Fair Wohnen Sept.2012 - Mietervereinigung Österreichs
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FAIR<br />
NR. 03 | September 2012<br />
MAGAZIN DER MIETERVEREINIGUNG ÖSTERREICHS<br />
Unter einem Dach:<br />
Rechtliches rund ums Haustier<br />
Herbstklassiker:<br />
Apfelkuchen<br />
IM „ESSBAREN TIERGARTEN“:<br />
Georg Niedermühlbichler im<br />
Gespräch mit Josef Zotter<br />
Leben<br />
mit Tieren<br />
Hundeprofi<br />
Martin Rütter live<br />
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Fotos: Johannes Zinner, Petra Rautenstrauch, Gunda Dittrich<br />
4<br />
Zu Besuch im „Essbaren Tiergarten“<br />
Vorzeige-Landwirt und Chocolatier Josef Zotter<br />
lud MVÖ-Präsident Georg Niedermühlbichler zum<br />
Gespräch in die Steiermark. Ein Talk über Lebensmittelpolitik<br />
und das Schlachten von Tieren.<br />
Aktuell<br />
04 Georg Niedermühlbichler im Gespräch<br />
mit Chocolatier und Vorzeige-Bauer<br />
Josef Zotter.<br />
08 Neues Energieausweisvorlagegesetz<br />
tritt ab 1. 12. 2012 in Kraft.<br />
10 Termine, Bücher, News.<br />
Thema<br />
12 Tierfreundin Maggie Entenfellner zeigt<br />
ihren Möbel-„Liebling“.<br />
16 Auch Hunde und Katzen haben<br />
Rechte! Das Bundesgesetz über den<br />
Schutz der Tiere (TSchG).<br />
22 10 Dinge, die Sie sich überlegen<br />
müssen, bevor Sie ein Tier anschaffen.<br />
23 Alles im Rahmen: Wie Fotos am<br />
schönsten zur Geltung kommen.<br />
24 25 Dinge, die Sie noch nicht über<br />
Tiere in Österreich wussten.<br />
27 Tier-Mix: Feines für Mieze und Bello.<br />
28 Unliebsame Untermieter: Mit den<br />
Schädlingsbekämpfern unterwegs.<br />
Freizeit<br />
32 Herbstklassiker reloaded. Fünf<br />
Rezepte für den perfekten Apfelkuchen.<br />
36 Simple Life: Tolle Tipps, die unsere<br />
Haustiere glücklich machen.<br />
Service<br />
38 Der OGH hat entschieden: Die Recht<br />
sprechung bei Schlüsselrückgabe.<br />
39 Wie ist das eigentlich …? Experten<br />
der MVÖ antworten auf Ihre Fragen.<br />
40 Neues aus Vorarlberg: Probleme beim<br />
Fördersystem von Eigentum.<br />
42 Sozialer Wohnbau. MVÖ fordert<br />
abermals leistbares <strong>Wohnen</strong>.<br />
44 MVÖ draußen: Zu Besuch bei den<br />
Bienen der <strong>Mietervereinigung</strong>.<br />
46 Die <strong>Mietervereinigung</strong> <strong>Österreichs</strong>:<br />
Wo Sie uns erreichen können.<br />
48 MVÖ intern: Neues aus den<br />
Bundesländern.<br />
50 Der spielt nur! Tickets für die Liveshow<br />
von Hundeprofi Martin Rütter zu<br />
gewinnen!<br />
Impressum: Herausgeber: <strong>Mietervereinigung</strong> <strong>Österreichs</strong>, Reichsratsstraße 15, 1010 Wien, Tel. 050195, Fax DW 92000, www.qmm.at<br />
Medieninhaber: QMM Quality Multi Media GmbH, Beatrixgasse 32, 1030 Wien, Redaktion: Mariahilfer Str. 51, 5. Stiege, 1060 Wien,<br />
Tel. 01/34 22 42-0, E-Mail: office@qualitymultimedia.at, Nicole Spilker (Chefredakteurin), Susanne Dressler (Produktion), Nadja Shah,<br />
Julia Zdovc, Georg Klausinger (Anzeigenleitung): Tel. 01/34 22 42-30, E-Mail: g.klausinger@qmm.at, Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG<br />
Coverfoto: Shutterstock<br />
44<br />
Hey, Honey! Fotografin Gunda Dittrich<br />
begleitete MVÖ-Präsident Georg<br />
Niedermühlbichler bei der Honigernte.<br />
FAIR WOHNEN INHALT<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser!<br />
Es ist erwiesen, dass Haustiere unser<br />
Wohlbefinden steigern können. Für<br />
viele Menschen nehmen sie sogar<br />
den Status eines Familienmitglieds<br />
ein. Dies wäre ein wünschenswerter<br />
Zustand, der leider aber nicht alltäglich<br />
ist. Daher möchte ich den<br />
Schwerpunkt dieses Heftes zum Anlass<br />
nehmen, um Sie daran zu erinnern,<br />
dass vor der Anschaffung eines<br />
Tieres einige wichtige Punkte zu bedenken<br />
sind. Neben rechtlichen Bedingungen,<br />
die bei der Haltung eines<br />
Haustieres in der eigenen Wohnung<br />
zu berücksichtigen sind (siehe S. 14),<br />
sollte man sich sehr genau überlegen,<br />
ob man wirklich ein Haustier<br />
haben möchte bzw. ob man sich<br />
auch längerfristig angemessen darum<br />
kümmern kann. Hier spielt natürlich<br />
der Zeitfaktor eine wichtige<br />
Rolle, aber auch die Gegebenheit der<br />
eigenen Wohnung ist entscheidend<br />
dafür, welches Haustier man auch<br />
artgerecht darin halten kann (siehe<br />
S. 22). Für mich persönlich noch<br />
wichtiger ist aber die moralische<br />
Verpflichtung, die jeder mit der Anschaffung<br />
eines Haustieres eingeht.<br />
Es ist auch für die Tiere – die ebenfalls<br />
eine emotionale Bindung zu<br />
ihren Haltern aufbauen – kein<br />
Leichtes, wenn sie nach einiger Zeit<br />
wieder weggegeben werden, weil<br />
man sich doch nicht kümmern<br />
kann. Daher ist es auch nicht anzuraten,<br />
Tiere zu verschenken, vor<br />
allem nicht, wenn Sie nicht sicher<br />
sind, dass der/die Beschenkte auch<br />
wirklich bereit dazu ist, sich um dieses<br />
zu kümmern. Denn Tiere sind<br />
Lebewesen und sollen auch als<br />
solche behandelt werden.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Georg Niedermühlbichler<br />
FAIR WOHNEN 3/12 3
FAIR WOHNEN IM GESPRÄCH<br />
Sozial, ökologisch, fair.<br />
MVÖ-Präsident Georg<br />
Niedermühlbichler besuchte<br />
im steirischen Bergl das<br />
Vorzeige-Unternehmen von<br />
Chocolatier und Parade bauer<br />
Josef Zotter mitsamt seinem<br />
„Essbaren Tiergarten“.<br />
Herr Zotter, wie kommt man<br />
als steirischer Bauernbub<br />
dazu, in die Kakaoindustrie<br />
zu wechseln?<br />
Die Not macht erfinderisch<br />
(lacht). Vor 35 Jahren habe ich hier in<br />
der Landwirtschaft angefangen. Es hat<br />
3,5 Hektar gegeben und erstaunlicherweise<br />
hat meine Familie davon leben<br />
können. Mein Vater wollte damals natürlich,<br />
dass ich den Betrieb übernehme.<br />
Aber mir war klar, dass ich kein Landwirt<br />
werden möchte. Heute bin ich’s<br />
wieder (lacht). Damals wollte ich noch<br />
einen Job dazu erlernen und es hat sich<br />
zufällig ergeben, dass ich Koch wurde.<br />
Mein Ausbildungsweg hat ganz klassisch<br />
in Österreich begonnen, dann war ich in<br />
deutschen Betrieben, habe zum Schluss<br />
in New York in einem sehr guten Hotel<br />
gearbeitet und wollte mich selbstständig<br />
4 FAIR WOHNEN 3/12<br />
FOTOS: PETRA RAUTENSTRAUCH<br />
PROTOKOLL: NICOLE SPILKER<br />
Bauernhofromantiker<br />
FAIR WOHNEN 3/12 5
FAIR WOHNEN IM GESPRÄCH<br />
machen. Dann habe ich meine jetztige<br />
Frau kennengelernt, die in Wien zur<br />
Schule ging. Da bin ich picken geblieben.<br />
Wir haben ein Kaffeehaus übernommen<br />
und ich habe den Konditormeister<br />
gemacht. Durch meine Reisen<br />
nach Südamerika bin ich draufgekommen,<br />
wie Kakao mit globaler Wirtschaft<br />
zusammenhängt – und warum er so<br />
schmeckt, wie er schmeckt. Es hat sich<br />
ein Kreis für mich geschlossen: ich<br />
wusste, wie schwer es zu Hause in der<br />
Landwirtschaft war, dass mein Vater<br />
Monokulturen anpflanzte, die er von<br />
oben bis unten spritzte, weil er sonst<br />
nicht hätte überleben können. Den Kakaobauern<br />
geht es ebenso schlecht. Und<br />
wenn man fast keine Lebensgrundlage<br />
hat, macht man halt schlechten Kakao –<br />
und in Folge schlechte Schokolade.<br />
Und wie kam es zum „Essbaren<br />
Tiergarten“?<br />
6 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Josef Zotter<br />
Geboren 1961 in Feldbach/Steiermark.<br />
Nach der Ausbildung zum Koch arbeitete<br />
Zotter für renommierte, internationale<br />
Häuser, bevor er 1987 vier Kaffeehäuser<br />
in Graz eröffnete. 1996 folgte die Insolvenz<br />
seiner Filialen. 1999 eröffnete er die<br />
„Zotter Schokoladen Manufaktur“ im<br />
steirischen Bergl, 2011 auf demselben<br />
Areal den „Essbaren Tiergarten“, der das<br />
Wenn man sich meine Geschichte anschaut,<br />
dann dreht es sich immer um<br />
das eine: Ich bin der Meinung, dass wir<br />
ein neues Wirtschaftssystem brauchen.<br />
Heutzutage haben wir leider die fatale<br />
Situation, dass es uns so gut geht und<br />
wir viel zu viel konsumieren können. Es<br />
ist extrem gefährlich, dass wir uns in<br />
einem System bewegen, das nur mehr<br />
mit Massenproduktion funktioniert. Ich<br />
bin ja nur ein „Hobby-Landwirt“ –<br />
oder, wie mein Nachbar sagt, „ein Bauernhof-Romantiker“<br />
(lacht) –, aus wirtschaftlichen<br />
Gründen betreibe ich den<br />
„Essbaren Tiergarten“ natürlich nicht.<br />
Aber um irgendwann einmal ernten zu<br />
können, muss man erst Investitionen<br />
machen. Mit dem „Essbaren Tiergarten“<br />
möchte ich genau das Gleiche erreichen<br />
wie mit dem Kakao. Wenn den Kakaobauern<br />
niemand sieht, dann ist dem<br />
Kunden nur der günstige Preis wichtig.<br />
Und der Preis regelt den Markt, sagt<br />
„Heutzutage haben wir leider die fatale<br />
Situation, dass es uns so gut geht und wir<br />
viel zu viel konsumieren können.“<br />
Bewusstsein der Menschen über die Herkunft<br />
von Fleisch und artgerechte Tierhaltung<br />
schärfen soll. Zotter ist nicht nur<br />
für seine eigenwilligen Schoko-Kreationen<br />
(etwa „Soap&Skin“ mit Weihrauch,<br />
Rotwein, Blut und Kornblume) bekannt,<br />
sondern auch für sein Engagement für<br />
fair gehandelte Rohstoffe und seine Arbeitnehmerfreundlichkeit.<br />
Täglich werden<br />
im etwa 120 Mitarbeiter zählenden<br />
man. Ich sehe, dass unsere <strong>Fair</strong>-Trade-<br />
Produkte die Leute zumindest einmal<br />
dazu animieren, nachzufragen, wie<br />
produziert wird. Mit meiner Landwirtschaft<br />
ist es so, dass ich der Region, in<br />
der ich aufgewachsen bin, etwas zurückgeben<br />
möchte – und zwar so, dass ich<br />
nicht in irgendwelche Fonds investiere,<br />
sondern in eine Musterlandwirtschaft.<br />
Ich möchte den Leuten zumindest einen<br />
Ansatz zeigen, wie es auch gehen könnte.<br />
Ein Produkt verkauft sich ja immer<br />
über Emotionen. Bei der abgepackten<br />
Wurstware etwa sieht man nicht mehr,<br />
welches Tier eigentlich dafür gestorben<br />
ist. In Frankreich ist es so, dass Hühner<br />
beispielsweise nur mit Kopf verkauft<br />
werden, damit es nicht nur irgendein<br />
Torso für den Käufer ist, den man in<br />
die Pfanne wirft und isst. Der Tiergarten<br />
soll genau dahin führen, dass sich<br />
die Leute mit dem Thema Essen<br />
beschäftigen.<br />
Betrieb in Bergl zwischen 40.000 und<br />
60.000 Tafeln Schokolade im Handschöpfungsverfahren<br />
hergestellt, jährlich rund<br />
460 Tonnen Schokolade verarbeitet. Das<br />
Unternehmen erzielte so 2010 rund 14<br />
Millionen Euro Umsatz. Als erster österreichischer<br />
Unternehmer wurde Josef<br />
Zotter übrigens zum Protagonisten einer<br />
Harvard Business School Case Study.<br />
www.zotter.at<br />
Haben Sie eigentlich selbst einmal ein<br />
Tier geschlachtet?<br />
Als Kind musste ich zwangsläufig dabei<br />
sein. Aber das war nie einfach, für die<br />
ganze Familie nicht. Aber wenn es passiert<br />
ist, haben wir versucht, möglichst<br />
würdevoll mit dem Fleisch umzugehen<br />
und nichts wegzuschmeißen. Heute<br />
werden in Österreich fast 22 Prozent<br />
aller Lebensmittel weggeschmissen. Das<br />
ist ja eine fatale Einstellung! Auf der<br />
einen Seite heizt sich der Planet auf, wir<br />
kommen mit der Herstellung der Ressourcen<br />
nicht nach, und Hunger gibt es<br />
nach wie vor auf der Welt. Und auf der<br />
anderen Seite schmeißen wir mehr als<br />
20 Prozent aller Lebensmittel fort. Das<br />
ist eine Katastrophe!<br />
Sie haben auch Kritik für Ihr Projekt<br />
eingeheimst.<br />
Ja, unter anderem auch von Tierschutzorganisationen.<br />
Denen musste ich dann<br />
erklären, dass ich ihnen ja nur in die<br />
Hände spiele. Man kann dem Menschen<br />
das Fleischessen nicht verbieten. Aber<br />
man kann ihn einladen und ihm zeigen,<br />
wo das Problem liegt. Viele essen einfach<br />
viel zu viel davon, weil es auch an jeder<br />
Ecke einen Würstelstand oder eine Burgerbude<br />
gibt. Natürlich habe ich in der<br />
ersten Zeit viel Post bekommen von<br />
Schullehrern, die gesagt haben, sie können<br />
jetzt nicht mehr zu mir kommen,<br />
weil sie den Kindern nicht erklären<br />
können, dass das Tier, das eben noch<br />
gestreichelt wurde, irgendwann auch für<br />
Würstel sterben muss. Und das ist diese<br />
Emotion! Von der Massentierhaltung<br />
bekommen wir nichts mit. Die Frage ist:<br />
Willst du lieber wegschauen? Oder<br />
schaust du hin? Der Konsument jammert<br />
immer über die schlechten Lebensmittel<br />
mit den vielen Konservierungsstoffen<br />
usw. und korrigiert sein Essverhalten<br />
wieder mit medizinischer Vorsorge.<br />
Ich glaube aber, gute Lebensmittel<br />
sind die richtige Prävention!<br />
Der Appell ist also: Esst bewusster und<br />
esst weniger Fleisch!<br />
Das ist das Gleiche wie mit der Schokolade:<br />
Zu viel ist nicht gut. Alle Genüsse,<br />
die unser Planet bietet, haben nun einmal<br />
auch etwas Gefährliches.<br />
Wie haben die benachbarten Bauern<br />
denn auf Ihr Projekt reagiert?<br />
Logischerweise skeptisch. Aber das hat sich<br />
gelegt. Mittlerweile geht es so weit, dass<br />
mehrere Betriebe auf biologische Landwirtschaft<br />
umgestellt haben. Die beliefern<br />
uns mittlerweile sogar, weil wir ja auch gar<br />
Josef Zotter produziert nachhaltig: Die Kräuter und essbaren Blumen wachsen eigentlich zur<br />
Klimaregulierung auf dem Dach seines Lokals – und landen danach auf der Speckjause.<br />
nicht alles alleine produzieren können. Das<br />
ist doch toll, dass sich da wieder ein neuer<br />
Wirtschaftszweig entwickelt hat. Denn<br />
wäre es nur ein Hobby von mir, dann hätte<br />
ich versagt. Trotz der Investitionen muss es<br />
eine wirtschaftliche Basis haben. Deshalb<br />
sind die Fleischportionen, die ich hier verkaufe,<br />
auch ganz klein. Dafür gibt es viel<br />
Gemüsebeilage. Und es hat sich noch nie<br />
jemand beschwert.<br />
Aber geht sich biologische Landwirtschaft<br />
