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Projekte 2003 bis 2006 - Kulturstiftung des Kantons Thurgau

Projekte 2003 bis 2006 - Kulturstiftung des Kantons Thurgau

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<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


<strong>Kulturstiftung</strong> – zweckmässig, innovativ, unverzichtbar<br />

«Der Kanton <strong>Thurgau</strong> verfügt gemessen an seiner begrenzten Grösse und Einwohnerzahl über ein erstaunlich vielfältiges und<br />

reichhaltiges Kulturleben.» Zu diesem Schluss kommen die Verfasser einer Studie der Zürcher Hochschule Winterthur über die<br />

Kulturförderung im <strong>Thurgau</strong>, die im Auftrag der Stiftung Think Tank <strong>Thurgau</strong> kürzlich präsentiert wurde.<br />

Eine der Ursachen für die kulturelle Vielfalt ist in der Arbeit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> zu finden, die seit 6<br />

Jahren unabhängig von Politik und Verwaltung innovative, zeitgenössische Kunstprojekte professioneller Kulturschaffender<br />

unterstützt. Auftrag der <strong>Kulturstiftung</strong> ist es, solche <strong>Projekte</strong> nicht nur mitzufinanzieren, sondern sie auch fachkundig zu<br />

betreuen und zu begleiten und bei Bedarf auch administrative Hilfestellungen zu leisten. Dieses Modell der spezifizierten<br />

Kulturförderung hat sich als Ergänzung zur Kulturförderung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> bzw. <strong>des</strong> Kulturamtes bewährt: Die Kulturförderung<br />

in unserem Kanton wird insgesamt sinnvoll, effizient und zielgerichtet praktiziert. Diese Erkenntnis kann man auch aus der<br />

Studie der Zürcher Hochschule Winterthur herauslesen, die zu untersuchen hatte, ob nicht die gesamte Kulturförderung <strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> der <strong>Kulturstiftung</strong> übertragen werden könnte. Einen solchen Umbau der Förderstrukturen können die Studienleiter<br />

nicht empfehlen.<br />

Die Einsicht, dass mit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> nicht nur eine zweckmässige, sondern auch eine wünschens-<br />

werte Einrichtung besteht, die das kulturelle Leben im Kanton spürbar aufleben und weiterentwickeln liess und lässt, wird auch<br />

durch <strong>Projekte</strong> bestätigt, die von dieser Stiftung unterstützt werden. Da ist nicht nur das grosse, internationale Jazztreffen<br />

«generations» in Frauenfeld zu erwähnen, sondern auch kontinuierlich durchgeführte Veranstaltungsreihen wie «jazz:now» oder<br />

«theater:now», welche es möglich machen, dass wir Musik-, Theater- und Tanzproduktionen im <strong>Thurgau</strong> erleben können, die<br />

sonst nur in grösseren Städten zu sehen sind.<br />

Auf Grund der Tatsache, dass die <strong>Kulturstiftung</strong> zur unverzichtbaren Institution der Kulturförderung im <strong>Thurgau</strong> geworden ist,<br />

hat der Regierungsrat den jährlichen Beitrag aus dem Lotteriefonds von <strong>bis</strong>her 800'000 Franken auf Million Franken erhöht.<br />

Dies ist auch Ausdruck <strong>des</strong> grossen Vertrauens in die <strong>Kulturstiftung</strong> mit ihrem umsichtigen Präsidenten Humbert Entress an<br />

der Spitze. Ihm wie auch Geschäftsführer Steff Rohrbach und allen Mitarbeitenden und den Mitgliedern <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />

danke ich herzlich für das grosse Engagement!<br />

Dr. Jakob Stark, Regierungsrat<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


Konzept und Realisation:<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Industriestrasse 23<br />

8500 Frauenfeld<br />

Lektorat:<br />

Kathrin Zellweger<br />

Satz, Layout (nach einem grafischen Konzept<br />

von Urs Stuber), Lithos und Druck:<br />

Genius Media AG, Frauenfeld<br />

Zitate gesammelt:<br />

Kathrin Zellweger<br />

Umschlag:<br />

Dieter Berke, Pfyn, Camera Obscura, Bildausschnitt<br />

Copyright 2007 by <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

soweit nicht besondere Bildrechte vorbehalten.<br />

Für folgende Bilder liegt das Copyright bei:<br />

Nr. 9 Portrait Peter Stamm, Foto: Mathieu Bourgois<br />

Nr. 62 «Myzel_Bienenhaus. Schwirren», Foto: Brigitte Elsner-Heller<br />

Nr. 116 Portrait Michael Stauffer, Foto: Andrea Hängi<br />

Nr. 118 «Sprungbrett zur Macht», Foto: Mario Gaccioli<br />

Dieser Vierjahresbericht kann<br />

unentgeltlich bezogen werden bei:<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Telefon 052 728 89 10<br />

info@kulturstiftung.ch


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Vorwort<br />

Mäzenatentum als Prinzip: Eine Aufforderung<br />

<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> – <strong>2006</strong><br />

nach Bereichen<br />

nach Chronologie<br />

Projektbeschriebe<br />

Im Paradigmenwandel<br />

Zur Arbeit <strong>des</strong> Büros der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Statistiken und Finanzielles<br />

Stiftungsurkunde<br />

3 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


Humbert Entress<br />

Vorwort<br />

Humbert Entress lebt in Frauenfeld und<br />

arbeitet als Rechtsanwalt in Aadorf.<br />

Er präsidiert die <strong>Kulturstiftung</strong> seit 1999.<br />

Kunst bedarf zu ihrer Begründung nur sich selbst. Bedürfte sie weiterer Rechtfertigung, würde sie an Autonomie<br />

und Wahrhaftigkeit verlieren. Selbstverständlich gibt es – durchaus auch positive und erwünschte – Reflexwirkungen<br />

<strong>des</strong> Kunstschaffens in anderen Feldern unseres gesellschaftlichen Daseins. Nur: Kunst <strong>des</strong>halb gut zu finden, weil<br />

von ihr beispielsweise ein hoher «return of investment» ausgeht, ist kein der Kultur gerecht werdender Massstab<br />

und schon gar keiner, an dem sie gemessen werden dürfte. Wer so misst und urteilt, gerät leicht in Gefahr, Kunst<br />

und Kunstschaffende zu instrumentalisieren und in ihrer Wirkung zu verharmlosen.<br />

Und doch sehen sich jene, die Kunst fördern und unterstützen häufig kritischen Fragen nach der Wirkung ihres Tuns<br />

ausgesetzt, die sich mehr mit den Nebenwirkungen beschäftigen, als mit der Kunst an sich. Ist ein Theaterstück<br />

schlecht, weil das Publikum ausblieb? Braucht es den kommerziellen Erfolg, um zu beweisen, dass man qualitativ<br />

gute Kunst vor sich hat? Ist Kunst nur dann gute Kunst, wenn sie sich finanziell selbst trägt oder wenn die Medien<br />

ausführlich und erst noch wohlwollend berichten? Die Antwort muss ein klares Nein sein. Auch wenn kommerzieller<br />

Erfolg durchaus nicht unerwünscht ist, wird er die Qualität der Kunst nie beweisen können (vielleicht aber die Qua-<br />

lität der ebenfalls wichtigen Vermittlungsarbeit).<br />

Mit der Schaffung der <strong>Kulturstiftung</strong> hat der Kanton <strong>Thurgau</strong> zu diesen Fragen klar Stellung bezogen und ein<br />

unabhängiges Förderinstrument geschaffen, das dem zeitgenössischen Kulturschaffen unseres <strong>Kantons</strong>, und nur<br />

diesem, verpflichtet ist. Für diese Klarheit und Weitsicht sei dem Regierungsrat und dem Grossen Rat Anerkennung<br />

gezollt und herzlich gedankt. Kunst braucht öffentliche Förderung und Unterstützung – gleichermassen wie eine<br />

Gesellschaft ohne Kunst nicht vorstellbar ist.<br />

Mit dem vorliegenden Bericht blickt die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> zum vierten Mal auf eine vierjährige<br />

Periode zurück und erstattet der Öffentlichkeit Bericht über ihre Förderungsarbeit. Gleichzeitig präsentiert sich in<br />

knappen Beschreibungen der geförderten <strong>Projekte</strong> das zeitgenössische Kulturschaffen im <strong>Thurgau</strong> und von Thur-<br />

gauer Künstlerinnen und Künstlern in seiner beeindruckenden Fülle. Wir freuen uns, wenn Sie sich Zeit nehmen<br />

und anhand unserer Berichterstattung noch einmal die Vielzahl der <strong>Projekte</strong> betrachten, die wir in den vergangenen<br />

Jahren unterstützen durften.<br />

Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat und auch Brigitte Conrad, Caroline Minjolle und Steff<br />

Rohrbach von unserem Stiftungsbüro für all die vielen Stunden der konstruktiven Auseinandersetzung, für Anre-<br />

gungen, Ideen und das immer deutliche Engagement für die Kultur. In diesen Dank herzlich einschliessen möchte ich<br />

auch den Regierungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, <strong>des</strong>sen Vertrauen und Unterstützung uns unverzichtbar ist, und das<br />

Kulturamt <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, mit dem wir eine angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit pflegen dürfen.<br />

Gedankt sei schliesslich und besonders auch den Kulturschaffenden selbst. Sie haben mit der Qualität ihrer <strong>Projekte</strong><br />

belegt, dass sich die Kunst eben aus sich heraus völlig ausreichend begründet.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


Andreas Iten<br />

Andreas Iten, a. Ständerat, Unterägeri / ZG<br />

Mäzenatentum als Prinzip: Eine Aufforderung<br />

Plötzlich ist die Kultur zum politischen Thema geworden. Die Debatte im Ständerat über Hirschhorns Installation in<br />

Paris, die durch die Unterstützung der Stiftung «Pro Helvetia» ermöglicht worden ist, warf die Frage auf, welche<br />

Kunst öffentlich unterstützt werden soll. Hirschhorn hatte provoziert. Ein kleiner Filmausschnitt am Fernsehen, in<br />

dem ein Schauspieler, einen Hund imitierend, vor dem Abbild eines Politikers das Hinterbein hebt, genügte. Keiner,<br />

der sich in der Ratsdebatte im Dezember 2004 äusserte, hatte die Ausstellung gesehen. In der Folge wurde eine<br />

Million Franken aus dem Budget von «Pro Helvetia» gestrichen. Seit dieser Kürzung hat sich die öffentliche Debatte<br />

über staatliche Kulturförderung verschärft, die Auseinandersetzung zugespitzt. Wären denn Kunst und Kultur nicht<br />

origineller und kreativer, wenn sie privat gefördert würden und sie sich am Markt behaupten müssten? Diese Frage<br />

wird in einem ganz bestimmten Parteiprogramm bejaht. Darin wird darauf hingewiesen, dass Kulturförderung im<br />

Grunde genommen Aufgabe für Mäzene sei. Staatskunst sei oft unerheblich.<br />

«Kultur ist Sache der Kultur» (Nef)<br />

Die Kulturdebatte bewegt sich im Mainstream <strong>des</strong> Zeitgeistes. Es gehört zu den gegenwärtigen Veränderungen<br />

im kulturellen Gesamtsystem, dass die Politik lieber die Frage nach dem materiellen Nutzen stellt, als sich mit der<br />

immateriellen Bedeutung und dem Sinn von staatlichen Subventionen zu befassen. Selbst die Grundlagenforschung<br />

muss den Nachweis ihrer künftigen Nutzbarkeit erbringen. Die Forscher können sich nicht mehr einfach auf die<br />

curiositas, die freie theoretische Neugierde, berufen. Als damaliger Präsident der Eidgenössischen Filmkommission<br />

versuchte ich den Parlamentariern zu erklären, dass die Produktion von Filmen eine hohe Wertschöpfung darstelle,<br />

die sich nach einem Untersuchungsbericht jährlich auf mehr als 1,3 Milliarden Franken beziffern lasse. Dem hätte<br />

ich nichts weiter hinzufügen müssen; denn es war ja belegt und bewiesen: Die Kultur ist ein Wirtschaftszweig mit<br />

Rendite! Es war mir damals jedoch wichtig, den ideellen Wert <strong>des</strong> Filmschaffens ebenfalls darzulegen. An meiner<br />

Überzeugung, dass Kultur sich nicht allein an der Rentabilität messen darf, hat sich nichts geändert. Im Gegenteil.<br />

Sinn, Auftrag und Wesen von Kunst und Kultur lassen sich nicht in Franken und Rappen beziffern, auch wenn sich<br />

eben eine neue Debatte mit ähnlich <strong>des</strong>truktiver Argumentation bei der Aufhebung der Buchpreisbindung abzeich-<br />

net. Bücher, so wird etwa argumentiert, die nicht gekauft werden, sollten nicht erst subventioniert oder gar nicht<br />

gedruckt werden.<br />

Robert Nef, Redaktor der «Schweizer Monatshefte» hat vor zwei Jahren die Debatte auf den Punkt gebracht, als er<br />

einen Artikel überschrieb: «Kultur ist Sache der Kultur». Darin mahnt er die staatliche Kulturförderung zur Zurück-<br />

haltung. Freilich scheint mir, dieser Titel stelle einen Zirkelschluss dar. Man kann nicht einen Standpunkt mit dem<br />

gleichen Standpunkt begründen. Wessen Sache ist Kultur, wenn sie ihre eigene Sache ist? Würde der Satz lauten:<br />

«Kultur ist Sache <strong>des</strong> Marktes» wäre man klüger. Das war der Sinn <strong>des</strong> Satzes, scheint mir. Kultur aber ist Sache<br />

einer Gesellschaft und damit auch <strong>des</strong> Staates.<br />

Der Markt soll es schaffen<br />

Was am Markt besteht, stösst auf Akzeptanz und bleibt unwidersprochen. Bilder von Künstlern erhalten <strong>des</strong>halb<br />

oft erst nach deren Tod einen sehr hohen Marktwert. Viele darbten zu Lebzeiten. Robert Walsers Werke sind heute<br />

gefragter denn je. Er starb als armer Schlucker.<br />

Die Direktorin <strong>des</strong> Schweizer Fernsehens schaut auf die Einschaltquoten. Der Verlagsleiter einer Zeitung misst sein<br />

Blatt an den jährlich erhobenen Leserzahlen und verlangt von der Redaktion, dass sie sich dem Zeitgeist anschliesst<br />

und sich gegen die Gratiszeitungen behauptet. Medienmacher sind gefragt. Ein Journalist, der recherchiert, hat<br />

kaum mehr Brot. Seine Nachforschungen dauern zu lange. Zeit ist Geld. So läuft die Presse Gefahr, dass sie dem<br />

Häppchen- und Abschreibejournalismus verfällt und an Qualität einbüsst.<br />

Die Kulturförderung sollte sich gegen einen solchen Zeitgeist stolz behaupten. Dafür braucht sie Argumente, die<br />

sogar hart gesottene Menschen, vor allem auf Kommerz bedachte, in ihrem Selbstverständnis verunsichern, damit<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


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sie gezwungen sind einzugestehen: «Ja, wenn die Kultur mehr ist als ein Geschäft, dann können wir die Budgetpo-<br />

sten dafür nicht einfach heruntersetzen oder gar streichen.» Wie schwierig ist es aber, den Nutzen <strong>des</strong> scheinbar<br />

Nutzlosen überzeugend darzustellen! Viel einfacher ist doch, gegen eine Sache anzukämpfen, als sich dafür einzu-<br />

setzen. Es ist den Versuch allemal wert.<br />

Kultur ist authentischer Ausdruck einer Zeit<br />

Es ist am einfachsten, wenn ich mit dem Hinweis auf den Kulturartikel in der Bun<strong>des</strong>verfassung (BV 69) beginne.<br />

Dieser Artikel ruft nach einem Kulturförderungsgesetz. In der Botschaft zum Gesetzesentwurf finden sich folgende<br />

bemerkenswerte Sätze: «Kultur bedarf … nicht nur in ihrer ökonomischen Dimension wahrgenommen und nach der<br />

Elle ihrer nie zu erreichenden Wirtschaftlichkeit bemessen werden. Kultur ist eine unabdingbare, authentische Aus-<br />

drucksform menschlichen Daseins. Wirtschaftliche Überlegungen stellen für die staatliche Kulturförderung daher<br />

wichtige Rahmenbedingungen, aber nicht das eigentliche Motiv dar.» Der Text geht weiter und sagt aus, wie wichtig<br />

es sei, dass das kulturelle Schaffen seine Eigengesetzlichkeit zur Geltung bringen könne. Diese dürfe aber nicht<br />

dem ökonomischen Diktat folgen.<br />

In der Tat: Das Leben lässt sich nicht auf das wirtschaftliche Handeln reduzieren. Eine solche Reduktion würde<br />

sowohl die Gemeinschaft als auch den Einzelnen geistig verarmen lassen.<br />

Die meisten Kantone und Gemeinden, die um die Standortgunst von Unternehmen buhlen, haben längst erkannt,<br />

dass ein kulturell reiches Angebot ein Standortfaktor ist. Was wäre Zürich ohne das Opernhaus und die Theater?<br />

Dort wo kulturelles Leben vielfältig blüht, zieht es Menschen hin. Der Steuerfuss allein schafft noch keine Stand-<br />

ortgunst. Andere Faktoren gehören dazu, wie: eine intakte Landschaft, das Bildungsangebot, die Verkehrslage, die<br />

Sicherheit, eine offene, wohlwollende Verwaltung und nicht zuletzt das belebende kulturelle Milieu. Es wird nicht<br />

allein von der Hochkultur bestimmt. Ein breites kulturelles Angebot sollte angeboten werden und zudem erschwing-<br />

lich sein. Mit Kultur kann sich eine Stadt oder ein Dorf profilieren. Die Frauenfelder Lyriktage strahlen <strong>bis</strong> in die<br />

Zentralschweiz aus.<br />

«Die Poesie ist philosophischer als die Geschichtskunde» (Aristoteles)<br />

Was überall erreichbar ist, sind die Bücher. Es gibt kein Selbst ohne Geschichten. Der Mensch versteht sich nur,<br />

wenn er seine eigenen Geschichten deuten kann. Der Zugang zur komplexen Welt von heute wird uns modernen<br />

Menschen oft nur dank Geschichten eröffnet. Der Mensch ist auf die narrative Vergegenwärtigung von Zusammen-<br />

hängen angewiesen.<br />

Dort, wo den Menschen die Sprache fehlt, springen die Dichter und Schriftsteller ein. Es gibt Grenzfälle im Leben,<br />

wo es an tröstenden Worten mangelt. Der Tod eines Menschen führt in die Sprachlosigkeit. Das menschliche Leid<br />

und der starke Schmerz lassen den Menschen verstummen. In solchen Augenblicken sucht der Mensch Zuflucht<br />

bei den Dichtern. «Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.» (Hölderlin).<br />

Schon Aristoteles hat in seinem Werk «De arte poetica» behauptet: «Die Poesie ist philosophischer als die Ge-<br />

schichtskunde.» Während nämlich die Geschichtsschreibung nur berichte, wie es zugegangen sei, erzähle uns die<br />

Poesie, wie es immer zugehen kann. Damit greift sie das Allgemeine im menschlichen Tun und Leiden heraus und<br />

macht es sichtbar und verständlich.<br />

Jede Zeit verlangt nach eigenen Ausdrucksformen. Unablässig muss Leben erzählt werden. Schöne Blüten wachsen<br />

am besten in einem für sie günstigen Biotop. Schöpferische Menschen brauchen ein Klima, das ihr Talent weckt.<br />

Viele dieser Autorinnen und Autoren sind auf Förderung angewiesen, sei es, dass sie aus ihren Werken vortragen<br />

können oder in der Startphase unterstützt werden. Öffentlich ausgeschriebene Wettbewerbe mit Preisgeldern<br />

bieten ihnen ebenfalls Chancen.


«Dichter sind wie Regenwürmer» (Widmer)<br />

Je<strong>des</strong> Land, ja, je<strong>des</strong> Dorf sonnt sich im Glanz seiner schöpferischen Gestalten, schlägt Gedenktafeln an Geburts-<br />

häusern an oder Hauswänden, hinter denen sie gelebt haben. Warum braucht ein Land denn Dichter? In einem Be-<br />

richt <strong>des</strong> «Tages-Anzeigers» meinte Urs Widmer, der kürzlich als Gastdozent an der Universität Frankfurt las, Dichter<br />

seien wie Regenwürmer: «Sie lockern das Plattgedrückte auf». Wie kommt Urs Widmer zu diesem Vergleich?<br />

Regenwürmer fressen Blätter und Nadeln, hinterlassen kleine Häufchen aus nährstoffreichem Humus. Unter den<br />

Würmern gibt es Vertikal- und Horizontalbohrer. Solche lassen sich auch unter den Künstlern, den Schriftstellerinnen<br />

und Schriftstellern ausmachen. Die Vertikalbohrer sind Kritiker, die offen gesellschaftliche Missstände anprangern.<br />

Für Politiker sind sie gelegentlich Nestbeschmutzer, die sie aber Jahre später, wenn sie die Gegenwart überdauert<br />

haben, hochoffiziell als Büste auf den Sockel <strong>des</strong> Dorfbrunnens stellen. Die Politikerkaste hat vielleicht übersehen,<br />

dass die erste Förderung einer berühmt gewordenen Persönlichkeit durch den Staat geschehen ist.<br />

Die Kunst ist der nährstoffreiche Humus einer Gesellschaft. Sie regt an, schult das Auge für Neues, gibt Einblick<br />

in Gegenwelten und tritt gegen Vorurteile an. Oft genügt ein Wort, um den Blick zu schärfen: «dichterlääsig. de<br />

dichter list vor / d lüüt losid zue / s färnseh nimmt uuf / de kameramaa / hed e hund im visier» (Aus Max Huwyler: öppis<br />

isch immer).<br />

Im <strong>Thurgau</strong> herrscht ein lebhaftes Kulturverständnis<br />

Wer in eine fremde Stadt fährt, will nicht nur gut essen und freundliche Menschen antreffen, sondern auch einiges<br />

von der Kultur <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> erfahren. Gut erhaltene, von Denkmalpflegern geschützte Städte und Dörfer sind besonders<br />

attraktiv. Dies vergessen Politiker oft, wenn sie nach Hause zurückgekehrt sind. Daheim dürfen die Denkmalpflege,<br />

der archäologische Dienst und der Unterhalt der Museen nicht allzu viel kosten.<br />

Spätere Generation sind es oft, die den Verlust der historischen Bausubstanz bedauern, während eine kurzsichtige<br />

Vorgängergeneration den schleichenden Verlust hingenommen hat. Gewiss, es kann nicht alles erhalten werden,<br />

aber man sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass kein Werteverlust in der Kulturlandschaft eines <strong>Kantons</strong> entsteht.<br />

Gerade der Kanton <strong>Thurgau</strong> verfügt über ein wunderbares Netz von kulturhistorischen Schönheiten.<br />

Mit dieser Feststellung bin ich in das weite Feld der Kultur, die nicht bloss aus Kunst und Literatur besteht, eingedrungen.<br />

Kirchen, Schlösser, alte Klöster, Dorfkerne, aber auch die neue Architektur gehören zur Kultur eines<br />

Lan<strong>des</strong>. Diese Bauhüllen stehen aber ärmlich da, wenn sie nicht erfüllt sind von Leben, wenn darin nicht musiziert,<br />

ausgestellt, gespielt oder gelesen wird.<br />

Der Blick in die Berichte der <strong>Kulturstiftung</strong> bestätigt dem auswärtigen Betrachter, dass im Kanton <strong>Thurgau</strong> ein<br />

lebhaftes Kulturverständnis herrscht. Die vielen unterstützten <strong>Projekte</strong> legen davon Zeugnis ab. Sie machen den<br />

Charme <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> aus, der weit herum eher dank seiner Pflege der schönen Landschaft und bäuerlichen Kultur<br />

bekannt und geschätzt wird.<br />

Ich teile die Auffassung <strong>des</strong> mir unvergessenen, leider verstorbenen Freun<strong>des</strong> Thomas Onken, der im Bericht von<br />

1995 <strong>bis</strong> 1998 der <strong>Kulturstiftung</strong> schreibt: «…der <strong>Thurgau</strong> profiliert und profitiert. Er darf seine <strong>Kulturstiftung</strong> nicht<br />

lahm legen im Ritual <strong>des</strong> Wiederkehrenden, in der Mühsal der Daueraufgabe. Jedem das seine: Der vorausschauende,<br />

kluge Staat nimmt ihr ab, was sich bewährt hat und aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist. Und<br />

er belässt der Stiftung die Rolle der kreativen Ideenlieferantin, der kulturellen Impulsgeberin.» Darauf kommt es an.<br />

Eine <strong>Kulturstiftung</strong> muss bohren wie Regenwürmer, die das Plattgedrückte auflockern und neuen Humus bilden. Der<br />

Humus der Kultur gehört zur Vitalschicht <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens.<br />

Private Kulturförderung<br />

Zum Schluss möchte ich noch ein Wort zur privaten Kulturförderung sagen. Im Zuge der knapper werdenden Mittel<br />

der öffentlichen Hand sind auch die privaten Geldgeber in die Pflicht zu nehmen, damit das kulturelle Leben in<br />

einer Region lebendig bleibt. Immer wieder engagieren sich Sponsoren und Mäzene. Sponsoren springen dort in<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


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die Lücke, wo sie einen Gegenwert in der Verbesserung ihres Images erkennen, dazu eine positive Rückwirkung<br />

auf ihr Unternehmen vermuten. Das ist legitim. Sponsoren sind aber nur selten für künstlerische Experimente zu<br />

haben. Sie fördern <strong>des</strong>halb, was öffentlich akzeptiert ist. Das ist nicht gering zu schätzen. Aber oft ist es nur das<br />

Plattgedrückte, das die Gunst eines Sponsors erlangt.<br />

Neben den Sponsoren braucht es vor allem die Mäzene. Maecenas verstarb im 8. Jahr v. Chr. Er hatte Dichter und<br />

Künstler um sich versammelt. Er förderte sie, auch wenn sie noch nicht anerkannt waren. Manch einer erhielt seine<br />

Chance. Natürlich wurde nicht jeder, der an Maecenas’ Tisch Gedichte und Geschichten vortrug, ein Horaz, der die<br />

Jahrhunderte mit seinen Oden überlebt hat. Von ihm stammt das berühmte Carpe diem: «Sei weise und kläre den<br />

Wein, und schränke auf dies kurze Leben / deine weitstrebenden Hoffnungen ein. Indem wir sprechen, fliehn die<br />

Jahre neidisch. / Ergreife den Tag (carpe diem), und traue nicht leichtgläubig dem kommenden.» In einem solchen<br />

Umfeld durfte ein Dichter wie Horaz heranwachsen. Im Wettbewerb konnten sich die Tafelfreunde messen.<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> sollte sich wie Maecenas verhalten, nicht nur darauf achten, ob Kunst und<br />

Schreiben gefällig seien. Es gehört zur ihrer Aufgabe und sie nimmt sie wahr, jenes Biotop zu schaffen, in dem einige<br />

Blüten wachsen können, die auch noch blühen, wenn unsere Jahre schon neidisch geflohen sind.


<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

Die Abbildungen in den Projektbeschrieben stammen aus Gesuchseingaben, Schlussberichten, Evaluationsberichten,<br />

Zeitungsartikeln und aus uns von den Kulturschaffenden zur Verfügung gestellten Unterlagen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


Bildende Kunst 18 Susanna al bagno Judit Villiger<br />

22 Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster<br />

26 Der Anfang von Leben und Tod Peter Kamm<br />

30 Ulysses Anton Bernhardsgrütter<br />

36 Betriebskonzept verein neuer shed im Eisenwerk<br />

38 Flüchtige Orte Cécile Hummel<br />

38 Monographie Peter Somm Peter Somm<br />

48 Thema Natur auf dem Güterschuppenareal Romanshorn Verein Kubox Romanshorn<br />

62 Interfacing Landscapes Johannes Gees<br />

64 Unterkunst – ich gebe euch nichts, ihr habt schon alles Amelia Schusterester<br />

66 Hab + Gut Yvonne Scarabello<br />

66 Des Hasen Tod verein neuer shed im Eisenwerk<br />

72 precious and present visarte<br />

72 ZellArt Veronika Bischoff<br />

74 Das nackte Leben Peter Kamm<br />

82 2 / 8 – A long term dialogue (Vorprojekt) Max Bottini<br />

84 Die Allmend verein neuer shed im Eisenwerk<br />

86 alma und duende Christian Herzog<br />

86 Ausstellung Hab + Gut verein neuer shed im Eisenwerk<br />

90 Freizeit – Kunsthalle Wil <strong>2006</strong> Othmar Eder<br />

106 Archipel Doris Naef<br />

108 The Tramp (alma und duende) verein neuer shed im Eisenwerk<br />

116 zeitgarten Alex Meszmer und Reto Müller<br />

Fotografie 20 Europa zwischen Festung und Fluchtburg Meinrad Schade<br />

34 Different Polaroids Dieter Berke<br />

40 Slow motion Dieter Berke<br />

50 Beton und Maschendraht Christian Schwager<br />

58 My territories edition fink, Zürich<br />

60 Ausstellung «Europa zwischen Festung und Fluchtburg» Meinrad Schade<br />

90 «on the road… again» – . Bieler Fototage in Afrika Bruno Z’Graggen<br />

98 time out Dieter Berke<br />

100 My Best Friend Judith Stadler<br />

102 Domestic Comfort Roland Iselin<br />

108 Museumsgeschichte(n) Meinrad Schade<br />

112 Fotobuch und Ausstellung «Maranhão» Fotostiftung Schweiz<br />

116 burning pictures Rahel Müller<br />

Film 30 Howlin Wolf (Vorprojekt) Cornelia Strasser<br />

94 Kein Zurück Tomislav Mestrovic<br />

100 Noch einmal Gerhard Meier (Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler Catpics Coproductions AG<br />

100 max bill von Erich Schmid ariadnefilm gmbh<br />

112 Balkan Blues Cornelia Strasser<br />

Video 50 rond-point Stefan Rohner, Catherine Rannou<br />

56 entre lynx et lapin Regula Engeler<br />

76 Die Stunde <strong>des</strong> Ei's Rita Küng<br />

84 Kiev Connection Muda Mathis / Sus Zwick<br />

118 Black-Box Kinok Cinema<br />

Literatur 20 Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong> Bodman-Stiftung<br />

2<br />

20 . Frauenfelder Lyriktage Organisation Frauenfelder Lyriktage<br />

28 Buchpublikation «durch und durch. Müllheim / Thur» Edition Korrespondenzen, Wien<br />

32 Romanprojekt «Wahnsinnig schöne Maitage» Andrea Gerster<br />

44 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

46 Schreibwerkstatt 2004 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

52 Mannschaftsbild mit Vater Marc Stadelmann<br />

55 Literatur trifft Philosophie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

68 Hall oder Die Erfindung der Fremde (Druckkostenbeitrag) Klöpfer & Meyer-Verlag<br />

78 8. Frauenfelder Lyriktage Frauenfelder Lyriktage<br />

80 Historischer Roman ZAGI Damian Zingg<br />

80 Töne und Wörter Bodman-Stiftung


90 4 + übersetzen ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit<br />

70 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 200 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

94 Hörspiel «Kann ich auch mal sagen» Michael Stauffer<br />

104 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

110 Literatur trifft Psychologie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

114 Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler Hajo Kurzenberger<br />

Musik 22 Brundibar Barbara Bucher<br />

28 Förderpreisband generations 2002 plus Adrian Mears und Roman Schwaller, Tournee August <strong>2003</strong><br />

Roman Schwaller für «generations»<br />

30 Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>) Jazzclub Konstanz e.V.<br />

40 Klang Re- / Montage «Five in one» Raphael Tanner<br />

44 generations 2004 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

46 Thuro Verein Neues Kammermusiktheater<br />

50 Kalandos meets Jazz Karel Boeschoten<br />

56 CD «color fields» <strong>des</strong> Trios Newton-Huber-Pusching Mark Huber<br />

56 The Billie Holiday Songbooks Roman Schwaller<br />

60 Entwicklungen / Entdeckungen, Konstanzer Jazzherbst 2004 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

60 jazz:now 2004 – <strong>2006</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />

64 Celestial Ballroom Josef Felix Müller + vexer Verlag<br />

66 Kompositionsauftrag Liederkreis Claudia Rüegg<br />

68 The Thurgovian Suite Roman Schwaller<br />

70 Impressions <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />

74 Orchesterkonzerte mit Mimen <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble<br />

76 Tournee Förderpreisband generations 04 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

78 Zu Fuss Craig Shepard<br />

80 Live Loops Raetus Flisch<br />

84 klangnacht – nachtklang Arthur Schneiter<br />

88 Konstanzer Jazzherbst 200 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

88 Der vierte König (szenische Fassung) Ulrich Gasser<br />

96 generations <strong>2006</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

98 jazz:now – Flügelfest Verein Pro Eisenwerk<br />

104 «The Thurgovian Suite», Tournee Roman Schwaller<br />

108 Licht und Schatten (Komposition) Julia Schwartz<br />

110 Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong> Jazzclub Konstanz e. V.<br />

110 Gegenüberstellungen Urban Frey<br />

112 Different Beat Fritz Hauser<br />

116 Gallio / Streuli, Hits / Stills Christoph Gallio<br />

118 VISIO STEPHANI Barbara Schlatter-Wiederkehr, Projektleitung STEPHANUS<br />

118 jazz:now 200 – 2008 Verein Pro Eisenwerk<br />

Theater 18 Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> Albatros Theater<br />

18 Migrantenstadl Tim Zulauf<br />

24 Das kunstseidene Mädchen Barbara Bruhin<br />

24 Spinnen Go-Theaterproduktionen<br />

24 Bornhauser heute Deep-Line Project Management<br />

26 Theaterwerkstatt <strong>2003</strong> Theagovia Theater Bürglen<br />

26 Eine unvollständige Frau Theater Bilitz<br />

34 Blickfelder 2004 Phönix-Theater 81<br />

theater:now (Vorprojekt / Beschrieb mit 200 ) <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

42 Be host be guest Stefanie Blau / Bluepoint Production<br />

44 Hänsel und Gretel Theater Sgaramusch<br />

46 Glamour Eiland Tim Zulauf<br />

48 Kalter Krieg und heisse Würstli See-Burgtheater, Leopold Huber<br />

54 Grimmige Märchen Urs Bosshardt<br />

58 Vorsicht Nebel Theater Bilitz<br />

64 Haar & Bart AG momoll theater<br />

70 Projekt mit Folgen (Arbeitstitel) Theater Sgaramusch<br />

74 Theaterstürm Theater Bilitz<br />

76 Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland) Marie-Luise Hinterberger<br />

78 Novecento Giuseppe Spina<br />

86 Theaterwerkstatt Theagovia Theater Bürglen<br />

3 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


88 Springteufel Hedwig Huber<br />

92 Jugendtheater-Festival Blickfelder Phönix-Theater 81<br />

96 Sprungbrett zur Macht See-Burgtheater<br />

96 Queen Theater Sgaramusch<br />

102 Zürich Hauptbahnhof Giuseppe Spina<br />

104 Bernina Express 6 Associatione Bernina Express 65<br />

114 Copyshop Europa Tim Zulauf<br />

114 FrauMann Schertenleib & Seele<br />

Tanz 28 Dekonstruktion eines Fanatikers Company OutImplosion<br />

32 Als alles gesagt war (Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille) Michael Stauffer<br />

32 Et Qui Va Promener Le Chien? DEJACOmpagnie<br />

52 TGVue Tanztheater daisy taff<br />

52 fe-male Rebecca und Xenia Bogomolec<br />

62 Tanztage Phönix-Theater 81<br />

68 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />

82 Hanzt Michael Stauffer<br />

92 Steps # 0 Phönix-Theater 81<br />

108 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />

Spartenübergreifende 22 Ausstellung von Peter Stamm im Kunstmuseum Solothurn Kunstmuseum Solothurn<br />

<strong>Projekte</strong> 34 Liedlied blablabor, Annette Schmucki, Reto Friedmann<br />

36 Paris <strong>2003</strong> – 2004 stöckerselig<br />

40 Landscape Ernst Thoma<br />

42 Ausstellung Jürg Hugentobler Kunstmuseum Solothurn<br />

42 Einzelausstellung «Noch mal» von Ute Klein/Rahmenveranstaltungen Kulturforum Amriswil<br />

48 Luftlosglas, eine Stafette Martina Joos<br />

54 Zappatronix Hilaria Kramer<br />

58 Bienen.Schwirren (Vorprojekt) forum andere musik<br />

62 Mäusefieber Marius Ungureanu<br />

Myzel_Bienenhaus. Schwirren (Beschrieb mit 2004) forum andere musik<br />

72 Das Musikalische der Sprache Hochschule für Gestaltung<br />

82 Nachtstücke Nadine Olonetzky<br />

92 Fotoausstellung «Migration» von Meinrad Schade Kulturforum Amriswil<br />

94 Hörstück «Erzeugung von Sprüngen» blablabor<br />

102 Wir machen ein Ding Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki<br />

Kulturvermittlung 38 Kulturvermittlung an den Schulen II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

98 shedGESPRÄCHE 06 verein neuer shed im Eisenwerk<br />

106 Kulturvermittlung «Allmend» verein neuer shed im Eisenwerk<br />

Publikationen und Vierjahresbericht (1999–2002) der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit 36 Facetten II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

4


<strong>Projekte</strong> <strong>2003</strong> 18 Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> Albatros Theater, Udo Berenbrinker<br />

18 Migrantenstadl Tim Zulauf<br />

18 Susanna al bagno Judit Villiger<br />

20 Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong> Bodman-Stiftung, Robert Fürer<br />

20 Europa zwischen Festung und Fluchtburg Meinrad Schade<br />

20 . Frauenfelder Lyriktage Organisation Frauenfelder Lyriktage<br />

22 Brundibar Barbara Bucher<br />

22 Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster<br />

22 Ausstellung von Peter Stamm im Kunstmuseum Solothurn Kunstmuseum Solothurn, Christoph Vögele<br />

24 Das kunstseidene Mädchen Barbara Bruhin<br />

24 Spinnen Go-Theaterproduktionen<br />

24 Bornhauser heute Deep-Line Project Management<br />

26 Theaterwerkstatt <strong>2003</strong> Theagovia Theater Bürglen<br />

26 Der Anfang von Leben und Tod Peter Kamm<br />

26 Eine unvollständige Frau Theater Bilitz<br />

28 Buchpublikation «durch und durch. Müllheim/Thur» Edition Korrespondenzen, Wien<br />

28 Förderpreisband generations 2002 plus Adrian Mears und Roman Schwaller, Tournee August <strong>2003</strong><br />

Roman Schwaller für «generations»<br />

28 Dekonstruktion eines Fanatikers Company OutImplosion, Michael Kellenberger<br />

30 Ulysses Anton Bernhardsgrütter<br />

30 Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>) Jazzclub Konstanz e.V.<br />

30 Howlin Wolf (Vorprojekt) Cornelia Strasser<br />

32 Romanprojekt «Wahnsinnig schöne Maitage» Andrea Gerster<br />

32 Als alles gesagt war (Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille) Michael Stauffer<br />

32 Et Qui Va Promener Le Chien? DEJACOmpagnie<br />

34 Different Polaroids Dieter Berke<br />

34 Liedlied blablabor, Annette Schmucki, Reto Friedmann<br />

34 Blickfelder 2004 Phönix-Theater 81<br />

36 Paris <strong>2003</strong> – 2004 stöckerselig<br />

36 Facetten II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

36 Betriebskonzept verein neuer shed im Eisenwerk<br />

38 Kulturvermittlung an den Schulen II <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

<strong>Projekte</strong> 2004 38 Flüchtige Orte Cécile Hummel<br />

38 Monographie Peter Somm Peter Somm<br />

40 Landscape Ernst Thoma<br />

40 Klang Re- / Montage «Five in one» Raphael Tanner<br />

40 Slow motion Dieter Berke<br />

42 Be host be guest Stefanie Blau/Bluepoint Production<br />

42 Ausstellung Jürg Hugentobler Kunstmuseum Solothurn<br />

42 Einzelausstellung «Noch mal» von Ute Klein/Rahmenveranstaltungen Kulturforum Amriswil<br />

44 generations 2004 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

44 Hänsel und Gretel Theater Sgaramusch<br />

44 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

46 Schreibwerkstatt 2004 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

46 Glamour Eiland Tim Zulauf<br />

46 Thuro Verein Neues Kammermusiktheater, Ulrich Gasser<br />

48 Kalter Krieg und heisse Würstli See-Burgtheater, Leopold Huber<br />

48 Thema Natur auf dem Güterschuppenareal Romanshorn Verein Kubox Romanshorn<br />

48 Luftlosglas, eine Stafette Martina Joos<br />

50 rond-point Stefan Rohner, Catherine Rannou<br />

50 Kalandos meets Jazz Karel Boeschoten<br />

50 Beton und Maschendraht Christian Schwager<br />

52 TGVue Tanztheater daisy taff<br />

52 Mannschaftsbild mit Vater Marc Stadelmann<br />

52 fe-male Rebecca und Xenia Bogomolec<br />

54 Literatur trifft Philosophie <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

54 Grimmige Märchen Urs Bosshardt<br />

54 Zappatronix Hilaria Kramer<br />

56 CD «Color fields» <strong>des</strong> Trios Newton-Huber-Pusching Mark Huber<br />

56 entre lynx et lapin Regula Engeler<br />

56 The Billie Holiday Songbooks Roman Schwaller<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


58 My territories edition fink, Zürich<br />

58 Bienen.Schwirren (Vorprojekt) forum andere musik<br />

58 Vorsicht Nebel Theater Bilitz<br />

60 Entwicklungen / Entdeckungen, Konstanzer Jazzherbst 2004 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

60 Ausstellung «Europa zwischen Festung und Fluchtburg» Meinrad Schade<br />

60 jazz:now 2004 – <strong>2006</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />

62 Mäusefieber Marius Ungureanu<br />

62 Interfacing Landscapes Johannes Gees<br />

62 Tanztage Phönix-Theater 81<br />

64 Unterkunst – ich gebe euch nichts, ihr habt schon alles Amelia Schustereder<br />

<strong>Projekte</strong> 200 64 Haar & Bart AG momoll theater<br />

64 Celestial Ballroom Josef Felix Müller + vexer Verlag<br />

66 Kompositionsauftrag Liederkreis Claudia Rüegg<br />

66 Hab + Gut Yvonne Scarabello<br />

66 Des Hasen Tod verein neuer shed im Eisenwerk<br />

68 Hall oder Die Erfindung der Fremde (Druckkostenbeitrag) Klöpfer & Meyer - Verlag<br />

68 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />

68 The Thurgovian Suite Roman Schwaller<br />

70 Impressions <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />

70 Projekt mit Folgen (Arbeitstitel) Theater Sgaramusch<br />

70 Stipendiat 200 der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

72 Das Musikalische der Sprache Hochschule für Gestaltung<br />

72 precious and present visarte<br />

72 ZellArt Veronika Bischoff<br />

74 Orchesterkonzerte mit Mimen <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble<br />

74 Das nackte Leben Peter Kamm<br />

74 Theaterstürm Theater Bilitz<br />

76 Tournee Förderpreisband generations 04 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

76 Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland) Marie-Luise Hinterberger<br />

76 Die Stunde <strong>des</strong> Ei's Rita Küng<br />

78 Zu Fuss Craig Shepard<br />

78 Novecento Giuseppe Spina<br />

78 8. Frauenfelder Lyriktage Frauenfelder Lyriktage<br />

80 Historischer Roman ZAGI Damian Zingg<br />

80 Live Loops Raetus Flisch<br />

80 Töne und Wörter Bodman-Stiftung<br />

82 Nachtstücke Nadine Olonetzky<br />

82 2/ 8 – A long term dialogue (Vorprojekt) Max Bottini<br />

82 Hanzt Michael Stauffer<br />

84 klangnacht – nachtklang Arthur Schneiter<br />

84 Kiev Connection Muda Mathis / Sus Zwick<br />

84 Die Allmend verein neuer shed im Eisenwerk<br />

86 alma und duende Christian Herzog<br />

86 Ausstellung Hab + Gut verein neuer shed im Eisenwerk<br />

86 Theaterwerkstatt Theagovia Theater Bürglen<br />

88 Konstanzer Jazzherbst 200 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

88 Der vierte König (szenische Fassung) Ulrich Gasser<br />

88 Springteufel Hedwig Huber<br />

90 4 + übersetzen ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit<br />

90 Freizeit – Kunsthalle Wil <strong>2006</strong> Othmar Eder<br />

<strong>Projekte</strong> <strong>2006</strong> 90 «on the road… again» – . Bieler Fototage in Afrika Bruno Z’Graggen<br />

6<br />

92 Jugendtheater Festival Blickfelder Phönix-Theater 81<br />

92 Steps # 0 Phönix-Theater 81<br />

92 Fotoausstellung «Migration» von Meinrad Schade Kulturforum Amriswil<br />

94 Kein Zurück Tomislav Mestrovic<br />

94 Hörspiel «Kann ich auch mal sagen» Michael Stauffer<br />

94 Hörstück «Erzeugung von Sprüngen» blablabor<br />

96 Sprungbrett zur Macht See-Burgtheater<br />

96 generations <strong>2006</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

96 Queen Theater Sgaramusch


98 jazz:now – Flügelfest Verein Pro Eisenwerk<br />

98 time out Dieter Berke<br />

98 shedGESPRÄCHE 06 verein neuer shed Eisenwerk<br />

100 My Best Friend Judith Stadler<br />

100 «Noch einmal Gerhard Meier» (Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler Catpics Coproductions AG<br />

100 max bill von Erich Schmid ariadnefilm gmbh<br />

102 Zürich Hauptbahnhof Giuseppe Spina<br />

102 Domestic Comfort Roland Iselin<br />

102 Wir machen ein Ding Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki<br />

104 The Thurgovian Suite, Tournee Roman Schwaller<br />

104 Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong> <strong>Kulturstiftung</strong><br />

104 Bernina Express 6 Associatione Bernina Express 65<br />

106 Kulturvermittlung «Die Allmend» verein neuer shed im Eisenwerk<br />

106 Archipel Doris Naef<br />

106 The Tramp (alma und duende) neuer shed im Eisenwerk<br />

108 theater:now <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81<br />

108 Licht und Schatten (Komposition) Julia Schwartz<br />

108 Museumsgeschichte(n) Meinrad Schade<br />

110 Literatur trifft Psychologie <strong>Kulturstiftung</strong><br />

110 Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong> Jazzclub Konstanz e.V.<br />

110 Gegenüberstellungen Urban Frey<br />

112 BALKAN BLUES Cornelia Strasser<br />

112 Fotobuch und Ausstellung «Maranhão» Fotostiftung Schweiz<br />

112 Different Beat Fritz Hauser<br />

114 Copyshop Europa Tim Zulauf<br />

114 FrauMann Schertenleib & Seele<br />

114 Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler Hajo Kurzenberger<br />

116 Gallio / Streuli, Hits / Stills Christoph Gallio<br />

116 zeitgarten Alex Meszmer und Reto Müller<br />

116 burning pictures Rahel Müller<br />

118 VISIO STEPHANI Barbara Schlatter-Wiederkehr, Projektleitung STEPHANUS<br />

118 jazz:now 200 – 2008 Verein Pro Eisenwerk<br />

118 Black-Box Kinok Cinema<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


1<br />

«Das Albatros Theater ist ein freies, professi-<br />

onelles und unabhängiges Theater seit 1981.<br />

Es wurde zu einem Zeitpunkt gegründet, als<br />

es in Deutschland kaum freies Kinder- und<br />

Jugendtheater gab. Heute mit Sitz in Allens-<br />

bach/Konstanz. Albatros spielt (…) vorzugs-<br />

weise in der Euregio Bodensee (…) und hat<br />

mehrere Kindertheaterfestivals in Radolfzell<br />

organisiert.» (Eigenbeschreibung).<br />

Albatros Theater:<br />

Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong><br />

Die Uraufführung <strong>des</strong> Allensbacher Albatros<br />

Theaterstücks? «Die Antwort <strong>des</strong> Win<strong>des</strong>»<br />

erinnerte an diese Problematik: Angst zer-<br />

stört die Seele, lässt Menschen mutlos,<br />

traurig und krank werden. Doch dabei bleibt<br />

das Stück nicht stehen: Entscheidend ist die<br />

Überwindung der Angst, die Fähigkeit, sich<br />

dem Leben so zu stellen, dass die Angst in<br />

den Hintergrund treten kann. So heisst es<br />

auch an einer Stelle: «Komm, vertraue dir.»<br />

Bote vom Untersee, Louise Jochims,<br />

28. März <strong>2003</strong><br />

Regie: Marcello Diaz mit Beteiligung von Jenny<br />

Karpawitz, Sabine Seume, Udo Berenbrinker,<br />

Petra Eisscheid, Volkmar Ditmer und Anna-<br />

Maria Glaudemanns-Andreina.<br />

Die Uraufführung fand im März <strong>2003</strong> im Phönix-<br />

theater 81 in Steckborn statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 51’410.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

18<br />

2<br />

Unter dem Arbeitstitel «Netzroller. Im Wa-<br />

renhaus» und als Weiterführung <strong>des</strong> Thea-<br />

terabends «Die Stelle im Park» entwickelt<br />

Tim Zulauf nach eingehenden Recherchen<br />

zusammen mit Tobi Müller zum Thema «Mi-<br />

grationsbewegungen, Personen- und Wa-<br />

renflüsse sowie die Grenzen, die diesen von<br />

Staaten und Staatenverbünden gesetzt wer-<br />

den» den Text für ein neues Stück. Dieses<br />

gelangt in der Roten Fabrik Zürich zur Urauf-<br />

führung, anschliessend finden sieben wei-<br />

tere Aufführungen statt, und es folgt eine<br />

Einladung ans Festival Impulse mit nochmals<br />

vier Abenden.<br />

Tim Zulauf: Migrantenstadl<br />

Der Stadl ist, so viel wird in Tim Zulaufs<br />

neuem, zweitem Stück bald einmal klar, der<br />

Hort der herrschenden Kultur – der Kultur,<br />

die das Eigene bezeichnet, der Folklore also<br />

im umfassenden Sinne. Und der Stadl ist,<br />

so viel wird ebenso klar, nicht zu fassen.<br />

Vielleicht ist er auch ein Phantom oder quasi<br />

im Gegenteil und noch beängstigender: Alle<br />

sind der Stadl, und der Stadl ist in allen, und<br />

wer Heimat konsumiert, konsumiert (und<br />

vernichtet?) sich im Grunde selbst (…).<br />

Am Schluss lassen sich die Darsteller, in<br />

Warenpakete gesteckt, auf einem Acker<br />

nieder, der als eingetragene Marke gekenn-<br />

zeichnet ist. Der Mensch als Einrichtungs-<br />

gegenstand, die heimatliche Scholle als<br />

Markenartikel – so mag Zulaufs Bild eines<br />

inzüchtigen ökonomischen Systems ausse-<br />

hen, in dem sich das Subjekt in den Zwitter<br />

Käufer-Ware auflöst und der lebenslangen<br />

Verwa(h)rung anheim fällt.<br />

Neue Zürcher Zeitung, Tobias Hoffmann,<br />

26. September <strong>2003</strong><br />

Regie, Text, Songtext: Tim Zulauf; Musik:<br />

Marcus Maeder, Bernd Schurer; Animation:<br />

Yves Netzhammer; Choreographie: Anne-<br />

Christine Gnekow, Brigitta Schrepfer;<br />

Licht: Matthias Hiller; Dramaturgie: Anne-<br />

Christine Gnekow, Tobi Müller. Es spielen:<br />

Ingo Heise, Felix von Hugo, Agnes Lampkin,<br />

Wanda Vyslouzilova, Andreas Storm (Video).<br />

Uraufführung in der Roten Fabrik Zürich am<br />

24. September <strong>2003</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 112’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

3<br />

Das Museum Bellerive verfügt über ein<br />

grosses Badezimmer – «salle de bains» –<br />

das sich im Originalzustand der dreissiger<br />

Jahre befindet. Seit 2001 wird dieser Raum<br />

GegenwartskünstlerInnen zur Verfügung ge-<br />

stellt. Die Visualisierungsidee (Wasch- oder<br />

Reinigungszenen in Guck-Kästen, Einblick<br />

in andere Badezimmer, Malereien aus der<br />

Kunstgeschichte und nachgestellte Bühnen-<br />

bilder in elektrisch beleuchtetem Guck-Ka-<br />

sten, Neuinterpretation <strong>des</strong> Bildinhaltes von<br />

«Susanna al bagno» durch Umsetzung vom<br />

Zwei- ins Dreidimensionale) wurde von nea-<br />

politanischen Krippen inspiriert.<br />

Judit Villiger: Susanna al bagno<br />

Judit Villiger nun, eine Künstlerin geboren<br />

gegen Ende <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, über-<br />

prüft, wie diese überkommenen Bilder auf<br />

sie wirken und wie sie diese über ihre ei-<br />

gene Erfahrung in eine neue Form bringen<br />

kann: «Mich interessiert das Intime und Per-<br />

sönliche an dieser Beschäftigung mit dem<br />

eigenen (Frauen-)Körper, einem Körper, der<br />

eingebunden ist zwischen Lust und Last.»<br />

(…) Im Mittelpunkt bleibt die Frau im para-<br />

diesischen Garten, verändert hat sich die<br />

Art der Darstellung, die verfremdet wirkt<br />

oder sogar etwas Karikaturhaftes beinhaltet,<br />

aufgrund <strong>des</strong> Materials wie auch durch die<br />

Miniaturisierung. Und noch etwas wird zum<br />

Schluss bewusst: die sonst anwesenden,<br />

durch Lücken oder Gucklöcher schamlos<br />

schauenden Männer sind weggelassen. Es<br />

braucht sie nicht, weil sie schon im Raum<br />

selbst präsent sind: Wir als Besuchende<br />

sind die Voyeure!<br />

St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer, 11. April <strong>2003</strong><br />

Die Ausstellung im Zürcher Museum Bellerive<br />

dauerte vom 10. April <strong>bis</strong> zum 11. Mai <strong>2003</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 12’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


2 3<br />

19 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

2<br />

Tim Zulauf: Migrantenstadl<br />

3<br />

Judit Villiger:<br />

Susanna al bagno


4<br />

Seit März 2002 verfügt der <strong>Thurgau</strong> dank der<br />

Bodman-Stiftung über ein eigenes kleines<br />

Literaturhaus. Das literarische Programm<br />

wird seither und <strong>bis</strong> Ende <strong>2003</strong> von der Kul-<br />

turstiftung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> finanziert<br />

und von Stiftungsratsmitglied Jochen Kelter<br />

gestaltet.<br />

Bodman-Stiftung:<br />

Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong><br />

Martin Dean las einen zweiten Ausschnitt aus<br />

seinem Roman, in dem er die Geschichte<br />

dieses leiblichen Vaters erfindet und ihn in<br />

Trinidad auf die weisse Schönheit Hayworth<br />

treffen lässt. Nur für die Gunst dieser Göttin<br />

mag der Autor wohl die Mutter, im Roman die<br />

Schweizerin Hellen, opfern und den Vater<br />

ziehen lassen. Hier, vielleicht mit grösserem<br />

Abstand zur eigenen Befindlichkeit und nur<br />

auf die Imagination vertrauend, wird die<br />

Sprache leichtfüssiger, reichert die Luft Tri-<br />

nidads den Roman wirkungsvoll an.<br />

Die Schlusspassage der Lesung führt Robert<br />

in krankheitsbedingte Tagträume, in denen<br />

erstmals auch der Stiefvater auftritt, <strong>des</strong>-<br />

sen Liebe ebenfalls kaum zu erringen war.<br />

Beide Väter sind am Ende tot, Robert sitzt<br />

mit der Urne mit der Asche <strong>des</strong> lebenslang<br />

gesuchten Vaters am Meer. Schmerzhaft war<br />

für Martin Dean auch der Schreibprozess<br />

an diesem Buch, wie er in Gottlieben sagt.<br />

Was man mit Schreiben löse, das sei nicht<br />

eindeutig festzumachen, ergänzt er und wird<br />

noch ganz direkt: «Meine Familie hat mich<br />

rausgeschmissen als sie hörte, dass ich<br />

einen anderen Vater hatte…»<br />

Die Vaterstelle bleibt also vakant – im Roman<br />

allerdings eher als im Leben. Denn Martin<br />

Dean ist unter<strong>des</strong>sen selbst Vater. «Dass ich<br />

Vater einer achtjährigen Tochter bin, hat mir<br />

mehr geholfen als das Buch zu schreiben.»<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller<br />

