05.05.2017 Aufrufe

OW-2017_Sommer_ePaper

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5,90 € <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

Österreich 6,70 €<br />

Schweiz 9,50 sfr<br />

BeNeLux 6,90 €<br />

Italien 7,90 €<br />

Welten<br />

Der Guide für aktive Naturgenießer<br />

Faszination Natur<br />

Sie entdecken, verstehen und erleben<br />

Erbstücke<br />

der Menschheit<br />

Unser Umgang mit Schätzen<br />

der Natur und Kultur<br />

Jordanien – Vom Toten<br />

Meer zum Wadi Rum<br />

Wanderungen mit Moses<br />

und Lawrence von Arabien<br />

Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer<br />

Streifzüge durch weltweit<br />

einmalige Naturräume<br />

Reden wir<br />

übers Wetter<br />

Ein Interview mit dem<br />

Meteorologen Sven Plöger<br />

Alpe-Adria-Trail | Nationalpark Hohe Tauern | Ötztal | Wildwetter macht Laune | Die Vibram-Story | Kaufberatung


Foto: ©PatitucciPhoto<br />

SETZT NEUE AKZENTE IN JEDEM TERRAIN.<br />

DANK FUNKTIONALER DETAILS UND OPTIMALER DÄMPFUNG.<br />

INNOX EVO GTX ® LO Ws | All Terrain Sport<br />

www.lowa.de


EDITORIAL<br />

Natur entdecken, verstehen, erleben<br />

In der Mitternachtssonne weit über dem Polarkreis auf dem<br />

Gipfel des Stetind ankommen, durch die Tropfsteinhöhlen<br />

von Postojna fahren, die über dem Matterhorn aufgehende<br />

Sonne vom Forbes-Grat am Montblanc bewundern – es gibt<br />

„Outdoor-Momente“, die sind unvergesslich. Weil wir Natur neu<br />

entdecken, bislang unbekannte Mechanismen auf einmal verstehen<br />

oder unseren Sport in neuer Umgebung ganz anders erleben.<br />

Dieser Dreiklang wird das Markenzeichen von OutdoorWelten sein<br />

und dabei in jeder Ausgabe einen roten Faden, ein Motto erkennen<br />

lassen: Erbe und Vermächtnis heißt die große Klammer<br />

diesmal. Ob es die Spuren der k. u. k.-Monarchie auf dem Alpe-<br />

Adria-Trail sind, die grandiosen Kulturschätze Jordaniens oder die<br />

schützenswerte Natur des Wattenmeers und des Nationalparks<br />

Hohe Tauern – immer wird das Draußensein zum Ereignis. Wir<br />

eignen uns Wissen, Erlebnisse, Erfahrungen an, die wir teilen<br />

können. Reisen bildet.<br />

Neben der Magazin-Architektur haben wir auch neu »möbliert«,<br />

die Rubrik »Ausrüstung« wird neben der Kaufberatung wesentlicher<br />

Bestandteil des Hefts sein. Besonders auffallend sind die<br />

optischen Änderungen, die bis hin zur Grundschrift alles – wie<br />

wir meinen – verbessern. Aufwändig vor Ort recherchierte<br />

Reportagen wie über das Weltnaturerbe Wattenmeer, die<br />

Titelstory über Erbstücke der Menschheit von Michael Sänger<br />

oder sein Interview mit dem Meteorologen Sven Plöger sollen<br />

beim Leser so intensive Eindrücke hinterlassen, wie wir sie bei der<br />

Arbeit empfunden haben. Aktueller denn je verbinden wir damit<br />

das Gefühl, nicht nur ein schönes Magazin zu gestalten, sondern<br />

auch Mitstreiter zu motivieren, unseren einzigartigen Planeten<br />

und seine unvergleichliche Natur zu hüten. Damit dieses Erbe und<br />

Vermächtnis auch künftige Generationen begeistert.<br />

SWIZA<br />

C03 Camo Farn Orange<br />

Art.-Nr. 690306<br />

• Klinge 75 mm, feststellbar<br />

• 11 Funktionen<br />

39,90 €<br />

GRATIS<br />

KATALOG<br />

BESTELLEN<br />

Ihr Lutz Bormann<br />

Chefredakteur OutdoorWelten<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 3<br />

www.herbertz-messerclub.de


INHALT<br />

Der Guide für aktive NaturgenießerWelten<br />

Erbe & Vermächtnis<br />

06 MAGAZIN<br />

Bücher – „Mein Herz schlägt für Dänemark“,<br />

„Rad und Raus“, Wanderführer für die neue Saison<br />

Shamida Ethiopia – Ospreys Engagement in Äthiopien<br />

Der Frankenwald wird Ausrichter von Salomons „Trails4Germany“<br />

12 OUTDOORWELTEN FOTOGALERIE<br />

Was ist schöne Landschaft? Zu dieser uralten Frage liefern wir am<br />

Beispiel der Küste, der Waldgebirge und des Hochgebirges hintergründige<br />

und bebilderte Antworten.<br />

NATUR ENTDECKEN<br />

18 TITEL<br />

Erbstücke der Menschheit – Erbstücke der Menschheit können<br />

immaterieller, natürlicher oder kultureller Natur sein. Wie kann<br />

man sich ihnen nähern, welche sind lohnend, wie lassen sie sich als<br />

Outdoorziel oder -anlass einbinden? Von Michael Sänger<br />

12 FOTOGALERIE: Küste – Wald – Berge<br />

24 REPORTAGE:<br />

Weltnaturerbe Wattenmeer<br />

24 REPORTAGE<br />

UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer –<br />

Weite, Wind und der faszinierende Naturschatz an der Nordsee<br />

30 Wildwetter macht Laune – Schon mal eine Regen-, Nebel- oder<br />

Sturmwandertour probiert? Schönwetter kann jeder, Wildwetter ist<br />

der Hammer.<br />

34 Herz-Jesu-Feuer im Tannheimer Tal<br />

NATUR VERSTEHEN<br />

36 REPORTAGE<br />

Im Herzen der Hohen Tauern – 25 Jahre Nationalpark in Osttirol<br />

42 INTERVIEW<br />

Reden wir übers Wetter –<br />

Michael Sänger im Gespräch mit Sven Plöger<br />

45 Naheland – Trekkingcamps als unvergessliches Wandererlebnis<br />

NATUR ERLEBEN<br />

45 Frankenwald – Qualitätsregion und Trailrunner-Dorado<br />

48 REPORTAGE<br />

Auf den Spuren des Kaiser –<br />

Der Alpe-Adria-Trail und die k. und k.-Monarchie<br />

54 Griechenland – Menalon Trail, Ursa Trail und Andros Route<br />

4 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

56 Klettersteige im Ötztal


INHALT<br />

56 Ötztal – Fünf Klettersteige vor grandioser Bergkulisse<br />

60 Salzburger Almenweg – Weitwandern auf den Spuren<br />

des blauen Enzians<br />

62 Mittersill – Salzburgs Nationalpark Wanderdorf<br />

63 Karwendel – Kicks zwischen Klettersteig und Familienwanderung<br />

64 Rhein-Mosel-Eifel – Traumpfade und Traumpfädchen<br />

65 Fränkisches Seenland – Rundwanderweg „Der Seenländer“<br />

66 Tobel, Klamm und Canyon – Europas schönste Schluchten,<br />

aerosolreich, kühl und spektakulär<br />

70 REPORTAGE<br />

Jordanien – Die Perle des Vorderen Orients für aktive Naturgenießer<br />

76 ESSAY: Frauen wandern anders<br />

76 ESSAY<br />

Frauenpower – Wandern Frauen anders? Wenn ja, was machen sie<br />

anders? Von den kleinen und großen Unterschieden zwischen<br />

Mann und Frau. Michael Sänger hat wandernde Frauen begleitet.<br />

Fotos: Klaus-Peter Kappest, Lutz Bormann, Bernd Ritschel, Michael Sänger, Vibram<br />

AUSRÜSTUNG<br />

80 Kult mit Klinge – Schmiedekunst und die Lust am edlen<br />

(selbstgeschmiedeten) Messer<br />

82 Die Vibram-Story – Guter Auftritt garantiert<br />

85 Opinel – Frankreichs Kulturerbe, Nr. 8<br />

KAUFBERATUNG<br />

86 Was Frau beim Outdoor-Sport braucht<br />

88 Keine Chance bei Regen und Nässe<br />

90 Gegen Wind und Sturm gefeit<br />

92 Komfortklima bei größter Hitze<br />

94 Kleine Helfer auf großen Touren<br />

96 Leki – Frauenmodelle bei Faltstöcken<br />

RUBRIKEN<br />

03 Editorial<br />

97 Vorschau/Impressum<br />

98 Kolumne – Apropos … ITB – Reisetrends <strong>2017</strong><br />

82 DIE VIBRAM-STORY:<br />

Tradition, Qualität, Innovation<br />

86 KAUFBERATUNG: Neue Produkte<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 5


NATUR ENTDECKEN<br />

Wandern im<br />

Lutherjahr<br />

Wandern in Thüringen mit<br />

Blick auf die Wartburg<br />

500 JAHRE REFORMATION<br />

In Thüringen markiert das Jahr <strong>2017</strong><br />

den Höhepunkt und Abschluss<br />

der Lutherdekade anlässlich des<br />

500-jährigen Jubiläums der Reformation.<br />

Nicht nur der Lutherweg in<br />

Thüringen inszeniert die Lebens– und<br />

Wirkungsstätten des großen Reformators,<br />

auch Städte und Gemeinden<br />

rücken Luther, die deutsche Geschichte<br />

und Entstehung des Hochdeutschen<br />

in den Fokus ihrer Veranstaltungen.<br />

Zentrum des Lutherjahrs ist<br />

Erfurt, aber auch Eisenach mit der<br />

Wartburg ist wie viele andere Orte<br />

Osprey spendet für Waisenkinder<br />

Thüringens besonders <strong>2017</strong> eine Reise<br />

wert. Kein Zufall, dass Eisenach auch<br />

den Zuschlag für die Ausrichtung des<br />

117. Deutschen Wandertags (vom 26.-<br />

31.7.<strong>2017</strong>) erhalten hat. Die besten Informationen<br />

bieten die App »Luther<br />

to go« sowie die Internet-Seiten<br />

www.thueringen-entdecken.de und<br />

www.luther<strong>2017</strong>.de<br />

Die Reformation gilt als eine der<br />

größten Zeitenwenden der Menschheitsgeschichte<br />

und hat ihre Auswirkungen<br />

überall in Europa entfaltet.<br />

Auf der Internetseite www.<br />

derwegdesbuches.eu finden sich<br />

Wander– und Radtourenhinweise<br />

zum Thema Reformation und<br />

evangelische Kirchengeschichte in<br />

Österreich und seinen Nachbarländern.<br />

Ein Paket von drei Büchern<br />

enthält detaillierte Informationen<br />

zum »Bibelweg«, »Bibelschmugglerweg«,<br />

»Elvine-de-La-Tour-Weg«<br />

und »Primož-Trubar-Weg«. Außerdem<br />

gibt es wertvolle Hinweise zu<br />

aktuellen Pauschalangeboten und<br />

Unterkünften.<br />

Osprey hat vor kurzem Shamida Ethiopia mit einer Spende<br />

unterstützt, die die gesamte Jahresmiete für das<br />

Waisenheim-Gebäude deckt und es Shamida Ethiopia somit<br />

ermöglichts, sich auf ihre fantastische Arbeit zu konzentrieren.<br />

Die Stiftung wurde gegründet, um liebevolle und<br />

sichere Rahmenbedingungen für schutz– und hilfsbedürftige<br />

Babys, Kinder und Frauen in Äthiopien zu schaffen.<br />

MEHR INFOS: www.shamidaethiopia.com<br />

Foto: Thüringer Tourismusverband GmbH<br />

6 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Luftiger Wanderschuh<br />

L<strong>OW</strong>A AEROX GTX MID<br />

UND L<strong>OW</strong>A AEROX GTX LO<br />

Nomen est omen« kann man hier<br />

zu Recht sagen. Die Modelle<br />

der neuen »Aerox GTX«-Linie<br />

sind nicht nur zu 100% wasserdicht,<br />

wie man es von GORE-TEX® gewohnt<br />

ist, sondern durch die innovative Gore-Tex-Surround<br />

Technologie außerdem<br />

extrem atmungsaktiv. Ein ausgeklügeltes<br />

Sytem an Lüftungskanälen<br />

lässt den Schweiß und die Fußwärme<br />

in alle Richtungen, also 360° entweichen,<br />

ohne dass Nässe in den Schuh<br />

eindringen kann. Damit herrscht<br />

im <strong>Sommer</strong> auch für die Füße Wellness-Gefühl.<br />

Die Lowa DynaPU-Sohle<br />

mit dem Monowrap-Stabilizer sorgt<br />

für eine bequeme Abrollbewegung<br />

bei guter Fußführung auch in etwas<br />

anspruchsvollerem Gelände. So sind<br />

die »Aerox-GTX«-Modelle geradezu<br />

ideal für den sportlichen Outdoor–<br />

und Freizeitbereich im <strong>Sommer</strong>.<br />

Lowa Aerox GTX Mid:<br />

Gewicht: 820 Gramm/ Paar (Gr. 8);<br />

Preis: 199,95 Euro<br />

Lowa Aerox GTX Lo:<br />

Gewicht: 780 Gramm/ Paar (Gr. 8);<br />

Preis: 179,95 Euro<br />

Fotos: Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Lowa<br />

Viele Landschaften, ein Ziel<br />

BAYERISCH-SCHWABENS NATURSCHÖNHEIT ENTDECKEN –<br />

AUCH VIA APP<br />

Eng gewebte Flusstäler, malerisches<br />

Alpenvorland und ein<br />

kreisrunder Meteoritenkrater:<br />

Bayerisch-Schwaben steht für einen<br />

Mix besonderer Naturlandschaften.<br />

So lässt sich im Geopark Ries entdecken,<br />

wie ein Meteoriteneinschlag<br />

tatsächlich Berge versetzen kann. Erlebnis-Geotope<br />

als »Fenster in die Erdgeschichte«<br />

führen zu den interessantesten<br />

Punkten. Eine Schatzkammer<br />

für Naturfans ist auch das Schwäbische<br />

Donautal mit seinen Mooren, Auwäldern<br />

und Seen. Die dortigen »Naturgucker«-Betriebe<br />

versorgen Gäste<br />

gern mit wertvollen Tipps – von spannenden<br />

Thementouren bis zu den Vogelbeobachtungstürmen<br />

in der weiten<br />

Riedlandschaft. Wie eng Natur– und<br />

Kulturerbe miteinander verbunden<br />

sind, zeigt Bayerisch-Schwabens<br />

Hauptstadt Augsburg. Ihre einzigartige<br />

Wasserwirtschaft – Bewerber für<br />

den UNESCO-Welterbe-Titel – gründet<br />

ebenfalls auf der Lage zwischen den<br />

Flüssen. Davon erzählt die Wasserleben-Lauschtour,<br />

eine von vielen empfehlenswerten<br />

Outdoor-Audiotouren<br />

in Bayerisch-Schwaben. Einfach die<br />

kostenlose App downloaden und loslauschen:<br />

www.bayerisch-schwaben.<br />

de/lauschtour.<br />

MEHR INFOS: Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben,<br />

Destinationsmarketing BAYERISCH-SCHWABEN, Tel. 08 21/450 401-0<br />

info@tvabs.de; www.bayerisch-schwaben.de<br />

Auf Entdeckertour<br />

App laden<br />

und los-lauschen!<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 7


NATUR ENTDECKEN<br />

Wanderreisen »Marke Eurohike«<br />

Aktive und stressfreie Wanderfreuden mit perfekter Organisation<br />

und persönlicher Betreuung von »A bis Z« – so einfach<br />

lässt sich Wandern mit Eurohike auf den Punkt bringen. Bestens<br />

geschulte Mitarbeiter beraten und empfehlen sorgfältig ausgewählte<br />

Wohlfühl-Unterkünfte. Dazu die schönsten Routen jeder<br />

Region und verlässlicher Gepäcktransfer – bequemer geht es kaum.<br />

Im über 130 Seiten dicken Wanderkatalog <strong>2017</strong> warten traumhafte<br />

Touren in ganz Europa. Wie wäre es mit einem »ewigen Klassiker«<br />

wie der Zugspitz-Runde? Oder vielleicht doch Inselwandern an der<br />

schroff-bezaubernden Ostküste Sardiniens im Naturpark Orosei?<br />

Viele weitere Wanderideen und neue Reisen finden Sie im Katalog<br />

oder auf www.eurohike.at. »Einfach nur Wandern« mit Eurohike –<br />

so wird aus jedem einzelnen Urlaubstag ein echtes Naturerlebnis.<br />

MEHR INFOS<br />

Hoch über Sardiniens Ostküste<br />

Eurohike – Eurofun Touristik GmbH, Mühlstraße 20,<br />

A-5162 Obertrum, Infoline (gratis aus DE): 0800 5889718<br />

office@eurohike.at; www.eurohike.at<br />

Zeckenalarm!<br />

Schutzimpfungen sind die beste<br />

Waffe gegen die gefährlichen Erreger<br />

Mit den steigenden Frühlingstemperaturen<br />

erwachen<br />

auch kleine Blutsauger:<br />

die Zecken. Sie werden schon ab fünf<br />

Grad Celsius aktiv und machen sich<br />

auf die Suche nach einem geeigneten<br />

Wirt. Ist dieser gefunden, können<br />

über den Stich einer infizierten Zecke<br />

Krankheitserreger wie FSME-Viren<br />

oder Bakterien, wie z.B. Borrelien,<br />

übertragen werden. Die gute Nachricht:<br />

Man kann sich vor einer Infektion<br />

schützen. Die schlechte Nachricht:<br />

Nur etwa jeder Dritte (37 Prozent) in<br />

Deutschland denkt an Schutzmaßnahmen<br />

wie eine Impfung oder Abwehrmittel.<br />

Das zeigt eine von GlaxoSmith-<br />

Kline (GSK) durchgeführte Studie.<br />

Aktuelle Studien des Robert Koch<br />

Instituts (RKI) belegen darüber hinaus<br />

einen Anstieg der FSME-Erkrankungen<br />

in 2016 um 64 Prozent. Den<br />

zuverlässigsten Schutz gegen eine FS-<br />

ME-Erkrankung bietet eine Impfung,<br />

die von der Ständigen Impfkommission<br />

(STIKO) empfohlen wird.<br />

MEHR INFOS: www.zeckenwetter.de<br />

Fotos: Fotolia, Emer, Archiv Eurohike (o)<br />

8 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Top-Servicenetz für »Stromtreter«<br />

Fotos: Tourismusverband im Landkreis Kelheim, Anton Mirwald<br />

SCHÖNER E-BIKEN IN BAYRISCHEN REGIONEN<br />

E-Bike-Fahrer dürfen sich freuen<br />

– im Herzen Bayerns hören<br />

Service und Infrastruktur fürs<br />

E-Bike nicht an der Stadtgrenze auf:<br />

Das Romantische Franken, das Fränkische<br />

Seenland, der Naturpark Altmühltal,<br />

die Stadt Ingolstadt, die Ferienregion<br />

Neuburg-Schrobenhausen<br />

und das Hopfenland Hallertau bieten<br />

gemeinsam ein dichtes Servicenetz<br />

rund ums E-Bike. Diese sechs bayrischen<br />

Ausflugsziele sind »Stromtreter-Regionen«.<br />

200 Stromtreter-Partner<br />

garantieren sorgenfreie<br />

E-Bike-Touren, denn sie sorgen für<br />

Ladestationen, Werkstattservice und<br />

Partner-Betriebe mit Leih-E-Bikes. Ein<br />

gemeinsamer Internetauftritt und die<br />

»Stromtreter-Karte« der beteiligten<br />

Tourismusgebiete zeigen nicht nur<br />

destinationsübergreifend alle Stromtreter-Stationen,<br />

sondern außerdem<br />

Routenvorschläge.<br />

Die neuen Stromtreter-Tourenkarten<br />

enthalten eine ausführliche Streckenbeschreibung,<br />

Höhenprofil, Sehenswürdigkeiten<br />

und weiterführende<br />

Infos. Kostenfrei in den Tourist Informationen<br />

oder als Download unter<br />

www.stromtreter.de.<br />

Entspannte Radtour<br />

im Landkreis Kehlheim<br />

dank Stromtreter<br />

Mit Radtourenkarten<br />

bestens informiert<br />

Zwischen Feldberg und Belchen<br />

• Genießer- und Themenpfade<br />

• Herbst-Wanderwoche<br />

• Bus & Bahn kostenlos nutzen<br />

• Premiumwanderwege<br />

Infos unter 07673 918130<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 9<br />

www.erlebnis-schwarzwald.de


NATUR ENTDECKEN<br />

Neue Wanderbücher und Bildbände<br />

Die Autorin Almut Otto liefert mehr als 35 inspirierende<br />

Ausflugsideen im Chiemgau mit Hintergründen und<br />

Tipps zu Kultur, Tradition und Genuss.<br />

Die inspirierende Bebilderung<br />

weckt schon beim Blättern<br />

die Vorfreude.<br />

Almut Otto, Franz Faltermaier:<br />

Chiemgau – I mog di!<br />

25 Ausflugsziele zu Natur, Kultur,<br />

Genuss und Tradition, 128 Seiten,<br />

ca. 130 Abb., J.Berg Verlag,<br />

ISBN: 978-3-86246-532-3,<br />

15,00 Euro<br />

Zeit zum Genießen: Zwischen den Fachwerkstädtchen<br />

an der elsässischen<br />

Weinstraße verlaufen Römerwege,<br />

Saumpfade und Köhlerrouten. Dieser<br />

Wanderführer entdeckt 37 fast vergessene<br />

Pfade durch das Elsass und die Vogesen.<br />

Jede der Genusswanderungen<br />

ist geschichtenreich beschrieben, mit<br />

detaillierten Tourensteckbriefen. Wer<br />

abseits des Trubels auf stillen Wegen Er-<br />

holung<br />

sucht, ist zwischen Pfälzer Wald, Vogesengipfeln<br />

und Rheingraben goldrichtig.<br />

Rainer Kröll: Vergessene Pfade Elsass und Vogesen<br />

37 außergewöhnliche Touren abseits des Trubels<br />

160 Seiten, ca. 150 Abb., Bruckmann Verlag<br />

ISBN: 978-3-7654-6024-1, 20,00 Euro<br />

Der Fotograf Bernd Ritschel,<br />

selbst ein leidenschaftlicher<br />

Bergsteiger, versteht es wie<br />

kaum ein anderer, die großen Berge der Welt in ausdrucksstarke<br />

Naturmonumente zu verwandeln. Dunkelheit,<br />

Mystik, intensive Bildsprache, übernatürliche Kraft<br />

und Schönheit mit der geballten Dramatik der Wetterunbilden<br />

und Dämmerungsromantik machen die Faszination<br />

dieses Bildbands aus. In Tom Dauer hat er einen<br />

kongenialen Autor gefunden, der zu jedem der Berggiganten<br />

wichtiges Wissen vermittelt.<br />

Bernd Ritschel, Tom Dauer: Dark Mountains<br />

224 Seiten, ca. 137 Abb., National Geographic Verlag<br />

ISBN: 978-3-86690-628-0, 59,00 Euro<br />

Wenn es Nacht wird in den Alpen, gehört<br />

den Sternen die Bühne. Wie ein<br />

glitzernder Saal spannen sich Millionen<br />

funkelnder Lichter am Firmament. Was<br />

kaum jemand zu sehen bekommt, zeigt<br />

dieser Bildband: rare Aufnahmen der<br />

menschenleeren Alpen, faszinierende<br />

Bilder vom Band der Milchstraße, Sternbilder<br />

in seltener Pracht und spektakuläre<br />

Bergfotografie im Licht der Dämmerung. Dazu<br />

gibt<br />

es spannende Beiträge des Astrophysikers Dr. Marco Barden<br />

und Bergwissen sowie Hintergrundgeschichten des<br />

Alpenkenners Eugen E. Hüsler.<br />

Nicholas Roemmelt, Eugen E. Hüsler, Marco Barden:<br />

Sternbilder – Die Alpen bei Nacht<br />

192 Seiten, ca. 180 Abb., Frederking & Thaler Verlag<br />

ISBN: 978-3-95416-235-2, 40,00 Euro<br />

E-MTBs erobern die Berge<br />

Lange steile Anstiege mögen ja den sportlichen Ehrgeiz<br />

adeln, aber wenn die Leidensgrenze überschritten<br />

wird, leidet auch der Spaß am Sport. Das E-MTB macht<br />

damit Schluss und ermöglicht einem breiten Publikum<br />

das wunderbare Sport– und Naturerlebnis. Der bekannte<br />

Radliteratur-Autor Armin Herb hat inzwischen so viele<br />

Bergtouren mit dem Rad und neuerdings mit dem E-MTB<br />

absolviert, dass es längst Zeit war für eine persönliche<br />

Auswahl. Sein Best-of-Guide liest sich daher auch wie<br />

ein Who-is-Who der schönsten Alpenspots in den Bayerischen<br />

Voralpen, Zentralalpen, Dolomiten und am Gardasee.<br />

Der praktische Nutzwert ist optimal, denn es gibt<br />

nicht ihtnur die üblih üblichen Infos wie Einkehr, Übernachtung, Karte, Höhenprofil,<br />

sondern auch technisches Wissen zu Material und Fahrtechnik sowie Tipps zum<br />

Bike-Verleih. Der Fotograf Daniel Simon hat 230 tolle Bilder beigesteuert.<br />

Die schönsten<br />

E-MTB-Touren<br />

in den Alpen<br />

20 Touren.<br />

Mit Tipps zu Akkuleistung,<br />

Reparaturen und Fahrtechnik<br />

Von Armin Herb und Daniel Simon<br />

160 Seiten, 230 Farbfotos<br />

Verlag Delius Klasing<br />

1. Auflage <strong>2017</strong><br />

ISBN 978-3-667-10927-9<br />

29,90 Euro<br />

10 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Montane Jacke und Hose<br />

FÜR MINIMALES GEWICHT, MAXIMALEN SCHUTZ<br />

Montane Minimus Stretch Jacket<br />

Mit dieser wasserdichten (20.000 mm Wassersäule) und<br />

atmungsaktiven (25.000 mm MVTR-Wert) Jacke aus stretchigem<br />

Pertex Shield+ Material ist man immer auf der sicheren Seite.<br />

Denn durch das elastische Material haben Sie für alle Aktivitätsgrade<br />

optimale Bewegungsfreiheit. Erfreulicherweise raschelt<br />

das Stretch-Material nicht. Gewicht 257 Gramm (Gr. M).<br />

Preis: 219,95 Euro<br />

Montane Minimus Pant<br />

Eine Jacke ist nur ein halber Schutz, wenn es in Strömen regnet.<br />

Diese Überhose ist im Packmaß kaum größer als ein Apfel.<br />

Das Material Pertex Shield ist etwas fester ohne Stretchfunktion.<br />

Dank der knielangen RVs lässt sich die Hose mit Schuhen<br />

schnell an– und ausziehen. Gewicht 145 Gramm (Gr. M).<br />

Preis: 134,95 Euro<br />

Swinging in the Rain<br />

EUROSCHIRM SWING LITEFLEX TREKKINGSCHIRM<br />

Kapuzen sind für viele kaum erträglich. Die Akustik<br />

nervt und man fühlt sich wie in einer Glocke. Die Alternative<br />

ist ein Trekkingschirm, z.B. der Swing Liteflex. Die<br />

Bewegungsfreiheit bleibt völlig erhalten, die Geräusche<br />

bleiben natürlich, man hat einen perfekten 360° Rundumblick<br />

und bleibt doch trocken. Da lässt sich Regen sogar<br />

genießen. Und das alles bei gerade mal 207 Gramm<br />

Gewicht. Dabei ist das hauchdünne Polyestergewebe<br />

hochreißfest und auch das Schirmgestell hält kräftigen<br />

Windböen stand.<br />

www.euroschirm.com<br />

Lieferbar in vielen Farben<br />

Schirmdurchmesser 100 cm<br />

Gesamtlänge 64 cm.<br />

Preis: 39,90 Euro<br />

Aktivurlaub für Familien<br />

Canyoning für Familien<br />

Foto: Euroaktiv<br />

Familien-Aktivurlaub in ganz Europa bietet der Reiseveranstalter<br />

Euroaktiv. Dabei erleben Familien vielfältige<br />

Abenteuer, sind stets in der Natur aktiv und verbringen<br />

gemeinsam so viel Zeit wie nur möglich. Jeder Aktivurlaub ist<br />

genau auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet: Ob bei<br />

Rad– und Wanderreisen mit Kindern, beim Paddeln, Segeln<br />

und Pferdeabenteuern oder Familienurlauben mit täglich unterschiedlichen<br />

Aktivitäten. Auch für Erwachsene bietet Euroaktiv<br />

viel Natur, Abenteuer und Freiheit in speziellen Reisen.<br />

Alle Aktivurlaube und viele Informationen findet man auf<br />

der Webseite und im Euroaktiv Katalog <strong>2017</strong>, der Versand ist<br />

kostenlos.<br />

GRATIS-INFOLINE: 0800/5 88 97 18, office@euroaktiv.at<br />

www.euroaktiv.at; www.facebook.com/euroaktiv<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 11


NATUR ENTDECKEN<br />

12 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


KÜSTE<br />

Was ist schöne<br />

Landschaft?<br />

WDie Küste vereint Trennlinien.<br />

Vom Land zum Wasser, vom<br />

Wasser zum Himmel. Was<br />

ist es aber, was den Anblick<br />

dieses Bildes zum »Bestaunen<br />

einer schönen Landschaft«<br />

macht? Was beeinflusst<br />

unsere Wahrnehmung? Was<br />

nehmen wir für wahr? Es ist<br />

sicher dies: Wahrnehmung ist<br />

immer schon durch Bedürfnisse,<br />

Gewohnheiten, Erfahrungen<br />

und vor allen Dingen<br />

von unseren Erwartungen<br />

beeinflusst, vielleicht sogar<br />

angeleitet. Die ästhetische<br />

Freude beim Anblick dieses<br />

Leuchtturms und der beiden<br />

Gehöfte auf einer künstlichen<br />

Erhöhung im Nationalpark<br />

Wattenmeer ist gewiss nicht<br />

alleine auf den wahrgenommenen<br />

Landschaftsausschnitt,<br />

die Wolkenstimmung, die<br />

untergehende Sonne und die<br />

Weite des Blickhorizontes<br />

begrenzt. Es liegt zum Gutteil<br />

auch am implizit aktivierten<br />

Wissen, an unseren Sehnsüchten,<br />

woran und warum<br />

wir ästhetische Freuden<br />

genießen.<br />

Der 41,5 m hohe Leuchtturm<br />

von Westerheversand in einer<br />

Salzwiesenlandschaft.<br />

Foto: Klaus-Peter Kappest –<br />

Archiv Wandermagazin<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 13


NATUR ENTDECKEN<br />

14 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WALDGEBIRGE<br />

Was ist schöne<br />

Landschaft?<br />

WEine Art Gegenpol zur Küste<br />

und zum Hochgebirge bilden<br />

die ausgedehnten Waldgebirgslandschaften.<br />

Die<br />

Schönheit der Landschaft,<br />

hier der Waldeinsamkeit im<br />

Zittauer Gebirge, hängt auch<br />

wesentlich von der symbolischen<br />

Bedeutung ab, die wir<br />

beeinflussen. »So ist Landschaft<br />

fast immer ein Sinnbild<br />

für Heimat und Frieden, für<br />

andere wiederum symbolisiert<br />

sie Freiheit und Unabhängigkeit.«<br />

(Werner Nohl, Landschaftsästhetik<br />

heute). Hier<br />

steht die Landschaft für die<br />

Versöhnung von Mensch und<br />

Natur, von Kultur und Natur,<br />

vom Mythos Wald und den<br />

stillen Meistern, den Bergen.<br />

Zittauer Gebirge, Blick von<br />

der 793 m hohen Lausche auf<br />

die Hubertusbaude<br />

Foto: Klaus-Peter Kappest –<br />

Archiv Wandermagazin<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 15


NATUR ENTDECKEN<br />

16 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HOCHGEBIRGE<br />

Was ist schöne<br />

Landschaft?<br />

WWas wir als schön empfinden<br />

wächst freilich nicht aus<br />

gefühlssinnlichen (endothymen)<br />

Gründen. Es ist nicht<br />

gleichbedeutend mit dem<br />

autonomen Bewusstsein des<br />

Menschen oder der gespürten<br />

Innerlichkeit. Schöne<br />

Landschaft unterliegt dem<br />

gesellschaftlichen Wandel.<br />

Die verinnerlichten gesellschaftlichen<br />

Normen kreieren<br />

in uns eine Art verbindlichen<br />

Landschafts- und Schönheitsgeschmack.<br />

Dabei definieren<br />

wir unsere Sehnsüchte in<br />

Form von Betrachtungs-Chiffren.<br />

Heute ist es vermutlich<br />

die sinnbildliche Gegenwelt<br />

zu den verbreiteten Beschleunigungsritualen,<br />

den Konsumzwängen,<br />

den ökonomischen<br />

Abhängigkeiten und der gefühlten<br />

technischen Aggressivität<br />

im Alltag. Der Anblick<br />

dieser gänzlich lebensfeindlichen,<br />

wilden Gipfellandschaft<br />

rund um den Hochkönig im<br />

Salzburgerland vermag »die<br />

Pforten der Wahrnehmung<br />

soweit zu öffnen, dass man<br />

eins wird mit dem Bild seiner<br />

Sehnsucht.« (Ulrich Grober,<br />

Vom Wandern – Neue Wege<br />

einer alten Kunst).<br />

Hochkönig, Salzburgerland<br />

Foto: Massiv des Hochkoenigs<br />

bei Muehlbach, ©Österreich Werbung,<br />

Fotograf: Homberger<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 17


NATUR ENTDECKEN<br />

Die Monumentalfassaden von Petra<br />

sind direkt aus dem Fels gehauen<br />

18 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />

Erbstücke der<br />

Menschheit<br />

Was sie uns sagen, wo man sie findet,<br />

wie man sich ihnen nähert<br />

»WIR ÜBERLIEFERN KENNTNISSE, WIR ÜBERTRAGEN GESINNUNGEN<br />

SO GUT ALS BESITZ.« DER DAS SCHRIEB WAR KEIN GERINGERER<br />

ALS JOHANN WOLFGANG VON GOETHE IN »WILHELM MEISTERS<br />

LEHRJAHRE«, DAS DER DICHTERFÜRST 1795-1796 VERFASSTE.<br />

VERERBTES, SO VIEL IST SICHER, WURDE IN ALLEN KULTUREN IN<br />

ALLEN GENERATIONEN ALS ETWAS »BESONDERES« BETRACHTET;<br />

DABEI LIEGT DER SCHWERPUNKT NICHT AUF DEM NACHLASS<br />

ZWISCHEN DEN INDIVIDUEN ALS VIELMEHR AUF DEM ERBE DER<br />

KULTUREN UND GESELLSCHAFTEN, DEN HINTERLASSENSCHAFTEN<br />

VON VÖLKERN, VOLKSGRUPPEN WIE AUCH IHREM UMGANG MIT<br />

DER NATUR.<br />

Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />

AUCH DORT WO NATUR, SEI ES DURCH MENSCHENHAND<br />

GESTALTET, SEI ES DURCH DIE ABWESENHEIT DES MENSCHEN<br />

ÜBERDAUERT, EINBLICKE IN DIE EVOLUTION ODER ERDGESCHICHTE<br />

ERMÖGLICHT, SIND ERBSTÜCKE ZU VERORTEN. IHREN ERHALT FÜR<br />

DIE NACHFOLGENDEN GENERATIONEN ZU SICHERN, MUSS DAHER<br />

EINE AUFGABE FÜR DIE SEIN, DIE HEUTE UND MORGEN DIE WELT<br />

BEVÖLKERN.<br />

»DAS HEISST ZU ZEIGEN, DASS WELTERBE MEHR IST ALS<br />

BAULICHE SUBSTANZ, GEWACHSENE LANDSCHAFTEN ODER<br />

NATURRÄUME – WELTERBE IST GELEBTES ERBE UND TÄGLICHE<br />

ARBEIT«, HEISST ES IM VORSPANN EINES INTERVIEWS MIT<br />

NADYA KÖNIG-LEHRMANN, MANAGERIN DER UNESCO-WELT-<br />

ERBEREGION OBERES MITTELRHEINTAL.<br />

Was sich als Erbstück der<br />

Menschheit empfiehlt,<br />

bleibt zunächst jedem Einzelnen<br />

überlassen. Freilich reicht der<br />

individuelle Blick nicht um den ganzen<br />

Globus, erfasst auch kaum die Interdependenz<br />

der Kulturen. Man ist weder<br />

Völkerkundler, Geologe, Historiker,<br />

Ethnologe, Kulturwissenschaftler,<br />

Architekt oder Biologe zugleich. Gut,<br />

dass die UNESCO seit 1972 durch eingehende<br />

Prüfungen den Titel Welterbe<br />

(Weltkulturerbe und Weltnaturerbe)<br />

an Stätten vergibt, die aufgrund<br />

ihrer Einzigartigkeit, Authentizität<br />

und Integrität weltbedeutend sind.<br />

Der Titel beruht auf der von 190 Staaten<br />

und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention<br />

von 1972.<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 19


NATUR ENTDECKEN<br />

1<br />

»DAS UNESCO-WELTER-<br />

BE WÜRDIGT EINZIG-<br />

ARTIGE VERMÄCHTNIS-<br />

SE DER KULTUR UND<br />

NATUR BIS HIN ZU<br />

DOKUMENTEN, DIE DAS<br />

KOLLEKTIVE GEDÄCHT-<br />

NIS DER MENSCHEN<br />

REPRÄSENTIEREN.«<br />

1<br />

2<br />

1 | Ein gewaltiger Meteoriteneinschlag schuf den<br />

Krater im Nördlinger Ries<br />

2 | UNESCO-Welterberegion Oberes Mittelrheintal<br />

3 | Die Dolomiten gehören ebenfalls zum Weltnaturerbe<br />

4 | Der Limes, das Verteidigungsbollwerk der Römer,<br />

kann vielerorts in Deutschland besichtigt werden<br />

4<br />

3<br />

20 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />

Fotos: Ferienland Donau-Ries e.V., Wolfgang Moroder, Michael Sänger (2 x), Mediatus<br />

