Besser Schulsozialarbeit - GEW Landesverband Bayern
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DDS <strong>Besser</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
Zeitschrift<br />
der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Januar/Februar<br />
2012
<strong>Besser</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
3 »Wandel durch Annäherung«<br />
von Günther Schedel-Gschwendtner<br />
4 <strong>Schulsozialarbeit</strong> – Chancen und Herausforderungen<br />
von Hermann Rademacker<br />
6 Wie wirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen in<br />
München<br />
von Prof. Dr. Angelika Iser und Regina Worm<br />
9 Pädagogik in der Schule in schwierigen Zeiten<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen und LehrerInnen zusammen schaffen das!<br />
von Prof. Dr. Manfred Bönsch<br />
11 Was macht die <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Berufsschulen?<br />
Interview mit der <strong>Schulsozialarbeit</strong>erin Katharina Hauck<br />
13 Anna tanzt(e) – Anna liebt(e)<br />
Ein pädagogisches Projekt genießt seinen Erfolg<br />
von Katharina Hauck<br />
14 Soziale Arbeit in der Schule studieren<br />
Master-Studiengang für berufstätige PädagogInnen<br />
von Prof. Dr. Uwe Hirschfeld<br />
16 Jugendhilfe – Schule – <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
Wer sind die Bündnispartner der <strong>Schulsozialarbeit</strong>?<br />
von Prof. Dr. Heinz Sünker<br />
18 Kongress zur <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
Großes Interesse bei den Fachkräften<br />
von Björn Köhler<br />
Was es sonst noch gibt<br />
19 Tarifrunde 2012:<br />
Eine klare Forderung, für die sich zu kämpfen lohnt!<br />
von Oliver Brüchert<br />
21 Dürfen Beamtinnen und Beamte jetzt streiken?<br />
Ein Zwischenfazit nach der ersten Runde der Klageverfahren vor den<br />
Verwaltungsgerichten<br />
von Hartwig Schröder<br />
23 aus der <strong>GEW</strong><br />
- <strong>GEW</strong> diskutiert über Passauer Wohnungsmarkt<br />
- <strong>GEW</strong> Niederbayern wählte neuen Beirat<br />
- <strong>GEW</strong>-Landesfachgruppe Gymnasien wählt und diskutiert<br />
- Schule und Hochschule ohne Militär. Eine gelungene Veranstaltung in<br />
München<br />
25 Erlesenes<br />
- Bildung in Deutschland – eine Katastrophe<br />
- Außergewöhnliche Lebensbilanz eines Lehrers<br />
Rubriken<br />
27 Dies und Das<br />
29 Veranstaltungen<br />
31 Glückwünsche und Dank<br />
32 Kontakte<br />
Ab __________ gilt folgende Änderung (meiner Adresse, Bankverbindung,<br />
Eingruppierung, Beschäftigungsart, Teilzeit, Erziehungsurlaub, Arbeitsstelle,<br />
<strong>GEW</strong>-Funktion ...)<br />
Name:<br />
Mitgliedsnummer:<br />
Änderung:<br />
Bitte zurück an <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>, Schwanthalerstr. 64, 80336 München<br />
Grundsatz aller Gewerkschaften: Wer weniger verdient, zahlt weniger Beitrag<br />
(wenn es uns mitgeteilt wird!). Wer unter dem satzungsgemäßen Beitrag liegt,<br />
verliert seinen gewerkschaftlichen Rechtsschutz!<br />
Schuldenbremse über alles, über alles ... dieses Lied<br />
wird seit Monaten nicht nur den europäischen »Partner«ländern aufgeherrscht.<br />
Es wird auch in den nächsten Wochen den großen Gesang der<br />
Arbeitgeber bilden, wenn die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes<br />
ihre Forderungen der diesjährigen Tarifrunde erheben – mögen die auch<br />
noch so moderat ausfallen. Der Bund muss sparen (sagen fast alle), die<br />
Länder sind klamm und die meisten Kommunen stehen am Rande riesiger<br />
Finanzlöcher und manche sogar vor dem Verlust ihrer Souveränität,<br />
weil wegen des Haushaltsdefizits Zwangsverwaltung droht. Auf Basis<br />
dieses Schreckensszenarios werden uns die Vernunftappelle von allen<br />
Seiten erreichen, um uns möglichst schnell mürbe zu machen, damit wir<br />
unser berechtigtes Anliegen, für unsere Leistung angemessen bezahlt zu<br />
werden, nicht allzu intensiv verfolgen. Dabei wird unter den Tisch fallen,<br />
dass unsere Nettoeinkommen seit über zehn Jahren sinken, während die<br />
Gewinn- und Vermögenseinkommen im gleichen Zeitraum um mehr als<br />
30 Prozent gestiegen sind. Dabei wird nicht erwähnt werden, dass jene<br />
angehäuften Vermögen es sind, die der Finanzspekulation dienen, weil<br />
sie mittlerweile so riesig sind, dass ihre Besitzer sie gar nicht ausgeben<br />
können. Und vor allen Dingen wird darüber geschwiegen werden, dass<br />
die Staatsschulden, die in den letzten Jahren in unglaublicher Höhe<br />
angehäuft wurden, zu einem erheblichen Teil daher rühren, dass die<br />
Banken von den Staaten mit Hunderten von Milliarden Euro vor dem<br />
Zusammenbruch gerettet wurden, als sie in dem von ihnen selbst<br />
angetriebenen Spekulationskreislauf unterzugehen drohten. Aber klar:<br />
Die Banken sind »systemrelevant«. Ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
die Ihr mit Eurer Arbeit diese Gesellschaft am Laufen haltet, Ihr, die Ihr<br />
keine Schuldenkrisen auslöst, weil Ihr wahrscheinlich weder Lust noch<br />
Mittel habt, dieses Spekulationskarussell zu bedienen, Ihr seid also nicht<br />
systemrelevant. Was ist das nur für ein System? Karin Just<br />
Folgende Themen sind in Planung. Beiträge dazu und weitere Vorschläge sind erwünscht.<br />
März: Männer – Frauen – Identitäten; April: Erwachsenenbildung; Mai:<br />
Leistung – Lernen – Erwartungen; Juni: Ökonomische Bildung im Unterricht<br />
Telefonische Sprechzeiten der <strong>GEW</strong>-Rechtsstelle<br />
mit Beratung für <strong>GEW</strong>-Mitglieder:<br />
Mo und Do von 13.00 - 16.00 Uhr, Tel.: 0 89-54 37 99 59<br />
Bitte Mitgliedsnummer bereithalten!<br />
Korrektur<br />
Im Vorspann zu Susanne Bankheads Artikel über den Gesundheitsschutz<br />
im HPZ Amberg (DDS 12/11, Seite 8) ist der Redaktion ein<br />
Fehler unterlaufen. Die Einrichtung kann natürlich nicht einen Tarifvertrag<br />
haben und gleichzeitig ohne Tarifbindung sein. Der letzte<br />
Satz muss richtig heißen: Susanne Bankhead, Betriebsrätin im Heilpädagogischen<br />
Zentrum der Lebenshilfe in Amberg, einer nicht tarifgebundenen<br />
Einrichtung, beschreibt den mühsamen Prozess, den<br />
Arbeitgeber dennoch zu überzeugen.<br />
Impressum:<br />
DDS • Die Demokratische Schule • Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
(<strong>GEW</strong>) im DGB, <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong>, Geschäftsstelle: Schwanthalerstr. 64, 80336 München,<br />
� 0 89- 5 44 08 10 • Fax: 0 89-5 38 94 87 • E-Mail: info@gew-bayern.de • www.gew-bayern.de<br />
Redaktionsleiterin: Karin Just, Kidlerstr. 41, 81371 München � 0 89-51 00 91 02<br />
oder über die Geschäftsstelle der <strong>GEW</strong> erreichbar � 0 89-5 44 08 10 • Fax: 0 89-5 38 94 87<br />
E-Mail: Karin.Just@gew-bayern.de<br />
Redaktionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Verena Escherich, Hannes Henjes, Petra<br />
Nalenz, Gele Neubäcker, Ute Schmitt, Schorsch Tillmann, Dorothea Weniger, Wolfram Witte<br />
Gestaltung: Karin Just<br />
Bildnachweis: (soweit nicht beim Foto berücksichtigt); Titel: Bert Butzke<br />
Druck: Druckwerk GmbH, Schwanthalerstr. 139, 80339 München �0 89-5 02 99 94<br />
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Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 12 vom 1.1.2003 gültig.<br />
Mit Namen oder Namenszeichen gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der betreffenden<br />
VerfasserInnen dar und bedeuten nicht ohne Weiteres eine Stellungnahme der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> oder<br />
der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Druckschriften wird keine Gewähr<br />
übernommen. Bei allen Veröffentlichungen behält sich die Redaktion Kürzungen vor. Der Bezugspreis<br />
ist für <strong>GEW</strong>-Mitglieder des <strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong> im Mitgliedsbeitrag inbegriffen. Der Bezugspreis<br />
für Nichtmitglieder beträgt jährlich 21 EUR zuzüglich Porto, der Preis der Einzelnummer 2,50 EUR<br />
zuzüglich Porto.<br />
Die DDS erscheint monatlich mit Ausnahme der Monate Januar und August.<br />
Adressenänderung: Ummeldungen bitte an die Landesgeschäftsstelle der <strong>GEW</strong>.<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss: jeweils am 6. des Vormonates<br />
DDS Januar/Februar 2012 2
»Wandel durch Annäherung«<br />
Dieses Motto des Landeskongresses <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
(einen Bericht dazu bringen wir auf Seite 18 dieser DDS; die<br />
Red.) steht für den Annäherungsprozess und die immer<br />
produktiver werdende Zusammenarbeit von Schule und<br />
Jugendhilfe – die sich konstatieren lässt, auch wenn die<br />
beiden Bereiche immer noch durch ihre Entwicklungsgeschichte,<br />
ihre Organisation und durch unterschiedliche<br />
Gesetze, Richtlinien, Erlasse und<br />
Verordnungen sowie Dienst- und<br />
Geschäftsanweisungen getrennt<br />
sind.<br />
»<strong>Schulsozialarbeit</strong>« hebt<br />
sich positiv von dem Verständnis<br />
und der Förderungspraxis<br />
der »Jugendsozialarbeit<br />
an<br />
Schulen« der bayerischenStaatsregierung<br />
ab. Im Unterschied<br />
dazu bietet<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
nicht nur Benachteiligten<br />
Hilfe an, sondern<br />
arbeitet präventiv.<br />
Ihre Angebote richten<br />
sich dabei an alle SchülerInnen<br />
sowie an Eltern und<br />
Lehrkräfte. »Man begegnet sich<br />
dem Grunde nach in einem auf<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit ausgerichteten<br />
Prozess auf Augenhöhe und in<br />
gegenseitiger Akzeptanz«, heißt es dazu in einer Pressemitteilung<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Diese Position richtet sich gegen die Praxis der bayerischen<br />
Staatsregierung, die quasi ausschließlich nach Kriterien<br />
der Selektion und sozialen Benachteiligung oftmals<br />
nur Segmente von Planstellen für SozialpädagogInnen mitfinanziert.<br />
Bis vor Kurzem (2009/2010) wurden in <strong>Bayern</strong><br />
sogar noch Grundschulen und Grundstufen von Förderzentren<br />
von der staatlichen Förderung von SozialpädagogInnen<br />
ausgeschlossen. Dabei ist es gerade diese Zeit, in<br />
der der höchste Selektionsdruck auf Kindern und Eltern<br />
lastet.<br />
Und obwohl sich die Landesregierung des Freistaates<br />
<strong>Bayern</strong> rühmt, ihre eigenen bescheidenen Ausbauziele bereits<br />
überschritten zu haben, ist der wahre Bedarf an <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an allen bayerischen Schulen nach wie vor riesengroß;<br />
die Grundforderung lautet 1:150 (<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen:SchülerInnen)<br />
an jeder Schule sowie Co-Arbeit<br />
(männliche und weibliche Fachkräfte gleichzeitig).<br />
Wie <strong>Schulsozialarbeit</strong> unter guten Grundvoraussetzungen<br />
und Rahmenbedingungen zum Wohle der SchülerIn-<br />
3 DDS Januar/Februar 2012<br />
nen und zur Steigerung von Zufriedenheit beitragen und<br />
folglich »gute Arbeit« produzieren kann, hat die <strong>GEW</strong> in<br />
einer Broschüre festgehalten: Nachhaltige Effekte im sozialen<br />
Lernen, individuelle Förderung, Hebung des Selbstbewusstseins<br />
von Benachteiligten, Partizipation von SchülerInnen<br />
und sinnvolle Ganztagsgestaltung sind nur einige<br />
Stichworte. 1<br />
Die Stadt Nürnberg ist aktuell dabei, 24<br />
weitere Vollzeitstellen für <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
zu schaffen, die im<br />
Rahmen des Bundesprogramms<br />
»Bildung und Teilhabe« durch<br />
die Kommunen zu 100 %<br />
finanziert werden.<br />
An die bayerischen<br />
Kommunen und Landkreise<br />
ergeht die Forderung,<br />
aus diesen<br />
Mitteln zusätzliche<br />
Planstellen für <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
zu schaffen und so ihrem<br />
Bildungsauftrag<br />
besser Rechnung zu<br />
tragen.<br />
An die Landesregierung<br />
des Freistaates <strong>Bayern</strong><br />
ergeht die Forderung, zum<br />
Wohle der jungen Menschen die<br />
zweckgebundenen Zuschüsse im Rahmen<br />
der Jugendsozialarbeit an Schulen, die<br />
in ihrer Höhe seit zehn Jahren unverändert sind, endlich<br />
aufzustocken, damit sie mindestens 40 % der Tarifkosten<br />
ausmachen, sie auf alle Schulen für Stellen der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
auszuweiten sowie auch Sachmittel für die komplexe<br />
und zugleich verantwortungsvolle Arbeit an Schulen<br />
bereitzustellen.<br />
von Günther Schedel-Gschwendtner<br />
Landesfachgruppe Sozialpädagogische Berufe<br />
der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Nachsatz der Redaktion:<br />
Die Diskussion über die <strong>Schulsozialarbeit</strong> geht auch innerhalb<br />
der <strong>GEW</strong> weiter (siehe auch den nachfolgenden<br />
Artikel unseres Kollegen Hermann Rademacker). LeserInnenbriefe,<br />
die die Diskussion vorantreiben, nehmen wir<br />
gerne auf. 2<br />
1 »<strong>Schulsozialarbeit</strong> wirkt! Individuelle Förderung«, <strong>GEW</strong> Febuar 2011.<br />
Eine PDF-Version dieser Broschüre gibt es auf der Homepage der<br />
<strong>GEW</strong>: http://www.gew.de/Publikationen_Jugendhilfe.html#Section21292<br />
Dort findet man auch die Bezugshinweise für gedruckte Exemplare.<br />
2 Dies gilt natürlich auch für alle anderen DDS-Ausgaben.
Foto: Bert Butzke<br />
Die Chancen für Ausbau und Entwicklung der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
waren in Deutschland nie besser als heute – ein<br />
bedarfsgerechter Ausbau, den sozialen Herausforderungen<br />
entsprechende Konzepte und deren Umsetzung in eine entsprechende<br />
Praxis bleiben aber auf der Agenda.<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> an Gesamtschulen –<br />
auch in <strong>Bayern</strong><br />
Vor 30 Jahren, als das Deutsche Jugendinstitut (DJI) im<br />
Rahmen eines vom damaligen Bundesministerium für Bildung<br />
und Wissenschaft geförderten Projekts damit begann,<br />
die kleinen Pflänzchen von Ansätzen einer Zusammenarbeit<br />
zwischen Jugendhilfe und Schule in der damaligen Bundesrepublik<br />
aufzuspüren, war das ein Unterfangen, das der<br />
Suche von BiologInnen nach neuen Arten von Lebewesen<br />
nicht ganz unähnlich war (Raab u. a. 1987). Zwar gab es die<br />
Beschäftigung von SozialpädagogInnen im Schuldienst, insbesondere<br />
an den neu gegründeten Ganztagsgesamtschulen,<br />
vor allem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin<br />
– die beiden kommunalen integrierten Gesamtschulen in<br />
Nürnberg 1 und München lagen in dieser Hinsicht bundesweit<br />
an der Spitze, für München gilt dies noch heute. Die Bezeichnung<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> – ein Import aus den USA – hat<br />
sich für dieses Tätigkeitsfeld rasch durchgesetzt.<br />
Aber war das, was da passierte, soziale Arbeit? Wenn<br />
man genauer hinsah, was die sozialpädagogischen Fachkräfte<br />
in den Schulen taten, entdeckte man eine Vielfalt von Tätigkeiten<br />
von Unterrichtsvertretungen über Pausenaufsichten<br />
bis hin zu Freizeitangeboten und Hausaufgabenhilfen,<br />
gelegentlich wurden sie auch als Feuerwehr für Störungen<br />
1 Die Schule ist inzwischen in ein kooperatives Schulzentrum umgewandelt<br />
und beschäftigt nur noch eine sozialpädagogische Fachkraft.<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> –<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
des Schulbetriebs eingesetzt, aber Elemente sozialer Arbeit<br />
waren kaum zu entdecken.<br />
Impulse durch »Gastarbeiterkinder« und die<br />
Ausbildung »sozialer Brennpunkte«<br />
Das war anders bei den sich insbesondere seit Anfang<br />
der Siebzigerjahre entwickelnden Aktivitäten der Jugendhilfe<br />
für Schülerinnen und Schüler. Einer, aber nur einer,<br />
der Antriebe für diese Entwicklung waren die ersten Kinder<br />
der damals sogenannten »Gastarbeiter«, die die Schulen<br />
mit Herausforderungen konfrontierten, auf die diese überhaupt<br />
nicht vorbereitet waren. In der Folge entstand eine<br />
Vielfalt sozialpädagogischer Angebote für Schülerinnen und<br />
Schüler. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Reaktion der<br />
Jugendhilfe auf dieses Phänomen in <strong>Bayern</strong> – und hier war<br />
die Komponente der sozialen Arbeit unübersehbar – waren<br />
die Spiel- und Lernstuben in Erlangen, die für Vorschul-und<br />
Grundschulkinder aus Familien in Notunterkünften oft unter<br />
Einbeziehung von Angeboten für die Mütter Hilfen und<br />
Unterstützungsleistungen boten. Die zielten darauf, den Anteil<br />
der Sonderschuleinweisungen unter diesen in den zu Beginn<br />
der Siebzigerjahre bereits deutlich ausgebildeten neuen<br />
»sozialen Brennpunkten« aufwachsenden Kindern zu senken<br />
und ihre Schulerfolgschancen zu erhöhen. Bezogen auf<br />
derartige eindeutig der Sozialarbeit zuzurechnende Projekte<br />
stellte sich dann eher die Frage, wie weit die Schule die Arbeit<br />
dieser Projekte bemerkte und bereit war, sich auf eine<br />
Zusammenarbeit einzulassen.<br />
Wenn auch diese Projekte zusammen mit der Beschäftigung<br />
von SozialpädagogenInnen im Schuldienst in den<br />
Gesamtschulen in dem genannten Vorhaben des DJI unter<br />
dem Begriff der »<strong>Schulsozialarbeit</strong>« gefasst wurden, so entsprach<br />
dies eher einem allerdings bewussten Anspruch denn<br />
der Realität.<br />
DDS Januar/Februar 2012 4
Etablierung und Qualifizierung<br />
Gegenüber diesem Zustand hat sich die Situation heute<br />
grundlegend und umfassend gewandelt. Es gibt heute<br />
n in allen Bundesländern Programme zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>,<br />
oft, wie auch in <strong>Bayern</strong>, mit einer klaren Schwerpunktsetzung<br />
in der Jugendsozialarbeit. Sie haben den<br />
Ausbau der <strong>Schulsozialarbeit</strong> wesentlich befördert. Neben<br />
den Hauptschulen und Schulen mit Hauptschulbildungsgängen<br />
hat die <strong>Schulsozialarbeit</strong> zunehmend auch<br />
die beruflichen Schulen und die Grundschulen sowie in<br />
Einzelfällen auch schon die Gymnasien erreicht;<br />
n eine umfangreiche Forschung, die auch die Wirkungen<br />
von <strong>Schulsozialarbeit</strong> in den Blick zu nehmen begonnen<br />
hat (Speck/Olk 2010);<br />
n die <strong>Schulsozialarbeit</strong> als Thema in unterschiedlichen Studiengängen<br />
an Hochschulen und Universitäten;<br />
n eine Konzeptentwicklung, die insbesondere mit ihrer<br />
Betonung der Bedeutung von Sozialraumbezügen anschlussfähig<br />
ist für aktuelle Entwicklungen im Bildungswesen<br />
wie die lokalen Bildungslandschaften (Bolay 2010),<br />
und<br />
n last not least eine spürbare Entspannung in der Frage<br />
der Finanzierung der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, indem der Bund<br />
im Rahmen des Bildungspakets seine Zuschüsse zu den<br />
sozialen Leistungen der Kommunen für Heizung und<br />
Wohnung von Hartz-IV-EmpfängerInnen in der Erwartung<br />
erhöht hat, dass diese Mittel von den Kommunen<br />
für den Ausbau der <strong>Schulsozialarbeit</strong> genutzt werden.<br />
Wer die Geschichte der <strong>Schulsozialarbeit</strong> in den Bundesländern<br />
in den vergangenen Jahrzehnten verfolgt hat,<br />
weiß, dass der Streit um die Finanzierung die Entwicklung<br />
in vielen Ländern, auch in <strong>Bayern</strong>, über Jahrzehnte<br />
schwer belastet hat. Die Entspannung in diesem Konflikt<br />
scheint eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür<br />
zu sein, dass sowohl aufseiten der Schulentwicklung wie<br />
auch aufseiten der Jugendhilfe der Blick frei wird für die<br />
Wahrnehmung des tatsächlich vorhandenen Bedarfs.<br />
Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule<br />
Entscheidend für die Weiterentwicklung aber wird sein,<br />
dass es endlich gelingt, die <strong>Schulsozialarbeit</strong> zu einer Schnittstelle<br />
in den Beziehungen zwischen Jugendhilfe und Schule<br />
zu entwickeln, deren zentrale Aufgabe darin liegt, die Zielgruppe<br />
der Jugendsozialarbeit, nämlich diejenigen »jungen<br />
Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen<br />
oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in<br />
erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind« (SGB<br />
VIII § 13), in den Schulen wahrzunehmen und dafür zu sorgen,<br />
dass für sie alle Leistungen der Jugendhilfe frühzeitig<br />
und bedarfsgerecht verfügbar gemacht werden. Angesichts<br />
der bisherigen Prioritäten für die Einrichtung der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Schulen, die dazu geführt haben, dass sie vor<br />
allem dort eingerichtet wird, wo junge Menschen mit sozialen<br />
Benachteiligungen oder individuellen Beeinträchtigun-<br />
5 DDS Januar/Februar 2012<br />
gen in den Schulen überrepräsentiert sind, sollte man nicht<br />
davon ausgehen, dass die sozialpädagogischen Fachkräfte in<br />
den Schulen diesen Hilfebedarf mit ihren Mitteln befriedigen<br />
können. Vielmehr muss die Vermittlung von Leistungen<br />
der Jugendhilfe durch die Kooperation mit den AkteurInnen<br />
der Jugendhilfe im sozialen Umfeld der Schule ein Schwerpunkt<br />
ihres Arbeitsauftrags in den Schulen sein. Nur wenn<br />
solche Kooperationen Routine werden, kann man erwarten,<br />
dass sie überhaupt genutzt werden, denn wenn sie für jeden<br />
Einzelfall erst neu etabliert werden müssen, ist der Aufwand<br />
so groß, dass sie unterbleiben.<br />
Dass mit einem solchen Ansatz der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
auch Geld gespart werden kann, zeigt eine Studie aus Karlsruhe.<br />
Hier hat man in einem Stadtteil, der eher als besonders<br />
belastet gilt, systematisch und ernsthaft die Sozialraumbezüge<br />
der <strong>Schulsozialarbeit</strong> ausgestaltet, um genau das wirksam<br />
leisten zu können, was oben beschrieben ist. Im Ergebnis<br />
wurden in diesem Stadtteil erhebliche Beträge für die Hilfen<br />
zur Erziehung eingespart. Die wenig aufwendigen Leistungen<br />
der Jugendhilfe wie die Beratungsleistungen des Allgemeinen<br />
Sozialdienstes wurden wesentlich häufiger und wirksamer<br />
genutzt, während die teuren Hilfen deutlich seltener in<br />
Anspruch genommen werden mussten (Niederbühl 2010).<br />
Jugendsozialarbeit an Schulen braucht die<br />
Vernetzung<br />
Angesichts zunehmender Anteile von Kindern, deren<br />
Bildungschancen durch Armut in ihren Lebensverhältnissen<br />
wesentlich beeinträchtigt sind, liegt hier die größte Herausforderung<br />
für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und<br />
Schule in der nahen Zukunft. <strong>Schulsozialarbeit</strong> kann dafür<br />
ein wichtiges Instrument sein. Das bayerische Programm<br />
»Jugendsozialarbeit an Schulen« setzt die richtigen Schwerpunkte.<br />
