Heimkehr der Jäger - kunst-rs-bayern.de
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Pieter Bruegel „<strong>Heimkehr</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Jäger</strong>“<br />
Bildbetrachtung/Bildanalyse<br />
Es ist ein Bild, das aussieht,<br />
als hätte man gera<strong>de</strong> die Tür<br />
geöffnet und wür<strong>de</strong> hinausschauen<br />
an einem sehr kalten<br />
Wintertag ... Man könnte<br />
sich selbst als eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Pe<strong>rs</strong>onen<br />
<strong>de</strong>nken, z. B. als einen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Jäger</strong>, die mit ihren<br />
Hun<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> zurückkehren.<br />
Der Tag war kurz, es wird<br />
im Winter spät hell und früh<br />
dunkel. Die Männer sind dick<br />
vermummt, die Hun<strong>de</strong> scheinen<br />
mü<strong>de</strong> nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Jagd.<br />
Jetzt gehen sie <strong>de</strong>n Abhang<br />
hinunter ins Dorf, vorbei an<br />
einem Wirtshaus, vor <strong>de</strong>m<br />
gera<strong>de</strong> ein geschlachtetes<br />
Schwein abgesengt wird.<br />
Über die schneebe<strong>de</strong>ckten<br />
Häuser weg führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick hinunter auf <strong>de</strong>n Fluss und zwei Fischweiher. Der Fluss durchzieht die eingeschneiten<br />
Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>, führt weit hinten zu einer kleinen Stadt, die auf einer in die Flussmündung ragen<strong>de</strong>n Landzunge liegt. Rechts<br />
ve<strong>rs</strong>tellt ein schroffes Gebirge <strong>de</strong>n Blick. Der Himmel ist düster und von einem stählernen Graublau wie das Eis auf<br />
Teich und Fluss.<br />
Das Bild gehört zu einer ganzen Serie von Gemäl<strong>de</strong>n, die im Auftrag eines reichen Bürge<strong>rs</strong> von Antwerpen gemalt<br />
wur<strong>de</strong>n. Alle Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Serie zeigen die ve<strong>rs</strong>chie<strong>de</strong>nen Jahreszeiten, wie die Natur jeweils sich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t und was<br />
die Menschen gera<strong>de</strong> tun. Alle Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Serie zeigen ländliches Leben und das alltägliche Arbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen. Auf<br />
allen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n verwen<strong>de</strong>t Bruegel die Vogelpe<strong>rs</strong>pektive, er setzt <strong>de</strong>n Horizont weit oben ins Bild. So kann er im Überblick<br />
sehr viele kleine Szenen sichtbar machen. Und fast immer fin<strong>de</strong>n sich am Horizont zackige Felsen, obwohl die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong><br />
doch gar nicht gebirgig sind. Aber Bruegel hat um 1550 Italien besucht und dabei die Alpen überquert: Sie haben<br />
ihn so beeindruckt, dass sie von da an in fast all seinen Gemäl<strong>de</strong>n auftauchen.<br />
Bruegels Art, ein Bild aufzubauen, ist nicht neu, zu seiner Zeit wer<strong>de</strong>n die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n meisten Künstlern ähnlich<br />
aufgebaut: Im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund lenkt die Baumgruppe <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>s Betrachte<strong>rs</strong>. So entsteht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Blickrichtung eine<br />
Diagonale: von links oben nach rechts unten - <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimweg <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Jäger</strong>, von links unten nach rechts oben - <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick in<br />
die Ferne. Etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es ist <strong><strong>de</strong>r</strong> schwarze Vogel, <strong><strong>de</strong>r</strong> mitten im Bild fliegt, er markiert etwa unsere Blickhöhe.<br />
Ohne ihn wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Raum viel weniger tief wirken, <strong>de</strong>nn er übe<strong>rs</strong>chnei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Horizont und macht damit klar, dass<br />
hinter ihm noch viel Raum ist.<br />
Der Blick in <strong>de</strong>n Raum wird natürlich nur vorgetäuscht, er ist eine Illusion, <strong>de</strong>nn die Malleinwand ist und bleibt flach. Es<br />
ist ein Trick, so zu tun, als wäre da ein weiter Raum - ein Trick, <strong>de</strong>n man lernen kann. Aus ihrer Naturbeobachtung<br />
heraus haben die Künstler gelernt, wie man erreichen kann, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrachter scheinbar „wirklich“ aus <strong>de</strong>m Fenster<br />
schaut: Standort und Blickrichtung wer<strong>de</strong>n festgelegt, im Hintergrund wird alles kleiner abgebil<strong>de</strong>t, die Farben wer<strong>de</strong>n<br />
nach hinten kühler und heller.<br />
In dieser Epoche lernen die Maler von <strong>de</strong>n italienischen Künstlern auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e „Tricks“: Leonardo da Vinci schreibt in<br />
seinen Lehrbüchern zur Malerei, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ferne alles unscharf wirkt. Und die italienischen Künstler zeigen - das ist<br />
das umwerfend Neue in dieser Zeit - , wie man mit einer Konstruktion, <strong><strong>de</strong>r</strong> sog. Fluchtpunktpe<strong>rs</strong>pektive, alles ganz<br />
echt wirken lassen kann. Die Künstler - und e<strong>rs</strong>t recht die Betrachter - fan<strong>de</strong>n dies ebenso spektakulär, wie wir die<br />
virtuelle 3D-Welt am Computer bestaunen und die Tricks wissen möchten, wie man das macht.<br />
Viele kleine Einzelheiten schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Bruegel in seinem Bild: spielen<strong>de</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, arbeiten<strong>de</strong> Menschen. Wir könnten unzählige<br />
einzelne kleine Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> aus diesem einen machen. Die kleinen Geschichten, die dabei erzählt wer<strong>de</strong>n, lassen die<br />
Zeit lebendig wer<strong>de</strong>n. Ganz ohne Hinweis auf die großen Pe<strong>rs</strong>önlichkeiten und Taten, von <strong>de</strong>nen wir sonst in <strong>de</strong>n<br />
Geschichtsbüchern lesen, schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Bruegel das einfache alltägliche Leben zu seiner Zeit. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die italienischen<br />
Künstler seiner Zeit sind die Menschen in seinen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n klein gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Landschaft. Sie sind eher „Sandkörner in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schöpfung“ und nicht - wie in Italien, in Bezug auf die Antike - „Maß aller Dinge“.<br />
Bruegel konnte von <strong>de</strong>n Aufträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> reichen Kaufleute in Antwerpen gut leben. Es war eine Zeit <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns und<br />
Wohlstands, die Bürger mochten die idyllischen Da<strong>rs</strong>tellungen ihres Lan<strong>de</strong>s und kauften seine Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr gern.
AUFGABE:<br />
Mit welchen pe<strong>rs</strong>pektivischen Tricks arbeitet Bruegel? Ordne die entsprechen<strong>de</strong> Nummer zu und trage <strong>de</strong>n Fachbegriff ein.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Der Blick wird durch die Anordnung von Objekten in die Tiefe gelenkt. =<br />
..............................<br />
Ein Objekt übe<strong>rs</strong>chnei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Horizont. = ..............................<br />
Die Objekte wer<strong>de</strong>n „nach hinten“ immer kleiner dargestellt. = ..............................<br />
Die Farben wer<strong>de</strong>n hinten blasser, <strong><strong>de</strong>r</strong> Farbkontrast nimmt ab. = ..............................