VERERBTE RITUALE<br />

UND FÄHIGKEITEN<br />

AUCH IMMATERIELLES KULTURERBE WIRD<br />

VON DER UNESCO GEWÜRDIGT<br />

Seit 2006 werden auch Bräuche, Darstellungen,<br />

Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten<br />

– sowie die dazugehörigen Instrumente,<br />

Objekte, Artefakte und kulturellen Räume, die<br />

Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls<br />

Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes<br />

angesehen und als Immaterielles Weltkulturerbe<br />

anerkannt. Voraussetzung: Es handelt<br />

sich um lebendiges und gelebtes Kulturerbe.<br />

Dazu zählt in Deutschland z.B. die Genossenschaftsidee.<br />

Hermann Schulze-Delitzsch und<br />

Friedrich Wilhelm Raiffeisen gründeten Mitte<br />

des 19. Jh. die ersten genossenschaftlichen Organisationen<br />

in Deutschland. Als »Raiffeisenland«<br />

gilt heute die Region zwischen Rengsdorf<br />

und Altenkirchen im rheinland-pfälzischen<br />

Westerwald. Die deutsche Brotkultur, die Flößerei,<br />

die Köhlerei oder das Kneippen kämpfen<br />

noch um die internationale Anerkennung,<br />

stehen aber bereits in einem bundesweiten<br />

Verzeichnis. Einzigartige Traditionen wie die<br />

Türmer und Nachtwächter – 123 Nachtwächter<br />

und 23 Türmer aus neun europäischen Ländern<br />

haben sich zu einer Zunft vereint – oder die vergemeinschaftete<br />

Niederwaldbewirtschaftung<br />

der Siegerländer Hauberge bemühen sich noch<br />

um die Aufnahme in die Liste. Auf der Internationalen<br />

»Repräsentativen Liste des immateriellen<br />

Kulturerbes der Menschheit« finden<br />

sich neben der deutschen Genossenschaftsidee<br />

und dem Orgelbau und der Orgelmusik auch<br />

andere Meisterstücke aus Tanz, Theater, Musik,<br />

mündlichen Überlieferungen, Bräuchen, Festen<br />

und Handwerkskünsten. So etwa die Krabbenfischerei<br />

auf Pferden in Oostduinkerke an der<br />

belgischen Nordseeküste, der Kulturraum der<br />

Beduinen in Petra und Wadi Rum in Jordanien,<br />

die Echternacher Springprozession in Luxemburg<br />

oder die Feuerfeste<br />

zur <strong>Sommer</strong>sonnenwende<br />

in den spanischen<br />

Pyrenäen. Selbst<br />

Dokumente, wenn<br />

sie zum Erhalt des<br />

dokumentarischen<br />

Weltkulturerbe und Wanderweg in einem:<br />

Der Hadrianswall im Norden Englands<br />

Erbes der Menschheit beitragen, werden von<br />

der UNESCO als Weltdokumentenerbe unter<br />

»Schutz« gestellt. Aufgenommen werden können<br />

wertvolle Buchbestände, Handschriften,<br />

Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente,<br />

»die das kollektive Gedächtnis der Menschen<br />

in den verschiedenen Ländern unserer<br />

Erde repräsentieren«.<br />

DAS WELTNATUR-<br />

UND KULTURERBE<br />

Für Outdoorer stellen sich Erbstücke des kulturellen<br />

Menschheitserbes natürlich als attraktive<br />

Ziele bzw. Anlässe dar, um sich etwa in der<br />

oder den Regionen drumherum austoben zu<br />

können. Den Titel Weltnaturerbe und Weltkulturerbe<br />

tragen nur wenige Erbstücke. Sie verbinden<br />

das natürliche mit dem kulturellen Erbe.<br />

Der Mont Perdido in den Pyrenäen zum Beispiel.<br />

Der verlorene Berg ist 3.355 Meter hoch,<br />

an seinen Füßen entspringen die Flüsse Arazas<br />

und Cinca. Gewürdigt wird in diesem Weltkultur-<br />

und -naturerbe einerseits die geologische<br />

Einzigartigkeit, die in Europa auf dem Rückzug<br />

befindliche Almwirtschaft und die besondere<br />

Rolle der Pyrenäen für die Kunst und Kultur<br />

Europas. Außergewöhnlich ist die Form der<br />

Landnutzung, da die Weideflächen Gemeineigentum<br />

der sieben umliegenden Dörfer sind.<br />

Erstaunlich daran ist, dass die Bewirtschaftung<br />

der Weiden und Wegerechte unbeachtet der<br />

Staatsgrenzen von Spanien und Frankreich<br />

gemeinsam ausgehandelt wird. So ist es üblich,<br />

dass Schaf- und Rinderherden, Pferde<br />

und Ziegen spanischer Bauern im <strong>Sommer</strong> auf<br />

Weiden der fruchtbareren französischen Seite<br />

grasen. Auch der Berg Athos gehört in diese<br />

Kategorie. Die Mönchsrepublik liegt auf dem<br />

östlichsten »Finger« der Halbinsel Chalkidikí<br />

im Norden Griechenlands. Die 20 Großklöster<br />

der orthodoxen Mönchsrepublik gehören zum<br />

UNESCO-Welterbe. Das erste Kloster, die Große<br />

Lavra, wurde 963 vom byzantinischen Mönch<br />

Athanasios Athonites gegründet. Später gründeten<br />

bulgarische,<br />

rumänische, russische,<br />

georgische und<br />

serbische Mönche<br />

weitere Großklöster<br />

auf dem Berg Athos.<br />

Heute gibt es 20<br />

Großklöster, davon<br />

Wandern<br />

<br />

Hochtour<br />

<br />

Skitour<br />

<br />

erleben


NATUR ENTDECKEN<br />

Im Bialowieski-Nationalpark<br />

Großkloster der Mönchsrepublik am Berg Athos<br />

sind 17 griechisch, eines serbisch (Kloster Chílandar), eines<br />

bulgarisch (Kloster Zografou) und eines ist russisch (Kloster<br />

Panteleímonos). Sehr speziell ist die Siedlungsform der<br />

Skiten, die rund um ihr Mutterkloster wohnen und keine<br />

eigenständigen Rechte in Regierung und Verwaltung der<br />

Mönchsrepublik besitzen. In der gesamten Mönchsrepublik<br />

gilt noch der julianische Kalender, demzufolge hier die Zeitrechung<br />

um mittlerweise 13 Tage hinter unserem Kalender<br />

zurückliegt. Übrigens beginnt hier der Tag mit dem Sonnenuntergang<br />

(Null Uhr) und Frauen haben bis heute keinen<br />

Zutritt. Auch Ibiza gehört in diese Liste. Die Verleihung des<br />

Titels Weltkulturerbe an Ibiza durch die UNESCO ist durch<br />

drei Kulturdenkmäler und ein Naturdenkmal begründet:<br />

Dalt Vila – die Altstadt und ihre Befestigung, die Nekropole<br />

am Puig des Molins – die Ausgrabungen der Phönizischen<br />

Siedlung Sa Caleta und die Salinen und Meereslandschaft<br />

bis Formentera. Salinen sind ein einzigartiges Feuchtgebiet,<br />

das Zugvögel auf ihrem Weg von Afrika nach Europa als<br />

Rastplatz nutzen. Auf dem Meeresboden zwischen Ibizas<br />

Salinen und Formentera wächst das seltene Poseidongras<br />

und gerühmt wird der Artenreichtum an Fischen.<br />

WEITERE SCHÄTZE DER MENSCHHEIT<br />

Zu den ausnahmslos bewanderbaren Erbstücken der Menschheit<br />

in Europa gehören eine Reihe von Nationalparken. Etwa<br />

der Nationalpark Pirin in Bulgarien. In dem gleichnamigen<br />

Gebirge mit Gipfeln bis knapp 3.000 Meter gibt es 176 Maarseen<br />

als Zeugen vulkanischer Aktivität. Der Nationalpark ist<br />

zu 80 % mit Wald bedeckt. Bedeutend ist der hohe Anteil<br />

an Schwarzkiefern und mit 1.300 Jahren gehört eine Schlangenhautkiefer<br />

zu den ältesten Bäumen der Welt. Nicht<br />

alle Erbschaften der Menschheit tragen das Prädikat der<br />

UNESCO. Der Nationale Geopark Laacher See und der Nationale<br />

Geopark Vulkaneifel »vererben« herausragende vulkanische<br />

Erinnerungsstücke. Darunter die wassergefüllten<br />

Maare rund um Daun, zahlreiche Trockenmaare, Schlackenkegel,<br />

Lavaströme, Lavadome, Calderen und sprudelnde<br />

Quellen, in denen das Grundwasser mit Kohlendioxid, Eisen<br />

und anderen Mineralien aus erkaltenden Magmakammern<br />

angereichert wird. Zu den 16 Nationalen Geoparks<br />

in Deutschland zählt auch das Nördlinger Ries. Hier ist der<br />

Nachweis eines kosmischen Besuchers aus dem Asteroidengürtel<br />

zwischen Mars und Jupiter sprichwörtlich zum Greifen.<br />

Mit ungeheurer Wucht schlug der knapp 1 km große<br />

Asteroid vor 14,5 Millionen Jahren mit der unvorstellbaren<br />

Geschwindigkeit von 72.000 km/h in der Nahtstelle zwischen<br />

DER POLNISCHE BIAŁ<strong>OW</strong>IEŻA-URWALD GILT ALS<br />

LETZTER TIEFLAND-URWALD EUROPAS ÜBERHAUPT<br />

Fränkischer und Schwäbischer Alb südöstlich von Nördlingen<br />

ein. Zugegeben, ein kosmisches Erbstück, aber es hinterließ<br />

an Ort und Stelle und bis zu 450 km weiter östlich nachhaltige<br />

Eindrücke. Übrigens kam der Besucher aus dem Himmel<br />

nicht alleine, ein weiterer kleinerer Himmelskörper zertrümmerte<br />

bei Steinheim nur 40 km weiter westlich das Deckgebirge.<br />

Vom Nördlinger Ries heißt es, dass eine Asche-,<br />

Gesteins- und Glutwolke rund 100 km in die Höhe aufstieg<br />

und der ungebetene Gast ein 4,5 km tiefes Loch in die Erdkruste<br />

bohrte. Vielleicht handelt es sich hierbei mehr um ein<br />

Erinnerungsstück? Auch die Grube Messel bei Darmstadt im<br />

Odenwald ist ein Andenken aus einer vergangenen Zeit. Ein<br />

steinernes Bilderbuch mit versteinerten Beweisstücken von<br />

Fischen, Vögeln, Amphibien und Reptilien aus einer Zeit, da<br />

der allererste Mensch noch lange in der Ursuppe auf göttliche<br />

Fügungen wartete. UNESCO-Weltnaturerbestätten gibt<br />

es in nahezu allen europäischen Ländern. Über das Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer gibt es in dieser Ausgabe Lesenswertes.<br />

Die Dolomiten Südtirols, Trentinos und Venetiens gehören<br />

dazu, der polnische Białowieża-Urwald gilt als letzter<br />

Tiefland-Urwald Europas überhaupt dazu. Die Höhlen des<br />

slowakischen und ungarischen Aggteleker Karsts zählen zu<br />

diesen Wundern der Erde, wie auch der Giants Causeway<br />

an Nordirlands Küste oder der Lorbeerwald Lausisilva auf<br />

Fotos: Ralf Lotys, Norbert Eisele-Hein (2)<br />

22 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />

Madeira. Im Norden von Schweden in Lappland liegt Laponia.<br />

Es ist Europas größte, noch weitgehend unbeeinflusste<br />

Wildnis. Laponia ist seit 1996 Weltnatur- und Weltkulturerbe.<br />

Es ist darüber hinaus eines von vier Welterbegebieten,<br />

das noch von einer indigenen Bevölkerung, den Samen, besiedelt<br />

wird. Überdies ist es eine Trekkingregion par excellence.<br />

Sich aufmachen zu diesen kostbaren Andenken der<br />

Natur und der Kultur. Sich einnehmen lassen von den Erbstücken<br />

der Menschheit. Einige spannende Anregungen<br />

dazu, zum Radeln oder Wandern auf den Spuren von »Erblassern«,<br />

haben wir in einer Tabelle zusammengestellt. Wie<br />

schrieb Imanuel Kant so treffend »und es könnte sein, daß<br />

die Menschheit reicher wird, indem sie ärmer wird, daß sie<br />

gewinnt, indem sie verliert«. (ms)<br />

Die Salinenfelder auf Ibiza<br />

20 IDEEN FÜR DIE SPURENSUCHE<br />

NAME START/ZIEL REGION KULTUR ART LÄNGE KOMMENTAR<br />

1 Limeswanderweg Eining /<br />

Rheinbrohl<br />

2 Hadrian‘s Wall Path Wallsend /<br />

Bowness-on-Solway<br />

3 Römerkanal-<br />

Wanderweg<br />

4 Kelten-<br />

Erlebnisweg<br />

Deutschland Römer Wandern ca. 740 km Entlang des größten Bodendenkmals in D<br />

England Römer Wandern ca. 135 km Landschaftlich vielfältig, immer am Hadrians Wall entlang<br />

Nettersheim / Köln Eifel, Rheinland Römer Wandern ca. 116 km Entlang der Eifelwasserleitung<br />

Meiningen /<br />

Bad Windsheim<br />

5 Römer-Lippe-Route Xanten /<br />

Hermannsdenkmal<br />

Werra, Haßberge,<br />

Steigerwald<br />

Niederrhein,<br />

Westfalen<br />

6 Via Romana Xanten / Nimwegen Niederrhein,<br />

Niederlande<br />

Kelten Wandern ca. 254 km Museen, der Dolmar (heiliger Berg d. Kelten), Widderstatt<br />

Römer Radwandern ca. 449 km »Geschichte im Fluss«<br />

Römer Radwandern ca. 257 km Entlang einer alten Heerestraße, viele röm. Hotspots<br />

7 Ausoniusweg Bingen / Trier Rheinland-Pfalz Römer Wandern ca. 122 km »Hunsrücker Jakobsweg«, viele röm. Sehenswürdigkeiten<br />

8 Sirona-Weg Bundenbach /<br />

Hoppstätten<br />

9 Arminiusweg Porta Westfalica /<br />

Bramsche<br />

10 Via Claudia Augusta Donauwörth /<br />

Venedig<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Westfalen /<br />

Osnabrücker Land<br />

Kelten/<br />

Römer<br />

Germanen/<br />

Römer<br />

Wandern ca. 106 km 24 historische Stationen, inkl. Keltensiedlung-Nachbau<br />

Wandern ca. 95 km 18 historische (Info-)Stationen<br />

Donau-Ries / Italien Römer Radwandern ca. 700 km Auf den Spuren der historischen Via Claudia Augustus<br />

(Transalp!)<br />

11 RheinBurgenWeg Bingen / Remagen Rheinland-Pfalz Mittelalter Wandern ca. 200 km größte Burgendichte der Welt »UNESCO-Welterberegion<br />

Oberes Mittelrheintal«<br />

13 Glauburglehrpfad Glauburg /<br />

Glauburg<br />

14 Welterbepfad Parkplatz Craulaer Kreuz<br />

im NP Hainich<br />

15 Via Caliga Palzem Winchering /<br />

Winchering<br />

12 Welterbesteig Krems oder Melk Wachau, Oberösterreich<br />

Vogelsberg-<br />

Wetterau<br />

Thüringen<br />

UNESCO Wandern ca. 180 km Römer, Wein, Klöster und Burgen<br />

Weltkulturerbe<br />

Kelten Wandern ca. 5 km Archäologicher Park mit vielen Elementen und spannendem<br />

Museum<br />

UNESCO Wandern ca. 9,5 km Das Weltnaturerbegebiet im Nationalpark Hainich umfasst<br />

Weltnaturerbe<br />

Bereiche besonders naturnaher Altbuchenwälder.<br />

Mosel Römer Wandern ca. 35 km Legionäre zogen auf der Höhenstraße über den Saargau,<br />

»Caliga« = Riemensandalen<br />

16 Neanderlandsteig Mettmann Rheinland Neandertaler Wandern ca. 240 km Auf den Spuren der Neandertaler<br />

17 Nibelungensteig Zwingenberg / Freudenberg<br />

a. Main<br />

18 Wikinger-Friesen-Weg St. Peter-Ording /<br />

Maasholm<br />

19 Auf den Spuren<br />

der Gallier<br />

Bollendorf /<br />

Bollendorf<br />

20 Viking Trail Panoramarouten durch<br />

Neufundland, Labrador<br />

Odenwald Nibelungen Wandern ca. 130 km Auf den Spuren der Nibelungen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Eifel<br />

Wikinger/<br />

Friesen<br />

Kelten/<br />

Römer<br />

Radwandern ca. 300 km Museen, Kulturlandschaften…von Küste zu Küste (Nord und<br />

Südroute je 180 km)<br />

Wandern ca. 20 km Druidenstein, Wikingerburg, Römische Villa…<br />

Kanada Wikinger Wandern ca. 489 km Alte Wikinger Siedlungen und Anlagen und Nachbildungen<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 23


NATUR ENTDECKEN<br />

Outdoor<br />

<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Weite, Wind und der<br />

faszinierende Naturschatz an der Nordsee<br />

Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer<br />

UNTER DEN GESCHÜTZTEN NATURAREALEN SIGNALISIERT<br />

DAS UNESCO-WELTNATURERBE »OSCAR«-NIVEAU.<br />

DIE NATIONALPARKS DES WATTENMEERS SIND EINZIGAR-<br />

TIG AUF DER WELT. WIR HABEN FLORA, FAUNA, HAND-<br />

WERK, FISCHEREI UND GESCHICHTE KENNENGELERNT –<br />

UND KAMEN AUS DEM STAUNEN NICHT MEHR HERAUS.<br />

Von Lutz Bormann<br />

24 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WATTENMEER<br />

1 2 3<br />

1 | Wattfrühstück mit frischen Matjes und Krabben<br />

2 | Strandnelken sind typisch für die Region<br />

3 | Nordseebewohner Plattfisch<br />

Fotos: Die Nordsee GmbH, Lutz Bormann<br />

Die Luft ist glasklar, ein eiskalter<br />

Sturm pfeift von Norden<br />

übers trocken gefallene<br />

Watt, das in der Morgensonne glänzt.<br />

»Moin moin, schönes Wetter habt ihr<br />

mitgebracht: Sonne, Fernsicht und<br />

kaum Wind«, begrüßt uns Wattführer<br />

Karsten Bronk, der seinen Traumjob<br />

gefunden hat. So ist das also mit dem<br />

Wind hier oben. Er sprüht vor Energie<br />

und kontrolliert unsere Wanderausrüstung.<br />

Bis zu den Knien werden wir<br />

durchs Wasser waten, wenn wir Priele<br />

queren, die Gezeitenkanäle im Watt.<br />

Die Klamotten sind alt, die Hosenbeine<br />

lassen sich hochkrempeln, nur<br />

beim Schuhwerk kommt Kritik. Einige<br />

LANDSCHAFT UND LEBENSRAUM<br />

DER FÜNF WATTENMEER-NATIONAL-<br />

PARKS SIND WELTWEIT EINZIGARTIG.<br />

tragen wasserdichte hohe Socken. Es<br />

gibt äußerst scharfkantige Muscheln<br />

unter der Oberfläche, die mühelos die<br />

Fußsohle durchtrennen wenn jemand<br />

keine Schuhe trägt. Alte Turnschuhe,<br />

die man danach entsorgen kann oder<br />

die mehrere Waschgänge nicht übel<br />

nehmen, sind optimal geeignet.<br />

Es geht los, niemand aus unserer Besuchergruppe<br />

hat das Watt je gesehen.<br />

Wir fragen, Bronk antwortet.<br />

Die Insel vor uns heißt Neuwerk, ist<br />

nicht ein paar hundert Schritte entfernt<br />

sondern acht Kilometer, denn<br />

die klare Luft täuscht uns. Sieben<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 25


NATUR ENTDECKEN<br />

1 2<br />

3<br />

1 | Rettungsbake, vulgo »Kurgastreuse«<br />

2 | Langwarder Groden: Behindertengerechte<br />

Mobilität für den Rundweg<br />

3 | Querung des Priels, Buschpricken für die Orientierung<br />

»IN DER HAUPT-<br />

SAISON KOMMT ES<br />

MEHRFACH VOR,<br />

DASS GÄSTE MIT<br />

DEM BOOT AUS<br />

DER RETTUNGS-<br />

BAKE GEHOLT<br />

WERDEN MÜSSEN.«<br />

Meter liegt sie höher als unser Ausgangspunkt am Strand<br />

von Cuxhaven. Wenn die Flut kommt, steht das Wasser<br />

ruckzuck drei Meter hoch und die Priele lassen sich nicht<br />

mehr queren. Wer dann vom Festland abgeschnitten ist,<br />

kann sich auf eine Rettungsbake flüchten, ein Drahtkäfig<br />

mit Zustiegsleiter, der mehreren Personen Platz bietet, bis<br />

ein Boot vom Festland sie abholt. Mehrmals sitzt während<br />

der Hauptsaison einer da oben. »Deswegen heißen die bei<br />

uns Kurgastreusen«, lacht Bronk. Inzwischen kommt das<br />

zweite Frühstück auf Rädern, angeliefert vom »Hus achtern<br />

Diek«, mit den vermutlich besten Matjesbrötchen des<br />

Universums.<br />

Immer spannender werden die Beschreibungen der biologischen<br />

Kreisläufe und Lebensformen, von Kieselalgen,<br />

Krabben, Wattwürmern und dem Modegemüse Queller,<br />

einem sprossenartigen Wattgewächs. Forscher untersuchten<br />

die im Watt lebende Radiolarie Clathrocorys teuscheri,<br />

bauten die Tripod-Konstruktion nach und fanden deren<br />

unübertreffliche Stabilität heraus. Nach diesem bionischen<br />

Vorbild konstruierte Windrad-Anker senken das Gewicht<br />

26 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WATTENMEER<br />

um 170 Tonnen und sparen Kosten.<br />

»Das Watt ändert ständig sein Gesicht,<br />

eine faszinierende, einzigartige Landschaft,<br />

als UNESCO-Weltnaturerbe in<br />

einer Liga mit dem Grand Canyon und<br />

durch die länderübergreifende Lage<br />

ein schönes Stück Europa«, sagt Bronk<br />

»HIER FAHREN NUR NOCH<br />

FÜNF KRABBENKUTTER.«<br />

Kapitän Martin Sievers<br />

begeistert und gibt uns einen ökologischen<br />

Rat auf den Weg. In vielen<br />

Kosmetika, Waschmitteln und bis vor<br />

kurzem auch Zahnpastas sind mikroskopisch<br />

kleine Plastikkrümel enthalten,<br />

die letztlich die Weltmeere und<br />

die Mikroorganismen schädigen. Daher<br />

immer auf den ökologisch sinnvollen<br />

Inhaltsstoff Silikat achten. Wir verabschieden<br />

uns von einem Wattführer,<br />

der den »schönsten Job der Welt« hat,<br />

wenn er nicht gerade seinem Hobby,<br />

dem Fliegenfischen, nachgeht und<br />

können inzwischen nachvollziehen,<br />

warum er Recht hat.<br />

Wenig später vertiefen wir unser Wissen<br />

im neu erbauten Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer Besucherzentrum bei<br />

dessen Leiter Bernhard Rauhut. Sichtlich<br />

stolz erklärt er, dass der imposante<br />

moderne Holzbau für nur drei Millionen<br />

Euro schlüsselfertig übergeben<br />

wurde. Mehrere Stockwerke mit Ausstellung<br />

und Informationszentrum<br />

sind untergebracht, Büro- und Seminarräume.<br />

Rauhut erklärt die Landschaftsformen<br />

von Marsch, Geest<br />

und Moor – und dass man vor 10.000<br />

Jahren noch zu Fuß nach England und<br />

Irland laufen konnte. Um hundert<br />

Meter ist der Meeresspiegel seither<br />

angestiegen. Natürlich sieht auch er<br />

die seit langem angestrebte Elbvertiefung<br />

kritisch, freut sich aber über das<br />

durchaus harmonische Verhältnis von<br />

Nationalpark und Tourismus.<br />

Wir schlendern am Strand entlang<br />

zurück nach Duhnen, einem Ortsteil<br />

von Cuxhaven, und Rainer aus unserer<br />

Gruppe kriegt sich nicht mehr ein. Inzwischen<br />

hat er eine Woche Privaturlaub<br />

zum nächsten Hochzeitstag gebucht.<br />

Stimmt, auf so kleinem Raum<br />

eine Traumlandschaft, ein Biotop für<br />

Naturentdecker und Genießer, für kulinarische<br />

Feinspitze und wissbegierige<br />

Urlauber, für Augenmenschen mit<br />

Sinn für endlose Horizonte – und auch<br />

für gesundheitsbewusste Gäste.<br />

»Ahoi« heißt das Thalassozentrum<br />

von Cuxhaven, das mit gewaltigem<br />

Aufwand kernsaniert wurde und nun<br />

Behandlungsräume der Luxusklasse<br />

Fotos: Lutz Bormann<br />

Der Krabbenkutter senkt seine beiden<br />

Baumkurren vor Fedderwaddersiel ab<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 27


NATUR ENTDECKEN<br />

Direkt an der Strandpromenade von Duhnen/Cuxhaven:<br />

abendliche Wattenmeer-Romantik mit Strandkörben<br />

bietet. Besonders Beschwerden der<br />

Atemwege finden hier Linderung. Solebäder,<br />

auch für die Paarbehandlung,<br />

mit Blick auf die Quelle der Wohltat,<br />

das Meerwasser der Nordsee – wo<br />

gibt es das nochmal? Dazu eine grandiose<br />

Dachterrasse mit Ruhemuscheln<br />

und ein großzügiger Saunabereich<br />

mit der exklusiven »Sauna Premium«-Auszeichnung.<br />

Klar, dass Rainers<br />

To-Do-Liste für den Hochzeitstag-Urlaub<br />

gerade um einen weiteren Punkt<br />

angewachsen ist.<br />

ist. Die Arbeit mit den Baumkurren ist<br />

hart, die ökologischen Auflagen für die<br />

Krabbenfischerei werden immer strenger<br />

und die Puhlerei vor Ort ist ökonomisch<br />

kaum umsetzbar. Welch ein<br />

Erlebnis, als Martin Sievers den Fang an<br />

Deck hievt und der Matrose uns jeden<br />

einzelnen Fisch anschaulich erklärt. Sowohl<br />

der kurze Besuch im kleinen Wremer<br />

Museum für Wattenfischerei als<br />

auch im Nationalpark-Haus Museum in<br />

Fedderwardersiel runden unseren Ausflug<br />

in die Fischerei ab.<br />

UNESCO-WELTNATURERBE<br />

WATTENMEER<br />

Es umfasst fünf Gebiete: Dänisches,<br />

Schleswig-Holsteinisches, Hamburgisches,<br />

Niedersächsisches und Niederländisches<br />

Wattenmeer.<br />

SEHENSWERT<br />

Weltnaturerbe Besucherzentrum<br />

Cuxhaven, Nationalpark-Haus Museum<br />

Fedderwaddersiel, Wremer Museum<br />

»DIE LANDSCHAFT ÄNDERT SICH<br />

TÄGLICH. KEIN PLATZ FÜR LAN-<br />

GEWEILE.« Wattführer Karsten Bronk<br />

Exklusiv und einmalig hingegen ist unsere<br />

Ausfahrt von Fedderwardersiel<br />

auf der Nordsee-Halbinsel Butjadingen<br />

mit einem echten Krabbenkutter.<br />

Nachdem das gebuchte Ausflugsboot<br />

im Dock liegt, hat kurzentschlossen die<br />

»Harmonie FED8« die Tour übernommen.<br />

Schnell werden wir Zeuge, warum<br />

das leckere Seafood so teuer geworden<br />

Nicht minder eindrucksvoll ist unsere<br />

letzte Station in Butjadingen, wo uns<br />

Dr. Anika Seyferth das Projekt »Natur<br />

Erleben Langwarder Groden« erläutert.<br />

Politisch hart umkämpft ist durch<br />

die doppelte Deichanlage ein streng<br />

geschütztes Salzwiesenareal entstanden,<br />

das als Lebensraum seltener Vögel<br />

Ornithologen und Fotografen aus<br />

aller Welt anlockt. Im Watt, zur See,<br />

oder wie hier auf Bohlenpfaden und<br />

Rundwegen in diesem Nationalpark<br />

Natur zu entdecken, macht den Besucher<br />

tief glücklich und nachdenklich.<br />

Und das ist gut so!<br />

für Wattenfischerei, Thalassozentrum<br />

Ahoi, Langwarder Groden mit Rundund<br />

Bohlenwegen.<br />

WICHTIGE LINKS<br />

www.nationalpark-wattenmeer.de<br />

www.cuxhaven.de<br />

www.butjadingen.de<br />

www.wattwandernneuwerk.de<br />

www.wattbz.cuxhaven.de<br />

DIE NORDSEE GMBH,<br />

Rheinstraße 13<br />

26506 Norden<br />

Tel. 0 4 4 21/9 56 09 91;<br />

www.die-nordsee.de<br />

Fotos: Lutz Bormann<br />

28 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WATTENMEER<br />

Schifffahrt und Inselbahn<br />

Wangerooge<br />

Wangerooge ist autofrei! Lassen Sie sich<br />

eine frische Brise gesunde Nordseeluft um<br />

die Nase wehen und durchqueren Sie mit<br />

der Inselbahn, eine Schmalspurbahn, die<br />

einzigartigen Salzwiesen, bevor Sie zum<br />

historischen Bahnhof und damit in den<br />

Ort gelangen. Informationen zu Fährüberfahrten<br />

nach Wangerooge mit Inselbahn,<br />

Rund- und Kutterfahrten ins Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer erhalten Sie auf<br />