Für die Einlösung seines Anspruchs bedarf es jedoch<br />
des Ausbaus von Vernetzungsstrukturen zwischen Jugendhilfe<br />
und Schule auf der kommunalen Ebene, in denen<br />
die Jugendsozialarbeit an Schulen die Funktion<br />
einer Schnittstelle wahrnimmt.<br />
von Hermann Rademacker<br />
Dipl. Päd.<br />
Bis zum Eintritt in den Ruhestand 2001 wissenschaftlicher Referent beim<br />
Deutschen Jugendinstitut. Seitdem arbeitet er freiberuflich zu den Themen<br />
Jugendhilfe und Schule, Übergang Schule-Beruf und Schulabsentismus.<br />
Literatur<br />
Bolay, Eberhard; Gutbrod, Heiner; Ahmed, Sarina (2010): Wirkungen einer sozialraumverankerten<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>. In: Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.): Forschung<br />
zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>. Weinheim, Juventa, S. 183-195<br />
Raab, Erich; Rademacker, Hermann; Winzen, Gerda (1987): Handbuch <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Konzeption und Praxis sozialpädagogischer Förderung von Schülern.<br />
München, DJI<br />
Niederbühl, Reinhard (2010): Wirksamkeit und Effizienz von <strong>Schulsozialarbeit</strong>. In:<br />
Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>. Weinheim,<br />
Juventa, S. 297-308<br />
Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.) (2010): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Weinheim, Juventa, S. 183-195
Foto: Bert Butzke<br />
Wie wirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen in<br />
München?<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> 1 erlebt momentan einen intensiven Bedeutungszuwachs<br />
und eine deutliche Ausweitung im Kontext<br />
der Ganztagsschulentwicklung wie auch der allgemeinen<br />
Diskussion um die Entwicklung von Schulen. Damit<br />
Schule Kindern und Jugendlichen einen Lebensort, gerechtere<br />
Ausgangsbedingungen und differenzierte, motivierende<br />
Lernmöglichkeiten bieten kann, werden sozialpädagogische<br />
Angebote zunehmend selbstverständlich mitgedacht<br />
und gefordert. <strong>Schulsozialarbeit</strong> wird so zum Qualitätsmerkmal<br />
und Aushängeschild, statt weiter als Stigma von Brennpunktschulen<br />
zu gelten. Und sie wird an Grundschulen und<br />
Gymnasien eingeführt, nachdem sie jahrzehntelang fast ausschließlich<br />
für einige wenige Haupt-, Förder- und Berufsschulen<br />
finanziert wurde.<br />
Die Stadt München war also ihrer Zeit voraus, als sie 1995<br />
die ersten fünf Grundschulen mit <strong>Schulsozialarbeit</strong> ausgestattet<br />
hat. Im September 2008 wurde vom Kinder- und Jugendhilfeausschuss<br />
der Ausbau weiterer acht Grundschulen<br />
beschlossen, womit es seit dem Schuljahr 2009/2010 an<br />
1 <strong>Schulsozialarbeit</strong> meint hier »die intensivste Form der Kooperation zwischen<br />
Schule und Jugendhilfe«, »die langfristig vereinbart mit sozialpädagogisch<br />
qualifizierten Fachkräften direkt in Schulen oder zentral auf Schule<br />
bezogen« stattfindet (Bolay 2004, 147), meist mit einem Aufgabenspektrum<br />
von Einzelfallhilfe, Beratung, Sozialer Gruppenarbeit, Projekten, oft auch<br />
offenen Angeboten und Schuleentwicklung. Sozialpädagogische Fachkräfte<br />
im Ganztagsschulbereich werden hier nicht subsummiert.<br />
13 der 130 Münchner Grundschulen <strong>Schulsozialarbeit</strong> gibt.<br />
Über das Bildungs- und Teilhabepaket sollen im Jahr 2012<br />
weitere 20 Schulen <strong>Schulsozialarbeit</strong> erhalten, sodass dann<br />
gut ein Viertel der Münchner Grundschulen ausgestattet<br />
sein wird.<br />
Wirkungsorientierte Kinder- und Jugendhilfe<br />
Neben intensiven Entwicklungen, die die Kinder- und<br />
Jugendhilfe in Deutschland aufgrund eines zunehmenden<br />
Schulbezugs zu gestalten und zu bewältigen hat, wächst zurzeit<br />
für diese Einsatzbereiche auch die politische Erwartung,<br />
Wirkungsnachweise zu erbringen, Jahresberichte als »Wirkungsberichte«<br />
zu gestalten und die Praxis »wirkungsorientiert«<br />
zu steuern. So kam es, dass in Kooperationsgesprächen<br />
der Steuerungsebene für <strong>Schulsozialarbeit</strong> des Sozialreferats<br />
der Stadt München mit der Hochschule München<br />
in 2008/2009 der Wunsch formuliert wurde, eine Wirkungsstudie<br />
an den neuen Grundschulstandorten mit <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
durchzuführen.<br />
Die Frage nach »Wirkungsorientierung« stellt die Kinder-<br />
und Jugendhilfe vor die Herausforderung, eigene kluge<br />
Verfahren und Vorgehensweisen zu entwickeln, da die Verfahren<br />
im Kontext einer »evidence based practice« der medizinischen<br />
Forschung und Steuerung nicht einfach auf sozia-<br />
DDS Januar/Februar 2012 6
le Bereiche übertragen werden können. Gute Wirkung wird<br />
in der Sozialen Arbeit in der Regel nicht durch standardisiert<br />
gleichbleibende Prozesse und nicht einmal durch die<br />
statistisch gesehen erfolgreichste Vorgehensweise erreicht,<br />
sondern durch eine auf die Situation angepasste Vorgehensweise,<br />
die mit AdressatInnen gemeinsam gewählt und abgestimmt<br />
wird. Das erfordert reflexive Professionalität (vgl.<br />
Dewe 2011) und Strukturen, die Partizipation und Aushandlung<br />
absichern.<br />
Ziele und Wirkungsindikatoren<br />
gemeinsam<br />
entwickeln<br />
Vor dem Hintergrund dieser<br />
Überlegungen und der gerade<br />
erst eingerichteten <strong>Schulsozialarbeit</strong>sstandorte<br />
an Grundschulen<br />
war uns als Forschungsteam<br />
klar, dass mit dem<br />
zeitlich und finanziell sehr kleinen<br />
Budget keine »Wirkungsmessung«<br />
im engeren Sinne<br />
stattfinden kann. Stattdessen<br />
haben wir vereinbart, das Forschungsprojekt<br />
zur <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Grundschulen als<br />
partizipativen Prozess anzule-<br />
gen, um zunächst einmal Indikatoren für erwünschte Wirkungen<br />
von <strong>Schulsozialarbeit</strong> beteiligtenorientiert zu ermitteln.<br />
Möglich werden sollte dadurch, realistische, von den<br />
AkteurInnen erwünschte und realisierbare Ziele und Wirkungsindikatoren<br />
zu erheben. Durch diese Form der Erhebung<br />
sollte ein Austausch unter den AkteurInnen der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Grundschulen angeregt werden, um so zu einer<br />
lebendigen Qualitätsentwicklung beizutragen, ebenso wie<br />
mittelfristig zu einer feldangemessenen Wirkungssteuerung<br />
des Bereiches <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen und deren<br />
fachlich adaptierte Wirkungsberichterstellung.<br />
Konkret haben wir neben der Dokumentenanalyse und<br />
zwei Experteninterviews für die Datenerhebung vier Gruppendiskussionen<br />
durchgeführt, drei an <strong>Schulsozialarbeit</strong>sstandorten<br />
und eine mit Fachkräften der Bezirkssozialarbeit<br />
(BSA). Das hat ermöglicht, trotz begrenzter Ressourcen<br />
möglichst viele Akteursgruppen und deren Perspektiven einzubeziehen<br />
und neben dem Ermitteln zentraler Informationen<br />
auch den Austausch und die Reflexion anzuregen (vgl.<br />
Lamnek 1998, 29 f.). So wurde uns auch bei allen Gruppendiskussionen<br />
am Schluss rückgemeldet, dass der Austausch<br />
gewinnbringend war und sich gelohnt hat.<br />
Eindrücke und Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse der Begleitforschung finden sich auf<br />
zwei Ebenen. Zum einen auf der konkreten Handlungsebene<br />
der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, zum anderen bezogen auf die<br />
7 DDS Januar/Februar 2012<br />
Vorankündigung<br />
Das Forschungsprojekt »Statistik sozialpädagogischer Fachkräfte<br />
an Schulen« wird von April 2011 bis März 2012 in einem<br />
Forschungsverbund aus WissenschaftlerInnen der Hochschulen<br />
München, Frankfurt am Main und Dortmund durchgeführt und<br />
von der Max-Traeger-Stiftung sowie der Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft unterstützt.<br />
Das Anliegen ist, <strong>Schulsozialarbeit</strong> sowie alle weiteren bezahlten<br />
sozialpädagogischen Tätigkeiten an Schulen (z. B. für die<br />
Ganztagsschulgestaltung) empirisch genau und auf Dauer zuverlässig<br />
zu erheben. Dafür werden in einer Fragebogenerhebung<br />
die Daten von drei Großstädten und vier Landkreisen ermittelt.<br />
In <strong>Bayern</strong> sind das die Stadt und der Landkreis München. Neben<br />
den konkreten Ergebnissen zu den Modellstandorten ist das<br />
fachliche Ziel des Projektes, mittel- bis langfristig eine bundesweite<br />
Statistik sozialpädagogischer Tätigkeiten an Schulen vorzubereiten<br />
und zu ermöglichen.<br />
Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungsstandortes<br />
München sowie der Zusammenschau der Standorte ist für<br />
Herbst 2012 geplant.<br />
Frage, wie eine feldangemessene wirkungsorientierte Steuerung<br />
für <strong>Schulsozialarbeit</strong> aussehen kann.<br />
Zur Systematisierung möglicher Wirkungen und Indikatoren,<br />
die in den Diskussionen benannt wurden, haben<br />
wir eine Matrix von Speck und Olk (2009, 2010) herangezogen.<br />
Darin wird auf der einen Achse nach der Intensität<br />
von Wirkungen (sog. »Wirkungsniveaus«) gefragt, auf der<br />
anderen Achse nach der Reichweite: also ob nur Einzelne<br />
(z. B. Kinder, Eltern) oder Gruppen<br />
(z. B. Klasse, LehrerInnen-<br />
kollegium) von der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
profitieren, die ganze<br />
Schule oder sogar organisationsübergreifende<br />
Wirkungen<br />
zu beobachten sind. Während<br />
erstaunlicherweise trotz der<br />
z. T. sehr kurzen Zeit von gut<br />
eineinhalb Jahren eine Wirkungsintensität<br />
bis hin zum<br />
höchsten Niveau der Aneignung<br />
benannt wird (veränderte<br />
Klassen- oder sogar Schulkultur;<br />
anderer Umgang der<br />
Kinder mit Konflikten), wurde<br />
die organisationsübergreifende<br />
Wirkungsebene bisher<br />
kaum erreicht.<br />
Insgesamt zeigen die Aussagen,<br />
dass bereits sehr viel geschehen ist. Die Fachkräfte<br />
sind intensiv eingebunden in das alltägliche Schulgeschehen,<br />
werden für die anfallenden Probleme bei Einzelfällen<br />
herangezogen und besonders oft bei Konflikten von und<br />
zwischen Kindern sowie in Klassen. Die andere berufliche<br />
Qualifikation und der vom Kontext Schule sowie Leistungsbeurteilung<br />
unabhängige Zugang der <strong>Schulsozialarbeit</strong>erIn<br />
zu den Kindern lassen sie eine andere Perspektive<br />
und Herangehensweise einnehmen, wodurch wiederum<br />
das Blickfeld der Lehrkräfte positiv erweitert wird. Individuelle<br />
und familiäre Hintergründe werden für sie verständlicher,<br />
weil die <strong>Schulsozialarbeit</strong> sich um eine subjektorientierte<br />
Perspektive und den Blick »hinter die Kulissen« bemüht.<br />
Sie wird ein Bindeglied zur Lebenswelt der Kinder<br />
und Jugendlichen.<br />
Besonderheiten von <strong>Schulsozialarbeit</strong> an<br />
Grundschulen<br />
Zwei Aspekte von <strong>Schulsozialarbeit</strong> für die Schulform<br />
Grundschule müssen besonders hervorgehoben werden:<br />
Zum einen waren sich alle Befragten sicher, dass <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
aufgrund des jüngeren Alters verbunden mit der<br />
noch frühen Schulerfahrung einen besseren und präventiveren<br />
Zugang zu den Kindern und ihren Familien ermöglicht.<br />
Mit den Kindern könne ein spielerischer Umgang gesucht<br />
werden, der soziales und kognitives Lernen ermöglicht<br />
und den Vertrauensaufbau erleichtert. Betont wurde,
dass es durch den frühen Zeitpunkt möglich wird, manche<br />
Probleme erst gar nicht verfestigen oder eskalieren zu lassen.<br />
Es wurde gutgeheißen, möglichst schon im Kindergarten<br />
anzusetzen, um noch präventiver wirken zu können.<br />
Demgegenüber gab es an den befragten Standorten<br />
noch keine Konzepte, Aktivitäten und kaum Kontakte, um<br />
in Kooperation mit Kindertagesstätten den Übergang vom<br />
Kindergarten in die Schule möglichst gut zu gestalten und<br />
zu nutzen. Hier liegt eine mögliche Entwicklungsaufgabe.<br />
Eine zweite Besonderheit besteht in Schwierigkeiten<br />
aufgrund des Datenschutzes. Da Grundschulkinder in der<br />
Regel jünger als zwölf Jahre sind, dürfen <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
sie nicht ohne Einwilligung der Eltern von sich aus<br />
ansprechen. Das erschwert eine präventive Arbeit und eine<br />
einfache Vorgehensweise bei der Kooperation von <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
und Schule wie auch von <strong>Schulsozialarbeit</strong> und<br />
Eltern. Für diese Besonderheit muss nach klugen Wegen<br />
und evtl. auch neuen Rechtsgrundlagen gesucht werden.<br />
Die Bezirkssozialarbeit (BSA) sieht in der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Grundschulen einen wichtigen Ansprechpartner<br />
und setzt hohe Erwartungen in die Kooperation. Zugleich<br />
wurde deutlich, dass BSA und <strong>Schulsozialarbeit</strong> zu<br />
wenig Kontakt miteinander haben, der wiederum dringend<br />
erforderlich wäre, um Hand in Hand zu arbeiten. Insbesondere<br />
in Bezug auf Einzelfälle wird eine klare Absprache<br />
zur Aufgabenteilung gewünscht, um Überschneidungen<br />
von Maßnahmen ebenso wie ein Informationsdefizit<br />
zu vermeiden. Deutlich wurde in den Gesprächen auch,<br />
dass die Schweigepflichtsregelungen unterschiedlich interpretiert<br />
werden und so ein Hindernis in der Kooperation<br />
darstellen.<br />
Hohe Erwartungen bei knappen<br />
Ressourcen<br />
Sehr deutlich wurden in den Gruppendiskussionen<br />
die hohen und vielfältigen Erwartungen und die zugleich<br />
knappen Ressourcen, mit denen <strong>Schulsozialarbeit</strong> derzeit<br />
meist an den Grundschulen tätig ist. Sanfte Vereinnahmungstendenzen<br />
von schulischer Seite, mit denen die sozialpädagogischen<br />
Fachkräfte quasi dem Kollegium zugeschlagen<br />
wurden, fanden sich hier, wie sie von der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Hauptschulen auch bekannt sind. Die Gruppendiskussion<br />
mit der Bezirkssozialarbeit machte ähnliche<br />
Vereinnahmungstendenzen von anderer Seite sichtbar.<br />
Hier besteht der Wunsch, durch die <strong>Schulsozialarbeit</strong> vor<br />
Ort eine Person zu haben, die die eigenen Fälle im Blick<br />
behält, Kontakte anbahnt, vernetzt und als niedrigschwellige<br />
Instanz vor Ort weniger problematische Fälle bearbeitet,<br />
damit sie erst gar nicht zu einem Fall für die Bezirkssozialarbeit<br />
werden. So richtig und wichtig die hier erwünschten<br />
Tätigkeiten sind, stellt sich damit die Gefahr einer doppelten<br />
Indienstnahme der <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Das unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit, die<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen BSA und <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
zu klären, damit <strong>Schulsozialarbeit</strong> zwar als<br />
Schnittstelle zwischen den Schulkollegien und der Bezirkssozialarbeit<br />
agieren kann, aber zugleich auch handlungsfähig<br />
und allparteilich bleibt.<br />
Partizipative Vorgehensweise der Berichterstattung<br />
Wie aber kann eine fachlich passende wirkungsorientierte<br />
Steuerung und Berichterstattung gestaltet werden? Aus<br />
unserer Sicht muss hier auf eine zentrale Stärke der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
Rücksicht genommen werden, die darin besteht,<br />
dass sie niedrigschwellig, flexibel und anpassungsfähig ist.<br />
Um diese Stärke zu nutzen, ist neben der zentral abgestimmten<br />
Qualitätsentwicklung eine standortspezifische Flexibilität<br />
erforderlich.<br />
Das legt eine partizipative Vorgehensweise der Zielvereinbarung<br />
und Selbstevaluation auf zwei Ebenen nahe: Auf<br />
der Steuerungsebene können mit allen <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
an Grundschulen die Erwartungen ausgetauscht<br />
und standortübergreifende Minimalstandards mit konkreten<br />
Handlungszielen vereinbart werden. Am jeweiligen Standort<br />
können im Rahmen eines Kooperationsvertrages und von<br />
jährlichen Zielvereinbarungsgesprächen spezifische Vereinbarungen<br />
getroffen werden, die auf die Bedarfe, Ressourcen<br />
und Besonderheiten vor Ort angepasst sind. Die Erfahrungen<br />
und Wirkungen auf beiden Ebenen müssen regelmäßig<br />
überprüft und weitergeführt werden.<br />
Das diskursive Vorgehen bei der Vereinbarung erreichbarer<br />
Ziele ermöglicht, die Bedingungszusammenhänge im<br />
Blick zu behalten. So können die Voraussetzungen, die erforderlich<br />
sind, um durch <strong>Schulsozialarbeit</strong> gezielt wirksam<br />
zu sein, am leichtesten geschaffen werden. Eine solche Voraussetzung<br />
ist im hier beschriebenen Fall, dass eine intensivierte<br />
Kooperation der <strong>Schulsozialarbeit</strong> und der Schulen<br />
mit der Bezirkssozialarbeit dringend erforderlich ist.<br />
von<br />
Prof. Dr. Angelika Iser<br />
und Regina Worm<br />
Studiengangsleitung<br />
Bachelor Soziale Arbeit<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule München<br />
Literatur<br />
Bolay, Eberhard (2004): Überlegungen zu einer lebensweltorientierten <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
In: Grunwald, K.; Thiersch, H. (Hg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer<br />
Arbeit. Weinheim und München, S. 147-162<br />
Bolay, Eberhard; Gutbrod, Heiner; Flad, Carola (2005): <strong>Schulsozialarbeit</strong> – Impulse<br />
für die Ganztagesschule. Keine Chance ohne Kooperation – Handlungsformen<br />
und institutionelle Bedingungen. In: Spies, Anke; Stecklina, Gerd (Hg.):<br />
Die Ganztagsschule. Band 2, Bad Heilbrunn, S. 22-43<br />
Dewe, Bernd; Otto, Hans-Uwe (2011): Professionalität. In: Otto, Hans-Uwe;<br />
Thiersch, Hans (2011): Handbuch Soziale Arbeit. Grundlagen der Sozialarbeit<br />
und Sozialpädagogik. 4. völlig neu bearb. Aufl., München, S. 1143-1153<br />
Lamnek, Siegfried (1998): Gruppendiskussion. Theorie und Praxis. Weinheim<br />
Olk, Thomas; Speck, Karsten (2009): Was bewirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong>? Theoretische<br />
Konzepte und empirische Befunde an der Schnittfläche zwischen formaler<br />
und nonformaler Bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik 55 (6), S. 910-927<br />
Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hg.) (2010): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Stand und Perspektiven. Weinheim und München<br />
DDS Januar/Februar 2012 8
Pädagogik in der Schule in schwierigen Zeiten<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen und LehrerInnen zusammen schaffen das!<br />
Die Integration der <strong>Schulsozialarbeit</strong> harrt immer noch<br />
der konzeptionellen Grundlage. Wirklichen Fortschritt beim<br />
Thema »<strong>Schulsozialarbeit</strong>« wird es nur geben, wenn miteinander<br />
und unter Ausnutzung der jeweiligen Kompetenzen<br />
darüber nachgedacht wird, wie man das häufig überforderte<br />
gesellschaftliche Teilsystem »Schule« im Interesse von Schülern<br />
und Schülerinnen mit einer besseren und intensiveren<br />
Pädagogik ausstatten kann. Kann dieser Denkansatz leitend<br />
werden, geht es um die Abklärung der Aufgabenbereiche<br />
und die optimale Nutzung von Ressourcen und Kompetenzen<br />
für eine <strong>Schulsozialarbeit</strong>, die vom Begriff her meint,<br />
endlich die sozialen Dimensionen schulischen Lernens und<br />
die gesellschaftlich-sozialen Beeinträchtigungen schulischen<br />
Lernens in den Blick zu nehmen, um Schule erfolgreicher zu<br />
machen. Eine Übersicht kann zunächst einmal strukturelle<br />
und visuelle Hilfe geben:<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
– Kern- und Ergänzungsbereiche –<br />
Nebenhöfe die Domäne Eigenhöfe<br />
Freizeitpädagogik<br />
Soziale Infrastruktur<br />
Pausen<br />
Mensa<br />
Sitzecken<br />
Schulgebäude<br />
Elternarbeit<br />
Information<br />
Kontakte<br />
Beratung<br />
Elternschule<br />
Nebenrollen<br />
in der Schule<br />
außerhalb der Schule<br />
(Räume, Angebote)<br />
Kernbereich Unterricht<br />
Soziales Lernen<br />
Team-Teaching<br />
Förderunterricht<br />
Einzelbetreuung – Intensivpädagogik<br />
Projektarbeit, musische Arbeit,<br />
Spieltage, Schulleben,<br />
Klassenfahrten<br />
Auffüllung sozialer Kompetenzen<br />
Sozialtraining<br />
Streitschlichter-Modell-Konfliktlotsen<br />
Trainingsraummodell<br />
Auszeiten organisieren<br />
Kontaktschüler ausbilden + begleiten<br />
Der Gedankengang ist folgender:<br />
n Der Kernbereich von Schule ist der Unterricht. In ihm<br />
geht es in einer quasi unendlichen Zahl von Unterrichtsstunden<br />
– der Amerikaner Rutter hat einmal pointiert<br />
von 15.000 Unterrichtsstunden gesprochen, die Heranwachsende<br />
zu bewältigen haben (Rutter 1980) – darum,<br />
in einer größeren Zahl von Unterrichtsfächern (es<br />
sind ca. 13-14) ständig Wissen, Einsichten, Fertigkeiten,<br />
Werte, Normen zu lernen. Könnte man davon ausgehen,<br />
dass jede/r Lernende genau diesen Zwecken anstandslos<br />
entsprechen kann, wäre das Thema hier erledigt. Jeder<br />
weiß, dass dies so nicht zutrifft. In sehr grundsätzlicher<br />
Weise müssen sich PädagogInnen in der Schule darüber<br />
im Klaren sein, dass junge Menschen ihre Identität, ihre<br />
Gefühle, ihre Bedürfnisse, ihre Ängste nicht vorn beim<br />
Pförtner abgeben. Das heißt, Unterricht als kognitiv orientierte<br />
Veranstaltung hat zur Basis einen multidimensionalen<br />
Mix von Interaktionserwartungen, Emotionen<br />
tragender oder abwehrender Art, individuellen Lebenslagen,<br />
die frei machen für das Lernen und für Leistungen<br />
oder die entscheidend blockieren. In dem Moment,<br />
9 DDS Januar/Februar 2012<br />
Soziale Beratung<br />
Streetworker-Tätigkeit<br />
Lebensbegleitung<br />
(Arbeit an Personen)<br />
Konfliktpädagogik<br />
Schulverweigerer<br />
Verhaltensauffällige<br />
Drogenprobleme<br />
Rauchen<br />
Ernährungsprobleme<br />
wo Unterricht beginnt, entsteht ein genuin neues Beziehungsgeflecht,<br />
das in seiner Wirkung von dem abhängt,<br />
was die Beteiligten mitbringen (Führungsstile von LehrerInnen,<br />
Verhaltensangebote, Herausforderungen, angenehme<br />
Klimata, differenziert entwickelte Interaktionsmodi<br />
u. a. m.).<br />
n Die zentrale Beobachtung ist, dass zu viele Voraussetzungen<br />
heute zu oft fehlen, um Unterricht schlicht als<br />
»business as usual« verstehen zu können. Was fehlt, sind<br />
die sozialen Kompetenzen! Und wenn ein bisschen weiter<br />
gedacht wird, taucht die Frage nach den Ursachen<br />
auf oder anders gesagt: die Frage nach den Lebenslagen<br />
und Lebensbedingungen, die die Interaktionsstandards<br />
und die Leistungsdispositionen immer wieder reduzieren<br />
und damit enttäuschende Defizite schaffen. Da LehrerInnen<br />
