Jubiläum Naturpark Hochtaunus feiert 50-jähriges Zu diesem
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1962<br />
2012<br />
<strong>50</strong><br />
Jahre<br />
Festschrift<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>
Das <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>-Team (v.l.n.r.): Kjell Schmidt, Jutta Schütz, Markus Michna, Ralf Dienstbach, Markus Wolf, Vorstandsvorsitzender<br />
Landrat Ulrich Krebs (<strong>Hochtaunus</strong>kreis), Frank Stockmann, Karin Friedrichs, Geschäftsführer Uwe Hartmann
Inhalt<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Grußwort Lucia Puttrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Grußwort Ulrich Krebs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Von der <strong>Naturpark</strong>idee zur Gründung der ersten Neuparke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Wie kam es zur Entstehung der <strong>Naturpark</strong>e in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Die Gründungsgeschichte des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Als der <strong>Naturpark</strong>gedanke durch die Presse ging – was sagten die Leute, was ist geblieben?. . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Erster forstlicher Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s: 1. Juni 1965 – 28. Februar 1967. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
Erinnerungen des ersten deutschen „<strong>Naturpark</strong>-Rangers“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
Die <strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und der Unteren Naturschutzbehörde . . . . 17<br />
Fremdenverkehr und <strong>Naturpark</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
<strong>Naturpark</strong> und Hessenpark – ein Zweigespann oder „Ziehen am gleichen Strang“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
<strong>Zu</strong>sammen für die Taunusbesucher: Taunusklub und <strong>Naturpark</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Multifunktionale Forstwirtschaft im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Straßenmeisterei und <strong>Naturpark</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Eine Erfolgsgeschichte wird <strong>50</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Besucherlenkung durch Freizeitpark im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Der Einsatz von Zivis im <strong>Naturpark</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
Partnerschaft zwischen dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und dem Nationalpark Triglav in Slowenien . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Was kennzeichnet den Regionalpark RheinMain und den <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Breitensportveranstaltungen im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
<strong>Naturpark</strong>führer im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Der Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Das Freiwillige Ökologische Jahr im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Hereinspaziert in den Taunus! – Das neue Taunus-Informationszentrum an der Hohemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
3
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Lucia Puttrich<br />
Hessische Ministerin<br />
für Umwelt, Energie,<br />
Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz<br />
Schirmherrin des<br />
Tages der Regionen<br />
in Hessen<br />
Grußwort<br />
Hessen zeichnet sich durch seine<br />
Naturvielfalt und seine abwechslungsreiche,<br />
von Waldreichtum geprägte<br />
Landschaft aus. Die elf hessischen<br />
<strong>Naturpark</strong>e tragen maßgeblich<br />
dazu bei, die großräumige<br />
Kulturlandschaft, die aus Naturschutzgründen<br />
sowie auf Grund<br />
ihrer besonderen Eigenart und<br />
Schönheit von herausragender<br />
Bedeutung ist, zu erhalten. Jeder<br />
<strong>Naturpark</strong> repräsentiert dabei eine<br />
einzigartige Landschaft mit ihrem<br />
besonderen Erscheinungsbild.<br />
Die <strong>Naturpark</strong>e schaffen Verständnis<br />
und Akzeptanz für den Naturschutz,<br />
für eine nachhaltige Ge-<br />
samtentwicklung der ländlichen Räume und fördern darüber<br />
hinaus die regionale Identität.<br />
Mit einer Fläche von 1.340 Quadratkilometern ist der <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> der zweitgrößte <strong>Naturpark</strong> in Hessen.<br />
Seit nunmehr einem halben Jahrhundert repräsentiert der<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> mit seinen Weinbergen in der Mainebene,<br />
den ausgeprägten Streuobstwiesen in der Taunusregion,<br />
dem Gebirgsrücken des <strong>Hochtaunus</strong> mit seiner<br />
höchsten Erhebung dem Feldberg, den üppigen Nadel- und<br />
Laubwäldern eine unverwechselbare Landschaft und birgt<br />
ideale Vorraussetzungen zur Freizeitgestaltung erholungsbedürftiger<br />
Bürger.<br />
Im Rhein-Main-Gebiet lebt – mit fast 2,5 Millionen Menschen<br />
auf engem Raum – fast die Hälfte der hessischen Bevölkerung.<br />
In Zeiten zunehmender Alltagsbelastungen und<br />
4<br />
dem wachsenden Bedürfnis nach Erholung im Einklang<br />
mit der Natur ist die Nähe des <strong>Naturpark</strong>s <strong>Hochtaunus</strong><br />
daher wichtig für die Region.<br />
Dank seines vielfältigen Erholungsangebots und der guten<br />
Infrastruktur besuchen jährlich rund 18 Millionen Bürgerinnen<br />
und Bürger den <strong>Naturpark</strong> – eine Zahl, die für sich<br />
und für das <strong>Naturpark</strong>konzept spricht. Dank eines vorbildlichen<br />
Managements ist ein harmonisches Miteinander<br />
unterschiedlicher Gruppen von Erholungssuchenden<br />
gewährleistet. Ob Wanderungen auf dem ausgedehnten<br />
1.240 km langen Wandernetz mit 20 Rundwanderwegen,<br />
Klettern, Reiten, Mountainbiken oder Skifahren – der<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> bietet stets zu jeder Jahreszeit die<br />
besten Vorraussetzungen zur Erfüllung der unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse.<br />
Ein Konzept und dessen Umsetzung werden immer nur so<br />
gut sein, wie die Menschen, welche sich in täglicher Arbeit<br />
mit viel Enthusiasmus, Kreativität, Ausdauer und Hingabe<br />
ihrer Aufgabe widmen. Der <strong>Naturpark</strong> blickt dank dem<br />
vorbildlichen Engagement aller Akteure auf eine nunmehr<br />
<strong>50</strong> Jahre währende Erfolgsgeschichte zum Wohle heutiger<br />
und künftiger Generationen zurück. Dafür möchte ich meinen<br />
herzlichen Dank aussprechen und wünsche allen Akteuren<br />
von Herzen weiterhin viel Elan und Erfolg, um den<br />
bisherigen Weg auch künftig zielstrebig weiter zu verfolgen.<br />
Ihre
Grußwort<br />
Liebe Gäste des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>,<br />
im letzten Jahr gab es für den <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> mit<br />
der Einweihung des Taunus-Informationszentrums an der<br />
Hohemark einen Grund zur Freude und zum Feiern. In <strong>diesem</strong><br />
Jahr ist der <strong>Naturpark</strong> selbst im Blickpunkt, wird der<br />
<strong>Naturpark</strong> doch <strong>50</strong> Jahre alt.<br />
<strong>Zu</strong> <strong>diesem</strong> runden <strong>Jubiläum</strong> begrüße ich Sie sehr herzlich<br />
und freue mich, dieses Ereignis mit Ihnen zu feiern. Für<br />
ein großes Fest gibt es allen Grund, denn die Geschichte<br />
des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> ist eine Erfolgsgeschichte.<br />
Als zweitgrößter <strong>Naturpark</strong> im Land Hessen hat er sich zu<br />