www.siw-wangerooge.de<br />

Tel. 0 44 64/94 94 11<br />

Wangerland – Auf Entdeckertouren<br />

Mal zur Insel Minsener Oog,<br />

mal vor der Küste des Wangerlandes:<br />

Beim Wattwandern<br />

im Wangerland kommt der<br />

sportliche Aspekt garantiert<br />

nicht zu kurz.<br />

Wangerland Touristik GmbH<br />

Tel. 0 44 26/98 70<br />

www.wangerland.de<br />

Dangast – Wattwanderung<br />

zum Leuchtturm<br />

Wandern auf dem Meeresboden, endlose<br />

Weite vor sich und das Gefühl, der Natur<br />

ganz nah zu sein – dieses besondere<br />

Erlebnis haben sportlich ambitionierte<br />

Urlauber bei einer Wattwanderung<br />

zum Leuchtturm Arngast.<br />

Kurverwaltung Nordseebad Dangast<br />

Tel. 0 44 51/9 11 40; www.dangast.de<br />

Wattführer Gerke Ennen<br />

Tel. 0 44 65/5 70; www.wattlopen.de<br />

Norderney – 360° Panorama über Insel und Meer<br />

Norderney bietet nicht<br />

nur 80 km Rad- und Wanderwege,<br />

sondern auch<br />

mehrere Aussichtsdünen.<br />

Dort liegt Ihnen das<br />

UNESCO-Weltnaturerbe<br />

Wattenmeer regelrecht<br />

zu Füßen.<br />

www.norderney.de<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 29


NATUR ENTDECKEN<br />

Wildwetter ist schön<br />

Schönwetter kann jeder – Wildwetter ist besser<br />

DER WIND HAT GEHÖRIG AUFGEFRISCHT, DIE GEWITTERFRONT IST ÜBER<br />

DEN GIPFELKAMM DES HOCHGRAT BEI OBERSTAUFEN HINWEGGEFEGT.<br />

DAS SCHWARZBLAUE GEWÖLK HÄNGT JETZT ÜBER DER NAGELFLUHKETTE<br />

UND WANDERT RICHTUNG BALDERSCHWANG. BLITZE ZUCKEN VOM HIMMEL,<br />

DIE DONNERSCHLÄGE, TAUSENDFACH DURCH DAS ECHO AUS DEN TÄLERN<br />

VERSTÄRKT, FAHREN MIR IN MARK UND BEIN. DOCH ICH FÜHLE MICH IN<br />

MEINEM ELEMENT.<br />

DAS IST WETTER. DER KAMM ZWISCHEN BERGSTATION, WO MEINE FRAU UND<br />

ICH VOR EINER KNAPPEN STUNDE NACH DEM AUFSTIEG SCHUTZ GESUCHT<br />

HATTEN, UND DEM GIPFEL IST WIE LEERGEFEGT. KEINE MENSCHENSEELE ZU<br />

SEHEN. ICH BREITE DIE ARME AUS, SCHREIE VOR GLÜCK UND SPÜRE MIT JEDER<br />

FASER MEINES KÖRPERS: WILDWETTER MACHT WIRKLICH UND GLÜCKLICH.<br />

30 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WILDWETTER<br />

GEWICHT SPAREN<br />

OHNE<br />

KOMPROMISSE<br />

Foto: stormhike.is<br />

Szenenwechsel! Man sieht die<br />

Hand vor Augen nicht. Drei<br />

Männer und zwei Frauen schreiten<br />

langsam und bedächtig auf dem<br />

Hochrhöner, einem qualitätsgeprüften<br />

Weitwanderweg, Richtung<br />

Wasserkuppe auf. Als die mächtige<br />

Radonkugel aus dem weißen Nichts<br />

auftaucht, ist das Ziel nicht mehr weit.<br />

WILDWETTER-<br />

WANDERUNGEN?<br />

Die Mitarbeiterin der Tourist-Information<br />

auf Hessens höchstem Gipfel<br />

begrüßt uns fünf durchgeweichte<br />

Wanderfans mit einer Mischung aus<br />

Mitleid und Hochachtung. »Sie sehen,<br />

dass man nicht viel sieht...!« Im<br />

Mittel gibt es auf dem Dach der Rhön<br />

nämlich statistisch 250 Nebeltage,<br />

bei rund 1.200 mm Niederschlag und<br />

Windgeschwindigkeiten bis zu 170<br />

km/h. »Wenn Ihnen dieses Wildwetter<br />

Spaß macht, dann könnten sie vielleicht<br />

auch Freude an unseren geführten<br />

Sturm- und Nebelwanderungen<br />

haben?« Vermutlich hatten wir eine<br />

gewisse kollektive Fassungslosigkeit<br />

im Gesicht, da die junge Frau rasch ergänzte<br />

»echt jetzt, wenn es nicht zu<br />

arg stürmt, dann kann es richtig reizvoll<br />

sein und diese klimatischen Reize<br />

tun Psyche und Physis richtig gut!«<br />

Spontan musste ich an ein Bonmot<br />

von Grillparzer denken: Böses Wetter,<br />

böses Wetter! Es entladen sich<br />

die Götter, reinigen ihr Wolkenhaus,<br />

MINIMALES<br />

GEWICHT<br />

MAXIMALE<br />

ATMUNGSAKTIVITÄT<br />

Featherlite 30<br />

Perfekt ausgestatteter, ultraleichter<br />

Tagesrucksack, der in das eigene<br />

Deckelfach gepackt werden kann.<br />

Intelligentes Design für minimales<br />

Gewicht und maximalen Komfort<br />

beim Wandern.<br />

montane.co.uk<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 31


NATUR ENTDECKEN<br />

1<br />

Sebastian Schwanhäußer, Chef<br />

der Schwan-Stabilo-Gruppe, zu<br />

denen u.a. die Ausrüster Deuter,<br />

Ortovox und Maier Sports<br />

gehören, unterwegs mit Autor<br />

und »Berufswanderer« Manuel<br />

Andrack<br />

und die Menschen badens aus.« Allerdings<br />

finde ich einen anderen Spruch<br />

für mich viel passender: Ich sehe aus<br />

dem Fenster und denke: »Schade, dass<br />

es heute regnet.« Dann gehe ich aus<br />

dem Haus und sage: »Schön, dieser<br />

warme <strong>Sommer</strong>regen auf der Haut.<br />

Schön, dass es heute regnet.«<br />

Szenenwechsel! Wie die Fähre bei diesem<br />

Nebel die knapp 55 Minuten dauernde<br />

Fahrt von Neuharlingersiel nach<br />

Spiekeroog unbeschadet überstehen<br />

konnte, war mir ein Rätsel. Ich war<br />

mit Carsten Heithecker, ein lebendes<br />

Original unter den Wattführern der<br />

Nordseeinsel, zu einer Wattwanderung<br />

verabredet. Mit einer Forke in der rechten<br />

Hand, rotem Anorak und Rucksack<br />

erwartete mich der freundliche Herr<br />

bereits am Kai. »Zieh` Dir Handschuhe<br />

über, Junge, und wenn Du für Deine<br />

Kamera keinen Spritz- und Salzschutz<br />

hast, dann sei gewarnt ...« Der Nebel<br />

hatte sich etwas gelichtet, es regnete<br />

bei mäßigem Wind. Hinein ins Reich<br />

der Miesmuscheln und Wattwürmer.<br />

Herrlich, herrlich schoss es mir immer<br />

wieder durch den Kopf, während ich<br />

hinter Carsten herdackelte oder ihm<br />

beim Buddeln zusah. Die Gedanken<br />

an ein Heißgetränk, eine heiße Dusche<br />

und einen Kachelofen konnte ich<br />

allerdings mit jedem weiteren Kilometer<br />

schier endloser Wattlandschaft<br />

immer erfolgloser verdrängen. Dennoch:<br />

unvergessen schön.<br />

WILDWETTER<br />

IN DEN BERGEN?<br />

Natürlich gibt es sie, die Sauwettertage<br />

während der Berg- und <strong>Sommer</strong>ferien.<br />

Was tun? Beliebte Wahl sind<br />

dann Museumsbesuche, Stadtbummel<br />

oder der Besuch von Parks und Spaßbädern.<br />

Wie wäre es denn mit einer<br />

Wildwetterwanderung? Man benötigt<br />

dafür: Gummistiefel oder wasserdichte<br />

Wanderstiefel, Regenjacke, Regenmütze<br />

und Regenhose. Das Ziel?<br />

Der nächstgelegene Gebirgsbach,<br />

eine Alm in nicht zu großer Entfernung<br />

oder ein schöner Bergwald. Auch<br />

Schluchten, Klamme und Tobel (siehe<br />

auch den Artikel über die Schluchten<br />

in dieser Ausgabe) sind hervorragende<br />

Wildwetteranlässe. Der sommerliche<br />

Regen lässt Bäche und Flüsse rasch<br />

anschwellen und jagt noch mehr Wasser<br />

als üblich durch die Felsspalten,<br />

lässt Wasserfälle und -kaskaden noch<br />

virtuoser und geräuschvoller gischten<br />

und schäumen. Es gibt übrigens auch<br />

handliche (rucksacktaugliche) und vor<br />

allen Dingen wind- und sturmresistente<br />

Outdoorschirme, wobei allerdings<br />

bei stürmischen Winden und Regen<br />

der gewünschte Effekt zunehmend<br />

32 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WILDWETTER<br />

extrem<br />

Fotos: Michael Sänger<br />

leidet, da sich der Regen leider der<br />

Windrichtung anpasst. In vielen Tälern<br />

von Österreich oder der Schweiz<br />

bieten Hotels und Tourist-Informationen<br />

spezielle Wildwetter-Tourenvorschläge<br />

und in manchen touristischen<br />

Zentren sogar eigens Angebote mit<br />

Führung an. Wer bei Regenwetter in<br />

die Bergwälder eintaucht, die regennassen<br />

Baumstämme berührt, den<br />

Nebelschwaden zuschaut, wie sie aufsteigen,<br />

durch den Wald ziehen und<br />

allerlei Anregung für die Interpretation<br />

der sprichwörtlich verzauberten<br />

Natur geben, der versteht auf Anhieb,<br />

dass Wildwetter durchaus mit Schönwetter<br />

konkurrieren kann.<br />

WO DER WIND NICHT STÖRT<br />

Heftiger Sturm oder Orkanböen verbieten<br />

natürlich das Wandern bzw.<br />

den Aufenthalt im Wald oder auf<br />

ausgesetzten Gipfelgraten. Die Bergbahnen<br />

stellen bei dieser Witterung<br />

aus gutem Grunde den Betrieb ein.<br />

In den Bergen bietet sich als Alternative<br />

der relative windgeschützte<br />

Talboden an, dort vorzugsweise die<br />

Nähe zu Bächen und Flüssen. Man<br />

kann Steinpyramiden bauen, Bäche<br />

und Rinnsale stauen und mit selbstgebasteltem<br />

Schiffsersatz Wettrennen<br />

veranstalten. Die Suche nach<br />

handschmeichelnden Steinen, solchen<br />

von besonderem Aussehen oder interessanter<br />

Farbgebung sind weitere<br />

Ideen. Schwacher bis mäßiger Wind<br />

in Heidelandschaften oder am Meer<br />

bringt die vergleichsweise geringsten<br />

Einschränkungen, es sei denn, der<br />

Wind wächst sich zu Sturmstärke aus.<br />

Sonst macht es irre viel Spaß durch die<br />

regennasse Heide, über die Dünen,<br />

Deiche oder am Strandsaum entlang<br />

zu wandern. Dabei ist das Wandern<br />

gegen die steife Brise vielleicht mit<br />

dem größten Spaß verbunden. Regnet<br />

es zudem noch, dann empfindet<br />

man die Tropfen wie kleine Geschosse<br />

im Gesicht. Die Haut strafft sich in<br />

der salzhaltigen Luft und wenn man<br />

dann nach dem windigen Vergnügen<br />

wieder in der warmen Unterkunft<br />

ankommt, dann spannt die Haut und<br />

die Gesichter scheinen zu glühen. Bei<br />

Wildwetter erhält die Landschaft einen<br />

melancholischen Überzug. Sie<br />

lädt ein, die Fantasie zu bemühen.<br />

Baumwurzeln lassen sich dann als Elefantenfüße<br />

interpretieren, Himmel<br />

und Erde scheinen ansatzlos ineinander<br />

über zu gehen. Eine wundervolle<br />

Geräuschkulisse inspiriert und erweitert<br />

den Erfahrungshorizont Natur.<br />

Ob Nebel-, Sturm- oder Regenwanderung,<br />

wie viel anders wirkt jetzt die<br />

Natur. Mit jeder Faser schaut, spürt<br />

und lauscht man in diese Wildwetterlandschaft,<br />

die noch gestern oder vorgestern<br />

im strahlenden Blau den Nimbus<br />

der lauschigen Idylle verströmte.<br />

Für die Schönwettergesellschaft mag<br />

es störend sein, für echte Naturfans<br />

ist es ein Muss: Gerade jetzt muss<br />

man draußen sein. Jetzt das Prasseln<br />

des Regens im Gesicht spüren, die<br />

unscharfen Umrisse des Waldrandes<br />

abtasten, der nassen Natur auf den<br />

Grund gehen, in die Landschaft aufmerksam<br />

hineinhören. Das ist einzigartig!<br />

Viel Spaß … (ms)<br />

outdoor<br />

Der stabilste<br />

Trekkingschirm der Welt<br />

372 g<br />

Schaft aus<br />

Fiberglas –<br />

Für extreme<br />

Belastungen!<br />

59,90<br />

Der Autor des Beitrags, Michael Sänger, im<br />

Selbstversuch: dicke Suppe, gute Laune<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 33


NATUR ENTDECKEN<br />

Berge in Flammen<br />

Herz-Jesu-Feuer<br />

im Tannheimer Tal<br />

IN EINEM DER BELIEBTESTEN HOCHTÄLER DER ALPEN SIND TAUSENDE DABEI,<br />

WENN IM JUNI BEIM HERZ-JESU-FEUER DIE GIPFEL UND GRATE BRENNEN.<br />

Gelebte Traditionen sind in vielen<br />

Alpenregionen zu Hause.<br />

Sie bewahren die Erinnerung<br />

an die gemeinsame Geschichte und<br />

verbinden die Menschen. Besonders<br />

spektakulär ist das Vermächtnis des<br />

Herz-Jesu-Feuers im Tannheimer Tal,<br />

wo man sich besondere Mühe mit diesem<br />

Ritual macht.<br />

Romantische Bergseen, schroffe Felswände<br />

und sanfte Almen: Nur einen<br />

Katzensprung von Füssen, Pfronten<br />

oder Hindelang entfernt lockt das<br />

Tannheimer Tal nicht nur als ideales<br />

Wanderrevier. Am zweiten Wochenende<br />

nach Fronleichnam, das sind<br />

<strong>2017</strong> der 24. und 25. Juni, stehen die<br />

Berge zum Herz-Jesu-Feuer wieder<br />

in Flammen. 1796 dankten die Menschen<br />

im Tal mit diesem Fanal dafür,<br />

dass ihr Flehen um den göttlichen Beistand<br />

des »Heiligsten Herzen Jesu«<br />

im Kampf gegen Napoleons Truppen<br />

erhört worden war. Zum Dank gelobten<br />

sie, das Fest alljährlich zu wiederholen<br />

und hielten Wort, auch zur<br />

Freude der vielen Besucher. Während<br />

Fotos: Wolfgang Ehn, Achim Meurer, TVB Tannheimer Tal<br />

34 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


TANNHEIMER TAL<br />

Das Tannheimer Tal im<br />

Sonnenuntergang hoch über Grän<br />

am Samstag die<br />

Bergsilhouetten<br />

über Grän und Nesselwängle<br />

erglühen,<br />

entzünden am<br />

Sonntag die westlichen<br />

Gemeinden 1<br />

Zöblen, Tannheim<br />

und Schattwald<br />

ihre Feuer. Einheimische treffen sich<br />

am Abend, verteilen die Last der Kanister<br />

voll Biodiesel auf ihre Rücken<br />

und steigen noch vor Anbruch der<br />

Dämmerung zur Gipfelpyramide des<br />

Bschießer durchs Stuibental Richtung<br />

Süden.<br />

Bschießer oder Bscheißer wie es auf<br />

einigen Landkarten heißt, egal, wir<br />

haben einmal das volle Programm<br />

mitgemacht. In luftiger Kraxelei geht<br />

es über die markanten Grate hinauf<br />

bis zum Grenzgipfel. Vom Tal aus<br />

betrachtet erschließt sich das ebenmäßige<br />

Dreieck des Bergprofils als<br />

ideale Wahl für unser Vorhaben. Alle<br />

fünf Meter werden Pappbecher mit<br />

Biodiesel gefüllt. Wenn gegen zehn<br />

Uhr abends die Dämmerung hereinbricht,<br />

werden auf demselben Weg<br />

absteigend die Fackeln entzündet.<br />

Inzwischen haben sich alle im Tal auf<br />

Verandas, Terrassen oder Grillpartys<br />

im Freien versammelt und feiern ein<br />

ebenso beschauliches wie besinnliches<br />

Fest. Welch ein Auftakt oder krönender<br />

Abschluss<br />

für einen Bergurlaub!<br />

Seilbahnen<br />

verkürzen die Anstiege<br />

zu herrlichen<br />

Gipfeln und<br />

urigen Berghütten,<br />

wo hungrige<br />

Wanderer<br />

mit Tiroler Köstlichkeiten verwöhnt<br />

werden. Im Tal gibt es geführte Wanderungen<br />

im Naturschutzgebiet um<br />

den Haldensee, kinderwagentaugliche<br />

Wege und ein reichhaltiges Freizeitangebot<br />

für Kinder.<br />

Immer wieder lockt das Tannheimer<br />

Tal mit faszinierenden und sportlichen<br />

Events Gäste an: das Ballonfestival<br />

im Winter mit den farbenprächtigen<br />

Montgolfieren, der SKI-TRAIL<br />

Tannheimer Tal – Bad Hindelang, der<br />

Seen-Lauf, der Rad-Marathon und<br />

ganz aktuell und zum erstenmal die<br />

»TRAILdays Tannheimer Tal« vom 17.<br />

bis 21. Mai. Leki-Experte und Olympionike<br />

Peter Schlickenrieder leitet<br />

während der 5-tägigen Veranstaltung<br />

Workshops und geführte Läufe.<br />

Man kann in einem von fünf Partnerhotels<br />

eine Pauschale buchen, das<br />

komplette Programm begleiten oder<br />

einzelne Programmtage wählen. (lb)<br />

MEHR INFOS:<br />

www.tannheimertal.com<br />

1 | Herz-Jesu-Feuer zitieren Bibelmotive<br />

2 | Talnahe Wanderwege: Entspannung und Aussicht<br />

3 | Naturschauspiele säumen den Weg<br />

2 3<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 35


NATUR VERSTEHEN<br />

Outdoor<br />

<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

»IM GRUNDE IST<br />

DIE WILDE ISEL DIE<br />

EIGENTLICHE HERZ-<br />

SCHLAGADER<br />

OSTTIROLS«.<br />

Mathias Berger,<br />

Nationalparkranger<br />

Im Herzen Osttirols<br />

25 Jahre Nationalpark Hohe Tauern<br />

1<br />

1 | Die Wiege der wilden Isel:<br />

das Gletscherbecken des Umbalkees<br />

2 | Ranger-Exkursion: Am Swarovski-Spektiv<br />

unter Anleitung Wildtiere hautnah beobachten<br />

3 | Beliebter Stützpunkt: Clarahütte<br />

ER IST DER GRÖSSTE UND BEKANNTESTE NATIONALPARK<br />

MITTELEUROPAS: DER NATIONALPARK HOHE TAUERN.<br />

MIT SEINEN BESUCHERZENTREN, PROJEKTEN UND<br />

INFORMATIONSANGEBOTEN IST ER EIN AUFGESCHLAGENES<br />

BUCH DER NATUR. DAS OSTTIROLER »KAPITEL« WIRD GERADE<br />

25 JAHRE ALT, ANLASS DER ISEL BIS ZUM URSPRUNG AM<br />

UMBALKEES ZU FOLGEN, IN BEGLEITUNG EINES RANGERS.<br />

36 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HOHE TAUERN<br />

2<br />

3<br />

Fotos: Daniel Egger, Nationalpark Hohe Tauern:<br />

Martin Lugger; Lutz Bormann<br />

Die Sonne brennt vom tiefblauen Himmel, Rinnsale<br />

laufen aus dem Eis, versammeln sich in der<br />

fast ebenen Geschiebefläche zu einem wattähnlichen<br />

See und plätschern als kleiner Bach in Kaskaden<br />

talauswärts. Wir stehen nahe des Ursprungs der Isel und<br />

das Umbalkees reflektiert die Sonne so stark, dass wir Gletscherbrillen<br />

tragen müssen. Unser Blick schweift über die<br />

Grate und Gipfel, wir lauschen den Naturgeräuschen und<br />

genießen diesen einsamen Augenblick in dem gewaltigen<br />

Kessel einer ursprünglichen Berglandschaft. Mathias Berger<br />

ist mein Begleiter auf diesem faszinierenden Ausflug.<br />

Immer wieder füttert mich der Nationalparkranger mit Eindrücken<br />

und Informationen, reicht mir das große Fernglas<br />

und deutet nach oben: »Unterhalb des Grats, rechts vom<br />

Schneefleck steht ein Rudel Gämsen, hast sie?« »Nein, ich<br />

seh’ nix!« lautet meine stereotype Antwort, bis sich das<br />

Tier bewegt und mir bildfüllend den Atem raubt. Man sieht<br />

nur, was man kennt. Vermutlich dauert es Jahre, bis man<br />

den Reichtum der Umgebung so wahrnehmen kann, den<br />

Serpentin, den Grünschiefer, den Glimmerschiefer.<br />

Dazu gehört auch die reichhaltige Alpenflora: Gletschernelkenwurz,<br />

Gletscherhahnenfuß, Steinbrech, einblütiges<br />

Hornkraut, stengelloses Leinkraut, Alpenlein – Nationalparkranger<br />

Berger kennt alle Pflanzen, Blumen, Moose<br />

und erklärt mir das Wachstum von Thamnolia vermicularis,<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 37


NATUR VERSTEHEN<br />

der Totengebeinflechte. Das klingt sehr akademisch, aber<br />

in der freien Natur wird es zu einer spannenden Exkursion.<br />

Auch wenn allein im hinteren Umbaltal fast 100 Stück<br />

Steinwild stehen, zu sehen bekommen wir sie nicht. »Sie<br />

»LANGZEITSTUDIEN GEBEN BLOSSEN ZAHLEN<br />

MEHR AUSSAGEKRAFT«, Florian Jurgeit<br />

wandern in entlegene Winkel, kleinste Seitentäler, leider<br />

auch die Schafe, die hier oben den <strong>Sommer</strong> verbringen.<br />

Morgen beginnt der Almabtrieb und da werden einige<br />

Hirten ins Schwitzen kommen, wenn sie die verstiegenen<br />

Viecher vom Berg holen müssen.«<br />

Faszination Gletscher: 2003 ging das Umbalkees<br />

83 Meter zurück. Langzeitstudien und Massenbilanzen<br />

lassen uns Vorgänge verstehen<br />

Wir stehen inzwischen an der Gletscherzunge des Umbalkees,<br />

wo die Isel, einer der letzten unverbauten Wildflüsse<br />

der Alpen, ihren Ursprung hat. Das Wasser ist weiter talwärts<br />

etwas milchig vom Geschiebetransport, doch als Ranger<br />

Mathias die Zahlen nennt bin ich beeindruckt: Es sind<br />

Tonnen an Sand und Geröll, die ins Tal befördert werden<br />

und letztlich auch die Landmassen um Lienz eingetragen<br />

haben. »Genau betrachtet ist die wilde Isel nichts anderes<br />

als die Herzschlagader Osttirols«. Wir steigen über Blockwerk<br />

wieder zur Clarahütte ab, die seit 2016 neue Päch-<br />

38 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HOHE TAUERN<br />

1<br />

2<br />

Fotos: Nationalpark Hohe Tauern:<br />

Andreas Steinacher, Peter Gruber, Martin Lugger<br />

ter hat. Das polnische Ehepaar Kasia und Andrzej Pawlus<br />

führt die Hütte so ausgezeichnet und verwöhnt die Gäste<br />

derart exzellent mit Spezialitäten und guter regionaler Küche,<br />

dass sie per Mundpropaganda floriert. Vor fünf Jahren<br />

durch eine Lawine arg beschädigt, ist die Clarahütte<br />

mit ihrem modernen Nebengebäude nun ein komfortabler<br />

Stützpunkt für große hochalpine Bergtouren mit Zweibettzimmern,<br />

WLAN und Kartenzahlung! Why not?<br />

1 | Zum 25-jährigen Jubiläum wird die Ausstellung im Nationalpark-<br />

Haus Matrei umgebaut und erweitert – Eröffnung im Juli <strong>2017</strong><br />

2 | Exponierte Kanzeln vermitteln hautnahe Eindrücke auf dem<br />

Natur-Kraft-Weg »Umbalfälle«<br />

Die ersten Schafhirten sind auf der Hütte eingetroffen und<br />

sitzen mit Nationalparkranger Mathias Berger am Tisch,<br />

um die letzten Standorte zu erfahren, die wir heute gemeinsam<br />

registriert haben. Ich folge dem Lauf der Isel,<br />

die immer mehr Wasser von Seitenarmen einfängt und<br />

zusehends gewaltiger wird. Beim Natur-Kraft-Weg Wasserschaupfad<br />

»Umbalfälle« angekommen ist sie ein tosendes<br />

Spektakel, von Aussichtskanzeln mit Infotafeln eindrucksvoll<br />

zu erleben. Irgendwann haben diese Eindrücke auch<br />

Thomas Zimmermann gepackt. Als leidenschaftlicher Ka-<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 39


NATUR VERSTEHEN<br />

1 | Nationalparkranger Mathias Berger<br />

in seinem Element am Umbalkees<br />

2 | Die wilde Isel ist einer der schönsten<br />

Wildflüsse im Alpenraum<br />

1<br />

2<br />

jakfahrer und Geschäftsführer eines<br />

Outdoorladens in Lienz hatte er auf<br />

der Isel paddelnd die Idee, auf Youtube<br />

mit »Die ISEL – Puls des Ursprungs«<br />

ein kleines Video-Denkmal zu setzen.<br />

Er erwähnte die Idee gegenüber<br />

Freunden wie dem Filmer Christian<br />

Riepler und dem Fotografen Daniel<br />

Egger. Diese waren von der Idee begeistert<br />

und ein großes Filmprojekt<br />

wurde im Nationalpark und mit der<br />

Isel umgesetzt. Am Fluss der Isel zeigt<br />

sich der Pulsschlag der hochalpinen<br />

Region. Die 57 km lange Reise des<br />

Gletscherflusses endet in der Sonnenstadt<br />

Lienz. Inmitten des Nationalparks<br />

Hohe Tauern entspringt er<br />

aus der Gletscherzunge des eisigen<br />

Umbalkees auf 2500 m Seehöhe. Auf<br />

dem Weg durch sämtliche spektakuläre<br />

Höhenstufen vom Nordwesten bis<br />

zum Südosten Osttirols nimmt die Isel<br />

zahlreiche Zuflüsse auf. Nicht nur als<br />

WILDTIERE UND SCHAFE VER-<br />

STEIGEN SICH IN DIE HINTERSTEN<br />

WINKEL ÜBER DEM UMBALTAL<br />

Darsteller im neuen Iselfilm genießt<br />

der weltberühmte Extrembergsteiger<br />

Steve House mit seiner Frau ihre zweite<br />

Heimat. Die beiden genießen und<br />

schätzen das Leben im Einklang mit<br />

den Bergen. Vor allem den Nationalpark<br />

schätzt House als etwas ganz besonderes<br />

weil es keine Aufstiegshilfen<br />

und Straßen gibt. Daher sind hier viel<br />

weniger Menschen unterwegs und<br />

40 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HOHE TAUERN<br />

Auswilderung junger Bartgeier<br />

man kann zum Beispiel dort oben am<br />

Umbalkees im Einklang mit der imposanten<br />

Naturlandschaft leben und<br />

die Natur richtig spüren. Steve House<br />

beschreibt im Film den Nationalpark<br />

und die imposante Eislandschaft als<br />

Gefühl der Unendlichkeit. Das Filmdenkmal<br />

ist die schönste Einladung,<br />

die Isel hautnah zu erleben.<br />

Ein Ranger zeigt<br />

Kinderaugen die<br />

Alpenflora<br />

Fotos: Nationalpark Hohe Tauern: Martin Kurzthaler, Martin Lugger, Daniel Egger, Lutz Bormann<br />

Im Nationalparkhaus Matrei angekommen,<br />

erklärt uns Florian Jurgeit<br />

die Kernaufgabe der Mitarbeiter,<br />

Wissenschaftler und Ranger: konservieren<br />

und kommunizieren. Er ist für<br />

das Geoinformationssystem und die<br />

Nationalparkplanung zuständig. »Wir<br />

wollen Wissen vermitteln und so für<br />

die verträgliche Nutzung unberührter<br />

Natur werben. Niemand soll ausgeschlossen<br />

werden, weder Bergsteiger<br />

noch Jagd oder Forst. Als vor etlichen<br />

Jahren Bartgeier an Bleivergiftung<br />

starben, führten unsere Untersuchungen<br />

zur Jagdmunition. Die inzwischen<br />

übliche bleifreie Munition ist das Ergebnis<br />

dieses Miteinanders von Jagd,<br />

Wissenschaft und modernster Materialforschung.<br />

Wir schützen bedrohte<br />

Tierarten und staunen über neue Erkenntnisse<br />

wie die Flugroute unserer<br />

gechipten Bartgeier: Von den Tauern<br />

über Slowenien in den Golf von Triest,<br />

weiter zum Golf von Genua und in die<br />

südfranzösischen Seealpen«, sagt Jurgeit.<br />

Dann wird auch für den erfahrenen<br />

Wisssenschaftler das aufgeschlagene<br />

Buch des Nationalparks Hohe Tauern<br />

spannender als jeder Krimi. (lb)<br />

Naturbeobachtung durch das<br />

Monokular muss geübt werden.<br />

Der Nationalparkranger zeigt dem<br />

Jungen wie es funktioniert<br />

NATIONALPARK HOHE TAUERN<br />

ZAHLEN<br />

Gesamtgröße: 1.856 km², davon 1.198 km²<br />

Kernzone; Naturzone: 880 km²; Gründung:<br />

1981 (Kärnten), 1984 (Salzburg),<br />

1992 (Tirol); Gletscherfläche: ca. 10%<br />

SEHENSWERT: Wasserschaupfad Umbalfälle.<br />

Die Wanderung am Natur-Kraft-Weg Umbalfälle<br />

dauert etwa zwei bis drei Stunden<br />

bei ca. 240 m Höhenunterschied.<br />

AUSGANGSPUNKT<br />

Parkplatz Ströden hinter Prägraten<br />

Übernachtungsmöglichkeit auf der Clarahütte<br />

– Möglichkeit Fortsetzung der Wanderung<br />

bis zum Gletscher (anspruchsvolle<br />

Wanderung – geführte Tour empfohlen)<br />

Nationalparkhaus Matrei,<br />

Kirchplatz 2,9971 Matrei in Osttirol<br />

Tel. +43 (0) 48 75/51 61 10<br />

nationalparkservice.tirol@hohetauern.at<br />

www.hohetauern.at<br />

http://nationalpark.osttirol.com<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 41


NATUR VERSTEHEN<br />

Reden wir über<br />

Wetter<br />

SVEN PLÖGER, IM »ERSTEN« MIT ZWEI WEI-<br />

TEREN KOLLEGEN FÜR DIE TÄGLICHE WET-<br />

TERPROGNOSE NACH DER TAGESSCHAU<br />

VERANTWORTLICH, TRAF ICH VOR EINER<br />

KARNEVALISTISCHEN VERANSTALTUNG IN<br />

DER BONNER BEETHOVENHALLE. DRAUSSEN<br />

WAR ES KÜHL ABER NICHT KALT, MIT GE-<br />

LEGENTLICHEM, LEICHTEN NIESELREGEN.<br />

REDEN WIR ÜBER WETTER HERR PLÖGER …<br />

OutdoorWelten:<br />

Warum kommt in jedem Smalltalk das Wetter vor?<br />

Sven Plöger: Ganz einfach, jeder hat zum Wetter eine Meinung.<br />

Jeder hat seine persönlichen Wettererinnerungen,<br />

seine Wetteremotionen, jeder kennt Wetter und hat seine<br />

Beziehung dazu. Man kann sich also sicher sein, dass das<br />

dem Gesprächspartner (zufällig oder geplant) auch so geht<br />

und er eine Beziehung zum Wetter hat. Mithin: Wetter ist<br />

das beste Allerweltsthema zum Anbandeln, zum Smalltalken<br />

und mehr.<br />

Dass wir überhaupt ein Wetter haben ist immer noch besser,<br />

als sich über schlechtes Wetter zu mokieren. Stimmt<br />

oder stimmt nicht?<br />

Meiner Meinung nach eindeutig richtig. Ich weiß eigentlich<br />

auch nicht wirklich, was ein schlechtes Wetter sein soll. Ich<br />

kann nicht behaupten, dass Regenwetter schlechtes Wetter<br />

wäre, denn ohne Regen könnten wir gar nicht leben und<br />

hätten auch nichts zu futtern oder zu trinken. Gehen wir<br />

mal gedanklich in die Sahara, vier Wochen dort sind doch<br />

echt frustrierend. Vier Wochen lang nix los am Himmel.<br />

Immer blau, immer heiß. Mal von gelegentlichen Sandstürmen<br />

– ich nenne das dann Wildwetter – abgesehen. Ich<br />

liebe daher das Wetter im Spiegel der Jahreszeiten, mit all<br />

den Wolkengebilden, dem Wind und dem speziellen Licht.<br />

Wetter ist eine Herausforderung, weil wir uns daran anpassen<br />

müssen, und für mich in Sachen Vorhersage noch viel<br />

mehr. Es gibt für mich persönlich eine Ästhetik der Unwetter.<br />

Natürlich soll niemand zu Schaden kommen, aber ich<br />

flippe aus, wenn die Physik der Atmosphäre so richtig in<br />

die Vollen greift.<br />

Das Wetter im Ersten:<br />

Meteorologe und Moderator Sven Plöger<br />

Warum ist alle Welt so verrückt nach wolkenlosem Himmel<br />

und prallem Sonnenschein?<br />

Also, ich persönlich habe dieses Bedürfnis nicht. Wir haben<br />

heute unglaublich viel Freizeit und wollen sie nutzen. Zum<br />

Beispiel wollen wir raus in den Garten, zum Joggen, zum<br />

Wandern, zum Walken, Gleitschirmfliegen etc. Und plötzlich<br />

stellt sich die Frage, was treffe ich draußen für Voraussetzungen<br />

an. Dabei wollen wir möglichst sehr effizient<br />

sein und auch das »Draußen-sein« optimal nutzen. Wir<br />

wollen bestens vorbereitet sein ... Blauer Himmel ist dabei<br />

der Indikator für geringe Risiken. Für Planungs-, Versicherungs-,<br />

Effizienzrisiken und außerdem auch Voraussetzung<br />

für die Unversehrtheit der materiellen Werte wie Zelte,<br />

Balkonblumen, Stauden, die Vehikel und die hochfunktionelle<br />

Ausrüstung für unseren Outdoorsport. Das alles führt<br />

zur besonderen Vorliebe für möglichst blauen Himmel.<br />

Sie sind doch ein ausgewiesener Wildwetter-Fan. Warum<br />

aber geht die große Mehrheit der Outdoorfans lieber bei<br />

schönstem Wetter on Tour?<br />

Wenn ich rausgehe und werde nass, dann ist das vermutlich<br />

sehr frustrierend für den Einzelnen. Wer an den Strand<br />

will, sehnt sich nach Sonne und viel Wärme. So sind die<br />

meisten Menschen gestrickt: Optimierte Outdoorerlebnisse<br />

und leider nicht nur »Ich muss raus«, egal ob es kübelt<br />

42 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


WETTER<br />

Fotos: Archiv Sven Plöger<br />

oder schneit. Ich kann nachvollziehen, weshalb die meisten<br />

Menschen nach Sonne, Licht und Wärme streben. Allerdings<br />

ist es dann auch rasch wieder zu viel. Es ist interessant,<br />

dass hier die Vorlieben je nach Kontinent schwanken.<br />

Thailänder zum Beispiel sehnen sich vermutlich eher nach<br />

milder oder kühler Luft. In Sibirien gibt es erst ab minus<br />

50 Grad schulfrei. Wohnort und Wetterbedingungen bzw.<br />

-vorlieben gehören zusammen.<br />

Warum sind einige Wolken weiß, andere haben einen<br />

grauen Bauch und wiederum andere sind dunkelblau bis<br />

schwarz?<br />

Der zentrale Punkt ist die Mehrschichtigkeit der Wolken.<br />

Oben Schleierwolken darunter segeln zum Beispiel plusterige<br />

Cumuluswolken. Die Sonne wirft also Schatten der<br />

oberen Wolken auf die unteren Wolkenschichten. Das lässt<br />

die Cumuluswolken schon mal dunkler erscheinen. Letztlich<br />

ist alles eine Frage von Licht und Schatten. Sonnenstrahlen<br />

treffen auf Wassertropfen und reflektieren in allen Farben.<br />

Alle Farben zusammengemischt ergibt bekanntlich<br />

weiß und dann, so es keine anderen Hindernisse gibt, haben<br />

wir die weiße Wolke. Wenn Lichtstrahlen<br />

nicht durchdringen können, ist unten alles grau<br />

oder schwarz. Die Abschattung anderer Wolken<br />

wirft dann grauen Schatten auf darunter<br />

liegende Wolken, obwohl wir die Sonne selbst<br />

nicht sehen.<br />

Warum bedeutet Hochdruck viel Luft und Tiefdruck<br />

wenig Druck?<br />

Hochdruck zu Tiefdruck. Kompliziert wird es allerdings dadurch,<br />

dass die Strömung durch die Erddrehung (die Erde<br />

ist eine Kugel) stets abgelenkt wird. Den einfachen, direkten<br />

Ausgleich kann es somit nicht geben, was die Sache so<br />

ungemein spannend macht.<br />

Auf einer 6.000 Jahren alten Tontafel aus babylonischen<br />

Tagen steht: Wenn ein Sonnenring die Sonne umgibt wird<br />

Regen fallen, wenn eine Wolke am Himmel dunkelt wird<br />

Wind blasen. Stimmt das?.<br />

Die Babylonier haben schon vieles sehr richtig erkannt,<br />

weil sie den Himmel genau beobachtet haben. Wenn den<br />

Mond oder die Sonne ein Ring umgibt bedeutet dies, dass<br />

die Luft da oben feuchter geworden ist und sich verstärkt<br />

Eiskristalle gebildet haben. Etwa 24 Stunden vor Eintreffen<br />

der Warmfront mit schlechtem Wetter habe ich nämlich in<br />

der Höhe schon erste Vorboten (den Ring oder Halo). Ob<br />

das Tief dann tatsächlich zu uns kommt, kann ich nur durch<br />

begleitende Druckmessungen sicher vorhersagen. Wenn<br />

Wolken sehr dunkel werden, dann ist das ein Hinweis auf<br />

starke Aufwinde und womöglich auch ein Hinweis auf eine<br />

nahende Kaltfront. Der Verlust an Luft am<br />

Boden muss ausgeglichen werden durch<br />

Luftzufuhr von außerhalb und dann habe<br />

ich heftige Winde dort. Stimmt also was auf<br />

der alten Tontafel steht.<br />

Was halten sie von sogenannten Lostagen?<br />

In alten Schriften wird behauptet, dass sie<br />

recht verlässlich Großwetterlagen wie etwa<br />

die Eisheiligen ankündigen.<br />

Druck ist Kraft pro Fläche. Wenn ich, Sven Plöger,<br />

auf einem Bein stehe, dann entsteht dadurch<br />

ein größerer Druck auf kleinerer Fläche.<br />

kehrende Vorgänge, insbesondere beim<br />

Ja, da ist etwas dran. Es gibt wieder-<br />

Wenn ich Sie dann noch auf den Arm nehmen Sven Plöger ist auch sportlich Wechsel von Winter und Frühjahr bzw.<br />

würde, dann erhöht sich der Druck durch Ihr draußen viel unterwegs <strong>Sommer</strong> und Herbst. Einige Prozesse kehren<br />

regelmäßig wieder. Nehmen wir die<br />

Gewicht. In der Atmosphäre sammelt sich an<br />

bestimmten Stellen Luft, man kann sich das als Luftberg Eisheiligen. Die Sonnenenergie steigt im März und April,<br />

vorstellen. Mehr Luft (Luft wiegt pro Kubikmeter in Bodennähe<br />

1,2 kg, mit zunehmender Höhe nimmt das Gewicht ser. Erwärmt sich nun die Luft über der Landmasse, dann<br />

aber das Land erwärmt rascher als das kühle Meerwas-<br />

ab) bedeutet auch mehr Masse. Mehr Masse, mehr Gewicht steigt die Luft rasch auf und vom Meer her rückt die kühle<br />