und der <strong>Fair</strong>-Trade-Ansatz für<br />
alle Menschen auf der Welt aus?<br />
Ich glaube, es wird keinen anderen<br />
Weg geben! Monokulturen, Kunstdünger<br />
und all diese Dinge – das kann<br />
man eine Zeit lang betreiben, aber<br />
nicht ewig. Wenn man sich aber überlegt,<br />
dass ein Viertel der Lebensmittel<br />
ohnehin nicht gegessen wird, muss<br />
man sie auch gar nicht herstellen. Die<br />
Fleischproduktion ist das beste Beispiel,<br />
dass wir viel zu viele Ressourcen<br />
brauchen. Es gibt Berechnungen, die<br />
besagen, dass die Welt ganz locker zu<br />
ernähren wäre, würden wir das ganze<br />
Getreide und Gemüse nicht an Vieh<br />
verfüttern, das wir dann wieder essen,<br />
sondern gleich und ohne Umwege zu<br />
uns nehmen. Die ökologische Landwirtschaft<br />
wird immer als ineffizient<br />
gesehen. Studien belegen aber mittlerweile,<br />
dass sie nach zehn, zwölf Jahren<br />
ebenso effizient ist. Wir müssen nur<br />
den Umstieg schaffen. Aber leider<br />
gelingt uns das genauso wenig wie die<br />
Energiewende oder die Lösung der<br />
Schuldenkrise – dabei wissen alle, wie<br />
es gehen würde. Wir kennen die Probleme<br />
und tun nichts. Natürlich kostet<br />
die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft<br />
Substanz – aber es muss<br />
nicht alles gleichzeitig passieren!<br />
Sie gelten als besonders arbeitnehmerfreundlich<br />
und bezahlen zum Beispiel<br />
Ihre Mitarbeiter überdurchschnittlich.<br />
Warum ist Ihnen das wichtig?<br />
Man kann die Rechnung nicht ohne den<br />
Wirt machen. Ohne meine Mitarbeiter<br />
kann ich nichts machen. Ich habe mich<br />
gefragt: Für was mache ich das? Soll ich<br />
das Geld zusammentragen und am<br />
Ende mitnehmen? Ich habe keine Lust,<br />
reich zu sterben. Aber es geht mir auch<br />
nicht schlecht. Um Qualität zu produzieren,<br />
brauchst du die besten Leute.<br />
Spannend ist, dass wir keinen einzigen<br />
gelernten Chocolatier im Betrieb haben,<br />
obwohl wir eine Schokoladenfabrik<br />
sind. Die Leute kommen einfach mit<br />
dem Radl aus der Nachbarschaft und<br />
sind dafür nicht gestresst durchs Pendeln.<br />
So kann man ja keine Schokolade<br />
machen! Wir sind bewusst mit dem Unternehmen<br />
dorthin gegangen, wo die<br />
Ressource Mensch ist. Was wichtig ist:<br />
Du musst deinen Leuten etwas zu essen<br />
geben. Ich rede nicht von den finsteren<br />
Kantinen mit dem aufgewärmten Essen.<br />
Das hat nix mit Lebensqualität zu tun,<br />
sondern frustriert sie nur. Wir haben<br />
eine Mitarbeiterküche, wo frisch und<br />
biologisch gekocht wird und wo unsere<br />
Mitarbeiter gratis und alle an einem<br />
Tisch zusammen essen. Seit wir das so<br />
machen, sind bei uns die Krankenstandskosten<br />
– und damit die Stückkosten<br />
– dramatisch gefallen. Das heißt,<br />
das, was wir in eine bessere Küche investieren,<br />
verdiene ich drei Mal, nur weil<br />
meine Mitarbeiter von Grund auf eine<br />
bessere Leistung bringen. Ich kann nur<br />
jedem Unternehmer empfehlen, seine<br />
Mitarbeiter für voll zu nehmen. Das<br />
habe ich übrigens in der Landwirtschaft<br />
meiner Eltern gelernt. Da gab es für die<br />
Arbeiter auch immer das beste Essen.<br />
FAIR WOHNEN 3/12 7
A++<br />
A+<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
FAIR WOHNEN AKTUELL<br />
Ausweis, bitte<br />
Im Frühjahr 2012 hat das Parlament ein neues Energieausweisvorlagegesetz<br />
(kurz EAVG) beschlossen, das mit 1. 12. 2012 in Kraft treten soll.<br />
Das alte EAVG tritt damit außer Kraft. Hintergrund für diese Maßnahme<br />
ist eine entsprechende Neuregelung auf EU-Ebene.<br />
I n<br />
Österreich führt der Energieausweis<br />
bisher – aus gutem Grund – ein<br />
Schattendasein. Denn was die Energiepolitiker<br />
versprachen, hat er nicht gehalten.<br />
Käufer und Mieter sollten durch<br />
den Ausweis dazu gebracht werden,<br />
möglichst energiesparende Häuser und<br />
Wohnungen anzumieten bzw. zu kaufen.<br />
Durch diese verstärkte Nachfrage nach<br />
Objekten mit niedrigen Energiekosten<br />
erhofften sich die Erfinder des Energieausweises,<br />
dass Vermieter und Verkäufer<br />
vermehrt in energiesparende Maßnahmen<br />
investieren – eine Hoffnung, die<br />
sich bis heute nicht erfüllt hat.<br />
Die Gründe<br />
Einerseits gibt es derzeit nicht genug<br />
Wohnungen am Markt. Die Nachfrage ist<br />
eindeutig höher als das Angebot – damit<br />
gibt es für Mieter oder Käufer aber auch<br />
nur wenig bis keine Auswahl zwischen<br />
unterschiedlichen Objekten. Der Energieverbrauch<br />
spielt daher nur eine sehr<br />
bescheidene Rolle bei der Auswahl. Andererseits<br />
gibt der Ausweis auch nur wenig<br />
Auskunft über die tatsächlichen Energiekosten.<br />
Er errechnet vielmehr nur eine<br />
Kennzahl, die ähnlich wie beim Auto<br />
einen Normverbrauch darstellen soll.<br />
Während man beim Auto als Konsument<br />
schon ein Gefühl dafür hat, was es bedeutet,<br />
wenn ein Auto 10 oder 5 Liter<br />
Benzin auf 100 km verbraucht, weil man<br />
selbst tankt und die Rechnung für den<br />
Brennstoff auch sofort bezahlen muss, ist<br />
das bei den Heizkosten anders. Wie hoch<br />
die Energiekosten für ein Haus sind,<br />
wenn es den Kennwert A oder G hat, ist<br />
den meisten unbekannt. Zwar sagt der<br />
Buchstabe „A“ aus, dass das Haus einen<br />
guten Dämmstandard hat und damit<br />
KENNWERTE UND WIE SIE ZU LESEN SIND<br />
Klasse fGEE<br />
A++ ≤ 0,55<br />
A+ ≤ 0,70<br />
A ≤ 0,85<br />
B ≤ 1,00<br />
C ≤ 1,75<br />
D ≤ 2,50<br />
E ≤ 3,25<br />
F ≤ 4,00<br />
G > 4,00<br />
DIE NEUE KENNZAHL: Gesamteffizienz-Faktor fGEE<br />
Der fGEE ist nur ein Kennwert, der sämtliche Energieverbräuche<br />
des Hauses (Hausstrom, Heizung, Warmwasser,<br />
Kühlung etc.) sowie auch die CO 2 -Bilanz berücksichtigt.<br />
Maßstab ist der Primärenergiebedarf<br />
(d. h., sämtliche Energieverluste, insbesondere Transportverluste<br />
ab z. B. Kohleabbau, Ölförderanlagen bis<br />
zum endgültigen Verbrauch, sind darin enthalten). Damit<br />
besagt z. B. ein fGEE von 0,55 wahrscheinlich,<br />
dass bei sämtlichen Teilwerten (Hausstrom, Heizung,<br />
CO 2 -Bilanz) der günstigste Wert vorhanden ist. Für<br />
den interessierten Laien ist die Berechnung mangels<br />
Darstellung in der OIB-Richtlinie 6 praktisch nicht<br />
nachvollziehbar.<br />
einen niedrigen Verbrauch haben sollte –<br />
dennoch gibt es in der Praxis Häuser, die<br />
zwar einen A-Standard haben, aber dennoch<br />
hohe Energiekosten verursachen.<br />
Warum ist das so?<br />
Weil der Kennwert derzeit nur den<br />
Dämmstandard angibt, aber nicht die<br />
Art des Heizsystems berücksichtigt. So<br />
gibt es z. B. Häuser mit guten Dämmstandards,<br />
aber deren Warmwasseraufbereitung<br />
wird auch im Sommer durchgehend<br />
mit Öl aufgeheizt. Das führt<br />
schon aufgrund der enorm gestiegenen<br />
Ölkosten zu höheren Energiekosten als<br />
bei jenen Gebäuden, deren Warmwasser<br />
im Sommer mittel Sonnenenergie (thermische<br />
Solaranlage) erwärmt wird.<br />
Dieser Unterschied wurde bis dato in der<br />
Kennzahl aber nicht berücksichtigt. Das<br />
soll nun anders werden. Ab 1. 12. 2012<br />
A++<br />
A+<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
ABER ACHTUNG:<br />
Ein niedriger Energieverbrauch<br />
bedeutet noch lange nicht<br />
ebenso niedrige Kosten. Was<br />
beim Passivhaus an Heizenergiekosten<br />
gespart wird, muss<br />
zum Teil durch den höheren<br />
Stromverbrauch und höhere<br />
Wartungskosten (regelmäßiger<br />
Filtertausch und Reinigung der<br />
Lüftungsanlage) wieder ausgegeben<br />
werden. Auch sind die<br />
Errichtungskosten höher als bei<br />
Niedrigenergiehäusern. Zu den<br />
zukünftigen Erhaltungskosten<br />
gibt es derzeit noch gar keine<br />
Erfahrungen.<br />
A++<br />
A+<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
werden im neuen Energieausweis sämtliche<br />
Verbrauchswerte des Hauses berücksichtigt<br />
– insbesondere auch das Heizsystem.<br />
Wermutstropfen: Alte Energieausweise<br />
bleiben bestehen. Wenn sie also bis<br />
November 2012 ausgestellt wurden, gelten<br />
sie auch bis 2022. Für Wohnungssuchende<br />
bedeutet das Verwirrung pur –<br />
eine echte Orientierungshilfe schaut<br />
anders aus.<br />
Die Neuerung:<br />
Der Energiekennwert muss in Zukunft<br />
schon im Inserat angegeben werden.<br />
Dort wird er dann vielleicht so aussehen:<br />
„Einfamilienhaus mit HWB 22, fGEE<br />
0,93“ (Beispiel für den heutigen Kennwert<br />
fGEE B).<br />
Nicht gerade eine verständliche Darstellung<br />
für den Laien. Allerdings ermöglicht<br />
diese Kennzeichnung auch eine Unterscheidung<br />
zwischen alten und neuen<br />
Ausweisen. Für ein Haus mit dem alten<br />
Energieausweis wird im Inserat nur der<br />
Wert „HWB 22“ angegeben. Diesem war<br />
bislang der Buchstabe „A“ zugeordnet.<br />
Damit ist auch klar, warum die reine<br />
Buchstabenbezeichnung (z. B. wie beim<br />
Kühlschrank A bis G) auch keine Hilfe<br />
für den Wohnungssuchenden wäre.<br />
Im obigen Beispiel ist das Haus sehr gut<br />
gedämmt, aber beim Heizsystem oder<br />
der CO 2 -Bilanz steht es weniger gut da,<br />
daher gibt es im neuen Ausweis nur<br />
„fGEE B“ statt wie bisher „HWB A“.<br />
Wir sind gespannt, wer in der Praxis diesen<br />
Wert richtig einordnen wird können.<br />
Für die Richtigkeit der Berechnung haf-<br />
DER ALTE KENNWERT:<br />
Heizwärmebedarf HWB<br />
Daneben gibt es noch den schon jetzt<br />
verwendeten Wert „HWB“. Der besagt<br />
zum Beispiel, dass ein Haus der Klasse<br />
A++ HWB einen errechneten Energieverbrauch<br />
von 1 Liter Öl bzw. 1 m 3 Gas<br />
pro m 2 und Jahr (10 kWh/m 2 a) hat, bezogen<br />
allerdings auf die Bruttogrundfläche<br />
(BGF) des Hauses. Ein Haus mit<br />
der Klasse A++ wäre demnach eines,<br />
das dem Dämmstandard eines Passivhauses<br />
entspricht.<br />
Zum Vergleich: Die meisten Häuser<br />
liegen bei einem Verbrauch von 100<br />
kWh/m 2 aufwärts und damit bei mehr<br />
als dem 10-fachen Öl-/Gas-Verbrauch.<br />
tet neben dem Verkäufer/Vermieter auch<br />
der Sachverständige, der den Wert ermittelt<br />
hat.<br />
Außerdem neu:<br />
Der Verkäufer bzw. der Bestandgeber<br />
muss „rechtzeitig vor Abgabe der Vertragserklärung“<br />
einen Energieausweis<br />
vorlegen. Es wird nicht reichen, wenn er<br />
am Tag der Vertragsunterzeichnung vorgelegt<br />
wird. Der Gesetzgeber möchte,<br />
dass der Energieverbrauch des Gebäudes<br />
ein wichtiges Auswahlkriterium bei<br />
Anmietung/Ankauf wird. Daher wird<br />
die Vorlage wohl zumindest einen Tag<br />
vor der geplanten Vertragsunterzeichnung<br />
erfolgen müssen, sodass die Wohnungssuchenden<br />
darüber schlafen und<br />
ihre Wahl überdenken können. Eigenartigerweise<br />
sieht das Gesetz allerdings vor,<br />
dass die Kopie des Ausweises erst binnen<br />
14 Tagen ab Vertragsunterzeichnung<br />
ausgehändigt werden soll. Stellt sich die<br />
Frage: Worüber schlafen die Wohnungssuchenden<br />
dann eigentlich?<br />
Genauso eigenartig ist die Regelung, dass<br />
dem Wohnungssuchenden auch ein Ausweis<br />
von einem gleichgelagerten/ähnlichen<br />
Objekt ausgehändigt werden können<br />
soll. Die Vergleichbarkeit muss ein<br />
Sachverständiger zuvor bestätigt haben.<br />
Die Praxis wird zeigen, ob der Markt<br />
diese Form des Energieausweises annehmen<br />
wird.<br />
Ohne Ausweis droht Strafe<br />
Sollte der Vermieter oder der Verkäufer<br />
gar keinen Ausweis haben, macht er sich<br />
Klasse HWB<br />
A++ ≤ 10 kWh/m 2 a<br />
A+ ≤ 15 kWh/m 2 a<br />
A ≤ 25 kWh/m 2 a<br />
B ≤ 50 kWh/m 2 a<br />
C ≤ 100 kWh/m 2 a<br />
D ≤ 150 kWh/m 2 a<br />
E ≤ 200 kWh/m 2 a<br />
F ≤ 250 kWh/m 2 a<br />
G > 250 kWh/m 2 a<br />
strafbar. Die Verwaltungsstrafen gehen<br />
bis € 1.450,–. Mieter bzw Käufer haben<br />
das Recht, diesen einzuklagen bzw. auf<br />
Kosten der Vermieter/Verkäufer einen<br />
solchen erstellen zu lassen. Denn in Zukunft<br />
soll es nicht mehr möglich sein,<br />
ohne den Ausweis Immobiliengeschäfte<br />
zu machen.<br />
Ausnahmen bestätigen die Regel<br />
Nicht bei allen Gebäuden ist es notwendig,<br />
einen Ausweis anzufertigen. Das<br />
Gesetz zählt allerdings die Ausnahmen<br />
abschließend auf:<br />
8 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 9<br />
A++<br />
A+<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
A++<br />
A+<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
WO BRAUCHT MAN<br />
KEINEN ENERGIE-<br />
AUSWEIS?<br />
– Bei Gebäuden, die nur frostfrei<br />
gehalten werden, also eigentlich über<br />
keine Heizung verfügen.<br />
– Bei Wohngebäuden, die nach ihrer Art<br />
nur für die Benützung während eines<br />
begrenzten Zeitraums je Kalenderjahr<br />
bestimmt sind und deren voraussichtlicher<br />
Energiebedarf wegen dieser eingeschränkten<br />
Nutzungszeit unter einem<br />
Viertel des Energiebedarfs bei ganzjähriger<br />
Benützung liegt (Stichwort:<br />
Kleingartenhaus, Ferienhaus).<br />
– Bei frei stehenden Gebäuden mit<br />
einer Gesamtnutzfläche von weniger<br />
als 50 Quadratmetern.<br />
– Im Verkaufsfall bei Objekten, die auf<br />
Grund ihres schlechten Erhaltungszustands<br />
objektiv abbruchreif sind.<br />
Allerdings muss das im Inserat dann<br />
auch so angegeben werden und im<br />
Kaufvertrag vereinbart werden, dass das<br />
Gebäude binnen drei Jahren ab Ankauf<br />
abgerissen wird.<br />
– Bei Gebäuden, die ausschließlich für<br />
Gottesdienste und sonstige religiöse<br />
Zwecke genutzt werden.<br />
– Bei provisorisch errichteten<br />
Gebäuden mit einer geplanten<br />
Nutzungsdauer von höchstens 2 Jahren.<br />
– Bei Industrieanlagen, Werkstätten und<br />
landwirtschaftlichen Nutzgebäuden, bei<br />
denen jeweils der überwiegende Anteil<br />
der für die Konditionierung des<br />
Innenraumklimas erforderlichen Energie<br />
durch die im Gebäude entstehende<br />
Abwärme aufgebracht wird.
