Broschüre Ullrich-Turner-Syndrom (2036 KB ) - bei wachstum.de
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Inhalt Seite<br />
1. Woher kommt <strong>de</strong>r Name ULLRICH-TURNER-<br />
SYNDROM? 5<br />
2. Wie häufig ist das UTS? 5<br />
3. Was ist die Ursache <strong>de</strong>s UTS? 5<br />
4. Welche Anomalien <strong>de</strong>r Geschlechtschromosomen<br />
gibt es? 9<br />
5. Was sind numerische Chromosomenanomalien? 9<br />
6. Warum besitzen also die meisten Mädchen mit UTS<br />
nur 1 X-Chromosom? 10<br />
7. Was sind strukturelle Chromosomenanomalien? 10<br />
8. Was sind Deletionen? 12<br />
9. Was heißt UT-Mosaik? 12<br />
10. In welchem Gewebe wird routinemäßig <strong>de</strong>r Karyotyp<br />
bestimmt? 12<br />
11. Besteht ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Karyotyp<br />
und <strong>de</strong>m Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS? 12<br />
12. Wird das UTS vererbt? 13<br />
13. Was sind die auffälligsten Befun<strong>de</strong> und sichtbaren<br />
Merkmale, welche <strong>bei</strong> Mädchen an das Vorliegen<br />
eines UTS <strong>de</strong>nken lassen müssen? 13<br />
14. Wie wird die Verdachtsdiagnose gesichert? 17<br />
15. Welche weiteren Untersuchungen sollen durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die Diagnose UTS durch die<br />
Chromosomenanalyse gesichert ist? 17<br />
16. Welche therapeutischen Notwendigkeiten und<br />
Möglichkeiten bestehen? 18<br />
17. Wie wachsen Mädchen mit UTS? 18<br />
18. Wie groß wer<strong>de</strong>n Mädchen mit UTS? 22<br />
19. Beeinflußt die Elterngröße die Größe <strong>de</strong>r Mädchen? 22<br />
3
4<br />
Inhalt Seite<br />
20. Ist <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rwuchs <strong>bei</strong>m UTS auf einen Mangel<br />
an Wachstumshormon zurückzuführen? 22<br />
21. Wann ist die Behandlung mit Wachstumshormon<br />
angezeigt? 23<br />
22. Wie wer<strong>de</strong>n die Tests zur Überprüfung <strong>de</strong>r<br />
Wachstumshormonsekretion durchgeführt? 23<br />
23. Ist die Behandlung mit Wachstumshormon auch<br />
dann sinnvoll, wenn kein eigentlicher Wachstumshormonmangel<br />
vorliegt? 23<br />
24. Warum müssen Tests zur Überprüfung <strong>de</strong>r Wachstumshormonsekretion<br />
überhaupt durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn doch <strong>bei</strong> allen Mädchen mit UTS<br />
die Wachstumshormonbehandlung empfohlen wird? 23<br />
25. Welche Erfolgsaussichten bestehen? 24<br />
26. Wer trägt die Kosten <strong>de</strong>r Behandlung mit<br />
Wachstumshormon? 24<br />
27. Wie wird die Behandlung mit Wachstumshormon<br />
durchgeführt? 24<br />
28. Wie wird Wachstumshormon dosiert? 24<br />
29. Wer darf das Hormon spritzen? 25<br />
30. Sind Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Wachstumshormonbehandlung<br />
zu befürchten? 25<br />
31. Wie lange muß behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n? 25<br />
32. Wie entwickeln sich die Eierstöcke? 25<br />
33. Welche Folgen hat <strong>de</strong>r Mangel an weiblichen<br />
Geschlechtshormonen? 26<br />
34. Wann soll die Behandlung mit Geschlechtshormonen<br />
begonnen wer<strong>de</strong>n? 26
Inhalt Seite<br />
35. Welche Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n durch die Behandlung<br />
mit Geschlechtshormonen auftreten? 26<br />
36. Welche Hormone gibt man? Welche Mengen wer<strong>de</strong>n<br />
empfohlen? 27<br />
37. Sind Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Geschlechtshormone zu<br />
befürchten? 28<br />
38. Wie lange muß behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n? 28<br />
39. Kommt es vor, daß die Eierstöcke <strong>bei</strong>m UTS auch<br />
normal funktionieren? 28<br />
40. Können Frauen mit UTS Kin<strong>de</strong>r bekommen? 28<br />
41. Wieso haben Mädchen mit UTS normale Schamund<br />
Achselbehaarung? 28<br />
42. Können Frauen mit UTS ein normales Geschlechtsleben<br />
führen? 29<br />
43. Was müssen Frauen mit UTS beachten? 29<br />
44. Haben Mädchen mit UTS häufiger Störungen <strong>de</strong>r<br />
Schilddrüsenfunktion? 30<br />
45. Haben Mädchen mit UTS häufiger einen Diabetes<br />
mellitus? 30<br />
46. Wie ist die geistige Entwicklung? 30<br />
47. Erzieherische Ratschläge. Sind beson<strong>de</strong>re psychische<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten zu berücksichtigen? 30<br />
48. Gibt es typische psychologische Probleme und<br />
Verhaltensauffälligkeiten für Betroffene mit UTS? 31<br />
49. Wie können Eltern und betroffene Mädchen und<br />
Frauen in Kontakt zu an<strong>de</strong>ren Betroffenen treten? 31<br />
5
6<br />
1. Woher kommt <strong>de</strong>r Name <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Otto <strong>Ullrich</strong> (1894-1957) war Professor für Kin<strong>de</strong>rheilkun<strong>de</strong> an<br />
<strong>de</strong>r Universität in Bonn und später in München. Er beschrieb<br />
1930 erstmals das gemeinsame Vorkommen folgen<strong>de</strong>r<br />
Auffälligkeiten <strong>bei</strong> Mädchen:<br />
Von Otto <strong>Ullrich</strong> 1930 beschriebene Auffälligkeiten:<br />
Min<strong>de</strong>rwuchs<br />
Gedrungener Körperbau<br />
Faltenhals (Pterygium Colli)<br />
Überstreckbarkeit <strong>de</strong>r Ellbogengelenke<br />
Ausbleiben<strong>de</strong> Geschlechtsentwicklung<br />
Der Amerikaner Henry <strong>Turner</strong> (1892-1970) stellte 1938 die<br />
genannten klinischen Beson<strong>de</strong>rheiten als eigenes <strong>Syndrom</strong><br />
heraus. Man spricht daher vom <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Im<br />
englischen Sprachraum hat sich eher die Bezeichnung <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> durchgesetzt.<br />
Auf das Leitsymptom Min<strong>de</strong>rwuchs machte Albright (1942)<br />
aufmerksam, Wilkins (1954) hob die Unterfunktion <strong>de</strong>r<br />
Eierstöcke hervor.<br />
Erst 1959 fand Ford als Ursache <strong>de</strong>s UT-<strong>Syndrom</strong>s <strong>de</strong>n<br />
Karyotyp 45,XO. Mosaikformen beschrieb Fraccaro (1969).<br />
2. Wie häufig ist das UTS?<br />
Unter jeweils 2.500 bis 3.000 Mädchen befin<strong>de</strong>t sich eines mit<br />
UTS. In Deutschland leben etwa 12.000-15.000 Frauen mit UTS.<br />
3. Was ist die Ursache <strong>de</strong>s UTS?<br />
Die menschliche Zelle besitzt insgesamt 46 Chromosomen,<br />
davon sind zwei Chromosomen die sog. Geschlechtschromosomen.<br />
Man nennt Sie X- und Y-Chromosom.
