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AWP 43_Tagugungsdok 2016_low

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<strong>AWP</strong> Soziale Sicherheit<br />

Soziale Sicherheit im Kreuzfeuer<br />

der Politik<br />

Hansjürg Saager<br />

Herausgeber<br />

«<strong>AWP</strong> Soziale Sicherheit»<br />

Arbeitgeber und –nehmer, Jung und Alt, Stiftungen und<br />

selbständige Kassen, Verbände sowie die politischen Parteien<br />

streiten sich allzu verantwortungslos um die Zukunft<br />

der Sozialen Sicherheit. Dabei dürfen wir in unserem Lande<br />

stolz darauf sein, in den letzten 40 Jahren mit unserem<br />

Dreisäulenkonzept einen Arbeitsfrieden gesichert zu<br />

haben, der uns Wohlstand und Stabilität gesichert haben.<br />

Die Präsentation der «Altersvorsorge 2020» durch Bundesrat<br />

Alain Berset hat keine Ruhe geschafft unter den<br />

Kampfhähnen. Erschwerend wirkt die Komplexität der<br />

Materie in der Altersvorsorge, dass allmählich sogar die<br />

Experten nur mit Mühe den Durchblick wahren können.<br />

Dabei war das von der ständerätlichen Kommission während<br />

der Entstehung des BVG in den siebziger Jahren<br />

entworfene Gesetz bewusst auf «Miliztauglichkeit» und<br />

Verständlichkeit ausgerichtet worden. In der Zwischenzeit<br />

sind aber immer wieder neue Zusätze angebracht worden,<br />

welche die Lesbarkeit von Jahr zu Jahr erschweren.<br />

Und hier liegt der Hund begraben.<br />

Wichtig bleibt die Aufgabe, die zweifelhaft notwendige<br />

Reform dem Volk derart verständlich zu machen, dass sie<br />

auch Chancen hat, die Zustimmung der grossen Mehrheit<br />

in unserem Lande zu erhalten. Sollten sich aber die Auseinandersetzungen<br />

zwischen den verschiedenen Interessengruppen<br />

fortsetzen, muss mit einem Scherbenhaufen<br />

gerechnet werden, der langfristig unserem Land auf unvorhergesehene<br />

Weise schaden wird.<br />

Wichtigste Themen der Reform sind die Frage des Umwandlungssatzes,<br />

der Mehrwertsteuer und des Referenzalters.<br />

In diesen Kernpunkten muss zwingend Einigkeit<br />

hergestellt werden. Denn die Zeit läuft uns davon.<br />

Es müssen kurzfristig allseitig wenigstens befriedigende<br />

Lösungen gefunden werden. Der Umwandlungssatz soll,<br />

gemäss bundesrätlichem Vorschlag, auf sechs Prozent<br />

gesenkt werden. Dabei gilt zu bedenken, in zwei bis drei<br />

Jahren der Umwandlungssatz sogar auf unter fünf Prozent<br />

gesenkt werden muss, denn der bundesrätlich vorgesehene<br />

Satz entschärft die Lage höchstens minimal.<br />

Wegen der Umverteilung leidet auch der Deckungsgrad<br />

der Pensionskassen. Denn die Stabilität einer Pensionskasse<br />

misst sich an der Höhe des Deckungsgrades. Selbst<br />

im überobligatorischen Teil ist die Verzinsung auf ein<br />

ungenügendes Niveau gesunken. Dazu meinte Hanspeter<br />

Konrad, Direktor des Pensionskassenverbandes Asip<br />

treffend, dass in vielen Pensionskassen heute die Aktiven<br />

zur Sicherstellung des Rentenkapitals eine ungenügende<br />

Verzinsung hinnehmen müssen. Mit Mass muss ausserdem<br />

die Mehrwertsteuer und in möglichst verschiedenen<br />

Stufen gehoben werden.<br />

Schliesslich kommen wir nicht umhin, in Berücksichtigung<br />

der demographischen Entwicklung in unserem Lande und<br />

der höheren Lebenserwartung, das Referenzalter von 65<br />

für beide Geschlechter, ja sogar wenn möglich etwas<br />

höher fest zu setzen. Denn wir müssen uns vor Augen<br />

halten, dass für rund 15 Jahre dieses Gesetz aktuell und<br />

deshalb mögliche Entwicklungen vorweg nehmen muss.<br />

Noch 2012 schätzte die Credit Suisse, dass in der zweiten<br />

Säule Jahr für Jahr 3,5 Milliarden Franken umverteilt werden,<br />

diese Berechnung erscheint aus heutiger Sicht eher<br />

zu tief eingesetzt.<br />

Im September wird sich voraussichtlich der Nationalrat als<br />

Zweitrat mit der Materie befassen müssen. Dann sollte<br />

bis zum Frühjahr des nächsten Jahres die Vorlage verabschiedet<br />

werden können. Mit einem anschliessenden<br />

Referendum ist zu rechnen, und es kommt dann darauf<br />

an, dass dann das Volk ausreichend Weitsichtigkeit und<br />

Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen wird, um<br />

im Gesamtinteresse mögliche Meinungsunterschiede von<br />

keiner grundsätzlichen Bedeutung zu übergehen.

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