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Doven Klönschnack 2-2017

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MOIN MOIN<br />

über Behinderten offener, toleranter<br />

und geduldiger, als das, was ich in<br />

Deutschland so erlebt habe.<br />

Ein Beispiel: Ich stand an einer Verkaufsstelle.<br />

Der schwarze Verkäufer<br />

guckte zu mir, ich zeigte ihm, dass ich<br />

„deaf“ bin. Seelenruhig und nickend<br />

holte er ein Stück Papier und Stift heraus<br />

und gab es mir einfach und nahm<br />

sich viel Zeit, während ich etwas auf<br />

Papier schrieb und zeitgleich bildete<br />

sich hinter mir langsam eine längere<br />

Menschenschlange. Der Verkäufer<br />

blieb ruhig und sachlich, immer nach<br />

dem Motto „Der Kunde ist König“.<br />

Wenn es in Deutschland gewesen<br />

wäre, hätte der Verkäufer mich gefragt,<br />

ob ich von seinem Mund ablesen<br />

könnte, zweitens würde er<br />

vielleicht nervöser sein, wenn hinter<br />

mir die Menschenschlange langsam<br />

länger werden würde, drittens würde<br />

er von mir wegschauen und sich mit<br />

Blick auf die anderen Kunden entschuldigen,<br />

dass er nicht dafür verantwortlich<br />

sei und dass ich die Wartezeit<br />

verursacht hätte.<br />

Dazu habe ich gelernt, dass Papier<br />

und Stift mehr Sicherheit gibt. Erstens<br />

bleibt es schwarz auf weiß, zweitens<br />

sichert es die Kommunikation zwischen<br />

zwei Parteien.<br />

Dazu bewundere ich, dass sehr viele<br />

hörende Amerikaner schon ein<br />

bisschen ASL- oder Fingeralphabet-<br />

Kenntnisse haben. Ich wurde darüber<br />

informiert, dass ASL nach Spanisch<br />

die zweitmeiste benutzte Fremdsprache<br />

auf der amerikanischen Universitätsebene<br />

ist. Kein Wunder, dass viele<br />

es können. Da wäre es schön, wenn<br />

dies in Deutschland auch bald passieren<br />

würde, dass die Menschen mehr<br />

Kenntnisse über die Gebärdensprachen<br />

und das Leben der tauben Menschen<br />

bekommen könnten.<br />

von der amerikanischen Bewegungen<br />

abgucken könnten, wenn es um das<br />

Recht auf Zugang zu Informationen<br />

und Kommunikation geht und ebenso<br />

auch um den Dolmetscherservice.<br />

Denn in den Medien, z.B. im Fernsehen,<br />

gibt es sehr viele Filme mit Untertiteln<br />

und es gibt dort viele hervorragende<br />

Dolmetscherdienste.<br />

Ich weiß, dass sich in Deutschland<br />

im Vergleich zu früher bis heute sehr<br />

viel getan hat und sich auch immer<br />

weiterentwickelt hat, dank der vielen<br />

Kompetenzen, Engagements und<br />

Potentiale von tauben und hörenden<br />

Menschen. Darüber bin ich ja<br />

sehr froh. Denn ich weiß, dass es in<br />

Deutschland auch immer noch Baustellen<br />

gibt. Es gibt immer noch bestimmte<br />

Barrieren oder Probleme wie<br />

zum Beispiel in der Arbeitswelt (Mobbing,<br />

Kommunikation, Beförderungen<br />

u.a.), ideale Zugänge zu Informationen<br />

und Kommunikation in der Öffentlichkeit,<br />

Dolmetscherdiensten u.a.<br />

Es lohnt sich immer, mal über den<br />

Tellerrand zu schauen, was und wie<br />

die anderen Ländern es so machen,<br />

da können wir uns mal einige Dinge<br />

von ihnen abschauen und können so<br />

eine Weiterentwicklung in die Wege<br />

leiten. Das Potential dazu haben wir<br />

ja. ;-)<br />

<br />

Julia Probst<br />

5. Was würdest Du dir wünschen für<br />

die Gebärdensprachgemeinschaft<br />

in Deutschland?<br />

Für die Gebärdensprachgemeinschaft<br />

in Deutschland wünsche ich<br />

mir, dass die tauben Menschen etwas<br />

ZWEI PERSÖNLICHKEITEN:<br />

LINKS DER GRÜNDER EDWARD<br />

M. GALLAUDET UND RECHTS<br />

STEFAN GOLDSCHMIDT<br />

DOVEN KLÖNSCHNACK<br />

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