FAIR WOHNEN LIEBLING<br />
Hinter Gittern My home is my castle!<br />
Guter Rat ist ...<br />
Und in meiner „Burg“ sind mir<br />
12 FAIR WOHNEN 3/12<br />
zwei Dinge wichtig: Erstens muss es sauber sein – was mit zwei Hauskatzen<br />
allerdings gewisse Herausforderungen birgt. Und zweitens ist<br />
eine Wohnung zum <strong>Wohnen</strong> da – und das bedeutet, dass meine Möbel<br />
wirklich Gebrauchsgegenstände sind. So wie der Stuhl im Louis-XIV-<br />
Stil: Er ist hübsch anzusehen, aber auch nicht beleidigt, wenn meine<br />
Katze Kasimira ein wenig anregendes Baldrian aufs Fell gestreichelt<br />
bekommen hat und sich danach auf dem Sitz ausstreckt. Was ein<br />
absolutes MUSS ist? Katzengitter vor den Fenstern natürlich! Das<br />
ist sogar im Bundestierschutzgesetz festgeschrieben.<br />
MAGGIE ENTENFELLNER<br />
ist Journalistin (u. a. „Tierecke“<br />
in der „Kronen Zeitung“)<br />
sowie ORF-Fernsehmoderatorin<br />
– und<br />
<strong>Österreichs</strong> wohl bekannteste<br />
Tierschützerin. Kein<br />
Wunder, dass zu ihren Mitbewohnern<br />
neben Mann<br />
und Tochter auch zwei<br />
Katzen zählen.<br />
Foto: Matthias Heschl<br />
bezahlte Anzeige<br />
Elisabeth, 28<br />
Büffetkraft<br />
Elisabeth lebt schon länger in Wien. In einer Single-Wohnung.<br />
Doch das Haus wurde verkauft und die Miete angehoben. Um ihre<br />
Mietrechte durchzusetzen, sucht sie Rat bei der Mieterhilfe der<br />
Stadt Wien, die bei Fragen rund ums <strong>Wohnen</strong> rasch, kostenlos und<br />
unbürokratisch hilft. Da sie bald mit ihrem Freund zusammenziehen<br />
möchte, informiert sie sich auch beim Wohnservice Wien<br />
über günstige Wohnungen. Perfekt, denn ein guter Mieterschutz<br />
und bestes Service machen Wien zur Stadt fürs Leben.<br />
i<br />
Mehr Infos unter www.wohnservice-wien.at<br />
sowie unter www.mieterhilfe.at oder bei der<br />
Service-Nummer „Alles rund ums <strong>Wohnen</strong>“:<br />
4000-8000 (werktags von 8 bis 20 Uhr)<br />
... unser<br />
Job.<br />
Alexandra, 33<br />
Beraterin Mieterhilfe<br />
einfach<br />
gut beraten<br />
wohnen
TEXT MARTINA HAMMER-WOSTAL<br />
Wir wollen in der Küche<br />
ja nichts anbrennen lassen.<br />
Und das ist nicht nur eine Frage des<br />
Könnens, sondern auch des<br />
passenden Kochfeldes. Die moderne<br />
Technik hält einiges bereit,<br />
wie unser Überblick zeigt.<br />
Manche mögen’s heiß<br />
Kalte Platte? Der liebe alte E-Herd mit den Kochplatten aus<br />
Gusseisen verabschiedet sich leise aus unseren Küchen. Doch<br />
die gute Nachricht für Nostalgiker: Kochfelder aus Gusseisen<br />
sind immer noch erhältlich, obwohl Felder aus Glaskeramik<br />
die Nachfolge bereits angetreten haben. Mit Strom – oder in<br />
seltenen Fällen auch Gas – betrieben, spielen sie in der modernen<br />
Küche alle Gustostückerl. Technologie trifft auf<br />
Emanzipation, das Kochfeld braucht nicht mehr zwangsläufig<br />
einen Herd, sondern lässt sich beliebig in Küchenzeile oder -<br />
insel integrieren. Es ist einfach zu reinigen und bietet eine zusätzliche<br />
Arbeitsfläche. Und so funktioniert es: Die durch eine<br />
Heizspirale ausgestrahlte infrarote Wärme heizt den Boden<br />
des Topfes oder der Pfannen ohne Wärmeverlust auf. Eben-<br />
falls stark im Trend liegt das Induktionsfeld. Kupferspulen<br />
unter der Glaskeramik sorgen für ein niederfrequentes elektromagnetisches<br />
Feld, das der Kochtopf aufnimmt und in<br />
Wärme umwandelt. Das Kochfeld bleibt dabei kühl.<br />
„Induktions felder verbrauchen deutlich weniger Energie als<br />
herkömmliche Elektro-und Gaskochfelder“, erklärt Roland<br />
Bischof, Küchenspezialist von IKEA. Entscheidend ist, ob<br />
auch die richtigen Töpfe für ein Induktionsfeld vorhanden<br />
sind. Machen Sie den Magnettest: bleibt ein Magnet auf Ihrem<br />
Topf haften, darf der Topf weiterhin seine Dienste tun.<br />
Alt, aber gut: Kochprofis wiederum schwören auf Kochen mit<br />
Gas, da die Hitze schnell an- und abgestellt werden kann und<br />
sich auch gleichmäßiger verteilt.<br />
KALTE PLATTE? DIESE MODELLE HABEN HEISSE SACHEN DRAUF:<br />
Kochplatten aus Gusseisen<br />
1 VORTEILE Der größte Pluspunkt<br />
ist definitiv der niedrige<br />
Anschaffungspreis. Die Eisenplatten<br />
sind sehr robust. NACH-<br />
TEILE Der Stromverbrauch ist höher, da<br />
die Platten sehr lange brauchen, um sich<br />
2 VORTEILE Moderne Technik,<br />
erhältlich in allen Preisklassen<br />
und Ausführungen. Glaskeramikfelder<br />
sind leicht zu reinigen und verursachen<br />
keine Nebengeräusche. NACHTEILE<br />
Vorsicht, wenn Kinder mitkochen: Es<br />
Glaskeramik mit Heizleiter<br />
Induktionskochfelder<br />
3 VORTEILE Schnell, präzise<br />
und energiesparend. Die Platte<br />
bleibt kühl, also keine Verbrennungsgefahr.<br />
Leicht zu reinigen.<br />
NACHTEILE Der Anschaffungspreis ist<br />
sehr hoch. Störend ist das durch die Lüftung<br />
Gaskochfelder<br />
4 VORTEILE Kochen auf hohem<br />
Niveau: Durch die offenen<br />
Flammen kann die Hitze schnell<br />
an- und abgestellt werden und lässt<br />
sich stufenlos regulieren. NACHTEILE Die<br />
Gasflammen heizen nicht nur den Topf auf,<br />
sondern auch die Küche. Oft brennen durch<br />
SPARFLAMME SUCHT ANSCHLUSS<br />
aufzuheizen. FAZIT Eine günstige Anschaffung<br />
für all jene Menschen, bei denen die<br />
Küche auch einmal kalt bleiben darf. Wer<br />
regelmäßig und gerne kocht, sollte sich<br />
diese Anschaffung jedoch überlegen.<br />
Modell: E6N1AX, Gorenje<br />
besteht Verbrennungsgefahr, da die Platten<br />
sehr heiß werden und auch nur langsam<br />
abkühlen. FAZIT Ein Modell für Allrounder<br />
und Vielkocher, das je nach Ausstattung<br />
auch höhere Kochansprüche zufriedenstellt.<br />
Modell: Barmhärtig, IKEA<br />
erzeugte Geräusch. Außerdem ist für ein Induktionsfeld<br />
ein Spezialgeschirr notwendig.<br />
FAZIT Der „Rolls-Royce“ unter den Kochfeldern.<br />
Es geht schnell und ist „ungefährlicher“.<br />
Vor dem Kauf überprüfen, wie weit<br />
neue Töpfe nötig sind. Modell: Folklig, IKEA<br />
die starke Hitze Speisereste in den Topf ein.<br />
Das erschwert die Reinigung des Geschirrs.<br />
FAZIT Profi- wie Hobbyköchen können<br />
perfekt auf den Punkt gegarte Speisen versprochen<br />
werden. Im Verbrauch günstiger,<br />
da Gas günstiger als Strom ist.<br />
Modell: Dåtid HGA4K, IKEA<br />
Entscheidend für die Wahl des richtigen Kochfeldes sind neben den Kochgewohnheiten die Anschlussmöglichkeiten. Alle elektrischen<br />
Kochfelder, also auch Kombigeräte, benötigen einen Starkstromanschluss. Kombigeräte, Backöfen und -herde ohne<br />
Kochfelder funktionieren mit normalen Stromanschluss. In Neubauten sind meist in den Küchen Starkstromanschlüsse vorhanden,<br />
auch viele Altbauten verfügen sehr oft darüber. Wenn Sie sich für ein Kochfeld mit Gas entscheiden, brauchen Sie einen in<br />
der Wohnung vorhandenen Gasanschluss, der nicht unbedingt in der Küche sein muss. Ist kein Anschluss vorhanden, kann man<br />
Gas auch einleiten lassen. Das ist jedoch kostspielig. Übrigens: Auch bei Gaskochfeldern ist ein normaler Stromanschluss für die<br />
Zündung notwendig. Klären Sie diese Fragen vor und bei der Planung Ihrer Küche unbedingt mit einem Küchenexperten und<br />
Ihrer Hausverwaltung ab. So lassen sich teure Überraschungen vermeiden.<br />
14 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 15<br />
Fotos: Thinkstock, beigestellt
TEXT MARTINA HAMMER-WOSTAL<br />
Wir wollen in der Küche<br />
ja nichts anbrennen lassen.<br />
Und das ist nicht nur eine Frage des<br />
Könnens, sondern auch des<br />
passenden Kochfeldes. Die moderne<br />
Technik hält einiges bereit,<br />
wie unser Überblick zeigt.<br />
Manche mögen’s heiß<br />
Kalte Platte? Der liebe alte E-Herd mit den Kochplatten aus<br />
Gusseisen verabschiedet sich leise aus unseren Küchen. Doch<br />
die gute Nachricht für Nostalgiker: Kochfelder aus Gusseisen<br />
sind immer noch erhältlich, obwohl Felder aus Glaskeramik<br />
die Nachfolge bereits angetreten haben. Mit Strom – oder in<br />
seltenen Fällen auch Gas – betrieben, spielen sie in der modernen<br />
Küche alle Gustostückerl. Technologie trifft auf<br />
Emanzipation, das Kochfeld braucht nicht mehr zwangsläufig<br />
einen Herd, sondern lässt sich beliebig in Küchenzeile oder -<br />
insel integrieren. Es ist einfach zu reinigen und bietet eine zusätzliche<br />
Arbeitsfläche. Und so funktioniert es: Die durch eine<br />
Heizspirale ausgestrahlte infrarote Wärme heizt den Boden<br />
des Topfes oder der Pfannen ohne Wärmeverlust auf. Eben-<br />
falls stark im Trend liegt das Induktionsfeld. Kupferspulen<br />
unter der Glaskeramik sorgen für ein niederfrequentes elektromagnetisches<br />
Feld, das der Kochtopf aufnimmt und in<br />
Wärme umwandelt. Das Kochfeld bleibt dabei kühl.<br />
„Induktions felder verbrauchen deutlich weniger Energie als<br />
herkömmliche Elektro-und Gaskochfelder“, erklärt Roland<br />
Bischof, Küchenspezialist von IKEA. Entscheidend ist, ob<br />
auch die richtigen Töpfe für ein Induktionsfeld vorhanden<br />
sind. Machen Sie den Magnettest: bleibt ein Magnet auf Ihrem<br />
Topf haften, darf der Topf weiterhin seine Dienste tun.<br />
Alt, aber gut: Kochprofis wiederum schwören auf Kochen mit<br />
Gas, da die Hitze schnell an- und abgestellt werden kann und<br />
sich auch gleichmäßiger verteilt.<br />
KALTE PLATTE? DIESE MODELLE HABEN HEISSE SACHEN DRAUF:<br />
Kochplatten aus Gusseisen<br />
1 VORTEILE Der größte Pluspunkt<br />
ist definitiv der niedrige<br />
Anschaffungspreis. Die Eisenplatten<br />
sind sehr robust. NACH-<br />
TEILE Der Stromverbrauch ist höher, da<br />
die Platten sehr lange brauchen, um sich<br />
2 VORTEILE Moderne Technik,<br />
erhältlich in allen Preisklassen<br />
und Ausführungen. Glaskeramikfelder<br />
sind leicht zu reinigen und verursachen<br />
keine Nebengeräusche. NACHTEILE<br />
Vorsicht, wenn Kinder mitkochen: Es<br />
Glaskeramik mit Heizleiter<br />
Induktionskochfelder<br />
3 VORTEILE Schnell, präzise<br />
und energiesparend. Die Platte<br />
bleibt kühl, also keine Verbrennungsgefahr.<br />
Leicht zu reinigen.<br />
NACHTEILE Der Anschaffungspreis ist<br />
sehr hoch. Störend ist das durch die Lüftung<br />
Gaskochfelder<br />
4 VORTEILE Kochen auf hohem<br />
Niveau: Durch die offenen<br />
Flammen kann die Hitze schnell<br />
an- und abgestellt werden und lässt<br />
sich stufenlos regulieren. NACHTEILE Die<br />
Gasflammen heizen nicht nur den Topf auf,<br />
sondern auch die Küche. Oft brennen durch<br />
SPARFLAMME SUCHT ANSCHLUSS<br />
aufzuheizen. FAZIT Eine günstige Anschaffung<br />
für all jene Menschen, bei denen die<br />
Küche auch einmal kalt bleiben darf. Wer<br />
regelmäßig und gerne kocht, sollte sich<br />
diese Anschaffung jedoch überlegen.<br />
Modell: E6N1AX, Gorenje<br />
besteht Verbrennungsgefahr, da die Platten<br />
sehr heiß werden und auch nur langsam<br />
abkühlen. FAZIT Ein Modell für Allrounder<br />
und Vielkocher, das je nach Ausstattung<br />
auch höhere Kochansprüche zufriedenstellt.<br />
Modell: Barmhärtig, IKEA<br />
erzeugte Geräusch. Außerdem ist für ein Induktionsfeld<br />
ein Spezialgeschirr notwendig.<br />
FAZIT Der „Rolls-Royce“ unter den Kochfeldern.<br />
Es geht schnell und ist „ungefährlicher“.<br />
Vor dem Kauf überprüfen, wie weit<br />
neue Töpfe nötig sind. Modell: Folklig, IKEA<br />
die starke Hitze Speisereste in den Topf ein.<br />
Das erschwert die Reinigung des Geschirrs.<br />
FAZIT Profi- wie Hobbyköchen können<br />
perfekt auf den Punkt gegarte Speisen versprochen<br />
werden. Im Verbrauch günstiger,<br />
da Gas günstiger als Strom ist.<br />
Modell: Dåtid HGA4K, IKEA<br />
Entscheidend für die Wahl des richtigen Kochfeldes sind neben den Kochgewohnheiten die Anschlussmöglichkeiten. Alle elektrischen<br />
Kochfelder, also auch Kombigeräte, benötigen einen Starkstromanschluss. Kombigeräte, Backöfen und -herde ohne<br />
Kochfelder funktionieren mit normalen Stromanschluss. In Neubauten sind meist in den Küchen Starkstromanschlüsse vorhanden,<br />
auch viele Altbauten verfügen sehr oft darüber. Wenn Sie sich für ein Kochfeld mit Gas entscheiden, brauchen Sie einen in<br />
der Wohnung vorhandenen Gasanschluss, der nicht unbedingt in der Küche sein muss. Ist kein Anschluss vorhanden, kann man<br />
Gas auch einleiten lassen. Das ist jedoch kostspielig. Übrigens: Auch bei Gaskochfeldern ist ein normaler Stromanschluss für die<br />
Zündung notwendig. Klären Sie diese Fragen vor und bei der Planung Ihrer Küche unbedingt mit einem Küchenexperten und<br />
Ihrer Hausverwaltung ab. So lassen sich teure Überraschungen vermeiden.<br />
14 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 15<br />
Fotos: Thinkstock, beigestellt
FAIR WOHNEN THEMA<br />
Traurige Augen macht Fido, wenn<br />
er nicht mindestens zwei Mal täglich<br />
gekrault wird – verboten ist zu wenig<br />
menschlicher Kontakt zudem.<br />
Für den<br />
Fall der Felle<br />
Wenn Hund, Katze oder Springmaus nicht gerecht<br />
in der Wohnung gehalten werden, wacht das Bundesgesetz<br />
über den Schutz der Tiere. Ein Einblick:<br />
Seit 2005 gibt es in Österreich<br />
das Bundesgesetz über den<br />
Schutz der Tiere (TSchG). Es<br />
gilt für alle Tiere und regelt<br />
u. a. auch die Tierhaltung von<br />
Haus-, Zoo- sowie Wildtieren. Neben<br />
gesetzlichen Bestimmungen über die<br />
Tierhaltung allgemein, Zuchtmethoden,<br />
Tierheime oder Schlachtung/<br />
Tötung wird breiter Raum auch dem<br />
Themen Tierquälerei, Transport und<br />
Handel mit Tieren eingeräumt. Zum<br />
Thema „Haustiere“ finden sich Vorschriften<br />
über die Kennzeichnung und<br />
Registrierung von Hunden sowie ein<br />
Verweis auf die Tierhaltungsverordnung,<br />
die Mindeststandards bei der<br />
Haltung von Säugetieren, Vögeln, Fischen<br />
und exotischen Tieren vorsieht.<br />
Regeln für Hunde<br />
Für Hunde wird dort unter anderem<br />
festgelegt, dass diese mindestens einmal<br />
täglich einen ihrem Bewegungsbedürfnis<br />
entsprechenden Auslauf erhalten<br />
müssen. Wenn diese in geschlossenen<br />
Räumen gehalten werden, so ist ein<br />
mehrmals täglicher Rundgang „für den<br />
Kot- und Harnabsatz im Freien“ notwendig.<br />
Zwei Mal täglich ist ein Sozialkontakt<br />
zu Menschen ebenso vorgeschrieben<br />
wie ausreichende Versorgung<br />
mit Tageslicht,<br />
wenn das<br />
Tier in einem<br />
Raum gehalten<br />
wird.<br />
Im Freien<br />
wiederum<br />
ist für eine<br />
wärmegedämmte<br />
Schutzhütte<br />
zu sorgen,<br />
und dies ist<br />
nur erlaubt,<br />
wenn der<br />
Hund aufgrund<br />
seiner Rasse, seines<br />
Alters und seines<br />
Gesundheitszustands<br />
dafür geeignet ist.<br />
Stubentiger brauchen<br />
nicht nur Quietschenten:<br />
Das Gesetz verlangt<br />
u. a. Katzengras, Fensterschutz<br />
und Krallenschärfer.<br />
Regeln für Katzen<br />
Bei Katzen wiederum sind beispielsweise<br />
die Käfighaltung sowie das Anbinden<br />
ausdrücklich verboten. Werden<br />
sie in der Gruppe gehalten, so muss jede<br />
einen eigenen Rückzugsbereich haben.<br />
So wie jedes Tier sind sie mit einer<br />
ausreichenden Menge geeigneten<br />
Futters und Wasser zu versorgen und<br />
die Katzentoiletten sind entsprechend<br />
sauber zu halten. Da Katzen etwas zum<br />
Krallenschärfen brauchen, ist ein entsprechender<br />
Gegenstand dafür zur<br />
Verfügung zu stellen. Bei Wohnungskatzen<br />
ist zudem dafür zu sorgen,<br />
dass Katzengras oder Ähnliches<br />
vorhanden ist. Letztlich müssen<br />
die<br />
Bewohner mit geeigneten Schutzvorrichtungen<br />
auch dafür Sorge<br />
tragen, dass Fensterstürze verhindert<br />
werden.<br />
Bis zur Abnahme<br />
des Tieres<br />
Genauere Details sollten<br />
TierhalterInnen nachlesen,<br />
Fotos: Thinkstock, Shutterstock<br />
denn der Verstoß gegen das<br />
Tierschutzgesetz kann neben<br />
Verwaltungsstrafen im schlimmsten<br />
Fall auch zur Abnahme des Tieres führen.<br />
Für die Überwachung und Einhaltung<br />
des Tierschutzgesetzes hat jedes<br />
Bundesland einen Tierschutzombudsmann<br />
einzurichten. Dieser hat die Interessen<br />
der Tiere zu vertreten und in<br />
den Verwaltungsverfahren sogar Par-<br />
teienstellung. Die zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden<br />
haben das<br />
Recht, wahrgenommene Verstöße sofort<br />
abzustellen, bei Gefahr im Verzug<br />
das Tier auch sofort mitzunehmen.<br />
Bis zu 15.000 Euro Strafe!<br />
Ist die Verwaltungsübertretung nur geringfügig<br />
zu beurteilen, dann ist eine<br />
Abmahnung auszusprechen. Im Not-<br />
fall – wenn das Tier nicht behebbare<br />
Qualen leidet – haben sie allerdings<br />