30. August <strong>2003</strong><br />

Es lasen im Bodman-Haus u.a. Heinrich Kuhn,<br />

Otto Jägersberg, Fleur Jaeggy, Donata Berra,<br />

Ruth Schweikert, Volker Braun, Stevan Tontic<br />

(Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> aus Sarajevo),<br />

Jürgen Theobaldy, Peter Stamm, Sabine<br />

Gruber, Hanna Johannsen und Christoph<br />

Meckel.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 40’000.–<br />

20<br />

5<br />

Europa ist das Ziel vieler Migrantinnen und<br />

Migranten. Sie verlassen ihre Heimat in der<br />

Hoffnung, hier Sicherheit und Glück zu fin-<br />

den. In vielen europäischen Staaten polari-<br />

siert die Frage der Einwanderung. Dabei geht<br />

meist vergessen, dass sich hinter Statistiken<br />

und globalen Feststellungen Menschen und<br />

ihre Schicksale verbergen. Menschen, die<br />

wenig oder nichts mehr zu verlieren haben,<br />

verlassen ihre Heimat und ziehen dorthin,<br />

wo sie sich eine bessere Zukunft erhoffen.<br />

Meinrad Schade fotografiert und dokumen-<br />

tiert in einem Langzeitprojekt solche Men-<br />

schen an der europäischen Aussengrenze<br />

und in Europas Mitte. Als Schauplätze wählt<br />

er Fuerteventura, die Ukraine, Bradford<br />

(England), Inguschetien, Grozny und Mos-<br />

kau, Kreuzlingen und den Jaunpass.<br />

Meinrad Schade:<br />

Europa zwischen Festung und Fluchtburg<br />

Überhaupt ist mit Vorurteilen in Scha<strong>des</strong><br />

Bildern nichts zu beginnen. Er ist der teil-<br />

nehmende Beobachter, der registriert, was<br />

er sieht, ohne zu kommentieren oder eine<br />

bestimmte Sichtweise zu verfolgen. Dies<br />

so zu beurteilen, fällt dem Betrachter in<strong>des</strong><br />

schwer, sobald die Schweiz mit im Boot ist.<br />

Seit 1999 hat Schade auch die eidgenös-<br />

sische Asylpolitik im Sucher – etwa wenn<br />

in der unterirdischen Truppenunterkunft in<br />

Mollis kriegstraumatisierte Kosovo-Flücht-<br />

linge von uniformierten Soldaten registriert,<br />

fotografiert, fichiert werden. Ihre Gesichter<br />

spiegeln blankes Entsetzen. Wie sollen sie<br />

wissen, dass eben diese Milizionäre anders<br />

handeln werden als jene in Kosovo, die ihnen<br />

nach dem Leben trachteten?<br />

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico,<br />

2. Februar 2005<br />

Aus dem Projekt stammende Aufnahmen<br />

wurden publiziert in der «NZZ am Sonntag»,<br />

im «Greenpeace-Magazin Deutschland», im<br />

«Wiener» und im französischen Wochenmagazin<br />

«Courrier International».<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 60’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 40’000.–<br />

6<br />

Am Freitag und Samstag, 12. und 13. Sep-<br />

tember <strong>2003</strong>, finden im Frauenfelder Eisen-<br />

werk die 7. Frauenfelder Lyriktage statt. Mit<br />

den Autoren/Autorinnen finden auch Work-<br />

shops für Erwachsene und SchülerInnen<br />

statt.<br />

Die Veranstaltung am Freitagabend steht<br />

unter dem Motto «Ara<strong>bis</strong>che Welt» mit Auf-<br />

tritten von Fuad Rifka (Libanon), Abdellatif<br />

Laâbi (Marokko / Paris) und Iman Mersal<br />

(Ägypten / CAN).<br />

Organisation Frauenfelder Lyriktage:<br />

7. Frauenfelder Lyriktage<br />

Vertraut ist uns Goethes Anverwandlung<br />

der orientalischen Dichtkunst im «West-östlichen<br />

Divan». Weitgehend Unkenntnis freilich<br />

herrscht darüber, dass sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten mancher ara<strong>bis</strong>che<br />

Poet von der abendländischen Kultur hat inspirieren<br />

lassen. Diesem «Östlich-westlichen<br />

Divan» Gehör zu verschaffen, bildete ein Ziel<br />

der siebten Frauenfelder Lyriktage, die am<br />

Wochenende über die Bühne <strong>des</strong> «Vorstadttheaters<br />

Eisenwerk» gegangen sind. Als Antwort<br />

auf die jüngsten weltgeschichtlichen<br />

Geschehnisse war der Freitagabend drei<br />

Dichtern aus der ara<strong>bis</strong>chen Welt gewidmet,<br />

die im westlichen Denken heimisch<br />

sind. Fuad Rifka konnte die Kostproben aus<br />

seinem Schaffen denn gleich selbst auf Ara<strong>bis</strong>ch<br />

und auf Deutsch deklamieren; der in<br />

Beirut wohnhafte Christ hat in Deutschland<br />

studiert und gilt als vorzüglicher Übersetzer<br />

von Goethe und Hölderlin. Hölderlinsche<br />

Kontemplation atmen auch viele seiner eigenen<br />

Gedichte. Der 73-Jährige ist in<strong>des</strong><br />

kein Epigone – Rifka hat sich einer durchaus<br />

originellen Poesie <strong>des</strong> Verschwindens<br />

verschrieben. Seine Verse sind schlicht<br />

und münden oft in beredtes Schweigen:<br />

«Briefe flammen auf, / mit der Zeit werden sie<br />

kürzer, / kühlen ab; / schliesslich kommen sie<br />

zurück / mit dem Vermerk: <br />

// Doch, mein Herr, sein Wohnort ist<br />

bekannt, / nie war er so deutlich, / dort ist er,<br />

/ unter den dichten Wimpern <strong>des</strong> Grases.»<br />

Neuen Züricher Zeitung, Gieri Cavelty,<br />

15. September <strong>2003</strong><br />

Es lasen: Fuad Rifka, Abdellatif Laâbi, Iman<br />

Mersal, Judith Herzberg, Wolfgang Hilbig,<br />

Pierre Imhasly, Paul Muldoon, Yoko Tawada und<br />

Tomas Venclova.<br />

Musikalisch begleitete durch den Abend<br />

«ara<strong>bis</strong>che Welt» die Musikerin und Sängerin<br />

Kamilya Jubran.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 82’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 32’200.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur im Alltag? Vor Jahren sah ich Joseph Beuys<br />

in einer TV-Übertragung beim sorgfältigen<br />

Schneiden eines Rotkohls zu; das Bild hat sich in<br />

meiner Erinnerung frisch gehalten. Ich<br />

hänge es nun als Antwort auf die Frage an die Wand …<br />

Heidi Schöni Steffen, Kulturschaffende, Schmidshof<br />

4 5 6<br />

21 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

4<br />

Bodman-Stiftung: Literatur<br />

im Bodman-Haus <strong>2003</strong><br />

5<br />

Meinrad Schade:<br />

Europa zwischen Festung<br />

und Fluchtburg<br />

6<br />

Organisation Frauenfelder<br />

Lyriktage:<br />

7. Frauenfelder Lyriktage


7<br />

Am 7. Juni <strong>2003</strong> wird im Rahmen der<br />

Pfingstfestspiele in der Kartause Ittingen<br />

die Kinderoper «Brundibar» aufgeführt.<br />

Diese Oper, in den Jahren 1936 – 1938 in<br />

Prag von Adolf Hoffmeister (Text) und Hans<br />

Krasa (Komposition) geschrieben, hat trau-<br />

rige Berühmtheit dadurch erlangt, dass sie<br />

zunächst heimliche Aufführungen im Ghetto<br />

Theresienstadt erlebte, dann von den Nazis<br />

installiert wurde als zynische Rechtfertigung<br />

fürs Wohlergehen in Ghettos und Vernich-<br />

tungslagern. «Brundibar» galt in unseligen<br />

Zeiten als Hoffnungsschimmer, speziell für<br />

Kinder, als Kraft, dem Unrecht etwas ent-<br />

gegenzusetzen: mit Musik, Kreativität, Auf-<br />

bruch in phantasievolle Welten. «Brundibar<br />

gilt heute als Kraft gegen das Vergessen, als<br />

Mut zu lernen, als Ansporn für eine Zukunft<br />

<strong>des</strong> Miteinanders.»<br />

Barbara Bucher: Brundibar<br />

Unter den Solistinnen und Chorsängerinnen<br />

ist keine älter als 14 Jahre, die jüngsten sind<br />

sieben oder acht – man muss sich das immer<br />

wieder in Erinnerung rufen. Denn was auf<br />

der Bühne und daneben, wo das Jugend-<br />

orchester «il mosaico» spielt, geschieht, ist<br />

wesentlich anspruchsvoller als Schultheater.<br />

Schon hinsichtlich der Musik, die nicht aus<br />

längeren Strophenliedern besteht, sondern<br />

Stimmungen in rasch wechselnder Folge<br />

bringt und damit hohe Ansprüche stellt.<br />

(…)<br />

Um es in Theresienstadt aufführen zu kön-<br />

nen, passte Krasa 1942 sein Werk den Be-<br />

dingungen im Ghetto an. Daraufhin wurde<br />

es oft gespielt – <strong>bis</strong> so viele Kinder in die<br />

Vernichtungslager abtransportiert worden<br />

waren, dass die Rollen nicht mehr besetzt<br />

werden konnten.<br />

Basler Zeitung, Boris Schibler, 3. Juni <strong>2003</strong><br />

Über 20 Aufführungen fanden in Wattwil,<br />

St. Gallen, Jona, Basel und Zürich statt. Es<br />

folgten Einladung ans LUCERNE FESTIVAL, ans<br />

Festival Murten Classics und nach Budapest<br />

(Aufführung im neuen Holocoust Museum und<br />

Dokumentation Zentrum HDKE).<br />

Mitwirkende: Mädchenkantorei Basel, Jugend-<br />

orchester «il mosaico» (Leitung Hermann<br />

Ostendarp), Barbara Bucher (Regie), Helmuth<br />

Jaekel (Dramaturgie), Michi Schegg (Licht<strong>des</strong>ign),<br />

Vreni Müller (Ausstattung).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 113’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

22<br />

8<br />

Die Kunsthalle Arbon ist weit über die <strong>Kantons</strong>grenzen<br />

bekannt als Ort, wo zeitgenössische<br />

Kunst seit 1993 Raum findet. Die<br />

Kunsthalle begeht am 26. April den 10.<br />

Geburtstag mit einem grossen Kulturfest.<br />

Alle <strong>bis</strong>her präsentierten Künstlerinnen und<br />

Künstler sind eingeladen, für einmal auf<br />

wenig Raum Werke zu zeigen. Gleichzeitig<br />

entsteht eine Publikation mit Porträts der<br />

Beteiligten und ihrem Werk.<br />

Kunsthalle Arbon, Andrea Gerster:<br />

Jubiläumsausstellung Kunsthalle Arbon<br />

Insgesamt 39 Kunstschaffende, die alle in<br />

den vergangenen zehn Jahren in der Kunsthalle<br />

Arbon ausgestellt haben, haben die<br />

Einladung angenommen, sich auf wenig<br />

Raum mit begrenztem Zugang einschränken<br />

zu lassen. «Nicht immer ohne Murren»,<br />

sagt Inge Abegglen, Präsidentin <strong>des</strong> Vereins<br />

Kunsthalle Arbon. Ausserordentlich gerade<br />

auch <strong>des</strong>halb, weil die Kunsthalle Arbon,<br />

eine ehemalige Industriehalle mit rund 600<br />

Quadratmetern Fläche und dem unebenen<br />

Boden eine ganz besondere Herausforderung<br />

darstellt. Sie zieht somit eher unkonventionelle<br />

Kunstschaffende, die experimentell,<br />

installativ oder eben grossformatig arbeiten,<br />

an. Eben diese Kunstschaffenden sind zum<br />

zweiten Mal zur künstlerischen Auseinandersetzung<br />

mit umgekehrten Vorzeichen<br />

eingeladen worden. Die Kartonboxen sind in<br />

zwei lange Reihen aufgestellt, wirken daher<br />

uniform und angepasst. Ihr Innenleben allerdings<br />

erschliesst farbige Welten und ist so<br />

individuell wie die Kunstschaffenden, die sie<br />

erschaffen haben.<br />

St. Galler Tagblatt, Andrea Gerster, 30. April <strong>2003</strong><br />

Die Ausstellenden: Max Bottini, Daniel Braeg,<br />

Kurt Schmid, Peter Somm, Hubert Kaltenmark,<br />

Bruno Kurz, Werner Ignaz Jans, Bendicht Fivian,<br />

Christoph Hauri, Peter Schneebeli, Roman<br />

Candio, Schang Hutter, Christina Fessler, Urs<br />

Hanselmann, Evelyne Ammann, André Büchi,<br />

Urs Graf, Leo Holenstein, Ursus A. Winiger,<br />

Elisabeth Nembrini, Hans Thomann, Willi Keller,<br />

Ede Mayer, Conrad Steiner, Klaus Schmetz,<br />

Peter Stäheli, Bruno Steiger, Gilgi Guggenheim,<br />

Joachim Schwitzler, Othmar Eder, Lucie<br />

Schenker, David Bürkler, Sep Müller, Peter<br />

Köhl, Jörg Köppl, Esther van der Bie, Peter<br />

Kamm, Peter Zacek, Spallo Kolb.<br />

Kunsthalle Arbon, 26. April <strong>bis</strong> 31. Mai <strong>2003</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 10’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’500.–<br />

9<br />

Innerhalb der vielbeachteten Reihe «Paarläufe»<br />

<strong>des</strong> Schweizerischen Kunstvereins<br />

kann sich Peter Stamm in einer Doppelausstellung<br />

mit der Schaffhauser Künstlerin<br />

Daniela Keiser im Kunstmuseum Solothurn<br />

präsentieren. Der Autor verbindet verschiedene<br />

Klangbeispiele aus dem Bereich der<br />

sakralen Musik, Originaltöne aus dem Bereich<br />

der Naturwissenschaft und eigene<br />

Texte. Das Projekt wird auf die Solothurner<br />

Literaturtage terminiert.<br />

Kunstmuseum Solothurn:<br />

Ausstellung von Peter Stamm im<br />

Kunstmuseum Solothurn<br />

Wir befinden uns im graphischen Kabinett<br />

<strong>des</strong> Kunstmuseums Solothurn, das mit einer<br />

sehr inspirierten Ausstellung das poetische<br />

Getümmel der 25. Solothurner Literaturtage<br />

flankiert. Daniela Keiser hat drei Räume mit<br />

12 Diaprojektionen bestückt, Lichtbilder sakraler<br />

Kultstätten, die von einer akustischen<br />

Installation <strong>des</strong> Schriftstellers Peter Stamm<br />

auf nüchtern-minimalistische Art kommentiert<br />

werden: mit O-Tönen von Anrufbeantwortern<br />

und Sprachlehrkursen, das Ganze<br />

unterlegt mit den fliessenden Meditationsklängen<br />

eines Arvo Pärt.<br />

Ihren Paarlauf zwischen Kunst und Literatur<br />

verstehen Daniela Keiser und Peter Stamm<br />

als Auseinandersetzung mit den Überlegungen<br />

<strong>des</strong> Religionstheoretikers Mircea<br />

Eliade über «Das Heilige und das Profane».<br />

Und dieses Verhältnis von Heiligem und<br />

Profanem ist so etwas wie ein verborgenes<br />

Leitmotiv <strong>des</strong> Solothurner Jubiläumsprogramms.<br />

Basler Zeitung, Michael Braun, 31. Mai <strong>2003</strong><br />

Kunstmuseum Solothurn, 26. April <strong>bis</strong><br />

6. Juli <strong>2003</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 41’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


7 8 9<br />

23 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

7<br />

Barbara Bucher: Brundibar<br />

8<br />

Kunsthalle Arbon,<br />

Andrea Gerster:<br />

Jubiläumsausstellung<br />

Kunsthalle Arbon<br />

9<br />

Kunstmuseum Solothurn:<br />

Ausstellung von Peter<br />

Stamm im Kunstmuseum<br />

Solothurn


10<br />

«Das kunstseidene Mädchen» wurde 1932<br />

von der deutschen Schriftstellerin Irmgard<br />

Keun als Roman verfasst. Gottfried Greiffen-<br />

hagen verfertigte dazu eine Bühnenfassung,<br />

die an mehreren grossen und kleinen Häu-<br />

sern im deutschsprachigen Raum aufgeführt<br />

wurde und wird. Das Einfraustück beschäf-<br />

tigt sich mit den Lebensbedingungen einer<br />

Frau in den dreissiger Jahren in der Abhän-<br />

gigkeit vom männlichen Gegenüber, von den<br />

gesellschaftlichen Konventionen und zeitty-<br />

pischen Ideologien, ihrer Schichtzugehörig-<br />

keit und ökonomischen Situation.<br />

Barbara Bruhin:<br />

Das kunstseidene Mädchen<br />

Die Heldin hat die Realität ein Stück weit<br />

akzeptiert. Der Monolog ist sparsam ausge-<br />

stattet, zwei Kleider, Pelz, drei Paar Schuhe,<br />

alles darauf angelegt, durch Reduktion zu<br />

überzeugen. Das lässt die Figur eindringlich<br />

werden, und wenn man sich im Stück immer<br />

wieder ertappt, wie man kontrolliert, ob der<br />

Heldin Beine wirklich unterschiedlich dick<br />

sind, ist man von der Figur schon gefangen<br />

genommen. Ein paar Mal kurz aus der insze-<br />

nierten Monotonie kräftiger ausgebrochen,<br />

das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Im Ge-<br />

dächtnis behält man aber eine junge Berliner<br />

Mimin, die sich für ihre Figur ganz schön ins<br />

Zeug gelegt hat.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

8. November <strong>2003</strong><br />

Die Premiere fand am 6. November <strong>2003</strong> im<br />

Rahmen der <strong>Thurgau</strong>er Theater Tage in<br />

Bürglen statt. Weitere Aufführungen folgten in<br />

Bürglen, Bern, Sirnach, Frauenfeld, Zug,<br />

Mels, St. Gallen, Sommeri, Stans, Lichtensteig<br />

und Sursee.<br />

Die Beteiligten: Barbara Bruhin (Konzept,<br />

Realisation, Spiel), Uwe Schuran (Regie),<br />

Christoph Ullmann (Produktionsleitung),<br />

Claus-Peter Täterow (Bühne, Licht), Dana<br />

Horvat-Schaller (Kostüme), Nando Betschart<br />

(Musik).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

24<br />

11<br />

Der Dramenprozessor ist ein Förderprojekt<br />

für junge Dramatik, das 2001/02 bereits in<br />

den vierten Jahrgang geht. In allmonatlich<br />

stattfindenden, einwöchigen Workshops<br />

werden Texte diskutiert und auf ihre Bühnen-<br />

tauglichkeit geprüft, gefolgt von praktischer<br />

Probenarbeit mit Schauspielerinnen und<br />

Schauspielern. Sabine Wen-Ching Wang hat<br />

die Möglichkeit, ihr Stück «Spinnen» im Rah-<br />

men <strong>des</strong> Dramenprozessors zu entwickeln.<br />

Es gewinnt <strong>2003</strong> den Preis der Schwei-<br />

zerischen Autorengesellschaft (SSA), und<br />

die Regisseurin Beatrix Bühler bringt es als<br />

Koproduktion von GO-Theaterproduktionen,<br />

Schlachthaus Theater Bern, Theater an der<br />

Winkelwiese Zürich und Theater Tuchlaube<br />

auf die Bühne.<br />

«Spinnen» beschreibt den Alltag von vier<br />

Menschen in einer Psychiatrischen Klinik auf<br />

fast leichte, lakonische Weise ohne spekta-<br />

kuläre Ausbrüche.<br />

Go-Theaterproduktionen: Spinnen<br />

Dabei leistet Wang mit ausgezeichnet formu-<br />

lierten Dialogen Bemerkenswertes. Sie fin-<br />

det eine glaubwürdig gesprochene Sprache,<br />

in der die meisten Aussagen zu Halbsätzen<br />

und Fragmenten zerstückelt sind. Noch das<br />

Alltagsgequatsche, in dem sich die Schau-<br />

spielerInnen gelegentlich improvisierend zu<br />

verlieren scheinen, ist von Wang in der Text-<br />

vorlage <strong>bis</strong> in die letzte leiernde Wiederho-<br />

lung vorbedacht.<br />

Die Wochenzeitung, Fredi Lerch,<br />

16. Oktober <strong>2003</strong><br />

Im Phönix-Theater wurde am Samstagabend<br />

mit dem Stück «Spinnen» das Verständnis für<br />

die Grenzen zwischen Normalität, Wahnsinn<br />

und prekärer Kommunikation gefördert. Das<br />

Publikum rief «Bravo» vor Begeisterung.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Margrith Pfister-Kübler,<br />

20. Januar 2004<br />

Die Uraufführung fand am 9. Oktober <strong>2003</strong> im<br />

Schlachthaus Theater Bern statt. Weitere<br />

Aufführungen folgten in Bern, Aarau, Zürich<br />

und Steckborn.<br />

Die Beteiligten: Beatrix Bühler (Regie), Matthias<br />

Flückinger, Vivanne Mösli, Cathrin Störmer,<br />

Jürgen Stössinger (Spiel), Roger Staub (Bühne<br />

und Licht), Renate Wünsch (Kostüme), Bea<br />

Ackermann (Assistenz), GO-Theaterproduktionen<br />

(Produktion).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 133’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’000.–<br />

12<br />

An zwei Abenden wird das Wirken Born-<br />

hausers und <strong>des</strong>sen Auswirkungen vorge-<br />

stellt, weil nach Ansicht der Gesuchsteller<br />

im Festspiel 1991 die Darstellung dieses<br />

Wirkens zu kurz gekommen sei. Die Dar-<br />

bietung an den beiden Abenden wird als<br />

«Performance» charakterisiert. Das Projekt<br />

ist also eine Art Wiederaufnahme <strong>des</strong> Fest-<br />

spiels und versucht, darin einen bestimmten<br />

Aspekt stärker zu betonen.<br />

Deep-Line Project Management:<br />

Bornhauser heute<br />

Normalerweise singt man das «<strong>Thurgau</strong>er-<br />

lied» zum Ausklang von Volksfesten oder<br />

Blasmusikabenden. Im Frauenfelder Rat-<br />

haus bildete es den Start zu einem Abend<br />

über den Pfarrer, Dichter und Politiker Tho-<br />

mas Bornhauser (1799-1856), der mit sei-<br />

nem Ideengut massgeblich zur Ausgestal-<br />

tung der heutigen Verfassung beigetragen<br />

hat und zumin<strong>des</strong>t bei der jüngeren Gene-<br />

ration aus dem historischen Bewusstsein<br />

verschwunden ist. (…)<br />

Die Passagen von und über Bornhauser<br />

waren durchaus interessant und treffend<br />

ausgewählt, allerdings oft allzu improvisiert<br />

abgelesen. Eine gewisse Perfektion der Re-<br />

zitation war auch zu Gunsten eines offen-<br />

sichtlich angestrebten Plaudertoncharakters<br />

<strong>des</strong> Abends nicht das vorrangigste Ziel der<br />

beiden Schauspieler.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Martin Preisser,<br />

18. August <strong>2003</strong><br />

Aufführungen fanden am 15. August<br />

in Frauenfeld und am 5. September <strong>2003</strong><br />

in Weinfelden statt.<br />

Die Beteiligten: Hans-Rudolf Binswanger,<br />

Urs Bosshardt und Willi Forster (Musik).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’825.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 13’000.–


10 11<br />

25 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

10<br />

Barbara Bruhin: Das<br />

kunstseidene Mädchen<br />

11<br />

Go-Theaterproduktionen:<br />

Spinnen


13<br />

Um den Fortbestand der Laienschauspie-<br />

lerInnen <strong>des</strong> Theagovia-Ensembles sicher-<br />

zustellen, führt der Kulturverein Theagovia<br />

eine Theaterwerkstatt für Jugendliche und<br />

Erwachsene durch. Sieben Kursleiterinnen<br />

und Kursleiter vermitteln in vierzig Kursstun-<br />

den Wissen und Kenntnisse, die sich auf<br />

und hinter der Bühne anwenden lassen.<br />

Theagovia Theater Bürglen:<br />

Theaterwerkstatt <strong>2003</strong><br />

Der Theaterkurs fand nach einer Zeitungs-<br />

ankündigung regen Zulauf. Wir hatten auf<br />

Anhieb 12 Interessierte, die nach dem In-<br />

formationsabend auch alle teilnahmen. Die<br />

niedrige Gebühr erlaubte es besonders jun-<br />

gen Leuten mitzumachen. Der Kurs richtete<br />

sich an Anfänger ohne oder mit wenig Erfah-<br />

rung. Den Abschluss bildete der Sonntag.<br />

Kleine Texte mit den neu erlernten Techniken<br />

wurden in Improvisationen umgesetzt. Die<br />

Ergebnisse waren für alle begeisternd.<br />

Aus dem Abschlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–<br />

26<br />

14<br />

Seit mehreren Jahren gibt es in Môtiers<br />

eine grosse, prestigeträchtige und für die<br />

Schweiz bedeutende Skulpturenausstel-<br />

lung, an der namhafte Künstlerinnen und<br />

Künstler teilnehmen. – In diesem Jahr u.a.<br />

Ben Vautier, John Armleder, Sylvie Fleury,<br />

Bernhard Luginbühl, Claudia & Julia Müller,<br />

Claude Sandoz, Markus Schwander, Andrea<br />

Wolfensberger und Käthe Walser. Unter<br />

den von einer Jury Ausgewählten ist auch<br />

Peter Kamm. Ausgehend von der Fotografie<br />

eines im Bett liegenden, lesenden Paares<br />

mit einem fossilisierten Knochen im Vorder-<br />

grund, entsteht die Idee für eine Steinskulp-<br />

tur für Môtiers.<br />

Peter Kamm:<br />

Der Anfang von Leben und Tod<br />

Als Künstler muss ich wissen, wie meine<br />

Arbeit benutzt wird und wie ich diese Si-<br />

tuation nutzen kann. Die Arbeit, eine Kno-<br />

chenskulptur aus Sandstein mit den Massen<br />

55 x 375 x 65 cm, wurde in einem Haus gegenüber<br />

der Dorfkirche installiert, von der<br />

Strasse im Vorübergehen durch die Fenster<br />

sichtbar neben Tisch, Bett, Stuhl und Kleiderhängung.<br />

In den Knochen graviert die<br />

Wörter <strong>des</strong> Vagabunden von Michel Leiris.<br />

Während der Ausstellung stirbt ein langjähriger<br />

Freund und schlagartig erhält diese<br />

Arbeit eine andere Bedeutung. Sie wird zum<br />

Memento mori, zur Vorgabe für die nächste<br />

Zeit.<br />

Aus dem Abschlussbericht<br />

Am Tag in der idealen Welt sieht der Tod<br />

genau so aus wie zuvor. Aber die Wirklichkeit<br />

ist jetzt anders.<br />

Ringsum liegen nebeneinander und übereinander<br />

die alten Knochengerüste vergangener<br />

Zeit. Dornenförmige Fortsätze, die<br />

sich an den offenen Rücken entlang verbinden<br />

mit breiten dreieckigen Signalplatten;<br />

zerschlagene Kriegszustände, getragen hinter<br />

den Kopfschildern, krachende Rippen<br />

entsetzlicher Gesellschaften sinken laufend<br />

ein in die vergangene Geschichte. Die langen,<br />

gefleckten kegelförmigen Zähne ziehen<br />

die Armutsschädel, sie langsam stetig zermalmend,<br />

abwärts, wo sie in die herrschaftslose<br />

Menge eingehen.<br />

Die Wochenzeitung, Peter Kamm, 12. August 2004<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

15<br />

Ein Theaterabend, nicht nur für Frauen:<br />

Während Jahren ist eine Frau mit einem<br />

Mann liiert, mit dem sie eine achtzehnjährige<br />

Tochter hat. Der Mann bekommt einen Lehrauftrag<br />

an einer amerikanischen Uni – für<br />

ein Jahr. Er möchte, dass Frau und Tochter<br />

mitkommen; er will mit der Frau «neu anfangen».<br />

Die Frau ringt: Mitgehen und das Leben,<br />

das sie sich aufgebaut hat, gefährden? Oder<br />

bleiben, und sich weiter ihrem Beruf als<br />

Journalistin widmen? Während sie mit sich<br />

ringt, legt sie CDs auf mit Liedern, die ihr<br />

Leben geprägt haben.<br />

Theater Bilitz: Eine unvollständige Frau<br />

Verena Bosshard verkörpert die Rolle der<br />

Journalistin Irene S. mit einer unwahrscheinlichen<br />

Präsenz. Im Stück hat Autor Peter-<br />

Adrian Cohen vier Frauenschicksale verarbeitet,<br />

die Verena Bosshard zu einer dichten<br />

Einheit verschmelzen lässt. Es gelingt ihr<br />

hervorragend, das Wechselspiel der Gefühle<br />

darzustellen und die Zuschauer zum<br />

Diskutieren anzuregen. Diese Diskussionen<br />

untereinander und mit der Schauspielerin<br />

fanden im Anschluss in der kleinen Cafeteria<br />

im hinteren Teil der Bitzibühne statt. Mit<br />

diesem Theater fand das Jahresprogramm<br />

<strong>des</strong> Kulturträgervereins Literaria seinen krönenden<br />

Abschluss.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Erwin Schönenberger,<br />

21. März <strong>2006</strong><br />

Die Uraufführung fand am 25. September <strong>2003</strong><br />

in Münchwilen statt, das Stück wurde weiter in<br />

Bürglen, Baden, Weinfelden, Amriswil, Wil,<br />

Zürich und Lichtensteig gespielt.<br />

Die Beteiligten: Peter-Adrian Cohen (Text,<br />

Regie), Helmut Vogel (Regie), Christine Lather<br />

(Mitarbeit), Verena Bosshard (Spiel,<br />

Musikauswahl), Sam Schönenberger (Technik),<br />

Clifford Lilley (Kostüm), Ingrid Kronenberg<br />

(Kostümassistenz, Schneiderin), Priska Kistler<br />

und Roland Lötscher (Produktionsleitung).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur hilft mir, den Alltag zu gestalten.<br />

Marianne Sax, Buchhändlerin, Frauenfeld<br />

13 14 15<br />

27 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

13<br />

Theagovia Theater<br />

Bürglen: Theaterwerkstatt<br />

<strong>2003</strong><br />

14<br />

Peter Kamm: Der Anfang<br />

von Leben und Tod<br />

15<br />

Theater Bilitz:<br />

Eine unvollständige Frau


16<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> hatte 2001 Zsuzsanna<br />

Gahse aus Müllheim für den Schreibpro-<br />

zess unter dem Titel «Titel fehlt» unterstützt,<br />

<strong>des</strong>sen ausschliesslicher Schauplatz Müll-<br />

heim ist. Bereits der endgültige Titel «durch<br />

und durch» ist eine Anspielung auf die<br />

Verkehrslage <strong>des</strong> Ortes an der N1, die als<br />

Durchzugsstrasse von Ost nach West und<br />

von West nach Ost der Stadt seit jeher ein<br />

besonderes Charakteristikum verleiht. Was<br />

diese Bewegung durch den Ort, auf ihn hin<br />

und von ihm weg heisst, wird in vielen Epi-<br />

soden (die teils geschichtlich zurückreichen<br />

in die Zeit der Neandertaler und der Franzo-<br />

senkriege) sensibel erfasst. Auf diese Weise<br />

entsteht ein künstlerisch herausragen<strong>des</strong>,<br />

vielschichtiges Porträt der Region.<br />

Edition Korrespondenzen, Wien:<br />

Buchpublikation «durch und durch.<br />

Müllheim / Thur»,<br />

Die Texte von Zsuzsanna Gahse sind etwas<br />

für Geniesser. Wer sich auf sie einlässt,<br />

fängt unweigerlich an, sich Zeit beim Lesen<br />

zu nehmen, Wort für Wort und Satz für Satz.<br />

Unmerklich gerät man in einen Zustand, in<br />

eine Verfassung, die man oft allenfalls noch<br />

aus der Kindheit erinnert. So etwa: Im Fenster<br />

lehnen, draussen brodelt das Leben,<br />

und wenn es nur das auf der Dorfstrasse ist.<br />

Ab und an fährt ein Auto vorbei…<br />

Basler Zeitung, Sabine Peters, 16. April 2004<br />

Wer die Ortsmitte quert, bespielt schon das<br />

kleine Welttheater im Kopf der Dichterin,<br />

wird herausgeschnitten aus dem durchknatternden<br />

Idyll und hineinprojiziert in Schicksalsmuster,<br />

gegen die sich die Sesshaften<br />

durch ihr mundartlich besiegeltes Angestammtsein<br />

gesichert wähnen. Sacht zieht sie<br />

ihnen das Herkommen unterm Hintern weg<br />

und fädelt es ein in den fliessenden Verkehr<br />

der Strasse Nr. 1, in Völkerwanderungen,<br />

Landsknechtzügen und Flüchtlingstrecks.<br />

Irgendwann ist sie ja selbst mit einem gekommen,<br />

aus dem kommunistischen Ungarn.<br />

Dort ist für sie die Quelle <strong>des</strong> Stroms,<br />

der die wahren Weltverhältnisse als Treibgut<br />

abwirft, vom mobilen Hähnchengrill <strong>bis</strong> zum<br />

Puff mit verschleppten Frauen. Müllheim:<br />

poetische Anthropologie mit Dorfplatz, Heimatspiel<br />

aus der globalen Steppe.<br />

Die ZEIT, Andreas Nentwich, Mai 2004<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’500.–<br />

28<br />

17<br />

Seit Oktober 1998 existiert das generations<br />

– Internationales Jazztreffen Frauenfeld, ein<br />

achttägiges Festival mit Masterclass Workshop,<br />

der sich in erster Linie an junge Talente<br />

richtet und von international renommierten<br />

Jazzmusikern und -lehrern geleitet wird. Aufgrund<br />

einer Einladung an das Festival «Jazz<br />

goes Föhr – eine Insel swingt» wurde für die<br />

Förderpreisband <strong>des</strong> vergangenen Jahres,<br />

in welche die besten jungen Musiker gewählt<br />

wurden, eine kleine Tournee zusammengestellt.<br />

Diese hat Roman Schwaller organisiert,<br />

die Band wird musikalisch von Adrian<br />

Mears betreut.<br />

Roman Schwaller für generations:<br />

Förderpreisband generations 2002 plus<br />

Adrian Mears und Roman Schwaller,<br />

Tournee August <strong>2003</strong><br />

Die sieben «Winners», das sind Daniel Scholl<br />

(Trompete), Florian Riedl (Altosax), Marc<br />

Moscatelli (Tenorsax), Andreas Tschopp<br />

(Posaune), Stefan Rusconi (Klavier), Björn<br />

Baumgartner (Bass) und Raphaël Pedroli<br />

(Schlagzeug). Am Sonntagabend eröffneten<br />

sie ihre Konzerttournee.<br />

An den Anfang ihres Programms stellten<br />

sie zwei vom grossen Jazz-Pianisten Kenny<br />

Barron inspirierte Titel aus der Feder von<br />

Adrian Mears: «Barron's Bus Ride» und das<br />

an «Voyage» angelehnte «Who Gets Who».<br />

Es war von Beginn weg nicht zu überhören,<br />

wie sich das Zusammenspiel und die individuelle<br />

Ausdrucksweise eines jeden dieser<br />

«Youngsters» in kurzer Zeit weiterentwickelt<br />

hatte. Die Arbeit <strong>des</strong> an der Jazzschule<br />

Basel lehrenden australischen Posaunisten<br />

Adrian Mears, der dem Förderpreis-Septett<br />

auch eine Anzahl eigener Stücke und Arrangements<br />

zur Verfügung gestellt hat, beginnt<br />

Früchte zu tragen. Zusammenspiel, Präzision,<br />

Disziplin und Gestaltungswillen dieser<br />

Auswahl vermochten voll zu überzeugen. Mit<br />

sichtlichem Stolz auf das Erreichte überliess<br />

Adrian Mears die Band über weite Strecken<br />

sich selbst und kitzelte nur stellenweise,<br />

vorübergehend als «Teilzeit-Dirigent» am<br />

Bühnenrand auftauchend, orchestrale Feinheiten<br />

heraus.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 19. August <strong>2003</strong><br />

Die «generations»-Förderpreisband 2002 spielte<br />

in Amriswil, München, auf der Nordseeinsel Föhr<br />

und in Husum.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 17’048.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’264.40<br />

18<br />

Fanatismus ist das Thema, mit dem sich<br />

Michael Kellenberger mit den Mitteln von<br />

Körper, Text/Schauspiel, Musik und Video/<br />

Bild auseinandersetzen will. Dabei soll das<br />

Buch «Der Fanatiker. Eine Pathologie <strong>des</strong><br />

Parteigängers» von Eric Hoffer von 1951 als<br />

Ausgangspunkt dienen.<br />

Company OutImplosion:<br />

Dekonstruktion eines Fanatikers<br />

Wenn der Druck von aussen wächst, wird<br />

die Leere im Innern bedrohlicher. Zeigen sich<br />

dann Schwachstellen in der Hülle, kommt<br />

es zur Implosion, deren Folgen denen einer<br />

Explosion ähneln. «OutImplosion» heisst die<br />

Tanz-Company um den Kreuzlinger Tänzer<br />

Michael Kellenberger, und natürlich ist die<br />

Namensgebung nicht absichtslos. Wer <strong>Projekte</strong><br />

von Kellenberger und auch seinem<br />

Berliner Kollegen, dem Tänzer und Choreografen<br />

Gerhard Maass gesehen hat, weiss,<br />

dass es beiden ums fragile Innenleben geht,<br />

das sich zwischen den beiden Polen Bewegungslosigkeit<br />

und Eruption körperlich<br />

ausprägen kann. Um gefälliges Anbiedern<br />

an das Publikum geht es ihnen dabei nicht<br />

– keine Körpermalerei in satten Farben wird<br />

da geboten, kein Schwelgen in Wärme und<br />

Lebendigkeit von Bewegung. Kellenberger<br />

und Maass sind Analytiker, Zeichner, die mit<br />

kantigen Strichen die Räume auf der Bühne<br />

wie die Innenräume ihrer Figuren vermessen<br />

und die kühle, perfekte Eleganz der solitär<br />

gestellten Linie vertreten.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />

20. September <strong>2003</strong><br />

Die Premiere fand im September <strong>2003</strong> in der<br />

Kulturscheune von Schloss Girsberg statt, wo<br />

weitere Aufführungen folgten. Weitere Gastspiele<br />

an den <strong>Thurgau</strong>er Theater Tagen <strong>2003</strong> in<br />

Bürglen und 2005 an den Tanztagen Berlin.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’410.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–


16 17<br />

29 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

16<br />

Edition Korrespondenzen,<br />

Wien: Zsuzsanna Gahse,<br />

Autorin von «durch und<br />

durch. Müllheim / Thur»<br />

17<br />

Roman Schwaller<br />

für generations: Förderpreisband<br />

generations<br />

2002, Tournee August <strong>2003</strong>


19<br />

«Seit 1968 habe ich mich mit James Joyces<br />

Ulysses kalligrafisch und zeichnerisch be-<br />

schäftigt. Am 20. März <strong>2003</strong> hatte ich in der<br />

James Joyce Stiftung in Zürich eine Vorstel-<br />

lung mit Lesung und Zeichnungen zu diesem<br />

Thema, welche dort grosse Beachtung ge-<br />

funden hatte. Nun möchte ich diese Arbeit<br />

weiterführen. Viel Zeit bleibt mir dafür nicht<br />

mehr. Mit einem Werkbeitrag von Fr. 6’000<br />

könnte ich ein Jahr lang weiter arbeiten. Das<br />

wäre sehr schön, eine Art befriedigender<br />

Abschluss meines schwierigen Lebens.<br />

Anton Bernhardsgrütter im Gesuch<br />

Anton Bernhardsgrütter: Ulysses<br />

Der Kunstverein Frauenfeld hat diesen Zu-<br />

gang gewählt. Nicht nur, um den Bloomsday<br />

mit einer illustrativen Lesung zu feiern, son-<br />

dern um Anton Bernhardsgrütters Beschäf-<br />

tigung mit Joyces Erzählung in Erinnerung<br />

zu rufen und zu verdeutlichen. Denn der<br />

<strong>Thurgau</strong>er Künstler hat über Jahre Stim-<br />

mungen aus dem Buch aufgegriffen, hat<br />

Schlüsselstellen immer wieder gelesen und<br />

in traumhaft-poetische Bilder umgesetzt. 40<br />

Zeichnungen aus Bernhardgrütters Ulysses-<br />

Zyklus lagen auf Tischen ausgebreitet: eines<br />

Künstlers Annäherungen an einen Text, seine<br />

fast 40 Jahre andauernde Auseinanderset-<br />

zung damit – lesend, zeichnend, notierend.<br />

Der «Ulysses» sei «das katholischste Buch»,<br />

wie er am 16. Juni 1968 notierte, dem Tag,<br />

als er das Werk erstmals in einem Zug ge-<br />

lesen hatte.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

29. April 2004<br />

Auffällig die Parallelen zwischen diesen bei-<br />

den kreativ tätigen Männern. Beide streng<br />

erzogen im katholischen Glauben mit den<br />

entsprechenden Auswirkungen moralischer<br />

Art und darum die spätere totale Abwen-<br />

dung von der «ecclesia unam sanctam ca-<br />

tholicam».<br />

Gemeinsam ist beiden auch der enge Bezug<br />

zur Mutter, die Belesenheit, die Verwendung<br />

von Sprachsplittern von Latein <strong>bis</strong> Spanisch<br />

in Text und Bild, das wortschöpferische Fa-<br />

bulieren und die sinnliche <strong>bis</strong> derbe Bildhaf-<br />

tigkeit, der Humor wie auch die Ironie, die<br />

sich bei beiden durchs Werk ziehen. Auf<br />

jeden Fall ist es reizvoll, die Annäherungen<br />

an die Dichtung von Bernhardsgrütter zu<br />

James Joyce sozusagen als interpretato-<br />

rische Hilfe entgegen zu nehmen.»<br />

St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer, 29. Juni 2004<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

30<br />

20<br />

«Unser Motto für das Jahr <strong>2003</strong> lautet «Inspi-<br />

ration Ost». Mit dieser Ausrichtung möchten<br />

wir die Vielfalt <strong>des</strong> osteuropäischen Jazz prä-<br />

sentieren und damit auch insbesondere die<br />

Zusammengehörigkeit Europas speziell mit<br />

seinen östlichen Nachbarn stärken. Diese<br />

Ausrichtung führt dazu, dass im Vergleich<br />

zum letzten Jahr weniger Schweizer Musiker<br />

am Festival beteiligt sind.»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Inspiration Ost (Jazzherbst <strong>2003</strong>)<br />

Unter dem Motto «Inspiration Ost» ist der 24.<br />

vom Jazzclub Konstanz organisierte «Jazz-<br />

herbst» über die Bühne <strong>des</strong> K 9 gegangen.<br />

Sechs Gruppen brachten an den drei gut<br />

besuchten Konzerttagen innovative, mitreis-<br />

sende, aber auch kuriose Musik zu Gehör.<br />

Geradezu passend für das Motto «Inspira-<br />

tion Ost» war das folgende Zusammenspiel<br />

von Co Streiff (Saxophon) und Christian<br />

Weber (Bass) mit Olga Mischula. Die 1969<br />

in Minsk geborene Künstlerin spielte auf<br />

einem Cimbalom (Cymbal), dem mit Klöp-<br />

peln geschlagenen osteuropäischen Hack-<br />

brett. Die Verknüpfung von Jazz mit dem<br />

Folkloreinstrument ging auf, und die Gruppe<br />

brachte interessante Klangkombinationen<br />

zu Gehör: Klagende Saxophonmelodien,<br />

von einem durchgängig prägnant gezupften<br />

Kontrabass begleitet, wurden mit vielfältigen<br />

Hackbrettklängen gekreuzt – und vor allen<br />

Dingen dieser angenehm warme Ton <strong>des</strong><br />

Cimbaloms, der von ruhig angeschlagenen,<br />

harfenähnlich als Arpeggio gespielten Be-<br />

gleitakkorden <strong>bis</strong> hin zu strahlenden Tonfol-<br />

gen reichte, konnte begeistern.<br />

Südkurier, Florian Stemmler, 27. Oktober <strong>2003</strong><br />

Es spielten nebst MusikerInnen aus Tschechien,<br />

Finnland, Polen, Bulgarien, Slowenien, Litauen,<br />

Weissrussland und Deutschland die bekannten<br />

Österreicher Christian und Wolfgang Muthspiel<br />

sowie Co Streiff, Christian Weber und Tommy<br />

Meier aus der Schweiz.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: F 39’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />

21<br />

«Breite Bevölkerungsschichten in der<br />

Schweiz / in Europa meinen, sich vor Einwanderern<br />

schützen zu müssen. Drehen wir<br />

den Spiess um: Was heisst Auswandern<br />

heute»?<br />

Sam wandert aus, von der Schweiz nach<br />

Kanada. Nach 10 Jahren kann er sich eine<br />

kleine Farm kaufen. Sein «Nachbar» (kanadische<br />

Distanzen) Max ist vor rund 40<br />

Jahren aus dem <strong>Thurgau</strong> nach Alberta ausgewandert,<br />

nachdem er seinen Hof für eine<br />

ansehnliche Summe verkauft hatte. Howlin<br />

Wolf will Sams Geschichte und seinen Alltag<br />

in Relation zu Max erzählen.<br />

Cornelia Strasser:<br />

Howlin Wolf (Vorprojekt)<br />

Dank der Unterstützung der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

konnte Cornelia Strasser weiter für den geplanten<br />

Dokumentarfilm recherchieren und<br />

in Kanada für die Aufnahmen rekognoszieren.<br />

2004 wurde für die Filmproduktion ein<br />

Beitrag bewilligt, das Projekt erhielt auch<br />

Unterstützung von SF DRS und 3sat. Allerdings<br />

kam die Finanzierung letztlich nicht<br />

zustande und das dafür gesprochene Geld<br />

wurde nicht ausbezahlt.<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–


19 20<br />

31 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

19<br />

Anton Bernhardsgrütter:<br />

Ulysses<br />

20<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Inspiration Ost (Jazzherbst<br />

<strong>2003</strong>)


22<br />

«Die Protagonistin Ana stellt keine Fragen,<br />

nicht als ihr 13-jähriger Sohn sich das Leben<br />

nimmt, nicht als ihre Schwiegermutter zu ihr<br />

und ihrem Mann Bernhard zieht und Ana auf<br />

perfide Art und Weise quält. Als Ana endlich<br />

anfängt zu fragen, scheint es bereits zu spät<br />

zu sein. Denn sie wird <strong>des</strong> Tötungsversuchs<br />

an ihrer Schwiegermutter verdächtigt. Sie<br />

landet in der Psychiatrie, weil sie keine Ant-<br />

worten mehr gibt. Auf sich selbst zurückge-<br />

worfen, beginnt sie endlich Fragen zu stel-<br />

len, zuerst an sich und dann an andere. Sie<br />

erhält Antworten, auch schmerzhafte, und<br />

tut das schier Unglaubliche, sie holt, nach-<br />

dem sie aus der Psychiatrie entlassen wird,<br />

ihre Schwiegermutter wieder zu sich.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Andrea Gerster: Romanprojekt<br />

«Wahnsinnig schöne Maitage»<br />

«Für das Romanprojekt interessierte sich in<br />

einer frühen Phase ein renommierter deut-<br />

scher Verlag, der sich aber nach einigen<br />

Monaten noch vertragsloser Zusammenar-<br />

beit letztlich gegen das Projekt entschied.<br />

Derzeit hat wiederum ein grosser deutscher<br />

Verlag Interesse bekundet, in den nächsten<br />

Wochen sollte der Entscheid fallen.<br />

Der Roman ist in einer eigenständigen, zum<br />

Teil experimentellen Sprache geschrieben,<br />

das kann gleichzeitig als Vor- wie als Nach-<br />

teil ausgelegt werden. Der Werkbeitrag hat<br />

die Autorin ermutigt, das literarische Schaf-<br />

fen zu intensivieren.<br />

Aus dem Schlussbericht von Andrea Gerster<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

32<br />

23<br />

Stauffers «Text-Theater-Bewegungsforsch-<br />

ungsarbeit», die er bereits mit seinem am<br />

Stadttheater Bern uraufgeführten Stück<br />

«Die Apfelkönigin» verfolgte, haben Philipp<br />

Egli zu einer Zusammenarbeit animiert. «Ich<br />

bin überzeugt, dass Stauffers Hang zum<br />

Doppelbödigen, vom Repetitiven <strong>bis</strong> zum<br />

Absurden, seine Art, schweizerische Arten<br />

und Unarten in die Zeilen zu mischen, in<br />

diesem Tanzabend gut zum Tragen kommen.<br />

Seine Experimentierfreude und Lust, sich<br />

auf Ungewisses einzulassen, passen gut zu<br />

einem Tanzstück, welches schon durch die<br />

äusseren Gegebenheiten einen einmaligen<br />

Rahmen bildet: Kalter, ungeheizter Raum,<br />

ungewöhnliche Anordnung von Bühne und<br />

Publikum, raumspezifische Umsetzung.»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen, Philipp Egli<br />

Michael Stauffer: Als alles gesagt war<br />

(Arbeitstitel: Die Ruhe vor der Stille)<br />

Scheint die Semantik <strong>des</strong> Raums zu Beginn<br />

etwas plakativ aufgegriffen und vermögen<br />

die offenbar sprecherisch wenig geübten<br />

Akteure die lyrischen Qualitäten <strong>des</strong> Textes<br />

nur ansatzweise zum Ausdruck zu bringen,<br />

so gewinnt der Tanz, je mehr er sich von der<br />

mimetischen Illustration und vom verbalen<br />

Ausdruck löst, an Dichte und Eindringlich-<br />

keit. Aus demonstrativem Herumlungern<br />

ergeben sich intensive Übersprung-Hand-<br />

lungen; mehrmals setzt man paarweise zum<br />

Walzer an, doch man verfehlt sich, gerät<br />

sich in die Haare oder rast furios durch die<br />

geschickt genutzte Halle. (…) «Als alles ge-<br />

sagt war» ist da am besten, wo die Rede ver-<br />

stummt, wo die Körper sprechen zur Musik<br />

von Alfred Schnittke und Giya Kancheli, un-<br />

gestüm, akrobatisch, auch melancholisch.<br />

Neue Zürcher Zeitung, Christina Thurner,<br />

15. März 2004<br />

Musik: Giya Kancheli «Vom Winde beweint»,<br />

Alfred Schnittke «Konzert für Viola und<br />

Orchester»; Konzept und Choreografie: Philipp<br />

Egli; Text, Ton, Mitarbeit: Michael Stauffer;<br />

Assistenz: Antoinette Laurent/Laura Atwood;<br />

Tanz: Philipp Egli, Julia Feldhammer, Tim<br />

Fletcher, Briony Hutton, Cornelia Lüthi,<br />

Sebastian Rowinsy, Adrian Rusmali, Monica<br />

Schneider, Radovan Vagac; Ausstattung: Mike<br />

Grünwald; Kostüme: Tanja Liebermann.<br />

Die Premiere fand am 12. März 2004 in der<br />

Velowerkstatt (ehemals SBB-Cargo-Domizil) in<br />

St. Gallen statt, wo zwölf weitere Aufführungen<br />

folgten.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand Text: Fr. 18’600.–<br />

Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’100.–<br />

24<br />

Als grosse Inspiration für «Et Qui Va Pro-<br />

mener Le Chien?» dient uns der Text «Heute<br />

um 18.34 Uhr» von Gerhard Falkner. Die<br />

zwei Textstellen «Heute um 18.34 Uhr wurde<br />

ich alt» und «Heute um 18.34 Uhr blieb ich<br />

stehn, sah und hörte nach» bilden den Aus-<br />

gangspunkt für unsere Choreografie. Wo,<br />

wie und weshalb bleibe ich stehen? Was<br />

ist davor und was kommt danach? Bedeutet<br />

alt werden stehen bleiben? Was passiert<br />

während <strong>des</strong> Innehaltens? Was für Auswir-<br />

kungen hat ein persönliches Stillstehen auf<br />

mein Umfeld? Und weshalb dreht sich ir-<br />

gendwie trotzdem alles weiter, obwohl ich<br />

stehen bleibe?<br />

Die Tänzer verkörpern verschiedene Cha-<br />

raktere, die ihr Stehenbleiben und Altern<br />

individuell und in Beziehung zueinander er-<br />

leben und erforschen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

DEJACOmpagnie:<br />

Et Qui Va Promener Le Chien?<br />

Sie hätten nicht abgeschlossene Bilder in<br />

das Stück hineinlegen wollen, sondern den<br />

Zuschauenden die Möglichkeit geben, den<br />

eigenen Empfindungen zu folgen, erklären<br />

die Tänzerinnen nach der Vorstellung. Wo<br />

mancher eine aufgehende Sonne sieht, emp-<br />

findet ein anderer Freude. Es sind kleine<br />

Geschichten, aneinander gereiht in einer<br />

Verschiedenheit, die nicht trennend wirkt,<br />

dargestellt als einheitliches Tanzstück.<br />

Absolut faszinierend war das Zusammen-<br />

spiel der fünf Darsteller, die zum grössten<br />

Teil der Vorstellung ohne Musik getanzt<br />

haben. Sie haben ihr Publikum gefesselt,<br />

für eine Stunde entführt in die Sprache <strong>des</strong><br />

Körpers, in eine stille Geschichte. Dejacom-<br />

panie – das ist frischer Wind in der Tanz-<br />

szene.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Rahel Kraft, 26. Januar 2004<br />

Choreografie: Seraina Dejaco, Jessica Huber,<br />

Leila Huwiler; Tanz: Simone Blaser, Seraina<br />

Dejaco, Jessica Huber, Anna Koch, Marco<br />

Volta; Licht: Fiona Zolg; Kostüm<strong>des</strong>ign: Joanna<br />

Gschwind; Bühnenbild: Alltagskonstruktionen<br />

GmbH.<br />

Die Premiere fand am 23. Januar 2004 in<br />

Frauenfeld statt, wo zwei weitere Vorstellungen<br />

folgten.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 97’880.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


23 24<br />

33 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

23<br />

Michael Stauffer: Als alles<br />

gesagt war (Arbeitstitel:<br />

Die Ruhe vor der Stille)<br />

24<br />

DEJACOmpagnie: Et Qui<br />

Va Promener Le Chien?


