OW-2017_Sommer_ePaper
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5,90 € <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />
Österreich 6,70 €<br />
Schweiz 9,50 sfr<br />
BeNeLux 6,90 €<br />
Italien 7,90 €<br />
Welten<br />
Der Guide für aktive Naturgenießer<br />
Faszination Natur<br />
Sie entdecken, verstehen und erleben<br />
Erbstücke<br />
der Menschheit<br />
Unser Umgang mit Schätzen<br />
der Natur und Kultur<br />
Jordanien – Vom Toten<br />
Meer zum Wadi Rum<br />
Wanderungen mit Moses<br />
und Lawrence von Arabien<br />
Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer<br />
Streifzüge durch weltweit<br />
einmalige Naturräume<br />
Reden wir<br />
übers Wetter<br />
Ein Interview mit dem<br />
Meteorologen Sven Plöger<br />
Alpe-Adria-Trail | Nationalpark Hohe Tauern | Ötztal | Wildwetter macht Laune | Die Vibram-Story | Kaufberatung
Foto: ©PatitucciPhoto<br />
SETZT NEUE AKZENTE IN JEDEM TERRAIN.<br />
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EDITORIAL<br />
Natur entdecken, verstehen, erleben<br />
In der Mitternachtssonne weit über dem Polarkreis auf dem<br />
Gipfel des Stetind ankommen, durch die Tropfsteinhöhlen<br />
von Postojna fahren, die über dem Matterhorn aufgehende<br />
Sonne vom Forbes-Grat am Montblanc bewundern – es gibt<br />
„Outdoor-Momente“, die sind unvergesslich. Weil wir Natur neu<br />
entdecken, bislang unbekannte Mechanismen auf einmal verstehen<br />
oder unseren Sport in neuer Umgebung ganz anders erleben.<br />
Dieser Dreiklang wird das Markenzeichen von OutdoorWelten sein<br />
und dabei in jeder Ausgabe einen roten Faden, ein Motto erkennen<br />
lassen: Erbe und Vermächtnis heißt die große Klammer<br />
diesmal. Ob es die Spuren der k. u. k.-Monarchie auf dem Alpe-<br />
Adria-Trail sind, die grandiosen Kulturschätze Jordaniens oder die<br />
schützenswerte Natur des Wattenmeers und des Nationalparks<br />
Hohe Tauern – immer wird das Draußensein zum Ereignis. Wir<br />
eignen uns Wissen, Erlebnisse, Erfahrungen an, die wir teilen<br />
können. Reisen bildet.<br />
Neben der Magazin-Architektur haben wir auch neu »möbliert«,<br />
die Rubrik »Ausrüstung« wird neben der Kaufberatung wesentlicher<br />
Bestandteil des Hefts sein. Besonders auffallend sind die<br />
optischen Änderungen, die bis hin zur Grundschrift alles – wie<br />
wir meinen – verbessern. Aufwändig vor Ort recherchierte<br />
Reportagen wie über das Weltnaturerbe Wattenmeer, die<br />
Titelstory über Erbstücke der Menschheit von Michael Sänger<br />
oder sein Interview mit dem Meteorologen Sven Plöger sollen<br />
beim Leser so intensive Eindrücke hinterlassen, wie wir sie bei der<br />
Arbeit empfunden haben. Aktueller denn je verbinden wir damit<br />
das Gefühl, nicht nur ein schönes Magazin zu gestalten, sondern<br />
auch Mitstreiter zu motivieren, unseren einzigartigen Planeten<br />
und seine unvergleichliche Natur zu hüten. Damit dieses Erbe und<br />
Vermächtnis auch künftige Generationen begeistert.<br />
SWIZA<br />
C03 Camo Farn Orange<br />
Art.-Nr. 690306<br />
• Klinge 75 mm, feststellbar<br />
• 11 Funktionen<br />
39,90 €<br />
GRATIS<br />
KATALOG<br />
BESTELLEN<br />
Ihr Lutz Bormann<br />
Chefredakteur OutdoorWelten<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 3<br />
www.herbertz-messerclub.de
INHALT<br />
Der Guide für aktive NaturgenießerWelten<br />
Erbe & Vermächtnis<br />
06 MAGAZIN<br />
Bücher – „Mein Herz schlägt für Dänemark“,<br />
„Rad und Raus“, Wanderführer für die neue Saison<br />
Shamida Ethiopia – Ospreys Engagement in Äthiopien<br />
Der Frankenwald wird Ausrichter von Salomons „Trails4Germany“<br />
12 OUTDOORWELTEN FOTOGALERIE<br />
Was ist schöne Landschaft? Zu dieser uralten Frage liefern wir am<br />
Beispiel der Küste, der Waldgebirge und des Hochgebirges hintergründige<br />
und bebilderte Antworten.<br />
NATUR ENTDECKEN<br />
18 TITEL<br />
Erbstücke der Menschheit – Erbstücke der Menschheit können<br />
immaterieller, natürlicher oder kultureller Natur sein. Wie kann<br />
man sich ihnen nähern, welche sind lohnend, wie lassen sie sich als<br />
Outdoorziel oder -anlass einbinden? Von Michael Sänger<br />
12 FOTOGALERIE: Küste – Wald – Berge<br />
24 REPORTAGE:<br />
Weltnaturerbe Wattenmeer<br />
24 REPORTAGE<br />
UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer –<br />
Weite, Wind und der faszinierende Naturschatz an der Nordsee<br />
30 Wildwetter macht Laune – Schon mal eine Regen-, Nebel- oder<br />
Sturmwandertour probiert? Schönwetter kann jeder, Wildwetter ist<br />
der Hammer.<br />
34 Herz-Jesu-Feuer im Tannheimer Tal<br />
NATUR VERSTEHEN<br />
36 REPORTAGE<br />
Im Herzen der Hohen Tauern – 25 Jahre Nationalpark in Osttirol<br />
42 INTERVIEW<br />
Reden wir übers Wetter –<br />
Michael Sänger im Gespräch mit Sven Plöger<br />
45 Naheland – Trekkingcamps als unvergessliches Wandererlebnis<br />
NATUR ERLEBEN<br />
45 Frankenwald – Qualitätsregion und Trailrunner-Dorado<br />
48 REPORTAGE<br />
Auf den Spuren des Kaiser –<br />
Der Alpe-Adria-Trail und die k. und k.-Monarchie<br />
54 Griechenland – Menalon Trail, Ursa Trail und Andros Route<br />
4 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />
56 Klettersteige im Ötztal
INHALT<br />
56 Ötztal – Fünf Klettersteige vor grandioser Bergkulisse<br />
60 Salzburger Almenweg – Weitwandern auf den Spuren<br />
des blauen Enzians<br />
62 Mittersill – Salzburgs Nationalpark Wanderdorf<br />
63 Karwendel – Kicks zwischen Klettersteig und Familienwanderung<br />
64 Rhein-Mosel-Eifel – Traumpfade und Traumpfädchen<br />
65 Fränkisches Seenland – Rundwanderweg „Der Seenländer“<br />
66 Tobel, Klamm und Canyon – Europas schönste Schluchten,<br />
aerosolreich, kühl und spektakulär<br />
70 REPORTAGE<br />
Jordanien – Die Perle des Vorderen Orients für aktive Naturgenießer<br />
76 ESSAY: Frauen wandern anders<br />
76 ESSAY<br />
Frauenpower – Wandern Frauen anders? Wenn ja, was machen sie<br />
anders? Von den kleinen und großen Unterschieden zwischen<br />
Mann und Frau. Michael Sänger hat wandernde Frauen begleitet.<br />
Fotos: Klaus-Peter Kappest, Lutz Bormann, Bernd Ritschel, Michael Sänger, Vibram<br />
AUSRÜSTUNG<br />
80 Kult mit Klinge – Schmiedekunst und die Lust am edlen<br />
(selbstgeschmiedeten) Messer<br />
82 Die Vibram-Story – Guter Auftritt garantiert<br />
85 Opinel – Frankreichs Kulturerbe, Nr. 8<br />
KAUFBERATUNG<br />
86 Was Frau beim Outdoor-Sport braucht<br />
88 Keine Chance bei Regen und Nässe<br />
90 Gegen Wind und Sturm gefeit<br />
92 Komfortklima bei größter Hitze<br />
94 Kleine Helfer auf großen Touren<br />
96 Leki – Frauenmodelle bei Faltstöcken<br />
RUBRIKEN<br />
03 Editorial<br />
97 Vorschau/Impressum<br />
98 Kolumne – Apropos … ITB – Reisetrends <strong>2017</strong><br />
82 DIE VIBRAM-STORY:<br />
Tradition, Qualität, Innovation<br />
86 KAUFBERATUNG: Neue Produkte<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 5
NATUR ENTDECKEN<br />
Wandern im<br />
Lutherjahr<br />
Wandern in Thüringen mit<br />
Blick auf die Wartburg<br />
500 JAHRE REFORMATION<br />
In Thüringen markiert das Jahr <strong>2017</strong><br />
den Höhepunkt und Abschluss<br />
der Lutherdekade anlässlich des<br />
500-jährigen Jubiläums der Reformation.<br />
Nicht nur der Lutherweg in<br />
Thüringen inszeniert die Lebens– und<br />
Wirkungsstätten des großen Reformators,<br />
auch Städte und Gemeinden<br />
rücken Luther, die deutsche Geschichte<br />
und Entstehung des Hochdeutschen<br />
in den Fokus ihrer Veranstaltungen.<br />
Zentrum des Lutherjahrs ist<br />
Erfurt, aber auch Eisenach mit der<br />
Wartburg ist wie viele andere Orte<br />
Osprey spendet für Waisenkinder<br />
Thüringens besonders <strong>2017</strong> eine Reise<br />
wert. Kein Zufall, dass Eisenach auch<br />
den Zuschlag für die Ausrichtung des<br />
117. Deutschen Wandertags (vom 26.-<br />
31.7.<strong>2017</strong>) erhalten hat. Die besten Informationen<br />
bieten die App »Luther<br />
to go« sowie die Internet-Seiten<br />
www.thueringen-entdecken.de und<br />
www.luther<strong>2017</strong>.de<br />
Die Reformation gilt als eine der<br />
größten Zeitenwenden der Menschheitsgeschichte<br />
und hat ihre Auswirkungen<br />
überall in Europa entfaltet.<br />
Auf der Internetseite www.<br />
derwegdesbuches.eu finden sich<br />
Wander– und Radtourenhinweise<br />
zum Thema Reformation und<br />
evangelische Kirchengeschichte in<br />
Österreich und seinen Nachbarländern.<br />
Ein Paket von drei Büchern<br />
enthält detaillierte Informationen<br />
zum »Bibelweg«, »Bibelschmugglerweg«,<br />
»Elvine-de-La-Tour-Weg«<br />
und »Primož-Trubar-Weg«. Außerdem<br />
gibt es wertvolle Hinweise zu<br />
aktuellen Pauschalangeboten und<br />
Unterkünften.<br />
Osprey hat vor kurzem Shamida Ethiopia mit einer Spende<br />
unterstützt, die die gesamte Jahresmiete für das<br />
Waisenheim-Gebäude deckt und es Shamida Ethiopia somit<br />
ermöglichts, sich auf ihre fantastische Arbeit zu konzentrieren.<br />
Die Stiftung wurde gegründet, um liebevolle und<br />
sichere Rahmenbedingungen für schutz– und hilfsbedürftige<br />
Babys, Kinder und Frauen in Äthiopien zu schaffen.<br />
MEHR INFOS: www.shamidaethiopia.com<br />
Foto: Thüringer Tourismusverband GmbH<br />
6 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Luftiger Wanderschuh<br />
L<strong>OW</strong>A AEROX GTX MID<br />
UND L<strong>OW</strong>A AEROX GTX LO<br />
Nomen est omen« kann man hier<br />
zu Recht sagen. Die Modelle<br />
der neuen »Aerox GTX«-Linie<br />
sind nicht nur zu 100% wasserdicht,<br />
wie man es von GORE-TEX® gewohnt<br />
ist, sondern durch die innovative Gore-Tex-Surround<br />
Technologie außerdem<br />
extrem atmungsaktiv. Ein ausgeklügeltes<br />
Sytem an Lüftungskanälen<br />
lässt den Schweiß und die Fußwärme<br />
in alle Richtungen, also 360° entweichen,<br />
ohne dass Nässe in den Schuh<br />
eindringen kann. Damit herrscht<br />
im <strong>Sommer</strong> auch für die Füße Wellness-Gefühl.<br />
Die Lowa DynaPU-Sohle<br />
mit dem Monowrap-Stabilizer sorgt<br />
für eine bequeme Abrollbewegung<br />
bei guter Fußführung auch in etwas<br />
anspruchsvollerem Gelände. So sind<br />
die »Aerox-GTX«-Modelle geradezu<br />
ideal für den sportlichen Outdoor–<br />
und Freizeitbereich im <strong>Sommer</strong>.<br />
Lowa Aerox GTX Mid:<br />
Gewicht: 820 Gramm/ Paar (Gr. 8);<br />
Preis: 199,95 Euro<br />
Lowa Aerox GTX Lo:<br />
Gewicht: 780 Gramm/ Paar (Gr. 8);<br />
Preis: 179,95 Euro<br />
Fotos: Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Lowa<br />
Viele Landschaften, ein Ziel<br />
BAYERISCH-SCHWABENS NATURSCHÖNHEIT ENTDECKEN –<br />
AUCH VIA APP<br />
Eng gewebte Flusstäler, malerisches<br />
Alpenvorland und ein<br />
kreisrunder Meteoritenkrater:<br />
Bayerisch-Schwaben steht für einen<br />
Mix besonderer Naturlandschaften.<br />
So lässt sich im Geopark Ries entdecken,<br />
wie ein Meteoriteneinschlag<br />
tatsächlich Berge versetzen kann. Erlebnis-Geotope<br />
als »Fenster in die Erdgeschichte«<br />
führen zu den interessantesten<br />
Punkten. Eine Schatzkammer<br />
für Naturfans ist auch das Schwäbische<br />
Donautal mit seinen Mooren, Auwäldern<br />
und Seen. Die dortigen »Naturgucker«-Betriebe<br />
versorgen Gäste<br />
gern mit wertvollen Tipps – von spannenden<br />
Thementouren bis zu den Vogelbeobachtungstürmen<br />
in der weiten<br />
Riedlandschaft. Wie eng Natur– und<br />
Kulturerbe miteinander verbunden<br />
sind, zeigt Bayerisch-Schwabens<br />
Hauptstadt Augsburg. Ihre einzigartige<br />
Wasserwirtschaft – Bewerber für<br />
den UNESCO-Welterbe-Titel – gründet<br />
ebenfalls auf der Lage zwischen den<br />
Flüssen. Davon erzählt die Wasserleben-Lauschtour,<br />
eine von vielen empfehlenswerten<br />
Outdoor-Audiotouren<br />
in Bayerisch-Schwaben. Einfach die<br />
kostenlose App downloaden und loslauschen:<br />
www.bayerisch-schwaben.<br />
de/lauschtour.<br />
MEHR INFOS: Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben,<br />
Destinationsmarketing BAYERISCH-SCHWABEN, Tel. 08 21/450 401-0<br />
info@tvabs.de; www.bayerisch-schwaben.de<br />
Auf Entdeckertour<br />
App laden<br />
und los-lauschen!<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 7
NATUR ENTDECKEN<br />
Wanderreisen »Marke Eurohike«<br />
Aktive und stressfreie Wanderfreuden mit perfekter Organisation<br />
und persönlicher Betreuung von »A bis Z« – so einfach<br />
lässt sich Wandern mit Eurohike auf den Punkt bringen. Bestens<br />
geschulte Mitarbeiter beraten und empfehlen sorgfältig ausgewählte<br />
Wohlfühl-Unterkünfte. Dazu die schönsten Routen jeder<br />
Region und verlässlicher Gepäcktransfer – bequemer geht es kaum.<br />
Im über 130 Seiten dicken Wanderkatalog <strong>2017</strong> warten traumhafte<br />
Touren in ganz Europa. Wie wäre es mit einem »ewigen Klassiker«<br />
wie der Zugspitz-Runde? Oder vielleicht doch Inselwandern an der<br />
schroff-bezaubernden Ostküste Sardiniens im Naturpark Orosei?<br />
Viele weitere Wanderideen und neue Reisen finden Sie im Katalog<br />
oder auf www.eurohike.at. »Einfach nur Wandern« mit Eurohike –<br />
so wird aus jedem einzelnen Urlaubstag ein echtes Naturerlebnis.<br />
MEHR INFOS<br />
Hoch über Sardiniens Ostküste<br />
Eurohike – Eurofun Touristik GmbH, Mühlstraße 20,<br />
A-5162 Obertrum, Infoline (gratis aus DE): 0800 5889718<br />
office@eurohike.at; www.eurohike.at<br />
Zeckenalarm!<br />
Schutzimpfungen sind die beste<br />
Waffe gegen die gefährlichen Erreger<br />
Mit den steigenden Frühlingstemperaturen<br />
erwachen<br />
auch kleine Blutsauger:<br />
die Zecken. Sie werden schon ab fünf<br />
Grad Celsius aktiv und machen sich<br />
auf die Suche nach einem geeigneten<br />
Wirt. Ist dieser gefunden, können<br />
über den Stich einer infizierten Zecke<br />
Krankheitserreger wie FSME-Viren<br />
oder Bakterien, wie z.B. Borrelien,<br />
übertragen werden. Die gute Nachricht:<br />
Man kann sich vor einer Infektion<br />
schützen. Die schlechte Nachricht:<br />
Nur etwa jeder Dritte (37 Prozent) in<br />
Deutschland denkt an Schutzmaßnahmen<br />
wie eine Impfung oder Abwehrmittel.<br />
Das zeigt eine von GlaxoSmith-<br />
Kline (GSK) durchgeführte Studie.<br />
Aktuelle Studien des Robert Koch<br />
Instituts (RKI) belegen darüber hinaus<br />
einen Anstieg der FSME-Erkrankungen<br />
in 2016 um 64 Prozent. Den<br />
zuverlässigsten Schutz gegen eine FS-<br />
ME-Erkrankung bietet eine Impfung,<br />
die von der Ständigen Impfkommission<br />
(STIKO) empfohlen wird.<br />
MEHR INFOS: www.zeckenwetter.de<br />
Fotos: Fotolia, Emer, Archiv Eurohike (o)<br />
8 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Top-Servicenetz für »Stromtreter«<br />
Fotos: Tourismusverband im Landkreis Kelheim, Anton Mirwald<br />
SCHÖNER E-BIKEN IN BAYRISCHEN REGIONEN<br />
E-Bike-Fahrer dürfen sich freuen<br />
– im Herzen Bayerns hören<br />
Service und Infrastruktur fürs<br />
E-Bike nicht an der Stadtgrenze auf:<br />
Das Romantische Franken, das Fränkische<br />
Seenland, der Naturpark Altmühltal,<br />
die Stadt Ingolstadt, die Ferienregion<br />
Neuburg-Schrobenhausen<br />
und das Hopfenland Hallertau bieten<br />
gemeinsam ein dichtes Servicenetz<br />
rund ums E-Bike. Diese sechs bayrischen<br />
Ausflugsziele sind »Stromtreter-Regionen«.<br />
200 Stromtreter-Partner<br />
garantieren sorgenfreie<br />
E-Bike-Touren, denn sie sorgen für<br />
Ladestationen, Werkstattservice und<br />
Partner-Betriebe mit Leih-E-Bikes. Ein<br />
gemeinsamer Internetauftritt und die<br />
»Stromtreter-Karte« der beteiligten<br />
Tourismusgebiete zeigen nicht nur<br />
destinationsübergreifend alle Stromtreter-Stationen,<br />
sondern außerdem<br />
Routenvorschläge.<br />
Die neuen Stromtreter-Tourenkarten<br />
enthalten eine ausführliche Streckenbeschreibung,<br />
Höhenprofil, Sehenswürdigkeiten<br />
und weiterführende<br />
Infos. Kostenfrei in den Tourist Informationen<br />
oder als Download unter<br />
www.stromtreter.de.<br />
Entspannte Radtour<br />
im Landkreis Kehlheim<br />
dank Stromtreter<br />
Mit Radtourenkarten<br />
bestens informiert<br />
Zwischen Feldberg und Belchen<br />
• Genießer- und Themenpfade<br />
• Herbst-Wanderwoche<br />
• Bus & Bahn kostenlos nutzen<br />
• Premiumwanderwege<br />
Infos unter 07673 918130<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 9<br />
www.erlebnis-schwarzwald.de
NATUR ENTDECKEN<br />
Neue Wanderbücher und Bildbände<br />
Die Autorin Almut Otto liefert mehr als 35 inspirierende<br />
Ausflugsideen im Chiemgau mit Hintergründen und<br />
Tipps zu Kultur, Tradition und Genuss.<br />
Die inspirierende Bebilderung<br />
weckt schon beim Blättern<br />
die Vorfreude.<br />
Almut Otto, Franz Faltermaier:<br />
Chiemgau – I mog di!<br />
25 Ausflugsziele zu Natur, Kultur,<br />
Genuss und Tradition, 128 Seiten,<br />
ca. 130 Abb., J.Berg Verlag,<br />
ISBN: 978-3-86246-532-3,<br />
15,00 Euro<br />
Zeit zum Genießen: Zwischen den Fachwerkstädtchen<br />
an der elsässischen<br />
Weinstraße verlaufen Römerwege,<br />
Saumpfade und Köhlerrouten. Dieser<br />
Wanderführer entdeckt 37 fast vergessene<br />
Pfade durch das Elsass und die Vogesen.<br />
Jede der Genusswanderungen<br />
ist geschichtenreich beschrieben, mit<br />
detaillierten Tourensteckbriefen. Wer<br />
abseits des Trubels auf stillen Wegen Er-<br />
holung<br />
sucht, ist zwischen Pfälzer Wald, Vogesengipfeln<br />
und Rheingraben goldrichtig.<br />
Rainer Kröll: Vergessene Pfade Elsass und Vogesen<br />
37 außergewöhnliche Touren abseits des Trubels<br />
160 Seiten, ca. 150 Abb., Bruckmann Verlag<br />
ISBN: 978-3-7654-6024-1, 20,00 Euro<br />
Der Fotograf Bernd Ritschel,<br />
selbst ein leidenschaftlicher<br />
Bergsteiger, versteht es wie<br />
kaum ein anderer, die großen Berge der Welt in ausdrucksstarke<br />
Naturmonumente zu verwandeln. Dunkelheit,<br />
Mystik, intensive Bildsprache, übernatürliche Kraft<br />
und Schönheit mit der geballten Dramatik der Wetterunbilden<br />
und Dämmerungsromantik machen die Faszination<br />
dieses Bildbands aus. In Tom Dauer hat er einen<br />
kongenialen Autor gefunden, der zu jedem der Berggiganten<br />
wichtiges Wissen vermittelt.<br />
Bernd Ritschel, Tom Dauer: Dark Mountains<br />
224 Seiten, ca. 137 Abb., National Geographic Verlag<br />
ISBN: 978-3-86690-628-0, 59,00 Euro<br />
Wenn es Nacht wird in den Alpen, gehört<br />
den Sternen die Bühne. Wie ein<br />
glitzernder Saal spannen sich Millionen<br />
funkelnder Lichter am Firmament. Was<br />
kaum jemand zu sehen bekommt, zeigt<br />
dieser Bildband: rare Aufnahmen der<br />
menschenleeren Alpen, faszinierende<br />
Bilder vom Band der Milchstraße, Sternbilder<br />
in seltener Pracht und spektakuläre<br />
Bergfotografie im Licht der Dämmerung. Dazu<br />
gibt<br />
es spannende Beiträge des Astrophysikers Dr. Marco Barden<br />
und Bergwissen sowie Hintergrundgeschichten des<br />
Alpenkenners Eugen E. Hüsler.<br />
Nicholas Roemmelt, Eugen E. Hüsler, Marco Barden:<br />
Sternbilder – Die Alpen bei Nacht<br />
192 Seiten, ca. 180 Abb., Frederking & Thaler Verlag<br />
ISBN: 978-3-95416-235-2, 40,00 Euro<br />
E-MTBs erobern die Berge<br />
Lange steile Anstiege mögen ja den sportlichen Ehrgeiz<br />
adeln, aber wenn die Leidensgrenze überschritten<br />
wird, leidet auch der Spaß am Sport. Das E-MTB macht<br />
damit Schluss und ermöglicht einem breiten Publikum<br />
das wunderbare Sport– und Naturerlebnis. Der bekannte<br />
Radliteratur-Autor Armin Herb hat inzwischen so viele<br />
Bergtouren mit dem Rad und neuerdings mit dem E-MTB<br />
absolviert, dass es längst Zeit war für eine persönliche<br />
Auswahl. Sein Best-of-Guide liest sich daher auch wie<br />
ein Who-is-Who der schönsten Alpenspots in den Bayerischen<br />
Voralpen, Zentralalpen, Dolomiten und am Gardasee.<br />
Der praktische Nutzwert ist optimal, denn es gibt<br />
nicht ihtnur die üblih üblichen Infos wie Einkehr, Übernachtung, Karte, Höhenprofil,<br />
sondern auch technisches Wissen zu Material und Fahrtechnik sowie Tipps zum<br />
Bike-Verleih. Der Fotograf Daniel Simon hat 230 tolle Bilder beigesteuert.<br />
Die schönsten<br />
E-MTB-Touren<br />
in den Alpen<br />
20 Touren.<br />
Mit Tipps zu Akkuleistung,<br />
Reparaturen und Fahrtechnik<br />
Von Armin Herb und Daniel Simon<br />
160 Seiten, 230 Farbfotos<br />
Verlag Delius Klasing<br />
1. Auflage <strong>2017</strong><br />
ISBN 978-3-667-10927-9<br />
29,90 Euro<br />
10 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
MAGAZIN<br />
Montane Jacke und Hose<br />
FÜR MINIMALES GEWICHT, MAXIMALEN SCHUTZ<br />
Montane Minimus Stretch Jacket<br />
Mit dieser wasserdichten (20.000 mm Wassersäule) und<br />
atmungsaktiven (25.000 mm MVTR-Wert) Jacke aus stretchigem<br />
Pertex Shield+ Material ist man immer auf der sicheren Seite.<br />
Denn durch das elastische Material haben Sie für alle Aktivitätsgrade<br />
optimale Bewegungsfreiheit. Erfreulicherweise raschelt<br />
das Stretch-Material nicht. Gewicht 257 Gramm (Gr. M).<br />
Preis: 219,95 Euro<br />
Montane Minimus Pant<br />
Eine Jacke ist nur ein halber Schutz, wenn es in Strömen regnet.<br />
Diese Überhose ist im Packmaß kaum größer als ein Apfel.<br />
Das Material Pertex Shield ist etwas fester ohne Stretchfunktion.<br />
Dank der knielangen RVs lässt sich die Hose mit Schuhen<br />
schnell an– und ausziehen. Gewicht 145 Gramm (Gr. M).<br />
Preis: 134,95 Euro<br />
Swinging in the Rain<br />
EUROSCHIRM SWING LITEFLEX TREKKINGSCHIRM<br />
Kapuzen sind für viele kaum erträglich. Die Akustik<br />
nervt und man fühlt sich wie in einer Glocke. Die Alternative<br />
ist ein Trekkingschirm, z.B. der Swing Liteflex. Die<br />
Bewegungsfreiheit bleibt völlig erhalten, die Geräusche<br />
bleiben natürlich, man hat einen perfekten 360° Rundumblick<br />
und bleibt doch trocken. Da lässt sich Regen sogar<br />
genießen. Und das alles bei gerade mal 207 Gramm<br />
Gewicht. Dabei ist das hauchdünne Polyestergewebe<br />
hochreißfest und auch das Schirmgestell hält kräftigen<br />
Windböen stand.<br />
www.euroschirm.com<br />
Lieferbar in vielen Farben<br />
Schirmdurchmesser 100 cm<br />
Gesamtlänge 64 cm.<br />
Preis: 39,90 Euro<br />
Aktivurlaub für Familien<br />
Canyoning für Familien<br />
Foto: Euroaktiv<br />
Familien-Aktivurlaub in ganz Europa bietet der Reiseveranstalter<br />
Euroaktiv. Dabei erleben Familien vielfältige<br />
Abenteuer, sind stets in der Natur aktiv und verbringen<br />
gemeinsam so viel Zeit wie nur möglich. Jeder Aktivurlaub ist<br />
genau auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet: Ob bei<br />
Rad– und Wanderreisen mit Kindern, beim Paddeln, Segeln<br />
und Pferdeabenteuern oder Familienurlauben mit täglich unterschiedlichen<br />
Aktivitäten. Auch für Erwachsene bietet Euroaktiv<br />
viel Natur, Abenteuer und Freiheit in speziellen Reisen.<br />
Alle Aktivurlaube und viele Informationen findet man auf<br />
der Webseite und im Euroaktiv Katalog <strong>2017</strong>, der Versand ist<br />
kostenlos.<br />
GRATIS-INFOLINE: 0800/5 88 97 18, office@euroaktiv.at<br />
www.euroaktiv.at; www.facebook.com/euroaktiv<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 11
NATUR ENTDECKEN<br />
12 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
KÜSTE<br />
Was ist schöne<br />
Landschaft?<br />
WDie Küste vereint Trennlinien.<br />
Vom Land zum Wasser, vom<br />
Wasser zum Himmel. Was<br />
ist es aber, was den Anblick<br />
dieses Bildes zum »Bestaunen<br />
einer schönen Landschaft«<br />
macht? Was beeinflusst<br />
unsere Wahrnehmung? Was<br />
nehmen wir für wahr? Es ist<br />
sicher dies: Wahrnehmung ist<br />
immer schon durch Bedürfnisse,<br />
Gewohnheiten, Erfahrungen<br />
und vor allen Dingen<br />
von unseren Erwartungen<br />
beeinflusst, vielleicht sogar<br />
angeleitet. Die ästhetische<br />
Freude beim Anblick dieses<br />
Leuchtturms und der beiden<br />
Gehöfte auf einer künstlichen<br />
Erhöhung im Nationalpark<br />
Wattenmeer ist gewiss nicht<br />
alleine auf den wahrgenommenen<br />
Landschaftsausschnitt,<br />
die Wolkenstimmung, die<br />
untergehende Sonne und die<br />
Weite des Blickhorizontes<br />
begrenzt. Es liegt zum Gutteil<br />
auch am implizit aktivierten<br />
Wissen, an unseren Sehnsüchten,<br />
woran und warum<br />
wir ästhetische Freuden<br />
genießen.<br />
Der 41,5 m hohe Leuchtturm<br />
von Westerheversand in einer<br />
Salzwiesenlandschaft.<br />
Foto: Klaus-Peter Kappest –<br />
Archiv Wandermagazin<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 13
NATUR ENTDECKEN<br />
14 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WALDGEBIRGE<br />
Was ist schöne<br />
Landschaft?<br />
WEine Art Gegenpol zur Küste<br />
und zum Hochgebirge bilden<br />
die ausgedehnten Waldgebirgslandschaften.<br />
Die<br />
Schönheit der Landschaft,<br />
hier der Waldeinsamkeit im<br />
Zittauer Gebirge, hängt auch<br />
wesentlich von der symbolischen<br />
Bedeutung ab, die wir<br />
beeinflussen. »So ist Landschaft<br />
fast immer ein Sinnbild<br />
für Heimat und Frieden, für<br />
andere wiederum symbolisiert<br />
sie Freiheit und Unabhängigkeit.«<br />
(Werner Nohl, Landschaftsästhetik<br />
heute). Hier<br />
steht die Landschaft für die<br />
Versöhnung von Mensch und<br />
Natur, von Kultur und Natur,<br />
vom Mythos Wald und den<br />
stillen Meistern, den Bergen.<br />
Zittauer Gebirge, Blick von<br />
der 793 m hohen Lausche auf<br />
die Hubertusbaude<br />
Foto: Klaus-Peter Kappest –<br />
Archiv Wandermagazin<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 15
NATUR ENTDECKEN<br />
16 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HOCHGEBIRGE<br />
Was ist schöne<br />
Landschaft?<br />
WWas wir als schön empfinden<br />
wächst freilich nicht aus<br />
gefühlssinnlichen (endothymen)<br />
Gründen. Es ist nicht<br />
gleichbedeutend mit dem<br />
autonomen Bewusstsein des<br />
Menschen oder der gespürten<br />
Innerlichkeit. Schöne<br />
Landschaft unterliegt dem<br />
gesellschaftlichen Wandel.<br />
Die verinnerlichten gesellschaftlichen<br />
Normen kreieren<br />
in uns eine Art verbindlichen<br />
Landschafts- und Schönheitsgeschmack.<br />
Dabei definieren<br />
wir unsere Sehnsüchte in<br />
Form von Betrachtungs-Chiffren.<br />
Heute ist es vermutlich<br />
die sinnbildliche Gegenwelt<br />
zu den verbreiteten Beschleunigungsritualen,<br />
den Konsumzwängen,<br />
den ökonomischen<br />
Abhängigkeiten und der gefühlten<br />
technischen Aggressivität<br />
im Alltag. Der Anblick<br />
dieser gänzlich lebensfeindlichen,<br />
wilden Gipfellandschaft<br />
rund um den Hochkönig im<br />
Salzburgerland vermag »die<br />
Pforten der Wahrnehmung<br />
soweit zu öffnen, dass man<br />
eins wird mit dem Bild seiner<br />
Sehnsucht.« (Ulrich Grober,<br />
Vom Wandern – Neue Wege<br />
einer alten Kunst).<br />
Hochkönig, Salzburgerland<br />
Foto: Massiv des Hochkoenigs<br />
bei Muehlbach, ©Österreich Werbung,<br />
Fotograf: Homberger<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 17
NATUR ENTDECKEN<br />
Die Monumentalfassaden von Petra<br />
sind direkt aus dem Fels gehauen<br />
18 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />
Erbstücke der<br />
Menschheit<br />
Was sie uns sagen, wo man sie findet,<br />
wie man sich ihnen nähert<br />
»WIR ÜBERLIEFERN KENNTNISSE, WIR ÜBERTRAGEN GESINNUNGEN<br />
SO GUT ALS BESITZ.« DER DAS SCHRIEB WAR KEIN GERINGERER<br />
ALS JOHANN WOLFGANG VON GOETHE IN »WILHELM MEISTERS<br />
LEHRJAHRE«, DAS DER DICHTERFÜRST 1795-1796 VERFASSTE.<br />
VERERBTES, SO VIEL IST SICHER, WURDE IN ALLEN KULTUREN IN<br />
ALLEN GENERATIONEN ALS ETWAS »BESONDERES« BETRACHTET;<br />
DABEI LIEGT DER SCHWERPUNKT NICHT AUF DEM NACHLASS<br />
ZWISCHEN DEN INDIVIDUEN ALS VIELMEHR AUF DEM ERBE DER<br />
KULTUREN UND GESELLSCHAFTEN, DEN HINTERLASSENSCHAFTEN<br />
VON VÖLKERN, VOLKSGRUPPEN WIE AUCH IHREM UMGANG MIT<br />
DER NATUR.<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />
AUCH DORT WO NATUR, SEI ES DURCH MENSCHENHAND<br />
GESTALTET, SEI ES DURCH DIE ABWESENHEIT DES MENSCHEN<br />
ÜBERDAUERT, EINBLICKE IN DIE EVOLUTION ODER ERDGESCHICHTE<br />
