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Holzbau in Kärnten<br />

Holz – Von der<br />

Wiege bis zur Bahre<br />

Holz begleitet uns in allen Lebensbereichen. Bei der Geburt liegen wir in einer Wiege<br />

aus Holz und im Laufe des Lebens treffen wir auf Holz als Baumaterial und<br />

Werkstoff. Auch auf unserem letzten Weg begleitet uns Holz.<br />

Fritz Klaura<br />

Zu Ostern erinnern wir uns an den Leidensweg<br />

Christi, der an seinem Holzkreuz<br />

schwer zu tragen hatte. Da begleiten<br />

uns Tod und Auferstehung. Wir alle beschreiten<br />

diesen Weg. An diesem Scheidepunkt<br />

verabschieden wir uns von Menschen,<br />

die wir lieb gewonnen haben.<br />

In St. Jakob an der Straße wurde ein<br />

Ort geschaffen, der Trost und Wärme<br />

spendet und uns durch das würdevolle<br />

Altern der Materialien daran erinnert,<br />

dass auch wir ein Teil des Naturkreislaufes<br />

sind.<br />

Der ursprünglich kleine Ort wird zusehends<br />

von der Stadt vereinnahmt. Viele<br />

Menschen haben sich in den letzten<br />

dreißig Jahren angesiedelt und der kleine<br />

Friedhof platzt aus allen Nähten. Eine<br />

eigene Verabschiedungshalle gab es bis<br />

vor kurzem nicht. Der vom Pfarrgemeinderat<br />

angeregte Bau sollte die Themen<br />

Leben, Tod und Vergänglichkeit, aber<br />

auch den verantwortungsvollen Umgang<br />

mit Ressourcen vereinen.<br />

Holz, als nachwachsender Rohstoff aus<br />

dem Kreislauf der Natur, stand dabei sogleich<br />

als der geeignete Baustoff fest. Es<br />

widerspiegelt Veränderlichkeit, die Symbolik<br />

von Wachstum und Sterben und<br />

steht für die sprichwörtliche Lebensbegleitung<br />

„von der Wiege bis zur Bahre“.<br />

Symbiose mit der Natur<br />

Die Anordnung von Kirche und Friedhof<br />

gab den logischen Standort für das<br />

Bauwerk vor. Im Schatten einer großen,<br />

dominanten Linde gab es noch eine freie<br />

Fläche. Fuhr man vor zwei Jahren an der<br />

Kirche vorbei, entdeckte man für kurze<br />

Zeit eine kleine, unspektakuläre Baustelle.<br />

Der Baukörper wirkte zurückhaltend<br />

und durch die gelungenen Proportionen<br />

schlicht und schön. Von den<br />

rötlich leuchtenden Lärchenschindeln<br />

beeindruckt, konnte man den Blick im<br />

Vorbeifahren nur schwer abwenden. Das<br />

Dach geht nahtlos in die Fassade über.<br />

Aus der Nähe betrachtet bilden die gespaltenen<br />

Lärchenschindeln eine grob<br />

strukturierte Fläche. In der Gesamtheit<br />

aus Dach und Fassade entsteht jedoch<br />

eine in sich schlüssige, gleichmäßige<br />

Struktur, die wie eine Borke den Baukörper<br />

einhüllt.<br />

Die freie Bewitterung des unbehandelten<br />

Holzes bewirkt eine Veränderung.<br />

Die langsame Vergrauung wird von den<br />

täglich vorbeifahrenden Pendlern nur<br />

bedingt wahrgenommen. Allmählich<br />

entwickelt sich der Baukörper mit dem<br />

ursprünglichen Blickfang der rötlichen<br />

Lärche zu einem stillen Teil seiner Umgebung.<br />

Er fügt sich den Veränderungen<br />

der Wetterlage und Jahreszeiten entsprechend<br />

sensibel ein.<br />

Im geschützten Inneren dominiert<br />

nach wie vor der warme, rötlich-braune<br />

Farbton der heimischen Gebirgslärche.<br />

Die komplett verglaste Giebelseite lässt<br />

den Kontakt zur alten Linde und dem<br />

angrenzenden Friedhof zu und symbolisiert<br />

somit den Übergang ins Jenseits.<br />

Das Grau des Natursteinbodens verstärkt<br />

die Wahrnehmung des einzigen<br />

„Einrichtungsgegenstandes“: Ein Lärchensockel<br />

dient der zentralen Bestimmung<br />

des Bauwerkes, der Zeremonie<br />

für die Verabschiedung eines geliebten<br />

Menschen.<br />

Egal ob Winter oder Sommer, der<br />

Holzbau vermittelt mit seiner physisch<br />

wahrnehmbaren, warmen Oberfläche<br />

und dem natürlichen, zeitlosen Farbton<br />

eine Stimmung, mit der wir den Tod<br />

auch als Neubeginn verstehen können.<br />

Der Kreis schließt sich. Und wie wir zu<br />

Ostern den Winter hinter uns lassen, um<br />

dem neuen Jahr eine Chance zur Erneuerung<br />

zu geben, zeigen die Planer mit<br />

diesem Bauwerk, wie vergänglich, einfühlsam<br />

und erneuerbar das Leben ist –<br />

wie das Holz im Kreislauf der Natur.<br />

Der beste Baustoff<br />

wächst im Wald<br />

Holz ist aus ökologischen und bauphysikalischen Gründen das beste Material<br />

