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Besser Schulsozialarbeit - GEW Landesverband Bayern

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DDS <strong>Besser</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

Zeitschrift<br />

der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Januar/Februar<br />

2012


<strong>Besser</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

3 »Wandel durch Annäherung«<br />

von Günther Schedel-Gschwendtner<br />

4 <strong>Schulsozialarbeit</strong> – Chancen und Herausforderungen<br />

von Hermann Rademacker<br />

6 Wie wirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen in<br />

München<br />

von Prof. Dr. Angelika Iser und Regina Worm<br />

9 Pädagogik in der Schule in schwierigen Zeiten<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen und LehrerInnen zusammen schaffen das!<br />

von Prof. Dr. Manfred Bönsch<br />

11 Was macht die <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Berufsschulen?<br />

Interview mit der <strong>Schulsozialarbeit</strong>erin Katharina Hauck<br />

13 Anna tanzt(e) – Anna liebt(e)<br />

Ein pädagogisches Projekt genießt seinen Erfolg<br />

von Katharina Hauck<br />

14 Soziale Arbeit in der Schule studieren<br />

Master-Studiengang für berufstätige PädagogInnen<br />

von Prof. Dr. Uwe Hirschfeld<br />

16 Jugendhilfe – Schule – <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

Wer sind die Bündnispartner der <strong>Schulsozialarbeit</strong>?<br />

von Prof. Dr. Heinz Sünker<br />

18 Kongress zur <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

Großes Interesse bei den Fachkräften<br />

von Björn Köhler<br />

Was es sonst noch gibt<br />

19 Tarifrunde 2012:<br />

Eine klare Forderung, für die sich zu kämpfen lohnt!<br />

von Oliver Brüchert<br />

21 Dürfen Beamtinnen und Beamte jetzt streiken?<br />

Ein Zwischenfazit nach der ersten Runde der Klageverfahren vor den<br />

Verwaltungsgerichten<br />

von Hartwig Schröder<br />

23 aus der <strong>GEW</strong><br />

- <strong>GEW</strong> diskutiert über Passauer Wohnungsmarkt<br />

- <strong>GEW</strong> Niederbayern wählte neuen Beirat<br />

- <strong>GEW</strong>-Landesfachgruppe Gymnasien wählt und diskutiert<br />

- Schule und Hochschule ohne Militär. Eine gelungene Veranstaltung in<br />

München<br />

25 Erlesenes<br />

- Bildung in Deutschland – eine Katastrophe<br />

- Außergewöhnliche Lebensbilanz eines Lehrers<br />

Rubriken<br />

27 Dies und Das<br />

29 Veranstaltungen<br />

31 Glückwünsche und Dank<br />

32 Kontakte<br />

Ab __________ gilt folgende Änderung (meiner Adresse, Bankverbindung,<br />

Eingruppierung, Beschäftigungsart, Teilzeit, Erziehungsurlaub, Arbeitsstelle,<br />

<strong>GEW</strong>-Funktion ...)<br />

Name:<br />

Mitgliedsnummer:<br />

Änderung:<br />

Bitte zurück an <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>, Schwanthalerstr. 64, 80336 München<br />

Grundsatz aller Gewerkschaften: Wer weniger verdient, zahlt weniger Beitrag<br />

(wenn es uns mitgeteilt wird!). Wer unter dem satzungsgemäßen Beitrag liegt,<br />

verliert seinen gewerkschaftlichen Rechtsschutz!<br />

Schuldenbremse über alles, über alles ... dieses Lied<br />

wird seit Monaten nicht nur den europäischen »Partner«ländern aufgeherrscht.<br />

Es wird auch in den nächsten Wochen den großen Gesang der<br />

Arbeitgeber bilden, wenn die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes<br />

ihre Forderungen der diesjährigen Tarifrunde erheben – mögen die auch<br />

noch so moderat ausfallen. Der Bund muss sparen (sagen fast alle), die<br />

Länder sind klamm und die meisten Kommunen stehen am Rande riesiger<br />

Finanzlöcher und manche sogar vor dem Verlust ihrer Souveränität,<br />

weil wegen des Haushaltsdefizits Zwangsverwaltung droht. Auf Basis<br />

dieses Schreckensszenarios werden uns die Vernunftappelle von allen<br />

Seiten erreichen, um uns möglichst schnell mürbe zu machen, damit wir<br />

unser berechtigtes Anliegen, für unsere Leistung angemessen bezahlt zu<br />

werden, nicht allzu intensiv verfolgen. Dabei wird unter den Tisch fallen,<br />

dass unsere Nettoeinkommen seit über zehn Jahren sinken, während die<br />

Gewinn- und Vermögenseinkommen im gleichen Zeitraum um mehr als<br />

30 Prozent gestiegen sind. Dabei wird nicht erwähnt werden, dass jene<br />

angehäuften Vermögen es sind, die der Finanzspekulation dienen, weil<br />

sie mittlerweile so riesig sind, dass ihre Besitzer sie gar nicht ausgeben<br />

können. Und vor allen Dingen wird darüber geschwiegen werden, dass<br />

die Staatsschulden, die in den letzten Jahren in unglaublicher Höhe<br />

angehäuft wurden, zu einem erheblichen Teil daher rühren, dass die<br />

Banken von den Staaten mit Hunderten von Milliarden Euro vor dem<br />

Zusammenbruch gerettet wurden, als sie in dem von ihnen selbst<br />

angetriebenen Spekulationskreislauf unterzugehen drohten. Aber klar:<br />

Die Banken sind »systemrelevant«. Ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die Ihr mit Eurer Arbeit diese Gesellschaft am Laufen haltet, Ihr, die Ihr<br />

keine Schuldenkrisen auslöst, weil Ihr wahrscheinlich weder Lust noch<br />

Mittel habt, dieses Spekulationskarussell zu bedienen, Ihr seid also nicht<br />

systemrelevant. Was ist das nur für ein System? Karin Just<br />

Folgende Themen sind in Planung. Beiträge dazu und weitere Vorschläge sind erwünscht.<br />

März: Männer – Frauen – Identitäten; April: Erwachsenenbildung; Mai:<br />

Leistung – Lernen – Erwartungen; Juni: Ökonomische Bildung im Unterricht<br />

Telefonische Sprechzeiten der <strong>GEW</strong>-Rechtsstelle<br />

mit Beratung für <strong>GEW</strong>-Mitglieder:<br />

Mo und Do von 13.00 - 16.00 Uhr, Tel.: 0 89-54 37 99 59<br />

Bitte Mitgliedsnummer bereithalten!<br />

Korrektur<br />

Im Vorspann zu Susanne Bankheads Artikel über den Gesundheitsschutz<br />

im HPZ Amberg (DDS 12/11, Seite 8) ist der Redaktion ein<br />

Fehler unterlaufen. Die Einrichtung kann natürlich nicht einen Tarifvertrag<br />

haben und gleichzeitig ohne Tarifbindung sein. Der letzte<br />

Satz muss richtig heißen: Susanne Bankhead, Betriebsrätin im Heilpädagogischen<br />

Zentrum der Lebenshilfe in Amberg, einer nicht tarifgebundenen<br />

Einrichtung, beschreibt den mühsamen Prozess, den<br />

Arbeitgeber dennoch zu überzeugen.<br />

Impressum:<br />

DDS • Die Demokratische Schule • Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

(<strong>GEW</strong>) im DGB, <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong>, Geschäftsstelle: Schwanthalerstr. 64, 80336 München,<br />

� 0 89- 5 44 08 10 • Fax: 0 89-5 38 94 87 • E-Mail: info@gew-bayern.de • www.gew-bayern.de<br />

Redaktionsleiterin: Karin Just, Kidlerstr. 41, 81371 München � 0 89-51 00 91 02<br />

oder über die Geschäftsstelle der <strong>GEW</strong> erreichbar � 0 89-5 44 08 10 • Fax: 0 89-5 38 94 87<br />

E-Mail: Karin.Just@gew-bayern.de<br />

Redaktionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Verena Escherich, Hannes Henjes, Petra<br />

Nalenz, Gele Neubäcker, Ute Schmitt, Schorsch Tillmann, Dorothea Weniger, Wolfram Witte<br />

Gestaltung: Karin Just<br />

Bildnachweis: (soweit nicht beim Foto berücksichtigt); Titel: Bert Butzke<br />

Druck: Druckwerk GmbH, Schwanthalerstr. 139, 80339 München �0 89-5 02 99 94<br />

Anzeigenannahme: über die Redaktionsleitung<br />

Anzeigenverwaltung: Druckwerk GmbH, Schwanthalerstr. 139, 80339 München<br />

� 0 89-5 02 99 94, E-Mail: team@druckwerk-muenchen.de<br />

Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 12 vom 1.1.2003 gültig.<br />

Mit Namen oder Namenszeichen gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der betreffenden<br />

VerfasserInnen dar und bedeuten nicht ohne Weiteres eine Stellungnahme der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> oder<br />

der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Druckschriften wird keine Gewähr<br />

übernommen. Bei allen Veröffentlichungen behält sich die Redaktion Kürzungen vor. Der Bezugspreis<br />

ist für <strong>GEW</strong>-Mitglieder des <strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong> im Mitgliedsbeitrag inbegriffen. Der Bezugspreis<br />

für Nichtmitglieder beträgt jährlich 21 EUR zuzüglich Porto, der Preis der Einzelnummer 2,50 EUR<br />

zuzüglich Porto.<br />

Die DDS erscheint monatlich mit Ausnahme der Monate Januar und August.<br />

Adressenänderung: Ummeldungen bitte an die Landesgeschäftsstelle der <strong>GEW</strong>.<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss: jeweils am 6. des Vormonates<br />

DDS Januar/Februar 2012 2


»Wandel durch Annäherung«<br />

Dieses Motto des Landeskongresses <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

(einen Bericht dazu bringen wir auf Seite 18 dieser DDS; die<br />

Red.) steht für den Annäherungsprozess und die immer<br />

produktiver werdende Zusammenarbeit von Schule und<br />

Jugendhilfe – die sich konstatieren lässt, auch wenn die<br />

beiden Bereiche immer noch durch ihre Entwicklungsgeschichte,<br />

ihre Organisation und durch unterschiedliche<br />

Gesetze, Richtlinien, Erlasse und<br />

Verordnungen sowie Dienst- und<br />

Geschäftsanweisungen getrennt<br />

sind.<br />

»<strong>Schulsozialarbeit</strong>« hebt<br />

sich positiv von dem Verständnis<br />

und der Förderungspraxis<br />

der »Jugendsozialarbeit<br />

an<br />

Schulen« der bayerischenStaatsregierung<br />

ab. Im Unterschied<br />

dazu bietet<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

nicht nur Benachteiligten<br />

Hilfe an, sondern<br />

arbeitet präventiv.<br />

Ihre Angebote richten<br />

sich dabei an alle SchülerInnen<br />

sowie an Eltern und<br />

Lehrkräfte. »Man begegnet sich<br />

dem Grunde nach in einem auf<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit ausgerichteten<br />

Prozess auf Augenhöhe und in<br />

gegenseitiger Akzeptanz«, heißt es dazu in einer Pressemitteilung<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

Diese Position richtet sich gegen die Praxis der bayerischen<br />

Staatsregierung, die quasi ausschließlich nach Kriterien<br />

der Selektion und sozialen Benachteiligung oftmals<br />

nur Segmente von Planstellen für SozialpädagogInnen mitfinanziert.<br />

Bis vor Kurzem (2009/2010) wurden in <strong>Bayern</strong><br />

sogar noch Grundschulen und Grundstufen von Förderzentren<br />

von der staatlichen Förderung von SozialpädagogInnen<br />

ausgeschlossen. Dabei ist es gerade diese Zeit, in<br />

der der höchste Selektionsdruck auf Kindern und Eltern<br />

lastet.<br />

Und obwohl sich die Landesregierung des Freistaates<br />

<strong>Bayern</strong> rühmt, ihre eigenen bescheidenen Ausbauziele bereits<br />

überschritten zu haben, ist der wahre Bedarf an <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an allen bayerischen Schulen nach wie vor riesengroß;<br />

die Grundforderung lautet 1:150 (<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen:SchülerInnen)<br />

an jeder Schule sowie Co-Arbeit<br />

(männliche und weibliche Fachkräfte gleichzeitig).<br />

Wie <strong>Schulsozialarbeit</strong> unter guten Grundvoraussetzungen<br />

und Rahmenbedingungen zum Wohle der SchülerIn-<br />

3 DDS Januar/Februar 2012<br />

nen und zur Steigerung von Zufriedenheit beitragen und<br />

folglich »gute Arbeit« produzieren kann, hat die <strong>GEW</strong> in<br />

einer Broschüre festgehalten: Nachhaltige Effekte im sozialen<br />

Lernen, individuelle Förderung, Hebung des Selbstbewusstseins<br />

von Benachteiligten, Partizipation von SchülerInnen<br />

und sinnvolle Ganztagsgestaltung sind nur einige<br />

Stichworte. 1<br />

Die Stadt Nürnberg ist aktuell dabei, 24<br />

weitere Vollzeitstellen für <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

zu schaffen, die im<br />

Rahmen des Bundesprogramms<br />

»Bildung und Teilhabe« durch<br />

die Kommunen zu 100 %<br />

finanziert werden.<br />

An die bayerischen<br />

Kommunen und Landkreise<br />

ergeht die Forderung,<br />

aus diesen<br />

Mitteln zusätzliche<br />

Planstellen für <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

zu schaffen und so ihrem<br />

Bildungsauftrag<br />

besser Rechnung zu<br />

tragen.<br />

An die Landesregierung<br />

des Freistaates <strong>Bayern</strong><br />

ergeht die Forderung, zum<br />

Wohle der jungen Menschen die<br />

zweckgebundenen Zuschüsse im Rahmen<br />

der Jugendsozialarbeit an Schulen, die<br />

in ihrer Höhe seit zehn Jahren unverändert sind, endlich<br />

aufzustocken, damit sie mindestens 40 % der Tarifkosten<br />

ausmachen, sie auf alle Schulen für Stellen der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

auszuweiten sowie auch Sachmittel für die komplexe<br />

und zugleich verantwortungsvolle Arbeit an Schulen<br />

bereitzustellen.<br />

von Günther Schedel-Gschwendtner<br />

Landesfachgruppe Sozialpädagogische Berufe<br />

der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Nachsatz der Redaktion:<br />

Die Diskussion über die <strong>Schulsozialarbeit</strong> geht auch innerhalb<br />

der <strong>GEW</strong> weiter (siehe auch den nachfolgenden<br />

Artikel unseres Kollegen Hermann Rademacker). LeserInnenbriefe,<br />

die die Diskussion vorantreiben, nehmen wir<br />

gerne auf. 2<br />

1 »<strong>Schulsozialarbeit</strong> wirkt! Individuelle Förderung«, <strong>GEW</strong> Febuar 2011.<br />

Eine PDF-Version dieser Broschüre gibt es auf der Homepage der<br />

<strong>GEW</strong>: http://www.gew.de/Publikationen_Jugendhilfe.html#Section21292<br />

Dort findet man auch die Bezugshinweise für gedruckte Exemplare.<br />

2 Dies gilt natürlich auch für alle anderen DDS-Ausgaben.


Foto: Bert Butzke<br />

Die Chancen für Ausbau und Entwicklung der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

waren in Deutschland nie besser als heute – ein<br />

bedarfsgerechter Ausbau, den sozialen Herausforderungen<br />

entsprechende Konzepte und deren Umsetzung in eine entsprechende<br />

Praxis bleiben aber auf der Agenda.<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> an Gesamtschulen –<br />

auch in <strong>Bayern</strong><br />

Vor 30 Jahren, als das Deutsche Jugendinstitut (DJI) im<br />

Rahmen eines vom damaligen Bundesministerium für Bildung<br />

und Wissenschaft geförderten Projekts damit begann,<br />

die kleinen Pflänzchen von Ansätzen einer Zusammenarbeit<br />

zwischen Jugendhilfe und Schule in der damaligen Bundesrepublik<br />

aufzuspüren, war das ein Unterfangen, das der<br />

Suche von BiologInnen nach neuen Arten von Lebewesen<br />

nicht ganz unähnlich war (Raab u. a. 1987). Zwar gab es die<br />

Beschäftigung von SozialpädagogInnen im Schuldienst, insbesondere<br />

an den neu gegründeten Ganztagsgesamtschulen,<br />

vor allem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin<br />

– die beiden kommunalen integrierten Gesamtschulen in<br />

Nürnberg 1 und München lagen in dieser Hinsicht bundesweit<br />

an der Spitze, für München gilt dies noch heute. Die Bezeichnung<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> – ein Import aus den USA – hat<br />

sich für dieses Tätigkeitsfeld rasch durchgesetzt.<br />

Aber war das, was da passierte, soziale Arbeit? Wenn<br />

man genauer hinsah, was die sozialpädagogischen Fachkräfte<br />

in den Schulen taten, entdeckte man eine Vielfalt von Tätigkeiten<br />

von Unterrichtsvertretungen über Pausenaufsichten<br />

bis hin zu Freizeitangeboten und Hausaufgabenhilfen,<br />

gelegentlich wurden sie auch als Feuerwehr für Störungen<br />

1 Die Schule ist inzwischen in ein kooperatives Schulzentrum umgewandelt<br />

und beschäftigt nur noch eine sozialpädagogische Fachkraft.<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> –<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

des Schulbetriebs eingesetzt, aber Elemente sozialer Arbeit<br />

waren kaum zu entdecken.<br />

Impulse durch »Gastarbeiterkinder« und die<br />

Ausbildung »sozialer Brennpunkte«<br />

Das war anders bei den sich insbesondere seit Anfang<br />

der Siebzigerjahre entwickelnden Aktivitäten der Jugendhilfe<br />

für Schülerinnen und Schüler. Einer, aber nur einer,<br />

der Antriebe für diese Entwicklung waren die ersten Kinder<br />

der damals sogenannten »Gastarbeiter«, die die Schulen<br />

mit Herausforderungen konfrontierten, auf die diese überhaupt<br />

nicht vorbereitet waren. In der Folge entstand eine<br />

Vielfalt sozialpädagogischer Angebote für Schülerinnen und<br />

Schüler. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Reaktion der<br />

Jugendhilfe auf dieses Phänomen in <strong>Bayern</strong> – und hier war<br />

die Komponente der sozialen Arbeit unübersehbar – waren<br />

die Spiel- und Lernstuben in Erlangen, die für Vorschul-und<br />

Grundschulkinder aus Familien in Notunterkünften oft unter<br />

Einbeziehung von Angeboten für die Mütter Hilfen und<br />

Unterstützungsleistungen boten. Die zielten darauf, den Anteil<br />

der Sonderschuleinweisungen unter diesen in den zu Beginn<br />

der Siebzigerjahre bereits deutlich ausgebildeten neuen<br />

»sozialen Brennpunkten« aufwachsenden Kindern zu senken<br />

und ihre Schulerfolgschancen zu erhöhen. Bezogen auf<br />

derartige eindeutig der Sozialarbeit zuzurechnende Projekte<br />

stellte sich dann eher die Frage, wie weit die Schule die Arbeit<br />

dieser Projekte bemerkte und bereit war, sich auf eine<br />

Zusammenarbeit einzulassen.<br />

Wenn auch diese Projekte zusammen mit der Beschäftigung<br />

von SozialpädagogenInnen im Schuldienst in den<br />

Gesamtschulen in dem genannten Vorhaben des DJI unter<br />

dem Begriff der »<strong>Schulsozialarbeit</strong>« gefasst wurden, so entsprach<br />

dies eher einem allerdings bewussten Anspruch denn<br />

der Realität.<br />

DDS Januar/Februar 2012 4


Etablierung und Qualifizierung<br />

Gegenüber diesem Zustand hat sich die Situation heute<br />

grundlegend und umfassend gewandelt. Es gibt heute<br />

n in allen Bundesländern Programme zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>,<br />

oft, wie auch in <strong>Bayern</strong>, mit einer klaren Schwerpunktsetzung<br />

in der Jugendsozialarbeit. Sie haben den<br />

Ausbau der <strong>Schulsozialarbeit</strong> wesentlich befördert. Neben<br />

den Hauptschulen und Schulen mit Hauptschulbildungsgängen<br />

hat die <strong>Schulsozialarbeit</strong> zunehmend auch<br />

die beruflichen Schulen und die Grundschulen sowie in<br />

Einzelfällen auch schon die Gymnasien erreicht;<br />

n eine umfangreiche Forschung, die auch die Wirkungen<br />

von <strong>Schulsozialarbeit</strong> in den Blick zu nehmen begonnen<br />

hat (Speck/Olk 2010);<br />

n die <strong>Schulsozialarbeit</strong> als Thema in unterschiedlichen Studiengängen<br />

an Hochschulen und Universitäten;<br />

n eine Konzeptentwicklung, die insbesondere mit ihrer<br />

Betonung der Bedeutung von Sozialraumbezügen anschlussfähig<br />

ist für aktuelle Entwicklungen im Bildungswesen<br />

wie die lokalen Bildungslandschaften (Bolay 2010),<br />

und<br />

n last not least eine spürbare Entspannung in der Frage<br />

der Finanzierung der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, indem der Bund<br />

im Rahmen des Bildungspakets seine Zuschüsse zu den<br />

sozialen Leistungen der Kommunen für Heizung und<br />

Wohnung von Hartz-IV-EmpfängerInnen in der Erwartung<br />

erhöht hat, dass diese Mittel von den Kommunen<br />

für den Ausbau der <strong>Schulsozialarbeit</strong> genutzt werden.<br />

Wer die Geschichte der <strong>Schulsozialarbeit</strong> in den Bundesländern<br />

in den vergangenen Jahrzehnten verfolgt hat,<br />

weiß, dass der Streit um die Finanzierung die Entwicklung<br />

in vielen Ländern, auch in <strong>Bayern</strong>, über Jahrzehnte<br />

schwer belastet hat. Die Entspannung in diesem Konflikt<br />

scheint eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür<br />

zu sein, dass sowohl aufseiten der Schulentwicklung wie<br />

auch aufseiten der Jugendhilfe der Blick frei wird für die<br />

Wahrnehmung des tatsächlich vorhandenen Bedarfs.<br />

Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule<br />

Entscheidend für die Weiterentwicklung aber wird sein,<br />

dass es endlich gelingt, die <strong>Schulsozialarbeit</strong> zu einer Schnittstelle<br />

in den Beziehungen zwischen Jugendhilfe und Schule<br />

zu entwickeln, deren zentrale Aufgabe darin liegt, die Zielgruppe<br />

der Jugendsozialarbeit, nämlich diejenigen »jungen<br />

Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen<br />

oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in<br />

erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind« (SGB<br />

VIII § 13), in den Schulen wahrzunehmen und dafür zu sorgen,<br />

dass für sie alle Leistungen der Jugendhilfe frühzeitig<br />

und bedarfsgerecht verfügbar gemacht werden. Angesichts<br />

der bisherigen Prioritäten für die Einrichtung der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Schulen, die dazu geführt haben, dass sie vor<br />

allem dort eingerichtet wird, wo junge Menschen mit sozialen<br />

Benachteiligungen oder individuellen Beeinträchtigun-<br />

5 DDS Januar/Februar 2012<br />

gen in den Schulen überrepräsentiert sind, sollte man nicht<br />

davon ausgehen, dass die sozialpädagogischen Fachkräfte in<br />

den Schulen diesen Hilfebedarf mit ihren Mitteln befriedigen<br />

können. Vielmehr muss die Vermittlung von Leistungen<br />

der Jugendhilfe durch die Kooperation mit den AkteurInnen<br />

der Jugendhilfe im sozialen Umfeld der Schule ein Schwerpunkt<br />

ihres Arbeitsauftrags in den Schulen sein. Nur wenn<br />

solche Kooperationen Routine werden, kann man erwarten,<br />

dass sie überhaupt genutzt werden, denn wenn sie für jeden<br />

Einzelfall erst neu etabliert werden müssen, ist der Aufwand<br />

so groß, dass sie unterbleiben.<br />

Dass mit einem solchen Ansatz der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

auch Geld gespart werden kann, zeigt eine Studie aus Karlsruhe.<br />

Hier hat man in einem Stadtteil, der eher als besonders<br />

belastet gilt, systematisch und ernsthaft die Sozialraumbezüge<br />

der <strong>Schulsozialarbeit</strong> ausgestaltet, um genau das wirksam<br />

leisten zu können, was oben beschrieben ist. Im Ergebnis<br />

wurden in diesem Stadtteil erhebliche Beträge für die Hilfen<br />

zur Erziehung eingespart. Die wenig aufwendigen Leistungen<br />

der Jugendhilfe wie die Beratungsleistungen des Allgemeinen<br />

Sozialdienstes wurden wesentlich häufiger und wirksamer<br />

genutzt, während die teuren Hilfen deutlich seltener in<br />

Anspruch genommen werden mussten (Niederbühl 2010).<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen braucht die<br />

Vernetzung<br />

Angesichts zunehmender Anteile von Kindern, deren<br />

Bildungschancen durch Armut in ihren Lebensverhältnissen<br />

wesentlich beeinträchtigt sind, liegt hier die größte Herausforderung<br />

für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und<br />

Schule in der nahen Zukunft. <strong>Schulsozialarbeit</strong> kann dafür<br />

ein wichtiges Instrument sein. Das bayerische Programm<br />

»Jugendsozialarbeit an Schulen« setzt die richtigen Schwerpunkte.<br />

Für die Einlösung seines Anspruchs bedarf es jedoch<br />

des Ausbaus von Vernetzungsstrukturen zwischen Jugendhilfe<br />

und Schule auf der kommunalen Ebene, in denen<br />

die Jugendsozialarbeit an Schulen die Funktion<br />

einer Schnittstelle wahrnimmt.<br />

von Hermann Rademacker<br />

Dipl. Päd.<br />

Bis zum Eintritt in den Ruhestand 2001 wissenschaftlicher Referent beim<br />

Deutschen Jugendinstitut. Seitdem arbeitet er freiberuflich zu den Themen<br />

Jugendhilfe und Schule, Übergang Schule-Beruf und Schulabsentismus.<br />

Literatur<br />

Bolay, Eberhard; Gutbrod, Heiner; Ahmed, Sarina (2010): Wirkungen einer sozialraumverankerten<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>. In: Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.): Forschung<br />

zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>. Weinheim, Juventa, S. 183-195<br />