einem echten Besuchermagneten entwickelt, der jedes<br />
Jahr rund 18 Millionen Menschen in seinen Bann zieht.<br />
<strong>Zu</strong>sätzlich zur gegebenen Schönheit von Landschaft und<br />
Natur gibt es zahlreiche Aktivitäten und Einrichtungen,<br />
mit denen eine noch engere Verzahnung von Natur und<br />
Tourismus möglich geworden ist.<br />
Ein wichtiger Bestandteil ist dabei das Taunus-Informationszentrum,<br />
das sich großer Beliebtheit erfreut und seit der<br />
Eröffnung bereits rund 35.000 Besucher über die Schönheiten<br />
des Taunus und des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> informiert<br />
hat.<br />
<strong>Zu</strong>dem bietet der neue Online-Wanderführer völlig neue<br />
Möglichkeiten für Wanderer, ihre Touren im Vorfeld zu<br />
planen und so ein ganz neues Wandererlebnis in der<br />
schönen Natur zu erfahren.<br />
<strong>Zu</strong>sätzlich zu diesen neuen Höhepunkten<br />
entwickelt der <strong>Naturpark</strong><br />
auch traditionelle Veranstaltungen<br />
wie den Weiltalweg-Landschaftsmarathon<br />
fort, der weit über die<br />
Grenzen des <strong>Naturpark</strong>s hinaus<br />
bekannt ist.<br />
Mein besonderer Dank gilt an<br />
dieser Stelle allen aktuellen und<br />
ehemaligen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> und des Taunus Tou-<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
ristik Service. In hervorragender <strong>Zu</strong>sammenarbeit gestalten<br />
sie nicht nur das <strong>Jubiläum</strong>swochenende, sondern sorgen<br />
auch im Alltag dafür, dass Besucher aus Nah und Fern ein<br />
unvergessliches „Erlebnis <strong>Naturpark</strong>“ erfahren können.<br />
Dem langjährigen Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s, Hans-<br />
Walter Herpel, danke ich sehr herzlich für die Erstellung<br />
dieser <strong>Jubiläum</strong>s-Festschrift.<br />
Sie sehen, es gibt viel zu entdecken und zu erleben im<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Ich lade Sie daher sehr herzlich<br />
ein, seine Schönheit auch nach dem <strong>Jubiläum</strong>swochenende<br />
immer wieder aufs Neue zu entdecken. Hierbei wünsche<br />
ich Ihnen viel Vergnügen!<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr<br />
5<br />
Ulrich Krebs<br />
Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
und Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong>
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Von der <strong>Naturpark</strong>idee zur Gründung der ersten Neuparke<br />
1954 machten wir als junges Ehepaar zum ersten Mal Urlaub<br />
im Naturschutzpark Lüneburger Heide. Wir wohnten im Haus<br />
der Familie Bode, bei der Tochter vom Mitgründer des Parks,<br />
im reetgedeckten alten Heidehaus mit offenem Feuer und Kamin,<br />
bestaunten weite Heide, Binnendünen, eine Kreuzotter<br />
und letzte Bienenzäune mit ihren aus Stroh geflochtenen Bienenkörben.<br />
Bei der An- und Abreise durften wir mit Sondergenehmigung<br />
für unser Leichtmotorrad Imme (aus Immenstadt)<br />
bis nach und von Wilsede aus fahren. Es war noch ruhig in der<br />
Heide mit wenigen Besuchern.<br />
1955 wurde dann der Hamburger Großkaufmann und begeisterte<br />
Heidewanderer Alfred Töpfer zum neuen Vorsitzenden<br />
des Vereins Naturschutzpark gewählt. Am Ende seines Spazierstocks<br />
hatte er eine eiserne Spitze. Damit pickte er von<br />
Besuchern hinterlassene Reste auf und beförderte sie in Papierkörbe.<br />
Dabei wurde ihm an der wachsenden Zahl von<br />
Heidebesuchern bald deutlich, dass für die Heide eine neue<br />
Zeit anbrach. Denn mit der zunehmenden Motorisierung und<br />
Verstädterung strebten immer mehr Menschen nach Erholung<br />
durch Naturgenuss, und das nicht nur in der Heide.<br />
Die Zielsetzung des 1909 als deutsch-österreichische Gemeinschaft<br />
gegründeten Vereins war es gewesen, im Flachland,<br />
im Mittelgebirge und in den Alpen je einen Naturschutzpark<br />
durch Flächenkauf zu gründen, damals die einzige mögliche<br />
Rechtsform zum großräumigen Schutz von Natur und Landschaft.<br />
Der Heidepark und das Obersulzbachtal in den Hohen<br />
Tauern kamen so durch Spenden in Vereinsbesitz. Dann kam<br />
der Erste Weltkrieg und beendete diese Entwicklung.<br />
Der Heidewanderer Alfred Töpfer erkannte als unaufschiebbare<br />
Aufgabe der Zeit, dem Bedürfnis nach naturnaher Erholung<br />
durch geordnete und gelenkte Erschließung naturnaher<br />
6<br />
von Professor Dr. F. Wilhelm Dahmen<br />
Erholungslandschaften Raum zu bieten. Er entwickelte einen<br />
Plan für 26 Neuparke und stellte ihn in seinem Verein und<br />
dann in Bonn maßgeblichen Vertretern der Bundesrepublik –<br />
darunter Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler<br />
Konrad Adenauer – vor und konnte die Versammlung von seiner<br />
Idee überzeugen.<br />
Es folgte eine Begutachtung durch die Bundesanstalt für Raumordnung<br />
unter der Leitung von Prof. Dr. E. Maynen, an der<br />
maßgeblich Dr. Gerhard Isbary mitwirkte, unterstützt von der<br />
Bundesanstalt für Naturschutz unter ihrem Leiter Gerd Kragh.<br />
Ihr stellte der Verein Naturschutzpark – inzwischen auch finanziell<br />
von der Bundesrepublik und der Töpferschen Stiftung FvS<br />
gefördert – den Verfasser als Mitarbeiter ab Frühjahr 1959 zur<br />
Verfügung.<br />
Parallel mit ersten Konzepten für die Auswahl, Planung und<br />
Gestaltung von <strong>Naturpark</strong>en begann die praktische Arbeit mit<br />
der Werbung für Töpfers Idee und sein Grundkonzept einer<br />
räumlichen Gliederung der <strong>Naturpark</strong>e in Kern- und Randzonen.<br />
Offen blieb zunächst, ob – wie beim Heide- und Tauernpark<br />
– ein großräumiger Grunderwerb als Schutz für Natur und<br />
Landschaft erfolgen sollte. Dies stieß erwartungsgemäß auf<br />
Ablehnung durch Grundbesitzer und Landnutzer. Statt dessen<br />
bot sich außer für besonders wertvolle Naturräume der Landschaftsschutz<br />
nach dem inzwischen als weitergeltend bestätigten<br />
Reichsnaturschutzgesetz sowie eine Betreuung der einzelnen<br />
Parke durch eine regionale Trägerorganisation in Form<br />
von Vereinen oder Zweckverbänden an. Beide Wege wurden<br />
erfolgreich beschritten und die inzwischen gegründeten <strong>Naturpark</strong>träger<br />
schlossen sich nach einem Beschluss auf ihrer<br />
<strong>Zu</strong>sammenkunft in Hirschhorn am Neckar im <strong>Naturpark</strong> Bergstraße-Odenwald<br />
– dem 1962 gefassten „Hirschhorner Beschluss“<br />
– 1963 zum Verband der <strong>Naturpark</strong>e zusammen.
Viele Jahre hatte er seine Geschäftsstelle in Niederhaverbeck<br />
in der Lüneburger Heide, zusammen mit dem Verein Naturschutzpark,<br />
bis diese nach Bonn verlegt wurde.<br />
Nachdem Isbary mit seinen Leitlinien und einer Erweiterung<br />
der Töpferschen Vorschläge auf 37, die <strong>Naturpark</strong>idee gewissermaßen<br />
im Raumordnungsprogramm der Bundesrepublik<br />
eingebracht hatte, begann die Werbung, deren konkrete Realisierung<br />
in geeigneten Landschaften und die Unterstützung der<br />
dortigen Befürworter. Dabei kam der Verfasser als Botschafter<br />
des Vereins Naturschutzpark unter der lockeren Oberleitung<br />
von Gerd Kragh mit zahlreichen Behörden, Verwaltungen und<br />
privaten Organisationen in Kontakt. Außerdem konnte er Unklarheiten<br />
und Vorbehalte ausräumen und Befürworter durch<br />
Gespräche und Vorträge unterstützen, so auch Landrat Herr,<br />
der schon bald die <strong>Naturpark</strong>idee für den <strong>Hochtaunus</strong> aufgriff<br />
