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Kulturstiftung des Kantons Thurgau Bericht 2007 bis 2010

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<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

<strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Zwischen Kontinuität und Innovation<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> kann im Erscheinungsjahr dieses <strong>Bericht</strong>es ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern.<br />

Damals, bei ihrer Gründung 1991, wollte der <strong>Thurgau</strong> im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft mit einem eigenen,<br />

zukunftsweisenden Projekt etwas Neues ins Leben rufen, das über die Jubiläumsfeierlichkeiten hinaus Bestand haben sollte<br />

zum Nutzen unseres <strong>Kantons</strong>.<br />

In der Stiftungsurkunde wurde festgehalten, dass die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> die staatliche Kulturförderung im<br />

Bereich <strong>des</strong> professionellen Kulturschaffens ergänzen soll, und es wurde ihr ausdrücklich die Möglichkeit gegeben, selbst<br />

kulturelle Projekte zu initiieren und zu realisieren (was der kantonalen Förderung nur in sehr beschränkter Weise möglich ist).<br />

Inzwischen sind viele der Projekte, die von der <strong>Kulturstiftung</strong> lanciert wurden, zum festen Bestandteil <strong>des</strong> Kulturlebens im Kan-<br />

ton geworden: Herausragend das internationale Jazztreffen «generations» mit seiner ganz eigenen Mischung aus Jazzfestival<br />

und Workshops. Oder die Reihen «jazz:now» und «theater:now», die Künstlermonografien in der Reihe «facetten» und manch<br />

andere Projekte und Programme.<br />

Es sind «sichere Werte» entstanden, die gepflegt und weiterentwickelt werden sollen. Das bindet Aufmerksamkeit, Mittel und<br />

personelle Ressourcen. Und doch sollen darüber hinaus stets neue Projekte angeregt, lanciert und realisiert werden. Die zur<br />

Verfügung stehenden Ressourcen aber werden sich nicht grenzenlos und automatisch vermehren. In diesem Dilemma wird<br />

die <strong>Kulturstiftung</strong> stets Schwerpunkte setzen und sich immer wieder neu ausrichten müssen.<br />

Die Amtszeitbeschränkung der Stiftungsratsmitglieder auf zwölf Jahre trägt dazu bei, dass ein kontinuierlicher Wandel der<br />

Stiftungstätigkeit gewährleistet ist. Dabei ist einerseits bedauerlich, dass mit den personellen Wechseln immer auch sehr viel<br />

Know-how weggeht. Andererseits ist es begrüssenswert, wenn das eigene Tun und Wirken immer wieder mit neuen Augen<br />

gesehen und neu angegangen werden kann.<br />

Ich danke den Mitgliedern <strong>des</strong> Stiftungsrates für ihren grossen Einsatz zugunsten <strong>des</strong> kulturellen Lebens im <strong>Thurgau</strong>. Einen<br />

ganz besonderen Dank verdient Humbert Entress, der als Präsident während seiner elfjährigen Amtszeit die Stiftungsarbeit<br />

massgeblich geprägt hat und im vergangenen Jahr infolge der Amtszeitbeschränkung zurückgetreten ist. Ich wünsche der<br />

neuen Präsidentin Claudia Rüegg, dem Beauftragten Klaus Hersche sowie dem gesamten Stiftungsrat eine erfolgreiche Fort-<br />

setzung mit vielen guten, überraschenden und erfrischenden Ideen und Projekten!<br />

Monika Knill, Regierungsrätin<br />

1 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Konzept und Realisation:<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Industriestrasse 23<br />

8500 Frauenfeld<br />

Korrektorat:<br />

Bettina Dyttrich<br />

Satz, Layout (nach einem grafischen Konzept von Urs Stuber): Christina Bärlocher<br />

Lithos und Druck: Genius Media AG, Frauenfeld<br />

Zitate gesammelt:<br />

Klaus Hersche<br />

Umschlag:<br />

Myrtha Reusser / Daniel Lochmann (Copyright)<br />

Copyright <strong>2010</strong> by <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> soweit nicht besondere Bildrechte vorbehalten.<br />

Für folgende Bilder liegt das Copyright bei:<br />

Nr. 6 Hilaria Kramer «Odyssey on Earth», Foto: frauenfeld-events<br />

Nr. 7 «Passagen», Foto: Andy Guhl<br />

Nr. 8 Kulturvermittlung an den Schulen, Foto: Verena Sturzenegger<br />

Nr. 15 «pop food», Foto: Chadwick Hall<br />

Nr. 28 «Seh(n)sucht Paradies», Foto: Christian Schwager<br />

Nr. 29 «Werkstipendium», Foto: Cécile Hummel<br />

Nr. 30 «Konstanzer Jazzherbst <strong>2007</strong>», Isa Wiss, Foto: Stefan Postius<br />

Nr. 31 «Von der Zerbrechlichkeit der Schönheit». Kulturwandern im <strong>Thurgau</strong>, Foto: Ernst Thoma<br />

Nr. 34 «Soforthilfe», Foto: Stauffer versuchte sich selber zu sehen, am Feuer.<br />

Nr. 37 «Money», Foto: Christa Ziegler<br />

Nr. 40 «The Spirit of Zeppelin», Foto: Mario Gaccioli<br />

Nr. 53 «generations 2008», Foto: frauenfeld-events<br />

Nr. 60 «Ida», Foto: Christine Bärlocher<br />

Nr. 63 «time out», Foto: Dieter Berke<br />

Nr. 68 «Nebel-lebeN», Foto: Oliver Neubert<br />

Nr. 85 «Die Frau von früher», Foto: Bernhard Fuchs<br />

Nr. 95 «Land ohne Worte», Foto: Mario Gaccioli<br />

Nr. 102 «Literatur am See – neue Texte, neue Bücher», Foto: schwitzler<br />

Nr. 106 «Der Wintergast», Foto: Dieter Langhart<br />

Nr. 120 «30. Konstanzer Jazzherbst 2009», Foto: Stefan Postius<br />

Nr. 133 «Bezahlt wird nicht», Foto: Bernhard Fuchs<br />

Nr. 141 «generations <strong>2010</strong>», Foto: frauenfeld-events<br />

Nr. 143 «Stipendiatin <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2010</strong>», Foto: Tanja H. Kernweiß<br />

Nr. 146 «Tatort Komturei <strong>2010</strong>», Foto: Benedikt Wälder<br />

Nr. 147 «Literatur am See <strong>2010</strong>», Foto: schwitzler<br />

Nr. 179 «31. Konstanzer Jazzherbst (<strong>2010</strong>) Spezialitäten», Foto: Hubl Greiner<br />

Dieser Vierjahresbericht kann unentgeltlich bezogen werden bei:<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Telefon 052 728 89 10<br />

info@kulturstiftung.ch<br />

www.kulturstiftung.ch<br />

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Vorwort 1<br />

Vorwort 2<br />

Projekte <strong>2007</strong>–<strong>2010</strong><br />

nach Bereichen<br />

nach Chronologie<br />

Projektbeschriebe<br />

Archivboxen reden nicht miteinander<br />

Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Statistiken und Finanzielles<br />

Stiftungsurkunde<br />

3 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Humbert Entress<br />

Humbert Entress<br />

Stiftungspräsident der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> von Juni 1999<br />

<strong>bis</strong> Ende September <strong>2010</strong>.<br />

Vorwort 1<br />

Zum fünften Mal berichtet die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> über ihre Tätigkeit in der vorgegebenen Form <strong>des</strong><br />

Vierjahresberichtes. Es ist der dritte und letzte <strong>Bericht</strong>, für den ich Mitverantwortung trage.<br />

Wir blicken zurück auf die Jahre <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong> und auf all jene Projekte, die wir in dieser Zeit unterstützen durften.<br />

Keine Erwähnung finden die Gesuche, die wir – aus welchen Gründen auch immer – zurückweisen oder ablehnen<br />

mussten.<br />

Kulturförderung hatte ich mir, das sei ganz offen zugegeben, einfacher vorgestellt. Es müsste doch klare Kriterien<br />

geben, die, über das Formale hinaus, den Weg aufzeigen, was unterstützenswert ist und was eben nicht. Da hatte<br />

ich mich gründlich geirrt. Obwohl wir in langen Sitzungen einlässlich über die Massstäbe unserer Förderung und<br />

damit die Regeln unseres Handelns diskutierten, liessen sich keine eindeutigen Kriterien finden, die zuverlässig zu<br />

richtigen und nachvollziehbaren Entscheiden führen. Je<strong>des</strong> Gesuch, je<strong>des</strong> Projekt ist einzigartig und lässt sich nur<br />

sehr bedingt mit anderen vergleichen, die wir befürwortend oder ablehnend beurteilt hatten. Kulturschaffen entzieht<br />

sich jeder schematischen Beurteilung und verlangt in jedem einzelnen Fall nach individueller Auseinandersetzung mit<br />

dem eingereichten Projekt. So wird gerade eine der grossen Stärken <strong>des</strong> kulturellen Handelns zur Herausforderung<br />

für jene, welche sie zu beurteilen haben. Dies gilt dann erst recht, wenn das Resultat noch nicht vorliegt, sondern<br />

erst die Beschreibung <strong>des</strong>sen, was geschehen soll.<br />

Das echte Ringen um Entscheide, die der Sache, also dem eingereichten Gesuch, gerecht werden, ist eine der<br />

wertvollsten Erfahrungen, die ich in den Jahren meiner Zugehörigkeit zum Stiftungsrat machen durfte. Gleichzeitig<br />

ist das auch eine der Stärken, die meines Erachtens das Handeln der <strong>Kulturstiftung</strong> auszeichnet: Entscheide werden<br />

sorgfältig, oft nach ellenlanger Diskussion, getroffen. Viele unserer Entscheide waren retrospektiv betrachtet<br />

richtig, einige waren es nicht. Wir haben mit unseren Antworten auf die vorgelegten Projekte Freude gemacht, aber<br />

auch enttäuscht. Kulturförderung ist der Qualität verpflichtet und kann ihrer Aufgabe nicht gerecht werden, indem<br />

sie unreflektiert gut heisst, was immer verlangt wird. Entsprechend muss sie Entscheide fällen und später kritisch<br />

hinterfragen, ob die Beschlüsse richtig waren. Ohne Reflexion wird es keine Weiterentwicklung <strong>des</strong> eigenen Handelns<br />

geben.<br />

Einer der wichtigsten Grundsätze unseres Handelns bleibt jener, im Zweifel für die Kultur zu entscheiden, Projekte<br />

zu ermöglichen, auch wenn sie Risiken beinhalten. Förderten wir nur, was ohnehin sicher, unproblematisch und<br />

anerkannt ist, würde die <strong>Kulturstiftung</strong> ihrem Auftrag nicht gerecht. Zeitgenössische Kultur muss Risiken eingehen,<br />

um neue Wege und Inhalte zu erkunden – die <strong>Kulturstiftung</strong> unterstützt sie dabei überzeugt.<br />

Es war eine grosse Freude, in der <strong>Kulturstiftung</strong> mitwirken zu dürfen, und ich bin für diese Gelegenheit sehr dankbar.<br />

Sehr viele gute Erinnerungen an Gespräche, Begegnungen, Diskussionen und grossartige, wertvolle Projekte<br />

bleiben haften. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Büros herzlich für ihr engagiertes Eintreten<br />

für das kulturelle Leben im <strong>Thurgau</strong> und die schöne Zusammenarbeit, ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

im Stiftungsrat für ihre Freundschaft wie auch für ihre sorgfältige Beharrlichkeit und ihren wertschätzenden Umgang<br />

mit den an uns herangetragenen Projekten. Der Regierungsrat <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> begleitet unsere Arbeit vertrauensvoll,<br />

konstruktiv kritisch und unterstützend – dieser Rückhalt ist unverzichtbar und wertvoll. Von Herzen dankbar<br />

bin ich auch für die Begegnungen mit den Kulturschaffenden, für ihr Wirken, das unser Leben so sehr bereichert.<br />

5 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Claudia Rüegg<br />

Claudia Rüegg präsidiert die<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> seit Oktober <strong>2010</strong><br />

Vorwort 2<br />

Der Vierjahresbericht liegt vor. Eine Broschüre, dick, beinahe ein Buch, das der Regierung und der Öffentlichkeit Rechenschaft<br />

ablegt über die Fördertätigkeit der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> in den vergangenen vier Jahren.<br />

Für die <strong>Kulturstiftung</strong> bedeutet der vorliegende <strong>Bericht</strong> eine dritte Phase der Auseinandersetzung mit den einzelnen<br />

Projekten. Von Büro und Stiftungsrat werden die einzelnen Gesuche vor der Beitragssprechung studiert und diskutiert<br />

und später, nach Abschluss der Projekte, im Plenum evaluiert. Für den Vierjahresbericht arbeitet das Büro<br />

alle Dossiers nochmals sorgfältig durch und stellt schliesslich je<strong>des</strong> Projekt in einem kurzen Text zusammenfassend<br />

dar. Dieser kritische Rückblick erlaubt eine Gesamtschau und bietet der <strong>Kulturstiftung</strong> eine weitere wertvolle Gelegenheit,<br />

die eigene Fördertätigkeit zu reflektieren und zu befragen: Sind die Schwerpunkte richtig gesetzt? Sind<br />

Förderstrategien erkennbar und wenn ja: Sind diese Strategien genügend flüssig, so dass sie nicht Überraschen<strong>des</strong>,<br />

Neues, Ungewohntes verhindern? Welche Initiativen und Projekte der <strong>Kulturstiftung</strong> sind weiterhin notwendig und<br />

angemessen? Was sollte neu angepackt werden?<br />

Die Zusammenstellung der von der <strong>Kulturstiftung</strong> in den vergangenen vier Jahren geförderten Projekte zeigt einen<br />

repräsentativen Querschnitt <strong>des</strong> kulturellen Lebens im Kanton <strong>Thurgau</strong>. Nicht aber das ganze Bild. Es fehlen die von<br />

Privaten, Gemeinden und Kanton initiierten und getragenen Projekte. Erst im Zusammenspiel all dieser Puzzleteile<br />

ergibt sich das dichte kulturelle Geflecht, das es auch in unserer vorwiegend ländlich geprägten Region möglich<br />

macht, dass es immer wieder Tage gibt, an denen ich entscheiden kann, darf oder muss, welches der kulturellen<br />

Angebote ich wahrnehmen möchte. Manchmal ist das ärgerlich, weil ich etwas Vielversprechen<strong>des</strong> verpasse,<br />

eigentlich aber eine wunderbare, reiche Situation.<br />

Der Vierjahresbericht zeigt in weiterer Hinsicht kein vollständiges Bild, kann es nicht zeigen, weil sich in den gesprochenen<br />

Beiträgen der Umfang der Projekte nicht darstellt. Oft braucht es weitere Finanzmittel und darüber hinaus<br />

vor allem die von den Initiierenden eingesetzte Kreativität und Hartnäckigkeit, Herzblut und Knochenarbeit, Geduld<br />

und den Glauben an die eigene Idee. Die <strong>Kulturstiftung</strong> kann mit ihrer finanziellen Unterstützung zum Gelingen eines<br />

Vorhabens beitragen. Getragen werden die Projekte jedoch von der Initiative und vom Engagement der Kulturschaffenden.<br />

Was dabei entsteht, beeindruckt mich immer wieder von Neuem.<br />

Beim Blättern wird der sachliche <strong>Bericht</strong> zum Erinnerungsbuch. Durch Texte und Bilder werden Veranstaltungen<br />

und Werke wieder lebendig, ein Werktitel lässt den Bühnenraum, das Bild der Tänzer, Licht und Klangfetzen in mir<br />

aufsteigen, der Name eines Künstlers erinnert mich an die Farbigkeit eines Gemäl<strong>des</strong>, eine Konzertfotografie an<br />

den Sound einer bestimmten Formation. Damit verschwinden die <strong>Kulturstiftung</strong> und ihr Wirken hinter den Werken<br />

und der Arbeit der Kulturschaffenden. Und das ist richtig so.<br />

Ich blättere weiter, werde dabei in die Vergangenheit zurückgeführt und freue mich gleichzeitig auf die Fortführung<br />

der schönen, herausfordernden und anregenden Zusammenarbeit in der <strong>Kulturstiftung</strong>. Und vor allem bin ich neugierig<br />

auf die kulturellen Abenteuer, die mich in den kommenden vier Jahren im Kanton <strong>Thurgau</strong> erwarten.<br />

7 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Projekte <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

Die Abbildungen in den Projektbeschrieben stammen aus Gesuchseingaben, Schluss berichten, Evaluationsberichten,<br />

Zeitungsartikeln und aus uns von den Kulturschaffenden zur Verfügung gestellten Unterlagen.<br />

9 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Bildende Kunst 1 Johannes Gees: drown public lab<br />

3 Isidore, Peter, Richard Peter Kamm<br />

13 Max Bottini: Wer ist Amriswil? Stadt Amriswil<br />

20 Transitorisches Museum Pfyn zeitgarten.ch<br />

21 Geh-länder Christoph Rütimann<br />

36 Ameisenwerk verein neuer shed im Eisenwerk<br />

39 Zur stillen Einkehr Johannes Gees<br />

41 Geschichtete Präsenzen schmalz.stuhlmann<br />

46 Die Subjektivierung der Wiederholung Yves Netzhammer<br />

47 L’energia siamo noi verein neuer shed im Eisenwerk<br />

49 Kreuzplatz Stettfurt Judit Villiger<br />

58 Show Down visarte.ost<br />

70 yes we are open – ein Ausstellungsprojekt, Public viewing yes we are open<br />

72 Installation Schauwerk – Black Box im Container René Schmalz<br />

73 Skulpturenausstellung auf Insel Hombroich (D) Peter Kamm<br />

75 Tanz mit Bruce verein neuer shed im Eisenwerk<br />

86 Renate Flury: Was mich nährt verein neuer shed im Eisenwerk<br />

88 Judit Villiger: Miniaturwelten Museum Bruder Klaus<br />

93 Cécile Hummel: Streiflichter Kunstmuseum Solothurn<br />

107 Othmar Eder: Über die Berge Kunstraum Kreuzlingen<br />

108 Schichtungen Gabriel Mazenauer<br />

110 Christoph Rütimann: Nadelwehr und Tonfischen Natur-Museum Luzern<br />

111 Jubiläumsveranstaltungen <strong>Thurgau</strong>ische Kunstgesellschaft<br />

116 gone Rahel Müller<br />

119 Christoph Rütimann: Tontalbrücke Festival Rümlingen<br />

123 On the other side of the track videOst<br />

126 Lichtinseln 2009 Markus Hutter<br />

134 Performative Attitu<strong>des</strong> Kunsthaus Glarus<br />

137 Le Silo Walter Wetter<br />

142 The Drivers Comment Hannes Brunner<br />

151 Gegenteile Stefan Kreier<br />

152 Fuochi Artificiali Internationale Lichttage Winterthur<br />

154 Handlung und Spur oxyd Kunsträume<br />

160 Tempel ganzblum<br />

161 Werkbeitrag Conrad Steiner<br />

169 Odradek oder die Laufmasche im System Lisa Schiess<br />

170 Schleckstengelstand Kunst am Wasser / Hannes Brunner<br />

173 Conrad Steiner: Vor und nach dem Tag Museum zu Allerheiligen<br />

177 ausserhalb der zeit II Ernst Thoma<br />

183 Max Bottini: Über die Metapher <strong>des</strong> Wachstums Kunsthaus Baselland<br />

Film / Video 11 Make Love Not War (Projekttitel), our house (definitiver Titel) Olga Titus<br />

14 Premiere «Gerhard Meier – Das Wolkenschattenboot» von Friedrich Kappeler Cinema Luna<br />

28 Seh(n)sucht Paradies verein neuer shed im Eisenwerk<br />

74 Die Toten beginnen zu laufen (Projekttitel), «schmalz.stuhlmann» (Titel <strong>des</strong> Films) schmalz.stuhlmann<br />

84 Max Bill – Das absolute Augenmass (Filmpremiere) Verein Frauenfelder FilmfreundInnen<br />

Fotografie 23 Poster Edition o.T. Christa Ziegler<br />

10<br />

27 Thomas Popp: Ausstellung Landschaften Kunstraum Kreuzlingen<br />

29 Werkstipendium Cécile Hummel<br />

63 Streaming (Projekttitel), time out (effektiver Titel) Dieter Berke<br />

76 Mit der schwierigen Erinnerung in der sicheren Fremde Meinrad Schade<br />

79 Ausstellungen Biel / Berlin Roland Iselin<br />

82 Geheimwissenschaften Co Gründler<br />

112 In Our Time Roland Iselin<br />

114 Roland Iselin: Love in the age of postponed democracy Kunsthalle Luzern<br />

128 Cécile Hummel: Nihil sub sole novum edition fink<br />

148 Vor, nach und neben dem Krieg – Spurensuche an den Rändern der Konflikte Meinrad Schade<br />

171 Farbige Wasser Cécile Wick<br />

176 New Existentialism – Performative Structures Kurator Gebert Stiftung für Kultur


Interdisziplinäre Projekte 17 Träumereien eines einsamen Spaziergängers Simone Keller<br />

26 ALPtrachten frank-tanz landschaftsperformance<br />

31 Von der Zerbrechlichkeit der Schönheit. Kulturwandern im <strong>Thurgau</strong> forum andere musik<br />

32 Land und Zunge blablabor<br />

37 Money Susanne Schuda / ValYou Corporation<br />

50 Silberschicht Guido Baselgia<br />

96 ganz nah forum andere musik<br />

113 Tatort Komturei Atelier im Saum<br />

139 forming history zeitgarten.ch<br />

146 Tatort Komturei <strong>2010</strong> Künstlergruppe Tatort Komturei<br />

159 salon précaire forum andere musik<br />

162 Dings Les Reines Prochaines<br />

178 KellerSchuran Markus Keller & Uwe Schuran<br />

181 Being Olga Titus<br />

Kulturvermittlung 8 Kulturvermittlung an den Schulen III <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

118 Kulturvermittlung in den Schulen IV <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Literatur 2 Historischer Roman über die Bauernaufstände Peter Kamber<br />

12 So viel wie noch nie Michael Stauffer<br />

18 9. Frauenfelder Lyriktage <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

34 Meisterzyklus (Arbeitstitel), Soforthilfe (Buchtitel) Michael Stauffer<br />

52 Lyrik im Bodman-Haus 2008 <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

56 Stipendiatin Kultustiftung 2008 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

57 Literatur trifft Geschichte <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

60 Meine liebe Ida (Arbeitstitel), Ida (Buchtitel) Susanna Schwager<br />

65 Dazwischen Lili (Druckkostenbeitrag) Lenos Verlag<br />

78 Donauwürfel Zsuzsanna Gahse<br />

92 Bodensee Entwürfe<br />

94 Lyrik im Bodman-Haus 2009 <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

99 Friedrich Kappeler: Familien AG Catpics Coproductions AG<br />

102 Literatur am See – neue Texte, neue Bücher Jochen Kelter<br />

103 Paul Hans Gysi<br />

106 Der Wintergast Elisabeth Binder<br />

115 10. Frauenfelder Lyriktage <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

117 Blutzeit (Arbeitstitel),Thrombaion (Buchtitel) David Hera<br />

122 Michael Stauffer, Nora Gomringer: Kleine Menschen Der gesunde Menschenversand<br />

124 Clara und ihre Kinder Johanna Lier<br />

129 Schandbriefe Andrea Gerster<br />

143 Stipendiatin <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2010</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

145 Lyrik im Bodman-Haus <strong>2010</strong> <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

147 Literatur am See <strong>2010</strong> Jochen Kelter<br />

153 Öl auf Leinwand – Fakten und Fiktionen Matthias Kuhn<br />

155 10 Jahre Bodman-Haus <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

158 Die Schweinezüchterin Stefan Keller<br />

165 Literatur trifft Justiz <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

167 Zsuzsanna Gahse: Donauwürfel (Druckkostenbeitrag) Edition Korrespondenzen<br />

168 Andrea Gerster: Schandbriefe (Druckkostenbeitrag) Lenos Verlag AG<br />

174 Lara Stoll: Die unglaubliche Reise der total verrückten Lara Wirkpunkt<br />

Medienkunst 38 Hannes Rickli: Knurrhahn, Videogramm Kunstraum Kreuzlingen<br />

62 Andrea Iten: Tracks Kunstraum Kreuzlingen<br />

71 Kerstin Ergenzinger / Stefan Huber: Tiefe Oberflächen: a continuous history of doubting Kunstraum Kreuzlingen<br />

98 Die Form der Unruhe rebell.tv AG<br />

Musik 6 2006 Odyssey on Earth, CD-Produktion Hilaria Kramer<br />

7 Passagen – das Musikfest Schweizerischer Tonkünstlerverein<br />

9 Further Expectations Roman Schwaller<br />

10 The Latin Side of Live (Projekttitel) oder Time Will Tell (effektiver Titel der CD) Dominik Deuber<br />

15 pop food (Projekttitel), Thanks To The Opera (Titel der CD) Markus Schönholzer<br />

11 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


12<br />

19 Travels in subspace <strong>Thurgau</strong>er Jazztrio & ensemble zero<br />

24 CD / DVD-Präsentation von HITS / STILLS Christoph Gallio<br />

25 Jubiläumskonzert <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />

30 Konstanzer Jazzherbst <strong>2007</strong> Jazzclub Konstanz e.V.<br />

35 Komposition Daniel Schnyder, Uraufführung und Konzerttournee Schweizer Klaviertrio<br />

42 Mein Name ist Guz, CD-Produktion und Tour Die Aeronauten<br />

43 generations 2008 Projektierungskredit Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

45 Villamont Artesprit 2008 Association Villamont Artesprit<br />

48 Further Expectations (Tour) Roman Schwaller<br />

53 generations 2008 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

64 Ulrich Gasser: In den Glutabend geworfen Kulturforum Amriswil<br />

66 Hilaria Kramer, Jean Christophe Cholet: Do Luar. CD-Produktion Hilaria Kramer<br />

69 Prosit Prosa, CD-Produktion Oliver Roth / Humour’s Humidity<br />

77 29. Konstanzer Jazzherbst 2008 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

80 jazz:now 2009–<strong>2010</strong> (Vorprojekt) Verein Pro Eisenwerk<br />

83 jazz:now 2009 / <strong>2010</strong> I Verein Pro Eisenwerk<br />

89 Thanks to the Opera Pullup Orchestra<br />

100 Rätselkönig, CH-Tour und Videoclip Plankton / Dominik Deuber<br />

101 Come Prima Hilaria Kramer<br />

104 jazz:now 2009 / <strong>2010</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />

120 30. Konstanzer Jazzherbst 2009 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

125 Transhumance / Inalp / Transumanza Association Sémaphore<br />

127 Indian Residency Claudia Rüegg<br />

131 Hallo Leidenschaft Die Aeronauten<br />

132 Zwischen zwei Welten (Arbeitstitel), Mein Vogel – Musikalische Reise Tomek Kolczynski<br />

135 second room Mark Huber<br />

138 Der 3. Schritt Pullup Orchestra<br />

141 generations <strong>2010</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

144 _composers_ group_ensemble_ Hanspeter Kübler, Beat Keller, Carlo Schöb<br />

150 generations <strong>2010</strong> (Projektierungskredit) Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

163 Lina Button – Albumproduktion Brigitt Zuberbühler<br />

172 Glauser Quintett: Elsi oder Sie geht um Lilo Wellinger und Daniel R. Schneider<br />

179 31. Konstanzer Jazzherbst (<strong>2010</strong>): Spezialitäten Jazzclub Konstanz e.V.<br />

180 Pablo – CD-Produktion Franziska Keller<br />

182 20 Jahre Aeronauten – Doppelalbum Die Aeronauten<br />

Theater / Tanz / 4 Indien Uwe Schuran / Compagnie Hertzblut<br />

Performance 16 theater:now <strong>2007</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

22 Jenseits der Steine bluepoint-production<br />

33 Strandings Cie Tand (alt: Spola)<br />

40 The Spirit of Zeppelin See-Burgtheater<br />

44 Steps#11 Phönix Theater 81<br />

51 Blickfelder 2008 Phönix Theater 81<br />

54 Dampf Olli Hauenstein<br />

55 Anderswo (Arbeitstitel), Die kleine Spanne Spiel (Stücktitel) Marie Luise Hinterberger<br />

59 Die Weberischen Verein Open Opera<br />

67 Genossenschaft jetzt! KMU Produktionen / Tim Zulauf<br />

68 Nebel–lebeN Michael Stauffer<br />

81 theater:now 2008 <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

85 Die Frau von früher Jean Grädel<br />

87 Sprechende Körper (Arbeitstitel), Telling Tales Alexandra Könz<br />

90 Tanzfest 2009 reso – tanznetzwerk schweiz<br />

95 Land ohne Worte See-Burgtheater<br />

97 Die Geschichte vom Soldaten Figurentheater Spalanzani<br />

105 Weg einfach Theater Jetzt!<br />

109 theaterblitze Theater Bilitz<br />

121 theater:now 2009 <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

130 Schiss Theater Sgaramusch<br />

133 Bezahlt wird nicht Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

185 Visitenkarten: schmalz.stuhlmann Nelly Bütikofer


140 Das Tanzfest <strong>2010</strong> im <strong>Thurgau</strong> reso – tanznetzwerk schweiz<br />

149 Tanzfestival Steps#12 Phönix Theater 81<br />

156 Die menschliche Stimme Hans Gysi<br />

157 In 80 Tagen um die Welt Cie Engel & Dorn<br />

164 theater:now <strong>2010</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

175 Helvetia Mystik Show Theater Jetzt<br />

186 Tanzfest 2011 reso – tanznetzwerk schweiz<br />

187 Spinnen Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

Publikationen / 5 facetten 7, Rahel Müller, facetten 8, Anton Bernhardsgrütter <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit 61 facetten 9, Jürg Schoop, facetten 10, forum andere musik <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

91 facetten 11, Othmar Eder: «Versiegelte Zeit» <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

136 facetten 12, Muda Mathis – Sus Zwick <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

166 Sommerfest <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

184 facetten 13, Urs Graf <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

13 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Projekte <strong>2007</strong> 1 Johannes Gees: drown public lab<br />

2 Historischer Roman über die Bauernaufstände Peter Kamber<br />

3 Isidore, Peter, Richard Peter Kamm<br />

4 Indien Uwe Schuran / Compagnie Hertzblut<br />

5 facetten 7, Rahel Müller, facetten 8, Anton Bernhardsgrütter <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

6 2006 Odyssey on Earth, CD-Produktion Hilaria Kramer<br />

7 Passagen – das Musikfest Schweizerischer Tonkünstlerverein<br />

8 Kulturvermittlung an den Schulen III <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

9 Further Expectations Roman Schwaller<br />

10 The Latin Side of Live (Projekttitel), Time Will Tell (Titel der CD) Dominik Deuber<br />

11 Make Love Not War (Projekttitel), our house (definitiver Titel) Olga Titus<br />

12 So viel wie nie Michael Stauffer<br />

13 Max Bottini: Wer ist Amriswil? Stadt Amriswil<br />

14 Premiere «Gerhard Meier – Das Wolkenschattenboot» von Friedrich Kappeler Cinema Luna<br />

15 pop food (Projekttitel), Thanks To The Opera (Titel der CD) Markus Schönholzer<br />

16 theater:now <strong>2007</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

17 Träumereien eines einsamen Spaziergängers Simone Keller<br />

18 9. Frauenfelder Lyriktage <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

19 Travels in subspace <strong>Thurgau</strong>er Jazztrio & ensemble zero<br />

20 Transitorisches Museum Pfyn zeitgarten.ch<br />

21 Geh-länder Christoph Rütimann<br />

22 Jenseits der Steine bluepoint-production<br />

23 Poster Edition o.T. Christa Ziegler<br />

24 CD/DVD-Präsentation von HITS/STILLS Christoph Gallio<br />

25 Jubiläumskonzert <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />

26 ALPtrachten frank-tanz landschaftsperformance<br />

27 Thomas Popp: Ausstellung Landschaften Kunstraum Kreuzlingen<br />

28 Seh(n)sucht Paradies verein neuer shed im Eisenwerk<br />

29 Werkstipendium Cécile Hummel<br />

30 Konstanzer Jazzherbst <strong>2007</strong> Jazzclub Konstanz e.V.<br />

31 Von der Zerbrechlichkeit der Schönheit. Kulturwandern im <strong>Thurgau</strong> forum andere musik<br />

32 Land und Zunge blablabor<br />

33 Strandings Cie Tand (alt: Spola)<br />

34 Meisterzyklus (Arbeitstitel), Soforthilfe (Buchtitel) Michael Stauffer<br />

35 Komposition Daniel Schnyder, Uraufführung und Konzerttournee Schweizer Klaviertrio<br />

36 Ameisenwerk verein neuer shed im Eisenwerk<br />

37 Money Susanne Schuda / ValYou Corporation<br />

38 Hannes Rickli: Knurrhahn, Videogramm Kunstraum Kreuzlingen<br />

39 Zur stillen Einkehr Johannes Gees<br />

40 The Spirit of Zeppelin See-Burgtheater<br />

41 Geschichtete Präsenzen schmalz.stuhlmann<br />

42 Mein Name ist Guz, CD Produktion und Tour Die Aeronauten<br />

43 generations 2008 Projektierungskredit Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

Projekte 2008 44 Steps#11 Phönix Theater 81<br />

14<br />

45 Villamont Artesprit 2008 Association Villamont Artesprit<br />

46 Die Subjektivierung der Wiederholung Yves Netzhammer<br />

47 L’energia siamo noi verein neuer shed im Eisenwerk<br />

48 Further Expectations (Tour) Roman Schwaller<br />

49 Kreuzplatz Stettfurt Judit Villiger<br />

50 Silberschicht Guido Baselgia<br />

51 Blickfelder 2008 Phönix Theater 81<br />

52 Lyrik im Bodman-Haus 2008 <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

53 generations 2008 Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

54 Dampf Olli Hauenstein<br />

55 Anderswo (Arbeitstitel) Die kleine Spanne Spiel (Stücktitel) Marie Luise Hinterberger<br />

56 Stipendiatin Kultustiftung 2008 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

57 Literatur trifft Geschichte <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

58 Show Down visarte.ost<br />

59 Die Weberischen Verein Open Opera


60 Meine liebe Ida (Arbeitstitel), Ida (Buchtitel) Susanna Schwager<br />

61 facetten 9, Jürg Schoop, facetten 10, forum andere musik <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

62 Andrea Iten: Tracks Kunstraum Kreuzlingen<br />

63 Streaming (Projekttitel), time out (effektiver Titel) Dieter Berke<br />

64 Ulrich Gasser: In den Glutabend geworfen Kulturforum Amriswil<br />

65 Dazwischen Lili (Druckkostenbeitrag) Lenos Verlag<br />

66 Hilaria Kramer, Jean Christophe Cholet: Do Luar. CD-Produktion Hilaria Kramer<br />

67 Genossenschaft jetzt! KMU Produktionen / Tim Zulauf<br />

68 Nebel–lebeN Michael Stauffer<br />

69 Prosit Prosa, CD-Produktion Oliver Roth / Humour’s Humidity<br />

70 yes we are open – ein Ausstellungsprojekt, Public viewing yes we are open<br />

71 Kerstin Ergenzinger / Stefan Huber: Tiefe Oberflächen: a continuous history of doubting Kunstraum Kreuzlingen<br />

72 Installation Schauwerk – Black Box im Container René Schmalz<br />

73 Skulpturenausstellung auf Insel Hombroich (D) Peter Kamm<br />

74 Die Toten beginnen zu laufen (Projekttitel), «schmalz.stuhlmann» (Titel <strong>des</strong> Films) schmalz.stuhlmann<br />

75 Tanz mit Bruce verein neuer shed im Eisenwerk<br />

76 Mit der schwierigen Erinnerung in der sicheren Fremde Meinrad Schade<br />

77 29. Konstanzer Jazzherbst 2008 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

78 Donauwürfel Zsuzsanna Gahse<br />

79 Ausstellungen Biel / Berlin Roland Iselin<br />

80 jazz:now 2009–<strong>2010</strong> (Vorprojekt) Verein Pro Eisenwerk<br />

81 theater:now 2008 <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

82 Geheimwissenschaften Co Gründler<br />

83 jazz:now 2009/<strong>2010</strong> I Verein Pro Eisenwerk<br />

84 Max Bill – Das absolute Augenmass (Filmpremiere) Verein Frauenfelder FilmfreundInnen<br />

85 Die Frau von früher Jean Grädel<br />

86 Renate Flury: Was mich nährt verein neuer shed im Eisenwerk<br />

87 Sprechende Körper (Arbeitstitel), Telling Tales Alexandra Könz<br />

88 Judit Villiger: Miniaturwelten Museum Bruder Klaus<br />

89 Thanks to the Opera Pullup Orchestra<br />

90 Tanzfest 2009 reso – tanznetzwerk schweiz<br />

Projekte 2009 91 facetten 11, Othmar Eder: «Versiegelte Zeit» <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

92 Bodensee Entwürfe<br />

93 Cécile Hummel: Streiflichter Kunstmuseum Solothurn<br />

94 Lyrik im Bodman-Haus 2009 <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

95 Land ohne Worte See-Burgtheater<br />

96 ganz nah forum andere musik<br />

97 Die Geschichte vom Soldaten Figurentheater Spalanzani<br />

98 Die Form der Unruhe rebell.tv AG<br />

99 Friedrich Kappeler: Familien AG Catpics Coproductions AG<br />

100 Rätselkönig, CH-Tour und Videoclip Plankton / Dominik Deuber<br />

101 Come Prima Hilaria Kramer<br />

102 Literatur am See – neue Texte, neue Bücher Jochen Kelter<br />

103 Paul Hans Gysi<br />

104 jazz:now 2009 / <strong>2010</strong> Verein Pro Eisenwerk<br />

105 Weg einfach Theater Jetzt!<br />

106 Der Wintergast Elisabeth Binder<br />

107 Othmar Eder: Über die Berge Kunstraum Kreuzlingen<br />

108 Schichtungen Gabriel Mazenauer<br />

109 theaterblitze Theater Bilitz<br />

110 Christoph Rütimann: Nadelwehr und Tonfischen Natur-Museum Luzern<br />

111 Jubiläumsveranstaltungen <strong>Thurgau</strong>ische Kunstgesellschaft<br />

112 In Our Time Roland Iselin<br />

113 Tatort Komturei Atelier im Saum<br />

114 Roland Iselin: Love in the age of postponed democracy Kunsthalle Luzern<br />

115 10. Frauenfelder Lyriktage <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

116 gone Rahel Müller<br />

117 Blutzeit (Arbeitstitel), Thrombaion (Buchtitel) David Hera<br />

118 Kulturvermittlung in den Schulen IV <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

15<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


16<br />

119 Christoph Rütimann: Tontalbrücke Festival Rümlingen<br />

120 30. Konstanzer Jazzherbst 2009 Jazzclub Konstanz e.V.<br />

121 theater:now 2009 <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

122 Michael Stauffer, Nora Gomringer: Kleine Menschen Der gesunde Menschenversand<br />

123 On the other side of the track videOst<br />

124 Clara und ihre Kinder Johanna Lier<br />

125 Transhumance / Inalp / Transumanza Association Sémaphore<br />

126 Lichtinseln 2009 Markus Hutter<br />

127 Indian Residency Claudia Rüegg<br />

128 Cécile Hummel: Nihil sub sole novum edition fink<br />

129 Schandbriefe Andrea Gerster<br />

130 Schiss Theater Sgaramusch<br />

131 Hallo Leidenschaft Die Aeronauten<br />

132 Zwischen zwei Welten (Arbeitstitel), Mein Vogel – Musikalische Reise Tomek Kolczynski<br />

133 Bezahlt wird nicht Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

134 Performative Attitu<strong>des</strong> Kunsthaus Glarus<br />

135 second room Mark Huber<br />

136 facetten 12, Muda Mathis – Sus Zwick <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Projekte <strong>2010</strong> 137 Le Silo Walter Wetter<br />

138 Der 3. Schritt Pullup Orchestra<br />

139 forming history zeitgarten.ch<br />

140 Das Tanzfest <strong>2010</strong> im <strong>Thurgau</strong> reso–tanznetzwerk schweiz<br />

141 generations <strong>2010</strong> Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

142 The Drivers Comment Hannes Brunner<br />

143 Stipendiatin <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2010</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

144 _composers_ group_ensemble_ Hanspeter Kübler, Beat Keller, Carlo Schöb<br />

145 Lyrik im Bodman-Haus <strong>2010</strong> <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

146 Tatort Komturei <strong>2010</strong> Künstlergruppe Tatort Komturei<br />

147 Literatur am See <strong>2010</strong> Jochen Kelter<br />

148 Vor, nach und neben dem Krieg – Spurensuche an den Rändern der Konflikte Meinrad Schade<br />

149 Tanzfestival Steps#12 Phönix Theater 81<br />

150 generations <strong>2010</strong> (Projektierungskredit) Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

151 Gegenteile Stefan Kreier<br />

152 Fuochi Artificiali Internationale Lichttage Winterthur<br />

153 Öl auf Leinwand – Fakten und Fiktionen Matthias Kuhn<br />

154 Handlung und Spur oxyd Kunsträume<br />

155 10 Jahre Bodman-Haus <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

156 Die menschliche Stimme Hans Gysi<br />

157 In 80 Tagen um die Welt Cie Engel & Dorn<br />

158 Die Schweinezüchterin Stefan Keller<br />

159 salon précaire forum andere musik<br />

160 Tempel ganzblum<br />

161 Werkbeitrag Conrad Steiner<br />

162 Dings Les Reines Prochaines<br />

163 Lina Button – Albumproduktion Brigitt Zuberbühler<br />

164 theater:now <strong>2010</strong> <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

165 Literatur trifft Justiz <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

166 Sommerfest <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

167 Zsuzsanna Gahse: Donauwürfel (Druckkostenbeitrag) Edition Korrespondenzen<br />

168 Andrea Gerster: Schandbriefe (Druckkostenbeitrag) Lenos Verlag AG<br />

169 Odradek oder die Laufmasche im System Lisa Schiess<br />

170 Schleckstengelstand Kunst am Wasser / Hannes Brunner<br />

171 Farbige Wasser Cécile Wick<br />

172 Glauser Quintett: Elsi oder Sie geht um Lilo Wellinger und Daniel R. Schneider<br />

173 Conrad Steiner: Vor und nach dem Tag Museum zu Allerheiligen<br />

174 Lara Stoll: Die unglaubliche Reise der total verrückten Lara Wirkpunkt<br />

175 Helvetia Mystik Show Theater Jetzt<br />

176 New Existentialism – Performative Structures Kurator Gebert Stiftung für Kultur<br />

177 ausserhalb der zeit II Ernst Thoma


178 KellerSchuran Markus Keller & Uwe Schuran<br />

179 31. Konstanzer Jazzherbst (<strong>2010</strong>): Spezialitäten Jazzclub Konstanz e.V.<br />

180 Pablo – CD-Produktion Franziska Keller<br />

181 Being Olga Titus<br />

182 20 Jahre Aeronauten – Doppelalbum Die Aeronauten<br />

183 Max Bottini: Über die Metapher <strong>des</strong> Wachstums Kunsthaus Baselland<br />

184 facetten 13: Urs Graf <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

185 Visitenkarten: schmalz.stuhlmann Nelly Bütikofer<br />

186 Tanzfest 2011 reso – tanznetzwerk schweiz<br />

187 Spinnen Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

17 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


1<br />

Mit der Videoinstallation «drown» unter<br />

der Zürcher Dreikönigsbrücke schliesst<br />

der Medienkünstler Johannes Gees an frühere<br />

installative Arbeiten an der Wasserlinie<br />

an. Zugleich eröffnet die Installation<br />

«video tank», einen unabhängigen Kunstort<br />

im öffentlichen Raum, mit dem die Künstlergruppe<br />

public lab brachliegende Orte<br />

im städtischen Umfeld neu definieren und<br />

erlebbar machen will.<br />

public lab<br />

Johannes Gees: drown<br />

«drown» ist Gees’ jüngste Arbeit in seiner<br />

Reihe «Interfacing Landscapes». Ein<br />

Bewegungsmelder oberhalb der Treppen,<br />

die zur Passage hinunterführen, signalisiert<br />

einem Projektionsgerät, dass ein Passant<br />

die Unterführung betritt. Erst durch das<br />

Erscheinen <strong>des</strong> Passanten wird die Laserprojektion,<br />

die kleine Ausdrücke und Sätze<br />

auf der Wand am anderen Ufer vorbeiziehen<br />

lässt, ausgelöst. Die vielleicht einen Meter<br />

grossen, grellgrünen Lettern spiegeln sich<br />

im Wasser, tauchen aus dem Wasser auf<br />

oder versinken darin. Je länger man dieses<br />

ganz eigene «Gleiten der Signifikanten»<br />

an der Wasserlinie verfolgt, <strong>des</strong>to mehr<br />

gewinnt das titelgebende Wort «drown»<br />

magische Qualität, fast etwas Undinenhaft-<br />

Gefährliches.<br />

Die Laser-Textinstallation von Johannes Gees<br />

wurde vom 9. Februar <strong>bis</strong> 30. März <strong>2007</strong> nach<br />

Einbruch der Dunkelheit <strong>bis</strong> Mitternacht unter<br />

der Dreikönigsbrücke am Schanzengraben in<br />

Zürich gezeigt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

18<br />

2<br />

Der gelernte Historiker und Schriftsteller<br />

Peter Kamber plant einen Roman über die<br />

Bauernaufstände von 1524. Nachdem der<br />

Autor bereits einen historischen Roman<br />

über den Krieg der Geheimdienste zwischen<br />

1939 und 1945 veröffentlicht hat,<br />

wendet er sich im neuen Projekt der Reformationszeit<br />

zu, wobei der sogenannte Ittinger<br />

Sturm von 1524 im Zentrum stehen soll.<br />

Peter Kamber<br />

Historischer Roman über die Bauernaufstände<br />

Der Autor hatte bereits 1991 sein Studium<br />

mit einer profunden Doktorarbeit über die<br />

Bauernaufstände in der Reformation abgeschlossen.<br />

An diese wissenschaftliche Vorarbeit<br />

will er mit einem historischen Roman<br />

anschliessen und dieses Ereignis, das die<br />

Eidgenossenschaft beinahe in einen Bürgerkrieg<br />

gestürzt hätte, in seinen Einzelheiten<br />

herausarbeiten und in den historischen<br />

Kontext stellen. Im Zentrum <strong>des</strong> Romans<br />

steht der Bruch zwischen dem gemässigten<br />

Zwingli und einem radikalen Flügel<br />

der Reformationsbewegung einerseits<br />

und der «linken» bäuerlichen Reformation<br />

andererseits, die im Ittinger Sturm und in<br />

den Zürcher Oberländer Klosterbesetzungen<br />

gipfelte. Der Roman spielt sich an der<br />

Schnittstelle der beiden Ereignisebenen –<br />

städtischer und bäuerlicher Reformation –<br />

ab. Stilistisch will sich der Roman in die Tradition<br />

von C.F. Meyer und Gottfried Keller<br />

stellen, ohne die philosophisch orientierte<br />

Tendenz der Schweizer Literatur seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg zu verleugnen. Das Neue<br />

wird sein, die «hehre» Reformation, wie sie<br />

in der Schule vermittelt wird, mit zeitgenössischen,<br />

aktuellen Revolten der Gegenwart<br />

in Verbindung zu bringen.<br />

Antrag: Fr. 15’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

3<br />

Auf Einladung von Richard Tisserand, dem<br />

Kurator <strong>des</strong> Kunstraums Kreuzlingen, realisiert<br />

der Bildhauer Peter Kamm zwei raumspezifische<br />

Sandsteinskulpturen und eine<br />

Serie von Bleistiftzeichnungen. Der dreiteilige<br />

Ausstellungstitel nimmt nebst dem<br />

Kurator und dem Künstler Bezug auf Isidore<br />

Ducasse alias Comte de Lautréamont,<br />

<strong>des</strong>sen Werk «Gesänge <strong>des</strong> Maldoror» für<br />

Peter Kamms künstlerische Entwicklung<br />

entscheidend war.<br />

Peter Kamm<br />

Isidore, Peter, Richard<br />

Kamms Zeichnungen zeigen amorphe<br />

Landschaften, Animalisches, morbide<br />

Abgründe, kommentiert durch Schriftzüge<br />

wie: «Mit allen Mitteln angreifen». Von<br />

diesem Satz aus lässt sich das Werk <strong>des</strong><br />

scheuen Menschen Kamm verstehen, «da<br />

ist alles drin», kommentiert sich der Künstler<br />

selbst mit einem verhaltenen Schmunzeln.<br />

So weisen seine Zeichnungen einen<br />

brüchigen Strich auf, der an Krakelluren<br />

erinnert, als Ausdruck der Vergänglichkeit.<br />

Auch seine Skulpturen aus unprätentiösem<br />

Sandstein sind nicht für die Ewigkeit<br />

gemacht. Sie erwecken den Eindruck von<br />

natürlichen Erosionsprozessen. Es ist aber<br />

alles durch Gestaltungswillen entstanden.<br />

Peter Kamm setzt seine ganze Persönlichkeit,<br />

seine Schaffenskraft und seine<br />

Gesundheit ein, um Widerständiges zu<br />

schaffen, um etablierte Gesellschaftsstrukturen<br />

aufzubiegen und wenigstens einen<br />

Korridor <strong>des</strong> Umdenkens frei zu halten.<br />

Dorothee Kaufmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Ausstellung im Kunstraum Kreuzlingen vom<br />

31. März <strong>bis</strong> 29. April <strong>2007</strong><br />

Vernissage Freitag, 30. März <strong>2007</strong>, mit<br />

Cathérine Hug, Kunsthistorikerin, freie Kuratorin,<br />

Zürich.<br />

Sonntag, 15. April <strong>2007</strong>, um 11 Uhr Gespräch<br />

mit Franz Müller, Kunsthistoriker, Schweizerisches<br />

Institut für Kunstwissenschaften.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 46’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


2 3<br />

19 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

2<br />

Peter Kamber<br />

Historischer Roman über<br />

die Bauernaufstände<br />

3<br />

Peter Kamm<br />

Isidore, Peter, Richard


4<br />

Mit «Indien» zeigt die Compagnie Hertzblut<br />

die thurgauische Fassung eines Erfolgsstücks<br />

der beiden österreichischen Kabarettisten<br />

Alfred Dorfer und Josef Hader,<br />

die für dieses «Wunderwerk <strong>des</strong> komischen<br />

Schreckens» 1992 den österreichischen<br />

Kleinkunstpreis entgegennehmen durften.<br />

Die Tragikomödie handelt von zwei Gastroprüfern,<br />

die verschiedener nicht sein könnten,<br />

die sich auf den Tod nicht leiden mögen<br />

und zum Schluss, wie der Tod auf den einen<br />

wartet, in ungewohnter Freundschaft zueinanderfinden.<br />

Uwe Schuran / Compagnie Hertzblut<br />

Indien<br />

Viel Herzblut steckt im Stück der Compagnie<br />

Hertzblut mit zwei Schauspielern und<br />

einem Musiker – und viel Schweiss, der<br />

auch den Besuchern der Premiere am Freitag<br />

herabrinnt. Ausverkauft ist der Abend,<br />

lang anhaltend der begeisterte Applaus.<br />

Mit ver<strong>bis</strong>sener Miene hockt er da und<br />

beisst ins Schnitzel und kaut an der<br />

Trockenheit und spült mit Hellem nach.<br />

Stark, wie verstockt Graham Smart den<br />

Heinz Jäggi gleich zu Anfang gibt: derb,<br />

arrogant, latent aggressiv. Uwe Schuran als<br />

Kurt Fellner versucht ungeduldig, dem Polterer<br />

Manieren beizubringen. Herrlich, wie<br />

Uwe Schurans Schwä<strong>bis</strong>ch mit Graham<br />

Smarts Winterthurer Schnurre kontrastiert,<br />

wie so ganz bewusst auch die Animositäten<br />

beidseits <strong>des</strong> Rheins anklingen.<br />

«Indien» ist ein Märchen von der Sehnsucht<br />

nach Geborgenheit und echter Freundschaft.<br />

Nach den zwei Aufführungen im<br />

Theater an der Grenze wünscht man dem<br />

Ensemble Hertzblut, dass es weitere Spielorte<br />

findet.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Eine Produktion der Compagnie Hertzblut<br />

Regie: Marcelo Diaz<br />

Spiel: Graham Smart und Uwe Schuran<br />

Musik: Michael Wernli<br />

Bühne: Claus Peter Täterow<br />

Theater an der Grenze, 8. und 9. Juni <strong>2007</strong><br />

Weitere Aufführungen in Aadorf, Winterthur,<br />

Bürglen, Buchs, Sommeri, an den <strong>Thurgau</strong>er<br />

Theatertagen und an der KTV Künstlerbörse<br />

in Thun.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

20<br />

5<br />

Unter dem Label «facetten» gibt die <strong>Thurgau</strong>er<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> seit 2003 eine Publikation<br />

heraus, die Persönlichkeiten oder<br />

Themen aus dem regionalen Kunstschaffen<br />

gewidmet ist. Weniger abschliessende<br />

Monografien als vielmehr aktualisierte<br />

Werkstattberichte, vermitteln die sorgfältig<br />

und attraktiv gestalteten Hefte einen Einblick<br />

in das regionale Kulturschaffen und<br />

verschaffen ihm eine Resonanz über den<br />

<strong>Thurgau</strong> hinaus.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

facetten 7, Rahel Müller: «silence»<br />

Das Spektrum ihrer künstlerischen Arbeit<br />

ist ungewöhnlich: Rahel Müller schafft<br />

Kunst am Bau, macht performative Aktionen,<br />

kreiert Installationen und schreibt.<br />

Im Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung<br />

mit dem Dasein jedoch stehen<br />

Malerei und Fotografie. Sie befasst<br />

sich stark mit Wirklichkeit und Schein, mit<br />

Abbild und Vorstellung, mit Raum und Zwischenräumen,<br />

mit Zeit und Dauer, mit Licht<br />

– und unserer Wahrnehmung. Die vorliegende<br />

«facetten»-Ausgabe nähert sich der<br />

Künstlerin an und befasst sich eingehender<br />

mit ihrer Fotografie und dem, was sie<br />

bewegt. Denn Rahel Müller malt auch mit<br />

der Kamera. Dabei entstehen oft leuchtende<br />

Wunder, fast übernatürlich scheinende<br />

Bilder. Der Fokus auf ihre fotografische<br />

Arbeit vermittelt eine leise Ahnung von<br />

ihrem künstlerischen Schaffen.<br />

facetten 7, Rahel Müller: «silence»<br />

mit Beiträgen von Ursula Badrutt und<br />

Martin Preisser<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen /Zürich <strong>2007</strong><br />

facetten 8, Anton Bernhardsgrütter lpc:<br />

«Im Lande <strong>des</strong> Vergeltsgott»<br />

Anton Bernhardsgrütter gehört mit Jahrgang<br />

1925 zu einer Künstlergeneration,<br />

für die öffentliche Unterstützung zeitlebens<br />

ein Fremdwort blieb. Fehlte eine solche zu<br />

Beginn der künstlerischen Laufbahn fast<br />

ganz, hielt er sich später kaum dafür, um<br />

Geld nachzufragen. Trotzdem: 1993 gab<br />

man ihm den <strong>Thurgau</strong>er Kulturpreis und<br />

ein Dezennium danach einen Werkbeitrag.<br />

Dazwischen hatte er in langem Prozess<br />

sein grosses Triptychon «Der ländliche<br />

Carneval» geschaffen. Parallel zu seinem<br />

gesamten bildnerischen Werk füllte Bernhardsgrütter<br />

gegen 35 panoptische Künstlerbücher<br />

mit Skizzen, Collagen, Notizen,<br />

Kommentaren, Assoziationen und Reflexio-<br />

nen. Sie belegen, wie sehr der vermeintlich<br />

naive Künstler tatsächlich ein Intellektueller<br />

ist. Und sie liefern den Hintergrund zum<br />

Verständnis seiner Kunst, lassen uns teilhaben<br />

an der Gedankenwelt eines (selbst)<br />

kritischen Geistes und schöpferischen<br />

Aussenseiters. 1983 verbrannten etwa<br />

fünfzehn der Bücher, neun liegen seit 2005<br />

im Kunstmuseum <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>,<br />

andere bei privaten Sammlern.<br />

Diese «facetten»-Ausgabe stellt den «ländlichen<br />

Carneval» und jenes Künstlerbuch ins<br />

Zentrum, das Bernhardsgrütter während<br />

der Entstehung <strong>des</strong> Triptychons schuf. Bei<strong>des</strong><br />

zusammen gibt Einblick in das Denken<br />

und Schaffen eines Künstlers, <strong>des</strong>sen Werk<br />

sich einer Kategorisierung ebenso entzieht<br />

wie der Mensch, der ein Leben lang einen<br />

konsequent eigenen, einsamen Weg ging.<br />

facetten 8, Anton Bernhardsgrütter lpc:<br />

«Im Lande <strong>des</strong> Vergeltsgott»<br />

mit Beiträgen von Dorothee Kaufmann und<br />

Stefan Keller<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen /Zürich <strong>2007</strong><br />

Rahmenkredit der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 50’000.–


DIE DEBATTE<br />

Wir getrauen uns nicht, gross zu denken. Weshalb<br />

erklären wir den <strong>Thurgau</strong> nicht einfach zum (Kultur-)<br />

Zentrum der Schweiz? Und alle Schweizer zu <strong>Thurgau</strong>ern?<br />

Was die Schwinger können, können wir doch auch!<br />

Dorothee Messmer, Kuratorin, Zürich<br />

21 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

4 5<br />

4<br />

Uwe Schuran / Compagnie<br />

Hertzblut<br />

Indien<br />

5<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

facetten 7, Rahel Müller:<br />

«silence»