25<br />

Der Fotograf Dieter Berke plant mit seinen<br />

Camera-Obscura-Aufnahmen eine Publika-<br />

tion. Um dafür eine stringente Auswahl zu<br />

treffen, bedarf es kompetenter Betreuung,<br />

die Auswahl soll kopiert und zu einer Ma-<br />

quette gebunden werden, mit der sich die<br />

Publikationskosten berechnen lassen und<br />

ein eigentliches Gesuch ermöglicht.<br />

Dieter Berke: Different Polaroids<br />

Die von der <strong>Kulturstiftung</strong> geförderte Publi-<br />

kation erschien 2004 im Niggli Verlag unter<br />

dem Titel «Slow Motion».<br />

Vorprojekt, finanziert von der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 4’400.–<br />

34<br />

26<br />

«blablabor» versteht sich als Forschungs-<br />

team. Gegenstand der Forschung ist die<br />

Sprache. Untersucht wird das Wort als<br />

Begriff- und Klangträger, als möglicher<br />

Teil eines inhaltlichen und strukturellen<br />

(Satz)zusammenhangs, als Geschichts- und<br />

Kulturtransporteur. Ziel der Forschung ist<br />

das beweglich Machen, in Schwung brin-<br />

gen der Wörter («… die fliehenden Ränder<br />

zentripetaler Wortklumpen… wo Wörter den<br />

Ort verlassen haben werden, wo Sprache<br />

Zeit ist…») in Richtung zentrifugaler Klang-<br />

vielheit. Die Zwischenresultate präsentieren<br />

sich als Audiokunstwerke.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

blablabor, Annette Schmucki, Reto<br />

Friedmann: Liedlied<br />

Dem Liedlied liegen zwölf Wörter zu Grunde.<br />

Diese zwölf Wörter wurden in den Sprachen<br />

Deutsch, Japanisch, Tamilisch und Türkisch<br />

auf ihre dahinterliegenden Bilder (Ideen) hin<br />

untersucht. Aus diesen Bildern <strong>des</strong>tillierten<br />

wir den Text, den Klang und die Komposi-<br />

tion. Im Liedlied gibt es kein Ausserhalb der<br />

Sprache. Alles ist Musik.<br />

Das Liedlied gliedert sich in ein grosses<br />

Lied, welches in Abschnitte unterteilt ist,<br />

und 13 kleine Lieder. Je<strong>des</strong> kleine Lied be-<br />

nötigt eine eigene, seiner Sprache angemes-<br />

sene Vorgehensweise beim Komponieren.<br />

Je<strong>des</strong> kleine Lied zeigt so eine eigene Welt<br />

<strong>des</strong> Lieds. Das grosse Lied befragt die Mu-<br />

siksprache der kleinen Lieder, schmiegt sich<br />

an oder wird schroff abgestossen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Die Produktion wurde erfolgreich abgeschlossen<br />

und am 27. September 2005 im Mousonturm<br />

in Frankfurt a.M. uraufgeführt. Der Hessische<br />

Rundfunk strahlte die Aufführung am 1. Oktober<br />

2005 aus, weitere Aufführungen und Klanginstallationen<br />

(u.a. auf dem Zürichsee) folgten<br />

ebenso wie Radiosendungen im In- und Ausland.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 70’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

27<br />

Das Phönix-theater 81 plant eine erneute<br />

Teilnahme am Kinder- und Jugendtheaterfestival<br />

Blickfelder, die zum 10. Mal stattfinden.<br />

Vorgesehen sind fünf Produktionen<br />

in Steckborn, die teils mehrmals präsentiert<br />

werden sollen.<br />

Phönix-theater 81: Blickfelder 2004<br />

Zwischen Charme und Drohgebärden wechselten<br />

die Szenen in «Creeps» am Montagnachmittag.<br />

Rund 140 Sekundarschülerinnen<br />

und -schüler der Oberstufe Eschenz sassen<br />

dicht gedrängt im Theater, für die meisten<br />

war es der erste Theaterbesuch im jungen<br />

Leben überhaupt. Die Mimik der Zuschauer<br />

wechselte zwischen Schauder und Zauber.<br />

(…) Das Stück sorgte für eine Horizonterweiterung,<br />

vom Inhalt her, von Klängen und<br />

Rhythmen. Und die drei jungen Schauspielerinnen<br />

gaben dem Stück ein Profil der Extraklasse<br />

und sorgten mit ihren starken Intervallsprüngen<br />

für Nachhaltigkeit. Aber die<br />

Wirklichkeit ist komplizierter als die Bühne,<br />

dies zeigte die Umfrage bei «Creeps»-Besucherinnen<br />

und -Besuchern.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Margrith Pfister-Kübler,<br />

18. März 2004<br />

Zwischen 16. und 24. März 2004 wohnten über<br />

1000 Kinder, jugendliche und erwachsene<br />

Besucherinnen und Besucher insgesamt zehn<br />

Aufführungen in Steckborn bei. Folgende<br />

Stücke wurden gezeigt: «Wolf sein» von Bettina<br />

Wegenast (Club 111, Bern, Regie Meret<br />

Matter), «Creeps» von Lutz Hübner (junges<br />

theater basel, Regie Rafael Sanches), «Treff.<br />

Zebra» von Beat Fäh und Ensemble (Mabproduction<br />

D/CH, Regie Sebastian Gramms),<br />

«Stellauna» von Dragica Ivanovic (Figurenthater<br />

HiBissKuss, Stuttgart, Regie Donna Corboy und<br />

Markus Pickering).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’950.–<br />

Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’851.35


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur eröffnet Welten.<br />

Brigitt Näpflin, Kulturvermittlerin, Weinfelden<br />

25<br />

35 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

25<br />

Dieter Berke:<br />

Different Polaroids<br />

26<br />

blablabor, Annette<br />

Schmucki, Reto<br />

Friedmann: Liedlied<br />

27<br />

Phönix-theater 81:<br />

Blickfelder 2004<br />

26 27


28<br />

Wir wollen in Paris als Stadtstreicher un-<br />

terwegs sein und werden nach den über-<br />

sehenen und vergessenen Momenten for-<br />

schen. In Strassenzügen, in Bars, auf Plät-<br />

zen, in Hauseingängen spielen sich alltäg-<br />

liche Szenen ab, der Mensch bewegt sich<br />

in einem spezifischen Umfeld und dieses<br />

architektonische, ästhetische und kulturelle<br />

Umfeld wirkt auf den Menschen zurück.<br />

Wir sammeln Eindrücke von Aussenräumen<br />

und Innenräumen. Grosse Welten – kleine<br />

Welten. (…) Ein digitales «Archiv Projekt<br />

Paris» wird in einer zweiten Phase angelegt.<br />

Darin wird sich sowohl Video-, Audio- als<br />

auch fotografisches Material befinden.<br />

In einer dritten Phase folgen Ausstellung<br />

und Installation einer imaginären Stadtland-<br />

schaft.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

stöckerselig: Paris <strong>2003</strong> – 2004<br />

stöckerseligs <strong>Projekte</strong> äussern sich demo-<br />

kratisch, ja interaktiv. So planen die beiden<br />

eine interaktive Videoinstallation, in der auch<br />

Besucher ihre Assoziationen zu bestimmten<br />

Aspekten einbringen können. Es entsteht<br />

eine Sammlung unzähliger Splitter <strong>des</strong> kol-<br />

lektiven Bewusstseins, auf das stöckerselig<br />

wiederum künstlerisch reagieren wollen.<br />

Es ist eine Demokratisierung der Sichtwei-<br />

sen, der Kunst, <strong>des</strong> Künstlers, in der der in-<br />

dividuelle Künstler an Bedeutung verliert und<br />

das Bewusstsein vielfältiger Sichtweisen an<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />

22. August <strong>2006</strong>.<br />

Mit «traverser paris» hat das Duo das Stadt-<br />

gefüge als Stadtkörper aufscheinen lassen.<br />

Nicht bemerkte, vergessene und unwerte<br />

Momente verwebt stöckerselig in eine Insze-<br />

nierung und entwirft ein vielschichtiges Bild<br />

eines urbanen Raums.<br />

Martin Preisser, auf der Homepage der Kunsthalle<br />

Arbon http://www.kunsthallearbon.ch<br />

Ende <strong>2003</strong> und im Verlaufe <strong>des</strong> Jahres 2004<br />

arbeiten Annette Stöcker und Christian Selig<br />

teils zusammen, teils getrennt in Paris.<br />

Anlässlich der «Regionale 5» präsentieren sie<br />

Ende 2004 in der Basler Kunsthalle ihre<br />

Arbeit «Place d’Aligre». Vom 20. August <strong>bis</strong><br />

23. September <strong>2006</strong> zeigen sie einen Teil ihrer<br />

Arbeit in der Kunsthalle Arbon.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’350.–<br />

Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />

36<br />

29<br />

«Cahiers d’artistes» heissen die Hefte, mit<br />

denen Pro Helvetia junge Künstlerinnen und<br />

Künstler vorstellt. «facetten» ist die Thur-<br />

gauer Variante.<br />

Nachdem bereits drei Ausgaben über Olifr<br />

M. GUZ alias Oliver Maurmann und die Ae-<br />

ronauten, Fotografie aktuell (Doppelnummer)<br />

und den Bildhauer Peter Kamm erschienen<br />

sind, werden die nächsten Nummern dem<br />

Künstler Max Bottini und dem Komponisten<br />

und Musiker Ulrich Gasser gewidmet.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />

facetten II<br />

Am einfachsten, aber prägnantesten bringt<br />

es Peter Kamm, Bildhauer in Arbon, auf den<br />

Punkt: «Die «Facetten» machen sichtbar.»<br />

Ein Kulturfenster, wie er das Heft auch nennt,<br />

werde aufgestossen, ohne dass gleichzeitig<br />

eine Ausstellung stattfinde. Das schätzt er<br />

besonders, weil gleichsam ohne äusseren<br />

Anlass der Künstler und sein Werk ins Licht<br />

gerückt werden. «Facetten» hat in dieser<br />

Absichtslosigkeit erstaunlicherweise auch<br />

ein Fenster zu mir selbst geöffnet.» Ulrich<br />

Gasser, Komponist und Musiker, dem das<br />

jüngste Exemplar gewidmet ist, redet von<br />

«Visitenkarte» und «Aushängeschild». Damit<br />

bestätigt er, was Humbert Entress, dem<br />

Präsidenten der <strong>Kulturstiftung</strong>, vorschwebt:<br />

Dass diese Hefte ausser einer Würdigung<br />

auch ein Erfolgsausweis sein sollen. Da die<br />

«Facetten» auch ausserhalb <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> po-<br />

sitiv auffallen, kann man Peter Kamm Recht<br />

geben, der sagt: «Damit macht sich die Stif-<br />

tung ein Geschenk und indirekt auch dem<br />

Kanton.»<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> lässt sich je<strong>des</strong> Heft rund<br />

20’000 Franken kosten. Tendenziell mehr,<br />

weil erkannt wurde, dass eine Publikation<br />

ausschliesslich in deutscher Sprache eine<br />

verpasste Chance ist. Die Beiträge in den<br />

beiden letzten Heften wurden daher mit<br />

einer englischen Übersetzung ergänzt, was<br />

zweifellos den Kreis der möglichen Adres-<br />

saten und Interessenten vergrössert.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Kathrin Zellweger,<br />

30. Januar <strong>2006</strong><br />

facetten 5: Max Bottini, Kunst um das tägliche<br />

Brot, mit Beiträgen von Ralf Beil und Martina<br />

Koch, Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich<br />

facetten 6: Ulrich Gasser, Komponist, mit Bei-<br />

trägen von Roman Brotbeck und Bettina<br />

Spoerri, Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich.<br />

Rahmenkredit <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 57’000.–<br />

30<br />

Seit 15 Jahren werden in der Shedhalle im<br />

Eisenwerk Ateliers und Ausstellungen zeit-<br />

genössischer Kunst realisiert. Nachdem sich<br />

der bestehende Verein shed aufgelöst hat,<br />

hat sich eine Gruppe Interessierter gefun-<br />

den, die den Ausstellungsort weiterzuführen<br />

beabsichtigt. Ein Vorprojekt soll die Ausar-<br />

beitung eines neuen Konzepts für den künf-<br />

tigen Betrieb ermöglichen.<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

Betriebskonzept<br />

Der shed im Eisenwerk ist ein Labor für zeit-<br />

genössisches Kunstschaffen. Als solches<br />

steht nicht in erster Linie die Ausstellungs-<br />

tätigkeit im Zentrum, sondern die künstle-<br />

rische Arbeit und Auseinandersetzung in und<br />

mit unserer unmittelbaren Umgebung, also<br />

dem <strong>Thurgau</strong>. Ausgangspunkte sind lokale<br />

Phänomene, Ereignisse, Alltäglichkeiten,<br />

denen der shed in einzelnen <strong>Projekte</strong>n be-<br />

sondere Aufmerksamkeit schenken will.<br />

Im ausführlichen Konzeptpapier, das die<br />

Ausgangslage und Grundideen vermittelt,<br />

wurden die Begriffe Fenster, Forum, Fokus<br />

verwendet.<br />

Aus den Konzeptunterlagen<br />

Das Konzept mitsamt einem Startprojekt und<br />

Ideen für shed-Gespräche wurde Ende 2004<br />

formuliert.<br />

Vorprojekt, Beitrag <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


28 29 30<br />

37 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

28<br />

stöckerselig:<br />

Paris <strong>2003</strong> – 2004<br />

29<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />

facetten II<br />

30<br />

verein neuer shed<br />

im Eisenwerk:<br />

Betriebskonzept


31<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> versucht schon seit Jah-<br />

ren, wenn immer möglich Kultur in den Schu-<br />

len zu vermitteln. Nicht nur bei unterstützten<br />

<strong>Projekte</strong>n bietet sich oft Gelegenheit, Thur-<br />

gauer Schulklassen und damit Jugendliche<br />

an verschiedene kulturelle Sparten heran-<br />

zuführen. Oftmals sind dazu nur kleinere<br />

Beträge notwendig, beispielsweise für die<br />

Vorbereitung oder für Materialien, mit denen<br />

Schülerinnen und Schüler etwa in Zusam-<br />

menhang mit einer Ausstellung selbst etwas<br />

ausprobieren können.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>:<br />

Kulturvermittlung an den Schulen II<br />

Der Kredit wurde in den Jahren <strong>2003</strong> <strong>bis</strong><br />

<strong>2006</strong> für verschiedene <strong>Projekte</strong> verwendet:<br />

Die Schule Matzingen besuchte das Thea-<br />

terstück IKARUS der Kölner Theatergruppe<br />

«Ömmens und Oimel», das innerhalb <strong>des</strong><br />

Projekts Flugbahnen <strong>des</strong> forums andere<br />

musik im <strong>Thurgau</strong> gastierte. Martina Eisen-<br />

ring bemalte anlässlich <strong>des</strong> Projekts stadt art<br />

mit Kindern Schwemmholz. Silvia Peters re-<br />

alisierte mehrere <strong>Projekte</strong>: Führungen durch<br />

das «Heimspiel» in St. Gallen, die Kunstwoche<br />

der Primarschule Ermatingen und<br />

«Schulklassen begegnen KünstlerInnen»<br />

anlässlich der Ausstellung im Bernerhaus<br />

Frauenfeld. Und zweimal gab es eine Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Bodman-Haus<br />

und der Universität Konstanz in Form von<br />

Seminaren zu den Themen «The Sixties» und<br />

«Das Trauma <strong>des</strong> Krieges».<br />

Kunstvermittlung (früher sagte man Museumspädagogik)<br />

will das Museum «zu einem<br />

Ort machen, wo es etwas zu erleben, zu<br />

erfahren, also spielerisch zu lernen gibt»,<br />

sagt Silvia Peters. Sie vermittle im Dialog,<br />

auf lebendige und altersgerechte Weise den<br />

Zugang zu Kunstwerken. Als Kunstvermittlerin<br />

hole sie die Menschen dort ab, wo sie<br />

stehen, fordere sie aber gleichzeitig heraus<br />

und führe sie zu etwas Neuem. Kreatives<br />

Gestalten werde angeregt, man lerne die<br />

eigenen gestalterischen Möglichkeiten und<br />

Kräfte kennen und vertiefe das Gesehene<br />

und Erfahrene.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

10. November <strong>2006</strong>.<br />

Rahmenkredit Fr. 20’000.–<br />

38<br />

32<br />

Die Künstlerin Cécile Hummel lebte und arbeitete<br />

zwischen 1990 und 2000 in Rom.<br />

Aus dieser zehnjährigen Erfahrung entstand<br />

das Publikations-Projekt, das «Rom-Buch»,<br />

das auf ihre Ausstellung im Kunstmuseum<br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> hin erschien.<br />

Cécile Hummel: «Flüchtige Orte»<br />

Während eines Aufenthaltes am Schweizerinstitut<br />

in Rom hatte ich die Gelegenheit,<br />

diese Stadt zum ersten Mal etwas<br />

ausführlicher kennen zu lernen, als es bei<br />

touristischen Besuchen möglich ist. Ein Jahr<br />

liess mehr erahnen als verstehen, wie vielschichtig<br />

und namensreich, extrovertiert und<br />

gleichermassen verborgen sich die Schätze<br />

Roms darstellen. Ich beschloss <strong>des</strong>wegen,<br />

den Aufenthalt zu verlängern und blieb<br />

schliesslich zehn Jahre.<br />

Mein Plan ist es, ein Buch mit dem Titel Rom<br />

zu publizieren. Es soll ein Bilderbuch werden,<br />

das den Betrachter mit Abfolgen von<br />

Zeichnungen und Fotografien subjektiv und<br />

imaginär durch die Stadt Rom führt.<br />

Da meine Arbeit während der Romjahre eng<br />

mit dem Ort verbunden war, scheint es mir<br />

sinnvoll, diesen Abschnitt nachträglich mit<br />

etwas Distanz (ich lebe seit 2001 in der<br />

Schweiz) und einem neuen Blick darauf in<br />

eine ausgewählte Form zu bringen und zur<br />

Diskussion zu stellen. Der Gang durch Rom<br />

wird gleichzeitig ein Gang durch zehn Jahre<br />

meines Arbeitens, obwohl in der Publikation<br />

keine Ausstellungssituationen oder Dokumentationen<br />

gezeigt werden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Monographie «Flüchtige Orte»<br />

Fotografie Zeichnung, mit einem Vorwort von<br />

Markus Landert, Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong>, Niggli Verlag.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

33<br />

Im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> in<br />

der Kartause Ittingen hängt das «Bild Nr.<br />

230» von Peter Somm. Zu sehen sind darauf<br />

zwei konzentrische Kreise, die in leuchtendem<br />

Blau-Weiss in ein schwarzes Quadrat<br />

eingeschrieben sind. Zwei Kreise. Nichts<br />

weiter. Und doch gehört das Bild zu den<br />

attraktivsten Werken der Sammlung <strong>des</strong> Museums.<br />

Wie mit magischen Kräften ziehen<br />

die Ringe die Blicke auf sich. Kaum ein<br />

Besucher, kaum eine Besucherin geht am<br />

Bild vorbei, ohne einen Moment innezuhalten,<br />

ohne genauer hinzusehen. Der Grund:<br />

Auf dem Bild geschieht das Unmögliche.<br />

Die beiden Kreise leuchten! Sie strahlen wie<br />

Neonröhren aus dem tiefschwarzen Grund<br />

hervor. Die Farbe löst sich auf in ein immaterielles<br />

Hell und Dunkel. Die Fläche der<br />

Leinwand wird zum Raum, in dem Vorn und<br />

Hinten in ständiger, nicht festzulegender<br />

Weise fluktuieren.<br />

Aus der Monographie, Markus Landert<br />

Peter Somm:<br />

Monographie «Peter Somm»<br />

Für diesen sorgfältig (vom Bieler Atelier<br />

Form + Funktion) gestalteten und gedruckten<br />

Oeuvrekatalog wurde der Altmeister für<br />

Kunstkritik, Fritz Billeter, gewonnen, der<br />

nicht nur anschaulich aufzeigt, wie die Arbeiten<br />

auf Papier für Peter Somm von Anfang<br />

an seiner künstlerischen Tätigkeit von<br />

grosser Bedeutung sind, sondern sich in<br />

seinem Text auch generell damit auseinander<br />

setzt, was die Zeichnung heute noch für zeitgenössische<br />

Kunstschaffende bedeutet, die<br />

sich mit konstruktiver Kunst beschäftigen.<br />

Wobei er sofort differenziert, dass Peter<br />

Somm nicht eigentlich zu ihnen zu zählen sei,<br />

was er durch Aussagen <strong>des</strong> Künstlers untermauert:<br />

«Somm setzt sich nicht durch einen<br />

spektakulären Bruch vom Konstruktivismus<br />

ab, sondern er «überwindet» diesen, indem<br />

er ihn vertieft.» Das erreiche er nach eigenen<br />

Worten so: «Mein Ziel ist eine konstruktive<br />

Kunst, bei der das Rational-Konstruktive<br />

immer hintergründiger wird …»<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Barbara Fatzer,<br />

2. Februar 2005<br />

Monographie «Peter Somm», mit Texten von<br />

Markus Landert und Martin Kraft, Waser Verlag.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 47’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur ist für mich nicht statisch; ich lebe sie, indem<br />

ich schreibe, indem ich unterschiedlichen<br />

künstlerischen Disziplinen eine Begegnung mit Literatur<br />

ermögliche, indem ich die Angebote im<br />

kulturellen Bereich im <strong>Thurgau</strong>, in der Schweiz und bei<br />

Schreibaufenthalten im Ausland wahrnehme.<br />

Andrea Gerster, Autorin u. Journalistin, Freidorf<br />

31 32 33<br />

39 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

31<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong>: Kulturvermittlung<br />

an den Schulen II<br />

32<br />

Cécile Hummel:<br />

«Flüchtige Orte»<br />

33<br />

Peter Somm: Monographie<br />

«Peter Somm»


34<br />

Die Installation besteht aus einer dreiteiligen<br />

3 x12 m grossen Computer animierten, virtuellen<br />

Landschaft, die sich im Laufe der Zeit<br />

wundersam und parallel zu Ernst Thomas<br />

Klanglandschaft verändert.<br />

Der Bildinhalt ist stark reduziert und setzt<br />

sich nur aus Farbflächen zusammen.<br />

Der Schwerpunkt liegt auf dem Horizont,<br />

der durch vertikale Verzerrungen deformiert<br />

und in die Länge gezogen wurde. Durch die<br />

Übereinanderschichtung der einzelnen Bilder<br />

entsteht eine neue Tiefenstaffelung.<br />

Ernst Thoma: «Landscape 5»<br />

Ernst Thoma ist ein Wanderer zwischen den<br />

Welten, zwischen Bild und Ton. In seinen<br />

zahlreichen <strong>Projekte</strong>n hat er stets versucht,<br />

nicht nur die Grenzen <strong>des</strong> jeweiligen Mediums<br />

auszuloten, sondern auch die Grenzen<br />

zwischen diesen unvereinbar scheinenden<br />

Welten zu verwischen. Seine neue Arbeit,<br />

die fünfte in der Reihe «Landscape», stellte<br />

der in Stein am Rhein wohnende Künstler<br />

am Sonntag vor. Die wenigsten der gut 100<br />

Vernissagebesucher konnten sich der Suggestivkraft<br />

der Installation entziehen.<br />

Oder ist es ein Video? Ein Klangbild? Ein<br />

Trickfilm? Ernst Thoma stellt uns die triviale<br />

Frage, was Landschaft denn sei, und die<br />

weit schwierigere Frage, wie Landschaft in<br />

unseren Köpfen entsteht, wie wir sie wahrnehmen<br />

– eine perfekte Inszenierung, die<br />

spielt mit der Wahrheit und sie dennoch<br />

ernst nimmt. Thoma spielt mit uns Betrachtenden<br />

auf ganz verschiedenen Ebenen – je<br />

tiefer wir uns auf sein Spiel einlassen, <strong>des</strong>to<br />

intensiver wird unsere Wahrnehmung.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

18. August 2004<br />

Vom 15. August 2004 <strong>bis</strong> 6. Februar 2005<br />

stellte Ernst Thoma seine Videoinstallation im<br />

Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Kartause<br />

Ittingen aus.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

40<br />

35<br />

Ich bin jetzt an der Ausarbeitung der Lösung<br />

für meine Performance und sie könnte ungefähr<br />

so aussehen:<br />

Ich bediene mich nicht nur der Maus als<br />

Interface, möchte aber keine Industrie-Ausstellung<br />

der Interfaces veranstalten; kurz<br />

– soviel wie nötig, sowenig wie möglich.<br />

Den Computer-Monitor möchte ich nicht auf<br />

eine Leinwand projizieren, da ich nicht das<br />

Software-Tool in den Vordergrund stellen<br />

möchte.<br />

Eine valable Möglichkeit besteht darin, eine<br />

Kamera über-Kopf zu installieren, welche<br />

die Bewegung der Hände (Mausbewegung,<br />

Keyboard, Filter-Interface, Mischpult etc.)<br />

aufnimmt und auf eine Leinwand projiziert,<br />

um die «kleinen Bewegungen» grösser darzustellen<br />

und einen direkten Bezug zum<br />

akustischen Geschehen herzustellen. Diese<br />

Möglichkeit wurde zusammen mit Mentor<br />

Ellberger ausgearbeitet und scheint im Moment<br />

die sinnvollste.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Raphael Tanner:<br />

Klang Re- / Montage «five in one»<br />

Ein Piano, ein Schlagzeug und ein Mikrofonständer<br />

für die Bläser auf der Bühne,<br />

das Publikum auf den ansteigenden Rängen<br />

– so präsentiert sich das VorStadttheater<br />

im Eisenwerk Frauenfeld üblicherweise vor<br />

einem Konzert der Reihe jazz:now. Am letzten<br />

Mittwochabend war alles anders: Mitten<br />

im Saal stand ein Tisch, darunter Mac<br />

und PC, darauf zwei Bildschirme sowie ein<br />

ganzes Arsenal elektronischer Gerätschaften.<br />

Und das Publikum sass im Kreis darum<br />

herum – klar, dass die erste Präsentation <strong>des</strong><br />

von der <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützen<br />

Projekts «Five in One» kein Konzert der<br />

üblichen Art werden würde. Entsprechend<br />

gross war die Spannung, als der als Cellist<br />

bekannt gewordene Frauenfelder Raphael<br />

Tanner am Tisch Platz und die Computermaus<br />

in die Hand nahm.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Hanspeter Vetsch,<br />

25. Februar 2005<br />

«five in one» wurde am 23. Februar 2005 in<br />

Frauenfeld uraufgeführt und am IRCAM Paris<br />

am 13. Oktober 2005 präsentiert. CD «five in<br />

one» erschienen <strong>2006</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 53’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 22’000.–<br />

36<br />

Während <strong>des</strong> Fotoessays «Licht und Zeit»<br />

arbeitete ich mit Polaroidkamera und -film,<br />

um die Belichtungszeiten für die Camera obscura<br />

auszutesten. Dadurch kam ich auf die<br />

Idee, mit Polaroid eine eigenständige Arbeit<br />

zu entwickeln. Ende 2000 begann ich gezielt,<br />

mit dem Material Polaroid – sowohl farbig<br />

wie schwarzweiss – zu experimentieren,<br />

wobei zahlreiche schwarzweisse Aufnahmen<br />

während mehrerer Aufenthalte in Kalifornien<br />

entstanden. Mein langjähriges Arbeitsthema<br />

– die fotografische Verschmelzung von Realität,<br />

Traum und Erinnerung – schien mir ideal<br />

zu diesem Filmmaterial zu passen.<br />

Dieter Berke, in den Gesuchsunterlagen<br />

Dieter Berke: Buch «Slow motion»<br />

«Slow motion» heissen Ausstellung und Publikation:<br />

Fotograf Berke setzt der rasanten<br />

Bilderflut unserer Zeit eine radikale Verlangsamung<br />

entgegen, eine Zeitlupe aus Melancholie<br />

und Bedächtigkeit. Je<strong>des</strong> Bild werde<br />

«zu einer Meditation über das Verstreichen<br />

und Aufhalten von Zeit», sagt Konservator<br />

Markus Landert. Für ihn (der mit Nadine Olonetzky<br />

zwei einfühlsame Texte zum Bildband<br />

beisteuerte) sind Dieter Berkes Fotografien<br />

«Endprodukte einer langen fotografischen<br />

Recherche». Berkes ganz neue Farbpolaroids,<br />

digital vergrössert, enthalten genau<br />

jenes tiefe Blau, das er im Koma nach einer<br />

schweren Operation sah. Berkes Kunst sei<br />

letztlich, so Landert, «sichtbar zu machen,<br />

was nicht abbildbar ist».<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

19. März 2004<br />

Ausstellung im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong> Kartause Ittingen, 31. März <strong>bis</strong><br />

1. August 2004<br />

Eine Publikation mit Texten von Nadine<br />

Olonetzky und Markus Landert erschien parallel<br />

zur Ausstellung im Niggli Verlag.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 29’739.65


41 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

34<br />

Ernst Thoma:<br />

«Landscape 5»<br />

34 35 36<br />

35<br />

Raphael Tanner:<br />

Klang Re- / Montage<br />

«five in one»<br />

36<br />

Dieter Berke: Buch<br />

«Slow motion»


37<br />

Mein Anliegen, eine Brücke zu schlagen zwi-<br />

schen modernem, experimentellem Theater<br />

und der Bevölkerung der Kleinstadt Steck-<br />

born, hat sich vollständig eingelöst. (…) Die<br />

Fragmente, aus denen sich die Geschichte<br />

zusammengesetzt hat, sind banal: Einkaufen<br />

bei Migros, ein Monolog über Kindererzie-<br />

hung, Ansichten zu Familie und Moral, doch<br />

genau in dieser Schlichtheit zeigten sich die<br />

Menschen.<br />

Regisseurin Stefanie blau, in ihrem Schlussbericht<br />

bluepoint production, Stefanie blau:<br />

«Be host be guest»<br />

Schliesslich überzeugen auch die sinnlichen<br />

Angebote, die Bilder, die durch Projektionen<br />

und deren Brechung entstehen (Film: Yvonne<br />

Escher), dazu die punktgenaue Führung der<br />

Beteiligten, von denen jeder auf der Bühne<br />

bestehen kann, ohne dass dabei die Assozi-<br />

ation «Laientheater» aufkommt. «Theater ist<br />

am schönsten, wo Unerwartetes sich öffnet<br />

und wenn’s lebendig, herznah, authentisch<br />

und bildreich ist» hiess es im Programmheft.<br />

Stimmt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />

1. März 2004<br />

Die Theaterproduktion «Be host be guest»<br />

wurde im Phönix-theater in Steckborn<br />

am 28./29. Februar 2004 und am 06./07. März<br />

2004 gespielt, weitere Aufführungen fanden<br />

am 13. März 2004 in Liestal und in Bonn<br />

vom 20. <strong>bis</strong> 24. April 2004 statt. Daran beteiligt<br />

waren jeweils professionelle und Laienschau-<br />

spielerInnen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’850.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 21’000.–<br />

42<br />

38<br />

Mit unserer Präsentation ermöglichen wir<br />

dem Künstler die erste grosse Einzelaus-<br />

stellung in einem Museum. Hierzu werden<br />

alle Hauptwerke und Bereiche seines <strong>bis</strong>-<br />

herigen Schaffens repräsentativ gezeigt. In<br />

der Ausstellung sind sowohl Installationen<br />

und Objekte als auch Filme vertreten. Damit<br />

verbindet sich der Wunsch, das komplexe,<br />

doch sehr stringente Schaffen dieses eigen-<br />

ständigen und talentierten Künstlers in allen<br />

Facetten zu vermitteln.<br />

Christoph Vögele, Konservator, Kunstmuseum<br />

Solothurn.<br />

Kunstmuseum Solothurn:<br />

Ausstellung Jürg Hugentobler<br />

Sein Arbeitsmaterial ist schlicht: Verpa-<br />

ckungsstoffe, Holz, Möbel, Papier. Seine<br />

einfach konzipierten Objekte und sachlich<br />

anmutenden Fotografien, so ästhetisch<br />

streng und beinahe konzeptuell sie antre-<br />

ten, beschreiben jedoch eine fragile Dialek-<br />

tik der Stimmungen, den schwer greifbaren<br />

Schwebezustand von räumlicher Fiktion und<br />

unerklärlicher Wahrhaftigkeit, von Modell<br />

und realer Ebene.<br />

Aargauer Zeitung, Eva Buhrfeind, 22. März 2004<br />

Vom 20. März <strong>bis</strong> 24. Mai 2004 stellte Jürg<br />

Hugentobler im Kunstmuseum Solothurn aus.<br />

Zur Ausstellung wurde ein Katalog bei der<br />

Edition Fink herausgegeben.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

39<br />

Auf gewisse Weise sind die Malereien auch<br />

vergleichbar mit einem dichten Gefüge aus<br />

verschiedenen Erinnerungsebenen. Wie<br />

funktioniert die menschliche Erinnerung?<br />

Erlebnisse und Erfahrungen lagern sich<br />

ab, überlagern sich, verschwinden von der<br />

Oberfläche in die verborgenen Bereiche <strong>des</strong><br />

Gedächtnisses, ohne allerdings ganz verlo-<br />

ren zu gehen.<br />

Katharina Ammann, in der Vernissagebegrüssung<br />

Kulturforum Amriswil:<br />

Einzelausstellung «Noch mal» von<br />

Ute Klein / Rahmenveranstaltungen<br />

Ute Klein hat Schicht um Schicht Farbe<br />

auf ihre grossflächigen Werke aufgetragen.<br />

Was aus Distanz oder bei kurzem Schauen<br />

ein Empfinden von Rot, Grün oder Gelb<br />

auszulösen vermag, wird bei nochmaligem<br />

Hinschauen und nochmaligem Stehenbleiben<br />

wieder aufgelöst. Farben sind also hintergründig,<br />

legen gleichzeitig frei und kokettieren<br />

mit ihrer Wandelbarkeit. Farbige Pinselstriche,<br />

Tropfen, Spritzer, Linien, welche<br />

Ute Klein in unterschiedlicher Intensität aufgetragen<br />

hat, wirken je nachdem dominant<br />

und/oder dynamisch. Farben machen also<br />

Tempo und ziehen einen in diese Dynamik<br />

mit ein.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Andrea Gerster, 7. Juni 2004<br />

Vom 5. <strong>bis</strong> 20. Juni 2004 stellte Ute Klein im<br />

Kulturforum Amriswil aus. Zur Ausstellung<br />

wurde ein Katalog bei der Edition Fink<br />

herausgegeben, im Rahmenprogramm ein<br />

Klavierkonzert von Claudia Rüegg und Petra<br />

Ronner, ein Küstlergespräch mit Markus<br />

Landert und Christine Erb sowie eine Lesung<br />

von Zsuzsanna Gahse.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–


37 38 39<br />

43 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

37<br />

bluepoint production,<br />

Stefanie blau:<br />

«Be host be guest»<br />

38<br />

Kunstmuseum Solothurn:<br />

Ausstellung Jürg Hugen-<br />

tobler<br />

39<br />

Kulturforum Amriswil:<br />

Einzelausstellung «Noch<br />

mal» von Ute Klein


40<br />

Im Oktober 1997 entstand in Zusammen-<br />

arbeit mit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong> und einem Trägerverein mit Robert<br />

Fürer als Präsidenten und Roman Schwaller<br />

als künstlerischem Leiter die Idee, in Frau-<br />

enfeld im Zweijahresrhythmus ein internatio-<br />

nales Jazzfestival durchzuführen. Ein reines<br />

Konzertfestival stand nie zur Diskussion. Es<br />

sollte eine Plattform entstehen, die allen an-<br />

wesenden Musikern über die Generationen<br />

hinweg verschiedene Möglichkeiten zur<br />

Kommunikation bieten würde – sei es ver-<br />

bal, aber vor allem musikalisch und frei von<br />

programmatischen Zwängen, eingebettet<br />

in ein durch mehrere Jazzclubs bestimmtes<br />

Ambiente.<br />

Ruth Bommer, in den Gesuchsunterlagen<br />

Internationales Jazztreffen Frauenfeld:<br />

«generations 2004»<br />

Der «generations»-erfahrene Brad Leali at-<br />

testiert den Teilnehmern <strong>des</strong> Masterclass-<br />

Workshops 2004 ein noch höheres Niveau<br />

als bereits 2002. Dies war im 1. Teil <strong>des</strong> Kon-<br />

zertes am Freitagabend im fast ausverkauf-<br />

ten Eisenwerk (grosser Saal) nachzuhören.<br />

Nach zwei Stücken der «Förderpreisband<br />

2004» – besonders talentierte Workshop-<br />

teilnehmer – kam die erste Überraschung:<br />

der Münchner Pianist Jo Junghanss, der mit<br />

dem Berner Michael Dubi (Bass) und Ma-<br />

rijus Aleksa aus Vilnius (Schlagzeug) eine<br />

CD aufnehmen darf. Junghanss Komposition<br />

«This Very Day» beschreibt einen Tag voller<br />

Romantik, atemloser Hektik und Dramatik.<br />

Das Trio dürfte sich danach gefragt haben,<br />

was es wohl «falsch» gemacht hatte, denn<br />

der Applaus war der emotional packenden<br />

Darbietung nicht angemessen. Die letzten<br />

beiden Stücke brachten wieder die Förder-<br />

preisband und mit ihr die Sängerin Nicole<br />

Herzog auf die Bühne. Bei «If I Were A Bell»<br />

kam das schöne Timbre der jungen Sirnach-<br />

erin gut zur Geltung.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Peter Billaudelle,<br />

4. Oktober 2004<br />

Das internationale Jazztreffen «generations»<br />

fand vom 25. September <strong>bis</strong> 2. Oktober 2004<br />

statt. Neben den Klubkonzerten, den<br />

Pianokonzerten und der Gala Night wurde eine<br />

Masterclass mit international renommierten<br />

Jazzmusikern und Dozenten für Jazzmusiker-<br />

Innen aus der Schweiz und dem Ausland<br />

organisiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 313’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 85’000.–<br />

44<br />

41<br />

Hänsel und Gretel sind hungrige Geschwister<br />

mit hungrigen Eltern. Im Wald wartet<br />

eine hungrige Hexe. Dieses wohlbekannte<br />

Märchen beginnt mit einem finsteren Plan.<br />

Hinzu kommen: Ein Vogel, der den Schnabel<br />

nicht halten will, und ein Bär «Wer weiss<br />

wohär». Hoffentlich wird zum Schluss der<br />

Hexe tüchtig eingeheizt…<br />

Das Theater Sgaramusch spielt diese düstere<br />

Geschichte mit viel Musik, Lust und<br />

Laune. Die vier SpielerInnen bringen die<br />

Geschichte temporeich auf die Bühne. Sie<br />

lassen Holzpuppen tanzen, legen sich mit<br />

Musik ins Zeug und drehen die rollende Bilderkulisse.<br />

Aus dem Produktionsprogramm<br />

Theater Sgaramusch:<br />

Erzählmusical «Hänsel und Gretel»<br />

Die Inszenierung durch das Theater Sgaramusch<br />

ist ein Genuss in jeder Hinsicht.<br />

Highlight der von Remo Keller gestalteten<br />

Kulissen ist das Bühnenbild selbst, das auf<br />

zwei grosse Rollen aufgezogen ist.<br />

schaffhauser az, Michael Helbling, 21.Mai 2004<br />

Regie: Jürg Schneckenburger; Spiel / Musik:<br />

Stefan Colombo, Olifr Mauermann, Vree<br />

Ritzmann, Nora Vonder Mühll. Das Stück wurde<br />

auf der Fass Bühne (Schaffhausen) und im GZ<br />

Buchegg (Zürich) insgesamt achtmal zwischen<br />

dem 18. Mai und dem 4. Juni 2004 gespielt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 99’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

42<br />

sich alles mit leichtigkeit<br />

& vorstellen : sich<br />

die erde<br />

das wasser<br />

die luft<br />

1 gehen<br />

1 dampfer<br />

den atem. 1 kommen<br />

den tod<br />

& das feuer<br />

1 brandlaib die zungen<br />

1 flugzeug<br />

das schwimmen<br />

& gleise im ohr<br />

1 verschweifen der laute<br />

traktorenverstöhnen<br />

die heunacht als laken<br />

1 Gott<br />

1 gebet<br />

1 holzkreuz gestrandet<br />

& lichtleichte engel<br />

die schürfwunde zeit<br />

über die landschaft gefahren 1 trost<br />

:1 schreiben vergessen<br />

im gedicht 1 begehren<br />

die flügel<br />

& stolpern<br />

José F. A. Oliver, Notat am 12. August 2004<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 2004:<br />

José F. A. Oliver, Lyriker, im Bodman-Haus<br />

Der Aufenthalt <strong>des</strong> deutschen Lyrikers mit<br />

andalusischer Herkunft José F. A. Oliver im<br />

Bodman-Haus Gottlieben dauerte vom<br />

2. August <strong>bis</strong> 30. September 2004.<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’500.–


40 41<br />

45 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

40<br />

Internationales Jazztreffen<br />

Frauenfeld: generations<br />

2004<br />

41<br />

Theater Sgaramusch:<br />

Erzählmusical «Hänsel<br />

und Gretel»


43<br />

Als Folgeprojekt zur von der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

initiierten Schreibwerkstatt 2002 wurden<br />

zehn Autoren und Autorinnen für ein zwei-<br />

tägiges Schreibseminar nach Fischingen<br />

eingeladen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong>: Schreibwerkstatt 2004<br />

Wir sind der Meinung, dass die Schreib-<br />

werkstatt ein nützliches Instrument zur<br />

Förderung <strong>des</strong> literarischen Nachwuchses<br />

im <strong>Thurgau</strong> sein kann. Die Arbeitsgruppe<br />

Literatur der <strong>Kulturstiftung</strong> möchte dieses<br />

Instrument auch weiterhin pflegen.<br />

Allerdings muss nächstes Mal unbedingt<br />

eine strengere Auswahl getroffen werden.<br />

Die Schreibwerkstatt darf nicht als Wochen-<br />

endplausch für Gelegenheitsdichter verstan-<br />

den werden, sondern sie soll ein professio-<br />

nelles und kollegiales, weiterführen<strong>des</strong> Ge-<br />

spräch über das Handwerk <strong>des</strong> Schreibens<br />

ermöglichen.<br />

Aus dem Schlussbericht von Stefan Keller<br />

Die Schreiberwerkstatt fand am 17. <strong>bis</strong> 18. April<br />

2004 im Bildungshaus Kloster Fischingen unter<br />

der Leitung von Zsuzsanna Gahse und Stefan<br />

Keller statt.<br />

Folgende Autoren und Autorinnen wurden<br />

dazu eingeladen:<br />

Mathias Frei (Frauenfeld), Andrea Gerster<br />

(Freidorf), Stefan Millius (St. Gallen), Christina<br />

Pollina-Roos (Zürich), Nadine Ritzer (Pfyn),<br />

Werner Rohner (Zürich), Peter Steidinger<br />

(Kreuzlingen), Elisabeth Thoma-Frey (St.<br />

Gallen), Alexander Wang (Freiburg in Breisgau),<br />

Sabine Wen-Ching Wang (Zürich).<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’432.40<br />

46<br />

44<br />

Das Theaterprojekt «Glamour Eiland» will<br />

nachzeichnen, wie Körper zu Medienbildern<br />

werden und Medienbilder Körperlichkeit her-<br />

vorbringen (…). Es handelt von Menschen,<br />

die mit magisch-glamourösen Stoffen spielen<br />

müssen, wollen oder können. Menschen, die<br />

ihre Form glänzender Selbstermächtigung<br />

auf fremde Archivbilder stützen und dies un-<br />

terdrücken. Dieser Verdrängungsstrategie<br />

möchte das Stück einen hemmungslosen,<br />

offenen Umgang mit dem Archiv gegenüber-<br />

stellen, der den Gebrauch von Zitaten nicht<br />

überspielt, sondern riskiert.<br />

Tim Zulauf, in den Gesuchsunterlagen<br />

Tim Zulauf: «Glamour Eiland»<br />

«Mode». «Revolution». «Club». «Hochzeit».<br />

«Museum». «Archiv». Es gibt tatsächlich Ka-<br />

pitelüberschriften im strengen Essay-Thea-<br />

ter <strong>des</strong> Schweizer Regisseurs Tim Zulauf,<br />

<strong>des</strong>sen neuste Produktion «Glamour Eiland»<br />

sich dem Glanz- und Blendphänomen Gla-<br />

mour auf die Spur setzt. Doch nicht nur<br />

das Bühnenbild, Animationen, Musik und<br />

Kostüme verhalten sich zum dialogischen<br />

Haupttext wie Fussnoten: erklärend, er-<br />

gänzend, verweisend, in ein ganz anderes<br />

Territorium mäandernd. Wobei Fussnoten ja<br />

mitunter das Wichtigste auf der Bühne der<br />

Theorie sind.<br />

Theaterheute, Eva Behrendt, Dezember 2004<br />

Vom 17. Oktober <strong>bis</strong> 14. November 2004 wurde<br />

das Stück «Glamour Eiland» von Klassenfahrt /<br />

KMPUProduktionen unter der Leitung von Tim<br />

Zulauf (Text und Regie) insgesamt zehnmal im<br />

Theaterhaus Gessnerallee Zürich aufgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 168’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

45<br />

Mit dieser musikalisch-literarischen Lesung<br />

wird dreierlei anvisiert:<br />

Erstens sollen die Hörerinnen und Hörer<br />

durch eine spannende Geschichte gepackt<br />

und dazu verführt werden, sich in der Phantasie<br />

in die prähistorische Zeit zu versetzen.<br />

Zweitens soll in verständlicher, jedoch unpädagogischer<br />

Weise in noch heute vertretbares<br />

Wissen über das Leben und die Kultur<br />

der Pfahlbauer eingeführt werden. (…).<br />

Drittens soll die Konfrontation mit Achermanns<br />

Roman den Zuhörern verdeutlichen,<br />

wie ideologieanfällig der Umgang mit der<br />

Urzeit war und ist.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Verein Neues Kammermusiktheater:<br />

Thuro<br />

(…) Und doch war der Abend weit mehr<br />

als nur eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit,<br />

denn schliesslich prägten die<br />

Bücher Achermanns das Bild, das sich die<br />

meisten von den Pfahlbauern machten. So<br />

gesehen war es ernüchternd zu sehen, dass<br />

das, was heute als Irrtum offenbar ist, vor<br />

weniger als 50 Jahren zur Volksbildung gehörte.<br />

Zwangsläufig drängte sich die Frage<br />

auf, wie es wohl den Leuten im 2060 ergehen<br />

wird, wenn sie unsere Erkenntnisse<br />

Revue passieren lassen werden.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christof Lampart, 5. Juni 2004<br />

Textvorlage «Die Jäger vom Thursee» vertont:<br />

Heinrich Achermann; Bearbeitung und Kommentar:<br />

Eva Tobler, Martin Huber; Lesung/Spiel:<br />

Martin Huber; Musik und Interpretation: Gaudenz<br />

Badrutt, Ulrich Gasser, Jürg Lanfranconi.<br />

Insgesamt haben fünf Aufführungen vom 2. <strong>bis</strong><br />

25. Juni 2004 in Frauenfeld, Arbon, Wetzikon,<br />

Meilen und Konstanz stattgefunden.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Ich kann mir ein Leben ohne Literatur nicht vorstellen.<br />

Kultur und Alltag ist nicht Gegensatz, sondern<br />

ineinander verwoben. Kultur ist gestalteter Alltag.<br />

Margrit Stickelberger, Deutschlehrerin, Uttwil<br />

44 45<br />

47 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

44<br />

Tim Zulauf:<br />

«Glamour Eiland»<br />

45<br />

Verein Neues Kammer-<br />

musiktheater: Thuro


46<br />

«Die Schweiz ist ein Bunker»<br />

Leopold Huber, in den Gesuchsunterlagen<br />

See-Burgtheater, Leopold Huber:<br />

Kalter Krieg und heisse Würstli<br />

«Mit «Kalter Krieg und heisse Würstli», einer<br />

sarkastischen «Revue», erweist sich Huber<br />

einmal mehr als ein Theatermann, der leise<br />

Töne mit opulentem Theater kaschiert. Und<br />

er ist erneut nicht nur textlich vor Ort: wer<br />

sich auf die Revue einlässt, ist längst zum<br />

Mitspieler geworden.»<br />

Südkurier, Brigitte Elsner-Heller, 4. September 2004<br />

Das Stück «Kalter Krieg und heisse Würstli» von<br />

Philipp Engelmann und Leopold Huber wurde<br />

neun Mal vom 2. <strong>bis</strong> 18. September 2004 im<br />

Eichof Bunker aufgeführt und im Sommer 2005<br />

wieder aufgenommen.<br />

SchauspielerInnen: Franca Basoli, Astrid Keller,<br />

Erich Furrer, Erich Hufschmid.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 149’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 55’000.–<br />

48<br />

47<br />

Der Veranstalter Kubox hat einen Wettbe-<br />

werb ausgeschrieben, jurierte die Eingaben<br />

und vertraute dem Künstlerpaar steffen-<br />

schöni das Projekt an. Fundgegenstände<br />

wurden von ihnen mittels Digitalfotografien<br />

aufgenommen. Während dem ganzen Ablauf<br />

wurde dazu das Areal per Video überwacht.<br />

Das Areal eines abgebrannten Güterschup-<br />

pens, eine mittlerweile von der Natur zurück-<br />

erobertes Wasteland wird für einige Monate<br />

ein begehbares Tableau für mehrschichtige<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Verein Kubox Romanshorn:<br />

Thema Natur auf dem Güterschuppen-<br />

areal Romanshorn<br />

Da liegt doch tatsächlich eine knallgelbe<br />

Zitrone im zum Teil mit Wasser gefüllten<br />

Graben. «Wie kommt denn die dahin?»,<br />

wundert sich Heidi Schöni. Sie wird sich<br />

nachher Stiefel überziehen, in den Graben<br />

klettern, die Zitrone herausholen und sie<br />

dann in den Museumsraum im ehemaligen<br />

Zollhaus bringen, das unmittelbar an das<br />

Gelände grenzt, das derzeit unter dem Titel<br />

«seestück; basic(s)II» eine künstlerische Un-<br />

tersuchung erfährt.<br />

Heidi Schöni und Karl Steffen, <strong>Thurgau</strong>er<br />

Künstlerduo und unter dem Namen «stef-<br />

fenschöni» agierend, führen ihre Untersu-<br />

chungen zum Thema «Archäologie <strong>des</strong> All-<br />

tags» im Hafenareal in Romanshorn weiter.<br />

Wiederum greifen sie zu Geheimdienstme-<br />

thoden. Die beiden Agenten in Sachen Alltag<br />

observierten bereits im Jahr <strong>2003</strong> in Liech-<br />

tenstein für das Projekt «meet; einander» im<br />

Labor-Container das Pflanzenwachstum.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Andrea Gerster, 8. Juni 2004<br />

«seestück; basic(s)II» wurde vom Künstler-<br />

paar steffenschöni (Karl W. Steffen und Heidi<br />

Schöni) vom 16. Mai <strong>bis</strong> 9. Juli 2004 auf dem<br />

Güterschuppenareal Romanshorn durchgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’900.–<br />

48<br />

Eine Komposition ist eine Musik ist ein Text<br />

ist eine Komposition ist…<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Martina Joos: Luftlosglas, eine Stafette<br />

Spannend zu verfolgen war, wie unterschiedlich<br />

Sprache und Musik interagierten. Strukturellem<br />

Hören verpflichtet zeigte sich Raphael<br />

Urweider, der zu den schwungvollen<br />

«Enteilten Stücken» von Alfred Zimmerlin<br />

eine Art Libretto verfasste, das präzise der<br />

Musik nachspürt. Oder Elisabeth Wandeler-Deck,<br />

deren verrätselter Beitrag Annette<br />

Schmuckis klanglich fein abgestufter Komposition<br />

formal entsprach. (…) Seine eigene<br />

Befindlichkeit beim Anhören dieses Stücks<br />

thematisierte Christian Uetz, der sinnlichvirtuos<br />

eine Brücke zur folgenden Musik<br />

vorschlug.<br />

Neue Züricher Zeitung, Jürg Huber,<br />

17. September 2005<br />

Die Uraufführung <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s »Luftlosglas»<br />

für Blockflöte und Sprecher (Martina Joos und<br />

Peter Schweiger) fand am 15. September 2004<br />

im Haus Konstruktiv in Zürich statt. Weitere<br />

Aufführungen fanden in Hochdorf, Ziegelbrücke,<br />

Schaffhausen und St. Moritz statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


46 47 48<br />

49 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

46<br />

See-Burgtheater,<br />

Leopold Huber: Kalter<br />

Krieg und heisse Würstli<br />

47<br />

Verein Kubox Romanshorn:<br />

Thema Natur auf dem<br />

Güterschuppenareal<br />

Romanshorn<br />

48<br />

Martina Joos:<br />

Luftlosglas, eine Stafette


49<br />

Im Kanton <strong>Thurgau</strong> sind zurzeit 59 Kreisel<br />

in Betrieb. Wir werden alle Kreiselzentren<br />

aus einem fahrendem Auto filmen. Stefan<br />

Rohner wird um die Kreiselzentren in einem<br />

roten Anzug joggen, während Catherine<br />

Rannou filmt. Stefan Rohner wird nicht stän-<br />

dig im Bild sein. Das Bild wird ständig in Be-<br />

wegung sein, eine Art Roadmovie mit steter<br />

Drehbewegung.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Stefan Rohner, Catherine Rannou:<br />

rond-point<br />

Die politische Dimension der thurgauischen<br />

Kreisverkehre kommt mit Stefan Rohner als<br />

rotgewandetem «eye-catcher» in der hinter-<br />

gründigen Arbeit <strong>des</strong> schweizerisch-franzö-<br />

sischen Duos ausgerechnet durch die Fo-<br />

kussierung der ästhetischen Gegebenheiten<br />

ins Spiel. Je<strong>des</strong> der 59 zur Kunst gemachten<br />

Objekte nämlich hat metaphorischen und<br />

repräsentativen Charakter, indem, anders<br />

als im zentralistischen Frankreich beispiels-<br />

weise, jede der Gemeinden für die ästhe-<br />

tische Ausgestaltung der «rond-point» selbst<br />

verantwortlich zeichnet und sich zeigt. Wie<br />

anderswo auch haben die thurgauischen<br />

Kreisverkehre auch die Funktion der Vernet-<br />

zung, womit einer der zentralen Begriffe der<br />

gemeinsamen Bildsprache von Rannou und<br />

Rohner bezeichnet ist: Vernetzt, und dies<br />

gleich mehrfach, ist auch jener beinah über-<br />

dimensional grosse gezeigte Kirschbaum.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Eva Grundl,<br />

6. September 2004<br />

Die Videoinstallationen rond-point von<br />

Stephan Rohner und Catherine Rannou waren<br />

im Kunstraum Kreuzlingen vom 5. September<br />

<strong>bis</strong> 17. Oktober 2004 ausgestellt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 16’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

