Projekte 2003 bis 2006 - Kulturstiftung des Kantons Thurgau
Projekte 2003 bis 2006 - Kulturstiftung des Kantons Thurgau
Projekte 2003 bis 2006 - Kulturstiftung des Kantons Thurgau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
<strong>Kulturstiftung</strong> – zweckmässig, innovativ, unverzichtbar<br />
«Der Kanton <strong>Thurgau</strong> verfügt gemessen an seiner begrenzten Grösse und Einwohnerzahl über ein erstaunlich vielfältiges und<br />
reichhaltiges Kulturleben.» Zu diesem Schluss kommen die Verfasser einer Studie der Zürcher Hochschule Winterthur über die<br />
Kulturförderung im <strong>Thurgau</strong>, die im Auftrag der Stiftung Think Tank <strong>Thurgau</strong> kürzlich präsentiert wurde.<br />
Eine der Ursachen für die kulturelle Vielfalt ist in der Arbeit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> zu finden, die seit 6<br />
Jahren unabhängig von Politik und Verwaltung innovative, zeitgenössische Kunstprojekte professioneller Kulturschaffender<br />
unterstützt. Auftrag der <strong>Kulturstiftung</strong> ist es, solche <strong>Projekte</strong> nicht nur mitzufinanzieren, sondern sie auch fachkundig zu<br />
betreuen und zu begleiten und bei Bedarf auch administrative Hilfestellungen zu leisten. Dieses Modell der spezifizierten<br />
Kulturförderung hat sich als Ergänzung zur Kulturförderung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> bzw. <strong>des</strong> Kulturamtes bewährt: Die Kulturförderung<br />
in unserem Kanton wird insgesamt sinnvoll, effizient und zielgerichtet praktiziert. Diese Erkenntnis kann man auch aus der<br />
Studie der Zürcher Hochschule Winterthur herauslesen, die zu untersuchen hatte, ob nicht die gesamte Kulturförderung <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> der <strong>Kulturstiftung</strong> übertragen werden könnte. Einen solchen Umbau der Förderstrukturen können die Studienleiter<br />
nicht empfehlen.<br />
Die Einsicht, dass mit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> nicht nur eine zweckmässige, sondern auch eine wünschens-<br />
werte Einrichtung besteht, die das kulturelle Leben im Kanton spürbar aufleben und weiterentwickeln liess und lässt, wird auch<br />
durch <strong>Projekte</strong> bestätigt, die von dieser Stiftung unterstützt werden. Da ist nicht nur das grosse, internationale Jazztreffen<br />
«generations» in Frauenfeld zu erwähnen, sondern auch kontinuierlich durchgeführte Veranstaltungsreihen wie «jazz:now» oder<br />
«theater:now», welche es möglich machen, dass wir Musik-, Theater- und Tanzproduktionen im <strong>Thurgau</strong> erleben können, die<br />
sonst nur in grösseren Städten zu sehen sind.<br />
Auf Grund der Tatsache, dass die <strong>Kulturstiftung</strong> zur unverzichtbaren Institution der Kulturförderung im <strong>Thurgau</strong> geworden ist,<br />
hat der Regierungsrat den jährlichen Beitrag aus dem Lotteriefonds von <strong>bis</strong>her 800'000 Franken auf Million Franken erhöht.<br />
Dies ist auch Ausdruck <strong>des</strong> grossen Vertrauens in die <strong>Kulturstiftung</strong> mit ihrem umsichtigen Präsidenten Humbert Entress an<br />
der Spitze. Ihm wie auch Geschäftsführer Steff Rohrbach und allen Mitarbeitenden und den Mitgliedern <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />
danke ich herzlich für das grosse Engagement!<br />
Dr. Jakob Stark, Regierungsrat<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
Konzept und Realisation:<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
Industriestrasse 23<br />
8500 Frauenfeld<br />
Lektorat:<br />
Kathrin Zellweger<br />
Satz, Layout (nach einem grafischen Konzept<br />
von Urs Stuber), Lithos und Druck:<br />
Genius Media AG, Frauenfeld<br />
Zitate gesammelt:<br />
Kathrin Zellweger<br />
Umschlag:<br />
Dieter Berke, Pfyn, Camera Obscura, Bildausschnitt<br />
Copyright 2007 by <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
soweit nicht besondere Bildrechte vorbehalten.<br />
Für folgende Bilder liegt das Copyright bei:<br />
Nr. 9 Portrait Peter Stamm, Foto: Mathieu Bourgois<br />
Nr. 62 «Myzel_Bienenhaus. Schwirren», Foto: Brigitte Elsner-Heller<br />
Nr. 116 Portrait Michael Stauffer, Foto: Andrea Hängi<br />
Nr. 118 «Sprungbrett zur Macht», Foto: Mario Gaccioli<br />
Dieser Vierjahresbericht kann<br />
unentgeltlich bezogen werden bei:<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
Telefon 052 728 89 10<br />
info@kulturstiftung.ch
5<br />
7<br />
11<br />
12<br />
15<br />
18<br />
121<br />
123<br />
125<br />
127<br />
130<br />
Vorwort<br />
Mäzenatentum als Prinzip: Eine Aufforderung<br />
<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> – <strong>2006</strong><br />
nach Bereichen<br />
nach Chronologie<br />
Projektbeschriebe<br />
Im Paradigmenwandel<br />
Zur Arbeit <strong>des</strong> Büros der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
Statistiken und Finanzielles<br />
Stiftungsurkunde<br />
3 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
Humbert Entress<br />
Vorwort<br />
Humbert Entress lebt in Frauenfeld und<br />
arbeitet als Rechtsanwalt in Aadorf.<br />
Er präsidiert die <strong>Kulturstiftung</strong> seit 1999.<br />
Kunst bedarf zu ihrer Begründung nur sich selbst. Bedürfte sie weiterer Rechtfertigung, würde sie an Autonomie<br />
und Wahrhaftigkeit verlieren. Selbstverständlich gibt es – durchaus auch positive und erwünschte – Reflexwirkungen<br />
<strong>des</strong> Kunstschaffens in anderen Feldern unseres gesellschaftlichen Daseins. Nur: Kunst <strong>des</strong>halb gut zu finden, weil<br />
von ihr beispielsweise ein hoher «return of investment» ausgeht, ist kein der Kultur gerecht werdender Massstab<br />
und schon gar keiner, an dem sie gemessen werden dürfte. Wer so misst und urteilt, gerät leicht in Gefahr, Kunst<br />
und Kunstschaffende zu instrumentalisieren und in ihrer Wirkung zu verharmlosen.<br />
Und doch sehen sich jene, die Kunst fördern und unterstützen häufig kritischen Fragen nach der Wirkung ihres Tuns<br />
ausgesetzt, die sich mehr mit den Nebenwirkungen beschäftigen, als mit der Kunst an sich. Ist ein Theaterstück<br />
schlecht, weil das Publikum ausblieb? Braucht es den kommerziellen Erfolg, um zu beweisen, dass man qualitativ<br />
gute Kunst vor sich hat? Ist Kunst nur dann gute Kunst, wenn sie sich finanziell selbst trägt oder wenn die Medien<br />
ausführlich und erst noch wohlwollend berichten? Die Antwort muss ein klares Nein sein. Auch wenn kommerzieller<br />
Erfolg durchaus nicht unerwünscht ist, wird er die Qualität der Kunst nie beweisen können (vielleicht aber die Qua-<br />
lität der ebenfalls wichtigen Vermittlungsarbeit).<br />
Mit der Schaffung der <strong>Kulturstiftung</strong> hat der Kanton <strong>Thurgau</strong> zu diesen Fragen klar Stellung bezogen und ein<br />
unabhängiges Förderinstrument geschaffen, das dem zeitgenössischen Kulturschaffen unseres <strong>Kantons</strong>, und nur<br />
diesem, verpflichtet ist. Für diese Klarheit und Weitsicht sei dem Regierungsrat und dem Grossen Rat Anerkennung<br />
gezollt und herzlich gedankt. Kunst braucht öffentliche Förderung und Unterstützung – gleichermassen wie eine<br />
Gesellschaft ohne Kunst nicht vorstellbar ist.<br />
Mit dem vorliegenden Bericht blickt die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> zum vierten Mal auf eine vierjährige<br />
Periode zurück und erstattet der Öffentlichkeit Bericht über ihre Förderungsarbeit. Gleichzeitig präsentiert sich in<br />
knappen Beschreibungen der geförderten <strong>Projekte</strong> das zeitgenössische Kulturschaffen im <strong>Thurgau</strong> und von Thur-<br />
gauer Künstlerinnen und Künstlern in seiner beeindruckenden Fülle. Wir freuen uns, wenn Sie sich Zeit nehmen<br />
und anhand unserer Berichterstattung noch einmal die Vielzahl der <strong>Projekte</strong> betrachten, die wir in den vergangenen<br />
Jahren unterstützen durften.<br />
Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat und auch Brigitte Conrad, Caroline Minjolle und Steff<br />
Rohrbach von unserem Stiftungsbüro für all die vielen Stunden der konstruktiven Auseinandersetzung, für Anre-<br />
gungen, Ideen und das immer deutliche Engagement für die Kultur. In diesen Dank herzlich einschliessen möchte ich<br />
auch den Regierungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, <strong>des</strong>sen Vertrauen und Unterstützung uns unverzichtbar ist, und das<br />
Kulturamt <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, mit dem wir eine angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit pflegen dürfen.<br />
Gedankt sei schliesslich und besonders auch den Kulturschaffenden selbst. Sie haben mit der Qualität ihrer <strong>Projekte</strong><br />
belegt, dass sich die Kunst eben aus sich heraus völlig ausreichend begründet.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
Andreas Iten<br />
Andreas Iten, a. Ständerat, Unterägeri / ZG<br />
Mäzenatentum als Prinzip: Eine Aufforderung<br />
Plötzlich ist die Kultur zum politischen Thema geworden. Die Debatte im Ständerat über Hirschhorns Installation in<br />
Paris, die durch die Unterstützung der Stiftung «Pro Helvetia» ermöglicht worden ist, warf die Frage auf, welche<br />
Kunst öffentlich unterstützt werden soll. Hirschhorn hatte provoziert. Ein kleiner Filmausschnitt am Fernsehen, in<br />
dem ein Schauspieler, einen Hund imitierend, vor dem Abbild eines Politikers das Hinterbein hebt, genügte. Keiner,<br />
der sich in der Ratsdebatte im Dezember 2004 äusserte, hatte die Ausstellung gesehen. In der Folge wurde eine<br />
Million Franken aus dem Budget von «Pro Helvetia» gestrichen. Seit dieser Kürzung hat sich die öffentliche Debatte<br />
über staatliche Kulturförderung verschärft, die Auseinandersetzung zugespitzt. Wären denn Kunst und Kultur nicht<br />
origineller und kreativer, wenn sie privat gefördert würden und sie sich am Markt behaupten müssten? Diese Frage<br />
wird in einem ganz bestimmten Parteiprogramm bejaht. Darin wird darauf hingewiesen, dass Kulturförderung im<br />
Grunde genommen Aufgabe für Mäzene sei. Staatskunst sei oft unerheblich.<br />
«Kultur ist Sache der Kultur» (Nef)<br />
Die Kulturdebatte bewegt sich im Mainstream <strong>des</strong> Zeitgeistes. Es gehört zu den gegenwärtigen Veränderungen<br />
im kulturellen Gesamtsystem, dass die Politik lieber die Frage nach dem materiellen Nutzen stellt, als sich mit der<br />
immateriellen Bedeutung und dem Sinn von staatlichen Subventionen zu befassen. Selbst die Grundlagenforschung<br />
muss den Nachweis ihrer künftigen Nutzbarkeit erbringen. Die Forscher können sich nicht mehr einfach auf die<br />
curiositas, die freie theoretische Neugierde, berufen. Als damaliger Präsident der Eidgenössischen Filmkommission<br />
versuchte ich den Parlamentariern zu erklären, dass die Produktion von Filmen eine hohe Wertschöpfung darstelle,<br />
die sich nach einem Untersuchungsbericht jährlich auf mehr als 1,3 Milliarden Franken beziffern lasse. Dem hätte<br />
ich nichts weiter hinzufügen müssen; denn es war ja belegt und bewiesen: Die Kultur ist ein Wirtschaftszweig mit<br />
Rendite! Es war mir damals jedoch wichtig, den ideellen Wert <strong>des</strong> Filmschaffens ebenfalls darzulegen. An meiner<br />
Überzeugung, dass Kultur sich nicht allein an der Rentabilität messen darf, hat sich nichts geändert. Im Gegenteil.<br />
Sinn, Auftrag und Wesen von Kunst und Kultur lassen sich nicht in Franken und Rappen beziffern, auch wenn sich<br />
eben eine neue Debatte mit ähnlich <strong>des</strong>truktiver Argumentation bei der Aufhebung der Buchpreisbindung abzeich-<br />
net. Bücher, so wird etwa argumentiert, die nicht gekauft werden, sollten nicht erst subventioniert oder gar nicht<br />
gedruckt werden.<br />
Robert Nef, Redaktor der «Schweizer Monatshefte» hat vor zwei Jahren die Debatte auf den Punkt gebracht, als er<br />
einen Artikel überschrieb: «Kultur ist Sache der Kultur». Darin mahnt er die staatliche Kulturförderung zur Zurück-<br />
haltung. Freilich scheint mir, dieser Titel stelle einen Zirkelschluss dar. Man kann nicht einen Standpunkt mit dem<br />
gleichen Standpunkt begründen. Wessen Sache ist Kultur, wenn sie ihre eigene Sache ist? Würde der Satz lauten:<br />
«Kultur ist Sache <strong>des</strong> Marktes» wäre man klüger. Das war der Sinn <strong>des</strong> Satzes, scheint mir. Kultur aber ist Sache<br />
einer Gesellschaft und damit auch <strong>des</strong> Staates.<br />
Der Markt soll es schaffen<br />
Was am Markt besteht, stösst auf Akzeptanz und bleibt unwidersprochen. Bilder von Künstlern erhalten <strong>des</strong>halb<br />
oft erst nach deren Tod einen sehr hohen Marktwert. Viele darbten zu Lebzeiten. Robert Walsers Werke sind heute<br />
gefragter denn je. Er starb als armer Schlucker.<br />
Die Direktorin <strong>des</strong> Schweizer Fernsehens schaut auf die Einschaltquoten. Der Verlagsleiter einer Zeitung misst sein<br />
Blatt an den jährlich erhobenen Leserzahlen und verlangt von der Redaktion, dass sie sich dem Zeitgeist anschliesst<br />
und sich gegen die Gratiszeitungen behauptet. Medienmacher sind gefragt. Ein Journalist, der recherchiert, hat<br />
kaum mehr Brot. Seine Nachforschungen dauern zu lange. Zeit ist Geld. So läuft die Presse Gefahr, dass sie dem<br />
Häppchen- und Abschreibejournalismus verfällt und an Qualität einbüsst.<br />
Die Kulturförderung sollte sich gegen einen solchen Zeitgeist stolz behaupten. Dafür braucht sie Argumente, die<br />
sogar hart gesottene Menschen, vor allem auf Kommerz bedachte, in ihrem Selbstverständnis verunsichern, damit<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
8<br />
sie gezwungen sind einzugestehen: «Ja, wenn die Kultur mehr ist als ein Geschäft, dann können wir die Budgetpo-<br />
sten dafür nicht einfach heruntersetzen oder gar streichen.» Wie schwierig ist es aber, den Nutzen <strong>des</strong> scheinbar<br />
Nutzlosen überzeugend darzustellen! Viel einfacher ist doch, gegen eine Sache anzukämpfen, als sich dafür einzu-<br />
setzen. Es ist den Versuch allemal wert.<br />
Kultur ist authentischer Ausdruck einer Zeit<br />
Es ist am einfachsten, wenn ich mit dem Hinweis auf den Kulturartikel in der Bun<strong>des</strong>verfassung (BV 69) beginne.<br />
Dieser Artikel ruft nach einem Kulturförderungsgesetz. In der Botschaft zum Gesetzesentwurf finden sich folgende<br />
bemerkenswerte Sätze: «Kultur bedarf … nicht nur in ihrer ökonomischen Dimension wahrgenommen und nach der<br />
Elle ihrer nie zu erreichenden Wirtschaftlichkeit bemessen werden. Kultur ist eine unabdingbare, authentische Aus-<br />
drucksform menschlichen Daseins. Wirtschaftliche Überlegungen stellen für die staatliche Kulturförderung daher<br />
wichtige Rahmenbedingungen, aber nicht das eigentliche Motiv dar.» Der Text geht weiter und sagt aus, wie wichtig<br />
es sei, dass das kulturelle Schaffen seine Eigengesetzlichkeit zur Geltung bringen könne. Diese dürfe aber nicht<br />
dem ökonomischen Diktat folgen.<br />
In der Tat: Das Leben lässt sich nicht auf das wirtschaftliche Handeln reduzieren. Eine solche Reduktion würde<br />
sowohl die Gemeinschaft als auch den Einzelnen geistig verarmen lassen.<br />
Die meisten Kantone und Gemeinden, die um die Standortgunst von Unternehmen buhlen, haben längst erkannt,<br />
dass ein kulturell reiches Angebot ein Standortfaktor ist. Was wäre Zürich ohne das Opernhaus und die Theater?<br />
Dort wo kulturelles Leben vielfältig blüht, zieht es Menschen hin. Der Steuerfuss allein schafft noch keine Stand-<br />
ortgunst. Andere Faktoren gehören dazu, wie: eine intakte Landschaft, das Bildungsangebot, die Verkehrslage, die<br />
Sicherheit, eine offene, wohlwollende Verwaltung und nicht zuletzt das belebende kulturelle Milieu. Es wird nicht<br />
allein von der Hochkultur bestimmt. Ein breites kulturelles Angebot sollte angeboten werden und zudem erschwing-<br />
lich sein. Mit Kultur kann sich eine Stadt oder ein Dorf profilieren. Die Frauenfelder Lyriktage strahlen <strong>bis</strong> in die<br />
Zentralschweiz aus.<br />
«Die Poesie ist philosophischer als die Geschichtskunde» (Aristoteles)<br />
Was überall erreichbar ist, sind die Bücher. Es gibt kein Selbst ohne Geschichten. Der Mensch versteht sich nur,<br />
wenn er seine eigenen Geschichten deuten kann. Der Zugang zur komplexen Welt von heute wird uns modernen<br />
Menschen oft nur dank Geschichten eröffnet. Der Mensch ist auf die narrative Vergegenwärtigung von Zusammen-<br />
hängen angewiesen.<br />
Dort, wo den Menschen die Sprache fehlt, springen die Dichter und Schriftsteller ein. Es gibt Grenzfälle im Leben,<br />
wo es an tröstenden Worten mangelt. Der Tod eines Menschen führt in die Sprachlosigkeit. Das menschliche Leid<br />
und der starke Schmerz lassen den Menschen verstummen. In solchen Augenblicken sucht der Mensch Zuflucht<br />
bei den Dichtern. «Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.» (Hölderlin).<br />
Schon Aristoteles hat in seinem Werk «De arte poetica» behauptet: «Die Poesie ist philosophischer als die Ge-<br />
schichtskunde.» Während nämlich die Geschichtsschreibung nur berichte, wie es zugegangen sei, erzähle uns die<br />
Poesie, wie es immer zugehen kann. Damit greift sie das Allgemeine im menschlichen Tun und Leiden heraus und<br />
macht es sichtbar und verständlich.<br />
Jede Zeit verlangt nach eigenen Ausdrucksformen. Unablässig muss Leben erzählt werden. Schöne Blüten wachsen<br />
am besten in einem für sie günstigen Biotop. Schöpferische Menschen brauchen ein Klima, das ihr Talent weckt.<br />
Viele dieser Autorinnen und Autoren sind auf Förderung angewiesen, sei es, dass sie aus ihren Werken vortragen<br />
können oder in der Startphase unterstützt werden. Öffentlich ausgeschriebene Wettbewerbe mit Preisgeldern<br />
bieten ihnen ebenfalls Chancen.
«Dichter sind wie Regenwürmer» (Widmer)<br />
Je<strong>des</strong> Land, ja, je<strong>des</strong> Dorf sonnt sich im Glanz seiner schöpferischen Gestalten, schlägt Gedenktafeln an Geburts-<br />
häusern an oder Hauswänden, hinter denen sie gelebt haben. Warum braucht ein Land denn Dichter? In einem Be-<br />
richt <strong>des</strong> «Tages-Anzeigers» meinte Urs Widmer, der kürzlich als Gastdozent an der Universität Frankfurt las, Dichter<br />
seien wie Regenwürmer: «Sie lockern das Plattgedrückte auf». Wie kommt Urs Widmer zu diesem Vergleich?<br />
Regenwürmer fressen Blätter und Nadeln, hinterlassen kleine Häufchen aus nährstoffreichem Humus. Unter den<br />
Würmern gibt es Vertikal- und Horizontalbohrer. Solche lassen sich auch unter den Künstlern, den Schriftstellerinnen<br />
und Schriftstellern ausmachen. Die Vertikalbohrer sind Kritiker, die offen gesellschaftliche Missstände anprangern.<br />
Für Politiker sind sie gelegentlich Nestbeschmutzer, die sie aber Jahre später, wenn sie die Gegenwart überdauert<br />
haben, hochoffiziell als Büste auf den Sockel <strong>des</strong> Dorfbrunnens stellen. Die Politikerkaste hat vielleicht übersehen,<br />
dass die erste Förderung einer berühmt gewordenen Persönlichkeit durch den Staat geschehen ist.<br />
Die Kunst ist der nährstoffreiche Humus einer Gesellschaft. Sie regt an, schult das Auge für Neues, gibt Einblick<br />
in Gegenwelten und tritt gegen Vorurteile an. Oft genügt ein Wort, um den Blick zu schärfen: «dichterlääsig. de<br />
dichter list vor / d lüüt losid zue / s färnseh nimmt uuf / de kameramaa / hed e hund im visier» (Aus Max Huwyler: öppis<br />
isch immer).<br />
Im <strong>Thurgau</strong> herrscht ein lebhaftes Kulturverständnis<br />
Wer in eine fremde Stadt fährt, will nicht nur gut essen und freundliche Menschen antreffen, sondern auch einiges<br />
von der Kultur <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> erfahren. Gut erhaltene, von Denkmalpflegern geschützte Städte und Dörfer sind besonders<br />
attraktiv. Dies vergessen Politiker oft, wenn sie nach Hause zurückgekehrt sind. Daheim dürfen die Denkmalpflege,<br />
der archäologische Dienst und der Unterhalt der Museen nicht allzu viel kosten.<br />
Spätere Generation sind es oft, die den Verlust der historischen Bausubstanz bedauern, während eine kurzsichtige<br />
Vorgängergeneration den schleichenden Verlust hingenommen hat. Gewiss, es kann nicht alles erhalten werden,<br />
aber man sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass kein Werteverlust in der Kulturlandschaft eines <strong>Kantons</strong> entsteht.<br />
Gerade der Kanton <strong>Thurgau</strong> verfügt über ein wunderbares Netz von kulturhistorischen Schönheiten.<br />
Mit dieser Feststellung bin ich in das weite Feld der Kultur, die nicht bloss aus Kunst und Literatur besteht, eingedrungen.<br />
Kirchen, Schlösser, alte Klöster, Dorfkerne, aber auch die neue Architektur gehören zur Kultur eines<br />
Lan<strong>des</strong>. Diese Bauhüllen stehen aber ärmlich da, wenn sie nicht erfüllt sind von Leben, wenn darin nicht musiziert,<br />
ausgestellt, gespielt oder gelesen wird.<br />
Der Blick in die Berichte der <strong>Kulturstiftung</strong> bestätigt dem auswärtigen Betrachter, dass im Kanton <strong>Thurgau</strong> ein<br />
lebhaftes Kulturverständnis herrscht. Die vielen unterstützten <strong>Projekte</strong> legen davon Zeugnis ab. Sie machen den<br />
Charme <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> aus, der weit herum eher dank seiner Pflege der schönen Landschaft und bäuerlichen Kultur<br />
bekannt und geschätzt wird.<br />
Ich teile die Auffassung <strong>des</strong> mir unvergessenen, leider verstorbenen Freun<strong>des</strong> Thomas Onken, der im Bericht von<br />
1995 <strong>bis</strong> 1998 der <strong>Kulturstiftung</strong> schreibt: «…der <strong>Thurgau</strong> profiliert und profitiert. Er darf seine <strong>Kulturstiftung</strong> nicht<br />
lahm legen im Ritual <strong>des</strong> Wiederkehrenden, in der Mühsal der Daueraufgabe. Jedem das seine: Der vorausschauende,<br />
kluge Staat nimmt ihr ab, was sich bewährt hat und aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist. Und<br />
er belässt der Stiftung die Rolle der kreativen Ideenlieferantin, der kulturellen Impulsgeberin.» Darauf kommt es an.<br />
Eine <strong>Kulturstiftung</strong> muss bohren wie Regenwürmer, die das Plattgedrückte auflockern und neuen Humus bilden. Der<br />
Humus der Kultur gehört zur Vitalschicht <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens.<br />
Private Kulturförderung<br />
Zum Schluss möchte ich noch ein Wort zur privaten Kulturförderung sagen. Im Zuge der knapper werdenden Mittel<br />
der öffentlichen Hand sind auch die privaten Geldgeber in die Pflicht zu nehmen, damit das kulturelle Leben in<br />
einer Region lebendig bleibt. Immer wieder engagieren sich Sponsoren und Mäzene. Sponsoren springen dort in<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
0<br />
die Lücke, wo sie einen Gegenwert in der Verbesserung ihres Images erkennen, dazu eine positive Rückwirkung<br />
auf ihr Unternehmen vermuten. Das ist legitim. Sponsoren sind aber nur selten für künstlerische Experimente zu<br />
haben. Sie fördern <strong>des</strong>halb, was öffentlich akzeptiert ist. Das ist nicht gering zu schätzen. Aber oft ist es nur das<br />
Plattgedrückte, das die Gunst eines Sponsors erlangt.<br />
Neben den Sponsoren braucht es vor allem die Mäzene. Maecenas verstarb im 8. Jahr v. Chr. Er hatte Dichter und<br />
Künstler um sich versammelt. Er förderte sie, auch wenn sie noch nicht anerkannt waren. Manch einer erhielt seine<br />
Chance. Natürlich wurde nicht jeder, der an Maecenas’ Tisch Gedichte und Geschichten vortrug, ein Horaz, der die<br />
Jahrhunderte mit seinen Oden überlebt hat. Von ihm stammt das berühmte Carpe diem: «Sei weise und kläre den<br />
Wein, und schränke auf dies kurze Leben / deine weitstrebenden Hoffnungen ein. Indem wir sprechen, fliehn die<br />
Jahre neidisch. / Ergreife den Tag (carpe diem), und traue nicht leichtgläubig dem kommenden.» In einem solchen<br />
Umfeld durfte ein Dichter wie Horaz heranwachsen. Im Wettbewerb konnten sich die Tafelfreunde messen.<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> sollte sich wie Maecenas verhalten, nicht nur darauf achten, ob Kunst und<br />
Schreiben gefällig seien. Es gehört zur ihrer Aufgabe und sie nimmt sie wahr, jenes Biotop zu schaffen, in dem einige<br />
Blüten wachsen können, die auch noch blühen, wenn unsere Jahre schon neidisch geflohen sind.
<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
Die Abbildungen in den Projektbeschrieben stammen aus Gesuchseingaben, Schlussberichten, Evaluationsberichten,<br />
Zeitungsartikeln und aus uns von den Kulturschaffenden zur Verfügung gestellten Unterlagen.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
Bildende Kunst 18 Susanna al bagno Judit Villiger<br />
22 Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster<br />
26 Der Anfang von Leben und Tod Peter Kamm<br />
30 Ulysses Anton Bernhardsgrütter<br />
36 Betriebskonzept verein neuer shed im Eisenwerk<br />
38 Flüchtige Orte Cécile Hummel<br />
38 Monographie Peter Somm Peter Somm<br />
48 Thema Natur auf dem Güterschuppenareal Romanshorn Verein Kubox Romanshorn<br />
62 Interfacing Landscapes Johannes Gees<br />
64 Unterkunst – ich gebe euch nichts, ihr habt schon alles Amelia Schusterester<br />
66 Hab + Gut Yvonne Scarabello<br />
66 Des Hasen Tod verein neuer shed im Eisenwerk<br />
72 precious and present visarte<br />
72 ZellArt Veronika Bischoff<br />
74 Das nackte Leben Peter Kamm<br />
82 2 / 8 – A long term dialogue (Vorprojekt) Max Bottini<br />
84 Die Allmend verein neuer shed im Eisenwerk<br />
86 alma und duende Christian Herzog<br />
86 Ausstellung Hab + Gut verein neuer shed im Eisenwerk<br />
90 Freizeit – Kunsthalle Wil <strong>2006</strong> Othmar Eder<br />
106 Archipel Doris Naef<br />
108 The Tramp (alma und duende) verein neuer shed im Eisenwerk<br />
116 zeitgarten Alex Meszmer und Reto Müller<br />
Fotografie 20 Europa zwischen Festung und Fluchtburg Meinrad Schade<br />
34 Different Polaroids Dieter Berke<br />
40 Slow motion Dieter Berke<br />
50 Beton und Maschendraht Christian Schwager<br />
58 My territories edition fink, Zürich<br />
60 Ausstellung «Europa zwischen Festung und Fluchtburg» Meinrad Schade<br />
90 «on the road… again» – . Bieler Fototage in Afrika Bruno Z’Graggen<br />
98 time out Dieter Berke<br />
100 My Best Friend Judith Stadler<br />
102 Domestic Comfort Roland Iselin<br />
108 Museumsgeschichte(n) Meinrad Schade<br />
112 Fotobuch und Ausstellung «Maranhão» Fotostiftung Schweiz<br />
116 burning pictures Rahel Müller<br />
Film 30 Howlin Wolf (Vorprojekt) Cornelia Strasser<br />
94 Kein Zurück Tomislav Mestrovic<br />
100 Noch einmal Gerhard Meier (Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler Catpics Coproductions AG<br />
100 max bill von Erich Schmid ariadnefilm gmbh<br />
112 Balkan Blues Cornelia Strasser<br />
Video 50 rond-point Stefan Rohner, Catherine Rannou<br />
56 entre lynx et lapin Regula Engeler<br />
76 Die Stunde <strong>des</strong> Ei's Rita Küng<br />
84 Kiev Connection Muda Mathis / Sus Zwick<br />
118 Black-Box Kinok Cinema<br />
Literatur 20 Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong> Bodman-Stiftung<br />
2<br />
20 . Frauenfelder Lyriktage Organisation Frauenfelder Lyriktage<br />
28 Buchpublikation «durch und durch. Müllheim / Thur» Edition Korrespondenzen, Wien<br />
32 Romanprojekt «Wahnsinnig schöne Maitage» Andrea Gerster<br />
44 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
46 Schreibwerkstatt 2004 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
52 Mannschaftsbild mit Vater Marc Stadelmann<br />
55 Literatur trifft Philosophie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
68 Hall oder Die Erfindung der Fremde (Druckkostenbeitrag) Klöpfer & Meyer-Verlag<br />
78 8. Frauenfelder Lyriktage Frauenfelder Lyriktage<br />
80 Historischer Roman ZAGI Damian Zingg<br />
80 Töne und Wörter Bodman-Stiftung
90 4 + übersetzen ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit<br />
70 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 200 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
94 Hörspiel «Kann ich auch mal sagen» Michael Stauffer<br />
104 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
110 Literatur trifft Psychologie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
114 Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler Hajo Kurzenberger<br />
Musik 22 Brundibar Barbara Bucher<br />
28 Förderpreisband generations 2002 plus Adrian Mears und Roman Schwaller, Tournee August <strong>2003</strong><br />
Roman Schwaller für «generations»<br />
30 Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>) Jazzclub Konstanz e.V.<br />
40 Klang Re- / Montage «Five in one» Raphael Tanner<br />
44 generations 2004 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
46 Thuro Verein Neues Kammermusiktheater<br />
50 Kalandos meets Jazz Karel Boeschoten<br />
56 CD «color fields» <strong>des</strong> Trios Newton-Huber-Pusching Mark Huber<br />
56 The Billie Holiday Songbooks Roman Schwaller<br />
60 Entwicklungen / Entdeckungen, Konstanzer Jazzherbst 2004 Jazzclub Konstanz e.V.<br />
60 jazz:now 2004 – <strong>2006</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />
64 Celestial Ballroom Josef Felix Müller + vexer Verlag<br />
66 Kompositionsauftrag Liederkreis Claudia Rüegg<br />
68 The Thurgovian Suite Roman Schwaller<br />
70 Impressions <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />
74 Orchesterkonzerte mit Mimen <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble<br />
76 Tournee Förderpreisband generations 04 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
78 Zu Fuss Craig Shepard<br />
80 Live Loops Raetus Flisch<br />
84 klangnacht – nachtklang Arthur Schneiter<br />
88 Konstanzer Jazzherbst 200 Jazzclub Konstanz e.V.<br />
88 Der vierte König (szenische Fassung) Ulrich Gasser<br />
96 generations <strong>2006</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
98 jazz:now – Flügelfest Verein Pro Eisenwerk<br />
104 «The Thurgovian Suite», Tournee Roman Schwaller<br />
108 Licht und Schatten (Komposition) Julia Schwartz<br />
110 Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong> Jazzclub Konstanz e. V.<br />
110 Gegenüberstellungen Urban Frey<br />
112 Different Beat Fritz Hauser<br />
116 Gallio / Streuli, Hits / Stills Christoph Gallio<br />
118 VISIO STEPHANI Barbara Schlatter-Wiederkehr, Projektleitung STEPHANUS<br />
118 jazz:now 200 – 2008 Verein Pro Eisenwerk<br />
Theater 18 Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> Albatros Theater<br />
18 Migrantenstadl Tim Zulauf<br />
24 Das kunstseidene Mädchen Barbara Bruhin<br />
24 Spinnen Go-Theaterproduktionen<br />
24 Bornhauser heute Deep-Line Project Management<br />
26 Theaterwerkstatt <strong>2003</strong> Theagovia Theater Bürglen<br />
26 Eine unvollständige Frau Theater Bilitz<br />
34 Blickfelder 2004 Phönix-Theater 81<br />
theater:now (Vorprojekt / Beschrieb mit 200 ) <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
42 Be host be guest Stefanie Blau / Bluepoint Production<br />
44 Hänsel und Gretel Theater Sgaramusch<br />
46 Glamour Eiland Tim Zulauf<br />
48 Kalter Krieg und heisse Würstli See-Burgtheater, Leopold Huber<br />
54 Grimmige Märchen Urs Bosshardt<br />
58 Vorsicht Nebel Theater Bilitz<br />
64 Haar & Bart AG momoll theater<br />
70 Projekt mit Folgen (Arbeitstitel) Theater Sgaramusch<br />
74 Theaterstürm Theater Bilitz<br />
76 Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland) Marie-Luise Hinterberger<br />
78 Novecento Giuseppe Spina<br />
86 Theaterwerkstatt Theagovia Theater Bürglen<br />
3 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
88 Springteufel Hedwig Huber<br />
92 Jugendtheater-Festival Blickfelder Phönix-Theater 81<br />
96 Sprungbrett zur Macht See-Burgtheater<br />
96 Queen Theater Sgaramusch<br />
102 Zürich Hauptbahnhof Giuseppe Spina<br />
104 Bernina Express 6 Associatione Bernina Express 65<br />
114 Copyshop Europa Tim Zulauf<br />
114 FrauMann Schertenleib & Seele<br />
Tanz 28 Dekonstruktion eines Fanatikers Company OutImplosion<br />
32 Als alles gesagt war (Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille) Michael Stauffer<br />
32 Et Qui Va Promener Le Chien? DEJACOmpagnie<br />
52 TGVue Tanztheater daisy taff<br />
52 fe-male Rebecca und Xenia Bogomolec<br />
62 Tanztage Phönix-Theater 81<br />
68 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />
82 Hanzt Michael Stauffer<br />
92 Steps # 0 Phönix-Theater 81<br />
108 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />
Spartenübergreifende 22 Ausstellung von Peter Stamm im Kunstmuseum Solothurn Kunstmuseum Solothurn<br />
<strong>Projekte</strong> 34 Liedlied blablabor, Annette Schmucki, Reto Friedmann<br />
36 Paris <strong>2003</strong> – 2004 stöckerselig<br />
40 Landscape Ernst Thoma<br />
42 Ausstellung Jürg Hugentobler Kunstmuseum Solothurn<br />
42 Einzelausstellung «Noch mal» von Ute Klein/Rahmenveranstaltungen Kulturforum Amriswil<br />
48 Luftlosglas, eine Stafette Martina Joos<br />
54 Zappatronix Hilaria Kramer<br />
58 Bienen.Schwirren (Vorprojekt) forum andere musik<br />
62 Mäusefieber Marius Ungureanu<br />
Myzel_Bienenhaus. Schwirren (Beschrieb mit 2004) forum andere musik<br />
72 Das Musikalische der Sprache Hochschule für Gestaltung<br />
82 Nachtstücke Nadine Olonetzky<br />
92 Fotoausstellung «Migration» von Meinrad Schade Kulturforum Amriswil<br />
94 Hörstück «Erzeugung von Sprüngen» blablabor<br />
102 Wir machen ein Ding Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki<br />
Kulturvermittlung 38 Kulturvermittlung an den Schulen II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
98 shedGESPRÄCHE 06 verein neuer shed im Eisenwerk<br />
106 Kulturvermittlung «Allmend» verein neuer shed im Eisenwerk<br />
Publikationen und Vierjahresbericht (1999–2002) der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit 36 Facetten II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
4
<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> 18 Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> Albatros Theater, Udo Berenbrinker<br />
18 Migrantenstadl Tim Zulauf<br />
18 Susanna al bagno Judit Villiger<br />
20 Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong> Bodman-Stiftung, Robert Fürer<br />
20 Europa zwischen Festung und Fluchtburg Meinrad Schade<br />
20 . Frauenfelder Lyriktage Organisation Frauenfelder Lyriktage<br />
22 Brundibar Barbara Bucher<br />
22 Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster<br />
22 Ausstellung von Peter Stamm im Kunstmuseum Solothurn Kunstmuseum Solothurn, Christoph Vögele<br />
24 Das kunstseidene Mädchen Barbara Bruhin<br />
24 Spinnen Go-Theaterproduktionen<br />
24 Bornhauser heute Deep-Line Project Management<br />
26 Theaterwerkstatt <strong>2003</strong> Theagovia Theater Bürglen<br />
26 Der Anfang von Leben und Tod Peter Kamm<br />
26 Eine unvollständige Frau Theater Bilitz<br />
28 Buchpublikation «durch und durch. Müllheim/Thur» Edition Korrespondenzen, Wien<br />
28 Förderpreisband generations 2002 plus Adrian Mears und Roman Schwaller, Tournee August <strong>2003</strong><br />
Roman Schwaller für «generations»<br />
28 Dekonstruktion eines Fanatikers Company OutImplosion, Michael Kellenberger<br />
30 Ulysses Anton Bernhardsgrütter<br />
30 Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>) Jazzclub Konstanz e.V.<br />
30 Howlin Wolf (Vorprojekt) Cornelia Strasser<br />
32 Romanprojekt «Wahnsinnig schöne Maitage» Andrea Gerster<br />
32 Als alles gesagt war (Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille) Michael Stauffer<br />
32 Et Qui Va Promener Le Chien? DEJACOmpagnie<br />
34 Different Polaroids Dieter Berke<br />
34 Liedlied blablabor, Annette Schmucki, Reto Friedmann<br />
34 Blickfelder 2004 Phönix-Theater 81<br />
36 Paris <strong>2003</strong> – 2004 stöckerselig<br />
36 Facetten II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
36 Betriebskonzept verein neuer shed im Eisenwerk<br />
38 Kulturvermittlung an den Schulen II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
<strong>Projekte</strong> 2004 38 Flüchtige Orte Cécile Hummel<br />
38 Monographie Peter Somm Peter Somm<br />
40 Landscape Ernst Thoma<br />
40 Klang Re- / Montage «Five in one» Raphael Tanner<br />
40 Slow motion Dieter Berke<br />
42 Be host be guest Stefanie Blau/Bluepoint Production<br />
42 Ausstellung Jürg Hugentobler Kunstmuseum Solothurn<br />
42 Einzelausstellung «Noch mal» von Ute Klein/Rahmenveranstaltungen Kulturforum Amriswil<br />
44 generations 2004 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
44 Hänsel und Gretel Theater Sgaramusch<br />
44 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
46 Schreibwerkstatt 2004 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
46 Glamour Eiland Tim Zulauf<br />
46 Thuro Verein Neues Kammermusiktheater, Ulrich Gasser<br />
48 Kalter Krieg und heisse Würstli See-Burgtheater, Leopold Huber<br />
48 Thema Natur auf dem Güterschuppenareal Romanshorn Verein Kubox Romanshorn<br />
48 Luftlosglas, eine Stafette Martina Joos<br />
50 rond-point Stefan Rohner, Catherine Rannou<br />
50 Kalandos meets Jazz Karel Boeschoten<br />
50 Beton und Maschendraht Christian Schwager<br />
52 TGVue Tanztheater daisy taff<br />
52 Mannschaftsbild mit Vater Marc Stadelmann<br />
52 fe-male Rebecca und Xenia Bogomolec<br />
54 Literatur trifft Philosophie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
54 Grimmige Märchen Urs Bosshardt<br />
54 Zappatronix Hilaria Kramer<br />
56 CD «Color fields» <strong>des</strong> Trios Newton-Huber-Pusching Mark Huber<br />
56 entre lynx et lapin Regula Engeler<br />
56 The Billie Holiday Songbooks Roman Schwaller<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
58 My territories edition fink, Zürich<br />
58 Bienen.Schwirren (Vorprojekt) forum andere musik<br />
58 Vorsicht Nebel Theater Bilitz<br />
60 Entwicklungen / Entdeckungen, Konstanzer Jazzherbst 2004 Jazzclub Konstanz e.V.<br />
60 Ausstellung «Europa zwischen Festung und Fluchtburg» Meinrad Schade<br />
60 jazz:now 2004 – <strong>2006</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />
62 Mäusefieber Marius Ungureanu<br />
62 Interfacing Landscapes Johannes Gees<br />
62 Tanztage Phönix-Theater 81<br />
64 Unterkunst – ich gebe euch nichts, ihr habt schon alles Amelia Schustereder<br />
<strong>Projekte</strong> 200 64 Haar & Bart AG momoll theater<br />
64 Celestial Ballroom Josef Felix Müller + vexer Verlag<br />
66 Kompositionsauftrag Liederkreis Claudia Rüegg<br />
66 Hab + Gut Yvonne Scarabello<br />
66 Des Hasen Tod verein neuer shed im Eisenwerk<br />
68 Hall oder Die Erfindung der Fremde (Druckkostenbeitrag) Klöpfer & Meyer - Verlag<br />
68 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />
68 The Thurgovian Suite Roman Schwaller<br />
70 Impressions <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />
70 Projekt mit Folgen (Arbeitstitel) Theater Sgaramusch<br />
70 Stipendiat 200 der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
72 Das Musikalische der Sprache Hochschule für Gestaltung<br />
72 precious and present visarte<br />
72 ZellArt Veronika Bischoff<br />
74 Orchesterkonzerte mit Mimen <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble<br />
74 Das nackte Leben Peter Kamm<br />
74 Theaterstürm Theater Bilitz<br />
76 Tournee Förderpreisband generations 04 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
76 Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland) Marie-Luise Hinterberger<br />
76 Die Stunde <strong>des</strong> Ei's Rita Küng<br />
78 Zu Fuss Craig Shepard<br />
78 Novecento Giuseppe Spina<br />
78 8. Frauenfelder Lyriktage Frauenfelder Lyriktage<br />
80 Historischer Roman ZAGI Damian Zingg<br />
80 Live Loops Raetus Flisch<br />
80 Töne und Wörter Bodman-Stiftung<br />
82 Nachtstücke Nadine Olonetzky<br />
82 2/ 8 – A long term dialogue (Vorprojekt) Max Bottini<br />
82 Hanzt Michael Stauffer<br />
84 klangnacht – nachtklang Arthur Schneiter<br />
84 Kiev Connection Muda Mathis / Sus Zwick<br />
84 Die Allmend verein neuer shed im Eisenwerk<br />
86 alma und duende Christian Herzog<br />
86 Ausstellung Hab + Gut verein neuer shed im Eisenwerk<br />
86 Theaterwerkstatt Theagovia Theater Bürglen<br />
88 Konstanzer Jazzherbst 200 Jazzclub Konstanz e.V.<br />
88 Der vierte König (szenische Fassung) Ulrich Gasser<br />
88 Springteufel Hedwig Huber<br />
90 4 + übersetzen ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit<br />
90 Freizeit – Kunsthalle Wil <strong>2006</strong> Othmar Eder<br />
<strong>Projekte</strong> <strong>2006</strong> 90 «on the road… again» – . Bieler Fototage in Afrika Bruno Z’Graggen<br />
6<br />
92 Jugendtheater Festival Blickfelder Phönix-Theater 81<br />
92 Steps # 0 Phönix-Theater 81<br />
92 Fotoausstellung «Migration» von Meinrad Schade Kulturforum Amriswil<br />
94 Kein Zurück Tomislav Mestrovic<br />
94 Hörspiel «Kann ich auch mal sagen» Michael Stauffer<br />
94 Hörstück «Erzeugung von Sprüngen» blablabor<br />
96 Sprungbrett zur Macht See-Burgtheater<br />
96 generations <strong>2006</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />
96 Queen Theater Sgaramusch
98 jazz:now – Flügelfest Verein Pro Eisenwerk<br />
98 time out Dieter Berke<br />
98 shedGESPRÄCHE 06 verein neuer shed Eisenwerk<br />
100 My Best Friend Judith Stadler<br />
100 «Noch einmal Gerhard Meier» (Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler Catpics Coproductions AG<br />
100 max bill von Erich Schmid ariadnefilm gmbh<br />
102 Zürich Hauptbahnhof Giuseppe Spina<br />
102 Domestic Comfort Roland Iselin<br />
102 Wir machen ein Ding Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki<br />
104 The Thurgovian Suite, Tournee Roman Schwaller<br />
104 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong> <strong>Kulturstiftung</strong><br />
104 Bernina Express 6 Associatione Bernina Express 65<br />
106 Kulturvermittlung «Die Allmend» verein neuer shed im Eisenwerk<br />
106 Archipel Doris Naef<br />
106 The Tramp (alma und duende) neuer shed im Eisenwerk<br />
108 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />
108 Licht und Schatten (Komposition) Julia Schwartz<br />
108 Museumsgeschichte(n) Meinrad Schade<br />
110 Literatur trifft Psychologie <strong>Kulturstiftung</strong><br />
110 Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong> Jazzclub Konstanz e.V.<br />
110 Gegenüberstellungen Urban Frey<br />
112 BALKAN BLUES Cornelia Strasser<br />
112 Fotobuch und Ausstellung «Maranhão» Fotostiftung Schweiz<br />
112 Different Beat Fritz Hauser<br />
114 Copyshop Europa Tim Zulauf<br />
114 FrauMann Schertenleib & Seele<br />
114 Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler Hajo Kurzenberger<br />
116 Gallio / Streuli, Hits / Stills Christoph Gallio<br />
116 zeitgarten Alex Meszmer und Reto Müller<br />
116 burning pictures Rahel Müller<br />
118 VISIO STEPHANI Barbara Schlatter-Wiederkehr, Projektleitung STEPHANUS<br />
118 jazz:now 200 – 2008 Verein Pro Eisenwerk<br />
118 Black-Box Kinok Cinema<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
1<br />
«Das Albatros Theater ist ein freies, professi-<br />
onelles und unabhängiges Theater seit 1981.<br />
Es wurde zu einem Zeitpunkt gegründet, als<br />
es in Deutschland kaum freies Kinder- und<br />
Jugendtheater gab. Heute mit Sitz in Allens-<br />
bach/Konstanz. Albatros spielt (…) vorzugs-<br />
weise in der Euregio Bodensee (…) und hat<br />
mehrere Kindertheaterfestivals in Radolfzell<br />
organisiert.» (Eigenbeschreibung).<br />
Albatros Theater:<br />
Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />
Die Uraufführung <strong>des</strong> Allensbacher Albatros<br />
Theaterstücks? «Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong>»<br />
erinnerte an diese Problematik: Angst zer-<br />
stört die Seele, lässt Menschen mutlos,<br />
traurig und krank werden. Doch dabei bleibt<br />
das Stück nicht stehen: Entscheidend ist die<br />
Überwindung der Angst, die Fähigkeit, sich<br />
dem Leben so zu stellen, dass die Angst in<br />
den Hintergrund treten kann. So heisst es<br />
auch an einer Stelle: «Komm, vertraue dir.»<br />
Bote vom Untersee, Louise Jochims,<br />
28. März <strong>2003</strong><br />
Regie: Marcello Diaz mit Beteiligung von Jenny<br />
Karpawitz, Sabine Seume, Udo Berenbrinker,<br />
Petra Eisscheid, Volkmar Ditmer und Anna-<br />
Maria Glaudemanns-Andreina.<br />
Die Uraufführung fand im März <strong>2003</strong> im Phönix-<br />
theater 81 in Steckborn statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 51’410.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
18<br />
2<br />
Unter dem Arbeitstitel «Netzroller. Im Wa-<br />
renhaus» und als Weiterführung <strong>des</strong> Thea-<br />
terabends «Die Stelle im Park» entwickelt<br />
Tim Zulauf nach eingehenden Recherchen<br />
zusammen mit Tobi Müller zum Thema «Mi-<br />
grationsbewegungen, Personen- und Wa-<br />
renflüsse sowie die Grenzen, die diesen von<br />
Staaten und Staatenverbünden gesetzt wer-<br />
den» den Text für ein neues Stück. Dieses<br />
gelangt in der Roten Fabrik Zürich zur Urauf-<br />
führung, anschliessend finden sieben wei-<br />
tere Aufführungen statt, und es folgt eine<br />
Einladung ans Festival Impulse mit nochmals<br />
vier Abenden.<br />
Tim Zulauf: Migrantenstadl<br />
Der Stadl ist, so viel wird in Tim Zulaufs<br />
neuem, zweitem Stück bald einmal klar, der<br />
Hort der herrschenden Kultur – der Kultur,<br />
die das Eigene bezeichnet, der Folklore also<br />
im umfassenden Sinne. Und der Stadl ist,<br />
so viel wird ebenso klar, nicht zu fassen.<br />
Vielleicht ist er auch ein Phantom oder quasi<br />
im Gegenteil und noch beängstigender: Alle<br />
sind der Stadl, und der Stadl ist in allen, und<br />
wer Heimat konsumiert, konsumiert (und<br />
vernichtet?) sich im Grunde selbst (…).<br />
Am Schluss lassen sich die Darsteller, in<br />
Warenpakete gesteckt, auf einem Acker<br />
nieder, der als eingetragene Marke gekenn-<br />
zeichnet ist. Der Mensch als Einrichtungs-<br />
gegenstand, die heimatliche Scholle als<br />
Markenartikel – so mag Zulaufs Bild eines<br />
inzüchtigen ökonomischen Systems ausse-<br />
hen, in dem sich das Subjekt in den Zwitter<br />
Käufer-Ware auflöst und der lebenslangen<br />
Verwa(h)rung anheim fällt.<br />
Neue Zürcher Zeitung, Tobias Hoffmann,<br />
26. September <strong>2003</strong><br />
Regie, Text, Songtext: Tim Zulauf; Musik:<br />
Marcus Maeder, Bernd Schurer; Animation:<br />
Yves Netzhammer; Choreographie: Anne-<br />
Christine Gnekow, Brigitta Schrepfer;<br />
Licht: Matthias Hiller; Dramaturgie: Anne-<br />
Christine Gnekow, Tobi Müller. Es spielen:<br />
Ingo Heise, Felix von Hugo, Agnes Lampkin,<br />
Wanda Vyslouzilova, Andreas Storm (Video).<br />
Uraufführung in der Roten Fabrik Zürich am<br />
24. September <strong>2003</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 112’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
3<br />
Das Museum Bellerive verfügt über ein<br />
grosses Badezimmer – «salle de bains» –<br />
das sich im Originalzustand der dreissiger<br />
Jahre befindet. Seit 2001 wird dieser Raum<br />
GegenwartskünstlerInnen zur Verfügung ge-<br />
stellt. Die Visualisierungsidee (Wasch- oder<br />
Reinigungszenen in Guck-Kästen, Einblick<br />
in andere Badezimmer, Malereien aus der<br />
Kunstgeschichte und nachgestellte Bühnen-<br />
bilder in elektrisch beleuchtetem Guck-Ka-<br />
sten, Neuinterpretation <strong>des</strong> Bildinhaltes von<br />
«Susanna al bagno» durch Umsetzung vom<br />
Zwei- ins Dreidimensionale) wurde von nea-<br />
politanischen Krippen inspiriert.<br />
Judit Villiger: Susanna al bagno<br />
Judit Villiger nun, eine Künstlerin geboren<br />
gegen Ende <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, über-<br />
prüft, wie diese überkommenen Bilder auf<br />
sie wirken und wie sie diese über ihre ei-<br />
gene Erfahrung in eine neue Form bringen<br />
kann: «Mich interessiert das Intime und Per-<br />
sönliche an dieser Beschäftigung mit dem<br />
eigenen (Frauen-)Körper, einem Körper, der<br />
eingebunden ist zwischen Lust und Last.»<br />
(…) Im Mittelpunkt bleibt die Frau im para-<br />
diesischen Garten, verändert hat sich die<br />
Art der Darstellung, die verfremdet wirkt<br />
oder sogar etwas Karikaturhaftes beinhaltet,<br />
aufgrund <strong>des</strong> Materials wie auch durch die<br />
Miniaturisierung. Und noch etwas wird zum<br />
Schluss bewusst: die sonst anwesenden,<br />
durch Lücken oder Gucklöcher schamlos<br />
schauenden Männer sind weggelassen. Es<br />
braucht sie nicht, weil sie schon im Raum<br />
selbst präsent sind: Wir als Besuchende<br />
sind die Voyeure!<br />
St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer, 11. April <strong>2003</strong><br />
Die Ausstellung im Zürcher Museum Bellerive<br />
dauerte vom 10. April <strong>bis</strong> zum 11. Mai <strong>2003</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 12’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
2 3<br />
19 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
2<br />
