Perspektive Nr. 59 Frühjahr 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der FernUniversität<br />
Links<br />
Die DDR war für Gregor Gysi kein Unrechtsstaat,<br />
aber es habe viel grobes Unrecht<br />
gegeben, sagte er im Lüdenscheider<br />
Gespräch. Seite 2<br />
Unberechenbar<br />
Handelt Donald Trump rational? Zwei Politikwissenschaftler<br />
und ein Volkswirt befassen<br />
sich mit seinem Handeln und möglichen<br />
Folgen. Seite 6 bis 8<br />
Innovativ<br />
Der Stifterverband fördert Innovationen<br />
einer Mathematik-Professorin und eines<br />
Politikwissenschaftlers in der digitalen<br />
Lehre. Seite 13<br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2017</strong><br />
Ausgabe<br />
<strong>59</strong><br />
Tagung in Berlin<br />
Digitalisierung beeinflusst Hochschulen<br />
Editorial<br />
Rektorin Prof. Ada Pellert (li.) moderierte eine Diskussionsrunde zur Medienbranche.<br />
„Wenn wir unsere Stärken als Hochschule<br />
– etwa unsere forscherische<br />
Neugier, die Reflexion zu gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und unseren<br />
Bildungsauftrag als Institution<br />
für lebenslanges Lernen – mit<br />
den neuen Herausforderungen verknüpfen,<br />
wird es eine interessante<br />
Reise in die digitale Welt.“ Prof. Dr.<br />
Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität<br />
in Hagen, zieht Bilanz nach<br />
der Konferenz „Veränderung durch<br />
Digitalisierung – Lernen von anderen<br />
Branche“ der Hochschule in<br />
der Landesvertretung NRW in Berlin.<br />
Dazu hatte die FernUniversität<br />
Vertreterinnen und Vertreter anderer<br />
Hochschulen, aus der Bildungspolitik,<br />
Medien- und Musikbranche<br />
eingeladen.<br />
Open Access eröffnet neue Formen<br />
der Gemeinschaftlichkeit<br />
„Digitalisierung ist ein gesellschaftliches<br />
Phänomen, das unsere Art<br />
des Zusammenlebens, der Kommunikation,<br />
des Wissenserwerbs und<br />
vor allem auch des Lernens grundlegend<br />
verändert“, sagte Ada Pellert.<br />
„Hochschulen als gesellschaftliche<br />
Institutionen sind vielfältig betroffen.“<br />
In einigen Branchen der Wirtschaft<br />
hat die Digitalisierung bereits<br />
zu einem tiefgreifenden Wandel geführt.<br />
In den Pionierbranchen Medien<br />
und Musik sind Anpassungen<br />
über völlig neue Geschäftsmodelle<br />
erfolgt. Fortsetzung auf Seite 4<br />
Es ist richtig kalt, wenn wir morgens<br />
zur Arbeit in die FernUni fahren.<br />
Und was machen wir dort?<br />
Das Campusfest planen: Sommer –<br />
Sonne – Musik. Es ist Zeit zum Träumen<br />
im Schnee. Dieser Zeitsprung<br />
macht gute Laune – und dann ist<br />
die warme Jahreszeit auch plötzlich<br />
ganz nah.<br />
Den Termin können Sie schon vormerken:<br />
23. Juni <strong>2017</strong> geht es<br />
rund auf dem Roten Platz. Musik<br />
und Comedy werden gerade ausgesucht.<br />
Jetzt muss nur noch der<br />
Wolkenschieber für gutes Wetter<br />
sorgen. Sie kommen doch?<br />
Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin<br />
FernUni-Absolvent Matthias Maurer<br />
Neuem Astronauten ein herzliches „Glückauf!“<br />
Neue<br />
<strong>Perspektive</strong>(n)<br />
002 533 642 99910 - 5 - 01 - HZ 1<br />
*002533642*<br />
Hat die FernUniversität in Hagen in<br />
Zukunft einen Mann im All? Ihr Absolvent<br />
Matthias Maurer hat beste<br />
Chancen auf einen Flug zur Raumstation<br />
ISS: Er studierte ab dem Wintersemester<br />
2003/04 in Hagen im<br />
Zusatzstudiengang Wirtschaftswissenschaft<br />
für Ingenieure und Naturwissenschaftler,<br />
den er im Juni 2006<br />
als Diplom-Wirtschaftsingenieur abschloss.<br />
Am 2. Februar <strong>2017</strong> stellte<br />
die European Space Agency (ESA)<br />
ihn als neuen Astronauten vor. Noch<br />
ist nicht bekannt, an welcher Weltraummission<br />
er teilnehmen kann.<br />
Für ein realistisches Ziel hält er einen<br />
Flug zur ISS ab 2020. Sein Traum:<br />
Urheberrecht<br />
Keine Auswirkungen für Studierende<br />
Die FernUniversität in Hagen stellt für<br />
ihr Studiensystem Lehr- und Lernmaterialien<br />
online bereit – insbesondere<br />
auch Werke von Autorinnen und<br />
Autoren, die nach Paragraf 52a Urheberrechtsgesetz<br />
(UrhG) geschützt<br />
sind.<br />
Da Blended Learning die Basis für<br />
das Studium an der FernUniversität<br />
bildet, hat die Hochschule seit Mitte<br />
2014 eine eigene Regelung getroffen,<br />
um Fremdtexte verlässlich<br />
„Einmal zum Mond.“ Das Studium<br />
in Hagen war für Maurer während<br />
seiner Karriere mehrfach von Nutzen.<br />
Und es werde ihm sicher auch<br />
später wieder einen „Startvorteil“<br />
bringen. Es sieht sogar Gemeinsamkeiten<br />
zwischen dem FernUni-Studium<br />
und seiner neuen Aufgabe:<br />
„Man muss sich selbst organisieren<br />
können, gewissenhaft und strukturiert<br />
sein. Teamfähigkeit ist für beides<br />
eine ‚Schlüssel-Kompetenz‘.“<br />
Für seine Zukunft ein herzliches<br />
„Glückauf“ der FernUniversität! Da<br />
Fortsetzung auf Seite 17<br />
zur Verfügung stellen zu können:<br />
Die Hochschule erwirbt für sämtliche<br />
genutzten Fremdmaterialien die erforderlichen<br />
Lizenzen direkt von den<br />
jeweiligen Rechteinhaberinnen und<br />
-inhabern. Das sind in der Regel Verlage.<br />
An dieser Praxis hält die Fern-<br />
Universität ausdrücklich fest.<br />
Rahmenvertrag<br />
Aus diesem Grund ist sie dem Rahmenvertrag,<br />
den die Länder mit der<br />
Verwertungsgesellschaft (VG) Wort<br />
Matthias Maurer im European Astronaut Centre in Köln<br />
– ein Zusammenschluss von Autorinnen<br />
und Autoren sowie Verlagen,<br />
der Tantiemen aus Zweitnutzungsrechten<br />
einnimmt und weitergibt –<br />
im September 2016 geschlossen haben,<br />
nicht beigetreten. Der Rahmenvertrag<br />
sieht die Einführung eines<br />
neuen Meldeverfahrens für urheberrechtlich<br />
geschützte Schriftwerke vor,<br />
das für die Hochschulen mit erheblichem<br />
Aufwand verbunden wäre. Anstelle<br />
der bisher von den Ländern getragenen<br />
Pauschalvergütung soll die<br />
Foto: ESA / Sabine Grothues<br />
Vergütung auf Basis einer von den<br />
einzelnen Hochschulen zu leistenden<br />
Einzelerfassung erfolgen.<br />
Zum Ende des vergangenen Jahres<br />
haben sich die Kultusministerkonferenz,<br />
die VG Wort und die Hochschulrektorenkonferenz<br />
darauf verständigt,<br />
dass für Nutzungen nach<br />
Paragraf 52a UrhG an Hochschulen<br />
zunächst bis 30. September <strong>2017</strong><br />
weiterhin eine Pauschalvergütung<br />
gezahlt wird.<br />
aw<br />
15 Jahre: So lange erscheint die<br />
FernUni-<strong>Perspektive</strong> bereits. In dieser<br />
Zeit haben wir unsere Universitätszeitung<br />
stetig „im laufenden<br />
Betrieb“ weiterentwickelt. Natürlich<br />
haben sich jedoch einige Lesegewohnheiten<br />
unseres Publikums<br />
grundlegend geändert. Dem wollen<br />
wir Rechnung tragen.<br />
Daher bitten wir Sie, uns auf der Seite<br />
http://e.feu.de/medien<strong>2017</strong> kurz<br />
mitzuteilen, wie viel Zeit Sie sich für<br />
die <strong>Perspektive</strong> nehmen, was Sie interessiert,<br />
was Sie gut finden. Und<br />
was nicht. Wollen Sie die <strong>Perspektive</strong><br />
gedruckt erhalten? Als Online-<br />
Ausgabe? Unter den Teilnehmenden<br />
werden fünf Büchergutscheine<br />
verlost.<br />
Wie finden Sie unsere weiteren Informationsangebote<br />
– Social Media<br />
zum Beispiel?<br />
Wir sind gespannt darauf, was Sie<br />
uns zu sagen haben – und wie wir<br />
unsere Universitätszeitung, unsere<br />
Medien insgesamt in Ihrem Sinn<br />
weiterentwickeln können. Um Ihnen<br />
die Informationen aus Ihrer<br />
FernUniversität in<br />
Hagen so zu vermitteln,<br />
wie Sie das<br />
möchten. Da
Campus<br />
Seite 2<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Lüdenscheider Gespräche mit Dr. Gregor Gysi<br />
„Inzwischen empfinde ich die Wiedervereinigung als Gewinn“<br />
„Die DDR ist kein Unrechtsstaat,<br />
aber es hat viel grobes Unrecht gegeben.“<br />
Dr. Gregor Gysi vertrat klare<br />
Positionen. Diese hatte er sich für<br />
den Abschluss aufgehoben. Nach etwas<br />
über anderthalb Stunden beendete<br />
der Privatmensch und Politiker<br />
Gysi einen gleichsam unterhaltenden<br />
wie informativen Abend in der<br />
Reihe „Lüdenscheider Gespräche“<br />
der FernUniversität im Rahmen des<br />
Hagener Forschungsdialogs.<br />
Die Moderation übernahmen Prof.<br />
Dr. Alexandra Przyrembel, Leiterin<br />
des Lehrgebiets Europäische Moderne,<br />
und apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />
Direktor des Instituts für<br />
Geschichte und Biographie an der<br />
FernUniversität.<br />
Gysi beherrscht das Podium – nicht<br />
laut und grell, sondern mit Witz<br />
und Charme. Der Bundestagabgeordnete<br />
und führende Kopf der Partei<br />
Die Linke brilliert als der bekannte<br />
Rhetoriker. Sich zu entziehen fällt<br />
schwer.<br />
„Antifaschistisch eingestellt“<br />
Der damals jüngste Rechtsanwalt<br />
der DDR (1979) redet über seine Sozialisation<br />
in Ost-Berlin, die starken<br />
Frauenpersönlichkeiten in seinem<br />
Im vollbesetzten Saal im Kulturhaus Lüdenscheid saßen auch Rektorin<br />
Prof. Ada Pellert und FernUni-Gründungsrektor Prof. Otto Peters.<br />
Dr. Gregor Gysi<br />
beherrschte das<br />
Podium mit Witz<br />
und Charme.<br />
häuslichen Umfeld und seinen Vater.<br />
Klaus Gysi, der 1931 der Kommunistischen<br />
Partei Deutschlands beitrat<br />
und für die DDR als Botschafter,<br />
Kulturminister und Staatssekretär<br />
für Kirchenfragen arbeitete. „Als<br />
er Kulturminister wurde, war ich<br />
echt sauer“, bekennt Gregor Gysi,<br />
damals 18 Jahre alt und „antifaschistisch<br />
eingestellt“.<br />
Gysi unterhält, informiert und bildet<br />
anderthalb Stunden. Seine politischen<br />
Botschaften hält er bis<br />
zum Schlusswort zurück. Sie klingen<br />
in seinen biografischen Geschichten<br />
zunächst nur durch. Für<br />
den Rechtspopulismus der Alternative<br />
für Deutschland indes findet er<br />
deutliche Worte: „Sie sprechen zwar<br />
eine klare Sprache, wissen aber, dass<br />
es die Unwahrheit ist.“<br />
Wendezeit: Rolle als Vermittler<br />
Auch wenn er nach der Wende<br />
1989/1990 zunächst für den Fortbestand<br />
der DDR eintrat, forderte<br />
Gysi die Aufarbeitung der DDR-<br />
Geschichte ein. Als Parteivorsitzender<br />
der SED-PDS vertrat er die Gefühlslage<br />
vieler Ostdeutscher. „Ich<br />
i<br />
habe ja immer DDR gelebt“, sagt<br />
er über sich selbst und als Ausweis<br />
seiner Selbstironie: „Das DDR-Recht<br />
beherrschte ich perfekt, da wollte ich<br />
nicht auf das bundesdeutsche umschwenken.“<br />
Abhauen wollte er nie,<br />
schätzte das Volkseigentum – „nur<br />
mit Freiheit und Demokratie war es<br />
problematisch. Inzwischen empfinde<br />
ich die Wiedervereinigung auch<br />
als Gewinn.“<br />
aw<br />
Dr. Gregor Gysi, Jahrgang 1948, Sohn des DDR-Kulturministers Klaus<br />
Gysi, vertrat als Rechtsanwalt Rudolf Bahro, Robert Havemann und Bärbel<br />
Bohley. Seit 1967 war Gysi Mitglied der SED, von 1989 bis 1993<br />
Parteivorsitzender der SED-PDS und von 2005 bis 2015 Fraktionsvorsitzender<br />
der Partei Die Linke im Deutschen Bundestag.<br />
FernUniversität 40 Jahre in Coesfeld<br />
Erfolgreiche wissenschaftliche Dreiecksbeziehung<br />
Workshop zum<br />
Handbuch<br />
„Hier trauen sich die Leute!“ nahm<br />
Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann<br />
Bezug auf den Ort, an dem<br />
sich FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada<br />
Pellert und Kanzlerin Regina Zdebel<br />
ins Goldene Buch der Stadt<br />
eintrugen: das „Trauzimmer“ im<br />
Stadtschloss. Auch die FernUniversität<br />
in Hagen und die Stadt Coesfeld<br />
hatten sich vor 40 Jahren etwas<br />
getraut: Die gerade einmal ein<br />
Jahr junge Universität eröffnete hier<br />
schon 1976 ein Studienzentrum,<br />
das 2009 eines ihrer ersten Regionalzentren<br />
wurde. Heute werden<br />
hier 3.000 FernUni-Studierende betreut<br />
und unterstützt. Bürgermeister<br />
Öhmann betonte: „Wir können<br />
stolz sein, dass wir als Mittelzentrum<br />
in einer Reihe genannt werden<br />
mit Berlin, Bonn, Hagen, Hamburg,<br />
Frankfurt…“<br />
Aus der Kooperation von Hochschule<br />
und Stadt entwickelte sich<br />
sogar eine ebenfalls bestens funktionierende<br />
wissenschaftliche Dreiecksbeziehung,<br />
denn sie arbeiten<br />
inzwischen ebenfalls partnerschaftlich<br />
mit der Firma Ernsting’s family<br />
und der Familie Ernsting zusam-<br />
FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert (vorne re.) und Kanzlerin Regina Zdebel trugen<br />
sich ins Goldene Buch der Stadt Coesfeld ein. Hinter ihnen (v.li. nach re.): Stephan<br />
Ernsting, Horst Beeck (CFO der Ernsting‘s family Unternehmensgruppe), Barbara Thesing<br />
(Regionalzentrum) Bürgermeister Heinz Öhmann, Lilly Ernsting und Jun.-Prof.<br />
Dorett Funcke.<br />
men. Diese haben die Ernsting‘s<br />
family-Junior-Stiftungsprofessur für<br />
Soziologie familialer Lebensformen,<br />
Netzwerke und Gemeinschaften<br />
gestiftet. Jun.-Prof. Dr. Dorett Funcke<br />
trägt die Verantwortung für die<br />
„BürgerUniversität Coesfeld“, die<br />
im Jahr <strong>2017</strong> ihr zehnjähriges Bestehen<br />
feiert. Sie macht die Ergebnisse<br />
soziologischer Forschungen vor allem<br />
der FernUniversität der breiten<br />
Öffentlichkeit in der Stadt und der<br />
Region zugänglich.<br />
Von dieser Zusammenarbeit profitieren<br />
also über die drei Partnerinnen<br />
und die FernUni-Studierenden<br />
hinaus auch wissenschaftliche<br />
interessierte Bürgerinnen und Bürger,<br />
die aus einem Umkreis von 50<br />
Kilometern zu den Vortragsveranstaltungen<br />
kommen: „Die Fern-<br />
Universität bereichert unser breites<br />
Bildungsangebot und ist eine<br />
wichtige Partnerin“, konstatierte<br />
Öhmann.<br />
„Vor 40 Jahren hat sich Coesfeld<br />
etwas getraut“, unterstrich auch<br />
Rektorin Prof. Ada Pellert in ihrer<br />
Dankesrede: „Die FernUniversität<br />
war etwas Neues. Coesfeld hat<br />
gesagt: ‚Interessant, da wollen wir<br />
mitmachen.‘ Solchen Mut brauchen<br />
wir auch heute noch! Das<br />
Regionalzentrum spinnt mit seiner<br />
engagierten Leitung die regionalen<br />
Fäden, es macht die FernUniversität<br />
‚nah‘.“ Die Stadt habe die<br />
Chancen erkannt, die die FernUni<br />
ihr bot. Diese habe gesehen, wie<br />
wichtig regionale Bündnispartner<br />
sind. Für Prof. Pellert ist die Zusammenarbeit<br />
der Hochschule mit der<br />
Stadt und der Firma und der Familie<br />
Ernsting ein „wunderbares Beispiel<br />
– ich würde mir wünschen,<br />
dass es so etwas an allen FernUni-<br />
Standorten gibt“.<br />
Da<br />
Der „Hagener Workshop Wirtschaftsphilosophie“<br />
an der Fern-<br />
Universität stand im Zusammenhang<br />
mit dem vierbändigen „Handbuch<br />
Wirtschaftsphilosophie“, das<br />
auf Anregung des Verlages Springer<br />
VS in Wiesbaden am Lehrgebiet<br />
Philosophie II, Praktische Philosophie:<br />
Ethik, Recht, Ökonomie<br />
konzipiert und hauptverantwortlich<br />
herausgegeben wird. Es soll<br />
bis ca. 2019 vorliegen. Das Handbuch<br />
ist interdisziplinär angelegt<br />
und wird systematische mit historischen<br />
Dimensionen verbinden. Zugleich<br />
dient es dazu, ein Bewusstsein<br />
dafür zu schaffen, dass wirtschaftsethische<br />
Fragen nicht isoliert<br />
von größeren – wie kultur-,<br />
geschichts- und auch rechtsphilosophischen<br />
– Fragestellungen beantwortet<br />
werden können<br />
Herausgeber der Teilbände sind<br />
nach aktuellem Stand Prof. Dr. Thomas<br />
Sören Hoffmann und Dr. Klaus<br />
Honrath (Lehrgebiet Philosophie II),<br />
Ludger Heidbrink und Verena Rauen<br />
(St. Gallen). Hoffmann und Honrath<br />
waren auch Veranstalter des<br />
Workshops.<br />
Da
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />
Interdisziplinäres Kolloquium<br />
Europäische Governance in der Krise<br />
Welche Methoden und Instrumente<br />
wirtschaftspolitischer Steuerung<br />
können die Folgen der Krise<br />
der Europäischen Union nachhaltig<br />
bekämpfen und dem Auseinanderdriften<br />
der Volkswirtschaften<br />
und der nationalen Wirtschaftspolitiken<br />
entgegenwirken? Transferoder<br />
Ausgleichsleistungen? Für regionsspezifische<br />
Ansätze? Um „Europäische<br />
Governance in der Krise“<br />
ging es bei der Jahrestagung des<br />
Dimitris-Tsatsos-Instituts für Europäische<br />
Verfassungswissenschaften<br />
(DTIEV) der FernUniversität in Hagen.<br />
Das interdisziplinäre Kolloquium<br />
„Patentrezept oder Antworten<br />
nach Maß? Historische, ökonomische<br />
und juristische Aspekte Europäischer<br />
Governance in der Krise“<br />
des Dimitris-Tsatsos-Instituts fand<br />
dieses Mal gemeinsam mit der Università<br />
del Salento (Lecce) und der<br />
Group of Lecce statt.<br />
„Ist es wirklich sinnvoll, für einen<br />
großen und heterogenen Wirtschaftsraum<br />
wie die EU generelle<br />
Konzepte festzuschreiben und für<br />
deren strikte Anwendung in allen<br />
Regionen zu sorgen?“, fragte der<br />
Direktor des Instituts, Prof. Dr. Peter<br />
Brandt, in seiner Eröffnungsrede.<br />
„Der Brexit hat wohl dem letzten<br />
Optimisten verdeutlicht, dass<br />
das europäische Einigungsprojekt in<br />
eine tiefe Krise geraten ist.“ Schon<br />
die ablehnenden Voten zum Verfassungsvertrag<br />
in Frankreich und<br />
in den Niederlanden vor rund einem<br />
Jahrzehnt hätten gklar ezeigt,<br />
dass die Legitimität EU-Europas für<br />
einen großen Teil der Bürgerinnen<br />
Einer der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich an der engagierten Diskussion aus der Sicht ihrer jeweiligen Fachrichtung<br />
beteiligten.<br />
und Bürger aus unterschiedlichen<br />
Gründen im Schwinden begriffen<br />
war. Es ging, so Brandt weiter, dabei<br />
nicht allein um nationalistische<br />
Affekte: „Man durfte schon damals<br />
fragen, ob die Art und Weise,<br />
wie die EU-Institutionen darauf reagiert<br />
haben, angemessen war. Dabei<br />
sind gerade wir im DTIEV uns<br />
bewusst, wie doppelbödig manche<br />
nationalstaatliche, nicht zuletzt<br />
deutsche Politiker operieren, indem<br />
sie in Brüssel mit durchsetzen, was<br />
sie dann zuhause als EU-Oktroi kritisieren,<br />
wenn es unpopulär zu sein<br />
scheint.“<br />
Interdisziplinarität<br />
selten praktiziert<br />
„Interdisziplinarität wird oft beschworen<br />
und selten praktiziert“,<br />
betonte Brandt. Unterschiedliche<br />
Denktraditionen, methodische Zugänge<br />
und Fachkulturen erschweren<br />
jedoch selbst benachbarten<br />
Wissenschaftsdisziplinen die Zusammenarbeit.<br />
So etwa, wenn es<br />
um die Problematik der Verfassungsstaatlichkeit<br />
geht. Vor allem<br />
Rechts-, Politik- und Geschichtswissenschaft<br />
befassen sich aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln mit der<br />
Entstehung, der rechtlichen Regelung<br />
und der Funktionsweise konstitutioneller<br />
politischer Ordnungssysteme,<br />
mit Verfassungsrecht und<br />
Verfassungswirklichkeit.<br />
Das Verhältnis zwischen Nationalstaaten<br />
und EU werde selbst dann<br />
kompliziert bleiben, wenn es gelinge,<br />
die „Gemeinschaft der Staaten“<br />
durch eine weitergehende Mitwirkung<br />
der Völker beziehungsweise<br />
der Bürgerinnen und Bürger Europas<br />
zu ergänzen. Das gelte auch<br />
für die europäische Governance in<br />
der Krise.<br />
Prinzip des Wettbewerbs<br />
In ihrem Eröffnungspaneel „Strukturvielfalt<br />
und wirtschaftliches<br />
Gleichgewicht in einer Währungsunion“<br />
schilderte Prof. Dr. Mechthild<br />
Schrooten, Volkswirtschaftlerin<br />
an der Hochschule Bremen, die<br />
Entwicklung der EU und ihre Wandlung<br />
zu einer „Rendite-orientierten<br />
Volkswirtschaft“. Wenn das „Prinzip<br />
des Wettbewerbs“ gelte, sei<br />
es selbstverständlich, dass „Europa<br />
auseinanderfliegt“, so die Volkswirtschaftlerin,<br />
„weil es im Wettbewerb<br />
nur Gewinner und Verlierer<br />
gibt. Es wird langsam deutlicher,<br />
dass Solidarität wichtiger ist!“<br />
Es lag in der Natur der Sache, dass<br />
ihr Vortrag bei den Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern, die<br />
verschiedene Disziplinen vertraten,<br />
nicht auf ungeteilte Zustimmung<br />
stieß. Auf ungeteiltes Interesse aber<br />
auf jeden Fall.<br />
Da<br />
Prof. Mechthild Schrooten referierte über die Entwicklung der EU zu einer<br />
„Rendite-orientierten Volkswirtschaft.“<br />
Binationales Promotionsabkommen<br />
Fuß im thailändischen Bildungsmarkt<br />
Die FernUniversität in Hagen und die<br />
King Mongkut‘s University of Technology<br />
North Bangkok (KMUTNB)<br />
haben ein binationales Promotionsabkommen<br />
unterzeichnet. Die Dekane<br />
der Fakultät für Mathematik<br />
und Informatik der FernUniversität<br />
in Hagen, Prof. Dr. Jörg Desel, und<br />
der Faculty of Information Technology<br />
der KMUTNB, Assoc. Prof. Dr.<br />
Phayung Meesad, tauschten die von<br />
ihnen, der Rektorin der deutschen<br />
und dem Präsidenten der Bangkoker<br />
Universität unterzeichnete Erweiterung<br />
des bereits seit 2008<br />
bestehenden Kooperationsvertrages<br />
aus. Statt der bisher notwendigen<br />
Einzelfallentscheidungen in<br />
Von Seiten der FernUniversität nahmen unter anderem Dekan Prof. Jörg Desel (Mitte), Prof. Herwig Unger (rechts neben dem<br />
Dekan) und Prof. Wolfgang Halang (3.v.li.) am Vertragaustausch teil.<br />
beiden Hochschulen darüber, ob<br />
eine Doktorandin oder ein Doktorand<br />
aus Thailand den Doktorgrad<br />
dort und in Deutschland erreichen<br />
können soll, ist dies nun generell geregelt.<br />
Der bürokratische Aufwand<br />
reduziert sich dadurch erheblich.<br />
Lob des DAAD<br />
Lob kam vom Leiter des Informationszentrums<br />
des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes (DAAD)<br />
in Bangkok: „Binationale Promotionen<br />
kommen hier bisher kaum vor.<br />
Und wenn doch, dann ad hoc auf<br />
der Basis von Einzelvereinbarungen.<br />
In der Regel streben die Studierenden<br />
ausschließlich einen deutschen,<br />
europäischen oder amerikanischen<br />
Abschluss an. Thailändische<br />
Bildungseinrichtungen, Ministerien<br />
und Stipendiengeber haben dagegen<br />
einheimische Abschlüsse im Fokus.<br />
Insofern ist das Abkommen mit<br />
der KMUTNB bemerkenswert, denn<br />
damit bekommt die FernUniversität<br />
einen Fuß in den thailändischen Bildungsmarkt,<br />
nach dem viele deutsche<br />
Unis händeringend suchen.“<br />
Prof. Desel ergänzt: „Dass wir mit<br />
unserem Engagement dort richtig<br />
liegen, wird nicht zuletzt durch<br />
zahlreiche Kooperationen anderer,<br />
auch sehr renommierter Hochschulen<br />
dort belegt. Wir leisten mit unserer<br />
Vereinbarung Pionierarbeit.“<br />
Unterstützt wird das Projekt der Hagener<br />
Fakultät für Mathematik und<br />
Informatik nicht nur vom DAAD,<br />
sondern auch von der Deutschen<br />
Botschaft in Bangkok.<br />
In der thailändischen Hauptstadt<br />
wird ein Kontaktpunkt für die administrative<br />
Unterstützung der erweiterten<br />
Zusammenarbeit sowie<br />
als Anlaufstelle für Interessierte und<br />
zur Betreuung von Promovierenden<br />
zuständig sein.<br />
Da
Campus<br />
Seite 4<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Zeitschrift für Rechtsphilosophie<br />
Beiratsmitglieder referierten<br />
Prof. Thomas Hoffmann schilderte zu Beginn der Fachtagung die ZRPh-Entwicklung.<br />
Die „Zeitschrift für Rechtsphilosophie“ (ZRPh), die 2003 an der Universität<br />
Konstanz gegründet und seit 2012 an der Universität Halle-Wittenberg<br />