6<br />

25 Jahre ist es her, dass mich eine junge<br />

Trompeterin (damals etwas kaum überbietbar<br />

Exotisches) um ein paar Ratschläge<br />

bat. Stilistisch konnte und wollte ich nichts<br />

beeinflussen. Ich erkannte zwar in ihrem<br />

Spiel einige ihrer Vorbilder, aber ich hörte<br />

ebenso schon damals eine eigene Stimme<br />

und spürte die Entschlossenheit, ihren eigenen<br />

Weg einzuschlagen. Kurze Zeit später<br />

hörte ich mit grosser Freude die Aufnahmen<br />

für ihre erste LP. Mit einem Schmunzeln<br />

erinnere ich mich an Kommentare zweier<br />

Musiker: «Aber das ist ja eine Frau … Ja,<br />

und sie beböpelt.»<br />

Hans Kennel<br />

Hilaria Kramer<br />

2006 Odyssey on Earth<br />

CD-Produktion<br />

Die mit Trompete, Hammond (und Synths),<br />

Kontrabass (und E-Bass) und Elektronik<br />

besetzte Formation findet ihren musikalischen<br />

Ursprung in der Geschichte <strong>des</strong> Jazz,<br />

irgendwo zwischen Free- und Acid-Jazz,<br />

und lässt Elemente aus Ornette Colemans<br />

und Miles Davis’ musikalischen Konzepten<br />

erkennen. Der Einfluss bedeutender<br />

Interpreten der modernen Musik und Poesie<br />

(William Burroughs, Laurie Anderson)<br />

unterstreicht den i-Sound der Band. Die<br />

CD «2006 Odyssey on Earth» beinhaltet<br />

neun Kompositionen, von denen sieben<br />

von Hilaria Kramer eigens für diese Band<br />

geschrieben und arrangiert wurden. Zwei<br />

Kompositionen («Broadway Blues», «Lonely<br />

Woman») stammen aus der Hand <strong>des</strong> amerikanischen<br />

Saxophonisten Ornette Coleman.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Die CD «2006 Odyssey on Earth» ist <strong>2007</strong><br />

erschienen bei Unit Records (UTR 4191).<br />

Besetzung: Hilaria Kramer (trumpet), Antonio<br />

Masoni (hammond, synthesizer), Ivan Lombardi<br />

(doublebass, e-bass) und Mattia Lötscher<br />

(turntables). Gäste: Renaud Millet (hammond)<br />

und Marco Cortesi (guitar).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 13’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

22<br />

7<br />

Das Fest <strong>des</strong> Tonkünstlervereins kann<br />

bereits auf eine über hundertjährige Tradition<br />

zurückblicken. Der Berufsverband der<br />

im Bereich der zeitgenössischen Musik tätigen<br />

Musiker und Musikerinnen hat es sich<br />

zum Ziel gesetzt, zeitgenössische Schweizer<br />

Musik zu fördern und über alle Grenzen<br />

hinweg bekannt zu machen. Das Tonkünstlerfest,<br />

das je<strong>des</strong> Jahr in einer andern Stadt<br />

stattfindet, sucht den Kontakt zu lokalen<br />

Orchestern, Ensembles und Veranstaltern,<br />

um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.<br />

Schweizerischer Tonkünstlerverein<br />

Passagen – das Musikfest<br />

Im Verlauf der Jahre hat sich die Veranstaltung<br />

interdisziplinären Formaten geöffnet<br />

und nebst Konzerten zeitgenössischer<br />

Musik auch Projekte im öffentlichen Raum,<br />

Installationen und Performances ins Programm<br />

aufgenommen. Das <strong>2007</strong> in Zürich<br />

unter dem Titel «Passagen» veranstaltete<br />

Fest, das mit dem 18. Internationalen Kongress<br />

der Internationalen Gesellschaft für<br />

Musikwissenschaft (IMS) zusammenfiel,<br />

bot ein ausgesprochen umfangreiches<br />

und vielgestaltiges Programm mit sechzehn<br />

Konzerten, neun Klanginstallationen<br />

und drei Performances. Zwei Beiträge<br />

von <strong>Thurgau</strong>er Künstlern waren herausragende<br />

Ereignisse <strong>des</strong> Festes: Unter dem<br />

Titel «Schauwerk das musikfest» vereinigte<br />

der <strong>Thurgau</strong>er Performer und Kurator<br />

René Schmalz Klangobjekte verschiedener<br />

Künstler zu einer Rauminstallation in Form<br />

einer Werkstatt mit Medienstation und<br />

drei Live-Performances mit Schwerpunkt<br />

Stimme. Die akustisch-visuelle Rauminstallation<br />

«Urban Layers» von Ernst Thoma<br />

entstand 2006 in Berlin. Als Weiterführung<br />

der Arbeitsmethoden der Videoserie<br />

«Landscape» verbindet die Installation drei<br />

Videoscreenings mit dreischichtigen Toneinspielungen,<br />

die aus drei verschiedenen<br />

Perspektiven und Zoomstufen eine urbane<br />

Umgebung vermitteln.<br />

Aus dem Programmheft<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 325’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />

8<br />

Wie schon 2003 spricht der Stiftungsrat<br />

einen weiteren Rahmenkredit für Projekte,<br />

die Schulklassen aus dem <strong>Thurgau</strong> mit Kulturschaffenden<br />

und Positionen verschiedener<br />

Kunstsparten zusammenführen. Die<br />

Projekte, die teilweise mit relativ bescheidenen<br />

finanziellen Mitteln operieren, reichen<br />

von Ausstellungsbesuchen <strong>bis</strong> zu<br />

Workshops mit <strong>Thurgau</strong>er KünstlerInnen.<br />

Ziel ist es, verschiedene Kunstpraktiken<br />

und Persönlichkeiten für die Jugendlichen<br />

konkret erfahrbar zu machen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Kulturvermittlung an den Schulen III<br />

Die Projekte umfassten Begegnungen und<br />

Workshops mit Künstlern und Künstlerinnen<br />

im Rahmen von Ausstellungen (Beat<br />

Brechbühl / Markus Graf, Roswitha Gugg,<br />

Liz Gehrer), Einführungsveranstaltungen<br />

für Lehrpersonen (Marianne Jost-Schäffeler,<br />

Rudolf Baumgartner, Anton Bernhardsgrütter),<br />

themenspezifische Blockseminare<br />

im Fachbereich Literaturwissenschaft der<br />

Universität Konstanz im Bodman-Haus<br />

Gottlieben sowie eine offene Tanzwerkstatt<br />

und ein Tanzfest, eine Initiative <strong>des</strong> Schweizer<br />

Tanznetzwerks reso.<br />

Von der <strong>Kulturstiftung</strong> gesprochener Rahmenkredit:<br />

Fr. 20’000.–


6 7 8<br />

23 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

6<br />

Hilaria Kramer<br />

2006 Odyssey on Earth<br />

CD-Produktion<br />

7<br />

Schweizerischer<br />

Tonkünstlerverein<br />

Passagen – das Musikfest<br />

8<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Kulturvermittlung an den<br />

Schulen III


9<br />

Nach der erfolgreichen Umsetzung der<br />

«Thurgovian Suite» (2005) plant der international<br />

bekannte <strong>Thurgau</strong>er Tenorsaxophonist<br />

und Bandleader Roman Schwaller mit<br />

seinem Sextett ein neues Konzertprogramm<br />

und eine CD-Produktion. Dabei entwickelt<br />

das Vorhaben mit dem sprechenden Titel<br />

das vorherige Projekt weiter. Das Sextett<br />

besteht aus prominenten Musikern der<br />

internationalen Jazzszene.<br />

Roman Schwaller<br />

Further Expectations<br />

Der <strong>Thurgau</strong>er Roman Schwaller setzt in<br />

seiner nach «The Thurgovian Suite» im<br />

Jahre 2005 zweiten Auftragsarbeit für die<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>Thurgau</strong> just dort an, wo die<br />

Faszination der Vorgängerin endete. Regional<br />

ist auch bei «Further Expectations»<br />

nur die Auftraggeberin. Schwallers Kompositionen<br />

nähren sich statt<strong>des</strong>sen an den<br />

Grun<strong>des</strong>senzen <strong>des</strong> Hardbops und zielen<br />

bei allen strukturellen und harmonischen<br />

Windungen letztlich doch immer auf den<br />

Swing, den Groove selbst ab. Nebst der<br />

schlichten Schönheit seiner Kompositionen<br />

hat der 1957 geborene Tenorsaxophonist<br />

vor allem zwei Dinge vollbracht: Zum einen<br />

hat er mit seiner exquisiten Bandbesetzung<br />

eine Truppe um sich geschart, die nicht nur<br />

national, sondern auch europäisch kaum<br />

einen Vergleich scheuen muss, und zum<br />

anderen versteht es der toughe Bandleader,<br />

seine Kompositionen nicht mit ausufernden<br />

Soli zu entwerten.<br />

Michael Hasler, «St. Galler Tagblatt»<br />

Uraufführung im Rahmen der Konzertreihe<br />

jazz:now im VorStadttheater, 5. September<br />

<strong>2007</strong>, gefolgt von einem weiteren Konzert<br />

am 7. September <strong>2007</strong> im Kastanienhof,<br />

St. Gallen.<br />

Roman Schwaller Sextett: Derrick Gardner<br />

(trumpet), Adrian Mears (trombone), Roman<br />

Schwaller (tenor sax), Oliver Kent (piano),<br />

Thomas Stabenow (bass), Mario Gonzi (drums)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’080.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 21’000.–<br />

24<br />

10<br />

Das Projekt «The Latin Side of Life», ein<br />

Kompositionsauftrag der jungen <strong>Thurgau</strong>er<br />

Sängerin Nicole Herzog (*1983) an den<br />

australischen Posaunisten Adrian Mears<br />

mit anschliessender Tour und CD-Produktion,<br />

ist das Ergebnis verschiedener<br />

musikalischer Begegnungen, welche durch<br />

das Frauenfelder Jazztreffen «generations<br />

2004» ermöglicht wurden. Nach der nachhaltigen<br />

Erfahrung der Förderpreisband<br />

2004 war es für die Künstlerin klar, dass<br />

sie erneut mit dem international bekannten<br />

Jazzmusiker Mears zusammenarbeiten und<br />

die vielfältigen Klangmöglichkeiten eines<br />

erweiterten Ensembles junger Schweizer<br />

Musiker ausschöpfen wollte.<br />

Dominik Deuber<br />

The Latin Side of Life (Projekttitel)<br />

Time Will Tell (Titel der CD)<br />

Die junge Sirnacher Sängerin Nicole Herzog<br />

legt ein überzeugen<strong>des</strong> Debütalbum vor<br />

mit Unterstützung <strong>des</strong> Posaunisten Adrian<br />

Mears. Dieser hat die in Genf lebende<br />

Vokalistin am «generations 2004» kennen<br />

gelernt und für dieses Projekt einige hervorragende<br />

und aufwändige Arrangements<br />

verfertigt. Aufhorchen lässt einerseits die<br />

Septettbesetzung mit vier Bläsern, andererseits<br />

die enorme Ausdruckspalette, aus der<br />

Herzog in stilsicherer Weise immer die passende<br />

Klangfarbe zu setzen weiss. Mit dem<br />

Titeltrack «Time Will Tell», einer Latin-Pop-<br />

Ballade mit raffinierten Jazzharmonien aus<br />

der Feder von Mears, beweist Herzog, dass<br />

sie mit den besten Sängerinnen der Schweiz<br />

mithalten kann, wenn es um Tonqualität,<br />

Intonation, Nuancen und Ausdruck geht.<br />

Phil Stöckli, «Jazz 'n' More»<br />

Konzerte: 11. April <strong>2007</strong> im Ono, Bern;<br />

12. April <strong>2007</strong> im Down Down, Sachseln;<br />

14. April <strong>2007</strong> im Dreiegg, Frauenfeld.<br />

Besetzung: Nicole Herzog (vocals), Adrian<br />

Mears (trombone, arrangements), Johannes<br />

Walter (trumpet), Patrick Bianco (alto saxophone),<br />

Till Grünewald (tenor saxophone),<br />

Philip Henzi (piano), Björn Baumgartner (double<br />

bass), Dominik Deuber (drums)<br />

CD: tcb records (2008)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

11<br />

Die Videokünstlerin Olga Titus (*1977)<br />

beschäftigt sich in ihren Arbeiten immer<br />

wieder mit ihrer Biographie, die durch ihre<br />

«hybride» Herkunft aus zwei verschiedenen<br />

kulturellen Wurzeln geprägt ist. Als<br />

Kind eines malaysischen Vaters und einer<br />

Schweizer Mutter wuchs sie im <strong>Thurgau</strong> auf,<br />

bevor sie an der HGK Luzern ein Studium<br />

der Bildenden Kunst mit Diplomabschluss<br />

absolvierte. Sie lebt und arbeitet heute in<br />

Winterthur, ist aber durch die bestimmende<br />

Thematik und Ausstellungen noch immer<br />

mit dem Heimatkanton verbunden, der sie<br />

<strong>2010</strong> mit dem Förderpreis ausgezeichnet<br />

hat. Im Jahr 2009 erhielt sie den Adolf-<br />

Dietrich-Preis der <strong>Thurgau</strong>er Kunstgesellschaft.<br />

Olga Titus<br />

Make Love Not War (Projekttitel)<br />

our house (definitiver Titel)<br />

Das Videoessay «our house» – ursprünglich<br />

mit dem Arbeitstitel «Make Love Not<br />

War» begonnen – setzt sich mit der Biographie<br />

ihrer Eltern auseinander, die sich<br />

als Hippies kennengelernt und später<br />

wieder getrennt haben. Olga Titus lässt<br />

das geschiedene Paar in einem virtuellen<br />

Puppenhaus aufeinander treffen und vereint<br />

es so wieder. Die Protagonisten unterschiedlicher<br />

Herkunft (Schweiz/Malaysia)<br />

erscheinen als Einheit, werden jedoch an<br />

kulturell und physisch unterschiedlichen<br />

Orten aufgenommen und nur im Video zu<br />

einer Einheit geformt. Als «Puppenspielerin»,<br />

Verfasserin und als Kind ihrer Protagonisten<br />

übernimmt die Künstlerin das kindliche<br />

Spiel zwischen «Mami und Papi», um<br />

auf diese Weise Verbesserungsvorschläge<br />

für die nicht (mehr) vorhandene Beziehung<br />

ihrer Eltern durchzuspielen.<br />

In der Art eines modernen Hippiemärchens<br />

ist diese Arbeit ein romantischer Versuch,<br />

das scheinbar Unüberwindbare zu durchdringen<br />

und die Kraft der Liebe erstrahlen<br />

zu lassen.<br />

Die Videoarbeit wurde unter dem Titel «our<br />

house» erstmals am 5. Juni 2009 im Totengässlein<br />

5 in Basel und vom 5. September <strong>bis</strong><br />

18. Oktober 2009 im Kunstraum Kreuzlingen<br />

gezeigt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 26’493.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


DIE DEBATTE<br />

Die Kulthurstimmung? Zuerst kommt die Kulturpflege<br />

und dann die Kulturförderung. Die Kulturpflege<br />

ist mehrheitlich institutionalisiert; alle andern stellen<br />

Gesuche.<br />

Kurt Schmid, Medienpädagoge, Kreuzlingen<br />

9 11<br />

25 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

9<br />

Roman Schwaller<br />

Further Expectations<br />

11<br />

Olga Titus<br />

Make Love Not War<br />

(Projekttitel)<br />

our house (definitiver<br />

Titel)


12<br />

Die Formation MIR, bestehend aus dem<br />

Dichter Michael Stauffer (1972) und den<br />

beiden Musikern Hans Koch und Fabian<br />

Kuratli, ist im In- und Ausland bereits in verschiedenen<br />

Konzerten und Performances<br />

aufgetreten. Mit dem gemeinsamen Projekt<br />

«So viel wie nie» wollen sie «eine Poesie<br />

der Gegenwart erfinden und wiederfinden,<br />

die sich an der Schwelle zur Schriftlichkeit<br />

bewegt, vielfältige Formen <strong>des</strong> Gesangs<br />

und der Gelegenheitsdichtung pflegen und<br />

die Figur <strong>des</strong> Sängers neu inszenieren». Das<br />

Ergebnis dieser musikalisch-poetischen<br />

Zusammenarbeit soll beim auf Poetry-Slam<br />

und Spoken Word spezialisierten Verlag<br />

Der gesunde Menschenversand als CD<br />

herauskommen.<br />

Michael Stauffer<br />

So viel wie nie<br />

Das Ergebnis ist ein Werk voller Magie und<br />

schräger Komik. Stauffer brabbelt, summt,<br />

buchstabiert, schnorrt, singt, erzählt und<br />

fantasiert. Er wechselt fliessend zwischen<br />

Dialekt, Kauderwelsch, Gesang und Laut-<br />

Improvisation. Die Instrumentalisten Koch<br />

und Kuratli mischen sich treffsicher ein,<br />

zitieren aus dem ganzen Vokabular zeitgenössischer<br />

Pop-Avantgarde und verwandeln<br />

die Geschichten in ein Hörkino, das<br />

man nicht mehr verlassen möchte.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 41’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

26<br />

13<br />

Unter dem Label «Kunst im Stadthaus»<br />

bietet die Stadt Amriswil je<strong>des</strong> Jahr eine<br />

Ausstellungsmöglichkeit im Stadthaus.<br />

Aus Anlass <strong>des</strong> Zehnjahrjubiläums dieser<br />

kommunalen Initiative hat die Kulturkommission<br />

den Uesslinger Künstler Max Bottini<br />

zur Realisierung eines Kunstprojekts<br />

eingeladen. Das Projekt <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>er<br />

Aktionskünstlers begann mit einem ungewöhnlichen<br />

Aufruf an die Amriswiler Bevölkerung:<br />

«Hinter jedem Amriswiler Namen<br />

verbirgt sich ein Gesicht. Gerne würde ich<br />

diese Gesichter in Erscheinung bringen,<br />

um damit ein personifiziertes Bild der Stadt<br />

Amriswil entstehen zu lassen.»<br />

Stadt Amriswil<br />

Max Bottini: Wer ist Amriswil?<br />

Die 12’000 Einwohner der Stadt wurden<br />

eingeladen, dem Künstler je ein persönliches<br />

Foto zu schenken. Sämtliche eingegangenen<br />

Fotos sollten dann im Stadthaus<br />

zu einer riesigen Bildcollage zusammengefügt<br />

werden und auf eindrucksvolle Weise<br />

dokumentieren, «wer Amriswil wirklich ist».<br />

«Das ist keine Kunst, sondern die Antwort<br />

auf die Frage, die sich Max Bottini stellte,<br />

als er die Einladung zur Ausstellung im<br />

Stadthaus bekommen hat. (...) Was wir hier<br />

sehen, erfahren, macht das Leben interessanter<br />

als die Kunst. Deshalb ist es schnurzegal,<br />

ob es jetzt Kunst ist oder nicht. Was<br />

wir hier sehen und erleben, macht Amriswil<br />

interessanter, das Amtshaus interessanter.<br />

Denn wir sehen hier Gesichter. Und heute<br />

Abend die ganzen Menschen dazu, lebendige<br />

Menschen, die hierher gekommen<br />

sind, um die Antwort zu erfahren: Wer ist<br />

Amriswil?»<br />

Die Kunsthistorikerin Ursula Badrutt in ihrer<br />

Ansprache zur Vernissage<br />

Ausstellung im Amriswiler Stadthaus vom<br />

14. September <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> 15. Juli 2008<br />

Eröffnung: 13. September <strong>2007</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31'210.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8‘500.–<br />

14<br />

Bereits 1995 hat der Frauenfelder Friedrich<br />

Kappeler einen Dokumentarfilm über das<br />

Leben und Werk <strong>des</strong> Schriftstellers Gerhard<br />

Meier realisiert: «Gerhard Meier. Die<br />

Ballade vom Schreiben». Nach dem Tod<br />

seiner Lebensgefährtin Dora entsteht der<br />

Text «Ob die Granatbäume blühen» (2005),<br />

in dem der Autor Abschied nimmt von seiner<br />

geliebten Frau. Bewegt von dem Buch<br />

hat Kappeler den Schriftsteller nochmals<br />

getroffen, um ihn in seiner neuen Lebenssituation<br />

mit der Kamera zu begleiten. Daraus<br />

ist «Gerhard Meier – Das Wolkenschattenboot»<br />

entstanden.<br />

Cinema Luna<br />

Premiere «Gerhard Meier – Das Wolkenschattenboot»<br />

von Friedrich Kappeler<br />

Schon etliche Male hat das innovative Studiokino<br />

Luna dem Filmer Friedrich Kappeler<br />

die Gelegenheit geboten, gleichzeitig mit<br />

Zürich und Bern Premieren seiner Filme<br />

zu zeigen. 2000 war es der erfolgreiche<br />

Film «Varlin», 2002 der Film über Mani Matter<br />

und 2004 das Porträt «Dimitri». Diese<br />

Premieren waren stets die Gelegenheit für<br />

ein filminteressiertes, vorwiegend lokales<br />

Publikum, nicht nur mit dem filmischen<br />

Werk, sondern auch mit der Person <strong>des</strong><br />

Frauenfelder Filmemachers einen herzlichen<br />

und kritischen Kontakt zu pflegen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 1’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 1’000.–


12 13 14<br />

27 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

12<br />

Michael Stauffer<br />

So viel wie nie<br />

13<br />

Stadt Amriswil<br />

Max Bottini: Wer ist<br />

Amriswil?<br />

14<br />

Cinema Luna<br />

Premiere «Gerhard Meier –<br />

Das Wolkenschattenboot»<br />

von Friedrich Kappeler


15<br />

Der 1962 in Buffalo (NY) geborene<br />

Wahlthurgauer Markus Schönholzer hat<br />

sich mit Bands wie No Secrets In The<br />

Family und Theatermusik längst einen<br />

guten Ruf als avantgardistischer Komponist<br />

geschaffen. Er fürchtet sich aber nicht vor<br />

dem Geschmack der Massen, schuf er<br />

im Jahr 2002 doch auch die Musik zum<br />

Musical «Deep». Dies ist der Ausgangspunkt<br />

für das Live-Programm von popfood.<br />

Nach vielen Auftragswerken habe er sich<br />

gar nicht mehr vorstellen können, wie es<br />

tönen würde, wenn er seine eigene Musik<br />

komponieren würde, erklärte der Gitarrist<br />

und Sänger mit lakonischer Selbstironie.<br />

Markus Ganz, «Neue Zürcher Zeitung»<br />

Markus Schönholzer<br />

pop food (Projekttitel)<br />

Thanks To The Opera (Titel der CD)<br />

Musikalisch wurde der Singer-Songwriter<br />

Markus Schönholzer von einer Journalistin<br />

einmal mit einem Schatzgräber verglichen.<br />

Für die Songs von popfood ist er erneut in<br />

diese Rolle geschlüpft. Und so ist er, nicht<br />

ganz überraschend, auf unterschiedlichste<br />

Schätze gestossen. Diese tauchen gleich<br />

einer Fata Morgana auf, um – kaum wahrgenommen<br />

– auch schon wieder zu verschwinden.<br />

Mal ertönt eine beatleske Melodieseligkeit,<br />

dann meint man auf den zynischen<br />

Randy Newman zu treffen, um Bruchteile<br />

später an die schönschrägen Melodien von<br />

Ween erinnert zu werden. Gerade diese<br />

dezenten und kaum fassbaren Referenzen<br />

machen Schönholzers Songs zu etwas<br />

ganz und gar Eigenständigem.<br />

Aus dem CD-Booklet<br />

Die CD «Thanks To The Opera» ist 2009 bei<br />

hhrec erschienen.<br />

Markus Schönholzer (vocals, guitar, songwriting),<br />

Ephrem Lüchinger (keys, samples),<br />

Sandra Merk (bass), Martin Gantenbein<br />

(drums)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19'530.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5'000.–<br />

28<br />

16<br />

Seit 2004 bringt die Veranstaltungsreihe<br />

theater:now innovative Produktionen aus<br />

dem aktuellen schweizerischen Theaterund<br />

Tanzschaffen in den <strong>Thurgau</strong>. Dabei<br />

beschränkt sich das Engagement der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

nicht auf die Bereitstellung finanzieller<br />

Mittel, sondern umfasst – in enger<br />

Partnerschaft mit dem Phönix Theater<br />

Steckborn – auch kuratorische, promotionelle<br />

und organisatorische Betreuung.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

theater:now <strong>2007</strong><br />

Für die dritte Ausgabe zeigten neun KünstlerInnen<br />

und Gruppen aus der ganzen<br />

Schweiz Arbeiten unterschiedlichster Stilrichtungen<br />

und Formate, wobei sich die<br />

Tendenz zum zeitgenössischen Tanztheater<br />

klar bestätigt hat. Nebst dem äusserst<br />

produktiven Performerduo Zimmermann &<br />

de Perrot, das mit seiner Show «Gaff Aff»<br />

die Reihe eröffnete, standen die Choreographin<br />

Anna Huber und der Perkussionist<br />

Fritz Hauser, die miR compagnie aus Basel<br />

und der renommierte Lausanner Choreograph<br />

Philippe Saire auf dem anspruchsvollen<br />

Programm. Zwei spezielle Tanznächte<br />

bildeten den Rahmen für sechs kürzere<br />

Arbeiten junger Tanzschaffender aus der<br />

ganzen Schweiz.<br />

«Die Saison <strong>des</strong> Festivals theater:now im<br />

Phönix Theater ist mit zwei fulminanten<br />

Tanztheater-Abenden zu Ende gegangen.<br />

Wer diese Jubiläumsproduktion der Compagnie<br />

Philippe Saire miterlebte, schliesst<br />

sich bestimmt meiner Begeisterung an,<br />

die sich von Vergnügen über Staunen zur<br />

Bewunderung steigerte. Wir haben mit dem<br />

Phönix Theater in Steckborn das Privileg<br />

einer modern ausgestatteten Kleinbühne,<br />

deren auf höchster Ebene professionelle<br />

Aufführungen weit in die Umgebung ausstrahlen<br />

und Publikum anziehen.»<br />

Offener Brief einer Besucherin an das Phönix<br />

Theater<br />

Programmation/Organisation: Caroline<br />

Minjolle (<strong>Kulturstiftung</strong>), Philipp Wacker<br />

(Phönix Theater)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 121’150.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 48’000.–<br />

17<br />

Der bekannte <strong>Thurgau</strong>er Schauspieler<br />

Robert Hunger-Bühler beabsichtigte, seiner<br />

Heimat mit einer Lesung aufzuwarten,<br />

die auf den <strong>Thurgau</strong> und seine Landschaft<br />

Bezug nehmen sollte. Seine Wahl fiel auf<br />

einen Text von Jean-Jacques Rousseau,<br />

<strong>des</strong>sen «Träumereien eines einsamen Spaziergängers»<br />

(1776–1778) die täglichen<br />

Spaziergänge <strong>des</strong> Autors als Übungen<br />

der Selbsterforschung dokumentieren. Die<br />

junge <strong>Thurgau</strong>er Pianistin Simone Keller<br />

sollte die Lesung mit Klavierwerken <strong>des</strong><br />

19. und 20. Jahrhunderts musikalisch<br />

begleiten.<br />

Simone Keller<br />

Träumereien eines einsamen<br />

Spaziergängers<br />

Die einzige Aufführung <strong>des</strong> literarischmusikalischen<br />

Projekts fand am 12. Mai<br />

<strong>2007</strong> im Phönix Theater Steckborn statt und<br />

vermochte ein beachtliches Publikum anzuziehen.<br />

Dem Schlussbericht zufolge waren<br />

die meisten ZuschauerInnen «angetan von<br />

der intimen und zurückhaltenden Lesung,<br />

die einige berührende Momente bot. Einige<br />

kritisierten, dass ihre Erwartungen an einen<br />

so grossen Mimen insofern enttäuscht wurden,<br />

dass er kaum «geschauspielert» hätte<br />

und nur auf die Kraft <strong>des</strong> Textes vertraut<br />

hätte.» Was eigentlich für den Mimen und<br />

seine Qualität spricht!<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 2’920.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’200.–


15 16 17<br />

29 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

15<br />

Markus Schönholzer<br />

pop food (Projekttitel)<br />

Thanks To The Opera<br />

(Titel der CD)<br />

16<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix<br />

Theater 81<br />

theater:now <strong>2007</strong><br />

17<br />

Simone Keller<br />

Träumereien eines<br />

einsamen Spaziergängers


18<br />

Als eines der ersten Pilotprojekte wurden<br />

1991, im Jahre der Stiftungsgründung, die<br />

Frauenfelder Lyriktage ins Leben gerufen.<br />

Seither haben sie sich im Zweijahresrhythmus<br />

zu einem literarischen Ereignis entwickelt,<br />

das weit über den lokalen Rahmen<br />

hinaus Beachtung findet. Getreu seinem<br />

ursprünglichen Konzept steht im Zentrum<br />

die Begegnung mit Lyrik, mit Autorinnen<br />

und Autoren sowie die Vermittlung in Schulen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

9. Frauenfelder Lyriktage<br />

«Je<strong>des</strong> Gedicht richtet sich an ein immanentes<br />

Du», schrieb der Badener Gastkurator<br />

Markus Bundi im Programm der<br />

9. Frauenfelder Lyriktage. Acht Lyriker<br />

waren ins Eisenwerk gekommen, um über<br />

ihre Gedichte und Prosa das Gespräch<br />

zu suchen. «Du dich / meine ich» war das<br />

Thema. «Hat aber die Wechselwirkung<br />

einmal stattgefunden, bleibt die eine oder<br />

andere Zeile im Gedächtnis, manchmal<br />

über Jahre», sagte Bundi an seiner Eröffnungsrede.<br />

Die eingeladenen Lyrikerinnen<br />

und Lyriker waren alle dreimal öffentlich<br />

zu hören. In verschiedenen Konstellationen,<br />

zusammen mit den ModeratorInnen, sorgten<br />

sie für zwei ausserordentlich intensive<br />

und inspirierende Tage mit Lesungen und<br />

Workshops und der Begegnung mit zeitgenössischer<br />

Lyrik. Ihre Offenheit und die<br />

angenehme, entspannte Atmosphäre beider<br />

Tage liessen darüber hinaus viel Raum<br />

für Gespräche mit Besucherinnen und<br />

Besuchern. Zudem konnten sämtliche acht<br />

Lyrikerinnen und Lyriker für Lesungen an<br />

Mittelschulen der Region vermittelt werden.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Gastkurator: Markus Bundi<br />

Gäste: Nora Iuga (Bukarest), Werner Lutz<br />

(Basel), Silvia Trummer (Baden), Semier<br />

Insayif (Wien), Claire Krähenbühl (Yverdon),<br />

Anton G. Leitner (Wessling), Sabina Naef<br />

(Luzern), Aleš Šteger (Ljubljana)<br />

Moderation: Markus Bundi, Stefan Keller,<br />

Zsuzsanna Gahse, Felix Schneider, Rolf-<br />

Bernhard Essig<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 42’960.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’061.50<br />

30<br />

19<br />

Das <strong>Thurgau</strong>er Jazztrio hat in den 25 Jahren<br />

seines Bestehens Jazzgeschichte<br />

geschrieben und zu einer bemerkenswerten<br />

Geschlossenheit gefunden. Dieses<br />

unverkennbare Profil hat denn auch die<br />

Musiker dazu ermuntert, mit den hochkarätigen<br />

MusikerInnen <strong>des</strong> klassischen<br />

Zürcher ensemble zero über Stilgrenzen<br />

hinweg Musik zu machen. Als verbinden<strong>des</strong><br />

Glied darf Markus Portenier gelten,<br />

der sich sowohl im Jazz als auch im klassischen<br />

Bereich als Solist und Komponist<br />

einen Namen gemacht hat.<br />

<strong>Thurgau</strong>er Jazztrio & ensemble zero<br />

Travels in subspace<br />

Anlässlich der Welturaufführung am 25.<br />

Oktober <strong>2007</strong>, im Rahmen von jazz:now<br />

im Frauenfelder Eisenwerk, sprach denn<br />

auch der Pianist die gegenseitigen Berührungsängste<br />

an, die zwischen Jazzmusikern<br />

und Klassikern noch immer bestehen. Dem<br />

erklärten Ziel <strong>des</strong> Projekts, diese Berührungsängste<br />

abzubauen und sich musikalisch<br />

zu finden, sind die Musiker nähergekommen.<br />

«Scheinbar problemlos und<br />

mühelos schien das Zusammenspiel schon<br />

beim ersten Konzert zu klappen. Und die<br />

Freude vor allem der klassischen Sektion,<br />

für einmal nicht alles streng nach Partitur<br />

spielen zu müssen, war unüberhörbar.<br />

Und dies nach nur drei Tagen Probezeit.<br />

Die Töne purzelten und schwebten wie<br />

die draussen herabfallenden, herbstlich<br />

gefärbten Blätter munter durch den Raum,<br />

wie es der Titel <strong>des</strong> musikalischen Experiments<br />

implizierte: Travels in subspace.»<br />

Rudolf Steiner, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

<strong>Thurgau</strong>er Jazztrio: Markus Portenier (piano),<br />

Rätus Flisch (bass) und Mark J. Huber (drums)<br />

ensemble zero: Karel Boeschoten (Violine),<br />

Stanley Clark (Posaune), Akiko Hasegawa<br />

(Violine), Matthias Müller (Klarinette), Daniel<br />

Pezzotti (Cello), Lorenz Raths (Horn), Magda<br />

Schwerzmann Müller (Flöte), Barbara Tillmann<br />

(Oboe), Marius Ungureanu (Viola)<br />

Uraufführung: 25. Oktober <strong>2007</strong> im VorStadttheater<br />

<strong>des</strong> Eisenwerks, Frauenfeld<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 74’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />

20<br />

Das kleine <strong>Thurgau</strong>er Städtchen Pfyn ist ein<br />

geschichtsträchtiger Ort, der bereits in der<br />

Pfahlbauerzeit besiedelt und dann vor allem<br />

in der Römerzeit ein wichtiger Grenz- und<br />

Versorgungsposten war, bevor er im ausgehenden<br />

Mittelalter seine Bedeutung einbüsste.<br />

Zwei hier ansässige Künstler, Alex<br />

Meszmer und Reto Müller, haben mit dem<br />

Label zeitgarten.ch eine Sammelstelle für<br />

Geschichte und Geschichten der Ortschaft<br />

ins Leben gerufen. Im Grenzbereich von<br />

Kunst, Archäologie, Geschichtswissenschaft<br />

und Ethnologie wollen sie den herkömmlichen<br />

Geschichtsbegriff hinterfragen<br />

und die Ergebnisse dieser Forschung in<br />

einem temporären «Dorfmuseum besonderer<br />

Art» der Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen.<br />

zeitgarten.ch<br />

Transitorisches Museum Pfyn<br />

Nach dem offiziellen Gründungsakt vom<br />

5. Oktober <strong>2007</strong> konnte das Transitorische<br />

Museum am 6. und 7. Oktober <strong>2007</strong> in der<br />

Trotte Pfyn eröffnet werden. «Indem sie für<br />

ein nunmehr sich stetig im Wechsel befindliches<br />

Museum einstehen, worin eben alles<br />

Geschichte sein kann, vom Alten <strong>bis</strong> hin zum<br />

Modernen, vom als bedeutend empfundenen<br />

Ereignis <strong>bis</strong> hin zum kleinsten Teilchen<br />

und sogar dem Besucher <strong>des</strong> Museums,<br />

und dies nicht nur alles sammeln, archivieren<br />

und ausstellen, sondern indem sie eben<br />

auch die Verknüpfung, das Bewusstsein<br />

von Zusammenhängen bei den Menschen<br />

fördern, indem sie dies alles tun, lassen<br />

Alex Meszmer und Reto Müller Geschichte<br />

wieder entstehen, machen bewusst, dass<br />

Geschichte immer entsteht – auch jetzt,<br />

hier, in diesem Raum, bei dieser Vernissage,<br />

von welcher höchstwahrscheinlich<br />

der Einladungsflyer archiviert werden wird,<br />

die einzelnen Objekte, Zeitungsartikel und<br />

auch diese Laudatio, zudem Erinnerungen<br />

daran, vielleicht in Tagebüchern oder nur<br />

im Kopf der einzelnen Besucher – dass<br />

Geschichte eben immer entsteht und entstehen<br />

wird.»<br />

Dominik Riedo, Kulturminister der Schweiz,<br />

anlässlich der Vernissage im Kunstraum Kreuzlingen,<br />

16. Januar 2009.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 82’000.–<br />

Anteil <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


18 20<br />

31 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

18<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

9. Frauenfelder Lyriktage<br />

20<br />

zeitgarten.ch<br />

Transitorisches Museum<br />

Pfyn


21<br />

Der 1955 in Zürich geborene und heute in<br />

Müllheim (TG) lebende Christoph Rütimann<br />

zählt zu den herausragenden Schweizer<br />

Kunstschaffenden seiner Generation. Sein<br />

Schaffen zeichnet sich durch eine auf den<br />

ersten Blick verwirrende Vielzahl künstlerischer<br />

Umsetzungsstrategien aus und reicht<br />

von der Performance über Text- und Videoarbeiten<br />

<strong>bis</strong> zu klassischen Ausdrucksmitteln<br />

wie Zeichnung, Malerei und Skulptur,<br />

die er stets auf einen grundlegenden Parameter<br />

befragt. In zwei komplementären<br />

Werkschauen haben das Kunstmuseum<br />

St. Gallen und das Kunstmuseum <strong>Thurgau</strong><br />

erstmals das vielschichtige Universum <strong>des</strong><br />

Künstlers zu dokumentieren versucht.<br />

Christoph Rütimann<br />

Geh-länder<br />

Während die <strong>Thurgau</strong>er Ausstellung mehr<br />

Rütimanns Klanginstallationen gewidmet<br />

war, konzentrierte sich die St.Galler Show<br />

auf das Motiv der Linie, die in Zeichnungen,<br />

Performances und Videoarbeiten zentrale<br />

Bedeutung erhält. Mit dem Projekt «Gehländer»<br />

ist im Rahmen dieser Ausstellung<br />

ein bestehen<strong>des</strong> Konzept erstmals räumlich<br />

und konzeptuell umgesetzt worden: Geländer<br />

und Handläufe werden zu Schienen für<br />

nie endende, in verschiedenen Ländern<br />

realisierte Kamerafahrten, die sich als ein<br />

riesiges Liniennetz über die ganze Welt<br />

ausbreiten. Die besondere Perspektive der<br />

fahrenden Kamera und die ständige Sicht<br />

auf die «Schiene» ziehen den Blick <strong>des</strong><br />

Betrachters auf die jeweiligen Orte und<br />

Topographien. In der räumlichen, triangulär<br />

angelegten Installation dagegen laufen die<br />

Linien in alle Richtungen auseinander und<br />

breiten sich aus der Sicht <strong>des</strong> Betrachters<br />

aus.<br />

«Der grosse Schlaf und mehr». Eine Werkschau.<br />

Kunstmuseum St.Gallen (8. Dezember<br />

<strong>2007</strong> <strong>bis</strong> 17. Februar 2008). «In den Tönen».<br />

Installationen und Zeichnungen zu Klang und<br />

Raum. Kartause Ittingen (9. Dezember <strong>2007</strong><br />

<strong>bis</strong> 12. Mai 2008) – «Verdacht». Kunstmuseum<br />

Bonn (18. Juni <strong>bis</strong> 24. August 2008)<br />

Antrag: 24’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: 24’000.–<br />

32<br />

22<br />

bluepoint-production ist eine Produktionsgemeinschaft,<br />

die unter der Leitung der<br />

Schauspielerin und Tänzerin Stefanie Blau<br />

seit 1999 verschiedene Projekte im Bereich<br />

der multidisziplinären Performance erarbeitet<br />

hat. Die Tanztheaterperformance «Jenseits<br />

der Steine» wurde vom Kollektiv über<br />

Improvisationen entwickelt.<br />

bluepoint-production<br />

Jenseits der Steine<br />

«Aus dem Nichts heraus getanzt», titelte<br />

die «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung» die Besprechung<br />

der Aufführung im Phönix Theater. «Gefundene<br />

Steine und das Nichts waren das Ausgangsmaterial,<br />

an dem sich Improvisation<br />

und Selbsterfahrung kristallisierten. So<br />

beginnt die Tanzperformance aus dem Dunkel<br />

heraus mit einem taumelnden Suchen<br />

der Hauptdarstellerin. Das Bühnenbild wird<br />

durch fünf Steininseln bestimmt, Halteinseln,<br />

an denen sich Mikrokosmos und<br />

Makrokosmos, Reflexion, Emotion und Erinnerung<br />

ereignen. (...) «Jenseits der Steine»<br />

ist gross gedacht im Thema, hat aber doch<br />

nicht zur endgültigen, dramaturgischen<br />

Klarheit gefunden. Zu beliebig, zu assoziativ<br />

stehen die einzelnen Szenen noch<br />

nebeneinander und finden nicht wirklich zu<br />

einem Abschluss, was sich an der Verunsicherung<br />

<strong>des</strong> Publikums zeigte.»<br />

Dorothee Kaufmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Uraufführung: 15. November <strong>2007</strong>, <strong>Thurgau</strong>er<br />

Theatertage, Kreuzlingen<br />

Regie: Michaela Isabel Fünfhausen<br />

Spiel: Stefanie Blau<br />

Musik: Uwe Storch<br />

Bühne: Michaela Isabel Fünfhausen<br />

Lichtkonzept: Rüdiger Schösel<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

23<br />

Christa Ziegler ist eine Reisende, die Fotokamera<br />

ihre beobachtende Begleiterin.<br />

Die Stadt ist für die Künstlerin der faszinierende<br />

Ort <strong>des</strong> Zusammentreffens und<br />

die Fotografie eine Methode, die vielen<br />

Eindrücke zu verarbeiten und den Beweis<br />

zu erbringen, am jeweiligen anderen Ort<br />

gewesen zu sein. Nun hat die Künstlerin<br />

eine umfassende Auswahl an Städtebildern<br />

zur editorischen Bearbeitung freigegeben.<br />

Daraus ist ein atmosphärisch verdichtetes,<br />

fotografisches Essay auf grossformatigen<br />

Bilderbogen entstanden.<br />

Christa Ziegler<br />

Poster Edition o.T.<br />

Im Sommer <strong>2007</strong> wurden diese unter dem<br />

Titel «O.T. (Ohne Titel / Objet trouvé)» als<br />

Posteredition erschienene Zusammenstellung<br />

in der Ausstellung «Bilder zum Mitnehmen»<br />

im Message Salon Downtown<br />

präsentiert. Nahtlos aneinander auf einem<br />

niedrigen Sockel ausgelegt, bildeten die<br />

bedruckten Bogen ein randabfallen<strong>des</strong>,<br />

grosses Bild und gleichzeitig eine Skulptur.<br />

Am Eröffnungsabend stand Christa<br />

Ziegler hinter der Theke <strong>des</strong> ehemaligen<br />

Geschäftslokals an der Langstrasse und<br />

nummerierte und signierte die Bogen, die<br />

sich die Besucherinnen und Besucher<br />

zusammenstellen durften.<br />

In einem zweiten Schritt wurde die Posteredition<br />

unter dem Titel «Gelobtes Land» als<br />

Heft publiziert, zusammen mit fünf Autorenbeiträgen,<br />

die aus verschiedenen Perspektiven<br />

das fotografische Material kommentieren.<br />

Isabel Zürcher, eine der Autorinnen,<br />

bringt es auf den Punkt, wenn sie mit ihrem<br />

Schreiben «die Heimatlosigkeit der Bilder<br />

in Schutz nehmen» will, «um sie einer offenen,<br />

subjektiven Lektüre freizugeben».<br />

Ausstellung: 7. <strong>bis</strong> 23. Juni <strong>2007</strong> im Message<br />

Salon Downtown, Zürich<br />

Publikation: «Gelobtes Land», herausgegeben<br />

von Isabel Zürcher, mit Textbeiträgen von<br />

Judith Düsberg, Nadine Olonetzky, David<br />

Signer, Andreas Vogel, Tan Wälchli, Isabel<br />

Zürcher (dt./engl.)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’080.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


21<br />

33 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

21<br />

Christoph Rütimann<br />

Geh-länder<br />

22<br />

bluepoint-production<br />

Jenseits der Steine<br />

23<br />

Christa Ziegler<br />

Poster Edition o.T.<br />

22 23


24<br />

Zusammen mit dem Foto- und Videokünst-<br />

ler Beat Streuli hat der Jazzmusiker Chris-<br />

toph Gallio 2006 die CD / DVD «HITS /<br />

STILLS» herausgegeben. Streuli lieferte<br />

achtzig «Stills», zuerst Fotos von Wolkenkratzerfassaden<br />

und Skylineausschnitten,<br />

aber dann hauptsächlich von Passanten,<br />

starke Porträts asiatischer Gesichter. Dazu<br />

komponierte Gallio achtzig «Hits» für Piano<br />

solo, satireske Miniaturen zwischen fünfzehn<br />

und sechzig Sekunden, die von Claudia<br />

Rüegg eingespielt wurden.<br />

Christoph Gallio<br />

CD / DVD-Präsentation «HITS / STILLS»<br />

Die Videostills und die Kompositionen<br />

wurden am 24. Mai <strong>2007</strong> im VorStadttheater<br />

<strong>des</strong> Eisenwerks als Live-Konzert<br />

vorgestellt. Die zwischen 2001 und 2006<br />

geschaffenen, oft nur Sekunden dauernden<br />

Klavierminiaturen wurden von Claudia<br />

Rüegg, einer Spezialistin zeitgenössischer<br />

Klavierliteratur, «mit konzentriertem Zugriff<br />

und perlend-samtenem Anschlag» interpretiert.<br />

Den konzisen Klavier-Splittern setzt<br />

Streuli Bilder aus Tokio entgegen, wobei<br />

die Bilder auf die Musik reagieren und nicht<br />

wie gewöhnlich umgekehrt. Hochhäuser<br />

mit ihren Fensterfronten werden zu imaginären<br />

Partituren und stehen in ihrer massigen<br />

Statik in seltsamem Gegensatz zu den<br />

feinen Musikstücken. Verbindend ist aber<br />

das Ruhende. «Dem Trio Rüegg, Gallio und<br />

Streuli ist eine feine CD- / DVD-Produktion<br />

gelungen, bei der der meditative Aspekt<br />

überwiegt. Und mit seinen Klavierminiaturen<br />

schreibt Christoph Gallio überraschend<br />

unavantgardistisch die «Romantik» der<br />

modernen Kleinform am Klavier fort.»<br />

Martin Preisser, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Gallio / Streuli: «HITS / STILLS» – percaso<br />

production 24/25 DualDisc (DVD PAL 16:9 / CD)<br />

Claudia Rüegg (piano), Beat Streuli (visuals),<br />

Christoph Gallio (Kompositionen)<br />

Präsentation: 24. Mai <strong>2007</strong> im VorStadttheater<br />

Frauenfeld<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 2’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’500.–<br />

34<br />

25<br />

Seit seiner Professionalisierung hat sich<br />

das <strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester zunehmend<br />

zum Interpreten der Musik <strong>des</strong> 20.<br />

und 21. Jahrhunderts entwickelt und sich<br />

dabei auch in den Bereich der improvisierten<br />

Musik vorgewagt. Aus diesem Grund<br />

wurde dem <strong>Thurgau</strong>er Jazz-Saxophonisten<br />

und Komponisten Roman Schwaller ein<br />

Kompositionsauftrag zu einem Werk für<br />

Saxophon und Streichorchester erteilt.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

<strong>Thurgau</strong>er Kammerorchester<br />

Jubiläumskonzert<br />

Der bekannte Tenorsaxophonist mit einem<br />

klassischen Orchester, ein ungewohnter<br />

Anblick. In seiner Ballade «Largo Maggiore»,<br />

mit der Schwaller kompositorisch<br />

erstmals klassische Gefilde betritt, hat er<br />

moderat moderne Streicherklänge komponiert.<br />

Er lässt die Celli und den Kontrabass<br />

kontrapunktisch das Stück eröffnen,<br />

mit übermässigen Dreiklängen. Das Thema<br />

gleicht einer Art Mini-Hymne, die Schwaller<br />

später aufnimmt. Den Streicherklangteppich,<br />

der entfernt an den Musikstil eines<br />

Arthur Honegger erinnert, benutzt Schwaller<br />

mehr und mehr als Grundlage, um sich<br />

im Verlaufe <strong>des</strong> Stücks doch deutlich hörbar<br />

wieder ins jazzige und improvisatorische<br />

Element hineinzuspielen. Ein eleganter<br />

Beitrag zum Geburtstag <strong>des</strong> Streichorchesters,<br />

bei dem sich der Jazzmusiker<br />

jedoch hörbar einen gewissen inneren Ruck<br />

weg vom angestammten Vokabular zu den<br />

Gefilden der Klassik geben musste.<br />

Martin Preisser, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Konzert: Sonntag, 23. September <strong>2007</strong>, in der<br />

Kartause Ittingen<br />

Leitung: Claude Villaret<br />

Programm: Jaan Rääts: «Allegro I & V» aus dem<br />

Konzert für Kammerorchester Op. 16 –<br />

Othmar Schoeck: «Pastorale tranquillo» und<br />

«Tempo di marcia allegro» aus der Suite<br />

für Streicher in As-Dur – Roman Schwaller:<br />

«Largo Maggiore» Op. 1 (Uraufführung) –<br />

Dimitri Schostakowitsch: «Waltz 2» und «Little<br />

Polka»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

26<br />

Das von der Choreographin und Tanzpädagogin<br />

Gisa Frank konzipierte Projekt ALPtrachten<br />

versteht sich als eine wandernde<br />

Installation mit Performance in der Landschaft<br />

Alpstein, Toggenburg, St. Gallen und<br />

Bodensee. Ausgehend vom Verb «trachten»<br />

sollen Tradition, Landschaft, Bewegung<br />

und Körper in Bilder gefasst und als Bilder<br />

wiederum in die Landschaft, den Kunstraum,<br />

zurückgegeben werden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

frank-tanz landschaftsperformance<br />

ALPtrachten<br />

Im Zentrum der Aktion hängen bedruckte<br />

Leintücher mit Bildern einer früheren Tanzperformance,<br />

ergänzt und umgeben von<br />

Musik, Text und Aktionen. Von Juni <strong>bis</strong><br />

September <strong>2007</strong> durchlief die Installation<br />

mit bedruckten Leintüchern verschiedene<br />

Stationen der Ostschweiz. Von Trogen<br />

über die Hundwilerhöhe mit Sturm, auf<br />

den Gupf in Rehetobel mit sonniger Bergund<br />

Seesicht, weiter auf dem Barfussweg<br />

in Innerrhoden und zum Bodensee nach<br />

Arbon erlebte das wandernde Projekt manche<br />

Unberechenbarkeit.<br />

«117 Tage – ein langer Weg zwischen Freuden<br />

und Launen von Bauern, Burgwarten,<br />

Architekten, Gartenbauämtern und WirtInnen;<br />

eine Auseinandersetzung mit Leintuchdrucktechniken,Bodenbeschaffenheiten<br />

und Aufbautechniken und Luftverhältnissen;<br />

Diskussionen um Kunst im Alltag,<br />

Volksgut und Fragen zu zeitgenössischer<br />

Bewegungskunst im Freien, kombiniert mit<br />

Musik, Gesang, Text und Bild; ein Zusammenwirken<br />

eben genau dieser Kunstrichtungen,<br />

ein Wanken um Neues, Unvorhersehbares<br />

und um die Abhängigkeit von den<br />

Launen <strong>des</strong> Wetters und der Menschen.»<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 32’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


DIE DEBATTE<br />

Wenn sich Kulturschaffende über mangelnde Anerken-<br />

nung durch den Kanton beklagen, bin ich nie sicher,<br />

ob sie nicht eher das Publikum meinen.<br />

René Munz, Leiter Kulturamt <strong>Thurgau</strong>, Frauenfeld<br />

35 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

26<br />

26<br />

frank-tanz landschaftsperformance<br />

ALPtrachten


27<br />

Der aus Arbon stammende Fotograf Tho-<br />

mas Popp beschäftigt sich seit Jahren mit<br />

einer umfassenden Serie von Landschaftsaufnahmen,<br />

die er selbst einem strikten<br />

Kanon formaler, inhaltlicher und technischer<br />

Regeln unterworfen hat. Im Zusammenhang<br />

einer Ausstellung im Kunstraum<br />

Kreuzlingen realisiert der Fotograf vor Ort<br />

eine grossformatige Aussenaufnahme, die<br />

der Ausstellung beigefügt wird und ihr den<br />

Namen geben soll.<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Thomas Popp: Ausstellung Landschaften<br />

Die Landschaftsfotografien von Thomas<br />

Popp zeigen schlichte Tatsachen und<br />

zumeist unspektakuläre, bekannte Situationen:<br />

Häuser, Strassen, Wolken, Wasserfälle.<br />

Die Präzision <strong>des</strong> Aufbaus, die<br />

Wahl <strong>des</strong> Ausschnitts in Verbindung mit<br />

dem nüchternen, konstatierenden Blick<br />

provozieren. Mit seinen Arbeiten, die subtil<br />

zwischen profanem Abbild und durchkomponiertem<br />

Bild changieren, initiiert und<br />

dirigiert der Künstler gleichsam die Sehprozesse<br />

der Betrachtenden: Indem Thomas<br />

Popp den Blick an die Ränder seiner<br />

Fotografien und über diese hinaus lenkt,<br />

öffnet er die imaginären Bildarchive der<br />

Erinnerungen.<br />

Ausstellung: 8. September <strong>bis</strong> 21. Oktober <strong>2007</strong><br />

Vernissage: Freitag, 7. September <strong>2007</strong>,<br />

mit Buchpräsentation «Thomas Popp Landschaften»,<br />

herausgegeben von Armon Fontana<br />

im Stämpfli Verlag AG, Bern.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 20’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

36<br />

28<br />

Der neue shed im Eisenwerk versteht sich<br />

als Labor für zeitgenössisches Kunstschaffen.<br />

Projekte und Ausstellungen widmen<br />

sich lokalen Phänomenen und Alltäglichkeiten,<br />

die im Kunstkontext neu erfahren<br />

und reflektiert werden sollen. Dazu gehört<br />

auch die Auseinandersetzung mit Kunstschaffenden<br />

aus der Region. Daher lädt<br />

der neue shed die Künstlergruppe videOst<br />

dazu ein, die Shedhalle für zwei Monate<br />

als Atelier zu benutzen. Die Künstlergruppe<br />

hat sich vorgenommen, eine Ausstellung<br />

zum Thema «Seh(n)sucht Paradies» zu entwickeln.<br />

Arbeitsprozess und Ausstellung<br />

sollen kuratorisch begleitet, im Raume Ostschweiz<br />

gezielt vernetzt und durch Rahmenveranstaltungen<br />

ergänzt werden.<br />

verein neuer shed im Eisenwerk<br />

Seh(n)sucht Paradies<br />

1994 schlossen sich Ostschweizer Künstler-<br />

Innen aus den Bereichen Fotografie, Film,<br />

Literatur und Musik zur Gruppe videOst<br />

zusammen mit dem Ziel, ein Netzwerk für<br />

Video- und Performancekunst aufzubauen.<br />

Für das Atelierprojekt «Seh(n)sucht Paradies»<br />

sind die sechs Beteiligten das Wagnis<br />

eingegangen, sich sowohl inhaltlich wie<br />

auch örtlich einzuschränken: Die Arbeiten<br />

entstehen alle in der Shedhalle und widmen<br />

sich dem Paradiesischen. «Seh(n)sucht<br />

Paradies» zeigt nicht nur unterschiedlichste<br />

Aspekte zu einem weiten Themenfeld,<br />

«Seh(n)sucht Paradies» bedeutet vor<br />

allem auch ein spannender künstlerischer<br />

Prozess, wo Reibung, Auseinandersetzung<br />

und Dialog ihren Teil zur Formfindung<br />

beitragen. Die Begleitveranstaltungen zu<br />

«Seh(n)sucht Paradies» rücken verschiedene<br />

Facetten regionaler Performance- und<br />

Videokunst ins Blickfeld und zeigen Arbeiten<br />

aus der Videosammlung <strong>des</strong> Kunstmuseums<br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>.<br />

Beteiligte KünstlerInnen: Tom Lang, Renato<br />

Müller, Doris Naef, Jürg Schoop, Joachim<br />

Schwitzler, steffenschöni, Lotti Wohlwend<br />

Sommeratelier: 2. Juli <strong>bis</strong> 17. August <strong>2007</strong><br />

Ausstellung: 2. September <strong>bis</strong> 20. Oktober <strong>2007</strong><br />

Vernissage: 1. September <strong>2007</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 51’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 19’700.–<br />

29<br />

Die in Basel lebende <strong>Thurgau</strong>er Künstlerin<br />

Cécile Hummel legt ein auf längere Zeit<br />

angelegtes Fotoprojekt vor, das der Diskrepanz<br />

zwischen Bildern <strong>des</strong> kollektiven<br />

Gedächtnisses und der sich verändernden<br />

Realität nachgeht. Material der Recherche<br />

sind einerseits Postkarten, Bildbände,<br />

historische Aufnahmen von touristischen<br />

Kultstätten, andererseits aktuelle, vor Ort<br />

realisierte Aufnahmen. Dabei geht es der<br />

Künstlerin nicht um die dokumentarische<br />

Gegenüberstellung von ehemaligem und<br />

heutigem Zustand, sondern um das Einfangen<br />

einer neuen Atmosphäre in verändertem<br />

Umfeld.<br />

Cécile Hummel<br />

Werkstipendium<br />

Roland Barthes hat für die Beurteilung der<br />

Photographie das Kriterium <strong>des</strong> Punctum<br />

eingeführt. Gemeint ist damit ein Detail,<br />

eine scheinbare Nebensächlichkeit, die<br />

einen individuellen Betrachter zu fesseln<br />

vermag, so dass er sich für das ganze Bild<br />

zu interessieren beginnt. Mir geht es um<br />

die visuelle Erfassung dieses Zusammenklanges.<br />

Dazu stelle ich mich etwa mit dem<br />

Rücken vors Monument und fotografiere<br />

das Umfeld, die Umgebung oder die Dinge,<br />

die mir in dieser Umgebung bemerkenswert<br />

erscheinen und die den Ort mitprägen.<br />

In ihnen entdecke ich eine andere Form<br />

<strong>des</strong> Punctum, eine, die nun der Definition<br />

Roland Barthes’ weit mehr entspricht. Eine<br />

wichtige Rolle spielt dabei die Gleichzeitigkeit<br />

<strong>des</strong> Ungleichzeitigen. Wehmut<br />

und Melancholie wechseln mit grotesken<br />

Begegnungen von leichter Gegenwart und<br />

schwerer Vergangenheit (oder umgekehrt).<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Die ersten Resultate der Arbeit konnten<br />

erstmals im Kunsthaus Baselland und in der<br />

Kunsthalle Wilhelmshaven gezeigt werden.<br />

Für 2009 ist unter dem Titel «Nihil Sub Sole<br />

Novum» eine Buchpublikation geplant, welche<br />

«eine eigene Form und spezifische Erzählweise<br />

entwickeln und das fotografische Material<br />

verdichten soll.»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 20’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