ERMÖGLICHT, SIND ERBSTÜCKE ZU VERORTEN. IHREN ERHALT FÜR<br />
DIE NACHFOLGENDEN GENERATIONEN ZU SICHERN, MUSS DAHER<br />
EINE AUFGABE FÜR DIE SEIN, DIE HEUTE UND MORGEN DIE WELT<br />
BEVÖLKERN.<br />
»DAS HEISST ZU ZEIGEN, DASS WELTERBE MEHR IST ALS<br />
BAULICHE SUBSTANZ, GEWACHSENE LANDSCHAFTEN ODER<br />
NATURRÄUME – WELTERBE IST GELEBTES ERBE UND TÄGLICHE<br />
ARBEIT«, HEISST ES IM VORSPANN EINES INTERVIEWS MIT<br />
NADYA KÖNIG-LEHRMANN, MANAGERIN DER UNESCO-WELT-<br />
ERBEREGION OBERES MITTELRHEINTAL.<br />
Was sich als Erbstück der<br />
Menschheit empfiehlt,<br />
bleibt zunächst jedem Einzelnen<br />
überlassen. Freilich reicht der<br />
individuelle Blick nicht um den ganzen<br />
Globus, erfasst auch kaum die Interdependenz<br />
der Kulturen. Man ist weder<br />
Völkerkundler, Geologe, Historiker,<br />
Ethnologe, Kulturwissenschaftler,<br />
Architekt oder Biologe zugleich. Gut,<br />
dass die UNESCO seit 1972 durch eingehende<br />
Prüfungen den Titel Welterbe<br />
(Weltkulturerbe und Weltnaturerbe)<br />
an Stätten vergibt, die aufgrund<br />
ihrer Einzigartigkeit, Authentizität<br />
und Integrität weltbedeutend sind.<br />
Der Titel beruht auf der von 190 Staaten<br />
und Gebieten ratifizierten Welterbekonvention<br />
von 1972.<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 19
NATUR ENTDECKEN<br />
1<br />
»DAS UNESCO-WELTER-<br />
BE WÜRDIGT EINZIG-<br />
ARTIGE VERMÄCHTNIS-<br />
SE DER KULTUR UND<br />
NATUR BIS HIN ZU<br />
DOKUMENTEN, DIE DAS<br />
KOLLEKTIVE GEDÄCHT-<br />
NIS DER MENSCHEN<br />
REPRÄSENTIEREN.«<br />
1<br />
2<br />
1 | Ein gewaltiger Meteoriteneinschlag schuf den<br />
Krater im Nördlinger Ries<br />
2 | UNESCO-Welterberegion Oberes Mittelrheintal<br />
3 | Die Dolomiten gehören ebenfalls zum Weltnaturerbe<br />
4 | Der Limes, das Verteidigungsbollwerk der Römer,<br />
kann vielerorts in Deutschland besichtigt werden<br />
4<br />
3<br />
20 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />
Fotos: Ferienland Donau-Ries e.V., Wolfgang Moroder, Michael Sänger (2 x), Mediatus<br />
VERERBTE RITUALE<br />
UND FÄHIGKEITEN<br />
AUCH IMMATERIELLES KULTURERBE WIRD<br />
VON DER UNESCO GEWÜRDIGT<br />
Seit 2006 werden auch Bräuche, Darstellungen,<br />
Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten<br />
– sowie die dazugehörigen Instrumente,<br />
Objekte, Artefakte und kulturellen Räume, die<br />
Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls<br />
Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes<br />
angesehen und als Immaterielles Weltkulturerbe<br />
anerkannt. Voraussetzung: Es handelt<br />
sich um lebendiges und gelebtes Kulturerbe.<br />
Dazu zählt in Deutschland z.B. die Genossenschaftsidee.<br />
Hermann Schulze-Delitzsch und<br />
Friedrich Wilhelm Raiffeisen gründeten Mitte<br />
des 19. Jh. die ersten genossenschaftlichen Organisationen<br />
in Deutschland. Als »Raiffeisenland«<br />
gilt heute die Region zwischen Rengsdorf<br />
und Altenkirchen im rheinland-pfälzischen<br />
Westerwald. Die deutsche Brotkultur, die Flößerei,<br />
die Köhlerei oder das Kneippen kämpfen<br />
noch um die internationale Anerkennung,<br />
stehen aber bereits in einem bundesweiten<br />
Verzeichnis. Einzigartige Traditionen wie die<br />
Türmer und Nachtwächter – 123 Nachtwächter<br />
und 23 Türmer aus neun europäischen Ländern<br />
haben sich zu einer Zunft vereint – oder die vergemeinschaftete<br />
Niederwaldbewirtschaftung<br />
der Siegerländer Hauberge bemühen sich noch<br />
um die Aufnahme in die Liste. Auf der Internationalen<br />
»Repräsentativen Liste des immateriellen<br />
Kulturerbes der Menschheit« finden<br />
sich neben der deutschen Genossenschaftsidee<br />
und dem Orgelbau und der Orgelmusik auch<br />
andere Meisterstücke aus Tanz, Theater, Musik,<br />
mündlichen Überlieferungen, Bräuchen, Festen<br />
und Handwerkskünsten. So etwa die Krabbenfischerei<br />
auf Pferden in Oostduinkerke an der<br />
belgischen Nordseeküste, der Kulturraum der<br />
Beduinen in Petra und Wadi Rum in Jordanien,<br />
die Echternacher Springprozession in Luxemburg<br />
oder die Feuerfeste<br />
zur <strong>Sommer</strong>sonnenwende<br />
in den spanischen<br />
Pyrenäen. Selbst<br />
Dokumente, wenn<br />
sie zum Erhalt des<br />
dokumentarischen<br />
Weltkulturerbe und Wanderweg in einem:<br />
Der Hadrianswall im Norden Englands<br />
Erbes der Menschheit beitragen, werden von<br />
der UNESCO als Weltdokumentenerbe unter<br />
»Schutz« gestellt. Aufgenommen werden können<br />
wertvolle Buchbestände, Handschriften,<br />
Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente,<br />
»die das kollektive Gedächtnis der Menschen<br />
in den verschiedenen Ländern unserer<br />
Erde repräsentieren«.<br />
DAS WELTNATUR-<br />
UND KULTURERBE<br />
Für Outdoorer stellen sich Erbstücke des kulturellen<br />
Menschheitserbes natürlich als attraktive<br />
Ziele bzw. Anlässe dar, um sich etwa in der<br />
oder den Regionen drumherum austoben zu<br />
können. Den Titel Weltnaturerbe und Weltkulturerbe<br />
tragen nur wenige Erbstücke. Sie verbinden<br />
das natürliche mit dem kulturellen Erbe.<br />
Der Mont Perdido in den Pyrenäen zum Beispiel.<br />
Der verlorene Berg ist 3.355 Meter hoch,<br />
an seinen Füßen entspringen die Flüsse Arazas<br />
und Cinca. Gewürdigt wird in diesem Weltkultur-<br />
und -naturerbe einerseits die geologische<br />
Einzigartigkeit, die in Europa auf dem Rückzug<br />
befindliche Almwirtschaft und die besondere<br />
Rolle der Pyrenäen für die Kunst und Kultur<br />
Europas. Außergewöhnlich ist die Form der<br />
Landnutzung, da die Weideflächen Gemeineigentum<br />
der sieben umliegenden Dörfer sind.<br />
Erstaunlich daran ist, dass die Bewirtschaftung<br />
der Weiden und Wegerechte unbeachtet der<br />
Staatsgrenzen von Spanien und Frankreich<br />
gemeinsam ausgehandelt wird. So ist es üblich,<br />
dass Schaf- und Rinderherden, Pferde<br />
und Ziegen spanischer Bauern im <strong>Sommer</strong> auf<br />
Weiden der fruchtbareren französischen Seite<br />
grasen. Auch der Berg Athos gehört in diese<br />
Kategorie. Die Mönchsrepublik liegt auf dem<br />
östlichsten »Finger« der Halbinsel Chalkidikí<br />
im Norden Griechenlands. Die 20 Großklöster<br />
der orthodoxen Mönchsrepublik gehören zum<br />
UNESCO-Welterbe. Das erste Kloster, die Große<br />
Lavra, wurde 963 vom byzantinischen Mönch<br />
Athanasios Athonites gegründet. Später gründeten<br />
bulgarische,<br />
rumänische, russische,<br />
georgische und<br />
serbische Mönche<br />
weitere Großklöster<br />
auf dem Berg Athos.<br />
Heute gibt es 20<br />
Großklöster, davon<br />
Wandern<br />
<br />
Hochtour<br />
<br />
Skitour<br />
<br />
erleben
NATUR ENTDECKEN<br />
Im Bialowieski-Nationalpark<br />
Großkloster der Mönchsrepublik am Berg Athos<br />
sind 17 griechisch, eines serbisch (Kloster Chílandar), eines<br />
bulgarisch (Kloster Zografou) und eines ist russisch (Kloster<br />
Panteleímonos). Sehr speziell ist die Siedlungsform der<br />
Skiten, die rund um ihr Mutterkloster wohnen und keine<br />
eigenständigen Rechte in Regierung und Verwaltung der<br />
Mönchsrepublik besitzen. In der gesamten Mönchsrepublik<br />
gilt noch der julianische Kalender, demzufolge hier die Zeitrechung<br />
um mittlerweise 13 Tage hinter unserem Kalender<br />
zurückliegt. Übrigens beginnt hier der Tag mit dem Sonnenuntergang<br />
(Null Uhr) und Frauen haben bis heute keinen<br />
Zutritt. Auch Ibiza gehört in diese Liste. Die Verleihung des<br />
Titels Weltkulturerbe an Ibiza durch die UNESCO ist durch<br />
drei Kulturdenkmäler und ein Naturdenkmal begründet:<br />
Dalt Vila – die Altstadt und ihre Befestigung, die Nekropole<br />
am Puig des Molins – die Ausgrabungen der Phönizischen<br />
Siedlung Sa Caleta und die Salinen und Meereslandschaft<br />
bis Formentera. Salinen sind ein einzigartiges Feuchtgebiet,<br />
das Zugvögel auf ihrem Weg von Afrika nach Europa als<br />
Rastplatz nutzen. Auf dem Meeresboden zwischen Ibizas<br />
Salinen und Formentera wächst das seltene Poseidongras<br />
und gerühmt wird der Artenreichtum an Fischen.<br />
WEITERE SCHÄTZE DER MENSCHHEIT<br />
Zu den ausnahmslos bewanderbaren Erbstücken der Menschheit<br />
in Europa gehören eine Reihe von Nationalparken. Etwa<br />
der Nationalpark Pirin in Bulgarien. In dem gleichnamigen<br />
Gebirge mit Gipfeln bis knapp 3.000 Meter gibt es 176 Maarseen<br />
als Zeugen vulkanischer Aktivität. Der Nationalpark ist<br />
zu 80 % mit Wald bedeckt. Bedeutend ist der hohe Anteil<br />
an Schwarzkiefern und mit 1.300 Jahren gehört eine Schlangenhautkiefer<br />
zu den ältesten Bäumen der Welt. Nicht<br />
alle Erbschaften der Menschheit tragen das Prädikat der<br />
UNESCO. Der Nationale Geopark Laacher See und der Nationale<br />
Geopark Vulkaneifel »vererben« herausragende vulkanische<br />
Erinnerungsstücke. Darunter die wassergefüllten<br />
Maare rund um Daun, zahlreiche Trockenmaare, Schlackenkegel,<br />
Lavaströme, Lavadome, Calderen und sprudelnde<br />
Quellen, in denen das Grundwasser mit Kohlendioxid, Eisen<br />
und anderen Mineralien aus erkaltenden Magmakammern<br />
angereichert wird. Zu den 16 Nationalen Geoparks<br />
in Deutschland zählt auch das Nördlinger Ries. Hier ist der<br />
Nachweis eines kosmischen Besuchers aus dem Asteroidengürtel<br />
zwischen Mars und Jupiter sprichwörtlich zum Greifen.<br />
Mit ungeheurer Wucht schlug der knapp 1 km große<br />
Asteroid vor 14,5 Millionen Jahren mit der unvorstellbaren<br />
Geschwindigkeit von 72.000 km/h in der Nahtstelle zwischen<br />
DER POLNISCHE BIAŁ<strong>OW</strong>IEŻA-URWALD GILT ALS<br />
LETZTER TIEFLAND-URWALD EUROPAS ÜBERHAUPT<br />
Fränkischer und Schwäbischer Alb südöstlich von Nördlingen<br />
ein. Zugegeben, ein kosmisches Erbstück, aber es hinterließ<br />
an Ort und Stelle und bis zu 450 km weiter östlich nachhaltige<br />
Eindrücke. Übrigens kam der Besucher aus dem Himmel<br />
nicht alleine, ein weiterer kleinerer Himmelskörper zertrümmerte<br />
bei Steinheim nur 40 km weiter westlich das Deckgebirge.<br />
Vom Nördlinger Ries heißt es, dass eine Asche-,<br />
Gesteins- und Glutwolke rund 100 km in die Höhe aufstieg<br />
und der ungebetene Gast ein 4,5 km tiefes Loch in die Erdkruste<br />
bohrte. Vielleicht handelt es sich hierbei mehr um ein<br />
Erinnerungsstück? Auch die Grube Messel bei Darmstadt im<br />
Odenwald ist ein Andenken aus einer vergangenen Zeit. Ein<br />
steinernes Bilderbuch mit versteinerten Beweisstücken von<br />
Fischen, Vögeln, Amphibien und Reptilien aus einer Zeit, da<br />
der allererste Mensch noch lange in der Ursuppe auf göttliche<br />
Fügungen wartete. UNESCO-Weltnaturerbestätten gibt<br />
es in nahezu allen europäischen Ländern. Über das Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer gibt es in dieser Ausgabe Lesenswertes.<br />
Die Dolomiten Südtirols, Trentinos und Venetiens gehören<br />
dazu, der polnische Białowieża-Urwald gilt als letzter<br />
Tiefland-Urwald Europas überhaupt dazu. Die Höhlen des<br />
slowakischen und ungarischen Aggteleker Karsts zählen zu<br />
diesen Wundern der Erde, wie auch der Giants Causeway<br />
an Nordirlands Küste oder der Lorbeerwald Lausisilva auf<br />
Fotos: Ralf Lotys, Norbert Eisele-Hein (2)<br />
22 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ERBSTÜCKE DER MENSCHHEIT<br />
Madeira. Im Norden von Schweden in Lappland liegt Laponia.<br />
Es ist Europas größte, noch weitgehend unbeeinflusste<br />
Wildnis. Laponia ist seit 1996 Weltnatur- und Weltkulturerbe.<br />
Es ist darüber hinaus eines von vier Welterbegebieten,<br />
das noch von einer indigenen Bevölkerung, den Samen, besiedelt<br />
wird. Überdies ist es eine Trekkingregion par excellence.<br />
Sich aufmachen zu diesen kostbaren Andenken der<br />
Natur und der Kultur. Sich einnehmen lassen von den Erbstücken<br />
der Menschheit. Einige spannende Anregungen<br />
dazu, zum Radeln oder Wandern auf den Spuren von »Erblassern«,<br />
haben wir in einer Tabelle zusammengestellt. Wie<br />
schrieb Imanuel Kant so treffend »und es könnte sein, daß<br />
die Menschheit reicher wird, indem sie ärmer wird, daß sie<br />
gewinnt, indem sie verliert«. (ms)<br />
Die Salinenfelder auf Ibiza<br />
20 IDEEN FÜR DIE SPURENSUCHE<br />
NAME START/ZIEL REGION KULTUR ART LÄNGE KOMMENTAR<br />
1 Limeswanderweg Eining /<br />
Rheinbrohl<br />
2 Hadrian‘s Wall Path Wallsend /<br />
Bowness-on-Solway<br />
3 Römerkanal-<br />
Wanderweg<br />
4 Kelten-<br />
Erlebnisweg<br />
Deutschland Römer Wandern ca. 740 km Entlang des größten Bodendenkmals in D<br />
England Römer Wandern ca. 135 km Landschaftlich vielfältig, immer am Hadrians Wall entlang<br />
Nettersheim / Köln Eifel, Rheinland Römer Wandern ca. 116 km Entlang der Eifelwasserleitung<br />
Meiningen /<br />
Bad Windsheim<br />
5 Römer-Lippe-Route Xanten /<br />
Hermannsdenkmal<br />
Werra, Haßberge,<br />
Steigerwald<br />
Niederrhein,<br />
Westfalen<br />
6 Via Romana Xanten / Nimwegen Niederrhein,<br />
Niederlande<br />
Kelten Wandern ca. 254 km Museen, der Dolmar (heiliger Berg d. Kelten), Widderstatt<br />
Römer Radwandern ca. 449 km »Geschichte im Fluss«<br />
Römer Radwandern ca. 257 km Entlang einer alten Heerestraße, viele röm. Hotspots<br />
7 Ausoniusweg Bingen / Trier Rheinland-Pfalz Römer Wandern ca. 122 km »Hunsrücker Jakobsweg«, viele röm. Sehenswürdigkeiten<br />
8 Sirona-Weg Bundenbach /<br />
Hoppstätten<br />
9 Arminiusweg Porta Westfalica /<br />
Bramsche<br />
10 Via Claudia Augusta Donauwörth /<br />
Venedig<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Westfalen /<br />
Osnabrücker Land<br />
Kelten/<br />
Römer<br />
Germanen/<br />
Römer<br />
Wandern ca. 106 km 24 historische Stationen, inkl. Keltensiedlung-Nachbau<br />
Wandern ca. 95 km 18 historische (Info-)Stationen<br />
Donau-Ries / Italien Römer Radwandern ca. 700 km Auf den Spuren der historischen Via Claudia Augustus<br />
(Transalp!)<br />
11 RheinBurgenWeg Bingen / Remagen Rheinland-Pfalz Mittelalter Wandern ca. 200 km größte Burgendichte der Welt »UNESCO-Welterberegion<br />
Oberes Mittelrheintal«<br />
13 Glauburglehrpfad Glauburg /<br />
Glauburg<br />
14 Welterbepfad Parkplatz Craulaer Kreuz<br />
im NP Hainich<br />
15 Via Caliga Palzem Winchering /<br />
Winchering<br />
12 Welterbesteig Krems oder Melk Wachau, Oberösterreich<br />
Vogelsberg-<br />
Wetterau<br />
Thüringen<br />
UNESCO Wandern ca. 180 km Römer, Wein, Klöster und Burgen<br />
Weltkulturerbe<br />
Kelten Wandern ca. 5 km Archäologicher Park mit vielen Elementen und spannendem<br />
Museum<br />
UNESCO Wandern ca. 9,5 km Das Weltnaturerbegebiet im Nationalpark Hainich umfasst<br />
Weltnaturerbe<br />
Bereiche besonders naturnaher Altbuchenwälder.<br />
Mosel Römer Wandern ca. 35 km Legionäre zogen auf der Höhenstraße über den Saargau,<br />
»Caliga« = Riemensandalen<br />
16 Neanderlandsteig Mettmann Rheinland Neandertaler Wandern ca. 240 km Auf den Spuren der Neandertaler<br />
17 Nibelungensteig Zwingenberg / Freudenberg<br />
a. Main<br />
18 Wikinger-Friesen-Weg St. Peter-Ording /<br />
Maasholm<br />
19 Auf den Spuren<br />
der Gallier<br />
Bollendorf /<br />
Bollendorf<br />
20 Viking Trail Panoramarouten durch<br />
Neufundland, Labrador<br />
Odenwald Nibelungen Wandern ca. 130 km Auf den Spuren der Nibelungen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Eifel<br />
Wikinger/<br />
Friesen<br />
Kelten/<br />
Römer<br />
Radwandern ca. 300 km Museen, Kulturlandschaften…von Küste zu Küste (Nord und<br />
Südroute je 180 km)<br />
Wandern ca. 20 km Druidenstein, Wikingerburg, Römische Villa…<br />
Kanada Wikinger Wandern ca. 489 km Alte Wikinger Siedlungen und Anlagen und Nachbildungen<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 23
NATUR ENTDECKEN<br />
Outdoor<br />
<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Weite, Wind und der<br />
faszinierende Naturschatz an der Nordsee<br />
Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer<br />
UNTER DEN GESCHÜTZTEN NATURAREALEN SIGNALISIERT<br />
DAS UNESCO-WELTNATURERBE »OSCAR«-NIVEAU.<br />
DIE NATIONALPARKS DES WATTENMEERS SIND EINZIGAR-<br />
TIG AUF DER WELT. WIR HABEN FLORA, FAUNA, HAND-<br />
WERK, FISCHEREI UND GESCHICHTE KENNENGELERNT –<br />
UND KAMEN AUS DEM STAUNEN NICHT MEHR HERAUS.<br />
Von Lutz Bormann<br />
24 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WATTENMEER<br />
1 2 3<br />
1 | Wattfrühstück mit frischen Matjes und Krabben<br />
2 | Strandnelken sind typisch für die Region<br />
3 | Nordseebewohner Plattfisch<br />
Fotos: Die Nordsee GmbH, Lutz Bormann<br />
Die Luft ist glasklar, ein eiskalter<br />
Sturm pfeift von Norden<br />
übers trocken gefallene<br />
Watt, das in der Morgensonne glänzt.<br />
»Moin moin, schönes Wetter habt ihr<br />
mitgebracht: Sonne, Fernsicht und<br />
kaum Wind«, begrüßt uns Wattführer<br />
Karsten Bronk, der seinen Traumjob<br />
gefunden hat. So ist das also mit dem<br />
Wind hier oben. Er sprüht vor Energie<br />
und kontrolliert unsere Wanderausrüstung.<br />
Bis zu den Knien werden wir<br />
durchs Wasser waten, wenn wir Priele<br />
queren, die Gezeitenkanäle im Watt.<br />
Die Klamotten sind alt, die Hosenbeine<br />
lassen sich hochkrempeln, nur<br />
beim Schuhwerk kommt Kritik. Einige<br />
LANDSCHAFT UND LEBENSRAUM<br />
DER FÜNF WATTENMEER-NATIONAL-<br />
PARKS SIND WELTWEIT EINZIGARTIG.<br />
tragen wasserdichte hohe Socken. Es<br />
gibt äußerst scharfkantige Muscheln<br />
unter der Oberfläche, die mühelos die<br />
Fußsohle durchtrennen wenn jemand<br />
keine Schuhe trägt. Alte Turnschuhe,<br />
die man danach entsorgen kann oder<br />
die mehrere Waschgänge nicht übel<br />
nehmen, sind optimal geeignet.<br />
Es geht los, niemand aus unserer Besuchergruppe<br />
hat das Watt je gesehen.<br />
Wir fragen, Bronk antwortet.<br />
Die Insel vor uns heißt Neuwerk, ist<br />
nicht ein paar hundert Schritte entfernt<br />
sondern acht Kilometer, denn<br />
die klare Luft täuscht uns. Sieben<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 25
NATUR ENTDECKEN<br />
1 2<br />
3<br />
1 | Rettungsbake, vulgo »Kurgastreuse«<br />
2 | Langwarder Groden: Behindertengerechte<br />
Mobilität für den Rundweg<br />
3 | Querung des Priels, Buschpricken für die Orientierung<br />
»IN DER HAUPT-<br />
SAISON KOMMT ES<br />
MEHRFACH VOR,<br />
DASS GÄSTE MIT<br />
DEM BOOT AUS<br />
DER RETTUNGS-<br />
BAKE GEHOLT<br />
WERDEN MÜSSEN.«<br />
Meter liegt sie höher als unser Ausgangspunkt am Strand<br />
von Cuxhaven. Wenn die Flut kommt, steht das Wasser<br />
ruckzuck drei Meter hoch und die Priele lassen sich nicht<br />
mehr queren. Wer dann vom Festland abgeschnitten ist,<br />
kann sich auf eine Rettungsbake flüchten, ein Drahtkäfig<br />
mit Zustiegsleiter, der mehreren Personen Platz bietet, bis<br />
ein Boot vom Festland sie abholt. Mehrmals sitzt während<br />
der Hauptsaison einer da oben. »Deswegen heißen die bei<br />
uns Kurgastreusen«, lacht Bronk. Inzwischen kommt das<br />
zweite Frühstück auf Rädern, angeliefert vom »Hus achtern<br />
Diek«, mit den vermutlich besten Matjesbrötchen des<br />
Universums.<br />
Immer spannender werden die Beschreibungen der biologischen<br />
Kreisläufe und Lebensformen, von Kieselalgen,<br />
Krabben, Wattwürmern und dem Modegemüse Queller,<br />
einem sprossenartigen Wattgewächs. Forscher untersuchten<br />
die im Watt lebende Radiolarie Clathrocorys teuscheri,<br />
bauten die Tripod-Konstruktion nach und fanden deren<br />
unübertreffliche Stabilität heraus. Nach diesem bionischen<br />
Vorbild konstruierte Windrad-Anker senken das Gewicht<br />
26 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WATTENMEER<br />
um 170 Tonnen und sparen Kosten.<br />
»Das Watt ändert ständig sein Gesicht,<br />
eine faszinierende, einzigartige Landschaft,<br />
als UNESCO-Weltnaturerbe in<br />
einer Liga mit dem Grand Canyon und<br />
durch die länderübergreifende Lage<br />
ein schönes Stück Europa«, sagt Bronk<br />
»HIER FAHREN NUR NOCH<br />
FÜNF KRABBENKUTTER.«<br />
Kapitän Martin Sievers<br />
begeistert und gibt uns einen ökologischen<br />
Rat auf den Weg. In vielen<br />
Kosmetika, Waschmitteln und bis vor<br />
kurzem auch Zahnpastas sind mikroskopisch<br />
kleine Plastikkrümel enthalten,<br />
die letztlich die Weltmeere und<br />
die Mikroorganismen schädigen. Daher<br />
immer auf den ökologisch sinnvollen<br />
Inhaltsstoff Silikat achten. Wir verabschieden<br />
uns von einem Wattführer,<br />
der den »schönsten Job der Welt« hat,<br />
wenn er nicht gerade seinem Hobby,<br />
dem Fliegenfischen, nachgeht und<br />
können inzwischen nachvollziehen,<br />
warum er Recht hat.<br />
Wenig später vertiefen wir unser Wissen<br />
im neu erbauten Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer Besucherzentrum bei<br />
dessen Leiter Bernhard Rauhut. Sichtlich<br />
stolz erklärt er, dass der imposante<br />
moderne Holzbau für nur drei Millionen<br />
Euro schlüsselfertig übergeben<br />
wurde. Mehrere Stockwerke mit Ausstellung<br />
und Informationszentrum<br />
sind untergebracht, Büro- und Seminarräume.<br />
Rauhut erklärt die Landschaftsformen<br />
von Marsch, Geest<br />
und Moor – und dass man vor 10.000<br />
Jahren noch zu Fuß nach England und<br />
Irland laufen konnte. Um hundert<br />
Meter ist der Meeresspiegel seither<br />
angestiegen. Natürlich sieht auch er<br />
die seit langem angestrebte Elbvertiefung<br />
kritisch, freut sich aber über das<br />
durchaus harmonische Verhältnis von<br />
Nationalpark und Tourismus.<br />
Wir schlendern am Strand entlang<br />
zurück nach Duhnen, einem Ortsteil<br />
von Cuxhaven, und Rainer aus unserer<br />
Gruppe kriegt sich nicht mehr ein. Inzwischen<br />
hat er eine Woche Privaturlaub<br />
zum nächsten Hochzeitstag gebucht.<br />
Stimmt, auf so kleinem Raum<br />
eine Traumlandschaft, ein Biotop für<br />
Naturentdecker und Genießer, für kulinarische<br />
Feinspitze und wissbegierige<br />
Urlauber, für Augenmenschen mit<br />
Sinn für endlose Horizonte – und auch<br />
für gesundheitsbewusste Gäste.<br />
»Ahoi« heißt das Thalassozentrum<br />
von Cuxhaven, das mit gewaltigem<br />
Aufwand kernsaniert wurde und nun<br />
Behandlungsräume der Luxusklasse<br />
Fotos: Lutz Bormann<br />
Der Krabbenkutter senkt seine beiden<br />
Baumkurren vor Fedderwaddersiel ab<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 27
NATUR ENTDECKEN<br />
Direkt an der Strandpromenade von Duhnen/Cuxhaven:<br />
abendliche Wattenmeer-Romantik mit Strandkörben<br />
bietet. Besonders Beschwerden der<br />
Atemwege finden hier Linderung. Solebäder,<br />
auch für die Paarbehandlung,<br />
mit Blick auf die Quelle der Wohltat,<br />
das Meerwasser der Nordsee – wo<br />
gibt es das nochmal? Dazu eine grandiose<br />
Dachterrasse mit Ruhemuscheln<br />
und ein großzügiger Saunabereich<br />
mit der exklusiven »Sauna Premium«-Auszeichnung.<br />
Klar, dass Rainers<br />
To-Do-Liste für den Hochzeitstag-Urlaub<br />
gerade um einen weiteren Punkt<br />
angewachsen ist.<br />
ist. Die Arbeit mit den Baumkurren ist<br />
hart, die ökologischen Auflagen für die<br />
Krabbenfischerei werden immer strenger<br />
und die Puhlerei vor Ort ist ökonomisch<br />
kaum umsetzbar. Welch ein<br />
Erlebnis, als Martin Sievers den Fang an<br />
Deck hievt und der Matrose uns jeden<br />
einzelnen Fisch anschaulich erklärt. Sowohl<br />
der kurze Besuch im kleinen Wremer<br />
Museum für Wattenfischerei als<br />
auch im Nationalpark-Haus Museum in<br />
Fedderwardersiel runden unseren Ausflug<br />
in die Fischerei ab.<br />
UNESCO-WELTNATURERBE<br />
WATTENMEER<br />
Es umfasst fünf Gebiete: Dänisches,<br />
Schleswig-Holsteinisches, Hamburgisches,<br />
Niedersächsisches und Niederländisches<br />
Wattenmeer.<br />
SEHENSWERT<br />
Weltnaturerbe Besucherzentrum<br />
Cuxhaven, Nationalpark-Haus Museum<br />
Fedderwaddersiel, Wremer Museum<br />
»DIE LANDSCHAFT ÄNDERT SICH<br />
TÄGLICH. KEIN PLATZ FÜR LAN-<br />
GEWEILE.« Wattführer Karsten Bronk<br />
Exklusiv und einmalig hingegen ist unsere<br />
Ausfahrt von Fedderwardersiel<br />
auf der Nordsee-Halbinsel Butjadingen<br />
mit einem echten Krabbenkutter.<br />
Nachdem das gebuchte Ausflugsboot<br />
im Dock liegt, hat kurzentschlossen die<br />
»Harmonie FED8« die Tour übernommen.<br />
Schnell werden wir Zeuge, warum<br />
das leckere Seafood so teuer geworden<br />
Nicht minder eindrucksvoll ist unsere<br />
letzte Station in Butjadingen, wo uns<br />
Dr. Anika Seyferth das Projekt »Natur<br />
Erleben Langwarder Groden« erläutert.<br />
Politisch hart umkämpft ist durch<br />
die doppelte Deichanlage ein streng<br />
geschütztes Salzwiesenareal entstanden,<br />
das als Lebensraum seltener Vögel<br />
Ornithologen und Fotografen aus<br />
aller Welt anlockt. Im Watt, zur See,<br />
oder wie hier auf Bohlenpfaden und<br />
Rundwegen in diesem Nationalpark<br />
Natur zu entdecken, macht den Besucher<br />
tief glücklich und nachdenklich.<br />
Und das ist gut so!<br />
für Wattenfischerei, Thalassozentrum<br />
Ahoi, Langwarder Groden mit Rundund<br />
Bohlenwegen.<br />
WICHTIGE LINKS<br />
www.nationalpark-wattenmeer.de<br />
www.cuxhaven.de<br />
www.butjadingen.de<br />
www.wattwandernneuwerk.de<br />
www.wattbz.cuxhaven.de<br />
DIE NORDSEE GMBH,<br />
Rheinstraße 13<br />
26506 Norden<br />
Tel. 0 4 4 21/9 56 09 91;<br />
www.die-nordsee.de<br />
Fotos: Lutz Bormann<br />
28 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WATTENMEER<br />
Schifffahrt und Inselbahn<br />
Wangerooge<br />
Wangerooge ist autofrei! Lassen Sie sich<br />
eine frische Brise gesunde Nordseeluft um<br />
die Nase wehen und durchqueren Sie mit<br />
der Inselbahn, eine Schmalspurbahn, die<br />
einzigartigen Salzwiesen, bevor Sie zum<br />
historischen Bahnhof und damit in den<br />
Ort gelangen. Informationen zu Fährüberfahrten<br />
nach Wangerooge mit Inselbahn,<br />
Rund- und Kutterfahrten ins Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer erhalten Sie auf<br />
www.siw-wangerooge.de<br />
Tel. 0 44 64/94 94 11<br />
Wangerland – Auf Entdeckertouren<br />
Mal zur Insel Minsener Oog,<br />
mal vor der Küste des Wangerlandes:<br />
Beim Wattwandern<br />
im Wangerland kommt der<br />
sportliche Aspekt garantiert<br />
nicht zu kurz.<br />
Wangerland Touristik GmbH<br />
Tel. 0 44 26/98 70<br />
www.wangerland.de<br />
Dangast – Wattwanderung<br />
zum Leuchtturm<br />
Wandern auf dem Meeresboden, endlose<br />
Weite vor sich und das Gefühl, der Natur<br />
ganz nah zu sein – dieses besondere<br />
Erlebnis haben sportlich ambitionierte<br />
Urlauber bei einer Wattwanderung<br />
zum Leuchtturm Arngast.<br />
Kurverwaltung Nordseebad Dangast<br />
Tel. 0 44 51/9 11 40; www.dangast.de<br />
Wattführer Gerke Ennen<br />
Tel. 0 44 65/5 70; www.wattlopen.de<br />
Norderney – 360° Panorama über Insel und Meer<br />
Norderney bietet nicht<br />
nur 80 km Rad- und Wanderwege,<br />
sondern auch<br />
mehrere Aussichtsdünen.<br />
Dort liegt Ihnen das<br />
UNESCO-Weltnaturerbe<br />
Wattenmeer regelrecht<br />
zu Füßen.<br />
www.norderney.de<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 29
NATUR ENTDECKEN<br />
Wildwetter ist schön<br />
Schönwetter kann jeder – Wildwetter ist besser<br />
DER WIND HAT GEHÖRIG AUFGEFRISCHT, DIE GEWITTERFRONT IST ÜBER<br />
DEN GIPFELKAMM DES HOCHGRAT BEI OBERSTAUFEN HINWEGGEFEGT.<br />
DAS SCHWARZBLAUE GEWÖLK HÄNGT JETZT ÜBER DER NAGELFLUHKETTE<br />
UND WANDERT RICHTUNG BALDERSCHWANG. BLITZE ZUCKEN VOM HIMMEL,<br />
DIE DONNERSCHLÄGE, TAUSENDFACH DURCH DAS ECHO AUS DEN TÄLERN<br />
VERSTÄRKT, FAHREN MIR IN MARK UND BEIN. DOCH ICH FÜHLE MICH IN<br />
MEINEM ELEMENT.<br />
DAS IST WETTER. DER KAMM ZWISCHEN BERGSTATION, WO MEINE FRAU UND<br />
ICH VOR EINER KNAPPEN STUNDE NACH DEM AUFSTIEG SCHUTZ GESUCHT<br />
HATTEN, UND DEM GIPFEL IST WIE LEERGEFEGT. KEINE MENSCHENSEELE ZU<br />
SEHEN. ICH BREITE DIE ARME AUS, SCHREIE VOR GLÜCK UND SPÜRE MIT JEDER<br />
FASER MEINES KÖRPERS: WILDWETTER MACHT WIRKLICH UND GLÜCKLICH.<br />
30 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WILDWETTER<br />
GEWICHT SPAREN<br />
OHNE<br />
KOMPROMISSE<br />
Foto: stormhike.is<br />