Das Y-Chromosom ist dafür verantwortlich, daß sich aus <strong>de</strong>r noch<br />
indifferenten Urgona<strong>de</strong> (Gona<strong>de</strong> = Keimdrüse) Ho<strong>de</strong>ngewebe und<br />
damit ein männliches Individuum entwickelt. Ist kein Y-Chromosom<br />
vorhan<strong>de</strong>n, entsteht immer ein weiblich erscheinen<strong>de</strong>s Individuum.<br />
Für die Entstehung funktionstüchtiger Eierstöcke sind min<strong>de</strong>stens<br />
zwei X-Chromosomen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Ist überhaupt kein X-Chromosom vorhan<strong>de</strong>n, geht die Keimzelle<br />
zugrun<strong>de</strong>. Zum Überleben ist min<strong>de</strong>stens 1 X-Chromosom<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Der Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern beruht also<br />
hauptsächlich auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Kombinationen <strong>de</strong>r<br />
Geschlechtschromosomen.<br />
Frauen haben zwei X-Chromosomen, Männer ein X- und ein<br />
Y-Chromosom.<br />
Der normale weibliche Chromosomensatz (auch Karyotyp genannt)<br />
ist daher 46,XX. Der männliche Karyotyp ist 46,XY.<br />
Normaler Karyotyp <strong>de</strong>s Mannes<br />
7
8<br />
Normaler Karyotyp <strong>de</strong>r Frau<br />
Der typische Karyotyp <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS ist dagegen 45,XO.<br />
Sie besitzen nur ein X-Chromosom.<br />
Karyotyp <strong>bei</strong>m UTS mit Karyotyp 45,XO<br />
Das UTS entsteht aber nicht nur dann, wenn ein ganzes X-Chromosom<br />
fehlt, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen nur ein Teil eines X-Chromosoms<br />
nicht vorhan<strong>de</strong>n ist.
4. Welche Anomalien <strong>de</strong>r Geschlechtschromosomen gibt es?<br />
Es gibt numerische und strukturelle Chromosomenanomalien<br />
und Deletionen.<br />
5. Was sind numerische Chromosomenanomalien?<br />
Wie entstehen Sie?<br />
Die Keimzellen machen zwei Reifeteilungen durch. In <strong>de</strong>r<br />
1. Reifeteilung (auch Meiose I genannt) wer<strong>de</strong>n die homologen<br />
Paare getrennt. Je<strong>de</strong> Tochterzelle erhält 23 Chromosomen.<br />
Normale Meiose<br />
In <strong>de</strong>r 2. Reifeteilung (auch Meiose II genannt) wird je<strong>de</strong>s Chromosom<br />
in seine <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Einzelstränge (Chromati<strong>de</strong>n) geteilt.<br />
Bleibt die Trennung eines Paares aus, kommt es zu anomalen<br />
Chromosomenkonstellationen. Der englische Ausdruck „nondisjunction“<br />
(„Nicht-Trennung“) beschreibt diesen Vorgang treffend.<br />
Eine Tochterzelle erhält <strong>bei</strong><strong>de</strong> Geschlechtschromosomen <strong>de</strong>s<br />
Oozyten (Eizellen) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Spermatozyten (Samenzellen).<br />
Non-disjunction<br />
Störung <strong>de</strong>r 1. Reifeteilung<br />
9
10<br />
In seltenen Fällen tritt <strong>bei</strong> <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Reifeteilungen eine nondisjunction<br />
auf. Die Folgen können die Karyotypen 47,XYY; 48,XXYY; 48,XXXX<br />
o<strong>de</strong>r 49,XXXX sein.<br />
6. Warum also besitzen die meisten Mädchen mit UTS<br />
nur 1 X-Chromosom?<br />
Da die Trennung <strong>de</strong>r Geschlechtschromosomen ausbleibt, bekommt<br />
eine Tochterzelle <strong>bei</strong><strong>de</strong> Chromosomen, während die an<strong>de</strong>re Tochterzelle<br />
leer ausgeht.<br />
Non-disjunction <strong>de</strong>s Oozyten (Eizelle) führt zur Bildung folgen<strong>de</strong>r<br />
Konstellationen: 47,XXX; 47,XXY; 45,XO; 45,YO.<br />
Bei <strong>de</strong>r non-disjunction <strong>de</strong>s Spermatozyten entstehen die Karyotypen:<br />
47,XXY und 45,XO.<br />
7. Was sind strukturelle Chromosomenanomalien?<br />
Wie entstehen sie?<br />
Man kennt u. a. 1. Isochromosomen<br />
2. Ringchromosomen<br />
3. Translokationen<br />
4. Zentrische Fusion<br />
1. Isochromosom:<br />
Bei <strong>de</strong>r zweiten Zellteilung wer<strong>de</strong>n die Chromosomen normalerweise<br />
in Längsrichtung in zwei gleiche Teile gespalten. Erfolgt<br />
diese Teilung ausnahmsweise in Querrichtung, entsteht ein<br />
Isochromosom. Eine Tochterzelle erhält die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n langen Arme, die<br />
an<strong>de</strong>re Tochterzelle die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n kurzen Arme <strong>de</strong>s X-Chromosoms.<br />
Längstrennung<br />
(normal)<br />
Isochromosom<br />
Querspaltung<br />
(Isochromosombildung)
Bezeichnungen: Kurzer Arm: p;<br />
Langer Arm: q<br />
Karyotyp 46,XXqi be<strong>de</strong>utet: Isochromosom <strong>de</strong>s langen Arms <strong>de</strong>s<br />
X-Chromosoms.<br />
Da das Isochromosom <strong>de</strong>s langen Arms stets inaktiviert wird,<br />
entspricht die Konstellation 46,XXqi <strong>de</strong>r Konstellation 45,XO.<br />
2. Ringchromosomen:<br />
An <strong>bei</strong><strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s X-Chromosoms gehen Stücke verloren.<br />
Der mit <strong>de</strong>m Zentromer verknüpfte Rest verbin<strong>de</strong>t sich zur<br />
Ringform. Bezeichnung: 46,XXr.<br />
Ringchromosom<br />
3. Translokation:<br />
Ein abgebrochenes Chromosomenstück lagert sich einem nicht<br />
homologen Chromosom an. Der Phänotyp wird <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r stabilen<br />
reziproken Translokation nicht beeinflußt.<br />
Translokation<br />
11
12<br />
4. Zentrische Fusion:<br />
Am Zentromer miteinan<strong>de</strong>r verschmolzene Chromosomenstücke<br />
sind von Isochromosomen nicht ohne weiteres zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
8. Was sind Deletionen und wie entstehen sie?<br />
Deletion be<strong>de</strong>utet Verlust von Erbmaterial. Es fehlt einer <strong>de</strong>r <strong>bei</strong><strong>de</strong>n<br />
Arme <strong>de</strong>s X-Chromosoms ganz o<strong>de</strong>r teilweise. Der Verlust von<br />