50<br />

50<br />

Bei diesem Projekt sind wir von der Tatsa-<br />

che ausgegangen, dass ungarische Zigeu-<br />

nerkapellen ausserhalb ihrer eigenen Musik<br />

(ungarische Volks- und Zigeunermusik) oft<br />

und gerne Ausflüge in andere musikalische<br />

Stilrichtungen machen, darunter auch in den<br />

Jazz. So kam die Idee, Kalandos (Leiter:<br />

Karel Boeschoten) in einem Programm mit<br />

Räto Harder und Marco Sigrist zusammen-<br />

zubringen. Es gibt viele Kompositionen aus<br />

dem Jazzbereich, welche sowohl von Jazz-<br />

musikern als auch von ungarischen Zigeu-<br />

nern gespielt werden. Anderseits kann es<br />

auch für Jazzmusiker reizvoll sein, einmal<br />

in die Welt der östlichen Volksmusik einzu-<br />

steigen. (…) Im Programm von Kalandos<br />

findet man ausserdem ungarische Zigeuner-<br />

romanzen sowie Ausflüge in die Welt der<br />

rumänischen Volksmusik und ganz im Sinne<br />

von Karel Boeschoten: musikalische Über-<br />

raschungen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Karel Boeschoten: Kalandos meets Jazz<br />

Was im ersten Teil <strong>des</strong> Programms noch<br />

etwas an ein Duell zwischen vier Roma-Ur-<br />

gesteinen aus Budapest und einem west-<br />

europäischen Trio (mit Marco Sigrist an der<br />

Gitarre) erinnerte, entwickelte sich im Laufe<br />

<strong>des</strong> Abends in eine immer freundschaftlicher<br />

werdende Partie, während der sich stilüber-<br />

greifen<strong>des</strong> «Fremdgehen» zunehmender Be-<br />

liebtheit erfreute.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg,<br />

22. Oktober 2004<br />

Zwei Konzerte haben stattgefunden: in<br />

Frauenfeld im Rahmen der Reihe jazz:now<br />

(20. Oktober 2004) und in Budapest<br />

(15. März 2005).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’750.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

51<br />

Beim Fotografieren der getarnten Bunker<br />

in Triboltingen entdeckte ich eine Serie von<br />

Bunkern, die alle von einem Tannenwäld-<br />

chen, einer Gruppe oder einer Solitärtanne<br />

umgeben sind.<br />

Hierbei handelt es sich um einen Teil <strong>des</strong><br />

Werkgürtels Kreuzlingen, der während dem<br />

2. Weltkrieg gebaut wurde. Was mich an<br />

diesen Objekten besonders fasziniert, ist die<br />

Tarnung von Bunkern durch Tannen. Tan-<br />

nen, da diese auch im Winter einen Sicht-<br />

schutz bieten. Leider stehen diese aber in<br />

einem Gebiet, <strong>des</strong>sen Wald hauptsächlich<br />

Mischwald mit hohem Laubbaumbestand ist.<br />

Dadurch verkehrt sich die Tarnung durch<br />

Tannen zu einem Erkennungsmerkmal für<br />

Bunker in der Landschaft rund um Kreuzlin-<br />

gen. Ironie der Tarnung!<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Christian Schwager: Fotoausstellung<br />

«Beton und Maschendraht»<br />

«Seit der Armeereform 95 sind sie, gebaut<br />

gegen Hitler-Deutschland, obsolet, die Li-<br />

quidation beschlossen. 150’000 Franken<br />

würde ein Teilabbruch, 200’000 der Total-<br />

abbruch eines Bunkers kosten. So stehen<br />

sie noch heute. In Bottighofen als Fachwerk-<br />

häuser getarnt, mit geschlossenen Fenster-<br />

läden oder Gardinen.(…) Spannend war die<br />

Wanderung mit Blick in Geheimes. Und die<br />

Kühle im Innern <strong>des</strong> letzten Bunkers nicht<br />

das einzige Faszinierende an der militärhi-<br />

storischen Führung, mit der auch der Kunst-<br />

raum Grenzen überschritten hat.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Tagblatt, Martin Preisser, 23. Juni 2004<br />

Die Fotoausstellung «Beton und Maschendraht»<br />

fand im Kunstraum Kreuzlingen vom 14. Mai<br />

<strong>bis</strong> 27. Juni 2004 statt und wurde Anlass zu<br />

einem Podiumsgespräch zum Thema «Grenze<br />

und Grenzzaun» sowie einem kunsthistorischen<br />

Rundgang im Festungsgürtel.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’942.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


49 50 51<br />

51 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

49<br />

Stefan Rohner, Catherine<br />

Rannou: rond-point<br />

50<br />

Karel Boeschoten:<br />

Kalandos meets Jazz<br />

51<br />

Christian Schwager:<br />

Fotoausstellung «Beton<br />

und Maschendraht»


52<br />

Ein Zug wird erwartet, verspätet sich. Die<br />

gemeinsame Situation <strong>des</strong> Wartens provo-<br />

ziert Begegnungen, wie sie oft zu beobach-<br />

ten sind, wenn fremde Menschen in einem<br />

öffentlichen Raum zwangsläufig aufeinander<br />

treffen: Die Figuren teilen die Wartezeit, be-<br />

halten einander im Auge, geraten sich in die<br />

Quere, kapseln sich ab oder muntern sich<br />

gegenseitig auf.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Tanztheater daisy taff:<br />

Tanzproduktion «TGVue»<br />

In Verbindung mit einer ausdrucksvollen Kör-<br />

persprache nach der Choreografie Christina<br />

Szegedis und spannenden Licht-Stilelemen-<br />

ten – etwa das Verweben von Videopro-<br />

jektionen von Andrej Zolotukhin mit realen<br />

Figuren auf der Bühne – bot sich dem Publi-<br />

kum Tanztheater, das zu gefallen wusste.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Hana Mauder Wick,<br />

21. Dezember 2004<br />

Das Stück «TGVue» wurde im Casino Aussersihl<br />

in Zürich am 1. Oktober 2004 uraufgeführt.<br />

Weitere Aufführungen fanden im Dynamo<br />

Zürich, in der Theaterhalle Basel und im<br />

VorStadttheater <strong>des</strong> Eisenwerks in Frauenfeld<br />

statt.<br />

Choreographie: Christina Szegedi<br />

Tanz: Seraina Dejaco, Andrea Haas, Antje<br />

Inäbnit, Iris Seewald<br />

Video: Andrej Zolotukhin<br />

Kostüme: Kathrin Baumberger<br />

Bühne: tanztheater daisy taff.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 82’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr.12’000.–<br />

52<br />

53<br />

«Mannschaftsbild mit Vater» ist die Ge-<br />

schichte eines jungen Mannes, der im Alter<br />

von zweiundzwanzig Jahren seinen Vater<br />

verliert. Der junge Mann wehrt sich innerlich,<br />

den Suizid <strong>des</strong> Vaters zur Kenntnis zu neh-<br />

men: «Vielleicht ist es das Einzige, das mir<br />

noch übrig bleibt: ich werde die Anwesen-<br />

heit meines Vaters vortäuschen. Ich werde<br />

so tun als wäre nichts geschehen…»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Marc Stadelmann: «Mannschaftsbild<br />

mit Vater», eine Erzählung<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> hat dem Autor Marc<br />

Stadelmann ein halbes Werkjahr für sein<br />

Projekt «Mannschaftsbild mit Vater» gewährt.<br />

Halbes Werkjahr: Fr. 24’000.–<br />

54<br />

Die jungen Choreografinnen der Tanzpro-<br />

duktion «fe-male» sind Geschwister und im<br />

<strong>Thurgau</strong> aufgewachsen. «fe-male» ist ihre<br />

erste gemeinsame Produktion.<br />

Rebekka und Xenia Bogomolec:<br />

Tanzproduktion «fe-male»<br />

Die Schwestern Bogomolec, 2001 von der<br />

Internationalen Bodenseekonferenz gefördert<br />

und im Phönix-Theater bereits mit «Ephémère»<br />

und «Ti-Ra-Mi-Su» zu Gast, zeigten mit ihrem<br />

zweiteiligen Programm «Fe-Male» kleine Se-<br />

quenzen, die viel Willen zur eigenen Spra-<br />

che verrieten. Xenia tanzt sich im «Irrlicht in<br />

Narnia» zu maschinell hämmernder Musik<br />

aus der Düsternis in die Befreiung, wäh-<br />

rend Rebekka Bogomolec und Mirjam Mül-<br />

ler in «Allegria» mit der (schwesterlichen)<br />

Freude das heitere Gegengewicht verkör-<br />

perten. Die drei Tänzerinnen verrieten ihre<br />

gute Ausbildung, ihre Bewegungen waren<br />

geschmeidig, wenngleich einige Gesten pla-<br />

kativ wirken mochten und der Grund für die<br />

dramaturgische Zweiteilung von «Irrlicht» im<br />

Dunklen blieb.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

23. Oktober 2004<br />

Das Doppelstück «fe-male» von Rebekka und<br />

Xenia Bogomolec wurde am 21. und 23.<br />

Oktober 2004 im Phönix-Theater in Steckborn<br />

uraufgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’950.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


52 53 54<br />

53 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

52<br />

Tanztheater daisy taff:<br />

Tanzproduktion «TGVue»<br />

53<br />

Marc Stadelmann:<br />

«Mannschaftsbild mit<br />

Vater»<br />

54<br />

Rebekka und Xenia<br />

Bogomolec:<br />

Tanzproduktion «fe-male»


55<br />

«Literatur trifft…» soll alle zwei Jahre alter-<br />

nierend mit den Lyriktagen stattfinden und<br />

den Verwandtschaften, den Gegensätzen<br />

und Koinzidenzen von Literatur und Wissen-<br />

schaften nachspüren.<br />

Literatur trifft Philosophie, eine<br />

Veranstaltung der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Sie sind Geschwister, aber keine eineiigen<br />

Zwillinge: Literatur und Philosophie, in man-<br />

cher Hinsicht ähnlich, unterscheiden sich<br />

in wesentlichen Dingen. Obwohl beide Dis-<br />

ziplinen mit Sprache und Reflexion zu tun<br />

haben, handelt es sich um «zwei verschie-<br />

dene Formen <strong>des</strong> Redens», wie der Zürcher<br />

Philosophieprofessor Georg Kohler in der<br />

abschliessenden Diskussion sagte.<br />

Tages Anzeiger, Guido Kalberer,<br />

6. September 2004<br />

Am Samstag 4. September 2004 fand<br />

das Projekt «Literatur trifft Philosophie» im<br />

Eisenwerk Frauenfeld statt. Marianne<br />

Gronemeyer und Martin R. Dean führten ein<br />

Gespräch zum Thema «Hören und Gehorchen»,<br />

Georg Kohler und Kathrin Röggla zum Thema<br />

«Erzählen und Argumentieren». Die Gespräche<br />

wurden von Hardy Ruoss moderiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’920.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’578.90<br />

54<br />

56<br />

Der geplante Solo-Abend stellt für einmal<br />

den «dritten Grimm» in den Mittelpunkt, den<br />

Maler Ludwig Emil Grimm. Allerdings, das<br />

muss gleich von Anfang an sehr deutlich<br />

betont werden, sind wir weder bei ihm noch<br />

bei seinen berühmten Brüdern an den histo-<br />

rischen Figuren interessiert. Sie dienen uns<br />

nur als Vorwand, um die wohlbekannten (und<br />

eine Menge sehr viel weniger bekannter)<br />

Grimmschen Märchen vorzuführen, zu ana-<br />

lysieren, zu parodieren, miteinander zu ver-<br />

mengen, sie auf den Kopf und wieder zurück<br />

auf die Füsse zu stellen, und sie – das ist das<br />

Allerwichtigste! – als Auslöser szenischer<br />

Fantasien zu benutzen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Urs Bosshardt: «Grimmige Märchen»<br />

«Hänsel und Gretel», die von einer bösen<br />

Hexe bedrohten Kinder? Nichts da: die Hexe<br />

war «lieb und wohlerzogen», aber Hänsel<br />

und Gretel waren zwei bösartige Punks, die<br />

das Buffet geplündert und die Hexe in ihren<br />

eigenen Ofen gestossen haben: «Notwehr»,<br />

erzählen sie der Polizei.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Louise Jochims, 18. April 2005<br />

Autor «Grimmige Märchen»: Charles Lewinsky;<br />

Regie: Rolf Lansky; Schauspieler: Urs<br />

Bosshardt.<br />

Die Premiere fand am 13. April 2004 in Wil SG<br />

(Kulturraum Südquartier) statt, anschliessend<br />

wurde das Stück u.a. im Theater an der Grenze<br />

in Kreuzlingen präsentiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 68’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

57<br />

Schon mehrmals in der Vergangenheit hat<br />

Hilaria Kramer die Wege von Zappas Musik<br />

gekreuzt. Immer äusserst interessante Pro-<br />

jekte, welche eine präzise Reproduktion<br />

der komplexen Musik <strong>des</strong> Komponisten ver-<br />

langten. Wie bekannt sind Zappas Kompo-<br />

sitionen in einer Art und Weise komplex und<br />

teilweise auch kompliziert, so dass sie für ein<br />

breites Publikum leider <strong>bis</strong>her (zu Unrecht)<br />

unverständlich blieben. Der Musikerin und<br />

Komponistin Kramer ist es ein Anliegen, die<br />

Musik Zappas dem Publikum näher zu brin-<br />

gen, die stark vereinfacht wird, mit neueren,<br />

eigenkompositorischen Sounds bereichert<br />

ist und welche doch das Grundwesen von<br />

Zappas Kompositionen vermittelt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hilaria Kramer: Zappatronix<br />

Kann man Frank Zappa mit einem videoclip-<br />

artigen Projekt gerecht werden? (…) «Zap-<br />

patronix», einstündiges Spektakel der be-<br />

sonderen Art, begeisterte in vielem, machte<br />

in anderem ratlos.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 21. März 2005<br />

Neben der Initiantin <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s, der<br />

Trompeterin und Komponistin Hilaria Kramer,<br />

stand der Gitarrist Marco Cortesi auf<br />

der Bühne. Der Schauspieler und Regisseur<br />

Federico Caprara übernahm den<br />

dramaturgischen Ablauf. Die Fotografin Christa<br />

Ziegler begleitete den Abend mit Projektionen<br />

und Live-Überblendungen.<br />

Das Konzert «Zappatronix» fand am 19. März<br />

2005 im Eisenwerk in Frauenfeld statt, danach<br />

reiste die Produktion für zwei Auftritte nach<br />

Ascona und nach Portugal.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 76’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’055.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

So wie der Körper Nahrung braucht, um leben zu<br />

können, brauchen Geist und Seele die Kultur.<br />

In diesem Sinn gehört die Kultur für mich zu den<br />

Grundnahrungsmitteln.<br />

Nadine Olonetzky, Kulturjournalistin, Zürich<br />

55 56 57<br />

55 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

55<br />

Literatur trifft Philosophie,<br />

eine Veranstaltung der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

56<br />

Urs Bosshardt:<br />

«Grimmige Märchen»<br />

57<br />

Hilaria Kramer: Zappatronix


58<br />

Durch die Verpflichtung der amerikanischen,<br />

seit vielen Jahren in Tübingen wohnenden<br />

Vokalartistin Lauren Newton, in ihrer Sparte<br />

eine eigene Grösse, und <strong>des</strong> weltbekannten<br />

Saxofonisten Wolfgang Puschnig aus Wien,<br />

bei<strong>des</strong> auch langjährige Mitglieder <strong>des</strong> Vi-<br />

enna Art Orchestras, ist es mir gelungen,<br />

eine äusserst attraktive Ergänzung zu mei-<br />

nen sehr speziellen akustischen und elektro-<br />

nischen Klängen zu finden.<br />

Nach Konzerten in Frauenfeld (jazz:now),<br />

Konstanz (Jazzherbst) und Genf (AMR)<br />

folgten Aufnahmen im Radiostudio Zürich.<br />

Mit diesen war bloss eine Demo-CD geplant.<br />

Durch die Vermittlung der <strong>Kulturstiftung</strong> ist<br />

es mir jedoch gelungen, mit Unit Records ein<br />

Label mit internationalem Vertrieb zu finden,<br />

das bereit ist, eine CD zu produzieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Mark J. Huber:<br />

CD «color fields» <strong>des</strong> Trios<br />

Newton-Huber-Puschnig<br />

Für Mark J. Huber ist diese Triobesetzung<br />

ein Glücksfall. Newton und Puschnig ge-<br />

hören zu jener seltenen Spezies, die nicht<br />

mit möglichst vielen Tönen auf unbekanntes<br />

Terrain reagiert, sondern die Ohren öffnet<br />

und wenige, dafür umso präzisere Signale<br />

gibt. Das kommt dem Spiel Hubers entge-<br />

gen, der seine instrumentaltechnischen Fer-<br />

tigkeiten nie als Selbstzweck sieht, sondern<br />

in den Dienst seiner Musik stellt. So sind die<br />

Aufnahmen letztlich auch ein Beispiel dafür,<br />

dass sich die klaren Vorgaben eines Lea-<br />

ders und ein Höchstmass an gegenseitigem<br />

Respekt im Ensemble nicht auszuschliessen<br />

brauchen. Wer Ohren hat, der höre.<br />

Liner notes von Hanspeter Vetsch<br />

Die CD «Color fields» kam bei Unit Records<br />

heraus. Musik: Mark J. Huber; Stimme: Lauren<br />

Newton; Flöte/Saxofon: Wolfgang Puschnig.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

56<br />

59<br />

«entre lynx et lapin» befasst sich mit dem<br />

kaum Sichtbaren. Wilde Zwischenräume<br />

an den Grenzen <strong>des</strong> Lichts. Das Kreisen<br />

der Tiere. Erscheinungen der Dämmerung.<br />

Ausweitung <strong>des</strong> Unsichtbaren. Nah am Ge-<br />

wohnten verschoben. Über das Verschwin-<br />

den und Auftauchen leben. Verstecke. Kreis-<br />

läufe. Felder. Wald. Wiesen.<br />

Das Dunkle – eine Vision <strong>des</strong> Nichts – nah<br />

an allem anderen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Regula Engeler:<br />

Filminstallation «entre lynx et lapin»<br />

Regula Engeler filmte in den frühen Morgen-<br />

stunden mit Super-8. An der Grenze <strong>des</strong><br />

Sichtbaren stellen die Filme unser Sehver-<br />

mögen in Frage.<br />

«entre lynx et lapin» ist der Titel der acht<br />

aufeinander bezogenen kurzen Loops mit<br />

Baumwipfeln, Weihern und Vögeln. Regula<br />

Engeler ist jeweils in den frühen Morgen-<br />

stunden unterwegs gewesen und hat mit<br />

Luchsaugen die Dunkelheit erforscht, vor-<br />

beihuschende Tiere wahrgenommen, sit-<br />

zende und fliegende Krähen und andere<br />

Vögel und auf einem Weiher ruhig dahinsit-<br />

zende Schwäne beobachtet.<br />

Es sind stille Bilder entstanden, die zum lau-<br />

ten Geräusch der laufenden Super-8-Film-<br />

projektoren kontrastieren.<br />

Neue Luzerner Zeitung, Maria Vogel,<br />

28. September 2004<br />

Die Filminstallation «entre lynx et lapin» von<br />

Regula Engeler wurde im o.T. Raum für aktuelle<br />

Kunst (Luzern) vom 27. September <strong>bis</strong><br />

17. Oktober 2004 gezeigt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

60<br />

Zur Aufführung soll ein fast als spektaku-<br />

lär unerwartet zu bezeichnen<strong>des</strong> Programm<br />

kommen: ausgesuchte Songs aus dem Re-<br />

pertoire der grossen Sängerin Billie Holiday,<br />

speziell adaptiert für diese abstrakte Beset-<br />

zung. Die Gesangsnummern, die nicht durch<br />

die Sprache, sondern immer auch durch<br />

opulente Begleitungen von Piano, Gitarre<br />

und oft auch grossem Orchester lebten,<br />

werden von Roman Schwaller und Isla<br />

Eckinger speziell für dieses Trio arrangiert,<br />

bzw. reduziert. Unseres Wissens wurde ein<br />

solches Projekt noch nie verwirklicht und ist<br />

daher als Novum zu bezeichnen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Roman Schwaller: Tournee und CD<br />

«The Billie Holiday Songbooks»<br />

Mit seinem neuen Programm verbeugt sich<br />

der bekannte Schweizer Tenorsaxofonist<br />

Roman Schwaller, der in Frauenfeld – ins-<br />

besondere als künstlerischer Leiter <strong>des</strong> «ge-<br />

nerations»-Jazzfestivals – den Status eines<br />

«local hero» geniesst, vor der berühmten<br />

Jazzsängerin Billie Holiday. Begleitet wird er<br />

dabei von zwei Meistern <strong>des</strong> schnörkellosen<br />

Straight-Ahead-Jazz, von Isla Eckinger am<br />

Bass und Jimmy Cobb am Schlagzeug. Das<br />

Resultat ist mitreissend, über weite Strecken<br />

inspirierter Trio-Jazz, bei dem allerdings der<br />

Bezug zu Holiday zum grossen Teil aufge-<br />

setzt wirkt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Tom Gsteiger, 12. April 2005<br />

Das Roman Schwaller Trio (Roman Schwaller:<br />

Tenorsaxofon; Isla Eckinger: Bass; Jimmy Copp:<br />

Schlagzeug) gab seine CD <strong>des</strong> «The Billie<br />

Holiday Songbooks» bei TCB heraus.<br />

Die Tournee beinhaltete 6 Konzerte in 8 Tagen:<br />

9. April 2005 – Kulturgaststätte Sommerlust,<br />

Schaffhausen; 10. April 2005 – jazz:now im<br />

Eisenwerk, Frauenfeld; 11. April 2005 – Verein<br />

Jazz in Baden, Baden; 12. April 2005 – Jazzclub<br />

Unterfahrt, München; 13. April 2005 – Royal<br />

Garden Jazz Club, Graz; 15. April 2005 – Jazz-<br />

studio, Nürnberg.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’020.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–


59 60<br />

57 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

59<br />

Regula Engeler: Filminstal-<br />

lation «entre lynx et lapin»<br />

60<br />

Roman Schwaller:<br />

Tournee und CD «The Billie<br />

Holiday Songbooks»


61<br />

Ein konstantes Motiv in meiner Arbeit ist die<br />

Untersuchung, wie wir uns dem anderen, der<br />

Öffentlichkeit gegenüber, repräsentieren. Es<br />

ist uns Menschen ein wichtiges Anliegen,<br />

uns ins richtige Licht zu rücken, unser Er-<br />

scheinungsbild zu kreieren. Dabei inszenie-<br />

ren wir uns nicht nur für unser Gegenüber,<br />

sondern erschaffen auch eine Reflexion für<br />

uns selber (…). Seit 1993 fotografiere ich<br />

Menschen in ihren Sozialisierungsräumen<br />

und zunehmend auch das, was sie umgibt,<br />

was sie kreieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

edition fink: Buchpublikation<br />

«My territories» von Roland Iselin<br />

So zeigt zum Beispiel die Serie «Members»<br />

SchweizerInnen als Mitglieder in den ver-<br />

schiedensten Vereinen. «Human resources»<br />

oder «If you close the door» ergründen an<br />

verschiedenen Treffpunkten – das eine Mal<br />

in New York privat, das andere Mal in Zü-<br />

rich in der Öffentlichkeit – die Wechselwir-<br />

kung zwischen öffentlicher Inszenierung<br />

und privater Entspanntheit. Dutzende von<br />

Menschen kommen so zusammen: Von der<br />

Schweizer Schlittenhunderennenfahrerin <strong>bis</strong><br />

zum amerikanischen Bodybuilder, von der<br />

Zigarrenraucherin <strong>bis</strong> zum Tänzer.<br />

Georg Rutishauser, edition fink<br />

Auch «Route One» zeuge von seinem breiten<br />

essayistischen Zugang. Entlang der «Route<br />

One» seien Typologien von Gesichtern ent-<br />

standen: Porträts, nicht Schnappschüsse.<br />

Oft zeige sich eine leichte Verlegenheit in<br />

den Gesichtern, was Iselins «zarte Annähe-<br />

rung» belege. Scheinbar trivial Olonetzkys<br />

Schluss: «Roland Iselins Bilder erzählen vom<br />

vielfältigen Leben auf diesem Planeten.»<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

15. Januar 2007<br />

Die Buchpublikation «My territories» von Roland<br />

Iselin kam im Januar 2007 bei der edition fink<br />

(Zürich) heraus.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

58<br />

62<br />

Die Oszillation zwischen visuellen und aku-<br />

stischen Impulsen, Gedankensplittern, Wör-<br />

tern, Tönen soll die Luft zum Schwirren brin-<br />

gen. Beim und nach dem Besuch unseres<br />

Bienenhauses soll der Kopf summen ob all<br />

der Eindrücke. Eine temporäre Reizüberflu-<br />

tung wird durchaus angestrebt. Das Klima in<br />

Ausstellung, Lesungen, Konzerten, Perfor-<br />

mances ist dicht, lebendig. Die Ereignisse<br />

geschehen unerwartet und überraschend.<br />

Die eingeladenen KünstlerInnen haben ihre<br />

Wurzeln teils eher im akustischen, teils im<br />

visuellen Bereich. Alle arbeiten sie jedoch<br />

seit vielen Jahren medienübergreifend und<br />

in den Bereichen von Performance und/oder<br />

Installation.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

forum andere musik:<br />

«Myzel_Bienenhaus. Schwirren»<br />

Natürlich gehört zur Kunst der Betrachter.<br />

Dennoch ist ein Museum auch ohne Besu-<br />

cher vorstellbar, die meisten Kataloge kom-<br />

men ohne ihn aus und feiern Ort und «Mö-<br />

blierung». Der Kunstraum Kreuzlingen und<br />

die dort vorgestellte Kunst wäre allerdings<br />

am vergangenen Freitag ohne sein Publikum<br />

so gut wie nicht vorhanden gewesen (…).<br />

Das Zauberwort: Performance. Keine Erklä-<br />

rungen, als die Vernissagebesucher – darun-<br />

ter wunderbarerweise viele Kinder – sich im<br />

Raum verteilen, «ausschwirren» (…).<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />

6. Juni 2005<br />

Das spartenübergreifende Projekt <strong>des</strong> forums<br />

andere musik fand anlässlich <strong>des</strong> Tonkünstler-<br />

festes 2005 vom 3. <strong>bis</strong> 24. Juni 2005 im<br />

Kunstraum Kreuzlingen statt.<br />

Die Veranstaltungsreihe in zwei Phasen<br />

bestand zuerst aus Atelierbesuchen mit Ge-<br />

sprächen rund um das Thema Kreativität und<br />

anschliessend aus einer Serie von Werken<br />

folgender KünstlerInnen: blablabor (Reto<br />

Friedmann und Annette Schmucki), Rolf Graf,<br />

Edu Haubensak, Christina Ku<strong>bis</strong>ch, Klaus Lutz.<br />

Am 10. Juni 2005 wurden im Rahmen eines<br />

Konzertes Werke gespielt von/mit Annette<br />

Schmucki, Edu Haubensak, Eva Nievergelt,<br />

Christoph Brunner, Fritz Hauser, Katsunobu<br />

Hiraki, Sylwia Zytynska, Becken und Regula<br />

Stibi.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 49’000.–<br />

(Vorprojekt 2004 und Projekt 2005)<br />

63<br />

Was treibt uns dazu, eine szenische Lesung<br />

zum Thema Nebel zu kreieren? Ganz ein-<br />

fach, weil wir Probleme oder was uns<br />

Schwierigkeiten bereitet, offensiv angehen<br />

wollen. Die meisten Menschen finden Nebel<br />

etwas Schreckliches, gar Bedrohliches (wir<br />

auch).<br />

Also gingen wir dem Nebel auf den Grund,<br />

suchten Texte im Internet und bei den alten<br />

Dichtern. Denn wer kennt sie nicht, die ne-<br />

belumwobene, melancholische und gleich-<br />

zeitig romantische Betrachtungsweise <strong>des</strong><br />

Grauen(s).<br />

Es kam eine Unmenge an Material zusam-<br />

men, und was für welches. Von Gruselge-<br />

schichten über Sachberichte, psycholo-<br />

gische Betrachtungsweisen, Lieder und Ge-<br />

dichte <strong>bis</strong> hin zur Nebelvernichtungsanlage.<br />

Ganz zu schweigen von den Gefühlen, die<br />

einem über dem Nebelmeer überwältigen.<br />

Nebel scheint ein internationales Thema zu<br />

sein und erhitzt die Gemüter.<br />

Wir haben versucht den Nebel zu lichten und<br />

wie bei der Vorbereitung eines köstlichen<br />

Mahles nur das Beste ausgewählt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Theater Bilitz: «Vorsicht Nebel»,<br />

Szenische Collage mit Texten vom,<br />

über und im Nebel<br />

Manchmal hilft ja sogar gutes Theater gegen<br />

mögliche Herbstdepression. Wer jedenfalls<br />

«Vorsicht Nebel!», die neueste Bilitz-Pro-<br />

duktion, anschaut, stärkt seine (mentalen)<br />

Abwehrkräfte gegen schlechte Gefühle in<br />

der grauen Suppe, muss sich nicht dem<br />

überlegenen Lächeln derer aussetzen, die<br />

vielleicht in St. Gallen oder anderswo aus-<br />

serhalb der Niederungen von der Winter-<br />

sonne gewärmt werden.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

29. September 2004<br />

Die Premiere von «Vorsicht Nebel!» fand am<br />

23. September 2004 im Proberaum <strong>des</strong><br />

Theaters Bilitz in Münchwilen statt.<br />

Regie: Helmut Vogel; Texte gelesen und zusam-<br />

mengestellt von: Verena Bosshard und Barbara<br />

Bucher; Musik und Ton: Stefan Baumann<br />

Bühne; Roland Lötscher.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 24’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


62 63<br />

59 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

62<br />

forum andere musik:<br />

«Myzel_Bienenhaus.<br />

Schwirren»<br />

63<br />

Theater Bilitz: «Vorsicht<br />

Nebel»


64<br />

Der Konstanzer Jazzherbst ist ein kleines, ei-<br />

genes und experimentelles Festival. Er geht<br />

auf Entdeckungstour statt Namen zu dekli-<br />

nieren und sucht seine Nische in Grenzbe-<br />

reichen, oft auch zur klassischen Avantgarde<br />

hin. Der Konstanzer Jazzherbst findet vom 9.<br />

Oktober <strong>bis</strong> 25. November zum 25. Mal statt<br />

und stellt unter dem Motto «Entwicklungen /<br />

Entdeckungen» an sieben Abenden elf Formationen<br />

vor.<br />

Südkurier, Stefan M. Dettlinger, 7. Oktober 2004<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

«Entwicklungen / Entdeckungen»<br />

(Jazzherbst 2004)<br />

Alles in allem bot die 25. Auflage <strong>des</strong> Konstanzer<br />

Jazzherbsts eine beeindruckende<br />

Parforce-Tour durch die süddeutsche und<br />

schweizerische Szene und gab – seinem<br />

Motto getreu – einen Einblick in neueste<br />

«Entdeckungen und Entwicklungen». Wir<br />

warten gespannt auf den nächsten Herbst.<br />

Südkurier, S. Freissmann / F. Stemmler,<br />

30. November 2004<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> 42. Jazzherbstes präsentierte<br />

der Jazzclub Konstanz Konzerte von: Big Band<br />

Konstanz, Autofab, Wiget / Weber / Signer,<br />

Courvoisier / Feldmann, Triosphere, Jürg<br />

Solothurnmann & Zone franche, Schweizer /<br />

Sommer, Patrick Manzecchi Quartett, Südpol<br />

Jazzprojects.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 41’570.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />

60<br />

65<br />

Die Brisanz <strong>des</strong> Themas mag daran ersichtlich<br />

sein, dass seit neuestem eine eigene<br />

Behörde dafür existiert: Seit dem 1. Januar<br />

2005 leistet sich die Eidgenossenschaft ein<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Migration. Denn dass nachgerade<br />

Europa das Ziel von Flüchtlingen ist,<br />

scheint erkannt. «Gesichter der Migration in<br />

Europa» heisst die Langzeitstudie, die dank<br />

Katrin Burri in den Räumen der Coal-Mine-<br />

Fotogalerie eine Öffentlichkeit gefunden hat.<br />

Autor ist der 37-jährige <strong>Thurgau</strong>er Lookat-<br />

Fotograf Meinrad Schade, der seit längerem<br />

über das Thema arbeitet und dazu <strong>2003</strong> «Il<br />

lungo addio» – über die italienische Emigration<br />

in der Schweiz nach 1945 – publiziert<br />

hat (…).<br />

Meinrad Schade: Ausstellung «Europa<br />

zwischen Festung und Fluchtburg»<br />

Schade fotografiert an der Grenze der Europäischen<br />

Union, auf den Kanarischen Inseln<br />

wie in der Ukraine, wo je<strong>des</strong> Jahr abertausend<br />

Menschen aus Afghanistan, China,<br />

aus dem Kaukasus, aus Afrika (wo Somali<br />

Russisch lernen sollen), aus dem Iran und<br />

Irak stranden. Schade dokumentiert aber<br />

auch die Lebensumstände von Migranten<br />

innerhalb von Europa: Tschetschenen, die in<br />

die Nachbarrepublik Inguschetien geflüchtet<br />

sind und nun in Lagern leben oder, inmitten<br />

eines rassistischen Klimas, in Moskau; und<br />

er porträtiert pakistanische Muslime, die ihre<br />

Kultur in der englischen Stadt Bradford zu<br />

retten versuchen. Die einstige Textilhochburg<br />

präsentiert sich als verödete Industriebrache.<br />

Integrationsbestrebungen? Eine<br />

Farce. Hier leben die Muslime ein Leben<br />

in Segregation, die junge Generation zerrissen<br />

zwischen Videothek und Moschee.<br />

Schade zeigt christliche Kirchen, Turnhallen<br />

als Gebetsräume. Doch wenn er pakistanische<br />

Schülerinnen auf dem Pausenhof fotografiert,<br />

dürfen sie genauso laut sein und<br />

ausgelassen wie englische.<br />

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico,<br />

2. Februar 2005<br />

Das Langzeitprojekt <strong>des</strong> Fotografen Meinrad<br />

Schade wurde in Form einer Ausstellung<br />

an zwei Orten präsentiert: In der Winterthurer<br />

Coal-Mine Galerie vom 12. Januar <strong>bis</strong><br />

24. März 2005; sodann vom 2. <strong>bis</strong><br />

25. September 2005 im Rahmen der Bieler<br />

Fototage «On the road… again».<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–<br />

66<br />

Insgesamt wurden 34 Veranstaltungen<br />

durchgeführt.<br />

Mit wenigen Ausnahmen fanden im «jazz:<br />

now» Schweizer KünstlerInnen, darunter<br />

auch <strong>Thurgau</strong>erInnen, Raum für ihre Musik.<br />

Rückmeldungen <strong>des</strong> Publikums soweit sie<br />

uns bekannt sind, sind in der deutlich überwiegenden<br />

Zahl positiv und je nach Konzert<br />

auch überschwänglich. Die meist von versierten<br />

Fachleuten verfassten Medienreaktionen<br />

bestätigen diesen Eindruck. Die intensivsten<br />

Reaktionen stellen wir fest, wenn<br />

MusikerInnen es schaffen, dem Publikum ihr<br />

Können, ihre schöpferische Energie und ihre<br />

musikalischen Ideen so zu vermittlen, dass<br />

selbst auf erstes Hinhören unhörbares Material<br />

angenommen und verdaut wird. «jazz:<br />

now» bietet vor allem eine Plattform für VertreterInnen<br />

<strong>des</strong> zeitgenössischen Jazz.<br />

Bericht über die Beitragperiode 2004 <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

Verein Pro Eisenwerk:<br />

Reihe jazz:now 2004 – <strong>2006</strong><br />

Bereits die Ankündigung <strong>des</strong> Konzerts liess<br />

Vorfreude aufkommen: drei der viel versprechendsten<br />

Jazzer der jüngeren Schweizer<br />

Generation spielen zusammen mit zwei der<br />

profiliertesten Meister ihres Fachs zu Ehren<br />

der 2001 verstorbenen Tenorsax-Legende<br />

Joe Henderson. Jean-Paul Brodbeck (Piano),<br />

Fabian Gisler (Bass), Dominic Egli (Schlagzeug),<br />

Andy Scherrer (Tenorsaxofon) und<br />

Mathieu Michel (Flügelhorn) liessen keine<br />

Zweifel daran aufkommen: der Jazz erfreut<br />

sich insbesondere hierzulande bester Gesundheit<br />

– keine Spur von Altersschwäche<br />

oder Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Am Mittwochabend erklangen selten gespielte<br />

und gerade <strong>des</strong>halb umso hörenswertere<br />

Titel aus Joe Hendersons umfangreichem<br />

Songbook. Komplettiert wurde das Programm<br />

durch kompositorische Hommagen<br />

vorwiegend von Andy Scherrer, dem grossen<br />

Henderson-Verehrer und Initiator <strong>des</strong><br />

Projekts.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 18. März 2005<br />

Während den Saisons 2004 <strong>bis</strong> <strong>2006</strong> fanden<br />

Konzerte u.a. von folgenden Musikerinnen /<br />

Bands in der Eisenbeiz (Frauenfeld) statt:<br />

Irene Schweizer, Lucas Niggli, Karel<br />

Boeschoten, Marius Ungureanu, Stephan<br />

Kurmanns Strings, Unart 4.0, Peter Schärli,<br />

Roman Schwaller, Andy Scherrer, Raphael<br />

Tanner, Sylvie Courvoisier, Fritz Hauser.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 90’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 36’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kunst ist für mich wie Farbe: manchmal leise,<br />

manchmal schillernd, sicher nötig,<br />

eigentlich selbstverständlich und doch rätselhaft<br />

und immer wieder neu.<br />

Ute Klein, Malerin, Amriswil<br />

61 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

64<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

«Entwicklungen / Entdeckungen»<br />

(Jazzherbst 2004)<br />

65<br />

Meinrad Schade:<br />

Ausstellung «Europa<br />

zwischen Festung<br />

und Fluchtburg»<br />

64 65 66<br />

66<br />

Verein Pro Eisenwerk:<br />

Reihe jazz:now 2004–<strong>2006</strong>


67<br />

Als im Sommer 2004 die Idee aufkam, dieses<br />

Projekt anzupacken, hatten wir sicherlich mit<br />

einigen Schwierigkeiten gerechnet, welche<br />

sich dann auch bestätigt haben, aber durch<br />

welche das Ganze umso spannender wurde.<br />

Das Schwierigste war das Umsetzen eines<br />

Romans in ein Hörspiel, in welchem die<br />

Musik dieselbe Eigenständigkeit haben soll<br />

wie der Text, indem sie zu einem Kommentar<br />

wird und nicht zu einer Untermalung. Was<br />

wir etwas überschätzt haben, war die sze-<br />

nische Umsetzung <strong>des</strong> Hörspiels. Das sehr<br />

wenig vertretene Publikum hat auf einige<br />

Längen eher kritische reagiert und auf sze-<br />

nische Einwürfe ebenfalls. Das Ganze war<br />

von der Verwebung Musik-Text so komplex,<br />

dass die ganze Aufmerksamkeit der Musiker<br />

auf die Balance gerichtet war. Denn es war<br />

im wahrsten Sinn ein Spiel zwischen Text<br />

und Musik. Umso mehr war für das Sze-<br />

nische kein sehr grosser Raum, eher für das<br />

Bühnenbild. Wir haben für die zweite Auf-<br />

führung einiges korrigiert und noch gekürzt,<br />

dementsprechend hatte alles auch einen<br />

ganz spannenden Zug, und der Erfolg blieb<br />

auch nicht aus.<br />

Marius Ungureanu, Schlussbericht<br />

Marius Ungureanu:<br />

Hörspiel «Mäusefieber»<br />

Das Unkonstante ist die einzige Konstante<br />

an diesem Abend (…). «Mäusefieber» wird<br />

jedoch durchaus geniessbar, wenn man die<br />

Augen schliesst und es somit als das be-<br />

greift, was es wirklich ist: ein fulminantes<br />

Hörspiel, bei dem sich die Eindrücke massiv<br />

überlagern. Dann verdichten sich die schein-<br />

bar ausufernden Geräusche und Klangfet-<br />

zen zu einem kompakten Kosmos.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christoph Lampart,<br />

14. September 2005<br />

Die Produktion «Mäusefieber» wurde am<br />

12. September 2005 im Kulturforum Amriswil<br />

und am 18. September 2005 im Theaterbureau<br />

in Märstetten gezeigt. Dazu wurde eine CD mit<br />

einer Hörspielversion produziert. Text: Hans<br />

Gysi; Musik: Marius Ungureanu & Johannes<br />

Gürth; Stimmen: Hansruedi Twerenbold und<br />

Hans Gysi. Das Hörpsiel kam als CD bei «Faszi-<br />

nation Hören» (www.faszination-hoeren.de)<br />

in München heraus.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

62<br />

68<br />

«Interfacing Landscapes» besteht aus einer<br />

Serie von grossformatigen Zeichen- und Text-<br />

projektionen in verschiedenen Landschaften<br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> und der Alpen. Damit<br />

kehrt sowohl das Projekt als auch der Autor<br />

zu seinen geografischen Wurzeln zurück und<br />

bringt damit auch den persönlichen Charak-<br />

ter der Arbeit zum Ausdruck.<br />

Untersucht werden soll mit der Arbeit die<br />

Beziehung von Zeichen und Landschaften,<br />

die Möglichkeiten der Aufladung und ge-<br />

genseitigen Beeinflussung, aber auch die<br />

Sichtbarmachung von verborgenen Bedeu-<br />

tungen. Dabei kommt der Dokumentation der<br />

Projektionen eine ebenso grosse Bedeutung<br />

wie dem eigentlichen Anlass zu.<br />

Aus dem Projektbeschrieb<br />

Johannes Gees: «Interfacing Landscapes»<br />

Johannes Gees Lichtinstallationen sind<br />

ideenreich, hintergründig und haben ein<br />

grosses Aufschreckungs- und Beachtungs-<br />

Potenzial – in der heutigen medial überfüt-<br />

terten Zeit vielleicht die richtige Taktik um<br />

die Gesellschaft zu erreichen und sie zum<br />

Nachdenken einzuladen.<br />

Kunst 21, René G. Siemer, März <strong>2006</strong><br />

Ausstellung Interfacing Landscapes im Kunst-<br />

raum Kreuzlingen vom 14. Januar <strong>bis</strong><br />

26. Februar 2004. Performance Interfacing<br />

Landscapes #4, 27. Januar <strong>2006</strong> in Oberwangen.<br />

Performance Interfacing Landscapes #5,<br />

29. Januar <strong>2006</strong> auf der Fähre Romanshorn –<br />

Friedrichshafen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 130’349.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 35’000.–<br />

69<br />

Das Phönix-Theater 81 hat für diesen Herbst<br />

eine kleine Tanzreihe programmiert. In zwei<br />

Blöcken werden sechs Tanzproduktionen<br />

junger TänzerInnen an jeweils zwei Abenden<br />

gezeigt. Tanz im <strong>Thurgau</strong> zu programmieren<br />

ist ein Wagnis, da der Tanz an sich bereits<br />

eine eher kleine Schicht von Zuschauern<br />

interessiert, ist die Anzahl Tanzinteressierter<br />

im <strong>Thurgau</strong> noch geringer als in den Agglo-<br />

merationen. Dennoch sind wir der Ansicht,<br />

dass auch im <strong>Thurgau</strong> die Arbeiten junger<br />

Compagnies gezeigt werden müssen<br />

Philippe Wacker, in den Gesuchsunterlagen<br />

Phönix-Theater 81: Tanztage<br />

Der Eröffnungsabend machte mit hochwer-<br />

tiger Kunst junger Choreografinnen Lust<br />

auf mehr Tanz im «Phönix».<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

26. Oktober 2004<br />

Das Phönix-Theater 81 in Steckborn<br />

präsentierte vom 21. Oktober 2004 <strong>bis</strong><br />

27. November 2004 folgende Tanzgruppen<br />

und ChoreografInnen: Rebekka und Xenia<br />

Bogomolec, Stefanie Grubenmann, Vloeijstof,<br />

DEJACOmpagnie und Cornelia Huber.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’190.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


67 68 69<br />

63 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

67<br />

Marius Ungureanu:<br />

Hörspiel «Mäusefieber»<br />

68<br />

Johannes Gees:<br />

«Interfacing Landscapes»<br />

69<br />

Phönix-Theater 81:<br />

Tanztage


70<br />

Die Leute kamen, der leere Ausstellungs-<br />

raum war voller Menschen. Es gab einige, die<br />

Ruhe mit hereinbrachten, diejenigen, welche<br />

auch die Alltagsschwierigkeiten mit einem<br />

Lächeln begrüssen, es gab solche, die sich<br />

eilends der Wand entlang zu den Katalogen<br />

retteten, andere haben den Raum umrundet<br />

und ihre Offenheit blossgelegt, manche, die<br />

miteinander gesprochen haben, haben die<br />

Ausstellung und die Begebenheiten <strong>des</strong> täg-<br />

lichen Lebens miteinander verknüpft, haben<br />

sich in die Nischen getraut oder auch nicht,<br />

und es gab Kinder, die die ganze Länge <strong>des</strong><br />

Raumes mit grossen Meterschritten erkun-<br />

deten, die Matratzennischen zu ihrem tem-<br />

porären Zuhause erklärten, und sich an den<br />

Fensterbildern mit Schattenfiguren übten.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Amelia Schustereder: Unterkunst – ich<br />

gebe euch nichts, ihr habt schon alles<br />

«Sind wir Gefangene <strong>des</strong> Alltags geworden,<br />

müssen wir erst einmal wieder loslassen,<br />

was wir uns unser Leben lang angeeignet<br />

haben, um wieder frei und klar empfinden<br />

zu können». In der Auseinandersetzung mit<br />

dem eigenen Schaffen hat dies Amelia Schu-<br />

stereder als Quelle der eigenen Inspiration<br />

erfahren. Darum führt sie nun zurück zum<br />

Ursprung <strong>des</strong> Kunsterlebnisses an sich: In<br />

der Kreativität Erfüllung zu finden.<br />

Ursprünglich daher auch Wollvlies, Flachs,<br />

das Nistmaterial der Ausstellung gewisser-<br />

massen, um dem seit Anbeginn im Menschen<br />

verwurzelten Drang Gestalt zu verleihen, ein<br />

Lager zu schaffen, für kurz oder lang.<br />

Provozierend? Ja, auch, aber bloss Pro-<br />

vokation? «Ich gebe euch nichts, ihr habt<br />

schon alles» – eine Verweigerung beque-<br />

men Konsums, die verärgern mag. Doch<br />

warum die präsentierte Enthaltsamkeit als<br />

Affront empfinden? Gesteht sie doch den<br />

Kunst(be)suchenden Kompetenzen zu: Nicht<br />

nur aufzunehmen, sondern zu schaffen, zu<br />

entwickeln, in sich selbst wie im Umfeld mit<br />

seiner Materie und seinem Nichts<br />

Rheinfall-Woche, sbw. 20. Januar 2005<br />

Die Ausstellung «Unterkunst – ich gebe euch<br />

nichts, ihr habt schon alles» von Amelia<br />

Schustereder fand vom 18. Januar <strong>bis</strong> 6. März<br />

2005 in der Galerie Repfergasse 26 in<br />

Schaffhausen statt. Ein Katalog dokumentiert<br />

die Ausstellungsgeschehnisse.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 10’480.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />

64<br />

71<br />

Verschiedene Formen von Zusammenarbeit<br />

mit zeitgenössischen Autoren und Auto-<br />

rinnen haben für uns an Bedeutung gewon-<br />

nen. Mit der Jubiläumsproduktion suchen wir<br />

hier nochmals eine neue Form: Wir vergeben<br />

einen Schreibauftrag mit der Auflage eines<br />

szenischen Ortes und eines Themas. Wir<br />

freuen uns, dass wir mit Bettina Wegenast<br />

als Autorin und Markus Keller-Rottmeier<br />

als Regisseur unser Wunsch-Leitungsteam<br />

gewinnen konnten. (…) Erfreulicherweise<br />

konnten wir in letzter Zeit die Arbeit im Kan-<br />

ton <strong>Thurgau</strong> ausdehnen.<br />

Claudia Rüegsegger, in den Gesuchsunterlagen<br />

momoll theater: Haar & Bart AG<br />

Die Kinder genossen sichtlich die für sie<br />

verständlichen Anspielungen in «Haar & Bart<br />

AG», und für einmal war gut, herrschte keine<br />

Kirchenstille in den Rängen. Den Erwachse-<br />

nen bescherte das knapp einstündige Spiel<br />

manchen Lacher. Ein Mann mit schütterem<br />

blauem Bärtchen geht auf eine lange Ge-<br />

schäftsreise, in seinem Coiffeursalon ablö-<br />

sen sollen ihn vier Frauen: Frau Holle, Dorn-<br />

röschen, Schneewittchen und Rapunzel, die<br />

unterschiedlicher nicht sein könnten und die<br />

dennoch Entscheiden<strong>des</strong> verbindet: Etwas<br />

muss sich ändern. Sie müssen sich ändern.<br />

Nur wird es nicht allen gelingen.<br />

«Haar & Bart AG» ist ein moralisches Stück,<br />

weiss aber nicht recht, ist es ein Märchen<br />

oder richtet es sich an Erwachsene. Denn die<br />

Kinder verstehen die Anspielungen auf Mar-<br />

keting und freie Marktwirtschaft kaum, die<br />

Grossen haben ihre Kindheitsgeschichten<br />

fast vergessen. Ein modernes Märchen also:<br />

von vier Frauen, die Neues wagen und die<br />

unterschiedlich Erfolg haben.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 12. März 2005<br />

Mitwirkende: AnnaMaria Tschopp, Barbara<br />

Schüpbach, Barbara Peter (Spiel), Claudia<br />

Rüegsegger (Spiel, Produktionsleitung),<br />

Michael Oggenfuss (Spiel, Bühne, Licht),<br />

Bettina Wegenast (Autorin), Markus Keller-<br />

Rottmeier (Regie), Urs Ammann (Bühne),<br />

Christina Müller (Kostüme), Irene Sabel<br />

(Regieassistenz).<br />

Premiere am 10. März 2005 im VorStadttheater<br />

im Eisenwerk Frauenfeld, wo eine weitere<br />

Vorstellungen stattfand. Anschliessend spielte<br />

das momoll theater mehrmals in Schaffhausen,<br />

Wil, Sirnach, Flawil, St. Gallen und Winterthur.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 135’550.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

72<br />

Im Sommer 2004 besuchte ich ein Konzert<br />

der beiden Pianistinnen Petra Ronner und<br />

Claudia Rüegg im Kulturforum Amriswil.<br />

Dieses Konzert begeisterte mich total. Das<br />

ausgewählte Programm und die Power der<br />

zwei Interpretinnen verführte das Publikum,<br />

sich auf verschiedene, teilweise ungewohnte<br />

Klangwelten der gespielten Klavierstücke<br />

einzulassen. Durch den geschickten Auf-<br />

bau <strong>des</strong> Programms schafften es die beiden<br />

Musikerinnen, Begeisterung für zeitgenös-<br />

sische Musik auszulösen und dadurch neue<br />

Klangräume für das Publikum zu öffnen.<br />

Nach diesem Konzert reifte die Idee, ausge-<br />

hend vom Werk «Three Dances» von John<br />

Cage, eine Doppel-CD herauszugeben,<br />

durch die eine musikalische Entwicklung der<br />

Klaviermusik vermittelt werden kann.<br />

Josef Felix Müller, in den Gesuchsunterlagen<br />

Josef Felix Müller + vexer Verlag:<br />

Celestial Ballroom<br />

Wird im «Celestial Ballroom» getanzt?<br />

Schon, aber nicht in der gewohnten Art.<br />

Die beiden in Zürich lebenden Pianistinnen<br />

Petra Ronner und Claudia Rüegg arbeiten<br />

seit 1999 im Duo, haben beide bei Werner<br />

Bärtschi studiert und sind dabei, als «mu-<br />

sikalische Seilschaft» neue Klangräume<br />

zu erschliessen. Sie spielen vierhändig an<br />

einem Piano oder an zwei verschränkt ste-<br />

henden Pianos mit Sichtkontakt. Auf ihrer<br />

vergangenes Jahr erschienenen Doppel-CD<br />

findet man Interpretationen von John Cage,<br />

George Crumb, Ulrich Gasser, Maurice<br />

Ravel und Lois V Vierk.<br />

Programmheft Festival taktlos 06, Zürich,<br />

Fredi Bosshard<br />

Und so kommen bei aller Transparenz im<br />

Klang und bei aller technischen Luzidität<br />

auf dieser Aufnahme Elemente ins Spiel,<br />

die ungewohnten Klavierklang spannend<br />

machen, die eben diese Entdeckerfreude<br />

mit in die Interpretation aufnimmt. Lust an<br />

Bewegung nicht nur im rhythmischen, son-<br />

dern im klanglichen Sinne, die Freude am<br />

Fortpflanzen von Impulsen und Anstössen<br />

prägt die Aufnahmen.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser, 15. Juni 2005<br />

Die CD-Taufe fand am 26. Mai 2005 im<br />

Kunstraum Kreuzlingen statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’125.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


65 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

70<br />

Amelia Schustereder:<br />

Unterkunst – ich gebe<br />

euch nichts, ihr habt<br />

schon alles<br />

71<br />

momoll theater:<br />

Haar & Bart AG<br />

70 71 72<br />

72<br />

Josef Felix Müller + vexer<br />

Verlag: Celestial Ballroom


73<br />

Seit mehreren Jahren arbeite ich mit der Sän-<br />

gerin Eva Nievergelt immer wieder an Robert<br />

Schumanns Liederkreis op. 39. Vitalität und<br />

unmittelbare Wirkung dieses Liederzyklus<br />

sind einzigartig: In knapp 25 Minuten gelingt<br />

es Schumann, sehr direkt und hoch verdich-<br />

tet die grossen Themen Liebe, Sehnsucht,<br />

Lebendigkeit, Erstarrung, Glück und Ent-<br />

täuschung präzise und zu tiefst berührend<br />

anzusprechen. Als Musikerinnen sind wir<br />

plötzlich Teil eines Mitteilungsstromes, der<br />

von Schumann/Eichendorff direkt in unser<br />

eigenes Erleben und damit in unsere Zeit<br />

verweist.<br />

Aus unserem gemeinsamen Interesse, in<br />

Konzertprogrammen Verbindungen zwi-<br />

schen Vergangenheit und Gegenwart, also<br />

beispielsweise zwischen Schumanns Kom-<br />

position aus dem Jahre 1840 und der Musik<br />

unserer eigenen Zeit herzustellen, wuchs<br />

das Bedürfnis, auf den Liederkreis op. 39<br />

kraftvoll und mit zeitgenössischen Mitteln zu<br />

antworten.<br />

Claudia Rüegg, in den Gesuchsunterlagen<br />

Claudia Rüegg:<br />

Kompositionsauftrag Liederkreis<br />

Die Komposition von Ulrich Gasser liegt noch<br />

nicht vor, ist aber für 2007 vorgesehen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

66<br />

74<br />

Ausgangspunkt und Zentrum meines Pro-<br />

jektes ist mein eigenes Hab und Gut. (…)<br />

Die «Bestan<strong>des</strong>aufnahme» beschreibt den<br />

Ausgangspunkt <strong>des</strong> <strong>Projekte</strong>s: Ich begebe<br />

mich mit meinem Alltäglichsten in eine Klau-<br />

sur und nehme den gesamten Bestand von<br />

meinem Hab und Gut auf. In der Phase «sich<br />

ein Bild machen» trete ich mit dem Ergebnis<br />

meiner Bestan<strong>des</strong>aufnahme an die Öffent-<br />

lichkeit, breite es aus und stelle meine Aus-<br />

gangsfrage: Was kristallisiert sich heraus,<br />

wenn sich das Subjekt dem Abbild entzieht<br />

und allein sein Hab und Gut ins Blickfeld<br />

rückt? Es ist ein ungewohnter Blick auf das<br />

Eigene. Ich erkenne mich als Knotenpunkt<br />

von Geschichten, Menschen, verschiedenen<br />

Zeiten und Orten wieder. Dies thematisiere<br />

ich in der Phase «Auflösung».<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Yvonne Scarabello: Hab + Gut<br />