Tim Zulauf: Migrantenstadl<br />
3<br />
Judit Villiger:<br />
Susanna al bagno
4<br />
Seit März 2002 verfügt der <strong>Thurgau</strong> dank der<br />
Bodman-Stiftung über ein eigenes kleines<br />
Literaturhaus. Das literarische Programm<br />
wird seither und <strong>bis</strong> Ende <strong>2003</strong> von der Kul-<br />
turstiftung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> finanziert<br />
und von Stiftungsratsmitglied Jochen Kelter<br />
gestaltet.<br />
Bodman-Stiftung:<br />
Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong><br />
Martin Dean las einen zweiten Ausschnitt aus<br />
seinem Roman, in dem er die Geschichte<br />
dieses leiblichen Vaters erfindet und ihn in<br />
Trinidad auf die weisse Schönheit Hayworth<br />
treffen lässt. Nur für die Gunst dieser Göttin<br />
mag der Autor wohl die Mutter, im Roman die<br />
Schweizerin Hellen, opfern und den Vater<br />
ziehen lassen. Hier, vielleicht mit grösserem<br />
Abstand zur eigenen Befindlichkeit und nur<br />
auf die Imagination vertrauend, wird die<br />
Sprache leichtfüssiger, reichert die Luft Tri-<br />
nidads den Roman wirkungsvoll an.<br />
Die Schlusspassage der Lesung führt Robert<br />
in krankheitsbedingte Tagträume, in denen<br />
erstmals auch der Stiefvater auftritt, <strong>des</strong>-<br />
sen Liebe ebenfalls kaum zu erringen war.<br />
Beide Väter sind am Ende tot, Robert sitzt<br />
mit der Urne mit der Asche <strong>des</strong> lebenslang<br />
gesuchten Vaters am Meer. Schmerzhaft war<br />
für Martin Dean auch der Schreibprozess<br />
an diesem Buch, wie er in Gottlieben sagt.<br />
Was man mit Schreiben löse, das sei nicht<br />
eindeutig festzumachen, ergänzt er und wird<br />
noch ganz direkt: «Meine Familie hat mich<br />
rausgeschmissen als sie hörte, dass ich<br />
einen anderen Vater hatte…»<br />
Die Vaterstelle bleibt also vakant – im Roman<br />
allerdings eher als im Leben. Denn Martin<br />
Dean ist unter<strong>des</strong>sen selbst Vater. «Dass ich<br />
Vater einer achtjährigen Tochter bin, hat mir<br />
mehr geholfen als das Buch zu schreiben.»<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller<br />
30. August <strong>2003</strong><br />
Es lasen im Bodman-Haus u.a. Heinrich Kuhn,<br />
Otto Jägersberg, Fleur Jaeggy, Donata Berra,<br />
Ruth Schweikert, Volker Braun, Stevan Tontic<br />
(Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> aus Sarajevo),<br />
Jürgen Theobaldy, Peter Stamm, Sabine<br />
Gruber, Hanna Johannsen und Christoph<br />
Meckel.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 40’000.–<br />
20<br />
5<br />
Europa ist das Ziel vieler Migrantinnen und<br />
Migranten. Sie verlassen ihre Heimat in der<br />
Hoffnung, hier Sicherheit und Glück zu fin-<br />
den. In vielen europäischen Staaten polari-<br />
siert die Frage der Einwanderung. Dabei geht<br />
meist vergessen, dass sich hinter Statistiken<br />
und globalen Feststellungen Menschen und<br />
ihre Schicksale verbergen. Menschen, die<br />
wenig oder nichts mehr zu verlieren haben,<br />
verlassen ihre Heimat und ziehen dorthin,<br />
wo sie sich eine bessere Zukunft erhoffen.<br />
Meinrad Schade fotografiert und dokumen-<br />
tiert in einem Langzeitprojekt solche Men-<br />
schen an der europäischen Aussengrenze<br />
und in Europas Mitte. Als Schauplätze wählt<br />
er Fuerteventura, die Ukraine, Bradford<br />
(England), Inguschetien, Grozny und Mos-<br />
kau, Kreuzlingen und den Jaunpass.<br />
Meinrad Schade:<br />
Europa zwischen Festung und Fluchtburg<br />
Überhaupt ist mit Vorurteilen in Scha<strong>des</strong><br />
Bildern nichts zu beginnen. Er ist der teil-<br />
nehmende Beobachter, der registriert, was<br />
er sieht, ohne zu kommentieren oder eine<br />
bestimmte Sichtweise zu verfolgen. Dies<br />
so zu beurteilen, fällt dem Betrachter in<strong>des</strong><br />
schwer, sobald die Schweiz mit im Boot ist.<br />
Seit 1999 hat Schade auch die eidgenös-<br />
sische Asylpolitik im Sucher – etwa wenn<br />
in der unterirdischen Truppenunterkunft in<br />
Mollis kriegstraumatisierte Kosovo-Flücht-<br />
linge von uniformierten Soldaten registriert,<br />
fotografiert, fichiert werden. Ihre Gesichter<br />
spiegeln blankes Entsetzen. Wie sollen sie<br />
wissen, dass eben diese Milizionäre anders<br />
handeln werden als jene in Kosovo, die ihnen<br />
nach dem Leben trachteten?<br />
Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico,<br />
2. Februar 2005<br />
Aus dem Projekt stammende Aufnahmen<br />
wurden publiziert in der «NZZ am Sonntag»,<br />
im «Greenpeace-Magazin Deutschland», im<br />
«Wiener» und im französischen Wochenmagazin<br />
«Courrier International».<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 60’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 40’000.–<br />
6<br />
Am Freitag und Samstag, 12. und 13. Sep-<br />
tember <strong>2003</strong>, finden im Frauenfelder Eisen-<br />
werk die 7. Frauenfelder Lyriktage statt. Mit<br />
den Autoren/Autorinnen finden auch Work-<br />
shops für Erwachsene und SchülerInnen<br />
statt.<br />
Die Veranstaltung am Freitagabend steht<br />
unter dem Motto «Ara<strong>bis</strong>che Welt» mit Auf-<br />
tritten von Fuad Rifka (Libanon), Abdellatif<br />
Laâbi (Marokko / Paris) und Iman Mersal<br />
(Ägypten / CAN).<br />
Organisation Frauenfelder Lyriktage:<br />
7. Frauenfelder Lyriktage<br />
Vertraut ist uns Goethes Anverwandlung<br />
der orientalischen Dichtkunst im «West-östlichen<br />
Divan». Weitgehend Unkenntnis freilich<br />
herrscht darüber, dass sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten mancher ara<strong>bis</strong>che<br />
Poet von der abendländischen Kultur hat inspirieren<br />
lassen. Diesem «Östlich-westlichen<br />
Divan» Gehör zu verschaffen, bildete ein Ziel<br />
der siebten Frauenfelder Lyriktage, die am<br />
Wochenende über die Bühne <strong>des</strong> «Vorstadttheaters<br />
Eisenwerk» gegangen sind. Als Antwort<br />
auf die jüngsten weltgeschichtlichen<br />
Geschehnisse war der Freitagabend drei<br />
Dichtern aus der ara<strong>bis</strong>chen Welt gewidmet,<br />
die im westlichen Denken heimisch<br />
sind. Fuad Rifka konnte die Kostproben aus<br />
seinem Schaffen denn gleich selbst auf Ara<strong>bis</strong>ch<br />
und auf Deutsch deklamieren; der in<br />
Beirut wohnhafte Christ hat in Deutschland<br />
studiert und gilt als vorzüglicher Übersetzer<br />
von Goethe und Hölderlin. Hölderlinsche<br />
Kontemplation atmen auch viele seiner eigenen<br />
Gedichte. Der 73-Jährige ist in<strong>des</strong><br />
kein Epigone – Rifka hat sich einer durchaus<br />
originellen Poesie <strong>des</strong> Verschwindens<br />
verschrieben. Seine Verse sind schlicht<br />
und münden oft in beredtes Schweigen:<br />
«Briefe flammen auf, / mit der Zeit werden sie<br />
kürzer, / kühlen ab; / schliesslich kommen sie<br />
zurück / mit dem Vermerk: <br />
// Doch, mein Herr, sein Wohnort ist<br />
bekannt, / nie war er so deutlich, / dort ist er,<br />
/ unter den dichten Wimpern <strong>des</strong> Grases.»<br />
Neuen Züricher Zeitung, Gieri Cavelty,<br />
15. September <strong>2003</strong><br />
Es lasen: Fuad Rifka, Abdellatif Laâbi, Iman<br />
Mersal, Judith Herzberg, Wolfgang Hilbig,<br />
Pierre Imhasly, Paul Muldoon, Yoko Tawada und<br />
Tomas Venclova.<br />
Musikalisch begleitete durch den Abend<br />
«ara<strong>bis</strong>che Welt» die Musikerin und Sängerin<br />
Kamilya Jubran.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 82’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 32’200.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur im Alltag? Vor Jahren sah ich Joseph Beuys<br />
in einer TV-Übertragung beim sorgfältigen<br />
Schneiden eines Rotkohls zu; das Bild hat sich in<br />
meiner Erinnerung frisch gehalten. Ich<br />
hänge es nun als Antwort auf die Frage an die Wand …<br />
Heidi Schöni Steffen, Kulturschaffende, Schmidshof<br />
4 5 6<br />
21 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
4<br />
Bodman-Stiftung: Literatur<br />
im Bodman-Haus <strong>2003</strong><br />
5<br />
Meinrad Schade:<br />
Europa zwischen Festung<br />
und Fluchtburg<br />
6<br />
Organisation Frauenfelder<br />
Lyriktage:<br />
7. Frauenfelder Lyriktage
7<br />
Am 7. Juni <strong>2003</strong> wird im Rahmen der<br />
Pfingstfestspiele in der Kartause Ittingen<br />
die Kinderoper «Brundibar» aufgeführt.<br />
Diese Oper, in den Jahren 1936 – 1938 in<br />
Prag von Adolf Hoffmeister (Text) und Hans<br />
Krasa (Komposition) geschrieben, hat trau-<br />
rige Berühmtheit dadurch erlangt, dass sie<br />
zunächst heimliche Aufführungen im Ghetto<br />
Theresienstadt erlebte, dann von den Nazis<br />
installiert wurde als zynische Rechtfertigung<br />
fürs Wohlergehen in Ghettos und Vernich-<br />
tungslagern. «Brundibar» galt in unseligen<br />
Zeiten als Hoffnungsschimmer, speziell für<br />
Kinder, als Kraft, dem Unrecht etwas ent-<br />
gegenzusetzen: mit Musik, Kreativität, Auf-<br />
bruch in phantasievolle Welten. «Brundibar<br />
gilt heute als Kraft gegen das Vergessen, als<br />
Mut zu lernen, als Ansporn für eine Zukunft<br />
<strong>des</strong> Miteinanders.»<br />
Barbara Bucher: Brundibar<br />
Unter den Solistinnen und Chorsängerinnen<br />
ist keine älter als 14 Jahre, die jüngsten sind<br />
sieben oder acht – man muss sich das immer<br />
wieder in Erinnerung rufen. Denn was auf<br />
der Bühne und daneben, wo das Jugend-<br />
orchester «il mosaico» spielt, geschieht, ist<br />
wesentlich anspruchsvoller als Schultheater.<br />
Schon hinsichtlich der Musik, die nicht aus<br />
längeren Strophenliedern besteht, sondern<br />
Stimmungen in rasch wechselnder Folge<br />
bringt und damit hohe Ansprüche stellt.<br />
(…)<br />
Um es in Theresienstadt aufführen zu kön-<br />
nen, passte Krasa 1942 sein Werk den Be-<br />
dingungen im Ghetto an. Daraufhin wurde<br />
es oft gespielt – <strong>bis</strong> so viele Kinder in die<br />
Vernichtungslager abtransportiert worden<br />
waren, dass die Rollen nicht mehr besetzt<br />
werden konnten.<br />
Basler Zeitung, Boris Schibler, 3. Juni <strong>2003</strong><br />
Über 20 Aufführungen fanden in Wattwil,<br />
St. Gallen, Jona, Basel und Zürich statt. Es<br />
folgten Einladung ans LUCERNE FESTIVAL, ans<br />
Festival Murten Classics und nach Budapest<br />
(Aufführung im neuen Holocoust Museum und<br />
Dokumentation Zentrum HDKE).<br />
Mitwirkende: Mädchenkantorei Basel, Jugend-<br />
orchester «il mosaico» (Leitung Hermann<br />
Ostendarp), Barbara Bucher (Regie), Helmuth<br />
Jaekel (Dramaturgie), Michi Schegg (Licht<strong>des</strong>ign),<br />
Vreni Müller (Ausstattung).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 113’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
22<br />
8<br />
Die Kunsthalle Arbon ist weit über die <strong>Kantons</strong>grenzen<br />
bekannt als Ort, wo zeitgenössische<br />
Kunst seit 1993 Raum findet. Die<br />
Kunsthalle begeht am 26. April den 10.<br />
Geburtstag mit einem grossen Kulturfest.<br />
Alle <strong>bis</strong>her präsentierten Künstlerinnen und<br />
Künstler sind eingeladen, für einmal auf<br />
wenig Raum Werke zu zeigen. Gleichzeitig<br />
entsteht eine Publikation mit Porträts der<br />
Beteiligten und ihrem Werk.<br />
Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster:<br />
Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon<br />
Insgesamt 39 Kunstschaffende, die alle in<br />
den vergangenen zehn Jahren in der Kunsthalle<br />
Arbon ausgestellt haben, haben die<br />
Einladung angenommen, sich auf wenig<br />
Raum mit begrenztem Zugang einschränken<br />
zu lassen. «Nicht immer ohne Murren»,<br />
sagt Inge Abegglen, Präsidentin <strong>des</strong> Vereins<br />
Kunsthalle Arbon. Ausserordentlich gerade<br />
auch <strong>des</strong>halb, weil die Kunsthalle Arbon,<br />
eine ehemalige Industriehalle mit rund 600<br />
Quadratmetern Fläche und dem unebenen<br />
Boden eine ganz besondere Herausforderung<br />
darstellt. Sie zieht somit eher unkonventionelle<br />
Kunstschaffende, die experimentell,<br />
installativ oder eben grossformatig arbeiten,<br />
an. Eben diese Kunstschaffenden sind zum<br />
zweiten Mal zur künstlerischen Auseinandersetzung<br />
mit umgekehrten Vorzeichen<br />
eingeladen worden. Die Kartonboxen sind in<br />
zwei lange Reihen aufgestellt, wirken daher<br />
uniform und angepasst. Ihr Innenleben allerdings<br />
erschliesst farbige Welten und ist so<br />
individuell wie die Kunstschaffenden, die sie<br />
erschaffen haben.<br />
St. Galler Tagblatt, Andrea Gerster, 30. April <strong>2003</strong><br />
Die Ausstellenden: Max Bottini, Daniel Braeg,<br />
Kurt Schmid, Peter Somm, Hubert Kaltenmark,<br />
Bruno Kurz, Werner Ignaz Jans, Bendicht Fivian,<br />
Christoph Hauri, Peter Schneebeli, Roman<br />
Candio, Schang Hutter, Christina Fessler, Urs<br />
Hanselmann, Evelyne Ammann, André Büchi,<br />
Urs Graf, Leo Holenstein, Ursus A. Winiger,<br />
Elisabeth Nembrini, Hans Thomann, Willi Keller,<br />
Ede Mayer, Conrad Steiner, Klaus Schmetz,<br />
Peter Stäheli, Bruno Steiger, Gilgi Guggenheim,<br />
Joachim Schwitzler, Othmar Eder, Lucie<br />
Schenker, David Bürkler, Sep Müller, Peter<br />
Köhl, Jörg Köppl, Esther van der Bie, Peter<br />
Kamm, Peter Zacek, Spallo Kolb.<br />
Kunsthalle Arbon, 26. April <strong>bis</strong> 31. Mai <strong>2003</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 10’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’500.–<br />
9<br />
Innerhalb der vielbeachteten Reihe «Paarläufe»<br />
<strong>des</strong> Schweizerischen Kunstvereins<br />
kann sich Peter Stamm in einer Doppelausstellung<br />
mit der Schaffhauser Künstlerin<br />
Daniela Keiser im Kunstmuseum Solothurn<br />
präsentieren. Der Autor verbindet verschiedene<br />
Klangbeispiele aus dem Bereich der<br />
sakralen Musik, Originaltöne aus dem Bereich<br />
der Naturwissenschaft und eigene<br />
Texte. Das Projekt wird auf die Solothurner<br />
Literaturtage terminiert.<br />
Kunstmuseum Solothurn:<br />
Ausstellung von Peter Stamm im<br />
Kunstmuseum Solothurn<br />
Wir befinden uns im graphischen Kabinett<br />
<strong>des</strong> Kunstmuseums Solothurn, das mit einer<br />
sehr inspirierten Ausstellung das poetische<br />
Getümmel der 25. Solothurner Literaturtage<br />
flankiert. Daniela Keiser hat drei Räume mit<br />
12 Diaprojektionen bestückt, Lichtbilder sakraler<br />
Kultstätten, die von einer akustischen<br />
Installation <strong>des</strong> Schriftstellers Peter Stamm<br />
auf nüchtern-minimalistische Art kommentiert<br />
werden: mit O-Tönen von Anrufbeantwortern<br />
und Sprachlehrkursen, das Ganze<br />
unterlegt mit den fliessenden Meditationsklängen<br />
eines Arvo Pärt.<br />
Ihren Paarlauf zwischen Kunst und Literatur<br />
verstehen Daniela Keiser und Peter Stamm<br />
als Auseinandersetzung mit den Überlegungen<br />
<strong>des</strong> Religionstheoretikers Mircea<br />
Eliade über «Das Heilige und das Profane».<br />
Und dieses Verhältnis von Heiligem und<br />
Profanem ist so etwas wie ein verborgenes<br />
Leitmotiv <strong>des</strong> Solothurner Jubiläumsprogramms.<br />
Basler Zeitung, Michael Braun, 31. Mai <strong>2003</strong><br />
Kunstmuseum Solothurn, 26. April <strong>bis</strong><br />
6. Juli <strong>2003</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 41’600.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–
7 8 9<br />
23 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
7<br />
Barbara Bucher: Brundibar<br />
8<br />
Kunsthalle Arbon,<br />
Andrea Gerster:<br />
Jubiläumsausstellung<br />
Kunsthalle Arbon<br />
9<br />
Kunstmuseum Solothurn:<br />
Ausstellung von Peter<br />
Stamm im Kunstmuseum<br />
Solothurn
10<br />
«Das kunstseidene Mädchen» wurde 1932<br />
von der deutschen Schriftstellerin Irmgard<br />
Keun als Roman verfasst. Gottfried Greiffen-<br />
hagen verfertigte dazu eine Bühnenfassung,<br />
die an mehreren grossen und kleinen Häu-<br />
sern im deutschsprachigen Raum aufgeführt<br />
wurde und wird. Das Einfraustück beschäf-<br />
tigt sich mit den Lebensbedingungen einer<br />
Frau in den dreissiger Jahren in der Abhän-<br />
gigkeit vom männlichen Gegenüber, von den<br />
gesellschaftlichen Konventionen und zeitty-<br />
pischen Ideologien, ihrer Schichtzugehörig-<br />
keit und ökonomischen Situation.<br />
Barbara Bruhin:<br />
Das kunstseidene Mädchen<br />
Die Heldin hat die Realität ein Stück weit<br />
akzeptiert. Der Monolog ist sparsam ausge-<br />
stattet, zwei Kleider, Pelz, drei Paar Schuhe,<br />
alles darauf angelegt, durch Reduktion zu<br />
überzeugen. Das lässt die Figur eindringlich<br />
werden, und wenn man sich im Stück immer<br />
wieder ertappt, wie man kontrolliert, ob der<br />
Heldin Beine wirklich unterschiedlich dick<br />
sind, ist man von der Figur schon gefangen<br />
genommen. Ein paar Mal kurz aus der insze-<br />
nierten Monotonie kräftiger ausgebrochen,<br />
das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Im Ge-<br />
dächtnis behält man aber eine junge Berliner<br />
Mimin, die sich für ihre Figur ganz schön ins<br />
Zeug gelegt hat.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
8. November <strong>2003</strong><br />
Die Premiere fand am 6. November <strong>2003</strong> im<br />
Rahmen der <strong>Thurgau</strong>er Theater Tage in<br />
Bürglen statt. Weitere Aufführungen folgten in<br />
Bürglen, Bern, Sirnach, Frauenfeld, Zug,<br />
Mels, St. Gallen, Sommeri, Stans, Lichtensteig<br />
und Sursee.<br />
Die Beteiligten: Barbara Bruhin (Konzept,<br />
Realisation, Spiel), Uwe Schuran (Regie),<br />
Christoph Ullmann (Produktionsleitung),<br />
Claus-Peter Täterow (Bühne, Licht), Dana<br />
Horvat-Schaller (Kostüme), Nando Betschart<br />
(Musik).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />
24<br />
11<br />
Der Dramenprozessor ist ein Förderprojekt<br />
für junge Dramatik, das 2001/02 bereits in<br />
den vierten Jahrgang geht. In allmonatlich<br />
stattfindenden, einwöchigen Workshops<br />
werden Texte diskutiert und auf ihre Bühnen-<br />
tauglichkeit geprüft, gefolgt von praktischer<br />
Probenarbeit mit Schauspielerinnen und<br />
Schauspielern. Sabine Wen-Ching Wang hat<br />
die Möglichkeit, ihr Stück «Spinnen» im Rah-<br />
men <strong>des</strong> Dramenprozessors zu entwickeln.<br />
Es gewinnt <strong>2003</strong> den Preis der Schwei-<br />
zerischen Autorengesellschaft (SSA), und<br />
die Regisseurin Beatrix Bühler bringt es als<br />
Koproduktion von GO-Theaterproduktionen,<br />
Schlachthaus Theater Bern, Theater an der<br />
Winkelwiese Zürich und Theater Tuchlaube<br />
auf die Bühne.<br />
«Spinnen» beschreibt den Alltag von vier<br />
Menschen in einer Psychiatrischen Klinik auf<br />
fast leichte, lakonische Weise ohne spekta-<br />
kuläre Ausbrüche.<br />
Go-Theaterproduktionen: Spinnen<br />
Dabei leistet Wang mit ausgezeichnet formu-<br />
lierten Dialogen Bemerkenswertes. Sie fin-<br />
det eine glaubwürdig gesprochene Sprache,<br />
in der die meisten Aussagen zu Halbsätzen<br />
und Fragmenten zerstückelt sind. Noch das<br />
Alltagsgequatsche, in dem sich die Schau-<br />
spielerInnen gelegentlich improvisierend zu<br />
verlieren scheinen, ist von Wang in der Text-<br />
vorlage <strong>bis</strong> in die letzte leiernde Wiederho-<br />
lung vorbedacht.<br />
Die Wochenzeitung, Fredi Lerch,<br />
16. Oktober <strong>2003</strong><br />
Im Phönix-Theater wurde am Samstagabend<br />
mit dem Stück «Spinnen» das Verständnis für<br />
die Grenzen zwischen Normalität, Wahnsinn<br />
und prekärer Kommunikation gefördert. Das<br />
Publikum rief «Bravo» vor Begeisterung.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Margrith Pfister-Kübler,<br />
20. Januar 2004<br />
Die Uraufführung fand am 9. Oktober <strong>2003</strong> im<br />
Schlachthaus Theater Bern statt. Weitere<br />
Aufführungen folgten in Bern, Aarau, Zürich<br />
und Steckborn.<br />
Die Beteiligten: Beatrix Bühler (Regie), Matthias<br />
Flückinger, Vivanne Mösli, Cathrin Störmer,<br />
Jürgen Stössinger (Spiel), Roger Staub (Bühne<br />
und Licht), Renate Wünsch (Kostüme), Bea<br />
Ackermann (Assistenz), GO-Theaterproduktionen<br />
(Produktion).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 133’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’000.–<br />
12<br />
An zwei Abenden wird das Wirken Born-<br />
hausers und <strong>des</strong>sen Auswirkungen vorge-<br />
stellt, weil nach Ansicht der Gesuchsteller<br />
im Festspiel 1991 die Darstellung dieses<br />
Wirkens zu kurz gekommen sei. Die Dar-<br />
bietung an den beiden Abenden wird als<br />
«Performance» charakterisiert. Das Projekt<br />
ist also eine Art Wiederaufnahme <strong>des</strong> Fest-<br />
spiels und versucht, darin einen bestimmten<br />
Aspekt stärker zu betonen.<br />
Deep-Line Project Management:<br />
Bornhauser heute<br />
Normalerweise singt man das «<strong>Thurgau</strong>er-<br />
lied» zum Ausklang von Volksfesten oder<br />
Blasmusikabenden. Im Frauenfelder Rat-<br />
haus bildete es den Start zu einem Abend<br />
über den Pfarrer, Dichter und Politiker Tho-<br />
mas Bornhauser (1799-1856), der mit sei-<br />
nem Ideengut massgeblich zur Ausgestal-<br />
tung der heutigen Verfassung beigetragen<br />
hat und zumin<strong>des</strong>t bei der jüngeren Gene-<br />
ration aus dem historischen Bewusstsein<br />
verschwunden ist. (…)<br />
Die Passagen von und über Bornhauser<br />
waren durchaus interessant und treffend<br />
ausgewählt, allerdings oft allzu improvisiert<br />
abgelesen. Eine gewisse Perfektion der Re-<br />
zitation war auch zu Gunsten eines offen-<br />
sichtlich angestrebten Plaudertoncharakters<br />
<strong>des</strong> Abends nicht das vorrangigste Ziel der<br />
beiden Schauspieler.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Martin Preisser,<br />
18. August <strong>2003</strong><br />
Aufführungen fanden am 15. August<br />
in Frauenfeld und am 5. September <strong>2003</strong><br />
in Weinfelden statt.<br />
Die Beteiligten: Hans-Rudolf Binswanger,<br />
Urs Bosshardt und Willi Forster (Musik).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’825.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 13’000.–
10 11<br />
25 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
10<br />
Barbara Bruhin: Das<br />
kunstseidene Mädchen<br />
11<br />
Go-Theaterproduktionen:<br />
Spinnen
13<br />
Um den Fortbestand der Laienschauspie-<br />
lerInnen <strong>des</strong> Theagovia-Ensembles sicher-<br />
zustellen, führt der Kulturverein Theagovia<br />
eine Theaterwerkstatt für Jugendliche und<br />
Erwachsene durch. Sieben Kursleiterinnen<br />
und Kursleiter vermitteln in vierzig Kursstun-<br />
den Wissen und Kenntnisse, die sich auf<br />
und hinter der Bühne anwenden lassen.<br />
Theagovia Theater Bürglen:<br />
Theaterwerkstatt <strong>2003</strong><br />
Der Theaterkurs fand nach einer Zeitungs-<br />
ankündigung regen Zulauf. Wir hatten auf<br />
Anhieb 12 Interessierte, die nach dem In-<br />
formationsabend auch alle teilnahmen. Die<br />
niedrige Gebühr erlaubte es besonders jun-<br />
gen Leuten mitzumachen. Der Kurs richtete<br />
sich an Anfänger ohne oder mit wenig Erfah-<br />
rung. Den Abschluss bildete der Sonntag.<br />
Kleine Texte mit den neu erlernten Techniken<br />
wurden in Improvisationen umgesetzt. Die<br />
Ergebnisse waren für alle begeisternd.<br />
Aus dem Abschlussbericht<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–<br />
26<br />
14<br />
Seit mehreren Jahren gibt es in Môtiers<br />
eine grosse, prestigeträchtige und für die<br />
Schweiz bedeutende Skulpturenausstel-<br />
lung, an der namhafte Künstlerinnen und<br />
Künstler teilnehmen. – In diesem Jahr u.a.<br />
Ben Vautier, John Armleder, Sylvie Fleury,<br />
Bernhard Luginbühl, Claudia & Julia Müller,<br />
Claude Sandoz, Markus Schwander, Andrea<br />
Wolfensberger und Käthe Walser. Unter<br />
den von einer Jury Ausgewählten ist auch<br />
Peter Kamm. Ausgehend von der Fotografie<br />
eines im Bett liegenden, lesenden Paares<br />
mit einem fossilisierten Knochen im Vorder-<br />
grund, entsteht die Idee für eine Steinskulp-<br />
tur für Môtiers.<br />
Peter Kamm:<br />
Der Anfang von Leben und Tod<br />
Als Künstler muss ich wissen, wie meine<br />
Arbeit benutzt wird und wie ich diese Si-<br />
tuation nutzen kann. Die Arbeit, eine Kno-<br />
chenskulptur aus Sandstein mit den Massen<br />
55 x 375 x 65 cm, wurde in einem Haus gegenüber<br />
der Dorfkirche installiert, von der<br />
Strasse im Vorübergehen durch die Fenster<br />
sichtbar neben Tisch, Bett, Stuhl und Kleiderhängung.<br />
In den Knochen graviert die<br />
Wörter <strong>des</strong> Vagabunden von Michel Leiris.<br />
Während der Ausstellung stirbt ein langjähriger<br />
Freund und schlagartig erhält diese<br />
Arbeit eine andere Bedeutung. Sie wird zum<br />
Memento mori, zur Vorgabe für die nächste<br />
Zeit.<br />
Aus dem Abschlussbericht<br />
Am Tag in der idealen Welt sieht der Tod<br />
genau so aus wie zuvor. Aber die Wirklichkeit<br />
ist jetzt anders.<br />
Ringsum liegen nebeneinander und übereinander<br />
die alten Knochengerüste vergangener<br />
Zeit. Dornenförmige Fortsätze, die<br />
sich an den offenen Rücken entlang verbinden<br />
mit breiten dreieckigen Signalplatten;<br />
zerschlagene Kriegszustände, getragen hinter<br />
den Kopfschildern, krachende Rippen<br />
entsetzlicher Gesellschaften sinken laufend<br />
ein in die vergangene Geschichte. Die langen,<br />
gefleckten kegelförmigen Zähne ziehen<br />
die Armutsschädel, sie langsam stetig zermalmend,<br />
abwärts, wo sie in die herrschaftslose<br />
Menge eingehen.<br />
Die Wochenzeitung, Peter Kamm, 12. August 2004<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
15<br />
Ein Theaterabend, nicht nur für Frauen:<br />
Während Jahren ist eine Frau mit einem<br />
Mann liiert, mit dem sie eine achtzehnjährige<br />
Tochter hat. Der Mann bekommt einen Lehrauftrag<br />
an einer amerikanischen Uni – für<br />
ein Jahr. Er möchte, dass Frau und Tochter<br />
mitkommen; er will mit der Frau «neu anfangen».<br />
Die Frau ringt: Mitgehen und das Leben,<br />
das sie sich aufgebaut hat, gefährden? Oder<br />
bleiben, und sich weiter ihrem Beruf als<br />
Journalistin widmen? Während sie mit sich<br />
ringt, legt sie CDs auf mit Liedern, die ihr<br />
Leben geprägt haben.<br />
Theater Bilitz: Eine unvollständige Frau<br />
Verena Bosshard verkörpert die Rolle der<br />
Journalistin Irene S. mit einer unwahrscheinlichen<br />
Präsenz. Im Stück hat Autor Peter-<br />
Adrian Cohen vier Frauenschicksale verarbeitet,<br />
die Verena Bosshard zu einer dichten<br />
Einheit verschmelzen lässt. Es gelingt ihr<br />
hervorragend, das Wechselspiel der Gefühle<br />
darzustellen und die Zuschauer zum<br />
Diskutieren anzuregen. Diese Diskussionen<br />
untereinander und mit der Schauspielerin<br />
fanden im Anschluss in der kleinen Cafeteria<br />
im hinteren Teil der Bitzibühne statt. Mit<br />
diesem Theater fand das Jahresprogramm<br />
<strong>des</strong> Kulturträgervereins Literaria seinen krönenden<br />
Abschluss.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Erwin Schönenberger,<br />
21. März <strong>2006</strong><br />
Die Uraufführung fand am 25. September <strong>2003</strong><br />
in Münchwilen statt, das Stück wurde weiter in<br />
Bürglen, Baden, Weinfelden, Amriswil, Wil,<br />
Zürich und Lichtensteig gespielt.<br />
Die Beteiligten: Peter-Adrian Cohen (Text,<br />
Regie), Helmut Vogel (Regie), Christine Lather<br />
(Mitarbeit), Verena Bosshard (Spiel,<br />
Musikauswahl), Sam Schönenberger (Technik),<br />
Clifford Lilley (Kostüm), Ingrid Kronenberg<br />
(Kostümassistenz, Schneiderin), Priska Kistler<br />
und Roland Lötscher (Produktionsleitung).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’700.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur hilft mir, den Alltag zu gestalten.<br />
Marianne Sax, Buchhändlerin, Frauenfeld<br />
13 14 15<br />
27 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
13<br />
Theagovia Theater<br />
Bürglen: Theaterwerkstatt<br />
<strong>2003</strong><br />
14<br />
Peter Kamm: Der Anfang<br />
von Leben und Tod<br />
15<br />
Theater Bilitz:<br />
Eine unvollständige Frau
16<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> hatte 2001 Zsuzsanna<br />
Gahse aus Müllheim für den Schreibpro-<br />
zess unter dem Titel «Titel fehlt» unterstützt,<br />
<strong>des</strong>sen ausschliesslicher Schauplatz Müll-<br />
heim ist. Bereits der endgültige Titel «durch<br />
und durch» ist eine Anspielung auf die<br />
Verkehrslage <strong>des</strong> Ortes an der N1, die als<br />
Durchzugsstrasse von Ost nach West und<br />
von West nach Ost der Stadt seit jeher ein<br />
besonderes Charakteristikum verleiht. Was<br />
diese Bewegung durch den Ort, auf ihn hin<br />
und von ihm weg heisst, wird in vielen Epi-<br />
soden (die teils geschichtlich zurückreichen<br />
in die Zeit der Neandertaler und der Franzo-<br />
senkriege) sensibel erfasst. Auf diese Weise<br />
entsteht ein künstlerisch herausragen<strong>des</strong>,<br />
vielschichtiges Porträt der Region.<br />
Edition Korrespondenzen, Wien:<br />
Buchpublikation «durch und durch.<br />
Müllheim / Thur»,<br />
Die Texte von Zsuzsanna Gahse sind etwas<br />
für Geniesser. Wer sich auf sie einlässt,<br />
fängt unweigerlich an, sich Zeit beim Lesen<br />
zu nehmen, Wort für Wort und Satz für Satz.<br />
Unmerklich gerät man in einen Zustand, in<br />
eine Verfassung, die man oft allenfalls noch<br />
aus der Kindheit erinnert. So etwa: Im Fenster<br />
lehnen, draussen brodelt das Leben,<br />
und wenn es nur das auf der Dorfstrasse ist.<br />
Ab und an fährt ein Auto vorbei…<br />
Basler Zeitung, Sabine Peters, 16. April 2004<br />
Wer die Ortsmitte quert, bespielt schon das<br />
kleine Welttheater im Kopf der Dichterin,<br />
wird herausgeschnitten aus dem durchknatternden<br />
Idyll und hineinprojiziert in Schicksalsmuster,<br />
gegen die sich die Sesshaften<br />
durch ihr mundartlich besiegeltes Angestammtsein<br />
gesichert wähnen. Sacht zieht sie<br />
ihnen das Herkommen unterm Hintern weg<br />
und fädelt es ein in den fliessenden Verkehr<br />
der Strasse Nr. 1, in Völkerwanderungen,<br />
Landsknechtzügen und Flüchtlingstrecks.<br />
Irgendwann ist sie ja selbst mit einem gekommen,<br />
aus dem kommunistischen Ungarn.<br />
Dort ist für sie die Quelle <strong>des</strong> Stroms,<br />
der die wahren Weltverhältnisse als Treibgut<br />
abwirft, vom mobilen Hähnchengrill <strong>bis</strong> zum<br />
Puff mit verschleppten Frauen. Müllheim:<br />
poetische Anthropologie mit Dorfplatz, Heimatspiel<br />
aus der globalen Steppe.<br />
Die ZEIT, Andreas Nentwich, Mai 2004<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’500.–<br />
28<br />
17<br />
Seit Oktober 1998 existiert das generations<br />
– Internationales Jazztreffen Frauenfeld, ein<br />
achttägiges Festival mit Masterclass Workshop,<br />
der sich in erster Linie an junge Talente<br />
richtet und von international renommierten<br />
Jazzmusikern und -lehrern geleitet wird. Aufgrund<br />
einer Einladung an das Festival «Jazz<br />
goes Föhr – eine Insel swingt» wurde für die<br />
Förderpreisband <strong>des</strong> vergangenen Jahres,<br />
in welche die besten jungen Musiker gewählt<br />
wurden, eine kleine Tournee zusammengestellt.<br />
Diese hat Roman Schwaller organisiert,<br />
die Band wird musikalisch von Adrian<br />
Mears betreut.<br />
Roman Schwaller für generations:<br />
Förderpreisband generations 2002 plus<br />
Adrian Mears und Roman Schwaller,<br />
Tournee August <strong>2003</strong><br />
Die sieben «Winners», das sind Daniel Scholl<br />
(Trompete), Florian Riedl (Altosax), Marc<br />
Moscatelli (Tenorsax), Andreas Tschopp<br />
(Posaune), Stefan Rusconi (Klavier), Björn<br />
Baumgartner (Bass) und Raphaël Pedroli<br />
(Schlagzeug). Am Sonntagabend eröffneten<br />
sie ihre Konzerttournee.<br />
An den Anfang ihres Programms stellten<br />
sie zwei vom grossen Jazz-Pianisten Kenny<br />
Barron inspirierte Titel aus der Feder von<br />
Adrian Mears: «Barron's Bus Ride» und das<br />
an «Voyage» angelehnte «Who Gets Who».<br />
Es war von Beginn weg nicht zu überhören,<br />
wie sich das Zusammenspiel und die individuelle<br />
Ausdrucksweise eines jeden dieser<br />
«Youngsters» in kurzer Zeit weiterentwickelt<br />
hatte. Die Arbeit <strong>des</strong> an der Jazzschule<br />
Basel lehrenden australischen Posaunisten<br />
Adrian Mears, der dem Förderpreis-Septett<br />
auch eine Anzahl eigener Stücke und Arrangements<br />
zur Verfügung gestellt hat, beginnt<br />
Früchte zu tragen. Zusammenspiel, Präzision,<br />
Disziplin und Gestaltungswillen dieser<br />
Auswahl vermochten voll zu überzeugen. Mit<br />
sichtlichem Stolz auf das Erreichte überliess<br />
Adrian Mears die Band über weite Strecken<br />
sich selbst und kitzelte nur stellenweise,<br />
vorübergehend als «Teilzeit-Dirigent» am<br />
Bühnenrand auftauchend, orchestrale Feinheiten<br />
heraus.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 19. August <strong>2003</strong><br />
Die «generations»-Förderpreisband 2002 spielte<br />
in Amriswil, München, auf der Nordseeinsel Föhr<br />
und in Husum.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 17’048.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’264.40<br />
18<br />
Fanatismus ist das Thema, mit dem sich<br />
Michael Kellenberger mit den Mitteln von<br />
Körper, Text/Schauspiel, Musik und Video/<br />
Bild auseinandersetzen will. Dabei soll das<br />
Buch «Der Fanatiker. Eine Pathologie <strong>des</strong><br />
Parteigängers» von Eric Hoffer von 1951 als<br />
Ausgangspunkt dienen.<br />
Company OutImplosion:<br />
Dekonstruktion eines Fanatikers<br />
Wenn der Druck von aussen wächst, wird<br />
die Leere im Innern bedrohlicher. Zeigen sich<br />
dann Schwachstellen in der Hülle, kommt<br />
es zur Implosion, deren Folgen denen einer<br />
Explosion ähneln. «OutImplosion» heisst die<br />
Tanz-Company um den Kreuzlinger Tänzer<br />
Michael Kellenberger, und natürlich ist die<br />
Namensgebung nicht absichtslos. Wer <strong>Projekte</strong><br />
von Kellenberger und auch seinem<br />
Berliner Kollegen, dem Tänzer und Choreografen<br />
Gerhard Maass gesehen hat, weiss,<br />
dass es beiden ums fragile Innenleben geht,<br />
das sich zwischen den beiden Polen Bewegungslosigkeit<br />
und Eruption körperlich<br />
ausprägen kann. Um gefälliges Anbiedern<br />
an das Publikum geht es ihnen dabei nicht<br />
– keine Körpermalerei in satten Farben wird<br />
da geboten, kein Schwelgen in Wärme und<br />
Lebendigkeit von Bewegung. Kellenberger<br />
und Maass sind Analytiker, Zeichner, die mit<br />
kantigen Strichen die Räume auf der Bühne<br />
wie die Innenräume ihrer Figuren vermessen<br />
und die kühle, perfekte Eleganz der solitär<br />
gestellten Linie vertreten.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />
20. September <strong>2003</strong><br />
Die Premiere fand im September <strong>2003</strong> in der<br />
Kulturscheune von Schloss Girsberg statt, wo<br />
weitere Aufführungen folgten. Weitere Gastspiele<br />
an den <strong>Thurgau</strong>er Theater Tagen <strong>2003</strong> in<br />
Bürglen und 2005 an den Tanztagen Berlin.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’410.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–
16 17<br />
29 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
16<br />
Edition Korrespondenzen,<br />
Wien: Zsuzsanna Gahse,<br />
Autorin von «durch und<br />
durch. Müllheim / Thur»<br />
17<br />
Roman Schwaller<br />
für generations: Förderpreisband<br />
generations<br />
2002, Tournee August <strong>2003</strong>
19<br />
«Seit 1968 habe ich mich mit James Joyces<br />
Ulysses kalligrafisch und zeichnerisch be-<br />
schäftigt. Am 20. März <strong>2003</strong> hatte ich in der<br />
James Joyce Stiftung in Zürich eine Vorstel-<br />
lung mit Lesung und Zeichnungen zu diesem<br />
Thema, welche dort grosse Beachtung ge-<br />
funden hatte. Nun möchte ich diese Arbeit<br />
weiterführen. Viel Zeit bleibt mir dafür nicht<br />
mehr. Mit einem Werkbeitrag von Fr. 6’000<br />
könnte ich ein Jahr lang weiter arbeiten. Das<br />
wäre sehr schön, eine Art befriedigender<br />
Abschluss meines schwierigen Lebens.<br />
Anton Bernhardsgrütter im Gesuch<br />
Anton Bernhardsgrütter: Ulysses<br />
Der Kunstverein Frauenfeld hat diesen Zu-<br />
gang gewählt. Nicht nur, um den Bloomsday<br />
mit einer illustrativen Lesung zu feiern, son-<br />
dern um Anton Bernhardsgrütters Beschäf-<br />
tigung mit Joyces Erzählung in Erinnerung<br />
zu rufen und zu verdeutlichen. Denn der<br />
<strong>Thurgau</strong>er Künstler hat über Jahre Stim-<br />
mungen aus dem Buch aufgegriffen, hat<br />
Schlüsselstellen immer wieder gelesen und<br />
in traumhaft-poetische Bilder umgesetzt. 40<br />
Zeichnungen aus Bernhardgrütters Ulysses-<br />
Zyklus lagen auf Tischen ausgebreitet: eines<br />
Künstlers Annäherungen an einen Text, seine<br />
fast 40 Jahre andauernde Auseinanderset-<br />
zung damit – lesend, zeichnend, notierend.<br />
Der «Ulysses» sei «das katholischste Buch»,<br />
wie er am 16. Juni 1968 notierte, dem Tag,<br />
als er das Werk erstmals in einem Zug ge-<br />
lesen hatte.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
29. April 2004<br />
Auffällig die Parallelen zwischen diesen bei-<br />
den kreativ tätigen Männern. Beide streng<br />
erzogen im katholischen Glauben mit den<br />
entsprechenden Auswirkungen moralischer<br />
Art und darum die spätere totale Abwen-<br />
dung von der «ecclesia unam sanctam ca-<br />
tholicam».<br />
Gemeinsam ist beiden auch der enge Bezug<br />
zur Mutter, die Belesenheit, die Verwendung<br />
von Sprachsplittern von Latein <strong>bis</strong> Spanisch<br />
in Text und Bild, das wortschöpferische Fa-<br />
bulieren und die sinnliche <strong>bis</strong> derbe Bildhaf-<br />
tigkeit, der Humor wie auch die Ironie, die<br />
sich bei beiden durchs Werk ziehen. Auf<br />
jeden Fall ist es reizvoll, die Annäherungen<br />
an die Dichtung von Bernhardsgrütter zu<br />
James Joyce sozusagen als interpretato-<br />
rische Hilfe entgegen zu nehmen.»<br />
St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer, 29. Juni 2004<br />
Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
30<br />
20<br />
«Unser Motto für das Jahr <strong>2003</strong> lautet «Inspi-<br />
ration Ost». Mit dieser Ausrichtung möchten<br />
wir die Vielfalt <strong>des</strong> osteuropäischen Jazz prä-<br />
sentieren und damit auch insbesondere die<br />
Zusammengehörigkeit Europas speziell mit<br />
seinen östlichen Nachbarn stärken. Diese<br />
Ausrichtung führt dazu, dass im Vergleich<br />
zum letzten Jahr weniger Schweizer Musiker<br />
am Festival beteiligt sind.»<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>)<br />
Unter dem Motto «Inspiration Ost» ist der 24.<br />
vom Jazzclub Konstanz organisierte «Jazz-<br />
herbst» über die Bühne <strong>des</strong> K 9 gegangen.<br />
Sechs Gruppen brachten an den drei gut<br />
besuchten Konzerttagen innovative, mitreis-<br />
sende, aber auch kuriose Musik zu Gehör.<br />
Geradezu passend für das Motto «Inspira-<br />
tion Ost» war das folgende Zusammenspiel<br />
von Co Streiff (Saxophon) und Christian<br />
Weber (Bass) mit Olga Mischula. Die 1969<br />
in Minsk geborene Künstlerin spielte auf<br />
einem Cimbalom (Cymbal), dem mit Klöp-<br />
peln geschlagenen osteuropäischen Hack-<br />
brett. Die Verknüpfung von Jazz mit dem<br />
Folkloreinstrument ging auf, und die Gruppe<br />
brachte interessante Klangkombinationen<br />
zu Gehör: Klagende Saxophonmelodien,<br />
von einem durchgängig prägnant gezupften<br />
Kontrabass begleitet, wurden mit vielfältigen<br />
Hackbrettklängen gekreuzt – und vor allen<br />
Dingen dieser angenehm warme Ton <strong>des</strong><br />
Cimbaloms, der von ruhig angeschlagenen,<br />
harfenähnlich als Arpeggio gespielten Be-<br />
gleitakkorden <strong>bis</strong> hin zu strahlenden Tonfol-<br />
gen reichte, konnte begeistern.<br />
Südkurier, Florian Stemmler, 27. Oktober <strong>2003</strong><br />
Es spielten nebst MusikerInnen aus Tschechien,<br />
Finnland, Polen, Bulgarien, Slowenien, Litauen,<br />
Weissrussland und Deutschland die bekannten<br />
Österreicher Christian und Wolfgang Muthspiel<br />
sowie Co Streiff, Christian Weber und Tommy<br />
Meier aus der Schweiz.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: F 39’300.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />
21<br />
«Breite Bevölkerungsschichten in der<br />
Schweiz / in Europa meinen, sich vor Einwanderern<br />
schützen zu müssen. Drehen wir<br />
den Spiess um: Was heisst Auswandern<br />
heute»?<br />
Sam wandert aus, von der Schweiz nach<br />
Kanada. Nach 10 Jahren kann er sich eine<br />
kleine Farm kaufen. Sein «Nachbar» (kanadische<br />
Distanzen) Max ist vor rund 40<br />
Jahren aus dem <strong>Thurgau</strong> nach Alberta ausgewandert,<br />
nachdem er seinen Hof für eine<br />
ansehnliche Summe verkauft hatte. Howlin<br />
Wolf will Sams Geschichte und seinen Alltag<br />
in Relation zu Max erzählen.<br />
Cornelia Strasser:<br />
Howlin Wolf (Vorprojekt)<br />
Dank der Unterstützung der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
konnte Cornelia Strasser weiter für den geplanten<br />
Dokumentarfilm recherchieren und<br />
in Kanada für die Aufnahmen rekognoszieren.<br />
2004 wurde für die Filmproduktion ein<br />
Beitrag bewilligt, das Projekt erhielt auch<br />
Unterstützung von SF DRS und 3sat. Allerdings<br />
kam die Finanzierung letztlich nicht<br />
zustande und das dafür gesprochene Geld<br />
wurde nicht ausbezahlt.<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–
19 20<br />
31 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
19<br />
Anton Bernhardsgrütter:<br />
Ulysses<br />
20<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Inspiration Ost (Jazzherbst<br />
<strong>2003</strong>)
22<br />
«Die Protagonistin Ana stellt keine Fragen,<br />
nicht als ihr 13-jähriger Sohn sich das Leben<br />
nimmt, nicht als ihre Schwiegermutter zu ihr<br />
und ihrem Mann Bernhard zieht und Ana auf<br />
perfide Art und Weise quält. Als Ana endlich<br />
anfängt zu fragen, scheint es bereits zu spät<br />
zu sein. Denn sie wird <strong>des</strong> Tötungsversuchs<br />
an ihrer Schwiegermutter verdächtigt. Sie<br />
landet in der Psychiatrie, weil sie keine Ant-<br />
worten mehr gibt. Auf sich selbst zurückge-<br />
worfen, beginnt sie endlich Fragen zu stel-<br />
len, zuerst an sich und dann an andere. Sie<br />
erhält Antworten, auch schmerzhafte, und<br />
tut das schier Unglaubliche, sie holt, nach-<br />
dem sie aus der Psychiatrie entlassen wird,<br />
ihre Schwiegermutter wieder zu sich.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Andrea Gerster: Romanprojekt<br />
«Wahnsinnig schöne Maitage»<br />
«Für das Romanprojekt interessierte sich in<br />
einer frühen Phase ein renommierter deut-<br />
scher Verlag, der sich aber nach einigen<br />
Monaten noch vertragsloser Zusammenar-<br />
beit letztlich gegen das Projekt entschied.<br />
Derzeit hat wiederum ein grosser deutscher<br />
Verlag Interesse bekundet, in den nächsten<br />
Wochen sollte der Entscheid fallen.<br />
Der Roman ist in einer eigenständigen, zum<br />
Teil experimentellen Sprache geschrieben,<br />
das kann gleichzeitig als Vor- wie als Nach-<br />
teil ausgelegt werden. Der Werkbeitrag hat<br />
die Autorin ermutigt, das literarische Schaf-<br />
fen zu intensivieren.<br />
Aus dem Schlussbericht von Andrea Gerster<br />
Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
32<br />
23<br />
Stauffers «Text-Theater-Bewegungsforsch-<br />
ungsarbeit», die er bereits mit seinem am<br />
Stadttheater Bern uraufgeführten Stück<br />
«Die Apfelkönigin» verfolgte, haben Philipp<br />
Egli zu einer Zusammenarbeit animiert. «Ich<br />
bin überzeugt, dass Stauffers Hang zum<br />
Doppelbödigen, vom Repetitiven <strong>bis</strong> zum<br />
Absurden, seine Art, schweizerische Arten<br />
und Unarten in die Zeilen zu mischen, in<br />
diesem Tanzabend gut zum Tragen kommen.<br />
Seine Experimentierfreude und Lust, sich<br />
auf Ungewisses einzulassen, passen gut zu<br />
einem Tanzstück, welches schon durch die<br />
äusseren Gegebenheiten einen einmaligen<br />
Rahmen bildet: Kalter, ungeheizter Raum,<br />
ungewöhnliche Anordnung von Bühne und<br />
Publikum, raumspezifische Umsetzung.»<br />
Aus den Gesuchsunterlagen, Philipp Egli<br />
Michael Stauffer: Als alles gesagt war<br />
(Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille)<br />
Scheint die Semantik <strong>des</strong> Raums zu Beginn<br />
etwas plakativ aufgegriffen und vermögen<br />
die offenbar sprecherisch wenig geübten<br />
Akteure die lyrischen Qualitäten <strong>des</strong> Textes<br />
nur ansatzweise zum Ausdruck zu bringen,<br />
so gewinnt der Tanz, je mehr er sich von der<br />
mimetischen Illustration und vom verbalen<br />
Ausdruck löst, an Dichte und Eindringlich-<br />
keit. Aus demonstrativem Herumlungern<br />
ergeben sich intensive Übersprung-Hand-<br />
lungen; mehrmals setzt man paarweise zum<br />
Walzer an, doch man verfehlt sich, gerät<br />
sich in die Haare oder rast furios durch die<br />
geschickt genutzte Halle. (…) «Als alles ge-<br />
sagt war» ist da am besten, wo die Rede ver-<br />
stummt, wo die Körper sprechen zur Musik<br />
von Alfred Schnittke und Giya Kancheli, un-<br />
gestüm, akrobatisch, auch melancholisch.<br />
Neue Zürcher Zeitung, Christina Thurner,<br />
15. März 2004<br />
Musik: Giya Kancheli «Vom Winde beweint»,<br />
Alfred Schnittke «Konzert für Viola und<br />
Orchester»; Konzept und Choreografie: Philipp<br />
Egli; Text, Ton, Mitarbeit: Michael Stauffer;<br />
Assistenz: Antoinette Laurent/Laura Atwood;<br />
Tanz: Philipp Egli, Julia Feldhammer, Tim<br />
Fletcher, Briony Hutton, Cornelia Lüthi,<br />
Sebastian Rowinsy, Adrian Rusmali, Monica<br />
Schneider, Radovan Vagac; Ausstattung: Mike<br />
Grünwald; Kostüme: Tanja Liebermann.<br />
Die Premiere fand am 12. März 2004 in der<br />
Velowerkstatt (ehemals SBB-Cargo-Domizil) in<br />
St. Gallen statt, wo zwölf weitere Aufführungen<br />
folgten.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand Text: Fr. 18’600.–<br />
Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’100.–<br />
24<br />
Als grosse Inspiration für «Et Qui Va Pro-<br />
mener Le Chien?» dient uns der Text «Heute<br />
um 18.34 Uhr» von Gerhard Falkner. Die<br />
zwei Textstellen «Heute um 18.34 Uhr wurde<br />
ich alt» und «Heute um 18.34 Uhr blieb ich<br />
stehn, sah und hörte nach» bilden den Aus-<br />
gangspunkt für unsere Choreografie. Wo,<br />
wie und weshalb bleibe ich stehen? Was<br />
ist davor und was kommt danach? Bedeutet<br />
alt werden stehen bleiben? Was passiert<br />
während <strong>des</strong> Innehaltens? Was für Auswir-<br />
kungen hat ein persönliches Stillstehen auf<br />
mein Umfeld? Und weshalb dreht sich ir-<br />
gendwie trotzdem alles weiter, obwohl ich<br />
stehen bleibe?<br />
Die Tänzer verkörpern verschiedene Cha-<br />
raktere, die ihr Stehenbleiben und Altern<br />
individuell und in Beziehung zueinander er-<br />
leben und erforschen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
DEJACOmpagnie:<br />
Et Qui Va Promener Le Chien?<br />
Sie hätten nicht abgeschlossene Bilder in<br />
das Stück hineinlegen wollen, sondern den<br />
Zuschauenden die Möglichkeit geben, den<br />
eigenen Empfindungen zu folgen, erklären<br />
die Tänzerinnen nach der Vorstellung. Wo<br />
mancher eine aufgehende Sonne sieht, emp-<br />
findet ein anderer Freude. Es sind kleine<br />
Geschichten, aneinander gereiht in einer<br />
Verschiedenheit, die nicht trennend wirkt,<br />
dargestellt als einheitliches Tanzstück.<br />
Absolut faszinierend war das Zusammen-<br />
spiel der fünf Darsteller, die zum grössten<br />
Teil der Vorstellung ohne Musik getanzt<br />
haben. Sie haben ihr Publikum gefesselt,<br />
für eine Stunde entführt in die Sprache <strong>des</strong><br />
Körpers, in eine stille Geschichte. Dejacom-<br />
panie – das ist frischer Wind in der Tanz-<br />
szene.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Rahel Kraft, 26. Januar 2004<br />
Choreografie: Seraina Dejaco, Jessica Huber,<br />
Leila Huwiler; Tanz: Simone Blaser, Seraina<br />
Dejaco, Jessica Huber, Anna Koch, Marco<br />
Volta; Licht: Fiona Zolg; Kostüm<strong>des</strong>ign: Joanna<br />
Gschwind; Bühnenbild: Alltagskonstruktionen<br />
GmbH.<br />
Die Premiere fand am 23. Januar 2004 in<br />
Frauenfeld statt, wo zwei weitere Vorstellungen<br />
folgten.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 97’880.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–
23 24<br />
33 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
23<br />
Michael Stauffer: Als alles<br />
gesagt war (Arbeitstitel:<br />
Die Ruhe vor der Stille)<br />
24<br />
DEJACOmpagnie: Et Qui<br />
Va Promener Le Chien?
