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GZW-Journal_01.17_web
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6 GZW-Journal<br />
Prostatakrebs: Art der Behandlung<br />
hängt vom Stadium der Erkrankung ab<br />
Bei Prostatakrebs, auch Prostatakarzinom<br />
genannt, handelt es sich um einen<br />
bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse<br />
des Mannes. Prostatakrebs ist in<br />
Deutschland unter Männern die häufi<br />
gste Krebserkrankung. Pro Jahr werden<br />
nach Angaben des Robert Koch-<br />
Instituts bundesweit etwa 63.400<br />
Neuerkrankungen diagnostiziert.<br />
Wenn die Diagnose Prostatakrebs feststeht<br />
und Ausmaß sowie Stadium der<br />
Erkrankung bestimmt worden sind, entscheidet<br />
der Arzt gemeinsam mit dem<br />
Patienten, welche Möglichkeiten der<br />
Behandlung in diesem individuellen<br />
Fall angezeigt sind. Wird der Tumor<br />
im Frühstadium erkannt, ist die Strahlentherapie<br />
der radikalen Operation<br />
gleichwertig. Haben sich hingegen bereits<br />
Metastasen in den Lymphknoten<br />
oder im benachbarten Knochengewebe<br />
gebildet, ist oft eine Kombination<br />
aus Hormon- und Chemotherapie,<br />
eventuell zusätzlich eine Operation<br />
oder Bestrahlung angezeigt.<br />
Zur Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs<br />
bietet die Klinik für Radioonkologie<br />
und Strahlentherapie am Universitätsklinikum<br />
Marburg eine interdisziplinäre<br />
Sprechstunde im zertifi zierten<br />
Prostatakarzinomzentrum an, bei der<br />
sowohl ein Strahlentherapeut als auch<br />
ein Urologe anwesend sind. Zur Beratung,<br />
für eine Zweitmeinung bei Vorliegen<br />
einer Verdachtsdiagnose oder zur<br />
Therapie bei einem schon fortgeschrittenen<br />
Tumorbefund steht auch der<br />
Schwerpunkt Onkologie des GZW am<br />
Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim<br />
zur Verfügung.<br />
Einsatz der Partikeltherapie<br />
beim Prostatakrebs<br />
Physikalische und biologische Effekte<br />
sind dafür verantwortlich, dass bei<br />
Einsatz der Partikeltherapie beim Prostata-Karzinom<br />
das gesunde Gewebe<br />
optimal geschont wird und somit Begleiterscheinungen<br />
effektiv reduziert<br />
werden können: Die Teilchen durchstrahlen<br />
das vor dem Tumor liegende<br />
gesunde Gewebe und geben erst am<br />
Ende der computerprogrammierten<br />
Spur, im Tumor, schlagartig fast ihre<br />
gesamte Energie in einem nur wenige<br />
Millimeter breiten Areal, dem so genannten<br />
Bragg-Peak, ab. Dabei werden<br />
im Tumor sehr hohe Dosierungen<br />
erreicht, die zu einem Absterben der<br />
Tumorzellen führen. Die Partikeltherapie<br />
kann dabei als Ersttherapie, ergänzend<br />
nach einer operativen Therapie<br />
oder nach der Radikaloperation bei<br />
Wiederauftreten des Prostatakrebses<br />
eingesetzt werden. Je nach der individuellen<br />
Situation des Patienten wird sie<br />
mit weiteren Therapien kombiniert.<br />
Zumeist handelt es sich um Konzepte,<br />
bei denen zusätzlich zur Photonentherapie<br />
eine Dosisaufsättigung in der<br />
Prostata (Boost-Konzept) mit Protonen<br />
erfolgt. Im Rahmen klinischer Studien<br />
kann alternativ auch eine alleinige Protonentherapie<br />
mit erhöhter Einzeldosis<br />
(Hypofraktionierung) und kürzerer Gesamtbehandlungsdauer<br />
mit Kohlenstoff-<br />
Ionen angeboten werden.<br />
Behandlung von<br />
Lungenkrebs<br />
Auch die Behandlung des Lungenkrebses<br />
richtet sich nach den individuellen<br />
Gegebenheiten: nach<br />
Tumortyp, Tumorstadium und dem<br />
Allgemeinbefi nden des Patienten.<br />
In frühen Stadien, in denen noch<br />
gar keine oder nur wenige Metastasen<br />
in Lymphknoten vorhanden sind,<br />
empfehlen sich die Operation oder<br />
die Einzeit-Stereotaxie (Strahlenapplikation<br />
mit millimetergenauer Präzision<br />
in einer einzigen Sitzung), im<br />
Falle bereits vorhandener Metastasen<br />
mit anschließender Chemotherapie.<br />
Ist der Lungenkrebs bereits<br />
in lokal fortgeschrittenem Stadium,<br />
sehen die Leitlinien eine multimodale<br />
Therapie aus Operation, Strahlentherapie<br />
und Chemotherapie vor.<br />
Oft wird die Erkrankung erst in<br />
metastasiertem Stadium erkannt.<br />
Aber auch hier gab es große Fortschritte<br />
in der medikamentösen<br />
Therapie. So können bei bestimmten<br />
genetischen Veränderungen der<br />
Tumorzellen oder bei Ausprägung<br />
bestimmter Oberfl ächenmoleküle<br />
zielgerichtete Medikamente – teils<br />
in Tablettenform oder auf Basis von<br />
Immunsystem stärkenden Therapeutika<br />
wie Nivolumab und Pembrolizumab<br />
– ganz ohne Chemotherapie<br />
erfolgreich sein.<br />
BESTRAHLUNG<br />
Neue Studien bewerten im frühen<br />
Stadium des Lungenkrebses die<br />
Bestrahlung als ebenso wirksam wie<br />
eine Operation. In der Klinik für<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie<br />
am Universitätsklinikum Marburg<br />
wird hierfür ebenso wie für die<br />
Therapie des Lungenkrebses in fortgeschritteneren<br />
Stadien je nach<br />
individueller Situation des Patienten<br />
wahlweise die herkömmliche Bestrahlung<br />
mit Photonen oder die<br />
Partikeltherapie eingesetzt.