27 28 29<br />

37 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

27<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Thomas Popp: Ausstellung<br />

Landschaften<br />

28<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk<br />

Seh(n)sucht Paradies<br />

29<br />

Cécile Hummel<br />

Werkstipendium


30<br />

Der 1978 gegründete Jazzclub Kons-<br />

tanz veranstaltet jeden Herbst unter dem<br />

Label «Konstanzer Jazzherbst» ein mehrtägiges<br />

Festival, das nicht nur zu einem<br />

festen Bestandteil <strong>des</strong> Konstanzer Kulturlebens,<br />

sondern der ganzen Bodenseeregion<br />

geworden ist. Regelmässig werden<br />

Gruppen aus der Schweiz, auch aus dem<br />

benachbarten <strong>Thurgau</strong>, zu dieser Veranstaltung<br />

eingeladen.<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

Konstanzer Jazzherbst <strong>2007</strong><br />

Die 28. Ausgabe <strong>des</strong> Konstanzer Jazzherbstes<br />

zeigte erneut eine Momentaufnahme<br />

<strong>des</strong> zeitgenössischen europäischen<br />

Jazz mit seinen vielseitigen Facetten. Der<br />

junge Posaunist Johannes Lauer vermittelte<br />

Impulse aus der aktuellen New Yorker Jazzszene<br />

an eine siebzehnköpfige Big-Band,<br />

für deren Zusammenstellung er freie Hand<br />

hatte. Das Resultat war eine inspirierende<br />

deutsch-schweizerische Formation, die<br />

das Festival eröffnete. An den vier weiteren<br />

Abenden wurden die Entwicklungen<br />

<strong>des</strong> zeitgenössischen Jazz mit unterschiedlichen<br />

Besetzungen vom Solo <strong>bis</strong> zum<br />

Quintett aufgezeigt. Als Solist überzeugte<br />

zunächst der Schweizer Bassist Bänz Oester<br />

mit feinsinnigem Spiel, dem mit dem<br />

Berliner Quintett Olaf Ton ein kraftvollhumoriger<br />

Klangkörper gegenübergestellt<br />

wurde.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 33’535.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

38<br />

31<br />

Das Bewusstsein für die Schönheit der<br />

<strong>Thurgau</strong>er Landschaft ist eng mit der <strong>Thurgau</strong>er<br />

Identität verschlungen. Immer wenn<br />

Fragen nach der Selbstdefinition als Kanton<br />

oder Region aufgeworfen werden, stellt<br />

sich der Begriff der Landschaft als Erster<br />

ein. Nach einer einjährigen Pause meldet<br />

sich das forum andere musik zurück mit<br />

einem neuen, spartenübergreifenden Projekt.<br />

Mit verschiedenen künstlerischen Mitteln<br />

soll eine differenzierte Auseinandersetzung<br />

mit unserem Lebensraum in Gang<br />

gesetzt werden, die sowohl Potentiale als<br />

auch Gefährdungen aufzeigt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

forum andere musik<br />

Von der Zerbrechlichkeit der Schönheit<br />

Kulturwandern im <strong>Thurgau</strong><br />

Das dicht gewobene Programm lebte von<br />

der Qualität der einzelnen Positionen. Alle<br />

Beteiligten zogen nicht einfach alte Standards<br />

aus der Schublade, sondern liessen<br />

sich voll und ganz auf unser Programm<br />

ein. Bei den Mitwirkenden ebenso wie bei<br />

unseren Gästen war eine grosse Freude<br />

über das Mit-Erlebte zu spüren. In vielen<br />

Gesprächen haben wir zudem erfahren<br />

können, dass nicht nur wir Veranstaltenden<br />

uns in Fragen rund um die Landschaft<br />

verwickeln liessen und lassen, sondern<br />

dass auch unser Publikum zu weitergehenden<br />

Gedanken und Überlegungen verführt<br />

wurde.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Die Kulturwanderung «Von der Zerbrechlichkeit<br />

der Schönheit» ist in einer ausführlichen<br />

Publikation <strong>des</strong> forums dokumentiert.<br />

forum andere musik: Adrian Bleisch, Susanna<br />

Entress, Uwe Moor, Lukas Peer, Claudia<br />

Rüegg, Heidi Schöni Steffen und Nicole Gsell-<br />

Hohl<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 116’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 60’000.–<br />

32<br />

Unter dem Label «blablabor» erforschen<br />

Reto Friedmann und Annette Schmucki<br />

seit dem Jahr 2000 die Sprache. Untersucht<br />

werden Laute, Wörter, Sätze; Texte<br />

als Begriffs- und Klangträger; als mögliche<br />

Teile eines inhaltlichen und strukturellen<br />

Gefüges, als Geschichts- und Kulturtransporteure.<br />

Die jeweiligen Zwischenresultate<br />

werden als Audiokunstwerke präsentiert.<br />

Mit «Land und Zunge» legt das Forschungsteam<br />

ein Hörspielprojekt vor, das<br />

nach geeigneten Erzähltechniken und Kompositionsverfahren<br />

für den radiophonen<br />

Umgang mit der Mehrsprachigkeit sucht.<br />

blablabor<br />

Land und Zunge<br />

Im vorausgehenden Projekt «Erzeugung von<br />

Sprüngen» wurde mehrsprachiges Sprachmaterial<br />

mittels eines Übersetzungsverfahrens<br />

in Fagottmelodien und Gesang umgesetzt.<br />

Die daraus entstandenen Motetten<br />

gründeten zwar auf einer sprachvergleichenden<br />

Analyse, von den ursprünglichen<br />

Sprachen (Japanisch, Türkisch, Tamilisch)<br />

war aber nichts mehr zu hören. Mit «Land<br />

und Zunge» holte das blablabor die beteiligten<br />

Sprachen wieder in den Arbeitsprozess<br />

zurück. Autoren aus den verschiedenen<br />

Sprachen und das blablabor-Team selbst<br />

verfassten zu den Motetten kommentierende<br />

Texte. Aus dem gesamten Text- und<br />

Klangmaterial entstand dann in mehreren<br />

komplexen Arbeitsschritten und Montageverfahren<br />

ein polyglottes Sprechstück, das<br />

als experimentelles Hörspiel verschiedenen<br />

Radios angeboten wurde.<br />

CD «Land und Zunge» (48’05)<br />

blablabor: Annette Schmucki, Reto Friedmann<br />

Mitwirkende: Azushi Nojiama, Yusuf Yesilöz,<br />

Lavanya Ramalingam, Ariane Zeuner, William<br />

Lombardi, Agnieszka Kowalczyk, Lisandro<br />

Abadie, Akira Tachikawa, Lucas Rössner,<br />

Catrina Bolli, Nicolas Rhis, Marc Kilchenmann<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 33’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


30 31 32<br />

f o r u m a n d e r e m u s i k<br />

V o n d e r Z e r b r e c h l i c h k e i t<br />

d e r S c h ö n h e i t<br />

K u l t u r w a n d e r n i m T h u r g a u<br />

39 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

30<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

Konstanzer Jazzherbst<br />

<strong>2007</strong><br />

31<br />

forum andere musik<br />

Von der Zerbrechlichkeit<br />

der Schönheit<br />

Kulturwandern im <strong>Thurgau</strong><br />

32<br />

blablabor<br />

Land und Zunge


33<br />

Die beiden im <strong>Thurgau</strong> aufgewachse-<br />

nen Tänzerinnen und Choreographinnen<br />

Seraina Dejaco und Iris Seewald haben<br />

sich während der Ausbildung in London<br />

kennengelernt und gemeinsam Projekte<br />

realisiert. Nun legen sie mit dem Tanzstück<br />

«Strandings» eine eigene Kreation vor, die<br />

zugleich die erste der neu gegründeten<br />

Compagnie Spola ist. Das Stück handelt<br />

vom Erinnern. Dabei geht es weniger um<br />

Erinnerungen oder Ereignisse an sich, sondern<br />

vielmehr um die Lücken, Brüche und<br />

das, was zwischen den Erinnerungen selber<br />

und dem Zustand <strong>des</strong> Nichtdenkens<br />

liegt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Cie Tand (alt: Spola)<br />

Strandings<br />

Der kreative Prozess war geprägt von der<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten. Durch die<br />

Zusammensetzung der Compagnie kamen<br />

viele verschiedene Talente zusammen. Wir<br />

hatten das Gefühl, dass die Arbeit durch<br />

das Fragen-Stellen, Beobachten, Ausprobieren<br />

und Philosophieren aller Beteiligten<br />

eine Tiefe und Vielseitigkeit erhielt, die in<br />

dieser Intensität alleine nicht möglich gewesen<br />

wäre. (…)<br />

Die offene Dramaturgie <strong>des</strong> Stücks führte<br />

beim Publikum auf unterschiedliche Reaktionen:<br />

Wir hatten sehr positive Rückmeldungen<br />

von Leuten aus dem Publikum, die<br />

durch Bilder und Eindrücke aus «Strandings»<br />

mit eigenen Erinnerungsbildern und<br />

längst vergessenen Erlebnissen konfrontiert<br />

wurden. Es gab aber auch vereinzelte<br />

Feedbacks, welche gerade diese Offenheit<br />

kritisierten und unser Stück als zu abstrakt<br />

empfanden.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Idee und Produktion: Cie Tand, Seraina Dejaco<br />

und Iris Seewald<br />

Inszenierung: Linda Rehmal<br />

Choreographie und Performance:<br />

Mark Carberry, Seraina Dejaco, Iris Seewald<br />

Szenografie, Sound, Licht: Dominique Baron-<br />

Bonaree, Matt Jackson<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />

40<br />

34<br />

Welche Form muss man wählen, um seine<br />

Meinung über die Dinge der Welt auszusprechen,<br />

ohne dass man riskiert, später<br />

als Dummkopf dazustehen? Gibt es überhaupt<br />

eine solche Form? (…) Wie Brecht<br />

in seiner Hauspostille will ich ein Buch<br />

machen, das für den alltäglichen, praktischen<br />

Gebrauch bestimmt ist. In zehn<br />

Kapiteln geordnet finden sich Eintragungen<br />

zu den Themen: Natur, Familienkunde,<br />

Unterhaltungen, Menschenbilder / Berufe,<br />

Anlasstexte, Persönlichkeiten, Tiere, Protokolle,<br />

Theorie, Politik. Ich will ein Buch<br />

machen, das Aussagen trifft.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Michael Stauffer<br />

Meisterzyklus (Arbeitstitel)<br />

Soforthilfe (Buchtitel)<br />

Mit dem Werkbeitrag, den mir die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> für das Schreiben<br />

meines Vierlings freundlicherweise<br />

gewährt hat, konnte ich mir die nötige Zeit<br />

nehmen, intensiv an der Schaffung <strong>des</strong><br />

Buches «Soforthilfe» zu sitzen. Das Werk<br />

ist wie geplant fertig gestellt worden und<br />

wurde bei Urs Engeler veröffentlicht. Beim<br />

Schreiben hat sich die Richtung <strong>des</strong> Textes<br />

leicht verändert. So finden sich im definitiven<br />

Buch zum Beispiel nur neun statt<br />

zehn Kapitel. Ich habe durch Direktheit und<br />

Präzision versucht – und ich glaube, es ist<br />

mir ganz gut gelungen – gesellschaftliche<br />

Wärme und Kälte sichtbar zu machen. Die<br />

Form <strong>des</strong> Werkbeitrags ist immer noch die<br />

effizienteste Unterstützung für den Autor.<br />

Ich danke also der <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong> noch einmal für diese grundlegende<br />

Soforthilfe.<br />

Aus dem Begleitbrief zum Schlussbericht<br />

Michael Stauffer: «Soforthilfe» (Roughbook<br />

002) – Urs Engeler Verlag 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

35<br />

Das Schweizer Klaviertrio gehört mittlerweile<br />

zu den aktivsten und erfolgreichsten<br />

Schweizer Kammerensembles. Nach<br />

aussergewöhnlichen Wettbewerbserfolgen<br />

hat das Ensemble eine weltweite Konzerttätigkeit<br />

in über dreissig Ländern entwickelt<br />

und ist regelmässig und erfolgreich mit<br />

namhaften internationalen Orchestern aufgetreten.<br />

Das Klaviertrio, das bewusst auch<br />

Schweizer Komponisten in sein Repertoire<br />

aufnimmt und weltweit zur Aufführung<br />

bringt, hat dem Schweizer Jazzmusiker und<br />

Komponisten Daniel Schnyder den Auftrag<br />

für ein Tripelkonzert für Klaviertrio und<br />

Orchester gegeben.<br />

Schweizer Klaviertrio<br />

Komposition Daniel Schnyder<br />

Uraufführung und Konzerttournee<br />

Daniel Schnyder hat sein Triple Concerto<br />

dem Schweizer Klaviertrio auf den Leib<br />

geschneidert – die Interpretation ist mithin<br />

authentisch. Schnyders Concerto ist<br />

ein Werk, wie man es sich – da es jede<br />

Generation anspricht – wünscht. Es ist<br />

ein fesseln<strong>des</strong> Konglomerat aus jazzigen<br />

Rhythmen, die mit solchen von südamerikanischer<br />

Provenienz gespickt sind; es lebt<br />

von jähen dissonanten Umschwüngen und<br />

Farbtupfern vom Schlagzeug. Ab und zu<br />

wirft Schnyder einen Blick in die Vergangenheit<br />

– dann taucht das Publikum ein in<br />

klangsattes Schwelgen. Kurz: Schnyders<br />

Werk besitzt, mit seinen vielen ironischen<br />

Verweisen auf Vergangenheit und Gegenwart,<br />

Pfiff und Unterhaltungswert.<br />

Elisabeth Feller, «Aargauer Zeitung»<br />

Daniel Schnyder: Tripelkonzert für Klavier,<br />

Violine und Violoncello in drei Sätzen<br />

Uraufführung am 20. November <strong>2007</strong> in Liège,<br />

Salle Philharmonique. Weitere Konzerte in<br />

Zürich, St. Gallen, Bern, Montreux, Genève,<br />

Baden, Fribourg, Frauenfeld und Neuchâtel<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 67’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


DIE DEBATTE<br />

Kulturszene <strong>Thurgau</strong>? Existiert!<br />

Im Kunstraum Kreuzlingen, VorStadttheater, in der<br />

Kunsthalle Arbon, im neuen shed, Theaterhaus Weinfelden,<br />

Phönix Theater, Kunstmuseum, an privaten<br />

Esstischen …, manchmal auch im Kunsthaus Zürich,<br />

Theaterhaus Gessnerallee, Theater Basel …<br />

Claudia Rüegg, Präsidentin der <strong>Kulturstiftung</strong>, Zürich<br />

33 34<br />

41 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

33<br />

Cie Tand (alt: Spola)<br />

Strandings<br />

34<br />

Michael Stauffer<br />

Meisterzyklus (Arbeitstitel)<br />

Soforthilfe (Buchtitel)


36<br />

Der seit 1986 in Spanien lebende Thur-<br />

gauer Künstler Arti Leimbacher schlägt<br />

dem neuen shed unter dem Titel «Ameisenwerk»<br />

eine Selektion von Zeichnungen,<br />

Malereien, Figuren, Skulpturen und Videos<br />

vor, die sich als Hommage mit dem Leben<br />

der Ameisen befassen. Thematik, benutzte<br />

Medien und figurative Darstellungen sollten<br />

vor allem für junge Menschen ein Ansatzpunkt<br />

für einen leichteren Einstieg sein,<br />

nicht nur zur Betrachtung von sogenannter<br />

Kunst, sondern vor allem auch in die «Condition<br />

humaine» oder «Condition naturelle».<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk<br />

Ameisenwerk<br />

In der weiten, luftigen Halle liegen in Gips<br />

geformte, riesige Ameisenskulpturen oder<br />

kleinere Tonfiguren von Reiskörner schleppenden<br />

Ameisen. An den Hallenwänden<br />

gruppieren sich auf Holz gemalte Tableaux,<br />

die vom Leben im Ameisenstaat erzählen.<br />

Der Künstler stellt die Ameisen mit ihren<br />

schmalen Körpern, den beweglichen Insektenbeinen<br />

und porträthaft anmutenden Köpfen<br />

trotz der Masse als einzelne Individuen<br />

dar, die Assoziationen zu menschlichem<br />

Tun wecken. Im Zentrum der Schau steht<br />

die grosse Skulptur «Der Aufstieg», welche<br />

aus Ameisenkörpern besteht, die sich spiralförmig<br />

nach oben winden <strong>bis</strong> zur Spitze<br />

<strong>des</strong> Turms, die von einer aufrecht stehenden<br />

Wächterameise gekrönt wird. Seine<br />

intensive Beschäftigung mit dem Ameisenleben<br />

bündelt Leimbacher in einem Video,<br />

in welchem er den faszinierenden Insekten<br />

eine futuristisch wirkende Stadt aus Abfallmaterialien<br />

gebaut hat. Damit sie diese in<br />

Besitz nahmen, musste er die Tierchen<br />

gleichsam dressieren und sie von draussen<br />

in sein kompliziertes Gebilde hineinlocken.<br />

Suzanne Kappeler, «Neue Zürcher Zeitung»<br />

Arti Leimbacher: Ameisenwerk – Zeichnung,<br />

Malerei, Plastik, Video. neuer shed im Eisenwerk,<br />

1. <strong>bis</strong> 26. April 2008<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 56’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 34’000.–<br />

42<br />

37<br />

«Money» versteht sich als eine Intervention<br />

im öffentlichen Raum, die sich mit der Kommerzialisierung<br />

<strong>des</strong> Raums und dem Individuum<br />

im Raster der Verwertbarkeit auseinandersetzt.<br />

Das Projekt verhandelt soziale,<br />

ökonomische und ästhetische Wertsysteme<br />

und die Frage, wie diese den Raum und<br />

seine Benutzung prägen. Aktion und visueller<br />

Auftritt sollen nicht als Kunstaktion,<br />

sondern als Serviceleistung einer privaten<br />

Firma wahrgenommen werden. Die temporären<br />

Eingriffe sollen dokumentiert und<br />

veröffentlicht werden.<br />

Susanne Schuda / ValYou Corporation<br />

Money<br />

In der Vorweihnachtszeit findet in den Fussgängerzonen<br />

der Bezirke 1, 7 und 10 Wiens<br />

ein fingierter Firmenauftritt statt. Die ValYou<br />

Corporation verkauft das Gefühl sozialer<br />

Aufwertung. Auf einer abgesperrten, exklusiv<br />

wirkenden, leeren Bühne kann Wert in<br />

Form von Selbstaufwertung konsumiert<br />

werden. Uniformierte Angestellte werben<br />

für «das Produkt» und befragen die Passanten<br />

nach ihrem Selbstwert. Der Preis für die<br />

Aufwertung ist extrem hoch und wird nach<br />

Beurteilung <strong>des</strong> sozialen Stands errechnet<br />

– je teurer das Aussehen, umso günstiger<br />

der Eintritt. Der Firmenauftritt wurde<br />

gleichzeitig in elektronischen und Printmedien<br />

beworben.<br />

Zur Aktion entstanden eine Fotoserie der<br />

Schweizer Künstlerin Christa Ziegler, eine<br />

Soundcollage von Florian Schmeiser sowie<br />

eine theoretische Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema Wert im Spannungsfeld zwischen<br />

Ökonomie, Gesellschaft und Individuum.<br />

Eine Publikation zum Projekt ist für<br />

den Winter <strong>2010</strong> vorgesehen.<br />

Konzept, Organisation: Susanne Schuda /<br />

Florian Schmeiser<br />

Fotografie: Christa Ziegler<br />

Performance: Jim Libby (The English Lovers)<br />

Interventionen: 15. <strong>bis</strong> 19. Dezember <strong>2007</strong>, Wien<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 67’475.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’700.–<br />

38<br />

Mit der Saison 2008 startet der Kunstraum<br />

Kreuzlingen im Tiefparterre, einem neu<br />

erschlossenen Kellergeschoss, eine Reihe<br />

von Projekten, welche bei den multimedialen,<br />

elektronischen Künsten anzusiedeln<br />

sind. Mit dem Videogramm «Knurrhahn»<br />

<strong>des</strong> Medienkünstlers und Kunstdozenten<br />

Hannes Rickli wird die Reihe eröffnet.<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Hannes Rickli: Knurrhahn Videogramm<br />

Ricklis Projekt ist Teil eines Arbeitsprozesses,<br />

der vorgefundene audiovisuelle<br />

Prozessprotokolle aus wissenschaftlichen<br />

Laborzusammenhängen im Kunstkontext<br />

bearbeitet, exponiert und diskutiert. Das<br />

Material stammt aus einem Forschungsprojekt<br />

über akustische Kommunikation<br />

bei dorschartigen Fischen. Viele Fische,<br />

im Besonderen die Knurrhähne, produzieren<br />

niederfrequente Töne über eine speziell<br />

ausgebildete Schwimmblasenmuskulatur.<br />

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und<br />

Meeresforschung (AWI) in Helgoland untersucht<br />

die Tonproduktion der ausgewählten<br />

Arten in einem akustischen Labor und versucht,<br />

die von den Fischen abgegebenen<br />

Laute mit deren Verhalten in Verbindung<br />

zu bringen. Die Ausstellung im Tiefparterre<br />

besteht aus einer Echtzeitübertragung dieses<br />

Experiments mittels einer Web-Kamera<br />

via Internet vom AWI Helgoland nach Kreuzlingen.<br />

Die vom Forschungsbetrieb nicht<br />

verwendeten audiovisuellen Nebeneffekte<br />

werden vom wissenschaftlichen Kontext<br />

getrennt und als Überschuss forschenden<br />

Handelns unter künstlerisch-ästhetischen<br />

Aspekten betrachtet.<br />

Ausstellung: «Knurrhahn», Videogramm. In<br />

Kooperation mit Philipp Fischer, Biologische<br />

Anstalt Helgoland / Alfred-Wegener-Institut für<br />

Polar- und Meeresforschung<br />

19. Januar <strong>bis</strong> 2. März 2008, Tiefparterre <strong>des</strong><br />

Kunstraums Kreuzlingen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 27’070.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


36 37 38<br />

43 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

36<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk<br />

Ameisenwerk<br />

37<br />

Susanne Schuda / ValYou<br />

Corporation<br />

Money<br />

38<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Hannes Rickli: Knurrhahn<br />

Videogramm


39<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Ausstellungszyklus «Fuga<br />

Saeculi» hat das Zürcher Cabaret Voltaire<br />

den Medien- und Konzeptkünstler Johannes<br />

Gees eingeladen, für die Hugo-Ball-Krypta<br />

eine Arbeit zum Thema «Hugo Ball / Religion»<br />

zu realisieren.<br />

Johannes Gees<br />

Zur stillen Einkehr<br />

«Die Installation «Zur stillen Einkehr» ist<br />

inspiriert vom berühmten Kostüm <strong>des</strong><br />

Dadaisten Hugo Ball, welches dieser beim<br />

Vortrag seiner Lautgedichte im Cabaret<br />

Voltaire jeweils zu tragen pflegte. «Zur<br />

stillen Einkehr» ist eine Skulptur, die oben<br />

eine Öffnung hat. Durch diese passt der<br />

Kopf, so dass man ihn hineinstecken kann.<br />

Drinnen ist es ziemlich ruhig und nicht viel<br />

los» (Johannes Gees). Mit seiner Skulptur<br />

will der Künstler den Besucher zu einer<br />

dadaistischen Handlung, einer Verneigung<br />

vor dem Dada-Altar, auffordern. Das inszenierte<br />

Ritual nimmt Bezug auf die zutiefst<br />

religiöse Grundhaltung Balls und verweist<br />

zugleich auf die schizophrene Bedeutung<br />

von Dada: als absurd-sinnlose, radikal<br />

alles in Frage stellende «Anti-Kunst» zur<br />

fruchtbarsten künstlerischen Provokation<br />

der anbrechenden Moderne zu werden<br />

und damit gleichsam religiöse Verehrung<br />

zu erfahren.<br />

Zur stillen Einkehr, Installation in der Krypta<br />

<strong>des</strong> Cabaret Voltaire, Zürich, 8. November<br />

<strong>2007</strong> <strong>bis</strong> 29. Februar 2008<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’670.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

44<br />

40<br />

Anlässlich <strong>des</strong> 170. Geburtstags von Graf<br />

Zeppelin widmet sich das Kreuzlinger See-<br />

Burgtheater dem berühmten Flugpionier,<br />

der mit seinen zigarrenförmigen Luftschiffen<br />

die Menschen um die Jahrhundertwende<br />

in Staunen und – während <strong>des</strong> Ersten<br />

Weltkriegs – auch in Schrecken versetzt<br />

hat. Das Stück ist der zweite Teil einer<br />

Trilogie über «Berühmtheiten am Bodensee»,<br />

die mit einer Napoleon-III-Revue auf<br />

Schloss Arenenberg 2006 ihren Anfang<br />

genommen hat.<br />

See-Burgtheater<br />

The Spirit of Zeppelin<br />

War «Sprungbrett zur Macht» mit dem Protagonisten<br />

Napoleon III noch etwas zu sehr<br />

Geschichtsstunde, ist hier die Balance<br />

zwischen dem Gewicht der Fakten und<br />

der Leichtigkeit der Revue fast perfekt<br />

gelungen. Statt chronologischer Aufarbeitung<br />

locker aufgefädelte Episoden, die am<br />

Ende wie von selbst ein Bild ergeben. Ein<br />

Geschichtsbild, das aus Menschenbildern<br />

besteht. Die je grotesker, <strong>des</strong>to erkennbarer<br />

werden. (…) Dem Zeppelingespinst<br />

auf der sechzehn mal zwölf Meter grossen<br />

Seebühne gleich, scheint der Text lediglich<br />

das Gerüst zu liefern, um das herum die<br />

tollsten Theaterblüten treiben. Ein offenbar<br />

vor Ideen sprühender Regisseur, Leopold<br />

Huber, trifft auf ein Schauspielerensemble,<br />

dem die Spielfreude aus jeder Pore dringt.<br />

Maria Schorpp, «Südkurier»<br />

The Spirit of Zeppelin. Eine grenzenlose<br />

Euregio-Produktion Schweiz-Deutschland<br />

Autoren: Edith Gloor und Leopold Huber<br />

Regie: Leopold Huber<br />

Spiel: Julia Holmes, Astrid Keller, Yutah<br />

Lorenz, Julian M. Grünthal, Erich Hufschmid,<br />

Domenico Pecoraio<br />

Musikalische Leitung: Volker Zöbelin, mit der<br />

Band Noise Brothers<br />

Premiere: 9. Juli 2008 zu Zeppelins<br />

170. Geburtstag<br />

Weitere Aufführungen: 9. Juli <strong>bis</strong> 30. August<br />

2008, Seebühne Seeburgpark Kreuzlingen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 22’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

41<br />

schmalz.stuhlmann arbeiten seit 2003 als<br />

Paar zusammen, ohne die jeweilig eigenständige<br />

Kunstposition aufzulösen. Ihre<br />

Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle<br />

von bildender und darstellender Kunst. Auf<br />

Einladung der Steirischen Kulturinitiative<br />

in Graz erarbeitete das Künstlerpaar unter<br />

dem Titel «Geschichtete Präsenzen» ein<br />

interdisziplinäres Kunstprojekt.<br />

schmalz.stuhlmann<br />

Geschichtete Präsenzen<br />

Das ortspezifisch angelegte Projekt<br />

umfasste neben Raum- und Klanginstallationen<br />

auch öffentliche Aktionen, Performances<br />

und Videoprojektionen. Als Zentrum<br />

der installativen Arbeiten wurde das<br />

Wahrzeichen der Stadt, der Schlossberg<br />

mit seinem verzweigten unterirdischen Stollensystem,<br />

gewählt. Auf einem eigentlichen<br />

Rundweg durch die Stollen wurden die<br />

Besucher mit Textil- und Papierobjekten,<br />

Zeichnungen, Videoprojektionen, Stimmund<br />

Klanginstallationen konfrontiert. An<br />

einem zentralen Ort der Stadt starteten<br />

die beiden Performer zudem die öffentliche<br />

Aktion «Selbstporträt mit Leibchen», an<br />

der sich zahlreiche Menschen aktiv beteiligt<br />

haben und die als Auftakt zu einem weiterführenden<br />

Aktionszyklus zu sehen ist. Für<br />

das Künstlerpaar war diese Einzelausstellung,<br />

die erste im Ausland, eine erfolgreiche<br />

Arbeit mit vielversprechenden Zukunftsperspektiven.<br />

Zur Ausstellung erschien zudem<br />

ein umfassender Werkkatalog, der die verschiedenen<br />

Aspekte und Hintergründe der<br />

Arbeiten von schmalz.stuhlmann vermittelt.<br />

28. März 2008 <strong>bis</strong> 20. April 2008 Installation,<br />

Buchpräsentation und Aktionen im öffentlichen<br />

Raum von Graz<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 56’880.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–


39 40<br />

45 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

39<br />

Johannes Gees<br />

Zur stillen Einkehr<br />

40<br />

See-Burgtheater<br />

The Spirit of Zeppelin


42<br />

Oliver Maurmann alias Guz, in der alternati-<br />

ven Musikszene bestens bekannt als Front-<br />

mann der Aeronauten, will sich mit einem<br />

weiteren Soloalbum und mit zwölf neuen<br />

Songs seiner Fangemeinde präsentieren.<br />

Der aus dem <strong>Thurgau</strong> stammende Musiker<br />

und Songschreiber hat mit seiner Mischung<br />

aus elektrischem Blues und deutschen Texten<br />

einen unverkennbaren Stil gefunden,<br />

der nicht auf aktuelle Trends schielt und seit<br />

zwanzig Jahren seinen eigenen Weg geht.<br />

Die Aeronauten<br />

Mein Name ist Guz<br />

CD-Produktion und Tour<br />

Ich finde, unsere Kulturpresse macht die<br />

Leute viel zu selten darauf aufmerksam,<br />

dass mit dem Aeronauten-Sänger Guz ein<br />

Musiker ganz hier in der Nähe wohnt, der<br />

seit Jahren tolle Konzerte gibt. Jetzt hat er<br />

gerade eine neue CD herausgegeben, die<br />

«Mein Name ist Guz» heisst und extrem roh<br />

und frisch klingt. Dieser gschaffige Schaffhauser<br />

(sic!) hat es geschafft, über die<br />

Jahre hinweg seine bluesige Wut und sympathische<br />

Frechheit zu bewahren. Das neue<br />

Album rockt jedenfalls total und ist hart,<br />

aber menschlich. Die Musik ist treibend,<br />

und hinter den Texten spürt man Melancholie<br />

und Zorn genauso wie ein grosses<br />

Verständnis für Leute, die Mist bauen.<br />

Guz schafft es wie kaum ein anderer, nichtalltägliche<br />

Zeilen mit Geradeaus-Musik zu<br />

verbinden, die einem einen kumpelhaften<br />

Stoss versetzt. Sorry, wenn das hier alles<br />

ein <strong>bis</strong>schen missionarisch klingt, aber als<br />

ich die CD gehört habe, hab ich einfach<br />

gedacht, dass sie förmlich schreit nach<br />

einem lauten Konzert mit vielen tobenden<br />

Menschen.<br />

Aus einem Leserinnenbrief im «Züritipp»<br />

Guz: Mein Name ist Guz (Trikont / Indigo 2008)<br />

CD-Taufe am 10. Mai 2008 im El Lokal, Zürich,<br />

weitere Konzerte in der Schweiz, Deutschland<br />

und Österreich<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 47’076.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

46<br />

43<br />

Das Internationale Jazztreffen Frauenfeld<br />

ersucht um einen Projektierungskredit für<br />

generations 2008.<br />

Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

generations 2008<br />

Projektbudget: Fr. 10’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

44<br />

Zum zweiten Mal beteiligt sich das Phönix<br />

Theater am internationalen Tanzfestival<br />

STEPS, einem gesamtschweizerischen<br />

Projekt vom Migros Kulturprozent. Eingeladen<br />

werden drei Produktionen, die<br />

vom 24. <strong>bis</strong> 27. April 2008 in Steckborn<br />

gastieren. Unter dem Motto «Rencontres»<br />

spürt Steps#11 Begegnungen nach, die<br />

aus künstlerischer Neugierde und Offenheit<br />

entstanden sind und dem Tanz neue<br />

Impulse geben. Es sind Begegnungen mit<br />

anderen Kulturen, verschiedenen Tanzsprachen<br />

und unterschiedlichen Medien.<br />

Phönix Theater 81<br />

Steps#11<br />

Nina Scheu im Interview mit dem Choreografen<br />

Michael Schuhmacher, der schon<br />

2006 im Phönix Theater gastierte:<br />

Kennen Sie das Theater in Steckborn?<br />

Ja, und wir freuen uns sehr, dass wir gerade<br />

hier unsere Tournee beenden. So nah zueinander<br />

und zum Publikum sind wir sonst<br />

nie. Die Zuschauer sind sehr gut informiert<br />

und zugleich entspannt und offen. Eine tolle<br />

Kombination. Ich mag hier schon den Ort:<br />

ein kleines Paradies.<br />

Nina Scheu, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Gäste: Schuhmacher / Kupferberg / Kylian<br />

(NL), Cie Linga / Eun-Me-Ahn (CH), Regina van<br />

Berkel (NL).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 30’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’500.–


DIE DEBATTE<br />

Kulturförderung heisst: helfen und Mittel und Struktu-<br />

ren bereitstellen. Die Initiative zu aussergewöhnlichen<br />

kulturellen Leistungen muss hingegen immer von<br />

starken Einzelpersonen kommen, die etwas auszulösen<br />

und andere zu begeistern vermögen.<br />

Christof Stillhard, Kulturbeauftragter der Stadt Frauenfeld,<br />

Frauenfeld<br />

47 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

42 44<br />

42<br />

Die Aeronauten<br />

Mein Name ist Guz<br />

CD-Produktion und Tour<br />

44<br />

Phönix Theater 81<br />

Steps#11


45<br />

«Alle Zeit spielte ich vor ihm» – unter die-<br />

sem Titel fand die Reihe Villamont Artesprit<br />

2008 statt, eine Serie von zweisprachigen<br />

Konzerten, an welcher drei <strong>Thurgau</strong>er,<br />

darunter der Komponist und Initiant <strong>des</strong><br />

Projektes, Ulrich Gasser, beteiligt waren.<br />

Das musikalische Programm wurde von<br />

einer Ausstellung begleitet, die Druckgraphik,<br />

Zeichnungen und Künstlerbücher von<br />

Daniel Hees (Köln) präsentierte.<br />

Association Villamont Artesprit<br />

Villamont Artesprit 2008<br />

Ein Spielzeug Gottes sei der Mensch, und<br />

<strong>des</strong>wegen sei das Beste am Menschen,<br />

ein Spielender zu sein. So schrieb Platon<br />

(428–348 v. Chr.). Damit war die Idee eines<br />

spielenden Gottes im Abendland geboren.<br />

Die Tatsache, dass im alttestamentlichen<br />

Buch der Sprüche von der Weisheit die<br />

Rede ist, die seit Urbeginn vor Gott spielt,<br />

untermauerte diesen platonischen Gedanken.<br />

Das Wesen <strong>des</strong> Spiels ist es, sinnvoll,<br />

aber nicht notwendig zu sein. (…) Das liturgische<br />

Spiel in der Kirche wurde bereits<br />

von der Reformation, dem Fundament der<br />

Aufklärung, zerstört. Das Spiel verschwand<br />

aus dem theologischen und liturgischen<br />

Denken. Der Glaube wurde ernste Wissenschaft.<br />

Der Mensch aber blieb ein Spielender,<br />

und zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts<br />

eroberte er sich wieder ein Spielfeld.<br />

Dieses heisst jetzt aber Kunst, Musik und<br />

Literatur.<br />

Eva Tobler Gasser, aus dem Programmheft<br />

«Alle Zeit spielte ich vor ihm – Das kleine feine<br />

Festival in der Eglise de Villamont Lausanne»<br />

fand vom 29. Februar <strong>bis</strong> 2. März 2008 statt.<br />

Gäste: EXVOCO_Expanded Voice Company<br />

Stuttgart und die <strong>Thurgau</strong>er Musiker Ulrich<br />

Gasser, Jürg Lanfranconi und Johannes Schütt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 33’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

48<br />

46<br />

Der Künstler Yves Netzhammer wurde für<br />

die Publikation seiner Monografie «Die<br />

Subjektivierung der Wiederholung» unterstützt,<br />

die beim Hatje Cantz Verlag herauskam.<br />

Das Buch präsentiert verschiedene<br />

Projekte sowie Installationen, Zeichnungen<br />

und Filmarbeiten. Dazu wurden Essays von<br />

vier Autoren gedruckt (Nils Röller, Sabine<br />

Maria Schmiedt, Tim Zulauf und Julia Draganovic).<br />

Yves Netzhammer<br />

Die Subjektivierung der Wiederholung<br />

«Es geht um die Chance <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> in<br />

einer vom Verstehen regierten Welt», es<br />

geht darum, «nach den Mustern unserer<br />

Wahrnehmung zu suchen, nach diesem<br />

untergründigen Parallelsystem, in dem sich<br />

unsere Wünsche und Ängste, unsere Vorurteile<br />

und Ambivalenzen verstecken» – und<br />

zwar «mit Mitteln, die sowohl traditionell<br />

bzw. klassisch sind und dabei ganz zeitgemäss».<br />

Yves Netzhammer im Essay von Sabine Maria<br />

Schmidt, «Die Beredsamkeit der Bilder»<br />

Ob an der Biennale Venedig <strong>2007</strong>, in Kassel<br />

oder im Zürcher Helmhaus: Wer einmal<br />

in einer Installation <strong>des</strong> Medienkünstlers<br />

Yves Netzhammer verweilte, kennt das<br />

Gefühl. Fasziniert, ja fast süchtig schaut<br />

man zu, wie sich Striche zu Figuren verdichten,<br />

sich verwandeln, dann aber ausbluten<br />

oder versteinern. Dies scheint uns bekannt.<br />

Aus dem Leben, aus der Kunst – oder aus<br />

unseren Träumen. Und doch generiert<br />

Netzhammer am Computer Wesen nicht<br />

von unserem Stern. Ein Buch dokumentiert<br />

das Werk nun mustergültig.<br />

Medienmitteilung, «Aargauer Zeitung»<br />

«Die Subjektivierung der Wiederholung»,<br />

Hatje Cantz Verlag, zweisprachigen Ausgabe<br />

(deutsch /englisch)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

47<br />

«Erderwärmung», «Klimakatastrophe» – die<br />

öffentliche Diskussion über den derzeitigen<br />

Zustand der Erde ist geprägt von Endzeitstimmung<br />

und Schreckensszenarien. Sie<br />

findet nicht nur in Fach- oder Umweltschutzkreisen<br />

statt, sondern ist in alle Bereiche<br />

<strong>des</strong> Alltags vorgedrungen. Davon betroffen<br />

ist nicht zuletzt auch die Kultur, die sich stark<br />

mit der Natur auseinandersetzt, Naturbilder<br />

generiert und reflektiert. Darüber hinaus<br />

nehmen einzelne Kunstschaffende immer<br />

wieder dezidiert Stellung zu gesellschaftsund<br />

umweltpolitischen Fragen.<br />

So auch das Künstlerduo Christine<br />

Hemauer und Roman Keller, das etwa mit<br />

dem Einläuten <strong>des</strong> postpetrolistischen Zeitalters<br />

im Kunsthof Zürich 2006 die zeitgenössische<br />

Kunst in Bezug zu Energiefragen<br />

stellte. Der neue shed möchte nun von Juni<br />

<strong>bis</strong> Oktober 2008 die beiden Kunstschaffenden<br />

für eine Weiterführung ihrer Arbeit<br />

in die Energiestadt Frauenfeld einladen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk<br />

L'energia siamo noi<br />

Von Juni <strong>bis</strong> Oktober 2008 realisierten<br />

Christine Hemauer und Roman Keller das<br />

Projekt «L’energia siamo noi», welches in<br />

zwei Phasen stattfand: Vor der Sommerpause<br />

nutzten die Kunstschaffenden die<br />

Shedhalle als Atelierraum, in dem sie ein<br />

Studio einrichteten. In diesem Studio wurden<br />

fünf öffentliche Gespräche organisiert,<br />

an denen Gäste mit hohen Fachkompetenzen<br />

(u.a. Stefan Zweifel, Cynthia Gavranic,<br />

Dr. Urs Staub, Prof. Barbara Schellewald<br />

und Jürg Buri) die Beziehung zwischen<br />

Energiegeschichte und Kunstgeschichte<br />

erörtert haben. Parallel zu den Gesprächen<br />

wurde mit dem Komponist Mathias<br />

Vetter und dem Shedchor an der postpetrolistischen<br />

Internationalen gearbeitet. Der<br />

Schlusspunkt bildete am 28. September<br />

die Parade von der Kartause Ittingen zum<br />

neuen shed, eine Art Protestmarsch für<br />

eine neue Energiezukunft.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 46’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’800.–


45 46 47<br />

49 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

45<br />

Association Villamont<br />

Artesprit<br />

Villamont Artesprit 2008<br />

46<br />

Yves Netzhammer<br />

Die Subjektivierung der<br />

Wiederholung<br />

47<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk<br />

L'energia siamo noi


48<br />

Das Programm «Further Expectations»<br />

wurde im September <strong>2007</strong> in einer Studioproduktion<br />

bei Radio DRS 2 in Zürich aufgenommen<br />

und erschien im April 2008 bei<br />

TCB Records (The Montreux Jazz Label) als<br />

CD. Das abendfüllende Programm wurde<br />

im Mai 2008 im Rahmen einer elftägigen<br />

CD-Präsentationstournee vorgestellt. Weitere<br />

Auftritte fanden anschliessend in der<br />

Schweiz (Bern, Basel, Zürich und Oberengstringen)<br />

sowie in Deutschland (Berlin,<br />

Nürnberg und München) statt.<br />

Roman Schwaller<br />

Further Expectations (Tour)<br />

Mit vielschichtigem Mainstream profiliert<br />

sich das Roman Schwaller Sextet auf<br />

«Further Expectations». In dieser Fortsetzung<br />

der vor zwei Jahren veröffentlichten<br />

«Thurgovian Suite» zeigt Schwaller seine<br />

Meisterschaft als Komponist und Arrangeur.<br />

Am Tenorsax glänzt er neben einem international<br />

besetzten, hochkarätigen Team.<br />

Matthias Inhoffen, «Jazz spezial»<br />

In «Further Expectations» vom Roman Schwal-<br />

ler Sextet spielen: Derrick Gardner (trumpet),<br />

Adrian Mears (trombone), Roman Schwaller<br />

(tenor sax), Oliver Kent (piano), Thomas Stabenow<br />

(bass), Mario Gonzi (drums).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 17’000.–<br />

50<br />

49<br />

Unsere Ausgangslage war es, den früheren<br />

Dorfplatz von Stettfurt, der sich heute vor<br />

allem als Kreuzung einer <strong>Kantons</strong>- mit einer<br />

Dorfstrasse zeigt, neu sicht- und hörbar<br />

zu machen. Während unserer Aktion soll<br />

der «Kreuzplatz» als Arbeitsfläche umgenutzt<br />

werden, indem wir darauf wischen,<br />

zeichnen, streichen und die bestehenden<br />

verkehrsgegebenen Strukturen miteinbeziehen.<br />

Gleichzeitig erzählt die Audioinstallation,<br />

angelegt als räumliche Tonkulisse<br />

um den Kreuzplatz, eine in Klangfetzen<br />

angelegte Geschichte, die ursprünglich auf<br />

den <strong>Bericht</strong> von H. J. Bachmann um 1858<br />

zurückgeht.<br />

Aus dem Schlussbericht von StettART (Clemens<br />

Harling)<br />

Judit Villiger<br />

Kreuzplatz Stettfurt<br />

Allen voran machte sich Judit Villiger mit<br />

Janice Handleman und Daniela Villiger<br />

daran, auf dem Platz ein Stück Vergangenheit<br />

wieder erstehen zu lassen. Sie hatten<br />

in den Jugenderinnerungen von Bun<strong>des</strong>richter<br />

Bachmann, der am Dorfplatz wohnte<br />

und ein wohlhabender Unternehmer war,<br />

einen Text gefunden, der das frühe Treiben<br />

am Platz beschreibt. Eine alte Postkarte<br />

diente den drei Künstlerinnen als bildliche<br />

Vorlage für ihre künstlerische Intervention<br />

eines temporären Platzes, der die Vergangenheit<br />

in die Gegenwart holte und so die<br />

Gegenwart verändern sollte. Auf der Kreuzung<br />

liessen sie ein Abbild der alten Postkarte<br />

als Rundbild entstehen, das den Platz<br />

wahrnehmbar machte.<br />

Dorothee Kaufmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Das Projekt «Kreuzplatz Stettfurt» fand am<br />

7. und 8. Juni 2008 statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’470.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’000.–<br />

50<br />

Der Zuger Fotograf Guido Baselgia gibt mit<br />

der geplanten Ausstellung im Museum im<br />

Bellpark Kriens Einblick in seine während<br />

der letzten drei Jahre entstandene neue<br />

Arbeit. Der Werkzyklus mit dem Arbeitstitel<br />

«Silberschicht» von Guido Baselgia ist<br />

der dritte Teil einer vertieften Recherche<br />

<strong>des</strong> Fotografen über die Ergründung der<br />

Natur und die Frage nach der Authentizität<br />

und der Relevanz eines Bil<strong>des</strong>. Die Arbeit<br />

schliesst an die beiden Werkzyklen «Hochland»<br />

(Bündner Kunstmuseum Chur, 2001)<br />

und «Weltraum» (Kunsthaus Zug, 2004) an.<br />

Guido Baselgia<br />

Silberschicht<br />

Die Landschaften von Baselgia sind keine<br />

Abbilder von geographischen Orten, sondern<br />

sie sind Lichtphänomene. Fotografieren,<br />

das heisst für ihn das «Sammeln von<br />

Lichtstrahlen mit der Linse, diese auf den<br />

Film zeichnen lassen, das latente Bild zu<br />

entwickeln, um es anschliessend wieder<br />

zurück in die Welt zu projizieren. Dunkles<br />

und Helles auf die Silberschicht zu bannen.»<br />

Gabriela Christen, Kulturredaktorin SR DRS 2<br />

Die Fotoausstellung «Silberschicht» fand im<br />

Museum im Bellpark Kriens von März <strong>bis</strong> Mai<br />

2008 statt. Im Rahmen dieser Ausstellung entstand<br />

die Bilderprojektion «Erdzeit», die vom<br />

<strong>Thurgau</strong>er Künstler Arthur Schneiter vertont<br />

wurde.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 10’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


48<br />

51 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

50<br />

48<br />

Roman Schwaller<br />

Further Expectations<br />

(Tour)<br />

50<br />

Guido Baselgia<br />

Silberschicht


51<br />

Zum vierten Mal gastierte das internatio-<br />

nale Theaterfestival Blickfelder im Phönix<br />

Theater Steckborn. Vom 5. März <strong>bis</strong> zum<br />

17. März fanden Aufführungen der Produktionen<br />

«Stadtdschungel» vom Theater Club<br />

111 (Bern) und «Schicklgruber» <strong>des</strong> holländischen<br />

Stuffed Puppet Theatre von Neville<br />

Tranter statt.<br />

Phönix Theater 81<br />

Blickfelder 2008<br />

Der Schauspieler war genial. Die Puppen<br />

waren sehr eindrücklich und lustig. Das<br />

Stück selber empfand ich als ein <strong>bis</strong>schen<br />

«wirr». Manchmal kam ich nicht mit, ich kam<br />

nicht draus. Was das Englisch betrifft, habe<br />

ich etwa fünfzig Prozent verstanden.<br />

Die Art <strong>des</strong> Theaterstücks hat mich sehr<br />

beeindruckt und fasziniert. Was dieser<br />

Mann alles mit seiner Stimme ausdrücken<br />

konnte und wie er sich in die verschiedenen<br />

Figuren versetzen konnte, war wirklich<br />

beeindruckend. Das Englisch war nicht<br />

schwierig, ich habe es gut verstanden. Der<br />

Tod war sehr lustig, aber ich habe erst<br />

am Schluss verstanden, was damit gemeint<br />

war.<br />

Rückmeldungen von Schülern<br />

Es fanden zwei Schulvorstellungen und eine<br />

öffentliche Vorstellung von «Stadtdschungel»<br />

und «Schicklgruber» statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’500.–<br />

52<br />

52<br />

Die Frühjahrsveranstaltung «Lyrik im Bodman-Haus»<br />

hat am 23. April 2008 mit den<br />

beiden Autorinnen Donata Berra aus Bern<br />

und Eva Christina Zeller aus Tübingen stattgefunden.<br />

Im Herbst folgten Walle Sayer<br />

und Rudolf Bussmann, die am 1. Oktober<br />

2008 eingeladen wurden, ihre Lyrik vorzulesen.<br />

Beide Abende wurden vom Autor<br />

Jochen Kelter moderiert, der die Lyrikreihe<br />

im Bodman-Haus betreut.<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

Lyrik im Bodman-Haus 2008<br />

Die Sinnlichkeit von Lyrik und ihre Dichte,<br />

die eine grosse Form wie der Roman «gar<br />

nicht aushält», so Bussmann, war der Diskussionskern<br />

der von Jochen Kelter moderierten<br />

Gesprächsrunde im Anschluss. Das<br />

Publikum beteiligte sich interessiert. Walle<br />

Sayer beschrieb «gute Lyrik» als eine Textform,<br />

die den Leser im Kern anspricht, die<br />

ihn als «poetischen Augenblick mit zeitlosem<br />

Anspruch» rührt. Lyrik als «Königsgattung»<br />

wurde zur Sprache gebracht, aber<br />

auch ihre Bedeutung als fragmentarische,<br />

wandelbare Form.<br />

Kathrin Spycher, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 3’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’400.–<br />

53<br />

Zehn Jahre sind nun vergangen, seit das<br />

erste und vielleicht legendärste generations<br />

stattgefunden hat. Das Konzept haben<br />

wir beibehalten, aber immer wieder den<br />

Bedürfnissen von Publikum, Musikerinnen<br />

und Musikern angepasst. Nach wie vor<br />

haben wir drei Standbeine: den Masterclass-Workshop,<br />

die ausführliche und grosse<br />

Clubszene – so gross, wie kein anderes<br />

europäisches Jazzfestival anbietet – und<br />

natürlich die Hauptkonzerte.<br />

Beibehalten wird die Konzertreihe «Piano<br />

Solo» im VorStadttheater <strong>des</strong> Eisenwerks.<br />

Das Teilnehmerkonzert findet als Abschluss<br />

<strong>des</strong> Masterclass-Workshops in der Aula der<br />

<strong>Kantons</strong>schule Frauenfeld statt, das Big-<br />

Band-Konzert mit dem Swiss Jazz Orchestra<br />

und Jim McNeely im Stadtcasino und<br />

das Konzert mit der Förderpreisband generations<br />

2008 und dem Elmar Brass Quartet<br />

(Förderpreisträger 2006) im grossen Saal<br />

<strong>des</strong> Eisenwerks Frauenfeld.<br />

Roman Schwaller, künstlerischer Leiter, aus dem<br />

Programmheft<br />

Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

generations 2008<br />

Mit zwei hervorragenden Abendkonzerten<br />

verabschiedete sich die sechste Ausgabe<br />

<strong>des</strong> Internationalen Jazztreffens generations<br />

vom Publikum. Dabei kamen mit dem<br />

Swiss Jazz Orchestra (SJO) sowohl ein<br />

arriviertes Grossensemble als auch mit<br />

der Förderpreisband und dem Elmar Brass<br />

Quartet vielversprechende Newcomer auf<br />

Frauenfelder Bühnen. Die Musik hätte zwischen<br />

wohlabgetöntem Big-Band-Jazz und<br />

Bebop für Zeitgenossen kaum unterschiedlicher<br />

sein können.<br />

Stephan Freissmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Überraschende Reife zeigte am Abschlussabend<br />

auch die diesjährige Förderpreisband.<br />

Sechs junge Musiker, die besten aus<br />

der Masterclass, führten unter der Leitung<br />

<strong>des</strong> Posaunisten Adrian Mears ein Set<br />

aus neuem <strong>bis</strong> neustem Material auf. (…)<br />

Die Band konnte man quasi von Minute zu<br />

Minute enger zusammenwachsen hören.<br />

Stephan Freissmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Das Internationale Jazzfestival generations<br />

fand in Frauenfeld vom 27. September <strong>bis</strong><br />

4. Oktober 2008 statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 349’150.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 80’000.–


51 53<br />

53 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

51<br />

Phönix Theater 81<br />

Blickfelder 2008<br />

53<br />

Internationales Jazztreffen<br />

Frauenfeld<br />

generations 2008


54<br />

Vier Menschen blicken in die Ferne. Wol-<br />

len sie reisen? Abreisen? Oder verreisen?<br />

Jeder von ihnen hat seinen Koffer gepackt.<br />

Sind darin Erinnerungsstücke oder Reiseutensilien,<br />

Geschenke oder Überlebenshilfen?<br />

Wollen sie jemand besuchen, neues<br />

Land kennen lernen oder einfach von<br />

zuhause weggehen – «abdampfen, Dampf<br />

ablassen oder Dampf geben?»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Olli Hauenstein<br />

Dampf<br />

Wie im Zirkus ist es: Lachen und Staunen<br />

halten sich die Hände, und wir bekommen<br />

glänzende Augen. Zum Schluss sagt der<br />

Kapitän: «Man weiss nicht, ob sie Porto<br />

Horizonte erreicht haben oder ob sie überhaupt<br />

abgereist sind.» Denn eine Schifffahrt<br />

ist wie das Leben, diese vielleicht<br />

glückliche Verkettung von Abreisen und<br />

Ankommen und, je nachdem, Bleiben.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Die Produktion «Dampf – eine clownesque<br />

Kreuzfahrt» wurde am 10. April 2008 im Seemuseum<br />

Kreuzlingen uraufgeführt. Regie: Olli<br />

Hauenstein. Spiel: Olli Hauenstein, Annette<br />

Stickel, Pascal Démarais und Illi Holiday.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 172’844.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

54<br />

55<br />

Ilse Schneider-Lengyel ist eine zu Unrecht<br />

vergessene Künstlerin <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts.<br />

Menschen, die sie kannten, beschreiben<br />

sie als eine lebensmutige und eigensinnige<br />

Frau. Zierlich von Gestalt, gerade<br />

einmal 1.60 Meter gross und von exotisch<br />

wirkendem Aussehen. Die Lyrik von Ilse<br />

Schneider-Lengyel stellt nur eine Facette<br />

ihres überraschend vielschichtigen und<br />

vielseitigen Werkes dar.<br />

Wir laden Sie nun ein, dem Leben dieser<br />

Frau, die in die Moderne aufgebrochen ist,<br />

zu folgen. Wir bieten Ihnen jedoch keine<br />

lineare Chronik <strong>des</strong> Lebens, sondern eine<br />

lose Folge von Räumen, in denen ihr Leben<br />

immer wieder anders in Erscheinung tritt.<br />

Fühlen Sie sich frei, sich in diesen Räumen<br />

zu bewegen, und überlassen Sie sich den<br />

jeweiligen Atmosphären und Stimmungen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Marie Luise Hinterberger<br />

Anderswo (Arbeitstitel)<br />

Die kleine Spanne Spiel (Stücktitel)<br />

«Eine Frau der Bilder» beschreibt Hinterberger<br />

das literarische Wirken der Surrealistin<br />

Schneider-Lengyel. «Bilder, die aufsteigen<br />

aus dem Unterbewussten». Jene assoziativen,<br />

intuitionistischen Bilder sind es auch,<br />

die Hinterbergs Inszenierung prägen.<br />

Jürgen Graf, «Südkurier»<br />

«Die kleine Spanne Spiel», eine multimediale<br />

Installation, inspiriert vom Leben und Werk<br />

der Schriftstellerin, Ethnologin und Fotografin<br />

Ilse Schneider-Lengyel, wurde am 25. April<br />

2008 im Zentrum für Psychiatrie in Reichenau<br />

uraufgeführt. Regie: Marie Luise Hinterberger,<br />

weitere Beteiligte: Astrid Keller (Schauspiel),<br />

Brigitte Krauss (Tanz), Julia Schwartz (Musik),<br />

Jürg Kessler (Licht / Raum / Video).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

56<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> hat der österreichischen<br />

Autorin Eugenie Kain ein zweimonatiges<br />

Stipendium zugesprochen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Stipendiatin <strong>Kulturstiftung</strong> 2008<br />

