andrássy Universität Budapest<br />

und der DAAD nutzten die<br />

Veranstaltung, um ihre Institutionen<br />

und deren Angebote zu präsentieren.<br />

Sie wurden vertreten durch<br />

den Rektor und den Prorektor der<br />

Universität, Prof. Dr. András Masát<br />

und Prof. Dr. Hendrik Hansen, sowie<br />

Jörn Nuber, Leiter des Informationszentrums<br />

des DAAD in der ungarischen<br />

Hauptstadt.<br />

In dem anschließenden regen Austausch<br />

zeigten die Anwesenden<br />

großes Interesse an den Studiensystem<br />

und -angeboten der Fern-<br />

Universität. Vortragende und geladene<br />

Gäste sprachen sich für ein regelmäßiges<br />

Zusammentreffen und<br />

Austausch aus.<br />

Proe<br />

Posterausstellung und Podiumsdiskussion<br />

Gender in der digitalen Lehre und im Fernstudium<br />

Die Chancengleichheit der Geschlechter<br />

fördern, zum Abbau von<br />

geschlechterstereotypen Denkweisen<br />

und konkreten Benachteiligungen<br />

beitragen: Auch an diesen Zielen<br />

misst sich heute die Qualität von<br />

Lehre. Geschlechtergerechte Hochschullehre<br />

steigert die Qualität von<br />

Lehre, indem sie Lehrenden und<br />

Lernenden Methoden an die Hand<br />

gibt, mit kultureller und sozialer Vielfalt<br />

umzugehen. Doch wie können<br />

Genderkompetenzen bei Lehrenden<br />

aufgebaut und diese konkret in der<br />

Gestaltung der eigenen Lehre eingesetzt<br />

werden? Wie hilft zudem<br />

die Digitalisierung dabei, Lehrformen<br />

und -angebote gendersensibler<br />

zu gestalten?<br />

Diese Fragen standen im Fokus der<br />

Veranstaltung „Lehre@all – Gender<br />

in der digitalen Lehre und im<br />

Fernstudium“, zu der die Gleichstellungskommission<br />

der FernUniversität<br />

in Hagen jetzt eingeladen hatte.<br />

Ziel der Veranstaltung war es, vorwiegend<br />

Lehrende und an der Gestaltung<br />

von Lehre<br />

beteiligte Personen<br />

für eine gendergerechte<br />

Lehre zu<br />

sensibilisieren. Ihnen<br />

sollten konkrete<br />

Anregungen<br />

an die Hand gegeben<br />

werden, wie Inhalte und Erkenntnisse<br />

aus der Geschlechterforschung<br />

in der eigenen Lehre berücksichtigt<br />

und unter anderem durch<br />

den Einsatz digitaler Medien umgesetzt<br />

werden können.<br />

Partizipative Mediengestaltung<br />

in Bildungskontexten<br />

So führte nach Grußworten von<br />

Prorektor Prof. Dr. Theo J. Bastiaens<br />

und Dr. Stefan Kracht, stellvertretender<br />

Vorsitzender der Gleichstellungskommission,<br />

zunächst Prof. Dr.<br />

Heike Wiesner fachlich in das Thema<br />

ein. Unter dem Titel „Gender &<br />

E-Learning: partizipative Mediengestaltung<br />

in Bildungskontexten“ gab<br />

„Ziel der Gleichstellungskommission ist es, noch mehr<br />

Lehrende und Forschende für die Erkenntnisse der<br />

Geschlechterforschung zu begeistern.“<br />

Im Workshop zur<br />

Umsetzung einer<br />

gendergerechten<br />

Lehre wurde<br />

gemeinsam<br />

diskutiert.<br />

Dr. Stefan Kracht, Gleichstellungskommission<br />

die Expertin für E-Learning und Gender<br />

an der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Recht Berlin grundlegende Erläuterungen<br />

zur Gender-Thematik.<br />

Wiesner zeigte auf, dass Studierende<br />

geschlechtsspezifische Anforderungen<br />

an die Vermittlung von Wissen<br />

haben und durch partizipative,<br />

medial gestützte Lehrgestaltung Geschlechterungleichheiten<br />

abgebaut<br />

werden können.<br />

Im Anschluss lernten die gut 60 Teilnehmenden<br />

in einem von Nicole Engelhardt<br />

(ZMI) organisierten Workshop<br />

Umsetzungsmöglichkeiten einer<br />

gendergerechten Lehre kennen<br />

und tauschten Erfahrungen aus. Am<br />

Nachmittag fand eine Gesprächsrunde<br />

mit Vertreterinnen und Vertretern<br />

aller vier Fakultäten der Fern-<br />

Universität statt. Prof. Dr. Luise Unger<br />

(Fakultät für Mathematik und Informatik),<br />

Prof. Dr. Robert Gaschler<br />

(Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften),<br />

Prof. Dr. Andreas Haratsch<br />

(Rechtswissenschaftliche Fakultät),<br />

Prof. Dr. Jürgen Weibler (Fakultät<br />

für Wirtschaftswissenschaft)<br />

sowie Dr. Elke Wiechmann (Mitglied<br />

der Gleichstellungskommission) berichteten<br />

von ihren<br />

Erfahrungen, aber<br />

auch von Herausforderungen<br />

und<br />

Bedenken, die sie<br />

in der Umsetzung<br />

einer gendersensiblen<br />

Lehre in ihrer<br />

eigenen Fachdisziplin haben.<br />

Posterausstellung<br />

Dass für die FernUniversität das Thema<br />

„Gender in der Lehre“ kein ganz<br />

neues ist, zeigte die Posterausstellung,<br />

die die Veranstaltung rahmte<br />

und Beispiele für Genderinhalte<br />

in Studienmaterialien sowie in<br />

Forschungsprojekten an der Hochschule<br />

aufzeigte. Die Ausstellung<br />

machte vor allem deutlich, welche<br />

unterschiedlichen Facetten gendergerechte<br />

Lehre hier aktuell hat. Manche<br />

Lehrgebiete bieten bereits Kurse<br />

und Module mit konkreten Inhalten<br />

der Geschlechterforschung an, während<br />

andere Lehrgebiete hier noch<br />

am Anfang stehen.<br />

„Wir haben bereits viele engagierte<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />

die ihre Lehre gendergerecht<br />

gestalten und Genderforschung<br />

in ihre Lehrinhalte und ihre<br />

Forschungsaktivitäten integrieren“,<br />

fasste Dr. Stefan Kracht zusammen.<br />

„Es bleibt aber auch noch viel zu tun.<br />

Das Ziel der Gleichstellungskommission<br />

ist es, dieses Engagement weiter<br />

zu fördern, den Anteil genderbezogener<br />

Studieninhalte auszubauen<br />

und noch mehr Lehrende und Forschende<br />

unserer Universität für die<br />

Erkenntnisse der Geschlechterforschung<br />

zu begeistern“.<br />

Die Ergebnisse der Veranstaltung<br />

wurden dokumentiert und in einer<br />

Tagungsbroschüre sowie Video-Mitschnitten<br />

aufbereitet. Diese sind auf<br />

den Internetseiten zur Gleichstellung<br />

zu finden (https://www.fernuni-hagen.de/gleichstellung/).<br />

Proe<br />

Gesprächsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aller Fakultäten: Es ging um<br />

Herausforderungen und Bedenken bei der Umsetzung einer gendersensiblen Lehre.


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />

Dritter ELSA Moot Court<br />

Rechtsanwältin auf Probe<br />

Zum dritten Mal nahm die Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät der Fern-<br />

Universität an einem „Moot Court“<br />

in Zusammenarbeit mit dem Landgericht<br />

Hagen und der internationalen<br />

Jurastudentenvereinigung,<br />

The European Law Students‘ Association<br />

(ELSA), teil.<br />

Dabei treten Jura-Studierende in einem<br />

simulierten zivilrechtlichen Gerichtsverfahren<br />

im Wettstreit gegeneinander<br />

an. „Die Studierenden<br />

sollen so praktische Fähigkeiten wie<br />

Rhetorik oder Präsentation erlernen<br />

und trainieren“, sagt Prof. Dr.<br />

Sebastian Kubis vom veranstaltenden<br />

Wilhelm-Peter-Radt-Stiftungslehrstuhl<br />

für Bürgerliches Recht, Gewerblichen<br />

Rechtsschutz, Internationales<br />

Privat- und Zivilprozessrecht<br />

der FernUniversität.<br />

Zwölf Studierende der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät beschäftigten<br />

sich in jeweils in Zweierteams<br />

auf Kläger- oder Beklagtenvertreterseite<br />

mit einem fiktiven Fall: Die<br />

„Das Fenster GmbH“ veröffentlicht<br />

in ihrer Online-Zeitung einen Artikel<br />

zum Thema „Hass auf Flüchtlinge –<br />

Es reicht“.<br />

Anonymität durch Internet<br />

Es wird darüber berichtet, dass Hetzerinnen<br />

und Hetzer anonym auf<br />

Facebook ihre Meinung kundtun.<br />

Deshalb werden unter dem Artikel<br />

drei Facebook-Posts samt Profilbild<br />

und Namen abgedruckt, darunter<br />

auch der einer Sabiene Maja.<br />

Sie möchte nun Klage wegen Verletzung<br />

des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts<br />

und auf Schmerzensgeld<br />

einreichen, da ihr Bild nicht –<br />

wie gefordert – entfernt wurde.<br />

Auf dieser Grundlage musste eine<br />

Klageschrift oder Klageerwiderung<br />

gefertigt werden. Die mündlichen<br />

Verhandlungen fanden zunächst<br />

in einem Seminarsaal der FernUni<br />

unter Vorsitz von Prof. Dr. Barbara<br />

Völzmann-Stickelbrock vom<br />

Lehrstuhl Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht,<br />

Gewerblicher Rechtsschutz,<br />

Urheberrecht und Zivilprozessrecht<br />

und in der finalen Verhandlung<br />

am Landgericht Hagen<br />

statt. Hier nahm Prof. Kubis die Rolle<br />

als Beisitzender Richter ein.<br />

Das Sieger-Team Emeka Okoroafor<br />

und Stephan Pergens vertitt die<br />

FernUni beim Regionalentscheid in<br />

Hamburg. Esther Kellmereit<br />

Spanischsprachiges Kolloquium<br />

Abkommen im Fokus<br />

Prof. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe (FernUniversität, re.) mit (v.li.) Laura<br />