Die in Zürich lebende und aus Frauenfeld<br />

stammende Künstlerin Yvonne Scarabello<br />

nimmt seit 2002 in einem Langzeitprojekt<br />

ihr «Hab + Gut» unter die Lupe. Rund zwei-<br />

tausend Gegenstände hat sie bereits foto-<br />

grafiert und im Computer abgelegt. «Ist in<br />

meinem Hab und Gut ein Hohlraum zu ent-<br />

decken, ein Abdruck meiner Person? Was<br />

kristallisiert sich heraus, wenn ich mich dem<br />

Abbild entziehe und allein mein Hab und<br />

Gut ins Blickfeld rückt?», fragt sich Yvonne<br />

Scarabello. (…)<br />

Im shed sind bereits hunderte 10 mal 10 cm<br />

grosse Bildchen von Scarabellos Hab und<br />

Gut an der Wand zu sehen. Im Computer<br />

kann der Besucher sie neu ordnen. Eine<br />

Diaschau, die die Gegenstände vergrössert,<br />

sowie C-Prints ergänzen die Szene. Alltags-<br />

und Selbsthinterfragung betreibt Scarabello<br />

und will auch den Besucher dazu einladen.<br />

Über die Gegenstände als Bedeutungsträ-<br />

ger ins Gespräch kommen, neue Ordnungs-<br />

welten kennen lernen, so umschreibt sie den<br />

ihr wichtigen kommunikativen Aspekt der<br />

«Hab + Gut»-Aktion.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

2. September 2005<br />

Das Projekt wurde vom 2. <strong>bis</strong> 25. September<br />

2005 im shed im Eisenwerk, Frauenfeld<br />

gezeigt, (siehe Projekt «Ausstellung Hab + Gut»).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

75<br />

Das Projekt thematisiert die «Produktion»<br />

von Fleisch als Nahrungsmittel am Beispiel<br />

<strong>des</strong> Hauskaninchens. In einer mehrteiligen<br />

Installation im shed in Frauenfeld soll ver-<br />

sucht werden, die BersucherIn am Produkti-<br />

onsprozess passiv und aktiv partizipieren zu<br />

lassen. Zur Darstellung gelangen vier formal<br />

verschieden gestaltete Stationen, die in ihrer<br />

Abfolge als Lebenszyklus <strong>des</strong> Kaninchens<br />

inszeniert werden. Durch das Offenlegen<br />

dieses Prozesses soll unter anderem das<br />

brisante, gesellschaftlich tabuisierte Thema<br />

<strong>des</strong> Schlachtens für die Gewinnung der<br />

Nahrung zur Diskussion gebracht werden.<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

Des Hasen Tod<br />

Bottinis Kunstaktion trifft ins Schwarze. Bei<br />

Wein und Wasser outet sich schon bald, wer<br />

kann: «Mein Vater war Metzger», erklärt ein<br />

Gast sein Kunstinteresse. Eine Besucherin<br />

erinnert sich an den Studienkollegen, der<br />

daran scheiterte, seine zwei Mastkaninchen<br />

umzubringen. Zum Missfallen der Kollegin<br />

lebten sie fortan auf dem Gemeinschaftsbal-<br />

kon. Die Ausstellung zeigt es: In unserem<br />

Leben ist <strong>des</strong> Hasen Tod fest verankert.<br />

Tabuisiert wird er trotzdem. Das verriet die<br />

Frage, die so vielen über die Lippen kam, als<br />

sie die Halle betraten: «Die Kaninchen da will<br />

Max Bottini schlachten?» Hasenbraten gibts<br />

tatsächlich auf den drei Aktionstagen im Mai.<br />

Es sind aber andere Tiere. Die Gespräche<br />

dieser vierten Station stehen noch aus.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Martina Koch, 2. Mai 2005<br />

Wiederum geht es Bottini nicht nur ums<br />

Essen, sondern auch um die Idee, über Fra-<br />

gen <strong>des</strong> Essens eine Plattform für Austausch<br />

und Gespräche zu bieten. «Die Hasen sind<br />

meine Schauspieler», sagt der Künstler. Und<br />

mit «Des Hasen Tod» gelingt ihm wieder<br />

eine nur auf den ersten Blick leicht fassbare<br />

Installation, mit der er sein Grundthema,<br />

Nahrung und Nahrungsverzehr, erneut wei-<br />

tertreibt. Auch mit dieser Aktion definiert<br />

Bottini das Verhältnis zwischen Künstler<br />

und Publikum neu. Beim Braten sind seine<br />

Gäste zugleich Produzenten, Konsumenten,<br />

Betrachter, aber auch Teilhaber und Gestal-<br />

ter eines Gesamtkunstwerks.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser, 6. Mai 2005<br />

Die Ausstellung und Aktionen im shed im<br />

Eisenwerk fanden vom 30. April <strong>bis</strong> 3. Juni 2005<br />

statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 59’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’000.–


73 74 75<br />

67 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

73<br />

Claudia Rüegg:<br />

Kompositionsauftrag<br />

Liederkreis<br />

74<br />

Yvonne Scarabello:<br />

Hab + Gut<br />

75<br />

verein neuer shed<br />

im Eisenwerk:<br />

«Des Hasen Tod» von<br />

Max Bottini


76<br />

2001 hat die <strong>Kulturstiftung</strong> dem in Tägerwi-<br />

len lebenden Schriftsteller Jochen Kelter ein<br />

halbes Werkjahr zugesprochen. Nun liegt<br />

das Manuskript vor, und der Tübinger Verlag<br />

Klöpfer und Meyer plant die Veröffentlichung<br />

<strong>des</strong> Romans.<br />

Klöpfer & Meyer - Verlag:<br />

Hall oder die Erfindung der Fremde<br />

Sie müsse Übergänge herstellen, nicht abrupt<br />

von der Verzückung in die Verzweiflung<br />

abstürzen, mahnt der Tonsetzer Francesco<br />

Cavalli seine Schülerin Mariana Caldi. Die<br />

Kunst der Modulation wendet auch Jochen<br />

Kelter in seinem Roman an, der immer wieder<br />

die Tonarten geschickt wechselt, die<br />

Dialoge zwischen Galanterie, Nüchternheit<br />

und Passion changieren lässt und vom einen<br />

Erzählstrang zum andern leitet. Sein Protagonist<br />

Georg Friedrich Hall, Spezialist<br />

für italienische Kunst- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

reist in den neunziger Jahren über<br />

Venedig und Griechenland in den Balkan,<br />

wo sich Serben und Kroaten unheilvoll im<br />

Krieg verstrickt haben. Noch einmal trifft<br />

Hall in Trogir seine frühere Geliebte. Sie<br />

hat ihn dringend um Hilfe gebeten, nachdem<br />

sie von ihrem Freund, mit dem sie in<br />

Waffenschiebereien verstrickt war, verlassen<br />

worden war. Aber am nächsten Morgen<br />

wird sie verschwinden – mit Halls Bargeld<br />

und Kreditkarten im Gepäck. (…) Jochen<br />

Kelter entwirft das farbenreiche Gemälde<br />

einer aufstrebenden Epoche, in der Kunst,<br />

Philosophie und Naturwissenschaften vor<br />

Neuerungslust geradezu vibrieren.<br />

Neue Zürcher Zeitung, Beatrice Eichmann-<br />

Leutenegger, 9. August 2005<br />

Jochen Kelter: Hall oder Die Erfindung<br />

der Fremde. Roman. Verlag Klöpfer & Meyer,<br />

Tübingen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’300.–<br />

Anteil (Druckkostenbeitrag) der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 5’000.–<br />

68<br />

77<br />

2004 hat der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

beschlossen, ausgehend von der erfreulichen<br />

Reihe jazz:now auch für den Bereich<br />

Theater und Tanz ein Konzept für entsprechende<br />

Veranstaltungen ausarbeiten zu lassen<br />

und hat dafür ein Vorprojekt bewilligt. Es<br />

wird entschieden, mit dem Phönix-Theater<br />

81 in Steckborn zusammenzuarbeiten mit<br />

dem Ziel, im <strong>Thurgau</strong> attraktive und qualitativ<br />

überzeugende Theater- und Tanzvorstellungen<br />

zu präsentieren. Als Form wird<br />

weder ein Festival noch eine kontinuierliche<br />

und über das Jahr verteilte Reihe gewählt,<br />

sondern ein Schwerpunkt im Herbst. Jeweils<br />

donnerstags und samstags sind abendliche<br />

Aufführungen vorgesehen, während sich<br />

freitags das Angebot an Schulen richtet.<br />

Für die erste Ausgabe 2004 von theater:<br />

now werden vier Produktionen eingeladen:<br />

«GOPF» (Metzger, de Perrot, Zimmermann,<br />

Zürich), «Un tapis rouge pour Sophie T.»<br />

(Fasson Theater, Zürich), «Wohlgelitten in<br />

Wohlgelegen» (Kumpane, Schaffhausen/Zürich)<br />

und «Madame K»/»One in a million» (Nicole<br />

Seiler, Lausanne). Zudem setzen sich<br />

zwei Podiumsveranstaltungen mit der Kulturförderung<br />

im <strong>Thurgau</strong> im Vergleich zu andern<br />

Kantonen und dem Bund und der künftigen<br />

Tanzförderung in der Schweiz auseinander.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81:<br />

theater:now 2005<br />

Mit der ersten «theater:now»-Reihe hat sich<br />

der <strong>Thurgau</strong> in Steckborn als Interessent<br />

gezeigt, der in der nationalen Tanzszene präsent<br />

sein will. Pro Helvetia, Migros und das<br />

«Projekt Tanz» haben diesen Wunsch freudig<br />

wahrgenommen. Ein <strong>Thurgau</strong>er Impuls ist<br />

erst einmal an den richtigen Stellen deponiert.<br />

Das zeigte das Podium auch. Tanz<br />

im <strong>Thurgau</strong>? Das verträgt sich. Man darf<br />

gespannt sein, wie es weitergeht.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

6. Dezember 2005<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 76’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

(Vorprojekt 2004: Fr. 6'700.–)<br />

78<br />

Präsentation <strong>des</strong> komplett neu komponierten<br />

Programms «The Thurgovian Suite». Komposition<br />

im Rahmen eines Förderbeitrags<br />

<strong>des</strong> Erziehungsdepartements <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong> vom Juni <strong>2003</strong>. Zweiwöchige Tournee<br />

mit anschliessender Studioproduktion<br />

bei Radio DRS 2. Produktion und Veröffentlichung<br />

der CD auf TCB Records im Frühjahr<br />

<strong>2006</strong>. (…) Die einzelnen Sätze der Suite<br />

werden meinen Werdegang im <strong>Thurgau</strong> reflektieren<br />

und in eine völlig andere musikalische<br />

Sprache übersetzen: den modernen<br />

straight-ahead Jazz <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts.<br />

Roman Schwaller, in den Gesuchsunterlagen<br />

Roman Schwaller: The Thurgovian Suite<br />

Die Klasse seines hochkarätig besetzten<br />

Sextetts zeigt sich beispielhaft schon im<br />

ersten Stück. Mit verträumtem Klavier-Solo<br />

wird man empfangen. Setzen dann alle ein,<br />

erreicht die Musik unmittelbar einen faszinierenden<br />

energetischen Level. Das Geflecht<br />

wirkt dicht, gespielt. Schwaller setzt auf die<br />

Sprache <strong>des</strong> modern straight ahead Jazz<br />

und zeigt gleichzeitig hohes Engagement<br />

für klar artikulierte und durchgeformte musikalische<br />

Sprache. Auch im Hexenkessel<br />

enthemmten Improvisierens strahlt Schwallers<br />

«Thurgovian Suite» Wille zu nachvollziehbaren<br />

Formen aus, was das Ganze zu<br />

einem zusätzlichen Genuss macht.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

10. Oktober 2005<br />

Es besteht kein Zweifel: Der Frauenfelder<br />

Tenorsaxophonist Roman Schwaller ist<br />

einer der besten Jazzmusiker der Schweiz.<br />

Und doch hört man hierzulande nur wenig<br />

von ihm. Das liegt einerseits daran, dass<br />

Schwaller sein Tätigkeitsfeld schon früh<br />

nach Deutschland verschoben hat. Andererseits<br />

steht er in der Schweiz stilistisch fast<br />

allein auf weiter Flur. Sein jüngstes Werk,<br />

das er wohl nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern<br />

«The Thurgovian Suite» nennt,<br />

ist genau der Stoff, aus dem sogenannte<br />

Blindfold-Tests gemacht sind. Denn was<br />

man da hört, klingt nach Grossstadt, nach<br />

New York, nach Art Blakey, Dexter Gordon<br />

und Woody Shaw. Von behäbiger Bescheidenheit<br />

den im gegenwärtigen Euro-Jazz so<br />

beliebten Naturidyllen keine Rede.<br />

Neue Zürcher Zeitung, Nick Liebmann,<br />

26. Januar <strong>2006</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 41‘800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


76<br />

77 78<br />

69 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

76<br />

Klöpfer & Meyer-Verlag:<br />

«Hall oder die Erfindung<br />

der Fremde», Jochen Kelter<br />

77<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> /<br />

Phönix-Theater 81:<br />

theater:now 2005<br />

78<br />

Roman Schwaller:<br />

The Thurgovian Suite


79<br />

Durch das Projekt von Claude und Daniela<br />

Villaret wird dem Neustart <strong>des</strong> TKO – Thur-<br />

gauer Kammerorchester – ein weiterer<br />

Rahmen gesetzt, der die Pflege eines Re-<br />

pertoires <strong>des</strong> 20. und 21. Jahrhunderts er-<br />

möglicht und neben dem Stammpublikum<br />

neue Konzertgänger heranzieht. Bei «Im-<br />

pressions» versuchen Claude und Daniela<br />

Villaret das künstlerische Erlebnis durch die<br />

Verbindung mehrerer Künste, in dem Fall<br />

Musik, Rauminstallation, Licht und Video, zu<br />

steigern und damit zu intensivieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

<strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester:<br />

Impressions<br />

«Impressions»-Finale, das mit «Streich für<br />

Streicher» von Boris Mersson zum Highlight<br />

<strong>des</strong> Abends wurde. Mersson, 1921 in Berlin<br />

als Sohn schweizerischer Eltern russischer<br />

Herkunft geboren, hat sich mit diesem 1939<br />

entstandenen Werk als exzellenter Kom-<br />

ponist profiliert. Claude Villaret stellte die<br />

Viersätzigkeit von «Streich für Streicher» als<br />

changieren<strong>des</strong> Muster in Harmonie, Gehalt<br />

und Charakteristik vor. Und Daniela Villarets<br />

Zuspielungen sprachen für ihr Vermögen,<br />

die fünf Sinne (nach Aristoteles) anzurüh-<br />

ren, auch wenn sich <strong>bis</strong>weilen kuriose Bilder<br />

ergaben: Auf einer Bühne Zuschauer, die<br />

mit ihren Köpfen den hin- und hergeschla-<br />

genen Tennisbällen folgten. Frauen im Bi-<br />

kini unter einer Brause das Haar waschend.<br />

Skateboarder schnellten vorüber. Hektik im<br />

sonnenüberfluteten Strandbad. Eben: alles<br />

Projektideen, die das Ziel haben, die Musik<br />

nicht allein zu lassen. Dennoch die Frage:<br />

Hat denn Musik nicht aus sich heraus auch<br />

das Potenzial, bildliche Vorstellungen her-<br />

vorzurufen?<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Gerhard Hellwig,<br />

24. September 2005<br />

Das 23-köpfige TKO spielte im September 2005<br />

in Kreuzlingen, Frauenfeld und Zürich sowie<br />

<strong>2006</strong> in Tübingen. Werke von Belá Bartók,<br />

Daniel Schnyder, Toru Takemitsu, Frank Martin,<br />

Claude Debussy und Boris Mersson kamen zur<br />

Aufführung, mit Claude Villaret (Dirigent),<br />

Daniela Villaret (Regie/Video) und Gabriela Otto<br />

(Dramaturgie).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 86’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 33’000.–<br />

70<br />

80<br />

Wir gehen zu verschiedenen Kindergärten<br />

und Schulklassen, um bei ihnen Geschichten<br />

zu sammeln. In den Klassenstunden führen<br />

wir jeweils kurz ein Thema ein und versu-<br />

chen, mit unterschiedlichen Schreib- und<br />

Erzählmethoden an eine Vielzahl von Ge-<br />

schichten zu kommen, welche die Kinder<br />

spontan erfinden (…).<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Theater Sgaramusch:<br />

Projekt mit Folgen (Arbeitstitel)<br />

«Kapitän Engel Spinne» haben wir seit der<br />

Premiere am 22. Oktober 2005 zwanzig Mal<br />

gespielt. Gesehen haben uns 1478 Per-<br />

sonen. «Wolf unterm Bett» haben wir 22 Mal<br />

gespielt und dabei 1264 ZuschauerInnen<br />

erreicht.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Bei ihrem aktuellen Stück «Kapitän Engel<br />

Spinne» (…) ist der Plot wiederum assozia-<br />

tiv und verwinkelt. Die Geschichte von drei<br />

ziemlich ungewöhnlichen Figuren auf einer<br />

ziemlich ungewöhnlichen Reise stammt<br />

aus der Feder von Kindern aus der Region<br />

Aarau. Eine Art Kaleidoskop menschlicher<br />

Innenwelten, eine Reise durch die Reise so<br />

quasi. (…) All das erklärt noch nicht, warum<br />

die Vorstellungen <strong>des</strong> Sgaramusch-Ensem-<br />

bles Menschen allen Alters gleichermassen<br />

in ihren Bann zu schlagen vermögen. In<br />

ihrem Spiel erzeugen sie nicht nur Bilder,<br />

sondern auch die Lust darauf.<br />

Schaffhauser Nachrichten, frö, 30 November 2005<br />

«Wolf unterm Bett» gefällt von der ersten<br />

<strong>bis</strong> zur letzten Minute. (…) Die vielen Kinder<br />

im Publikum liessen sich – ebenso wie die<br />

Erwachsenen – von der rasanten Inszenie-<br />

rung begeistern, zuckten zusammen, wenn<br />

der Wolf unvermittelt auftauchte und lachten<br />

laut heraus, wenn’s auf der Bühne chaotisch<br />

und laut her- und zugeht. Und das geht es<br />

öfters…<br />

Schaffhauser AZ, Michael Helbling,<br />

24. Februar 2005<br />

Mitwirkende: Carol Blanc (Regie), Nora Vonder<br />

Mühll, Stefan Colombo (Schauspiel),<br />

Olifr Maurmann (Musik) und Britta Hagen<br />

(Ausstattung).<br />

Die beiden Stücke wurden u. a. gezeigt in<br />

Schaffhausen, Aarau, Krems (A), Zürich, Thun,<br />

Winterthur, Basel und Bern.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 144’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

81<br />

Seit 2002 lädt die <strong>Kulturstiftung</strong> im Spät-<br />

sommer eine ausländische Schriftstellerin<br />

oder einen Schriftsteller für zwei Monate in<br />

die Gästewohnung <strong>des</strong> Bodman-Literatur-<br />

hauses in Gottlieben ein. Für 2005 fiel die<br />

Wahl auf Lucas Cejpek, 1956 in Wien gebo-<br />

ren, wo er seit 1990 als freier Schriftsteller,<br />

Theater- und Hörspielregisseur lebt.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> 2005<br />

Während meines Aufenthalts im Bodman-<br />

Literaturhaus in Gottlieben (…) habe ich das<br />

Manuskript meines nächsten Buches über-<br />

arbeitet, das im Frühjahr <strong>2006</strong> in der Edition<br />

Korrespondenzen in Wien erscheinen wird.<br />

Das Buch mit dem Titel «Dichte Zugfolge»<br />

beschreibt ausgehend von der Wiener U-<br />

Bahn das System U-Bahn und seine Darstel-<br />

lung in Literatur und Film. Dazu war es not-<br />

wendig, das Manuskript in seine Einzelteile<br />

zu zerlegen und zwar manuell: Ich habe 150<br />

Seiten Notizen zerschnitten und in eine neue<br />

Reihenfolge gebracht, die ich nun in Wien<br />

am Computer nachvollziehen muss.<br />

Lucas Cejpek, aus dem Schlussbericht<br />

Lucas Cejpek hat sich tief in die Schächte<br />

und Bedeutungssphären eines der unge-<br />

fährlichsten Verkehrsmittel der Welt vor-<br />

gewagt und sich mit der Wiener U-Bahn<br />

auf Forschungsreise begeben – quer durch<br />

sämtliche Tunnelsysteme und U-Bahn-Ge-<br />

schichten, mitten hinein in die suburbanen<br />

Lebensweisen der Grossstadtbewohner.<br />

Denn im Untergrund wird auch gegessen,<br />

gelesen, geliebt und gelitten: Fastfood, U-<br />

Bahn-Express, Quickie und Handydrama.<br />

Einsteigen, Aussteigen, Umsteigen, kurze<br />

Wartezeiten, Schnitt. Tempo und Effizienz<br />

der U-Bahn beflügeln seit jeher nicht nur<br />

die Fantasie der Techniker, sondern auch<br />

die der Schriftsteller, Fotografen und Fil-<br />

memacher. Lucas Cejpek bündelt diesen U-<br />

Bahn-Kosmos zu einer kleinen literarischen<br />

Soziologie, in der die Sätze in losen Notaten<br />

so dicht aufeinander folgen wie Haltestellen<br />

und Züge.<br />

Edition Korrespondenzen, Wien<br />

Lucas Cejpek, Dichte Zugfolge, Edition<br />

Korrespondenzen.<br />

Von der <strong>Kulturstiftung</strong> gesprochener Betrag:<br />

Fr. 6’500.–


71 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

80<br />

80<br />

Theater Sgaramusch:<br />

«Kapitän Engel Spinne»


82<br />

Die geplante Veranstaltung gilt dem «Musi-<br />

kalischen der Sprache», das heisst, sie gilt<br />

einer Dimension der Sprache, die begriff-<br />

lich nur schwer zu fassen, für literarisches<br />

Schreiben jedoch wesentlich ist. Es geht<br />

dabei nicht um die literarische Beschreibung<br />

der Musik als Objekt der Sprache, sondern<br />

vielmehr um ein Musikalisches, das spra-<br />

chinhärent, also genuin sprachlich ist. Ein<br />

solches «Musikalisches» zeigt sich in kleinen<br />

und grossen Spracheinheiten: in der Zusam-<br />

mensetzung von lyrischen Wortfügungen, in<br />

Erzählungen, in der Komposition langer Pro-<br />

satexte.<br />

Hochschule für Gestaltung:<br />

Das Musikalische der Sprache<br />

Die Verbindung zwischen Musik und Spra-<br />

che, so Uetz, sei der Gesang, also könne<br />

man Poesie definieren als Gesang ohne Sin-<br />

gen. Diese Sehnsucht nach dem verlorenen<br />

Paradies, nach dem Urzustand in dem Spra-<br />

che und Musik eins waren, hat eine uralte<br />

Tradition, wie Corina Caduff aufzeigte; Goe-<br />

the sprach von der Musik als dem «wahren<br />

Element», für Ingeborg Bachmann war sie<br />

«der erste Ausdruck».<br />

Das Verhältnis zwischen Musik und Literatur<br />

kann aber auch ganz anders spielen, wie<br />

die vielschichtige Poetikvorlesung von Peter<br />

Weber zeigte. Gerade für einen Autor, der<br />

selbst musiziert (mit der Maultrommel) und<br />

seine Lesungen häufig mit Musikern gestal-<br />

tet, wächst die Sprache aus der Auseinan-<br />

dersetzung mit musikalischen Tendenzen:<br />

«Wenn sich der Tonus in der zeitgenös-<br />

sischen Musik ändert, wirkt sich das auf die<br />

Sprache aus.»<br />

Tagesanzeiger, Christine Lötscher, 30. Mai 2005<br />

Die Veranstaltung, organisiert von Corina<br />

Caduff und Beatrice Stoll, fand am 28. Mai<br />

2005 im Literaturhaus Zürich statt. Beteiligt<br />

waren Peter Weber, Christian Uetz, Elke Schip-<br />

per, Oskar Pastior, Gabriela Hasler und Roger<br />

Hanschel.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’550.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

72<br />

83<br />

«precious and present» soll eine interdis-<br />

ziplinär angelegte Ausstellung mit rund 12<br />

Teilnehmenden aus allen möglichen beruf-<br />

lichen Gebieten (Raum Ostschweiz) wer-<br />

den, die inhaltlich vom Themenkreis «private<br />

Forschungen und Leidenschaften» getragen<br />

wird. Uns interessiert es, einen Augenschein<br />

in private oder berufliche Leidenschaften<br />

verschiedenster Menschen zu nehmen und<br />

anhand ihres Beitrages Einblick in die ihren<br />

kreativen Prozessen zugrunde liegenden In-<br />

spirationsquellen und deren Vernetzungen<br />

zu erhalten.<br />

Corinne Schatz, in den Gesuchsunterlagen<br />

visarte, Corinne Schatz:<br />

precious and present<br />

Woher nehmen Menschen ihre kreativen<br />

Ideen? Was ist der Antrieb für Inspiration?<br />

Wie zeigen sich ihre Leidenschaften? Die<br />

Künstlerinnen Rahel Müller und Corinne<br />

Schatz haben eine Ausstellung organisiert,<br />

worin sie dazu einladen, sich mit solchen<br />

Fragen zu befassen. Mit «precious and pre-<br />

sent» zeigen sie Fundamente und Ursprünge<br />

für geistige und kreative Aktivitäten auf.<br />

Mehr noch: man soll Leidenschaften auf-<br />

spüren können. (…)<br />

Wie entsteht eine Opern-Szene? Auf auf-<br />

schlussreiche Weise lässt der St. Galler<br />

Komponist Alfons Karl Zwicker uns entde-<br />

cken, wie bei ihm «aus musikalischen Ge-<br />

danken konkrete Töne» werden. Anhand der<br />

ersten Szene aus seiner Oper «Der Tod und<br />

das Mädchen», an der Zwicker momentan<br />

arbeitet, erschliessen sich einem die ver-<br />

schiedenen Entstehungsphasen – von den<br />

ersten Ideen <strong>bis</strong> zur fertigen Komposition.<br />

Seine Installation versinnbildlicht die Chro-<br />

nologie der Entwicklung in mehreren räum-<br />

lichen Ebenen.<br />

St. Galler Tagblatt, Andreas Stock, 18. Mai 2005<br />

Mitwirkende: Urs Eberle, Philipp Egli, Hannes<br />

Geisser, Rahel Müller, Jeanine Osborne,<br />

Claudia Rüegg, André Salathé, Corinne Schatz,<br />

Isa Stürm, Florian Vetsch, Ueli Vogt und<br />

Alfons Karl Zwicker. Corinne Schatz und Rahel<br />

Müller zeichneten für das Projekt verantwortlich.<br />

«kleine intime inspirationssammlungen» waren<br />

vom 13. Mai <strong>bis</strong> 23. Juni 2005 im St. Galler<br />

exex zu sehen, daneben fanden sechs Begleitveranstaltungen<br />

statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 23’450.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

84<br />

Die Zelle als Teilelement ist der Grundbaustein<br />

aller Lebewesen. Pflanzen und Tiere<br />

sind aus einer mehr oder weniger grossen<br />

Zahl von Zellen aufgebaut. Das Thema der<br />

Zellforschung und der Zellmanipulation ist<br />

aktuell und universal und hat mich zur thematischen<br />

Auseinandersetzung und künstlerischen<br />

Umsetzung bewogen.<br />

Bei meinem Projekt gehe ich vom balligen<br />

Laichgebilde der Froschlurche aus. Die Eier<br />

sind hier von gallertigen Schutzhüllen umgeben<br />

und werden einzeln oder in Klumpen<br />

ins Wasser abgegeben, oder mittels eines<br />

klebrigen Sekretes an Gegenstände (z.B.<br />

Halme, Blätter) angeheftet.<br />

Dieses Zellsystem wird sichtbar gemacht in<br />

der künstlerischen Umsetzung als Laborsituation,<br />

als Rauminstallation und als Wunder<br />

der Natur.<br />

Veronika Bischoff, in den Gesuchsunterlagen<br />

Veronika Bischoff: ZellArt<br />

Von der Decke im grossen Ausstellungsraum<br />

im Haus Metropol am Stadthausquai Zürich<br />

hängen zwei überdimensionale amorphe<br />

Zellgebilde, eingepackt in blaue Polyäthylen-Schutzhüllen.<br />

Die Betrachterin, der Betrachter<br />

schauen wie durch ein Laborgefäss<br />

auf einen Zellklumpen. Das transparente Laminat<br />

ist gleichermassen Schutzschild wie<br />

Schaufenster. Trotz der Grösse und Statik<br />

der Installation bleibt der Eindruck, dass es<br />

sich hier um etwas Weiches und Verletzliches<br />

handelt. (…)<br />

Veronika Bischoff nähert sich einem Thema<br />

intuitiv und beginnt es dann «zu verdauen»,<br />

wie sie es nennt: Sie denkt nach, plant,<br />

experimentiert und lässt nicht locker, <strong>bis</strong> sie<br />

dafür ihren ästhetischen Ausdruck gefunden<br />

hat. Dabei schöpft sie einerseits aus ihrem<br />

Fundus als Künstlerin, anderseits aus ihrem<br />

Wissen über die unterschiedlichsten Materialien.<br />

Im Laufe der Zeit sei sie, sagt sie,<br />

gedanklich immer breiter und künstlerisch<br />

immer experimentierfreudiger, ja unersättlicher<br />

geworden. Ausstellen heisst für sie<br />

nach aussen treten, sich mitteilen.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Kathrin Zellweger,<br />

9. September 2005<br />

ZellArt war vom 10. <strong>bis</strong> 23. September 2005 im<br />

Haus Metropol in Zürich zu sehen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur findet nicht nur im Kunstraum und Konzertsaal<br />

statt, ich zähle die Esskultur, das Dorfmuseum und<br />

die Brassband von Märwil genauso dazu. Kultur ist wie<br />

das Salz in der Suppe <strong>des</strong> Alltags oder<br />

das Praliné zum Kaffee.<br />

Monika Thomann, Familienfrau/Geschäftsfrau u.<br />

SVP-Politikerin, Märwil<br />

83 84<br />

73 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

83<br />

visarte, Corinne Schatz:<br />

precious and present<br />

84<br />

Veronika Bischoff: ZellArt


85<br />

Mit dem Einbezug der beiden Mimen Simon<br />

Engeli und Giuseppe Spina, bei<strong>des</strong> Ab-<br />

solventen der Scuola Teatro Dimitri, hofft<br />

das <strong>Thurgau</strong>er Barockensemble, vermehrt<br />

Jugendliche und Familien ins Konzert zu lo-<br />

cken. Nach dem einleitenden Satz sollen sie<br />

die Musik von Telemanns «Völker-Ouvertüre»<br />

durchgehend mimisch ausdeuten und die<br />

«Slovakische Suite op. 32» von Novák bei<br />

sämtlichen fünf Sätzen einleiten.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Barockensemble:<br />

Orchesterkonzerte mit Mimen<br />

Etwas starr zeigt sich das Barockensemble<br />

bei der Musik, zu der nun Schauspiel kam.<br />

Der Türke mit dem Säbel, der Schweizer,<br />

der <strong>des</strong> Touristen Linse sauber macht, der<br />

Russe mit Wodka, der Portugiese als Fuss-<br />

ball-Liliputaner. Banale Szenen, die Spina<br />

und Engeli gut in Bewegung brachten mit<br />

kleinen frechen Pointen. Aber es lief eben<br />

neben der Telemann-Musik ab, die man, lei-<br />

der etwas gleichförmig präsentiert, gar nicht<br />

mehr richtig wahrnahm.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

17. Januar <strong>2006</strong><br />

Von Telemann stammt die «Völker-Ouver-<br />

türe». Türken, Schweizer, Russen und Por-<br />

tugiesen werden in den Sätzen musikalisch<br />

dargestellt. Simon Engeli und Giuseppe<br />

Spina liessen sie mit ihrem Schauspiel er-<br />

stehen, etwas klischeehaft zwar, aber mit<br />

mimischem Witz und Pointen. Der Reisende<br />

mit Rucksack, der dem Türken mit dem<br />

Säbel, dem Russen mit der Wodkaflasche,<br />

dem reinlichen Schweizer und dem fuss-<br />

ballbegeisterten Portugiesen begegnet, ist<br />

knipsend mit der Kamera unterwegs. Die<br />

einzelnen Szenen liessen manchen Lacher<br />

im Publikum hören.<br />

St. Galler Tagblatt, Claudia Gerrits,<br />

20. Februar 2005<br />

Das Orchesterkonzert mit Mimen wurde am<br />

15. Januar in Romanshorn, am 18. Februar in<br />

Bischofszell, am 7. Mai in Wil und am 11. Juni<br />

<strong>2006</strong> in Kreuzlingen präsentiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 49’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

74<br />

86<br />

Grundsätzlich kann man mit der Steinskulp-<br />

tur nicht psychologisieren. Die Erwartung<br />

besteht darin, mit diesen Arbeiten und dieser<br />

Ausstellung der Betrachterin und dem Be-<br />

trachter einen neuen oder anderen Blick auf<br />

eine künstlerische Praxis einerseits und auf<br />

eine psychiatrische Praxis andererseits zu<br />

geben. Es geht um das Sichtbarmachen der<br />

Psychiatriegeschichte in Form von Büchern<br />

und diese mit Zeichnungen und Steinskulp-<br />

turen zusammenzubringen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Peter Kamm:<br />

Das nackte Leben – Patientenhaus<br />

Ganz in diesem Sinn ist «Das nackte Leben<br />

– Patientenhaus» ein Plädoyer für die Dia-<br />

lektik als Prinzip der Heilung und gegen<br />

die Idee der Ausgrenzung: Die Konfrontation<br />

zwischen den Menschen und den Disziplinen<br />

ist der Motor für die Entwicklung. Thomas<br />

und Peter Kamm schenken den Wörtern von<br />

Félix Guattari einen neuen Köper: «Wie lässt<br />

sich die Befreiung erzeugen, für sich ergrei-<br />

fen, anreichern und dauernd neu erfinden,<br />

und zwar in einer Weise, die sich mit den in<br />

Veränderung begriffenen Werte-Universen<br />

vereinbar machen lässt? Wie kann man an<br />

ihr arbeiten, das heisst, an seiner Re-Sin-<br />

gularisation? Alle Disziplinen müssen ihre<br />

Kreativität zusammenlegen, um die Wunden<br />

der Barbarei zu heilen.»<br />

Saiten, Giovanni Carmine, Ausgabe 05/05<br />

Das Netz der textlichen Bezüge in dieser<br />

Ausstellung ist jedenfalls engmaschig und<br />

weitläufig. Zu ihm gehört die von Marcel<br />

Elsener und Kaspar Surber gelieferte Vor-<br />

lage für die grosse Schriftzeichnung Kamms<br />

ebenso wie die die Ausstellung begleitenden<br />

Texte von Ursula Badrutt-Schoch, Giovanni<br />

Carmine und René Scheu, der seinerseits<br />

Pier Aldo Rovattis Büchlein «Der Wahnsinn<br />

in wenigen Worten» ins Deutsche übersetzt<br />

hat, in dem der Trennung zwischen Wahn-<br />

sinn und Normalität mit philosophischer<br />

Skepsis begegnet wird. Womit wir wieder<br />

bei der Ausstellung wären.<br />

Die Wochenzeitung, Franz Müller, 26. Mai 2005<br />

Die Ausstellung «Das nackte Leben – Patienten-<br />

haus» von Peter Kamm und Thomas Kamm war<br />

vom 21. Mai <strong>bis</strong> 19. Juni 2005 zu sehen in<br />

St. Katharinen, St. Gallen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

87<br />

Theaterstürm, ein gemeinsames Projekt <strong>des</strong><br />

Theaters Bilitz, <strong>des</strong> VorStadttheaters und<br />

der Theagovia, will Schulen und Familien<br />

dem Alter ihrer Kinder und Jugendlichen<br />

entsprechend die Möglichkeit geben, ohne<br />

grossen organisatorischen Aufwand profes-<br />

sionelle Theateraufführungen zu besuchen.<br />

Damit soll auch ein Beitrag zur kulturellen<br />

Erziehung geleistet werden.<br />

Theater Bilitz: Theaterstürm<br />

Freiwillig nahmen Gross und Klein an die-<br />

sem «Familieschluuch» der besonderen Art<br />

teil, mit Schtärneföifi, der Band, «die weiss,<br />

was Kindern gefällt». Dieses Versprechen<br />

lösten die Musiker Sibylle Aeberli, Boni Kol-<br />

ler, Adrian Fiechter, Jean Zuber und Thomas<br />

Haldimann ein. «Familieschluuch», ihr neues<br />

Programm, fand sofort Anklang. Mit dem<br />

Stück vom Rettungshelikopter begann das<br />

Konzert und «Vollgas nehmend» zog es die<br />

Zuhörer mit. Das Publikum reckte, streckte<br />

sich und schwang die Arme im Takt. Alle<br />

klatschten, hüpften und sangen mit. «Heicho,<br />

Heicho, grad jetzt». (…)<br />

Theaterstürm feierte den internationalen<br />

Tag <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> mit einem Programm für die<br />

ganze Familie. Am Morgen stieg das Heidi<br />

vom Maiensäss ins Eisenwerk hinunter. Die<br />

Theatergruppe Kolypan aus Zürich lieferte<br />

im VorStadttheater mit ihrem Erzähltheater<br />

eine witzige, schräge Version <strong>des</strong> Klassikers<br />

von Johanna Spyri.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christine Luley,<br />

22. November 2005<br />

Zwischen 27. Oktober und 20. November 2005<br />

standen 18 Vorstellungen auf dem Programm<br />

in Frauenfeld und Bürglen. Zu sehen waren:<br />

Bilitz, Frauenfeld (FlussPferde), Katerland,<br />

Winterthur (Spatz Fritz), Somafon, Zürich (girls<br />

games), Schertenleib&Seele und Tuchlaube,<br />

Feldbrunnen/Aarau (Frau Loosli), Tächemagos,<br />

Zürich (Achtung! Frisch verliebt), Bravebühne,<br />

Winterthur (supernova), Kolypan, Zürich (Heidi)<br />

und ein Konzert von Schtärneföifi, Zürich.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 54’150.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 28’000.–


75 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

85<br />

<strong>Thurgau</strong>er Barock-<br />

ensemble:Orchester- konzerte mit Mime<br />

86<br />

Peter Kamm:<br />

Das nackte Leben –<br />

Patientenhaus<br />

87<br />

Theater Bilitz:<br />

Theaterstürm<br />

85 86 87


88<br />

Zum zweiten Mal nach <strong>2003</strong> ermöglicht das<br />

Frauenfelder «generations – Internationales<br />

Jazztreffen» der von seinen Masters gewähl-<br />

ten Förderpreisband im darauf folgenden<br />

Jahr eine kleine Tournee, die musikalisch<br />

von Adrian Mears und organisatorisch von<br />

Roman Schwaller geleitet wird.<br />

Int. Jazztreffen Frauenfeld:<br />

Tournee Förderpreisband generations 04<br />

Mit einer Referenz an das Internationale<br />

Jazztreffen «generations» startete die Reihe<br />

jazz:now ihre vierte Saison; sie präsentierte<br />

die Förderpreisband generations 04 zusam-<br />

men mit Adrian Mears und Roman Schwal-<br />

ler. (…)<br />

Die acht jungen Talente, die im letzten Jahr<br />

aus den «generations-Masterclasses» aus-<br />

gewählt wurden, zeigten gemeinsam mit<br />

ihren «Papas» Adrian Mears und Roman<br />

Schwaller, was sie alles dazugelernt haben<br />

in den vergangenen Monaten. In wechseln-<br />

den Besetzungen und einem ungeheuer ab-<br />

wechslungsreichen Programm vermochten<br />

sie das Publikum mühelos zwei Stunden lang<br />

zu fesseln. (…)<br />

Voller Ausdruck, Präsenz und eleganter<br />

Verspieltheit zog Nicole Herzog, ein wahres<br />

Stimmwunder aus dem hinterthurgauischen<br />

Sirnach, die Aufmerksamkeit auf sich. Ihre<br />

wunderbar schwebende Interpretation der<br />

«One Note Samba» von Antonio Carlos Jobim<br />

wie auch die hinreissende Darbietung von<br />

Frank Loessers «If I Were a Bell», begleitet<br />

vom quicklebendigen jungen Instrumental-<br />

Septett, erntete immer wieder begeisterten<br />

Szenen-Applaus.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 30. August 2005<br />

Der Förderpreisband generations 04 gehörten<br />

an: Nicole Herzog (Sirnach), Max Grosch<br />

(Augsburg), Johann Lassnig (Döbriach/A),<br />

Patrick Bianco (Zürich), Silvio Cadotsch<br />

(Zürich), Thinh Nguyen (Bern), Tobias von<br />

Glenck (Zürich) und Bernd Reitger (St. Peter-<br />

Freienstein/A). Die Tournee vom 21. <strong>bis</strong><br />

28. August 2005 führte nach München und<br />

endete in Frauenfeld.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 16’120.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

76<br />

89<br />

Zwischenland ist die dritte Produktion von<br />

TheaterPROJEKT, einer losen Vereinigung<br />

von professionellen SchauspielerIn-nen, Mu-<br />

sikerInnen und TänzerInnen aus der Schweiz<br />

und Deutschland. Das Stück ist eine Ko-<br />

produktion <strong>des</strong> Theaters an der Grenze,<br />

der Theagovia in Bürglen und <strong>des</strong> Vereins<br />

«Fremde und wir» in Kreuzlingen. Das Stück<br />

basiert auf der filmischen Erzählung TUS-<br />

SENLAND der niederländischen Autorin<br />

Helena van der Meulen. Erzählt wird darin<br />

auf humorvolle Weise die Geschichte zweier<br />

Männer, die sich zufällig begegnen.<br />

Marie-Luise Hinterberger:<br />

Zwischenland (Arbeitstitel: Tussenland)<br />

«Es isch nüme wie früener.» Köbi ist alt ge-<br />

worden, einsam, ständig übel gelaunt. Das<br />

Leben hat sich auf Gewohnheiten einge-<br />

engt: auf die Teezeremonie, aufs Schimpfen:<br />

«Jetzt ist der Tee kalt.» Weil das herumfah-<br />

rende Mädchen Köbi beim Tee gestört hat.<br />

Auch das immer gleiche Essen vom Alters-<br />

heim stört ihn, die Türkenfrauen stören. Die<br />

vermehren sich ohnehin zu rasch. Wie die<br />

Katholischen früher. Köbi möchte wissen,<br />

wozu sie die Grenze verteidigt haben im<br />

Krieg.<br />

Eines Morgens liegt ein Junge auf seiner<br />

Gartenbank, ein Schwarzer, ein illegaler<br />

Einwanderer. Köbi scheucht ihn weg. Aber<br />

Majok kommt wieder.<br />

Marie Luise Hinterberger hat «Zwischenland»<br />

inszeniert, eine gemeinsame Produktion <strong>des</strong><br />

Theaters an der Grenze in Kreuzlingen, der<br />

Theagovia in Bürglen, <strong>des</strong> Vereins «Fremde<br />

und wir» in Kreuzlingen, eine Produktion im<br />

thurgauischen Grenzland also. Die Konstan-<br />

zer Regisseurin hat einen Stoff der Hollän-<br />

derin Helena van der Meulen für die Bühne<br />

umgeschrieben, den Eugenie Jansen 2001<br />

als «Tussenland» (Niemandsland) verfilmte.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

17. Februar 2005<br />

Die Premiere und drei weitere Aufführungen<br />

von «Zwischenland» fand im Februar <strong>2006</strong><br />

in Bürglen statt, es folgten sechs<br />

Vorstellungen in Kreuzlingen, Konstanz, Buchs<br />

und St. Gallen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 63‘400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

90<br />

Die Produzentin Rita Küng realisiert mit der<br />

in Diessenhofen aufgewachsenen Regisseu-<br />

rin Gabriela Maier einen Kurz-Trickfilm. Kann<br />

man dem Glück auf die Sprünge helfen?<br />

Das Fräulein Ei namens Keily beschliesst,<br />

man kann und schreibt einen Liebesbrief<br />

an Unbekannt. Banditeneier erbeuten sich<br />

das Glück ganz einfach und Herr Meili, das<br />

Landei, findet es in der Karaoke-Bar. Ei-n-<br />

samkeit wird zur Zw-Ei-samkeit. (Synopsis).<br />

Die Hauptarbeit besteht darin, dem Eier-Mi-<br />

krokosmos Leben einzuhauchen, die «per-<br />

sonifizierten Eier» in ihrer Umgebung einzu-<br />

gliedern, sie mit den nötigen Accessoires<br />

auszustaffieren und sie zu animieren. Die<br />

Animation/Bewegung der verschiedenen<br />

Charaktere, ob «böse» oder «lieb», soll lie-<br />

benswürdig und charmant wirken. Diese<br />

Arbeit verlangt durch ihren «Eiermassstab»<br />

und durch die Beschränktheit in der Bewe-<br />

gungsmöglichkeit eines Ei’s sehr präzises<br />

vorgängiges Beobachten von menschlichen<br />

Ausdrucksformen und sorgfältiges Umset-<br />

zen in eine klare Körpersprache. Nichts<strong>des</strong>-<br />

totrotz und gerade <strong>des</strong>halb möchten wir<br />

einen Eier-Humor entwickeln, sodass das<br />

Publikum darin eintauchen kann und diesem<br />

Charme erliegt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Rita Küng: Die Stunde <strong>des</strong> Ei’s<br />

Der Trickfilm, an dem sich auch SF DRS<br />

finanziell beteiligt, wurde noch nicht realisiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 74’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Ich halte es mit Schopenhauer, der das Kunstschaffen<br />

als das einzige bezeichnet, <strong>des</strong>sen Produkte<br />

nicht für den Verbrauch bestimmt sind. Herausragende<br />

Werke der Bildenden Kunst, der Literatur und der<br />

Musik können lange nach ihrer Entstehung<br />

noch Ergriffenheit auslösen. Die Beschäftigung mit<br />

ihrem historischen Bezug, ihrer gleichzeitigen<br />

Unvergänglichkeit und Aktualität bringen intensive<br />

Lebendigkeit und ein Gefühl der Verbundenheit mit<br />

der Welt.<br />

Hermann Hess, Unternehmer u. Musiker, Amriswil<br />

89 90<br />

77 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

89<br />

Marie-Luise Hinterberger:<br />

Zwischenland (Arbeitstitel:<br />

Tussenland)<br />

90<br />

Rita Küng:<br />

Die Stunde <strong>des</strong> Ei‘s


91<br />

In 31 Tagen über 500 Kilometer, von Genf<br />

über den Jura nach Basel, dem Rhein ent-<br />

lang über Schaffhausen an den Untersee<br />

und schliesslich ans Südufer <strong>des</strong> Obersees<br />

mit Endziel St. Margrethen: Craig Shepard<br />

wandert allein, mit Zelt und handlicher Ta-<br />

schentrompete. Und schreibt auf seiner<br />

Fussreise jeden Tag eine neue Komposi-<br />

tion, die er jeweils abends am Ankunftsort<br />

aufführt.<br />

Vorschau St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

13. August 2005<br />

Craig Shepard: Zu Fuss<br />

Grundsätzliche Fragen stellen sich dem<br />

einen Monat ganz auf sich gestellten Kom-<br />

ponisten beim Wandern. Nicht nur die nach<br />

dem «Warum mache ich Musik?» Alltags-<br />

gedanken verlieren sich auf dieser spezi-<br />

ellen Tournee, machen neuen Überlegungen<br />

Platz. Der 30-jährige Amerikaner, der seit<br />

vier Jahren in Zürich lebt, unternimmt auf sei-<br />

nem musikalischen Pilgerweg bewusst auch<br />

eine Reise nach innen. Beim Komponieren<br />

öffneten sich ihm Türen, die daheim nie auf-<br />

gegangen wären, sagt er und ist besonders<br />

dankbar für das Geschenk der Momente, in<br />

denen er sich und seine Musik eins spürt.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

13. August 2005<br />

Vom 17. Juli <strong>bis</strong> 18. August wanderte Craig<br />

Shepard von Genf via Basel, dem Rhein entlang<br />

<strong>bis</strong> nach St. Margrethen, komponierte täglich<br />

ein kurzes Stück und stellte jeden Abend am<br />

Ankunftsort sein Stück vor. Er machte u.a. in<br />

Kreuzlingen, Romanshorn und Arbon Station.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

78<br />

92<br />

Auf der Bühne sitzt Tim Tooney, ehemaliger<br />

Schiffstrompeter der Virginian, in weisser<br />

Baumwollunterwäsche auf einem Stuhl in<br />

einem stilisierten Zimmer der 40er-Jahre und<br />

erzählt die Geschichte von Danny Boodman<br />

T. D. Lemon Novecento, dem besten Pianis-<br />

ten, der je auf einem Ozean gespielt hat.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Giuseppe Spina: Novecento –<br />

Die Legende vom Ozeanpianisten<br />

Spina «macht» nicht viel, er lässt dem Wort<br />

Regie, vertraut auf Inhalte als Spannungs-<br />

bögen und hat mit diesem Vertrauen Recht.<br />

Erinnerung, wo findet sie ein besseres Lö-<br />

sungs- und Transportmittel als in der Musik?<br />

Pianist Benjamin Engeli als Schatten hinter<br />

einem Paravent wird stets in den entschei-<br />

denden Momenten eingeblendet und zeigt,<br />

dass er «der Beste von allen» war, wie es im<br />

Stück heisst. (…)Theater auf leicht schwan-<br />

kendem Boden im Hafen: das ist ein feines<br />

und besonderes Erlebnis, bei dem auch ein<br />

wenig die Zeit stehen bleibt, bei dem subtile<br />

Denkinhalte sich beim Zuschauer ganz un-<br />

aufdringlich festmachen.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

17. September 2005<br />

Als Schiffstrompeter Tim Tooney hat<br />

Guiseppe Spina eine Paraderolle gefunden,<br />

die ihm vom Autor <strong>des</strong> Stückes auf den<br />

Leib geschneidert scheint. Er schildert zwei<br />

absonderliche Figuren, die ihre begrenzte<br />

Lebenstauglichkeit nur gemeinsam ertragen<br />

können. Der Trompeter lebt weiter in Erin-<br />

nerungen an den toten Freund, der im Stück<br />

lediglich als Schattenriss hinter einem Pa-<br />

ravent sichtbar wird. Mit dem Pianisten und<br />

Freund Simon Engeli hat Guiseppe Spina<br />

für das Stück einen kongenialen Partner ge-<br />

funden, der mit Blues, vor allem aber rau-<br />

schenden Klängen von Rachmaninoff und<br />

Skrjiabin eine Legende zum Leben erweckt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Alois Degenhardt,<br />

21. Oktober 2005<br />

Mitwirkende: Giuseppe Spina (Monolog),<br />

Benjamin Engeli (Klavier) und Jean-Martin<br />

Moncéro (bürgerlich Jean-Martin Roy, Regie).<br />

Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten<br />

(ein Monolog von Alessandro Baricco) hatte im<br />

September 2005 auf einem Schiff im Hafen von<br />

Romanshorn Premiere und wurde anschlies-<br />

send viermal aufgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

93<br />

Für die 8. Frauenfelder Lyriktage wurde das<br />

Konzept überarbeitet und modifiziert. Neu<br />

stellt ein Gastkurator das Programm zusam-<br />

men, das einerseits zeitlich gestrafft wird<br />

und anderseits zusätzlich zum öffentlichen<br />

Workshop, der neu am Samstagnachmittag<br />

stattfindet, zwei Lesungen beinhaltet. Neu<br />

ist auch, dass die Lyrikerinnen und Lyriker<br />

am Freitagnachmittag interessierte Schu-<br />

len für Lesungen und Gespräche besuchen<br />

und die Klassen nicht mehr nach Frauenfeld<br />

kommen müssen.<br />

Klaus Merz (Unterkulm) gestaltet ein at-<br />

traktives Programm mit Sepp Mall (Meran,<br />

Südtirol/I), Andreas Neeser (Aarau), Antonio<br />

Rossi (Arzo), Evelyn Schlag (Waidhofen an<br />

der Ybbs/A), Raoul Schrott (Landeck/A und<br />

Irland) und José-Flore Tappa (Lausanne).<br />

Den erkrankten Walter Helmut Fritz (Frank-<br />

furt) ersetzt kurzfristig Walle Sayer (Horb-<br />

Dettingen/D).<br />

Organisation Frauenfelder Lyriktage:<br />

8. Frauenfelder Lyriktage<br />

In einem Gedicht von Sepp Mall lässt sich<br />

ein Blatt fallen in den Abgrund der Mor-<br />

genstille: «… vielleicht – wären das / die Orte<br />

der Gedichte / wenn es so etwas / überhaupt<br />

gibt – einen / Platz – einen Raum / für Worte».<br />

Gedichte haben wohl keinen Ort, sie sind<br />

flüchtig, «sie gehen an mir vorbei, abge-<br />

wandt», sagte Klaus Merz in seiner Rede.<br />

Und doch haben die Lyriktage es fertig ge-<br />

bracht, ein paar von ihnen zu beherbergen,<br />

einen temporären Raum für die Worte zu<br />

schaffen. Und die Resonanz war so gut,<br />

dass die <strong>Kulturstiftung</strong> die 9. Frauenfelder<br />

Lyriktage 2007 fest in ihre Planung aufge-<br />

nommen hat.<br />

St. Galler Tagblatt, Eva Bachmann,<br />

26. September 2005<br />

Siebenmal Gedichte zum Thema «Licht». Da<br />

waren die eher erzählenden Arbeiten von<br />

Raoul Schrott und von Evelyn Schlag, die<br />

die Sonne ein reisen<strong>des</strong> Pärchen begleiten<br />

lässt. Und wenn die Sonne sich mit dem<br />

Regen vermischt, so ist das ein «Leben in<br />

einem tanzenden nassen Licht».<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Alois Degenhardt,<br />

21. Oktober 2005<br />

Der Schriftsteller Klaus Merz präsentierte die<br />

8. Frauenfelder Lyriktage am 23./24. September<br />

2005.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’521.80


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur macht für mich aus dem scheinbar Alltäglichen<br />

etwas Reizvolles und Einzigartiges.<br />

Dorena Raggenbass, Kulturvermittlerin, Kreuzlingen<br />

91 92<br />

79 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

91<br />

Craig Shepard: Zu Fuss<br />

92<br />

Giuseppe Spina:<br />

Novecento – Die Legende<br />

vom Ozeanpianisten


94<br />

Im Zentrum <strong>des</strong> historischen Romans steht<br />

der Bauer Jakob Lauper aus Giffers im Kan-<br />

ton Freiburg. Zagi, wie er auch genannt<br />

wurde, sorgte im 19. Jahrhundert nicht nur<br />

in der päpstlichen Schweizergarde in Rom<br />

und in seinem Heimatdorf immer wieder für<br />

Aufregung, sondern ging sogar in die neu-<br />

seeländische Geschichte ein.<br />

Damian Zingg: Historischer Roman ZAGI<br />

Der Roman «Der Schweizer Abenteurer Jakob<br />

Lauper» erscheint im April 2007 im Schopf-<br />

Verlag, Konstanz. Die Buchvernissage mit<br />

szenischer Lesung findet am 27. April 2007 in<br />

der Oberen Mühle, Dübendorf, statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