Luft als Nachschub nach. Die Atmosphäre sucht ja be-<br />

– das ergibt dann hohen Luftdruck. Die Einheit für Luftdruck<br />

ist Pascal, genauer Hektopascal oder Millibar. Tiefer kanntlich immer den Ausgleich. Das passiert auch im Mai,<br />

Druck bedeutet weniger Luft, damit weniger Masse und somit<br />

auch weniger Druck. Die Atmosphäre will aber die Un-<br />

ist daher, dass die nachfließende kühle Luft in wolken-<br />

wo die Tage schon beachtlich länger sind. Das Ergebnis<br />

terschiede immer ausgleichen. Nun kommen die Mitspieler losen Nächten schon mal zu den bekannten Bodenfrösten<br />

führt. Das sind typische Prozesse (Singularitäten),<br />

wie Sonne, Tag und Nacht, die Jahreszeit und das Relief<br />

ins Spiel. Sie sorgen für die Unterschiede und zwingen die die sich allerdings nicht zwingend in jedem Jahr zum<br />

Atmosphäre permanent zur Aktion, um die Unterschiede gleichen Zeitpunkt wiederholen. Lange Winter mit viel<br />

möglichst zu egalisieren. Das führt dann im praktischen Leben<br />

zu Turbulenzen, zu Winden etc. Die Stoßrichtung ist re und kalte Luft anzukommen) können auch schon mal<br />

Schnee im März (Tiefs haben es schwer gegen die schwe-<br />

dabei immer von viel Energie nach wenig Energie, also von die Eisheiligen verhindern.<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 43


NATUR VERSTEHEN – WETTER<br />

Stimmt es, dass Pflanzen oder Tiere Wetterwechsel ankündigen<br />

können? Es heißt, bestimmte Pflanzen öffneten oder<br />

schlössen die Blütenblätter, änderten die Farbe, bestimmte<br />

Tier veränderten ihr Verhalten, zum Beispiel ein Buchfink.<br />

Naja, eigentlich ist das auch eine Frage für Biologen. Ich<br />

kann aber sagen, dass die meisten Geschichten, wo Tieren<br />

prognostische Fähigkeiten zugemessen werden, einfach<br />

aufzuklären sind. Schwalben fliegen bei schlechtem Wetter<br />

bekanntlich tief. Das hat aber nur etwas mit dem Futterangebot<br />

zu tun. Die haben also einen guten Grund tief<br />

zu fliegen. Tiere haben keinen Barometer oder Thermometer.<br />

Viele Tiere haben Sinnesorgane, die wir nicht haben,<br />

und sie nehmen manchmal Dinge wahr, die wir nicht erfassen<br />

können. Sie reagieren bereits auf Impulse, die wir<br />

entweder gar nicht oder noch nicht wahrnehmen können.<br />

Elefanten haben ein feines Gespür für Schallwellen auf der<br />

Erdoberfläche. Den Tsunami an Weihnachten 2004 im Indischen<br />

Ozean haben viele Vögel und Tiere bereits Sekunden<br />

vor dem Eintreffen der Flutwelle gespürt und sind geflüchtet.<br />

Unser Naturfotograf Klaus-Peter Kappest behauptet, die<br />

Perioden stabilen Wetters hätten sich in den letzten Jahren<br />

dramatisch reduziert. Richtig oder falsch?<br />

Im Prinzip richtig, die klimatischen Bedingungen haben sich<br />

ja in den letzten Jahrzehnten auch massiv verändert. Das<br />

hat Folgen. Wenn solche Veränderungen an maßgebender<br />

Stelle erfolgen. Etwa das Abschmelzen der Gletscher und<br />

der Eisdecke in Grönland oder am Nordpol. Wir müssen allerdings<br />

die Vielfalt der Daten genau beobachten. Die zentrale<br />

Erwärmung muss logischerweise Folgen zeitigen. Die<br />

Reflektion der Wärmestrahlen durch eine Eis- und Schneedecke<br />

(zurück ins All) kann über eisfreiem Wasser oder<br />

Land nicht mehr so intensiv sein. Wasser und Land werden<br />

massiv erwärmt. Die Temperaturunterschiede zwischen<br />

Äquator und Nordpol nehmen somit ab. Je kleiner der Unterschied,<br />

umso störanfälliger der Jetstream (Jetstreams<br />

bilden sich infolge globaler Ausgleichsbewegungen zwischen<br />

verschiedenen Temperaturregionen in großer Höhe<br />

zwischen oberer Troposphäre und Stratosphäre). Ja, es gibt<br />

Veränderungen. Die Jetströmungen wandern permanent<br />

in großer Höhe um die Erde herum. Durch den reduzierten<br />

Jetstream verharren die darunter liegenden Tiefs und<br />

Hochs aber häufiger ortsfest. Extremere Lagen kommen<br />

dann häufiger vor. Allerdings, wenn man das Große und<br />

Ganze betrachtet, muss man weitere Erhebungen in den<br />

nächsten Jahren abwarten, um verlässliche Aussagen machen<br />

zu können. Sicher ist allerdings bereits die signifkante<br />

Zunahme heißer Tage und der häufiger auftretende Winterregen.<br />

In der Mike Bravo unterwegs zu den Wolken<br />

Kann man sich auf die digitalen Wetterprognosen eigentlich<br />

verlassen?<br />

Die Apps leisten schon einiges. Mein Tipp: Lassen sie mal an<br />

Tagen mit spannendem Wetter zehn oder mehr Apps unterschiedlicher<br />

Anbieter die gleiche Wetterlage berechnen<br />

und schauen regelmäßig aus dem Fenster. Dann sieht man<br />

rasch die qualitativen Unterschiede. Solange ein Meteorologe<br />

nicht selbst die Messdaten bewertet, einschätzt, interpretiert<br />

und auf die regionalen und klimatischen Besonderheiten<br />

des Prognoseraumes herunterbricht, sind einfach zu<br />

viele Unsicherheiten enthalten.<br />

Ist es denn so, dass die Vorhersagemodelle reine Mathematik<br />

sind?<br />

Alle Modelle arbeiten mit Gleichungen und wollen in die<br />

Zukunft gucken (nichtlineares Differential-Gleichungssystem).<br />

Nun muss man einzelne Faktoren darin abschätzen<br />

und verschiedene Einfluss nehmende Parameter definieren.<br />

Determiniertes Chaos ist unser Metier. Wir in der Meteorologie<br />

schaffen immerhin inzwischen 93% Prognosewahrscheinlichkeit<br />

für den Folgetag. Der Meteorologe kennt die<br />

regionalen Modelle, kennt die Stärken und Schwächen der<br />

einzelnen Rechenmodelle (Gleichungen), die klimatischen<br />

Grundbedingungen, das Relief, die Jahreszeit, die Tageszeit<br />

und versucht hieraus die richtigen Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen.<br />

Sie und ihre drei Kollegen in der ARD bringen das Kunststück<br />

fertig, für alle Gebiete eine Vorhersage zu liefern.<br />

Ich weiß ja mehr, als ich in den zwei Minuten präsentieren<br />

kann. Selbst wenn ich wollte. Ein »Intro« gehört dazu, ich<br />

muss Schwerpunkte setzen, kann gar nicht alles sagen, darf<br />

nicht schneller sprechen und leider dringen immer nur bestimmte<br />

Schlagworte wie Gewitter, zehn Stunden Sonnenscheindauer<br />

etc. durch, aber die Einschränkungen werden<br />

gerne überhört. Also die Hinweise von uns, wo das Gewitter<br />

auftreten könnte und für welchen Landesteil die Sonnenscheindauer<br />

gilt. Wir haben statistisch betrachtet eine<br />

Vorhersagerichtigkeit von 93 %, was aber merken sich die<br />

Menschen? Natürlich die negativen Abweichungen. Das ist<br />

aber menschlich.<br />

Fotos: Archiv Sven Plöger<br />

44 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


NAHELAND<br />

Wie kann man on Tour die Wetterentwicklung einschätzen<br />

lernen?<br />

Die richtige Vorbereitung ist das A und O. Gefahren verhindern<br />

ist die Devise. Sich Informationen einholen (im Internet,<br />

Fernsehen, Radio, bei meteorologischen Beratungsdiensten).<br />

Wenn man unterwegs ist, dann sollte man alle<br />

verfügbaren Infos verarbeiten, da kann natürlich auch eine<br />

App dienlich sein, die den Regenradar anzeigt. Allerdings<br />

reicht mir das nicht. Auch wenn moderne Armbanduhren<br />

mit barometrischem Anzeiger den plötzlichen Luftdruckfall<br />

anzeigen können. Für mich sind praktische<br />

Weisheiten wichtiger: Die Wahrscheinlichkeit<br />

von Gewittern im Verlauf des<br />

Nachmittags steigt durch die zunehmende<br />

Erwärmung. Man sollte die Wolken beobachten<br />

und immer bereit sein, seine Planungen<br />

anzupassen. Vorbereitet sein heißt für<br />

mich, dass ich immer Schutz gegen Kälte<br />

und Nässe dabei habe. Respekt vor der Natur<br />

ist die Devise. Man muss auch mal umkehren<br />

können. Ich als Gleitschirmflieger<br />

habe das oft erlebt, alles sollte passen, aber<br />

wenn ich merke, es passt heute nicht, dann packe ich meine<br />

Sachen wieder ein. Es kommt immer ein nächster Tag.<br />

Was ist Ihr persönliches Wohlfühlwetter?<br />

Sonniges Wetter für das Mountainbiken und für das Gleitschirmfliegen<br />

schöne Quellwolken, die genügend Thermik<br />

bieten. Und dann natürlich, wenn es wild ist und die Natur<br />

ihr ganzes Können unter Beweis stellt, gerne auch ein Hagel-,<br />

Schnee- oder Gewittersturm.<br />

Welches Wetter verhagelt Ihnen die Laune?<br />

Dauernebel, dann weiß man nie, wann,<br />

wo und ob er sich auflöst. Das macht mich<br />

wahnsinnig.<br />

Das Gespräch führte Michael Sänger.<br />

WO UNSER WETTER ENTSTEHT: Eine metereologische<br />

Reise, Sven Plöger, Rolf Schlenker,<br />

Belser Verlag, ISBN: 9783763027095,<br />

Umfang: 128 S., 125 Illustr., 19,99 €<br />

Übernachten in freier Wildnis<br />

Trekkingcamp Ellerspring<br />

TREKKINGCAMPS AM SOONWALDSTEIG<br />

BIETEN EIN EINMALIGES NATURERLEBNIS<br />

Fotos: www.soonwaldsteig.de<br />

Wer auf der Suche nach einem<br />

besonderen Naturerlebnis<br />

ist, der ist bei den<br />

Trekkingcamps auf dem Soonwaldsteig<br />

genau richtig. Mit Rucksack,<br />

Zelt, Isomatte, Verpflegung und den<br />

GPS-Daten ausgestattet geht es los<br />

auf dem Premiumfernwanderweg.<br />

Die Tour beginnt im Rheinland-Pfälzischen<br />

Städtchen Kirn an der Nahe und<br />

führt nach Bingen am Rhein vorbei an<br />

Ruinen, einer Keltensiedlung, Schlössern,<br />

Museen und vielen imposanten<br />

Ausblicken auf Nahe, Hunsrück und<br />

Rhein.<br />

Ob die gesamte Strecke von 86 Kilometern<br />

oder eine der sechs Etappen<br />

erwandert wird, übernachtet wird in<br />

der freien Natur. Drei Trekkingcamps<br />

mit sechs Lagerplätzen, einer Feuerstelle<br />

und einer Toilette befinden sich<br />

an der Strecke – perfekt für das Abenteuer<br />

in freier Wildnis. Konzipiert<br />

wurden die Camps naturnah und<br />

nach dem Prinzip »Hinterlasse nichts<br />

außer deinen Fußspuren und nimm<br />

nichts mit außer deinen<br />

Eindrücken«. Sowohl der<br />

Naturgenuss wie auch der<br />

Naturschutz spielen eine<br />

zentrale Rolle. Sobald die<br />

Camps gebucht wurden,<br />

erhalten die Trekking-Wanderer<br />

die exakten GPS-Daten<br />

der Camps.<br />

MEHR INFOS<br />

Trägerverein Naturpark<br />

Soonwald-Nahe e.V.,<br />

www.soonwaldsteig.de<br />

Saison: 1. April bis 31.10.<strong>2017</strong><br />

BUCHUNGEN UNTER:<br />

Naheland-Touristik GmbH<br />

Bahnhofstraße 37<br />

55606 Kirn<br />

Tel. +49 (0)67 52/13 76 10<br />

info@naheland.net<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 45


NATUR ERLEBEN<br />

Die verrückten Steigla-Runner<br />

FrankenwaldSteigla – optimales Terrain für<br />

Wanderer UND Trailrunner<br />

1<br />

2<br />

1 | Blick vom Rehturm auf die Kulmbacher<br />

Plassenburg im Nebelmeer<br />

2 | Begeisterung pur: Crazy Runners Team Frankenwald<br />

Heimatliebe, Gastfreundschaft,<br />

Nachbarschaftshilfe, Outdoor-<br />

Begeisterung, viel Leidenschaft<br />

und eine Prise Selbstbewusstsein:<br />

alles zusammengerührt<br />

erklärt das Rezept für den enormen<br />

Aufschwung des naturnahen Frankenwald-Tourismus<br />

der letzten fünf<br />

Jahre. Eine große Portion Geduld<br />

und Engagement war auch mit im<br />

Spiel, als aus etlichen zertifizierten<br />

Qualitätswegen mit vielen Etappen<br />

Bayerns erste flächendeckende Qualitätsregion<br />

wurde: eine ganze Destination<br />

als funktionierendes Wander-Dorado<br />

mit Wanderwegenetz,<br />

Service, Unterkünften und Öffentlichem<br />

Nahverkehr auf die Bedürfnisse<br />

aktiver Naturgenießer abgestimmt.<br />

Die neueste Errungenschaft sind 32<br />

»FrankenwaldSteigla« für Halbtagestouren,<br />

die als Rundwanderwege<br />

angelegt sind und die Leitthemen<br />

»Stille hören«, »Wald verstehen« und<br />

»Weite atmen« inszenieren. Ganz<br />

klasse: Der Wanderer wird nicht allein<br />

gelassen, sondern durch Hinweisschilder<br />

dezent zu Aussichtspunkten,<br />

Einkehrmöglichkeiten und Aussichtspunkten<br />

geführt.<br />

So viel gelebte und angelegte Willkommenskultur<br />

macht nicht nur neugierig<br />

sondern auch wettbewerbsfähig. Im<br />

heiß umkämpften Auswahlverfahren<br />

hat sich der Frankenwald als eine von<br />

vier Austragungsstätten für die »Salomon<br />

Trails 4 Germany« qualifiziert.<br />

Am 14. Oktober <strong>2017</strong> kommen in der<br />

heimlichen Hauptstadt des Bieres<br />

Trailrunner aus ganz Deutschland zusammen,<br />

um auf den beiden Kulmbacher-Steigla<br />

den Abschluss der neuen<br />

Laufserie zu feiern.<br />

Übrigens: Auf die sportliche Stippvisite<br />

sollte man unbedingt ein paar Tage<br />

draufsatteln, um z.B. die Kulmbacher<br />

Plassenburg oder auch das Bayerische<br />

Brauereimuseum zu erkunden und<br />

neben dem Bier sich auch die leckere<br />

regionale Küche schmecken lassen.<br />

Es lohnt sich! (lb)<br />

MEHR INFOS:<br />

www.trails4germany.com<br />

www.wandern-im-frankenwald.de<br />

Fotos:Frankenwald Tourismus, Markus Franz<br />

46 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


Sölden.<br />

Hotspot der Alpen.<br />

ENTDECKE SÖLDENS STILLE SEITE<br />

Kehrt man dem Hotspot der Alpen den Rücken, eröffnet sich die eindrucksvolle Bergwelt<br />

hoch über dem Windachtal. Ein Muss für alle Naturliebhaber.<br />

Ruhe, Berge und ganz viel Natur. Die stille und noch recht unbekannte Seite Söldens begeistert mit<br />

tiefblauen Bergseen, blühenden Almwiesen und einer ungeahnten Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Im<br />

idyllischen Ötztaler Seitental wandelt man auf den Spuren der alten Schmuggler, entdeckt auf gletscherfreien<br />

Pfaden die Schönheit der alpinen Landschaft oder wählt aus atemberaubenden Bergtouren zu<br />

mehreren Dreitausendern.<br />

Hinterher laden zahlreiche lauschige Plätzchen und heimelige Hütten zum entspannten Ausruhen<br />

ein. Denn zu einem Besuch auf der „Stillen Seite“ Söldens gehört eine ausgiebige Jause einfach dazu.<br />

Mehr Informationen zu Söldens „Stille Seite“ unter www.soelden.com/almzeit<br />

BERGSTEIGEN<br />

AM BERGWASSER<br />

UNSER ANGEBOT<br />

2 Übernachtungen mit Frühstück,<br />

1 Tageseintritt im AQUA DOME –<br />

Tirol Therme Längenfeld<br />

Preis pro Person ab € 115,00<br />

ÖTZTAL TOURISMUS INFORMATION SÖLDEN 6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 200 F +43 (0) 57200 201 info@soelden.com www.soelden.com


NATUR ERLEBEN<br />

Outdoor<br />

<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Auf den Spuren des<br />

Kaisers<br />

Geschichte und Geschichten<br />

auf dem Alpe-Adria-Trail<br />

Bei der Himmelsleiter auf der<br />

Gerlitzen Alpe blickt man über den<br />

Millstätter See zu den Julischen<br />

Alpen und den Karawanken<br />

48 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ALPE-ADRIA-TRAIL<br />

RUND 750 KILOMETER LANG IST DER ALPE-<br />

ADRIA-TRAIL, DER SICH IN KÜRZESTER ZEIT<br />

ZUM MAGNETEN FÜR FERNWANDERER AUS<br />

ALLER WELT ENTWICKELT HAT. ZAHLLOSE GESCHICH-<br />

TEN GREIFT DER WEG AUF, MACHT WANDERER ZU ENT-<br />

DECKERN. WIR HABEN UNS VON SISI UND KAISER FRANZ<br />

JOSEF I. LEITEN LASSEN, DURCH ALLE HÖHEN UND TIEFEN<br />

VON LAND UND HISTORIE.<br />

Wo kommen wir her, wo sind wir, wo gehen wir hin?<br />

Wer auf der Franz-Josefs-Höhe am Großglockner<br />

auf dem imposanten Startrondell des Alpe-<br />

Adria-Trails steht, wird mit grundlegenden Fragen des<br />

Menschseins konfrontiert. Das Informations-Triptychon wird<br />

den Wanderer insgesamt über 40mal daran erinnern. Dieser<br />

Weg ist nicht nur 750 km lang, sondern auch Jahrtausende<br />

»tief«. Wir haben uns eine Sedimentschicht ausgewählt, die<br />

k. und k.-Zeit, die sich von Start bis Ziel meist deutlich sichtbar<br />

präsentiert.<br />

Foto: Franz Gerdl<br />

Am 7.9.1856 besuchte der 26-jährige Kaiser Franz-Josef mit<br />

seiner sportlichen Sisi die Pasterze. Er verharrte in gebührendem<br />

Abstand, sie ließ sich immerhin bis zur heutigen Elisabethruhe<br />

geleiten und ein paar Meter auf den Gletscher<br />

tragen bevor es ihr mulmig wurde. Bei klarer Sicht auf den<br />

Großglockner ist der Trubel erträglich, zumal mit der Swarovski-Beobachtungswarte<br />

und dem Besucherzentrum wirklich<br />

sehenswerte Einrichtungen zu besichtigen sind. Günter<br />

Mussnig, bergbegeisterter Geschäftsführer der »Trail Angels«,<br />

die Alpe-Adria-Trail Wanderungen als Pauschalen und<br />

individuelle Touren vermitteln, kennt nahezu alle Etappen<br />

und schlägt die Pfarrkirche von Heiligenblut als nächsten<br />

Zwischenstopp vor. Dem heiligen Vinzenz gewidmet, birgt<br />

die Krypta die Phiole mit dem Blut Jesu Christi, die der Legende<br />

nach in der Wade des Briccius eingenäht war, der unweit<br />

der Kirche von einer Lawine begraben wurde.<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 49


NATUR ERLEBEN<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Wie eine Perlenschnur reiht der Alpe-Adria-Trail hier oben<br />

im Mölltal Sehenswertes auf: die Apriacher Stockmühlen,<br />

die Falkensteinbrücke bei Burg Falkenstein als spektakuläres<br />

Bauwerk der Tauernbahn, die 1909 von Kaiser Franz-<br />

Josef eingeweiht wurde. Für die Übernachtung bieten sich<br />

an: der Döllacher Dorfwirt, dessen massive Mauern aus der<br />

Zeit des Goldbergbaus in den Tauern stammen, oder das<br />

Oberbergmeisteramt mit geschmackvoll renovierten Räumen<br />

oder der hinreißende Herkuleshof bei Kolbnitz. Hannes<br />

Viehhauser und Shane Sansom haben das historische<br />

Gebäude zu einem sehr gut besuchten Wandererstützpunkt<br />

am Alpe-Adria-Trail gemacht. Frühstücksraum und<br />

Festsaal stammen originalgetreu aus der k. und k.-Zeit.<br />

Von den Wänden grüßen die Konterfeits der gekrönten<br />

Häupter.<br />

1 | Der Großglockner, Heiligenblut und die<br />

Pfarrkirche zum Hl. Vinzenz<br />

2 | Das Startrondell des Alpe-Adria-Trails auf<br />

der Franz-Josefs-Höhe<br />

3 | Ehrennadel von Kaiser Franz-Josef für den<br />

Hoffischer Franz Bacher, Vorfahre von<br />

Peter Sichrowsky<br />

Der Millstätter See empfängt uns mit einem »Weg der Liebe«<br />

und fordert zur Preisgabe privater Erinnerungen in<br />

Büchern auf. Am Granattor ist man am Ziel, und die Liebenden<br />

schreiten hoffentlich gemeinsam hindurch. Vielleicht<br />

hilft es der Beziehung, und der Blick in den sonnigen<br />

Süden ist ohnehin grandios. »Ein Klima wie an der Adria,<br />

bloß halb so weit«, meinte Mussnig tags zuvor, und Maria<br />

Wilhelm, die die touristischen Geschicke am Millstätter See<br />

lenkt lacht, als wir gemeinsam mit Alexander Tacoli den<br />

Blick von der Terrasse der Seevilla genießen. Ein Hotel mit<br />

50 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ALPE-ADRIA-TRAIL<br />

Über dem Millstätter See nahe der<br />

Alexanderhütte in Richtung Süden<br />

der Grandezza der <strong>Sommer</strong>frische-Kultur des 19. Jahrhunderts,<br />

als man noch drei Monate Verweildauer im <strong>Sommer</strong>urlaub<br />

für den Wiener Adel veranschlagte. Es wurde promeniert<br />

und Karten gespielt, parliert und gustiert – genug der<br />

Kurzweil. An den Wörther See reiste man, um gesehen zu<br />

werden, an den Millstätter um seine Ruhe zu haben.<br />

Fotos: Franz Gerdl, Peter Sichrowsky<br />

DIE SEEVILLA WAR DAS ERSTE SOMMERFRISCHE-<br />

HOTEL AM MILLSTÄTTER SEE<br />

1884 öffnete die Seevilla als erstes zu diesem Zweck gebautes<br />

»Gästehaus« die Pforten. Heute noch in Familienbesitz<br />

lebt Alexander Marchese Tacoli dieses Vermächtnis. Die<br />

Gäste danken es und inhalieren das unnachahmliche Flair<br />

der Bell Epoque in der historischen Villa. Wer mehr sehen<br />

möchte, muss sich aufs Schiff begeben. Seerundfahrten<br />

sind eine gute Gelegenheit, die Geschichte der <strong>Sommer</strong>frische<br />

und der Architektur der Region kennen zu lernen.<br />

Manche Gäste wollten schon damals hoch hinaus, und<br />

so errichtete Alexander Pupovac die Alexanderhütte mit<br />

großem Vorbau und Panoramafenstern, die deutlich vom<br />

Schema üblicher Almhütten abweichen. Die sehenswerte<br />

Einkehr am Alpe-Adria-Trail wird durch die benachbarte<br />

Biokäserei noch aufgewertet. Hier rasten und genießen,<br />

Reinankenfischer werfen die<br />

Netze im Millstätter See aus<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 51


NATUR ERLEBEN<br />

mit diesem Panorama – das könnte auch ein würdiges Finale<br />

sein. Aber wir sind noch mit dem Nachfahren des k. und<br />

k.-Hoffischers Franz Bacher verabredet. Peter Sichrowsky<br />

gehört zu den Reinankenwirten, die den seltenen Lachsfisch<br />

aus der Gattung der Coregonen mit Schwebenetzen<br />

nachhaltig fischen. Der Grundfisch kommt nur in glasklaren<br />

Gewässern ohne jegliche Schwankung vor. »Still ruht<br />

der See, und das mag die Reinanke«, sagt Peter Sichrowsky<br />

und zeigt uns die Ehrennadel, die der Kaiser dem Urgroßvater<br />

verlieh. Leider reicht die Zeit nicht, um einen der<br />

hochwertigsten Fische überhaupt zu probieren, als Ceviche<br />

zubereitet, laut Sichrowsky »ein Gedicht«.<br />

Der Kärntner Landesarchivar Dr. Wilhelm Deuer wartet mit<br />

eher düsteren Details zum Alpe-Adria-Trail auf. Wir werden<br />

FAST ALLE ISONZOSCHLACHTEN TOBTEN VOR<br />

DEM HEUTIGEN GRADISCA D‘ISONZO<br />

die Stätten der zwölf Isonzoschlachten zwischen 1915 bis<br />

1918 kennenlernen und das ausgezeichnete Kobarid-Museum<br />

besuchen, wo die letzten Tage des sinnlosen Gemetzels<br />

in einer beklemmenden Animation dargestellt sind. Die<br />

Umgebung könnte schöner nicht sein. Wir folgen dem Soča-<br />

Tal, einem Paradies für Kajakfahrer aus aller Welt, und bestaunen<br />

die wilden Kalkbastionen der Julischen Alpen, Heimat<br />

des großen Schriftstellers und Alpinisten Julius Kugy.<br />

Und mitten in den grünen Hängen um Kobarid seltsame<br />

Linien und Schwellen. Es sind die zugewachsenen Schützen-<br />

K»KEIN TAG VERGEHT<br />

OHNE GÄSTE VOM<br />

ALPE-ADRIA-TRAIL«.<br />

Massimiliano Skockaj,<br />

Direktor des Hotel Franz<br />

in Gradisca d‘Isonzo.<br />

52 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

Der Bootshafen des Zielorts<br />

Muggia im Abendlicht


ALPE-ADRIA-TRAIL<br />

gräben, von denen im Freilichtmuseum von Kolovrat ein Abschnitt<br />

im Originalzustand zu besichtigen ist.<br />

Ihren über 100.000 Gefallenen haben die Italiener in Redipuglia<br />

ein gigantisches Mahnmal gewidmet. »Presente!«<br />

»Hier!« rufen die Seelen der zum letzten Appell Angetretenen<br />

den Nachlebenden zur Mahnung zu. Nur ein paar<br />

Kilometer weiter empfängt uns Gradisca d’Isonzo, das einstige<br />

Görz, mit einem herrlichen Park als Stadtzentrum. Bald<br />

liegt das Mittelmeer vor uns, mit Schloss Duino, wo Rainer<br />

Maria Rilke eine seiner Elegien verfasste. In Triest, dem einstigen<br />

Seehafen der k. und k.-Monarchie, schließt sich der<br />

Kreis unseres Trail-Themas. Nein, nicht ganz. Nach der letzten<br />

Etappe serviert man uns in Muggia »Kaiserwasser« mit<br />

dem Doppeladler. Welch eine Zeit- und Geschichtsreise! (lb)<br />

ALPE-ADRIA-TRAIL BUCHUNGSCENTER<br />

KÄRNTEN<br />

Trail Angels GmbH, 9821 Obervellach 58, Österreich<br />

Tel. +43(0)47 82/9 30 93, office@trail-angels.com<br />

www.trails-angels.com<br />

FRIAUL JULISCH VENETIEN<br />

Consorzio di Promozione Turistica, Via Roma 14, 33018 Tarvisio<br />

Italien, Tel. +39/04 28/23 92; consorzio@tarvisiano.org<br />

SL<strong>OW</strong>ENIEN<br />

LTO Sotočje, Petra Skalarja 4, 5220 Tolmin, Slowenien<br />

Tel.+38(0)653/80 0480, info@lto-sotocje.si; www.dolina-soce.com<br />

MEHR INFOS<br />

www.alpe-adria-trail.com<br />

1 | Der venezianische Löwe hat<br />

den habsburgischen Doppeladler<br />

verdrängt. Auf einer Wasserflasche<br />

finden wir ihn am Zielort<br />

2 | Schützengräben der zwölften<br />

Isonzoschlacht<br />

3 | Schloss Duino am Mittelmeer<br />

3<br />

Fotos: Roland Oberdorfer, Lutz Bormann, Kobarid-Museum, Maurizio Valdemarin<br />

1 2<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 53


NATUR ERLEBEN<br />

Wanderbares<br />

Griechenland<br />

AUF ZAUBERHAFTEN QUALITÄTSWEGEN<br />

DIE WIEGE EUROPAS ERKUNDEN<br />

Architektur, Antike, Götterund<br />

Sagenwelt, landestypische<br />

Küche, traumhafte<br />

Strände – im Grunde wissen wir viel<br />

von Griechenland, doch die landschaftliche<br />

Vielfalt und Schönheit im<br />

Landesinneren kennen die Wenigsten.<br />

Drei besonders attraktive Wanderwege<br />

können das in den kommenden<br />

Jahren gründlich ändern – zu fast allen<br />

Jahreszeiten.<br />

Wandern auf der<br />

Kykladeninsel Andros<br />

54 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


GRIECHENLAND<br />

Fotos: www.androsroutes.gr; www.discovergortynia.gr; Lefteris Fafalis.<br />

KYKLADENINSEL – ANDROS ROUTE<br />

Wie eine noble Herrscherin auf der Ägäis präsentiert sich<br />

Andros, die zweitgrößte, bergigste und grünste der Kykladeninseln<br />

Griechenlands. Vier Gebirgszüge reichen bis zu<br />

einer Höhe von 997 Metern.<br />

Zehn kleine, stets wasserführende<br />

Flüsse bilden wichtige<br />

Feuchtgebiete an der<br />

Küste. Fast die Hälfte der<br />

Oberfläche der Insel ist ein<br />

Naturschutzgebiet mit seltenen<br />

und endemischen Arten.<br />

Die Andros Route führt<br />

vom Norden der Insel in den<br />

Süden und bietet dabei eine<br />

atemberaubende Vielfalt:<br />

schattige Eichenwälder, immergrüne<br />

Ahornbäume und<br />

alte Olivenbäume, schöne<br />

grüne Täler, romantische<br />

Schluchten und sprudelnde Wasserfälle – vereint in einer<br />

terrassenförmig angelegten Landschaft, die von megalithischen<br />

Trockenmauern umgeben ist. Abgelegene Kapellen<br />

und historische Klöster klammern sich an Felsen, Ruinen und<br />

Tempel zeigen die ununterbrochene menschliche Präsenz<br />

auf Andros seit der Antike. Sand- und Kiesstrände in abgelegenen<br />

Buchten laden zum Entspannen in der Ägäis ein.<br />

WEGVERLAUF: Von Frousei nach<br />

Diptomata, 10 Etappen, 100 km<br />

ARKADIEN – MENALON TRAIL<br />

Der Menalon Trail ist der erste zertifizierte Wanderweg in<br />

Griechenland. Hier schlägt das Herz des Peloponnes: 3.000<br />

Jahre Geschichte mit archäologischen Stätten und religiösen<br />

Denkmälern aus der byzantinischen Zeit und traditionellen<br />

Dörfern mit besonderer architektonischer Identität<br />

in faszinierender Landschaft. Der Weg führt von Stemnitsa,<br />

dem Dorf der Goldschmiede am Prodromos Kloster vorbei<br />

in die Schlucht des Flusses Lousios. Im untersten Abschnitt<br />

lassen sich Klöster aus dem 9. Jahrhundert bewundern. Im<br />

Freilicht- Wasserkraftmuseum von Dimitsana erzählen Wasser-,<br />

Pulver- und Walkmühlen vom Reichtum der Gemeinde.<br />

Von Zygovisti nach Elati verläuft der Trail entlang der westlichen<br />

Ausläufer des Menalon Massivs. Ein Abstecher bietet<br />

Gelegenheit den Berg Pliovouni, mit 1643 m der höchste<br />

entlang der Route, zu besteigen. Bei Nymphasia drängt sich<br />

das Kloster von Panagia Kernitsas dicht unter einen mächtigen<br />

Felsen, ehe über Magouliana und Valtesiniko schließlich<br />

Lagkadia, das Dorf der Steinmetze erreicht ist.<br />

WEGVERLAUF: Von Stemnitsa<br />

nach Lagkadia, 5 Etappen, 75 km<br />

EPIRUS – URSA TRAIL<br />

Im gebirgigen Norden Griechenlands, in<br />

der antiken Landschaft des Epirus liegt das<br />

Städtchen Metsovo. Den Trailrunnern ist der 40 Kilometer<br />

lange »Ursa Trail«<br />

– benannt nach den einheimischen<br />

Bären – rund um<br />

Metsovo und Anilio bestens<br />

bekannt. 2016 war sein großes<br />

Jahr: schönster Trail,<br />

schönste Marathonstrecke<br />

und Auszeichnung als dritter<br />

Leading Quality Trail<br />

Griechenlands. Dafür war<br />

viel Markierungsarbeit nötig,<br />

Infotafeln wurden errichtet,<br />

schwierige Stellen<br />

für Wanderer aufbereitet.<br />

1<br />

Wer den herrlichen Weg<br />

im Pindosgebirge zwischen<br />

1100 und 1860 Meter Höhe mit drei Etappen als Urlaubsziel<br />

wählt, hat übrigens eine optimale Auswahl an schönen Hotels<br />

– Wandern und Genießen!<br />

WEGVERLAUF: Rundwanderung<br />

um Metsovo, 40km, 3 Etappen<br />

1 | Grüne Landschaft voller Magie: Ursa Trail<br />

2 | Wanderabenteuer auf dem Peloponnes: Menalon Trail<br />

2<br />

MEHR INFOS: www.visitgreece.gr; www.era-ewv-ferp.com<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 55