Murguía-Goebel (Universität Würzburg), Patricia Sarah Stöbener de Mora (DIHK Berlin),<br />

Prof. Vicente Torre Delgadillo (Universidad Autónoma de San Luis Potosí) und<br />

Cónsul Adscrito Dr. Héctor Portillo Jiménez.<br />

Als erste Veranstaltung der Abteilung „Rechte der Iberoamerikanischen<br />

Staaten“ des Instituts für Internationale Rechtsbeziehungen (IRB) der Fern-<br />

Universität in Hagen fand das spanischsprachige Kolloquium „Problemas en<br />

el arbitraje internacional entre Estado, empresas inversionistas y garantías<br />

individuales“ statt. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Mexikanischen<br />

Juristenvereinigung e.V. und dem Fachsprachenprogramm der Juristischen<br />

Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in den Räumen<br />

der Alten Universität Würzburg veranstaltet.<br />

In dem Kolloquium ging es um Fragen des Investitionsschutzes und der<br />

Streitbeilegung zwischen Staat und Investor durch Schiedsgerichte, wie sie<br />

sich im Rahmen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA<br />

(North American Free Trade Agreement) bzw. TLCAN (Tratado de Libre Comercio<br />

de América del Norte) stellen. Im Hinblick auf die hierzulande heftig<br />

umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP<br />

war diese Thematik für deutsche wie mexikanische Juristen gleichermaßen<br />

von hoher Aktualität. Ein großes Auditorium verfolgte die Vorträge und die<br />

Podiumsdiskussion mit großem Interesse.<br />

Lokalentscheid am Landgericht Hagen mit FernUni-Professor Sebastian Kubis als beisitzendem Richter (li.) und Studierenden in<br />

anwaltlichen Rollen.<br />

Foto: Carina Jansen<br />

Eröffnet wurde das Kolloquium durch den Vizepräsidenten der DMJV, Roberto<br />

Kugler, den Vorsitzenden des IRB und Direktor der Abteilung, Prof. Dr.<br />

Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,<br />

Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung der<br />

FernUniversität), den Dekan der gastgebenden Juristischen Fakultät, Prof.<br />

Dr. Eckhard Pache, und den Cónsul Adscrito des mexikanischen Konsulats<br />

in Frankfurt, Dr. Héctor Portillo Jiménez.<br />

Proe<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15a<br />

Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

Bioethik-Sommerschule<br />

„Life Sciences“<br />

Internationale Marketingkonferenz<br />

Stefan Dyck vom Douglas-Stiftungslehrstuhl für Dienstleistungsmanagement<br />

(Prof. Dr. Sabine Fließ) hat auf der ANZMAC conference (einer der wichtigsten<br />

internationalen Marketingkonferenzen) den Vortrag „Say What You Mean and<br />

Mean What You Say: Using Text Mining to Uncover the Dynamics of Customer<br />

Experiences” gehalten. www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15b<br />

Vorträge<br />

• Prof. Dr. Helmut Wagner (VWL, insb. Makroökonomik) flog auf Einladung<br />

des Asian Development Bank Institute (ADBI) und der Chinese Academy of<br />

Social Sciences (CASS) zu einer von beiden veranstalteten Konferenz über<br />

„Middle-Income Trap in Asia“ nach Japan. CASS ist der bedeutendste Think<br />

Tank in Asien und ADBI der zweitbedeutendste „government-affiliated“<br />

Think Tank der Welt. Wagner und seine Ko-Autorin Linda Glawe wurden<br />

von CASS und ADBI gebeten, ihre gemeinsame neue Arbeit zu „China in<br />

the Middle-Income Trap?“ vorzutragen und als Discussants zu einem Vortrag<br />

über „FDI, Trade and Economic Growth“ zu agieren.<br />

• Bereits zuvor war Prof. Wagner einer Einladung des Konfuzius-Instituts Frankfurt<br />

gefolgt, an der Universität Frankfurt auf der internationalen Konferenz<br />

„One Belt and One Road – China and the World“ einen Vortrag zu „The<br />

Building-Up of New Imbalances in<br />

China: The Dilemma with ‚Rebalancing‘"<br />

zu halten.<br />

• Von der Graduate School of Economics<br />

der University of Kobe wurde<br />

Wagner gebeten, einen Vortrag zu<br />

seinen neueren Forschungsarbeiten<br />

zu halten.<br />

• Prof. Dr. Jürgen Weibler hielt an der<br />

Wirtschaftsuniversität Wien einen<br />

Vortrag zur „Die Frauenquote im<br />

21. Jahrhundert“.<br />

Übungsbuch<br />

Von Prof. Dr. Helmut Wagner (VWL,<br />

insb. Makroökonomik) ist „VWL-<br />

Klausuren. Ein Übungsbuch“ erschienen<br />

(3. Auflage, Autor: Wagner / Turke,<br />

Oldenbourg Verlag, ISBN: 978-<br />

3110375091)<br />

Das Lehrgebiet Philosophie II: Ethik, Recht, Ökonomie des Instituts für Philosophie<br />

der FernUniversität in Hagen veranstaltet in Kooperation mit vier<br />

südosteuropäischen Partneruniversitäten vom 4. bis 10. September <strong>2017</strong><br />

in Kiten, Bulgarien, eine internationale Sommerschule zum Thema „Bioethik<br />

im Kontext IV: Philosophie im Dialog mit den Lebenswissenschaften.<br />

Grundlegungs- und Anwendungsfragen.“ Teilnehmen aus der FernUniversität<br />

können Studierende des Masterstudiengangs „Philosophie – Philosophie<br />

im europäischen Kontext“ sowie Doktorandinnen und Doktoranden<br />

der Philosophie.<br />

Beeindruckende Entwicklungen − viele Fragen<br />

Die Entwicklungen in den „Life Sciences“ und die damit einhergehenden<br />

neuen biomedizinischen Möglichkeiten sind immer wieder beeindruckend,<br />

werfen zugleich aber viele Fragen von hoher ethischer und gesellschaftlich-politischer<br />

Relevanz auf. Im Rahmen der Sommerschule sollen bioethische<br />

Grundlegungs- sowie aktuelle Anwendungsfragen, die sich aus der<br />

Begegnung mit den „Life sciences“ ergeben, aus multinationaler, interdisziplinärer<br />

wie normativer <strong>Perspektive</strong> diskutiert werden.<br />

Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15c


Leute<br />

Seite 16<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Prof. Osman Isfen<br />

Internationale Kooperationen und interdisziplinäre Forschung<br />

Die Afrika-Ecke in seinem neuen<br />

Büro ist noch nicht fertig. Seine Leidenschaft<br />

für westafrikanische Länder<br />

wie Mali, Senegal und Burkina<br />

Faso soll auch an<br />

der FernUniversität<br />

sichtbar sein. Prof.<br />

Dr. Osman Isfen<br />

lebt, denkt und arbeitet<br />

global. Zum<br />

Wintersemester hat der 39-jährige<br />

Rechtswissenschaftler die Leitung<br />

des Lehrstuhls für Wirtschaftsstrafrecht<br />

und Strafprozessrecht an<br />

der FernUniversität in Hagen übernommen.<br />

Ausbau von internationalen<br />

Kooperationen<br />

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird<br />

der Ausbau von internationalen<br />

Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern auf<br />

der ganzen Welt sein. Fest eingeplant<br />

sind bereits Besuche an Universitäten<br />

in Kasachstan, Usbekistan<br />

und Peru – erste Kontakte sind<br />

über den Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst entstanden. „Diese<br />