und förderte.<br />
Da großräumiger Landschaftsschutz als geeignete Rechtsform<br />
für den großräumigen Schutz der <strong>Naturpark</strong>e erkannt war,<br />
fiel die Aufmerksamkeit sehr bald auf das von Forstmeister<br />
Dr. Hermann Künanz im Hohen Vogelsberg bereits kreisübergreifend<br />
geschaffene Landschaftsschutzgebiet. Künanz befürwortete<br />
dessen Erklärung zum <strong>Naturpark</strong>. <strong>Zu</strong>sammen mit dem<br />
Verfasser, der ihm vom Verein Naturschutzpark zur Unterstützung<br />
zugeordnet wurde, warb er für die Erklärung seines Landschaftsschutzgebietes<br />
zum <strong>Naturpark</strong>. In einem Gespräch mit dem<br />
zuständigen Dezernenten bei der Bezirksregierung in Darmstadt<br />
konnte dieser von der <strong>Naturpark</strong>idee überzeugt werden.<br />
In einer vom Verein Naturschutzpark gemeinsam mit Dr. Künanz<br />
veranstalteten öffentlichen Diskussion auf dem Hoherodskopf<br />
im Haus des Vogelsberger Höhenclubs, der das Vorhaben ebenfalls<br />
unterstützte, wurden Für und Wider der Erklärung zum<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
<strong>Naturpark</strong> heftig diskutiert. Besonders die dortigen Privatwaldbesitzer<br />
fürchteten eine Beeinträchtigung ihrer Nutzung,<br />
sowohl durch einschränkende Bestimmungen als<br />
auch durch stärkere Besucherströme. Die erste Befürchtung<br />
konnte ausgeräumt werden, da sich am bereits rechtskräftigen<br />
Landschaftsschutz nichts ändern sollte. Aber sie waren<br />
nicht ganz unbegründet, denn Dr. Künanz hatte im Entwurf<br />
der Landschaftsschutzverordnung die weitere Nutzung<br />
mit Fichten ausgeschlossen. Dies war in die Verordnung<br />
aber nicht aufgenommen worden. Wie der bis dahin ungeordnete<br />
Erholungsverkehr in vielen später zu <strong>Naturpark</strong>en<br />
erklärten Landschaften – insbesondere Wald- und Grünlandgebieten<br />
– aber bereits zeigte, war die zweite Befürchtung<br />
durchaus berechtigt.<br />
Nur sollte ja gerade durch schonende Lenkung des motorisierten<br />
Erholungsverkehrs die Anlage von öffentlichen<br />
Parkplätzen, Wanderwegen und zugehörigen Einrichtungen<br />
eine Hauptaufgabe der <strong>Naturpark</strong>e werden. Die <strong>Naturpark</strong>idee<br />
überzeugte schließlich und wurde in einer offiziellen<br />
Besprechung mit Vertretern der Bundes- und Landesregierung,<br />
Kreisen, Gemeinden und Betroffenen akzeptiert. So<br />
entstand im Hohen Vogelsberg aus einem bereits vorhandenen<br />
Landschaftsschutzgebiet der erste Neupark in der<br />
Bundesrepublik.<br />
Dem Hohen Vogelsberg folgten recht bald weitere Neuparke:<br />
Der <strong>Naturpark</strong> Südeifel unter der Leitung von Landrat Konrad<br />
Schubach und tatkräftig unterstützt von Forstoberinspektor<br />
Göbel, aus dem schon 1964 durch <strong>Zu</strong>sammenschluss mit<br />
luxemburgischen Gebieten der erste grenzüberschreitende<br />
<strong>Naturpark</strong> wurde, sowie der <strong>Naturpark</strong> Pfälzerwald. Beide<br />
wurden intensiv gefördert durch Regierungsdirektor Johannes<br />
Wiegand, dem Chef der rheinlandpfälzischen Landesplanung.<br />
7
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Leitgedanken bei der Gründung der ersten Neuparke<br />
Der <strong>Naturpark</strong>gedanke muss heute verwirklicht werden.<br />
Er duldet keinen Aufschub. Was heute und durch uns nicht<br />
getan wird, kann die folgende Generation nicht nachholen.<br />
Die umfassende, großzügige und schnelle Verwirklichung<br />
der <strong>Naturpark</strong>idee ist zugleich höchst bedeutsamer Dienst<br />
am Menschen und an der Landschaft. Sie ist das notwendige<br />
und würdige Gegenstück zur heutigen Technik, Zivilisation<br />
und Arbeitsrationalisierung mit all ihren Werten und all<br />
ihren weitreichenden Schäden und eine nicht aufschiebbare<br />
Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen.<br />
Alles, was getan werden kann, um die Menschen wieder mit<br />
der Natur zu verbinden, muss geschehen. Der <strong>Naturpark</strong>gedanke<br />
bildet einen integrierenden Bestandteil des gedanklichen<br />
Systems der Raumordnung. <strong>Naturpark</strong>e werden Ausdruck<br />
des Industriezeitalters sein müssen und stellen eine<br />
polare Erscheinung zum Auftreten von Bevölkerungsballungen<br />
dar. Ihre oberste Aufgabe muss demnach sein, dem Menschen<br />
der Ballungsräume eine sinnvolle Erholung in der Natur<br />
zu gewähren. Daher sind die <strong>Naturpark</strong>e in ihrer Lage und<br />
ihrer Ausstattung auf die großen Bevölkerungsballungen auszurichten.<br />
<strong>Naturpark</strong>e sind Landschaftsparke, die Wald und offene Landschaft<br />
einschließen. Der Anklang bei der Großstadtbevölkerung<br />
unterliegt kaum einem Zweifel. Weniger zustimmend sind<br />
vielfach die Grundeigentümer, -bewirtschafter, -verwalter und<br />
-pächter. Sie alle leiden unter dem Unvermögen der vielen,<br />
sich in der Natur natürlich zu benehmen. Dadurch werden sie<br />
Gegenstand einer indirekten Enteignung. Lenken und Ordnen<br />
ist zunächst nötig. Es darf damit nicht ein Bewenden haben.<br />
Mit den <strong>Naturpark</strong>en ist eine große Möglichkeit gegeben, die<br />
positiven Kräfte im Menschen zu wecken und zu stärken. Die<br />
neuen Natur- und Landschaftsparke könnten zu lebendigen<br />
Vorbildlandschaften werden.<br />
8<br />
Es wäre daher nichts gefährlicher, als die Auswahl der Landschaften<br />
und ihre Einrichtung einer Improvisation zu überlassen.<br />
Wenn es auch in Deutschland nicht undenkbar wäre, dass<br />
Erholung in oberster Instanz von der Bundesregierung betreut<br />
würde, dürfte es doch gegenwärtig näher liegen, diese Aufgabe<br />
vorwiegend im Rahmen der Selbstverwaltung zu lösen,<br />
durch freiwillige <strong>Zu</strong>sammenschlüsse der Beteiligten – das<br />
wären Kommunen wie Verbände und Beteiligte – zu Vereinen,<br />
Zweckverbänden oder Körperschaften öffentlichen Rechts.<br />
Die erste Aufgabe der Geschäftsstelle würde die Ausarbeitung<br />
eines Landschafts- und Gestaltungsplanes sein.<br />
Wir müssen gemeinsam dafür eintreten, dass möglichst viele<br />
Erholungslandschaften erhalten und vor dem großen Verkehr<br />
bewahrt bleiben. Das kann dadurch geschehen, dass sie zu<br />
geschützten Landschaftsteilen, zu <strong>Naturpark</strong>en oder zu „Oasen<br />
der Ruhe“ erklärt werden. Der Schutz der Natur vor dem zerstörenden<br />
Menschen ist eine Staatsnotwendigkeit, die nicht<br />
länger als sentimentales Problem behandelt werden darf<br />
(Eugen Gerstenmaier).<br />
Bei der Tagung der Träger von 21 deutschen <strong>Naturpark</strong>en 1962<br />
wurde die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft beschlossen,<br />
aus der dann der Verband der <strong>Naturpark</strong>e hervorging. Die Grundsätze<br />
der <strong>Naturpark</strong>e sind seit 1957 die gleichen geblieben:<br />
1. Keine Beschränkung der ordnungsgemäßen Land- und<br />
Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei.<br />
2. Planung im Rahmen einer übergeordneten Raumordnung<br />
und Abstimmung mit allen Interessenten am Boden und<br />
an der Zweckbestimmung.<br />
3. Zielstrebiges, maßhaltendes Vorgehen unter Einhaltung<br />
einer ausgewogenen Rangfolge.<br />
4. Keine Zersplitterung der vorhandenen Geldmittel, sondern<br />
Konzentration auf bestimmte Objekte, um diese zweckentsprechend<br />
in angemessener Zeit zu gestalten. Das hindert<br />
nicht, bedrohte Landschaften vorläufig sicherzustellen.