herausgegeben wurde, wechselt nach Hagen: Das Fachorgan für den interdisziplinären<br />
Austausch zwischen Philosophie und Rechtswissenschaft<br />
wird jetzt von den beiden Hagener Professoren Dr. Thomas Sören Hoffmann<br />
(Lehrgebiet Philosophie II: Ethik, Recht, Ökonomie) und Dr. Stephan Stübinger<br />
(Lehrstuhl für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie)<br />
gemeinsam verantwortet. Unterstützt werden die beiden Herausgeber dabei<br />
von einem Wissenschaftlichen Beirat, dem 15 Fachgelehrte aus vier Nationen<br />
angehören. Aus Anlass des Wechsels der Herausgeberschaft fand<br />
an der FernUniversität in Hagen die Fachtagung „Zur Relevanz der Rechtsphilosophie“<br />
statt, auf der sich in der Hauptsache Mitglieder des neu nominierten<br />
Beirats mit Vorträgen zu exemplarischen Themen der Rechtsphilosophie<br />
vorstellten: die Regensburger Strafrechtlerin Katrin Gierhake, der<br />
Eichstätter Rechtsphilosoph Markus Rothhaar, der Warschauer Fichteforscher<br />
und Friedrich-Bessel-Preisträger der Alexander von Humboldt-Stiftung<br />
Jakub Kloc-Konkolowicz, der Hamburger Rechtswissenschaftler Milan Kuhli,<br />
der Kantianer Julius Ebbinghaus und Oscar Cubo Ugarte, Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Lehrgebiet von Thomas S. Hoffmann. Hoffmann und<br />
Stübinger wiesen auf die bis in die Antike zurückreichende Tradition philosophisch-juristischer<br />
Kooperation, aber auch auf aktuelle Anlässe hin, diese<br />
Tradition kreativ fortzuführen.<br />
Proe<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-04<br />
Tagung in Berlin<br />
Zugang zu Wissen<br />
Zwar lässt sich der Begriff „Geschäftsmodell“<br />
nur schwer auf<br />
Hochschulen übertragen, dennoch<br />
können sie von den Erfahrungen<br />
und Anregungen aus anderen gesellschaftlichen<br />
Bereichen profitieren:<br />
Was bei der Gestaltungen von<br />
institutionellen Änderungsprozessen<br />
zu beachten ist, wie Veränderungen<br />
durch Strategie und Leitung<br />
unterstützt werden müssen.<br />
„Hochschulen müssen den Blick darauf<br />
werfen, wie sie künftig Forschung<br />
und Lehre organisieren. Der<br />
Bereich Forschung etwa wird schon<br />
heute stark durch die Digitalisierung<br />
beeinflusst: Wir können sehr<br />
große Datenmengen verarbeiten.<br />
Open Access eröffnet neue Formen<br />
der Gemeinschaftlichkeit zwischen<br />
Forschenden respektive Forschenden<br />
und Öffentlichkeit“, so Pellert.<br />
In der Lehre verschieben sich die<br />
Rollen: zwischen Lehrenden und<br />
Lernenden. Studierende werden<br />
noch stärker als früher zu Ko-Produzentinnen<br />
und -produzenten von<br />
Wissen. „Sie werden darüber hinaus<br />
zu souveräneren Konsumentinnen<br />
und Konsumenten. Denn<br />
Lehre wird durch die Digitalisierung<br />
transparenter und vergleichbarer,<br />
auch international“, ergänzt<br />
die Rektorin.<br />
Rolle von Politik und Wirtschaft<br />
Ein wichtiger Part fällt der Politik<br />
zu: Das Zusammenspiel zwischen<br />
der politischen und der institutionellen<br />
Ebene ist entscheidend in<br />
der Bewältigung der digitalen Herausforderung.<br />
Politik müsse sicherstellen,<br />
dass Chancengerechtigkeit,<br />
Zugänglichkeit des Wissens, internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit,<br />
kulturelle Vielfalt unter den Rahmenbedingungen<br />
der Digitalisierung<br />
bewahrt wird.<br />
Auf dem Abschlusspodium in Berlin<br />
resümierte FernUni-Rektorin Ada<br />
Pellert: „An den Hochschulen müssen<br />
gesellschaftliche Veränderungen,<br />
die durch Digitalisierung ausgelöst<br />
werden, gemeinsam reflektiert<br />
und bewertet werden. Denn<br />
Hochschulen sind ein zentraler Ort<br />
des Diskurses.“<br />
aw<br />
Open Access eröffnet neue Formen der Gemeinschaftlichkeit zwischen Forschenden respektive Forschenden und Offentlichkeit.<br />
Das Auditorium der Tagung bekam viele Denkanstöße durch die Vorträge.<br />
Folgen Sie uns! Links auf<br />
fernuni-hagen.de<br />
Best-of Social Media<br />
Tag der Komplimente<br />
Beim alljährlichen Tag der Komplimente mussten wir das einmal loswerden:<br />
„Ihr seid die beste Community der Welt!“, schrieben wir Ende Januar<br />
auf Facebook, Twitter und Co. Zu dick aufgetragen? Auf keinen Fall, denn<br />
seit sechseinhalb Jahren begleiten uns mehr als 60.000 Nutzerinnen und<br />
Nutzer in den sozialen Medien wohlwollend bis kritisch durch den Fern-<br />
Uni- bzw. Fernstudienalltag. Ein wichtiger und direkter Draht zu unseren<br />
Studierenden – mit täglich neuen Reaktionen, Fragen und Anregungen.<br />
Die Uni der Zukunft<br />
Apropos Reaktionen: Kurz nachdem wir unseren Beitrag veröffentlicht hatten,<br />
ploppten Komplimente für die FernUni in den Kommentarspalten auf<br />
Facebook auf. Roma Maria Mukherjee lobt das Lehrgebiet Bildung und<br />
Differenz von Prof. Katharina Walgenbach für die „breit aufgestellte Themen-Zulassung“<br />
und den „immensen Aufwand für das Lehrgebiet“. Lisa<br />
Gopp findet „die Betreuung im Studiengang Politik-, Verwaltungswissenschaft,<br />
Soziologie in jeder Hinsicht ausgezeichnet“. Maria Rami dankt Psychologieprofessor<br />
Oliver Christ und seinem Team für die „Betreuung im<br />
Modul 2, Statistik“, während Stefanie Beier „ein riesen Lob an jeden einzelnen<br />
Mitarbeiter, vom Dozenten über Sekretärinnen, IT-Experten bis zur<br />
Reinigungskraft“ an der FernUni spendiert.<br />
Dass die FernUniversität „ein Zukunftskonzept“ sei, schreibt Stefan Landwehr<br />
in den Facebook-Kommentaren und fordert: „Baut das Angebot aus!“ Auch<br />
Ines Patzsch hält die Hagener Hochschule für „die Uni der Zukunft. Perfekt!“<br />
Weitere Komplimente auf http://e.feu.de/komplimente<br />
bae<br />
FernUni und Open Universiteit<br />
Gute Freundinnen<br />
Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert (vone li.) und das Hagener Rektorat begrüßten die<br />
niederländische Delegation mit Rektorin Prof. Anja Oskamp (vorne re.).<br />
Seit Jahrzehnten besuchen sich die Hochschulleitungen der FernUniversität<br />
in Hagen und der niederländischen Open Universiteit (OU) regelmäßig.<br />
Erstmals trafen sich beim Besuch der niederländischen Delegation in Hagen<br />
auch die beiden Hochschulräte zu einem intensiven Erfahrungs- und<br />
Gedankenaustausch. Auf dem Programm standen natürlich auch wieder<br />
Gespräche der Hochschulleitungen, die von Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert<br />
und Rector magnificus is prof. mr. Anja Oskamp angeführt wurden. Weitere<br />
Unterredungen fanden auf der Dekane- und auf oberen Verwaltungsebenen<br />
statt. Ein Rundgang über den Hagener Campus und ein Besuch<br />
des Videostudios rundeten die Gespräche und Präsentationen ab. Proe<br />
FernUni in Berlin<br />
Zum Ku’damm<br />
Das Regionalzentrum Berlin zieht<br />
zum Sommersemester <strong>2017</strong> um. Ab<br />
3. April ist es im Gebäudekomplex<br />
„Neues Kranzler Eck“ am Kurfürstendamm<br />
21/22 zu finden – ein ebenso<br />
prominenter wie verkehrsgünstig gelegener<br />
Ort in der Bundeshauptstadt.<br />
Das Regionalzentrum ist Anlaufstelle<br />
für 7.100 Fern-Studierende.<br />
Aufgrund des Umzugs bleibt das Regionalzentrum<br />
von Donnerstag, 30.<br />
März, bis Sonntag, 2. April, geschlossen.<br />
In diesem Zeitraum wird die Betreuung<br />
der Studierenden vom Service-Center<br />
in Hagen, Tel. 02331-<br />
9872444, E-Mail info@fernuni-hagen.de,<br />
gewährleistet.<br />
Zu erreichen ist das Regionalzentrum<br />
weiterhin per Telefon unter<br />
030-21230918, per Fax unter 030-<br />
21230993 und per Mail an regionalzentrum.berlin@fernuni-hagen.<br />
de. Auch die Öffnungszeiten bleiben<br />
unverändert: Montag bis Freitag 15<br />
bis 19 Uhr sowie Dienstag, Freitag<br />
und Samstag 10 bis 13 Uhr. Da
Forschung<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />
Antrittsvorlesung von Prof. Cathleen Grunert<br />
Die Erziehungswissenschaft im Bologna-Prozess<br />
Die Bologna-Reform hat in der deutschen<br />
Hochschullandschaft innerhalb<br />
weniger Jahre eine Vielfalt an<br />
Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
hervorgebracht. Dabei stellt sich die<br />
Frage, was diese Veränderungen in<br />
den Studiengängen auch über die<br />
zugehörigen Wissenschaftsdisziplinen<br />
und deren Entwicklung aussagen.<br />
Prof. Cathleen Grunert<br />
In dem Forschungsprojekt „Erziehungswissenschaft<br />
im Bologna-Prozess<br />
– Strategien und leitende Orientierungen<br />
bei der Reform der<br />
Hauptfachstudiengänge“, das von<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
gefördert wird, untersucht<br />
Prof. Dr. Cathleen Grunert, Leiterin<br />
des Lehrgebiets Allgemeine Bildungswissenschaft<br />
an der FernUniversität<br />
in Hagen, diese Fragen primär<br />
für die Erziehungswissenschaft.<br />
Tradierte Grundsatzdebatte<br />
Erziehungswissenschaft, Pädagogik<br />
oder Bildungswissenschaft? Bereits<br />
an der grundlegenden Bezeichnung<br />
scheiden sich die wissenschaftlichen<br />
Geister. „In der Erziehungswissenschaft<br />
gab es schon immer eine Debatte<br />
um die eigene Identität, um<br />
den Kern des Faches“, beschreibt<br />
Cathleen Grunert ihr Forschungsprojekt,<br />
das sie gemeinsam mit ihrer<br />
Wissenschaftlichen Mitarbeiterin<br />
Katja Ludwig betreibt. Die Bildungsforscherin<br />
stellte es auch im Rahmen<br />
ihrer Antrittsvorlesung an der Fern-<br />
Universität vor. Dabei verglich sie die<br />
Situation in der Erziehungswissenschaft<br />
mit der in der Soziologie, um<br />
Besonderheiten und Gemeinsamkeiten<br />
der disziplinären Entwicklung im<br />
Spiegel der Studiengänge herausarbeiten<br />
zu können.<br />
90 Fächertitel<br />
In einem ersten quantitativen Schritt<br />
haben die beiden Wissenschaftlerinnen<br />
alle Hauptfachstudiengänge<br />
erfasst, die maßgeblich von der Erziehungswissenschaft<br />
und der Soziologie<br />
verantwortet werden. Bereits<br />
durch die quantitative Erhebung<br />
zeichnete sich in der Erziehungswissenschaft<br />
ein deutliches Bild ab: Bei<br />
186 erziehungswissenschaftlichen<br />
Studiengängen finden sich 90 unterschiedliche<br />
Fächertitel, in der Soziologie<br />
erscheinen die Fachbezeichnungen<br />
einheitlicher und konzentrieren<br />
sich auf „Soziologie“ oder<br />
„Sozialwissenschaft(en)“. In der Erziehungswissenschaft<br />
zeigt sich zudem,<br />
dass die inhaltlichen Schwerpunkte<br />
äußerst heterogen sind und<br />
kaum ein gemeinsames Verständnis<br />
über die Kernbestandteile eines<br />
erziehungswissenschaftlichen Studiums<br />
zu existieren scheint.<br />
„In der Erziehungswissenschaft<br />
gab<br />
es schon immer<br />
eine Debatte um<br />
den Kern des<br />
Faches“, sagt<br />
Prof. Cathleen<br />
Grunert.<br />
„Auch vor der Bologna-Reform<br />
gab es ein breiteres Spektrum an<br />
Schwerpunkten im Diplom-Studiengang<br />
Erziehungswissenschaft. Daraus<br />
haben sich im Zuge der Bologna-Reform<br />
dann eigene Studiengänge<br />
gebildet, die durch hohe<br />
Spezialisierung charakterisiert sind“,<br />
beschreibt Grunert die Erkenntnisse<br />
aus dem quantitativen Teil des Projektes.<br />
Derzeit befinden sich Cathleen<br />
Grunert und Katja Ludwig „mitten<br />
im Verstehensprozess“ der Mechanismen,<br />
die dafür gesorgt haben.<br />
Im qualitativen Teil des Projektes<br />
wurden dafür Gruppendiskussionen<br />
an verschiedenen<br />
Hochschulstandorten<br />
durchgeführt,<br />
die aktuell ausgewertet<br />
werden.<br />
„Durch Bologna<br />
wurde überhaupt die Möglichkeit<br />
geschaffen für Pluralität und Vielfalt<br />
in Studiengängen. Oder genauer:<br />
für noch mehr Pluralität und Vielfalt“,<br />
so Grunert.<br />
Durch Bologna sei die tradierte Debatte<br />
um Spezialisierung und Ausdifferenzierung<br />
in der Erziehungswissenschaft<br />
auch in Studiengängen<br />
sichtbar geworden. Bologna wirkte<br />
wie ein Katalysator. Nichtsdestotrotz:<br />
„Im Vergleich bleibt die Soziologie<br />
als Disziplin im Kanon der akademischen<br />
Ausbildungsgänge eher<br />
sichtbar – trotz der auch hier vorhandenen<br />
Ausdifferenzierung in immer<br />
mehr Bindestrich-Soziologien“,<br />
so Grunert.<br />
Eine Rolle für die Heterogenität in<br />
der Erziehungswissenschaft spielen<br />
zudem die Bedingungen an den einzelnen<br />
Hochschulstandorten, unter<br />
„Durch Bologna wurde überhaupt die<br />
Möglichkeit geschaffen für Pluralität und<br />
Vielfalt in Studiengängen.“<br />
denen die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
eingeführt wurden. „Wie<br />
ist die Personalsituation, welches erziehungswissenschaftliche<br />
Portfolio<br />
kann ich mit der Anzahl an Mitarbeitenden<br />
überhaupt realisieren? Welchen<br />
Einfluss nehmen Hochschulpolitik<br />
und Hochschulleitung?“,<br />
skizziert Grunert. „Hier zeigen sich<br />
durchaus differente Umgangsweisen<br />
mit den Anforderungen des Reformprozesses“,<br />
ergänzt Katja Ludwig.<br />
Diese Erkenntnisse sollen in<br />
einer Typologie der leitenden Orientierungen<br />
bei der Reform der erziehungswissenschaftlichen<br />
Hauptfachstudiengänge<br />
münden.<br />
Auswirkungen für Studierende<br />
Fest steht: Die Dynamik ist da, es<br />
etabliert sich etwas Neues – „das ist<br />
eine normale Entwicklung für eine<br />
Wissenschaftsdisziplin“, so Grunert.<br />
Interessant sei die Frage nach verbindenden<br />
Elementen<br />
der unterschiedlich<br />
ausgerichteten<br />
Studiengänge.<br />
Denn<br />
vor allem für Studierende<br />
ist dies<br />
relevant. „Wer den Master an einer<br />
anderen Hochschule als den Bachelor<br />
machen möchte, bekommt<br />
unter Umständen Anschlussprobleme.<br />
Unterschiedliche Schwerpunkte<br />
bedeuten unterschiedliche Inhalte.“<br />
Prof. Cathleen Grunert<br />
Wie geht die Disziplin wiederum damit<br />
um: etwa, in dem Propädeutika<br />
angeboten werden? „Das ist eine<br />
spannende Frage“, sagt Grunert,<br />
die auch in den folgenden Auswertungen<br />
berücksichtigt wird. aw<br />
Internationales Forschungsprojekt<br />
Die Frauenquote hemmt die Teamarbeit<br />
Frauen bleiben immer noch auf<br />
der Karriereleiter stecken und sind<br />
in Führungspositionen weiterhin<br />
unterrepräsentiert. Dabei ist die<br />
Gleichstellung der Geschlechter<br />
schon lange eine gesellschaftliche<br />
Forderung – und inzwischen gesetzlich<br />
verankert: Seit dem 1. Januar<br />
2016 gilt die feste Geschlechterquote<br />
von 30 Prozent für neu<br />
zu besetzende Aufsichtsratsposten<br />
in börsennotierten und voll mitbestimmten<br />
Unternehmen.<br />
Leistung versus Geschlecht<br />
Ähnliche Regelungen, die mit Sanktionsdrohungen<br />
verbunden sind,<br />
gelten seit dem Jahr 2016 auch im<br />
Öffentlichen Dienst und damit an<br />
den Hochschulen. Die gewünschte<br />
Wirkung, signifikante Erhöhung<br />
des Frauenanteils in Aufsichtsgre-<br />
mien, wird nicht ausbleiben. Welche<br />
Auswirkungen eine Quotenregelung<br />
darüber hinaus hat, ist bislang<br />
wenig erforscht. Diplom-Volkswirtin<br />
Angela Dorrough und Prof.<br />
Dr. Andreas Glöckner vom Lehrgebiet<br />
Urteilen, Entscheiden, Handeln<br />
am Psychologischen Institut<br />
der FernUniversität in Hagen haben<br />
sich gemeinsam mit Dr. Monika Leszczynska<br />
von der New York University<br />
und Prof. Manuela Barreto von<br />
der University of Exeter mit diesem<br />
Thema beschäftigt.<br />
In zwei Laborexperimenten haben<br />
sie untersucht, wie sich die Kooperationsbereitschaft<br />
von Männern<br />
und Frauen vor und nach der<br />
Einführung einer Geschlechterquote<br />
darstellt. „Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass sich die Quote negativ<br />
Foto: Thinkstock/<br />
Choreograph<br />
auf Kooperationsbereitschaft auswirkt,<br />
während eine Auswahl nach<br />
persönlicher Leistung die Kooperationsbereitschaft<br />
der involvierten<br />
Personen eher erhöht“, sagt Angela<br />
Dorrough. Darüber hinaus fand das<br />
Team heraus: Die Auswahl nach Geschlecht<br />
wird als weniger fair wahrgenommen<br />
als die nach Leistung.<br />
Nebeneffekte vermeiden<br />
„Nun stellt sich die Frage, wie man<br />
solche negativen Nebeneffekte vermeiden<br />
kann“, sagt Dorrough. Dies<br />
sollen weitere Studien ergeben, die<br />
durch das Interne Forschungsförderprogramm<br />
Genderforschung<br />
unterstützt werden. „Wir möchten<br />
entsprechende Vorschläge auf<br />
wissenschaftlicher Basis erarbeiten.<br />
Denn eins ist unbestritten: Die Quotenregel<br />
ist wichtig.“ aw
Forschung<br />
Seite 6<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Foto: Thinkstock<br />
Neuer US-Präsident<br />
Ein Unpolitiker an den Hebeln der Macht<br />
Steht die Welt am Ende ihrer bisherigen Ordnung durch die Wahl von Donald<br />
John Trump zum 45. Präsidenten der USA? Oder wird es sich „nur“<br />
um eine scharfe Zäsur handeln? Steuert die Weltmacht auf einen neuen<br />
Isolationismus zu? Welche Auswirkungen werden sich für die Außen- und<br />
Sicherheitspolitik der NATO, der Europäischen Union und Deutschlands ergeben?<br />
Und was treibt Trump wirklich an?<br />
i<br />
Zur Person<br />
Dr. Christopher Kaan und Dr. Martin List sind Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
im Lehrgebiet Politikwissenschaft II: Internationale Politik der<br />
FernUniversität in Hagen. Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Kaan<br />
sind inter- und transnationale Institutionen und deren Beiträge zur<br />
Governance globaler Probleme. Dr. List befasst sich schwerpunktmäßig<br />
mit vergleichender Außenpolitikanalyse und internationalen Normen<br />
und Regimen.<br />
Das Ende der bekannten<br />
Welt(ordnung)?<br />
„Ja, in der politischen Realität erleben<br />
wir wohl das Ende einer Weltordnung“,<br />
bestätigt Dr. Christopher<br />
Kaan. „In der Forschungsperspektive<br />
kann man aber sagen, dass wir<br />
nach einer Übergangsperiode in<br />
eine neue Weltordnung übergehen.<br />
Wir haben<br />
Das Siegel des<br />
Präsidenten der USA<br />
Foto: Thinkstock<br />
aber nicht jetzt die scharfe Zäsur,<br />
eine entscheidende Änderung gab<br />
es ja bereits in den 1990er Jahren.“<br />
In seinem Buch „Das Ende<br />
der Geschichte“ stellte der Politikwissenschaftler<br />
Francis Fukujama<br />
dar, dass nach dem Zerfall des Ostblocks<br />
eine „Harmonie der Interessen“<br />
herrschen und sich Liberalismus<br />
und Markwirtschaft überall<br />
und endgültig durchsetzen würden.<br />
Kaan: „Heute stellen wir fest:<br />
Offensichtlich ist das ‚Ende der Geschichte‘<br />
doch nicht mehr gegeben“,<br />
weil bestimmte Akteure jetzt<br />
ihre Eigeninteressen verstärkt wahrnehmen,<br />
Russland zum Beispiel und<br />
jetzt auch die USA.<br />
Dadurch brechen wieder Machtkonflikte<br />
zwischen den Großmächten<br />
aus. Kaan: „Die USA sind nicht<br />
mehr bereit, ihre Hegemonialrolle<br />
in der bisherigen Weise beizubehalten,<br />
nachdem sie dies über 50 Jahre<br />
– in Europa sogar 70 Jahre – geleistet<br />
haben.“ Ein Hegemon übt<br />
Macht aus, stellt aber auch ein Gemeingut<br />
bereit. In diesem Fall eben<br />
Sicherheit. Die Kosten dafür wollen<br />
die USA nicht mehr – aus ihrer<br />
Sicht – nahezu alleine tragen. „Damit<br />
dürften sie ihre Rolle als transatlantischer<br />
Hegemon stark verändern“,<br />
so Kaan.<br />
Änderungen der amerikanischen<br />
Hegemonialpolitik<br />
Allerdings weichte schon<br />
Obama die amerikanische<br />
Hegemonialpolitik auf,<br />
wenn auch nicht so radikal.<br />
Durch den Zusammenbruch<br />
der Sowjetunion<br />
konnte er<br />
sich das leisten. Obama<br />
war bei seiner multilateralen<br />
Außenpolitik<br />
sehr erfolgreich, als<br />
Beispiel nennt Kaan den<br />
„Iran-Deal“. In seiner Amtszeit<br />
öffneten die USA sich auch<br />
der globalen Klimapolitik. „Trump<br />
unternimmt nun weltpolitisch große<br />
Schritte zurück, noch hinter die<br />
Politik von George W. Bush“, erklärt<br />
Kaan.<br />
„Der Hegemon“ ist nach den Worten<br />
von Dr. Martin List „immer in<br />
der unangenehmen Lage, dass er<br />
sein vermeintlich selbstloses Handeln<br />
mit Undank belohnt sieht“.<br />
Das habe in der westlichen Allianz<br />
schon angefangen,<br />
als Henry<br />
Kissinger von<br />
1973 bis 1977<br />
US-Außenminister<br />
war. Die Amerikaner<br />
bekamen zunehmend das<br />
Gefühl, ihre Sicherheit, ihren Wohlstand<br />
und das Leben ihrer Soldaten<br />
vor allem für andere Länder<br />
zu riskieren: „Und was tut Ihr?<br />
Ihr seid doch nur Trittbrettfahrer!“<br />
Dass die USA ihre westlichen Verbündeten<br />
drängen, größere Anteile<br />
an den Verteidigungslasten<br />
zu übernehmen, sei also ein altes<br />
Thema. Ansonsten sieht Martin List<br />
aber nur wenige Kontinuitäten zwischen<br />
Trump und Obama: „Trump<br />
hat schon in den ersten Amtstagen<br />
so viel Schaden angerichtet, dass einem<br />
schwindelig werden kann; das<br />
liegt aber ganz auf seiner Linie“.<br />
Trumps Motivation:<br />
sein kleines Ego<br />
Trump ist für List „kein wirklicher<br />
Politiker, sondern ein Unpolitiker,<br />
ein Machtmensch, der politisch<br />
nicht interessiert ist.“ Dass er die<br />
Weltmacht USA führen will wie einen<br />
Konzern, verheißt für den Wissenschaftler<br />
nichts Gutes: „Bei aller<br />
Vorsicht bei Ferndiagnosen: Was<br />
wohl jeder erkennen kann ist ein<br />
kleines Ego, das er mit ‚sichtbaren‘<br />
Scheinerfolgen übertünchen möchte.“<br />
Für Trump sei das Image des<br />
höchst erfolgreichen Unternehmers<br />
„wahnsinnig wichtig“.<br />
Ob er es tatsächlich war? Zweitrangig<br />
für Trump, so List. „Als er mit<br />
Casinos und Hotels beinahe gescheitert<br />
war, kam er ‚auf den Trichter‘:<br />
Ökonomisch kann ich mich öffentlich<br />
nicht mehr besonders gut<br />
profilieren. Aber mein Name ist ja<br />
schon in allen Medien – als großer<br />
Medien-Guru könnte ich also<br />
noch etwas werden.“ Lists Meinung<br />
nach ist er so auch in die Politik<br />
„hineingerutscht“: ohne konkrete<br />
politische Vorstellungen oder Gestaltungswillen.<br />
Und ohne irgendeine<br />
Ahnung von den Komplexitäten<br />
der internationalen Politik.<br />
List: „Öffentlich Personen abzuwatschen<br />
scheint ja sein Ding zu sein –<br />
das hat wieder mit dem kleinen Ego<br />
zu tun.“ Dass er seine Steuererklärung<br />
nicht veröffentlicht, lasse jedenfalls<br />
an seinem ökonomischen<br />
Erfolg zweifeln: „Man könnte zumindest<br />
vermuten, dass er zu viele<br />
Kredite hatte, als dass die Banken<br />
ihn hätten fallenlassen können.<br />
Das kennen wir aus der Finanzkrise<br />
– too big to fail“, zieht der Politikwissenschaftler<br />
Schlüsse aus der<br />
Vergangenheit.<br />
Die Kompensation eines kleinen<br />
Ego durch Äußerlichkeiten zeigt<br />
sich für List auch daran, dass es für<br />
Trump an seinem ersten Amtstag<br />
„Trump versucht kurzsichtig, seine Interessen durchzusetzen und<br />
gibt dabei viel auf, was die USA sich lange erkämpft haben.“<br />
nichts Wichtigeres gab als immer<br />
wieder zu bekräftigen, dass die Zuschauerzahl<br />
bei seiner Amtseinführung<br />
die größte aller Zeiten gewesen<br />
sei. Viele Präsidenten arbeiteten<br />
vor allem in ihrer zweiten Amtsperiode<br />
intensiv an dem Bild von sich,<br />
das sie später in den Geschichtsbüchern<br />
haben möchten. „Im Gegensatz<br />
dazu scheint der Zeithorizont<br />
Trumps sehr viel kurzfristiger<br />
zu sein.“<br />
Christopher Kaan sieht die Probleme<br />
weniger in den aktuellen Aktivitäten<br />
des Präsidenten als in dem,<br />
was er „verbaut und innerhalb von<br />
Tagen über Bord wirft wie gewisse<br />
Grundgarantien“. So wolle er die<br />
NATO in seinem Sinn reformieren:<br />