eher fachorientiert sind, nehmen sie Defizite<br />
der beschriebenen Art quasi als Beleidigung ihrer guten<br />
Absichten auf. Sie können mit pädagogischen und sozialpädagogischen<br />
Denk- und Handlungsansätzen nicht<br />
auf die entstehenden Situationen reagieren. Entweder reagieren<br />
sie mit Härte (z. B. Strafen und Auslese) oder sie<br />
wünschen sich NothelferInnen. Jedenfalls werden sie mit<br />
der schulischen Arbeit allein nicht mehr fertig.<br />
Man muss sich dies sehr klar machen, weil keiner Ohnmacht<br />
gern zugibt und das Sich-helfen-lassen einiger Souveränität<br />
bedarf, damit Versagen nicht als persönliche Schuld<br />
genommen wird. Vielleicht ist hier der entscheidende<br />
Knackpunkt, wenn Personen mit genau als eigenes Defizit<br />
erfahrenen Kompetenzen (Sozialpädagogik) auf die bisher<br />
allein beherrschte Bühne treten.<br />
Aufgabenfelder der Kooperation<br />
Es ist bis heute schwer, den Kernbereich »Unterricht«<br />
in die gemeinsame Verantwortung zu nehmen, also soziales<br />
Lernen gemeinsam zu betreiben, Team-Teaching zu<br />
praktizieren, Einzelbetreuung zu organisieren, Projektarbeit,<br />
musische Arbeit, Spieltage, Klassenfahrten, das Schulleben<br />
insgesamt mit sich ergänzenden Kompetenzen zu<br />
gestalten.<br />
Und so liegt es scheinbar nahe, im Dualismus oder Nebeneinander<br />
zu verharren. Den SozialpädagogInnen werden<br />
Neben- oder Eigenhöfe überlassen. Wenn es gut geht,<br />
wird die von mir sog. Auffüllung mit sozialen Kompetenzen<br />
in einer Art Andockstrategie gewährt (Sozialtraining,<br />
Streitschlichtermodelle, Trainingsraummodell, Auszeiten<br />
organisieren, KontaktschülerInnen ausbilden und begleiten,<br />
Hausaufgabenhilfe als Lernhilfe, Konflikttraining,<br />
Selbstbehauptungskurse u. a. m.).<br />
Die von mir sog. Nebenhöfe haben ihr bekanntestes<br />
Beispiel in der Freizeitpädagogik an Ganztagsschulen. Die
einen machen den Unterricht, die anderen den Freizeitbereich!<br />
Ein zweites Beispiel ist die Verbesserung der sozialen<br />
Infrastruktur (Pausenkultur, Mensa, Sitzecken, differenziert<br />
gestaltetes Schulgelände mit Rückzugs- und Aktivitätsflächen).<br />
Die Elternarbeit ist im Grunde ungeliebt.<br />
Information, Kontakte, Beratung, gar so etwas wie eine Elternschule<br />
– diese Flanke wäre im Interesse schulischer Arbeit<br />
dringend zu kultivieren – bleiben rudimentär.<br />
Nebenwelten nenne ich die Bereiche, die gelegentlich<br />
eingerichtet werden (die Teestube, das SchülerInnenhaus,<br />
das Kinderhaus, das Jugendzentrum), die in, neben oder<br />
nahe der Schule Aufenthalts-, Entspannungs- und Aktivitätsmöglichkeiten<br />
anbieten und bewusst nicht zur Schule<br />
gehören und so etwas wie Kontrapunkte zu Leistung, Anspannung,<br />
Stress in der Schule sind. SchülerInnen sagen ja<br />
immer wieder, dass sie zu SozialpädagogInnen einen besseren<br />
Draht haben. Diese Kontrapunkte können für die<br />
Schule wichtig sein, weil sie in psychohygienischer Sicht<br />
Funktionen haben, die die Balance von An- und Entspannung,<br />
Stress und Erholung, Leistung und Muße, formeller<br />
und informeller Beziehungen zu erhalten erlauben.<br />
Die sog. Eigenhöfe der SozialpädagogInnen kann man<br />
in zwei Bereiche aufteilen. Sie sind die eigentlichen Kompetenzbereiche,<br />
die die Schule in heute sehr wesentlichen<br />
Notsituationen ergänzen können. Der klassische Eigenhof<br />
ist von jeher der der sozialen Beratung, der StreetworkerInnen-Tätigkeit<br />
(Kontakt zum Zuhause), der Lebensbegleitung<br />
in vielen Fragen (Aufstehen, Frühstück, Kleidung,<br />
Schwierigkeiten mit den Eltern u. a. m.). Der zupackendere<br />
Aufgabenbereich wird von mir mit dem Terminus<br />
»Konfliktpädagogik« benannt. Gemeint ist hier die<br />
Arbeit mit SchulverweigerInnen, mit Verhaltensauffälligen,<br />
mit erfolglosen LernerInnen, mit potenziellen SchulabgängerInnen<br />
und die Bearbeitung von speziellen Problemen<br />
wie Drogen, Rauchen, Ernährung, schwangeren Schülerinnen,<br />
Gewalt und Aggression. Die Hilflosigkeit der SchulpädagogInnen<br />
ist hier am größten.<br />
In der Beschreibung könnte der Eindruck entstehen,<br />
dass doch wieder auseinanderdividiert wird, was jeweils Aufgabenbereiche<br />
zweier verschiedener Berufsgruppen sein<br />
könnten. Das ist aber nicht gemeint. Die dargestellten Sachverhalte<br />
sind gewissermaßen die soziale Seite der Schule.<br />
Diese ist nur mit schul- und sozialpädagogischen Ressourcen<br />
umfassend zu bewältigen. Ein ganzheitliches Konzept<br />
wird danach schauen, an welchen Stellen die jeweiligen<br />
Kompetenzen am wirksamsten einzusetzen sind im<br />
Sinne von Lebens- und Lernhilfen für SchülerInnen. Dahinter<br />
steht die Annahme, dass die Schule aus ihrer Not herauskommen<br />
und das Lernen erfolgreicher werden kann,<br />
wenn die Kooperation in der beschriebenen Weise gelingt.<br />
Kommunikationsfelder erweitern<br />
Damit kann man mit den Ausführungen auf die Ziellinie<br />
einschwenken. Die Aufgabenfelder aus der Sicht der Schulpädagogik<br />
sind beschrieben. Die Modi der Kommunikati-<br />
on werden entscheidend sein. Und diese zeigen sich in aufsteigender<br />
Linie in der nächsten Übersicht, von links nach<br />
rechts gelesen. Mit ihnen kann man die Zukunft der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
prüfen.<br />
Ergänzungsmodell<br />
Reparaturarbeiten,<br />
eigene Reiche<br />
schaffen,<br />
Nebeneinander ist<br />
vorherrschend<br />
Freizeitpädagogik<br />
Rollen unklar<br />
Modi der Kommunikation<br />
Kooperationsmodell<br />
SozialpädagogInnen<br />
übernehmen Aufgaben,<br />
kooperieren mit<br />
Kollegium, bleiben aber<br />
eine eigene Spezies<br />
Verabredungen bestimmen<br />
die Arbeit,<br />
aber Statusprobleme<br />
bestehen weiter<br />
Bleibt es in den Grundvorstellungen beim sog. Ergänzungsmodell,<br />
bleiben im Grunde die Funktionen und Rollen<br />
unklar. Es wird immer nur um Reparaturarbeiten gehen.<br />
SozialpädagogInnen werden sich – weil sie eben da<br />
sind – eigene Reiche schaffen. Insgesamt bleibt es bei einem<br />
Nebeneinander. Im sog. Kooperationsmodell gibt es<br />
abgeklärte Verabredungen mit dem LehrerInnenkollegium.<br />
SozialpädagogInnen übernehmen beiderseits akzeptierte<br />
Aufgaben. Sie bleiben aber eine eigene Spezies, die<br />
Statusprobleme bestehen im Grunde weiter. Die Entwicklung<br />
aber sollte in Richtung des sog. Idealmodells gehen.<br />
Das Schulkonzept ist die Handlungs- und Kooperationsgrundlage.<br />
Zwei Berufsgruppen mit je eigenen Kompetenzen<br />
und beruflichen Identitäten tragen es gemeinsam. SozialpädagogInnen<br />
sind Teil des Kollegiums, partnerschaftlich<br />
und gleichrangig verankert. Konferenzteilnahme mit<br />
Stimmrecht ist selbstverständlich. Die Alltagsinsignien<br />
schmücken beide Gruppen (z. B. Schlüsselgewalt, eigener<br />
Arbeitsplatz, »räumliches Zuhause«). Die Integration wäre<br />
erreicht, wenn z. B. in einer Gesamtschule mit 1200 SchülerInnen<br />
eine SozialpädagogIn Mitglied der Schulleitung<br />
sein würde. Dieses vielleicht auf den ersten Blick äußerliche<br />
Zeichen wäre Ausdruck dafür, dass <strong>Schulsozialarbeit</strong> in<br />
der Schule angekommen wäre, als essentieller Bestandteil<br />
von Schulpädagogik anerkannt wäre und dann die Selbstverständlichkeit<br />
im Bewusstsein der Beteiligten Platz greifen<br />
könnte, dass dafür die beruflichen Kompetenzen von<br />
zwei Berufsgruppen angesichts der gestiegenen Aufgabenfülle<br />
und der Komplexität der Arbeit in der Schule notwendig<br />
sind. Die Besoldung wäre dann noch einmal eine gesonderte<br />
Frage! Aber der Weg ist so schon lang genug. Er<br />
sollte gegangen werden!<br />
von Prof. Dr. Manfred Bönsch<br />
emeritierter Professor am Institut für<br />
Erziehungswissenschaften der Universität Hannover<br />
Idealmodell<br />
- Integrativ: Teil des Kollegiums<br />
- Partnerschaftlich: gleichrangig<br />
- Schulkonzept ist Kooperationsgrundlage<br />
- Konferenzteilnahme<br />
- Stimmrecht<br />
- Schlüsselgewalt<br />
- räumliches »Zuhause«<br />
- Mitgliedschaft in Schulleitung<br />
Gemeinsamkeit ist das bestimmende Prinzip<br />
von den SchülerInnen her wird gedacht<br />
Die Langfassung dieses Artikels stellen wir mit dem gesamten Literaturverzeichnis<br />
auf unsere Homepage: www.gew-bayern.de<br />
DDS Januar/Februar 2012 10
Was macht die<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Berufsschulen?<br />
Verena Escherich von der DDS-Redaktion führte ein Telefoninterview<br />
mit der Sozialpädagogin und <strong>GEW</strong>-Kollegin Katharina Hauck<br />
(Foto links) über ihren Berufsalltag an einer Berufsschule in München.<br />
DDS: Du bist seit sechs Jahren als <strong>Schulsozialarbeit</strong>erin an der<br />
städtischen Berufsschule für den Einzelhandel in München tätig. Was<br />
unterscheidet <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Berufsschulen von <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
an Grund- oder Hauptschulen? Gibt es einen besonderen Auftrag?<br />
Katharina Hauck: Unsere Schülerinnen und Schüler<br />
sind natürlich älter als die an Hauptschulen und haben damit<br />
andere Probleme. Das Hauptaugenmerk liegt bei uns darauf,<br />
dass durch die sozialpädagogische Beratung und Begleitung<br />
ein Ausbildungsabbruch vermieden wird. Das ist<br />
das Ziel der Berufsschulsozialarbeit. Ich denke, die Aufgaben<br />
der <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Hauptschulen sind breiter angelegt.<br />
Aber nicht zuletzt geht es dort auch um Berufsorientierung<br />
und Ausbildungsplatzsuche. Mit Ausnahme der<br />
Teilnehmer des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) haben die<br />
Jugendlichen bei uns schon einen Ausbildungsplatz und es<br />
geht darum, diesen zu halten, was für die Jugendlichen aufgrund<br />
von sozialer Benachteiligung, ihrer Familienverhältnisse,<br />
aber auch aufgrund ihres Alters oft schwierig ist. Manche<br />
lassen sich dann schnell entmutigen, nach dem Motto:<br />
Der Chef ist blöd, ich kündige!<br />
Wie werden die Jugendlichen erreicht?<br />
Ein Ausbildungsabbruch kann vielfältige Gründe haben. Kannst<br />
Du etwas über Eure Ansätze oder Methoden berichten, mit denen<br />
11 DDS Januar/Februar 2012<br />
Foto: Bert Butzke<br />
Ihr versucht, die Jugendlichen zu erreichen?<br />
Wenn ein Schüler oder eine Schülerin zu uns in die Beratung<br />
kommt, gehe ich mit den Jugendlichen erst mal durch,<br />
was der Grund dafür ist, dass sie z. B. kündigen wollen, und<br />
dann versuche ich, mit ihr oder ihm gemeinsam eine Lösung<br />
zu finden, wie mit der jeweiligen Situation umgegangen werden<br />
kann. Wenn es Probleme in der Familie gibt und die Jugendlichen<br />
noch minderjährig sind, dann nehmen wir möglicherweise<br />
Kontakt mit den Eltern und ggf. auch mit der Bezirkssozialarbeit<br />
(BSA) auf. Wenn eine Kindeswohlgefährdung<br />
droht, was in einzelnen Fällen vorkommt, dann müssen<br />
wir sogar die BSA einschalten. Die Gründe, weshalb Jugendliche<br />
die Ausbildung abbrechen wollen, sind sehr unterschiedlich,<br />
manchmal sind es auch finanzielle Gründe. In<br />
den meisten Fällen handelt es sich um Probleme mit dem<br />
Ausbilder, der Chefin oder mit KollegInnen. Wir nehmen<br />
auch Kontakt mit dem Betrieb auf, insbesondere wenn dieser<br />
gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz verstößt. Neben<br />
der Einzelfallhilfe bieten wir noch etliche Gruppen und Projekte<br />
an wie beispielsweise Konflikttrainings, den Projekttag<br />
»fit for life« oder Selbstbehauptungskurse für Mädchen, die<br />
an unserer Schule mit rund 40 % vertreten sind.<br />
Wie kommen die Jugendlichen zu Euch? Werden sie Euch von den<br />
Lehrerinnen und Lehrern gemeldet oder wie läuft das?<br />
Wir gehen am Anfang des Schuljahres in alle Klassen<br />
und stellen uns vor. Da lernen die Jugendlichen uns kennen,<br />
sie wissen wo unser Büro ist und dass wir präsent im Schulgebäude<br />
sind. Meistens ist es aber so, dass die SchülerIn-
nen zur Lehrkraft gehen und von einem Problem berichten.<br />
Sie werden dann aufgefordert, die Angelegenheit mit den<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>erinnen zu besprechen, oder direkt dorthin<br />
begleitet. Manchmal kommen die Schülerinnen und Schüler<br />
auch von alleine.<br />
Verhältnis zu Lehrkräften<br />
Gelingt es an Eurer Schule, dass Lehrkräfte und <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
Hand in Hand arbeiten? Oder welche Zuständigkeits- und<br />
Rollenkonflikte gibt es da möglicherweise?<br />
Es gibt engagierte Lehrkräfte, die die Zusammenarbeit<br />
schätzen und viele Jugendliche zu uns schicken. Mit anderen<br />
haben wir weniger Kontakt. Dann gibt es selbstverständlich<br />
auch persönliche Hindernisse, wenn Herangehensweise, pädagogische<br />
Haltung oder Philosophie sehr unterschiedlich<br />
sind. Also es kommt beides vor, mit manchen gibt es eine<br />
gute Zusammenarbeit und mit anderen halt nicht.<br />
Werdet Ihr an der Schule in Eurer beruflichen Kompetenz in der<br />
Regel ernst genommen?<br />
Das schon. Vereinzelt kommt es vor, dass Lehrkräfte<br />
Verwaltungsarbeit auf uns abwälzen wollen und übersehen,<br />
dass wir ein eigenes Aufgabengebiet mit eigenen Verwaltungsaufgaben<br />
haben. Aber sonst habe ich schon das Gefühl,<br />
dass wir hier einen guten Stand haben, auch von der<br />
Schulleitung sind wir akzeptiert.<br />
Beschäftigungsbedingungen<br />
Die Beschäftigungsbedingungen von <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen sind<br />
ja recht unterschiedlich. Wie ist das bei Dir, bist Du bei einem Schul-<br />
oder anderen Träger fest angestellt, wer sind Deine Vorgesetzten?<br />
Zusammen mit meiner Kollegin, die halbtags arbeitet,<br />
bin ich beim Euro-Trainings-Centre, einem freien Träger,<br />
angestellt. Dort sind auch meine Vorgesetzten, die klar weisungsbefugt<br />
sind. Diesbezüglich gibt es keine Unklarheiten<br />
oder Konflikte mit der Schule bzw. dem städtischen Schulträger.<br />
Dass ich nicht bei der Stadt beschäftigt bin, bedeutet<br />
allerdings einen finanziellen Nachteil. Ich habe aber ein festes,<br />
unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />
Gibt es neben der Kooperation von freiem Träger und Schule noch<br />
weitere Kooperationen oder Projekte, stadtteilbezogen oder überregional?<br />
Unser Netzwerk bezieht viele Bereiche ein. Wie schon<br />
erwähnt, arbeiten wir mit der Bezirkssozialarbeit zusammen,<br />
dann mit Azuro, einer kostenlosen Rechtsberatung der<br />
DGB-Jugend und des Kreisjugendrings, mit Cashless, einer<br />
Beratungsstelle zur Schuldenprävention für Jugendliche, und<br />
mit ver.di, der zuständigen Gewerkschaft für den Einzelhandel.<br />
Weiter haben wir beispielsweise Kontakt mit SexualpädagogInnen,<br />
mit der Aidsberatung, denn die bieten verschiedene<br />
Projekte an Schulen an, mit der IMMA (Initiative für<br />
Münchner Mädchen) und zu verschiedenen Wohnprojekten<br />
oder Notunterkünften. Diese Aufzählung ist sicher nicht<br />
vollständig.<br />
Ein schönes Projekt<br />
Wie ist das Projekt »Anna tanzt« 1 entstanden?<br />
Es war schon immer mein Wunsch, mit Jugendlichen<br />
ein Tanzprojekt zu machen. Als mein Vater mir von einer<br />
Aufführung des Bayerischen Staatsballetts berichtete, in der<br />
GymnasiastInnen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern<br />
einer Berufsschule für JungarbeiterInnen auftraten,<br />
wurde ich neugierig. Zuerst hatte ich Bedenken, ob unsere<br />
Jugendlichen aus dem BVJ – denn nur die kamen in Frage,<br />
weil sie die Woche über voll beschult werden und nicht<br />
in den Betrieb müssen – das schaffen. Ich nahm aber dann<br />
doch Kontakt zur stellvertretenden Direktorin des Staatsballetts<br />
auf und bekam eine Zusage. Die Hauptorganisation<br />
des Projekts lag bei der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, in der Umsetzungsphase<br />
waren aber auch Lehrkräfte beteiligt.<br />
Wo es hakt<br />
Wo besteht aus Deiner Sicht als Praktikerin besonderer Verbesserungs-<br />
bzw. Handlungsbedarf für die Politik oder den Träger?<br />
Zunächst ist es das übliche Dilemma, dass Sozialpädagoginnen<br />
und Sozialpädagogen besser bezahlt werden müssten,<br />
das ist an die Politik und an den Träger gerichtet. Das<br />
betrifft erst mal das Finanzielle.<br />
Grundsätzlich müsste bei den Kindern und Jugendlichen<br />
viel früher, schon in der Hauptschule, angesetzt werden, und<br />
zwar in Form einer Ganztagschulbetreuung. Es fehlt den Jugendlichen<br />
oft an einfachen Lebenskompetenzen und obwohl<br />
wir hier personell ausreichend ausgestattet sind, reicht<br />
das, was wir machen können, oft nicht aus.<br />
In vielen Bereichen fehlt es den Jugendlichen an Basics.<br />
Wie gehe ich mit Facebook oder überhaupt mit meinen persönlichen<br />
Daten um? Es kommt nicht selten vor, dass Schülerinnen<br />
und Schüler bei Facebook posten: Mein Chef ist ein<br />
Arschloch – gleichzeitig sind sie auf Facebook mit dem Filialleiter<br />
befreundet und dann wundern sie sich, dass die Kündigung<br />
kommt. Manche posten auch Nacktfotos von sich.<br />
Ein großes Thema sind auch Schulden. Schuldenfalle<br />
Nummer eins ist das Handy. Jeder und jede muss ein I- Phone<br />
haben, das kostet aber 400 Euro, die sie nicht haben. Viele<br />
machen dann Schulden oder manche klauen auch im Betrieb,<br />
dann kommt die fristlose Kündigung. Da können auch<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> oder Gewerkschaft nichts mehr ausrichten.<br />
Oft mangelt es an Konfliktfähigkeit oder auch an grundlegenden<br />
Alltagskompetenzen. Neulich wusste ein Schüler<br />
nicht einmal, wie man einen Brief abschickt. Viele haben<br />
Schwierigkeiten, Sätze zu formulieren, etwa für Bewerbungen.<br />
Diese sprachlichen Defizite finden sich bei deutschen<br />
Jugendlichen genauso wie bei denen mit Migrationshintergrund.<br />
Da müsste in der Schule viel früher angesetzt werden.<br />
Katharina, vielen Dank für das Gespräch.<br />
1<br />
Einen Bericht von Katharina Hauck über dieses Projekt gibt es auf der<br />
nächsten Seite.<br />
DDS Januar/Februar 2012 12
Anna tanzt(e) – Anna liebt(e)<br />
Ein pädagogisches Projekt genießt seinen Erfolg<br />
Es war ein gewagtes Projekt, doch das Engagement aller<br />
Beteiligten führte zum Erfolg. Kein Wunder, schließlich<br />
ging es um Tanz und Liebe. Zehn ChoreografInnen des<br />
Bayerischen Staatsballetts sowie 100 SchülerInnen des St.-<br />
Anna-Gymnasiums und Schüler des Berufsvorbereitungsjahres<br />
(BVJ) der Berufsschule für den Einzelhandel<br />
setzten sich für das Gelingen des Tanzprojekts »Anna<br />
tanzt – Anna liebt« ein. Geprobt wurde einen Monat<br />
lang im Probenhaus des Bayerischen Staatsballetts und<br />
in der Muffathalle in München.<br />
Unter der künstlerischen Leitung von Lenka Flory<br />
und Ruth Geiersberger wurden verschiedene Motive<br />
des Shakespeare-Textes »Romeo und Julia« sowie Choreografien<br />
des klassischen und modernen Tanzes einstudiert.<br />
Die Inszenierung begann mit dem Tod von<br />
Romeo und Julia. Danach traten die ProtagonistInnen<br />
eine Zeitreise an, die sie durch unterschiedliche Liebesgeschichten<br />
führte: glückliche und unglückliche, lustige und<br />
traurige, mit Sprechtext und Gesang, Instrumentalbeiträgen<br />
und viel Tanz.<br />
Ein Mix aus Moderne und Klassik: Prokofjew meets<br />
Hip-Hop, Elemente des klassischen Balletts trafen auf<br />
Streetdances (Hip-Hop, Tutting, Jerken), Jugendsprache<br />
auf hohe Literatursprache.<br />
Wir als PädagogInnen standen vor der Herausforderung,<br />
ein Projekt mit »Gymis« und »BVJlern« durchzuführen.<br />
Klar, dass hier auch mal Vorurteile aufeinanderprallten.<br />
Doch durch die gemeinsame künstlerische Arbeit wurden<br />
diese auf beiden Seiten schnell abgebaut – das gemeinsame<br />
Tanzen und Singen rückten mehr und mehr in den<br />
Vordergrund. Die Jugendlichen lernten, sich selbstbewusst<br />
auf der Bühne zu bewegen.<br />
Und dann war es so weit: 100 SchülerInnen diszipliniert,<br />
konzentriert in ihrer Bewegung und als Chor vereint<br />
auf der Bühne der Muffathalle!<br />
Neben den SchülerInnen feierten auch die ChoreografInnen<br />
und PädagogInnen ihren Erfolg. Was oft sehr anstrengend<br />
war und zuweilen viele Nerven kostete, führte<br />
13 DDS Januar/Februar 2012<br />
letztendlich zu »Standing Ovations«<br />
– auch im Festspielhaus<br />
Bregenz. Dort trat das Münchner<br />
Tanz-Team auf Einladung<br />
von <strong>GEW</strong>-Kollege Rolf Staudt<br />
(Berater für Qualitätsentwicklung,<br />
Berufsschule für<br />
den Einzelhandel)<br />
beim Bildungskongress<br />
»Arche Nova«<br />
auf. Die Fragen des<br />
Publikums nach<br />
der Aufführung beantworteten die SchülerInnen offen und<br />
ehrlich mit viel Witz und jugendlichem Charme.<br />
Über den Bühnenerfolg hinaus erfuhren sie während<br />
der Probearbeiten, wie wichtig es ist, im Team auf ein Ziel<br />
hinzuarbeiten. Sie lernten, wie man sich sicher und selbstbewusst<br />
(auf der Bühne) bewegt. Erfahrungen, die ihnen<br />
auch im »wirklichen« Leben nützen werden.<br />
Ein Beispiel aus der Praxis? Gerne: Einer »meiner«<br />
Schüler kam das ganze Schuljahr über fast täglich zu spät<br />
zum Unterricht. Zahllose Gespräche mit Mutter, Schulsozialpädagoginnen<br />
etc. blieben erfolglos. Durch die Hauptrolle<br />
als Romeo lernte er, Verantwortung für sich und seine<br />
Rolle, aber auch für das ganze Tanz-Team zu übernehmen.<br />
Er kam regelmäßig und pünktlich zu den Proben,<br />
sein Selbstbewusstsein wuchs von Tag zu Tag.<br />
von Katharina Hauck<br />
Dipl.-Sozialpäd. (FH)<br />
Berufsschulsozialarbeit an den Städt. Berufsschulen<br />
für den Einzelhandel<br />
Träger: Euro-Trainings-Centre ETC e. V., München
Soziale Arbeit in der Schule studieren<br />
Master-Studiengang für berufstätige PädagogInnen<br />
Die Bedeutung Sozialer Arbeit in der Schule hat zugenommen.<br />
Erfreulicherweise gibt es auch zunehmend<br />
Hochschulen, die sich des Arbeitsfeldes annehmen.<br />
Will man die spezifischen Herausforderungen Sozialer<br />
Arbeit in der Schule nicht nur als (exemplarischen) Schwerpunkt<br />
in einem ansonsten generalisierten sozialarbeiterischen<br />
Studium thematisieren, bietet sich ein eigenständiger<br />
Master-Studiengang an. Sicherlich sind unterschiedliche<br />
Konzepte der Umsetzung vorstellbar. Ein Modell, das<br />
sich mit der Bezeichnung »Soziale Arbeit in der Schule studieren«<br />
charakterisieren lässt, möchte ich hier vorstellen.<br />
Praxisorientiert und berufsbegleitend<br />
studieren<br />
Dieses Modell verfolgt einen hochschuldidaktischen<br />
