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Die Neue Hochschule Heft 3/2017

Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V., Themenschwerpunkt: Die Zukunft der Akkreditierung

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12 Titel: <strong>Die</strong> Zukunft der Akkreditierung<br />

„Wer [als Gutachter] ein<br />

Akkreditierungsverfahren<br />

als einen Beobachtungsund<br />

Lernprozess auf hohem<br />

Niveau versteht, kann viel<br />

lernen und dies für den<br />

eigenen Studiengang<br />

auswerten.“<br />

locken, sondern die eigene wohlbekannte Klientel<br />

zu versorgen – deshalb werden die Hürden möglichst<br />

hoch und in gewisser Weise inzestuös angelegt. Für<br />

einen FH-Absolventen ist es bisweilen leichter, an<br />

einer ausländischen Universität zugelassen zu werden<br />

als an einer nationalen. Das kann so nicht bleiben<br />

und wäre auch im Zuge der Zertifizierung änderbar.<br />

Das allerdings setzt auch den Willen dazu aufseiten<br />

der (universitären) Gutachter voraus.<br />

<strong>Die</strong> sinnvolle Tätigkeit der Gutachter<br />

All diese eher immateriellen Aspekte werden ausgespielt<br />

gegen die als gewichtig(er) eingeschätzten<br />

ökonomischen Argumente: „Akkreditierungen führen<br />

zu völlig inakzeptablen Kosten.“ Stoetzer und Watzka<br />

(<strong>2017</strong>, S. 27) stellen am Beispiel Thüringens die<br />

direkten und indirekten Kosten einer Programmakkreditierung<br />

mit rund 69.000 Euro fest. Und das sei<br />

viel zu viel, erklären die beiden Wirtschaftsprofessoren,<br />

angesichts des fehlenden empirischen Nachweises<br />

des Nutzens und „des rituellen Schauspiels“,<br />

das bei den Vor-Ort-Begehungen im Begutachtungsprozess<br />

ablaufe (ebd.). <strong>Die</strong> faktisch wirkenden Aspekte<br />

der beiden Autoren, die sie mit vielen anderen Kritikern<br />

teilen, sind eher als Meinungen denn als Tatsachen<br />

zu interpretieren. Sie basieren auf einer grundlegend<br />

negativen Einstellung, nicht nur dem Verfahren<br />

selbst, sondern offensichtlich auch den Kollegen<br />

gegenüber, die sich ehrenamtlich als Gutachter zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Alle in Deutschland bzw. Europa akkreditierten<br />

Akkreditierungsagenturen sind juristisch als Vereine<br />

oder Stiftungen gegründet. Sie haben keine privatwirtschaftlichen<br />

Gewinnmaximierungsinteressen,<br />

sondern müssen kostendeckend arbeiten. <strong>Die</strong> Herausforderung,<br />

vor denen die Agenturen bzw. deren Mitarbeiter<br />

stehen (die übrigens nur den Prozess organisieren,<br />

aber kein Votum abgeben), ist es, geeignete<br />

Gutachter zu finden, die sich tagelang mit den Unterlagen<br />

beschäftigen und vor Ort informieren, um<br />

schließlich gegen eine Aufwandsentschädigung in<br />

Höhe von 450 bis 500 EUR plus Spesen einen Bericht<br />

zu schreiben. <strong>Die</strong>ser wird von der Akkreditierungskommission<br />

(besetzt mit Expertinnen und Experten<br />

aus Universitäten und Fachhochschulen sowie je zwei<br />

Vertreterinnen und Vertretern aus der Berufspraxis<br />

und zwei Studierenden) gewürdigt; sie entscheidet auf<br />

dieser Grundlage, ob sie die Zertifizierung (mit oder<br />

ohne Auflagen) ausspricht oder verweigert. Gutachter<br />

zu finden, ist die eine Herausforderung, die Gutachter<br />

auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit einzustimmen,<br />

die zweite. Denn viele Professorinnen und Professoren<br />

glauben meist auch ohne Schulung genau zu<br />

wissen, was zu tun ist. Bisweilen verstehen sich die<br />

Foto: Wavebreak Media/123rf.com<br />

03 | <strong>2017</strong> DNH

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