„Alle müssen mehr zahlen.“ Trump<br />
hatte die NATO als „obsolet“ bezeichnet,<br />
also unzeitgemäß.<br />
Dr. Martin List (li.) und Dr. Christopher Kaan<br />
Für Christopher Kaan heißt das:<br />
„Auch wenn Trump im Telefonat<br />
mit der Bundeskanzlerin wieder die<br />
Rolle der NATO gestärkt hat, werden<br />
sich die beteiligten Staaten natürlich<br />
auch nach anderen Wegen<br />
umsehen, um ihre Sicherheitsinteressen<br />
zu befriedigen. Dies sieht<br />
man zum Beispiel jetzt schon in Polen:<br />
hier wird sogar in konservativen<br />
Kreisen diskutiert, ob man sich<br />
in Zukunft nicht eher wieder an<br />
Deutschland statt an den USA ausrichten<br />
sollte.“<br />
Mehr EU-Engagement in der<br />
NATO<br />
Sollten die USA ihr Engagement in<br />
der NATO reduzieren, kämen auf<br />
die Europäische Gemeinschaft und<br />
ihre „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik“<br />
(GASP) neue Aufgaben<br />
zu: „Sie muss weltpolitisch<br />
aktiv werden!“<br />
Die GASP bezeichnet als Politikbereich<br />
der Europäischen Union die<br />
Zusammenarbeit<br />
der EU-Mitgliedstaaten<br />
bei der Außen-,<br />
Sicherheitsund<br />
Verteidigungspolitik.<br />
Ein Unterbereich<br />
der GASP ist die Gemeinsame<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
(GSVP).<br />
Dr. Christopher Kaan<br />
Aber ist die EU wirklich ein Player<br />
auf dem weltpolitischen Spielfeld?<br />
Oder sind es doch eher ihre<br />
28 Mitgliedsstaaten, von denen jeder<br />
ein anderer Spiel spielt? „Die Sicherheitspolitik<br />
der EU ist alles andere<br />
als einheitlich“, gibt Kaan zu.<br />
„Das liegt aber gerade daran, dass<br />
es die NATO<br />
gibt, die – gestützt<br />
vor allem<br />
auf den Hegemon<br />
USA – noch zusichert:<br />
‚Wenn es Krieg gibt, beschützen<br />
wir euch.‘ Wenn<br />
diese Beistandsgarantien der<br />
USA wegfallen sollten, müssten<br />
sie irgendwie ersetzt werden.“<br />
Die EU müsste, um ein größeres<br />
Gewicht zu haben in der Außen-<br />
wie in der Sicherheitspolitik,<br />
wirklich mit einer Stimme sprechen<br />
und sich stärker als Einheit in der<br />
NATO engagieren. Wäre also zum<br />
Beispiel ein gemeinsamer „europäischer<br />
Außenminister“ richtig? Kaan<br />
ist skeptisch: „Ihre eigenen Außenpolitiken<br />
werden sich die Staaten<br />
wohl kaum nehmen lassen.“<br />
Zudem trifft die Wahl Trumps die<br />
Gemeinschaft zu einem denkbar<br />
ungünstigen Zeitpunkt. Großbritanniens<br />
Regierung versucht gerade<br />
offensichtlich erfolgreich, sich im<br />
Zuge des Brexit den USA anzunähern.<br />
Das Erstarken populistischer,<br />
europafeindlicher Parteien und die<br />
mögliche Wahl Marine Le Pens zur<br />
französischen Staatspräsidentin am<br />
23. April <strong>2017</strong> wären weitere Stolpersteine.<br />
Deutschland als Lückenfüller?<br />
Martin List bezweifelt noch mehr als<br />
Kaan, dass die Bundesrepublik zusammen<br />
mit kleineren Staaten die<br />
Lücken füllen könnte, die die USA<br />
hinterlassen würden. Seit 20 Jahren<br />
forderten alle Administration<br />
der USA höhere Beiträge ihrer NA-<br />
TO-Partner. Konsequenzen daraus<br />
wurden in der EU nicht gezogen,<br />
bedauert List weiter.<br />
Er erinnert sich in diesem Zusammenhang<br />
an die Kriege auf<br />
dem Balkan in den 1990er Jahren<br />
und an die Phrase „Europa allein<br />
zu Haus“, als die USA „aus ihrer<br />
Sicht völlig zu Recht sagten:<br />
‚Das ist nicht unser Hinterhof, son-
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />
NATO<br />
dern eurer. Macht was!‘“ Die Europäer<br />
mussten jedoch feststellen:<br />
„Wir sind nicht handlungsfähig. Im<br />
Grunde war das die Geburtsstunde<br />
der GASP.“ Wirklich weitergekommen<br />
sei Europa seither sicherheitspolitisch<br />
jedoch nicht: „Dabei<br />
kann man ohne eine gewisse militärische<br />
Handlungsfähigkeit in der<br />
Liga der Globalmächte einfach nicht<br />
mitspielen“, betont List. „Die militärische<br />
Kleinstaaterei in Europa aufgrund<br />
arbeitsplatz- und industriepolitischer<br />
Hintergründe verhindert<br />
unsere Handlungsfähigkeit.“<br />
Die Lösung kann nach Meinung beider<br />
Wissenschaftler nur in einer europäischen<br />
Zusammenarbeit liegen:<br />
„Ich kann mir vorstellen, dass sogar<br />
osteuropäische EU-Mitglieder, nicht<br />
zuletzt wegen des Nachbarn Russland,<br />
großes Interesse<br />
an einer gemeinsamen<br />
Außen-<br />
und Sicherheitspolitik<br />
haben<br />
werden.“ Kaan<br />
gibt in diesem Zusammenhang allerdings<br />
auch zu bedenken: „Wenn<br />
Deutschland wirklich zwei Prozent<br />
seine Bruttoinlandsproduktes für<br />
Waffen ausgibt, um seine Verteidigungskapazität<br />
zu erhöhen: Wie<br />
werden dann unsere Nachbarstaaten<br />
– etwa Polen – angesichts der<br />
Vergangenheit reagieren?“<br />
Beide sind skeptisch, dass eine verminderte<br />
Handlungsfähigkeit der<br />
NATO schnell genug durch die EU<br />
ersetzt werden kann. List findet das<br />
„angesichts eines Herrn Putin schon<br />
sehr ungünstig; er hat gerade gezeigt,<br />
was man alles tun kann, ohne<br />
einen Krieg führen zu müssen. Dabei<br />
ist grundsätzlich jede Abhängigkeit<br />
von jemandem unangenehm.<br />
Bisher war es noch erträglich, wir<br />
waren ja von freundlichen US-Präsidenten<br />
abhängig und nicht von<br />
Herrn Putin.“<br />
Doch eines zeigen weder Präsident<br />
Putin noch Präsident Trump garantiert<br />
nicht, wenn es darauf ankommt:<br />
Freundlichkeit der Etikette<br />
wegen. Hier dominieren klar die eigenen<br />
Interessen.<br />
Kurzfristige Sicht<br />
Auf der anderen Seite der Weltkugel<br />
ist es nicht besser. Hier steigen<br />
die USA aus dem Transpazifischen<br />
Freihandelsabkommen (TPP)<br />
aus, das einige Effekte – etwa bei<br />
„Trump hat schon in den ersten Amtstagen so viel Schaden<br />
angerichtet, dass einem schwindelig werden kann.“<br />
der Demokratisierung von nicht gerade<br />
„lupenreinen Demokratien“<br />
in Asien – beinhalten würde, wie<br />
Kaan anmerkt. So würde beispielsweise<br />
Vietnam zur Zulassung unabhängiger<br />
Gewerkschaften gezwungen<br />
sein. Donald Trump interessiert<br />
das nicht, er hält einfach TPP<br />
für eine Katastrophe für die USA.<br />
Nicht zuletzt sollte der Vertrag auch<br />
Hegemonialbestrebungen Chinas,<br />
das kein Vertragspartner ist, beschränken.<br />
Nach dem Ausstieg der<br />
USA kam prompt der Vorschlag<br />
aus Australien, stattdessen China<br />
ins Freihandels-Boot zu nehmen.<br />
Trumps Handeln ist „naiver Unilateralismus“,<br />
zitiert Kaan die Zeitschrift<br />
Cicero: „Er versucht kurzsichtig,<br />
seine Interessen durchzusetzen<br />
und gibt dabei viel auf, was die<br />
USA sich lange erkämpft haben.“<br />
Ähnlich sieht es auch im Nahen<br />
Osten aus: Die Regierung Netanjahu<br />
in Israel hat ihre Chancen sofort<br />
erkannt: „Die haben jetzt freie<br />
Hand beim Siedlungsbau. Das ist<br />
dann wohl auch die offizielle Beerdigung<br />
des Friedensprozesses im<br />
Nahen Osten“ fürchtet Martin List.<br />
„Das interessiert Trump gar nicht, er<br />
ist das Aushängeschild derjenigen,<br />
die ganz auf der beinharten Linie<br />
der israelischen Regierung liegen.“<br />
Schranken für den Präsidenten<br />
Muss die Welt jetzt also mit Trump<br />
leben? Und wenn ja, wie lange?<br />
Trump selbst sprach ja schon von<br />
acht Jahren Amtszeit als US-Präsident,<br />
er hat sich – so List – bereits<br />
„Make America great again“<br />
als Motto für den nächsten Wahlkampf<br />
gesichert. Andere Staaten<br />
können ihn sicher nicht stoppen.<br />
List: „Kurzfristig kann ihm international<br />
kaum jemand Paroli bieten.<br />
Wer will den amerikanischen Präsidenten<br />
aufhalten,<br />
Dr. Martin List<br />
wenn der etwas<br />
tut, was der Rest<br />
der Welt als ungut<br />
empfindet? Das<br />
Problem hatten wir<br />
bereits mit George Bush jr. und seinem<br />
Krieg gegen den Irak. Die Chinesen<br />
zum Beispiel reiben sich die<br />
Hände und warten ab, was ihnen in<br />
den Schoß fällt.“<br />
Und für Russland ist Trump, folgt<br />
man seinen Wahlkampfäußerungen,<br />
ein sehr bequemer Präsident.<br />
Der Kongress redet mit<br />
Die Macht des US-Präsidenten unterliegt<br />
jedoch Beschränkungen im<br />
eigenen Land, bei vielen grundsätzlichen<br />
Entscheidungen spricht der<br />
Kongress – also Senat und Reprä-<br />
Das offizielle<br />
Foto von<br />
US-Präsident<br />
Donald Trump<br />
Foto: Weißes Haus,<br />
Washington<br />
sentantenhaus – mit. In beiden haben<br />
die Republikaner die Mehrheit.<br />
Eine Garantie für Trump? Ja, aber<br />
nicht auf Dauer.<br />
Arbeitslosigkeit in USA niedrig<br />
Eine wichtige Rolle im Hinblick auf<br />
die längerfristige Handlungsfähigkeit<br />
Trumps werden seine wirtschaftlichen<br />
Erfolge spielen. List:<br />
„Merkwürdigerweise hat er ja ein<br />
Faible für die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
in den USA. Das ist<br />
jedoch nicht das aktuelle Thema<br />
dort, die Arbeitslosigkeit ist eher gering.<br />
Aber es kommt gut bei einer<br />
viel Unmut artikulierenden Wählerschicht<br />
an, den ‚Modernisierungsverlierern‘.<br />
Es ist jedoch gar nicht so<br />
einfach darstellbar, wie jemand, der<br />
viele Jahre in einem Stahlwerk geschuftet<br />
hat, plötzlich für einen anspruchsvollen<br />
zukunftssicheren Beruf<br />
umgeschult werden kann.“<br />
Alte Industrien<br />
wiederbeleben?<br />
Wie Trump jedoch „alte Industrien“<br />
wiederbeleben könnte, bleibt<br />
schleierhaft. Will er es überhaupt?<br />
Oder behauptet er einfach nur per<br />
Twitter: „Ich schaffe Arbeitsplätze“?<br />
List: „So ist es wohl.“ Zurzeit<br />
gelinge ihm dies nominell, weil alle<br />
mitspielen: „Mit dem neuen Präsidenten<br />
will es sich niemand verderben.“<br />
So überlegen es sich die<br />
Chefs vieler Unternehmen, ob sie<br />
in die Nachbarstaaten expandieren<br />
oder jetzt doch in den USA investieren.<br />
„Außer BMW war niemand<br />
Manns genug zu sagen, ‚Davon<br />
lassen wir uns nicht beeindrucken’“,<br />
stellt List fest. Die Frage ist,<br />
welche Folgen Trumps Politik für die<br />
US-Wirtschaft selbst hat.<br />
Trumps Nomination in der eigenen<br />
Partei ist unter ungewöhnlichen<br />
Umständen erfolgt, er war – so<br />
List – ungeliebt, aber nicht mehr zu<br />
verhindern: „Es gibt viele Republikaner,<br />
die nicht auf seiner Linie sind,<br />
die sich aber noch nicht aus der Deckung<br />
trauen. Doch das wird nicht<br />
sehr lange so bleiben. Und dann<br />
bricht ihm auch die Mehrheit in beiden<br />
Häusern des Parlamentes weg.<br />
Aber so kurze Zeit nach der Amtseinführung<br />
kann man ja kaum den<br />
eigenen Frontmann stürzen.“<br />
Keine Mehrheit bei Wählern<br />
und Wählerinnen<br />
Eine wichtige Rolle werden die<br />
Wählerinnen und Wähler spielen:<br />
Die Mehrheit von ihnen hatte<br />
Trump ja nicht, sondern nur die<br />
der Wahlmänner und Wahlfrauen.<br />
Wie verhält sich die Wählerschaft<br />
der Republikaner, wenn sie die Folgen<br />
von Trumps Politik zu spüren<br />
bekommt? fragt List. Wenn etwa<br />
ausländische Waren, etwa billige<br />
Elektronik aus China, teurer werden.<br />
Das wird viele weniger Begüterte<br />
– unter denen Trump viele Anhängerinnen<br />
und Anhänger hat –<br />
treffen. Auch die Änderungen bei<br />
der Sozialversicherung könnten viele<br />
Trump-Fans treffen, insgesamt<br />
20 Millionen Amerikaner profitierten<br />
von „Obama-Care“, die Trump<br />
als erste Amtshandlung stark modifiziert<br />
hat.<br />
Kaan und List sind sich einig:<br />
„Trump hat großes Handlungspotential,<br />
aber es ist nicht Konstruktives<br />
in dem zu erkennen, was er tut.<br />
Es dürfte relativ schnell klar werden,<br />
dass er die Interessen der USA nicht<br />
befriedigt.“<br />
Da<br />
i<br />
1. Einen Beitrag zu volkswirtschaftlichen Folgen der Entscheidungen<br />
von Präsident Trump finden Sie auf der nächsten Seite.<br />
2. Die Berichterstattung in Medien kann sich auf die Wahrnehmung<br />
von tatsächlichen oder vermuteten Bedrohungen auswirken. Was<br />
das für die gesellschaftliche Radikalisierung und für geändertes<br />
Wahlverhalten bedeuten kann, ist im Jahrbuch 2016 der FernUniversität<br />
und ihrer Freundesgesellschaft zu finden. Darin geht es auch<br />
um die große Bedeutung von Fakten und unterschiedlichen Meinungen<br />
für die Demokratie. Das Jahrbuch 2016 ist ab Mitte Mai<br />
im Internet unter www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-07 zu finden.<br />
Foto: Thinkstock
Forschung<br />
Seite 8<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Neuer US-Präsident<br />
Wirtschaftspolitik mit der Brechstange<br />
„Wird Donald Trump die angekündigten<br />
Handelsbarrieren mit<br />
35 Prozent Einfuhrzoll errichten,<br />
die unter anderem auch die deutsche<br />
Automobilindustrie schädigen<br />
könnten? Kann er das überhaupt?“<br />
Noch vor kurzem hätte<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer seine<br />
eigenen Fragen noch mit einem<br />
klaren „Nein, das ist völlig<br />
utopisch, weil ein rational denkender<br />
Mensch so etwas nie tun würde“<br />
beantwortet. Inzwischen ist er<br />
sich nicht mehr sicher: „Als erste<br />
Amtshandlung hat Trump die Ratifizierung<br />
des TPP-Abkommens per<br />
Erlass gestoppt. Da muss ich mir<br />
schon überlegen, ob er ein rational<br />
handelnder Mensch ist“, bekennt<br />
Prof. Schmerer.<br />
In Gefahr sind zwei, vielleicht sogar<br />
drei Freihandelsabkommen.<br />
Die Transpazifische Partnerschaft<br />
(TTP) von USA, mehreren amerikanischen<br />
und asiatischen Staaten,<br />
Australien und Neuseeland wurde<br />
noch nicht ratifiziert. Das Transatlantische<br />
Freihandelsabkommen<br />
(TTIP) ist ein geplantes Freihandelsund<br />
Investitionsschutzabkommen<br />
i<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />
ist Inhaber des Lehrstuhls für<br />
Volkswirtschaftslehre, insb. Internationale<br />
Ökonomie, an der<br />
FernUniversität in Hagen. Einer<br />
seiner Forschungsschwerpunkte<br />
ist die Globalisierung,<br />
unter anderem geht es dabei<br />
um deren Auswirkungen<br />
auf Arbeitsmärkte. Ein zweiter<br />
Fokus liegt auf entwicklungsökonomischen<br />
Aspekten des<br />
internationalen Handels und<br />
Chinas Rolle dabei (s. Seite 10).<br />
Prof. Hans-Jörg Schmerer<br />
der Europäischen Union und der<br />
USA. Auch NAFTA, das Nordamerikanische<br />
Freihandelsabkommen<br />
von Kanada, USA und Mexiko, sehen<br />
Fachleute als gefährdet an.<br />
Ein Containerschiff im Hafen von New York<br />
„Wir sind zurzeit in einer Phase der<br />
De-Globalisierung, in Europa wie<br />
in Amerika. Bei der Globalisierung<br />
gibt es natürlich nicht nur Gewinner,<br />
sondern auch Verlierer. Überall<br />
ist die Stimmung ein bisschen gegen<br />
die Globalisierung und damit<br />
auch gegen den Freihandel. Mit<br />
seiner Ankündigung, TPP zu stoppen,<br />
konnte Trump bei der Wahl<br />
am meisten punkten“, so Schmerer.<br />
Jetzt wolle er beweisen, dass<br />
seine Versprechen umsetzbar sind.<br />
„Aber warum soll jetzt Hals über<br />
Kopf die Ratifizierung ohne Diskurs<br />
gestoppt werden?“<br />
Auch im Wahlkampf habe es über<br />
das, was Trump versprochen hatte,<br />
keine Diskussionen gegeben. Jetzt<br />
würden die jahrelangen Verhandlungen<br />
von vorne beginnen. Wenn<br />
überhaupt. Schmerer fragt sich, ob<br />
wirklich alle dahinter stehen, die<br />
mitreden können: der Kongress,<br />
andere Gremien, die Wirtschaft…<br />
„Es ist natürlich ein Problem für die<br />
USA, ob sie noch als verlässlicher<br />
Partner gesehen werden.“<br />
Trumps Verhalten hält Schmerer für<br />
„sehr gefährlich, weil er anscheinend<br />
von Volkswirtschaft nicht viel<br />
Ahnung hat; Trump denkt zu sehr<br />
als Unternehmer und ist nicht weitsichtig<br />
genug.“ Freihandel sehe er<br />
als Nutzen, als Gewinn, und Importe<br />
als Kosten, als Verluste. Alles,<br />
was damit zusammenhängt,<br />
erkenne er überhaupt nicht: „Der<br />
‚Deal‘ ist für ihn nicht fair. Dabei<br />
können starke Importe zeigen, dass<br />
es der eigenen Wirtschaft gut geht.<br />
Zudem haben die<br />
Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher<br />
mehr Präferenzen<br />
für ausländische<br />
Güter.“ Trumps<br />
größte Feindbilder sind China und<br />
Deutschland, „wegen der größten<br />
Ungleichheiten in der Außenhandelsbilanz“.<br />
USA wie Unternehmen führen<br />
Zu diesem Denken Trumps passt<br />
für den FernUni-Wissenschaftler,<br />
dass dieser die Supermacht USA<br />
wohl wie ein Unternehmen führen<br />
wolle: „Mit Direktiven an seine<br />
Rechtsanwälte: ‚Ich will 35 Prozent<br />
Zoll! Sucht eine Möglichkeit, die ich<br />
durchsetzen kann.‘“ Diplomatie?<br />
Fehlanzeige. Eine Machtdemonstration?<br />
Wahrscheinlich.<br />
Foto: Thinkstock<br />
Die kann man auch bei seinem Verhalten<br />
gegenüber der Welthandelsorganisation<br />
WTO erkennen. Hohe<br />
Handelsbarrieren würden klar gegen<br />
deren Richtlinien verstoßen.<br />
US-Gesetze gestatten, so Schmerer,<br />
dem Präsidenten tatsächlich hohe<br />
Zölle: Gary Clyde Hufbauer kommt<br />
in den „Assessing Trade Agendas<br />
in the US Presidential Campaign“<br />
des Peterson Institute for International<br />
Economics zu dem Schluss,<br />
dass dies über den Kongress hinweg<br />
aus Gründen der nationalen Sicherheit<br />
möglich wäre (PIIE Briefing,<br />
16-6, „Could a President Trump<br />
Shackle Imports?“). Kongress und<br />
WTO würden aber wohl gegen den<br />
hohen Zollsatz klagen. Das allerdings<br />
dürfte sechs bis zwölf Monate<br />
dauern. „Deshalb jetzt diese<br />
Hauruck-Aktionen“, schlussfolgert<br />
Schmerer.<br />
Das eigentliche Problem, das im<br />
Wahlkampf häufig thematisiert<br />
„Trumps Verhalten halte ich für sehr gefährlich, weil er<br />
anscheinend von Volkswirtschaft nicht viel Ahnung hat“.<br />
wurde, sind nicht die Im- und Exporte,<br />
sondern die Gefährdung von<br />
amerikanischen Arbeitsplätzen: „Er<br />
nennt das schwammig Globalisierung,<br />
meint aber eigentlich vor allem<br />
Offshoring.“ Ihm geht es um<br />
die (Nicht-)Verlagerung von Produktionsprozessen<br />
ins Ausland: „Vor<br />
100 Jahren konnte man nur Endprodukte<br />
handeln und exportieren.<br />
Heute ermöglicht der technologische<br />
Fortschritt es, den Produktionsprozess<br />
in verschiedene Teile zu<br />
splitten und diese dort herzustellen,<br />
wo es am günstigsten ist.“<br />
Natürlich könnten Zölle auf Zulieferungsprodukte<br />
die Endprodukte<br />
verteuern, aber das sei ungezielt.<br />
Trump wolle nur einen Teilbereich<br />
einschränken, errichte aber eine<br />
Handelsbarriere gegen alles. Eine<br />
„Wirtschaftspolitik mit der Brechstange“,<br />
so Schmerer. Nicht nur<br />
deutsche Autos aus Mexiko würden<br />
in den USA teurer, sondern ebenso<br />
Chevys und Fords, weil auch für diese<br />
Teile importiert werden.<br />
Außer Acht lässt Trump den technologischen<br />
Fortschritt auch in anderer<br />
Hinsicht: Immer mehr Jobs<br />
werden durch Roboter ersetzt. Die<br />
Diskussion in den USA konzentriert<br />
sich jedoch auf die Verlagerung von<br />
realen Jobs ins Ausland: „Es ist viel<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />
einfacher, das Ausland verantwortlich<br />
zu machen, als die Gründe im<br />
eigenen Land zu suchen.“<br />
Das Ersetzen von Menschen durch<br />
Maschinen treffe „sicherlich nicht<br />
die Hochqualifizierten mit Universitätsabschluss,<br />
sondern eher die<br />
Leute mit weniger Bildung. Trumps<br />
Wähler!“ Haben sie ihr Idol vergebens<br />
gewählt? „Das nehme ich jetzt<br />
so an“, betont Schmerer, der in diesem<br />
Zusammenhang auch die geplanten<br />
Steuersenkungen für Unternehmen<br />
anspricht: „Ich habe<br />
noch nicht viel von Steuererleichterungen<br />
für die arbeitende Bevölkerung<br />
gehört. Das macht mich stutzig.<br />
Wer profitiert? Die großen Unternehmen.<br />
Trump hat seinen Wählerinnen<br />
und Wählern einen Deal<br />
vorgeschlagen: einerseits Verringerung<br />
der Steuern für die Unternehmen,<br />
andererseits höhere Hürden<br />
für die Globalisierung. Und als Folge<br />
davon, dass die Produktion in<br />
Amerika bleibt.“ Doch lassen sich<br />
die Unternehmen wirklich daran<br />
hindern, Jobs ins Ausland zu verlagern?<br />
Und wenn sie es nicht tun:<br />
Kommt der „Deal“ überhaupt bei<br />
den Beschäftigten an?<br />
Womit ist zu rechnen, wenn Trump<br />
aller Rationalität<br />
entgegen die Einfuhrzölle<br />
drastisch<br />
anhebt? Die WTO<br />
hat 164 Mitglieder,<br />
wenn eines<br />
ausschert, ist das für die verbliebenen<br />
163 „im Grunde genommen<br />
perfekt“, so Schmerer. Ihre<br />
niedrigen Zollsätze untereinander<br />
dürften deren Handel beflügeln, zu<br />
Ungunsten der USA. Viele Länder<br />
würden Importe aus den USA mit<br />
entsprechenden Zöllen verteuern.<br />
Gewinner dürfte China sein<br />
Ist ein Handelskrieg zu befürchten?<br />
Schmerer: „Die Gefahr besteht,<br />
aber ich glaube nicht, dass<br />
Trump so weit geht. Das Amt wird<br />
ihn sicherlich noch etwas formen<br />
und er wird hoffentlich Berater haben,<br />
die ihm die Kosten vorrechnen.<br />
Die Folgen eines Handelskriegs<br />
wären für Europa als wichtigstem<br />
US-Handelspartner und für<br />
Deutschland spürbar, aber vor allem<br />
für Amerika selbst ein Riesenproblem.“<br />
Gewinner von Trumps Handelspolitik<br />
dürfte China sein. Australien hat<br />
es ja als neuen TPP-Partner ins Gespräch<br />
gebracht. Und auch Europa<br />
würde mehr Handel mit China führen,<br />
ist sich Schmerer sicher: „Beim<br />
Weltwirtschaftsforum in Davos trat<br />
der Staats- und Parteichef Xi Jinping<br />
bereits für Globalisierung und den<br />
Freihandel ein. Er bietet sich jetzt als<br />
neuer Partner an – wahrscheinlich<br />
mit Erfolg.“<br />
Da
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />
Studien mit Demenzkranken<br />
Wichtige Aspekte fehlen in der Diskussion<br />
Gegen die Änderungen im deutschen<br />
Arzneimittelgesetz haben die<br />
Philosophen Prof. Dr. Thomas S.<br />
Hoffmann und Dr. Marcus Knaup<br />
von der FernUniversität in Hagen<br />
sowie Prof. Dr. Valentina Kaneva<br />
aus Sofia große Bedenken. Durch<br />
sie werden medizinische Studien<br />
mit Menschen ermöglicht, die sich<br />
über die Tragweite ihrer Einwilligung<br />
zur Teilnahme vielleicht nicht<br />
oder nicht mehr im Klaren sind,<br />
etwa Demenzkranke (aber nicht nur<br />
sie). Der Schutz von „nicht einwilligungsfähigen“<br />
Personen erscheint<br />
der Wissenschaftlerin und den Wissenschaftlern<br />
unzureichend. In der<br />
öffentlichen Diskussion vermissen<br />
sie zentrale Punkte der Problematik:<br />
Wurde sie interessengeleitet gesteuert?<br />
Wem nützt die Gesetzesänderung<br />
überhaupt?<br />
Die vom Bundestag beschlossene<br />
Novelle des „vierten Gesetzes zur<br />
Änderung arzneimittelrechtlicher<br />
und anderer Vorschriften“ bewegt<br />
i<br />
Prof. Thomas Sören Hoffmann leitet das Lehrgebiet Philosophie II,<br />
Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie der FernUniversität,<br />
Dr. Marcus Knaup ist hier Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Prof. Valentina<br />
Kaneva aus Sofia war im Oktober und November 2016 Gastwissenschaftlerin<br />
am Lehrgebiet. Sie arbeitet an einem Projekt zu ethischen<br />
Problemen medizinischer Forschung am Menschen. Hierzu veranstaltete<br />
sie ein Präsenzseminar an der FernUniversität und hielt im<br />
„Hagener Forschungsdialog“ einen Vortrag über vulnerable Gruppen<br />