In Gottlieben entstanden ist eine Erzählung:<br />

«Funkenflug», die die Autorin an ihrer<br />

Lesung letzten Donnerstag im Bodman-<br />

Haus erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.<br />

Darin eingeflossen sind Erinnerungen einer<br />

Frau an einen Urlaub an der kroatischen<br />

Adriaküste. Es ist das Wasser, das in<br />

Eugenie Kains Erzählungen immer wieder<br />

zu Seelenlandschaften ihrer Figuren wird.<br />

Zwischentöne sind es und erinnerte Beobachtungen,<br />

die den Erzählfluss ausmachen<br />

und die Sprachmelodie, die Eugenie Kain<br />

so wichtig ist. Ihr Schreiben ist Verdichten.<br />

Kathrin Spycher, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Die Autorin Eugenie Kain arbeitete von August<br />

<strong>bis</strong> September 2008 im Bodman-Literaturhaus.<br />

Am 8. Januar <strong>2010</strong> ist sie an Krebs in<br />

ihrer Heimatstadt gestorben.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’500.–


54 55<br />

55 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

54<br />

Olli Hauenstein<br />

Dampf<br />

55<br />

Marie Luise Hinterberger<br />

Anderswo (Arbeitstitel)<br />

Die kleine Spanne Spiel<br />

(Stücktitel)


57<br />

«Literatur trifft Geschichte» ist die dritte<br />

Veranstaltung in der Reihe «Literatur trifft<br />

…», die in Frauenfeld alle zwei Jahre alternierend<br />

mit den Lyriktagen stattfindet.<br />

Einen Tag lang werden Verwandtschaften<br />

und Unterschiede zwischen der historischen<br />

und der literarischen Arbeitsweise<br />

entdeckt. Bei Lesungen und Diskussionen<br />

werden gemeinsame Themen der Gegenwart<br />

beleuchtet, wird den Gegensätzen<br />

und Koinzidenzen von Literatur und Wissenschaft<br />

nachgespürt.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Literatur trifft Geschichte<br />

«Die Literatur konstruiert Mythen, die<br />

Geschichte dekonstruiert Mythen», sagt<br />

Stefan Keller. Der in Zürich lebende <strong>Thurgau</strong>er<br />

ist Historiker, Journalist und Autor:<br />

Für ihn lag die Geschichte als Partner der<br />

Literatur also auf der Hand. Er will sich<br />

nicht auf Schweizer Mythen beschränken.<br />

Tom Segev aus Jerusalem habe geholfen,<br />

den Mythos der israelischen Staatsgründung<br />

zu entlarven. Und Dževad Karahasan<br />

hat die Belagerung Sarajevos erlebt.<br />

Natürlich wird es um Wahrheit gehen. «Es<br />

gibt keine absolute Wahrheit», sagt Keller,<br />

«aber es gibt die Wahrheit der Figuren.»<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

«Literatur trifft Geschichte» fand am 30.<br />

August 2008 statt. Beteiligte: Moderation:<br />

Stefan Keller (Zürich), die Autoren Dževad<br />

Karahasan (Bosnien) und Peter Weber (Zürich,<br />

Toggenburg), die Historikerin Elisabeth Joris<br />

(Zürich) und der Historiker Tom Segev (Jerusalem).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’030.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’300.–<br />

56<br />

58<br />

Von Februar <strong>bis</strong> Anfang Juli 2008 fand im<br />

Projektraum exex der «Show Down» statt:<br />

das letzte Projekt in den Räumen am Oberen<br />

Graben. «Show Down» zählte die Tage<br />

rückwärts … und wagte einen Blick in die<br />

Zukunft.<br />

«Show Down» lotete ein letztes Mal den<br />

Oberen Graben 38 aus. Das Projekt zeigte<br />

Arbeiten nebeneinander, räumlich und zeitlich<br />

überlagert, und präsentierte andere im<br />

Mittelpunkt solitär … und viele Künstler/innen<br />

und Kurator/innen kamen während<br />

«Show Down» noch einmal an der exex-Bar<br />

zusammen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

visarte.ost<br />

Show Down<br />

Die liebevolle Begeisterung, mit der die<br />

Projektgruppe <strong>bis</strong> zum letzten Projekt die<br />

Räumlichkeiten genutzt hat, ist gewiss ein<br />

Grund für die Erfolgsgeschichte <strong>des</strong> exex<br />

in der ehemaligen Exlibris-Filiale.<br />

Wenn Künstler für und mit Künstlern Ausstellungen<br />

machen und unabhängige<br />

Räume betreiben, ist die Stimmung annähernd<br />

hierarchielos. Das gibt Freiraum für<br />

Wagemut, Experimentierlust und anregende<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Ursula Badrutt Schoch, «<strong>Thurgau</strong>er Tagblatt»<br />

Die Ausstellung «Show Down» fand vom<br />

14. Februar <strong>bis</strong> 3. Juli 2008 im Projektraum<br />

exex in St. Gallen statt. Die <strong>Kulturstiftung</strong> hat<br />

die Beteiligung der <strong>Thurgau</strong>er KünstlerInnen<br />

Hansjörg Bachmann, Judit Villiger und Reto<br />

Friedmann unterstützt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 68’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />

59<br />

Der Verein Open Opera aus St. Gallen<br />

wurde von der <strong>Kulturstiftung</strong> für die Realisierung<br />

der Produktion «Die Weberischen»<br />

unter der Regie <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>ers Jean Grädel<br />

unterstützt.<br />

Mozart glauben alle zu kennen, die Familie<br />

Weber aber, aus der seine Frau Constanze<br />

stammt, ist nur für wenige ein Begriff,<br />

obwohl sie auf Mozarts Leben einen entscheidenden<br />

Einfluss hatte. Basierend auf<br />

biographischem Material hat der österreichische,<br />

mehrfach mit Preisen ausgezeichnete<br />

Autor Felix Mitterer für das Wiener<br />

Mozartjahr 2006 das Musiktheater «Die<br />

Weberischen» geschrieben, zu dem die britische<br />

Band Tiger Lillies – kontrastierend<br />

zu Mozarts Musik – freche Bänkelgesänge<br />

schrieb.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Verein Open Opera<br />

Die Weberischen<br />

Männer sind vor allem Geldquellen. Geld<br />

und Liebe – wohin das eine, wohin mit<br />

dem anderen? Da herrscht sympathische<br />

Ratlosigkeit, um die sich dieses spezielle<br />

Musiktheater dreht. Mozarts Musik erklingt<br />

hoch oben über der Bühne (mit dem Klassik-Ensemble<br />

unter Niklaus Meyer), an<br />

der Seite die Band Popfood unter Martin<br />

Gantenbein, die mit ihrer ruhigen Präzision<br />

Peter Rinderknechts Songs herrlich unterlegt.<br />

Von Anfang an trennt die Inszenierung<br />

die Musikstile nicht. Beide Ensembles<br />

spinnen fein das klangliche Netz um das<br />

turbulente Treiben.<br />

Martin Preisser, «St. Galler Tagblatt»<br />

«Die Weberischen», die musikalische Komö-<br />

die, wurde am 21. August 2008 im Kino-<br />

Theater Tiffany St. Gallen uraufgeführt.<br />

Regie: Jean Grädel. Musikalische Leitung:<br />

Martin Gantenbein, Niklaus Meyer. Spiel (u.a.):<br />

Peter Rinderknecht (Schauspiel) und Popfood<br />

(Musik).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 425’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


DIE DEBATTE<br />

Ich habe den Eindruck, es sei unter <strong>Thurgau</strong>er<br />

Künstlerinnen und Künstlern gar kein Interesse da, sich<br />

neugierig, offen und streitlustig mit anderen aus<br />

verschiedenen Disziplinen auseinanderzusetzen und<br />

Projekte zu entwickeln.<br />

Jean Grädel, Theaterschaffender, Gachnang<br />

57 59<br />

57 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

57<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Literatur trifft Geschichte<br />

59<br />

Verein Open Opera<br />

Die Weberischen


60<br />

Ich möchte meine Familiengeschichte wei-<br />

terentwickeln und entwirren, wie ich es in<br />

«Fleisch und Blut» und «Die Frau <strong>des</strong> Metzgers»<br />

begonnen habe. Die Lebensgeschicke<br />

meiner Grossmutter Ida (1894–1990),<br />

die aus einer hablichen Familie aus dem<br />

Hinterthurgau stammte, machen mich sehr<br />

neugierig. Ich erinnere mich gut an sie,<br />

weiss aber noch wenig über diese Frau, die<br />

ich eigentlich nie lachen sah.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Susanna Schwager<br />

Meine liebe Ida (Arbeitstitel)<br />

Ida (Buchtitel)<br />

Leise und ohne grosse Vorankündigung<br />

schrieb Susanna Schwager das Familienpanorama<br />

weiter, das sie mit «Fleisch<br />

und Blut» und «Die Frau <strong>des</strong> Metzgers»<br />

begonnen hatte. Entstanden ist ein Roman,<br />

der behutsam von einer Liebe erzählt, die<br />

sich leibhaftig nicht ausleben konnte, weil<br />

sie dem Paradies versprochen war. In ihrer<br />

wunderbaren Sprache erzählt Susanna<br />

Schwager vom Funken und Funkeln <strong>des</strong><br />

Lebens. Vom Leben, das stets von neuem<br />

aus nichts etwas macht.<br />

Text zur Buchvernissage bei Orell Füssli in Zürich<br />

Susanna Schwager wurde von der Kulturstif-<br />

tung für ihren Roman «Ida. Eine Liebesge-<br />

schichte» mit einem Werkbeitrag unterstützt.<br />

Susanna Schwager: «Ida. Eine Liebesgeschichte».<br />

Wörterseh Verlag <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 90’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

58<br />

61<br />

Im Jahr 2008 realisierte die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

zwei neue Publikationen im Rahmen der<br />

Reihe facetten.<br />

Die neunte facetten-Ausgabe wurde dem<br />

<strong>Thurgau</strong>er Künstler Jürg Schoop unter dem<br />

Titel «Unscheinbares im Fokus» gewidmet.<br />

Die Ausgabe Nr. 10 von facetten präsentiert<br />

die Arbeit <strong>des</strong> forums andere musik, welches<br />

für die Gestaltung der Publikation verantwortlich<br />

zeichnete. Diese wurde unter<br />

dem Titel «ganz nah. Von der Entwicklung<br />

der Landschaft» publiziert.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

facetten 9, Jürg Schoop: «Unscheinbares<br />

im Fokus»<br />

Jürg Schoop tut sich schwer mit dem Etikett,<br />

ein Künstler zu sein. Eine Fremddefinition<br />

wehrt er ab. Was soll er sich selbst als<br />

Künstler bezeichnen, als ob dahinter eine<br />

Lebensplanung und eine Bestimmung stecken<br />

würden! «Ich bin Existentialist!» Sein<br />

Auftrag sei, Mensch zu sein. Punkt.<br />

Kathrin Zellweger, facetten 9<br />

facetten 9, Jürg Schoop: «Unscheinbares<br />

im Fokus» mit Beiträgen von Kathrin Zellweger<br />

und Ursula Badrutt<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich 2008<br />

facetten 10, forum andere musik: «ganz<br />

nah. Von der Entwicklung der Landschaft»<br />

Wir sind fasziniert von der <strong>Thurgau</strong>er<br />

Landschaft. Sie gibt diesem Kanton eine<br />

Qualität, die ihn als Lebensraum einzigartig<br />

macht, und ist darum eines seiner wesentlichen<br />

Potentiale. Mit dieser Publikation<br />

möchten wir nun nicht eine weitere schöne<br />

Idee als mehr oder minder verbindliche<br />

Zukunftsmöglichkeit in die Wolken zeichnen.<br />

Wir möchten unseren Blick auf die<br />

Übergangszone richten, die sich zwischen<br />

dem – vielleicht kühnen – Wunsch nach<br />

Erhalt und Aufwertung der landschaftlichen<br />

Schönheit und der Erfüllung dieses Wunsches<br />

in der Realität öffnet.<br />

Claudia Rüegg für das forum andere musik,<br />

Vorwort zu facetten 10<br />

facetten 10, forum andere musik: «ganz nah.<br />

Von der Entwicklung der Landschaft» mit<br />

Beiträgen u.a. von Dieter Schnebel, Katja<br />

Schenker, Thomas Hammer und Claudia Rüegg.<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen / Zürich 2009.<br />

Rahmenkredit der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 50’000.–<br />

62<br />

Ziel von «Tracks» ist es, Besucher in eine<br />

zeichnerische Raumerfahrung einzubinden.<br />

Die Ästhetik und Brisanz <strong>des</strong> Mediums<br />

Zeichnung werden in der interaktiven<br />

Anordnung der Installation für ein breites<br />

Publikum erlebbar. Grenzlinien stehen für<br />

politische, nationale Systeme, Fluglinien<br />

für eine mobile, globalisierte Gesellschaft.<br />

Umgewandelte Linien der BesucherInnen<br />

im Ausstellungsraum sollen es dem Publikum<br />

ermöglichen, sich als zeichnerisches<br />

Element im Werk zu sehen. Nicht durch ein<br />

Kameraauge überwacht, sondern unmittelbar<br />

in dynamische Striche und Raumklangveränderung<br />

umgesetzt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Andrea Iten: Tracks<br />

Grenzen stellen für gewöhnlich Metaphern<br />

und Symbole einer raumzeitlichen Repräsentation<br />

und Kontrolle dar. Diesem Verfahren<br />

der Zuordnung trug die Aufzeichnungsinstallation<br />

«Tracks» Rechnung, bei der die<br />

Künstlerin im vom BAK sitemapping und der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> gefördeten<br />

Projekt Flugbahnen der Linienjets,<br />

feine Kondensstreifen usw. als Ausgangsbilder<br />

nutzte (…).<br />

Vor allem an der Vernissage waren entsprechende<br />

dichte «Karawanenspuren»<br />

<strong>des</strong> Publikums auf den Zeichnungen auszumachen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

«Tracks» wurde im Tiefparterre <strong>des</strong> Kunst-<br />

raums Kreuzlingen vom 4. April <strong>bis</strong> 22. Juni<br />

2008 im Rahmen der 4. Triennale zeitgenössische<br />

Kunst Oberschwaben «Nothing to<br />

declare» präsentiert.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


60 61 62<br />

9 Facetten · <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Jürg Schoop Unscheinbares im Fokus<br />

59 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

60<br />

Susanna Schwager<br />

Meine liebe Ida (Arbeitstitel)<br />

Ida (Buchtitel)<br />

61<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

facetten 9, Jürg Schoop:<br />

«Unscheinbares im Fokus»<br />

62<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Andrea Iten: Tracks


63<br />

Mit dem Projekt «Streaming» beabsichtigte<br />

der <strong>Thurgau</strong>er Fotograf Dieter Berke, die<br />

Arbeit mit der Camera Obscura weiterzuverfolgen,<br />

die er mit dem Buch «slow<br />

motion» angefangen hatte, diesmal mit dem<br />

Ziel, sich mit einem im weitesten Sinne<br />

geschlossenen Themenzyklus um Leben<br />

in extremen Situationen, Landschaft und<br />

Innerlichkeit auseinanderzusetzen.<br />

Dieter Berke<br />

Streaming (Projekttitel)<br />

time out (effektiver Titel)<br />

Entstanden ist eine geschlossene Arbeit,<br />

bestehend aus fünfzehn Grossbildern, farbig<br />

und schwarzweiss, 1 Meter mal 1,40<br />

Meter, die sich mit dem Thema Krankheit<br />

und Schmerz befassen. Diese Arbeit wird<br />

2011 im neuen shed <strong>des</strong> Eisenwerks ausgestellt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

60<br />

64<br />

Ulrich Gassers Komposition «In den<br />

Glutabend geworfen» wurde am 8. Januar<br />

2009 im Kulturforum Amriswil uraufgeführt.<br />

Kulturforum Amriswil<br />

Ulrich Gasser: In den Glutabend geworfen<br />

Gassers Musik ist hochkomplex. Trotz seiner<br />

Partitur muss ich selbst ergründen, wie<br />

seine Musik klingen soll. In anstrengender,<br />

anregender und vergnüglicher Arbeit muss<br />

ich in mir drinnen nach den richtigen Klangfarben,<br />

Rhythmen und Tempi suchen. Erst<br />

dann kann ich sie auch andern zugänglich<br />

machen.<br />

Claudia Rüegg im Interview mit Kathrin Zellweger,<br />

«<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Die Uraufführung von «In den Glutabend<br />

geworfen» fand anlässlich eines Liederabends<br />

statt, welcher anschliessend in Basel und Lausanne<br />

präsentiert wurde.<br />

Eva Nievergelt (Sopran),<br />

Claudia Rüegg (Piano).<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 5’250.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />

65<br />

Der Lenos Verlag in Basel erhielt einen<br />

Beitrag der <strong>Kulturstiftung</strong> für den Roman<br />

«Dazwischen Lili» der <strong>Thurgau</strong>er Autorin<br />

Andrea Gerster.<br />

Lenos Verlag<br />

Dazwischen Lili (Druckkostenbeitrag)<br />

Ich möchte an der Sonne sitzen, sagt Lili,<br />

und ich führe sie an einen runden Tisch, auf<br />

dem eine Tageszeitung liegt, und denke,<br />

ich werde lesen und mich damit von Lili<br />

ablenken, das wird guttun. Auch darüber zu<br />

lesen, dass es anderen schlechter ergeht<br />

als mir und dass Menschen von anderen,<br />

die sie nicht kennen und denen sie vielleicht<br />

nie etwas getan haben, zu Tode gebracht<br />

werden, einfach so, wird mich beruhigen.<br />

So weit ist es mit uns noch nicht, werde ich<br />

denken und mich dabei zurücklehnen.<br />

Aus «Dazwischen Lili» von Andrea Gerster<br />

Andrea Gerster: «Dazwischen Lili».<br />

Lenos Verlag 2008<br />

Die Buchpremiere von fand am 11. September<br />

2008 in der Buchhandlung zur Rose in<br />

St. Gallen statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’450.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


DIE DEBATTE<br />

Um zu produzieren, braucht es Netze und Strukturen,<br />

auch um anschliessend hinausgehen zu können.<br />

Philipp Wacker, Theaterleiter, Steckborn<br />

61 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

63<br />

Dieter Berke<br />

Streaming (Projekttitel)<br />

time out (effektiver Titel)<br />

65<br />

Lenos Verlag<br />

Dazwischen Lili<br />

(Druckkostenbeitrag)<br />

63 65


66<br />

Bei unserer Begegnung haben Cholet und<br />

ich festgestellt, dass sich aus der Kombination<br />

unserer Instrumente und unseres<br />

Zusammenspiels für uns spannende Möglichkeiten<br />

ergeben. Wir haben <strong>des</strong>halb<br />

in den letzten beiden Jahren gemeinsam<br />

Konzerte in der Südschweiz und in Italien<br />

gegeben und dabei ein Repertoire entwickelt,<br />

das eine Annäherung von zeitgenössischem<br />

Jazz und Volksmusik darstellt<br />

und sowohl Eigenkompositionen als auch<br />

Werke ausgewählter brasilianischer Komponisten<br />

wie Geraldo Pereira, Catulo und<br />

Noel Rosa enthält.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hilaria Kramer<br />

Hilaria Kramer, Jean Christophe Cholet:<br />

Do Luar<br />

CD-Produktion<br />

Inspiriert von eigentlichen Melodien entwickeln<br />

sich nach und nach unsere Improvisationen,<br />

die aus der Ferne manchmal noch<br />

Volkstümliches erkennen lassen. Es ensteht<br />

eine feine Musik, die atmet und flüstert,<br />

subtile Wendungen nimmt, das Publikum<br />

und auch uns selbst immer wieder überrascht.<br />

Die CD «Do Luar» der Jazztrompeterin Hilaria<br />

Kramer und <strong>des</strong> Pianisten Jean Christophe<br />

Cholet erschien am 1. Oktober 2008 beim<br />

Schweizer Jazzlabel Unit Records.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 13’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

62<br />

67<br />

Die Schweiz im Jahr 2020. Angst<br />

beherrscht den Wirtschaftsstandort, der<br />

Staat unterstützt die noch verbliebenen<br />

Grosskonzerne. Gegen diese Politik hat<br />

sich eine Vielzahl von Genossenschaften<br />

zum Zeitgenossenschafts-Bund formiert.<br />

In solidarischer Selbsthilfe übernimmt der<br />

Bund die von der Eidgenossenschaft vernachlässigten<br />

gesellschaftlichen Aufgaben.<br />

Doch Produktionsverbote bedrohen<br />

die Teilautonomie, und Zweifel nagen an<br />

der genossenschaftlichen Form.<br />

Aus dem Programmheft <strong>des</strong> Theaterhauses Gessnerallee<br />

KMU Produktionen / Tim Zulauf<br />

Genossenschaft jetzt!<br />

Ein wirtschaftspolitisches Thema hat sich<br />

Tim Zulauf nicht in aller Eile geangelt, weil<br />

das jetzt in der Finanzkrise Beachtung<br />

garantierte. Jenseits von Trends haben ihn<br />

Fragen nach Lebens- und Arbeitsformen<br />

schon immer umgetrieben. Der Autor und<br />

Regisseur vermutet, dass ihn die Arbeit seines<br />

Vaters als Kinder- und Jugendpsychiater<br />

sensibilisiert haben könnte: «Ich habe<br />

schon als kleines Kind mitbekommen, dass<br />

die Gesellschaft offenbar Mühe zeigt mit<br />

gewissen Lebens- und Verhaltensweisen.»<br />

Tim Zulauf im Interview mit Hannes Veraguth,<br />

«Basler Zeitung»<br />

«Genossenschaft jetzt!» von KMU Produkti-<br />

onen wurde im Theaterhaus Gessnerallee in<br />

Zürich am 3. Februar 2009 uraufgeführt und<br />

ging anschliessend auf Tournee u.a. nach<br />

Bern, Basel, Schaan und München.<br />

Text und Regie: Tim Zulauf. Schauspiel:<br />

Ariane Andereggen, Sascha Gersack,<br />

Christoph Rath, Ursula Reiter, Andreas Storm<br />

und Wanda Wylowa.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 154’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

68<br />

Der Autor Michael Stauffer wurde von der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> für seine Mitarbeit am Tanzstück<br />

«Nebel-lebeN» <strong>des</strong> Choreografen<br />

Marcel Leemann unterstützt. Eigens für die<br />

Produktion hat er Textbausteine geschrieben,<br />

die als dramaturgische Grundlage,<br />

sozusagen als Textpartitur, von der Tanzkompanie<br />

benutzt werden sollten.<br />

Michael Stauffer<br />

Nebel-lebeN<br />

Ich hasse diese Tanzstücke, in welchen einfach<br />

nur dargestellt wird und mit Gefühl.<br />

Immer mit Gefühl. Die machen dann alles so<br />

mit Gefühl. Und wenn man fragt, was macht<br />

ihr da eigentlich, dann hört man immer: ja<br />

es geht ums Leben. Ja ums Leben geht es.<br />

Das Stück geht übers Leben.<br />

Das gibt es aber nicht, ein Stück über das<br />

Leben. Wessen Leben, wer war dabei?<br />

Vom Anfang <strong>bis</strong> zum Ende? Man soll das<br />

Leben nutzen und geniessen. Aber nicht<br />

behaupten, man hätte daraus ein Tanzstück<br />

gemacht oder darüber. Da fragt doch niemand<br />

danach!?<br />

Michael Stauffer<br />

Das Stück «Nebel-lebeN» wurde am<br />

30. August 2008 in der Dampfzentrale in<br />

Bern uraufgeführt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 20’840.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–


66 67 68<br />

63 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

66<br />

Hilaria Kramer<br />

Hilaria Kramer, Jean Christophe<br />

Cholet: Do Luar<br />

CD-Produktion<br />

67<br />

KMU Produktionen /<br />

Tim Zulauf<br />

Genossenschaft jetzt!<br />

68<br />

Michael Stauffer<br />

Nebel-lebeN


69<br />

Das Quartett Humour's Humidity, geleitet<br />

vom (Quer-)Flötisten Oliver Roth, konnte<br />

mit der Unterstützung der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

und in Ko-Produktion mit DRS 2 seine erste<br />

CD aufnehmen.<br />

Oliver Roth / Humour's Humidity<br />

Prosit Prosa<br />

CD-Produktion<br />

Für sein Quartett hat Roth Musiker ausgewählt,<br />

die mehr wollen und können, als wild<br />

entschlossen draufloszuspielen. Die Kompositionen<br />

Roths, die z.T. auf der Destillation<br />

von Probeaufnahmen basieren, orientieren<br />

sich nicht an konventionellen Song-<br />

Schemata und sind dementsprechend auch<br />

kein Ausgangspunkt für einen Staffellauf<br />

der Solisten: Sie sind ein Sprungbrett für<br />

gemeinsame Exkursionen und setzen bei<br />

allen Beteiligten ein ausgeprägtes Sensorium<br />

für das Zusammenführen von experimenteller<br />

Offenheit und struktureller<br />

Schlüssigkeit voraus.<br />

Tom Gsteiger<br />

Die CD «Prosit Prosa» von Humour's Humidity<br />

erschien 2008 bei Unit Records.<br />

Alle Kompositionen und Querflöte: Oliver<br />

Roth. Klavier: Reto Staub, Bass: Martin Wyss,<br />

Drums: Michi Stulz.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’500.–<br />

64<br />

70<br />

Das Ausstellungsprojekt «Public viewing»<br />

fand von Mai <strong>bis</strong> Dezember 2008 in einem<br />

grossen Schaufenster und einem winzig<br />

kleinen Ladenlokal an idealer Passantenlage<br />

am Kolinplatz in Zug im Umfeld eines<br />

typisch zugerischen Ladenmixes statt.<br />

Für die Projekte ausgewählt wurden die<br />

Kunstschaffenden Richard Tisserand, Cornelia<br />

Heusser, Barbara Windholz und Beat<br />

Ermatinger.<br />

Der Künstler Richard Tisserand, der für<br />

seine Malerei-Installationen im öffentlichen<br />

Raum bekannt ist, hat für das Schaufenster<br />

in Zug direkt auf das Fenster eine neue<br />

Hinterglasmalerei – «espoir, désir, rêve» –<br />

entwickelt, die in verschiedenen Etappen<br />

realisiert wurde und so, dass die Passanten<br />

die Entstehung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> beobachten<br />

konnten.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

yes we are open<br />

yes we are open – ein Ausstellungsprojekt<br />

Public viewing<br />

Bei der Besichtigung <strong>des</strong> Ladenlokals ist<br />

mir in einer Ecke eine Reihe alter Postkarten<br />

aufgefallen. Feriengrüsse aus den Berner<br />

Alpen. Der Triembachfall im Besonderen.<br />

Postkarten steckt man an die Wand, um<br />

vom Reisen zu träumen. Meiner Vorstellung<br />

nach könnte der Blick <strong>des</strong> Ladenbesitzers<br />

vom verkehrsbelasteten, lärmigen Kolinplatz<br />

direkt auf die aufgedeckte Postkarte<br />

<strong>des</strong> Triembachfalles schweifen. Hoffnungen<br />

auf Reisen, Traum einer Landschaft,<br />

Verlangen nach Ruhe?<br />

Richard Tisserand in der Publikation «yes we are<br />

open»<br />

Als Rahmenprogramm zu seinem Werk wurde<br />

ein Gespräch mit dem Maler Richard Tisserand<br />

über sein Bild geplant, zu dem auch<br />

Irene Müller, Kuratorin aus Zürich, eingeladen<br />

wurde.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 49’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

71<br />

Für das Tiefparterre <strong>des</strong> Kunstraums Kreuzlingen,<br />

das sich als Ort für künstlerische<br />

Experimente und junge Positionen definiert,<br />

wird Kerstin Ergenzinger ein raumbezogenes<br />

Projekt realisieren. Unter dem Titel<br />

Schleuse konzipiert die Künstlerin eine Versuchsanordnung<br />

zu visuellen Grenzerfahrungen.<br />

Schleuse bezeichnet dabei einen<br />

temporären, offenen Raum innerhalb <strong>des</strong><br />

Ausstellungsraums, der durch projizierte<br />

Lichtlinien ständigen Veränderungen unterworfen<br />

ist und von den BesucherInnen mit<br />

Schritten und Blicken abgetastet werden<br />

muss. Die Orientierung in der Dunkelheit<br />

<strong>des</strong> Tiefparterres findet anhand der Lichtstrahlen<br />

statt, die wie Suchlichter wirken,<br />

aber immer andere, neue Wege aufzeigen<br />

und keine Sicherheit bieten. Assoziationen<br />

zur örtlichen Situation der Grenzstadt<br />

Kreuzlingen tauchen auf.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Kerstin Ergenzinger, Stefan Huber:<br />

Tiefe Oberflächen: a continuous history<br />

of doubting<br />

Die deutsche Künstlerin Kerstin Ergenzinger<br />

(1975) wird mit der Ausstellung «Tiefe<br />

Oberflächen: a continuous history of doubting»<br />

zum ersten Mal dem Schweizer Publikum<br />

vorgestellt.<br />

Kerstin Ergenzinger schaffe die Situation<br />

einer «Mixed Reality», worin sich das Eintauchen<br />

und die kritische Distanz abwechseln.<br />

Dadurch werde «die Reflexion über<br />

das eigene Sehen möglich gemacht».<br />

Medienmitteilung, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Die Vernissage fand im Kunstraum Kreuzlin-<br />

gen am 5. September 2008 statt. Die Ausstel-<br />

lung dauerte <strong>bis</strong> zum 22. Oktober 2008.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


65 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

69<br />

Oliver Roth / Humour's<br />

Humidity<br />

Prosit Prosa<br />

CD-Produktion<br />

70<br />

yes we are open<br />

yes we are open –<br />

ein Ausstellungsprojekt<br />

Public viewing<br />

71<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Kerstin Ergenzinger,<br />

Stefan Huber:<br />

Tiefe Oberflächen:<br />

a continuous history of<br />

doubting<br />

69 70 71


72<br />

Schauwerk-Black Box ist ein fortlaufen-<br />

<strong>des</strong> Kunstprojekt, das im Jahr 2005 von<br />

René Schmalz in Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Kantons</strong>bibliothek Appenzell Ausserrhoden<br />

initiiert wird. Künstler werden auf Anfrage<br />

von René Schmalz eingeladen, ein Unikat in<br />

Form einer individuell gestalteten Blackbox<br />

an die <strong>Kantons</strong>bibliothek zu senden.<br />

Das Schauwerk blackbox wurde von einer<br />

internationalen Jury zur Teilnahme an der<br />

14. Konferenz der Performance Studies<br />

in Kopenhagen ausgewählt und wurde bei<br />

diesem Anlass u.a. einem internationalen<br />

Fachpublikum vorgestellt.<br />

René Schmalz<br />

Installation Schauwerk-Black Box im<br />

Container<br />

Unter den Schauwerk-Künstlern sind<br />

so renommierte wie Roman Signer oder<br />

Fischli/Weiss oder Ernst Thoma und so<br />

thurgauische wie Max Bottini aus Uesslingen.<br />

Müllheim an der Thur ist gleich mehrfach<br />

vertreten mit Christoph Rütimann,<br />

René Schmalz (Initiator) und Künstlerpartnerin<br />

Michaela Stuhlmann. (...)<br />

Wer Max Bottini kennt, kennt seine mobile<br />

Küche, mit der er schon mehrmals unterwegs<br />

war. Seine «meals on wheels» will er<br />

im Stadtgebiet Kopenhagens an den Mann<br />

und die Frau bringen – wenn seine «roving<br />

kitchen» wieder zum Vorschein kommt.<br />

Mit hundert Brotfiguren im Koffer ziehen<br />

Schmalz/Stuhlmann am Morgen in die<br />

Stadt, wo Passanten aufgefordert werden,<br />

sich eine davon auszuwählen und sie sich<br />

einzuverleiben. Die mit Teilnehmern der<br />

Aktion entstehenden fotografischen Selbstporträts<br />

«werden bei weiteren öffentlichen<br />

Aktionen in Wien und Paris vermehrt». Die<br />

Materialien und Selbstporträts sind 2009<br />

als Installation in Graz projektiert.<br />

«Zur gleichen Zeit ist Max Bottini mit seinem<br />

mobilen Koch- und Speise-Unit unterwegs.<br />

Heute stehen Pouletschenkel an einer<br />

Weissweinsauce mit safranisiertem Basmatireis<br />

und Peperoni süss-sauer auf der<br />

Speisekarte.» Als Dessert gibts Kaffee und<br />

einen grossen Minor-Schokoladenstängel.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Die Installation «Black Box» wurde in Kopen-<br />

hagen (DK) anlässlich der 14. Konferenz<br />

der Performance Studies «Between States»<br />

präsentiert. Dazu zeigten René Schmalz, Max<br />

Bottini und Andres Bosshard Aktionen im<br />

öffentlichen Raum.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 29’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

66<br />

73<br />

Der Stiftungsrat der Stiftung Insel Hombroich<br />

hat den Künstler Peter Kamm zu einer<br />

Skulpturenausstellung im stiftungseigenen<br />

«Field-Institut» (Raketenstation, Insel Hombroich)<br />

eingeladen. Die Ausstellung soll<br />

Peter Kamm als Steinbildhauer erfahrbar<br />

machen, der sich laut Gerhard Mack «der<br />

Steinskulptur unter der Voraussetzung ihrer<br />

Verneinung zugewandt hat und sich damit<br />

von Anfang an abseits der Tradition der<br />

modernen Steinbildhauerei positioniert.<br />

Ihm geht es darum, Steinbildhauerei so zu<br />

betreiben, dass sie die gleiche Relevanz<br />

als Ausdruck der Gegenwart in Anspruch<br />

nehmen kann wie andere künstlerische<br />

Medien.» Mit dieser Einladung erhält Peter<br />

Kamm die einmalige Gelegenheit, zum ersten<br />

Mal sein bildhauerisches Schaffen international<br />

und im Ausland zu präsentieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Peter Kamm<br />

Skulpturenausstellung auf Insel<br />

Hombroich (D)<br />

Entstanden sind sieben Skulpturen für den<br />

Innenraum. Auf Wunsch <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />

wurden zwei schon bestehende Skulpturen<br />

im Aussenraum platziert.<br />

Die Ausstellung fand auf der Nato-Raketenstation<br />

Hombroich, Insel Hombroich (D), vom<br />

3. <strong>bis</strong> 26. Mai 2009 statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 170’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 30’000.–<br />

74<br />

Kazuo Ohno gehört zu den grossen Erneuerern<br />

<strong>des</strong> Tanzes im 20. Jahrhundert. Sein<br />

Einfluss auf die Theater- und Performancearbeit<br />

ist bereits in die Tanzgeschichte<br />

eingegangen. Von 1986 <strong>bis</strong> 1992 war<br />

René Schmalz in Tokyo Schüler von Kazuo<br />

Ohno. Bis heute ist seine Arbeit von dieser<br />

gemeinsamen Zeit in Japan geprägt, und<br />

viele Zitate und Imaginationen von Ohno<br />

beeinflussen die aktuellen Arbeiten von<br />

schmalz.stuhlmann.<br />

In Bewegungsbildern, die aus Imaginationen<br />

entwickelt werden, kommt Kazuo Ohno<br />

zu Wort. In einer üppigen Bildsprache soll<br />

ein eigenständiger Kunstfilm entstehen und<br />

nicht ein Dokumentationsfilm.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

schmalz.stuhlmann<br />

Die Toten beginnen zu laufen<br />

(Projekttitel)<br />

schmalz.stuhlmann (Titel <strong>des</strong> Films)<br />

Für die Drehtage im Phönix Theater 81<br />

entwickelten wir ca. vierzig Aktionen. Mit<br />

diesem Filmmaterial und den Szenenfotos<br />

werden wir gesondert in den künstlerischen<br />

Dialog treten, um ihm eine adäquate Form<br />

zu geben. Diese Auseinandersetzung findet<br />

ausserhalb <strong>des</strong> Filmprojektes statt. Den<br />

Entstehungsprozess der Aktionen begleiten<br />

Skizzen, Zeichnungen und Texte. Ein<br />

Teil der Texte floss in die Audioaufnahmen<br />

im Studio ein, welche wiederum im Verlauf<br />

der filmischen Arbeit nicht verwendet<br />

wurden. Einzig abstrakte Stimmklänge aus<br />

Improvisationen band Ernst Thoma in den<br />

Film ein.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Der Film «schmalz.stuhlmann» entstand zwi-<br />

schen 2008 und 2009 in Zusammenarbeit mit<br />

dem Video- und Tonkünstler Ernst Thoma.<br />

Eine Vorpremiere fand am 27. Oktober 2009<br />

im Cinema Luna in Frauenfeld statt.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 73’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–


73 74<br />

67 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

73<br />

Peter Kamm<br />

Skulpturenausstellung auf<br />

Insel Hombroich (D)<br />

74<br />

schmalz.stuhlmann<br />

Die Toten beginnen zu laufen<br />

(Projekttitel)<br />

schmalz.stuhlmann<br />

(Titel <strong>des</strong> Films)


75<br />

Nach Abschluss ihrer Ausbildung sind<br />

junge Künstler inspiriert und voller Ideen.<br />

Das Problem ist leider oft die Umsetzung;<br />

es fehlen geeignete Räumlichkeiten, oder<br />

sie sind für die Kunstschaffenden finanziell<br />

nicht tragbar. Frauenfeld ist zwar keine<br />

Kunstmetropole, verfügt aber über eine<br />

Halle mit optimalen Bedingungen für kreatives<br />

Arbeiten, die Shedhalle. Vor diesem<br />

Hintergrund will der verein neuer shed<br />

seine Halle jungen Kunstschaffenden als<br />

Projektraum zur Verfügung stellen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk<br />

Tanz mit Bruce<br />

Die vier Kunsthochschulabsolventinnen<br />

Katrin Herzner, Dominique Buchtala, Franziska<br />

Degendorfer und Freya Richter –<br />

alle um die dreissig Jahre alt – sind die<br />

glücklichen Stipendiatinnen <strong>des</strong> ersten<br />

<strong>Thurgau</strong>er Nachwuchsateliers für bildende<br />

Kunst. Christine Müller vom verein neuer<br />

shed hat dazu angeregt und zusammen<br />

mit Katja Fauth ein Konzept für die Reihe<br />

«Tanz mit Bruce» erarbeitet. Das Förderatelier<br />

sei finanziell auch für die kommenden<br />

drei Ausgaben gesichert, freut sich Fauth.<br />

«T.m.B.» sieht vor, dass sich Gruppen<br />

von Kunstschaffenden mit einem Ausstellungskonzept<br />

bewerben, in Anlehnung an<br />

die Arbeiten <strong>des</strong> amerikanischen Konzeptkünstlers<br />

Bruce Nauman. Bei den vier deutschen<br />

Künstlerinnen ergeben sich in erster<br />

Linie im Arbeiten mit Projektionen, realisiert<br />

und als Medium, Berührungspunkte<br />

zum Nauman’schen Ideenwerk. Indem bei<br />

«T.m.B.» Kunstschaffenden kurz nach dem<br />

Diplomabschluss optimale Rahmenbedingungen<br />

infrastruktureller und finanzieller<br />

Art zur Verfügung stehen, um eine eigene<br />

Ausstellung zu realisieren, können sie teilhaben<br />

am Diskurs mit der Kunsttheorie,<br />

anderen Künstlern und der Öffentlichkeit.<br />

Mathias Frei, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

68<br />

76<br />

In der Schweiz leben viele Menschen, die<br />

infolge von Krieg und Folter ihre Heimat<br />

verlassen mussten. Ihre Geschichten und<br />

traumatischen Erlebnisse bleiben meist<br />

unausgesprochen und führen tief verborgen<br />

in den Betroffenen zu Gefühlen der<br />

Einsamkeit und Isolation. Diese Gefühle<br />

können sich verstärken, wenn sie mit einer<br />

unsicheren Aufenthaltssituation einhergehen.<br />

Zusammen mit dem Schweizerischen<br />

Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien<br />

(SFM) der Universität Neuchâtel<br />

möchte ich diese Zusammenhänge in einer<br />

Fotografie-Ausstellung aufgreifen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Meinrad Schade<br />

Mit der schwierigen Erinnerung in der<br />

sicheren Fremde<br />

«Auf den ersten Blick treten die Porträtierten<br />

hinter ihr persönliches Schicksal zurück.<br />

Mit ihrem mutigen Schritt an die Öffentlichkeit<br />

transportieren sie die Botschaft: Krieg<br />

und Folter gehören zum Schlimmsten, was<br />

einem Menschen widerfahren kann. Im<br />

Widerspruch zum öffentlichen Bekenntnis<br />

steht, dass das Erlebte kaum wiedergegeben<br />

werden kann. Paradox mutet an, dass<br />

der Schlüssel für das Bleiberecht in der<br />

Schweiz gerade in der Wiedergabe <strong>des</strong><br />

Unaussprechlichen liegt» (Martina Kamm).<br />

Das Gesagte trifft auf viele der sechzehn<br />

Befragten zu, von denen zwei hier auf<br />

den Bildern zu sehen sind. Die sechzehn<br />

stammen aus zehn verschiedenen Ländern,<br />

und sie wurden in der Schweiz von<br />

Martina Kamm und Meinrad Schade über<br />

einen längeren Zeitraum hinweg begleitet.<br />

Ihr Schicksal erinnert daran, «dass jeder<br />

Mensch das Recht hat, Schutz vor Verfolgung<br />

und Krieg zu suchen».<br />

Medienmitteilung, «WOZ Die Wochenzeitung»<br />

Ein Projekt von Meinrad Schade und Martina<br />

Kamm. Ausstellung in der Galerie Kornhausforum<br />

Bern, 3. <strong>bis</strong> 20. Dezember 2008<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 90’939.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

77<br />

Wie werden zeitgenössische Improvisatoren<br />

von den Traditionen beeinflusst? Wie<br />

gehen sie mit ihren Wurzeln um? Der 29.<br />

Konstanzer Jazzherbst versucht das zu<br />

ergründen. Musiker verarbeiten Volksmusik<br />

und schaffen neue Klänge, experimentelle<br />

Improvisatoren und Avantgarde-Rocker<br />

fusionieren mit schamanischer Kultur,<br />

Hard-Bop-Jazzer verbinden die rhythmischen<br />

Eigenarten <strong>des</strong> New-Orleans-Jazz<br />

mit dem Vokabular <strong>des</strong> aktuellen Jazz.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

29. Konstanzer Jazzherbst 2008<br />

Das Jazz-Blues-Folk-Stubenmusik-Gemisch<br />

<strong>des</strong> Vera Kappeler Trios mit der Frontfrau<br />

an Klavier und Harmonium reisst das Publikum<br />

im Kulturzentrum K9 vom Hocker.<br />

Ein <strong>bis</strong>schen eigenartig ist das, was die<br />

Winterthurer Pianistin mit ihren Kollegen<br />

Simon Gerber (Bass, Dobro) und Lionel<br />

Friedli (Schlagzeug) betreibt, ist schwer<br />

zu beschreiben, min<strong>des</strong>tens so abgründig<br />

wie die Gletscherspalten in den Schweizer<br />

Alpen. Zunächst einmal fällt dieser Hang<br />

zum Blues auf, der irgendwo unterhalb <strong>des</strong><br />

Zwerchfells sein Zentrum hat und sich in<br />

feinen rhythmischen Ziselierungen verdichtet.<br />

Dann der Gag, eine Resonatorgitarre<br />

mit Steel ähnlich wie in der Country-Musik<br />

einzusetzen. Gepaart mit Harmonium und<br />

Klavier entsteht beinahe der Klangeindruck<br />

einer verqueren Schweizer Variante <strong>des</strong><br />

Soundtracks von Italowestern-Klassikern<br />

wie «Spiel mir das Lied vom Tod».<br />

Bettina Schröm, «Südkurier»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 37’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


75<br />

76 77<br />

69 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

75<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk<br />

Tanz mit Bruce<br />

76<br />

Meinrad Schade<br />

Mit der schwierigen Erinnerung<br />

in der sicheren<br />

Fremde<br />

77<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

29. Konstanzer Jazzherbst<br />

2008


78<br />

Die aus Budapest stammende, seit Jahren<br />

im <strong>Thurgau</strong> heimische Schriftstellerin und<br />

Übersetzerin Zsuzsanna Gahse ersucht<br />

um einen Werkbeitrag zur Schaffung von<br />

Texten, die zwischen Gedichten und Prosa<br />

angelegt sind. Mit einer strengen Form will<br />

sie die Donau, diesen «schier unbezähmbaren<br />

Fluss, halbwegs bändigen» und daraus<br />

«Quadrate und Würfel» bauen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Zsuzsanna Gahse<br />

Donauwürfel<br />

Zehn Silben mal zehn Zeilen bilden ein<br />

Quadrat, zehn Quadrate einen Würfel<br />

(10 � 10 � 10 = 1 Donauwürfel). In diesem<br />

neuartigen Versmass von Zsuzsanna Gahse<br />

strömt die Erzählung durch das Buch. Der<br />

Donau und dem Sprachfluss folgend tauchen<br />

unentwegt Geschichten auf, um in<br />

den nachdrängenden Fluten wieder zu versinken.<br />

Sie erzählen vom Leben am, im,<br />

auf, über, gegen und mit dem Wasser: von<br />

den Huchen am Flussgrund, dramatischen<br />

Hochwassern und Flussaustrocknungen,<br />

aber auch von Verzweifelten, die ihren Tod<br />

im Wasser suchten. So schwingt sich der<br />

Donaustrom in 27 Sprachwürfeln lyrisch,<br />

episch und auch szenisch durch die Tiefebene,<br />

hoch zu den Quellen und hinab zum<br />

Schwarzen Meer.<br />

Klappentext<br />

Zsuzsanna Gahse: «Donauwürfel». Edition<br />

Korrespondenzen, Wien <strong>2010</strong><br />

Antrag: Fr. 24’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

70<br />

79<br />

Der Fotograf Roland Iselin (*1958 in Kreuzlingen,<br />

lebt in Zürich) erhält gleich zwei<br />

Ausstellungsmöglichkeiten: Im Rahmen<br />

der Ausstellung «Make believe. Inszenierte<br />

Fotografie» in Biel sollen Bilder aus den<br />

Serien «Domestic Comfort» (2004 / 05) und<br />

«Waiting» (2006) gezeigt werden. Eine weitere<br />

Ausstellung bei Axel Lapp Projects in<br />

Berlin wird neuen Arbeiten aus dem Zyklus<br />

«What we do when we think about love»<br />

(<strong>2007</strong> / 08) gewidmet sein, deren Bildwelten<br />

durch Kurzgeschichten von Raymond<br />

Carver und Richard Ford angeregt wurden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Roland Iselin<br />

Ausstellungen Biel / Berlin<br />

Diese zwei Ausstellungen waren für mich<br />

sehr positive Erfahrungen. In Biel konnte<br />

ich im Rahmen von «Make believe» meine<br />

neuen Arbeiten in einem angemessenen,<br />

der inszenierten Fotografie gewidmeten<br />

Rahmen präsentieren, welcher überregionale<br />

Beachtung fand. Meine Ausstellung<br />

in Berlin wurde prominent in den Kulturkalender<br />

der Schweizer Botschaft aufgenommen.<br />

Nebst dem Echo in die Welt<br />

hinaus und interessanten und anregenden<br />

persönlichen Reaktionen auf meine Arbeiten<br />

– besonders die Berliner zeigten sich<br />

angenehm diskutierfreudig – waren es für<br />

mich willkommene Gelegenheiten, mich mit<br />

meinen Bildern auf einer weiteren Ebene<br />

auseinanderzusetzen und einen neuen, kritischeren<br />

Blick auf meine eigenen Arbeiten<br />

zu werfen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

«Make Believe» – 12. Bieler Fototage,<br />

5. <strong>bis</strong> 28. September 2008<br />

«What we do when we think about love» –<br />

Galerie Axel Lapp Projects, Berlin,<br />

21. November 2008 <strong>bis</strong> 24. Januar 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 9’078.60<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

80<br />

Verein Pro Eisenwerk<br />

jazz:now 2009 / <strong>2010</strong><br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> gewährt einen Beitrag<br />

zum Vorprojekt.<br />

(Beschrieb siehe <strong>Bericht</strong> Nr. 104)<br />

Vorprojektbeitag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


DIE DEBATTE<br />

Da sein, anwesend sein, dabei sein – ohne diese Bemü-<br />

hung, ohne dieses Interesse und diese Teilnahme an<br />

der Welt, ohne Lust an der Kommunikation mit anderen<br />

läuft nichts, gar nichts.<br />

Muda Mathis, Künstlerin, Basel<br />

78 79<br />

71 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

78<br />

Zsuzsanna Gahse<br />

Donauwürfel<br />

79<br />

Roland Iselin<br />

Ausstellungen Biel / Berlin


81<br />

Zum vierten Mal bringen die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> und das Phönix Theater<br />

81 in Steckborn ausgewählte Produktionen<br />

aus der Schweizer Tanztheaterszene<br />

in das Theaterhaus am Untersee.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

theater:now 2008<br />

Unter dem sinnigen Motto «Getanzte<br />

Lebensgeschichten» und dem Anspruch,<br />

«(…) das Leben und den Alltag so facettenreich<br />

und vielschichtig wie möglich auf<br />

der Bühne widerzuspiegeln», wurden dieses<br />

Jahr zehn abendfüllende Produktionen<br />

oder Kurzstücke zu einem dichten Programm<br />

gebündelt. Eine Fülle von Gedanken,<br />

Erlebnissen und Ideen bereichern die<br />

eigene Wahrnehmung und lassen den Alltag<br />

in allen seinen Nuancen aufscheinen.»<br />

Aus der Programmbroschüre<br />

Produktionen: Marcel Leemann Physical<br />

Dance Theater: «Nebel-lebeN» – Tanzfaktor<br />

Interregio 2008 mit Simone Truong & Peter<br />

von Bartheld: «As Long As It Lasts» – Gregory<br />

Stauffer & Luciano Zampar: «Lectures<br />

de bois. La planche» – Tom Baert / Cie Urto:<br />

«The urgency of the colour red» – Perrine<br />

Valli / Association Sam-Hester: «Série Verticale»<br />

– Yan Duyvendak: «My Name Is Neo» –<br />

Alias / Guilherme Botelho: «0.5 ‰» – Vobalko:<br />

«LoveHate» – Kumpane: «Rock & Roll ist hier<br />

zum Stehn» – Cie Drift: «Au Bleu Cochon».<br />

Aufführungen vom 23. Oktober <strong>bis</strong> 13. Dezember<br />

2008<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 130’024.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 48’000.–<br />

72<br />

82<br />

Das künstlerische Schaffen der in Zürich<br />

lebenden Künstlerin Co Gründler ist nach<br />

ihrem eigenen Statement «in der Umsetzung<br />

inhaltlich orientiert und umfasst daher<br />

verschiedene Medien: Video, Malerei,<br />

Installation, Fotografie und Musik». Die<br />

Ausstellung in der Arboner Galerie Adrian<br />

Bleisch ist für sie «eine besondere. Nicht<br />

nur, weil der Galerieraum eine aussergewöhnliche<br />

Architektur und Geschichte aufweist,<br />

sondern auch, weil es meine erste<br />

Einzelausstellung in meinem Heimatkanton<br />

<strong>Thurgau</strong> ist.»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Co Gründler<br />

Geheimwissenschaften<br />

Passend zu Halloween schien diese Ausstellung<br />

arrangiert zu sein: gezeichnete<br />

Albträume, gesprayte Mondgesichter unter<br />

dem Titel «Family03», schwarz triefende<br />

Farbe, die von den Rahmen zu laufen scheint<br />

und so die Galerieräume erschleicht.<br />

Co Gründler, die Künstlerin, die 1967 in<br />

Romanshorn geboren wurde, steht im Bann<br />

einer Ästhetik <strong>des</strong> Schreckens. Seit ihrer<br />

Jugend empfindet sie eine magische Anziehung<br />

zu den Themen der Nacht: Abgründe<br />

<strong>des</strong> Grauens, die Gefahren, die in der Dunkelheit<br />

lauern. (…) Das ganze Repertoire<br />

ihrer Techniken ist in Arbon präsent: von<br />

der grossformatigen Fotografie eines mit<br />

Papiertasche maskierten Menschen vor<br />

Gewitterhimmel <strong>bis</strong> zu kleinen Kritzelzeichnungen<br />

in schwarz, die womöglich in schlaflosen<br />

Nächten entstanden sind.<br />

Dorothee Kaufmann, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Co Gründler: «Geheimwissenschaften».<br />

Galerie Adrian Bleisch, Arbon, 1. <strong>bis</strong><br />

29. November 2008<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 23’531.50<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

83<br />

Verein Pro Eisenwerk<br />

jazz:now 2009 / <strong>2010</strong> I<br />

(siehe <strong>Bericht</strong> Nr. 104)<br />

Teilfinanzierung <strong>des</strong> Projekts: Fr. 6’000.–


DIE DEBATTE<br />

Anstelle von Kulturdebatten bräuchten wir erfahrene<br />

Freunde, die uns beibringen, wie wir uns den Raum für<br />

Neues nehmen können, den wir brauchen.<br />

Freddy Fässler, Kulturinteressierter, Tobel<br />

81 82<br />

73 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

81<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix<br />

Theater 81<br />

theater:now 2008<br />

82<br />

Co Gründler<br />

Geheimwissenschaften


84<br />

Der in Frauenfeld aufgewachsene Erich<br />

Schmid hat einen viel beachteten Dokumentarfilm<br />

über den Maler, Bildhauer und<br />

Architekten Max Bill gedreht. «Max Bill –<br />

Das absolute Augenmass» ist eine Art Anti-<br />

Künstlerporträt und eine Entdeckungsreise<br />

in die unbekannte Biografie <strong>des</strong> grossen<br />

Schweizer Künstlers. Anlässlich der Premiere<br />

im Cinema Luna will der Verein Frauenfelder<br />

FilmfreundInnen den Frauenfelder<br />

Filmer mit einem festlichen Anlass ehren.<br />

Verein Frauenfelder FilmfreundInnen<br />

Max Bill – Das absolute Augenmass<br />

(Filmpremiere)<br />

Die Verantwortlichen <strong>des</strong> Frauenfelder Studiokinos<br />

konnten nebst Persönlichkeiten<br />

aus Politik und Kultur auch Hauptpersonen<br />

<strong>des</strong> Films begrüssen: den Regisseur<br />

Erich Schmid, die Witwe Max Bills, Angela<br />

Thomas, und den Bill-Schüler Hans Bissegger.<br />

Nach einem kleinen Apéro und der<br />

anschliessenden Filmvorführung standen<br />

die Verantwortlichen für Fragen aus dem<br />

Publikum zur Verfügung.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 1’300.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 1’000.–<br />

74<br />

85<br />

Professionelles Theaterschaffen ist im<br />

<strong>Thurgau</strong> dünn gesät. Deshalb möchte der<br />

renommierte Theatermann Jean Grädel<br />

die personellen, künstlerischen und materiellen<br />

Grundlagen für ein «Freies Theater<br />

<strong>Thurgau</strong>» schaffen. Mit einem kleinen<br />

«Stammensemble» will er Roland Schimmelpfennigs<br />

Stück «Die Frau von früher»<br />

auf die Bühnen bringen, ein Stück, das auf<br />

vertrackte Weise mit den Konventionen der<br />

Boulevardkomödie spielt.<br />

Jean Grädel<br />

Die Frau von früher<br />

Der Dramatiker Roland Schimmelpfennig<br />

hält wenig von Liebesschwüren. Das Freie<br />

Theater <strong>Thurgau</strong> unter Jean Grädel hat «Die<br />

Frau von früher» hautnah und eindringlich<br />

inszeniert.<br />

Das ist hier wie im Kino. Dunkel der Raum,<br />

fröhliche Bilder (Eiffelturm) zu fröhlicher<br />

Musik, der Vorspann tickert wie ein Telex<br />

über die Kulissenwand. Darunter fünf<br />

Türen, geschlossen, vor ihnen die Bühne.<br />

Wir wissen, hier wird sich die Geschichte<br />

abspielen; wir ahnen, hier wird gelacht<br />

und geweint und vielleicht gestorben. Und<br />

genauso war es am Mittwochabend im Phönix<br />

Theater. Wir haben geschmunzelt und<br />

leer geschluckt und gelernt, dass die Liebe<br />

nie für sich steht, sondern stets Konsequenzen<br />

hat, auch fatale. Roland Schimmelpfennigs<br />

«Frau von früher» am Freien Theater<br />

<strong>Thurgau</strong> ist ein Erlebnis, beklemmend<br />

wie beglückend.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Premiere: 29. April 2009 im Phönix Theater 81<br />

Steckborn.<br />

Spiel: Monik Kravarik, Annette Kuhn,<br />

Anja Tobler, Pascal Holzer, Markus Keller<br />

Bild: Claus Peter Täterow<br />

Licht: Uwe Schuran<br />

Kostüme: Monik Kravarik<br />

Regie: Jean Grädel<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 129’960.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 70’000.–<br />