Chromosomenmaterial wird mit „<strong>de</strong>l“ o<strong>de</strong>r „-“ beschrieben.<br />
Bezeichnung: 46,X,Xp- o<strong>de</strong>r 46,X,Xp<strong>de</strong>l be<strong>de</strong>utet: Verlust eines<br />
kurzen Arms <strong>de</strong>s X-Chromosoms.<br />
9. Was heißt UT-Mosaik?<br />
Ein Mosaik liegt vor, wenn nicht alle Körperzellen <strong>de</strong>n gleichen<br />
Chromosomensatz aufweisen<br />
Bleiben nach einer non-disjunction Zellstränge mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Chromosomenkonstellationen nebeneinan<strong>de</strong>r bestehen, dann<br />
entstehen Mosaikformen.<br />
Solche Mosaike kann man im gleichen Gewebe fin<strong>de</strong>n. Es ist aber<br />
auch möglich, daß in verschie<strong>de</strong>nen Geweben (Haut, Blut, Ovar)<br />
unterschiedliche Kombinationen vorliegen. Für die einzelne Gona<strong>de</strong><br />
ist ihr eigenes Chromosomenmuster entschei<strong>de</strong>nd, ob sie sich zum<br />
Ho<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Ovar entwickelt.<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Situation stellt das Mosaik 45,XO / 46,XY dar. Man<br />
spricht von „gemischter Gona<strong>de</strong>ndysgenesie“.<br />
Die Eierstöcke <strong>de</strong>r Mädchen mit einem Mosaik, das ein Y-Chromosom<br />
enthält, haben ein hohes Risiko, krebsig zu entarten. Sie<br />
müssen daher immer operativ entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />
Karyotypsymbole<br />
(Nach <strong>de</strong>r Konferenz von Chicago 1966)<br />
Schreibweise: Die Chromosomenzahl wird vorangestellt. Nach<br />
einem Komma wird die Geschlechtschromosomenkonstellation<br />
beschrieben. Mosaikformen wer<strong>de</strong>n durch einen Schrägstrich<br />
gekennzeichnet. Für die verschie<strong>de</strong>nen strukturellen Anomalien<br />
wer<strong>de</strong>n Symbole benutzt:
46,XY normaler männlicher Karyotyp<br />
46,XX normaler weiblicher Karyotyp<br />
45,XO <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Mosaik:<br />
45,XO/46,XY UTS mit gemischter Gona<strong>de</strong>ndysgenesie<br />
46,XX/45,XO UTS-Mosaik<br />
Strukturanomalien:<br />
46,XXqi UTS mit Isochromosom <strong>de</strong>s langen Arms<br />
46,XXr UTS mit Ringchromosom<br />
46,X,Xp- o<strong>de</strong>r Verlust eines kurzen Arms <strong>de</strong>s<br />
46,X,Xp<strong>de</strong>l }<br />
X-Chromosoms<br />
Symbole:<br />
i = Isochromosom<br />
r = Ringchromosom<br />
t = Translokation<br />
<strong>de</strong>l = Deletion<br />
q = langer Arm<br />
p = kurzer Arm<br />
10. In welchem Gewebe wird routinemäßig <strong>de</strong>r<br />
Karyotyp bestimmt?<br />
Routinemäßig wird <strong>de</strong>r Karyotyp in <strong>de</strong>n Lymphozyten <strong>de</strong>s Blutes<br />
(das sind bestimmte Formen <strong>de</strong>r weißen Blutkörperchen) bestimmt,<br />
da sie sehr einfach mit einer Blutentnahme gewonnen<br />
wer<strong>de</strong>n können. Man könnte dazu aber auch je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Gewebe<br />
verwen<strong>de</strong>n (z. B. Haut).<br />
11. Besteht ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Karyotyp<br />
und <strong>de</strong>m Erscheinungsbild <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS?<br />
Das Erscheinungsbild und die Entwicklung <strong>de</strong>r Eierstöcke<br />
wer<strong>de</strong>n vom Karyotyp beeinflußt: Der Karyotyp 46,X,i(Xq)<br />
entspricht <strong>de</strong>m Vollbild <strong>de</strong>s UTS mit 45,XO. Beim Karyotyp<br />
46,X,i(Xp) sind aber die Eierstöcke weniger stark betroffen.<br />
13
14<br />
Der kurze und <strong>de</strong>r lange Arm <strong>de</strong>s X-Chromosoms besitzen <strong>de</strong>mnach<br />
unterschiedliche Erbinformationen.<br />
Mädchen mit UTS weisen aber <strong>bei</strong> allen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Formen <strong>de</strong>s Karyotyps einen Min<strong>de</strong>rwuchs auf.<br />
12. Wird das UTS vererbt?<br />
Das UTS wird nicht vererbt.<br />
Es ist ein reiner Zufall, daß es <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Zellteilung zum Karyotyp<br />
45,XO o<strong>de</strong>r einer UTS-Mosaikform kommt.<br />
Eltern, die bereits ein Mädchen mit UTS haben, müssen also nicht<br />
damit rechnen, weitere Mädchen mit UTS zu bekommen.<br />
Das Risiko beträgt wie auch <strong>bei</strong> allen an<strong>de</strong>ren Eltern mit unauffälligen<br />
Kin<strong>de</strong>rn 1:5000.<br />
13. Was sind die auffälligsten Befun<strong>de</strong> und sichtbaren<br />
Merkmale, welche <strong>bei</strong> Mädchen an das Vorliegen<br />
eines UTS <strong>de</strong>nken lassen müssen?<br />
„Typische Fälle“ können aufgrund bestimmter Körpermerkmale auf<br />
<strong>de</strong>n ersten Blick erkannt wer<strong>de</strong>n. Nicht selten sind aber nicht alle<br />
Merkmale so <strong>de</strong>utlich ausgeprägt. Viele Mädchen mit UTS haben ein<br />
völlig unauffälliges Erscheinungsbild. Dies ist ein Grund dafür, daß<br />
die Diagnose oft nicht schon in <strong>de</strong>n ersten Lebensjahren gestellt wird.<br />
Die sichtbaren Auffälligkeiten sind altersabhängig, d. h. <strong>bei</strong> Neugeborenen<br />
stehen völlig an<strong>de</strong>re Probleme im Vor<strong>de</strong>rgrund als <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Jugendlichen.<br />
Mädchen mit UTS sind <strong>bei</strong> Geburt kleiner und leichter als Mädchen<br />
mit normalem Karyotyp. Bei Neugeborenen mit UTS fin<strong>de</strong>t man<br />
typischerweise Schwellungen <strong>de</strong>s Lymphsystems an Hand- und Fußrücken<br />
(Lymphö<strong>de</strong>m). Häufig besteht eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Klitoris.<br />
Auch sog. Faltenhals bzw. Flügelfell (Pterygium Colli) kann <strong>de</strong>utlich<br />
ausgeprägt sein. Meist fehlt aber dieser Befund. Auffällig sind in fast<br />
allen Fällen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Finger- und Zehennägel und die Überstreckbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Ellenbogengelenke.
