Nr. 200, Faulstich, P.; Zeuner, C.; Erwachsenenbildung.
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Buch des Monats <strong>Nr</strong>. <strong>200</strong><br />
<strong>Faulstich</strong>, Peter ; <strong>Zeuner</strong>, Christine, <strong>Erwachsenenbildung</strong>. – Weinheim/Basel :<br />
Beltz, 2010 – 191 S. ISBN 3-407-34209-6, Bibliothek GBW-Signatur DW 1001 64)<br />
Ein einfacher Titel – aber die Aufgabe, das wesentliche Wissen über ein Fachgebiet in einen<br />
schmalen Band zu packen, ist alles andere als einfach, sondern verlangt einen souveränen<br />
Ueberblick, wie ihn nur jahrelange Lehrtätigkeit verschaffen kann. Auch wenn der Band in<br />
der Reihe 'Bachelor | Master' primär für Studierende gedacht ist, ist es auch für Praktiker<br />
nützlich, sich wieder einmal über den heute vermittelten Stand des Fachwissens ins Bild zu<br />
setzen. Zur Erinnerung: das Praxisfeld nennen wir heute eher 'Weiterbildung', die<br />
Wissenschaft davon heisst hingegen nach wie vor '<strong>Erwachsenenbildung</strong>' (wie manchmal<br />
auch das Praxisfeld als ganzes, siehe gleich anschliessend).<br />
Die Einführung nennt den Fokus des Buches "Fragen und Probleme des professionellen<br />
Handelns in der <strong>Erwachsenenbildung</strong>" (EB). Es gehe um Anwendungsbezüge "vor dem<br />
Hintergrund theoretischer Standpunkte, bildungspolitischer und ökonomischer Entwicklungen<br />
und Zielsetzungen". Das Buch soll ein Arbeitsbuch sein und enthält daher am Ende<br />
jedes Kapitels nebst einer Zusammenfassung auch Anregungen zum selbständigen Weiterdenken.<br />
Kap. 1, "Tätigkeitsfelder in der EB" umfasst Abschnitte über 1. Begriffe und Dimensionen<br />
der EB (Geschichte der Bezeichnungen und Institutionstypen; die relevanten Dimensionen<br />
wie Adressaten, Themen, Institutionen, Methoden; der Handlungzyklus), 2. die Handlungsfelder<br />
anhand der Beispielfiguren der Personalchefin eines Unternehmens und des Leiters<br />
eines städtischen Bildungszentrums (Differenzen und Gemeinsamkeiten); die fünf Handlungsebenen,<br />
samt einer grossen Tabelle der Aufgabenfelder und der dazu gehörenden<br />
Prinzipien bzw. Tätigkeiten (z.B. Nachfrageorientierung bzw. Bedarfsanalyse).<br />
Kap. 2 "Vermittlung als Unterstützung des Lernens" handelt von didaktischen Perspektiven.<br />
Vorweg wird klargestellt. dass es im Buch um "explizit zielgerichtet organisiertes Lernen"<br />
geht. Wir lesen sodann Definitionen von Didaktik, Erläuterungen zur WB als didaktisches<br />
Handeln, die Entwicklung didaktischer Ansätze, fünf theoretische Hintergründe (bildungstheoretisch-kritischer<br />
usw.), Dimensionen des didaktischen Handelns (Bildungsverständnis,<br />
gesellschaftlicher/individueller Bezug, Makro-, Meso- und Mikroebene u.a.), samt einer<br />
Neuformulierung des bekannten didaktischen Dreiecks.<br />
Kap. 3 "Weiterbildungsbedarf" geht 1. ein auf die Problematik des Begriffs, dessen Begründungen,<br />
Dimensionen, Indikatoren und verschiedenen Definitionen. 2. zeigt sich Bedarf<br />
als "Handlungsfeld in der EB" zwischen Gesellschaft, Markt, Unternehmen, Individuen und<br />
technologischen Entwicklungen. Das 3. Unterkapitel gilt den Methoden der Bedarfserhebung;<br />
das 4. fokussiert auf partizipative Methoden. 5. sehen wir die Problematik einer einseitigen<br />
WB- und Nachfrageorientierung, u.a. in einer Checkliste, die mit der Frage "Was ist<br />
das Problem?" beginnt und insbesondere für Betriebe auch andere Problemlösungen als<br />
WB im Auge behält.<br />
Kap. 4 "Programmplanung " kommt zum nächsten Schritt des Handlungszyklus (s. Kap. 1),<br />
ausgehend von den zwei dort eingeführten Beispielpersonen. Die fünf Unterkapitel erläutern:<br />
1. das bildungspolitische Interesse für die Programmplanung; 2. Adressaten und<br />
Zielgruppen als deren Grundlage; 3. Milieu, Sozialisation und Biographie als besonders<br />
wichtige Bestimmungsgrössen des Teilnahmeverhaltens; 4. WB-Marketing und 5. Ueberlegungen<br />
zur Praxis der Progammplanung als Austarieren von verschiedenen Interessen,<br />
mit Checklisten zu Handlungsbereichen, Adressaten und Themen.<br />
Kap. 5 geht mit "Veranstaltungsplanung" noch eine Ebene tiefer, von den Aufgaben meist<br />
vollzeitlicher Leiter zu denen meist teilzeitlicher Dozenten. Dargestellt werden 1. die Dimensionen<br />
der Veranstaltungsplanung (Themen, Lernziele usw); 2. die Konkretisierung der Teilnehmerorientierung<br />
(Konzepte, Stile, Definition, Dimensionen, und das manchmal entgegenstehende<br />
'Interesse' des Lernstoffs); 3. Eigenheiten des Lernens im Erwachsenenalter;<br />
4. die Abfolge der Schritte (Wahl von Themen, Lernzielen, Methoden, Medien).