Begriffsbestimmung der <strong>Naturpark</strong>e nach der inzwischen<br />
(1962) vollzogenen Entwicklung des <strong>Naturpark</strong>programms:<br />
<strong>Naturpark</strong>e sind in sich geschlossene, weithin durch ihre besondere<br />
Schönheit bekannte und daher schützenswerte, großräumige<br />
Landschaften, die für die gesamte Landeskultur von<br />
entscheidender Bedeutung sind und sich durch die Pflege ihrer<br />
Schönheit in hervorragender Weise für die Erholung eignen.<br />
Hierzu sind geeignete Maßnahmen zur Vermeidung und Beseitigung<br />
von Verunstaltungen notwendig oder wünschenswert.<br />
Schutz und Pflege haben im Sinne des Naturschutzes keine<br />
wirtschaftliche, sondern eine sozialpolitische Zielsetzung.<br />
Manche Pressemeldungen und Einwendungen staatlicher<br />
wie privater Stellen gingen 1956 am eigentlichen Problem der<br />
<strong>Naturpark</strong>e vorbei. Es handelt sich in erster Linie nicht um die<br />
Schaffung großer Erholungsgebiete, sondern um die Erhaltung<br />
und Pflege bevorzugter Landschaften. Es geht nicht um kleinliche<br />
Verbote und auch nicht um Massenerholung, sondern um<br />
die dauernde Sicherstellung charakteristischer deutscher<br />
Landschaften, die im Benehmen mit den Landesplanungsbehörden<br />
aus berechtigten und zwingenden Gründen des Naturschutzes<br />
erhalten, gepflegt und vor verunstaltenden und zerstörenden<br />
Einwirkungen geschützt werden müssen.<br />
Inzwischen hat sich die Idee Töpfers über die Grenzen Deutschlands<br />
ausgedehnt und die Zahl der ersten <strong>Naturpark</strong>e verzehnfacht.<br />
Bundeskanzler Konrad Adenauer würdigte diesen Erfolg<br />
mit folgendem Telegramm:<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
So kann ich nur hoffen und wünschen, dass die Idee Isbarys –<br />
<strong>Naturpark</strong>e als Vorbildslandschaften zu entwickeln – im Sinne<br />
schonender und zugleich nachhaltiger Nutzung von Natur und<br />
Landschaft für alle Menschen fortgeführt und weiterentwickelt<br />
wird.<br />
9
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Erste staatliche Überlegungen zur Schaffung von Leitlinien<br />
für <strong>Naturpark</strong>e in der BRD wurden im sogenannten Gutachten<br />
von Isbary im März 1959 in Bonn – Bad Godesberg vorgestellt.<br />
Erarbeitet wurde es im Institut für Raumforschung.<br />
Anhand von Leitlinien wurden vor über 60 Jahren die entscheidenden<br />
Weichen für die Schaffung und die Entwicklung der deutschen<br />
<strong>Naturpark</strong>e gestellt. Um diese Entwicklung zu verdeutlichen,<br />
seien hier noch einmal die Grundgedanken aufgeführt.<br />
„Bei der Schaffung von <strong>Naturpark</strong>en muss der Mensch im Mittelpunkt<br />
aller Bestrebungen und Maßnahmen stehen“.<br />
Isbary definiert die Landschaft als „die von Menschenhand<br />
geschaffene Kulturlandschaft – der Lebensraum des Wirtschaftenden<br />
Menschen auf dem Lande“. Aus dieser Definition heraus<br />
ergibt sich die Aufgabe, die Natur und die Landschaft für den<br />
Menschen zu erhalten und als Erholungsgebiet zu sichern.<br />
„Ein Schutz der Landschaft, der diese Anpassung verhindern<br />
wollte, weil es sein Ziel ist, eine Kulturlandschaft der Vergangenheit<br />
zu erhalten, würde die lebendige Fortentwicklung der<br />
ländlichen Gesellschaft – also auch der von ihr gestalteten und<br />
mit Leben erfüllten Landschaften – abschneiden und allmählich<br />
Stätten der Verlassenheit schaffen. Ohne den wirtschaftenden<br />
und dadurch pflegenden Menschen lässt sich keine Kulturlandschaft<br />
wie ein Museum erhalten.“<br />
Weiter führt Isbary aus, dass durch diese Grundgedanken lebendige<br />
Landschaften entstehen, die der Mensch gestaltet.<br />
In diesen „Vorbildlandschaften“ findet der Stadtbewohner<br />
Schönheit, Freude, Frieden und Entspannung. Daraus zieht er<br />
die Konsequenz: „Unter <strong>Naturpark</strong>en werden also ausgewählte<br />
Landschaften verstanden, die mit Hilfe der Öffentlichkeit für den<br />
10<br />
von Hans-Walter Herpel<br />
Wie kam es zur Entstehung der <strong>Naturpark</strong>e in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg?<br />
Menschen gestaltet werden. Es kann sich bei ihnen um offene<br />
oder um bewaldete Landschaften handeln. Da die Einrichtung<br />
von <strong>Naturpark</strong>en dem Wunsch sehr breiter Kreise entspricht,<br />
wird man anerkennen müssen, dass der <strong>Naturpark</strong>gedanke<br />
ein Ordnungsgedanke und damit ein lebensbejahender Ausdruck<br />
unserer Zeit ist. Damit erhebt sich die Einrichtung von<br />
<strong>Naturpark</strong>en zu einer großen nationalen Aufgabe.“<br />
Laut <strong>diesem</strong> Gutachten ist „die Einrichtung von <strong>Naturpark</strong>en<br />
als Vorbildlandschaften eine Gestaltungsaufgabe der Raumordnungspolitik.<br />
Sie muss nach landesplanerischen Grundsätzen<br />
gelöst werden.“<br />
Ihre Ziele können die <strong>Naturpark</strong>e nur erreichen, „wenn die Gestaltung<br />
von den eigenen kommunalen Planungs- und Durchführungsorganen<br />
erfolgt, die, durch neue fachliche Kräfte angereichert<br />
und von der Landesplanung beraten, auch von den<br />
Bewohnern und ihren organisatorischen und kirchlichen Institutionen<br />
unterstützt werden.“<br />
In dem Gutachten wird dann auf die Eignung einzelner Landschaften<br />
als <strong>Naturpark</strong>e eingegangen. So ist auf der Karte<br />
„Der Naherholungsraum um die Rhein-Main- und um die<br />
Rhein-Neckar-Ballung“ auch der Taunus dargestellt und auf<br />
der Seite 58 wie folgt beschrieben: „Taunus (neu aufgeführt),<br />
Fläche rund 4<strong>50</strong> km 2 . Während der Vordertaunus mit seinen<br />
vielen und leistungsfähigen Fremdenverkehrsgemeinden seit<br />
langem das traditionelle Stadtranderholungsgebiet ist, eignet<br />
sich der stille Hintertaunus nördlich des Altkönigs, der Saalburg<br />
und des Steinkopfes, mit dem Limes und dem natürlichen<br />
Mittelpunkt Usingen, ausgezeichnet zur Ausgestaltung<br />
als Wochenendpark. Besonders für den fast ganz im <strong>Naturpark</strong><br />
liegenden Kreis Usingen wäre eine Funktionsverstärkung<br />
und die Schaffung neuer Existenzquellen sehr erwünscht.“
von Hans-Walter Herpel<br />
Die Gründungsgeschichte des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Auf der Grundlage des Gutachtens für Raumforschung Bonn –<br />
Bad Godesberg fanden 1960 und 1961 Sondierungsgespräche<br />
zwischen dem Regierungspräsidenten in Wiesbaden und den<br />
Landkreisen Usingen und Obertaunus über die Gründung<br />
eines Zweckverbandes statt. Der positiven Einstellung des<br />
Landrates des Obertaunuskreises, Werner Herr, standen<br />
Bedenken aus dem Landkreis Usingen gegenüber.<br />
Am 5. September 1961 fand unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten<br />
aus Wiesbaden im Hessischen Innenministerium<br />
eine Besprechung aller Beteiligten statt. Neben den Landräten<br />
Müller und Herr waren verschiedene Bürgermeister, Vertreter<br />
der Forstverwaltung und andere Interessierte anwesend.<br />
Der Regierungspräsident Dr. Schubert entwickelte erste Vorschläge<br />
für die Satzung eines Zweckverbandes und eine<br />
mögliche Abgrenzung des zu gründenden <strong>Naturpark</strong>es. Dabei<br />
konnten die bestehenden Bedenken der Vertreter des Landkreises<br />
Usingen ausgeräumt werden.<br />
Es wurde in der Besprechung festgelegt, dass die zu erarbeitende<br />
Satzung ein Stimmrecht festschreibt, an dem der Landkreis<br />
Usingen mit mehr als 52 Prozent beteiligt ist. Die grundsätzlichen<br />
Bedenken von Vertretern des Landkreises Usingen –<br />
der <strong>Naturpark</strong> könnte die Entwicklung der Stadt Usingen und<br />