80<br />

95<br />

Mit meinem Trio gehen wir neue Wege. Der<br />

Einsatz von Loop-Geräten und Live-Sampler<br />

zusätzlich zu unseren Instrumenten erweitert<br />

das Klangspektrum und schafft auf natür-<br />

liche Art eine zusätzliche Dimension. Der<br />

akustische, unverfremdete Klang der Instru-<br />

mente wird mit den Loop-Geräten aufge-<br />

nommen und dem Bandsound als weiteres<br />

Instrument wieder zugeführt – eine neue<br />

Ebene <strong>des</strong> Zusammenspiels und der Im-<br />

provisation entsteht. Instant Composing be-<br />

kommt mehr Gewicht und die auf die neuen<br />

Möglichkeiten bezugnehmenden Kompositi-<br />

onen geben diesem Trio einen unverwech-<br />

selbaren Klang.<br />

Raetus Flisch, in den Gesuchsunterlagen<br />

Raetus Flisch: Lupus in Fabula<br />

(Live Loops) – CD Produktion<br />

Etwas beginnt. Aus nichts wird etwas. Zu-<br />

erst ist da nur ein schwaches Rauschen. Aus<br />

ihm löst sich sacht eine verwischte Klangflä-<br />

che. Wir hören nun genauer hin. Vernehmen<br />

eine bescheidene, anmutige Melodie, die all-<br />

mählich einen Pulsschlag gewinnt. Dezent<br />

hat das Schlagzeug eingesetzt, wir hätten<br />

es kaum bemerkt. Da beginnt der Bass seine<br />

Erzählung, mächtig und weit ausschreitend,<br />

mit vollem, bauchigem Klang. Nun spannt<br />

die Musik einen hohen Raum über uns auf.<br />

Unvermittelt finden wir uns in einer andern<br />

Welt. Wir könnten nicht sagen, wie wir hier-<br />

hin gekommen sind, aber wir sind da und<br />

stehen auch gar nicht mehr still, sondern fal-<br />

len in einen leichten, beschwingten Schritt.<br />

Wir entdecken jeden Augenblick etwas<br />

Neues: Die Melodie, die uns hierhin gelockt<br />

hat, entwickelt eine eigene Insistenz, wächst<br />

ins Hymnische, aber sie verliert dabei ihren<br />

natürlichen, freien Atem nicht und nimmt<br />

sich so schwerelos, wie sie gekommen ist,<br />

wieder zurück: ein Stück Seligkeit, ein Stück<br />

Jazz.<br />

CD-Linernotes und in der NZZ am Sonntag,<br />

Manfred Papst <strong>2006</strong><br />

Zum Trio gehören Raetus Flisch (bass, loops),<br />

Christian Röver (guitars, loops) und Enzo Zirilli<br />

(drums).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’500.–<br />

96<br />

Die Geschichte der Beziehungen zwischen<br />

Tönen und Wörtern, Musik und Literatur,<br />

Komponisten und Autoren reicht von der<br />

Antike <strong>bis</strong> zur Gegenwart und hat ganz un-<br />

terschiedliche Ergebnisse hervorgebracht:<br />

von der die Verse klanglich ausmalenden Ba-<br />

rockmusik über die beinahe völlige Bedeu-<br />

tungslosigkeit der Worte hinter den Tönen<br />

und das Lied der Romantik <strong>bis</strong> hin zu Jazz<br />

und Lyrik der 50er Jahre. An zwei Abenden<br />

wird diese Beziehung beleuchtet, historisch<br />

und theoretisch, vor allem aber auch an<br />

praktischen Beispielen und im Gespräch.<br />

Aus der Einladungskarte<br />

Bodman-Stiftung, Jochen Kelter:<br />

Töne und Wörter<br />

Aus der Perspektive <strong>des</strong> Berners Raphael<br />

Urweider – Autor und Musiker – findet heute<br />

«alles statt», und gerade das deutsche Lied<br />

gelte es gegenwärtig nicht zu vernachläs-<br />

sigen. Seine Kostprobe, eine Performance<br />

mit eigenen Texten und eigener Musik, kam<br />

beim Publikum hervorragend an. «Mir hat<br />

das sehr gut gefallen, was der junge Mann<br />

dargeboten hat. Das war schön, abwechs-<br />

lungsreich und ein gelungener Abschluss<br />

der Veranstaltung», war aus dem Publikum<br />

zu hören. Die vom Tägerwiler Autor Jochen<br />

Kelter organisierte und moderierte Veran-<br />

staltung, so bleibt anzumerken, hat sich ver-<br />

dankenswerterweise einem herausragenden<br />

Thema gewidmet und hätte nicht nur <strong>des</strong>-<br />

wegen wohl besser in ein weiter geöffnetes<br />

Zeitfenster gepasst.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Eva Grundl,<br />

15. November 2005<br />

Am 11. und 12. November 2005 beleuchteten<br />

Prof. Dr. Victor Ravizza (Universität Bern),<br />

Cornelius Schwehr (Komponist, Hochschule für<br />

Musik, Freiburg i.Br.), Hermann Kinder (Autor,<br />

Konstanz) und Simon Obert (Musikwissen-<br />

schaftliches Institut, Uni Basel) die Geschichte<br />

der Beziehung zwischen Tönen und Wörtern.<br />

Musik: Kammerensemble der Hochschule für<br />

Musik und Theater Zürich und Performance von<br />

Raphael Urweider. Moderation: Jochen Kelter.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 7’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’198.90


81 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

95<br />

95<br />

Raetus Flisch:<br />

Lupus in Fabula (Live<br />

Loops) – CD Produktion


97<br />

Die «Nachtstücke» sind zehn kurze Erzäh-<br />

lungen, nächtliche Szenen oder Momentauf-<br />

nahmen. Es sind Szenen in der Nacht, unter<br />

nächtlichen Lichtern, in der nächtlichen Far-<br />

bigkeit, aber auch schattenseitige, traumar-<br />

tige Szenen. Es sind Stücke und Stückchen<br />

der Nacht. In allen Erzählungen kommt die-<br />

selbe Frau vor. (…)<br />

Wie die Texte zeigen die 32 Bilder Szenen in<br />

der Nacht, unter nächtlichen Lichtern, in der<br />

nächtlichen Farbigkeit, aber auch schatten-<br />

seitige, traumartige Szenen. Es sind eben-<br />

falls Stücke und Stückchen der Nacht.<br />

Aus der Gesuchsunterlagen<br />

Nadine Olonetzky: Nachtstücke<br />

Worte, Fügungen, Sätze, gestochen scharf,<br />

geometrisch genau in der Zeit und im Raum<br />

fixiert, als würde ein Film abgespielt, der mi-<br />

nutiös exakt aufnimmt, was zu sehen ist, was<br />

sich bewegt; ein Film, der von einer einzigen<br />

Stimme kommentiert wird, der Stimme einer<br />

Frau, die wie in einer Tonspur parallel zu<br />

den Bildern zu hören ist: kühl, emotionslos,<br />

monoton. (…)<br />

Auch nachts noch ist die Bilderflut, die auf<br />

das Auge fällt, sofern man sich ihrer be-<br />

wusst wird, überwältigend. «Jede und jeder»<br />

heisst es einmal in auch gendermässiger<br />

Korrektheit, «geht umhüllt von Bildern durch<br />

die gegenwärtige Welt, und diese Vorstel-<br />

lungsbilder lagern sich übereinander wie<br />

halb durchsichtige Folien und bilden einen<br />

Filter, durch den zwar noch hindurchzuse-<br />

hen ist, aber was sich auf diese Weise als<br />

Welt erschliesst, ist immer eine Mischung<br />

aus konstruierten Bildern und gesehenen<br />

Bildern. Und Spiegelungen.»<br />

Der Bund, Charles Linsmayer, 6. Dezember <strong>2006</strong><br />

Inspiriert von den Geheimnissen der Nacht, die<br />

Nadine Olonetzky in Worten aufscheucht, hat<br />

Cécile Wick Fotografien geschaffen.<br />

Nadine Olonetzky / Cécile Wick: Nachtstücke.<br />

Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, <strong>2006</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />

82<br />

98<br />

Aus einem abgelegenen Hochgebirgstal der<br />

Walliser Alpen ist ein faszinieren<strong>des</strong> Lebensmittelritual<br />

überliefert: Manchmal schon bei<br />

der Geburt eines Kin<strong>des</strong>, spätestens aber<br />

bei der Hochzeit wählten die Bewohner<br />

<strong>des</strong> Val d’Anniviers ein oder mehrere besonders<br />

gelungene Käselaibe aus, die sie<br />

selbst in Krisenzeiten nicht anschnitten, sondern<br />

sorgsam in besonderen «caves» verwahrten.<br />

Diese oft über Jahrzehnte hinweg<br />

eingelagerten Käselaibe wurden erst zum<br />

Tod <strong>des</strong> betreffenden Menschen verzehrt:<br />

als «Fromage d’enterrement» beim Trauermahl.<br />

Damit gab der Tote den Hinterbliebenen<br />

nicht nur Gelegenheit, seinen eigenen<br />

Tod zu verdauen, sondern stellte zugleich in<br />

einem letzten sozialen Akt Nahrung bereit,<br />

um der Gemeinschaft der Lebenden neue<br />

Kraft zu spenden.<br />

Eben dieses Lebensmittelritual bildet den<br />

historisch-alimentären Nucleus der <strong>bis</strong>lang<br />

wohl aufwändigsten und anspruchsvollsten<br />

Aktion von Max Bottini: «12 / 18 – A long<br />

term dialogue». Bottini, gleichsam magisch<br />

angezogen von der Grundidee lebensbegleitender<br />

Lebensmittel, richtet für sein Projekt<br />

lediglich den Reifezeitraum <strong>des</strong> Käses neu<br />

aus. Wurde der Alpkäse im Val d’Anniviers<br />

zum Zeitpunkt <strong>des</strong> To<strong>des</strong> verspeist, so wird<br />

er bei Bottini beim Eintreten der politischen<br />

Mündigkeit wie gesetzlichen Volljährigkeit<br />

zum gemeinsamen Mahl freigegeben: Aus<br />

dem Käse der Totenfeier wird so ein Käse<br />

der Lebensreife.<br />

Bottini knüpft an den alimentären Elementarismus<br />

der alpinen Gemeinschaft an, nutzt<br />

ihn aber zugleich als Mittel der Zusammenführung<br />

einer «neuen», diesmal grenzüberschreitenden<br />

Gemeinschaft – als Teilnehmer<br />

<strong>des</strong> Langzeitprojekts rund um einen Käselaib<br />

sind je sechs Kinder aus der Schweiz<br />

sowie Holland vorgesehen. Die Wahl Hollands<br />

ist kaum zufällig: Von Topographie und<br />

Geschichte her diametral entgegengesetzt,<br />

sind die Niederlande wie die Schweiz ein<br />

Land <strong>des</strong> Käses.<br />

facetten 5: Max Bottini, Dr. Ralf Beil, 2005<br />

Max Bottini: 12/18 – A long term<br />

dialogue, Vorprojekt<br />

Das Vorprojekt erlaubte dem Künstler eine<br />

umfassende Recherchierarbeit, die zu einem<br />

umfangreichen Gesuch führten. Das Projekt<br />

wurde vom Künstler nicht realisiert.<br />

Vorprojekt, finanziert durch die <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 5’124.–<br />

99<br />

Die Compagnie BewegGrund hat mich angefragt,<br />

für eine Tanzproduktion einen Text<br />

zu schreiben. Seit der Gründung steht der<br />

Verein BewegGrund für gleiche Rechte,<br />

Selbstbestimmung, Chancengleichheit und<br />

Integration. Er setzt sich für das selbstverständliche<br />

Miteinander behinderter und<br />

nichtbehinderter Menschen ein. Geplant<br />

ist ein Doppelabend mit Danse Habile aus<br />

Genf. Die Organisation, die ähnliche Ziele<br />

verfolgt wie BewegGrund, wird ein Stück<br />

<strong>des</strong> englischen Choreografen Adam Benjamin<br />

zeigen. Idealerweise werden sich die<br />

zwei Stücke zu einem spannenden Abend<br />

verbinden, der professionellen, zeitgenössischen<br />

Tanz für TänzerInnen mit und ohne<br />

Behinderung auf die Bühne bringt. (…) Ich<br />

möchte die Texte vor allem mit dem Darsteller<br />

Hans Bollhalder, Tänzer, Rollstuhlfahrer<br />

mit KV-Ausbildung, entwickeln.<br />

Michael Stauffer, in den Gesuchsunterlagen<br />

Michael Stauffer: Hanzt<br />

Das Stück «Hanzt» (…) heisst im Untertitel<br />

«Ein Stück über die Natur der Menschen und<br />

Vögel». Sein thematischer Fluchtpunkt ist<br />

die Sehnsucht – jene nach funktionierenden<br />

Beinen, nach dem kleinen oder grossen<br />

Glück. Oder nach dem Fliegen. Die Sehnsucht<br />

nach dem Unmöglichen – verbindet<br />

Behinderte wie Nicht-Behinderte.<br />

Der Bund, Regula Fuchs, 20. Oktober 2005<br />

Das zweite Stück «Hanzt», das von der Choreografin<br />

Susanne Schneider an diesem<br />

Abend selbst mitgetanzt werden musste,<br />

zeigt das mutige Experiment, den Rollstuhlfahrer<br />

Hans Bollhalder mit einem Tänzer<br />

und einer Tänzerin auftreten zu lassen. Michael<br />

Stauffer schrieb Texte der Selbstreflexion,<br />

der Verfremdung und der Naturbetrachtung,<br />

die die nachdenkliche Dimension<br />

<strong>des</strong> Stückes unterstreichen. Eine sensible<br />

Dreiecksgeschichte wird hier getanzt. Es<br />

sind jedoch keine von aussen gegebenen<br />

Bewegungsmuster. Vielmehr scheinen die<br />

getanzten Bewegungen Ergebnis eines feinfühligen<br />

Dialogs zwischen den einzelnen<br />

Tänzern zu sein.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />

16. Dezember <strong>2006</strong><br />

«Hanzt» wurde am 21./22. Oktober 2005 in der<br />

Dampfzentrale Bern, im April <strong>2006</strong> am danshabile<br />

Festival in Genf und am 14. und 16.<br />

Dezember <strong>2006</strong> in der Reihe «theater:now» im<br />

Phönix-Theater 81 in Steckborn aufgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’990.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’390.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur stellt die Fragen zu den Antworten <strong>des</strong> Alltags.<br />

Tanja Stenzl, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kulturamt,<br />

Frauenfeld/Winterthur<br />

97 99<br />

83 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

97<br />

Nadine Olonetzky:<br />

Nachtstücke<br />

99<br />

Michael Stauffer:<br />

Hanzt


100<br />

Eine Klangsuite ins Dunkel für zwei Klang-<br />

steinspieler, Singstimme, Toninstallation und<br />

einen Licht<strong>des</strong>igner für den St. Galler Pfalz-<br />

keller von Santiago Calatrava. Im Raum<br />

stehen Klangsteine, sie bilden eine Sze-<br />

nographie, sind Bühnenbild und Spielorte<br />

zugleich und sind skulpturale Klanginstalla-<br />

tion. Das Licht verharrt in der Dämmerung,<br />

die Aufführung beginnt mit dem Solostück<br />

«Nachtanbruch» für fünf Klangsteine. Das<br />

Licht wird im Gegensatz zu der sich verdich-<br />

tenden Musik kontinuierlich abnehmen und<br />

schliesslich total verschwinden. Am Ende<br />

nehmen Sängerin und zweiter Spieler Auf-<br />

stellung an ihren Spielorten und die vorbe-<br />

reitete Sission (Tonspur) beginnt zu laufen.<br />

Bizarres Licht<strong>des</strong>ign lässt Klangsteine und<br />

Architektur neu erscheinen und eintauchen<br />

ins hörende Sehen.<br />

Arthur Schneiter:<br />

klangnacht – nachtklang<br />

Die vielen Gespräche nach den Auffüh-<br />

rungen zeigten auf, wie nachhaltig die Kon-<br />

zerte waren. Wie beglückt die Zuhörenden<br />

sich äusserten und Ernst Brunner und mich<br />

in der Richtigkeit unseres <strong>Projekte</strong>s bestä-<br />

tigten, was unseren Umgang mit Raum und<br />

Zeit anbelangte. (…) Die Presse ist so eine<br />

Sache: entweder wird eine Vorschau ge-<br />

macht oder eine Kritik. Bei<strong>des</strong> ist nicht mehr<br />

zu haben. So haben wir uns für eine Vor-<br />

schau entschieden.<br />

Arthur Schneiter im Schlussbericht<br />

klangnacht – nachtklang wurde am 20.,<br />

21. und 22. Dezember 2005 im Pfalzkeller in<br />

St. Gallen aufgeführt. Mitwirkende:<br />

Ernst Brunner, Arthur Schneiter, Ursula Amsler,<br />

Gerald Hudovernik.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

84<br />

101<br />

Les Reines Prochaines haben für den Okto-<br />

ber 2005 eine Reise nach Kiew geplant. Die<br />

jungen Kuratorinnen, Elena Agafonova und<br />

Olga Zhuk, haben uns für Konzerte, eine<br />

Ausstellung oder Videopräsentation und ein<br />

dreitägiges Arbeitstreffen mit KünstlerInnen<br />

vor Ort nach Kiew eingeladen. Wir, bei<strong>des</strong><br />

Mitglieder von Les Reines Prochaines,<br />

haben diese äusserst interessante Reise<br />

zum Anlass genommen, ein begleiten<strong>des</strong><br />

Videoprojekt zu konzipieren.<br />

Muda Mathis und Sus Zwick, in den<br />

Gesuchsunterlagen<br />

Muda Mathis / Sus Zwick:<br />

Kiev Connection<br />

Die Schweizer Künstlerinnen Muda Mathis,<br />

Fränzi Madörin und Sus Zwick alias «Les<br />

Reines Prochaines» waren so im Lauf der<br />

vergangenen zehn Jahre in der Ukraine schon<br />

bekannt geworden, ohne je dort persönlich<br />

aufgetreten zu sein. Dies wurde nachgeholt.<br />

Im Herbst 2005 gab die Gruppe unter gros-<br />

sem Interesse der Medien zwei Konzerte<br />

in Kiew. Der Kontakt zwischen den ukrai-<br />

nischen und den schweizerischen Künst-<br />

lerinnen war vor Jahren mühsam. Heute,<br />

nachdem sich das Internet zu dem Medium<br />

der Globalisierung entwickelt hat, ist der<br />

Kontakt vergleichsweise einfach. So kam es<br />

auch zu der Initiative der Einladung an die<br />

«Reines Prochaines» von Seiten der jungen<br />

Kuratorinnen Nadya Prigodich und Olga<br />

Zhuk. (…)<br />

Der Vorführung <strong>des</strong> Schweizer Videos folgten<br />

eine Einführung der beiden ukrainischen<br />

Kuratorinnen in die aktuelle Szene sowie<br />

eine Präsentation von einigen Kurzfilmen,<br />

um einen Eindruck ukrainischer Videokunst<br />

zu geben. Die Anfänge der Videokunst sind<br />

in den 90er-Jahren zu finden, als es noch<br />

schwierig war, das technische Equipment<br />

zur Verfügung zu haben. Heute arbeiten viele<br />

Künstler in der Werbung und im Design als<br />

Brotberuf und produzieren darüber hinaus<br />

Videokunst.<br />

St. Galler Tagblatt, Dorothee Kaufmann,<br />

31. Mai <strong>2006</strong><br />

Im Juni <strong>2006</strong> präsentierten die Künstlerinnen<br />

das Ergebnis im Kunstmuseum <strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, in Basel, Zürich und Bern<br />

– zusammen mit ihren Gastgeberinnen in Kiew,<br />

die ihrerseits ukrainisches Videoschaffen<br />

vorstellten.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 16’000.–<br />

102<br />

Die Erforschung und Befragung unserer<br />

unmittelbaren Umgebung gehört zu den<br />

Grundthemen <strong>des</strong> neuen sheds im Eisen-<br />

werk. (…) Eine Allmend kann trotz militä-<br />

rischer Nutzung als Freiraum gesehen<br />

werden, in dem all jene Tätigkeiten statt-<br />

finden, die aus dicht besiedelten Gebieten<br />

verdrängt werden. Dies sind in Frauenfeld<br />

nicht allein Freizeitaktivitäten wie Modell-<br />

fliegen, Hornussen, Skaten, das sind auch<br />

Grossanlässe wie Auto-, Pferderennen oder<br />

Openairfestivals; Veranstaltungen also,<br />

von einiger wirtschaftlichen Bedeutung.<br />

Auch ökologische Ansprüche werden zu-<br />

nehmend geltend gemacht, was, wie man<br />

meinen könnte, alle übrigen Nutzungen aus-<br />

schliesst. Doch offenbar erlaubt gerade die<br />

militärische Beanspruchung eines Gelän<strong>des</strong><br />

die Entstehung einer besonderen Artenviel-<br />

falt und führt damit exemplarisch vor, wie<br />

Lebensräume aus der Überlagerung ver-<br />

schiedener Nutzungen hervorgehen können.<br />

(…) Das Projekt kann als Recherche und<br />

Dokumentation verstanden werden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

Die Allmend<br />

Entgegen ihrem Namen war die Allmend in<br />

Frauenfeld 1865 von der Bürgergemeinde<br />

zwar für den Bun<strong>des</strong>staat als militärisches<br />

Übungsfeld angelegt worden – in den Aus-<br />

massen der Reichweite der damaligen Kano-<br />

nen. Unter<strong>des</strong>sen dient sie nicht nur der nahe<br />

gelegenen Kaserne als Modellkriegsschau-<br />

und Übungsplatz. Vielfältige Nutzungen und<br />

Benutzer überlagern sich. (…)<br />

Die seit 2005 aktive neue Leitung im Shed<br />

im Eisenwerk definiert den Ort als künst-<br />

lerisches Labor in Auseinandersetzung mit<br />

der eigenen Umgebung und alltäglichen Er-<br />

eignissen.<br />

St. Galler Tagblatt, Ursula Badrutt Schoch,<br />

20. Juli <strong>2006</strong><br />

Die Ausstellung im neuen shed im Eisenwerk<br />

Frauenfeld mit Bildern von Christian<br />

Schwager, Simone Kappeler, Roland Iselin,<br />

Mirjam Wanner, Dieter Berke, Joggi Rieder,<br />

Fritz Suhner, Hans Niederhauser, dem<br />

Fotoclub Frauenfeld und anonymen Fotografen<br />

dauerte vom 13. Mai <strong>bis</strong> 22. Juli <strong>2006</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 63’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 32’000.–


100 102<br />

85 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

100<br />

Arthur Schneiter:<br />

klangnacht – nachtklang<br />

102<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk: Die Allmend


103<br />

Wir brechen mit unserem Wohn-, Arbeits-<br />

und Ausstellungswagen auf nach Diessen-<br />

hofen, ins Altersheim St. Katharinental. Von<br />

hier aus beginnen wir unsere dreimonatige<br />

Reise durch die Schweiz. Im St. Katharinental<br />

besuchen wir zwei alte Menschen, die uns<br />

zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt sind.<br />

Wir werden von ihnen ein Portrait malen.<br />

Die zwei Menschen sind ausschlaggebend<br />

für den nächsten Ort unserer Reise. Sie<br />

werden uns zu einem Verwandten, zu einem<br />

Freund oder einer anderen, mit ihnen in<br />

Verbindung stehenden Person senden. Das<br />

entstandene Portrait führen wir in unserem<br />

Wagen mit. Es wird uns an der nächsten<br />

Station Anknüpfpunkt für die neue Begegnung<br />

sein. So entsteht allmählich eine Portraitgalerie<br />

und ein verbundener Weg. (…)<br />

Der Wagen wird durch diese Begegnungen<br />

und Malereien zu einer fahrenden Ausstellung.<br />

Christian Herzog, in den Gesuchsunterlagen<br />

Christian Herzog: alma und duende<br />

Die Begegnungen mit den einzelnen Menschen,<br />

Kindern, Bauern, Alten seien intensiv<br />

gewesen, während der Gespräche nicht nur<br />

über die Seele habe man gemeinsam Vorstellungen<br />

entwickelt und neue Einsichten<br />

gewonnen. Wie das alles jetzt umzusetzen<br />

sei in Bildhaftigkeit, sei noch nicht ganz klar,<br />

beantworteten die beiden Fragen, als vom<br />

Publikum insistiert wurde, wie denn jetzt die<br />

Ergebnisse für Nichtbeteiligte nachvollziehbar<br />

würden.<br />

Im Shed selbst, das zurzeit sowohl ihr Atelier<br />

als auch ihr Lebensraum ist, sind die gesammelten<br />

Reiseerinnerungen erst zusammengetragen,<br />

woraus ein Extrakt gezogen<br />

werden soll, um dann in einer Installation<br />

Vorstellungen über das gewählte Thema<br />

preiszugeben. So braucht es noch Geduld,<br />

<strong>bis</strong> das Ergebnis zu sehen sein wird.<br />

St. Galler Tagblatt, Barbara Fatzer,<br />

26. September <strong>2006</strong><br />

Das Künstlerduo Anne-Valérie Leidner und<br />

Christian Herzog zog im Sommer <strong>2006</strong><br />

mit Zweiachser und Wagen während mehrerer<br />

Wochen durch den <strong>Thurgau</strong> und porträtierte<br />

Menschen. Mit den entstandenen Bildern,<br />

Video- und Tonaufnahmen, Skizzen und Notizen<br />

eröffneten sie am 20. Oktober <strong>2006</strong> ihr Atelier<br />

im neuen shed, ihre Ausstellung war vom<br />

14. Oktober <strong>bis</strong> 4. November <strong>2006</strong> zu sehen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />

86<br />

104<br />

Im Rahmen ihres längerfristig angelegten<br />

Projekts «Hab + Gut» wird Yvonne Scarabello<br />

diesen Sommer eine Art Zwischenstopp<br />

einlegen. Ziel ist es, Einblicke in das<br />

<strong>bis</strong> jetzt aufgenommene und katalogisierte<br />

Inventar der Künstlerin zu geben. Zugleich<br />

ist die Shedhalle für einen Monat Arbeitsort<br />

der Künstlerin.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen, vgl. Projekt<br />

von Yvonne Scarabello: Hab + Gut<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

Ausstellung Hab + Gut<br />

Die Ausstellung Hab und Gut war ein grosser<br />

Publikumserfolg, nicht zuletzt auch dank<br />

<strong>des</strong> grossen Engagements der Künstlerin.<br />

Das Thema <strong>des</strong> Projekts fiel auf breites Interesse<br />

und wurde oft diskutiert. Einmal mehr<br />

waren im neuen shed Leute anzutreffen, die<br />

lange nicht mehr hier waren, und der eine<br />

oder die andere konnte sich zu einer Mitgliedschaft<br />

entschliessen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Die Ausstellung dauerte vom 2. <strong>bis</strong><br />

25. September 2005.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’100.–<br />

105<br />

Nach dem erfolgreichen Auftakt der Theaterwerkstatt<br />

mit dem Grundlagenkurs im<br />

Frühjahr 2005 möchten wir nun mit dem<br />

Fortgeschrittenenkurs I das zweite Modul<br />

anbieten. Einige der TeilnehmerInnen <strong>des</strong><br />

Grundlagenkurses haben sich schon angemeldet.<br />

Da es einige Interessenten gibt, die<br />

den Kurs im Frühjahr verpasst haben, bieten<br />

wir das Modul 1 als Intensiv-Wochenendworkshop<br />

nochmals an, so dass die AbsolventInnen<br />

dann am Modul 2 teilnehmen<br />

können.<br />

Uwe Schuran, in den Gesuchsunterlagen<br />

Theagovia Theater Bürglen:<br />

Theaterwerkstatt<br />

So besuchten also von gesamthaft 17 TeilnehmerInnen<br />

<strong>des</strong> Grundlagenkurses etwas<br />

mehr als die Hälfte auch den Fortgeschrittenenkurs.<br />

(…) Das Ziel der Förderung <strong>des</strong><br />

Theaternachwuchses im Kanton <strong>Thurgau</strong><br />

konnte also erreicht werden. LaiendarstellerInnen<br />

wurden die Grundlagen <strong>des</strong> Theaterspiels<br />

sowie Spielpraxis vermittelt und die<br />

Mitarbeit in einer Theaterproduktion konnte<br />

angeregt werden.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 7’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’800.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur ist Lebensqualität, eine Oase in unserer Gesell-<br />

schaft, erfrischend und überlebensnotwendig.<br />

Roland Lötscher, Theaterschaffender, Winterthur/Aadorf<br />

87 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

103<br />

Christian Herzog:<br />

alma und duende<br />

104<br />

verein neuer shed<br />

im Eisenwerk:<br />

Ausstellung Hab + Gut<br />

105<br />

Theagovia Theater<br />

Bürglen:<br />

Theaterwerkstatt<br />

103 104 105


106<br />

Nachdem 2004 der Jazzclub Konstanz e.V.<br />

seinen 25. Jazzherbst feierte, veranstalten<br />

wir den 26. Jazzherbst wieder komprimiert<br />

und mit starker Schweizer Beteiligung am<br />

letzten Oktober-Wochenende. Dieses Mal<br />

geben wir Künstlern die Möglichkeit, sich<br />

ausführlich und nicht nur mit gekürztem Pro-<br />

gramm darzustellen. Zwei Abende widmen<br />

wir alten neuen Freunden, die in diesen Kon-<br />

stellationen nie oder selten spielen.<br />

Roland Baumgärtner, in den Gesuchsunterlagen<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Konstanzer Jazzherbst 2005<br />

Im zweiten Set übernahmen dann der nie-<br />

derländische Violonist Karel Boeschoten,<br />

der Schweizer Flötist Matthias Ziegler und<br />

der türkische Perkussionist Burhan Öçal die<br />

Versuchsleitung. Ging es vor der Pause eher<br />

europäisch und kopflastig zu, so bekam das<br />

Bauchgefühl jetzt mehr Platz eingeräumt.<br />

Das lag vor allem an Öçals virtuoser Arbeit<br />

auf der Darbuka. Er gab seinen Mitspielern<br />

ein verlässliches Gerüst, mal funky und mal<br />

orientalisch, ohne die solistischen Fähig-<br />

keiten ausser Acht zu lassen. Die Möglich-<br />

keiten dieses eigentlich kleinen Instruments<br />

vervielfältigten sich unter seinen Händen.<br />

Als kongeniale Partner erwiesen sich die<br />

Jazzherbst-Debütanten Boeschoten und<br />

Ziegler.<br />

Südkurier, Stephan Freissmann, 4. November 2005<br />

Am 26. Jazzherbst (27. <strong>bis</strong> 29. Oktober 2005)<br />

waren zu hören: Aki Takase, Alex von<br />

Schlippenbach mit DJ Illvibe, Schnute<br />

(Deutschland), Rainer Drüby solo, Cristin<br />

Wildbolz im Duo mit Hans Koch (Schweiz)<br />

sowie das Trio von Burhan Öçal (Türkei/<br />

Schweiz), Karel Boeschoten (Holland/Schweiz)<br />

und Matthias Ziegler (Schweiz).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

88<br />

107<br />

Was bei der Uraufführung vor fünfzehn Jah-<br />

ren schon zur Diskussion stand, aber aus<br />

verschiedenen Gründen nicht realisierbar<br />

war, nämlich eine szenische Aufführung die-<br />

ser durchaus dramatischen Geschichte, war<br />

das entscheidende Moment, der zur Wieder-<br />

aufführung führte. Die Internationalen Bach-<br />

Festwochen Schaffhausen entschlossen<br />

sich dazu mit der Auflage, das Werk müsse<br />

in der Kasematte <strong>des</strong> Munots professionell<br />

inszeniert werden. Ein Glücksfall könnte<br />

werden, dass wir in der Berliner Regisseu-<br />

rin Sandra Leupold, die zur Zeit in Deutsch-<br />

land eine erstaunliche Karriere macht, eine<br />

künstlerisch herausragende Persönlichkeit<br />

für dieses anspruchsvolle, herausfordernde<br />

Projekt begeistern konnten. Ein weiterer<br />

positiver Punkt ist dabei, dass Sandra Leu-<br />

pold sich in der Sängerszene hervorragend<br />

auskennt und mithilft, geeignete Solisten zu<br />

finden.<br />

Ulrich Gasser, in den Gesuchsunterlagen<br />

Ulrich Gasser:<br />

Der Vierte König (szenische Fassung)<br />

Auch wenn Schapers Legende einer Weih-<br />

nachtspredigt ähneln mag, predigt die Musik<br />

nicht. Sie öffnet auf höchst differenzierte<br />

Weise Wahrnehmungsräume für ein neues<br />

und anderes Erfahren von Zeit. Lässt man<br />

sich darauf ein, ist eine Farbigkeit sonder-<br />

gleichen zu erleben. Kein Oratorium mit Sen-<br />

dungsbewusstsein also.<br />

Predigen tut eher die Inszenierung von Dölf<br />

Steinmann, der phantasievoll mit den ein-<br />

fachen, reduzierten Mitteln eines «armen»<br />

Theaters arbeitet. Geschickt stilisiert er die<br />

erzählerischen Elemente, bringt sie als eine<br />

Art abstrahiertes Kinderspiel. An Eindeutig-<br />

keit der Aussage lässt er es nicht mangeln.<br />

Das kann hilfreich sein, denn man weiss<br />

immer, wo im Stück man sich befindet.<br />

Neue Züricher Zeitung, Alfred Zimmerlin,<br />

26. Mai <strong>2006</strong><br />

«Der vierte König», Oratorium von Ulrich<br />

Gasser, wurde in Schaffhausen,<br />

Konstanz, Zürich und Schwä<strong>bis</strong>ch-Gmünd<br />

aufgeführt. Mitwirkende: Claus Gunter<br />

Biegert (musikalische Leitung), Dölf Steinmann<br />

(Regie), Michael Hollstein (Licht, Technik),<br />

Peter Siegwart (Einstudierung Vokalensemble),<br />

Michel Herz (Produktionsleitung), Vokalensemble<br />

Zürich, Bach-Chor Konstanz.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 266’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

108<br />

Ausgangspunkt der musikalisch-choreografischen<br />

Installation ist das Debütwerk «niemand<br />

lacht rückwärts» der österreichischen<br />

Autorin Kathrin Röggla. Das wesentliche<br />

Charakteristikum <strong>des</strong> Textes von Kathrin<br />

Röggla ist für mich der bewusst instabil und<br />

mehrspurig gesetzte Hörcharakter. Röggla<br />

legt in artifizieller Arbeitsweise simultane<br />

Textbewegungen frei und schafft so mögliche<br />

Realitätspositionierung. Genau diese<br />

möglichen Wirklichkeiten sind die formalen<br />

Spielstrukturen für dieses Bühnenprojekt.<br />

Der Bühnen-Ort als einzig konkret verbindender<br />

Wirklichkeitspunkt lässt vier verschiedene<br />

Personen aufeinander treffen,<br />

die jeweils einzelne Aspekte der Textessenz<br />

bzw. musikalischer Modalitäten ausstellen.<br />

Hedwig Huber, in den Gesuchsunterlagen<br />

Hedwig Huber: Springteufel<br />

Drei Frauen thematisieren singend eine<br />

hochbrisante Aktualität: Arbeitslosigkeit. Im<br />

Treppenhaus der Müll-Verbrennungsanlage<br />

herrscht Isolation. «Der Mensch als Konsum-<br />

und Arbeitssubjekt, das im eindimensionalen<br />

Dschungel der Fernsehserienwelten<br />

in Widerstand zu Identitätszuschreibungen<br />

zu treten hat und dabei das Zutrauen in<br />

die eigenen Wahrnehmungskompetenzen<br />

verliert», so lautet die zentrale Ausgangslage<br />

für die Darstellerinnen. In diesem Stück<br />

steckt der Teufel im Detail. Zum Ausdruck<br />

kommt dies in einer Textinstallation in Vokalismen<br />

jeglicher Art. Was die Sprecherin<br />

(Kerstin Schulte) ohne Pathos in den Raum<br />

stellt, wird von den Sängerinnen in etwa 30<br />

Minuten präzisiert: «… Arbeitslossein muss<br />

verdammt sein, sagen sie gerade, aber Arbeitslossein<br />

muss eine missliche Lage nach<br />

der anderen aus seinen Ohren ziehen …,<br />

während ich noch in Tätigkeiten verwickelt<br />

schon abdrehe, gleich bin ich weg, bin mich<br />

los und treffe mich nicht mehr, denn nur einmal<br />

wird man im Fernsehen hochgehoben,<br />

danach taucht man wieder ab und landet im<br />

Zimmerboden».<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Gerhard Hellwig, 3. April <strong>2006</strong><br />

«Springteufel» mit Almut Krumbach, Susi Wirth<br />

und Elfi Schläpfer wurde am 30. / 31. März <strong>2006</strong><br />

in Weinfelden und am 1. / 2. April <strong>2006</strong> in<br />

Konstanz gezeigt. Weitere Mitwirkende: Hedwig<br />

Huber (Regie), Margarete Huber (Komposition),<br />

Claus-Peter Täterow (Bühne), Kerstin Schulte<br />

(Assistenz).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 27’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


89 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

106<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Konstanzer Jazzherbst<br />

2005<br />

107<br />

Ulrich Gasser:<br />

Der Vierte König<br />

(szenische Fassung)<br />

108<br />

Hedwig Huber:<br />

Springteufel<br />

106 107<br />

108


109<br />

Die Literaturveranstaltung «4 + 1 übersetzen<br />

traduire tradurre translatar» thematisiert die<br />

literarische Übersetzung zwischen den vier<br />

Lan<strong>des</strong>sprachen der Schweiz und einer<br />

Gastsprache. Sie ist die Neulancierung der<br />

von 1993 <strong>bis</strong> <strong>2003</strong> jährlich im September<br />

durchgeführten Veranstaltungen «Ein Schiff<br />

zum Übersetzen». Sie findet jährlich ab <strong>2006</strong><br />

alternierend in verschiedenen Lan<strong>des</strong>teilen<br />

der Schweiz statt, erstmals in Frauenfeld.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

ch Stiftung für eidgenössische<br />

Zusammenarbeit: 4 + 1 übersetzen<br />

Gesprächsleiterin Esther Girsberger, ehemalige<br />

Chefredaktorin <strong>des</strong> «Tages-Anzeigers»,<br />

lud das Publikum zum Mitreden ein.<br />

Rund 80 Personen hatten der fachkundigen<br />

Podiumsrunde im Eisenwerk zugehört. Jemand<br />

wies darauf hin, dass der Nutzen der<br />

Mehrsprachigkeit nicht allein in Franken und<br />

Rappen zu messen sei. Als Trägerin einer<br />

Kultur vermittle die Sprache auch wertvolle<br />

interkulturelle Kompetenzen. Der Umgang<br />

mit dem Dialekt wurde ebenfalls angesprochen,<br />

der für Fremdsprachige ein Problem<br />

darstellt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Katrin Zürcher, 27. März <strong>2006</strong><br />

Hier hakte Klaus Merz in seiner Laudatio<br />

auf Marion Graf ein – er selber ist von ihr<br />

ins Französische übertragen worden: wie<br />

Franz Hohler, Erica Pedretti, Erika Burkart<br />

oder Aglaja Veteranyi und Robert Walsers<br />

als unübersetzbar geltende Mikrogramme.<br />

Merz erwähnte eine Fotografie, die den Opfershofer<br />

Autor Markus Werner («Am Hang»)<br />

und seine Übersetzerin Marion Graf zeigt<br />

beide in gleicher Grösse. Denn wie oft verschwände<br />

sonst die Übersetzerin hinter dem<br />

Schriftsteller in der Unbekanntheit. Wichtig<br />

sei, Zwiesprache zu halten beim literarischen<br />

Übersetzen: «Wir bleiben in der gleichen<br />

Welt, aber mit einem anderen Bild.» Marion<br />

Graf, der Programmleiterin der ch-Reihe, attestierte<br />

er Wachheit und Lauterkeit.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

25. März <strong>2006</strong><br />

Zu den <strong>bis</strong>herigen Trägerorganisationen Pro<br />

Helvetia, Centre de traduction littéraire<br />

de Lausanne (CTL) kam für die Frauenfelder<br />

Veranstaltung vom 24./25. März <strong>2006</strong><br />

die <strong>Kulturstiftung</strong> hinzu.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />

90<br />

110<br />

Ursprung <strong>des</strong> voraussichtlichen Ausstellungstitels<br />

ist ein Fundfoto mit dem Untertitel<br />

«Freizeit», freie Zeit in den Bergen sich<br />

zu erholen, Sport zu treiben, zu schauen,<br />

zu wandern usw. Dies, in seiner vielschichtigen<br />

Dimension zu hinterfragen, habe ich<br />

mir in einer mehrteiligen Arbeit zur Aufgabe<br />

gemacht. Schwerpunkt meiner grossräumig<br />

angelegten Arbeit in der Kunsthalle Wil<br />

wird die Berglandschaft mit den natürlichen<br />

Spuren und den Veränderungen durch den<br />

Mensch z.B. durch Skilifte, Hütten, Markierungen,<br />

Wanderwege und als Kontrast<br />

die Monochromie eines gletschermilchigen<br />

Stausees, eines Gletscherfel<strong>des</strong> oder einer<br />

grünen Wiese sein.<br />

Othmar Eder, in den Gesuchsunterlagen<br />

Othmar Eder:<br />

«Freizeit» Kunsthalle Wil <strong>2006</strong><br />

Die Bezüge der Bilder zueinander wie auch<br />

zum Raum selbst sind nur fein angedeutet<br />

und verlangen ein längeres Sicheinlassen<br />

auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen,<br />

auf das Thema Freizeit als freie Zeit<br />

und unsere eigenen Erfahrungen. «Von seinen<br />

Kunstwerken geht die Aufforderung an<br />

die Betrachtenden, sich von den ihnen vertrauten<br />

Bildern und Vorstellungen von «Freizeit<br />

in den Bergen» zu lösen. Sie müssen<br />

lernen, wie vor ihnen der Künstler, «Berge zu<br />

versetzen»; das bedeutet, die eigenen Grenzen<br />

<strong>des</strong> Bekannten zu erweitern», schlägt<br />

Frank Nievergelt vor, Kurator der Kunsthalle<br />

Wil.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Barbara Fatzer,<br />

15. Februar <strong>2006</strong><br />

«Freizeit» wurde vom 12. Februar <strong>bis</strong> 19. März<br />

<strong>2006</strong> in der Kunsthalle Wil gezeigt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–<br />

111<br />

Die Bieler Fototage sind eine wichtige Plattform<br />

für die jüngere Schweizer Fotografie<br />

und einzigartig als Festival in der Schweiz.<br />

Eine Auswahl der 9. Bieler Fototage, die<br />

im September 2005 unter dem Title «on the<br />

road... again» zum Thema Mobilität erfolgreich<br />

und unter grosser Medienbeachtung<br />

stattfanden, soll unter der <strong>Projekte</strong>itung von<br />

Bruno Z’Graggen in Zusammenarbeit mit<br />

den Bieler Fototagen, dem Photofesta Maputo<br />

(Moçambique) und dem Market Photo<br />

Workshop Johannesburg im Süden gezeigt<br />

werden. (...) Insgesamt werden Arbeiten von<br />

17 jüngeren Schweizer Fotografieschaffenden<br />

präsentiert. Die beiden Ausstellungen<br />

werden jeweils von einer Podiumsdiskussion<br />

und einem einwöchigen Workshop begleitet,<br />

an denen neben lokalen TeilnehmerInnen der<br />

Projektleiter, die Direktorin der Bieler Fototage<br />

und je zwei FotografInnen teilnehmen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Bruno Z’Graggen: «on the road… again»<br />

– 9. Bieler Fototage in Afrika<br />

Die 9. Ausgabe der Bieler Fototage wurde vom<br />

15. Oktober <strong>bis</strong> 15. November <strong>2006</strong> im<br />

Rahmen <strong>des</strong> 3. Photofesta Maputo in Maputo<br />

(Moçambique), und vom 7. Februar <strong>bis</strong><br />

18. März 2007 in Johannesburg (Südafrika)<br />

präsentiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 129’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

(für die Teilnahme <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>er Fotografen<br />

Meinrad Schade)


91 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

111<br />

111<br />

Bruno Z'Graggen:<br />

«on the road… again» –<br />

9. Bieler Fototage in Afrika


112<br />

Von der Primarschule haben 112 Kinder und<br />

sieben Lehrpersonen die Vorstellungen besucht.<br />

(…) Vor allem die Begegnung nach<br />

der Vorstellung mit dem Schauspieler Peter<br />

Rinderknecht war eindrücklich. (…) Ein Theatererlebnis<br />

in der entsprechenden Umgebung<br />

ist doch sicher auch für die Kinder ein<br />

bleiben<strong>des</strong> Erlebnis.<br />

Markus Rüegge (Schulleitung Primarschule<br />

Steckborn), aus dem Schlussbericht<br />

Phönix-Theater 81:<br />

Jugendtheater Festival Blickfelder<br />

Fussball weckt heftige Emotionen und Begeisterungsstürme<br />

– jedenfalls bei vielen.<br />

Wenn nun bereits zum dritten Mal das internationale<br />

Theaterfestival «Blickfelder»<br />

am 10. März ins Phönix-Theater 81 nach<br />

Steckborn kommt, dann erhoffen sich die<br />

Veranstalter mit ihrem Motto «Theater soll<br />

wie Fussball sein» ähnliches: Warum soll<br />

Theater nicht auch genauso Emotionen und<br />

Begeisterung auslösen? (…)<br />

Die Freude ist gross, dass es dem Phönix-<br />

Theater gelungen ist, zum dritten Mal seit<br />

2000 im Verbund mit Zürich, wo es bereits<br />

zum elften Mal stattfindet, Chur, Luzern,<br />

Schaan und Bern wieder mit dabei zu sein.<br />

Bote vom Untersee und Rhein, Louise Jochims,<br />

10. März <strong>2006</strong><br />

Im Rahmen von Blickfelder wurden folgende<br />

Produktionen im Phönix-Theater 81 gezeigt:<br />

- Wohlgelitten in Wohlgelegen, Kumpane<br />

(Zürich)<br />

- Past half remembered, New International<br />

Encounter (NIE)<br />

- Die sieben Leben <strong>des</strong> Paolo Canio, Luzerner<br />

Theater<br />

- Nebensache, Peter Rinderknecht und Junges<br />

Ensemble Stuttgart<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’520.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />

92<br />

113<br />

Hoch oben im <strong>Thurgau</strong>, dort, wo sich die<br />

Häuser aneinander kuscheln, als gälte es,<br />

der Fremde zu trotzen, liegt Steckborn.<br />

Draussen im Bodensee, auf dem die Bläss-<br />

hühner mit untergeschlagenen Köpfen wie<br />

schwarze Klümpchen zu tanzen scheinen,<br />

verläuft die Grenze – das Ende der Schweiz.<br />

Das Theater am Yachthafen versteckt sich in<br />

einem alten Pumpenhaus, einer Trutzburg en<br />

miniature, die man sich vor einigen Jahren<br />

per Volksabstimmung als Spielort erkämpft<br />

hat. Etwa sechzig <strong>bis</strong> höchstens hundert<br />

Zuschauer blicken hier jeweils von einer<br />

steilen Estrade auf die 9 x 9 Meter grosse<br />

Bühne hinunter, derer harten Stein für Steps<br />

mit einem gefedertem Tanzboden überbaut<br />

wird. Der Improvisationskünstler Michael<br />

Schumacher soll mit seinen Bachinterpretationen<br />

hierherkommen. Derart anspruchsvolle<br />

Aufführungen sind im «Phönix-Theater<br />

81» – so heisst das Theater im Pumpenhaus<br />

offiziell – keine Seltenheit. Längst zeigt man<br />

kaum noch traditionelle Kleinkunst, sondern<br />

legt den Fokus auf das zeitgenössische<br />

Tanz- und Theaterschaffen.<br />

Du, Nina Scheu, April <strong>2006</strong><br />

Phönix-Theater 81: Steps #10<br />

Von ganz weit draussen, fast am See unten,<br />

nähert sich eine weisse Figur. Zielstrebig<br />

geht der Mann rückwärts, unter dem Torbogen<br />

<strong>des</strong> Pumpenhauses hindurch, trifft auf<br />

den andern Mann, der in einer Ecke sitzt und<br />

den Bogen führt. Der Tänzer rollt vorwärts<br />

über den Boden, schraubt die Arme rückwärts,<br />

schmiegt sich an die Wand. Immer<br />

wieder verlässt er den Bühnenraum und<br />

taucht – niemand weiss, durch welche Tür<br />

– wieder auf, hechtet durchs Fenster ins Gebüsch,<br />

kriecht irgendwann wieder zurück.<br />

Es gibt keine Bühne, Innenraum und Aussenraum<br />

sind eins, alles bezieht der Tänzer<br />

ein in seine Improvisation: die Anwohner,<br />

die seine Tanzspuren queren, den Pylon, mit<br />

dem er später rührende Zwiesprache hält,<br />

das Publikum, das gut und gerne lacht.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 6. Mai <strong>2006</strong><br />

«Dans le jardin» mit dem holländischen Tänzer<br />

und Choreograph Michael Schumacher und<br />

begleitet vom Cellist Alex Waterman (NY) fand<br />

am 4. Mai <strong>2006</strong> im Phönix-Theater 81 statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’190.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />

114<br />

«Vielleicht bin ich zuviel gewandert», sagt<br />

Deza-Chef Walter Fust. Er könne nicht verstehen,<br />

wenn sich Menschen gegen die Binnenmigration<br />

wehren. Grundsätzlich ist Fust<br />

überzeugt: «Die Schweiz braucht Migration,<br />

wenn sie den Wohlstand sichern will.» Mit<br />

einer ganzen Reihe von statistischen Zahlen<br />

untermauerte der Deza-Chef seine Aussagen.<br />

Dass Walter Fust nach Amriswil gereist<br />

ist, um hier einen Vortrag zu halten und an<br />

einem Podium teilzunehmen, liegt an der<br />

Veranstaltungsreihe, die das Kulturforum<br />

am Donnerstagabend startete. Hintergrund<br />

der Veranstaltungen ist die Foto-Ausstellung<br />

«Heimatverlust» von Meinrad Schade, die<br />

von der <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> namhaft<br />

unterstützt wird.<br />

St. Galler Tagblatt, Rita Kohn, 11. Februar <strong>2006</strong><br />

Kulturforum Amriswil: Fotoausstellung<br />

«Migration» von Meinrad Schade<br />

Meinrad Schade, einem gebürtigen Kreuzlinger,<br />

gelingen hier intensive Momentaufnahmen,<br />

die stumm Geschichten erzählen und<br />

Ergebnis eines stillen, sensiblen Zugehens<br />

auf die vorgefundenen Situationen an den<br />

Rändern Europas sind. Schade geht direkt<br />

und nah an die Menschen heran, ohne aber<br />

je einen voyeuristischen Blick auf sie zu werfen.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

14. Februar <strong>2006</strong><br />

Die Fotoausstellung «Heimatverlust» von<br />

Meinrad Schade wurde im Kulturforum Amriswil<br />

vom 9. <strong>bis</strong> 19. Februar <strong>2006</strong> präsentiert. Die<br />

Arbeit stand im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe<br />

«Ab- und Zuwandern».<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’500.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Die Auseinandersetzung mit Kultur ist für mich eine<br />

notwendige Grundlage für meine Entscheide<br />

als Justiz- und Sicherheitsdirektor.<br />

Claudius Graf-Schelling, Regierungsrat, Arbon<br />

112 113 114<br />

93 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

112<br />

Phönix-Theater 81:<br />

Jugendtheater Festival<br />

Blickfelder<br />

113<br />

Phönix-Theater 81:<br />

Steps #10<br />

114<br />

Kulturforum Amriswil:<br />

Fotoausstellung «Migration»<br />

von Meinrad Schade


115<br />

«Kein Zurück» ist ein gesellschaftspolitischer<br />

Dokumentarfilm und zeichnet anhand eines<br />

eindrucksvollen Einzelschicksals die be-<br />

wegte Geschichte von Kroatien im 20. Jahr-<br />

hundert nach. Die Lebensgeschichte <strong>des</strong><br />

80-jährigen blinden Winzers Dusan Raguz<br />

spiegelt und erzählt die komplexe Vergan-<br />

genheit seiner Heimat kurz vor dem erhofften<br />

Eintritt in die EU und schildert auf exempla-<br />

rische Art und Weise, weshalb sich die kroa-<br />

tische Vergangenheitsbewältigung als derart<br />

schwierig erweist: Es ist die Geschichte von<br />

einem alten Mann, der am falschen Ort, im<br />

falschen Land und zur falschen Zeit geboren<br />

wurde und der sein ganzes Leben lang da-<br />

gegen ankämpfen musste.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Tomislav Mestrovic: «Kein Zurück»<br />

Der Dokumentarfilm «Kein Zurück» (No return)<br />

von Tomislav Mestrovic soll von Hugofilm<br />

Productions in Zürich in Zusammenarbeit mit<br />

Mestrovic Filmen realisiert werden.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 472’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

94<br />

116<br />

Vor ein paar Jahren hat das Kunstmuseum<br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> den gesamten Nach-<br />

lass <strong>des</strong> Aussenseiterkünstlers Hans Krüsi<br />

geerbt. Hans Krüsi begleitet mich schon<br />

lange. Als Kind haben mich seine Kühe und<br />

andere Tiere immer im Treppenhaus meiner<br />

Eltern von einer Serviette herunter angelä-<br />

chelt. Als «Aushilfelehrer» habe ich vor mehr<br />

als zehn Jahren Kindern aus einem Schul-<br />

heim aus dem Kanton Zürich durch die Aus-<br />

stellung geführt und mit ihnen dann à la Krüsi<br />

gearbeitet. (…) Meine geplante Arbeit soll<br />

das künstlerische Material Krüsis ebenso<br />

wie Dokumente seines Lebens aus einer li-<br />

terarischen Perspektive interpretieren.<br />

Michael Stauffer, in den Gesuchsunterlagen<br />

Michael Stauffer:<br />

Hörspiel «Kann ich auch mal sagen»<br />

Der Autor Michael Stauffer wurde für die<br />

Erarbeitung einer Audioarbeit (Hörspiel mit<br />

möglicher szenischer Adaptation) über<br />

den Künstler Hans Krüsi unterstützt. Das<br />

Projekt soll im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong> uraufgeführt werden.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 68’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Werkbeitrag von<br />