Kap. 6 "Planung und Durchführung von Lehr-Lern-Prozessen" macht den weiteren Schritt<br />
von der Planung zum konkreten mikrodidaktischen Handeln. Themen sind 1. das Lehr-Lern-<br />
Handeln als Vermittlungsprozess (Dimensionen des Lernens wie 'institutionell--informell',<br />
Kontexte, selbstbestimmtes Lernen, Gruppenlernen, partizipatives und kooperatives Lernen);<br />
2. die Rolle von Experten (Aufgaben, Kompetenzen, der 'Lehrlernkurzschluss', Förderung<br />
von expansivem Lernen, Professionalität; 3. Voraussetzungen (Sach-, Gruppen-, und<br />
Psycho-Logik); 4. die Schritte der Planung und Durchführung (mit einem Phasenmodell).<br />
Kap. 7 "Qualitätssicherung" beginnt mit einem Abriss der neueren Qualitätsdebatte, mit Hinweis<br />
auf die verschiedenen Aspekte (z.B. Zufriedenheit der Teilnehmenden) und auf die<br />
Selbstregulation der Organisation, ergänzt durch Beispiele von Qualitätssicherungssystemen.<br />
Die Unterkapitel betreffen 1. Definitionen und Kriterien von Qualität; 2. Konzepte und<br />
Instrumente, Niveaus der Regulation (Lernen Einzelner bis Bildungssysteme), Erfolgsdimensionen,<br />
Einrichtungs-, Durchführungs-, Ergebnis- und Erfolgsqualität; 3. Qualitätssicherung<br />
in der Praxis (konkrete Modelle wie LQB, Aushandlungsprozesse, Perspektiven).<br />
Kap. 8 "Evaluation" stellt diese zunächst als eine der Massnahmen zur Qualitätssicherung<br />
heraus. Themen sind 1. die Bedeutung des Begriffs (mögliche Gegenstände, Felder insgesamt<br />
und im Bildungswesens, vier Definitionen, die je verschiedene Aspekte beleuchten; 2.<br />
Zielsetzungen in der EB (Anwendungsfelder und -Ebenen, Evaluationstypen, Evaluationsforschung,<br />
Risiken); 3. Evaluationsansätze und -Verfahren (Typen wie Input- oder Prozessevaluation,<br />
Wahl des Verfahrens, Instrumente u.a. in einer Tab. mit 17 Verfahren, Planung<br />
und Durchführung, mit Ablaufplan); 4. die Rolle des Evaluators (fachliche und persönliche<br />
Voraussetzungen, eine exemplarische Ausbildung in E.; und 5. bestimmte Evaluationsansätze<br />
als Ursachen für die Einengung des Blicks auf die vielfältigen Kompetenzen.<br />
Kap. 9 "Transfer" erläutert zunächst das Problem, dass organisiertes Lernen nicht dasselbe<br />
ist wie Handeln in konkreten Situationen, wobei v.a. berufliche WB im Blick ist. Das 1. Unterkapitel<br />
führt dies aus (Problemlösung als Fokus); das 2. skizziert die einschlägigen Lerntheorien<br />
und deren Unterschiede; im 3. geht es um Transferstrategien im Betrieb (Barrieren<br />
und deren Ueberwindung, illustriert anhand der Tätigkeit der Beispielperson).<br />
Kap. 10 gilt der Querschnittaufgabe Bildungsberatung, ausgehend von einer Skizze der<br />
verschiedenen bildungspolitischen Phasen der letzten Jahrzehnte. Die Unterkapitel be-<br />
handeln 1. Begriffsklärungen (Komponenten, Aspekte, Definitionen); 2. verschiedene<br />
theoretische Richtungen (z.B. 'subjektbezogene' Beratung), mit einer Tendenz von der<br />
Biographie zu den Handlungspotenzialen; 3. die Anlässe und Zielsetzungen bei Klienten<br />
und Anbietern von Beratung; 4. Akteure (Trägertypen), Beratungsfelder, Ansätze und<br />
Methoden; 5. Beratung als professionelle Aufgabe von Erwachsenenbildnern.<br />
Kap. 11 entwirft die "Handlungskontexte des WB-Personals", mit einer Schilderung der<br />
allgemeinen Lage (finanzieller Druck, Kürzungsstrategien usw.). Themen sind 1. die WB-<br />
Institution als Dienstleistungsanbieter (samt Aspekten, die bei dieser Perspektive zu kurz<br />
kommen); 2. der Entwicklungsstand der WB (Dominanz der Supportstrukturen); 3. Defizite<br />
und Perspektiven (Postulate wie antizyklische Bildungspolitik, Integration beruflicher und<br />
nicht-beruflicher WB, Durchlässigkeit, Verzahnung von Arbeit und Lernen).<br />
Kap. 12 ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis (11 S.), das auch Klassiker aus den 90er,<br />
vereinzelt aus den 70er und 80er Jahren enthält . – Zu den Autoren, beides profilierte Hochschullehrer<br />
in EB, finden sich je zwei Zeilen auf dem Vorblatt des Buches.<br />
18.1.12 Carl Rohrer