der Gemeinden einschränken – wurden bei dieser Besprechung<br />
ausgeräumt. Es wurde zugesagt, dass der Zweckverband<br />
<strong>Naturpark</strong> keine Einschränkungen für die Entwicklung der<br />
Kommunen mit sich bringen sollte, die über die bestehenden<br />
Landschaftsschutzverordnungen hinausgingen und die seinerzeit<br />
schon für die Fläche galten.<br />
Die Bildung eines Arbeitskreises zur Erarbeitung der Satzung<br />
wurde beschlossen. Am 30. Oktober 1961 hat der Kreistag des<br />
Landkreises Usingen die Satzung beraten und beschlossen,<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
am 18. November 1961 war dies im Kreistag des Obertaunuskreises<br />
der Fall. Mit den Nachbarkreisen Friedberg, Wetzlar,<br />
Weilburg und Main-Taunus kam es am 5. Dezember 1961 zu<br />
ersten Besprechungen wegen eines möglichen Beitrittes.<br />
Am 15. Januar 1962 wurde zu einer großen Besprechung aller<br />
möglichen Interessierten in das Restaurant „Eisvogel“ in<br />
Anspach/Taunus eingeladen. Am 15. Mai 1962 erfolgt die<br />
Genehmigung der Satzung durch den Regierungspräsidenten<br />
Dr. Schubert in Wiesbaden. So konnte schließlich am<br />
30. Mai 1962 die Gründungsfeier des Zweckverbandes <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> in der Gaststätte „<strong>Zu</strong>r Linde“ in Gemünden<br />
im damaligen Landkreis Usingen begangen werden.<br />
11
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Wie hast Du die Zeit damals – um 1960 – im Hinblick auf den<br />
<strong>Naturpark</strong>gedanken wahrgenommen?<br />
Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Alles schien machbar –<br />
auch das zunehmende Inanspruchnehmen der Natur. Das geschah<br />
in zweierlei Weise:<br />
1. Menschen fuhren am Wochenende und damals auch noch<br />
im Urlaub als Naherholungssuchende in die waldreichen<br />
Mittelgebirge, die das Rhein-Mainische Kernland mit der<br />
Metropole Frankfurt umgeben. Das Auto oder der öffentliche<br />
Personennahverkehr erlaubten ein schnelles Erreichen<br />
der Ziele. Man wanderte – oft ziel- und auch planlos –<br />
durch Feld und Wald, parkte die Autos in Waldnähe oder<br />
auf „günstig“ gelegenen Wiesen, wo man auch lagern<br />
konnte. Ich habe oft erlebt, dass Wanderer bei Dunkelheit<br />
verzweifelt ihr Auto suchten. Sie wurden zu mir<br />
(nach Anspach) geschickt, in der Hoffnung, ich könne als<br />
Flurkundiger bei der Suche helfen. Das war aber nicht<br />
immer der Fall. Oft konnte das Auto – vom Förster oder<br />
einem Bauern gemeldet – erst am nächsten oder übernächsten<br />
Tag ausfindig gemacht werden.<br />
2. Wer es sich leisten konnte und über eine entsprechende<br />
Bausparversicherung oder Bargeld verfügte, reihte sich<br />
in die Stadtfluchtbewegung durch den Kauf von Bauland<br />
ein, um ganz im Grünen zu wohnen. Ich will über die Probleme<br />
der Landschaftszersiedelung hier nicht reden,<br />
auch nicht über die grünen Ghettos (Hegewiese etc.),<br />
wohl aber über die unkontrollierte Ausdehnung von Wochenendbereichen.<br />
Dabei spielte auch der rechtlich nicht<br />
haltbare Begriff des „Bauerwartungslandes“ eine unselige<br />
Rolle im Blick auf die „Naturverwertung“. Ich hoffte<br />
auf die ideelle Hilfe zur Landschaftsverantwortung seitens<br />
des <strong>Naturpark</strong>s – nicht vergeblich.<br />
12<br />
Hans-Walter Herpel im Interview mit Professor Dr. Eugen Ernst<br />
Als der <strong>Naturpark</strong>gedanke durch die Presse ging – was sagten die Leute, was ist geblieben?<br />
Hast Du die Gründungsphase des <strong>Naturpark</strong>s selbst noch in<br />
Erinnerung?<br />
Freilich! Ich war mit Richard Schäfer schon eine Stunde vor dem<br />
Gründungsakt in seinem Gasthaus „Linde“ – es war Ende Mai<br />
1962 – zusammen, wir warteten auf die hauptamtlich <strong>Zu</strong>ständigen,<br />
wie z. B. Landrat Werner Herr. Schon ein Jahr vorher hatte<br />
mich der Anspacher Bürgermeister Selzer gebeten, mit dem Vorsitzenden<br />
des Taunusklubs Erwin Henrici an einer diesbezüglichen<br />
Fachtagung in Grasellenbach (Odenwald) teilzunehmen,<br />
wobei über das Werk von A. Töpfer am Wilseder Berg (Heidepark)<br />
berichtet wurde. Reinhard Sander stellte auf einer Exkursion die<br />
Anfangserfolge des <strong>Naturpark</strong>s Odenwald überzeugend vor.<br />
Damals ging es mir auch darum, ob der Taunusklub mit dem <strong>Naturpark</strong><br />
ein Konkurrenzunternehmen fürchten musste oder ob<br />
eine vernünftige Kooperation möglich werden würde – was sich<br />
ja auch realisierte, beide Organisationen ergänzen sich bis heute.<br />
Du stammst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb;<br />
wie sahen das die Bauern?<br />
<strong>Zu</strong>erst waren viele Landwirte sehr skeptisch, weil sie fürchteten,<br />
dass nun noch mehr „Städter“ die Fluren unsicher machen würden.<br />
Sie mussten aber schon bald erkennen, dass die Dinge sich<br />
für alle positiv entwickelten. Die Rundwanderwege mit den sprechenden<br />
Bildzeichen führten sicher durch die schöne Landschaft<br />
und verlässlich zu geordnet angelegten Parkplätzen. Das wilde<br />
Parken ging stark zurück. Die Liegewiesen, Grillhütten und Ruhebänke<br />
übten die gewünschte Anziehungskraft aus und regulierten<br />
auf diese Weise die Feld- und Waldnutzung der „Sonntagswanderer“.<br />
Im familieneigenen Erlenhof registrierten wir, dass<br />
das Weidevieh, besonders die Rinder, nicht mehr – wie es zuvor<br />
vorkam – weggeworfenen Picknick-Müll fraßen und erkrankten,<br />
weil das wilde Lagern und Hinterlassen mitgebrachter Utensilien<br />
unterblieb. Das ersparte dem Hof hohe Operationskosten.<br />
Fazit: auch für die Landwirtschaft war der <strong>Naturpark</strong> ein Segen.
von Adolf Günter<br />
<strong>Zu</strong>m Ende meiner Tätigkeit als Vertreter des erkrankten Büroleiters<br />
des Forstamtes Bad Homburg v.d.H. wurde ich vom<br />
damaligen Leiter des Forstamtes, Forstmeister Buhlmann,<br />
gefragt, ob ich Interesse daran hätte, die Geschäftsführung<br />
des Zweckverbandes „<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“ zu übernehmen.<br />
So ergab sich, dass ich ab dem 21. Mai 1965 zur Unterstützung<br />
des damaligen Leiters des <strong>Naturpark</strong>s, Forstassessor<br />
Udo Hanstein, tätig war und zum 1. Juni 1965 zum Hessischen<br />
Forstamt Usingen versetzt wurde.<br />
Das Bestreben des Regierungspräsidiums Wiesbaden war es,<br />
die Leitung der <strong>Naturpark</strong>e ausschließlich in forstlichen Händen<br />
zu belassen. Erst bei meiner Einweisung durch Forstmeister<br />
Gebbers, Leiter des Forstamtes Usingen, erfuhr ich, dass meine<br />
Tätigkeit aufgesplittet war, jeweils halbtags im Geschäftszimmer<br />
des Forstamtes Usingen und halbtags in der Geschäftsstelle<br />
des <strong>Naturpark</strong>es. Schwierigkeiten mit dieser Einteilung gab<br />
es für die Dauer meiner Tätigkeit nicht. Mein Einsatz vollzog<br />
sich schwerpunktmäßig auch über die halben Tage hinaus.<br />
Die Geschäftsstelle des <strong>Naturpark</strong>s befand sich während dieser<br />
Zeit in einem Nebengebäude des damaligen Landratsamtes des<br />
Kreises Usingen. Udo Hanstein und mich unterstützte in dieser<br />
Zeit eine Mitarbeiterin des Landkreises Usingen, Rosemarie Gräb.<br />
Dem Weitblick der beiden Landräte Werner Herr und Heinrich<br />
Müller der Gründerkreise Usingen und Obertaunus war es zu<br />
verdanken, dass es schon in dieser Zeit zur Gründung eines<br />
<strong>Naturpark</strong>s kam. Sie erkannten, dass sich das Freizeitverhalten<br />
der Bevölkerung ändern würde. Durch das Auto – das sich<br />
fast jede Familie leisten konnte – und die zunehmende Freizeit<br />
strömte die Bevölkerung des immer größer werdenden Ballungsraums<br />