in der medizinischen Forschung.<br />
Öffentlichkeit, Politik und verschiedene<br />
Verbände. Sie ermöglicht Forschung<br />
an volljährigen Personen,<br />
die nicht in der Lage sind, „Wesen,<br />
Bedeutung und Tragweite der klinischen<br />
Prüfung zu erkennen und ihren<br />
Willen hiernach auszurichten“.<br />
Diese Forschung soll ausschließlichen<br />
„Nutzen für die repräsentierte<br />
Bevölkerungsgruppe, zu der die<br />
betroffene Person gehört“, haben.<br />
Im Gesetz werden diese Studien<br />
als „gruppennützige“ klinische Prüfungen<br />
bezeichnet.<br />
Für Prof. Thomas Sören Hoffmann,<br />
Dr. Marcus Knaup und Prof. Valentina<br />
Kaneva handelt es sich jedoch<br />
um ethisch äußerst fragwürdige<br />
„fremdnützige“ Forschung an<br />
besonders verletzlichen Menschen,<br />
die „Wesen, Bedeutung und Tragweite<br />
der klinischen Prüfung“ eben<br />
nicht erkennen können und die von<br />
den Ergebnissen wohl eher keinen<br />
Vorteil haben dürften. Betroffen<br />
von diesen neuen Möglichkeiten<br />
der Forschung könnten nicht<br />
nur Demenzkranke sein, die ganz<br />
besonders im Zentrum der öffentlichen<br />
Debatten stehen.<br />
Nebulöse Interessenslage<br />
Für Prof. Valentina Kaneva ist die<br />
Diskussion in Deutschland im Vergleich<br />
zu anderen Ländern stark<br />
politisiert: „Vor allem Politikerinnen<br />
und Politiker reden darüber, ob<br />
Forschung mit Menschen, die zu einer<br />
Einwilligung nicht fähig sind, erlaubt<br />
sein soll. Was meinen sie damit,<br />
wenn sie über die ‚Notwendigkeit‘<br />
solcher Forschungen sprechen?<br />
Welche Interessen vertreten<br />
sie? Die der Patientinnen und Patienten?<br />
Der Forschung? Des Gesundheitssystems?<br />
Der pharmazeutischen<br />
Industrie?“<br />
Sie und ihre beiden Hagener Kollegen<br />
können auf diese zentrale Frage<br />
keine wirkliche Antwort finden,<br />
die Interessenslage ist nebulös. Thomas<br />
S. Hoffmann schließt einerseits<br />
„Druck aus Brüssel für eine EU-einheitliche<br />
Regelung“ nicht aus. „Dabei<br />
hat die EU ausdrücklich nichts<br />
dagegen, wenn einzelne Staaten<br />
ein höheres Schutzniveau vorschreiben!“<br />
Marcus Knaup weist darauf hin,<br />
dass „der Verband der forschenden<br />
Arzneimittelhersteller (VfA) die Gesetzesänderung<br />
für nicht notwendig<br />
hielt“. Der Bundestag habe im<br />
Januar 2013 solche Studien unter<br />
der Voraussetzung erlaubt, wenn<br />
nicht-einwilligungsfähige Teilnehmende<br />
selbst einen individuellen<br />
Nutzen davon haben könnten. Davon<br />
sei auf einmal keine Rede mehr.<br />
Knaup: „Warum gab es eine so<br />
schnelle Meinungsänderung?“<br />
Nicht nur Demenzkranke<br />
betroffen<br />
Aufgefallen ist den dreien, dass sich<br />
die politisch dominierte öffentliche<br />
Diskussion vor allem um Demenzkranke<br />
dreht. Die Gesetzesänderung<br />
bezieht sich jedoch ebenso<br />
auf andere „Nicht-Einwilligungsfähige“<br />
wie z.B. Menschen in intensivmedizinischer<br />
Fürsorge oder mit<br />
einer psychischen Erkrankung. Prof.<br />
Hoffmann: „Der §40b AMG hat<br />
eine viel breitere Wirkung, als es die<br />
Diskussion vermuten lässt.“<br />
Kaneva betont, dass die Beurteilung<br />
der Entscheidungsfähigkeit von Demenzkranken<br />
sowie von Menschen<br />
mit psychischen Erkrankungen sehr<br />
komplex ist. „Ob Menschen mit<br />
psychischen Einschränkungen entscheidungsfähig<br />
sind, wechselt oft<br />
von einem Moment zum anderen!“<br />
sagt sie.<br />
Für Hoffmann ist die neue gesetzliche<br />
Regelung, nach der neben der<br />
Patientenverfügung mit der Einwilligung<br />
auch eine Betreuungsperson<br />
Stellung nehmen muss, jedenfalls<br />
nicht besonders wirkungsvoll:<br />
„Als Gesunder kann ein Mensch mit<br />
etwas einverstanden sein, was er<br />
dann als Demenzkranker offenkundig<br />
gar nicht mehr will. Er könnte<br />
also als eine Person behandelt werden,<br />
die er nicht mehr ist.“<br />
Falsche Reihenfolge<br />
Wenn eine medizinische Studie bewertet<br />
werden soll, gehe es – so<br />
Kaneva – zunächst um Risiko-Nutzen-Abwägungen:<br />
„Dies zu bewerten<br />
ist Aufgabe von Forscherinnen<br />
und Forschern“, betont sie. „Die<br />
Verantwortung liegt bei ihnen und<br />
Gegen die Änderungen im Arzneimittelgesetz haben Prof. Thomas S. Hoffmann<br />
(re.) und Dr. Marcus Knaup (li.) sowie ihre Kollegin Prof. Valentina Kaneva aus Sofia<br />
große Bedenken.<br />
den Ärztinnen und Ärzten in Zusammenarbeit<br />
mit Ethikkommissionen.<br />
Auch wenn eine Einwilligung<br />
vorhanden ist, heißt das nicht, dass<br />
die Studie schon gerechtfertigt ist.“<br />
Zunächst müsse geprüft werden, ob<br />
alle wissenschaftlichen und ethischen<br />
Standards eingehalten werden:<br />
Gibt es eine plausible Hypothese<br />
als Grundlage der Studie? Dann:<br />
Welchen Zweck verfolgt die Studie?<br />
Gibt es genügend Mittel? Und<br />
sind die Teilnehmenden adäquat<br />
geschützt? Erst am Ende stehe deren<br />
Einwilligung – um die es jedoch<br />
in der Diskussion zuerst gehe.<br />
Vorgegebene Abläufe<br />
Kaneva glaubt, dass die Forschung<br />
den streng vorgegebenen Ablauf<br />
medizinischer Studien weiter einhalten<br />
wird: „Erst wird im Labor<br />
geforscht, dann an Tieren, dann<br />
an gesunden Menschen und erst<br />
dann an kranken. Die Forscherinnen<br />
und Forscher selbst sind daran<br />
interessiert, diese bewährte Reihenfolge<br />
einzuhalten.“ Thomas S.<br />
Hoffmann ist skeptischer: „Es gab<br />
schon im Vorfeld der Gesetzesverabschiedung<br />
Versuche, restriktive<br />
Vorgaben aufzuweichen und das<br />
Einwilligungserfordernis wegfallen<br />
zu lassen, vor allem bei psychischen<br />
Erkrankungen.“<br />
Foto: Thinkstock<br />
Historische Erfahrungen<br />
„Der besondere Schutz des Einzelnen<br />
hat in der Bioethik zentrale<br />
Bedeutung, besonders in Deutschland“,<br />
betont Hoffmann. „Die Bundesrepublik<br />
und Österreich gehören<br />
zu den Staaten, die der ‚Oviedo-Konvention‘<br />
nicht beigetreten<br />
sind.“ Dieses „Übereinkommen<br />
über Menschenrechte und Biomedizin<br />
des Europarates“, das in Oviedo<br />
(Spanien) unterzeichnet wurde,<br />
war beiden Ländern nicht konsequent<br />
genug beim Schutz von Menschen.<br />
Zudem gab es in der Zeit<br />
des Nationalsozialismus das Prinzip<br />
der „Gruppennützigkeit“: Mit<br />
Menschen, die selbst keinen Nutzen<br />
davon hatten, wurden Experimente<br />
durchgeführt, oft gegen ihren<br />
Willen. Einen solchen „Volkskörper“<br />
wollten beide Staaten nie<br />
wieder. Und jetzt?<br />
Es geht immer um das<br />
Individuum<br />
Hoffmann befürchtet, dass das<br />
menschliche Leben immer mehr unter<br />
ökonomischen Gesichtspunkten<br />
betrachtet wird, die gar nicht<br />
so weit entfernt sind vom „Volkskörper“<br />
im „Dritten Reich“: Person<br />
A nimmt (nur) zum Nutzen der Personen<br />
B und C an einer Studie teil.<br />
Knaup sieht als heutigen gesellschaftlichen<br />
Hintergrund einen immer<br />
weiter erstarkenden Utilitarismus:<br />
„Das pure Nützlichkeitsprinzip<br />
steht hier im Vordergrund.<br />
Eine Handlung soll ein Maximum<br />
an Wohlergehen für alle, die von<br />
ihr betroffen sind, erzielen. Der<br />
Einzelne wird dadurch aber immer<br />
unwichtiger.“<br />
Kaneva ergänzt: „Wir haben starke<br />
Gründe, genau diese Menschen<br />
zu schützen. Es geht immer um das<br />
Individuum!“<br />
Da
Forschung<br />
Seite 10<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Foto: Thinkstock<br />
Volkswirtschaftliche Studien<br />
Forschungszentrum gegründet<br />
An der FernUniversität in Hagen<br />
entsteht eine internationale Informations-<br />
und Anlaufzentrale für<br />
volkswirtschaftliche Studien zu<br />
Ostasien. Prof. Dr. Helmut Wagner<br />
(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Makroökonomik)<br />
und Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />
(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Internationale<br />
Ökonomie) haben ein neues Forschungszentrum<br />
mit dem Namen<br />
„Center for East Asia Macroeconomic<br />
Studies“ (CEAMeS) gegründet.<br />
Der Aufbau dieses Centers wird derzeit<br />
durch die FernUniversität finanziell<br />
gefördert.<br />
„Ostasien und besonders China haben<br />
an Bedeutung für die europäische<br />
Wirtschaft gewonnen“, sagt<br />
Prof. Helmut Wagner. „Es wird immer<br />
wichtiger, die Entwicklungen in<br />
Ostasien zu verstehen, um die Auswirkungen<br />
für die Weltwirtschaft,<br />
aber auch speziell für Europa und<br />
Deutschland zu identifizieren.“<br />
Internationales Netz von<br />
Forschenden<br />
Entsprechend<br />
hoch ist das Interesse<br />
an volkswirtschaftlicher<br />
Forschung<br />
zu Ostasien.<br />
Förderung vom NRW-Ministerium<br />
Instrumente in der Verbraucherpolitik<br />
Das Projekt „Instrumente in der Verbraucherpolitik“<br />
(IniVpol) ist jetzt an<br />
der FernUniversität in Hagen gestartet.<br />
Es wird mit 200.000 Euro vom<br />
Ministerium für Innovation, Wissenschaft<br />
und Forschung (NRW) über einen<br />
Förderzeitraum von drei Jahren<br />
bis Ende 2019 gefördert.<br />
Einordnung neuer<br />
Steuerungsformen<br />
Das Projekt soll zeigen, welche politischen<br />
Maßnahmen in der Verbraucherpolitik<br />
konkret ergriffen<br />
werden. „Dies können zum Beispiel<br />
Maßnahmen sein, die den einzelnen<br />
Verbraucher zum Stromsparen<br />
anhalten sollen. Ein solches Ziel<br />
kann auf sehr unterschiedliche Weise<br />
verfolgt werden“, sagt Projektleiterin<br />
Dr. Kathrin Loer, Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Lehrgebiet Politikwissenschaft<br />
III der FernUniversität.<br />
„Unser Projekt erstellt durch<br />
die Sammlung dieser Beispiele einen<br />
Überblick über die Verwendung sogenannter<br />
verhaltenswissenschaftlicher<br />
Instrumente in ausgewählten<br />
Ländern.“<br />
Prof. Helmut Wagner<br />
In kurzer Zeit wurde bereits ein internationales<br />
Netz von Forschenden<br />
aufgebaut. Es setzt sich zusammen<br />
aus Professorinnen und<br />
Professoren renommierter Universitäten<br />
in Japan, China, Hongkong,<br />
England, Deutschland und Dänemark.<br />
Hinzu kommen Expertinnen<br />
und Experten von internationalen<br />
Organisationen wie dem Internationalen<br />
Währungsfonds, der<br />
Weltbank, der Bank für Internationalen<br />
Zahlungsausgleich,<br />
der<br />
Der zweite Projektteil widmet sich der<br />
Analyse von Anwendungsmöglichkeiten,<br />
die von der Verhaltenswissenschaft<br />
für bestimmte Politikbereiche<br />
vorgeschlagen werden. Möglicherweise<br />
rufen sie Widerstände hervor<br />
und stoßen im politischen Prozess auf<br />
nicht berücksichtigte Hürden. Insgesamt<br />
wird damit der Versuch unternommen,<br />
Voraussetzungen für den<br />
Transfer verhaltenswissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse in politische Strategien<br />
zu begründen.<br />
Nudging: Anstoßen von<br />
Entscheidungen<br />
Dr. Kathrin Loer ist Expertin für Gesundheits-<br />
und Verbraucherpolitik.<br />
Im Rahmen Ihrer Habilitation am<br />
Lehrgebiet von Prof. Annette Elisabeth<br />
Töller forscht sie zu Institutionalisierungsprozessen<br />
in den Politikfeldern<br />
Gesundheit und Verbraucher<br />
sowie zum jungen Forschungsfeld<br />
des Behavioral Policy-Making. Damit<br />
ist gemeint, dass verhaltenswissenschaftliche<br />
Erkenntnisse von der<br />
Politik genutzt werden. Ein Beispiel<br />
solcher verhaltenswissenschaftlicher<br />
Asian Development Bank und dem<br />
Brookings Institute in Washington<br />
sowie der finnländischen Zentralbank.<br />
Erste Informations- und Anlaufstelle<br />
ist die neue Homepage des Forschungscenters,<br />
die nun online ist.<br />
Außerdem wurde bereits eine Reihe<br />
von Discussion-Papers herausgebracht.<br />
Zudem sollen Gastforscherinnen<br />
und Gastforscher für<br />
kurzfristige Aufenthalte in Hagen<br />
gewonnen werden.<br />
Workshop an der<br />
FernUniversität in Hagen<br />
Derzeit laufen die Vorbereitungen<br />
für einen Internationalen Workshop<br />
zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
in Hagen. Vom 11. bis 13.<br />
Mai sind die Forschungspartnerinnen<br />
und -partner auf dem Campus<br />
der FernUniversität zu Gast. An<br />
diesem Treffen wird<br />
auch eine Delegation<br />
des „Center for Macroeconomics<br />
Research“ der<br />
Xiamen Universität aus China<br />
teilnehmen. Gemeinsam<br />
mit den chinesischen Wissenschaftlerinnen<br />
und<br />
Steuerung findet sich im sogenannten<br />
„Nudging“, das heißt dem Anstoßen<br />
von Entscheidungen auf individueller<br />
Ebene.<br />
Politisch verbinden sich mit „Nudging“<br />
Hoffnungen auf eine bewusstere,<br />
in erster Linie gesunde und<br />
nachhaltige Lebensweise. Eine Verhaltensänderung,<br />
die anderweitig<br />
– zum Beispiel über Gesetze und<br />
Sanktionen − nur schwer zu motivieren<br />
ist.<br />
Ampelsymbol für Lebensmittel<br />
und Fahrsteige auf Flughäfen<br />
Steigende Fallzahlen von Adipositas-<br />
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
konfrontieren die Öffentlichkeit<br />
mit zunehmenden Gesundheitsausgaben<br />
und machen den Handlungsbedarf<br />
deutlich. So gab es bereits vor<br />
einigen Jahren den Versuch, den Verzehr<br />
besonders fett- oder salzhaltiger<br />
Lebensmittel über ein Ampelsymbol<br />
zu begrenzen. Dass dies nicht gelang,<br />
hatte nicht zuletzt politische Hintergründe.<br />
Ein hingegen seit Jahrzehnten<br />
etabliertes Mittel sind Fahrsteige<br />
Wissenschaftlern sollen weitere<br />
Workshops in Hagen und in China<br />
organisiert werden.<br />
Prof. Hans-Jörg Schmerer<br />
„Wir möchten uns gut vernetzen,<br />
den Austausch verstärken und uns<br />
in der Forschung noch besser positionieren“,<br />
umreißt Prof. Schmerer<br />
die Ziele der internationalen<br />
Tagung in Hagen. Mittelfristig sollen<br />
verstärkt gemeinsame volkswirtschaftliche<br />
Forschungsprojekte<br />
zu Ostasien initiiert werden. Ein<br />
Schwerpunkt soll unter anderem<br />
die Frage sein, welche Auswirkungen<br />
eine bessere Vernetzung Chinas<br />
auf den internationalen Handel<br />
hat. Angestoßen wurde hier<br />
bereits ein Projekt zur neuen Eisenbahnlinie<br />
von der Millionenstadt<br />
Chongqing im Südwesten Chinas<br />
nach Duisburg und deren Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft. can<br />
Weitere Information:<br />
Homepage: www.ceames.center<br />
Dr. Kathrin Loer<br />
in größeren Flughäfen und Bahnhöfen.<br />
Sie sollen weite Strecken verkürzen,<br />
die Gäste zum Gehen ermuntern<br />
und zugleich die Abfertigungsrate<br />
der Passagiere erhöhen. Solche<br />
Beispiele zeigen neue Wege auf, wie<br />
Bürger zu einem bestimmten Verhalten<br />
angeregt oder eben „gestupst“<br />
werden können. Die politischen Hintergründe<br />
und Rahmenbedingungen<br />
dafür sollen im Projekt intensiv erforscht<br />
werden.<br />
can<br />
Nachhaltiges<br />
Wirtschaften<br />
Jeweils bis zu 60 Interessierte kamen<br />
zu zwei Veranstaltungen der<br />
Reihe „Nachhaltiges Wirtschaften“<br />
der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
im Hagener Forschungsdialog<br />
der FernUniversität. Sie lobten<br />
die fachübergreifende, praxisnahe<br />
Ausrichtung.<br />
Die Widersprüchlichkeit von ungebremstem<br />
Wachstum und Nachhaltigkeit<br />
beleuchtete die Tagung<br />
„Nachhaltige Entwicklungspolitik<br />
– lokal – global“. „Eine Begrenzung<br />
allein auf den Umweltfaktor<br />
wäre in der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
zu eng“, unterstrich Gastgeber<br />
Prof. Dr. Helmut Wagner (Lehrstuhl<br />
für VWL, insb. Makroökonomik).<br />
Er rief zur kritischen Auseinandersetzung<br />
mit den oft kurzfristigen<br />
Maßnahmen von Wirtschaft und<br />
Politik auf. Zum Auftakt stellte Jens<br />
Martens (Global Policy Forum, Bonn<br />
und New York) die Nachhaltigkeitsziele<br />
2030 der UN vor und erläuterte<br />
deren Auswirkungen auf die<br />
internationale Entwicklungspolitik.<br />
Prof. Wagner definierte am Beispiel<br />
Chinas „nachhaltige Entwicklungspolitik:<br />
„Sie liegt dann vor, wenn<br />
ein eingeschlagener Weg sehr lange<br />
beibehalten werden kann, ohne<br />
dass das Gesellschaftssystem in<br />
Schieflage gerät bzw. zusammenbricht.“<br />
In seinem Vortrag über internationalen<br />
Handel diskutierte Dr.<br />
Tilmann Altenburg (Deutsches Institut<br />
für Entwicklungspolitik, Bonn),<br />
wie Entwicklungs- und Schwellenländer<br />
eine entwicklungspolitisch<br />
sinnvolle Balance zwischen handelspolitischer<br />
Öffnung und Regelung<br />
gestalten können.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10a<br />
Zur vorherigen Veranstaltung<br />
„Nachhaltigkeit in der Bankund<br />
Finanzwirtschaft“ hatte Prof.<br />
Dr. Rainer Baule (BWL, insb. Bankund<br />
Finanzwirtschaft) eingeladen.<br />
Nachhaltige Entwicklung entspreche<br />
den Bedürfnissen der heutigen<br />
Generation, ohne die Möglichkeiten<br />
künftiger Generationen,<br />
ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen,<br />
zu gefährden. Baule bezog<br />
sich auf die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Bundesregierung (Brundtland-<br />
Bericht „Our Common Future“ der<br />
UN, 1987). Prof. Dr. Marco Wilkens<br />
(Universität Augsburg) referierte<br />
über „Chancen und Risiken von<br />
Aktienportfolios in Folge des Transformationsprozesses<br />
zur Green Economy.“<br />
Prof. Baule sprach über die<br />
Nachhaltigkeit der Baseler Eigenkapitalvorschriften.<br />
Er plädiert für die<br />
Erhöhung der Eigenkapitalquote,<br />
um das Ausfallrisiko der Banken zu<br />
minimieren. Robert Becker (Evangelische<br />
Bank eG) befasste sich mit<br />
dem Thema „Erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement<br />
einer Kirchenbank“.<br />
can/Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10b
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />
Notfall-Assistenten für die Luftfahrt<br />
Mit ELA sicher zu Boden gleiten<br />
Am 15. Januar 2009 wurde Chesley<br />
B. Sullenberger weltberühmt:<br />
Dem Flugkapitän gelang nach einem<br />
Gleitflug mit seinem Airbus<br />
A320 eine Notwasserung auf dem<br />
Hudson River, nachdem über New<br />
York durch Vogelschlag beide Triebwerke<br />
ausgefallen waren. Alle 155<br />
Menschen an Bord wurden gerettet.<br />
Eine wichtige Hilfe bei diesem Horrorflug<br />
hätte eine neue Entwicklung<br />
sein können, die an der FernUniversität<br />
in Hagen am Lehrgebiet von<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Schiffmann<br />
im Rahmen einer Bachelor-Arbeit realisiert<br />
wurde.<br />
Ein Flugassistenzsystem unterstützt<br />
Piloten bei einem totalen Triebwerksausfall<br />
dabei, sicher notzulanden.<br />
Der Emergency Landing Assistant<br />
(ELA) bietet hierfür eine Entscheidungs-<br />
und eine Navigationshilfe,<br />
um das Flugzeug im Gleitflug genau<br />
an den Anfang eines Bereiches<br />
zu steuern, wo eine sichere Notlandung<br />
möglich ist.<br />
Prof. Wolfram<br />
Schiffmann<br />
Jedes Flugzeug kann ohne Triebwerke<br />
im Gleitflug weiterfliegen. Das<br />
Problem ist zunächst, zu entscheiden,<br />
wo im Notfall der beste Landeplatz<br />
ist. ELA sucht ständig Alternativen<br />
bei den nahegelegenen Flugplätzen.<br />
In einer anderen – aktuell<br />
noch laufenden – Abschlussarbeit<br />
soll zusätzlich eine Datenbank weiterer<br />
Notlandeplätze generiert werden.<br />
Zudem berechnet ELA – der im<br />
Rahmen einer Bachelor-Arbeit des<br />
FernUni-Studenten Jürgen Vörding<br />
als App für ein Android-Tablett entwickelt<br />
wurde – den optimalen Energieeinsatz:<br />
Beim Gleitflug geht es<br />
nicht nur um die Entfernung, sondern<br />
auch um Flughöhe und Sinkgeschwindigkeit<br />
bzw. Anflugwinkel.<br />
Prof. Wolfram Schiffmann, der ebenso<br />
wie Vörding Pilot ist: „Wegen der<br />
vielen zu berücksichtigenden Parameter<br />
– zu denen auch die von einem<br />
Sensorsystem ermittelte Windstärke<br />
gehört – sind die Berechnungen<br />
höchst komplex.“<br />
Die Grafik zeigt den Rückweg des Airbus vom Ort des Triebwerkschadens (li. oben)<br />
über Rikers Island zum Flughafen LaGuardia (re. unten), den ELA angezeigt hätte.<br />
Ein Airbus A320 neo<br />
im Steigflug<br />
Foto: Airbus<br />
Wie wichtig die Unterstützung bei<br />
der Entscheidung für einen Notlandeplatz<br />
ist, zeigten die Untersuchungen<br />
nach dem 15. Januar 2009:<br />
„Sullenberger entschloss sich binnen<br />
Sekunden für die Notwasserung. Er<br />
konnte den Hudson sehen, als die<br />
Triebwerke ausfielen. In seiner Situation<br />
eine absolut richtige Entscheidung!<br />
Später ergab sich jedoch, dass<br />
auch die Rückkehr zum Flughafen<br />
LaGuardia in New York möglich gewesen<br />
wäre. Doch dafür fehlten Sullenberger<br />
die Informationen. Unsere<br />
Simulationen zeigten ebenfalls, dass<br />
er dorthin gekommen wäre: ELA<br />
hätte ihm LaGuardia als sichersten<br />
Notlandeplatz vorgeschlagen und<br />
ihn dorthin navigiert.“<br />
Das Navigationssystem kann sogar<br />
mit dem Autopiloten verbunden<br />
werden, dadurch hätte der Pilot<br />
nach der Entscheidung für das<br />
neue Ziel zum Beispiel mehr Zeit für<br />
die Kommunikation mit der Flugsicherung.<br />
Die Landung führt der Pilot<br />
aber wieder selbst durch.<br />
Grundsätzlich eignet sich das System<br />
über den Einsatz in Verkehrsmaschinen<br />
hinaus auch für kleinere Typen<br />
bis hin zu Ultraleichtflugzeugen.<br />
Flugphysik<br />
Wenn ein Flugzeug – bei totalem<br />
Triebwerksausfall – im Gleitflug weiterfliegt,<br />
wird seine potentielle Energie<br />
aufgrund der Höhe in kinetische<br />
Energie zur Erreichung eines Notlandesfeldes<br />
umgewandelt. Die verfügbare<br />
potentielle Energie ist proportional<br />
zur Überhöhung des Flugzeugs<br />
über einem Notlandefeld. Obwohl<br />
ein Flugplatz stets das beste Notlandefeld<br />
darstellt, ist dieser bei zu geringer<br />
Überhöhung nicht immer erreichbar.<br />
Daher wird für eine zukünftige<br />
Version von ELA eine Datenbank<br />
mit Notlandefeldern zweiter Wahl<br />
entwickelt, die anhand von geographischen<br />
Daten erstellt wird. Wichtig<br />
für eine sichere Notlandung ist<br />
die geeignete Einteilung der verfügbaren<br />
potentiellen Energie auf die<br />
Abschnitte der möglichen Gleitpfade<br />
aller in Frage kommenden Notlandefelder.<br />
Sobald die besten Gleitpfade für<br />
die noch erreichbaren Notlandefelder<br />
berechnet sind, werden (in aufsteigender<br />
Reihenfolge) die noch<br />
verbleibenden Zeiten für eine Selektion<br />
der jeweiligen Notlandefelder<br />
dargestellt. Mit sinkender Überhöhung<br />
fallen weiter entfernte, aber<br />
vielleicht höherwertige Notlandefelder<br />
aus dieser Verfügbarkeitsliste heraus.<br />
Der Gleitpfad zum automatisch<br />
oder vom Piloten ausgewählten Notlandefeld<br />
wird zusammen mit der<br />
aktuellen Position angezeigt. Folgt<br />
der Pilot bzw. Autopilot dem vorgegebenen<br />
Pfad, wird er schließlich in<br />
einer geeigneten Höhe am Anfang<br />
der Notlandebahn herauskommen<br />
und braucht dann nur noch auszuschweben.<br />
i<br />
Prof. Schiffmann präsentiert die Entwicklungen seines Lehrgebiets<br />
auf der AERO – Internationale Fachmesse für Allgemeine Luftfahrt<br />
AERO vom 5. bis 8. April auf der Messe Friedrichshafen, Neue Messe<br />
1, 88046 Friedrichshafen.<br />
Aufwinde besser finden<br />
Durch warme Winde nach oben,<br />
nicht durch Motorkraft: Das ist<br />
Grundprinzip des Segelfliegens.<br />
Dafür suchen sich die Pilotinnen<br />
und Piloten von Segelflugzeugen<br />