Neugeborenes UTS-Mädchen<br />
Äußerlich unauffällig wirken<strong>de</strong>s<br />
Mädchen aus Thailand mit UTS.<br />
Mädchen mit typischem Phänotyp <strong>de</strong>s<br />
UTS (schräge Lidachsen-stellung mit<br />
typischem Gesichtsausdruck, Flügelfell,<br />
breiter Schildthorax mit breitem<br />
Brustwarzenabstand).<br />
Mädchen mit UTS;<br />
unauffälliger Gesichtsausdruck, fehlen<strong>de</strong>s Flügelfell,<br />
nur leicht vergrößerter Abstand <strong>de</strong>r Brustwarzen<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Kindheit bil<strong>de</strong>t sich dann immer mehr <strong>de</strong>r gedrungene<br />
Körperbau mit breitem Abstand <strong>de</strong>r Brustwarzen und <strong>de</strong>r typische<br />
Gesichtsausdruck aus. Die Augenstellung und die Form <strong>de</strong>r Lidspalte<br />
fallen auf (Epikanthus). Die Li<strong>de</strong>r können leicht herabhängen (Ptosis).<br />
15
16<br />
Körpermerkmale <strong>bei</strong> UTS<br />
Augen:<br />
Herabhängen<strong>de</strong>s Oberlid (Ptosis)<br />
Schrägstellung <strong>de</strong>r Lidspalte mit Hautfalte (Epikanthus)<br />
Sehstörungen: Kurzsichtigkeit, Schielen<br />
Ohren:<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Ohrmuscheln (unterentwickelt, Wülste,<br />
abstehen<strong>de</strong> Ohren)<br />
Innenohrschwerhörigkeit<br />
Häufige Infekte <strong>de</strong>s Mittelohres<br />
Mund, Kiefer:<br />
Hoher Gaumen<br />
Kleiner Unterkiefer<br />
Zahnfehlstellung<br />
Haut:<br />
Schwellungen <strong>de</strong>s Lymphsystems (Lymphö<strong>de</strong>m)<br />
an Hän<strong>de</strong>n und Füßen<br />
Vermehrte Hautflecken (Pigmentnaevi)<br />
Pigmentverlust (Vitiligo)<br />
Vermehrung <strong>de</strong>r Hautleisten (Dermatoglyphen)<br />
Haare:<br />
Verstärkte Behaarung (Hypertrichosis)<br />
Haarausfall<br />
Tiefe Nacken-Haar-Grenze<br />
Nach oben gerichteter Haaransatz im Nacken<br />
(inverser Haaransatz)<br />
Nägel:<br />
Verän<strong>de</strong>rungen bzw. Fehlbildungen <strong>de</strong>r Finger- u. Zehennägel<br />
(Nageldysplasie)<br />
(flache o<strong>de</strong>r konkave Nägel)<br />
Hals:<br />
Kurzer, breiter Hals<br />
Seitliche Hautfalten (Pterygium Colli = Flügelfell)<br />
Thorax:<br />
Schildthorax mit weitem Abstand zwischen <strong>de</strong>n Brustwarzen<br />
Nach innen gerichtete Brustwarzen
Körpermerkmale <strong>bei</strong> UTS<br />
Skelett:<br />
Kurze Mittelhandknochen<br />
Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose)<br />
Weiter Winkel zwischen Oberarm- und Unterarm (Cubitus valgus)<br />
Röntgen-Befun<strong>de</strong>: strähnige Knochenstruktur<br />
Herz/Gefäße:<br />
Angeborene Herzfehler, wie z.B. Verengung <strong>de</strong>r großen<br />
Schlaga<strong>de</strong>r (Aortenisthmusstenose)<br />
Zweizipfelige Aortenklappe<br />
Wandausbuchtung <strong>de</strong>r Aorta (Aortenaneurysma)<br />
Nieren:<br />
Nierenfehlbildung (Hufeisenniere)<br />
Fehlen einer Niere<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Nierenbeckens und <strong>de</strong>r Harnleiter<br />
Fehlbildungen von Nierengefäßen<br />
Eierstöcke:<br />
Fehlanlagen (Umwandlung <strong>de</strong>r normal angelegten Ovarien<br />
in Bin<strong>de</strong>gewebe = „streak-Gona<strong>de</strong>n“)<br />
Klitoris:<br />
Häufig vergrößert<br />
Gebärmutter (Uterus) und Schei<strong>de</strong> (Vagina) sind dagegen<br />
unauffällig<br />
Wachstum:<br />
Geburtslänge unter <strong>de</strong>r Norm<br />
Normales Wachstum nur in <strong>de</strong>n ersten Lebensjahren<br />
Mittlere Erwachsenengröße 142-152 cm<br />
Gewicht:<br />
Oft Übergewicht<br />
Proportionen:<br />
Verhältnis Sitzhöhe zur Unterlänge zugunsten <strong>de</strong>r<br />
Sitzhöhe verschoben<br />
Intelligenz:<br />
Normal, Einschränkungen nur in Teilbereichen:<br />
räumliches und mathematisches Denken<br />
17
18<br />
14. Wie wird die Verdachtsdiagnose UTS gesichert?<br />
Die Verdachtsdiagnose wird aufgrund sichtbarer Auffälligkeiten<br />
(z.B. Lymphö<strong>de</strong>me, Min<strong>de</strong>rwuchs, ausbleiben<strong>de</strong> Pubertät) gestellt.<br />
Gesichert wird die Diagnose durch eine Chromosomenanalyse.<br />
Dafür wird Blut aus einer Vene entnommen und an eine genetische<br />
Untersuchungsstelle verschickt. Dort wer<strong>de</strong>n durch Kulturverfahren<br />
bestimmte Formen <strong>de</strong>r weißen Blutkörperchen (die Lymphozyten)<br />
im Blut untersucht und die Chromosomen bildlich dargestellt.<br />
Bis das Ergebnis vorliegt, können 4-6 Wochen vergehen.<br />
15. Welche weiteren Untersuchungen sollen durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die Diagnose UTS durch die<br />
Chromosomenanalyse gesichert ist?<br />
Ist die Diagnose UTS gesichert, muß routinemäßig eine kardiologische<br />
Untersuchung zum Ausschluß eines Herzfehlers veranlaßt<br />
wer<strong>de</strong>n (u. a. EKG, Rö-Thorax). Auch nach Nierenfehlbildungen ist<br />
zu suchen (u. a. Ultraschall <strong>de</strong>r Nieren).<br />
Da häufiger als <strong>bei</strong> an<strong>de</strong>ren Mädchen Hörstörungen vorliegen, sollte<br />
eine Hörprüfung durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Routinemäßig sind folgen<strong>de</strong> Blutuntersuchungen und Röntgenuntersuchungen<br />
zu empfehlen:<br />
1. Oraler Glukosetoleranztest zum Ausschluß einer diabetischen<br />
Stoffwechsellage.<br />
2. Hormonuntersuchungen:<br />
Schilddrüsenhormone, Schilddrüsenantikörper;<br />
Gonadotropine LH und FSH vor und nach Stimulierung mit<br />
LRH; Östradiol;<br />
Wachstumshormon vor und nach Stimulierung mit Arginin,<br />
Insulin bzw. GHRH o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren entsprechen<strong>de</strong>n Substanzen;<br />
Somatomedin C.<br />
3. Röntgenaufnahme <strong>de</strong>r linken Hand zur Bestimmung <strong>de</strong>s<br />
Knochenalters; weitere Skelettaufnahmen nur <strong>bei</strong> entsprechen<strong>de</strong>m<br />
Befund (z.B. Wirbelsäulenaufnahme <strong>bei</strong> Skoliose).
