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Magazin für Stadtkultur Schlachthof / Lagerhaus MUSIK SCHLAMM HAPPINESS
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Schlachthof / Lagerhaus
MUSIK SCHLAMM HAPPINESS
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Die beiden haben sich ihren Platz in der Branche erarbeitet. ›Am Anfang mussten wir<br />
den Lohn für die Bands noch im Koffer hinter die Bühne bringen, mittlerweile<br />
bekommen wir Rechnungen‹, amüsiert Marc sich. Der Standort an der Nordsee ist<br />
mit seinem Sandboden sehr geeignet und die frische Meerluft etwas besonderes,<br />
trotzdem haben sie den Nachteil, dass die Region an drei Seiten von Wasser umringt<br />
ist – Nordsee, Elbe und Weser – und die Gäste so schwerer zu locken sind. So<br />
dachten sie zumindest. Doch viele genießen die Nähe zum Meer und bleiben sogar<br />
länger. Und internationale Künstler sind begeistert von dem Durchhaltevermögen<br />
und der Wetterfestigkeit des Publikums. Auch die Fantastischen Vier waren 2011 sehr<br />
angetan von den klatschnass feiernden Menschen vor ihrer Bühne.<br />
›Generell ist unser Publikum sehr offenherzig, tolerant und dankbar!‹, schwärmt<br />
Daniel und vergisst nicht: ›Das alles wäre nicht realisierbar ohne eine smarte Crew,<br />
top Leute, Family and Friends, die mit Herzblut anpacken und sich mit dem Festival<br />
identifizieren.‹ Dieser Rückhalt hilft den beiden, Hindernisse wie das unberechenbare<br />
Wetter, schwer zu buchende Stars und Sternchen, oder schwierige Sicherheitskonzepte<br />
zu überwinden. ›Die Ereignisse der Loveparade in Duisburg haben die ganze<br />
Branche beeinflusst – die Sensibilität der Behörden führt für das Deichbrand Festival<br />
zum krassesten Sicherheitskonzept in Sachen Jugendschutz, aber natürlich auch in<br />
Bezug auf die Rettungskräfte‹, erklärt Marc. ›Man ist nirgendwo so sicher, wie bei<br />
uns.‹ Bei doppelter Highspeed-Videoüberwachung durch Polizei und Festivalcrew kein<br />
Wunder, dazu kommen hunderte vollständig ausgestattete Rettungskräfte und<br />
Sicherheitsleute, die sich in zwei Sicherheitsbesprechungen<br />
pro Tag abstimmen.<br />
Das Deichbrandfestival ist das Baby von Engelke<br />
und Schneider: ›Unser Job ist mega abwechslungsreich,<br />
alles wiederholt sich nur einmal im Jahr und es ist krass,<br />
wie viele Menschen wir kennenlernen.‹ Sie arbeiten mit<br />
Großkonzernen, aber auch mit Familienunternehmen<br />
zusammen. Ihr Lieblingsfestivalmoment, da sind sie sich<br />
einig, war, als Paul Kalkbrenner aufgetreten ist, der Per<br />
Mertesacker noch im Tourbus hatte und sie mit den beiden<br />
im Helikopter bei bestem Wetter über das Festivalgelände<br />
und die Nordseeküste fliegen konnten. ›Das war sehr<br />
beeindruckend‹, bestätigt Daniel. ›2005 war das alles noch<br />
neblige Vision.‹<br />
Auch der Auftritt von Seeed im letzten Jahr war ein<br />
langersehntes Highlight der beiden. Auch die Band selbst<br />
hoffte, auftreten zu können, was aufgrund von zeitlichen<br />
und regionalen Sperren, dem sogenannten Gebietsschutz,<br />
aus anderen Verträgen, schwierig war. Die Künstler werden<br />
für diesen Verzicht besonders gut bezahlt und die Fans<br />
haben einen triftigen Grund mehr, genau dieses Festival<br />
zu besuchen.<br />
Während des Festivals ist Marc mit den Sponsoren<br />
unterwegs und Daniel kümmert sich um die Acts, wobei<br />
sie in den letzten Jahren mehr Aufgaben delegiert haben<br />
und nur noch kontrollieren und den Überblick bewahren.<br />
Dabei ist nach dem Deichbrand vor dem Deichbrand. Die<br />
Vorbereitungen laufen das ganze Jahr, denn besonders um<br />
Headliner muss man früh kämpfen. ›Alle Konzerne drängen<br />
auf den Markt.‹ Und auch wenn das Deichbrand im <strong>Juli</strong><br />
nicht viel Konkurrenz hat, ist es doch schwer, internationale<br />
Künstler für nur einen Auftritt nach Norddeutschland zu<br />
locken. Außerdem wird die Festivalcrowd immer anspruchsvoller,<br />
deshalb wird für fließend Wasser, Duschen und<br />
Toiletten mit Spülung gesorgt und in diesem Jahr ist das<br />
erste Mal ein kleiner Drogeriemarkt auf dem Gelände.<br />
Früher sind die beiden auch privat gern zu Festivals<br />
gefahren. ›Heute bin ich nur noch beruflich für die<br />
Produktion und als Berater unterwegs auf Festivals wie<br />
Hurricane, Splash, Wacken, M’era Luna, Rock am Ring,<br />
Elbjazz oder Br°avalla in Schweden – das ist viel Arbeit und<br />
meistens bin ich ausschließlich hinter den Kulissen‹, sagt<br />
Marc: ›Im Sommer ist das wie in einer großen Schaustellerfamilie,<br />
die von hier nach da zieht.‹<br />
Für die Zukunft ist einiges geplant. Der Ticketverkauf<br />
soll sich bei 50.000 bis 60.000 Tickets pro Festival einpendeln.<br />
Das Gelände, das sie nun für zehn Jahre zugesagt<br />
bekommen haben, soll ausgebaut werden, unter anderem<br />
ist eine Kanalisation geplant. Außerdem arbeiten die zwei<br />
stetig an attraktiven Headlinern und Bands. Gern würden<br />
sie die Arctic Monkeys, The Kings of Leon, The Killers und<br />
Mumford & Sons mal auf ihrer Bühne sehen. In den beiden<br />
brennt eben ein wasserfestes Feuer, man darf gespannt<br />
sein, wen sie damit zukünftig noch anstecken und was für<br />
Ideen sie entfachen. www.deichbrand.de<br />
Marc Engelke<br />
Foto: Ilona Henne<br />
Daniel Schneider