25<br />
Der Fotograf Dieter Berke plant mit seinen<br />
Camera-Obscura-Aufnahmen eine Publika-<br />
tion. Um dafür eine stringente Auswahl zu<br />
treffen, bedarf es kompetenter Betreuung,<br />
die Auswahl soll kopiert und zu einer Ma-<br />
quette gebunden werden, mit der sich die<br />
Publikationskosten berechnen lassen und<br />
ein eigentliches Gesuch ermöglicht.<br />
Dieter Berke: Different Polaroids<br />
Die von der <strong>Kulturstiftung</strong> geförderte Publi-<br />
kation erschien 2004 im Niggli Verlag unter<br />
dem Titel «Slow Motion».<br />
Vorprojekt, finanziert von der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />
Fr. 4’400.–<br />
34<br />
26<br />
«blablabor» versteht sich als Forschungs-<br />
team. Gegenstand der Forschung ist die<br />
Sprache. Untersucht wird das Wort als<br />
Begriff- und Klangträger, als möglicher<br />
Teil eines inhaltlichen und strukturellen<br />
(Satz)zusammenhangs, als Geschichts- und<br />
Kulturtransporteur. Ziel der Forschung ist<br />
das beweglich Machen, in Schwung brin-<br />
gen der Wörter («… die fliehenden Ränder<br />
zentripetaler Wortklumpen… wo Wörter den<br />
Ort verlassen haben werden, wo Sprache<br />
Zeit ist…») in Richtung zentrifugaler Klang-<br />
vielheit. Die Zwischenresultate präsentieren<br />
sich als Audiokunstwerke.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
blablabor, Annette Schmucki, Reto<br />
Friedmann: Liedlied<br />
Dem Liedlied liegen zwölf Wörter zu Grunde.<br />
Diese zwölf Wörter wurden in den Sprachen<br />
Deutsch, Japanisch, Tamilisch und Türkisch<br />
auf ihre dahinterliegenden Bilder (Ideen) hin<br />
untersucht. Aus diesen Bildern <strong>des</strong>tillierten<br />
wir den Text, den Klang und die Komposi-<br />
tion. Im Liedlied gibt es kein Ausserhalb der<br />
Sprache. Alles ist Musik.<br />
Das Liedlied gliedert sich in ein grosses<br />
Lied, welches in Abschnitte unterteilt ist,<br />
und 13 kleine Lieder. Je<strong>des</strong> kleine Lied be-<br />
nötigt eine eigene, seiner Sprache angemes-<br />
sene Vorgehensweise beim Komponieren.<br />
Je<strong>des</strong> kleine Lied zeigt so eine eigene Welt<br />
<strong>des</strong> Lieds. Das grosse Lied befragt die Mu-<br />
siksprache der kleinen Lieder, schmiegt sich<br />
an oder wird schroff abgestossen.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Die Produktion wurde erfolgreich abgeschlossen<br />
und am 27. September 2005 im Mousonturm<br />
in Frankfurt a.M. uraufgeführt. Der Hessische<br />
Rundfunk strahlte die Aufführung am 1. Oktober<br />
2005 aus, weitere Aufführungen und Klanginstallationen<br />
(u.a. auf dem Zürichsee) folgten<br />
ebenso wie Radiosendungen im In- und Ausland.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 70’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
27<br />
Das Phönix-theater 81 plant eine erneute<br />
Teilnahme am Kinder- und Jugendtheaterfestival<br />
Blickfelder, die zum 10. Mal stattfinden.<br />
Vorgesehen sind fünf Produktionen<br />
in Steckborn, die teils mehrmals präsentiert<br />
werden sollen.<br />
Phönix-theater 81: Blickfelder 2004<br />
Zwischen Charme und Drohgebärden wechselten<br />
die Szenen in «Creeps» am Montagnachmittag.<br />
Rund 140 Sekundarschülerinnen<br />
und -schüler der Oberstufe Eschenz sassen<br />
dicht gedrängt im Theater, für die meisten<br />
war es der erste Theaterbesuch im jungen<br />
Leben überhaupt. Die Mimik der Zuschauer<br />
wechselte zwischen Schauder und Zauber.<br />
(…) Das Stück sorgte für eine Horizonterweiterung,<br />
vom Inhalt her, von Klängen und<br />
Rhythmen. Und die drei jungen Schauspielerinnen<br />
gaben dem Stück ein Profil der Extraklasse<br />
und sorgten mit ihren starken Intervallsprüngen<br />
für Nachhaltigkeit. Aber die<br />
Wirklichkeit ist komplizierter als die Bühne,<br />
dies zeigte die Umfrage bei «Creeps»-Besucherinnen<br />
und -Besuchern.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Margrith Pfister-Kübler,<br />
18. März 2004<br />
Zwischen 16. und 24. März 2004 wohnten über<br />
1000 Kinder, jugendliche und erwachsene<br />
Besucherinnen und Besucher insgesamt zehn<br />
Aufführungen in Steckborn bei. Folgende<br />
Stücke wurden gezeigt: «Wolf sein» von Bettina<br />
Wegenast (Club 111, Bern, Regie Meret<br />
Matter), «Creeps» von Lutz Hübner (junges<br />
theater basel, Regie Rafael Sanches), «Treff.<br />
Zebra» von Beat Fäh und Ensemble (Mabproduction<br />
D/CH, Regie Sebastian Gramms),<br />
«Stellauna» von Dragica Ivanovic (Figurenthater<br />
HiBissKuss, Stuttgart, Regie Donna Corboy und<br />
Markus Pickering).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’950.–<br />
Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’851.35
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur eröffnet Welten.<br />
Brigitt Näpflin, Kulturvermittlerin, Weinfelden<br />
25<br />
35 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
25<br />
Dieter Berke:<br />
Different Polaroids<br />
26<br />
blablabor, Annette<br />
Schmucki, Reto<br />
Friedmann: Liedlied<br />
27<br />
Phönix-theater 81:<br />
Blickfelder 2004<br />
26 27
28<br />
Wir wollen in Paris als Stadtstreicher un-<br />
terwegs sein und werden nach den über-<br />
sehenen und vergessenen Momenten for-<br />
schen. In Strassenzügen, in Bars, auf Plät-<br />
zen, in Hauseingängen spielen sich alltäg-<br />
liche Szenen ab, der Mensch bewegt sich<br />
in einem spezifischen Umfeld und dieses<br />
architektonische, ästhetische und kulturelle<br />
Umfeld wirkt auf den Menschen zurück.<br />
Wir sammeln Eindrücke von Aussenräumen<br />
und Innenräumen. Grosse Welten – kleine<br />
Welten. (…) Ein digitales «Archiv Projekt<br />
Paris» wird in einer zweiten Phase angelegt.<br />
Darin wird sich sowohl Video-, Audio- als<br />
auch fotografisches Material befinden.<br />
In einer dritten Phase folgen Ausstellung<br />
und Installation einer imaginären Stadtland-<br />
schaft.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
stöckerselig: Paris <strong>2003</strong> – 2004<br />
stöckerseligs <strong>Projekte</strong> äussern sich demo-<br />
kratisch, ja interaktiv. So planen die beiden<br />
eine interaktive Videoinstallation, in der auch<br />
Besucher ihre Assoziationen zu bestimmten<br />
Aspekten einbringen können. Es entsteht<br />
eine Sammlung unzähliger Splitter <strong>des</strong> kol-<br />
lektiven Bewusstseins, auf das stöckerselig<br />
wiederum künstlerisch reagieren wollen.<br />
Es ist eine Demokratisierung der Sichtwei-<br />
sen, der Kunst, <strong>des</strong> Künstlers, in der der in-<br />
dividuelle Künstler an Bedeutung verliert und<br />
das Bewusstsein vielfältiger Sichtweisen an<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />
22. August <strong>2006</strong>.<br />
Mit «traverser paris» hat das Duo das Stadt-<br />
gefüge als Stadtkörper aufscheinen lassen.<br />
Nicht bemerkte, vergessene und unwerte<br />
Momente verwebt stöckerselig in eine Insze-<br />
nierung und entwirft ein vielschichtiges Bild<br />
eines urbanen Raums.<br />
Martin Preisser, auf der Homepage der Kunsthalle<br />
Arbon http://www.kunsthallearbon.ch<br />
Ende <strong>2003</strong> und im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 2004<br />
arbeiten Annette Stöcker und Christian Selig<br />
teils zusammen, teils getrennt in Paris.<br />
Anlässlich der «Regionale 5» präsentieren sie<br />
Ende 2004 in der Basler Kunsthalle ihre<br />
Arbeit «Place d’Aligre». Vom 20. August <strong>bis</strong><br />
23. September <strong>2006</strong> zeigen sie einen Teil ihrer<br />
Arbeit in der Kunsthalle Arbon.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’350.–<br />
Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />
36<br />
29<br />
«Cahiers d’artistes» heissen die Hefte, mit<br />
denen Pro Helvetia junge Künstlerinnen und<br />
Künstler vorstellt. «facetten» ist die Thur-<br />
gauer Variante.<br />
Nachdem bereits drei Ausgaben über Olifr<br />
M. GUZ alias Oliver Maurmann und die Ae-<br />
ronauten, Fotografie aktuell (Doppelnummer)<br />
und den Bildhauer Peter Kamm erschienen<br />
sind, werden die nächsten Nummern dem<br />
Künstler Max Bottini und dem Komponisten<br />
und Musiker Ulrich Gasser gewidmet.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />
facetten II<br />
Am einfachsten, aber prägnantesten bringt<br />
es Peter Kamm, Bildhauer in Arbon, auf den<br />
Punkt: «Die «Facetten» machen sichtbar.»<br />
Ein Kulturfenster, wie er das Heft auch nennt,<br />
werde aufgestossen, ohne dass gleichzeitig<br />
eine Ausstellung stattfinde. Das schätzt er<br />
besonders, weil gleichsam ohne äusseren<br />
Anlass der Künstler und sein Werk ins Licht<br />
gerückt werden. «Facetten» hat in dieser<br />
Absichtslosigkeit erstaunlicherweise auch<br />
ein Fenster zu mir selbst geöffnet.» Ulrich<br />
Gasser, Komponist und Musiker, dem das<br />
jüngste Exemplar gewidmet ist, redet von<br />
«Visitenkarte» und «Aushängeschild». Damit<br />
bestätigt er, was Humbert Entress, dem<br />
Präsidenten der <strong>Kulturstiftung</strong>, vorschwebt:<br />
Dass diese Hefte ausser einer Würdigung<br />
auch ein Erfolgsausweis sein sollen. Da die<br />
«Facetten» auch ausserhalb <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> po-<br />
sitiv auffallen, kann man Peter Kamm Recht<br />
geben, der sagt: «Damit macht sich die Stif-<br />
tung ein Geschenk und indirekt auch dem<br />
Kanton.»<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> lässt sich je<strong>des</strong> Heft rund<br />
20’000 Franken kosten. Tendenziell mehr,<br />
weil erkannt wurde, dass eine Publikation<br />
ausschliesslich in deutscher Sprache eine<br />
verpasste Chance ist. Die Beiträge in den<br />
beiden letzten Heften wurden daher mit<br />
einer englischen Übersetzung ergänzt, was<br />
zweifellos den Kreis der möglichen Adres-<br />
saten und Interessenten vergrössert.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Kathrin Zellweger,<br />
30. Januar <strong>2006</strong><br />
facetten 5: Max Bottini, Kunst um das tägliche<br />
Brot, mit Beiträgen von Ralf Beil und Martina<br />
Koch, Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich<br />
facetten 6: Ulrich Gasser, Komponist, mit Bei-<br />
trägen von Roman Brotbeck und Bettina<br />
Spoerri, Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich.<br />
Rahmenkredit <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 57’000.–<br />
30<br />
Seit 15 Jahren werden in der Shedhalle im<br />
Eisenwerk Ateliers und Ausstellungen zeit-<br />
genössischer Kunst realisiert. Nachdem sich<br />
der bestehende Verein shed aufgelöst hat,<br />
hat sich eine Gruppe Interessierter gefun-<br />
den, die den Ausstellungsort weiterzuführen<br />
beabsichtigt. Ein Vorprojekt soll die Ausar-<br />
beitung eines neuen Konzepts für den künf-<br />
tigen Betrieb ermöglichen.<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
Betriebskonzept<br />
Der shed im Eisenwerk ist ein Labor für zeit-<br />
genössisches Kunstschaffen. Als solches<br />
steht nicht in erster Linie die Ausstellungs-<br />
tätigkeit im Zentrum, sondern die künstle-<br />
rische Arbeit und Auseinandersetzung in und<br />
mit unserer unmittelbaren Umgebung, also<br />
dem <strong>Thurgau</strong>. Ausgangspunkte sind lokale<br />
Phänomene, Ereignisse, Alltäglichkeiten,<br />
denen der shed in einzelnen <strong>Projekte</strong>n be-<br />
sondere Aufmerksamkeit schenken will.<br />
Im ausführlichen Konzeptpapier, das die<br />
Ausgangslage und Grundideen vermittelt,<br />
wurden die Begriffe Fenster, Forum, Fokus<br />
verwendet.<br />
Aus den Konzeptunterlagen<br />
Das Konzept mitsamt einem Startprojekt und<br />
Ideen für shed-Gespräche wurde Ende 2004<br />
formuliert.<br />
Vorprojekt, Beitrag <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
28 29 30<br />
37 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
28<br />
stöckerselig:<br />
Paris <strong>2003</strong> – 2004<br />
29<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />
facetten II<br />
30<br />
verein neuer shed<br />
im Eisenwerk:<br />
Betriebskonzept
31<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> versucht schon seit Jah-<br />
ren, wenn immer möglich Kultur in den Schu-<br />
len zu vermitteln. Nicht nur bei unterstützten<br />
<strong>Projekte</strong>n bietet sich oft Gelegenheit, Thur-<br />
gauer Schulklassen und damit Jugendliche<br />
an verschiedene kulturelle Sparten heran-<br />
zuführen. Oftmals sind dazu nur kleinere<br />
Beträge notwendig, beispielsweise für die<br />
Vorbereitung oder für Materialien, mit denen<br />
Schülerinnen und Schüler etwa in Zusam-<br />
menhang mit einer Ausstellung selbst etwas<br />
ausprobieren können.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />
Kulturvermittlung an den Schulen II<br />
Der Kredit wurde in den Jahren <strong>2003</strong> <strong>bis</strong><br />
<strong>2006</strong> für verschiedene <strong>Projekte</strong> verwendet:<br />
Die Schule Matzingen besuchte das Thea-<br />
terstück IKARUS der Kölner Theatergruppe<br />
«Ömmens und Oimel», das innerhalb <strong>des</strong><br />
Projekts Flugbahnen <strong>des</strong> forums andere<br />
musik im <strong>Thurgau</strong> gastierte. Martina Eisen-<br />
ring bemalte anlässlich <strong>des</strong> Projekts stadt art<br />
mit Kindern Schwemmholz. Silvia Peters re-<br />
alisierte mehrere <strong>Projekte</strong>: Führungen durch<br />
das «Heimspiel» in St. Gallen, die Kunstwoche<br />
der Primarschule Ermatingen und<br />
«Schulklassen begegnen KünstlerInnen»<br />
anlässlich der Ausstellung im Bernerhaus<br />
Frauenfeld. Und zweimal gab es eine Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Bodman-Haus<br />
und der Universität Konstanz in Form von<br />
Seminaren zu den Themen «The Sixties» und<br />
«Das Trauma <strong>des</strong> Krieges».<br />
Kunstvermittlung (früher sagte man Museumspädagogik)<br />
will das Museum «zu einem<br />
Ort machen, wo es etwas zu erleben, zu<br />
erfahren, also spielerisch zu lernen gibt»,<br />
sagt Silvia Peters. Sie vermittle im Dialog,<br />
auf lebendige und altersgerechte Weise den<br />
Zugang zu Kunstwerken. Als Kunstvermittlerin<br />
hole sie die Menschen dort ab, wo sie<br />
stehen, fordere sie aber gleichzeitig heraus<br />
und führe sie zu etwas Neuem. Kreatives<br />
Gestalten werde angeregt, man lerne die<br />
eigenen gestalterischen Möglichkeiten und<br />
Kräfte kennen und vertiefe das Gesehene<br />
und Erfahrene.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
10. November <strong>2006</strong>.<br />
Rahmenkredit Fr. 20’000.–<br />
38<br />
32<br />
Die Künstlerin Cécile Hummel lebte und arbeitete<br />
zwischen 1990 und 2000 in Rom.<br />
Aus dieser zehnjährigen Erfahrung entstand<br />
das Publikations-Projekt, das «Rom-Buch»,<br />
das auf ihre Ausstellung im Kunstmuseum<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> hin erschien.<br />
Cécile Hummel: «Flüchtige Orte»<br />
Während eines Aufenthaltes am Schweizerinstitut<br />
in Rom hatte ich die Gelegenheit,<br />
diese Stadt zum ersten Mal etwas<br />
ausführlicher kennen zu lernen, als es bei<br />
touristischen Besuchen möglich ist. Ein Jahr<br />
liess mehr erahnen als verstehen, wie vielschichtig<br />
und namensreich, extrovertiert und<br />
gleichermassen verborgen sich die Schätze<br />
Roms darstellen. Ich beschloss <strong>des</strong>wegen,<br />
den Aufenthalt zu verlängern und blieb<br />
schliesslich zehn Jahre.<br />
Mein Plan ist es, ein Buch mit dem Titel Rom<br />
zu publizieren. Es soll ein Bilderbuch werden,<br />
das den Betrachter mit Abfolgen von<br />
Zeichnungen und Fotografien subjektiv und<br />
imaginär durch die Stadt Rom führt.<br />
Da meine Arbeit während der Romjahre eng<br />
mit dem Ort verbunden war, scheint es mir<br />
sinnvoll, diesen Abschnitt nachträglich mit<br />
etwas Distanz (ich lebe seit 2001 in der<br />
Schweiz) und einem neuen Blick darauf in<br />
eine ausgewählte Form zu bringen und zur<br />
Diskussion zu stellen. Der Gang durch Rom<br />
wird gleichzeitig ein Gang durch zehn Jahre<br />
meines Arbeitens, obwohl in der Publikation<br />
keine Ausstellungssituationen oder Dokumentationen<br />
gezeigt werden.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Monographie «Flüchtige Orte»<br />
Fotografie Zeichnung, mit einem Vorwort von<br />
Markus Landert, Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong>, Niggli Verlag.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’900.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />
33<br />
Im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> in<br />
der Kartause Ittingen hängt das «Bild Nr.<br />
230» von Peter Somm. Zu sehen sind darauf<br />
zwei konzentrische Kreise, die in leuchtendem<br />
Blau-Weiss in ein schwarzes Quadrat<br />
eingeschrieben sind. Zwei Kreise. Nichts<br />
weiter. Und doch gehört das Bild zu den<br />
attraktivsten Werken der Sammlung <strong>des</strong> Museums.<br />
Wie mit magischen Kräften ziehen<br />
die Ringe die Blicke auf sich. Kaum ein<br />
Besucher, kaum eine Besucherin geht am<br />
Bild vorbei, ohne einen Moment innezuhalten,<br />
ohne genauer hinzusehen. Der Grund:<br />
Auf dem Bild geschieht das Unmögliche.<br />
Die beiden Kreise leuchten! Sie strahlen wie<br />
Neonröhren aus dem tiefschwarzen Grund<br />
hervor. Die Farbe löst sich auf in ein immaterielles<br />
Hell und Dunkel. Die Fläche der<br />
Leinwand wird zum Raum, in dem Vorn und<br />
Hinten in ständiger, nicht festzulegender<br />
Weise fluktuieren.<br />
Aus der Monographie, Markus Landert<br />
Peter Somm:<br />
Monographie «Peter Somm»<br />
Für diesen sorgfältig (vom Bieler Atelier<br />
Form + Funktion) gestalteten und gedruckten<br />
Oeuvrekatalog wurde der Altmeister für<br />
Kunstkritik, Fritz Billeter, gewonnen, der<br />
nicht nur anschaulich aufzeigt, wie die Arbeiten<br />
auf Papier für Peter Somm von Anfang<br />
an seiner künstlerischen Tätigkeit von<br />
grosser Bedeutung sind, sondern sich in<br />
seinem Text auch generell damit auseinander<br />
setzt, was die Zeichnung heute noch für zeitgenössische<br />
Kunstschaffende bedeutet, die<br />
sich mit konstruktiver Kunst beschäftigen.<br />
Wobei er sofort differenziert, dass Peter<br />
Somm nicht eigentlich zu ihnen zu zählen sei,<br />
was er durch Aussagen <strong>des</strong> Künstlers untermauert:<br />
«Somm setzt sich nicht durch einen<br />
spektakulären Bruch vom Konstruktivismus<br />
ab, sondern er «überwindet» diesen, indem<br />
er ihn vertieft.» Das erreiche er nach eigenen<br />
Worten so: «Mein Ziel ist eine konstruktive<br />
Kunst, bei der das Rational-Konstruktive<br />
immer hintergründiger wird …»<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Barbara Fatzer,<br />
2. Februar 2005<br />
Monographie «Peter Somm», mit Texten von<br />
Markus Landert und Martin Kraft, Waser Verlag.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 47’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur ist für mich nicht statisch; ich lebe sie, indem<br />
ich schreibe, indem ich unterschiedlichen<br />
künstlerischen Disziplinen eine Begegnung mit Literatur<br />
ermögliche, indem ich die Angebote im<br />
kulturellen Bereich im <strong>Thurgau</strong>, in der Schweiz und bei<br />
Schreibaufenthalten im Ausland wahrnehme.<br />
Andrea Gerster, Autorin u. Journalistin, Freidorf<br />
31 32 33<br />
39 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
31<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong>: Kulturvermittlung<br />
an den Schulen II<br />
32<br />
Cécile Hummel:<br />
«Flüchtige Orte»<br />
33<br />
Peter Somm: Monographie<br />
«Peter Somm»
34<br />
Die Installation besteht aus einer dreiteiligen<br />
3 x12 m grossen Computer animierten, virtuellen<br />
Landschaft, die sich im Laufe der Zeit<br />
wundersam und parallel zu Ernst Thomas<br />
Klanglandschaft verändert.<br />
Der Bildinhalt ist stark reduziert und setzt<br />
sich nur aus Farbflächen zusammen.<br />
Der Schwerpunkt liegt auf dem Horizont,<br />
der durch vertikale Verzerrungen deformiert<br />
und in die Länge gezogen wurde. Durch die<br />
Übereinanderschichtung der einzelnen Bilder<br />
entsteht eine neue Tiefenstaffelung.<br />
Ernst Thoma: «Landscape 5»<br />
Ernst Thoma ist ein Wanderer zwischen den<br />
Welten, zwischen Bild und Ton. In seinen<br />
zahlreichen <strong>Projekte</strong>n hat er stets versucht,<br />
nicht nur die Grenzen <strong>des</strong> jeweiligen Mediums<br />
auszuloten, sondern auch die Grenzen<br />
zwischen diesen unvereinbar scheinenden<br />
Welten zu verwischen. Seine neue Arbeit,<br />
die fünfte in der Reihe «Landscape», stellte<br />
der in Stein am Rhein wohnende Künstler<br />
am Sonntag vor. Die wenigsten der gut 100<br />
Vernissagebesucher konnten sich der Suggestivkraft<br />
der Installation entziehen.<br />
Oder ist es ein Video? Ein Klangbild? Ein<br />
Trickfilm? Ernst Thoma stellt uns die triviale<br />
Frage, was Landschaft denn sei, und die<br />
weit schwierigere Frage, wie Landschaft in<br />
unseren Köpfen entsteht, wie wir sie wahrnehmen<br />
– eine perfekte Inszenierung, die<br />
spielt mit der Wahrheit und sie dennoch<br />
ernst nimmt. Thoma spielt mit uns Betrachtenden<br />
auf ganz verschiedenen Ebenen – je<br />
tiefer wir uns auf sein Spiel einlassen, <strong>des</strong>to<br />
intensiver wird unsere Wahrnehmung.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
18. August 2004<br />
Vom 15. August 2004 <strong>bis</strong> 6. Februar 2005<br />
stellte Ernst Thoma seine Videoinstallation im<br />
Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Kartause<br />
Ittingen aus.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />
40<br />
35<br />
Ich bin jetzt an der Ausarbeitung der Lösung<br />
für meine Performance und sie könnte ungefähr<br />
so aussehen:<br />
Ich bediene mich nicht nur der Maus als<br />
Interface, möchte aber keine Industrie-Ausstellung<br />
der Interfaces veranstalten; kurz<br />
– soviel wie nötig, sowenig wie möglich.<br />
Den Computer-Monitor möchte ich nicht auf<br />
eine Leinwand projizieren, da ich nicht das<br />
Software-Tool in den Vordergrund stellen<br />
möchte.<br />
Eine valable Möglichkeit besteht darin, eine<br />
Kamera über-Kopf zu installieren, welche<br />
die Bewegung der Hände (Mausbewegung,<br />
Keyboard, Filter-Interface, Mischpult etc.)<br />
aufnimmt und auf eine Leinwand projiziert,<br />
um die «kleinen Bewegungen» grösser darzustellen<br />
und einen direkten Bezug zum<br />
akustischen Geschehen herzustellen. Diese<br />
Möglichkeit wurde zusammen mit Mentor<br />
Ellberger ausgearbeitet und scheint im Moment<br />
die sinnvollste.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Raphael Tanner:<br />
Klang Re- / Montage «five in one»<br />
Ein Piano, ein Schlagzeug und ein Mikrofonständer<br />
für die Bläser auf der Bühne,<br />
das Publikum auf den ansteigenden Rängen<br />
– so präsentiert sich das VorStadttheater<br />
im Eisenwerk Frauenfeld üblicherweise vor<br />
einem Konzert der Reihe jazz:now. Am letzten<br />
Mittwochabend war alles anders: Mitten<br />
im Saal stand ein Tisch, darunter Mac<br />
und PC, darauf zwei Bildschirme sowie ein<br />
ganzes Arsenal elektronischer Gerätschaften.<br />
Und das Publikum sass im Kreis darum<br />
herum – klar, dass die erste Präsentation <strong>des</strong><br />
von der <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützen<br />
Projekts «Five in One» kein Konzert der<br />
üblichen Art werden würde. Entsprechend<br />
gross war die Spannung, als der als Cellist<br />
bekannt gewordene Frauenfelder Raphael<br />
Tanner am Tisch Platz und die Computermaus<br />
in die Hand nahm.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Hanspeter Vetsch,<br />
25. Februar 2005<br />
«five in one» wurde am 23. Februar 2005 in<br />
Frauenfeld uraufgeführt und am IRCAM Paris<br />
am 13. Oktober 2005 präsentiert. CD «five in<br />
one» erschienen <strong>2006</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 53’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 22’000.–<br />
36<br />
Während <strong>des</strong> Fotoessays «Licht und Zeit»<br />
arbeitete ich mit Polaroidkamera und -film,<br />
um die Belichtungszeiten für die Camera obscura<br />
auszutesten. Dadurch kam ich auf die<br />
Idee, mit Polaroid eine eigenständige Arbeit<br />
zu entwickeln. Ende 2000 begann ich gezielt,<br />
mit dem Material Polaroid – sowohl farbig<br />
wie schwarzweiss – zu experimentieren,<br />
wobei zahlreiche schwarzweisse Aufnahmen<br />
während mehrerer Aufenthalte in Kalifornien<br />
entstanden. Mein langjähriges Arbeitsthema<br />
– die fotografische Verschmelzung von Realität,<br />
Traum und Erinnerung – schien mir ideal<br />
zu diesem Filmmaterial zu passen.<br />
Dieter Berke, in den Gesuchsunterlagen<br />
Dieter Berke: Buch «Slow motion»<br />
«Slow motion» heissen Ausstellung und Publikation:<br />
Fotograf Berke setzt der rasanten<br />
Bilderflut unserer Zeit eine radikale Verlangsamung<br />
entgegen, eine Zeitlupe aus Melancholie<br />
und Bedächtigkeit. Je<strong>des</strong> Bild werde<br />
«zu einer Meditation über das Verstreichen<br />
und Aufhalten von Zeit», sagt Konservator<br />
Markus Landert. Für ihn (der mit Nadine Olonetzky<br />
zwei einfühlsame Texte zum Bildband<br />
beisteuerte) sind Dieter Berkes Fotografien<br />
«Endprodukte einer langen fotografischen<br />
Recherche». Berkes ganz neue Farbpolaroids,<br />
digital vergrössert, enthalten genau<br />
jenes tiefe Blau, das er im Koma nach einer<br />
schweren Operation sah. Berkes Kunst sei<br />
letztlich, so Landert, «sichtbar zu machen,<br />
was nicht abbildbar ist».<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
19. März 2004<br />
Ausstellung im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong> Kartause Ittingen, 31. März <strong>bis</strong><br />
1. August 2004<br />
Eine Publikation mit Texten von Nadine<br />
Olonetzky und Markus Landert erschien parallel<br />
zur Ausstellung im Niggli Verlag.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’300.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 29’739.65
41 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
34<br />
Ernst Thoma:<br />
«Landscape 5»<br />
34 35 36<br />
35<br />
Raphael Tanner:<br />
Klang Re- / Montage<br />
«five in one»<br />
36<br />
Dieter Berke: Buch<br />
«Slow motion»
37<br />
Mein Anliegen, eine Brücke zu schlagen zwi-<br />
schen modernem, experimentellem Theater<br />
und der Bevölkerung der Kleinstadt Steck-<br />
born, hat sich vollständig eingelöst. (…) Die<br />
Fragmente, aus denen sich die Geschichte<br />
zusammengesetzt hat, sind banal: Einkaufen<br />
bei Migros, ein Monolog über Kindererzie-<br />
hung, Ansichten zu Familie und Moral, doch<br />
genau in dieser Schlichtheit zeigten sich die<br />
Menschen.<br />
Regisseurin Stefanie blau, in ihrem Schlussbericht<br />
bluepoint production, Stefanie blau:<br />
«Be host be guest»<br />
Schliesslich überzeugen auch die sinnlichen<br />
Angebote, die Bilder, die durch Projektionen<br />
und deren Brechung entstehen (Film: Yvonne<br />
Escher), dazu die punktgenaue Führung der<br />
Beteiligten, von denen jeder auf der Bühne<br />
bestehen kann, ohne dass dabei die Assozi-<br />
ation «Laientheater» aufkommt. «Theater ist<br />
am schönsten, wo Unerwartetes sich öffnet<br />
und wenn’s lebendig, herznah, authentisch<br />
und bildreich ist» hiess es im Programmheft.<br />
Stimmt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />
1. März 2004<br />
Die Theaterproduktion «Be host be guest»<br />
wurde im Phönix-theater in Steckborn<br />
am 28./29. Februar 2004 und am 06./07. März<br />
2004 gespielt, weitere Aufführungen fanden<br />
am 13. März 2004 in Liestal und in Bonn<br />
vom 20. <strong>bis</strong> 24. April 2004 statt. Daran beteiligt<br />
waren jeweils professionelle und Laienschau-<br />
spielerInnen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’850.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 21’000.–<br />
42<br />
38<br />
Mit unserer Präsentation ermöglichen wir<br />
dem Künstler die erste grosse Einzelaus-<br />
stellung in einem Museum. Hierzu werden<br />
alle Hauptwerke und Bereiche seines <strong>bis</strong>-<br />
herigen Schaffens repräsentativ gezeigt. In<br />
der Ausstellung sind sowohl Installationen<br />
und Objekte als auch Filme vertreten. Damit<br />
verbindet sich der Wunsch, das komplexe,<br />
doch sehr stringente Schaffen dieses eigen-<br />
ständigen und talentierten Künstlers in allen<br />
Facetten zu vermitteln.<br />
Christoph Vögele, Konservator, Kunstmuseum<br />
Solothurn.<br />
Kunstmuseum Solothurn:<br />
Ausstellung Jürg Hugentobler<br />
Sein Arbeitsmaterial ist schlicht: Verpa-<br />
ckungsstoffe, Holz, Möbel, Papier. Seine<br />
einfach konzipierten Objekte und sachlich<br />
anmutenden Fotografien, so ästhetisch<br />
streng und beinahe konzeptuell sie antre-<br />
ten, beschreiben jedoch eine fragile Dialek-<br />
tik der Stimmungen, den schwer greifbaren<br />
Schwebezustand von räumlicher Fiktion und<br />
unerklärlicher Wahrhaftigkeit, von Modell<br />
und realer Ebene.<br />
Aargauer Zeitung, Eva Buhrfeind, 22. März 2004<br />
Vom 20. März <strong>bis</strong> 24. Mai 2004 stellte Jürg<br />
Hugentobler im Kunstmuseum Solothurn aus.<br />
Zur Ausstellung wurde ein Katalog bei der<br />
Edition Fink herausgegeben.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />
39<br />
Auf gewisse Weise sind die Malereien auch<br />
vergleichbar mit einem dichten Gefüge aus<br />
verschiedenen Erinnerungsebenen. Wie<br />
funktioniert die menschliche Erinnerung?<br />
Erlebnisse und Erfahrungen lagern sich<br />
ab, überlagern sich, verschwinden von der<br />
Oberfläche in die verborgenen Bereiche <strong>des</strong><br />
Gedächtnisses, ohne allerdings ganz verlo-<br />
ren zu gehen.<br />
Katharina Ammann, in der Vernissagebegrüssung<br />
Kulturforum Amriswil:<br />
Einzelausstellung «Noch mal» von<br />
Ute Klein / Rahmenveranstaltungen<br />
Ute Klein hat Schicht um Schicht Farbe<br />
auf ihre grossflächigen Werke aufgetragen.<br />
Was aus Distanz oder bei kurzem Schauen<br />
ein Empfinden von Rot, Grün oder Gelb<br />
auszulösen vermag, wird bei nochmaligem<br />
Hinschauen und nochmaligem Stehenbleiben<br />
wieder aufgelöst. Farben sind also hintergründig,<br />
legen gleichzeitig frei und kokettieren<br />
mit ihrer Wandelbarkeit. Farbige Pinselstriche,<br />
Tropfen, Spritzer, Linien, welche<br />
Ute Klein in unterschiedlicher Intensität aufgetragen<br />
hat, wirken je nachdem dominant<br />
und/oder dynamisch. Farben machen also<br />
Tempo und ziehen einen in diese Dynamik<br />
mit ein.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Andrea Gerster, 7. Juni 2004<br />
Vom 5. <strong>bis</strong> 20. Juni 2004 stellte Ute Klein im<br />
Kulturforum Amriswil aus. Zur Ausstellung<br />
wurde ein Katalog bei der Edition Fink<br />
herausgegeben, im Rahmenprogramm ein<br />
Klavierkonzert von Claudia Rüegg und Petra<br />
Ronner, ein Küstlergespräch mit Markus<br />
Landert und Christine Erb sowie eine Lesung<br />
von Zsuzsanna Gahse.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–
37 38 39<br />
43 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
37<br />
bluepoint production,<br />
Stefanie blau:<br />
«Be host be guest»<br />
38<br />
Kunstmuseum Solothurn:<br />
Ausstellung Jürg Hugen-<br />
tobler<br />
39<br />
Kulturforum Amriswil:<br />
Einzelausstellung «Noch<br />
mal» von Ute Klein
40<br />
Im Oktober 1997 entstand in Zusammen-<br />
arbeit mit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong> und einem Trägerverein mit Robert<br />
Fürer als Präsidenten und Roman Schwaller<br />
als künstlerischem Leiter die Idee, in Frau-<br />
enfeld im Zweijahresrhythmus ein internatio-<br />
nales Jazzfestival durchzuführen. Ein reines<br />
Konzertfestival stand nie zur Diskussion. Es<br />
sollte eine Plattform entstehen, die allen an-<br />
wesenden Musikern über die Generationen<br />
hinweg verschiedene Möglichkeiten zur<br />
Kommunikation bieten würde – sei es ver-<br />
bal, aber vor allem musikalisch und frei von<br />
programmatischen Zwängen, eingebettet<br />
in ein durch mehrere Jazzclubs bestimmtes<br />
Ambiente.<br />
Ruth Bommer, in den Gesuchsunterlagen<br />
Internationales Jazztreffen Frauenfeld:<br />
«generations 2004»<br />
Der «generations»-erfahrene Brad Leali at-<br />
testiert den Teilnehmern <strong>des</strong> Masterclass-<br />
Workshops 2004 ein noch höheres Niveau<br />
als bereits 2002. Dies war im 1. Teil <strong>des</strong> Kon-<br />
zertes am Freitagabend im fast ausverkauf-<br />
ten Eisenwerk (grosser Saal) nachzuhören.<br />
Nach zwei Stücken der «Förderpreisband<br />
2004» – besonders talentierte Workshop-<br />
teilnehmer – kam die erste Überraschung:<br />
der Münchner Pianist Jo Junghanss, der mit<br />
dem Berner Michael Dubi (Bass) und Ma-<br />
rijus Aleksa aus Vilnius (Schlagzeug) eine<br />
CD aufnehmen darf. Junghanss Komposition<br />
«This Very Day» beschreibt einen Tag voller<br />
Romantik, atemloser Hektik und Dramatik.<br />
Das Trio dürfte sich danach gefragt haben,<br />
was es wohl «falsch» gemacht hatte, denn<br />
der Applaus war der emotional packenden<br />
Darbietung nicht angemessen. Die letzten<br />
beiden Stücke brachten wieder die Förder-<br />
preisband und mit ihr die Sängerin Nicole<br />
Herzog auf die Bühne. Bei «If I Were A Bell»<br />
kam das schöne Timbre der jungen Sirnach-<br />
erin gut zur Geltung.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Peter Billaudelle,<br />
4. Oktober 2004<br />
Das internationale Jazztreffen «generations»<br />
fand vom 25. September <strong>bis</strong> 2. Oktober 2004<br />
statt. Neben den Klubkonzerten, den<br />
Pianokonzerten und der Gala Night wurde eine<br />
Masterclass mit international renommierten<br />
Jazzmusikern und Dozenten für Jazzmusiker-<br />
Innen aus der Schweiz und dem Ausland<br />
organisiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 313’600.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 85’000.–<br />
44<br />
41<br />
Hänsel und Gretel sind hungrige Geschwister<br />
mit hungrigen Eltern. Im Wald wartet<br />
eine hungrige Hexe. Dieses wohlbekannte<br />
Märchen beginnt mit einem finsteren Plan.<br />
Hinzu kommen: Ein Vogel, der den Schnabel<br />
nicht halten will, und ein Bär «Wer weiss<br />
wohär». Hoffentlich wird zum Schluss der<br />
Hexe tüchtig eingeheizt…<br />
Das Theater Sgaramusch spielt diese düstere<br />
Geschichte mit viel Musik, Lust und<br />
Laune. Die vier SpielerInnen bringen die<br />
Geschichte temporeich auf die Bühne. Sie<br />
lassen Holzpuppen tanzen, legen sich mit<br />
Musik ins Zeug und drehen die rollende Bilderkulisse.<br />
Aus dem Produktionsprogramm<br />
Theater Sgaramusch:<br />
Erzählmusical «Hänsel und Gretel»<br />
Die Inszenierung durch das Theater Sgaramusch<br />
ist ein Genuss in jeder Hinsicht.<br />
Highlight der von Remo Keller gestalteten<br />
Kulissen ist das Bühnenbild selbst, das auf<br />
zwei grosse Rollen aufgezogen ist.<br />
schaffhauser az, Michael Helbling, 21.Mai 2004<br />
Regie: Jürg Schneckenburger; Spiel / Musik:<br />
Stefan Colombo, Olifr Mauermann, Vree<br />
Ritzmann, Nora Vonder Mühll. Das Stück wurde<br />
auf der Fass Bühne (Schaffhausen) und im GZ<br />
Buchegg (Zürich) insgesamt achtmal zwischen<br />
dem 18. Mai und dem 4. Juni 2004 gespielt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 99’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
42<br />
sich alles mit leichtigkeit<br />
& vorstellen : sich<br />
die erde<br />
das wasser<br />
die luft<br />
1 gehen<br />
1 dampfer<br />
den atem. 1 kommen<br />
den tod<br />
& das feuer<br />
1 brandlaib die zungen<br />
1 flugzeug<br />
das schwimmen<br />
& gleise im ohr<br />
1 verschweifen der laute<br />
traktorenverstöhnen<br />
die heunacht als laken<br />
1 Gott<br />
1 gebet<br />
1 holzkreuz gestrandet<br />
& lichtleichte engel<br />
die schürfwunde zeit<br />
über die landschaft gefahren 1 trost<br />
:1 schreiben vergessen<br />
im gedicht 1 begehren<br />
die flügel<br />
& stolpern<br />
José F. A. Oliver, Notat am 12. August 2004<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 2004:<br />
José F. A. Oliver, Lyriker, im Bodman-Haus<br />
Der Aufenthalt <strong>des</strong> deutschen Lyrikers mit<br />
andalusischer Herkunft José F. A. Oliver im<br />
Bodman-Haus Gottlieben dauerte vom<br />
2. August <strong>bis</strong> 30. September 2004.<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’500.–
40 41<br />
45 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
40<br />
Internationales Jazztreffen<br />
Frauenfeld: generations<br />
2004<br />
41<br />
Theater Sgaramusch:<br />
Erzählmusical «Hänsel<br />
und Gretel»
43<br />
Als Folgeprojekt zur von der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
initiierten Schreibwerkstatt 2002 wurden<br />
zehn Autoren und Autorinnen für ein zwei-<br />
tägiges Schreibseminar nach Fischingen<br />
eingeladen.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong>: Schreibwerkstatt 2004<br />
Wir sind der Meinung, dass die Schreib-<br />
werkstatt ein nützliches Instrument zur<br />
Förderung <strong>des</strong> literarischen Nachwuchses<br />
im <strong>Thurgau</strong> sein kann. Die Arbeitsgruppe<br />
Literatur der <strong>Kulturstiftung</strong> möchte dieses<br />
Instrument auch weiterhin pflegen.<br />
Allerdings muss nächstes Mal unbedingt<br />
eine strengere Auswahl getroffen werden.<br />
Die Schreibwerkstatt darf nicht als Wochen-<br />
endplausch für Gelegenheitsdichter verstan-<br />
den werden, sondern sie soll ein professio-<br />
nelles und kollegiales, weiterführen<strong>des</strong> Ge-<br />
spräch über das Handwerk <strong>des</strong> Schreibens<br />
ermöglichen.<br />
Aus dem Schlussbericht von Stefan Keller<br />
Die Schreiberwerkstatt fand am 17. <strong>bis</strong> 18. April<br />
2004 im Bildungshaus Kloster Fischingen unter<br />
der Leitung von Zsuzsanna Gahse und Stefan<br />
Keller statt.<br />
Folgende Autoren und Autorinnen wurden<br />
dazu eingeladen:<br />
Mathias Frei (Frauenfeld), Andrea Gerster<br />
(Freidorf), Stefan Millius (St. Gallen), Christina<br />
Pollina-Roos (Zürich), Nadine Ritzer (Pfyn),<br />
Werner Rohner (Zürich), Peter Steidinger<br />
(Kreuzlingen), Elisabeth Thoma-Frey (St.<br />
Gallen), Alexander Wang (Freiburg in Breisgau),<br />
Sabine Wen-Ching Wang (Zürich).<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’432.40<br />
46<br />
44<br />
Das Theaterprojekt «Glamour Eiland» will<br />
nachzeichnen, wie Körper zu Medienbildern<br />
werden und Medienbilder Körperlichkeit her-<br />
vorbringen (…). Es handelt von Menschen,<br />
die mit magisch-glamourösen Stoffen spielen<br />
müssen, wollen oder können. Menschen, die<br />
ihre Form glänzender Selbstermächtigung<br />
auf fremde Archivbilder stützen und dies un-<br />
terdrücken. Dieser Verdrängungsstrategie<br />
möchte das Stück einen hemmungslosen,<br />
offenen Umgang mit dem Archiv gegenüber-<br />
stellen, der den Gebrauch von Zitaten nicht<br />
überspielt, sondern riskiert.<br />
Tim Zulauf, in den Gesuchsunterlagen<br />
Tim Zulauf: «Glamour Eiland»<br />
«Mode». «Revolution». «Club». «Hochzeit».<br />
«Museum». «Archiv». Es gibt tatsächlich Ka-<br />
pitelüberschriften im strengen Essay-Thea-<br />
ter <strong>des</strong> Schweizer Regisseurs Tim Zulauf,<br />
<strong>des</strong>sen neuste Produktion «Glamour Eiland»<br />
sich dem Glanz- und Blendphänomen Gla-<br />
mour auf die Spur setzt. Doch nicht nur<br />
das Bühnenbild, Animationen, Musik und<br />
Kostüme verhalten sich zum dialogischen<br />
Haupttext wie Fussnoten: erklärend, er-<br />
gänzend, verweisend, in ein ganz anderes<br />
Territorium mäandernd. Wobei Fussnoten ja<br />
mitunter das Wichtigste auf der Bühne der<br />
Theorie sind.<br />
Theaterheute, Eva Behrendt, Dezember 2004<br />
Vom 17. Oktober <strong>bis</strong> 14. November 2004 wurde<br />
das Stück «Glamour Eiland» von Klassenfahrt /<br />
KMPUProduktionen unter der Leitung von Tim<br />
Zulauf (Text und Regie) insgesamt zehnmal im<br />
Theaterhaus Gessnerallee Zürich aufgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 168’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
45<br />
Mit dieser musikalisch-literarischen Lesung<br />
wird dreierlei anvisiert:<br />
Erstens sollen die Hörerinnen und Hörer<br />
durch eine spannende Geschichte gepackt<br />
und dazu verführt werden, sich in der Phantasie<br />
in die prähistorische Zeit zu versetzen.<br />
Zweitens soll in verständlicher, jedoch unpädagogischer<br />
Weise in noch heute vertretbares<br />
Wissen über das Leben und die Kultur<br />
der Pfahlbauer eingeführt werden. (…).<br />
Drittens soll die Konfrontation mit Achermanns<br />
Roman den Zuhörern verdeutlichen,<br />
wie ideologieanfällig der Umgang mit der<br />
Urzeit war und ist.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Verein Neues Kammermusiktheater:<br />
Thuro<br />
(…) Und doch war der Abend weit mehr<br />
als nur eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit,<br />
denn schliesslich prägten die<br />
Bücher Achermanns das Bild, das sich die<br />
meisten von den Pfahlbauern machten. So<br />
gesehen war es ernüchternd zu sehen, dass<br />
das, was heute als Irrtum offenbar ist, vor<br />
weniger als 50 Jahren zur Volksbildung gehörte.<br />
Zwangsläufig drängte sich die Frage<br />
auf, wie es wohl den Leuten im 2060 ergehen<br />
wird, wenn sie unsere Erkenntnisse<br />
Revue passieren lassen werden.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christof Lampart, 5. Juni 2004<br />
Textvorlage «Die Jäger vom Thursee» vertont:<br />
Heinrich Achermann; Bearbeitung und Kommentar:<br />
Eva Tobler, Martin Huber; Lesung/Spiel:<br />
Martin Huber; Musik und Interpretation: Gaudenz<br />
Badrutt, Ulrich Gasser, Jürg Lanfranconi.<br />
Insgesamt haben fünf Aufführungen vom 2. <strong>bis</strong><br />
25. Juni 2004 in Frauenfeld, Arbon, Wetzikon,<br />
Meilen und Konstanz stattgefunden.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Ich kann mir ein Leben ohne Literatur nicht vorstellen.<br />
Kultur und Alltag ist nicht Gegensatz, sondern<br />
ineinander verwoben. Kultur ist gestalteter Alltag.<br />
Margrit Stickelberger, Deutschlehrerin, Uttwil<br />
44 45<br />
47 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
44<br />
Tim Zulauf:<br />
«Glamour Eiland»<br />
45<br />
Verein Neues Kammer-<br />
musiktheater: Thuro
46<br />
«Die Schweiz ist ein Bunker»<br />
Leopold Huber, in den Gesuchsunterlagen<br />
See-Burgtheater, Leopold Huber:<br />
Kalter Krieg und heisse Würstli<br />
«Mit «Kalter Krieg und heisse Würstli», einer<br />
sarkastischen «Revue», erweist sich Huber<br />
einmal mehr als ein Theatermann, der leise<br />
Töne mit opulentem Theater kaschiert. Und<br />
er ist erneut nicht nur textlich vor Ort: wer<br />
sich auf die Revue einlässt, ist längst zum<br />
Mitspieler geworden.»<br />
Südkurier, Brigitte Elsner-Heller, 4. September 2004<br />
Das Stück «Kalter Krieg und heisse Würstli» von<br />
Philipp Engelmann und Leopold Huber wurde<br />
neun Mal vom 2. <strong>bis</strong> 18. September 2004 im<br />
Eichof Bunker aufgeführt und im Sommer 2005<br />
wieder aufgenommen.<br />
SchauspielerInnen: Franca Basoli, Astrid Keller,<br />
Erich Furrer, Erich Hufschmid.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 149’600.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 55’000.–<br />
48<br />
47<br />
Der Veranstalter Kubox hat einen Wettbe-<br />
werb ausgeschrieben, jurierte die Eingaben<br />
und vertraute dem Künstlerpaar steffen-<br />
schöni das Projekt an. Fundgegenstände<br />
wurden von ihnen mittels Digitalfotografien<br />
aufgenommen. Während dem ganzen Ablauf<br />
wurde dazu das Areal per Video überwacht.<br />
Das Areal eines abgebrannten Güterschup-<br />
pens, eine mittlerweile von der Natur zurück-<br />
erobertes Wasteland wird für einige Monate<br />
ein begehbares Tableau für mehrschichtige<br />
Auseinandersetzungen.<br />
Verein Kubox Romanshorn:<br />
Thema Natur auf dem Güterschuppen-<br />
areal Romanshorn<br />
Da liegt doch tatsächlich eine knallgelbe<br />
Zitrone im zum Teil mit Wasser gefüllten<br />
Graben. «Wie kommt denn die dahin?»,<br />
wundert sich Heidi Schöni. Sie wird sich<br />
nachher Stiefel überziehen, in den Graben<br />
klettern, die Zitrone herausholen und sie<br />
dann in den Museumsraum im ehemaligen<br />
Zollhaus bringen, das unmittelbar an das<br />
Gelände grenzt, das derzeit unter dem Titel<br />
«seestück; basic(s)II» eine künstlerische Un-<br />
tersuchung erfährt.<br />
Heidi Schöni und Karl Steffen, <strong>Thurgau</strong>er<br />
Künstlerduo und unter dem Namen «stef-<br />
fenschöni» agierend, führen ihre Untersu-<br />
chungen zum Thema «Archäologie <strong>des</strong> All-<br />
tags» im Hafenareal in Romanshorn weiter.<br />
Wiederum greifen sie zu Geheimdienstme-<br />
thoden. Die beiden Agenten in Sachen Alltag<br />
observierten bereits im Jahr <strong>2003</strong> in Liech-<br />
tenstein für das Projekt «meet; einander» im<br />
Labor-Container das Pflanzenwachstum.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Andrea Gerster, 8. Juni 2004<br />
«seestück; basic(s)II» wurde vom Künstler-<br />
paar steffenschöni (Karl W. Steffen und Heidi<br />
Schöni) vom 16. Mai <strong>bis</strong> 9. Juli 2004 auf dem<br />
Güterschuppenareal Romanshorn durchgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’900.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’900.–<br />
48<br />
Eine Komposition ist eine Musik ist ein Text<br />
ist eine Komposition ist…<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Martina Joos: Luftlosglas, eine Stafette<br />
Spannend zu verfolgen war, wie unterschiedlich<br />
Sprache und Musik interagierten. Strukturellem<br />
Hören verpflichtet zeigte sich Raphael<br />
Urweider, der zu den schwungvollen<br />
«Enteilten Stücken» von Alfred Zimmerlin<br />
eine Art Libretto verfasste, das präzise der<br />
Musik nachspürt. Oder Elisabeth Wandeler-Deck,<br />
deren verrätselter Beitrag Annette<br />
Schmuckis klanglich fein abgestufter Komposition<br />
formal entsprach. (…) Seine eigene<br />
Befindlichkeit beim Anhören dieses Stücks<br />
thematisierte Christian Uetz, der sinnlichvirtuos<br />
eine Brücke zur folgenden Musik<br />
vorschlug.<br />
Neue Züricher Zeitung, Jürg Huber,<br />
17. September 2005<br />
Die Uraufführung <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s »Luftlosglas»<br />
für Blockflöte und Sprecher (Martina Joos und<br />
Peter Schweiger) fand am 15. September 2004<br />
im Haus Konstruktiv in Zürich statt. Weitere<br />
Aufführungen fanden in Hochdorf, Ziegelbrücke,<br />
Schaffhausen und St. Moritz statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’300.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–
46 47 48<br />
49 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
46<br />
See-Burgtheater,<br />
Leopold Huber: Kalter<br />
Krieg und heisse Würstli<br />
47<br />
Verein Kubox Romanshorn:<br />
Thema Natur auf dem<br />
Güterschuppenareal<br />
Romanshorn<br />
48<br />
Martina Joos:<br />
Luftlosglas, eine Stafette
49<br />
Im Kanton <strong>Thurgau</strong> sind zurzeit 59 Kreisel<br />
in Betrieb. Wir werden alle Kreiselzentren<br />
aus einem fahrendem Auto filmen. Stefan<br />
Rohner wird um die Kreiselzentren in einem<br />
roten Anzug joggen, während Catherine<br />
Rannou filmt. Stefan Rohner wird nicht stän-<br />
dig im Bild sein. Das Bild wird ständig in Be-<br />
wegung sein, eine Art Roadmovie mit steter<br />
Drehbewegung.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Stefan Rohner, Catherine Rannou:<br />
rond-point<br />
Die politische Dimension der thurgauischen<br />
Kreisverkehre kommt mit Stefan Rohner als<br />
rotgewandetem «eye-catcher» in der hinter-<br />
gründigen Arbeit <strong>des</strong> schweizerisch-franzö-<br />
sischen Duos ausgerechnet durch die Fo-<br />
kussierung der ästhetischen Gegebenheiten<br />
ins Spiel. Je<strong>des</strong> der 59 zur Kunst gemachten<br />
Objekte nämlich hat metaphorischen und<br />
repräsentativen Charakter, indem, anders<br />
als im zentralistischen Frankreich beispiels-<br />
weise, jede der Gemeinden für die ästhe-<br />
tische Ausgestaltung der «rond-point» selbst<br />
verantwortlich zeichnet und sich zeigt. Wie<br />
anderswo auch haben die thurgauischen<br />
Kreisverkehre auch die Funktion der Vernet-<br />
zung, womit einer der zentralen Begriffe der<br />
gemeinsamen Bildsprache von Rannou und<br />
Rohner bezeichnet ist: Vernetzt, und dies<br />
gleich mehrfach, ist auch jener beinah über-<br />
dimensional grosse gezeigte Kirschbaum.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Eva Grundl,<br />
6. September 2004<br />
Die Videoinstallationen rond-point von<br />
Stephan Rohner und Catherine Rannou waren<br />
im Kunstraum Kreuzlingen vom 5. September<br />