Länder sind aktuell sehr interessiert<br />

am deutschen Recht“, sagt<br />

„Die Zusammenarbeit ist abgekühlt. Im Moment ist<br />

Vieles auf Zurückhaltung ausgelegt.“<br />

Prof. Osman Isfen über seine wissenschaftlichen Kontakte in der Türkei<br />

Prof. Isfen über die durchaus exotischen<br />

Reiseziele. „Wir können für<br />

eine Reform ihres Rechts Unterstützung<br />

aus dem strafrechtlichen Bereich<br />

bieten.“<br />

Eine Herzensangelegenheit sind für<br />

den Juristen mit Wurzeln in Istanbul<br />

seine wissenschaftlichen Kontakte in<br />

der Türkei. „Die Zusammenarbeit ist<br />

abgekühlt“, bedauert das Mitglied<br />

im Kuratorium der NRW-Landesstiftung<br />

für Türkeistudien und Integrationsforschung<br />

angesichts der derzeit<br />

schwierigen politischen Lage.<br />

„Im Moment ist Vieles auf Zurückhaltung<br />

ausgelegt.“ Osman Isfen<br />

Hospitation im<br />

Logistikzentrum:<br />

Der Jura-Professor<br />

blickt hinter die<br />

Kulissen.<br />

reist als deutscher Staatsbürger aber<br />

nach wie vor privat und beruflich in<br />

die Türkei, unter anderem sitzt er im<br />

Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen<br />

Forschungszentrums<br />

an der<br />

Özyeğin Universität<br />

Istanbul.<br />

Seine Expertise im<br />

deutschen und türkischen Strafrecht<br />

spiegelt sich auch in seiner<br />

Forschung wider. Vor seinem Wechsel<br />

an die FernUniversität hat er als<br />

Junior-Professor an der Ruhruniversität<br />

Bochum zwei Drittmittelprojekte<br />

mit Türkeibezug abgeschlossen. Intensiv<br />

hat er sich mit den Auswirkungen<br />

der Reform des türkischen Strafrechts<br />

nach dem Vorbild des deutschen<br />

Rechts befasst. Im zweiten<br />

Projekt ging es um die Situation von<br />

Häftlingen mit türkischen Wurzeln<br />

in Deutschland. In insgesamt acht<br />

Justizvollzugsanstalten interviewten<br />

Isfen und sein Team Anstaltsleitungen<br />

und Häftlinge. Das Ergebnis seiner<br />

Studie: „Integrationsprobleme<br />

mit türkischen Verurteilten sind in<br />

deutschen Gefängnissen so gut wie<br />

fremd.“ Quälendes Element sei für<br />

die Nicht-EU-Bürger allerdings die<br />

Ungewissheit, möglicherweise abgeschoben<br />

zu werden.<br />

Verbundprojekt mit der<br />

Psychologie<br />

An der FernUniversität möchte Prof.<br />

Isfen ein interdisziplinäres Verbundprojekt<br />

mit der Psychologie initiieren.<br />

Darin soll es um die Frage gehen,<br />

warum Menschen wirtschaftsstrafrechtliche<br />

Delikte begehen.<br />

Leitet den Lehrstuhl Wirtschaftsstrafrecht und Strafprozessrecht: Prof. Osman Isen<br />

Auch in der Lehre will er die Internationalität<br />

im Auge behalten. Im<br />

Zuge des neuen Studiengangs Erste<br />

Juristische Prüfung (EJP) möchte<br />

er einen Fremdsprachennachweis<br />

für die türkische Sprache etablieren.<br />

Möglicherweise soll dann auch ein<br />

fremdsprachliches Angebot an der<br />

FernUni eingerichtet werden. Darüber<br />

hinaus will er an der Hagener<br />

Hochschule langfristig einen Master<br />

im türkischen Strafrecht für berufstätige<br />

Juristen in Deutschland<br />

aufbauen.<br />

An erster Stelle stehen für das Team<br />

um Osman Isfen aber zunächst die<br />

neuen Skripte für das EJP. „Wer<br />

das Juristische Staatsexamen neben<br />

dem Beruf durchzieht, verdient<br />

allerhöchsten Respekt und benötig<br />

sehr gute und aktuelle Skripte“,<br />

sagt Isfen, der sein erstes Staatsexamen<br />

als hartgesottener Einzelkämpfer<br />

ohne Repetitor und feste<br />

Lerngruppen erfolgreich abgelegt<br />

hat.<br />

Blog für Studierende<br />

Die Skripte seines Lehrstuhls will er<br />

zukünftig mit multimedialen Elementen<br />

ergänzen. Aufgebaut hat er bereits<br />

ein strafrechtliches Lehrgebiets-<br />

Blog für Studierende und die interessierte<br />

Fachöffentlichkeit (isfen.fernuni-hagen.de).<br />

„Darin greifen wir<br />

aktuelle Geschehnisse und BGH-Entscheidungen<br />

auf.“ Mehr über Prof. Isfen<br />

und sein Lehrgebiet gibt’s schon<br />

jetzt auf Facebook. „Im Hauptberuf:<br />

Ehemann, Familienvater und Afrika-<br />

Liebhaber / Im Nebenberuf: Professor<br />

für Strafrecht“, ist dort auf seiner<br />

Profilseite zu lesen. Um diese Rollen<br />

unter einen Hut zu bringen, lebt der<br />

Rechtswissenschaftler seit 2010 mit<br />

seiner Frau und seinen beiden Söhnen<br />

in Wetter. Denn auf Präsenz legt<br />

er viel Wert − in seiner Familie und<br />

an der FernUniversität. can<br />

Fakultätspreis Mathematik und Informatik 2016<br />

Die Wellenfunktionen eines Systems<br />

Für seine wissenschaftliche Arbeit<br />

„Two interacting particles on the<br />

half-line“ bekam Dr. Joachim Kerner,<br />

Lehrgebiet Analysis (Prof. Dr.<br />

Delio Mugnolo), im Rahmen des<br />

Fakultätskolloquiums der Fakultät<br />

für Mathematik und Informatik<br />

den Fakultätspreis 2016 verliehen.<br />

Der Vortrag, den Kerner während<br />

des Fakultätskolloquiums hielt, orientierte<br />

sich an zwei wissenschaftlichen<br />

Arbeiten: „Two interacting<br />

particles on the half-line“ und „On<br />

a two-particle bound system on the<br />

half-line“, die in Zusammenarbeit<br />

mit Dr. Tobias Mühlenbruch entstanden<br />

waren. „Im Zentrum dieser<br />

Arbeiten steht die quantenmechanische<br />

Beschreibung von wechselwirkenden<br />

Vielteilchensystemen<br />

in einer Dimension“, beschreibt<br />

Kerner. „Vor allem interessieren<br />

wir uns für sogenannte singuläre<br />

Wechselwirkungen. Sie sind nur<br />

wirksam, sofern sich eines der Teilchen<br />

an einem bestimmten Ort befindet.“<br />

Klassische Mechanik versus<br />

Quantenmechanik<br />

In der Physik unterscheidet man<br />

zwischen klassischer Mechanik<br />

und Quantenmechanik. Die Methoden<br />

der klassischen Mechanik<br />

erlauben es etwa, die Bewegung<br />

von Planeten oder die eines Kreisels<br />

exakt zu beschreiben. „Will man<br />

jedoch die Bewegung von Elektronen<br />

in Atomen oder die Struktur<br />

von Molekülen verstehen, bedarf<br />

es einer grundlegenden Erweiterung<br />

der klassischen Mechanik“,<br />

so Kerner. Diese erweiterte Theorie<br />

wird als Quantenmechanik bezeichnet<br />

und wurde im 20. Jahrhundert<br />

von mehreren Physikern<br />

begründet.<br />

Im Zentrum dieser Theorie steht<br />

die Schrödingergleichung, benannt<br />

nach Erwin Schrödinger. In der klassischen<br />

Mechanik bewegen sich massive<br />

Körper auf Bahnen im Raum.<br />

Das Ziel ist es, diese Bahnen mathematisch<br />

korrekt zu beschreiben.<br />

„In der quantenmechanischen Beschreibung<br />

verliert der Begriff einer<br />

Bahn seine Bedeutung. Stattdessen<br />

interessiert man sich für die sogenannte<br />

Wellenfunktion eines Systems,<br />

die wiederum durch die Schrödingergleichung<br />

beschrieben wird“,<br />

erläutert der Wissenschaftler, der<br />

Physik studiert hat und in Mathematik<br />

promoviert ist. „Die Wellenfunktion<br />

erlaubt es, die räumlichen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />

von<br />

beispielsweise Elektronen in einem<br />

Atom anzugeben.“ Mögliche Anwendungen<br />

liegen im Bereich Nanotechnologie<br />

und Supraleitung. aw<br />

Joachim Kerner (li.) hat den Fakultätspreis Mathematik und Informatik 2016 durch<br />

Dekan Prof. Jörg Desel erhalten.


