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Wer seit einem halben Jahrhundert in Weimar lebt und in dieser ...

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Naturgeschichtsmuseum machte <strong>und</strong> dort Lehrstühle e<strong>in</strong>richtete, berief man ihn zum<br />

Dozenten für Zoologie. So war er wie Goethe für die vore<strong>in</strong>genommenen Gelehrten e<strong>in</strong><br />

Außen<strong>seit</strong>er. Die Feststellung Goethes<br />

„Fortgesetzte vieljährige Versuche haben mich belehrt: daß immerfort wiederholte Phrasen<br />

sich zuletzt bis zur Überzeugung verknöchern <strong>und</strong> die Organe des Anschauens völlig<br />

verstumpfen...“<br />

trifft sicherlich nicht nur auf Zoologen zu.<br />

Sa<strong>in</strong>t-Hilaire hat durch se<strong>in</strong>e Forschungen viel dazu beigetragen, daß Goethe se<strong>in</strong>er Maxime:<br />

Daß ‚me<strong>in</strong> Denken e<strong>in</strong> Anschauen <strong>und</strong> me<strong>in</strong> Anschauen e<strong>in</strong> Denken‘ lebenslang treu blieb; er<br />

schrieb:<br />

„Der Deutsche hat für den Komplex des Dase<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es wirklichen Wesens das Wort Gestalt.<br />

Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen. Betrachten wir alle Gestalten,<br />

besonders die organischen, so f<strong>in</strong>den wir, daß nirgends e<strong>in</strong> Bestehendes, nirgends e<strong>in</strong><br />

Ruhendes, e<strong>in</strong> Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er steten<br />

Bewegung schwanke...“.<br />

Der als Goetheforscher hervorgetretene Professor Lothar Wolf gab s<strong>e<strong>in</strong>em</strong> Lehrbuch<br />

‚Theoretische Chemie‘ den Untertitel ‚E<strong>in</strong>e Darstellung vom Standpunkt e<strong>in</strong>er gestalthaften<br />

Atomlehre‘, <strong>in</strong> der Gewißheit, daß auch die kle<strong>in</strong>sten Bauste<strong>in</strong>e der Materie sich als Gebilde<br />

von ihnen eigener Gestalt <strong>und</strong> Größe – oder Kle<strong>in</strong>heit – präsentieren. Professor Wolf knüpfte<br />

hieran den Gedanken, daß allem, was <strong>in</strong> unserer materiellen Welt Gestalt besitzt, vom<br />

Größten bis zum Kle<strong>in</strong>sten, auch e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>n- <strong>und</strong> schicksalserfüllte Qualität <strong>in</strong>newohne. Wie<br />

wir aus den elektronenoptischen Untersuchungen <strong>in</strong> jüngster Zeit wissen, besteht daran ke<strong>in</strong><br />

Zweifel, es gelang, e<strong>in</strong>zelne Atome abzubilden, bei zehn- bis h<strong>und</strong>ertmillionenfachem<br />

Vergrößerungsmaßstab. Physiker <strong>und</strong> Kristallographen können aus solchen Abbildungen<br />

Modelle der atomaren Kristallgitter <strong>und</strong> des Aufbaus von Molekülen herleiten <strong>und</strong><br />

Vorstellungen entwickeln, auf welche Weise komplizierte organische Strukturen<br />

funktionieren. Unser Bild zeigt e<strong>in</strong> hochsymmetrisches molekulares Modell des Axonems,<br />

e<strong>in</strong>es Nervenbauste<strong>in</strong>s, der zur Steuerung der Beweglichkeit von e<strong>in</strong>fachen Organismen wie<br />

Cilien <strong>und</strong> –Flagellen erforderlich ist.<br />

Dreidimensionale Computerrekonstruktion des Axonems

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