für eine schmerzlose Tötung zu sorgen.<br />
Die Verwaltungsstrafen können<br />
bis € 7.500,– ausmachen, im Wiederholungsfall<br />
bis zu € 15.000,–. Wer<br />
sich der schweren Tierquälerei<br />
schuldig macht, muss mit einer<br />
Geldstrafe von mindestens € 2.000,–<br />
rechnen. Eltern haften übrigens für<br />
ihre minderjährigen Kinder (bis zu<br />
deren vollendeten 14. Lebensjahr),<br />
wenn diese gegen das Tierschutzgesetz<br />
verstoßen. Neben den Geldstrafen und<br />
der Abnahme des Tieres kann letztlich<br />
ein dauerndes Verbot zur Tierhaltung<br />
ausgesprochen werden, wenn es sich<br />
um Wiederholungstäter bzw. gerichtlich<br />
festgestellte Tierquälerei handelt.<br />
WENN DER NACHBAR MAUNZT: RECHTE & PFLICHTEN<br />
FRAGE Meine Reihenhaus-Nachbarin<br />
hat sage und schreibe acht<br />
Katzen bei sich wohnen.<br />
Die sind nicht nur des Öfteren<br />
sehr laut, sondern<br />
können an manchen Tagen<br />
auch sehr übel riechen. Ich<br />
würde gerne wissen, ob es<br />
eine Beschränkung für die<br />
Haltung von Tieren gibt.<br />
ANTWORT Im Mietrecht<br />
selbst gibt es<br />
keine direkten Vorschriften zur<br />
Tierhaltung. Die Fragen zur Art<br />
der Tiere sowie deren Anzahl<br />
werden normalerweise über<br />
Vertragsvereinbarungen gelöst.<br />
Darüber hinaus gibt es<br />
nachbarschaftliche Regelungen<br />
im allgemeinen bürgerlichen<br />
Gesetzbuch. Seit 2004<br />
ergänzt ein österreichisches<br />
Tierschutzgesetz die bestehenden<br />
Rechtsgrundlagen zur<br />
Tierhaltung, das bundesweite<br />
Geltung hat. In einer zusätzlich<br />
erlassenen Tierhaltungsverordnung,<br />
in der Mindeststandards<br />
z. B. auch für die<br />
Katzenhaltung festgeschrieben<br />
sind. So muss jede Katze einen<br />
eigenen Rückzugsort haben<br />
und wenn sie freilaufend ist,<br />
kastriert werden. Wenn es Verstöße<br />
gegen das Gesetz oder<br />
die Verordnung gibt, drohen<br />
Verwaltungsstrafen und es<br />
kann sogar zur Abnahme des<br />
Tieres kommen.<br />
In unserem<br />
FRAGE<br />
Haus halten<br />
sechs Parteien Hunde. Zugegebenerweise<br />
bellt mei-<br />
ner am meisten. Nun hat<br />
mir mein Vermieter angedroht,<br />
den Hund zu verbieten.<br />
Alle anderen dürfen<br />
ihren behalten, was ich<br />
ungerecht finde. Darf er<br />
das überhaupt?<br />
Ob und wel-<br />
ANTWORT che Art der<br />
Tierhaltung zulässig ist, ergibt<br />
sich normalerweise aus dem<br />
Mietvertrag. Wenn eine vertragliche<br />
Erlaubnis für das Halten<br />
eines Hundes vorliegt, kann<br />
diese nicht mehr einseitig vom<br />
Vermieter rückgängig gemacht<br />
werden. Allerdings muss das<br />
Tier so gehalten werden, dass<br />
der Hausfrieden gewahrt wird,<br />
da sonst eine Unterlassungsklage<br />
möglich ist. Das Bellen<br />
alleine allerdings reicht nicht<br />
Den gesamten Tierschutz-Gesetzestext<br />
können Sie gemeinsam mit der<br />
dazugehörigen Verordnung unter<br />
www.mvoe.at (Rubrik: Rechtsdatenbank/„Tierhaltung“)<br />
downloaden.<br />
dafür, da es zur Natur eines<br />
Hundes gehört – und durch die<br />
Genehmigung der Tierhaltung<br />
das normale Verhalten des Tieres<br />
vom Vermieter ebenfalls akzeptiert<br />
wird. Gegenüber den<br />
anderen später zuziehenden<br />
Mietern hat der Vermieter dann<br />
auch eine Aufklärungspflicht,<br />
dass mit Hundegebell zu rechnen<br />
ist, ansonsten könnten die<br />
gestörten Mieter Mietzinsminderung<br />
geltend machen. Allerdings<br />
gilt diese Duldungspflicht<br />
durch den Vermieter nicht<br />
mehr, wenn das Tier aufgrund<br />
falscher Haltung stundenlang<br />
bellt und heult. Das deutet<br />
dann meist auch noch auf eine<br />
gesetzeswidrige Tierhaltung hin<br />
und könnte sogar eine Anzeige<br />
wegen Tierquälerei zur Folge<br />
haben.<br />
16 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 17
FAIR WOHNEN THEMA<br />
Meine Nachba-<br />
FRAGE<br />
rin stellt immer<br />
ihre Vögel auf den Balkon,<br />
die schrecklich laut sind.<br />
Man hört es sogar, wenn<br />
man alle Fenster und Türen<br />
geschlossen hat. Ich habe<br />
ihr schon einige Male gesagt,<br />
dass das Gezwitscher<br />
nervtötend ist. Aber sie<br />
stehen jeden Tag wieder<br />
draußen. Welche Möglichkeiten<br />
habe ich?<br />
Jeglicher Lärm<br />
ANTWORT<br />
muss sich im<br />
ortsüblichen Rahmen bewegen.<br />
Überschreitet er das übliche<br />
Ausmaß, kann eine Unterlassungsklage<br />
einbracht werden.<br />
Bevor das aber möglich ist,<br />
muss sichergestellt sein, dass<br />
eine unübliche Lärmbelästigung<br />
vorliegt. Vogelgezwitscher<br />
kommt auch in der Natur vor<br />
und ist daher grundsätzlich<br />
ortsüblich. Es müssen daher<br />
weitere Umstände dazukommen,<br />
um von einem unüblichen<br />
Ausmaß sprechen zu können:<br />
z. B. sehr viele Vögel auf kleinem<br />
Raum. In diesem Fall liegt<br />
dann vermutlich auch keine artgerechte<br />
Tierhaltung vor und<br />
wäre das Tierschutzgesetz anzuwenden.<br />
Letztlich kann bei<br />
wesentlichen Störungen auch<br />
ein Fall der Mietvertragsverletzung<br />
vorliegen und das Recht<br />
18 FAIR WOHNEN 3/12<br />
der Mietzinsminderung zum<br />
Tragen kommen. Welche Schritte<br />
die sinnvollsten sind, klärt<br />
man am besten in einer persönlichen<br />
Rechtsberatung. Den ExpertInnen<br />
hilft es, wenn z. B.<br />
der Lärm auf einem Handy oder<br />
Diktiergerät aufgezeichnet<br />
wird, sodass ein Eindruck über<br />
die Lautstärke möglich ist.<br />
Mein Nachbar<br />
FRAGE<br />
hält sich einen,<br />
wie ich finde, ziemlich<br />
aggressiven, großen Schäferhund.<br />
Jedes Mal, wenn<br />
ich mit meinem Kind nach<br />
draußen gehe, habe ich<br />
Angst, dass wir dem Tier im<br />
Flur begegnen. Anderen<br />
Nachbarn geht es genauso.<br />
Könnte eine Unterschriftenliste<br />
gegen den Hund<br />
helfen?<br />
ANTWORT Ein subjektives<br />
Empfinden<br />
bzw. eine bestehende Ängstlichkeit<br />
alleine reichen nicht<br />
aus, um das Entfernen eines<br />
Tieres herbeiführen zu können.<br />
Es müssen schon konkrete Fakten<br />
nachgewiesen werden, etwa<br />
dass der Hund eine Person<br />
anspringt, die Zähne fletscht<br />
und versucht zu beißen. Persönliche<br />
Angst, die meist aufgrund<br />
vergangener Erfahrungen existiert,<br />
kann in einem konkreten<br />
Maunz! Des einen Freud<br />
ist des anderen Leid. Das<br />
Gesetz hat deshalb<br />
genau geklärt, welche<br />
Pflichten und Rechte<br />
Haustierbesitzer (und<br />
ihre Nachbarn!) haben.<br />
Einzelfall jedoch keine Rechtsfolgen<br />
auslösen. Selbst wenn es<br />
eine Unterschriftenliste gegen<br />
den Hund gäbe, kann eine genehmigte<br />
Hundehaltung nachträglich<br />
nicht unterbunden werden,<br />
solange von dem Tier keine<br />
tatsächliche drohende Gefahr<br />
ausgeht oder das Zusammenleben<br />
nicht tatsächlich z. B.<br />
durch ständiges Heulen und<br />
Bellen gestört wird.<br />
FRAGE Ich habe eine<br />
Katze und würde<br />
über dem Balkon aus<br />
Sicherheitsgründen gerne<br />
ein Fallnetz anbringen.<br />
Muss ich das mit der Hausgemeinschaft<br />
oder dem<br />
Vermieter abstimmen?<br />
ANTWORT Außerhalb der<br />
Wohnung ist<br />
jede geplante Veränderung zunächst<br />
an den Vermieter bzw.<br />
die Verwaltung schriftlich zu<br />
melden und muss diese genehmigt<br />
werden. Auch das Anbringen<br />
eines Schutzgitters am Balkon<br />
fällt darunter. Wer diesen<br />
Schritt unterlässt und eigenmächtig<br />
Veränderungen vornimmt,<br />
muss mit einer Besitzstörungs-<br />
und Unterlassungsklage<br />
rechnen. Mitunter können<br />
auch Schadenersatzklagen<br />
oder sogar die Kündigung drohen,<br />
wenn durch bauliche Ein-<br />
griffe das Gebäude in seiner<br />
Substanz gefährdet wird. So ein<br />
Gitteranbau, für den z. B. Löcher<br />
in eine Wärmefassade gebohrt<br />
werden müssen, wodurch Wassereintritt<br />
und Schimmelbildung<br />
drohen, ist daher nicht auf die<br />
leichte Schulter zu nehmen. Wir<br />
raten daher, jedenfalls eine Genehmigung<br />
einzuholen und das<br />
Anbringen nur von Fachleuten<br />
durchführen zu lassen.<br />
Wenn im Miet-<br />
FRAGE vertrag nichts<br />
zum Thema Tierhaltung<br />
steht – muss ich den Vermieter<br />
trotzdem um Erlaubnis<br />
bitten, wenn ich ein<br />
Tier in der Wohnung halten<br />
möchte?<br />
Wenn es im<br />
ANTWORT<br />
Vertrag keine<br />
Vorschriften zur Tierhaltung<br />
gibt, dann dürfen übliche Haustiere<br />
gehalten werden. Darunter<br />
fallen neben Tieren in Käfigen<br />
insbesondere Hunde und Katzen.<br />
Der Oberste Gerichtshof<br />
hat vor Kurzem zudem entschieden,<br />
dass in Mietverträgen<br />
die Tierhaltung nicht generell<br />
verboten werden darf. Derartige<br />
Klauseln sind unwirksam. Das<br />
Halten von wohnungsüblichen<br />
Kleintieren wie Hamster oder<br />
Meerschweinchen ist daher<br />
jedenfalls zulässig.<br />
Fotos: Thinkstock, I-Stockphotos
FAIR WOHNEN WIEN<br />
Daniel hat mit seinen zwei Jahren<br />
schon eine wechselvolle<br />
Geschichte. Seine Mutter war<br />
mit seiner Versorgung überfordert,<br />
er war viel sich selbst<br />
überlassen oder bei wechselnden Freunden<br />
der Mutter abgegeben. Eines Tages<br />
meldete sich eine Nachbarin, dass die<br />
Mutter weggegangen und der kleine Daniel<br />
allein in der Wohnung ist. Frau P.,<br />
eine erfahrene Krisenpflegemutter, hat<br />
Lukas noch am selben Tag bei sich aufgenommen.<br />
Bei ihr wird er gut versorgt, erhält<br />
Essen und Pflege, wird endlich wieder<br />
einmal dem Kinderarzt vorgestellt.<br />
Einmal in der Woche fährt sie mit ihm<br />
ins Referat für Adoptiv- und Pflegekinder,<br />
um seine Mama zu treffen. Innerhalb<br />
der nächsten Wochen wird sich entscheiden,<br />
ob er mit Betreuung durch das<br />
Mama & Papa<br />
Suche Pflege eltern!<br />
Manchmal passiert etwas in einer Familie, das alle aus der Bahn wirft. Dann muss<br />
ein Baby oder Kleinkind innerhalb weniger Stunden liebevolle Aufnahme finden.<br />
Bei Menschen, die sich mit Kindern sehr gut auskennen – bei geschulten Pflegeeltern.<br />
Jugendamt wieder zu seiner Mama zurückkehrt,<br />
oder ob für einen längeren<br />
Zeitraum Pflegeeltern für ihn gesucht<br />
werden. Bis dahin ist Frau P. und ihre<br />
Familie sein sicherer Hafen, der Schutz<br />
und Geborgenheit bietet.<br />
Was Krisenpflegeeltern tun<br />
Krisenpflegeeltern übernehmen für einen<br />
kurzen, befristeten Zeitraum die Elternschaft<br />
für ein Kind. Sie sind Experten im<br />
Umgang mit Kindern und geben in<br />
schwierigen Situationen Halt und Betreuung.<br />
Und sie können sich immer<br />
wieder verabschieden, wenn die Kinder<br />
nach etwa sechs bis acht Wochen zu ihren<br />
leiblichen Eltern zurückkehren oder<br />
in eine andere Pflegefamilie aufgenommen<br />
werden. Kinder lieb haben ist leicht<br />
– Pflegeeltern können mehr.<br />
Was<br />
•<br />
Krisenpflegekinder brauchen<br />
Viel Verständnis und Toleranz für<br />
eventuell<br />
•<br />
schwieriges Verhalten<br />
Einfühlungsvermögen in eine verletzte<br />
Kinderseele<br />
•Ein hohes Maß an Feinfühligkeit für<br />
den Kontakt mit ihren Angehörigen<br />
Was Pflegeeltern alles können<br />
Frau M. hat drei Kinder großgezogen<br />
und war seither nicht mehr berufstätig.<br />
Über eine Freundin hat sie erfahren, dass<br />
das Jugendamt für die rasche Versorgung<br />
von kleinen Kindern Krisenpflegeltern<br />
braucht. „Das wär’ doch was für mich“,<br />
dachte sie und erkundigte sich, was man<br />
dafür so alles können muss. Nach einer<br />
ausführlichen Beratung bei der MAG ELF<br />
stellt sie ihren Plan der Familie vor. Alle<br />
waren überrascht, aber interessiert und<br />
Foto: Fotolia<br />
neugierig und hatten viele Fragen. Letzte<br />
Woche hat Frau M. ihr fünftes Krisenpflegekind<br />
aufgenommen. Die kleine Lea<br />
wurde von ihr aus dem Krankenhaus abgeholt.<br />
Sie war vom Stiefvater ins Gitterbett<br />
geschleudert worden, hatte massive<br />
Verletzungen davongetragen. Die körperlichen<br />
Verletzungen sind verheilt, das Jugendamt<br />
prüft, ob Leas Mutter allein in<br />
der Lage ist, sie zu versorgen. Bis das geklärt<br />
ist, bleibt sie noch ein paar Wochen<br />
bei Frau M. und wird liebevoll versorgt.<br />
•Was Pflegeeltern können sollten<br />
Sind Sie eine emotional starke und<br />
tolerante<br />
•<br />
Persönlichkeit?<br />
Haben Sie Erfahrung in der Erziehung<br />
und<br />
•<br />
Betreuung von Kindern?<br />
Können Sie mit Konflikten konstruktiv<br />
umgehen?<br />
•Sind Ihre Lebensweise und Ihr Haushalt<br />
•<br />
auf Kinder eingestellt?<br />
Haben Sie Erfahrung in Krisenbewältigung?<br />
• •Ist Ihre finanzielle Situation gesichert?<br />
Ist die Aufnahme eines Krisenpflegekindes<br />
bei allen Familienmitgliedern<br />
erwünscht?<br />
•Können Sie den leiblichen Eltern des<br />
Kindes<br />
•<br />
positiv begegnen?<br />
•Können Sie gut loslassen?<br />
Sind Sie bereit, mit den SozialarbeiterInnen<br />
der MAG ELF intensiv zusammenzuarbeiten?<br />
In der Zeit bis die Eignung festgestellt ist,<br />
besuchen Pflegemamas und -papas ein<br />
Vorbereitungsprogramm für Pflegeeltern.<br />
Das Seminar bietet die Möglichkeit, die<br />
eigene Motivation zu prüfen und sich mit<br />
der Aufnahme eines Pflegekindes in die<br />
Familie auseinanderzusetzen. Alle Fragen<br />
oder Bedenken werden ausführlich besprochen.<br />
Das Vorbereitungsprogramm<br />
für Pflegeeltern besteht aus mehreren<br />
Modulen. In Summe sind 51 Stunden in<br />
einem Zeitraum von rund drei bis sechs<br />
Monaten zu absolvieren. In den Kursen<br />
werden alle Themen und Fragen ausführlich<br />
angesprochen.<br />
Von ExpertInnen voll unterstützt<br />
Krisenpflegemamas und -papas stehen<br />
von Anfang an vor großen Herausforderungen.<br />
Um diese gut bewältigen zu können,<br />
erhalten sie Unterstützung durch SozialarbeiterInnen.<br />
Diese begleiten die regelmäßigen<br />
Besuchskontakte der Kinder<br />
zu ihren leiblichen Eltern – ein regelmäßiger<br />
Kontakt ist erwünscht – und stehen<br />
den Krisenpflegeeltern mit Rat und Tat<br />
zur Seite. In regelmäßigen Abständen<br />
treffen einander Krisenpflegeeltern in einer<br />
Gruppe, um ihre Erfahrungen auszu-<br />
SO WERDEN SIE PFLEGEMAMA UND PFLEGEPAPA<br />
Damit ein Pflegekind zu Ihnen kommt, haben Sie …<br />
•<br />
Alter zwischen 25 und 55 Jahren<br />
•private Erziehungserfahrung<br />
•eigene Kinder oder Pflegekinder nicht unter vier Jahren<br />
•ausreichende Zeitreserven<br />
Ausgeglichenheit und Toleranz<br />
Das Pflegeelterngeld für Krisenpflege beträgt monatlich 960 Euro.<br />
tauschen. Gemeinsam mit SozialarbeiterInnen<br />
werden Lösungen für etwaige<br />
Probleme gesucht und gefunden.<br />
Wenn die Betreuung eines Kindes besondere<br />
Probleme und Fragen aufwirft, stehen<br />
PsychologInnen für ein Coaching<br />
zur Verfügung. Einmal jährlich treffen<br />
sich die Krisenpflegefamilien zu einem<br />
Fortbildungswochenende.<br />
Der Weg zur Bewilligung<br />
Die Kinder von Familie S. gehen verstärkt<br />
eigene Wege. Frau S. hat in ihrer<br />
Nachbarschaft eine Pflegemutter, von der<br />
sie erfahren hat, dass laufend Krisenpflegeeltern<br />
gesucht werden. Nach einem<br />
ersten Telefonat mit einer Sozialarbeiterin<br />
der MAG ELF hat sie ihre Idee mit ihrem<br />
Mann und den Kindern besprochen.<br />
Gemeinsam haben sie die Idee in die Tat<br />
umgesetzt. Seit zwei Wochen lebt Leonie<br />
bei ihnen, die wegen einer akuten psychischen<br />
Erkrankung der Mutter nicht<br />
bei ihr leben kann. Liebevoll tragen Herr<br />
und Frau S. das unruhige Baby durch das<br />
Haus, bis es endlich einschlafen kann.<br />
Die Kinder des Paares sind stolz auf „ihr“<br />
Baby. Sie werden ein bisschen traurig<br />
sein, wenn Leonie nicht mehr bei ihnen<br />
sein kann. Aber sie wissen, dass<br />
es ihr bei ihnen sehr gut gegangen<br />
ist und sie viel Zuwendung<br />
und Geborgenheit erfahren konnte.<br />
Die Eignungsbeurteilung<br />
Um Pflegemama oder Pflegepapa zu<br />
werden, braucht es eine Bewilligung der<br />
MAG ELF. Dafür müssen persönliche,<br />
soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche<br />
Bedingungen erfüllt sein. Im Bewilligungsverfahren<br />
werden die Voraussetzungen<br />
geprüft und alle im Haushalt lebenden<br />
Familienmitglieder mit einbezogen.<br />
Zusätzlich wird in persönlichen Gesprächen<br />
die Eignung geprüft. Das kann<br />
bis zu sechs Monate dauern. Währenddessen<br />
besuchen die Bewerber als Pflegeeltern<br />
das Vorbereitungsprogramm im<br />
Referat für Adoptiv- und Pflegekinder.<br />