Szenenwechsel! Man sieht die<br />
Hand vor Augen nicht. Drei<br />
Männer und zwei Frauen schreiten<br />
langsam und bedächtig auf dem<br />
Hochrhöner, einem qualitätsgeprüften<br />
Weitwanderweg, Richtung<br />
Wasserkuppe auf. Als die mächtige<br />
Radonkugel aus dem weißen Nichts<br />
auftaucht, ist das Ziel nicht mehr weit.<br />
WILDWETTER-<br />
WANDERUNGEN?<br />
Die Mitarbeiterin der Tourist-Information<br />
auf Hessens höchstem Gipfel<br />
begrüßt uns fünf durchgeweichte<br />
Wanderfans mit einer Mischung aus<br />
Mitleid und Hochachtung. »Sie sehen,<br />
dass man nicht viel sieht...!« Im<br />
Mittel gibt es auf dem Dach der Rhön<br />
nämlich statistisch 250 Nebeltage,<br />
bei rund 1.200 mm Niederschlag und<br />
Windgeschwindigkeiten bis zu 170<br />
km/h. »Wenn Ihnen dieses Wildwetter<br />
Spaß macht, dann könnten sie vielleicht<br />
auch Freude an unseren geführten<br />
Sturm- und Nebelwanderungen<br />
haben?« Vermutlich hatten wir eine<br />
gewisse kollektive Fassungslosigkeit<br />
im Gesicht, da die junge Frau rasch ergänzte<br />
»echt jetzt, wenn es nicht zu<br />
arg stürmt, dann kann es richtig reizvoll<br />
sein und diese klimatischen Reize<br />
tun Psyche und Physis richtig gut!«<br />
Spontan musste ich an ein Bonmot<br />
von Grillparzer denken: Böses Wetter,<br />
böses Wetter! Es entladen sich<br />
die Götter, reinigen ihr Wolkenhaus,<br />
MINIMALES<br />
GEWICHT<br />
MAXIMALE<br />
ATMUNGSAKTIVITÄT<br />
Featherlite 30<br />
Perfekt ausgestatteter, ultraleichter<br />
Tagesrucksack, der in das eigene<br />
Deckelfach gepackt werden kann.<br />
Intelligentes Design für minimales<br />
Gewicht und maximalen Komfort<br />
beim Wandern.<br />
montane.co.uk<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 31
NATUR ENTDECKEN<br />
1<br />
Sebastian Schwanhäußer, Chef<br />
der Schwan-Stabilo-Gruppe, zu<br />
denen u.a. die Ausrüster Deuter,<br />
Ortovox und Maier Sports<br />
gehören, unterwegs mit Autor<br />
und »Berufswanderer« Manuel<br />
Andrack<br />
und die Menschen badens aus.« Allerdings<br />
finde ich einen anderen Spruch<br />
für mich viel passender: Ich sehe aus<br />
dem Fenster und denke: »Schade, dass<br />
es heute regnet.« Dann gehe ich aus<br />
dem Haus und sage: »Schön, dieser<br />
warme <strong>Sommer</strong>regen auf der Haut.<br />
Schön, dass es heute regnet.«<br />
Szenenwechsel! Wie die Fähre bei diesem<br />
Nebel die knapp 55 Minuten dauernde<br />
Fahrt von Neuharlingersiel nach<br />
Spiekeroog unbeschadet überstehen<br />
konnte, war mir ein Rätsel. Ich war<br />
mit Carsten Heithecker, ein lebendes<br />
Original unter den Wattführern der<br />
Nordseeinsel, zu einer Wattwanderung<br />
verabredet. Mit einer Forke in der rechten<br />
Hand, rotem Anorak und Rucksack<br />
erwartete mich der freundliche Herr<br />
bereits am Kai. »Zieh` Dir Handschuhe<br />
über, Junge, und wenn Du für Deine<br />
Kamera keinen Spritz- und Salzschutz<br />
hast, dann sei gewarnt ...« Der Nebel<br />
hatte sich etwas gelichtet, es regnete<br />
bei mäßigem Wind. Hinein ins Reich<br />
der Miesmuscheln und Wattwürmer.<br />
Herrlich, herrlich schoss es mir immer<br />
wieder durch den Kopf, während ich<br />
hinter Carsten herdackelte oder ihm<br />
beim Buddeln zusah. Die Gedanken<br />
an ein Heißgetränk, eine heiße Dusche<br />
und einen Kachelofen konnte ich<br />
allerdings mit jedem weiteren Kilometer<br />
schier endloser Wattlandschaft<br />
immer erfolgloser verdrängen. Dennoch:<br />
unvergessen schön.<br />
WILDWETTER<br />
IN DEN BERGEN?<br />
Natürlich gibt es sie, die Sauwettertage<br />
während der Berg- und <strong>Sommer</strong>ferien.<br />
Was tun? Beliebte Wahl sind<br />
dann Museumsbesuche, Stadtbummel<br />
oder der Besuch von Parks und Spaßbädern.<br />
Wie wäre es denn mit einer<br />
Wildwetterwanderung? Man benötigt<br />
dafür: Gummistiefel oder wasserdichte<br />
Wanderstiefel, Regenjacke, Regenmütze<br />
und Regenhose. Das Ziel?<br />
Der nächstgelegene Gebirgsbach,<br />
eine Alm in nicht zu großer Entfernung<br />
oder ein schöner Bergwald. Auch<br />
Schluchten, Klamme und Tobel (siehe<br />
auch den Artikel über die Schluchten<br />
in dieser Ausgabe) sind hervorragende<br />
Wildwetteranlässe. Der sommerliche<br />
Regen lässt Bäche und Flüsse rasch<br />
anschwellen und jagt noch mehr Wasser<br />
als üblich durch die Felsspalten,<br />
lässt Wasserfälle und -kaskaden noch<br />
virtuoser und geräuschvoller gischten<br />
und schäumen. Es gibt übrigens auch<br />
handliche (rucksacktaugliche) und vor<br />
allen Dingen wind- und sturmresistente<br />
Outdoorschirme, wobei allerdings<br />
bei stürmischen Winden und Regen<br />
der gewünschte Effekt zunehmend<br />
32 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WILDWETTER<br />
extrem<br />
Fotos: Michael Sänger<br />
leidet, da sich der Regen leider der<br />
Windrichtung anpasst. In vielen Tälern<br />
von Österreich oder der Schweiz<br />
bieten Hotels und Tourist-Informationen<br />
spezielle Wildwetter-Tourenvorschläge<br />
und in manchen touristischen<br />
Zentren sogar eigens Angebote mit<br />
Führung an. Wer bei Regenwetter in<br />
die Bergwälder eintaucht, die regennassen<br />
Baumstämme berührt, den<br />
Nebelschwaden zuschaut, wie sie aufsteigen,<br />
durch den Wald ziehen und<br />
allerlei Anregung für die Interpretation<br />
der sprichwörtlich verzauberten<br />
Natur geben, der versteht auf Anhieb,<br />
dass Wildwetter durchaus mit Schönwetter<br />
konkurrieren kann.<br />
WO DER WIND NICHT STÖRT<br />
Heftiger Sturm oder Orkanböen verbieten<br />
natürlich das Wandern bzw.<br />
den Aufenthalt im Wald oder auf<br />
ausgesetzten Gipfelgraten. Die Bergbahnen<br />
stellen bei dieser Witterung<br />
aus gutem Grunde den Betrieb ein.<br />
In den Bergen bietet sich als Alternative<br />
der relative windgeschützte<br />
Talboden an, dort vorzugsweise die<br />
Nähe zu Bächen und Flüssen. Man<br />
kann Steinpyramiden bauen, Bäche<br />
und Rinnsale stauen und mit selbstgebasteltem<br />
Schiffsersatz Wettrennen<br />
veranstalten. Die Suche nach<br />
handschmeichelnden Steinen, solchen<br />
von besonderem Aussehen oder interessanter<br />
Farbgebung sind weitere<br />
Ideen. Schwacher bis mäßiger Wind<br />
in Heidelandschaften oder am Meer<br />
bringt die vergleichsweise geringsten<br />
Einschränkungen, es sei denn, der<br />
Wind wächst sich zu Sturmstärke aus.<br />
Sonst macht es irre viel Spaß durch die<br />
regennasse Heide, über die Dünen,<br />
Deiche oder am Strandsaum entlang<br />
zu wandern. Dabei ist das Wandern<br />
gegen die steife Brise vielleicht mit<br />
dem größten Spaß verbunden. Regnet<br />
es zudem noch, dann empfindet<br />
man die Tropfen wie kleine Geschosse<br />
im Gesicht. Die Haut strafft sich in<br />
der salzhaltigen Luft und wenn man<br />
dann nach dem windigen Vergnügen<br />
wieder in der warmen Unterkunft<br />
ankommt, dann spannt die Haut und<br />
die Gesichter scheinen zu glühen. Bei<br />
Wildwetter erhält die Landschaft einen<br />
melancholischen Überzug. Sie<br />
lädt ein, die Fantasie zu bemühen.<br />
Baumwurzeln lassen sich dann als Elefantenfüße<br />
interpretieren, Himmel<br />
und Erde scheinen ansatzlos ineinander<br />
über zu gehen. Eine wundervolle<br />
Geräuschkulisse inspiriert und erweitert<br />
den Erfahrungshorizont Natur.<br />
Ob Nebel-, Sturm- oder Regenwanderung,<br />
wie viel anders wirkt jetzt die<br />
Natur. Mit jeder Faser schaut, spürt<br />
und lauscht man in diese Wildwetterlandschaft,<br />
die noch gestern oder vorgestern<br />
im strahlenden Blau den Nimbus<br />
der lauschigen Idylle verströmte.<br />
Für die Schönwettergesellschaft mag<br />
es störend sein, für echte Naturfans<br />
ist es ein Muss: Gerade jetzt muss<br />
man draußen sein. Jetzt das Prasseln<br />
des Regens im Gesicht spüren, die<br />
unscharfen Umrisse des Waldrandes<br />
abtasten, der nassen Natur auf den<br />
Grund gehen, in die Landschaft aufmerksam<br />
hineinhören. Das ist einzigartig!<br />
Viel Spaß … (ms)<br />
outdoor<br />
Der stabilste<br />
Trekkingschirm der Welt<br />
372 g<br />
Schaft aus<br />
Fiberglas –<br />
Für extreme<br />
Belastungen!<br />
59,90<br />
Der Autor des Beitrags, Michael Sänger, im<br />
Selbstversuch: dicke Suppe, gute Laune<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 33
NATUR ENTDECKEN<br />
Berge in Flammen<br />
Herz-Jesu-Feuer<br />
im Tannheimer Tal<br />
IN EINEM DER BELIEBTESTEN HOCHTÄLER DER ALPEN SIND TAUSENDE DABEI,<br />
WENN IM JUNI BEIM HERZ-JESU-FEUER DIE GIPFEL UND GRATE BRENNEN.<br />
Gelebte Traditionen sind in vielen<br />
Alpenregionen zu Hause.<br />
Sie bewahren die Erinnerung<br />
an die gemeinsame Geschichte und<br />
verbinden die Menschen. Besonders<br />
spektakulär ist das Vermächtnis des<br />
Herz-Jesu-Feuers im Tannheimer Tal,<br />
wo man sich besondere Mühe mit diesem<br />
Ritual macht.<br />
Romantische Bergseen, schroffe Felswände<br />
und sanfte Almen: Nur einen<br />
Katzensprung von Füssen, Pfronten<br />
oder Hindelang entfernt lockt das<br />
Tannheimer Tal nicht nur als ideales<br />
Wanderrevier. Am zweiten Wochenende<br />
nach Fronleichnam, das sind<br />
<strong>2017</strong> der 24. und 25. Juni, stehen die<br />
Berge zum Herz-Jesu-Feuer wieder<br />
in Flammen. 1796 dankten die Menschen<br />
im Tal mit diesem Fanal dafür,<br />
dass ihr Flehen um den göttlichen Beistand<br />
des »Heiligsten Herzen Jesu«<br />
im Kampf gegen Napoleons Truppen<br />
erhört worden war. Zum Dank gelobten<br />
sie, das Fest alljährlich zu wiederholen<br />
und hielten Wort, auch zur<br />
Freude der vielen Besucher. Während<br />
Fotos: Wolfgang Ehn, Achim Meurer, TVB Tannheimer Tal<br />
34 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
TANNHEIMER TAL<br />
Das Tannheimer Tal im<br />
Sonnenuntergang hoch über Grän<br />
am Samstag die<br />
Bergsilhouetten<br />
über Grän und Nesselwängle<br />
erglühen,<br />
entzünden am<br />
Sonntag die westlichen<br />
Gemeinden 1<br />
Zöblen, Tannheim<br />
und Schattwald<br />
ihre Feuer. Einheimische treffen sich<br />
am Abend, verteilen die Last der Kanister<br />
voll Biodiesel auf ihre Rücken<br />
und steigen noch vor Anbruch der<br />
Dämmerung zur Gipfelpyramide des<br />
Bschießer durchs Stuibental Richtung<br />
Süden.<br />
Bschießer oder Bscheißer wie es auf<br />
einigen Landkarten heißt, egal, wir<br />
haben einmal das volle Programm<br />
mitgemacht. In luftiger Kraxelei geht<br />
es über die markanten Grate hinauf<br />
bis zum Grenzgipfel. Vom Tal aus<br />
betrachtet erschließt sich das ebenmäßige<br />
Dreieck des Bergprofils als<br />
ideale Wahl für unser Vorhaben. Alle<br />
fünf Meter werden Pappbecher mit<br />
Biodiesel gefüllt. Wenn gegen zehn<br />
Uhr abends die Dämmerung hereinbricht,<br />
werden auf demselben Weg<br />
absteigend die Fackeln entzündet.<br />
Inzwischen haben sich alle im Tal auf<br />
Verandas, Terrassen oder Grillpartys<br />
im Freien versammelt und feiern ein<br />
ebenso beschauliches wie besinnliches<br />
Fest. Welch ein Auftakt oder krönender<br />
Abschluss<br />
für einen Bergurlaub!<br />
Seilbahnen<br />
verkürzen die Anstiege<br />
zu herrlichen<br />
Gipfeln und<br />
urigen Berghütten,<br />
wo hungrige<br />
Wanderer<br />
mit Tiroler Köstlichkeiten verwöhnt<br />
werden. Im Tal gibt es geführte Wanderungen<br />
im Naturschutzgebiet um<br />
den Haldensee, kinderwagentaugliche<br />
Wege und ein reichhaltiges Freizeitangebot<br />
für Kinder.<br />
Immer wieder lockt das Tannheimer<br />
Tal mit faszinierenden und sportlichen<br />
Events Gäste an: das Ballonfestival<br />
im Winter mit den farbenprächtigen<br />
Montgolfieren, der SKI-TRAIL<br />
Tannheimer Tal – Bad Hindelang, der<br />
Seen-Lauf, der Rad-Marathon und<br />
ganz aktuell und zum erstenmal die<br />
»TRAILdays Tannheimer Tal« vom 17.<br />
bis 21. Mai. Leki-Experte und Olympionike<br />
Peter Schlickenrieder leitet<br />
während der 5-tägigen Veranstaltung<br />
Workshops und geführte Läufe.<br />
Man kann in einem von fünf Partnerhotels<br />
eine Pauschale buchen, das<br />
komplette Programm begleiten oder<br />
einzelne Programmtage wählen. (lb)<br />
MEHR INFOS:<br />
www.tannheimertal.com<br />
1 | Herz-Jesu-Feuer zitieren Bibelmotive<br />
2 | Talnahe Wanderwege: Entspannung und Aussicht<br />
3 | Naturschauspiele säumen den Weg<br />
2 3<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 35
NATUR VERSTEHEN<br />
Outdoor<br />
<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
»IM GRUNDE IST<br />
DIE WILDE ISEL DIE<br />
EIGENTLICHE HERZ-<br />
SCHLAGADER<br />
OSTTIROLS«.<br />
Mathias Berger,<br />
Nationalparkranger<br />
Im Herzen Osttirols<br />
25 Jahre Nationalpark Hohe Tauern<br />
1<br />
1 | Die Wiege der wilden Isel:<br />
das Gletscherbecken des Umbalkees<br />
2 | Ranger-Exkursion: Am Swarovski-Spektiv<br />
unter Anleitung Wildtiere hautnah beobachten<br />
3 | Beliebter Stützpunkt: Clarahütte<br />
ER IST DER GRÖSSTE UND BEKANNTESTE NATIONALPARK<br />
MITTELEUROPAS: DER NATIONALPARK HOHE TAUERN.<br />
MIT SEINEN BESUCHERZENTREN, PROJEKTEN UND<br />
INFORMATIONSANGEBOTEN IST ER EIN AUFGESCHLAGENES<br />
BUCH DER NATUR. DAS OSTTIROLER »KAPITEL« WIRD GERADE<br />
25 JAHRE ALT, ANLASS DER ISEL BIS ZUM URSPRUNG AM<br />
UMBALKEES ZU FOLGEN, IN BEGLEITUNG EINES RANGERS.<br />
36 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HOHE TAUERN<br />
2<br />
3<br />
Fotos: Daniel Egger, Nationalpark Hohe Tauern:<br />
Martin Lugger; Lutz Bormann<br />
Die Sonne brennt vom tiefblauen Himmel, Rinnsale<br />
laufen aus dem Eis, versammeln sich in der<br />
fast ebenen Geschiebefläche zu einem wattähnlichen<br />
See und plätschern als kleiner Bach in Kaskaden<br />
talauswärts. Wir stehen nahe des Ursprungs der Isel und<br />
das Umbalkees reflektiert die Sonne so stark, dass wir Gletscherbrillen<br />
tragen müssen. Unser Blick schweift über die<br />
Grate und Gipfel, wir lauschen den Naturgeräuschen und<br />
genießen diesen einsamen Augenblick in dem gewaltigen<br />
Kessel einer ursprünglichen Berglandschaft. Mathias Berger<br />
ist mein Begleiter auf diesem faszinierenden Ausflug.<br />
Immer wieder füttert mich der Nationalparkranger mit Eindrücken<br />
und Informationen, reicht mir das große Fernglas<br />
und deutet nach oben: »Unterhalb des Grats, rechts vom<br />
Schneefleck steht ein Rudel Gämsen, hast sie?« »Nein, ich<br />
seh’ nix!« lautet meine stereotype Antwort, bis sich das<br />
Tier bewegt und mir bildfüllend den Atem raubt. Man sieht<br />
nur, was man kennt. Vermutlich dauert es Jahre, bis man<br />
den Reichtum der Umgebung so wahrnehmen kann, den<br />
Serpentin, den Grünschiefer, den Glimmerschiefer.<br />
Dazu gehört auch die reichhaltige Alpenflora: Gletschernelkenwurz,<br />
Gletscherhahnenfuß, Steinbrech, einblütiges<br />
Hornkraut, stengelloses Leinkraut, Alpenlein – Nationalparkranger<br />
Berger kennt alle Pflanzen, Blumen, Moose<br />
und erklärt mir das Wachstum von Thamnolia vermicularis,<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 37
NATUR VERSTEHEN<br />
der Totengebeinflechte. Das klingt sehr akademisch, aber<br />
in der freien Natur wird es zu einer spannenden Exkursion.<br />
Auch wenn allein im hinteren Umbaltal fast 100 Stück<br />
Steinwild stehen, zu sehen bekommen wir sie nicht. »Sie<br />
»LANGZEITSTUDIEN GEBEN BLOSSEN ZAHLEN<br />
MEHR AUSSAGEKRAFT«, Florian Jurgeit<br />
wandern in entlegene Winkel, kleinste Seitentäler, leider<br />
auch die Schafe, die hier oben den <strong>Sommer</strong> verbringen.<br />
Morgen beginnt der Almabtrieb und da werden einige<br />
Hirten ins Schwitzen kommen, wenn sie die verstiegenen<br />
Viecher vom Berg holen müssen.«<br />
Faszination Gletscher: 2003 ging das Umbalkees<br />
83 Meter zurück. Langzeitstudien und Massenbilanzen<br />
lassen uns Vorgänge verstehen<br />
Wir stehen inzwischen an der Gletscherzunge des Umbalkees,<br />
wo die Isel, einer der letzten unverbauten Wildflüsse<br />
der Alpen, ihren Ursprung hat. Das Wasser ist weiter talwärts<br />
etwas milchig vom Geschiebetransport, doch als Ranger<br />
Mathias die Zahlen nennt bin ich beeindruckt: Es sind<br />
Tonnen an Sand und Geröll, die ins Tal befördert werden<br />
und letztlich auch die Landmassen um Lienz eingetragen<br />
haben. »Genau betrachtet ist die wilde Isel nichts anderes<br />
als die Herzschlagader Osttirols«. Wir steigen über Blockwerk<br />
wieder zur Clarahütte ab, die seit 2016 neue Päch-<br />
38 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HOHE TAUERN<br />
1<br />
2<br />
Fotos: Nationalpark Hohe Tauern:<br />
Andreas Steinacher, Peter Gruber, Martin Lugger<br />
ter hat. Das polnische Ehepaar Kasia und Andrzej Pawlus<br />
führt die Hütte so ausgezeichnet und verwöhnt die Gäste<br />
derart exzellent mit Spezialitäten und guter regionaler Küche,<br />
dass sie per Mundpropaganda floriert. Vor fünf Jahren<br />
durch eine Lawine arg beschädigt, ist die Clarahütte<br />
mit ihrem modernen Nebengebäude nun ein komfortabler<br />
Stützpunkt für große hochalpine Bergtouren mit Zweibettzimmern,<br />
WLAN und Kartenzahlung! Why not?<br />
1 | Zum 25-jährigen Jubiläum wird die Ausstellung im Nationalpark-<br />
Haus Matrei umgebaut und erweitert – Eröffnung im Juli <strong>2017</strong><br />
2 | Exponierte Kanzeln vermitteln hautnahe Eindrücke auf dem<br />
Natur-Kraft-Weg »Umbalfälle«<br />
Die ersten Schafhirten sind auf der Hütte eingetroffen und<br />
sitzen mit Nationalparkranger Mathias Berger am Tisch,<br />
um die letzten Standorte zu erfahren, die wir heute gemeinsam<br />
registriert haben. Ich folge dem Lauf der Isel,<br />
die immer mehr Wasser von Seitenarmen einfängt und<br />
zusehends gewaltiger wird. Beim Natur-Kraft-Weg Wasserschaupfad<br />
»Umbalfälle« angekommen ist sie ein tosendes<br />
Spektakel, von Aussichtskanzeln mit Infotafeln eindrucksvoll<br />
zu erleben. Irgendwann haben diese Eindrücke auch<br />
Thomas Zimmermann gepackt. Als leidenschaftlicher Ka-<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 39
NATUR VERSTEHEN<br />
1 | Nationalparkranger Mathias Berger<br />
in seinem Element am Umbalkees<br />
2 | Die wilde Isel ist einer der schönsten<br />
Wildflüsse im Alpenraum<br />
1<br />
2<br />
jakfahrer und Geschäftsführer eines<br />
Outdoorladens in Lienz hatte er auf<br />
der Isel paddelnd die Idee, auf Youtube<br />
mit »Die ISEL – Puls des Ursprungs«<br />
ein kleines Video-Denkmal zu setzen.<br />
Er erwähnte die Idee gegenüber<br />
Freunden wie dem Filmer Christian<br />
Riepler und dem Fotografen Daniel<br />
Egger. Diese waren von der Idee begeistert<br />
und ein großes Filmprojekt<br />
wurde im Nationalpark und mit der<br />
Isel umgesetzt. Am Fluss der Isel zeigt<br />
sich der Pulsschlag der hochalpinen<br />
Region. Die 57 km lange Reise des<br />
Gletscherflusses endet in der Sonnenstadt<br />
Lienz. Inmitten des Nationalparks<br />
Hohe Tauern entspringt er<br />
aus der Gletscherzunge des eisigen<br />
Umbalkees auf 2500 m Seehöhe. Auf<br />
dem Weg durch sämtliche spektakuläre<br />
Höhenstufen vom Nordwesten bis<br />
zum Südosten Osttirols nimmt die Isel<br />
zahlreiche Zuflüsse auf. Nicht nur als<br />
WILDTIERE UND SCHAFE VER-<br />
STEIGEN SICH IN DIE HINTERSTEN<br />
WINKEL ÜBER DEM UMBALTAL<br />
Darsteller im neuen Iselfilm genießt<br />
der weltberühmte Extrembergsteiger<br />
Steve House mit seiner Frau ihre zweite<br />
Heimat. Die beiden genießen und<br />
schätzen das Leben im Einklang mit<br />
den Bergen. Vor allem den Nationalpark<br />
schätzt House als etwas ganz besonderes<br />
weil es keine Aufstiegshilfen<br />
und Straßen gibt. Daher sind hier viel<br />
weniger Menschen unterwegs und<br />
40 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HOHE TAUERN<br />
Auswilderung junger Bartgeier<br />
man kann zum Beispiel dort oben am<br />
Umbalkees im Einklang mit der imposanten<br />
Naturlandschaft leben und<br />
die Natur richtig spüren. Steve House<br />
beschreibt im Film den Nationalpark<br />
und die imposante Eislandschaft als<br />
Gefühl der Unendlichkeit. Das Filmdenkmal<br />
ist die schönste Einladung,<br />
die Isel hautnah zu erleben.<br />
Ein Ranger zeigt<br />
Kinderaugen die<br />
Alpenflora<br />
Fotos: Nationalpark Hohe Tauern: Martin Kurzthaler, Martin Lugger, Daniel Egger, Lutz Bormann<br />
Im Nationalparkhaus Matrei angekommen,<br />
erklärt uns Florian Jurgeit<br />
die Kernaufgabe der Mitarbeiter,<br />
Wissenschaftler und Ranger: konservieren<br />
und kommunizieren. Er ist für<br />
das Geoinformationssystem und die<br />
Nationalparkplanung zuständig. »Wir<br />
wollen Wissen vermitteln und so für<br />
die verträgliche Nutzung unberührter<br />
Natur werben. Niemand soll ausgeschlossen<br />
werden, weder Bergsteiger<br />
noch Jagd oder Forst. Als vor etlichen<br />
Jahren Bartgeier an Bleivergiftung<br />
starben, führten unsere Untersuchungen<br />
zur Jagdmunition. Die inzwischen<br />
übliche bleifreie Munition ist das Ergebnis<br />
dieses Miteinanders von Jagd,<br />
Wissenschaft und modernster Materialforschung.<br />
Wir schützen bedrohte<br />
Tierarten und staunen über neue Erkenntnisse<br />
wie die Flugroute unserer<br />
gechipten Bartgeier: Von den Tauern<br />
über Slowenien in den Golf von Triest,<br />
weiter zum Golf von Genua und in die<br />
südfranzösischen Seealpen«, sagt Jurgeit.<br />
Dann wird auch für den erfahrenen<br />
Wisssenschaftler das aufgeschlagene<br />
Buch des Nationalparks Hohe Tauern<br />
spannender als jeder Krimi. (lb)<br />
Naturbeobachtung durch das<br />
Monokular muss geübt werden.<br />
Der Nationalparkranger zeigt dem<br />
Jungen wie es funktioniert<br />
NATIONALPARK HOHE TAUERN<br />
ZAHLEN<br />
Gesamtgröße: 1.856 km², davon 1.198 km²<br />
Kernzone; Naturzone: 880 km²; Gründung:<br />
1981 (Kärnten), 1984 (Salzburg),<br />
1992 (Tirol); Gletscherfläche: ca. 10%<br />
SEHENSWERT: Wasserschaupfad Umbalfälle.<br />
Die Wanderung am Natur-Kraft-Weg Umbalfälle<br />
dauert etwa zwei bis drei Stunden<br />
bei ca. 240 m Höhenunterschied.<br />
AUSGANGSPUNKT<br />
Parkplatz Ströden hinter Prägraten<br />
Übernachtungsmöglichkeit auf der Clarahütte<br />
– Möglichkeit Fortsetzung der Wanderung<br />
bis zum Gletscher (anspruchsvolle<br />
Wanderung – geführte Tour empfohlen)<br />
Nationalparkhaus Matrei,<br />
Kirchplatz 2,9971 Matrei in Osttirol<br />
Tel. +43 (0) 48 75/51 61 10<br />
nationalparkservice.tirol@hohetauern.at<br />
www.hohetauern.at<br />
http://nationalpark.osttirol.com<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 41
NATUR VERSTEHEN<br />
Reden wir über<br />
Wetter<br />
SVEN PLÖGER, IM »ERSTEN« MIT ZWEI WEI-<br />
TEREN KOLLEGEN FÜR DIE TÄGLICHE WET-<br />
TERPROGNOSE NACH DER TAGESSCHAU<br />
VERANTWORTLICH, TRAF ICH VOR EINER<br />
KARNEVALISTISCHEN VERANSTALTUNG IN<br />
DER BONNER BEETHOVENHALLE. DRAUSSEN<br />
WAR ES KÜHL ABER NICHT KALT, MIT GE-<br />
LEGENTLICHEM, LEICHTEN NIESELREGEN.<br />
REDEN WIR ÜBER WETTER HERR PLÖGER …<br />
OutdoorWelten:<br />
Warum kommt in jedem Smalltalk das Wetter vor?<br />
Sven Plöger: Ganz einfach, jeder hat zum Wetter eine Meinung.<br />
Jeder hat seine persönlichen Wettererinnerungen,<br />
seine Wetteremotionen, jeder kennt Wetter und hat seine<br />
Beziehung dazu. Man kann sich also sicher sein, dass das<br />
dem Gesprächspartner (zufällig oder geplant) auch so geht<br />
und er eine Beziehung zum Wetter hat. Mithin: Wetter ist<br />
das beste Allerweltsthema zum Anbandeln, zum Smalltalken<br />
und mehr.<br />
Dass wir überhaupt ein Wetter haben ist immer noch besser,<br />
als sich über schlechtes Wetter zu mokieren. Stimmt<br />
oder stimmt nicht?<br />
Meiner Meinung nach eindeutig richtig. Ich weiß eigentlich<br />
auch nicht wirklich, was ein schlechtes Wetter sein soll. Ich<br />
kann nicht behaupten, dass Regenwetter schlechtes Wetter<br />
wäre, denn ohne Regen könnten wir gar nicht leben und<br />
hätten auch nichts zu futtern oder zu trinken. Gehen wir<br />
mal gedanklich in die Sahara, vier Wochen dort sind doch<br />
echt frustrierend. Vier Wochen lang nix los am Himmel.<br />
Immer blau, immer heiß. Mal von gelegentlichen Sandstürmen<br />
– ich nenne das dann Wildwetter – abgesehen. Ich<br />
liebe daher das Wetter im Spiegel der Jahreszeiten, mit all<br />
den Wolkengebilden, dem Wind und dem speziellen Licht.<br />
Wetter ist eine Herausforderung, weil wir uns daran anpassen<br />
müssen, und für mich in Sachen Vorhersage noch viel<br />
mehr. Es gibt für mich persönlich eine Ästhetik der Unwetter.<br />
Natürlich soll niemand zu Schaden kommen, aber ich<br />
flippe aus, wenn die Physik der Atmosphäre so richtig in<br />
die Vollen greift.<br />
Das Wetter im Ersten:<br />
Meteorologe und Moderator Sven Plöger<br />
Warum ist alle Welt so verrückt nach wolkenlosem Himmel<br />
und prallem Sonnenschein?<br />
Also, ich persönlich habe dieses Bedürfnis nicht. Wir haben<br />
heute unglaublich viel Freizeit und wollen sie nutzen. Zum<br />
Beispiel wollen wir raus in den Garten, zum Joggen, zum<br />
Wandern, zum Walken, Gleitschirmfliegen etc. Und plötzlich<br />
stellt sich die Frage, was treffe ich draußen für Voraussetzungen<br />
an. Dabei wollen wir möglichst sehr effizient<br />
sein und auch das »Draußen-sein« optimal nutzen. Wir<br />
wollen bestens vorbereitet sein ... Blauer Himmel ist dabei<br />
der Indikator für geringe Risiken. Für Planungs-, Versicherungs-,<br />
Effizienzrisiken und außerdem auch Voraussetzung<br />
für die Unversehrtheit der materiellen Werte wie Zelte,<br />
Balkonblumen, Stauden, die Vehikel und die hochfunktionelle<br />
Ausrüstung für unseren Outdoorsport. Das alles führt<br />
zur besonderen Vorliebe für möglichst blauen Himmel.<br />
Sie sind doch ein ausgewiesener Wildwetter-Fan. Warum<br />
aber geht die große Mehrheit der Outdoorfans lieber bei<br />
schönstem Wetter on Tour?<br />
Wenn ich rausgehe und werde nass, dann ist das vermutlich<br />
sehr frustrierend für den Einzelnen. Wer an den Strand<br />
will, sehnt sich nach Sonne und viel Wärme. So sind die<br />
meisten Menschen gestrickt: Optimierte Outdoorerlebnisse<br />
und leider nicht nur »Ich muss raus«, egal ob es kübelt<br />
42 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
WETTER<br />
Fotos: Archiv Sven Plöger<br />
oder schneit. Ich kann nachvollziehen, weshalb die meisten<br />
Menschen nach Sonne, Licht und Wärme streben. Allerdings<br />
ist es dann auch rasch wieder zu viel. Es ist interessant,<br />
dass hier die Vorlieben je nach Kontinent schwanken.<br />
Thailänder zum Beispiel sehnen sich vermutlich eher nach<br />
milder oder kühler Luft. In Sibirien gibt es erst ab minus<br />
50 Grad schulfrei. Wohnort und Wetterbedingungen bzw.<br />
-vorlieben gehören zusammen.<br />
Warum sind einige Wolken weiß, andere haben einen<br />
grauen Bauch und wiederum andere sind dunkelblau bis<br />
schwarz?<br />
Der zentrale Punkt ist die Mehrschichtigkeit der Wolken.<br />
Oben Schleierwolken darunter segeln zum Beispiel plusterige<br />
Cumuluswolken. Die Sonne wirft also Schatten der<br />
oberen Wolken auf die unteren Wolkenschichten. Das lässt<br />
die Cumuluswolken schon mal dunkler erscheinen. Letztlich<br />
ist alles eine Frage von Licht und Schatten. Sonnenstrahlen<br />
treffen auf Wassertropfen und reflektieren in allen Farben.<br />
Alle Farben zusammengemischt ergibt bekanntlich<br />
weiß und dann, so es keine anderen Hindernisse gibt, haben<br />
wir die weiße Wolke. Wenn Lichtstrahlen<br />
nicht durchdringen können, ist unten alles grau<br />
oder schwarz. Die Abschattung anderer Wolken<br />
wirft dann grauen Schatten auf darunter<br />
liegende Wolken, obwohl wir die Sonne selbst<br />
nicht sehen.<br />
Warum bedeutet Hochdruck viel Luft und Tiefdruck<br />
wenig Druck?<br />
Hochdruck zu Tiefdruck. Kompliziert wird es allerdings dadurch,<br />
dass die Strömung durch die Erddrehung (die Erde<br />
ist eine Kugel) stets abgelenkt wird. Den einfachen, direkten<br />
Ausgleich kann es somit nicht geben, was die Sache so<br />
ungemein spannend macht.<br />