Raab, Erich; Rademacker, Hermann; Winzen, Gerda (1987): Handbuch <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

Konzeption und Praxis sozialpädagogischer Förderung von Schülern.<br />

München, DJI<br />

Niederbühl, Reinhard (2010): Wirksamkeit und Effizienz von <strong>Schulsozialarbeit</strong>. In:<br />

Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>. Weinheim,<br />

Juventa, S. 297-308<br />

Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hrsg.) (2010): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

Weinheim, Juventa, S. 183-195


Foto: Bert Butzke<br />

Wie wirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen in<br />

München?<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> 1 erlebt momentan einen intensiven Bedeutungszuwachs<br />

und eine deutliche Ausweitung im Kontext<br />

der Ganztagsschulentwicklung wie auch der allgemeinen<br />

Diskussion um die Entwicklung von Schulen. Damit<br />

Schule Kindern und Jugendlichen einen Lebensort, gerechtere<br />

Ausgangsbedingungen und differenzierte, motivierende<br />

Lernmöglichkeiten bieten kann, werden sozialpädagogische<br />

Angebote zunehmend selbstverständlich mitgedacht<br />

und gefordert. <strong>Schulsozialarbeit</strong> wird so zum Qualitätsmerkmal<br />

und Aushängeschild, statt weiter als Stigma von Brennpunktschulen<br />

zu gelten. Und sie wird an Grundschulen und<br />

Gymnasien eingeführt, nachdem sie jahrzehntelang fast ausschließlich<br />

für einige wenige Haupt-, Förder- und Berufsschulen<br />

finanziert wurde.<br />

Die Stadt München war also ihrer Zeit voraus, als sie 1995<br />

die ersten fünf Grundschulen mit <strong>Schulsozialarbeit</strong> ausgestattet<br />

hat. Im September 2008 wurde vom Kinder- und Jugendhilfeausschuss<br />

der Ausbau weiterer acht Grundschulen<br />

beschlossen, womit es seit dem Schuljahr 2009/2010 an<br />

1 <strong>Schulsozialarbeit</strong> meint hier »die intensivste Form der Kooperation zwischen<br />

Schule und Jugendhilfe«, »die langfristig vereinbart mit sozialpädagogisch<br />

qualifizierten Fachkräften direkt in Schulen oder zentral auf Schule<br />

bezogen« stattfindet (Bolay 2004, 147), meist mit einem Aufgabenspektrum<br />

von Einzelfallhilfe, Beratung, Sozialer Gruppenarbeit, Projekten, oft auch<br />

offenen Angeboten und Schuleentwicklung. Sozialpädagogische Fachkräfte<br />

im Ganztagsschulbereich werden hier nicht subsummiert.<br />

13 der 130 Münchner Grundschulen <strong>Schulsozialarbeit</strong> gibt.<br />

Über das Bildungs- und Teilhabepaket sollen im Jahr 2012<br />

weitere 20 Schulen <strong>Schulsozialarbeit</strong> erhalten, sodass dann<br />

gut ein Viertel der Münchner Grundschulen ausgestattet<br />

sein wird.<br />

Wirkungsorientierte Kinder- und Jugendhilfe<br />

Neben intensiven Entwicklungen, die die Kinder- und<br />

Jugendhilfe in Deutschland aufgrund eines zunehmenden<br />

Schulbezugs zu gestalten und zu bewältigen hat, wächst zurzeit<br />

für diese Einsatzbereiche auch die politische Erwartung,<br />

Wirkungsnachweise zu erbringen, Jahresberichte als »Wirkungsberichte«<br />

zu gestalten und die Praxis »wirkungsorientiert«<br />

zu steuern. So kam es, dass in Kooperationsgesprächen<br />

der Steuerungsebene für <strong>Schulsozialarbeit</strong> des Sozialreferats<br />

der Stadt München mit der Hochschule München<br />

in 2008/2009 der Wunsch formuliert wurde, eine Wirkungsstudie<br />

an den neuen Grundschulstandorten mit <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

durchzuführen.<br />

Die Frage nach »Wirkungsorientierung« stellt die Kinder-<br />

und Jugendhilfe vor die Herausforderung, eigene kluge<br />

Verfahren und Vorgehensweisen zu entwickeln, da die Verfahren<br />

im Kontext einer »evidence based practice« der medizinischen<br />

Forschung und Steuerung nicht einfach auf sozia-<br />

DDS Januar/Februar 2012 6


le Bereiche übertragen werden können. Gute Wirkung wird<br />

in der Sozialen Arbeit in der Regel nicht durch standardisiert<br />

gleichbleibende Prozesse und nicht einmal durch die<br />

statistisch gesehen erfolgreichste Vorgehensweise erreicht,<br />

sondern durch eine auf die Situation angepasste Vorgehensweise,<br />

die mit AdressatInnen gemeinsam gewählt und abgestimmt<br />

wird. Das erfordert reflexive Professionalität (vgl.<br />

Dewe 2011) und Strukturen, die Partizipation und Aushandlung<br />

absichern.<br />

Ziele und Wirkungsindikatoren<br />

gemeinsam<br />

entwickeln<br />

Vor dem Hintergrund dieser<br />

Überlegungen und der gerade<br />

erst eingerichteten <strong>Schulsozialarbeit</strong>sstandorte<br />

an Grundschulen<br />

war uns als Forschungsteam<br />

klar, dass mit dem<br />

zeitlich und finanziell sehr kleinen<br />

Budget keine »Wirkungsmessung«<br />

im engeren Sinne<br />

stattfinden kann. Stattdessen<br />

haben wir vereinbart, das Forschungsprojekt<br />

zur <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Grundschulen als<br />

partizipativen Prozess anzule-<br />

gen, um zunächst einmal Indikatoren für erwünschte Wirkungen<br />

von <strong>Schulsozialarbeit</strong> beteiligtenorientiert zu ermitteln.<br />

Möglich werden sollte dadurch, realistische, von den<br />

AkteurInnen erwünschte und realisierbare Ziele und Wirkungsindikatoren<br />

zu erheben. Durch diese Form der Erhebung<br />

sollte ein Austausch unter den AkteurInnen der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Grundschulen angeregt werden, um so zu einer<br />

lebendigen Qualitätsentwicklung beizutragen, ebenso wie<br />

mittelfristig zu einer feldangemessenen Wirkungssteuerung<br />

des Bereiches <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Grundschulen und deren<br />

fachlich adaptierte Wirkungsberichterstellung.<br />

Konkret haben wir neben der Dokumentenanalyse und<br />

zwei Experteninterviews für die Datenerhebung vier Gruppendiskussionen<br />

durchgeführt, drei an <strong>Schulsozialarbeit</strong>sstandorten<br />

und eine mit Fachkräften der Bezirkssozialarbeit<br />

(BSA). Das hat ermöglicht, trotz begrenzter Ressourcen<br />

möglichst viele Akteursgruppen und deren Perspektiven einzubeziehen<br />

und neben dem Ermitteln zentraler Informationen<br />

auch den Austausch und die Reflexion anzuregen (vgl.<br />

Lamnek 1998, 29 f.). So wurde uns auch bei allen Gruppendiskussionen<br />

am Schluss rückgemeldet, dass der Austausch<br />

gewinnbringend war und sich gelohnt hat.<br />

Eindrücke und Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse der Begleitforschung finden sich auf<br />

zwei Ebenen. Zum einen auf der konkreten Handlungsebene<br />

der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, zum anderen bezogen auf die<br />

7 DDS Januar/Februar 2012<br />

Vorankündigung<br />

Das Forschungsprojekt »Statistik sozialpädagogischer Fachkräfte<br />

an Schulen« wird von April 2011 bis März 2012 in einem<br />

Forschungsverbund aus WissenschaftlerInnen der Hochschulen<br />

München, Frankfurt am Main und Dortmund durchgeführt und<br />

von der Max-Traeger-Stiftung sowie der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft unterstützt.<br />

Das Anliegen ist, <strong>Schulsozialarbeit</strong> sowie alle weiteren bezahlten<br />

sozialpädagogischen Tätigkeiten an Schulen (z. B. für die<br />

Ganztagsschulgestaltung) empirisch genau und auf Dauer zuverlässig<br />

zu erheben. Dafür werden in einer Fragebogenerhebung<br />

die Daten von drei Großstädten und vier Landkreisen ermittelt.<br />

In <strong>Bayern</strong> sind das die Stadt und der Landkreis München. Neben<br />

den konkreten Ergebnissen zu den Modellstandorten ist das<br />

fachliche Ziel des Projektes, mittel- bis langfristig eine bundesweite<br />

Statistik sozialpädagogischer Tätigkeiten an Schulen vorzubereiten<br />

und zu ermöglichen.<br />

Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungsstandortes<br />

München sowie der Zusammenschau der Standorte ist für<br />

Herbst 2012 geplant.<br />

Frage, wie eine feldangemessene wirkungsorientierte Steuerung<br />

für <strong>Schulsozialarbeit</strong> aussehen kann.<br />

Zur Systematisierung möglicher Wirkungen und Indikatoren,<br />

die in den Diskussionen benannt wurden, haben<br />

wir eine Matrix von Speck und Olk (2009, 2010) herangezogen.<br />

Darin wird auf der einen Achse nach der Intensität<br />

von Wirkungen (sog. »Wirkungsniveaus«) gefragt, auf der<br />

anderen Achse nach der Reichweite: also ob nur Einzelne<br />

(z. B. Kinder, Eltern) oder Gruppen<br />

(z. B. Klasse, LehrerInnen-<br />

kollegium) von der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

profitieren, die ganze<br />

Schule oder sogar organisationsübergreifende<br />

Wirkungen<br />

zu beobachten sind. Während<br />

erstaunlicherweise trotz der<br />

z. T. sehr kurzen Zeit von gut<br />

eineinhalb Jahren eine Wirkungsintensität<br />

bis hin zum<br />

höchsten Niveau der Aneignung<br />

benannt wird (veränderte<br />

Klassen- oder sogar Schulkultur;<br />

anderer Umgang der<br />

Kinder mit Konflikten), wurde<br />

die organisationsübergreifende<br />

Wirkungsebene bisher<br />

kaum erreicht.<br />

Insgesamt zeigen die Aussagen,<br />

dass bereits sehr viel geschehen ist. Die Fachkräfte<br />

sind intensiv eingebunden in das alltägliche Schulgeschehen,<br />

werden für die anfallenden Probleme bei Einzelfällen<br />

herangezogen und besonders oft bei Konflikten von und<br />

zwischen Kindern sowie in Klassen. Die andere berufliche<br />

Qualifikation und der vom Kontext Schule sowie Leistungsbeurteilung<br />

unabhängige Zugang der <strong>Schulsozialarbeit</strong>erIn<br />

zu den Kindern lassen sie eine andere Perspektive<br />

und Herangehensweise einnehmen, wodurch wiederum<br />

das Blickfeld der Lehrkräfte positiv erweitert wird. Individuelle<br />

und familiäre Hintergründe werden für sie verständlicher,<br />

weil die <strong>Schulsozialarbeit</strong> sich um eine subjektorientierte<br />

Perspektive und den Blick »hinter die Kulissen« bemüht.<br />

Sie wird ein Bindeglied zur Lebenswelt der Kinder<br />

und Jugendlichen.<br />

Besonderheiten von <strong>Schulsozialarbeit</strong> an<br />

Grundschulen<br />

Zwei Aspekte von <strong>Schulsozialarbeit</strong> für die Schulform<br />

Grundschule müssen besonders hervorgehoben werden:<br />

Zum einen waren sich alle Befragten sicher, dass <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

aufgrund des jüngeren Alters verbunden mit der<br />

noch frühen Schulerfahrung einen besseren und präventiveren<br />

Zugang zu den Kindern und ihren Familien ermöglicht.<br />

Mit den Kindern könne ein spielerischer Umgang gesucht<br />

werden, der soziales und kognitives Lernen ermöglicht<br />

und den Vertrauensaufbau erleichtert. Betont wurde,


dass es durch den frühen Zeitpunkt möglich wird, manche<br />

Probleme erst gar nicht verfestigen oder eskalieren zu lassen.<br />

Es wurde gutgeheißen, möglichst schon im Kindergarten<br />

anzusetzen, um noch präventiver wirken zu können.<br />

Demgegenüber gab es an den befragten Standorten<br />

noch keine Konzepte, Aktivitäten und kaum Kontakte, um<br />

in Kooperation mit Kindertagesstätten den Übergang vom<br />

Kindergarten in die Schule möglichst gut zu gestalten und<br />

zu nutzen. Hier liegt eine mögliche Entwicklungsaufgabe.<br />

Eine zweite Besonderheit besteht in Schwierigkeiten<br />

aufgrund des Datenschutzes. Da Grundschulkinder in der<br />

Regel jünger als zwölf Jahre sind, dürfen <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

sie nicht ohne Einwilligung der Eltern von sich aus<br />

ansprechen. Das erschwert eine präventive Arbeit und eine<br />

einfache Vorgehensweise bei der Kooperation von <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

und Schule wie auch von <strong>Schulsozialarbeit</strong> und<br />

Eltern. Für diese Besonderheit muss nach klugen Wegen<br />

und evtl. auch neuen Rechtsgrundlagen gesucht werden.<br />

Die Bezirkssozialarbeit (BSA) sieht in der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Grundschulen einen wichtigen Ansprechpartner<br />

und setzt hohe Erwartungen in die Kooperation. Zugleich<br />

wurde deutlich, dass BSA und <strong>Schulsozialarbeit</strong> zu<br />

wenig Kontakt miteinander haben, der wiederum dringend<br />

erforderlich wäre, um Hand in Hand zu arbeiten. Insbesondere<br />

in Bezug auf Einzelfälle wird eine klare Absprache<br />

zur Aufgabenteilung gewünscht, um Überschneidungen<br />

von Maßnahmen ebenso wie ein Informationsdefizit<br />

zu vermeiden. Deutlich wurde in den Gesprächen auch,<br />

dass die Schweigepflichtsregelungen unterschiedlich interpretiert<br />

werden und so ein Hindernis in der Kooperation<br />

darstellen.<br />

Hohe Erwartungen bei knappen<br />

Ressourcen<br />

Sehr deutlich wurden in den Gruppendiskussionen<br />

die hohen und vielfältigen Erwartungen und die zugleich<br />

knappen Ressourcen, mit denen <strong>Schulsozialarbeit</strong> derzeit<br />

meist an den Grundschulen tätig ist. Sanfte Vereinnahmungstendenzen<br />

von schulischer Seite, mit denen die sozialpädagogischen<br />

Fachkräfte quasi dem Kollegium zugeschlagen<br />

wurden, fanden sich hier, wie sie von der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Hauptschulen auch bekannt sind. Die Gruppendiskussion<br />

mit der Bezirkssozialarbeit machte ähnliche<br />

Vereinnahmungstendenzen von anderer Seite sichtbar.<br />

Hier besteht der Wunsch, durch die <strong>Schulsozialarbeit</strong> vor<br />

Ort eine Person zu haben, die die eigenen Fälle im Blick<br />

behält, Kontakte anbahnt, vernetzt und als niedrigschwellige<br />

Instanz vor Ort weniger problematische Fälle bearbeitet,<br />

damit sie erst gar nicht zu einem Fall für die Bezirkssozialarbeit<br />

werden. So richtig und wichtig die hier erwünschten<br />

Tätigkeiten sind, stellt sich damit die Gefahr einer doppelten<br />

Indienstnahme der <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

Das unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit, die<br />

Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen BSA und <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

zu klären, damit <strong>Schulsozialarbeit</strong> zwar als<br />

Schnittstelle zwischen den Schulkollegien und der Bezirkssozialarbeit<br />

agieren kann, aber zugleich auch handlungsfähig<br />

und allparteilich bleibt.<br />

Partizipative Vorgehensweise der Berichterstattung<br />

Wie aber kann eine fachlich passende wirkungsorientierte<br />

Steuerung und Berichterstattung gestaltet werden? Aus<br />

unserer Sicht muss hier auf eine zentrale Stärke der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

Rücksicht genommen werden, die darin besteht,<br />

dass sie niedrigschwellig, flexibel und anpassungsfähig ist.<br />

Um diese Stärke zu nutzen, ist neben der zentral abgestimmten<br />

Qualitätsentwicklung eine standortspezifische Flexibilität<br />

erforderlich.<br />

Das legt eine partizipative Vorgehensweise der Zielvereinbarung<br />

und Selbstevaluation auf zwei Ebenen nahe: Auf<br />

der Steuerungsebene können mit allen <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

an Grundschulen die Erwartungen ausgetauscht<br />

und standortübergreifende Minimalstandards mit konkreten<br />

Handlungszielen vereinbart werden. Am jeweiligen Standort<br />

können im Rahmen eines Kooperationsvertrages und von<br />

jährlichen Zielvereinbarungsgesprächen spezifische Vereinbarungen<br />

getroffen werden, die auf die Bedarfe, Ressourcen<br />

und Besonderheiten vor Ort angepasst sind. Die Erfahrungen<br />

und Wirkungen auf beiden Ebenen müssen regelmäßig<br />

überprüft und weitergeführt werden.<br />

Das diskursive Vorgehen bei der Vereinbarung erreichbarer<br />

Ziele ermöglicht, die Bedingungszusammenhänge im<br />

Blick zu behalten. So können die Voraussetzungen, die erforderlich<br />

sind, um durch <strong>Schulsozialarbeit</strong> gezielt wirksam<br />

zu sein, am leichtesten geschaffen werden. Eine solche Voraussetzung<br />

ist im hier beschriebenen Fall, dass eine intensivierte<br />

Kooperation der <strong>Schulsozialarbeit</strong> und der Schulen<br />

mit der Bezirkssozialarbeit dringend erforderlich ist.<br />

von<br />

Prof. Dr. Angelika Iser<br />

und Regina Worm<br />

Studiengangsleitung<br />

Bachelor Soziale Arbeit<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule München<br />

Literatur<br />

Bolay, Eberhard (2004): Überlegungen zu einer lebensweltorientierten <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

In: Grunwald, K.; Thiersch, H. (Hg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer<br />

Arbeit. Weinheim und München, S. 147-162<br />

Bolay, Eberhard; Gutbrod, Heiner; Flad, Carola (2005): <strong>Schulsozialarbeit</strong> – Impulse<br />

für die Ganztagesschule. Keine Chance ohne Kooperation – Handlungsformen<br />

und institutionelle Bedingungen. In: Spies, Anke; Stecklina, Gerd (Hg.):<br />

Die Ganztagsschule. Band 2, Bad Heilbrunn, S. 22-43<br />

Dewe, Bernd; Otto, Hans-Uwe (2011): Professionalität. In: Otto, Hans-Uwe;<br />

Thiersch, Hans (2011): Handbuch Soziale Arbeit. Grundlagen der Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik. 4. völlig neu bearb. Aufl., München, S. 1143-1153<br />

Lamnek, Siegfried (1998): Gruppendiskussion. Theorie und Praxis. Weinheim<br />

Olk, Thomas; Speck, Karsten (2009): Was bewirkt <strong>Schulsozialarbeit</strong>? Theoretische<br />

Konzepte und empirische Befunde an der Schnittfläche zwischen formaler<br />

und nonformaler Bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik 55 (6), S. 910-927<br />

Speck, Karsten; Olk, Thomas (Hg.) (2010): Forschung zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />

Stand und Perspektiven. Weinheim und München<br />

DDS Januar/Februar 2012 8


Pädagogik in der Schule in schwierigen Zeiten<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen und LehrerInnen zusammen schaffen das!<br />

Die Integration der <strong>Schulsozialarbeit</strong> harrt immer noch<br />

der konzeptionellen Grundlage. Wirklichen Fortschritt beim<br />

Thema »<strong>Schulsozialarbeit</strong>« wird es nur geben, wenn miteinander<br />

und unter Ausnutzung der jeweiligen Kompetenzen<br />

darüber nachgedacht wird, wie man das häufig überforderte<br />

gesellschaftliche Teilsystem »Schule« im Interesse von Schülern<br />

und Schülerinnen mit einer besseren und intensiveren<br />

Pädagogik ausstatten kann. Kann dieser Denkansatz leitend<br />

werden, geht es um die Abklärung der Aufgabenbereiche<br />

und die optimale Nutzung von Ressourcen und Kompetenzen<br />

für eine <strong>Schulsozialarbeit</strong>, die vom Begriff her meint,<br />

endlich die sozialen Dimensionen schulischen Lernens und<br />

die gesellschaftlich-sozialen Beeinträchtigungen schulischen<br />

Lernens in den Blick zu nehmen, um Schule erfolgreicher zu<br />

machen. Eine Übersicht kann zunächst einmal strukturelle<br />

und visuelle Hilfe geben:<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

– Kern- und Ergänzungsbereiche –<br />

Nebenhöfe die Domäne Eigenhöfe<br />

Freizeitpädagogik<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Pausen<br />