<strong>bis</strong> 17. Oktober 2004 ausgestellt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 16’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
50<br />
50<br />
Bei diesem Projekt sind wir von der Tatsa-<br />
che ausgegangen, dass ungarische Zigeu-<br />
nerkapellen ausserhalb ihrer eigenen Musik<br />
(ungarische Volks- und Zigeunermusik) oft<br />
und gerne Ausflüge in andere musikalische<br />
Stilrichtungen machen, darunter auch in den<br />
Jazz. So kam die Idee, Kalandos (Leiter:<br />
Karel Boeschoten) in einem Programm mit<br />
Räto Harder und Marco Sigrist zusammen-<br />
zubringen. Es gibt viele Kompositionen aus<br />
dem Jazzbereich, welche sowohl von Jazz-<br />
musikern als auch von ungarischen Zigeu-<br />
nern gespielt werden. Anderseits kann es<br />
auch für Jazzmusiker reizvoll sein, einmal<br />
in die Welt der östlichen Volksmusik einzu-<br />
steigen. (…) Im Programm von Kalandos<br />
findet man ausserdem ungarische Zigeuner-<br />
romanzen sowie Ausflüge in die Welt der<br />
rumänischen Volksmusik und ganz im Sinne<br />
von Karel Boeschoten: musikalische Über-<br />
raschungen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Karel Boeschoten: Kalandos meets Jazz<br />
Was im ersten Teil <strong>des</strong> Programms noch<br />
etwas an ein Duell zwischen vier Roma-Ur-<br />
gesteinen aus Budapest und einem west-<br />
europäischen Trio (mit Marco Sigrist an der<br />
Gitarre) erinnerte, entwickelte sich im Laufe<br />
<strong>des</strong> Abends in eine immer freundschaftlicher<br />
werdende Partie, während der sich stilüber-<br />
greifen<strong>des</strong> «Fremdgehen» zunehmender Be-<br />
liebtheit erfreute.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg,<br />
22. Oktober 2004<br />
Zwei Konzerte haben stattgefunden: in<br />
Frauenfeld im Rahmen der Reihe jazz:now<br />
(20. Oktober 2004) und in Budapest<br />
(15. März 2005).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’750.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />
51<br />
Beim Fotografieren der getarnten Bunker<br />
in Triboltingen entdeckte ich eine Serie von<br />
Bunkern, die alle von einem Tannenwäld-<br />
chen, einer Gruppe oder einer Solitärtanne<br />
umgeben sind.<br />
Hierbei handelt es sich um einen Teil <strong>des</strong><br />
Werkgürtels Kreuzlingen, der während dem<br />
2. Weltkrieg gebaut wurde. Was mich an<br />
diesen Objekten besonders fasziniert, ist die<br />
Tarnung von Bunkern durch Tannen. Tan-<br />
nen, da diese auch im Winter einen Sicht-<br />
schutz bieten. Leider stehen diese aber in<br />
einem Gebiet, <strong>des</strong>sen Wald hauptsächlich<br />
Mischwald mit hohem Laubbaumbestand ist.<br />
Dadurch verkehrt sich die Tarnung durch<br />
Tannen zu einem Erkennungsmerkmal für<br />
Bunker in der Landschaft rund um Kreuzlin-<br />
gen. Ironie der Tarnung!<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Christian Schwager: Fotoausstellung<br />
«Beton und Maschendraht»<br />
«Seit der Armeereform 95 sind sie, gebaut<br />
gegen Hitler-Deutschland, obsolet, die Li-<br />
quidation beschlossen. 150’000 Franken<br />
würde ein Teilabbruch, 200’000 der Total-<br />
abbruch eines Bunkers kosten. So stehen<br />
sie noch heute. In Bottighofen als Fachwerk-<br />
häuser getarnt, mit geschlossenen Fenster-<br />
läden oder Gardinen.(…) Spannend war die<br />
Wanderung mit Blick in Geheimes. Und die<br />
Kühle im Innern <strong>des</strong> letzten Bunkers nicht<br />
das einzige Faszinierende an der militärhi-<br />
storischen Führung, mit der auch der Kunst-<br />
raum Grenzen überschritten hat.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Tagblatt, Martin Preisser, 23. Juni 2004<br />
Die Fotoausstellung «Beton und Maschendraht»<br />
fand im Kunstraum Kreuzlingen vom 14. Mai<br />
<strong>bis</strong> 27. Juni 2004 statt und wurde Anlass zu<br />
einem Podiumsgespräch zum Thema «Grenze<br />
und Grenzzaun» sowie einem kunsthistorischen<br />
Rundgang im Festungsgürtel.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’942.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
49 50 51<br />
51 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
49<br />
Stefan Rohner, Catherine<br />
Rannou: rond-point<br />
50<br />
Karel Boeschoten:<br />
Kalandos meets Jazz<br />
51<br />
Christian Schwager:<br />
Fotoausstellung «Beton<br />
und Maschendraht»
52<br />
Ein Zug wird erwartet, verspätet sich. Die<br />
gemeinsame Situation <strong>des</strong> Wartens provo-<br />
ziert Begegnungen, wie sie oft zu beobach-<br />
ten sind, wenn fremde Menschen in einem<br />
öffentlichen Raum zwangsläufig aufeinander<br />
treffen: Die Figuren teilen die Wartezeit, be-<br />
halten einander im Auge, geraten sich in die<br />
Quere, kapseln sich ab oder muntern sich<br />
gegenseitig auf.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Tanztheater daisy taff:<br />
Tanzproduktion «TGVue»<br />
In Verbindung mit einer ausdrucksvollen Kör-<br />
persprache nach der Choreografie Christina<br />
Szegedis und spannenden Licht-Stilelemen-<br />
ten – etwa das Verweben von Videopro-<br />
jektionen von Andrej Zolotukhin mit realen<br />
Figuren auf der Bühne – bot sich dem Publi-<br />
kum Tanztheater, das zu gefallen wusste.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Hana Mauder Wick,<br />
21. Dezember 2004<br />
Das Stück «TGVue» wurde im Casino Aussersihl<br />
in Zürich am 1. Oktober 2004 uraufgeführt.<br />
Weitere Aufführungen fanden im Dynamo<br />
Zürich, in der Theaterhalle Basel und im<br />
VorStadttheater <strong>des</strong> Eisenwerks in Frauenfeld<br />
statt.<br />
Choreographie: Christina Szegedi<br />
Tanz: Seraina Dejaco, Andrea Haas, Antje<br />
Inäbnit, Iris Seewald<br />
Video: Andrej Zolotukhin<br />
Kostüme: Kathrin Baumberger<br />
Bühne: tanztheater daisy taff.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 82’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr.12’000.–<br />
52<br />
53<br />
«Mannschaftsbild mit Vater» ist die Ge-<br />
schichte eines jungen Mannes, der im Alter<br />
von zweiundzwanzig Jahren seinen Vater<br />
verliert. Der junge Mann wehrt sich innerlich,<br />
den Suizid <strong>des</strong> Vaters zur Kenntnis zu neh-<br />
men: «Vielleicht ist es das Einzige, das mir<br />
noch übrig bleibt: ich werde die Anwesen-<br />
heit meines Vaters vortäuschen. Ich werde<br />
so tun als wäre nichts geschehen…»<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Marc Stadelmann: «Mannschaftsbild<br />
mit Vater», eine Erzählung<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> hat dem Autor Marc<br />
Stadelmann ein halbes Werkjahr für sein<br />
Projekt «Mannschaftsbild mit Vater» gewährt.<br />
Halbes Werkjahr: Fr. 24’000.–<br />
54<br />
Die jungen Choreografinnen der Tanzpro-<br />
duktion «fe-male» sind Geschwister und im<br />
<strong>Thurgau</strong> aufgewachsen. «fe-male» ist ihre<br />
erste gemeinsame Produktion.<br />
Rebekka und Xenia Bogomolec:<br />
Tanzproduktion «fe-male»<br />
Die Schwestern Bogomolec, 2001 von der<br />
Internationalen Bodenseekonferenz gefördert<br />
und im Phönix-Theater bereits mit «Ephémère»<br />
und «Ti-Ra-Mi-Su» zu Gast, zeigten mit ihrem<br />
zweiteiligen Programm «Fe-Male» kleine Se-<br />
quenzen, die viel Willen zur eigenen Spra-<br />
che verrieten. Xenia tanzt sich im «Irrlicht in<br />
Narnia» zu maschinell hämmernder Musik<br />
aus der Düsternis in die Befreiung, wäh-<br />
rend Rebekka Bogomolec und Mirjam Mül-<br />
ler in «Allegria» mit der (schwesterlichen)<br />
Freude das heitere Gegengewicht verkör-<br />
perten. Die drei Tänzerinnen verrieten ihre<br />
gute Ausbildung, ihre Bewegungen waren<br />
geschmeidig, wenngleich einige Gesten pla-<br />
kativ wirken mochten und der Grund für die<br />
dramaturgische Zweiteilung von «Irrlicht» im<br />
Dunklen blieb.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
23. Oktober 2004<br />
Das Doppelstück «fe-male» von Rebekka und<br />
Xenia Bogomolec wurde am 21. und 23.<br />
Oktober 2004 im Phönix-Theater in Steckborn<br />
uraufgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’950.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–
52 53 54<br />
53 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
52<br />
Tanztheater daisy taff:<br />
Tanzproduktion «TGVue»<br />
53<br />
Marc Stadelmann:<br />
«Mannschaftsbild mit<br />
Vater»<br />
54<br />
Rebekka und Xenia<br />
Bogomolec:<br />
Tanzproduktion «fe-male»
55<br />
«Literatur trifft…» soll alle zwei Jahre alter-<br />
nierend mit den Lyriktagen stattfinden und<br />
den Verwandtschaften, den Gegensätzen<br />
und Koinzidenzen von Literatur und Wissen-<br />
schaften nachspüren.<br />
Literatur trifft Philosophie, eine<br />
Veranstaltung der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
Sie sind Geschwister, aber keine eineiigen<br />
Zwillinge: Literatur und Philosophie, in man-<br />
cher Hinsicht ähnlich, unterscheiden sich<br />
in wesentlichen Dingen. Obwohl beide Dis-<br />
ziplinen mit Sprache und Reflexion zu tun<br />
haben, handelt es sich um «zwei verschie-<br />
dene Formen <strong>des</strong> Redens», wie der Zürcher<br />
Philosophieprofessor Georg Kohler in der<br />
abschliessenden Diskussion sagte.<br />
Tages Anzeiger, Guido Kalberer,<br />
6. September 2004<br />
Am Samstag 4. September 2004 fand<br />
das Projekt «Literatur trifft Philosophie» im<br />
Eisenwerk Frauenfeld statt. Marianne<br />
Gronemeyer und Martin R. Dean führten ein<br />
Gespräch zum Thema «Hören und Gehorchen»,<br />
Georg Kohler und Kathrin Röggla zum Thema<br />
«Erzählen und Argumentieren». Die Gespräche<br />
wurden von Hardy Ruoss moderiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’920.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’578.90<br />
54<br />
56<br />
Der geplante Solo-Abend stellt für einmal<br />
den «dritten Grimm» in den Mittelpunkt, den<br />
Maler Ludwig Emil Grimm. Allerdings, das<br />
muss gleich von Anfang an sehr deutlich<br />
betont werden, sind wir weder bei ihm noch<br />
bei seinen berühmten Brüdern an den histo-<br />
rischen Figuren interessiert. Sie dienen uns<br />
nur als Vorwand, um die wohlbekannten (und<br />
eine Menge sehr viel weniger bekannter)<br />
Grimmschen Märchen vorzuführen, zu ana-<br />
lysieren, zu parodieren, miteinander zu ver-<br />
mengen, sie auf den Kopf und wieder zurück<br />
auf die Füsse zu stellen, und sie – das ist das<br />
Allerwichtigste! – als Auslöser szenischer<br />
Fantasien zu benutzen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Urs Bosshardt: «Grimmige Märchen»<br />
«Hänsel und Gretel», die von einer bösen<br />
Hexe bedrohten Kinder? Nichts da: die Hexe<br />
war «lieb und wohlerzogen», aber Hänsel<br />
und Gretel waren zwei bösartige Punks, die<br />
das Buffet geplündert und die Hexe in ihren<br />
eigenen Ofen gestossen haben: «Notwehr»,<br />
erzählen sie der Polizei.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Louise Jochims, 18. April 2005<br />
Autor «Grimmige Märchen»: Charles Lewinsky;<br />
Regie: Rolf Lansky; Schauspieler: Urs<br />
Bosshardt.<br />
Die Premiere fand am 13. April 2004 in Wil SG<br />
(Kulturraum Südquartier) statt, anschliessend<br />
wurde das Stück u.a. im Theater an der Grenze<br />
in Kreuzlingen präsentiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 68’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />
57<br />
Schon mehrmals in der Vergangenheit hat<br />
Hilaria Kramer die Wege von Zappas Musik<br />
gekreuzt. Immer äusserst interessante Pro-<br />
jekte, welche eine präzise Reproduktion<br />
der komplexen Musik <strong>des</strong> Komponisten ver-<br />
langten. Wie bekannt sind Zappas Kompo-<br />
sitionen in einer Art und Weise komplex und<br />
teilweise auch kompliziert, so dass sie für ein<br />
breites Publikum leider <strong>bis</strong>her (zu Unrecht)<br />
unverständlich blieben. Der Musikerin und<br />
Komponistin Kramer ist es ein Anliegen, die<br />
Musik Zappas dem Publikum näher zu brin-<br />
gen, die stark vereinfacht wird, mit neueren,<br />
eigenkompositorischen Sounds bereichert<br />
ist und welche doch das Grundwesen von<br />
Zappas Kompositionen vermittelt.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Hilaria Kramer: Zappatronix<br />
Kann man Frank Zappa mit einem videoclip-<br />
artigen Projekt gerecht werden? (…) «Zap-<br />
patronix», einstündiges Spektakel der be-<br />
sonderen Art, begeisterte in vielem, machte<br />
in anderem ratlos.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 21. März 2005<br />
Neben der Initiantin <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s, der<br />
Trompeterin und Komponistin Hilaria Kramer,<br />
stand der Gitarrist Marco Cortesi auf<br />
der Bühne. Der Schauspieler und Regisseur<br />
Federico Caprara übernahm den<br />
dramaturgischen Ablauf. Die Fotografin Christa<br />
Ziegler begleitete den Abend mit Projektionen<br />
und Live-Überblendungen.<br />
Das Konzert «Zappatronix» fand am 19. März<br />
2005 im Eisenwerk in Frauenfeld statt, danach<br />
reiste die Produktion für zwei Auftritte nach<br />
Ascona und nach Portugal.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 76’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’055.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
So wie der Körper Nahrung braucht, um leben zu<br />
können, brauchen Geist und Seele die Kultur.<br />
In diesem Sinn gehört die Kultur für mich zu den<br />
Grundnahrungsmitteln.<br />
Nadine Olonetzky, Kulturjournalistin, Zürich<br />
55 56 57<br />
55 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
55<br />
Literatur trifft Philosophie,<br />
eine Veranstaltung der<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong><br />
56<br />
Urs Bosshardt:<br />
«Grimmige Märchen»<br />
57<br />
Hilaria Kramer: Zappatronix
58<br />
Durch die Verpflichtung der amerikanischen,<br />
seit vielen Jahren in Tübingen wohnenden<br />
Vokalartistin Lauren Newton, in ihrer Sparte<br />
eine eigene Grösse, und <strong>des</strong> weltbekannten<br />
Saxofonisten Wolfgang Puschnig aus Wien,<br />
bei<strong>des</strong> auch langjährige Mitglieder <strong>des</strong> Vi-<br />
enna Art Orchestras, ist es mir gelungen,<br />
eine äusserst attraktive Ergänzung zu mei-<br />
nen sehr speziellen akustischen und elektro-<br />
nischen Klängen zu finden.<br />
Nach Konzerten in Frauenfeld (jazz:now),<br />
Konstanz (Jazzherbst) und Genf (AMR)<br />
folgten Aufnahmen im Radiostudio Zürich.<br />
Mit diesen war bloss eine Demo-CD geplant.<br />
Durch die Vermittlung der <strong>Kulturstiftung</strong> ist<br />
es mir jedoch gelungen, mit Unit Records ein<br />
Label mit internationalem Vertrieb zu finden,<br />
das bereit ist, eine CD zu produzieren.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Mark J. Huber:<br />
CD «color fields» <strong>des</strong> Trios<br />
Newton-Huber-Puschnig<br />
Für Mark J. Huber ist diese Triobesetzung<br />
ein Glücksfall. Newton und Puschnig ge-<br />
hören zu jener seltenen Spezies, die nicht<br />
mit möglichst vielen Tönen auf unbekanntes<br />
Terrain reagiert, sondern die Ohren öffnet<br />
und wenige, dafür umso präzisere Signale<br />
gibt. Das kommt dem Spiel Hubers entge-<br />
gen, der seine instrumentaltechnischen Fer-<br />
tigkeiten nie als Selbstzweck sieht, sondern<br />
in den Dienst seiner Musik stellt. So sind die<br />
Aufnahmen letztlich auch ein Beispiel dafür,<br />
dass sich die klaren Vorgaben eines Lea-<br />
ders und ein Höchstmass an gegenseitigem<br />
Respekt im Ensemble nicht auszuschliessen<br />
brauchen. Wer Ohren hat, der höre.<br />
Liner notes von Hanspeter Vetsch<br />
Die CD «Color fields» kam bei Unit Records<br />
heraus. Musik: Mark J. Huber; Stimme: Lauren<br />
Newton; Flöte/Saxofon: Wolfgang Puschnig.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’100.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
56<br />
59<br />
«entre lynx et lapin» befasst sich mit dem<br />
kaum Sichtbaren. Wilde Zwischenräume<br />
an den Grenzen <strong>des</strong> Lichts. Das Kreisen<br />
der Tiere. Erscheinungen der Dämmerung.<br />
Ausweitung <strong>des</strong> Unsichtbaren. Nah am Ge-<br />
wohnten verschoben. Über das Verschwin-<br />
den und Auftauchen leben. Verstecke. Kreis-<br />
läufe. Felder. Wald. Wiesen.<br />
Das Dunkle – eine Vision <strong>des</strong> Nichts – nah<br />
an allem anderen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Regula Engeler:<br />
Filminstallation «entre lynx et lapin»<br />
Regula Engeler filmte in den frühen Morgen-<br />
stunden mit Super-8. An der Grenze <strong>des</strong><br />
Sichtbaren stellen die Filme unser Sehver-<br />
mögen in Frage.<br />
«entre lynx et lapin» ist der Titel der acht<br />
aufeinander bezogenen kurzen Loops mit<br />
Baumwipfeln, Weihern und Vögeln. Regula<br />
Engeler ist jeweils in den frühen Morgen-<br />
stunden unterwegs gewesen und hat mit<br />
Luchsaugen die Dunkelheit erforscht, vor-<br />
beihuschende Tiere wahrgenommen, sit-<br />
zende und fliegende Krähen und andere<br />
Vögel und auf einem Weiher ruhig dahinsit-<br />
zende Schwäne beobachtet.<br />
Es sind stille Bilder entstanden, die zum lau-<br />
ten Geräusch der laufenden Super-8-Film-<br />
projektoren kontrastieren.<br />
Neue Luzerner Zeitung, Maria Vogel,<br />
28. September 2004<br />
Die Filminstallation «entre lynx et lapin» von<br />
Regula Engeler wurde im o.T. Raum für aktuelle<br />
Kunst (Luzern) vom 27. September <strong>bis</strong><br />
17. Oktober 2004 gezeigt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
60<br />
Zur Aufführung soll ein fast als spektaku-<br />
lär unerwartet zu bezeichnen<strong>des</strong> Programm<br />
kommen: ausgesuchte Songs aus dem Re-<br />
pertoire der grossen Sängerin Billie Holiday,<br />
speziell adaptiert für diese abstrakte Beset-<br />
zung. Die Gesangsnummern, die nicht durch<br />
die Sprache, sondern immer auch durch<br />
opulente Begleitungen von Piano, Gitarre<br />
und oft auch grossem Orchester lebten,<br />
werden von Roman Schwaller und Isla<br />
Eckinger speziell für dieses Trio arrangiert,<br />
bzw. reduziert. Unseres Wissens wurde ein<br />
solches Projekt noch nie verwirklicht und ist<br />
daher als Novum zu bezeichnen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Roman Schwaller: Tournee und CD<br />
«The Billie Holiday Songbooks»<br />
Mit seinem neuen Programm verbeugt sich<br />
der bekannte Schweizer Tenorsaxofonist<br />
Roman Schwaller, der in Frauenfeld – ins-<br />
besondere als künstlerischer Leiter <strong>des</strong> «ge-<br />
nerations»-Jazzfestivals – den Status eines<br />
«local hero» geniesst, vor der berühmten<br />
Jazzsängerin Billie Holiday. Begleitet wird er<br />
dabei von zwei Meistern <strong>des</strong> schnörkellosen<br />
Straight-Ahead-Jazz, von Isla Eckinger am<br />
Bass und Jimmy Cobb am Schlagzeug. Das<br />
Resultat ist mitreissend, über weite Strecken<br />
inspirierter Trio-Jazz, bei dem allerdings der<br />
Bezug zu Holiday zum grossen Teil aufge-<br />
setzt wirkt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Tom Gsteiger, 12. April 2005<br />
Das Roman Schwaller Trio (Roman Schwaller:<br />
Tenorsaxofon; Isla Eckinger: Bass; Jimmy Copp:<br />
Schlagzeug) gab seine CD <strong>des</strong> «The Billie<br />
Holiday Songbooks» bei TCB heraus.<br />
Die Tournee beinhaltete 6 Konzerte in 8 Tagen:<br />
9. April 2005 – Kulturgaststätte Sommerlust,<br />
Schaffhausen; 10. April 2005 – jazz:now im<br />
Eisenwerk, Frauenfeld; 11. April 2005 – Verein<br />
Jazz in Baden, Baden; 12. April 2005 – Jazzclub<br />
Unterfahrt, München; 13. April 2005 – Royal<br />
Garden Jazz Club, Graz; 15. April 2005 – Jazz-<br />
studio, Nürnberg.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’020.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–
59 60<br />
57 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
59<br />
Regula Engeler: Filminstal-<br />
lation «entre lynx et lapin»<br />
60<br />
Roman Schwaller:<br />
Tournee und CD «The Billie<br />
Holiday Songbooks»
61<br />
Ein konstantes Motiv in meiner Arbeit ist die<br />
Untersuchung, wie wir uns dem anderen, der<br />
Öffentlichkeit gegenüber, repräsentieren. Es<br />
ist uns Menschen ein wichtiges Anliegen,<br />
uns ins richtige Licht zu rücken, unser Er-<br />
scheinungsbild zu kreieren. Dabei inszenie-<br />
ren wir uns nicht nur für unser Gegenüber,<br />
sondern erschaffen auch eine Reflexion für<br />
uns selber (…). Seit 1993 fotografiere ich<br />
Menschen in ihren Sozialisierungsräumen<br />
und zunehmend auch das, was sie umgibt,<br />
was sie kreieren.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
edition fink: Buchpublikation<br />
«My territories» von Roland Iselin<br />
So zeigt zum Beispiel die Serie «Members»<br />
SchweizerInnen als Mitglieder in den ver-<br />
schiedensten Vereinen. «Human resources»<br />
oder «If you close the door» ergründen an<br />
verschiedenen Treffpunkten – das eine Mal<br />
in New York privat, das andere Mal in Zü-<br />
rich in der Öffentlichkeit – die Wechselwir-<br />
kung zwischen öffentlicher Inszenierung<br />
und privater Entspanntheit. Dutzende von<br />
Menschen kommen so zusammen: Von der<br />
Schweizer Schlittenhunderennenfahrerin <strong>bis</strong><br />
zum amerikanischen Bodybuilder, von der<br />
Zigarrenraucherin <strong>bis</strong> zum Tänzer.<br />
Georg Rutishauser, edition fink<br />
Auch «Route One» zeuge von seinem breiten<br />
essayistischen Zugang. Entlang der «Route<br />
One» seien Typologien von Gesichtern ent-<br />
standen: Porträts, nicht Schnappschüsse.<br />
Oft zeige sich eine leichte Verlegenheit in<br />
den Gesichtern, was Iselins «zarte Annähe-<br />
rung» belege. Scheinbar trivial Olonetzkys<br />
Schluss: «Roland Iselins Bilder erzählen vom<br />
vielfältigen Leben auf diesem Planeten.»<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
15. Januar 2007<br />
Die Buchpublikation «My territories» von Roland<br />
Iselin kam im Januar 2007 bei der edition fink<br />
(Zürich) heraus.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />
58<br />
62<br />
Die Oszillation zwischen visuellen und aku-<br />
stischen Impulsen, Gedankensplittern, Wör-<br />
tern, Tönen soll die Luft zum Schwirren brin-<br />
gen. Beim und nach dem Besuch unseres<br />
Bienenhauses soll der Kopf summen ob all<br />
der Eindrücke. Eine temporäre Reizüberflu-<br />
tung wird durchaus angestrebt. Das Klima in<br />
Ausstellung, Lesungen, Konzerten, Perfor-<br />
mances ist dicht, lebendig. Die Ereignisse<br />
geschehen unerwartet und überraschend.<br />
Die eingeladenen KünstlerInnen haben ihre<br />
Wurzeln teils eher im akustischen, teils im<br />
visuellen Bereich. Alle arbeiten sie jedoch<br />
seit vielen Jahren medienübergreifend und<br />
in den Bereichen von Performance und/oder<br />
Installation.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
forum andere musik:<br />
«Myzel_Bienenhaus. Schwirren»<br />
Natürlich gehört zur Kunst der Betrachter.<br />
Dennoch ist ein Museum auch ohne Besu-<br />
cher vorstellbar, die meisten Kataloge kom-<br />
men ohne ihn aus und feiern Ort und «Mö-<br />
blierung». Der Kunstraum Kreuzlingen und<br />
die dort vorgestellte Kunst wäre allerdings<br />
am vergangenen Freitag ohne sein Publikum<br />
so gut wie nicht vorhanden gewesen (…).<br />
Das Zauberwort: Performance. Keine Erklä-<br />
rungen, als die Vernissagebesucher – darun-<br />
ter wunderbarerweise viele Kinder – sich im<br />
Raum verteilen, «ausschwirren» (…).<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />
6. Juni 2005<br />
Das spartenübergreifende Projekt <strong>des</strong> forums<br />
andere musik fand anlässlich <strong>des</strong> Tonkünstler-<br />
festes 2005 vom 3. <strong>bis</strong> 24. Juni 2005 im<br />
Kunstraum Kreuzlingen statt.<br />
Die Veranstaltungsreihe in zwei Phasen<br />
bestand zuerst aus Atelierbesuchen mit Ge-<br />
sprächen rund um das Thema Kreativität und<br />
anschliessend aus einer Serie von Werken<br />
folgender KünstlerInnen: blablabor (Reto<br />
Friedmann und Annette Schmucki), Rolf Graf,<br />
Edu Haubensak, Christina Ku<strong>bis</strong>ch, Klaus Lutz.<br />
Am 10. Juni 2005 wurden im Rahmen eines<br />
Konzertes Werke gespielt von/mit Annette<br />
Schmucki, Edu Haubensak, Eva Nievergelt,<br />
Christoph Brunner, Fritz Hauser, Katsunobu<br />
Hiraki, Sylwia Zytynska, Becken und Regula<br />
Stibi.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 49’000.–<br />
(Vorprojekt 2004 und Projekt 2005)<br />
63<br />
Was treibt uns dazu, eine szenische Lesung<br />
zum Thema Nebel zu kreieren? Ganz ein-<br />
fach, weil wir Probleme oder was uns<br />
Schwierigkeiten bereitet, offensiv angehen<br />
wollen. Die meisten Menschen finden Nebel<br />
etwas Schreckliches, gar Bedrohliches (wir<br />
auch).<br />
Also gingen wir dem Nebel auf den Grund,<br />
suchten Texte im Internet und bei den alten<br />
Dichtern. Denn wer kennt sie nicht, die ne-<br />
belumwobene, melancholische und gleich-<br />
zeitig romantische Betrachtungsweise <strong>des</strong><br />
Grauen(s).<br />
Es kam eine Unmenge an Material zusam-<br />
men, und was für welches. Von Gruselge-<br />
schichten über Sachberichte, psycholo-<br />
gische Betrachtungsweisen, Lieder und Ge-<br />
dichte <strong>bis</strong> hin zur Nebelvernichtungsanlage.<br />
Ganz zu schweigen von den Gefühlen, die<br />
einem über dem Nebelmeer überwältigen.<br />
Nebel scheint ein internationales Thema zu<br />
sein und erhitzt die Gemüter.<br />
Wir haben versucht den Nebel zu lichten und<br />
wie bei der Vorbereitung eines köstlichen<br />
Mahles nur das Beste ausgewählt.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Theater Bilitz: «Vorsicht Nebel»,<br />
Szenische Collage mit Texten vom,<br />
über und im Nebel<br />
Manchmal hilft ja sogar gutes Theater gegen<br />
mögliche Herbstdepression. Wer jedenfalls<br />
«Vorsicht Nebel!», die neueste Bilitz-Pro-<br />
duktion, anschaut, stärkt seine (mentalen)<br />
Abwehrkräfte gegen schlechte Gefühle in<br />
der grauen Suppe, muss sich nicht dem<br />
überlegenen Lächeln derer aussetzen, die<br />
vielleicht in St. Gallen oder anderswo aus-<br />
serhalb der Niederungen von der Winter-<br />
sonne gewärmt werden.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
29. September 2004<br />
Die Premiere von «Vorsicht Nebel!» fand am<br />
23. September 2004 im Proberaum <strong>des</strong><br />
Theaters Bilitz in Münchwilen statt.<br />
Regie: Helmut Vogel; Texte gelesen und zusam-<br />
mengestellt von: Verena Bosshard und Barbara<br />
Bucher; Musik und Ton: Stefan Baumann<br />
Bühne; Roland Lötscher.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 24’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
62 63<br />
59 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
62<br />
forum andere musik:<br />
«Myzel_Bienenhaus.<br />
Schwirren»<br />
63<br />
Theater Bilitz: «Vorsicht<br />
Nebel»
64<br />
Der Konstanzer Jazzherbst ist ein kleines, ei-<br />
genes und experimentelles Festival. Er geht<br />
auf Entdeckungstour statt Namen zu dekli-<br />
nieren und sucht seine Nische in Grenzbe-<br />
reichen, oft auch zur klassischen Avantgarde<br />
hin. Der Konstanzer Jazzherbst findet vom 9.<br />
Oktober <strong>bis</strong> 25. November zum 25. Mal statt<br />
und stellt unter dem Motto «Entwicklungen /<br />
Entdeckungen» an sieben Abenden elf Formationen<br />
vor.<br />
Südkurier, Stefan M. Dettlinger, 7. Oktober 2004<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
«Entwicklungen / Entdeckungen»<br />
(Jazzherbst 2004)<br />
Alles in allem bot die 25. Auflage <strong>des</strong> Konstanzer<br />
Jazzherbsts eine beeindruckende<br />
Parforce-Tour durch die süddeutsche und<br />
schweizerische Szene und gab – seinem<br />
Motto getreu – einen Einblick in neueste<br />
«Entdeckungen und Entwicklungen». Wir<br />
warten gespannt auf den nächsten Herbst.<br />
Südkurier, S. Freissmann / F. Stemmler,<br />
30. November 2004<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> 42. Jazzherbstes präsentierte<br />
der Jazzclub Konstanz Konzerte von: Big Band<br />
Konstanz, Autofab, Wiget / Weber / Signer,<br />
Courvoisier / Feldmann, Triosphere, Jürg<br />
Solothurnmann & Zone franche, Schweizer /<br />
Sommer, Patrick Manzecchi Quartett, Südpol<br />
Jazzprojects.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: € 41’570.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />
60<br />
65<br />
Die Brisanz <strong>des</strong> Themas mag daran ersichtlich<br />
sein, dass seit neuestem eine eigene<br />
Behörde dafür existiert: Seit dem 1. Januar<br />
2005 leistet sich die Eidgenossenschaft ein<br />
Bun<strong>des</strong>amt für Migration. Denn dass nachgerade<br />
Europa das Ziel von Flüchtlingen ist,<br />
scheint erkannt. «Gesichter der Migration in<br />
Europa» heisst die Langzeitstudie, die dank<br />
Katrin Burri in den Räumen der Coal-Mine-<br />
Fotogalerie eine Öffentlichkeit gefunden hat.<br />
Autor ist der 37-jährige <strong>Thurgau</strong>er Lookat-<br />
Fotograf Meinrad Schade, der seit längerem<br />
über das Thema arbeitet und dazu <strong>2003</strong> «Il<br />
lungo addio» – über die italienische Emigration<br />
in der Schweiz nach 1945 – publiziert<br />
hat (…).<br />
Meinrad Schade: Ausstellung «Europa<br />
zwischen Festung und Fluchtburg»<br />
Schade fotografiert an der Grenze der Europäischen<br />
Union, auf den Kanarischen Inseln<br />
wie in der Ukraine, wo je<strong>des</strong> Jahr abertausend<br />
Menschen aus Afghanistan, China,<br />
aus dem Kaukasus, aus Afrika (wo Somali<br />
Russisch lernen sollen), aus dem Iran und<br />
Irak stranden. Schade dokumentiert aber<br />
auch die Lebensumstände von Migranten<br />
innerhalb von Europa: Tschetschenen, die in<br />
die Nachbarrepublik Inguschetien geflüchtet<br />
sind und nun in Lagern leben oder, inmitten<br />
eines rassistischen Klimas, in Moskau; und<br />
er porträtiert pakistanische Muslime, die ihre<br />
Kultur in der englischen Stadt Bradford zu<br />
retten versuchen. Die einstige Textilhochburg<br />
präsentiert sich als verödete Industriebrache.<br />
Integrationsbestrebungen? Eine<br />
Farce. Hier leben die Muslime ein Leben<br />
in Segregation, die junge Generation zerrissen<br />
zwischen Videothek und Moschee.<br />
Schade zeigt christliche Kirchen, Turnhallen<br />
als Gebetsräume. Doch wenn er pakistanische<br />
Schülerinnen auf dem Pausenhof fotografiert,<br />
dürfen sie genauso laut sein und<br />
ausgelassen wie englische.<br />
Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico,<br />
2. Februar 2005<br />
Das Langzeitprojekt <strong>des</strong> Fotografen Meinrad<br />
Schade wurde in Form einer Ausstellung<br />
an zwei Orten präsentiert: In der Winterthurer<br />
Coal-Mine Galerie vom 12. Januar <strong>bis</strong><br />
24. März 2005; sodann vom 2. <strong>bis</strong><br />
25. September 2005 im Rahmen der Bieler<br />
Fototage «On the road… again».<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–<br />
66<br />
Insgesamt wurden 34 Veranstaltungen<br />
durchgeführt.<br />
Mit wenigen Ausnahmen fanden im «jazz:<br />
now» Schweizer KünstlerInnen, darunter<br />
auch <strong>Thurgau</strong>erInnen, Raum für ihre Musik.<br />
Rückmeldungen <strong>des</strong> Publikums soweit sie<br />
uns bekannt sind, sind in der deutlich überwiegenden<br />
Zahl positiv und je nach Konzert<br />
auch überschwänglich. Die meist von versierten<br />
Fachleuten verfassten Medienreaktionen<br />
bestätigen diesen Eindruck. Die intensivsten<br />
Reaktionen stellen wir fest, wenn<br />
MusikerInnen es schaffen, dem Publikum ihr<br />
Können, ihre schöpferische Energie und ihre<br />
musikalischen Ideen so zu vermittlen, dass<br />
selbst auf erstes Hinhören unhörbares Material<br />
angenommen und verdaut wird. «jazz:<br />
now» bietet vor allem eine Plattform für VertreterInnen<br />
<strong>des</strong> zeitgenössischen Jazz.<br />
Bericht über die Beitragperiode 2004 <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
Verein Pro Eisenwerk:<br />
Reihe jazz:now 2004 – <strong>2006</strong><br />
Bereits die Ankündigung <strong>des</strong> Konzerts liess<br />
Vorfreude aufkommen: drei der viel versprechendsten<br />
Jazzer der jüngeren Schweizer<br />
Generation spielen zusammen mit zwei der<br />
profiliertesten Meister ihres Fachs zu Ehren<br />
der 2001 verstorbenen Tenorsax-Legende<br />
Joe Henderson. Jean-Paul Brodbeck (Piano),<br />
Fabian Gisler (Bass), Dominic Egli (Schlagzeug),<br />
Andy Scherrer (Tenorsaxofon) und<br />
Mathieu Michel (Flügelhorn) liessen keine<br />
Zweifel daran aufkommen: der Jazz erfreut<br />
sich insbesondere hierzulande bester Gesundheit<br />
– keine Spur von Altersschwäche<br />
oder Frühjahrsmüdigkeit.<br />
Am Mittwochabend erklangen selten gespielte<br />
und gerade <strong>des</strong>halb umso hörenswertere<br />
Titel aus Joe Hendersons umfangreichem<br />
Songbook. Komplettiert wurde das Programm<br />
durch kompositorische Hommagen<br />
vorwiegend von Andy Scherrer, dem grossen<br />
Henderson-Verehrer und Initiator <strong>des</strong><br />
Projekts.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 18. März 2005<br />
Während den Saisons 2004 <strong>bis</strong> <strong>2006</strong> fanden<br />
Konzerte u.a. von folgenden Musikerinnen /<br />
Bands in der Eisenbeiz (Frauenfeld) statt:<br />
Irene Schweizer, Lucas Niggli, Karel<br />
Boeschoten, Marius Ungureanu, Stephan<br />
Kurmanns Strings, Unart 4.0, Peter Schärli,<br />
Roman Schwaller, Andy Scherrer, Raphael<br />
Tanner, Sylvie Courvoisier, Fritz Hauser.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 90’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 36’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kunst ist für mich wie Farbe: manchmal leise,<br />
manchmal schillernd, sicher nötig,<br />
eigentlich selbstverständlich und doch rätselhaft<br />
und immer wieder neu.<br />
Ute Klein, Malerin, Amriswil<br />
61 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
64<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
«Entwicklungen / Entdeckungen»<br />
(Jazzherbst 2004)<br />
65<br />
Meinrad Schade:<br />
Ausstellung «Europa<br />
zwischen Festung<br />
und Fluchtburg»<br />
64 65 66<br />
66<br />
Verein Pro Eisenwerk:<br />
Reihe jazz:now 2004–<strong>2006</strong>
67<br />
Als im Sommer 2004 die Idee aufkam, dieses<br />
Projekt anzupacken, hatten wir sicherlich mit<br />
einigen Schwierigkeiten gerechnet, welche<br />
sich dann auch bestätigt haben, aber durch<br />
welche das Ganze umso spannender wurde.<br />
Das Schwierigste war das Umsetzen eines<br />
Romans in ein Hörspiel, in welchem die<br />
Musik dieselbe Eigenständigkeit haben soll<br />
wie der Text, indem sie zu einem Kommentar<br />
wird und nicht zu einer Untermalung. Was<br />
wir etwas überschätzt haben, war die sze-<br />
nische Umsetzung <strong>des</strong> Hörspiels. Das sehr<br />
wenig vertretene Publikum hat auf einige<br />
Längen eher kritische reagiert und auf sze-<br />
nische Einwürfe ebenfalls. Das Ganze war<br />
von der Verwebung Musik-Text so komplex,<br />
dass die ganze Aufmerksamkeit der Musiker<br />
auf die Balance gerichtet war. Denn es war<br />
im wahrsten Sinn ein Spiel zwischen Text<br />
und Musik. Umso mehr war für das Sze-<br />
nische kein sehr grosser Raum, eher für das<br />
Bühnenbild. Wir haben für die zweite Auf-<br />
führung einiges korrigiert und noch gekürzt,<br />
dementsprechend hatte alles auch einen<br />
ganz spannenden Zug, und der Erfolg blieb<br />
auch nicht aus.<br />
Marius Ungureanu, Schlussbericht<br />
Marius Ungureanu:<br />
Hörspiel «Mäusefieber»<br />
Das Unkonstante ist die einzige Konstante<br />
an diesem Abend (…). «Mäusefieber» wird<br />
jedoch durchaus geniessbar, wenn man die<br />
Augen schliesst und es somit als das be-<br />
greift, was es wirklich ist: ein fulminantes<br />
Hörspiel, bei dem sich die Eindrücke massiv<br />
überlagern. Dann verdichten sich die schein-<br />
bar ausufernden Geräusche und Klangfet-<br />
zen zu einem kompakten Kosmos.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christoph Lampart,<br />
14. September 2005<br />
Die Produktion «Mäusefieber» wurde am<br />
12. September 2005 im Kulturforum Amriswil<br />
und am 18. September 2005 im Theaterbureau<br />
in Märstetten gezeigt. Dazu wurde eine CD mit<br />
einer Hörspielversion produziert. Text: Hans<br />
Gysi; Musik: Marius Ungureanu & Johannes<br />
Gürth; Stimmen: Hansruedi Twerenbold und<br />
Hans Gysi. Das Hörpsiel kam als CD bei «Faszi-<br />
nation Hören» (www.faszination-hoeren.de)<br />
in München heraus.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
62<br />
68<br />
«Interfacing Landscapes» besteht aus einer<br />
Serie von grossformatigen Zeichen- und Text-<br />
projektionen in verschiedenen Landschaften<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> und der Alpen. Damit<br />
kehrt sowohl das Projekt als auch der Autor<br />
zu seinen geografischen Wurzeln zurück und<br />
bringt damit auch den persönlichen Charak-<br />
ter der Arbeit zum Ausdruck.<br />
Untersucht werden soll mit der Arbeit die<br />
Beziehung von Zeichen und Landschaften,<br />
die Möglichkeiten der Aufladung und ge-<br />
genseitigen Beeinflussung, aber auch die<br />
Sichtbarmachung von verborgenen Bedeu-<br />
tungen. Dabei kommt der Dokumentation der<br />
Projektionen eine ebenso grosse Bedeutung<br />
wie dem eigentlichen Anlass zu.<br />
Aus dem Projektbeschrieb<br />
Johannes Gees: «Interfacing Landscapes»<br />
Johannes Gees Lichtinstallationen sind<br />
ideenreich, hintergründig und haben ein<br />
grosses Aufschreckungs- und Beachtungs-<br />
Potenzial – in der heutigen medial überfüt-<br />
terten Zeit vielleicht die richtige Taktik um<br />
die Gesellschaft zu erreichen und sie zum<br />
Nachdenken einzuladen.<br />
Kunst 21, René G. Siemer, März <strong>2006</strong><br />
Ausstellung Interfacing Landscapes im Kunst-<br />
raum Kreuzlingen vom 14. Januar <strong>bis</strong><br />
26. Februar 2004. Performance Interfacing<br />
Landscapes #4, 27. Januar <strong>2006</strong> in Oberwangen.<br />
Performance Interfacing Landscapes #5,<br />
29. Januar <strong>2006</strong> auf der Fähre Romanshorn –<br />
Friedrichshafen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 130’349.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 35’000.–<br />
69<br />
Das Phönix-Theater 81 hat für diesen Herbst<br />
eine kleine Tanzreihe programmiert. In zwei<br />
Blöcken werden sechs Tanzproduktionen<br />
junger TänzerInnen an jeweils zwei Abenden<br />
gezeigt. Tanz im <strong>Thurgau</strong> zu programmieren<br />
ist ein Wagnis, da der Tanz an sich bereits<br />
eine eher kleine Schicht von Zuschauern<br />
interessiert, ist die Anzahl Tanzinteressierter<br />
im <strong>Thurgau</strong> noch geringer als in den Agglo-<br />
merationen. Dennoch sind wir der Ansicht,<br />
dass auch im <strong>Thurgau</strong> die Arbeiten junger<br />
Compagnies gezeigt werden müssen<br />
Philippe Wacker, in den Gesuchsunterlagen<br />
Phönix-Theater 81: Tanztage<br />
Der Eröffnungsabend machte mit hochwer-<br />
tiger Kunst junger Choreografinnen Lust<br />
auf mehr Tanz im «Phönix».<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
26. Oktober 2004<br />
Das Phönix-Theater 81 in Steckborn<br />
präsentierte vom 21. Oktober 2004 <strong>bis</strong><br />
27. November 2004 folgende Tanzgruppen<br />
und ChoreografInnen: Rebekka und Xenia<br />
Bogomolec, Stefanie Grubenmann, Vloeijstof,<br />
DEJACOmpagnie und Cornelia Huber.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’190.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–
67 68 69<br />
63 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
67<br />
Marius Ungureanu:<br />
Hörspiel «Mäusefieber»<br />
68<br />
Johannes Gees:<br />
«Interfacing Landscapes»<br />
69<br />
Phönix-Theater 81:<br />
Tanztage
70<br />
Die Leute kamen, der leere Ausstellungs-<br />
raum war voller Menschen. Es gab einige, die<br />
Ruhe mit hereinbrachten, diejenigen, welche<br />
auch die Alltagsschwierigkeiten mit einem<br />
Lächeln begrüssen, es gab solche, die sich<br />
eilends der Wand entlang zu den Katalogen<br />
retteten, andere haben den Raum umrundet<br />
und ihre Offenheit blossgelegt, manche, die<br />
miteinander gesprochen haben, haben die<br />
Ausstellung und die Begebenheiten <strong>des</strong> täg-<br />
lichen Lebens miteinander verknüpft, haben<br />
sich in die Nischen getraut oder auch nicht,<br />
und es gab Kinder, die die ganze Länge <strong>des</strong><br />
Raumes mit grossen Meterschritten erkun-<br />
deten, die Matratzennischen zu ihrem tem-<br />
porären Zuhause erklärten, und sich an den<br />
Fensterbildern mit Schattenfiguren übten.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Amelia Schustereder: Unterkunst – ich<br />
gebe euch nichts, ihr habt schon alles<br />
«Sind wir Gefangene <strong>des</strong> Alltags geworden,<br />
müssen wir erst einmal wieder loslassen,<br />
was wir uns unser Leben lang angeeignet<br />
haben, um wieder frei und klar empfinden<br />
zu können». In der Auseinandersetzung mit<br />
dem eigenen Schaffen hat dies Amelia Schu-<br />
stereder als Quelle der eigenen Inspiration<br />
erfahren. Darum führt sie nun zurück zum<br />
Ursprung <strong>des</strong> Kunsterlebnisses an sich: In<br />
der Kreativität Erfüllung zu finden.<br />
Ursprünglich daher auch Wollvlies, Flachs,<br />
das Nistmaterial der Ausstellung gewisser-<br />
massen, um dem seit Anbeginn im Menschen<br />
verwurzelten Drang Gestalt zu verleihen, ein<br />
Lager zu schaffen, für kurz oder lang.<br />
Provozierend? Ja, auch, aber bloss Pro-<br />
vokation? «Ich gebe euch nichts, ihr habt<br />
schon alles» – eine Verweigerung beque-<br />
men Konsums, die verärgern mag. Doch<br />
warum die präsentierte Enthaltsamkeit als<br />
Affront empfinden? Gesteht sie doch den<br />
Kunst(be)suchenden Kompetenzen zu: Nicht<br />
nur aufzunehmen, sondern zu schaffen, zu<br />
entwickeln, in sich selbst wie im Umfeld mit<br />
seiner Materie und seinem Nichts<br />
Rheinfall-Woche, sbw. 20. Januar 2005<br />
Die Ausstellung «Unterkunst – ich gebe euch<br />
nichts, ihr habt schon alles» von Amelia<br />
Schustereder fand vom 18. Januar <strong>bis</strong> 6. März<br />
2005 in der Galerie Repfergasse 26 in<br />
Schaffhausen statt. Ein Katalog dokumentiert<br />
die Ausstellungsgeschehnisse.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 10’480.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />
64<br />
71<br />
Verschiedene Formen von Zusammenarbeit<br />
mit zeitgenössischen Autoren und Auto-<br />
rinnen haben für uns an Bedeutung gewon-<br />
nen. Mit der Jubiläumsproduktion suchen wir<br />
hier nochmals eine neue Form: Wir vergeben<br />
einen Schreibauftrag mit der Auflage eines<br />
szenischen Ortes und eines Themas. Wir<br />
freuen uns, dass wir mit Bettina Wegenast<br />
als Autorin und Markus Keller-Rottmeier<br />
als Regisseur unser Wunsch-Leitungsteam<br />
gewinnen konnten. (…) Erfreulicherweise<br />
konnten wir in letzter Zeit die Arbeit im Kan-<br />
ton <strong>Thurgau</strong> ausdehnen.<br />
Claudia Rüegsegger, in den Gesuchsunterlagen<br />
momoll theater: Haar & Bart AG<br />
Die Kinder genossen sichtlich die für sie<br />
verständlichen Anspielungen in «Haar & Bart<br />
AG», und für einmal war gut, herrschte keine<br />
Kirchenstille in den Rängen. Den Erwachse-<br />
nen bescherte das knapp einstündige Spiel<br />
manchen Lacher. Ein Mann mit schütterem<br />
blauem Bärtchen geht auf eine lange Ge-<br />
schäftsreise, in seinem Coiffeursalon ablö-<br />
sen sollen ihn vier Frauen: Frau Holle, Dorn-<br />
röschen, Schneewittchen und Rapunzel, die<br />
unterschiedlicher nicht sein könnten und die<br />
dennoch Entscheiden<strong>des</strong> verbindet: Etwas<br />
muss sich ändern. Sie müssen sich ändern.<br />
Nur wird es nicht allen gelingen.<br />
«Haar & Bart AG» ist ein moralisches Stück,<br />
weiss aber nicht recht, ist es ein Märchen<br />
oder richtet es sich an Erwachsene. Denn die<br />
Kinder verstehen die Anspielungen auf Mar-<br />
keting und freie Marktwirtschaft kaum, die<br />
Grossen haben ihre Kindheitsgeschichten<br />
fast vergessen. Ein modernes Märchen also:<br />
von vier Frauen, die Neues wagen und die<br />
unterschiedlich Erfolg haben.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 12. März 2005<br />
Mitwirkende: AnnaMaria Tschopp, Barbara<br />
Schüpbach, Barbara Peter (Spiel), Claudia<br />
Rüegsegger (Spiel, Produktionsleitung),<br />
Michael Oggenfuss (Spiel, Bühne, Licht),<br />
Bettina Wegenast (Autorin), Markus Keller-<br />
Rottmeier (Regie), Urs Ammann (Bühne),<br />
Christina Müller (Kostüme), Irene Sabel<br />
(Regieassistenz).<br />
Premiere am 10. März 2005 im VorStadttheater<br />
im Eisenwerk Frauenfeld, wo eine weitere<br />
Vorstellungen stattfand. Anschliessend spielte<br />
das momoll theater mehrmals in Schaffhausen,<br />
Wil, Sirnach, Flawil, St. Gallen und Winterthur.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 135’550.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />
72<br />
Im Sommer 2004 besuchte ich ein Konzert<br />
der beiden Pianistinnen Petra Ronner und<br />
Claudia Rüegg im Kulturforum Amriswil.<br />
Dieses Konzert begeisterte mich total. Das<br />
ausgewählte Programm und die Power der<br />
zwei Interpretinnen verführte das Publikum,<br />
sich auf verschiedene, teilweise ungewohnte<br />
Klangwelten der gespielten Klavierstücke<br />
einzulassen. Durch den geschickten Auf-<br />
bau <strong>des</strong> Programms schafften es die beiden<br />
Musikerinnen, Begeisterung für zeitgenös-<br />
sische Musik auszulösen und dadurch neue<br />
Klangräume für das Publikum zu öffnen.<br />
Nach diesem Konzert reifte die Idee, ausge-<br />
hend vom Werk «Three Dances» von John<br />
Cage, eine Doppel-CD herauszugeben,<br />
durch die eine musikalische Entwicklung der<br />
Klaviermusik vermittelt werden kann.<br />
Josef Felix Müller, in den Gesuchsunterlagen<br />
Josef Felix Müller + vexer Verlag:<br />
Celestial Ballroom<br />
Wird im «Celestial Ballroom» getanzt?<br />
Schon, aber nicht in der gewohnten Art.<br />
Die beiden in Zürich lebenden Pianistinnen<br />
Petra Ronner und Claudia Rüegg arbeiten<br />
seit 1999 im Duo, haben beide bei Werner<br />
Bärtschi studiert und sind dabei, als «mu-<br />
sikalische Seilschaft» neue Klangräume<br />
zu erschliessen. Sie spielen vierhändig an<br />
einem Piano oder an zwei verschränkt ste-<br />
henden Pianos mit Sichtkontakt. Auf ihrer<br />
vergangenes Jahr erschienenen Doppel-CD<br />
findet man Interpretationen von John Cage,<br />
George Crumb, Ulrich Gasser, Maurice<br />
Ravel und Lois V Vierk.<br />
Programmheft Festival taktlos 06, Zürich,<br />
Fredi Bosshard<br />
Und so kommen bei aller Transparenz im<br />
Klang und bei aller technischen Luzidität<br />
auf dieser Aufnahme Elemente ins Spiel,<br />
die ungewohnten Klavierklang spannend<br />
machen, die eben diese Entdeckerfreude<br />
mit in die Interpretation aufnimmt. Lust an<br />
Bewegung nicht nur im rhythmischen, son-<br />
dern im klanglichen Sinne, die Freude am<br />
Fortpflanzen von Impulsen und Anstössen<br />
prägt die Aufnahmen.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser, 15. Juni 2005<br />
Die CD-Taufe fand am 26. Mai 2005 im<br />
Kunstraum Kreuzlingen statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’125.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
65 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
70<br />
Amelia Schustereder:<br />
Unterkunst – ich gebe<br />
euch nichts, ihr habt<br />
schon alles<br />
71<br />
momoll theater:<br />
Haar & Bart AG<br />
70 71 72<br />
72<br />
Josef Felix Müller + vexer<br />
Verlag: Celestial Ballroom
73<br />
Seit mehreren Jahren arbeite ich mit der Sän-<br />
gerin Eva Nievergelt immer wieder an Robert<br />
Schumanns Liederkreis op. 39. Vitalität und<br />
unmittelbare Wirkung dieses Liederzyklus<br />
sind einzigartig: In knapp 25 Minuten gelingt<br />
es Schumann, sehr direkt und hoch verdich-<br />
tet die grossen Themen Liebe, Sehnsucht,<br />
Lebendigkeit, Erstarrung, Glück und Ent-<br />
täuschung präzise und zu tiefst berührend<br />
anzusprechen. Als Musikerinnen sind wir<br />
plötzlich Teil eines Mitteilungsstromes, der<br />
von Schumann/Eichendorff direkt in unser<br />
eigenes Erleben und damit in unsere Zeit<br />
verweist.<br />
Aus unserem gemeinsamen Interesse, in<br />
Konzertprogrammen Verbindungen zwi-<br />
schen Vergangenheit und Gegenwart, also<br />
beispielsweise zwischen Schumanns Kom-<br />
position aus dem Jahre 1840 und der Musik<br />
unserer eigenen Zeit herzustellen, wuchs<br />
das Bedürfnis, auf den Liederkreis op. 39<br />
kraftvoll und mit zeitgenössischen Mitteln zu<br />
antworten.<br />
Claudia Rüegg, in den Gesuchsunterlagen<br />
Claudia Rüegg:<br />
Kompositionsauftrag Liederkreis<br />
Die Komposition von Ulrich Gasser liegt noch<br />
nicht vor, ist aber für 2007 vorgesehen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