Ansatz, der das praxisorientierte, forschende Lernen der<br />
Studierenden ins Zentrum stellt: Man studiert berufsbegleitend<br />
in der Schule!<br />
Dabei geht es um ein Lernen, das sowohl diskursbezogen<br />
als auch praxisrelevant ist. So ist die erste Voraussetzung<br />
für die Zulassung zum Studium daher eine abgeschlossene<br />
akademische Ausbildung in einer<br />
das Arbeitsfeld berührenden Studienrichtung.<br />
Die zweite Voraussetzung ist<br />
Praxiserfahrung im Arbeitsfeld: Erwünscht<br />
sind mehrjährige Tätigkeiten<br />
und aktuelle Beschäftigung.<br />
Der Studiengang besteht aus fünf<br />
korrespondierenden Säulen, von denen<br />
die »mittleren« drei in einem besonders<br />
engen Zusammenhang stehen.<br />
Die zwei »flankierenden« Makromodule,<br />
also das »Studium<br />
Generale« und die »Reflexion<br />
der Praxis«, sind in einem<br />
eher losen, eher individuellen<br />
Bezug zum<br />
Kern des Studiengangs<br />
zu sehen. In der »Reflexion<br />
der Praxis« geht es<br />
um die Auseinandersetzung<br />
mit der aktuellen<br />
Praxis der berufsbegleitendStudierenden.<br />
Zu dieser »Praxis«<br />
rechnet sich auch (in<br />
einem kleineren Anteil)<br />
die Auseinandersetzung<br />
mit der Praxis<br />
des Studiums und der<br />
Foto: Bert Butzke<br />
Verbindung mit der beruflichen Praxis. Den Abschluss des<br />
Makromoduls im fünften Semester bildet eine gemeinsame<br />
Internationale Praxisexkursion, die exemplarisch den<br />
Umgang mit dem Spannungsfeld von Sozialer Arbeit und<br />
Schule in anderen Ländern veranschaulichen soll.<br />
Das »Studium Generale« dient der individuellen<br />
Schwerpunktsetzung, die sich sowohl vertiefend oder ergänzend<br />
als auch kontrastierend zum Studiengangskern<br />
verhalten kann.<br />
Wie schon erwähnt, findet sich der »Kern« des Studiengangkonzepts<br />
in den drei Makromodulen »Theoriediskurse«,<br />
»Bildungs- und Sozialforschung« und »Lehrpraxis«<br />
(ab dem 3. Semester). Hier sollen die wesentlichen, kollektiven<br />
Lernszenarien entstehen, Lernprozesse angestoßen,<br />
begleitet und überprüft werden.<br />
Angebote der (selbst-)kritischen Reflexion<br />
Dabei kommen zwei Grundgedanken zum Tragen:<br />
Zum einen orientiert sich die Anlage an der Vorstellung<br />
von »Bildung durch Wissenschaft«, was im Wesentlichen<br />
heißt: »Bildung durch Forschung«. Zum anderen folgt sie<br />
der Idee, dass man nur das wirklich gelernt hat, was man<br />
andere lehren kann.<br />
Dabei stehen die drei Module »Critical Pedagogy«<br />
und »Konzepte Sozialer Arbeit I + II« sowie<br />
»Forschungswerkstatt« im ersten Studienjahr<br />
in einer engen Wechselbeziehung. Da<br />
Forschung stets ein theoriegeleiteter Prozess<br />
sein sollte, werden in den erst genannten<br />
Modulen theoretische Rahmenkonzepte<br />
präsentiert und auf dem Hintergrund<br />
der akademischen wie praktischen<br />
Erfahrungen der Studierenden<br />
diskutiert. Besondere Bedeutung<br />
kommt<br />
a) den Ansätzen der<br />
Critical Pedagogy zu, da<br />
diese nicht nur zentral für<br />
das Verständnis des schulischen<br />
Anteils, sondern<br />
auch konstituierend für<br />
den Studiengang sind, und<br />
b) den Konzepten Kritischer<br />
Sozialarbeit, die den<br />
sozialarbeiterischen und<br />
sozialpolitischen Anteil reflektieren.<br />
Gerade unter dem Gesichtspunkt<br />
der multiprofessionellen<br />
Zusammen-<br />
DDS Januar/Februar 2012 14
setzung der Studierenden macht es Sinn, eine theoretische<br />
Verständigung anzustreben, die sowohl das eigene Berufsfeld<br />
kritisch sieht (und damit Anknüpfungspunkte für die<br />
jeweils andere Profession bietet) als auch Gemeinsamkeiten<br />
in der Theorie deutlich werden lässt. Critical Pedagogy<br />
und Kritische Sozialarbeit stehen zudem nicht einfach den<br />
subjektiven Theorien normativ gegenüber, sondern sind<br />
Angebote der (selbst-)kritischen Reflexion.<br />
In der Forschungswerkstatt sollen Kleingruppen Werkstattprojekte<br />
entwerfen, die sowohl Elemente des Theoretischen<br />
in Anschlag bringen als auch Fragen der Praxis<br />
formulieren. Es ist die Annahme, dass es – in den gelingenden<br />
Fällen – dazu kommt, dass sich die Praxis einem<br />
theoretischen Begreifen im Bewusstsein der Studierenden<br />
öffnet wie auch, dass die theoretischen Zugriffe ob ihrer<br />
Tauglichkeit (zumindest punktuell) überprüfbar werden.<br />
Zentrales Merkmal ist die Irritation des Gewohnten –sowohl<br />
der angelernten Theoriebruchstücke als auch des Alltagsverstandes<br />
und der beruflichen Routine mit ihren Legitimationsmustern.<br />
Um diese Wechselwirkungen zu erreichen,<br />
werden Themen aus den Projekten immer wieder<br />
aufgegriffen und in die einschlägigen Theoriekontexte gestellt<br />
bzw. kritisch aus der Perspektive von Critical Pedagogy<br />
und Kritischer Sozialarbeit analysiert. Ein Beispiel: Eine<br />
Kleingruppe beschäftigt sich in der Forschungswerkstatt<br />
mit kurzzeitpädagogischen Maßnahmen bei versetzungsgefährdenden<br />
Leistungsrückständen (z. B. »Camp+«). Sie<br />
könnten dabei u. a. untersuchen, welche Dimensionen diese<br />
Maßnahmen haben und in wie vielen Fällen sie zum Erfolg<br />
(der Versetzung) führen. In »Soziale Arbeit und Schule<br />
02« könnte das Thema aufgegriffen werden, indem man<br />
die Problematik homogener Lerngruppen als struktureller<br />
Voraussetzung für dann individuell erscheinende »Lernrückstände«<br />
erörtert (siehe Holzkamp 1995, S. 339 ff).<br />
Im zweiten Studienjahr setzt sich die Wechselbeziehung<br />
zwischen den Makromodulen »Theoriediskurse« und »Bildungs-<br />
und Sozialforschung« fort. Im Theorieteil wird dabei<br />
verstärkt auf Handlungskonzepte eingegangen und die<br />
methodologische Diskussion entwickelt. Die Forschungsprojekte<br />
sollen insgesamt anspruchsvoller sein und nicht<br />
nur der Überprüfung bzw. Konkretisierung von Hypothesen<br />
dienen, sondern auch der Generierung neuer Fragestellungen.<br />
Bleibt als dritte »Säule« das Makromodul »Lehrpraxis«.<br />
Ab dem dritten Semester begleiten die Studierenden den<br />
nachfolgenden Jahrgang, also die Studierenden des neuen<br />
ersten Semesters, in bestimmten Modulen. Mit dieser Konstruktion<br />
verbinden sich mehrere Intentionen.<br />
Zum Ersten soll den »Alt-Studierenden« die Möglichkeit<br />
eröffnet werden, selbst zu überprüfen, inwieweit sie<br />
sich die Kompetenzen der ersten beiden Semester angeeignet<br />
haben. Wegen der Komplexität der Problematiken, die<br />
sich nicht nur in der Ansammlung von Wissen erschöpfen,<br />
sondern auch Ebenen der Selbstthematisierung, von Emotionen<br />
und Haltungen beinhalten, erscheint es sinnvoll, die<br />
genannten Module nicht nur mit der jeweiligen Modulprü-<br />
15 DDS Januar/Februar 2012<br />
fung »abzuhaken«, sondern sie auf einer erweiterten Ebene,<br />
nämlich der der Vermittlung, wieder zu aktualisieren.<br />
SozialarbeiterInnen als VermittlerInnen<br />
Ein zweiter Punkt ist im Erwerb zusätzlicher Kompetenzen<br />
auszumachen. Das Arbeitsfeld »Schule und Soziale<br />
Arbeit« ist so wesentlich von Vermittlungsaufgaben bestimmt,<br />
dass alle, die in dem Feld arbeiten (also auch SozialarbeiterInnen<br />
und andere), sich der Herausforderung<br />
stellen müssen und zumindest grundlegende didaktische<br />
Fähigkeiten entwickeln sollten. Dass dies mit Studierenden<br />
des nachfolgenden Jahrgangs geschieht, sollte ausreichen,<br />
um eine Reproduktion des bekannten LehrerInnen-<br />
SchülerInnen-Verhältnisses zu verhindern. Entsprechend<br />
ist auch die Begleitung der lehrenden Studierenden durch<br />
die DozentInnen der Hochschule nicht nur eine sachliche,<br />
sondern eine, die sich auf eine Beobachtung und Hinterfragung<br />
der Rollenverständnisse und der Verhaltensmuster<br />
bezieht.<br />
Für die jüngeren Studierenden sollen sich mit der Lehrpraxis<br />
der »Alt-Studierenden« zudem Effekte des »peerteaching«<br />
einstellen. Wenn Gleichaltrige (und hier noch<br />
wichtiger: Menschen in einer vergleichbaren Lebenssituation<br />
als berufsbegleitend Studierende!) ihre Erfahrungen<br />
mit der Bewältigung der Anforderungen vermitteln, hat<br />
das eine orientierende Funktion.<br />
Die Master-Thesis wird im dritten Studienjahr verfasst.<br />
Die Zuordnung zu den Makromodulen »Theoriediskurse«<br />
und »Bildungs- und Sozialforschung« soll deutlich machen,<br />
dass sowohl empirische Forschungsarbeiten als auch<br />
Theoriearbeiten möglich sind. Die Erarbeitung wird durch<br />
ein Forschungskolloquium begleitet und durch individuelle<br />
Beratung ergänzt. Die mündliche Prüfung findet als Disputation<br />
hochschulöffentlich statt.<br />
Dieser Abschluss, nicht im kleinen Rahmen eines Prüfungsgesprächs,<br />
sondern in der Öffentlichkeit der Hochschule,<br />
entspricht dem Charakter des Studiengangs. Lernen<br />
und Forschen sind als kollektive Praxen angelegt, die<br />
Veränderungen begleiten und anstoßen sollen – dazu bedarf<br />
es öffentlichen Handelns. Gerade ein Studiengang,<br />
der sich in wesentlichen Elementen der Beförderung kritischen<br />
Denkens und demokratischer Praxis verschrieben<br />
hat, darf sich nicht am Ende in den »Elfenbeinturm« zurückziehen,<br />
sondern muss seine Studienergebnisse der öffentlichen<br />
Kritik aussetzen.<br />
von Prof. Dr. Uwe Hirschfeld<br />
Professor an der Evangelischen Hochschule<br />
für Soziale Arbeit, Dresden.<br />
Arbeitsschwerpunkte: politische Theorie,<br />
politische Bildung, Soziale Arbeit und Schule.<br />
Kontakt: ehs-dresden.de<br />
Die Langfassung dieses Beitrags haben wir auf unsere Homepage gestellt: www.<br />
gew-bayern.de
Jugendhilfe – Schule – <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
Wer sind die Bündnispartner der <strong>Schulsozialarbeit</strong>?<br />
Nicht erst seit den PISA-Ergebnissen gibt es eine<br />
grundsätzliche Kritik am deutschen Schulsystem als System<br />
der Produktion und Reproduktion von Bildungsapartheid.<br />
PISA hat nur einmal mehr deutlich gemacht, dass unsere<br />
drei- bzw. viergliedrige Schulstruktur eben nicht einer<br />
»begabungsgerechten Profilierung« folgt, sondern dass Bildungserfolg<br />
zu eng mit der sozialen Herkunft zusammenhängt<br />
(Sünker 2008; Sünker/Miethe 2007).<br />
Jugendhilfe und Schulprobleme<br />
Bereits mit dem Fünften Jugendbericht (1980) wurde<br />
das Verhältnis von Jugendhilfe<br />
und Schule systematisch<br />
analysiert, wurden institutionelle<br />
Bedingungen auf beiden Seiten<br />
aufgeschlüsselt. Eine der<br />
uns bis heute herausfordernden<br />
Erkenntnisse lautet, Jugendhilfe<br />
habe realistisch anzuerkennen,<br />
sie könne mit eigenen Mitteln<br />
nichts zur Lösung der durch<br />
die Institution Schule verursachten<br />
Probleme beitragen. Vor allem<br />
mit Bezug auf Probleme<br />
der SchülerInnen mit der Schule,<br />
die von der Schule als ihre Probleme<br />
mit SchülerInnen umdefiniert<br />
wurden, stellte man als Aufgabenstellung<br />
klar heraus: »Dies<br />
bedeutet jedoch nicht, dass sie<br />
nicht mit aller Deutlichkeit und<br />
Eindringlichkeit in der Öffentlichkeit<br />
auf diese Probleme aufmerksam<br />
machen und diese in<br />
ihren Erfahrungen und den ihr<br />
zugewiesenen Folgeerscheinungen<br />
skandalisieren muß« (1980:<br />
S. 60).<br />
Einher ging dies mit dem<br />
zeitgleichen Befund der Fendschen<br />
Schuluntersuchungen, die<br />
trotz der Reputation Fends nie<br />
systematisch für eine grundlegende<br />
Kritik an Schulstrukturen,<br />
eine Kritik der permanenten<br />
Verletzung von »Kindeswohl«,<br />
verwendet wurden: »Nach unseren<br />
Forschungsergebnissen führt<br />
die derzeitige Organisation des<br />
Bildungswesens bei fast einem<br />
Drittel aller Schüler zu einer stabilen Lernabneigung bis<br />
hin zu einer Lernneurose. Für etwa 20 % der Schüler impliziert<br />
der Schulbesuch eine langandauernde Leidensgeschichte<br />
mit Insuffizienzgefühlen und einer langen Kette<br />
von Bedrohungserlebnissen« (Fend 1980: S. 374 f.).<br />
Und erklärbar ist auch, wie es zu diesen Ergebnissen<br />
kommt: »Innerschulische Mechanismen sozialer Diskriminierung«<br />
(1980: S. 50) führen dazu, »dass die durchschnittlichen<br />
Bedingungen, wie sie in der Unterschicht vorfindbar<br />
sind, benachteiligender Sozialisationsumwelten tendenziell<br />
zu Ergebnissen in der frühkindlichen Sozialisation führen,<br />
die gleichsam eine Vor-Programmierung des Schulversagens<br />
darstellen« (1980: S. 55; vgl.<br />
Aronson 2000).<br />
Insgesamt gesehen hielten die<br />
Verfasser des Fünften Jugendberichts<br />
in einer immer noch gültigen<br />
Einschätzung fest, dass das<br />
Schulsystem in seiner aktuellen<br />
Form und den entsprechenden<br />
Prozessen der sozialen Selektion<br />
weithin als ein Instrument der Reproduktion<br />
wie Verfestigung sozialer<br />
Ungleichheit, kaum jedoch als<br />
ein Mittel zur Kompensation der<br />
mit der sozialen Herkunft gegebenen<br />
Unterprivilegierung zu verstehen<br />
sei (Fünfter Jugendbericht<br />
1980: S. 57 f.). In ihrer Argumentation<br />
stützen sie sich dabei u. a.<br />
auf die Erkenntnisse nationaler<br />
und internationaler Bildungsforschung,<br />
wie sie auch Michael Vester<br />
in »Die kanalisierte Bildungsexpansion«<br />
oder Stephen Ball in<br />
»Class Strategies and the Education<br />
Market« belegen.<br />
Die Jugendhilfe aber befinde<br />
sich in einer prekären Lage,<br />
weil sie die ihr zugewiesenen, im<br />
Schulsystem produzierten Fälle in<br />
der traditionellen Form als Problemfälle<br />
zur Bearbeitung übernehme,<br />
ohne davon Kenntnis zu nehmen,<br />
dass die Schule als Institution<br />
und nicht die SchülerInnen<br />
das Problem ausmachten (1980:<br />
S. 58). Daher wird über »Schule als<br />
defizitäre Form der Sozialisation<br />
und die Konsequenzen für die Jugendhilfe«<br />
(ebd.) gesprochen, und<br />
DDS Januar/Februar 2012 16
unter dem Titel »Negative Sozialisationskarrieren<br />
und Brüche im Sozialisationsprozess«<br />
(1980: S. 59) stellt<br />
sich die Frage, die zugleich auf die<br />
politische Verantwortung pädagogischer<br />
Professionalität hindeutet, wie<br />
es um die Vermittlung zwischen Kinder-<br />
und Jugendhilfe sowie Bildungspolitik,<br />
die diesen Namen zu Recht<br />
trägt, in anderer Weise bestellt sein<br />
könnte.<br />
Verteidiger des Rechts auf<br />
Bildung<br />
Im Rahmen pädagogischer Professionalität<br />
– als deren Sachwalter<br />
Jugendhilfe und somit auch <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
gelten sollten – ist für die<br />
Praxis davon auszugehen, dass Bildungspolitik<br />
Gesellschaftspolitik in<br />
der Gestalt von Klassenkampf ist,<br />
weil Fraktionen der herrschenden Klasse, in denen die Bildungsbourgeoisie<br />
heute nur noch ein kleines, aber relevantes<br />
und einflussreiches Element bildet, hier Positionen der<br />
Verteidigung von Privilegien im Zugriff auf gesellschaftlich<br />
knappe Güter besetzen (Ball 2003; Bourdieu 2004).<br />
»Bildung« wird in vielfältigen Analysen, die mit Wissensgesellschaft,<br />
Wissenskapitalismus, in jedem Fall der<br />
Qualifikationsstruktur der Ware Arbeitskraft zu vermitteln<br />
sind, zum entscheidenden Thema des 21. Jahrhunderts<br />
für gesellschaftliche Entwicklungen und die sozialen,<br />
materiellen, gesundheitlichen Perspektiven von Individuen.<br />
Dementsprechend lautet der gesellschaftspolitisch und<br />
demokratiepraktisch skandalträchtigste Satz der deutschen<br />
PISA-Studie von 2000: »Kulturelles Engagement und kulturelle<br />
Entfaltung, Wertorientierungen und politische Partizipation<br />
kovariieren über die gesamte Lebensspanne systematisch<br />
mit dem erreichten Bildungsniveau« (Deutsches<br />
PISA-Konsortium 2001: S. 32). Im Klartext bedeutet dies<br />
– und kann als Maßstab für die praktische gegenwärtige<br />
Kritik am Schulsystem für Jugendhilfe und <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
genommen werden: Den Kindern und Jugendlichen,<br />
denen strukturell die Möglichkeit der Bildung genommen<br />
wird – und das hat unmittelbar mit ihrer Klassenlage zu<br />
tun –, werden lebensgeschichtlich übergreifend auch viele<br />
andere Möglichkeiten genommen, von Kultur bis zu politischem<br />
Bewusstsein, Interessen und Handlungsmöglichkeiten.<br />
Jugendhilfe und <strong>Schulsozialarbeit</strong> können sich daher als<br />
Verteidiger von Bildung im umfassenden Sinne verstehen,<br />
weil sie den bedeutsamen Zusammenhang zwischen demokratischer<br />
Bildung – als individuellen Bildungsmöglichkeiten<br />
– und der Bildung von Demokratie in den Mittelpunkt<br />
ihrer Arbeit stellen. Denn die Entwicklung einer substanziellen,<br />
partizipatorischen Demokratie, verknüpft mit der<br />
17 DDS Januar/Februar 2012<br />
Vorstellung einer Demokratisierung<br />
aller Lebensbereiche, beruht darauf,<br />
dass gebildete Bürgerinnen und Bürger,<br />
ausgestattet mit Reflexivität, gesellschaftlicher<br />
Urteilskraft und politischer<br />
Handlungsfähigkeit, öffentliche<br />
Angelegenheiten als ihre eigenen<br />
(an)erkennen und darin eingreifen.<br />
Bildungsforschung, aber in<br />
welche Richtung?<br />
Eine Voraussetzung hierfür stellt<br />
die Demokratisierung der Institution<br />
Schule dar, und damit die Abschaffung<br />
der Mehrgliedrigkeit, die auf<br />
der unsinnigen Begabungsideologie<br />
beruht und in die die Verdichtung<br />
von »symbolischer Gewalt« (Bourdieu)<br />
eingeht. Dem Unglück der Mehrgliedrigkeit<br />
entgegen und »sozialer<br />
Startgleichheit« zuzuarbeiten, sind<br />
wesentliche Aufgaben und Herausforderungen für eine<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>, die sich auf der Höhe der Zeit befindet<br />
(Becker in Adorno 1971: S. 110). Einen wesentlichen<br />
Bündnispartner finden <strong>Schulsozialarbeit</strong> und Jugendhilfe<br />
in wirklicher Bildungsforschung, die sich nicht den politischen<br />
und strukturbezogenen Konsequenzen verschließt:<br />
Im Kern handelt es sich um die Erkenntnis, dass egalitäre<br />
Bildungssysteme besser für die Qualität aller SchülerInnenleistungen<br />
und soziale Gerechtigkeit sind (Green u. a.<br />
2006: S. 183 ff.).<br />
Foto: Robert Michel<br />
von Prof. Dr. Heinz Sünker<br />
Fachbereich Bildungs- und Sozialwissenschaften<br />
an der Bergischen Universität Wuppertal<br />
Kontakt: suenker@uni–wuppertal.de<br />
Literaturverweise:<br />
Adorno, Th. W. 1971: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit<br />
H. Becker 1959–1969. Frankfurt/M.<br />
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Ball, St. 2003: Class Strategies and the Education Market. The middle–classes and<br />
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Bourdieu, P. 2004: Der Staatsadel. Konstanz<br />
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Vester, M. 2007: Die »kanalisierte Bildungsexpansion«, in: Sünker/Miethe 2007
Kongress zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>:<br />
Großes Interesse<br />
bei den Fachkräften<br />
»Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe – Wandel<br />
durch Annäherung« lautete der Titel des vierten bayerischen<br />
Landeskongresses <strong>Schulsozialarbeit</strong>, den die LAG<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> <strong>Bayern</strong> in Kooperation unter anderem mit<br />
der <strong>GEW</strong> am 3. Dezember 2011 im Nürnberger Berufsbildungszentrum<br />
ausrichtete.<br />
Nachdem die Anmeldephase eher schleppend verlief,<br />
wurde der Kongress selbst zu einem vollen Erfolg: Mit über<br />
200 teilnehmenden Fachkräften (<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
und LehrerInnen) wurden die Erwartungen des Organisationsteams<br />
unter der Leitung von Prof. Dr. Herbert Bassarak<br />
weit übertroffen.<br />
Hohes fachliches Niveau<br />
Die hochkarätige personelle Besetzung des Kongresses<br />
wurde schon zu Beginn der Veranstaltung sichtbar. Neben<br />
der Bundestagsabgeordneten Marlene Rupprecht und dem<br />
zweiten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Horst Förther,<br />
wünschten auch Prof. Ulrich Bartosch, Vorsitzender des<br />
Fachbereichstags Soziale Arbeit, und Harald Giesecke von<br />
ver.di in ihren Grußworten den KongressteilnehmerInnen<br />
gute Beratungen.<br />
Norbert Hocke vom <strong>GEW</strong>-Hauptvorstand machte deutlich,<br />
wie wichtig gute <strong>Schulsozialarbeit</strong> für unsere Gesellschaft<br />
ist. Er wies auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen<br />
pädagogischen Ausbildung hin, wie sie in anderen Ländern<br />
längst erfolge: »So kann eine echte Annäherung von Schule<br />
und Jugendhilfe zum Wohle der Kinder und Jugendlichen<br />
gelingen!«, ist er sich sicher.<br />
Inhaltlich stark waren auch die beiden Grundsatzreferate.<br />
So wirkten die teils provokanten Thesen von Prof. Sünker<br />
aus Wuppertal sehr diskussionsbelebend. Sünker meinte unter<br />
anderem, dass das derzeitige selektive Schulsystem insbesondere<br />
von den herrschenden Klassen unserer Gesellschaft<br />
favorisiert werde, um Ungleichheit und Wissen als Mittel zur<br />
Sicherung von Macht einsetzen zu können. Hier habe die Jugendhilfe<br />
den Auftrag, dem entgegenzutreten. Prof. Rösner<br />
aus Dortmund zeigte die deutlichen Möglichkeiten der Zusammenwirkung<br />
von Schulentwicklungsplanung und Sozial-<br />
und Jugendhilfeplanung auf.<br />
Viel Lob der anwesenden Fachkräfte erhielt die <strong>GEW</strong><br />
für ihren Film »Traumberuf <strong>Schulsozialarbeit</strong>«, der in der<br />
Mittagspause vorgeführt wurde. Hier zeigt die <strong>GEW</strong> auf,<br />
wie vielseitig und fachlich anspruchsvoll das Berufsfeld ist.<br />
SozialarbeiterInnen als EinzelkämpferInnen<br />
Rege diskutiert wurde auch in den nachmittags stattfindenden<br />
Fachforen. Viele TeilnehmerInnen entschieden sich<br />
kurzfristig, das von der <strong>GEW</strong> organisierte Forum zu Arbeits-<br />
und Tarifbedingungen von <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
zu besuchen. Hier wurde schnell deutlich, wie unterschiedlich<br />
Bezahlung und Arbeitsbedingungen bei den einzelnen<br />
Trägern in <strong>Bayern</strong> sind. Es zeigte sich jedoch, dass sich viele<br />
SozialarbeiterInnen als EinzelkämpferInnen sehen und derzeit<br />
nur unterdurchschnittlich in den Gewerkschaften organisiert<br />
sind, was dazu führt, dass eine umfassende und wirksame<br />
Vertretung des Berufsfeldes recht schwierig ist.<br />
Ein Angebot für alle SchülerInnen<br />
Den Abschluss des Kongresses bildete eine gelungene<br />
Podiumsdiskussion, moderiert von <strong>GEW</strong>-Urgestein Jonas<br />
Lanig, bei der sowohl Lehrkräfte und <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />
als auch ElternvertreterInnen und Wissenschaftler zu<br />
Wort kamen und ihre Positionen zu verschiedenen Fragen<br />
teils kritisch austauschen konnten.<br />
Am Ende war man sich jedoch einig: <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
ist mehr als das, was derzeit von der bayerischen Landesregierung<br />
mit ihrem »JaS«-Modell (Jugendsozialarbeit an<br />
Schulen) propagiert und gefördert wird. <strong>Schulsozialarbeit</strong> ist<br />
nicht ausschließlich »Feuerwehr für soziale Probleme in der<br />
Schule«, sondern richtet sich zielgerichtet präventiv aus und<br />
steht als freiwilliges Angebot allen Schülerinnen und Schülern<br />
sowie auch den Eltern und Lehrkräften beratend und<br />
helfend zur Seite.<br />
Es wird Zeit, dass die Fachkräfte der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
selbst anfangen, ihre Aufgaben in unserer Gesellschaft zu<br />
finden und Problemlagen, die aus dem derzeitigen System<br />
entstehen, öffentlich aufzuzeigen. <strong>Schulsozialarbeit</strong> darf<br />
sich nicht ausschließlich durch Politik, Schule und Machtverhältnisse<br />
fremddefinieren lassen. Die öffentliche Hand<br />
muss endlich genügend Mittel bereitstellen, um eine umfassende<br />
Versorgung aller Schülerinnen und Schüler, nicht nur<br />
der »benachteiligten«, zu ermöglichen.<br />
Die <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft, in welcher auch viele<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen organisiert sind, hat damit sicher<br />
eine große Aufgabe. Packen wir es gemeinsam an!<br />
von Björn Köhler<br />
Leiter des Sozialpädagogischen Büros<br />
der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong><br />
DDS Januar/Februar 2012 18
Foto: Bert Butzke<br />
Tarifrunde 2012: Eine klare Forderung, für die sich<br />
zu kämpfen lohnt!<br />
Ab 1. März wird über die Gehälter der Angestellten im<br />
öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen verhandelt.<br />
Die Forderungen der Landestarifkommission<br />
(LTK) wurden in der Dezember-Ausgabe der DDS vorgestellt<br />
und begründet. Am 29. November 2011 hat sich die<br />
Große Tarifkommission (GTK) der <strong>GEW</strong> ebenfalls mit den<br />
Forderungen für die Tarifrunde beschäftigt und eine Empfehlung<br />
für die Mitgliederdiskussion beschlossen. Die Delegierten<br />
sprachen sich für eine Gehaltsforderung im Bereich<br />
zwischen sechs und sieben Prozent aus.<br />
Den Trend umkehren<br />
»Wir sollten uns in dieser Tarifrunde auf die Forderung<br />
nach mehr Geld konzentrieren«, sagt Ilse Schaad, Leiterin<br />
des <strong>GEW</strong>-Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik.<br />
Sie verwies in ihrer Rede auf weiterhin sinkende<br />
Reallöhne. In einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts<br />
vom 22. Dezember 2011 liest sich das so: »Reallohnverluste<br />
mussten vor allem die Beschäftigten des Öffentlichen<br />
Dienstes hinnehmen. In der Öffentlichen Verwaltung<br />
(+ 1,8 %) und im Bereich Erziehung und Unterricht<br />
(+ 1,1 %) lag die durchschnittliche Verdienstentwicklung<br />
deutlich unterhalb der Preisentwicklung.« Die Teuerungsrate<br />
lag im Jahresdurchschnitt 2011 bei etwa 2,3 Prozent und<br />
damit höher als viele Tarifabschlüsse aus dem Jahr 2010, die<br />
für 2011 nur geringe Lohnsteigerungen vorsahen. So auch<br />
der Abschluss zum TVöD, der eine Erhöhung der Tabellenentgelte<br />
ab Januar 2011 um 0,6 Prozent und weitere 0,5 Prozent<br />
ab August 2011 vorsah.<br />
19 DDS Januar/Februar 2012<br />
Im Jahr 2011 kam – für viele WirtschaftsexpertInnen<br />
überraschend – die Konjunktur in Schwung. Auch die Beschäftigten<br />
konnten über höhere Tarifabschlüsse in vielen<br />
Branchen davon profitieren, wie das WSI-Tarifarchiv der<br />
Hans-Böckler-Stiftung mitteilt: »Die Tarifabschlüsse im Jahr<br />
2011 liegen deutlich über denen des Vorjahres. In vielen Bereichen<br />
wurden wieder dauerhafte Tarifsteigerungen vereinbart,<br />
nachdem im vergangenen Jahr Pauschalzahlungen eine<br />
große Bedeutung hatten. In zahlreichen Branchen sehen die<br />
Abschlüsse für dieses Jahr Tarifsteigerungen zwischen 3 und<br />
4 Prozent vor« (Pressemitteilung vom 14.12.2011).<br />
Bangemachen gilt nicht<br />
In den kommenden Monaten wird sich entscheiden, ob<br />
sich diese Tendenz fortsetzen lässt. Die Arbeitgeber verweisen<br />
auf die Euro-Krise und sinkende Wirtschaftsprognosen.<br />
Manche sehen bereits die nächste Rezession auf uns zukommen.<br />
Die Gewerkschaften fordern hingegen in fast allen<br />
Branchen zwischen sechs und sieben Prozent mehr Gehalt<br />
bei kürzeren Laufzeiten von in der Regel zwölf Monaten.<br />
Die Tarifrunden für die Deutsche Post AG, für die<br />
Ortskrankenkassen und die Deutsche Telekom AG laufen<br />
bereits. Ende März ist die Metall- und Elektroindustrie dran.<br />
Gerade die öffentlichen Arbeitgeber behaupten jedoch<br />
stur, es gäbe nichts zu verteilen. In der Tat sind viele Kommunen<br />
hoch verschuldet. Und mit der »Schuldenbremse«<br />
hat sich die Politik selbst Sparzwänge auferlegt, die bei<br />
schwächelnder Konjunktur kaum zu erfüllen sein werden.<br />
Die Ironie dabei ist, dass die »Schuldenbremse« selbst als
»Konjunkturbremse« wirkt.<br />
Aber die Wirtschaft ist 2011 kräftig gewachsen und damit<br />
auch die Steuereinnahmen. Die öffentlichen Haushalte<br />
konnten nach einer aktuellen Mitteilung des Statistischen<br />
Bundesamtes ihr Finanzierungsdefizit in den ersten drei<br />
Quartalen 2011 deutlich verringern. Dies sei »maßgeblich<br />
auf den Einnahmenanstieg von 9,9 % auf 835,6 Milliarden<br />
Euro zurückzuführen« (Pressemitteilung vom 29.12.2011).<br />
Die positive Wirtschaftsentwicklung 2011 wird vor allem<br />
im Jahr 2012 zu weiter steigenden Steuereinnahmen führen.<br />
Das Bundesfinanzministerium geht in einer Prognose sogar<br />
davon aus, dass das Finanzierungsdefizit der Kommunen im<br />
Jahr 2012 im Durchschnitt auf null sinken wird. Mit anderen<br />
Worten: Während viele Gemeinden weiterhin hohe Schulden<br />
aufnehmen müssen, erwirtschaften ebenso viele Gemeinden<br />
beträchtliche Überschüsse. Diese offensichtliche<br />
Fehlsteuerung hat nichts mit den berechtigten Lohnforde-<br />
rungen der Beschäftigten zu tun.<br />
Notwendig ist eine Gehaltssteigerung<br />
für die Beschäftigten<br />
im öffentlichen Dienst, die über<br />
der Teuerungsrate liegt. Nur so<br />
partizipieren sie am Wirtschaftswachstum<br />
und können gleichzeitig<br />
über steigenden Konsum zu<br />
einem nachhaltigen Aufschwung<br />
beitragen. Dem entspricht der<br />
Vorschlag für eine Forderung von<br />
sechs bis sieben Prozent, mindestens<br />
150 bis 180 Euro. Am 6. Februar<br />
2012 werden die GTK und der Koordinierungsvorstand<br />
auf Grundlage der Mitgliederdiskussion über die endgültige<br />
Forderung entscheiden. In Kenntnis dieses Beschlusses legt<br />
die ver.di-Bundestarifkommission öffentlicher Dienst in ihrer<br />
Sitzung am 9. Februar die gemeinsamen Forderungen fest.<br />
Klare Forderungsstruktur<br />
Die Große Tarifkommission der <strong>GEW</strong> sprach sich für<br />
eine klare Forderungsstruktur aus. Um möglichst viel Druck<br />
hinter die Gehaltsforderung zu bringen, soll auf zusätzliche<br />
Nebenforderungen so weit wie möglich verzichtet werden.<br />
Die GTK bittet die Untergliederungen, insbesondere<br />
die Mobilisierungsfähigkeit ihres Vorschlags zu diskutieren.<br />
Forderungen nach einer Ausweitung der Altersteilzeit und<br />
einer Arbeitszeitverkürzung, wie sie die LTK in <strong>Bayern</strong> beschlossen<br />
hat, wurden auch in der GTK thematisiert und als<br />
weiterhin gültige und wichtige Ziele bezeichnet. Allerdings<br />
sprachen sich die Delegierten dafür aus, diese mit Blick auf<br />
die Durchsetzmöglichkeiten in der aktuellen Tarifrunde zurückzustellen.<br />
Besonders kritisch wurde die Möglichkeit diskutiert, einen<br />
Teil der Tariferhöhung in Form von Einmalzahlungen<br />
zu gestalten. Diese in den letzten Jahren häufig als »soziale<br />
Komponente« genutzten Elemente wirken sich zwar für<br />
die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen stärker aus.<br />
Fahrplan der Tarifrunde 2012<br />
Die Verhandlungen zur Tarifrunde 2012 beginnen am<br />
1. März. Die zweite Runde findet am 12./13. März<br />
statt. Danach wird es bis zur abschließenden Verhandlungsrunde<br />
am 28./29. März vermutlich zu Warnstreiks<br />
kommen. Da es mit dem Bund und den kommunalen Arbeitgeberverbänden<br />
eine neue Schlichtungsvereinbarung<br />
gibt, kann es für den Fall, dass bis Ende März keine Einigung<br />
erzielt wird, zu einer Schlichtung kommen. Danach<br />
müssen die Gewerkschaftsgremien entscheiden, ob<br />
sie den Schlichterspruch akzeptieren oder zur Urabstimmung<br />
über einen Erzwingungsstreik aufrufen.<br />
Langfristig bringen sie aber für alle Beschäftigten nur Nachteile,<br />
weil sie nicht in die Gehaltstabelle einfließen. Die Einmalzahlung<br />
ist im nächsten Jahr »weg« und muss immer wieder<br />
neu erkämpft werden. So hat dieses Instrument nach<br />
Auffassung der GTK dazu beigetragen, dass es im öffentlichen<br />
Dienst im letzten Jahrzehnt einen Reallohnverlust gab.<br />
<strong>Besser</strong> sei eine prozentuale Erhöhung der gesamten Tabelle,<br />
auf der die nächste Tariferhöhung aufbaut.<br />
Entgeltordnung für die Beschäftigten des<br />
Bundes<br />
Im Vorfeld der Tarifrunde verhandeln die Gewerkschaften<br />
seit Oktober 2011 mit dem Bund über den Abschluss<br />
einer Entgeltordnung, die sich an der Struktur der zum 1.<br />
Januar 2012 in Kraft getretenen Entgeltordnung für den<br />
Länder-Tarifvertrag (TV-L) orientiert. Mit der Tarifgemein-<br />
schaft der Länder (TdL) hatte<br />
man sich im März 2011 geeinigt,<br />
die mit der Überleitung zum<br />
neuen Tarifrecht weggefallenen<br />
Bewährungsaufstiege aus der alten<br />
Vergütungsordnung zum<br />
BAT durch eine andere Regelung<br />
zu ersetzen, in der alle Tätigkeitsmerkmale,<br />
die früher einen Bewährungsaufstieg<br />
nach längstens<br />
sechs Jahren vorsahen, von<br />
Beginn an der höheren Entgeltgruppe<br />
(also der früheren »Aufstiegsgruppe«)<br />
zugeordnet wurden. Wenn es zu einer Einigung<br />
über eine neue Entgeltordnung mit dem Bund kommt,<br />
wird diese auch in der Tarifrunde Thema sein. Die Kommunalen<br />
Arbeitgeberverbände sind an diesen Verhandlungen<br />
nicht beteiligt – ob und wann die Verhandlungen über<br />
eine Entgeltordnung für die Beschäftigten bei den Kommunen<br />
fortgesetzt werden, ist ungewiss.<br />
Ergebnisse müssen erkämpft werden<br />
Die Arbeitgeber werden unsere Forderungen auch in<br />
dieser Runde nicht kampflos erfüllen. Spätestens nach der<br />
zweiten Verhandlungsrunde am 12./13. März wird es aller<br />
Voraussicht nach zu Warnstreiks kommen. Diese Warnstreiks<br />
werden ein wichtiger Gradmesser für die Bereitschaft<br />
der Tarifbeschäftigten sein, sich für ihre Interessen zu engagieren.<br />
Nur mit einer hohen Beteiligung können den Arbeitgebern<br />
in den Verhandlungen Kompromisse abgerungen<br />
werden. Und wenn es zu weiteren Streikmaßnahmen kommen<br />
soll, müssen die Gewerkschaften wissen, wie viele ihrer<br />
Mitglieder bereit sind, zu kämpfen. Denn bei längeren Streikauseinandersetzungen<br />
kann man nur auf<br />
die Mitglieder bauen.<br />
von Oliver Brüchert<br />
Tarifreferent beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong><br />
DDS Januar/Februar 2012 20
Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches<br />
Dürfen Beamtinnen und Beamte jetzt streiken?<br />
Ein Zwischenfazit nach der ersten Runde der Klageverfahren vor den Verwaltungsgerichten<br />
In den von der <strong>GEW</strong> bundesweit eingeleiteten<br />
Gerichtsverfahren zum Thema<br />
»Beamtenstreik« liegen mittlerweile drei<br />
Urteile verschiedener Verwaltungsgerichte<br />
vor. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte<br />
das Verwaltungsgericht (VG) Düsseldorf<br />
erklärt, zwar bleibe nach nationalem Recht<br />
der Streik von Beamtinnen und Beamten<br />
ein »Dienstvergehen«, aus den Garantien<br />
der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />
(EMRK) ergebe sich jedoch das<br />
Verbot, dies disziplinarisch zu ahnden. Die<br />
Disziplinarstrafe, die über eine beamtete<br />
Lehrkraft, die an einer von der <strong>GEW</strong> organisierten<br />
Arbeitsniederlegung teilgenommen<br />
hatte, verhängt worden war, wurde<br />
aufgehoben. Danach ergingen zwei weitere<br />
Urteile: Während das VG Osnabrück mit<br />
Urteil vom 19.8.2011 eine in Niedersachsen<br />
verhängte Geldbuße unter Verweis<br />
auf die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />
(BVerfG) letztlich<br />
für zulässig erachtet hat, hat das VG Kassel<br />
mit Urteil vom 27.7.2011 nicht nur die<br />
gegenüber einer hessischen Lehrkraft verhängte<br />
Sanktion für unwirksam erklärt, sondern<br />
darüber hinaus ausgeführt, entgegen<br />
der bislang herrschenden Auffassung sei ein<br />
Streik beamteter Lehrkräfte kein »Dienstvergehen«,<br />
sondern eine legitime Form gewerkschaftlicher<br />
Interessenvertretung.<br />
Drei Gerichte,<br />
drei unterschiedliche Urteile<br />
Damit ist die bemerkenswerte Situation<br />
eingetreten, dass drei Verwaltungsgerichte<br />
in drei Verfahren, in denen es im<br />
Kern um die gleiche Rechtsproblematik<br />
geht, mit unterschiedlichen Begründungen<br />
zu drei verschiedenen Ergebnissen gekommen<br />
sind.<br />
Alle Entscheidungen sind nicht rechtskräftig.<br />
Was der weitere Weg durch die Instanzen<br />
bringen wird, ist offen. Dass es<br />
letztlich auf eine »höchstrichterliche Entscheidung«<br />
ankomme, hat die <strong>GEW</strong> in ihren<br />
ersten Stellungnahmen zu allen Urteilen<br />
betont. Gleichwohl lässt sich auch zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt ein interessantes<br />
Zwischenfazit ziehen.<br />
Als die <strong>GEW</strong> Anfang 2010 entschieden<br />
hat, nach neueren Urteilen des Europäischen<br />
Gerichtshofs für Menschenrech-<br />
21 DDS Januar/Februar 2012<br />
te (EGMR) zum Streikrecht für Beamtinnen<br />
und Beamte auf dem Rechtsweg gegen<br />
Sanktionen vorzugehen, die im Anschluss<br />
an Arbeitsniederlegungen gegen beamtete<br />
Lehrkräfte verhängt worden sind, konnte<br />
niemand realistischerweise damit rechnen,<br />
dass bereits Gerichte der ersten Instanz die<br />
bislang in Deutschland herrschende Meinung,<br />
ein absolutes Streikverbot für Beamtinnen<br />
und Beamte sei als »hergebrachter<br />
Grundsatz des Berufsbeamtentums« verfassungsrechtlich<br />
verankert, in Frage stellen<br />
würden. Diese Position war – jedenfalls<br />
auf der Ebene der Rechtsprechung bis hin<br />
zum BVerfG – jahrzehntelang wie in Beton<br />
gegossen. Dies ändert sich jetzt.<br />
In der juristischen Literatur gibt es<br />
seit Jahrzehnten, zwar nur von einer Minderheit,<br />
aber immerhin, Kritik an dieser<br />
Rechtsprechung. Die Garantie der Koalitionsfreiheit<br />
aus Artikel 9 Abs. 3 des Grundgesetzes<br />
(GG), die für alle Berufe, auch<br />
für Beamtinnen und Beamte gelte, werde<br />
missachtet. »Hergebrachte Grundsätze«<br />
seien im Lichte der demokratischen Verfassungs-<br />
und Rechtsordnung des Grundgesetzes<br />
zu überprüfen. Aus völkerrechtlichen<br />
Bindungen, die die Bundesrepublik<br />
eingegangen sei, folge die Verpflichtung,<br />
ein Streikrecht auch für Beamtinnen und<br />
Beamte prinzipiell anzuerkennen. Die hierüber<br />
in der Literatur geführten Debatten<br />
haben die Verwaltungs- und Verfassungsgerichtsbarkeit<br />
jedoch niemals tangiert.<br />
Die Gerichte haben die Kontroversen zu<br />
dieser Frage schlicht nicht zur Kenntnis<br />
genommen.<br />
Vordemokratisches Recht<br />
In einem bereits im Jahr 1985 veröffentlichten<br />
Aufsatz hat der renommierte<br />
Beamten- und Verfassungsrechtler Professor<br />
Thomas Blanke kritisiert, dass die<br />
Rechtsprechung in Deutschland bei der<br />
Frage des Beamtenstreiks an Rechtspositionen<br />
festhalte, die ihren Ursprung in vorkonstitutionellem<br />
Recht haben. Der eigentliche<br />
Skandal der Behandlung dieses<br />
Themas durch die Gerichte sei jedoch,<br />
dass sich die Rechtsprechung mit der Kritik<br />
an der herrschenden Meinung überhaupt<br />
nicht auseinandersetze und damit<br />
den wissenschaftlichen Diskurs zu dieser<br />
Frage auf der Ebene der Rechtsanwendung<br />
zur Bedeutungslosigkeit verurteile.<br />
Dabei war es – bis jetzt – geblieben.<br />
Insofern ist es ebenso überraschend<br />
wie erfreulich, dass die drei Verwaltungsgerichte<br />
in ihren Urteilen zum Beamtenstreik<br />
nicht einfach die Standardformulierungen<br />
der herrschenden Meinung, die sich seit<br />
Jahrzehnten in immer gleicher Form in den<br />
einschlägigen Urteilen finden, wiederholt<br />
haben, sondern sich mit der Rechtsmaterie<br />
eigenständig auseinandergesetzt haben.<br />
Dies gilt für die Urteile des VG Düsseldorf<br />
und des VG Kassel, die auch im Ergebnis<br />
von der herrschenden Meinung abgewichen<br />
sind, jedoch ebenso für das VG<br />
Osnabrück, das zumindest in den Urteilsgründen<br />
viele Positionen der herrschenden<br />
Meinung problematisiert hat. Damit haben<br />
die drei Verwaltungsgerichte den jahrzehntelang<br />
von den Gerichten vermiedenen<br />
rechtswissenschaftlichen Diskurs eröffnet.<br />
Dem werden sich auch die Folgeinstanzen<br />
nicht entziehen können.<br />
Inhaltlich behandeln alle drei Urteile<br />
wesentliche Rechtsfragen, die auch in<br />
den weiteren Auseinandersetzungen von<br />
Bedeutung sind und über die letztlich das<br />
Bundesverfassungsgericht und der EGMR<br />
abschließend zu entscheiden haben werden.<br />
Am weitesten geht dabei das VG Kassel.<br />
Die Kasseler Richter erklären, entgegen<br />
der bisherigen höchstrichterlichen Rechtsprechung<br />
stehe ein Streikrecht grundsätzlich<br />
auch Beamtinnen und Beamten zu.<br />
Das Gericht folge insoweit der Rechtsprechung<br />
des EGMR, der in zwei Entscheidungen<br />
zu Artikel 11 EMRK in den Jahren<br />
2008 und 2009 festgestellt hat, dass<br />
das Streikrecht für öffentliche Bedienstete<br />
nur unter engen Voraussetzungen eingeschränkt<br />
werden könne. Eine Einschränkung<br />
des Streikrechts könne nur bestimmte<br />
Gruppen des öffentlichen Dienstes betreffen,<br />
die »funktional« in Bezug auf die<br />
Art ihrer Tätigkeit zu bestimmen seien.<br />
Die Ausübung der Rechte aus Artikel 11<br />
EMRK könne für Mitglieder der Streitkräfte,<br />
der Polizei oder der Staatsverwaltung<br />
gesetzlichen Einschränkungen unterworfen<br />
werden. Die rechtliche Unterscheidung<br />
zwischen statusmäßigen BeamtInnen<br />
und ArbeitnehmerInnen, die vielfach die
Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches<br />
gleiche Tätigkeit ausüben, sei keine funktionale<br />
Differenzierung. LehrerInnentätigkeit<br />
sei im Kern nicht »hoheitlich« und<br />
rechtfertige kein Streikverbot.<br />
Keine hoheitliche Tätigkeit<br />
Ausdrücklich wendet sich das VG Kassel<br />
dagegen, dass ein Streikverbot für alle<br />
Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in<br />
Deutschland, die statusmäßig BeamtInnen<br />
seien, aus den hergebrachten Grundsätzen<br />
des Berufsbeamtentums abgeleitet werden<br />
könne. In der Begründung der Klage<br />
vor dem VG Kassel hatten wir ausführlich<br />
dargelegt, eine sorgfältige rechtsgeschichtliche<br />
Analyse belege, dass ein allgemeines<br />
Streikverbot für BeamtInnen nicht zu jenen<br />
nach Artikel 33 Abs. 5 GG fortgeltenden<br />
hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums<br />
gehöre. Ein allgemeines<br />
Streikverbot entstamme vordemokratischem<br />
Recht. Grundsätze aus dieser Quelle<br />
könnten in der demokratischen Verfassungs-<br />
und Rechtsordnung keine Geltung<br />
mehr beanspruchen. Für das Streikrecht<br />
ergebe sich dies aus Artikel 9 Abs. 3 GG,<br />
der »allen Berufen« das Recht auf koalitionsgemäße<br />
Betätigung garantiere. Insoweit<br />
hat das VG Kassel auch unser Argument<br />
aufgegriffen, spätestens aus dem im Jahre<br />
2006 in Artikel 33 Abs. 5 GG aufgenommenen<br />
Gebot, das Recht des öffentlichen<br />
Dienstes fortzuentwickeln, ergebe sich bereits<br />
aus innerstaatlichem Recht die Notwendigkeit<br />
einer Revision der bisherigen<br />
Positionen zum Beamtenstreik.<br />
Vor allem ist das VG Kassel unserer<br />
Argumentation gefolgt, dass das Streikrecht<br />
als allgemeines Menschenrecht in der<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
das MaiMeeting ist die zentrale Bildungsveranstaltung<br />
der <strong>GEW</strong> für ihre Mitglieder und<br />
ganz besonders Funktionärinnen und Funktionäre.<br />
Gerade der Austausch über die Grenzen<br />
von Landesverbänden und <strong>GEW</strong>-Organisationsbereichen<br />
hinweg wird von den Teilnehmenden<br />
sehr geschätzt. Neben den anspruchsvollen<br />
Workshops mit versierten TrainerInnen bieten<br />
wir wieder viele kulturelle Highlights und politische<br />
Abendveranstaltungen. Dieses Mal findet<br />
das MaiMeeeting im IG BCE-Bildungszentrum<br />
Haltern am See statt. Es liegt wunderschön<br />
zwischen zwei Seen im Herzen des Naturparks<br />
Hohe Mark/Westmünsterland (NRW),<br />
umrahmt von den ausgedehnten Waldgebieten<br />
der Hohen Mark und der Haard.<br />
EMRK garantiert sei und die hierzu ergangene<br />
Rechtsprechung des EGMR »Ausstrahlungswirkungen<br />
auf Artikel 33 Abs.<br />
5 GG« habe. Mit der Unterzeichnung der<br />
EMRK und anderer völkerrechtlicher Dokumente,<br />
in denen das Streikrecht garantiert<br />
werde, folge auch die Verpflichtung,<br />
das nationale Recht entsprechend völkerrechtsfreundlich<br />
auszulegen. Zusammenfassend<br />
formuliert das VG Kassel:<br />
»Nur diese Auslegung des Art. 33<br />
Abs. 5 GG im Lichte der Europäischen<br />
Menschenrechtskonvention verhilft den<br />
Grundfreiheiten der Konvention zu voller<br />
Geltung und gewährleistet ein verfassungskonformes<br />
Verhalten aller staatlichen Behörden.«<br />
Nach diesen grundsätzlichen Klarstellungen<br />
prüft das VG Kassel auch, ob der<br />
hier zu beurteilende Streik von beamteten<br />
Lehrkräften als »sozial adäquat« zu beurteilen<br />
wäre, wenn man die Maßstäbe anlegt,<br />
die das Bundesarbeitsgericht zum Streik<br />
von Tarifbeschäftigten entwickelt hat. Da<br />
es bei der geforderten Arbeitszeitverkürzung<br />
um eine zentrale Frage der Arbeitsbedingungen<br />
von Lehrkräften gehe, sei dies<br />
zweifelsfrei der Fall.<br />
Streikrecht<br />
ist Menschenrecht<br />
Im Sinne einer Aufweichung der bisherigen<br />
Haltung der Gerichte ist auch die<br />