Studierende und Alumni FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 17<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Prof. Th. Vormbaum<br />

Prölss-Preis<br />

Astronaut Matthias Maurer<br />

Fernstudium vielfach nutzbar<br />

Mit dem Jürgen-Prölss-Preis sind<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum<br />

von der FernUniversität in Hagen<br />

und Prof. Dr. Jens Petersen von der<br />

Universität Potsdam für ihre Arbeiten<br />

zum mittelalterlichen<br />

italienischen<br />

Dichter<br />

Dante Alighieri<br />

ausgezeichnet<br />

worden. Der<br />

Lange, bevor Matthias Maurer Astronaut<br />

wurde, erkannte er beim<br />

Studieren an vier Universitäten im<br />

In- und Ausland, wie gut ökonomisches<br />

Wissen seine Hochschulausbildungen<br />

in Materialwissenschaft<br />

und Werkstofftechnik ergänzen<br />

und komplettieren kann: „In<br />

Frankreich gehört BWL zum Ingenieurstudium.<br />

Das hat mir gut gefallen.“<br />

So schloss er – als er berufstätig<br />

wurde – an der FernUniversität<br />

in Hagen ein Diplom-Zusatzstudium<br />

Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure<br />

und Naturwissenschaftler an.<br />

Sein BWL-Wissen konnte er gut verwenden,<br />

als er nach seiner Promotion<br />

an der RWTH Aachen in der Entwicklung<br />

medizintechnischer Produkte<br />

eines renommierten Herstellers<br />

arbeitete: „Dort ging es auch<br />

um die Frage, ob und wie die Entwicklungen<br />

sich kostengünstig herstellen<br />

lassen.“<br />

2008 bewarb sich Matthias Maurer<br />

für das ESA-Astronautenprogramm<br />

und schaffte es unter die besten<br />

zehn Bewerber, die alle Auswahlprüfungen<br />

bestanden. 2010 kam<br />

er zur ESA und betreute im Cruise<br />

Support in Köln Astronauten vor<br />

dem Start und nach der Landung:<br />

„Eine Organisationsaufgabe, bei<br />

der die Logistik eine wichtige Rolle<br />

spielt. Durch meine BWL-Kenntnisse<br />

konnte ich ab 2012 dann eine<br />

höherwertige Stelle bekommen.“<br />

Er wurde Leiter der Abteilung, die<br />

das ESA-Zentrum in Köln zukunftsfähig<br />

weiterentwickelt<br />

Unter anderem wurde ab 2015 damit<br />

begonnen, dort einen neuen<br />

Bereich einzurichten, in dem Geräte,<br />

Techniken und Prozeduren für<br />

künftige Mondmissionen der ESA<br />

erprobt werden. In dem Testzentrum,<br />

das ab 2018 voll einsatzbereit<br />

sein wird, geht es unter anderem<br />

um Orientierung, Navigation und<br />

Probenentnahmen auf dem Erdtrabanten.<br />

Auch unter widrigen Bedingungen<br />

wie schwer kalkulierbarem<br />

Lichteinfall. Und zwar nicht nur für<br />

Ein realistisches „Reiseziel“ für Matthias Maurer: die Raumstation ISS<br />

und durch Roboter, sondern auch<br />

für Astronauten mit robotischer Unterstützung.<br />

Kompetenzen, die im FernUni-Studium<br />

wie im Astronauten-Team<br />

Copyright: NASA<br />

wichtig sind, hatte er auch bei einer<br />

einjährigen Weltreise, bei Auslandspraktika<br />

und bei den Studien an<br />

Universitäten in Leeds, Nancy und<br />

Barcelona erworben. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-17<br />