aufsteigende Luftströmungen. Um<br />
ihnen die Suche nach diesen Aufwinden<br />
zu erleichtern, hat das<br />
Lehrgebiet Rechnerarchitektur von<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Schiffmann<br />
an der FernUniversität in Hagen einen<br />
Thermikassistenten für den Segelflug<br />
entwickelt. Mit Hilfe einer<br />
Segelflugzeug-Piloten suchen Thermiken, mit denen sie Höhe gewinnen können.<br />
Foto: Paul Hailday/Wikipedia Commons<br />
sowohl zwei- als auch dreidimensionalen<br />
App können Thermiken automatisiert<br />
erkannt werden, wenn<br />
sie durchflogen werden.<br />
Dafür ist die Kopplung an ein entsprechendes<br />
Messsystem, ein Variometer,<br />
notwendig. Die Apps<br />
wurden in zwei Abschlussarbeiten<br />
entwickelt. „Zahlreiche neue Handys<br />
haben bereits einen Drucksensor<br />
integriert, den wir nutzen<br />
können“, erläutert Prof. Wolfram<br />
Schiffmann. Er präsentiert die Entwicklung<br />
erstmals öffentlich auf<br />
der Internationalen Fachmesse für<br />
Allgemeine Luftfahrt AERO vom 5.<br />
bis 8. April in Friedrichshafen.<br />
Die notwendigen Informationen<br />
über Steigen und Sinken liefert ein<br />
Total EnergieKompensiertes (TEK)<br />
Variometer: Bei mechanischen Variometern<br />
wird dem statischen<br />
Luftdruck, der der Höhenmessung<br />
dient, ein geschwindigkeitsabhängiger<br />
Unterdruck überlagert, so<br />
dass die Höhenänderung in Abhängigkeit<br />
von der Zeit dargestellt werden<br />
kann. Ein Segelflugzeug sinkt<br />
jedoch nur. Ausnahme: Es fliegt in<br />
eine Thermik, deren Steigung größer<br />
ist als das Sinken des Flugzeugs.<br />
Findet ein Pilot eine Thermik, dreht<br />
er das Flugzeug in sie hinein, um<br />
sich kreisförmig in größere Höhe<br />
tragen zu lassen. „Dabei verliert<br />
man jedoch leicht die Orientierung<br />
darüber, wo die Thermik ist“, erläutert<br />
der Professor mit Pilotenschein<br />
für Motorflugzeuge.<br />
Mit einem TEK-Variometer wird bestimmt,<br />
welchen Anteil die Thermik<br />
am Steigen des Segelfliegers hat.<br />
Die hierzu benötigten Gleichungen<br />
hat Prof. Schiffmann dem Dortmunder<br />
Software-Spezialisten AppPilots<br />
GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt,<br />
deren Geschäftsführer Kevin<br />
Beyer selbst Segelflieger ist. AppPilots<br />
hat Schiffmanns Gleichungen<br />
in ein iPhone integriert. „Je länger<br />
das Flugzeug in der Thermik kreist,<br />
desto aussagefähiger ist die Anzeige<br />
auf dem Display und desto besser<br />
das Bild, das sich der Pilot von<br />
der Thermik machen kann. So kann<br />
er sie viel besser ausnutzen, um<br />
nach oben zu kommen“, erläutert<br />
Schiffmann. „Unsere Entwicklung<br />
kann auch für Drohnen und Flugzeuge<br />
genutzt werden. Wir haben<br />
sogar einen Autopiloten entwickelt,<br />
der sie selbstständig ‚hochkurbeln‘<br />
kann.“<br />
Da
Forschung<br />
Seite 12<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Antrittsvorlesung von Prof. Alexandra Przyrembel<br />
Bilder machen historische Übergänge deutlich<br />
„Die Geschichte des 20. Jahrhunderts<br />
ist eine Geschichte von Krieg<br />
und Gewalt. Gewalt wird dabei auf<br />
verschiedenste Weise symbolisch<br />
dargestellt.“ Nicht zuletzt angesichts<br />
der aktuellen politischen Entwicklungen<br />
in den USA ist für Prof.<br />
Dr. Alexandra Przyrembel die Analyse<br />
von moralpolitischen Wertvorstellungen,<br />
von „Feindgefühlen“<br />
und von moralischen Handlungen<br />
eine Möglichkeit, die Übergänge<br />
und Brüche in der Geschichte Europas<br />
wachsam zu beobachten: „An<br />
ihnen lassen sich Übergänge von einer<br />
alten in eine neue Zeit festmachen“,<br />
so die Leiterin des Lehrgebiets<br />
Geschichte der Europäischen<br />
Moderne an der FernUniversität in<br />
Hagen. In ihrer Antrittsvorlesung<br />
„Moralpolitik und die Geschichte<br />
Europas im 20. Jahrhundert“ ging<br />
es ihr vor allem auch um die Frage,<br />
wie die Geschichte der Europäischen<br />
Moderne vor dem Hintergrund<br />
moralischer Wertvorstellungen<br />
und Emotionen geschrieben<br />
werden könnte, die immer auch visuell<br />
in Szene gesetzt werden.<br />
Bildliche Darstellung<br />
und Moral<br />
Mit seinen berühmten Fotos aus<br />
dem Spanischen Bürgerkrieg (1936<br />
– 1939) leitete der Fotograf Robert<br />
Capa einen Wendepunkt in der<br />
visuellen Darstellung von Kriegsgewalt<br />
ein. Zu seiner bekannten<br />
Aufnahme eines fallenden Soldaten<br />
verwies Capa auf die Macht<br />
der Fotografie, die es ermögliche,<br />
authentische Bilder einzufangen:<br />
„Die Bilder sind da, und Du musst<br />
Dir sie einfach nehmen. Die Wahrheit<br />
ist das beste Bild, die beste Propaganda.“<br />
Sprache als Scharnier<br />
Wie lässt sich die Geschichte Europas<br />
schreiben? Jede Generation<br />
von Historikern, so betont die<br />
Referentin, habe unterschiedliche<br />
<strong>Perspektive</strong>n hervorgebracht. Der<br />
Schweizer Historiker Rafael Gross<br />
beispielsweise schlägt vor, so Przyrembel,<br />
moralische Deutungsmuster<br />
und Mentalitäten genauer in<br />
den Blick zu nehmen, um politisches<br />
Handeln und Vernichtungsgewalt<br />
während des Nationalsozialismus<br />
zu verstehen. Demnach knüpften<br />
moralische Wertvorstellungen und<br />
Emotionen der Nationalsozialisten<br />
an Vorstellungen der bürgerlichen<br />
deutschen Gesellschaft an, die seit<br />
dem 19. Jahrhundert tradiert wurden,<br />
etwa Treue, Anstand, Ehre und<br />
Kameradschaft.<br />
Vor allem der Ehr-Begriff erwies<br />
sich als Scharnier zwischen der politischen<br />
Sprache der Weimarer Republik<br />
und jener des Nationalsozialismus‘.<br />
Wie sehr er die alltägliche<br />
Sprache eroberte, zeigt Meyers<br />
Konversationslexikon der späten<br />
1930er Jahre: „Einstehen für die<br />
Ehre des Führers ist die Treue, der<br />
Gehorsam, für die Ehre der Blutsund<br />
Volksgenossen die Gemeinschaft<br />
und die Kameradschaft.“<br />
Forschungen zeigen, wie eng Rassenehre<br />
und Gewalt gegenüber Juden<br />
miteinander verzahnt waren.<br />
Antisemitische Gefühle wurden bereits<br />
seit dem ausgehenden 19.<br />
Jahrhundert vehement tradiert.<br />
Auch Briefe aus dem Umfeld von<br />
Reichskanzler Bismarck beweisen,<br />
dass der „antisemitische Code“<br />
(Shulamith Volkov) immer emotionale<br />
und moralpolitische Dimensionen<br />
hatte. Bismarck setzte sich<br />
etwa im Preußischen Landtag dagegen<br />
ein, dass Juden „in einem<br />
christlichen Staat ein obrigkeitliches<br />
Amt“ bekleiden dürfen.<br />
Der damalige<br />
US-Präsident<br />
Barack Obama<br />
und politische<br />
Repräsentanten<br />
verfolgten<br />
gespannt, wie<br />
US-Soldaten<br />
Osama bin Laden<br />
erschossen.<br />
Foto: Weißes Haus /<br />
Peter Souza<br />
Erschreckend normale<br />
Massenmörder<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
für Geschichtswissenschaft ist es,<br />
die Motivationen der vielen nationalsozialistischen<br />
Direkttäter zu verstehen,<br />
die für den Massenmord an<br />
Juden unmittelbar verantwortlich<br />
waren. In dem berühmten Interview,<br />
das Hannah Arendt dem Fernsehjournalisten<br />
Günter Gaus nach<br />
der deutschen Veröffentlichung ihres<br />
Prozessberichts „Eichmann in<br />
Jerusalem. Von der Banalität des<br />
Bösen“ zu Beginn der 1960er Jahre<br />
gab, benennt sie noch einmal<br />
die Beweggründe für ihre Auseinandersetzung<br />
mit Adolf Eichmann.<br />
Der Leiter des NS-Reichssicherheitshauptamtes<br />
war verantwortlich für<br />
die Deportation der Juden: „Das<br />
Beunruhigende an der Person Eichmanns<br />
war doch gerade, dass er<br />
war wie viele und dass diese vielen<br />
weder pervers noch sadistisch, sondern<br />
schrecklich und erschreckend<br />
normal waren und sind.“ Diese<br />
Mischung aus Normalität und unmittelbarer<br />
Verantwortung für eine<br />
Robert Capas<br />
Arbeiten – im Hintergrund<br />
sein Foto<br />
eines fallenden<br />
Soldaten im<br />
Spanischen<br />
Bürgerkrieg –<br />
waren ein zentrales<br />
Thema von<br />
Prof. Alexandra<br />
Przymbel.<br />
neue Dimension staatlicher Gewalt<br />
findet sich bei vielen NS-Tätern.<br />
Politik der Visualisierungen<br />
Noch komplizierter wird die Analyse<br />
moralischer Wertvorstellungen und<br />
Emotionen oder auch moral-politischer<br />
Programmatiken bei visuellen<br />
Darstellungen. Vor allem bei Fotografien<br />
gewalttätiger Handlungen.<br />
Capa, ein Meister solcher Inszenierungen,<br />
wird in Verbindung gebracht<br />
mit dem Entstehen der teilnehmenden<br />
Kriegsberichterstattung.<br />
Seine Fotoreportagen stellte<br />
er zu thematischen Bildstrecken<br />
zusammen. Beim „Militainment“<br />
sorgen verschiedene fotografische<br />
Techniken sowie die Einbettung der<br />
Fotografien in eine erzählerische<br />
Rahmenhandlung für Nähe zum<br />
Kriegsgeschehen: Fotografen wurden<br />
zu Teilnehmern des Geschehens.<br />
Gerta Taro wollte, so Przyrembel,<br />
„das gefahrvolle Leben derer<br />
teilen, deren Widerstand sie<br />
dokumentieren und unterstützen<br />
wollte“.<br />
Der „embedded Photographer“<br />
machte aus dem Krieg ein Spiel, Gewalt<br />
wurde zur Unterhaltung. Die<br />
kritisch-beobachtende <strong>Perspektive</strong><br />
wurde abgelöst vom Angebot an<br />
die Betrachter der Aufnahmen, sich<br />
mit den Soldaten zu identifizieren.<br />
Der Historiker Gerhard Paul hat auf<br />
diese Dimension von Fotografien,<br />
vor allem aber von Filmen und Wochenschauen<br />
hingewiesen. Angesichts<br />
der visuellen Gewalt-Inszenierung<br />
ist hier eine Interpretation moralpolitischer<br />
<strong>Perspektive</strong>n jenseits<br />
des Offensichtlichen – der Gefahr,<br />
Gewalt zu ästhetisieren und zu legitimieren<br />
– ohne eine genauere mikrohistorische<br />
Betrachtung einzelner<br />
Fotografien schwer. Sie muss neben<br />
der Wirkungsgeschichte des einzelnen<br />
Fotos auch die Arbeiten der Fotografen<br />
insgesamt beachten. Die<br />
Antifaschisten Taro und Capa etwa<br />
waren aus Ungarn und Deutschland<br />
geflohen, in Spanien nahmen<br />
sie zunehmend zivile Opfer in den<br />
Blick. Vor allem Flüchtlinge.<br />
Fundamentaler Wandel der<br />
Visualierung<br />
Die Auseinandersetzung mit Gewalt<br />
und vor allem die visuelle Kommunikation<br />
darüber wandelt sich<br />
am Ende des 20. Jahrhunderts fundamental,<br />
vor allem die visuelle<br />
Repräsentation staatlicher Macht.<br />
Deutlich wird dies etwa an einem<br />
Foto aus dem Weißen Hauses: Pete<br />
Souza, der offizielle Fotograph des<br />
US-Präsidenten, nahm Barack Obama<br />
und weitere politische Repräsentanten<br />
in dem Moment auf, als<br />
Osama bin Laden in der Nacht zum<br />
2. Mai 2011 in Pakistan von US-Soldaten<br />
erschossen wurde. Habituell<br />
und durch seine legere Kleidung ist<br />
Obama deutlich als Entscheidungsträger<br />
zu erkennen, obgleich er im<br />
Hintergrund platziert ist. Außenministerin<br />
Hillary Clintons Hand vor<br />
dem geöffneten Mund lässt die politische<br />
Brisanz erahnen.<br />
Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp<br />
wies auf eine spezifische Dissonanz<br />
dieser Fotografie hin. Die<br />
Tötung des Terroristen ist für die<br />
meisten Menschen im Westen<br />
rechtmäßig, gleichzeitig ist die Entscheidung<br />
völkerrechtlich problematisch:<br />
„Die Fotografie bekundet<br />
das Ungeheure des Vorgangs, um<br />
die rechtliche Problematik zu überspielen“,<br />
zitierte Przyrembel ihn.<br />
In Souzas Foto ist das moralpolitische<br />
Dilemma der Entscheidung<br />
abwesend, so die Beobachtung<br />
von Alexandra Przyrembel. Der Tötungsvorgang<br />
wird nicht gezeigt,<br />
wohl aber die Zeugenschaft durch<br />
die Politik. Przyrembel: „Die Fotografie<br />
wurde bereits am 2. Mai mit<br />
offiziellen Kommentaren des Weißen<br />
Haus veröffentlich, als würde<br />
das moralpolitische Dilemma damit<br />
an die Öffentlichkeit zurückgegeben.<br />
Während ein Anliegen von<br />
Kriegsfotografie die Herstellung<br />
von Empathie mit den Opfern ist,<br />
ging es mit dieser Veröffentlichung<br />
auch um die Teilung von Wissen.“<br />
In ihrem Überblick über die Geschichte<br />
von Krieg und Gewalt im<br />
20. Jahrhundert, wie sie Alexandra<br />
Przyrembel exemplarisch an unterschiedlichen<br />
Medien vom Foto bis<br />
zur Briefkultur festmachte, plädierte<br />
die Referentin auch dafür, moralpolitische<br />
Wertvorstellungen und<br />
Emotionen genauer in den Blick zu<br />
nehmen – und dies vor allem auch<br />
in transnationaler Dimension. Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-12
Lehre<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />
Rätsel der „Erinnerung“<br />
Der Lösung einen Schritt näher<br />
Digitale Hochschullehre<br />
Zwei Fellowships<br />
„Das Gehirn ist bei der Entwicklung<br />
interaktiver Systeme das beste Vorbild,<br />
aber wir haben es noch nicht<br />
wirklich verstanden“, erläutert Dr.<br />
Jochen Kerdels. „Bis das so weit ist,<br />
müssen wir viele kleine Schritte gehen.“<br />
Ein weiterer kleiner, aber notwendiger<br />
Schritt ist dem Informatik-Lehrgebiet<br />
Mensch-Computer-<br />
Interaktion (MCI) an der FernUniversität<br />
in Hagen unter Leitung von<br />
Prof. Dr. Gabriele Peters jetzt wieder<br />
gelungen. Es geht unter anderem<br />
neurowissenschaftlichen Fragen<br />
nach, um Lösungen für die Entwicklung<br />
interaktiver und intelligenter<br />
Systeme zu finden.<br />
Im Jahr 2014 gelang Prof. Gabriele<br />
Peters und ihrem Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter Jochen Kerdels,<br />
auf der Basis von Arbeiten der Nobelpreisträger<br />
Edvard und May-Britt<br />
Moser sowie John O’Keefe ein Modell<br />
zu entwickeln, mit dem sie die<br />
Orientierung von Ratten erklären<br />
konnten: Dem Hippocampus vorgelagerte<br />
Bereiche im Gehirn der<br />
Nagetiere zerlegen einen Raum, in<br />
dem sie sich befinden, in dreieckige<br />
Strukturen („Gitterzellen“ bzw.<br />
„Grid Cells“). Im Hippocampus werden<br />
dann „Ortszellen“ aktiv: Sie<br />
„feuern“, wenn das Tier an bestimmten<br />
Stellen im Raum ist. Jedes<br />
dieser Neuronen ist für einen Teil des<br />
Raums zuständig. Eine Gruppe von<br />
Ortszellen stellt eine Art „Karte“ dar<br />
und erzeugt so ein virtuelles Koordinatennetz<br />
aus gleichseitigen Dreiecken.<br />
Ein ähnliches Aktivitätsmuster<br />
ist in der Informatik bei „selbstorganisierenden<br />
Lernverfahren“ zu<br />
beobachten. In einem Modell konnte<br />
das Lehrgebiet der FernUniversität<br />
dieses natürliche Navigationssystem<br />
mit seinen „Straßen“ und<br />
den „feuernden“ Neuronen abbilden<br />
und erklären (www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13a).<br />
„Darüber hinaus handelt es sich bei<br />
unserem Modell um ein allgemeines<br />
Verarbeitungssystem, das in der<br />
Natur nicht nur für die Navigation<br />
in Räumen genutzt wird“, haben<br />
Prof. Peters und Jochen Kerdels inzwischen<br />
herausgefunden.<br />
i<br />
Auch bei Affen „feuernde“<br />
Zellen gefunden<br />
Bereits im Jahre 2012 hatte die Zeitschrift<br />
„Nature“ berichtet, dass bei<br />
Affen im Hippocampus „feuernde“<br />
Zellen gefunden wurden, die den<br />
Gitterzellen der Ratten ähneln. Sie<br />
reagierten jedoch nicht bei Bewegungen<br />
in einem Raum, sondern<br />
auf Änderungen der Blickrichtung.<br />
Kerdels: „Wir haben unser Modell<br />
auf diese Art von Zellen angewendet<br />
und damit die Muskeln simuliert,<br />
die die Augen steuern.“<br />
Jedes Auge von Primaten wird von<br />
vier Muskeln bewegt, die von Moto-<br />
Neuronen angesteuert werden. Diese<br />
Moto-Neuronen senden gleichzeitig<br />
eine Kopie des Signals, das sie<br />
an die Muskeln geben, ins Gehirn.<br />
Dieses weiß also sofort: Die Muskeln<br />
steuern das Auge in eine bestimmte<br />
Position. Diese Signalkopien nutzten<br />
Peters und Kerdels, um in ihrem<br />
Modell zu simulieren, wie Muskelbewegungen<br />
auf Neuronen im Gehirn<br />
wirken (beim Ratten-Grid-Modell<br />
von 2014 verwendeten sie ein<br />
anderes Signal).<br />
Informationsverarbeitung<br />
bei Menschen besser verstehen<br />
Da Affen dem Menschen näher stehen<br />
als Ratten, sind diese Ergebnisse,<br />
die auf der International Conference<br />
on Neural Computation Theory and<br />
Applications 2016 mit dem Best Paper<br />
Award ausgezeichnet wurden,<br />
besonders in Hinblick auf das Verständnis<br />
der menschlichen Informationsverarbeitung<br />
interessant.<br />
Worin liegt nun der Nutzen dieser<br />
Entwicklung? „Wir konnten zwei<br />
Kein Tier beteiligt – nur Bits und Bytes<br />
Prof. Gabriele Peters und Dr. Jochen Kerdels betonen, dass sie weder<br />
bei den Versuchen zu Ratten wie zu Affen mit lebenden Tieren gearbeitet<br />
haben: „Alles spielte sich ausschließlich mit Bits und Bytes in<br />
unseren Computern ab!“<br />
Mit rein mathematischen Berechnungen zu Affen konnten die Hagener Wissenschaftler<br />
ihr Modell bestätigen.<br />
Foto: Thinkstock<br />
unterschiedliche Phänomene, die<br />
bei zwei verschiedenen Tierarten<br />
beobachtet wurden, mit einem einzigen<br />
Modell erklären“, erläutert<br />
Kerdels. „Das stärkt unser Modell<br />
und beweist, dass das Informationsverarbeitungssystem<br />
von der Natur<br />
über die Navigation auch für die<br />
Dekodierung der Blickrichtung genutzt<br />
werden kann – und wer weiß,<br />
wofür noch.“<br />
Das allgemeine Modell für die Dekodierung<br />
von Informationen erlaubt<br />
es nun, besser zu verstehen,<br />
was in der Gehirnregion vor sich<br />
geht. Damit kommt das Forscherteam<br />
der FernUniversität der Antwort<br />
auf die Frage „Wie formt diese<br />
Gehirnregion Erinnerung?“ einen<br />
Schritt näher.<br />
Zwar gibt es bereits verschiedene<br />
Theorien hierzu, doch gehen sie<br />
nicht konkret darauf ein, was die<br />
Zellen genau tun. „Und dabei handelt<br />
es sich letztendlich nicht um<br />
einzelne Zellen, die hieran beteiligt<br />
sind, sondern um Cluster mit mehr<br />
als 100.000 Zellen“, betont Kerdels.<br />
„Zurzeit bewegen sich die Neurowissenschaftler<br />
dabei noch auf der Ebene<br />
weniger Dutzend Zellen – es ist<br />
also noch ein weiter Weg. Wir können<br />
den Neurowissenschaftlern aber<br />
hoffentlich Modelle liefern, die ihnen<br />
beim Verstehen dieser höchst<br />
komplexen Vorgänge helfen.“<br />
Die neu gefundene Art der Informationsverarbeitung<br />
kann auch für<br />
Ingenieure bei ihren Entwicklungen<br />
interessant sein: „Interaktive Systeme<br />
werden zukünftig sehr viel intelligenter<br />
sein als heutige Methoden“,<br />
ist sich Peters sicher. Da<br />
Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler<br />
der FernUniversität in<br />
Hagen werden vom nordrheinwestfälischen<br />
Wissenschaftsministerium<br />
und vom Stifterverband im<br />
neuen Programm „Fellowships für<br />
Innovationen in der digitalen Hochschullehre“<br />
bei ihren innovativen<br />
Vorhaben ein Jahr lang gefördert.<br />
Die Mathematikerin Prof. Dr. Luise<br />
Unger erhält fast 50.000 Euro,<br />
der Politikwissenschaftler Dr. Daniel<br />
Otto 44.300.<br />
Inverted Classrooms<br />
Prof. Dr. Luise Unger will bewährten<br />
Elementen der Präsenzlehre im Fach<br />
Mathematik Türen der FernUniversität<br />
in Hagen öffnen, die aus technischen<br />
Gründen bisher verschlossen<br />
waren. Die Leiterin des Lehrgebiets<br />
Algebra erhält die Förderung<br />
für ihr Projekt „Inverted Classrooms<br />
im Fernstudium Mathematik“.<br />
Das Betreuungsangebot für ein<br />
Pflichtmodul in der Studieneingangsphase<br />
des Bachelor of Science<br />
Mathematik an der FernUniversität<br />
soll nach der „Inverted-Classroom-<br />
Methode“ neu gestaltet werden:<br />
Dabei arbeiten sich kleinere Studierendengruppen<br />
gemeinsam in virtuellen<br />
Klassenzimmern – also im<br />
Internet – in mathematische Aufgabenstellungen<br />
ein und vertiefen gemeinsam<br />
den Stoff. Lehrende fungieren<br />
hierbei als Modertorinnen<br />
und Moderatoren. Das fördert die<br />
tiefe Durchdringung der Lehrinhalte<br />
und sorgt für individuelle Erfolgserlebnisse.<br />
Prof. Luise Unger: „Gerade<br />
die Studierenden in der Mathematik<br />
müssen miteinander reden. Das<br />
virtuelle Klassenzimmer gibt uns die<br />
technischen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
hierfür.“<br />
Im Rahmen der virtuellen Klassenzimmer<br />
erbrachte Leistungen werden<br />
künftig in die Kriterien für<br />
Prof. Luise Unger<br />
die Vergabe der Leitungsnachweise<br />
eingehen und die bisher übliche<br />
Klausur in Präsenz ablösen.<br />
Prof. Unger arbeitet bei ihrem Projekt<br />
eng mit dem Zentrum für Medien<br />
und IT der FernUniversität (ZMI)<br />
zusammen.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13b<br />
Dr. Daniel Otto<br />
Virtuelle Mobilität<br />
„Der internationale Austausch im<br />
Rahmen des Studiums kann eine<br />
wichtige inhaltliche und persönliche<br />
Lernerfahrung für Studierende sein<br />
– fachlich, sprachlich, interkulturell<br />
und persönlich“, betont Dr. Daniel<br />
Otto. Doch viele Studierende der<br />
FernUniversität – wie etwa die 80<br />
Prozent gleichzeitig berufstätigen<br />
– können nicht so einfach längere<br />
Zeit ins Ausland gehen.<br />
Otto, Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Lehrgebiet Internationale<br />
Politik sowie im Masterstudiengang<br />
interdisziplinäre Umweltwissenschaften<br />
(„infernum“), will mit<br />
seinem Projekt „Lehr- und Lerninnovationen<br />
für Modulangebote mit<br />
virtueller Mobilität“ für solche Studierende<br />
ein alternatives Angebot<br />
entwickeln. Es soll die Türen für<br />
ein virtuelles Studium gemeinsam<br />
mit anderen europäischen und außereuropäischen<br />
Universitäten aufstoßen,<br />
ohne dass diese Studierenden<br />
im Ausland physisch präsent<br />
sein müssen. Diese Form der virtuellen<br />
Mobilität beinhaltet außerdem<br />
neue innovative Lehr- und Prüfungsformate.<br />
Das Konzept wird in einem neuen<br />
englischsprachigen Modul zur Energiepolitik<br />
erprobt. 20 Studierende<br />
testen und bewerten das Modul. Der<br />
Masterstudiengang „infernum“ kooperiert<br />
hierfür mit mehreren internationalen<br />
Partnern. Um Lernerfolg<br />
und -motivation der Studierenden zu<br />
erhöhen, werden digitale Innovationen<br />
wie Seamless Learning und Peer<br />
Assessment für die virtuelle Zusammenarbeit<br />
eingesetzt.<br />
Seamless Learning bezeichnet nahtlose<br />
Lernübergänge unabhängig<br />
von Zeit und Ort, beispielsweise<br />
durch die Nutzung von mobilen<br />
Endgeräten. Beim Peer Assessment<br />
evaluieren die Studierenden die Ergebnisse<br />
ihrer Lernprozesse gegenseitig<br />
in Gruppen.<br />
„infernum“ ist ein gemeinsames Angebot<br />
der FernUniversität und des<br />
Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits-<br />
und Energietechnik UM-<br />
SICHT in Oberhausen. Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-13c
Lehre<br />
Seite 14<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Studieren auf Deutsch<br />
FernUni stellte sich Hochschulen vor<br />
Studieren auf Deutsch in Ungarn:<br />
In Kooperation mit der FernUniversität<br />
in Hagen, der Andrássy Universität<br />
Budapest und dem Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienst<br />
(DAAD) lud die Botschaft der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Ungarn<br />
ungarische Universitäten und Hochschulen<br />
mit eigenen deutschsprachigen<br />
Studienangeboten zu einem<br />
gegenseitigen Kennenlernen ein.<br />