16. Welche therapeutischen Notwendigkeiten und<br />
Möglichkeiten bestehen?<br />
1. Organische Fehlbildungen:<br />
Operation von Herzfehlern und Nierenanomalien.<br />
2. Bei Ö<strong>de</strong>men Lymphdrainagen<br />
(krankengymnastische Maßnahmen).<br />
3. HNO-fachärztliche Betreuung <strong>bei</strong> Mittelohrentzündungen<br />
und Hörstörungen (in manchen Fällen ist ein Hörgerät erfor<strong>de</strong>rlich).<br />
4. Hormonbehandlung (je nach Bedarf):<br />
Schilddrüsenhormon, Wachstumshormon,<br />
Geschlechtshormone.<br />
5. Psychologische Beratung.<br />
17. Wie wachsen Mädchen mit UTS?<br />
Bei Geburt sind Mädchen mit UTS im Durchschnitt um 3 cm<br />
kleiner und 500 g leichter als Mädchen mit normalem Karyotyp. In<br />
<strong>de</strong>n ersten 3 Lebensjahren wachsen sie fast immer normal schnell.<br />
Die Wachstumsgeschwindigkeit nimmt dann aber ab. Der Pubertäts<strong>wachstum</strong>sschub<br />
bleibt aus. Normalerweise hören Mädchen mit<br />
16 Jahren auf zu wachsen. Mädchen mit UTS wachsen dagegen<br />
meist bis über das 20. Lebensjahr hinaus weiter. Ursache ist die<br />
verzögerte Reifung <strong>de</strong>r Knochen. Die Körperproportionen sind<br />
zugunsten <strong>de</strong>r Sitzhöhe verän<strong>de</strong>rt.<br />
Min<strong>de</strong>rwuchs ist das Hauptmerkmal aller Mädchen mit UTS.<br />
19
20<br />
Wachstumskurve <strong>bei</strong> U-T-S und <strong>bei</strong> gesun<strong>de</strong>n Mädchen
Wachstumsgeschwindigkeit <strong>bei</strong> U-T-S und <strong>bei</strong> gesun<strong>de</strong>n Mädchen<br />
21
22<br />
18. Wie groß wer<strong>de</strong>n Mädchen mit UTS?<br />
Die Erwachsenengröße <strong>de</strong>r Mädchen beträgt nur 142 bis 152 cm.<br />
Frauen mit normalem Karyotyp 46,XX sind dagegen durchschnittlich<br />
168 cm groß (Normbereich 155 cm bis 184 cm).<br />
19. Beeinflußt die Elterngröße die Größe <strong>de</strong>r Mädchen?<br />
Je größer die Eltern, umso größer können die Mädchen wer<strong>de</strong>n.<br />
Man kann von <strong>de</strong>r mittleren Elterngröße (errechnet aus <strong>de</strong>n Größen<br />
von Vater und Mutter) auf die Erwachsenengröße <strong>de</strong>r Mädchen mit<br />
UTS schließen:<br />
Mittlere Elterngröße = (Größe <strong>de</strong>s Vaters +<br />
Größe <strong>de</strong>r Mutter) : 2<br />
Errechnete Endgröße von Mädchen mit UTS (cm) =<br />
(0,63 x mittlere Elterngröße in cm + 39,5 cm)<br />
20. Ist <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rwuchs <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS auf einen<br />
Mangel an Wachstumshormon zurückzuführen?<br />
Die Wachstumshormonkonzentrationen im Blut liegen <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n<br />
üblichen Stimulationstests (Arginin-, Insulintest) fast immer im<br />
Normbereich. Nur ein geringer Teil <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS hat<br />
einen echten Mangel an Wachstumshormon.<br />
Es fällt aber folgen<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheit auf: Bei UTS ist die Spontansekretion<br />
<strong>de</strong>s Wachstumshormons im Schlaf häufig vermin<strong>de</strong>rt.<br />
Dieser Befund ist <strong>bei</strong> älteren Mädchen ab <strong>de</strong>m 8. Lebensjahr<br />
beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich. Die Somatomedine fallen ebenfalls in normalniedrige<br />
bis erniedrigte Bereiche ab.<br />
Unklar ist da<strong>bei</strong> immer noch die Ursache <strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>rwuchses. Man<br />
diskutiert einen relativen Wachstumshormonmangel o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />
am Gewebe selbst, welche das Wachstumshormon weniger<br />
wirksam sein lassen.