66<br />
74<br />
Ausgangspunkt und Zentrum meines Pro-<br />
jektes ist mein eigenes Hab und Gut. (…)<br />
Die «Bestan<strong>des</strong>aufnahme» beschreibt den<br />
Ausgangspunkt <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s: Ich begebe<br />
mich mit meinem Alltäglichsten in eine Klau-<br />
sur und nehme den gesamten Bestand von<br />
meinem Hab und Gut auf. In der Phase «sich<br />
ein Bild machen» trete ich mit dem Ergebnis<br />
meiner Bestan<strong>des</strong>aufnahme an die Öffent-<br />
lichkeit, breite es aus und stelle meine Aus-<br />
gangsfrage: Was kristallisiert sich heraus,<br />
wenn sich das Subjekt dem Abbild entzieht<br />
und allein sein Hab und Gut ins Blickfeld<br />
rückt? Es ist ein ungewohnter Blick auf das<br />
Eigene. Ich erkenne mich als Knotenpunkt<br />
von Geschichten, Menschen, verschiedenen<br />
Zeiten und Orten wieder. Dies thematisiere<br />
ich in der Phase «Auflösung».<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Yvonne Scarabello: Hab + Gut<br />
Die in Zürich lebende und aus Frauenfeld<br />
stammende Künstlerin Yvonne Scarabello<br />
nimmt seit 2002 in einem Langzeitprojekt<br />
ihr «Hab + Gut» unter die Lupe. Rund zwei-<br />
tausend Gegenstände hat sie bereits foto-<br />
grafiert und im Computer abgelegt. «Ist in<br />
meinem Hab und Gut ein Hohlraum zu ent-<br />
decken, ein Abdruck meiner Person? Was<br />
kristallisiert sich heraus, wenn ich mich dem<br />
Abbild entziehe und allein mein Hab und<br />
Gut ins Blickfeld rückt?», fragt sich Yvonne<br />
Scarabello. (…)<br />
Im shed sind bereits hunderte 10 mal 10 cm<br />
grosse Bildchen von Scarabellos Hab und<br />
Gut an der Wand zu sehen. Im Computer<br />
kann der Besucher sie neu ordnen. Eine<br />
Diaschau, die die Gegenstände vergrössert,<br />
sowie C-Prints ergänzen die Szene. Alltags-<br />
und Selbsthinterfragung betreibt Scarabello<br />
und will auch den Besucher dazu einladen.<br />
Über die Gegenstände als Bedeutungsträ-<br />
ger ins Gespräch kommen, neue Ordnungs-<br />
welten kennen lernen, so umschreibt sie den<br />
ihr wichtigen kommunikativen Aspekt der<br />
«Hab + Gut»-Aktion.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
2. September 2005<br />
Das Projekt wurde vom 2. <strong>bis</strong> 25. September<br />
2005 im shed im Eisenwerk, Frauenfeld<br />
gezeigt, (siehe Projekt «Ausstellung Hab + Gut»).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />
75<br />
Das Projekt thematisiert die «Produktion»<br />
von Fleisch als Nahrungsmittel am Beispiel<br />
<strong>des</strong> Hauskaninchens. In einer mehrteiligen<br />
Installation im shed in Frauenfeld soll ver-<br />
sucht werden, die BersucherIn am Produkti-<br />
onsprozess passiv und aktiv partizipieren zu<br />
lassen. Zur Darstellung gelangen vier formal<br />
verschieden gestaltete Stationen, die in ihrer<br />
Abfolge als Lebenszyklus <strong>des</strong> Kaninchens<br />
inszeniert werden. Durch das Offenlegen<br />
dieses Prozesses soll unter anderem das<br />
brisante, gesellschaftlich tabuisierte Thema<br />
<strong>des</strong> Schlachtens für die Gewinnung der<br />
Nahrung zur Diskussion gebracht werden.<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
Des Hasen Tod<br />
Bottinis Kunstaktion trifft ins Schwarze. Bei<br />
Wein und Wasser outet sich schon bald, wer<br />
kann: «Mein Vater war Metzger», erklärt ein<br />
Gast sein Kunstinteresse. Eine Besucherin<br />
erinnert sich an den Studienkollegen, der<br />
daran scheiterte, seine zwei Mastkaninchen<br />
umzubringen. Zum Missfallen der Kollegin<br />
lebten sie fortan auf dem Gemeinschaftsbal-<br />
kon. Die Ausstellung zeigt es: In unserem<br />
Leben ist <strong>des</strong> Hasen Tod fest verankert.<br />
Tabuisiert wird er trotzdem. Das verriet die<br />
Frage, die so vielen über die Lippen kam, als<br />
sie die Halle betraten: «Die Kaninchen da will<br />
Max Bottini schlachten?» Hasenbraten gibts<br />
tatsächlich auf den drei Aktionstagen im Mai.<br />
Es sind aber andere Tiere. Die Gespräche<br />
dieser vierten Station stehen noch aus.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Martina Koch, 2. Mai 2005<br />
Wiederum geht es Bottini nicht nur ums<br />
Essen, sondern auch um die Idee, über Fra-<br />
gen <strong>des</strong> Essens eine Plattform für Austausch<br />
und Gespräche zu bieten. «Die Hasen sind<br />
meine Schauspieler», sagt der Künstler. Und<br />
mit «Des Hasen Tod» gelingt ihm wieder<br />
eine nur auf den ersten Blick leicht fassbare<br />
Installation, mit der er sein Grundthema,<br />
Nahrung und Nahrungsverzehr, erneut wei-<br />
tertreibt. Auch mit dieser Aktion definiert<br />
Bottini das Verhältnis zwischen Künstler<br />
und Publikum neu. Beim Braten sind seine<br />
Gäste zugleich Produzenten, Konsumenten,<br />
Betrachter, aber auch Teilhaber und Gestal-<br />
ter eines Gesamtkunstwerks.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser, 6. Mai 2005<br />
Die Ausstellung und Aktionen im shed im<br />
Eisenwerk fanden vom 30. April <strong>bis</strong> 3. Juni 2005<br />
statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 59’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’000.–
73 74 75<br />
67 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
73<br />
Claudia Rüegg:<br />
Kompositionsauftrag<br />
Liederkreis<br />
74<br />
Yvonne Scarabello:<br />
Hab + Gut<br />
75<br />
verein neuer shed<br />
im Eisenwerk:<br />
«Des Hasen Tod» von<br />
Max Bottini
76<br />
2001 hat die <strong>Kulturstiftung</strong> dem in Tägerwi-<br />
len lebenden Schriftsteller Jochen Kelter ein<br />
halbes Werkjahr zugesprochen. Nun liegt<br />
das Manuskript vor, und der Tübinger Verlag<br />
Klöpfer und Meyer plant die Veröffentlichung<br />
<strong>des</strong> Romans.<br />
Klöpfer & Meyer - Verlag:<br />
Hall oder die Erfindung der Fremde<br />
Sie müsse Übergänge herstellen, nicht abrupt<br />
von der Verzückung in die Verzweiflung<br />
abstürzen, mahnt der Tonsetzer Francesco<br />
Cavalli seine Schülerin Mariana Caldi. Die<br />
Kunst der Modulation wendet auch Jochen<br />
Kelter in seinem Roman an, der immer wieder<br />
die Tonarten geschickt wechselt, die<br />
Dialoge zwischen Galanterie, Nüchternheit<br />
und Passion changieren lässt und vom einen<br />
Erzählstrang zum andern leitet. Sein Protagonist<br />
Georg Friedrich Hall, Spezialist<br />
für italienische Kunst- und Wirtschaftsgeschichte,<br />
reist in den neunziger Jahren über<br />
Venedig und Griechenland in den Balkan,<br />
wo sich Serben und Kroaten unheilvoll im<br />
Krieg verstrickt haben. Noch einmal trifft<br />
Hall in Trogir seine frühere Geliebte. Sie<br />
hat ihn dringend um Hilfe gebeten, nachdem<br />
sie von ihrem Freund, mit dem sie in<br />
Waffenschiebereien verstrickt war, verlassen<br />
worden war. Aber am nächsten Morgen<br />
wird sie verschwinden – mit Halls Bargeld<br />
und Kreditkarten im Gepäck. (…) Jochen<br />
Kelter entwirft das farbenreiche Gemälde<br />
einer aufstrebenden Epoche, in der Kunst,<br />
Philosophie und Naturwissenschaften vor<br />
Neuerungslust geradezu vibrieren.<br />
Neue Zürcher Zeitung, Beatrice Eichmann-<br />
Leutenegger, 9. August 2005<br />
Jochen Kelter: Hall oder Die Erfindung<br />
der Fremde. Roman. Verlag Klöpfer & Meyer,<br />
Tübingen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’300.–<br />
Anteil (Druckkostenbeitrag) der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />
Fr. 5’000.–<br />
68<br />
77<br />
2004 hat der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
beschlossen, ausgehend von der erfreulichen<br />
Reihe jazz:now auch für den Bereich<br />
Theater und Tanz ein Konzept für entsprechende<br />
Veranstaltungen ausarbeiten zu lassen<br />
und hat dafür ein Vorprojekt bewilligt. Es<br />
wird entschieden, mit dem Phönix-Theater<br />
81 in Steckborn zusammenzuarbeiten mit<br />
dem Ziel, im <strong>Thurgau</strong> attraktive und qualitativ<br />
überzeugende Theater- und Tanzvorstellungen<br />
zu präsentieren. Als Form wird<br />
weder ein Festival noch eine kontinuierliche<br />
und über das Jahr verteilte Reihe gewählt,<br />
sondern ein Schwerpunkt im Herbst. Jeweils<br />
donnerstags und samstags sind abendliche<br />
Aufführungen vorgesehen, während sich<br />
freitags das Angebot an Schulen richtet.<br />
Für die erste Ausgabe 2004 von theater:<br />
now werden vier Produktionen eingeladen:<br />
«GOPF» (Metzger, de Perrot, Zimmermann,<br />
Zürich), «Un tapis rouge pour Sophie T.»<br />
(Fasson Theater, Zürich), «Wohlgelitten in<br />
Wohlgelegen» (Kumpane, Schaffhausen/Zürich)<br />
und «Madame K»/»One in a million» (Nicole<br />
Seiler, Lausanne). Zudem setzen sich<br />
zwei Podiumsveranstaltungen mit der Kulturförderung<br />
im <strong>Thurgau</strong> im Vergleich zu andern<br />
Kantonen und dem Bund und der künftigen<br />
Tanzförderung in der Schweiz auseinander.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81:<br />
theater:now 2005<br />
Mit der ersten «theater:now»-Reihe hat sich<br />
der <strong>Thurgau</strong> in Steckborn als Interessent<br />
gezeigt, der in der nationalen Tanzszene präsent<br />
sein will. Pro Helvetia, Migros und das<br />
«Projekt Tanz» haben diesen Wunsch freudig<br />
wahrgenommen. Ein <strong>Thurgau</strong>er Impuls ist<br />
erst einmal an den richtigen Stellen deponiert.<br />
Das zeigte das Podium auch. Tanz<br />
im <strong>Thurgau</strong>? Das verträgt sich. Man darf<br />
gespannt sein, wie es weitergeht.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
6. Dezember 2005<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 76’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />
(Vorprojekt 2004: Fr. 6'700.–)<br />
78<br />
Präsentation <strong>des</strong> komplett neu komponierten<br />
Programms «The Thurgovian Suite». Komposition<br />
im Rahmen eines Förderbeitrags<br />
<strong>des</strong> Erziehungsdepartements <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong> vom Juni <strong>2003</strong>. Zweiwöchige Tournee<br />
mit anschliessender Studioproduktion<br />
bei Radio DRS 2. Produktion und Veröffentlichung<br />
der CD auf TCB Records im Frühjahr<br />
<strong>2006</strong>. (…) Die einzelnen Sätze der Suite<br />
werden meinen Werdegang im <strong>Thurgau</strong> reflektieren<br />
und in eine völlig andere musikalische<br />
Sprache übersetzen: den modernen<br />
straight-ahead Jazz <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts.<br />
Roman Schwaller, in den Gesuchsunterlagen<br />
Roman Schwaller: The Thurgovian Suite<br />
Die Klasse seines hochkarätig besetzten<br />
Sextetts zeigt sich beispielhaft schon im<br />
ersten Stück. Mit verträumtem Klavier-Solo<br />
wird man empfangen. Setzen dann alle ein,<br />
erreicht die Musik unmittelbar einen faszinierenden<br />
energetischen Level. Das Geflecht<br />
wirkt dicht, gespielt. Schwaller setzt auf die<br />
Sprache <strong>des</strong> modern straight ahead Jazz<br />
und zeigt gleichzeitig hohes Engagement<br />
für klar artikulierte und durchgeformte musikalische<br />
Sprache. Auch im Hexenkessel<br />
enthemmten Improvisierens strahlt Schwallers<br />
«Thurgovian Suite» Wille zu nachvollziehbaren<br />
Formen aus, was das Ganze zu<br />
einem zusätzlichen Genuss macht.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
10. Oktober 2005<br />
Es besteht kein Zweifel: Der Frauenfelder<br />
Tenorsaxophonist Roman Schwaller ist<br />
einer der besten Jazzmusiker der Schweiz.<br />
Und doch hört man hierzulande nur wenig<br />
von ihm. Das liegt einerseits daran, dass<br />
Schwaller sein Tätigkeitsfeld schon früh<br />
nach Deutschland verschoben hat. Andererseits<br />
steht er in der Schweiz stilistisch fast<br />
allein auf weiter Flur. Sein jüngstes Werk,<br />
das er wohl nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern<br />
«The Thurgovian Suite» nennt,<br />
ist genau der Stoff, aus dem sogenannte<br />
Blindfold-Tests gemacht sind. Denn was<br />
man da hört, klingt nach Grossstadt, nach<br />
New York, nach Art Blakey, Dexter Gordon<br />
und Woody Shaw. Von behäbiger Bescheidenheit<br />
den im gegenwärtigen Euro-Jazz so<br />
beliebten Naturidyllen keine Rede.<br />
Neue Zürcher Zeitung, Nick Liebmann,<br />
26. Januar <strong>2006</strong><br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 41‘800.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–
76<br />
77 78<br />
69 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
76<br />
Klöpfer & Meyer-Verlag:<br />
«Hall oder die Erfindung<br />
der Fremde», Jochen Kelter<br />
77<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> /<br />
Phönix-Theater 81:<br />
theater:now 2005<br />
78<br />
Roman Schwaller:<br />
The Thurgovian Suite
79<br />
Durch das Projekt von Claude und Daniela<br />
Villaret wird dem Neustart <strong>des</strong> TKO – Thur-<br />
gauer Kammerorchester – ein weiterer<br />
Rahmen gesetzt, der die Pflege eines Re-<br />
pertoires <strong>des</strong> 20. und 21. Jahrhunderts er-<br />
möglicht und neben dem Stammpublikum<br />
neue Konzertgänger heranzieht. Bei «Im-<br />
pressions» versuchen Claude und Daniela<br />
Villaret das künstlerische Erlebnis durch die<br />
Verbindung mehrerer Künste, in dem Fall<br />
Musik, Rauminstallation, Licht und Video, zu<br />
steigern und damit zu intensivieren.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
<strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester:<br />
Impressions<br />
«Impressions»-Finale, das mit «Streich für<br />
Streicher» von Boris Mersson zum Highlight<br />
<strong>des</strong> Abends wurde. Mersson, 1921 in Berlin<br />
als Sohn schweizerischer Eltern russischer<br />
Herkunft geboren, hat sich mit diesem 1939<br />
entstandenen Werk als exzellenter Kom-<br />
ponist profiliert. Claude Villaret stellte die<br />
Viersätzigkeit von «Streich für Streicher» als<br />
changieren<strong>des</strong> Muster in Harmonie, Gehalt<br />
und Charakteristik vor. Und Daniela Villarets<br />
Zuspielungen sprachen für ihr Vermögen,<br />
die fünf Sinne (nach Aristoteles) anzurüh-<br />
ren, auch wenn sich <strong>bis</strong>weilen kuriose Bilder<br />
ergaben: Auf einer Bühne Zuschauer, die<br />
mit ihren Köpfen den hin- und hergeschla-<br />
genen Tennisbällen folgten. Frauen im Bi-<br />
kini unter einer Brause das Haar waschend.<br />
Skateboarder schnellten vorüber. Hektik im<br />
sonnenüberfluteten Strandbad. Eben: alles<br />
Projektideen, die das Ziel haben, die Musik<br />
nicht allein zu lassen. Dennoch die Frage:<br />
Hat denn Musik nicht aus sich heraus auch<br />
das Potenzial, bildliche Vorstellungen her-<br />
vorzurufen?<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Gerhard Hellwig,<br />
24. September 2005<br />
Das 23-köpfige TKO spielte im September 2005<br />
in Kreuzlingen, Frauenfeld und Zürich sowie<br />
<strong>2006</strong> in Tübingen. Werke von Belá Bartók,<br />
Daniel Schnyder, Toru Takemitsu, Frank Martin,<br />
Claude Debussy und Boris Mersson kamen zur<br />
Aufführung, mit Claude Villaret (Dirigent),<br />
Daniela Villaret (Regie/Video) und Gabriela Otto<br />
(Dramaturgie).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 86’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 33’000.–<br />
70<br />
80<br />
Wir gehen zu verschiedenen Kindergärten<br />
und Schulklassen, um bei ihnen Geschichten<br />
zu sammeln. In den Klassenstunden führen<br />
wir jeweils kurz ein Thema ein und versu-<br />
chen, mit unterschiedlichen Schreib- und<br />
Erzählmethoden an eine Vielzahl von Ge-<br />
schichten zu kommen, welche die Kinder<br />
spontan erfinden (…).<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Theater Sgaramusch:<br />
Projekt mit Folgen (Arbeitstitel)<br />
«Kapitän Engel Spinne» haben wir seit der<br />
Premiere am 22. Oktober 2005 zwanzig Mal<br />
gespielt. Gesehen haben uns 1478 Per-<br />
sonen. «Wolf unterm Bett» haben wir 22 Mal<br />
gespielt und dabei 1264 ZuschauerInnen<br />
erreicht.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Bei ihrem aktuellen Stück «Kapitän Engel<br />
Spinne» (…) ist der Plot wiederum assozia-<br />
tiv und verwinkelt. Die Geschichte von drei<br />
ziemlich ungewöhnlichen Figuren auf einer<br />
ziemlich ungewöhnlichen Reise stammt<br />
aus der Feder von Kindern aus der Region<br />
Aarau. Eine Art Kaleidoskop menschlicher<br />
Innenwelten, eine Reise durch die Reise so<br />
quasi. (…) All das erklärt noch nicht, warum<br />
die Vorstellungen <strong>des</strong> Sgaramusch-Ensem-<br />
bles Menschen allen Alters gleichermassen<br />
in ihren Bann zu schlagen vermögen. In<br />
ihrem Spiel erzeugen sie nicht nur Bilder,<br />
sondern auch die Lust darauf.<br />
Schaffhauser Nachrichten, frö, 30 November 2005<br />
«Wolf unterm Bett» gefällt von der ersten<br />
<strong>bis</strong> zur letzten Minute. (…) Die vielen Kinder<br />
im Publikum liessen sich – ebenso wie die<br />
Erwachsenen – von der rasanten Inszenie-<br />
rung begeistern, zuckten zusammen, wenn<br />
der Wolf unvermittelt auftauchte und lachten<br />
laut heraus, wenn’s auf der Bühne chaotisch<br />
und laut her- und zugeht. Und das geht es<br />
öfters…<br />
Schaffhauser AZ, Michael Helbling,<br />
24. Februar 2005<br />
Mitwirkende: Carol Blanc (Regie), Nora Vonder<br />
Mühll, Stefan Colombo (Schauspiel),<br />
Olifr Maurmann (Musik) und Britta Hagen<br />
(Ausstattung).<br />
Die beiden Stücke wurden u. a. gezeigt in<br />
Schaffhausen, Aarau, Krems (A), Zürich, Thun,<br />
Winterthur, Basel und Bern.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 144’700.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
81<br />
Seit 2002 lädt die <strong>Kulturstiftung</strong> im Spät-<br />
sommer eine ausländische Schriftstellerin<br />
oder einen Schriftsteller für zwei Monate in<br />
die Gästewohnung <strong>des</strong> Bodman-Literatur-<br />
hauses in Gottlieben ein. Für 2005 fiel die<br />
Wahl auf Lucas Cejpek, 1956 in Wien gebo-<br />
ren, wo er seit 1990 als freier Schriftsteller,<br />
Theater- und Hörspielregisseur lebt.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong>:<br />
Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 2005<br />
Während meines Aufenthalts im Bodman-<br />
Literaturhaus in Gottlieben (…) habe ich das<br />
Manuskript meines nächsten Buches über-<br />
arbeitet, das im Frühjahr <strong>2006</strong> in der Edition<br />
Korrespondenzen in Wien erscheinen wird.<br />
Das Buch mit dem Titel «Dichte Zugfolge»<br />
beschreibt ausgehend von der Wiener U-<br />
Bahn das System U-Bahn und seine Darstel-<br />
lung in Literatur und Film. Dazu war es not-<br />
wendig, das Manuskript in seine Einzelteile<br />
zu zerlegen und zwar manuell: Ich habe 150<br />
Seiten Notizen zerschnitten und in eine neue<br />
Reihenfolge gebracht, die ich nun in Wien<br />
am Computer nachvollziehen muss.<br />
Lucas Cejpek, aus dem Schlussbericht<br />
Lucas Cejpek hat sich tief in die Schächte<br />
und Bedeutungssphären eines der unge-<br />
fährlichsten Verkehrsmittel der Welt vor-<br />
gewagt und sich mit der Wiener U-Bahn<br />
auf Forschungsreise begeben – quer durch<br />
sämtliche Tunnelsysteme und U-Bahn-Ge-<br />
schichten, mitten hinein in die suburbanen<br />
Lebensweisen der Grossstadtbewohner.<br />
Denn im Untergrund wird auch gegessen,<br />
gelesen, geliebt und gelitten: Fastfood, U-<br />
Bahn-Express, Quickie und Handydrama.<br />
Einsteigen, Aussteigen, Umsteigen, kurze<br />
Wartezeiten, Schnitt. Tempo und Effizienz<br />
der U-Bahn beflügeln seit jeher nicht nur<br />
die Fantasie der Techniker, sondern auch<br />
die der Schriftsteller, Fotografen und Fil-<br />
memacher. Lucas Cejpek bündelt diesen U-<br />
Bahn-Kosmos zu einer kleinen literarischen<br />
Soziologie, in der die Sätze in losen Notaten<br />
so dicht aufeinander folgen wie Haltestellen<br />
und Züge.<br />
Edition Korrespondenzen, Wien<br />
Lucas Cejpek, Dichte Zugfolge, Edition<br />
Korrespondenzen.<br />
Von der <strong>Kulturstiftung</strong> gesprochener Betrag:<br />
Fr. 6’500.–
71 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
80<br />
80<br />
Theater Sgaramusch:<br />
«Kapitän Engel Spinne»
82<br />
Die geplante Veranstaltung gilt dem «Musi-<br />
kalischen der Sprache», das heisst, sie gilt<br />
einer Dimension der Sprache, die begriff-<br />
lich nur schwer zu fassen, für literarisches<br />
Schreiben jedoch wesentlich ist. Es geht<br />
dabei nicht um die literarische Beschreibung<br />
der Musik als Objekt der Sprache, sondern<br />
vielmehr um ein Musikalisches, das spra-<br />
chinhärent, also genuin sprachlich ist. Ein<br />
solches «Musikalisches» zeigt sich in kleinen<br />
und grossen Spracheinheiten: in der Zusam-<br />
mensetzung von lyrischen Wortfügungen, in<br />
Erzählungen, in der Komposition langer Pro-<br />
satexte.<br />
Hochschule für Gestaltung:<br />
Das Musikalische der Sprache<br />
Die Verbindung zwischen Musik und Spra-<br />
che, so Uetz, sei der Gesang, also könne<br />
man Poesie definieren als Gesang ohne Sin-<br />
gen. Diese Sehnsucht nach dem verlorenen<br />
Paradies, nach dem Urzustand in dem Spra-<br />
che und Musik eins waren, hat eine uralte<br />
Tradition, wie Corina Caduff aufzeigte; Goe-<br />
the sprach von der Musik als dem «wahren<br />
Element», für Ingeborg Bachmann war sie<br />
«der erste Ausdruck».<br />
Das Verhältnis zwischen Musik und Literatur<br />
kann aber auch ganz anders spielen, wie<br />
die vielschichtige Poetikvorlesung von Peter<br />
Weber zeigte. Gerade für einen Autor, der<br />
selbst musiziert (mit der Maultrommel) und<br />
seine Lesungen häufig mit Musikern gestal-<br />
tet, wächst die Sprache aus der Auseinan-<br />
dersetzung mit musikalischen Tendenzen:<br />
«Wenn sich der Tonus in der zeitgenös-<br />
sischen Musik ändert, wirkt sich das auf die<br />
Sprache aus.»<br />
Tagesanzeiger, Christine Lötscher, 30. Mai 2005<br />
Die Veranstaltung, organisiert von Corina<br />
Caduff und Beatrice Stoll, fand am 28. Mai<br />
2005 im Literaturhaus Zürich statt. Beteiligt<br />
waren Peter Weber, Christian Uetz, Elke Schip-<br />
per, Oskar Pastior, Gabriela Hasler und Roger<br />
Hanschel.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’550.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />
72<br />
83<br />
«precious and present» soll eine interdis-<br />
ziplinär angelegte Ausstellung mit rund 12<br />
Teilnehmenden aus allen möglichen beruf-<br />
lichen Gebieten (Raum Ostschweiz) wer-<br />
den, die inhaltlich vom Themenkreis «private<br />
Forschungen und Leidenschaften» getragen<br />
wird. Uns interessiert es, einen Augenschein<br />
in private oder berufliche Leidenschaften<br />
verschiedenster Menschen zu nehmen und<br />
anhand ihres Beitrages Einblick in die ihren<br />
kreativen Prozessen zugrunde liegenden In-<br />
spirationsquellen und deren Vernetzungen<br />
zu erhalten.<br />
Corinne Schatz, in den Gesuchsunterlagen<br />
visarte, Corinne Schatz:<br />
precious and present<br />
Woher nehmen Menschen ihre kreativen<br />
Ideen? Was ist der Antrieb für Inspiration?<br />
Wie zeigen sich ihre Leidenschaften? Die<br />
Künstlerinnen Rahel Müller und Corinne<br />
Schatz haben eine Ausstellung organisiert,<br />
worin sie dazu einladen, sich mit solchen<br />
Fragen zu befassen. Mit «precious and pre-<br />
sent» zeigen sie Fundamente und Ursprünge<br />
für geistige und kreative Aktivitäten auf.<br />
Mehr noch: man soll Leidenschaften auf-<br />
spüren können. (…)<br />
Wie entsteht eine Opern-Szene? Auf auf-<br />
schlussreiche Weise lässt der St. Galler<br />
Komponist Alfons Karl Zwicker uns entde-<br />
cken, wie bei ihm «aus musikalischen Ge-<br />
danken konkrete Töne» werden. Anhand der<br />
ersten Szene aus seiner Oper «Der Tod und<br />
das Mädchen», an der Zwicker momentan<br />
arbeitet, erschliessen sich einem die ver-<br />
schiedenen Entstehungsphasen – von den<br />
ersten Ideen <strong>bis</strong> zur fertigen Komposition.<br />
Seine Installation versinnbildlicht die Chro-<br />
nologie der Entwicklung in mehreren räum-<br />
lichen Ebenen.<br />
St. Galler Tagblatt, Andreas Stock, 18. Mai 2005<br />
Mitwirkende: Urs Eberle, Philipp Egli, Hannes<br />
Geisser, Rahel Müller, Jeanine Osborne,<br />
Claudia Rüegg, André Salathé, Corinne Schatz,<br />
Isa Stürm, Florian Vetsch, Ueli Vogt und<br />
Alfons Karl Zwicker. Corinne Schatz und Rahel<br />
Müller zeichneten für das Projekt verantwortlich.<br />
«kleine intime inspirationssammlungen» waren<br />
vom 13. Mai <strong>bis</strong> 23. Juni 2005 im St. Galler<br />
exex zu sehen, daneben fanden sechs Begleitveranstaltungen<br />
statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 23’450.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />
84<br />
Die Zelle als Teilelement ist der Grundbaustein<br />
aller Lebewesen. Pflanzen und Tiere<br />
sind aus einer mehr oder weniger grossen<br />
Zahl von Zellen aufgebaut. Das Thema der<br />
Zellforschung und der Zellmanipulation ist<br />
aktuell und universal und hat mich zur thematischen<br />
Auseinandersetzung und künstlerischen<br />
Umsetzung bewogen.<br />
Bei meinem Projekt gehe ich vom balligen<br />
Laichgebilde der Froschlurche aus. Die Eier<br />
sind hier von gallertigen Schutzhüllen umgeben<br />
und werden einzeln oder in Klumpen<br />
ins Wasser abgegeben, oder mittels eines<br />
klebrigen Sekretes an Gegenstände (z.B.<br />
Halme, Blätter) angeheftet.<br />
Dieses Zellsystem wird sichtbar gemacht in<br />
der künstlerischen Umsetzung als Laborsituation,<br />
als Rauminstallation und als Wunder<br />
der Natur.<br />
Veronika Bischoff, in den Gesuchsunterlagen<br />
Veronika Bischoff: ZellArt<br />
Von der Decke im grossen Ausstellungsraum<br />
im Haus Metropol am Stadthausquai Zürich<br />
hängen zwei überdimensionale amorphe<br />
Zellgebilde, eingepackt in blaue Polyäthylen-Schutzhüllen.<br />
Die Betrachterin, der Betrachter<br />
schauen wie durch ein Laborgefäss<br />
auf einen Zellklumpen. Das transparente Laminat<br />
ist gleichermassen Schutzschild wie<br />
Schaufenster. Trotz der Grösse und Statik<br />
der Installation bleibt der Eindruck, dass es<br />
sich hier um etwas Weiches und Verletzliches<br />
handelt. (…)<br />
Veronika Bischoff nähert sich einem Thema<br />
intuitiv und beginnt es dann «zu verdauen»,<br />
wie sie es nennt: Sie denkt nach, plant,<br />
experimentiert und lässt nicht locker, <strong>bis</strong> sie<br />
dafür ihren ästhetischen Ausdruck gefunden<br />
hat. Dabei schöpft sie einerseits aus ihrem<br />
Fundus als Künstlerin, anderseits aus ihrem<br />
Wissen über die unterschiedlichsten Materialien.<br />
Im Laufe der Zeit sei sie, sagt sie,<br />
gedanklich immer breiter und künstlerisch<br />
immer experimentierfreudiger, ja unersättlicher<br />
geworden. Ausstellen heisst für sie<br />
nach aussen treten, sich mitteilen.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Kathrin Zellweger,<br />
9. September 2005<br />
ZellArt war vom 10. <strong>bis</strong> 23. September 2005 im<br />
Haus Metropol in Zürich zu sehen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur findet nicht nur im Kunstraum und Konzertsaal<br />
statt, ich zähle die Esskultur, das Dorfmuseum und<br />
die Brassband von Märwil genauso dazu. Kultur ist wie<br />
das Salz in der Suppe <strong>des</strong> Alltags oder<br />
das Praliné zum Kaffee.<br />
Monika Thomann, Familienfrau/Geschäftsfrau u.<br />
SVP-Politikerin, Märwil<br />
83 84<br />
73 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
83<br />
visarte, Corinne Schatz:<br />
precious and present<br />
84<br />
Veronika Bischoff: ZellArt
85<br />
Mit dem Einbezug der beiden Mimen Simon<br />
Engeli und Giuseppe Spina, bei<strong>des</strong> Ab-<br />
solventen der Scuola Teatro Dimitri, hofft<br />
das <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble, vermehrt<br />
Jugendliche und Familien ins Konzert zu lo-<br />
cken. Nach dem einleitenden Satz sollen sie<br />
die Musik von Telemanns «Völker-Ouvertüre»<br />
durchgehend mimisch ausdeuten und die<br />
«Slovakische Suite op. 32» von Novák bei<br />
sämtlichen fünf Sätzen einleiten.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Barockensemble:<br />
Orchesterkonzerte mit Mimen<br />
Etwas starr zeigt sich das Barockensemble<br />
bei der Musik, zu der nun Schauspiel kam.<br />
Der Türke mit dem Säbel, der Schweizer,<br />
der <strong>des</strong> Touristen Linse sauber macht, der<br />
Russe mit Wodka, der Portugiese als Fuss-<br />
ball-Liliputaner. Banale Szenen, die Spina<br />
und Engeli gut in Bewegung brachten mit<br />
kleinen frechen Pointen. Aber es lief eben<br />
neben der Telemann-Musik ab, die man, lei-<br />
der etwas gleichförmig präsentiert, gar nicht<br />
mehr richtig wahrnahm.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
17. Januar <strong>2006</strong><br />
Von Telemann stammt die «Völker-Ouver-<br />
türe». Türken, Schweizer, Russen und Por-<br />
tugiesen werden in den Sätzen musikalisch<br />
dargestellt. Simon Engeli und Giuseppe<br />
Spina liessen sie mit ihrem Schauspiel er-<br />
stehen, etwas klischeehaft zwar, aber mit<br />
mimischem Witz und Pointen. Der Reisende<br />
mit Rucksack, der dem Türken mit dem<br />
Säbel, dem Russen mit der Wodkaflasche,<br />
dem reinlichen Schweizer und dem fuss-<br />
ballbegeisterten Portugiesen begegnet, ist<br />
knipsend mit der Kamera unterwegs. Die<br />
einzelnen Szenen liessen manchen Lacher<br />
im Publikum hören.<br />
St. Galler Tagblatt, Claudia Gerrits,<br />
20. Februar 2005<br />
Das Orchesterkonzert mit Mimen wurde am<br />
15. Januar in Romanshorn, am 18. Februar in<br />
Bischofszell, am 7. Mai in Wil und am 11. Juni<br />
<strong>2006</strong> in Kreuzlingen präsentiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 49’400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />
74<br />
86<br />
Grundsätzlich kann man mit der Steinskulp-<br />
tur nicht psychologisieren. Die Erwartung<br />
besteht darin, mit diesen Arbeiten und dieser<br />
Ausstellung der Betrachterin und dem Be-<br />
trachter einen neuen oder anderen Blick auf<br />
eine künstlerische Praxis einerseits und auf<br />
eine psychiatrische Praxis andererseits zu<br />
geben. Es geht um das Sichtbarmachen der<br />
Psychiatriegeschichte in Form von Büchern<br />
und diese mit Zeichnungen und Steinskulp-<br />
turen zusammenzubringen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Peter Kamm:<br />
Das nackte Leben – Patientenhaus<br />
Ganz in diesem Sinn ist «Das nackte Leben<br />
– Patientenhaus» ein Plädoyer für die Dia-<br />
lektik als Prinzip der Heilung und gegen<br />
die Idee der Ausgrenzung: Die Konfrontation<br />
zwischen den Menschen und den Disziplinen<br />
ist der Motor für die Entwicklung. Thomas<br />
und Peter Kamm schenken den Wörtern von<br />
Félix Guattari einen neuen Köper: «Wie lässt<br />
sich die Befreiung erzeugen, für sich ergrei-<br />
fen, anreichern und dauernd neu erfinden,<br />
und zwar in einer Weise, die sich mit den in<br />
Veränderung begriffenen Werte-Universen<br />
vereinbar machen lässt? Wie kann man an<br />
ihr arbeiten, das heisst, an seiner Re-Sin-<br />
gularisation? Alle Disziplinen müssen ihre<br />
Kreativität zusammenlegen, um die Wunden<br />
der Barbarei zu heilen.»<br />
Saiten, Giovanni Carmine, Ausgabe 05/05<br />
Das Netz der textlichen Bezüge in dieser<br />
Ausstellung ist jedenfalls engmaschig und<br />
weitläufig. Zu ihm gehört die von Marcel<br />
Elsener und Kaspar Surber gelieferte Vor-<br />
lage für die grosse Schriftzeichnung Kamms<br />
ebenso wie die die Ausstellung begleitenden<br />
Texte von Ursula Badrutt-Schoch, Giovanni<br />
Carmine und René Scheu, der seinerseits<br />
Pier Aldo Rovattis Büchlein «Der Wahnsinn<br />
in wenigen Worten» ins Deutsche übersetzt<br />
hat, in dem der Trennung zwischen Wahn-<br />
sinn und Normalität mit philosophischer<br />
Skepsis begegnet wird. Womit wir wieder<br />
bei der Ausstellung wären.<br />
Die Wochenzeitung, Franz Müller, 26. Mai 2005<br />
Die Ausstellung «Das nackte Leben – Patienten-<br />
haus» von Peter Kamm und Thomas Kamm war<br />
vom 21. Mai <strong>bis</strong> 19. Juni 2005 zu sehen in<br />
St. Katharinen, St. Gallen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
87<br />
Theaterstürm, ein gemeinsames Projekt <strong>des</strong><br />
Theaters Bilitz, <strong>des</strong> VorStadttheaters und<br />
der Theagovia, will Schulen und Familien<br />
dem Alter ihrer Kinder und Jugendlichen<br />
entsprechend die Möglichkeit geben, ohne<br />
grossen organisatorischen Aufwand profes-<br />
sionelle Theateraufführungen zu besuchen.<br />
Damit soll auch ein Beitrag zur kulturellen<br />
Erziehung geleistet werden.<br />
Theater Bilitz: Theaterstürm<br />
Freiwillig nahmen Gross und Klein an die-<br />
sem «Familieschluuch» der besonderen Art<br />
teil, mit Schtärneföifi, der Band, «die weiss,<br />
was Kindern gefällt». Dieses Versprechen<br />
lösten die Musiker Sibylle Aeberli, Boni Kol-<br />
ler, Adrian Fiechter, Jean Zuber und Thomas<br />
Haldimann ein. «Familieschluuch», ihr neues<br />
Programm, fand sofort Anklang. Mit dem<br />
Stück vom Rettungshelikopter begann das<br />
Konzert und «Vollgas nehmend» zog es die<br />
Zuhörer mit. Das Publikum reckte, streckte<br />
sich und schwang die Arme im Takt. Alle<br />
klatschten, hüpften und sangen mit. «Heicho,<br />
Heicho, grad jetzt». (…)<br />
Theaterstürm feierte den internationalen<br />
Tag <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> mit einem Programm für die<br />
ganze Familie. Am Morgen stieg das Heidi<br />
vom Maiensäss ins Eisenwerk hinunter. Die<br />
Theatergruppe Kolypan aus Zürich lieferte<br />
im VorStadttheater mit ihrem Erzähltheater<br />
eine witzige, schräge Version <strong>des</strong> Klassikers<br />
von Johanna Spyri.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christine Luley,<br />
22. November 2005<br />
Zwischen 27. Oktober und 20. November 2005<br />
standen 18 Vorstellungen auf dem Programm<br />
in Frauenfeld und Bürglen. Zu sehen waren:<br />
Bilitz, Frauenfeld (FlussPferde), Katerland,<br />
Winterthur (Spatz Fritz), Somafon, Zürich (girls<br />
games), Schertenleib&Seele und Tuchlaube,<br />
Feldbrunnen/Aarau (Frau Loosli), Tächemagos,<br />
Zürich (Achtung! Frisch verliebt), Bravebühne,<br />
Winterthur (supernova), Kolypan, Zürich (Heidi)<br />
und ein Konzert von Schtärneföifi, Zürich.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 54’150.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 28’000.–
75 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
85<br />
<strong>Thurgau</strong>er Barock-<br />
ensemble:Orchester- konzerte mit Mime<br />
86<br />
Peter Kamm:<br />
Das nackte Leben –<br />
Patientenhaus<br />
87<br />
Theater Bilitz:<br />
Theaterstürm<br />
85 86 87
88<br />
Zum zweiten Mal nach <strong>2003</strong> ermöglicht das<br />
Frauenfelder «generations – Internationales<br />
Jazztreffen» der von seinen Masters gewähl-<br />
ten Förderpreisband im darauf folgenden<br />
Jahr eine kleine Tournee, die musikalisch<br />
von Adrian Mears und organisatorisch von<br />
Roman Schwaller geleitet wird.<br />
Int. Jazztreffen Frauenfeld:<br />
Tournee Förderpreisband generations 04<br />
Mit einer Referenz an das Internationale<br />
Jazztreffen «generations» startete die Reihe<br />
jazz:now ihre vierte Saison; sie präsentierte<br />
die Förderpreisband generations 04 zusam-<br />
men mit Adrian Mears und Roman Schwal-<br />
ler. (…)<br />
Die acht jungen Talente, die im letzten Jahr<br />
aus den «generations-Masterclasses» aus-<br />
gewählt wurden, zeigten gemeinsam mit<br />
ihren «Papas» Adrian Mears und Roman<br />
Schwaller, was sie alles dazugelernt haben<br />
in den vergangenen Monaten. In wechseln-<br />
den Besetzungen und einem ungeheuer ab-<br />
wechslungsreichen Programm vermochten<br />
sie das Publikum mühelos zwei Stunden lang<br />
zu fesseln. (…)<br />
Voller Ausdruck, Präsenz und eleganter<br />
Verspieltheit zog Nicole Herzog, ein wahres<br />
Stimmwunder aus dem hinterthurgauischen<br />
Sirnach, die Aufmerksamkeit auf sich. Ihre<br />
wunderbar schwebende Interpretation der<br />
«One Note Samba» von Antonio Carlos Jobim<br />
wie auch die hinreissende Darbietung von<br />
Frank Loessers «If I Were a Bell», begleitet<br />
vom quicklebendigen jungen Instrumental-<br />
Septett, erntete immer wieder begeisterten<br />
Szenen-Applaus.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 30. August 2005<br />
Der Förderpreisband generations 04 gehörten<br />
an: Nicole Herzog (Sirnach), Max Grosch<br />
(Augsburg), Johann Lassnig (Döbriach/A),<br />
Patrick Bianco (Zürich), Silvio Cadotsch<br />
(Zürich), Thinh Nguyen (Bern), Tobias von<br />
Glenck (Zürich) und Bernd Reitger (St. Peter-<br />
Freienstein/A). Die Tournee vom 21. <strong>bis</strong><br />
28. August 2005 führte nach München und<br />
endete in Frauenfeld.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 16’120.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />
76<br />
89<br />
Zwischenland ist die dritte Produktion von<br />
TheaterPROJEKT, einer losen Vereinigung<br />
von professionellen SchauspielerIn-nen, Mu-<br />
sikerInnen und TänzerInnen aus der Schweiz<br />
und Deutschland. Das Stück ist eine Ko-<br />
produktion <strong>des</strong> Theaters an der Grenze,<br />
der Theagovia in Bürglen und <strong>des</strong> Vereins<br />
«Fremde und wir» in Kreuzlingen. Das Stück<br />
basiert auf der filmischen Erzählung TUS-<br />
SENLAND der niederländischen Autorin<br />
Helena van der Meulen. Erzählt wird darin<br />
auf humorvolle Weise die Geschichte zweier<br />
Männer, die sich zufällig begegnen.<br />
Marie-Luise Hinterberger:<br />
Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland)<br />
«Es isch nüme wie früener.» Köbi ist alt ge-<br />
worden, einsam, ständig übel gelaunt. Das<br />
Leben hat sich auf Gewohnheiten einge-<br />
engt: auf die Teezeremonie, aufs Schimpfen:<br />
«Jetzt ist der Tee kalt.» Weil das herumfah-<br />
rende Mädchen Köbi beim Tee gestört hat.<br />
Auch das immer gleiche Essen vom Alters-<br />
heim stört ihn, die Türkenfrauen stören. Die<br />
vermehren sich ohnehin zu rasch. Wie die<br />
Katholischen früher. Köbi möchte wissen,<br />
wozu sie die Grenze verteidigt haben im<br />
Krieg.<br />
Eines Morgens liegt ein Junge auf seiner<br />
Gartenbank, ein Schwarzer, ein illegaler<br />
Einwanderer. Köbi scheucht ihn weg. Aber<br />
Majok kommt wieder.<br />
Marie Luise Hinterberger hat «Zwischenland»<br />
inszeniert, eine gemeinsame Produktion <strong>des</strong><br />
Theaters an der Grenze in Kreuzlingen, der<br />
Theagovia in Bürglen, <strong>des</strong> Vereins «Fremde<br />
und wir» in Kreuzlingen, eine Produktion im<br />
thurgauischen Grenzland also. Die Konstan-<br />
zer Regisseurin hat einen Stoff der Hollän-<br />
derin Helena van der Meulen für die Bühne<br />
umgeschrieben, den Eugenie Jansen 2001<br />
als «Tussenland» (Niemandsland) verfilmte.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
17. Februar 2005<br />
Die Premiere und drei weitere Aufführungen<br />
von «Zwischenland» fand im Februar <strong>2006</strong><br />
in Bürglen statt, es folgten sechs<br />
Vorstellungen in Kreuzlingen, Konstanz, Buchs<br />
und St. Gallen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 63‘400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />
90<br />
Die Produzentin Rita Küng realisiert mit der<br />
in Diessenhofen aufgewachsenen Regisseu-<br />
rin Gabriela Maier einen Kurz-Trickfilm. Kann<br />
man dem Glück auf die Sprünge helfen?<br />
Das Fräulein Ei namens Keily beschliesst,<br />
man kann und schreibt einen Liebesbrief<br />
an Unbekannt. Banditeneier erbeuten sich<br />
das Glück ganz einfach und Herr Meili, das<br />
Landei, findet es in der Karaoke-Bar. Ei-n-<br />
samkeit wird zur Zw-Ei-samkeit. (Synopsis).<br />
Die Hauptarbeit besteht darin, dem Eier-Mi-<br />
krokosmos Leben einzuhauchen, die «per-<br />
sonifizierten Eier» in ihrer Umgebung einzu-<br />
gliedern, sie mit den nötigen Accessoires<br />
auszustaffieren und sie zu animieren. Die<br />
Animation/Bewegung der verschiedenen<br />
Charaktere, ob «böse» oder «lieb», soll lie-<br />
benswürdig und charmant wirken. Diese<br />
Arbeit verlangt durch ihren «Eiermassstab»<br />
und durch die Beschränktheit in der Bewe-<br />
gungsmöglichkeit eines Ei’s sehr präzises<br />
vorgängiges Beobachten von menschlichen<br />
Ausdrucksformen und sorgfältiges Umset-<br />
zen in eine klare Körpersprache. Nichts<strong>des</strong>-<br />
totrotz und gerade <strong>des</strong>halb möchten wir<br />
einen Eier-Humor entwickeln, sodass das<br />
Publikum darin eintauchen kann und diesem<br />
Charme erliegt.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Rita Küng: Die Stunde <strong>des</strong> Ei’s<br />
Der Trickfilm, an dem sich auch SF DRS<br />
finanziell beteiligt, wurde noch nicht realisiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 74’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Ich halte es mit Schopenhauer, der das Kunstschaffen<br />
als das einzige bezeichnet, <strong>des</strong>sen Produkte<br />
nicht für den Verbrauch bestimmt sind. Herausragende<br />
Werke der Bildenden Kunst, der Literatur und der<br />
Musik können lange nach ihrer Entstehung<br />
noch Ergriffenheit auslösen. Die Beschäftigung mit<br />
ihrem historischen Bezug, ihrer gleichzeitigen<br />
Unvergänglichkeit und Aktualität bringen intensive<br />
Lebendigkeit und ein Gefühl der Verbundenheit mit<br />
der Welt.<br />
Hermann Hess, Unternehmer u. Musiker, Amriswil<br />
89 90<br />
77 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
89<br />
Marie-Luise Hinterberger:<br />
Zwischenland (Arbeitstitel:<br />
Tussenland)<br />
90<br />
Rita Küng:<br />
Die Stunde <strong>des</strong> Ei‘s
91<br />
In 31 Tagen über 500 Kilometer, von Genf<br />
über den Jura nach Basel, dem Rhein ent-<br />
lang über Schaffhausen an den Untersee<br />
und schliesslich ans Südufer <strong>des</strong> Obersees<br />
mit Endziel St. Margrethen: Craig Shepard<br />
wandert allein, mit Zelt und handlicher Ta-<br />
schentrompete. Und schreibt auf seiner<br />
Fussreise jeden Tag eine neue Komposi-<br />
tion, die er jeweils abends am Ankunftsort<br />
aufführt.<br />
Vorschau St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
13. August 2005<br />
Craig Shepard: Zu Fuss<br />
Grundsätzliche Fragen stellen sich dem<br />
einen Monat ganz auf sich gestellten Kom-<br />
ponisten beim Wandern. Nicht nur die nach<br />
dem «Warum mache ich Musik?» Alltags-<br />
gedanken verlieren sich auf dieser spezi-<br />
ellen Tournee, machen neuen Überlegungen<br />
Platz. Der 30-jährige Amerikaner, der seit<br />
vier Jahren in Zürich lebt, unternimmt auf sei-<br />
nem musikalischen Pilgerweg bewusst auch<br />
eine Reise nach innen. Beim Komponieren<br />
öffneten sich ihm Türen, die daheim nie auf-<br />
gegangen wären, sagt er und ist besonders<br />
dankbar für das Geschenk der Momente, in<br />
denen er sich und seine Musik eins spürt.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
13. August 2005<br />
Vom 17. Juli <strong>bis</strong> 18. August wanderte Craig<br />
Shepard von Genf via Basel, dem Rhein entlang<br />
<strong>bis</strong> nach St. Margrethen, komponierte täglich<br />
ein kurzes Stück und stellte jeden Abend am<br />
Ankunftsort sein Stück vor. Er machte u.a. in<br />
Kreuzlingen, Romanshorn und Arbon Station.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
78<br />
92<br />
Auf der Bühne sitzt Tim Tooney, ehemaliger<br />
Schiffstrompeter der Virginian, in weisser<br />
Baumwollunterwäsche auf einem Stuhl in<br />
einem stilisierten Zimmer der 40er-Jahre und<br />
erzählt die Geschichte von Danny Boodman<br />
T. D. Lemon Novecento, dem besten Pianis-<br />
ten, der je auf einem Ozean gespielt hat.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Giuseppe Spina: Novecento –<br />
Die Legende vom Ozeanpianisten<br />
Spina «macht» nicht viel, er lässt dem Wort<br />
Regie, vertraut auf Inhalte als Spannungs-<br />
bögen und hat mit diesem Vertrauen Recht.<br />
Erinnerung, wo findet sie ein besseres Lö-<br />
sungs- und Transportmittel als in der Musik?<br />
Pianist Benjamin Engeli als Schatten hinter<br />
einem Paravent wird stets in den entschei-<br />
denden Momenten eingeblendet und zeigt,<br />
dass er «der Beste von allen» war, wie es im<br />
Stück heisst. (…)Theater auf leicht schwan-<br />
kendem Boden im Hafen: das ist ein feines<br />
und besonderes Erlebnis, bei dem auch ein<br />
wenig die Zeit stehen bleibt, bei dem subtile<br />
Denkinhalte sich beim Zuschauer ganz un-<br />
aufdringlich festmachen.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
17. September 2005<br />
Als Schiffstrompeter Tim Tooney hat<br />
Guiseppe Spina eine Paraderolle gefunden,<br />
die ihm vom Autor <strong>des</strong> Stückes auf den<br />
Leib geschneidert scheint. Er schildert zwei<br />
absonderliche Figuren, die ihre begrenzte<br />
Lebenstauglichkeit nur gemeinsam ertragen<br />
können. Der Trompeter lebt weiter in Erin-<br />
nerungen an den toten Freund, der im Stück<br />
lediglich als Schattenriss hinter einem Pa-<br />
ravent sichtbar wird. Mit dem Pianisten und<br />
Freund Simon Engeli hat Guiseppe Spina<br />
für das Stück einen kongenialen Partner ge-<br />
funden, der mit Blues, vor allem aber rau-<br />
schenden Klängen von Rachmaninoff und<br />
Skrjiabin eine Legende zum Leben erweckt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Alois Degenhardt,<br />
21. Oktober 2005<br />
Mitwirkende: Giuseppe Spina (Monolog),<br />
Benjamin Engeli (Klavier) und Jean-Martin<br />
Moncéro (bürgerlich Jean-Martin Roy, Regie).<br />
Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten<br />
(ein Monolog von Alessandro Baricco) hatte im<br />
September 2005 auf einem Schiff im Hafen von<br />
Romanshorn Premiere und wurde anschlies-<br />
send viermal aufgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
93<br />
Für die 8. Frauenfelder Lyriktage wurde das<br />
Konzept überarbeitet und modifiziert. Neu<br />
stellt ein Gastkurator das Programm zusam-<br />
men, das einerseits zeitlich gestrafft wird<br />
und anderseits zusätzlich zum öffentlichen<br />
Workshop, der neu am Samstagnachmittag<br />
stattfindet, zwei Lesungen beinhaltet. Neu<br />
ist auch, dass die Lyrikerinnen und Lyriker<br />
am Freitagnachmittag interessierte Schu-<br />
len für Lesungen und Gespräche besuchen<br />
und die Klassen nicht mehr nach Frauenfeld<br />
kommen müssen.<br />
Klaus Merz (Unterkulm) gestaltet ein at-<br />
traktives Programm mit Sepp Mall (Meran,<br />
Südtirol/I), Andreas Neeser (Aarau), Antonio<br />
Rossi (Arzo), Evelyn Schlag (Waidhofen an<br />
der Ybbs/A), Raoul Schrott (Landeck/A und<br />
Irland) und José-Flore Tappa (Lausanne).<br />
Den erkrankten Walter Helmut Fritz (Frank-<br />
furt) ersetzt kurzfristig Walle Sayer (Horb-<br />
Dettingen/D).<br />
Organisation Frauenfelder Lyriktage:<br />
8. Frauenfelder Lyriktage<br />
In einem Gedicht von Sepp Mall lässt sich<br />
ein Blatt fallen in den Abgrund der Mor-<br />
genstille: «… vielleicht – wären das / die Orte<br />
der Gedichte / wenn es so etwas / überhaupt<br />
gibt – einen / Platz – einen Raum / für Worte».<br />
Gedichte haben wohl keinen Ort, sie sind<br />
flüchtig, «sie gehen an mir vorbei, abge-<br />
wandt», sagte Klaus Merz in seiner Rede.<br />
Und doch haben die Lyriktage es fertig ge-<br />
bracht, ein paar von ihnen zu beherbergen,<br />
einen temporären Raum für die Worte zu<br />
schaffen. Und die Resonanz war so gut,<br />
dass die <strong>Kulturstiftung</strong> die 9. Frauenfelder<br />
Lyriktage 2007 fest in ihre Planung aufge-<br />
nommen hat.<br />
St. Galler Tagblatt, Eva Bachmann,<br />
26. September 2005<br />
Siebenmal Gedichte zum Thema «Licht». Da<br />
waren die eher erzählenden Arbeiten von<br />
Raoul Schrott und von Evelyn Schlag, die<br />
die Sonne ein reisen<strong>des</strong> Pärchen begleiten<br />
lässt. Und wenn die Sonne sich mit dem<br />
Regen vermischt, so ist das ein «Leben in<br />
einem tanzenden nassen Licht».<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Alois Degenhardt,<br />
21. Oktober 2005<br />
Der Schriftsteller Klaus Merz präsentierte die<br />
8. Frauenfelder Lyriktage am 23./24. September<br />
2005.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’521.80
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur macht für mich aus dem scheinbar Alltäglichen<br />
etwas Reizvolles und Einzigartiges.<br />
Dorena Raggenbass, Kulturvermittlerin, Kreuzlingen<br />
91 92<br />
79 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
91<br />
Craig Shepard: Zu Fuss<br />
92<br />
Giuseppe Spina:<br />
Novecento – Die Legende<br />
vom Ozeanpianisten
94<br />
Im Zentrum <strong>des</strong> historischen Romans steht<br />
der Bauer Jakob Lauper aus Giffers im Kan-<br />
ton Freiburg. Zagi, wie er auch genannt<br />
wurde, sorgte im 19. Jahrhundert nicht nur<br />
in der päpstlichen Schweizergarde in Rom<br />
und in seinem Heimatdorf immer wieder für<br />