verstärkt in die Natur. Naherholung war gefragt.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Erster forstlicher Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s: 1. Juni 1965 – 28. Februar 1967<br />
Die Aufgabe des <strong>Naturpark</strong>s war es nun, den zu erwartenden<br />
Besucherstrom so zu lenken, dass er einerseits an der Schönheit<br />
der Natur teilhaben konnte, andererseits aber auch sensible<br />
Bereiche vor ihm geschützt wurden. Ein besonderes Anliegen<br />
war es auch, kulturelle Sehenswürdigkeiten (z. B. Saalburg,<br />
Limes) in den Verlauf der Rundwanderwege mit einzubeziehen.<br />
Dazu gehörte aber zuerst die Erarbeitung eines Konzeptes, wie<br />
der <strong>Naturpark</strong> im Laufe der nächsten Jahre zu entwickeln sei.<br />
Dieses Konzept wurde in <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit den Kreisen,<br />
Kommunen und verschiedenen Verbänden entwickelt. Es<br />
flossen aber auch Wünsche der Besucher mit ein, deren Meinung<br />
bei verschiedenen Befragungen eingeholt wurde.<br />
In erster Linie galt es, für die Besucher Parkplätze anzulegen<br />
und zeitgleich dazu die entsprechenden Rundwanderwege<br />
festzulegen und zu beschildern. Die Standorte der Parkplätze<br />
wurden nach dem erarbeiteten, aber natürlich noch nicht vollständigen<br />
Konzept gemeinsam mit den Kommunen und den<br />
staatlichen Forstämtern ausgesucht.<br />
Jede Kommune und jedes Forstamt hatten eigene Vorstellungen<br />
und Wünsche zum Standort des Parkplatzes in der eigenen<br />
Gemarkung oder in ihrem Hoheitsbereich. Die Überlegungen<br />
des <strong>Naturpark</strong>s richteten sich aber auch auf die Erreichbarkeit<br />
des Parkplatzes, ob die davon ausgehenden Rundwanderwege<br />
auch „attraktiv“ und für jede Altersgruppe der Besucher<br />
gut begehbar waren. Es erscheint nur natürlich, dass sich in<br />
den Anfangsjahren des <strong>Naturpark</strong>s die Anzahl der errichteten<br />
Parkplätze auf das Kerngebiet des <strong>Hochtaunus</strong> – das Feldberggebiet<br />
– beschränkte. Durch die unmittelbare Nähe zum Ballungsgebiet<br />
Rhein-Main war auch eine spontane Erholungstour<br />
möglich. In späteren Jahren wurden auch die weiter<br />
nördlich liegenden, aber nicht minder attraktiven Gegenden<br />
„erschlossen“.<br />
13
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Beim Ausbau der Parkplätze wurden jeweils überwiegend einheimische<br />
Firmen (z. B. Firma Bernhard, Eschbach/Wernborn)<br />
eingesetzt. Sie waren vor Ort, damit leicht erreichbar und mit<br />
der Örtlichkeit gut vertraut. Der Verlauf der von den Parkplätzen<br />
ausgehenden Rundwanderwege wurde mit den Waldbesitzern<br />
abgesprochen. Bei der Planung wurde sowohl auf naturschützerische<br />
als auch auf jagdliche Belange Rücksicht genommen.<br />
Sensible Naturbereiche und Wildeinstandsgebiete wurden<br />
beim Verlauf der Wanderwege ausgenommen. Naturschutzgebiete<br />
wurden nach Möglichkeit vollständig ausgespart.<br />
Der Besucherstrom wurde gelenkt.<br />
Die Rundwanderwege wurden mit verschiedenen farbigen<br />
Zeichen gekennzeichnet. Diese Zeichen wurden auf eine Plastikscheibe<br />
gedruckt und auf einem wasserfesten Brett befestigt.<br />
Da bis zu vier verschiedene Rundwanderwege von den Parkplätzen<br />
abgingen und sich die Markierungszeichen nicht<br />
zu oft wiederholen sollten, musste das Angebot an Zeichen<br />
ständig vergrößert werden. Das Markieren der verschiedenen<br />
Rundwanderwege geschah durch den <strong>Naturpark</strong> selbst, durch<br />
die Forstämter und vor allem am Anfang durch die Mitglieder<br />
des Taunusklubs.<br />
Doch mit der Markierung der Wanderwege allein war es nicht<br />
getan. Die Wanderer verlangten am Parkplatz Auskunft über<br />
den Verlauf, die Länge und Besonderheiten der Wanderwege<br />
und natürlich auch die Dauer der Wanderung. So wurden<br />
Orientierungstafeln entworfen, auf denen der Verlauf der<br />
Wanderwege entsprechend der topographischen Karte gezeichnet<br />
war. Außerdem wurde in Stichworten auf Besonderheiten<br />
während der Wanderung hingewiesen. Diese Aufgabe<br />
übernahm ein Kunstmaler aus Pfaffenwiesbach, Albert Brandt.<br />
Die Orientierungstafeln waren schon kleine Kunstwerke, reine<br />
Handarbeit.<br />
14<br />
Um den Wanderern auch die Möglichkeit zu einer Rast zu geben,<br />
wurden vielfach am Parkplatz und an besonders attraktiven<br />
Punkten Bänke, zum Teil auch Sitzgruppen mit Tischen<br />
aufgestellt. Dieses Mobilar wurde aus massiver Eiche von der<br />
Firma Reuter aus Wüstems hergestellt und erfreute sich großer<br />
Beliebtheit. Eine große erwünschte Besucherzahl bedeutete<br />
aber auch ein großes Müllproblem. Durch das Aufstellen<br />
von Papierkörben an den Parkplätzen und Bänken war dieses<br />
Problem nicht gelöst. Der Müll musste auch entsorgt werden.<br />
Der nächste große Schritt war folgerichtig die Erweiterung<br />
der Mitarbeiterzahl des <strong>Naturpark</strong>s. So wurden als neue Mitarbeiter<br />
die Gebrüder Friedhelm und Theo Schmidt aus Eschbach<br />
eingestellt. Mit dem angekauften VW-Pritschenwagen<br />
bestand ihre Hauptaufgabe – besonders nach den Wochenenden<br />
– im Einsammeln des Mülls und dem Entsorgen auf<br />
den Deponien der damals noch eigenständigen Gemeinden.<br />
Der Aufgabenbereich der neuen Mitarbeiter erweiterte sich<br />
immer mehr. So wurden die Stellplätze auf den Parkplätzen<br />
durch das Anbringen von Eichenstangen eingegrenzt. Kleinere<br />
Schäden an den Wanderwegen wurden beseitigt, Tische und<br />
Bänke, Orientierungstafeln, Wegezeichen wurden falls notwendig<br />
repariert. In dieser Zeit wurde auch die Errichtung von<br />
Schutzhütten forciert, um den Wanderern Unterstellmöglichkeiten<br />
bei schlechtem Wetter zu bieten.<br />
Ein reichhaltiges Programm, das noch durch eine weitere Aufgabe<br />
ergänzt wurde: Der <strong>Naturpark</strong> nahm sich auch im kleineren<br />
Maße der Landschaftspflege an. Es wurde z. B. die Birkenallee<br />
entlang der Straße Eschbach – Parkplatz „Eschbacher<br />
Klippen“ angelegt. Das Gelände um die damals als „Flächenhaftes<br />
Naturdenkmal“ ausgewiesenen Eschbacher Klippen<br />
wurde von der Stadt Usingen angepachtet. Dieses Gelände<br />
war jahrelang für eine motorrad-sportliche Veranstaltung
„Rund um die Eschbacher Klippen“ und als Freilichtbühne<br />
genutzt worden. Entsprechend sah es aus. Der Leitung des<br />
<strong>Naturpark</strong>s ging es darum, die vorhandenen Heideflächen<br />
mit locker überstellten Wacholderbüschen zu pflegen und<br />
vor allem zu erhalten.<br />
Bereits 1964 hat der <strong>Naturpark</strong> in <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit dem<br />
Ravenstein Verlag Frankfurt einen Wanderführer herausgegeben,<br />
in dem auf einer Übersichtskarte die einzelnen Parkplätze<br />
mit ihren davon ausgehenden Rundwanderwegen verzeichnet<br />
sind. Eine ausführliche Beschreibung des Verlaufs<br />
der Wanderwege enthält Hinweise auf besondere Höhepunkte<br />
zur Schönheit, Vielfalt und Eigenart der Landschaft oder zu<br />
kulturellen Besonderheiten. Die Hinweise sind im Wanderführer<br />
ausführlicher dargestellt, als es auf der örtlichen Orientierungstafel<br />
möglich war.<br />
Ende des Jahres 1966 kam es zu einem Wechsel in der Leitung<br />
des <strong>Naturpark</strong>s. Udo Hanstein fand eine neue Betätigung als<br />
Leiter des niedersächsischen Forstamtes Sellheim (Lüneburger<br />
Heide). Er wurde von Forstassessor Klaus Ruppert abgelöst,<br />
dem späteren Leiter der Forstabteilung des Regierungsbezirks<br />
Kassel. Klaus Ruppert übernahm kurz darauf auch die<br />
Geschäftsführung des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, denn Ende des<br />