NATUR ERLEBEN<br />

Eisenwege mitAussicht<br />

RASSIGE KLETTERSTEIGE VOR GROSSER KULISSE:<br />

FASZINATION FERRATA IM ÖTZTAL<br />

56 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ÖTZTAL<br />

1<br />

2<br />

1 | Die Seilbrücke am Geierwand Klettersteig<br />

2 | Feuchte Hängepartie am Stuibenfall<br />

Fotos: Bernd Ritschel<br />

Mit über 250 Dreitausendern<br />

toppen die Bergmassive<br />

über dem Ötztal<br />

den Rest der Ostalpen – nirgendwo<br />

sonst drängen sich so viele hohe Berge.<br />

Und viele von ihnen sind vergletschert.<br />

Die Region zählt zum inneralpinen<br />

Trockenbereich mit vergleichsweise<br />

sehr geringen Niederschlagsmengen.<br />

Was soll uns das sagen? Wenn wir im<br />

Ötztal wandern oder in Klettersteigen<br />

unterwegs sind, scheint meist die Sonne,<br />

und wenn wir innehalten und in<br />

die Ferne blicken, nach oben schauen,<br />

gleißt der Horizont mit seinen Firngipfeln.<br />

Das sind die Ziele der konditionsstarken<br />

Alpinisten. Wir versuchen uns<br />

an Klettersteigen, die trotz ihrer Anlage<br />

in steilen Felswänden selten die<br />

Schwierigkeitsstufe C überschreiten.<br />

Die jüngste Anlage wurde erst 2015<br />

fertiggestellt und ist mit über 800<br />

Metern Kletterlänge gleichzeitig eine<br />

der längsten Tirols. Wer vor der steilen<br />

Geierwand bei Haiming steht und<br />

die 400 Höhenmeter in Angriff nehmen<br />

will staunt nicht schlecht: Selten<br />

ist der Steig schwerer als B/C und damit<br />

auch für geübte Kinder ab zwölf<br />

Jahren begehbar. Tatsächlich haben<br />

früher in den Wandnischen Geier<br />

gebrütet. Im unteren Teil sind sogar<br />

noch Knappenlöcher zu sehen, als im<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 57


NATUR ERLEBEN<br />

13. Jahrhundert im Tagebau Erz geschürft<br />

wurde. Natürlich kommt auch<br />

dieser Klettersteig wie die meisten<br />

modernen Anlagen nicht ohne luftige<br />

Seilbrücke aus. Die Rastbank mitten in<br />

der Route überrascht dann doch. Die<br />

südseitige Exposition und der weite<br />

Blick übers Inntal machen den Geierwand-Klettersteig<br />

zu einem entspannenden<br />

Bergerlebnis.<br />

Wirklich spannend ist der Stuibenfall-Klettersteig<br />

bei Umhausen, der<br />

diesen gewaltigen Wasserfall in unmittelbarer<br />

Nähe erschließt. Die<br />

tosenden Wassermassen, Gischt,<br />

Brodem, Seilbrücken und eine Linienführung<br />

mitten unter den stürzenden<br />

Fluten hindurch – das ist schon<br />

spektakulär und muss am Ausstieg<br />

mit einem Wirtshausbesuch belohnt<br />

werden. Der Stuibenfall ist übrigens<br />

nachts beleuchtet, die geführten<br />

Fackelwanderungen sind eine wunderbare<br />

stimmungsvolle Ergänzung<br />

zum Klettersteigerlebnis.<br />

Hat man sich erst einmal den Klettersteig<br />

hinaufgewagt und spürt nach<br />

einiger Zeit Kräftemangel, hilft meist<br />

nur die Flucht nach vorn. Abklettern<br />

E»EIN LEBEN IM<br />

SONNENSCHEIN.<br />

DAS ÖTZTAL IST<br />

EIN PARADIES<br />

FÜR AKTIVE NATUR-<br />

GENIESSER ALLER<br />

ALTERSSTUFEN.«<br />

Raststelle am Reinhard<br />

Schiestl Klettersteig<br />

58 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


ÖTZTAL<br />

ist schwierig. Für Einsteiger empfiehlt<br />

sich daher der kurze Übungsklettersteig<br />

hinter der Moosalm bei Sölden.<br />

80 Höhenmeter und 150 Meter Kletterlänge<br />

geben einen Vorgeschmack<br />

und helfen bei der Selbsteinschätzung.<br />

Vielleicht reicht es ja schon bald für<br />

den Klettersteig Lehner Wasserfall,<br />

der seit 2014 eine anspruchsvolle Variante<br />

mit Seilbrücke und Überhang<br />

aufweist. Wer diese nach links abweichende<br />

Route wählt, muss sich<br />

auf gute drei Stunden einstellen, bis<br />

er mit etwas Muskelkater wieder am<br />

Parkplatz eintrifft. Die alte rechte<br />

Variante ist leichter und die einzige<br />

vorhandene heikle Stelle kann auch<br />

umgangen werden.<br />

Der schwierigste Klettersteig im<br />

Ötztal heißt zu Ehren des berühmten<br />

Extrembergsteigers und Sportkletterers<br />

aus Huben »Reinhard Schiestl«.<br />

Die Gesamtbewertung D bezieht sich<br />

auf die anhaltenden Schwierigkeiten,<br />

die man nur mit einer Portion Kraftausdauer<br />

bewältigen kann. Doch<br />

auch hier gilt: Das Erlebnis ist alle Mühen<br />

wert! (lb)<br />

Der Lehner Wasserfall Klettersteig:<br />

spektakuläre Linienführung, toller<br />

Ausblick<br />

ÖTZTALER KLETTERSTEIGE<br />

Fotos: Bernd Ritschel<br />

Am Moosalm Klettersteig kann<br />

man sein Können testen<br />

GEIERWAND<br />

Länge: 800 m, Höhe: 400<br />

Hm Dauer mit Abstieg: 3 Std.<br />

Schwierigkeit: B/C<br />

Talort: Haiming<br />

STUIBENFALL<br />

Länge: 450 m, Höhe: 300 Hm<br />

Dauer mit Abstieg: 4 Std.<br />

Schwierigkeit: C<br />

Talort: Umhausen<br />

LEHNER WASSERFALL<br />

Länge: 430 m, Höhe: 220 Hm<br />

Dauer mit Abstieg: 3,5 Std.<br />

Schwierigkeit: B/C bzw. C-E<br />

Talort: Lehn bei Längenfeld<br />

MOOSALM<br />

Länge: 150 m, Höhe: 80 Hm<br />

Dauer mit Abstieg: 50 Min.<br />

Schwierigkeit: B/C, Stelle D<br />

Talort: Moosalm<br />

(Gaislachkogelbahn)<br />

REINHARD SCHIESTL<br />

Länge: 300m, Höhe: 200 Hm<br />

Dauer mit Abstieg: 3 Std.<br />

Schwierigkeit: C/D<br />

Talort: Astlehn.<br />

MEHR INFOS<br />

Ötztal Tourismus,<br />

Gemeindestraße 4<br />

6450 Sölden<br />

Österreich<br />

Tel. +43 (0) 57200 0<br />

Fax +43 (0) 57200 201<br />

info@oetztal.com<br />

www.oetztal.com<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 59


NATUR ERLEBEN<br />

Weitwandern<br />

auf den Spuren des blauen Enzians<br />

DER SALZBURGER ALMENWEG BEGEISTERT MIT 31 ETAPPEN,<br />

120 ALMHÜTTEN, 350 KILOMETERN WANDERWEGE, BESONDEREN<br />

MENSCHEN UND UNVERGESSLICHEN BEGEGNUNGEN.<br />

Wer sich auf die »Spur des<br />

blauen Enzians« begibt,<br />

findet sein Glück direkt<br />

am Wegesrand: In 120 urigen Almhütten,<br />

bei Übernachtungen im Heu oder<br />

beim Verzehr von Pongauer Schmankerln.<br />

Der beliebte Rundwanderweg<br />

führt einmal quer durch den Salzburger<br />

Pongau mit seinen bekannten Ferienregionen<br />

wie z.B. der Salzburger<br />

Sportwelt, dem Tennengebirge, dem<br />

Großarltal, dem Gasteinertal, der Ferienregion<br />

Hochkönig, der Salzburger<br />

Sonnenterrasse und Obertauern. 25<br />

Orte gibt es im Salzburger Pongau<br />

und sie alle sind Talorte des Salzburger<br />

Almenweges: Von überall können<br />

Wanderer in den 350 Kilometer langen<br />

Weitwanderweg einsteigen, allerorts<br />

aber auch wieder ins Tal absteigen.<br />

Die 31 Etappen sind so abwechslungsreich<br />

wie unterschiedlich im Schwierigkeitsgrad<br />

und verlaufen zu 90 Prozent<br />

auf über 1.000 Meter Seehöhe. Viele<br />

von ihnen eignen sich für Familien<br />

mit Kindern ebenso wie für Einsteiger.<br />

Andere wiederum bleiben erfahrenen<br />

Bergfexen und Gipfelstürmern vorbehalten.<br />

In jedem Fall ist der Salzburger<br />

Almenweg ein Weg für alle, die es in<br />

die Berge zieht. Die kürzeste Etappe<br />

ist nur fünf Kilometer lang und kann<br />

in rund 90 Minuten absolviert werden.<br />

Für die anspruchsvollsten Etappen mit<br />

21 Kilometern benötigt auch ein trainierter<br />

Wanderer bis zu neun Stunden<br />

Gehzeit. Zudem können Etappen mit<br />

einer zusätzlichen Gipfeltour kombiniert<br />

werden: So etwa auf den 2.941<br />

Meter hohen Hochkönig. Auf der<br />

übersichtlich gestalteten Internetseite<br />

Fotos: www.grossarltal.info, Herbert Raffalt<br />

60 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


SALZBURGER ALMENWEG<br />

Rast am Salzburger<br />

Almenweg<br />

Alm auf der Vier-Hütten-<br />

Tour am Hochkönig<br />

www.salzburger-almenweg.at finden<br />

aber auch »Genussesser«, »Kräutersammler«<br />

und »Panoramafreaks« genau<br />

jene Etappen und Almhütten, die<br />

ihren Ansprüchen aufs Beste entsprechen.<br />

Zudem gibt es hier zahlreiche<br />

Variantenvorschläge für die individuelle<br />

Routenplanung.<br />

ETAPPEN FÜR FAMILIEN<br />

Ein besonderer Anreiz, vor allem für<br />

Kinder, ist das Sammeln von Wanderstempeln<br />

auf dem bestens markierten<br />

Salzburger Almenweg. Die »Bronzene<br />

Wandernadel« wird bereits ab einer<br />

Etappe verliehen. Den Stempelpass<br />

gibt es in allen Tourismusverbänden<br />

der Talorte. Zu den besonders familienfreundlichen<br />

Etappen zählen<br />

unter anderem die Etappe Nr. 27 zur<br />

Moosalm in Filzmoos samt Streichelzoo<br />

und Kinderspielplatz. Für noch mehr<br />

Abwechslung für die ganze Familie<br />

sorgen unterhaltsame Themenwege<br />

wie der Weg »Alles Alm« in Obertauern,<br />

»Flori’s Erlebnispfad« in Flachau<br />

oder die beiden Erlebnisberge »Geisterberg«<br />

in St. Johann-Alpendorf und<br />

»Wagraini’s Grafenberg« in Wagrain.<br />

Auch Hunde sind auf dem Salzburger<br />

Almenweg herzlich willkommen:<br />

Auf welchen<br />

Hütten man mit Hunden<br />

übernachten kann,<br />

erfährt man direkt bei<br />

den Hüttenbesitzern.<br />

Am Arthurhaus am<br />

Hochkönig (Etappe Nr.<br />

2) gibt es für Vierbeiner<br />

eine eigene Spielwiese<br />

samt Schwimmteich und<br />

Parcours.<br />

Die Menschen auf den Salzburger Almen<br />

sind ganz besondere Gastgeber<br />

und machen Traditionen erlebbar. Zu<br />

den besonders urigen Hütten zählen<br />

u.a. die Tauernkarleitenalm in Obertauern<br />

mit der über hundert Jahre<br />

alten Rauchkuchl, die 150 Jahre alte<br />

Präau Hochalm in Dorfgastein mit der<br />

»Flitterwochen-Suite« und den Aussteigerkammerln<br />

sowie die Weissalm<br />

mit offener Feuerstelle in Großarl.<br />

Und sie bieten besondere kulinarische<br />

Erlebnisse: würziger Graukäse, Bergbauernmozzarella<br />

oder Knetkäse,<br />

selbst gebackenes Brot, Zirbenschnaps<br />

und Vogelbeerbrand, Holundersirup,<br />

Speck, Bauernkrapfen. Im Großarltal<br />

werden Wanderer in die »Großarltaler<br />

Almgeheimnisse« eingeweiht: Auf<br />

jeder Hütte werden spezielle Gerichte<br />

wie etwa Kasnocken oder Bauernbratl<br />

angeboten. Am Hochkönig gibt<br />

es Kräuteralmen, auf der Bürglalm,<br />

der Pronebenalm oder der Dientalm<br />

werden besondere Produkte wie etwa<br />

Kräutersalz, Heidelbeeressig oder<br />

Heumilchseife hergestellt. In Filzmoos<br />

laden »Kraftplatzwanderungen« zum<br />

Innehalten und Hinspüren ein: 16<br />

Kraftplätze sind es, deren besondere<br />

Schwingungen das Abschalten und<br />

Auftanken begünstigen. (lb)<br />

MEHR INFOS<br />

SalzburgerLand Tourismus GmbH,<br />

Anita Bott, BA, MA,<br />

Salzleckerstraße 8,<br />

5620 Schwarzach,<br />

Tel +43 (0) 64 15/72 12;<br />

info@salzburger-almenweg.at<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 61


NATUR ERLEBEN – HOHE TAUERN / MITTERSILL<br />

Mittersill –<br />

Salzburgs Nationalpark<br />

Wanderdorf<br />

WANDERN ANGESICHTS DER<br />

NATIONALPARK 3.000ER<br />

Bergidylle im<br />

Nationalpark Hohe Tauern<br />

Gibt es sie noch? Diese Orte, an denen man denkt, die<br />

Zeit sei stehen geblieben – fernab von Stress, Arbeit<br />

und Druck – wo man in sich hören, sich erholen und<br />

entspannen kann? Ja, es gibt sie, und in der Region Nationalpark<br />

Hohe Tauern-Mittersill jede Menge davon; am besten<br />

findet man diese beim Wandern! Dort wo Österreichs<br />

höchster Berg und die mächtigen 3.000er des Nationalparks<br />

Hohe Tauern ebenso wie gemütliche Schiefer- und Grasberge<br />

nur einen Steinwurf entfernt sind, »juckt« es Wanderer<br />

und auch Bergsteiger in den Beinen.<br />

RUNDUM SERVICE<br />

Bestens untergebracht in zertifizierten Wanderbetrieben en<br />

– mit sechs geführten Wanderungen (in allen Schwierigkeitsstufen)<br />

pro Woche im <strong>Sommer</strong> und drei geführten en<br />

Wanderungen pro Woche im Frühling und Herbst schlägt<br />

das Wanderherz höher! Absolutes Highlight dabei: Die<br />

Touren beginnen und enden jeweils vor dem Hotel, denn<br />

der kostenlose Wandershuttle bringt Sie an den Startpunkt<br />

Ihrer geführten Tour und holt Sie nach dieser wieder<br />

ab. Die Wanderkompetenz der Gastgeber zeichnet sich<br />

vor allem durch eine persönliche Beratung und Betreuung<br />

durch örtliche Kenntnisse über das regionale Wanderan-ngebot<br />

aus.<br />

WANDERPARADIES MITTERSILL<br />

HOHE TAUERN WANDERTAGE WANDERANGEBOT: Wandern<br />

in Salzburg Nationalpark<br />

08.-10. September <strong>2017</strong><br />

Wanderfreunde treffen<br />

Wanderdorf, gültig von Juni<br />

sich, um die 1. Hohe Tauern <strong>2017</strong> – September <strong>2017</strong>, 5<br />

Wandertage zu eröffnen. Übernachtungen mit Frühstück,<br />

Wanderprogramm mit<br />

»Musikalisch unterwegs mit<br />

Harry Prünster« lautet der geführten Wandertouren in<br />

Auftakt zu den Wandertagen. Nationalpark Hohe Tauern<br />

Am 08. September <strong>2017</strong> geht und Kitzbüheler Alpen, kostenloses<br />

Wander-Shuttle zu<br />

es gemeinsam mit Harry auf<br />

eine der schönsten Almen der den geführten Wanderungen,<br />

Region.<br />

1x Wanderkarte mit Wanderguide<br />

ab 279,– Euro p. P.<br />

Sportlich wird es am darauffolgenden<br />

Tag, am Samstag,<br />

den 09. September. Denn MEHR INFOS<br />

der 42 km Wandermarathon Mittersill Plus Tourismus<br />

wartet nur darauf, von den GmbH,<br />

Teilnehmern bezwungen zu Stadtplatz 1<br />

werden. Am Sonntag, den 10. 5730 Mittersill<br />

September <strong>2017</strong>, wartet das Tel. +43 (0)65 62/42 92<br />

ORF Radiofrühschoppen mit Fax +43 (0)65 62/5007<br />

zahlreichen regionalen Musikgruppen<br />

auf Sie.<br />

www.mittersill.info<br />

welcome@mittersill.info<br />

Fotos: www.huber-fotografie.at<br />

fi<br />

62 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


KARWENDEL<br />

Kicks im<br />

Karwendel<br />

RASSIGER KLETTERSTEIG ODER<br />

ROMANTISCHE GENUSSWANDERUNG?<br />

Bergtour auf den Signalkopf<br />

Foto: Alpenwelt Karwendel Ehn<br />

Die Tafel am markanten Felsturm<br />

zeigt den Einstieg an.<br />

Sogleich geht es steil zum<br />

ersten Standplatz. Mit beiden Händen<br />

fest am Fels. Der ins Drahtseil<br />

eingehängte Karabiner vermittelt Sicherheit<br />

und der Adrenalinkick weckt<br />

Begeisterung. Ein kurzer Quergang<br />

mit viel Luft unter den Sohlen, dann<br />

FASZINIERENDE BERGTOUREN,<br />

WANDERWEGE MIT RUNDBLICK<br />

UND EINE 24-STUNDEN-TROPHY<br />

endet das sichernde Seil abrupt. Gute<br />

fünf Meter freies Klettern sorgen für<br />

Spannung und vor allem der Blick<br />

in die bodenlose Nordwand beeindruckt<br />

nachhaltig. Ein letzter senkrechter<br />

Aufschwung bringt uns zum<br />

Grat hinauf. Geschafft! Der Rest ist<br />

Gehgelände und leichtes Klettern am<br />

durchgehenden Stahlseil. Wir sind am<br />

Karwendel-Klettersteig unterwegs.<br />

Auf der »oberen Ebene« steuert der<br />

schärfste unter den versicherten Steigen<br />

über Mittenwald die 2385 Meter<br />

hohe Westliche Karwendelspitze an.<br />

Wer’s mit weniger Nervenkitzel mag,<br />

der findet zahlreiche wundervolle<br />

Touren mit herrlichem Bergblick auch<br />

unten im Tal und auf der »mittleren<br />

Ebene« – zum Beispiel auf dem Magdalelena-Neuner-Panoramaweg.<br />

Lernen<br />

Sie auf 28 Tafeln mit vielen Fotos,<br />

Zitaten und Details zu Magdalena<br />

Neuner die einzigartige Karriere der<br />

sympathischen Olympiasiegerin und<br />

begeisterten Wanderin kennen und<br />

genießen Sie den Panoramablick auf<br />

Karwendel und Wettersteingebirge.<br />

Sportlichere Wanderer zweigen an<br />

der entsprechend beschilderten Weggabelung<br />

ab und nehmen den Weg<br />

hoch zum Krepelschroffen, von wo<br />

aus sich ein fantastischer Blick über<br />

das gesamte obere Isartal bis weit<br />

nach Österreich hinein bietet.<br />

Ein besonderes Highlight erwartet<br />

die ambitionierten Gäste im Herbst,<br />

wenn die Biolectra-24h-Trophy am<br />

8. und 9. Oktober die Wanderer auf<br />

eine harte Ausdauerprobe stellt. Die<br />

Alpenwelt Karwendel ist die letzte<br />

und spektakulärste der sechs Trophy-<br />

Stationen. Die »kurze« 12-h-Variante<br />

»Gipfelglück und Gumpenpass« misst<br />

immerhin 31 km und 1.625 Hm, die<br />

lange Tour »Königsjagd zur Koboldschlucht«<br />

verlangt den Teilnehmern<br />

67 km und 2.300 Hm ab.<br />

Nach allen Kletter- und Wanderabenteuern<br />

ist die Erholung im Tal willkommen.<br />

Spaziergänge an der Isar, Baden<br />

in einem der acht Naturbadeseen, oder<br />

die Einkehr in typisch bayerischen Gasthöfen<br />

und urigen Almwirtschaften runden<br />

das Abenteuer ab. (lb)<br />

MEHR INFOS:<br />

www.alpenwelt-karwendel.de;<br />

www.24h-trophy.de<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 63


NATUR ERLEBEN – TRAUMPFADE<br />

Wanderparadies<br />

Rhein-Mosel-Eifel-Land<br />

26 TRAUMPFADE UND EIN THEMENWEG LADEN EIN<br />

ZU RUNDTOUREN IN PREMIUMQUALITÄT<br />

Hatzenporter Laysteig – Wandern in guten Weinlagen<br />

Wer Genusswandern in<br />

höchster Qualität erleben<br />

will, der muss die<br />

»Traumpfade im Rhein-Mosel-Eifel-<br />

Land« kennenlernen. Insgesamt 26<br />

Premiumrundwanderwege – fünf am<br />

Rhein, sieben an der Mosel und 14 in<br />

der Eifel – führen durch die schönsten<br />

Landschaften der Ferienregion Mayen-Koblenz.<br />

Hinzu kommt mit dem<br />

Streuobstwiesenweg ein Themenweg<br />

in Premiumqualität. Ob Rheingoldbogen,<br />

Bergschluchtenpfad Ehrenburg,<br />

Heidehimmel Volkesfeld, Monrealer<br />

Ritterschlag oder Waldseepfad Rieden<br />

– allein schon die wie Musik klingenden<br />

Namen verlocken dazu, die Wanderstiefel<br />

zu schnüren. Mit Flüssen,<br />

Wäldern, Weinbergen und Burgen,<br />

mit Heide- und Vulkanlandschaft hält<br />

die Ferienregion Mayen-Koblenz einen<br />

unvergleichlichen Abwechslungsreichtum<br />

bereit.<br />

Jede Tour ist ein Highlight für sich und<br />

folgt dabei einer gemeinsamen Qualitätsphilosophie<br />

– von der naturnahen<br />

Wegeführung über die »Dramaturgie«<br />

der Tour bis zur orientierungssicheren n<br />

Markierung und Beschilderung sowie<br />

ergonomisch gestalteten »Traumstationen«<br />

für das Sitzen, Liegen und Rasten<br />

in der Natur.<br />

Für gute Gastronomie und Unterkunft<br />

ist bestens gesorgt. Die aktuelle e<br />

Broschüre der »Traumpfade-Gastge-ber«<br />

enthält 130 Adressen mit Kurzbeschreibungen.<br />

Und: 50 Betriebe im<br />

Kreis bieten als »Qualitätsgastgeber<br />

Wanderbares Deutschland« einen besonderen<br />

Service für Wanderer an. Im<br />

September 2015 wurde die Region als<br />

»Traumpfadeland Rhein-Mosel-Eifel«<br />

mit der vom Deutschen Wanderinstitut t<br />

neu vergebenen Auszeichnung »Premium-Wanderregion«<br />

zertifiziert. Für<br />

Wanderer besagt die Auszeichnung:<br />

Sie finden nicht nur hervorragende e<br />

Wanderwege vor, sondern flächendeckend<br />

ein ausgefeiltes Wanderparadies.<br />

(lb)<br />

TRAUMPFADE<br />

Pyrmonter Felsensteig<br />

AUSBLICK: TRAUMPFÄDCHEN<br />

Zwischen drei und sieben Kilometer<br />

lang und weniger steil werden die für<br />

<strong>2017</strong>/2018 geplanten elf Premium-Spazierwanderwege<br />

sein. Die strengen Kriterien<br />

versprechen starke Erlebnisse auf<br />

kurzen Strecken, auf den ersten sieben<br />

Traumpfädchen schon im Herbst <strong>2017</strong>.<br />

ÜBRIGENS: Von Themenwanderungen<br />

über kulinarische Wanderungen bis hin zu<br />

sportlichen Touren: Ein neuer Flyer stellt<br />

das Angebot von 40 geführte Wanderungen<br />

auf den Traumpfaden vor.<br />

MEHR INFOS<br />

Rhein-Mosel-Eifel-Touristik<br />

Bahnhofstraße 9<br />

56068 Koblenz<br />

Tel. +49 (0)2 61/1 08-4 19<br />

info@traumpfade.info<br />

www.traumpfade.info<br />

Fotos: Klaus-Peter Kappest<br />

64 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


DER SEENLÄNDER<br />

Wandern im Fränkischen Seenland<br />

Steinbrüche bei Wernsbach<br />

Der Seenländer – ein echter Franke<br />

RUNDWANDERWEG IM FRÄNKISCHEN SEENLAND<br />

Fotos: Florian Trykowski; TVB Fränkisches Seenland<br />

Der Seenländer« ist die Paradestrecke<br />

für Wanderer im<br />

Fränkischen Seenland und<br />

verbindet Naturgenuss, Kulturerlebnis<br />

und fränkische Lebensart. Die<br />

abwechslungsreiche Rundtour führt<br />

Wanderer auf 146 Kilometern – aufgeteilt<br />

in elf Etappen mit moderaten Längen<br />

zwischen zehn und 16 km – durch<br />

malerische Kulturlandschaften, zu<br />

Naturschönheiten und historischen<br />

Städten und Städtchen zwischen<br />

Altmühl-, Brombach- und Rothsee.<br />

Unterwegs begegnet man Römern,<br />

Rittern, einem Markgrafen und natürlich<br />

der fränkischen Gastfreundschaft.<br />

Zwischen Hopfengärten und<br />

Obstbäumen im Spalter Hügelland,<br />

auf naturnahen Pfaden durch den<br />

Mönchswald, eines der größten zusammenhängenden<br />

Waldgebieten<br />

Bayerns, zu den Feuchtwiesen des Naturschutzgebiets<br />

»Wiesmet«, zur Sandsteinschlucht<br />

»Schnittlinger Loch« bei<br />

Spalt und immer wieder am Seeufer<br />

entlang führt der Weg. Gemütliche<br />

Pausen können Wanderer bei einer<br />

Schifffahrt mit den Ausflugsschiffen<br />

auf dem Altmühlsee und dem Brombachsee<br />

einlegen. Auch historische<br />

Orte wie z. B. Georgensgmünd, die<br />

Hopfenstadt Spalt, Ornbau mit seiner<br />

mittelalterlichen Stadtmauer, Gunzenhausen<br />

am Römischen Limes, der<br />

Erholungsort Pleinfeld oder Hilpoltstein<br />

mit der eindrucksvollen Burgruine<br />

laden zu einem Zwischenstopp ein.<br />

Ein Fenster in die Vergangenheit öffnet<br />

das lebendige Museum »Historischer<br />

Eisenhammer« in Eckersmühlen<br />

bei Roth. Unterwegs stärken Wanderer<br />

sich in gemütlichen Gastwirtschaften<br />

mit einheimischen Spezialitäten – vom<br />

deftigen Kraut über frisches Obst bis<br />

hin zum berühmten Spalter Bier. (lb)<br />

DER SEENLÄNDER<br />

SEHENSWERT<br />

Museum Historischer Eisenhammer, Schleuse<br />

Eckersmühlen, Seen-Info Mandlesmühle,<br />

Abenteuerspielplatz Wald, Natur- und Vogelschutzgebiet<br />

Wiesmet, Krautdorf Heglau,<br />

Sandsteinschlucht Schnittlinger Loch, Museum<br />

HopfenBierGut.<br />

GEOLOGIE: Wernsbacher Steinbrüche, ausgezeichnet<br />

als eines von Bayerns schönsten<br />

Geotopen.<br />

FAUNA: Naturschutzgebiet Vogelinsel im<br />

Altmühlsee.<br />

AUSSICHT: Blick über den Brombachsee an<br />

der Kapelle St. Jakobus in Ramsberg.<br />

MEHR INFOS<br />

Tourismusverband Fränkisches Seenland,<br />

Hafnermarkt 13, 91710 Gunzenhausen,<br />

Tel. 09831/5001-20, Fax 09831/5001-40,<br />

info@fraenkisches-seenland.de;<br />

www.fraenkisches-seenland.de<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 65


NATUR ERLEBEN<br />

Die Rheinschlucht in<br />

Graubünden bei Flims<br />

mit Blick auf Flimserstein.<br />

Ein Bergsturz verursachte<br />

die 300 m lange Schlucht<br />

Tobel, Klamm und Canyon<br />

Aerosolreich, kühl und spektakulär<br />

NÜCHTERN BETRACHTET, und Geologen neigen auch zum staubtrockenen<br />

Umgang mit Hinguckern für Normalsterbliche, handelt es sich nur um<br />

enge Täler bzw. Schluchten. Andernorts lädt man den Begriff mit der<br />

empfundenen, regionalen Dramatik auf. Als Klamm bezeichnet man in<br />

Bayern diese oft nur handtuchbreiten Felsdurchlässe für das ohrenbetäubende<br />

Brausen angestauten Bergwassers. Als Tobel, wie man im<br />

alemannischen Sprachraum sagt, kommt schon das »Tobende« zum<br />

Vorschein. Durchbruchstäler umschreiben den Charakter der unentwegt<br />

abwärts strömenden Wasserkraft und ihre dramatische Wirkung auf<br />

Widerstände aus Stein. Beim Canyon steigen in jedem Betrachter<br />

Assoziationen und Bilder auf. Szenen aus der Schlucht aller Schluchten<br />

mit tausend Meter aufsteigenden, steilen Felswänden, dem Grand Canyon.<br />

Fotos: Flims Laax Falera Tourismus; Michael Sänger – OutdoorWelten<br />

66 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


SCHLUCHTEN<br />

Schluchtenpfad durch die Umbalklamm mit<br />

sehenswerten Wasserfällen im Virgental in Osttirol<br />

Der Rabenfelsen in der Wutachschlucht<br />

im Schwarzwald.<br />

Der Schluchtenpfad erschließt<br />

diese fantastische Welt<br />

Respektvolles Staunen empfinden<br />

wir, wenn selbst der<br />

härteste Granit dem (Wasser)<br />

Lauf der Zeit weichen muss, und so<br />

üben Schluchten eine unglaubliche Anziehungskraft<br />

auf den Menschen aus.<br />

DER ZAHN DER ZEIT<br />

Jahrtausende, Jahrmillionen sägt und<br />

hobelt das Sturzwasser aus den Bergen<br />

in den Untergrund. Schneidet<br />

sich ein und wenn die Tiefenerosion<br />

stärker ist als die Seitenerosion<br />

und das Gestein standfest genug ist,<br />

dann entstehen besonders tief eingeschnittene<br />

und extrem schmale<br />

Schluchten. Schluchten gibt es praktisch<br />

überall auf der Welt, sieht man<br />

von den eisbedeckten Arealen auf<br />

dem Globus ab. Die Iskar-Schlucht im<br />

westlichen Balkangebirge ist eine 40<br />

km lange Schlucht durch den Karst.<br />

Auch die 21 km lange und bis zu 700<br />

m tiefe Gorges du Verdon (Verdonschlucht)<br />

in der Provence hat sich durch<br />

Juragestein gefräst. Es geht aber auch<br />

anders! Das beweist der Canon de<br />

Anisclo, die längste Schlucht in den<br />

spanischen Pyrenäen. Der Canyon ist<br />

nämlich eine aufgerissene Erdspalte<br />

und nicht durch die Erosion eines<br />

Flusses entstanden. Der französische<br />

Geograf F. Schrader bezeichnete den<br />

Canyon als »ein unendliches geologisches<br />

Gedicht«. Zum Versmaß dieses<br />

geologischen Gedichts im Ordesa Nationalpark<br />

mit den markanten Steilwänden<br />

des Pico Montondo und der<br />

mächtigen Sestrales hat sich Schrader<br />

allerdings nicht ausgelassen..<br />

Egal, ob man in den Schluchten des<br />

Tarn im gleichnamigen französischen<br />

Département den Gorge de la Jonte<br />

im Département Lozère, der Sama-<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 67