Die Kosten sind gedeckt<br />
Krisenpflegeeltern sein ist ein echter Job.<br />
Frau P. weiß das. Solange sie als Krisenpflegemutter<br />
arbeitet, möchte sie beim<br />
Verein „Eltern für Kinder Österreich“ angestellt<br />
sein. Damit ist sie versichert und<br />
hat Anspruch auf Supervision und Fortbildungen.<br />
Das hilft ihr sehr, mit den<br />
vielfältigen Problemen ihrer Schützlinge<br />
umzugehen. Wiener Krisenpflegeeltern<br />
können auf Wunsch angestellt werden.<br />
Das bedeutet: Pensions-, Kranken-, Unfall-<br />
und Arbeitslosenversicherung; monatliches<br />
Einkommen knapp über der<br />
Geringfügigkeitsgrenze; Fortbildung und<br />
Gruppensupervision.<br />
Alle Pflegeeltern müssen sich finanziell<br />
selbst erhalten können. Das monatliche<br />
Pflegeelterngeld ist eine Aufwandsentschädigung.<br />
Krisenpflegeeltern erhalten<br />
ein höheres Pflegeelterngeld. Je nachdem,<br />
wie lange sie ein Kind betreuen, haben<br />
sie außerdem Anspruch auf Familienbeihilfe<br />
und Kinderbetreuungsgeld.<br />
20 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 21<br />
• das<br />
Servicetelefon der MAG ELF: 4000 8011, Mo–Fr 8.00–18.00 Uhr<br />
Anstellungsträger für Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern ist der Verein „Eltern für<br />
Kinder Österreich“. Derzeit sind rund 250 Pflegeeltern beim Verein „Eltern für Kinder“<br />
in Wien angestellt. Interessierten Personen bietet der Verein ein ausführliches<br />
Informations- und Beratungsgespräch als Entscheidungshilfe an.<br />
Telefon: 368 71 91, mehr Info unter http://www.efk.at/<br />
oder www.wien.gv.at<br />
ZAHLEN UND FAKTEN<br />
•Aktuell stehen 41 Krisenpflegefamilien<br />
zur Verfügung.<br />
wurden rund 200 Babys<br />
• 2011<br />
und Kleinkinder vorübergehend<br />
von Krisenpflegemamas und<br />
-papas versorgt. Rund die Hälfte<br />
davon kann in die leibliche Familie<br />
zurückkehren, für die anderen Kinder<br />
werden Pflegefamilien zur längerfristigen<br />
Aufnahme gesucht.<br />
Mehr Info unter http://www.efk.at/<br />
Entgeltliche Einschaltung
FAIR WOHNEN SERVICE<br />
Unter einem Dach<br />
1 Ein<br />
Egal ob Hund, Meerschweinchen oder Goldfisch – die Anschaffung eines<br />
Haustiers ist eine wichtige Entscheidung. Hier unser 10-Punkte-Check für ein<br />
harmonisches Miteinander von Mensch und Tier. TEXT: MARTINA HAMMER-WOSTAL<br />
Haustier ist kein Kuscheltier. Ein<br />
Tier zu haben, heißt Verantwortung<br />
zu übernehmen und die Bedürfnisse<br />
und Eigenheiten der Tiere zu achten. Vor<br />
allem Kinder versprechen oft, die Pflege<br />
selbstständig zu übernehmen. Doch erfahrungsgemäß<br />
ist das erst ab 12 Jahren<br />
sinnvoll.<br />
2 Gehen<br />
Sie sicher, dass Sie Ihrem<br />
Wunschtier auch eine artgerechte<br />
Haltung bieten. So sind Katzen aus<br />
einem Tierschutzhaus dankbare Mitbewohner.<br />
Stammt die Katze hingegen von<br />
einem Bauernhof, wird sie es in einer Wohnung<br />
schwer haben. Käfige für Kleintiere<br />
sollten großzügig bemessen sein und viele<br />
Spielmöglichkeiten bieten.<br />
22 FAIR WOHNEN 3/12<br />
3 Dürfen<br />
Sie in der Wohnung das gewünschte<br />
Tier halten? Bei der Haltung<br />
von Hunden benötigt man<br />
manchmal die Zustimmung der Hausverwaltung.<br />
(Siehe auch Seite 14–16)<br />
4 Bietet<br />
die Wohnung genug Platz, vor<br />
allem für einen größeren Hund? Aber<br />
auch Wellensittiche brauchen Platz,<br />
denn regelmäßiger Freiflug erfreut das<br />
Sittichherz und sorgt für Wohlbefinden.<br />
5 Kleintiere<br />
wie zum Beispiel Meerschweinchen<br />
oder Hamster leben<br />
durchschnittlich nur vier bis sechs<br />
Jahre. Bedenken Sie, dass Kinder oft<br />
schwer über den Verlust hinwegkommen,<br />
und stehen Sie mit Trost und Erklärungen<br />
zur Seite. Manche Tiere werden aber<br />
auch sehr alt, wie beispielsweise Schildkröten,<br />
die bis zu 60 Jahre alt werden<br />
können!<br />
6 Haben<br />
die Familienmitglieder die<br />
notwendige Zeit für das Tier? Ein<br />
Hund muss mindestens drei Mal am<br />
Tag Gassi gehen. Kleine Hunde und auch<br />
Katzen müssen lernen, stubenrein zu sein.<br />
Überlegen Sie im Vorfeld, wer in Urlaubszeiten<br />
für die Betreuung sorgen kann.<br />
7Gibt 8Wie es in der Familie Allergien? Klären<br />
Sie vor der Anschaffung, ob eine<br />
Tierhaarallergie besteht.<br />
sieht der Lebensrhythmus des<br />
Tieres aus? Einige Kleintiere sind<br />
nachtaktiv und schlafen am Tag, wie<br />
zum Beispiel Hamster oder Chinchillas.<br />
9 Tiere<br />
kosten Geld. Kalkulieren Sie<br />
den finanziellen Aufwand für Anschaffung,<br />
Futter und Tierarztkosten,<br />
etwa Impfungen und Behandlungen.<br />
10<br />
Woher soll das Tier kommen:<br />
Zoohandlung, Tierheim oder<br />
private Züchter? Informieren<br />
sie sich im Vorfeld über Vor- und Nachteile,<br />
Charaktereigenschaften und Verhalten<br />
des Tieres. Auch ein Tier aus einem<br />
Tierschutzhaus ist eine gute Alternative.<br />
Lassen Sie sich von den Tierpflegern<br />
beraten, denn sie kennen die Tiere<br />
meist sehr gut.<br />
Foto: Thinkstock<br />
Fotos: Hersteller<br />
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besonders hübsch in Szene setzt:<br />
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FAIR WOHNEN 3/12 23
FAIR WOHNEN WISSEN<br />
… der Österreicher NICHT der beste<br />
Freund des Hundes ist? Mit 1,5 Millionen<br />
Miezen werden bei uns mehr als<br />
doppelt so viele Katzen wie Hunde<br />
gehalten – und die Zahl der Zierfische<br />
kann nur ungefähr geschätzt werden,<br />
geht aber mit Sicherheit in die<br />
Millionen.<br />
… mit der Großtrappe nicht nur ein unglaublich<br />
seltener Vogel im Burgenland<br />
heimisch ist, sondern auch einer der<br />
schwersten flugfähigen Vögel der Welt?<br />
Männchen können ein Gewicht von bis<br />
zu 16 kg und eine Körperlänge von<br />
mehr als einem Meter erreichen.<br />
24 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Fleckvieh Mit 78 % der absolute<br />
Favorit unter den rund 2 Millionen<br />
österreichischen Rindern<br />
… der Braunbär hierzulande bald zum<br />
zweiten Mal ausgerottet werden könnte?<br />
Nachdem er bereits Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts aus den österreichischen<br />
Wäldern verschwand und es um 2000<br />
dank Wiederansiedelung einige Populationen<br />
gab, sind bis auf einige wenige<br />
Individuen in Österreich nun erneut keine<br />
Bären mehr auffindbar. Mehr Infos:<br />
www.wwf.at/baer<br />
… unser Wappentier, der Steinadler,<br />
nicht hauptsächlich Murmeltiere und<br />
Hasen, sondern ganze Gams- und Rehkitze<br />
reißt? Immerhin erreicht er eine<br />
Körperlänge von 75 bis 90 cm und eine<br />
25<br />
Dinge,<br />
die Sie (vielleicht) noch nicht über<br />
<strong>Österreichs</strong> Tierwelt wussten.<br />
Flügelspannweite bis zu zwei Metern.<br />
Schon vor Jahrzehnten war er akut vom<br />
Aussterben bedroht. Daher ist der Abschuss<br />
eines „Königs der Alpen“ in<br />
Österreich strengstens verboten.<br />
Gut am Hut: Der Gamsbart wächst<br />
eigentlich am Rücken der Alpenziege.<br />
Fotos: Österreich Werbung/Wiesenhofer; Österreich Werbung Kracher<br />
Fotos: Shutterstock, I-Stockphoto, MA 48<br />
Einzigartig in Mitteleuropa:<br />
Bei Marchegg in Niederösterreich<br />
nisten die Störche noch auf Bäumen.<br />
… der Tiergarten Schönbrunn in Wien<br />
einer der wenigen Zoos weltweit ist, der<br />
die Sexfaulheit der Großen Pandas nicht<br />
durch künstliche Befruchtung und künstliche<br />
Aufzucht umgeht, sondern auf Natürlichkeit<br />
setzt? Der Erfolg gibt dem<br />
Zoo recht: Fu Long (2007) war der erste<br />
Panda, der in einem europäischen Zoo<br />
durch natürliche Befruchtung gezeugt<br />
wurde. Fu Hu folgte 2010.<br />
… seit mehr als zehn Jahren im Burgenland<br />
Wildpferde grasen? Das Przewalski-Pferd<br />
ist die letzte noch lebende<br />
Unterart des Wildpferdes. Ende des 19.<br />
Jahrhunderts waren diese Pferde in der<br />
Mongolei fast ausgerottet. Die letzten<br />
noch frei lebenden 13 Wildpferde wurden<br />
eingefangen und weiter gezüchtet –<br />
u. a. im Nationalpark Neusiedler See.<br />
Vier der burgenländische Pferde wurden<br />
bereits erfolgreich ausgewildert.<br />
… im Reptilienzoo Happ in Kärnten<br />
zwei 115 Jahre alte Riesenschildkröten<br />
großes Aufsehen erregen? Nicht aufgrund<br />
ihres Alters – das ist für diese Art<br />
nicht ungewöhnlich –, sondern weil Bibi<br />
und Poldi sich nach vielen Jahren „Ehe“<br />
nicht mehr mögen und einander nun<br />
ständig attackieren.<br />
… es in Österreich zwar nur eine kleine,<br />
aber immerhin existierende Population<br />
an eurasischen Luchsen gibt, die aus<br />
neun 1976 ausgewilderten Individuuen<br />
resultiert? Ursprünglich war der letzte<br />
österreichische Luchs 1918 erlegt worden.<br />
Nun gibt es ihn bei uns wieder –<br />
und er war 2011 Tier des Jahres in<br />
Österreich.<br />
… sich das größte Gämsenrevier Europas<br />
in der Steiermark im Hochschwabgebiet<br />
befindet? Übrigens: Der Gamsbart,<br />
den sich Jäger an den Hut stecken,<br />
Insekt des Jahres 2012<br />
Der Hirschkäfer braucht<br />
seine riesigen Oberkiefer<br />
nur zum Kämpfen und<br />
Paaren.<br />
wächst nicht am Kinn der Gämse, sondern<br />
an ihrem Rücken.<br />
... es in Österreich zwar viele Zoos und<br />
Aquarien gibt, aber keine Wale oder Delfine?<br />
2009 hatte ein Wiener Unternehmer<br />
vor, ein Delfinarium im Burgenland<br />
zu bauen, aber das Projekt kam nicht<br />
zustande – zur Erleichterung vieler<br />
Tierschützer.<br />
… das Insekt des Jahres 2012 in Österreich<br />
der Hirschkäfer ist? Mit ihren riesigen<br />
Oberkiefern nehmen die Männchen<br />
übrigens keine Nahrung auf – sie werden<br />
nur bei Rivalenkämpfen und zum<br />
Festhalten der Weibchen während der<br />
Paarung gebraucht.<br />
FAIR WOHNEN 3/12 25
FAIR WOHNEN WISSEN<br />
Tierschutzprojekt: Im Zoo Schmiding lebt<br />
die einzige Gruppe Gorillas in Österreich.<br />
… bei Marchegg (NÖ) die einzige<br />
mitteleuropäische Brutkolonie existiert,<br />
in der Störche noch ihr ursprüngliches<br />
Verhalten zeigen und auf Bäumen<br />
nisten?<br />
… die Österreichische Heideschnecke,<br />
die kaum mehr als einen halben Zentimeter<br />
groß ist, nur im südlichen Wiener<br />
Becken vorkommt und sonst nirgends<br />
auf der Welt?<br />
… in Österreich das Fleckvieh mit<br />
78 % ungeschlagener Favorit in der<br />
Rinderhaltung ist? Braunvieh und<br />
Holsteiner machen rund 14 % aus.<br />
Insgesamt gibt es in Österreich fast<br />
zwei Millionen Rinder.<br />
26 FAIR WOHNEN 3/12<br />
… es hierzulande ganze 28<br />
verschiedene Fledermausarten<br />
gibt? Wer sie beobachten<br />
möchte, sollte das übrigens<br />
im Sommer versuchen,<br />
da wohnen sie hauptsächlich<br />
bei uns Menschen auf<br />
Dachböden. Im Winter leben<br />
sie eher in freier Natur.<br />
Mehr Infos:<br />
www.fledermausschutz.at<br />
… man im Bärenwald<br />
Arbesbach Bären in natürlicher<br />
Umgebung kennenlernen<br />
kann? Er wurde 1998<br />
von „Vier Pfoten“ eröffnet und<br />
2009 erweitert. Derzeit leben<br />
hier sieben Braunbären auf<br />
insgesamt 14.000 Quadratmetern.<br />
Mehr Infos:<br />
www.baerenwald.at<br />
… die Wölfe in Österreich seit mehr als<br />
hundert Jahren als „ausgestorben“ gelten?<br />
Allerdings kehren sie seit einigen<br />
Jahren wieder zurück. Immer wieder<br />
wandern aus Italien, der Schweiz, Slowenien<br />
und der Slowakei Wölfe ein. Ob<br />
sie dauerhaft bei uns bleiben werden,<br />
wird sich in den nächsten Jahren zeigen.<br />
Insgesamt leben derzeit zwischen<br />
10.000 und 20.000 Wölfe in Europa<br />
(außerhalb Russlands).<br />
… es in unserem Land nur eine Gruppe<br />
Gorillas gibt? Seit dem Jahr 2004 beherbergt<br />
der Zoo Schmiding eine Gruppe<br />
Flachlandgorillas im Rahmen eines<br />
internationalen Projekts zum Schutz<br />
dieser bedrohten Tiere. Mehr Infos:<br />
www.zooschmiding.at<br />
Kein Kostverächter Das österreichische Wappentier, der Steinadler, lässt sich nicht nur<br />
Murmeltiere und Hasen schmecken, sondern ganze Gams- und Rehkitze. Mahlzeit!<br />
Alles andere als faul: Im Zoo Schönbrunn paaren sich die als<br />
Sexmuffel bekannten Pandas auf natürliche Weise.<br />
… in Österreich Tierversuche zur Entwicklung<br />
oder Erprobung von Kosmetika<br />
seit dem Jahr 1999 grundsätzlich<br />
verboten sind?<br />
… der Wiener Tierschutzverein (WTV)<br />
bereits im Jahr 1846 vom Dichter und<br />
Literaten Ignaz Castelli gegründet wurde<br />
und damit die zweitälteste Tierschutzinstitution<br />
Europas ist? Hunderttausenden<br />
Tieren konnte seither geholfen<br />
werden.<br />
… auch der Begründer der Psychoanalyse,<br />
Dr. Sigmund Freud, Mitglied des<br />
Österreichischen Tierschutzvereines<br />
war?<br />
… der Tiergarten Schönbrunn, der seit<br />
1752 besteht, nicht nur der älteste<br />
noch bestehende Zoo der Welt ist, sondern<br />
2010 zum zweiten Mal zum besten<br />
Zoo Europas gekürt wurde?<br />
… die Wildtierhaltung für Zirkusse seit<br />
2005 in Österreich – im Gegensatz zu<br />
Deutschland – verboten ist? Klagen<br />
gegen dieses Gesetz, z. B. vom Zirkus<br />
Krone, wurden abgewiesen.<br />
… mit jährlich mehr als 240.000 Abschüssen<br />
in Österreich mehr als fünfmal<br />
so viel Rehwild abgeschossen wird<br />
wie in der Schweiz?<br />
… die Bayerische Kurzohrmaus ungeachtet<br />
ihres Namens ein österreichischer<br />
Endemit ist? Das heißt, diese Art<br />
lebt – seit die deutschen Populationen<br />
ausgestorben sind – nur in Österreich.<br />
Es handelt sich dabei um eines der<br />
seltensten Wirbeltiere Europas.<br />
Fotos: Daniel Zupac; Nicola Chilton; Österreich Werbung/Fankhauser<br />
Fotos: Hersteller<br />
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3<br />
FAIR WOHNEN 3/12 27
FAIR WOHNEN REPORTAGE<br />
Unliebsame Untermieter<br />
Ist die Losung am Fuß des Mauerwerks zu<br />
finden, handelt es sich für gewöhnlich um<br />
einen Rattenbefall. Die Arbeitsorte von<br />
Schädlingsbekämpfer Walter Richter sind<br />
nicht jedermanns Sache.<br />
28 FAIR WOHNEN 3/12<br />
FOTOS: MATTHIAS HESCHL<br />
TEXT: JOHANNES LUXNER<br />
Was einen im Keller erwartet,<br />
lassen die aufgebrochenen<br />
Briefkästen<br />
im Eingangsbereich des<br />
Meidlinger Altbau-<br />
Zinshauses bereits erahnen. Gepflegte<br />
Immobilien sehen anders aus. Der<br />
kleine Innenhof ähnelt einer illegalen<br />
Sperrmülldeponie. Matratzen,<br />
eine kaputte Wäschespinne und Teile<br />
ramponierter Möbel verteilen sich<br />
hier kopfüber. Sorglos weggeworfene<br />
Essensreste am Boden führen Schädlingsbekämpfer<br />
Walter Richter auf<br />
eine erste Spur. „Da ist es schon“,<br />
sagt Richter nach der ersten optischen<br />
Prüfung der verwahrlosten<br />
Grünfläche am Rand des Hofes. Mit<br />
der Stimme des gelassenen Profis ergänzt<br />
er: „Wenn wir ein zweites Erdloch<br />
finden, dann haben wir es ganz<br />
sicher mit Ratten zu tun. Der Müll<br />
und das Futter stellen für die Tiere<br />
ideale Bedingungen dar. Hier finden<br />
sie Unterschlupf und Nahrung.“<br />
Richter packt aus seiner Tasche<br />
streichholzschachtelgroße, blaue,<br />
quadratische Köder aus. Er steckt sie<br />
tief in die Erdlöcher und hofft, dass<br />
sich die Ratten bald daran zu schaffen<br />
machen. Die Köder schauen<br />
harmlos aus. Für die Tiere endet der<br />
Kontakt tödlich. Dabei ist der Innenhofbereich<br />
lediglich ein Nebenschauplatz,<br />
was die Schädlingsbekämpfung<br />
an diesem Standort betrifft.<br />
Noch war Richter nicht im<br />
Keller.<br />
Wiener Rattenverordnung<br />
Die akribische Nachschau Richters<br />
basiert auf einer legislativen Grundlage.<br />
Sie nennt sich Wiener Rattenverordnung<br />
und wurde im Jahr 1925<br />
erstmals erlassen. Unzählige Reformen<br />
im Lauf der Jahrzehnte folgten.<br />
Zuletzt im Jahr 2005, als die genaue<br />
Einteilung der Schädlingsbekämpfungsanbieter<br />
in Rayons aufgehoben<br />
wurde. Seitdem darf sich jede Hausverwaltung<br />
den Betrieb selbst aussuchen<br />
und ist nicht mehr, wie im Fall<br />
der Rauchfangkehrer, an eine bestimmte<br />
Firma gebunden. De facto<br />
hat sich wenig geändert: „Die Wiener<br />
Sie kennen meist jeden Kellerwinkel ihres Bezirks, und froh<br />
ist, wer sie nicht braucht. Trotz steigender Sauberkeit sind<br />
Schädlingsbekämpfer gefragt wie eh und je. <strong>Fair</strong> <strong>Wohnen</strong><br />
begab sich auf Rattenjagd nach Wien Meidling.<br />
sind sehr traditionsbewusst, auch<br />