Fr. 24’000.–<br />

117<br />

Mit dem Hörstück «Erzeugung von Sprün-<br />

gen» erschliesst sich blablabor das Erzäh-<br />

len, das Epos, das Rezitative. Mittels der<br />

in der «Ungefähre» und im «Liedlied» er-<br />

arbeiteten Übersetzungstechniken sucht<br />

blablabor nach einer Übereinstimmung von<br />

Text und Musik im Rezitativ. Uns interessiert,<br />

welche Musik oder Klanglichkeit einer Er-<br />

zählung inhärent ist.<br />

Zusammen mit dem auf alte Musik speziali-<br />

sierten Ensemble der Basler Madrigalisten<br />

und fünf Hornisten komponiert blablabor<br />

eine heterogene Erzählung.<br />

Aufführungen im Raum und am Radio, live<br />

gesungen und ab Tonträger, sind in Pla-<br />

nung.<br />

blablabor:<br />

Hörstück «Erzeugung von Sprüngen»<br />

blablabor versteht sich als Forschungsteam.<br />

Gegenstand der Forschung ist die Spra-<br />

che. Untersucht werden Laute, Wörter,<br />

Sätze. Texte als Begriff- und Klangträger.<br />

Als mögliche Teile eines inhaltlichen und<br />

strukturellen Gefüges, als Geschichts- und<br />

Kulturtransporteure. Ziel der Forschung ist<br />

das Beweglichmachen, in Schwungbringen<br />

der bedeutungsschweren Sprachbrocken<br />

in Richtung zentrifugale Klangvielheit. Die<br />

Zwischenresultate präsentieren sich als Au-<br />

diokunstwerke.<br />

Annette Schmucki und Reto Friedmann, in den<br />

Gesuchsunterlagen<br />

blablabor sind Annette Schmucki und Reto<br />

Friedmann.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 88’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur ist Frischzellenkur gegen Gefahren der<br />

Erstarrung von Wahrnehmungsweisen.<br />

Kultur beugt Verhärtungen von Denkstrukturen vor.<br />

Ohne Kultur wäre der Alltag ein Irrtum.<br />

Und Kultur tut ganz einfach gut.<br />

Martin Preisser, Journalist u. Musiker, St. Gallen<br />

116 117<br />

95 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

116<br />

Michael Stauffer:<br />

«Kann ich auch mal sagen»<br />

117<br />

blablabor: Hörstück<br />

«Erzeugung von Sprüngen»


118<br />

Die Revue spannt einen Zeitbogen und ist<br />

die theatralische Form von filmischer Erzählweise.<br />

Der Spielleiter hat alle Fäden in<br />

der Hand. Er folgt den Spuren von Louis<br />

Napoleon III, indem er als roten Faden dem<br />

Publikum die Lebensgeschichte erzählt und<br />

Kommentare (mit heutigem Zusammenhang)<br />

abgibt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

See-Burgtheater: Sprungbrett zur Macht<br />

Ein königliches, ein kaiserliches Ambiente, in<br />

dem Leopold Huber für das See-Burgtheater<br />

die Revue «Sprungbrett zur Macht» inszeniert,<br />

ein Stück, das als Gemeinschaftsarbeit<br />

mit der Theaterautorin Edith Gloor entstand<br />

und von Volker Zöbelin musikalisch mit frecher<br />

Offenbachscher Operettenschmonzette<br />

ausgestattet wurde. In knappster Formulierung<br />

geht es im Stück, das sich <strong>des</strong><br />

Originalschauplatzes als nicht zu überbietender<br />

Kulisse bedient, um die Zeit Napoleons<br />

III. (nicht nur auf dem Arenenberg), um<br />

seine ehrgeizige Mutter Hortense und die<br />

spätere Gattin Eugenie, die durchaus auch<br />

tatkräftige Regentin war. Doch das alles ist<br />

zu kurz gegriffen, wenn nicht sogar falsch.<br />

Denn Huber und seine Truppe haben den<br />

Aufstand gegen die Geschichtsschreibung<br />

geprobt, sie zelebrieren den Triumph <strong>des</strong><br />

Theaters über die reine Historie.<br />

Die Einstimmung auf die Uraufführung hätte<br />

nicht besser ausfallen können, Kaiserwetter<br />

war angesagt, und die Sonne sank schliesslich<br />

dem Untersee zu, als sich die Tage<br />

<strong>des</strong> «Napoleoniden» verdunkelten, ihn das<br />

Blasenleiden zunehmend plagte und die<br />

Amouren das Herz mehr und mehr belasteten<br />

– zumin<strong>des</strong>t physisch.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Brigitte Elsner-Heller,<br />

17. Juni <strong>2006</strong><br />

Vom 15. Juni <strong>bis</strong> 22. Juli <strong>2006</strong> spielte das See-<br />

Burgtheater die Revue «Sprungbrett zur Macht»<br />

im Park von Schloss Arenenberg.<br />

Autorin: Edith Gloor; Regie: Leopold Huber;<br />

Musik: Volker Zöbelin; Spiel: Franca Basoli,<br />

Ines Palma Hohmann, Erich Hufschmid, Domenico<br />

Pecoraio; Bühne: J. Markus Heer; Kostüme<br />

und Bühnenbild: Dana Horvat-Schaller; Licht:<br />

Marco Scandola.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr.145’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 55’000.–<br />

96<br />

119<br />

«generations» ist das einzige europäische<br />

Festival mit der Vergabe von Förderpreisen.<br />

So wird mit dem Hauptpreis einem Musiker<br />

die Gelegenheit geboten, eine komplette,<br />

mehrtätige Studioproduktion <strong>bis</strong> zur Master-<br />

CD zu verwirklichen. Gewählt wird zudem<br />

eine Förderpreisband, die den ersten Set<br />

<strong>des</strong> Freitagabend Konzertes bestreitet und<br />

von Radio DRS2 aufgenommen wird. Im da-<br />

rauf folgenden Jahr wird dieser Band die<br />

Möglichkeit geboten, mit Adrian Mears als<br />

musikalischem Betreuer und Roman Schwal-<br />

ler als Organisator und Tourmanager eine<br />

Woche in der Schweiz und in Deutschland<br />

auf Tournee zu gehen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Internationales Jazztreffen Frauenfeld:<br />

generations <strong>2006</strong><br />

Frauenfeld – «This is heaven» («himmlisch»)<br />

frohlockte Cedar Walton, der prominenteste<br />

unter den internationalen Jazzgrössen, die<br />

für «generations <strong>2006</strong>» in die Schweiz ge-<br />

reist sind, nach einem ersten Augenschein<br />

in der temporären Jazz-Metropole Frauen-<br />

feld (…).<br />

Acht Tage lang wähnen sich Jazzmusiker und<br />

-liebhaber wie im Himmel: auf Grund schier<br />

unbeschränkter Möglichkeiten, sich musi-<br />

kalisch auszuleben, zu lernen, sich einzu-<br />

mischen und zuzuhören. Das professionell<br />

und rücksichtsvoll auftretende, freundliche<br />

Personal in den fünf Jazzclubs und auch die<br />

gut organisierten Helferinnen und Helfer tra-<br />

gen viel zur gehobenen Stimmung bei.<br />

Roman Schwaller, der künstlerische Leiter<br />

<strong>des</strong> Festivals und Tenorsaxofonist aus Frau-<br />

enfeld, leitete am Montag eine Jam-Session<br />

im Jazzclub Dreiegg. Mit seinem für Kalauer<br />

bekannten Humor (aus «Just Friends» wird<br />

auch mal «Justus Franz») bat er Gastsolisten<br />

auf die Bühne und sagte die Titel an, die er<br />

dann als Bandleader wieselflink, zitierfreu-<br />

dig und mit höchst ansteckender Verve auf<br />

Touren brachte.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Emanuel Helg, 5. Oktober <strong>2006</strong><br />

«generations <strong>2006</strong>» fand vom 30. September<br />

<strong>bis</strong> 7. Oktober <strong>2006</strong> in Frauenfeld statt. Neben<br />

Klubkonzerten, Konzerten in der Aula der<br />

<strong>Kantons</strong>schule sowie im Eisenwerk und der Big<br />

Band Night im Stadtcasino wurde ein<br />

Masterclass Workshop mit internationalen<br />

Dozenten durchgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 310’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 85’000.–<br />

120<br />

Im Hörspiel wird die Geschichte einer Köni-<br />

gin erzählt, von der Geburt <strong>bis</strong> zu ihrem Tod.<br />

Um die verschiedenen Stationen im Leben<br />

dieser Königin herauszuschälen, wühlen wir<br />

uns durch die Biographien berühmter ehe-<br />

maliger Königinnen, vorab von Maria Stuart<br />

und Marie Antoinette.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Theater Sgaramusch: Queen<br />

Mit «Queen» bringt das Theater Sgaramusch<br />

ein Stück Weltgeschichte auf die kleine<br />

Bühne im «Fass». Das, was der Zuschauer zu<br />

sehen kriegt, erinnert nicht im entferntesten<br />

an eine Geschichtsstunde. Und auch wer bei<br />

Maria Stuart an den klassischen Ernst <strong>des</strong><br />

Dramas von Schiller denkt, liegt ganz falsch.<br />

Ihn erwartet vielmehr eine packende und<br />

quirlige Geschichte, die mit viel Witz erzählt<br />

wird. Das Leben der beiden Königinnen, ihre<br />

Liebesgeschichten und ihr Kampf dafür, den<br />

eigenen Thron zu behalten und auch viel-<br />

leicht den der verwandten Rivalin dazuzuge-<br />

winnen, wird ab Band gespielt und zugleich<br />

als Schauspiel dargestellt.<br />

Die beiden Ebenen <strong>des</strong> Zuhörens von bloss<br />

gesprochenen Teilen einerseits und <strong>des</strong> Zu-<br />

sehens der gespielten Szenen andererseits<br />

werden geschickt miteinander kombiniert<br />

und sorgen immer wieder für überraschende<br />

und verblüffende Wendungen. Die Vorstel-<br />

lung ist nicht nur für Kinder ein wahres Ver-<br />

gnügen.<br />

Schaffhauser Nachrichten, Susanne Huber,<br />

4. September <strong>2006</strong><br />

«Queen», ein historisches Theaterhörspiel um<br />

Liebe, Macht und Intrigen für Kinder und<br />

Erwachsene. Regie und Text: Carol Blanc; Spiel:<br />

Nora Vonder Mühll und Gerhard A. Goebel;<br />

Sounds: Olifr Maurmann; Ausstattung: Britta<br />

Hagen; Konzeptarbeit: Stefan Colombo.<br />

Premiere am 1. September <strong>2006</strong> auf der<br />

Fassbühne Schaffhausen.<br />

Aufführungen 2007: Gemeinschaftszentrum<br />

Buchegg Zürich, Schlachthaus Bern und<br />

Vorstadt Theater Basel.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 70’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


118 119<br />

97 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

118<br />

See-Burgtheater:<br />

Sprungbrett zur Macht<br />

119<br />

Internationales<br />

Jazztreffen Frauenfeld:<br />

generations <strong>2006</strong><br />

120<br />

Theater Sgaramusch:<br />

Queen<br />

120


121<br />

Mit einem «Flügelfest» beginnt am 26. Januar<br />

für jazz:now das neue Konzertjahr, einer von<br />

der <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützten Benefizver-<br />

anstaltung, deren Einnahmen vollumfänglich<br />

dem vom Eisenwerk gekauften Steinway-<br />

Flügel zugute kommen.<br />

Die beiden Pianistinnen Petra Ronner und<br />

Claudia Rüegg eröffnen den Abend mit<br />

Schubert und der amerikanischen Kompo-<br />

nistin Lois V Vierk. Anschliessend präsen-<br />

tieren Lisette Spinnler und Colin Vallon erst-<br />

mals in Frauenfeld ihr Quintett Suawaloma,<br />

das die beiden Frauenfelder Mark J. Huber<br />

und Rätus Flisch im dritten Teil <strong>des</strong> Abends<br />

für eine Session ergänzen werden.<br />

St. Galler Tagblatt, Vorschau, 21. Januar <strong>2006</strong><br />

Verein Pro Eisenwerk:<br />

jazz:now – Flügelfest<br />

Das Benefizkonzert «Flügelfest» zugunsten <strong>des</strong><br />

Eisenwerkes Frauenfeld fand am 26. Januar<br />

<strong>2006</strong> statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 3’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’521.–<br />

98<br />

122<br />

Im Projekt «time out» geht es mir darum,<br />

Bilder zu schaffen, welche unter anderem<br />

die Erfahrung der Schmerzen aufgreifen und<br />

visuell umsetzen und die dadurch erlebten<br />

emotionalen Grenzerfahrungen sichtbar<br />

machen. Die Bilder sollen also direkt und<br />

emotional wirken. Über einen Zeitraum von<br />

etwa einem halben Jahr will ich meinem «In-<br />

neren» eine visuelle Stimme geben. Im Sinne<br />

eines Tagebuches möchte ich Fotografien<br />

schaffen, sei es mit Inszenierungen, realis-<br />

tischen Abbildungen oder «Traumbildern»,<br />

welche die verschiedenen Emotionen ver-<br />

deutlichen.<br />

Dieter Berke: time out<br />

Diese so entstehende Bildserie wird er-<br />

gänzt durch kurze Textstellen von mir, um<br />

die Aussage auf einer sprachlichen Ebene<br />

zu verstärken und damit man sich besser<br />

in die Bilder einfühlen kann. Es geht mir in<br />

diesem Projekt nicht um die Fotografie an<br />

sich, sondern um die Emotion, die sie beim<br />

Betrachten auslöst.<br />

Mein Ziel ist es, etwas aufzuzeigen, was<br />

sich nur schwer in Worte fassen lässt und<br />

das um diese Bereiche kreist, an die wir in<br />

der Regel als mehr oder weniger sorglose<br />

und gesunde Menschen keine Gedanken<br />

verschwenden.<br />

Dieter Berke, in den Gesuchsunterlagen<br />

Der Fotograf Dieter Berke plant ein fotogra-<br />

fisches Essay zum Thema Schmerzen, das den<br />

Titel «time out» trägt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 45’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

123<br />

Wenn der Kanton mit seiner Kampagne ver-<br />

sucht, dem <strong>Thurgau</strong> eine zeitgemässe Iden-<br />

tität zu verpassen, so vermittelt er nur eine<br />

ganz spezifische Sicht, die vor allem aus wirt-<br />

schaftlichen Interessen hervorgeht. Identi-<br />

tät verstehen wir aber auch als etwas Viel-<br />

schichtiges, oft unbewusst Gewachsenes<br />

und Gepflegtes. Die vier Gespräche un-<br />

serer geplanten Reihe wollen wir unter-<br />

schiedlichen Identitätsfaktoren widmen: der<br />

Sprache resp. dem Dialekt, einer Samm-<br />

lung als Bewahrerin von Geschichte, künst-<br />

licher Identität und schliesslich dem Kunst-<br />

schaffen.<br />

Damian Wirth und Rebekka Ray, in den<br />

Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

shedGESPRÄCHE 06<br />

Ray sieht in ihrer Einführung «viele Verschie-<br />

denheiten und auch Gemeinsamkeiten» zwi-<br />

schen Huggenberger und Uetz, etwa die<br />

Anerkennung im vergangenen Jahr: Thur-<br />

gauer Kulturpreis für Uetz, Anerkennungs-<br />

preis der Stadt Frauenfeld für den Huggen-<br />

berger-Rezitator Heinz Böckli. Dann lässt<br />

die Moderatorin Walter Schmid lesen und<br />

erzählen. Reichlich lange, wie es manchen<br />

Besucherinnen und Besuchern scheinen<br />

mag, die auch wegen Uetz ins Eisenwerk<br />

gekommen sind. Warum also Kostproben<br />

aus der Reiterpoesie, die laut Schmid «nicht<br />

ganz auf der Höhe von Huggenbergers spä-<br />

terer Dichtung» sind? Dann legt Christian<br />

Uetz los und redet von der Sehnsucht und<br />

vom Glück, das im «Augenblitz» gefunden<br />

werden soll. Redet? Man müsste die Ge-<br />

sichter im Publikum sehen! Der vordersten<br />

Reihe steht der Egnacher fast auf die Zehen;<br />

er gestikuliert, fabuliert, schwadroniert, baut<br />

Hölderlins Schwan ein und <strong>des</strong>sen «uner-<br />

trägliche Schönheit», schwenkt zu seinem<br />

Egnach, wo ein Schwan die Vogelgrippe<br />

ankündigt.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart,<br />

21. Oktober <strong>2006</strong><br />

Vier shedGESPRÄCHE haben am 3. Mai,<br />

19. Oktober, 15. November und 7. Dezember<br />

<strong>2006</strong> mit Ueli Vogt und Rebekka Ray als<br />

Projektleiter zu folgenden Themen<br />

stattgefunden: Öpfel (Peter Bretscher, Edgar<br />

Sidamgrotzki), Heimat trifft Dichter<br />

(Christian Uetz, Dr. Walter Schmid), Künstlerin<br />

trifft Künstler (Franziska Etter, Fredi<br />

Bissegger), Mocmoc trifft Sämann (Nicole<br />

Wydler, Charles Landert).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 17’000.–<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Ob im Beruf, bei meinem Hobby als Programm-<br />

verantwortlicher <strong>des</strong> Cinema Luna<br />

oder als Konsument im Kino: Kultur ist für mich –<br />

und dabei fühle ich mich sehr<br />

privilegiert – immer sowohl Arbeit wie Erholung,<br />

mal mehr Krampf, mal mehr Genuss,<br />

jeden Tag. Ganz einfach Leben!<br />

Christof Stillhard, Herstellungsleiter Filme SF, Frauenfeld<br />

99 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

123<br />

123<br />

verein neuer shed<br />

im Eisenwerk:<br />

shedGESPRÄCHE 06


124<br />

Vor rund einem Jahr hatte ich die Idee der<br />

digitalen Manipulation in der Portraitfotogra-<br />

fie. Ich wollte «digitale Zwillinge» erschaf-<br />

fen, durch Verdoppelung <strong>des</strong> einen Gesichts<br />

bei Paaraufnahmen. (…) Mein Hauptanliegen<br />

allerdings lag im Blick der Mädchen. Ich<br />

suchte nicht das kokette, schnappschuss-<br />

artige Teenagerbild, sondern ein ruhiger, auf<br />

sich selber zurückgeworfener Blick. Da ich<br />

mich für das endgültige Bild für eines der<br />

beiden Gesichter entscheiden musste, hatte<br />

ich oft bereits bei der Aufnahme eine Prä-<br />

ferenz – jedoch ist es auch vorgekommen,<br />

dass sich bei der späteren Computerbear-<br />

beitung die Ausstrahlung <strong>des</strong> anderen Mäd-<br />

chens als stärker erwiesen hat.<br />

Judith Stadler, im Schlussbericht<br />

Judith Stadler: My Best Friend<br />

Dadurch dass die digitalen Manipulationen<br />

in den Bildern der «Freundinnen» nicht offen-<br />

sichtlich sind, macht die Bildserie unheim-<br />

lich. Man weiss vom Begleittext her, dass es<br />

sich bei den farbigen Doppelporträts junger<br />

Mädchen um zwei Körper, aber nur ein Ge-<br />

sicht in verschiedener Stellung handelt.<br />

Aber (fast) jeder Versuch, das Vorgehen der<br />

Fotografin zu durchschauen – zum Beispiel<br />

anhand verschiedener Hände – scheitert an<br />

der Inszenierung, welche dafür sorgt, dass<br />

die Hände der anderen Protagonistin just in<br />

der Jacke oder unter den im Sitzen ange-<br />

winkelten Beinen verschwinden. Auffallend<br />

bleiben immer wieder die stechend blauen<br />

– oder auch mal grünen – Augen der Mäd-<br />

chen, welche die Doppelgängerinnen gerade<br />

magisch verbinden und unterschwellig die<br />

Frage aufwerfen, ob die Braunäugigen wohl<br />

bereits ausgemerzt sind. Der gesellschafts-<br />

kritische Ansatz dieses auch technisch her-<br />

vorragenden <strong>Projekte</strong>s ist ein unabdingbarer<br />

Akzent der 10. Fototage.<br />

Bieler Tagblatt, Annelise Zwez, 23. September <strong>2006</strong><br />

Die Fotografin Judith Stadler hat im Rahmen<br />

der 10. Bieler Fototage ihre Arbeit «Die beste<br />

Freundin» vom 1. September <strong>bis</strong> 1. Oktober<br />

<strong>2006</strong> ausgestellt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr.18’500.–<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

100<br />

125<br />

Vor elf Jahren produzierten wir den Kino-Do-<br />

kumentarfilm «Gerhard Meier – Die Ballade<br />

vom Schreiben» von Friedrich Kappeler; von<br />

uns aus gesehen eines unserer – sowohl<br />

vom Inhalt aus auch von der Form her – ge-<br />

lungensten Künstlerportraits. Der einfühl-<br />

same Film über den damals noch wenig be-<br />

kannten Schweizer Schriftsteller begeisterte<br />

über 8’000 Zuschauer in den Kinosälen. (…)<br />

Nun haben wir vor, den bestehenden Film<br />

umzuarbeiten, zuerst um rund 20 Minuten zu<br />

kürzen und anschliessend mit einem neuen<br />

Anfang und einem Epilog zu versehen. (…)<br />

Im Jahre 1997 musste Gerhard Meier den<br />

herben Verlust seiner geliebten Ehefrau Dorli<br />

hinnehmen, die ihn während über sechzig<br />

Jahren begleitet hatte, die entscheidend<br />

dazu beigetragen hatte, dass er sich dem<br />

Schreiben widmen konnte und die den<br />

Gesamteindruck <strong>des</strong> Films wesentlich mit-<br />

prägte. (…) Ich finde es wichtig, dass das<br />

Portrait über Gerhard Meier so gefasst wird,<br />

dass es diesem bescheidenen, weisen be-<br />

tagten Schriftsteller gerecht wird und auch<br />

seine bewegende Liebeserklärung an seine<br />

Ehefrau Dorli «Ob die Granatbäume blühen»<br />

filmisch festgehalten bleibt.<br />

Alfi Sinniger, in den Gesuchsunterlagen<br />

Catpics Coproductions AG:<br />

«Noch einmal Gerhard Meier»<br />

(Arbeitstitel) von Friedrich Kappeler<br />

Der Dokumentarfilm «Gerhard Meier – Das<br />

Wolkenschattenboot» von Friedrich Kappeler<br />

kommt im April 2007 in die Kinos.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 182’760.–<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />

126<br />

Max Bill war einer der herausragendsten<br />

Schweizer Künstler <strong>des</strong> vergangenen Jahr-<br />

hunderts mit weltweiter Resonanz. Und er<br />

war Politiker, u.a. Nationalrat in Bern. Sein<br />

ganzes Leben stand im Spannungsfeld zwi-<br />

schen Kultur und Politik. Als Maler, Gestal-<br />

ter, Grafiker, Bildhauer und Architekt setzte<br />

er künstlerische Meilensteine. (…)<br />

Dank seines antifaschistischen Engage-<br />

ments bekam Bill nach dem 2. Weltkrieg im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Marschallplans eine Schlüssel-<br />

position im Wiederaufbau Deutschlands.<br />

Bill war ein ruheloser Kämpfer für eine bes-<br />

sere Umweltgestaltung und eine bessere<br />

Welt. Als Mitglied und Präsident zahlreicher<br />

nationaler und internationaler Jurys und Gre-<br />

mien war er ständig auf Achse. Ein Jahr vor<br />

seinem Tod erhielt er in Japan als erster<br />

Schweizer den sogenannten Nobelpreis der<br />

Künste, dem Praemium Imperiale. Als Prä-<br />

sident <strong>des</strong> Bauhausarchivs Berlin brach er<br />

im Dezember 1994 in seiner letzten Mission<br />

mit einer schweren Aktentasche auf dem<br />

Flughafen Tegel tot zusammen.<br />

Der Film geht den Fragen nach, die das<br />

Leben und das Werk von Max Bill aufgewor-<br />

fen haben.<br />

Erich Schmid, in den Gesuchsunterlagen<br />

ariadnefilm gmbh:<br />

max bill von Erich Schmid<br />

Der Dokumentarfilm max bill von Erich Schmid<br />

kommt voraussichtlich 2008 in die Kinos.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 685’074.–<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–


101 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

124<br />

124<br />

Judith Stadler:<br />

My Best Friend<br />

125<br />

Catpics Coproductions AG:<br />

«Noch einmal Gerhard<br />

Meier» (Arbeitstitel)<br />

von Friedrich Kappeler<br />

125


127<br />

Schauplatz Zürich HB, Monat Juli, ca. 19<br />

Uhr, die Einfahrt <strong>des</strong> Intercitys Richtung<br />

Lecce wird ausgerufen. Hunderte von in der<br />

Schweiz lebenden Italienern reisen mit Kind<br />

und Kegel für die gesamte Dauer der Som-<br />

merferien in ihre Heimat zurück. (…)<br />

Für mich als Secondo stellt insbesondere<br />

der Nachtzug von Zürich nach Lecce die di-<br />

rekte Verbindung zwischen den zwei Welten<br />

dar, in denen ich lebe. (…) Anhand ihres<br />

Benehmens, der Art und Weise ihrer Hand-<br />

lungen, ihrer unterschiedlichen Biografien,<br />

natürlich auch an der Anzahl der persön-<br />

lichen Gepäcksstücke wird die Situation<br />

der Secondos in der Schweiz auf feine und<br />

komische Art portraitiert. Hierbei wollen wir<br />

als Absolventen einer Bewegungstheater-<br />

Schule (Scuola Teatro Dimitri), auch den<br />

nonverbalen Aspekt der geschilderten Sze-<br />

nen pflegen: Blicke, Bewegungen, Körper-<br />

haltungen.<br />

Giuseppe Spina, in den Gesuchsunterlagen<br />

Giuseppe Spina: Zürich Hauptbahnhof<br />

Reich an Einfällen und Pointen ist das Stück<br />

der «Compagnie i tre secondi», immer wie-<br />

der lassen die zweisprachigen Dialoge die<br />

harmlos-plausible Begegnung der drei ins<br />

leicht Absurde kippen; das gibt Distanz zum<br />

Thema. Das Tempo ist italienisch, die Kör-<br />

persprache exzellent (bei Dimitri in Verscio<br />

studiert): herrlich, wie Lello Raum greift und<br />

Antonio (nicht etwa Franz) immer schmaler<br />

wird. Liebevoll die Details der von Jean-<br />

Martin Moncéro künstlerisch geleiteten In-<br />

szenierung, genial luftig die Koffer und das<br />

angedeutete Abteil.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dieter Langhart, 2. Mai <strong>2006</strong><br />

Die Komödie «Zürich Hauptbahnhof» von und<br />

mit Federico Dimitri, Fabrizio Pestilli und<br />

Giuseppe Spina wurde am 28. April <strong>2006</strong> in der<br />

Aula der <strong>Kantons</strong>schule Romanshorn<br />

uraufgeführt und dann in Verscio, Degersheim,<br />

Weinfelden, Rapperswil und Frauenfeld gezeigt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 45’000.–<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

102<br />

128<br />

Für mich ist dieses neue Projekt ein wichtiger<br />

Entwicklungsschritt, um neue Elemente, die<br />

mich seit längerem interessieren, in meine<br />

Fotografie aufzunehmen.<br />

Mit dieser Arbeit möchte ich mir neue Mög-<br />

lichkeiten der Bildgestaltung erarbeiten und<br />

den narrativen Aspekt meiner Fotoarbeiten<br />

neu ausloten. Ich gehe von persönlichen<br />

Erfahrungen aus und übersetze sie in erfun-<br />

dene Bilder. Dabei setze ich mich nicht nur<br />

mit zeitgenössischen FotografInnen ausei-<br />

nander, sondern auch intensiv mit der Bild-<br />

sprache im Film.<br />

Roland Iselin, in den Gesuchsunterlagen<br />

Roland Iselin: Domestic Comfort<br />

Der Fotograf Roland Iselin plant eine mehr-<br />

monatige Recherchenphase, um sich<br />

stilistisch und inhaltlich neu zu orientieren.<br />

Der Werkbeitrag wird an kein konkretes<br />

Resultat gebunden, vielmehr soll er einen<br />

Entwicklungsfreiraum ermöglichen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’300.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />

129<br />

Seit vielen Jahren arbeiten und leben wir in<br />

Märstetten. Nahe zusammen, denn nur 200<br />

Meter Luftlinie trennen das Bildhaueratelier<br />

von Heinz Völki und das Fotoatelier von Sil-<br />

via Gysi an der Kreuzlingerstrasse, nur 200<br />

Meter sind es zwischen dem Fotoatelier von<br />

Silvia Gysi und dem theaterbureau gysi an<br />

der Sandeggstrasse, nur 300 Meter Luftlinie<br />

liegen zwischen dem theaterbureau gysi und<br />

dem Bildhaueratelier Heinz Völki.<br />

Wir bewegen uns also in einem unsichtbaren<br />

Dreieck, oftmals jeder für sich und nun auch<br />

gemeinsam: Wir planen spartenübergreifend<br />

das Kunstprojekt Wir machen ein Ding.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hans Gysi, Silvia Gysi, Heinz Völki:<br />

Wir machen ein Ding<br />

Was geschieht, wenn Kunstobjekte in einem<br />

anderen Raum und in einem anderen Kontext<br />

platziert werden? Sie werden aufgemischt,<br />

interagieren und machen ein Ding.<br />

Stein-, Gipsobjekte und Zeichnungen in<br />

Schwarzweiss von Heinz Völki nehmen den<br />

Dialog auf mit Fotografien und Fotocollagen<br />

von Silvia Gysi. Hans Gysi hat dazu eigene<br />

Wortwerke geschaffen und inszeniert sie auf<br />

unterschiedliche Art und Weise. Black and<br />

white meets colour – dazu das Theaterbu-<br />

reau in Aktion. Die Zuschauenden werden<br />

verführt, selbst Zusammenhänge zwischen<br />

Bild- und Wortwelten zu schaffen und Gren-<br />

zen zu überschreiten.<br />

Text Einladungskarte<br />

«Wir machen ein Ding» von Hans Gysi, Silvia<br />

Gysi und Heinz Völki fand am 17./18. und<br />

24./25. Juni <strong>2006</strong> in Märstetten in Form einer<br />

Ausstellung mit Künstlergespräch, Lesung und<br />

Konzert statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur kann mich frohgemut oder nachdenklich stimmen,<br />

irritierend oder erhellend sein. Immer aber<br />

setzt sie sinnliche Akzente in meinem Alltag. Das macht<br />

mich wissen, dass ich wach bleibe.<br />

Hanspeter Vetsch, Konzepter/Texter, Frauenfeld<br />

127 128 129<br />

103 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

127<br />

Giuseppe Spina:<br />

Zürich Hauptbahnhof<br />

128<br />

Roland Iselin:<br />

Domestic Comfort<br />

129<br />

Hans Gysi, Silvia Gysi,<br />

Heinz Völki:<br />

Wir machen ein Ding


130<br />

Im Sommer <strong>2003</strong> wurde mir vom Erzie-<br />

hungsdepartement <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

ein Förderpreis im Sinne eines Komposi-<br />

tionsauftrages für eine neu komponiertes,<br />

abendfüllen<strong>des</strong> Programm für ein Jazzsextett<br />

mit drei Bläsern zugesprochen. (…)<br />

Es wird eine Suite entstehen, die «The<br />

Thurgovian Suite» genannt werden soll; voll-<br />

ständig neu komponiert und arrangiert. Die<br />

einzelnen Sätze der Suite werden meinen<br />

Werdegang im <strong>Thurgau</strong> reflektieren und in<br />

eine völlig andere musikalische Sprache<br />

übersetzen: den modernen straight-ahead<br />

Jazz <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts.<br />

Roman Schwaller, in den Gesuchsunterlagen<br />

Roman Schwaller:<br />

«The Thurgovian Suite» Tournee<br />

Der Frauenfelder und Wahlmünchner Roman<br />

Schwaller hat in seiner Geburtsstadt am<br />

Samstag ein ausgezeichnetes Konzert gege-<br />

ben. Mit seiner neuen CD im Gepäck hat er<br />

wieder einmal beweisen können, warum er<br />

zu den Koryphäen <strong>des</strong> europäischen Tenor-<br />

saxofons gehört. Aber nicht nur das: Seit<br />

geraumer Zeit der Arrangierkunst verfallen,<br />

erarbeitete er mit Unterstützung der Kultur-<br />

stiftung <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> und Pro Hel-<br />

vetia ein beeindrucken<strong>des</strong> Gesamtwerk: die<br />

«Thurgovian Suite».<br />

In der klassischen Sextettformation – man<br />

denke an Art Blakeys Jazz Messengers oder<br />

an John Coltrane und sein Meisterwerk «Blue<br />

Train» – präsentiert er dank seinen Mitstrei-<br />

tern einen energiegeladenen Rundumschlag<br />

in musikalischer Hinsicht. Die Frontline,<br />

Schwaller mit dem Trompeter Derrick Gard-<br />

ner und dem Posaunisten Adrian Mears,<br />

schuf einen satten, warmen Sound. Die seit<br />

Jahren eingespielte Rhythmusgruppe mit<br />

Oliver Kent am Klavier, Thomas Stabenow<br />

am Kontrabass und Schlagzeuger Mario<br />

Gonzi wurde ihrer Rolle der rhythmisch-har-<br />

monischen Grundlage mehr als gerecht.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Patrick Manzecchi, 17. Mai <strong>2006</strong><br />

Das Roman Schwaller Sextett reiste mit dem<br />

neuen Programm «The Thurgovian Suite»<br />

vom 4. <strong>bis</strong> 16. Mai <strong>2006</strong> nach Stuttgart,<br />

München, Neuenburg an der Donau, Wien,<br />

Chur, Wädenswil und Frauenfeld.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’312.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

104<br />

131<br />

Habt ihr den Sonnenuntergang<br />

in den Bergen gesehen<br />

wenn die feuerbeständigen Berge<br />

mit ihrem ganzen Anblick<br />

zu erkennen geben<br />

dass es Zeit sei für die Sonne<br />

unterzugehen?<br />

Habt ihr den Sonnenaufgang<br />

in den Bergen gesehen<br />

wenn die Sonne<br />

mit ihrem ganzen feurigen Anblick<br />

zu erkennen gibt<br />

wie sehr sie die Berge hindern<br />

aufzugehen?<br />

Habt ihr den Sonnenaufgang<br />

in den Bergen gesehen<br />

im zeitigen Frühjahr<br />

wenn aus dem angetauten Schnee<br />

verfrorene Alpinisten<br />

auftauchen?<br />

Wjatscheslaw Kuprijanow, Gottlieben,<br />

20. August <strong>2006</strong><br />

<strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Stipendiat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2006</strong><br />

Der russische Autor, Lyriker und Übersetzer<br />

Wjatscheslaw Kuprijanow weilte vom<br />

15. August <strong>bis</strong> 15. Oktober <strong>2006</strong> im Bodman-<br />

Literaturhaus Gottlieben.<br />

Von der <strong>Kulturstiftung</strong> gesprochener Betrag:<br />

Fr. 6’500.–<br />

132<br />

Am 31. März 2005 haben das Theater Jetzt!<br />

aus dem thurgauischen Sirnach und Mit-<br />

glieder der Filodrammatica Poschiavina den<br />

Verein Bernina Express 65 gegründet. Sein<br />

Ziel: Die Planung und Durchführung <strong>des</strong> ita-<br />

lienisch/deutschen Freilichttheaters Bernina<br />

Express 65.<br />

Dieses Theaterstück, das vor der zugleich<br />

technisch wie auch historisch interessanten<br />

Kulisse <strong>des</strong> Bahnhofs von Poschiavo gezeigt<br />

wird, schildert die Geschichte eines Tals<br />

aus Sicht eines pensionierten Lokführers<br />

der Berninabahn, der am letzten Arbeitstag<br />

sein Büro aufräumt und dabei das eine und<br />

andere Erinnerungsstück findet.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Associatione Bernina Express 65:<br />

Bernina Express 65<br />

Das Theater beginnt in unserer Zeit, um<br />

dann das Rad der Geschichte zurückzudre-<br />

hen. Die Zuschauer erfahren von der Wirt-<br />

schaftskrise zur Jahrhundertwende genauso<br />

wie von der Überschwemmung von Poschi-<br />

avo im Jahre 1987. Oliver Kühn ist es gelun-<br />

gen, die Schilderung dieser Ereignisse in die<br />

Geschichte Filippos einfliessen zu lassen,<br />

und somit vermischt sich ein persönliches<br />

Schicksal mit einer ganzen Talschaft.<br />

Bündner Tagblatt, Bettina Seifert, 21. August <strong>2006</strong><br />

Das Stück Bernina Express 65 wurde vom<br />

18. August <strong>bis</strong> 3. September <strong>2006</strong> im Bahnhof<br />

von Poschiavo aufgeführt.<br />

Regie: Oliver Kühn.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 154’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


130 132<br />

105 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

130<br />

Roman Schwaller:<br />

«The Thurgovian Suite»<br />

Tournee<br />

132<br />

Associatione Bernina<br />

Express 65:<br />

Bernina Express 65


133<br />

Das von der <strong>Kulturstiftung</strong> 2005 bewilligte<br />

Projekt «Die Allmend» bedarf einer gut über-<br />

legten Vermittlungsarbeit. Beraten von der<br />

Museumspädagogin Brigitte Näpflin legt der<br />

verein neuer shed im Eisenwerk ein detail-<br />

liertes Konzept vor mit einem Angebot, das<br />

sich an Schulen, Alt und Jung richtet und<br />

eine lustvolle Vermittlungsarbeit auf hohem<br />

Niveau anstrebt.<br />

Steff Rohrbach, Projektbeschrieb<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

Kulturvermittlung «Allmend»<br />

Kunst nimmt in dieser Ausstellung <strong>des</strong> neuen<br />

shed den Alltag programmatisch ins Visier.<br />

So finden sich Archivfotos, amateurhafte Ver-<br />

einsfotos und fotografische Auftragswerke<br />

nebeneinander und in Bezug gesetzt. Jede<br />

Sparte gibt eine eigene Sichtweise auf eine<br />

Facette <strong>des</strong> <strong>bis</strong> heute noch militärisch ge-<br />

nutzten Übungsgelän<strong>des</strong>. Hatte die Presse-<br />

fotografin Miriam Wanner die Aufgabe,<br />

flüchtige Nutzer <strong>des</strong> Areals fotografisch fest-<br />

zuhalten, so zeigen die Fotos von Christian<br />

Schwager – der bereits durch seine entlar-<br />

venden Fotos zum Thema «Falsche Chalets»<br />

aufgefallen war – die künstlichen Erdmodu-<br />

lationen durch geschickte Ausleuchtung.<br />

Die Unterscheidung zwischen fotogra-<br />

fischem Quellenmaterial und in Auftrag ge-<br />

gebenen Fotoserien ist hier nicht von zen-<br />

traler Bedeutung. Hier geht es nicht darum,<br />

dass sich Kunst als höhere Kunst feiert und<br />

profiliert. Hier wird vielmehr das Phänomen<br />

sozialer Nischen abgebildet, ja ein Psycho-<br />

gramm der kollektiven Schweizer Seele<br />

vielleicht sogar versucht, mit all den verbor-<br />

genen Tätigkeiten, die sich in der Allmend<br />

finden lassen.<br />

So fand diese Ausstellung mit an die 500 Be-<br />

suchern auch Interesse bei Personengrup-<br />

pen, die sonst nicht im Museum zu finden<br />

sind: Vereine, handwerkliche Berufsgruppen<br />

und Sonderlinge. Sie kamen, weil es ihr<br />

Lebensraum ist, um den es da geht, weil es<br />

sie betrifft. Und das Staunen war oft nicht<br />

schlecht, festzustellen, dass sie sich nun auf<br />

Kunst eingelassen haben – oder war es doch<br />

eine Fotodokumentation?<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />

12. Juli <strong>2006</strong><br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützte die Kunstver-<br />

mittlungsarbeit <strong>des</strong> vereins neuer shed<br />

im Eisenwerk, die im Rahmen der Ausstellung<br />

«Die Allmend» organisiert und in Form von<br />

Führungen durchgeführt wurde.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 4’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–<br />

106<br />

134<br />

Das Projekt «Archipel» basiert auf der Not-<br />

wendigkeit Inselgruppen zu bilden, sei es<br />

um materiell oder geistig zu überleben und<br />

um anhand der Verbindungen das eigene<br />

Universum andern wieder zugänglich zu ma-<br />

chen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Doris Naef: Archipel<br />

Insellösungen waren gefragt. (…) Hinter die<br />

realen Kliniktüren haben mehrere Künstler<br />

geschaut. Martin J. Meier hat Porträts von<br />

Ärzten, Pflegern, Patienten und Künstlerkol-<br />

legen gemalt. Der Betrachter geht durch<br />

einen Blätterwald und fragt sich: Kann man<br />

erkennen, wer Patient ist? «Wir sind doch<br />

alle Menschen» sagt Meier. (…) Und Doris<br />

Naef, Künstlerin und Therapeutin, arbeitet<br />

mit jugendlichen Klinikbewohnern am Insel-<br />

thema.<br />

NKL, Andreas Daams, 13. Oktober <strong>2006</strong><br />

Doris Naef wurde vom ArToll Labor in<br />

Bedburg-Hau (Deutschland) zusammen mit<br />

anderen Schweizer KünstlerInnen eingeladen<br />

am Projekt «Archipel» teilzunehmen.<br />

Die Gruppenausstellung fand vom 1. <strong>bis</strong> 31.<br />

Oktober <strong>2006</strong> statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

135<br />

Die erfolgreiche Bilanz unseres letztjährigen<br />

Pilotprojekts hat uns ermutigt, das Konzept<br />

weiter zu verfolgen. Konkret wird der künst-<br />

lerische Schwerpunkt unseres Programms<br />

wieder auf Tanztheater und Physical-Thea-<br />

ter-Produktionen liegen. Der Körper steht<br />

im Mittelpunkt, aber Wort, Text und Film-<br />

elemente beleben die Inszenierungen und<br />

Choreographien und sind wichtige Erzäh-<br />

lungskomponenten.<br />

Philippe Wacker und Caroline Minjolle, in den<br />

Gesuchsunterlagen<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-Theater 81:<br />

theater:now<br />

Der menschliche Körper bleibt in seiner<br />

Vielschichtigkeit ein Rätsel. Wer könnte ihn<br />

besser erforschen als die Künstler, die mit<br />

ihrem Körper als Instrument arbeiten? «Vom<br />

Menschen und seiner Hülle» lautet denn<br />

auch das Motto der zweiten Auflage von<br />

«theater:now», das vom phönix-theater 81<br />

und der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> konzep-<br />

tionell erarbeitet und organisiert wird. In fünf<br />

Blöcken (einer mehr als 2005) wird in Steck-<br />

born junges Tanztheater mit internationaler<br />

Ausstrahlung geboten. Mit der ersten Saison<br />

sind die Festivalmacher zufrieden. Mit 70<br />

Prozent schauen sie auf eine befriedigende<br />

Auslastung zurück. Auch die Vorstellung für<br />

Schulklassen waren erfolgreich und werden<br />

dieses Jahr fortgeführt, bereichert durch<br />

spezielle Workshops.<br />

Der menschliche Körper als Spiegel und<br />

Projektionsfläche, als Gegenstand <strong>des</strong> Kul-<br />

tes, aber auch der Körper mit seinen Ver-<br />

letzungen, Schwächen und Behinderungen.<br />

«Der Körper im Kampf um Abgrenzung und<br />

Selbstbehauptung, um die Wahrnehmung<br />

von Innen- und Aussenwelten»: So um-<br />

schreibt die theater:now-Broschüre den the-<br />

matisch interessant und durch die Wahl der<br />

eingeladenen Gruppen spannend wirkenden<br />

Reigen von fünf Veranstaltungen zwischen<br />

Ende Oktober und Ende Dezember.<br />

St. Galler Tagblatt, Martin Preisser,<br />

17. Oktober <strong>2006</strong><br />

Die Reihe «theater:now» fand vom<br />

20. Oktober <strong>bis</strong> 22. Dezember <strong>2006</strong> im<br />

Phönix-Theater 81, Steckborn, statt.<br />

Die eingeladenen Gruppen/KünstlerInnen:<br />

Philippe Olza, Cie Buissonnière, Marisa<br />

Godoy, Marcel Leemann, BewegGrund/<br />

Danse habile, Nicole Seiler.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 113’715.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 48’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kultur regt mich an und auf; sie gibt meinem<br />

Alltag Schwung und meinen<br />

Gedankengängen neue, erfrischende Impulse.<br />

Philipp Wacker, Theaterleiter Phönix-Theater 81, Steckborn<br />

133 134 135<br />

107 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

133<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk: Kulturvermitt-<br />

lung «Die Allmend»<br />

134<br />

Doris Naef: Archipel<br />

135<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix-<br />

Theater 81: theater:now


136<br />

Das Projekt «alma und duende» besteht<br />

in erster Linie aus einer Reise der beiden<br />

Kunstschaffenden durch den <strong>Thurgau</strong>. Auf<br />

dieser Reise werden bildnerische Portraits<br />

entstehen, die Herzog und Leidner vor Ort<br />

anfertigen.<br />

In der Atelierausstellung zu diesem Projekt<br />

soll im Anschluss an die Reise eine Aus-<br />

stellung dazu entstehen. Gleichzeitig findet<br />

«alma und duende» hier eine Fortsetzung.<br />

Rebekka Ray, in den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk:<br />

The Tramp (alma und duende)<br />

Am Anfang <strong>des</strong> Projekts stand die Idee,<br />

etwas über die menschliche Seele zu erfah-<br />

ren; nicht theoretisch, sondern durch die<br />

direkte Begegnung mit fremden Menschen.<br />

Von Juli <strong>bis</strong> Mitte September tuckerte das<br />

Künstlerduo als Fahrende durch die Ost-<br />

schweiz, hielt an 15 Orten an (dort, wohin<br />

sie der Zufall oder die persönliche Vermitt-<br />

lung führte) und nahm am Leben seiner<br />

Gastgeber teil. Die Expedition wurde zur<br />

Reise ins Ungewisse – nicht nur hinsichtlich<br />

der Route.<br />

Als Leidner und Herzog Mitte September im<br />

neuen shed ihr Atelier einrichteten, galt es,<br />

zunächst einmal das gesammelte Rohmate-<br />

rial, das heisst, alle Skizzen, Notizen, Ton-<br />

aufnahmen, Gemälde, auf denen sie die vor<br />

Ort erlebten Eindrücke spontan festgehalten<br />

hatten, zu sichten und zu ordnen. Während<br />

zweier Monate verwandelte sich der Shed<br />

in ein kreatives Laboratorium. Über Wochen<br />

blieb vieles in der Schwebe; mehr als einmal<br />

stand das Projekt vor dem Aus. Fazit? Die<br />

Finissage ist gelungen, als Ereignis und als<br />

(allzu kurze) Ausstellung, auch wenn nicht<br />

alle Erwartungen und Zielsetzungen erfüllt<br />

worden sind.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Lucia A. Cavegn,<br />

8. November <strong>2006</strong><br />

Das Künstlerpaar Christian Herzog und<br />

Anne-Valérie Leidner haben das Ergebnis ihres<br />

<strong>Projekte</strong>s «alma und duende» im neuen<br />

shed im Eisenwerk, Frauenfeld, präsentiert.<br />

Führungen, ein Künstlergespräch und eine<br />

Finissage gewährten vom 9. September <strong>bis</strong><br />

4. November <strong>2006</strong> Einsicht in ihre Arbeit.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’000.–<br />

108<br />

137<br />

Als Urban Frey mich fragte, ob ich interes-<br />

siert wäre, ein Stück für Panflöte, Harfe,<br />

Bratsche und Cello zum Thema Licht und<br />

Schatten zu komponieren, war ich begeistert.<br />

Ich hatte schon «Aus den Schatten» für das<br />

Avalon Trio komponiert, also war mir das<br />

Thema schon von da her vertraut.<br />

Julia Schwartz, in den Gesuchsunterlagen<br />

Julia Schwartz: Licht und Schatten<br />

Der wohl bekannteste Schweizer Panflötist,<br />

der Frauenfelder Urban Frey, stellt dieser<br />

Tage sein neues Album vor. Urban Frey hat<br />

immer bewiesen, dass er bereit ist, musika-<br />

lisch neue Wege zu gehen und die Panflöte<br />

weitab <strong>des</strong> südosteuropäischen Folklore-<br />

Kulturguts einzusetzen. Diesem Vorhaben<br />

bleibt Frey auch in «Licht und Schatten»<br />

treu, mit dem er gestern Sonntag zweimal<br />

im Frauenfelder Rathaus auftrat.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Christof Lampart,<br />

11. Dezember <strong>2006</strong><br />

Julia Schwartz komponierte das Stück «Aurora<br />

Empor» für Urban Frey, der mit seinem<br />

Programm «Licht und Schatten» vom November<br />

<strong>2006</strong> <strong>bis</strong> Februar 2007 auf Schweizer Tournee<br />

war.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

138<br />

Mit diesem Projekt möchten wir der Museums-<br />

kultur in Ländern der ehemaligen UdSSR im<br />

Rahmen eines Buchprojektes nachgehen.<br />

Das Thema scheint uns in mehrfacher Hin-<br />

sicht spannend: Der Raum Museum zieht<br />

nicht nur visuelle, sprachliche und geschicht-<br />

liche Interessen auf sich, sondern lässt auch<br />

den Grenzgängergedanken mehrfach anklin-<br />

gen. So befassen sich einige der von uns<br />

ausgewählten Museen mit Themen, die auch<br />

für uns im Westen von grosser Bedeutung<br />

sind und waren, jedoch eine ganz andere<br />

Sicht präsentieren, z.B. dem Zweiten Welt-<br />

krieg (aber auch dem Kalten Krieg und der<br />

Tschernobylkatastrophe) gegenüber. Ein wei-<br />

terer «Grenzgang» in unserem Projekt ist<br />

das Zusammentreffen von Vergangenheit<br />

und Gegenwart innerhalb <strong>des</strong> Konzepts<br />

Museum. Museumsbescher von heute treten<br />

im Museum in Dialog mit der Geschichte.<br />

Dadurch, dass wir vor allem Menschen zu<br />

Wort kommen lassen möchten, sollen un-<br />

terschiedliche – erlebte und interpretierte<br />

– Geschichte(n) aufgezeigt werden.<br />

Meinrad Schade, in den Gesuchsunterlagen<br />

Meinrad Schade: Museumsgeschichte(n)<br />

Der Fotograf Meinrad Schade plant eine Arbeit<br />

über Museen in Russland. Sein Projekt,<br />

das als Buchform veröffentlicht und zusammen<br />

mit der Slavistin und Journalistin Bettina<br />

Minder durchgeführt werden soll, nimmt seinen<br />

Anfang im Sommer 2007.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 50’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


109 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

136<br />

136<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk: The Tramp<br />

(alma und duende)


139<br />

Gibt es verrückte Texte?<br />

Daniel Strassberg<br />

<strong>Kulturstiftung</strong>: Literatur trifft Psychologie<br />

War es vor zwei Jahren die Philosophie,<br />

wurde die Reihe mit der Psychologie fort-<br />

gesetzt. Die <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> lud die<br />

Autoren Peter Bichsel und Farhad Showghi,<br />

die Psychologen Brigitte Boothe und Daniel<br />

Strassberg sowie die Literaturwissenschaft-<br />

lerin Stefana Sabin ein zu einer Diskussion<br />

über «Erzählen» und «Kann ein Text wahnsin-<br />

nig werden?»<br />

Zwei grundverschiedene Arten <strong>des</strong> Erzäh-<br />

lens: Während Brigitte Boothe von Pati-<br />

entenerzählungen als Praxis der Begeg-<br />

nung berichtete, die im Alltag eine narra-<br />

tive Häuslichkeit erzeugen können, führte<br />

der deutsch-persische Schriftsteller Farhad<br />

Showghi eindrücklich die unendliche Kluft<br />

zwischen Sprache und Erfahrung vor. In<br />

Deutschland aufgewachsen, fehlten ihm im<br />

Iran noch die persischen Worte, während<br />

die deutschen Worte verblassten. Diese<br />

existenzielle Erfahrung der Sprachskepsis<br />

bestimmt seine Lyrik.<br />

Unter dem provozierenden Motto «Kann<br />

ein Text wahnsinnig werden» untersuchte<br />

der Psychoanalytiker und Philosoph Daniel<br />

Strassberg die Struktur eines literarischen<br />

Textes. Bestechend zeigte er die psycho-<br />

tische Struktur der Weltabgeschlossenheit<br />

von Kafkas Text «Der Hausvater» auf. Nicht<br />

um Kafka zu pathologisieren, sondern um<br />

eine Logik <strong>des</strong> Wahnsinns herauszustellen,<br />

die er aus eigener Anschauung kennt. Als<br />

Psychoanalytiker fragt er, woher das Unbe-<br />

hagen angesichts solcher Texte kommt.<br />

Strassberg zeigte schliesslich auf, dass es<br />

Texte ohne Aussenbezug sind. In Kafkas Er-<br />

zählung wird die Sinnlosigkeit zum eigent-<br />

lichen Sinn der Erzählung. Peter Bichsel ant-<br />

wortete mit der Lesung seines Textes «Mann<br />

mit Hut», eines Textes, der zwar in seiner<br />

Vermengung von Beobachtung, Fiktion und<br />

Austauschbarkeit der Fiktionen absurd ist,<br />

der aber doch das Erzählen selbst indirekt<br />

thematisiert.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />

4. September <strong>2006</strong><br />

Am Samstag 2. September <strong>2006</strong> fand die<br />

Veranstaltung «Literatur trifft Psychologie» im<br />

Eisenwerk Frauenfeld statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’850.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’769.65<br />

110<br />

140<br />

Beim 27. Konstanzer Jazzherbst präsentierte<br />

der Jazzclub Konstanz in 9 Konzerten Musi-<br />

ker, die in ihrer künstlerischen Arbeit die<br />

Grenzen zwischen einzelnen Musiksparten<br />

überschreiten. Einflüsse von Neuer Musik,<br />

Klassik und Rock waren unüberhörbar. An<br />

drei Abenden im Kommunalen Kulturzentrum<br />

K9 und im Kulturladen sowie in der Sonn-<br />

tagsmatinee bei der Südwestdeutschen Phil-<br />

harmonie wurden diese Entwicklungen ge-<br />

genüber gestellt.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Konstanzer Jazzherbst <strong>2006</strong><br />

«Konzipiert als Panorama von zeitgenös-<br />

sischem und Avantgarde-Jazz, hat der Kon-<br />

stanzer Jazzherbst in diesem Jahr seinem<br />

Ruf wieder Ehre gemacht. Mit vier hoch-<br />

wertigen Konzerten an zwei aufsehenerre-<br />

genden Terminen endete der Jazzherbst am<br />

vergangenen Wochenende.»<br />

Südkurier Konstanz, Stephan Freissmann,<br />

31. Oktober <strong>2006</strong><br />

Der Konstanzer Jazzherbst fand vom 26. <strong>bis</strong><br />

29. Oktober <strong>2006</strong> statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

141<br />

Der Panflötist Urban Frey plant ein neues<br />

Programm mit verschiedenen Kompositio-<br />

nen, die er in Auftrag geben möchte. Eine<br />

Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Kom-<br />

ponisten soll dadurch stattfinden.<br />

Es sollen Kompositionen entstehen, in denen<br />

die Facetten und Möglichkeiten der Panflöte<br />

Berücksichtigung finden. Die Werke sollen<br />

hohen künstlerischen Qualitätsansprüchen<br />

genügen. Eine Vielfältigkeit mit möglichst<br />

Querbezügen zu verschiedenen Musikstilen,<br />

Epochen und anderen Kunstrichtungen ist<br />

erwünscht. Die Kompositionen sollen wenn<br />

möglich Eingang in die Literatur für Panflö-<br />

tisten finden und damit als Triebfeder zur<br />

Weiterentwicklung dienen.<br />

Urban Frey, in den Gesuchsunterlagen<br />

Urban Frey: Gegenüberstellungen<br />

Die CD soll 2008 eingespielt und die Konzerte<br />

2008/2009 durchgeführt werden.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 164’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Kulturarbeit – Arbeitskultur<br />