86<br />

Renate Flury gehört zu den wichtigsten<br />

und vielseitigsten <strong>Thurgau</strong>er Künstlerinnen<br />

der letzten Jahre. Beeindruckend sind ihre<br />

grosse schöpferische Kraft, die Sinnlichkeit<br />

ihrer Arbeiten und die Beharrlichkeit,<br />

mit der sie das Thema der Körperlichkeit<br />

– diejenige ihrer Materialien, aber auch ihre<br />

eigene und die der Welt – verfolgt. Die<br />

Kuratoren <strong>des</strong> neuen shed baten die Künstlerin,<br />

für den Projektraum im Eisenwerk<br />

eine Ausstellung zu entwickeln, und überliessen<br />

ihr die Entscheidung, ob sie eher<br />

eine Rückschau auf ihr <strong>bis</strong>heriges Werk<br />

oder neue Arbeiten realisieren wollte.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

verein neuer shed im Eisenwerk<br />

Renate Flury: Was mich nährt<br />

Wasser fliesst in einer Bambusrinne durch<br />

den Raum, und skurrile, entwurzelte Bäume<br />

wachsen auf Wagen und Karren, mit denen<br />

sie sich durch den Raum schieben lassen<br />

– die Künstlerin verzaubert die ehemalige<br />

Fabrikhalle visuell und akustisch in eine Art<br />

Wunderland. In diese Landschaft setzt sie<br />

wichtige Arbeiten der letzten Jahre und verwebt<br />

so Früheres und Gegenwärtiges zu<br />

einem lebendigen Kosmos, zu einer Denklandschaft,<br />

wo sie überdenkt und überblickt.<br />

Renate Flury versucht mit dieser<br />

Ausstellung zu ergründen, was sie nährt,<br />

in der Kunst, im Leben, aber auch im Austausch<br />

mit anderen Künstlern und Künstlerinnen.<br />

So schuf sie parallel zur Installation<br />

eine sehr persönliche Veranstaltungsreihe,<br />

wo Begegnungen, Befragungen und Auseinandersetzungen<br />

entstehen zwischen Flurys<br />

Arbeiten und Sprache, Musik, Tanz und<br />

Performance.<br />

Auf der Homepage <strong>des</strong> neuen shed,<br />

www.neuershed.ch<br />

Ausstellung 22. August <strong>bis</strong> 3. Oktober 2009<br />

im neuen shed im Eisenwerk. Rahmenveran-<br />

staltungen: Brunch und Tanz mit Gisa Frank<br />

(30. August 2009) – Frieder D. Rosenberg<br />

erzählt (2. September 2009) – shedGespräch<br />

mit Markus Landert (10. September 2009) –<br />

Führung durch die Ausstellung (12. September<br />

2009) – Artur Schneiter, Wort-Ton-Performance<br />

(23. September 2009) – Finissage mit<br />

öffentlicher Versteigerung (3. Oktober 2009)<br />

Budgetierter Aufwand: Fr. 52’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–


75 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

84<br />

Verein Frauenfelder Film-<br />

freundInnen<br />

Max Bill – Das absolute<br />

Augenmass (Filmpremiere)<br />

85<br />

Jean Grädel<br />

Die Frau von früher<br />

84 85 86<br />

86<br />

verein neuer shed im<br />

Eisenwerk<br />

Renate Flury: Was mich<br />

nährt


87<br />

Das Projekt «Sprechende Körper» (Arbeits-<br />

titel) widmet sich dem Erzählen in der gegen-<br />

wärtigen Schweizer Performancekunst. Die<br />

Kunsthistorikerin Alexandra Könz kuratiert<br />

zwei Veranstaltungen mit KünstlerInnen, die<br />

in den vergangenen Jahren die lebendige<br />

Schweizer Performanceszene wesentlich<br />

mitprägen und internationales Ansehen<br />

geniessen. Hinter der Veranstaltung steht<br />

der Wunsch, das Erzählen als differenzierte,<br />

ästhetische und kommunikative Praxis<br />

der zeitgenössischen Performancekunst<br />

zu beleuchten und die Neugier auf Formen<br />

narrativer Praxis zu wecken. Alle eingeladenen<br />

KünstlerInnen haben zugesagt, je<br />

eine neue Arbeit zu entwickeln, die in zwei<br />

namhaften Institutionen für zeitgenössische<br />

Kunst gezeigt werden soll.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Alexandra Könz<br />

Sprechende Körper (Arbeitstitel)<br />

Telling Tales<br />

Beide Performanceveranstaltungen konn-<br />

ten wie geplant und erfolgreich durchge-<br />

führt werden. Die fünf Arbeiten waren qua-<br />

litativ hoch stehend und forderten mittels<br />

unterschiedlicher Erzählstrategien die Auseinandersetzung<br />

mit erzähltechnischen,<br />

autobiografischen, kunstgeschichtlichen,<br />

kunstkritischen und gesellschaftspolitischen<br />

Themen heraus. «Telling Tales» entfachte<br />

das Interesse etablierter Kunstmedien<br />

und Kulturvermittler, spielte zweimal<br />

vor vollem Haus und erhielt lobende <strong>bis</strong><br />

begeisterte Kritik. Die Zusammenarbeit mit<br />

den KünstlerInnen und den beiden Partnerinstitutionen<br />

verlief professionell und<br />

reibungslos.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Die Veranstaltung «Telling Tales» hat im Kunst-<br />

museum <strong>Thurgau</strong> (21. März 2009) und im<br />

Theaterhaus Gessnerallee Zürich (3. April<br />

2009) stattgefunden. Beteiligte KünstlerInnen:<br />

Yan Duyvendak / Omar Ghayatt: «Made<br />

in Paradise» – Pascale Grau: «Garten der<br />

Fiktion» – San Keller: «Read it from my lips» –<br />

Muda Mathis / Sus Zwick: «Meine Logopädin<br />

heisst Sus Zwick» – Andrea Saemann: «Representing<br />

Presence, eine Performance dank<br />

Joan Jonas»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 36’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

76<br />

88<br />

Das Museum Bruder Klaus Sachseln lebt<br />

von Kontrasten und Begegnungen. Der<br />

dem Lan<strong>des</strong>heiligen gewidmeten Sammlung<br />

werden regelmässig Sonderausstellungen<br />

entgegengestellt, die die Verschränkung<br />

von ausgewählten Stücken aus der<br />

Sammlung mit Beiträgen aus dem zeitgenössischen<br />

Kunstschaffen anstreben. So<br />

kontrastiert die Gruppenausstellung «Miniaturwelten<br />

– Christian Sigrist und mehr»<br />

mit den geschnitzten und gezimmerten<br />

Modellen aus dem Nachlass <strong>des</strong> Sachslers<br />

Christian Sigrist.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Museum Bruder Klaus<br />

Judit Villiger: Miniaturwelten<br />

Die Künstlerin Judit Villiger, in Luzern<br />

ausgebildet und unterrichtend, mit Standbeinen<br />

in Zürich und im <strong>Thurgau</strong>, ist eine<br />

Pionierin <strong>des</strong> Miniformats. Aus alltäglichem<br />

Wegwerfmaterial realisierte sie vier Welten<br />

aus ihren Leseerfahrungen – Dante Alighieri,<br />

Marcel Proust, V.S. Naipaul, Claude<br />

Simon –, wobei der literarische Anstoss<br />

hinter das Kunstobjekt zurücktritt. Auch wer<br />

die «Divina Commedia» nicht kennt, vermag<br />

die düstere und irrlichternde Atmosphäre<br />

ihres Kellerraums zu erleben.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 64’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

89<br />

Nach den Erfahrungen, die aus der ersten<br />

Albumproduktion «10 for Franklin»<br />

und der darauf folgenden Konzerttournee<br />

gewonnen wurden, wendet sich das Pullup<br />

Orchestra dem Folgeprojekt «Thanks to the<br />

Opera» zu. Mit acht Eigenkompositionen<br />

und vier Remixes will die <strong>2007</strong> gegründete<br />

Ostschweizer Grossformation qualitativ<br />

weiterkommen und sich mit ihrem einzigartigen<br />

Stil in der Schweizer Musikszene<br />

besser positionieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Pullup Orchestra<br />

Thanks to the Opera<br />

Das Pullup Orchestra um den Frontmann<br />

Samwhaa! ist mit seiner zweiten Strassentour<br />

durch Frankreich und Spanien und den<br />

beiden Clubtouren im deutschsprachigen<br />

Raum über sich hinausgewachsen und präsentiert<br />

nun das zweite Album «Thanks to<br />

the Opera». Damit gelingt es der Band, die<br />

Mischung aus Hip-Hop, Jazz und Brassbandsound<br />

noch schöner zu zelebrieren.<br />

In den Tracks «Hip-Hop», «Lauf Baby» und<br />

«Muffin» wird das Pullup Orchestra durch<br />

die Stimme von Valérie Maerten unterstützt.<br />

«Thanks to the Opera» enthält zusätzlich<br />

vier Remixes von aussergewöhnlichen DJs<br />

und Produzenten. Durch die leidenschaftliche<br />

Arbeit der beiden Co-Produzenten und<br />

Soundmischer Gavin Maitland und Ruedi<br />

Tobler konnte ein weiterer Meilenstein<br />

gesetzt werden.<br />

Release-Sheet, Hinterhaus Records<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr.19’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


87 88 89<br />

77 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

87<br />

Alexandra Könz<br />

Sprechende Körper<br />

(Arbeitstitel)<br />

Telling Tales<br />

88<br />

Museum Bruder Klaus<br />

Judit Villiger: Miniaturwelten<br />

89<br />

Pullup Orchestra<br />

Thanks to the Opera


90<br />

Das Tanzfest ist ein partizipatives Projekt,<br />

mit dem das Schweizer Tanznetzwerk reso<br />

die Öffentlichkeit für alle Formen und Tendenzen<br />

<strong>des</strong> Tanzes sensibilisieren möchte.<br />

Es bringt am letzten Wochenende im April<br />

2009 das Tanzfieber in vierzehn Regionen<br />

unseres Lan<strong>des</strong>. In Tanzkursen und auf<br />

Bällen erleben die TeilnehmerInnen aktiv<br />

die grosse Vielfalt der Tanzstile und entdecken<br />

ihren eigenen Zugang zur Kunstsparte<br />

Tanz.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

reso – tanznetzwerk schweiz<br />

Tanzfest 2009<br />

Das Tanzfest hat 2006 in Zürich angefangen<br />

und wächst seitdem kontinuierlich. Im<br />

urbanen Umfeld entstanden, erreicht es<br />

heute gerade auch die Menschen in ländlichen<br />

Regionen. Es fördert die Zusammenarbeit<br />

von lokalen Veranstaltern und Tanzschulen,<br />

die gemeinsam die Verantwortung<br />

für das lokale Programm übernehmen. Das<br />

Tanzfest 2009 war die zweite Auflage im<br />

<strong>Thurgau</strong>. Nach dezentralen Tanzkursen<br />

in Amriswil, Bischofszell, Frauenfeld und<br />

Kreuzlingen wurde das Tanzfest mit einem<br />

Ball im Phönix Theater 81 Steckborn abgeschlossen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 24’370.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

78<br />

91<br />

«facetten» ist eine Publikationsreihe der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>. Sie<br />

stellt <strong>Thurgau</strong>er Kulturschaffende und ihre<br />

Arbeit vor und beleuchtet Aspekte der zeitgenössischen<br />

Kultur im <strong>Thurgau</strong>.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

facetten 11, Othmar Eder:<br />

«Versiegelte Zeit»<br />

Im Kontext <strong>des</strong> zeitgenössischen Kunstschaffens<br />

ist Othmar Eder ein ausgesprochener<br />

Einzelgänger. Mit sanfter Beharrlichkeit<br />

und einer von Irritation und Faszination<br />

bestimmten Welterfahrung geht der<br />

1955 in Kufstein geborene Künstler seinen<br />

eigenen Weg. Auf diesem Weg erscheint<br />

die Zeit als bestimmender Faktor: einerseits<br />

als zeitintensiver, geduldiger Arbeitsprozess,<br />

in dem vielfältige, vom zeichnerischen<br />

Denken geleitete Gestaltungsmittel<br />

eingesetzt werden; andererseits im Zugriff<br />

auf Erinnerungen, flüchtige Fragmente und<br />

aktuelle Bilddokumente, die durch simultane<br />

Schichtung und zeitliche Verfremdung<br />

zu Bildern und Objekten von befremdlicher<br />

Schönheit und nachhaltiger Wirkung verarbeitet<br />

werden.<br />

Klappentext<br />

facetten 11, Othmar Eder: «Versiegelte Zeit»<br />

mit Beiträgen von Kathleen Bühler und Klaus<br />

Hersche<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen /Zürich 2009<br />

Rahmenkredit der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

92<br />

Die seit 1991 bestehende Literaturzeitschrift<br />

«Entwürfe» arbeitet nach Themenschwerpunkten<br />

und gibt vierteljährlich jungen<br />

Autorinnen und Autoren Gelegenheit,<br />

ihre noch unveröffentlichten Texte zugänglich<br />

zu machen. Zum Auftakt <strong>des</strong> 21. Internationalen<br />

Bodenseefestivals ist ein Heft<br />

geplant, das die Bodenseeregion als grenzübergreifenden<br />

Lebens- und Kulturraum<br />

literarisch und essayistisch zur Sprache<br />

bringen soll.<br />

Entwürfe<br />

Bodensee<br />

Die beiden verantwortlichen Redaktoren<br />

Thomas Goetz und Myriam Tschopp wollen<br />

mit dem 58. Heft der Zeitschrift die<br />

unterschiedlichen Grenzerfahrungen mit<br />

dem Bodensee aufzeigen. Die literarischen<br />

Beiträge stammen einerseits von bekannten<br />

AutorInnen wie Felicitas Andresen, Richard<br />

Butz, Albert M. Debrunner, Wolfgang Hermann,<br />

Jochen Kelter, Fred Kurer, Thomas<br />

Maissen, Norbert Mayer und Ursula Zeller,<br />

andererseits von NachwuchsautorInnen<br />

wie Simone Berchtold, Claudia Brühwiler,<br />

Dominik Dürrenberger, Ulrike Friedmann,<br />

Christine Grossenbacher, Sabine Wang,<br />

Jochen Weber und Florian Wecker. Die<br />

zwei <strong>Thurgau</strong>er Künstlerinnen Simone Kappeler<br />

und Cécile Hummel lieferten visuelle<br />

Beiträge. Im Rahmen der Reihe «Literatur<br />

am Donnerstag» wurde das Heft mit einer<br />

begleiteten Lesung im Bodman-Haus Gottlieben<br />

vorgestellt.<br />

«Entwürfe – Zeitschrift für Literatur: Bodensee»<br />

– Heft 58, Mai 2009. Lesung im Bodman-<br />

Haus Gottlieben am 17. September 2009 mit<br />

Felicitas Andresen, Claudia Brühwiler, Albert<br />

M. Debrunner, Dominik Dürrenberger, Ulrike<br />

Friedmann, Norbert Mayer und Florian Wacker<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 21’780.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


79 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

90<br />

reso – tanznetzwerk<br />

schweiz<br />

Tanzfest 2009<br />

91<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

facetten 11, Othmar Eder:<br />

«Versiegelte Zeit»<br />

92<br />

Entwürfe<br />

Bodensee<br />

90 91 92


93<br />

Cécile Hummel gehört zu einer Generation<br />

bedeutender Schweizer Künstlerinnen,<br />

die seit den 1980er Jahren im Medium der<br />

Zeichnung arbeiten und mit diesem Ausdrucksmittel<br />

eine eigene künstlerische<br />

Sprache gefunden haben. Von Anfang<br />

an hat Hummel jedoch das zeichnerische<br />

Spektrum in den Bereich der Medienkunst<br />

erweitert und sich mit Fotografie<br />

und bewegtem Bild beschäftigt. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunstmuseum <strong>Thurgau</strong><br />

widmet das Kunstmuseum Solothurn dieser<br />

1962 in Gottlieben geborenen und in Basel<br />

lebenden Künstlerin eine Einzelausstellung.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunstmuseum Solothurn<br />

Cécile Hummel: Streiflichter<br />

Ausgangspunkt der Solothurner Ausstellung<br />

waren neueste zeichnerische Arbeiten,<br />

die während Auslandaufenthalten in<br />

Paris und Berlin entstanden sind. Indem<br />

die Ausstellung ohne chronologische Ordnung<br />

neuere und ältere Werke zu losen<br />

thematischen Räumen verband, trug sie<br />

einem zentralen Aspekt von Hummels<br />

Werk Rechnung: Die Künstlerin nutzt ihr<br />

Gesamtwerk als Fundus, den sie immer<br />

wieder sichtet, um daraus neue Arbeiten zu<br />

entwickeln. So wurde der Versuch unternommen,<br />

Ordnungen und Strukturen <strong>des</strong><br />

Oeuvres in der Konzeption der einzelnen<br />

Räume und der Präsentation der Werke<br />

sichtbar zu machen. Der Umgang mit dem<br />

Raum und das Reflektieren verschiedener<br />

Ausstellungsdisplays sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil <strong>des</strong> künstlerischen Denkens<br />

und Arbeitens von Cécile Hummel. Die<br />

vier Ausstellungsräume wiesen je eigene,<br />

sehr unterschiedliche Stimmungen auf, die<br />

jeweils einzelnen Themen und Interessen<br />

der Künstlerin nachspürten.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Cécile Hummel: «Streiflichter», Kunstmuseum<br />

Solothurn, Graphisches Kabinett, Mai <strong>bis</strong><br />

August 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 62’850.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

80<br />

94<br />

Als Erweiterung <strong>des</strong> literarischen Angebots<br />

<strong>des</strong> Bodman-Hauses bietet das Literaturhaus<br />

am Seerhein Lesungen und Begegnungen<br />

mit zeitgenössischen Lyrikern und<br />

Lyrikerinnen an. Die von der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

seit Jahren unterstützte Reihe wird im<br />

Auftrag der Bodman-Stiftung vom Autor<br />

Jochen Kelter betreut und moderiert.<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

Lyrik im Bodman-Haus 2009<br />

Wie in den vergangenen Jahren stellte die<br />

Reihe im Frühjahr und im Herbst je ein<br />

Poeten-Paar vor. 2009 waren dies Nathalie<br />

Schmid und Christian Haller (18. März)<br />

sowie Hans Gysi und Peter Salomon (18.<br />

November). Nach einer bewährten Formel<br />

folgten auf Lesungen aus aktuellsten Veröffentlichungen<br />

Gespräche zwischen den<br />

AutorInnen und dem Publikum.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr 3’790.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’190.–<br />

95<br />

Mit Dea Lohers «Land ohne Worte» widmet<br />

sich das See-Burgtheater in seiner Winterproduktion<br />

den Experimenten und Formen<br />

der neueren Dramatik. Mit der Absicht,<br />

Theater, Kunst und neue Medien zu verbinden,<br />

inszeniert Leopold Huber im März<br />

2009 das Solostück als Studioproduktion<br />

im Kunstraum Kreuzlingen und im Kunstverein<br />

Konstanz.<br />

See-Burgtheater<br />

Land ohne Worte<br />

Die vielfach ausgezeichnete deutsche Dramatikerin<br />

und Prosaautorin Dea Loher hat<br />

einen eindrucksvollen Monolog geschaffen,<br />

der der Frage nachgeht, was Kunst darstellen,<br />

bewirken, verändern kann in unserer<br />

Welt. Astrid Keller spielt eine Malerin, die in<br />

Kabul Krieg, Gewalt und Armut erlebt hat.<br />

Sie versucht ihre Erfahrungen in Bilder zu<br />

fassen, was ihr jedoch nicht gelingt. Kunst<br />

kann das menschliche Leid kaum fassen<br />

und nur schwer bewältigen. In einem immer<br />

währenden Albtraum, aus dem es scheinbar<br />

kein Erwachen gibt, ringt sie mit der<br />

Frage, was angesichts <strong>des</strong> Schreckens<br />

überhaupt noch ihr Sujet in der Kunst sein<br />

könnte. Besonders erstaunlich: Indem sie<br />

bekennt, Kunst müsse eigentlich vor der<br />

Realität kapitulieren, kommt sie dieser Realität<br />

letztlich am nächsten. Die Inszenierung<br />

von Leopold Huber setzt auf radikale<br />

Reduktion und konzentriert sich auf den<br />

starken Text.<br />

Spiel: Astrid Keller, Regie: Leopold Huber,<br />

Szenografie: Richard Tisserand. Aufführungen<br />

im Kunstraum Kreuzlingen: 5. <strong>bis</strong> 7. und 12.<br />

<strong>bis</strong> 14. März 2009, Aufführungen im Kulturzentrum<br />

Konstanz: 19. <strong>bis</strong> 21. März 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–


DIE DEBATTE<br />

Die Welt wurde in den letzten Jahrzehnten nicht<br />

gerettet, und so lasse auch ich es. Aber klingender<br />

Schönheit und sinnlich-dichter Erkenntnis etwas<br />

Lücken und Raum zu verschaffen, bereitet mir <strong>bis</strong>weilen<br />

königliche Freude.<br />

Rahel Müller, Kunstschaffende, Pfyn<br />

81 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

95<br />

See-Burgtheater<br />

Land ohne Worte<br />

95


96<br />

Mit der Veranstaltung «ganz nah»<br />

beschliesst das forum andere musik eine<br />

Landschaftstrilogie, die mit den Kulturwanderungen<br />

«Von der Zerbrechlichkeit der<br />

Schönheit» (2008) ihren Anfang genommen<br />

und jenseits ideologisch gefärbter Querelen<br />

um Raumplanungsfragen mit künstlerischen<br />

Mitteln eine differenzierte Auseinandersetzung<br />

mit unserem Lebensraum in<br />

Gang gesetzt hat.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

forum andere musik<br />

ganz nah<br />

Die Veranstaltung «ganz nah» <strong>des</strong> forums<br />

gilt der Kunst. Für einige Stunden wird<br />

ein festlicher Rahmen aufgespannt, in<br />

dem Musik, bildende Kunst und Literatur<br />

aufeinandertreffen. Im Rückzug auf einen<br />

Innenraum eröffnet sich die Möglichkeit,<br />

Werken zu begegnen, die «unabhängig von<br />

gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen»<br />

kompromisslos Fragen bündeln und dabei<br />

«überraschende neue Mikrokosmen entstehen<br />

lassen». Inhaltlicher Ausgangspunkt<br />

bleibt die <strong>Thurgau</strong>er Landschaft, und <strong>des</strong>halb<br />

wird an dieser Veranstaltung die Publikation<br />

«ganz nah: Von der Entwicklung der<br />

Landschaft» der Öffentlichkeit übergeben.<br />

Sie erscheint als zehnter Band in der Reihe<br />

«facetten» der <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong>. Mit<br />

den Wanderungen haben wir «Linien in die<br />

Landschaft gezogen», sagt Claudia Rüegg;<br />

die Publikation verdichtet Information «zum<br />

Punkt; ganz nah ist ein prall gefüllter, überraschender<br />

Raum».<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

«ganz nah» – 18. April 2009, Werkhof Wein-<br />

felden. Mit Beiträgen und Interventionen von<br />

Ursula Palla, Andri Pol, Katja Schenker, Luigi<br />

Snozzi, Roger Diener, Benedikt Loderer, Markus<br />

Lüscher, Galatea Quartett, Susi Stühlinger<br />

und Isabelle Gichtbrock<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 24’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–<br />

82<br />

97<br />

Das Ostschweizer Theater Spalanzani<br />

und das Berner Kammerorchester haben<br />

sich zusammengetan, um Igor Strawinskis<br />

berühmtes Musiktheater «Die Geschichte<br />

vom Soldaten» auf die Bühne zu bringen.<br />

Ein Soldat begegnet dem Teufel, lässt sich<br />

von ihm verführen und verliert seine Seele<br />

an die Hölle: ein uraltes und ständig wiederkehren<strong>des</strong><br />

Märchenmotiv. Sieben Musiker,<br />

zwei Schauspieler und eine Puppenspielerin<br />

werden diese Geschichte musikalisch<br />

und visuell zum Leben erwecken.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Figurentheater Spalanzani<br />

Die Geschichte vom Soldaten<br />

Die Inszenierung <strong>des</strong> Theaters Spalanzani<br />

löst das Teuflische vom Menschen und<br />

arbeitet mit wunderbaren Kontrasten. Die<br />

Puppenfiguren nehmen dem Teufel das<br />

menschliche Gesicht, machen ihn zu einer<br />

metaphysischen, <strong>bis</strong>weilen ins Surreale<br />

kippenden Erscheinung neben dem Soldaten,<br />

der erst naiv ist, dann vom Teufel lernt.<br />

Nuancenreich spielt Rahel Wohlgensinger<br />

in Schwarz und Rot und vor der strengen<br />

Bühne: links das Orchester, rechts die<br />

Erzählerin Ulrike Monecke. Das Premierenpublikum<br />

spendet enthusiastischen<br />

Applaus; es mochte die Einfälle der beiden<br />

Spieler, die dem Stück das Märchenhafte<br />

belassen und das Komödiantische zurückgeben.<br />

Und die den sieben souveränen<br />

Solisten <strong>des</strong> Berner Kammerorchesters<br />

zuzuzwinkern scheinen: Spielt nicht nur so<br />

gut, sondern lächelt dazu.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Premiere: 17. Februar 2009, Stadttheater<br />

Bern. Weitere Aufführungen: 20. Februar<br />

2009, Löwenarena Sommeri, und 22. Februar<br />

2009, Aula PMS Kreuzlingen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 99’495.–<br />

Anteil der Kulturtstiftung: Fr. 6’000.–<br />

98<br />

2006 haben Tina Piazzi und Stefan M.<br />

Seydel die rebell.tv AG gegründet, eine<br />

internetbasierte Plattform für Forschung,<br />

Entwicklung und Kommunikation, die den<br />

Umgang mit Information auf der Höhe der<br />

Zeit anstrebt und sich mit der Veränderung<br />

menschlicher Kommunikation unter der<br />

Bedingung von Computern auseinandersetzt.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Arbeit<br />

soll ein Buch produziert werden, das diesen<br />

Suchprozess dokumentiert und Einblicke in<br />

das transdisziplinäre und handlungswissenschaftliche<br />

Forschungslabor vermittelt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

rebell.tv AG<br />

Die Form der Unruhe<br />

Mit dem 512-seitigen Druckerzeugnis «Die<br />

Form der Unruhe» legen die beiden Moderatoren<br />

in der konventionellen Form <strong>des</strong><br />

Buches das exemplarisch ausgewählte<br />

Material in drei Kapiteln vor, das in dieser<br />

Zeit zusammengekommen ist. Aber ganz<br />

unabhängig von den Informationen über<br />

Blog, Radio- und Fernsehtechnik von rebell.<br />

tv, die hier detailliert aufgelistet sind, kommt<br />

man über das scheinbar veraltete Buchlesen<br />

zu einem Nachschlagewerk über mögliche<br />

Kommunikationsformen, über unbekannte<br />

und neu angedachte Themen, über<br />

bekannte Zeitgenossen aus Wissenschaft,<br />

Politik und Kultur, aber auch über unbekannte<br />

Menschen mit ihren Vorstellungen<br />

über unsere Welt.<br />

Barbara Fatzer, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

«Die Form der Unruhe. Band 1 – Das State-<br />

ment. Die aktuelle Metamorphose der sozialen<br />

Frage: Vom Buchdruck zum Computer».<br />

Junius Verlag 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 70’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–


ganznah<br />

forum andere musik Von der Entwicklung der Landschaft<br />

96 97<br />

98<br />

Dieter Schnebel<br />

Katja Schenker<br />

Thomas Hammer<br />

Durs Grünbein<br />

Roger Diener<br />

Benedikt Loderer<br />

Luigi Snozzi<br />

Andri Pol<br />

Mathias Gunz<br />

Christian Mueller Inderbitzin<br />

Peter Forster<br />

Ursula Palla<br />

Martina Koll-Schretzenmayr<br />

Werner Lutz<br />

Franz Schultheis<br />

Martin Preisser<br />

83 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

96<br />

forum andere musik<br />

ganz nah<br />

97<br />

Figurentheater Spalanzani<br />

Die Geschichte vom Soldaten<br />

98<br />

rebell.tv AG<br />

Die Form der Unruhe


99<br />

Die Zürcher Produktionsgemeinschaft Cat-<br />

pics AG ersucht um einen Werkbeitrag für<br />

den <strong>Thurgau</strong>er Filmautor Friedrich Kappeler,<br />

der unter dem Arbeitstitel «Familien<br />

AG» das Drehbuch zu einem Spielfilm entwickelt.<br />

Catpics Coproductions AG<br />

Friedrich Kappeler: Familien AG<br />

Der Film will vom vielleicht wichtigsten<br />

Tag einer Bürgerfamilie erzählen, einem<br />

Tag, der die Welt nicht im Geringsten, das<br />

Leben aller Beteiligten jedoch einschneidend<br />

verändern wird: Die Tochter heiratet,<br />

und die Familien AG soll einen neuen Direktor<br />

erhalten. Die Geschichte spielt in der<br />

Ostschweiz und hat zweifellos mit Friedrich<br />

Kappelers familiärem Hintergrund vieles<br />

gemeinsam. Es ist ein typisches Kappeler-<br />

Buch geworden. Die Figuren im Buch sind<br />

so eigenwillig wie die faszinierenden Protagonisten<br />

Mani Matter, Varlin und Gerhard<br />

Meier in den Dokumentarfilmen <strong>des</strong> Frauenfelder<br />

Filmemachers. Das Projekt hat aber<br />

auch viel Allgemeingültiges für die heutige<br />

Schweiz.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Antrag: Fr. 12’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’000.–<br />

84<br />

100<br />

Plankton bereichert seit mehreren Jahren<br />

die Schweizer Mundartpopszene. Fast vier<br />

Jahre nach ihrem letzten Album meldet<br />

sich die Winterthurer Band mit unerhörten<br />

Geschichten und eigenwilliger Musik<br />

zurück: Das neue Album «Rätselkönig» ist<br />

eine Wundertüte voller Überraschungen. Im<br />

Zusammenhang mit dem CD-Release und<br />

der geplanten Konzerttournee beabsichtigt<br />

die Band, einen speziellen Videoclip zu produzieren.<br />

Release-Text<br />

Plankton / Dominik Deuber<br />

Rätselkönig, CH-Tour und Videoclip<br />

Auf dem neuen Album von Plankton ist vieles<br />

anders geworden. Den fünf Musikern<br />

sind ahnungsvolle Wesen beigestanden,<br />

denen sie auf Streifzügen durch den Alltag,<br />

ins Traumland und quer durch den zeitlosen<br />

Raum begegnet sind. Auf einer dieser<br />

Reisen machten sie auch Bekanntschaft mit<br />

dem Rätselkönig, es mag in einer anderen<br />

Zeit gewesen sein – jedenfalls ist er mitgekommen<br />

und hat Pate gestanden für die hier<br />

versammelten fünfzehn Lieder, von denen<br />

keines ist wie das andere und doch alle<br />

dieselbe Handschrift tragen.<br />

CD-Cover<br />

«Rätselkönig» – CD-Taufe: 3. April 2009 im<br />

Salzhaus Winterthur, gefolgt von 22 weiteren<br />

Auftritten in der Schweiz und in Deutschland.<br />

«Scheissnatur» – Videoclip. Konzept und Realisierung:<br />

Sebastian Herzog, Giancarlo Corti.<br />

Präsentation am 18. September 2009 im<br />

Helsinki, Zürich. Plankton: Reto Karli (voc /<br />

guit), Philipp Kräutli (guit / voc), Stefan<br />

Bosshart (keys / voc), Vincent Hofmann<br />

(bass / voc), Dominik Deuber (drums / voc)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 48’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />

101<br />

Aufgrund mehrjähriger Zusammenarbeit mit<br />

dem renommierten französischen Pianisten<br />

und Komponisten Jean-Christophe Cholet<br />

hat die im Tessin lebende, 1967 in Frauenfeld<br />

geborene Trompeterin Hilaria Kramer<br />

2008 eine CD mit dem Titel «Do Luar» veröffentlicht.<br />

Inzwischen ist das Duo mit dem<br />

Drummer Marcel Papaux und dem Bassisten<br />

Ivor Malherbe zum Quartett erweitert<br />

worden. Da diese Formation sich für die<br />

Eigenkompositionen von Kramer/Cholet<br />

als äusserst produktiv und komplementär<br />

erwiesen hat, ist der Wunsch nach einer<br />

gemeinsamen Einspielung entstanden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hilaria Kramer<br />

Come Prima<br />

Aus dem ursprünglich mit «Songs» betitelten<br />

Projekt ist eine harmonische, lyrische<br />

und trotzdem virtuose Klangkombination<br />

geworden, welche das Publikum dank ihrer<br />

Transparenz und Einfachheit überzeugt.<br />

Das Programm dreht sich konstant um das<br />

Thema <strong>des</strong> Lieds. Einfache Arrangements<br />

ziehen sich durch die Kompositionen, welche<br />

teils von Hilaria Kramer, Jean-Christophe<br />

Cholet und teils von volkstümlichen<br />

Komponisten <strong>des</strong> Mittelmeerraumes und<br />

aus Brasilien stammen. Die vier Musiker,<br />

tief in der Jazztradition verwurzelt, verbinden<br />

ihr Repertoire stilvoll mit Nostalgie und<br />

Romantik und lassen in der Ferne das folkloristische<br />

Flair der Kompositionen oszillieren.<br />

Swiss Music Plattform<br />

Hilaria Kramer Quartet: «Come Prima».<br />

uburecords <strong>2010</strong>, Hilaria Kramer (trp),<br />

Jean-Christophe Cholet (p), Ivor Malherbe<br />

(db), Marcel Papaux (dr)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


99<br />

100 101<br />

85 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

99<br />

Catpics Coproductions AG<br />

Friedrich Kappeler:<br />

Familien AG<br />

100<br />

Plankton / Dominik Deuber<br />

Rätselkönig<br />

CH-Tour und Videoclip<br />

101<br />

Hilaria Kramer<br />

Come Prima


102<br />

Ermutigt duch das erfolgreiche Literatur-<br />

fest, welches 2008 aus Anlass der Emeri-<br />

tierung <strong>des</strong> Konstanzer Germanisten Her-<br />

mann Kinder im Restaurant Seerhein veran-<br />

staltet wurde, beabsichtigt der Schriftstel-<br />

ler und Literaturvermittler Jochen Kelter,<br />

«so etwas bei Gelegenheit zu wiederholen,<br />

da der schöne Saal und die Terrasse über<br />

dem Wasser geradezu nach einer solchen<br />

Veranstaltung im Sommer verlangen».<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Jochen Kelter<br />

Literatur am See – neue Texte,<br />

neue Bücher<br />

Die als intensiver Literaturmarathon angelegte<br />

Veranstaltung war dem Themenschwerpunkt<br />

«Schreiben als Biografie und<br />

Autobiografie» gewidmet. Jedem der zehn<br />

eingeladenen Autoren und Autorinnen war<br />

ein Moderator beigesellt. In ununterbrochener<br />

Folge reihten sich ab 10 Uhr vormittags<br />

zu jeder vollen Stunde Lesungen<br />

aneinander <strong>bis</strong> zum Höhe- und Kernpunkt<br />

der Veranstaltung, einer themenbezogenen<br />

Lesung <strong>des</strong> Büchner-Preisträgers Arnold<br />

Stalder am Abend.<br />

Literatur am See – 11. Juli 2009 im Restaurant<br />

Seerhein, Konstanz. Autoren: Armin Ayren,<br />

Heinz Bittel, Helmut von Bohr, Beat Brechbühl,<br />

Bruno Epple, Hans Gysi, Jochen Kelter,<br />

Katrin Seglitz, Peter Salomon, Arnold Stadler<br />

Moderatoren: Oswald Burger, Peter Braun,<br />

Siegmund Kopitzki, Waltraud Liebl-Kopitzki,<br />

Jochen Kelter, Christoph Keller, Christoph<br />

Hamann, Franz Hoben<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 5’960.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 1’000.–<br />

86<br />

103<br />

Während eines vom Aargauer Kuratorium<br />

ermöglichten Berlinaufenthalts im Jahr <strong>2007</strong><br />

hat Hans Gysi unter dem Arbeitstitel «Marginalien»<br />

ein Projekt in Angriff genommen,<br />

das aus Tagebuchnotizen, Beobachtungen,<br />

Gedanken und Geschichten zu einer literarischen<br />

Form verarbeitet werden sollte.<br />

Inzwischen hat der in Märstetten wirkende<br />

Autor, Schauspieler und Theatermann sein<br />

ursprüngliches Projekt umgelagert auf ein<br />

neues Vorhaben, das sich gewissermassen<br />

in den schriftstellerischen Arbeitsprozess<br />

<strong>des</strong> ursprünglichen Vorhabens vorgedrängt<br />

hat.<br />

Hans Gysi<br />

Paul geht fort<br />

Das neue Projekt, ein längerer Prosatext<br />

über «Paul, eine Alter-Ego-Figur, die in<br />

Gedanken mäandert und versucht, die ihn<br />

umgebende Landschaft mit eigenen Augen<br />

zu sehen und seine Schlüsse zu ziehen»,<br />

trägt inzwischen den Titel «Paul geht fort»<br />

und ist zurzeit noch in Arbeit.<br />

Antrag: Fr. 10’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

104<br />

Die Konzertreihe jazz:now ist ein eigentliches<br />

«Kind» der <strong>Kulturstiftung</strong>. 2002 vom<br />

damaligen Stiftungsbeauftragten und ausgewiesenen<br />

Jazzkenner Steff Rohrbach<br />

angeregt und kuratiert, bot die Reihe für<br />

regelmässige Besucher einen spannenden<br />

Überblick über die zeitgenössische<br />

Schweizer Jazzszene. Nach dem Weggang<br />

<strong>des</strong> Initianten hat der Verein Pro Eisenwerk<br />

als wichtiger Partner die organisatorische<br />

und künstlerische Verantwortung übernommen<br />

und vorgeschlagen, die Programmgestaltung<br />

jeweils für einen Zyklus bekannten<br />

Musikerpersönlichkeiten aus der Region zu<br />

übertragen.<br />

Verein Pro Eisenwerk<br />

jazz:now 2009 / <strong>2010</strong><br />

Die vergangenen zwei Konzertjahre waren<br />

geprägt durch vier Gastkuratoren, die für<br />

jeweils vier Konzerte die Musikerinnen und<br />

Musiker ausgewählt und für einen Abend<br />

ihre eigene Band vorgestellt haben.<br />

Gastkuratoren: Räto Harder (Saxophon), Mark<br />

J. Huber (Perkussion), Rätus Flisch (Bass),<br />

Andy Reinhard (Saxophon). Konzerte: Jean<br />

Paul Brodbeck Trio, Tony Renold Quartett, Trio<br />

Harder-Rüegg-Christen, Nat Su Quartet, Nils<br />

Wograms Root 70, Reto Suhner Quartett, Mark<br />

J. Huber Second Room, Christoph Stiefel Inner<br />

Language Trio, generations Förderpreisband<br />

2008, Quartett Flisch-Känzig-Sprenger-Tauber,<br />

Heiri Känzig Trio, TGW, The Juri Gagarin<br />

Band, Rusconi Trio, tré, Quartett Johänntgen-<br />

Braff-Oester-Rohrer, Souleyes<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 40’000.–


DIE DEBATTE<br />

ohne kunst ging auch <strong>bis</strong>her gar nichts. aber weil<br />

kunst bloss ersatz für internet war, geht es jetzt<br />

anders weiter.<br />

Stefan M. Seydel, Sozialarbeiter, Amriswil<br />

102 103<br />

87 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

102<br />

Jochen Kelter<br />

Literatur am See – neue<br />

Texte, neue Bücher<br />

103<br />

Hans Gysi<br />

Paul geht fort


105<br />

Im Anschluss an ein Ausstellungsprojekt<br />

der Wiler Künstlergruppe ohm41 und von<br />

kunst thurgau, die im Sommer 2008 entlang<br />

der Bahnlinie Frauenfeld – Wil Kunstobjekte<br />

und -aktionen gezeigt hatten, lancierte der<br />

Theaterregisseur Oliver Kühn die Idee, im<br />

gleichen geographischen Kontext ein theatralisches<br />

Porträt von Menschen zu zeichnen,<br />

die das Murgtal verlassen haben. Das<br />

Theaterprojekt sollte in ein Rahmenprogramm<br />

von Installationen und dokumentarischen<br />

Ausstellungen eingebettet werden.<br />

Theater Jetzt!<br />

Weg einfach<br />

Den Mittelpunkt <strong>des</strong> Projekts bildete die<br />

Alte Weberei in Wängi an der Bahnlinie<br />

Wil–Frauenfeld. In der zur «Pension Murg»<br />

umfunktionierten Industriebrache wurden<br />

Geschichten von vier exemplarischen<br />

Auswanderern – Martha Stadlmair, Kurt<br />

Abderhalden, Corinne Wehrle und Johann<br />

Hagen – in prägnanten Monologen zum<br />

Leben erweckt. Ergänzt wurde die theatralische<br />

Intervention durch Arbeiten der<br />

Künstlergruppen ohm41 und videOst, die<br />

sich visuell mit Begriffen wie «Mobilität»<br />

und «Unterwegssein» auseinandersetzen.<br />

Im «Wagon Rouge», einem ausgedienten<br />

Güterwagon auf einem Abstellgleis am<br />

Bahnhof Wil, waren zudem – authentische<br />

und fiktive – Fundgegenstände zu den vier<br />

Protagonisten zu sehen.<br />

Spiel: Kathrin Hönegger, Julius Griesenberg,<br />

Petra Schmidig, Yves Raeber. Regie: Oliver<br />

Kühn<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 88’824.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 27’000.–<br />

88<br />

106<br />

Die im <strong>Thurgau</strong> aufgewachsene und in<br />

Unterstammheim lebende Schriftstellerin<br />

und Literaturkritikerin Elisabeth Binder<br />

legt nach drei veröffentlichten Romanen<br />

ein neues Romanprojekt mit dem Arbeitstitel<br />

«Der Wintergast» vor: einen im Bergell<br />

angesiedelten «Künstler-, Entwicklungsund<br />

Bildungsroman, in eher ironischer<br />

Form allerdings».<br />

Elisabeth Binder<br />

Der Wintergast<br />

«Der Wintergast» ist ein stiller und beschaulicher<br />

Roman, voller Bilder und Symbolik,<br />

der sich mit Fragen auseinandersetzt, die<br />

uns nach der Lektüre nachhaltig beschäftigen.<br />

Es geht um wesentliche Lebensthemen,<br />

um unser aller tiefes Bedürfnis nach<br />

Sinnfindung, um die menschliche Sehnsucht<br />

nach Zugehörigkeit, nach Vertrauen.<br />

(…) Die Autorin beherrscht die Kunst <strong>des</strong><br />

Erzählens – oder spielt mit ihr –, beschreibt<br />

Details wie das Auge einer Kamera und versteht<br />

es, mit sorgfältig gewählter Sprache<br />

ganz bestimmte Atmosphären zu kreieren.<br />

Dabei zeichnet sie ihre Charaktere mit viel<br />

Gespür für Nuancen. Sie versteht es, ihre<br />

Figuren mit wenigen Worten zu umreissen<br />

und gleichzeitig auf deren Vielschichtigkeit<br />

hinzudeuten. (…) «Der Wintergast» ist ein<br />

Roman, der uns sanft der Hektik <strong>des</strong> Alltags<br />

entführt und uns zu einem besinnlichen<br />

Spaziergang durch eine verschneite<br />

Winterlandschaft einlädt und gleichzeitig<br />

die Gelegenheit bietet, eigenen Gedanken<br />

nachzuhängen.<br />

Franziska Elsaesser-Guggenbühl,<br />

ostschweizerinnen.ch<br />

Elisabeth Binder: «Der Wintergast». Roman.<br />

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart <strong>2010</strong><br />

Antrag: Fr. 24’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

107<br />

«Über die Berge» ist der programmatische<br />

Titel einer Ausstellung, mit der der Kunstraum<br />

Kreuzlingen Zeichnungen und Bildobjekte<br />

<strong>des</strong> gebürtigen Tirolers Othmar Eder<br />

vorstellt. In seinem Haus in Stettfurt hat<br />

sich im Verlauf der Zeit in einem Bücherregal<br />

eine vielschichtige Sammlung aus Fundgegenständen,<br />

Zeichnungen und Bildtafeln<br />

angehäuft.<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Othmar Eder: Über die Berge<br />

Grundlage der Zeichnungen und Bildobjekte<br />

von Othmar Eder sind Fundstücke, die<br />

der Künstler von seinen Spaziergängen und<br />

Wanderungen mitnimmt. In mehrschichtigen<br />

Arbeitsprozessen werden so Kartondeckel<br />

oder nicht mehr gebrauchte Arbeitsgegenstände<br />

sorgfältig vor dem Vergessen,<br />

vor ihrer Auflösung bewahrt und in einen je<br />

neuen Kontext gestellt. Als raumgreifende<br />

Installation wurden auf einem präzise nachgebauten<br />

Regal diese Objekte als Teil von<br />

Eders «Archäologie der Fundstücke» dem<br />

Publikum erstmals öffentlich zugänglich<br />

gemacht.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Othmar Eder. «Über die Berge». Kunstraum<br />

Kreuzlingen, 9. Mai <strong>bis</strong> 28. Juni 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’880.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–


105 106<br />

107<br />

89 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

105<br />

Theater Jetzt!<br />

Weg einfach<br />

106<br />

Elisabeth Binder<br />

Der Wintergast<br />

107<br />

Kunstraum Kreuzlingen<br />

Othmar Eder: Über die<br />

Berge


108<br />

Nach zwei Ausstellungen 1999 und 2004<br />

beabsichtigt die Stiftung Skulptura erneut,<br />

im öffentlichen Raum von Glarus Arbeiten<br />

aus dem Bereich <strong>des</strong> dreidimensionalen<br />

Schaffens einer breiten Öffentlichkeit zu<br />

vermitteln. Unter den zahlreichen eingeladenen<br />

KünstlerInnen befindet sich auch der<br />

<strong>Thurgau</strong>er Bildhauer Gabriel Mazenauer.<br />

Gabriel Mazenauer<br />

Schichtungen<br />

Die plastische Arbeit, die eigens für die<br />

Ausstellung entstanden ist, trägt den Titel<br />

«Schichtungen»: eine Raumstruktur aus<br />

erratischen und rohen Holzstelen, die zu<br />

einem filigranen und dynamischen Raumkontinuum<br />

verdichtet werden. Die <strong>bis</strong> zu<br />

einer Höhe von drei Metern aufsteigende<br />

Skulptur aus geschwärzter Eiche setzte auf<br />

einem öffentlichen Platz in Glarus einen<br />

monumentalen Akzent.<br />

Skulptura 09 – Glarus, Mai <strong>bis</strong> August 2009<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’510.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

90<br />

109<br />

Nach «theaterstürm», einem Pilotversuch im<br />

Jahre 2005, will das Team <strong>des</strong> seit 2008<br />

im neuen Weinfelder Theaterhaus niedergelassenen<br />

Theaters Bilitz unter dem Label<br />

«theaterblitze» erneut «einen Beitrag zur<br />

ästhetischen Bildung leisten und Kinder<br />

und Jugendlichen Zugang zu hochstehenden<br />

Theaterproduktionen verschaffen».<br />

Aus dem Programmheft<br />

Theater Bilitz<br />

theaterblitze<br />

Die Veranstaltungsreihe soll einem jungen<br />

Publikum ermöglichen, sich mit Kultur und<br />

Alltag lustvoll auseinanderzusetzen, die<br />

Fähigkeit zur Wahrnehmung zu entwickeln,<br />

das eigene Urteilsvermögen zu stärken und<br />

zur Mitgestaltung in der Gesellschaft zu<br />

ermutigen. Rund 950 Kinder und Erwachsene<br />

besuchten von November 2009 <strong>bis</strong><br />

Mai <strong>2010</strong> sechzehn Vorstellungen (davon<br />

elf Schulvorstellungen). Gezeigt wurden<br />

fünf Produktionen <strong>des</strong> aktuellen Deutschschweizer<br />

Theaterschaffens, das sich durch<br />

Qualität, Originalität, Berührungspotential<br />

und altersgerechte Umsetzung der Projektidee<br />

auszeichnet. Die Programmgestaltung<br />

war zudem bemüht, verschiedene Genres<br />

wie Musik-, Figuren- und Sprechtheater zum<br />

Zuge kommen zu lassen. Damit leisteten<br />

die «theaterblitze» einen Beitrag zur Förderung<br />

der kulturellen Bildung im Schulalltag.<br />

Interessierten Lehrern und Lehrerinnen bot<br />

sich zudem die Möglichkeit, theaterpädagogische<br />

Vor- und Nachbereitungen für die<br />

eigene Weiterbildung nutzbar zu machen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Produktionen: Theater Katerland: «Das grüne<br />

Küken» (November 2009) – Theater Fleisch:<br />

«Ein Schaf fürs Leben» (Februar <strong>2010</strong>) – Triad<br />

Theaterproduktionen: «Krabat» (März <strong>2010</strong>) –<br />

Figurentheater Margrit Gysin: «Vaterbär und<br />

Findelmaus» (April <strong>2010</strong>) – Theater Sgaramusch:<br />

«Die schwarze Spinne» (Mai <strong>2010</strong>)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 79’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 36’000.–<br />

110<br />

Unter dem Titel «Einfach Spitze! Dornenkleid<br />

und Giftstachel» widmet das Natur-<br />

Museum Luzern der faszinierenden Vielfalt<br />

stacheliger Strukturen in der Natur eine<br />

Ausstellung. Der Künstler Christoph Rütimann,<br />

der seit mehreren Jahren die Gestalt<br />

und Klangmöglichkeiten von Kakteen ausschöpft,<br />

ist dazu eingeladen, eine ortsspezifische<br />

Aktion zu realisieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Natur-Museum Luzern<br />

Christoph Rütimann:<br />

Nadelwehr und Tonfischen<br />

Die Performance bestand aus zwei Teilen.<br />

Im ersten bespielte Christoph Rütimann<br />

das Nadelwehr als übergrosses Xylophon<br />

mit Holzstecken. Der Weg zum Nadelwehr<br />

als auch der Rückweg zur Spreuerbrücke<br />

wurden in die Performance einbezogen. Die<br />

Töne wurden mittels acht auf der ganzen<br />

Brücke installierter Aktivboxen räumlich<br />

und akustisch abgebildet. Anschliessend<br />

hatten die ZuschauerInnen Gelegenheit,<br />

im Natur-Museum einer zwanzigminütigen<br />

Direktübertragung von «Tonfischen für Kakteen»<br />

beizuwohnen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–


108 109 110<br />

91 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

108<br />

Gabriel Mazenauer<br />

Schichtungen<br />

109<br />

Theater Bilitz<br />

theaterblitze<br />

110<br />

Natur-Museum Luzern<br />

Christoph Rütimann:<br />

Nadelwehr und Tonfischen


111<br />

Aus Anlass <strong>des</strong> 75-jährigen Bestehens<br />

der <strong>Thurgau</strong>ischen Kunstgesellschaft sind<br />

verschiedene Veranstaltungen geplant:<br />

Dazu gehört nebst der Vortragsreihe «Der<br />

permanente Kongress» als Höhepunkt die<br />

«SchiffArt», interdisziplinäres Kunstprojekt<br />

und festliche Galafahrt auf dem Bodensee.<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Kunstgesellschaft<br />

Jubiläumsveranstaltungen<br />

Am 5. Juni fand zum Jubiläumsfest der Festakt<br />

«SchiffArt» statt. Die Strecke führte<br />

von Romanshorn über Konstanz <strong>bis</strong> in den<br />

Überlinger See und am Nordufer zurück<br />

nach Romanshorn. Unter der kuratorischen<br />

Leitung von Richard Tisserand, der bereits<br />

ein Jahr zuvor mit seinem «Butterschiff» für<br />

Furore gesorgt hatte, wurden an Bord <strong>des</strong><br />

Motorschiffs <strong>Thurgau</strong> zahlreiche Möglichkeiten<br />

musikalischer Unterhaltung, künstlerischer<br />

Interventionen und kulinarischer<br />

Genüsse durchgespielt. Ernst Mühlemann,<br />

langjähriger Präsident und dann Ehrenpräsident<br />

der Kunstgesellschaft, liess in seiner<br />

Festansprache die Geschichte der Jubilarin<br />

Revue passieren.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 34’650.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

92<br />

112<br />

Der 1958 in Kreuzlingen geborene Foto-<br />

graf Roland Iselin setzt sich seit Jahren in<br />

verschiedenen Werkgruppen mit der inszenierten<br />

Fotografie auseinander. Waren<br />

dafür zunächst persönliche Emotionen<br />

ausschlaggebend, so stehen heute formale<br />

Prozesse der Bildkomposition, die Faszination<br />

<strong>des</strong> Bilderfundus und literarische Interessen<br />

im Vordergrund. Angeregt durch die<br />

Lektüre <strong>des</strong> Romans «Underworld» von Don<br />

de Lillo plant Iselin unter dem Titel «In Our<br />

Time» einen neuen Zyklus aus szenischen<br />

Bildern und Landschaftsbildern, die sich<br />

mit (post)modernen Befindlichkeiten sowie<br />

dem Thema der Abfallverwertung und Energiegewinnung<br />

auseinandersetzen.<br />

Roland Iselin<br />

In Our Time<br />

Die inszenierten Fotos zeigen Menschen,<br />

die während alltäglichen Situationen aus<br />

dem Augenblick kippen und einer Erinnerung<br />

oder einer starken Emotion nachhängen,<br />

die jedoch nicht erkennbar sind. Die<br />

Personen sind allein mit ihren Gefühlen,<br />

allein in ihrer Suche nach Identität. Iselins<br />

gestellte Bilder sind perfekt ausgeleuchtet,<br />

oft düster gehalten und ähneln Standbildern<br />

aus Filmen oder Szenen, wie sie die<br />

Maler <strong>des</strong> Barocks liebten. Wärme kommt<br />

nicht auf, nicht in den Bildern und nicht im<br />

Betrachter; Iselin geht es um die menschliche<br />

Verlorenheit in einer gefühlskalten Welt.<br />

Zwischen den Porträts hängen Landschaften,<br />

die kaum weniger kühl wirken. Meist<br />

sind die Spuren <strong>des</strong> Menschen erst auf<br />

den zweiten Blick erkennbar: Verweise auf<br />

unseren grenzenlosen Mobilitätswunsch<br />

und unstillbaren Energiehunger.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’150.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

113<br />

Nach einer fast 800-jährigen Geschichte<br />

bleibt die ehemalige Johanniter-Komturei<br />

seit der Schliessung 1973 verwaist. 2009<br />

übernimmt eine neu gegründete Stiftung<br />

den historischen Komplex, der zuletzt als<br />

kantonales Zuchthaus benutzt wurde, um<br />

eine sinnvolle Nutzung und Erhaltung der<br />

heruntergekommenen Gebäude anzustreben.<br />

«Tatort Komturei» ist der Versuch<br />

von Kunstschaffenden aus verschiedenen<br />

Bereichen, die Menschen an und um diesen<br />

Ort mit der Komturei Tobel zu versöhnen.<br />

Als interdisziplinäres Kunst- und Kulturexperiment<br />

will sich «Tatort Komturei» in den<br />

nächsten fünf Jahren auf dem Areal der<br />

Komturei mit wechselnden Themen auseinandersetzen.<br />

Atelier im Saum<br />

Tatort Komturei<br />

Die künstlerische Kompetenz und das grosse<br />

Engagement der Beteiligten setzten im<br />

«Tatort Komturei» ein Zeichen, das in den<br />

Besuchern Spuren hinterliess. Die Prozesse,<br />

die zu den gezeigten Werken und<br />

Installationen führten, waren zu spüren<br />

und nachvollziehbar. Wer die «Tatort»-Ausstellung<br />

gesehen hat, die Bilder, Klänge,<br />

Gerüche, Stimmungen und Formen auf<br />

sich wirken liess, dabei fast ein wenig die<br />

eigene Orientierung verlor, hat Kunst nicht<br />

nur gesehen, sondern in ihrer ganzen Vielschichtigkeit<br />

erlebt. Denn in der Reibung<br />

mit den Werken entstand jene innere Zwiesprache<br />

der Besucher mit den Künstlern,<br />

die das Kunstwerk immer wieder neu definierte.<br />

Aus der Publikation «Tatort Komturei 2009»<br />

Beteiligte KünstlerInnen: Mischa Bach,<br />

Susanne Basler, Barbara Bär, Daniela Benz,<br />

Nadine Bohse, Markus Eugster, Maria Fässler,<br />

Mathias Gnädinger, Leo Holenstein, Mark J.<br />

Huber, Jan Kaeser, Sonja Kägi, Silvan Kappeler,<br />

Susanne Keller, Ursula und Anna Knechtle,<br />

Katja Lillih Leinenweber, Rita Landolt, Carlos<br />

Mejia, Rahel Müller, Markus Moor, Ernst Mutti,<br />

Rupp / Regenass, Hedy und Jürg Schmid,<br />

schmalz.stuhlmann, Töbi Tobler, Benedikt<br />

Wälder, Klara Windemann<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 54’150.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–


111 112 113<br />

93 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

111<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Kunstgesell-<br />

schaft<br />

Jubiläumsveranstaltungen<br />

112<br />

Roland Iselin<br />

In Our Time<br />

113<br />

Atelier im Saum<br />

Tatort Komturei


114<br />

Die Ausstellung «Love in the age of postponed<br />

democracy, the critical crisis» nimmt<br />

sich der Thematik der Liebe an und versucht<br />

sie in einen sozialkritischen und kulturellen<br />

Kontext zu setzen. Die Auswahl der<br />

Werke beschreibt eine grosse Bandbreite<br />

von Schweizer und internationalen Videound<br />

Fotoarbeiten, welche die Liebe weniger<br />

als romantisches Ideal verstehen denn als<br />

einen möglichen Gegenentwurf zur kapitalistischen,<br />

demokratischen Tauschgesellschaft<br />

(geben anstatt nehmen und geben).<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunsthalle Luzern<br />

Roland Iselin: Love in the age of<br />

postponed democracy<br />

Während einige Werke das Scheitern <strong>des</strong><br />

uralten Ideals (der Illusion) <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Konzepts der Liebe und der<br />