was die Auswahl ihres Schädlingsbekämpfers<br />
betrifft“, sagt Richter. Was<br />
sich nicht geändert hat: Jedes Objekt<br />
wird im Intervall von etwa acht Wochen<br />
auf etwaigen Befall kontrolliert.<br />
Deshalb ist Walter Richter mit<br />
den Gebäuden und vor allem deren<br />
Kellern in seinem Aufgabengebiet in<br />
Wien Meidling bestens vertraut.<br />
Schlaue Nager<br />
„Gut zehn Prozent der Wiener Altbaukeller<br />
befinden sich noch in einem<br />
Zustand wie diesem“, sagt Richter,<br />
bevor er die Tür zum Keller aufstößt<br />
und die Taschenlampe anknipst.<br />
Am unteren Ende der Rundtreppe<br />
angekommen, darf man sich<br />
in einer Zeitkapsel wähnen. Kein gemauerter<br />
Boden, sondern begradigter<br />
Lehm – zwischen den Backsteinziegeln<br />
verteilen sich Schmutz wie<br />
Spinnweben und von den alten<br />
Rohrleitungen hängen Stofffetzen,<br />
die wohl einst als bescheidener Versuch<br />
einer Isolierung gedacht waren.<br />
Sie wirken angeknabbert, und der<br />
Anblick einer alten, einst mit Holz zu<br />
befeuernden Waschküche inklusive<br />
der Originaltröge aus Zinn verdeutlicht<br />
den Komfort moderner Haushaltsgeräte.<br />
Für Richter ein gewöhnliches<br />
Szenario. Mit Gerümpel und<br />
Relikten aus vergangenen Zeiten des<br />
<strong>Wohnen</strong>s hat er täglich zu tun. Was<br />
Tod in kleinen Dosen<br />
Der Anfang vom Ende: In<br />
der Rattenbox wartet der<br />
Köder. Das Curaminderivat<br />
sorgt für ein langsames,<br />
aber schmerzfreies Ende.<br />
den Fachmann hier interessiert, ist<br />
die Kante zwischen Lehmboden und<br />
Mauerwerk.<br />
Mittel aus der Humanmedizin<br />
„Hier ist am schnellsten erkennbar,<br />
ob wir es mit Ratten oder Mäusen zu<br />
tun haben. Ratten bewegen sich entlang<br />
des Mauerwerks und hinterlassen<br />
hier ihre Losung. Mäuse bewegen<br />
sich frei durch den Raum und verbreiten<br />
ihren Kot großflächiger.“ Die<br />
Spuren geben ihm Grund genug, eine<br />
sogenannte Rattenbox aufzustellen.<br />
Im DIN-A4-Zettel-großen Plastikkasten<br />
befinden sich einige der<br />
blauen Köder. Ein Loch auf der Seite<br />
der Box ermöglicht der Ratte, an das<br />
vermeintliche Leckerli zu gelangen.<br />
Einmal daran genascht, ist es bald<br />
vorbei mit dem unbeschwerten Rattenleben<br />
in Wiens Altbaukellern – jedoch<br />
nicht umgehend. „Ratten sind<br />
hochintelligente Tiere. Würden sie<br />
eine andere Ratte beobachten, wenn<br />
diese vom Köder frisst und sofort tot<br />
umfällt, sie würden die Köder nicht<br />
mehr anrühren“, so Richter. Deshalb<br />
verwenden Schädlingsbekämpfer ein<br />
sogenanntes Cumarinderivat, das bei<br />
den Ratten durch einen blutgerinnungshemmenden<br />
Stoff innerliche<br />
Blutungen verursacht. Michael Singer,<br />
der Innungsmeister der Wiener<br />
Schädlingsbekämpfer, über Cumarinderivate:<br />
„80.000 Österreicher<br />
FAIR WOHNEN 3/12 291
FAIR WOHNEN REPORTAGE<br />
nehmen den Stoff in anderer Dosierung<br />
täglich bei Herzproblemen zu<br />
sich. Er stammt ursprünglich aus der<br />
Humanmedizin.“<br />
Schädlingsfaktor Klimawandel<br />
Dabei bedeutet die Rattenbekämpfung<br />
nur ein Teilsegment der Dienstleistungen<br />
heimischer Schädlingsbekämpfer.<br />
Flöhe, Schaben und Wanzen<br />
haben ebenso Dauersaison. Die<br />
Biodiversität steigt – auch hier findet<br />
eine gewisse Globalisierung statt. Innungsmeister<br />
Singer: „Das hat auch<br />
mit dem erhöhten Reiseaufkommen<br />
zu tun. Die Menschen bringen Wanzen<br />
oft aus dem Urlaub mit.“ Besonders<br />
knifflig gestaltet sich die Schädlingsbekämpfung,<br />
wenn es um den<br />
Befall von Holz geht. Längst hat auch<br />
hier moderne Technologie Einzug<br />
gehalten: „Wir arbeiten mittlerweile<br />
auch mit Mikrowellen, um die Tiere<br />
aus dem Holz zu bekommen.“ Auch<br />
Begasungen befallener Objekte oder<br />
die Anwendung von großer Hitze<br />
sind keine Seltenheit. „Wir magern<br />
die Sauerstoffatmosphäre ab, dadurch<br />
trocknen die Tiere aus“, so<br />
Michal Singer, den laut eigener Auskunft<br />
kein Anblick von Tierbefall<br />
mehr erschüttern könne. Dabei birgt<br />
der Beruf immer noch seine Überraschungen.<br />
Schließlich spielt die zunehmende<br />
Erderwärmung in unseren<br />
Breiten den Schädlingsbekämpfern<br />
tendenziell in die Hände. Arten<br />
wie etwa die Kastanienminiermotte<br />
treten seit der spürbaren Erwärmung<br />
zunehmend häufiger auf.<br />
Mike and the mechanic<br />
„Dieses Ding ist mal geflogen –<br />
es nannte sich V1“, Michael<br />
Singer über die technischen<br />
Ursprünge des sogenannten<br />
Heißnebelgeräts. Damit wird vor<br />
allem Gelsen zu Leibe gerückt.<br />
30 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Da ist der Wurm drin<br />
Ungebetene Gäste gibt es<br />
zuhauf. Egal ob Wanzen,<br />
Schaben, Flöhe oder wahre<br />
Brummer wie der Weidenbock<br />
(u.), den Innungsmeister<br />
Michael Singer aus<br />
einer Fertigteilhaus-Fassade<br />
entfernte.<br />
Tatort Keller<br />
Schädlingsbekämpfer Walter<br />
Richter erahnt bereits in<br />
den Entrees der Häuser,<br />
was ihn im Keller erwartet.<br />
In den Straßen von Meidling<br />
Walter Richter kennt die Häuser des 12. Wiener Gemeindebezirks wie kaum ein anderer.<br />
Die Wiener Rattenverordnung schreibt alle zwei Monate eine Kontrolle vor.<br />
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Telefonische Beratung: Mo – Fr 8 – 15 Uhr<br />
Persönliche Beratung: Mo – Fr 8 – 13 Uhr<br />
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www.wien.gv.at/wohnen/wohnbaufoerderung<br />
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wohnfonds_wien<br />
fonds für wohnbau und stadterneuerung<br />
Lenaugasse 10, 1082 Wien<br />
Tel.: 4035919-0<br />
Beratung: Mo – Do: 9 – 16 Uhr und Fr 9 – 11.30 Uhr<br />
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Neubau<br />
Voraussetzungen: Bestimmte, genau festgelegte<br />
Einkommensgrenzen dürfen nicht überschritten<br />
werden.<br />
Antragsstellung Neubau<br />
MA 50, Muthgasse 62, 1190 Wien<br />
Tel.: 4000-74840<br />
Parteienverkehr: Mo – Fr: 8 – 12 Uhr<br />
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Tel.: 4000-25900<br />
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Mo, Di, Fr: 8 – 13 Uhr, Do: 14 – 20 Uhr<br />
Telefonisch erreichbar unter: 24 503-01-080<br />
(diese Nummer gilt für den 1. Bezirk – sind Sie<br />
in einem anderen Bezirk wohnhaft, ersetzen Sie<br />
die 01 durch Ihren Bezirk: 09 für den 9. Bezirk,<br />
23 für den 23. Bezirk)<br />
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36 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Einfach<br />
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Fotos: Gunda Dittrich / www.gundadittrich.com<br />
… sind auch in dieser Ausgabe von FAIR WOHNEN wieder die Ideen, mit denen Sie<br />
Dinge des Alltags ohne viel Aufwand und budgetfreundlich umgestalten können.<br />
2<br />
3<br />
2<br />
Alte Handtücher<br />
werden<br />
zum Spielzeug<br />
Alte Handtücher<br />
können zu tollem<br />
Hundespielzeug<br />
umfunktioniert<br />
werden. Schneiden<br />
Sie von einem<br />
Handtuch zwei<br />
Kanten ab, flechten<br />
Sie drei Tücher<br />
ineinander und<br />
verknoten Sie sie<br />
fest (!) am Ende<br />
mit den beiden<br />
Stoffstreifen.<br />
3 4<br />
Gackerlsackerl<br />
verwahrt die<br />
Leckerlis<br />
Im Gackerl sackerl<br />
muss nicht immer<br />
nur ein Hundehaufen<br />
landen.<br />
Die Plastikbeutel<br />
eignen sich auch<br />
super als Behältnis<br />
für Leckerlis. An<br />
die Leine geknotet,<br />
haben Sie sie<br />
immer parat –<br />
und nicht in der<br />
Jackentasche verstreut.<br />
Eine Plastikflasche<br />
wird<br />
zur Schaufel<br />
Schneiden Sie eine<br />
leere und gesäubertePlastikflasche<br />
(z. B. Weichspüler-Flasche)<br />
diagonal in der<br />
Mitte durch. Das<br />
Ende mit dem<br />
Henkel können Sie<br />
als Schaufel für<br />
Katzenstreu verwenden.<br />
4
FAIR WOHNEN RECHT<br />
Schlüsselszenen<br />
Erst durch die Übergabe der Haus- und<br />
Wohnungsschlüssel erlischt auch die Pflicht<br />
zur Mietzins zahlung. FAIR WOHNEN fasst die<br />
wichtigsten Grundsätze der Rechtsprechung<br />
zusammen:<br />
Mitunter gibt es ganz konkrete<br />
Hindernisse, und die lange Liste<br />
von Gerichtsentscheidungen<br />
zum Thema „Rückgabe des Mietobjekts“<br />
zeigt, dass es oft gar nicht so einfach<br />
ist, das Mietobjekt korrekt zurückzugeben.<br />
Die Probleme fangen damit<br />
an, dass Vermieter gar nicht erreichbar<br />
sind, und enden manchmal damit, dass<br />
die Übergabe einfach verweigert wird.<br />
Auch der Verlust des Wohnungs- oder<br />
Haustorschlüssels kann zu einem –<br />
teuren – Problem werden.<br />
Persönliche Übergabe<br />
Die Übergabe ist persönlich durchzuführen,<br />
wenn nichts anderes vereinbart<br />
wurde. Denn weder ist es ausreichend,<br />
den Schlüssel in den Briefkasten der Verwaltung/des<br />
Vermieters zu werfen, noch<br />
kann diese Handlung durch eine Übersendung<br />
per Post erfolgen.<br />
Bevollmächtigter kann übergeben<br />
Sowohl Mieter als auch Vermieter können<br />
sich bei der Schlüsselübergabe vertreten<br />
lassen, doch die Ermächtigung<br />
dazu muss nachgewiesen werden. Hat<br />
man der falschen Person die Schlüssel<br />
ausgehändigt, muss man weiter Miete<br />
zahlen und hat auch noch jede Menge<br />
Ärger, den Schlüssel wieder zurückzubekommen.<br />
Ebenso wenig kann man dem<br />
Hausbesorger die Schlüssel in die Hand<br />
drücken, wenn dieser keine Vollmacht<br />
dazu erhalten hat. Mieter müssen zudem<br />
alle Schlüssel zurückgeben, auch<br />
jene, die sie selbst angefertigt haben. Solange<br />
der Schlüssel im Besitz des Mieters<br />
ist, fallen auch über die Mietdauer<br />
hinaus Mieten an.<br />
Achtung bei Zusätzen!<br />
Aufpassen sollte man auch mit schriftlichen<br />
Zusätzen bei einer vermeintlichen<br />
Kündigung oder einvernehmlichen Auflösung<br />
von Verträgen. Bei einer schriftlichen<br />
Vertragsauflösung, die den Vermerk<br />
„unter Vorbehalt sämtlicher Rechte“<br />
trug, ging der Oberste Gerichtshof<br />
38 FAIR WOHNEN 3/12<br />
davon aus, dass man das Mietobjekt<br />
gar nicht zurückstellen wollte, obwohl<br />
die Schlüssel übergeben wurden.<br />
Die Folge: Weitere Mietzinszahlungen<br />
wurden fällig, weil der<br />
Mietvertrag gar nicht aufgelöst<br />
worden war.<br />
Verlorener Schlüssel<br />
Bei verloren gegangenen<br />
Schlüsseln muss der Vermieter<br />
unverzüglich verständigt<br />
werden, insbesondere<br />
wenn es sich um<br />
spezielle General-Sicherheitsschlüssel<br />
handelt. In<br />
diesem Fall hat der Vermieter<br />
auch bei aufrechtem<br />
Mietverhältnis ein rechtliches<br />
Interesse an dieser Information,<br />
sperrt doch so ein Generalschlüssel<br />
mehr als nur die eigene Wohnungstür.<br />
Mitunter steht im Vertrag, dass bei Verlust<br />
eines Schlüssels sämtliche Kosten<br />
für die Neuanschaffung durch den Mieter<br />
zu tragen sind – völlig unabhängig<br />
von einem Verschulden. Eine solche<br />
Mietvertragsklausel ist unwirksam.<br />
Schadenersatzansprüche sind immer<br />
nur dann durchsetzbar, wenn auch ein<br />
Verschulden vorliegt. Das kann aber<br />
auch schon dann vorliegen, wenn man<br />
ein besonders sorgloses Verhalten an<br />
den Tag legt. Bei teuren Generalschlüsseln<br />
stellt sich auch die Frage, ob diese<br />
Kindern unter 14 Jahren in deren alleinige<br />
Obhut gegeben werden dürfen.<br />
Dass Kinder in diesem Alter immer<br />
wieder Dinge verlieren, entspricht der<br />
allgemeinen Lebenserfahrung. Verliert<br />
daher ein 10-jähriges Mädchen den<br />
Wohnungsschlüssel, der gleichzeitig<br />
auch das Haustor und den Kellerzugang<br />
sperrt, könnte den Eltern sogar Fahrlässigkeit<br />
vorgeworfen werden. Andererseits<br />
stellt sich natürlich vor dem Hintergrund<br />
der heutigen Lebensverhältnisse<br />
die Frage, wie zum Beispiel ein Alleinerzieher,<br />
der bis abends arbeitet und<br />
dessen Kind allein vom Hort nach Hau-<br />
Wer einen Mietvertrag beendet,<br />
hat viel zu tun. Zu guter Letzt ist<br />
die leere Wohnung an den Vermieter<br />
zurückzugeben. Meist erfolgt dies symbolisch<br />
durch die Übergabe des Hausund<br />
Wohnungsschlüssels. Doch Obacht<br />
dabei!<br />
se geht, anders als durch eine<br />
Schlüsselübergabe an sein Kind den<br />
Zutritt zur Wohnung organisieren<br />
soll. Glück im Unglück hat ein Mieter,<br />
wenn der Schlüssel so verloren geht,<br />
dass es höchst unwahrscheinlich ist,<br />
dass er je wieder auftaucht – z. .B.: der<br />
Schlüssel fällt in die Donau. Denn in<br />
diesem Fall besteht ebenfalls kein Schadenersatzanspruch,<br />
weil dadurch ein<br />
allfälliger Missbrauch mit dem Schlüssel<br />
unwahrscheinlich ist.<br />
Vermieter verweigert Rücknahme?<br />
Verweigert der Vermieter die Übernahme<br />
des Mietobjekts, obwohl der Mieter<br />
am vereinbarten Ort die Schlüssel übergeben<br />
will, dann befindet sich der Vermieter<br />
im sogenannten Annahmeverzug.<br />
In diesem Fall sollte der Mieter ein<br />
Gedächtnisprotokoll, das Zeugen bestätigen,<br />
anfertigen und den Schlüssel bei<br />
einer ihm bekannten Person hinterlegen.<br />
Eine andere Möglichkeit besteht<br />
darin, bei Gericht einen sogenannten<br />
Hinterlegungsantrag zu stellen und eine<br />
andere Person zum Verwahrer zu erklären.<br />
Dieser Weg empfiehlt sich immer<br />
dann, wenn es notwendig ist, eine gewisse<br />
Öffentlichkeit über die Vorgänge<br />
herzustellen, weil man z. B. noch einen<br />
Rechtsstreit mit dem Vermieter in einer<br />
anderen Sache hat und man Beweise für<br />
den Annahmeverzug braucht, um<br />
weitere Mietzinsvorschreibungen zu<br />
verhindern.<br />
Foto: Thinkstock<br />
Foto: Mauritius-Images<br />
Wie ist das<br />
eigentlich …<br />
Fragen zu Themen rund um<br />
das <strong>Wohnen</strong>? Experten aus<br />
dem Team der <strong>Mietervereinigung</strong><br />
<strong>Österreichs</strong> geben gerne Auskünfte.<br />
FRAGE Was ist gemeint,<br />
wenn in einem<br />
Vertrag der Passus „Eine<br />
Kündigung hat gerichtlich<br />
unter Einhaltung einer einmonatigen<br />
Kündigungsfrist<br />
zum Ende des Kalendermonats<br />
zu erfolgen“steht?<br />
Seit 1. 10. 2006 können<br />
ANTWORT<br />
MieterInnen auch<br />
durch einen formlosen Brief kündigen.<br />
Die Kündigungsfrist laut Vertrag ist<br />
dabei einzuhalten. Gibt es dazu keine<br />
Vereinbarung, gelten die gesetzlichen<br />
Kündigungsfristen. Bei einem unbefristeten<br />
Mietverhältnis ist das ein Monat.<br />
Bei einer Einmonatsfrist gilt daher<br />
Folgendes: Wenn Sie z.B. Ende November<br />
2012 ausziehen wollen, muss der<br />
Vermieter spätestens am 30. 9. 2012<br />
das Kündigungsschreiben erhalten haben.<br />
Es muss also bis zu diesem Zeitpunkt<br />
bei ihm eingetroffen sein. Den<br />
Nachweis der Rechtzeitigkeit tragen<br />
Sie. Die Kündigung muss schriftlich<br />
erfolgen und unterfertigt werden, sodass<br />
ein E-Mail nicht ausreicht. Ein<br />
Fax ist ausreichend, wenn Sie das Original<br />
per Post zusätzlich absenden.<br />
FRAGE Ich bin unsicher,<br />
ob ich bei Rück -<br />
gabe des Mietobjekts vorher<br />
ausmalen muss? Im Vertrag<br />
steht es jedenfalls so<br />
drinnen …<br />
?<br />
Der Oberste Gerichtshof hat mehrfach<br />
zum Thema Ausmalen Vertragsklauseln<br />
geprüft und – vereinfacht dargestellt<br />
– festgehalten, dass Mieterinnen<br />
dann keine Ausmalverpflichtung trifft,<br />
wenn die Wände nur unwesentlich<br />
verändert wurden (z. B. eine weiße<br />
Farbe durch eine hellgelbe ersetzt worden<br />
ist) und an den Wänden nur normale<br />
Abnützungsspuren sichtbar sind.<br />
Unter normaler Abnutzung versteht<br />
man jene Gebrauchsspuren, die unvermeidlich<br />
mit dem Bewohnen einer<br />
Wohnung entstehen, z. B. grauer Rand<br />
um Bilder an der Wand oder Verfärbungen<br />
am Boden durch unterschiedlichen<br />
Lichteinfall, Abstumpfen bzw.<br />
Vergrauen der Wände, Bohrlöcher<br />
wegen Wandhaken und Ähnliches.<br />
FRAGE Ich habe in einer<br />
unbefristeten<br />
Miete gewohnt und möchte<br />
jetzt meine Wohnung zurückgeben.<br />
Dabei habe ich<br />
entdeckt, dass der Boden<br />
einige Kratzer hat. Muss ich<br />
das reparieren? Ich habe<br />
außerdem eine Kaution<br />
hinterlegt. Bekomme ich<br />
die verzinst zurück?<br />
FAIR WOHNEN SERVICE<br />
Gerade beim Boden<br />
ANTWORT<br />
spielt die Dauer des<br />
Mietverhältnisses eine Rolle, da die<br />
Gerichte davon ausgehen, dass nach<br />
einer gewissen Zeit eine Erneuerung<br />