Entscheidung des VG Osnabrück von Bedeutung,<br />
obwohl das Gericht zu einem anderen<br />
Ergebnis gekommen ist als die Kasseler<br />
Richter. Wichtig ist insoweit, dass<br />
auch das VG Osnabrück die Positionen der<br />
herrschenden Meinung nicht einfach reka-<br />
Folgende sechs Workshops werden angeboten:<br />
1. Motivation und Inspiration auf dem Weg zu einer<br />
inklusiven Schule (Winfried W. Steinert, Bildungsexperte)<br />
2. Wege aus der Demokratie – oder Wege in der Demokratie?<br />
(Dr. Heidemarie Dießner, Dr. Werner<br />
Dießner, Institut für SozialManagement)<br />
3. Interkulturelle Öffnung von Bildungseinrichtungen –<br />
ein Thema für die <strong>GEW</strong>!? (Daniel Weber, DGB-Bildungswerk)<br />
4. Neue Aktionsformen für die <strong>GEW</strong>: Campaigning –<br />
Organizing – kreative Aktionsformen (Frank Hasenbein,<br />
Referent für gb@ im <strong>GEW</strong>-Nordverbund, und<br />
Petra Barz, Trainerin)<br />
5. Brücken in die Zukunft – Lebensumbrüche meistern:<br />
Kreative und biografische Schreibwerkstatt<br />
(Britta Jagusch, Journalistin/Schreibberaterin)<br />
6. Neu in ein <strong>GEW</strong>-Amt gewählt? Und viele Fragen?<br />
Keine Panik, wir helfen bei den Antworten! (Hans-<br />
Wilfried Kuhlen, Feldkompetenz)<br />
pituliert, sondern sie überprüft und infrage<br />
stellt. So äußert auch das VG Osnabrück<br />
deutliche Zweifel daran, ob das Streikverbot<br />
für Beamtinnen und Beamte als hergebrachter<br />
Grundsatz des Berufsbeamtentums<br />
existiere. Ebenfalls stellt das VG Osnabrück<br />
fest, dass im deutschen Beamtenrecht<br />
eine funktionsbezogene Differenzierung<br />
nach Art der Tätigkeit fehle, die nach<br />
der Rechtsprechung des EGMR allein eine<br />
Einschränkung des Streikrechts für bestimmte<br />
Beschäftigtengruppen rechtfertigen<br />
könne. Letztlich beruht die Entscheidung<br />
des VG Osnabrück auf der Erwägung,<br />
dass das »vorliegend angerufene<br />
Fachgericht« nicht gegen die herrschende<br />
Rechtsprechung zu Artikel 33 Abs. 5 GG<br />
entscheiden könne. Da es nicht um Auslegung<br />
und Anwendung »normalen« Gesetzesrechts<br />
gehe, sondern um die Auslegung<br />
und Anwendung von Verfassungsrecht, sei<br />
dies der Verfassungsgerichtsbarkeit vorbehalten.<br />
Bei den von der <strong>GEW</strong> betriebenen<br />
Klageverfahren geht es nicht um eine Abschaffung<br />
des Beamtenrechts, sondern um<br />
dessen Demokratisierung. Dieses Ziel verfolgen<br />
DGB und <strong>GEW</strong> seit Jahrzehnten<br />
auf der politischen Ebene. Der bisherige<br />
Verlauf der eingeleiteten gerichtlichen Verfahren<br />
und die dadurch ausgelösten politischen<br />
Reaktionen zeigen, dass die Dinge in<br />
Bewegung kommen. Wir haben allen Anlass,<br />
den jetzt eingeschlagenen Weg konsequent<br />
fortzusetzen.<br />
von Hartwig Schröder<br />
Leiter der Landesrechtsstelle der <strong>GEW</strong> Hessen<br />
Wir danken der HLZ, der Zeitschrift der <strong>GEW</strong><br />
Hessen, für die Nachdruckgenehmigung.<br />
Einladung zum 14. MaiMeeting der <strong>GEW</strong> vom 17. bis 20. Mai 2012<br />
Weitere Information zum Programm, zu<br />
den Teilnahmebedingungen und zur Anmeldung<br />
sind ab sofort unter<br />
http://www.gew.de/maimeeting.html<br />
erhältlich.<br />
Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen!<br />
Anmeldeschluss ist der 4.3.2012<br />
Kontakt für Nachfragen:<br />
Nicole Lund<br />
<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />
Reifenberger Straße 21<br />
60489 Frankfurt/Main<br />
Tel. 0 69/7 89 73-2 09<br />
Fax: 0 69/7 89 73-1 02,<br />
E-Mail: nicole.lund@gew.de.<br />
DDS Januar/Februar 2012 22
aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong><br />
<strong>GEW</strong> diskutiert über Passauer Wohnungsmarkt<br />
Im vergangenen Dezember veranstaltete<br />
die <strong>GEW</strong> Niederbayern gemeinsam mit ihrer<br />
Gewerkschaftshochschulgruppe Passau<br />
einen interessanten Diskussionsabend zum<br />
Thema »Studentisches Wohnen in Passau«.<br />
Bei über 10.000 Studierenden wird günstiger<br />
Wohnraum knapp. Geschäftstüchtige<br />
VermieterInnen erkennen die große Nachfrage<br />
und heben die Mietpreise an. Schon<br />
jetzt zählt Passau laut Sozialerhebung zu den<br />
50 deutschen Hochschulstandorten, an denen<br />
Studierende die höchsten Mieten zahlen<br />
müssen. Deshalb lud die <strong>GEW</strong> Experten<br />
der Stadtgeografie, Vertreter der Studierenden,<br />
der MieterInnen und des Studentenwerks<br />
zur Information und Diskussion ein.<br />
Florian Stelzer, Lehrbeauftragter für<br />
Regionale Geografie an der Universität Passau,<br />
zeigte in einem kurzen Vortrag virtuell<br />
auf, wie die derzeitige Wohnsituation aussieht<br />
und inwieweit sich diese verändern<br />
wird. Sein Kollege Stefan Küspert, Experte<br />
rund um Mietspiegel, veranschaulichte<br />
die unterschiedlichen Preiskategorien in<br />
den Passauer Stadtteilen. Auch wenn ein offizieller<br />
Mietspiegel der Stadt Passau erst im<br />
Jahr 2013 erscheinen soll, wurde die starke<br />
Nachfrage nach Wohnungen in Uni-<br />
Nähe deutlich. Anhand von Gesetzestexten<br />
ging Rechtsanwalt Lothar Kühnemann<br />
vom Mieterverein Passau in seinem Statement<br />
kurz auf die rechtlichen Gegebenheiten<br />
ein: »Eine Mietpreisüberhöhung ist<br />
eine Ordnungswidrigkeit.« Bei mehr als 20<br />
Prozent der ortsüblichen Miete könne man<br />
seinen Anspruch rückwirkend geltend machen.<br />
Schließlich herrsche eine »Art Blutrausch<br />
unter den Vermietern«, sagte Kühnemann<br />
bewusst überspitzt. Auf alle Fragen<br />
rund um den studentischen Wohnungsmarkt<br />
hatte Robert Klughardt vom Studentenwerk<br />
Niederbayern/Oberpfalz eine Ant-<br />
23 DDS Januar/Februar 2012<br />
Die Referenten (v. l. n. r.):<br />
Lothar Kühnemann, Florian Stelzer, Stefan Küspert, Markus Zaglmann, Robert Klughardt<br />
wort parat – nur eine freie Wohnung konnte<br />
er nicht anbieten. Der Ansturm des doppelten<br />
Abiturjahrgangs und des wegfallenden<br />
Zivil- und Wehrdienstes wurde laut Klughardt<br />
gut gemeistert. Um etwa 15-20 Prozent<br />
erhöhte sich die Nachfrage nach Wohnungen<br />
des Studentenwerks. »Das zunehmende<br />
Problem sind Doppelt- und Dreifachbewerber«,<br />
so Klughardt, der auf den<br />
demografischen Wandel setzt, »weil dieser<br />
die Probleme quasi von selbst entschärfen<br />
wird«. Er stellte die wichtige Aufgabe<br />
des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes<br />
in den Vordergrund. Die Investitionen<br />
würden sorgfältig eingeteilt, da besonders<br />
in Regensburg teilweise 35 bis 40<br />
Jahre alte Wohnheime vorhanden seien.<br />
Deshalb müssten mehrere Millionen Euro<br />
für Sanierungen investiert werden. In Passau<br />
seien 1000 Studentenwerkswohnungen<br />
öffentlich gefördert. Regensburg stelle bislang<br />
den Schwerpunkt des Studentenwerks<br />
dar. Und: »Politischen Einmaleffekten wie<br />
der Aussetzung der Wehrpflicht und der<br />
Einführung des achtjährigen Gymnasiums<br />
können wir nicht Rechnung tragen.« Die Finanzierung<br />
sei Sache der Staatsregierung –<br />
wo keine Mittel, dort keine neuen Wohnhei-<br />
me. Nun aber schilderten die Studierenden<br />
ihre Sorgen. Der Studentische Senator Felix<br />
Speidel wies auf das Fehlen eines Semestertickets<br />
hin. Dies könnte zur Entlastung des<br />
Passauer Immobilienmarktes dienen. Viele<br />
Studierende würden mangels fußläufiger<br />
Erreichbarkeit der Universität die Altstadtnähe<br />
bevorzugen. »Ebenso seien die Busfahrzeiten<br />
nicht optimal auf das Studentenleben<br />
abgestimmt, weil der letzte Bus bereits<br />
um 23.30 Uhr abfährt«, so der Studierendenvertreter.<br />
Im Vergleich dazu schließt<br />
die Universitätsbibliothek erst um 24 Uhr.<br />
Mehr Wohnheimplätze seien nötig, um den<br />
studentischen Bedürfnissen gerecht zu werden.<br />
Schließlich liegt Passau mit rund zehn<br />
Prozent an öffentlich gefördertem Wohnraum<br />
unter dem bayerischen Durchschnitt<br />
(13 Prozent).<br />
Zum Abschluss wurde die Lärmproblematik<br />
in der Altstadt angesprochen. Dort<br />
wurde wiederholt das laute Feiern der Studierenden<br />
angeprangert, was aber Herr<br />
Kühnemann vom Mieterverein relativierte,<br />
und er forderte gegenseitiges Verständnis:<br />
»Wo Studenten sind, wird eben gefeiert.«<br />
von Markus Zaglmann<br />
Organisationssekretär<br />
<strong>GEW</strong> Niederbayern wählte neuen Beirat<br />
Ende letzten Jahres traf sich die <strong>GEW</strong> Niederbayern zur Mitgliederversammlung<br />
in Landau an der Isar. Neben den Neuwahlen des <strong>GEW</strong>-Beirates,<br />
der Delegierten zur LVV und der RevisorInnen stand ein gemeinsames<br />
Essen auf dem Programm. Die <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Gele Neubäcker<br />
nahm die weite Anreise auf sich und war von der herzlichen Atmosphäre<br />
begeistert. Im Rechenschaftsbericht blickten die NiederbayerInnen auf die<br />
vergangenen Veranstaltungen und die Personalratswahlen zurück. Dabei<br />
wurde auch die Gründung der Gewerkschaftshochschulgruppe Passau lobend<br />
erwähnt. Die Niederbayern können in diesem Jahr eine positive Mitgliederentwicklung<br />
verzeichnen.<br />
Der neue <strong>GEW</strong>-Beirat besteht aus folgenden Mitgliedern: Alfons Kitzinger,<br />
Hans-Peter Luibl, Tupac Orellana, Arne Schneider, Josef Staudhammer,<br />
Mechthild Struve und Rosmarie Valtl-Lipp.<br />
Markus Zaglmann, Organisationssekretär
aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong><br />
<strong>GEW</strong>-Landesfachgruppe Gymnasien wählt und diskutiert<br />
Schule und Hochschule ohne Militär<br />
Eine gelungene Veranstaltung in München<br />
Ca. 60 GewerkschafterInnen kamen<br />
am 23. November 2011 zur Veranstaltung<br />
»Schule und Hochschule ohne Militär«<br />
ins DGB-Haus nach München. Organisiert<br />
wurde sie von der AG »Friedliche<br />
Schule und Hochschule«, einer Arbeitsgruppe<br />
des <strong>GEW</strong>-Stadtverbandes<br />
München und ver.di München.<br />
<strong>Besser</strong> konnte das Podium nicht besetzt<br />
sein: Ein Student, ein Lehrer, ein<br />
Vater und ein Schüler berichteten darüber,<br />
wie sie gemeinsam mit »ihren« Organisationen<br />
versuchen, die Bundeswehr<br />
aus Schule und Hochschule wieder zu<br />
verdrängen. Zugleich erhielten die ZuhörerInnen<br />
zahlreiche praktische Tipps, wie<br />
sie in ihrem Alltag ähnliche Aktivitäten in<br />
Gang setzen können.<br />
Christoph Wiesner, Mitinitiator des<br />
Kongresses »Nein zur Militarisierung<br />
von Forschung und Lehre – Ja zur Zivilklausel«,<br />
hielt ein Referat über die Strukturreform<br />
der Bundeswehr und die (Kooperations-)Verträge<br />
zwischen Militär,<br />
Wirtschaft, Agenturen für Arbeit, zivilen<br />
Rettungsdiensten, Schulen und Universitäten,<br />
von denen inzwischen mindestens<br />
40 militärische Forschungsaufträge angenommen<br />
haben. Dabei ginge es vor allem<br />
um Rüstung, Wehrmedizin bzw. -pharmazie,<br />
sozialwissenschaftliche Interventions-<br />
und Okkupationsforschung sowie<br />
Sicherheitsforschung. Eine Entwicklung,<br />
gegen die die Zivilklausel-Bewegung eindeutig<br />
Position bezieht.<br />
Eberhard Enß, <strong>GEW</strong>-Vertrauensmann<br />
der Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach,<br />
erzählte, wie es die Gesamtkon-<br />
ferenz »seiner« Schule schaffte, die Umsetzung<br />
der Kooperationsvereinbarung zwischen<br />
Bundeswehr und dem Land Hessen<br />
mit einer Gegenstimme abzulehnen.<br />
Voraussetzung für einen derartigen Erfolg<br />
sei der hohe Organisationsgrad des Kollegiums<br />
gewesen: »Bei uns sind 42 % der<br />
KollegInnen gewerkschaftlich organisiert.«<br />
Doch dies allein reicht nicht aus, eine fundierte<br />
Aufklärungsarbeit darf nicht fehlen.<br />
»Die KollegInnen müssen wissen, dass<br />
hinter den Kooperationsverträgen das Ziel<br />
steht, die Militarisierung der Gesellschaft<br />
voranzutreiben. Dabei dürfen die Augen<br />
nicht nur auf die Schule gerichtet werden.«<br />
Klaus Winters, Vertreter des bayerischen<br />
Elternverbandes, verwies in seinem<br />
Referat auf die Petition »Bundeswehr in<br />
der Schule«, die der Verband im Februar<br />
2011 im Bayerischen Landtag eingebracht<br />
hatte. Diese wurde zwar abgelehnt, aber<br />
mit der Ablehnungsbegründung ist nun<br />
klar: Die Schulleitung entscheidet nicht<br />
über die Einladung der Jugendoffiziere,<br />
sondern das Schulforum – ein Gremium<br />
bestehend aus LehrerInnen, SchülerInnen,<br />
Eltern und Schulleitung. Nichts geändert<br />
hat sich an der Individualisierung<br />
des Problems: »Schüler können sich zwar<br />
aus Gewissensgründen vom Unterricht eines<br />
Jugendoffiziers befreien lassen, wissen<br />
aber oft nicht, wie sie ihr Anliegen faktisch<br />
umsetzen können. Auch die Elternbeiräte<br />
sind hier oft überfordert.« Deshalb<br />
wünscht sich der Elternverband eine Aufhebung<br />
des Kooperationsvertrages zwischen<br />
dem bayerischen Kultusministerium<br />
und der Bundeswehr. Er sieht nämlich<br />
Auf ihrer letzten Sitzung im vergangenen Jahr wählte die Landesfachgruppe<br />
Gymnasien der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> Andreas Hofmann<br />
(4. von links), der seit dieser Wahlperiode Mitglied im Hauptpersonalrat<br />
ist, zum Vorsitzenden und Michael Schätzl (5. von links) zu<br />
seinem Stellvertreter. Beide sahen als eine ihrer wichtigsten Aufgaben<br />
an, die Kolleginnen und Kollegen in den Gymnasien besser zu<br />
vernetzen. Wer in den Informationsverteiler aufgenommen werden<br />
möchte, möge sich melden: andreas.hofmann@gew-bayern.de<br />
Im Zentrum der folgenden Diskussion stand das Konzept der<br />
Mittleren Führungsebene. Bei dessen Umsetzung, so befürchten<br />
die Kolleginnen und Kollegen, werde sich das kollegiale Klima in<br />
den Kollegien negativ entwickeln. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
aber ist eine wichtige Voraussetzung für pädagogische Erfolge.<br />
auch die Gefahr, dass die Bundeswehr ihr<br />
Auftreten in Bildungseinrichtungen gar<br />
nicht neutral halten könne, da sie in Zeiten<br />
der Berufsarmee um Sympathie werben<br />
müsse. Werbung an Schulen sei der<br />
Bundeswehr aber untersagt.<br />
Bis das Ziel der Aufhebung des Kooperationsvertrages<br />
erreicht ist, sollten<br />
die Schulforen den Einsatz der Bundeswehr<br />
ablehnen. Damit dies gelingen könne,<br />
müsste auf allen Ebenen eine Diskussion<br />
in Gang kommen. LehrerInnen sollten<br />
z. B. das Thema im Kollegium ansprechen,<br />
Mehrheiten suchen und dann ihre<br />
VertreterInnen mit einem entsprechenden<br />
Mandat ins Schulforum schicken.<br />
Franz Sperr, einer der Organisatoren<br />
des Bildungsstreiks, berichtete von der<br />
Demo am 17. November 2011 in München,<br />
bei der rund 3000 SchülerInnen,<br />
Studierende, Eltern, Auszubildende, LehrerInnen<br />
und DozentInnen für eine bessere<br />
Bildung auf die Straße gingen. Dabei<br />
wurde auch die Forderung »Bundeswehrfreie<br />
Schule!« vertreten.<br />
Franz stellte außerdem das »antimil_<br />
muc«-Bündnis vor, das SchülerInnen auch<br />
auf sehr fantasievolle Weise bei ihrem<br />
Protest gegen Jugendoffiziere unterstützt.<br />
In der abschließenden Diskussion<br />
wurde klar, dass aus vielen Richtungen<br />
der Widerstand gegen die Bundeswehrpräsenz<br />
an Bildungseinrichtungen<br />
wächst. Eine wichtige Funktion haben<br />
dabei auch Gewerkschaften und Netzwerke.<br />
von Dorothea Weniger<br />
Mitglied der DDS-Redaktion<br />
DDS Januar/Februar 2012 24
Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />
Bildung in Deutschland – eine Katastrophe<br />
Der Autor dieses bemerkenswerten<br />
Buches macht gleich im Vorwort deutlich,<br />
dass es ihm nicht um rein sachliche<br />
Information geht, sondern um Provokation.<br />
Denn in der Bundesrepublik, so seine<br />
Beobachtung, ist es um Bildung nicht zum<br />
Besten bestellt. Für die zehn Prozent der<br />
Reichen, die über knapp zwei Drittel des<br />
Kapitals verfügen, werde das Notwendige<br />
getan, während die überwiegende Mehrheit<br />
der Bevölkerung völlig unterversorgt<br />
sei, nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich<br />
der Inhalte, die man ihr vorsetzt.<br />
Für den engagierten Journalisten und Publizisten<br />
produzieren Politik und Wirtschaft<br />
jährlich Hunderttausende von IdiotInnen,<br />
wobei unter »idiotes«, entsprechend der<br />
ursprünglichen Bedeutung des Wortes im<br />
Griechischen, Personen zu verstehen sind,<br />
die außerhalb des öffentlichen Lebens stehen<br />
und ein fremdbestimmtes und benachteiligtes<br />
Dasein führen.<br />
Übertrieben? Gerade finde ich in den<br />
Nürnberger Nachrichten einen Bericht, nach<br />
25 DDS Januar/Februar 2012<br />
dem allein in Nürnberg 17.000 Schulkinder<br />
auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, um<br />
die für den Unterricht notwendigen Hefte<br />
und Stifte bezahlen zu können. Chancengleichheit?<br />
Die Zahl der MillionärInnen<br />
und MilliardärInnen steigt von Jahr zu<br />
Jahr, gleichzeitig wächst das Heer der LeiharbeiterInnen<br />
und Ein-Euro-JobberInnen.<br />
Die Beteuerungen der PolitikerInnen, für<br />
mehr Bildung für alle zu sorgen, sind für<br />
den Autor reine Lippenbekenntnisse. »In<br />
Deutschland hat sich eine Elite – materiell<br />
übersättigt, seelisch, geistig und moralisch<br />
verwahrlost – über das Volk erhoben<br />
... Ich nenne diese Schicht das ›Prosperiat‹,<br />
als Gegenstück zum ›Prekariat‹, zu den<br />
Menschen jener Bevölkerungsgruppe, die<br />
mit Hartz IV systematisch chancenlos gemacht<br />
werden.«<br />
Aber so darf es nicht bleiben. Klaus<br />
Norbert hofft, dass angesichts der ständig<br />
wachsenden sozialen Spannungen der<br />
»scheinbare Langmut« der Massen eines<br />
Tages eine Ende hat und sich die Unterpri-<br />
Leserbrief zur Rezension des Buches von Felix Berth »Die Verschwendung<br />
der Kindheit« von Karin Ehlers in der DDS vom Oktober 2011<br />
Felix Berth weist in seinem<br />
auch m. E. sehr lesenswerten<br />
Buch darauf<br />
hin, dass eine wachsende<br />
Minderheit von Kindern<br />
in Deutschland in absoluter<br />
Armut lebt und<br />
Foto: Robert Michel<br />
ungefördert mit großen<br />
Defiziten ins Leben starten muss. Er befürchtet,<br />
was die Rezensentin allerdings<br />
leider nicht erwähnt, dass hier die Saat möglichen<br />
späteren Aufbegehrens heranwachse,<br />
was tendenziell die Stabilität der gesamten<br />
Gesellschaft gefährdet.<br />
Hier wird deutlich, dass Berth Journalist<br />
und nicht in erster Linie Pädagoge ist. Ich<br />
vermisse in der Rezension den Hinweis,<br />
dass der Autor nicht von dem elementaren<br />
Menschenrecht eines jeden Kindes auf eine<br />
umfassende Bildung ausgeht. Er nimmt<br />
nicht das Individuum und dessen berechtigten<br />
Anspruch auf umfassende Förderung<br />
unabhängig von allen Beeinträchtigungen<br />
zum Ausgangspunkt seiner Forderungen,<br />
sondern hat Angst, die Gesellschaft könne<br />
aus den Fugen geraten. So zieht er aus dem<br />
Faktum, dass jedes fünfte Kind an der Schule<br />
scheitere, den Schluss: »Das sind zu viele für<br />
ein Land, das vor demographischen und<br />
ökonomischen Herausforderungen steht.«<br />
Und man fragt sich leicht erschrocken, was<br />
wäre, wenn es weniger wären? Könnte oder<br />
gar sollte man dann damit leben?<br />
Er fragt auch nicht, wodurch diese gesellschaftliche<br />
Entwicklung begründet ist.<br />
Dann käme er möglicherweise zu ganz<br />
anderen Schlussfolgerungen, die sich sicher<br />
auf eine notwendige Änderung des ganzen<br />
Schulsystems beziehen würden oder gar<br />
noch weitergehende wären. Er geht von<br />
leeren Kassen im sozialen Bereich aus und<br />
fordert das aus seiner Sicht Machbare, also<br />
eine Umverteilung des Geldes, das da ist.<br />
Grundsätzlich mehr Geld aus anderen<br />
Ressorts anzufordern, wird nicht ins Kalkül<br />
gezogen. Aber er bleibt bei der vorgegebenen<br />
Prioritätensetzung der Geldverteilung und<br />
attackiert dieses System nicht.<br />
Auch dass seinen Überlegungen durchgehend<br />
das Primat der Ökonomie zugrunde<br />
liegt, Investitionen würden sich rechnen,<br />
wird für ParteipolitikerInnen wichtig sein<br />
– wir GewerkschafterInnen sehen aber vor<br />
allem, dass kleine Menschen auf der Strecke<br />
bleiben, und fordern, dass jede/r mitgenommen<br />
werden muss. Und wer besondere Hilfe<br />
braucht, dem muss sie auch in besonderem<br />
Maße zukommen. Da sind wir uns mit Berth<br />
völlig einig. Unsere Forderung könnte also in<br />
Zukunft lauten: »Eine Vorschule und Eine<br />
Schule für alle«.<br />
Andreas Salomon, Rosenheim<br />
Klaus Norbert:<br />
Idioten made in<br />
Germany.<br />
Wie Politik und Wirtschaft<br />
Bildungsverlierer<br />
produzieren.<br />
Knaur Taschenbuch<br />
Verlag<br />
München 2011<br />
384 Seiten • 8,99 EUR<br />
ISBN-10: 3-426-78469-6<br />
ISBN-13: 978-3-426-78469-3<br />
vilegierten zur Wehr setzen, vielleicht animiert<br />
vom Aufstand der arabischen Völker<br />
gegen ihre Unterdrücker. Das Buch erinnert<br />
ein wenig an die Schrift »Empört<br />
euch« von Stéphane Hessel. Allerdings<br />
wäre Klaus Norbert gut beraten gewesen,<br />
sich wesentlich kürzer zu fassen. Aber offensichtlich<br />
wollte der Autor zeigen, wie<br />
sprachgewandt und wortgewaltig er ist. Lesenwert<br />
und aufrüttelnd ist sein Opus dennoch<br />
allemal.<br />
von Thilo Castner<br />
Der LesePeter ist eine<br />
Auszeichnung der<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Jugendliteratur und<br />
Medien (AJuM) der<br />
<strong>GEW</strong> für ein herausragendes,<br />
aktuelles<br />
Buch der Kinder- und<br />
Jugendliteratur. Die<br />
ausführliche Rezension (mit pädagogischen<br />
Hinweisen) ist im Internet unter www.AJuM.de<br />
(LesePeter) abrufbar.<br />
Im Februar 2012<br />
erhält den LesePeter das Jugendbuch<br />
Robin Brande: Fat Cat<br />
Aus dem Englischen von Friederike Zeininger<br />
dtv • München 2011<br />
366 Seiten • Taschenbuch • 7,95 EUR<br />
ab 12 Jahren • ISBN 978-3-423-78256-2<br />
Catherine ist 13, als sie von ihrem Kindheitsfreund<br />
maßlos enttäuscht wird. Vier Jahre lang<br />
trägt sie das mit sich herum, bis sie durch ein<br />
Schulprojekt, das sie ganz als kreative Forscherin<br />
fordert, sich und ihr Leben von Grund auf<br />
ändert. Sie verzichtet auf Junkfood, Zucker,<br />
Koffein, Medien, Technik und erfährt, dass sich<br />
nicht nur ihr Körper verändert: Aus der fetten<br />
wird die schlanke und attraktive Cat. Ohne die<br />
unermüdliche Energie ihrer Freundin hätte sie<br />
das nicht durchgestanden.
Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />
Außergewöhnliche Lebensbilanz eines Lehrers<br />
Als der sog. »Radikalenerlass« 1972 von<br />
der Regierung Willy Brandts verkündet wurde,<br />
waren die Jüngeren in unseren heutigen<br />
LehrerInnenkollegien kaum auf der Welt.<br />
Umso notwendiger ist die Erinnerung an<br />
dieses dunkle Kapitel bundesdeutscher Geschichte.<br />
Friedrich Konrad war so ein »Radikaler«,<br />
ein »Berufsverbote-Fall«.<br />
In der September-Ausgabe 2011 der<br />
DDS steht sein Name ganz oben bei den<br />
JubilarInnen: Das langjährige <strong>GEW</strong>-Mitglied<br />
aus Altdorf war 90 Jahre alt geworden.<br />
Zur gleichen Zeit hat seine Tochter Brigitte<br />
Konrad seine Autobiografie »Der Fall F.<br />
Konrad« herausgebracht.<br />
Ein beliebter Lehrer ...<br />
Der erfahrene, beliebte Volksschullehrer<br />
ein »Fall« fürs Gericht? Was hatte er verbrochen?<br />
Da fällt einem heutzutage gleich<br />
einiges Gruselige ein. Indes, das schlimmste<br />
Versagen als Pädagoge, das ihn nach eigenem<br />
Bekunden noch Jahrzehnte danach<br />
als »unbegreiflich berührt«, war, einen Siebtklässler<br />
aus dem Unterricht geworfen zu haben!<br />
Mehr nicht? Im Gegenteil: Die Urkunden,<br />
die ihm große Verdienste als Lehrer in<br />
bayrischen Diensten bescheinigen, stapeln<br />
sich geradezu.<br />
Und doch nahm die Bezirksregierung<br />
Mittelfranken 1974 Vorermittlungen gegen<br />
ihn auf. Das Ziel: ihn aus dem Dienst zu<br />
entfernen. Der nun als »Verfassungsfeind«<br />
Verdächtigte hatte sich einst geschworen,<br />
»alles zu tun, um der heranwachsenden Generation<br />
die Leiden und Verbrechen des<br />
Krieges aufzuzeigen und sie davor zu bewahren,<br />
diese Schrecken noch einmal zu erleben.«<br />
(S. 7) Er wusste, wovon er redete: Im<br />
Krieg hatte er als gerade 18-Jähriger fast seinen<br />
Arm verloren.<br />
Auf Umwegen kam Friedrich Konrad<br />
nach <strong>Bayern</strong> und wurde, wiederum auf<br />
Umwegen, zu einem Lehrer mit Leib und<br />
Seele. Dieser Mann erlaubte sich außerdem,<br />
politisch aktiv zu sein, u. a. als Vorsitzender<br />
der Deutschen Kommunistischen Partei<br />
(DKP) in Altdorf und als Kandidat auf<br />
DKP-Listen.<br />
Die Dokumente seines Berufsverbote-<br />
Falls füllen mehr als die Hälfte der 129<br />
Seiten: Behördenschreiben, Vorladungen,<br />
Schriftverkehr der Rechtsanwälte, Protestbriefe,<br />
Solidaritätserklärungen, Zeitungsberichte<br />
... Die Hexenjagd der 70er- und 80er-<br />
Jahre zielte in erster Linie auf die Scharen<br />
kritischer Lehrkräfte, die hoch motiviert<br />
von den Unis in die Schulen aufbrachen.<br />
Einschüchtern sollten die Berufsverbote<br />
nicht nur sie, sondern die gesamte demokratische<br />
und linke Bewegung. Dass ein<br />
Lebenszeitbeamter nach 13-jähriger Dienstzeit<br />
gefeuert werden sollte, hieß, die Gesinnungsverfolgung<br />
noch eine Umdrehung<br />
weiter zu treiben.<br />
Die Behörde muss jedoch bald feststellen,<br />
dass sie sich übernommen hat. Denn<br />
Konrad ist bekannt wie ein bunter Hund<br />
und ausgesprochen populär, nicht zuletzt<br />
bei seinen SchülerInnen und deren Eltern.<br />
Sein Hauptaugenmerk gilt den ArbeiterInnenkindern,<br />
die sich ohne Hilfe im hochgradig<br />
selektiven Bildungssystem <strong>Bayern</strong>s<br />
zumeist vergeblich abstrampeln. Ganz Altdorf<br />
ist aus dem Häuschen. Folglich versanden<br />
die Vorermittlungen irgendwann in<br />
acht Jahre anhaltendem Schweigen der zuständigen<br />
Behörde.<br />
... und das Berufsverbot<br />
Die besondere Perfidie des Falls Konrad<br />
liegt darin, dass der Freistaat urplötzlich<br />
die Ermittlungen wegen »Verdachts auf ein<br />
Dienstvergehen« wieder aus der Schublade<br />
holt – absurderweise acht Monate, nachdem<br />
Friedrich Konrad ehrenvoll in den Ruhestand<br />
verabschiedet wurde! Allerdings: Auch<br />
diesmal hat die Bezirksregierung Mittelfranken<br />
die Rechnung ohne den Wirt gemacht.<br />
Selbst die CSU-Basis wird rebellisch. Das<br />
Ganze sei »ein starkes Stück«, so eine nach<br />
eigenen Angaben langjährige CSU-Wählerin<br />
(S. 58). Der Landeswahlleiter verteidigt sich:<br />
Konrads »Rechtsstellung als Kandidat (sei<br />
doch) ... nicht beeinträchtigt; er kann kandidieren<br />
und auch gewählt werden« (S. 39). Wo<br />
wären denn da Grundrechte verletzt?<br />
Das sehen die demokratische Öffentlichkeit<br />
und mittlerweile auch die Gerichte<br />
anders. Nicht zuletzt deswegen, weil sich<br />
auch das Ausland seit geraumer Zeit über<br />
die Menschenrechtsverletzungen in der<br />
Bundesrepublik Deutschland aufregt. Aus<br />
Frankreich und den Niederlanden, auch aus<br />
der damaligen CSSR hagelt es Protestnoten.<br />
Apropos CSSR: Zu diesem Land hat<br />
Konrad als gebürtiger Sudetendeutscher<br />
und späterer Zwangsausgesiedelter eine besondere<br />
Beziehung. So lernen wir in diesem<br />
Buch manches aus neuer Perspektive: un-<br />
Friedrich Konrad:<br />
Der Fall F. Konrad.<br />
Wie man einem DKP-<br />
Mitglied den Beamtenstatus<br />
entziehen wollte.<br />
Engstler Verlag<br />
Nürnberg 2011<br />
130 Seiten<br />
9,90 EUR<br />
ISBN: 978-3-941126-18-3<br />
Zu bestellen über den Buchhandel oder beim<br />
Autor selbst in 90518 Altdorf, Heumannstr. 28<br />
ter anderem über das Auftreten der Henlein-Faschisten<br />
in Prag nach dem Münchner<br />
Abkommen, über die Misshandlungen jüdischer<br />
BürgerInnen wie z. B. auch Konrads<br />
späterer Frau Eleonore, über die SS und<br />
über die Rote Armee. Somit hat der Chronist<br />
Konrad hier ganz nebenbei auch noch<br />
ein Stück »Vertriebenengeschichte« der anderen<br />
Art geschrieben.<br />
Und die verfassungswidrigen Berufsverbote<br />
– sind sie jetzt endlich auch Geschichte<br />
geworden? Der sog. »Radikalenerlass«<br />
schien über Jahre kein Thema mehr<br />
zu sein. 2004 schreckt das Berufsverbot gegen<br />
den Antifaschisten Michael Csaszkóczy<br />
in Baden-Württemberg die demokratische<br />
Öffentlichkeit erneut auf. Nach drei Jahren<br />
Rechtsstreit erst darf der Heidelberger Realschullehrer<br />
endlich unterrichten und erkämpft<br />
später eine finanzielle Wiedergutmachung.<br />
Immerhin.<br />
Friedrich Konrad dagegen ist nie entschädigt<br />
worden, genauso wenig wie die<br />
meisten der mehr als 40.000 Berufsverbote-Opfer.<br />
1983 bekam der Altdorfer Volksschullehrer<br />
schließlich ganz offiziell und<br />
endgültig sein Recht.<br />
Die bayrische Landesregierung hält allerdings<br />
bis heute an der »Regelanfrage«<br />
fest, der routinemäßigen Gesinnungsprüfung<br />
nicht nur für Lehrkräfte. Ganz abgesehen<br />
davon verfügt der Staat inzwischen<br />
über noch viel subtilere Kontrollmittel. Das<br />
wissen wir nicht erst seit dem Skandal um<br />
den »Staatstrojaner«.<br />
Der 90-jährige Friedrich Konrad hat<br />
sich den Schneid trotz allem nicht abkaufen<br />
lassen. Sympathischerweise stellt er seine<br />
eigene persönliche und politische Entwicklung<br />
keineswegs als bruchlos dar. Gerade<br />
deswegen können wir von dem Lehrer<br />
aus Altdorf viel lernen.<br />
von Eva Petermann<br />
DDS Januar/Februar 2012 26
Frauen in der Neonazi-Szene<br />
Am Donnerstag, den 16. Februar 2012 um<br />
20.00 Uhr findet im Literaturhaus in München,<br />
Salvatorplatz 1, Saal, 3. Stock, eine<br />
unterstützenswerte Veranstaltung statt:<br />
Die nächste »Deutschstunde« des Vereins<br />
Lichterkette e. V. hat nicht nur das wichtige<br />
Thema »Frauen in der Neonazi-Szene«<br />
auf der Agenda, sondern der Erlös des<br />
Abends kommt auch noch a.i.d.a., der Antifaschistischen<br />
Informations-, Dokumentations-<br />
und Archivstelle zugute!<br />
Teilnehmende an diesem Abend sind Andrea<br />
Röpke, Dr. Hans-Jochen Vogel, Mitbegründer<br />
des Vereins » Gegen Vergessen<br />
– für Demokratie« und ein/e AussteigerIn<br />
aus der Neonazi-Szene.<br />
Die Moderation übernimmt Amelie Fried.<br />
Die Veranstaltung trägt dem Rechnung,<br />
dass mittlerweile etwa jeder fünfte Neonazi<br />
weiblich ist. Die Frauen treten zunehmend<br />
selbstbewusster auf, organisieren<br />
Demonstrationen, stehen an Infotischen,<br />
unterstützen den Wahlkampf, kandidieren<br />
für die NPD und kümmern sich um die<br />
Erziehung des rechten Nachwuchses. Ihre<br />
rechtsradikalen Thesen, mit denen sie die<br />
NPD kommunalpolitisch verankern, tarnen<br />
sie als soziale Themen wie Ökologie,<br />
Hartz IV oder Kindergeld.<br />
Die Politologin Andrea Röpke hat viele<br />
Insiderinformationen gesammelt und gewährt<br />
mit ihrem Buch »Mädelsache!« und<br />
ihrem Film »Braune Kameradin« den Blick<br />
hinter die Kulissen einer rechtsextremen<br />
Parallelwelt.<br />
Die Lesung und die Diskussion beschäftigen<br />
sich mit der Lebenswelt der braunen<br />
Frauen und wollen Strategien gegen<br />
Rechts aufzeigen.<br />
Karten zu 15/erm. 10 EUR gibt es hier:<br />
Literaturhaus<br />
Tel. 0 89-29 19 34-27 und online unter<br />
http://www.literaturhaus-muenchen.de/<br />
veranstaltung/items/146.html<br />
»Superstar oder Topmodel?«<br />
Was steht – neben den gesellschaftlichen<br />
Erwartungen und dem entsprechenden<br />
Druck – als Antriebskraft hinter den Kandidatinnen?<br />
Abgrenzungsschwierigkeiten,<br />
Überidentifizierung mit Geld, Macht, Ti-<br />
Ende November ist die Aufhebung der gesetzlichen Übermittlungs-<br />
bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz für »Schulen,<br />
Bildungs- und Erziehungseinrichtungen« in Kraft getreten. (BGBl.<br />
Jg. 2011, Teil I, Nr. 59 vom 25.11.2011, S. 2258, 2264, Nr. 48).<br />
Auch ein Erfolg der <strong>GEW</strong>, die sich wie zahlreiche andere Akteure<br />
seit Jahren dafür eingesetzt hat. Diese Maßnahme trägt<br />
maßgeblich dazu bei, die zahlreichen Hürden zu überwinden, denen<br />
statuslose Kinder sich ausgesetzt sehen, wenn sie ihr Recht<br />
auf Bildung wahrnehmen wollen.<br />
27 DDS Januar/Februar 2012<br />
Dies und Das<br />
tel? Können Abgrenzungsfähigkeit, Selbstwertgefühl,<br />
Auseinandersetzung mit Besitzlosigkeit<br />
diesem Hype etwas entgegensetzen?<br />
In einer Fortbildung für Fachleute<br />
wird mit Methoden aus der Gestaltpädagogik<br />
und -therapie, kreativen Medien, Fallarbeit<br />
und systemischen Methoden diesen<br />
Fragen und ihren körperlichen Komponenten<br />
wie Übergewicht, Schilddrüsenproblemen<br />
u.ä. nachgegangen.<br />
Im Rahmen der Weiterbildung zur GestaltpädagogIn<br />
zählt dieses Modul 24 Unterrichtseinheiten<br />
von insgesamt 192 nötigen.<br />
Termin: 12.03.-14.03.2012, 9.30-17.00 Uhr<br />
Anmeldung: bis zum 12.02.2012<br />
Kosten: 250 EUR<br />
IMMA Kontakt- und Informationsstelle für<br />
Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München<br />
Tel. 0 89-23 88 91 20<br />
kontakt.informationsstelle@imma.de<br />
SuperviSion<br />
n aktiviert Ressourcen und eröffnet neue Perspektiven<br />
für die Arbeit<br />
n erhöht die Arbeitszufriedenheit<br />
n schafft emotionale Entlastung und beugt berufs-<br />
bedingtem Stress vor<br />
unabhängig, wertschätzend, kompetent:<br />
www.merkel-supervision.de<br />
Geschlechterreflektierte und<br />
migrationssensible Gewaltprävention<br />
in der Kindertagesbetreuung<br />
Geschlecht, kulturelle Herkunft und Gewalt<br />
werden oft in Zusammenhang gebracht.<br />
Jungen fallen eher aggressiv und<br />
gewalttätig auf. Stille Jungen und Mädchen<br />
geraten häufig aus dem Blick. Mädchen<br />
und Jungen benötigen individuell angemessene<br />
(Frei-)Räume und Grenzen<br />
für Selbstbewusstseinsentwicklungen und<br />
Selbstwirksamkeitserfahrungen.<br />
In einer Fortbildung für Fachfrauen und<br />
Fachmänner werden erstmals die drei Faktoren<br />
Geschlecht, kulturelle Herkunft und<br />
Gewaltprävention vereint. Prävention wird<br />
nicht als isoliertes Projekt im Kita-Alltag<br />
dargestellt, sondern als eine umfassende<br />
grundlegende pädagogische Haltung und<br />
Handlung, die sich in die tägliche Arbeit<br />
integrieren lässt. Vermittelt werden strukturelle<br />
Konzepte und methodische Elemente.<br />
Termin: 22.03.-23.03.2012, 9.30-17.00 Uhr<br />
Anmeldung: bis zum 22.02.2012<br />
Kosten: 140 EUR<br />
IMMA Kontakt- und Informationsstelle für<br />
Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München<br />
Tel. 0 89-23 88 91 20<br />
kontakt.informationsstelle@imma.de<br />
Internationale Traumfabrik-Akademie<br />
Tanz, Theater, Spiel und Sport<br />
Die Traumfabrik fasziniert ihr Publikum<br />
nicht nur auf der Bühne mit ihrer mitreißenden<br />
Sporttheater-Idee, sondern bietet<br />
PädagogInnen eine unerschöpfliche Ideenfundgrube<br />
für kreativen Sport und für<br />
kreative Schulprojekte. Wer Anregungen<br />
für den Unterricht oder für Aufführungen<br />
sucht, ist hier richtig. Auch in diesem<br />
Jahr lädt die Traumfabrik zu einem außergewöhnlichen<br />
Wochenende ein – zu einem<br />
Festival voller Ausgelassenheit, Fantasie,<br />
Abenteuer, Spiel, Tanz und Theater.<br />
Unter dem Motto »Lernen durch Erleben«<br />
findet die Internationale Sportkultur-Akademie<br />
vom 13.-15. April in Regensburg<br />
statt. Über 80 wegweisende Kurse werden<br />
angeboten mit mehr als 2000 Kursplätzen,<br />
geleitet von international renommierten<br />
ReferentInnen (u. a. aus Belgien, Frankreich,<br />
USA, Argentinien, Brasilien, Afrika).<br />
Inhalte sind Tanz, Theater, Spiel, Sport,<br />
Körpererfahrung und Rhythmus. Insbesondere<br />
wird ein breites Spektrum an Inhalten<br />
der »Neuen Sportkultur« angeboten.<br />
PädagogInnen und ErzieherInnen bekommen<br />
praktische Tipps, um ihren Unterricht<br />
attraktiver zu gestalten.<br />
Eine kostenlose Broschüre gibt es bei:<br />
Traumfabrik<br />
Postfach 12 05 47 • 93027 Regensburg<br />
Tel.: 09 41-40 10 25 • Fax: 09 41-40 10 26<br />
info@traumfabrik.de • www.traumfabrik.de<br />
Stressbewältigung durch Achtsamkeit<br />
(Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz: MBSR)<br />
Trainingsprogramm nach Prof.Dr.Jon Kabat-Zinn<br />
zur Stressprophylaxe und Gesundheitsförderung<br />
Kursort: München, Nähe Königsplatz<br />
weitere Infos: clara.schubertboes@yahoo.de<br />
Übermittlungs- bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz aufgehoben<br />
Nun geht es darum, diese gesetzliche Veränderung und ihre<br />
Konsequenzen an den Schulen und Kitas (Erziehungs- und Bildungseinrichtungen)<br />
bekannt zu machen. Dabei sind auch die<br />
Kultusministerien und Schulbehörden sowie die für die Kitas zuständigen<br />
Stellen gefordert.<br />
Wir bitten deshalb alle Kolleginnen und Kollegen, auf<br />
diese Gesetzesänderung in den entsprechenden Einrichtungen<br />
und Behörden vor Ort hinzuweisen und auf die<br />
Beachtung dieser neuen Rechtslage zu drängen.