Partnerschaft aufzeigen wollen, sind andere<br />

Arbeiten daran interessiert, so etwas wie<br />

eine Geschichte der Liebe oder ihrer Wandelbarkeit<br />

zur Darstellung zu bringen. Den<br />

Blickfang bilden Fotoserien von Roland Iselin,<br />

der mit inszenierten Porträts die Idee<br />

der Liebe im Nebeneinander oder Miteinander<br />

zu erfassen sucht. Da ist, aus der<br />

Nacht herausgeleuchtet, ein Auto zu sehen,<br />

in dem der Mann am Steuer sitzt. Die Frau<br />

steht neben der offenen Beifahrertür – und<br />

beider Blick geht ins Leere.<br />

Presseankündigung<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

94<br />

115<br />

Im Eisenwerk Frauenfeld finden zum zehn-<br />

ten Mal die Lyriktage statt. Am grundsätzli-<br />

chen Konzept der zweijährlichen Veranstal-<br />

tung wird festgehalten: Im Zentrum steht<br />

die Begegnung mit Lyrik, mit Autorinnen<br />

und Autoren. Lesungen, Podiumsdiskussionen<br />

und vertiefende Gespräche an Schulen<br />

der Region sollen das Interesse bei jungen<br />

Menschen wecken. Fundierte Auseinandersetzungen<br />

mit den eingeladenen Lyrikerinnen<br />

und Lyrikern werden durch Workshops<br />

ermöglicht. Als Gastkurator konnte der<br />

Tiroler Lyriker Raoul Schrott verpflichtet<br />

werden.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

10. Frauenfelder Lyriktage<br />

Die Konstellation war gut: zwei Autorinnen<br />

und vier Autoren, die sich nicht nur mit Lyrik<br />

auskennen; junge Stimmen und bedächtige;<br />

ein Barde zum Abschluss und ein Moderator,<br />

der alles unakademisch zusammenhielt.<br />

Wie eine Diagonale überspannten die<br />

zehnten Frauenfelder Lyriktage Europa: von<br />

Schottland <strong>bis</strong> ins Engadin, und alle trafen<br />

sich am Samstagabend im Tamangur, im<br />

höchsten Arvenwald Europas. Es ging um<br />

die grosse Sprache der Literatur und die<br />

kleinen Sprachen, die bedrängt werden; es<br />

ging um die Zeit, die zur Geschichte gerinnt,<br />

oder um die richtige Zeit, ein Gedicht zu<br />

veröffentlichen; und es ging natürlich um<br />

Poesie.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Gastkurator: Raoul Schrott (Österreich).<br />

GastautorInnen: Arno Camenisch (Schweiz),<br />

Michael Donhauser (Schweiz / Österreich),<br />

Zsuzsanna Gahse (Schweiz), Iain Galbraith<br />

(Schottland / Deutschland), Michael Krüger<br />

(Deutschland), Ulrike Almut Sandig (Deutschland)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 50’660.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 12’400.–<br />

116<br />

Im Rahmen der interdisziplinären Kunstveranstaltung<br />

«Tatort Komturei» in Tobel<br />

realisiert die <strong>Thurgau</strong>er Künstlerin Rahel<br />

Müller eine ortsbezogene Installation. Ab<br />

Anfang Juli will sie vor Ort assoziative und<br />

die geschichtlichen Spuren reflektierende<br />

Texte schreiben, diese auf dünnes Papier<br />

ausprinten und als Bänder montiert in der<br />

Zelle dicht von der Decke hängen lassen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Rahel Müller<br />

gone<br />

128 Bänder sind auf diese Weise entstanden,<br />

lyrische Verdichtungen, assoziative,<br />

reflexive Gedankenbilder, die sich mit dem<br />

Ort, mit allgemein Menschlichem, Bildnerischem,<br />

Philosophischem und Absurdem<br />

befassen. «gone» war gedacht als eine<br />

Hommage an all jene, die in diesen Gefängnisräumen<br />

mehr Zeit verbrachten, als ich es<br />

wohl je werde. Ich bekam viele sehr berührende<br />

Rückmeldungen dazu, viele interessierten<br />

sich für die Texte, weil sie vor Ort<br />

nicht alles lesen konnten.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 3’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–


114 115 116<br />

95 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

114<br />

Kunsthalle Luzern<br />

Roland Iselin: Love in<br />

the age of postponed<br />

democracy<br />

115<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

10. Frauenfelder Lyriktage<br />

116<br />

Rahel Müller<br />

gone


117<br />

Der in Zürich lebende Frauenfelder Autor<br />

David Hera ersucht um einen Werkbeitrag<br />

für sein drittes Romanprojekt. Das Projekt<br />

mit dem Arbeitstitel «Blutzeit» ist angelegt<br />

als schweizerisch-kosovarischer Fantasy-<br />

Verschwörungsthriller, welcher sich nicht<br />

mit sattsam bekannten Nachrichtenthemen<br />

beschäftigen, sondern anhand subjektiver<br />

Wahrnehmung und mit künstlerischen Mitteln<br />

das komplexe Verhältnis der Schweiz<br />

zum Balkan erhellen will.<br />

David Hera<br />

Blutzeit (Arbeitstitel)<br />

Thrombaion (Buchtitel)<br />

«Thrombaion» hat als Filmidee unter dem<br />

Namen «Blutzeit» begonnen. Darin habe<br />

ich versucht, verschiedene Interessen, die<br />

sich in den letzten drei Jahren aufgedrängt<br />

haben, in einem Drehbuch zu vereinen.<br />

Durch meine zahlreichen Reisen wurde<br />

mir bewusst, dass in der Schweiz ein sehr<br />

limitiertes Bild vom Balkan vorherrscht.<br />

So war es mir ein Anliegen, den Balkan –<br />

und speziell den Kosovo – dem Schweizer<br />

Publikum näher zu bringen, ohne jedoch<br />

eine soziologische Studie oder eine trockene<br />

Alltagsgeschichte zu erzählen. Deshalb<br />

das Konstrukt einer Verschwörungs-<br />

Fantasy-Geschichte um den Jungbrunnen<br />

Johannes’auf dem Balkan, in deren Zug das<br />

Publikum mehr über diesen Teil Europas<br />

erfahren soll. Der Werkbeitrag hat es mir<br />

ermöglicht, mich zu hundert Prozent dem<br />

Roman zu widmen. Er gab mir den Freiraum,<br />

der Recherche nachzugehen, noch<br />

einmal mit spezifischen Fragen im Kopf in<br />

den Kosovo zu reisen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 48’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />

96<br />

118<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> fördert seit Jahren Mass-<br />

nahmen zur Kulturvermittlung in Schulen.<br />

Kleinere Projekte wie Führungen, Workshops,<br />

Atelierbesuche, Theatervorstellungen<br />

und Konzerte werden vom Büro jeweils<br />

unbürokratisch und zügig behandelt. Die<br />

positiven Rückmeldungen veranlassen das<br />

Büro, diese Bestrebungen weiterzuführen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Kulturvermittlung in den Schulen IV<br />

Mit meinen Projekten «Schulklassen begegnen<br />

Künstlerinnen und Künstlern» schaffe<br />

ich eine Brücke zwischen Kunstschaffenden<br />

und Schulklassen. Dabei ermögliche<br />

ich den Kindern und Jugendlichen bei der<br />

Begegnung in der Ausstellung einen einmaligen<br />

Austausch mit Künstlerinnen und<br />

Künstlern. Die Kinder und Jugendlichen<br />

sind von der Begegnung mit den Kunstschaffenden<br />

begeistert und erhalten einen<br />

Einblick in eine für sie unbekannte Welt,<br />

eine Welt, die einer etwas anderen Logik<br />

als der <strong>des</strong> Alltags folgt.<br />

Aus einem Schlussbericht von Silvia Peters<br />

Bewilligter Rahmenkredit der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 20’000.–<br />

119<br />

Seit fünfzehn Jahren zeigt das kleine Dorf<br />

Rümlingen (BL), dass auch ein Ort ausserhalb<br />

der grossen Zentren zum experimentellen<br />

Labor für zeitgenössische Musik und<br />

spartenübergreifende Projekte werden<br />

kann. Was Rang und Namen hat in der<br />

Neuen Musik, kommt je<strong>des</strong> Jahr zu Uraufführungen,<br />

Musiktheater, Installationen,<br />

Gesprächen zusammen. Zur Ausgabe<br />

2009, die sich dem Verhältnis von bildender<br />

Kunst und Musik zuwendet, ist auch<br />

der <strong>Thurgau</strong>er Künstler Christoph Rütimann<br />

eingeladen, der seit Jahren in vielfältigen<br />

Medien und mit unterschiedlichen Strategien<br />

arbeitet.<br />

Festival Rümlingen<br />

Christoph Rütimann: Tontalbrücke<br />

«Die Tontalbrücke» nennt Christoph Rütimann<br />

sein am Rümlinger Viadukt installiertes<br />

Projekt für Eisenbahnschienen, Stahlrohre<br />

und Kakteen. Zum eigentlichen Instrument<br />

möchte Rütimann das Tal selbst<br />

machen, für den Zeitraum zweier Zugdurchfahrten.<br />

Im Viaduktbogen hängen grosse<br />

Rohre, die gasgezündete Töne von sich<br />

geben, auf grossen Kakteen spielt Rütimann<br />

per Kontaktmikrofon. Die Installation<br />

wurde während Tagen vom Künstler selbst<br />

vor Ort zusammengeschweisst. Ein eindrucksvoll<br />

beleuchtetes Nachtprojekt wird<br />

daraus, ambitioniert ausgespannt, aber<br />

dann mit seltsamer Beiläufigkeit und gänzlich<br />

«unperformativ» aufgeführt.<br />

Andreas Fatton, «Dissonanz»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 175’025.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


DIE DEBATTE<br />

Vergesst mir die Veranstalter nicht! Die Kulturland-<br />

schaft ist vielseitig und farbig dank unzähliger Veran-<br />

stalter. Und doch drehen sich die Debatten und Kritiken<br />

meist nur um die Kulturschaffenden und deren Werke.<br />

Felix Rutishauser, Kulturveranstalter, Frauenfeld<br />

117 118<br />

97 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

117<br />

David Hera<br />

Blutzeit (Arbeitstitel)<br />

Thrombaion (Buchtitel)<br />

118<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Kulturvermittlung in den<br />

Schulen IV


120<br />

Der 1979 vom Jazzclub Konstanz gegründete<br />

Konstanzer Jazzherbst ist zu einem<br />

überregionalen Ereignis für MusikerInnen<br />

und Freunde <strong>des</strong> Jazz geworden. Neben<br />

Konzerten mit internationalen und regionalen<br />

KünstlerInnen legt das Festival Wert auf<br />

die Förderung <strong>des</strong> lokalen und <strong>des</strong> regionalen<br />

Nachwuchses. Auch zur dreissigsten<br />

Ausgabe sind wieder JazzmusikerInnen aus<br />

der Schweiz eingeladen, die zum Teil mit<br />

spartenübergreifenden Projekten vertreten<br />

sind.<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

30. Konstanzer Jazzherbst 2009<br />

Besonders die eigenen Projekte «Steffen<br />

Schorn’s Universe of Possibilities» mit dem<br />

Barbara Balzan Quartett und der Autorin<br />

Joanna Lisiak und «Sennentunschi» von und<br />

mit der in Konstanz engagierten Schauspielerin<br />

Susi Wirth und den Schweizer Ausnahmemusikern<br />

Vera Kappeler, Flo Stoffner<br />

und Samuel Rohrer haben wesentlich<br />

zum Gelingen <strong>des</strong> Festivals beigetragen<br />

und gezeigt, welch grosses künstlerisches<br />

Potential in der Region steckt, wenn man es<br />

nur entsprechend fördert und fordert.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 45’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />

98<br />

121<br />

«theater:now» ist in den vergangenen<br />

Jahren nicht nur zu einem dynamischen<br />

Bestandteil <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>er Kulturlebens<br />

geworden, sondern hat sich auch einen<br />

Namen verschafft als zuverlässiger Partner<br />

der jungen Schweizer Tanztheaterszene.<br />

Dass die Reihe nicht nur eingängigen<br />

Mainstream anbietet, sondern sich auch<br />

auf Experimente einlässt, beweist, dass die<br />

Verantwortlichen Caroline Minjolle und Philipp<br />

Wacker das Publikum ernst nehmen.<br />

Aus dem Programmheft<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

theater:now 2009<br />

Die sechs Tänzer der Basler Compagnie<br />

miR (motion in relation) bewegen sich in<br />

einem überraschend vielschichtigen und<br />

verblüffend wandelbaren Bühnenraum:<br />

Vier Schichten Papierbahnen, die von der<br />

Decke herabhängen, gliedern den Bühnenraum<br />

in die Tiefe und sind zugleich<br />

Projektionsflächen und Zwischenräume.<br />

(…) Die Tänzer posieren, begegnen sich,<br />

finden sich für einen flüchtigen Moment,<br />

bleiben aber jeder in seiner Selbstbezogenheit<br />

allein. Barockmusik mischt sich<br />

in den Klangteppich und wird verblüffend<br />

neu interpretiert mit Breakdance, Modern<br />

Dance und Hip-Hop-Sequenzen. Die von<br />

den Tänzern virtuos vorgeführten Breakdance-Spins<br />

rissen das Publikum schon<br />

zu Anfang zu einem Zwischenapplaus hin,<br />

etwas, was man im voll besetzten Theater<br />

im Pumpenhaus nicht oft erlebt.<br />

Dorothee Kaufmann, «St. Galler Tagblatt»<br />

Programm: miR Compagnie: «Walking me» –<br />

Cie Müller Sandstø: «Jetzt» – Marcel Leemann<br />

Physical Dance Theater: «Meat Market» –<br />

Evangelos Poulinas: «Male Study» – Zooscope<br />

Production «Ce que je veux de toi» – Compagnie<br />

Kolo / Oettli: «On how to throw a cow and<br />

make it fly» – Filibert Tologo: «Kellem» – Maud<br />

Liardon: «Arnica 9CH» – Compagnie Mafalda:<br />

«… presque rien …» – Cie Philippe Saire: «Il<br />

faut que je m’absente»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 120’790.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 60’000.–<br />

122<br />

Michael Stauffer und Nora Gomringer<br />

gehören zu den profiliertesten Stimmen<br />

der deutschsprachigen Spoken-Word-<br />

Szene. Beide verbindet auch der Bezug zur<br />

Ostschweiz: Stauffer ist im <strong>Thurgau</strong> aufgewachsen,<br />

Gomringer ist aufgrund ihrer<br />

Familiengeschichte vielfältig mit der Region<br />

verbunden. Für den Verlag Der gesunde<br />

Menschenversand planen die beiden mit<br />

«Kleine Menschen» ein regelrechtes Konzeptalbum,<br />

das sowohl die Erarbeitung<br />

neuer Texte als auch einen neuartigen<br />

Schaffensprozess beinhalten soll.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Der gesunde Menschenversand<br />

Michael Stauffer, Nora Gomringer:<br />

Kleine Menschen<br />

Die Idee, zwei ausgewiesene AutorInnen<br />

der Spoken-Word-Szene erstmals zusammenarbeiten<br />

zu lassen, hat sich vollumfänglich<br />

gelohnt. Im Verlauf <strong>des</strong> Projekts<br />

wurde die ursprüngliche Idee sogar noch<br />

ausgeweitet: Nora Gomringer und Michael<br />

Stauffer schrieben nicht nur Texte füreinander,<br />

sondern schufen auch einzelne Stücke,<br />

in denen beide Sprecherstimmen vorkommen.<br />

So fanden sich ihre unterschiedlichen<br />

Spoken-Word-Ansätze auch innerhalb einzelner<br />

Tracks zusammen. Die CD hat in<br />

dieser Hinsicht durchaus Signalcharakter<br />

für die Spoken-Word-Szene, die <strong>bis</strong>her vor<br />

allem von Einzelstimmen dominiert wurde.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 40’780.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


120 121 122<br />

99 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

120<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

30. Konstanzer Jazzherbst<br />

2009<br />

121<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> /<br />

Phönix Theater 81<br />

theater:now 2009<br />

122<br />

Der gesunde Menschenversand<br />

Michael Stauffer, Nora<br />

Gomringer:<br />

Kleine Menschen


123<br />

Im Rahmen von «Weg einfach» (siehe<br />

<strong>Bericht</strong> Nr. 105) plant die Künstlergruppe<br />

videOst in der alten Weberei Wängi eine<br />

Ausstellung, die sich «mit dem Wandel <strong>des</strong><br />

Murgtals, mit seinem Verhältnis der Menschen<br />

zur gebauten Umwelt, zur Struktur<br />

von Verkehrswegen, zum menschlichen<br />

Lebensrhythmus, zu Fortgehen und Wiederkehr»<br />

auseinandersetzen will.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

videOst<br />

On the other side of the track<br />

Sechs Mitglieder der Künstlergruppe<br />

videOst haben im Rahmen <strong>des</strong> Kulturherbstes<br />

im Murgtal ihre neuen Arbeiten auf das<br />

Thema ausgerichtet, das auch das Theater<br />

Jetzt! mit seinen Aufführungen in der alten<br />

Weberei von Wängi verfolgt: Es geht ums<br />

Weggehen, Wiederkommen oder Wegbleiben,<br />

um Risiken und Gewinne <strong>des</strong> Reisens,<br />

um die uralten Existenzformen <strong>des</strong> Nomadierens<br />

und <strong>des</strong> Sich-Festsetzens an einem<br />

Ort. Der heutige Mensch zieht zwar oft<br />

um, aber er schleppt auch alle Besitztümer<br />

mit sich. Die Sehnsucht <strong>des</strong> ungebundenen<br />

Umherschweifens leistet er sich noch<br />

mit dem sporadischen Reisen, so wie das<br />

in den Videoarbeiten auch zum Ausdruck<br />

kommt.<br />

Barbara Fatzer, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Ausstellung: 19. September <strong>bis</strong> 7. November<br />

2009 in der alten Weberei Wängi. Beteiligte<br />

KünstlerInnen: Tom Lang, Renato Müller,<br />

Doris Naef, Jürg Schoop, steffenschöni<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 16’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’300.–<br />

100<br />

124<br />

Die freie Journalistin und Dichterin Johanna<br />

Lier hat sich mit engagierten Reportagen<br />

ebenso einen Namen gemacht wie als Autorin<br />

vielfach ausgezeichneter Lyrikbände, in<br />

denen es um Identitätsfindung im Spannungsfeld<br />

europäischer Geschichte und<br />

Gegenwart geht. Ihr Buchprojekt mit dem<br />

Arbeitstitel «Clara und ihre Kinder» geht<br />

der Geschichte ihrer galizischen Vorfahren<br />

nach, die sich als arme jüdische Flüchtlinge<br />

aus der Ukraine im <strong>Thurgau</strong> mit einer profitablen<br />

Nudelfabrik zu wohlhabenden Schweizer<br />

Bürgern emporgearbeitet haben.<br />

Johanna Lier<br />

Clara und ihre Kinder<br />

Bereits während meiner Kindheit beschäftigten<br />

mich die Geschichten, die meine<br />

Grossmutter, die in Kradolf / Sulgen aufgewachsen<br />

war, erzählte. Geschichten, die<br />

sie nur angedeutet hat, aber so raffiniert<br />

dosiert, dass die Vorstellungskraft und die<br />

Neugierde <strong>bis</strong> heute wach geblieben sind.<br />

Stellt sich die Frage: Interessieren Familiengeschichten?<br />

Ein beliebtes Thema der Zeit.<br />

Die grossen, kollektiven gesellschaftlichen<br />

Entwürfe gelten als gescheitert, und so<br />

rückt das Erzählen von Geschichten durch<br />

das Private, das Persönliche in den Vordergrund.<br />

Und das Vorgehen? Erinnerungen<br />

an mündliche Überlieferungen. Imagination,<br />

wo es kein Erinnern gibt. Archivrecherche.<br />

Gespräche mit Verwandten, HistorikerInnen<br />

und BewohnerInnen der jeweiligen<br />

Orte. Aufenthalte in den Städten, Dörfern<br />

und Landschaften, um dem launischen<br />

Zufall Gelegenheit zu geben. Schreiben.<br />

Ordnen. Einen Spannungsbogen finden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Antrag: Fr. 16’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 16’000.–<br />

125<br />

«Transhumance» ist der französische Begriff<br />

für die Alpfahrt. Für die Genfer Perkussionistin<br />

Béatrice Graf ist das Wort Programm<br />

für ein musikalisches Nomadenprojekt. Die<br />

Initiantin will mit verschiedenen MusikpartnerInnen<br />

der Improvisationsszene durch<br />

die Schweiz ziehen und an verschiedenen<br />

Stationen, in verschiedenen Alltagskontexten<br />

auftreten.<br />

Association Sémaphore<br />

Transhumance / Inalp / Transumanza<br />

Als Tochter von Bauern Deutschschweizer<br />

Herkunft im Kanton Waadt geboren und in<br />

Genf wohnhaft, schlägt Béatrice Graf mit<br />

dem Verein Sémaphore ein Jahr künstlerischen<br />

Alpaufzugs und -abzugs ausserhalb<br />

der gewohnten Spielorte vor. Die Künstlerin<br />

kehrt damit zurück zum Ursprung einer<br />

lokalen Wirtschaft und verfolgt einen Weg<br />

weiter, den sie vor Jahren auf ihren Reisen<br />

aufgenommen hat. Am Mittwoch, 20. Oktober<br />

<strong>2010</strong>, hat sie in der Kartause Ittingen<br />

mit einer ihrer musikalischen Weggefährtinnen,<br />

der <strong>Thurgau</strong>er Jazztrompeterin Hilaria<br />

Kramer, Halt gemacht.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 166’436.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


DIE DEBATTE<br />

Solange die kulturpolitisch Verantwortlichen und weite<br />

Teile der Bevölkerung das Klischee vom <strong>Thurgau</strong> als<br />

kulturellem Holzboden übernehmen und akzeptieren,<br />

fehlen dem Theater das notwendige Klima, die<br />

Risikobereitschaft und die Neugier für die Entwicklung<br />

einer herausragenden Theaterlandschaft.<br />

Uwe Schuran, Theaterschaffender, Frauenfeld<br />

101 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

124<br />

124<br />

Johanna Lier<br />

Clara und ihre Kinder


126<br />

Seit dem Sommer 2002 organisieren die<br />

beiden Ausstellungsmacher Markus Hutter<br />

und Hedwig Thol im Schlosspark Kassel-<br />

Wilhelmshöhe Ausstellungen mit Lichtinstallationen.<br />

Sie wollen den Besucher «zu<br />

nächtlichen Wanderungen durch den Park<br />

animieren und mit der Faszination der Dunkelheit<br />

und <strong>des</strong> darin verborgenen Lichts<br />

konfrontieren». Für den Spätsommer 2009<br />

lädt das Projekt «Lichtinseln» Publikum<br />

und internationale KünstlerInnen erneut zu<br />

nächtlichen Lichtinstallationen ein.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Markus Hutter<br />

Lichtinseln 2009<br />

An der Ausstellung auf der Insel Siebenbergen<br />

sind auch Kunstschaffende aus der<br />

Schweiz beteiligt. Das magische Geschwirr<br />

von Insekten um eine Lichtquelle hat die<br />

beiden Künstlerinnen Ute Klein und Daniella<br />

Tuzzi zu einer Gemeinschaftsarbeit inspiriert.<br />

«Schwirren» heisst das aus Schwarzlichtröhren,<br />

Draht, Plexiglas und Zeichnungsfragmenten<br />

montierte Lichtgebilde,<br />

ein «Tausendkristall zum Schauen, Erinnern<br />

und Sehen». Das Künstlerpaar steffenschöni<br />

hebt im Gelände eine Vertiefung aus<br />

und bestückt sie mit Baustellenobjekten.<br />

Die «small dig» genannte Installation «setzt<br />

sich in assoziativer und fragmentarischer<br />

Art mit der Insel als künstlich errichtetem<br />

Ort sowie auch mit der momentanen Nutzung<br />

als Spaziergelände und Blumeninsel<br />

auseinander».<br />

Aus den Projektbeschrieben<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 119’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

102<br />

127<br />

Die <strong>Thurgau</strong>er Pianistin und Kulturveran-<br />

stalterin Claudia Rüegg hat die Möglich-<br />

keit, dank eines Stipendiums der Kulturstif-<br />

tung Pro Helvetia als Artist in Residence<br />

für sechs Monate nach Indien zu reisen.<br />

Als Kunstschaffende und Kunstvermittlerin<br />

ist ihr «die Vermittelbarkeit von komplexen<br />

Inhalten ein zentrales Anliegen». Auf ihrer<br />

Reise will sie erfahren, «mit welchen Fragestellungen<br />

in interdisziplinärem Kontext<br />

arbeitende Kulturschaffende und Veranstalter<br />

in einem nicht in erster Linie westlich<br />

geprägten Kulturraum an die Arbeit gehen».<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Claudia Rüegg<br />

Indian Residency<br />

Meine Hoffnungen haben sich erfüllt, ich<br />

bin reich an Erfahrungen und Erlebnissen,<br />

mit dichtem Material im Gepäck in<br />

die Schweiz zurückgekehrt. Ich habe Veranstaltungen<br />

besucht, gelesen, mit unzähligen<br />

Menschen gesprochen und mit einigen<br />

von ihnen eines oder mehrere Interviews<br />

geführt und konnte so unzählige Facetten<br />

<strong>des</strong> kulturellen Lebens kennen lernen. (…)<br />

Die Aufenthaltsdauer von sechs Monaten<br />

war ideal. Sie war nicht zu lange, weil es<br />

Zeit braucht, in die Innereien einer Stadt<br />

wie Delhi einzudringen, Kontakte zu knüpfen<br />

und Vertrauen herzustellen. (…) Und<br />

sie war mir nicht zu kurz, weil ich zwei, drei<br />

Tage vor meiner Abreise das Gefühl hatte,<br />

dass die Erkundungsphase in Delhi nun<br />

abgeschlossen war. Plötzlich war da eine<br />

grosse Lust auf die Arbeit mit dem gesammelten<br />

Material, zurück in die Schweiz, in<br />

meinen Arbeitsraum.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: 17’400.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

128<br />

Der renommierte Zürcher Kunstverlag edition<br />

fink plant eine Fotopublikation über<br />

Cécile Hummel, die zur geplanten Einzelausstellung<br />

im Kunstmuseum <strong>Thurgau</strong><br />

erscheinen soll. Der Fotoband stellt einen<br />

weiteren, <strong>bis</strong>her kaum wahrgenommenen<br />

Aspekt der Arbeit dieser in Basel lebenden<br />

<strong>Thurgau</strong>er Künstlerin vor.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

edition fink<br />

Cécile Hummel: Nihil sub sole novum<br />

Seit dem Beginn ihrer künstlerischen Auseinandersetzung<br />

fotografiert Cécile Hummel.<br />

Ihre Fotografien entstehen zum Teil<br />

in Begleitung ihres zeichnerischen Werks,<br />

zum Teil als eigenständige Projekte. Seit<br />

2005 entstehen im Zusammenhang mit<br />

Reisen der Künstlerin nach Italien Fotografien,<br />

die den Kontext jener Reisefotografie<br />

reflektieren, die in Bildbänden massgeblich<br />

unser Italienbild bestimmt und beeinflusst.<br />

Die Fotografien, die sie unter dem Titel<br />

«Contrapunctum» zusammenträgt, suchen<br />

bewusst die Gegenposition oder eben den<br />

Kontrapunkt zu den gängigen Sichtweisen<br />

der berühmten Schauplätze und Sehenswürdigkeiten.<br />

In ihren Bildern geht es um<br />

das Leben, um die Atmosphäre, es geht um<br />

den individuellen, subjektiven und nicht um<br />

den generalisierten Blick.<br />

Aus der Verlagsankündigung<br />

Cécile Hummel: «Nihil sub sole novum».<br />

Mit Textbeiträgen von Axel Gampp, Peter Gisi,<br />

Matthias Kuhn. edition fink, Zürich <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 50’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–


DIE DEBATTE<br />

Mein Vorschlag: Nomadentouren/Nomadenlesungen.<br />

Lesungen alle zwei Monate, mal in Frauenfeld, mal<br />

in Weinfelden, in Romanshorn, Bischofszell usw.;<br />

Lesungen, die neue Strömungen ausserhalb <strong>des</strong> Literaturmarktes<br />

zeigen.<br />

Zsuzsanna Gahse, Schriftstellerin, Müllheim<br />

103 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

126<br />

Markus Hutter<br />

Lichtinseln 2009<br />

127<br />

Claudia Rüegg<br />

Indian Residency<br />

126 127 128<br />

128<br />

edition fink<br />

Cécile Hummel: Nihil sub<br />

sole novum


129<br />

Nach dem 2008 mit der Unterstützung der<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> erschienenen Romanerstling<br />

«Dazwischen Lili» bewirbt sich die mehrfach<br />

ausgezeichnete Schriftstellerin Andrea<br />

Gerster um einen Werkbeitrag für ein<br />

neues Romanprojekt mit dem Arbeitstitel<br />

«Schlampenbriefe».<br />

Andrea Gerster<br />

Schlampenbriefe (Arbeitstitel)<br />

Schandbriefe (Buchtitel)<br />

Aik ist Einzelkind, seine Mutter lebt mit ihm<br />

allein. Die sehr junge, eigenwillige Frau hat<br />

sich ihr Leben trotz schwieriger Umstände<br />

eingerichtet. Ihre wichtigsten Bezugspunkte<br />

sind das Kind, das sie fürsorglich<br />

und liebevoll betreut, und die Palme Toni.<br />

Doch sie wird nicht in Ruhe gelassen.<br />

Regelmässig erhält sie anonyme Briefe mit<br />

groben Beleidigungen, manchmal Drohungen.<br />

Aiks Leben als Mann ist von der<br />

Suche nach seiner Herkunft geprägt. Seine<br />

Mutter schweigt immer noch beharrlich.<br />

Doch plötzlich steht Aik unter Druck: Seine<br />

schwangere Freundin verlangt ultimativ von<br />

ihm, dass er seinen Vater ausfindig macht.<br />

In ihrem zweiten Roman erzählt Andrea<br />

Gerster eine nichtalltägliche, berührende<br />

Familiengeschichte. In zwei Erzählsträngen<br />

– aus der Sicht der Mutter sowie <strong>des</strong><br />

erwachsenen Sohnes – entsteht das sensible<br />

Geflecht einer Mutter-Sohn-Beziehung<br />

unter besonderen Lebensumständen.<br />

Klappentext<br />

Andrea Gerster: «Schandbriefe». Roman.<br />

Lenos Verlag, Basel <strong>2010</strong><br />

Antrag: Fr. 10’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

104<br />

130<br />

Das in Schaffhausen angesiedelte Theater<br />

Sgaramusch gehört zu den profiliertesten<br />

Kindertheatertruppen der Schweiz. Nach<br />

zwölf Jahren Erzählen von Geschichten von<br />

Vergangenem, Gewesenem möchte sich<br />

das Kollektiv für das nächste Projekt dem<br />

Hier und Jetzt zuwenden und dazu Bekannten<br />

und Unbekannten jeglichen Alters Fragen<br />

stellen: «Wie geht es uns heute?» ist<br />

der vorläufige Arbeitstitel der neuen Produktion,<br />

für die wieder der renommierte<br />

<strong>Thurgau</strong>er Songtexter, Musiker und Schauspieler<br />

Olifr Maurmann gewonnen werden<br />

konnte.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Theater Sgaramusch<br />

Schiss<br />

«Schiss. Eine Reise ins Innendrin», das<br />

aktuelle Stück <strong>des</strong> Theaters Sgaramusch,<br />

beschreitet neue Wege. «Es ist kein klassisches<br />

Erzähltheater», erklärt Stefan<br />

Colombo. «Wir haben vielmehr ein Gefühlsbildertheater<br />

erschaffen.» Die Idee, den<br />

Begriff «Angst» als Ausgangsbasis für ein<br />

Stück zu nehmen, hängt unter anderem mit<br />

der letzten Sgaramusch-Produktion «Die<br />

schwarze Spinne» zusammen. Das Ensemble<br />

erhielt damals viele positive Rückmeldungen.<br />

«Die Kinder waren so begeistert,<br />

dass es für einmal so richtig angsteinflössend<br />

war», erzählt Colombo. «Wir haben<br />

dann gemerkt, dass Angst als Thema nicht<br />

nur die Kinder, sondern vor allem auch uns<br />

selber interessiert.» Nach etlichen Nachforschungen<br />

in Kindergärten, der Befragung<br />

von Freundinnen und Freunden sowie der<br />

Sichtung von Fachliteratur und Horrorfilmen<br />

ist «Schiss» entstanden.<br />

Martin Wanner, «Schaffhauser AZ»<br />

«Schiss. Eine Reise ins Innendrin». Premiere:<br />

26. Februar <strong>2010</strong> in der Fassbühne Schaffhausen.<br />

Regie: Christoph Moerikofer – Spiel:<br />

Nora Vonder Mühll, Stefan Colombo, Olifr<br />

Maurmann – Choreographie: Salome Schneebeli<br />

– Ausstattung: Britta Hagen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 107’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

131<br />

Die hauptsächlich in Zürich und Schaffhausen<br />

tätige Indierockband plant nach vierjähriger<br />

Pause wieder eine neue Platte, mit der<br />

sie in alter Besetzung auf Tour gehen will.<br />

Da das Live-Spielen noch immer zu den<br />

grössten Leidenschaften der Band zählt,<br />

soll die Produktion «Hallo Leidenschaft»<br />

heissen und sich auch inhaltlich um das<br />

Thema bewegen. Musikalisch noch immer<br />

dem Rock, Punk und Northern Soul treu,<br />

sollen die Songs auch zeigen, dass die<br />

bewährten Musiker reifer und ein <strong>bis</strong>schen<br />

ruhiger geworden sind.<br />

Die Aeronauten<br />

Hallo Leidenschaft<br />

«Hallo Leidenschaft», das neue Album der<br />

Aeronauten, ist ein abgeklärtes, inspirieren<strong>des</strong><br />

Album jung gebliebener Enddreissiger.<br />

Grossartige Melodien treffen auf einmalige<br />

Texte. Erstaunlich, wie die Aeronauten mit<br />

jedem weiteren Album etwas vielschichtiger<br />

und musikalisch noch umtriebiger werden.<br />

Als Garagenpolkakapelle gestartet,<br />

bedienen sie sich mittlerweile bei Ska, Jazz,<br />

Country und sogar New Wave. Die älteste<br />

Boyband der Welt nennen sich die Schweizer<br />

selbst. Ihnen sitzt eben der Schalk im<br />

Nacken. Das spürt man besonders bei den<br />

fantastisch trockenen, schrulligen Texten<br />

von Sänger Guz. Die sich nie zu ernst nehmen,<br />

nie moralisch werden, aber trotzdem<br />

fern jeden Klamauks Relevanz ausstrahlen.<br />

Ob Beziehungsprobleme oder Clash der<br />

globalen Wirtschaft, Texter Guz ist ein<br />

Wortkünstler, der mit seiner coolen, nonchalanten<br />

Art fast je<strong>des</strong> Thema in einen<br />

Popsong umzusetzen weiss.<br />

inforadio.de www.aeronauten.ch<br />

Die Aeronauten: «Hallo Leidenschaft».<br />

Rookie Records LC 15296, <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 141’715.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


105 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

129<br />

Andrea Gerster<br />

Schlampenbriefe (Arbeitstitel)<br />

Schandbriefe (Buchtitel)<br />

130<br />

Theater Sgaramusch<br />

Schiss<br />

130<br />

Die Aeronauten<br />

Hallo Leidenschaft<br />

129 130 131


132<br />

Der in Basel lebende Musikperformer, Komponist<br />

und Audio<strong>des</strong>igner Tomek Kolczynski<br />

alias Kold beabsichtigt mit seinem Projekt<br />

«Zwischen zwei Welten» (Arbeitstitel)<br />

auf einem Weg fortzuschreiten, den er seit<br />

über zehn Jahren verfolgt: die künstlerische<br />

Auseinandersetzung an der Schnittstelle<br />

von Musik und Computer. Dabei will er eine<br />

Spur wieder aufnehmen, die ihn zurück zu<br />

den akustischen Instrumenten führt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Tomek Kolczynski<br />

Zwischen zwei Welten (Arbeitstitel)<br />

Mein Vogel – Musikalische Reise<br />

Ein langer schmaler Mann kommt auf die<br />

Bühne, allein, er spricht in verschiedenen<br />

Sprachen, singt die Internationale, kreiert<br />

mit dem Computer seltsame Töne und nie<br />

gehörte Melodien. Gleichzeitig ist er auf<br />

einer Leinwand in einem Vogelkäfig kauernd<br />

zu sehen, nackt und bewegungsarm<br />

einer ungewissen Existenz ausgesetzt.<br />

Weitere Figuren bevölkern die Leinwand,<br />

schildern vielleicht Erinnerungen an Geborgen-<br />

und Fremdsein. Aber der Mann ist<br />

alles andere als eine bedauernswerte Kreatur,<br />

er ist wach und versponnen-witzig,<br />

selbstbewusst und fantasievoll. Einer, der<br />

aufmerksam in innere und äussere Welten<br />

horcht und Klänge dafür (er)findet. Freundlich<br />

verwirrt kehrt man in den Alltag zurück<br />

und zehrt noch eine Weile von dem Aufenthalt<br />

in Tomek Kolczynskis reichem Bilderund<br />

Klangkosmos.<br />

Dagmar Brunner, «Programmzeitung» Basel<br />

«Mein Vogel» – Musikalische Reise<br />

Uraufführung am 27. Oktober <strong>2010</strong> im Gare<br />

du Nord, Basel.<br />

Musik und Texte: Tomek Kolczynski –<br />

Video: Oguz Özlü – Bühne: Boris Rebetez –<br />

Dramaturgie: Edgar Hagen – Kostüme:<br />

Claudia Güdel – Konstruktionen: Alain Jost –<br />

Licht: Martin Müller<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 55’900.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

106<br />

133<br />

Nach zwei unter dem programmatischen<br />

Label «Freies Theater <strong>Thurgau</strong>» realisierten<br />

Produktionen will der <strong>Thurgau</strong>er Theatermann<br />

Jean Grädel professionelles Volkstheater<br />

auf hohem Niveau machen. Anhand<br />

von Dario Fos berühmter Politfarce «Bezahlt<br />

wird nicht» aus dem Jahre 1974 will er mit<br />

seiner aus <strong>Thurgau</strong>er Theaterschaffenden<br />

zusammengesetzten Truppe zeitgenössisches<br />

Volkstheater zeigen, das sich auf<br />

anspruchsvolle und unterhaltsame Weise<br />

mit aktuellen Themen auseinandersetzt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

Bezahlt wird nicht<br />

Superb, wie Grädel Dario Fo bei seinen<br />

Wurzeln packt, beim Volkstheater, das<br />

mit erkennbaren Figuren arbeitet und die<br />

Zuschauer übers Lachen zum Verstehen<br />

bringt. Dies ist nur mit guten Spielern<br />

möglich, und Grädel lässt die fünf das<br />

Überdrehte, Groteske, Absurde im Stück<br />

ausspielen. Und wie sie es auskosten:<br />

einfallsreich, mit auffallender Zusammenspielfreude,<br />

das Publikum lacht gern und<br />

viel. Stark sind die Frauen, im Stück wie<br />

auf der Bühne. Anja Tobler als Margherita<br />

hat tausend Gesichter und grüne Stöckelschuhe<br />

und kann ganz schön nerven.<br />

Gefitzt und schlagfertig ist Annette Kuhns<br />

Antonia, gerät fast nie aus der Fassung.<br />

Uwe Schuran gibt den Giovanni als einen<br />

auf Ordnung bedachten Gewerkschafter,<br />

während Pascal Holzer als Luigi zwar auf<br />

cool macht, aber noch begriffsstutziger als<br />

sein Freund ist. Natürlich: Auch die Männer<br />

klauen aus Hunger.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Dario Fo: «Bezahlt wird nicht». Premiere<br />

am 20. Mai <strong>2010</strong> im Phönix Theater Steckborn.<br />

Spiel: Annette Kuhn, Anja Tobler, Pascal<br />

Holzer, Markus Keller, Uwe Schuran –<br />

Regie: Jean Grädel – Musik: Markus Keller –<br />

Bild: Jean Grädel, Claus Peter Täterow<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 130’280.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 70’000.–<br />

134<br />

Unter dem Arbeitstitel «Residues Reformed»<br />

bringt das Kunsthaus Glarus mit acht<br />

schweizerischen und internationalen Positionen<br />

verschiedene Aspekte performativer<br />

Strategien zusammen, in denen unterschiedliche<br />

Beziehungen zwischen Objekt,<br />

Körper, Raum und Zeit zur Diskussion stehen.<br />

Den involvierten KünstlerInnen geht es<br />

weniger darum, eine Performance als einmaliges<br />

Event anzulegen, sondern vielmehr<br />

die Spuren ihrer Aktionen ins Zentrum zu<br />

rücken. Der im Kanton <strong>Thurgau</strong> aufgewachsene<br />

Künstler Florian Germann leistet einen<br />

substanziellen Beitrag zu diesem Projekt<br />

mit einer neuen, auf den Ausstellungsraum<br />

hin produzierten Installation.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunsthaus Glarus<br />

Performative Attitu<strong>des</strong><br />

Künstlerische Arbeitsmethoden, wie die<br />

von Hanna Schwarz und Seb Patane, sind<br />

den Aspekten <strong>des</strong> sich bewegenden Körpers<br />

und <strong>des</strong> sichtbaren performativen<br />

Aktes nahe. (…) In den Arbeiten von Nina<br />

Beier / Marie Lund, Stefan Burger, Nina<br />

Canell, Florian Germann und Navid Nuur<br />

hingegen sind die Prozesse eher werkimmanent<br />

erfahrbar. Der Körper <strong>des</strong> Künstlers<br />

oder die physische Präsenz eines performenden<br />

Körpers ist zweitrangig oder auch<br />

inexistent. (…) So ist ein zentraler Punkt<br />

in Florian Germanns Arbeitsmethode das<br />

Verändern von Gestalt, Form oder Struktur,<br />

ohne dass die Substanz dabei verloren<br />

geht. Der Begriff der Transformation ist hinsichtlich<br />

seines Umganges mit Wort, Bild<br />

und Material essenziell.<br />

Aus der Ausstellungsdokumentation<br />

«Performative Attitu<strong>des</strong>», 7. Februar <strong>bis</strong><br />

2. Mai <strong>2010</strong> im Kunsthaus Glarus, kuratiert<br />

von Alexandra Blättler und Sabine Rusterholz.<br />

Beteiligte KünstlerInnen: Nina Beier / Marie<br />

Lund (DK), Stefan Burger (CH), Nina Canell<br />

(SE), Florian Germann (CH), Navid Nuur (NL),<br />

Hanna Schwarz (DE), Seb Patane (UK),<br />

Robin Watkins (SE)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 52’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–


132 133 134<br />

107 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

132<br />

Tomek Kolczynski<br />

Zwischen zwei Welten<br />

(Arbeitstitel)<br />

Mein Vogel – Musikalische<br />

Reise<br />

133<br />

Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

Bezahlt wird nicht<br />

134<br />

Kunsthaus Glarus<br />

Performative Attitu<strong>des</strong>


135<br />

Für den Frauenfelder Perkussionisten Mark<br />

J. Huber ist das Projekt second room die<br />

konsequente Weiterführung seiner musikalischen<br />

Arbeit der letzten Jahre: improvisierte<br />

Musik mit dem Ziel, Räume zu erfahren.<br />

Dabei bedient er sich verschiedener<br />

– instrumentaltechnischer und stilistischer<br />

– Quellen mit dem Ziel, bekannte Elemente<br />

in neue Formen zu giessen.<br />

Mark Huber<br />

second room<br />

Als Trio second room – mit dem Zürcher<br />

Gitarristen Michael Bucher und dem Bassisten<br />

Rätus Flisch – tritt Mark Huber<br />

im November 2009 in der Konzertreihe<br />

jazz:now im Eisenwerk auf. Gespielt werden<br />

Eigenkompositionen, die Filmmusik für<br />

Kopf und Ohr entstehen lassen, angereichert<br />

mit Klangfarben und Strukturen aus<br />

akustischen und elektronischen Quellen.<br />

Das Trio bietet zeitgenössische Musik ohne<br />

Stilkorsett – zwar im Geist der Jazztradition,<br />

aber ohne Berührungsängste zu anderen<br />

Tönen. Mit Mark J. Huber als Schlagwerker:<br />

Wen wunderts?<br />

Aus der Programmankündigung <strong>des</strong> Eisenwerks<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–<br />

108<br />

136<br />

Mit seiner Publikationsreihe «facetten»<br />

porträtiert die <strong>Kulturstiftung</strong> regelmässig<br />

Kulturschaffende aus dem <strong>Thurgau</strong> oder<br />

dokumentiert Aspekte <strong>des</strong> kulturellen<br />

Schaffens der Region. Das zwölfte Heft ist<br />

dem in Basel lebenden Künstlerinnenpaar<br />

Muda Mathis und Sus Zwick gewidmet,<br />

das sich mit Videoarbeiten, multimedialen<br />

Installationen und Konzerten mit den legendären<br />

Reines Prochaines und vor allem mit<br />

eigenwilligen Performances einen Namen<br />

gemacht hat.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

facetten 12, Muda Mathis – Sus Zwick<br />

Innerhalb der aktuellen Kunstproduktion<br />

könnte man Muda Mathis und Sus Zwick am<br />

ehesten der Abteilung Multimedia zuordnen.<br />

Aber damit ist noch nicht mehr gesagt,<br />

als dass sich das in Basel ansässige Künstlerinnenpaar<br />

diverser Werkzeuge und Präsentationsformen<br />

bedient, um seine ebenso<br />

sinnlichen wie listigen Kunststücke herzustellen.<br />

Ob die beiden Künstlerinnen das<br />

mit der Videokamera, ihrem eigenen Körper,<br />

Alltagsgegenständen, Sprache, auf<br />

der Bühne live oder im virtuellen Raum,<br />

als Installation oder als Performance tun,<br />

immer geht es um die mit verschiedenen<br />

Mitteln inszenierte Behauptung einer Utopie<br />

vom wirklichen Leben. Dazu gehören<br />

auch die seit bald zwanzig Jahren geteilte<br />

Autorschaft und die Zusammenarbeit in<br />

verschiedensten Konstellationen. Das<br />

vorliegende «facetten», das sich nicht als<br />

monographische Würdigung, sondern eher<br />

als aktueller Werkstattbericht versteht, enthält<br />

– nebst <strong>bis</strong>her noch unveröffentlichtem<br />

Bildmaterial – einen Beitrag zu performativen<br />

Erzählstrategien sowie ein Gespräch<br />

über das Abenteuer kollektiven Schaffens.<br />

Klappentext<br />

facetten 12, Muda Mathis – Sus Zwick mit<br />

Beiträgen von Chris Regn und Alexandra Könz<br />

Verlag Niggli AG, Sulgen / Zürich <strong>2010</strong><br />

Rahmenkredit der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 25’000.–<br />

137<br />

Ein ausrangierter Stahlfuttersilo wird<br />

umgebaut zu einer interaktiven pyrotechnischen<br />

Skulptur. Sechzehn Propandüsen<br />

feuern rund um den Silo durch eine programmierte<br />

Steuereinheit Flammen waagrecht<br />

in den Nachthimmel. Der Silo ist von<br />

aussen während der Performance zugänglich,<br />

man kann direkt neben dem Silo am<br />

Boden stehen. Propanflammen sind erst ab<br />

einer Höhe von sechs Metern aktiv. Zusätzlich<br />

wird der inaktive Silo mit einer LED-<br />

Beleuchtung betrieben und es kann auch<br />

ein kunstthematisches Video durch einen<br />

Beamer auf die Aussenhülle <strong>des</strong> Silos projiziert<br />

werden. Auch ein DJ wird während<br />

der Performance aktiv mitwirken und den<br />

Siloinnenraum beschallen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Walter Wetter<br />

Le Silo<br />

Wir bewegen uns mit unserem Projekt in<br />

mehreren Sparten, zum einen zweckentfremden<br />

wir ausrangierte Industriekultur<br />

und verbinden diese mit Hightech-Komponenten<br />

aus der Industrie und Wirtschaft.<br />

Somit entsteht eine neue Art Skulptur, die<br />

mit neuesten Medien arbeitet aus der Pyrotechnik,<br />

interaktiver Lichtschrankensteuerung<br />

für LED / Audio- und Multitouchscreen-<br />

Monitoren, die alle Multimedia-Ebenen <strong>des</strong><br />

Silos ansteuern. Somit entsteht eine Skulptur,<br />

die gesellschaftliche, philosophische,<br />

künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten<br />

spiegelt und dies in einer archaischen<br />

Aufführung, im Sinne von einem Ur-Zirkus,<br />

sich entfaltet, was wiederum konträr den<br />

neuesten Medien gegenübersteht.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

«Le Silo» wurde am 11. September <strong>2010</strong> in<br />

Kreuzlingen und am 5. November <strong>2010</strong> in<br />

Winterthur als Eröffnung der Internationalen<br />

Lichttage gezeigt. Projektteam: Walter Wetter,<br />

Peter Brawand, Marcel Winter, Robert Filaferro,<br />

Cornel Bruggmann, Reto Müller<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 48’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–


109 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

135<br />

Mark Huber<br />

second room<br />

136<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

facetten 12, Muda Mathis<br />

– Sus Zwick<br />

137<br />

Walter Wetter<br />

Le Silo<br />

135 136 137


138<br />

Das mittlerweile zehnköpfige Pullup Orchestra<br />

wurde im Frühjahr <strong>2007</strong> von Philipp<br />

Labhart gegründet. Seitdem hat die Formation<br />

in zahlreichen Clubauftritten und Strassenkonzerten<br />

eine explosive Mischung aus<br />

Brassband-Sound und Hip-Hop geschaffen.<br />

In einem «3. Schritt» will das Pullup<br />

Orchestra sich nicht nur musikalisch weiterentwickeln,<br />

sondern durch eine gezielte,<br />

auf Tonträger, Konzerten und Dokufilm aufgebaute<br />

Strategie auf dem Markt besser<br />

positionieren.<br />

Pullup Orchestra<br />

Der 3. Schritt<br />

Das Pullup Orchestra ist mein Herzstück.<br />

Ich bin zum einen als Trompeter und Komponist,<br />

zum andern als Bandleader dieser<br />

Formation tätig. Daneben bin ich auch Mitbegründer<br />

und Geschäftsleiter von Hinterhaus<br />

Records. Insbesondere <strong>des</strong>wegen<br />

habe ich mir mein Tätigkeitsfeld so ausgesucht,<br />

weil ich es enorm wichtig finde, dass<br />

die beiden Komponenten der Musik – die<br />

musikalische Qualität und deren Vermarktung<br />

– so eng beieinander liegen und beide<br />

eine seriöse und ehrgeizige Handhabung<br />

benötigen. Durch die Förderung <strong>des</strong> Pullup<br />

Orchestras in den verschiedenen Arbeitsschritten<br />

kann ich den bestmöglichen Einfluss<br />

auf das Projekt nehmen.<br />

Philipp Labhart, aus den Gesuchsunterlagen<br />

Pullup Orchestra: Philipp Labhart (Leader,<br />

Trompete), Samuel Labhart (Rap, Text),<br />

Valerie Maerten (Gesang), Jürg Lerch (Tuba),<br />

Sebastian Strinning (Tenorsax), Niklaus Hürny<br />

(Trompete), Sylvain Dimitri Bischof (Posaune),<br />

Lukas Meier (Perkussion), Samuel Mock<br />

(Pauke), Andres Mock (Perkussion)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 298’541.70<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 28’000.–<br />

110<br />

139<br />

Das Künstlerduo Meszmer / Müller aus Pfyn<br />

im Kanton <strong>Thurgau</strong> befasst sich nun schon<br />

seit mehreren Jahren eng mit der Symbiose<br />

zwischen Kunst und Vergangenheit. In<br />

ihrer Wohngemeinde Pfyn entstanden zu<br />

diesem Thema vielbeachtete Projekte über<br />

die Wechselwirkung von Archäologie und<br />

Kunst. Zu erwähnen sind der «Lehrpfad»,<br />

der «zeitgarten.ch», das «Transitorische<br />

Museum zu Pfyn» sowie zahlreiche Werke<br />

mit künstlerisch inszenierten Römerscherben<br />

und Pfahlbaufunden. Das Projekt<br />

«forming history» befasst sich mit einem<br />

«gewichtigen» Kulturgüteraustausch. Meszmer<br />

/ Müller wollen eine römische Säule<br />

aus Rom an die ehemalige Reichsgrenze<br />

– genauer nach Ad Fines – transportieren<br />

und an prominenter Stelle in Pfyn aufstellen.<br />

Urs Leuzinger, Amt für Archäologie <strong>Thurgau</strong><br />

zeitgarten.ch<br />

forming history<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> in Entwicklung begriffenen<br />

Projekts haben <strong>2010</strong> verschiedene Veranstaltungen<br />

– Vorträge, Filmvorführungen,<br />

Symposien, Aktionen – stattgefunden, die<br />

mit dem Projekt in einem thematischen<br />

Zusammenhang stehen. Gleichzeitig laufen<br />

die Vorbereitungen zur Aktion «Columnia Ad<br />

Finem Mundi» weiter, und mit Vermittlung<br />

der Schweizer Botschaft in Rom, <strong>des</strong> Amts<br />

für Archäologie <strong>Thurgau</strong> und <strong>des</strong> Istituto<br />

Svizzero in Rom laufen Abklärungen zur<br />

Umsetzung <strong>des</strong> Projekts. Zudem realisierte<br />

das Transitorische Museum Gruppenausstellungen<br />

und Workshops und nahm an<br />

Ausstellungen in verschiedenen Schweizer<br />

Kunsträumen teil. Zurzeit sind sie intensiv<br />

mit den Vorbereitungen <strong>des</strong> Projekts «Pfyn –<br />

Kulturhauptstadt der Schweiz» beschäftigt.<br />

Aus dem Zwischenbericht der Gesuchsteller<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 36’000.–<br />

Anteil an das Vorprojekt der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 9’500.–<br />

140<br />

Am letzten Wochenende im April verfällt die<br />

ganze Schweiz dem Rhythmus <strong>des</strong> Tanzfiebers.<br />

Zwei Tage lang wird gemeinsam<br />

getanzt in Theatern, Kulturzentren und im<br />

öffentlichen Raum. Jede Region stellt ein<br />

eigenes Programm zusammen aus Vorstellungen,<br />

Strassenperformances, Tanzfilmen<br />

oder Gesprächen. Dazu gibt es Schnupperkurse,<br />

um tanzen zu lernen, und Tanznächte,<br />

um sich zu amüsieren! Das Tanzfest<br />

wurde 2006 in Zürich entwickelt und findet<br />

mittlerweile in 23 Schweizer Städten statt.<br />

Aus der Homepage www.dastanzfest.ch<br />

reso – tanznetzwerk schweiz<br />

Das Tanzfest <strong>2010</strong> im <strong>Thurgau</strong><br />

Zum zweiten Mal fand das Tanzfest auch<br />

im <strong>Thurgau</strong> statt und hat dabei zwei wichtige<br />

Schritte gemacht. Zum einen hat die<br />

Konzentration auf Frauenfeld und Kreuzlingen<br />

den Anlass gestärkt. Zum anderen hat<br />

sich die neue Koordinatorin Daniela Schmid<br />

sehr für den Anlass engagiert und ihn den<br />

Bedürfnissen und Möglichkeiten der Region<br />

angepasst. So konnten die Tanzschulen <strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> für das Projekt gewonnen und ein<br />

grosses Netzwerk um das Tanzfest herum<br />

geschaffen werden. Entsprechend sind die<br />

Teilnehmerzahlen stark gestiegen.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 25’703.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–


DIE DEBATTE<br />

Wichtig sind im lockeren kulturellen Netz <strong>des</strong> <strong>Thurgau</strong>s<br />

Brennpunkte, die als Drehscheiben mit Tentakeln zu<br />

ausserregionalen Akteuren nicht nur um ihren eigenen<br />

Nabel kreisen.<br />

Heidi Schöni Steffen, Kunstschaffende, Schmidshof<br />

139 140<br />

111 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

139<br />

zeitgarten.ch<br />

forming history<br />

140<br />

reso – tanznetzwerk<br />

schweiz<br />

Das Tanzfest <strong>2010</strong> im<br />

<strong>Thurgau</strong>


141<br />

Zum siebten Mal findet im Oktober <strong>2010</strong><br />

das Jazztreffen «generations» statt. 1997<br />

in Zusammenarbeit mit der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

ins Leben gerufen, bietet das Treffen im<br />

Zweijahresrhythmus renommierten und<br />

prominenten Meistern und talentierten<br />

Studierenden eine Plattform für musikalische<br />

Begegnungen in einem angenehmen<br />

Clubambiente. Die Festivalleitung beabsichtigt<br />

durch einige gezielte Massnahmen<br />

das Niveau und die Bedeutung der Workshops<br />

zu erhöhen, hält im Übrigen aber am<br />

bewährten Dreisäulenprinzip von Masterclass-Workshops,<br />

dezentralen Clubszenen<br />

und ausgewählten Konzerten fest.<br />

Internationales Jazztreffen Frauenfeld<br />

generations <strong>2010</strong><br />

In den fünf lokalen Clubs herrschte acht<br />

Tage lang der Ausnahmezustand! Amerikanische<br />

und europäische Stars, aber auch<br />

junge Talente gaben sich quasi die Klinke in<br />

die Hand und beeindruckten das zahlreich<br />

anwesende Publikum vor allem mit völlig<br />

unerwarteten Jamsessions, die zum Teil <strong>bis</strong><br />

in die frühen Morgenstunden gingen.<br />

Unvergesslich auch die Jams in der Piano<br />

Bar mit u.a. Harold Mabern, Eric Alexander<br />

und Joe Farnsworth. Der absolute Höhepunkt<br />

<strong>des</strong> generations <strong>2010</strong> war jedoch der<br />

Auftritt <strong>des</strong> Don Ellis Tribute Orchestras im<br />

Stadtcasino, das mit stehenden Ovationen<br />

gefeiert wurde! Alles in allem: Das generations<br />

<strong>2010</strong> war ein Erfolg; ein Festival, wie<br />

es kein zweites gibt, mit einer grossartigen<br />

Stimmung und ausgelassener Freude.<br />

Nochmals herzlichen Dank an alle, die dies<br />

möglich gemacht haben!<br />

Aus der Homepage www.generations.ch<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 325’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 80’000.–<br />