NATUR ERLEBEN<br />

riá-Schlucht im Süden Kretas oder<br />

der Vorarlberger Rappenlochschlucht<br />

unterwegs ist, es ist stets angenehm<br />

kühl und in der Nähe der Stromschnellen,<br />

Sturzbäche, Wasserkaskaden<br />

oder Wasserteppiche ist die Luft<br />

voller Wasserdampf und Aerosole, die<br />

gerade im Hochsommer ein besonderes<br />

Frische-Erlebnis bieten können.<br />

In Studien an österreichischen Wasserfällen<br />

wurde z.B. die Verbesserung<br />

psychologischer, physiologischer und<br />

medizinischer Stressparameter nachgewiesen.<br />

Das Frischeempfinden wird<br />

durch physiologisch nachgewiesene<br />

Steigerungen der Lungenfunktion<br />

und die Zunahme von Abwehrstoffen<br />

in den oberen Atemwegen gesteigert.<br />

Eine Erklärung für die medizinische<br />

Wirkung liegt darin, dass im<br />

Nahbereich des Aufpralls bzw. der<br />

Durchflussverengung von gewaltigen<br />

Wassermassen ein fein verstäubter<br />

und hoch konzentrierter Aerosolnebel,<br />

der aus verschiedenen negativ<br />

geladenen Luft-Ionen besteht, eingeatmet<br />

wird. Je nach Standort lassen<br />

sich bis zu 20.000 dieser Ionen pro Kubikzentimeter<br />

Luft nachweisen (der<br />

Normalwert in freier Natur beträgt<br />

200 bis 600 Ionen/cm 3 ). Und diese<br />

ultrafeinen Aerosole sind 200mal lungengängiger<br />

als Asthmasprays.<br />

BERGSTURZ, DURCHBRUCH,<br />

WASSERSPALTE<br />

Rund 100 Meter tief hat sich das Gletscherwasser<br />

des isländischen Flusses<br />

Fjaðrá in das umgebende Tuffgestein<br />

eingegraben und einen zwei Kilometer<br />

langen Canyon gebildet. Die<br />

Schlucht mit dem unaussprechlichen<br />

Namen Fjaðrárgljúfur liegt im Südosten<br />

der Insel. Da ist die Situation<br />

in der Massaschlucht im Wallis völlig<br />

anders. 60 bis 80 Kubikmeter Wasser<br />

stürzen sich im Hochsommer, wenn<br />

die Gletscherschmelze ihren Höhepunkt<br />

hat, durch die 6,5 km lange<br />

Schlucht. Das an feinkörnigem Material<br />

des Aletschgletschers reiche<br />

Wasser hat sich in Jahrmillionen in<br />

Blick auf eine Urlandschaft.<br />

Der Grand Canyon vom<br />

Yavabai Point aus fotografiert.<br />

Links sieht man den<br />

Bright Angel Trail<br />

das harte Gneis- und Granitgestein<br />

förmlich hineingefräst. Es hat die<br />

Wirkung einer Sandstrahlfräsung.<br />

Durch die Kraft des Schmelzwassers<br />

ist eine oft nur wenige Meter breite<br />

Schlucht mit senkrechten Felswänden<br />

entstanden. Die Rheinschlucht<br />

im Schweizer Kanton Graubünden<br />

ist das Ergebnis eines gewaltigen<br />

Bergsturzes. Vor etwa 10.000 Jahren<br />

brach ein gewaltiger Zacken aus zehn<br />

Millionen Kubikmetern Fels aus dem<br />

Gebirgsmassiv und stürzte ins Tal des<br />

noch jungen Rheines. Wasser findet<br />

immer seinen Weg, so gilt auch hier<br />

Laotses Hinweis: »Auf der Welt gibt<br />

es nichts, was weicher und dünner ist<br />

als Wasser, doch um Starres und Hartes<br />

zu bezwingen, kommt nichts diesem<br />

gleich.« Wie wahr. Die 300 Meter<br />

lange Rheinschlucht ist der Beweis.<br />

FASZINATION UND AN-<br />

SCHAUUNGSUNTERRICHT<br />

Schluchten sind perfekte Lehrmeister.<br />

Besser als jede Unterrichtsstunde<br />

vermittelt der Anblick, etwa der<br />

Breitachklamm bei Oberstdorf oder<br />

der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen,<br />

dass hier zwei Zutaten die<br />

Gestalt der Erdoberfläche, das Relief,<br />

modellieren: Wasser und Zeit. Mit der<br />

nötigen Zeit räumt Wasser jedes Hindernis<br />

beiseite. Wasser gestaltet die<br />

Erdoberfläche, so wie Hitze, Frost und<br />

Wind. Hier spielen 1.000 Jahre oder<br />

Jahrmillionen keine Rolle. Gut zu wissen.<br />

Die Mutter aller Schluchten, der<br />

446 km lange, bis zu 29 km breite und<br />

durchschnittlich 1,6 km tiefe Grand<br />

Canyon ist nicht nur die größte und<br />

tiefste Schlucht der Welt, sondern<br />

zugleich eines der imposantesten<br />

Naturwunder der Erde. Unsere Zusammenstellung<br />

der zwölf schönsten<br />

Schluchten in Deutschland, den zwölf<br />

schönsten Schluchten in Europa folgen<br />

die fünf spektakulärsten Schluchten<br />

der Welt und befeuern die Sehnsucht<br />

nach der Faszination Schlucht.<br />

Viel Spaß! (ms)<br />

Foto: tom bernard anyz<br />

68 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


SCHLUCHTEN<br />

Die OutdoorWelten-Hitliste *<br />

Unsere Top 12 Schluchten in Deutschland<br />

Name Region Land Länge Kommentar<br />

Wutachschlucht Schwarzwald Baden-Württemberg 20,0 km Zusammenhängendes Schluchtensystem<br />

Margarethenschlucht Odenwald Baden-Württemberg unter 1,0 km Die wildromantische Schlucht des Flursbach<br />

Höllentalklamm Wettersteingebirge Bayern 3,0 km Spektakulärer Pfad durch den Fels<br />

Breitachklamm Allgäuer Alpen Bayern 2,5 km Tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas<br />

Partnachklamm Allgäuer Alpen Bayern unter 1,0 km Bis zu 80 m hohe Felswände, gischtende Wassermassen, Tunnels und schmale Stege<br />

Almbachklamm Berchtesgadener Land Bayern 3,0 km Hier steht Deutschlands letzte produzierende Steinkugelmühle<br />

Ehrbachklamm Hunsrück Rheinland-Pfalz 1,5 km Wildromantische Klamm mit Holzstegen und Brücken<br />

Ruppertsklamm Westerwald Rheinland-Pfalz 2,0 km Spannender, teilweise mit Seil gesicherter Pfad<br />

Uttewalder Grund Sächsische Schweiz Sachsen 3,0 km Idyllische Schlucht mit moosbewachsenen Felsen<br />

Bodetal Harz Sachsen-Anhalt 10,0 km Seit 1937 unter Naturschutz gestellt<br />

Drachenschlucht Thüringer Wald Thüringen 2,5 km Wilde, urwüchsige, teilweise schulterbreite Klamm<br />

Marderschlucht Thüringer Wald Thüringen 1,0 km Uralte Fichten und bemooste Waldböden, flankiert von steilen Felsen<br />

Unsere Top 12 Schluchten in Europa<br />

Name Region/Gebirge Land Länge Kommentar<br />

Verdonschlucht Provence Frankreich 21 km Der türkisfarbene Grand Canyon Frankreichs<br />

Samaria-Schlucht Kreta Griechenland 17 km 600 m hohe Steilwände, an der engsten Stelle nur 5 m breit<br />

Vikos-Schlucht Pindos Griechenland 10 km Laut Guinnesbuch der Rekorde tiefste Schlucht der Welt<br />

Fjaðrárgljúfur-Schlucht Kirkjubæjarklaustur Island 2,0 km Kleine, aber märchenhafte Schlucht im Norden Europas<br />

Gola Gorropu Sardinien Italien 18 km Senkrechte Steilwände, bis zu 500 m hoch<br />

Velika Paklencia Velebit Kroatien 14 km Nicht die einizge spektakuläre Schlucht im Nationalpark Paklencia<br />

Tara-Schlucht Dinariden Montenegro 78 km Die längste Schlucht Europas<br />

Viamala Graubünden Schweiz 8,0 km Die spektakuläre, teils mystische Schlucht ist von Apr bis Sep begehbar<br />

Rheinschlucht Graubünden Schweiz 13 km Der Rhein von seiner wildesten Seite<br />

Canon de Anisclo Pyrenäen Spanien 10 km Die Pyrenäen von ihrer atemberaubenden Seite<br />

Barranco de Masca Teneriffa Spanien 5,0 km Eine Lavaschlucht durch ein Steinelabyrinth zur Bucht der Schmuggler und Piraten<br />

Trigrad Schlucht Westrhodopen Bulgarien 7,0 km Einzigartige Karstlandschaft mit vielen Höhlen<br />

Unsere Top 5 Schluchten der Welt<br />

Name Region/Gebirge Land Länge Kommentar<br />

Itaimbezinho Canyon Rio Grande do Sul Brasilien 5,8 km Ein eher unbekanntes, aber wunderschönes Schmuckstück Brasiliens<br />

Kali Gandaki Himalaya Nepal 350 km Mit über 5000 m Höhendifferenz das tiefste Tal der Erde<br />

Colca-Tal Arequipa Peru 70 km Heimat der majestätischen Anden-Kondore, eine der tiefsten Schluchten der Erde<br />

Blyde River Canyon Drakensberge Südafrika 28 km Einer der grünsten Canyons der Welt und eines der schönsten Naturwunder Afrikas<br />

Grand Canyon Arizona USA 450 km Die wohl legendärste Schlucht des Planeten<br />

* Alle hier gelisteten Schluchten sind teilweise oder vollständig fußläufig erschlossen.<br />

Für einige Schluchten gelten spezielle Zugangs- und Öffnungszeiten!<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 69


NATUR ERLEBEN<br />

Outdoor<br />

<br />

Märchenhaftes<br />

Jordanien<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Die Perle des Orients<br />

verzaubert aktive Naturgenießer<br />

FASZINIERENDE LANDSCHAFT, JAHRTAUSENDE ALTE KULTURGE-<br />

SCHICHTE, MALERISCHE ALTSTÄDTE UND GASTFREUNDLICHE<br />

BEDUINEN – DIE REISE ZU DEN PRACHTORTEN JORDANIENS IST<br />

WIE DER TRAUM AUS TAUSENDUNDEINER NACHT.<br />

Von Norbert Eisele-Hein<br />

Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />

70 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


JORDANIEN<br />

Fenster zur Sonne – der Steinbogen ‚Al Kharza‘<br />

im sagenumwobenen Wadi Rum<br />

Lawrence von Arabien« war mein<br />

erster Film im Cinemascope-Format.<br />

Völlig überwältigt erlebte<br />

ich Sir Peter O’Toole in seiner Kultrolle<br />

als britischen Offizier, Thomas Edward<br />

Lawrence. Braungebrannt und<br />

mit stechend blauen Augen, führte er<br />

die arabischen Stämme zum Sieg über<br />

die osmanische Besatzungsmacht.<br />

Gnadenlose Action in der Wüste und<br />

monumentale Aufnahmen einer mir<br />

völlig unbekannten Welt aus ewigem<br />

Sand, gleißender Sonne und mächtigen<br />

Gebirgen ließen mein kleines<br />

Abenteurerherz frohlocken. Schon<br />

im zarten Kindesalter stand fest: Da<br />

musst du mal hin! Und nun ist es so<br />

weit. Wir wollen das Märchenland im<br />

Nahen Osten mit den Wanderschuhen<br />

erkunden. Und soviel vorweg: Berge,<br />

Schluchten, Canyons, Wüste und das<br />

Rote Meer bieten dafür beste Bedingungen.<br />

Zur Akklimatisation an die fremden<br />

Sitten streifen wir zuerst durchs Zentrum<br />

der Hauptstadt Amman. Beobachten<br />

alte Männer beim Backgammon<br />

oder beim Rauchen der Shisha,<br />

einer Wasserpfeife. Dazwischen wuseln<br />

junge Kellner mit Tabletts voller<br />

Tee- und Kaffegläser. Andere hantieren<br />

kunstvoll mit dem Nachschub<br />

an glühenden Kohlen für die Wasser-<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 71


NATUR ERLEBEN<br />

»MÄCHTIGE GEBIRGE,<br />

UNENDLICHE WÜSTEN,<br />

DAS KORALLENREICHE<br />

ROTE MEER UND WILD<br />

ZU TAL STÜRZENDE<br />

FLÜSSE – JORDANIENS<br />

BETÖRENDE<br />

LANDSCHAFTLICHE<br />

VIELFALT.«<br />

Nach dem salzigen Toten Meer kommt<br />

die Süßwasserdusche beim Canyoning<br />

im Wadi Mujib gerade recht<br />

72 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


JORDANIEN<br />

pfeifen. Auf den ersten Blick wirkt<br />

alles wie ein heilloses Durcheinander.<br />

Aber das Chaos hat Prinzip. Wer<br />

genau hinsieht, wird feststellen, dass<br />

der tausendfach wiederholte Ablauf<br />

der Geschehnisse eine spezielle<br />

Form arabischer Meditation darstellt.<br />

Eine steile Rampe bringt uns in gut<br />

15 Minuten Fußmarsch auf den Zitadellenhügel<br />

der Stadt. Zwischen den<br />

Überresten der im 2. Jahrhundert<br />

von Kaiser Marc Aurelius erbauten<br />

Tempelanlage lauschen wir dem markerschütterndem<br />

Schrei des Muezzin.<br />

Weit reicht der Blick über die restlichen<br />

sechs Hügel der Metropole. Etwas<br />

unterhalb fällt sofort das antike<br />

Theater auf. Zu Zeiten der römischen<br />

Besatzung, als Amman noch Philadelphia<br />

hieß, fasste es 6000 Zuschauer.<br />

Die kolossale Arena ist noch prächtig<br />

erhalten. Umrahmt von Verkehrstrubel<br />

und Werbeplakaten wirkt sie wie<br />

eine Fata Morgana aus längst vergangenen<br />

Tagen.<br />

Die gut 1200 Höhenmeter lange Abfahrt<br />

mit dem Mietwagen zum Toten<br />

Meer entpuppt sich als bestes Autokino.<br />

Bei gut 35 Grad im Schatten<br />

träumen wir insgeheim schon von einem<br />

Sprung in die kühlen Fluten. Palmen,<br />

Sonnenliegen und Strandkörbe<br />

zeichnen sich im flirrenden Wüstenstaub<br />

ab, steigern unsere Erwartungen.<br />

Aber der mit 420 m unter Null<br />

tiefste Punkt unseres Planeten, trotz<br />

allem ein Höhepunkt unserer Reise,<br />

vereitelt mit 30 % Salzgehalt jegliche<br />

Erfrischung. Das Wasser hilft zwar<br />

wirksam gegen diverse Hautkrankheiten,<br />

aber schon der kleinste Tropfen<br />

»Totes Meer« auf der Zunge oder<br />

gar in den Augen brennt wie die Hölle.<br />

Dafür lässt es sich im nahen Wadi<br />

Mujib unbeschwert Wandern und<br />

1 | Bei Feynan serviert ein Beduine Kaffee mit<br />

frisch gemörsertem Kardamom<br />

2 | Auf dem ‚White Domes Trail‘ bei Dana:<br />

wie auf einem anderen Planeten<br />

Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 73


NATUR ERLEBEN<br />

Salzig, aber mit mächtig<br />

Auftrieb – das Tote Meer<br />

Plantschen. Das steil zu Tal fallende<br />

Süßwasser hat einen bizarren Canyon<br />

mit Wasserfällen, Stromschnellen und<br />

Gumpen freigespült.<br />

Auf halbem Weg zwischen dem Toten<br />

Meer und dem Golf von Aqaba geht<br />

es zunächst Richtung Dana – in ein 308<br />

km² großes Biosphärenreservat. Vom<br />

Rummana Camp auf bald 1400 Metern<br />

Seehöhe windet sich der White<br />

Domes Trail über acht Kilometer<br />

zwischen und über unzählige,<br />

versteinerte Kamelbuckel<br />

hinweg. Überwältigend<br />

– der Ausblick auf die Wüste<br />

und die ‚Domes‘, die vom<br />

Weltall wohl aussehen wie<br />

ein Schokoigel mit puderzuckerbesprenkelten<br />

Stacheln.<br />

»Hier gibt es ein paar Flecke,<br />

wo schon König Hussein und<br />

seine Gemahlin Noor gerne<br />

ein paar ungestörte Stunden<br />

verbrachten,« plaudert<br />

unser Guide Suleyman aus<br />

dem Nähkästchen.<br />

Tags darauf kurven wir in das Hochland<br />

von Edom nach Petra. Erst 1812<br />

entdeckte der Schweizer Johann Ludwig<br />

Burckhardt die von mächtigen<br />

Felsriegeln hervorragend versteckte,<br />

rosarote Felsenstadt der Nabatäer<br />

wieder. Die bizarre Felsenwelt lag<br />

strategisch günstig an der historischen<br />

Weihrauchstraße. Dieser Standortvorteil<br />

gepaart mit einer geschickten<br />

Handels- und Zollpolitik verhalf den<br />

Nabatäern in den beiden Jahrhunderten<br />

vor Christi Geburt bereits zu<br />

einem erklecklichen Reichtum. Petras<br />

Felsenwelt aus Canyons und Bergrücken<br />

wurde nur mit Hilfe von Hammer,<br />

Meißel und dank einer unglaublichen<br />

Künstlerschaft zu einer Großstadt mit<br />

Wassersystemen, riesigen Kirchen,<br />

Theatern und Grabkammern. Das<br />

UNESCO-Weltkulturerbe wurde am<br />

07.07.2007 in Lissabon auch zu einem<br />

der sieben Weltwunder der Neuzeit<br />

Vitaminreich – der Obstmarkt<br />

in der Altstadt Ammans<br />

gekürt. Als Glanzlicht der versunkenen<br />

Zivilisation gilt das »Khazne al-<br />

Firaun«. Dieses Schatzhaus wird regelmäßig<br />

von Hollywood frequentiert.<br />

Harrison Ford durfte vor der berühmten<br />

Fassade die Schlussszene für seinen<br />

Kassenknüller »Indiana Jones und der<br />

letzte Kreuzzug« drehen. Wundervoll<br />

versteinerte Wanderpfade verlaufen<br />

zwischen 800 und 1350 Metern Seehöhe<br />

bis zum Kloster »Ad Deir«.<br />

Im Wadi Rum, unserer nächsten Station,<br />

wurde ein Großteil des Filmepos<br />

Lawrence von Arabien an Originalschauplätzen<br />

gedreht. Das Land gehört,<br />

wie schon zu Zeiten Lawrence’,<br />

immer noch den Howeitat. Der stolze<br />

Beduinenstamm vermietet heutzutage<br />

Kamele, Pferde und Landcruiser<br />

für Trips in die Wüste. Zwischen den<br />

mehrere hundert Meter steil aufragenden<br />

Felsen haben sich sogar weit<br />

ausladende Steinbögen gebildet,<br />

die – etwas Schwindelfreiheit<br />

vorausgesetzt – mühelos<br />

erklommen werden<br />

können. Eine Wüstennacht<br />

unter freiem Sternenhimmel<br />

zu verbringen ist ein<br />

absolutes Muss, denn »der<br />

Sternschnuppenhagel über<br />

dem Wadi Rum schlägt jeden<br />

Blockbuster mit Leichtigkeit«,<br />

erklärt uns Ali Nawafleh mit<br />

einem verklärten Blick in die<br />

Nacht. Er hat erst Ende 2016<br />

sein kongeniales Wadi Rum<br />

Night Luxury Camp frisch<br />

aus der Wüste gehoben. Die<br />

aufblasbaren Zimmer mit ihren durchsichtigen<br />

Kuppeln gewähren selbst<br />

in der Horizontalen vollen Einblick in<br />

die Milchstraße. Traum oder Realität,<br />

die Grenzen verfließen. Und schon<br />

Lawrence nahm es nicht so genau und<br />

verschwieg, dass er schon zu Beginn<br />

der Schlacht vom Kamel fiel. Erst nach<br />

siegreicher Beendigung des Gemetzels<br />

erwachte er im Wüstenstaub aus<br />

seiner Ohnmacht.<br />

Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />

74 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


JORDANIEN<br />

Das Wadi Rum mit seinen Sandsteinbögen<br />

ist das Reich der Beduinen<br />

Tiefer geht es nicht mehr, dennoch<br />

ein Höhepunkt – das Tote Meer<br />

Unter Marc Aurel erbaut – die römischen<br />

Ruinen des alten Philadelphia<br />

JORDANIEN – KURZINFORMATIONEN FÜR AKTIVE NATURGENIESSER<br />

CHARAKTERISTIK<br />

Jordanien ist mit 89500 km 2 ungefähr so groß wie Bayern und<br />

Baden-Württemberg zusammen. Die touristischen Highlights liegen<br />

fast ausschließlich entlang der Nord-Süd-Ausrichtung auf ca.<br />

380 km Länge. Das Land lässt sich mit einem Mietauto problemlos<br />

auf dieser Route bereisen. Wanderer finden am Toten Meer,<br />

rings um die Öko-Resorts von Feynan und Dana, in Petra und im<br />

Wadi Rum zahllose, wundervolle Strecken.<br />

ANREISE/FLUG<br />

Royal Jordanian Airlines<br />

Kaiserstr. 3, 60311 Frankfurt/M.<br />

Tel. 0 69/23 18 56<br />

www.rj.com/de<br />

BESTE REISEZEIT<br />

Oktober bis Mitte Mai (während des Ramadans,<br />

27.05. – 24.06.<strong>2017</strong>, steht das öffentliche Leben tagsüber<br />

weitestgehend still – besser meiden)<br />

TOURENVERANSTALTER<br />

Die Alpinschule Innsbruck bietet gut organisierte Wanderreisen<br />

in Jordanien: Tel. 030/31 87 79 33 info@asi-reisen.de,<br />

www.asi-reisen.de; 9 Tage incl. Flug ab 1790 €.<br />

MEHR INFOS<br />

www.visitjordan.com;<br />

www.facebook.com/jordanienerleben;<br />

Hier finden Sie sämtliche touristischen Infos.<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 75


NATUR ERLEBEN<br />

Outdoor<br />

ESSAY<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Claudia und Kristina sind beste Freundinnen.<br />

Beide vereinbaren Beruf und Familie weil sie<br />

sich Auszeiten beim Wandern nehmen<br />

Die weibliche Sicht des Wanderns<br />

Evolution hin, Erziehung und Sozialisation her:<br />

Es gibt sie, die Unterschiede<br />

»DIE NATUR IST DIE SPRACHE DER LIEBE UND DIE LIEBE SPRICHT ZUR KINDHEIT DURCH<br />

DIE NATUR« (Bettina von Arnim). OKAY, ABER MÄNNERSCHWEISS STINKT NACH KÄSE,<br />

FRAUENSCHWEISS NACH GRAPEFRUIT ODER ZWIEBELN. DAS BEHAUPTETEN JEDENFALLS<br />

SCHWEIZER FORSCHER IN EINER VERÖFFENTLICHUNG DES FACHMAGAZINS »CHEMICAL<br />

SENSES«. ABER WAS HAT DAS MIT WANDERN UND DER WEIBLICHEN SICHT DARAUF ZU<br />

TUN? STIMMT – NICHTS. UND DENNOCH, SO UNTERSCHIEDSLOS WIE IN ARTIKELN DER<br />

JÜNGEREN GESCHICHTE GERN ARGUMENTIERT WIRD, SIND WEIBLEIN UND MÄNNLEIN<br />

NUN NICHT. AUCH BEIM WANDERN.<br />

Fotos: Michael Sänger<br />

76 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


FRAUENP<strong>OW</strong>ER<br />

Die Geschichte der Unterschiede beginnt bei den<br />

evolutionären Aspekten. »Es gilt nicht nur für den<br />

Menschen, aber für ihn ganz besonders, dass die<br />

Evolution sich viel Zeit gelassen hat, ihn hervorzubringen«,<br />

so schreibt Rüdiger Safranski in seinem Buch »Zeit«. Und<br />

wer den Darwinismus akzeptiert, weiß, dass die Entwicklung,<br />

vom ersten Keimen des Lebendigen bis zum Menschen,<br />

auf die Zufälligkeit von Mutation und Selektion<br />

angewiesen war. Dabei beeinflussten indes Anspruch und<br />

Bedingungen die Ausprägung von Fähigkeiten und Fertigkeiten.<br />

NATURGEMACHTE UNTERSCHIEDE<br />

Dass sich männlicher und weiblicher Körper von den Geschlechtsteilen<br />

abgesehen, anatomisch nach Körpergröße,<br />

Gewicht, Körperbau und Muskelmasse unterscheiden ist<br />

evident. Männer sind im Schnitt 12 cm größer und ca. 15<br />

kg schwerer als Frauen. Der rumpfbetonte Körperbau der<br />

Frau unterscheidet sich von der Betonung der Extremitäten<br />

beim Mann. Frauen haben kleinere Atemwege, ihre Herzen<br />

und Lungen sind relativ kleiner, die Herzfrequenz relativ<br />

höher, die Blutmenge und der Wert des Sauerstofftransporteurs<br />

Hämoglobin relativ niedriger als bei Männern.<br />

Dafür haben Frauen einen höheren Anteil an Körperfett<br />

und weniger Muskelmasse. Selbst der Stoffwechsel ist bei<br />

beiden Geschlechtern unterschiedlich. Daraus folgt, dass<br />

Männer zwangsläufig eine höhere Leistungsfähigkeit bei<br />

muskulärem Einsatz haben. Während Frauen beim Wandern<br />

eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4,3 km/h<br />

aufweisen, liegt dieser Durchschnitt bei Männern bei 5<br />

km/h. Interessant ist allerdings, dass der höhere Fettstoffwechsel<br />

Frauen in extremen Ausdauerdisziplinen zum<br />

Vorteil gereicht. Erstaunlich sind Erkenntnisse, die US-<br />

Psychologen beim Vergleich des visuellen Systems ermittelt<br />

haben. Während der sensibler ausgeprägte Tast- und Gehörsinn<br />

bei Frauen schon länger bekannt war, beschäftigte<br />

das Team um Israel Abramov von der City University of New<br />

FRAUEN SEHEN DIE WELT IN VIEL WÄRMEREN<br />

FARBEN ALS MÄNNER!<br />

York der Sehsinn von Mann und Frau. Bekannt war, dass<br />

im primären Sehzentrum die vermutlich höchste Dichte<br />

von Andockstellen für das männliche Geschlechtshormon<br />

Testosteron im gesamten Gehirn vorliegt. Das Ergebnis der<br />

im Journal »Biology of Sex Differences« veröffentlichen Ergebnisse<br />

lautete: Männer brauchen einige Nanometer Wellenlänge<br />

mehr als Frauen, um eindeutig einzelne Farben<br />

zu erkennen. Auffällig war auch, dass Männer dieselben<br />

Farbtöne etwas bläulicher interpretierten als die weiblichen<br />

Probanden. Dafür schnitten Frauen beim Differenzieren<br />

von bewegten Objekten und beim Kontast- und Schärfesehen<br />

signifikant schlechter ab. Die genauen Gründe<br />

liegen freilich noch im Dunkeln. Das bessere räumlich-zeitliche<br />

Sehen begründen die Forscher mit der Jäger-Sammler-Hypothese.<br />

Als Jäger hätte der Mann in den Savannen<br />

Afrikas einen schärferen Sehsinn entwickelt. Dass Frauen<br />

hingegen die Umgebungsfarben in einem grundsätzlich<br />

»wärmeren« Farbton wahrnehmen, führen die Forscher<br />

auf das Sexualhormon Testosteron zurück.<br />

BEKLEIDUNG, SCHUHWERK, RUCKSÄCKE<br />

Antje und Frauke beim<br />

Selfie im Donaubergland<br />

Gut, offensichtlich sind in der Bekleidungs- und Ausrüstungsindustrie<br />

die »Unisex«-Zeiten vorbei. Ob clevere Differenzierungsstrategie<br />

zur Steigerung von Margen und<br />

Mengen oder notwendige Befriedigung einer realen Nachfrage<br />

– die Antwort wird wohl nicht ganz so eindeutig wie<br />

gedacht ausfallen. Einerseits unterscheiden sich sowohl die<br />

weibliche Leistenform für passgenaues Schuhwerk als auch<br />

die Anatomie bei Rucksäcken, Hemden und Hosen dramatisch.<br />

Also alles im Lot? Die Skomer-Serie für Frauen des<br />

oberschwäbischen Vorzeige-Outdoorausrüsters VauDe im<br />

beschaulichen Tettnang umfasst modisch durchgestylte<br />

und funktionelle Bekleidungsstücke, die auf Wanderungen<br />

oder Reisen für Komfort und gute Laune sorgen sollen. Der<br />

bequeme, legere Schnitt, angenehmes und pflegeleichtes<br />

Material und eine natürlich-feminine Optik mit liebevollen<br />

und raffinierten Details bringen zusätzliche Wohlgefühle<br />

mit auf die Tour. Anja Fladerer, Produktmanagerin für<br />

den Bereich Trek&Hike im Hause VAUDE bringt es auf den<br />

Punkt: »Genusswandern liegt absolut im Trend, gerade<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 77


NATUR ERLEBEN<br />

AUFSITZEN UND<br />

DER FANTASIE<br />

FREIEN LAUF<br />

LASSEN. CLAUDIA<br />

UND KRISTINA<br />

BEGEISTERTE DIESE<br />

LAUNE DER NATUR.<br />

Der Pyrmonter Felsensteig in der Eifel ist<br />

für wanderlustige Frauen wie geschaffen<br />

bei der weiblichen Zielgruppe. Dabei sind nicht Bestzeiten<br />

oder Gipfelerfolge von Bedeutung, sondern ein genussvolles<br />

Naturerlebnis. Seele baumeln lassen, mit Freundinnen<br />

quatschen, einfach Frau sein und den Moment genießen.<br />

Unsere Skomer-Linie ist dafür das perfekte Outfit. Funktionell,<br />

vielseitig, unkompliziert, pflegeleicht und mit<br />

BILDUNG UND SOZIALISATION BEEINFLUSSEN DIE<br />

ORIENTIERUNGSFÄHIGKEITEN. IST DAS DAS ENDE<br />

MÄNNLICHER DOMINANZ BEIM KARTENLESEN?<br />

einem femininen, sehr natürlichen Look.« Womit ich bei<br />

den praktischen Unterschieden angelangt bin, wenn es<br />

sie denn gibt. Stimmt es, dass Frauen einen schwächer<br />

ausgeprägten Orientierungssinn haben? Es stimmt und<br />

stimmt doch wieder nicht. Nach Moshe Hoffmann, einem<br />

US-Forscher, haben Frauen tatsächlich einen schwächer<br />

ausgeprägteren Orientierungssinn. Wer in gemischten<br />

Wandergruppen unterwegs ist, wird vermutlich nicht nur<br />

die männliche Leithammelführungsriege an der Spitze der<br />

Gruppe sondern auch die männliche Hoheit bei der Lektüre<br />

von Wanderkarten einschließlich der Standortverortung<br />

bemerkt haben. Der US-Forscher kommt allerdings<br />

zu der Erkenntnis, dass in einer mehr weiblich dominierten<br />

Gesellschaft diese Unterschiede zwischen Mann und Frau<br />

verschwinden. Auch Bildung, so ist in dem Aufsatz in dem<br />

Fachmagazin »Proceedings of the National Academy of<br />

Sciences« nachzulesen, verhelfe Frau zu einem verbesserten<br />

Orientierungssinn. Walter Schmidt (»Warum Männer<br />

nicht nebeneinander pinkeln wollen und andere Rätsel<br />

der räumlichen Psychologie«) sieht in Wandergruppen die<br />

Männer immer an der Spitze marschieren, mit gehörigem<br />

Abstand dahinter die Frauen. Laut Schmidt und Rainer Brä-<br />

Fotos:Michael Sänger<br />

78 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


FRAUENP<strong>OW</strong>ER<br />

mer (Natursoziologe und Wanderforscher) sei dies »ein altes<br />

Erbe (Evolution). Frauen überließen Männern gerne die<br />

potenziell gefährliche Aufklärungsposition an der Spitze.«<br />

Auch die Tübinger Kulturwissenschaftlerinnen Christiane<br />

Pyka und Franziska Roller gelangten in ihrer Studie zu der<br />

Erkenntnis, dass Frauen Männern mit größter Selbstverständlichkeit<br />

die Führungsaufgabe überlassen würden. Für<br />

den Evolutionspsychologe Harald Euler hat das Voranlaufen<br />

einen anderen Grund: Männer gehen seiner Ansicht<br />

nach zielgerichteter. Ein Verhalten, das dem beim Einkaufen<br />

ähnelt. Während er es rasch hinter sich bringen möchte,<br />

schaut sie gerne mal links und rechts nach Angeboten.<br />

Frauen hätten es, so Euler, meist weniger eilig damit, anzukommen,<br />

für sie sei eher der Weg das Ziel. Nicht zuletzt sei<br />

die Wanderung für Frauen ein »soziales Ereignis«, bei dem<br />

man sich gerne unterhalte.<br />

UND NOCH MEHR ERKENNTNISSE<br />

Die Glücksstudie von GORE-TEX® vom April 2015, hier<br />

die Auswertung der weiblichen Studienteilnehmer in<br />

Deutschland, lieferte einige interessante Anhaltspunkte<br />

für die Diskussion. 42% der befragten Frauen haben ein<br />

Jahreseinkommen von mehr als 42.000 Euro, der Anteil<br />

liegt um 23% über dem der Männer! Heißt das, mehr Berufserfolg<br />

gleich mehr Wanderleidenschaft? Der Anteil<br />

der wandernden Frauen<br />

war signifikant höher.<br />

37% der Teilnehmerinnen<br />

bezeichneten Wandern<br />

als entspannend<br />

und 34% umschrieben<br />

das Wandern mit dem<br />

Gefühl von Freiheit und<br />

Glück. Beide Ergebnisse<br />

lagen um rund 15% über<br />

den Ergebnissen der<br />

Männer. Befragt nach<br />

der Aktivität, bei der<br />

die Frauen am ehesten<br />

abschalten könnten, lag<br />

das Wandern mit 26%<br />

vor Zeit mit Familie und<br />

Freunden. Im Februar<br />

2016 veröffentlichte<br />

das Mitgliedermagazin<br />

das Deutschen Alpenvereins<br />

(DAV Panorama)<br />

einen Artikel über<br />

»Ladies Camps – Ghetto<br />

oder Schutzzone?«<br />

Darin kommt auch die<br />

Outdoor-Journalistin<br />

Frauke und Antje kurz nach dem Start:<br />

Hier ist es schön, also machen wir Rast!<br />

Johanna Stöckl zu Wort: »Mit Kerlen unterwegs am Berg,<br />

da gibt es oft mehr Gepose und mitunter eine Materialschlacht.<br />

Es geht um Höhenmeter (Gehzeiten) und Action,<br />

je höher und weiter, desto besser. Wir Frauen nehmen uns<br />

in gemischten Gruppen eher zurück, reagieren verhaltener.<br />

Die Mädels leben mehr im Moment,<br />

WANDER-FRAUEN HABEN EIN ERHEBLICH HÖHERES<br />

DURCHSCHNITTSEINKOMMEN ALS MÄNNER. BEIM WAN-<br />

DERN ERLEBEN SIE HÄUFIGER GLÜCK UND FREIHEIT.<br />

schätzen den Genuss, ohne hastigen Blick auf die Uhr.«<br />

Fehlender Vergleichsdruck, ein moderater Wettbewerbsdruck<br />

und »Frauen wollen nicht, dass »man« auf sie<br />

warten muss ...« scheinen die steigende Nachfrage nach<br />

rein weiblichen Gruppen beim Sport und natürlich auch<br />

beim Wandern zu beflügeln. Warum wohl? Diese Erfahrung<br />

machte der Autor bei zwei Wanderungen mit jeweils<br />

zwei befreundeten Frauen. Antje und Frauke (Antje<br />

von Dewitz ist die Chefin im Hause VAUDE) treffen sich<br />

mehrfach im Jahr zur gemeinsamen Wanderung unter<br />

Frauen. »Wir schwatzen und schweigen im Wechsel.<br />

Wir können so herrlich spontan sein und Rast einlegen,<br />

wo es uns gefällt ...«. Offensichtlich sind Männer wirklich<br />

zielstrebiger, fixieren im Vorhinein die Picknickplätze, takten<br />

die Tour gedanklich<br />

durch und haben<br />

ein spürbar geringeres<br />

Wahrnehmungsspektrum<br />

für die »kleinen«<br />

Sensationen am Weg.<br />

»Schaut, die Akelei...«<br />

höre ich Antje noch rufen.<br />

Dann begeisterte<br />

die Beiden eine ziemlich<br />

hässliche, fette Kröte<br />

in einem Baumstumpf.<br />

Als wir dann bei sommerlicher<br />

Hitze, das Ziel<br />

(ein gemütlicher Landgasthof)<br />

vor Augen, die<br />

Donau queren wollten,<br />

fiel den Beiden plötzlich<br />

ein, ein kühlendes Bad<br />

in der blauen Donau zu<br />

nehmen. Praxiserlebnisse<br />

und Studien kommen<br />

mithin zum Ergebnis:<br />

Wandern ist weiblicher<br />

geworden. Stimmt, aber<br />

sie wandern eben etwas<br />

anders ... (ms)<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 79


AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />

UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />

KULT<br />

MIT<br />

KLINGE<br />

KUNSTVOLL GESCHMIEDETE MESSER<br />

SIND SO BELIEBT WIE NOCH NIE<br />

Oh renbetäubend,<br />

rhythmisch, knallhart:<br />

Nein, wir sind nicht auf<br />

einer Techno-Party sondern<br />

in der Schmiede von Tom<br />

Carstens in Münsing am Starnberger<br />

See. »Golem II« heißt der brachiale<br />

Dampfhammer, der auf den<br />

glühenden C45-Rohling eindrischt und ihm die Grundform<br />

der späteren Klinge verleiht. Einen kompletten Tag wird<br />

es dauern, bis am Ende das fertige Messer in der Hand des<br />

stolzen Schmiede-Novizen liegt. Mit jedem Arbeitsgang<br />

wächst die Begeisterung, und Carstens erklärt, welche Fehlerquellen<br />

jedesmal lauern. Wird der Rohling überhitzt,<br />

verändert der Stahl die Struktur und verliert seine Schmiedefähigkeit.<br />

Dann ist Schluss, der Rohling ist nicht mehr<br />

zu gebrauchen. Dank seinem wachen Auge überschreitet<br />

keiner der Kursteilnehmer diese Grenze. Immer wieder<br />

schlägt der Dampfhammer zu, bis die weitere Formgebung<br />

die Flex übernehmen muss. Die Funken fliegen durch die<br />

Lederfutteral von der<br />

benachbarten Sattlerei Svejkovsky<br />

Schmiede wie bei einem Feuerwerk.<br />

Inzwischen haben alle acht<br />

Kursteilnehmer – die Kurse sind<br />

ein halbes Jahr im voraus ausgebucht<br />

– passable Rohlinge.<br />

Nach der Mittagspause wird der<br />

Stahl durch Erhitzen und plötzliches<br />

Abschrecken im Abklingbecken mit Spezialöl gehärtet.<br />

Schleifbänder mit unterschiedlicher Körnung bringen<br />

die Klinge immer schöner zum Glänzen. »Bitte nicht komplett<br />

polieren, nur die Hälfte. Daran erkennt man, dass das<br />

Messer handgeschmiedet wurde«, ruft Carstens in die Runde.<br />

Mit der Handfeile werden die Anschläge für die Griffschalen<br />

ins Heft gearbeitet. Allmählich beginnt die Kür.<br />

Wir wählen die Griffschalen aus. Einer fertigt bereits sein<br />

drittes Messer und wählt Mooreiche, ein anderer wählt Kirsche<br />

für sein Sonderexemplar. Als Jagdscheinbesitzer darf<br />

er Messer mit einer Klinge von über 12 cm Länge schmieden.<br />

Präzisionsarbeit ist gefragt, damit die Löcher im Heft<br />

80 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HANDWERK<br />

Outdoor<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

deckungsgleich sind mit den Löchern in den Schalen. Geschafft,<br />

der vier Millimeter dicke Messingstab passt exakt<br />

durch Heft und Schalen, die bündig an der Klinge anschlagen.<br />

Wow, stolz wie Bolle händige ich mein Privatschwert<br />

aus, damit der Meister den Glanz aufpoliert. Das Finish<br />

der Nussbaumschalen erledige ich als Hobbyschreiner mit<br />

eigenem Werkzeug und feinstem Korn, bis sich der Griff<br />

samtig in die Hand schmiegt.<br />

Abschließend genießen wir die Fachsimpelei mit Tom Carstens.<br />

So alt dieses Handwerk ist, so vielfältig sind seine<br />

Ausprägungen. Allein die verwendeten Stahlsorten füllen<br />

ein komplettes Buch im Bibelformat. Unser C45 bringt<br />

es auf eine Randhärte von 60 Rockwell, deutlich härter –<br />

und haltbarer – als die meisten Küchenmesser mit etwa<br />

57 Rockwell. Welch ein Unterschied, wenn man nun vor<br />

einem Messergeschäft steht und mit einem Blick zwischen<br />

Massenware und Handwerkskunst unterscheiden kann.<br />

Werden Messerlegierungen durch Faltungen zu Damaszenerklingen<br />

geschmiedet – die große Herausforderung auch<br />

für geübte Profis – kosten Unikate schnell mehrere tausend<br />

Euro. Damit steigt auch die Hemmschwelle, eine solche<br />

Kostbarkeit täglich zu benutzen. Mein erster gelungener<br />

Versuch hingegen wird künftig auf keiner Tour fehlen. (lb)<br />

Schmieden für den Frieden u.a.<br />

mit Marianne Sägebrecht, Heinz Hönig<br />

Fotos: Tom Carstens, Annett Svejkovsky<br />

Tom Carstens fertigt selbst Damastmesser,<br />

hält Kurse und veranstaltet Events<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 81


AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />

UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />

DIE<br />

VIBRAM-STORY<br />

Guter Auftritt garantiert<br />

MAN MUSS SEINEN SCHUH AUF DEN KOPF STELLEN, EHE MAN IM<br />

IDEALFALL EIN GOLDENES ACHTECK ENTDECKT, AUF DEM IN KLEIN-<br />

BUCHSTABEN VIBRAM STEHT. FINDET MAN DAS MARKENZEICHEN<br />

AUF SEINER SOHLE, IST EIN GUTER AUFTRITT GARANTIERT. VIBRAM<br />

ERZEUGT ALS WELTMARKTFÜHRER HOCHWERTIGE GUMMISOHLEN.<br />

WER STEHT EIGENTLICH HINTER DIESER BEKANNTEN MARKE?<br />

1935 verliert Vitale Bramani, Bergführer<br />

und Alpinist aus Mailand,<br />

sechs seiner Freunde bei einem<br />

Unglück auf der 3305 Meter hohen<br />

Punta Rasica. Die Unfallursache?<br />

Sohlen aus Leder, lebensbedrohlich<br />

glatt und daher weder bergtauglich<br />

noch winterfest. Das Drama nehmen<br />

Bramani und sein Freund Ettore Castiglione<br />

zum Anlass, um nach rutschfesten<br />

Gummisohlen zu forschen.<br />

Unterstützt vom Know-how des Reifenherstellers<br />

Pirelli meldet Bramani<br />

1937 mit dem Modell Carramato die<br />

erste Gummisohle zum Patent an.<br />

80 Jahre ist das her. Mittlerweile produziert<br />

Vibram als Weltmarktführer<br />

40 Millionen Paar Sohlen für etwa<br />

1.000 Schuhmarken. Vibram erwirtschaftet<br />

60 Prozent seines Umsatzes<br />

mit Sohlen für Sport- und Outdoorschuhe.<br />

Im Vibram Headquarter, es<br />

liegt 50 Kilometer nordwestlich von<br />

Mailand in Albizzate, konzentrieren<br />

sich 250 Mitarbeiter neben der Produktion<br />

in der firmeneigenen Fabrik<br />

auf Produktentwicklung und Design,<br />

Marketing, Sales und die strategische<br />

Ausrichtung des Unternehmens.<br />

Der Name Vibram verbindet den verkürzten<br />

Vor- und Nachnamen des<br />

Gründers, Vitale Bramani. Heute<br />

leitet der zweifache Familienvater<br />

Marco Bramani das Unternehmen<br />

Fotos: Vibram<br />

82 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


AUSRUSTUNG<br />

Outdoor<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Von der ersten Sohle bis zu<br />

den aktuellen Five Fingers:<br />

Das gelbe Oktagon bürgt<br />

für Qualität<br />

in dritter Generation. Ebenfalls vom<br />

Gründer eingeführt: das Vibram Oktagon<br />

hat sich unverändert bis heute<br />

als Markenzeichen gehalten. Wobei:<br />

1969 wurde die Farbe von Gelb auf<br />

Gold geändert.<br />

Vibram liefert keinen fertigen Schuh,<br />

sondern nur einen Baustein, allerdings<br />

den wichtigsten: die Sohle.<br />

Marketingdirektor Davide Canciani<br />

weiß um die Strahlkraft des goldenen<br />

Achtecks. Endverbraucher verbinden<br />

Vibram mit hoher Qualität, was Umfragen<br />

zufolge wesentlich zur Kaufentscheidung<br />

eines Schuhs beiträgt.<br />

Als Weltmarktführer ist Vibram mit<br />

seinen insgesamt 1.700 Mitarbeitern<br />

längst global aufgestellt und verfügt<br />

über Niederlassungen bzw. Produktionsstätten<br />

in Massachusetts, Brasilien<br />

und Asien. 2009 wurde das Vibram<br />

Technologie Zentrum (VTC) in Guangzhou/China<br />

eröffnet. Auf dem 40.000<br />

Quadratmeter großen Firmengelände<br />

forschen 50 Wissenschaftler an der<br />

perfekten Gummisohle und testen<br />

Prototypen. Auch die Komponenten<br />

für die »Arctic Grip« Sohle werden<br />

hier hergestellt. Die Vibram-Neuheit<br />

bietet – ohne Spikes – festen Halt auf<br />

nassem Eis. Die Zutaten des Wundergummis?<br />

Natürlich streng geheim!<br />

Viele Firmen produzieren zwar im fernen<br />

China, bauen ihre Forschungszen-<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 83


AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />

UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />

1 | Firmengründer Vitale Bramani, starker<br />

Alpinist und Seilgefährte von Ettore Castiglioni<br />

2 | Paolo Manuzzi leitet das Familienunternehmen Vibram<br />

3 | Das Stammwerk in Albizzate bei Varese in Norditalien<br />

1<br />

2<br />

3<br />

tren aber in der Heimat. Das Gegenteil<br />

macht Vibram. Die Entscheidung<br />

traf Marco Bramani höchstpersönlich.<br />

Vor zehn Jahren wurde er dafür belächelt.<br />

Jedoch: Die Investition hat sich<br />

gelohnt. 90 Prozent aller Schuhe weltweit<br />

werden in der Region produziert.<br />

Vibram ist mit seinem Standort also<br />

nah am Kunden. Außerdem wimmelt<br />

es in Guangzhou von Fachleuten aus<br />

dem Schuh-Business. In Europa sind<br />

Experten mittlerweile Mangelware.<br />

Gummi kennt jeder. Aber was ist das<br />

eigentlich genau? Gummi bezeichnet<br />

Kautschuk oder ähnliche, natürliche<br />

Pflanzensäfte, die beim Erhitzen zu<br />

elastischen Feststoffen verhärten.<br />

Längst kann Gummi auch synthetisch<br />

hergestellt werden. Bei der Produktion<br />

greift Vibram unter Beigabe betriebsgeheimer<br />

Zusatzstoffe auf eine<br />

Mischung natürlicher und synthetischer<br />

Komponenten im Verhältnis<br />

50:50 zurück. Kann die Konkurrenz<br />

das Geheimnis im Labor denn nicht<br />

entschlüsseln? Matteo Crovetto, General<br />

Manager im VTC, zieht einen<br />

Vergleich. Obwohl die Inhaltsstoffe<br />

von Coca Cola kein Geheimnis sind,<br />

schmecken Kopien anders. Offensichtlich<br />

kommt es auch bei Vibram auf<br />

die Mischung an. Reifengiganten wie<br />

Michelin, Continental oder Goodyear<br />

produzieren außerhalb ihres Kerngeschäfts<br />

ebenfalls Gummisohlen für<br />

Sportschuhe. Die größten Vibram Rivalen<br />

sind aber kurioserweise ganz<br />

andere, nämlich die besten Kunden.<br />

Jeder Schuhhersteller verwendet vor<br />

allem für preisgünstigere Modelle<br />

auch Sohlen aus eigener Produktion.<br />

Einen Rekordumsatz<br />

von 200<br />

Millionen Euro<br />

feierte man im<br />

Jahr 2011. 40<br />

MEHR INFOS<br />

Prozent dieses Umsatzes erzielte man<br />

dabei mit der ersten Eigenmarke, den<br />

Vibram Five Fingers. Der minimalistische<br />

Zehenschuh wird wie eine zweite<br />

Haut über den Fuß gestülpt und<br />

imitiert das Barfußlaufen. Bis heute<br />

hat Vibram über sechs Millionen Paar<br />

davon verkauft. An den Erfolg der<br />

Five Fingers möchte man mit Furoshiki,<br />

dem jüngsten Vibram Produkt,<br />

anknüpfen und erneut beim Endverbraucher<br />

punkten. Konzept, Design<br />

und Name des Wickelschuhs, der in<br />

eine Handtasche passt, stammen aus<br />

Japan. Mit dem Lifestyle Modell will<br />

Vibram verstärkt Frauen als Kunden<br />

erreichen und in die Welt der Mode<br />

vordringen. (js)<br />

www.eu.vibram.com<br />

www.vibram-fivefingers.de<br />

www.vibram-fivefingers.de/vibram-fivefingers/furoshiki<br />

Fotos: Vibram<br />

84 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


HANDWERK<br />

Outdoor<br />

MESSER-LEGENDE<br />

OPINEL<br />

Frankreichs Kulturgut, Nr. 8<br />

We<br />

W<br />

lten<br />

Obwohl alle zehn<br />

Sekunden weltweit<br />

ein Opinel verkauft<br />

wird, wird jedes<br />

einzelne noch in<br />

Handarbeit gefertigt<br />

WER TASCHENMESSER SAGT, MEINT IN FRANKREICH<br />

OPINEL. 1890 BEGANN DER SIEGESZUG, HEUTE FINDET<br />

WELTWEIT ALLE ZEHN SEKUNDEN EIN OPINEL SEINEN<br />

KÄUFER. EINE IRRE MARKENSTORY.<br />

Fotos: Archiv Opinel<br />

Wir bekamen einen neuen Mitschüler in die<br />

Klasse, einen Franzosen aus Marseille. Auf<br />

der ersten Klassenfahrt zersäbelte<br />

er seine Salami mit einem<br />

seltsam simpel aussehenden Messer: gelber<br />

Holzgriff, fleckige Klinge und ein verschiebbarer<br />

Ring zum Arretieren. Wir hatten eher<br />

rote Klappmesser mit vielen Utensilien. »Was<br />

‚n das?« »Ihr habt kein Opinel bei Euch?«<br />

fragte Jean kopfschüttelnd. »Braucht bei uns<br />

keiner«, war meine trotzige Antwort, bevor<br />

ich tags drauf mein erstes Opinel in München<br />

am Stachus kaufte.<br />

Kaum ein anderer Ausrüstungsgegenstand ist<br />

derart Kult geworden. Je nach Größe von 1 bis<br />

zwölf durchnumeriert folgen alle demselben<br />

Konstruktionsprinzip: Ein geschlitzes Buchenholzheft,<br />

ein Messingbolzen, ein fester Ring,<br />

eine lose Hülse (Virobloc). Pablo Picasso bearbeitete<br />

Skulpturen mit einer Nr. 5. Für Paul Bocuse<br />

wäre es der einzige Gegenstand auf einer<br />

einsamen Insel gewesen. Es hat einen Eintrag<br />

im »Larousse«, dem französischen Duden, und<br />

die Nr. 8 liegt im Museum of Moden Art in<br />

New York als ein »Masterpiece of Design«.<br />

Firmengründer Joseph Opinel<br />

mit dem überlebensgroßen<br />

Messer<br />

Die Heimat des Opinel sind die französischen Westalpen<br />

der Maurienne südwestlich von Chambery. Über Jahrhunderte<br />

waren die Vorfahren der Opinel-Gründer<br />

Werkzeugmacher und Schmiede. Der<br />

harte, nicht rostfreie Kohlenstoffstahl war<br />

der erste Erfolgsgarant, das heimische Holz<br />

um Albiez (Buche, Esche, Kirsche, Birnbaum)<br />

der zweite, und ein konstant niedriger Preis<br />

von heute noch unter zehn Euro bei ein<br />

langlebiges Produkt der dritte, die simple<br />

Mechanik der vierte.<br />

1909 beantragte Joseph Opinel für sein<br />

»Logo«, die gekrönte Hand »La Main Couronnée«<br />

Markenschutz, 1911 präsentierte<br />

er seine Kollektion stolz auf der Turiner<br />

Weltausstellung, 1915 verlagerte er die<br />

Produktion in einen Vorort von Chambery,<br />

wo die Messer bis heute gefertigt werden.<br />

Noch immer in Familienbesitz ist Opinel<br />

heute ein Weltunternehmen mit eigenem<br />

Museum. Die Produktpalette ist gewaltig<br />

gewachsen, seit 1970 gibt es auch rostfreie<br />

Edelstahlklingen aus schwedischem Sandvik-Stahl,<br />

doch der Klassiker bleibt das Opinel<br />

Nr. 8. (lb)<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 85


NATUR ENTDECKEN<br />

1<br />

Frauenprodukte<br />

2<br />

Nicht nur andere Schnitte<br />

DIE TRISTEN ZEITEN FÜR OUTDOOR-FRAUEN SIND LÄNGST<br />

VORBEI. STATT SACKARTIGER UNISEX-BEKLEIDUNG GIBT<br />

ES HEUTE FEMININE OUTDOORSTYLES, DIE FUNKTIONIEREN,<br />

PASSEN UND GUT AUSSEHEN. ABER AUCH BEI DER<br />

AUSRÜSTUNG SOLLTE FRAU ZWEI MAL HINSCHAUEN.<br />

3<br />

Eigentlich sollte es an Banalität nicht zu<br />

übertreffen sein. Frauen tragen Frauenoutdoorbekleidung<br />

wie Männer auch<br />

eigene Passformen und Styles tragen. Heute<br />

sind wir deutlich weiter. Erst wurden »Männerteile«<br />

in Frauengrößen umgradiert, die<br />

Passformen waren schon OK, es fanden sich<br />

Abnäher, Taillierungen und andere Proportionen.<br />

Aber die Entwicklungsleistung dahinter<br />

war männlich orientiert. Heute gibt es teilweise<br />

komplett eigenständige Kollektionen, zu<br />

denen es kein männliches Pendant gibt. Echte<br />

Frauenprodukte. Gut für sie, gut für engagierte<br />

Ausrüster und gut für den Outdoor-Sport,<br />

der immer weiblicher wird.<br />

Was macht Frauenoutdoorbekleidung aus? Anatomie<br />

und Proportionen machen den Unterschied.<br />

Bei Schuhen beispielsweise macht Lowa seinen<br />

Frauenleisten laut eigener Angabe »grundsätzlich<br />

etwas schmaler im Ballenbereich, mit einem<br />

höheren Ristbereich und schlanker in der Ferse«.<br />

Bei Hosen wirken sich breiteres Becken, schmalere<br />

Taille und kräftigere Oberschenkel aus und<br />

bei Oberteilen natürlich die Brust und die kürzeren<br />

Extremitäten im Verhältnis zum Oberkörper<br />

sowie schmalere Schultern.<br />

Dass die Unterschiede beim Körperbau einen<br />

Einfluss auf der Trageeigenschaften und Passform<br />

eines Rucksacks haben, ist offensichtlich.<br />

Ob Muskelmasse oder Fettanteil einen Einfluss<br />

auf die Wärmeleistung eines Schlafsackes oder<br />

einer Matte haben, ist nicht abschließend geklärt.<br />

Die unterschiedliche EU-Norm für die<br />

Klassifizierung von Schlafsäcken zeugt von<br />

der Annahme, dass Frauen schneller frieren.<br />

Frauenschlafsäcke sind deshalb etwas stärker<br />

gefüllt und Frauenmatten stärker isoliert als<br />

Männerprodukte der vergleichbaren Wärmeklasse.<br />

Da des auch große und muskuläre<br />

Frauen sowie kleine und zierliche<br />

Männer gibt, nennt Deuter seine<br />

»Frauenrucksäcke« lieber Slim<br />

Line (SL). Wichtig bleibt deshalb:<br />

Scheuklappen runter und hinund<br />

herprobieren. Größenangaben<br />

sind häufig »Schall und Rauch«.<br />

5<br />

4<br />

86 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


FRAUENPRODUKTE<br />

6<br />

8<br />

7<br />

9<br />

10<br />

14<br />

11<br />

12<br />

13<br />

1 Patagonia Wm‘s Limited Pataloha Dress – <strong>Sommer</strong> pur! Vorbei die Zeiten, als Outdoor-Frauenbekleidung Sack&Asche waren. Mit diesem feschen Kleid<br />

ist Frau auf Reisen wie im Alltag, am Strand wie in der Eisdiele modisch und funktionell gekleidet. 100,00 Euro 2 Sherpa Dhaka Scarf – Kein <strong>Sommer</strong><br />

ohne <strong>Sommer</strong>schal! Chic, chic und nochmals chic ist dieser luftige und farbenfrohe Schal aus weicher Viskose (Modal). Mit traditionellem nepalesichem<br />

Dekor. 30,00 Euro 3 Lowa Lady Sport – Keine Blasen! Das nahtlose Weichrindleder im Innenschuh hat noch jede Frau überzeugt. Extrem bequemer, aber<br />

stabiler Wanderschuh für die meisten Wandervorhaben – es sei denn, es geht über 3.000 m, aber wer will da hin? 219,95 Euro 4 Leki Micro Vario Carbon<br />

Lady – Nicht stolpern! Gute Trekkingstöcke gehören auf jede Bergtour. Warum aber einen langen »Männerstock« mitnehmen, wenn ein kürzerer völlig<br />

reicht? Mit einem schmaleren Griff für kleinere (Frauen)Hände. 159,95 Euro 5 Keen Terradora Mid WP – Sportlich im Alltag! Der ist voll im Trend. Ein<br />

höherer Multifunktionsschuh in Strickoptik. Sieht endlich mal modisch und funktionell aus. Wasserdicht und atmungsaktiv. 139,95 Euro 6 Haglöfs Kabi<br />

(K2) Jacket – Keine Ausrede! Das ist mit dieser Jacke schon mal klar. 100% wasserdicht dank einer Kombination von drei innovativer GORE-TEX® Membranen.<br />

Leicht, komfortabel, zuverlässig. 400,00 Euro 7 FivtyFive Zipp-Off Softshell Damen – Keine Angst vor Gegenwind! Egal ob im Alltag oder auf Tour.<br />

Wenn um Sie herum viel Wind entsteht, bleiben Sie der Turm dank winddichter Membran. Und wenn‘s schöner wird, einfach Ärmel abzippen. 89,90 Euro<br />

8 Bergans Wm‘s Stegaros Jacket – Frauen und Technik? Passt! Funktionssoftshell für die anspruchsvolle Tour. Sehr dehnfähiges Material, so dass auch<br />

Kletterbewegungen keine Probleme darstellen. Unterarm-RV zur zusätzlichen Ventilation. 200,00 Euro 9 Thule Guidepost 75L Women‘s – Für die ganz<br />

große Tour! Auch bei satten 75 Liter Packvolumen ist das Tragen immer noch kein Schleppen. Mehrfach verstellbar durch das individuell anpassbare Transhub<br />

Tragesystem und den beweglichen Hüftgurt. 299,00 Euro 10 Marmot Wm‘s Trestles Elite 35 – Nicht mehr frieren! Auch ein Frauenschlafsack macht<br />

Sinn. Wärmer am Becken, wärmer an den Füßen und Doppel-RV, damit man aus dem Schlafsack eine bequeme Decken machen kann. Komforttemperatur:<br />

-1°C. 150,00 Euro 11 Deuter Guide Lite 28 SL – Keine Druckstelle! Der sitzt wie angegossen dank dem speziellen Frauenschnitt. Mit 28 L genau richtig<br />

für Bergtouren und ausgedehnte Wanderungen. Mit knapp über 1 kg Grundgewicht ein robuster, leichter Toploader. 119,95 Euro 12 VAUDE Wm‘s Scopi<br />

Shirt – Kein nasser Rücken! Schnelltrocknend, geruchshemmend und umweltfreundlich. Selbst wenn man ins Schwitzen gerät, ist alle ruckzuck wieder in<br />

Ordnung. Und das bei 76 Gramm Shirtgewicht. 45,00 Euro 13 Houdini Made to Move Motion Light Pants – Keine Grenzen! Bei Made to Move haben<br />

die Designer von Houdini gezaubert. Keine glatten Stoffbahnen, sondern asymmetrische Stücke, die sich um den Körper legen und perfekte Beweglichkeit<br />

bieten. 140,00 Euro 14 Therm-a-Rest Pro Lite Women‘s – Bequemer liegen! Satte 3,8 cm Schaum, dazu Luft, damit Bodenunebenheiten ausgeglichen<br />

werden. Speziell gestanzter Schaum für bessere Isolation für Frauen oder kälteempfindliche Schläfer. 104,95 Euro<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 87


KAUFBERATUNG<br />

Regen-Fest<br />

Sind wir noch ganz dicht?<br />

DIESE FRAGE IST DURCHAUS BERECHTIGT. WIR SIND AUF DICHT<br />

KONDITIONIERT – WORDEN. WASSERDICHT GILT FÜR DIE ALLER-<br />

MEISTEN VON UNS ALS DIE WICHTIGSTE FUNKTION ÜBERHAUPT.<br />

WICHTIGER ALS KLIMA-, TRAGE- UND EINSATZKOMFORT.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Wir kaufen im Outdoorgeschäft eine<br />

wasserdichte Jacke, die wir eigentlich<br />

überhaupt nicht benutzen<br />

wollen. Da wir sie haben, tragen wir sie auch<br />

wenn es nicht regnet und ärgern uns. Weil<br />

wir schwitzen, weil die Jacke schwer, sperrig<br />

und steif ist. Und eigentlich bleiben wir lieber<br />

drinnen wenn es regnet. Wasserdicht ist wie<br />

eine Versicherung: Wir brauchen sie in der<br />

Hoffnung sie nicht zu brauchen. Darauf angesprochen,<br />

haben etliche Firmenchefs erzählt,<br />

dass die schönsten Outdoorerinnerungen diejenigen<br />

seien, bei denen sie nass wurden, die<br />

Elemente gespürt hätten.<br />

Zugegeben, es gibt glaubhafte Einsätze für<br />

wasserdichte Bekleidung und Ausrüstung –<br />

vor allem auf langen Touren, wenn man weder<br />

das Wetter noch die Umstände einschätzen<br />

kann. Ein verlässlich wasserdichtes Zelt ist<br />

am wichtigsten. Während man tagsüber mobil<br />

ist, sich auch mal unterstellen kann oder<br />

unter einem Regenschirm Schutz findet, will<br />

man sich nachts erholen, entspannen, Kräfte<br />

sammeln. Überhaupt sind wasserdichte Hüllen<br />

für Gegenstände sinnvoller. Nasse<br />

Dokumente sind schlecht, ein nasser<br />

Schlafsack oder nasse Klamotten im<br />

Rucksack sind schlecht. Der Vorteil:<br />

Wasserdichte geht hier nicht zulasten<br />

von Klimakomfort, Beweglichkeit oder<br />

Wohlbefinden.<br />

Kompliziert wird es tatsächlich, wenn<br />

es gleichermaßen wasserdicht und atmunsgaktiv<br />

sein soll. Auch nach 40 Jahren<br />

funktioniert das nur eingeschränkt. Die Alternativen:<br />

Stark wasserfeste Konzepte, die bei<br />

(hoher) Aktivität für deutlich mehr Atmungsaktivität<br />

und Klimakomfort sorgen als Membranen:<br />

Gewachste Baumwollmischgewebe,<br />

geölte Baumwolle oder das Paramos neues<br />

Analogy Konzept unterschiedlicher Pumpliner-Schichten.<br />

Für 90% der Zeit sind wir hier<br />

besser ausgerüstet als mit Membranjacken.<br />

Für die anderen 10% heißt es unterstellen,<br />

einen luftigen Poncho nehmen oder einfach<br />

mal wieder den Regenschirm auspacken.<br />

Wasserdicht kann sinnvoll sein, aber meistens<br />

übertreiben wir es mit dem Schutzbedürfnis.<br />

5<br />

4<br />

1 Stetson Bucket Waxed Cotton – Da zieh ich den Hut! Der Traum vom echten Stetson sollte man sich erfüllen. Die wasserdichte Waxed Cotton Variante<br />

ist zudem luftiger und dreht besser mit als jede Kapuze. 69,00 Euro 2 Ortlieb Bakck Roller Plus – Standard! Können Sie sich noch an die Zeit ohne<br />

Ortliebtasche erinnern? Lang ist es her. Auf Radtouren ein Muss, auf das man nicht verzichtet, da Regen beim Radfahren sehr schnell überall durchgeht.<br />

139,95 Euro (Paar) 3 Ferrino DCC Ultimate 38 – Sicher dicht! Das sind Rucksäcke wegen der Nahtlöcher normalerweise nicht. Wer dann keinen Regenüberzug<br />

dabei hat, hat schnell nasse Ausrüstung. Besser ist da ein wasserdichter Rucksack. 189,95 Euro 4 Coghlans Wasserfeste Streichhölzer – Pfiffig!<br />

Nasse Streichhölzer sind ärgerlich, weil sie auch dann häufig nicht mehr funktionieren, wenn sie wieder getrocknet sind. Lieber gleich die Wasserdichten<br />

besorgen. 10erPack 5,95 Euro 5 SealLine E-Case Smartphone – Nummer sicher! Teures Smartphone, kleine Digi-Kamera, GPS Gerät? Wer unterwegs auf<br />

Elektronik setzt, muss sie richtig schützen. Ein trockener Pass oder andere Dokumente schaden aber auch nicht. 21,95 Euro<br />

88 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


REGEN-FEST<br />

6 58<br />

7<br />

11<br />

9<br />

10<br />

13<br />

12<br />

15<br />

14<br />

6 TNF Apex Flex GTX – Hardshell ziemlich weich. Ein anschmiegsames Material mit GORE-TEX® Membran verspricht viel Tragekomfort bei 100%iger Wasserdichte.<br />

Lässig auch für den Alltag geeignet. 250,00 Euro 7 Our Planet Paulista Regenmantel – Lichtblick! Dieser wasserdichte, lange Mantel kommt<br />

mit einer integrierten (und herausnehmbaren) LED Lampe in der Kapuze. Da kann sich der Himmel noch so sehr verdunkeln ... 189,95 Euro 8 Páramo Women‘s<br />

Alondra Jacket – Klimakomfort-Meister. Angenehmer geht es nicht, als mit der Nikwax Analogy-Technologie. Stark wasserfest ganz ohne Membran.<br />

Da fühlt sich der Körper trocken und wohl. 400,00 Euro 9 Göbel Swing Liteflex – Alternative! Die beste Atmungsaktivität gibt‘s immer noch unter einem<br />

Regenschirm. Ein richtiger Trekkingschirm ist zudem leicht, windfest und ziemlich bruchstabil. 39,90 Euro 10 Extremeties Novagaitor GTX – Beinschutz!<br />

Meist reicht eine gute Trekkinghose für eine Wochenwanderung. Damit man sich das untere Hosenbein nicht gleich einsaut, hilft eine Gamasche. Natürlich<br />

auch bei feuchten Wiesen. 50,00 Euro 11 ME Odyssey Pants – Ersatzlos! Dumm gelaufen, wenn man oben rundum trocken bleibt, aber die Hose pitschnass<br />

am Körper klebt. Eine wasserdichte Überhose ist ein Muss, auch wenn man sie am liebsten nicht braucht. 179,90 Euro 12 Gore Bike Wear Road<br />

GT Light Überschuh – Schutzschuh. Kalte Füße beim Radfahren haben zwei Ursachen: Wind und Wasser. Gegen beides hilft ein Überschuh ideal und hält<br />

den Fuß trocken und warm für angenehme Radtouren. 89,95 Euro 13 Exped Waterbloc 800 M – Trocken gelegt! Die ganz Harten unter uns verzichten auf<br />

Zelt und Biwaksack und haben gleich einen wasserdichten Schlafsack dabei. Die Waterbloc Hülle erhöht natürlich auch die Isolationsleistung. 599,95 Euro<br />

14 OR Helium Bivvy – Biwakerlebnisse sind ganz besondere Erlebnisse. Im Schlafsack liegen und Blick auf die Sterne blicken. Schützt auch gegen starken<br />

Tau am Morgen oder als Notfallsack auf Bergtouren. Natürlich atmungsaktiv. 220,00 Euro 15 Hanwag Banks II GTX – Sichere Bank! Lange Strecken sind<br />

seine Lieblingsbeschäftigung, Komfort und Schutz seine Mittelnamen. Der ideale, nicht so schwere klassische Wanderschuh für Pilgern oder Wandern bei<br />

schlechtem Wetter. 179,99 Euro<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 89


KAUFBERATUNG<br />

1<br />

Gegen-Wind<br />

Kleidung gegen Auskühlung<br />

WIND WIRD UNTERWEGS MEIST UNTERSCHÄTZT. DABEI<br />

BIRGT UNTERKÜHLUNG – HYPOTHERMIE – EINE GRÖSSERE<br />

GEFAHR ALS KÄLTE, AUCH WEIL SIE IMMER PASSIEREN KANN<br />

UND MANCHMAL SEHR ÜBERRASCHEND DAHERKOMMT.<br />

2<br />

Bis auf Rückenwind beim Radeln bleibt<br />

Wind eher unangenehm, manchmal sogar<br />

gefährlich, denn er kühlt uns schnell<br />

aus. Und Wind potenziert Kälte. Das ist der sogenannte<br />

Windchill-Faktor*. Er berechnet die<br />

gefühlte Temperatur im Verhältnis zur Windgeschwindigkeit.<br />

So werden etwa aus +10° C<br />

bei einer Windgeschwindigkeit von 40 km/h<br />

(was im unteren Bereich von »starker Wind«<br />

liegt) -1°C gefühlte Temperatur. Feuchtigkeit<br />

senkt die gefühlte Temperatur weiter ab.<br />

Das Gute: Windschutz geht ganz einfach.<br />

Membranen sind in der Regel winddicht. Aber<br />

auch andere eng gewebte Stoffe halten Wind<br />

so weit ab, dass er nicht mehr gefährlich auskühlt.<br />

Gerade bei Aktivitäten sind diese fast<br />

winddichten Stoffe besser als die zu 100%<br />

winddichten Membranen, da es in letzteren<br />

schnell zu einem Hitzestau durch Schwitzen<br />

kommt, ein Gefährdungsfaktor bei starkem<br />

Wind. Etwas dosierte Ventilation erhöht dagegen<br />

bei Aktivität den Klimakomfort. Ein<br />

dünnes Polyester oder Polyamid Tafetta ist so<br />

klein, dass es in die Hosentasche passt, unter<br />

100 Gramm wiegt und bei Pausen, Abfahrten<br />

oder starkem Wind einfach übergezogen werden<br />

kann. Da der größte Wärmeverlust über<br />

unseren Kopf erfolgt, gehört selbst bei angenehmen<br />

Temperaturen eine leichte Mütze<br />

oder ein Beanie in den Rucksack.<br />

Vor allem in den Bergen gehört ein Windschutz<br />

entweder als Biwaksack oder als Windsack<br />

zur Sicherheitsausrüstung gegen plötzliche<br />

Wetterumschwünge. Und natürlich<br />

ist überall, wo eine Flamme benötigt<br />

wird, ein Windschutz von Vorteil, seien<br />

es die windfesten Streichhölzer,<br />

eine Kerzenlaterne oder der Kocher.<br />

Gerade bei letzterem sorgt<br />

ein guter Windschutz für einen<br />

niedrigen Brennstoffverbrauch<br />

und schnellere Kochzeiten – was auf<br />

Tour sowohl Erleichterung wie Kosten-<br />

und Gewichtsfaktor sein kann.<br />

Wer es genau wissen will,<br />

kann selber rechnen:<br />

T wc=33+(0,478+0,237*SQRT(v w)-0,0124*v w)(T-33).<br />

T wc ist die Windchill Temperatur, T ist die tatsächliche Temperatur,<br />

v w die Windgeschwindigkeit in km/h und SQRT die Quadratwurzel.<br />

3<br />

4<br />

1 Brunton ADC Summit – Gibt mehr Informationen als nur die Windstärke: Barometer, Thermometer, Höhenmesser. Alles was man auf Tour braucht.<br />