Monats Februar 1967 endete meine Tätigkeit als Geschäftsführer<br />
des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Ab 1. März 1967 übernahm<br />
ich die Leitung der Hessischen Revierförsterei Eschbach. Die<br />
Tätigkeit beim <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> war eine interessante<br />
und arbeitsreiche Zeit, die ich in meinem beruflichen Werdegang<br />
nicht missen möchte.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Hans-Walter Herpel<br />
im Interview mit Friedhelm Schmidt<br />
Erinnerungen des ersten deutschen „Rangers“<br />
Friedhelm Schmidt war der erste hauptamtliche <strong>Naturpark</strong>-<br />
Pflegetruppmitarbeiter in Deutschland. Heute nennt man diese<br />
Tätigkeit „<strong>Naturpark</strong>-Ranger“. Er wurde am 1. Oktober 1965<br />
im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> eingestellt und hat diese Arbeit<br />
bis 1980 wahrgenommen, als er aufgrund gesundheitlicher<br />
Probleme ausschied.<br />
Wer hat Dich damals eingestellt und wie wurde Dein neues<br />
Arbeitsfeld beschrieben?<br />
Am 1. Oktober 1965 wurde ich von dem damaligen Vorsitzenden<br />
des <strong>Naturpark</strong>es, Landrat Werner Herr und dem forstlichen<br />
Berater Udo Hanstein eingestellt, der mich auch eingewiesen<br />
hat. Da es deutschlandweit diesen Beruf noch nicht<br />
gab, haben wir ein Berufs- und Aufgabenbild erarbeitet. Das<br />
Bepflanzen ausgeräumter Feldmarken wie in Eschbach, von<br />
Bachläufen und von nicht eingegrünten Bauwerken gehörte<br />
ebenso dazu, wie das Markieren der Wanderwege mit den<br />
eigens für den <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> entworfenen Rundwegwanderzeichen<br />
und das Aufstellen von Bank- und Tischgruppen.<br />
Um die Konflikte zwischen den Besuchern und den<br />
in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Kollegen zu entschärfen,<br />
wurden zusammen mit den Forstämtern an den<br />
Ausgangspunkten schöner Rundwege Parkplätze eingerichtet,<br />
um so zu verhindern, dass die städtischen Besucher aus<br />
Unwissenheit ihre Fahrzeuge in die Einfahrten von Waldwegen<br />
oder in die Futterwiesen parkten.<br />
Von wem wurde dieses Arbeitsfeld vor Dir für den <strong>Naturpark</strong><br />
ausgeführt?<br />
Die allgemeinen Arbeiten wurden in <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit den<br />
Forstämtern von den Waldarbeitern durchgeführt, die naturparkspezifischen<br />
Arbeiten aber waren meine Aufgabe. Ab Juni<br />
1966 wurde mein Bruder Theo als zweiter Pflegetruppmitarbeiter<br />
eingestellt.<br />
15
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Wie war die <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit den Kommunen, den Forstämtern<br />
und dem Taunusklub?<br />
Die <strong>Zu</strong>sammenarbeit war mit den Forstämtern am intensivsten,<br />
die Förster und Waldarbeiter haben unsere Arbeit durch<br />
ihre Ortskenntnis unterstützt. Die Kommunen haben uns über<br />
die Bauhöfe geholfen. Gleich nach der <strong>Naturpark</strong>gründung<br />
hatte der Taunusklub für den <strong>Naturpark</strong> die Wanderwege<br />
markiert. Eine Besonderheit war die intensive <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
mit den damals noch aktiven Heimat- und Verkehrsvereinen,<br />
die sich besonders für ihre Dörfer und die Förderung des<br />
Tourismus einsetzten.<br />
Wie verlief der Arbeitseinsatz, wer hat die Aufträge erteilt?<br />
Es gab festgelegte Reinigungstouren, die in bestimmten Zeitabständen<br />
absolviert wurden und bei<br />
denen die Parkplätze, Liegewiesen<br />
und Schutzhütten gereinigt wurden.<br />
Die Saisonarbeiten wie Schneeräumen,<br />
Bepflanzungen, Liegewiesen mähen<br />
oder Wanderwege markieren, Schutzhütten<br />
streichen und anderes mehr<br />
bekamen wir von der Geschäftsstelle<br />
nach Rücksprache angegeben.<br />
Die ersten vier Mitarbeiter im Außendienst<br />
des <strong>Naturpark</strong>s. Von links nach<br />
rechts: Walter Henrici, Friedhelm Schmidt,<br />
Ernst Wick und Theo Schmidt zeigen<br />
ihre Fahrzeuge und Arbeitsgeräte an<br />
den Eschbacher Klippen.<br />
16<br />
Welche Fahrzeuge hattest Du damals und welche Werkzeuge?<br />
Ich bekam sofort bei der Einstellung einen VW Pritschenwagen.<br />
An Werkzeugen hatte ich viele Holzbearbeitungswerkzeuge<br />
und Werkzeuge für die Erdarbeiten.<br />
Wurde der Pflegetrupp als Erfolgsmodell auch anderen<br />
<strong>Naturpark</strong>en vorgestellt?<br />
Ja sofort, schon 1966 wurde ich in den <strong>Naturpark</strong> Habichtswald<br />
geschickt, um dort den Mitarbeitern das System der Wegemarkierung<br />
zu erläutern. Auch im <strong>Naturpark</strong> Spessart habe ich<br />
an der Wegscheide die Markierungen durchgeführt. In dieser<br />
Zeit kamen auch andere deutsche <strong>Naturpark</strong>e, die sich das<br />
Modell des hauptamtlichen <strong>Naturpark</strong>pflegetrupps angesehen<br />
haben und dann auch übernommen haben.
von Jürgen Horbach<br />
Die <strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und dem Kreisausschuss des <strong>Hochtaunus</strong>kreises – Untere Naturschutzbehörde<br />
Ab 1970 kam es zur Kontaktaufnahme zwischen dem Zweckverband<br />
<strong>Naturpark</strong> und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB),<br />
des Landkreises Usingens. Die Geschäftsführung des <strong>Naturpark</strong>es<br />
bestand aus: Herrn Adolf Günther, Herrn Dr. Stahl-Streit<br />
und Herrn Hans-Walter Herpel. <strong>Zu</strong>m damaligen Zeitpunkt bestand<br />
noch der Landkreis Usingen. Die Dienststelle der Unteren<br />
Naturschutzbehörde sowie die Geschäftsstelle des Zweckverbandes<br />
<strong>Naturpark</strong> (NP) befanden sich im gleichen Dienstgebäude<br />
des Landratsamtes Usingen, in der Stadt Usingen.<br />
In dieser Zeit tagte einmal jährlich die Naturschutzstelle unter<br />
Vorsitz des Landrates. In der Naturschutzstelle war der NP<br />
ebenfalls Mitglied. Hier wurden die anstehenden Belange<br />
beider Dienststellen mit einigen Naturschutzverbänden diskutiert<br />
und abgewogen.<br />
Im August 1972 fusionierten der Landkreis Usingen und der<br />
Obertaunuskreis zum <strong>Hochtaunus</strong>kreis. Durch die Fusionierung<br />
wurde der räumliche <strong>Zu</strong>sammenhang der beiden Dienststellen<br />
unterbrochen. Der inzwischen entstandene Kontakt<br />
war aber weiterhin gegeben.<br />
In der Zeit von 1970 bis 1980 wurden insbesondere die Standorte<br />
der Grillhüten – sowohl der geplanten als auch der realisierten<br />
– unter Berücksichtigung der landschaftsschutzrechtlichen<br />
Belange festgelegt. Dies erfolgte durch gemeinsame<br />
Ortsbesichtigungen und Erörterungen. Die Festlegungen der<br />
Maßnahmen geschahen unter Berücksichtigung von Eingriffsminimierungen<br />
in Natur und Landschaft.<br />
Nach erteilter Baugenehmigung, sowie landschaftsschutzrechtlicher<br />
Genehmigung wurden z. B. die Grillhütten im stillgelegten<br />
Steinbruch Weilrod Ortsteil Cratzenbach, in Usingen<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Stadtteil Michelbach, sowie in Usingen Stadtteil Wernborn<br />
errichtet. Die zwei letztgenannten Grillhütten wurden direkt<br />
am vorhandenen Parkplatz des NP errichtet.<br />
Vor der Neuausweisung der Mülldeponie „Brandholz“ wurden<br />
alle vorhandenen Müllplätze rekultiviert. Die Müllplätze befanden<br />
sich damals noch unter der Verwaltung der Gemeinden.<br />
Der aufzustellende Bepflanzungsplan wurde unter der Mitwirkung<br />
der Forstämter, NP und UNB erstellt.<br />
Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz im Jahr 1980 und<br />
der daraus erfolgten Durchführungsverordnung von 1981 zur<br />
„Bildung eines Naturschutzbeirates“ hat der Kreisausschuss<br />