21. Wann ist die Behandlung mit Wachstumshormon angezeigt?<br />
Die Behandlung mit Wachtumshormon ist natürlich in erster Linie<br />
<strong>bei</strong> Kin<strong>de</strong>rn mit nachgewiesenem Wachstumshormonmangel<br />
notwendig.<br />
Zum Nachweis eines solchen Hormonmangels sind einige Tests<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Während einer kurzfristigen stationären Untersuchung<br />
wird <strong>de</strong>r Arginin- und Insulintest o<strong>de</strong>r irgend ein an<strong>de</strong>rer gleichwertiger<br />
Test (Clonidin-, Glukagon-, l-Dopa-Test) zum Nachweis von<br />
Wachstumshormon im Blut durchgeführt.<br />
22. Wie wer<strong>de</strong>n die Tests zur Überprüfung <strong>de</strong>r Wachstumshormonsekretion<br />
durchgeführt?<br />
Der Arzt entnimmt aus einer Armvene Blut vor und 30', 60', 90' und<br />
120' nach Zufuhr bestimmter Substanzen wie Arginin, Insulin o<strong>de</strong>r<br />
Clonidin, um zu überprüfen, ob diese Substanzen zu einem Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Wachstumshormonwerte im Blut führen. Normalerweise soll<br />
<strong>de</strong>r Wachstumshormonwert im Blut über 10 ng/ml ansteigen. Bei<br />
absolutem Mangel an Wachstumshormon liegen die Werte unter<br />
5 ng/ml.<br />
23. Ist die Behandlung mit Wachstumshormon auch dann<br />
sinnvoll, wenn kein eigentlicher Hormonmangel vorliegt?<br />
Mädchen mit UTS wachsen unter <strong>de</strong>r Behandlung mit Wachstumshormon<br />
auch dann besser, wenn <strong>bei</strong> ihnen kein eigentlicher<br />
Hormonmangel nachweisbar war. Weltweit liegen seit 5 Jahren<br />
Erfahrungen auf diesem Gebiet vor.<br />
24. Warum müssen Tests zur Überprüfung <strong>de</strong>r Wachstumshormonsekretion<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wenn doch <strong>bei</strong> allen<br />
Mädchen mit UTS die Wachstumshormonbehandlung<br />
empfohlen wird?<br />
Nachweisbare Störungen <strong>de</strong>r Wachstumshormonbildung können die<br />
Folge organischer Störungen <strong>de</strong>r Hirnanhangdrüse o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />
Gebiete <strong>de</strong>s Gehirns (Hypothalamus) sein. Es kann ein Hirntumor o<strong>de</strong>r<br />
ein Zustand nach einer Schä<strong>de</strong>lhirnverletzung o<strong>de</strong>r nach Hirnhautbzw.<br />
Hirnentzündungen (Meningitis, Enzephalitis) vorliegen. In diesen<br />
Fällen besteht oft auch eine Bildungsstörung an<strong>de</strong>rer Hormone.<br />
23
24<br />
Es ist daher wichtig, <strong>bei</strong> Mädchen mit UTS eine Sekretionsstörung <strong>de</strong>s<br />
Wachstumshormons mit <strong>de</strong>n beschriebenen Tests auszuschließen.<br />
25. Welche Erfolgsaussichten bestehen?<br />
Im ersten Jahr <strong>de</strong>r Behandlung wachsen die Mädchen unter einer<br />
Wachstumshormontherapie meist doppelt so schnell wie ohne<br />
Hormon. In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit<br />
etwas ab. Sie bleibt aber über <strong>de</strong>n Werten von<br />
Mädchen, die nicht behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n.<br />
Ein abschließen<strong>de</strong>s Urteil über <strong>de</strong>n Gewinn an Endgröße ist noch nicht<br />
möglich. Die bisherigen Ergebnisse sprechen aber dafür, daß <strong>bei</strong> frühem<br />
Behandlungsbeginn mehr als 5 cm gewonnen wer<strong>de</strong>n können.<br />
26. Wer trägt die Kosten für die Behandlung<br />
mit Wachstumshormon?<br />
Die Kosten <strong>de</strong>r Hormonbehandlung übernehmen die Kassen.<br />
27. Wie wird die Behandlung mit Wachstumshormon<br />
durchgeführt?<br />
Das Hormon kann lei<strong>de</strong>r nicht in Tablettenform eingenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, weil es von <strong>de</strong>n Darmenzymen zerstört wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>.<br />
Man muß es daher in <strong>de</strong>n Muskel (intramuskulär) o<strong>de</strong>r unter die<br />
Haut (subkutan) spritzen.<br />
28. Wie wird das Wachstumshormon dosiert?<br />
Es wer<strong>de</strong>n 4 I.E./qm Körperoberfläche pro Tag o<strong>de</strong>r 1 I.E./kg Körpergewicht<br />
pro Woche in täglichen Einzeldosen unter die Haut (subkutan)<br />
gespritzt. Dies gilt als allgemeine Richtlinie. Wieviel Hormon<br />
das einzelne Kind benötigt, muß vom Arzt festgelegt wer<strong>de</strong>n. Die Dosis<br />
richtet sich vor allem danach, wie das Kind auf die Wachstumshormonbehandlung<br />
anspricht. Die Dosis muß daher auch während <strong>de</strong>r Langzeitbetreuung<br />
gesteigert wer<strong>de</strong>n.
29. Wer darf das Hormon spritzen?<br />
Subkutane Injektionen (Spritzen unter die Haut) dürfen nach<br />
sachkundiger Unterweisung auch von Laien, also auch von <strong>de</strong>n<br />
Eltern und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn selbst, verabreicht wer<strong>de</strong>n. Die Technik ist<br />
leicht zu lernen. Gefährliche Komplikationen wie <strong>bei</strong>m Spritzen in<br />
<strong>de</strong>n Gesäßmuskel (Verletzung <strong>de</strong>s Ischiasnervs) können nicht<br />
auftreten.<br />
Das Wachstumshormon wird an <strong>de</strong>n gleichen Stellen gespritzt wie<br />
das Insulin <strong>bei</strong> Zuckerkranken. Die meisten bevorzugen die Oberschenkel.<br />
Es gibt Injektionshilfen, die <strong>de</strong>n täglichen zeitlichen<br />
Aufwand auf ein Minimum reduzieren.<br />
30. Sind Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Wachstumshormonbehandlung<br />
zu befürchten?<br />
Nebenwirkungen sind im allgemeinen nicht zu erwarten.<br />
Gegebenenfalls gibt Ihnen Ihr behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Arzt nähere Auskünfte<br />
darüber. Bei langfristiger Behandlung sollte aber vorsorglich<br />
jährlich ein Test auf Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n (oraler Glukosebelastungstest):<br />
Bestimmung <strong>de</strong>s Blutzuckers vor sowie 1 Stun<strong>de</strong> und 2 Stun<strong>de</strong>n<br />
nach Trinken einer bestimmten Menge einer Zuckerlösung.<br />
31. Wie lange muß behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n?<br />
Die Behandlung sollte bis zum Abschluß <strong>de</strong>s Wachstums durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
32. Wie entwickeln sich die Eierstöcke <strong>bei</strong> Mädchen mit UTS?<br />
Die Eierstöcke <strong>de</strong>r Föten entwickeln sich bis zur 14.-16. Schwangerschaftswoche<br />
normal. Dann kommt es aber zur vorzeitigen<br />
bin<strong>de</strong>gewebigen Umwandlung zu sog. „streak-Gona<strong>de</strong>n“.<br />