Aufregung, sondern ging sogar in die neu-<br />
seeländische Geschichte ein.<br />
Damian Zingg: Historischer Roman ZAGI<br />
Der Roman «Der Schweizer Abenteurer Jakob<br />
Lauper» erscheint im April 2007 im Schopf-<br />
Verlag, Konstanz. Die Buchvernissage mit<br />
szenischer Lesung findet am 27. April 2007 in<br />
der Oberen Mühle, Dübendorf, statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
80<br />
95<br />
Mit meinem Trio gehen wir neue Wege. Der<br />
Einsatz von Loop-Geräten und Live-Sampler<br />
zusätzlich zu unseren Instrumenten erweitert<br />
das Klangspektrum und schafft auf natür-<br />
liche Art eine zusätzliche Dimension. Der<br />
akustische, unverfremdete Klang der Instru-<br />
mente wird mit den Loop-Geräten aufge-<br />
nommen und dem Bandsound als weiteres<br />
Instrument wieder zugeführt – eine neue<br />
Ebene <strong>des</strong> Zusammenspiels und der Im-<br />
provisation entsteht. Instant Composing be-<br />
kommt mehr Gewicht und die auf die neuen<br />
Möglichkeiten bezugnehmenden Kompositi-<br />
onen geben diesem Trio einen unverwech-<br />
selbaren Klang.<br />
Raetus Flisch, in den Gesuchsunterlagen<br />
Raetus Flisch: Lupus in Fabula<br />
(Live Loops) – CD Produktion<br />
Etwas beginnt. Aus nichts wird etwas. Zu-<br />
erst ist da nur ein schwaches Rauschen. Aus<br />
ihm löst sich sacht eine verwischte Klangflä-<br />
che. Wir hören nun genauer hin. Vernehmen<br />
eine bescheidene, anmutige Melodie, die all-<br />
mählich einen Pulsschlag gewinnt. Dezent<br />
hat das Schlagzeug eingesetzt, wir hätten<br />
es kaum bemerkt. Da beginnt der Bass seine<br />
Erzählung, mächtig und weit ausschreitend,<br />
mit vollem, bauchigem Klang. Nun spannt<br />
die Musik einen hohen Raum über uns auf.<br />
Unvermittelt finden wir uns in einer andern<br />
Welt. Wir könnten nicht sagen, wie wir hier-<br />
hin gekommen sind, aber wir sind da und<br />
stehen auch gar nicht mehr still, sondern fal-<br />
len in einen leichten, beschwingten Schritt.<br />
Wir entdecken jeden Augenblick etwas<br />
Neues: Die Melodie, die uns hierhin gelockt<br />
hat, entwickelt eine eigene Insistenz, wächst<br />
ins Hymnische, aber sie verliert dabei ihren<br />
natürlichen, freien Atem nicht und nimmt<br />
sich so schwerelos, wie sie gekommen ist,<br />
wieder zurück: ein Stück Seligkeit, ein Stück<br />
Jazz.<br />
CD-Linernotes und in der NZZ am Sonntag,<br />
Manfred Papst <strong>2006</strong><br />
Zum Trio gehören Raetus Flisch (bass, loops),<br />
Christian Röver (guitars, loops) und Enzo Zirilli<br />
(drums).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’800.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’500.–<br />
96<br />
Die Geschichte der Beziehungen zwischen<br />
Tönen und Wörtern, Musik und Literatur,<br />
Komponisten und Autoren reicht von der<br />
Antike <strong>bis</strong> zur Gegenwart und hat ganz un-<br />
terschiedliche Ergebnisse hervorgebracht:<br />
von der die Verse klanglich ausmalenden Ba-<br />
rockmusik über die beinahe völlige Bedeu-<br />
tungslosigkeit der Worte hinter den Tönen<br />
und das Lied der Romantik <strong>bis</strong> hin zu Jazz<br />
und Lyrik der 50er Jahre. An zwei Abenden<br />
wird diese Beziehung beleuchtet, historisch<br />
und theoretisch, vor allem aber auch an<br />
praktischen Beispielen und im Gespräch.<br />
Aus der Einladungskarte<br />
Bodman-Stiftung, Jochen Kelter:<br />
Töne und Wörter<br />
Aus der Perspektive <strong>des</strong> Berners Raphael<br />
Urweider – Autor und Musiker – findet heute<br />
«alles statt», und gerade das deutsche Lied<br />
gelte es gegenwärtig nicht zu vernachläs-<br />
sigen. Seine Kostprobe, eine Performance<br />
mit eigenen Texten und eigener Musik, kam<br />
beim Publikum hervorragend an. «Mir hat<br />
das sehr gut gefallen, was der junge Mann<br />
dargeboten hat. Das war schön, abwechs-<br />
lungsreich und ein gelungener Abschluss<br />
der Veranstaltung», war aus dem Publikum<br />
zu hören. Die vom Tägerwiler Autor Jochen<br />
Kelter organisierte und moderierte Veran-<br />
staltung, so bleibt anzumerken, hat sich ver-<br />
dankenswerterweise einem herausragenden<br />
Thema gewidmet und hätte nicht nur <strong>des</strong>-<br />
wegen wohl besser in ein weiter geöffnetes<br />
Zeitfenster gepasst.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Eva Grundl,<br />
15. November 2005<br />
Am 11. und 12. November 2005 beleuchteten<br />
Prof. Dr. Victor Ravizza (Universität Bern),<br />
Cornelius Schwehr (Komponist, Hochschule für<br />
Musik, Freiburg i.Br.), Hermann Kinder (Autor,<br />
Konstanz) und Simon Obert (Musikwissen-<br />
schaftliches Institut, Uni Basel) die Geschichte<br />
der Beziehung zwischen Tönen und Wörtern.<br />
Musik: Kammerensemble der Hochschule für<br />
Musik und Theater Zürich und Performance von<br />
Raphael Urweider. Moderation: Jochen Kelter.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 7’800.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’198.90
81 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
95<br />
95<br />
Raetus Flisch:<br />
Lupus in Fabula (Live<br />
Loops) – CD Produktion
97<br />
Die «Nachtstücke» sind zehn kurze Erzäh-<br />
lungen, nächtliche Szenen oder Momentauf-<br />
nahmen. Es sind Szenen in der Nacht, unter<br />
nächtlichen Lichtern, in der nächtlichen Far-<br />
bigkeit, aber auch schattenseitige, traumar-<br />
tige Szenen. Es sind Stücke und Stückchen<br />
der Nacht. In allen Erzählungen kommt die-<br />
selbe Frau vor. (…)<br />
Wie die Texte zeigen die 32 Bilder Szenen in<br />
der Nacht, unter nächtlichen Lichtern, in der<br />
nächtlichen Farbigkeit, aber auch schatten-<br />
seitige, traumartige Szenen. Es sind eben-<br />
falls Stücke und Stückchen der Nacht.<br />
Aus der Gesuchsunterlagen<br />
Nadine Olonetzky: Nachtstücke<br />
Worte, Fügungen, Sätze, gestochen scharf,<br />
geometrisch genau in der Zeit und im Raum<br />
fixiert, als würde ein Film abgespielt, der mi-<br />
nutiös exakt aufnimmt, was zu sehen ist, was<br />
sich bewegt; ein Film, der von einer einzigen<br />
Stimme kommentiert wird, der Stimme einer<br />
Frau, die wie in einer Tonspur parallel zu<br />
den Bildern zu hören ist: kühl, emotionslos,<br />
monoton. (…)<br />
Auch nachts noch ist die Bilderflut, die auf<br />
das Auge fällt, sofern man sich ihrer be-<br />
wusst wird, überwältigend. «Jede und jeder»<br />
heisst es einmal in auch gendermässiger<br />
Korrektheit, «geht umhüllt von Bildern durch<br />
die gegenwärtige Welt, und diese Vorstel-<br />
lungsbilder lagern sich übereinander wie<br />
halb durchsichtige Folien und bilden einen<br />
Filter, durch den zwar noch hindurchzuse-<br />
hen ist, aber was sich auf diese Weise als<br />
Welt erschliesst, ist immer eine Mischung<br />
aus konstruierten Bildern und gesehenen<br />
Bildern. Und Spiegelungen.»<br />
Der Bund, Charles Linsmayer, 6. Dezember <strong>2006</strong><br />
Inspiriert von den Geheimnissen der Nacht, die<br />
Nadine Olonetzky in Worten aufscheucht, hat<br />
Cécile Wick Fotografien geschaffen.<br />
Nadine Olonetzky / Cécile Wick: Nachtstücke.<br />
Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, <strong>2006</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’100.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />
82<br />
98<br />
Aus einem abgelegenen Hochgebirgstal der<br />
Walliser Alpen ist ein faszinieren<strong>des</strong> Lebensmittelritual<br />
überliefert: Manchmal schon bei<br />
der Geburt eines Kin<strong>des</strong>, spätestens aber<br />
bei der Hochzeit wählten die Bewohner<br />
<strong>des</strong> Val d’Anniviers ein oder mehrere besonders<br />
gelungene Käselaibe aus, die sie<br />
selbst in Krisenzeiten nicht anschnitten, sondern<br />
sorgsam in besonderen «caves» verwahrten.<br />
Diese oft über Jahrzehnte hinweg<br />
eingelagerten Käselaibe wurden erst zum<br />
Tod <strong>des</strong> betreffenden Menschen verzehrt:<br />
als «Fromage d’enterrement» beim Trauermahl.<br />
Damit gab der Tote den Hinterbliebenen<br />
nicht nur Gelegenheit, seinen eigenen<br />
Tod zu verdauen, sondern stellte zugleich in<br />
einem letzten sozialen Akt Nahrung bereit,<br />
um der Gemeinschaft der Lebenden neue<br />
Kraft zu spenden.<br />
Eben dieses Lebensmittelritual bildet den<br />
historisch-alimentären Nucleus der <strong>bis</strong>lang<br />
wohl aufwändigsten und anspruchsvollsten<br />
Aktion von Max Bottini: «12 / 18 – A long<br />
term dialogue». Bottini, gleichsam magisch<br />
angezogen von der Grundidee lebensbegleitender<br />
Lebensmittel, richtet für sein Projekt<br />
lediglich den Reifezeitraum <strong>des</strong> Käses neu<br />
aus. Wurde der Alpkäse im Val d’Anniviers<br />
zum Zeitpunkt <strong>des</strong> To<strong>des</strong> verspeist, so wird<br />
er bei Bottini beim Eintreten der politischen<br />
Mündigkeit wie gesetzlichen Volljährigkeit<br />
zum gemeinsamen Mahl freigegeben: Aus<br />
dem Käse der Totenfeier wird so ein Käse<br />
der Lebensreife.<br />
Bottini knüpft an den alimentären Elementarismus<br />
der alpinen Gemeinschaft an, nutzt<br />
ihn aber zugleich als Mittel der Zusammenführung<br />
einer «neuen», diesmal grenzüberschreitenden<br />
Gemeinschaft – als Teilnehmer<br />
<strong>des</strong> Langzeitprojekts rund um einen Käselaib<br />
sind je sechs Kinder aus der Schweiz<br />
sowie Holland vorgesehen. Die Wahl Hollands<br />
ist kaum zufällig: Von Topographie und<br />
Geschichte her diametral entgegengesetzt,<br />
sind die Niederlande wie die Schweiz ein<br />
Land <strong>des</strong> Käses.<br />
facetten 5: Max Bottini, Dr. Ralf Beil, 2005<br />
Max Bottini: 12/18 – A long term<br />
dialogue, Vorprojekt<br />
Das Vorprojekt erlaubte dem Künstler eine<br />
umfassende Recherchierarbeit, die zu einem<br />
umfangreichen Gesuch führten. Das Projekt<br />
wurde vom Künstler nicht realisiert.<br />
Vorprojekt, finanziert durch die <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />
Fr. 5’124.–<br />
99<br />
Die Compagnie BewegGrund hat mich angefragt,<br />
für eine Tanzproduktion einen Text<br />
zu schreiben. Seit der Gründung steht der<br />
Verein BewegGrund für gleiche Rechte,<br />
Selbstbestimmung, Chancengleichheit und<br />
Integration. Er setzt sich für das selbstverständliche<br />
Miteinander behinderter und<br />
nichtbehinderter Menschen ein. Geplant<br />
ist ein Doppelabend mit Danse Habile aus<br />
Genf. Die Organisation, die ähnliche Ziele<br />
verfolgt wie BewegGrund, wird ein Stück<br />
<strong>des</strong> englischen Choreografen Adam Benjamin<br />
zeigen. Idealerweise werden sich die<br />
zwei Stücke zu einem spannenden Abend<br />
verbinden, der professionellen, zeitgenössischen<br />
Tanz für TänzerInnen mit und ohne<br />
Behinderung auf die Bühne bringt. (…) Ich<br />
möchte die Texte vor allem mit dem Darsteller<br />
Hans Bollhalder, Tänzer, Rollstuhlfahrer<br />
mit KV-Ausbildung, entwickeln.<br />
Michael Stauffer, in den Gesuchsunterlagen<br />
Michael Stauffer: Hanzt<br />
Das Stück «Hanzt» (…) heisst im Untertitel<br />
«Ein Stück über die Natur der Menschen und<br />
Vögel». Sein thematischer Fluchtpunkt ist<br />
die Sehnsucht – jene nach funktionierenden<br />
Beinen, nach dem kleinen oder grossen<br />
Glück. Oder nach dem Fliegen. Die Sehnsucht<br />
nach dem Unmöglichen – verbindet<br />
Behinderte wie Nicht-Behinderte.<br />
Der Bund, Regula Fuchs, 20. Oktober 2005<br />
Das zweite Stück «Hanzt», das von der Choreografin<br />
Susanne Schneider an diesem<br />
Abend selbst mitgetanzt werden musste,<br />
zeigt das mutige Experiment, den Rollstuhlfahrer<br />
Hans Bollhalder mit einem Tänzer<br />
und einer Tänzerin auftreten zu lassen. Michael<br />
Stauffer schrieb Texte der Selbstreflexion,<br />
der Verfremdung und der Naturbetrachtung,<br />
die die nachdenkliche Dimension<br />
<strong>des</strong> Stückes unterstreichen. Eine sensible<br />
Dreiecksgeschichte wird hier getanzt. Es<br />
sind jedoch keine von aussen gegebenen<br />
Bewegungsmuster. Vielmehr scheinen die<br />
getanzten Bewegungen Ergebnis eines feinfühligen<br />
Dialogs zwischen den einzelnen<br />
Tänzern zu sein.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />
16. Dezember <strong>2006</strong><br />
«Hanzt» wurde am 21./22. Oktober 2005 in der<br />
Dampfzentrale Bern, im April <strong>2006</strong> am danshabile<br />
Festival in Genf und am 14. und 16.<br />
Dezember <strong>2006</strong> in der Reihe «theater:now» im<br />
Phönix-Theater 81 in Steckborn aufgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’990.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’390.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur stellt die Fragen zu den Antworten <strong>des</strong> Alltags.<br />
Tanja Stenzl, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kulturamt,<br />
Frauenfeld/Winterthur<br />
97 99<br />
83 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
97<br />
Nadine Olonetzky:<br />
Nachtstücke<br />
99<br />
Michael Stauffer:<br />
Hanzt
100<br />
Eine Klangsuite ins Dunkel für zwei Klang-<br />
steinspieler, Singstimme, Toninstallation und<br />
einen Licht<strong>des</strong>igner für den St. Galler Pfalz-<br />
keller von Santiago Calatrava. Im Raum<br />
stehen Klangsteine, sie bilden eine Sze-<br />
nographie, sind Bühnenbild und Spielorte<br />
zugleich und sind skulpturale Klanginstalla-<br />
tion. Das Licht verharrt in der Dämmerung,<br />
die Aufführung beginnt mit dem Solostück<br />
«Nachtanbruch» für fünf Klangsteine. Das<br />
Licht wird im Gegensatz zu der sich verdich-<br />
tenden Musik kontinuierlich abnehmen und<br />
schliesslich total verschwinden. Am Ende<br />
nehmen Sängerin und zweiter Spieler Auf-<br />
stellung an ihren Spielorten und die vorbe-<br />
reitete Sission (Tonspur) beginnt zu laufen.<br />
Bizarres Licht<strong>des</strong>ign lässt Klangsteine und<br />
Architektur neu erscheinen und eintauchen<br />
ins hörende Sehen.<br />
Arthur Schneiter:<br />
klangnacht – nachtklang<br />
Die vielen Gespräche nach den Auffüh-<br />
rungen zeigten auf, wie nachhaltig die Kon-<br />
zerte waren. Wie beglückt die Zuhörenden<br />
sich äusserten und Ernst Brunner und mich<br />
in der Richtigkeit unseres <strong>Projekte</strong>s bestä-<br />
tigten, was unseren Umgang mit Raum und<br />
Zeit anbelangte. (…) Die Presse ist so eine<br />
Sache: entweder wird eine Vorschau ge-<br />
macht oder eine Kritik. Bei<strong>des</strong> ist nicht mehr<br />
zu haben. So haben wir uns für eine Vor-<br />
schau entschieden.<br />
Arthur Schneiter im Schlussbericht<br />
klangnacht – nachtklang wurde am 20.,<br />
21. und 22. Dezember 2005 im Pfalzkeller in<br />
St. Gallen aufgeführt. Mitwirkende:<br />
Ernst Brunner, Arthur Schneiter, Ursula Amsler,<br />
Gerald Hudovernik.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
84<br />
101<br />
Les Reines Prochaines haben für den Okto-<br />
ber 2005 eine Reise nach Kiew geplant. Die<br />
jungen Kuratorinnen, Elena Agafonova und<br />
Olga Zhuk, haben uns für Konzerte, eine<br />
Ausstellung oder Videopräsentation und ein<br />
dreitägiges Arbeitstreffen mit KünstlerInnen<br />
vor Ort nach Kiew eingeladen. Wir, bei<strong>des</strong><br />
Mitglieder von Les Reines Prochaines,<br />
haben diese äusserst interessante Reise<br />
zum Anlass genommen, ein begleiten<strong>des</strong><br />
Videoprojekt zu konzipieren.<br />
Muda Mathis und Sus Zwick, in den<br />
Gesuchsunterlagen<br />
Muda Mathis / Sus Zwick:<br />
Kiev Connection<br />
Die Schweizer Künstlerinnen Muda Mathis,<br />
Fränzi Madörin und Sus Zwick alias «Les<br />
Reines Prochaines» waren so im Lauf der<br />
vergangenen zehn Jahre in der Ukraine schon<br />
bekannt geworden, ohne je dort persönlich<br />
aufgetreten zu sein. Dies wurde nachgeholt.<br />
Im Herbst 2005 gab die Gruppe unter gros-<br />
sem Interesse der Medien zwei Konzerte<br />
in Kiew. Der Kontakt zwischen den ukrai-<br />
nischen und den schweizerischen Künst-<br />
lerinnen war vor Jahren mühsam. Heute,<br />
nachdem sich das Internet zu dem Medium<br />
der Globalisierung entwickelt hat, ist der<br />
Kontakt vergleichsweise einfach. So kam es<br />
auch zu der Initiative der Einladung an die<br />
«Reines Prochaines» von Seiten der jungen<br />
Kuratorinnen Nadya Prigodich und Olga<br />
Zhuk. (…)<br />
Der Vorführung <strong>des</strong> Schweizer Videos folgten<br />
eine Einführung der beiden ukrainischen<br />
Kuratorinnen in die aktuelle Szene sowie<br />
eine Präsentation von einigen Kurzfilmen,<br />
um einen Eindruck ukrainischer Videokunst<br />
zu geben. Die Anfänge der Videokunst sind<br />
in den 90er-Jahren zu finden, als es noch<br />
schwierig war, das technische Equipment<br />
zur Verfügung zu haben. Heute arbeiten viele<br />
Künstler in der Werbung und im Design als<br />
Brotberuf und produzieren darüber hinaus<br />
Videokunst.<br />
St. Galler Tagblatt, Dorothee Kaufmann,<br />
31. Mai <strong>2006</strong><br />
Im Juni <strong>2006</strong> präsentierten die Künstlerinnen<br />
das Ergebnis im Kunstmuseum <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, in Basel, Zürich und Bern<br />
– zusammen mit ihren Gastgeberinnen in Kiew,<br />
die ihrerseits ukrainisches Videoschaffen<br />
vorstellten.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 16’000.–<br />
102<br />
Die Erforschung und Befragung unserer<br />
unmittelbaren Umgebung gehört zu den<br />
Grundthemen <strong>des</strong> neuen sheds im Eisen-<br />
werk. (…) Eine Allmend kann trotz militä-<br />
rischer Nutzung als Freiraum gesehen<br />
werden, in dem all jene Tätigkeiten statt-<br />
finden, die aus dicht besiedelten Gebieten<br />
verdrängt werden. Dies sind in Frauenfeld<br />
nicht allein Freizeitaktivitäten wie Modell-<br />
fliegen, Hornussen, Skaten, das sind auch<br />
Grossanlässe wie Auto-, Pferderennen oder<br />
Openairfestivals; Veranstaltungen also,<br />
von einiger wirtschaftlichen Bedeutung.<br />
Auch ökologische Ansprüche werden zu-<br />
nehmend geltend gemacht, was, wie man<br />
meinen könnte, alle übrigen Nutzungen aus-<br />
schliesst. Doch offenbar erlaubt gerade die<br />
militärische Beanspruchung eines Gelän<strong>des</strong><br />
die Entstehung einer besonderen Artenviel-<br />
falt und führt damit exemplarisch vor, wie<br />
Lebensräume aus der Überlagerung ver-<br />
schiedener Nutzungen hervorgehen können.<br />
(…) Das Projekt kann als Recherche und<br />
Dokumentation verstanden werden.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
Die Allmend<br />
Entgegen ihrem Namen war die Allmend in<br />
Frauenfeld 1865 von der Bürgergemeinde<br />
zwar für den Bun<strong>des</strong>staat als militärisches<br />
Übungsfeld angelegt worden – in den Aus-<br />
massen der Reichweite der damaligen Kano-<br />
nen. Unter<strong>des</strong>sen dient sie nicht nur der nahe<br />
gelegenen Kaserne als Modellkriegsschau-<br />
und Übungsplatz. Vielfältige Nutzungen und<br />
Benutzer überlagern sich. (…)<br />
Die seit 2005 aktive neue Leitung im Shed<br />
im Eisenwerk definiert den Ort als künst-<br />
lerisches Labor in Auseinandersetzung mit<br />
der eigenen Umgebung und alltäglichen Er-<br />
eignissen.<br />
St. Galler Tagblatt, Ursula Badrutt Schoch,<br />
20. Juli <strong>2006</strong><br />
Die Ausstellung im neuen shed im Eisenwerk<br />
Frauenfeld mit Bildern von Christian<br />
Schwager, Simone Kappeler, Roland Iselin,<br />
Mirjam Wanner, Dieter Berke, Joggi Rieder,<br />
Fritz Suhner, Hans Niederhauser, dem<br />
Fotoclub Frauenfeld und anonymen Fotografen<br />
dauerte vom 13. Mai <strong>bis</strong> 22. Juli <strong>2006</strong>.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 63’800.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 32’000.–
100 102<br />
85 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
100<br />
Arthur Schneiter:<br />
klangnacht – nachtklang<br />
102<br />
verein neuer shed im<br />
Eisenwerk: Die Allmend
103<br />
Wir brechen mit unserem Wohn-, Arbeits-<br />
und Ausstellungswagen auf nach Diessen-<br />
hofen, ins Altersheim St. Katharinental. Von<br />
hier aus beginnen wir unsere dreimonatige<br />
Reise durch die Schweiz. Im St. Katharinental<br />
besuchen wir zwei alte Menschen, die uns<br />
zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt sind.<br />
Wir werden von ihnen ein Portrait malen.<br />
Die zwei Menschen sind ausschlaggebend<br />
für den nächsten Ort unserer Reise. Sie<br />
werden uns zu einem Verwandten, zu einem<br />
Freund oder einer anderen, mit ihnen in<br />
Verbindung stehenden Person senden. Das<br />
entstandene Portrait führen wir in unserem<br />
Wagen mit. Es wird uns an der nächsten<br />
Station Anknüpfpunkt für die neue Begegnung<br />
sein. So entsteht allmählich eine Portraitgalerie<br />
und ein verbundener Weg. (…)<br />
Der Wagen wird durch diese Begegnungen<br />
und Malereien zu einer fahrenden Ausstellung.<br />
Christian Herzog, in den Gesuchsunterlagen<br />
Christian Herzog: alma und duende<br />
Die Begegnungen mit den einzelnen Menschen,<br />
Kindern, Bauern, Alten seien intensiv<br />
gewesen, während der Gespräche nicht nur<br />
über die Seele habe man gemeinsam Vorstellungen<br />
entwickelt und neue Einsichten<br />
gewonnen. Wie das alles jetzt umzusetzen<br />
sei in Bildhaftigkeit, sei noch nicht ganz klar,<br />
beantworteten die beiden Fragen, als vom<br />
Publikum insistiert wurde, wie denn jetzt die<br />
Ergebnisse für Nichtbeteiligte nachvollziehbar<br />
würden.<br />
Im Shed selbst, das zurzeit sowohl ihr Atelier<br />
als auch ihr Lebensraum ist, sind die gesammelten<br />
Reiseerinnerungen erst zusammengetragen,<br />
woraus ein Extrakt gezogen<br />
werden soll, um dann in einer Installation<br />
Vorstellungen über das gewählte Thema<br />
preiszugeben. So braucht es noch Geduld,<br />
<strong>bis</strong> das Ergebnis zu sehen sein wird.<br />
St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer,<br />
26. September <strong>2006</strong><br />
Das Künstlerduo Anne-Valérie Leidner und<br />
Christian Herzog zog im Sommer <strong>2006</strong><br />
mit Zweiachser und Wagen während mehrerer<br />
Wochen durch den <strong>Thurgau</strong> und porträtierte<br />
Menschen. Mit den entstandenen Bildern,<br />
Video- und Tonaufnahmen, Skizzen und Notizen<br />
eröffneten sie am 20. Oktober <strong>2006</strong> ihr Atelier<br />
im neuen shed, ihre Ausstellung war vom<br />
14. Oktober <strong>bis</strong> 4. November <strong>2006</strong> zu sehen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />
86<br />
104<br />
Im Rahmen ihres längerfristig angelegten<br />
Projekts «Hab + Gut» wird Yvonne Scarabello<br />
diesen Sommer eine Art Zwischenstopp<br />
einlegen. Ziel ist es, Einblicke in das<br />
<strong>bis</strong> jetzt aufgenommene und katalogisierte<br />
Inventar der Künstlerin zu geben. Zugleich<br />
ist die Shedhalle für einen Monat Arbeitsort<br />
der Künstlerin.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen, vgl. Projekt<br />
von Yvonne Scarabello: Hab + Gut<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
Ausstellung Hab + Gut<br />
Die Ausstellung Hab und Gut war ein grosser<br />
Publikumserfolg, nicht zuletzt auch dank<br />
<strong>des</strong> grossen Engagements der Künstlerin.<br />
Das Thema <strong>des</strong> Projekts fiel auf breites Interesse<br />
und wurde oft diskutiert. Einmal mehr<br />
waren im neuen shed Leute anzutreffen, die<br />
lange nicht mehr hier waren, und der eine<br />
oder die andere konnte sich zu einer Mitgliedschaft<br />
entschliessen.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Die Ausstellung dauerte vom 2. <strong>bis</strong><br />
25. September 2005.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’100.–<br />
105<br />
Nach dem erfolgreichen Auftakt der Theaterwerkstatt<br />
mit dem Grundlagenkurs im<br />
Frühjahr 2005 möchten wir nun mit dem<br />
Fortgeschrittenenkurs I das zweite Modul<br />
anbieten. Einige der TeilnehmerInnen <strong>des</strong><br />
Grundlagenkurses haben sich schon angemeldet.<br />
Da es einige Interessenten gibt, die<br />
den Kurs im Frühjahr verpasst haben, bieten<br />
wir das Modul 1 als Intensiv-Wochenendworkshop<br />
nochmals an, so dass die AbsolventInnen<br />
dann am Modul 2 teilnehmen<br />
können.<br />
Uwe Schuran, in den Gesuchsunterlagen<br />
Theagovia Theater Bürglen:<br />
Theaterwerkstatt<br />
So besuchten also von gesamthaft 17 TeilnehmerInnen<br />
<strong>des</strong> Grundlagenkurses etwas<br />
mehr als die Hälfte auch den Fortgeschrittenenkurs.<br />
(…) Das Ziel der Förderung <strong>des</strong><br />
Theaternachwuchses im Kanton <strong>Thurgau</strong><br />
konnte also erreicht werden. LaiendarstellerInnen<br />
wurden die Grundlagen <strong>des</strong> Theaterspiels<br />
sowie Spielpraxis vermittelt und die<br />
Mitarbeit in einer Theaterproduktion konnte<br />
angeregt werden.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 7’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’800.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur ist Lebensqualität, eine Oase in unserer Gesell-<br />
schaft, erfrischend und überlebensnotwendig.<br />
Roland Lötscher, Theaterschaffender, Winterthur/Aadorf<br />
87 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
103<br />
Christian Herzog:<br />
alma und duende<br />
104<br />
verein neuer shed<br />
im Eisenwerk:<br />
Ausstellung Hab + Gut<br />
105<br />
Theagovia Theater<br />
Bürglen:<br />
Theaterwerkstatt<br />
103 104 105
106<br />
Nachdem 2004 der Jazzclub Konstanz e.V.<br />
seinen 25. Jazzherbst feierte, veranstalten<br />
wir den 26. Jazzherbst wieder komprimiert<br />
und mit starker Schweizer Beteiligung am<br />
letzten Oktober-Wochenende. Dieses Mal<br />
geben wir Künstlern die Möglichkeit, sich<br />
ausführlich und nicht nur mit gekürztem Pro-<br />
gramm darzustellen. Zwei Abende widmen<br />
wir alten neuen Freunden, die in diesen Kon-<br />
stellationen nie oder selten spielen.<br />
Roland Baumgärtner, in den Gesuchsunterlagen<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Konstanzer Jazzherbst 2005<br />
Im zweiten Set übernahmen dann der nie-<br />
derländische Violonist Karel Boeschoten,<br />
der Schweizer Flötist Matthias Ziegler und<br />
der türkische Perkussionist Burhan Öçal die<br />
Versuchsleitung. Ging es vor der Pause eher<br />
europäisch und kopflastig zu, so bekam das<br />
Bauchgefühl jetzt mehr Platz eingeräumt.<br />
Das lag vor allem an Öçals virtuoser Arbeit<br />
auf der Darbuka. Er gab seinen Mitspielern<br />
ein verlässliches Gerüst, mal funky und mal<br />
orientalisch, ohne die solistischen Fähig-<br />
keiten ausser Acht zu lassen. Die Möglich-<br />
keiten dieses eigentlich kleinen Instruments<br />
vervielfältigten sich unter seinen Händen.<br />
Als kongeniale Partner erwiesen sich die<br />
Jazzherbst-Debütanten Boeschoten und<br />
Ziegler.<br />
Südkurier, Stephan Freissmann, 4. November 2005<br />
Am 26. Jazzherbst (27. <strong>bis</strong> 29. Oktober 2005)<br />
waren zu hören: Aki Takase, Alex von<br />
Schlippenbach mit DJ Illvibe, Schnute<br />
(Deutschland), Rainer Drüby solo, Cristin<br />
Wildbolz im Duo mit Hans Koch (Schweiz)<br />
sowie das Trio von Burhan Öçal (Türkei/<br />
Schweiz), Karel Boeschoten (Holland/Schweiz)<br />
und Matthias Ziegler (Schweiz).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
88<br />
107<br />
Was bei der Uraufführung vor fünfzehn Jah-<br />
ren schon zur Diskussion stand, aber aus<br />
verschiedenen Gründen nicht realisierbar<br />
war, nämlich eine szenische Aufführung die-<br />
ser durchaus dramatischen Geschichte, war<br />
das entscheidende Moment, der zur Wieder-<br />
aufführung führte. Die Internationalen Bach-<br />
Festwochen Schaffhausen entschlossen<br />
sich dazu mit der Auflage, das Werk müsse<br />
in der Kasematte <strong>des</strong> Munots professionell<br />
inszeniert werden. Ein Glücksfall könnte<br />
werden, dass wir in der Berliner Regisseu-<br />
rin Sandra Leupold, die zur Zeit in Deutsch-<br />
land eine erstaunliche Karriere macht, eine<br />
künstlerisch herausragende Persönlichkeit<br />
für dieses anspruchsvolle, herausfordernde<br />
Projekt begeistern konnten. Ein weiterer<br />
positiver Punkt ist dabei, dass Sandra Leu-<br />
pold sich in der Sängerszene hervorragend<br />
auskennt und mithilft, geeignete Solisten zu<br />
finden.<br />
Ulrich Gasser, in den Gesuchsunterlagen<br />
Ulrich Gasser:<br />
Der Vierte König (szenische Fassung)<br />
Auch wenn Schapers Legende einer Weih-<br />
nachtspredigt ähneln mag, predigt die Musik<br />
nicht. Sie öffnet auf höchst differenzierte<br />
Weise Wahrnehmungsräume für ein neues<br />
und anderes Erfahren von Zeit. Lässt man<br />
sich darauf ein, ist eine Farbigkeit sonder-<br />
gleichen zu erleben. Kein Oratorium mit Sen-<br />
dungsbewusstsein also.<br />
Predigen tut eher die Inszenierung von Dölf<br />
Steinmann, der phantasievoll mit den ein-<br />
fachen, reduzierten Mitteln eines «armen»<br />
Theaters arbeitet. Geschickt stilisiert er die<br />
erzählerischen Elemente, bringt sie als eine<br />
Art abstrahiertes Kinderspiel. An Eindeutig-<br />
keit der Aussage lässt er es nicht mangeln.<br />
Das kann hilfreich sein, denn man weiss<br />
immer, wo im Stück man sich befindet.<br />
Neue Züricher Zeitung, Alfred Zimmerlin,<br />
26. Mai <strong>2006</strong><br />
«Der vierte König», Oratorium von Ulrich<br />
Gasser, wurde in Schaffhausen,<br />
Konstanz, Zürich und Schwä<strong>bis</strong>ch-Gmünd<br />
aufgeführt. Mitwirkende: Claus Gunter<br />
Biegert (musikalische Leitung), Dölf Steinmann<br />
(Regie), Michael Hollstein (Licht, Technik),<br />
Peter Siegwart (Einstudierung Vokalensemble),<br />
Michel Herz (Produktionsleitung), Vokalensemble<br />
Zürich, Bach-Chor Konstanz.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 266’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />
108<br />
Ausgangspunkt der musikalisch-choreografischen<br />
Installation ist das Debütwerk «niemand<br />
lacht rückwärts» der österreichischen<br />
Autorin Kathrin Röggla. Das wesentliche<br />
Charakteristikum <strong>des</strong> Textes von Kathrin<br />
Röggla ist für mich der bewusst instabil und<br />
mehrspurig gesetzte Hörcharakter. Röggla<br />
legt in artifizieller Arbeitsweise simultane<br />
Textbewegungen frei und schafft so mögliche<br />
Realitätspositionierung. Genau diese<br />
möglichen Wirklichkeiten sind die formalen<br />
Spielstrukturen für dieses Bühnenprojekt.<br />
Der Bühnen-Ort als einzig konkret verbindender<br />
Wirklichkeitspunkt lässt vier verschiedene<br />
Personen aufeinander treffen,<br />
die jeweils einzelne Aspekte der Textessenz<br />
bzw. musikalischer Modalitäten ausstellen.<br />
Hedwig Huber, in den Gesuchsunterlagen<br />
Hedwig Huber: Springteufel<br />
Drei Frauen thematisieren singend eine<br />
hochbrisante Aktualität: Arbeitslosigkeit. Im<br />
Treppenhaus der Müll-Verbrennungsanlage<br />
herrscht Isolation. «Der Mensch als Konsum-<br />
und Arbeitssubjekt, das im eindimensionalen<br />
Dschungel der Fernsehserienwelten<br />
in Widerstand zu Identitätszuschreibungen<br />
zu treten hat und dabei das Zutrauen in<br />
die eigenen Wahrnehmungskompetenzen<br />
verliert», so lautet die zentrale Ausgangslage<br />
für die Darstellerinnen. In diesem Stück<br />
steckt der Teufel im Detail. Zum Ausdruck<br />
kommt dies in einer Textinstallation in Vokalismen<br />
jeglicher Art. Was die Sprecherin<br />
(Kerstin Schulte) ohne Pathos in den Raum<br />
stellt, wird von den Sängerinnen in etwa 30<br />
Minuten präzisiert: «… Arbeitslossein muss<br />
verdammt sein, sagen sie gerade, aber Arbeitslossein<br />
muss eine missliche Lage nach<br />
der anderen aus seinen Ohren ziehen …,<br />
während ich noch in Tätigkeiten verwickelt<br />
schon abdrehe, gleich bin ich weg, bin mich<br />
los und treffe mich nicht mehr, denn nur einmal<br />
wird man im Fernsehen hochgehoben,<br />
danach taucht man wieder ab und landet im<br />
Zimmerboden».<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Gerhard Hellwig, 3. April <strong>2006</strong><br />
«Springteufel» mit Almut Krumbach, Susi Wirth<br />
und Elfi Schläpfer wurde am 30. / 31. März <strong>2006</strong><br />
in Weinfelden und am 1. / 2. April <strong>2006</strong> in<br />
Konstanz gezeigt. Weitere Mitwirkende: Hedwig<br />
Huber (Regie), Margarete Huber (Komposition),<br />
Claus-Peter Täterow (Bühne), Kerstin Schulte<br />
(Assistenz).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 27’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–
89 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
106<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Konstanzer Jazzherbst<br />
2005<br />
107<br />
Ulrich Gasser:<br />
Der Vierte König<br />
(szenische Fassung)<br />
108<br />
Hedwig Huber:<br />
Springteufel<br />
106 107<br />
108
109<br />
Die Literaturveranstaltung «4 + 1 übersetzen<br />
traduire tradurre translatar» thematisiert die<br />
literarische Übersetzung zwischen den vier<br />
Lan<strong>des</strong>sprachen der Schweiz und einer<br />
Gastsprache. Sie ist die Neulancierung der<br />
von 1993 <strong>bis</strong> <strong>2003</strong> jährlich im September<br />
durchgeführten Veranstaltungen «Ein Schiff<br />
zum Übersetzen». Sie findet jährlich ab <strong>2006</strong><br />
alternierend in verschiedenen Lan<strong>des</strong>teilen<br />
der Schweiz statt, erstmals in Frauenfeld.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
ch Stiftung für eidgenössische<br />
Zusammenarbeit: 4 + 1 übersetzen<br />
Gesprächsleiterin Esther Girsberger, ehemalige<br />
Chefredaktorin <strong>des</strong> «Tages-Anzeigers»,<br />
lud das Publikum zum Mitreden ein.<br />
Rund 80 Personen hatten der fachkundigen<br />
Podiumsrunde im Eisenwerk zugehört. Jemand<br />
wies darauf hin, dass der Nutzen der<br />
Mehrsprachigkeit nicht allein in Franken und<br />
Rappen zu messen sei. Als Trägerin einer<br />
Kultur vermittle die Sprache auch wertvolle<br />
interkulturelle Kompetenzen. Der Umgang<br />
mit dem Dialekt wurde ebenfalls angesprochen,<br />
der für Fremdsprachige ein Problem<br />
darstellt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Katrin Zürcher, 27. März <strong>2006</strong><br />
Hier hakte Klaus Merz in seiner Laudatio<br />
auf Marion Graf ein – er selber ist von ihr<br />
ins Französische übertragen worden: wie<br />
Franz Hohler, Erica Pedretti, Erika Burkart<br />
oder Aglaja Veteranyi und Robert Walsers<br />
als unübersetzbar geltende Mikrogramme.<br />
Merz erwähnte eine Fotografie, die den Opfershofer<br />
Autor Markus Werner («Am Hang»)<br />
und seine Übersetzerin Marion Graf zeigt<br />
beide in gleicher Grösse. Denn wie oft verschwände<br />
sonst die Übersetzerin hinter dem<br />
Schriftsteller in der Unbekanntheit. Wichtig<br />
sei, Zwiesprache zu halten beim literarischen<br />
Übersetzen: «Wir bleiben in der gleichen<br />
Welt, aber mit einem anderen Bild.» Marion<br />
Graf, der Programmleiterin der ch-Reihe, attestierte<br />
er Wachheit und Lauterkeit.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
25. März <strong>2006</strong><br />
Zu den <strong>bis</strong>herigen Trägerorganisationen Pro<br />
Helvetia, Centre de traduction littéraire<br />
de Lausanne (CTL) kam für die Frauenfelder<br />
Veranstaltung vom 24./25. März <strong>2006</strong><br />
die <strong>Kulturstiftung</strong> hinzu.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />
90<br />
110<br />
Ursprung <strong>des</strong> voraussichtlichen Ausstellungstitels<br />
ist ein Fundfoto mit dem Untertitel<br />
«Freizeit», freie Zeit in den Bergen sich<br />
zu erholen, Sport zu treiben, zu schauen,<br />
zu wandern usw. Dies, in seiner vielschichtigen<br />
Dimension zu hinterfragen, habe ich<br />
mir in einer mehrteiligen Arbeit zur Aufgabe<br />
gemacht. Schwerpunkt meiner grossräumig<br />
angelegten Arbeit in der Kunsthalle Wil<br />
wird die Berglandschaft mit den natürlichen<br />
Spuren und den Veränderungen durch den<br />
Mensch z.B. durch Skilifte, Hütten, Markierungen,<br />
Wanderwege und als Kontrast<br />
die Monochromie eines gletschermilchigen<br />
Stausees, eines Gletscherfel<strong>des</strong> oder einer<br />
grünen Wiese sein.<br />
Othmar Eder, in den Gesuchsunterlagen<br />
Othmar Eder:<br />
«Freizeit» Kunsthalle Wil <strong>2006</strong><br />
Die Bezüge der Bilder zueinander wie auch<br />
zum Raum selbst sind nur fein angedeutet<br />
und verlangen ein längeres Sicheinlassen<br />
auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen,<br />
auf das Thema Freizeit als freie Zeit<br />
und unsere eigenen Erfahrungen. «Von seinen<br />
Kunstwerken geht die Aufforderung an<br />
die Betrachtenden, sich von den ihnen vertrauten<br />
Bildern und Vorstellungen von «Freizeit<br />
in den Bergen» zu lösen. Sie müssen<br />
lernen, wie vor ihnen der Künstler, «Berge zu<br />
versetzen»; das bedeutet, die eigenen Grenzen<br />
<strong>des</strong> Bekannten zu erweitern», schlägt<br />
Frank Nievergelt vor, Kurator der Kunsthalle<br />
Wil.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Barbara Fatzer,<br />
15. Februar <strong>2006</strong><br />
«Freizeit» wurde vom 12. Februar <strong>bis</strong> 19. März<br />
<strong>2006</strong> in der Kunsthalle Wil gezeigt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–<br />
111<br />
Die Bieler Fototage sind eine wichtige Plattform<br />
für die jüngere Schweizer Fotografie<br />
und einzigartig als Festival in der Schweiz.<br />
Eine Auswahl der 9. Bieler Fototage, die<br />
im September 2005 unter dem Title «on the<br />
road... again» zum Thema Mobilität erfolgreich<br />
und unter grosser Medienbeachtung<br />
stattfanden, soll unter der <strong>Projekte</strong>itung von<br />
Bruno Z’Graggen in Zusammenarbeit mit<br />
den Bieler Fototagen, dem Photofesta Maputo<br />
(Moçambique) und dem Market Photo<br />
Workshop Johannesburg im Süden gezeigt<br />
werden. (...) Insgesamt werden Arbeiten von<br />
17 jüngeren Schweizer Fotografieschaffenden<br />
präsentiert. Die beiden Ausstellungen<br />
werden jeweils von einer Podiumsdiskussion<br />
und einem einwöchigen Workshop begleitet,<br />
an denen neben lokalen TeilnehmerInnen der<br />
Projektleiter, die Direktorin der Bieler Fototage<br />
und je zwei FotografInnen teilnehmen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Bruno Z’Graggen: «on the road… again»<br />
– 9. Bieler Fototage in Afrika<br />
Die 9. Ausgabe der Bieler Fototage wurde vom<br />
15. Oktober <strong>bis</strong> 15. November <strong>2006</strong> im<br />
Rahmen <strong>des</strong> 3. Photofesta Maputo in Maputo<br />
(Moçambique), und vom 7. Februar <strong>bis</strong><br />
18. März 2007 in Johannesburg (Südafrika)<br />
präsentiert.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 129’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
(für die Teilnahme <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>er Fotografen<br />
Meinrad Schade)
91 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
111<br />
111<br />
Bruno Z'Graggen:<br />
«on the road… again» –<br />
9. Bieler Fototage in Afrika
112<br />
Von der Primarschule haben 112 Kinder und<br />
sieben Lehrpersonen die Vorstellungen besucht.<br />
(…) Vor allem die Begegnung nach<br />
der Vorstellung mit dem Schauspieler Peter<br />
Rinderknecht war eindrücklich. (…) Ein Theatererlebnis<br />
in der entsprechenden Umgebung<br />
ist doch sicher auch für die Kinder ein<br />
bleiben<strong>des</strong> Erlebnis.<br />
Markus Rüegge (Schulleitung Primarschule<br />
Steckborn), aus dem Schlussbericht<br />
Phönix-Theater 81:<br />
Jugendtheater Festival Blickfelder<br />
Fussball weckt heftige Emotionen und Begeisterungsstürme<br />
– jedenfalls bei vielen.<br />
Wenn nun bereits zum dritten Mal das internationale<br />
Theaterfestival «Blickfelder»<br />
am 10. März ins Phönix-Theater 81 nach<br />
Steckborn kommt, dann erhoffen sich die<br />
Veranstalter mit ihrem Motto «Theater soll<br />
wie Fussball sein» ähnliches: Warum soll<br />
Theater nicht auch genauso Emotionen und<br />
Begeisterung auslösen? (…)<br />
Die Freude ist gross, dass es dem Phönix-<br />
Theater gelungen ist, zum dritten Mal seit<br />
2000 im Verbund mit Zürich, wo es bereits<br />
zum elften Mal stattfindet, Chur, Luzern,<br />
Schaan und Bern wieder mit dabei zu sein.<br />
Bote vom Untersee und Rhein, Louise Jochims,<br />
10. März <strong>2006</strong><br />
Im Rahmen von Blickfelder wurden folgende<br />
Produktionen im Phönix-Theater 81 gezeigt:<br />
- Wohlgelitten in Wohlgelegen, Kumpane<br />
(Zürich)<br />
- Past half remembered, New International<br />
Encounter (NIE)<br />
- Die sieben Leben <strong>des</strong> Paolo Canio, Luzerner<br />
Theater<br />
- Nebensache, Peter Rinderknecht und Junges<br />
Ensemble Stuttgart<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’520.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />
92<br />
113<br />
Hoch oben im <strong>Thurgau</strong>, dort, wo sich die<br />
Häuser aneinander kuscheln, als gälte es,<br />
der Fremde zu trotzen, liegt Steckborn.<br />
Draussen im Bodensee, auf dem die Bläss-<br />
hühner mit untergeschlagenen Köpfen wie<br />
schwarze Klümpchen zu tanzen scheinen,<br />
verläuft die Grenze – das Ende der Schweiz.<br />
Das Theater am Yachthafen versteckt sich in<br />
einem alten Pumpenhaus, einer Trutzburg en<br />
miniature, die man sich vor einigen Jahren<br />
per Volksabstimmung als Spielort erkämpft<br />
hat. Etwa sechzig <strong>bis</strong> höchstens hundert<br />
Zuschauer blicken hier jeweils von einer<br />
steilen Estrade auf die 9 x 9 Meter grosse<br />
Bühne hinunter, derer harten Stein für Steps<br />
mit einem gefedertem Tanzboden überbaut<br />
wird. Der Improvisationskünstler Michael<br />
Schumacher soll mit seinen Bachinterpretationen<br />
hierherkommen. Derart anspruchsvolle<br />
Aufführungen sind im «Phönix-Theater<br />
81» – so heisst das Theater im Pumpenhaus<br />
offiziell – keine Seltenheit. Längst zeigt man<br />
kaum noch traditionelle Kleinkunst, sondern<br />
legt den Fokus auf das zeitgenössische<br />
Tanz- und Theaterschaffen.<br />
Du, Nina Scheu, April <strong>2006</strong><br />
Phönix-Theater 81: Steps #10<br />
Von ganz weit draussen, fast am See unten,<br />
nähert sich eine weisse Figur. Zielstrebig<br />
geht der Mann rückwärts, unter dem Torbogen<br />
<strong>des</strong> Pumpenhauses hindurch, trifft auf<br />
den andern Mann, der in einer Ecke sitzt und<br />
den Bogen führt. Der Tänzer rollt vorwärts<br />
über den Boden, schraubt die Arme rückwärts,<br />
schmiegt sich an die Wand. Immer<br />
wieder verlässt er den Bühnenraum und<br />
taucht – niemand weiss, durch welche Tür<br />
– wieder auf, hechtet durchs Fenster ins Gebüsch,<br />
kriecht irgendwann wieder zurück.<br />
Es gibt keine Bühne, Innenraum und Aussenraum<br />
sind eins, alles bezieht der Tänzer<br />
ein in seine Improvisation: die Anwohner,<br />
die seine Tanzspuren queren, den Pylon, mit<br />
dem er später rührende Zwiesprache hält,<br />
das Publikum, das gut und gerne lacht.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 6. Mai <strong>2006</strong><br />
«Dans le jardin» mit dem holländischen Tänzer<br />
und Choreograph Michael Schumacher und<br />
begleitet vom Cellist Alex Waterman (NY) fand<br />
am 4. Mai <strong>2006</strong> im Phönix-Theater 81 statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’190.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />
114<br />
«Vielleicht bin ich zuviel gewandert», sagt<br />
Deza-Chef Walter Fust. Er könne nicht verstehen,<br />
wenn sich Menschen gegen die Binnenmigration<br />
wehren. Grundsätzlich ist Fust<br />
überzeugt: «Die Schweiz braucht Migration,<br />
wenn sie den Wohlstand sichern will.» Mit<br />
einer ganzen Reihe von statistischen Zahlen<br />
untermauerte der Deza-Chef seine Aussagen.<br />
Dass Walter Fust nach Amriswil gereist<br />
ist, um hier einen Vortrag zu halten und an<br />
einem Podium teilzunehmen, liegt an der<br />
Veranstaltungsreihe, die das Kulturforum<br />
am Donnerstagabend startete. Hintergrund<br />
der Veranstaltungen ist die Foto-Ausstellung<br />
«Heimatverlust» von Meinrad Schade, die<br />
von der <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> namhaft<br />
unterstützt wird.<br />
St. Galler Tagblatt, Rita Kohn, 11. Februar <strong>2006</strong><br />
Kulturforum Amriswil: Fotoausstellung<br />
«Migration» von Meinrad Schade<br />
Meinrad Schade, einem gebürtigen Kreuzlinger,<br />
gelingen hier intensive Momentaufnahmen,<br />
die stumm Geschichten erzählen und<br />
Ergebnis eines stillen, sensiblen Zugehens<br />
auf die vorgefundenen Situationen an den<br />
Rändern Europas sind. Schade geht direkt<br />
und nah an die Menschen heran, ohne aber<br />
je einen voyeuristischen Blick auf sie zu werfen.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
14. Februar <strong>2006</strong><br />
Die Fotoausstellung «Heimatverlust» von<br />
Meinrad Schade wurde im Kulturforum Amriswil<br />
vom 9. <strong>bis</strong> 19. Februar <strong>2006</strong> präsentiert. Die<br />
Arbeit stand im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe<br />
«Ab- und Zuwandern».<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’500.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Die Auseinandersetzung mit Kultur ist für mich eine<br />
notwendige Grundlage für meine Entscheide<br />
als Justiz- und Sicherheitsdirektor.<br />
Claudius Graf-Schelling, Regierungsrat, Arbon<br />
112 113 114<br />
93 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
112<br />
Phönix-Theater 81:<br />
Jugendtheater Festival<br />
Blickfelder<br />
113<br />
Phönix-Theater 81:<br />
Steps #10<br />
114<br />
Kulturforum Amriswil:<br />
Fotoausstellung «Migration»<br />
von Meinrad Schade
115<br />
«Kein Zurück» ist ein gesellschaftspolitischer<br />
Dokumentarfilm und zeichnet anhand eines<br />
eindrucksvollen Einzelschicksals die be-<br />
wegte Geschichte von Kroatien im 20. Jahr-<br />
hundert nach. Die Lebensgeschichte <strong>des</strong><br />
80-jährigen blinden Winzers Dusan Raguz<br />
spiegelt und erzählt die komplexe Vergan-<br />
genheit seiner Heimat kurz vor dem erhofften<br />
Eintritt in die EU und schildert auf exempla-<br />
rische Art und Weise, weshalb sich die kroa-<br />
tische Vergangenheitsbewältigung als derart<br />
schwierig erweist: Es ist die Geschichte von<br />
einem alten Mann, der am falschen Ort, im<br />
falschen Land und zur falschen Zeit geboren<br />
wurde und der sein ganzes Leben lang da-<br />
gegen ankämpfen musste.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Tomislav Mestrovic: «Kein Zurück»<br />
Der Dokumentarfilm «Kein Zurück» (No return)<br />
von Tomislav Mestrovic soll von Hugofilm<br />
Productions in Zürich in Zusammenarbeit mit<br />
Mestrovic Filmen realisiert werden.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 472’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />
94<br />
116<br />
Vor ein paar Jahren hat das Kunstmuseum<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> den gesamten Nach-<br />
lass <strong>des</strong> Aussenseiterkünstlers Hans Krüsi<br />
geerbt. Hans Krüsi begleitet mich schon<br />
lange. Als Kind haben mich seine Kühe und<br />
andere Tiere immer im Treppenhaus meiner<br />
Eltern von einer Serviette herunter angelä-<br />
chelt. Als «Aushilfelehrer» habe ich vor mehr<br />
als zehn Jahren Kindern aus einem Schul-<br />
heim aus dem Kanton Zürich durch die Aus-<br />
stellung geführt und mit ihnen dann à la Krüsi<br />
gearbeitet. (…) Meine geplante Arbeit soll<br />
das künstlerische Material Krüsis ebenso<br />
wie Dokumente seines Lebens aus einer li-<br />
terarischen Perspektive interpretieren.<br />
Michael Stauffer, in den Gesuchsunterlagen<br />
Michael Stauffer:<br />
Hörspiel «Kann ich auch mal sagen»<br />
Der Autor Michael Stauffer wurde für die<br />
Erarbeitung einer Audioarbeit (Hörspiel mit<br />
möglicher szenischer Adaptation) über<br />
den Künstler Hans Krüsi unterstützt. Das<br />
Projekt soll im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Thurgau</strong> uraufgeführt werden.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 68’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Werkbeitrag von<br />
Fr. 24’000.–<br />
117<br />
Mit dem Hörstück «Erzeugung von Sprün-<br />
gen» erschliesst sich blablabor das Erzäh-<br />
len, das Epos, das Rezitative. Mittels der<br />
in der «Ungefähre» und im «Liedlied» er-<br />
arbeiteten Übersetzungstechniken sucht<br />
blablabor nach einer Übereinstimmung von<br />
Text und Musik im Rezitativ. Uns interessiert,<br />
welche Musik oder Klanglichkeit einer Er-<br />
zählung inhärent ist.<br />
Zusammen mit dem auf alte Musik speziali-<br />
sierten Ensemble der Basler Madrigalisten<br />
und fünf Hornisten komponiert blablabor<br />
eine heterogene Erzählung.<br />
Aufführungen im Raum und am Radio, live<br />
gesungen und ab Tonträger, sind in Pla-<br />
nung.<br />
blablabor:<br />
Hörstück «Erzeugung von Sprüngen»<br />
