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Haben die Surrealisten das World Trade Center zerstört?

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Kommentator:<br />

Absurd finden <strong>die</strong> Anti-Clair-Autoren <strong>die</strong> Ansicht des Kunsthistorikers, der Surrealismus<br />

sei für <strong>die</strong> geistigen Verirrungen aller französischen Intellektuellen -<br />

Foucault, Baudrillard und andere - verantwortlich, bloß weil <strong>die</strong>se irgendwann<br />

einmal im Leben von der “Milch des Surrealismus” geschlürft haben. Vielsagend<br />

finden sie sein Bekenntnis, er habe bei Éluard und Aragon lesen gelernt, enthülle<br />

er damit doch ungewollt, daß er vermutlich nicht erst seit dem 11. September<br />

2001, sondern immer schon ein verzerrtes Bild des Surrealismus mit sich<br />

herumschleppt. Denn es sind, wie erwähnt, ausgerechnet <strong>die</strong>se beiden Dichter,<br />

<strong>die</strong> <strong>das</strong> Freiheitsideal des Surrealismus verraten haben, indem sie sich zu bedingungslosen<br />

Werkzeugen der Unfreiheit machten: derjenigen des Stalinismus.<br />

Sie sind sogar Paradebeispiele für <strong>die</strong> Totalitarismusnähe, <strong>die</strong> Clair den Avantgardisten<br />

vorwirft.<br />

In vielen Reaktionen auf Clairs Artikel wird auf den Widerspruch zwischen den<br />

vehement anti-avantgardistischen Thesen seines Verfassers und dessen Position<br />

als Leiter des Pariser Picasso-Museums hingewiesen, da doch - so wird argumentiert<br />

- gerade Picasso der Exponent des Avantgardismus im 20. Jahrhundert<br />

gewesen sei, in Clairs Wahnvorstellungen also auch und gerade er ein<br />

Wegbereiter des heutigen islamistischen Terrorismus. Mehr noch: Picasso, ein<br />

weiteres Paradebeispiel, trat 1944 in <strong>die</strong> stalinistische KPF ein und verblieb bis<br />

zu seinem Tod in ihr - für André Breton übrigens ein Grund, dem Maler seine<br />

jahrzehntelange Freundschaft aufzukündigen. Allen Protestautoren erscheint es<br />

aufgrund von Picassos politischer Option logisch, daß Clair von seinem Direktorenposten<br />

unverzüglich zurückzutreten habe.<br />

Kommentator:<br />

Wie ist Jean Clairs pauschale Verunglimpfung der Avantgarden des vorigen<br />

Jahrhunderts und besonders des Surrealismus zu bewerten? In welchem intellektuellen<br />

Kontext ist sie zu sehen? Welche Auffassung von Kunst und Literatur<br />

verbirgt sich hinter ihr? Ist sie nur ein Einzelphänomen, oder muß sie als Symptom<br />

einer weiter verbreiteten Denkweise gesehen werden? Dazu äußern sich<br />

alle Verfasser der Gegenartikel und Protestbriefe. Claude Courtot etwa schreibt:<br />

Zitatsprecherin 1: Courtot<br />

Monsieur Jean Clairs Artikel könnte von allem, was Frankreich an reaktionären<br />

Geistern zu bieten hat, ohne weiteres gegengezeichnet werden. Er ist ganz offensichtlich<br />

ein Ausfluß des borniertesten Konservativismus auf allen Gebieten<br />

und veranschaulicht trefflich <strong>die</strong> mit Großbuchstaben geschriebene Kleingeistigkeit.<br />

Monsieur Clair gibt dem Affen Rechtsextremismus Zucker.<br />

Kommentator:<br />

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