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Im Gespräch LFD Christian Matitz<br />
Bewirtschaftung hat<br />
unseren Wald geprägt<br />
Seit Dezember 2015 steht Christian Matitz an der Spitze des Kärntner<br />
Landesforstdienstes. Er folgt Gerolf Baumgartner nach, der diese Aufgabe<br />
26 Jahren lang erfüllt hat und in den verdienten Ruhestand gewechselt<br />
ist. Wir haben unseren neuen Landesforstdirektor zum Thema<br />
Waldwaldbewirtschaftung und zu seiner neuen Tätigkeit befragt.<br />
Ausschnitt aus einer Regulierungsurkunde von 1867 über Holzbezugsrechte. Foto: Österr. Einforstungsverband<br />
Ök.-Rat RUDOLF ROSENSTATTER<br />
Obmann Waldverband Österreich<br />
Sehr geehrter Herr Landesforstdirektor,<br />
Kärnten ist ein Waldland.<br />
Welchen persönlichen Zugang haben<br />
Sie zu Wald und Holz?<br />
Matitz Schon als Kind durfte ich<br />
mit meinem Vater im Wald mitarbeiten<br />
und so wuchs mein Interesse am Werkstoff<br />
Holz. Mit den Nachbarkindern<br />
verbrachten wir viel Zeit spielerisch<br />
im Wald, später war ich oft auf Entdeckungsreise<br />
nach Pflanzen und Tieren.<br />
So konnte ich die Vielfalt und die Faszination<br />
des Ökosystems erfahren.<br />
Wo sehen Sie Ihre<br />
persönlichen Schwerpunkte<br />
bei Ihrer Tätigkeit<br />
als Landesforstdirektor?<br />
Wofür<br />
werden Sie sich<br />
einsetzen?<br />
Matitz Die Haupttätigkeit<br />
ist die Leitung<br />
des Landesforstdienstes<br />
mit den engagierten Mitarbeitern.<br />
Neben dem Forstgesetzvollzug<br />
spielen die Beratung, Unterstützung<br />
und Förderung der WaldbesitzerInnen<br />
eine wichtige Rolle. Mein Schwerpunkt<br />
liegt auch in der öffentlichen Darstellung<br />
der positiven Wirkungen des Waldes<br />
und seiner günstigen Funktionen für<br />
die Allgemeinheit.<br />
Förderungen spielen oft eine Rolle<br />
bei betrieblichen Entscheidungen.<br />
Welchen Stellenwert hat die Forstförderung<br />
für Sie?<br />
Matitz Aus Sicht der Landesforstdirektion<br />
ist die Forstförderung ein Steuerungsinstrument,<br />
um auf bestimmte Arten<br />
der Waldbewirtschaftung Einfluss<br />
nehmen zu können. Schwerpunkte sind:<br />
„Klimafitter“ Wald, Jungwuchspflege,<br />
Wertholzerzeugung oder Schutzwaldbewirtschaftung.<br />
Aufgrund des geringen<br />
Forstförderbudgets können in der Praxis<br />
höchstens kleine Anreize geschaffen<br />
werden.<br />
"Mein Schwerpunkt<br />
liegt auch in der öffentlichen<br />
Darstellung der<br />
positiven Wirkungen<br />
des Waldes und seiner<br />
günstigen Funktionen<br />
für die Allgemeinheit."<br />
Sie waren auch Funktionär in der<br />
Kärntner Jägerschaft. Was ist in Ihren<br />
Augen die Herausforderung<br />
im Dialog mit<br />
den Jägern?<br />
Matitz Wald und<br />
Wild sind untrennbar<br />
miteinander verbunden,<br />
somit sollten beide Aspekte<br />
immer gemeinsam<br />
betrachtet werden. Voraussetzung<br />
für einen produktiven<br />
Dialog mit den<br />
JägerInnen ist ein Problembewusstsein<br />
auf beiden Seiten. Um<br />
das Ausmaß der Wildschäden in den<br />
Griff zu bekommen, wären die nächsten<br />
Schritte: „Wollen – Können – Tun“.<br />
Der Waldverband tritt für eine aktive<br />
Bewirtschaftung des Waldes<br />
ein. Wie stehen Sie zum Thema<br />
„Außernutzungstellung“?<br />
Matitz Kärnten ist geprägt von Kulturlandschaften,<br />
die ein Produkt jahrhundertelanger<br />
Bewirtschaftung sind.<br />
Strenge und umfangreiche gesetzliche<br />
Regelungen gewährleisten eine nachhaltige<br />
forstliche Behandlung und sorgen<br />
für die Erhaltung der günstigen Wirkungen<br />
der Wälder. Viele Menschen<br />
sind auf das Einkommen aus dem Wald<br />
angewiesen.<br />
Als Serviceorganisation für den<br />
Kleinwald hat sich der Waldverband<br />
etabliert. Worin sehen Sie seine<br />
zukünftigen Aufgaben?<br />
Matitz Nachdem das Fachpersonal<br />
des Landesforstdienstes stets reduziert<br />
wird, werden in Zukunft, trotz Schwerpunkt<br />
Holzvermarktung, die Aufgaben<br />
für den Waldverband umfangreicher<br />
werden. Dies betrifft die fachliche Beratung<br />
und Unterstützung der WaldeigentümerInnen<br />
in Bezug auf Klimawandel<br />
und damit die Themen Baumartenwahl<br />
und „Borkenkäfer“.<br />
Ca. 70 % der Kärntner Waldbesitzer<br />
sind dem Kleinwald zuzuordnen.<br />
Was geben Sie Ihnen für die nächsten<br />
Jahre mit auf den Weg?<br />
Matitz Die Faszination des Waldes<br />
und seiner Artenvielfalt erkennen, die<br />
Potenziale nutzen, das Grundeigentum<br />
wertschätzen, sich über forstliche Belange<br />
informieren oder weiterbilden, Beratungen<br />