Fachbereich<br />

Rechtswissenschaft<br />

der Freien<br />

Universität<br />

Berlin hat den Preis erstmals<br />

vergeben, mit ihm sollen wissenschaftliche<br />

Abhandlungen einer<br />

Rechtswissenschaftlerin oder eines<br />

Rechtswissenschaftlers in deutscher<br />

Sprache über ein nichtjuristisches<br />

Prof. Thomas Vormbaum<br />

Thema gewürdigt werden. Der Preis<br />

ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert.<br />

Thomas Vormbaum, Professor<br />

im Ruhestand für Strafrecht und<br />

Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie<br />

an der FernUniversität,<br />

erhält den Prölss-Preis für seine<br />

Übersetzungen von Dantes Dichtungen.<br />

Ihm sei es gelungen, mit<br />

bisweilen verblüffender Geschicklichkeit<br />

die unterschiedlichen syntaktischen<br />

Strukturen des Italienischen<br />

und Deutschen in der Übersetzung<br />

anzugleichen und Dantes<br />

Text in ausgesprochen gefälliges<br />

Deutsch zu verwandeln, hob der<br />

Gutachter hervor.<br />

Da<br />

Chantal Kleine<br />

„Wie lernen Menschen? Und wie ich selbst?“<br />

Eine Führungskraft im Bereich Marketing-<br />

und Vertrieb mit Kind und<br />

bildungswissenschaftlichem Studium:<br />

Wie passt das zusammen? Für<br />

Chantal Kleine jedenfalls ist das keine<br />

Hexerei, denn „das Studium war<br />

mein Privatvergnügen“. Die Betonung<br />

liegt auf Vergnügen. Und eines,<br />

dessen Ergebnisse die 38-Jährige<br />

bei ihrer Arbeit in einem Unternehmen<br />

des öffentlichen Nahverkehrs<br />

im Rheinland gut nutzen<br />

kann. Von 2008 bis 2016 studierte<br />

sie an der FernUniversität in Hagen<br />

Bildungswissenschaft mit Bachelor-Abschluss.<br />

Nach dem Abitur hatte die Hagenerin<br />

eine berufliche Laufbahn eingeschlagen.<br />

Nach ihrer kaufmännischen<br />

Ausbildung arbeitete sie zunächst<br />

in einem Start-Up-Unternehmen:<br />

„Da bleibt wenig Zeit für<br />

Wissenschaft.“ Dennoch sammelte<br />

Chantal Kleine „einige Scheine zu<br />

beruflich relevanten Themen“ wie<br />

Marketing und Führung bei verschiedenen<br />

Anbietern.<br />

Lernen in der Bahn<br />

Inzwischen ist sie Bereichsleiterin<br />

Marketing/Vertrieb , hat sechs ihr<br />

direkt unterstellte Beschäftigte und<br />

über 60 in ihrem Umfeld. Da kann<br />

von einem Acht-Stunden-Tag keine<br />

Rede sein, aber sie konnte während<br />

der Fahrten von Hagen nach<br />

Düsseldorf und zurück lernen und<br />

so diesen „Lebensabschnitt nutzen,<br />

um Wissenschaft nachzuholen“.<br />

Chantal Kleine<br />

Warum Bildungswissenschaft?<br />

„Das ist ein Leidenschaftsthema.<br />

Ich wollte wissen: Wie funktioniert<br />

Lernen? ‚Klassisches‘ Marketing<br />

und BWL hatte ich mir ja auf<br />

anderen Wegen angeeignet – in<br />

der Praxis und bei Weiterbildungsangeboten<br />

von Seminarveranstaltern.“<br />

Eine Verbindung zum Beruf<br />

gibt es durchaus: „Wir verkaufen<br />

die Dienstleistung ‚Mobilität‘. Busse<br />

und Bahnen zu benutzen statt<br />

des Autos setzt eine Verhaltensänderung,<br />

also einen Lernprozess, voraus.<br />

Welche Gründe kann es für<br />

diese Entscheidung zwischen Auto<br />

und Bahn geben? Wie verläuft ein<br />

solcher Lernprozess? Also: Was<br />

braucht ein Kunde eigentlich?“<br />

Zehn Jahre nach dem Abi<br />

studieren?<br />

Letztendlich bewegt die Marketing-<br />

und Vertriebsexpertin die<br />

Frage: „Wie bekommt man einen<br />

Menschen zu einer Verhaltensänderung?“<br />

Als Vorgesetzte möchte<br />

sie aber auch wissen: „Wie bekomme<br />

ich Menschen dazu, lebenslang<br />

zu lernen?“ Dies steht im Zusammenhang<br />

mit dem recht hohen<br />

Durchschnittsalter vieler Beschäftigter<br />

in der Wirtschaft und mit der<br />

demografischen Entwicklung in der<br />

Gesellschaft: „Immer mehr Menschen<br />

werden angesichts der Veränderungen<br />

in Arbeits- und persönlicher<br />

Umwelt eine Antwort auf<br />

die Frage ‚Wie halte ich mich fit?‘<br />

finden müssen.“<br />

Es gab aber noch einen weiteren,<br />

persönlichen Grund für Chantal<br />

Kleine, um sich für dieses Studium<br />

zu entscheiden: „Ich wollte wissen:<br />

Wie kann ich selbst lernen?“<br />

Diese Frage spielte im Vorfeld ihrer<br />

Entscheidung eine wichtige Rolle:<br />

„Ich war mir nicht sicher, ob ich das<br />

kann: mit 30, zehn Jahre nach dem<br />

Abitur studieren.“ 2008 suchte sie<br />

Rat im Studienzentrum Castrop-<br />

Rauxel der FernUniversität: „Die<br />

Antwort machte mir Mut – und es<br />

hat gut funktioniert.“<br />

Langer Atem notwendig<br />

Das Studium – Chantal Kleine<br />

nennt es einen „Prozess fast ohne<br />

Präsenz“ – verlief „operativ“ ganz<br />

einfach: ein Stapel Papier, kein Datum<br />

für Hausarbeit oder Klausur.<br />

Ihre Freunde und Bekannten, die<br />

ihre (Präsenz-)Studien schon lange<br />

abgeschlossen hatten, staunten:<br />

„Wie kann das funktionieren?“<br />

Kleine: „Relativ leicht für<br />

mich. Ich musste nach so langer<br />

Zeit allerdings herausfinden, wie<br />

ich am besten lernen kann. Ich<br />

habe mich selbst konditioniert und<br />

bei ‚Chillout‘-Musik gelernt.“ Und<br />

zwar im Zug, denn durch ihren Vollzeit-Job<br />

und ihre 2013 geborene<br />

Tochter hatte sie ansonsten wenig<br />

Zeit. Zumal Chantal Kleine auch im<br />

Beruf immer mehr gefordert wurde<br />

und „logistische Lösungen“ finden<br />

musste. „Außerdem wollte ich<br />

meinem Kind, meiner Partnerin und<br />

mir selbst noch gerecht werden.“<br />

Gerne hätte sie in Arbeitsgruppen<br />

gelernt, aber das passte nicht:<br />

„Aber ich habe gelernt, mich auch<br />

alleine durchzubeißen. Allerdings<br />

ist das eine ‚harte Strecke‘. Für Alleinerziehende<br />

ist die Nummer natürlich<br />

noch einmal deutlich größer.<br />

Für ein Studium an der Fern-<br />

Uni braucht man auf jeden Fall einen<br />

langen Atem!“<br />

Da


Seite 18 FernUni <strong>Perspektive</strong> Studierende und Alumni<br />

Raphael Steiner<br />

Mathematik im Schnelldurchlauf<br />

Ende der 6. Klasse hatte sich Raphael<br />

Steiner das Wissen, was in<br />

Mathematik an Gymnasien in Baden-Württemberg<br />

im Abitur gefordert<br />

ist, aus Büchern und über<br />

ein Propädeutikum angeeignet.<br />

Inzwischen besucht der 16-Jährige<br />

aus dem süddeutschen Tuttlingen<br />

die 11. Klasse und hat sich<br />

beim Dies Academicus 2016 an<br />

der FernUniversität in Hagen eine<br />

Urkunde abgeholt: Er gehört zu<br />

den besten Absolventinnen und<br />

Absolventen des Studienjahres.<br />

Raphael hat eine herausragende<br />

Bachelor-Arbeit in Mathematik<br />

geschrieben.<br />

„Ich habe einfach Spaß an Mathe“,<br />

zuckt Raphael Steiner mit<br />

den Schultern. Nichts Besonderes<br />

also? „Als ich mich an die abstrakte<br />

Sprache gewöhnt hatte, ging’s.“<br />

Wenn alles gut läuft, könnte er<br />

zum Herbst <strong>2017</strong><br />

sein Master-Studium<br />

Mathematik an<br />

der FernUni beenden.<br />

Im Frühsommer<br />

2018 macht er<br />

Abitur – nach der regulären Schulzeit.<br />

Trotz seiner Leistungen wollte<br />

er nie eine Klasse überspringen:<br />

„Ich habe mich im Klassenverband<br />

immer wohl gefühlt“. So geht er<br />

auch heute noch gerne regelmäßig<br />

mit Schulfreunden etwa zum<br />

Squash spielen.<br />

Vom Mathe-Unterricht befreit<br />

In der 7. Klasse schrieb sich Raphael<br />

an der FernUniversität in Hagen<br />

fürs Mathe-Studium ein; ab Klasse<br />

8 war er in der Schule vom Mathe-Unterricht<br />

befreit und schrieb<br />

nur noch die Arbeiten mit. Die gewonnene<br />

Zeit nutzte er fürs Studium.<br />

„Dann habe ich die Einsendeaufgaben<br />

bearbeitet“, erzählt<br />

der schlaksige Jugendliche. Unterstützung<br />

bekam er auch durch die<br />

Young Business School in Heidelberg.<br />

Woher sein Faible für Mathematik<br />

kommt? Es fing mit einem Globus<br />

an: Raphaels Interesse für Erdkunde<br />

war groß, für Bio auch – und dann<br />

bekam er als Zehnjähriger ein Buch<br />

„Ich habe einfach Spaß an Mathe.“<br />

Raphael Steiner, Schülerstudierender<br />

von Stephen Hawking vor die Nase:<br />

„Astronomie fand ich unglaublich<br />

spannend.“ Er wollte mehr wissen,<br />

besuchte an der Volkshochschule<br />

Kurse über Relativitätstheorie, vertiefte<br />

sich in mathematische Erklärungen.<br />

Die Leidenschaft für Mathematik<br />

hatte ihn gepackt.<br />

Wettbewerb in Indien<br />

Schülerforschungszentrum am<br />

Gymnasium, Wettbewerbe wie<br />

„Jugend forscht“, Mathe-Olympiaden<br />

auf der ganzen Welt, dank der<br />

Zahlen lernt Raphael andere Länder<br />

kennen. In Indien war er schon und<br />

in Russland. Von der Schule wird<br />

er dafür jeweils freigestellt. Den<br />

entgangenen Stoff holt er einfach<br />

nach – am liebsten den naturwissenschaftlichen.<br />

„Ich bin an Fakten<br />

und logischen Zusammenhängen<br />

interessiert.“ Das schlägt sich<br />

auch in seinen Hobbies nieder: Seit<br />

einem Jahr etwa spielt Raphael intensiv<br />

Schach.<br />

„Im Schach schlägt er mich inzwischen<br />

und auch mathematisch<br />

kann ich mit Raphael<br />

nicht mehr<br />

mithalten“, sagt<br />

sein Vater – ein<br />

Ingenieur – lachend.<br />

Die Eltern<br />

fördern die Begabung ihres Sohnes<br />

und begleiten ihn jeweils zu<br />

den Studien-Klausuren. Dafür fahren<br />

sie in der Regel nach Zürich, das<br />

liegt räumlich am nächsten. Lernen<br />

Raphael Steiner (li.) und Lukas Ruf gewannen den Mathe-Wettbewerb in Indien und<br />

wurden mit Deutschland Wissens-Weltmeister.<br />

Foto: SFZ Südwürttemberg<br />

für die Uni erledigt Raphael allein,<br />

er ist ein Autodidakt. „Das Fernstudium<br />

ist vom Zeitaufwand sehr effektiv“,<br />

urteilt Raphael.<br />

Doktor der Mathematik<br />

Auch den FernUni-Campus in Hagen<br />

kennt Raphael gut. Über ein<br />

Proseminar lernte er Prof. Dr. Winfried<br />

Hochstättler kennen. Der Leiter<br />

des Lehrgebiets Diskrete Mathematik<br />

und Optimierung an der<br />

FernUniversität unterstützte den<br />

Jungstudenten. Bei ihm hat Raphael<br />

seine Bachelor-Arbeit geschrieben:<br />

„Existenz und Konstruktion<br />

von Dreieckszerlegungen<br />

triangulierter Graphen und Schnyder<br />

Woods“. „Ich habe noch nie<br />

einen so guten Studierenden gehabt“,<br />

stellt Prof. Hochstättler fest.<br />

Im 10. Schuljahr absolvierte Raphael<br />

sein Berufspraktikum in Hochstättlers<br />

Lehrgebiet. Denn Raphaels<br />

Berufswunsch steht fest: „Ich<br />

möchte meinen Doktor in Mathematik<br />

machen.“ Bis zum Professor<br />

wird es danach sicher nicht mehr<br />

weit sein…<br />

aw<br />

Alumni-Feier in Coesfeld<br />

Auch aus Steinen lässt sich Schönes bauen<br />

„… und dann brachte der Postbote<br />

ein riesiges Paket – die Sendung eins<br />

von drei. Ich dachte: Da hat jemand<br />

das Internet ausgedruckt…“ Markus<br />

Rawert ließ bei der Ehrung der<br />

Absolventinnen und Absolventen<br />

der FernUniversität im Regionalzentrum<br />

Coesfeld seine Zeit als Fernstudent<br />

noch einmal Revue passieren.<br />

140 Gäste waren der Einladung der<br />

Hochschule zu der würdigen Feier<br />

gefolgt. 60 von ihnen haben einen<br />

Bachelor-, Master- oder Diplom-Abschluss<br />

an der FernUniversität geschafft,<br />

die meisten gleichzeitig zu<br />

ihrer beruflichen Tätigkeit.<br />

„Für Sie ist das Regionalzentrum<br />

die FernUniversität“, betonte Rektorin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert zu Beginn<br />

ihrer Worte an die Absolventinnen<br />

und Absolventen. Sie freute<br />

sich, dass so viele von ihnen sich<br />

die Zeit nahmen, gemeinsam mit<br />

anderen erfolgreichen Studierenden<br />

und mit ihrer Familie diesen<br />

„Meilenstein in Ihrem Leben“ zu<br />

feiern. Ada Pellert hofft, „Sie haben<br />

viel – auch über das Fachliche<br />

hinaus – gelernt: Kritikfähigkeit,<br />

Zusammenarbeit, über den Teller<br />

hinaus sehen, sich selbst zu organisieren…“<br />

Gemeinsam sei allen<br />

Erfolgreichen: „Sie wollen etwas<br />

erreichen. Und sie haben etwas erreicht!“<br />

Sie mussten allerdings viele<br />

Steine aus dem Weg räumen:<br />

„Aber auch aus Steinen kann man<br />

etwas Schönes bauen.“Insgesamt<br />

haben 300 Studierende, die dem<br />

vor 40 Jahren gegründeten Regionalzentrum<br />

zugeordnet waren, in<br />

den letzten vier Semestern den Abschluss<br />

erreicht, berichtete dessen<br />

Leiterin Bärbel Thesing.<br />

Vor der Absolventenfeier trugen sich<br />

Rektorin Ada Pellert und Kanzlerin<br />

Regina Zdebel ins Goldene Buch<br />

der Stadt Coesfeld ein (s. S. 2). Da<br />

Die Absolventinnen<br />

und Absolventen<br />

mit<br />

FernUni-Rektorin<br />

Prof. Ada Pellert<br />

(2.v.li.), Kanzlerin<br />

Regina Zdebel<br />

(re.) und Bärbel<br />

Thesing, der<br />

Leiterin des<br />

Regionalzentrums<br />

(li.).<br />

Foto:<br />

Hartwig Heuermann


Aus den Fakultäten<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 19<br />