blablabor versteht sich als Forschungsteam.<br />
Gegenstand der Forschung ist die Spra-<br />
che. Untersucht werden Laute, Wörter,<br />
Sätze. Texte als Begriff- und Klangträger.<br />
Als mögliche Teile eines inhaltlichen und<br />
strukturellen Gefüges, als Geschichts- und<br />
Kulturtransporteure. Ziel der Forschung ist<br />
das Beweglichmachen, in Schwungbringen<br />
der bedeutungsschweren Sprachbrocken<br />
in Richtung zentrifugale Klangvielheit. Die<br />
Zwischenresultate präsentieren sich als Au-<br />
diokunstwerke.<br />
Annette Schmucki und Reto Friedmann, in den<br />
Gesuchsunterlagen<br />
blablabor sind Annette Schmucki und Reto<br />
Friedmann.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 88’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur ist Frischzellenkur gegen Gefahren der<br />
Erstarrung von Wahrnehmungsweisen.<br />
Kultur beugt Verhärtungen von Denkstrukturen vor.<br />
Ohne Kultur wäre der Alltag ein Irrtum.<br />
Und Kultur tut ganz einfach gut.<br />
Martin Preisser, Journalist u. Musiker, St. Gallen<br />
116 117<br />
95 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
116<br />
Michael Stauffer:<br />
«Kann ich auch mal sagen»<br />
117<br />
blablabor: Hörstück<br />
«Erzeugung von Sprüngen»
118<br />
Die Revue spannt einen Zeitbogen und ist<br />
die theatralische Form von filmischer Erzählweise.<br />
Der Spielleiter hat alle Fäden in<br />
der Hand. Er folgt den Spuren von Louis<br />
Napoleon III, indem er als roten Faden dem<br />
Publikum die Lebensgeschichte erzählt und<br />
Kommentare (mit heutigem Zusammenhang)<br />
abgibt.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
See-Burgtheater: Sprungbrett zur Macht<br />
Ein königliches, ein kaiserliches Ambiente, in<br />
dem Leopold Huber für das See-Burgtheater<br />
die Revue «Sprungbrett zur Macht» inszeniert,<br />
ein Stück, das als Gemeinschaftsarbeit<br />
mit der Theaterautorin Edith Gloor entstand<br />
und von Volker Zöbelin musikalisch mit frecher<br />
Offenbachscher Operettenschmonzette<br />
ausgestattet wurde. In knappster Formulierung<br />
geht es im Stück, das sich <strong>des</strong><br />
Originalschauplatzes als nicht zu überbietender<br />
Kulisse bedient, um die Zeit Napoleons<br />
III. (nicht nur auf dem Arenenberg), um<br />
seine ehrgeizige Mutter Hortense und die<br />
spätere Gattin Eugenie, die durchaus auch<br />
tatkräftige Regentin war. Doch das alles ist<br />
zu kurz gegriffen, wenn nicht sogar falsch.<br />
Denn Huber und seine Truppe haben den<br />
Aufstand gegen die Geschichtsschreibung<br />
geprobt, sie zelebrieren den Triumph <strong>des</strong><br />
Theaters über die reine Historie.<br />
Die Einstimmung auf die Uraufführung hätte<br />
nicht besser ausfallen können, Kaiserwetter<br />
war angesagt, und die Sonne sank schliesslich<br />
dem Untersee zu, als sich die Tage<br />
<strong>des</strong> «Napoleoniden» verdunkelten, ihn das<br />
Blasenleiden zunehmend plagte und die<br />
Amouren das Herz mehr und mehr belasteten<br />
– zumin<strong>des</strong>t physisch.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />
17. Juni <strong>2006</strong><br />
Vom 15. Juni <strong>bis</strong> 22. Juli <strong>2006</strong> spielte das See-<br />
Burgtheater die Revue «Sprungbrett zur Macht»<br />
im Park von Schloss Arenenberg.<br />
Autorin: Edith Gloor; Regie: Leopold Huber;<br />
Musik: Volker Zöbelin; Spiel: Franca Basoli,<br />
Ines Palma Hohmann, Erich Hufschmid, Domenico<br />
Pecoraio; Bühne: J. Markus Heer; Kostüme<br />
und Bühnenbild: Dana Horvat-Schaller; Licht:<br />
Marco Scandola.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr.145’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 55’000.–<br />
96<br />
119<br />
«generations» ist das einzige europäische<br />
Festival mit der Vergabe von Förderpreisen.<br />
So wird mit dem Hauptpreis einem Musiker<br />
die Gelegenheit geboten, eine komplette,<br />
mehrtätige Studioproduktion <strong>bis</strong> zur Master-<br />
CD zu verwirklichen. Gewählt wird zudem<br />
eine Förderpreisband, die den ersten Set<br />
<strong>des</strong> Freitagabend Konzertes bestreitet und<br />
von Radio DRS2 aufgenommen wird. Im da-<br />
rauf folgenden Jahr wird dieser Band die<br />
Möglichkeit geboten, mit Adrian Mears als<br />
musikalischem Betreuer und Roman Schwal-<br />
ler als Organisator und Tourmanager eine<br />
Woche in der Schweiz und in Deutschland<br />
auf Tournee zu gehen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Internationales Jazztreffen Frauenfeld:<br />
generations <strong>2006</strong><br />
Frauenfeld – «This is heaven» («himmlisch»)<br />
frohlockte Cedar Walton, der prominenteste<br />
unter den internationalen Jazzgrössen, die<br />
für «generations <strong>2006</strong>» in die Schweiz ge-<br />
reist sind, nach einem ersten Augenschein<br />
in der temporären Jazz-Metropole Frauen-<br />
feld (…).<br />
Acht Tage lang wähnen sich Jazzmusiker und<br />
-liebhaber wie im Himmel: auf Grund schier<br />
unbeschränkter Möglichkeiten, sich musi-<br />
kalisch auszuleben, zu lernen, sich einzu-<br />
mischen und zuzuhören. Das professionell<br />
und rücksichtsvoll auftretende, freundliche<br />
Personal in den fünf Jazzclubs und auch die<br />
gut organisierten Helferinnen und Helfer tra-<br />
gen viel zur gehobenen Stimmung bei.<br />
Roman Schwaller, der künstlerische Leiter<br />
<strong>des</strong> Festivals und Tenorsaxofonist aus Frau-<br />
enfeld, leitete am Montag eine Jam-Session<br />
im Jazzclub Dreiegg. Mit seinem für Kalauer<br />
bekannten Humor (aus «Just Friends» wird<br />
auch mal «Justus Franz») bat er Gastsolisten<br />
auf die Bühne und sagte die Titel an, die er<br />
dann als Bandleader wieselflink, zitierfreu-<br />
dig und mit höchst ansteckender Verve auf<br />
Touren brachte.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 5. Oktober <strong>2006</strong><br />
«generations <strong>2006</strong>» fand vom 30. September<br />
<strong>bis</strong> 7. Oktober <strong>2006</strong> in Frauenfeld statt. Neben<br />
Klubkonzerten, Konzerten in der Aula der<br />
<strong>Kantons</strong>schule sowie im Eisenwerk und der Big<br />
Band Night im Stadtcasino wurde ein<br />
Masterclass Workshop mit internationalen<br />
Dozenten durchgeführt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 310’800.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 85’000.–<br />
120<br />
Im Hörspiel wird die Geschichte einer Köni-<br />
gin erzählt, von der Geburt <strong>bis</strong> zu ihrem Tod.<br />
Um die verschiedenen Stationen im Leben<br />
dieser Königin herauszuschälen, wühlen wir<br />
uns durch die Biographien berühmter ehe-<br />
maliger Königinnen, vorab von Maria Stuart<br />
und Marie Antoinette.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Theater Sgaramusch: Queen<br />
Mit «Queen» bringt das Theater Sgaramusch<br />
ein Stück Weltgeschichte auf die kleine<br />
Bühne im «Fass». Das, was der Zuschauer zu<br />
sehen kriegt, erinnert nicht im entferntesten<br />
an eine Geschichtsstunde. Und auch wer bei<br />
Maria Stuart an den klassischen Ernst <strong>des</strong><br />
Dramas von Schiller denkt, liegt ganz falsch.<br />
Ihn erwartet vielmehr eine packende und<br />
quirlige Geschichte, die mit viel Witz erzählt<br />
wird. Das Leben der beiden Königinnen, ihre<br />
Liebesgeschichten und ihr Kampf dafür, den<br />
eigenen Thron zu behalten und auch viel-<br />
leicht den der verwandten Rivalin dazuzuge-<br />
winnen, wird ab Band gespielt und zugleich<br />
als Schauspiel dargestellt.<br />
Die beiden Ebenen <strong>des</strong> Zuhörens von bloss<br />
gesprochenen Teilen einerseits und <strong>des</strong> Zu-<br />
sehens der gespielten Szenen andererseits<br />
werden geschickt miteinander kombiniert<br />
und sorgen immer wieder für überraschende<br />
und verblüffende Wendungen. Die Vorstel-<br />
lung ist nicht nur für Kinder ein wahres Ver-<br />
gnügen.<br />
Schaffhauser Nachrichten, Susanne Huber,<br />
4. September <strong>2006</strong><br />
«Queen», ein historisches Theaterhörspiel um<br />
Liebe, Macht und Intrigen für Kinder und<br />
Erwachsene. Regie und Text: Carol Blanc; Spiel:<br />
Nora Vonder Mühll und Gerhard A. Goebel;<br />
Sounds: Olifr Maurmann; Ausstattung: Britta<br />
Hagen; Konzeptarbeit: Stefan Colombo.<br />
Premiere am 1. September <strong>2006</strong> auf der<br />
Fassbühne Schaffhausen.<br />
Aufführungen 2007: Gemeinschaftszentrum<br />
Buchegg Zürich, Schlachthaus Bern und<br />
Vorstadt Theater Basel.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 70’600.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–
118 119<br />
97 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
118<br />
See-Burgtheater:<br />
Sprungbrett zur Macht<br />
119<br />
Internationales<br />
Jazztreffen Frauenfeld:<br />
generations <strong>2006</strong><br />
120<br />
Theater Sgaramusch:<br />
Queen<br />
120
121<br />
Mit einem «Flügelfest» beginnt am 26. Januar<br />
für jazz:now das neue Konzertjahr, einer von<br />
der <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützten Benefizver-<br />
anstaltung, deren Einnahmen vollumfänglich<br />
dem vom Eisenwerk gekauften Steinway-<br />
Flügel zugute kommen.<br />
Die beiden Pianistinnen Petra Ronner und<br />
Claudia Rüegg eröffnen den Abend mit<br />
Schubert und der amerikanischen Kompo-<br />
nistin Lois V Vierk. Anschliessend präsen-<br />
tieren Lisette Spinnler und Colin Vallon erst-<br />
mals in Frauenfeld ihr Quintett Suawaloma,<br />
das die beiden Frauenfelder Mark J. Huber<br />
und Rätus Flisch im dritten Teil <strong>des</strong> Abends<br />
für eine Session ergänzen werden.<br />
St. Galler Tagblatt, Vorschau, 21. Januar <strong>2006</strong><br />
Verein Pro Eisenwerk:<br />
jazz:now – Flügelfest<br />
Das Benefizkonzert «Flügelfest» zugunsten <strong>des</strong><br />
Eisenwerkes Frauenfeld fand am 26. Januar<br />
<strong>2006</strong> statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 3’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’521.–<br />
98<br />
122<br />
Im Projekt «time out» geht es mir darum,<br />
Bilder zu schaffen, welche unter anderem<br />
die Erfahrung der Schmerzen aufgreifen und<br />
visuell umsetzen und die dadurch erlebten<br />
emotionalen Grenzerfahrungen sichtbar<br />
machen. Die Bilder sollen also direkt und<br />
emotional wirken. Über einen Zeitraum von<br />
etwa einem halben Jahr will ich meinem «In-<br />
neren» eine visuelle Stimme geben. Im Sinne<br />
eines Tagebuches möchte ich Fotografien<br />
schaffen, sei es mit Inszenierungen, realis-<br />
tischen Abbildungen oder «Traumbildern»,<br />
welche die verschiedenen Emotionen ver-<br />
deutlichen.<br />
Dieter Berke: time out<br />
Diese so entstehende Bildserie wird er-<br />
gänzt durch kurze Textstellen von mir, um<br />
die Aussage auf einer sprachlichen Ebene<br />
zu verstärken und damit man sich besser<br />
in die Bilder einfühlen kann. Es geht mir in<br />
diesem Projekt nicht um die Fotografie an<br />
sich, sondern um die Emotion, die sie beim<br />
Betrachten auslöst.<br />
Mein Ziel ist es, etwas aufzuzeigen, was<br />
sich nur schwer in Worte fassen lässt und<br />
das um diese Bereiche kreist, an die wir in<br />
der Regel als mehr oder weniger sorglose<br />
und gesunde Menschen keine Gedanken<br />
verschwenden.<br />
Dieter Berke, in den Gesuchsunterlagen<br />
Der Fotograf Dieter Berke plant ein fotogra-<br />
fisches Essay zum Thema Schmerzen, das den<br />
Titel «time out» trägt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 45’000.–<br />
Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />
123<br />
Wenn der Kanton mit seiner Kampagne ver-<br />
sucht, dem <strong>Thurgau</strong> eine zeitgemässe Iden-<br />
tität zu verpassen, so vermittelt er nur eine<br />
ganz spezifische Sicht, die vor allem aus wirt-<br />
schaftlichen Interessen hervorgeht. Identi-<br />
tät verstehen wir aber auch als etwas Viel-<br />
schichtiges, oft unbewusst Gewachsenes<br />
und Gepflegtes. Die vier Gespräche un-<br />
serer geplanten Reihe wollen wir unter-<br />
schiedlichen Identitätsfaktoren widmen: der<br />
Sprache resp. dem Dialekt, einer Samm-<br />
lung als Bewahrerin von Geschichte, künst-<br />
licher Identität und schliesslich dem Kunst-<br />
schaffen.<br />
Damian Wirth und Rebekka Ray, in den<br />
Gesuchsunterlagen<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
shedGESPRÄCHE 06<br />
Ray sieht in ihrer Einführung «viele Verschie-<br />
denheiten und auch Gemeinsamkeiten» zwi-<br />
schen Huggenberger und Uetz, etwa die<br />
Anerkennung im vergangenen Jahr: Thur-<br />
gauer Kulturpreis für Uetz, Anerkennungs-<br />
preis der Stadt Frauenfeld für den Huggen-<br />
berger-Rezitator Heinz Böckli. Dann lässt<br />
die Moderatorin Walter Schmid lesen und<br />
erzählen. Reichlich lange, wie es manchen<br />
Besucherinnen und Besuchern scheinen<br />
mag, die auch wegen Uetz ins Eisenwerk<br />
gekommen sind. Warum also Kostproben<br />
aus der Reiterpoesie, die laut Schmid «nicht<br />
ganz auf der Höhe von Huggenbergers spä-<br />
terer Dichtung» sind? Dann legt Christian<br />
Uetz los und redet von der Sehnsucht und<br />
vom Glück, das im «Augenblitz» gefunden<br />
werden soll. Redet? Man müsste die Ge-<br />
sichter im Publikum sehen! Der vordersten<br />
Reihe steht der Egnacher fast auf die Zehen;<br />
er gestikuliert, fabuliert, schwadroniert, baut<br />
Hölderlins Schwan ein und <strong>des</strong>sen «uner-<br />
trägliche Schönheit», schwenkt zu seinem<br />
Egnach, wo ein Schwan die Vogelgrippe<br />
ankündigt.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />
21. Oktober <strong>2006</strong><br />
Vier shedGESPRÄCHE haben am 3. Mai,<br />
19. Oktober, 15. November und 7. Dezember<br />
<strong>2006</strong> mit Ueli Vogt und Rebekka Ray als<br />
Projektleiter zu folgenden Themen<br />
stattgefunden: Öpfel (Peter Bretscher, Edgar<br />
Sidamgrotzki), Heimat trifft Dichter<br />
(Christian Uetz, Dr. Walter Schmid), Künstlerin<br />
trifft Künstler (Franziska Etter, Fredi<br />
Bissegger), Mocmoc trifft Sämann (Nicole<br />
Wydler, Charles Landert).<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 17’000.–<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Ob im Beruf, bei meinem Hobby als Programm-<br />
verantwortlicher <strong>des</strong> Cinema Luna<br />
oder als Konsument im Kino: Kultur ist für mich –<br />
und dabei fühle ich mich sehr<br />
privilegiert – immer sowohl Arbeit wie Erholung,<br />
mal mehr Krampf, mal mehr Genuss,<br />
jeden Tag. Ganz einfach Leben!<br />
Christof Stillhard, Herstellungsleiter Filme SF, Frauenfeld<br />
99 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
123<br />
123<br />
verein neuer shed<br />
im Eisenwerk:<br />
shedGESPRÄCHE 06
124<br />
Vor rund einem Jahr hatte ich die Idee der<br />
digitalen Manipulation in der Portraitfotogra-<br />
fie. Ich wollte «digitale Zwillinge» erschaf-<br />
fen, durch Verdoppelung <strong>des</strong> einen Gesichts<br />
bei Paaraufnahmen. (…) Mein Hauptanliegen<br />
allerdings lag im Blick der Mädchen. Ich<br />
suchte nicht das kokette, schnappschuss-<br />
artige Teenagerbild, sondern ein ruhiger, auf<br />
sich selber zurückgeworfener Blick. Da ich<br />
mich für das endgültige Bild für eines der<br />
beiden Gesichter entscheiden musste, hatte<br />
ich oft bereits bei der Aufnahme eine Prä-<br />
ferenz – jedoch ist es auch vorgekommen,<br />
dass sich bei der späteren Computerbear-<br />
beitung die Ausstrahlung <strong>des</strong> anderen Mäd-<br />
chens als stärker erwiesen hat.<br />
Judith Stadler, im Schlussbericht<br />
Judith Stadler: My Best Friend<br />
Dadurch dass die digitalen Manipulationen<br />
in den Bildern der «Freundinnen» nicht offen-<br />
sichtlich sind, macht die Bildserie unheim-<br />
lich. Man weiss vom Begleittext her, dass es<br />
sich bei den farbigen Doppelporträts junger<br />
Mädchen um zwei Körper, aber nur ein Ge-<br />
sicht in verschiedener Stellung handelt.<br />
Aber (fast) jeder Versuch, das Vorgehen der<br />
Fotografin zu durchschauen – zum Beispiel<br />
anhand verschiedener Hände – scheitert an<br />
der Inszenierung, welche dafür sorgt, dass<br />
die Hände der anderen Protagonistin just in<br />
der Jacke oder unter den im Sitzen ange-<br />
winkelten Beinen verschwinden. Auffallend<br />
bleiben immer wieder die stechend blauen<br />
– oder auch mal grünen – Augen der Mäd-<br />
chen, welche die Doppelgängerinnen gerade<br />
magisch verbinden und unterschwellig die<br />
Frage aufwerfen, ob die Braunäugigen wohl<br />
bereits ausgemerzt sind. Der gesellschafts-<br />
kritische Ansatz dieses auch technisch her-<br />
vorragenden <strong>Projekte</strong>s ist ein unabdingbarer<br />
Akzent der 10. Fototage.<br />
Bieler Tagblatt, Annelise Zwez, 23. September <strong>2006</strong><br />
Die Fotografin Judith Stadler hat im Rahmen<br />
der 10. Bieler Fototage ihre Arbeit «Die beste<br />
Freundin» vom 1. September <strong>bis</strong> 1. Oktober<br />
<strong>2006</strong> ausgestellt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr.18’500.–<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
100<br />
125<br />
Vor elf Jahren produzierten wir den Kino-Do-<br />
kumentarfilm «Gerhard Meier – Die Ballade<br />
vom Schreiben» von Friedrich Kappeler; von<br />
uns aus gesehen eines unserer – sowohl<br />
vom Inhalt aus auch von der Form her – ge-<br />
lungensten Künstlerportraits. Der einfühl-<br />
same Film über den damals noch wenig be-<br />
kannten Schweizer Schriftsteller begeisterte<br />
über 8’000 Zuschauer in den Kinosälen. (…)<br />
Nun haben wir vor, den bestehenden Film<br />
umzuarbeiten, zuerst um rund 20 Minuten zu<br />
kürzen und anschliessend mit einem neuen<br />
Anfang und einem Epilog zu versehen. (…)<br />
Im Jahre 1997 musste Gerhard Meier den<br />
herben Verlust seiner geliebten Ehefrau Dorli<br />
hinnehmen, die ihn während über sechzig<br />
Jahren begleitet hatte, die entscheidend<br />
dazu beigetragen hatte, dass er sich dem<br />
Schreiben widmen konnte und die den<br />
Gesamteindruck <strong>des</strong> Films wesentlich mit-<br />
prägte. (…) Ich finde es wichtig, dass das<br />
Portrait über Gerhard Meier so gefasst wird,<br />
dass es diesem bescheidenen, weisen be-<br />
tagten Schriftsteller gerecht wird und auch<br />
seine bewegende Liebeserklärung an seine<br />
Ehefrau Dorli «Ob die Granatbäume blühen»<br />
filmisch festgehalten bleibt.<br />
Alfi Sinniger, in den Gesuchsunterlagen<br />
Catpics Coproductions AG:<br />
«Noch einmal Gerhard Meier»<br />
(Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler<br />
Der Dokumentarfilm «Gerhard Meier – Das<br />
Wolkenschattenboot» von Friedrich Kappeler<br />
kommt im April 2007 in die Kinos.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 182’760.–<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />
126<br />
Max Bill war einer der herausragendsten<br />
Schweizer Künstler <strong>des</strong> vergangenen Jahr-<br />
hunderts mit weltweiter Resonanz. Und er<br />
war Politiker, u.a. Nationalrat in Bern. Sein<br />
ganzes Leben stand im Spannungsfeld zwi-<br />
schen Kultur und Politik. Als Maler, Gestal-<br />
ter, Grafiker, Bildhauer und Architekt setzte<br />
er künstlerische Meilensteine. (…)<br />
Dank seines antifaschistischen Engage-<br />
ments bekam Bill nach dem 2. Weltkrieg im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Marschallplans eine Schlüssel-<br />
position im Wiederaufbau Deutschlands.<br />
Bill war ein ruheloser Kämpfer für eine bes-<br />
sere Umweltgestaltung und eine bessere<br />
Welt. Als Mitglied und Präsident zahlreicher<br />
nationaler und internationaler Jurys und Gre-<br />
mien war er ständig auf Achse. Ein Jahr vor<br />
seinem Tod erhielt er in Japan als erster<br />
Schweizer den sogenannten Nobelpreis der<br />
Künste, dem Praemium Imperiale. Als Prä-<br />
sident <strong>des</strong> Bauhausarchivs Berlin brach er<br />
im Dezember 1994 in seiner letzten Mission<br />
mit einer schweren Aktentasche auf dem<br />
Flughafen Tegel tot zusammen.<br />
Der Film geht den Fragen nach, die das<br />
Leben und das Werk von Max Bill aufgewor-<br />
fen haben.<br />
Erich Schmid, in den Gesuchsunterlagen<br />
ariadnefilm gmbh:<br />
max bill von Erich Schmid<br />
Der Dokumentarfilm max bill von Erich Schmid<br />
kommt voraussichtlich 2008 in die Kinos.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 685’074.–<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–
101 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
124<br />
124<br />
Judith Stadler:<br />
My Best Friend<br />
125<br />
Catpics Coproductions AG:<br />
«Noch einmal Gerhard<br />
Meier» (Arbeitstitel)<br />
von Friedrich Kappeler<br />
125
127<br />
Schauplatz Zürich HB, Monat Juli, ca. 19<br />
Uhr, die Einfahrt <strong>des</strong> Intercitys Richtung<br />
Lecce wird ausgerufen. Hunderte von in der<br />
Schweiz lebenden Italienern reisen mit Kind<br />
und Kegel für die gesamte Dauer der Som-<br />
merferien in ihre Heimat zurück. (…)<br />
Für mich als Secondo stellt insbesondere<br />
der Nachtzug von Zürich nach Lecce die di-<br />
rekte Verbindung zwischen den zwei Welten<br />
dar, in denen ich lebe. (…) Anhand ihres<br />
Benehmens, der Art und Weise ihrer Hand-<br />
lungen, ihrer unterschiedlichen Biografien,<br />
natürlich auch an der Anzahl der persön-<br />
lichen Gepäcksstücke wird die Situation<br />
der Secondos in der Schweiz auf feine und<br />
komische Art portraitiert. Hierbei wollen wir<br />
als Absolventen einer Bewegungstheater-<br />
Schule (Scuola Teatro Dimitri), auch den<br />
nonverbalen Aspekt der geschilderten Sze-<br />
nen pflegen: Blicke, Bewegungen, Körper-<br />
haltungen.<br />
Giuseppe Spina, in den Gesuchsunterlagen<br />
Giuseppe Spina: Zürich Hauptbahnhof<br />
Reich an Einfällen und Pointen ist das Stück<br />
der «Compagnie i tre secondi», immer wie-<br />
der lassen die zweisprachigen Dialoge die<br />
harmlos-plausible Begegnung der drei ins<br />
leicht Absurde kippen; das gibt Distanz zum<br />
Thema. Das Tempo ist italienisch, die Kör-<br />
persprache exzellent (bei Dimitri in Verscio<br />
studiert): herrlich, wie Lello Raum greift und<br />
Antonio (nicht etwa Franz) immer schmaler<br />
wird. Liebevoll die Details der von Jean-<br />
Martin Moncéro künstlerisch geleiteten In-<br />
szenierung, genial luftig die Koffer und das<br />
angedeutete Abteil.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 2. Mai <strong>2006</strong><br />
Die Komödie «Zürich Hauptbahnhof» von und<br />
mit Federico Dimitri, Fabrizio Pestilli und<br />
Giuseppe Spina wurde am 28. April <strong>2006</strong> in der<br />
Aula der <strong>Kantons</strong>schule Romanshorn<br />
uraufgeführt und dann in Verscio, Degersheim,<br />
Weinfelden, Rapperswil und Frauenfeld gezeigt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 45’000.–<br />
Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />
102<br />
128<br />
Für mich ist dieses neue Projekt ein wichtiger<br />
Entwicklungsschritt, um neue Elemente, die<br />
mich seit längerem interessieren, in meine<br />
Fotografie aufzunehmen.<br />
Mit dieser Arbeit möchte ich mir neue Mög-<br />
lichkeiten der Bildgestaltung erarbeiten und<br />
den narrativen Aspekt meiner Fotoarbeiten<br />
neu ausloten. Ich gehe von persönlichen<br />
Erfahrungen aus und übersetze sie in erfun-<br />
dene Bilder. Dabei setze ich mich nicht nur<br />
mit zeitgenössischen FotografInnen ausei-<br />
nander, sondern auch intensiv mit der Bild-<br />
sprache im Film.<br />
Roland Iselin, in den Gesuchsunterlagen<br />
Roland Iselin: Domestic Comfort<br />
Der Fotograf Roland Iselin plant eine mehr-<br />
monatige Recherchenphase, um sich<br />
stilistisch und inhaltlich neu zu orientieren.<br />
Der Werkbeitrag wird an kein konkretes<br />
Resultat gebunden, vielmehr soll er einen<br />
Entwicklungsfreiraum ermöglichen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’300.–<br />
Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />
129<br />
Seit vielen Jahren arbeiten und leben wir in<br />
Märstetten. Nahe zusammen, denn nur 200<br />
Meter Luftlinie trennen das Bildhaueratelier<br />
von Heinz Völki und das Fotoatelier von Sil-<br />
via Gysi an der Kreuzlingerstrasse, nur 200<br />
Meter sind es zwischen dem Fotoatelier von<br />
Silvia Gysi und dem theaterbureau gysi an<br />
der Sandeggstrasse, nur 300 Meter Luftlinie<br />
liegen zwischen dem theaterbureau gysi und<br />
dem Bildhaueratelier Heinz Völki.<br />
Wir bewegen uns also in einem unsichtbaren<br />
Dreieck, oftmals jeder für sich und nun auch<br />
gemeinsam: Wir planen spartenübergreifend<br />
das Kunstprojekt Wir machen ein Ding.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki:<br />
Wir machen ein Ding<br />
Was geschieht, wenn Kunstobjekte in einem<br />
anderen Raum und in einem anderen Kontext<br />
platziert werden? Sie werden aufgemischt,<br />
interagieren und machen ein Ding.<br />
Stein-, Gipsobjekte und Zeichnungen in<br />
Schwarzweiss von Heinz Völki nehmen den<br />
Dialog auf mit Fotografien und Fotocollagen<br />
von Silvia Gysi. Hans Gysi hat dazu eigene<br />
Wortwerke geschaffen und inszeniert sie auf<br />
unterschiedliche Art und Weise. Black and<br />
white meets colour – dazu das Theaterbu-<br />
reau in Aktion. Die Zuschauenden werden<br />
verführt, selbst Zusammenhänge zwischen<br />
Bild- und Wortwelten zu schaffen und Gren-<br />
zen zu überschreiten.<br />
Text Einladungskarte<br />
«Wir machen ein Ding» von Hans Gysi, Silvia<br />
Gysi und Heinz Völki fand am 17./18. und<br />
24./25. Juni <strong>2006</strong> in Märstetten in Form einer<br />
Ausstellung mit Künstlergespräch, Lesung und<br />
Konzert statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’300.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur kann mich frohgemut oder nachdenklich stimmen,<br />
irritierend oder erhellend sein. Immer aber<br />
setzt sie sinnliche Akzente in meinem Alltag. Das macht<br />
mich wissen, dass ich wach bleibe.<br />
Hanspeter Vetsch, Konzepter/Texter, Frauenfeld<br />
127 128 129<br />
103 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
127<br />
Giuseppe Spina:<br />
Zürich Hauptbahnhof<br />
128<br />
Roland Iselin:<br />
Domestic Comfort<br />
129<br />
Hans Gysi, Silvia Gysi,<br />
Heinz Völki:<br />
Wir machen ein Ding
130<br />
Im Sommer <strong>2003</strong> wurde mir vom Erzie-<br />
hungsdepartement <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
ein Förderpreis im Sinne eines Komposi-<br />
tionsauftrages für eine neu komponiertes,<br />
abendfüllen<strong>des</strong> Programm für ein Jazzsextett<br />
mit drei Bläsern zugesprochen. (…)<br />
Es wird eine Suite entstehen, die «The<br />
Thurgovian Suite» genannt werden soll; voll-<br />
ständig neu komponiert und arrangiert. Die<br />
einzelnen Sätze der Suite werden meinen<br />
Werdegang im <strong>Thurgau</strong> reflektieren und in<br />
eine völlig andere musikalische Sprache<br />
übersetzen: den modernen straight-ahead<br />
Jazz <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts.<br />
Roman Schwaller, in den Gesuchsunterlagen<br />
Roman Schwaller:<br />
«The Thurgovian Suite» Tournee<br />
Der Frauenfelder und Wahlmünchner Roman<br />
Schwaller hat in seiner Geburtsstadt am<br />
Samstag ein ausgezeichnetes Konzert gege-<br />
ben. Mit seiner neuen CD im Gepäck hat er<br />
wieder einmal beweisen können, warum er<br />
zu den Koryphäen <strong>des</strong> europäischen Tenor-<br />
saxofons gehört. Aber nicht nur das: Seit<br />
geraumer Zeit der Arrangierkunst verfallen,<br />
erarbeitete er mit Unterstützung der Kultur-<br />
stiftung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> und Pro Hel-<br />
vetia ein beeindrucken<strong>des</strong> Gesamtwerk: die<br />
«Thurgovian Suite».<br />
In der klassischen Sextettformation – man<br />
denke an Art Blakeys Jazz Messengers oder<br />
an John Coltrane und sein Meisterwerk «Blue<br />
Train» – präsentiert er dank seinen Mitstrei-<br />
tern einen energiegeladenen Rundumschlag<br />
in musikalischer Hinsicht. Die Frontline,<br />
Schwaller mit dem Trompeter Derrick Gard-<br />
ner und dem Posaunisten Adrian Mears,<br />
schuf einen satten, warmen Sound. Die seit<br />
Jahren eingespielte Rhythmusgruppe mit<br />
Oliver Kent am Klavier, Thomas Stabenow<br />
am Kontrabass und Schlagzeuger Mario<br />
Gonzi wurde ihrer Rolle der rhythmisch-har-<br />
monischen Grundlage mehr als gerecht.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Patrick Manzecchi, 17. Mai <strong>2006</strong><br />
Das Roman Schwaller Sextett reiste mit dem<br />
neuen Programm «The Thurgovian Suite»<br />
vom 4. <strong>bis</strong> 16. Mai <strong>2006</strong> nach Stuttgart,<br />
München, Neuenburg an der Donau, Wien,<br />
Chur, Wädenswil und Frauenfeld.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’312.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />
104<br />
131<br />
Habt ihr den Sonnenuntergang<br />
in den Bergen gesehen<br />
wenn die feuerbeständigen Berge<br />
mit ihrem ganzen Anblick<br />
zu erkennen geben<br />
dass es Zeit sei für die Sonne<br />
unterzugehen?<br />
Habt ihr den Sonnenaufgang<br />
in den Bergen gesehen<br />
wenn die Sonne<br />
mit ihrem ganzen feurigen Anblick<br />
zu erkennen gibt<br />
wie sehr sie die Berge hindern<br />
aufzugehen?<br />
Habt ihr den Sonnenaufgang<br />
in den Bergen gesehen<br />
im zeitigen Frühjahr<br />
wenn aus dem angetauten Schnee<br />
verfrorene Alpinisten<br />
auftauchen?<br />
Wjatscheslaw Kuprijanow, Gottlieben,<br />
20. August <strong>2006</strong><br />
<strong>Kulturstiftung</strong>:<br />
Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong><br />
Der russische Autor, Lyriker und Übersetzer<br />
Wjatscheslaw Kuprijanow weilte vom<br />
15. August <strong>bis</strong> 15. Oktober <strong>2006</strong> im Bodman-<br />
Literaturhaus Gottlieben.<br />
Von der <strong>Kulturstiftung</strong> gesprochener Betrag:<br />
Fr. 6’500.–<br />
132<br />
Am 31. März 2005 haben das Theater Jetzt!<br />
aus dem thurgauischen Sirnach und Mit-<br />
glieder der Filodrammatica Poschiavina den<br />
Verein Bernina Express 65 gegründet. Sein<br />
Ziel: Die Planung und Durchführung <strong>des</strong> ita-<br />
lienisch/deutschen Freilichttheaters Bernina<br />
Express 65.<br />
Dieses Theaterstück, das vor der zugleich<br />
technisch wie auch historisch interessanten<br />
Kulisse <strong>des</strong> Bahnhofs von Poschiavo gezeigt<br />
wird, schildert die Geschichte eines Tals<br />
aus Sicht eines pensionierten Lokführers<br />
der Berninabahn, der am letzten Arbeitstag<br />
sein Büro aufräumt und dabei das eine und<br />
andere Erinnerungsstück findet.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Associatione Bernina Express 65:<br />
Bernina Express 65<br />
Das Theater beginnt in unserer Zeit, um<br />
dann das Rad der Geschichte zurückzudre-<br />
hen. Die Zuschauer erfahren von der Wirt-<br />
schaftskrise zur Jahrhundertwende genauso<br />
wie von der Überschwemmung von Poschi-<br />
avo im Jahre 1987. Oliver Kühn ist es gelun-<br />
gen, die Schilderung dieser Ereignisse in die<br />
Geschichte Filippos einfliessen zu lassen,<br />
und somit vermischt sich ein persönliches<br />
Schicksal mit einer ganzen Talschaft.<br />
Bündner Tagblatt, Bettina Seifert, 21. August <strong>2006</strong><br />
Das Stück Bernina Express 65 wurde vom<br />
18. August <strong>bis</strong> 3. September <strong>2006</strong> im Bahnhof<br />
von Poschiavo aufgeführt.<br />
Regie: Oliver Kühn.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 154’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–
130 132<br />
105 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
130<br />
Roman Schwaller:<br />
«The Thurgovian Suite»<br />
Tournee<br />
132<br />
Associatione Bernina<br />
Express 65:<br />
Bernina Express 65
133<br />
Das von der <strong>Kulturstiftung</strong> 2005 bewilligte<br />
Projekt «Die Allmend» bedarf einer gut über-<br />
legten Vermittlungsarbeit. Beraten von der<br />
Museumspädagogin Brigitte Näpflin legt der<br />
verein neuer shed im Eisenwerk ein detail-<br />
liertes Konzept vor mit einem Angebot, das<br />
sich an Schulen, Alt und Jung richtet und<br />
eine lustvolle Vermittlungsarbeit auf hohem<br />
Niveau anstrebt.<br />
Steff Rohrbach, Projektbeschrieb<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
Kulturvermittlung «Allmend»<br />
Kunst nimmt in dieser Ausstellung <strong>des</strong> neuen<br />
shed den Alltag programmatisch ins Visier.<br />
So finden sich Archivfotos, amateurhafte Ver-<br />
einsfotos und fotografische Auftragswerke<br />
nebeneinander und in Bezug gesetzt. Jede<br />
Sparte gibt eine eigene Sichtweise auf eine<br />
Facette <strong>des</strong> <strong>bis</strong> heute noch militärisch ge-<br />
nutzten Übungsgelän<strong>des</strong>. Hatte die Presse-<br />
fotografin Miriam Wanner die Aufgabe,<br />
flüchtige Nutzer <strong>des</strong> Areals fotografisch fest-<br />
zuhalten, so zeigen die Fotos von Christian<br />
Schwager – der bereits durch seine entlar-<br />
venden Fotos zum Thema «Falsche Chalets»<br />
aufgefallen war – die künstlichen Erdmodu-<br />
lationen durch geschickte Ausleuchtung.<br />
Die Unterscheidung zwischen fotogra-<br />
fischem Quellenmaterial und in Auftrag ge-<br />
gebenen Fotoserien ist hier nicht von zen-<br />
traler Bedeutung. Hier geht es nicht darum,<br />
dass sich Kunst als höhere Kunst feiert und<br />
profiliert. Hier wird vielmehr das Phänomen<br />
sozialer Nischen abgebildet, ja ein Psycho-<br />
gramm der kollektiven Schweizer Seele<br />
vielleicht sogar versucht, mit all den verbor-<br />
genen Tätigkeiten, die sich in der Allmend<br />
finden lassen.<br />
So fand diese Ausstellung mit an die 500 Be-<br />
suchern auch Interesse bei Personengrup-<br />
pen, die sonst nicht im Museum zu finden<br />
sind: Vereine, handwerkliche Berufsgruppen<br />
und Sonderlinge. Sie kamen, weil es ihr<br />
Lebensraum ist, um den es da geht, weil es<br />
sie betrifft. Und das Staunen war oft nicht<br />
schlecht, festzustellen, dass sie sich nun auf<br />
Kunst eingelassen haben – oder war es doch<br />
eine Fotodokumentation?<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />
12. Juli <strong>2006</strong><br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützte die Kunstver-<br />
mittlungsarbeit <strong>des</strong> vereins neuer shed<br />
im Eisenwerk, die im Rahmen der Ausstellung<br />
«Die Allmend» organisiert und in Form von<br />
Führungen durchgeführt wurde.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 4’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–<br />
106<br />
134<br />
Das Projekt «Archipel» basiert auf der Not-<br />
wendigkeit Inselgruppen zu bilden, sei es<br />
um materiell oder geistig zu überleben und<br />
um anhand der Verbindungen das eigene<br />
Universum andern wieder zugänglich zu ma-<br />
chen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Doris Naef: Archipel<br />
Insellösungen waren gefragt. (…) Hinter die<br />
realen Kliniktüren haben mehrere Künstler<br />
geschaut. Martin J. Meier hat Porträts von<br />
Ärzten, Pflegern, Patienten und Künstlerkol-<br />
legen gemalt. Der Betrachter geht durch<br />
einen Blätterwald und fragt sich: Kann man<br />
erkennen, wer Patient ist? «Wir sind doch<br />
alle Menschen» sagt Meier. (…) Und Doris<br />
Naef, Künstlerin und Therapeutin, arbeitet<br />
mit jugendlichen Klinikbewohnern am Insel-<br />
thema.<br />
NKL, Andreas Daams, 13. Oktober <strong>2006</strong><br />
Doris Naef wurde vom ArToll Labor in<br />
Bedburg-Hau (Deutschland) zusammen mit<br />
anderen Schweizer KünstlerInnen eingeladen<br />
am Projekt «Archipel» teilzunehmen.<br />
Die Gruppenausstellung fand vom 1. <strong>bis</strong> 31.<br />
Oktober <strong>2006</strong> statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />
135<br />
Die erfolgreiche Bilanz unseres letztjährigen<br />
Pilotprojekts hat uns ermutigt, das Konzept<br />
weiter zu verfolgen. Konkret wird der künst-<br />
lerische Schwerpunkt unseres Programms<br />
wieder auf Tanztheater und Physical-Thea-<br />
ter-Produktionen liegen. Der Körper steht<br />
im Mittelpunkt, aber Wort, Text und Film-<br />
elemente beleben die Inszenierungen und<br />
Choreographien und sind wichtige Erzäh-<br />
lungskomponenten.<br />
Philippe Wacker und Caroline Minjolle, in den<br />
Gesuchsunterlagen<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81:<br />
theater:now<br />
Der menschliche Körper bleibt in seiner<br />
Vielschichtigkeit ein Rätsel. Wer könnte ihn<br />
besser erforschen als die Künstler, die mit<br />
ihrem Körper als Instrument arbeiten? «Vom<br />
Menschen und seiner Hülle» lautet denn<br />
auch das Motto der zweiten Auflage von<br />
«theater:now», das vom phönix-theater 81<br />
und der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> konzep-<br />
tionell erarbeitet und organisiert wird. In fünf<br />
Blöcken (einer mehr als 2005) wird in Steck-<br />
born junges Tanztheater mit internationaler<br />
Ausstrahlung geboten. Mit der ersten Saison<br />
sind die Festivalmacher zufrieden. Mit 70<br />
Prozent schauen sie auf eine befriedigende<br />
Auslastung zurück. Auch die Vorstellung für<br />
Schulklassen waren erfolgreich und werden<br />
dieses Jahr fortgeführt, bereichert durch<br />
spezielle Workshops.<br />
Der menschliche Körper als Spiegel und<br />
Projektionsfläche, als Gegenstand <strong>des</strong> Kul-<br />
tes, aber auch der Körper mit seinen Ver-<br />
letzungen, Schwächen und Behinderungen.<br />
«Der Körper im Kampf um Abgrenzung und<br />
Selbstbehauptung, um die Wahrnehmung<br />
von Innen- und Aussenwelten»: So um-<br />
schreibt die theater:now-Broschüre den the-<br />
matisch interessant und durch die Wahl der<br />
eingeladenen Gruppen spannend wirkenden<br />
Reigen von fünf Veranstaltungen zwischen<br />
Ende Oktober und Ende Dezember.<br />
St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />
17. Oktober <strong>2006</strong><br />
Die Reihe «theater:now» fand vom<br />
20. Oktober <strong>bis</strong> 22. Dezember <strong>2006</strong> im<br />
Phönix-Theater 81, Steckborn, statt.<br />
Die eingeladenen Gruppen/KünstlerInnen:<br />
Philippe Olza, Cie Buissonnière, Marisa<br />
Godoy, Marcel Leemann, BewegGrund/<br />
Danse habile, Nicole Seiler.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 113’715.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 48’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kultur regt mich an und auf; sie gibt meinem<br />
Alltag Schwung und meinen<br />
Gedankengängen neue, erfrischende Impulse.<br />
Philipp Wacker, Theaterleiter Phönix-Theater 81, Steckborn<br />
133 134 135<br />
107 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
133<br />
verein neuer shed im<br />
Eisenwerk: Kulturvermitt-<br />
lung «Die Allmend»<br />
134<br />
Doris Naef: Archipel<br />
135<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-<br />
Theater 81: theater:now
136<br />
Das Projekt «alma und duende» besteht<br />
in erster Linie aus einer Reise der beiden<br />
Kunstschaffenden durch den <strong>Thurgau</strong>. Auf<br />
dieser Reise werden bildnerische Portraits<br />
entstehen, die Herzog und Leidner vor Ort<br />
anfertigen.<br />
In der Atelierausstellung zu diesem Projekt<br />
soll im Anschluss an die Reise eine Aus-<br />
stellung dazu entstehen. Gleichzeitig findet<br />
«alma und duende» hier eine Fortsetzung.<br />
Rebekka Ray, in den Gesuchsunterlagen<br />
verein neuer shed im Eisenwerk:<br />
The Tramp (alma und duende)<br />
Am Anfang <strong>des</strong> Projekts stand die Idee,<br />
etwas über die menschliche Seele zu erfah-<br />
ren; nicht theoretisch, sondern durch die<br />
direkte Begegnung mit fremden Menschen.<br />
Von Juli <strong>bis</strong> Mitte September tuckerte das<br />
Künstlerduo als Fahrende durch die Ost-<br />
schweiz, hielt an 15 Orten an (dort, wohin<br />
sie der Zufall oder die persönliche Vermitt-<br />
lung führte) und nahm am Leben seiner<br />
Gastgeber teil. Die Expedition wurde zur<br />
Reise ins Ungewisse – nicht nur hinsichtlich<br />
der Route.<br />
Als Leidner und Herzog Mitte September im<br />
neuen shed ihr Atelier einrichteten, galt es,<br />
zunächst einmal das gesammelte Rohmate-<br />
rial, das heisst, alle Skizzen, Notizen, Ton-<br />
aufnahmen, Gemälde, auf denen sie die vor<br />
Ort erlebten Eindrücke spontan festgehalten<br />
hatten, zu sichten und zu ordnen. Während<br />
zweier Monate verwandelte sich der Shed<br />
in ein kreatives Laboratorium. Über Wochen<br />
blieb vieles in der Schwebe; mehr als einmal<br />
stand das Projekt vor dem Aus. Fazit? Die<br />
Finissage ist gelungen, als Ereignis und als<br />
(allzu kurze) Ausstellung, auch wenn nicht<br />
alle Erwartungen und Zielsetzungen erfüllt<br />
worden sind.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Lucia A. Cavegn,<br />
8. November <strong>2006</strong><br />
Das Künstlerpaar Christian Herzog und<br />
Anne-Valérie Leidner haben das Ergebnis ihres<br />
<strong>Projekte</strong>s «alma und duende» im neuen<br />
shed im Eisenwerk, Frauenfeld, präsentiert.<br />
Führungen, ein Künstlergespräch und eine<br />
Finissage gewährten vom 9. September <strong>bis</strong><br />
4. November <strong>2006</strong> Einsicht in ihre Arbeit.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’400.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’000.–<br />
108<br />
137<br />
Als Urban Frey mich fragte, ob ich interes-<br />
siert wäre, ein Stück für Panflöte, Harfe,<br />
Bratsche und Cello zum Thema Licht und<br />
Schatten zu komponieren, war ich begeistert.<br />
Ich hatte schon «Aus den Schatten» für das<br />
Avalon Trio komponiert, also war mir das<br />
Thema schon von da her vertraut.<br />
Julia Schwartz, in den Gesuchsunterlagen<br />
Julia Schwartz: Licht und Schatten<br />
Der wohl bekannteste Schweizer Panflötist,<br />
der Frauenfelder Urban Frey, stellt dieser<br />
Tage sein neues Album vor. Urban Frey hat<br />
immer bewiesen, dass er bereit ist, musika-<br />
lisch neue Wege zu gehen und die Panflöte<br />
weitab <strong>des</strong> südosteuropäischen Folklore-<br />
Kulturguts einzusetzen. Diesem Vorhaben<br />
bleibt Frey auch in «Licht und Schatten»<br />
treu, mit dem er gestern Sonntag zweimal<br />
im Frauenfelder Rathaus auftrat.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christof Lampart,<br />
11. Dezember <strong>2006</strong><br />
Julia Schwartz komponierte das Stück «Aurora<br />
Empor» für Urban Frey, der mit seinem<br />
Programm «Licht und Schatten» vom November<br />
<strong>2006</strong> <strong>bis</strong> Februar 2007 auf Schweizer Tournee<br />
war.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />
138<br />
Mit diesem Projekt möchten wir der Museums-<br />
kultur in Ländern der ehemaligen UdSSR im<br />
Rahmen eines Buchprojektes nachgehen.<br />
Das Thema scheint uns in mehrfacher Hin-<br />
sicht spannend: Der Raum Museum zieht<br />
nicht nur visuelle, sprachliche und geschicht-<br />
liche Interessen auf sich, sondern lässt auch<br />
den Grenzgängergedanken mehrfach anklin-<br />
gen. So befassen sich einige der von uns<br />
ausgewählten Museen mit Themen, die auch<br />
für uns im Westen von grosser Bedeutung<br />
sind und waren, jedoch eine ganz andere<br />
Sicht präsentieren, z.B. dem Zweiten Welt-<br />
krieg (aber auch dem Kalten Krieg und der<br />
Tschernobylkatastrophe) gegenüber. Ein wei-<br />
terer «Grenzgang» in unserem Projekt ist<br />
das Zusammentreffen von Vergangenheit<br />
und Gegenwart innerhalb <strong>des</strong> Konzepts<br />
Museum. Museumsbescher von heute treten<br />
im Museum in Dialog mit der Geschichte.<br />
Dadurch, dass wir vor allem Menschen zu<br />
Wort kommen lassen möchten, sollen un-<br />
terschiedliche – erlebte und interpretierte<br />
– Geschichte(n) aufgezeigt werden.<br />
Meinrad Schade, in den Gesuchsunterlagen<br />
Meinrad Schade: Museumsgeschichte(n)<br />
Der Fotograf Meinrad Schade plant eine Arbeit<br />
über Museen in Russland. Sein Projekt,<br />
das als Buchform veröffentlicht und zusammen<br />
mit der Slavistin und Journalistin Bettina<br />
Minder durchgeführt werden soll, nimmt seinen<br />
Anfang im Sommer 2007.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 50’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–
109 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
136<br />
136<br />
verein neuer shed im<br />
Eisenwerk: The Tramp<br />
(alma und duende)
139<br />
Gibt es verrückte Texte?<br />
Daniel Strassberg<br />
<strong>Kulturstiftung</strong>: Literatur trifft Psychologie<br />
War es vor zwei Jahren die Philosophie,<br />
wurde die Reihe mit der Psychologie fort-<br />
gesetzt. Die <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> lud die<br />
Autoren Peter Bichsel und Farhad Showghi,<br />
die Psychologen Brigitte Boothe und Daniel<br />
Strassberg sowie die Literaturwissenschaft-<br />
lerin Stefana Sabin ein zu einer Diskussion<br />
über «Erzählen» und «Kann ein Text wahnsin-<br />
nig werden?»<br />
Zwei grundverschiedene Arten <strong>des</strong> Erzäh-<br />
lens: Während Brigitte Boothe von Pati-<br />
entenerzählungen als Praxis der Begeg-<br />
nung berichtete, die im Alltag eine narra-<br />
tive Häuslichkeit erzeugen können, führte<br />
der deutsch-persische Schriftsteller Farhad<br />
Showghi eindrücklich die unendliche Kluft<br />
zwischen Sprache und Erfahrung vor. In<br />
Deutschland aufgewachsen, fehlten ihm im<br />
Iran noch die persischen Worte, während<br />
die deutschen Worte verblassten. Diese<br />
existenzielle Erfahrung der Sprachskepsis<br />
bestimmt seine Lyrik.<br />
Unter dem provozierenden Motto «Kann<br />
ein Text wahnsinnig werden» untersuchte<br />
der Psychoanalytiker und Philosoph Daniel<br />
Strassberg die Struktur eines literarischen<br />
Textes. Bestechend zeigte er die psycho-<br />
tische Struktur der Weltabgeschlossenheit<br />
von Kafkas Text «Der Hausvater» auf. Nicht<br />
um Kafka zu pathologisieren, sondern um<br />
eine Logik <strong>des</strong> Wahnsinns herauszustellen,<br />
die er aus eigener Anschauung kennt. Als<br />
Psychoanalytiker fragt er, woher das Unbe-<br />
hagen angesichts solcher Texte kommt.<br />
Strassberg zeigte schliesslich auf, dass es<br />
Texte ohne Aussenbezug sind. In Kafkas Er-<br />
zählung wird die Sinnlosigkeit zum eigent-<br />
lichen Sinn der Erzählung. Peter Bichsel ant-<br />
wortete mit der Lesung seines Textes «Mann<br />
mit Hut», eines Textes, der zwar in seiner<br />
Vermengung von Beobachtung, Fiktion und<br />
Austauschbarkeit der Fiktionen absurd ist,<br />
der aber doch das Erzählen selbst indirekt<br />
thematisiert.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />
4. September <strong>2006</strong><br />
Am Samstag 2. September <strong>2006</strong> fand die<br />
Veranstaltung «Literatur trifft Psychologie» im<br />
Eisenwerk Frauenfeld statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’850.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’769.65<br />
110<br />
140<br />
Beim 27. Konstanzer Jazzherbst präsentierte<br />
der Jazzclub Konstanz in 9 Konzerten Musi-<br />
ker, die in ihrer künstlerischen Arbeit die<br />
Grenzen zwischen einzelnen Musiksparten<br />
überschreiten. Einflüsse von Neuer Musik,<br />
Klassik und Rock waren unüberhörbar. An<br />
drei Abenden im Kommunalen Kulturzentrum<br />
K9 und im Kulturladen sowie in der Sonn-<br />
tagsmatinee bei der Südwestdeutschen Phil-<br />
harmonie wurden diese Entwicklungen ge-<br />
genüber gestellt.<br />
Aus dem Schlussbericht<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong><br />
«Konzipiert als Panorama von zeitgenös-<br />
sischem und Avantgarde-Jazz, hat der Kon-<br />
stanzer Jazzherbst in diesem Jahr seinem<br />
Ruf wieder Ehre gemacht. Mit vier hoch-<br />
wertigen Konzerten an zwei aufsehenerre-<br />
genden Terminen endete der Jazzherbst am<br />
vergangenen Wochenende.»<br />
Südkurier Konstanz, Stephan Freissmann,<br />
31. Oktober <strong>2006</strong><br />
Der Konstanzer Jazzherbst fand vom 26. <strong>bis</strong><br />
29. Oktober <strong>2006</strong> statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
141<br />
Der Panflötist Urban Frey plant ein neues<br />
Programm mit verschiedenen Kompositio-<br />
nen, die er in Auftrag geben möchte. Eine<br />
Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Kom-<br />
ponisten soll dadurch stattfinden.<br />
Es sollen Kompositionen entstehen, in denen<br />
die Facetten und Möglichkeiten der Panflöte<br />
Berücksichtigung finden. Die Werke sollen<br />
hohen künstlerischen Qualitätsansprüchen<br />
genügen. Eine Vielfältigkeit mit möglichst<br />
Querbezügen zu verschiedenen Musikstilen,<br />
Epochen und anderen Kunstrichtungen ist<br />
erwünscht. Die Kompositionen sollen wenn<br />
möglich Eingang in die Literatur für Panflö-<br />
tisten finden und damit als Triebfeder zur<br />
Weiterentwicklung dienen.<br />