des Bodens sowieso notwendig wird.<br />
Es gibt Urteile von Bezirksgerichten,<br />
wonach Kratzer, die aufgrund des Verschiebens<br />
von Sesseln entstehen, unter<br />
normale Abnutzung fallen. Es ist allerdings<br />
schwierig, ohne Besichtigung eine<br />
Ferndiagnose zu geben. Sie müssen<br />
zudem bedenken, dass Sie eine Kaution<br />
hinterlegt haben und es unter Umständen<br />
zu Meinungsverschiedenheiten<br />
kommen wird. Sollte der Vermieter<br />
die Kaution ganz oder teilweise<br />
einbehalten, müssen Sie beweisen,<br />
dass Sie die Wohnung in einem ordnungsgemäßen<br />
Zustand zurückgegeben<br />
haben. Wir raten daher zu prüfen,<br />
wie hoch die Sanierungskosten wären<br />
und welcher finanzielle Aufwand für<br />
die Behebung aufzuwenden wäre. Sodann<br />
müssen Sie abwägen, ob Sie das<br />
Risiko eines Streits um einen Teil der<br />
Kaution eingehen wollen. Wenn ja, ist<br />
es notwendig, dass Sie den Zustand<br />
der Wohnung bei Rückgabe gut dokumentieren.<br />
Zeugen, Fotos oder Filme<br />
sind hier notwendig, insbesondere von<br />
jenen Stellen, wo es strittig sein könnte,<br />
ob hier eine normale Abnutzung<br />
vorliegt oder nicht. Auf der Webseite<br />
der MVÖ im Downloadbereich können<br />
Sie sich ein Muster für ein Wohnungsrückgabeprotokollherunterladen.<br />
Sollte dann der Vermieter tatsächlich<br />
die Kaution einbehalten, vereinbaren<br />
Sie bitte einen Beratungstermin.<br />
Die Kaution ist mit banküblichen<br />
Zinsen zu verzinsen, wobei<br />
jener Zinssatz zur<br />
Anwendung kommt,<br />
der für ein jederzeit<br />
auflösbares Sparguthaben<br />
gilt.<br />
FAIR WOHNEN 3/12 39
FAIR WOHNEN SERVICE<br />
Wer ist im Vorteil?<br />
Vorarlberg ist ein Vorreiter, wenn es um thermische Sanierungen geht.<br />
Doch mitunter kommt es gerade aufgrund unterschiedlicher Fördersysteme zu<br />
Problemen in Wohnungseigentümergemeinschaften. Wie nachstehender Fall zeigt.<br />
Auch wenn alle Eigentümer gleichberechtigt sind, kann es bei Sanierungen zu Interessenskonflikten<br />
kommen. Vor allem dann, wenn auf einzelne Personen ungleich mehr finanzieller Aufwand wartet.<br />
In einem 1967 errichteten Haus<br />
bestand Sanierungsbedarf: Neben<br />
Fenstern, Balkonen und Türen war<br />
auch die Fassade fällig. Rund 500.000<br />
Euro sollten investiert werden, davon<br />
allein 176.000 Euro für die Wärmedämmfassade,<br />
insgesamt wurden zwei<br />
Drittel der Kosten (333.334 Euro) der<br />
thermischen Sanierung zugeordnet.<br />
Die Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
bestand aus einem Geschäftslokal im<br />
Erdgeschoß und Wohnungsnutzern darüber.<br />
Die Heizkosten waren hoch, der<br />
Energieausweis zeigte Werte von D bis<br />
E auf einer Skala von A+++ bis G. Eine<br />
thermische Sanierung sollte hier also<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Was tun, wenn Rücklagen fehlen?<br />
Im Wege eines Umlaufbeschlusses<br />
sprach sich auch die Mehrheit<br />
(59,85 %) der EigentümerInnen für<br />
die Sanierung aus. Das Problem: Die<br />
Rücklage bestand lediglich aus 108.000<br />
Euro netto. Ein Großteil der Kosten wäre<br />
daher von den Eigentümern zusätz-<br />
40 FAIR WOHNEN 3/12<br />
lich neben der normalen Vorschreibung<br />
zu übernehmen gewesen. Für die Eigentümerin<br />
des Geschäftslokals bedeutete<br />
das eine finanzielle Mehrbelastung<br />
von 72.910 Euro netto, wobei<br />
80 % bei Auftragserteilung und der<br />
Restbetrag nach Fertigstellung zu<br />
tragen gewesen wären. Während die<br />
Wohnungseigentümer einen Finanzierungsvorteil<br />
durch die Wohnbauförderungsstelle<br />
Vorarlberg hatten, da diese<br />
einen auf 20 Jahre zinsenfreien Kredit<br />
bzw. Einmalzuschüsse für thermische<br />
Sanierungen erhielten, ging die Eigentümerin<br />
des Geschäftslokals leer aus.<br />
Berechnungen über die Heizkostenersparnis<br />
für 30 Jahre ergaben für das Lokal<br />
zwar einen Betrag von 46.610 Euro,<br />
doch blieb dieser hinter den Investitionskosten<br />
weit zurück. Wirtschaftlich<br />
betrachtet war daher das Vorhaben ein<br />
großes Minus in der Bilanz der Geschäftsraumeigentümerin.<br />
Gute Werbung: Ökologieverbesserin<br />
Das wollte die Geschäftsfrau so nicht<br />
hinnehmen und bekämpfte daher den<br />
Mehrheitsbeschluss zeitgerecht bei Gericht.<br />
Wenn eine außerordentliche Verwaltung<br />
– wie sie hier gegeben ist –<br />
vorliegt, kann das Gericht einen solchen<br />
Beschluss aufheben, wenn die<br />
überstimmte Minderheit durch die Arbeiten<br />
entweder übermäßig beeinträchtigt<br />
wird oder die Kosten nicht<br />
aus der Rücklage gedeckt werden können.<br />
Eine Ausnahme gibt es dann,<br />
wenn die beschlossenen Verbesserungsarbeiten<br />
„eindeutig zum Vorteil“<br />
des überstimmten Eigentümers sind.<br />
In diesem Fall wäre eine Aufhebung<br />
des Beschlusses nicht möglich. Sowohl<br />
das Erst- als auch das Landesgericht<br />
hatten den „eindeutigen Vorteil“ darin<br />
erblickt, dass es neben einer Wertsteigerung<br />
des Gebäudes auch im Interesse<br />
der Geschäftslokaleigentümerin sei, im<br />
Wirtschaftsleben als „Ökologieverbesserin“<br />
werben zu können.<br />
Wirtschaftliche Fakten zählen<br />
Der OGH stellte aber klar: Ökologische<br />
Gesichtspunkte sind zwar für die<br />
Allgemeinheit von Interesse, aber haben<br />
bei der Prüfung über den „eindeutigen<br />
Vorteil“ nichts zu suchen. Hier<br />
geht es um wirtschaftliche Fakten und<br />
es sei daher zu beurteilen, „ob trotz der<br />
Finanzierungsfragen (noch) ein Vorteil<br />
aller bejaht werden kann.“ So sah er einerseits<br />
einen eindeutigen Nachteil darin,<br />
dass die Geschäftsraumeigentümerin<br />
keine öffentliche Förderung erhielt,<br />
und meinte andererseits zur Wertsteigerung:<br />
„Insbesondere steht keineswegs<br />
fest, dass das von der Antragstellerin<br />
aufzuwendende Kapital für die<br />
Wärmedämmung des Hauses den Verkehrswert<br />
des Geschäftslokals im selben<br />
Ausmaß steigern kann.“ Die unteren<br />
Instanzen hatten dazu keinerlei Beweise<br />
erhoben, sondern dies bloß behauptet.<br />
Damit gab er der überstimmten<br />
Eigentümerin Recht und hob den<br />
Mehrheitsbeschluss und damit auch<br />
die Sanierungspläne der Eigentümergemeinschaft<br />
auf.<br />
Foto: I-Stockphoto
FAIR WOHNEN SERVICE<br />
Wohnbauförderung – was<br />
sich bürokratisch anhört,<br />
hat in den vergangenen<br />
60 Jahre dafür gesorgt,<br />
dass das Wohnangebot<br />
in Österreich leistbar und<br />
ausreichend ist.<br />
G eförderter<br />
Wohnbau hat in Österreich<br />
eine lange Tradition. Er hat<br />
dazu beigetragen, dass die ÖsterreicherInnen<br />
mit rund 3,6 Millionen<br />
Wohnungen ausreichenden Wohnraum<br />
vorfinden, der leistbar ist und nebenbei<br />
auch die Wirtschaft ankurbelt. Soziale<br />
Durchmischung und hohe Baustandards<br />
gehören ebenso dazu wie eine<br />
bunte Mischung von Objekt- und Subjektförderung,<br />
wobei sowohl gewerbliche<br />
als auch gemeinnützige Bauträger<br />
bauen. Natürlich gibt es auch die eine<br />
oder andere Kritik und viele Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Doch fest steht:<br />
Österreich hat gerade durch das ihm<br />
eigene Wohnbaufördersystem eine ausgewogene<br />
Mischung an Gebäuden, um<br />
die uns viele andere Staaten beneiden.<br />
Und Neid scheint auch das Hauptmotiv<br />
zu sein, wenn auf EU-Ebene – genauer<br />
seitens privater Hauseigentümerverbände<br />
– versucht wird, am System des<br />
sozialen Wohnbaus in ganz Europa zu<br />
rütteln. Zwar leben wir gerade in einer<br />
spannenden Zeit, die deutlich aufzeigt,<br />
dass privates Wirtschaften ohne klare<br />
Grenzen nicht unbedingt einen Vorteil<br />
für die Allgemeinheit bedeutet, sondern<br />
erheblich dafür verantwortlich ist, dass<br />
Europa heute in einer sehr schwierigen<br />
wirtschaftlichen Situation ist. Doch das<br />
scheint noch nicht genug zu sein. Mit<br />
äußerst hinterhältigen Argumenten<br />
wird versucht, noch darüber hinaus an<br />
bewährten sozialen Stützsäulen der<br />
nationalen Sozialsysteme zu bohren.<br />
Behauptung: Wettbewerbsverzerrung<br />
So wurde Anfang Juli dieses Jahrs seitens<br />
der französischen Hauseigentümervereinigung<br />
(UNPI) eine Beschwerde bei der<br />
EU-Kommission wegen Wettbewerbsverzerrung<br />
eingebracht. Die UNPI stößt<br />
42 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Sozialer Wohnbau –<br />
Opfer der Gier?<br />
sich daran, dass in Frankreich Familien<br />
mit einem Haushaltseinkommen von<br />
€ 4.000,– pro Monat Zugang zum sozialen<br />
Wohnbau finden. Die privaten<br />
Hauseigentümer meinen, dass zumindest<br />
eine Million Franzosen, die auf den<br />
Wartelisten der gemeinnützigen Vermieter<br />
steht, sich durchaus im privaten<br />
Wohnungsmarkt versorgen könnte,<br />
und behaupten, dass durch diese „hohe“<br />
Einkommensgrenze der freie Wettbewerb<br />
verzerrt werde. Allerdings: Sich<br />
am privaten Wohnungsmarkt versorgen<br />
zu müssen, bedeutet z. B. in Paris, für<br />
10-m 2 -Wohnungen rund € 1.000,– pro<br />
Monat zu bezahlen. Für Familien, selbst<br />
mit einem Einkommen von € 4.000,–,<br />
bietet der private Markt keine leistbaren<br />
Wohnungen an.<br />
Profit durch private Vermietung<br />
Derzeit ist noch nicht klar, ob die<br />
EU-Kommission diese absurde<br />
Beschwerde aufgreifen wird. Doch<br />
MieterschützerInnen rechnen mit dem<br />
Schlimmsten, seit die Einmischungen<br />
der EU-Kommission in den Nieder -<br />
landen dazu geführt haben, dass dort –<br />
allerdings mit Hilfe der konservativen<br />
niederländischen Regierung – Einkom-<br />
mensgrenzen für Haushalte in der<br />
Höhe von € 33.000,– pro Jahr festgelegt<br />
wurden. Ziel der privaten Hauseigen -<br />
tümerverbände war es auch hier, den<br />
sozialen Wohnbau zu untergraben bzw.<br />
zu privatisieren, um dann entsprechend<br />
mehr Profite durch private Vermietung<br />
lukrieren zu können. Die IUT – die<br />
Internationale <strong>Mietervereinigung</strong> –<br />
hat sich in dem französischen Beschwerdefall<br />
bereits zu Wort gemeldet<br />
und gemeinsam mit Vertretern aus<br />
der gemeinnützigen Bauwirtschaft<br />
auf das Recht auf leistbares <strong>Wohnen</strong><br />
hingewiesen.<br />
Forderung: leistbares <strong>Wohnen</strong><br />
Es stellt sich die Frage, warum der<br />
Wettbewerb im Bereich Wohnungsmarkt<br />
nicht funktioniert. Hören wir<br />
doch immer, dass Wettbewerb ein Gut<br />
immer günstiger macht statt teurer. Ob<br />
hier kartellähnliche Organisationen am<br />
Werk sind, die ihre marktbeherrschende<br />
Stellung ziemlich missbrauchen, fragen<br />
sich schelmisch einige. Es wird Zeit,<br />
den Spieß wieder umzudrehen und für<br />
leistbares <strong>Wohnen</strong> zu sorgen, auch bei<br />
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Zentrale Wien<br />
Reichsratsstraße 15<br />
1010 Wien
FAIR WOHNEN DRAUSSEN<br />
Achtung in der Ein- und Ausflugschneise: Unbeladen<br />
sind Bienen etwa 70 km/h schnell, wenn sie<br />
mit Blütenpollen, die sie an den Hinterbeinen<br />
transportieren, „beladen“ sind, haben sie ein Tempo<br />
von etwa 20 km/h drauf. Im Stock wird es dann<br />
eng, hier tummeln sich im Sommer, wenn das Volk<br />
am stärksten ist, etwa 60.000 Arbeitsbienen sowie<br />
2.000 bis 3.000 Drohnen (männliche Bienen) –<br />
44 FAIR WOHNEN 3/12<br />
und natürlich eine Königin. Sollten Sie<br />
sich fragen, wie Bienen eigentlich kommunizieren:<br />
durchs Tanzen! Mit dem<br />
Schwänzeltanz etwa übermitteln die zurückkehrenden<br />
Bienen ihren Stockgenossen die Richtung<br />
und Entfernung zu einem saftigen Futterplatz,<br />
aber auch weitere Merkmale, wie die Qualität des<br />
Pollens und den Duft am entsprechenden Ort.<br />
Von Frachtgut an den<br />
Hinterbeinen und getanzter<br />
Kommunikation<br />
Genutzt werden dabei der Stand der Sonne und<br />
ein ausgeklügeltes System der Umdrehungen, die<br />
die Biene während des Tanzens macht. Übrigens:<br />
Pro Sekunde (!) kommt eine Biene auf rund 440<br />
Flügelschläge …<br />
Oh,<br />
Honey<br />
FOTOS:<br />
GUNDA DITTRICH<br />
PROTOKOLL:<br />
NICOLE SPILKER<br />
Hut drauf!<br />
Selbst Redakteurin Nicole<br />
Spilker verschwand<br />
trotz Respektabstand<br />
lieber unter Schutzkleidung.<br />
Dabei ist das Gift<br />
von Bienen erst bei mehreren<br />
hundert Stichen lebensgefährlich.<br />
Bei Allergikern<br />
dagegen kann<br />
bereits ein einziger Stich<br />
zu lebensbedrohlichen<br />
Reaktionen führen.<br />
Als Präsident der MVÖ kümmert er sich um die<br />
Belange von 70.000 Mitgliedern. Privat ist Georg<br />
Niedermühlbichler zudem Herr über mehrere Bienenstöcke.<br />
Die FAIR WOHNEN-Redaktion nahm der Hobby-Imker<br />
nun zur Honigernte mit.<br />
Gemeinsame Bienen-Leidenschaft:<br />
MVÖ-Präsident Georg<br />
Niedermühlbichler (Bild rechts)<br />
und Imker-Freund Markus<br />
Reithofer<br />
Ein Schleudertraum<br />
Nachdem die Imker die Platten mit dem<br />
Honig aus dem Bienenstock entfernt<br />
haben, wird das Wachs abgeschabt. In<br />
einer Schleuder wird der Honig aus den<br />
Waben quasi hinauskatapultiert und via<br />
Sieb von letzten Rück ständen gereinigt<br />
(siehe Bild Mitte). In der Imkerei beschleunigt<br />
der Imker den Vorgang des<br />
Wabenbaus übrigens durch die Gabe<br />
von vorgefertigten Wachsplatten mit<br />
Arbeiterinnenzellen- oder<br />
Drohnenzellen-Prägungen, in<br />
die die Biene dann ihre<br />
Waben baut.<br />
Feinfühliger Raub<br />
statt stinkiger Rauch<br />
Ein Missverständnis besteht in der Annahme,<br />
der Imker würde die Bienen mit Rauch beruhigen.<br />
Tatsächlich wird durch den Rauch nur die<br />
Stechbereitschaft der Bienen gesenkt. Bei feinfühligen<br />
„Dieben“ wie MVÖ-Präsident Georg<br />
Niedermühlbichler (Bild links) und Markus Reithofer<br />
(Bild rechts) und ihrem recht friedfertigen<br />
Volk kann aber darauf verzichtet werden. Wenn<br />
ein Bienenvolk übrigens sehr aggressiv ist, liegt<br />
das an seiner hysterischen Königin – die vom<br />
Imker ausgewechselt werden kann.<br />
Wiener Gold<br />
Um ein Kilogramm Honig zu erzeugen,<br />
müsste eine einzige Biene zwei bis fünf<br />
Millionen Blüten aufsuchen, ca. drei Mal<br />
um die Erde fliegen und 100 Mal länger<br />
leben. Tatsächlich erzeugt jede Biene<br />
etwa zehn Gramm Honig und legt eine<br />
Flugstrecke von 400 km zurück. Der<br />
Honig unten im Bild heißt übrigens<br />
„Wiener Gold“.<br />
FAIR WOHNEN 3/12 45
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Servicestellen<br />
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Österreich<br />
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1010 Wien, Reichsratsstraße 15<br />
Telefon: 050195-3000 Fax: 050195-93000<br />
E-Mail: zentrale@mietervereinigung.at<br />
Montag und Mittwoch 8.30 bis 19.00 Uhr<br />
Dienstag und Donnerstag 8.30 bis 17.00 Uhr<br />
Freitag 8.30 bis 14.00 Uhr<br />
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1020 Leopoldstadt/1200 Brigittenau<br />
Praterstern 1, 1. Stock<br />
E-Mail: leopoldstadt@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch von<br />
16.00 bis 18.00 Uhr<br />
1040 Wieden<br />
Wiedner Hauptstr. 60b (Hof)<br />
Öffnungszeiten: jeden letzten Dienstag im<br />
Monat von 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
1050 Margareten und 1060 Mariahilf<br />
Spengergasse 30–32, 1050 Wien<br />
E-Mail: zentrale@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: jeden 3. Donnerstag im<br />
Monat von 18.15 bis 20.00 Uhr<br />
46 FAIR WOHNEN 3/12<br />
1090 Alsergrund<br />
Marktgasse 2<br />
Telefon: 01/53 42 71 09<br />
E-Mail: alsergrund@mietervereinigung.at<br />
Termine nur nach vorheriger telefonischer<br />
Terminvereinbarung.<br />
1100 Favoriten<br />
Laxenburger Str. 8–10/Jagdgasse 1B<br />
(Rückseite) Öffnungszeiten: jeden 2. und<br />
letzten Dienstag im Monat von 16.00<br />
bis 18.00 Uhr<br />
Achtung: Beratung nur für Gemeindemieter<br />
1110 Simmering<br />
Simmeringer Hauptstraße 96a EKZ/ II. Stock<br />
Telefon: 01/749 05 41<br />
E-Mail: mvoe-simmering@chello.at<br />
Öffnungszeiten: jeweils nach vorheriger<br />
telefonischer Terminvereinbarung jeden<br />
1. Dienstag im Monat von 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
1120 Meidling<br />
Hufelandgasse 1B<br />
E-Mail: zentrale@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: Montag 16.00 bis 18.00 Uhr<br />
1130 Hietzing<br />
Hietzinger Kai 1–3<br />
Öffnungszeiten: jeden 3. Donnerstag im Monat<br />
von 17.00 bis 18.00 Uhr<br />