… und Prorektor Prof. Andreas Kleine stellten die FernUniversität vor.<br />
Fotos: Nóra Halász<br />
Information und Austausch: Dr. Györgyi Germán…<br />
Die Initiative hierzu war vom Fernstudienzentrum<br />
Budapest ausgegangen.<br />
„Die Ziele der Veranstaltung,<br />
die deutschsprachigen Bildungsanbieter<br />
im Hochschulbereich<br />
zusammenzubringen, um<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
zu erörtern und sie besser zu vernetzen,<br />
wurden erreicht“, zog die Leiterin<br />
des Fernstudienzentrums Budapest,<br />
Dr. Györgyi Germán, eine<br />
positive Bilanz.<br />
Im Festsaal der Deutschen Botschaft<br />
in Ungarn erläuterte Prorektor Prof.<br />
Dr. Andreas Kleine die FernUniversität,<br />
ihr Studiensystem und ihr Studienangebot<br />
und die daraus resultierenden<br />
Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit ungarischen Hochschulen.<br />
Auch die Andrássy Universität Budapest<br />
und der DAAD nutzten die<br />
Veranstaltung, um ihre Institutionen<br />
und deren Angebote zu präsentieren.<br />
Sie wurden vertreten durch<br />
den Rektor und den Prorektor der<br />
Universität, Prof. Dr. András Masát<br />
und Prof. Dr. Hendrik Hansen, sowie<br />
Jörn Nuber, Leiter des Informationszentrums<br />
des DAAD in der ungarischen<br />
Hauptstadt.<br />
In dem anschließenden regen Austausch<br />
zeigten die Anwesenden<br />
großes Interesse an den Studiensystem<br />
und -angeboten der Fern-<br />
Universität. Vortragende und geladene<br />
Gäste sprachen sich für ein regelmäßiges<br />
Zusammentreffen und<br />
Austausch aus.<br />
Proe<br />
Posterausstellung und Podiumsdiskussion<br />
Gender in der digitalen Lehre und im Fernstudium<br />
Die Chancengleichheit der Geschlechter<br />
fördern, zum Abbau von<br />
geschlechterstereotypen Denkweisen<br />
und konkreten Benachteiligungen<br />
beitragen: Auch an diesen Zielen<br />
misst sich heute die Qualität von<br />
Lehre. Geschlechtergerechte Hochschullehre<br />
steigert die Qualität von<br />
Lehre, indem sie Lehrenden und<br />
Lernenden Methoden an die Hand<br />
gibt, mit kultureller und sozialer Vielfalt<br />
umzugehen. Doch wie können<br />
Genderkompetenzen bei Lehrenden<br />
aufgebaut und diese konkret in der<br />
Gestaltung der eigenen Lehre eingesetzt<br />
werden? Wie hilft zudem<br />
die Digitalisierung dabei, Lehrformen<br />
und -angebote gendersensibler<br />
zu gestalten?<br />
Diese Fragen standen im Fokus der<br />
Veranstaltung „Lehre@all – Gender<br />
in der digitalen Lehre und im<br />
Fernstudium“, zu der die Gleichstellungskommission<br />
der FernUniversität<br />
in Hagen jetzt eingeladen hatte.<br />
Ziel der Veranstaltung war es, vorwiegend<br />
Lehrende und an der Gestaltung<br />
von Lehre<br />
beteiligte Personen<br />
für eine gendergerechte<br />
Lehre zu<br />
sensibilisieren. Ihnen<br />
sollten konkrete<br />
Anregungen<br />
an die Hand gegeben<br />
werden, wie Inhalte und Erkenntnisse<br />
aus der Geschlechterforschung<br />
in der eigenen Lehre berücksichtigt<br />
und unter anderem durch<br />
den Einsatz digitaler Medien umgesetzt<br />
werden können.<br />
Partizipative Mediengestaltung<br />
in Bildungskontexten<br />
So führte nach Grußworten von<br />
Prorektor Prof. Dr. Theo J. Bastiaens<br />
und Dr. Stefan Kracht, stellvertretender<br />
Vorsitzender der Gleichstellungskommission,<br />
zunächst Prof. Dr.<br />
Heike Wiesner fachlich in das Thema<br />
ein. Unter dem Titel „Gender &<br />
E-Learning: partizipative Mediengestaltung<br />
in Bildungskontexten“ gab<br />
„Ziel der Gleichstellungskommission ist es, noch mehr<br />
Lehrende und Forschende für die Erkenntnisse der<br />
Geschlechterforschung zu begeistern.“<br />
Im Workshop zur<br />
Umsetzung einer<br />
gendergerechten<br />
Lehre wurde<br />
gemeinsam<br />
diskutiert.<br />
Dr. Stefan Kracht, Gleichstellungskommission<br />
die Expertin für E-Learning und Gender<br />
an der Hochschule für Wirtschaft<br />
und Recht Berlin grundlegende Erläuterungen<br />
zur Gender-Thematik.<br />
Wiesner zeigte auf, dass Studierende<br />
geschlechtsspezifische Anforderungen<br />
an die Vermittlung von Wissen<br />
haben und durch partizipative,<br />
medial gestützte Lehrgestaltung Geschlechterungleichheiten<br />
abgebaut<br />
werden können.<br />
Im Anschluss lernten die gut 60 Teilnehmenden<br />
in einem von Nicole Engelhardt<br />
(ZMI) organisierten Workshop<br />
Umsetzungsmöglichkeiten einer<br />
gendergerechten Lehre kennen<br />
und tauschten Erfahrungen aus. Am<br />
Nachmittag fand eine Gesprächsrunde<br />
mit Vertreterinnen und Vertretern<br />
aller vier Fakultäten der Fern-<br />
Universität statt. Prof. Dr. Luise Unger<br />
(Fakultät für Mathematik und Informatik),<br />
Prof. Dr. Robert Gaschler<br />
(Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften),<br />
Prof. Dr. Andreas Haratsch<br />
(Rechtswissenschaftliche Fakultät),<br />
Prof. Dr. Jürgen Weibler (Fakultät<br />
für Wirtschaftswissenschaft)<br />
sowie Dr. Elke Wiechmann (Mitglied<br />
der Gleichstellungskommission) berichteten<br />
von ihren<br />
Erfahrungen, aber<br />
auch von Herausforderungen<br />
und<br />
Bedenken, die sie<br />
in der Umsetzung<br />
einer gendersensiblen<br />
Lehre in ihrer<br />
eigenen Fachdisziplin haben.<br />
Posterausstellung<br />
Dass für die FernUniversität das Thema<br />
„Gender in der Lehre“ kein ganz<br />
neues ist, zeigte die Posterausstellung,<br />
die die Veranstaltung rahmte<br />
und Beispiele für Genderinhalte<br />
in Studienmaterialien sowie in<br />
Forschungsprojekten an der Hochschule<br />
aufzeigte. Die Ausstellung<br />
machte vor allem deutlich, welche<br />
unterschiedlichen Facetten gendergerechte<br />
Lehre hier aktuell hat. Manche<br />
Lehrgebiete bieten bereits Kurse<br />
und Module mit konkreten Inhalten<br />
der Geschlechterforschung an, während<br />
andere Lehrgebiete hier noch<br />
am Anfang stehen.<br />
„Wir haben bereits viele engagierte<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />
die ihre Lehre gendergerecht<br />
gestalten und Genderforschung<br />
in ihre Lehrinhalte und ihre<br />
Forschungsaktivitäten integrieren“,<br />
fasste Dr. Stefan Kracht zusammen.<br />
„Es bleibt aber auch noch viel zu tun.<br />
Das Ziel der Gleichstellungskommission<br />
ist es, dieses Engagement weiter<br />
zu fördern, den Anteil genderbezogener<br />
Studieninhalte auszubauen<br />
und noch mehr Lehrende und Forschende<br />
unserer Universität für die<br />
Erkenntnisse der Geschlechterforschung<br />
zu begeistern“.<br />
Die Ergebnisse der Veranstaltung<br />
wurden dokumentiert und in einer<br />
Tagungsbroschüre sowie Video-Mitschnitten<br />
aufbereitet. Diese sind auf<br />
den Internetseiten zur Gleichstellung<br />
zu finden (https://www.fernuni-hagen.de/gleichstellung/).<br />
Proe<br />
Gesprächsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aller Fakultäten: Es ging um<br />
Herausforderungen und Bedenken bei der Umsetzung einer gendersensiblen Lehre.
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />
Dritter ELSA Moot Court<br />
Rechtsanwältin auf Probe<br />
Zum dritten Mal nahm die Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät der Fern-<br />
Universität an einem „Moot Court“<br />
in Zusammenarbeit mit dem Landgericht<br />
Hagen und der internationalen<br />
Jurastudentenvereinigung,<br />
The European Law Students‘ Association<br />
(ELSA), teil.<br />
Dabei treten Jura-Studierende in einem<br />
simulierten zivilrechtlichen Gerichtsverfahren<br />
im Wettstreit gegeneinander<br />
an. „Die Studierenden<br />
sollen so praktische Fähigkeiten wie<br />
Rhetorik oder Präsentation erlernen<br />
und trainieren“, sagt Prof. Dr.<br />
Sebastian Kubis vom veranstaltenden<br />
Wilhelm-Peter-Radt-Stiftungslehrstuhl<br />
für Bürgerliches Recht, Gewerblichen<br />
Rechtsschutz, Internationales<br />
Privat- und Zivilprozessrecht<br />
der FernUniversität.<br />
Zwölf Studierende der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät beschäftigten<br />
sich in jeweils in Zweierteams<br />
auf Kläger- oder Beklagtenvertreterseite<br />
mit einem fiktiven Fall: Die<br />
„Das Fenster GmbH“ veröffentlicht<br />
in ihrer Online-Zeitung einen Artikel<br />
zum Thema „Hass auf Flüchtlinge –<br />
Es reicht“.<br />
Anonymität durch Internet<br />
Es wird darüber berichtet, dass Hetzerinnen<br />
und Hetzer anonym auf<br />
Facebook ihre Meinung kundtun.<br />
Deshalb werden unter dem Artikel<br />
drei Facebook-Posts samt Profilbild<br />
und Namen abgedruckt, darunter<br />
auch der einer Sabiene Maja.<br />
Sie möchte nun Klage wegen Verletzung<br />
des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts<br />
und auf Schmerzensgeld<br />
einreichen, da ihr Bild nicht –<br />
wie gefordert – entfernt wurde.<br />
Auf dieser Grundlage musste eine<br />
Klageschrift oder Klageerwiderung<br />
gefertigt werden. Die mündlichen<br />
Verhandlungen fanden zunächst<br />
in einem Seminarsaal der FernUni<br />
unter Vorsitz von Prof. Dr. Barbara<br />
Völzmann-Stickelbrock vom<br />
Lehrstuhl Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht,<br />
Gewerblicher Rechtsschutz,<br />
Urheberrecht und Zivilprozessrecht<br />
und in der finalen Verhandlung<br />
am Landgericht Hagen<br />
statt. Hier nahm Prof. Kubis die Rolle<br />
als Beisitzender Richter ein.<br />
Das Sieger-Team Emeka Okoroafor<br />
und Stephan Pergens vertitt die<br />
FernUni beim Regionalentscheid in<br />
Hamburg. Esther Kellmereit<br />
Spanischsprachiges Kolloquium<br />
Abkommen im Fokus<br />
Prof. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe (FernUniversität, re.) mit (v.li.) Laura<br />
Murguía-Goebel (Universität Würzburg), Patricia Sarah Stöbener de Mora (DIHK Berlin),<br />
Prof. Vicente Torre Delgadillo (Universidad Autónoma de San Luis Potosí) und<br />
Cónsul Adscrito Dr. Héctor Portillo Jiménez.<br />
Als erste Veranstaltung der Abteilung „Rechte der Iberoamerikanischen<br />
Staaten“ des Instituts für Internationale Rechtsbeziehungen (IRB) der Fern-<br />
Universität in Hagen fand das spanischsprachige Kolloquium „Problemas en<br />
el arbitraje internacional entre Estado, empresas inversionistas y garantías<br />
individuales“ statt. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Mexikanischen<br />
Juristenvereinigung e.V. und dem Fachsprachenprogramm der Juristischen<br />
Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in den Räumen<br />
der Alten Universität Würzburg veranstaltet.<br />
In dem Kolloquium ging es um Fragen des Investitionsschutzes und der<br />
Streitbeilegung zwischen Staat und Investor durch Schiedsgerichte, wie sie<br />
sich im Rahmen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA<br />
(North American Free Trade Agreement) bzw. TLCAN (Tratado de Libre Comercio<br />
de América del Norte) stellen. Im Hinblick auf die hierzulande heftig<br />
umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP<br />
war diese Thematik für deutsche wie mexikanische Juristen gleichermaßen<br />
von hoher Aktualität. Ein großes Auditorium verfolgte die Vorträge und die<br />
Podiumsdiskussion mit großem Interesse.<br />
Lokalentscheid am Landgericht Hagen mit FernUni-Professor Sebastian Kubis als beisitzendem Richter (li.) und Studierenden in<br />
anwaltlichen Rollen.<br />
Foto: Carina Jansen<br />
Eröffnet wurde das Kolloquium durch den Vizepräsidenten der DMJV, Roberto<br />
Kugler, den Vorsitzenden des IRB und Direktor der Abteilung, Prof. Dr.<br />
Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,<br />
Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung der<br />
FernUniversität), den Dekan der gastgebenden Juristischen Fakultät, Prof.<br />
Dr. Eckhard Pache, und den Cónsul Adscrito des mexikanischen Konsulats<br />
in Frankfurt, Dr. Héctor Portillo Jiménez.<br />
Proe<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15a<br />
Aus den Fakultäten<br />
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
Bioethik-Sommerschule<br />
„Life Sciences“<br />
Internationale Marketingkonferenz<br />
Stefan Dyck vom Douglas-Stiftungslehrstuhl für Dienstleistungsmanagement<br />
(Prof. Dr. Sabine Fließ) hat auf der ANZMAC conference (einer der wichtigsten<br />
internationalen Marketingkonferenzen) den Vortrag „Say What You Mean and<br />
Mean What You Say: Using Text Mining to Uncover the Dynamics of Customer<br />
Experiences” gehalten. www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15b<br />
Vorträge<br />
• Prof. Dr. Helmut Wagner (VWL, insb. Makroökonomik) flog auf Einladung<br />
des Asian Development Bank Institute (ADBI) und der Chinese Academy of<br />
Social Sciences (CASS) zu einer von beiden veranstalteten Konferenz über<br />
„Middle-Income Trap in Asia“ nach Japan. CASS ist der bedeutendste Think<br />
Tank in Asien und ADBI der zweitbedeutendste „government-affiliated“<br />
Think Tank der Welt. Wagner und seine Ko-Autorin Linda Glawe wurden<br />
von CASS und ADBI gebeten, ihre gemeinsame neue Arbeit zu „China in<br />
the Middle-Income Trap?“ vorzutragen und als Discussants zu einem Vortrag<br />
über „FDI, Trade and Economic Growth“ zu agieren.<br />
• Bereits zuvor war Prof. Wagner einer Einladung des Konfuzius-Instituts Frankfurt<br />
gefolgt, an der Universität Frankfurt auf der internationalen Konferenz<br />
„One Belt and One Road – China and the World“ einen Vortrag zu „The<br />
Building-Up of New Imbalances in<br />
China: The Dilemma with ‚Rebalancing‘"<br />
zu halten.<br />
• Von der Graduate School of Economics<br />
der University of Kobe wurde<br />
Wagner gebeten, einen Vortrag zu<br />
seinen neueren Forschungsarbeiten<br />
zu halten.<br />
• Prof. Dr. Jürgen Weibler hielt an der<br />
Wirtschaftsuniversität Wien einen<br />
Vortrag zur „Die Frauenquote im<br />
21. Jahrhundert“.<br />
Übungsbuch<br />
Von Prof. Dr. Helmut Wagner (VWL,<br />
insb. Makroökonomik) ist „VWL-<br />
Klausuren. Ein Übungsbuch“ erschienen<br />
(3. Auflage, Autor: Wagner / Turke,<br />
Oldenbourg Verlag, ISBN: 978-<br />
3110375091)<br />
Das Lehrgebiet Philosophie II: Ethik, Recht, Ökonomie des Instituts für Philosophie<br />
der FernUniversität in Hagen veranstaltet in Kooperation mit vier<br />
südosteuropäischen Partneruniversitäten vom 4. bis 10. September <strong>2017</strong><br />
in Kiten, Bulgarien, eine internationale Sommerschule zum Thema „Bioethik<br />
im Kontext IV: Philosophie im Dialog mit den Lebenswissenschaften.<br />
Grundlegungs- und Anwendungsfragen.“ Teilnehmen aus der FernUniversität<br />
können Studierende des Masterstudiengangs „Philosophie – Philosophie<br />
im europäischen Kontext“ sowie Doktorandinnen und Doktoranden<br />
der Philosophie.<br />
Beeindruckende Entwicklungen − viele Fragen<br />
Die Entwicklungen in den „Life Sciences“ und die damit einhergehenden<br />
neuen biomedizinischen Möglichkeiten sind immer wieder beeindruckend,<br />
werfen zugleich aber viele Fragen von hoher ethischer und gesellschaftlich-politischer<br />
Relevanz auf. Im Rahmen der Sommerschule sollen bioethische<br />
Grundlegungs- sowie aktuelle Anwendungsfragen, die sich aus der<br />
Begegnung mit den „Life sciences“ ergeben, aus multinationaler, interdisziplinärer<br />
wie normativer <strong>Perspektive</strong> diskutiert werden.<br />
Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-15c
Leute<br />
Seite 16<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Prof. Osman Isfen<br />
Internationale Kooperationen und interdisziplinäre Forschung<br />
Die Afrika-Ecke in seinem neuen<br />
Büro ist noch nicht fertig. Seine Leidenschaft<br />
für westafrikanische Länder<br />
wie Mali, Senegal und Burkina<br />
Faso soll auch an<br />
der FernUniversität<br />
sichtbar sein. Prof.<br />
Dr. Osman Isfen<br />
lebt, denkt und arbeitet<br />
global. Zum<br />
Wintersemester hat der 39-jährige<br />
Rechtswissenschaftler die Leitung<br />
des Lehrstuhls für Wirtschaftsstrafrecht<br />
und Strafprozessrecht an<br />
der FernUniversität in Hagen übernommen.<br />
Ausbau von internationalen<br />
Kooperationen<br />
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird<br />
der Ausbau von internationalen<br />
Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern auf<br />
der ganzen Welt sein. Fest eingeplant<br />
sind bereits Besuche an Universitäten<br />
in Kasachstan, Usbekistan<br />
und Peru – erste Kontakte sind<br />
über den Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienst entstanden. „Diese<br />
Länder sind aktuell sehr interessiert<br />
am deutschen Recht“, sagt<br />
„Die Zusammenarbeit ist abgekühlt. Im Moment ist<br />
Vieles auf Zurückhaltung ausgelegt.“<br />
Prof. Osman Isfen über seine wissenschaftlichen Kontakte in der Türkei<br />
Prof. Isfen über die durchaus exotischen<br />
Reiseziele. „Wir können für<br />
eine Reform ihres Rechts Unterstützung<br />
aus dem strafrechtlichen Bereich<br />
bieten.“<br />
Eine Herzensangelegenheit sind für<br />
den Juristen mit Wurzeln in Istanbul<br />
seine wissenschaftlichen Kontakte in<br />
der Türkei. „Die Zusammenarbeit ist<br />
abgekühlt“, bedauert das Mitglied<br />
im Kuratorium der NRW-Landesstiftung<br />
für Türkeistudien und Integrationsforschung<br />
angesichts der derzeit<br />
schwierigen politischen Lage.<br />
„Im Moment ist Vieles auf Zurückhaltung<br />
ausgelegt.“ Osman Isfen<br />
Hospitation im<br />
Logistikzentrum:<br />
Der Jura-Professor<br />
blickt hinter die<br />
Kulissen.<br />
reist als deutscher Staatsbürger aber<br />
nach wie vor privat und beruflich in<br />
die Türkei, unter anderem sitzt er im<br />
Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen<br />
Forschungszentrums<br />
an der<br />
Özyeğin Universität<br />
Istanbul.<br />
Seine Expertise im<br />
deutschen und türkischen Strafrecht<br />
spiegelt sich auch in seiner<br />
Forschung wider. Vor seinem Wechsel<br />
an die FernUniversität hat er als<br />
Junior-Professor an der Ruhruniversität<br />
Bochum zwei Drittmittelprojekte<br />
mit Türkeibezug abgeschlossen. Intensiv<br />
hat er sich mit den Auswirkungen<br />
der Reform des türkischen Strafrechts<br />
nach dem Vorbild des deutschen<br />
Rechts befasst. Im zweiten<br />
Projekt ging es um die Situation von<br />
Häftlingen mit türkischen Wurzeln<br />
in Deutschland. In insgesamt acht<br />
Justizvollzugsanstalten interviewten<br />
Isfen und sein Team Anstaltsleitungen<br />
und Häftlinge. Das Ergebnis seiner<br />
Studie: „Integrationsprobleme<br />
mit türkischen Verurteilten sind in<br />
deutschen Gefängnissen so gut wie<br />
fremd.“ Quälendes Element sei für<br />
die Nicht-EU-Bürger allerdings die<br />
Ungewissheit, möglicherweise abgeschoben<br />
zu werden.<br />
Verbundprojekt mit der<br />
Psychologie<br />
An der FernUniversität möchte Prof.<br />
Isfen ein interdisziplinäres Verbundprojekt<br />
mit der Psychologie initiieren.<br />
Darin soll es um die Frage gehen,<br />
warum Menschen wirtschaftsstrafrechtliche<br />
Delikte begehen.<br />
Leitet den Lehrstuhl Wirtschaftsstrafrecht und Strafprozessrecht: Prof. Osman Isen<br />
Auch in der Lehre will er die Internationalität<br />
im Auge behalten. Im<br />
Zuge des neuen Studiengangs Erste<br />
Juristische Prüfung (EJP) möchte<br />
er einen Fremdsprachennachweis<br />
für die türkische Sprache etablieren.<br />
Möglicherweise soll dann auch ein<br />
fremdsprachliches Angebot an der<br />
FernUni eingerichtet werden. Darüber<br />
hinaus will er an der Hagener<br />
Hochschule langfristig einen Master<br />
im türkischen Strafrecht für berufstätige<br />
Juristen in Deutschland<br />
aufbauen.<br />
An erster Stelle stehen für das Team<br />
um Osman Isfen aber zunächst die<br />
neuen Skripte für das EJP. „Wer<br />
das Juristische Staatsexamen neben<br />
dem Beruf durchzieht, verdient<br />
allerhöchsten Respekt und benötig<br />
sehr gute und aktuelle Skripte“,<br />
sagt Isfen, der sein erstes Staatsexamen<br />
als hartgesottener Einzelkämpfer<br />
ohne Repetitor und feste<br />
Lerngruppen erfolgreich abgelegt<br />
hat.<br />
Blog für Studierende<br />
Die Skripte seines Lehrstuhls will er<br />
zukünftig mit multimedialen Elementen<br />
ergänzen. Aufgebaut hat er bereits<br />
ein strafrechtliches Lehrgebiets-<br />
Blog für Studierende und die interessierte<br />
Fachöffentlichkeit (isfen.fernuni-hagen.de).<br />
„Darin greifen wir<br />
aktuelle Geschehnisse und BGH-Entscheidungen<br />
auf.“ Mehr über Prof. Isfen<br />
und sein Lehrgebiet gibt’s schon<br />
jetzt auf Facebook. „Im Hauptberuf:<br />
Ehemann, Familienvater und Afrika-<br />
Liebhaber / Im Nebenberuf: Professor<br />
für Strafrecht“, ist dort auf seiner<br />
Profilseite zu lesen. Um diese Rollen<br />
unter einen Hut zu bringen, lebt der<br />
Rechtswissenschaftler seit 2010 mit<br />
seiner Frau und seinen beiden Söhnen<br />
in Wetter. Denn auf Präsenz legt<br />
er viel Wert − in seiner Familie und<br />
an der FernUniversität. can<br />
Fakultätspreis Mathematik und Informatik 2016<br />
Die Wellenfunktionen eines Systems<br />
Für seine wissenschaftliche Arbeit<br />
„Two interacting particles on the<br />
half-line“ bekam Dr. Joachim Kerner,<br />
Lehrgebiet Analysis (Prof. Dr.<br />
Delio Mugnolo), im Rahmen des<br />
Fakultätskolloquiums der Fakultät<br />
für Mathematik und Informatik<br />
den Fakultätspreis 2016 verliehen.<br />
Der Vortrag, den Kerner während<br />
des Fakultätskolloquiums hielt, orientierte<br />
sich an zwei wissenschaftlichen<br />
Arbeiten: „Two interacting<br />
particles on the half-line“ und „On<br />
a two-particle bound system on the<br />
half-line“, die in Zusammenarbeit<br />
mit Dr. Tobias Mühlenbruch entstanden<br />
waren. „Im Zentrum dieser<br />
Arbeiten steht die quantenmechanische<br />
Beschreibung von wechselwirkenden<br />
Vielteilchensystemen<br />
in einer Dimension“, beschreibt<br />
Kerner. „Vor allem interessieren<br />
wir uns für sogenannte singuläre<br />
Wechselwirkungen. Sie sind nur<br />
wirksam, sofern sich eines der Teilchen<br />
an einem bestimmten Ort befindet.“<br />
Klassische Mechanik versus<br />
Quantenmechanik<br />
In der Physik unterscheidet man<br />
zwischen klassischer Mechanik<br />
und Quantenmechanik. Die Methoden<br />
der klassischen Mechanik<br />
erlauben es etwa, die Bewegung<br />
von Planeten oder die eines Kreisels<br />
exakt zu beschreiben. „Will man<br />
jedoch die Bewegung von Elektronen<br />
in Atomen oder die Struktur<br />
von Molekülen verstehen, bedarf<br />
es einer grundlegenden Erweiterung<br />
der klassischen Mechanik“,<br />
so Kerner. Diese erweiterte Theorie<br />
wird als Quantenmechanik bezeichnet<br />
und wurde im 20. Jahrhundert<br />
von mehreren Physikern<br />
begründet.<br />
Im Zentrum dieser Theorie steht<br />
die Schrödingergleichung, benannt<br />
nach Erwin Schrödinger. In der klassischen<br />
Mechanik bewegen sich massive<br />
Körper auf Bahnen im Raum.<br />
Das Ziel ist es, diese Bahnen mathematisch<br />
korrekt zu beschreiben.<br />
„In der quantenmechanischen Beschreibung<br />
verliert der Begriff einer<br />
Bahn seine Bedeutung. Stattdessen<br />
interessiert man sich für die sogenannte<br />
Wellenfunktion eines Systems,<br />
die wiederum durch die Schrödingergleichung<br />
beschrieben wird“,<br />
erläutert der Wissenschaftler, der<br />
Physik studiert hat und in Mathematik<br />
promoviert ist. „Die Wellenfunktion<br />
erlaubt es, die räumlichen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />
von<br />
beispielsweise Elektronen in einem<br />
Atom anzugeben.“ Mögliche Anwendungen<br />
liegen im Bereich Nanotechnologie<br />
und Supraleitung. aw<br />
Joachim Kerner (li.) hat den Fakultätspreis Mathematik und Informatik 2016 durch<br />
Dekan Prof. Jörg Desel erhalten.