Auf einer 6.000 Jahren alten Tontafel aus babylonischen<br />
Tagen steht: Wenn ein Sonnenring die Sonne umgibt wird<br />
Regen fallen, wenn eine Wolke am Himmel dunkelt wird<br />
Wind blasen. Stimmt das?.<br />
Die Babylonier haben schon vieles sehr richtig erkannt,<br />
weil sie den Himmel genau beobachtet haben. Wenn den<br />
Mond oder die Sonne ein Ring umgibt bedeutet dies, dass<br />
die Luft da oben feuchter geworden ist und sich verstärkt<br />
Eiskristalle gebildet haben. Etwa 24 Stunden vor Eintreffen<br />
der Warmfront mit schlechtem Wetter habe ich nämlich in<br />
der Höhe schon erste Vorboten (den Ring oder Halo). Ob<br />
das Tief dann tatsächlich zu uns kommt, kann ich nur durch<br />
begleitende Druckmessungen sicher vorhersagen. Wenn<br />
Wolken sehr dunkel werden, dann ist das ein Hinweis auf<br />
starke Aufwinde und womöglich auch ein Hinweis auf eine<br />
nahende Kaltfront. Der Verlust an Luft am<br />
Boden muss ausgeglichen werden durch<br />
Luftzufuhr von außerhalb und dann habe<br />
ich heftige Winde dort. Stimmt also was auf<br />
der alten Tontafel steht.<br />
Was halten sie von sogenannten Lostagen?<br />
In alten Schriften wird behauptet, dass sie<br />
recht verlässlich Großwetterlagen wie etwa<br />
die Eisheiligen ankündigen.<br />
Druck ist Kraft pro Fläche. Wenn ich, Sven Plöger,<br />
auf einem Bein stehe, dann entsteht dadurch<br />
ein größerer Druck auf kleinerer Fläche.<br />
kehrende Vorgänge, insbesondere beim<br />
Ja, da ist etwas dran. Es gibt wieder-<br />
Wenn ich Sie dann noch auf den Arm nehmen Sven Plöger ist auch sportlich Wechsel von Winter und Frühjahr bzw.<br />
würde, dann erhöht sich der Druck durch Ihr draußen viel unterwegs <strong>Sommer</strong> und Herbst. Einige Prozesse kehren<br />
regelmäßig wieder. Nehmen wir die<br />
Gewicht. In der Atmosphäre sammelt sich an<br />
bestimmten Stellen Luft, man kann sich das als Luftberg Eisheiligen. Die Sonnenenergie steigt im März und April,<br />
vorstellen. Mehr Luft (Luft wiegt pro Kubikmeter in Bodennähe<br />
1,2 kg, mit zunehmender Höhe nimmt das Gewicht ser. Erwärmt sich nun die Luft über der Landmasse, dann<br />
aber das Land erwärmt rascher als das kühle Meerwas-<br />
ab) bedeutet auch mehr Masse. Mehr Masse, mehr Gewicht steigt die Luft rasch auf und vom Meer her rückt die kühle<br />
Luft als Nachschub nach. Die Atmosphäre sucht ja be-<br />
– das ergibt dann hohen Luftdruck. Die Einheit für Luftdruck<br />
ist Pascal, genauer Hektopascal oder Millibar. Tiefer kanntlich immer den Ausgleich. Das passiert auch im Mai,<br />
Druck bedeutet weniger Luft, damit weniger Masse und somit<br />
auch weniger Druck. Die Atmosphäre will aber die Un-<br />
ist daher, dass die nachfließende kühle Luft in wolken-<br />
wo die Tage schon beachtlich länger sind. Das Ergebnis<br />
terschiede immer ausgleichen. Nun kommen die Mitspieler losen Nächten schon mal zu den bekannten Bodenfrösten<br />
führt. Das sind typische Prozesse (Singularitäten),<br />
wie Sonne, Tag und Nacht, die Jahreszeit und das Relief<br />
ins Spiel. Sie sorgen für die Unterschiede und zwingen die die sich allerdings nicht zwingend in jedem Jahr zum<br />
Atmosphäre permanent zur Aktion, um die Unterschiede gleichen Zeitpunkt wiederholen. Lange Winter mit viel<br />
möglichst zu egalisieren. Das führt dann im praktischen Leben<br />
zu Turbulenzen, zu Winden etc. Die Stoßrichtung ist re und kalte Luft anzukommen) können auch schon mal<br />
Schnee im März (Tiefs haben es schwer gegen die schwe-<br />
dabei immer von viel Energie nach wenig Energie, also von die Eisheiligen verhindern.<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 43
NATUR VERSTEHEN – WETTER<br />
Stimmt es, dass Pflanzen oder Tiere Wetterwechsel ankündigen<br />
können? Es heißt, bestimmte Pflanzen öffneten oder<br />
schlössen die Blütenblätter, änderten die Farbe, bestimmte<br />
Tier veränderten ihr Verhalten, zum Beispiel ein Buchfink.<br />
Naja, eigentlich ist das auch eine Frage für Biologen. Ich<br />
kann aber sagen, dass die meisten Geschichten, wo Tieren<br />
prognostische Fähigkeiten zugemessen werden, einfach<br />
aufzuklären sind. Schwalben fliegen bei schlechtem Wetter<br />
bekanntlich tief. Das hat aber nur etwas mit dem Futterangebot<br />
zu tun. Die haben also einen guten Grund tief<br />
zu fliegen. Tiere haben keinen Barometer oder Thermometer.<br />
Viele Tiere haben Sinnesorgane, die wir nicht haben,<br />
und sie nehmen manchmal Dinge wahr, die wir nicht erfassen<br />
können. Sie reagieren bereits auf Impulse, die wir<br />
entweder gar nicht oder noch nicht wahrnehmen können.<br />
Elefanten haben ein feines Gespür für Schallwellen auf der<br />
Erdoberfläche. Den Tsunami an Weihnachten 2004 im Indischen<br />
Ozean haben viele Vögel und Tiere bereits Sekunden<br />
vor dem Eintreffen der Flutwelle gespürt und sind geflüchtet.<br />
Unser Naturfotograf Klaus-Peter Kappest behauptet, die<br />
Perioden stabilen Wetters hätten sich in den letzten Jahren<br />
dramatisch reduziert. Richtig oder falsch?<br />
Im Prinzip richtig, die klimatischen Bedingungen haben sich<br />
ja in den letzten Jahrzehnten auch massiv verändert. Das<br />
hat Folgen. Wenn solche Veränderungen an maßgebender<br />
Stelle erfolgen. Etwa das Abschmelzen der Gletscher und<br />
der Eisdecke in Grönland oder am Nordpol. Wir müssen allerdings<br />
die Vielfalt der Daten genau beobachten. Die zentrale<br />
Erwärmung muss logischerweise Folgen zeitigen. Die<br />
Reflektion der Wärmestrahlen durch eine Eis- und Schneedecke<br />
(zurück ins All) kann über eisfreiem Wasser oder<br />
Land nicht mehr so intensiv sein. Wasser und Land werden<br />
massiv erwärmt. Die Temperaturunterschiede zwischen<br />
Äquator und Nordpol nehmen somit ab. Je kleiner der Unterschied,<br />
umso störanfälliger der Jetstream (Jetstreams<br />
bilden sich infolge globaler Ausgleichsbewegungen zwischen<br />
verschiedenen Temperaturregionen in großer Höhe<br />
zwischen oberer Troposphäre und Stratosphäre). Ja, es gibt<br />
Veränderungen. Die Jetströmungen wandern permanent<br />
in großer Höhe um die Erde herum. Durch den reduzierten<br />
Jetstream verharren die darunter liegenden Tiefs und<br />
Hochs aber häufiger ortsfest. Extremere Lagen kommen<br />
dann häufiger vor. Allerdings, wenn man das Große und<br />
Ganze betrachtet, muss man weitere Erhebungen in den<br />
nächsten Jahren abwarten, um verlässliche Aussagen machen<br />
zu können. Sicher ist allerdings bereits die signifkante<br />
Zunahme heißer Tage und der häufiger auftretende Winterregen.<br />
In der Mike Bravo unterwegs zu den Wolken<br />
Kann man sich auf die digitalen Wetterprognosen eigentlich<br />
verlassen?<br />
Die Apps leisten schon einiges. Mein Tipp: Lassen sie mal an<br />
Tagen mit spannendem Wetter zehn oder mehr Apps unterschiedlicher<br />
Anbieter die gleiche Wetterlage berechnen<br />
und schauen regelmäßig aus dem Fenster. Dann sieht man<br />
rasch die qualitativen Unterschiede. Solange ein Meteorologe<br />
nicht selbst die Messdaten bewertet, einschätzt, interpretiert<br />
und auf die regionalen und klimatischen Besonderheiten<br />
des Prognoseraumes herunterbricht, sind einfach zu<br />
viele Unsicherheiten enthalten.<br />
Ist es denn so, dass die Vorhersagemodelle reine Mathematik<br />
sind?<br />
Alle Modelle arbeiten mit Gleichungen und wollen in die<br />
Zukunft gucken (nichtlineares Differential-Gleichungssystem).<br />
Nun muss man einzelne Faktoren darin abschätzen<br />
und verschiedene Einfluss nehmende Parameter definieren.<br />
Determiniertes Chaos ist unser Metier. Wir in der Meteorologie<br />
schaffen immerhin inzwischen 93% Prognosewahrscheinlichkeit<br />
für den Folgetag. Der Meteorologe kennt die<br />
regionalen Modelle, kennt die Stärken und Schwächen der<br />
einzelnen Rechenmodelle (Gleichungen), die klimatischen<br />
Grundbedingungen, das Relief, die Jahreszeit, die Tageszeit<br />
und versucht hieraus die richtigen Schlussfolgerungen<br />
zu ziehen.<br />
Sie und ihre drei Kollegen in der ARD bringen das Kunststück<br />
fertig, für alle Gebiete eine Vorhersage zu liefern.<br />
Ich weiß ja mehr, als ich in den zwei Minuten präsentieren<br />
kann. Selbst wenn ich wollte. Ein »Intro« gehört dazu, ich<br />
muss Schwerpunkte setzen, kann gar nicht alles sagen, darf<br />
nicht schneller sprechen und leider dringen immer nur bestimmte<br />
Schlagworte wie Gewitter, zehn Stunden Sonnenscheindauer<br />
etc. durch, aber die Einschränkungen werden<br />
gerne überhört. Also die Hinweise von uns, wo das Gewitter<br />
auftreten könnte und für welchen Landesteil die Sonnenscheindauer<br />
gilt. Wir haben statistisch betrachtet eine<br />
Vorhersagerichtigkeit von 93 %, was aber merken sich die<br />
Menschen? Natürlich die negativen Abweichungen. Das ist<br />
aber menschlich.<br />
Fotos: Archiv Sven Plöger<br />
44 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
NAHELAND<br />
Wie kann man on Tour die Wetterentwicklung einschätzen<br />
lernen?<br />
Die richtige Vorbereitung ist das A und O. Gefahren verhindern<br />
ist die Devise. Sich Informationen einholen (im Internet,<br />
Fernsehen, Radio, bei meteorologischen Beratungsdiensten).<br />
Wenn man unterwegs ist, dann sollte man alle<br />
verfügbaren Infos verarbeiten, da kann natürlich auch eine<br />
App dienlich sein, die den Regenradar anzeigt. Allerdings<br />
reicht mir das nicht. Auch wenn moderne Armbanduhren<br />
mit barometrischem Anzeiger den plötzlichen Luftdruckfall<br />
anzeigen können. Für mich sind praktische<br />
Weisheiten wichtiger: Die Wahrscheinlichkeit<br />
von Gewittern im Verlauf des<br />
Nachmittags steigt durch die zunehmende<br />
Erwärmung. Man sollte die Wolken beobachten<br />
und immer bereit sein, seine Planungen<br />
anzupassen. Vorbereitet sein heißt für<br />
mich, dass ich immer Schutz gegen Kälte<br />
und Nässe dabei habe. Respekt vor der Natur<br />
ist die Devise. Man muss auch mal umkehren<br />
können. Ich als Gleitschirmflieger<br />
habe das oft erlebt, alles sollte passen, aber<br />
wenn ich merke, es passt heute nicht, dann packe ich meine<br />
Sachen wieder ein. Es kommt immer ein nächster Tag.<br />
Was ist Ihr persönliches Wohlfühlwetter?<br />
Sonniges Wetter für das Mountainbiken und für das Gleitschirmfliegen<br />
schöne Quellwolken, die genügend Thermik<br />
bieten. Und dann natürlich, wenn es wild ist und die Natur<br />
ihr ganzes Können unter Beweis stellt, gerne auch ein Hagel-,<br />
Schnee- oder Gewittersturm.<br />
Welches Wetter verhagelt Ihnen die Laune?<br />
Dauernebel, dann weiß man nie, wann,<br />
wo und ob er sich auflöst. Das macht mich<br />
wahnsinnig.<br />
Das Gespräch führte Michael Sänger.<br />
WO UNSER WETTER ENTSTEHT: Eine metereologische<br />
Reise, Sven Plöger, Rolf Schlenker,<br />
Belser Verlag, ISBN: 9783763027095,<br />
Umfang: 128 S., 125 Illustr., 19,99 €<br />
Übernachten in freier Wildnis<br />
Trekkingcamp Ellerspring<br />
TREKKINGCAMPS AM SOONWALDSTEIG<br />
BIETEN EIN EINMALIGES NATURERLEBNIS<br />
Fotos: www.soonwaldsteig.de<br />
Wer auf der Suche nach einem<br />
besonderen Naturerlebnis<br />
ist, der ist bei den<br />
Trekkingcamps auf dem Soonwaldsteig<br />
genau richtig. Mit Rucksack,<br />
Zelt, Isomatte, Verpflegung und den<br />
GPS-Daten ausgestattet geht es los<br />
auf dem Premiumfernwanderweg.<br />
Die Tour beginnt im Rheinland-Pfälzischen<br />
Städtchen Kirn an der Nahe und<br />
führt nach Bingen am Rhein vorbei an<br />
Ruinen, einer Keltensiedlung, Schlössern,<br />
Museen und vielen imposanten<br />
Ausblicken auf Nahe, Hunsrück und<br />
Rhein.<br />
Ob die gesamte Strecke von 86 Kilometern<br />
oder eine der sechs Etappen<br />
erwandert wird, übernachtet wird in<br />
der freien Natur. Drei Trekkingcamps<br />
mit sechs Lagerplätzen, einer Feuerstelle<br />
und einer Toilette befinden sich<br />
an der Strecke – perfekt für das Abenteuer<br />
in freier Wildnis. Konzipiert<br />
wurden die Camps naturnah und<br />
nach dem Prinzip »Hinterlasse nichts<br />
außer deinen Fußspuren und nimm<br />
nichts mit außer deinen<br />
Eindrücken«. Sowohl der<br />
Naturgenuss wie auch der<br />
Naturschutz spielen eine<br />
zentrale Rolle. Sobald die<br />
Camps gebucht wurden,<br />
erhalten die Trekking-Wanderer<br />
die exakten GPS-Daten<br />
der Camps.<br />
MEHR INFOS<br />
Trägerverein Naturpark<br />
Soonwald-Nahe e.V.,<br />
www.soonwaldsteig.de<br />
Saison: 1. April bis 31.10.<strong>2017</strong><br />
BUCHUNGEN UNTER:<br />
Naheland-Touristik GmbH<br />
Bahnhofstraße 37<br />
55606 Kirn<br />
Tel. +49 (0)67 52/13 76 10<br />
info@naheland.net<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 45
NATUR ERLEBEN<br />
Die verrückten Steigla-Runner<br />
FrankenwaldSteigla – optimales Terrain für<br />
Wanderer UND Trailrunner<br />
1<br />
2<br />
1 | Blick vom Rehturm auf die Kulmbacher<br />
Plassenburg im Nebelmeer<br />
2 | Begeisterung pur: Crazy Runners Team Frankenwald<br />
Heimatliebe, Gastfreundschaft,<br />
Nachbarschaftshilfe, Outdoor-<br />
Begeisterung, viel Leidenschaft<br />
und eine Prise Selbstbewusstsein:<br />
alles zusammengerührt<br />
erklärt das Rezept für den enormen<br />
Aufschwung des naturnahen Frankenwald-Tourismus<br />
der letzten fünf<br />
Jahre. Eine große Portion Geduld<br />
und Engagement war auch mit im<br />
Spiel, als aus etlichen zertifizierten<br />
Qualitätswegen mit vielen Etappen<br />
Bayerns erste flächendeckende Qualitätsregion<br />
wurde: eine ganze Destination<br />
als funktionierendes Wander-Dorado<br />
mit Wanderwegenetz,<br />
Service, Unterkünften und Öffentlichem<br />
Nahverkehr auf die Bedürfnisse<br />
aktiver Naturgenießer abgestimmt.<br />
Die neueste Errungenschaft sind 32<br />
»FrankenwaldSteigla« für Halbtagestouren,<br />
die als Rundwanderwege<br />
angelegt sind und die Leitthemen<br />
»Stille hören«, »Wald verstehen« und<br />
»Weite atmen« inszenieren. Ganz<br />
klasse: Der Wanderer wird nicht allein<br />
gelassen, sondern durch Hinweisschilder<br />
dezent zu Aussichtspunkten,<br />
Einkehrmöglichkeiten und Aussichtspunkten<br />
geführt.<br />
So viel gelebte und angelegte Willkommenskultur<br />
macht nicht nur neugierig<br />
sondern auch wettbewerbsfähig. Im<br />
heiß umkämpften Auswahlverfahren<br />
hat sich der Frankenwald als eine von<br />
vier Austragungsstätten für die »Salomon<br />
Trails 4 Germany« qualifiziert.<br />
Am 14. Oktober <strong>2017</strong> kommen in der<br />
heimlichen Hauptstadt des Bieres<br />
Trailrunner aus ganz Deutschland zusammen,<br />
um auf den beiden Kulmbacher-Steigla<br />
den Abschluss der neuen<br />
Laufserie zu feiern.<br />
Übrigens: Auf die sportliche Stippvisite<br />
sollte man unbedingt ein paar Tage<br />
draufsatteln, um z.B. die Kulmbacher<br />
Plassenburg oder auch das Bayerische<br />
Brauereimuseum zu erkunden und<br />
neben dem Bier sich auch die leckere<br />
regionale Küche schmecken lassen.<br />
Es lohnt sich! (lb)<br />
MEHR INFOS:<br />
www.trails4germany.com<br />
www.wandern-im-frankenwald.de<br />
Fotos:Frankenwald Tourismus, Markus Franz<br />
46 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
Sölden.<br />
Hotspot der Alpen.<br />
ENTDECKE SÖLDENS STILLE SEITE<br />
Kehrt man dem Hotspot der Alpen den Rücken, eröffnet sich die eindrucksvolle Bergwelt<br />
hoch über dem Windachtal. Ein Muss für alle Naturliebhaber.<br />
Ruhe, Berge und ganz viel Natur. Die stille und noch recht unbekannte Seite Söldens begeistert mit<br />
tiefblauen Bergseen, blühenden Almwiesen und einer ungeahnten Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Im<br />
idyllischen Ötztaler Seitental wandelt man auf den Spuren der alten Schmuggler, entdeckt auf gletscherfreien<br />
Pfaden die Schönheit der alpinen Landschaft oder wählt aus atemberaubenden Bergtouren zu<br />
mehreren Dreitausendern.<br />
Hinterher laden zahlreiche lauschige Plätzchen und heimelige Hütten zum entspannten Ausruhen<br />
ein. Denn zu einem Besuch auf der „Stillen Seite“ Söldens gehört eine ausgiebige Jause einfach dazu.<br />
Mehr Informationen zu Söldens „Stille Seite“ unter www.soelden.com/almzeit<br />
BERGSTEIGEN<br />
AM BERGWASSER<br />
UNSER ANGEBOT<br />
2 Übernachtungen mit Frühstück,<br />
1 Tageseintritt im AQUA DOME –<br />
Tirol Therme Längenfeld<br />
Preis pro Person ab € 115,00<br />
ÖTZTAL TOURISMUS INFORMATION SÖLDEN 6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 200 F +43 (0) 57200 201 info@soelden.com www.soelden.com
NATUR ERLEBEN<br />
Outdoor<br />
<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Auf den Spuren des<br />
Kaisers<br />
Geschichte und Geschichten<br />
auf dem Alpe-Adria-Trail<br />
Bei der Himmelsleiter auf der<br />
Gerlitzen Alpe blickt man über den<br />
Millstätter See zu den Julischen<br />
Alpen und den Karawanken<br />
48 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ALPE-ADRIA-TRAIL<br />
RUND 750 KILOMETER LANG IST DER ALPE-<br />
ADRIA-TRAIL, DER SICH IN KÜRZESTER ZEIT<br />
ZUM MAGNETEN FÜR FERNWANDERER AUS<br />
ALLER WELT ENTWICKELT HAT. ZAHLLOSE GESCHICH-<br />
TEN GREIFT DER WEG AUF, MACHT WANDERER ZU ENT-<br />
DECKERN. WIR HABEN UNS VON SISI UND KAISER FRANZ<br />
JOSEF I. LEITEN LASSEN, DURCH ALLE HÖHEN UND TIEFEN<br />
VON LAND UND HISTORIE.<br />
Wo kommen wir her, wo sind wir, wo gehen wir hin?<br />
Wer auf der Franz-Josefs-Höhe am Großglockner<br />
auf dem imposanten Startrondell des Alpe-<br />
Adria-Trails steht, wird mit grundlegenden Fragen des<br />
Menschseins konfrontiert. Das Informations-Triptychon wird<br />
den Wanderer insgesamt über 40mal daran erinnern. Dieser<br />
Weg ist nicht nur 750 km lang, sondern auch Jahrtausende<br />
»tief«. Wir haben uns eine Sedimentschicht ausgewählt, die<br />
k. und k.-Zeit, die sich von Start bis Ziel meist deutlich sichtbar<br />
präsentiert.<br />
Foto: Franz Gerdl<br />
Am 7.9.1856 besuchte der 26-jährige Kaiser Franz-Josef mit<br />
seiner sportlichen Sisi die Pasterze. Er verharrte in gebührendem<br />
Abstand, sie ließ sich immerhin bis zur heutigen Elisabethruhe<br />
geleiten und ein paar Meter auf den Gletscher<br />
tragen bevor es ihr mulmig wurde. Bei klarer Sicht auf den<br />
Großglockner ist der Trubel erträglich, zumal mit der Swarovski-Beobachtungswarte<br />
und dem Besucherzentrum wirklich<br />
sehenswerte Einrichtungen zu besichtigen sind. Günter<br />
Mussnig, bergbegeisterter Geschäftsführer der »Trail Angels«,<br />
die Alpe-Adria-Trail Wanderungen als Pauschalen und<br />
individuelle Touren vermitteln, kennt nahezu alle Etappen<br />
und schlägt die Pfarrkirche von Heiligenblut als nächsten<br />
Zwischenstopp vor. Dem heiligen Vinzenz gewidmet, birgt<br />
die Krypta die Phiole mit dem Blut Jesu Christi, die der Legende<br />
nach in der Wade des Briccius eingenäht war, der unweit<br />
der Kirche von einer Lawine begraben wurde.<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 49
NATUR ERLEBEN<br />
1<br />
3<br />
2<br />
Wie eine Perlenschnur reiht der Alpe-Adria-Trail hier oben<br />
im Mölltal Sehenswertes auf: die Apriacher Stockmühlen,<br />
die Falkensteinbrücke bei Burg Falkenstein als spektakuläres<br />
Bauwerk der Tauernbahn, die 1909 von Kaiser Franz-<br />
Josef eingeweiht wurde. Für die Übernachtung bieten sich<br />
an: der Döllacher Dorfwirt, dessen massive Mauern aus der<br />
Zeit des Goldbergbaus in den Tauern stammen, oder das<br />
Oberbergmeisteramt mit geschmackvoll renovierten Räumen<br />
oder der hinreißende Herkuleshof bei Kolbnitz. Hannes<br />
Viehhauser und Shane Sansom haben das historische<br />
Gebäude zu einem sehr gut besuchten Wandererstützpunkt<br />
am Alpe-Adria-Trail gemacht. Frühstücksraum und<br />
Festsaal stammen originalgetreu aus der k. und k.-Zeit.<br />
Von den Wänden grüßen die Konterfeits der gekrönten<br />
Häupter.<br />
1 | Der Großglockner, Heiligenblut und die<br />
Pfarrkirche zum Hl. Vinzenz<br />
2 | Das Startrondell des Alpe-Adria-Trails auf<br />
der Franz-Josefs-Höhe<br />
3 | Ehrennadel von Kaiser Franz-Josef für den<br />
Hoffischer Franz Bacher, Vorfahre von<br />
Peter Sichrowsky<br />
Der Millstätter See empfängt uns mit einem »Weg der Liebe«<br />
und fordert zur Preisgabe privater Erinnerungen in<br />
Büchern auf. Am Granattor ist man am Ziel, und die Liebenden<br />
schreiten hoffentlich gemeinsam hindurch. Vielleicht<br />
hilft es der Beziehung, und der Blick in den sonnigen<br />
Süden ist ohnehin grandios. »Ein Klima wie an der Adria,<br />
bloß halb so weit«, meinte Mussnig tags zuvor, und Maria<br />
Wilhelm, die die touristischen Geschicke am Millstätter See<br />
lenkt lacht, als wir gemeinsam mit Alexander Tacoli den<br />
Blick von der Terrasse der Seevilla genießen. Ein Hotel mit<br />
50 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ALPE-ADRIA-TRAIL<br />
Über dem Millstätter See nahe der<br />
Alexanderhütte in Richtung Süden<br />
der Grandezza der <strong>Sommer</strong>frische-Kultur des 19. Jahrhunderts,<br />
als man noch drei Monate Verweildauer im <strong>Sommer</strong>urlaub<br />
für den Wiener Adel veranschlagte. Es wurde promeniert<br />
und Karten gespielt, parliert und gustiert – genug der<br />
Kurzweil. An den Wörther See reiste man, um gesehen zu<br />
werden, an den Millstätter um seine Ruhe zu haben.<br />
Fotos: Franz Gerdl, Peter Sichrowsky<br />
DIE SEEVILLA WAR DAS ERSTE SOMMERFRISCHE-<br />
HOTEL AM MILLSTÄTTER SEE<br />
1884 öffnete die Seevilla als erstes zu diesem Zweck gebautes<br />
»Gästehaus« die Pforten. Heute noch in Familienbesitz<br />
lebt Alexander Marchese Tacoli dieses Vermächtnis. Die<br />
Gäste danken es und inhalieren das unnachahmliche Flair<br />
der Bell Epoque in der historischen Villa. Wer mehr sehen<br />
möchte, muss sich aufs Schiff begeben. Seerundfahrten<br />
sind eine gute Gelegenheit, die Geschichte der <strong>Sommer</strong>frische<br />
und der Architektur der Region kennen zu lernen.<br />
Manche Gäste wollten schon damals hoch hinaus, und<br />
so errichtete Alexander Pupovac die Alexanderhütte mit<br />
großem Vorbau und Panoramafenstern, die deutlich vom<br />
Schema üblicher Almhütten abweichen. Die sehenswerte<br />
Einkehr am Alpe-Adria-Trail wird durch die benachbarte<br />
Biokäserei noch aufgewertet. Hier rasten und genießen,<br />
Reinankenfischer werfen die<br />
Netze im Millstätter See aus<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 51
NATUR ERLEBEN<br />
mit diesem Panorama – das könnte auch ein würdiges Finale<br />
sein. Aber wir sind noch mit dem Nachfahren des k. und<br />
k.-Hoffischers Franz Bacher verabredet. Peter Sichrowsky<br />
gehört zu den Reinankenwirten, die den seltenen Lachsfisch<br />
aus der Gattung der Coregonen mit Schwebenetzen<br />
nachhaltig fischen. Der Grundfisch kommt nur in glasklaren<br />
Gewässern ohne jegliche Schwankung vor. »Still ruht<br />
der See, und das mag die Reinanke«, sagt Peter Sichrowsky<br />
und zeigt uns die Ehrennadel, die der Kaiser dem Urgroßvater<br />
verlieh. Leider reicht die Zeit nicht, um einen der<br />
hochwertigsten Fische überhaupt zu probieren, als Ceviche<br />
zubereitet, laut Sichrowsky »ein Gedicht«.<br />
Der Kärntner Landesarchivar Dr. Wilhelm Deuer wartet mit<br />
eher düsteren Details zum Alpe-Adria-Trail auf. Wir werden<br />
FAST ALLE ISONZOSCHLACHTEN TOBTEN VOR<br />
DEM HEUTIGEN GRADISCA D‘ISONZO<br />
die Stätten der zwölf Isonzoschlachten zwischen 1915 bis<br />
1918 kennenlernen und das ausgezeichnete Kobarid-Museum<br />
besuchen, wo die letzten Tage des sinnlosen Gemetzels<br />
in einer beklemmenden Animation dargestellt sind. Die<br />
Umgebung könnte schöner nicht sein. Wir folgen dem Soča-<br />
Tal, einem Paradies für Kajakfahrer aus aller Welt, und bestaunen<br />
die wilden Kalkbastionen der Julischen Alpen, Heimat<br />
des großen Schriftstellers und Alpinisten Julius Kugy.<br />
Und mitten in den grünen Hängen um Kobarid seltsame<br />
Linien und Schwellen. Es sind die zugewachsenen Schützen-<br />
K»KEIN TAG VERGEHT<br />
OHNE GÄSTE VOM<br />
ALPE-ADRIA-TRAIL«.<br />
Massimiliano Skockaj,<br />
Direktor des Hotel Franz<br />
in Gradisca d‘Isonzo.<br />
52 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />
Der Bootshafen des Zielorts<br />
Muggia im Abendlicht
ALPE-ADRIA-TRAIL<br />
gräben, von denen im Freilichtmuseum von Kolovrat ein Abschnitt<br />
im Originalzustand zu besichtigen ist.<br />
Ihren über 100.000 Gefallenen haben die Italiener in Redipuglia<br />
ein gigantisches Mahnmal gewidmet. »Presente!«<br />
»Hier!« rufen die Seelen der zum letzten Appell Angetretenen<br />
den Nachlebenden zur Mahnung zu. Nur ein paar<br />
Kilometer weiter empfängt uns Gradisca d’Isonzo, das einstige<br />
Görz, mit einem herrlichen Park als Stadtzentrum. Bald<br />
liegt das Mittelmeer vor uns, mit Schloss Duino, wo Rainer<br />
Maria Rilke eine seiner Elegien verfasste. In Triest, dem einstigen<br />
Seehafen der k. und k.-Monarchie, schließt sich der<br />
Kreis unseres Trail-Themas. Nein, nicht ganz. Nach der letzten<br />
Etappe serviert man uns in Muggia »Kaiserwasser« mit<br />
dem Doppeladler. Welch eine Zeit- und Geschichtsreise! (lb)<br />
ALPE-ADRIA-TRAIL BUCHUNGSCENTER<br />
KÄRNTEN<br />
Trail Angels GmbH, 9821 Obervellach 58, Österreich<br />
Tel. +43(0)47 82/9 30 93, office@trail-angels.com<br />
www.trails-angels.com<br />
FRIAUL JULISCH VENETIEN<br />
Consorzio di Promozione Turistica, Via Roma 14, 33018 Tarvisio<br />
Italien, Tel. +39/04 28/23 92; consorzio@tarvisiano.org<br />
SL<strong>OW</strong>ENIEN<br />
LTO Sotočje, Petra Skalarja 4, 5220 Tolmin, Slowenien<br />
Tel.+38(0)653/80 0480, info@lto-sotocje.si; www.dolina-soce.com<br />
MEHR INFOS<br />
www.alpe-adria-trail.com<br />
1 | Der venezianische Löwe hat<br />
den habsburgischen Doppeladler<br />
verdrängt. Auf einer Wasserflasche<br />
finden wir ihn am Zielort<br />
2 | Schützengräben der zwölften<br />
Isonzoschlacht<br />
3 | Schloss Duino am Mittelmeer<br />
3<br />
Fotos: Roland Oberdorfer, Lutz Bormann, Kobarid-Museum, Maurizio Valdemarin<br />
1 2<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 53
NATUR ERLEBEN<br />
Wanderbares<br />
Griechenland<br />
AUF ZAUBERHAFTEN QUALITÄTSWEGEN<br />
DIE WIEGE EUROPAS ERKUNDEN<br />
Architektur, Antike, Götterund<br />
Sagenwelt, landestypische<br />
Küche, traumhafte<br />
Strände – im Grunde wissen wir viel<br />
von Griechenland, doch die landschaftliche<br />
Vielfalt und Schönheit im<br />
Landesinneren kennen die Wenigsten.<br />
Drei besonders attraktive Wanderwege<br />
können das in den kommenden<br />
Jahren gründlich ändern – zu fast allen<br />
Jahreszeiten.<br />
Wandern auf der<br />
Kykladeninsel Andros<br />
54 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
GRIECHENLAND<br />
Fotos: www.androsroutes.gr; www.discovergortynia.gr; Lefteris Fafalis.<br />
KYKLADENINSEL – ANDROS ROUTE<br />
Wie eine noble Herrscherin auf der Ägäis präsentiert sich<br />
Andros, die zweitgrößte, bergigste und grünste der Kykladeninseln<br />
Griechenlands. Vier Gebirgszüge reichen bis zu<br />
einer Höhe von 997 Metern.<br />
Zehn kleine, stets wasserführende<br />
Flüsse bilden wichtige<br />
Feuchtgebiete an der<br />
Küste. Fast die Hälfte der<br />
Oberfläche der Insel ist ein<br />
Naturschutzgebiet mit seltenen<br />
und endemischen Arten.<br />
Die Andros Route führt<br />
vom Norden der Insel in den<br />
Süden und bietet dabei eine<br />
atemberaubende Vielfalt:<br />
schattige Eichenwälder, immergrüne<br />
Ahornbäume und<br />
alte Olivenbäume, schöne<br />
grüne Täler, romantische<br />
Schluchten und sprudelnde Wasserfälle – vereint in einer<br />
terrassenförmig angelegten Landschaft, die von megalithischen<br />
Trockenmauern umgeben ist. Abgelegene Kapellen<br />
und historische Klöster klammern sich an Felsen, Ruinen und<br />
Tempel zeigen die ununterbrochene menschliche Präsenz<br />
auf Andros seit der Antike. Sand- und Kiesstrände in abgelegenen<br />
Buchten laden zum Entspannen in der Ägäis ein.<br />
WEGVERLAUF: Von Frousei nach<br />
Diptomata, 10 Etappen, 100 km<br />
ARKADIEN – MENALON TRAIL<br />
Der Menalon Trail ist der erste zertifizierte Wanderweg in<br />