Die Eizellen (Oozyten) gehen rasch verloren.<br />
In <strong>de</strong>n bin<strong>de</strong>gewebig umgewan<strong>de</strong>lten Eierstöcken wer<strong>de</strong>n zu<br />
wenige weibliche Geschlechtshormone gebil<strong>de</strong>t.<br />
25
26<br />
33. Wie wirkt sich <strong>de</strong>r Mangel an weiblichen<br />
Geschlechtshormonen aus?<br />
Folge <strong>de</strong>r Unterfunktion <strong>de</strong>r Eierstöcke ist die ausbleiben<strong>de</strong> Pubertätsentwicklung<br />
mit fehlen<strong>de</strong>m Pubertäts<strong>wachstum</strong>sschub und<br />
fehlen<strong>de</strong>r Brustentwicklung.<br />
Später kommt es zur Osteoporose, wenn <strong>de</strong>r Mangel an Geschlechtshormon<br />
nicht ausgeglichen wird.<br />
Unter Osteoporose versteht man eine bestimmte Form <strong>de</strong>r Kalkarmut<br />
<strong>de</strong>r Knochen. Sie kann zu Knochenschmerzen und Knochenbrüchen<br />
führen.<br />
34. Wann soll die Behandlung mit Geschlechtshormonen<br />
beginnen?<br />
Der Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r Behandlung mit weiblichen<br />
Geschlechtshormonen muß mit <strong>de</strong>n Mädchen und ihren Eltern<br />
individuell festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bis vor einigen Jahren hat man einen möglichst späten Therapiebeginn<br />
nach <strong>de</strong>m 16.-18. Lebensjahr empfohlen, weil man durch<br />
eine zu frühe Behandlung mit Geschlechtshormonen einen negativen<br />
Einfluß auf die zu erwarten<strong>de</strong> Erwachsenenendgröße befürchtete.<br />
Diese Ansichten haben sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren geän<strong>de</strong>rt.<br />
Grundsätzlich kann die Behandlung <strong>de</strong>r Mädchen mit UTS mit<br />
Geschlechtshormonen zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt beginnen, zu <strong>de</strong>m auch <strong>bei</strong><br />
an<strong>de</strong>ren Mädchen mit normaler Eierstockfunktion die Pubertät<br />
einsetzt. Dies geschieht ab einem Knochenalter von 11 Jahren. Als<br />
Richtlinie sollte man die Behandlung <strong>bei</strong> einem Knochenalter von<br />
13 Jahren planen, wenn das mit <strong>de</strong>n Wünschen <strong>de</strong>s Mädchens selbst<br />
übereinstimmt.<br />
35. Welche Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n durch die<br />
Geschlechtshormonbehandlung auftreten?<br />
Dieser frühere Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r Behandlung mit<br />
Geschlechtshormonen ist aus psychologischen Grün<strong>de</strong>n anzuraten.<br />
Schon sehr niedrige Hormonmengen, welche die Knochenreifung<br />
und damit auch die Erwachsenenendgröße nicht nachteilig beein-
flussen, führen rasch zu einer guten Brustentwicklung. Für viele<br />
Mädchen ist das ein sehr wichtiger psychosozialer Befund. Östrogene<br />
beeinflussen auch die Entwicklung <strong>de</strong>r kleinen Schamlippen, <strong>de</strong>r<br />
Gebärmutter und <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong>. Ihr Einfluß auf das Sexualverhalten<br />
<strong>de</strong>r Mädchen ist zu<strong>de</strong>m ein sehr wichtiger Gesichtspunkt.<br />
36. Welche Hormone gibt man?<br />
Welche Mengen wer<strong>de</strong>n empfohlen?<br />
Man beginnt mit sehr niedrigen Dosen Ethinylestradiol<br />
(100 ng/kg KG pro Tag) und steigert je nach Wirkung<br />
bis auf 200 ng bis 500 ng/kg KG pro Tag.<br />
Die Behandlung erfolgt kontinuierlich ohne Pause. Eine Monatsblutung<br />
tritt da<strong>bei</strong> nicht auf. Bei längerer Behandlung (mehr als ein<br />
Jahr) kann es zu unregelmäßigen Schmierblutungen kommen.<br />
In Absprache mit <strong>de</strong>n Mädchen und ihren Eltern wird auf die<br />
zyklische Behandlung (3 Wochen Hormongabe, 1 Woche Pause)<br />
o<strong>de</strong>r die Sequenztherapie umgestellt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Sequenztherapie wer<strong>de</strong>n außer Östrogen auch Gestagene<br />
verabreicht.<br />
Gestagene bewirken eine sog. sekretorische Umwandlung <strong>de</strong>r<br />
Gebärmutterschleimhaut und Abstoßung <strong>de</strong>s Endometriums,<br />
wodurch es zur Monatsblutung kommt.<br />
Behandlung mit Geschlechtshormonen<br />
Beginn: Bei einem Knochenalter von 12-13 Jahren.<br />
In <strong>de</strong>n ersten zwei Jahren alleinige Östrogentherapie mit<br />
Ethinylestradiol.<br />
Im dritten Therapiejahr Übergang auf die Sequenztherapie mit<br />
Ethinylestradiol + Medroxyprogesteronacetat (Gestagen).<br />
Im vierten Therapiejahr Übergang auf die Dauertherapie mit<br />
Estradiolvalerat + Norgestrel.<br />
27
28<br />
37. Sind Nebenwirkungen zu befürchten?<br />
Es wird nur <strong>de</strong>r normale Bedarf an weiblichen Geschlechtshormonen<br />
ausgeglichen. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten.<br />
Man muß keine Angst vor einer Thrombosenbildung o<strong>de</strong>r einem<br />
negativen Einfluß auf <strong>de</strong>n Fettstoffwechsel befürchten. Der<br />
Gewichtsentwicklung ist aber noch mehr Aufmerksamkeit zu<br />
widmen, als das ohnehin sein sollte, da Mädchen mit UTS zu<br />
Übergewicht neigen.<br />
38. Wie lange muß behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n?<br />
Die Behandlung mit weiblichen Geschlechtshormonen<br />
muß zeitlebens erfolgen.<br />
39. Kommt es vor, daß die Eierstöcke auch<br />
normal funktionieren?<br />
Die Eierstockfunktion kann in manchen Fällen zunächst erhalten<br />
bleiben. Bei 5-10 % <strong>de</strong>r Frauen mit UTS ist das <strong>de</strong>r Fall. Die<br />
Pubertät tritt dann spontan ein. Es kann zu Menstruationen kommen.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen bil<strong>de</strong>t sich aber doch nach einigen Jahren eine<br />
Unterfunktion <strong>de</strong>r Eierstöcke aus.<br />
40. Können Frauen mit UTS Kin<strong>de</strong>r bekommen?<br />
In <strong>de</strong>r Regel ist das nicht möglich. Es ist daher besser, wenn sich<br />
Eltern und die betroffenen Mädchen schon frühzeitig darauf<br />
einstellen.<br />
Es wird allerdings von wenigen Einzelfällen berichtet, in <strong>de</strong>nen<br />
Frauen mit UTS gesun<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r zur Welt brachten.<br />
41. Wieso haben Mädchen mit UTS aber normale<br />
Achselbehaarung?<br />
Schamhaare und Achselhaare entwickeln sich auch <strong>bei</strong> Mädchen mit<br />
UTS, da diese nicht von <strong>de</strong>n weiblichen, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n männlichen<br />
Hormonen, die aus <strong>de</strong>r Nebenniere kommen, beeinflußt<br />
wer<strong>de</strong>n.