Kann man außen am Rucksack befestigen. 170,00 Euro 2 Relags Sturmstreichhölzer – Feuermachen bei Sturm? Das kostet schnell eine ganze Schachtel<br />

Streichhölzer, wenn man nicht diese Sturmvariante hat. Brennen lange auch wenn es ordentlich bläst. 10er Pack 8,50 Euro 3 Tatonka Faltwindschutz<br />

10-teilig – Wichtiges Detail: Ein guter Windschutz spart viel Brennstoff auf Tour und spart Gewicht. Flach gefaltet nimmt es im Rucksack wenig Platz ein.<br />

Ideal für hohe Gasbrenner. 25,00 Euro 4 Uco Kerzenlaternen Set – Romantiker! Auch in LED-Zeiten sind Kerzen schöner und wärmer. Eine kleine Feder<br />

drückt die Kerze immer nach oben nach. Der Glaszylinder schützt die Flamme. 32,95 Euro<br />

90 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


5<br />

6<br />

GEGEN-WIND<br />

7<br />

8<br />

12<br />

9<br />

11<br />

10<br />

13<br />

14<br />

5 Montane Lite Speed Jacket – Für die Hosentasche! So klein, dass man die Jacke immer dabei haben kann. Ein dünnes Tafetta aus feinem Pertex hält den<br />

Wind ab. Passt in eine der Taschen. 119,95 Euro 6 Buff Windproof Buff – Zwei-in-Eins! Jacke oder Weste? Wie auch immer, absolut winddicht und stark<br />

wasserabweisend. Eine Jacken-Westen-Kombination für Bergtouren oder Wandertage. 35,95 Euro 7 FivtyFive Zipp-Off Softshell Men‘s – Zwei-in-Eins!<br />

Jacke oder Weste? Wie auch immer, absolut winddicht und stark wasserabweisend. Eine Jacken-Westen-Kombination für Bergtouren oder Wandertage.<br />

89,90 Euro 8 Fjällräven Singi Trekking Shirt LS – Das Hemd macht den Mann! So texten gerne Modemarken. Dieses Hemd macht wirklich den Mann: Robust<br />

und weich, windabweisend und atmungsaktiv. Fast wie eine <strong>Sommer</strong>jacke, aber stilvoller. 109,95 Euro 9 Nordisk Tarp Voss 9m2 SI – Tarp mit vielen<br />

Möglichkeiten. Dach, Wand, Notzelt, Unterlage. Immer gut so ein Produkt dabeizuhaben. Maße: 3 x3 m, Gewicht: 600 Gramm. 70,00 Euro 10 SealSkinz<br />

Trekking Socke – Funktionssocke! Diese Socke kann mehr als andere. Sie ist nicht nur eine richtig gut gepolsterte Trekkingsocke, sondern obendrein winddicht<br />

und wasserdicht durch die Porelle-Membran. Gleichzeitig mit erstaunlichem Klimakomfort. 49,95 Euro 11 Trangia Trangia 25-2 UL Alu – Funktioniert<br />

immer. Der Spirituskocher ist eine Legende: Einfach, unverwüstlich, praktisch und absolut zuverlässig. Zweiteiliger Windschutz, der für einen effektiven<br />

Kamineffekt sorgt. 86,90 Euro 12 Craft Active Extreme 2.0 CN LS WS – Torso-Schutz. Ob unter einem Laufshirt oder einem Radtrikot, dieses Funktionsshirt<br />

funktioniert durch den Latz als Windschutz, wenn man keine Jacke drüber ziehen kann oder will. 74,95 Euro 13 MSR Bothy 2 Windsack – Schutzsack! Für<br />

Berg- und Wintertouren manchmal die letzte Rettung. Es passen zwei Leute hinein, um sich gegenseitig zu wärmen. 110,00 Euro 14 Vango Adventure<br />

Windbreak – Windschutzwall. Hält am Strand den Wind ab, aber auch gut auf Tour, wenn man einen zusätzliche Wall bauen muss. Auch praktisch beim<br />

Sandsturm auf Wüstentour. 54,90 Euro<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 91


KAUFBERATUNG<br />

1<br />

<strong>Sommer</strong>zeit =<br />

Funktionszeit<br />

2<br />

Wenig Stoff mit vielen Finessen<br />

DAS KLASSISCHE 3-LAGEN-BEKLEIDUNGSSYSTEM IST EIN<br />

SCHLECHTWETTER- UND KÄLTESYSTEM. FÜR DIE KLASSISCHE<br />

SOMMER- UND REISEBEKLEIDUNG GILT EINE ANDERE STRATEGIE,<br />

DIE DURCHAUS VIELE FUNKTIONELLE MÖGLICHKEITEN UND<br />

ANFORDERUNGEN BERÜCKSICHTIGEN MUSS.<br />

3<br />

Ein idealtypischer <strong>Sommer</strong> – oder auch<br />

Fernreisen in heiße, tropische Gegenden<br />

– bringt folgende Herausforderungen:<br />

Es ist heiß, man schwitzt stark, die Sonne<br />

sticht, Insekten nerven und, auf Reisen,<br />

kommt alles aus einem engen Koffer oder<br />

Rucksack. <strong>Sommer</strong>funktionen sind deshalb:<br />

Kühlung, UV-Schutz, Geruchsschutz, Insektenschutz,<br />

Feuchtigkeitsmanagement, Leichtigkeit,<br />

Knitterschutz und Pflegeleichtigkeit.<br />

Die meisten Kriterien erfüllt der Stoff durch<br />

die Polymerstruktur der Faser oder spezielle<br />

Nachbehandlung. Die Funktionen werden<br />

anhand von Hangtags (Etiketten) dargestellt.<br />

Einzig die Funktionen, die mit Wasser (in der<br />

Realität meist Schweiß) zu tun haben, lassen<br />

sich zeigen oder erfahren. Wenn Sie auf ein<br />

<strong>Sommer</strong>material Wasser träufeln und die<br />

Tropfen weiten sich extrem schnell im Umfang<br />

aus, dann hat das Material ein gutes<br />

Feuchtigkeitsmanagement. Auch Kühlung<br />

lässt sich durch Nässe auf dem Unterarm gut<br />

erspüren. UV-Schutz, Geruchsschutz oder<br />

Insektenschutz sind jedoch nur durch zertifizierte<br />

Standards in Form von Hinweisen zu<br />

erkennen. Bei Insektenschutz sind das Ausrüstungen<br />

wie BugsAway, NosiLife, NoFlyZone<br />

oder NoBite auf Basis von Permethrin oder<br />

Icaridin. Der Vorteil gegenüber Lotionen: Der<br />

Insektenschutz ist permanent und in der Dosierung<br />

deutlich niedriger als bei jedem Hautauftrag.<br />

Ein UV-Schutz wird stets mit einem<br />

UPF (Ultraviolett Protection Factor) gekennzeichnet<br />

und lässt sich umrechnen wie LSF bei<br />

Sonnencremes. Allerdings wird der UPF nach<br />

unterschiedlichen Standards gemessen. Der<br />

zuverlässigste Standard ist der »UV-Standard<br />

801«, da er als einziger bei invivo-Bedingungen,<br />

also auch alt,<br />

gewaschen, gedehnt oder nass<br />

gemessen wird und somit realistisch<br />

ist. Die anderen Standards<br />

sind Laborstandards bei<br />

Neuware, die sich bei Gebrauch<br />

schnell verändern können.<br />

Auch Geruchsschutz ist nicht sichtbar. Heutige<br />

Funktionsbekleidung sollte einen natürlichen<br />

Geruchsschutz haben, wie etwa Merinowolle,<br />

Bambusfasern, Hanffasern, Tencel,<br />

S-Cafe oder Cocona. Die chemische Keule ist<br />

hier ebenso »veraltet« wie Geruchsschutz aus<br />

Silberionen. Geruchsschutz lässt sich nicht<br />

standardisieren, da wir alle Gerüche unterschiedlich<br />

aufnehmen und bewerten.<br />

4<br />

5<br />

92 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


KOMFORTKLIMA<br />

6<br />

8<br />

7<br />

11<br />

12<br />

9<br />

10<br />

14<br />

15<br />

16<br />

13<br />

1 Lite Chaskee Visor Snap Cap – Modisch und vielseitig. Kappe oder Stirnband mit Schild. Beides ist hier möglich und so ist dieser Sonnenschutz<br />

gleichzeitig extrem modisch. Durch den Neoprenschirm in der Maschine waschbar. 34,95 Euro 2 Sunday Afternoon Ultra Adventure Hat – Kühlen Kopf<br />

bewahren! Wer draußen unterwegs ist, sollte die UV-Strahlung nicht unterschätzen. Dieser Hut schützt die Augen, den Nacken und den ganzen Kopf durch<br />

einen UPF von 50+. Sinnvoll! 49,95 Euro 3 Eagle Creek Pac-It Specter Starter Set – Ordnung muss sein! Die Hemden sauber gefaltet, die Wäsche sauber<br />

verpackt. Mit dem Pack-It System ist die Ordnung hergestellt und die ultra leichten Packbeutel fallen wirklich nicht ins Gewicht. 56,00 Euro 4 Mawaii<br />

Allweather Creme SPF 30 – Gesichtsmaske! UV-Schutzbekleidung ist praktisch, aber es gibt immer freie Flächen. Hier hilft eine gute UV-Sportcreme, die<br />

auch durch Schwitzen und Nässe nicht leidet. 17,90 Euro 5 Relags Geldgürtel Jungle – Körpertresor! In diesen scheinbar normalen Ledergürtel passt die<br />

eiserne Reserve. Sicher vor Taschendieben und anderen Langfingern. 47,95 Euro 6 Alchemy Equioment 3XDRY Denim Blazer – Gut ankommen! Auf<br />

Fernreisen oder Städtetouren gilt es Funktion und Aussehen für einen guten Eindruck zu verbinden. Ein schnelltrocknender, knitter- und bügelfreier Blazer<br />

ist da genau richtig. 460,00 Euro 7 Ex Officio BugsAway Lumos Knit Hoody – Insektenschutz! Die gefährlichsten Tiere weltweit sind klein: Mücken,<br />

Zecken, Knibbelfliegen, Moskitos in allen Arten. Ein Hoody mit integriertem Insektenschutz lässt Dich beruhigt reisen. 75,00 Euro 8 Icebreaker Kala LS<br />

Shirt – Edelwolle! Ein Hemd aus feiner Merinowolle ist ideal für Reisen. Es ist funktionell, sieht gut aus und lässt sich auch daheim tragen ohne als Traveller<br />

aufzufallen. Natürlich knitterfrei, kühlend und schnelltrocknend. 139,95 Euro 9 Royal Robbins Alpine Road Convertible – Anpassbar! Kurz oder lang?<br />

Kultur oder Natur? Heiß oder kühl? Egal wie, mit dieser Hose können Sie reagieren. Dabei ist sie schnelltrocknend, knitter- und bügelfrei und sieht normal<br />

aus. 99,95 Euro 10 Columbia Zero Rules S/S Shirt – Kühlend! Aber eigentlich kann dieses Shirt alles, was im <strong>Sommer</strong> benötigt wird: Kühlung, UV-Schutz,<br />

Geruchsschutz, Feuchtigkeitsmanagement – und bequem sitzen tut es auch. 34,95 Euro 11 Craghoppers Nosi Life Pro Trousers – Reisemeister! Zecken im<br />

hohen Grass? Moskitos im heißen Dschungel? Mit dieser Hose kein Problem. Integrierter Insektenschutz, integrierter UV-Schutz und ein schnelltrocknendes<br />

Material machen diese Hose zum Reiseliebling. 89,95 Euro 12 Hyphen UV-Schutz Langarm-Shirt Cool Blue Iris – Bester UV-Schutz! Für alle, die im oder<br />

am Wasser den <strong>Sommer</strong> verbringen, ist der beste UV-Schutz gerade genug. Dieser ist nach den strengsten Regeln Hohenstein UV 801 zertifiziert, also auch<br />

unter Praxisbedingungen. 42,95 Euro 13 Dachstein Siega – Stadtstreicher! Für Städtetouren, Fernreisen und Aktivurlaube ohne anspruchsvolle Wanderungen<br />

ist ein Multifunktionsschuh richtig. Chic, stabil, leicht am Fuß und im Gepäck. 119,95 Euro 14 Meindl Pionier – Keine wüste Sache! Schlaue Köpfe<br />

wissen, bei Hitze nur keine Membran im Schuh. Dieser echte Wüstenstiefel ist ungefüttert, hoch geschützt gegen Skorpione und Schlangen. Lassen Sie den<br />

normalen Wanderschuh lieber zuhause. 169,90 Euro 15 Merrell W‘s Terran Lattice 2 – Leichtfüßig! Sieht gut aus, es läuft sich auch gut drin, passt in den<br />

<strong>Sommer</strong> und ist auf Reisen eine Alternative zu einem festen Schuh. 85,00 Euro 16 Pacsafe VentureSafe 45 – Alles an Bord! Wer leicht reist, hat Vorteile,<br />

nicht nur am Flughafen. Der bordgepäckgroße Rucksack ist zudem gegen Messerschlitzer durch ExoMesch-Stahlgitter und stichfesten RVs gesichert. 225,00 Euro<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 93


KAUFBERATUNG<br />

Immer dabei<br />

1<br />

Kleine Helfer für unterwegs<br />

OUTDOOR WÜRDE NICHT SO VIEL SPASS MACHEN,<br />

WENN ES UM DAS HARTE LEBEN DRAUSSEN ODER<br />

UM SURVIVAL GINGE. OUTDOOR IST HEUTE EIN<br />

LEBENSGEFÜHL. FREUDE, ENTSPANNUNG, SPASS<br />

SIND WICHTIG. DAFÜR SORGEN UNZÄHLIGE<br />

ACCESSOIRES, DIE DAS DRAUSSENSEIN EINFACHER<br />

UND ANGENEHMER MACHEN.<br />

2<br />

Morgens nach einer bequemen, warmen<br />

und trockenen Nacht aufwachen,<br />

die Kühle des Morgens spüren,<br />

Vögel zwitschern hören, vor dem Zelt<br />

sitzen und den jungen Tag genießen. Das ist<br />

Outdoor. Wenn man sich dann bequem zurücklehnen<br />

und notfalls noch in eine Decke<br />

kuscheln kann, während der Kocher neben<br />

einem den Kaffee aufbereitet, dann ist das<br />

Glück perfekt.<br />

Faltstühle, die gerade mal 500 Gramm wiegen<br />

oder ein Chair Kit, in dem die Isomatte zur bequemen<br />

Liege wird, sind herrlich, leicht und<br />

klein. Der Kocher mit integrierter Kaffeepresse,<br />

der mit Piezozündung sofort anspringt.<br />

Trinkflaschen in denen man tagsüber aus einem<br />

klaren Bergbach Wasser schöpfen kann<br />

und dieses durch UV von Bakterien reinigt.<br />

Einfach klasse.<br />

Das Problem bei den vielen Accessoires ist<br />

eher: Man darf es nicht übertreiben. »Kleinvieh<br />

macht auch Mist«, sagt der Volksmund.<br />

Auch viele leichte Produkte addieren sich zu<br />

Volumen und Kilos, die getragen werden müssen.<br />

Am besten also, wenn man mit einigen<br />

pfiffigen, leichten Accessoires ein paar alte,<br />

schwere oder sperrige Sachen ersetzen kann.<br />

Ein faltbares Topfset ist so ein pfiffiges Teil.<br />

Wo früher der Edelstahltopf mit 2,7 Liter Fassungsvermögen<br />

noch 20 x 20 x 13 cm brauchte<br />

und mit Tellern und Zweittopf knapp 1300<br />

Gram wog, bringt es das faltbare Silikontopfset<br />

auf 600 Gramm bei 4,5 cm Höhe. Praktisch<br />

auch das Messer, das den Feuerstarter im<br />

Griff versteckt hat, die Schaufel, die sich zusammenfalten<br />

lässt, oder die Laterne, die mit<br />

LED Birnchen heute fünf Mal mehr Licht und<br />

50 Mal länger brennt als früher die Halogenlampe<br />

mit Baby-Zellen. Auch hier spart man<br />

eher Gewicht, als dass zusätzliches Gewicht<br />

hinzukäme.<br />

Das Sitzkissen aus Schaum bietet ausreichenden<br />

Schutz gegen nassen oder dreckigen Untergrund<br />

und wenn man es auf einen Baumstumpf<br />

legt, kann man auch normal sitzen.<br />

Den Komfort eines faltbaren Trekkingstuhles<br />

erreicht es hingegen nicht – und es ist einfach<br />

schön, wenn man seine Pause dort machen<br />

kann, wo einem die Aussicht gefällt<br />

und nicht dort, wo das Umfeld<br />

ein paar halbwegs ordentliche<br />

Sitzgelegenheiten anbietet.<br />

Die Frage sollte immer lauten:<br />

»Nice to have« oder wirklich<br />

wichtig?<br />

4<br />

3<br />

94 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


KLEINE HELFER<br />

5<br />

7<br />

6<br />

10<br />

9<br />

15<br />

8<br />

12<br />

13<br />

14<br />

11<br />

1 Opinel Explore No. 12 – Mehr als ein Opinel. Aber mit dem typischen Virobloc-Feststeller. Rutschfester Griff mit integriertem Feuerstahl und Hakenklinge<br />

für echte Abenteurer, aber im Hosentaschenformat. 39,95 Euro 2 Primus Lite+ Kocher mit Kaffeepresse – Guten Morgen! Kommt auf Dauer viel<br />

billiger als Coffee to go. Und man kann auf großer Tour seinen Kaffee unproblematisch zubereiten. Dabei ist das Set nur 10 x 15 cm groß. Presse optional,<br />

aber wärmstens zu empfehlen. 129,95 Euro, Kaffeepresse 11,95 Euro 3 Relags Faltschaufel – Shit happens! Und damit man die Natur sauber zurücklässt,<br />

kann man mit dieser Schaufel alles schön verbuddeln. Klappbar im Etui für einfachen Transport und saubere Aufbewahrung. 11,95 Euro 4 Sea to<br />

Summit Summit X-Set 31 – Kleines Wunder! Nur 4,5 cm hoch und nicht mal eine Lineallänge groß, dafür ein kochertauglicher (!) Topf, zwei Teller und<br />

zwei Tassen. Der Trick: Faltbares Silikon, aber ein hitzebeständiger Boden. 89,95 Euro 5 Helinox Chair Zero – Sauber sitzen! Es gibt wenige Gründe, um<br />

diesen Stuhl nicht auf Tour dabei zu haben. 500 Gramm, fast so klein wie eine Trinkflasche und 28 cm Sitzhöhe. Nicht zu viel für den Komfort. 119,95 Euro<br />

6 Leki Table XS Lite –Tischlein pack Dich! Etwas Stil unterwegs kann nicht schaden – vor allem wenn das alles so leicht ist. Leider deckt er sich nicht von<br />

alleine. 99,95 Euro 7 Ortlieb Faltschüssel M – Saubere Sache(n)! Das ist manchmal unterwegs nicht ganz einfach, aber mit der faltbaren Spülschüssel ein<br />

Kinderspiel. Auch zum Blaubeeren Sammeln oder für die Ordnung im Zelt. 19,95 Euro 8 Exped Chair Kit M – Stuhl oder Liege? Das bestimmen Sie. Die<br />

aufblasbare Matte haben die meisten Menschen heute eh dabei. In diese Hülle lässt sie sich stecken und verwandelt sich in einen luxuriösen Stuhl, oder<br />

eben eine Liege. 84,95 Euro 9 Yeti Duvet Reisedecke – Extra Wärme. Ob im Air Conditioned kalten Flieger oder für eine laue Nacht, die Daunendecke<br />

mit hochwertiger 90/10er 600 Fill Daune und kleinem Packmaß ist ein variabel zu nutzendes Accessoire für alle Reisen. 249,95 Euro 10 LedLenser MH10<br />

Stirnlampe – Flutlicht! 600 Lumen ist schon extrem hell. So hell, dass man 150 m weit damit gut sehen kann. Dabei ist der Stromverbrauch dank innovativer<br />

Technologie angenehm niedrig. 89,90 Euro 11 Cocoon Air Core Pillow Ultralight – Cleveres Kissen! Mikrofaserhülle mit synthetischer Füllung und einem<br />

aufblasbaren Kern. Lässt sich auch mit einem Fleece ausstopfen und bei Nicht-Gebrauch klein verstauen. 34,95 Euro 12 CamelBak All Clear UV-Purifier<br />

Flasche – Filterflasche! Einfach genial, Flasche und Wasserreinigung miteinander zu verbinden. Dank einem UV-Reiniger lassen sich mikrobiologische Verschmutzungen<br />

aus dem Wasser holen. Mit Digitalanzeige für sicheres Trinken. 129,95 Euro 13 Mora Eldris Neck Knife – Immer griffbereit! Kleines Messer,<br />

aber scharf genug, um auch hartes Holz zu schnitzen, kantige Klingenrückseite, so dass man mit dem Feuerstahl sauber Funken schlagen kann. 54,95 Euro<br />

14 SeatoSummit Travelling Light Waschbeutel S – Alles drin! 80 Gramm Kultur(beutel). Das muss unterwegs schon sein. Dafür hängen die Waschsachen<br />

sauber, statt im Siff zu stehen. Breit genug für kleine Gefäße, rundumlaufender RV. 29,95 Euro 15 GoalZero Lighthouse Micro Flash – Es werde Licht! Ob<br />

als Taschenlampe oder Zeltlaterne ist dann ziemlich egal. 68 g leicht, bis zu 150 Lumen hell (sogar dimmbar und bis 170 Stunden Leuchtzeit). Per USB oder<br />

Solar zu laden. 24,99 Euro<br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 95


KAUFBERATUNG<br />

Eine Lanze für<br />

Frauenstöcke<br />

Leki zeigt Innovationskraft<br />

Ob beim Weitwandern auf einem der vielen<br />

Top-Trails-Weitwanderwege, ob beim Bergwandern<br />

in den Alpen oder in irgendeinem Gebirge in einer<br />

anderen Ecke der Welt, ein Trekkingstock von Leki ist eine<br />

sichere Stütze und ein zuverlässiger Begleiter. Leki-Stöcke<br />

sind die einzigen Trekkingstöcke mit einer TÜV-Zertifizierung<br />

und garantieren eine TÜV-geprüfte Haltekraft von<br />

140 kg (SLS Drehverschluss) beziehungsweise 80 kg (Speedlock)<br />

– egal ob es sich dabei um einen Faltstock oder einen<br />

leichteren Frauenstock oder Unisex-Stock handelt. Dank<br />

des Speed Lock 2 Außenverstellsystems sind die Stöcke<br />

nicht nur fest, sondern auch kinderleicht einzustellen. Die<br />

anatomischen Aergon-Griffe sind wahre Handschmeichler<br />

und erlauben auch einer handschuhfreien Hand einen<br />

komfortablen Zugriff, viele Griffpositionen und eine sicheren<br />

Halt in jeder Position.<br />

LEKI MICRO VARIO CARBON LADY<br />

Dieser Begleiter lässt sich zusammenfalten. Dann passt er<br />

mit seinen 38 cm Packmaß in Ihren Rucksack, den Koffer<br />

oder sogar die meisten Handtaschen. Da das Rohr aus 100%<br />

Carbon ist, bringt er nur 212 Gramm pro Stück auf die Waage.<br />

Dafür ist er eine stabile Stütze bei jeder Wanderung,<br />

egal ob in leicht hügeligem Gelände oder in den Bergen.<br />

20 cm Verstellbereich von 100 bis 120 cm macht den Stock<br />

passend für das Gros der weiblichen Bevölkerung. Durch<br />

das Speed Lock 2 Verstellsystem lässt sich der Stock schnell<br />

und einfach individuell einstellen.<br />

Preis: 159,95 Euro<br />

LEKI CRESSIDA LITE AS<br />

Der Trekkingstock für die sportlich aktive Frau. Durch die<br />

schmaleren Rohrdurchmesser – 16, 14 und 12 mm hochfestes<br />

Aluminium – und eine Maximallänge von 125 cm ist<br />

dieser Frauenstock mit 230 Gramm / Stock angenehm leicht,<br />

auch für einen langen Wandertag. Mit 90 cm Minimallänge<br />

passt er außen an jeden Wanderrucksack bei der An- oder<br />

Abreise. Das innovative Dynamic Suspension Dämpfungssystem<br />

(DSS) entlastet Muskulatur, Gelenke und Bänder um<br />

bis zu 40% vor Aufprallkräften beim Abstieg.<br />

Preis: 119,95 Euro<br />

LEKI MICRO VARIO CARBON LADY AS<br />

Der faltbare Trekkingstock mit eingebauter Dämpfung.<br />

Ein bestechend kleines Packmaß kombiniert mit der hochwertigen<br />

Konstruktion und Verarbeitung des Erfinders des<br />

Trekkingstockes Leki sorgt für einen verlässlichen Stock<br />

für alle Aktivitäten, bei denen man seinen Stock bei der<br />

Anreise oder bei technischen Kletterpassagen im Rucksack<br />

haben will. Gerade mal 38 cm ist das Packmaß des Stockes<br />

der auf 120 cm ausziehbar ist und eine Höhenverstellbarkeit<br />

von 20 cm aufweist. Die ausgetüftelte Elastomerfunktion<br />

des Dynamic Suspension Systems (DSS) absorbiert bis<br />

zu 40% der Impulskräfte, wo sie entstehen, und entlastet<br />

so Muskeln, Bänder und Gelenke während der Aktivität.<br />

Gewicht: 230 Gramm. Preis: 169,95 Euro<br />

Fotos: Leki, Claudia Ziegler<br />

96 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

Der Guide für aktive NaturgenießerWelten<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> – ISSN 2193-2921<br />

Verlag, Redaktionsanschrift<br />

W&A Marketing & Verlag GmbH, Rudolf-Diesel-Straße 14, 53859 Niederkassel,<br />

Tel. +49/(0)2 28/45 95-10, Fax -199; post@outdoor-welten.de; www.wandermagazin.de<br />

HRB Amtsgericht Siegburg, St.-Nr.: 220/5867/0551, USt.-ID: DE149882288<br />

Geschäftsführer Ralph Wuttke<br />

Chefredaktion Lutz Bormann (lb), Tel. +49/(0) 89/84 93 36 03; lbormann@outdoor-welten.de<br />

Layout Anja Kiebler, www.grafikplusfoto.de<br />

Titelbild Norbert Eisele-Hein<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Ralf Stefan Beppler (rsb), Kaufberatung, Norbert Eisele-Hein (neh), Michael Sänger (ms),<br />

Johanna Stöckl (js)<br />

Backoffice Tel. +49/(0)2 28/45 95-10; post@wandermagazin.de<br />

Anzeigen & Kooperationen<br />

Isabel Reimann, Tel. +49/(0)2 28 45 95-142; ireimann@outdoor-welten.de<br />

Tourismusberatung<br />

Isabel Reimann, Tel. +49/(0)2 28 45 95-142; ireimann@outdoor-welten.de<br />

Katja Lützenkirchen, Tel. +49/(0)2 28 45 95-145; luetzenkirchen@outdoor-welten.de<br />

Österreich<br />

IGL – Werbedienst Gesellschaft m.b.H., Innsbrucker Bundesstr. 47, A-5021 Salzburg<br />

Tel. +43(0)662 453 615 – 0; office@igl.at, www.igl.at<br />

Schweiz<br />

SCTS – Spatz Camping & Touring Service AG, Nicole Jugenheimer, Im Chupferplätz 7,<br />

CH-8605 Gutenswil, Tel. +41(0)43 538 95 34, nicole.jugenheimer@scts.ch<br />

Spanien, Portugal<br />

Eva Hakes, Tel. +49/(0)176 7095 1945; eva.hakes@gmail.com<br />

Frankreich<br />

Caroline Ducasse MACC MEDIA GmbH, Wielandstraße 31, 60318 Frankfurt<br />

Tel. +49 (0) 69 976 916 – 39, cd@macc-media.com<br />

Sonstige Länder<br />

Isabel Reimann, Tel. +49/(0)2 28 45 95-142; ireimann@outdoor-welten.de<br />

Druck<br />

L.N. Schaffrath, DruckMedien GmbH & Co. KG, Marktweg 42 – 50, 47608 Geldern,<br />

Tel. 0 28 31/3 96-152; www.schaffrath.de<br />

© W&A Marketing & Verlag GmbH, Niederkassel, <strong>2017</strong><br />

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe<br />

statthaft. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Rückporto bitte beilegen.<br />

Keine Ansprüche im Falle höherer Gewalt. Gerichtsstand für alle Streitigkeiten aus der<br />

Verbreitung oder Erstellung ist für beide Teile Niederkassel.<br />

Das werden tolle<br />

Winterwochen<br />

Unsere Themen (u.a.)<br />

Mythen & Märchen<br />

Fotogalerie: Elfen, Trolle, Rentierrudel.<br />

NATUR ENTDECKEN<br />

Wettstreit der Jahreszeiten<br />

Winter vs. <strong>Sommer</strong> – Fakten und Vorurteile<br />

über Lust, Laune, Gesundheit, Wirtschaft und<br />

Freizeitverhalten.<br />

Kiepenkerle und Herrgottsschnitzer<br />

Tradition und Kunsthandwerk aus den kleinen<br />

und großen Bergen.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Glühende Muskeln<br />

Eisklettern und andere Adrenalinthemen.<br />

Winterfreuden<br />

Aktiver Naturgenuss im Schnee.<br />

Alles rund um Kinder und Familie im Winter.<br />

Mehr als Pistenkilometer – Wie Reutte den<br />

Winterurlaub einzigartig inszeniert und dabei<br />

mit Innovationen Zeichen setzt.<br />

Winterfluchten<br />

Blütenwandern wenn es zuhause stürmt und schneit.<br />

Reportage<br />

Mit dem Hund durch Schnee und Eis.<br />

NATUR VERSTEHEN<br />

Winterlicht: Was es mit uns macht,<br />

wie es uns besänftigt und stimuliert ...<br />

Das Gold der Erde<br />

Moor, Heilschlick, Lehm – In vielen Regionen steckt<br />

im Boden viel Gesundes. Wie wird es geborgen,<br />

aufbereitet und was macht es mit uns?<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Der Weg der Daune<br />

Von der Gans zum Modemantel – wie steht es um<br />

Eigenschaften, Aufbereitung und artgerechten Umgang<br />

mit dem Federkleid und dessen Lieferanten.<br />

Kaufberatung – Die neuesten Produkte, die<br />

wichtigsten »Outdoor-Werkzeuge« für den Winter.<br />

Die Ausgabe erscheint am 23.11.<strong>2017</strong><br />

OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 97


APROPOS<br />

ITB – Reisetrends <strong>2017</strong><br />

Der Tourismus ist weltweit die umsatzstärkste Branche. Allein in Deutschland verreisen<br />

77% mindestens einmal im Jahr länger als fünf Tage und lassen sich die Erholung rund<br />

88 Milliarden Euro kosten. Strandurlaube, Städtereisen und schlichtweg Erholung führen<br />

das Motivfeld an. Während der Reisemarkt weiterhin stabil und stetig zulegt, verschieben sich<br />

die Ströme. Manche Länder verlieren an Zuspruch, andere sind die Gewinner. Warum, für wie<br />

lange? Immer wieder haken Umfragen nach, ob die Abneigung gegen den neuen US-Präsidenten<br />

oder den Machthaber in Ankara die Reiseplanung beeinflussen – und kommen zu interessanten<br />

Ergebnissen. Im Juni 2016 meldete das Buchungsportal Holidaycheck 49% Vorbehalt gegen<br />

USA-Reisen im Fall von Trumps Wahlsieg, nach dessen Erfolg beeindruckte das nur noch 39% der<br />

Befragten. Der Widerwille hatte sich gelegt, deswegen meidet man nicht dieses attraktive Land,<br />

es sei denn der Dollarkurs gerät in Wallung. Geld schlägt Gesinnung.<br />

Anders im Fall von Tunesien und Ägypten. Während die Attentate von 2002 und 2005 nur kurzfristige<br />

Flauten bewirkten, hat der arabische Frühling den Tourismus nachhaltig um etwa 25%<br />

geschwächt. Fazit: Ist die politische Lage stabil, erholt sich ein Land von Anschlägen wie in Djerba<br />

oder London sehr schnell. Kommt zu Terrorakten ein politischer Umbruch, rauschen die Zahlen in<br />

den Keller wie im Fall der Türkei. 2016 minus 30%, für <strong>2017</strong> auf der ITB ein Vororder-Minus von<br />

58% sind deutliche Signale. Gewinner dieser Entwicklung sind im Mittelmeerraum Spanien und<br />

Griechenland.<br />

Foto: Anja Kiebler, Illustration: Fotolia<br />

Der Urlaubsort als Sehnsuchtsziel ist das stärkste<br />

Motiv. 2016 reisten ein Drittel mehr Deutsche in<br />

die Karibik als 2015, tausende Trump-Wähler planen<br />

eine Reise nach Slowenien, ins Geburtsland<br />

der First Lady. Und wie steht Deutschland als<br />

Reiseziel für aktive Naturgenießer da? Christiane<br />

Wahl von der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />

hatte auf der ITB aktuelle Zahlen. Neben der Erholung<br />

mit 16% ist das Wandern die beliebteste<br />

Aktivität. Fast jeder zehnte Auslandsgast kommt<br />

zum Wandern nach Deutschland, allen voran die<br />

Niederländer, Schweizer und Polen. Kein Wunder,<br />

wenn man an die Qualitätsoffensiven der<br />

letzten 15 Jahre im Wandertourismus denkt.<br />

Wohin laufen wir denn <strong>2017</strong>?<br />

98 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>


1.–3.9.<strong>2017</strong><br />

Alles auf einen Blick<br />

» 275 Aussteller und Marken<br />

» Über 5.000 Wanderziele<br />

» Kompakt in einer Halle<br />

Inspirationen und Träume<br />

» Auszeichnungen von<br />

Wanderwegen<br />

» Spektakulärer Film-Mix der<br />

European Outdoor Film Tour<br />

Ausprobieren und informieren<br />

» Individuelle Beratung<br />

» Unabhängige Experten<br />

» Vorträge zu Fachthemen<br />

und Regionen<br />

tournatur.com


IHR OUTDOOR-<br />

SPEZIALIST<br />

JETZT 39x IN DEUTSCHLAND<br />

Für die Bereiche:<br />

FUNKTIONSSCHUHE,<br />

SANDALEN & WANDERSTIEFEL<br />

...hier geht‘s zum Online-Shop<br />

auf www.McTREK.de<br />

UND IM GROSSEN ONLINE-SHOP<br />

FUNKTIONS- & SPORT-<br />

BEKLEIDUNG<br />

ZELTE, SCHLAFSÄCKE &<br />

CAMPINGAUSRÜSTUNG<br />

BERGSPORT-<br />

AUSRÜSTUNG & RUCKSÄCKE<br />

Natürlich mit garantiertem<br />

Natürlich mit garantiertem<br />

NIEDRIGSTPREIS!<br />

uvm.<br />

Online-Shop: www.McTREK.de<br />

McTREK Outdoor Sports ist eine Marke der YEAH! AG, Keltenstraße 20b in D-63486 Bruchköbel.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!