Griechenland. Hier schlägt das Herz des Peloponnes: 3.000<br />
Jahre Geschichte mit archäologischen Stätten und religiösen<br />
Denkmälern aus der byzantinischen Zeit und traditionellen<br />
Dörfern mit besonderer architektonischer Identität<br />
in faszinierender Landschaft. Der Weg führt von Stemnitsa,<br />
dem Dorf der Goldschmiede am Prodromos Kloster vorbei<br />
in die Schlucht des Flusses Lousios. Im untersten Abschnitt<br />
lassen sich Klöster aus dem 9. Jahrhundert bewundern. Im<br />
Freilicht- Wasserkraftmuseum von Dimitsana erzählen Wasser-,<br />
Pulver- und Walkmühlen vom Reichtum der Gemeinde.<br />
Von Zygovisti nach Elati verläuft der Trail entlang der westlichen<br />
Ausläufer des Menalon Massivs. Ein Abstecher bietet<br />
Gelegenheit den Berg Pliovouni, mit 1643 m der höchste<br />
entlang der Route, zu besteigen. Bei Nymphasia drängt sich<br />
das Kloster von Panagia Kernitsas dicht unter einen mächtigen<br />
Felsen, ehe über Magouliana und Valtesiniko schließlich<br />
Lagkadia, das Dorf der Steinmetze erreicht ist.<br />
WEGVERLAUF: Von Stemnitsa<br />
nach Lagkadia, 5 Etappen, 75 km<br />
EPIRUS – URSA TRAIL<br />
Im gebirgigen Norden Griechenlands, in<br />
der antiken Landschaft des Epirus liegt das<br />
Städtchen Metsovo. Den Trailrunnern ist der 40 Kilometer<br />
lange »Ursa Trail«<br />
– benannt nach den einheimischen<br />
Bären – rund um<br />
Metsovo und Anilio bestens<br />
bekannt. 2016 war sein großes<br />
Jahr: schönster Trail,<br />
schönste Marathonstrecke<br />
und Auszeichnung als dritter<br />
Leading Quality Trail<br />
Griechenlands. Dafür war<br />
viel Markierungsarbeit nötig,<br />
Infotafeln wurden errichtet,<br />
schwierige Stellen<br />
für Wanderer aufbereitet.<br />
1<br />
Wer den herrlichen Weg<br />
im Pindosgebirge zwischen<br />
1100 und 1860 Meter Höhe mit drei Etappen als Urlaubsziel<br />
wählt, hat übrigens eine optimale Auswahl an schönen Hotels<br />
– Wandern und Genießen!<br />
WEGVERLAUF: Rundwanderung<br />
um Metsovo, 40km, 3 Etappen<br />
1 | Grüne Landschaft voller Magie: Ursa Trail<br />
2 | Wanderabenteuer auf dem Peloponnes: Menalon Trail<br />
2<br />
MEHR INFOS: www.visitgreece.gr; www.era-ewv-ferp.com<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 55
NATUR ERLEBEN<br />
Eisenwege mitAussicht<br />
RASSIGE KLETTERSTEIGE VOR GROSSER KULISSE:<br />
FASZINATION FERRATA IM ÖTZTAL<br />
56 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ÖTZTAL<br />
1<br />
2<br />
1 | Die Seilbrücke am Geierwand Klettersteig<br />
2 | Feuchte Hängepartie am Stuibenfall<br />
Fotos: Bernd Ritschel<br />
Mit über 250 Dreitausendern<br />
toppen die Bergmassive<br />
über dem Ötztal<br />
den Rest der Ostalpen – nirgendwo<br />
sonst drängen sich so viele hohe Berge.<br />
Und viele von ihnen sind vergletschert.<br />
Die Region zählt zum inneralpinen<br />
Trockenbereich mit vergleichsweise<br />
sehr geringen Niederschlagsmengen.<br />
Was soll uns das sagen? Wenn wir im<br />
Ötztal wandern oder in Klettersteigen<br />
unterwegs sind, scheint meist die Sonne,<br />
und wenn wir innehalten und in<br />
die Ferne blicken, nach oben schauen,<br />
gleißt der Horizont mit seinen Firngipfeln.<br />
Das sind die Ziele der konditionsstarken<br />
Alpinisten. Wir versuchen uns<br />
an Klettersteigen, die trotz ihrer Anlage<br />
in steilen Felswänden selten die<br />
Schwierigkeitsstufe C überschreiten.<br />
Die jüngste Anlage wurde erst 2015<br />
fertiggestellt und ist mit über 800<br />
Metern Kletterlänge gleichzeitig eine<br />
der längsten Tirols. Wer vor der steilen<br />
Geierwand bei Haiming steht und<br />
die 400 Höhenmeter in Angriff nehmen<br />
will staunt nicht schlecht: Selten<br />
ist der Steig schwerer als B/C und damit<br />
auch für geübte Kinder ab zwölf<br />
Jahren begehbar. Tatsächlich haben<br />
früher in den Wandnischen Geier<br />
gebrütet. Im unteren Teil sind sogar<br />
noch Knappenlöcher zu sehen, als im<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 57
NATUR ERLEBEN<br />
13. Jahrhundert im Tagebau Erz geschürft<br />
wurde. Natürlich kommt auch<br />
dieser Klettersteig wie die meisten<br />
modernen Anlagen nicht ohne luftige<br />
Seilbrücke aus. Die Rastbank mitten in<br />
der Route überrascht dann doch. Die<br />
südseitige Exposition und der weite<br />
Blick übers Inntal machen den Geierwand-Klettersteig<br />
zu einem entspannenden<br />
Bergerlebnis.<br />
Wirklich spannend ist der Stuibenfall-Klettersteig<br />
bei Umhausen, der<br />
diesen gewaltigen Wasserfall in unmittelbarer<br />
Nähe erschließt. Die<br />
tosenden Wassermassen, Gischt,<br />
Brodem, Seilbrücken und eine Linienführung<br />
mitten unter den stürzenden<br />
Fluten hindurch – das ist schon<br />
spektakulär und muss am Ausstieg<br />
mit einem Wirtshausbesuch belohnt<br />
werden. Der Stuibenfall ist übrigens<br />
nachts beleuchtet, die geführten<br />
Fackelwanderungen sind eine wunderbare<br />
stimmungsvolle Ergänzung<br />
zum Klettersteigerlebnis.<br />
Hat man sich erst einmal den Klettersteig<br />
hinaufgewagt und spürt nach<br />
einiger Zeit Kräftemangel, hilft meist<br />
nur die Flucht nach vorn. Abklettern<br />
E»EIN LEBEN IM<br />
SONNENSCHEIN.<br />
DAS ÖTZTAL IST<br />
EIN PARADIES<br />
FÜR AKTIVE NATUR-<br />
GENIESSER ALLER<br />
ALTERSSTUFEN.«<br />
Raststelle am Reinhard<br />
Schiestl Klettersteig<br />
58 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
ÖTZTAL<br />
ist schwierig. Für Einsteiger empfiehlt<br />
sich daher der kurze Übungsklettersteig<br />
hinter der Moosalm bei Sölden.<br />
80 Höhenmeter und 150 Meter Kletterlänge<br />
geben einen Vorgeschmack<br />
und helfen bei der Selbsteinschätzung.<br />
Vielleicht reicht es ja schon bald für<br />
den Klettersteig Lehner Wasserfall,<br />
der seit 2014 eine anspruchsvolle Variante<br />
mit Seilbrücke und Überhang<br />
aufweist. Wer diese nach links abweichende<br />
Route wählt, muss sich<br />
auf gute drei Stunden einstellen, bis<br />
er mit etwas Muskelkater wieder am<br />
Parkplatz eintrifft. Die alte rechte<br />
Variante ist leichter und die einzige<br />
vorhandene heikle Stelle kann auch<br />
umgangen werden.<br />
Der schwierigste Klettersteig im<br />
Ötztal heißt zu Ehren des berühmten<br />
Extrembergsteigers und Sportkletterers<br />
aus Huben »Reinhard Schiestl«.<br />
Die Gesamtbewertung D bezieht sich<br />
auf die anhaltenden Schwierigkeiten,<br />
die man nur mit einer Portion Kraftausdauer<br />
bewältigen kann. Doch<br />
auch hier gilt: Das Erlebnis ist alle Mühen<br />
wert! (lb)<br />
Der Lehner Wasserfall Klettersteig:<br />
spektakuläre Linienführung, toller<br />
Ausblick<br />
ÖTZTALER KLETTERSTEIGE<br />
Fotos: Bernd Ritschel<br />
Am Moosalm Klettersteig kann<br />
man sein Können testen<br />
GEIERWAND<br />
Länge: 800 m, Höhe: 400<br />
Hm Dauer mit Abstieg: 3 Std.<br />
Schwierigkeit: B/C<br />
Talort: Haiming<br />
STUIBENFALL<br />
Länge: 450 m, Höhe: 300 Hm<br />
Dauer mit Abstieg: 4 Std.<br />
Schwierigkeit: C<br />
Talort: Umhausen<br />
LEHNER WASSERFALL<br />
Länge: 430 m, Höhe: 220 Hm<br />
Dauer mit Abstieg: 3,5 Std.<br />
Schwierigkeit: B/C bzw. C-E<br />
Talort: Lehn bei Längenfeld<br />
MOOSALM<br />
Länge: 150 m, Höhe: 80 Hm<br />
Dauer mit Abstieg: 50 Min.<br />
Schwierigkeit: B/C, Stelle D<br />
Talort: Moosalm<br />
(Gaislachkogelbahn)<br />
REINHARD SCHIESTL<br />
Länge: 300m, Höhe: 200 Hm<br />
Dauer mit Abstieg: 3 Std.<br />
Schwierigkeit: C/D<br />
Talort: Astlehn.<br />
MEHR INFOS<br />
Ötztal Tourismus,<br />
Gemeindestraße 4<br />
6450 Sölden<br />
Österreich<br />
Tel. +43 (0) 57200 0<br />
Fax +43 (0) 57200 201<br />
info@oetztal.com<br />
www.oetztal.com<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 59
NATUR ERLEBEN<br />
Weitwandern<br />
auf den Spuren des blauen Enzians<br />
DER SALZBURGER ALMENWEG BEGEISTERT MIT 31 ETAPPEN,<br />
120 ALMHÜTTEN, 350 KILOMETERN WANDERWEGE, BESONDEREN<br />
MENSCHEN UND UNVERGESSLICHEN BEGEGNUNGEN.<br />
Wer sich auf die »Spur des<br />
blauen Enzians« begibt,<br />
findet sein Glück direkt<br />
am Wegesrand: In 120 urigen Almhütten,<br />
bei Übernachtungen im Heu oder<br />
beim Verzehr von Pongauer Schmankerln.<br />
Der beliebte Rundwanderweg<br />
führt einmal quer durch den Salzburger<br />
Pongau mit seinen bekannten Ferienregionen<br />
wie z.B. der Salzburger<br />
Sportwelt, dem Tennengebirge, dem<br />
Großarltal, dem Gasteinertal, der Ferienregion<br />
Hochkönig, der Salzburger<br />
Sonnenterrasse und Obertauern. 25<br />
Orte gibt es im Salzburger Pongau<br />
und sie alle sind Talorte des Salzburger<br />
Almenweges: Von überall können<br />
Wanderer in den 350 Kilometer langen<br />
Weitwanderweg einsteigen, allerorts<br />
aber auch wieder ins Tal absteigen.<br />
Die 31 Etappen sind so abwechslungsreich<br />
wie unterschiedlich im Schwierigkeitsgrad<br />
und verlaufen zu 90 Prozent<br />
auf über 1.000 Meter Seehöhe. Viele<br />
von ihnen eignen sich für Familien<br />
mit Kindern ebenso wie für Einsteiger.<br />
Andere wiederum bleiben erfahrenen<br />
Bergfexen und Gipfelstürmern vorbehalten.<br />
In jedem Fall ist der Salzburger<br />
Almenweg ein Weg für alle, die es in<br />
die Berge zieht. Die kürzeste Etappe<br />
ist nur fünf Kilometer lang und kann<br />
in rund 90 Minuten absolviert werden.<br />
Für die anspruchsvollsten Etappen mit<br />
21 Kilometern benötigt auch ein trainierter<br />
Wanderer bis zu neun Stunden<br />
Gehzeit. Zudem können Etappen mit<br />
einer zusätzlichen Gipfeltour kombiniert<br />
werden: So etwa auf den 2.941<br />
Meter hohen Hochkönig. Auf der<br />
übersichtlich gestalteten Internetseite<br />
Fotos: www.grossarltal.info, Herbert Raffalt<br />
60 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
SALZBURGER ALMENWEG<br />
Rast am Salzburger<br />
Almenweg<br />
Alm auf der Vier-Hütten-<br />
Tour am Hochkönig<br />
www.salzburger-almenweg.at finden<br />
aber auch »Genussesser«, »Kräutersammler«<br />
und »Panoramafreaks« genau<br />
jene Etappen und Almhütten, die<br />
ihren Ansprüchen aufs Beste entsprechen.<br />
Zudem gibt es hier zahlreiche<br />
Variantenvorschläge für die individuelle<br />
Routenplanung.<br />
ETAPPEN FÜR FAMILIEN<br />
Ein besonderer Anreiz, vor allem für<br />
Kinder, ist das Sammeln von Wanderstempeln<br />
auf dem bestens markierten<br />
Salzburger Almenweg. Die »Bronzene<br />
Wandernadel« wird bereits ab einer<br />
Etappe verliehen. Den Stempelpass<br />
gibt es in allen Tourismusverbänden<br />
der Talorte. Zu den besonders familienfreundlichen<br />
Etappen zählen<br />
unter anderem die Etappe Nr. 27 zur<br />
Moosalm in Filzmoos samt Streichelzoo<br />
und Kinderspielplatz. Für noch mehr<br />
Abwechslung für die ganze Familie<br />
sorgen unterhaltsame Themenwege<br />
wie der Weg »Alles Alm« in Obertauern,<br />
»Flori’s Erlebnispfad« in Flachau<br />
oder die beiden Erlebnisberge »Geisterberg«<br />
in St. Johann-Alpendorf und<br />
»Wagraini’s Grafenberg« in Wagrain.<br />
Auch Hunde sind auf dem Salzburger<br />
Almenweg herzlich willkommen:<br />
Auf welchen<br />
Hütten man mit Hunden<br />
übernachten kann,<br />
erfährt man direkt bei<br />
den Hüttenbesitzern.<br />
Am Arthurhaus am<br />
Hochkönig (Etappe Nr.<br />
2) gibt es für Vierbeiner<br />
eine eigene Spielwiese<br />
samt Schwimmteich und<br />
Parcours.<br />
Die Menschen auf den Salzburger Almen<br />
sind ganz besondere Gastgeber<br />
und machen Traditionen erlebbar. Zu<br />
den besonders urigen Hütten zählen<br />
u.a. die Tauernkarleitenalm in Obertauern<br />
mit der über hundert Jahre<br />
alten Rauchkuchl, die 150 Jahre alte<br />
Präau Hochalm in Dorfgastein mit der<br />
»Flitterwochen-Suite« und den Aussteigerkammerln<br />
sowie die Weissalm<br />
mit offener Feuerstelle in Großarl.<br />
Und sie bieten besondere kulinarische<br />
Erlebnisse: würziger Graukäse, Bergbauernmozzarella<br />
oder Knetkäse,<br />
selbst gebackenes Brot, Zirbenschnaps<br />
und Vogelbeerbrand, Holundersirup,<br />
Speck, Bauernkrapfen. Im Großarltal<br />
werden Wanderer in die »Großarltaler<br />
Almgeheimnisse« eingeweiht: Auf<br />
jeder Hütte werden spezielle Gerichte<br />
wie etwa Kasnocken oder Bauernbratl<br />
angeboten. Am Hochkönig gibt<br />
es Kräuteralmen, auf der Bürglalm,<br />
der Pronebenalm oder der Dientalm<br />
werden besondere Produkte wie etwa<br />
Kräutersalz, Heidelbeeressig oder<br />
Heumilchseife hergestellt. In Filzmoos<br />
laden »Kraftplatzwanderungen« zum<br />
Innehalten und Hinspüren ein: 16<br />
Kraftplätze sind es, deren besondere<br />
Schwingungen das Abschalten und<br />
Auftanken begünstigen. (lb)<br />
MEHR INFOS<br />
SalzburgerLand Tourismus GmbH,<br />
Anita Bott, BA, MA,<br />
Salzleckerstraße 8,<br />
5620 Schwarzach,<br />
Tel +43 (0) 64 15/72 12;<br />
info@salzburger-almenweg.at<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 61
NATUR ERLEBEN – HOHE TAUERN / MITTERSILL<br />
Mittersill –<br />
Salzburgs Nationalpark<br />
Wanderdorf<br />
WANDERN ANGESICHTS DER<br />
NATIONALPARK 3.000ER<br />
Bergidylle im<br />
Nationalpark Hohe Tauern<br />
Gibt es sie noch? Diese Orte, an denen man denkt, die<br />
Zeit sei stehen geblieben – fernab von Stress, Arbeit<br />
und Druck – wo man in sich hören, sich erholen und<br />
entspannen kann? Ja, es gibt sie, und in der Region Nationalpark<br />
Hohe Tauern-Mittersill jede Menge davon; am besten<br />
findet man diese beim Wandern! Dort wo Österreichs<br />
höchster Berg und die mächtigen 3.000er des Nationalparks<br />
Hohe Tauern ebenso wie gemütliche Schiefer- und Grasberge<br />
nur einen Steinwurf entfernt sind, »juckt« es Wanderer<br />
und auch Bergsteiger in den Beinen.<br />
RUNDUM SERVICE<br />
Bestens untergebracht in zertifizierten Wanderbetrieben en<br />
– mit sechs geführten Wanderungen (in allen Schwierigkeitsstufen)<br />
pro Woche im <strong>Sommer</strong> und drei geführten en<br />
Wanderungen pro Woche im Frühling und Herbst schlägt<br />
das Wanderherz höher! Absolutes Highlight dabei: Die<br />
Touren beginnen und enden jeweils vor dem Hotel, denn<br />
der kostenlose Wandershuttle bringt Sie an den Startpunkt<br />
Ihrer geführten Tour und holt Sie nach dieser wieder<br />
ab. Die Wanderkompetenz der Gastgeber zeichnet sich<br />
vor allem durch eine persönliche Beratung und Betreuung<br />
durch örtliche Kenntnisse über das regionale Wanderan-ngebot<br />
aus.<br />
WANDERPARADIES MITTERSILL<br />
HOHE TAUERN WANDERTAGE WANDERANGEBOT: Wandern<br />
in Salzburg Nationalpark<br />
08.-10. September <strong>2017</strong><br />
Wanderfreunde treffen<br />
Wanderdorf, gültig von Juni<br />
sich, um die 1. Hohe Tauern <strong>2017</strong> – September <strong>2017</strong>, 5<br />
Wandertage zu eröffnen. Übernachtungen mit Frühstück,<br />
Wanderprogramm mit<br />
»Musikalisch unterwegs mit<br />
Harry Prünster« lautet der geführten Wandertouren in<br />
Auftakt zu den Wandertagen. Nationalpark Hohe Tauern<br />
Am 08. September <strong>2017</strong> geht und Kitzbüheler Alpen, kostenloses<br />
Wander-Shuttle zu<br />
es gemeinsam mit Harry auf<br />
eine der schönsten Almen der den geführten Wanderungen,<br />
Region.<br />
1x Wanderkarte mit Wanderguide<br />
ab 279,– Euro p. P.<br />
Sportlich wird es am darauffolgenden<br />
Tag, am Samstag,<br />
den 09. September. Denn MEHR INFOS<br />
der 42 km Wandermarathon Mittersill Plus Tourismus<br />
wartet nur darauf, von den GmbH,<br />
Teilnehmern bezwungen zu Stadtplatz 1<br />
werden. Am Sonntag, den 10. 5730 Mittersill<br />
September <strong>2017</strong>, wartet das Tel. +43 (0)65 62/42 92<br />
ORF Radiofrühschoppen mit Fax +43 (0)65 62/5007<br />
zahlreichen regionalen Musikgruppen<br />
auf Sie.<br />
www.mittersill.info<br />
welcome@mittersill.info<br />
Fotos: www.huber-fotografie.at<br />
fi<br />
62 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
KARWENDEL<br />
Kicks im<br />
Karwendel<br />
RASSIGER KLETTERSTEIG ODER<br />
ROMANTISCHE GENUSSWANDERUNG?<br />
Bergtour auf den Signalkopf<br />
Foto: Alpenwelt Karwendel Ehn<br />
Die Tafel am markanten Felsturm<br />
zeigt den Einstieg an.<br />
Sogleich geht es steil zum<br />
ersten Standplatz. Mit beiden Händen<br />
fest am Fels. Der ins Drahtseil<br />
eingehängte Karabiner vermittelt Sicherheit<br />
und der Adrenalinkick weckt<br />
Begeisterung. Ein kurzer Quergang<br />
mit viel Luft unter den Sohlen, dann<br />
FASZINIERENDE BERGTOUREN,<br />
WANDERWEGE MIT RUNDBLICK<br />
UND EINE 24-STUNDEN-TROPHY<br />
endet das sichernde Seil abrupt. Gute<br />
fünf Meter freies Klettern sorgen für<br />
Spannung und vor allem der Blick<br />
in die bodenlose Nordwand beeindruckt<br />
nachhaltig. Ein letzter senkrechter<br />
Aufschwung bringt uns zum<br />
Grat hinauf. Geschafft! Der Rest ist<br />
Gehgelände und leichtes Klettern am<br />
durchgehenden Stahlseil. Wir sind am<br />
Karwendel-Klettersteig unterwegs.<br />
Auf der »oberen Ebene« steuert der<br />
schärfste unter den versicherten Steigen<br />
über Mittenwald die 2385 Meter<br />
hohe Westliche Karwendelspitze an.<br />
Wer’s mit weniger Nervenkitzel mag,<br />
der findet zahlreiche wundervolle<br />
Touren mit herrlichem Bergblick auch<br />
unten im Tal und auf der »mittleren<br />
Ebene« – zum Beispiel auf dem Magdalelena-Neuner-Panoramaweg.<br />
Lernen<br />
Sie auf 28 Tafeln mit vielen Fotos,<br />
Zitaten und Details zu Magdalena<br />
Neuner die einzigartige Karriere der<br />
sympathischen Olympiasiegerin und<br />
begeisterten Wanderin kennen und<br />
genießen Sie den Panoramablick auf<br />
Karwendel und Wettersteingebirge.<br />
Sportlichere Wanderer zweigen an<br />
der entsprechend beschilderten Weggabelung<br />
ab und nehmen den Weg<br />
hoch zum Krepelschroffen, von wo<br />
aus sich ein fantastischer Blick über<br />
das gesamte obere Isartal bis weit<br />
nach Österreich hinein bietet.<br />
Ein besonderes Highlight erwartet<br />
die ambitionierten Gäste im Herbst,<br />
wenn die Biolectra-24h-Trophy am<br />
8. und 9. Oktober die Wanderer auf<br />
eine harte Ausdauerprobe stellt. Die<br />
Alpenwelt Karwendel ist die letzte<br />
und spektakulärste der sechs Trophy-<br />
Stationen. Die »kurze« 12-h-Variante<br />
»Gipfelglück und Gumpenpass« misst<br />
immerhin 31 km und 1.625 Hm, die<br />
lange Tour »Königsjagd zur Koboldschlucht«<br />
verlangt den Teilnehmern<br />
67 km und 2.300 Hm ab.<br />
Nach allen Kletter- und Wanderabenteuern<br />
ist die Erholung im Tal willkommen.<br />
Spaziergänge an der Isar, Baden<br />
in einem der acht Naturbadeseen, oder<br />
die Einkehr in typisch bayerischen Gasthöfen<br />
und urigen Almwirtschaften runden<br />
das Abenteuer ab. (lb)<br />
MEHR INFOS:<br />
www.alpenwelt-karwendel.de;<br />
www.24h-trophy.de<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 63
NATUR ERLEBEN – TRAUMPFADE<br />
Wanderparadies<br />
Rhein-Mosel-Eifel-Land<br />
26 TRAUMPFADE UND EIN THEMENWEG LADEN EIN<br />
ZU RUNDTOUREN IN PREMIUMQUALITÄT<br />
Hatzenporter Laysteig – Wandern in guten Weinlagen<br />
Wer Genusswandern in<br />
höchster Qualität erleben<br />
will, der muss die<br />
»Traumpfade im Rhein-Mosel-Eifel-<br />
Land« kennenlernen. Insgesamt 26<br />
Premiumrundwanderwege – fünf am<br />
Rhein, sieben an der Mosel und 14 in<br />
der Eifel – führen durch die schönsten<br />
Landschaften der Ferienregion Mayen-Koblenz.<br />
Hinzu kommt mit dem<br />
Streuobstwiesenweg ein Themenweg<br />
in Premiumqualität. Ob Rheingoldbogen,<br />
Bergschluchtenpfad Ehrenburg,<br />
Heidehimmel Volkesfeld, Monrealer<br />
Ritterschlag oder Waldseepfad Rieden<br />
– allein schon die wie Musik klingenden<br />
Namen verlocken dazu, die Wanderstiefel<br />
zu schnüren. Mit Flüssen,<br />
Wäldern, Weinbergen und Burgen,<br />
mit Heide- und Vulkanlandschaft hält<br />
die Ferienregion Mayen-Koblenz einen<br />
unvergleichlichen Abwechslungsreichtum<br />
bereit.<br />
Jede Tour ist ein Highlight für sich und<br />
folgt dabei einer gemeinsamen Qualitätsphilosophie<br />
– von der naturnahen<br />
Wegeführung über die »Dramaturgie«<br />
der Tour bis zur orientierungssicheren n<br />
Markierung und Beschilderung sowie<br />
ergonomisch gestalteten »Traumstationen«<br />
für das Sitzen, Liegen und Rasten<br />
in der Natur.<br />
Für gute Gastronomie und Unterkunft<br />
ist bestens gesorgt. Die aktuelle e<br />
Broschüre der »Traumpfade-Gastge-ber«<br />
enthält 130 Adressen mit Kurzbeschreibungen.<br />
Und: 50 Betriebe im<br />
Kreis bieten als »Qualitätsgastgeber<br />
Wanderbares Deutschland« einen besonderen<br />
Service für Wanderer an. Im<br />
September 2015 wurde die Region als<br />
»Traumpfadeland Rhein-Mosel-Eifel«<br />
mit der vom Deutschen Wanderinstitut t<br />
neu vergebenen Auszeichnung »Premium-Wanderregion«<br />
zertifiziert. Für<br />
Wanderer besagt die Auszeichnung:<br />
Sie finden nicht nur hervorragende e<br />
Wanderwege vor, sondern flächendeckend<br />
ein ausgefeiltes Wanderparadies.<br />
(lb)<br />
TRAUMPFADE<br />
Pyrmonter Felsensteig<br />
AUSBLICK: TRAUMPFÄDCHEN<br />
Zwischen drei und sieben Kilometer<br />
lang und weniger steil werden die für<br />
<strong>2017</strong>/2018 geplanten elf Premium-Spazierwanderwege<br />
sein. Die strengen Kriterien<br />
versprechen starke Erlebnisse auf<br />
kurzen Strecken, auf den ersten sieben<br />
Traumpfädchen schon im Herbst <strong>2017</strong>.<br />
ÜBRIGENS: Von Themenwanderungen<br />
über kulinarische Wanderungen bis hin zu<br />
sportlichen Touren: Ein neuer Flyer stellt<br />
das Angebot von 40 geführte Wanderungen<br />
auf den Traumpfaden vor.<br />
MEHR INFOS<br />
Rhein-Mosel-Eifel-Touristik<br />
Bahnhofstraße 9<br />
56068 Koblenz<br />
Tel. +49 (0)2 61/1 08-4 19<br />
info@traumpfade.info<br />
www.traumpfade.info<br />
Fotos: Klaus-Peter Kappest<br />
64 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
DER SEENLÄNDER<br />
Wandern im Fränkischen Seenland<br />
Steinbrüche bei Wernsbach<br />
Der Seenländer – ein echter Franke<br />
RUNDWANDERWEG IM FRÄNKISCHEN SEENLAND<br />
Fotos: Florian Trykowski; TVB Fränkisches Seenland<br />
Der Seenländer« ist die Paradestrecke<br />
für Wanderer im<br />
Fränkischen Seenland und<br />
verbindet Naturgenuss, Kulturerlebnis<br />
und fränkische Lebensart. Die<br />
abwechslungsreiche Rundtour führt<br />
Wanderer auf 146 Kilometern – aufgeteilt<br />
in elf Etappen mit moderaten Längen<br />
zwischen zehn und 16 km – durch<br />
malerische Kulturlandschaften, zu<br />
Naturschönheiten und historischen<br />
Städten und Städtchen zwischen<br />
Altmühl-, Brombach- und Rothsee.<br />
Unterwegs begegnet man Römern,<br />
Rittern, einem Markgrafen und natürlich<br />
der fränkischen Gastfreundschaft.<br />
Zwischen Hopfengärten und<br />
Obstbäumen im Spalter Hügelland,<br />
auf naturnahen Pfaden durch den<br />
Mönchswald, eines der größten zusammenhängenden<br />
Waldgebieten<br />
Bayerns, zu den Feuchtwiesen des Naturschutzgebiets<br />
»Wiesmet«, zur Sandsteinschlucht<br />
»Schnittlinger Loch« bei<br />
Spalt und immer wieder am Seeufer<br />
entlang führt der Weg. Gemütliche<br />
Pausen können Wanderer bei einer<br />
Schifffahrt mit den Ausflugsschiffen<br />
auf dem Altmühlsee und dem Brombachsee<br />
einlegen. Auch historische<br />
Orte wie z. B. Georgensgmünd, die<br />
Hopfenstadt Spalt, Ornbau mit seiner<br />
mittelalterlichen Stadtmauer, Gunzenhausen<br />
am Römischen Limes, der<br />
Erholungsort Pleinfeld oder Hilpoltstein<br />
mit der eindrucksvollen Burgruine<br />
laden zu einem Zwischenstopp ein.<br />
Ein Fenster in die Vergangenheit öffnet<br />
das lebendige Museum »Historischer<br />
Eisenhammer« in Eckersmühlen<br />
bei Roth. Unterwegs stärken Wanderer<br />
sich in gemütlichen Gastwirtschaften<br />
mit einheimischen Spezialitäten – vom<br />
deftigen Kraut über frisches Obst bis<br />
hin zum berühmten Spalter Bier. (lb)<br />
DER SEENLÄNDER<br />
SEHENSWERT<br />
Museum Historischer Eisenhammer, Schleuse<br />
Eckersmühlen, Seen-Info Mandlesmühle,<br />
Abenteuerspielplatz Wald, Natur- und Vogelschutzgebiet<br />
Wiesmet, Krautdorf Heglau,<br />
Sandsteinschlucht Schnittlinger Loch, Museum<br />
HopfenBierGut.<br />
GEOLOGIE: Wernsbacher Steinbrüche, ausgezeichnet<br />
als eines von Bayerns schönsten<br />
Geotopen.<br />
FAUNA: Naturschutzgebiet Vogelinsel im<br />
Altmühlsee.<br />
AUSSICHT: Blick über den Brombachsee an<br />
der Kapelle St. Jakobus in Ramsberg.<br />
MEHR INFOS<br />
Tourismusverband Fränkisches Seenland,<br />
Hafnermarkt 13, 91710 Gunzenhausen,<br />
Tel. 09831/5001-20, Fax 09831/5001-40,<br />
info@fraenkisches-seenland.de;<br />
www.fraenkisches-seenland.de<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 65
NATUR ERLEBEN<br />
Die Rheinschlucht in<br />
Graubünden bei Flims<br />
mit Blick auf Flimserstein.<br />
Ein Bergsturz verursachte<br />
die 300 m lange Schlucht<br />
Tobel, Klamm und Canyon<br />
Aerosolreich, kühl und spektakulär<br />
NÜCHTERN BETRACHTET, und Geologen neigen auch zum staubtrockenen<br />
Umgang mit Hinguckern für Normalsterbliche, handelt es sich nur um<br />
enge Täler bzw. Schluchten. Andernorts lädt man den Begriff mit der<br />
empfundenen, regionalen Dramatik auf. Als Klamm bezeichnet man in<br />
Bayern diese oft nur handtuchbreiten Felsdurchlässe für das ohrenbetäubende<br />
Brausen angestauten Bergwassers. Als Tobel, wie man im<br />
alemannischen Sprachraum sagt, kommt schon das »Tobende« zum<br />
Vorschein. Durchbruchstäler umschreiben den Charakter der unentwegt<br />
abwärts strömenden Wasserkraft und ihre dramatische Wirkung auf<br />
Widerstände aus Stein. Beim Canyon steigen in jedem Betrachter<br />
Assoziationen und Bilder auf. Szenen aus der Schlucht aller Schluchten<br />
mit tausend Meter aufsteigenden, steilen Felswänden, dem Grand Canyon.<br />
Fotos: Flims Laax Falera Tourismus; Michael Sänger – OutdoorWelten<br />
66 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
SCHLUCHTEN<br />
Schluchtenpfad durch die Umbalklamm mit<br />
sehenswerten Wasserfällen im Virgental in Osttirol<br />
Der Rabenfelsen in der Wutachschlucht<br />
im Schwarzwald.<br />
Der Schluchtenpfad erschließt<br />
diese fantastische Welt<br />
Respektvolles Staunen empfinden<br />
wir, wenn selbst der<br />
härteste Granit dem (Wasser)<br />
Lauf der Zeit weichen muss, und so<br />
üben Schluchten eine unglaubliche Anziehungskraft<br />
auf den Menschen aus.<br />
DER ZAHN DER ZEIT<br />
Jahrtausende, Jahrmillionen sägt und<br />
hobelt das Sturzwasser aus den Bergen<br />
in den Untergrund. Schneidet<br />
sich ein und wenn die Tiefenerosion<br />
stärker ist als die Seitenerosion<br />
und das Gestein standfest genug ist,<br />
dann entstehen besonders tief eingeschnittene<br />
und extrem schmale<br />
Schluchten. Schluchten gibt es praktisch<br />
überall auf der Welt, sieht man<br />
von den eisbedeckten Arealen auf<br />
dem Globus ab. Die Iskar-Schlucht im<br />
westlichen Balkangebirge ist eine 40<br />
km lange Schlucht durch den Karst.<br />
Auch die 21 km lange und bis zu 700<br />
m tiefe Gorges du Verdon (Verdonschlucht)<br />
in der Provence hat sich durch<br />
Juragestein gefräst. Es geht aber auch<br />
anders! Das beweist der Canon de<br />
Anisclo, die längste Schlucht in den<br />
spanischen Pyrenäen. Der Canyon ist<br />
nämlich eine aufgerissene Erdspalte<br />
und nicht durch die Erosion eines<br />
Flusses entstanden. Der französische<br />
Geograf F. Schrader bezeichnete den<br />
Canyon als »ein unendliches geologisches<br />
Gedicht«. Zum Versmaß dieses<br />
geologischen Gedichts im Ordesa Nationalpark<br />
mit den markanten Steilwänden<br />
des Pico Montondo und der<br />
mächtigen Sestrales hat sich Schrader<br />
allerdings nicht ausgelassen..<br />
Egal, ob man in den Schluchten des<br />
Tarn im gleichnamigen französischen<br />
Département den Gorge de la Jonte<br />
im Département Lozère, der Sama-<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 67
NATUR ERLEBEN<br />
riá-Schlucht im Süden Kretas oder<br />
der Vorarlberger Rappenlochschlucht<br />
unterwegs ist, es ist stets angenehm<br />