sowohl für Neubauten als auch für Um- und Zubauten, wie der Mallhof in Bad<br />

Kleinkirchheim oder die Kaslab’n in Radenthein zeigen.<br />

MoNiKa uNegg<br />

Land- und Forstwirte haben den besten<br />

Baustoff im eigenen Wald und damit<br />

für Baumaßnahmen jederzeit eine gleichermaßen<br />

ökonomische wie ökologische<br />

Lösung parat. „Wir sind aus voller<br />

Überzeugung Biobauern. Wir wirtschaften<br />

nachhaltig, verzichten bewusst auf<br />

maximale Erträge und möchten den zukünftigen<br />

Generationen gesunde Böden<br />

und eine intakte Umwelt hinterlassen“,<br />

lautet das Motto des Mallhofbauern.<br />

Umweltfreundliches Denken und Handeln<br />

gilt hier nicht nur für die Produkte.<br />

Daher entschied sich Christian Mayrbrugger<br />

beim Ausbau des Bauernhauses<br />

und der Gestaltung des Hofladens für<br />

den natürlichen Baustoff Holz.<br />

Das 500 Jahre alte Bauernhaus wurde<br />

sanft erweitert, ohne den Charakter<br />

des Gebäudes zu zerstören. Das erreichte<br />

man mit einem Erker im Erdgeschoß<br />

und einem auskragenden Balkon<br />

im Obergeschoß. Auf diese Weise wurde<br />

nicht nur ein zusätzlicher Raum gewonnen,<br />

sondern auch die Wohnqualität<br />

deutlich gesteigert. Einbauten aus<br />

vergangenen Jahren wurden entfernt, um<br />

mehr Licht und Platz zu schaffen.<br />

Der Bauernladen, in dem die Bioprodukte<br />

verkauft werden, liegt unmittelbar<br />

neben dem Wohnhaus. Er ist in der ehemaligen<br />

Traktorgarage untergebracht,<br />

die in Holzbauweise umgebaut wurde.<br />

Das große Panoramafenster zu Straße<br />

hin wirkt einladend und lässt einen Blick<br />

auf das vielfältige Angebot zu.<br />

Holzbaupreis - anerkennung<br />

Der Umbau des Wohnhauses überzeugte<br />

auch die Juroren des Holzbaupreises<br />

2013, die dem Zubau eine Anerkennung<br />

verliehen. Sie schätzten die Baumaßnahmen<br />

als „kleine, feine Art, mit gebauter<br />

alter Holzbausubstanz umzugehen“.<br />

Der Mallhof arbeitet auch mit anderen<br />

Betrieben der Region zusammen, unter<br />

anderem mit der Kaslab’n in Radenthein.<br />

Für deren Verwirklichung taten sich<br />

mehrere Bauern zusammen und gründeten<br />

eine Genossenschaft, die direkt<br />

im Ort eine Bio-Heumilch-Käserei aus<br />

Holz errichten ließ, die von mehreren<br />

landwirtschaftlichen Betrieben der Region<br />

regelmäßig mit Ziegen- und Kuhmilch<br />

beliefert wird. In dem Bau ist<br />

auch eine Schaukäserei untergebracht,<br />

in der die bäuerliche Arbeit anschaulich<br />

vermittelt wird.<br />

Bauform und Material der Kaslab’n<br />

sollten einen Bezug zur Region darstellen.<br />

So kommt das Holz für das Gebäude<br />

zum Großteil aus den Wäldern der Bauherren,<br />

ortsansässige Firmen wurden<br />

einbezogen.<br />

Helle, offene räume<br />

In dem Verkaufsraum, der auch eine<br />

kleine, gemütliche Gaststube ist, können<br />

alle angebotenen Produkte verkostet werden.<br />

Decken und Wände des hellen, offen<br />

gestalteten Gebäudes bestehen aus unbehandelter<br />

Fichte. Die Möbel wurden<br />

zum Teil vom Tischler der Region gefertigt,<br />

zum Teil von den Genossenschaftern<br />

selbst eingebracht. So stammen die Sessel<br />

von verschiedenen Bauernhöfen, sie<br />

geben der Kaslab’n ihre ganz persönliche<br />

Note. Die Lärchenfassade des Gebäudes<br />

ist unbehandelt und sägerau.<br />

Bauen mit Holz bietet viele Möglichkeiten.<br />

Beispiele aus allen Bereichen zeigt<br />

proHolz Kärnten auf seiner Homepage in<br />

der Holzbaugalerie (http://www.proholzkaernten.at/holzbauten-datenbank/)<br />

Publikationen<br />

zu verschiedenen Bereichen<br />

des Holzbaus sind bei proHolz Kärnten<br />

Der Mallhof wurde mit Holz sanft erweitert (li.).<br />

Die Kaslab’n bietet auch eine gemütliche Gaststube.<br />

Fotos (2): Christian Brandstätter, Arch. Gruber<br />

kostenlos erhältlich. Darüber hinaus bietet<br />

proHolz Kärnten allen, die mit Holz<br />

bauen möchten, eine kostenlose und unabhängige<br />

Holzbau-Fachberatung.<br />

Kontakt<br />

proHolz Kärnten, Arbeitsgemeinschaft<br />

der Kärntner Forst- und Holzwirtschaft,<br />

Europaplatz 1, 9020 Klagenfurt<br />

Tel.: 0590904-215, Fax: 0590904-204<br />

E-Mail: office@proholz-kaernten.at<br />

www.proholz-kaernten.at<br />

28 Waldverband<strong>aktuell</strong> April 2017<br />

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