Mensa<br />

Sitzecken<br />

Schulgebäude<br />

Elternarbeit<br />

Information<br />

Kontakte<br />

Beratung<br />

Elternschule<br />

Nebenrollen<br />

in der Schule<br />

außerhalb der Schule<br />

(Räume, Angebote)<br />

Kernbereich Unterricht<br />

Soziales Lernen<br />

Team-Teaching<br />

Förderunterricht<br />

Einzelbetreuung – Intensivpädagogik<br />

Projektarbeit, musische Arbeit,<br />

Spieltage, Schulleben,<br />

Klassenfahrten<br />

Auffüllung sozialer Kompetenzen<br />

Sozialtraining<br />

Streitschlichter-Modell-Konfliktlotsen<br />

Trainingsraummodell<br />

Auszeiten organisieren<br />

Kontaktschüler ausbilden + begleiten<br />

Der Gedankengang ist folgender:<br />

n Der Kernbereich von Schule ist der Unterricht. In ihm<br />

geht es in einer quasi unendlichen Zahl von Unterrichtsstunden<br />

– der Amerikaner Rutter hat einmal pointiert<br />

von 15.000 Unterrichtsstunden gesprochen, die Heranwachsende<br />

zu bewältigen haben (Rutter 1980) – darum,<br />

in einer größeren Zahl von Unterrichtsfächern (es<br />

sind ca. 13-14) ständig Wissen, Einsichten, Fertigkeiten,<br />

Werte, Normen zu lernen. Könnte man davon ausgehen,<br />

dass jede/r Lernende genau diesen Zwecken anstandslos<br />

entsprechen kann, wäre das Thema hier erledigt. Jeder<br />

weiß, dass dies so nicht zutrifft. In sehr grundsätzlicher<br />

Weise müssen sich PädagogInnen in der Schule darüber<br />

im Klaren sein, dass junge Menschen ihre Identität, ihre<br />

Gefühle, ihre Bedürfnisse, ihre Ängste nicht vorn beim<br />

Pförtner abgeben. Das heißt, Unterricht als kognitiv orientierte<br />

Veranstaltung hat zur Basis einen multidimensionalen<br />

Mix von Interaktionserwartungen, Emotionen<br />

tragender oder abwehrender Art, individuellen Lebenslagen,<br />

die frei machen für das Lernen und für Leistungen<br />

oder die entscheidend blockieren. In dem Moment,<br />

9 DDS Januar/Februar 2012<br />

Soziale Beratung<br />

Streetworker-Tätigkeit<br />

Lebensbegleitung<br />

(Arbeit an Personen)<br />

Konfliktpädagogik<br />

Schulverweigerer<br />

Verhaltensauffällige<br />

Drogenprobleme<br />

Rauchen<br />

Ernährungsprobleme<br />

wo Unterricht beginnt, entsteht ein genuin neues Beziehungsgeflecht,<br />

das in seiner Wirkung von dem abhängt,<br />

was die Beteiligten mitbringen (Führungsstile von LehrerInnen,<br />

Verhaltensangebote, Herausforderungen, angenehme<br />

Klimata, differenziert entwickelte Interaktionsmodi<br />

u. a. m.).<br />

n Die zentrale Beobachtung ist, dass zu viele Voraussetzungen<br />

heute zu oft fehlen, um Unterricht schlicht als<br />

»business as usual« verstehen zu können. Was fehlt, sind<br />

die sozialen Kompetenzen! Und wenn ein bisschen weiter<br />

gedacht wird, taucht die Frage nach den Ursachen<br />

auf oder anders gesagt: die Frage nach den Lebenslagen<br />

und Lebensbedingungen, die die Interaktionsstandards<br />

und die Leistungsdispositionen immer wieder reduzieren<br />

und damit enttäuschende Defizite schaffen. Da LehrerInnen<br />

eher fachorientiert sind, nehmen sie Defizite<br />

der beschriebenen Art quasi als Beleidigung ihrer guten<br />

Absichten auf. Sie können mit pädagogischen und sozialpädagogischen<br />

Denk- und Handlungsansätzen nicht<br />

auf die entstehenden Situationen reagieren. Entweder reagieren<br />

sie mit Härte (z. B. Strafen und Auslese) oder sie<br />

wünschen sich NothelferInnen. Jedenfalls werden sie mit<br />

der schulischen Arbeit allein nicht mehr fertig.<br />

Man muss sich dies sehr klar machen, weil keiner Ohnmacht<br />

gern zugibt und das Sich-helfen-lassen einiger Souveränität<br />

bedarf, damit Versagen nicht als persönliche Schuld<br />

genommen wird. Vielleicht ist hier der entscheidende<br />

Knackpunkt, wenn Personen mit genau als eigenes Defizit<br />

erfahrenen Kompetenzen (Sozialpädagogik) auf die bisher<br />

allein beherrschte Bühne treten.<br />

Aufgabenfelder der Kooperation<br />

Es ist bis heute schwer, den Kernbereich »Unterricht«<br />

in die gemeinsame Verantwortung zu nehmen, also soziales<br />

Lernen gemeinsam zu betreiben, Team-Teaching zu<br />

praktizieren, Einzelbetreuung zu organisieren, Projektarbeit,<br />

musische Arbeit, Spieltage, Klassenfahrten, das Schulleben<br />

insgesamt mit sich ergänzenden Kompetenzen zu<br />

gestalten.<br />

Und so liegt es scheinbar nahe, im Dualismus oder Nebeneinander<br />

zu verharren. Den SozialpädagogInnen werden<br />

Neben- oder Eigenhöfe überlassen. Wenn es gut geht,<br />

wird die von mir sog. Auffüllung mit sozialen Kompetenzen<br />

in einer Art Andockstrategie gewährt (Sozialtraining,<br />

Streitschlichtermodelle, Trainingsraummodell, Auszeiten<br />

organisieren, KontaktschülerInnen ausbilden und begleiten,<br />

Hausaufgabenhilfe als Lernhilfe, Konflikttraining,<br />

Selbstbehauptungskurse u. a. m.).<br />

Die von mir sog. Nebenhöfe haben ihr bekanntestes<br />

Beispiel in der Freizeitpädagogik an Ganztagsschulen. Die


einen machen den Unterricht, die anderen den Freizeitbereich!<br />

Ein zweites Beispiel ist die Verbesserung der sozialen<br />

Infrastruktur (Pausenkultur, Mensa, Sitzecken, differenziert<br />

gestaltetes Schulgelände mit Rückzugs- und Aktivitätsflächen).<br />

Die Elternarbeit ist im Grunde ungeliebt.<br />

Information, Kontakte, Beratung, gar so etwas wie eine Elternschule<br />

– diese Flanke wäre im Interesse schulischer Arbeit<br />

dringend zu kultivieren – bleiben rudimentär.<br />

Nebenwelten nenne ich die Bereiche, die gelegentlich<br />

eingerichtet werden (die Teestube, das SchülerInnenhaus,<br />

das Kinderhaus, das Jugendzentrum), die in, neben oder<br />

nahe der Schule Aufenthalts-, Entspannungs- und Aktivitätsmöglichkeiten<br />

anbieten und bewusst nicht zur Schule<br />

gehören und so etwas wie Kontrapunkte zu Leistung, Anspannung,<br />

Stress in der Schule sind. SchülerInnen sagen ja<br />

immer wieder, dass sie zu SozialpädagogInnen einen besseren<br />

Draht haben. Diese Kontrapunkte können für die<br />

Schule wichtig sein, weil sie in psychohygienischer Sicht<br />

Funktionen haben, die die Balance von An- und Entspannung,<br />

Stress und Erholung, Leistung und Muße, formeller<br />

und informeller Beziehungen zu erhalten erlauben.<br />

Die sog. Eigenhöfe der SozialpädagogInnen kann man<br />

in zwei Bereiche aufteilen. Sie sind die eigentlichen Kompetenzbereiche,<br />

die die Schule in heute sehr wesentlichen<br />

Notsituationen ergänzen können. Der klassische Eigenhof<br />

ist von jeher der der sozialen Beratung, der StreetworkerInnen-Tätigkeit<br />

(Kontakt zum Zuhause), der Lebensbegleitung<br />

in vielen Fragen (Aufstehen, Frühstück, Kleidung,<br />

Schwierigkeiten mit den Eltern u. a. m.). Der zupackendere<br />

Aufgabenbereich wird von mir mit dem Terminus<br />

»Konfliktpädagogik« benannt. Gemeint ist hier die<br />

Arbeit mit SchulverweigerInnen, mit Verhaltensauffälligen,<br />

mit erfolglosen LernerInnen, mit potenziellen SchulabgängerInnen<br />

und die Bearbeitung von speziellen Problemen<br />

wie Drogen, Rauchen, Ernährung, schwangeren Schülerinnen,<br />

Gewalt und Aggression. Die Hilflosigkeit der SchulpädagogInnen<br />

ist hier am größten.<br />

In der Beschreibung könnte der Eindruck entstehen,<br />

dass doch wieder auseinanderdividiert wird, was jeweils Aufgabenbereiche<br />

zweier verschiedener Berufsgruppen sein<br />

könnten. Das ist aber nicht gemeint. Die dargestellten Sachverhalte<br />

sind gewissermaßen die soziale Seite der Schule.<br />

Diese ist nur mit schul- und sozialpädagogischen Ressourcen<br />

umfassend zu bewältigen. Ein ganzheitliches Konzept<br />

wird danach schauen, an welchen Stellen die jeweiligen<br />

Kompetenzen am wirksamsten einzusetzen sind im<br />

Sinne von Lebens- und Lernhilfen für SchülerInnen. Dahinter<br />

steht die Annahme, dass die Schule aus ihrer Not herauskommen<br />

und das Lernen erfolgreicher werden kann,<br />

wenn die Kooperation in der beschriebenen Weise gelingt.<br />

Kommunikationsfelder erweitern<br />

Damit kann man mit den Ausführungen auf die Ziellinie<br />

einschwenken. Die Aufgabenfelder aus der Sicht der Schulpädagogik<br />

sind beschrieben. Die Modi der Kommunikati-<br />

on werden entscheidend sein. Und diese zeigen sich in aufsteigender<br />

Linie in der nächsten Übersicht, von links nach<br />

rechts gelesen. Mit ihnen kann man die Zukunft der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

prüfen.<br />

Ergänzungsmodell<br />

Reparaturarbeiten,<br />

eigene Reiche<br />

schaffen,<br />

Nebeneinander ist<br />

vorherrschend<br />

Freizeitpädagogik<br />

Rollen unklar<br />

Modi der Kommunikation<br />

Kooperationsmodell<br />

SozialpädagogInnen<br />

übernehmen Aufgaben,<br />

kooperieren mit<br />

Kollegium, bleiben aber<br />

eine eigene Spezies<br />

Verabredungen bestimmen<br />

die Arbeit,<br />

aber Statusprobleme<br />

bestehen weiter<br />

Bleibt es in den Grundvorstellungen beim sog. Ergänzungsmodell,<br />

bleiben im Grunde die Funktionen und Rollen<br />

unklar. Es wird immer nur um Reparaturarbeiten gehen.<br />

SozialpädagogInnen werden sich – weil sie eben da<br />

sind – eigene Reiche schaffen. Insgesamt bleibt es bei einem<br />

Nebeneinander. Im sog. Kooperationsmodell gibt es<br />

abgeklärte Verabredungen mit dem LehrerInnenkollegium.<br />

SozialpädagogInnen übernehmen beiderseits akzeptierte<br />

Aufgaben. Sie bleiben aber eine eigene Spezies, die<br />

Statusprobleme bestehen im Grunde weiter. Die Entwicklung<br />

aber sollte in Richtung des sog. Idealmodells gehen.<br />

Das Schulkonzept ist die Handlungs- und Kooperationsgrundlage.<br />

Zwei Berufsgruppen mit je eigenen Kompetenzen<br />

und beruflichen Identitäten tragen es gemeinsam. SozialpädagogInnen<br />

sind Teil des Kollegiums, partnerschaftlich<br />

und gleichrangig verankert. Konferenzteilnahme mit<br />

Stimmrecht ist selbstverständlich. Die Alltagsinsignien<br />

schmücken beide Gruppen (z. B. Schlüsselgewalt, eigener<br />

Arbeitsplatz, »räumliches Zuhause«). Die Integration wäre<br />

erreicht, wenn z. B. in einer Gesamtschule mit 1200 SchülerInnen<br />

eine SozialpädagogIn Mitglied der Schulleitung<br />

sein würde. Dieses vielleicht auf den ersten Blick äußerliche<br />

Zeichen wäre Ausdruck dafür, dass <strong>Schulsozialarbeit</strong> in<br />

der Schule angekommen wäre, als essentieller Bestandteil<br />

von Schulpädagogik anerkannt wäre und dann die Selbstverständlichkeit<br />

im Bewusstsein der Beteiligten Platz greifen<br />

könnte, dass dafür die beruflichen Kompetenzen von<br />

zwei Berufsgruppen angesichts der gestiegenen Aufgabenfülle<br />

und der Komplexität der Arbeit in der Schule notwendig<br />

sind. Die Besoldung wäre dann noch einmal eine gesonderte<br />

Frage! Aber der Weg ist so schon lang genug. Er<br />

sollte gegangen werden!<br />

von Prof. Dr. Manfred Bönsch<br />

emeritierter Professor am Institut für<br />

Erziehungswissenschaften der Universität Hannover<br />

Idealmodell<br />

- Integrativ: Teil des Kollegiums<br />

- Partnerschaftlich: gleichrangig<br />

- Schulkonzept ist Kooperationsgrundlage<br />

- Konferenzteilnahme<br />

- Stimmrecht<br />

- Schlüsselgewalt<br />

- räumliches »Zuhause«<br />

- Mitgliedschaft in Schulleitung<br />

Gemeinsamkeit ist das bestimmende Prinzip<br />

von den SchülerInnen her wird gedacht<br />

Die Langfassung dieses Artikels stellen wir mit dem gesamten Literaturverzeichnis<br />

auf unsere Homepage: www.gew-bayern.de<br />

DDS Januar/Februar 2012 10


Was macht die<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Berufsschulen?<br />

Verena Escherich von der DDS-Redaktion führte ein Telefoninterview<br />

mit der Sozialpädagogin und <strong>GEW</strong>-Kollegin Katharina Hauck<br />

(Foto links) über ihren Berufsalltag an einer Berufsschule in München.<br />

DDS: Du bist seit sechs Jahren als <strong>Schulsozialarbeit</strong>erin an der<br />

städtischen Berufsschule für den Einzelhandel in München tätig. Was<br />

unterscheidet <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Berufsschulen von <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

an Grund- oder Hauptschulen? Gibt es einen besonderen Auftrag?<br />

Katharina Hauck: Unsere Schülerinnen und Schüler<br />

sind natürlich älter als die an Hauptschulen und haben damit<br />

andere Probleme. Das Hauptaugenmerk liegt bei uns darauf,<br />

dass durch die sozialpädagogische Beratung und Begleitung<br />

ein Ausbildungsabbruch vermieden wird. Das ist<br />

das Ziel der Berufsschulsozialarbeit. Ich denke, die Aufgaben<br />

der <strong>Schulsozialarbeit</strong> an Hauptschulen sind breiter angelegt.<br />

Aber nicht zuletzt geht es dort auch um Berufsorientierung<br />

und Ausbildungsplatzsuche. Mit Ausnahme der<br />

Teilnehmer des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) haben die<br />

Jugendlichen bei uns schon einen Ausbildungsplatz und es<br />

geht darum, diesen zu halten, was für die Jugendlichen aufgrund<br />

von sozialer Benachteiligung, ihrer Familienverhältnisse,<br />

aber auch aufgrund ihres Alters oft schwierig ist. Manche<br />

lassen sich dann schnell entmutigen, nach dem Motto:<br />

Der Chef ist blöd, ich kündige!<br />

Wie werden die Jugendlichen erreicht?<br />

Ein Ausbildungsabbruch kann vielfältige Gründe haben. Kannst<br />

Du etwas über Eure Ansätze oder Methoden berichten, mit denen<br />

11 DDS Januar/Februar 2012<br />

Foto: Bert Butzke<br />

Ihr versucht, die Jugendlichen zu erreichen?<br />

Wenn ein Schüler oder eine Schülerin zu uns in die Beratung<br />

kommt, gehe ich mit den Jugendlichen erst mal durch,<br />

was der Grund dafür ist, dass sie z. B. kündigen wollen, und<br />

dann versuche ich, mit ihr oder ihm gemeinsam eine Lösung<br />

zu finden, wie mit der jeweiligen Situation umgegangen werden<br />

kann. Wenn es Probleme in der Familie gibt und die Jugendlichen<br />

noch minderjährig sind, dann nehmen wir möglicherweise<br />

Kontakt mit den Eltern und ggf. auch mit der Bezirkssozialarbeit<br />

(BSA) auf. Wenn eine Kindeswohlgefährdung<br />

droht, was in einzelnen Fällen vorkommt, dann müssen<br />

wir sogar die BSA einschalten. Die Gründe, weshalb Jugendliche<br />

die Ausbildung abbrechen wollen, sind sehr unterschiedlich,<br />

manchmal sind es auch finanzielle Gründe. In<br />

den meisten Fällen handelt es sich um Probleme mit dem<br />

Ausbilder, der Chefin oder mit KollegInnen. Wir nehmen<br />

auch Kontakt mit dem Betrieb auf, insbesondere wenn dieser<br />

gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz verstößt. Neben<br />

der Einzelfallhilfe bieten wir noch etliche Gruppen und Projekte<br />

an wie beispielsweise Konflikttrainings, den Projekttag<br />

»fit for life« oder Selbstbehauptungskurse für Mädchen, die<br />

an unserer Schule mit rund 40 % vertreten sind.<br />

Wie kommen die Jugendlichen zu Euch? Werden sie Euch von den<br />

Lehrerinnen und Lehrern gemeldet oder wie läuft das?<br />

Wir gehen am Anfang des Schuljahres in alle Klassen<br />

und stellen uns vor. Da lernen die Jugendlichen uns kennen,<br />

sie wissen wo unser Büro ist und dass wir präsent im Schulgebäude<br />

sind. Meistens ist es aber so, dass die SchülerIn-


nen zur Lehrkraft gehen und von einem Problem berichten.<br />

Sie werden dann aufgefordert, die Angelegenheit mit den<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>erinnen zu besprechen, oder direkt dorthin<br />

begleitet. Manchmal kommen die Schülerinnen und Schüler<br />

auch von alleine.<br />

Verhältnis zu Lehrkräften<br />

Gelingt es an Eurer Schule, dass Lehrkräfte und <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

Hand in Hand arbeiten? Oder welche Zuständigkeits- und<br />

Rollenkonflikte gibt es da möglicherweise?<br />

Es gibt engagierte Lehrkräfte, die die Zusammenarbeit<br />

schätzen und viele Jugendliche zu uns schicken. Mit anderen<br />

haben wir weniger Kontakt. Dann gibt es selbstverständlich<br />

auch persönliche Hindernisse, wenn Herangehensweise, pädagogische<br />

Haltung oder Philosophie sehr unterschiedlich<br />

sind. Also es kommt beides vor, mit manchen gibt es eine<br />

gute Zusammenarbeit und mit anderen halt nicht.<br />

Werdet Ihr an der Schule in Eurer beruflichen Kompetenz in der<br />

Regel ernst genommen?<br />

Das schon. Vereinzelt kommt es vor, dass Lehrkräfte<br />

Verwaltungsarbeit auf uns abwälzen wollen und übersehen,<br />

dass wir ein eigenes Aufgabengebiet mit eigenen Verwaltungsaufgaben<br />

haben. Aber sonst habe ich schon das Gefühl,<br />

dass wir hier einen guten Stand haben, auch von der<br />

Schulleitung sind wir akzeptiert.<br />

Beschäftigungsbedingungen<br />

Die Beschäftigungsbedingungen von <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen sind<br />

ja recht unterschiedlich. Wie ist das bei Dir, bist Du bei einem Schul-<br />

oder anderen Träger fest angestellt, wer sind Deine Vorgesetzten?<br />

Zusammen mit meiner Kollegin, die halbtags arbeitet,<br />

bin ich beim Euro-Trainings-Centre, einem freien Träger,<br />

angestellt. Dort sind auch meine Vorgesetzten, die klar weisungsbefugt<br />

sind. Diesbezüglich gibt es keine Unklarheiten<br />

oder Konflikte mit der Schule bzw. dem städtischen Schulträger.<br />

Dass ich nicht bei der Stadt beschäftigt bin, bedeutet<br />

allerdings einen finanziellen Nachteil. Ich habe aber ein festes,<br />

unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />

Gibt es neben der Kooperation von freiem Träger und Schule noch<br />

weitere Kooperationen oder Projekte, stadtteilbezogen oder überregional?<br />

Unser Netzwerk bezieht viele Bereiche ein. Wie schon<br />

erwähnt, arbeiten wir mit der Bezirkssozialarbeit zusammen,<br />

dann mit Azuro, einer kostenlosen Rechtsberatung der<br />

DGB-Jugend und des Kreisjugendrings, mit Cashless, einer<br />

Beratungsstelle zur Schuldenprävention für Jugendliche, und<br />

mit ver.di, der zuständigen Gewerkschaft für den Einzelhandel.<br />

Weiter haben wir beispielsweise Kontakt mit SexualpädagogInnen,<br />

mit der Aidsberatung, denn die bieten verschiedene<br />

Projekte an Schulen an, mit der IMMA (Initiative für<br />

Münchner Mädchen) und zu verschiedenen Wohnprojekten<br />

oder Notunterkünften. Diese Aufzählung ist sicher nicht<br />

vollständig.<br />

Ein schönes Projekt<br />

Wie ist das Projekt »Anna tanzt« 1 entstanden?<br />

Es war schon immer mein Wunsch, mit Jugendlichen<br />

ein Tanzprojekt zu machen. Als mein Vater mir von einer<br />

Aufführung des Bayerischen Staatsballetts berichtete, in der<br />

GymnasiastInnen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern<br />

einer Berufsschule für JungarbeiterInnen auftraten,<br />

wurde ich neugierig. Zuerst hatte ich Bedenken, ob unsere<br />

Jugendlichen aus dem BVJ – denn nur die kamen in Frage,<br />

weil sie die Woche über voll beschult werden und nicht<br />

in den Betrieb müssen – das schaffen. Ich nahm aber dann<br />

doch Kontakt zur stellvertretenden Direktorin des Staatsballetts<br />

auf und bekam eine Zusage. Die Hauptorganisation<br />

des Projekts lag bei der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, in der Umsetzungsphase<br />

waren aber auch Lehrkräfte beteiligt.<br />

Wo es hakt<br />

Wo besteht aus Deiner Sicht als Praktikerin besonderer Verbesserungs-<br />

bzw. Handlungsbedarf für die Politik oder den Träger?<br />

Zunächst ist es das übliche Dilemma, dass Sozialpädagoginnen<br />

und Sozialpädagogen besser bezahlt werden müssten,<br />

das ist an die Politik und an den Träger gerichtet. Das<br />

betrifft erst mal das Finanzielle.<br />

Grundsätzlich müsste bei den Kindern und Jugendlichen<br />

viel früher, schon in der Hauptschule, angesetzt werden, und<br />

zwar in Form einer Ganztagschulbetreuung. Es fehlt den Jugendlichen<br />

oft an einfachen Lebenskompetenzen und obwohl<br />

wir hier personell ausreichend ausgestattet sind, reicht<br />

das, was wir machen können, oft nicht aus.<br />

In vielen Bereichen fehlt es den Jugendlichen an Basics.<br />

Wie gehe ich mit Facebook oder überhaupt mit meinen persönlichen<br />

Daten um? Es kommt nicht selten vor, dass Schülerinnen<br />

und Schüler bei Facebook posten: Mein Chef ist ein<br />

Arschloch – gleichzeitig sind sie auf Facebook mit dem Filialleiter<br />

befreundet und dann wundern sie sich, dass die Kündigung<br />

kommt. Manche posten auch Nacktfotos von sich.<br />

Ein großes Thema sind auch Schulden. Schuldenfalle<br />

Nummer eins ist das Handy. Jeder und jede muss ein I- Phone<br />

haben, das kostet aber 400 Euro, die sie nicht haben. Viele<br />

machen dann Schulden oder manche klauen auch im Betrieb,<br />

dann kommt die fristlose Kündigung. Da können auch<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> oder Gewerkschaft nichts mehr ausrichten.<br />