kühl und in der Nähe der Stromschnellen,<br />
Sturzbäche, Wasserkaskaden<br />
oder Wasserteppiche ist die Luft<br />
voller Wasserdampf und Aerosole, die<br />
gerade im Hochsommer ein besonderes<br />
Frische-Erlebnis bieten können.<br />
In Studien an österreichischen Wasserfällen<br />
wurde z.B. die Verbesserung<br />
psychologischer, physiologischer und<br />
medizinischer Stressparameter nachgewiesen.<br />
Das Frischeempfinden wird<br />
durch physiologisch nachgewiesene<br />
Steigerungen der Lungenfunktion<br />
und die Zunahme von Abwehrstoffen<br />
in den oberen Atemwegen gesteigert.<br />
Eine Erklärung für die medizinische<br />
Wirkung liegt darin, dass im<br />
Nahbereich des Aufpralls bzw. der<br />
Durchflussverengung von gewaltigen<br />
Wassermassen ein fein verstäubter<br />
und hoch konzentrierter Aerosolnebel,<br />
der aus verschiedenen negativ<br />
geladenen Luft-Ionen besteht, eingeatmet<br />
wird. Je nach Standort lassen<br />
sich bis zu 20.000 dieser Ionen pro Kubikzentimeter<br />
Luft nachweisen (der<br />
Normalwert in freier Natur beträgt<br />
200 bis 600 Ionen/cm 3 ). Und diese<br />
ultrafeinen Aerosole sind 200mal lungengängiger<br />
als Asthmasprays.<br />
BERGSTURZ, DURCHBRUCH,<br />
WASSERSPALTE<br />
Rund 100 Meter tief hat sich das Gletscherwasser<br />
des isländischen Flusses<br />
Fjaðrá in das umgebende Tuffgestein<br />
eingegraben und einen zwei Kilometer<br />
langen Canyon gebildet. Die<br />
Schlucht mit dem unaussprechlichen<br />
Namen Fjaðrárgljúfur liegt im Südosten<br />
der Insel. Da ist die Situation<br />
in der Massaschlucht im Wallis völlig<br />
anders. 60 bis 80 Kubikmeter Wasser<br />
stürzen sich im Hochsommer, wenn<br />
die Gletscherschmelze ihren Höhepunkt<br />
hat, durch die 6,5 km lange<br />
Schlucht. Das an feinkörnigem Material<br />
des Aletschgletschers reiche<br />
Wasser hat sich in Jahrmillionen in<br />
Blick auf eine Urlandschaft.<br />
Der Grand Canyon vom<br />
Yavabai Point aus fotografiert.<br />
Links sieht man den<br />
Bright Angel Trail<br />
das harte Gneis- und Granitgestein<br />
förmlich hineingefräst. Es hat die<br />
Wirkung einer Sandstrahlfräsung.<br />
Durch die Kraft des Schmelzwassers<br />
ist eine oft nur wenige Meter breite<br />
Schlucht mit senkrechten Felswänden<br />
entstanden. Die Rheinschlucht<br />
im Schweizer Kanton Graubünden<br />
ist das Ergebnis eines gewaltigen<br />
Bergsturzes. Vor etwa 10.000 Jahren<br />
brach ein gewaltiger Zacken aus zehn<br />
Millionen Kubikmetern Fels aus dem<br />
Gebirgsmassiv und stürzte ins Tal des<br />
noch jungen Rheines. Wasser findet<br />
immer seinen Weg, so gilt auch hier<br />
Laotses Hinweis: »Auf der Welt gibt<br />
es nichts, was weicher und dünner ist<br />
als Wasser, doch um Starres und Hartes<br />
zu bezwingen, kommt nichts diesem<br />
gleich.« Wie wahr. Die 300 Meter<br />
lange Rheinschlucht ist der Beweis.<br />
FASZINATION UND AN-<br />
SCHAUUNGSUNTERRICHT<br />
Schluchten sind perfekte Lehrmeister.<br />
Besser als jede Unterrichtsstunde<br />
vermittelt der Anblick, etwa der<br />
Breitachklamm bei Oberstdorf oder<br />
der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen,<br />
dass hier zwei Zutaten die<br />
Gestalt der Erdoberfläche, das Relief,<br />
modellieren: Wasser und Zeit. Mit der<br />
nötigen Zeit räumt Wasser jedes Hindernis<br />
beiseite. Wasser gestaltet die<br />
Erdoberfläche, so wie Hitze, Frost und<br />
Wind. Hier spielen 1.000 Jahre oder<br />
Jahrmillionen keine Rolle. Gut zu wissen.<br />
Die Mutter aller Schluchten, der<br />
446 km lange, bis zu 29 km breite und<br />
durchschnittlich 1,6 km tiefe Grand<br />
Canyon ist nicht nur die größte und<br />
tiefste Schlucht der Welt, sondern<br />
zugleich eines der imposantesten<br />
Naturwunder der Erde. Unsere Zusammenstellung<br />
der zwölf schönsten<br />
Schluchten in Deutschland, den zwölf<br />
schönsten Schluchten in Europa folgen<br />
die fünf spektakulärsten Schluchten<br />
der Welt und befeuern die Sehnsucht<br />
nach der Faszination Schlucht.<br />
Viel Spaß! (ms)<br />
Foto: tom bernard anyz<br />
68 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
SCHLUCHTEN<br />
Die OutdoorWelten-Hitliste *<br />
Unsere Top 12 Schluchten in Deutschland<br />
Name Region Land Länge Kommentar<br />
Wutachschlucht Schwarzwald Baden-Württemberg 20,0 km Zusammenhängendes Schluchtensystem<br />
Margarethenschlucht Odenwald Baden-Württemberg unter 1,0 km Die wildromantische Schlucht des Flursbach<br />
Höllentalklamm Wettersteingebirge Bayern 3,0 km Spektakulärer Pfad durch den Fels<br />
Breitachklamm Allgäuer Alpen Bayern 2,5 km Tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas<br />
Partnachklamm Allgäuer Alpen Bayern unter 1,0 km Bis zu 80 m hohe Felswände, gischtende Wassermassen, Tunnels und schmale Stege<br />
Almbachklamm Berchtesgadener Land Bayern 3,0 km Hier steht Deutschlands letzte produzierende Steinkugelmühle<br />
Ehrbachklamm Hunsrück Rheinland-Pfalz 1,5 km Wildromantische Klamm mit Holzstegen und Brücken<br />
Ruppertsklamm Westerwald Rheinland-Pfalz 2,0 km Spannender, teilweise mit Seil gesicherter Pfad<br />
Uttewalder Grund Sächsische Schweiz Sachsen 3,0 km Idyllische Schlucht mit moosbewachsenen Felsen<br />
Bodetal Harz Sachsen-Anhalt 10,0 km Seit 1937 unter Naturschutz gestellt<br />
Drachenschlucht Thüringer Wald Thüringen 2,5 km Wilde, urwüchsige, teilweise schulterbreite Klamm<br />
Marderschlucht Thüringer Wald Thüringen 1,0 km Uralte Fichten und bemooste Waldböden, flankiert von steilen Felsen<br />
Unsere Top 12 Schluchten in Europa<br />
Name Region/Gebirge Land Länge Kommentar<br />
Verdonschlucht Provence Frankreich 21 km Der türkisfarbene Grand Canyon Frankreichs<br />
Samaria-Schlucht Kreta Griechenland 17 km 600 m hohe Steilwände, an der engsten Stelle nur 5 m breit<br />
Vikos-Schlucht Pindos Griechenland 10 km Laut Guinnesbuch der Rekorde tiefste Schlucht der Welt<br />
Fjaðrárgljúfur-Schlucht Kirkjubæjarklaustur Island 2,0 km Kleine, aber märchenhafte Schlucht im Norden Europas<br />
Gola Gorropu Sardinien Italien 18 km Senkrechte Steilwände, bis zu 500 m hoch<br />
Velika Paklencia Velebit Kroatien 14 km Nicht die einizge spektakuläre Schlucht im Nationalpark Paklencia<br />
Tara-Schlucht Dinariden Montenegro 78 km Die längste Schlucht Europas<br />
Viamala Graubünden Schweiz 8,0 km Die spektakuläre, teils mystische Schlucht ist von Apr bis Sep begehbar<br />
Rheinschlucht Graubünden Schweiz 13 km Der Rhein von seiner wildesten Seite<br />
Canon de Anisclo Pyrenäen Spanien 10 km Die Pyrenäen von ihrer atemberaubenden Seite<br />
Barranco de Masca Teneriffa Spanien 5,0 km Eine Lavaschlucht durch ein Steinelabyrinth zur Bucht der Schmuggler und Piraten<br />
Trigrad Schlucht Westrhodopen Bulgarien 7,0 km Einzigartige Karstlandschaft mit vielen Höhlen<br />
Unsere Top 5 Schluchten der Welt<br />
Name Region/Gebirge Land Länge Kommentar<br />
Itaimbezinho Canyon Rio Grande do Sul Brasilien 5,8 km Ein eher unbekanntes, aber wunderschönes Schmuckstück Brasiliens<br />
Kali Gandaki Himalaya Nepal 350 km Mit über 5000 m Höhendifferenz das tiefste Tal der Erde<br />
Colca-Tal Arequipa Peru 70 km Heimat der majestätischen Anden-Kondore, eine der tiefsten Schluchten der Erde<br />
Blyde River Canyon Drakensberge Südafrika 28 km Einer der grünsten Canyons der Welt und eines der schönsten Naturwunder Afrikas<br />
Grand Canyon Arizona USA 450 km Die wohl legendärste Schlucht des Planeten<br />
* Alle hier gelisteten Schluchten sind teilweise oder vollständig fußläufig erschlossen.<br />
Für einige Schluchten gelten spezielle Zugangs- und Öffnungszeiten!<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 69
NATUR ERLEBEN<br />
Outdoor<br />
<br />
Märchenhaftes<br />
Jordanien<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Die Perle des Orients<br />
verzaubert aktive Naturgenießer<br />
FASZINIERENDE LANDSCHAFT, JAHRTAUSENDE ALTE KULTURGE-<br />
SCHICHTE, MALERISCHE ALTSTÄDTE UND GASTFREUNDLICHE<br />
BEDUINEN – DIE REISE ZU DEN PRACHTORTEN JORDANIENS IST<br />
WIE DER TRAUM AUS TAUSENDUNDEINER NACHT.<br />
Von Norbert Eisele-Hein<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />
70 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
JORDANIEN<br />
Fenster zur Sonne – der Steinbogen ‚Al Kharza‘<br />
im sagenumwobenen Wadi Rum<br />
Lawrence von Arabien« war mein<br />
erster Film im Cinemascope-Format.<br />
Völlig überwältigt erlebte<br />
ich Sir Peter O’Toole in seiner Kultrolle<br />
als britischen Offizier, Thomas Edward<br />
Lawrence. Braungebrannt und<br />
mit stechend blauen Augen, führte er<br />
die arabischen Stämme zum Sieg über<br />
die osmanische Besatzungsmacht.<br />
Gnadenlose Action in der Wüste und<br />
monumentale Aufnahmen einer mir<br />
völlig unbekannten Welt aus ewigem<br />
Sand, gleißender Sonne und mächtigen<br />
Gebirgen ließen mein kleines<br />
Abenteurerherz frohlocken. Schon<br />
im zarten Kindesalter stand fest: Da<br />
musst du mal hin! Und nun ist es so<br />
weit. Wir wollen das Märchenland im<br />
Nahen Osten mit den Wanderschuhen<br />
erkunden. Und soviel vorweg: Berge,<br />
Schluchten, Canyons, Wüste und das<br />
Rote Meer bieten dafür beste Bedingungen.<br />
Zur Akklimatisation an die fremden<br />
Sitten streifen wir zuerst durchs Zentrum<br />
der Hauptstadt Amman. Beobachten<br />
alte Männer beim Backgammon<br />
oder beim Rauchen der Shisha,<br />
einer Wasserpfeife. Dazwischen wuseln<br />
junge Kellner mit Tabletts voller<br />
Tee- und Kaffegläser. Andere hantieren<br />
kunstvoll mit dem Nachschub<br />
an glühenden Kohlen für die Wasser-<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 71
NATUR ERLEBEN<br />
»MÄCHTIGE GEBIRGE,<br />
UNENDLICHE WÜSTEN,<br />
DAS KORALLENREICHE<br />
ROTE MEER UND WILD<br />
ZU TAL STÜRZENDE<br />
FLÜSSE – JORDANIENS<br />
BETÖRENDE<br />
LANDSCHAFTLICHE<br />
VIELFALT.«<br />
Nach dem salzigen Toten Meer kommt<br />
die Süßwasserdusche beim Canyoning<br />
im Wadi Mujib gerade recht<br />
72 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
JORDANIEN<br />
pfeifen. Auf den ersten Blick wirkt<br />
alles wie ein heilloses Durcheinander.<br />
Aber das Chaos hat Prinzip. Wer<br />
genau hinsieht, wird feststellen, dass<br />
der tausendfach wiederholte Ablauf<br />
der Geschehnisse eine spezielle<br />
Form arabischer Meditation darstellt.<br />
Eine steile Rampe bringt uns in gut<br />
15 Minuten Fußmarsch auf den Zitadellenhügel<br />
der Stadt. Zwischen den<br />
Überresten der im 2. Jahrhundert<br />
von Kaiser Marc Aurelius erbauten<br />
Tempelanlage lauschen wir dem markerschütterndem<br />
Schrei des Muezzin.<br />
Weit reicht der Blick über die restlichen<br />
sechs Hügel der Metropole. Etwas<br />
unterhalb fällt sofort das antike<br />
Theater auf. Zu Zeiten der römischen<br />
Besatzung, als Amman noch Philadelphia<br />
hieß, fasste es 6000 Zuschauer.<br />
Die kolossale Arena ist noch prächtig<br />
erhalten. Umrahmt von Verkehrstrubel<br />
und Werbeplakaten wirkt sie wie<br />
eine Fata Morgana aus längst vergangenen<br />
Tagen.<br />
Die gut 1200 Höhenmeter lange Abfahrt<br />
mit dem Mietwagen zum Toten<br />
Meer entpuppt sich als bestes Autokino.<br />
Bei gut 35 Grad im Schatten<br />
träumen wir insgeheim schon von einem<br />
Sprung in die kühlen Fluten. Palmen,<br />
Sonnenliegen und Strandkörbe<br />
zeichnen sich im flirrenden Wüstenstaub<br />
ab, steigern unsere Erwartungen.<br />
Aber der mit 420 m unter Null<br />
tiefste Punkt unseres Planeten, trotz<br />
allem ein Höhepunkt unserer Reise,<br />
vereitelt mit 30 % Salzgehalt jegliche<br />
Erfrischung. Das Wasser hilft zwar<br />
wirksam gegen diverse Hautkrankheiten,<br />
aber schon der kleinste Tropfen<br />
»Totes Meer« auf der Zunge oder<br />
gar in den Augen brennt wie die Hölle.<br />
Dafür lässt es sich im nahen Wadi<br />
Mujib unbeschwert Wandern und<br />
1 | Bei Feynan serviert ein Beduine Kaffee mit<br />
frisch gemörsertem Kardamom<br />
2 | Auf dem ‚White Domes Trail‘ bei Dana:<br />
wie auf einem anderen Planeten<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 73
NATUR ERLEBEN<br />
Salzig, aber mit mächtig<br />
Auftrieb – das Tote Meer<br />
Plantschen. Das steil zu Tal fallende<br />
Süßwasser hat einen bizarren Canyon<br />
mit Wasserfällen, Stromschnellen und<br />
Gumpen freigespült.<br />
Auf halbem Weg zwischen dem Toten<br />
Meer und dem Golf von Aqaba geht<br />
es zunächst Richtung Dana – in ein 308<br />
km² großes Biosphärenreservat. Vom<br />
Rummana Camp auf bald 1400 Metern<br />
Seehöhe windet sich der White<br />
Domes Trail über acht Kilometer<br />
zwischen und über unzählige,<br />
versteinerte Kamelbuckel<br />
hinweg. Überwältigend<br />
– der Ausblick auf die Wüste<br />
und die ‚Domes‘, die vom<br />
Weltall wohl aussehen wie<br />
ein Schokoigel mit puderzuckerbesprenkelten<br />
Stacheln.<br />
»Hier gibt es ein paar Flecke,<br />
wo schon König Hussein und<br />
seine Gemahlin Noor gerne<br />
ein paar ungestörte Stunden<br />
verbrachten,« plaudert<br />
unser Guide Suleyman aus<br />
dem Nähkästchen.<br />
Tags darauf kurven wir in das Hochland<br />
von Edom nach Petra. Erst 1812<br />
entdeckte der Schweizer Johann Ludwig<br />
Burckhardt die von mächtigen<br />
Felsriegeln hervorragend versteckte,<br />
rosarote Felsenstadt der Nabatäer<br />
wieder. Die bizarre Felsenwelt lag<br />
strategisch günstig an der historischen<br />
Weihrauchstraße. Dieser Standortvorteil<br />
gepaart mit einer geschickten<br />
Handels- und Zollpolitik verhalf den<br />
Nabatäern in den beiden Jahrhunderten<br />
vor Christi Geburt bereits zu<br />
einem erklecklichen Reichtum. Petras<br />
Felsenwelt aus Canyons und Bergrücken<br />
wurde nur mit Hilfe von Hammer,<br />
Meißel und dank einer unglaublichen<br />
Künstlerschaft zu einer Großstadt mit<br />
Wassersystemen, riesigen Kirchen,<br />
Theatern und Grabkammern. Das<br />
UNESCO-Weltkulturerbe wurde am<br />
07.07.2007 in Lissabon auch zu einem<br />
der sieben Weltwunder der Neuzeit<br />
Vitaminreich – der Obstmarkt<br />
in der Altstadt Ammans<br />
gekürt. Als Glanzlicht der versunkenen<br />
Zivilisation gilt das »Khazne al-<br />
Firaun«. Dieses Schatzhaus wird regelmäßig<br />
von Hollywood frequentiert.<br />
Harrison Ford durfte vor der berühmten<br />
Fassade die Schlussszene für seinen<br />
Kassenknüller »Indiana Jones und der<br />
letzte Kreuzzug« drehen. Wundervoll<br />
versteinerte Wanderpfade verlaufen<br />
zwischen 800 und 1350 Metern Seehöhe<br />
bis zum Kloster »Ad Deir«.<br />
Im Wadi Rum, unserer nächsten Station,<br />
wurde ein Großteil des Filmepos<br />
Lawrence von Arabien an Originalschauplätzen<br />
gedreht. Das Land gehört,<br />
wie schon zu Zeiten Lawrence’,<br />
immer noch den Howeitat. Der stolze<br />
Beduinenstamm vermietet heutzutage<br />
Kamele, Pferde und Landcruiser<br />
für Trips in die Wüste. Zwischen den<br />
mehrere hundert Meter steil aufragenden<br />
Felsen haben sich sogar weit<br />
ausladende Steinbögen gebildet,<br />
die – etwas Schwindelfreiheit<br />
vorausgesetzt – mühelos<br />
erklommen werden<br />
können. Eine Wüstennacht<br />
unter freiem Sternenhimmel<br />
zu verbringen ist ein<br />
absolutes Muss, denn »der<br />
Sternschnuppenhagel über<br />
dem Wadi Rum schlägt jeden<br />
Blockbuster mit Leichtigkeit«,<br />
erklärt uns Ali Nawafleh mit<br />
einem verklärten Blick in die<br />
Nacht. Er hat erst Ende 2016<br />
sein kongeniales Wadi Rum<br />
Night Luxury Camp frisch<br />
aus der Wüste gehoben. Die<br />
aufblasbaren Zimmer mit ihren durchsichtigen<br />
Kuppeln gewähren selbst<br />
in der Horizontalen vollen Einblick in<br />
die Milchstraße. Traum oder Realität,<br />
die Grenzen verfließen. Und schon<br />
Lawrence nahm es nicht so genau und<br />
verschwieg, dass er schon zu Beginn<br />
der Schlacht vom Kamel fiel. Erst nach<br />
siegreicher Beendigung des Gemetzels<br />
erwachte er im Wüstenstaub aus<br />
seiner Ohnmacht.<br />
Fotos: Norbert Eisele-Hein<br />
74 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
JORDANIEN<br />
Das Wadi Rum mit seinen Sandsteinbögen<br />
ist das Reich der Beduinen<br />
Tiefer geht es nicht mehr, dennoch<br />
ein Höhepunkt – das Tote Meer<br />
Unter Marc Aurel erbaut – die römischen<br />
Ruinen des alten Philadelphia<br />
JORDANIEN – KURZINFORMATIONEN FÜR AKTIVE NATURGENIESSER<br />
CHARAKTERISTIK<br />
Jordanien ist mit 89500 km 2 ungefähr so groß wie Bayern und<br />
Baden-Württemberg zusammen. Die touristischen Highlights liegen<br />
fast ausschließlich entlang der Nord-Süd-Ausrichtung auf ca.<br />
380 km Länge. Das Land lässt sich mit einem Mietauto problemlos<br />
auf dieser Route bereisen. Wanderer finden am Toten Meer,<br />
rings um die Öko-Resorts von Feynan und Dana, in Petra und im<br />
Wadi Rum zahllose, wundervolle Strecken.<br />
ANREISE/FLUG<br />
Royal Jordanian Airlines<br />
Kaiserstr. 3, 60311 Frankfurt/M.<br />
Tel. 0 69/23 18 56<br />
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BESTE REISEZEIT<br />
Oktober bis Mitte Mai (während des Ramadans,<br />
27.05. – 24.06.<strong>2017</strong>, steht das öffentliche Leben tagsüber<br />
weitestgehend still – besser meiden)<br />
TOURENVERANSTALTER<br />
Die Alpinschule Innsbruck bietet gut organisierte Wanderreisen<br />
in Jordanien: Tel. 030/31 87 79 33 info@asi-reisen.de,<br />
www.asi-reisen.de; 9 Tage incl. Flug ab 1790 €.<br />
MEHR INFOS<br />
www.visitjordan.com;<br />
www.facebook.com/jordanienerleben;<br />
Hier finden Sie sämtliche touristischen Infos.<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 75
NATUR ERLEBEN<br />
Outdoor<br />
ESSAY<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Claudia und Kristina sind beste Freundinnen.<br />
Beide vereinbaren Beruf und Familie weil sie<br />
sich Auszeiten beim Wandern nehmen<br />
Die weibliche Sicht des Wanderns<br />
Evolution hin, Erziehung und Sozialisation her:<br />
Es gibt sie, die Unterschiede<br />
»DIE NATUR IST DIE SPRACHE DER LIEBE UND DIE LIEBE SPRICHT ZUR KINDHEIT DURCH<br />
DIE NATUR« (Bettina von Arnim). OKAY, ABER MÄNNERSCHWEISS STINKT NACH KÄSE,<br />
FRAUENSCHWEISS NACH GRAPEFRUIT ODER ZWIEBELN. DAS BEHAUPTETEN JEDENFALLS<br />
SCHWEIZER FORSCHER IN EINER VERÖFFENTLICHUNG DES FACHMAGAZINS »CHEMICAL<br />
SENSES«. ABER WAS HAT DAS MIT WANDERN UND DER WEIBLICHEN SICHT DARAUF ZU<br />
TUN? STIMMT – NICHTS. UND DENNOCH, SO UNTERSCHIEDSLOS WIE IN ARTIKELN DER<br />
JÜNGEREN GESCHICHTE GERN ARGUMENTIERT WIRD, SIND WEIBLEIN UND MÄNNLEIN<br />
NUN NICHT. AUCH BEIM WANDERN.<br />
Fotos: Michael Sänger<br />
76 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
FRAUENP<strong>OW</strong>ER<br />
Die Geschichte der Unterschiede beginnt bei den<br />
evolutionären Aspekten. »Es gilt nicht nur für den<br />
Menschen, aber für ihn ganz besonders, dass die<br />
Evolution sich viel Zeit gelassen hat, ihn hervorzubringen«,<br />
so schreibt Rüdiger Safranski in seinem Buch »Zeit«. Und<br />
wer den Darwinismus akzeptiert, weiß, dass die Entwicklung,<br />
vom ersten Keimen des Lebendigen bis zum Menschen,<br />
auf die Zufälligkeit von Mutation und Selektion<br />
angewiesen war. Dabei beeinflussten indes Anspruch und<br />
Bedingungen die Ausprägung von Fähigkeiten und Fertigkeiten.<br />
NATURGEMACHTE UNTERSCHIEDE<br />
Dass sich männlicher und weiblicher Körper von den Geschlechtsteilen<br />
abgesehen, anatomisch nach Körpergröße,<br />
Gewicht, Körperbau und Muskelmasse unterscheiden ist<br />
evident. Männer sind im Schnitt 12 cm größer und ca. 15<br />
kg schwerer als Frauen. Der rumpfbetonte Körperbau der<br />
Frau unterscheidet sich von der Betonung der Extremitäten<br />
beim Mann. Frauen haben kleinere Atemwege, ihre Herzen<br />
und Lungen sind relativ kleiner, die Herzfrequenz relativ<br />
höher, die Blutmenge und der Wert des Sauerstofftransporteurs<br />
Hämoglobin relativ niedriger als bei Männern.<br />
Dafür haben Frauen einen höheren Anteil an Körperfett<br />
und weniger Muskelmasse. Selbst der Stoffwechsel ist bei<br />
beiden Geschlechtern unterschiedlich. Daraus folgt, dass<br />
Männer zwangsläufig eine höhere Leistungsfähigkeit bei<br />
muskulärem Einsatz haben. Während Frauen beim Wandern<br />
eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4,3 km/h<br />
aufweisen, liegt dieser Durchschnitt bei Männern bei 5<br />
km/h. Interessant ist allerdings, dass der höhere Fettstoffwechsel<br />
Frauen in extremen Ausdauerdisziplinen zum<br />
Vorteil gereicht. Erstaunlich sind Erkenntnisse, die US-<br />
Psychologen beim Vergleich des visuellen Systems ermittelt<br />
haben. Während der sensibler ausgeprägte Tast- und Gehörsinn<br />
bei Frauen schon länger bekannt war, beschäftigte<br />
das Team um Israel Abramov von der City University of New<br />
FRAUEN SEHEN DIE WELT IN VIEL WÄRMEREN<br />
FARBEN ALS MÄNNER!<br />
York der Sehsinn von Mann und Frau. Bekannt war, dass<br />
im primären Sehzentrum die vermutlich höchste Dichte<br />
von Andockstellen für das männliche Geschlechtshormon<br />
Testosteron im gesamten Gehirn vorliegt. Das Ergebnis der<br />
im Journal »Biology of Sex Differences« veröffentlichen Ergebnisse<br />
lautete: Männer brauchen einige Nanometer Wellenlänge<br />
mehr als Frauen, um eindeutig einzelne Farben<br />
zu erkennen. Auffällig war auch, dass Männer dieselben<br />
Farbtöne etwas bläulicher interpretierten als die weiblichen<br />
Probanden. Dafür schnitten Frauen beim Differenzieren<br />
von bewegten Objekten und beim Kontast- und Schärfesehen<br />
signifikant schlechter ab. Die genauen Gründe<br />
liegen freilich noch im Dunkeln. Das bessere räumlich-zeitliche<br />
Sehen begründen die Forscher mit der Jäger-Sammler-Hypothese.<br />
Als Jäger hätte der Mann in den Savannen<br />
Afrikas einen schärferen Sehsinn entwickelt. Dass Frauen<br />
hingegen die Umgebungsfarben in einem grundsätzlich<br />
»wärmeren« Farbton wahrnehmen, führen die Forscher<br />
auf das Sexualhormon Testosteron zurück.<br />
BEKLEIDUNG, SCHUHWERK, RUCKSÄCKE<br />
Antje und Frauke beim<br />
Selfie im Donaubergland<br />
Gut, offensichtlich sind in der Bekleidungs- und Ausrüstungsindustrie<br />
die »Unisex«-Zeiten vorbei. Ob clevere Differenzierungsstrategie<br />
zur Steigerung von Margen und<br />
Mengen oder notwendige Befriedigung einer realen Nachfrage<br />
– die Antwort wird wohl nicht ganz so eindeutig wie<br />
gedacht ausfallen. Einerseits unterscheiden sich sowohl die<br />
weibliche Leistenform für passgenaues Schuhwerk als auch<br />
die Anatomie bei Rucksäcken, Hemden und Hosen dramatisch.<br />
Also alles im Lot? Die Skomer-Serie für Frauen des<br />
oberschwäbischen Vorzeige-Outdoorausrüsters VauDe im<br />
beschaulichen Tettnang umfasst modisch durchgestylte<br />
und funktionelle Bekleidungsstücke, die auf Wanderungen<br />
oder Reisen für Komfort und gute Laune sorgen sollen. Der<br />
bequeme, legere Schnitt, angenehmes und pflegeleichtes<br />
Material und eine natürlich-feminine Optik mit liebevollen<br />
und raffinierten Details bringen zusätzliche Wohlgefühle<br />
mit auf die Tour. Anja Fladerer, Produktmanagerin für<br />
den Bereich Trek&Hike im Hause VAUDE bringt es auf den<br />
Punkt: »Genusswandern liegt absolut im Trend, gerade<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 77
NATUR ERLEBEN<br />
AUFSITZEN UND<br />
DER FANTASIE<br />
FREIEN LAUF<br />
LASSEN. CLAUDIA<br />
UND KRISTINA<br />
BEGEISTERTE DIESE<br />
LAUNE DER NATUR.<br />
Der Pyrmonter Felsensteig in der Eifel ist<br />
für wanderlustige Frauen wie geschaffen<br />
bei der weiblichen Zielgruppe. Dabei sind nicht Bestzeiten<br />
oder Gipfelerfolge von Bedeutung, sondern ein genussvolles<br />
Naturerlebnis. Seele baumeln lassen, mit Freundinnen<br />
quatschen, einfach Frau sein und den Moment genießen.<br />
Unsere Skomer-Linie ist dafür das perfekte Outfit. Funktionell,<br />
vielseitig, unkompliziert, pflegeleicht und mit<br />
BILDUNG UND SOZIALISATION BEEINFLUSSEN DIE<br />
ORIENTIERUNGSFÄHIGKEITEN. IST DAS DAS ENDE<br />
MÄNNLICHER DOMINANZ BEIM KARTENLESEN?<br />
einem femininen, sehr natürlichen Look.« Womit ich bei<br />
den praktischen Unterschieden angelangt bin, wenn es<br />
sie denn gibt. Stimmt es, dass Frauen einen schwächer<br />
ausgeprägten Orientierungssinn haben? Es stimmt und<br />
stimmt doch wieder nicht. Nach Moshe Hoffmann, einem<br />
US-Forscher, haben Frauen tatsächlich einen schwächer<br />
ausgeprägteren Orientierungssinn. Wer in gemischten<br />
Wandergruppen unterwegs ist, wird vermutlich nicht nur<br />
die männliche Leithammelführungsriege an der Spitze der<br />
Gruppe sondern auch die männliche Hoheit bei der Lektüre<br />
von Wanderkarten einschließlich der Standortverortung<br />
bemerkt haben. Der US-Forscher kommt allerdings<br />
zu der Erkenntnis, dass in einer mehr weiblich dominierten<br />
Gesellschaft diese Unterschiede zwischen Mann und Frau<br />
verschwinden. Auch Bildung, so ist in dem Aufsatz in dem<br />
Fachmagazin »Proceedings of the National Academy of<br />
Sciences« nachzulesen, verhelfe Frau zu einem verbesserten<br />
Orientierungssinn. Walter Schmidt (»Warum Männer<br />
nicht nebeneinander pinkeln wollen und andere Rätsel<br />
der räumlichen Psychologie«) sieht in Wandergruppen die<br />
Männer immer an der Spitze marschieren, mit gehörigem<br />
Abstand dahinter die Frauen. Laut Schmidt und Rainer Brä-<br />
Fotos:Michael Sänger<br />
78 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
FRAUENP<strong>OW</strong>ER<br />
mer (Natursoziologe und Wanderforscher) sei dies »ein altes<br />
Erbe (Evolution). Frauen überließen Männern gerne die<br />
potenziell gefährliche Aufklärungsposition an der Spitze.«<br />
Auch die Tübinger Kulturwissenschaftlerinnen Christiane<br />
Pyka und Franziska Roller gelangten in ihrer Studie zu der<br />
Erkenntnis, dass Frauen Männern mit größter Selbstverständlichkeit<br />
die Führungsaufgabe überlassen würden. Für<br />
den Evolutionspsychologe Harald Euler hat das Voranlaufen<br />
einen anderen Grund: Männer gehen seiner Ansicht<br />
nach zielgerichteter. Ein Verhalten, das dem beim Einkaufen<br />
ähnelt. Während er es rasch hinter sich bringen möchte,<br />
schaut sie gerne mal links und rechts nach Angeboten.<br />
Frauen hätten es, so Euler, meist weniger eilig damit, anzukommen,<br />
für sie sei eher der Weg das Ziel. Nicht zuletzt sei<br />
die Wanderung für Frauen ein »soziales Ereignis«, bei dem<br />
man sich gerne unterhalte.<br />
UND NOCH MEHR ERKENNTNISSE<br />
Die Glücksstudie von GORE-TEX® vom April 2015, hier<br />
die Auswertung der weiblichen Studienteilnehmer in<br />
Deutschland, lieferte einige interessante Anhaltspunkte<br />
für die Diskussion. 42% der befragten Frauen haben ein<br />
Jahreseinkommen von mehr als 42.000 Euro, der Anteil<br />
liegt um 23% über dem der Männer! Heißt das, mehr Berufserfolg<br />
gleich mehr Wanderleidenschaft? Der Anteil<br />
der wandernden Frauen<br />
war signifikant höher.<br />
37% der Teilnehmerinnen<br />
bezeichneten Wandern<br />
als entspannend<br />
und 34% umschrieben<br />
das Wandern mit dem<br />
Gefühl von Freiheit und<br />
Glück. Beide Ergebnisse<br />
lagen um rund 15% über<br />
den Ergebnissen der<br />
Männer. Befragt nach<br />
der Aktivität, bei der<br />
die Frauen am ehesten<br />
abschalten könnten, lag<br />
das Wandern mit 26%<br />
vor Zeit mit Familie und<br />
Freunden. Im Februar<br />
2016 veröffentlichte<br />
das Mitgliedermagazin<br />
das Deutschen Alpenvereins<br />
(DAV Panorama)<br />
einen Artikel über<br />
»Ladies Camps – Ghetto<br />
oder Schutzzone?«<br />
Darin kommt auch die<br />
Outdoor-Journalistin<br />
Frauke und Antje kurz nach dem Start:<br />
Hier ist es schön, also machen wir Rast!<br />
Johanna Stöckl zu Wort: »Mit Kerlen unterwegs am Berg,<br />
da gibt es oft mehr Gepose und mitunter eine Materialschlacht.<br />
Es geht um Höhenmeter (Gehzeiten) und Action,<br />
je höher und weiter, desto besser. Wir Frauen nehmen uns<br />
in gemischten Gruppen eher zurück, reagieren verhaltener.<br />
Die Mädels leben mehr im Moment,<br />
WANDER-FRAUEN HABEN EIN ERHEBLICH HÖHERES<br />