Das Dekanat Fürth sucht zum 1.9.2012<br />
eine/n Schulleiter/in<br />
eine/n Grundschullehrer/in<br />
Sie haben Freude an innovativer pädagogischer Arbeit und Schulentwicklung<br />
im kirchlichen Kontext?<br />
In Fürth entsteht eine evangelische Grundschule zum Schuljahr<br />
2012/2013, die ein Arbeitsfeld mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
bietet.<br />
Informationen über die Stellen und Konzeption unter:<br />
www.fuerth-evangelisch.de/dekanat/evangelischeschule<br />
Pfarrerin Müller (09 11/72 00 15)<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis zum 15.2.2012<br />
an das Dekanat Fürth, Pfarrhof 3, 90762 Fürth<br />
Die Stiftung Seraphisches Liebeswerk sucht zum 10.09.2012<br />
für seine staatlich anerkannte private Grund- und Hauptschule<br />
Liebfrauenhaus Herzogenaurach<br />
eine(n) GRUNDSCHULLEHRER(IN) und<br />
eine(n) HAUPTSCHULLEHRER(IN)<br />
Sie sind auf der Suche nach einer Anstellung bei einer privaten<br />
Schule und hätten Spaß daran, das Pro� l unserer Schule mit uns<br />
zusammen weiter zu entwickeln?<br />
Wir bieten die Tätigkeit an einer in einem aktiven Schul- und<br />
Unterrichtsentwicklungsprozess be� ndlichen christlichen Schule<br />
mit einem motivierten Team.<br />
Wir wünschen uns von Ihnen das Interesse, die Motivation<br />
und die Kompetenz, handlungsorientiert, projektorientiert und<br />
differenziert zu unterrichten und ein überzeugtes Eintreten für<br />
die Bildungs- und Erziehungsziele einer christlichen Schule.<br />
Die Stelle kann durch eine Abordnung mit beamteten Lehrkräften<br />
besetzt werden, die ihre Planstelle im Schulamtsbezirk<br />
haben. Bewerben können Sie sich aber auch um eine Anstellung<br />
beim Schulträger. Die Bezahlung erfolgt dann nach AVR, angelehnt<br />
an die staatliche Beamtenbesoldung. Vorraussetzung ist die<br />
Lehrbefähigung für das Lehramt an Grund- oder Hauptschule.<br />
Information/Anfragen/Bewerbungen: www.liebfrauenhaus.de<br />
Private Grund- und Hauptschule Liebfrauenhaus<br />
Erlanger Straße 35 - 91074 Herzogenaurach<br />
z.Hd. Herrn Michael Richter<br />
Tel.: 09132 / 83 66 - 20<br />
Mail: schulleitung@liebfrauenhaus.de<br />
EINE EINRICHTUNG DER STIFTUNG SLW ALTÖTTING<br />
Das Kinderhilfswerk der Kapuziner in <strong>Bayern</strong><br />
Sommerakademie Masuren<br />
21.7. - 1.8.2012 in Nowa Kaleta<br />
Seit 1995 führt die <strong>GEW</strong> gemeinsam mit der polnischen<br />
Gewerkschaft »Solidarnosc« und der Friedrich-Ebert-Stiftung ein<br />
Fortbildungs- und Begegnungsprojekt in Masuren durch, das rund<br />
40 Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Polen für<br />
zwei Wochen zusammen bringt: zum Sprachelernen, zum<br />
Kennenlernen von KollegInnen des Nachbarlandes und ihrer<br />
Situation, zu Vorträgen und Diskussionen über gemeinsame<br />
Themen und Aktivitäten, zur Arbeit in Workshops und kreativer<br />
Freizeitgestaltung.<br />
Anmeldeschluss ist der 31. März 2012<br />
Weitere Informationen und Anmeldung unter:<br />
www.gew.de/Polen_Sommerakademie_Masuren.html<br />
Die Stadt Nürnberg sucht zum Schuljahr 2012/2013<br />
Lehrkräfte mit der Befähigung für das<br />
Lehramt an beru� ichen Schulen<br />
Besoldungsgruppe A 13/A 14 BayBesG bzw. Entgeltgruppe 13 TVöD<br />
Die Stadt Nürnberg ist der zweitgrößte kommunale Schulträger in <strong>Bayern</strong><br />
mit ca. 23.000 Schülerinnen und Schülern an 36 beru� ichen Schulen.<br />
Ihre Aufgaben<br />
Gesucht werden engagierte Lehrkräfte für den Einsatz an kaufmännischen<br />
und gewerblich-technischen Schulen, die den Weg einer modernen<br />
Schulentwicklung mitgehen, team- und handlungsorientiert unterrichten,<br />
über hohe Fach- und Sozialkompetenz verfügen, zeitgemäße<br />
Medien im Unterricht einsetzen, mit ihren kreativen Ideen die Qualität der<br />
beru� ichen Schulen fördern und sich auch außerhalb der unterrichtlichen<br />
Tätigkeit für die Schulgemeinschaft engagieren. Aktuelle Informationen zu<br />
bevorzugt gesuchten Lehrbefähigungen erhalten Sie unter www.stellenmarkt.nuernberg.de.<br />
Wir erwarten<br />
Als Bewerberin/Bewerber haben Sie die 2. Staatsprüfung für das Lehramt<br />
an beru� ichen Schulen.<br />
Wir bieten<br />
eine Beschäftigung nach den Bedingungen des TVöD, bei Vorliegen der<br />
beamtenrechtlichen Voraussetzungen im Beamtenverhältnis.<br />
Ihre Bewerbung<br />
senden Sie bitte mit aussagefähigen Bewerbungsunterlagen baldmöglichst<br />
an die Stadt Nürnberg, Personalamt, z. H. Frau Leonhardt oder Frau Deinhard,<br />
Fünferplatz 2, 90403 Nürnberg. Telefonisch erreichen Sie uns unter<br />
0911/231-2981 oder 0911/231-2346. Bitte bewerben Sie sich möglichst<br />
frühzeitig, da erste Informationsgespräche (abhängig von der Fachrichtung)<br />
bereits Anfang April 2012 statt� nden werden. Bitte verwenden<br />
Sie nur Kopien, weil eine Rücksendung der Unterlagen nicht erfolgen<br />
kann.<br />
DDS Januar/Februar 2012 28
Interessante Veranstaltungen ab Februar 2012<br />
Die Übersicht wird ständig aktualisiert, entsprechende Hinweise bitte an Susanne Glas in der <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle: susanne.glas@gew-bayern.de<br />
15.02.12 Die neue Projektprüfung. Probleme und Erfahrungsaustausch zur<br />
neuen Quali-Prüfung (AWT und andere Fächer). Gemeinsame Veranstaltung<br />
d. FG Sonderpädagogische Berufe und GHMS München/Obb.<br />
15.02.12 Von der Idee zum Projekt: Finanzierung von Forschungsprojekten<br />
durch Drittmittel. Mit Dr. Wolfgang Adamczak, Uni<br />
Kassel. (Näheres siehe nächste Seite.)<br />
24.-25.02.12 TVöD 2012 – pfiffig eingreifen. Mit Marian Janka. Ein Seminar der<br />
gewerkschaftlichen bildungs@rbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>. Anmeldung nötig.<br />
(Näheres siehe nächste Seite.)<br />
29.02.12 Index gute Arbeit. Salutogenese und strategisches Personalmanagement.<br />
Mit Tatjana Fuchs, INIFES, und Hubert Thiermeyer,<br />
ver.di. Informationen und Anmeldung: susanne.glas@gew-bayern.de<br />
07.03.12 Richard Wagner als Revolutionär 1848. Mit Dr. Katharina<br />
Städtler, INIFES, und Hubert Thiermeyer, ver.di. Informationen und<br />
Anmeldung: susanne.glas@gew-bayern.de, Anmeldeschluss: 29.02.12<br />
07.03.12 Achtung Militarisierung: Schulfrei für die Bundeswehr.<br />
Mit Martina Schmerr, Referentin beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong>, Beirätin<br />
im Projekt »Friedensbildung, Bundeswehr und Schule«.<br />
10.03.12 Inklusionsprofil, Tandemklassen, und jetzt?<br />
Die fünf Fraktionen beraten weiter. Mit MdL Margit Wild.<br />
(Näheres siehe unten.)<br />
14.03.12 Ganztagesschulen. Inhaltliche und strukturelle Aspekte der verschiedenen<br />
Modelle. Eine Veranstaltung der FG Grund-, Haupt- und<br />
Mittelschulen München/Obb.<br />
21.03.12 Was sagt das Arbeitsrecht zu Versorgungsbezügen/Rente,<br />
Konferenzen, Überstunden? Eine Veranstaltung der FG Sonderpädagogische<br />
Berufe München/Obb.<br />
23.-24.03.12 Privatisierung von Bildung. Mit Tobias Kaphegyi und Jens Wernicke.<br />
Ein Seminar der gewerkschaftlichen bildungs@rbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
Anmeldung nötig. (Näheres siehe unten.)<br />
24.03.12 Übergang Kindergarten – Grundschule. Bildungsprozesse<br />
anschlussfähig gestalten. Eine Veranstaltung der <strong>GEW</strong> Oberbayern.<br />
Anmeldung erforderlich. (Näheres siehe nächste Seite.)<br />
20.-21.04.12 Rettungsschirme für Menschen – Ökonomischer Erste-Hilfe-<br />
Kasten für <strong>GEW</strong>erkschafterInnen. Mit Gunter Quaißer.<br />
(Näheres siehe unten.)<br />
Für München siehe immer auch: www.gew-muenchen.de. Weitere Informationen über die Mailinglist, Eintrag jederzeit widerruflich! Bitte per E-Mail anfordern.<br />
* Anmeldung erbeten, falls nicht anders angegeben: <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle, Susanne Glas, susanne.glas@gew-bayern.de, Tel.: 0 89-54 40 81 16, Fax: 0 89-5 38 94 87<br />
** Teilnahmegebühr<br />
29 DDS Januar/Februar 2012<br />
Infoabend München<br />
Gewerkschaftshaus<br />
19.00 - 21.00 Uhr<br />
Fortbildung für Nach-<br />
wuchswissenschaftle-<br />
rInnen<br />
Bayreuth<br />
Universität, GWI, S120<br />
10.00 - 17.00 Uhr<br />
Seminar Stein b. Nürnberg<br />
Frauenwerk<br />
Fr. 17.00 - Sa. 15.00 Uhr<br />
»after-work«-<br />
Seminarreihe<br />
Die <strong>GEW</strong>-Landesfachgruppen GHS und Sonderpädagogische Berufe laden ein:<br />
München<br />
BS f.d. Einzelhandel<br />
16.30 - 18.00 Uhr<br />
Abendseminar Bayreuth<br />
Hotel Goldener Hirsch<br />
19.00 - 21.00 Uhr<br />
Infoabend Aschaffenburg<br />
Martinushaus<br />
19.30 Uhr<br />
Infoabend München<br />
Gewerkschaftshaus<br />
10.00 - ca. 12.00 Uhr<br />
Infoabend München<br />
Gewerkschaftshaus<br />
19.30 Uhr<br />
Infoabend München<br />
Gewerkschaftshaus<br />
19.00 - 21.00 Uhr<br />
Zwei-Tages-Seminar München<br />
Gewerkschaftshaus<br />
Fr. 16.00 - Sa. 16.00 Uhr<br />
Fortbildung Freising<br />
Tagungshaus Viva Vita<br />
9.00 - 16.00 Uhr<br />
Zwei-Tages-Seminar Zellingen-Retzbach<br />
Benediktushöhe<br />
Fr. 16.00 - Sa. 16.00 Uhr<br />
Inklusionsprofil, Tandemklassen, und jetzt? – Die fünf Fraktionen beraten weiter<br />
Was hat sich durch die Gesetzesänderung wirklich verändert?<br />
Margit Wild, Landtagsabgeordnete der SPD und Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe, wird uns über die Fortsetzung der<br />
Beratungen berichten und unsere Fragen beantworten.<br />
in München, am Samstag, 10.3.2012 Beginn: 10.00 Uhr (ca. zwei Stunden), DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64, München<br />
Zwei-Tages-Seminar:<br />
Privatisierung von Bildung<br />
in München, 23. - 24. März 2012<br />
Beginn: Freitag 16.00 Uhr • Ende: Samstag: ca. 16.00 Uhr<br />
mit Thobias Kaphegyi, Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule in<br />
Villingen-Schwenningen, Mitarbeiter der AG Alternative Wirtschaftspolitik<br />
und Jens Wernicke, <strong>GEW</strong> Hessen<br />
Viele Privatisierungsprozesse werden von Kultusbürokratie und Politik als<br />
dringend notwendige und zeitgemäße Entwicklungen bezeichnet und sind<br />
nicht sofort als solche erkennbar. Warum wir es aber bei solchen neuen<br />
Anforderungen an LehrerInnen und andere Beschäftigte des Bildungsbereiches<br />
meistens mit den Auswirkungen schleichender Privatisierungsprozesse zu<br />
tun haben, soll auf diesem Seminar thematisiert werden.<br />
Anmeldung erforderlich. Anmeldeschluss: 9.3.2012<br />
Anmeldungen: susanne.glas@gew-bayern.de • Tel.: 0 89-54 40 81 0<br />
Zwei-Tages-Seminar:<br />
Rettungsschirme für Menschen –<br />
ökonomischer Erste-Hilfe-Kasten für<br />
<strong>GEW</strong>erkschafterInnen<br />
Zellingen-Retzbach, 20. - 21. April 2012<br />
Beginn: Freitag 16.00 Uhr • Ende: Samstag ca. 16.00 Uhr<br />
mit Gunter Quaißer, Mitarbeiter der AG Alternative Wirtschaftspolitik<br />
und Mitglied der AG Bildungsfinanzierung beim <strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />
Um die Interessen der abhängig Beschäftigten gerade in Kristenzeiten<br />
gut vertreten zu können, ist ein Grundverständnis der ökonomischen<br />
Verhältnisse und gesellschaftlichen Prozesse nötig. Hier soll diesbezüglich<br />
ein »Alphabetisierungskurs« angeboten werden.<br />
Anmeldung erforderlich. Anmeldeschluss: 31.3.2012<br />
Anmeldungen: susanne.glas@gew-bayern.de • Tel.: 0 89-54 40 81 0
Der <strong>GEW</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />
lädt ein zu einer Fortbildung für<br />
ErzieherInnen, KinderpflegerInnen und<br />
Grundschullehrkräfte:<br />
Übergang Kindergarten – Grundschule<br />
am Samstag, 24. März 2012, in Freising<br />
9.00 - 16.00 Uhr, Tagungshaus Viva Vita, Gartenstraße 57<br />
Referat: Schulanfang – kein Risiko für fast alle Kinder –<br />
Veränderte Aufgaben für die Kooperation von<br />
Kindergarten und Grundschule<br />
Prof. Dr. Gabriele Faust, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik<br />
und Grundschuldidaktik Universität Bamberg<br />
Workshops:<br />
Den Übergang gestalten – Beispiele einer Kooperationspraxis<br />
mit Karin Kobl, Seminarleiterin, Mitarbeit im KiDZ-Projekt seit 2007<br />
Sprache – Tor zur Welt<br />
mit Petra Nalenz, Erzieherin und Sozialpädagogin, Leiterin eines Kindergartens<br />
Mathematische Bildung von Anfang an<br />
mit Jeanette Boetius, Diplom-Sozialpädagogin (FH)<br />
Portfolio – Auf dem Weg zum Bildungsbuch<br />
mit Christine Krijger, Erzieherin, Leiterin des Kinderhauses Günzburg<br />
Anmeldung mit Angabe der beiden gewünschten Workshops bis spätestens 10.03.2012<br />
an die <strong>GEW</strong> Oberbayern: E-Mail: gew.oberbayern@t-online.de, Fax: 0 81 24-90 96 32<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder frei (bitte Mitgliedsnummer bei Anmeldung angeben)<br />
Nicht-Mitglieder: 20 Euro (inklusive Mittagessen ohne Getränk). Überweisung auf das Konto<br />
der <strong>GEW</strong> Oberbayern bei der SEB München, Konto 1702098500, BLZ: 700 101 11<br />
Die Fachgruppe Hochschule und Forschung<br />
der <strong>GEW</strong> an der Universität Bayreuth<br />
lädt ein zu einem Fortbildungsseminar für<br />
NachwuchswissenschaftlerInnen:<br />
Von der Idee zum Projekt:<br />
Finanzierung von Forschungsprojekten<br />
durch Drittmittel<br />
am Mittwoch, 15. Februar 2012, in Bayreuth<br />
10.00 - 17.00 Uhr, Universität, GWI, Raum S120<br />
Referent: Dr. Wolfgang Adamczak<br />
Forschungsreferat der Universität Kassel<br />
Die Grundfinanzierung der Hochschulforschung erfolgt durch die<br />
Wissenschaftsministerien der einzelnen Bundesländer. Zusätzlich gibt es Geld für<br />
Forschung u. a. von Bundesministerien, forschungsfördernden Institutionen oder<br />
aus der Wirtschaft. Wer Forschung in größerem Stil an deutschen Hochschulen<br />
betreiben will, ist auf Mittel von diesen Drittmittelgebern angewiesen.<br />
Wie erhält man aber schnell und komfortabel Informationen über diese<br />
Drittmittelgeber, deren Programme und Ausschreibungen? Welche Verfahren<br />
muss man einhalten, um Geld für die eigenen Forschungsaktivitäten zu erhalten?<br />
In unserer Fortbildung werden die nachfolgenden Fragen behandelt. Es werden<br />
n Informationsquellen und -medien präsentiert,<br />
n Programme und Verfahren von Förderern vorgestellt,<br />
n unterschiedliche Bedarfe für Finanzierung definiert (Projekte,<br />
Promotionen, Tagungen), und<br />
n Strategien für erfolgreiche Anträge diskutiert und praktisch trainiert.<br />
Es ist nicht unbedingt einfach, von einer Idee zu einem finanzierten Projekt zu<br />
kommen. Das Geld für Projektförderung liegt aber allzu oft »auf der Straße«.<br />
Wir zeigen Ihnen Wege, die Mühen des Aufhebens erträglich (und ertragreich)<br />
zu machen.<br />
Anmeldung: per E-Mail an inga.harren@uni-bayreuth.de<br />
Anzahl der TeilnehmerInnen: maximal 16<br />
Kosten: 5 EUR für die Kaffeekasse (zahlbar vor Ort)<br />
Im Rahmen der gewerkschaftlichen<br />
Bildungsarbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> laden wir<br />
ein zu einem Tarifseminar<br />
TVöD 2012 – pfiffig eingreifen<br />
am 24. und 25. Februar 2012<br />
im Frauenwerk, in Stein b. Nürnberg<br />
Beginn: Freitag 17.00 Uhr, Seminarabschluss: Samstag 15.00 Uhr<br />
2012 ist wieder Tarifrunde im öffentlichen Dienst (TVöD) bei<br />
den Kommunen, den weiteren Mitgliedern in den kommunalen<br />
Arbeitgeberverbänden (z. B. vielen Lebenshilfen) und beim Bund.<br />
Erfolg oder Misserfolg bei Tarifrunden werden seit vielen Jahren nur durch das<br />
aktive Handeln der Beschäftigten und Gewerkschaftsmitglieder mitgestaltet.<br />
Unsere VerhandlungsführerInnen haben eine bessere<br />
Position, wenn an der Basis »was<br />
los« ist. Neben den tariflich<br />
interessanten Infos<br />
und Argumenten geht es uns in<br />
diesem Seminar vor allem um<br />
das handlungsbezogene<br />
»pfiffige« Eingreifen.<br />
Dazu wollen wir im<br />
Seminar einige Ideen<br />
ausprobieren und<br />
bewerten.<br />
Anmeldung<br />
erforderlich: bis 10.2.<br />
Anmeldungen:<br />
susanne.glas@gew-bayern.de<br />
Tel.: 0 89-54 40 81<br />
Schule und Betrieb:<br />
Go and find out!<br />
Bundesweite LehrerInnenfortbildung<br />
von <strong>GEW</strong> und IG Metall<br />
Termin: 14.5. bis 16.5.2012<br />
Veranstaltungsort:<br />
IG Metall-Bildungsstätte Berlin am Pichelsee<br />
Im Mittelpunkt dieser Fortbildung, die sich an Lehrkräfte des<br />
allgemeinbildenden Schulwesens richtet, steht die Betriebserkundung<br />
als eine sinnvolle und anregende Methode, die<br />
Arbeitswelt- und Berufsorientierung an Schulen zu stärken.<br />
Die Fortbildung vermittelt Informationen zum gegenwärtigen<br />
Stand der Produktionstechnologie und Arbeitsorganisation wie<br />
auch zu Fragen von Lohn und Leistung, Qualifizierung und<br />
betrieblicher Interessenvertretung. Die Teilnehmenden haben<br />
die Möglichkeit, bei einem Großunternehmen der Metall-<br />
industrie im Raum Berlin einen Blick in die Produktion zu<br />
werfen und mit betrieblichen ExpertInnen aus der Betriebsrats-<br />
und der Personalentwicklungsarbeit zu sprechen. Schließlich<br />
können sie die Inhalte und Methode der Betriebserkundung für<br />
die eigene Tätigkeit an Schulen reflektieren.<br />
Die Seminar- und Übernachtungskosten werden übernommen.<br />
InteressentInnen können sich an folgende KollegInnen wenden:<br />
Martina Schmerr (<strong>GEW</strong>: martina.schmerr@gew.de)<br />
oder<br />
Bernd Kaßebaum (IG Metall: bernd.kassebaum@igmetall.de)<br />
Die Veranstaltung ist Teil der gewerkschaftsübergreifenden »Initiative<br />
Schule und Arbeitswelt« (www.schule.dgb.de).<br />
DDS Januar/Februar 2012 30
Treffpunkt <strong>GEW</strong> ... Treffpunkt <strong>GEW</strong> ... Treffpunkt <strong>GEW</strong> ...<br />
Diese Treffen finden regelmäßig statt, nicht jedoch in den Ferienzeiten. Die Übersicht wird ständig aktualisiert, entsprechende Hinweise bitte an die DDS-Redaktion:<br />
Karin Just, <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>, Schwanthalerstr. 64, 80336 München�0 89/51 00 91 02 • 0 89/5 38 94 87 • Karin.Just@gew-bayern.de<br />
Ansbach Pädagogischer Stammtisch in regelmäßigen Abständen,<br />
Termine dazu und weitere Informationen: www.gew-ansbach.de<br />
Kontakt: Günther Schmidt-Falck, � 0 98 02/95 31 42<br />
Aschaffenburg/Miltenberg Termine/Themen der Treffen siehe<br />
Aktionskalender auf www.gew-aschaffenburg.de<br />
Kontakt: Reinhard Frankl, � 0 60 21/5 84 26 87<br />
Augsburg jeden 1. Schuldonnerstag im Monat offene Vorstandssitzung<br />
ab 19.30 Uhr im Augsburger <strong>GEW</strong>-Büro, Schaezlerstr. 13 1/2<br />
Kontakt: Ulli Bahr, � 08 21/51 45 02 (<strong>GEW</strong>-Nummer mit AB)<br />
Bad Neustadt Treffen nach Vereinbarung<br />
Kontakt: Wolfgang Büchner, � 0 97 73/82 86<br />
Bad Tölz/Wolfratshausen Offener Treff jeden 1. Donnerstag im Monat<br />
20.00 Uhr, Ratsstuben Geretsried<br />
Kontakt: Andreas Wagner, � 0 81 71/96 56 05<br />
Bamberg Termine/Themen der Treffen siehe: www.gew-oberfranken. de<br />
Kontakt: Ernst Wilhelm, � 09 51/6 78 88<br />
Bayreuth jeden 1. Mittwoch oder 1. Donnerstag (alternierend) im Monat<br />
19.30 Uhr Stammtisch mit Vorstands-Treff, Gaststätte Lochner, Badstraße, BT<br />
Kontakt: Ernst Friedlein, �0 92 01/5 90, Roland Dörfler, � 09 21/9 26 55<br />
Coburg jeden 2. Mittwoch im Monat, 20.00 Uhr,<br />
Brauhaus zu Coburg, Nägleinsgasse 4, Coburg<br />
Kontakt: Karl-Friedrich Schmucker, � 0 95 61/79 92 13, KFSchmucker@gmx.de<br />
Donau-Ries/Dillingen mittwochs nach Vereinbarung, 19.30 Uhr,<br />
wechselnd DGB-Haus Nördlingen oder Posthotel Traube Donauwörth<br />
Kontakt: Hansjörg Schupp, � 0 90 83/4 16, Fax: 0 90 83/9 10 78<br />
Erding Stammtisch jeden dritten Donnerstag des Monats (außer Ferien)<br />
19.30 Uhr beim Wirt in Riedersheim<br />
Kontakt: Peter Caspari, � 0 81 24/92 37, peter.caspari@t-online.de<br />
Erlangen jeden Dienstag Sprechstunden von 17.30 -18.30 Uhr, Arbeitslosenberatung:<br />
Jeden 1. + 3. Mittwoch im Monat, 17.00 - 19.00 Uhr, Friedrichstr. 7<br />
Kontakt: Hannes Henjes, � 0 91 93/17 12, www.gew-erlangen.de<br />
Forchheim jeden 2. Donnerstag im Monat, 19.30 Uhr<br />
Vogelgässler, Vogelstr. 16<br />
Kontakt: Andreas Hartmann, � 0 91 91/70 24 32<br />
Fürth jeden Freitag 13.20 Uhr, Gaststätte BAR, Gustavstraße<br />
Kontakt: Gerhard Heydrich, � 09 11/8 01 97 00<br />
Ingolstadt erweiterte Vorstandssitzung jeden 3. Donnerstag im Monat,<br />
ab 17.30 Uhr, Café/Bistro »Brezels«, Am Paradeplatz, Ingolstadt<br />
Kontakt: L. Peter Thierschmann, � 08 41/98 06 39<br />
Kempten jeden 1. Dienstag im Monat<br />
Kontakt: Doris Lauer, � 08 31/2 79 10<br />
Lindau Treffen nach Vereinbarung<br />
Kontakt: Irene Mathias, � 0 83 82/2 83 09<br />
Main-Spessart Treffen nach Vereinbarung<br />
Kontakt: Elfriede Jakob-Komianos, � 0 93 52/57 68<br />
oder Wolfgang Tröster, � 0 93 53/81 81<br />
Memmingen/Unterallgäu Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Stefan Kohl, � 0 83 31/6 40 00 09, gew-unterallgaeu@gmx.de<br />
Mittelfranken AK Gewerkschaftlicher Durchblick<br />
jeden Dienstag 21.00 Uhr<br />
Kontakt: Geschäftsstelle <strong>GEW</strong> Mittelfranken� 09 11/6 58 90 10<br />
München Fachgruppe Berufliche Schulen Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Joe Lammers, � 0 89/3 08 82 43<br />
München Fachgruppe Grund- und Hauptschulen<br />
Termine: www.gew-muenchen.de<br />
Kontakt: Jürgen Pößnecker, �0 89/66 80 91<br />
München Fachgruppe Gymnasien Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Andreas Hofmann, andreas.hofmann@gew-bayern.de<br />
München Fachgruppe Hochschule und Forschung<br />
Termin: Jeden 3. Montag im Monat, 19.00 - 21.00 Uhr<br />
Kontakt: michael.bayer@gew-muenchen.de<br />
München Fachgruppe Realschulen Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Heidi und Alexander Lungmaus, fam.lungmus@t-online.de<br />
München Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe<br />
Termine: www.gew-muenchen.de<br />
Kontakt: Wolfram Witte, �0 89/13 46 54<br />
München Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe<br />
jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr, DGB-Haus<br />
Programm: www.gew-muenchen.de<br />
Kontakt: Bernd Englmann-Stegner, � 0 89/49 68 81<br />
München Lehramtskampagne an der Universität<br />
und <strong>GEW</strong>-Studierende<br />
Kontakt: gew-la@stuve.uni-muenchen.de<br />
München AK Personalräte und Vertrauensleute<br />
monatliche Treffen: Mittwoch 17.00 Uhr, DGB-Haus, Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Hacki Münder, � 0 89/4 48 39 16<br />
und Franz Stapfner, � 0 89/5 80 53 29<br />
München Aktion Butterbrot<br />
Treffen im DGB-Haus, Termine: www.aktionbutterbrot.de<br />
Kontakt: aktion-butterbrot@web.de<br />
München Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM)<br />
Treffen nach Vereinbarung<br />
Kontakt: daniela.kern@ajum.de, � 01 70/5 43 04 55<br />
München AK »friedliche_Schule«<br />
1. Schulmontag, 17.00 Uhr, DGB-Haus, Kontakt: StephanLip@web.de<br />
Neumarkt/Oberpfalz Mittwoch nach Vereinbarung, 19.30 Uhr, Plitvice<br />
Kontakt: Sigi Schindler, � 0 91 85/10 91<br />
Neu-Ulm/Günzburg Treffen: monatlich, Termin auf Anfrage<br />
Gasthaus Lepple, Vöringen, oder Pizzeria Helfenstein, Ulm<br />
Kontakt: Ulrich Embacher, � 0 73 07/2 33 96<br />
Nürnberg Fachgruppe Berufliche Schulen<br />
Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Reinhard Bell, � 09 11/3 18 74 56<br />
Nürnberg Fachgruppe Grund- und Hauptschulen<br />
Termine und Infos unter www.gew-nuernberg.de<br />
Kontakt: Werner Reichel, � 09 11/30 14 91<br />
Nürnberg/Fürth FG Sonderpädagogische Berufe Mittelfranken<br />
Termine und Infos unter: www.gew-fachgruppe.de.vu<br />
Kontakt: Stephan Stadlbauer, � 09 11/7 36 03 10<br />
Nürnberger Land Termine auf Anfrage<br />
Kontakt: Hermann Hagel, � 0 91 28/72 90 51<br />
Pfaffenhofen jeden 2. Donnerstag im Monat<br />
20.00 Uhr, Griechisches Restaurant Afrodite in Niederscheyern<br />
Kontakt: Norbert Lang-Reck, � 0 84 41/7 11 92<br />
Regensburg jeden 2. Donnerstag im Monat, 20.30 Uhr,<br />
Fontana, Gesandtenstr. 18<br />
Kontakt: Peter Poth, � 09 41/56 60 21<br />
Regensburg gemeinsame Studierendengruppe <strong>GEW</strong>/ver.di<br />
alle zwei Wochen dienstags, genaue Termine unter: http://shk.wie-studieren.de<br />
oder http://jugend-oberpfalz.verdi.de/studierende/studentengruppe<br />
Kontakt: Jan Bundesmann, jan.bundesmann@gmx.de<br />
Rosenheim/Kolbermoor jeden 3. Donnerstag im Monat,<br />
19.30 Uhr, Pizzeria Milano/Zum Marais in Kolbermoor<br />
Kontakt: Andreas Salomon, � 0 80 31/9 51 57, www.gew-rosenheim.de<br />
Schweinfurt jeden 2. Dienstag im Monat, 19.00 Uhr<br />
Kontakt: Karl-Heinz Geuß, � 0 97 21/18 69 36<br />
Selb jeden 1. Schulmontag im Monat, 20.00 Uhr, Golden Inn, Bahnhofstraße<br />
Kontakt: Fred Leidenberger, � 0 92 53/12 21<br />
Starnberg jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.30 Uhr, Herrsching,<br />
KommHer, Luitpoldstraße, alte Volksschule<br />
Kontakt: Werner Siegl, � 0 81 52/35 06<br />
Sulzbach-Rosenberg jeden 3. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr<br />
Gaststätte Sperber<br />
Kontakt: Manfred Schwinger, � 0 96 61/77 55<br />
Weiden jeden 1. Schulmontag im Monat, 19.30 Uhr,<br />
Postkeller, Leuchtenbergerstr. 66, Weiden, gew_wen-new-tir@gmx.de<br />
Kontakt: Richard Dütsch, � 09 61/6 34 39 34<br />
Weißenburg (Mfr.) jeden 1. Donnerstag im Monat, 19.00 Uhr Casino<br />
Kontakt: Harald Dösel, � 0 91 41/90 10 36<br />
Würzburg jeden 2. Mittwoch (ab 1. Schulmittwoch nach Ferien),<br />
20.00 Uhr, Altdeutsche Weinstube<br />
Kontakt: Walter Feineis, � 09 31/4 03 91<br />
www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de<br />
DDS Januar/Februar 2012 32