Studierende und Alumni FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 17<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Prof. Th. Vormbaum<br />
Prölss-Preis<br />
Astronaut Matthias Maurer<br />
Fernstudium vielfach nutzbar<br />
Mit dem Jürgen-Prölss-Preis sind<br />
Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum<br />
von der FernUniversität in Hagen<br />
und Prof. Dr. Jens Petersen von der<br />
Universität Potsdam für ihre Arbeiten<br />
zum mittelalterlichen<br />
italienischen<br />
Dichter<br />
Dante Alighieri<br />
ausgezeichnet<br />
worden. Der<br />
Lange, bevor Matthias Maurer Astronaut<br />
wurde, erkannte er beim<br />
Studieren an vier Universitäten im<br />
In- und Ausland, wie gut ökonomisches<br />
Wissen seine Hochschulausbildungen<br />
in Materialwissenschaft<br />
und Werkstofftechnik ergänzen<br />
und komplettieren kann: „In<br />
Frankreich gehört BWL zum Ingenieurstudium.<br />
Das hat mir gut gefallen.“<br />
So schloss er – als er berufstätig<br />
wurde – an der FernUniversität<br />
in Hagen ein Diplom-Zusatzstudium<br />
Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure<br />
und Naturwissenschaftler an.<br />
Sein BWL-Wissen konnte er gut verwenden,<br />
als er nach seiner Promotion<br />
an der RWTH Aachen in der Entwicklung<br />
medizintechnischer Produkte<br />
eines renommierten Herstellers<br />
arbeitete: „Dort ging es auch<br />
um die Frage, ob und wie die Entwicklungen<br />
sich kostengünstig herstellen<br />
lassen.“<br />
2008 bewarb sich Matthias Maurer<br />
für das ESA-Astronautenprogramm<br />
und schaffte es unter die besten<br />
zehn Bewerber, die alle Auswahlprüfungen<br />
bestanden. 2010 kam<br />
er zur ESA und betreute im Cruise<br />
Support in Köln Astronauten vor<br />
dem Start und nach der Landung:<br />
„Eine Organisationsaufgabe, bei<br />
der die Logistik eine wichtige Rolle<br />
spielt. Durch meine BWL-Kenntnisse<br />
konnte ich ab 2012 dann eine<br />
höherwertige Stelle bekommen.“<br />
Er wurde Leiter der Abteilung, die<br />
das ESA-Zentrum in Köln zukunftsfähig<br />
weiterentwickelt<br />
Unter anderem wurde ab 2015 damit<br />
begonnen, dort einen neuen<br />
Bereich einzurichten, in dem Geräte,<br />
Techniken und Prozeduren für<br />
künftige Mondmissionen der ESA<br />
erprobt werden. In dem Testzentrum,<br />
das ab 2018 voll einsatzbereit<br />
sein wird, geht es unter anderem<br />
um Orientierung, Navigation und<br />
Probenentnahmen auf dem Erdtrabanten.<br />
Auch unter widrigen Bedingungen<br />
wie schwer kalkulierbarem<br />
Lichteinfall. Und zwar nicht nur für<br />
Ein realistisches „Reiseziel“ für Matthias Maurer: die Raumstation ISS<br />
und durch Roboter, sondern auch<br />
für Astronauten mit robotischer Unterstützung.<br />
Kompetenzen, die im FernUni-Studium<br />
wie im Astronauten-Team<br />
Copyright: NASA<br />
wichtig sind, hatte er auch bei einer<br />
einjährigen Weltreise, bei Auslandspraktika<br />
und bei den Studien an<br />
Universitäten in Leeds, Nancy und<br />
Barcelona erworben. Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-17<br />
Fachbereich<br />
Rechtswissenschaft<br />
der Freien<br />
Universität<br />
Berlin hat den Preis erstmals<br />
vergeben, mit ihm sollen wissenschaftliche<br />
Abhandlungen einer<br />
Rechtswissenschaftlerin oder eines<br />
Rechtswissenschaftlers in deutscher<br />
Sprache über ein nichtjuristisches<br />
Prof. Thomas Vormbaum<br />
Thema gewürdigt werden. Der Preis<br />
ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert.<br />
Thomas Vormbaum, Professor<br />
im Ruhestand für Strafrecht und<br />
Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie<br />
an der FernUniversität,<br />
erhält den Prölss-Preis für seine<br />
Übersetzungen von Dantes Dichtungen.<br />
Ihm sei es gelungen, mit<br />
bisweilen verblüffender Geschicklichkeit<br />
die unterschiedlichen syntaktischen<br />
Strukturen des Italienischen<br />
und Deutschen in der Übersetzung<br />
anzugleichen und Dantes<br />
Text in ausgesprochen gefälliges<br />
Deutsch zu verwandeln, hob der<br />
Gutachter hervor.<br />
Da<br />
Chantal Kleine<br />
„Wie lernen Menschen? Und wie ich selbst?“<br />
Eine Führungskraft im Bereich Marketing-<br />
und Vertrieb mit Kind und<br />
bildungswissenschaftlichem Studium:<br />
Wie passt das zusammen? Für<br />
Chantal Kleine jedenfalls ist das keine<br />
Hexerei, denn „das Studium war<br />
mein Privatvergnügen“. Die Betonung<br />
liegt auf Vergnügen. Und eines,<br />
dessen Ergebnisse die 38-Jährige<br />
bei ihrer Arbeit in einem Unternehmen<br />
des öffentlichen Nahverkehrs<br />
im Rheinland gut nutzen<br />
kann. Von 2008 bis 2016 studierte<br />
sie an der FernUniversität in Hagen<br />
Bildungswissenschaft mit Bachelor-Abschluss.<br />
Nach dem Abitur hatte die Hagenerin<br />
eine berufliche Laufbahn eingeschlagen.<br />
Nach ihrer kaufmännischen<br />
Ausbildung arbeitete sie zunächst<br />
in einem Start-Up-Unternehmen:<br />
„Da bleibt wenig Zeit für<br />
Wissenschaft.“ Dennoch sammelte<br />
Chantal Kleine „einige Scheine zu<br />
beruflich relevanten Themen“ wie<br />
Marketing und Führung bei verschiedenen<br />
Anbietern.<br />
Lernen in der Bahn<br />
Inzwischen ist sie Bereichsleiterin<br />
Marketing/Vertrieb , hat sechs ihr<br />
direkt unterstellte Beschäftigte und<br />
über 60 in ihrem Umfeld. Da kann<br />
von einem Acht-Stunden-Tag keine<br />
Rede sein, aber sie konnte während<br />
der Fahrten von Hagen nach<br />
Düsseldorf und zurück lernen und<br />
so diesen „Lebensabschnitt nutzen,<br />
um Wissenschaft nachzuholen“.<br />
Chantal Kleine<br />
Warum Bildungswissenschaft?<br />
„Das ist ein Leidenschaftsthema.<br />
Ich wollte wissen: Wie funktioniert<br />
Lernen? ‚Klassisches‘ Marketing<br />
und BWL hatte ich mir ja auf<br />
anderen Wegen angeeignet – in<br />
der Praxis und bei Weiterbildungsangeboten<br />
von Seminarveranstaltern.“<br />
Eine Verbindung zum Beruf<br />
gibt es durchaus: „Wir verkaufen<br />
die Dienstleistung ‚Mobilität‘. Busse<br />
und Bahnen zu benutzen statt<br />
des Autos setzt eine Verhaltensänderung,<br />
also einen Lernprozess, voraus.<br />
Welche Gründe kann es für<br />
diese Entscheidung zwischen Auto<br />
und Bahn geben? Wie verläuft ein<br />
solcher Lernprozess? Also: Was<br />
braucht ein Kunde eigentlich?“<br />
Zehn Jahre nach dem Abi<br />
studieren?<br />
Letztendlich bewegt die Marketing-<br />
und Vertriebsexpertin die<br />
Frage: „Wie bekommt man einen<br />
Menschen zu einer Verhaltensänderung?“<br />
Als Vorgesetzte möchte<br />
sie aber auch wissen: „Wie bekomme<br />
ich Menschen dazu, lebenslang<br />
zu lernen?“ Dies steht im Zusammenhang<br />
mit dem recht hohen<br />
Durchschnittsalter vieler Beschäftigter<br />
in der Wirtschaft und mit der<br />
demografischen Entwicklung in der<br />
Gesellschaft: „Immer mehr Menschen<br />
werden angesichts der Veränderungen<br />
in Arbeits- und persönlicher<br />
Umwelt eine Antwort auf<br />
die Frage ‚Wie halte ich mich fit?‘<br />
finden müssen.“<br />
Es gab aber noch einen weiteren,<br />
persönlichen Grund für Chantal<br />
Kleine, um sich für dieses Studium<br />
zu entscheiden: „Ich wollte wissen:<br />
Wie kann ich selbst lernen?“<br />
Diese Frage spielte im Vorfeld ihrer<br />
Entscheidung eine wichtige Rolle:<br />
„Ich war mir nicht sicher, ob ich das<br />
kann: mit 30, zehn Jahre nach dem<br />
Abitur studieren.“ 2008 suchte sie<br />
Rat im Studienzentrum Castrop-<br />
Rauxel der FernUniversität: „Die<br />
Antwort machte mir Mut – und es<br />
hat gut funktioniert.“<br />
Langer Atem notwendig<br />
Das Studium – Chantal Kleine<br />
nennt es einen „Prozess fast ohne<br />
Präsenz“ – verlief „operativ“ ganz<br />
einfach: ein Stapel Papier, kein Datum<br />
für Hausarbeit oder Klausur.<br />
Ihre Freunde und Bekannten, die<br />
ihre (Präsenz-)Studien schon lange<br />
abgeschlossen hatten, staunten:<br />
„Wie kann das funktionieren?“<br />
Kleine: „Relativ leicht für<br />
mich. Ich musste nach so langer<br />
Zeit allerdings herausfinden, wie<br />
ich am besten lernen kann. Ich<br />
habe mich selbst konditioniert und<br />
bei ‚Chillout‘-Musik gelernt.“ Und<br />
zwar im Zug, denn durch ihren Vollzeit-Job<br />
und ihre 2013 geborene<br />
Tochter hatte sie ansonsten wenig<br />
Zeit. Zumal Chantal Kleine auch im<br />
Beruf immer mehr gefordert wurde<br />
und „logistische Lösungen“ finden<br />
musste. „Außerdem wollte ich<br />
meinem Kind, meiner Partnerin und<br />
mir selbst noch gerecht werden.“<br />
Gerne hätte sie in Arbeitsgruppen<br />
gelernt, aber das passte nicht:<br />
„Aber ich habe gelernt, mich auch<br />
alleine durchzubeißen. Allerdings<br />
ist das eine ‚harte Strecke‘. Für Alleinerziehende<br />
ist die Nummer natürlich<br />
noch einmal deutlich größer.<br />
Für ein Studium an der Fern-<br />
Uni braucht man auf jeden Fall einen<br />
langen Atem!“<br />
Da
Seite 18 FernUni <strong>Perspektive</strong> Studierende und Alumni<br />
Raphael Steiner<br />
Mathematik im Schnelldurchlauf<br />
Ende der 6. Klasse hatte sich Raphael<br />
Steiner das Wissen, was in<br />
Mathematik an Gymnasien in Baden-Württemberg<br />
im Abitur gefordert<br />
ist, aus Büchern und über<br />
ein Propädeutikum angeeignet.<br />
Inzwischen besucht der 16-Jährige<br />
aus dem süddeutschen Tuttlingen<br />
die 11. Klasse und hat sich<br />
beim Dies Academicus 2016 an<br />
der FernUniversität in Hagen eine<br />
Urkunde abgeholt: Er gehört zu<br />
den besten Absolventinnen und<br />
Absolventen des Studienjahres.<br />
Raphael hat eine herausragende<br />
Bachelor-Arbeit in Mathematik<br />
geschrieben.<br />
„Ich habe einfach Spaß an Mathe“,<br />
zuckt Raphael Steiner mit<br />
den Schultern. Nichts Besonderes<br />
also? „Als ich mich an die abstrakte<br />
Sprache gewöhnt hatte, ging’s.“<br />
Wenn alles gut läuft, könnte er<br />
zum Herbst <strong>2017</strong><br />
sein Master-Studium<br />
Mathematik an<br />
der FernUni beenden.<br />
Im Frühsommer<br />
2018 macht er<br />
Abitur – nach der regulären Schulzeit.<br />
Trotz seiner Leistungen wollte<br />
er nie eine Klasse überspringen:<br />
„Ich habe mich im Klassenverband<br />
immer wohl gefühlt“. So geht er<br />
auch heute noch gerne regelmäßig<br />
mit Schulfreunden etwa zum<br />
Squash spielen.<br />
Vom Mathe-Unterricht befreit<br />
In der 7. Klasse schrieb sich Raphael<br />
an der FernUniversität in Hagen<br />
fürs Mathe-Studium ein; ab Klasse<br />
8 war er in der Schule vom Mathe-Unterricht<br />
befreit und schrieb<br />
nur noch die Arbeiten mit. Die gewonnene<br />
Zeit nutzte er fürs Studium.<br />
„Dann habe ich die Einsendeaufgaben<br />
bearbeitet“, erzählt<br />
der schlaksige Jugendliche. Unterstützung<br />
bekam er auch durch die<br />
Young Business School in Heidelberg.<br />
Woher sein Faible für Mathematik<br />
kommt? Es fing mit einem Globus<br />
an: Raphaels Interesse für Erdkunde<br />
war groß, für Bio auch – und dann<br />
bekam er als Zehnjähriger ein Buch<br />
„Ich habe einfach Spaß an Mathe.“<br />
Raphael Steiner, Schülerstudierender<br />
von Stephen Hawking vor die Nase:<br />
„Astronomie fand ich unglaublich<br />
spannend.“ Er wollte mehr wissen,<br />
besuchte an der Volkshochschule<br />
Kurse über Relativitätstheorie, vertiefte<br />
sich in mathematische Erklärungen.<br />
Die Leidenschaft für Mathematik<br />
hatte ihn gepackt.<br />
Wettbewerb in Indien<br />
Schülerforschungszentrum am<br />
Gymnasium, Wettbewerbe wie<br />
„Jugend forscht“, Mathe-Olympiaden<br />
auf der ganzen Welt, dank der<br />
Zahlen lernt Raphael andere Länder<br />
kennen. In Indien war er schon und<br />
in Russland. Von der Schule wird<br />
er dafür jeweils freigestellt. Den<br />
entgangenen Stoff holt er einfach<br />
nach – am liebsten den naturwissenschaftlichen.<br />
„Ich bin an Fakten<br />
und logischen Zusammenhängen<br />
interessiert.“ Das schlägt sich<br />
auch in seinen Hobbies nieder: Seit<br />
einem Jahr etwa spielt Raphael intensiv<br />
Schach.<br />
„Im Schach schlägt er mich inzwischen<br />
und auch mathematisch<br />
kann ich mit Raphael<br />
nicht mehr<br />
mithalten“, sagt<br />
sein Vater – ein<br />
Ingenieur – lachend.<br />
Die Eltern<br />
fördern die Begabung ihres Sohnes<br />
und begleiten ihn jeweils zu<br />
den Studien-Klausuren. Dafür fahren<br />
sie in der Regel nach Zürich, das<br />
liegt räumlich am nächsten. Lernen<br />
Raphael Steiner (li.) und Lukas Ruf gewannen den Mathe-Wettbewerb in Indien und<br />
wurden mit Deutschland Wissens-Weltmeister.<br />
Foto: SFZ Südwürttemberg<br />
für die Uni erledigt Raphael allein,<br />
er ist ein Autodidakt. „Das Fernstudium<br />
ist vom Zeitaufwand sehr effektiv“,<br />
urteilt Raphael.<br />
Doktor der Mathematik<br />
Auch den FernUni-Campus in Hagen<br />
kennt Raphael gut. Über ein<br />
Proseminar lernte er Prof. Dr. Winfried<br />
Hochstättler kennen. Der Leiter<br />
des Lehrgebiets Diskrete Mathematik<br />
und Optimierung an der<br />
FernUniversität unterstützte den<br />
Jungstudenten. Bei ihm hat Raphael<br />
seine Bachelor-Arbeit geschrieben:<br />
„Existenz und Konstruktion<br />
von Dreieckszerlegungen<br />
triangulierter Graphen und Schnyder<br />
Woods“. „Ich habe noch nie<br />
einen so guten Studierenden gehabt“,<br />
stellt Prof. Hochstättler fest.<br />
Im 10. Schuljahr absolvierte Raphael<br />
sein Berufspraktikum in Hochstättlers<br />
Lehrgebiet. Denn Raphaels<br />
Berufswunsch steht fest: „Ich<br />
möchte meinen Doktor in Mathematik<br />
machen.“ Bis zum Professor<br />
wird es danach sicher nicht mehr<br />
weit sein…<br />
aw<br />
Alumni-Feier in Coesfeld<br />
Auch aus Steinen lässt sich Schönes bauen<br />
„… und dann brachte der Postbote<br />
ein riesiges Paket – die Sendung eins<br />
von drei. Ich dachte: Da hat jemand<br />
das Internet ausgedruckt…“ Markus<br />
Rawert ließ bei der Ehrung der<br />
Absolventinnen und Absolventen<br />
der FernUniversität im Regionalzentrum<br />
Coesfeld seine Zeit als Fernstudent<br />
noch einmal Revue passieren.<br />
140 Gäste waren der Einladung der<br />
Hochschule zu der würdigen Feier<br />
gefolgt. 60 von ihnen haben einen<br />
Bachelor-, Master- oder Diplom-Abschluss<br />
an der FernUniversität geschafft,<br />
die meisten gleichzeitig zu<br />
ihrer beruflichen Tätigkeit.<br />
„Für Sie ist das Regionalzentrum<br />
die FernUniversität“, betonte Rektorin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert zu Beginn<br />
ihrer Worte an die Absolventinnen<br />
und Absolventen. Sie freute<br />
sich, dass so viele von ihnen sich<br />
die Zeit nahmen, gemeinsam mit<br />
anderen erfolgreichen Studierenden<br />
und mit ihrer Familie diesen<br />
„Meilenstein in Ihrem Leben“ zu<br />
feiern. Ada Pellert hofft, „Sie haben<br />
viel – auch über das Fachliche<br />
hinaus – gelernt: Kritikfähigkeit,<br />
Zusammenarbeit, über den Teller<br />
hinaus sehen, sich selbst zu organisieren…“<br />
Gemeinsam sei allen<br />
Erfolgreichen: „Sie wollen etwas<br />
erreichen. Und sie haben etwas erreicht!“<br />
Sie mussten allerdings viele<br />
Steine aus dem Weg räumen:<br />
„Aber auch aus Steinen kann man<br />
etwas Schönes bauen.“Insgesamt<br />
haben 300 Studierende, die dem<br />
vor 40 Jahren gegründeten Regionalzentrum<br />
zugeordnet waren, in<br />
den letzten vier Semestern den Abschluss<br />
erreicht, berichtete dessen<br />
Leiterin Bärbel Thesing.<br />
Vor der Absolventenfeier trugen sich<br />
Rektorin Ada Pellert und Kanzlerin<br />
Regina Zdebel ins Goldene Buch<br />
der Stadt Coesfeld ein (s. S. 2). Da<br />
Die Absolventinnen<br />
und Absolventen<br />
mit<br />
FernUni-Rektorin<br />
Prof. Ada Pellert<br />
(2.v.li.), Kanzlerin<br />
Regina Zdebel<br />
(re.) und Bärbel<br />
Thesing, der<br />
Leiterin des<br />
Regionalzentrums<br />
(li.).<br />
Foto:<br />
Hartwig Heuermann
Aus den Fakultäten<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 19<br />
Fakultät für Mathematik und Informatik<br />
Best Paper-Award<br />
Dr. Jochen Kerdels konnte auf der 8th International Conference on Neural Computation<br />
Theory and Applications (NCTA 2016) im portugiesischen Porto den<br />
Best Paper Award für die Veröffentlichung „Jochen Kerdels, Gabriele Peters: Modelling<br />
the Grid-like Encoding of Visual Space in Primates“ entgegen nehmen.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19a<br />
Sein zweiter Vortrag zu „Jochen Kerdels, Gabriele Peters: Noise Resilience of an<br />
RGNG-based Grid Cell Model” war ebenfalls für einen Best Paper Award nominiert.<br />
Japanese-German Frontiers of Science Symposium<br />
Prof. Dr. Gabriele Peters (Mensch-Computer-Interaktion) hat im Auftrag der Alexander<br />
von Humboldt-Stiftung und der Japan Society for the Promotion of Science<br />
als Mitglied des Planungskomitees für das Japanese-German Frontiers of<br />
Science Symposium in Potsdam das Schwerpunktthema „Machine Consciousness“<br />
betreut.<br />
Während einer einjährigen Vorbereitungszeit bereitete sie gemeinsam mit Shuntaro<br />
Yamasaki (Google Japan) dieses Thema vor, wählte hochkarätige Sprecher aus<br />
und plante mit allen Vortragenden die thematische Ausrichtung dieses Schwerpunktes<br />
im Bereich Mathematics/Informatics/Engineering.<br />
Workshop in USA<br />
Prof. Dr. Wolfgang Spitzer (Angewandte Stochastik) organisiert einen Workshop<br />
am American Institute of Mathematics in San Jose (USA) zum Thema „Fisher-Hartwig<br />
asymptotics, Szego expansions, and applications to statistical physics“, der<br />
vom 27. bis 31. März stattfindet www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19b<br />
GI-Fachgruppensprecher<br />
Prof. Dr. Jörg Desel (Softwaretechnik und Theorie der Programmierung) ist Sprecher<br />
der Fachgruppe „Informatik in Studiengängen an Hochschulen“ der Gesellschaft<br />
für Informatik (GI), die sich um Empfehlungen der Gesellschaft für Informatik<br />
zur Gestaltung von Informatik-Studiengängen kümmert.<br />
Lehrgebiet Programmiersysteme zweifach ausgezeichnet<br />
Das Lehrgebiet Programmiersysteme von Prof. Dr. Friedrich Steimann ist zweifach<br />
ausgezeichnet worden. Zum einen erhielten Jörg Hagemann, Bastian Ulke<br />
Den „Most Notable Paper Award“ überreichte Dr. Guy L. Steele Jr. (li.), der eine der<br />
anerkanntesten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Programmiersprachen ist, an<br />
Prof. Friedrich Steimann.<br />
und Friedrich Steimann auf der renommierten Konferenz „Object-Oriented Programming,<br />
Systems, Languages & Applications (OOPSLA)“ einen „Distinguished<br />
Artifact Award“ für ihre Implementierung eines automatischen Korrekturverfahrens<br />
für fehlgeformte Programme. Dieser Award wird vergeben, wenn gemeinsam<br />
mit einem wissenschaftlichen Beitrag ein Computerprogramm eingereicht<br />
wird, das nicht nur die im Beitrag beschrieben Leistungen reproduzierbar belegt,<br />
sondern sich als darüber hinaus verwendbar erweist.<br />
Zum anderen erhielt Prof. Steimann einen „Most Notable Paper Award“ für seine<br />
2006 erschienene Arbeit „The Paradoxical Success of Aspect-Oriented Programming“,<br />
wörtlich für „a considered and articulated exploration of the nature of aspect-oriented<br />
programming [, …] a careful review that might also form the basis<br />
for progress, even if the form of progress might differ from the original promise“.<br />
Mathematik und Musik<br />
Prof. Dr. Werner Kirsch (Lehrgebiet<br />
Stochastik) hat in der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften einen Vortrag<br />
zum Thema „Misstöne zwischen<br />
Mathematik und Musik: Die Tonleiter“<br />
gehalten.<br />
Promotionen<br />
Hans-Richard Kraft. Schriftliche Arbeit:<br />
„Systematische Analyse- und Beurteilungsmethodik<br />
für die IT-Sicherheit<br />
prozessführender Computersysteme<br />
in operativen Industrieumgebungen.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Jörg Keller, Prof. Dr. Ulrike Baumöl.<br />
Peter Seibold. Schriftliche Arbeit: „Visuelle<br />
Odometrie in Echtzeit für ein<br />