DURCHSCHNITTSEINKOMMEN ALS MÄNNER. BEIM WAN-<br />
DERN ERLEBEN SIE HÄUFIGER GLÜCK UND FREIHEIT.<br />
schätzen den Genuss, ohne hastigen Blick auf die Uhr.«<br />
Fehlender Vergleichsdruck, ein moderater Wettbewerbsdruck<br />
und »Frauen wollen nicht, dass »man« auf sie<br />
warten muss ...« scheinen die steigende Nachfrage nach<br />
rein weiblichen Gruppen beim Sport und natürlich auch<br />
beim Wandern zu beflügeln. Warum wohl? Diese Erfahrung<br />
machte der Autor bei zwei Wanderungen mit jeweils<br />
zwei befreundeten Frauen. Antje und Frauke (Antje<br />
von Dewitz ist die Chefin im Hause VAUDE) treffen sich<br />
mehrfach im Jahr zur gemeinsamen Wanderung unter<br />
Frauen. »Wir schwatzen und schweigen im Wechsel.<br />
Wir können so herrlich spontan sein und Rast einlegen,<br />
wo es uns gefällt ...«. Offensichtlich sind Männer wirklich<br />
zielstrebiger, fixieren im Vorhinein die Picknickplätze, takten<br />
die Tour gedanklich<br />
durch und haben<br />
ein spürbar geringeres<br />
Wahrnehmungsspektrum<br />
für die »kleinen«<br />
Sensationen am Weg.<br />
»Schaut, die Akelei...«<br />
höre ich Antje noch rufen.<br />
Dann begeisterte<br />
die Beiden eine ziemlich<br />
hässliche, fette Kröte<br />
in einem Baumstumpf.<br />
Als wir dann bei sommerlicher<br />
Hitze, das Ziel<br />
(ein gemütlicher Landgasthof)<br />
vor Augen, die<br />
Donau queren wollten,<br />
fiel den Beiden plötzlich<br />
ein, ein kühlendes Bad<br />
in der blauen Donau zu<br />
nehmen. Praxiserlebnisse<br />
und Studien kommen<br />
mithin zum Ergebnis:<br />
Wandern ist weiblicher<br />
geworden. Stimmt, aber<br />
sie wandern eben etwas<br />
anders ... (ms)<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 79
AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />
UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />
KULT<br />
MIT<br />
KLINGE<br />
KUNSTVOLL GESCHMIEDETE MESSER<br />
SIND SO BELIEBT WIE NOCH NIE<br />
Oh renbetäubend,<br />
rhythmisch, knallhart:<br />
Nein, wir sind nicht auf<br />
einer Techno-Party sondern<br />
in der Schmiede von Tom<br />
Carstens in Münsing am Starnberger<br />
See. »Golem II« heißt der brachiale<br />
Dampfhammer, der auf den<br />
glühenden C45-Rohling eindrischt und ihm die Grundform<br />
der späteren Klinge verleiht. Einen kompletten Tag wird<br />
es dauern, bis am Ende das fertige Messer in der Hand des<br />
stolzen Schmiede-Novizen liegt. Mit jedem Arbeitsgang<br />
wächst die Begeisterung, und Carstens erklärt, welche Fehlerquellen<br />
jedesmal lauern. Wird der Rohling überhitzt,<br />
verändert der Stahl die Struktur und verliert seine Schmiedefähigkeit.<br />
Dann ist Schluss, der Rohling ist nicht mehr<br />
zu gebrauchen. Dank seinem wachen Auge überschreitet<br />
keiner der Kursteilnehmer diese Grenze. Immer wieder<br />
schlägt der Dampfhammer zu, bis die weitere Formgebung<br />
die Flex übernehmen muss. Die Funken fliegen durch die<br />
Lederfutteral von der<br />
benachbarten Sattlerei Svejkovsky<br />
Schmiede wie bei einem Feuerwerk.<br />
Inzwischen haben alle acht<br />
Kursteilnehmer – die Kurse sind<br />
ein halbes Jahr im voraus ausgebucht<br />
– passable Rohlinge.<br />
Nach der Mittagspause wird der<br />
Stahl durch Erhitzen und plötzliches<br />
Abschrecken im Abklingbecken mit Spezialöl gehärtet.<br />
Schleifbänder mit unterschiedlicher Körnung bringen<br />
die Klinge immer schöner zum Glänzen. »Bitte nicht komplett<br />
polieren, nur die Hälfte. Daran erkennt man, dass das<br />
Messer handgeschmiedet wurde«, ruft Carstens in die Runde.<br />
Mit der Handfeile werden die Anschläge für die Griffschalen<br />
ins Heft gearbeitet. Allmählich beginnt die Kür.<br />
Wir wählen die Griffschalen aus. Einer fertigt bereits sein<br />
drittes Messer und wählt Mooreiche, ein anderer wählt Kirsche<br />
für sein Sonderexemplar. Als Jagdscheinbesitzer darf<br />
er Messer mit einer Klinge von über 12 cm Länge schmieden.<br />
Präzisionsarbeit ist gefragt, damit die Löcher im Heft<br />
80 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HANDWERK<br />
Outdoor<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
deckungsgleich sind mit den Löchern in den Schalen. Geschafft,<br />
der vier Millimeter dicke Messingstab passt exakt<br />
durch Heft und Schalen, die bündig an der Klinge anschlagen.<br />
Wow, stolz wie Bolle händige ich mein Privatschwert<br />
aus, damit der Meister den Glanz aufpoliert. Das Finish<br />
der Nussbaumschalen erledige ich als Hobbyschreiner mit<br />
eigenem Werkzeug und feinstem Korn, bis sich der Griff<br />
samtig in die Hand schmiegt.<br />
Abschließend genießen wir die Fachsimpelei mit Tom Carstens.<br />
So alt dieses Handwerk ist, so vielfältig sind seine<br />
Ausprägungen. Allein die verwendeten Stahlsorten füllen<br />
ein komplettes Buch im Bibelformat. Unser C45 bringt<br />
es auf eine Randhärte von 60 Rockwell, deutlich härter –<br />
und haltbarer – als die meisten Küchenmesser mit etwa<br />
57 Rockwell. Welch ein Unterschied, wenn man nun vor<br />
einem Messergeschäft steht und mit einem Blick zwischen<br />
Massenware und Handwerkskunst unterscheiden kann.<br />
Werden Messerlegierungen durch Faltungen zu Damaszenerklingen<br />
geschmiedet – die große Herausforderung auch<br />
für geübte Profis – kosten Unikate schnell mehrere tausend<br />
Euro. Damit steigt auch die Hemmschwelle, eine solche<br />
Kostbarkeit täglich zu benutzen. Mein erster gelungener<br />
Versuch hingegen wird künftig auf keiner Tour fehlen. (lb)<br />
Schmieden für den Frieden u.a.<br />
mit Marianne Sägebrecht, Heinz Hönig<br />
Fotos: Tom Carstens, Annett Svejkovsky<br />
Tom Carstens fertigt selbst Damastmesser,<br />
hält Kurse und veranstaltet Events<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 81
AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />
UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />
DIE<br />
VIBRAM-STORY<br />
Guter Auftritt garantiert<br />
MAN MUSS SEINEN SCHUH AUF DEN KOPF STELLEN, EHE MAN IM<br />
IDEALFALL EIN GOLDENES ACHTECK ENTDECKT, AUF DEM IN KLEIN-<br />
BUCHSTABEN VIBRAM STEHT. FINDET MAN DAS MARKENZEICHEN<br />
AUF SEINER SOHLE, IST EIN GUTER AUFTRITT GARANTIERT. VIBRAM<br />
ERZEUGT ALS WELTMARKTFÜHRER HOCHWERTIGE GUMMISOHLEN.<br />
WER STEHT EIGENTLICH HINTER DIESER BEKANNTEN MARKE?<br />
1935 verliert Vitale Bramani, Bergführer<br />
und Alpinist aus Mailand,<br />
sechs seiner Freunde bei einem<br />
Unglück auf der 3305 Meter hohen<br />
Punta Rasica. Die Unfallursache?<br />
Sohlen aus Leder, lebensbedrohlich<br />
glatt und daher weder bergtauglich<br />
noch winterfest. Das Drama nehmen<br />
Bramani und sein Freund Ettore Castiglione<br />
zum Anlass, um nach rutschfesten<br />
Gummisohlen zu forschen.<br />
Unterstützt vom Know-how des Reifenherstellers<br />
Pirelli meldet Bramani<br />
1937 mit dem Modell Carramato die<br />
erste Gummisohle zum Patent an.<br />
80 Jahre ist das her. Mittlerweile produziert<br />
Vibram als Weltmarktführer<br />
40 Millionen Paar Sohlen für etwa<br />
1.000 Schuhmarken. Vibram erwirtschaftet<br />
60 Prozent seines Umsatzes<br />
mit Sohlen für Sport- und Outdoorschuhe.<br />
Im Vibram Headquarter, es<br />
liegt 50 Kilometer nordwestlich von<br />
Mailand in Albizzate, konzentrieren<br />
sich 250 Mitarbeiter neben der Produktion<br />
in der firmeneigenen Fabrik<br />
auf Produktentwicklung und Design,<br />
Marketing, Sales und die strategische<br />
Ausrichtung des Unternehmens.<br />
Der Name Vibram verbindet den verkürzten<br />
Vor- und Nachnamen des<br />
Gründers, Vitale Bramani. Heute<br />
leitet der zweifache Familienvater<br />
Marco Bramani das Unternehmen<br />
Fotos: Vibram<br />
82 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
AUSRUSTUNG<br />
Outdoor<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Von der ersten Sohle bis zu<br />
den aktuellen Five Fingers:<br />
Das gelbe Oktagon bürgt<br />
für Qualität<br />
in dritter Generation. Ebenfalls vom<br />
Gründer eingeführt: das Vibram Oktagon<br />
hat sich unverändert bis heute<br />
als Markenzeichen gehalten. Wobei:<br />
1969 wurde die Farbe von Gelb auf<br />
Gold geändert.<br />
Vibram liefert keinen fertigen Schuh,<br />
sondern nur einen Baustein, allerdings<br />
den wichtigsten: die Sohle.<br />
Marketingdirektor Davide Canciani<br />
weiß um die Strahlkraft des goldenen<br />
Achtecks. Endverbraucher verbinden<br />
Vibram mit hoher Qualität, was Umfragen<br />
zufolge wesentlich zur Kaufentscheidung<br />
eines Schuhs beiträgt.<br />
Als Weltmarktführer ist Vibram mit<br />
seinen insgesamt 1.700 Mitarbeitern<br />
längst global aufgestellt und verfügt<br />
über Niederlassungen bzw. Produktionsstätten<br />
in Massachusetts, Brasilien<br />
und Asien. 2009 wurde das Vibram<br />
Technologie Zentrum (VTC) in Guangzhou/China<br />
eröffnet. Auf dem 40.000<br />
Quadratmeter großen Firmengelände<br />
forschen 50 Wissenschaftler an der<br />
perfekten Gummisohle und testen<br />
Prototypen. Auch die Komponenten<br />
für die »Arctic Grip« Sohle werden<br />
hier hergestellt. Die Vibram-Neuheit<br />
bietet – ohne Spikes – festen Halt auf<br />
nassem Eis. Die Zutaten des Wundergummis?<br />
Natürlich streng geheim!<br />
Viele Firmen produzieren zwar im fernen<br />
China, bauen ihre Forschungszen-<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 83
AUSRÜSTUNG NATUR ENTDECKEN<br />
UND KN<strong>OW</strong>-H<strong>OW</strong><br />
1 | Firmengründer Vitale Bramani, starker<br />
Alpinist und Seilgefährte von Ettore Castiglioni<br />
2 | Paolo Manuzzi leitet das Familienunternehmen Vibram<br />
3 | Das Stammwerk in Albizzate bei Varese in Norditalien<br />
1<br />
2<br />
3<br />
tren aber in der Heimat. Das Gegenteil<br />
macht Vibram. Die Entscheidung<br />
traf Marco Bramani höchstpersönlich.<br />
Vor zehn Jahren wurde er dafür belächelt.<br />
Jedoch: Die Investition hat sich<br />
gelohnt. 90 Prozent aller Schuhe weltweit<br />
werden in der Region produziert.<br />
Vibram ist mit seinem Standort also<br />
nah am Kunden. Außerdem wimmelt<br />
es in Guangzhou von Fachleuten aus<br />
dem Schuh-Business. In Europa sind<br />
Experten mittlerweile Mangelware.<br />
Gummi kennt jeder. Aber was ist das<br />
eigentlich genau? Gummi bezeichnet<br />
Kautschuk oder ähnliche, natürliche<br />
Pflanzensäfte, die beim Erhitzen zu<br />
elastischen Feststoffen verhärten.<br />
Längst kann Gummi auch synthetisch<br />
hergestellt werden. Bei der Produktion<br />
greift Vibram unter Beigabe betriebsgeheimer<br />
Zusatzstoffe auf eine<br />
Mischung natürlicher und synthetischer<br />
Komponenten im Verhältnis<br />
50:50 zurück. Kann die Konkurrenz<br />
das Geheimnis im Labor denn nicht<br />
entschlüsseln? Matteo Crovetto, General<br />
Manager im VTC, zieht einen<br />
Vergleich. Obwohl die Inhaltsstoffe<br />
von Coca Cola kein Geheimnis sind,<br />
schmecken Kopien anders. Offensichtlich<br />
kommt es auch bei Vibram auf<br />
die Mischung an. Reifengiganten wie<br />
Michelin, Continental oder Goodyear<br />
produzieren außerhalb ihres Kerngeschäfts<br />
ebenfalls Gummisohlen für<br />
Sportschuhe. Die größten Vibram Rivalen<br />
sind aber kurioserweise ganz<br />
andere, nämlich die besten Kunden.<br />
Jeder Schuhhersteller verwendet vor<br />
allem für preisgünstigere Modelle<br />
auch Sohlen aus eigener Produktion.<br />
Einen Rekordumsatz<br />
von 200<br />
Millionen Euro<br />
feierte man im<br />
Jahr 2011. 40<br />
MEHR INFOS<br />
Prozent dieses Umsatzes erzielte man<br />
dabei mit der ersten Eigenmarke, den<br />
Vibram Five Fingers. Der minimalistische<br />
Zehenschuh wird wie eine zweite<br />
Haut über den Fuß gestülpt und<br />
imitiert das Barfußlaufen. Bis heute<br />
hat Vibram über sechs Millionen Paar<br />
davon verkauft. An den Erfolg der<br />
Five Fingers möchte man mit Furoshiki,<br />
dem jüngsten Vibram Produkt,<br />
anknüpfen und erneut beim Endverbraucher<br />
punkten. Konzept, Design<br />
und Name des Wickelschuhs, der in<br />
eine Handtasche passt, stammen aus<br />
Japan. Mit dem Lifestyle Modell will<br />
Vibram verstärkt Frauen als Kunden<br />
erreichen und in die Welt der Mode<br />
vordringen. (js)<br />
www.eu.vibram.com<br />
www.vibram-fivefingers.de<br />
www.vibram-fivefingers.de/vibram-fivefingers/furoshiki<br />
Fotos: Vibram<br />
84 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
HANDWERK<br />
Outdoor<br />
MESSER-LEGENDE<br />
OPINEL<br />
Frankreichs Kulturgut, Nr. 8<br />
We<br />
W<br />
lten<br />
Obwohl alle zehn<br />
Sekunden weltweit<br />
ein Opinel verkauft<br />
wird, wird jedes<br />
einzelne noch in<br />
Handarbeit gefertigt<br />
WER TASCHENMESSER SAGT, MEINT IN FRANKREICH<br />
OPINEL. 1890 BEGANN DER SIEGESZUG, HEUTE FINDET<br />
WELTWEIT ALLE ZEHN SEKUNDEN EIN OPINEL SEINEN<br />
KÄUFER. EINE IRRE MARKENSTORY.<br />
Fotos: Archiv Opinel<br />
Wir bekamen einen neuen Mitschüler in die<br />
Klasse, einen Franzosen aus Marseille. Auf<br />
der ersten Klassenfahrt zersäbelte<br />
er seine Salami mit einem<br />
seltsam simpel aussehenden Messer: gelber<br />
Holzgriff, fleckige Klinge und ein verschiebbarer<br />
Ring zum Arretieren. Wir hatten eher<br />
rote Klappmesser mit vielen Utensilien. »Was<br />
‚n das?« »Ihr habt kein Opinel bei Euch?«<br />
fragte Jean kopfschüttelnd. »Braucht bei uns<br />
keiner«, war meine trotzige Antwort, bevor<br />
ich tags drauf mein erstes Opinel in München<br />
am Stachus kaufte.<br />
Kaum ein anderer Ausrüstungsgegenstand ist<br />
derart Kult geworden. Je nach Größe von 1 bis<br />
zwölf durchnumeriert folgen alle demselben<br />
Konstruktionsprinzip: Ein geschlitzes Buchenholzheft,<br />
ein Messingbolzen, ein fester Ring,<br />
eine lose Hülse (Virobloc). Pablo Picasso bearbeitete<br />
Skulpturen mit einer Nr. 5. Für Paul Bocuse<br />
wäre es der einzige Gegenstand auf einer<br />
einsamen Insel gewesen. Es hat einen Eintrag<br />
im »Larousse«, dem französischen Duden, und<br />
die Nr. 8 liegt im Museum of Moden Art in<br />
New York als ein »Masterpiece of Design«.<br />
Firmengründer Joseph Opinel<br />
mit dem überlebensgroßen<br />
Messer<br />
Die Heimat des Opinel sind die französischen Westalpen<br />
der Maurienne südwestlich von Chambery. Über Jahrhunderte<br />
waren die Vorfahren der Opinel-Gründer<br />
Werkzeugmacher und Schmiede. Der<br />
harte, nicht rostfreie Kohlenstoffstahl war<br />
der erste Erfolgsgarant, das heimische Holz<br />
um Albiez (Buche, Esche, Kirsche, Birnbaum)<br />
der zweite, und ein konstant niedriger Preis<br />
von heute noch unter zehn Euro bei ein<br />
langlebiges Produkt der dritte, die simple<br />
Mechanik der vierte.<br />
1909 beantragte Joseph Opinel für sein<br />
»Logo«, die gekrönte Hand »La Main Couronnée«<br />
Markenschutz, 1911 präsentierte<br />
er seine Kollektion stolz auf der Turiner<br />
Weltausstellung, 1915 verlagerte er die<br />
Produktion in einen Vorort von Chambery,<br />
wo die Messer bis heute gefertigt werden.<br />
Noch immer in Familienbesitz ist Opinel<br />
heute ein Weltunternehmen mit eigenem<br />
Museum. Die Produktpalette ist gewaltig<br />
gewachsen, seit 1970 gibt es auch rostfreie<br />
Edelstahlklingen aus schwedischem Sandvik-Stahl,<br />
doch der Klassiker bleibt das Opinel<br />
Nr. 8. (lb)<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 85
NATUR ENTDECKEN<br />
1<br />
Frauenprodukte<br />
2<br />
Nicht nur andere Schnitte<br />
DIE TRISTEN ZEITEN FÜR OUTDOOR-FRAUEN SIND LÄNGST<br />
VORBEI. STATT SACKARTIGER UNISEX-BEKLEIDUNG GIBT<br />
ES HEUTE FEMININE OUTDOORSTYLES, DIE FUNKTIONIEREN,<br />
PASSEN UND GUT AUSSEHEN. ABER AUCH BEI DER<br />
AUSRÜSTUNG SOLLTE FRAU ZWEI MAL HINSCHAUEN.<br />
3<br />
Eigentlich sollte es an Banalität nicht zu<br />
übertreffen sein. Frauen tragen Frauenoutdoorbekleidung<br />
wie Männer auch<br />
eigene Passformen und Styles tragen. Heute<br />
sind wir deutlich weiter. Erst wurden »Männerteile«<br />
in Frauengrößen umgradiert, die<br />
Passformen waren schon OK, es fanden sich<br />
Abnäher, Taillierungen und andere Proportionen.<br />
Aber die Entwicklungsleistung dahinter<br />
war männlich orientiert. Heute gibt es teilweise<br />
komplett eigenständige Kollektionen, zu<br />
denen es kein männliches Pendant gibt. Echte<br />
Frauenprodukte. Gut für sie, gut für engagierte<br />
Ausrüster und gut für den Outdoor-Sport,<br />
der immer weiblicher wird.<br />
Was macht Frauenoutdoorbekleidung aus? Anatomie<br />
und Proportionen machen den Unterschied.<br />
Bei Schuhen beispielsweise macht Lowa seinen<br />
Frauenleisten laut eigener Angabe »grundsätzlich<br />
etwas schmaler im Ballenbereich, mit einem<br />
höheren Ristbereich und schlanker in der Ferse«.<br />
Bei Hosen wirken sich breiteres Becken, schmalere<br />
Taille und kräftigere Oberschenkel aus und<br />
bei Oberteilen natürlich die Brust und die kürzeren<br />
Extremitäten im Verhältnis zum Oberkörper<br />
sowie schmalere Schultern.<br />
Dass die Unterschiede beim Körperbau einen<br />
Einfluss auf der Trageeigenschaften und Passform<br />
eines Rucksacks haben, ist offensichtlich.<br />
Ob Muskelmasse oder Fettanteil einen Einfluss<br />
auf die Wärmeleistung eines Schlafsackes oder<br />
einer Matte haben, ist nicht abschließend geklärt.<br />
Die unterschiedliche EU-Norm für die<br />
Klassifizierung von Schlafsäcken zeugt von<br />
der Annahme, dass Frauen schneller frieren.<br />
Frauenschlafsäcke sind deshalb etwas stärker<br />
gefüllt und Frauenmatten stärker isoliert als<br />
Männerprodukte der vergleichbaren Wärmeklasse.<br />
Da des auch große und muskuläre<br />
Frauen sowie kleine und zierliche<br />
Männer gibt, nennt Deuter seine<br />
»Frauenrucksäcke« lieber Slim<br />
Line (SL). Wichtig bleibt deshalb:<br />
Scheuklappen runter und hinund<br />
herprobieren. Größenangaben<br />
sind häufig »Schall und Rauch«.<br />
5<br />
4<br />
86 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
FRAUENPRODUKTE<br />
6<br />
8<br />
7<br />
9<br />
10<br />
14<br />
11<br />
12<br />
13<br />
1 Patagonia Wm‘s Limited Pataloha Dress – <strong>Sommer</strong> pur! Vorbei die Zeiten, als Outdoor-Frauenbekleidung Sack&Asche waren. Mit diesem feschen Kleid<br />
ist Frau auf Reisen wie im Alltag, am Strand wie in der Eisdiele modisch und funktionell gekleidet. 100,00 Euro 2 Sherpa Dhaka Scarf – Kein <strong>Sommer</strong><br />
ohne <strong>Sommer</strong>schal! Chic, chic und nochmals chic ist dieser luftige und farbenfrohe Schal aus weicher Viskose (Modal). Mit traditionellem nepalesichem<br />
Dekor. 30,00 Euro 3 Lowa Lady Sport – Keine Blasen! Das nahtlose Weichrindleder im Innenschuh hat noch jede Frau überzeugt. Extrem bequemer, aber<br />
stabiler Wanderschuh für die meisten Wandervorhaben – es sei denn, es geht über 3.000 m, aber wer will da hin? 219,95 Euro 4 Leki Micro Vario Carbon<br />
Lady – Nicht stolpern! Gute Trekkingstöcke gehören auf jede Bergtour. Warum aber einen langen »Männerstock« mitnehmen, wenn ein kürzerer völlig<br />
reicht? Mit einem schmaleren Griff für kleinere (Frauen)Hände. 159,95 Euro 5 Keen Terradora Mid WP – Sportlich im Alltag! Der ist voll im Trend. Ein<br />
höherer Multifunktionsschuh in Strickoptik. Sieht endlich mal modisch und funktionell aus. Wasserdicht und atmungsaktiv. 139,95 Euro 6 Haglöfs Kabi<br />
(K2) Jacket – Keine Ausrede! Das ist mit dieser Jacke schon mal klar. 100% wasserdicht dank einer Kombination von drei innovativer GORE-TEX® Membranen.<br />
Leicht, komfortabel, zuverlässig. 400,00 Euro 7 FivtyFive Zipp-Off Softshell Damen – Keine Angst vor Gegenwind! Egal ob im Alltag oder auf Tour.<br />
Wenn um Sie herum viel Wind entsteht, bleiben Sie der Turm dank winddichter Membran. Und wenn‘s schöner wird, einfach Ärmel abzippen. 89,90 Euro<br />
8 Bergans Wm‘s Stegaros Jacket – Frauen und Technik? Passt! Funktionssoftshell für die anspruchsvolle Tour. Sehr dehnfähiges Material, so dass auch<br />
Kletterbewegungen keine Probleme darstellen. Unterarm-RV zur zusätzlichen Ventilation. 200,00 Euro 9 Thule Guidepost 75L Women‘s – Für die ganz<br />
große Tour! Auch bei satten 75 Liter Packvolumen ist das Tragen immer noch kein Schleppen. Mehrfach verstellbar durch das individuell anpassbare Transhub<br />
Tragesystem und den beweglichen Hüftgurt. 299,00 Euro 10 Marmot Wm‘s Trestles Elite 35 – Nicht mehr frieren! Auch ein Frauenschlafsack macht<br />
Sinn. Wärmer am Becken, wärmer an den Füßen und Doppel-RV, damit man aus dem Schlafsack eine bequeme Decken machen kann. Komforttemperatur:<br />
-1°C. 150,00 Euro 11 Deuter Guide Lite 28 SL – Keine Druckstelle! Der sitzt wie angegossen dank dem speziellen Frauenschnitt. Mit 28 L genau richtig<br />
für Bergtouren und ausgedehnte Wanderungen. Mit knapp über 1 kg Grundgewicht ein robuster, leichter Toploader. 119,95 Euro 12 VAUDE Wm‘s Scopi<br />
Shirt – Kein nasser Rücken! Schnelltrocknend, geruchshemmend und umweltfreundlich. Selbst wenn man ins Schwitzen gerät, ist alle ruckzuck wieder in<br />
Ordnung. Und das bei 76 Gramm Shirtgewicht. 45,00 Euro 13 Houdini Made to Move Motion Light Pants – Keine Grenzen! Bei Made to Move haben<br />
die Designer von Houdini gezaubert. Keine glatten Stoffbahnen, sondern asymmetrische Stücke, die sich um den Körper legen und perfekte Beweglichkeit<br />
bieten. 140,00 Euro 14 Therm-a-Rest Pro Lite Women‘s – Bequemer liegen! Satte 3,8 cm Schaum, dazu Luft, damit Bodenunebenheiten ausgeglichen<br />
werden. Speziell gestanzter Schaum für bessere Isolation für Frauen oder kälteempfindliche Schläfer. 104,95 Euro<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 87
KAUFBERATUNG<br />
Regen-Fest<br />
Sind wir noch ganz dicht?<br />
DIESE FRAGE IST DURCHAUS BERECHTIGT. WIR SIND AUF DICHT<br />
KONDITIONIERT – WORDEN. WASSERDICHT GILT FÜR DIE ALLER-<br />
MEISTEN VON UNS ALS DIE WICHTIGSTE FUNKTION ÜBERHAUPT.<br />
WICHTIGER ALS KLIMA-, TRAGE- UND EINSATZKOMFORT.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Wir kaufen im Outdoorgeschäft eine<br />
wasserdichte Jacke, die wir eigentlich<br />
überhaupt nicht benutzen<br />
wollen. Da wir sie haben, tragen wir sie auch<br />
wenn es nicht regnet und ärgern uns. Weil<br />
wir schwitzen, weil die Jacke schwer, sperrig<br />
und steif ist. Und eigentlich bleiben wir lieber<br />
drinnen wenn es regnet. Wasserdicht ist wie<br />
eine Versicherung: Wir brauchen sie in der<br />
Hoffnung sie nicht zu brauchen. Darauf angesprochen,<br />
haben etliche Firmenchefs erzählt,<br />
dass die schönsten Outdoorerinnerungen diejenigen<br />
seien, bei denen sie nass wurden, die<br />
Elemente gespürt hätten.<br />
Zugegeben, es gibt glaubhafte Einsätze für<br />
wasserdichte Bekleidung und Ausrüstung –<br />
vor allem auf langen Touren, wenn man weder<br />
das Wetter noch die Umstände einschätzen<br />
kann. Ein verlässlich wasserdichtes Zelt ist<br />
am wichtigsten. Während man tagsüber mobil<br />
ist, sich auch mal unterstellen kann oder<br />
unter einem Regenschirm Schutz findet, will<br />
man sich nachts erholen, entspannen, Kräfte<br />
sammeln. Überhaupt sind wasserdichte Hüllen<br />
für Gegenstände sinnvoller. Nasse<br />
Dokumente sind schlecht, ein nasser<br />
Schlafsack oder nasse Klamotten im<br />
Rucksack sind schlecht. Der Vorteil:<br />
Wasserdichte geht hier nicht zulasten<br />
von Klimakomfort, Beweglichkeit oder<br />
Wohlbefinden.<br />
Kompliziert wird es tatsächlich, wenn<br />
es gleichermaßen wasserdicht und atmunsgaktiv<br />
sein soll. Auch nach 40 Jahren<br />
funktioniert das nur eingeschränkt. Die Alternativen:<br />
Stark wasserfeste Konzepte, die bei<br />
(hoher) Aktivität für deutlich mehr Atmungsaktivität<br />
und Klimakomfort sorgen als Membranen:<br />
Gewachste Baumwollmischgewebe,<br />
geölte Baumwolle oder das Paramos neues<br />
Analogy Konzept unterschiedlicher Pumpliner-Schichten.<br />
Für 90% der Zeit sind wir hier<br />
besser ausgerüstet als mit Membranjacken.<br />
Für die anderen 10% heißt es unterstellen,<br />
einen luftigen Poncho nehmen oder einfach<br />
mal wieder den Regenschirm auspacken.<br />
Wasserdicht kann sinnvoll sein, aber meistens<br />
übertreiben wir es mit dem Schutzbedürfnis.<br />
5<br />
4<br />
1 Stetson Bucket Waxed Cotton – Da zieh ich den Hut! Der Traum vom echten Stetson sollte man sich erfüllen. Die wasserdichte Waxed Cotton Variante<br />
ist zudem luftiger und dreht besser mit als jede Kapuze. 69,00 Euro 2 Ortlieb Bakck Roller Plus – Standard! Können Sie sich noch an die Zeit ohne<br />
Ortliebtasche erinnern? Lang ist es her. Auf Radtouren ein Muss, auf das man nicht verzichtet, da Regen beim Radfahren sehr schnell überall durchgeht.<br />
139,95 Euro (Paar) 3 Ferrino DCC Ultimate 38 – Sicher dicht! Das sind Rucksäcke wegen der Nahtlöcher normalerweise nicht. Wer dann keinen Regenüberzug<br />
dabei hat, hat schnell nasse Ausrüstung. Besser ist da ein wasserdichter Rucksack. 189,95 Euro 4 Coghlans Wasserfeste Streichhölzer – Pfiffig!<br />
Nasse Streichhölzer sind ärgerlich, weil sie auch dann häufig nicht mehr funktionieren, wenn sie wieder getrocknet sind. Lieber gleich die Wasserdichten<br />
besorgen. 10erPack 5,95 Euro 5 SealLine E-Case Smartphone – Nummer sicher! Teures Smartphone, kleine Digi-Kamera, GPS Gerät? Wer unterwegs auf<br />
Elektronik setzt, muss sie richtig schützen. Ein trockener Pass oder andere Dokumente schaden aber auch nicht. 21,95 Euro<br />
88 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
REGEN-FEST<br />
6 58<br />
7<br />
11<br />
9<br />
10<br />
13<br />
12<br />
15<br />
14<br />
6 TNF Apex Flex GTX – Hardshell ziemlich weich. Ein anschmiegsames Material mit GORE-TEX® Membran verspricht viel Tragekomfort bei 100%iger Wasserdichte.<br />
Lässig auch für den Alltag geeignet. 250,00 Euro 7 Our Planet Paulista Regenmantel – Lichtblick! Dieser wasserdichte, lange Mantel kommt<br />
mit einer integrierten (und herausnehmbaren) LED Lampe in der Kapuze. Da kann sich der Himmel noch so sehr verdunkeln ... 189,95 Euro 8 Páramo Women‘s<br />
Alondra Jacket – Klimakomfort-Meister. Angenehmer geht es nicht, als mit der Nikwax Analogy-Technologie. Stark wasserfest ganz ohne Membran.<br />
Da fühlt sich der Körper trocken und wohl. 400,00 Euro 9 Göbel Swing Liteflex – Alternative! Die beste Atmungsaktivität gibt‘s immer noch unter einem<br />
Regenschirm. Ein richtiger Trekkingschirm ist zudem leicht, windfest und ziemlich bruchstabil. 39,90 Euro 10 Extremeties Novagaitor GTX – Beinschutz!<br />
Meist reicht eine gute Trekkinghose für eine Wochenwanderung. Damit man sich das untere Hosenbein nicht gleich einsaut, hilft eine Gamasche. Natürlich<br />
auch bei feuchten Wiesen. 50,00 Euro 11 ME Odyssey Pants – Ersatzlos! Dumm gelaufen, wenn man oben rundum trocken bleibt, aber die Hose pitschnass<br />
am Körper klebt. Eine wasserdichte Überhose ist ein Muss, auch wenn man sie am liebsten nicht braucht. 179,90 Euro 12 Gore Bike Wear Road<br />
GT Light Überschuh – Schutzschuh. Kalte Füße beim Radfahren haben zwei Ursachen: Wind und Wasser. Gegen beides hilft ein Überschuh ideal und hält<br />
den Fuß trocken und warm für angenehme Radtouren. 89,95 Euro 13 Exped Waterbloc 800 M – Trocken gelegt! Die ganz Harten unter uns verzichten auf<br />
Zelt und Biwaksack und haben gleich einen wasserdichten Schlafsack dabei. Die Waterbloc Hülle erhöht natürlich auch die Isolationsleistung. 599,95 Euro<br />
14 OR Helium Bivvy – Biwakerlebnisse sind ganz besondere Erlebnisse. Im Schlafsack liegen und Blick auf die Sterne blicken. Schützt auch gegen starken<br />
Tau am Morgen oder als Notfallsack auf Bergtouren. Natürlich atmungsaktiv. 220,00 Euro 15 Hanwag Banks II GTX – Sichere Bank! Lange Strecken sind<br />
seine Lieblingsbeschäftigung, Komfort und Schutz seine Mittelnamen. Der ideale, nicht so schwere klassische Wanderschuh für Pilgern oder Wandern bei<br />
schlechtem Wetter. 179,99 Euro<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 89
KAUFBERATUNG<br />
1<br />
Gegen-Wind<br />
Kleidung gegen Auskühlung<br />
WIND WIRD UNTERWEGS MEIST UNTERSCHÄTZT. DABEI<br />
BIRGT UNTERKÜHLUNG – HYPOTHERMIE – EINE GRÖSSERE<br />
GEFAHR ALS KÄLTE, AUCH WEIL SIE IMMER PASSIEREN KANN<br />