Oft mangelt es an Konfliktfähigkeit oder auch an grundlegenden<br />

Alltagskompetenzen. Neulich wusste ein Schüler<br />

nicht einmal, wie man einen Brief abschickt. Viele haben<br />

Schwierigkeiten, Sätze zu formulieren, etwa für Bewerbungen.<br />

Diese sprachlichen Defizite finden sich bei deutschen<br />

Jugendlichen genauso wie bei denen mit Migrationshintergrund.<br />

Da müsste in der Schule viel früher angesetzt werden.<br />

Katharina, vielen Dank für das Gespräch.<br />

1<br />

Einen Bericht von Katharina Hauck über dieses Projekt gibt es auf der<br />

nächsten Seite.<br />

DDS Januar/Februar 2012 12


Anna tanzt(e) – Anna liebt(e)<br />

Ein pädagogisches Projekt genießt seinen Erfolg<br />

Es war ein gewagtes Projekt, doch das Engagement aller<br />

Beteiligten führte zum Erfolg. Kein Wunder, schließlich<br />

ging es um Tanz und Liebe. Zehn ChoreografInnen des<br />

Bayerischen Staatsballetts sowie 100 SchülerInnen des St.-<br />

Anna-Gymnasiums und Schüler des Berufsvorbereitungsjahres<br />

(BVJ) der Berufsschule für den Einzelhandel<br />

setzten sich für das Gelingen des Tanzprojekts »Anna<br />

tanzt – Anna liebt« ein. Geprobt wurde einen Monat<br />

lang im Probenhaus des Bayerischen Staatsballetts und<br />

in der Muffathalle in München.<br />

Unter der künstlerischen Leitung von Lenka Flory<br />

und Ruth Geiersberger wurden verschiedene Motive<br />

des Shakespeare-Textes »Romeo und Julia« sowie Choreografien<br />

des klassischen und modernen Tanzes einstudiert.<br />

Die Inszenierung begann mit dem Tod von<br />

Romeo und Julia. Danach traten die ProtagonistInnen<br />

eine Zeitreise an, die sie durch unterschiedliche Liebesgeschichten<br />

führte: glückliche und unglückliche, lustige und<br />

traurige, mit Sprechtext und Gesang, Instrumentalbeiträgen<br />

und viel Tanz.<br />

Ein Mix aus Moderne und Klassik: Prokofjew meets<br />

Hip-Hop, Elemente des klassischen Balletts trafen auf<br />

Streetdances (Hip-Hop, Tutting, Jerken), Jugendsprache<br />

auf hohe Literatursprache.<br />

Wir als PädagogInnen standen vor der Herausforderung,<br />

ein Projekt mit »Gymis« und »BVJlern« durchzuführen.<br />

Klar, dass hier auch mal Vorurteile aufeinanderprallten.<br />

Doch durch die gemeinsame künstlerische Arbeit wurden<br />

diese auf beiden Seiten schnell abgebaut – das gemeinsame<br />

Tanzen und Singen rückten mehr und mehr in den<br />

Vordergrund. Die Jugendlichen lernten, sich selbstbewusst<br />

auf der Bühne zu bewegen.<br />

Und dann war es so weit: 100 SchülerInnen diszipliniert,<br />

konzentriert in ihrer Bewegung und als Chor vereint<br />

auf der Bühne der Muffathalle!<br />

Neben den SchülerInnen feierten auch die ChoreografInnen<br />

und PädagogInnen ihren Erfolg. Was oft sehr anstrengend<br />

war und zuweilen viele Nerven kostete, führte<br />

13 DDS Januar/Februar 2012<br />

letztendlich zu »Standing Ovations«<br />

– auch im Festspielhaus<br />

Bregenz. Dort trat das Münchner<br />

Tanz-Team auf Einladung<br />

von <strong>GEW</strong>-Kollege Rolf Staudt<br />

(Berater für Qualitätsentwicklung,<br />

Berufsschule für<br />

den Einzelhandel)<br />

beim Bildungskongress<br />

»Arche Nova«<br />

auf. Die Fragen des<br />

Publikums nach<br />

der Aufführung beantworteten die SchülerInnen offen und<br />

ehrlich mit viel Witz und jugendlichem Charme.<br />

Über den Bühnenerfolg hinaus erfuhren sie während<br />

der Probearbeiten, wie wichtig es ist, im Team auf ein Ziel<br />

hinzuarbeiten. Sie lernten, wie man sich sicher und selbstbewusst<br />

(auf der Bühne) bewegt. Erfahrungen, die ihnen<br />

auch im »wirklichen« Leben nützen werden.<br />

Ein Beispiel aus der Praxis? Gerne: Einer »meiner«<br />

Schüler kam das ganze Schuljahr über fast täglich zu spät<br />

zum Unterricht. Zahllose Gespräche mit Mutter, Schulsozialpädagoginnen<br />

etc. blieben erfolglos. Durch die Hauptrolle<br />

als Romeo lernte er, Verantwortung für sich und seine<br />

Rolle, aber auch für das ganze Tanz-Team zu übernehmen.<br />

Er kam regelmäßig und pünktlich zu den Proben,<br />

sein Selbstbewusstsein wuchs von Tag zu Tag.<br />

von Katharina Hauck<br />

Dipl.-Sozialpäd. (FH)<br />

Berufsschulsozialarbeit an den Städt. Berufsschulen<br />

für den Einzelhandel<br />

Träger: Euro-Trainings-Centre ETC e. V., München


Soziale Arbeit in der Schule studieren<br />

Master-Studiengang für berufstätige PädagogInnen<br />

Die Bedeutung Sozialer Arbeit in der Schule hat zugenommen.<br />

Erfreulicherweise gibt es auch zunehmend<br />

Hochschulen, die sich des Arbeitsfeldes annehmen.<br />

Will man die spezifischen Herausforderungen Sozialer<br />

Arbeit in der Schule nicht nur als (exemplarischen) Schwerpunkt<br />

in einem ansonsten generalisierten sozialarbeiterischen<br />

Studium thematisieren, bietet sich ein eigenständiger<br />

Master-Studiengang an. Sicherlich sind unterschiedliche<br />

Konzepte der Umsetzung vorstellbar. Ein Modell, das<br />

sich mit der Bezeichnung »Soziale Arbeit in der Schule studieren«<br />

charakterisieren lässt, möchte ich hier vorstellen.<br />

Praxisorientiert und berufsbegleitend<br />

studieren<br />

Dieses Modell verfolgt einen hochschuldidaktischen<br />

Ansatz, der das praxisorientierte, forschende Lernen der<br />

Studierenden ins Zentrum stellt: Man studiert berufsbegleitend<br />

in der Schule!<br />

Dabei geht es um ein Lernen, das sowohl diskursbezogen<br />

als auch praxisrelevant ist. So ist die erste Voraussetzung<br />

für die Zulassung zum Studium daher eine abgeschlossene<br />

akademische Ausbildung in einer<br />

das Arbeitsfeld berührenden Studienrichtung.<br />

Die zweite Voraussetzung ist<br />

Praxiserfahrung im Arbeitsfeld: Erwünscht<br />

sind mehrjährige Tätigkeiten<br />

und aktuelle Beschäftigung.<br />

Der Studiengang besteht aus fünf<br />

korrespondierenden Säulen, von denen<br />

die »mittleren« drei in einem besonders<br />

engen Zusammenhang stehen.<br />

Die zwei »flankierenden« Makromodule,<br />

also das »Studium<br />

Generale« und die »Reflexion<br />

der Praxis«, sind in einem<br />

eher losen, eher individuellen<br />

Bezug zum<br />

Kern des Studiengangs<br />

zu sehen. In der »Reflexion<br />

der Praxis« geht es<br />

um die Auseinandersetzung<br />

mit der aktuellen<br />

Praxis der berufsbegleitendStudierenden.<br />

Zu dieser »Praxis«<br />

rechnet sich auch (in<br />

einem kleineren Anteil)<br />

die Auseinandersetzung<br />

mit der Praxis<br />

des Studiums und der<br />

Foto: Bert Butzke<br />

Verbindung mit der beruflichen Praxis. Den Abschluss des<br />

Makromoduls im fünften Semester bildet eine gemeinsame<br />

Internationale Praxisexkursion, die exemplarisch den<br />

Umgang mit dem Spannungsfeld von Sozialer Arbeit und<br />

Schule in anderen Ländern veranschaulichen soll.<br />

Das »Studium Generale« dient der individuellen<br />

Schwerpunktsetzung, die sich sowohl vertiefend oder ergänzend<br />

als auch kontrastierend zum Studiengangskern<br />

verhalten kann.<br />

Wie schon erwähnt, findet sich der »Kern« des Studiengangkonzepts<br />

in den drei Makromodulen »Theoriediskurse«,<br />

»Bildungs- und Sozialforschung« und »Lehrpraxis«<br />

(ab dem 3. Semester). Hier sollen die wesentlichen, kollektiven<br />

Lernszenarien entstehen, Lernprozesse angestoßen,<br />

begleitet und überprüft werden.<br />

Angebote der (selbst-)kritischen Reflexion<br />

Dabei kommen zwei Grundgedanken zum Tragen:<br />

Zum einen orientiert sich die Anlage an der Vorstellung<br />

von »Bildung durch Wissenschaft«, was im Wesentlichen<br />

heißt: »Bildung durch Forschung«. Zum anderen folgt sie<br />

der Idee, dass man nur das wirklich gelernt hat, was man<br />

andere lehren kann.<br />

Dabei stehen die drei Module »Critical Pedagogy«<br />

und »Konzepte Sozialer Arbeit I + II« sowie<br />

»Forschungswerkstatt« im ersten Studienjahr<br />

in einer engen Wechselbeziehung. Da<br />

Forschung stets ein theoriegeleiteter Prozess<br />

sein sollte, werden in den erst genannten<br />

Modulen theoretische Rahmenkonzepte<br />

präsentiert und auf dem Hintergrund<br />

der akademischen wie praktischen<br />

Erfahrungen der Studierenden<br />

diskutiert. Besondere Bedeutung<br />

kommt<br />

a) den Ansätzen der<br />

Critical Pedagogy zu, da<br />

diese nicht nur zentral für<br />

das Verständnis des schulischen<br />

Anteils, sondern<br />

auch konstituierend für<br />

den Studiengang sind, und<br />

b) den Konzepten Kritischer<br />

Sozialarbeit, die den<br />

sozialarbeiterischen und<br />

sozialpolitischen Anteil reflektieren.<br />

Gerade unter dem Gesichtspunkt<br />

der multiprofessionellen<br />

Zusammen-<br />

DDS Januar/Februar 2012 14


setzung der Studierenden macht es Sinn, eine theoretische<br />

Verständigung anzustreben, die sowohl das eigene Berufsfeld<br />

kritisch sieht (und damit Anknüpfungspunkte für die<br />

jeweils andere Profession bietet) als auch Gemeinsamkeiten<br />

in der Theorie deutlich werden lässt. Critical Pedagogy<br />

und Kritische Sozialarbeit stehen zudem nicht einfach den<br />

subjektiven Theorien normativ gegenüber, sondern sind<br />

Angebote der (selbst-)kritischen Reflexion.<br />

In der Forschungswerkstatt sollen Kleingruppen Werkstattprojekte<br />

entwerfen, die sowohl Elemente des Theoretischen<br />

in Anschlag bringen als auch Fragen der Praxis<br />

formulieren. Es ist die Annahme, dass es – in den gelingenden<br />

Fällen – dazu kommt, dass sich die Praxis einem<br />

theoretischen Begreifen im Bewusstsein der Studierenden<br />

öffnet wie auch, dass die theoretischen Zugriffe ob ihrer<br />

Tauglichkeit (zumindest punktuell) überprüfbar werden.<br />

Zentrales Merkmal ist die Irritation des Gewohnten –sowohl<br />

der angelernten Theoriebruchstücke als auch des Alltagsverstandes<br />

und der beruflichen Routine mit ihren Legitimationsmustern.<br />

Um diese Wechselwirkungen zu erreichen,<br />

werden Themen aus den Projekten immer wieder<br />

aufgegriffen und in die einschlägigen Theoriekontexte gestellt<br />

bzw. kritisch aus der Perspektive von Critical Pedagogy<br />

und Kritischer Sozialarbeit analysiert. Ein Beispiel: Eine<br />

Kleingruppe beschäftigt sich in der Forschungswerkstatt<br />

mit kurzzeitpädagogischen Maßnahmen bei versetzungsgefährdenden<br />

Leistungsrückständen (z. B. »Camp+«). Sie<br />

könnten dabei u. a. untersuchen, welche Dimensionen diese<br />

Maßnahmen haben und in wie vielen Fällen sie zum Erfolg<br />

(der Versetzung) führen. In »Soziale Arbeit und Schule<br />

02« könnte das Thema aufgegriffen werden, indem man<br />

die Problematik homogener Lerngruppen als struktureller<br />

Voraussetzung für dann individuell erscheinende »Lernrückstände«<br />

erörtert (siehe Holzkamp 1995, S. 339 ff).<br />

Im zweiten Studienjahr setzt sich die Wechselbeziehung<br />

zwischen den Makromodulen »Theoriediskurse« und »Bildungs-<br />

und Sozialforschung« fort. Im Theorieteil wird dabei<br />

verstärkt auf Handlungskonzepte eingegangen und die<br />

methodologische Diskussion entwickelt. Die Forschungsprojekte<br />

sollen insgesamt anspruchsvoller sein und nicht<br />

nur der Überprüfung bzw. Konkretisierung von Hypothesen<br />

dienen, sondern auch der Generierung neuer Fragestellungen.<br />

Bleibt als dritte »Säule« das Makromodul »Lehrpraxis«.<br />

Ab dem dritten Semester begleiten die Studierenden den<br />

nachfolgenden Jahrgang, also die Studierenden des neuen<br />

ersten Semesters, in bestimmten Modulen. Mit dieser Konstruktion<br />

verbinden sich mehrere Intentionen.<br />

Zum Ersten soll den »Alt-Studierenden« die Möglichkeit<br />

eröffnet werden, selbst zu überprüfen, inwieweit sie<br />

sich die Kompetenzen der ersten beiden Semester angeeignet<br />

haben. Wegen der Komplexität der Problematiken, die<br />

sich nicht nur in der Ansammlung von Wissen erschöpfen,<br />

sondern auch Ebenen der Selbstthematisierung, von Emotionen<br />

und Haltungen beinhalten, erscheint es sinnvoll, die<br />

genannten Module nicht nur mit der jeweiligen Modulprü-<br />

15 DDS Januar/Februar 2012<br />

fung »abzuhaken«, sondern sie auf einer erweiterten Ebene,<br />

nämlich der der Vermittlung, wieder zu aktualisieren.<br />

SozialarbeiterInnen als VermittlerInnen<br />

Ein zweiter Punkt ist im Erwerb zusätzlicher Kompetenzen<br />

auszumachen. Das Arbeitsfeld »Schule und Soziale<br />

Arbeit« ist so wesentlich von Vermittlungsaufgaben bestimmt,<br />

dass alle, die in dem Feld arbeiten (also auch SozialarbeiterInnen<br />

und andere), sich der Herausforderung<br />

stellen müssen und zumindest grundlegende didaktische<br />

Fähigkeiten entwickeln sollten. Dass dies mit Studierenden<br />

des nachfolgenden Jahrgangs geschieht, sollte ausreichen,<br />

um eine Reproduktion des bekannten LehrerInnen-<br />

SchülerInnen-Verhältnisses zu verhindern. Entsprechend<br />

ist auch die Begleitung der lehrenden Studierenden durch<br />

die DozentInnen der Hochschule nicht nur eine sachliche,<br />

sondern eine, die sich auf eine Beobachtung und Hinterfragung<br />

der Rollenverständnisse und der Verhaltensmuster<br />

bezieht.<br />

Für die jüngeren Studierenden sollen sich mit der Lehrpraxis<br />

der »Alt-Studierenden« zudem Effekte des »peerteaching«<br />

einstellen. Wenn Gleichaltrige (und hier noch<br />

wichtiger: Menschen in einer vergleichbaren Lebenssituation<br />

als berufsbegleitend Studierende!) ihre Erfahrungen<br />

mit der Bewältigung der Anforderungen vermitteln, hat<br />

das eine orientierende Funktion.<br />

Die Master-Thesis wird im dritten Studienjahr verfasst.<br />

Die Zuordnung zu den Makromodulen »Theoriediskurse«<br />

und »Bildungs- und Sozialforschung« soll deutlich machen,<br />

dass sowohl empirische Forschungsarbeiten als auch<br />

Theoriearbeiten möglich sind. Die Erarbeitung wird durch<br />

ein Forschungskolloquium begleitet und durch individuelle<br />

Beratung ergänzt. Die mündliche Prüfung findet als Disputation<br />

hochschulöffentlich statt.<br />

Dieser Abschluss, nicht im kleinen Rahmen eines Prüfungsgesprächs,<br />

sondern in der Öffentlichkeit der Hochschule,<br />

entspricht dem Charakter des Studiengangs. Lernen<br />

und Forschen sind als kollektive Praxen angelegt, die<br />

Veränderungen begleiten und anstoßen sollen – dazu bedarf<br />

es öffentlichen Handelns. Gerade ein Studiengang,<br />

der sich in wesentlichen Elementen der Beförderung kritischen<br />

Denkens und demokratischer Praxis verschrieben<br />

hat, darf sich nicht am Ende in den »Elfenbeinturm« zurückziehen,<br />

sondern muss seine Studienergebnisse der öffentlichen<br />

Kritik aussetzen.<br />

von Prof. Dr. Uwe Hirschfeld<br />

Professor an der Evangelischen Hochschule<br />

für Soziale Arbeit, Dresden.<br />

Arbeitsschwerpunkte: politische Theorie,<br />

politische Bildung, Soziale Arbeit und Schule.<br />

Kontakt: ehs-dresden.de<br />

Die Langfassung dieses Beitrags haben wir auf unsere Homepage gestellt: www.<br />

gew-bayern.de


Jugendhilfe – Schule – <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

Wer sind die Bündnispartner der <strong>Schulsozialarbeit</strong>?<br />

Nicht erst seit den PISA-Ergebnissen gibt es eine<br />

grundsätzliche Kritik am deutschen Schulsystem als System<br />

der Produktion und Reproduktion von Bildungsapartheid.<br />

PISA hat nur einmal mehr deutlich gemacht, dass unsere<br />

drei- bzw. viergliedrige Schulstruktur eben nicht einer<br />

»begabungsgerechten Profilierung« folgt, sondern dass Bildungserfolg<br />

zu eng mit der sozialen Herkunft zusammenhängt<br />

(Sünker 2008; Sünker/Miethe 2007).<br />

Jugendhilfe und Schulprobleme<br />

Bereits mit dem Fünften Jugendbericht (1980) wurde<br />

das Verhältnis von Jugendhilfe<br />

und Schule systematisch<br />

analysiert, wurden institutionelle<br />

Bedingungen auf beiden Seiten<br />

aufgeschlüsselt. Eine der<br />

uns bis heute herausfordernden<br />

Erkenntnisse lautet, Jugendhilfe<br />

habe realistisch anzuerkennen,<br />

sie könne mit eigenen Mitteln<br />

nichts zur Lösung der durch<br />

die Institution Schule verursachten<br />

Probleme beitragen. Vor allem<br />

mit Bezug auf Probleme<br />

der SchülerInnen mit der Schule,<br />

die von der Schule als ihre Probleme<br />

mit SchülerInnen umdefiniert<br />

wurden, stellte man als Aufgabenstellung<br />

klar heraus: »Dies<br />

bedeutet jedoch nicht, dass sie<br />

nicht mit aller Deutlichkeit und<br />

Eindringlichkeit in der Öffentlichkeit<br />

auf diese Probleme aufmerksam<br />

machen und diese in<br />

ihren Erfahrungen und den ihr<br />

zugewiesenen Folgeerscheinungen<br />

skandalisieren muß« (1980:<br />

S. 60).<br />

Einher ging dies mit dem<br />

zeitgleichen Befund der Fendschen<br />

Schuluntersuchungen, die<br />

trotz der Reputation Fends nie<br />

systematisch für eine grundlegende<br />

Kritik an Schulstrukturen,<br />

eine Kritik der permanenten<br />

Verletzung von »Kindeswohl«,<br />

verwendet wurden: »Nach unseren<br />

Forschungsergebnissen führt<br />

die derzeitige Organisation des<br />

Bildungswesens bei fast einem<br />

Drittel aller Schüler zu einer stabilen Lernabneigung bis<br />

hin zu einer Lernneurose. Für etwa 20 % der Schüler impliziert<br />

der Schulbesuch eine langandauernde Leidensgeschichte<br />

mit Insuffizienzgefühlen und einer langen Kette<br />

von Bedrohungserlebnissen« (Fend 1980: S. 374 f.).<br />

Und erklärbar ist auch, wie es zu diesen Ergebnissen<br />

kommt: »Innerschulische Mechanismen sozialer Diskriminierung«<br />

(1980: S. 50) führen dazu, »dass die durchschnittlichen<br />

Bedingungen, wie sie in der Unterschicht vorfindbar<br />

sind, benachteiligender Sozialisationsumwelten tendenziell<br />

zu Ergebnissen in der frühkindlichen Sozialisation führen,<br />

die gleichsam eine Vor-Programmierung des Schulversagens<br />

darstellen« (1980: S. 55; vgl.<br />

Aronson 2000).<br />

Insgesamt gesehen hielten die<br />

Verfasser des Fünften Jugendberichts<br />

in einer immer noch gültigen<br />

Einschätzung fest, dass das<br />

Schulsystem in seiner aktuellen<br />

Form und den entsprechenden<br />

Prozessen der sozialen Selektion<br />

weithin als ein Instrument der Reproduktion<br />

wie Verfestigung sozialer<br />

Ungleichheit, kaum jedoch als<br />

ein Mittel zur Kompensation der<br />

mit der sozialen Herkunft gegebenen<br />

Unterprivilegierung zu verstehen<br />

sei (Fünfter Jugendbericht<br />

1980: S. 57 f.). In ihrer Argumentation<br />

stützen sie sich dabei u. a.<br />

auf die Erkenntnisse nationaler<br />

und internationaler Bildungsforschung,<br />

wie sie auch Michael Vester<br />

in »Die kanalisierte Bildungsexpansion«<br />

oder Stephen Ball in<br />

»Class Strategies and the Education<br />

Market« belegen.<br />

Die Jugendhilfe aber befinde<br />

sich in einer prekären Lage,<br />

weil sie die ihr zugewiesenen, im<br />

Schulsystem produzierten Fälle in<br />

der traditionellen Form als Problemfälle<br />

zur Bearbeitung übernehme,<br />

ohne davon Kenntnis zu nehmen,<br />

dass die Schule als Institution<br />

und nicht die SchülerInnen<br />

das Problem ausmachten (1980:<br />

S. 58). Daher wird über »Schule als<br />

defizitäre Form der Sozialisation<br />

und die Konsequenzen für die Jugendhilfe«<br />

(ebd.) gesprochen, und<br />

DDS Januar/Februar 2012 16


unter dem Titel »Negative Sozialisationskarrieren<br />

und Brüche im Sozialisationsprozess«<br />

(1980: S. 59) stellt<br />

sich die Frage, die zugleich auf die<br />

politische Verantwortung pädagogischer<br />

Professionalität hindeutet, wie<br />

es um die Vermittlung zwischen Kinder-<br />

und Jugendhilfe sowie Bildungspolitik,<br />

die diesen Namen zu Recht<br />

trägt, in anderer Weise bestellt sein<br />

könnte.<br />

Verteidiger des Rechts auf<br />

Bildung<br />

Im Rahmen pädagogischer Professionalität<br />

– als deren Sachwalter<br />

Jugendhilfe und somit auch <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

gelten sollten – ist für die<br />

Praxis davon auszugehen, dass Bildungspolitik<br />

Gesellschaftspolitik in<br />

der Gestalt von Klassenkampf ist,<br />

weil Fraktionen der herrschenden Klasse, in denen die Bildungsbourgeoisie<br />

heute nur noch ein kleines, aber relevantes<br />

und einflussreiches Element bildet, hier Positionen der<br />

Verteidigung von Privilegien im Zugriff auf gesellschaftlich<br />

knappe Güter besetzen (Ball 2003; Bourdieu 2004).<br />

»Bildung« wird in vielfältigen Analysen, die mit Wissensgesellschaft,<br />

Wissenskapitalismus, in jedem Fall der<br />

Qualifikationsstruktur der Ware Arbeitskraft zu vermitteln<br />

sind, zum entscheidenden Thema des 21. Jahrhunderts<br />

für gesellschaftliche Entwicklungen und die sozialen,<br />

materiellen, gesundheitlichen Perspektiven von Individuen.<br />

Dementsprechend lautet der gesellschaftspolitisch und<br />

demokratiepraktisch skandalträchtigste Satz der deutschen<br />

PISA-Studie von 2000: »Kulturelles Engagement und kulturelle<br />

Entfaltung, Wertorientierungen und politische Partizipation<br />

kovariieren über die gesamte Lebensspanne systematisch<br />

mit dem erreichten Bildungsniveau« (Deutsches<br />

PISA-Konsortium 2001: S. 32). Im Klartext bedeutet dies<br />

– und kann als Maßstab für die praktische gegenwärtige<br />

Kritik am Schulsystem für Jugendhilfe und <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

genommen werden: Den Kindern und Jugendlichen,<br />

denen strukturell die Möglichkeit der Bildung genommen<br />

wird – und das hat unmittelbar mit ihrer Klassenlage zu<br />

tun –, werden lebensgeschichtlich übergreifend auch viele<br />

andere Möglichkeiten genommen, von Kultur bis zu politischem<br />

Bewusstsein, Interessen und Handlungsmöglichkeiten.<br />

Jugendhilfe und <strong>Schulsozialarbeit</strong> können sich daher als<br />

Verteidiger von Bildung im umfassenden Sinne verstehen,<br />

weil sie den bedeutsamen Zusammenhang zwischen demokratischer<br />

Bildung – als individuellen Bildungsmöglichkeiten<br />

– und der Bildung von Demokratie in den Mittelpunkt<br />

ihrer Arbeit stellen. Denn die Entwicklung einer substanziellen,<br />

partizipatorischen Demokratie, verknüpft mit der<br />

17 DDS Januar/Februar 2012<br />

Vorstellung einer Demokratisierung<br />

aller Lebensbereiche, beruht darauf,<br />

dass gebildete Bürgerinnen und Bürger,<br />

ausgestattet mit Reflexivität, gesellschaftlicher<br />

Urteilskraft und politischer<br />

Handlungsfähigkeit, öffentliche<br />

Angelegenheiten als ihre eigenen<br />

(an)erkennen und darin eingreifen.<br />

Bildungsforschung, aber in<br />

welche Richtung?<br />

Eine Voraussetzung hierfür stellt<br />

die Demokratisierung der Institution<br />

Schule dar, und damit die Abschaffung<br />

der Mehrgliedrigkeit, die auf<br />

der unsinnigen Begabungsideologie<br />

beruht und in die die Verdichtung<br />

von »symbolischer Gewalt« (Bourdieu)<br />

eingeht. Dem Unglück der Mehrgliedrigkeit<br />

entgegen und »sozialer<br />

Startgleichheit« zuzuarbeiten, sind<br />

wesentliche Aufgaben und Herausforderungen für eine<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>, die sich auf der Höhe der Zeit befindet<br />

(Becker in Adorno 1971: S. 110). Einen wesentlichen<br />

Bündnispartner finden <strong>Schulsozialarbeit</strong> und Jugendhilfe<br />

in wirklicher Bildungsforschung, die sich nicht den politischen<br />

und strukturbezogenen Konsequenzen verschließt:<br />

Im Kern handelt es sich um die Erkenntnis, dass egalitäre<br />

Bildungssysteme besser für die Qualität aller SchülerInnenleistungen<br />

und soziale Gerechtigkeit sind (Green u. a.<br />

2006: S. 183 ff.).<br />

Foto: Robert Michel<br />

von Prof. Dr. Heinz Sünker<br />

Fachbereich Bildungs- und Sozialwissenschaften<br />

an der Bergischen Universität Wuppertal<br />

Kontakt: suenker@uni–wuppertal.de<br />

Literaturverweise:<br />

Adorno, Th. W. 1971: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit<br />

H. Becker 1959–1969. Frankfurt/M.<br />

Aronson, E. 2000: Nobody left to hate. Teaching Compassion after Columbine.<br />

New York<br />

Ball, St. 2003: Class Strategies and the Education Market. The middle–classes and<br />

social advantage. London/New York<br />

Bourdieu, P. 2004: Der Staatsadel. Konstanz<br />

Deutsches PISA-Konsortium (Hg.) 2001: PISA 2000. Opladen<br />

Fend, H. 1980: Theorie der Schule. München<br />

Fünfter Jugendbericht 1980: Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe.<br />

Bonn<br />

Green, A./Preston, J./Janmaat, G. 2006: Education, Equality and Social Cohesion.<br />

A Comparative Analysis. Houndmills<br />

Sünker, H. 2008: Demokratische Bildungsgesellschaft oder Spätkapitalismus. In:<br />

Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau 31 (Heft 58)<br />

Sünker, H./Miethe, I. (Hg.) 2007: Bildungspolitik und Bildungsforschung. Herausforderungen<br />

und Perspektiven für Gesellschaft und Gewerkschaften in<br />

Deutschland. Frankfurt/M.<br />

Vester, M. 2007: Die »kanalisierte Bildungsexpansion«, in: Sünker/Miethe 2007


Kongress zur <strong>Schulsozialarbeit</strong>:<br />

Großes Interesse<br />

bei den Fachkräften<br />

»Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe – Wandel<br />

durch Annäherung« lautete der Titel des vierten bayerischen<br />

Landeskongresses <strong>Schulsozialarbeit</strong>, den die LAG<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong> <strong>Bayern</strong> in Kooperation unter anderem mit<br />

der <strong>GEW</strong> am 3. Dezember 2011 im Nürnberger Berufsbildungszentrum<br />

ausrichtete.<br />

Nachdem die Anmeldephase eher schleppend verlief,<br />

wurde der Kongress selbst zu einem vollen Erfolg: Mit über<br />

200 teilnehmenden Fachkräften (<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

und LehrerInnen) wurden die Erwartungen des Organisationsteams<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Herbert Bassarak<br />

weit übertroffen.<br />

Hohes fachliches Niveau<br />

Die hochkarätige personelle Besetzung des Kongresses<br />

wurde schon zu Beginn der Veranstaltung sichtbar. Neben<br />

der Bundestagsabgeordneten Marlene Rupprecht und dem<br />

zweiten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Horst Förther,<br />

wünschten auch Prof. Ulrich Bartosch, Vorsitzender des<br />

Fachbereichstags Soziale Arbeit, und Harald Giesecke von<br />

ver.di in ihren Grußworten den KongressteilnehmerInnen<br />

gute Beratungen.<br />

Norbert Hocke vom <strong>GEW</strong>-Hauptvorstand machte deutlich,<br />

wie wichtig gute <strong>Schulsozialarbeit</strong> für unsere Gesellschaft<br />

ist. Er wies auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen<br />

pädagogischen Ausbildung hin, wie sie in anderen Ländern<br />

längst erfolge: »So kann eine echte Annäherung von Schule<br />

und Jugendhilfe zum Wohle der Kinder und Jugendlichen<br />

gelingen!«, ist er sich sicher.<br />

Inhaltlich stark waren auch die beiden Grundsatzreferate.<br />

So wirkten die teils provokanten Thesen von Prof. Sünker<br />

aus Wuppertal sehr diskussionsbelebend. Sünker meinte unter<br />

anderem, dass das derzeitige selektive Schulsystem insbesondere<br />

von den herrschenden Klassen unserer Gesellschaft<br />

favorisiert werde, um Ungleichheit und Wissen als Mittel zur<br />

Sicherung von Macht einsetzen zu können. Hier habe die Jugendhilfe<br />

den Auftrag, dem entgegenzutreten. Prof. Rösner<br />

aus Dortmund zeigte die deutlichen Möglichkeiten der Zusammenwirkung<br />

von Schulentwicklungsplanung und Sozial-<br />

und Jugendhilfeplanung auf.<br />

Viel Lob der anwesenden Fachkräfte erhielt die <strong>GEW</strong><br />

für ihren Film »Traumberuf <strong>Schulsozialarbeit</strong>«, der in der<br />

Mittagspause vorgeführt wurde. Hier zeigt die <strong>GEW</strong> auf,<br />

wie vielseitig und fachlich anspruchsvoll das Berufsfeld ist.<br />

SozialarbeiterInnen als EinzelkämpferInnen<br />

Rege diskutiert wurde auch in den nachmittags stattfindenden<br />

Fachforen. Viele TeilnehmerInnen entschieden sich<br />

kurzfristig, das von der <strong>GEW</strong> organisierte Forum zu Arbeits-<br />

und Tarifbedingungen von <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

zu besuchen. Hier wurde schnell deutlich, wie unterschiedlich<br />

Bezahlung und Arbeitsbedingungen bei den einzelnen<br />

Trägern in <strong>Bayern</strong> sind. Es zeigte sich jedoch, dass sich viele<br />

