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Wer seit einem halben Jahrhundert in Weimar lebt und in dieser ...

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16<br />

Doch die Wissenschaft schritt voran, <strong>und</strong> durch die Zerlegung vieler Stoffe <strong>in</strong> ihre<br />

elementaren Bestandteile lernte man neue Elemente kennen; Goethes Tagebuch vom 7. April<br />

1817 enthält e<strong>in</strong>e Notiz:<br />

„Die Elementarchemie spricht ihre eigene Theorie aus <strong>und</strong> wird immer objektiver,<br />

besonders da sie nun Maß <strong>und</strong> Zahl den Uranfängen <strong>und</strong> ihren Verb<strong>in</strong>dungen anpaßt...“<br />

Mephisto aber läßt er im Gespräch mit dem Schüler Verwirrung stiften:<br />

„<strong>Wer</strong> will was Lebendigs erkennen <strong>und</strong> beschreiben,<br />

Sucht erst den Geist herauszutreiben,<br />

Dann hat er die Teile <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hand,<br />

Fehlt, leider! Nur das geistige Band.<br />

Encheires<strong>in</strong> naturae nennt es die Chemie,<br />

Spottet ihrer selbst <strong>und</strong> weiß nicht wie.“<br />

Den Ausdruck ‚encheires<strong>in</strong> naturae‘ hatte Goethe von s<strong>e<strong>in</strong>em</strong> Chemieprofessor Spielmann<br />

aus Straßburg mitgebracht; wörtlich übersetzt heißt er ‚Zugriff der Natur‘, womit Spielmann<br />

sagen wollte, daß natürliche Kräfte die e<strong>in</strong>zelnen Bestandteile e<strong>in</strong>er Substanz diese zu e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtheit verknüpfen.<br />

Goethe, wohl unter dem E<strong>in</strong>fluss der französischen Naturforscher Buffon <strong>und</strong> Daubenton,<br />

später auch Cuvier <strong>und</strong> Geoffroy de St.Hilaire stehend, schreibt <strong>in</strong> der ‚Morphologie‘:<br />

„...Die Anwendung mechanischer Pr<strong>in</strong>zipien auf organische Naturen hat uns auf die<br />

Vollkommenheit der lebendigen Wesen nur desto aufmerksamer gemacht ... Dem<br />

Chemiker, der Gestalt <strong>und</strong> Struktur aufhebt <strong>und</strong> bloß auf die Eigenschaften der Stoffe <strong>und</strong><br />

auf die Verhältnisse ihrer Mischungen acht hat, ist man auch <strong>in</strong> diesem Fache viel<br />

schuldig, <strong>und</strong> man wird ihm noch mehr schuldig werden, da die neueren Entdeckungen die<br />

fe<strong>in</strong>sten Trennungen <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dungen erlauben ...“<br />

dennoch verwendet se<strong>in</strong> Mephisto den Begriff eher <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>em</strong> abgewandeltem S<strong>in</strong>ne, nämlich<br />

um festzustellen, daß der chemischen Stofftrennung auch Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d. Es ist die Zeit<br />

der Aufklärung, als gewaltige Zäsur kündigt die französische Revolution e<strong>in</strong> neues Zeitalter<br />

an; großartige <strong>und</strong> wichtige Entdeckungen folgen aufe<strong>in</strong>ander. Uralte Träume der Menschheit<br />

rücken <strong>in</strong> den Bereich des Möglichen: man begann, sich <strong>in</strong> die Lüfte zu erheben, man fand<br />

Erklärungen für Phänomene, die bis dah<strong>in</strong> unerforschlichen Kräften zugeschrieben waren,<br />

Dufay stellte fest, dass es zwei verschiedene Arten von Elektrizität gäbe (die Glas- <strong>und</strong> die<br />

Harz-Elektrizität), die Lichtenberg als positive <strong>und</strong> negative Elektrizität später mit den<br />

Vorzeichen + <strong>und</strong> – kennzeichnete, denken wir ferner an die Erforschung von Gewitter <strong>und</strong><br />

Blitz, Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong> erfand den Blitzableiter, Cavendish entdeckte den 1766<br />

Wasserstoff als brennbares Gas, das beim Auflösen von Metallen <strong>in</strong> verdünnten Säuren<br />

entsteht, <strong>und</strong> bald darauf (1783) konnte Lavoisier das Wasser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Bestandteile zerlegen.<br />

Se<strong>in</strong> experimentelles Vorgehen war orig<strong>in</strong>ell,:<br />

„Um das Wasser durch das Eisen zu zerlegen, bedient man sich mit Vorteil e<strong>in</strong>es<br />

Büchsenlaufs, solche f<strong>in</strong>det man bei Krämern, die mit altem Eisen handeln.“<br />

Bei diesem Versuch mußte der Wasserdampf durch den rotglühenden Büchsenlauf geblasen<br />

werden.<br />

Die Chemie als Wissenschaft gew<strong>in</strong>nt zunehmend das öffentliche Interesse, die Entdeckungen<br />

häufen sich, neue Laboratorien entstehen, unser Bild zeigt das von Michael Faraday:

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