bei allen forstlichen Dienststellen<br />
(Verbänden, Vereinen, Kammern, usw.)<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Sehr geehrter Herr Landesforstdirektor,<br />
vielen Dank für das Gespräch!<br />
Eigentumsrechte<br />
verbinden uns<br />
Viele bäuerliche Betriebe in Österreich<br />
decken ihren Holzbedarf nicht<br />
aus Eigenwaldungen sondern aus sogenannten<br />
Holzbezugsrechten. Diese auch<br />
als Einforstungsrechte bezeichneten<br />
vermögenswerten Ansprüche berechtigen<br />
den Eigentümer einer einforstungsberechtigten<br />
Liegenschaft jährlich eine<br />
gewisse Menge an Brenn- und Nutzholz<br />
in einem fremden Wald zu nutzen<br />
und zu beziehen. Den Rechtstitel bilden<br />
auf die Grundlastenregelung 1848<br />
zurückreichende Regulierungsurkunden,<br />
welche Ausmaß, Holzqualität und<br />
Bezugsmodalitäten regeln. Als einkommenswirksamer<br />
Bestandteil stellen diese<br />
Rechte, damals wie heute, eine wesentliche<br />
wirtschaftliche Grundlage für viele<br />
bäuerliche Betriebe dar. Die Bedeutung<br />
der Einforstungsrechte für die Landeskultur<br />
spiegelt sich auch in deren öffentlich-rechtlichem<br />
Charakter wider, wodurch<br />
sie sich wesentlich von den zivilrechtlichen<br />
Servituten unterscheiden.<br />
Durch die gegensätzlichen Interessen<br />
der Nutzungsberechtigten und der<br />
belasteten Grundeigentümer kommt<br />
es in der Praxis vielfach zu Konflikten.<br />
Der Einforstungsverband mit seinen<br />
in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark<br />
und Tirol ansässigen 23 Einforstungsgenossenschaften<br />
sowie den<br />
mehr als 11.000 Einzelmitgliedern setzt<br />
sich für Erhalt und Sicherung dieser<br />
althergebrachten Rechte ein.<br />
Viele Mitglieder des Einforstungsverbandes<br />
sind parallel Mitglied bei einem<br />
der acht Landes-Waldverbände und nehmen<br />
deren wertvolle Dienstleistungen,<br />
insbesondere im Bereich der Holzvermarktung,<br />
in Anspruch. Durch eine professionelle<br />
Vermarktung und der damit<br />
einhergehenden höheren Wertschöpfung,<br />
lässt sich das Einkommen für viele<br />
bäuerliche Kleinbetriebe steigern. Dies<br />
wiederum trägt wesentlich zum Erhalt eines<br />
selbständigen Bauernstandes und einer<br />
leistungsfähigen Landwirtschaft bei.<br />
Anlässlich des Salzburger Waldbauertages<br />
am 3. März 2017 hat sich der Einforstungsverband<br />
offiziell dem Österreichischen<br />
Waldverband als Mitglied angeschlossen.<br />
Durch diese primär als strategische<br />
Partnerschaft anzusehende Mitgliedschaft<br />
wollen Wald- und Einforstungsverband<br />
die Zusammenarbeit und<br />
die Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette<br />
Holz verstärken sowie<br />
die gemeinsamen Interessen gegenüber<br />
der Politik bündeln.<br />
Kontakt<br />
Mag. Florian Past<br />
Geschäftsführer des<br />
Einforstungsverbandes<br />
Tel.: 07612/74080<br />
E-Mail: einforstungsverband@aon.at<br />
Liebe<br />
Waldbesitzerinnen<br />
und Waldbesitzer<br />
Eine weltweit agierende Umweltorganisation<br />
möchte über ihr Zertifizierungssystem FSC direkten<br />
Einfluss auf die heimische Waldbewirtschaftung<br />
nehmen. Demgegenüber steht das von der europäischen<br />
Familienforstwirtschaft entwickelte Zertifizierungssystem<br />
PEFC – von Waldbesitzern für<br />
Waldbesitzer.<br />
Die heimischen Familienbetriebe bewirtschaften<br />
ihre Wälder seit Generationen in einer beispielgebenden<br />
nachhaltigen Weise. Das PEFC-Logo macht<br />
diese vorbildhafte und „enkeltaugliche“ Waldbewirtschaftung<br />
für die Konsumenten sichtbar.<br />
Stärken wir uns selbst indem wir beim Einkauf von<br />
Papier und anderen Holzprodukten auf das PEFC-<br />
Logo achten. Wir dürfen uns die Bewirtschaftung<br />
unseres Eigentums nicht aus der Hand nehmen<br />
lassen.<br />
In diesem Zusammenhang freut es mich besonders,<br />
den Einforstungsverband als Mitglied beim<br />
Waldverband Österreich begrüßen zu dürfen. In<br />
dieser strategischen Partnerschaft wollen wir Synergieeffekte<br />
nutzen und das gemeinsame politische<br />
Gewicht stärken. Ein wertvoller Mitstreiter in<br />
der gemeinsamen Sache und vor allem wenn es<br />
um Eigentum und Eigentumsrechte geht. Ich freue<br />
mich auf die verstärkte Zusammenarbeit.<br />
Ich wünsche viel Freude beim Lesen und weiterhin<br />
eine erfolgreiche und unfallfreie Waldarbeit.<br />
Beste Grüße<br />
Rudolf Rosenstatter<br />
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Waldverband<strong>aktuell</strong> April 2017<br />
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