Urban Frey, in den Gesuchsunterlagen<br />
Urban Frey: Gegenüberstellungen<br />
Die CD soll 2008 eingespielt und die Konzerte<br />
2008/2009 durchgeführt werden.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 164’600.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Kulturarbeit – Arbeitskultur<br />
Köbi Bruderer, Chorber u. SP-<strong>Kantons</strong>rat, Frauenfeld<br />
140 141<br />
111 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
140<br />
Jazzclub Konstanz e.V.:<br />
Konstanzer Jazzherbst<br />
<strong>2006</strong><br />
141<br />
Urban Frey:<br />
Gegenüberstellungen
142<br />
Ich möchte die Roma-Sängerin Esma Red-<br />
zepova porträtieren. Sie ist nicht nur in ihrer<br />
Heimat Mazedonien (Republic of Macedo-<br />
nia) ein Superstar, sondern auf dem ganzen<br />
Balkan.<br />
Im Film BALKAN BLUES lernen die Zu-<br />
schauerInnen die Person Esma als Star und<br />
auch privat kennen. Zusätzlich erleben sie<br />
die mazedonische Gesellschaft und Kultur.<br />
Im Film äussert sich Esma zur politischen<br />
und soziologischen Situation Mazedoniens<br />
und Jugoslawiens heute und in der unmittel-<br />
baren Vergangenheit.<br />
Cornelia Strasser, in den Gesuchsunterlagen<br />
Cornelia Strasser: BALKAN BLUES<br />
Generell wird der Film BALKAN BLUES<br />
fliessende Übergänge von Szene zu Szene<br />
haben. Bilder zum einen Thema und der<br />
Ton zum anderen Thema werden sich über-<br />
lagern.<br />
1. Szene – Discothek «Element», Skopje:<br />
Esma Redzepova gibt ein Konzert in der<br />
angesagten urbanen Discothek «Element»<br />
(Samstagabend, Skopje, südlich <strong>des</strong> Flus-<br />
ses Vardar, also in der christlichen Hälfte<br />
der Stadt). Ihre Musik ist hinreissend, vol-<br />
ler Energie, mal fröhlich, mal sehnsüchtig.<br />
Sie erinnert an typische Balkanmelodien mit<br />
Violinen, Klarinetten, Akkordeon und Dar-<br />
rabuka-Trommeln, in die indische, orienta-<br />
lische und spanische Klänge einfliessen.<br />
Nach 50 Jahren Bühnenpräsenz beherrscht<br />
Esma die ganze Klaviatur <strong>des</strong> Auftretens.<br />
Obwohl sie 63 Jahre alt ist, tritt sie als ver-<br />
führerische, erotische Sängerin auf. Und es<br />
stimmt – weil sie so voller Energie ist. Die<br />
Diva trägt auf der Bühne üppig ornamen-<br />
tierte Roma-Kostüme oder auch traditionelle<br />
Trachten aus dem gesamten Balkan – ent-<br />
sprechend der Herkunft der vorgetragenen<br />
Lieder. Ihre Auftritte sind somit nicht nur ein<br />
akustisches Erlebnis, sondern auch ein vi-<br />
suelles. Natürlich ist sie der absolute Mittel-<br />
punkt in ihren Konzerten – unterstützt durch<br />
die Zugeneigtheit ihrer Begleitband. Simeon<br />
Atanasov, ihr jüngster Adoptivsohn, leitet mit<br />
seinem Akkordeon die Band, die aus Roma<br />
(einige andere Adoptivsöhne, die Besetzung<br />
wechselt) besteht.<br />
Aus der Drehvorlage<br />
Der Film «BALKAN BLUES» wird von Waka Films<br />
produziert und soll 2007 in die Kinos kommen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 185’694.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />
112<br />
143<br />
Seit April 1999 <strong>bis</strong> Juni 2002 fotografierte<br />
ich im Staat Maranhão, Brasilien. Danach<br />
hat sich mein Grundkonzept und die Idee<br />
geändert, da ich realisierte, dass dieser<br />
Staat geografisch zu gross ist, um in die-<br />
ser beschränkten Zeit ein vollumfängliches<br />
Dokument über das Leben der Bevölkerung<br />
herzustellen. Ich habe mich dann entschlos-<br />
sen, das Projekt auf eine einzelne Menschen-<br />
gruppe im Staat Maranhão zu beschränken,<br />
was ich dann auch tat und realisierte.<br />
Ich recherchierte und fotografierte von Mitte<br />
<strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Ende 2005 beim Indio-Stamm<br />
der Canela-Apanyekra, im Hinterland von<br />
Maranhão. Einer Menschengruppe von ca.<br />
600 Personen, die in einer kreisförmigen<br />
Siedlung wohnt und <strong>bis</strong> heute ihre alten Tra-<br />
ditionen weiterlebt und kultiviert, trotz ex-<br />
tremem Druck der «weissen» Eindringlinge<br />
von allen Seiten, ob Holzfäller, Viehzüchter,<br />
Banditen etc.<br />
Ich lebte mit dem Stamm während verschie-<br />
denen Epochen und versuchte, ihre spezi-<br />
ellen Eigenarten und reiche Kultur, die sie<br />
noch haben, zu fotografieren.Wenn ein Aus-<br />
senseiter vom ältesten Rat <strong>des</strong> Stammes<br />
akzeptiert wird und die Erlaubnis bekommt,<br />
in der Siedlung zu wohnen und in meinem<br />
Fall zu fotografieren, wird die Person sofort<br />
«getauft», d.h. von oben <strong>bis</strong> unten mit Je-<br />
nipapo, einer schwarzen Fruchtfarbe, und<br />
Urucum, einer feuerroten Samenfarbe, am<br />
ganzen Körper angemalt. Zudem wird dem<br />
Besucher eine «Mutter» und ein «Vater» zu-<br />
geteilt sowie ein Ort zum Wohnen, wo er<br />
dann auch verpflegt wird. Dies auf Lebzei-<br />
ten. Klar ist der Besucher auch verpflich-<br />
tet, im Gegenzug immer viele Geschenke<br />
mitzubringen wie Glasperlen, Stoffe, Tabak,<br />
Café, Schiesspulver, Moskitonetze, Hänge-<br />
matten etc. und hie und da als Highlight<br />
ein paar junge Stiere zum Essen (die Apa-<br />
nyekras essen sehr gerne Fleisch). Diese<br />
Geschenke werden ganz demokratisch<br />
am zentralen Hauptplatz an alle Bewohner<br />
gleichmässig an Frauen, Kinder und Männer<br />
verteilt.<br />
Barnabas Bosshart<br />
Fotostiftung Schweiz:<br />
Fotobuch und Ausstellung «Maranhão»<br />
Die Ausstellung «Drei Welten, Barnabas<br />
Bosshart, Brasilienbilder 1980 – 2005» findet in<br />
der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, vom<br />
2. Juni <strong>bis</strong> 14. Oktober 2007 statt. Zur<br />
Ausstellung erscheint eine Buchpublikation<br />
im Benteli Verlag.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 221’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />
144<br />
«Als Schlagzeuger kann ich versuchen, alle<br />
meine Eindrücke in den nächsten Trommel-<br />
schlag einzubringen, die gebündelte Energie<br />
zum Klingeln zu bringen. Bei «Different Beat»<br />
bietet sich da vom total reduzierten Solo <strong>bis</strong><br />
zum Grossprojekt mit 25 Musizierenden viel<br />
Gelegenheit.»<br />
Fritz Hauser in der Programmzeitung, Basel,<br />
Dezember <strong>2006</strong><br />
Fritz Hauser: Different Beat<br />
Hauser spricht von einer «Retro-Perspek-<br />
tive», denn dieses Festival diene auch als<br />
Standortbestimmung. «Künstlerisch macht<br />
vieles Sinn, auch in Zukunft. Finanziell hin-<br />
gegen muss ich meine Arbeit immer wieder<br />
hinterfragen: Hat diese Art von Perkussi-<br />
onsmusik eine Chance, ist zeitgenössische<br />
Musik verantwortbar?»<br />
Basler Zeitung, Marc Krebs, 17. Januar 2007<br />
Die Veranstaltungsreihe «Different Beat,<br />
4 Wochen Schlag & Zeug» fand vom<br />
31. Dezember <strong>2006</strong> <strong>bis</strong> 28. Januar 2007 an<br />
verschiedenen Orten in Basel statt.<br />
Die Mitwirkenden (u.a.): Barbara Frey (Regie),<br />
Anna Huber (Choreografie), Emmanuel<br />
Séjourné (Malletinstrumente) und Evaristo<br />
Aguilar, Bob Becker, Timothy Constable,<br />
Christian Dierstein, Rob Kloet, Anders Loguin,<br />
Steven Schick, Eugene Ughetti und Sylwia<br />
Zytynska (Schlagzeug). Im Teufelhofkeller<br />
konnte das Publikum während der gesamten<br />
Veranstaltung einen Klangstein von Arthur<br />
Schneiter bespielen.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 201’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–
143 144<br />
113 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
143<br />
Fotostiftung Schweiz:<br />
Fotobuch und Ausstellung<br />
«Maranhão» von Barnabas<br />
Bosshart<br />
144<br />
Fritz Hauser:<br />
Different Beat
145<br />
«Copyshop Europa» erzählt die Geschichte<br />
eines Familienbetriebs: Die Jägers betrei-<br />
ben ein Kopiergeschäft, das wegen eines<br />
Skandals mit vervielfältigten Geheim-Doku-<br />
menten Konkurs geht.<br />
Das Stück verhandelt Fragen <strong>des</strong> Anglei-<br />
chens, <strong>des</strong> Kopierens und der Reproduk-<br />
tion.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Tim Zulauf: Copyshop Europa<br />
Familie, Politik, Wirtschaft, Kriminalität – das<br />
Stück ist bereits inhaltlich ein Experiment.<br />
Die Inszenierung, sagt der 33-jährige Autor<br />
und Regisseur Tim Zulauf, sei nicht min-<br />
der experimentell. Was er davon kurz vor<br />
den letzten Proben beschreibt, nennt er<br />
Absichtserklärungen – denn wie es heraus-<br />
kommt, wisse niemand. Das Stück machen<br />
Text, Musik und Bild gleichermassen aus.<br />
Limmattaler Tagblatt, Lorenz Frischknecht,<br />
4. Januar 2007<br />
«Ich will Reibungen schaffen»<br />
Tim Zulauf, Tages-Anzeiger, 9. Januar 2007<br />
Das Stück «Copyshop Europa» von Tim Zulauf<br />
wurde am 10. Januar 2007 im Theaterhaus<br />
Gessnerallee in Zürich uraufgeführt.<br />
Text, Regie: Tim Zulauf; Spiel: Otto Edelmann,<br />
Dominique Jann, Ursula Reiter, Andreas Storm,<br />
Wanda Wylowa u.a.; Bildarbeiten: Yves Netz-<br />
hammer; Bühne: Monika Schori.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 166’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’500.–<br />
114<br />
146<br />
Ein Stück über zwei, die zusammenbleiben.<br />
Eine Frau und ein Mann, die schon so lange<br />
zusammen sind, sind zusammen, ohne wirk-<br />
lich zusammen zu sein.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Schertenleib & Seele: FrauMann<br />
Der Feldbrunner Autor und Schauspieler An-<br />
dreas Schertenleib hat mit «FrauMann» ein<br />
lebhaftes und kurzweiliges Stück geschrie-<br />
ben, das beim Publikum für viele Lacher<br />
sorgt. Schertenleib und Schneebeli sprin-<br />
gen dabei zwischen Monolog und Dialog<br />
hin und her und bauen gekonnt Musik und<br />
Tanz ein.<br />
Solothurner Zeitung, Christof Ramser, 2. März 2007<br />
Das Stück «FrauMann» wurde am 10. Januar<br />
2007 im Theater Tuchlaube, Aarau,<br />
uraufgeführt. Weitere Aufführungen fanden<br />
in Zug, Nidau und Solothurn statt.<br />
Text und Spiel: Andreas Schertenleib; Spiel:<br />
Katharina Schneebeli; Regie: Hans Gysi.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 99’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
147<br />
Das Buch soll Theaterkenner und -liebhaber<br />
ebenso ansprechen wie ein Fachpublikum,<br />
das professionelle künstlerische und wissen-<br />
schaftliche Interessen hat. Sein Anspruch<br />
geht dahin, das Zentrum der Wielerschen<br />
Theaterarbeit zu erfassen, diese verbal und<br />
bildlich darzustellen und dabei exemplarisch<br />
zu vertiefen, schliesslich auch, diese und<br />
neue Quellen zu bereichern.<br />
Jossi Wielers szenische Arbeit soll auf jenen<br />
Punkt konzentriert werden, der sie bei aller<br />
Vielfalt der inszenierten Stücke, Themen,<br />
Genres, Gattungen, Aufführungs- und Pro-<br />
duktionsorte prägt: die Ensemble-Kunst.<br />
Hajo Kurzenberger, in den Gesuchsunterlagen<br />
Hajo Kurzenberger:<br />
Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler<br />
Das Buch «Ensemble-Kunst – der Regisseur<br />
Jossi Wieler» von Prof. Hajo Kurzenberger<br />
erscheint im Alexander Verlag Berlin.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’000.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–
115 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
146<br />
146<br />
Schertenleib & Seele:<br />
FrauMann
148<br />
Mit dem Foto- und Video-Künstler Beat Streuli<br />
verbinden mich eine lange Freundschaft und<br />
Zusammenarbeit. Unsere erste gemeinsame<br />
Arbeit wurde 1988 in der Kunsthalle Basel<br />
uraufgeführt. Mit dabei waren der Cellist<br />
Alfred Zimmerlin und der Live Elektroniker<br />
Ernst Thoma. Diese Arbeit ist auf der CD<br />
«certainty / sympathy» auf PERCASO 5 dokumentiert.<br />
Unsere Duo-Arbeit hiess «controlled<br />
lovesongs» und wurde u.a. 1992 in<br />
Kassel an der DOCUMENTA IX aufgeführt.<br />
Nun haben wir uns entschlossen, eine weitere<br />
Zusammenarbeit in Angriff zu nehmen.<br />
Christoph Gallio, in den Gesuchsunterlagen<br />
Christoph Gallio:<br />
Gallio / Streuli, Hits / Stills<br />
Der Jazzsaxophonist Christoph Gallio ist ein<br />
überzeugter Einzelgänger. Über die letzten<br />
dreissig Jahre entwickelte er eine unverwechselbare<br />
Musik. Mit seinem Trio DAY &<br />
TAXI hat er ein neues Programm aufgenommen<br />
und auf CD veröffentlicht. (…)<br />
Seine Tätigkeit als Komponist vergleicht<br />
Gallio mit derjenigen eines Bildhauers.<br />
«Auch wenn ich Titel und Texte zu meinen<br />
Kompositionen schreibe, betreibe ich keine<br />
Ideenkunst, bei der zuerst eine Idee vorhanden<br />
ist, die ich dann umsetze. Es ist, als ob<br />
ich einen Baumstamm nehme, den zuerst<br />
mit der Motorsäge bearbeite, dann immer<br />
feineres Werkzeug nehme, <strong>bis</strong> am Schluss<br />
das Schleifpapier zum Einsatz kommt. Es ist<br />
wie der Automatismus bei den Surrealisten<br />
– die Strukturen entstehen langsam, wenn<br />
ich beispielsweise am Klavier improvisiere.<br />
Am Anfang ist alles flüssig, und allmählich<br />
verhärtet es sich.»<br />
Neue Zürcher Zeitung, Nick Liebmann,<br />
10. August <strong>2006</strong><br />
Die CD «Gallio / Streuli, Hits / Stills» kam <strong>2006</strong><br />
bei percaso productions heraus.<br />
Musik: Christoph Gallio; Bilder: Beat Streuli;<br />
Klavier: Claudia Rüegg.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 36’225.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
116<br />
149<br />
Gibt es eine andere Zeit als die jetzige? Was<br />
sind Vergangenheit und Zukunft eigentlich?<br />
Was würde passieren, wenn wir aus dem<br />
Jetzt in die Geschichte eingreifen könnten?<br />
Wir hatten die Idee, Pfyn als ZeitOrt zu the-<br />
matisieren. Uns interessieren Fragen nach<br />
der Entwicklung und Entstehung <strong>des</strong> Ortes<br />
und seiner Strukturen, wie auch deren Aus-<br />
drucksformen in der Gegenwart.<br />
Wer waren die Menschen, die vor uns hier<br />
gelebt haben? Was hat sie bewegt, wie<br />
haben sie gelebt und was war ihnen wich-<br />
tig? Als Künstler interessieren uns das Ver-<br />
borgene, das Ungewisse, die Sagen und<br />
Erzählungen und das Spekulative.<br />
Alex Meszmer und Reto Müller, in den Gesuchs-<br />
unterlagen<br />
Alex Meszmer und Reto Müller:<br />
zeitgarten, Vorprojekt<br />
«zeitgarten» ist eine Kommunikations- und<br />
Sammelstelle für Geschichte und Geschichten<br />
der Ortschaft Pfyn.<br />
Projektleitung und Initianten: Alex Meszmer<br />
und Reto Müller; Beteiligte: BewohnerInnen<br />
von Pfyn.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’695.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />
150<br />
Meine Bilder sehe ich als Wahrnehmungs-,<br />
Denk- und Assoziationsräume. Dabei suche<br />
ich jenes Moment der Fragilität, in dem sich<br />
Auflösung und Klarheit in einer prekären Ba-<br />
lance halten und wo Transparenz den Blick in<br />
vielschichtige Tiefe, aber niemals ins Leere<br />
fallen lässt. (…)<br />
In den letzten Jahren habe ich mich mehr-<br />
heitlich auf die Arbeit im Atelier konzen-<br />
triert. Ich habe in verschiedenen Medien<br />
gearbeitet und versucht, jene Themen und<br />
Fragestellungen zu präzisieren, die für mich<br />
zentral sind. Ein Fokus dieser intimen Arbeit<br />
war unter anderem die Auseinandersetzung<br />
mit alten Werkgruppen, deren Sichtung und<br />
Einordnung. Es hat sich mir dabei gezeigt,<br />
dass einerseits in meinen Textbildern und an-<br />
dererseits in den Meeresfotografien meine<br />
inhaltlichen Anliegen und Absichten zur Zeit<br />
für mich die spannendsten Ansätze aufwei-<br />
sen. Die Entwicklung dieser zwei Stränge<br />
beschäftigt mich seit mehreren Jahren inten-<br />
siv, hier will ich intensiver vordringen. (…)<br />
Ich werde vom 21. Oktober <strong>bis</strong> zum 5. No-<br />
vember <strong>2006</strong> einerseits in Tunesien für drei<br />
Wochen an einer gezielten fotografischen<br />
Erstellung von Wüstenbildern in Ergänzung<br />
zu meinen bereits bestehenden Meeresfoto-<br />
grafien arbeiten.<br />
Rahel Müller, in den Gesuchsunterlagen<br />
Rahel Müller: burning pictures<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’000.–<br />
Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–
Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />
Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />
Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />
Die Bestimmung erfüllen wir Menschen nur, wenn<br />
die Kultur sosehr Alltag und der Alltag<br />
sosehr Kultur ist, dass sich Kultur und Alltag gar<br />
nicht mehr unterscheiden lassen.<br />
Christian Uetz, Poet u. Sprachkünstler, Zürich/Berlin<br />
148 149<br />
150<br />
117 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
148<br />
Christoph Gallio:<br />
Gallio / Streuli, Hits / Stills<br />
149<br />
Alex Meszmer und<br />
Reto Müller: zeitgarten,<br />
Vorprojekt<br />
150<br />
Rahel Müller:<br />
burning pictures
151<br />
Der <strong>Thurgau</strong>er Komponist Ulrich Gasser hat<br />
ein neues Stück vollendet: die Visio Stephani.<br />
Er hat darin die Legende <strong>des</strong> HI.<br />
Stephanus basierend auf einem Text von Eva<br />
Tobler vertont. Wir werden dieses Stück<br />
zusammen mit zwei Orgelstücken von Ulrich<br />
Gasser im März, April und September 2007<br />
an verschiedenen Orten uraufführen.<br />
Barbara Schlatter-Wiederkehr, in den Gesuchsunterlagen<br />
Barbara Schlatter-Wiederkehr,<br />
Projektleitung STEPHANUS:<br />
VISIO STEPHANI<br />
VISIO STEPHANI ist ein Stück für Bariton,<br />
Flöten und Klangsteine.<br />
Komposition: Ulrich Gasser.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’500.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />
118<br />
152<br />
Nach stark beachteten Auftritten von Lucas<br />
Niggli mit ZOOM und dem ARTE Quartett<br />
und der in New York lebenden Pianistin<br />
Sylvie Courvoisier folgte im Oktober das<br />
dicht gefüllte «generations»-Programm, das<br />
Frauenfeld für eine Woche zur pulsierenden<br />
Jazzstadt werden liess. Im November dient<br />
das VorStadttheater ausschliesslich seinem<br />
eigentlichen Zweck, dem Theater, und im<br />
Dezember sind freie Daten erfahrungsge-<br />
mäss eher selten.<br />
Umso mehr freuen sich die Organisatoren<br />
der Reihe jazz:now, die durch eine Zusam-<br />
menarbeit <strong>des</strong> Vereins Pro Eisenwerk und<br />
der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
ermöglicht wird, auf das kommende Jahr.<br />
Mit einem fulminanten Konzert-Sixpack<br />
zwischen Januar und Juni 2007 wird das<br />
Saison-Soll von acht Konzerten erreicht. Im<br />
Mittelpunkt stehen dabei der Tenorsaxofo-<br />
nist Andy Scherrer und der hier noch zu<br />
entdeckende Pianist Thierry Lang. Sie ga-<br />
stieren sowohl gemeinsam als auch je mit<br />
einem zweiten Konzert in Frauenfeld. Das<br />
noch provisorische Programm präsentiert<br />
sich wie folgt:<br />
Den Anfang macht am 11. Januar der wohl<br />
lyrischste unter den lyrischen Schweizer Pi-<br />
anisten, Thierry Lang, mit seinem Quartett,<br />
zu dem Andy Scherrer, Heiri Känzig und<br />
Peter Schmidlin zählen – ein Lecker<strong>bis</strong>sen!<br />
Im Februar folgt das Quartett <strong>des</strong> in Frauen-<br />
feld inzwischen gut eingeführten Pianisten<br />
Jean-Paul Brodbeck, der mit Fabian Gisler,<br />
Samuel Rohrer und Rafael Schilt spielen<br />
wird. Andy Scherrer gastiert im März wieder<br />
im VorStadttheater, diesmal mit seinem Spe-<br />
cial-Sextett (Domenic Landolf, Jürg Bucher,<br />
Bill Carrothers, Fabian Gisler, Dré Pallema-<br />
erts). Ebenfalls ein zweites Mal im Eisenwerk<br />
zu hören sein wird Anfang April Thierry Lang<br />
– diesmal im intimen Hochseilakt eines Duos<br />
mit dem Trompeter Franco Ambrosetti. Falls<br />
es die Kulissen <strong>des</strong> VorStadttheaters zulas-<br />
sen, präsentiert Anfang Mai Rätus Flisch<br />
sein neues Projekt «live loops», und im Juni<br />
schliessen mit Daniel Bourquin und Léon<br />
Francioli zwei echte Schweizer Jazz-Urge-<br />
steine die Saison ab.<br />
<strong>Kulturstiftung</strong>, Steff Rohrbach, 8. November <strong>2006</strong><br />
Verein Pro Eisenwerk:<br />
jazz:now 2007– 2008<br />
Fünfzehn Konzerte werden im Rahmen von jazz:<br />
now in der Zeitspanne 2007-2008 stattfinden.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 71’100.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 36’000.–<br />
153<br />
Licht, Schatten, Bewegung, Klang, Aktion,<br />
Körper, Elektrizität und andere Werkbezüge<br />
führten zur Auswahl von 12 Kunstschaffenden.<br />
Diese KünstlerInnen sind eingeladen,<br />
<strong>bis</strong> Ende November <strong>2006</strong> zum Thema<br />
«Black-Box» eine Videoarbeit von maximal<br />
12 Spielminuten zu erstellen.<br />
Aus den Gesuchsunterlagen<br />
Kinok Cinema: Black-Box<br />
Als Auftakt zum Kunstfilmzyklus «Black-<br />
Box», der <strong>bis</strong> im Juni im Kinok in St. Gallen<br />
zu sehen ist, stellten sich die teilnehmenden<br />
Künstler (darunter vier <strong>Thurgau</strong>er) witzig,<br />
hintergründig und facettenreich in einem<br />
Performanceabend vor.<br />
Den eigenen Senf dazuzugeben, hiess es<br />
bei der Fastfood-Performance von Max<br />
Bottini, <strong>des</strong>sen bewährte Kochaktionen an<br />
diesem Abend den Rahmen abgaben. Der<br />
Uesslinger ist bekannt für seine Auftritte, die<br />
das Ritualhafte der Kunst deutlich machen,<br />
indem sie den Zuschauer zum essenden Teilnehmer<br />
werden lassen. Am Samstagabend<br />
versorgte er die Kinobesucher mit heissen<br />
Würstchen, die er parallel in eine spannende,<br />
elektronische Versuchsanordnung<br />
steckte und die unter der beschwörenden<br />
Tonbandformel: «get stoved, save time» binnen<br />
Sekunden garten. (…)<br />
Muda Mathis und Sus Zwick, Basel, spielten<br />
in ihrer Selbstdarstellung gekonnt mit gesellschaftlichen<br />
Klischees und Plattitüden, während<br />
sie die konditionierten Erwartungen <strong>des</strong><br />
Publikums mit einbezogen und umformten,<br />
denn das Bewusstsein ist mitnichten eine<br />
Black-Box. Das Sich-Zeigen reizten die<br />
beiden hoch ironisch aus, indem sie sich<br />
zunächst einmal der männlichen Hosen entledigten<br />
und dann in weiblichen Seidenkleidchen<br />
dastanden.<br />
Man darf also gespannt sein auf die Kunstfilme,<br />
die zunächst in 14-tägigem Wechsel<br />
als Vorfilm im Kinok zu sehen sein werden<br />
und voraussichtlich am 30. Juni noch einmal<br />
alle präsentiert werden.<br />
<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />
15. Januar 2007<br />
Der Kunstfilmzyklus «Black-Box» findet im<br />
Kinok Cinema St. Gallen vom 13. Januar <strong>bis</strong><br />
10. Juni 2007 statt.<br />
Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 20’200.–<br />
Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–
119 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
151<br />
Barbara Schlatter-Wieder-<br />
kehr, Projektleitung<br />
STEPHANUS:<br />
VISIO STEPHANI<br />
152<br />
Verein Pro Eisenwerk:<br />
jazz:now 2007-2008<br />
151 152
Steff Rohrbach<br />
Steff Rohrbach, seit Januar 2001 Beauftragter der<br />
Im Paradigmenwandel<br />
<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, lebt in Basel. 1988-<br />
1991 war er Mitglied der Geschäftsleitung der Kultur-<br />
werkstatt Kaserne Basel, 1994-2000 bei Pro Helvetia<br />
stv. Abteilungsleiter Musik und zuständig für Jazz und<br />
improvisierte Musik.<br />
War einmal ein Bumerang; // War ein Weniges zu lang. // Bumerang flog ein Stück, // Aber kam nicht mehr zurück.<br />
// Publikum – noch stundenlang – // Wartete auf Bumerang. (Joachim Ringelnatz)<br />
Noch vor drei, vier Jahren fragten wir uns, wo denn nur die guten <strong>Projekte</strong> mit den entsprechenden Gesuchen blei-<br />
ben. Vereinzelt bloss tröpfelten sie bei der Stiftung ein, und relativ gut hatte es, wer damals um Geld nachsuchte.<br />
Die als grosszügig bekannte Stiftung konnte im Vergleich zu andern Institutionen fast aus dem Vollen schöpfen,<br />
vorausgesetzt, ein Projekt war vielversprechend oder hatte zumin<strong>des</strong>t Entwicklungspotential. Nicht, dass damals<br />
alle gefördert wurden, die bei der <strong>Kulturstiftung</strong> anklopften, kritisch waren Stiftungsrat und Büro schon immer.<br />
Kritisch, aber auch grossherzig. Bei finanziellen Unterstützungen musste nicht, wie anderswo die Regel, kleinlich<br />
um die Höhe von Beiträgen gefeilscht werden. Die Spreu war meist einigermassen leicht vom Weizen zu trennen,<br />
und die als positiv eingeschätzten <strong>Projekte</strong> erhielten oft, was sie finanziell von der Stiftung brauchten. Schön war<br />
es für mich, unter diesen Voraussetzungen von der grossen Pro Helvetia, der es permanent an Geld mangelt und<br />
die von Gesuchen förmlich zugebunkert wird, in die kleine, aber umso feinere <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />
zu wechseln.<br />
Nicht nur, dass es viel angenehmer ist, Gesuchstellenden mitteilen zu dürfen, dass ihre Eingaben positiv beurteilt<br />
und Gelder bewilligt wurden, statt erklären zu müssen, weshalb eine Zusage verweigert wird. Vielmehr öffneten sich<br />
Möglichkeiten, an bestehenden <strong>Projekte</strong>n mitzuarbeiten und neue entwickeln zu helfen. Das waren die Geburtsstun-<br />
den von jazz:now in Frauenfeld und von facetten, der Publikationsreihe, mit der die <strong>Kulturstiftung</strong> die zeitgenössische<br />
<strong>Thurgau</strong>er Szene mit ihren Künstlerinnen und Künstlern vorstellt. Und nach dem Beispiel von jazz:now entstand die<br />
Idee, mit theater:now in Steckborn eine ähnliche Schiene aufzubauen. Da war auch die Entwicklung von Literatur<br />
trifft..., bei der es zum anregenden Austausch zwischen wissenschaftlich und literarisch Tätigen kommt. Und das<br />
neue Konzept der Frauenfelder Lyriktage entstand, deren Programm seit 2005 jeweils von einem neuen Gastkurator<br />
– und hoffentlich bald auch von einer Gastkuratorin – zusammengestellt wird. Das internationale Jazztreffen gene-<br />
rations fand eine räumliche und stilistische Erweiterung, sein Steigflug scheint weiterhin unaufhaltsam, was sich an<br />
Medienberichten, Publikumszahlen und im Echo der nationalen und internationalen Szene bemerkbar macht. Dane-<br />
ben gelang es mehrmals und erstaunlich leicht, projektbezogen neue Synergien zu schaffen, etwa mit dem Kunst-<br />
museum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> oder mit dem Kunstraum Kreuzlingen. Auf der andern Seite konnte die Finanzierung<br />
<strong>des</strong> gut eingeführten Literaturprogramms <strong>des</strong> Bodman-Hauses nach vierjähriger Starthilfe durch die <strong>Kulturstiftung</strong><br />
dem Kanton übergeben werden: eine Absicht, die ursprünglich generell mit wiederkehrenden <strong>Projekte</strong>n vorgesehen<br />
war, die von der <strong>Kulturstiftung</strong> erfolgreich (mit)aufgebaut wurden – eine Absicht jedoch auch, die sich ausser mit<br />
dem Bodman-Haus in der Praxis noch hat nie umsetzen lassen.<br />
Ja, es gäbe bei einem wirklichen Rückblick noch viel Positives zu erwähnen. Der vorliegende Vierjahresbericht illus-<br />
triert dies – auch wenn vielleicht nicht alle <strong>Projekte</strong> ganz so gelungen sind, wie es hier scheinen mag und anderseits<br />
auch nicht zum Ausdruck kommt, welche Wirkungen manch grosses und kleines Projekt in den Köpfen und Herzen<br />
<strong>des</strong> Publikums hinterlassen haben.<br />
Doch da bleibt auch die Feststellung, dass selbst die <strong>Kulturstiftung</strong> in den letzten zwei Jahren in der finanziellen<br />
Gegenwart angekommen ist. Und dies wohl auch mit dem ab 2007 um 200 000 Franken erhöhten jährlichen Beitrag<br />
<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> aus dem Lotteriefonds bleiben wird. Hier hat in kürzester Zeit ein Paradigmawechsel stattgefunden.<br />
Während man sich noch in einer Zeit wähnte, in der eine grosszügige Haltung bezüglich Gesuchsentscheiden<br />
möglich war, stieg der Umfang der Anfragen stetig an. Und nun?<br />
121 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
122<br />
Auch die <strong>Kulturstiftung</strong> wird gezwungen sein, sich vermehrt zwischen <strong>Projekte</strong>n entscheiden und teilweise Unter-<br />
stützungsbeiträge reduzieren oder vermehrt Absagen erteilen zu müssen. Die Herrlichkeit ist damit nicht vorbei, aber<br />
die Anforderungen an Stiftungsrat und Büro steigen – wie sie auch für die Gesuchstellenden zunehmen. Letztere<br />
müssen ihre <strong>Projekte</strong> noch glaubwürdiger «verkaufen», müssen noch mehr unternehmen, um geldgebende Gremien<br />
von der Qualität ihrer Vorhaben zu überzeugen.<br />
Das Büro, einerseits bemüht, den Verwaltungsaufwand zu senken, wird – notwendigerweise – andererseits mit zu-<br />
sätzlichen Listen und Papieren und Vorabklärungen für die Sitzungen beauftragt. Das Geld muss eingeteilt werden,<br />
damit kein Defizit entsteht und jene, die gegen Jahresende ein Gesuch einreichen, nicht zu benachteiligen gegenüber<br />
den andern, die früh im Jahr um Unterstützung nachsuchten. Zudem gilt es vorauszuschauen, welche grösseren<br />
<strong>Projekte</strong> in den nächsten Monaten und im folgenden Jahr anstehen dürften. Und die Auswahl einzuholender Expertenmeinungen<br />
bedarf weiterhin grosser Sorgfalt, damit dem Stiftungsrat möglichst fundierte Facheinschätzungen<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Für den Stiftungsrat werden die begrenzten Mittel bedeuten, sich an den Vergabesitzungen noch kritischer mit den<br />
Gesuchen auseinanderzusetzen, noch mehr kontroverse Diskussionen zu führen und dabei noch stärker auf qualitative<br />
Unterschiede zu achten. Denn letztlich steht oder fällt die Akzeptanz von Absagen – ganz im Gegensatz zu den<br />
Zusagen, die sich quasi von selbst erklären – mit einer sachgerechten, möglichst objektiven und nachvollziehbaren<br />
Begründung. Das unangenehme Nein jedoch – das sich nicht immer nur negativ auswirken muss – wird häufiger zur<br />
Notwendigkeit: Denn wer qualitativ umstrittene <strong>Projekte</strong> fördert, läuft Gefahr, unbestrittene, überzeugende <strong>Projekte</strong><br />
später aus Geldmangel nicht mehr unterstützen zu können. Dieser Bumerang wird leider funktionieren.<br />
Entwicklungen, die sich vielerorts angesichts der wachsenden Bedürfnisse der Kulturszene immer öfter und immer<br />
häufiger bemerkbar machen, wird sich die <strong>Kulturstiftung</strong> hingegen nach Möglichkeit verschliessen: Die formalen<br />
oder ausschliessende Kriterien, nach denen Gesuche eingereicht werden können, sollten nicht unnötig verschärft<br />
werden. Auch wenn, um gerade mal dieses eine Beispiel zu nennen, der CD-Markt im Musiksektor übersättigt ist,<br />
gilt es zu vermeiden, dass auf die Förderung von CD-Produktionen prinzipiell verzichtet wird. Gerade für jüngere<br />
Musikerinnen und Musiker und neue <strong>Projekte</strong> bleibt es von Bedeutung, dass man sich nicht nur mit einer halbbatzigen<br />
Demo-Aufnahme, sondern mit informativem Booklet und überzeugendem Cover bei Veranstalterinnen und<br />
Veranstaltern bewerben kann.<br />
Fragwürdige Leuchttürme wird die <strong>Kulturstiftung</strong> auch künftig nicht ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Vielmehr gilt die<br />
Aufmerksamkeit weiterhin dem Fortkommen der ambitionierten <strong>Thurgau</strong>er Kulturschaffenden mit ihren grossen und<br />
kleinen <strong>Projekte</strong>n, für die es einen möglichst fruchtbaren Boden braucht. Wer den Stiftungsrat kennt, zweifelt nicht<br />
daran, dass dieser Weg auch unter sich verändernden Voraussetzungen konsequent fortgesetzt wird.
Steff Rohrbach<br />
Zur Arbeit <strong>des</strong> Büros der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
Steff Rohrbach (Beauftragter) und Brigitte Conrad sind<br />
zu je 60% angestellt. Rita Knecht arbeitete <strong>bis</strong> Mai <strong>2003</strong><br />
zu 40% und ab August <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Juni 2004 Maya Künzler<br />
ebenfalls zu 40%. Seit September 2004 ist Caroline<br />
Minjolle Züllig zu 40% für die <strong>Kulturstiftung</strong> tätig.<br />
Die Bearbeitung der eingegangenen Gesuche, Buchführung, Finanzen und Sitzungsvorbereitungen beanspruchen<br />
das insgesamt mit eher bescheidenen hundertsechzig Stellenprozenten dotierte Büro, die Anlaufstelle der Kultur-<br />
stiftung, längst nicht in vollem Umfang.<br />
Ideen, die an die Stiftung herangetragen werden, aufzunehmen und umsetzen zu helfen, an konkreten <strong>Projekte</strong>n<br />
mitzuarbeiten und solche zu initiieren, darin liegt seit ihrer Entstehung vor bald achtzehn Jahren und nach der Idee<br />
ihrer Gründerväter und -mütter die hauptsächliche Aufgabe. Das Büro ist Werkzeug dazu und entwickelt seit jeher<br />
auch eigene <strong>Projekte</strong>.<br />
Manchem Vorhaben konnte die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>bis</strong>her entscheidend helfen. Vieles wurde erfolgreich auf die Schiene<br />
gebracht, und etliches ist geglückt – nie jedoch in einem Sololauf. <strong>Projekte</strong> kommen zwar oft überraschend und<br />
manchmal auch zur Unzeit, doch wenn sie gelingen, dann immer nur in Zusammenarbeit mit Menschen, die Träume<br />
und Ziele haben, Vorstellungen, wie etwas sein könnte, sein müsste. Allein auf sich gestellt, ergäbe die <strong>Kulturstiftung</strong><br />
keinen Sinn. Sie befindet sich, so gesehen, nicht in einer relativen, sondern in einer absoluten Abhängigkeit – von<br />
den Künstlerinnen und Künstlern einerseits, für die sie da ist, denen sie bei der Realisierung ihrer Vorhaben materiell<br />
und ideell und oft genug auch kritisch zur Seite steht. Und sie versteht sich anderseits als Mittlerin zum Publikum und<br />
damit zur Gesellschaft, die sich nicht nur leistet, das Kunstschaffen zu fördern, sondern diese Arbeit im <strong>Thurgau</strong> vom<br />
Prinzip her absolut vorbildlich und in wesentlichem Umfang autonom von Verwaltung und Politik besorgen lässt.<br />
Idealerweise nehmen Kulturschaffende, die ein Projekt realisieren möchten, Kontakt mit uns auf, präsentieren ihre<br />
Gesuchsentwürfe, Ideen und Vorstellungen und lassen sich beraten. Im Gegensatz zu früher werden Gesuche heute<br />
häufiger direkt eingereicht. Das ist verständlich, werden doch inzwischen zwangsläufig möglichst viele Förderin-<br />
stitutionen gleichzeitig angeschrieben in der Hoffnung, ein Projekt auf diese Weise leichter finanzieren zu können.<br />
Trotzdem empfehlen wir das Gespräch und, wo möglich und die entsprechenden Informationen vorhanden, helfen<br />
wir auch mit, ein Gesuch zu formulieren.<br />
Durch ein vorausgehen<strong>des</strong> Gespräch können Synergien entstehen, und es lassen sich auch Missverständnisse<br />
und unnötige Umtriebe vermeiden. Es können auch neue Perspektiven für ein Projekt entwickelt oder rechtzeitig<br />
Schwachstellen erkannt werden. Manchmal wird eine Idee nur schon dadurch konkreter, dass ein für die Präsen-<br />
tation geeigneter Ort ins Auge gefasst oder vermittelt werden kann. Eine Beratung braucht es nicht immer, und sie<br />
gelingt auch nicht in jedem Fall, sehr oft wissen Gesuchstellende und Kulturschaffende genau, was sie wollen und<br />
benötigen. Unsere Dienstleistung versteht sich denn auch nicht als Obligatorium, sondern als Angebot. Gleiches<br />
lässt sich von der Projektbegleitung sagen, die nicht aufgezwungen wird, manchmal unnötig oder unmöglich ist und<br />
deren Erfolg stets stark von individuellen Faktoren abhängt.<br />
123 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
124<br />
Liegt ein Gesuch mit den vollständigen Informationen und Unterlagen vor, erfolgt eine fachliche Beurteilung. Bei<br />
allen Anträgen über zehntausend Franken werden zwei Gutachten eingeholt bei Fachleuten, die sich in der rele-<br />
vanten Szene meist hervorragend auskennen und das Projekt trotzdem aus der notwendigen Distanz einschätzen<br />
können. Die Gutachten – davon meist eines durch ein Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrats erstellt – dienen als Grundlage für<br />
die Entscheide <strong>des</strong> Stiftungsrats und liefern Hinweise auf Stärken und Schwächen eines Vorhabens. Dabei müssen<br />
die aussenstehenden Expertinnen und Experten die <strong>Thurgau</strong>er Kulturszene nicht speziell kennen, dieses Wissen ist<br />
im Stiftungsrat in hohem Mass vorhanden.<br />
Weiterhin hilft das Büro der <strong>Kulturstiftung</strong> organisatorisch und administrativ dem Bodman-Haus und dem alle zwei<br />
Jahre stattfindenden Jazztreffen generations. Es betreut die <strong>Thurgau</strong>er Kulturagenda, die auf Initiative der Kulturstif-<br />
tung seit 2002 existiert. Zusammen mit Mitgliedern <strong>des</strong> Stiftungsrats beteiligt sich das Büro in den Arbeitsgruppen<br />
der jährlich alternierenden Veranstaltungen «Literatur trifft…» und Frauenfelder Lyriktage. Sowohl bei der Programm-<br />
gestaltung als auch organisatorisch arbeitet das Büro bei den von der <strong>Kulturstiftung</strong> initiierten theater:now und jazz:<br />
now schwerpunktmässig mit und ist dabei glücklich, mit so verlässlichen und gut verankerten Partnern wie dem<br />
Phönix-Theater 81 (Steckborn) und dem Verein Pro Eisenwerk (Frauenfeld) kooperieren zu dürfen.
Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong><br />
Der Stiftungsrat ist zuständig für die Stiftungspolitik und die programmatische Ausrichtung, beobachtet die kultu-<br />
rellen Szenen und Tendenzen, entscheidet über Gesuche und initiiert eigene <strong>Projekte</strong>. Dem Stiftungsrat gehören<br />
neun Mitglieder an (drei Kulturschaffende, drei Kulturvermittelnde und drei Personen <strong>des</strong> öffentlichen Lebens).<br />
Von Juni <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Juni 2007 setzte sich der Stiftungsrat aus folgenden <strong>Thurgau</strong>er Persönlichkeiten zusammen:<br />
Humbert Entress arbeitet als Rechtsanwalt in Aadorf und wohnt in Frauenfeld.<br />
Er ist Präsident der <strong>Kulturstiftung</strong> seit Juni 1999.<br />
Elsbeth Aepli gehört dem Stiftungsrat seit 1999 an. Sie arbeitet als Rechtsanwältin in Kreuzlingen und Frauenfeld.<br />
Sie ist nebenamtliche Stadträtin sowie Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats. Sie wohnt in Frauenfeld.<br />
Zsuzsanna Gahse ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie arbeitet und lebt in Müllheim. Sie gehörte dem Stiftungs-<br />
rat von Juli <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Ende August <strong>2006</strong> an.<br />
Jean Grädel ist Regisseur und Theaterleiter. Er lebt in Gachnang. Er gehört dem Stiftungsrat seit 1999 an.<br />
Corinne Holtz ist Musikredaktorin bei Schweizer Radio DRS 2, Musikpublizistin und Musikerin. Sie lebt in Zürich,<br />
schreibt für Printmedien wie NZZ und du und veröffentlichte 2005 die erste Biografie der deutschen Regisseurin<br />
Ruth Berghaus. In den Stiftungsrat wurde sie 1999 gewählt.<br />
Friedrich Kappeler lebt als Filmemacher und Fotograf in Frauenfeld und wurde 1994 in den Stiftungsrat gewählt.<br />
Er drehte u.a. Dokumentarfilme über Adolf Dietrich, Gerhard Meier, Varlin und Mani Matter. Er ist per Ende August<br />
<strong>2006</strong> aus dem Stiftungsrat zurückgetreten.<br />
Stefan Keller ist Historiker, schreibt literarische Reportagen und arbeitet als Journalist unter anderem für die Wo-<br />
chenzeitung WOZ. In den Stiftungsrat wurde er im Januar 2001 gewählt. Er lebt in Zürich.<br />
Heinrich Lang ist Generalsekretär <strong>des</strong> Departements für Erziehung und Kultur <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> in Frauenfeld.<br />
Er war Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrates von 1994 <strong>bis</strong> Ende August <strong>2006</strong>.<br />
Muda Mathis wurde am 1. September <strong>2006</strong> in den Stiftungsrat gewählt. Sie arbeitet und lebt als Künstlerin in Basel<br />
und im Elsass und ist Dozentin an der HGK Basel.<br />
Rahel Müller gehört dem Stiftungsrat seit August 2002 an. Sie ist bildende Künstlerin, arbeitet in Pfyn und lebt in<br />
Zürich.<br />
Carlo Parolari, Frauenfeld, gehört dem Stiftungsrat seit 1. September <strong>2006</strong> an. Bevor er zum Stadtammann von<br />
Frauenfeld gewählt wurde, war er als Rechtsanwalt tätig. Er ist Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats.<br />
Kathrin Zellweger, wechselt per 1. September <strong>2006</strong> von der Kulturkommission in den Stiftungsrat der Kulturstif-<br />
tung. Sie arbeitet als Journalistin für verschiedene Printmedien und lebt in Weinfelden.<br />
125 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
Statistiken und Finanzielles<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> wird aus dem Lotteriefonds <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> finanziert. In den Jahren<br />
<strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong> erhielt sie je einen Beitrag von Fr. 800’000.–, den die Stiftung autonom und gemäss ihrer Zielsetzung<br />
und Zweckbestimmung verwaltet.<br />
Die Summe der Projektkosten setzt sich zusammen aus den Beiträgen an <strong>Projekte</strong>, die während eines Kalen-<br />
derjahres bewilligt wurden. Unter die Betriebskosten fallen folgende Aufwendungen: Kosten <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />
(Sitzungsgelder, Gutachten, Spesen), Personalaufwand der Stiftungsangestellten (Löhne und Sozialleistungen <strong>des</strong><br />
Arbeitgebers), Betriebskosten der Geschäftsstelle (Miete, Telefon, Porti, Büromaterial, Honorare für auswärtige<br />
Expertengutachten etc.). Von den Betriebskosten entfällt der grösste Teil auf die Kosten <strong>des</strong> Personalaufwan<strong>des</strong>.<br />
Die Jahresrechnungen werden jährlich von der Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> revidiert.<br />
127 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>
<strong>Projekte</strong>bene (gesprochene Beiträge) Bildende Kunst 38’500.00<br />
128<br />
Fotografie 44’400.00<br />
Film 7’000.00<br />
Video<br />
Literatur 89’700.00<br />
Musik 23’264.40<br />
Theater 102’050.00<br />
Tanz 59’100.00<br />
Spartenübergreifende <strong>Projekte</strong> 78’000.00<br />
Kulturvermittlung 20’000.00<br />
Publikationen 47’390.00<br />
Total 509’404.40<br />
Anzahl <strong>Projekte</strong> Bildende Kunst 5<br />
Finanzebene<br />
Fotografie 2<br />
Film 1<br />
Video 0<br />
Literatur 4<br />
Musik 3<br />
Theater 8<br />
Tanz 3<br />
Spartenübergreifende <strong>Projekte</strong> 4<br />
Kulturvermittlung 1<br />
Publikationen 2<br />
Total 33<br />
Entwicklung Jahresrechnung Aktiven 308’251.75<br />
Passiven 267’438.05<br />
Ertrags-/Aufwandüberschuss kumuliert 40’813.75<br />
Entwicklung Kostenstuktur Betriebskosten 21%<br />
Die Beträge der <strong>Projekte</strong>bene entsprechen den im<br />
betreffenden Jahr durch die <strong>Kulturstiftung</strong> beschlos-<br />
senen Beiträgen. Sie müssen nicht mit den Zahlen der<br />
Finanzebene <strong>des</strong> entsprechenden Jahres übereinstim-<br />
men, weil Beiträge häufig nicht in dem Jahr ausbezahlt<br />
werden, in welchem sie beschlossen werden. Zudem<br />
sind in der Finanzebene auch Beiträge aufgeführt, die<br />
nicht oder nicht vollständig verwendet wurden.<br />
Projektkosten 65%<br />
Projektbezogene Ausgaben<br />
<strong>2003</strong><br />
(inkl. Personalkosten) 14%<br />
<strong>2003</strong>
2004<br />
79’900.00 133’724.00 27’000.00<br />
72’239.65 89’000.00<br />
43’000.00 8’000.00 85’000.00<br />
13’000.00 20’000.00 3’500.00<br />
51’511.30 58’220.70 68’269.65<br />
193’000.00 138’500.00 163’021.00<br />
127’001.35 112’800.00 111’500.00<br />
28’000.00 33’390.00 51’000.00<br />
78’055.00 50’000.00 32’500.00<br />
22’000.00<br />
129 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />
9’500.00<br />
685’707.30 576’634.70 640’290.65<br />
5 10 3<br />
4 0 7<br />
1 1 4<br />
2 2 1<br />
4 6 4<br />
9 11 11<br />
7 7 7<br />
3 2 2<br />
7 3 3<br />
42 43 44<br />
325’447.70 270’847.35 115’9 18.70<br />
390’362.80 337’417.85 305’116.20<br />
- 64’915.10 - 66’570.50 - 189’197.50<br />
2004<br />
2005<br />
1<br />
17% 18% 21%<br />
72% 68% 68%<br />
11% 14% 11%<br />
Nicht oder nicht vollständig verwendete Beiträge (Rückführung in Projektfonds <strong>2003</strong> – <strong>2006</strong>)<br />
2005<br />
Gesprochen Projekt Gesprochen davon nicht verwendet<br />
1997 «work in progress», Sängervereinigung Freundschaft 30’000.— 7’000.—<br />
Die Herbstzeitlose, Stefan Brülhart 15’000.— 3’000.—<br />
2001 Theaterkultur an Kinder, Jugendliche und Erwachsene 2001/2002, VorStadttheater 24’000.— 5’483.20<br />
2002 Kulturvermittlung im shed, verein neuer shed im Eisenwerk 5’500.— 3’655.—<br />
<strong>2003</strong> Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong>, Bodman-Stiftung 40’000.— 4’000.—<br />
Theaterwerkstatt <strong>2003</strong>, Theagovia Theater Bürglen 3’500.— 2’390.—<br />
Dekonstruktion eines Fanatikers, Company OutImplosion 30’000.— 4’341.60<br />
2005 4 + 1 übersetzen, ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit 22’000.— 2’000.—<br />
<strong>2003</strong> Die endlose Kameraschiene, Christoph Rütimann 50’000.— nicht realisiert<br />
2004 80° (vormals: Howlin Wolf), Triluna Film AG 43’000.— nicht realisiert<br />
2005 Walsers Wanderungen, Catpics Coproductions AG 8’000.— nicht realisiert<br />
<strong>2006</strong><br />
<strong>2006</strong><br />
2
Mit Beschluss vom<br />
24. September 1991<br />
(RRB Nr. 1162)<br />
gründet der Regierungsrat<br />
<strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> eine<br />
öffentlich-rechtliche<br />
Stiftung mit folgender<br />
Urkunde:<br />
130<br />
Stiftungsurkunde<br />
1. Name und Zweck<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> ergänzt die staatliche Kulturförderung. Sie bezweckt ausschliesslich die<br />
Förderung <strong>des</strong> zeitgenössischen Kulturschaffens und ist insbesondere zuständig für Projektideen,<br />
– die sich um neue Formen und Inhalte bemühen<br />
– die Kulturschaffende aus verschiedenen Bereichen zu einer gemeinsamen Arbeit zusammenführen (interdisziplinäre<br />
<strong>Projekte</strong>).<br />
Sie gewährt finanzielle Unterstützung für diese <strong>Projekte</strong> und räumt dabei der Initiierung, der Entwicklung, der inhaltlichen<br />
und administrativen Betreuung, in Einzelfällen der Durchführung eine zentrale Rolle ein. Dies kann sich im<br />
Einzelfall über mehrere Jahre erstrecken.<br />
2. Sitz<br />
Der Sitz befindet sich in Frauenfeld TG.<br />
3. Organe<br />
Die Organe der Stiftung sind:<br />
– der Stiftungsrat,<br />
– die / der Beauftragte,<br />
– die Kontrollstelle.<br />
4. Stiftungsrat<br />
Der Stiftungsrat setzt sich aus 9 Mitgliedern zusammen:<br />
– 3 Persönlichkeiten <strong>des</strong> öffentlichen Lebens,<br />
– 3 Kulturschaffende,<br />
– 3 Kulturvermittler.<br />
Die Mitglieder <strong>des</strong> Stiftungsrates werden vom Regierungsrat ernannt, wobei dieser die Vertreter/innen der Kulturschaffenden<br />
und die Vertreter / innen der Kulturvermittler aus Vorschlägen <strong>des</strong> Stiftungsrates wählt. Der Stiftungsrat<br />
konstituiert sich selbst. Die Amtsdauer der Mitglieder beträgt 4 Jahre. Sie sind für 3 Amtsperioden wählbar.<br />
Die Aufgaben <strong>des</strong> Stiftungsrates bestehen vornehmlich in<br />
– der Anstellung der / <strong>des</strong> Beauftragten,<br />
– der Begleitung und Beratung der programmatischen Arbeit,<br />
– der Rechenschaftsablegung gegenüber Regierung und Öffentlichkeit,<br />
– der Mittelbeschaffung,<br />
– dem Erlass von Reglementen.<br />
5. Die / Der Beauftragte<br />
Der / dem Beauftragten obliegen:<br />
– die Begleitung und Mitevaluation der Einzelprojekte;<br />
– die Anstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beziehungsweise<br />
Beauftragung von Expertinnen oder Experten im Rahmen <strong>des</strong> Budgets;<br />
– die Überwachung der Kosten;<br />
– die Information <strong>des</strong> Stiftungsrates über ihre / seine Tätigkeit.<br />
6. Finanzen<br />
Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> beschafft sich die erforderlichen Mittel:<br />
– aus jährlichen, in der Regel auf vier Jahre festgesetzten, sowie im begründeten Einzelfall aus zusätzlichen Beiträgen<br />
aus dem Lotteriefonds, die der Regierungsrat auf Antrag der <strong>Kulturstiftung</strong> beschliesst,<br />
– aus Spenden von natürlichen oder juristischen Personen.<br />
7. Berichterstattung<br />
Die Berichterstattung über die Verwendung der Stiftungsgelder erfolgt jährlich mit einem Kurzbericht zu Handen <strong>des</strong><br />
Stiftungs- und <strong>des</strong> Regierungsrates; am Ende jeder Amtsperiode mit einem ausführlichen, auch für die Öffentlichkeit<br />
bestimmten Bericht.<br />
8. Kontrollstelle<br />
Als Kontrollstelle waltet die Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>.