SozialarbeiterInnen als EinzelkämpferInnen sehen und derzeit<br />

nur unterdurchschnittlich in den Gewerkschaften organisiert<br />

sind, was dazu führt, dass eine umfassende und wirksame<br />

Vertretung des Berufsfeldes recht schwierig ist.<br />

Ein Angebot für alle SchülerInnen<br />

Den Abschluss des Kongresses bildete eine gelungene<br />

Podiumsdiskussion, moderiert von <strong>GEW</strong>-Urgestein Jonas<br />

Lanig, bei der sowohl Lehrkräfte und <strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen<br />

als auch ElternvertreterInnen und Wissenschaftler zu<br />

Wort kamen und ihre Positionen zu verschiedenen Fragen<br />

teils kritisch austauschen konnten.<br />

Am Ende war man sich jedoch einig: <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

ist mehr als das, was derzeit von der bayerischen Landesregierung<br />

mit ihrem »JaS«-Modell (Jugendsozialarbeit an<br />

Schulen) propagiert und gefördert wird. <strong>Schulsozialarbeit</strong> ist<br />

nicht ausschließlich »Feuerwehr für soziale Probleme in der<br />

Schule«, sondern richtet sich zielgerichtet präventiv aus und<br />

steht als freiwilliges Angebot allen Schülerinnen und Schülern<br />

sowie auch den Eltern und Lehrkräften beratend und<br />

helfend zur Seite.<br />

Es wird Zeit, dass die Fachkräfte der <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

selbst anfangen, ihre Aufgaben in unserer Gesellschaft zu<br />

finden und Problemlagen, die aus dem derzeitigen System<br />

entstehen, öffentlich aufzuzeigen. <strong>Schulsozialarbeit</strong> darf<br />

sich nicht ausschließlich durch Politik, Schule und Machtverhältnisse<br />

fremddefinieren lassen. Die öffentliche Hand<br />

muss endlich genügend Mittel bereitstellen, um eine umfassende<br />

Versorgung aller Schülerinnen und Schüler, nicht nur<br />

der »benachteiligten«, zu ermöglichen.<br />

Die <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft, in welcher auch viele<br />

<strong>Schulsozialarbeit</strong>erInnen organisiert sind, hat damit sicher<br />

eine große Aufgabe. Packen wir es gemeinsam an!<br />

von Björn Köhler<br />

Leiter des Sozialpädagogischen Büros<br />

der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong><br />

DDS Januar/Februar 2012 18


Foto: Bert Butzke<br />

Tarifrunde 2012: Eine klare Forderung, für die sich<br />

zu kämpfen lohnt!<br />

Ab 1. März wird über die Gehälter der Angestellten im<br />

öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen verhandelt.<br />

Die Forderungen der Landestarifkommission<br />

(LTK) wurden in der Dezember-Ausgabe der DDS vorgestellt<br />

und begründet. Am 29. November 2011 hat sich die<br />

Große Tarifkommission (GTK) der <strong>GEW</strong> ebenfalls mit den<br />

Forderungen für die Tarifrunde beschäftigt und eine Empfehlung<br />

für die Mitgliederdiskussion beschlossen. Die Delegierten<br />

sprachen sich für eine Gehaltsforderung im Bereich<br />

zwischen sechs und sieben Prozent aus.<br />

Den Trend umkehren<br />

»Wir sollten uns in dieser Tarifrunde auf die Forderung<br />

nach mehr Geld konzentrieren«, sagt Ilse Schaad, Leiterin<br />

des <strong>GEW</strong>-Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik.<br />

Sie verwies in ihrer Rede auf weiterhin sinkende<br />

Reallöhne. In einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts<br />

vom 22. Dezember 2011 liest sich das so: »Reallohnverluste<br />

mussten vor allem die Beschäftigten des Öffentlichen<br />

Dienstes hinnehmen. In der Öffentlichen Verwaltung<br />

(+ 1,8 %) und im Bereich Erziehung und Unterricht<br />

(+ 1,1 %) lag die durchschnittliche Verdienstentwicklung<br />

deutlich unterhalb der Preisentwicklung.« Die Teuerungsrate<br />

lag im Jahresdurchschnitt 2011 bei etwa 2,3 Prozent und<br />

damit höher als viele Tarifabschlüsse aus dem Jahr 2010, die<br />

für 2011 nur geringe Lohnsteigerungen vorsahen. So auch<br />

der Abschluss zum TVöD, der eine Erhöhung der Tabellenentgelte<br />

ab Januar 2011 um 0,6 Prozent und weitere 0,5 Prozent<br />

ab August 2011 vorsah.<br />

19 DDS Januar/Februar 2012<br />

Im Jahr 2011 kam – für viele WirtschaftsexpertInnen<br />

überraschend – die Konjunktur in Schwung. Auch die Beschäftigten<br />

konnten über höhere Tarifabschlüsse in vielen<br />

Branchen davon profitieren, wie das WSI-Tarifarchiv der<br />

Hans-Böckler-Stiftung mitteilt: »Die Tarifabschlüsse im Jahr<br />

2011 liegen deutlich über denen des Vorjahres. In vielen Bereichen<br />

wurden wieder dauerhafte Tarifsteigerungen vereinbart,<br />

nachdem im vergangenen Jahr Pauschalzahlungen eine<br />

große Bedeutung hatten. In zahlreichen Branchen sehen die<br />

Abschlüsse für dieses Jahr Tarifsteigerungen zwischen 3 und<br />

4 Prozent vor« (Pressemitteilung vom 14.12.2011).<br />

Bangemachen gilt nicht<br />

In den kommenden Monaten wird sich entscheiden, ob<br />

sich diese Tendenz fortsetzen lässt. Die Arbeitgeber verweisen<br />

auf die Euro-Krise und sinkende Wirtschaftsprognosen.<br />

Manche sehen bereits die nächste Rezession auf uns zukommen.<br />

Die Gewerkschaften fordern hingegen in fast allen<br />

Branchen zwischen sechs und sieben Prozent mehr Gehalt<br />

bei kürzeren Laufzeiten von in der Regel zwölf Monaten.<br />

Die Tarifrunden für die Deutsche Post AG, für die<br />

Ortskrankenkassen und die Deutsche Telekom AG laufen<br />

bereits. Ende März ist die Metall- und Elektroindustrie dran.<br />

Gerade die öffentlichen Arbeitgeber behaupten jedoch<br />

stur, es gäbe nichts zu verteilen. In der Tat sind viele Kommunen<br />

hoch verschuldet. Und mit der »Schuldenbremse«<br />

hat sich die Politik selbst Sparzwänge auferlegt, die bei<br />

schwächelnder Konjunktur kaum zu erfüllen sein werden.<br />

Die Ironie dabei ist, dass die »Schuldenbremse« selbst als


»Konjunkturbremse« wirkt.<br />

Aber die Wirtschaft ist 2011 kräftig gewachsen und damit<br />

auch die Steuereinnahmen. Die öffentlichen Haushalte<br />

konnten nach einer aktuellen Mitteilung des Statistischen<br />

Bundesamtes ihr Finanzierungsdefizit in den ersten drei<br />

Quartalen 2011 deutlich verringern. Dies sei »maßgeblich<br />

auf den Einnahmenanstieg von 9,9 % auf 835,6 Milliarden<br />

Euro zurückzuführen« (Pressemitteilung vom 29.12.2011).<br />

Die positive Wirtschaftsentwicklung 2011 wird vor allem<br />

im Jahr 2012 zu weiter steigenden Steuereinnahmen führen.<br />

Das Bundesfinanzministerium geht in einer Prognose sogar<br />

davon aus, dass das Finanzierungsdefizit der Kommunen im<br />

Jahr 2012 im Durchschnitt auf null sinken wird. Mit anderen<br />

Worten: Während viele Gemeinden weiterhin hohe Schulden<br />

aufnehmen müssen, erwirtschaften ebenso viele Gemeinden<br />

beträchtliche Überschüsse. Diese offensichtliche<br />

Fehlsteuerung hat nichts mit den berechtigten Lohnforde-<br />

rungen der Beschäftigten zu tun.<br />

Notwendig ist eine Gehaltssteigerung<br />

für die Beschäftigten<br />

im öffentlichen Dienst, die über<br />

der Teuerungsrate liegt. Nur so<br />

partizipieren sie am Wirtschaftswachstum<br />

und können gleichzeitig<br />

über steigenden Konsum zu<br />

einem nachhaltigen Aufschwung<br />

beitragen. Dem entspricht der<br />

Vorschlag für eine Forderung von<br />

sechs bis sieben Prozent, mindestens<br />

150 bis 180 Euro. Am 6. Februar<br />

2012 werden die GTK und der Koordinierungsvorstand<br />

auf Grundlage der Mitgliederdiskussion über die endgültige<br />

Forderung entscheiden. In Kenntnis dieses Beschlusses legt<br />

die ver.di-Bundestarifkommission öffentlicher Dienst in ihrer<br />

Sitzung am 9. Februar die gemeinsamen Forderungen fest.<br />

Klare Forderungsstruktur<br />

Die Große Tarifkommission der <strong>GEW</strong> sprach sich für<br />

eine klare Forderungsstruktur aus. Um möglichst viel Druck<br />

hinter die Gehaltsforderung zu bringen, soll auf zusätzliche<br />

Nebenforderungen so weit wie möglich verzichtet werden.<br />

Die GTK bittet die Untergliederungen, insbesondere<br />

die Mobilisierungsfähigkeit ihres Vorschlags zu diskutieren.<br />

Forderungen nach einer Ausweitung der Altersteilzeit und<br />

einer Arbeitszeitverkürzung, wie sie die LTK in <strong>Bayern</strong> beschlossen<br />

hat, wurden auch in der GTK thematisiert und als<br />

weiterhin gültige und wichtige Ziele bezeichnet. Allerdings<br />

sprachen sich die Delegierten dafür aus, diese mit Blick auf<br />

die Durchsetzmöglichkeiten in der aktuellen Tarifrunde zurückzustellen.<br />

Besonders kritisch wurde die Möglichkeit diskutiert, einen<br />

Teil der Tariferhöhung in Form von Einmalzahlungen<br />

zu gestalten. Diese in den letzten Jahren häufig als »soziale<br />

Komponente« genutzten Elemente wirken sich zwar für<br />

die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen stärker aus.<br />

Fahrplan der Tarifrunde 2012<br />

Die Verhandlungen zur Tarifrunde 2012 beginnen am<br />

1. März. Die zweite Runde findet am 12./13. März<br />

statt. Danach wird es bis zur abschließenden Verhandlungsrunde<br />

am 28./29. März vermutlich zu Warnstreiks<br />

kommen. Da es mit dem Bund und den kommunalen Arbeitgeberverbänden<br />

eine neue Schlichtungsvereinbarung<br />

gibt, kann es für den Fall, dass bis Ende März keine Einigung<br />

erzielt wird, zu einer Schlichtung kommen. Danach<br />

müssen die Gewerkschaftsgremien entscheiden, ob<br />

sie den Schlichterspruch akzeptieren oder zur Urabstimmung<br />

über einen Erzwingungsstreik aufrufen.<br />

Langfristig bringen sie aber für alle Beschäftigten nur Nachteile,<br />

weil sie nicht in die Gehaltstabelle einfließen. Die Einmalzahlung<br />

ist im nächsten Jahr »weg« und muss immer wieder<br />

neu erkämpft werden. So hat dieses Instrument nach<br />

Auffassung der GTK dazu beigetragen, dass es im öffentlichen<br />

Dienst im letzten Jahrzehnt einen Reallohnverlust gab.<br />

<strong>Besser</strong> sei eine prozentuale Erhöhung der gesamten Tabelle,<br />

auf der die nächste Tariferhöhung aufbaut.<br />

Entgeltordnung für die Beschäftigten des<br />

Bundes<br />

Im Vorfeld der Tarifrunde verhandeln die Gewerkschaften<br />

seit Oktober 2011 mit dem Bund über den Abschluss<br />

einer Entgeltordnung, die sich an der Struktur der zum 1.<br />

Januar 2012 in Kraft getretenen Entgeltordnung für den<br />

Länder-Tarifvertrag (TV-L) orientiert. Mit der Tarifgemein-<br />

schaft der Länder (TdL) hatte<br />

man sich im März 2011 geeinigt,<br />

die mit der Überleitung zum<br />

neuen Tarifrecht weggefallenen<br />

Bewährungsaufstiege aus der alten<br />

Vergütungsordnung zum<br />

BAT durch eine andere Regelung<br />

zu ersetzen, in der alle Tätigkeitsmerkmale,<br />

die früher einen Bewährungsaufstieg<br />

nach längstens<br />

sechs Jahren vorsahen, von<br />

Beginn an der höheren Entgeltgruppe<br />

(also der früheren »Aufstiegsgruppe«)<br />

zugeordnet wurden. Wenn es zu einer Einigung<br />

über eine neue Entgeltordnung mit dem Bund kommt,<br />

wird diese auch in der Tarifrunde Thema sein. Die Kommunalen<br />

Arbeitgeberverbände sind an diesen Verhandlungen<br />

nicht beteiligt – ob und wann die Verhandlungen über<br />

eine Entgeltordnung für die Beschäftigten bei den Kommunen<br />

fortgesetzt werden, ist ungewiss.<br />

Ergebnisse müssen erkämpft werden<br />

Die Arbeitgeber werden unsere Forderungen auch in<br />

dieser Runde nicht kampflos erfüllen. Spätestens nach der<br />

zweiten Verhandlungsrunde am 12./13. März wird es aller<br />

Voraussicht nach zu Warnstreiks kommen. Diese Warnstreiks<br />

werden ein wichtiger Gradmesser für die Bereitschaft<br />

der Tarifbeschäftigten sein, sich für ihre Interessen zu engagieren.<br />

Nur mit einer hohen Beteiligung können den Arbeitgebern<br />

in den Verhandlungen Kompromisse abgerungen<br />

werden. Und wenn es zu weiteren Streikmaßnahmen kommen<br />

soll, müssen die Gewerkschaften wissen, wie viele ihrer<br />

Mitglieder bereit sind, zu kämpfen. Denn bei längeren Streikauseinandersetzungen<br />

kann man nur auf<br />

die Mitglieder bauen.<br />

von Oliver Brüchert<br />

Tarifreferent beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong><br />

DDS Januar/Februar 2012 20


Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches<br />

Dürfen Beamtinnen und Beamte jetzt streiken?<br />

Ein Zwischenfazit nach der ersten Runde der Klageverfahren vor den Verwaltungsgerichten<br />

In den von der <strong>GEW</strong> bundesweit eingeleiteten<br />

Gerichtsverfahren zum Thema<br />

»Beamtenstreik« liegen mittlerweile drei<br />

Urteile verschiedener Verwaltungsgerichte<br />

vor. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte<br />

das Verwaltungsgericht (VG) Düsseldorf<br />

erklärt, zwar bleibe nach nationalem Recht<br />

der Streik von Beamtinnen und Beamten<br />

ein »Dienstvergehen«, aus den Garantien<br />

der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

(EMRK) ergebe sich jedoch das<br />

Verbot, dies disziplinarisch zu ahnden. Die<br />

Disziplinarstrafe, die über eine beamtete<br />

Lehrkraft, die an einer von der <strong>GEW</strong> organisierten<br />

Arbeitsniederlegung teilgenommen<br />

hatte, verhängt worden war, wurde<br />

aufgehoben. Danach ergingen zwei weitere<br />

Urteile: Während das VG Osnabrück mit<br />

Urteil vom 19.8.2011 eine in Niedersachsen<br />

verhängte Geldbuße unter Verweis<br />

auf die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />

(BVerfG) letztlich<br />

für zulässig erachtet hat, hat das VG Kassel<br />

mit Urteil vom 27.7.2011 nicht nur die<br />

gegenüber einer hessischen Lehrkraft verhängte<br />

Sanktion für unwirksam erklärt, sondern<br />

darüber hinaus ausgeführt, entgegen<br />

der bislang herrschenden Auffassung sei ein<br />

Streik beamteter Lehrkräfte kein »Dienstvergehen«,<br />

sondern eine legitime Form gewerkschaftlicher<br />

Interessenvertretung.<br />

Drei Gerichte,<br />

drei unterschiedliche Urteile<br />

Damit ist die bemerkenswerte Situation<br />

eingetreten, dass drei Verwaltungsgerichte<br />

in drei Verfahren, in denen es im<br />

Kern um die gleiche Rechtsproblematik<br />

geht, mit unterschiedlichen Begründungen<br />

zu drei verschiedenen Ergebnissen gekommen<br />

sind.<br />

Alle Entscheidungen sind nicht rechtskräftig.<br />

Was der weitere Weg durch die Instanzen<br />

bringen wird, ist offen. Dass es<br />

letztlich auf eine »höchstrichterliche Entscheidung«<br />

ankomme, hat die <strong>GEW</strong> in ihren<br />

ersten Stellungnahmen zu allen Urteilen<br />

betont. Gleichwohl lässt sich auch zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt ein interessantes<br />

Zwischenfazit ziehen.<br />

Als die <strong>GEW</strong> Anfang 2010 entschieden<br />

hat, nach neueren Urteilen des Europäischen<br />

Gerichtshofs für Menschenrech-<br />

21 DDS Januar/Februar 2012<br />

te (EGMR) zum Streikrecht für Beamtinnen<br />

und Beamte auf dem Rechtsweg gegen<br />

Sanktionen vorzugehen, die im Anschluss<br />

an Arbeitsniederlegungen gegen beamtete<br />

Lehrkräfte verhängt worden sind, konnte<br />

niemand realistischerweise damit rechnen,<br />

dass bereits Gerichte der ersten Instanz die<br />

bislang in Deutschland herrschende Meinung,<br />

ein absolutes Streikverbot für Beamtinnen<br />

und Beamte sei als »hergebrachter<br />

Grundsatz des Berufsbeamtentums« verfassungsrechtlich<br />

verankert, in Frage stellen<br />

würden. Diese Position war – jedenfalls<br />

auf der Ebene der Rechtsprechung bis hin<br />

zum BVerfG – jahrzehntelang wie in Beton<br />

gegossen. Dies ändert sich jetzt.<br />

In der juristischen Literatur gibt es<br />

seit Jahrzehnten, zwar nur von einer Minderheit,<br />

aber immerhin, Kritik an dieser<br />

Rechtsprechung. Die Garantie der Koalitionsfreiheit<br />

aus Artikel 9 Abs. 3 des Grundgesetzes<br />

(GG), die für alle Berufe, auch<br />

für Beamtinnen und Beamte gelte, werde<br />

missachtet. »Hergebrachte Grundsätze«<br />

seien im Lichte der demokratischen Verfassungs-<br />

und Rechtsordnung des Grundgesetzes<br />

zu überprüfen. Aus völkerrechtlichen<br />

Bindungen, die die Bundesrepublik<br />

eingegangen sei, folge die Verpflichtung,<br />

ein Streikrecht auch für Beamtinnen und<br />

Beamte prinzipiell anzuerkennen. Die hierüber<br />

in der Literatur geführten Debatten<br />

haben die Verwaltungs- und Verfassungsgerichtsbarkeit<br />

jedoch niemals tangiert.<br />

Die Gerichte haben die Kontroversen zu<br />

dieser Frage schlicht nicht zur Kenntnis<br />

genommen.<br />

Vordemokratisches Recht<br />

In einem bereits im Jahr 1985 veröffentlichten<br />

Aufsatz hat der renommierte<br />

Beamten- und Verfassungsrechtler Professor<br />

Thomas Blanke kritisiert, dass die<br />

Rechtsprechung in Deutschland bei der<br />

Frage des Beamtenstreiks an Rechtspositionen<br />

festhalte, die ihren Ursprung in vorkonstitutionellem<br />

Recht haben. Der eigentliche<br />

Skandal der Behandlung dieses<br />

Themas durch die Gerichte sei jedoch,<br />

dass sich die Rechtsprechung mit der Kritik<br />

an der herrschenden Meinung überhaupt<br />

nicht auseinandersetze und damit<br />

den wissenschaftlichen Diskurs zu dieser<br />

Frage auf der Ebene der Rechtsanwendung<br />

zur Bedeutungslosigkeit verurteile.<br />

Dabei war es – bis jetzt – geblieben.<br />

Insofern ist es ebenso überraschend<br />

wie erfreulich, dass die drei Verwaltungsgerichte<br />

in ihren Urteilen zum Beamtenstreik<br />

nicht einfach die Standardformulierungen<br />

der herrschenden Meinung, die sich seit<br />

Jahrzehnten in immer gleicher Form in den<br />

einschlägigen Urteilen finden, wiederholt<br />

haben, sondern sich mit der Rechtsmaterie<br />

eigenständig auseinandergesetzt haben.<br />

Dies gilt für die Urteile des VG Düsseldorf<br />

und des VG Kassel, die auch im Ergebnis<br />

von der herrschenden Meinung abgewichen<br />

sind, jedoch ebenso für das VG<br />

Osnabrück, das zumindest in den Urteilsgründen<br />

viele Positionen der herrschenden<br />

Meinung problematisiert hat. Damit haben<br />

die drei Verwaltungsgerichte den jahrzehntelang<br />

von den Gerichten vermiedenen<br />

rechtswissenschaftlichen Diskurs eröffnet.<br />

Dem werden sich auch die Folgeinstanzen<br />

nicht entziehen können.<br />

Inhaltlich behandeln alle drei Urteile<br />

wesentliche Rechtsfragen, die auch in<br />

den weiteren Auseinandersetzungen von<br />

Bedeutung sind und über die letztlich das<br />

Bundesverfassungsgericht und der EGMR<br />

abschließend zu entscheiden haben werden.<br />

Am weitesten geht dabei das VG Kassel.<br />

Die Kasseler Richter erklären, entgegen<br />

der bisherigen höchstrichterlichen Rechtsprechung<br />

stehe ein Streikrecht grundsätzlich<br />

auch Beamtinnen und Beamten zu.<br />

Das Gericht folge insoweit der Rechtsprechung<br />

des EGMR, der in zwei Entscheidungen<br />

zu Artikel 11 EMRK in den Jahren<br />

2008 und 2009 festgestellt hat, dass<br />

das Streikrecht für öffentliche Bedienstete<br />

nur unter engen Voraussetzungen eingeschränkt<br />

werden könne. Eine Einschränkung<br />

des Streikrechts könne nur bestimmte<br />

Gruppen des öffentlichen Dienstes betreffen,<br />

die »funktional« in Bezug auf die<br />

Art ihrer Tätigkeit zu bestimmen seien.<br />

Die Ausübung der Rechte aus Artikel 11<br />

EMRK könne für Mitglieder der Streitkräfte,<br />

der Polizei oder der Staatsverwaltung<br />

gesetzlichen Einschränkungen unterworfen<br />

werden. Die rechtliche Unterscheidung<br />

zwischen statusmäßigen BeamtInnen<br />

und ArbeitnehmerInnen, die vielfach die


Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches ... Rechtliches<br />

gleiche Tätigkeit ausüben, sei keine funktionale<br />

Differenzierung. LehrerInnentätigkeit<br />

sei im Kern nicht »hoheitlich« und<br />

rechtfertige kein Streikverbot.<br />

Keine hoheitliche Tätigkeit<br />

Ausdrücklich wendet sich das VG Kassel<br />

dagegen, dass ein Streikverbot für alle<br />

Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in<br />

Deutschland, die statusmäßig BeamtInnen<br />

seien, aus den hergebrachten Grundsätzen<br />

des Berufsbeamtentums abgeleitet werden<br />

könne. In der Begründung der Klage<br />

vor dem VG Kassel hatten wir ausführlich<br />

dargelegt, eine sorgfältige rechtsgeschichtliche<br />

Analyse belege, dass ein allgemeines<br />

Streikverbot für BeamtInnen nicht zu jenen<br />

nach Artikel 33 Abs. 5 GG fortgeltenden<br />

hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums<br />

gehöre. Ein allgemeines<br />

Streikverbot entstamme vordemokratischem<br />

Recht. Grundsätze aus dieser Quelle<br />

könnten in der demokratischen Verfassungs-<br />

und Rechtsordnung keine Geltung<br />

mehr beanspruchen. Für das Streikrecht<br />

ergebe sich dies aus Artikel 9 Abs. 3 GG,<br />

der »allen Berufen« das Recht auf koalitionsgemäße<br />

Betätigung garantiere. Insoweit<br />

hat das VG Kassel auch unser Argument<br />

aufgegriffen, spätestens aus dem im Jahre<br />

2006 in Artikel 33 Abs. 5 GG aufgenommenen<br />

Gebot, das Recht des öffentlichen<br />

Dienstes fortzuentwickeln, ergebe sich bereits<br />

aus innerstaatlichem Recht die Notwendigkeit<br />

einer Revision der bisherigen<br />

Positionen zum Beamtenstreik.<br />

Vor allem ist das VG Kassel unserer<br />

Argumentation gefolgt, dass das Streikrecht<br />

als allgemeines Menschenrecht in der<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

das MaiMeeting ist die zentrale Bildungsveranstaltung<br />

der <strong>GEW</strong> für ihre Mitglieder und<br />

ganz besonders Funktionärinnen und Funktionäre.<br />

Gerade der Austausch über die Grenzen<br />

von Landesverbänden und <strong>GEW</strong>-Organisationsbereichen<br />

hinweg wird von den Teilnehmenden<br />

sehr geschätzt. Neben den anspruchsvollen<br />

Workshops mit versierten TrainerInnen bieten<br />

wir wieder viele kulturelle Highlights und politische<br />

Abendveranstaltungen. Dieses Mal findet<br />

das MaiMeeeting im IG BCE-Bildungszentrum<br />

Haltern am See statt. Es liegt wunderschön<br />

zwischen zwei Seen im Herzen des Naturparks<br />

Hohe Mark/Westmünsterland (NRW),<br />

umrahmt von den ausgedehnten Waldgebieten<br />

der Hohen Mark und der Haard.<br />

EMRK garantiert sei und die hierzu ergangene<br />

Rechtsprechung des EGMR »Ausstrahlungswirkungen<br />

auf Artikel 33 Abs.<br />

5 GG« habe. Mit der Unterzeichnung der<br />

EMRK und anderer völkerrechtlicher Dokumente,<br />

in denen das Streikrecht garantiert<br />

werde, folge auch die Verpflichtung,<br />

das nationale Recht entsprechend völkerrechtsfreundlich<br />

auszulegen. Zusammenfassend<br />

formuliert das VG Kassel:<br />

»Nur diese Auslegung des Art. 33<br />

Abs. 5 GG im Lichte der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention verhilft den<br />

