03.04.2017 Aufrufe

IT-Recht

6C7SpR

6C7SpR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wird. 853 Nach der ständigen <strong>Recht</strong>sprechung des BGH 854 darf eine formularmäßige Freizeichnung<br />

von der Haftung für einfache Fahrlässigkeit nicht zur Aushöhlung von vertragswesentlichen<br />

<strong>Recht</strong>spositionen des Vertragspartners führen, etwa weil sie ihm solche <strong>Recht</strong>e wegnimmt<br />

oder einschränkt, die ihm der Vertrag nach seinem Inhalt und Zweck gerade zu gewähren<br />

hat (§ 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB). Ferner darf die Haftungsbeschränkung nicht dazu führen,<br />

dass der Klauselverwender von Verpflichtungen befreit wird, deren Erfüllung die ordnungsgemäße<br />

Durchführung des Vertrags überhaupt erst ermöglicht und auf deren Einhaltung der<br />

Vertragspartner regelmäßig vertraut und vertrauen darf.<br />

Eine solche Gefährdung und damit Unwirksamkeit ist auch dann anzunehmen, wenn die Haftung<br />

des Verwenders für leicht fahrlässige Verstöße von Erfüllungsgehilfen gegen wesentliche<br />

Pflichten ausgeschlossen wird. 855 Zu den Kardinalpflichten sind insbesondere solche<br />

Pflichten zu zählen, deren Erfüllung die ordnungsgemäße Durchführung der Verträge überhaupt<br />

erst ermöglicht. 856 Hierzu wird man auch die rechtzeitige Erfüllung des Vertrags rechnen<br />

müssen. Dies ist nach neuer <strong>Recht</strong>slage vor allem deshalb von Interesse, da der bisherige<br />

§ 11 Nr. 8b AGBG, auf den die überwiegende Ansicht 857 die Unwirksamkeit des formularmäßigen<br />

Ausschlusses der Haftung für Verzugsschäden nach § 286 Abs. 1 BGB a.F. stützte, im<br />

Rahmen der Schuldrechtsmodernisierung keine Berücksichtigung gefunden hat. Auch insoweit<br />

gibt § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB verstärkt den Maßstab vor. 858 Die Kardinalpflichten dürfen<br />

allerdings nicht ohne weiteres mit den Hauptpflichten eines Vertrags – in Abgrenzung zu den<br />

Schutz- oder Nebenpflichten – gleichgesetzt werden. 859 Von daher kann es auch nicht verfangen,<br />

den Anspruch aus § 282 BGB auf Schadensersatz statt der Leistung wegen Verletzung<br />

einer Pflicht nach § 241 Abs. 2 BGB im Falle einfacher Fahrlässigkeit für allgemein abdingbar<br />

zu halten, zumal dieser Anspruch auch die Unzumutbarkeit der Leistung für den Gläubiger<br />

voraussetzt und eine Freizeichnung die Erreichung des Vertragszwecks jedenfalls gefähr-<br />

853<br />

854<br />

855<br />

856<br />

857<br />

858<br />

859<br />

BGH, Urt. v. 19.1.1984 – VII ZR 220/82, NJW 1984, 1350 – sog. „Kaltlager-Fall“ und BGH, Urt. v.<br />

21.1.1999 – III ZR 289-97, NJW 1999, 1031.<br />

BGH, Urt. v. 24.10.2001 – VIII ARZ 1/01, NJW 2002, 673; BGH, Urt. v. 27.9.2000 – VIII ZR 155/99,<br />

NJW 2001, 292; BGH, Urt. v. 11.11.1992 – VIII ZR 238/91, WM 1993, 24 = NJW 1993, 335, unter II 2a).<br />

BGH, Urt. v. 26.11.1984 – VIII ZR 214/83, NJW 1985, 623, 627, 914, 916 – „Tankschecksystem-Fall“.<br />

BGH, Urt. v. 23.2.1984 – VII ZR 274/82, NJW 1985, 3016 – „Textilveredelungsfall“.<br />

BGH, Urt. v. 20.1.1983 – VII ZR 105/81, NJW 1983, 1322; OLG Stuttgart, Urt. v. 20.7.1979 – 2 U 53/79,<br />

BB 1979, 1468.<br />

Ebenso gut kann hier auch § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB herangezogen werden, da die in §§ 280 Abs. 2, 286<br />

BGB niedergelegte Haftungsfolge für Verzug zu den wesentlichen Grundgedanken des BGB zu zählen ist.<br />

Anschaulich insoweit BGH, Urt. v. 9.11.1989 – IX ZR 269/87, NJW 1990, 761 ff.: ein Haftungsausschluss<br />

für leicht fahrlässige Nebenpflichtverletzungen in Krankenhausbedingungen verstieß nur insoweit gegen<br />

§ 9 Abs. 2 Nr. 2 AGBG, als es um Schäden im Zusammenhang mit der medizinisch indizierten Desinfektion<br />

ging, nicht jedoch in Bezug auf die Verletzung von Obhutspflichten über die von den Patienten ins<br />

Krankenhaus eingebrachten Sachen.<br />

202

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!