Festschrift online neu
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Die zugrundeliegende Idee hierbei: wohnortnah Unterricht<br />
am Instrument anzubieten, damit Kinder auf dem Land die<br />
gleichen Chancen haben wie die in der Stadt. Das fühlte sich<br />
bei Einführung dieses Zweiges 1977 noch anders an als heute<br />
– die Bedeutung wird aber gerade heute wieder <strong>neu</strong> erkannt.<br />
Bei mir hat es funktioniert, die Orgel kam später dazu (und<br />
zwischenzeitlich zwei weniger erfolgreiche Gastspiele auf der<br />
Blockflöte und der Gitarre…).<br />
Parallel zum Instrument bin ich dann irgendwann<br />
in den Chor gegangen. Einen Kinderchor<br />
gab es nicht, man ging „zum Chor“<br />
und sang mit allen Erwachsenen, Jugendlichen<br />
und Kindern zusammen, damals ein<br />
eher klassisches Repertoire, auch Latein usw.<br />
Die Idee: Chormusik von hoher Qualität aus<br />
allen Epochen auch auf dem Dorf erlebbar<br />
zu machen, bewusst weg vom Kirchenchor<br />
sich öffnend in eine freie Chorgemeinschaft.<br />
Sopran wollte ich übrigens nicht singen, weil<br />
ich ja ein „Mann“ sein wollte mit meinen<br />
bekommen.<br />
acht Jahren – deshalb sang ich wenigstens<br />
etwas tiefer, also Alt. Mein Freund neben<br />
mir und ich wurden wunderbar umsorgt von<br />
den Damen und konnten so hineinwachsen.<br />
Später durfte man (das war noch am Freitag<br />
und am nächsten Tag war keine Schule) mit „zum Goss“<br />
und dort gab es das ein oder andere Gelage mit erheblichen<br />
Mengen an Bratwürsteln und Unmengen Brot. Stimmbruch,<br />
Umsiedelung zuerst in den Bass und dann in den Tenor, als<br />
Männerstimme immer begehrt – „läuft bei mir“, würde man<br />
da heute wohl sagen. Legendäre Chorwochenenden, Reisen,<br />
Singen ist für mich<br />
Lebenselixier. Beim Singen<br />
lässt man alles hinter<br />
sich liegen. Und keine<br />
Singstunde ohne Lachen!<br />
Das Schöne ist, dass wir<br />
ganz nebenbei noch eine<br />
tolle Gesangsausbildung<br />
(Uschi S., Chormitglied)<br />
eindrucksvolle Auftritte – ich konnte davon nicht genug kriegen<br />
und habe dann studiert, parallel immer im Chor meines<br />
Vaters weitergesungen. Bei mir hat es funktioniert.<br />
Viel zu früh habe ich angefangen, selber Klavier zu unterrichten<br />
– viel zu früh habe ich angefangen, eine Kinderchorgruppe<br />
aufzubauen und so lernte ich die andere Seite kennen. Die<br />
immer wieder große Herausforderung, junge Menschen immer<br />
wieder aufs Neue zu motivieren, für das Mitmachen zu<br />
werben, Austritte zu ertragen, Widerspruch<br />
auszuhalten, auf Zuspruch zu warten, Neues<br />
auszuprobieren und zu verwerfen, Altes<br />
zu hinterfragen und entweder mit Energie<br />
zu pflegen oder bewusst aufzugeben. Auch<br />
die Organisation des außerschulischen Unterrichts<br />
habe ich einige Jahre übernommen<br />
und weiß deshalb heute nur allzu gut, was<br />
unsere ehrenamtlichen Kräfte hier leisten.<br />
Die Einführung computergestützter Verwaltung<br />
habe ich an einem PC miterlebt, der<br />
heute jedem Technikmuseum alle Ehre machen<br />
würde. Und ich habe gelernt: Schon<br />
früh in der Geschichte des Singkreises ging<br />
das alles nur mehr mit einem starken Team.<br />
Der Übergang der Chorleitung von meinem<br />
Vater zu mir war ein Prozess, der ihm viel abverlangt hat. Warum<br />
es bei einer solchen Gelegenheit nicht offen zugeben? Ich<br />
war jung und genoss eine hervorragende musikalische Ausbildung<br />
und selbstverständlich bildete ich mir ein, alles besser<br />
zu wissen. Und selbstverständlich wusste ich eben nicht<br />
alles besser. Und selbstverständlich wusste ich manches<br />
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