1140 Penzing/1150 Rudolfsheim-Fünfhaus<br />
Johnstraße 59, Tel.: 0680/507 44 10<br />
E-Mail:<br />
rudolfsheim-fuenfhaus@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: Donnerstag von 17.30<br />
bis 19.00 Uhr. Für Beratungen in türkischer,<br />
serbischer und kroatischer Sprache wird um<br />
eine telefonische Voranmeldung gebeten.<br />
1160 Ottakring<br />
Schuhmeierplatz 17–18<br />
Tel.: 01/493 16 88<br />
Öffnungszeiten: jeden 1. und 3. Mittwoch von<br />
17.00 bis 19.00 Uhr<br />
1190 Döbling<br />
Billrothstr. 34<br />
E-Mail: mietervereinigung@aon.at<br />
Öffnungszeiten: Mittwoch von 16.30 bis<br />
18.30 Uhr<br />
1210 Floridsdorf<br />
Brünner Str. 34–38<br />
E-Mail: mvoe21@gmx.at<br />
Öffnungszeiten: Donnerstag von 17.00 bis<br />
19.00 Uhr<br />
1220 Donaustadt<br />
Donaufelder Str. 259<br />
E-Mail:<br />
donaustadt.mietervereinigung@chello.at<br />
Öffnungszeiten: Mittwoch von 18.00<br />
bis 19.00 Uhr<br />
1230 Liesing<br />
HdB Liesing, Liesinger Platz 3, 2. Stock<br />
E-Mail: liesing@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: jeden 3. Dienstag im<br />
Monat von 16.00 bis 18.30 Uhr<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Landessekretariat<br />
Niederösterreich<br />
3100 St. Pölten, Niederösterreichring 1A<br />
Telefon: 02742/225 53 33<br />
Fax: 02742/225 53 35<br />
E-Mail:<br />
niederoesterreich@mietervereinigung.at<br />
Sprechstunden: jeden Dienstag<br />
von 14.00 bis 17.00 Uhr, nur nach<br />
vorheriger telefonischer Vereinbarung<br />
Termine in den Außenstellen nur nach<br />
vorheriger telefonischer Terminvereinbarung<br />
1010 Wien, Reichsratsstraße 15<br />
2320 Schwechat, Sendnergasse 6<br />
2340 Mödling, Hauptstraße 42a<br />
2500 Baden, Wassergasse 31<br />
2700 Wr. Neustadt, Wienerstraße 42<br />
unter Telefon: 02742/225 53 34<br />
3180 Lilienfeld, Babenbergerstraße 38<br />
3300 Amstetten, Rathausstraße 1<br />
3390 Melk, Abt-Karl-Straße 7<br />
3502 Krems/Lerchenfeld, Hofrat-Erben-Str.<br />
1, Telefon: 02742/225 53 33<br />
BURGENLAND<br />
Die Beratungen finden in den Außenstellen<br />
Wiener Neustadt, Mödling, Schwechat und<br />
Baden sowie in der Zentrale der MVÖ statt.<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Landessekretariat<br />
4020 Linz<br />
Noßbergerstraße 11<br />
Telefon: 0732/77 32 29<br />
Fax: 0732/79 44 61<br />
E-Mail: ooe.mietervereinigung@aon.at<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag<br />
8.30 bis 12.00 Uhr, 14.00 bis 16.30 Uhr,<br />
Freitag 8.30 bis 13.30 Uhr, um telefonische<br />
Terminvereinbarung wird gebeten.<br />
Ein Jurist der <strong>Mietervereinigung</strong> und ein<br />
Dolmetsch für Serbisch, Kroatisch, Bosnisch<br />
und Türkisch stehen im Verein „migrare –<br />
Zentrum für MigrantInnen OÖ“ zur<br />
Verfügung: 14-tägig, jeweils am Donnerstag<br />
16.00 bis 18.00 Uhr, Tel. 0732/66 73 63<br />
4320 Perg<br />
Herrenstraße 22<br />
Telefon: 07262/52 57 90<br />
Öffnungszeiten: Sprechtage nach Bedarf und<br />
telefonischer Vereinbarung<br />
4400 Steyr<br />
Leopold-Werndl-Straße 10/1. Stock<br />
Telefon: 07252/529 11<br />
Öffnungszeiten: 14-tägig jeweils<br />
am Donnerstag 16.30 bis 18.00 Uhr<br />
4560 Kirchdorf an der Krems<br />
Hauptplatz 7<br />
Telefon: 07582/620 56<br />
Öffnungszeiten: Sprechtage nach Bedarf und<br />
telefonischer Vereinbarung<br />
4600 Wels<br />
Bahnhofstraße 22<br />
Telefon: 07242/462 53,<br />
Fax: 07242/21 18 14<br />
E-Mail: mietervereinigung.wels@aon.at<br />
Öffnungszeiten: Dienstag 8.00 bis 12.00 Uhr<br />
4810 Gmunden<br />
Herakhstraße 15b (Arbeiterkammer)<br />
Öffnungszeiten: jeden 2. Montag im Monat<br />
16.30 bis 18.00 Uhr<br />
4840 Vöcklabruck<br />
Parkstraße 27<br />
Telefon: 07672/722 95<br />
Öffnungszeiten: jeden 1. Dienstag im Monat<br />
9.00 bis 11.00 Uhr,<br />
um telefonische Voranmeldung wird ersucht<br />
SALZBURG<br />
Die Salzburger <strong>Mietervereinigung</strong> bietet<br />
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Sie können Ihre Anfragen per E-Mail oder<br />
telefonisch an uns richten:<br />
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Tel. 050195-4600, Fax 050195-94600,<br />
Montag bis Donnerstag 8.30–17.00 Uhr,<br />
Freitag 8.30–14.00 Uhr<br />
STEIERMARK<br />
Landesgeschäftsstelle Graz<br />
8020 Graz, Feuerbachgasse 1<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von<br />
9.00–12.00 und 13.00–16.00 Uhr,<br />
Freitag von 9.00–12.00 Uhr<br />
Telefon: 050195-4300, Fax: 050195-94300<br />
Mobil: 0664/483 38 38, E-Mail:<br />
steiermark@mietervereinigung.at<br />
Homepage: www.mietervereinigung.at<br />
Rat und Hilfe in allen Wohnrechtsfragen!<br />
REGION WEST<br />
8940 Liezen<br />
AK Ausseerstraße 42, Terminvereinbarung:<br />
Tel.: 05-77994000 / 050195-4300<br />
Sprechstunden: 10.00–12.00 Uhr;<br />
Termine: 17. 9., 15. 10., 19. 11., 17. 12.<br />
8790 Eisenerz<br />
Freiheitsplatz 1, Tel.: 0676/688 28 63,<br />
Sprechstunden: 17.00–19.00 Uhr<br />
Termine: 2. 10, 6. 11., 4. 12.<br />
8700 Leoben<br />
BAWAG Hauptplatz 18, Tel.: 050195-4300,<br />
Sprechstunden: 14.00–15.30 Uhr<br />
Termine: 2. 10., 6. 11., 4. 12.<br />
REGION MURTAL<br />
8750 Judenburg<br />
Kaserng. 22, 1. Stock, ÖGB Sekretariat<br />
Tel.: 03572/701-418,<br />
Sprechstunden: 9.30–11.00 Uhr<br />
Termine: 20. 9., 15. 11.<br />
REGION NORD<br />
8600 Bruck an der Mur<br />
Koloman-Wallisch-Platz 3, Tel.: 0676/679 35<br />
71, Sprechstunden: 11.30–13.15 Uhr<br />
Termine: 2. 10., 6. 11., 4. 12.<br />
8680 Mürzzuschlag<br />
Arbeiterkammer, Bleckmanngasse 8,<br />
Tel.: 050195-4300,<br />
Sprechstunden: 9.00–10.00 Uhr<br />
Termine: 6. 11.<br />
REGION OST:<br />
Gleisdorf / Bad Radkersburg / Feldbach /<br />
Hartberg<br />
8200 Gleisdorf<br />
Rathaus-Rathausplatz 3 (Service-Center),<br />
Tel.: 050195-4300,<br />
Sprechstunden: 9.30–11.30 Uhr<br />
Termine: 24. 9., 26. 11.<br />
REGION SÜD-WEST<br />
8530 Deutschlandsberg<br />
Rathausgasse 3 (AK), Tel.: 0664/483 38 38,<br />
Sprechstunden: 9.00–11.00 Uhr<br />
Termine: 13. 9., 11. 10., 8. 11., 13. 12.<br />
8430 Leibnitz<br />
Karl-Morre-Straße 8 (BZ-Büro der SPÖ ),<br />
Tel.: 0664/483 38 38,<br />
Sprechstunden: 9:30–11:30 Uhr<br />
Termine: 12.09., 10.10., 14.11., 12.12.<br />
8580 Köflach<br />
Barbarasiedlung B6, WAG-Kanzlei,<br />
Tel.: 0676/606 24 34,<br />
Sprechstunden: 8.30–10.30 Uhr<br />
Termine: 1.10., 5.11., 3.12.<br />
STUDENTEN:<br />
Sprechstunden an der Österreichischen<br />
Hochschülerschaft<br />
8010 Graz, Schubertstraße 6a – Sozialreferat,<br />
Tel.: 050195-4300,<br />
Sprechstunden: 14.00–15.00 Uhr<br />
Termine: 12.09., 10.10., 14.11., 12.12.<br />
KÄRNTEN<br />
Neu! Persönliche Beratungen in<br />
der Region Süd!<br />
9500 Villach<br />
Rathaus – Rathausplatz 1<br />
Sprechstunden: 9.30–11.30 Uhr<br />
Termine: 2. Oktober, 6. November,<br />
4. Dezember<br />
Telefon: 050195-4300<br />
9020 Klagenfurt<br />
BAWAG P.S.K. Karfreitstraße 13 / Domplatz 5<br />
Sprechstunden: 13.00–15.00 Uhr<br />
Termine: 2. Oktober, 6. November,<br />
4. Dezember<br />
Telefon: 050195-4300<br />
TIROL<br />
Landessekretariat<br />
6020 Innsbruck, Adamgasse 9<br />
Telefon: 0512/58 24 31,<br />
Fax: 0512/58 24 31-14<br />
E-Mail: tirol@mietervereinigung.at<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10.00<br />
bis 12.00 Uhr und Dienstag von 17.00 bis<br />
19.00 Uhr, um telefonische Terminvereinbarung<br />
wird gebeten<br />
6060 Hall<br />
Oberer Stadtplatz 8<br />
Öffnungszeiten: jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
von 17.00 bis 18.30 Uhr<br />
6330 Kufstein<br />
Kempterstraße 1,Telefon: 05372/626 82<br />
(Anmeldung über das ÖGB-Sekretariat)<br />
Öffnungszeiten: jeden 1. Dienstag im<br />
Monat von 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
VORARLBERG<br />
Landessekretariat<br />
6900 Bregenz, St.-Anna-Straße 1<br />
Telefon: 050 195-4550, Fax: 050 195-94550,<br />
E-Mail: vorarlberg@mietervereinigung.at<br />
Montag bis Donnerstag 9.00 bis 11.00 Uhr<br />
(nur mit tel. Voranmeldung)
FAIR WOHNEN INTERN<br />
Schauplatz MVÖ<br />
Experten aus dem Team der <strong>Mietervereinigung</strong> <strong>Österreichs</strong><br />
stehen Hilfe suchenden in kniffligen Rechtsfällen zur Seite<br />
und berichten über Aktuelles.<br />
<strong>Mietervereinigung</strong> Oberösterreich<br />
Die MVÖ-BK-Prüfung<br />
zahlt sich aus!<br />
Berät für die MVÖ in Oberösterreich<br />
Landesvorsitzender Wolfgang Kühn<br />
„Ist es rechtens, dass vom Vermieter die<br />
Nachzahlung aus der Betriebskostenabrechnung<br />
des Vorjahres gefordert wird,<br />
obwohl das Mietverhältnis erst im neuen<br />
Jahr begonnen hat?“, lautet eine der häufigsten<br />
Fragen zum Thema Betriebkosten.<br />
Auch wenn dies kaum jemand versteht, ist<br />
diese Frage aufgrund der Rechtsprechung<br />
des Obersten Gerichtshofes grundsätzlich<br />
zu bejahen. Die Nachzahlung hat jener<br />
Mieter zu leisten, der zum Zeitpunkt der<br />
Fälligkeit (= übernächster Zinstermin<br />
nach Legung der Abrechnung) Mieter<br />
einer Wohnung ist.<br />
48 FAIR WOHNEN 3/12<br />
Auch Herr Michael D., der mit 1. 1. 2012<br />
die Mietwohnung einer gemeinnützigen<br />
Bauvereinigung in Leonding bezogen<br />
hat, konnte nicht glauben, dass er die<br />
Nachzahlung aus der Jahresabrechnung<br />
2011 in Höhe von € 141,83 zu zahlen habe,<br />
und fragte daher bei der MVÖ Oberösterreich<br />
nach. Eine Überprüfung der<br />
Abrechnung ergab zwar die Richtigkeit<br />
der verrechneten Beträge, doch konnten<br />
die RechtsexpertInnen der MVÖ feststellen,<br />
dass bereits die Jahresabrechnung<br />
2010 für die gegenständliche Wohnung<br />
eine beträchtliche Nachzahlung ausgewiesen<br />
hat. Trotzdem wurden damals die<br />
Akontovorschreibungen für 2011 nicht<br />
angehoben, obwohl das Mietrechtsgesetz<br />
vorsieht, dass Akontobeträge entsprechend<br />
dem Ergebnis der Jahresabrechnung<br />
des Vorjahres zu kalkulieren sind.<br />
Das Gesetz sieht sogar vor, dass eine Anhebung<br />
von 10 % vorgenommen werden<br />
kann.<br />
Nach Auffassung der MVÖ trifft den<br />
Vermieter bzw. die Verwaltung daher<br />
eine Pflicht, die Betriebskostenvorschreibungen<br />
annähernd richtig zu dimensionieren.<br />
Wird daher eine notwendige Anpassung<br />
unterlassen, dann hat der Vermieter<br />
bzw. die Verwaltung vertragliche<br />
Sorgfaltspflichten verletzt und kann eine<br />
nur deswegen entstandene Nachzahlung<br />
nicht vom neuen Mieter einfordern.<br />
Im gegenständlichen Fall hat sich die<br />
gemeinnützige Bauvereinigung unserer<br />
Argumentation angeschlossen und muss<br />
Herr D. die Nachzahlung aus der Abrechnung<br />
2011 nicht bezahlen. Es lohnt<br />
sich daher in ähnlich gelagerten Fällen,<br />
den Sachverhalt genauer zu prüfen, da zu<br />
niedrig angesetzte BK-Akonti in Inseraten<br />
durchaus zum Alltag gehören.<br />
<strong>Mietervereinigung</strong> Steiermark<br />
Ehrung des langjährigen<br />
Obmanns der Bezirks -<br />
organisation Weiz:<br />
Klaus Wagner<br />
Mit Klaus Wagner ist Ende des Jahres<br />
2011 ein langjähriger Funktionär der<br />
<strong>Mietervereinigung</strong> Steiermark krankheitsbedingt<br />
in den Ruhestand getreten.<br />
Klaus Wagner kam erstmalig anfangs<br />
der 1980er Jahre mit der <strong>Mietervereinigung</strong><br />
in Kontakt. Ausschlaggebend<br />
waren diverse Probleme im Zuge von<br />
Renovierungsarbeiten bei Häusern im<br />
Bezirk Weiz. Ermutigt durch den damaligen<br />
Vorsitzenden der <strong>Mietervereinigung</strong>,<br />
kümmerte sich Klaus Wagner zu<br />
Beginn als Haussprecher um die Probleme<br />
der Mieter, bereits im Jahr 1983<br />
wurde er zum stellvertretenden Obmann<br />
der Bezirksorganisation Weiz<br />
gewählt. Kurz darauf übernahm Klaus<br />
Wagner als Obmann der Bezirksorganisation<br />
die Geschicke im Bezirk Weiz<br />
und bekleidete dieses Amt bis zu seinem<br />
Ausscheiden Ende des Jahres 2011.<br />
Klaus Wagner war mit Leib und Seele<br />
bei der <strong>Mietervereinigung</strong> Steiermark<br />
tätig und es war ihm immer ein Anliegen,<br />
für die Leute in seinem Bezirk<br />
helfend und unterstützend tätig sein zu<br />
dürfen. Auf diese Weise sei ihm nochmals<br />
unser Dank für seine langjährige<br />
Tätigkeit bei der <strong>Mietervereinigung</strong><br />
Steiermark ausgesprochen.<br />
Die Mietervereiningung bedankt sich:<br />
Klaus Wagner hat sich als langjähriger Obmann<br />
der Bezirksorganisation Weiz verdient gemacht.<br />
Fotos: <strong>Mietervereinigung</strong>; Thinkstock<br />
<strong>Mietervereinigung</strong> Tirol<br />
Mit einem Maßnahmenbündel<br />
für leistbaren Wohnraum<br />
Die MVÖ Tirol beobachtet schon seit<br />
Längerem einen Anstieg der Miet- und<br />
Betriebskosten im privaten und sozialen<br />
Wohnungsbau, der für viele Familien<br />
existenzbedrohend ist. Zusätzlich entsteht<br />
Druck auf den Immobilienmarkt<br />
durch die Wirtschaftskrise, da in- und<br />
ausländische Investoren sowie Spekulanten<br />
Kapital auch in Tiroler Immobilien<br />
und Grundstücke anlegen bzw parken.<br />
Das treibt die Wohnkosten zusätzlich<br />
in die Höhe. Dabei sind die derzeitigen<br />
Kosten jetzt schon – insbesondere<br />
für Familien – zunehmend unleistbar.<br />
„<strong>Wohnen</strong> wird für viele schon wieder<br />
zur Existenzfrage“, stellt der Vorsitzende<br />
der Tiroler <strong>Mietervereinigung</strong> Helmut<br />
Buchacher fest und meint weiter: „Die<br />
Politik hat auf diese negativen Entwicklungen<br />
im Sinne der BürgerInnen zu<br />
reagieren, damit die Wohnkosten in<br />
einem gesunden Verhältnis zu den Einkommen<br />
stehen.“<br />
Maßnahmenbündel<br />
Der Tiroler MVÖ-Chef regt daher ein<br />
umfangreiches Bündel an Maßnahmen an:<br />
• Die Wohnbaufördermittel sollten<br />
wieder ausschließlich für den Wohnungsbau<br />
verwendet werden. Im Jahr<br />
1998 wurde die Zweckwidmung der<br />
Verwendung der Wohnbauförderungsmittel<br />
aufgehoben. Teile der<br />
Wohnbauförderungsmittel wurden<br />
danach oftmals anderweitig verwendet<br />
(in Tirol z. B. für die Verlegung des<br />
Bahnhofs in St. Anton).<br />
• Weiters würde eine Verlängerung der<br />
Kreditlaufzeit für die aufgenommenen<br />
Darlehen bereits eine spürbare Entlastung<br />
bringen. Gemeinnützige Wohnungen<br />
werden großteils durch<br />
Fremdmittel finanziert, die von den<br />
BewohnerInnen mit der Miete zurückgezahlt<br />
werden. Je kürzer die<br />
Laufzeit der Kredite, desto höher die<br />
Rückzahlungsraten, je länger, desto<br />
niedriger (in der Schweiz beträgt diese<br />
z. B. 60 Jahre, in Österreich im Schnitt<br />
bei neuen Bauten 25 Jahre).<br />
• Bei gemeinnützigen Bauvorhaben<br />
beträgt die Förderungsquote in Tirol<br />
derzeit ca. 40 % der Gesamtkosten.<br />
Wünschenswert wäre es, zur alten von<br />
60 % zurückzukehren.<br />
• Zu überlegen sei auch, Grundstücke<br />
für den sozialen Wohnbau von den<br />
Gemeinden zu günstigen und langjährigen<br />
Pachtzinsen zur Verfügung<br />
zu stellen. Der Vorteil wäre, dass dies<br />
auch zu einer Reduktion der Mietbeihilfen<br />
führen kann. Auch ist die Tiroler<br />
Stellplatzverordnung der Gemeinden<br />
zu überdenken, die Gemeinden<br />
schreiben pro Wohnung oft bis zu drei<br />
Autoabstellplätze vor.<br />
• Aufgrund der strengen öffentlichrechtlichen<br />
Bauvorgaben werden die<br />
Errichtungskosten immer höher, daher<br />
sollten auch die Qualitäts- und Ausstattungskriterien<br />
für sozialen Wohnbau<br />
von ExperteInnen aktuell auf Sparsamkeit,<br />
Zweckmäßigkeit und Bedarf überprüft<br />
bzw. an eine allfällige Vergabe von<br />
„<strong>Wohnen</strong> wird für viele<br />
schon wieder zur Existenzfrage!<br />
Die Politik hat auf<br />
diese negativen Entwicklungen<br />
im Sinne der<br />
BürgerInnen zu reagieren!“<br />
MVÖ-Tirol-Vorsitzender<br />
Helmut Buchacher<br />
Wohnbauförderungsmittel gekoppelt<br />
werden. Der Lifteinbau in Tirol ist heute<br />
schon bei Häusern mit Parterre und<br />
zwei Geschoßen vorgeschrieben. Die<br />
kostenintensive Bauweise z. B. im Niedrigenergie-<br />
bzw. im Passivhausbereich<br />
bringt teilweise nicht den erwünschten<br />
Einsparungserfolg. Die neuen Techniken<br />
sind oft unausgereift und teils mit<br />
enormen Betriebskosten (z. B. Wartungskosten<br />
– Heizung/Lüftung) verbunden.<br />
Nicht zuletzt nimmt Helmut Buchacher<br />
die EigentümerInnen und Verwaltungen<br />
in die Pflicht: „Diese sind aufgerufen,<br />
äußerst sparsam und zweckmäßig<br />
zu wirtschaften, sodass die Betriebskosten<br />
auf das geringstmögliche Maß<br />
reduziert werden.“
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