42. Können Frauen mit UTS ein normales<br />
Geschlechtsleben führen?<br />
Die Schei<strong>de</strong> ist normal entwickelt, ebenso die Klitoris, welche nicht<br />
selten sogar vergrößert ist. Frauen mit UTS können daher so wie<br />
je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Frau auch Geschlechtsverkehr haben.<br />
Bei Ausgleich <strong>de</strong>s Hormonmangels haben Frauen mit UTS normale<br />
sexuelle Empfindungen. Sie können eine normale Ehe führen und<br />
Kin<strong>de</strong>r adoptieren.<br />
43. Was müssen erwachsene Frauen mit UTS beachten?<br />
1. Behandlung mit Geschlechtshormonen<br />
Die Eierstöcke <strong>de</strong>r Frauen mit UTS bil<strong>de</strong>n zu geringe<br />
Mengen an weiblichen Geschlechtshormonen. Es ist daher<br />
notwendig, lebenslang Hormontabletten einzunehmen.<br />
Die Zusammensetzung und Dosierung solcher<br />
Präparate (z. B. Estradiolvalerat + Norgestrel) entspricht <strong>de</strong>n<br />
natürlichen Verhält-nissen funktionieren<strong>de</strong>r Eierstöcke. Schädliche<br />
Einflüsse auf <strong>de</strong>n Fettstoffwechsel, das Gerinnungssystem o<strong>de</strong>r die<br />
Leberfunktion müssen daher nicht befürchtet wer<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>r<br />
Behandlung mit Estradiolvalerat + Norgestrel kommt es zu regelmäßigen<br />
Monatsblutungen.<br />
Die regelmäßige Einnahme <strong>de</strong>r Hormontabletten ist aber auch als<br />
vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahme gegen das Auftreten <strong>de</strong>r Osteoporose<br />
(Kalkarmut) notwendig.<br />
2. Regelmäßige gynäkologische Untersuchung als Krebsvorsorgeuntersuchung<br />
Frauen mit UTS bekommen nicht häufiger als an<strong>de</strong>re Frauen einen<br />
Unterleibskrebs o<strong>de</strong>r einen Brustkrebs. Sie sind an<strong>de</strong>rerseits aber<br />
auch nicht seltener davon betroffen. Man muß daher auch Frauen<br />
mit UTS regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen dringend<br />
anraten.<br />
3. Regelmäßige Kontrolle <strong>de</strong>s Zuckerstoffwechsels<br />
Frauen mit UTS müssen keine übertriebene Angst haben, zuckerkrank<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Sie dürfen alles essen. Eine Diabetikerdiät ist<br />
nicht notwendig. Ratsam sind aber jährliche Kontrollen <strong>de</strong>s<br />
Kohlenhydratstoffwechsels (Bestimmung <strong>de</strong>s HbAlc und Durchführung<br />
eines oralen Glukosetoleranztests).<br />
29
30<br />
44. Haben Mädchen mit UTS häufiger Störungen<br />
<strong>de</strong>r Schilddrüse?<br />
Mädchen mit UTS haben häufiger Autoantikörper gegen Schilddrüsengewebe.<br />
Dies kann zu einer Schilddrüsenentzündung<br />
(Hashimoto Thyreoiditis) führen, die eine Schilddrüsenunterfunktion<br />
bedingen kann. Es sind daher jährliche Kontrollen <strong>de</strong>r<br />
Schilddrüsenfunktion zu empfehlen.<br />
45. Haben Mädchen mit UTS häufiger<br />
einen Diabetes Mellitus?<br />
Im oralen Glukosebelastungstest (oGTT) fin<strong>de</strong>t man eine erhöhte<br />
Insulinsekretion, aber eine normale Glukoseverwertung. Dies<br />
könnte auf eine Insulinresistenz hinweisen. Häufiger als <strong>bei</strong> Mädchen<br />
mit normalem Karyotyp kommt ein Typ II Diabetes vor, <strong>de</strong>r<br />
durch Gewichtsreduktion, Diät und Tabletten zu behan<strong>de</strong>ln ist.<br />
46. Wie ist die geistige (intellektuelle) Entwicklung?<br />
Mädchen mit UTS unterschei<strong>de</strong>n sich in ihrer geistigen (intellektuellen)<br />
Entwicklung nicht von an<strong>de</strong>ren Mädchen. Das räumliche<br />
Vorstellungsvermögen und <strong>de</strong>r Umgang mit abstrakten Zahlen und<br />
Begriffen macht ihnen aber häufig mehr Probleme. Bei <strong>de</strong>r Berufswahl<br />
sollte dies berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
47. Erzieherische Ratschläge<br />
1. Überbehütung durch die Eltern muß wie <strong>bei</strong> allen<br />
kleinwüchsigen Kin<strong>de</strong>rn vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Die Mädchen sollen über die voraussichtliche Kin<strong>de</strong>rlosigkeit<br />
und die zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Störung spätestens dann informiert<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn normalerweise die Pubertät eintreten sollte.<br />
3. Die Lehrer sollen über die Diagnose informiert wer<strong>de</strong>n. Sie<br />
können dann besser auf die Probleme <strong>de</strong>r Mädchen eingehen.<br />
4. Es muß alles vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, daß die Mädchen eine Außenseiterrolle<br />
einnehmen.<br />
5. Die Kontaktaufnahme mit Elterngruppen soll <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Familien ermöglicht wer<strong>de</strong>n. Sie sollen aber von sich aus<br />
entschei<strong>de</strong>n, ob und wann sie das wünschen.
48. Gibt es typische psychologische Probleme und<br />
Verhaltensauffälligkeiten für Betroffene mit UTS?<br />
Eltern berichten über bestimmte Verhaltensauffälligkeiten ihrer<br />
Töchter mit UTS. Betroffene selbst haben nicht selten psychische<br />
Probleme. Auf diese für die Eltern <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Betreuung und <strong>de</strong>m<br />
Verständnis ihrer Kin<strong>de</strong>r sicherlich sehr wichtigen Gesichtspunkte<br />
soll allerdings im Rahmen dieser <strong>Broschüre</strong> nicht näher eingegangen<br />
wer<strong>de</strong>n. Eltern und Betroffene selbst können sich aber praktische<br />
Hilfestellungen zu dieser Thematik <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Elterngruppen<br />
durch Gespräche, Diskussionen und weitere dort erhältliche Literatur<br />
geben lassen.<br />
49. Wie können Eltern und betroffene Mädchen und<br />
Frauen in Kontakt zu an<strong>de</strong>ren Betroffenen treten?<br />
Kontakt zu an<strong>de</strong>ren Betroffenen kann über die Deutsche <strong>Ullrich</strong>-<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Vereinigung gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wo man auch gerne<br />
Auskunft über Anschrift und Aktivitäten von Regionalgruppen<br />
erhält. Bitte, wen<strong>de</strong>n Sie sich nach Rücksprache mit Ihrem betreuen<strong>de</strong>n<br />
Arzt an:<br />
Deutsche <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Vereinigung e. V.<br />
Geschäftsstelle<br />
c/o Melanie Becker-Steif<br />
Am Talstücksbach 7<br />
53809 Ruppichterroth-Fusshollen<br />
Tel./Fax: 02247 - 759750<br />
Info-Telefon:<br />
Bettina von Hanffstengel: 09192/996186<br />
e-mail: Beratung@TURNER-SYNDROM.DE<br />
INTERNET:<br />
www.<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<strong>de</strong><br />
e-mail: webmaster@turner-syndrom.<strong>de</strong><br />
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Notizen
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