Grundfreiheiten der Konvention zu voller<br />

Geltung und gewährleistet ein verfassungskonformes<br />

Verhalten aller staatlichen Behörden.«<br />

Nach diesen grundsätzlichen Klarstellungen<br />

prüft das VG Kassel auch, ob der<br />

hier zu beurteilende Streik von beamteten<br />

Lehrkräften als »sozial adäquat« zu beurteilen<br />

wäre, wenn man die Maßstäbe anlegt,<br />

die das Bundesarbeitsgericht zum Streik<br />

von Tarifbeschäftigten entwickelt hat. Da<br />

es bei der geforderten Arbeitszeitverkürzung<br />

um eine zentrale Frage der Arbeitsbedingungen<br />

von Lehrkräften gehe, sei dies<br />

zweifelsfrei der Fall.<br />

Streikrecht<br />

ist Menschenrecht<br />

Im Sinne einer Aufweichung der bisherigen<br />

Haltung der Gerichte ist auch die<br />

Entscheidung des VG Osnabrück von Bedeutung,<br />

obwohl das Gericht zu einem anderen<br />

Ergebnis gekommen ist als die Kasseler<br />

Richter. Wichtig ist insoweit, dass<br />

auch das VG Osnabrück die Positionen der<br />

herrschenden Meinung nicht einfach reka-<br />

Folgende sechs Workshops werden angeboten:<br />

1. Motivation und Inspiration auf dem Weg zu einer<br />

inklusiven Schule (Winfried W. Steinert, Bildungsexperte)<br />

2. Wege aus der Demokratie – oder Wege in der Demokratie?<br />

(Dr. Heidemarie Dießner, Dr. Werner<br />

Dießner, Institut für SozialManagement)<br />

3. Interkulturelle Öffnung von Bildungseinrichtungen –<br />

ein Thema für die <strong>GEW</strong>!? (Daniel Weber, DGB-Bildungswerk)<br />

4. Neue Aktionsformen für die <strong>GEW</strong>: Campaigning –<br />

Organizing – kreative Aktionsformen (Frank Hasenbein,<br />

Referent für gb@ im <strong>GEW</strong>-Nordverbund, und<br />

Petra Barz, Trainerin)<br />

5. Brücken in die Zukunft – Lebensumbrüche meistern:<br />

Kreative und biografische Schreibwerkstatt<br />

(Britta Jagusch, Journalistin/Schreibberaterin)<br />

6. Neu in ein <strong>GEW</strong>-Amt gewählt? Und viele Fragen?<br />

Keine Panik, wir helfen bei den Antworten! (Hans-<br />

Wilfried Kuhlen, Feldkompetenz)<br />

pituliert, sondern sie überprüft und infrage<br />

stellt. So äußert auch das VG Osnabrück<br />

deutliche Zweifel daran, ob das Streikverbot<br />

für Beamtinnen und Beamte als hergebrachter<br />

Grundsatz des Berufsbeamtentums<br />

existiere. Ebenfalls stellt das VG Osnabrück<br />

fest, dass im deutschen Beamtenrecht<br />

eine funktionsbezogene Differenzierung<br />

nach Art der Tätigkeit fehle, die nach<br />

der Rechtsprechung des EGMR allein eine<br />

Einschränkung des Streikrechts für bestimmte<br />

Beschäftigtengruppen rechtfertigen<br />

könne. Letztlich beruht die Entscheidung<br />

des VG Osnabrück auf der Erwägung,<br />

dass das »vorliegend angerufene<br />

Fachgericht« nicht gegen die herrschende<br />

Rechtsprechung zu Artikel 33 Abs. 5 GG<br />

entscheiden könne. Da es nicht um Auslegung<br />

und Anwendung »normalen« Gesetzesrechts<br />

gehe, sondern um die Auslegung<br />

und Anwendung von Verfassungsrecht, sei<br />

dies der Verfassungsgerichtsbarkeit vorbehalten.<br />

Bei den von der <strong>GEW</strong> betriebenen<br />

Klageverfahren geht es nicht um eine Abschaffung<br />

des Beamtenrechts, sondern um<br />

dessen Demokratisierung. Dieses Ziel verfolgen<br />

DGB und <strong>GEW</strong> seit Jahrzehnten<br />

auf der politischen Ebene. Der bisherige<br />

Verlauf der eingeleiteten gerichtlichen Verfahren<br />

und die dadurch ausgelösten politischen<br />

Reaktionen zeigen, dass die Dinge in<br />

Bewegung kommen. Wir haben allen Anlass,<br />

den jetzt eingeschlagenen Weg konsequent<br />

fortzusetzen.<br />

von Hartwig Schröder<br />

Leiter der Landesrechtsstelle der <strong>GEW</strong> Hessen<br />

Wir danken der HLZ, der Zeitschrift der <strong>GEW</strong><br />

Hessen, für die Nachdruckgenehmigung.<br />

Einladung zum 14. MaiMeeting der <strong>GEW</strong> vom 17. bis 20. Mai 2012<br />

Weitere Information zum Programm, zu<br />

den Teilnahmebedingungen und zur Anmeldung<br />

sind ab sofort unter<br />

http://www.gew.de/maimeeting.html<br />

erhältlich.<br />

Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen!<br />

Anmeldeschluss ist der 4.3.2012<br />

Kontakt für Nachfragen:<br />

Nicole Lund<br />

<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />

Reifenberger Straße 21<br />

60489 Frankfurt/Main<br />

Tel. 0 69/7 89 73-2 09<br />

Fax: 0 69/7 89 73-1 02,<br />

E-Mail: nicole.lund@gew.de.<br />

DDS Januar/Februar 2012 22


aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong><br />

<strong>GEW</strong> diskutiert über Passauer Wohnungsmarkt<br />

Im vergangenen Dezember veranstaltete<br />

die <strong>GEW</strong> Niederbayern gemeinsam mit ihrer<br />

Gewerkschaftshochschulgruppe Passau<br />

einen interessanten Diskussionsabend zum<br />

Thema »Studentisches Wohnen in Passau«.<br />

Bei über 10.000 Studierenden wird günstiger<br />

Wohnraum knapp. Geschäftstüchtige<br />

VermieterInnen erkennen die große Nachfrage<br />

und heben die Mietpreise an. Schon<br />

jetzt zählt Passau laut Sozialerhebung zu den<br />

50 deutschen Hochschulstandorten, an denen<br />

Studierende die höchsten Mieten zahlen<br />

müssen. Deshalb lud die <strong>GEW</strong> Experten<br />

der Stadtgeografie, Vertreter der Studierenden,<br />

der MieterInnen und des Studentenwerks<br />

zur Information und Diskussion ein.<br />

Florian Stelzer, Lehrbeauftragter für<br />

Regionale Geografie an der Universität Passau,<br />

zeigte in einem kurzen Vortrag virtuell<br />

auf, wie die derzeitige Wohnsituation aussieht<br />

und inwieweit sich diese verändern<br />

wird. Sein Kollege Stefan Küspert, Experte<br />

rund um Mietspiegel, veranschaulichte<br />

die unterschiedlichen Preiskategorien in<br />

den Passauer Stadtteilen. Auch wenn ein offizieller<br />

Mietspiegel der Stadt Passau erst im<br />

Jahr 2013 erscheinen soll, wurde die starke<br />

Nachfrage nach Wohnungen in Uni-<br />

Nähe deutlich. Anhand von Gesetzestexten<br />

ging Rechtsanwalt Lothar Kühnemann<br />

vom Mieterverein Passau in seinem Statement<br />

kurz auf die rechtlichen Gegebenheiten<br />

ein: »Eine Mietpreisüberhöhung ist<br />

eine Ordnungswidrigkeit.« Bei mehr als 20<br />

Prozent der ortsüblichen Miete könne man<br />

seinen Anspruch rückwirkend geltend machen.<br />

Schließlich herrsche eine »Art Blutrausch<br />

unter den Vermietern«, sagte Kühnemann<br />

bewusst überspitzt. Auf alle Fragen<br />

rund um den studentischen Wohnungsmarkt<br />

hatte Robert Klughardt vom Studentenwerk<br />

Niederbayern/Oberpfalz eine Ant-<br />

23 DDS Januar/Februar 2012<br />

Die Referenten (v. l. n. r.):<br />

Lothar Kühnemann, Florian Stelzer, Stefan Küspert, Markus Zaglmann, Robert Klughardt<br />

wort parat – nur eine freie Wohnung konnte<br />

er nicht anbieten. Der Ansturm des doppelten<br />

Abiturjahrgangs und des wegfallenden<br />

Zivil- und Wehrdienstes wurde laut Klughardt<br />

gut gemeistert. Um etwa 15-20 Prozent<br />

erhöhte sich die Nachfrage nach Wohnungen<br />

des Studentenwerks. »Das zunehmende<br />

Problem sind Doppelt- und Dreifachbewerber«,<br />

so Klughardt, der auf den<br />

demografischen Wandel setzt, »weil dieser<br />

die Probleme quasi von selbst entschärfen<br />

wird«. Er stellte die wichtige Aufgabe<br />

des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes<br />

in den Vordergrund. Die Investitionen<br />

würden sorgfältig eingeteilt, da besonders<br />

in Regensburg teilweise 35 bis 40<br />

Jahre alte Wohnheime vorhanden seien.<br />

Deshalb müssten mehrere Millionen Euro<br />

für Sanierungen investiert werden. In Passau<br />

seien 1000 Studentenwerkswohnungen<br />

öffentlich gefördert. Regensburg stelle bislang<br />

den Schwerpunkt des Studentenwerks<br />

dar. Und: »Politischen Einmaleffekten wie<br />

der Aussetzung der Wehrpflicht und der<br />

Einführung des achtjährigen Gymnasiums<br />

können wir nicht Rechnung tragen.« Die Finanzierung<br />

sei Sache der Staatsregierung –<br />

wo keine Mittel, dort keine neuen Wohnhei-<br />

me. Nun aber schilderten die Studierenden<br />

ihre Sorgen. Der Studentische Senator Felix<br />

Speidel wies auf das Fehlen eines Semestertickets<br />

hin. Dies könnte zur Entlastung des<br />

Passauer Immobilienmarktes dienen. Viele<br />

Studierende würden mangels fußläufiger<br />

Erreichbarkeit der Universität die Altstadtnähe<br />

bevorzugen. »Ebenso seien die Busfahrzeiten<br />

nicht optimal auf das Studentenleben<br />

abgestimmt, weil der letzte Bus bereits<br />

um 23.30 Uhr abfährt«, so der Studierendenvertreter.<br />

Im Vergleich dazu schließt<br />

die Universitätsbibliothek erst um 24 Uhr.<br />

Mehr Wohnheimplätze seien nötig, um den<br />

studentischen Bedürfnissen gerecht zu werden.<br />

Schließlich liegt Passau mit rund zehn<br />

Prozent an öffentlich gefördertem Wohnraum<br />

unter dem bayerischen Durchschnitt<br />

(13 Prozent).<br />

Zum Abschluss wurde die Lärmproblematik<br />

in der Altstadt angesprochen. Dort<br />

wurde wiederholt das laute Feiern der Studierenden<br />

angeprangert, was aber Herr<br />

Kühnemann vom Mieterverein relativierte,<br />

und er forderte gegenseitiges Verständnis:<br />

»Wo Studenten sind, wird eben gefeiert.«<br />

von Markus Zaglmann<br />

Organisationssekretär<br />

<strong>GEW</strong> Niederbayern wählte neuen Beirat<br />

Ende letzten Jahres traf sich die <strong>GEW</strong> Niederbayern zur Mitgliederversammlung<br />

in Landau an der Isar. Neben den Neuwahlen des <strong>GEW</strong>-Beirates,<br />

der Delegierten zur LVV und der RevisorInnen stand ein gemeinsames<br />

Essen auf dem Programm. Die <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Gele Neubäcker<br />

nahm die weite Anreise auf sich und war von der herzlichen Atmosphäre<br />

begeistert. Im Rechenschaftsbericht blickten die NiederbayerInnen auf die<br />

vergangenen Veranstaltungen und die Personalratswahlen zurück. Dabei<br />

wurde auch die Gründung der Gewerkschaftshochschulgruppe Passau lobend<br />

erwähnt. Die Niederbayern können in diesem Jahr eine positive Mitgliederentwicklung<br />

verzeichnen.<br />

Der neue <strong>GEW</strong>-Beirat besteht aus folgenden Mitgliedern: Alfons Kitzinger,<br />

Hans-Peter Luibl, Tupac Orellana, Arne Schneider, Josef Staudhammer,<br />

Mechthild Struve und Rosmarie Valtl-Lipp.<br />

Markus Zaglmann, Organisationssekretär


aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong> ... aus der <strong>GEW</strong><br />

<strong>GEW</strong>-Landesfachgruppe Gymnasien wählt und diskutiert<br />

Schule und Hochschule ohne Militär<br />

Eine gelungene Veranstaltung in München<br />

Ca. 60 GewerkschafterInnen kamen<br />

am 23. November 2011 zur Veranstaltung<br />

»Schule und Hochschule ohne Militär«<br />

ins DGB-Haus nach München. Organisiert<br />

wurde sie von der AG »Friedliche<br />

Schule und Hochschule«, einer Arbeitsgruppe<br />

des <strong>GEW</strong>-Stadtverbandes<br />

München und ver.di München.<br />

<strong>Besser</strong> konnte das Podium nicht besetzt<br />

sein: Ein Student, ein Lehrer, ein<br />

Vater und ein Schüler berichteten darüber,<br />

wie sie gemeinsam mit »ihren« Organisationen<br />

versuchen, die Bundeswehr<br />

aus Schule und Hochschule wieder zu<br />

verdrängen. Zugleich erhielten die ZuhörerInnen<br />

zahlreiche praktische Tipps, wie<br />

sie in ihrem Alltag ähnliche Aktivitäten in<br />

Gang setzen können.<br />

Christoph Wiesner, Mitinitiator des<br />

Kongresses »Nein zur Militarisierung<br />

von Forschung und Lehre – Ja zur Zivilklausel«,<br />

hielt ein Referat über die Strukturreform<br />

der Bundeswehr und die (Kooperations-)Verträge<br />

zwischen Militär,<br />

Wirtschaft, Agenturen für Arbeit, zivilen<br />

Rettungsdiensten, Schulen und Universitäten,<br />

von denen inzwischen mindestens<br />

40 militärische Forschungsaufträge angenommen<br />

haben. Dabei ginge es vor allem<br />

um Rüstung, Wehrmedizin bzw. -pharmazie,<br />

sozialwissenschaftliche Interventions-<br />

und Okkupationsforschung sowie<br />

Sicherheitsforschung. Eine Entwicklung,<br />

gegen die die Zivilklausel-Bewegung eindeutig<br />

Position bezieht.<br />

Eberhard Enß, <strong>GEW</strong>-Vertrauensmann<br />

der Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach,<br />

erzählte, wie es die Gesamtkon-<br />

ferenz »seiner« Schule schaffte, die Umsetzung<br />

der Kooperationsvereinbarung zwischen<br />

Bundeswehr und dem Land Hessen<br />

mit einer Gegenstimme abzulehnen.<br />

Voraussetzung für einen derartigen Erfolg<br />

sei der hohe Organisationsgrad des Kollegiums<br />

gewesen: »Bei uns sind 42 % der<br />

KollegInnen gewerkschaftlich organisiert.«<br />

Doch dies allein reicht nicht aus, eine fundierte<br />

Aufklärungsarbeit darf nicht fehlen.<br />

»Die KollegInnen müssen wissen, dass<br />

hinter den Kooperationsverträgen das Ziel<br />

steht, die Militarisierung der Gesellschaft<br />

voranzutreiben. Dabei dürfen die Augen<br />

nicht nur auf die Schule gerichtet werden.«<br />

Klaus Winters, Vertreter des bayerischen<br />

Elternverbandes, verwies in seinem<br />

Referat auf die Petition »Bundeswehr in<br />

der Schule«, die der Verband im Februar<br />

2011 im Bayerischen Landtag eingebracht<br />

hatte. Diese wurde zwar abgelehnt, aber<br />

mit der Ablehnungsbegründung ist nun<br />

klar: Die Schulleitung entscheidet nicht<br />

über die Einladung der Jugendoffiziere,<br />

sondern das Schulforum – ein Gremium<br />

bestehend aus LehrerInnen, SchülerInnen,<br />

Eltern und Schulleitung. Nichts geändert<br />

hat sich an der Individualisierung<br />

des Problems: »Schüler können sich zwar<br />

aus Gewissensgründen vom Unterricht eines<br />

Jugendoffiziers befreien lassen, wissen<br />

aber oft nicht, wie sie ihr Anliegen faktisch<br />

umsetzen können. Auch die Elternbeiräte<br />

sind hier oft überfordert.« Deshalb<br />

wünscht sich der Elternverband eine Aufhebung<br />

des Kooperationsvertrages zwischen<br />

dem bayerischen Kultusministerium<br />

und der Bundeswehr. Er sieht nämlich<br />

Auf ihrer letzten Sitzung im vergangenen Jahr wählte die Landesfachgruppe<br />

Gymnasien der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> Andreas Hofmann<br />

(4. von links), der seit dieser Wahlperiode Mitglied im Hauptpersonalrat<br />

ist, zum Vorsitzenden und Michael Schätzl (5. von links) zu<br />

seinem Stellvertreter. Beide sahen als eine ihrer wichtigsten Aufgaben<br />

an, die Kolleginnen und Kollegen in den Gymnasien besser zu<br />

vernetzen. Wer in den Informationsverteiler aufgenommen werden<br />

möchte, möge sich melden: andreas.hofmann@gew-bayern.de<br />

Im Zentrum der folgenden Diskussion stand das Konzept der<br />

Mittleren Führungsebene. Bei dessen Umsetzung, so befürchten<br />

die Kolleginnen und Kollegen, werde sich das kollegiale Klima in<br />

den Kollegien negativ entwickeln. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

aber ist eine wichtige Voraussetzung für pädagogische Erfolge.<br />

auch die Gefahr, dass die Bundeswehr ihr<br />

Auftreten in Bildungseinrichtungen gar<br />

nicht neutral halten könne, da sie in Zeiten<br />

der Berufsarmee um Sympathie werben<br />

müsse. Werbung an Schulen sei der<br />

Bundeswehr aber untersagt.<br />

Bis das Ziel der Aufhebung des Kooperationsvertrages<br />

erreicht ist, sollten<br />

die Schulforen den Einsatz der Bundeswehr<br />

ablehnen. Damit dies gelingen könne,<br />

müsste auf allen Ebenen eine Diskussion<br />

in Gang kommen. LehrerInnen sollten<br />

z. B. das Thema im Kollegium ansprechen,<br />

Mehrheiten suchen und dann ihre<br />

VertreterInnen mit einem entsprechenden<br />

Mandat ins Schulforum schicken.<br />

Franz Sperr, einer der Organisatoren<br />

des Bildungsstreiks, berichtete von der<br />

Demo am 17. November 2011 in München,<br />

bei der rund 3000 SchülerInnen,<br />

Studierende, Eltern, Auszubildende, LehrerInnen<br />

und DozentInnen für eine bessere<br />

Bildung auf die Straße gingen. Dabei<br />

wurde auch die Forderung »Bundeswehrfreie<br />

Schule!« vertreten.<br />

Franz stellte außerdem das »antimil_<br />

muc«-Bündnis vor, das SchülerInnen auch<br />

auf sehr fantasievolle Weise bei ihrem<br />

Protest gegen Jugendoffiziere unterstützt.<br />

In der abschließenden Diskussion<br />

wurde klar, dass aus vielen Richtungen<br />

der Widerstand gegen die Bundeswehrpräsenz<br />

an Bildungseinrichtungen<br />

wächst. Eine wichtige Funktion haben<br />

dabei auch Gewerkschaften und Netzwerke.<br />

von Dorothea Weniger<br />

Mitglied der DDS-Redaktion<br />

DDS Januar/Februar 2012 24


Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />

Bildung in Deutschland – eine Katastrophe<br />

Der Autor dieses bemerkenswerten<br />

Buches macht gleich im Vorwort deutlich,<br />

dass es ihm nicht um rein sachliche<br />

Information geht, sondern um Provokation.<br />

Denn in der Bundesrepublik, so seine<br />

Beobachtung, ist es um Bildung nicht zum<br />

Besten bestellt. Für die zehn Prozent der<br />

Reichen, die über knapp zwei Drittel des<br />

Kapitals verfügen, werde das Notwendige<br />

getan, während die überwiegende Mehrheit<br />

der Bevölkerung völlig unterversorgt<br />

sei, nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich<br />

der Inhalte, die man ihr vorsetzt.<br />

Für den engagierten Journalisten und Publizisten<br />

produzieren Politik und Wirtschaft<br />

jährlich Hunderttausende von IdiotInnen,<br />

wobei unter »idiotes«, entsprechend der<br />

ursprünglichen Bedeutung des Wortes im<br />

Griechischen, Personen zu verstehen sind,<br />

die außerhalb des öffentlichen Lebens stehen<br />

und ein fremdbestimmtes und benachteiligtes<br />

Dasein führen.<br />

Übertrieben? Gerade finde ich in den<br />

Nürnberger Nachrichten einen Bericht, nach<br />

25 DDS Januar/Februar 2012<br />

dem allein in Nürnberg 17.000 Schulkinder<br />

auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, um<br />

die für den Unterricht notwendigen Hefte<br />

und Stifte bezahlen zu können. Chancengleichheit?<br />

Die Zahl der MillionärInnen<br />

und MilliardärInnen steigt von Jahr zu<br />

Jahr, gleichzeitig wächst das Heer der LeiharbeiterInnen<br />

und Ein-Euro-JobberInnen.<br />

Die Beteuerungen der PolitikerInnen, für<br />

mehr Bildung für alle zu sorgen, sind für<br />

den Autor reine Lippenbekenntnisse. »In<br />

Deutschland hat sich eine Elite – materiell<br />

übersättigt, seelisch, geistig und moralisch<br />

verwahrlost – über das Volk erhoben<br />

... Ich nenne diese Schicht das ›Prosperiat‹,<br />

als Gegenstück zum ›Prekariat‹, zu den<br />

Menschen jener Bevölkerungsgruppe, die<br />

mit Hartz IV systematisch chancenlos gemacht<br />

werden.«<br />

Aber so darf es nicht bleiben. Klaus<br />

Norbert hofft, dass angesichts der ständig<br />

wachsenden sozialen Spannungen der<br />

»scheinbare Langmut« der Massen eines<br />

Tages eine Ende hat und sich die Unterpri-<br />

Leserbrief zur Rezension des Buches von Felix Berth »Die Verschwendung<br />

der Kindheit« von Karin Ehlers in der DDS vom Oktober 2011<br />

Felix Berth weist in seinem<br />

auch m. E. sehr lesenswerten<br />

Buch darauf<br />

hin, dass eine wachsende<br />

Minderheit von Kindern<br />

in Deutschland in absoluter<br />

Armut lebt und<br />

Foto: Robert Michel<br />

ungefördert mit großen<br />

Defiziten ins Leben starten muss. Er befürchtet,<br />

was die Rezensentin allerdings<br />

leider nicht erwähnt, dass hier die Saat möglichen<br />

späteren Aufbegehrens heranwachse,<br />

was tendenziell die Stabilität der gesamten<br />

Gesellschaft gefährdet.<br />

Hier wird deutlich, dass Berth Journalist<br />

und nicht in erster Linie Pädagoge ist. Ich<br />

vermisse in der Rezension den Hinweis,<br />

dass der Autor nicht von dem elementaren<br />

Menschenrecht eines jeden Kindes auf eine<br />

umfassende Bildung ausgeht. Er nimmt<br />

nicht das Individuum und dessen berechtigten<br />

Anspruch auf umfassende Förderung<br />

unabhängig von allen Beeinträchtigungen<br />

zum Ausgangspunkt seiner Forderungen,<br />

sondern hat Angst, die Gesellschaft könne<br />

aus den Fugen geraten. So zieht er aus dem<br />

Faktum, dass jedes fünfte Kind an der Schule<br />

scheitere, den Schluss: »Das sind zu viele für<br />

ein Land, das vor demographischen und<br />

ökonomischen Herausforderungen steht.«<br />

Und man fragt sich leicht erschrocken, was<br />

wäre, wenn es weniger wären? Könnte oder<br />

gar sollte man dann damit leben?<br />

Er fragt auch nicht, wodurch diese gesellschaftliche<br />

Entwicklung begründet ist.<br />

Dann käme er möglicherweise zu ganz<br />

anderen Schlussfolgerungen, die sich sicher<br />

auf eine notwendige Änderung des ganzen<br />

Schulsystems beziehen würden oder gar<br />

noch weitergehende wären. Er geht von<br />

leeren Kassen im sozialen Bereich aus und<br />

fordert das aus seiner Sicht Machbare, also<br />

eine Umverteilung des Geldes, das da ist.<br />

Grundsätzlich mehr Geld aus anderen<br />

Ressorts anzufordern, wird nicht ins Kalkül<br />

gezogen. Aber er bleibt bei der vorgegebenen<br />

Prioritätensetzung der Geldverteilung und<br />

attackiert dieses System nicht.<br />

Auch dass seinen Überlegungen durchgehend<br />

das Primat der Ökonomie zugrunde<br />

liegt, Investitionen würden sich rechnen,<br />

wird für ParteipolitikerInnen wichtig sein<br />

– wir GewerkschafterInnen sehen aber vor<br />

allem, dass kleine Menschen auf der Strecke<br />

bleiben, und fordern, dass jede/r mitgenommen<br />

werden muss. Und wer besondere Hilfe<br />

braucht, dem muss sie auch in besonderem<br />

Maße zukommen. Da sind wir uns mit Berth<br />

völlig einig. Unsere Forderung könnte also in<br />

Zukunft lauten: »Eine Vorschule und Eine<br />

Schule für alle«.<br />

Andreas Salomon, Rosenheim<br />

Klaus Norbert:<br />

Idioten made in<br />

Germany.<br />

Wie Politik und Wirtschaft<br />

Bildungsverlierer<br />

produzieren.<br />

Knaur Taschenbuch<br />

Verlag<br />

München 2011<br />

384 Seiten • 8,99 EUR<br />

ISBN-10: 3-426-78469-6<br />

ISBN-13: 978-3-426-78469-3<br />

vilegierten zur Wehr setzen, vielleicht animiert<br />

vom Aufstand der arabischen Völker<br />

gegen ihre Unterdrücker. Das Buch erinnert<br />

ein wenig an die Schrift »Empört<br />

euch« von Stéphane Hessel. Allerdings<br />

wäre Klaus Norbert gut beraten gewesen,<br />

sich wesentlich kürzer zu fassen. Aber offensichtlich<br />

wollte der Autor zeigen, wie<br />

sprachgewandt und wortgewaltig er ist. Lesenwert<br />

und aufrüttelnd ist sein Opus dennoch<br />

allemal.<br />

von Thilo Castner<br />

Der LesePeter ist eine<br />

Auszeichnung der<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Jugendliteratur und<br />

Medien (AJuM) der<br />

<strong>GEW</strong> für ein herausragendes,<br />

aktuelles<br />

Buch der Kinder- und<br />

Jugendliteratur. Die<br />

ausführliche Rezension (mit pädagogischen<br />

Hinweisen) ist im Internet unter www.AJuM.de<br />

(LesePeter) abrufbar.<br />

Im Februar 2012<br />

erhält den LesePeter das Jugendbuch<br />

Robin Brande: Fat Cat<br />

Aus dem Englischen von Friederike Zeininger<br />

dtv • München 2011<br />

366 Seiten • Taschenbuch • 7,95 EUR<br />

ab 12 Jahren • ISBN 978-3-423-78256-2<br />

Catherine ist 13, als sie von ihrem Kindheitsfreund<br />

maßlos enttäuscht wird. Vier Jahre lang<br />

trägt sie das mit sich herum, bis sie durch ein<br />

Schulprojekt, das sie ganz als kreative Forscherin<br />

fordert, sich und ihr Leben von Grund auf<br />

ändert. Sie verzichtet auf Junkfood, Zucker,<br />

Koffein, Medien, Technik und erfährt, dass sich<br />

nicht nur ihr Körper verändert: Aus der fetten<br />

wird die schlanke und attraktive Cat. Ohne die<br />

unermüdliche Energie ihrer Freundin hätte sie<br />

das nicht durchgestanden.


Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />

Außergewöhnliche Lebensbilanz eines Lehrers<br />

Als der sog. »Radikalenerlass« 1972 von<br />

der Regierung Willy Brandts verkündet wurde,<br />

waren die Jüngeren in unseren heutigen<br />

LehrerInnenkollegien kaum auf der Welt.<br />

Umso notwendiger ist die Erinnerung an<br />

dieses dunkle Kapitel bundesdeutscher Geschichte.<br />

Friedrich Konrad war so ein »Radikaler«,<br />

ein »Berufsverbote-Fall«.<br />

In der September-Ausgabe 2011 der<br />

DDS steht sein Name ganz oben bei den<br />

JubilarInnen: Das langjährige <strong>GEW</strong>-Mitglied<br />

aus Altdorf war 90 Jahre alt geworden.<br />

Zur gleichen Zeit hat seine Tochter Brigitte<br />

Konrad seine Autobiografie »Der Fall F.<br />

Konrad« herausgebracht.<br />

Ein beliebter Lehrer ...<br />

Der erfahrene, beliebte Volksschullehrer<br />

ein »Fall« fürs Gericht? Was hatte er verbrochen?<br />

Da fällt einem heutzutage gleich<br />

einiges Gruselige ein. Indes, das schlimmste<br />

Versagen als Pädagoge, das ihn nach eigenem<br />

Bekunden noch Jahrzehnte danach<br />

als »unbegreiflich berührt«, war, einen Siebtklässler<br />

aus dem Unterricht geworfen zu haben!<br />

Mehr nicht? Im Gegenteil: Die Urkunden,<br />

die ihm große Verdienste als Lehrer in<br />

bayrischen Diensten bescheinigen, stapeln<br />

sich geradezu.<br />

Und doch nahm die Bezirksregierung<br />

Mittelfranken 1974 Vorermittlungen gegen<br />

ihn auf. Das Ziel: ihn aus dem Dienst zu<br />

entfernen. Der nun als »Verfassungsfeind«<br />

Verdächtigte hatte sich einst geschworen,<br />

»alles zu tun, um der heranwachsenden Generation<br />

die Leiden und Verbrechen des<br />

Krieges aufzuzeigen und sie davor zu bewahren,<br />

diese Schrecken noch einmal zu erleben.«<br />

(S. 7) Er wusste, wovon er redete: Im<br />

Krieg hatte er als gerade 18-Jähriger fast seinen<br />

Arm verloren.<br />

Auf Umwegen kam Friedrich Konrad<br />

nach <strong>Bayern</strong> und wurde, wiederum auf<br />

Umwegen, zu einem Lehrer mit Leib und<br />

Seele. Dieser Mann erlaubte sich außerdem,<br />

politisch aktiv zu sein, u. a. als Vorsitzender<br />

der Deutschen Kommunistischen Partei<br />

(DKP) in Altdorf und als Kandidat auf<br />

DKP-Listen.<br />

Die Dokumente seines Berufsverbote-<br />

Falls füllen mehr als die Hälfte der 129<br />

Seiten: Behördenschreiben, Vorladungen,<br />

Schriftverkehr der Rechtsanwälte, Protestbriefe,<br />

Solidaritätserklärungen, Zeitungsberichte<br />

... Die Hexenjagd der 70er- und 80er-<br />

Jahre zielte in erster Linie auf die Scharen<br />

kritischer Lehrkräfte, die hoch motiviert<br />

von den Unis in die Schulen aufbrachen.<br />

Einschüchtern sollten die Berufsverbote<br />

nicht nur sie, sondern die gesamte demokratische<br />

und linke Bewegung. Dass ein<br />

Lebenszeitbeamter nach 13-jähriger Dienstzeit<br />

gefeuert werden sollte, hieß, die Gesinnungsverfolgung<br />

noch eine Umdrehung<br />

weiter zu treiben.<br />

Die Behörde muss jedoch bald feststellen,<br />

dass sie sich übernommen hat. Denn<br />

Konrad ist bekannt wie ein bunter Hund<br />

und ausgesprochen populär, nicht zuletzt<br />

bei seinen SchülerInnen und deren Eltern.<br />

Sein Hauptaugenmerk gilt den ArbeiterInnenkindern,<br />

die sich ohne Hilfe im hochgradig<br />

selektiven Bildungssystem <strong>Bayern</strong>s<br />

zumeist vergeblich abstrampeln. Ganz Altdorf<br />

ist aus dem Häuschen. Folglich versanden<br />

die Vorermittlungen irgendwann in<br />

acht Jahre anhaltendem Schweigen der zuständigen<br />

Behörde.<br />

... und das Berufsverbot<br />

Die besondere Perfidie des Falls Konrad<br />

liegt darin, dass der Freistaat urplötzlich<br />

die Ermittlungen wegen »Verdachts auf ein<br />

Dienstvergehen« wieder aus der Schublade<br />

holt – absurderweise acht Monate, nachdem<br />

Friedrich Konrad ehrenvoll in den Ruhestand<br />

verabschiedet wurde! Allerdings: Auch<br />

diesmal hat die Bezirksregierung Mittelfranken<br />

die Rechnung ohne den Wirt gemacht.<br />

Selbst die CSU-Basis wird rebellisch. Das<br />

Ganze sei »ein starkes Stück«, so eine nach<br />

eigenen Angaben langjährige CSU-Wählerin<br />

(S. 58). Der Landeswahlleiter verteidigt sich:<br />

Konrads »Rechtsstellung als Kandidat (sei<br />

doch) ... nicht beeinträchtigt; er kann kandidieren<br />

und auch gewählt werden« (S. 39). Wo<br />

wären denn da Grundrechte verletzt?<br />

Das sehen die demokratische Öffentlichkeit<br />

und mittlerweile auch die Gerichte<br />

anders. Nicht zuletzt deswegen, weil sich<br />

auch das Ausland seit geraumer Zeit über<br />

die Menschenrechtsverletzungen in der<br />

Bundesrepublik Deutschland aufregt. Aus<br />

Frankreich und den Niederlanden, auch aus<br />

der damaligen CSSR hagelt es Protestnoten.<br />

Apropos CSSR: Zu diesem Land hat<br />

Konrad als gebürtiger Sudetendeutscher<br />

und späterer Zwangsausgesiedelter eine besondere<br />

Beziehung. So lernen wir in diesem<br />

Buch manches aus neuer Perspektive: un-<br />

Friedrich Konrad:<br />

Der Fall F. Konrad.<br />

Wie man einem DKP-<br />

Mitglied den Beamtenstatus<br />

entziehen wollte.<br />

Engstler Verlag<br />

Nürnberg 2011<br />

130 Seiten<br />

9,90 EUR<br />

ISBN: 978-3-941126-18-3<br />

Zu bestellen über den Buchhandel oder beim<br />

Autor selbst in 90518 Altdorf, Heumannstr. 28<br />

ter anderem über das Auftreten der Henlein-Faschisten<br />

in Prag nach dem Münchner<br />

Abkommen, über die Misshandlungen jüdischer<br />

BürgerInnen wie z. B. auch Konrads<br />

späterer Frau Eleonore, über die SS und<br />

über die Rote Armee. Somit hat der Chronist<br />

Konrad hier ganz nebenbei auch noch<br />

ein Stück »Vertriebenengeschichte« der anderen<br />

Art geschrieben.<br />

Und die verfassungswidrigen Berufsverbote<br />

– sind sie jetzt endlich auch Geschichte<br />

geworden? Der sog. »Radikalenerlass«<br />

schien über Jahre kein Thema mehr<br />

zu sein. 2004 schreckt das Berufsverbot gegen<br />

den Antifaschisten Michael Csaszkóczy<br />

in Baden-Württemberg die demokratische<br />

Öffentlichkeit erneut auf. Nach drei Jahren<br />

Rechtsstreit erst darf der Heidelberger Realschullehrer<br />

endlich unterrichten und erkämpft<br />

später eine finanzielle Wiedergutmachung.<br />

Immerhin.<br />

Friedrich Konrad dagegen ist nie entschädigt<br />

worden, genauso wenig wie die<br />

meisten der mehr als 40.000 Berufsverbote-Opfer.<br />

1983 bekam der Altdorfer Volksschullehrer<br />

schließlich ganz offiziell und<br />

endgültig sein Recht.<br />

Die bayrische Landesregierung hält allerdings<br />

bis heute an der »Regelanfrage«<br />

fest, der routinemäßigen Gesinnungsprüfung<br />

nicht nur für Lehrkräfte. Ganz abgesehen<br />

davon verfügt der Staat inzwischen<br />

über noch viel subtilere Kontrollmittel. Das<br />

wissen wir nicht erst seit dem Skandal um<br />

den »Staatstrojaner«.<br />

Der 90-jährige Friedrich Konrad hat<br />

sich den Schneid trotz allem nicht abkaufen<br />

lassen. Sympathischerweise stellt er seine<br />

eigene persönliche und politische Entwicklung<br />

keineswegs als bruchlos dar. Gerade<br />

deswegen können wir von dem Lehrer<br />

aus Altdorf viel lernen.<br />

von Eva Petermann<br />

DDS Januar/Februar 2012 26


Frauen in der Neonazi-Szene<br />

Am Donnerstag, den 16. Februar 2012 um<br />

20.00 Uhr findet im Literaturhaus in München,<br />

Salvatorplatz 1, Saal, 3. Stock, eine<br />

unterstützenswerte Veranstaltung statt:<br />

Die nächste »Deutschstunde« des Vereins<br />

Lichterkette e. V. hat nicht nur das wichtige<br />

Thema »Frauen in der Neonazi-Szene«<br />

auf der Agenda, sondern der Erlös des<br />

Abends kommt auch noch a.i.d.a., der Antifaschistischen<br />

Informations-, Dokumentations-<br />

und Archivstelle zugute!<br />

Teilnehmende an diesem Abend sind Andrea<br />

Röpke, Dr. Hans-Jochen Vogel, Mitbegründer<br />

des Vereins » Gegen Vergessen<br />

– für Demokratie« und ein/e AussteigerIn<br />

aus der Neonazi-Szene.<br />

Die Moderation übernimmt Amelie Fried.<br />

Die Veranstaltung trägt dem Rechnung,<br />

dass mittlerweile etwa jeder fünfte Neonazi<br />

weiblich ist. Die Frauen treten zunehmend<br />

selbstbewusster auf, organisieren<br />

Demonstrationen, stehen an Infotischen,<br />

unterstützen den Wahlkampf, kandidieren<br />

für die NPD und kümmern sich um die<br />

Erziehung des rechten Nachwuchses. Ihre<br />

rechtsradikalen Thesen, mit denen sie die<br />

NPD kommunalpolitisch verankern, tarnen<br />

sie als soziale Themen wie Ökologie,<br />

Hartz IV oder Kindergeld.<br />

Die Politologin Andrea Röpke hat viele<br />

Insiderinformationen gesammelt und gewährt<br />

mit ihrem Buch »Mädelsache!« und<br />

ihrem Film »Braune Kameradin« den Blick<br />

hinter die Kulissen einer rechtsextremen<br />

Parallelwelt.<br />

Die Lesung und die Diskussion beschäftigen<br />

sich mit der Lebenswelt der braunen<br />

Frauen und wollen Strategien gegen<br />

Rechts aufzeigen.<br />

Karten zu 15/erm. 10 EUR gibt es hier:<br />

Literaturhaus<br />

Tel. 0 89-29 19 34-27 und online unter<br />

http://www.literaturhaus-muenchen.de/<br />

veranstaltung/items/146.html<br />

»Superstar oder Topmodel?«<br />

Was steht – neben den gesellschaftlichen<br />

Erwartungen und dem entsprechenden<br />

Druck – als Antriebskraft hinter den Kandidatinnen?<br />

Abgrenzungsschwierigkeiten,<br />

Überidentifizierung mit Geld, Macht, Ti-<br />

Ende November ist die Aufhebung der gesetzlichen Übermittlungs-<br />

bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz für »Schulen,<br />

Bildungs- und Erziehungseinrichtungen« in Kraft getreten. (BGBl.<br />

Jg. 2011, Teil I, Nr. 59 vom 25.11.2011, S. 2258, 2264, Nr. 48).<br />

Auch ein Erfolg der <strong>GEW</strong>, die sich wie zahlreiche andere Akteure<br />

seit Jahren dafür eingesetzt hat. Diese Maßnahme trägt<br />

maßgeblich dazu bei, die zahlreichen Hürden zu überwinden, denen<br />

statuslose Kinder sich ausgesetzt sehen, wenn sie ihr Recht<br />

auf Bildung wahrnehmen wollen.<br />

27 DDS Januar/Februar 2012<br />

Dies und Das<br />

tel? Können Abgrenzungsfähigkeit, Selbstwertgefühl,<br />

Auseinandersetzung mit Besitzlosigkeit<br />

diesem Hype etwas entgegensetzen?<br />

In einer Fortbildung für Fachleute<br />

wird mit Methoden aus der Gestaltpädagogik<br />

und -therapie, kreativen Medien, Fallarbeit<br />

und systemischen Methoden diesen<br />

Fragen und ihren körperlichen Komponenten<br />

wie Übergewicht, Schilddrüsenproblemen<br />

u.ä. nachgegangen.<br />

Im Rahmen der Weiterbildung zur GestaltpädagogIn<br />

zählt dieses Modul 24 Unterrichtseinheiten<br />

von insgesamt 192 nötigen.<br />

Termin: 12.03.-14.03.2012, 9.30-17.00 Uhr<br />

Anmeldung: bis zum 12.02.2012<br />

Kosten: 250 EUR<br />

IMMA Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München<br />

Tel. 0 89-23 88 91 20<br />

kontakt.informationsstelle@imma.de<br />

SuperviSion<br />

n aktiviert Ressourcen und eröffnet neue Perspektiven<br />

für die Arbeit<br />

n erhöht die Arbeitszufriedenheit<br />

n schafft emotionale Entlastung und beugt berufs-<br />

bedingtem Stress vor<br />

unabhängig, wertschätzend, kompetent:<br />

www.merkel-supervision.de<br />

Geschlechterreflektierte und<br />

migrationssensible Gewaltprävention<br />

in der Kindertagesbetreuung<br />

Geschlecht, kulturelle Herkunft und Gewalt<br />

werden oft in Zusammenhang gebracht.<br />

Jungen fallen eher aggressiv und<br />

gewalttätig auf. Stille Jungen und Mädchen<br />

geraten häufig aus dem Blick. Mädchen<br />

und Jungen benötigen individuell angemessene<br />

(Frei-)Räume und Grenzen<br />

für Selbstbewusstseinsentwicklungen und<br />

Selbstwirksamkeitserfahrungen.<br />

In einer Fortbildung für Fachfrauen und<br />

Fachmänner werden erstmals die drei Faktoren<br />

Geschlecht, kulturelle Herkunft und<br />

Gewaltprävention vereint. Prävention wird<br />

nicht als isoliertes Projekt im Kita-Alltag<br />

dargestellt, sondern als eine umfassende<br />

grundlegende pädagogische Haltung und<br />

Handlung, die sich in die tägliche Arbeit<br />

integrieren lässt. Vermittelt werden strukturelle<br />

Konzepte und methodische Elemente.<br />

Termin: 22.03.-23.03.2012, 9.30-17.00 Uhr<br />

Anmeldung: bis zum 22.02.2012<br />

Kosten: 140 EUR<br />

IMMA Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München<br />

Tel. 0 89-23 88 91 20<br />

kontakt.informationsstelle@imma.de<br />

Internationale Traumfabrik-Akademie<br />

Tanz, Theater, Spiel und Sport<br />

Die Traumfabrik fasziniert ihr Publikum<br />

nicht nur auf der Bühne mit ihrer mitreißenden<br />

Sporttheater-Idee, sondern bietet<br />

PädagogInnen eine unerschöpfliche Ideenfundgrube<br />

für kreativen Sport und für<br />

kreative Schulprojekte. Wer Anregungen<br />

für den Unterricht oder für Aufführungen<br />

sucht, ist hier richtig. Auch in diesem<br />

Jahr lädt die Traumfabrik zu einem außergewöhnlichen<br />

Wochenende ein – zu einem<br />

Festival voller Ausgelassenheit, Fantasie,<br />

Abenteuer, Spiel, Tanz und Theater.<br />

Unter dem Motto »Lernen durch Erleben«<br />

findet die Internationale Sportkultur-Akademie<br />

vom 13.-15. April in Regensburg<br />

statt. Über 80 wegweisende Kurse werden<br />

angeboten mit mehr als 2000 Kursplätzen,<br />

geleitet von international renommierten<br />

ReferentInnen (u. a. aus Belgien, Frankreich,<br />

USA, Argentinien, Brasilien, Afrika).<br />

Inhalte sind Tanz, Theater, Spiel, Sport,<br />

Körpererfahrung und Rhythmus. Insbesondere<br />

wird ein breites Spektrum an Inhalten<br />

der »Neuen Sportkultur« angeboten.<br />

PädagogInnen und ErzieherInnen bekommen<br />

praktische Tipps, um ihren Unterricht<br />

attraktiver zu gestalten.<br />

Eine kostenlose Broschüre gibt es bei:<br />

Traumfabrik<br />

Postfach 12 05 47 • 93027 Regensburg<br />

Tel.: 09 41-40 10 25 • Fax: 09 41-40 10 26<br />

info@traumfabrik.de • www.traumfabrik.de<br />

Stressbewältigung durch Achtsamkeit<br />

(Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz: MBSR)<br />

Trainingsprogramm nach Prof.Dr.Jon Kabat-Zinn<br />

zur Stressprophylaxe und Gesundheitsförderung<br />

Kursort: München, Nähe Königsplatz<br />

weitere Infos: clara.schubertboes@yahoo.de<br />

Übermittlungs- bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz aufgehoben<br />

Nun geht es darum, diese gesetzliche Veränderung und ihre<br />

Konsequenzen an den Schulen und Kitas (Erziehungs- und Bildungseinrichtungen)<br />

bekannt zu machen. Dabei sind auch die<br />

Kultusministerien und Schulbehörden sowie die für die Kitas zuständigen<br />

Stellen gefordert.<br />

Wir bitten deshalb alle Kolleginnen und Kollegen, auf<br />

diese Gesetzesänderung in den entsprechenden Einrichtungen<br />

und Behörden vor Ort hinzuweisen und auf die<br />

Beachtung dieser neuen Rechtslage zu drängen.


Das Dekanat Fürth sucht zum 1.9.2012<br />

eine/n Schulleiter/in<br />

eine/n Grundschullehrer/in<br />

Sie haben Freude an innovativer pädagogischer Arbeit und Schulentwicklung<br />

im kirchlichen Kontext?<br />

In Fürth entsteht eine evangelische Grundschule zum Schuljahr<br />

2012/2013, die ein Arbeitsfeld mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

bietet.<br />

Informationen über die Stellen und Konzeption unter:<br />

www.fuerth-evangelisch.de/dekanat/evangelischeschule<br />

Pfarrerin Müller (09 11/72 00 15)<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis zum 15.2.2012<br />

an das Dekanat Fürth, Pfarrhof 3, 90762 Fürth<br />

Die Stiftung Seraphisches Liebeswerk sucht zum 10.09.2012<br />

für seine staatlich anerkannte private Grund- und Hauptschule<br />

Liebfrauenhaus Herzogenaurach<br />

eine(n) GRUNDSCHULLEHRER(IN) und<br />

eine(n) HAUPTSCHULLEHRER(IN)<br />

Sie sind auf der Suche nach einer Anstellung bei einer privaten<br />

Schule und hätten Spaß daran, das Pro� l unserer Schule mit uns<br />

zusammen weiter zu entwickeln?<br />

Wir bieten die Tätigkeit an einer in einem aktiven Schul- und<br />

Unterrichtsentwicklungsprozess be� ndlichen christlichen Schule<br />

mit einem motivierten Team.<br />

Wir wünschen uns von Ihnen das Interesse, die Motivation<br />

und die Kompetenz, handlungsorientiert, projektorientiert und<br />

differenziert zu unterrichten und ein überzeugtes Eintreten für<br />

die Bildungs- und Erziehungsziele einer christlichen Schule.<br />

Die Stelle kann durch eine Abordnung mit beamteten Lehrkräften<br />

besetzt werden, die ihre Planstelle im Schulamtsbezirk<br />

haben. Bewerben können Sie sich aber auch um eine Anstellung<br />

beim Schulträger. Die Bezahlung erfolgt dann nach AVR, angelehnt<br />

an die staatliche Beamtenbesoldung. Vorraussetzung ist die<br />

Lehrbefähigung für das Lehramt an Grund- oder Hauptschule.<br />

Information/Anfragen/Bewerbungen: www.liebfrauenhaus.de<br />

Private Grund- und Hauptschule Liebfrauenhaus<br />

Erlanger Straße 35 - 91074 Herzogenaurach<br />

z.Hd. Herrn Michael Richter<br />

Tel.: 09132 / 83 66 - 20<br />

Mail: schulleitung@liebfrauenhaus.de<br />

EINE EINRICHTUNG DER STIFTUNG SLW ALTÖTTING<br />

Das Kinderhilfswerk der Kapuziner in <strong>Bayern</strong><br />

Sommerakademie Masuren<br />

21.7. - 1.8.2012 in Nowa Kaleta<br />

Seit 1995 führt die <strong>GEW</strong> gemeinsam mit der polnischen<br />

Gewerkschaft »Solidarnosc« und der Friedrich-Ebert-Stiftung ein<br />

Fortbildungs- und Begegnungsprojekt in Masuren durch, das rund<br />

40 Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Polen für<br />

zwei Wochen zusammen bringt: zum Sprachelernen, zum<br />

Kennenlernen von KollegInnen des Nachbarlandes und ihrer<br />

Situation, zu Vorträgen und Diskussionen über gemeinsame<br />

Themen und Aktivitäten, zur Arbeit in Workshops und kreativer<br />

Freizeitgestaltung.<br />

Anmeldeschluss ist der 31. März 2012<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.gew.de/Polen_Sommerakademie_Masuren.html<br />

Die Stadt Nürnberg sucht zum Schuljahr 2012/2013<br />

Lehrkräfte mit der Befähigung für das<br />

Lehramt an beru� ichen Schulen<br />

Besoldungsgruppe A 13/A 14 BayBesG bzw. Entgeltgruppe 13 TVöD<br />

Die Stadt Nürnberg ist der zweitgrößte kommunale Schulträger in <strong>Bayern</strong><br />

mit ca. 23.000 Schülerinnen und Schülern an 36 beru� ichen Schulen.<br />

Ihre Aufgaben<br />

Gesucht werden engagierte Lehrkräfte für den Einsatz an kaufmännischen<br />

und gewerblich-technischen Schulen, die den Weg einer modernen<br />

Schulentwicklung mitgehen, team- und handlungsorientiert unterrichten,<br />

über hohe Fach- und Sozialkompetenz verfügen, zeitgemäße<br />

Medien im Unterricht einsetzen, mit ihren kreativen Ideen die Qualität der<br />

beru� ichen Schulen fördern und sich auch außerhalb der unterrichtlichen<br />

Tätigkeit für die Schulgemeinschaft engagieren. Aktuelle Informationen zu<br />

bevorzugt gesuchten Lehrbefähigungen erhalten Sie unter www.stellenmarkt.nuernberg.de.<br />

Wir erwarten<br />

Als Bewerberin/Bewerber haben Sie die 2. Staatsprüfung für das Lehramt<br />

an beru� ichen Schulen.<br />

Wir bieten<br />

eine Beschäftigung nach den Bedingungen des TVöD, bei Vorliegen der<br />

beamtenrechtlichen Voraussetzungen im Beamtenverhältnis.<br />

Ihre Bewerbung<br />

senden Sie bitte mit aussagefähigen Bewerbungsunterlagen baldmöglichst<br />

an die Stadt Nürnberg, Personalamt, z. H. Frau Leonhardt oder Frau Deinhard,<br />

Fünferplatz 2, 90403 Nürnberg. Telefonisch erreichen Sie uns unter<br />

0911/231-2981 oder 0911/231-2346. Bitte bewerben Sie sich möglichst<br />

frühzeitig, da erste Informationsgespräche (abhängig von der Fachrichtung)<br />

bereits Anfang April 2012 statt� nden werden. Bitte verwenden<br />

Sie nur Kopien, weil eine Rücksendung der Unterlagen nicht erfolgen<br />

kann.<br />

DDS Januar/Februar 2012 28


Interessante Veranstaltungen ab Februar 2012<br />

Die Übersicht wird ständig aktualisiert, entsprechende Hinweise bitte an Susanne Glas in der <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle: susanne.glas@gew-bayern.de<br />