Köbi Bruderer, Chorber u. SP-<strong>Kantons</strong>rat, Frauenfeld<br />

140 141<br />

111 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

140<br />

Jazzclub Konstanz e.V.:<br />

Konstanzer Jazzherbst<br />

<strong>2006</strong><br />

141<br />

Urban Frey:<br />

Gegenüberstellungen


142<br />

Ich möchte die Roma-Sängerin Esma Red-<br />

zepova porträtieren. Sie ist nicht nur in ihrer<br />

Heimat Mazedonien (Republic of Macedo-<br />

nia) ein Superstar, sondern auf dem ganzen<br />

Balkan.<br />

Im Film BALKAN BLUES lernen die Zu-<br />

schauerInnen die Person Esma als Star und<br />

auch privat kennen. Zusätzlich erleben sie<br />

die mazedonische Gesellschaft und Kultur.<br />

Im Film äussert sich Esma zur politischen<br />

und soziologischen Situation Mazedoniens<br />

und Jugoslawiens heute und in der unmittel-<br />

baren Vergangenheit.<br />

Cornelia Strasser, in den Gesuchsunterlagen<br />

Cornelia Strasser: BALKAN BLUES<br />

Generell wird der Film BALKAN BLUES<br />

fliessende Übergänge von Szene zu Szene<br />

haben. Bilder zum einen Thema und der<br />

Ton zum anderen Thema werden sich über-<br />

lagern.<br />

1. Szene – Discothek «Element», Skopje:<br />

Esma Redzepova gibt ein Konzert in der<br />

angesagten urbanen Discothek «Element»<br />

(Samstagabend, Skopje, südlich <strong>des</strong> Flus-<br />

ses Vardar, also in der christlichen Hälfte<br />

der Stadt). Ihre Musik ist hinreissend, vol-<br />

ler Energie, mal fröhlich, mal sehnsüchtig.<br />

Sie erinnert an typische Balkanmelodien mit<br />

Violinen, Klarinetten, Akkordeon und Dar-<br />

rabuka-Trommeln, in die indische, orienta-<br />

lische und spanische Klänge einfliessen.<br />

Nach 50 Jahren Bühnenpräsenz beherrscht<br />

Esma die ganze Klaviatur <strong>des</strong> Auftretens.<br />

Obwohl sie 63 Jahre alt ist, tritt sie als ver-<br />

führerische, erotische Sängerin auf. Und es<br />

stimmt – weil sie so voller Energie ist. Die<br />

Diva trägt auf der Bühne üppig ornamen-<br />

tierte Roma-Kostüme oder auch traditionelle<br />

Trachten aus dem gesamten Balkan – ent-<br />

sprechend der Herkunft der vorgetragenen<br />

Lieder. Ihre Auftritte sind somit nicht nur ein<br />

akustisches Erlebnis, sondern auch ein vi-<br />

suelles. Natürlich ist sie der absolute Mittel-<br />

punkt in ihren Konzerten – unterstützt durch<br />

die Zugeneigtheit ihrer Begleitband. Simeon<br />

Atanasov, ihr jüngster Adoptivsohn, leitet mit<br />

seinem Akkordeon die Band, die aus Roma<br />

(einige andere Adoptivsöhne, die Besetzung<br />

wechselt) besteht.<br />

Aus der Drehvorlage<br />

Der Film «BALKAN BLUES» wird von Waka Films<br />

produziert und soll 2007 in die Kinos kommen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 185’694.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

112<br />

143<br />

Seit April 1999 <strong>bis</strong> Juni 2002 fotografierte<br />

ich im Staat Maranhão, Brasilien. Danach<br />

hat sich mein Grundkonzept und die Idee<br />

geändert, da ich realisierte, dass dieser<br />

Staat geografisch zu gross ist, um in die-<br />

ser beschränkten Zeit ein vollumfängliches<br />

Dokument über das Leben der Bevölkerung<br />

herzustellen. Ich habe mich dann entschlos-<br />

sen, das Projekt auf eine einzelne Menschen-<br />

gruppe im Staat Maranhão zu beschränken,<br />

was ich dann auch tat und realisierte.<br />

Ich recherchierte und fotografierte von Mitte<br />

<strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Ende 2005 beim Indio-Stamm<br />

der Canela-Apanyekra, im Hinterland von<br />

Maranhão. Einer Menschengruppe von ca.<br />

600 Personen, die in einer kreisförmigen<br />

Siedlung wohnt und <strong>bis</strong> heute ihre alten Tra-<br />

ditionen weiterlebt und kultiviert, trotz ex-<br />

tremem Druck der «weissen» Eindringlinge<br />

von allen Seiten, ob Holzfäller, Viehzüchter,<br />

Banditen etc.<br />

Ich lebte mit dem Stamm während verschie-<br />

denen Epochen und versuchte, ihre spezi-<br />

ellen Eigenarten und reiche Kultur, die sie<br />

noch haben, zu fotografieren.Wenn ein Aus-<br />

senseiter vom ältesten Rat <strong>des</strong> Stammes<br />

akzeptiert wird und die Erlaubnis bekommt,<br />

in der Siedlung zu wohnen und in meinem<br />

Fall zu fotografieren, wird die Person sofort<br />

«getauft», d.h. von oben <strong>bis</strong> unten mit Je-<br />

nipapo, einer schwarzen Fruchtfarbe, und<br />

Urucum, einer feuerroten Samenfarbe, am<br />

ganzen Körper angemalt. Zudem wird dem<br />

Besucher eine «Mutter» und ein «Vater» zu-<br />

geteilt sowie ein Ort zum Wohnen, wo er<br />

dann auch verpflegt wird. Dies auf Lebzei-<br />

ten. Klar ist der Besucher auch verpflich-<br />

tet, im Gegenzug immer viele Geschenke<br />

mitzubringen wie Glasperlen, Stoffe, Tabak,<br />

Café, Schiesspulver, Moskitonetze, Hänge-<br />

matten etc. und hie und da als Highlight<br />

ein paar junge Stiere zum Essen (die Apa-<br />

nyekras essen sehr gerne Fleisch). Diese<br />

Geschenke werden ganz demokratisch<br />

am zentralen Hauptplatz an alle Bewohner<br />

gleichmässig an Frauen, Kinder und Männer<br />

verteilt.<br />

Barnabas Bosshart<br />

Fotostiftung Schweiz:<br />

Fotobuch und Ausstellung «Maranhão»<br />

Die Ausstellung «Drei Welten, Barnabas<br />

Bosshart, Brasilienbilder 1980 – 2005» findet in<br />

der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, vom<br />

2. Juni <strong>bis</strong> 14. Oktober 2007 statt. Zur<br />

Ausstellung erscheint eine Buchpublikation<br />

im Benteli Verlag.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 221’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

144<br />

«Als Schlagzeuger kann ich versuchen, alle<br />

meine Eindrücke in den nächsten Trommel-<br />

schlag einzubringen, die gebündelte Energie<br />

zum Klingeln zu bringen. Bei «Different Beat»<br />

bietet sich da vom total reduzierten Solo <strong>bis</strong><br />

zum Grossprojekt mit 25 Musizierenden viel<br />

Gelegenheit.»<br />

Fritz Hauser in der Programmzeitung, Basel,<br />

Dezember <strong>2006</strong><br />

Fritz Hauser: Different Beat<br />

Hauser spricht von einer «Retro-Perspek-<br />

tive», denn dieses Festival diene auch als<br />

Standortbestimmung. «Künstlerisch macht<br />

vieles Sinn, auch in Zukunft. Finanziell hin-<br />

gegen muss ich meine Arbeit immer wieder<br />

hinterfragen: Hat diese Art von Perkussi-<br />

onsmusik eine Chance, ist zeitgenössische<br />

Musik verantwortbar?»<br />

Basler Zeitung, Marc Krebs, 17. Januar 2007<br />

Die Veranstaltungsreihe «Different Beat,<br />

4 Wochen Schlag & Zeug» fand vom<br />

31. Dezember <strong>2006</strong> <strong>bis</strong> 28. Januar 2007 an<br />

verschiedenen Orten in Basel statt.<br />

Die Mitwirkenden (u.a.): Barbara Frey (Regie),<br />

Anna Huber (Choreografie), Emmanuel<br />

Séjourné (Malletinstrumente) und Evaristo<br />

Aguilar, Bob Becker, Timothy Constable,<br />

Christian Dierstein, Rob Kloet, Anders Loguin,<br />

Steven Schick, Eugene Ughetti und Sylwia<br />

Zytynska (Schlagzeug). Im Teufelhofkeller<br />

konnte das Publikum während der gesamten<br />

Veranstaltung einen Klangstein von Arthur<br />

Schneiter bespielen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 201’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


143 144<br />

113 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

143<br />

Fotostiftung Schweiz:<br />

Fotobuch und Ausstellung<br />

«Maranhão» von Barnabas<br />

Bosshart<br />

144<br />

Fritz Hauser:<br />

Different Beat


145<br />

«Copyshop Europa» erzählt die Geschichte<br />

eines Familienbetriebs: Die Jägers betrei-<br />

ben ein Kopiergeschäft, das wegen eines<br />

Skandals mit vervielfältigten Geheim-Doku-<br />

menten Konkurs geht.<br />

Das Stück verhandelt Fragen <strong>des</strong> Anglei-<br />

chens, <strong>des</strong> Kopierens und der Reproduk-<br />

tion.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Tim Zulauf: Copyshop Europa<br />

Familie, Politik, Wirtschaft, Kriminalität – das<br />

Stück ist bereits inhaltlich ein Experiment.<br />

Die Inszenierung, sagt der 33-jährige Autor<br />

und Regisseur Tim Zulauf, sei nicht min-<br />

der experimentell. Was er davon kurz vor<br />

den letzten Proben beschreibt, nennt er<br />

Absichtserklärungen – denn wie es heraus-<br />

kommt, wisse niemand. Das Stück machen<br />

Text, Musik und Bild gleichermassen aus.<br />

Limmattaler Tagblatt, Lorenz Frischknecht,<br />

4. Januar 2007<br />

«Ich will Reibungen schaffen»<br />

Tim Zulauf, Tages-Anzeiger, 9. Januar 2007<br />

Das Stück «Copyshop Europa» von Tim Zulauf<br />

wurde am 10. Januar 2007 im Theaterhaus<br />

Gessnerallee in Zürich uraufgeführt.<br />

Text, Regie: Tim Zulauf; Spiel: Otto Edelmann,<br />

Dominique Jann, Ursula Reiter, Andreas Storm,<br />

Wanda Wylowa u.a.; Bildarbeiten: Yves Netz-<br />

hammer; Bühne: Monika Schori.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 166’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’500.–<br />

114<br />

146<br />

Ein Stück über zwei, die zusammenbleiben.<br />

Eine Frau und ein Mann, die schon so lange<br />

zusammen sind, sind zusammen, ohne wirk-<br />

lich zusammen zu sein.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Schertenleib & Seele: FrauMann<br />

Der Feldbrunner Autor und Schauspieler An-<br />

dreas Schertenleib hat mit «FrauMann» ein<br />

lebhaftes und kurzweiliges Stück geschrie-<br />

ben, das beim Publikum für viele Lacher<br />

sorgt. Schertenleib und Schneebeli sprin-<br />

gen dabei zwischen Monolog und Dialog<br />

hin und her und bauen gekonnt Musik und<br />

Tanz ein.<br />

Solothurner Zeitung, Christof Ramser, 2. März 2007<br />

Das Stück «FrauMann» wurde am 10. Januar<br />

2007 im Theater Tuchlaube, Aarau,<br />

uraufgeführt. Weitere Aufführungen fanden<br />

in Zug, Nidau und Solothurn statt.<br />

Text und Spiel: Andreas Schertenleib; Spiel:<br />

Katharina Schneebeli; Regie: Hans Gysi.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 99’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

147<br />

Das Buch soll Theaterkenner und -liebhaber<br />

ebenso ansprechen wie ein Fachpublikum,<br />

das professionelle künstlerische und wissen-<br />

schaftliche Interessen hat. Sein Anspruch<br />

geht dahin, das Zentrum der Wielerschen<br />

Theaterarbeit zu erfassen, diese verbal und<br />

bildlich darzustellen und dabei exemplarisch<br />

zu vertiefen, schliesslich auch, diese und<br />

neue Quellen zu bereichern.<br />

Jossi Wielers szenische Arbeit soll auf jenen<br />

Punkt konzentriert werden, der sie bei aller<br />

Vielfalt der inszenierten Stücke, Themen,<br />

Genres, Gattungen, Aufführungs- und Pro-<br />

duktionsorte prägt: die Ensemble-Kunst.<br />

Hajo Kurzenberger, in den Gesuchsunterlagen<br />

Hajo Kurzenberger:<br />

Buch zum Theaterregisseur Jossi Wieler<br />

Das Buch «Ensemble-Kunst – der Regisseur<br />

Jossi Wieler» von Prof. Hajo Kurzenberger<br />

erscheint im Alexander Verlag Berlin.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


115 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

146<br />

146<br />

Schertenleib & Seele:<br />

FrauMann


148<br />

Mit dem Foto- und Video-Künstler Beat Streuli<br />

verbinden mich eine lange Freundschaft und<br />

Zusammenarbeit. Unsere erste gemeinsame<br />

Arbeit wurde 1988 in der Kunsthalle Basel<br />

uraufgeführt. Mit dabei waren der Cellist<br />

Alfred Zimmerlin und der Live Elektroniker<br />

Ernst Thoma. Diese Arbeit ist auf der CD<br />

«certainty / sympathy» auf PERCASO 5 dokumentiert.<br />

Unsere Duo-Arbeit hiess «controlled<br />

lovesongs» und wurde u.a. 1992 in<br />

Kassel an der DOCUMENTA IX aufgeführt.<br />

Nun haben wir uns entschlossen, eine weitere<br />

Zusammenarbeit in Angriff zu nehmen.<br />

Christoph Gallio, in den Gesuchsunterlagen<br />

Christoph Gallio:<br />

Gallio / Streuli, Hits / Stills<br />

Der Jazzsaxophonist Christoph Gallio ist ein<br />

überzeugter Einzelgänger. Über die letzten<br />

dreissig Jahre entwickelte er eine unverwechselbare<br />

Musik. Mit seinem Trio DAY &<br />

TAXI hat er ein neues Programm aufgenommen<br />

und auf CD veröffentlicht. (…)<br />

Seine Tätigkeit als Komponist vergleicht<br />

Gallio mit derjenigen eines Bildhauers.<br />

«Auch wenn ich Titel und Texte zu meinen<br />

Kompositionen schreibe, betreibe ich keine<br />

Ideenkunst, bei der zuerst eine Idee vorhanden<br />

ist, die ich dann umsetze. Es ist, als ob<br />

ich einen Baumstamm nehme, den zuerst<br />

mit der Motorsäge bearbeite, dann immer<br />

feineres Werkzeug nehme, <strong>bis</strong> am Schluss<br />

das Schleifpapier zum Einsatz kommt. Es ist<br />

wie der Automatismus bei den Surrealisten<br />

– die Strukturen entstehen langsam, wenn<br />

ich beispielsweise am Klavier improvisiere.<br />

Am Anfang ist alles flüssig, und allmählich<br />

verhärtet es sich.»<br />

Neue Zürcher Zeitung, Nick Liebmann,<br />

10. August <strong>2006</strong><br />

Die CD «Gallio / Streuli, Hits / Stills» kam <strong>2006</strong><br />

bei percaso productions heraus.<br />

Musik: Christoph Gallio; Bilder: Beat Streuli;<br />

Klavier: Claudia Rüegg.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 36’225.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

116<br />

149<br />

Gibt es eine andere Zeit als die jetzige? Was<br />

sind Vergangenheit und Zukunft eigentlich?<br />

Was würde passieren, wenn wir aus dem<br />

Jetzt in die Geschichte eingreifen könnten?<br />

Wir hatten die Idee, Pfyn als ZeitOrt zu the-<br />

matisieren. Uns interessieren Fragen nach<br />

der Entwicklung und Entstehung <strong>des</strong> Ortes<br />

und seiner Strukturen, wie auch deren Aus-<br />

drucksformen in der Gegenwart.<br />

Wer waren die Menschen, die vor uns hier<br />

gelebt haben? Was hat sie bewegt, wie<br />

haben sie gelebt und was war ihnen wich-<br />

tig? Als Künstler interessieren uns das Ver-<br />

borgene, das Ungewisse, die Sagen und<br />

Erzählungen und das Spekulative.<br />

Alex Meszmer und Reto Müller, in den Gesuchs-<br />

unterlagen<br />

Alex Meszmer und Reto Müller:<br />

zeitgarten, Vorprojekt<br />

«zeitgarten» ist eine Kommunikations- und<br />

Sammelstelle für Geschichte und Geschichten<br />

der Ortschaft Pfyn.<br />

Projektleitung und Initianten: Alex Meszmer<br />

und Reto Müller; Beteiligte: BewohnerInnen<br />

von Pfyn.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’695.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

150<br />

Meine Bilder sehe ich als Wahrnehmungs-,<br />

Denk- und Assoziationsräume. Dabei suche<br />

ich jenes Moment der Fragilität, in dem sich<br />

Auflösung und Klarheit in einer prekären Ba-<br />

lance halten und wo Transparenz den Blick in<br />

vielschichtige Tiefe, aber niemals ins Leere<br />

fallen lässt. (…)<br />

In den letzten Jahren habe ich mich mehr-<br />

heitlich auf die Arbeit im Atelier konzen-<br />

triert. Ich habe in verschiedenen Medien<br />

gearbeitet und versucht, jene Themen und<br />

Fragestellungen zu präzisieren, die für mich<br />

zentral sind. Ein Fokus dieser intimen Arbeit<br />

war unter anderem die Auseinandersetzung<br />

mit alten Werkgruppen, deren Sichtung und<br />

Einordnung. Es hat sich mir dabei gezeigt,<br />

dass einerseits in meinen Textbildern und an-<br />

dererseits in den Meeresfotografien meine<br />

inhaltlichen Anliegen und Absichten zur Zeit<br />

für mich die spannendsten Ansätze aufwei-<br />

sen. Die Entwicklung dieser zwei Stränge<br />

beschäftigt mich seit mehreren Jahren inten-<br />

siv, hier will ich intensiver vordringen. (…)<br />

Ich werde vom 21. Oktober <strong>bis</strong> zum 5. No-<br />

vember <strong>2006</strong> einerseits in Tunesien für drei<br />

Wochen an einer gezielten fotografischen<br />

Erstellung von Wüstenbildern in Ergänzung<br />

zu meinen bereits bestehenden Meeresfoto-<br />

grafien arbeiten.<br />

Rahel Müller, in den Gesuchsunterlagen<br />

Rahel Müller: burning pictures<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–


Welche Rolle spielt Kultur im Alltag?<br />

Brauchen wir Kultur, um den Alltag zu bewältigen?<br />

Hat Kultur einen Alltagsnutzen?<br />

Die Bestimmung erfüllen wir Menschen nur, wenn<br />

die Kultur sosehr Alltag und der Alltag<br />

sosehr Kultur ist, dass sich Kultur und Alltag gar<br />

nicht mehr unterscheiden lassen.<br />

Christian Uetz, Poet u. Sprachkünstler, Zürich/Berlin<br />

148 149<br />

150<br />

117 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

148<br />

Christoph Gallio:<br />

Gallio / Streuli, Hits / Stills<br />

149<br />

Alex Meszmer und<br />

Reto Müller: zeitgarten,<br />

Vorprojekt<br />

150<br />

Rahel Müller:<br />

burning pictures


151<br />

Der <strong>Thurgau</strong>er Komponist Ulrich Gasser hat<br />

ein neues Stück vollendet: die Visio Stephani.<br />

Er hat darin die Legende <strong>des</strong> HI.<br />

Stephanus basierend auf einem Text von Eva<br />

Tobler vertont. Wir werden dieses Stück<br />

zusammen mit zwei Orgelstücken von Ulrich<br />

Gasser im März, April und September 2007<br />

an verschiedenen Orten uraufführen.<br />

Barbara Schlatter-Wiederkehr, in den Gesuchsunterlagen<br />

Barbara Schlatter-Wiederkehr,<br />

Projektleitung STEPHANUS:<br />

VISIO STEPHANI<br />

VISIO STEPHANI ist ein Stück für Bariton,<br />

Flöten und Klangsteine.<br />

Komposition: Ulrich Gasser.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 43’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

118<br />

152<br />

Nach stark beachteten Auftritten von Lucas<br />

Niggli mit ZOOM und dem ARTE Quartett<br />

und der in New York lebenden Pianistin<br />

Sylvie Courvoisier folgte im Oktober das<br />

dicht gefüllte «generations»-Programm, das<br />

Frauenfeld für eine Woche zur pulsierenden<br />

Jazzstadt werden liess. Im November dient<br />

das VorStadttheater ausschliesslich seinem<br />

eigentlichen Zweck, dem Theater, und im<br />

Dezember sind freie Daten erfahrungsge-<br />

mäss eher selten.<br />

Umso mehr freuen sich die Organisatoren<br />

der Reihe jazz:now, die durch eine Zusam-<br />

menarbeit <strong>des</strong> Vereins Pro Eisenwerk und<br />

der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

ermöglicht wird, auf das kommende Jahr.<br />

Mit einem fulminanten Konzert-Sixpack<br />

zwischen Januar und Juni 2007 wird das<br />

Saison-Soll von acht Konzerten erreicht. Im<br />

Mittelpunkt stehen dabei der Tenorsaxofo-<br />

nist Andy Scherrer und der hier noch zu<br />

entdeckende Pianist Thierry Lang. Sie ga-<br />

stieren sowohl gemeinsam als auch je mit<br />

einem zweiten Konzert in Frauenfeld. Das<br />

noch provisorische Programm präsentiert<br />

sich wie folgt:<br />

Den Anfang macht am 11. Januar der wohl<br />

lyrischste unter den lyrischen Schweizer Pi-<br />

anisten, Thierry Lang, mit seinem Quartett,<br />

zu dem Andy Scherrer, Heiri Känzig und<br />

Peter Schmidlin zählen – ein Lecker<strong>bis</strong>sen!<br />

Im Februar folgt das Quartett <strong>des</strong> in Frauen-<br />

feld inzwischen gut eingeführten Pianisten<br />

Jean-Paul Brodbeck, der mit Fabian Gisler,<br />

Samuel Rohrer und Rafael Schilt spielen<br />

wird. Andy Scherrer gastiert im März wieder<br />

im VorStadttheater, diesmal mit seinem Spe-<br />

cial-Sextett (Domenic Landolf, Jürg Bucher,<br />

Bill Carrothers, Fabian Gisler, Dré Pallema-<br />

erts). Ebenfalls ein zweites Mal im Eisenwerk<br />

zu hören sein wird Anfang April Thierry Lang<br />

– diesmal im intimen Hochseilakt eines Duos<br />

mit dem Trompeter Franco Ambrosetti. Falls<br />

es die Kulissen <strong>des</strong> VorStadttheaters zulas-<br />

sen, präsentiert Anfang Mai Rätus Flisch<br />

sein neues Projekt «live loops», und im Juni<br />

schliessen mit Daniel Bourquin und Léon<br />

Francioli zwei echte Schweizer Jazz-Urge-<br />

steine die Saison ab.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong>, Steff Rohrbach, 8. November <strong>2006</strong><br />

Verein Pro Eisenwerk:<br />

jazz:now 2007– 2008<br />

Fünfzehn Konzerte werden im Rahmen von jazz:<br />

now in der Zeitspanne 2007-2008 stattfinden.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 71’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 36’000.–<br />

153<br />

Licht, Schatten, Bewegung, Klang, Aktion,<br />

Körper, Elektrizität und andere Werkbezüge<br />

führten zur Auswahl von 12 Kunstschaffenden.<br />

Diese KünstlerInnen sind eingeladen,<br />

<strong>bis</strong> Ende November <strong>2006</strong> zum Thema<br />

«Black-Box» eine Videoarbeit von maximal<br />

12 Spielminuten zu erstellen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kinok Cinema: Black-Box<br />

Als Auftakt zum Kunstfilmzyklus «Black-<br />

Box», der <strong>bis</strong> im Juni im Kinok in St. Gallen<br />

zu sehen ist, stellten sich die teilnehmenden<br />

Künstler (darunter vier <strong>Thurgau</strong>er) witzig,<br />

hintergründig und facettenreich in einem<br />

Performanceabend vor.<br />

Den eigenen Senf dazuzugeben, hiess es<br />

bei der Fastfood-Performance von Max<br />

Bottini, <strong>des</strong>sen bewährte Kochaktionen an<br />

diesem Abend den Rahmen abgaben. Der<br />

Uesslinger ist bekannt für seine Auftritte, die<br />

das Ritualhafte der Kunst deutlich machen,<br />

indem sie den Zuschauer zum essenden Teilnehmer<br />

werden lassen. Am Samstagabend<br />

versorgte er die Kinobesucher mit heissen<br />

Würstchen, die er parallel in eine spannende,<br />

elektronische Versuchsanordnung<br />

steckte und die unter der beschwörenden<br />

Tonbandformel: «get stoved, save time» binnen<br />

Sekunden garten. (…)<br />

Muda Mathis und Sus Zwick, Basel, spielten<br />

in ihrer Selbstdarstellung gekonnt mit gesellschaftlichen<br />

Klischees und Plattitüden, während<br />

sie die konditionierten Erwartungen <strong>des</strong><br />

Publikums mit einbezogen und umformten,<br />

denn das Bewusstsein ist mitnichten eine<br />

Black-Box. Das Sich-Zeigen reizten die<br />

beiden hoch ironisch aus, indem sie sich<br />

zunächst einmal der männlichen Hosen entledigten<br />

und dann in weiblichen Seidenkleidchen<br />

dastanden.<br />

Man darf also gespannt sein auf die Kunstfilme,<br />

die zunächst in 14-tägigem Wechsel<br />

als Vorfilm im Kinok zu sehen sein werden<br />

und voraussichtlich am 30. Juni noch einmal<br />

alle präsentiert werden.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Zeitung, Dorothee Kaufmann,<br />

15. Januar 2007<br />

Der Kunstfilmzyklus «Black-Box» findet im<br />

Kinok Cinema St. Gallen vom 13. Januar <strong>bis</strong><br />

10. Juni 2007 statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 20’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–


119 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

151<br />

Barbara Schlatter-Wieder-<br />

kehr, Projektleitung<br />

STEPHANUS:<br />

VISIO STEPHANI<br />

152<br />

Verein Pro Eisenwerk:<br />

jazz:now 2007-2008<br />

151 152


Steff Rohrbach<br />

Steff Rohrbach, seit Januar 2001 Beauftragter der<br />

Im Paradigmenwandel<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>, lebt in Basel. 1988-<br />

1991 war er Mitglied der Geschäftsleitung der Kultur-<br />

werkstatt Kaserne Basel, 1994-2000 bei Pro Helvetia<br />

stv. Abteilungsleiter Musik und zuständig für Jazz und<br />

improvisierte Musik.<br />

War einmal ein Bumerang; // War ein Weniges zu lang. // Bumerang flog ein Stück, // Aber kam nicht mehr zurück.<br />

// Publikum – noch stundenlang – // Wartete auf Bumerang. (Joachim Ringelnatz)<br />

Noch vor drei, vier Jahren fragten wir uns, wo denn nur die guten <strong>Projekte</strong> mit den entsprechenden Gesuchen blei-<br />

ben. Vereinzelt bloss tröpfelten sie bei der Stiftung ein, und relativ gut hatte es, wer damals um Geld nachsuchte.<br />

Die als grosszügig bekannte Stiftung konnte im Vergleich zu andern Institutionen fast aus dem Vollen schöpfen,<br />

vorausgesetzt, ein Projekt war vielversprechend oder hatte zumin<strong>des</strong>t Entwicklungspotential. Nicht, dass damals<br />

alle gefördert wurden, die bei der <strong>Kulturstiftung</strong> anklopften, kritisch waren Stiftungsrat und Büro schon immer.<br />

Kritisch, aber auch grossherzig. Bei finanziellen Unterstützungen musste nicht, wie anderswo die Regel, kleinlich<br />

um die Höhe von Beiträgen gefeilscht werden. Die Spreu war meist einigermassen leicht vom Weizen zu trennen,<br />

und die als positiv eingeschätzten <strong>Projekte</strong> erhielten oft, was sie finanziell von der Stiftung brauchten. Schön war<br />

es für mich, unter diesen Voraussetzungen von der grossen Pro Helvetia, der es permanent an Geld mangelt und<br />

die von Gesuchen förmlich zugebunkert wird, in die kleine, aber umso feinere <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

zu wechseln.<br />

Nicht nur, dass es viel angenehmer ist, Gesuchstellenden mitteilen zu dürfen, dass ihre Eingaben positiv beurteilt<br />

und Gelder bewilligt wurden, statt erklären zu müssen, weshalb eine Zusage verweigert wird. Vielmehr öffneten sich<br />

Möglichkeiten, an bestehenden <strong>Projekte</strong>n mitzuarbeiten und neue entwickeln zu helfen. Das waren die Geburtsstun-<br />

den von jazz:now in Frauenfeld und von facetten, der Publikationsreihe, mit der die <strong>Kulturstiftung</strong> die zeitgenössische<br />

<strong>Thurgau</strong>er Szene mit ihren Künstlerinnen und Künstlern vorstellt. Und nach dem Beispiel von jazz:now entstand die<br />

Idee, mit theater:now in Steckborn eine ähnliche Schiene aufzubauen. Da war auch die Entwicklung von Literatur<br />

trifft..., bei der es zum anregenden Austausch zwischen wissenschaftlich und literarisch Tätigen kommt. Und das<br />

neue Konzept der Frauenfelder Lyriktage entstand, deren Programm seit 2005 jeweils von einem neuen Gastkurator<br />

– und hoffentlich bald auch von einer Gastkuratorin – zusammengestellt wird. Das internationale Jazztreffen gene-<br />

rations fand eine räumliche und stilistische Erweiterung, sein Steigflug scheint weiterhin unaufhaltsam, was sich an<br />

Medienberichten, Publikumszahlen und im Echo der nationalen und internationalen Szene bemerkbar macht. Dane-<br />

ben gelang es mehrmals und erstaunlich leicht, projektbezogen neue Synergien zu schaffen, etwa mit dem Kunst-<br />

museum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> oder mit dem Kunstraum Kreuzlingen. Auf der andern Seite konnte die Finanzierung<br />

<strong>des</strong> gut eingeführten Literaturprogramms <strong>des</strong> Bodman-Hauses nach vierjähriger Starthilfe durch die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

dem Kanton übergeben werden: eine Absicht, die ursprünglich generell mit wiederkehrenden <strong>Projekte</strong>n vorgesehen<br />

war, die von der <strong>Kulturstiftung</strong> erfolgreich (mit)aufgebaut wurden – eine Absicht jedoch auch, die sich ausser mit<br />

dem Bodman-Haus in der Praxis noch hat nie umsetzen lassen.<br />

Ja, es gäbe bei einem wirklichen Rückblick noch viel Positives zu erwähnen. Der vorliegende Vierjahresbericht illus-<br />

triert dies – auch wenn vielleicht nicht alle <strong>Projekte</strong> ganz so gelungen sind, wie es hier scheinen mag und anderseits<br />

auch nicht zum Ausdruck kommt, welche Wirkungen manch grosses und kleines Projekt in den Köpfen und Herzen<br />

<strong>des</strong> Publikums hinterlassen haben.<br />

Doch da bleibt auch die Feststellung, dass selbst die <strong>Kulturstiftung</strong> in den letzten zwei Jahren in der finanziellen<br />

Gegenwart angekommen ist. Und dies wohl auch mit dem ab 2007 um 200 000 Franken erhöhten jährlichen Beitrag<br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> aus dem Lotteriefonds bleiben wird. Hier hat in kürzester Zeit ein Paradigmawechsel stattgefunden.<br />

Während man sich noch in einer Zeit wähnte, in der eine grosszügige Haltung bezüglich Gesuchsentscheiden<br />

möglich war, stieg der Umfang der Anfragen stetig an. Und nun?<br />

121 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


122<br />

Auch die <strong>Kulturstiftung</strong> wird gezwungen sein, sich vermehrt zwischen <strong>Projekte</strong>n entscheiden und teilweise Unter-<br />

stützungsbeiträge reduzieren oder vermehrt Absagen erteilen zu müssen. Die Herrlichkeit ist damit nicht vorbei, aber<br />

die Anforderungen an Stiftungsrat und Büro steigen – wie sie auch für die Gesuchstellenden zunehmen. Letztere<br />

müssen ihre <strong>Projekte</strong> noch glaubwürdiger «verkaufen», müssen noch mehr unternehmen, um geldgebende Gremien<br />

von der Qualität ihrer Vorhaben zu überzeugen.<br />

Das Büro, einerseits bemüht, den Verwaltungsaufwand zu senken, wird – notwendigerweise – andererseits mit zu-<br />

sätzlichen Listen und Papieren und Vorabklärungen für die Sitzungen beauftragt. Das Geld muss eingeteilt werden,<br />

damit kein Defizit entsteht und jene, die gegen Jahresende ein Gesuch einreichen, nicht zu benachteiligen gegenüber<br />

den andern, die früh im Jahr um Unterstützung nachsuchten. Zudem gilt es vorauszuschauen, welche grösseren<br />

<strong>Projekte</strong> in den nächsten Monaten und im folgenden Jahr anstehen dürften. Und die Auswahl einzuholender Expertenmeinungen<br />

bedarf weiterhin grosser Sorgfalt, damit dem Stiftungsrat möglichst fundierte Facheinschätzungen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Für den Stiftungsrat werden die begrenzten Mittel bedeuten, sich an den Vergabesitzungen noch kritischer mit den<br />

Gesuchen auseinanderzusetzen, noch mehr kontroverse Diskussionen zu führen und dabei noch stärker auf qualitative<br />

Unterschiede zu achten. Denn letztlich steht oder fällt die Akzeptanz von Absagen – ganz im Gegensatz zu den<br />

Zusagen, die sich quasi von selbst erklären – mit einer sachgerechten, möglichst objektiven und nachvollziehbaren<br />

Begründung. Das unangenehme Nein jedoch – das sich nicht immer nur negativ auswirken muss – wird häufiger zur<br />

Notwendigkeit: Denn wer qualitativ umstrittene <strong>Projekte</strong> fördert, läuft Gefahr, unbestrittene, überzeugende <strong>Projekte</strong><br />

später aus Geldmangel nicht mehr unterstützen zu können. Dieser Bumerang wird leider funktionieren.<br />

Entwicklungen, die sich vielerorts angesichts der wachsenden Bedürfnisse der Kulturszene immer öfter und immer<br />

häufiger bemerkbar machen, wird sich die <strong>Kulturstiftung</strong> hingegen nach Möglichkeit verschliessen: Die formalen<br />

oder ausschliessende Kriterien, nach denen Gesuche eingereicht werden können, sollten nicht unnötig verschärft<br />

werden. Auch wenn, um gerade mal dieses eine Beispiel zu nennen, der CD-Markt im Musiksektor übersättigt ist,<br />

gilt es zu vermeiden, dass auf die Förderung von CD-Produktionen prinzipiell verzichtet wird. Gerade für jüngere<br />

Musikerinnen und Musiker und neue <strong>Projekte</strong> bleibt es von Bedeutung, dass man sich nicht nur mit einer halbbatzigen<br />

Demo-Aufnahme, sondern mit informativem Booklet und überzeugendem Cover bei Veranstalterinnen und<br />

Veranstaltern bewerben kann.<br />

Fragwürdige Leuchttürme wird die <strong>Kulturstiftung</strong> auch künftig nicht ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Vielmehr gilt die<br />

Aufmerksamkeit weiterhin dem Fortkommen der ambitionierten <strong>Thurgau</strong>er Kulturschaffenden mit ihren grossen und<br />

kleinen <strong>Projekte</strong>n, für die es einen möglichst fruchtbaren Boden braucht. Wer den Stiftungsrat kennt, zweifelt nicht<br />

daran, dass dieser Weg auch unter sich verändernden Voraussetzungen konsequent fortgesetzt wird.


Steff Rohrbach<br />

Zur Arbeit <strong>des</strong> Büros der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

Steff Rohrbach (Beauftragter) und Brigitte Conrad sind<br />

zu je 60% angestellt. Rita Knecht arbeitete <strong>bis</strong> Mai <strong>2003</strong><br />

zu 40% und ab August <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Juni 2004 Maya Künzler<br />

ebenfalls zu 40%. Seit September 2004 ist Caroline<br />

Minjolle Züllig zu 40% für die <strong>Kulturstiftung</strong> tätig.<br />

Die Bearbeitung der eingegangenen Gesuche, Buchführung, Finanzen und Sitzungsvorbereitungen beanspruchen<br />

das insgesamt mit eher bescheidenen hundertsechzig Stellenprozenten dotierte Büro, die Anlaufstelle der Kultur-<br />

stiftung, längst nicht in vollem Umfang.<br />

Ideen, die an die Stiftung herangetragen werden, aufzunehmen und umsetzen zu helfen, an konkreten <strong>Projekte</strong>n<br />

mitzuarbeiten und solche zu initiieren, darin liegt seit ihrer Entstehung vor bald achtzehn Jahren und nach der Idee<br />

ihrer Gründerväter und -mütter die hauptsächliche Aufgabe. Das Büro ist Werkzeug dazu und entwickelt seit jeher<br />

auch eigene <strong>Projekte</strong>.<br />

Manchem Vorhaben konnte die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>bis</strong>her entscheidend helfen. Vieles wurde erfolgreich auf die Schiene<br />

gebracht, und etliches ist geglückt – nie jedoch in einem Sololauf. <strong>Projekte</strong> kommen zwar oft überraschend und<br />

manchmal auch zur Unzeit, doch wenn sie gelingen, dann immer nur in Zusammenarbeit mit Menschen, die Träume<br />

und Ziele haben, Vorstellungen, wie etwas sein könnte, sein müsste. Allein auf sich gestellt, ergäbe die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

keinen Sinn. Sie befindet sich, so gesehen, nicht in einer relativen, sondern in einer absoluten Abhängigkeit – von<br />

den Künstlerinnen und Künstlern einerseits, für die sie da ist, denen sie bei der Realisierung ihrer Vorhaben materiell<br />

und ideell und oft genug auch kritisch zur Seite steht. Und sie versteht sich anderseits als Mittlerin zum Publikum und<br />

damit zur Gesellschaft, die sich nicht nur leistet, das Kunstschaffen zu fördern, sondern diese Arbeit im <strong>Thurgau</strong> vom<br />

Prinzip her absolut vorbildlich und in wesentlichem Umfang autonom von Verwaltung und Politik besorgen lässt.<br />

Idealerweise nehmen Kulturschaffende, die ein Projekt realisieren möchten, Kontakt mit uns auf, präsentieren ihre<br />

Gesuchsentwürfe, Ideen und Vorstellungen und lassen sich beraten. Im Gegensatz zu früher werden Gesuche heute<br />

häufiger direkt eingereicht. Das ist verständlich, werden doch inzwischen zwangsläufig möglichst viele Förderin-<br />

stitutionen gleichzeitig angeschrieben in der Hoffnung, ein Projekt auf diese Weise leichter finanzieren zu können.<br />

Trotzdem empfehlen wir das Gespräch und, wo möglich und die entsprechenden Informationen vorhanden, helfen<br />

wir auch mit, ein Gesuch zu formulieren.<br />

Durch ein vorausgehen<strong>des</strong> Gespräch können Synergien entstehen, und es lassen sich auch Missverständnisse<br />

und unnötige Umtriebe vermeiden. Es können auch neue Perspektiven für ein Projekt entwickelt oder rechtzeitig<br />

Schwachstellen erkannt werden. Manchmal wird eine Idee nur schon dadurch konkreter, dass ein für die Präsen-<br />

tation geeigneter Ort ins Auge gefasst oder vermittelt werden kann. Eine Beratung braucht es nicht immer, und sie<br />

gelingt auch nicht in jedem Fall, sehr oft wissen Gesuchstellende und Kulturschaffende genau, was sie wollen und<br />

benötigen. Unsere Dienstleistung versteht sich denn auch nicht als Obligatorium, sondern als Angebot. Gleiches<br />

lässt sich von der Projektbegleitung sagen, die nicht aufgezwungen wird, manchmal unnötig oder unmöglich ist und<br />

deren Erfolg stets stark von individuellen Faktoren abhängt.<br />

123 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


124<br />

Liegt ein Gesuch mit den vollständigen Informationen und Unterlagen vor, erfolgt eine fachliche Beurteilung. Bei<br />

allen Anträgen über zehntausend Franken werden zwei Gutachten eingeholt bei Fachleuten, die sich in der rele-<br />

vanten Szene meist hervorragend auskennen und das Projekt trotzdem aus der notwendigen Distanz einschätzen<br />

können. Die Gutachten – davon meist eines durch ein Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrats erstellt – dienen als Grundlage für<br />

die Entscheide <strong>des</strong> Stiftungsrats und liefern Hinweise auf Stärken und Schwächen eines Vorhabens. Dabei müssen<br />

die aussenstehenden Expertinnen und Experten die <strong>Thurgau</strong>er Kulturszene nicht speziell kennen, dieses Wissen ist<br />

im Stiftungsrat in hohem Mass vorhanden.<br />

Weiterhin hilft das Büro der <strong>Kulturstiftung</strong> organisatorisch und administrativ dem Bodman-Haus und dem alle zwei<br />

Jahre stattfindenden Jazztreffen generations. Es betreut die <strong>Thurgau</strong>er Kulturagenda, die auf Initiative der Kulturstif-<br />

tung seit 2002 existiert. Zusammen mit Mitgliedern <strong>des</strong> Stiftungsrats beteiligt sich das Büro in den Arbeitsgruppen<br />

der jährlich alternierenden Veranstaltungen «Literatur trifft…» und Frauenfelder Lyriktage. Sowohl bei der Programm-<br />

gestaltung als auch organisatorisch arbeitet das Büro bei den von der <strong>Kulturstiftung</strong> initiierten theater:now und jazz:<br />

now schwerpunktmässig mit und ist dabei glücklich, mit so verlässlichen und gut verankerten Partnern wie dem<br />

Phönix-Theater 81 (Steckborn) und dem Verein Pro Eisenwerk (Frauenfeld) kooperieren zu dürfen.


Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

Der Stiftungsrat ist zuständig für die Stiftungspolitik und die programmatische Ausrichtung, beobachtet die kultu-<br />

rellen Szenen und Tendenzen, entscheidet über Gesuche und initiiert eigene <strong>Projekte</strong>. Dem Stiftungsrat gehören<br />

neun Mitglieder an (drei Kulturschaffende, drei Kulturvermittelnde und drei Personen <strong>des</strong> öffentlichen Lebens).<br />

Von Juni <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Juni 2007 setzte sich der Stiftungsrat aus folgenden <strong>Thurgau</strong>er Persönlichkeiten zusammen:<br />

Humbert Entress arbeitet als Rechtsanwalt in Aadorf und wohnt in Frauenfeld.<br />

Er ist Präsident der <strong>Kulturstiftung</strong> seit Juni 1999.<br />

Elsbeth Aepli gehört dem Stiftungsrat seit 1999 an. Sie arbeitet als Rechtsanwältin in Kreuzlingen und Frauenfeld.<br />

Sie ist nebenamtliche Stadträtin sowie Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats. Sie wohnt in Frauenfeld.<br />

Zsuzsanna Gahse ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie arbeitet und lebt in Müllheim. Sie gehörte dem Stiftungs-<br />

rat von Juli <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> Ende August <strong>2006</strong> an.<br />

Jean Grädel ist Regisseur und Theaterleiter. Er lebt in Gachnang. Er gehört dem Stiftungsrat seit 1999 an.<br />

Corinne Holtz ist Musikredaktorin bei Schweizer Radio DRS 2, Musikpublizistin und Musikerin. Sie lebt in Zürich,<br />

schreibt für Printmedien wie NZZ und du und veröffentlichte 2005 die erste Biografie der deutschen Regisseurin<br />

Ruth Berghaus. In den Stiftungsrat wurde sie 1999 gewählt.<br />

Friedrich Kappeler lebt als Filmemacher und Fotograf in Frauenfeld und wurde 1994 in den Stiftungsrat gewählt.<br />

Er drehte u.a. Dokumentarfilme über Adolf Dietrich, Gerhard Meier, Varlin und Mani Matter. Er ist per Ende August<br />

<strong>2006</strong> aus dem Stiftungsrat zurückgetreten.<br />

Stefan Keller ist Historiker, schreibt literarische Reportagen und arbeitet als Journalist unter anderem für die Wo-<br />

chenzeitung WOZ. In den Stiftungsrat wurde er im Januar 2001 gewählt. Er lebt in Zürich.<br />

Heinrich Lang ist Generalsekretär <strong>des</strong> Departements für Erziehung und Kultur <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> in Frauenfeld.<br />

Er war Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrates von 1994 <strong>bis</strong> Ende August <strong>2006</strong>.<br />

Muda Mathis wurde am 1. September <strong>2006</strong> in den Stiftungsrat gewählt. Sie arbeitet und lebt als Künstlerin in Basel<br />

und im Elsass und ist Dozentin an der HGK Basel.<br />

Rahel Müller gehört dem Stiftungsrat seit August 2002 an. Sie ist bildende Künstlerin, arbeitet in Pfyn und lebt in<br />

Zürich.<br />

Carlo Parolari, Frauenfeld, gehört dem Stiftungsrat seit 1. September <strong>2006</strong> an. Bevor er zum Stadtammann von<br />

Frauenfeld gewählt wurde, war er als Rechtsanwalt tätig. Er ist Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats.<br />

Kathrin Zellweger, wechselt per 1. September <strong>2006</strong> von der Kulturkommission in den Stiftungsrat der Kulturstif-<br />

tung. Sie arbeitet als Journalistin für verschiedene Printmedien und lebt in Weinfelden.<br />

125 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


Statistiken und Finanzielles<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> wird aus dem Lotteriefonds <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> finanziert. In den Jahren<br />

<strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong> erhielt sie je einen Beitrag von Fr. 800’000.–, den die Stiftung autonom und gemäss ihrer Zielsetzung<br />

und Zweckbestimmung verwaltet.<br />

Die Summe der Projektkosten setzt sich zusammen aus den Beiträgen an <strong>Projekte</strong>, die während eines Kalen-<br />

derjahres bewilligt wurden. Unter die Betriebskosten fallen folgende Aufwendungen: Kosten <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />

(Sitzungsgelder, Gutachten, Spesen), Personalaufwand der Stiftungsangestellten (Löhne und Sozialleistungen <strong>des</strong><br />

Arbeitgebers), Betriebskosten der Geschäftsstelle (Miete, Telefon, Porti, Büromaterial, Honorare für auswärtige<br />

Expertengutachten etc.). Von den Betriebskosten entfällt der grösste Teil auf die Kosten <strong>des</strong> Personalaufwan<strong>des</strong>.<br />

Die Jahresrechnungen werden jährlich von der Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> revidiert.<br />

127 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong>


<strong>Projekte</strong>bene (gesprochene Beiträge) Bildende Kunst 38’500.00<br />

128<br />

Fotografie 44’400.00<br />

Film 7’000.00<br />

Video<br />

Literatur 89’700.00<br />

Musik 23’264.40<br />

Theater 102’050.00<br />

Tanz 59’100.00<br />

Spartenübergreifende <strong>Projekte</strong> 78’000.00<br />

Kulturvermittlung 20’000.00<br />

Publikationen 47’390.00<br />

Total 509’404.40<br />

Anzahl <strong>Projekte</strong> Bildende Kunst 5<br />

Finanzebene<br />

Fotografie 2<br />

Film 1<br />

Video 0<br />

Literatur 4<br />

Musik 3<br />

Theater 8<br />

Tanz 3<br />

Spartenübergreifende <strong>Projekte</strong> 4<br />

Kulturvermittlung 1<br />

Publikationen 2<br />

Total 33<br />

Entwicklung Jahresrechnung Aktiven 308’251.75<br />

Passiven 267’438.05<br />

Ertrags-/Aufwandüberschuss kumuliert 40’813.75<br />

Entwicklung Kostenstuktur Betriebskosten 21%<br />

Die Beträge der <strong>Projekte</strong>bene entsprechen den im<br />

betreffenden Jahr durch die <strong>Kulturstiftung</strong> beschlos-<br />

senen Beiträgen. Sie müssen nicht mit den Zahlen der<br />

Finanzebene <strong>des</strong> entsprechenden Jahres übereinstim-<br />

men, weil Beiträge häufig nicht in dem Jahr ausbezahlt<br />

werden, in welchem sie beschlossen werden. Zudem<br />

sind in der Finanzebene auch Beiträge aufgeführt, die<br />

nicht oder nicht vollständig verwendet wurden.<br />

Projektkosten 65%<br />

Projektbezogene Ausgaben<br />

<strong>2003</strong><br />

(inkl. Personalkosten) 14%<br />

<strong>2003</strong>


2004<br />

79’900.00 133’724.00 27’000.00<br />

72’239.65 89’000.00<br />

43’000.00 8’000.00 85’000.00<br />

13’000.00 20’000.00 3’500.00<br />

51’511.30 58’220.70 68’269.65<br />

193’000.00 138’500.00 163’021.00<br />

127’001.35 112’800.00 111’500.00<br />

28’000.00 33’390.00 51’000.00<br />

78’055.00 50’000.00 32’500.00<br />

22’000.00<br />

129 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> Bericht <strong>2003</strong> <strong>bis</strong> <strong>2006</strong><br />

9’500.00<br />

685’707.30 576’634.70 640’290.65<br />

5 10 3<br />

4 0 7<br />

1 1 4<br />

2 2 1<br />

4 6 4<br />

9 11 11<br />

7 7 7<br />

3 2 2<br />

7 3 3<br />

42 43 44<br />

325’447.70 270’847.35 115’9 18.70<br />

390’362.80 337’417.85 305’116.20<br />

- 64’915.10 - 66’570.50 - 189’197.50<br />

2004<br />

2005<br />

1<br />

17% 18% 21%<br />

72% 68% 68%<br />

11% 14% 11%<br />

Nicht oder nicht vollständig verwendete Beiträge (Rückführung in Projektfonds <strong>2003</strong> – <strong>2006</strong>)<br />

2005<br />

Gesprochen Projekt Gesprochen davon nicht verwendet<br />

1997 «work in progress», Sängervereinigung Freundschaft 30’000.— 7’000.—<br />

Die Herbstzeitlose, Stefan Brülhart 15’000.— 3’000.—<br />

2001 Theaterkultur an Kinder, Jugendliche und Erwachsene 2001/2002, VorStadttheater 24’000.— 5’483.20<br />

2002 Kulturvermittlung im shed, verein neuer shed im Eisenwerk 5’500.— 3’655.—<br />

<strong>2003</strong> Literatur im Bodman-Haus <strong>2003</strong>, Bodman-Stiftung 40’000.— 4’000.—<br />

Theaterwerkstatt <strong>2003</strong>, Theagovia Theater Bürglen 3’500.— 2’390.—<br />

Dekonstruktion eines Fanatikers, Company OutImplosion 30’000.— 4’341.60<br />

2005 4 + 1 übersetzen, ch Stiftung für eidg. Zusammenarbeit 22’000.— 2’000.—<br />

<strong>2003</strong> Die endlose Kameraschiene, Christoph Rütimann 50’000.— nicht realisiert<br />

2004 80° (vormals: Howlin Wolf), Triluna Film AG 43’000.— nicht realisiert<br />

2005 Walsers Wanderungen, Catpics Coproductions AG 8’000.— nicht realisiert<br />

<strong>2006</strong><br />

<strong>2006</strong><br />

2


Mit Beschluss vom<br />

24. September 1991<br />

(RRB Nr. 1162)<br />

gründet der Regierungsrat<br />

<strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> eine<br />

öffentlich-rechtliche<br />

Stiftung mit folgender<br />

Urkunde:<br />

130<br />

Stiftungsurkunde<br />

1. Name und Zweck<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> ergänzt die staatliche Kulturförderung. Sie bezweckt ausschliesslich die<br />

Förderung <strong>des</strong> zeitgenössischen Kulturschaffens und ist insbesondere zuständig für Projektideen,<br />

– die sich um neue Formen und Inhalte bemühen<br />

– die Kulturschaffende aus verschiedenen Bereichen zu einer gemeinsamen Arbeit zusammenführen (interdisziplinäre<br />

<strong>Projekte</strong>).<br />

Sie gewährt finanzielle Unterstützung für diese <strong>Projekte</strong> und räumt dabei der Initiierung, der Entwicklung, der inhaltlichen<br />

und administrativen Betreuung, in Einzelfällen der Durchführung eine zentrale Rolle ein. Dies kann sich im<br />

Einzelfall über mehrere Jahre erstrecken.<br />

2. Sitz<br />

Der Sitz befindet sich in Frauenfeld TG.<br />

3. Organe<br />

Die Organe der Stiftung sind:<br />

– der Stiftungsrat,<br />

– die / der Beauftragte,<br />

– die Kontrollstelle.<br />

4. Stiftungsrat<br />

Der Stiftungsrat setzt sich aus 9 Mitgliedern zusammen:<br />

– 3 Persönlichkeiten <strong>des</strong> öffentlichen Lebens,<br />

– 3 Kulturschaffende,<br />

– 3 Kulturvermittler.<br />

Die Mitglieder <strong>des</strong> Stiftungsrates werden vom Regierungsrat ernannt, wobei dieser die Vertreter/innen der Kulturschaffenden<br />

und die Vertreter / innen der Kulturvermittler aus Vorschlägen <strong>des</strong> Stiftungsrates wählt. Der Stiftungsrat<br />

konstituiert sich selbst. Die Amtsdauer der Mitglieder beträgt 4 Jahre. Sie sind für 3 Amtsperioden wählbar.<br />

Die Aufgaben <strong>des</strong> Stiftungsrates bestehen vornehmlich in<br />

– der Anstellung der / <strong>des</strong> Beauftragten,<br />

– der Begleitung und Beratung der programmatischen Arbeit,<br />

– der Rechenschaftsablegung gegenüber Regierung und Öffentlichkeit,<br />

– der Mittelbeschaffung,<br />

– dem Erlass von Reglementen.<br />

5. Die / Der Beauftragte<br />

Der / dem Beauftragten obliegen:<br />

– die Begleitung und Mitevaluation der Einzelprojekte;<br />

– die Anstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beziehungsweise<br />

Beauftragung von Expertinnen oder Experten im Rahmen <strong>des</strong> Budgets;<br />

– die Überwachung der Kosten;<br />

– die Information <strong>des</strong> Stiftungsrates über ihre / seine Tätigkeit.<br />

6. Finanzen<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> beschafft sich die erforderlichen Mittel:<br />

– aus jährlichen, in der Regel auf vier Jahre festgesetzten, sowie im begründeten Einzelfall aus zusätzlichen Beiträgen<br />

aus dem Lotteriefonds, die der Regierungsrat auf Antrag der <strong>Kulturstiftung</strong> beschliesst,<br />

– aus Spenden von natürlichen oder juristischen Personen.<br />

7. Berichterstattung<br />

Die Berichterstattung über die Verwendung der Stiftungsgelder erfolgt jährlich mit einem Kurzbericht zu Handen <strong>des</strong><br />

Stiftungs- und <strong>des</strong> Regierungsrates; am Ende jeder Amtsperiode mit einem ausführlichen, auch für die Öffentlichkeit<br />

bestimmten Bericht.<br />

8. Kontrollstelle<br />

Als Kontrollstelle waltet die Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>.

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