Fluggerät.” Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />
apl. Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke, Prof.<br />
Dr.-Ing. habil. John T. Horstmann<br />
Peter Binkhoff. Schriftliche Arbeit:<br />
„Einsatz der Mikrodeflektionsmethode<br />
zur Bestimmung der mechanischen<br />
Bruchspannung.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.-Ing. Detlev<br />
Hackstein, Dr. Bernd Burchard.<br />
Fabio Valdés. Schriftliche Arbeit:<br />
„A Framework for Pattern Matching<br />
on Symbolic Trajectories and<br />
Tuples of Time-dependent Values.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Ralf<br />
Hartmut Güting, Prof. Dr. Maria Luisa<br />
Damiani.<br />
Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
Gast aus der Türkei<br />
Dr. Utku Sayin, (ehem.) Assist. Prof. at Mustafa Kemal University, forscht vom<br />
15. Januar bis 14. April im Lehrgebiet Bildung und Differenz (Prof. Dr. Katharina<br />
Walgenbach) zum Thema „Inclusion and Higher Education – A Comparison<br />
between Germany and Turkey“. Ziel der Forschungskooperation ist ein gemeinsamer<br />
Artikel für die Zeitschrift European Journal of Higher Education (EJHE).<br />
Gäste aus Südamerika und Italien<br />
Lelia Profili aus Mendoza, Argentinien, arbeitete als STIBET-Stipendiatin für ihre<br />
Doktorarbeit zum Begriff des Absoluten bei Hegel am Lehrgebiet Philosophie II,<br />
Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie ihres Zweitgutachters Prof. Dr.<br />
Thomas Sören Hoffmann. Als zweiter STIBET-Promovend war Fernando Forero<br />
aus Bogotá in Kolumbien hier. Seine Heimatuniversität ist FILORED-Partnerin. Bei<br />
seiner Arbeit zum Erfahrungsbegriff bei Hegel ist Prof. Hoffmann Erstgutachter.<br />
Neun Monate lang forscht Marco Diamanti von der Universität Sapienza in<br />
Rom als Auslandsstipendiat der Republik Italien über den italienschen Hegelianer<br />
Bertrando Spaventa.<br />
Lessing verstehen<br />
Lessing verstehen – das will das postum erschiene Buch „Der fremde Lessing.<br />
Eine Revision des dramatischen Werks“ von Prof. Dr. Gisbert Ter-Nedden ermöglichen,<br />
der 2014 verstorben ist. Von 1985 bis 2005 war er Professor für Neuere<br />
deutsche Literaturwissenschaft an der FernUniversität. Herausgegeben wurde<br />
es von Robert Vellusig (ISBN: 978-3-8353-1969-1).<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-19c<br />
Vorträge<br />
• Prof. Dr. Thomas S. Hoffmann (Philosophie II) hielt am Institut für Philosophie<br />
der Pontificia Universidad Católica del Ecuador in Quito einen Vortrag<br />
zu dem Thema „Reflexiones críticas para la lectura de Hegel / Wie lesen wir<br />
Hegel? Kritische Überlegungen“. Der Vortrag war eingebettet in Gespräche<br />
über eine mögliche Kooperation zwischen der FernUniversität und der Päpstlichen<br />
katholischen Universität von Ecuador beim Aufbau eines neuen Promotionsstudiengangs<br />
Philosophie in Quito.<br />
• Im Rahmen eines wissenschaftlichen Workshops des Deutsch-lateinamerikanischen<br />
Forschungsnetzwerks FILORED trug Prof. Hoffmann zum Thema „Der<br />
Begriff der Strafe bei Hegel und den Hegelianern des 19. Jahrhunderts“ vor.<br />
Eingeladen war er von der Universidad Diego Portales in Santiago de Chile.<br />
• Auf Einladung der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso hielt Thomas<br />
Hoffmann einen Gastvortrag zu „Kants kopernikanische Wende im Begriff<br />
des Gewissens“. Mit Vertretern des Instituts für Philosophie plant Prof. Hoffmann<br />
den 2. Deutsch-lateinamerikanischen Hegelkongress, den das FILORED-<br />
Netzwerk vom 24. bis zum 26. Oktober in Valparaíso durchführen wird.<br />
• Prof. Dr. Jürgen G. Nagel (Geschichte Europas in der Welt) nahm als externer<br />
Fachwissenschaftler am Eröffnungsworkshop der zweiten Kohorte des<br />
DFG-Graduiertenkolleg „Vorsicht, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung<br />
durch Zukunftshandeln“ der Universität Duisburg-Essen am 17.<br />
und 18. Februar am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen teil. Dort trug<br />
er über „Zukunftshandeln im Zeichen der Rassentrennung? Überlegungen<br />
zu einer Erfahrungsgeschichte der Apartheid in Namibia“ vor.<br />
• Auf Einladung der Leibniz-Bibliothek in Hannover hält Prof. Nagel am 29.<br />
März den Festvortrag anlässlich der Aufnahme des „Goldenen Briefs“ in das<br />
UNESCO-Register „Memory of the World“ (Weltdokumentenerbe). Der auf<br />
Goldblech ausgefertigte Brief des burmesischen Königs Alaungphaya an den<br />
englischen König George II. aus dem Jahr 1756, das einzige weltweit erhaltene<br />
Exemplar eines solchen Dokuments, wurde erst 2006 im Archiv der Leibniz-Bibliothek<br />
wiederentdeckt.<br />
• Nagels wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Fabian Fechner hat am 10. und 11.<br />
Februar am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C. an der Tagung<br />
„Mapping Entanglements. Dynamics of Missionary Knowledge and ‘Materialities’<br />
across Space and Time (16th-20th Centuries)” teilgenommen und den<br />
Vortrag „Missionary Knowledge in New Contexts: Transmission and Uses of<br />
the Paraguayan Materia Medica” gehalten.<br />
• Fechner referiert im Rahmen der Tagung „250 Jahre nach Auflösung der Jesuitenmissionen<br />
in Spanisch-Amerika (1767): Hintergründe – Forschungsdebatten<br />
– neue <strong>Perspektive</strong>n“ an der Universität Fribourg/Schweiz am 19. und<br />
20. Mai <strong>2017</strong> über „Visuelle Verhandlungen eines Skandalons: Unbekannte<br />
Abbildungen zum Aufstand des ‚Königs Nikolaus‘ in der Debattenkultur der<br />
Aufklärung“.<br />
• Cornelia Eube (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung)<br />
hielt auf der von der EADTU ausgerichteten OOFHEC2016<br />
(„The Online, Open and Flexible Higher Education Conference“) in Rom einen<br />
Vortrag zu dem gemeinsam mit Prof. Dr. Sebastian Vogt (TH Mittelhessen,<br />
vormals FernUniversität) und Günter Hohlfeld (Lehrbeauftragter im Lehrgebiet<br />
Empirische Bildungsforschung) verfassten Aufsatz „Sustainable and<br />
Adaptive Integration of MOOC Videos in Distance Higher Education“.<br />
• Daniela Braun (LMU München) und Dr. Markus Tausendpfund (Arbeitsstelle<br />
Quantitative Methoden) hielten den Vortrag „Repercussions of the economic<br />
crisis on citizen’s voting behavior in the 2014 elections to the European<br />
Parliament“ bei der Tagung „Regionalismus in einer entgrenzten Welt“ der<br />
Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW) und der Schweizerischen<br />
Vereinigung für Politische Wissenschaft (SVPW) in Heidelberg.<br />
Seamless Learning in der beruflichen Bildung<br />
Prof. Dr. Claudia de Witt (Bildungstheorie und Medienpädagogik) und ihre Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen Heike Karolyi und Christina Gloerfeld haben<br />
sich mit der Übergangsthematik bei beruflichen Lern- und Arbeitsprozessen in<br />
Verbindung mit digitalen Medien auseinandergesetzt.<br />
Das Konzept des Seamless Learning steht im Zentrum ihres Beitrages „Digitale<br />
Medien in der beruflichen Bildung.<br />
Planung und Umsetzung von Seamless<br />
Learning“ für das „Handbuch für<br />
Aus- und Weiterbildung HAW“ (Wolters<br />
Kluwer Verlag, Aktualisierungslieferung<br />
<strong>Nr</strong>. 280, Oktober 2016). Dieses<br />
Rahmenmodell beschreibt Übergangsprozesse<br />
mit digitalen Medien.<br />
In ihrem Beitrag erläutern sie dieses<br />
ausführlich und übertragen es auf die<br />
berufliche Bildung. Letztlich werden<br />
Maßnahmen für eine Transformation<br />
zum bruchlosen Lernen formuliert, in<br />
denen Selbstlern- und Medienkompetenz<br />
wesentlich sind.<br />
Promotionen<br />
Bettina Waffner. Schriftliche Arbeit:<br />
„Der Europäische Rat im türkischen<br />
Beitrittsprozess. Eine diskursanalytische<br />
Untersuchung europäischer soft<br />
law.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Georg Simonis, PD Dr. Thorsten<br />
Hüller.<br />
Frank Oliver Klute. Schriftliche Arbeit:<br />
„Ohne die geringste Störung<br />
und ohne Blutvergießen – Die Revolution<br />
1918/1919 in Lippe.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Wolfgang<br />
Kruse, Prof. Dr. Peter Brandt.<br />
Lars Schulhoff. Schriftliche Arbeit:<br />
„Zur Bedeutung von Armut in ostund<br />
westdeutschen Stadtquartieren.<br />
Eine Untersuchung am Beispiel<br />
zweier Quartiere in Berlin.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Lothar<br />
Bertels, Prof. Dr. Uwe Vormbusch.<br />
Pedro Sepúlveda Zambrano.<br />
Schriftliche Arbeit: „La unidad en Hegel.<br />
Una fenomenología del concepto<br />
hasta la maduración de la fase especulativa.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/ -in:<br />
Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Prof. Dr.<br />
Ricardo Espinoza Lolas.
Panorama<br />
Seite 20<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />
Die aktuelle Übersicht<br />
• aller Veranstaltungen der FernUniversität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />
http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />
• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />
(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />
• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog<br />
Arnsberg<br />
26.04.<strong>2017</strong> , 17.00 Uhr<br />
„Kultur in den internationalen Beziehungen“<br />
Vortrag und Diskussion. Referent: Dr. Martin<br />
List (FernUniversität). Ehmsenstraße 7,<br />
<strong>59</strong>821 Arnsberg, FORUM.<br />
19.05.<strong>2017</strong><br />
Arnsberger Ausbildungsmesse<br />
Das Studienzentrum Arnsberg informiert.<br />
Kaiserhaus, Möhnestraße 55, <strong>59</strong>755<br />
Arnsberg. Jeweils 9 bis 14 Uhr.<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
Langer Abend der Beratung<br />
Studienzentrum, Ehmsenstraße 7, <strong>59</strong>821<br />
Arnsberg.<br />
Braunschweig<br />
22.06.<strong>2017</strong>17.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und<br />
ohne Abitur<br />
Das Regionalzentrum Hannover infor-<br />
Aus den Fakultäten<br />
Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />
Neue Bücher<br />
Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum, bis zu<br />
seinem Ruhestand Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Strafrecht, Strafprozessrecht und juristische<br />
Zeitgeschichte an der FernUniversität,<br />
hat jetzt die Bücher<br />
• Vormbaum, Thomas: Diagonale. Beiträge<br />
zum Verhältnis von Rechtswissenschaft<br />
und Literatur. Berlin 2016.<br />
• Vormbaum, Thomas: Norland als juristischer<br />
Tagtraum. Rechtsutopien und<br />
Rechtsdystopien in Karl Mays Roman<br />
„Scepter und Hammer“. Berlin 2016.<br />
veröffentlicht. Herausgegeben hat er<br />
• Schurig, Andrea: „Republikflucht (§§<br />
213, 214 StGB/DDR)“. Juristische Zeitgeschichte,<br />
Abteilung 3. Berlin 2016.<br />
miert. Agentur für Arbeit Braunschweig-<br />
Goslar, Cyriaksring 10/BiZ-Eingang, Münchenstraße,<br />
38118 Braunschweig.<br />
Coesfeld<br />
Die „BürgerUniversität Coesfeld“ findet<br />
im Rahmen des Hagener Forschungsdialogs<br />
im WBK – Wissen Bildung Kultur,<br />
Osterwicker Straße 29, 48653 Coesfeld,<br />
statt.<br />
15.03.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
10 Jahre BürgerUniversität Coesfeld<br />
Festveranstaltung zum Jubiläum der Veranstaltungsreihe.<br />
Regionalzentrum, WBK<br />
– Wissen Bildung Kultur, Osterwicker Straße<br />
29, 48653 Coesfeld.<br />
Dinslaken<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und<br />
ohne Abitur<br />
Das IBZ Wesel informiert. VHS, Friedrich-<br />
Ebert-Str. 84, 46535 Dinslaken, Raum 425.<br />
Promotionen<br />
Alexander Brockmann. „Shoot-<br />
Out-Klauseln – Radikale Trennungsverfahren<br />
im Gesellschaftsrecht.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Andreas<br />
Bergmann, Prof. Dr. Ulrich Wackerbarth.<br />
Christian Holthaus. „Gewährleistung<br />
und Vermögensbindung bei der AG.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Ulrich<br />
Wackerbarth, Prof. Dr. Andreas Bergmann.<br />
Michael Moritz. „Die Freistellung zur<br />
Stellensuche gem. § 629 BGB – Bestandsaufnahme<br />
und Reformbedarf.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Kerstin Tillmanns,<br />
Prof. Dr. Andreas Bergmann.<br />
Düsseldorf<br />
17. und 18.03.<strong>2017</strong>, 9.30 bzw. 10.00 Uhr<br />
„myQ“: Die neue Publikums- und<br />
Fachmesse für Weiterbildung<br />
Die Regionalzentren Hagen und Neuss<br />
informieren. Bennigsen-Platz 1/ Karl-Arnold-Platz,<br />
40474 Düsseldorf.<br />
05.05.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />
Messe „Master and More“<br />
Das Regionalzentrum Neuss informiert.<br />
Boui Boui Bilk, Suitbertusstr. 149, 40223<br />
Düsseldorf.<br />
Freiburg i. Br.<br />
29.05.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und<br />
ohne Abitur<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />
VHS Freiburg e.V., Rotteckring 12, 79022.<br />
Hagen<br />
Die Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog<br />
finden, sofern nichts anderes<br />
genannt ist, im Seminargebäude,<br />
Universitätsstr. 33, 58097 Hagen, statt.<br />
15.03.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Hören auf die fremde Stimme“<br />
Vortragsreihe Forum Philosophicum. Referent:<br />
Prof. Dr. Bernhard Waldenfels.<br />
22.03.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />
„LautSprecher Hitler“<br />
Vortragsreihe „wissenschaftsgespräche“<br />
der Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />
Referent: Dr. Cornelia Epping-<br />
Jäger.<br />
06.04.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
„Der Stein, der ins Wasser geworfen<br />
wurde, treibt immer neue Kreise“<br />
– Walter Hallstein und die Einigung<br />
Europas<br />
Vortragsreihe Europäische Verfassungswissenschaften.<br />
Referent: Dr. Matthias<br />
Schönwald.<br />
18.05.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
„Das Gemeinsame Europäische Asylsystem<br />
aus der <strong>Perspektive</strong> des deutschen<br />
Asylrechts“<br />
Vortragsreihe Europäische Verfassungswissenschaften.<br />
Referent/-in: Prof. Dr. Kay<br />
Hailbronner.<br />
23.06.<strong>2017</strong><br />
Campusfest der<br />
FernUniversität<br />
Mit Home-Coming für Alumnae und<br />
Alumni. Informationen stehen rechtzeitig<br />
auf www.fernuni-hagen.de.<br />
Hannover<br />
09.06.<strong>2017</strong>, 15.00 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
Regionalzentrum, Expo Plaza Forum Expo<br />
Plaza 11, 30539 Hannover.<br />
Heidelberg<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und<br />
ohne Abitur<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />
BIZ Heidelberg, Kaiserstraße 69 –<br />
71, 69115 Heidelberg.<br />
Landau<br />
19. und 20.05.<strong>2017</strong><br />
Hochschulinformationstage<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />
Jugendstil-Festhalle, Mahlastraße<br />
3, 76829 Landau. Freitag 13 bis 18 Uhr,<br />
Samstag 10 bis 15 Uhr.<br />
Fitnesstraining in der UB<br />
Wenn die Facharbeiten in der Jahrgangstufe 12 anstehen, es für die meisten Schülerinnen<br />
und Schüler die erste Gelegenheit, sich wissenschaftlich mit einem Thema zu<br />
beschäftigen und nach wissenschaftlicher Fachliteratur zu suchen.<br />
Seit 2009 unterstützt die Bibliothek (UB) der FernUniversität in Hagen Schülerinnen<br />
und Schüler aus der Region durch „Fit für die Facharbeit“: einer Kombination aus Rechercheschulung,<br />
Bibliotheksführung und der ersten eigenen, systematischen Literatursuche.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB reagieren damit auf die Anfragen<br />
und Anforderungen der Schulen.<br />
Für die leitende Direktorin der Hagener UB, Karin Michalke, ist die Zusammenarbeit<br />
mit den Schulen in Hagen und Umgebung eine Herzensangelegenheit: „Wir sind auch<br />
Bibliothek für Hagen und die Schulen. Und Schulungen sind natürlich immer auch Öffentlichkeitsarbeit<br />
für die FernUni als Studienort oder Ausbildungsstätte. Es ist schön,<br />
wenn uns die jungen Leute als kompetente Anlaufstelle für ihre Fragen und Themen<br />
kennenlernen.“<br />
aw<br />
Fachtagung<br />
Viele Felder des Wissens<br />
Unter dem Titel „Transdisziplinarität – Die Wissenschaft und die vielen Felder des Wissens“<br />
stand eine gemeinsame Fachtagung der FernUniversität in Hagen und der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität Münster (WWU) in Münster. Im Rahmen der Veranstaltung<br />
fand auch ein öffentlicher Abendvortrag über Klimamodelle statt. Veranstalter<br />
waren das Hagener Lehrgebiet Philosophie I und die Arbeitsstelle für Forschungstransfer<br />
(AFO) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Wissenschaftstheorie (ZfW)<br />
der WWU. Das Abschluss-Rundgespräch wurde von Jens Lemanski (Hagen) geleitet.<br />
Lüdenscheid<br />
Die „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts<br />
für Geschichte und Biographie im Hagener<br />
Forschungsdialog finden im Kulturhaus,<br />
Freiherr-vom-Stein-Str. 9, 58511 Lüdenscheid,<br />
statt.<br />
19.04.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Die Nachkriegskarriere des ‚Schlächters<br />
von Lyon‘“<br />
Referent: Dr. Peter Hammerschmidt.<br />
17.05.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
„‚Dunkle Seele, feiges Maul‘ – Entnazifizierung<br />
zwischen 1945 und 1951“<br />
Referent: Niklas Frank.<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
„‚Ein Baum und ein Hirsch‘ – Zwei Vorkämpfer<br />
für ein liberales, freiheitliches<br />
Deutschland“<br />
Mit den FDP-Politikern Gerhart Rudolf<br />
Baum und Burkhard Hirsch.<br />
Minden<br />
23. bis 25.03.<strong>2017</strong><br />
„Gofuture <strong>2017</strong>“<br />
Berufsinformationsbörse. Kampahalle<br />
Minden, Hahler Str. 113, Minden. Donnerstag:<br />
9 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr,<br />
Samstag 10 bis 14 Uhr.<br />
München<br />
01.06.<strong>2017</strong>, 11.00 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
Regionalzentrum, Arcisstr. 19/EG, 80333<br />
München.<br />
Nürnberg<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 15.00 Uhr<br />
Langer Abend der Beratung<br />
Regionalzentrum, Pirckheimerstraße 68,<br />
Nürnberg.<br />
Ravensburg<br />
04.05.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />
Messe „KarriereStart“<br />
Das Regionalzentrum Stuttgart informiert.<br />
Oberschwabenhalle in Ravensburg.<br />
Rheinberg<br />
08.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und<br />
ohne Abitur<br />
Das IBZ Wesel informiert. Stadthaus,<br />
Raum-<strong>Nr</strong>. 136, Rheinberg.<br />
Stuttgart<br />
11.05.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
Regionalzentrum, Leitzstr. 45, 70469<br />
Stuttgart.<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
24.03.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
Messe „Gmünder Ausbildungsnacht –<br />
Dein Beruf, Deine Zukunft“<br />
Das Regionalzentrum Stuttgart informiert.<br />
Congress Centrum Stadtgarten, Schwäbisch<br />
Gmünd.<br />
Impressum<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />
Freunde der FernUniversität<br />
Auflage 85.000<br />
ISSN 1610-5494<br />
Herausgeber<br />
Die Rektorin der FernUniversität in Hagen,<br />
Prof. Dr. Ada Pellert,<br />
und die Gesellschaft<br />
der Freunde der FernUniversität e. V.<br />
Redaktion<br />
Stabsstelle Hochschulstrategie und<br />
Kommunikation<br />
Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />
Gerd Dapprich (Da)<br />
Oliver Baentsch (bae)<br />
Anja Wetter (aw)<br />
Carolin Annemüller (can)<br />
Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />
Tel. 02331 987-2422, -2413<br />
Fax 02331 987-2763<br />
E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />
http://www.fernuni-hagen.de<br />
Fotos<br />
Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />
Anja Wetter, ESA, NASA, Weißes Haus,<br />
Wikimedia Commons, Thinkstock,<br />
Veit Mette, Jakob Studnar<br />
Layout und Gestaltung<br />
Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 5. Mai <strong>2017</strong>.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.