UND MANCHMAL SEHR ÜBERRASCHEND DAHERKOMMT.<br />
2<br />
Bis auf Rückenwind beim Radeln bleibt<br />
Wind eher unangenehm, manchmal sogar<br />
gefährlich, denn er kühlt uns schnell<br />
aus. Und Wind potenziert Kälte. Das ist der sogenannte<br />
Windchill-Faktor*. Er berechnet die<br />
gefühlte Temperatur im Verhältnis zur Windgeschwindigkeit.<br />
So werden etwa aus +10° C<br />
bei einer Windgeschwindigkeit von 40 km/h<br />
(was im unteren Bereich von »starker Wind«<br />
liegt) -1°C gefühlte Temperatur. Feuchtigkeit<br />
senkt die gefühlte Temperatur weiter ab.<br />
Das Gute: Windschutz geht ganz einfach.<br />
Membranen sind in der Regel winddicht. Aber<br />
auch andere eng gewebte Stoffe halten Wind<br />
so weit ab, dass er nicht mehr gefährlich auskühlt.<br />
Gerade bei Aktivitäten sind diese fast<br />
winddichten Stoffe besser als die zu 100%<br />
winddichten Membranen, da es in letzteren<br />
schnell zu einem Hitzestau durch Schwitzen<br />
kommt, ein Gefährdungsfaktor bei starkem<br />
Wind. Etwas dosierte Ventilation erhöht dagegen<br />
bei Aktivität den Klimakomfort. Ein<br />
dünnes Polyester oder Polyamid Tafetta ist so<br />
klein, dass es in die Hosentasche passt, unter<br />
100 Gramm wiegt und bei Pausen, Abfahrten<br />
oder starkem Wind einfach übergezogen werden<br />
kann. Da der größte Wärmeverlust über<br />
unseren Kopf erfolgt, gehört selbst bei angenehmen<br />
Temperaturen eine leichte Mütze<br />
oder ein Beanie in den Rucksack.<br />
Vor allem in den Bergen gehört ein Windschutz<br />
entweder als Biwaksack oder als Windsack<br />
zur Sicherheitsausrüstung gegen plötzliche<br />
Wetterumschwünge. Und natürlich<br />
ist überall, wo eine Flamme benötigt<br />
wird, ein Windschutz von Vorteil, seien<br />
es die windfesten Streichhölzer,<br />
eine Kerzenlaterne oder der Kocher.<br />
Gerade bei letzterem sorgt<br />
ein guter Windschutz für einen<br />
niedrigen Brennstoffverbrauch<br />
und schnellere Kochzeiten – was auf<br />
Tour sowohl Erleichterung wie Kosten-<br />
und Gewichtsfaktor sein kann.<br />
Wer es genau wissen will,<br />
kann selber rechnen:<br />
T wc=33+(0,478+0,237*SQRT(v w)-0,0124*v w)(T-33).<br />
T wc ist die Windchill Temperatur, T ist die tatsächliche Temperatur,<br />
v w die Windgeschwindigkeit in km/h und SQRT die Quadratwurzel.<br />
3<br />
4<br />
1 Brunton ADC Summit – Gibt mehr Informationen als nur die Windstärke: Barometer, Thermometer, Höhenmesser. Alles was man auf Tour braucht.<br />
Kann man außen am Rucksack befestigen. 170,00 Euro 2 Relags Sturmstreichhölzer – Feuermachen bei Sturm? Das kostet schnell eine ganze Schachtel<br />
Streichhölzer, wenn man nicht diese Sturmvariante hat. Brennen lange auch wenn es ordentlich bläst. 10er Pack 8,50 Euro 3 Tatonka Faltwindschutz<br />
10-teilig – Wichtiges Detail: Ein guter Windschutz spart viel Brennstoff auf Tour und spart Gewicht. Flach gefaltet nimmt es im Rucksack wenig Platz ein.<br />
Ideal für hohe Gasbrenner. 25,00 Euro 4 Uco Kerzenlaternen Set – Romantiker! Auch in LED-Zeiten sind Kerzen schöner und wärmer. Eine kleine Feder<br />
drückt die Kerze immer nach oben nach. Der Glaszylinder schützt die Flamme. 32,95 Euro<br />
90 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
5<br />
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GEGEN-WIND<br />
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8<br />
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10<br />
13<br />
14<br />
5 Montane Lite Speed Jacket – Für die Hosentasche! So klein, dass man die Jacke immer dabei haben kann. Ein dünnes Tafetta aus feinem Pertex hält den<br />
Wind ab. Passt in eine der Taschen. 119,95 Euro 6 Buff Windproof Buff – Zwei-in-Eins! Jacke oder Weste? Wie auch immer, absolut winddicht und stark<br />
wasserabweisend. Eine Jacken-Westen-Kombination für Bergtouren oder Wandertage. 35,95 Euro 7 FivtyFive Zipp-Off Softshell Men‘s – Zwei-in-Eins!<br />
Jacke oder Weste? Wie auch immer, absolut winddicht und stark wasserabweisend. Eine Jacken-Westen-Kombination für Bergtouren oder Wandertage.<br />
89,90 Euro 8 Fjällräven Singi Trekking Shirt LS – Das Hemd macht den Mann! So texten gerne Modemarken. Dieses Hemd macht wirklich den Mann: Robust<br />
und weich, windabweisend und atmungsaktiv. Fast wie eine <strong>Sommer</strong>jacke, aber stilvoller. 109,95 Euro 9 Nordisk Tarp Voss 9m2 SI – Tarp mit vielen<br />
Möglichkeiten. Dach, Wand, Notzelt, Unterlage. Immer gut so ein Produkt dabeizuhaben. Maße: 3 x3 m, Gewicht: 600 Gramm. 70,00 Euro 10 SealSkinz<br />
Trekking Socke – Funktionssocke! Diese Socke kann mehr als andere. Sie ist nicht nur eine richtig gut gepolsterte Trekkingsocke, sondern obendrein winddicht<br />
und wasserdicht durch die Porelle-Membran. Gleichzeitig mit erstaunlichem Klimakomfort. 49,95 Euro 11 Trangia Trangia 25-2 UL Alu – Funktioniert<br />
immer. Der Spirituskocher ist eine Legende: Einfach, unverwüstlich, praktisch und absolut zuverlässig. Zweiteiliger Windschutz, der für einen effektiven<br />
Kamineffekt sorgt. 86,90 Euro 12 Craft Active Extreme 2.0 CN LS WS – Torso-Schutz. Ob unter einem Laufshirt oder einem Radtrikot, dieses Funktionsshirt<br />
funktioniert durch den Latz als Windschutz, wenn man keine Jacke drüber ziehen kann oder will. 74,95 Euro 13 MSR Bothy 2 Windsack – Schutzsack! Für<br />
Berg- und Wintertouren manchmal die letzte Rettung. Es passen zwei Leute hinein, um sich gegenseitig zu wärmen. 110,00 Euro 14 Vango Adventure<br />
Windbreak – Windschutzwall. Hält am Strand den Wind ab, aber auch gut auf Tour, wenn man einen zusätzliche Wall bauen muss. Auch praktisch beim<br />
Sandsturm auf Wüstentour. 54,90 Euro<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 91
KAUFBERATUNG<br />
1<br />
<strong>Sommer</strong>zeit =<br />
Funktionszeit<br />
2<br />
Wenig Stoff mit vielen Finessen<br />
DAS KLASSISCHE 3-LAGEN-BEKLEIDUNGSSYSTEM IST EIN<br />
SCHLECHTWETTER- UND KÄLTESYSTEM. FÜR DIE KLASSISCHE<br />
SOMMER- UND REISEBEKLEIDUNG GILT EINE ANDERE STRATEGIE,<br />
DIE DURCHAUS VIELE FUNKTIONELLE MÖGLICHKEITEN UND<br />
ANFORDERUNGEN BERÜCKSICHTIGEN MUSS.<br />
3<br />
Ein idealtypischer <strong>Sommer</strong> – oder auch<br />
Fernreisen in heiße, tropische Gegenden<br />
– bringt folgende Herausforderungen:<br />
Es ist heiß, man schwitzt stark, die Sonne<br />
sticht, Insekten nerven und, auf Reisen,<br />
kommt alles aus einem engen Koffer oder<br />
Rucksack. <strong>Sommer</strong>funktionen sind deshalb:<br />
Kühlung, UV-Schutz, Geruchsschutz, Insektenschutz,<br />
Feuchtigkeitsmanagement, Leichtigkeit,<br />
Knitterschutz und Pflegeleichtigkeit.<br />
Die meisten Kriterien erfüllt der Stoff durch<br />
die Polymerstruktur der Faser oder spezielle<br />
Nachbehandlung. Die Funktionen werden<br />
anhand von Hangtags (Etiketten) dargestellt.<br />
Einzig die Funktionen, die mit Wasser (in der<br />
Realität meist Schweiß) zu tun haben, lassen<br />
sich zeigen oder erfahren. Wenn Sie auf ein<br />
<strong>Sommer</strong>material Wasser träufeln und die<br />
Tropfen weiten sich extrem schnell im Umfang<br />
aus, dann hat das Material ein gutes<br />
Feuchtigkeitsmanagement. Auch Kühlung<br />
lässt sich durch Nässe auf dem Unterarm gut<br />
erspüren. UV-Schutz, Geruchsschutz oder<br />
Insektenschutz sind jedoch nur durch zertifizierte<br />
Standards in Form von Hinweisen zu<br />
erkennen. Bei Insektenschutz sind das Ausrüstungen<br />
wie BugsAway, NosiLife, NoFlyZone<br />
oder NoBite auf Basis von Permethrin oder<br />
Icaridin. Der Vorteil gegenüber Lotionen: Der<br />
Insektenschutz ist permanent und in der Dosierung<br />
deutlich niedriger als bei jedem Hautauftrag.<br />
Ein UV-Schutz wird stets mit einem<br />
UPF (Ultraviolett Protection Factor) gekennzeichnet<br />
und lässt sich umrechnen wie LSF bei<br />
Sonnencremes. Allerdings wird der UPF nach<br />
unterschiedlichen Standards gemessen. Der<br />
zuverlässigste Standard ist der »UV-Standard<br />
801«, da er als einziger bei invivo-Bedingungen,<br />
also auch alt,<br />
gewaschen, gedehnt oder nass<br />
gemessen wird und somit realistisch<br />
ist. Die anderen Standards<br />
sind Laborstandards bei<br />
Neuware, die sich bei Gebrauch<br />
schnell verändern können.<br />
Auch Geruchsschutz ist nicht sichtbar. Heutige<br />
Funktionsbekleidung sollte einen natürlichen<br />
Geruchsschutz haben, wie etwa Merinowolle,<br />
Bambusfasern, Hanffasern, Tencel,<br />
S-Cafe oder Cocona. Die chemische Keule ist<br />
hier ebenso »veraltet« wie Geruchsschutz aus<br />
Silberionen. Geruchsschutz lässt sich nicht<br />
standardisieren, da wir alle Gerüche unterschiedlich<br />
aufnehmen und bewerten.<br />
4<br />
5<br />
92 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
KOMFORTKLIMA<br />
6<br />
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15<br />
16<br />
13<br />
1 Lite Chaskee Visor Snap Cap – Modisch und vielseitig. Kappe oder Stirnband mit Schild. Beides ist hier möglich und so ist dieser Sonnenschutz<br />
gleichzeitig extrem modisch. Durch den Neoprenschirm in der Maschine waschbar. 34,95 Euro 2 Sunday Afternoon Ultra Adventure Hat – Kühlen Kopf<br />
bewahren! Wer draußen unterwegs ist, sollte die UV-Strahlung nicht unterschätzen. Dieser Hut schützt die Augen, den Nacken und den ganzen Kopf durch<br />
einen UPF von 50+. Sinnvoll! 49,95 Euro 3 Eagle Creek Pac-It Specter Starter Set – Ordnung muss sein! Die Hemden sauber gefaltet, die Wäsche sauber<br />
verpackt. Mit dem Pack-It System ist die Ordnung hergestellt und die ultra leichten Packbeutel fallen wirklich nicht ins Gewicht. 56,00 Euro 4 Mawaii<br />
Allweather Creme SPF 30 – Gesichtsmaske! UV-Schutzbekleidung ist praktisch, aber es gibt immer freie Flächen. Hier hilft eine gute UV-Sportcreme, die<br />
auch durch Schwitzen und Nässe nicht leidet. 17,90 Euro 5 Relags Geldgürtel Jungle – Körpertresor! In diesen scheinbar normalen Ledergürtel passt die<br />
eiserne Reserve. Sicher vor Taschendieben und anderen Langfingern. 47,95 Euro 6 Alchemy Equioment 3XDRY Denim Blazer – Gut ankommen! Auf<br />
Fernreisen oder Städtetouren gilt es Funktion und Aussehen für einen guten Eindruck zu verbinden. Ein schnelltrocknender, knitter- und bügelfreier Blazer<br />
ist da genau richtig. 460,00 Euro 7 Ex Officio BugsAway Lumos Knit Hoody – Insektenschutz! Die gefährlichsten Tiere weltweit sind klein: Mücken,<br />
Zecken, Knibbelfliegen, Moskitos in allen Arten. Ein Hoody mit integriertem Insektenschutz lässt Dich beruhigt reisen. 75,00 Euro 8 Icebreaker Kala LS<br />
Shirt – Edelwolle! Ein Hemd aus feiner Merinowolle ist ideal für Reisen. Es ist funktionell, sieht gut aus und lässt sich auch daheim tragen ohne als Traveller<br />
aufzufallen. Natürlich knitterfrei, kühlend und schnelltrocknend. 139,95 Euro 9 Royal Robbins Alpine Road Convertible – Anpassbar! Kurz oder lang?<br />
Kultur oder Natur? Heiß oder kühl? Egal wie, mit dieser Hose können Sie reagieren. Dabei ist sie schnelltrocknend, knitter- und bügelfrei und sieht normal<br />
aus. 99,95 Euro 10 Columbia Zero Rules S/S Shirt – Kühlend! Aber eigentlich kann dieses Shirt alles, was im <strong>Sommer</strong> benötigt wird: Kühlung, UV-Schutz,<br />
Geruchsschutz, Feuchtigkeitsmanagement – und bequem sitzen tut es auch. 34,95 Euro 11 Craghoppers Nosi Life Pro Trousers – Reisemeister! Zecken im<br />
hohen Grass? Moskitos im heißen Dschungel? Mit dieser Hose kein Problem. Integrierter Insektenschutz, integrierter UV-Schutz und ein schnelltrocknendes<br />
Material machen diese Hose zum Reiseliebling. 89,95 Euro 12 Hyphen UV-Schutz Langarm-Shirt Cool Blue Iris – Bester UV-Schutz! Für alle, die im oder<br />
am Wasser den <strong>Sommer</strong> verbringen, ist der beste UV-Schutz gerade genug. Dieser ist nach den strengsten Regeln Hohenstein UV 801 zertifiziert, also auch<br />
unter Praxisbedingungen. 42,95 Euro 13 Dachstein Siega – Stadtstreicher! Für Städtetouren, Fernreisen und Aktivurlaube ohne anspruchsvolle Wanderungen<br />
ist ein Multifunktionsschuh richtig. Chic, stabil, leicht am Fuß und im Gepäck. 119,95 Euro 14 Meindl Pionier – Keine wüste Sache! Schlaue Köpfe<br />
wissen, bei Hitze nur keine Membran im Schuh. Dieser echte Wüstenstiefel ist ungefüttert, hoch geschützt gegen Skorpione und Schlangen. Lassen Sie den<br />
normalen Wanderschuh lieber zuhause. 169,90 Euro 15 Merrell W‘s Terran Lattice 2 – Leichtfüßig! Sieht gut aus, es läuft sich auch gut drin, passt in den<br />
<strong>Sommer</strong> und ist auf Reisen eine Alternative zu einem festen Schuh. 85,00 Euro 16 Pacsafe VentureSafe 45 – Alles an Bord! Wer leicht reist, hat Vorteile,<br />
nicht nur am Flughafen. Der bordgepäckgroße Rucksack ist zudem gegen Messerschlitzer durch ExoMesch-Stahlgitter und stichfesten RVs gesichert. 225,00 Euro<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 93
KAUFBERATUNG<br />
Immer dabei<br />
1<br />
Kleine Helfer für unterwegs<br />
OUTDOOR WÜRDE NICHT SO VIEL SPASS MACHEN,<br />
WENN ES UM DAS HARTE LEBEN DRAUSSEN ODER<br />
UM SURVIVAL GINGE. OUTDOOR IST HEUTE EIN<br />
LEBENSGEFÜHL. FREUDE, ENTSPANNUNG, SPASS<br />
SIND WICHTIG. DAFÜR SORGEN UNZÄHLIGE<br />
ACCESSOIRES, DIE DAS DRAUSSENSEIN EINFACHER<br />
UND ANGENEHMER MACHEN.<br />
2<br />
Morgens nach einer bequemen, warmen<br />
und trockenen Nacht aufwachen,<br />
die Kühle des Morgens spüren,<br />
Vögel zwitschern hören, vor dem Zelt<br />
sitzen und den jungen Tag genießen. Das ist<br />
Outdoor. Wenn man sich dann bequem zurücklehnen<br />
und notfalls noch in eine Decke<br />
kuscheln kann, während der Kocher neben<br />
einem den Kaffee aufbereitet, dann ist das<br />
Glück perfekt.<br />
Faltstühle, die gerade mal 500 Gramm wiegen<br />
oder ein Chair Kit, in dem die Isomatte zur bequemen<br />
Liege wird, sind herrlich, leicht und<br />
klein. Der Kocher mit integrierter Kaffeepresse,<br />
der mit Piezozündung sofort anspringt.<br />
Trinkflaschen in denen man tagsüber aus einem<br />
klaren Bergbach Wasser schöpfen kann<br />
und dieses durch UV von Bakterien reinigt.<br />
Einfach klasse.<br />
Das Problem bei den vielen Accessoires ist<br />
eher: Man darf es nicht übertreiben. »Kleinvieh<br />
macht auch Mist«, sagt der Volksmund.<br />
Auch viele leichte Produkte addieren sich zu<br />
Volumen und Kilos, die getragen werden müssen.<br />
Am besten also, wenn man mit einigen<br />
pfiffigen, leichten Accessoires ein paar alte,<br />
schwere oder sperrige Sachen ersetzen kann.<br />
Ein faltbares Topfset ist so ein pfiffiges Teil.<br />
Wo früher der Edelstahltopf mit 2,7 Liter Fassungsvermögen<br />
noch 20 x 20 x 13 cm brauchte<br />
und mit Tellern und Zweittopf knapp 1300<br />
Gram wog, bringt es das faltbare Silikontopfset<br />
auf 600 Gramm bei 4,5 cm Höhe. Praktisch<br />
auch das Messer, das den Feuerstarter im<br />
Griff versteckt hat, die Schaufel, die sich zusammenfalten<br />
lässt, oder die Laterne, die mit<br />
LED Birnchen heute fünf Mal mehr Licht und<br />
50 Mal länger brennt als früher die Halogenlampe<br />
mit Baby-Zellen. Auch hier spart man<br />
eher Gewicht, als dass zusätzliches Gewicht<br />
hinzukäme.<br />
Das Sitzkissen aus Schaum bietet ausreichenden<br />
Schutz gegen nassen oder dreckigen Untergrund<br />
und wenn man es auf einen Baumstumpf<br />
legt, kann man auch normal sitzen.<br />
Den Komfort eines faltbaren Trekkingstuhles<br />
erreicht es hingegen nicht – und es ist einfach<br />
schön, wenn man seine Pause dort machen<br />
kann, wo einem die Aussicht gefällt<br />
und nicht dort, wo das Umfeld<br />
ein paar halbwegs ordentliche<br />
Sitzgelegenheiten anbietet.<br />
Die Frage sollte immer lauten:<br />
»Nice to have« oder wirklich<br />
wichtig?<br />
4<br />
3<br />
94 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
KLEINE HELFER<br />
5<br />
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8<br />
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13<br />
14<br />
11<br />
1 Opinel Explore No. 12 – Mehr als ein Opinel. Aber mit dem typischen Virobloc-Feststeller. Rutschfester Griff mit integriertem Feuerstahl und Hakenklinge<br />
für echte Abenteurer, aber im Hosentaschenformat. 39,95 Euro 2 Primus Lite+ Kocher mit Kaffeepresse – Guten Morgen! Kommt auf Dauer viel<br />
billiger als Coffee to go. Und man kann auf großer Tour seinen Kaffee unproblematisch zubereiten. Dabei ist das Set nur 10 x 15 cm groß. Presse optional,<br />
aber wärmstens zu empfehlen. 129,95 Euro, Kaffeepresse 11,95 Euro 3 Relags Faltschaufel – Shit happens! Und damit man die Natur sauber zurücklässt,<br />
kann man mit dieser Schaufel alles schön verbuddeln. Klappbar im Etui für einfachen Transport und saubere Aufbewahrung. 11,95 Euro 4 Sea to<br />
Summit Summit X-Set 31 – Kleines Wunder! Nur 4,5 cm hoch und nicht mal eine Lineallänge groß, dafür ein kochertauglicher (!) Topf, zwei Teller und<br />
zwei Tassen. Der Trick: Faltbares Silikon, aber ein hitzebeständiger Boden. 89,95 Euro 5 Helinox Chair Zero – Sauber sitzen! Es gibt wenige Gründe, um<br />
diesen Stuhl nicht auf Tour dabei zu haben. 500 Gramm, fast so klein wie eine Trinkflasche und 28 cm Sitzhöhe. Nicht zu viel für den Komfort. 119,95 Euro<br />
6 Leki Table XS Lite –Tischlein pack Dich! Etwas Stil unterwegs kann nicht schaden – vor allem wenn das alles so leicht ist. Leider deckt er sich nicht von<br />
alleine. 99,95 Euro 7 Ortlieb Faltschüssel M – Saubere Sache(n)! Das ist manchmal unterwegs nicht ganz einfach, aber mit der faltbaren Spülschüssel ein<br />
Kinderspiel. Auch zum Blaubeeren Sammeln oder für die Ordnung im Zelt. 19,95 Euro 8 Exped Chair Kit M – Stuhl oder Liege? Das bestimmen Sie. Die<br />
aufblasbare Matte haben die meisten Menschen heute eh dabei. In diese Hülle lässt sie sich stecken und verwandelt sich in einen luxuriösen Stuhl, oder<br />
eben eine Liege. 84,95 Euro 9 Yeti Duvet Reisedecke – Extra Wärme. Ob im Air Conditioned kalten Flieger oder für eine laue Nacht, die Daunendecke<br />
mit hochwertiger 90/10er 600 Fill Daune und kleinem Packmaß ist ein variabel zu nutzendes Accessoire für alle Reisen. 249,95 Euro 10 LedLenser MH10<br />
Stirnlampe – Flutlicht! 600 Lumen ist schon extrem hell. So hell, dass man 150 m weit damit gut sehen kann. Dabei ist der Stromverbrauch dank innovativer<br />
Technologie angenehm niedrig. 89,90 Euro 11 Cocoon Air Core Pillow Ultralight – Cleveres Kissen! Mikrofaserhülle mit synthetischer Füllung und einem<br />
aufblasbaren Kern. Lässt sich auch mit einem Fleece ausstopfen und bei Nicht-Gebrauch klein verstauen. 34,95 Euro 12 CamelBak All Clear UV-Purifier<br />
Flasche – Filterflasche! Einfach genial, Flasche und Wasserreinigung miteinander zu verbinden. Dank einem UV-Reiniger lassen sich mikrobiologische Verschmutzungen<br />
aus dem Wasser holen. Mit Digitalanzeige für sicheres Trinken. 129,95 Euro 13 Mora Eldris Neck Knife – Immer griffbereit! Kleines Messer,<br />
aber scharf genug, um auch hartes Holz zu schnitzen, kantige Klingenrückseite, so dass man mit dem Feuerstahl sauber Funken schlagen kann. 54,95 Euro<br />
14 SeatoSummit Travelling Light Waschbeutel S – Alles drin! 80 Gramm Kultur(beutel). Das muss unterwegs schon sein. Dafür hängen die Waschsachen<br />
sauber, statt im Siff zu stehen. Breit genug für kleine Gefäße, rundumlaufender RV. 29,95 Euro 15 GoalZero Lighthouse Micro Flash – Es werde Licht! Ob<br />
als Taschenlampe oder Zeltlaterne ist dann ziemlich egal. 68 g leicht, bis zu 150 Lumen hell (sogar dimmbar und bis 170 Stunden Leuchtzeit). Per USB oder<br />
Solar zu laden. 24,99 Euro<br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 95
KAUFBERATUNG<br />
Eine Lanze für<br />
Frauenstöcke<br />
Leki zeigt Innovationskraft<br />
Ob beim Weitwandern auf einem der vielen<br />
Top-Trails-Weitwanderwege, ob beim Bergwandern<br />
in den Alpen oder in irgendeinem Gebirge in einer<br />
anderen Ecke der Welt, ein Trekkingstock von Leki ist eine<br />
sichere Stütze und ein zuverlässiger Begleiter. Leki-Stöcke<br />
sind die einzigen Trekkingstöcke mit einer TÜV-Zertifizierung<br />
und garantieren eine TÜV-geprüfte Haltekraft von<br />
140 kg (SLS Drehverschluss) beziehungsweise 80 kg (Speedlock)<br />
– egal ob es sich dabei um einen Faltstock oder einen<br />
leichteren Frauenstock oder Unisex-Stock handelt. Dank<br />
des Speed Lock 2 Außenverstellsystems sind die Stöcke<br />
nicht nur fest, sondern auch kinderleicht einzustellen. Die<br />
anatomischen Aergon-Griffe sind wahre Handschmeichler<br />
und erlauben auch einer handschuhfreien Hand einen<br />
komfortablen Zugriff, viele Griffpositionen und eine sicheren<br />
Halt in jeder Position.<br />
LEKI MICRO VARIO CARBON LADY<br />
Dieser Begleiter lässt sich zusammenfalten. Dann passt er<br />
mit seinen 38 cm Packmaß in Ihren Rucksack, den Koffer<br />
oder sogar die meisten Handtaschen. Da das Rohr aus 100%<br />
Carbon ist, bringt er nur 212 Gramm pro Stück auf die Waage.<br />
Dafür ist er eine stabile Stütze bei jeder Wanderung,<br />
egal ob in leicht hügeligem Gelände oder in den Bergen.<br />
20 cm Verstellbereich von 100 bis 120 cm macht den Stock<br />
passend für das Gros der weiblichen Bevölkerung. Durch<br />
das Speed Lock 2 Verstellsystem lässt sich der Stock schnell<br />
und einfach individuell einstellen.<br />
Preis: 159,95 Euro<br />
LEKI CRESSIDA LITE AS<br />
Der Trekkingstock für die sportlich aktive Frau. Durch die<br />
schmaleren Rohrdurchmesser – 16, 14 und 12 mm hochfestes<br />
Aluminium – und eine Maximallänge von 125 cm ist<br />
dieser Frauenstock mit 230 Gramm / Stock angenehm leicht,<br />
auch für einen langen Wandertag. Mit 90 cm Minimallänge<br />
passt er außen an jeden Wanderrucksack bei der An- oder<br />
Abreise. Das innovative Dynamic Suspension Dämpfungssystem<br />
(DSS) entlastet Muskulatur, Gelenke und Bänder um<br />
bis zu 40% vor Aufprallkräften beim Abstieg.<br />
Preis: 119,95 Euro<br />
LEKI MICRO VARIO CARBON LADY AS<br />
Der faltbare Trekkingstock mit eingebauter Dämpfung.<br />
Ein bestechend kleines Packmaß kombiniert mit der hochwertigen<br />
Konstruktion und Verarbeitung des Erfinders des<br />
Trekkingstockes Leki sorgt für einen verlässlichen Stock<br />
für alle Aktivitäten, bei denen man seinen Stock bei der<br />
Anreise oder bei technischen Kletterpassagen im Rucksack<br />
haben will. Gerade mal 38 cm ist das Packmaß des Stockes<br />
der auf 120 cm ausziehbar ist und eine Höhenverstellbarkeit<br />
von 20 cm aufweist. Die ausgetüftelte Elastomerfunktion<br />
des Dynamic Suspension Systems (DSS) absorbiert bis<br />
zu 40% der Impulskräfte, wo sie entstehen, und entlastet<br />
so Muskeln, Bänder und Gelenke während der Aktivität.<br />
Gewicht: 230 Gramm. Preis: 169,95 Euro<br />
Fotos: Leki, Claudia Ziegler<br />
96 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
Der Guide für aktive NaturgenießerWelten<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> – ISSN 2193-2921<br />
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Titelbild Norbert Eisele-Hein<br />
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© W&A Marketing & Verlag GmbH, Niederkassel, <strong>2017</strong><br />
Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe<br />
statthaft. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Rückporto bitte beilegen.<br />
Keine Ansprüche im Falle höherer Gewalt. Gerichtsstand für alle Streitigkeiten aus der<br />
Verbreitung oder Erstellung ist für beide Teile Niederkassel.<br />
Das werden tolle<br />
Winterwochen<br />
Unsere Themen (u.a.)<br />
Mythen & Märchen<br />
Fotogalerie: Elfen, Trolle, Rentierrudel.<br />
NATUR ENTDECKEN<br />
Wettstreit der Jahreszeiten<br />
Winter vs. <strong>Sommer</strong> – Fakten und Vorurteile<br />
über Lust, Laune, Gesundheit, Wirtschaft und<br />
Freizeitverhalten.<br />
Kiepenkerle und Herrgottsschnitzer<br />
Tradition und Kunsthandwerk aus den kleinen<br />
und großen Bergen.<br />
NATUR ERLEBEN<br />
Glühende Muskeln<br />
Eisklettern und andere Adrenalinthemen.<br />
Winterfreuden<br />
Aktiver Naturgenuss im Schnee.<br />
Alles rund um Kinder und Familie im Winter.<br />
Mehr als Pistenkilometer – Wie Reutte den<br />
Winterurlaub einzigartig inszeniert und dabei<br />
mit Innovationen Zeichen setzt.<br />
Winterfluchten<br />
Blütenwandern wenn es zuhause stürmt und schneit.<br />
Reportage<br />
Mit dem Hund durch Schnee und Eis.<br />
NATUR VERSTEHEN<br />
Winterlicht: Was es mit uns macht,<br />
wie es uns besänftigt und stimuliert ...<br />
Das Gold der Erde<br />
Moor, Heilschlick, Lehm – In vielen Regionen steckt<br />
im Boden viel Gesundes. Wie wird es geborgen,<br />
aufbereitet und was macht es mit uns?<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Der Weg der Daune<br />
Von der Gans zum Modemantel – wie steht es um<br />
Eigenschaften, Aufbereitung und artgerechten Umgang<br />
mit dem Federkleid und dessen Lieferanten.<br />
Kaufberatung – Die neuesten Produkte, die<br />
wichtigsten »Outdoor-Werkzeuge« für den Winter.<br />
Die Ausgabe erscheint am 23.11.<strong>2017</strong><br />
OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong> 97
APROPOS<br />
ITB – Reisetrends <strong>2017</strong><br />
Der Tourismus ist weltweit die umsatzstärkste Branche. Allein in Deutschland verreisen<br />
77% mindestens einmal im Jahr länger als fünf Tage und lassen sich die Erholung rund<br />
88 Milliarden Euro kosten. Strandurlaube, Städtereisen und schlichtweg Erholung führen<br />
das Motivfeld an. Während der Reisemarkt weiterhin stabil und stetig zulegt, verschieben sich<br />
die Ströme. Manche Länder verlieren an Zuspruch, andere sind die Gewinner. Warum, für wie<br />
lange? Immer wieder haken Umfragen nach, ob die Abneigung gegen den neuen US-Präsidenten<br />
oder den Machthaber in Ankara die Reiseplanung beeinflussen – und kommen zu interessanten<br />
Ergebnissen. Im Juni 2016 meldete das Buchungsportal Holidaycheck 49% Vorbehalt gegen<br />
USA-Reisen im Fall von Trumps Wahlsieg, nach dessen Erfolg beeindruckte das nur noch 39% der<br />
Befragten. Der Widerwille hatte sich gelegt, deswegen meidet man nicht dieses attraktive Land,<br />
es sei denn der Dollarkurs gerät in Wallung. Geld schlägt Gesinnung.<br />
Anders im Fall von Tunesien und Ägypten. Während die Attentate von 2002 und 2005 nur kurzfristige<br />
Flauten bewirkten, hat der arabische Frühling den Tourismus nachhaltig um etwa 25%<br />
geschwächt. Fazit: Ist die politische Lage stabil, erholt sich ein Land von Anschlägen wie in Djerba<br />
oder London sehr schnell. Kommt zu Terrorakten ein politischer Umbruch, rauschen die Zahlen in<br />
den Keller wie im Fall der Türkei. 2016 minus 30%, für <strong>2017</strong> auf der ITB ein Vororder-Minus von<br />
58% sind deutliche Signale. Gewinner dieser Entwicklung sind im Mittelmeerraum Spanien und<br />
Griechenland.<br />
Foto: Anja Kiebler, Illustration: Fotolia<br />
Der Urlaubsort als Sehnsuchtsziel ist das stärkste<br />
Motiv. 2016 reisten ein Drittel mehr Deutsche in<br />
die Karibik als 2015, tausende Trump-Wähler planen<br />
eine Reise nach Slowenien, ins Geburtsland<br />
der First Lady. Und wie steht Deutschland als<br />
Reiseziel für aktive Naturgenießer da? Christiane<br />
Wahl von der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />
hatte auf der ITB aktuelle Zahlen. Neben der Erholung<br />
mit 16% ist das Wandern die beliebteste<br />
Aktivität. Fast jeder zehnte Auslandsgast kommt<br />
zum Wandern nach Deutschland, allen voran die<br />
Niederländer, Schweizer und Polen. Kein Wunder,<br />
wenn man an die Qualitätsoffensiven der<br />
letzten 15 Jahre im Wandertourismus denkt.<br />
Wohin laufen wir denn <strong>2017</strong>?<br />
98 OutdoorWelten | <strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong>
1.–3.9.<strong>2017</strong><br />
Alles auf einen Blick<br />
» 275 Aussteller und Marken<br />
» Über 5.000 Wanderziele<br />
» Kompakt in einer Halle<br />
Inspirationen und Träume<br />
» Auszeichnungen von<br />
Wanderwegen<br />
» Spektakulärer Film-Mix der<br />
European Outdoor Film Tour<br />
Ausprobieren und informieren<br />
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und Regionen<br />
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