112<br />

142<br />

Beim Autofahren haben wir uns an den<br />

Kreisverkehr gewöhnt. Die Kreisel haben<br />

seit den neunziger Jahren in unseren Breitengraden<br />

die Ampelkreuzungen ersetzt.<br />

Damit sind Gestaltungsfreiräume entstanden.<br />

Verkehrsinseln im Kreisel werden oft<br />

zum Vorzeigen von Skulpturen oder identitätsbildenden<br />

Botschaften genutzt.<br />

Hannes Brunner<br />

The Drivers Comment<br />

Mit seinem Projekt «The Drivers Comment»<br />

lädt Hannes Brunner verschiedene Kunsthistoriker<br />

ein, am Steuer die Gestaltung von<br />

Verkehrskreiseln zu kommentieren. Dabei<br />

werden sie beim Umrunden der Kreisel und<br />

beim Reden mit einer Videokamera aufgenommen.<br />

Die Aufnahmen entstehen in<br />

der Ostschweiz, in Frankreich und in den<br />

Ara<strong>bis</strong>chen Emiraten. Insgesamt bilden die<br />

Aufnahmen und Gespräche eine Anthologie<br />

von Gedanken über Design, Skulptur und<br />

Öffentlichkeit sowie deren gesellschaftliche<br />

Auswirkungen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 51’200.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’000.–<br />

143<br />

Seit 2001 lädt die <strong>Kulturstiftung</strong> regelmässig<br />

Autorinnen und Autoren ein, im<br />

Bodman-Haus einen zweimonatigen Aufenthalt<br />

zu verbringen. In diesem Jahr ist<br />

das Angebot an die junge deutsche Lyrikerin<br />

Ulrike Almut Sandig gegangen, die an<br />

den 10. Frauenfelder Lyriktagen durch ihre<br />

sensible Prosalyrik aufgefallen war und der<br />

Einladung ins Literaturhaus in zwei Etappen<br />

gefolgt ist.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Stipendiatin <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>2010</strong><br />

Die Möglichkeit, mich zweimal im Bodman-<br />

Haus zurückziehen zu können, hat es mir<br />

erlaubt, mich auf zwei verschiedene literarische<br />

Projekte zu konzentrieren. Im Sommer<br />

habe ich mich ausschliesslich mit Gedichten<br />

beschäftigt. Darüber hinaus habe ich<br />

mit der Schweizer Künstlerin Ghislaine<br />

Ayer, die mir durch das forum andere musik<br />

vermittelt worden ist, an einem gemeinsamen<br />

«salon précaire» gearbeitet. (...) Im<br />

Spätherbst nahm ich die zweite Etappe meines<br />

Stipendiums in Anspruch und zog mich<br />

ins Bodman-Haus zurück, wo ich an neuen<br />

Erzählungen schrieb und für neue Texte<br />

recherchierte. Es war eine Zeit <strong>des</strong> intensiven<br />

Nachdenkens, <strong>des</strong> Arbeitens und der<br />

Stille, für die das dörfliche Bodman-Haus<br />

idealer Arbeitsort war.<br />

Aus dem Schlussbericht der Stipendiatin<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 6’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’500.–


141<br />

142<br />

113 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

143<br />

141<br />

Internationales Jazztreffen<br />

Frauenfeld<br />

generations <strong>2010</strong><br />

142<br />

Hannes Brunner<br />

The Drivers Comment<br />

143<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Stipendiatin<br />

Ulrike Almut Sandig <strong>2010</strong>


144<br />

Das musikalische Schaffen weniger<br />

bekannter Komponistinnen und Komponisten<br />

wird in der Schweiz vielfach wenig<br />

oder gar nicht wahrgenommen. Ein Ziel <strong>des</strong><br />

_composers_group_ensembles_ ist es,<br />

den drei beteiligten <strong>Thurgau</strong>er Komponisten<br />

die Möglichkeit zu geben, ihr aktuelles<br />

Schaffen einem interessierten Publikum<br />

vorzustellen. Neben dem Aufführen der<br />

Kompositionen steht dabei eine vertiefte<br />

Auseinandersetzung <strong>des</strong> Publikums mit den<br />

Werken und der künstlerischen Arbeit der<br />

Komponisten im Vordergrund.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hanspeter Kübler, Beat Keller, Carlo Schöb<br />

_composers_ group_ensemble_<br />

Das Projekt hat das kompositorische<br />

Schaffen der drei Komponisten Carlo<br />

Schöb, Beat Keller und Hanspeter Kübler<br />

nachhaltig gefördert und weitergebracht.<br />

Die Komponisten nutzten die Möglichkeit,<br />

abseits von Auftragsarbeiten im Bereich<br />

der Gebrauchsmusik ihre musikalische<br />

Sprache zu erweitern und zu entwickeln.<br />

Die Musikerinnen und Musiker haben einen<br />

grossen Anteil am Erfolg dieses Projekts.<br />

Durch ihr Engagement, Interesse und ihre<br />

musikalische Kompetenz brachten sie die<br />

Werke auf sehr hohem Niveau zur Aufführung.<br />

Der Austausch mit den Musikerinnen<br />

und den Musikern war für die Komponisten<br />

bereichernd und lehrreich zugleich.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 18’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 8’000.–<br />

114<br />

145<br />

Wie in den vergangenen Jahren sollen im<br />

Bodman-Haus unter der kuratorischen<br />

Betreuung von Jochen Kelter wieder zwei<br />

Lyrikveranstaltungen stattfinden, die im<br />

ordentlichen Programm <strong>des</strong> Literaturhauses<br />

nicht vorgesehen sind.<br />

Bodman-Stiftung<br />

Lyrik im Bodman-Haus <strong>2010</strong><br />

Der erste Lyrikabend vom 31. März wird<br />

von zwei jungen AutorInnen bestritten, die<br />

bereits als Gäste der Frauenfelder Lyriktage<br />

aufgefallen sind: dem 1978 in Graubünden<br />

geborenen Arno Camenisch und der 1979<br />

geborenen Leipzigerin Ulrike Almut Sandig.<br />

Beide beschäftigen sich neben ihrer lyrischen<br />

Produktion noch mit anderen Medien<br />

und Ausdrucksformen. Ein zweiter Abend<br />

im Herbst wurde aus terminlichen Gründen<br />

auf Frühjahr 2011 verschoben.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 4’060.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’060.–<br />

146<br />

Ermutigt durch die Erfahrungen <strong>des</strong> Vorjahres<br />

plant die vorbereitende Künstlergruppe<br />

erneut ein interdisziplinäres Kulturfestival,<br />

das unter dem Label «Tatort Komturei» in<br />

Tobel stattfinden soll. Drehte sich der «Tatort»<br />

2009 um Gewalt in der und um die<br />

Komturei, so zeigen die Zeichen diesmal<br />

vor allem in die Zukunft. 42 Kunstschaffende<br />

von nah und fern sind für sechs<br />

Wochen eingeladen, unter dem Thema<br />

«Fingerprints» in aller Freiheit künstlerische<br />

Zeichen zu setzen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Künstlergruppe Tatort Komturei<br />

Tatort Komturei <strong>2010</strong><br />

Der zweite «Tatort Komturei» in Tobel mit<br />

seinem Thema «Fingerprints» hat seine<br />

Feuerprobe bestanden: diesmal mit 42 Mittätigen<br />

im kreativen Bereich, mit etwa 300<br />

neugierigen Vernissage-Besuchern und<br />

einer brillanten 1.-August-Installation. Der<br />

neue Kulturplatz Komturei im <strong>Thurgau</strong> hat<br />

eine andere Definition für Kunst hervorgebracht:<br />

Sie kommt nicht mehr von «Können»,<br />

sondern von «Tun». Und den Beweis<br />

dafür liefert der «Tatort Komturei» in unzähligen<br />

Varianten, wo jetzt in den ehemaligen<br />

Gefängniszellen, im einstigen Ritterordenshaus<br />

und im weitläufigen Hofareal<br />

samt seinen Nebengebäuden installiert,<br />

neu bezogen und gehängt wurde. Hier ist<br />

– wie schon letztes Mal – organisieren,<br />

anpacken und durchhalten angesagt, was<br />

alle Beteiligten akzeptierten und dafür in<br />

ein einzigartiges, inspirieren<strong>des</strong> Ambiente<br />

eintauchen konnten, was sich nur positiv für<br />

deren tatkräftiges Tun auswirkte.<br />

Barbara Fatzer, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

«Fingerprints» – Tatort <strong>2010</strong>, 31. Juli <strong>bis</strong><br />

22. August <strong>2010</strong> in der Komturei in Tobel,<br />

unter der Beteiligung von 42 Künstlerinnen<br />

und Künstlern aus der ganzen Ostschweiz.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 131’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–


145<br />

115 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

146<br />

145<br />

Bodman-Stiftung<br />

Lyrik im Bodman-Haus<br />

<strong>2010</strong><br />

Arno Camenisch<br />

146<br />

Künstlergruppe Tatort<br />

Komturei<br />

Tatort Komturei <strong>2010</strong>


147<br />

2008 eigentlich als Unikat geplant, ist der<br />

Literaturmarathon im Ballsaal <strong>des</strong> Konstanzer<br />

Restaurants Seerhein beim Publikum<br />

und bei den beteiligten Autorinnen<br />

und Autoren auf eine überraschend grosse<br />

Resonanz gestossen. Daher planten die<br />

Organisatoren, Publizisten und Schriftsteller<br />

aus der Region für 2009 eine Neuauflage<br />

unter dem Motto «Neue Texte, neue<br />

Bücher».<br />

Aus der Programmankündigung<br />

Jochen Kelter<br />

Literatur am See <strong>2010</strong><br />

Unter dem Titel «Autoren laden Autoren<br />

ein» wählen sieben Autorinnen und Autoren<br />

aus der Bodenseeregion KollegInnen ihrer<br />

Wahl aus, um im Stundentakt von 11 Uhr<br />

morgens <strong>bis</strong> 18 Uhr abends aus neuen Texten<br />

und Büchern zu lesen. Am Abend setzt<br />

sich eine Podiumsdiskussion mit der Frage<br />

«Lesekultur wohin?» auseinander.<br />

Die Veranstaltung hat am 17. Juli <strong>2010</strong> in der<br />

Spiegelhalle <strong>des</strong> Theaters Konstanz unter<br />

Beteiligung folgender AutorInnen und Moderatoren<br />

stattgefunden: Wolfgang Bleier (Ulrike<br />

Längle), Urs Faes (Jochen Kelter), Christof<br />

Hamann (Siegmund Kopitzki), Karlheinz Kluge<br />

(Peter Salomon), Michel Mettler (Zsuzsanna<br />

Gahse), Ralf Schlatter (Hermann Kinder),<br />

Daniel Zahno (Katrin Seglitz)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 5’154.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 1’000.–<br />

116<br />

148<br />

Der 1968 in Kreuzlingen geborene Foto-<br />

journalist Meinrad Schade beschäftigt sich<br />

seit Jahren mit Langzeitprojekten, die sich<br />

fotografisch mit politischen und gesellschaftlichen<br />

Themen auseinandersetzen.<br />

Das Fotoprojekt «Vor, nach und neben dem<br />

Krieg – Spurensuche an den Rändern der<br />

Konflikte» knüpft an seine vorherigen Projekte<br />

über Migration und Kriegsopfer an. Im<br />

Sommer <strong>2010</strong> reist Schade nach Kasachstan<br />

auf die Spuren der dort während <strong>des</strong><br />

Kalten Krieges durchgeführten Atomwaffentests.<br />

Meinrad Schade<br />

Vor, nach und neben dem Krieg –<br />

Spurensuche an den Rändern der<br />

Konflikte<br />

Scha<strong>des</strong> Aufnahmen sind sensible Beobachtungen<br />

eines aufmerksamen Zeitgenossen.<br />

Sie stehen schräg in einer Medienlandschaft,<br />

in der alle auf der Suche nach<br />

der Sensation, nach den aktuellsten Fotos<br />

und Filmen von den «Hot spots» sind. Die<br />

Bilder von BerufsfotografInnen werden in<br />

den Medien zunehmend von den Aufnahmen<br />

zufällig anwesender Handyfilmer und<br />

HandyfotografInnen abgelöst. (...) Dieser<br />

Schnelllebigkeit kann der Fotograf nur mit<br />

Entschleunigung begegnen. Für seine langfristigen<br />

Projekte arbeitet Schade bewusst<br />

mit Analogkameras, zwingt sich zu langsamerem<br />

Arbeiten. (...) «Ich versuche Kriegsreporter<br />

zu sein, ohne in den Krieg zu ziehen.»<br />

Fredi Bosshard, «WOZ»<br />

Die Bilder, die <strong>2010</strong> in Kasachstan entstanden<br />

sind, wurden zusammen mit einem Reisebericht<br />

von Meinrad Schade in der WOZ vom 25.<br />

November <strong>2010</strong> publiziert und werden im Mai<br />

2011 im Rahmen der EWZ-Selection in Zürich<br />

ausgestellt<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 75’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 19’000.–<br />

149<br />

Die zwölfte Ausgabe <strong>des</strong> internationalen<br />

Tanzfestivals Steps gewährt erneut einen<br />

breit gefächerten Einblick in das aktuelle<br />

zeitgenössische Tanzschaffen. Nach dem<br />

Start am 22. April <strong>2010</strong> sind zwölf Ensembles<br />

aus der ganzen Welt während drei<br />

Wochen in der ganzen Schweiz mit achtzig<br />

Vorstellungen in verschiedenen Städten zu<br />

Gast. Dabei liegen neben den Metropolen<br />

auch kleinere Städte – wie z.B. Altdorf,<br />

Moutier, Verscio und Steckborn – auf dem<br />

Tourneeplan.<br />

Phönix Theater 81<br />

Tanzfestival Steps#12<br />

Das Phönix Theater beteiligte sich zum<br />

dritten Mal am renommierten Tanzfestival<br />

<strong>des</strong> Migros-Kulturprozents. Am 4. Mai<br />

war dort der in Brüssel lebende Mexikaner<br />

José Besprosvany mit zwei Tanzstücken –<br />

«BachUP» und «A propos de Butterfly» –<br />

zu Gast, und am 9. Mai fand ein Abend<br />

mit Preisträgern <strong>des</strong> Internationalen Solo-<br />

Tanztheater-Festivals aus Stuttgart statt.<br />

«Was Tanz wirklich sein kann – die Cie José<br />

Besprosvany hat es im Rahmen <strong>des</strong> internationalen<br />

Tanzfestivals Steps#12 im Phönix<br />

Theater in einem mehr als überzeugenden<br />

Masse gezeigt. Das Publikum – selten war<br />

das Theater so rappelvoll – war begeistert,<br />

beeindruckt und hingerissen, drückte aber<br />

all das erst mit dem starken Schlussbeifall<br />

aus, vorher wurde das Geschehen auf der<br />

Bühne mit gespannter Stille und grosser<br />

Aufmerksamkeit verfolgt. Tanz in höchster<br />

Perfektion und Schönheit.»<br />

Louise Jochims, «Bote vom Untersee und Rhein»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 19’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’500.–


147 148<br />

149<br />

117 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

147<br />

Jochen Kelter<br />

Literatur am See <strong>2010</strong><br />

148<br />

Meinrad Schade<br />

Vor, nach und neben dem<br />

Krieg – Spurensuche an<br />

den Rändern der Konflikte<br />

149<br />

Phönix Theater 81<br />

Tanzfestival Steps#12


150<br />

Das Internationale Jazztreffen Frauenfeld<br />

ersucht um einen Projektierungskredit für<br />

die Vorbereitung von «generations» <strong>2010</strong><br />

(siehe <strong>Bericht</strong> Nr. 141).<br />

Internationales Jazz-Treffen Frauenfeld<br />

generations <strong>2010</strong> (Projektierungskredit)<br />

Projektbudget: Fr. 10’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

118<br />

151<br />

Skulpturen und Objekte zum Thema<br />

«Gegenteile» im Botanischen Garten St.<br />

Gallen: Sowohl Stefan Kreier aus Eschlikon<br />

TG als auch Thomas Freydl aus Ganterschwil<br />

SG stellen vorwiegend Werke aus,<br />

die sie inspiriert von der Stimmung im Garten<br />

speziell für die ausgewählten Räume im<br />

Freiland geschaffen haben. Wer sich mit<br />

Lebewesen beschäftigt, erkennt auch bei<br />

Pflanzen, Tieren und Pilzen einen Hang zum<br />

Gestalten. Es ist daher reizvoll, den pflanzlichen<br />

Gestaltungen menschliche Kunstwerke<br />

– Gegenteile – gegenüberzustellen.<br />

Ankündigung, «Saiten»<br />

Stefan Kreier<br />

Gegenteile<br />

Alles in allem war die Ausstellung «Gegenteile»<br />

ein Erfolg. Über den ganzen Sommer<br />

hatten wir von verschiedenen Seiten gute<br />

Rückmeldungen. Für uns hat sich diese<br />

Form von Öffentlichkeitsarbeit bewährt und<br />

uns so ermöglicht, breitere Gesellschaftskreise<br />

zu erreichen. Die soziale Plastik,<br />

um ein grosses Wort zu gebrauchen, wird<br />

für uns weiterhin ein Thema bleiben. Vandalenakte,<br />

wie sie an solchen Outdoor-<br />

Veranstaltungen häufig vorkommen, blieben<br />

völlig aus. Auf kritische Fragen von<br />

BesucherInnen antwortete das Personal<br />

<strong>des</strong> Botanischen Gartens mit erstaunlicher<br />

Kompetenz.<br />

Aus dem Schlussbericht<br />

«Gegenteile», Skulpturen und Objekte von<br />

Stefan Kreier und Thomas Freydl im Freiland<br />

<strong>des</strong> Botanischen Gartens St.Gallen, Mai <strong>bis</strong><br />

August <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 8’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’000.–<br />

152<br />

Bereits zum dritten Mal lädt die Stadt Winterthur<br />

zu den Internationalen Lichttagen,<br />

dem einzigen Festival seiner Art in der<br />

Schweiz, ein. Unter dem Motto «Fuochi<br />

Artificiali» zeigt die Ausstellung Lichtinstallationen<br />

und Performances national und<br />

international bekannter Kunstschaffender,<br />

Designer und Studierender. Bespielt werden<br />

dieses Jahr die zahlreichen Passagen<br />

und Durchgänge, typisches Merkmal der<br />

Winterthurer Altstadt. Aus dem <strong>Thurgau</strong><br />

sind die beiden Künstler Johannes Gees<br />

und Ernst Thoma eingeladen.<br />

Internationale Lichttage Winterthur<br />

Fuochi Artificiali<br />

Mit seiner für die Lichttage entworfenen<br />

Leuchtschrift «Schisma» thematisiert<br />

Johannes Gees die Beziehung <strong>des</strong> Menschen<br />

zu den «Waren» und nimmt auf die<br />

unmittelbare Umgebung – die Winterthurer<br />

Einkaufsmeile – Bezug. Sind wir Sklaven<br />

unserer Begierden oder der Waren, die<br />

sie hervorrufen? Oder sind es vielmehr die<br />

Waren, welche uns die wahren Begierden<br />

stehlen?<br />

Für seine Videoinstallation «Die Beobachter»<br />

hat Ernst Thoma den Himmel im Innenhof<br />

der ZKB-Passage ausgewählt. Wer den<br />

Blick nach oben richtet, erkennt maskierte<br />

Wesen, die auf ihn hinunterblicken. Die<br />

Figuren, deren Masken der «Commedia<br />

dell’Arte» entlehnt sind, beobachten uns,<br />

bewegen sich den Dachrändern entlang<br />

und verschwinden wieder. Durch ihre Grösse<br />

lassen sie die Betrachtenden klein und<br />

unbedeutend erscheinen. Im Zentrum der<br />

Arbeit steht das Spiel mit Fiktion und Realität.<br />

Aus dem Programmflyer<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 432’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


DIE DEBATTE<br />

Kunstschaffende sollen mit dem Geld, das sie im<br />

<strong>Thurgau</strong> erhalten, weggehen können, um ihren Horizont<br />

zu erweitern.<br />

Richard Tisserand, Kunstschaffender, Kurator,<br />

Stein am Rhein<br />

119 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

152<br />

152<br />

Internationale Lichttage<br />

Winterthur<br />

Fuochi Artificiali


153<br />

Die <strong>Kantons</strong>bibliothek Appenzell Ausserrhoden<br />

beherbergt eine Gemäl<strong>des</strong>ammlung<br />

mit Porträts aus dem 18. und 19. Jahrhundert.<br />

Die in Öl gemalten Männer und<br />

Frauen – Angehörige der Zellweger- und<br />

Honnerlag-Familie, aber auch Unbekannte,<br />

Ärzte und Forscher – bieten einen unmittelbaren<br />

Zugang zu einer Zeit, als der blühende<br />

Textilhandel mannigfaltige Einflüsse<br />

ins Appenzellerland brachte, zu einer Zeit,<br />

als Trogen in wirtschaftlicher und kultureller<br />

Hinsicht ein Zentrum darstellte.<br />

Matthias Kuhn<br />

Öl auf Leinwand – Fakten und Fiktionen<br />

Sechzehn Autorinnen und Autoren, Musikerinnen<br />

und Musiker wählten je ein Porträt<br />

oder zwei einander zugesellte Gemälde<br />

und verfassten dazu einen literarischen<br />

oder musikalischen Beitrag. Anders als<br />

gewohnt standen nicht wissenschaftliche<br />

Faktentreue, nicht die historisch korrekte<br />

Verarbeitung von Lebensläufen im Zentrum,<br />

vielmehr ging es um eine alternative<br />

Geschichts- oder Geschichtenschreibung,<br />

um ein fragmentarisches Eintauchen<br />

in die Zeit. «Die Mona Lisa von Trogen»<br />

ist ein Spiel mit Fakten und Fiktionen, mit<br />

Geschichte und Geschichten.<br />

Aus dem Veranstaltungsprogramm<br />

«Fakten und Fiktionen I» – 12. Juni 2009 im<br />

Rathaus Trogen. Texte und Musik von Stefan<br />

Baumann, Heidi Eisenhut, Giuseppe Gracia,<br />

Bruno Pellandini und Sabine Wang<br />

«Fakten und Fiktionen II: Lager und Archiv»<br />

– 4. Juni <strong>2010</strong> im Bilderarchiv der <strong>Kantons</strong>bibliothek<br />

Trogen. Texte und Musik von Kurt<br />

Bracharz, Andrea Kind, Tim Krohn und Anna<br />

Trauffer, Michael Stauffer und Matthias Weishaupt<br />

«Fakten und Fiktionen III: Sammlung und<br />

Repräsentation» – 12. September <strong>2010</strong> im Rathaus<br />

Trogen<br />

Texte und Musik von Tobias Preisig, Ruth<br />

Schweikert, David Signer und Peter Weber<br />

«Die Mona Lisa von Trogen». Fakten und Fiktionen<br />

zu Porträts in Öl auf Leinwand. Hrsg.<br />

Karin Bucher und Matthias Kuhn. Appenzeller<br />

Verlag, Herisau <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 58’966.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

120<br />

154<br />

Der Kunstraum oxyd in Wülflingen bietet<br />

Künstlerinnen und Künstlern einen Freiraum<br />

für spartenübergreifende Ausstellungen<br />

der darstellenden Kunst unter Einbezug<br />

aller aktuellen Medien. Der Performer und<br />

Kurator René Schmalz schlägt ein interdisziplinäres<br />

Kunstprojekt vor, das versucht,<br />

Spuren und Relikte von Aktionen, von<br />

realen oder fiktiven Ereignissen in einen<br />

Ausstellungskontext zu stellen. «Die Ausstellung<br />

ist eine Untersuchung. Die ästhetischen<br />

Rahmenbedingungen werden von<br />

Aktion zu Aktion von den einzelnen Künstlern<br />

neu verhandelt und Begriffe wie Individualität,<br />

Authentizität aus der Erfahrung<br />

heraus aktuell artikuliert.»<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

oxyd Kunsträume<br />

Handlung und Spur<br />

Rückblickend kann ich sagen, dass die<br />

konzeptuell angedachte Vorgehensweise,<br />

eine Ausstellungsthematik erst durch spätere<br />

Performances lesbar abzuschliessen,<br />

geglückt war. Dieses noch ungewohnte<br />

Konzept war arbeitsaufwendig, hat aber<br />

gewohnte Erwartungen an die Lesbarkeit<br />

einer Inszenierung aufgebrochen, erweitert<br />

und auch initiiert. Ohne die Präzision zu verlieren<br />

ist ein handelnder Ablauf durch den<br />

Ausstellungszeitraum geglückt. Die Künstler<br />

haben mit finanziell bescheidenen Mitteln<br />

eigens für das Konzept im oxyd neue,<br />

zum Teil aufwendige Installationen und<br />

Performances entwickelt und ihre eigenen<br />

Installationen durch performative Strategie<br />

inhaltlich erweitert und abgeschlossen.<br />

Aus dem Schlussbericht <strong>des</strong> Kurators<br />

«Handlung und Spur», oxyd Kunstraum,<br />

August <strong>bis</strong> Oktober <strong>2010</strong><br />

Beteiligte KünstlerInnen: Manon, Muda<br />

Mathis / Sus Zwick, Christoph Rütimann,<br />

Lara Stanic, Herbert Hoffmann, Micha Stuhlmann,<br />

Nelly Büttikofer<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 80’100.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’500.–<br />

155<br />

Im Jahre 2000 wurde in Gottlieben das<br />

Bodman-Haus eröffnet, das sich neben<br />

den älteren Partnern in Basel und Zürich<br />

bescheiden als «das kleine Literaturhaus»<br />

bezeichnet. «Mit dem Bodman-Haus bietet<br />

die <strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung der<br />

zeitgenössischen Literatur einen einmaligen<br />

Ort für ihre Präsentation: ein Literaturhaus<br />

auf dem Land, ohne U-Bahn-Station<br />

vor der Haustür, aber mit einem hochwertigen<br />

Programm und einer beeindruckenden<br />

Resonanz – ein Treffpunkt für Schreibende<br />

und an Literatur Interessierte, ein<br />

Ort der Begegnung und <strong>des</strong> literarischen<br />

Gesprächs.»<br />

Aus der Homepage www.bodmanhaus.ch<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Bodman-Stiftung<br />

10 Jahre Bodman-Haus<br />

Die Bodman-Stiftung nimmt ihr zehnjähriges<br />

Bestehen zum Anlass, eine Standortbestimmung<br />

vorzunehmen, ihr <strong>bis</strong>heriges<br />

Wirken zu dokumentieren und daraus<br />

Schlüsse für die künftige Tätigkeit zu ziehen.<br />

Nebst einer Medienkonferenz, einem<br />

festlichen Empfang, einer öffentlichen Podiumsdiskussion<br />

und einer Herbstklausur hat<br />

vor allem die Festschrift «Literatur auf dem<br />

Land» mit zahlreichen kritischen Beiträgen<br />

und einem Überblick über die Veranstaltungen<br />

dem Jubiläum seine Wirkung verliehen.<br />

Öffentliche Jubiläumsveranstaltung im<br />

Bodman-Haus Gottlieben: Hausbesichtigung,<br />

Präsentation der Jubiläumsbroschüre, Podiumsdiskussion<br />

und Apéro riche, 17. Juni <strong>2010</strong>.<br />

Klausursitzung der Stiftungsräte und der<br />

Kuratoren, 13. August <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 15’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–


153 154 155<br />

121 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

153<br />

Matthias Kuhn<br />

Öl auf Leinwand – Fakten und<br />

Fiktionen<br />

154<br />

oxyd Kunsträume<br />

Handlung und Spur<br />

Christoph Rütimann<br />

155<br />

<strong>Thurgau</strong>ische Bodman-<br />

Stiftung<br />

10 Jahre Bodman-Haus


156<br />

Unsere Kommunikation findet je länger, je<br />

mehr auf elektronischer Ebene statt. Die<br />

Menschen schreiben SMS auf ihren Handys,<br />

E-Mails auf ihren Computern – es<br />

ist eine stille Gesprächsführung, die das<br />

Gegenüber nicht auf direktem Weg erreicht.<br />

Die Mimik und die Stimme, Gefühle und<br />

Stimmungen bleiben da immer mehr auf<br />

der Strecke. (…) Auch gibt es Möglichkeiten<br />

bei den modernen Mitteln, unangenehmen<br />

Situationen auszuweichen. Der Monolog<br />

«Die menschliche Stimme» von Jean<br />

Cocteau eignet sich gut, um diesen Aspekt<br />

der Kommunikation auf den Gefühlsebenen<br />

zu erforschen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Hans Gysi<br />

Die menschliche Stimme<br />

Nadine Virginia Bohse durchlebt Hysterie<br />

und Leidenschaft, wird zornig und zynisch,<br />

resigniert und bäumt sich wieder auf, malt<br />

verzweifelt neue Linien auf die weissen Flächen.<br />

Ihr Spiel ist stark, auch wenn die<br />

Figur, die sie spielt, letztlich zerbrechlich<br />

ist und die letzten Worte ganz leise spricht:<br />

Wir lassen es mal so … Das ist besser so …<br />

Und mach’s gut … ja …ja … Tschüss.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

«Die menschliche Stimme» von Jean Cocteau –<br />

Premiere 13. Januar 2011 im VorStadttheater<br />

Frauenfeld. Spiel: Nadine Virginia Bohse –<br />

Regie: Hans Gysi.<br />

Weitere Aufführungen sind im Theaterhaus<br />

<strong>Thurgau</strong> in Weinfelden geplant.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 18’000.–<br />

122<br />

157<br />

Der Rekord einer bemannten Erdumrun-<br />

dung liegt laut Guinnessbuch bei knapp<br />

32 Stunden. Mit Google Earth braucht es<br />

wenige Mausklicks. Ist die Welt in den letzten<br />

zwei Jahrhunderten also kleiner geworden?<br />

Wir behaupten: Nein. Wer die Erde<br />

bereisen will, steht vor denselben Schwierigkeiten<br />

wie damals der Londoner Gentleman<br />

Phileas Fogg. Sprachen, Währungen,<br />

Fahrpläne, kulturelle Missverständnisse.<br />

Dies bewegt auch uns, als Theatertruppe,<br />

diese Geschichte auf die Bühne zu bringen.<br />

Die Themen in Jules Vernes Stück<br />

sind heute noch aktuell. Sein Umgang mit<br />

der kulturellen Vielfalt der bereisten Länder<br />

und der neugierige Blick, den er duch<br />

die Augen seiner Hauptfiguren auf unseren<br />

Planeten wirft, sind eine Bereicherung für<br />

jeden von uns.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Cie Engel & Dorn<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

Ensemble und Regisseur haben keine der<br />

bestehenden Theateradaptationen gewählt,<br />

sondern sich ihre eigene Fassung auf den<br />

Leib geschrieben und während der improvisierenden<br />

Proben immer wieder angepasst.<br />

Jules Vernes «gut gemeinte Naivität», sagt<br />

Giuseppe Spina, spiegle sich auch in der<br />

mobilen Bühne, die wie ein Klappbuch<br />

zweidimensionale Requisiten einsetzt.<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Aufführungen: Schloss Girsberg, 17. <strong>bis</strong><br />

21. August <strong>2010</strong><br />

Regie: Andrea Noce Noseda – Schauspiel:<br />

Simon Engeli, Joe Fenner, Giuseppe Spina und<br />

Marcella Moret – Bühnenbild: Madlaina Janett<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 101’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 20’000.–<br />

158<br />

Der Autor und Historiker Stefan Keller hat<br />

von der <strong>Kulturstiftung</strong> einen Werkbeitrag<br />

erhalten, der ihm erlauben soll, sich der<br />

Redaktion seines ersten Romans zu widmen.<br />

Stefan Keller<br />

Die Schweinezüchterin<br />

In seinem neuen Projekt wendet sich der<br />

Autor einem Stoff zu, der weitgehend um<br />

seine Grossmutter kreist. Zeitlich umgreift<br />

er die zwanziger <strong>bis</strong> vierziger Jahre, und<br />

wenn er örtlich mehrheitlich im Kanton <strong>Thurgau</strong><br />

angesiedelt ist, werden auch Begebenheiten<br />

einbezogen, die sich im Emmental,<br />

in Zürich und Paris zugetragen haben. Der<br />

Autor strebt ein literarisches Patchwork an,<br />

das neben den vorhandenen Materialien zu<br />

seiner Grossmutter, der Schweinezüchterin,<br />

womöglich auch lebensgeschichtliche<br />

Elemente von Menschen aufnimmt, die<br />

nicht direkt mit jener zusammenhängen.<br />

Antrag: Fr. 24’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–


156<br />

157 158<br />

123 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

156<br />

Hans Gysi<br />

Die menschliche Stimme<br />

157<br />

Cie Engel & Dorn<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

158<br />

Stefan Keller<br />

Die Schweinezüchterin


159<br />

Mit «salon précaire» möchte das forum<br />

andere musik die Idee der Salons <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrhunderts aufnehmen und über eine<br />

bestimmte Zeit an einem bestimmten Tag<br />

Raum schaffen, in dem das Ungeschliffene,<br />

Prekäre, Fahrlässige, Freche, Witzige,<br />

Junge, Raue, Aufmüpfige, Experimentelle,<br />

Grenzgängerische, Ungesicherte, Unerhörte<br />

und Unvorhergesehene vielleicht<br />

auf Bestandenes trifft, sicher aber mit<br />

der Aufmerksamkeit interessierter Gäste<br />

rechnen kann. Der «salon précaire» ist ein<br />

Treffpunkt, ein Ort der Präsentation, der<br />

Behauptung und der Widerrede, <strong>des</strong> lebhaft<br />

geführten Diskurses und <strong>des</strong> Ideenaustauschs.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

forum andere musik<br />

salon précaire<br />

Der salon précaire ist bewusst kein eleganter<br />

Ort, sondern ein leer stehen<strong>des</strong> Ladenlokal<br />

zuunterst in einem Hochhaus. Die Suche<br />

war langwierig, obwohl überall Häuser leer<br />

stehen. «Vermieter sind nicht eingestellt<br />

auf begrenzte Aktionen», sagt das forum.<br />

Zweieinhalb Jahre hatte dieser Laden leer<br />

gestanden, und wenn die Besitzerin einen<br />

Nachmieter findet, muss der salon weichen.<br />

Sie verlangt nur fünfzehn Prozent der Miete,<br />

sponsert so den salon. Die vorstädtische<br />

Lage passt dem forum. Claudia Rüegg<br />

lacht: «Stellt euch vor, ihr seid in Brooklyn.»<br />

Dieter Langhart, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

Vom 25. Juni <strong>bis</strong> zum 31. Dezember <strong>2010</strong><br />

haben jeweils am letzten Freitag <strong>des</strong> Monats<br />

sechs Salons stattgefunden, ergänzt durch<br />

sieben Suppléments rund um diese Daten.<br />

«Eröffnung» mit David Signer, steffenschöni,<br />

Elina Duni Quartett und Niklaus Lenherr,<br />

25. Juni <strong>2010</strong><br />

«Verdichtung» mit Ulrike Almut Sandig, Niklaus<br />

Lenherr und Ghislaine Ayer, 30. Juli <strong>2010</strong><br />

«Erzählen» mit Keyvan und Bijan Chemirani<br />

sowie Klaus Lutz, 27. August <strong>2010</strong><br />

«Wahrnehmungsüberschuss» mit Markus<br />

Raetz, Peter Kraut und Yvonne Ritter,<br />

24. September <strong>2010</strong><br />

«Delhi» mit Sheba Chhachhi, Gigi Scaria,<br />

Sawani Shende und Prashant Panjiar,<br />

29. Oktober <strong>2010</strong><br />

«Wachsen und vergehen» mit David Bürkler,<br />

Elisabeth Grossmann und dem Basler Streichquartett,<br />

26. November <strong>2010</strong><br />

«Ende und Anfang» – Die Tafelrunde zum<br />

Schluss, 31. Dezember <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 94’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 50’000.–<br />

124<br />

160<br />

Die Installation «Tempel» ist eine von uns<br />

konzipierte Architektur, deren Wände und<br />

Säulen aus den grünen ifco-Kunststoff-<br />

Gemüsekisten bestehen. Die Installation<br />

kann sowohl von aussen als auch im Inneren<br />

begangen und erlebt werden. Das Innen und<br />

Aussen symbolisiert die Abgrenzung von<br />

sakralem und profanem Raum. Die Mauer<br />

<strong>des</strong> Tempels besteht aus Transportbehältnissen,<br />

welche aus der Welt <strong>des</strong> Warenflusses<br />

und <strong>des</strong> Konsums stammen. (…) Insgesamt<br />

ist unser Ziel, das Thema «Glauben»<br />

mit einer monumentalen, aber spielerischen<br />

Installation aufzulockern, ohne mit dem Zeigefinger<br />

auf etwas zu zeigen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

ganzblum<br />

Tempel<br />

Hier sind zwei grosse Buben am Werk.<br />

Buben mit einem unbändigen Spieltrieb, mit<br />

Muskeln und manchmal auch mit einer Wut<br />

im Ranzen. Min<strong>des</strong>tens diese drei Eigenschaften<br />

sind notwendig, um eine Installation<br />

wie die in der Kunsthalle Arbon aufgebaute<br />

in den Raum zu stemmen. Das sieht<br />

dann in Postkartengrösse je nach Bildung,<br />

Alter, politischer, sozialer und gesellschaftlicher<br />

Ent-/Aufgleisung der Betrachtenden<br />

entweder nach einem grossen Lego-Haus,<br />

einem Isolationstrakt für Tiere oder Menschen,<br />

nach dem Unterbau eines min<strong>des</strong>tens<br />

«Avatar»-würdigen extraterrestrischen<br />

Raumschiffs oder auch einer infolge Flugverbots<br />

blockierten Ladung Bananen in<br />

einem Frachtraum aus. Die <strong>bis</strong> unters Dach<br />

bespielte Halle dann real vor sich zu haben,<br />

sprengt alle vorgefertigten Mutmassungen<br />

und bestätigt gleichzeitig einmal mehr die<br />

monumental angelegte Kunst-Griffigkeit<br />

<strong>des</strong> Duos ganzblum.<br />

Brigitte Schmid-Gugler, «St. Galler Tagblatt»<br />

«Tempel», Ausstellung von ganzblum, 18. April<br />

<strong>bis</strong> 24. Mai <strong>2010</strong> in der Kunsthalle Arbon.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 26’840.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

161<br />

Conrad Steiners grossformatige Öl- und<br />

Acrylbilder erzeugen ein Farbflimmern,<br />

das scheinbar ohne Gesetzmässigkeit<br />

ist: Unverbunden nebeneinander gesetzte<br />

Pinselstriche füllen die Leinwand aus,<br />

die Farbkörper wechseln beständig ihren<br />

Standort zwischen Nähe und Ferne. Allmählich<br />

jedoch gewöhnt sich das Auge<br />

an die Farbenflut und es treten Strukturen<br />

hervor, die Assoziationen an Landschaften<br />

oder Torsi wachrufen.<br />

Aus «Kunst der Gegenwart am Bodensee»<br />

Conrad Steiner<br />

Werkbeitrag<br />

Der 1957 in Schaffhausen geborene und<br />

heute in Berg TG ansässige Maler Conrad<br />

Steiner hat vom Schaffhauser Museum zu<br />

Allerheiligen eine Einladung für eine Einzelausstellung<br />

erhalten. Der Künstler möchte<br />

die Gelegenheit optimal nutzen und mit<br />

einem Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong> ausschliesslich<br />

neue, grossformatige Bilder<br />

herstellen. Zur Ausstellung «Vor und nach<br />

dem Tag» (siehe <strong>Bericht</strong> Nr. 173)<br />

Antrag: Fr. 16’000.–<br />

Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 16’000.–


159<br />

125 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

160<br />

159<br />

forum andere musik<br />

salon précaire<br />

160<br />

ganzblum<br />

Tempel


162<br />

Das in Basel ansässige Musikkollektiv der<br />

Reines Prochaines arbeitet seit vielen Jahren<br />

mit verschiedenen Medien, wobei das<br />

zentrale Ausdrucksmittel die Musik ist. Als<br />

neuen Coup haben die souveränen Königinnen<br />

«ein phantastisches, trivial-experimentelles<br />

interdisziplinäres Musik-Performance-Stück<br />

mit Film und mit erweitertem<br />

Orchester in petto mit dem ominösen Titel<br />

«Dings». Dabei soll es um «philosophische<br />

Fragen wie Identität, Liebe und Hass, Geld,<br />

Arbeit, Gedächtnis, Schweigen, Protokoll,<br />

Wahnsinn, Sünde und Schuld und dem<br />

Nichts» gehen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Les Reines Prochaines<br />

Dings<br />

Eine Leiche ohne Oberschenkel. Ein verdächtiges<br />

Wurstbrot. Drei Verdächtige: die<br />

Witwe, die Köchin, der Gärtner. Die Witwe<br />

verschwindet, der Gärtner auch, dafür<br />

taucht Dings auf: Ein Fall für Les Reines<br />

Prochaines! Michèle Fuchs, Fränzi Madörin,<br />

Muda Mathis und Sus Zwick, verstärkt<br />

durch die ehemaligen Reines-Mitglieder<br />

Barbara Naegelin und Sibylle Hauert und<br />

den Schlagzeuger David Kerman, bringen<br />

zusammen mit Nathalie Percillier ein Kriminalstück<br />

mit musikalischen, filmischen und<br />

performativen Mitteln auf die Bühne.<br />

Dem Film liegt eine stringente Geschichte,<br />

ein klassischer Kriminalplot zugrunde. Die<br />

Erzählung wird auf ihre reine Mechanik<br />

reduziert und dient als (Knochen-)Gerüst<br />

für die opulente Lyrik und Musik der Performance.<br />

Die Songs, Rezitate, Sprachimprovisationen,<br />

Körper- / Gestengedichte und<br />

Tänze sind das Fleisch der Aufführung.<br />

Aus der Ankündigung: www.reinesprochaines.ch<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 92’935.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 23’000.–<br />

126<br />

163<br />

Nachdem sie schon «als Teenager begon-<br />

nen hat, Songs zu schreiben» und dann<br />

«jahrelang hauptsächlich als Sängerin von<br />

Coverbands und Backingvokalistin herumgetingelt<br />

ist, will die junge Brigitt Zuberbühler<br />

(*1983) aus dem thurgauischen Pfyn<br />

ihre eigenen Geschichten und Emotionen<br />

in Songs packen und nach aussen tragen».<br />

Seit zwei Jahren steckt sie alle Energie und<br />

kreativen Ideen in ihr Projekt Lina Button<br />

und plant unter diesem Namen ihre erste<br />

CD-Einspielung.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Brigitt Zuberbühler<br />

Lina Button – Albumproduktion<br />

Homesick – so heisst das Debütalbum der<br />

Wahlzürcherin Lina Button. In einem runden<br />

Dutzend Songs beschreibt sie Heimwehgefühle<br />

verschiedenster Art: Heimweh nach<br />

Personen und Gefühlen, Heimweh nach<br />

Antworten und schlicht und einfach Heimweh<br />

nach der eigentlichen ländlichen Heimat<br />

in der Ostschweiz. Doch Lina Button ist<br />

kein Trauerkloss. Sie untersetzt ihre leichtfüssige<br />

Melancholie mit einem spitzbü<strong>bis</strong>chen<br />

Lächeln. Das von Thomas Fessler<br />

und Beat Jegen produzierte Album besticht<br />

durch eine wohltemperierte Mischung aus<br />

Blues, Country und Pop, wobei Letzteres<br />

vor allem durch griffige und eingängige<br />

Melodien erster Güte Einzug findet.<br />

Aus dem Releasetext<br />

«Homesick» bei Jazzhaus Records, Freiburg<br />

(D) – CD-Taufe: 31. März 2011 im Seefeld<br />

Razzia, Zürich<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 24’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

164<br />

Bereits zum sechsten Mal präsentiert<br />

theater:now im Steckborner Phönix Theater<br />

neue Stücke aus der Schweizer Tanzszene.<br />

Das Festival, das sich noch immer<br />

bescheiden als «Reihe» bezeichnet, ist im<br />

Verlauf der Jahre nicht nur für das regionale<br />

Publikum, sondern auch für Tanzschaffende<br />

<strong>bis</strong> an den Genfersee zu einem beliebten<br />

Treffpunkt geworden. Neben aktuellen Produktionen<br />

aus der Schweizer Szene sind im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Interessenverbands Tanzplan<br />

Ost auch sechs Tanztheatertruppen aus der<br />

Ostschweiz vertreten.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81<br />

theater:now <strong>2010</strong><br />

Repräsentativ für die unkonventionelle Frische<br />

der jungen Schweizer Tanzszene ist<br />

zweifellos die in Zürich lebende Jurassierin<br />

Eugénie Rebetez, die mit ihrem ersten Stück<br />

«Gina» am Festival aufgetreten ist. «In unserer<br />

von Kleidergrösse XS bestimmten Tanzkultur<br />

– möglichst noch XXS, bei der dann<br />

wirklich die Knochen einzeln zu zählen sind<br />

– muss eine Tänzerin wie Eugénie Rebetez<br />

auffallen, denn sie hat eine Körperfülle, die<br />

weit von dieser Grösse entfernt ist. Sich<br />

damit auf die Bühne zu stellen, bedeutet<br />

viel Mut, und manches deutet darauf hin,<br />

dass sie diesen Mut auch gebraucht hat<br />

und immer noch braucht. Aber die jetzt<br />

26-jährige Tänzerin tanzt mit einer solchen<br />

Schönheit und Eleganz, ja Leichtigkeit, die<br />

ihr niemand auf Anhieb zutrauen würde.<br />

«Gina» ist ihre erste abendfüllende Choreographie,<br />

ein Solostück für eine Tänzerin, in<br />

der sie sich selbst tanzt.»<br />

Louise Jochims, «Bote vom Untersee»<br />

theater:now <strong>2010</strong>. Programm: Cie Drift:<br />

«Schwarzer Peter» (30. September / 2. Oktober)<br />

– kalauz schick: «Title» (4./6. November)<br />

– Eugénie Rebetez: «Gina» (11./13. November)<br />

– Perrine Valli: «Je pense comme une fille<br />

enlève sa robe» (24./27. November) – Tanzplan<br />

Ost (3./4. Dezember) mit Hideko Heshiki:<br />

«Dawn», Crucible: «Ab und Zu(stände) zu<br />

zweit», Tanzprojekt TPO’10: «Les Affluents<br />

Op.2», halsundbeinbruch produktionen:<br />

«chirp», Oona Project: «Exotic Dreams»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 87’559.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 45’000.–


DIE DEBATTE<br />

Man muss zuerst ausserhalb <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> «berühmt»<br />

werden und dann zurückkommen.<br />

Markus Keller, Theaterschaffender, Frauenfeld<br />

163<br />

127 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

163<br />

Brigitt Zuberbühler<br />

Lina Button – Albumproduktion<br />

164<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix<br />

Theater 81<br />

theater:now <strong>2010</strong><br />

164<br />

. . t a n z . . .<br />

theater ¦ now


165<br />

Seit einigen Jahren stellt die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

mit der Veranstaltungsreihe «Literatur<br />

trifft …» SchriftstellerInnen und literarische<br />

Texte Exponenten anderer gesellschaftlicher<br />

Bereiche gegenüber, in denen der<br />

Sprache eine andere Funktion und Gesichtung<br />

zukommt. Die vierte Veranstaltung der<br />

Reihe lässt Literatur nach der Philosophie,<br />

der Psychologie und der Geschichte auf die<br />

Justiz treffen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Literatur trifft Justiz<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

lud zum intellektuellen Hochseilakt. Zwei<br />

berühmte Dichter, ein Professor für Privatrecht,<br />

eine Strafverteidigerin und ein<br />

Präsident balancieren über dem Abgrund<br />

der Sprache. Das Theaterhaus <strong>Thurgau</strong> in<br />

Weinfelden war am Samstag voll besetzt,<br />

für Geselliges blieb Musse, Göttin Erato<br />

erwiesen Christoph Hartmann und Otmar<br />

Kurath die Reverenz, der Akt gelang. Stiftungspräsident<br />

und Jurist Humbert Entress<br />

leitete zweimal anderthalb Stunden die<br />

Gespräche – zuerst zum Thema Präzision<br />

mit dem Zürcher Ordinarius Peter Breitschmid<br />

und der deutschen Schriftstellerin<br />

Brigitte Kronauer. Das zweite Thema<br />

– weniger präzise auf den Punkt gebracht<br />

– war der Inszenierung mittels Sprache<br />

gewidmet. Dieser Herausforderung stellten<br />

sich die Zürcher Rechtsanwältin Vera Delnon<br />

und der Schweizer Schriftsteller Urs<br />

Widmer.<br />

Brigitta Hochuli, www.thurgaukultur.ch<br />

«Literatur trifft Justiz», 11. September <strong>2010</strong><br />

im Theaterhaus <strong>Thurgau</strong>, Weinfelden.<br />

Mit Peter Breitschmid, Vera Delnon,<br />

Brigitte Kronauer, Urs Widmer. Moderation:<br />

Humbert Entress<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 23’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 11’871.30<br />

128<br />

166<br />

In ihrer Tätigkeit steht die <strong>Kulturstiftung</strong> in<br />

ständigem Kontakt mit verschiedenen Partnerinnen<br />

und Partnern, die das kulturelle<br />

Profil unseres <strong>Kantons</strong> mitprägen und ohne<br />

die es keine <strong>Kulturstiftung</strong> bräuchte. Zu diesem<br />

Kreis gehören natürlich in erster Linie<br />

die Kulturschaffenden, dann aber auch all<br />

jene Frauen und Männer, die Kultur vermitteln,<br />

kritisch beurteilen, fördern, herausfordern<br />

und konsumieren, ja selbst jene, die<br />

Kultur als überflüssigen Luxus und Künstler<br />

als Störenfriede empfinden und dennoch<br />

dafür einstehen.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

Sommerfest<br />

Mit dem Sommerfest im Eisenwerk möchte<br />

die <strong>Kulturstiftung</strong> einladen zu ungezwungenen<br />

Begegnungen, künstlerischen Aktionen,<br />

einem Gespräch über Kunst im virtuellen<br />

und im realen Raum und einem andern<br />

Gespräch mit Fischen, einem exquisiten<br />

Fischbankett und zu einem ausgelassenen<br />

Tanzparkett – damit Kultur als eine lustvolle<br />

und öffentliche Angelegenheit erlebt wird.<br />

Das Fest, zu dem jede und jeder eingeladen<br />

ist, dem die Kultur am Herzen liegt, soll<br />

künftig je<strong>des</strong> Jahr an einem anderen Ort<br />

stattfinden.<br />

Das Sommerfest <strong>2010</strong> hat am 26. Juni im<br />

Eisenwerk Frauenfeld stattgefunden. Beteiligte<br />

KünstlerInnen: Mark J. Huber (Perkussion),<br />

Johanna Lier (Lesung), Rahel Müller<br />

(Performance), Lara Stoll (Spoken Word), Ute<br />

Klein & Daniella Tuzzi (Lichtinstallation), Yves<br />

Netzhammer (Video), Ernst Thoma (Video),<br />

Anja Tobler (Theater), Max Bottini (Aktion<br />

und Küche), Teresa Rotemberg (Tanz), Pullup<br />

Orchestra (Musik) – Gespräch mit Annette<br />

Schindler (Kunstwissenschaftlerin), Tomas<br />

Schweigen (Theatermann), Stefan Keller<br />

(Moderation)<br />

Gesprochener Rahmenkredit: Fr. 20’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: 18’450.–<br />

167<br />

Das Projekt hat die Publikation eines<br />

umfänglichen, etwa 144 Buchseiten umfassenden<br />

Textes der in Müllheim lebenden<br />

Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse zum Ziel,<br />

der einer von der Autorin für dieses Buchprojekt<br />

eigens entwickelten Versform folgt:<br />

Zehn Silben mal zehn Zeilen bilden ein Quadrat,<br />

zehn Quadrate einen Würfel (10 x 10<br />

x 10 = 1 Donauwürfel). Diese Form erlaubt<br />

der Autorin auf raffinierte und zugleich<br />

selbstverständliche Weise sowohl lyrische,<br />

erzählende als auch dramatische Elemente<br />

miteinander zu kombinieren.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Edition Korrespondenzen<br />

Zsuzsanna Gahse: Donauwürfel<br />

Zehn Silben mal zehn Zeilen bilden ein Quadrat,<br />

zehn Quadrate einen Würfel (10 �<br />

10 � 10 = 1 Donauwürfel). In diesem neuartigen<br />

Versmass von Zsuzsanna Gahse<br />

strömt die Erzählung durch das Buch. Der<br />

Donau und dem Sprachfluss folgend tauchen<br />

unentwegt Geschichten auf, um in<br />

den nachdrängenden Fluten wieder zu versinken.<br />

Sie erzählen vom Leben am, im,<br />

auf, über, gegen und mit dem Wasser: von<br />

den Huchen am Flussgrund, dramatischen<br />

Hochwassern und Flussaustrocknungen,<br />

aber auch von Verzweifelten, die ihren Tod<br />

im Wasser suchten. So schwingt sich der<br />

Donaustrom in 27 Sprachwürfeln lyrisch,<br />

episch und auch szenisch durch die Tiefebene,<br />

hoch zu den Quellen und hinab zum<br />

Schwarzen Meer.<br />

Klappentext<br />

Zsuzsanna Gahse: «Donauwürfel». Edition<br />

Korrespondenzen, Wien <strong>2010</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’000.–<br />

Druckkostenbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 5’000.–


165<br />

129 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

166<br />

165<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Literatur trifft Justiz<br />

166<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong><br />

Sommerfest


168<br />

2009 hat die <strong>Kulturstiftung</strong> der Schriftstellerin<br />

Andrea Gerster einen Werkbeitrag<br />

zugesprochen für ein neues Romanprojekt<br />

mit dem Arbeitstitel «Schlampenbriefe»<br />

(<strong>Bericht</strong> Nr. 129). Nachdem der Roman<br />

unter dem definitiven Titel «Schandbriefe»<br />

vorliegt, soll er beim Basler Lenos Verlag<br />

veröffentlicht werden.<br />

Lenos Verlag AG<br />

Andrea Gerster: Schandbriefe<br />

«Jemand schiebt Briefe unter meiner Wohnungstür<br />

durch. Oder lässt sie im Hauseingang<br />

in den Kinderwagen fallen. Oder<br />

schickt sie mit der Post. Schlampen sind<br />

schlechte Mütter. Immer dieser Satz. Ausgeschnitten,<br />

aufgeklebt oder krakelig mit<br />

Rotstift geschrieben. Seit ich mit meinem<br />

Kind aus dem Krankenhaus zurück bin, seit<br />

Wochen schon. Schlampen sind schlechte<br />

Mütter. Schlampe, Schlampe.»<br />

Aus «Schandbriefe», Seite 7<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 31’880.–<br />

Druckkostenbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Fr. 5’000.–<br />

130<br />

169<br />

Das Buchprojekt «Odradek oder die Lauf-<br />

masche im System» ist exemplarisch für<br />

die konzeptuelle Arbeitsweise von Lisa<br />

Schiess. Seit Jahren arbeitet die aus Kreuzlingen<br />

stammende, heute in Zürich lebende<br />

Künstlerin in interdisziplinären Regionen<br />

zwischen visueller Kunst, Literatur und Philosophie.<br />

Lisa Schiess<br />

Odradek oder die Laufmasche im System<br />

Das Projekt nimmt Bezug auf den Epilog der<br />

Habilitationsschrift «Trauer der Vollendung»<br />

von Beat Wyss. Darin zitiert der Basler<br />

Kunsthistoriker Franz Kafkas Parabel «Die<br />

Angst <strong>des</strong> Hausvaters» und vergleicht den<br />

Künstler und sein Werk mit Odradek, einem<br />

nicht fassbaren Kunstobjekt, als einer<br />

«Laufmasche im System». Lisa Schiess<br />

nimmt die Wortmetapher beim Wort und<br />

visualisiert sie in Form eines Strickzeugs<br />

aus hundert Metern Seglerseil, inklusive<br />

Laufmasche, das in verschiedenen räumlichen<br />

Kontexten fotografisch festgehalten<br />

wird. Die Publikation, die im Herbst 2011<br />

bei der Edition Periferia erscheinen soll,<br />

stellt den Bildern philosophische und kunstkritische<br />

Beiträge von Beat Wyss, Chris<br />

Bünter, Renata Burckhardt, Giovanni Carmine,<br />

Ruth Schweikert und Stefan Zweifel<br />

gegenüber.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 57’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 5’000.–<br />

170<br />

«Schleckstengelstand» entsteht auf Einladung<br />

zur Veranstaltung «Kunst an der Aare»<br />

(August <strong>bis</strong> November <strong>2010</strong>), einem Kunstprojekt<br />

der Gemeinden Münsingen, Rubigen,<br />

Allmendingen, Belp, Muri bei Bern und<br />

der Stadt Bern in Zusammenarbeit mit dem<br />

Verein Berner Galerien. Hannes Brunners<br />

Beitrag «zwischen Aare und Autobahn» versteht<br />

sich «als eine behutsame architektonische<br />

Geste in der Landschaft. Der Bau wird<br />

dem Tausch von Abfall gegen Süssigkeiten<br />

dienen. In der Natur ist Abfall immer auch<br />

Nahrung. Eine Im<strong>bis</strong>sbude wird als Gerüstbau<br />

geplant. Die Form ist einem Tesserakt<br />

nachempfunden. Dies ist die vierdimensionale<br />

Darstellung eines klassischen Würfels,<br />

in dauernder Bewegung und gegen alle<br />

Seiten offen. Am Stand können Abfallstücke<br />

abgegeben und gegen Nahrung oder<br />

Süssigkeiten eingetauscht werden, die ähnliche<br />

Rückstände oder Zusätze aufweisen».<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunst am Wasser / Hannes Brunner<br />