Fakultät für Mathematik und Informatik<br />

Best Paper-Award<br />

Dr. Jochen Kerdels konnte auf der 8th International Conference on Neural Computation<br />

Theory and Applications (NCTA 2016) im portugiesischen Porto den<br />

Best Paper Award für die Veröffentlichung „Jochen Kerdels, Gabriele Peters: Modelling<br />

the Grid-like Encoding of Visual Space in Primates“ entgegen nehmen.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19a<br />

Sein zweiter Vortrag zu „Jochen Kerdels, Gabriele Peters: Noise Resilience of an<br />

RGNG-based Grid Cell Model” war ebenfalls für einen Best Paper Award nominiert.<br />

Japanese-German Frontiers of Science Symposium<br />

Prof. Dr. Gabriele Peters (Mensch-Computer-Interaktion) hat im Auftrag der Alexander<br />

von Humboldt-Stiftung und der Japan Society for the Promotion of Science<br />

als Mitglied des Planungskomitees für das Japanese-German Frontiers of<br />

Science Symposium in Potsdam das Schwerpunktthema „Machine Consciousness“<br />

betreut.<br />

Während einer einjährigen Vorbereitungszeit bereitete sie gemeinsam mit Shuntaro<br />

Yamasaki (Google Japan) dieses Thema vor, wählte hochkarätige Sprecher aus<br />

und plante mit allen Vortragenden die thematische Ausrichtung dieses Schwerpunktes<br />

im Bereich Mathematics/Informatics/Engineering.<br />

Workshop in USA<br />

Prof. Dr. Wolfgang Spitzer (Angewandte Stochastik) organisiert einen Workshop<br />

am American Institute of Mathematics in San Jose (USA) zum Thema „Fisher-Hartwig<br />

asymptotics, Szego expansions, and applications to statistical physics“, der<br />

vom 27. bis 31. März stattfindet www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19b<br />

GI-Fachgruppensprecher<br />

Prof. Dr. Jörg Desel (Softwaretechnik und Theorie der Programmierung) ist Sprecher<br />

der Fachgruppe „Informatik in Studiengängen an Hochschulen“ der Gesellschaft<br />

für Informatik (GI), die sich um Empfehlungen der Gesellschaft für Informatik<br />

zur Gestaltung von Informatik-Studiengängen kümmert.<br />

Lehrgebiet Programmiersysteme zweifach ausgezeichnet<br />

Das Lehrgebiet Programmiersysteme von Prof. Dr. Friedrich Steimann ist zweifach<br />

ausgezeichnet worden. Zum einen erhielten Jörg Hagemann, Bastian Ulke<br />

Den „Most Notable Paper Award“ überreichte Dr. Guy L. Steele Jr. (li.), der eine der<br />

anerkanntesten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Programmiersprachen ist, an<br />

Prof. Friedrich Steimann.<br />

und Friedrich Steimann auf der renommierten Konferenz „Object-Oriented Programming,<br />

Systems, Languages & Applications (OOPSLA)“ einen „Distinguished<br />

Artifact Award“ für ihre Implementierung eines automatischen Korrekturverfahrens<br />

für fehlgeformte Programme. Dieser Award wird vergeben, wenn gemeinsam<br />

mit einem wissenschaftlichen Beitrag ein Computerprogramm eingereicht<br />

wird, das nicht nur die im Beitrag beschrieben Leistungen reproduzierbar belegt,<br />

sondern sich als darüber hinaus verwendbar erweist.<br />

Zum anderen erhielt Prof. Steimann einen „Most Notable Paper Award“ für seine<br />

2006 erschienene Arbeit „The Paradoxical Success of Aspect-Oriented Programming“,<br />

wörtlich für „a considered and articulated exploration of the nature of aspect-oriented<br />

programming [, …] a careful review that might also form the basis<br />

for progress, even if the form of progress might differ from the original promise“.<br />

Mathematik und Musik<br />

Prof. Dr. Werner Kirsch (Lehrgebiet<br />

Stochastik) hat in der Bayerischen Akademie<br />

der Wissenschaften einen Vortrag<br />

zum Thema „Misstöne zwischen<br />

Mathematik und Musik: Die Tonleiter“<br />

gehalten.<br />

Promotionen<br />

Hans-Richard Kraft. Schriftliche Arbeit:<br />

„Systematische Analyse- und Beurteilungsmethodik<br />

für die IT-Sicherheit<br />

prozessführender Computersysteme<br />

in operativen Industrieumgebungen.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Jörg Keller, Prof. Dr. Ulrike Baumöl.<br />

Peter Seibold. Schriftliche Arbeit: „Visuelle<br />

Odometrie in Echtzeit für ein<br />

Fluggerät.” Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

apl. Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke, Prof.<br />

Dr.-Ing. habil. John T. Horstmann<br />

Peter Binkhoff. Schriftliche Arbeit:<br />

„Einsatz der Mikrodeflektionsmethode<br />

zur Bestimmung der mechanischen<br />

Bruchspannung.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.-Ing. Detlev<br />

Hackstein, Dr. Bernd Burchard.<br />

Fabio Valdés. Schriftliche Arbeit:<br />

„A Framework for Pattern Matching<br />

on Symbolic Trajectories and<br />

Tuples of Time-dependent Values.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Ralf<br />

Hartmut Güting, Prof. Dr. Maria Luisa<br />

Damiani.<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

Gast aus der Türkei<br />

Dr. Utku Sayin, (ehem.) Assist. Prof. at Mustafa Kemal University, forscht vom<br />

15. Januar bis 14. April im Lehrgebiet Bildung und Differenz (Prof. Dr. Katharina<br />

Walgenbach) zum Thema „Inclusion and Higher Education – A Comparison<br />

between Germany and Turkey“. Ziel der Forschungskooperation ist ein gemeinsamer<br />

Artikel für die Zeitschrift European Journal of Higher Education (EJHE).<br />

Gäste aus Südamerika und Italien<br />

Lelia Profili aus Mendoza, Argentinien, arbeitete als STIBET-Stipendiatin für ihre<br />

Doktorarbeit zum Begriff des Absoluten bei Hegel am Lehrgebiet Philosophie II,<br />

Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie ihres Zweitgutachters Prof. Dr.<br />

Thomas Sören Hoffmann. Als zweiter STIBET-Promovend war Fernando Forero<br />

aus Bogotá in Kolumbien hier. Seine Heimatuniversität ist FILORED-Partnerin. Bei<br />

seiner Arbeit zum Erfahrungsbegriff bei Hegel ist Prof. Hoffmann Erstgutachter.<br />

Neun Monate lang forscht Marco Diamanti von der Universität Sapienza in<br />

Rom als Auslandsstipendiat der Republik Italien über den italienschen Hegelianer<br />

Bertrando Spaventa.<br />

Lessing verstehen<br />

Lessing verstehen – das will das postum erschiene Buch „Der fremde Lessing.<br />

Eine Revision des dramatischen Werks“ von Prof. Dr. Gisbert Ter-Nedden ermöglichen,<br />

der 2014 verstorben ist. Von 1985 bis 2005 war er Professor für Neuere<br />

deutsche Literaturwissenschaft an der FernUniversität. Herausgegeben wurde<br />

es von Robert Vellusig (ISBN: 978-3-8353-1969-1).<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19c<br />

Vorträge<br />

• Prof. Dr. Thomas S. Hoffmann (Philosophie II) hielt am Institut für Philosophie<br />

der Pontificia Universidad Católica del Ecuador in Quito einen Vortrag<br />

zu dem Thema „Reflexiones críticas para la lectura de Hegel / Wie lesen wir<br />

Hegel? Kritische Überlegungen“. Der Vortrag war eingebettet in Gespräche<br />

über eine mögliche Kooperation zwischen der FernUniversität und der Päpstlichen<br />

katholischen Universität von Ecuador beim Aufbau eines neuen Promotionsstudiengangs<br />

Philosophie in Quito.<br />

• Im Rahmen eines wissenschaftlichen Workshops des Deutsch-lateinamerikanischen<br />

Forschungsnetzwerks FILORED trug Prof. Hoffmann zum Thema „Der<br />

Begriff der Strafe bei Hegel und den Hegelianern des 19. Jahrhunderts“ vor.<br />