15.02.12 Die neue Projektprüfung. Probleme und Erfahrungsaustausch zur<br />

neuen Quali-Prüfung (AWT und andere Fächer). Gemeinsame Veranstaltung<br />

d. FG Sonderpädagogische Berufe und GHMS München/Obb.<br />

15.02.12 Von der Idee zum Projekt: Finanzierung von Forschungsprojekten<br />

durch Drittmittel. Mit Dr. Wolfgang Adamczak, Uni<br />

Kassel. (Näheres siehe nächste Seite.)<br />

24.-25.02.12 TVöD 2012 – pfiffig eingreifen. Mit Marian Janka. Ein Seminar der<br />

gewerkschaftlichen bildungs@rbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>. Anmeldung nötig.<br />

(Näheres siehe nächste Seite.)<br />

29.02.12 Index gute Arbeit. Salutogenese und strategisches Personalmanagement.<br />

Mit Tatjana Fuchs, INIFES, und Hubert Thiermeyer,<br />

ver.di. Informationen und Anmeldung: susanne.glas@gew-bayern.de<br />

07.03.12 Richard Wagner als Revolutionär 1848. Mit Dr. Katharina<br />

Städtler, INIFES, und Hubert Thiermeyer, ver.di. Informationen und<br />

Anmeldung: susanne.glas@gew-bayern.de, Anmeldeschluss: 29.02.12<br />

07.03.12 Achtung Militarisierung: Schulfrei für die Bundeswehr.<br />

Mit Martina Schmerr, Referentin beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong>, Beirätin<br />

im Projekt »Friedensbildung, Bundeswehr und Schule«.<br />

10.03.12 Inklusionsprofil, Tandemklassen, und jetzt?<br />

Die fünf Fraktionen beraten weiter. Mit MdL Margit Wild.<br />

(Näheres siehe unten.)<br />

14.03.12 Ganztagesschulen. Inhaltliche und strukturelle Aspekte der verschiedenen<br />

Modelle. Eine Veranstaltung der FG Grund-, Haupt- und<br />

Mittelschulen München/Obb.<br />

21.03.12 Was sagt das Arbeitsrecht zu Versorgungsbezügen/Rente,<br />

Konferenzen, Überstunden? Eine Veranstaltung der FG Sonderpädagogische<br />

Berufe München/Obb.<br />

23.-24.03.12 Privatisierung von Bildung. Mit Tobias Kaphegyi und Jens Wernicke.<br />

Ein Seminar der gewerkschaftlichen bildungs@rbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />

Anmeldung nötig. (Näheres siehe unten.)<br />

24.03.12 Übergang Kindergarten – Grundschule. Bildungsprozesse<br />

anschlussfähig gestalten. Eine Veranstaltung der <strong>GEW</strong> Oberbayern.<br />

Anmeldung erforderlich. (Näheres siehe nächste Seite.)<br />

20.-21.04.12 Rettungsschirme für Menschen – Ökonomischer Erste-Hilfe-<br />

Kasten für <strong>GEW</strong>erkschafterInnen. Mit Gunter Quaißer.<br />

(Näheres siehe unten.)<br />

Für München siehe immer auch: www.gew-muenchen.de. Weitere Informationen über die Mailinglist, Eintrag jederzeit widerruflich! Bitte per E-Mail anfordern.<br />

* Anmeldung erbeten, falls nicht anders angegeben: <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle, Susanne Glas, susanne.glas@gew-bayern.de, Tel.: 0 89-54 40 81 16, Fax: 0 89-5 38 94 87<br />

** Teilnahmegebühr<br />

29 DDS Januar/Februar 2012<br />

Infoabend München<br />

Gewerkschaftshaus<br />

19.00 - 21.00 Uhr<br />

Fortbildung für Nach-<br />

wuchswissenschaftle-<br />

rInnen<br />

Bayreuth<br />

Universität, GWI, S120<br />

10.00 - 17.00 Uhr<br />

Seminar Stein b. Nürnberg<br />

Frauenwerk<br />

Fr. 17.00 - Sa. 15.00 Uhr<br />

»after-work«-<br />

Seminarreihe<br />

Die <strong>GEW</strong>-Landesfachgruppen GHS und Sonderpädagogische Berufe laden ein:<br />

München<br />

BS f.d. Einzelhandel<br />

16.30 - 18.00 Uhr<br />

Abendseminar Bayreuth<br />

Hotel Goldener Hirsch<br />

19.00 - 21.00 Uhr<br />

Infoabend Aschaffenburg<br />

Martinushaus<br />

19.30 Uhr<br />

Infoabend München<br />

Gewerkschaftshaus<br />

10.00 - ca. 12.00 Uhr<br />

Infoabend München<br />

Gewerkschaftshaus<br />

19.30 Uhr<br />

Infoabend München<br />

Gewerkschaftshaus<br />

19.00 - 21.00 Uhr<br />

Zwei-Tages-Seminar München<br />

Gewerkschaftshaus<br />

Fr. 16.00 - Sa. 16.00 Uhr<br />

Fortbildung Freising<br />

Tagungshaus Viva Vita<br />

9.00 - 16.00 Uhr<br />

Zwei-Tages-Seminar Zellingen-Retzbach<br />

Benediktushöhe<br />

Fr. 16.00 - Sa. 16.00 Uhr<br />

Inklusionsprofil, Tandemklassen, und jetzt? – Die fünf Fraktionen beraten weiter<br />

Was hat sich durch die Gesetzesänderung wirklich verändert?<br />

Margit Wild, Landtagsabgeordnete der SPD und Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe, wird uns über die Fortsetzung der<br />

Beratungen berichten und unsere Fragen beantworten.<br />

in München, am Samstag, 10.3.2012 Beginn: 10.00 Uhr (ca. zwei Stunden), DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64, München<br />

Zwei-Tages-Seminar:<br />

Privatisierung von Bildung<br />

in München, 23. - 24. März 2012<br />

Beginn: Freitag 16.00 Uhr • Ende: Samstag: ca. 16.00 Uhr<br />

mit Thobias Kaphegyi, Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule in<br />

Villingen-Schwenningen, Mitarbeiter der AG Alternative Wirtschaftspolitik<br />

und Jens Wernicke, <strong>GEW</strong> Hessen<br />

Viele Privatisierungsprozesse werden von Kultusbürokratie und Politik als<br />

dringend notwendige und zeitgemäße Entwicklungen bezeichnet und sind<br />

nicht sofort als solche erkennbar. Warum wir es aber bei solchen neuen<br />

Anforderungen an LehrerInnen und andere Beschäftigte des Bildungsbereiches<br />

meistens mit den Auswirkungen schleichender Privatisierungsprozesse zu<br />

tun haben, soll auf diesem Seminar thematisiert werden.<br />

Anmeldung erforderlich. Anmeldeschluss: 9.3.2012<br />

Anmeldungen: susanne.glas@gew-bayern.de • Tel.: 0 89-54 40 81 0<br />

Zwei-Tages-Seminar:<br />

Rettungsschirme für Menschen –<br />

ökonomischer Erste-Hilfe-Kasten für<br />

<strong>GEW</strong>erkschafterInnen<br />

Zellingen-Retzbach, 20. - 21. April 2012<br />

Beginn: Freitag 16.00 Uhr • Ende: Samstag ca. 16.00 Uhr<br />

mit Gunter Quaißer, Mitarbeiter der AG Alternative Wirtschaftspolitik<br />

und Mitglied der AG Bildungsfinanzierung beim <strong>GEW</strong>-Hauptvorstand<br />

Um die Interessen der abhängig Beschäftigten gerade in Kristenzeiten<br />

gut vertreten zu können, ist ein Grundverständnis der ökonomischen<br />

Verhältnisse und gesellschaftlichen Prozesse nötig. Hier soll diesbezüglich<br />

ein »Alphabetisierungskurs« angeboten werden.<br />

Anmeldung erforderlich. Anmeldeschluss: 31.3.2012<br />

Anmeldungen: susanne.glas@gew-bayern.de • Tel.: 0 89-54 40 81 0


Der <strong>GEW</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />

lädt ein zu einer Fortbildung für<br />

ErzieherInnen, KinderpflegerInnen und<br />

Grundschullehrkräfte:<br />

Übergang Kindergarten – Grundschule<br />

am Samstag, 24. März 2012, in Freising<br />

9.00 - 16.00 Uhr, Tagungshaus Viva Vita, Gartenstraße 57<br />

Referat: Schulanfang – kein Risiko für fast alle Kinder –<br />

Veränderte Aufgaben für die Kooperation von<br />

Kindergarten und Grundschule<br />

Prof. Dr. Gabriele Faust, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik<br />

und Grundschuldidaktik Universität Bamberg<br />

Workshops:<br />

Den Übergang gestalten – Beispiele einer Kooperationspraxis<br />

mit Karin Kobl, Seminarleiterin, Mitarbeit im KiDZ-Projekt seit 2007<br />

Sprache – Tor zur Welt<br />

mit Petra Nalenz, Erzieherin und Sozialpädagogin, Leiterin eines Kindergartens<br />

Mathematische Bildung von Anfang an<br />

mit Jeanette Boetius, Diplom-Sozialpädagogin (FH)<br />

Portfolio – Auf dem Weg zum Bildungsbuch<br />

mit Christine Krijger, Erzieherin, Leiterin des Kinderhauses Günzburg<br />

Anmeldung mit Angabe der beiden gewünschten Workshops bis spätestens 10.03.2012<br />

an die <strong>GEW</strong> Oberbayern: E-Mail: gew.oberbayern@t-online.de, Fax: 0 81 24-90 96 32<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder frei (bitte Mitgliedsnummer bei Anmeldung angeben)<br />

Nicht-Mitglieder: 20 Euro (inklusive Mittagessen ohne Getränk). Überweisung auf das Konto<br />

der <strong>GEW</strong> Oberbayern bei der SEB München, Konto 1702098500, BLZ: 700 101 11<br />

Die Fachgruppe Hochschule und Forschung<br />

der <strong>GEW</strong> an der Universität Bayreuth<br />

lädt ein zu einem Fortbildungsseminar für<br />

NachwuchswissenschaftlerInnen:<br />

Von der Idee zum Projekt:<br />

Finanzierung von Forschungsprojekten<br />

durch Drittmittel<br />

am Mittwoch, 15. Februar 2012, in Bayreuth<br />

10.00 - 17.00 Uhr, Universität, GWI, Raum S120<br />

Referent: Dr. Wolfgang Adamczak<br />

Forschungsreferat der Universität Kassel<br />

Die Grundfinanzierung der Hochschulforschung erfolgt durch die<br />

Wissenschaftsministerien der einzelnen Bundesländer. Zusätzlich gibt es Geld für<br />

Forschung u. a. von Bundesministerien, forschungsfördernden Institutionen oder<br />

aus der Wirtschaft. Wer Forschung in größerem Stil an deutschen Hochschulen<br />

betreiben will, ist auf Mittel von diesen Drittmittelgebern angewiesen.<br />

Wie erhält man aber schnell und komfortabel Informationen über diese<br />

Drittmittelgeber, deren Programme und Ausschreibungen? Welche Verfahren<br />

muss man einhalten, um Geld für die eigenen Forschungsaktivitäten zu erhalten?<br />

In unserer Fortbildung werden die nachfolgenden Fragen behandelt. Es werden<br />

n Informationsquellen und -medien präsentiert,<br />

n Programme und Verfahren von Förderern vorgestellt,<br />

n unterschiedliche Bedarfe für Finanzierung definiert (Projekte,<br />

Promotionen, Tagungen), und<br />

n Strategien für erfolgreiche Anträge diskutiert und praktisch trainiert.<br />

Es ist nicht unbedingt einfach, von einer Idee zu einem finanzierten Projekt zu<br />

kommen. Das Geld für Projektförderung liegt aber allzu oft »auf der Straße«.<br />

Wir zeigen Ihnen Wege, die Mühen des Aufhebens erträglich (und ertragreich)<br />

zu machen.<br />

Anmeldung: per E-Mail an inga.harren@uni-bayreuth.de<br />

Anzahl der TeilnehmerInnen: maximal 16<br />

Kosten: 5 EUR für die Kaffeekasse (zahlbar vor Ort)<br />

Im Rahmen der gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit der <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong> laden wir<br />

ein zu einem Tarifseminar<br />

TVöD 2012 – pfiffig eingreifen<br />

am 24. und 25. Februar 2012<br />

im Frauenwerk, in Stein b. Nürnberg<br />

Beginn: Freitag 17.00 Uhr, Seminarabschluss: Samstag 15.00 Uhr<br />

2012 ist wieder Tarifrunde im öffentlichen Dienst (TVöD) bei<br />

den Kommunen, den weiteren Mitgliedern in den kommunalen<br />

Arbeitgeberverbänden (z. B. vielen Lebenshilfen) und beim Bund.<br />

Erfolg oder Misserfolg bei Tarifrunden werden seit vielen Jahren nur durch das<br />

aktive Handeln der Beschäftigten und Gewerkschaftsmitglieder mitgestaltet.<br />

Unsere VerhandlungsführerInnen haben eine bessere<br />

Position, wenn an der Basis »was<br />

los« ist. Neben den tariflich<br />

interessanten Infos<br />

und Argumenten geht es uns in<br />

diesem Seminar vor allem um<br />

das handlungsbezogene<br />

»pfiffige« Eingreifen.<br />

Dazu wollen wir im<br />

Seminar einige Ideen<br />

ausprobieren und<br />

bewerten.<br />

Anmeldung<br />

erforderlich: bis 10.2.<br />

Anmeldungen:<br />

susanne.glas@gew-bayern.de<br />

Tel.: 0 89-54 40 81<br />

Schule und Betrieb:<br />

Go and find out!<br />

Bundesweite LehrerInnenfortbildung<br />

von <strong>GEW</strong> und IG Metall<br />

Termin: 14.5. bis 16.5.2012<br />

Veranstaltungsort:<br />

IG Metall-Bildungsstätte Berlin am Pichelsee<br />

Im Mittelpunkt dieser Fortbildung, die sich an Lehrkräfte des<br />

allgemeinbildenden Schulwesens richtet, steht die Betriebserkundung<br />

als eine sinnvolle und anregende Methode, die<br />

Arbeitswelt- und Berufsorientierung an Schulen zu stärken.<br />

Die Fortbildung vermittelt Informationen zum gegenwärtigen<br />

Stand der Produktionstechnologie und Arbeitsorganisation wie<br />

auch zu Fragen von Lohn und Leistung, Qualifizierung und<br />

betrieblicher Interessenvertretung. Die Teilnehmenden haben<br />

die Möglichkeit, bei einem Großunternehmen der Metall-<br />

industrie im Raum Berlin einen Blick in die Produktion zu<br />

werfen und mit betrieblichen ExpertInnen aus der Betriebsrats-<br />

und der Personalentwicklungsarbeit zu sprechen. Schließlich<br />

können sie die Inhalte und Methode der Betriebserkundung für<br />

die eigene Tätigkeit an Schulen reflektieren.<br />

Die Seminar- und Übernachtungskosten werden übernommen.<br />

InteressentInnen können sich an folgende KollegInnen wenden:<br />

Martina Schmerr (<strong>GEW</strong>: martina.schmerr@gew.de)<br />

oder<br />

Bernd Kaßebaum (IG Metall: bernd.kassebaum@igmetall.de)<br />

Die Veranstaltung ist Teil der gewerkschaftsübergreifenden »Initiative<br />

Schule und Arbeitswelt« (www.schule.dgb.de).<br />

DDS Januar/Februar 2012 30


Treffpunkt <strong>GEW</strong> ... Treffpunkt <strong>GEW</strong> ... Treffpunkt <strong>GEW</strong> ...<br />

Diese Treffen finden regelmäßig statt, nicht jedoch in den Ferienzeiten. Die Übersicht wird ständig aktualisiert, entsprechende Hinweise bitte an die DDS-Redaktion:<br />

Karin Just, <strong>GEW</strong> <strong>Bayern</strong>, Schwanthalerstr. 64, 80336 München�0 89/51 00 91 02 • 0 89/5 38 94 87 • Karin.Just@gew-bayern.de<br />

Ansbach Pädagogischer Stammtisch in regelmäßigen Abständen,<br />

Termine dazu und weitere Informationen: www.gew-ansbach.de<br />

Kontakt: Günther Schmidt-Falck, � 0 98 02/95 31 42<br />

Aschaffenburg/Miltenberg Termine/Themen der Treffen siehe<br />

Aktionskalender auf www.gew-aschaffenburg.de<br />

Kontakt: Reinhard Frankl, � 0 60 21/5 84 26 87<br />

Augsburg jeden 1. Schuldonnerstag im Monat offene Vorstandssitzung<br />

ab 19.30 Uhr im Augsburger <strong>GEW</strong>-Büro, Schaezlerstr. 13 1/2<br />

Kontakt: Ulli Bahr, � 08 21/51 45 02 (<strong>GEW</strong>-Nummer mit AB)<br />

Bad Neustadt Treffen nach Vereinbarung<br />

Kontakt: Wolfgang Büchner, � 0 97 73/82 86<br />

Bad Tölz/Wolfratshausen Offener Treff jeden 1. Donnerstag im Monat<br />

20.00 Uhr, Ratsstuben Geretsried<br />

Kontakt: Andreas Wagner, � 0 81 71/96 56 05<br />

Bamberg Termine/Themen der Treffen siehe: www.gew-oberfranken. de<br />

Kontakt: Ernst Wilhelm, � 09 51/6 78 88<br />

Bayreuth jeden 1. Mittwoch oder 1. Donnerstag (alternierend) im Monat<br />

19.30 Uhr Stammtisch mit Vorstands-Treff, Gaststätte Lochner, Badstraße, BT<br />

Kontakt: Ernst Friedlein, �0 92 01/5 90, Roland Dörfler, � 09 21/9 26 55<br />

Coburg jeden 2. Mittwoch im Monat, 20.00 Uhr,<br />

Brauhaus zu Coburg, Nägleinsgasse 4, Coburg<br />

Kontakt: Karl-Friedrich Schmucker, � 0 95 61/79 92 13, KFSchmucker@gmx.de<br />

Donau-Ries/Dillingen mittwochs nach Vereinbarung, 19.30 Uhr,<br />

wechselnd DGB-Haus Nördlingen oder Posthotel Traube Donauwörth<br />

Kontakt: Hansjörg Schupp, � 0 90 83/4 16, Fax: 0 90 83/9 10 78<br />

Erding Stammtisch jeden dritten Donnerstag des Monats (außer Ferien)<br />

19.30 Uhr beim Wirt in Riedersheim<br />

Kontakt: Peter Caspari, � 0 81 24/92 37, peter.caspari@t-online.de<br />

Erlangen jeden Dienstag Sprechstunden von 17.30 -18.30 Uhr, Arbeitslosenberatung:<br />

Jeden 1. + 3. Mittwoch im Monat, 17.00 - 19.00 Uhr, Friedrichstr. 7<br />

Kontakt: Hannes Henjes, � 0 91 93/17 12, www.gew-erlangen.de<br />

Forchheim jeden 2. Donnerstag im Monat, 19.30 Uhr<br />

Vogelgässler, Vogelstr. 16<br />

Kontakt: Andreas Hartmann, � 0 91 91/70 24 32<br />

Fürth jeden Freitag 13.20 Uhr, Gaststätte BAR, Gustavstraße<br />

Kontakt: Gerhard Heydrich, � 09 11/8 01 97 00<br />

Ingolstadt erweiterte Vorstandssitzung jeden 3. Donnerstag im Monat,<br />

ab 17.30 Uhr, Café/Bistro »Brezels«, Am Paradeplatz, Ingolstadt<br />

Kontakt: L. Peter Thierschmann, � 08 41/98 06 39<br />

Kempten jeden 1. Dienstag im Monat<br />

Kontakt: Doris Lauer, � 08 31/2 79 10<br />

Lindau Treffen nach Vereinbarung<br />

Kontakt: Irene Mathias, � 0 83 82/2 83 09<br />

Main-Spessart Treffen nach Vereinbarung<br />

Kontakt: Elfriede Jakob-Komianos, � 0 93 52/57 68<br />

oder Wolfgang Tröster, � 0 93 53/81 81<br />

Memmingen/Unterallgäu Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Stefan Kohl, � 0 83 31/6 40 00 09, gew-unterallgaeu@gmx.de<br />

Mittelfranken AK Gewerkschaftlicher Durchblick<br />

jeden Dienstag 21.00 Uhr<br />

Kontakt: Geschäftsstelle <strong>GEW</strong> Mittelfranken� 09 11/6 58 90 10<br />

München Fachgruppe Berufliche Schulen Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Joe Lammers, � 0 89/3 08 82 43<br />

München Fachgruppe Grund- und Hauptschulen<br />

Termine: www.gew-muenchen.de<br />

Kontakt: Jürgen Pößnecker, �0 89/66 80 91<br />

München Fachgruppe Gymnasien Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Andreas Hofmann, andreas.hofmann@gew-bayern.de<br />

München Fachgruppe Hochschule und Forschung<br />

Termin: Jeden 3. Montag im Monat, 19.00 - 21.00 Uhr<br />

Kontakt: michael.bayer@gew-muenchen.de<br />

München Fachgruppe Realschulen Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Heidi und Alexander Lungmaus, fam.lungmus@t-online.de<br />

München Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe<br />

Termine: www.gew-muenchen.de<br />

Kontakt: Wolfram Witte, �0 89/13 46 54<br />

München Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe<br />

jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr, DGB-Haus<br />

Programm: www.gew-muenchen.de<br />

Kontakt: Bernd Englmann-Stegner, � 0 89/49 68 81<br />

München Lehramtskampagne an der Universität<br />

und <strong>GEW</strong>-Studierende<br />

Kontakt: gew-la@stuve.uni-muenchen.de<br />

München AK Personalräte und Vertrauensleute<br />

monatliche Treffen: Mittwoch 17.00 Uhr, DGB-Haus, Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Hacki Münder, � 0 89/4 48 39 16<br />

und Franz Stapfner, � 0 89/5 80 53 29<br />

München Aktion Butterbrot<br />

Treffen im DGB-Haus, Termine: www.aktionbutterbrot.de<br />

Kontakt: aktion-butterbrot@web.de<br />

München Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM)<br />

Treffen nach Vereinbarung<br />

Kontakt: daniela.kern@ajum.de, � 01 70/5 43 04 55<br />

München AK »friedliche_Schule«<br />

1. Schulmontag, 17.00 Uhr, DGB-Haus, Kontakt: StephanLip@web.de<br />

Neumarkt/Oberpfalz Mittwoch nach Vereinbarung, 19.30 Uhr, Plitvice<br />

Kontakt: Sigi Schindler, � 0 91 85/10 91<br />

Neu-Ulm/Günzburg Treffen: monatlich, Termin auf Anfrage<br />

Gasthaus Lepple, Vöringen, oder Pizzeria Helfenstein, Ulm<br />

Kontakt: Ulrich Embacher, � 0 73 07/2 33 96<br />

Nürnberg Fachgruppe Berufliche Schulen<br />

Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Reinhard Bell, � 09 11/3 18 74 56<br />

Nürnberg Fachgruppe Grund- und Hauptschulen<br />

Termine und Infos unter www.gew-nuernberg.de<br />

Kontakt: Werner Reichel, � 09 11/30 14 91<br />

Nürnberg/Fürth FG Sonderpädagogische Berufe Mittelfranken<br />

Termine und Infos unter: www.gew-fachgruppe.de.vu<br />

Kontakt: Stephan Stadlbauer, � 09 11/7 36 03 10<br />

Nürnberger Land Termine auf Anfrage<br />

Kontakt: Hermann Hagel, � 0 91 28/72 90 51<br />

Pfaffenhofen jeden 2. Donnerstag im Monat<br />

20.00 Uhr, Griechisches Restaurant Afrodite in Niederscheyern<br />

Kontakt: Norbert Lang-Reck, � 0 84 41/7 11 92<br />

Regensburg jeden 2. Donnerstag im Monat, 20.30 Uhr,<br />

Fontana, Gesandtenstr. 18<br />

Kontakt: Peter Poth, � 09 41/56 60 21<br />

Regensburg gemeinsame Studierendengruppe <strong>GEW</strong>/ver.di<br />

alle zwei Wochen dienstags, genaue Termine unter: http://shk.wie-studieren.de<br />

oder http://jugend-oberpfalz.verdi.de/studierende/studentengruppe<br />

Kontakt: Jan Bundesmann, jan.bundesmann@gmx.de<br />

Rosenheim/Kolbermoor jeden 3. Donnerstag im Monat,<br />

19.30 Uhr, Pizzeria Milano/Zum Marais in Kolbermoor<br />

Kontakt: Andreas Salomon, � 0 80 31/9 51 57, www.gew-rosenheim.de<br />

Schweinfurt jeden 2. Dienstag im Monat, 19.00 Uhr<br />

Kontakt: Karl-Heinz Geuß, � 0 97 21/18 69 36<br />

Selb jeden 1. Schulmontag im Monat, 20.00 Uhr, Golden Inn, Bahnhofstraße<br />

Kontakt: Fred Leidenberger, � 0 92 53/12 21<br />

Starnberg jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.30 Uhr, Herrsching,<br />

KommHer, Luitpoldstraße, alte Volksschule<br />

Kontakt: Werner Siegl, � 0 81 52/35 06<br />

Sulzbach-Rosenberg jeden 3. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr<br />

Gaststätte Sperber<br />

Kontakt: Manfred Schwinger, � 0 96 61/77 55<br />

Weiden jeden 1. Schulmontag im Monat, 19.30 Uhr,<br />

Postkeller, Leuchtenbergerstr. 66, Weiden, gew_wen-new-tir@gmx.de<br />

Kontakt: Richard Dütsch, � 09 61/6 34 39 34<br />

Weißenburg (Mfr.) jeden 1. Donnerstag im Monat, 19.00 Uhr Casino<br />

Kontakt: Harald Dösel, � 0 91 41/90 10 36<br />

Würzburg jeden 2. Mittwoch (ab 1. Schulmittwoch nach Ferien),<br />

20.00 Uhr, Altdeutsche Weinstube<br />

Kontakt: Walter Feineis, � 09 31/4 03 91<br />

www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de ... www.gew-bayern.de<br />

DDS Januar/Februar 2012 32

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