Schleckstengelstand<br />

Gemeinsam mit den Organisatoren von<br />

«Kunst am Wasser» wurden mögliche Partizipanten<br />

einbezogen. Mit dem wunderbaren<br />

freiwilligen Einsatz von Beteiligten<br />

aus den umliegenden Gemeinden konnte<br />

schliesslich Ende Oktober das Experiment<br />

<strong>des</strong> Tausches durchgeführt werden, wie<br />

ein Schleckstengelstand an dieser Stelle<br />

funktionieren würde, der als Zahlungsmittel<br />

umliegenden und zufällig gefundenen<br />

Abfall entgegennehmen würde. Die Reaktionen<br />

zufälliger Passanten, die den Aareweg<br />

zu einem Spaziergang benutzten oder<br />

nur einen Zwischenhalt auf der Raststätte<br />

machten, waren ebenso erfreulich wie jene<br />

von Presse und Öffentlichkeit.<br />

Aus dem Schlussbericht, Dokumentation unter<br />

www.hannesbrunner.com/tesserakt<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 26’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


168 169<br />

170<br />

131 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

168<br />

Lenos Verlag AG<br />

Andrea Gerster: Schandbriefe<br />

(Druckkostenbeitrag)<br />

169<br />

Lisa Schiess<br />

Odradek oder die Laufmasche<br />

im System<br />

170<br />

Kunst am Wasser /<br />

Hannes Brunner<br />

Schleckstengelstand


171<br />

Die Künstlerin Cécile Wick (*1954) gehört<br />

mit ihren zwischen Fotografie, Malerei und<br />

Zeichung oszillierenden Arbeiten zu den<br />

bedeutendsten zeitgenössischen Kunstschaffenden<br />

der Schweiz. Allein in den<br />

vergangenen fünf Jahren ist sie mit Galerie-Ausstellungen<br />

und einer grossen Retrospektive<br />

im Kunstmuseum Bern aufgefallen.<br />

Nach einer umfassenden Publikation über<br />

ihr druckgrafisches Werk will sie in einem<br />

weiteren Buch neue Fotografien mit Zeichnungen<br />

kombinieren, die zurzeit im Zentrum<br />

ihres Interesses stehen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Cécile Wick<br />

Farbige Wasser<br />

Die Ergänzung der Fotografien durch<br />

gemalte Zeichnungen ist in Cécile Wicks<br />

Arbeit eine logische Fortführung. Nie an<br />

glänzenden Vergrösserungen auf Fotopapier<br />

interessiert, hat die Künstlerin bereits<br />

ihre fotografischen Arbeiten als Unikate<br />

oder als Serien von Inkjetprints auf Japanpapier,<br />

als Heliogravuren und Lithografien<br />

herausgebracht. Farbe auf Papier: Mit den<br />

Zeichnungen schlägt die Künstlerin nun<br />

ein neues Kapitel ihrer Arbeit auf. Diese<br />

in den vergangenen Jahren entstandenen<br />

Zeichnungen sind den Fotografien jedoch<br />

wesensverwandt.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Die Publikation «Farbige Wasser» wird voraus-<br />

sichtlich im Herbst 2011 im Verlag Scheideg-<br />

ger & Spiess, Zürich, erscheinen.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 84’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 24’000.–<br />

132<br />

172<br />

Im Frühjahr 2011 plant das eigens für die-<br />

ses Vorhaben gebildete Glauser Quintett<br />

eine Schweizer Tournee mit einem Projekt,<br />

das die literarische Welt <strong>des</strong> Schweizer<br />

Schriftstellers Friedrich Glauser musikalisch<br />

umsetzen will. Das Projekt mit dem<br />

Arbeitstitel «Man kann sehr schön mit dir<br />

schweigen» steht unter der Leitung <strong>des</strong><br />

Musikers Daniel R. Schneider.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Lilo Wellinger und Daniel R. Schneider<br />

Glauser Quintett: Elsi oder Sie geht um<br />

Das Projekt <strong>des</strong> Glauser Quintetts heisst<br />

mittlerweile «Elsi oder Sie geht um» und<br />

geht nach der erfolgreichen Premiere auf<br />

eine Schweizer Gastspieltournee. Die<br />

Geschichte spielt im Jahr 1938. Im Treppenhaus<br />

eines Vierfamilienhauses werden<br />

die Freuden und Leiden der Hausbewohner<br />

ausgetauscht. Da sind die Ladenbesitzerin<br />

mit Tochter, eine Frauenärztin, ein Lehrer<br />

mit seiner Schwester und ein Fussballspieler<br />

mit Frau und Tochter Elsi, die als Einzige<br />

das dunkle, lähmende Gefühl auszudrücken<br />

vermag. Die Angst geht um …<br />

Das Glauser Quintett versucht mit «Elsi<br />

oder Sie geht um» den anderen Friedrich<br />

Glauser mit seinen Erzählungen, Essays<br />

und Reportagen zu zeigen.<br />

Aus der Ankündigung<br />

Das Glauser Quintett: Daniel R. Schneider<br />

(Komposition, Tasten, Gitarren), Martin Schumacher<br />

(Klarinette, Saxophon), Fredi Flükiger<br />

(Perkussion), Martin Mäder (Bass), Markus<br />

Keller (Text, Sprache)<br />

Die Premiere hat am 18. März 2011 im Theaterhaus<br />

<strong>Thurgau</strong> Weinfelden stattgefunden,<br />

gefolgt von Gastspielen in Aadorf, Winterthur<br />

und Tobel.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 53’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 9’000.–<br />

173<br />

Mit einem Werkbeitrag der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

hat der in Berg lebende Maler Conrad Steiner<br />

neue grossformatige Bilder geschaffen,<br />

die in einer ihm ausschliesslich gewidmeten<br />

Werkschau im Museum zu Allerheiligen<br />

gezeigt und durch einen begleitenden Katalog<br />

dokumentiert werden.<br />

Museum zu Allerheiligen<br />

Conrad Steiner: Vor und nach dem Tag<br />

In seinen aktuellen Bildern untersucht Conrad<br />

Steiner Möglichkeiten gegenstandsloser<br />

Malerei. Doch so abstrakt, wie sie<br />

zunächst erscheinen, sind sie nicht, da minimale<br />

landschaftliche, figurative oder architektonische<br />

Merkmale Erinnerungen an die<br />

äussere Wirklichkeit erlauben. Sobald das<br />

Ahnbare genauer überprüft wird, ist es<br />

allerdings mehrdeutig geworden, hat sich<br />

verkantet, verstellt und verflüchtigt. Conrad<br />

Steiner versetzt die Farbfelder seiner<br />

Bilder in einen mäandernden Dialog, der<br />

ganz dem Vorübergehen vertraut, den fortwährenden<br />

Umschichtungen und unvorhersehbaren<br />

Veränderungen.<br />

Ausstellungsankündigung<br />

«Vor und nach dem Tag», Ausstellung im<br />

Museum zu Allerheiligen Schaffhausen,<br />

Dezember <strong>2010</strong> <strong>bis</strong> Februar 2011 – Publikation:<br />

Verlag für moderne Kunst, Nürnberg<br />

<strong>2010</strong>.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 49’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–


171<br />

133 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

172<br />

171<br />

Cécile Wick<br />

Farbige Wasser<br />

172<br />

Lilo Wellinger und Daniel R.<br />

Schneider<br />

Glauser Quintett: Elsi oder<br />

Sie geht um


174<br />

Die aus dem thurgauischen Rheinklingen<br />

stammende Lara Stoll gehört heute zu den<br />

erfolgreichsten Vertreterinnen der Slam<br />

Poetry. Erst kürzlich wurde sie in Reims<br />

(F) zur ersten Europameisterin ihrer Disziplin<br />

gekürt. Nach zahlreichen erfolggekrönten<br />

Auftritten im In- und Ausland plant<br />

die aufstrebende Wortakrobatin ihre erste<br />

CD-Einspielung.<br />

Wirkpunkt<br />

Lara Stoll: Die unglaubliche Reise der<br />

total verrückten Lara<br />

Die erste CD der Slammerin Lara Stoll<br />

erscheint nicht einfach als Live-Mitschnitt,<br />

sondern als unterhaltsam produziertes Hörbuch,<br />

das die Grenzen zwischen Hörspiel<br />

und Bühnenliteratur verwischt. Mit «Die<br />

unglaubliche Reise der total verrückten<br />

Lara» erzählt die Exil-<strong>Thurgau</strong>erin von ihrer<br />

surrealistischen, durchgeknallten Reise<br />

ohne Sinn und Ziel. Begleitet von ihrem<br />

Pianisten Simon Engler kämpft sie gegen<br />

dumme Zelte, besingt die Augen oder die<br />

Bürokratie und erklärt, warum Managerkinder<br />

am meisten unter den Bonikürzungen<br />

leiden. Ein rasantes Hörbuch mit Lara Stolls<br />

erfolgreichsten Slamtexten und Liedern.<br />

CD-Promotion<br />

Es spricht schon mal für sie, dass es keine<br />

Slam-übliche Live-CD ist, sondern ein<br />

ziemlich verschrobenes Reisetagebuch in<br />

Reimen und Liedern. Stilecht, auf einem<br />

John-Deere-Traktor 7810 Powershift,<br />

macht sich Stoll auf, die Welt samt Weltall<br />

zu erkunden. Klar, walzt sie mit dem Powergerät<br />

erst einmal alle Ex-Freunde platt.<br />

Und wenn sie schon dabei ist, auch noch<br />

ein paar Frauen – der Emanzipation wegen.<br />

Nein, Lara Stoll ist nicht zimperlich. Sie prügelt,<br />

wirft Handgranaten, steht auf männliche<br />

Körpergeräusche, insbesondere das<br />

Schnarchen, das sie als orchestrales Werk<br />

mit forte piano und Motorsäge inszeniert.<br />

(…) Wer in der <strong>Thurgau</strong>er Wildnis aufgewachsen<br />

ist, muss sich eben etwas einfallen<br />

lassen, könnte man nun witzeln. Doch<br />

so viel Sprachlust, Wort- und Wahnwitz<br />

kommt nicht einfach vom Frühunterricht im<br />

Traktorfahren.<br />

Lucie Machac, «Berner Zeitung»<br />

Lara Stoll: «Die unglaubliche Reise der total<br />

verrückten Lara». Der Gesunde Menschenversand<br />

<strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 23’524.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 4’000.–<br />

134<br />

175<br />

Im Rahmen der 200-Jahr-Feier <strong>des</strong> Kan-<br />

tons <strong>Thurgau</strong> spielten vier SchauspielerIn-<br />

nen und ein Musiker in einem umgebauten<br />

Güterwagen an verschiedenen Bahnhöfen<br />

in einer skurrilen und jahrmarktsmässigen<br />

Art Sagen aus dem Kanton <strong>Thurgau</strong>. In<br />

zwei Arbeitsblöcken wollen die St.Galler<br />

Compagnie Buffpapier und das Sirnacher<br />

Theater Jetzt das Projekt inhaltlich und formal<br />

weiterentwickeln und dann in einem<br />

geographisch erweiterten Rahmen auf<br />

Schienen unter die Leute bringen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Theater Jetzt<br />

Helvetia Mystik Show<br />

Sie verführen ihr Publikum gleich zum<br />

Anfang mit süssen Versprechungen: «Wir<br />

führen dich ans Licht», verheisst das skurrile<br />

Trio. Eine bunte «Blütenlese aus dem<br />

Sagengarten der Schweiz» haben Franziska<br />

Hoby und Stéphane Fratini von der<br />

Compagnie Buffpapier und Olivier Kühn<br />

vom Theater Jetzt für ihre «Helvetia Mystik<br />

Show» gepflückt. Und aus gut einem<br />

Dutzend Schweizer Sagen und alpenländischen<br />

Mythen eine unterhaltsam-burleske<br />

Show entwickelt, in der es um teuflische<br />

Pakte, schicksalhafte Schwüre, fatale<br />

Eifersuchtsszenen, dramatische Glaubensbekenntnisse<br />

und tragische Geister geht,<br />

deren Bann in der Nacht gebrochen werden<br />

muss, bevor der Hahn kräht. Es wird verflucht<br />

und vergeben, gefoltert und geliebt,<br />

hintergangen und überlistet, verraten und<br />

gemordet in den mythischen, urchigen und<br />

archaischen Erzählungen.<br />

Andreas Stock, «St.Galler Tagblatt»<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 57’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 14’000.–<br />

176<br />

Kurator heisst ein Ausstellungsprogramm<br />

der Gebert Stiftung für Kultur zur Förderung<br />

junger Kunstvermittler. Als dritte Stipendiatin<br />

<strong>des</strong> Experiments wird die Zürcher<br />

Kunsthistorikerin Alexandra Blättler (*1977)<br />

vier Ausstellungen realisieren, «in welchen<br />

die konzeptuellen künstlerischen Strategien<br />

der Gegenwartskunst zum Thema der Existenz<br />

und <strong>des</strong> möglichen Scheiterns untersucht<br />

werden». Zur ersten Schau in der<br />

Alten Fabrik Rapperswil mit dem programmatischen<br />

Titel «Performative Structures»<br />

ist auch der <strong>Thurgau</strong>er Fotokünstler Herbert<br />

Weber eingeladen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kurator Gebert Stiftung für Kultur<br />

New Existentialism – Performative<br />

Structures<br />

«Performative Structures» beleuchtete<br />

unterschiedliche performative Haltungen<br />

einer jungen Künstlergeneration. Parallel<br />

zur Ausstellung in Rapperswil-Jona organisiert<br />

auch das Kunsthaus Glarus eine Nachfolge-Ausstellung.<br />

Während die Glarner<br />

Ausstellung Formen der Tanzperformance,<br />

Improvisation, Script und Umsetzung im<br />

Ausstellungsraum thematisiert, widmet sich<br />

die Ausstellung in der Alten Fabrik folgenden<br />

Themen: Performance für die Kamera,<br />

Performance-Dokumentation und Inszenierung<br />

von Performance.<br />

Aus der Ankündigung<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 28’570.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’000.–


DIE DEBATTE<br />

Es ist eine typisch schweizerische Denkweise, Perso-<br />

nen nach ihrer Herkunft zu beurteilen.<br />

Christoph Rütimann, Künstler, Müllheim<br />

135 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

174<br />

175<br />

174<br />

Wirkpunkt<br />

Lara Stoll: Die unglaubliche<br />

Reise der total verrückten<br />

Lara<br />

175<br />

Theater Jetzt<br />

Helvetia Mystik Show


177<br />

Der Sound<strong>des</strong>igner Ernst Thoma nennt<br />

seine Präsentation im Tiefparterre <strong>des</strong><br />

Kunstraums Kreuzlingen «eine szenische<br />

Installation in Episoden»: Die komplexe<br />

Anordnung besteht aus fünf synchron laufenden<br />

Bildebenen, die, zusammen mit<br />

räumlich verteilten Klangelementen, Bildmaterialien<br />

aus vorhergehenden Arbeiten<br />

<strong>des</strong> Künstlers auf einer virtuellen Bühne zu<br />

einem multimedialen Schauspiel vereinen.<br />

Geplant ist im Anschluss an die Schau eine<br />

ausführliche Dokumentation <strong>des</strong> Projekts.<br />

Ernst Thoma<br />

ausserhalb der zeit II<br />

Die Vorlagen, auf denen die Elemente<br />

von «ausserhalb der zeit» basieren, stammen<br />

zu einem grossen Teil aus früheren<br />

Arbeiten Thomas. Schnell erkennt man<br />

etwa die konstruierten Landschaften der<br />

«Landscape»-Serien wieder. Die Architektur<br />

<strong>des</strong> Bühnenbil<strong>des</strong> beruht auf «Construction<br />

/ Deconstruction», einer Serie von<br />

jüngeren bildnerischen Arbeiten, die auf<br />

Fotografien <strong>des</strong> Reichstagsgebäu<strong>des</strong> in<br />

Berlin basieren. (…) Die Figuren, welche<br />

die Bühne bevölkern, stammen aus dem<br />

Videoprojekt schmalz / stuhlmann und beruhen<br />

auf Ausschnitten einer Performance<br />

von Micha Stuhlmann und René Schmalz.<br />

(…) Es scheint fast, als ob die verschiedenen<br />

Ebenen, auf denen sich Ernst Thomas<br />

künstlerische Arbeit abspielt, sich hier in<br />

Kreuzlingen zu einer einzigen Arbeit verdichtet<br />

haben und zu einem grossen Ganzen<br />

verschmelzen.<br />

Dorothee Messmer, Vernissage-Rede<br />

Ernst Thoma: «ausserhalb der zeit II» im<br />

Tiefparterre, Kunstraum Kreuzlingen,<br />

1. September <strong>bis</strong> 24. Oktober <strong>2010</strong><br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 11’800.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 2’800.–<br />

136<br />

178<br />

Die beiden Schauspieler Markus Keller und<br />

Uwe Schuran eröffnen unter dem Label<br />

«KellerSchuran – elf Abende – zwei Männer<br />

– eine Band» eine «Frauenfelder Talkshow»,<br />

die in einem Kaffeehaus in regelmässiger<br />

Folge aktuelle Themen aus der Region aufgreifen<br />

und mit den Mitteln der Satire, der<br />

Comedy, <strong>des</strong> Kabaretts und mit begleitender<br />

Livemusik öffentlich verhandeln will.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Markus Keller & Uwe Schuran<br />

KellerSchuran<br />

Ein Videoscreen, in der Mitte ein massiver<br />

Holzpult, woran sich Keller, Schuran und ihr<br />

Gast setzen werden, Platz für die vierköpfige<br />

Band. Jeder Abend sei Premiere und<br />

Derniere zugleich, sagt Keller. Und jeder<br />

Abend setzt sich aus Thema, Gast, Band<br />

und Frauenfelder «Wochenschau» zusammen.<br />

Thematisch möglich wären: der Fluss,<br />

welcher die Stadt teilt. Oder: ein zweites<br />

Hochhaus für Frauenfeld. Dazu eine lokale<br />

Persönlichkeit, die (k)einen Bezug zum<br />

Thema hat. Dazu eine Frauenfelder Allstar-<br />

Kapelle, die nicht nur zu Jingles verdammt<br />

ist. (…) Für Keller eine Versuchsanordnung,<br />

um Geschichten zu erzählen, herauszufinden,<br />

wo man kontrovers sein müsse. Nicht<br />

verhöhnend, sondern unterhaltend. Und<br />

das in Räumen, die nicht schon etabliert<br />

oder besetzt seien, sondern eigentlich<br />

unbespielbar, so Keller.<br />

Mathias Frei, «<strong>Thurgau</strong>er Zeitung»<br />

KellerSchuran im Café Dreiegg Frauenfeld.<br />

Oktober <strong>2010</strong> <strong>bis</strong> Januar 2011, jeweils<br />

donnerstags<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 26’000.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

179<br />

Das Konstanzer Jazzfestival, seit 1979<br />

je<strong>des</strong> Jahr vom lokalen Jazzclub veranstaltet<br />

und betreut, hat sich im Verlauf der Jahre<br />

weit über die Stadt hinaus Beachtung und<br />

Beliebtheit verschafft.<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

31. Konstanzer Jazzherbst (<strong>2010</strong>):<br />

Spezialitäten<br />

Entsprechend dem diesjährigen Motto<br />

«Spezialitäten» bietet der 31. Konstanzer<br />

Jazzherbst ein Programm abseits <strong>des</strong> Mainstreams<br />

mit Künstlern, die aufbauend auf<br />

ihre musikalischen Wurzeln spartenübergreifend<br />

arbeiten. Gelebte und erlebte<br />

Volksmusik, die hohe Schule der klassischen<br />

Ausbildung und die Freiheit der<br />

Jazz-Improvisation lassen sehr individuelle<br />

Musik entwickeln. Ob mit umgebauter<br />

Gitarre, ob mit traditionellen Instrumenten<br />

aus den Bauernstuben, ob in freier Improvisation<br />

über Barockmusik – alle lassen<br />

eigenständige Musik entstehen: Neue Stubenmusik,<br />

Neue Musik … zeitgenössische<br />

Musik eben.<br />

Aus der Festivalankündigung<br />

31. Konstanzer Jazzherbst, 27. <strong>bis</strong> 30. Oktober<br />

<strong>2010</strong> an verschiedenen Spielstätten<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 19’514.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’250.–


177 178<br />

179<br />

137 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

177<br />

Ernst Thoma<br />

ausserhalb der zeit II<br />

178<br />

Markus Keller & Uwe Schuran<br />

KellerSchuran<br />

179<br />

Jazzclub Konstanz e.V.<br />

31. Konstanzer Jazzherbst<br />

(<strong>2010</strong>): Spezialitäten


180<br />

Als Gründerin und Leadsängerin der Band<br />

Pablo möchte die Frauenfelder Vokalistin<br />

Franziska Keller alias Sara Cantina nach<br />

zahlreichen Live-Auftritten ein qualitativ<br />

hochstehen<strong>des</strong> Album produzieren, um<br />

sich in der Schweizer Musikszene einen<br />

Namen zu verschaffen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Franziska Keller<br />

Pablo – CD-Produktion<br />

Eine weitere Jazz-CD, die sich selbstbewusst<br />

dem Pop öffnet und ihn musikalisch<br />

leicht und luftig macht! Da ist die schöne,<br />

sinnlich-herbe Stimme Cantinas, die sich<br />

je nach Herztick <strong>des</strong> Songs mal sanfter,<br />

mal forscher in die Melodie begibt. Die diskrete<br />

Gitarrenarbeit glänzt mit gut gesetzten<br />

Interventionen, das Rhythmusgespann<br />

Strebel / Zwicky ist im Pop-Jazz-Rock-<br />

Bereich bereits ein versiertes Duo. «Here<br />

I Am» entpuppt sich als nahezu klassisches<br />

Singer-Songwriter-Album. (…) Ein wenig<br />

Folk-Wärme nistet sich ein in diesem weissen<br />

Hügelgebiet von Soul, Jazz und Pop<br />

ausgangs Mittelland entlang der Autobahnen.<br />

CD-Kritik, «Jazz ’n’ more»<br />

Pablo: Here I Am. unit records 2011. Sara Can-<br />

tina (vocals), Sergio Fuehrer (guitar), Claudio<br />

Strebel (bass), Simon Zwicky (drums), Ambrosius<br />

Huber (cello)<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 22’500.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 3’500.–<br />

138<br />

181<br />

Was wäre eine Welt ohne die Vielfalt der<br />

Kulturen und Menschen? Aber wie definieren<br />

sich diese kulturellen Konstrukte? Wo<br />

liegt die Ursache zur Abgrenzung gegenüber<br />

anderen? Orientieren sich solche kulturellen<br />

Gruppierungen nach Strukturen,<br />

oder geschieht vieles sehr willkürlich oder<br />

fremdbestimmt?<br />

Olga Titus<br />

Being<br />

Als Kind einer Schweizer Mutter und eines<br />

malaysischen Vaters hegte Olga Titus<br />

schon früh den Wunsch nach Zugehörigkeit.<br />

Seit ihrem Studium an der Luzerner<br />

Hochschule für Gestaltung und Kunst sind<br />

die Videoarbeiten und Installationen der<br />

jungen <strong>Thurgau</strong>erin geprägt von «hybriden<br />

Lebensformen» und dem Versuch, Menschen<br />

aus kulturell verschiedenen «Herkünften»<br />

zusammenzubringen. «Being»<br />

ist ein auf längeren Zeitraum angelegtes<br />

Forschungsprojekt, an dem verschiedene<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem<br />

ähnlichen ethnischen Herkunftsmuster<br />

beteiligt sind, um die Strukturen und Systeme<br />

kultureller Zugehörigkeit zu erforschen.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts sollen<br />

in einer weiteren Phase in verschiedenen<br />

künstlerischen Medien umgesetzt werden.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 117’261.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 10’000.–<br />

182<br />

Die Aeronauten sind im Sommer 1991 aus<br />

den Trümmern der Romanshorner Band<br />

Fred’s Freunde entstanden mit dem Ziel,<br />

«reich und berühmt zu werden». Das zweite<br />

Ziel ist ihnen gelungen, sind sie doch aus<br />

der Schweizer Musikszene nicht mehr<br />

wegzudenken. Aus Anlass ihres 20-Jahre-<br />

Jubiläums wollen sie ein Doppelalbum herausbringen,<br />

das nach 500 Konzerten und 8<br />

Platten einen Meilenstein setzt und zugleich<br />

beweist, dass die unverwüstlichen «Luftschiffer»<br />

noch immer mit Leidenschaft bei<br />

der Sache sind.<br />

Die Aeronauten<br />

20 Jahre Aeronauten – Doppelalbum<br />

Für das neue CD-Projekt wollen die sechs<br />

Musiker wieder völlig unbelastet ins «Studio<br />

Star Track» fahren und dort die Musik<br />

spontan entstehen lassen, und zwar nach<br />

dem schon beim letzten Album «Hallo Leidenschaft»<br />

bewährten Rezept: ein Tag –<br />

ein Lied. Das Doppelalbum wird aus einer<br />

«klassischen Aeronauten-CD mit neuen<br />

Liedern mit Texten aus der Feder von Olifr<br />

M. Guz» und einem Tonträger mit reinen<br />

Instrumentalstücken, einem alten Traum der<br />

Aeronauten, bestehen und im Herbst 2011,<br />

im Zusammenhang mit Festivalauftritten<br />

und Clubkonzerten, auf den Markt kommen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 90’600.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 15’000.–


DIE DEBATTE<br />

Man müsste ab und zu guten Künstlerinnen und Künst-<br />

lern – den besten! – Gastrecht gewähren und sie zur<br />

Anerkennung kurzerhand einbürgern!<br />

Klaus Hersche, Beauftragter der <strong>Kulturstiftung</strong>, Zürich<br />

139 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


183<br />

Das internationale Ausstellungsprojekt<br />

«Über die Metapher <strong>des</strong> Wachstums» ist<br />

eine Kooperation <strong>des</strong> Kunstvereins Hannover,<br />

<strong>des</strong> Frankfurter Kunstvereins und <strong>des</strong><br />

Kunsthauses Baselland. In drei Ausstellungen<br />

sollen bei jeweils unterschiedlicher<br />

Akzentuierung künstlerische Auseinandersetzungen<br />

mit dem Begriff <strong>des</strong> Wachstums<br />

präsentiert werden, die <strong>des</strong>sen heutige<br />

Ambivalenz in wirtschaftlichen, biologischen<br />

und gesellschaftlichen Kontexten<br />

verdeutlichen.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Kunsthaus Baselland<br />

Max Bottini: Über die Metapher <strong>des</strong><br />

Wachstums<br />

Der <strong>Thurgau</strong>er Künstler Max Bottini geht<br />

der Frage nach: «Pflanzen wachsen. Wie<br />

aber verläuft ihr Wachstum? Wachsen sie<br />

schnell, langsam, konstant, mit Unterbrüchen?<br />

Gibt es Rückschritte, Null-Wachstum?<br />

Eine einfache mechanische Einrichtung<br />

transferiert botanisches Wachstum<br />

in eine formal reduzierte, lesbare Form,<br />

die für den Besucher der Ausstellung auf<br />

ungewohnte, überraschende Weise sichtbar<br />

gemacht wird.»<br />

Max Bottini, Projektbeschrieb<br />

Die Ausstellung «Über die Metapher <strong>des</strong><br />

Wachstums» wird im Kunsthaus Baselland<br />

vom Mai <strong>bis</strong> Juli 2011 zu sehen sein.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: € 206’700.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 7’000.–<br />

140<br />

184<br />

Das über viele Jahre entstandene Gesamt-<br />

werk von Urs Graf zeichnet sich aus durch<br />

eine erstaunliche Vielfalt von Formaten,<br />

Motiven, Bildwelten, Themen, Techniken<br />

und Methoden. Auf jeweils gerade verfügbaren<br />

Unterlagen hingeworfene Skizzen<br />

stehen umfangreichen Skizzenbüchern<br />

gegenüber; einzelne Bildtafeln finden sich<br />

vereint zu grossformatigen Bilderzyklen;<br />

Motive aus Werbung, Piktogramme, Graffiti,<br />

Zeitungsausschnitte etc. finden sich<br />

neben offenkundigen Zitaten aus der Kunstgeschichte.<br />

<strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong><br />

facetten 13: Urs Graf<br />

Eine umfassende monographische Würdigung<br />

<strong>des</strong> in Ermatingen beheimateten<br />

freischaffenden Künstlers und Kunstpädagogen<br />

steht noch aus. Die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

widmet dem hervorragenden Zeichner und<br />

Gestalter eine «facette», die ganz im Sinne<br />

dieser Künstlerhefte keine Gesamtdarstellung<br />

beansprucht, sondern einem bestimmten<br />

Aspekt <strong>des</strong> Werks nachgeht. Die Publikation<br />

wird voraussichtlich den offenen<br />

Werkcharakter und die vielschichtigen<br />

Verarbeitungsprozesse in Urs Grafs Schaffen<br />

ins Zentrum stellen. Das Heft wird im<br />

Herbst 2011 herauskommen und nebst reichem<br />

erstmals zugänglichem Bildmaterial<br />

einen Beitrag zur Person <strong>des</strong> Künstlers und<br />

eine kunsthistorische Würdigung enthalten.<br />

Rahmenbudget: Fr. 25’000.–<br />

185<br />

schmalz.stuhlmann bestimmen und bespielen<br />

im Vorfeld zwölf Reisekoffer. Die Koffer<br />

an sich stellen eigenständige Gestaltungselemente<br />

dar. Sie sind zunächst reine<br />

Behältnisse. Diese werden zusammen mit<br />

wenigen Performanceobjekten in den Räumen<br />

platziert. Durch das Öffnen und die<br />

Sichtbarmachung der Kofferinhalte erweitert<br />

sich die Gestaltungsebene. Erst die<br />

Performance und die damit verbundene<br />

Handlung mit Koffer und Inhalt machen die<br />

endgültige Funktion offenkundig.<br />

Die oben erwähnten Kofferinhalte verwenden<br />

schmalz.stuhlmann neben ihren eigenen<br />

Körpern als erzählerisches Material.<br />

Inhaltlich umkreisen die Performances die<br />

Fragen nach der Sichtbarmachung von<br />

Identität, Wert und Wertungen durch das<br />

erneute Lesen und Interpretieren der Kofferinhalte.<br />

Die Handlungen bleiben durch<br />

die Spuren der Performances in der Installation<br />

nachvollziehbar. Eine Kartografie der<br />

Vorgänge im Raum entsteht, gleich einer<br />

grafischen Komposition.<br />

Mit der letzten Performance erhält die Installation<br />

erst die endgültige Form.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Nelly Bütikofer<br />

Visitenkarten: schmalz.stuhlmann<br />

Mit ihrer Reihe «Visitenkarten» bietet die<br />

Tänzerin und Regisseurin Nelly Bütikofer<br />

Künstlerinnen und Künstlern aus der Sparte<br />

moderner Tanz eine Plattform. An drei<br />

Wochenenden finden unterschiedliche Programme<br />

statt, in denen sich bildende Kunst,<br />

Tanz, Musik, Sprache und Video begegnen.<br />

Fredy Stäheli, «Zürichsee-Zeitung»<br />

Tanz- und Performance-Reihe «Visitenkarten».<br />

November <strong>bis</strong> Dezember <strong>2010</strong> in der Alten<br />

Fabrik in Rapperswil-Jona. Künstlerische Leitung:<br />

Nelly Bütikofer – Installation und Performance:<br />

schmalz.stuhlmann «Atlas der Dinge»<br />

– Performerin: Lara Stanic.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 39’550.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 1’500.–


DIE DEBATTE<br />

Wenn man in die Kunstgeschichte schaut, sind es nicht<br />

die Städte und Räume, die eine Szene machen,<br />

sondern die Menschen, die durch Zufall oder Absicht an<br />

einen Ort kommen und dort etwas schaffen.<br />

Alex Meszmer, Kunstschaffender, Pfyn<br />

141 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


186<br />

Am Tanzfest wird ein ganzes Wochenende<br />

lang getanzt in Theatern, Kulturzentren und<br />

im öffentlichen Raum. Von Volkstanz über<br />

Tango und Walzer <strong>bis</strong> zu zeitgenössischem<br />

Tanz: Jede und jeder kann sich aus dem<br />

breiten Angebot ein eigenes Programm<br />

zusammenstellen, die Arbeit der Künstlerinnen<br />

und Künstler entdecken oder selbst<br />

einen Schritt auf dem Tanzparkett wagen.<br />

reso – tanznetzwerk schweiz<br />

Tanzfest 2011<br />

Das Tanzfest wurde 2006 in Zürich ins<br />

Leben gerufen und hat sich seither zu<br />

einem einzigartigen Ereignis entwickelt. In<br />

der ganzen Schweiz wird der Tanz in all<br />

seinen Facetten gefeiert: mit Vorstellungen,<br />

Performances im öffentlichen Raum, Tanznächten<br />

und über 500 Schnupperkursen<br />

für absolute Anfänger wie auch für Aficionados.<br />

Aus dem Programmheft <strong>des</strong> Tanzfestes<br />

Schnupperkurse in Kreuzlingen und Frauen-<br />

feld am 14. und 15. Mai 2011.<br />

Präsentation <strong>Thurgau</strong>er Tanzschulen im<br />

Casino Frauenfeld. Darbietungen aus<br />

verschiedenen Stilrichtungen. FAA-Zone,<br />

Tanz Company Winterthur, zeigt einen Ausschnitt<br />

aus ihrem Stück «just begin ... ».<br />

Tanznacht, begleitet von der Band A little<br />

green, 14. Mai 2011<br />

Im Vorfeld zum Tanzfest zeigt das Cinema<br />

Luna in Frauenfeld zwei Tanzdokumentationsfilme.<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 35’427.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 6’000.–<br />

142<br />

187<br />

«Spinnen», das erste Theaterstück von<br />

Sabine Wang, entstanden 2002 im Rahmen<br />

der Schweizer Autorenwerkstatt «Dramenprozessor»<br />

(unterstützt von der <strong>Kulturstiftung</strong>),<br />

spielt in einer offenen Psychiatrieabteilung.<br />

Das kluge, vielversprechende<br />

Début ist ein poetisch-subtiles Kammerspiel<br />

über Kippfiguren, Vereinzelung, Identitätsbrüche<br />

und Kommunikationsnotstände.<br />

Freies Theater <strong>Thurgau</strong><br />

Spinnen<br />

Sabine Wen-Ching Wangs Stück ist keine<br />

Auseinandersetzung mit der aktuellen Klinikpsychiatrie.<br />

Zu vieles hat sie bewusst<br />

weggelassen: das ganze Personal und<br />

das Machtgefälle zwischen diesem und<br />

den PatientInnen; die Zwangsaspekte, die<br />

sich aus der Hausordnung, der Medikation<br />

und der institutionellen Verhinderung von<br />

Selbst- und Fremdgefährdung ergeben;<br />

den zeitlichen Druck, den die Drehtürenpsychiatrie<br />

wegen <strong>des</strong> Bettennotstands<br />

auf die PatientInnen ausübt. Das Raucherzimmer<br />

in Wangs Stück unterstellt zwar<br />

mit Kulissen und einigen Reizwörtern das<br />

Lokalkolorit einer psychiatrischen Institution,<br />

ist aber eigentlich ein Laboratorium<br />

für prekäre Kommunikation.<br />

Dabei leistet Wang mit ausgezeichnet formulierten<br />

Dialogen Bemerkenswertes. Sie<br />

findet eine glaubwürdig gesprochene Sprache,<br />

in der die meisten Aussagen zu Halbsätzen<br />

und Fragmenten zerstückelt sind.<br />

Aus den Gesuchsunterlagen<br />

Die Produktion «Spinnen» wird am 12. Mai<br />

2011 im Phönix Theater 81 Steckborn uraufgeführt.<br />

Danach geht das Stück auf Tournee.<br />

Regie: Jean Grädel – Text: Sabine Wen-Ching<br />

Wang – Spiel: Hanna Scheuring, Markus<br />

Keller, Uwe Schuran, Sonja Diaz<br />

Eine Koproduktion <strong>des</strong> Freien Theaters <strong>Thurgau</strong>,<br />

<strong>des</strong> VorStadttheaters Frauenfeld und <strong>des</strong><br />

Theaterhauses <strong>Thurgau</strong> Weinfelden<br />

Budgetierter Gesamtaufwand: Fr. 134’878.–<br />

Anteil der <strong>Kulturstiftung</strong>: Fr. 70’000.–


DIE DEBATTE<br />

Die Musikszene lebt stark von persönlichen Kontakten<br />

über die Region hinaus. Dieser Austausch ist für die<br />

Clubs lebenswichtig.<br />

Karin Herzog, Kulturorganisatorin, Frauenfeld<br />

143 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Klaus Hersche<br />

Archivboxen reden nicht miteinander<br />

Gemäss ihrem Auftrag fördert die <strong>Thurgau</strong>er <strong>Kulturstiftung</strong> «das professionelle zeitgenössische Kunstschaffen» in<br />

unserem Kanton, und zwar in erster Linie durch finanzielle Zuwendungen an «Projekte, die sich durch künstlerische<br />

Qualität und nachhaltige Ausstrahlung auf das kulturelle Leben der Region auszeichnen, das Verständnis von<br />

Gegenwartskultur erweitern oder Kulturschaffende aus verschiedenen Bereichen zu einer gemeinsamen Arbeit<br />

zusammenführen».<br />

Der vorliegende <strong>Bericht</strong>, bereits der fünfte seit der Stiftungsgründung, legt davon nicht nur ein statistisches, sondern<br />

auch ein inhaltliches und kulturpolitisches Zeugnis ab. Dabei geht es nicht darum, die geleistete Arbeit von<br />

Stiftungsrat und Stiftungsbüro in den Vordergrund zu stellen, sondern getroffene Entscheidungen transparent zu<br />

machen. Ferner dokumentiert der <strong>Bericht</strong> auf eindrückliche Weise die Vielfalt der geförderten Projekte und ihrer<br />

AutorInnen, deren Qualität und Profil allerdings durch die summarischen Projektbeschreibungen nur unzulänglich<br />

erfasst werden. Denn viel spannender sind die konkreten Arbeitsprozesse und die daraus entstehenden Werke,<br />

die ja erst in ihrer Verbreitung durch Aufführungen, Konzerte, Lesungen und Publikationen erfahrbar werden und<br />

ein Urteil erlauben.<br />

Nun stellt sich in diesem Zusammenhang immer wieder die Frage nach der Nachhaltigkeit unserer Fördertätigkeit.<br />

Damit stehen nicht (nur) ökonomische Effizienz, Publikumszahlen oder punktuelle Medienresonanz im Visier, sondern<br />

gemeint ist in erster Linie das, was ein Förderbeitrag längerfristig für die «künstlerische Qualität» eines Kulturschaffenden<br />

und die «Ausstrahlung auf das kulturelle Leben der Region» bewirken kann. Im Falle der Einzelförderung<br />

meint Nachhaltigkeit ihre Auswirkung auf die künstlerische Entwicklung eines Kunstschaffenden, die Erweiterung<br />

seines Vokabulars, die Konsolidierung seines beruflichen Status und die Resonanz, die sein Werk bei Kritikern und<br />

Publikum auslöst. Bei der Projektförderung sind es die Einbettung in einen gesellschaftlichen Kontext, das erweiterte<br />

Verständnis für die Gegenwartskultur und die Fähigkeit zu gemeinsamen Initiativen, die einem Vorhaben Wirkung<br />

verschaffen.<br />

Die von uns eingeforderten Schlussberichte der Gesuchsteller geben über diese Nachhaltigkeit nur bedingt Auskunft,<br />

da nebst dem Dank für die erhaltene Unterstützung die Befriedigung über den Abschluss eines Projekts eine<br />

kritische Selbsteinschätzung meist in den Hintergrund treten lässt. Unabhängige Stimmen wie Aufführungskritiken,<br />

Rezensionen und stiftungsinterne Evaluationen vermitteln meist nur einen momentanen Blick auf die Werke und<br />

verschwinden zusammen mit den Projektunterlagen nach einiger Zeit in den Archivschachteln, die verschwiegen<br />

und vertraulich im Keller <strong>des</strong> Eisenwerks schlummern.<br />

Um wirklich Nachhaltigkeit und Wirkung zu erzielen, benötigen sowohl die individuelle künstlerische Laufbahn als<br />

auch kollektive Projekte einen gesellschaftlichen Boden, auf dem sie gedeihen, und ein kulturelles Umfeld, mit dem<br />

sie sich auseinandersetzen können. Diese Beziehung ist keineswegs nur von Harmonie und Beifall geprägt, sondern<br />

kann auch Konflikte und Reibungen provozieren. (Das ist noch immer besser als seichte Zustimmung oder völlige<br />

Wirkungslosigkeit.) Zu diesem Beziehungsgeflecht gehören aber nicht nur Kulturinteressierte, Medienvertreter,<br />

Kulturförderer und Konsumenten, sondern auch die Kulturschaffenden selbst, Kolleginnen und Kollegen aus der<br />

eigenen oder einer anderen künstlerischen Disziplin. Da ist nichts anderes gemeint als eine kulturelle «Szene», in<br />

der kritische Anteilnahme und gemeinsame Interessen dazu führen, dass auch grosszügige und verwegene Projekte<br />

entstehen können; Vorhaben, die weitere Projekte generieren und über den eigenen Zaun hinausweisen.<br />

Das Bedürfnis nach dieser Einbettung, nach Auseinandersetzung, Resonanz und Anerkennung, schlägt sich sowohl<br />

in den Gesuchseingaben als auch in den Schlussberichten oft in einer mehr oder weniger offenen Frustration und<br />

– im Falle einer Gesuchsablehnung – als verständliche Verletztheit nieder.<br />

Projekt- und Werkbeiträge sind meist auf einzelne Projekte ausgerichtet und haben auf den kulturellen Kontext und<br />

die verbindende «Szene» nur einen bedingten Einfluss. Es fehlt so etwas wie eine künstlerisch selbstbewusste<br />

Identität, die die verschiedenen Initiativen und Projekte zusammenhält und beflügelt. Aus diesem Grunde haben<br />

Ende <strong>2010</strong> die <strong>Kulturstiftung</strong>, das Kulturamt und das forum andere musik gemeinsam die Initiative ergriffen, öffent-<br />

145 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Mitarbeitende Büro <strong>Kulturstiftung</strong>:<br />

Klaus Hersche (Beauftragter) ist<br />

seit Oktober 2008 für die <strong>Kulturstiftung</strong><br />

tätig. Er ist zu 60 Prozent, Brigitte<br />

Conrad zu 70 Prozent, und Caroline<br />

Minjolle Züllig zu 3 Prozent, angestellt.<br />

Steff Rohrbach (Beauftragter) verliess<br />

die <strong>Kulturstiftung</strong> Ende September<br />

2008.<br />

146<br />

liche Gespräche zu führen über die Bedingungen, Bedürfnisse und Perspektiven <strong>des</strong> Kulturschaffens im <strong>Thurgau</strong>.<br />

Angelegt auf unbestimmte Zeit, versteht sich DIE DEBATTE als offene Arena für alle, die sich in unserer Region<br />

professionell mit Kunst und Kultur beschäftigen, denen eine lebendige Kultur am Herzen liegt und die Auseinandersetzungen<br />

nicht scheuen.<br />

Nicht von ungefähr hat die erste DEBATTE im salon précaire <strong>des</strong> forum andere musik stattgefunden, als schöne<br />

Reminiszenz an die Tradition der Salons, dieser gesellschaftlichen Zirkel <strong>des</strong> 19.Jahrhunderts, in denen das freie<br />

Gespräch über Kunst, Politik, Lebensart und Wissenschaft gepflegt wurde. Die erste Debatte hatte vor allem zum<br />

Ziel, sich gegenseitig als Partner (und Konkurrenten) wahrzunehmen, eine gemeinsame Sprache zu finden, Bedürfnisse<br />

auf den Tisch zu legen und thematische Schwerpunkte auszumachen, die an weiteren Debatten vertieft und<br />

konkretisiert werden sollen. Diese vorläufigen Schwerpunkte betreffen das Bedürfnis nach Vernetzung (KULTUR-<br />

SZENE THURGAU), die Bedingungen professionellen Kulturschaffens (BERUF: KULTURSCHAFFENDER), die<br />

Frage nach regionaler Verankerung und überregionalen Beziehungen (WEGGESPÜLT – HERGESCHWEMMT),<br />

die Behauptung eines eigenständigen kulturellen Profils (KULTURKANTON THURGAU) sowie die Notwendigkeit<br />

von gemeinsamen kulturpolitischen Vorstössen (KEINE KULTUR OHNE LOBBYING). Dabei bestehen der Wunsch<br />

und die Aussicht, dass DIE DEBATTE nicht auf einer diskursiven Ebene verharrt, sondern den Anstoss gibt zu gemeinsamen<br />

konkreten Projekten und zur Entwicklung jenes Umfelds, welches den von uns geförderten Projekten<br />

Nachhaltigkeit und Wirkung verschafft.<br />

Der Stand der Debatte und die erörterten Thesen werden auf der Webseite www.thurgaukultur.ch fortlaufend zur<br />

Diskussion gestellt. Einige prägnante Statements von Beteiligten sind mit deren Einverständnis als Entrefilets in den<br />

vorliegenden Rechenschaftsbericht eingestreut.<br />

Das Gespräch unter Menschen ist im Gange. Mit Aktenschachteln lässt sich schwer debattieren. Überlassen wir<br />

sie also den Kellern und der Nachwelt …


Der Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

Der Stiftungsrat ist zuständig für die Stiftungspolitik und die programmatische Ausrichtung, beobachtet die kulturellen<br />

Szenen und Tendenzen, entscheidet über Gesuche und initiiert eigene Projekte. Dem Stiftungsrat gehören neun<br />

Mitglieder an (drei Kulturschaffende, drei Kulturvermittelnde und drei Personen <strong>des</strong> öffentlichen Lebens).<br />

Von Januar <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> März 2011 setzte sich der Stiftungsrat aus folgenden <strong>Thurgau</strong>er Persönlichkeiten zusammen:<br />

Humbert Entress arbeitet als Rechtsanwalt in Aadorf und wohnt in Frauenfeld. Er war Präsident der <strong>Kulturstiftung</strong><br />

von Juni 1999 <strong>bis</strong> Ende September <strong>2010</strong>.<br />

Claudia Rüegg, Zürich, ist Musikerin und arbeitet als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />

<strong>Thurgau</strong>. Sie ist seit 2008 Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrates und seit Oktober <strong>2010</strong> Präsidentin der <strong>Kulturstiftung</strong>.<br />

Elsbeth Aepli arbeitet als Rechtsanwältin in Kreuzlingen und Frauenfeld und wohnt in Frauenfeld. Sie ist nebenamtliche<br />

Stadträtin sowie Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats. Sie war Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrates von 1999 <strong>bis</strong> Ende 2009.<br />

Renate Bruggmann-Hössli, Kradolf, gehört dem Stiftungsrat seit Januar <strong>2010</strong> an. Sie ist Lehrerin am BZ Wirtschaft<br />

Weinfelden, Gemeinderätin von Kradolf-Schönenberg und Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats.<br />

Jean Grädel ist Regisseur und Theaterleiter. Er lebt in Gachnang. Er gehört dem Stiftungsrat seit 1999 an.<br />

Corinne Holtz, Zürich, ist Musikredaktorin bei Schweizer Radio DRS 2, Musikpublizistin und Musikerin. Sie schreibt<br />

für Printmedien wie NZZ und Du und veröffentlichte 2005 die erste Biografie der deutschen Regisseurin Ruth Berghaus.<br />

Sie war Mitglied <strong>des</strong> Stiftungsrates von 1999 <strong>bis</strong> Ende Mai 2008.<br />

Stefan Keller stammt aus Birwinken, ist Autor einiger Bücher und arbeitet als Journalist in Zürich. Er ist Präsident<br />

der Journalistinnen und Journalisten in der Gewerkschaft syndicom sowie Vizepräsident der Urheberrechtsgesellschaft<br />

ProLitteris. In den Stiftungsrat wurde er im Januar 2001 gewählt.<br />

Ute Klein gehört seit Januar 2008 dem Stiftungsrat an. Sie ist Malerin und wohnt in Amriswil.<br />

Muda Mathis wurde im September 2006 in den Stiftungsrat gewählt. Sie arbeitet und lebt als Künstlerin in Basel<br />

und im Elsass und ist Dozentin an der HGK Basel.<br />

Rahel Müller ist bildende Künstlerin, arbeitet in Pfyn und lebt in Zürich. Sie gehörte dem Stiftungsrat von August<br />

2002 <strong>bis</strong> Januar 2008 an.<br />

Carlo Parolari, Frauenfeld, gehört dem Stiftungsrat seit September 2006 an. Bevor er zum Stadtammann von Frauenfeld<br />

gewählt wurde, war er als Rechtsanwalt tätig. Er ist Mitglied <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong>rats.<br />

Kathrin Zellweger wechselte im September 2006 von der Kulturkommission in den Stiftungsrat der <strong>Kulturstiftung</strong>.<br />

Sie arbeitet als Journalistin für verschiedene Printmedien und lebt in Weinfelden.<br />

Lorenz Zubler wurde im Oktober <strong>2010</strong> in den Stiftungsrat gewählt. Er ist Rektor der Pädagogischen Maturitätsschule<br />

Kreuzlingen und wohnt in Landschlacht.<br />

147 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Statistiken und Finanzielles<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> wird aus dem Lotteriefonds <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> finanziert. In den Jahren<br />

<strong>2007</strong> <strong>bis</strong> 2009 erhielt sie je einen Beitrag von Fr. 1’000’000.–, und <strong>2010</strong> erhöhte der Regierungsrat den jährlichen<br />

Beitrag auf Fr 1’100’000.–. Die Stiftung verwaltet die Finanzen autonom und gemäss ihrer Zielsetzung und Zweckbestimmung.<br />

Die Summe der Projektkosten setzt sich zusammen aus den Beiträgen an Projekte, die während eines Kalenderjahres<br />

bewilligt wurden. Unter die Betriebskosten fallen folgende Aufwendungen: Kosten <strong>des</strong> Stiftungsrates<br />

(Sitzungsgelder, Gutachten, Spesen), Personalaufwand der Stiftungsangestellten (Löhne und Sozialleistungen <strong>des</strong><br />

Arbeitgebers), Betriebskosten der Geschäftsstelle (Miete, Telefon, Porti, Büromaterial, Honorare für auswärtige<br />

Expertengutachten etc.). Bei den Betriebskosten macht der Personalaufwand den grössten Teil der Kosten aus.<br />

Die Jahresrechnungen werden jährlich von der Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> revidiert.<br />

149 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong>


Projektebene (gesprochene Beiträge) Bildende Kunst 120’500.00<br />

Film / Video 26’700.00<br />

Fotografie 18’000.00<br />

Interdisziplinäre Projekte 83’900.00<br />

Kulturvermittlung 20’000.00<br />

Literatur 52’061.50<br />

Medienkunst 5’000.00<br />

Musik 114’500.00<br />

Theater / Tanz / Performance 117’000.00<br />

Publikationen / Öffentlichkeitsarbeit 85’967.35<br />

Total 643’628.85<br />

Anzahl Projekte Bildende Kunst 8<br />

Film / Video 3<br />

Fotografie 3<br />

Interdisziplinäre Projekte 6<br />

Kulturvermittlung 1<br />

Literatur 5<br />

Medienkunst 1<br />

Musik 12<br />

Theater / Tanz / Performance 5<br />

Publikationen / Öffentlichkeitsarbeit 2<br />

Total 46<br />

Finanzebene<br />

Entwicklung Jahresrechnung Aktiven 185’823.20<br />

Passiven 265’538.10<br />

Ertrags-/Aufwandüberschuss kumuliert -79’714.90<br />

Entwicklung Kostenstruktur Betriebskosten 21 %<br />

Projektebene 69.5 %<br />

Projektbezogene Ausgaben<br />

(inkl. Personalkosten)<br />

9.5 %<br />

Die Beträge der Projektebene entsprechen den im<br />

betreffenden Jahr durch die <strong>Kulturstiftung</strong> beschlossenen<br />

Beiträgen. Sie müssen nicht mit den Zahlen der<br />

Finanzebene <strong>des</strong> entsprechenden Jahres übereinstimmen,<br />

weil Beiträge häufig nicht in dem Jahr ausbezahlt<br />

werden, in welchem sie beschlossen wurden. Zudem<br />

sind in der Finanzebene auch Beiträge aufgeführt, die<br />

nicht oder nicht vollständig verwendet wurden.<br />

150<br />

<strong>2007</strong><br />

<strong>2007</strong>


2008<br />

2008<br />

152’800.00 43’800.00 89’300.00<br />

16’000.00<br />

27’000.00 19’000.00 46’000.00<br />

3’000.00 22’000.00 122’500.00<br />

20’000.00<br />

78’200.00 116’590.80 71’431.30<br />

25’000.00 25’000.00<br />

130’500.00 73’000.00 160’750.00<br />

224’000.00 242’000.00 185’000.00<br />

50’000.00 70’000.00 63’449.10<br />

706’500.00 631’390.80 738’430.40<br />

10 10 12<br />

2<br />

2009<br />

4 3 3<br />

1 2 6<br />

6 11 10<br />

3 1<br />

10 9 9<br />

11 8 9<br />

1 3 3<br />

48 48 52<br />

413’798.75 427’164.09 475’706.70<br />

429’012.35 383’288.35 407’590.75<br />

-15’213.60 43’875.74 68’115.95<br />

151 <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>2010</strong><br />

1<br />

20 % 20 % 17 %<br />

71 % 72 % 75 %<br />

9 % 8 % 8 %<br />

Nicht oder nicht vollständig verwendete Beiträge (Rückführung in Projektfonds <strong>2007</strong>–<strong>2010</strong>)<br />

2209<br />

Gesprochen Projekt Gesprochen davon nicht verwendet<br />

2009 theater:now 2009, <strong>Kulturstiftung</strong> / Phönix Theater 81 60’000.00 5’000.00<br />

<strong>2007</strong> Marginalien, Hans Gysi 10’000.00 nicht realisiert<br />

2008 blablabor im tiefparterre, blablabor 10’000.00 nicht realisiert<br />

2009 Zürich Hauptbahnhof II, Giuseppe Spina 12’000.00 nicht realisiert<br />

<strong>2010</strong><br />

<strong>2010</strong>


Mit Beschluss vom<br />

24. September 1991<br />

(RRB Nr. 1162)<br />

gründet der Regierungsrat<br />

<strong>des</strong><br />

<strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> eine<br />

öffentlich-rechtliche<br />

Stiftung mit folgender<br />

Urkunde:<br />

152<br />

Stiftungsurkunde<br />

1. Name und Zweck<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> ergänzt die staatliche Kulturförderung. Sie bezweckt ausschliesslich die<br />

Förderung <strong>des</strong> zeitgenössischen Kulturschaffens und ist insbesondere zuständig für Projektideen,<br />

– die sich um neue Formen und Inhalte bemühen<br />

– die Kulturschaffende aus verschiedenen Bereichen zu einer gemeinsamen Arbeit zusammenführen (interdisziplinäre<br />

Projekte).<br />

Sie gewährt finanzielle Unterstützung für diese Projekte und räumt dabei der Initiierung, der Entwicklung, der inhaltlichen<br />

und administrativen Betreuung, in Einzelfällen der Durchführung eine zentrale Rolle ein. Dies kann sich im<br />

Einzelfall über mehrere Jahre erstrecken.<br />

2. Sitz<br />

Der Sitz befindet sich in Frauenfeld TG.<br />

3. Organe<br />

Die Organe der Stiftung sind:<br />

– der Stiftungsrat,<br />

– die / der Beauftragte,<br />

– die Kontrollstelle.<br />

4. Stiftungsrat<br />

Der Stiftungsrat setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen:<br />

– drei Persönlichkeiten <strong>des</strong> öffentlichen Lebens,<br />

– drei Kulturschaffende,<br />

– drei Kulturvermittler.<br />

Die Mitglieder <strong>des</strong> Stiftungsrates werden vom Regierungsrat ernannt, wobei dieser die Vertreter / innen der Kulturschaffenden<br />

und die Vertreter / innen der Kulturvermittler aus Vorschlägen <strong>des</strong> Stiftungsrates wählt. Der Stiftungsrat<br />

konstituiert sich selbst. Die Amtsdauer der Mitglieder beträgt vier Jahre. Sie sind für drei Amtsperioden wählbar.<br />

Die Aufgaben <strong>des</strong> Stiftungsrates bestehen vornehmlich in<br />

– der Anstellung der / <strong>des</strong> Beauftragten,<br />

– der Begleitung und Beratung der programmatischen Arbeit,<br />

– der Rechenschaftsablegung gegenüber Regierung und Öffentlichkeit,<br />

– der Mittelbeschaffung,<br />

– dem Erlass von Reglementen.<br />

5. Die / Der Beauftragte<br />

Der / dem Beauftragten obliegen:<br />

– die Begleitung und Mitevaluation der Einzelprojekte;<br />

– die Anstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beziehungsweise Beauftragung von Expertinnen oder Experten<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Budgets;<br />

– die Überwachung der Kosten;<br />

– die Information <strong>des</strong> Stiftungsrates über ihre/seine Tätigkeit.<br />

6. Finanzen<br />

Die <strong>Kulturstiftung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong> beschafft sich die erforderlichen Mittel:<br />

– aus jährlichen, in der Regel auf vier Jahre festgesetzten, sowie im begründeten Einzelfall aus zusätzlichen Beiträgen<br />

aus dem Lotteriefonds, die der Regierungsrat auf Antrag der <strong>Kulturstiftung</strong> beschliesst,<br />

– aus Spenden von natürlichen oder juristischen Personen.<br />

7. <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

Die <strong>Bericht</strong>erstattung über die Verwendung der Stiftungsgelder erfolgt jährlich mit einem Kurzbericht zuhanden <strong>des</strong><br />

Stiftungs- und <strong>des</strong> Regierungsrates; am Ende jeder Amtsperiode mit einem ausführlichen, auch für die Öffentlichkeit<br />

bestimmten <strong>Bericht</strong>.<br />

8. Kontrollstelle<br />

Als Kontrollstelle waltet die Finanzkontrolle <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Thurgau</strong>.

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