Eingeladen war er von der Universidad Diego Portales in Santiago de Chile.<br />

• Auf Einladung der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso hielt Thomas<br />

Hoffmann einen Gastvortrag zu „Kants kopernikanische Wende im Begriff<br />

des Gewissens“. Mit Vertretern des Instituts für Philosophie plant Prof. Hoffmann<br />

den 2. Deutsch-lateinamerikanischen Hegelkongress, den das FILORED-<br />

Netzwerk vom 24. bis zum 26. Oktober in Valparaíso durchführen wird.<br />

• Prof. Dr. Jürgen G. Nagel (Geschichte Europas in der Welt) nahm als externer<br />

Fachwissenschaftler am Eröffnungsworkshop der zweiten Kohorte des<br />

DFG-Graduiertenkolleg „Vorsicht, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung<br />

durch Zukunftshandeln“ der Universität Duisburg-Essen am 17.<br />

und 18. Februar am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen teil. Dort trug<br />

er über „Zukunftshandeln im Zeichen der Rassentrennung? Überlegungen<br />

zu einer Erfahrungsgeschichte der Apartheid in Namibia“ vor.<br />

• Auf Einladung der Leibniz-Bibliothek in Hannover hält Prof. Nagel am 29.<br />

März den Festvortrag anlässlich der Aufnahme des „Goldenen Briefs“ in das<br />

UNESCO-Register „Memory of the World“ (Weltdokumentenerbe). Der auf<br />

Goldblech ausgefertigte Brief des burmesischen Königs Alaungphaya an den<br />

englischen König George II. aus dem Jahr 1756, das einzige weltweit erhaltene<br />

Exemplar eines solchen Dokuments, wurde erst 2006 im Archiv der Leibniz-Bibliothek<br />

wiederentdeckt.<br />

• Nagels wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Fabian Fechner hat am 10. und 11.<br />

Februar am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C. an der Tagung<br />

„Mapping Entanglements. Dynamics of Missionary Knowledge and ‘Materialities’<br />

across Space and Time (16th-20th Centuries)” teilgenommen und den<br />

Vortrag „Missionary Knowledge in New Contexts: Transmission and Uses of<br />

the Paraguayan Materia Medica” gehalten.<br />

• Fechner referiert im Rahmen der Tagung „250 Jahre nach Auflösung der Jesuitenmissionen<br />

in Spanisch-Amerika (1767): Hintergründe – Forschungsdebatten<br />

– neue <strong>Perspektive</strong>n“ an der Universität Fribourg/Schweiz am 19. und<br />

20. Mai <strong>2017</strong> über „Visuelle Verhandlungen eines Skandalons: Unbekannte<br />

Abbildungen zum Aufstand des ‚Königs Nikolaus‘ in der Debattenkultur der<br />

Aufklärung“.<br />

• Cornelia Eube (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung)<br />

hielt auf der von der EADTU ausgerichteten OOFHEC2016<br />

(„The Online, Open and Flexible Higher Education Conference“) in Rom einen<br />

Vortrag zu dem gemeinsam mit Prof. Dr. Sebastian Vogt (TH Mittelhessen,<br />

vormals FernUniversität) und Günter Hohlfeld (Lehrbeauftragter im Lehrgebiet<br />

Empirische Bildungsforschung) verfassten Aufsatz „Sustainable and<br />

Adaptive Integration of MOOC Videos in Distance Higher Education“.<br />

• Daniela Braun (LMU München) und Dr. Markus Tausendpfund (Arbeitsstelle<br />

Quantitative Methoden) hielten den Vortrag „Repercussions of the economic<br />

crisis on citizen’s voting behavior in the 2014 elections to the European<br />

Parliament“ bei der Tagung „Regionalismus in einer entgrenzten Welt“ der<br />

Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW) und der Schweizerischen<br />

Vereinigung für Politische Wissenschaft (SVPW) in Heidelberg.<br />

Seamless Learning in der beruflichen Bildung<br />

Prof. Dr. Claudia de Witt (Bildungstheorie und Medienpädagogik) und ihre Wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterinnen Heike Karolyi und Christina Gloerfeld haben<br />

sich mit der Übergangsthematik bei beruflichen Lern- und Arbeitsprozessen in<br />

Verbindung mit digitalen Medien auseinandergesetzt.<br />

Das Konzept des Seamless Learning steht im Zentrum ihres Beitrages „Digitale<br />

Medien in der beruflichen Bildung.<br />

Planung und Umsetzung von Seamless<br />

Learning“ für das „Handbuch für<br />

Aus- und Weiterbildung HAW“ (Wolters<br />

Kluwer Verlag, Aktualisierungslieferung<br />

<strong>Nr</strong>. 280, Oktober 2016). Dieses<br />

Rahmenmodell beschreibt Übergangsprozesse<br />

mit digitalen Medien.<br />

In ihrem Beitrag erläutern sie dieses<br />

ausführlich und übertragen es auf die<br />

berufliche Bildung. Letztlich werden<br />

Maßnahmen für eine Transformation<br />

zum bruchlosen Lernen formuliert, in<br />

denen Selbstlern- und Medienkompetenz<br />

wesentlich sind.<br />

Promotionen<br />

Bettina Waffner. Schriftliche Arbeit:<br />

„Der Europäische Rat im türkischen<br />

Beitrittsprozess. Eine diskursanalytische<br />

Untersuchung europäischer soft<br />

law.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Georg Simonis, PD Dr. Thorsten<br />

Hüller.<br />

Frank Oliver Klute. Schriftliche Arbeit:<br />

„Ohne die geringste Störung<br />

und ohne Blutvergießen – Die Revolution<br />

1918/1919 in Lippe.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Wolfgang<br />

Kruse, Prof. Dr. Peter Brandt.<br />

Lars Schulhoff. Schriftliche Arbeit:<br />

„Zur Bedeutung von Armut in ostund<br />

westdeutschen Stadtquartieren.<br />

Eine Untersuchung am Beispiel<br />

zweier Quartiere in Berlin.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Lothar<br />

Bertels, Prof. Dr. Uwe Vormbusch.<br />

Pedro Sepúlveda Zambrano.<br />

Schriftliche Arbeit: „La unidad en Hegel.<br />

Una fenomenología del concepto<br />

hasta la maduración de la fase especulativa.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/ -in:<br />

Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Prof. Dr.<br />

Ricardo Espinoza Lolas.


Panorama<br />

Seite 20<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />

Die aktuelle Übersicht<br />

• aller Veranstaltungen der FernUniversität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />

http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />

• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />

(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />

• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog<br />

Arnsberg<br />

26.04.<strong>2017</strong> , 17.00 Uhr<br />

„Kultur in den internationalen Beziehungen“<br />

Vortrag und Diskussion. Referent: Dr. Martin<br />

List (FernUniversität). Ehmsenstraße 7,<br />

<strong>59</strong>821 Arnsberg, FORUM.<br />

19.05.<strong>2017</strong><br />

Arnsberger Ausbildungsmesse<br />

Das Studienzentrum Arnsberg informiert.<br />

Kaiserhaus, Möhnestraße 55, <strong>59</strong>755<br />

Arnsberg. Jeweils 9 bis 14 Uhr.<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

Langer Abend der Beratung<br />

Studienzentrum, Ehmsenstraße 7, <strong>59</strong>821<br />

Arnsberg.<br />

Braunschweig<br />

22.06.<strong>2017</strong>17.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und<br />

ohne Abitur<br />

Das Regionalzentrum Hannover infor-<br />

Aus den Fakultäten<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Neue Bücher<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum, bis zu<br />

seinem Ruhestand Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Strafrecht, Strafprozessrecht und juristische<br />

Zeitgeschichte an der FernUniversität,<br />

hat jetzt die Bücher<br />

• Vormbaum, Thomas: Diagonale. Beiträge<br />

zum Verhältnis von Rechtswissenschaft<br />

und Literatur. Berlin 2016.<br />

• Vormbaum, Thomas: Norland als juristischer<br />

Tagtraum. Rechtsutopien und<br />

Rechtsdystopien in Karl Mays Roman<br />

„Scepter und Hammer“. Berlin 2016.<br />

veröffentlicht. Herausgegeben hat er<br />

• Schurig, Andrea: „Republikflucht (§§<br />

213, 214 StGB/DDR)“. Juristische Zeitgeschichte,<br />

Abteilung 3. Berlin 2016.<br />

miert. Agentur für Arbeit Braunschweig-<br />

Goslar, Cyriaksring 10/BiZ-Eingang, Münchenstraße,<br />

38118 Braunschweig.<br />

Coesfeld<br />

Die „BürgerUniversität Coesfeld“ findet<br />

im Rahmen des Hagener Forschungsdialogs<br />

im WBK – Wissen Bildung Kultur,<br />

Osterwicker Straße 29, 48653 Coesfeld,<br />

statt.<br />

15.03.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

10 Jahre BürgerUniversität Coesfeld<br />

Festveranstaltung zum Jubiläum der Veranstaltungsreihe.<br />

Regionalzentrum, WBK<br />

– Wissen Bildung Kultur, Osterwicker Straße<br />

29, 48653 Coesfeld.<br />

Dinslaken<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und<br />

ohne Abitur<br />

Das IBZ Wesel informiert. VHS, Friedrich-<br />

Ebert-Str. 84, 46535 Dinslaken, Raum 425.<br />

Promotionen<br />

Alexander Brockmann. „Shoot-<br />

Out-Klauseln – Radikale Trennungsverfahren<br />

im Gesellschaftsrecht.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Andreas<br />

