29.05.2017 Aufrufe

zett Magazin Juni / Juli

Magazin für Stadtkultur Schlachthof / Lagerhaus MUSIK SCHLAMM HAPPINESS

Magazin für Stadtkultur
Schlachthof / Lagerhaus
MUSIK SCHLAMM HAPPINESS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

7<br />

Die beiden haben sich ihren Platz in der Branche erarbeitet. ›Am Anfang mussten wir<br />

den Lohn für die Bands noch im Koffer hinter die Bühne bringen, mittlerweile<br />

bekommen wir Rechnungen‹, amüsiert Marc sich. Der Standort an der Nordsee ist<br />

mit seinem Sandboden sehr geeignet und die frische Meerluft etwas besonderes,<br />

trotzdem haben sie den Nachteil, dass die Region an drei Seiten von Wasser umringt<br />

ist – Nordsee, Elbe und Weser – und die Gäste so schwerer zu locken sind. So<br />

dachten sie zumindest. Doch viele genießen die Nähe zum Meer und bleiben sogar<br />

länger. Und internationale Künstler sind begeistert von dem Durchhaltevermögen<br />

und der Wetterfestigkeit des Publikums. Auch die Fantastischen Vier waren 2011 sehr<br />

angetan von den klatschnass feiernden Menschen vor ihrer Bühne.<br />

›Generell ist unser Publikum sehr offenherzig, tolerant und dankbar!‹, schwärmt<br />

Daniel und vergisst nicht: ›Das alles wäre nicht realisierbar ohne eine smarte Crew,<br />

top Leute, Family and Friends, die mit Herzblut anpacken und sich mit dem Festival<br />

identifizieren.‹ Dieser Rückhalt hilft den beiden, Hindernisse wie das unberechenbare<br />

Wetter, schwer zu buchende Stars und Sternchen, oder schwierige Sicherheitskonzepte<br />

zu überwinden. ›Die Ereignisse der Loveparade in Duisburg haben die ganze<br />

Branche beeinflusst – die Sensibilität der Behörden führt für das Deichbrand Festival<br />

zum krassesten Sicherheitskonzept in Sachen Jugendschutz, aber natürlich auch in<br />

Bezug auf die Rettungskräfte‹, erklärt Marc. ›Man ist nirgendwo so sicher, wie bei<br />

uns.‹ Bei doppelter Highspeed-Videoüberwachung durch Polizei und Festivalcrew kein<br />

Wunder, dazu kommen hunderte vollständig ausgestattete Rettungskräfte und<br />

Sicherheitsleute, die sich in zwei Sicherheitsbesprechungen<br />

pro Tag abstimmen.<br />

Das Deichbrandfestival ist das Baby von Engelke<br />

und Schneider: ›Unser Job ist mega abwechslungsreich,<br />

alles wiederholt sich nur einmal im Jahr und es ist krass,<br />

wie viele Menschen wir kennenlernen.‹ Sie arbeiten mit<br />

Großkonzernen, aber auch mit Familienunternehmen<br />

zusammen. Ihr Lieblingsfestivalmoment, da sind sie sich<br />

einig, war, als Paul Kalkbrenner aufgetreten ist, der Per<br />

Mertesacker noch im Tourbus hatte und sie mit den beiden<br />

im Helikopter bei bestem Wetter über das Festivalgelände<br />

und die Nordseeküste fliegen konnten. ›Das war sehr<br />

beeindruckend‹, bestätigt Daniel. ›2005 war das alles noch<br />

neblige Vision.‹<br />

Auch der Auftritt von Seeed im letzten Jahr war ein<br />

langersehntes Highlight der beiden. Auch die Band selbst<br />

hoffte, auftreten zu können, was aufgrund von zeitlichen<br />

und regionalen Sperren, dem sogenannten Gebietsschutz,<br />

aus anderen Verträgen, schwierig war. Die Künstler werden<br />

für diesen Verzicht besonders gut bezahlt und die Fans<br />

haben einen triftigen Grund mehr, genau dieses Festival<br />

zu besuchen.<br />

Während des Festivals ist Marc mit den Sponsoren<br />

unterwegs und Daniel kümmert sich um die Acts, wobei<br />

sie in den letzten Jahren mehr Aufgaben delegiert haben<br />

und nur noch kontrollieren und den Überblick bewahren.<br />

Dabei ist nach dem Deichbrand vor dem Deichbrand. Die<br />

Vorbereitungen laufen das ganze Jahr, denn besonders um<br />

Headliner muss man früh kämpfen. ›Alle Konzerne drängen<br />

auf den Markt.‹ Und auch wenn das Deichbrand im <strong>Juli</strong><br />

nicht viel Konkurrenz hat, ist es doch schwer, internationale<br />

Künstler für nur einen Auftritt nach Norddeutschland zu<br />

locken. Außerdem wird die Festivalcrowd immer anspruchsvoller,<br />

deshalb wird für fließend Wasser, Duschen und<br />

Toiletten mit Spülung gesorgt und in diesem Jahr ist das<br />

erste Mal ein kleiner Drogeriemarkt auf dem Gelände.<br />

Früher sind die beiden auch privat gern zu Festivals<br />

gefahren. ›Heute bin ich nur noch beruflich für die<br />

Produktion und als Berater unterwegs auf Festivals wie<br />

Hurricane, Splash, Wacken, M’era Luna, Rock am Ring,<br />

Elbjazz oder Br°avalla in Schweden – das ist viel Arbeit und<br />

meistens bin ich ausschließlich hinter den Kulissen‹, sagt<br />

Marc: ›Im Sommer ist das wie in einer großen Schaustellerfamilie,<br />

die von hier nach da zieht.‹<br />

Für die Zukunft ist einiges geplant. Der Ticketverkauf<br />

soll sich bei 50.000 bis 60.000 Tickets pro Festival einpendeln.<br />

Das Gelände, das sie nun für zehn Jahre zugesagt<br />

bekommen haben, soll ausgebaut werden, unter anderem<br />

ist eine Kanalisation geplant. Außerdem arbeiten die zwei<br />

stetig an attraktiven Headlinern und Bands. Gern würden<br />

sie die Arctic Monkeys, The Kings of Leon, The Killers und<br />

Mumford & Sons mal auf ihrer Bühne sehen. In den beiden<br />

brennt eben ein wasserfestes Feuer, man darf gespannt<br />

sein, wen sie damit zukünftig noch anstecken und was für<br />

Ideen sie entfachen. www.deichbrand.de<br />

Marc Engelke<br />

Foto: Ilona Henne<br />

Daniel Schneider

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!