Band 16 - Vielfalt auf dem Land

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Situationen übertreibt, geht die Kritik der Metronormativität ein Risiko ein. Sie läuft Gefahr, zu einer Verfestigung der Stadt-Land-Polarität unter umgekehrten Vorzeichen beizutragen. Stattdessen sollte eine Perspektive eingenommen werden, die für das Verhältnis zwischen Stadt und Land sensibilisiert. Aus dieser Perspektive können Unterschiede benannt und ungerechtfertigte Asymmetrien kritisiert werden. Gleichzeitig kann so aber auch der Blick auf die Unschärfe der Grenze zwischen Land und Stadt gerichtet werden: • Wozu soll frau_man die so genannten Mittelstädte rechnen? • Welche Rolle spielen Vororte, das berufliche Pendeln oder andere Formen des Wechsels zwischen städtischen und ländlichen Orten? • Inwiefern veränderten Kommunikationstechniken wie das Internet die Land-Stadt- Beziehungen? Diese Dynamiken erschweren eine klare Trennung von Metropole und Provinz. Zugleich verhelfen sie dieser Unterscheidung jedoch immer wieder zu neuen und anderen Bedeutungen. Differenzachsen. Diese Pluralisierung des Spektrums kann frau_man einerseits als Ausdruck einer begrüßenswerten Normalisierung begreifen. Offen lebende Lesben und Schwule haben demzufolge erfolgreich ihre schützenden Szene- Nischen verlassen und sind dabei, sich in allen möglichen Milieus behaglich einzurichten. Sie tun dies selbst in solchen, die früher als gefährlich oder unzugänglich galten – vom Dorf über die Politik bis zur Handwerkskammer. Andererseits kann diese Aufsplitterung aber zugleich die gesellschaftspolitische Schlagkraft lesbischwuler Bewegungen vermindern, indem sie Hürden errichtet. Die Zusammenarbeit beispielsweise zwischen „Landschwulen“ und „Stadtlesben“ sollte nicht unnötig erschwert werden. Deswegen sollte die notwendige Kritik der Metronormativität zwar den Blick schärfen für die besonderen Chancen und Bedürfnisse unterschiedlicher lesbischwuler Lebensentwürfe. Gleichzeitig darf sie aber weder deren Zusammenspiel noch die übergreifenden Gemeinsamkeiten aus den Augen verlieren. Dr. Benno Gammerl Schließlich wirft die Ausdifferenzierung des Spektrums lesbischwuler Lebensstile entlang der Grenze zwischen Land und Stadt politische Fragen auf. Dies gilt übrigens auch für andere (kulturelle, soziale und geschlechtliche) © F.K. Schulz Dr. Benno Gammerl ist Historiker und arbeitet am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zu Homosexualität und Gefühlsleben auf dem westdeutschen Land zwischen 1960 und 1990 (www.anders-fuehlen.de). Literatur Benno Gammerl: Jenseits der Metronormativität? Westdeutsche Lesben und Schwule zwischen Land und Stadt, in: Franz-Werner Kersting und Clemens Zimmermann (Hg.): Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert, Paderborn (im Druck). 06
„ ...PERSPEKTIVE SENSIBILISIERT... “ 07
Seite 1 und 2: ALLTAGSWELTEN - EXPERTENWELTEN | BA
Seite 3 und 4: Grußwort Viele fordern sie, doch w
Seite 5: „ DIE PRIVILEGIERUNG DER METROPOL
Seite 9 und 10: „ Ich lebe auf dem Land, ... obwo
Seite 11 und 12: „ Ich lebe auf dem Land, … weil
Seite 13 und 14: „ Ich lebe auf dem Land, … weil
Seite 15 und 16: „ I ch lebe auf dem Land, … wei
Seite 17 und 18: „ I ch lebe auf dem Land, … wei
Seite 19: „ I ch lebe auf dem Land, … wei
Seite 23 und 24: Wir in NRW Du lebst lesbisch, schwu

Band 16 - Vielfalt auf dem Land

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?