Bergmann, Prof. Dr. Ulrich Wackerbarth.<br />

Christian Holthaus. „Gewährleistung<br />

und Vermögensbindung bei der AG.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Ulrich<br />

Wackerbarth, Prof. Dr. Andreas Bergmann.<br />

Michael Moritz. „Die Freistellung zur<br />

Stellensuche gem. § 629 BGB – Bestandsaufnahme<br />

und Reformbedarf.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Kerstin Tillmanns,<br />

Prof. Dr. Andreas Bergmann.<br />

Düsseldorf<br />

17. und 18.03.<strong>2017</strong>, 9.30 bzw. 10.00 Uhr<br />

„myQ“: Die neue Publikums- und<br />

Fachmesse für Weiterbildung<br />

Die Regionalzentren Hagen und Neuss<br />

informieren. Bennigsen-Platz 1/ Karl-Arnold-Platz,<br />

40474 Düsseldorf.<br />

05.05.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />

Messe „Master and More“<br />

Das Regionalzentrum Neuss informiert.<br />

Boui Boui Bilk, Suitbertusstr. 149, 40223<br />

Düsseldorf.<br />

Freiburg i. Br.<br />

29.05.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und<br />

ohne Abitur<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />

VHS Freiburg e.V., Rotteckring 12, 79022.<br />

Hagen<br />

Die Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog<br />

finden, sofern nichts anderes<br />

genannt ist, im Seminargebäude,<br />

Universitätsstr. 33, 58097 Hagen, statt.<br />

15.03.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Hören auf die fremde Stimme“<br />

Vortragsreihe Forum Philosophicum. Referent:<br />

Prof. Dr. Bernhard Waldenfels.<br />

22.03.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />

„LautSprecher Hitler“<br />

Vortragsreihe „wissenschaftsgespräche“<br />

der Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />

Referent: Dr. Cornelia Epping-<br />

Jäger.<br />

06.04.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

„Der Stein, der ins Wasser geworfen<br />

wurde, treibt immer neue Kreise“<br />

– Walter Hallstein und die Einigung<br />

Europas<br />

Vortragsreihe Europäische Verfassungswissenschaften.<br />

Referent: Dr. Matthias<br />

Schönwald.<br />

18.05.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

„Das Gemeinsame Europäische Asylsystem<br />

aus der <strong>Perspektive</strong> des deutschen<br />

Asylrechts“<br />

Vortragsreihe Europäische Verfassungswissenschaften.<br />

Referent/-in: Prof. Dr. Kay<br />

Hailbronner.<br />

23.06.<strong>2017</strong><br />

Campusfest der<br />

FernUniversität<br />

Mit Home-Coming für Alumnae und<br />

Alumni. Informationen stehen rechtzeitig<br />

auf www.fernuni-hagen.de.<br />

Hannover<br />

09.06.<strong>2017</strong>, 15.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

Regionalzentrum, Expo Plaza Forum Expo<br />

Plaza 11, 30539 Hannover.<br />

Heidelberg<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und<br />

ohne Abitur<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />

BIZ Heidelberg, Kaiserstraße 69 –<br />

71, 69115 Heidelberg.<br />

Landau<br />

19. und 20.05.<strong>2017</strong><br />

Hochschulinformationstage<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />

Jugendstil-Festhalle, Mahlastraße<br />

3, 76829 Landau. Freitag 13 bis 18 Uhr,<br />

Samstag 10 bis 15 Uhr.<br />

Fitnesstraining in der UB<br />

Wenn die Facharbeiten in der Jahrgangstufe 12 anstehen, es für die meisten Schülerinnen<br />

und Schüler die erste Gelegenheit, sich wissenschaftlich mit einem Thema zu<br />

beschäftigen und nach wissenschaftlicher Fachliteratur zu suchen.<br />

Seit 2009 unterstützt die Bibliothek (UB) der FernUniversität in Hagen Schülerinnen<br />

und Schüler aus der Region durch „Fit für die Facharbeit“: einer Kombination aus Rechercheschulung,<br />

Bibliotheksführung und der ersten eigenen, systematischen Literatursuche.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB reagieren damit auf die Anfragen<br />

und Anforderungen der Schulen.<br />

Für die leitende Direktorin der Hagener UB, Karin Michalke, ist die Zusammenarbeit<br />

mit den Schulen in Hagen und Umgebung eine Herzensangelegenheit: „Wir sind auch<br />

Bibliothek für Hagen und die Schulen. Und Schulungen sind natürlich immer auch Öffentlichkeitsarbeit<br />

für die FernUni als Studienort oder Ausbildungsstätte. Es ist schön,<br />

wenn uns die jungen Leute als kompetente Anlaufstelle für ihre Fragen und Themen<br />

kennenlernen.“<br />

aw<br />

Fachtagung<br />

Viele Felder des Wissens<br />

Unter dem Titel „Transdisziplinarität – Die Wissenschaft und die vielen Felder des Wissens“<br />

stand eine gemeinsame Fachtagung der FernUniversität in Hagen und der Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Münster. Im Rahmen der Veranstaltung<br />

fand auch ein öffentlicher Abendvortrag über Klimamodelle statt. Veranstalter<br />

waren das Hagener Lehrgebiet Philosophie I und die Arbeitsstelle für Forschungstransfer<br />

(AFO) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Wissenschaftstheorie (ZfW)<br />

der WWU. Das Abschluss-Rundgespräch wurde von Jens Lemanski (Hagen) geleitet.<br />

Lüdenscheid<br />

Die „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts<br />

für Geschichte und Biographie im Hagener<br />

Forschungsdialog finden im Kulturhaus,<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 9, 58511 Lüdenscheid,<br />

statt.<br />

19.04.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Die Nachkriegskarriere des ‚Schlächters<br />

von Lyon‘“<br />

Referent: Dr. Peter Hammerschmidt.<br />

17.05.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

„‚Dunkle Seele, feiges Maul‘ – Entnazifizierung<br />

zwischen 1945 und 1951“<br />

Referent: Niklas Frank.<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

„‚Ein Baum und ein Hirsch‘ – Zwei Vorkämpfer<br />

für ein liberales, freiheitliches<br />

Deutschland“<br />

Mit den FDP-Politikern Gerhart Rudolf<br />

Baum und Burkhard Hirsch.<br />

Minden<br />

23. bis 25.03.<strong>2017</strong><br />

„Gofuture <strong>2017</strong>“<br />

Berufsinformationsbörse. Kampahalle<br />

Minden, Hahler Str. 113, Minden. Donnerstag:<br />

9 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr,<br />

Samstag 10 bis 14 Uhr.<br />

München<br />

01.06.<strong>2017</strong>, 11.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

Regionalzentrum, Arcisstr. 19/EG, 80333<br />

München.<br />

Nürnberg<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 15.00 Uhr<br />

Langer Abend der Beratung<br />

Regionalzentrum, Pirckheimerstraße 68,<br />

Nürnberg.<br />

Ravensburg<br />

04.05.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />

Messe „KarriereStart“<br />

Das Regionalzentrum Stuttgart informiert.<br />

Oberschwabenhalle in Ravensburg.<br />

Rheinberg<br />

08.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und<br />

ohne Abitur<br />

Das IBZ Wesel informiert. Stadthaus,<br />

Raum-<strong>Nr</strong>. 136, Rheinberg.<br />

Stuttgart<br />

11.05.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

Regionalzentrum, Leitzstr. 45, 70469<br />

Stuttgart.<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

24.03.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

Messe „Gmünder Ausbildungsnacht –<br />

Dein Beruf, Deine Zukunft“<br />

Das Regionalzentrum Stuttgart informiert.<br />

Congress Centrum Stadtgarten, Schwäbisch<br />

Gmünd.<br />

Impressum<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />

Freunde der FernUniversität<br />

Auflage 85.000<br />

ISSN 1610-5494<br />

Herausgeber<br />

Die Rektorin der FernUniversität in Hagen,<br />

Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

und die Gesellschaft<br />

der Freunde der FernUniversität e. V.<br />

Redaktion<br />

Stabsstelle Hochschulstrategie und<br />

Kommunikation<br />

Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />

Gerd Dapprich (Da)<br />

Oliver Baentsch (bae)<br />

Anja Wetter (aw)<br />

Carolin Annemüller (can)<br />

Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />

Tel. 02331 987-2422, -2413<br />

Fax 02331 987-2763<br />

E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />

http://www.fernuni-hagen.de<br />

Fotos<br />

Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />

Anja Wetter, ESA, NASA, Weißes Haus,<br />

Wikimedia Commons, Thinkstock,<br />

Veit Mette, Jakob Studnar<br />

Layout und Gestaltung<br />

Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 5. Mai <strong>2017</strong>.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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