des <strong>Hochtaunus</strong>kreises im Februar 1982 die Berufung der<br />
Mitglieder des Naturschutzbeirates beschlossen. Hierbei sind<br />
Vertreter und Stellvertreter der anerkannten Naturschutzverbände,<br />
unabhängige Bürger, die an Naturschutz interessiert<br />
sind sowie der NP für jeweils 4 Jahre berufen.<br />
Die UNB ist Schriftführer des Naturschutzbeirates. Im Beirat<br />
wurden alle Planungen und Eingriffe in Natur und Landschaft<br />
erörtert. Entsprechende Empfehlungen wurden beschlossen<br />
und an die UNB weitergeleitet.<br />
Ab den 80er Jahren wurde die <strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen UNB<br />
und NP erheblich intensiviert. Grund der vermehrten <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
war u. a. die Aufstellung des Flächennutzungsplanes.<br />
Für die Erstellung war der damalige Umlandverband<br />
Frankfurt zuständig. Im Flächennutzungsplan wurden u. a.<br />
neue Baugebiete und Straßenprojekte sowie vorhandene<br />
und neue land- und forstwirtschaftliche Flächen dargestellt.<br />
Dieser Plan wurde als Grundlagenentwicklung für künftige<br />
Eingriffe in Natur und Landschaft herangezogen.<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Auch bei einzelnen geplanten Eingriffen in Natur und Landschaft<br />
(außerhalb der bebauten Ortslagen war Landschaftsschutzgebiet)<br />
ist u. a. auch der NP der Ansprechpartner der<br />
UNB als Genehmigungsbehörde – z. B. bei Errichtung von<br />
landwirtschaftlichen Gebäuden, Wochenendhütten und Einfriedigungen<br />
(Zäune ect.), bei Straßenprojekten, z. B. Verbreiterung<br />
von Kreisstraßen, hierbei sollten Bäume, Feldhecken<br />
u. a. beseitigt werden. Hier wurde gemeinsam versucht, die<br />
Eingriffsminimierung zu erzielen und gegebenenfalls naturschutzrechtliche<br />
Ausgleichsmaßnahmen wie z. B. Neuanpflanzungen<br />
von Bäumen und Sträuchern, Erhaltungsmaßnahmen<br />
von Biotopflächen oder Neuanlegungen von Feuchtbiotopen<br />
festgelegt.<br />
Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz sind bei jedem Eingriff<br />
in Natur und Landschaft entsprechende Ausgleichsmaßnahmen<br />
nachzuweisen. Die vorgelegten Planungen von Ausgleichsmaßnahmen<br />
wurden vor der Beschlussfassung durch<br />
den Naturschutzbeirat mit dem NP erörtert und gegebenenfalls<br />
vor Ort ausgearbeitet.<br />
Bei der Vielzahl von Ortsbesichtigungen mit dem NP mussten<br />
immer wieder illegale Eingriffe im Landschaftsschutzgebiet<br />
„Taunus“ festgestellt werden. Hierbei handelte es sich überwiegend<br />
um Bauwerke, wie Wochenendhütten und Zäune,<br />
wilde Plakatierungen und Erdaufschüttungen, die das vorhandene<br />
Gelände wesentlich veränderten. Durch die UNB wurde<br />
ein entsprechendes Ordnungswidrigkeitsverfahren oder<br />
Beseitigungsverfahren dieser Illegalitäten eingeleitet. Auch<br />
durch den NP war eine Mitbetreuung der ausgewiesenen<br />
Naturdenkmale im Kreisgebiet gegeben, z. B. bei morschen<br />
Ästen am geschützten Baum war Unfallgefahr gegeben. Um<br />
schnellstmögliche Abhilfe zu schaffen, wurden von der UNB<br />
Fachfirmen beauftragt.<br />
18<br />
Beim Naturdenkmal „Eschbacher Klippen“ in der Gemarkung<br />
Eschbach wurde das Umfeld der Felsformation durch das federführende<br />
Betreiben des NP wieder hergestellt, indem die<br />
Heidefläche geplackt und die Wegeführungen durch niedrige<br />
Rundholzzäune markiert bzw. eingefasst wurden. Die in gleicher<br />
Geländehöhe befindliche Felsformation der „Saienstein“,<br />
der kaum sichtbar war, wurde vom wild gewachsenen Gehölz<br />
befreit.<br />
Diese Maßnahmen wurden gemeinsam mit einer zuvor vorgenommenen<br />
Ortsbesichtigung mit den Mitgliedern des Naturschutzbeirates<br />
im Jahr 2000 beschlossen. Auch wurde eine<br />
Kletterkonzeption (erarbeitet durch UNB, NP, Alpenverein)<br />
beider Felsformationen im August 2000 durch den Naturschutzbeirat<br />
beschlossen.<br />
Durch die oben genannten angerissenen umfangreichen<br />
Tätigkeitsbereiche entstand nicht nur dienstlicher Kontakt,<br />
sondern auch persönliche Beziehungen zwischen der Geschäftsführung<br />
des NP und den Bediensteten der UNB.<br />
Wiederansiedlung<br />
des Schwarzstorches<br />
in <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
mit UNB und Forstverwaltung.<br />
Dieses<br />
Exemplar wurde leider<br />
Opfer einer Hochspannungsleitung.
von Hans-Georg Fritze<br />
Fremdenverkehr und <strong>Naturpark</strong><br />
So einfach und harmonisch wie sich diese Überschrift liest,<br />
ist das Verhältnis beider jedoch nicht. Schon im Ansatz kann<br />
der Fremdenverkehr, oder moderner ausgedrückt, der Tourismus,<br />
in all seinen Facetten häufig ein recht problematischer<br />
Partner für <strong>Naturpark</strong>e sein. Dies gilt umso mehr, wenn der<br />
<strong>Naturpark</strong> in unmittelbarer Nachbarschaft eines Ballungsraumes<br />
– wie etwa dem Rhein-Main-Gebiet – liegt. Um die<br />
potentiellen Reibungsflächen und das daraus resultierende<br />
Spannungsfeld zu erkennen, muss man sich den satzungsmäßigen<br />
Auftrag des <strong>Naturpark</strong>s <strong>Hochtaunus</strong> vergegenwärtigen.<br />
Aufgabe und Auftrag des <strong>Naturpark</strong>s ist einerseits<br />
die Erhaltung und Pflege der Landschaft als unverzichtbarer<br />
ökologischer Schutzraum für Tiere und Pflanzen und andererseits<br />
die sinnvolle Erschließung dieser Landschaft als naturnahes<br />
Angebot für Naherholung und Kurzurlaub. Wobei im<br />
<strong>Hochtaunus</strong>kreis natürlich auch das Kurwesen, der Geschäftsund<br />
Tagungsreiseverkehr und der Jugendtourismus eine wichtige<br />
Rolle spielen.<br />
Unter den genannten Voraussetzungen war und ist die vertrauensvolle<br />
<strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und der Tourismusförderung beim <strong>Hochtaunus</strong>kreis<br />
hoch einzuschätzen. Viele Aktivitäten zur Verbesserung eines<br />
naturnahen touristischen Angebotes stehen beispielhaft für<br />
diese hervorragende Kooperation und können an dieser Stelle<br />
nur in Stichworten genannt werden.<br />
1. Lenkung und Entzerrung des Erholungsverkehrs, auch im<br />
Interesse einer wirksamen Entlastung des unmittelbaren<br />
und unter starkem Besucherdruck stehenden Feldberggebietes.<br />
Neben der Lenkung des Individualverkehrs<br />
durch entsprechende Hinweisbeschilderung und Einrichtung<br />
von Wanderparkplätzen hat sich die Notwendigkeit<br />
einheitlicher Informationsschilder für das gastrono-<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
mische Angebot ergeben. Absicht war es zugleich, den<br />
Wildwuchs ungenehmigter und oft genug die Landschaft<br />
verunstaltender Werbeschilder einzudämmen. In <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
mit dem zuständigen Bauamt wurde eine ansprechende<br />
Form entwickelt und erfolgreich eingesetzt.<br />
2. Die Verbesserung und der Ausbau des touristischen Angebotes<br />
im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> umfasste die Einrichtung<br />
von speziell markierten Rundwanderwegen verschiedener<br />
Schwierigkeitsgrade und unterschiedlicher<br />
Länge. Geführte Wanderungen zu bestimmten naturbezogenen<br />
Themen und übersichtliches Kartenmaterial<br />
und Streckenbeschreibungen sind im Rundwanderwegeführer<br />
des <strong>Naturpark</strong>s zusammengefasst.<br />
3. Gleichfalls der Verbesserung des naturnahen Erholungsangebotes<br />
diente die Errichtung von Grillhütten an reizvollen<br />
und landschaftlich geeigneten Stellen und der<br />
Bau von Schutzhütten an stark frequentierten Wanderwegen.<br />
4. Dem zunehmenden Interesse an Skilanglauf wurde mit<br />
der Einrichtung von Langlauf-Loipen und Ski-Wanderwegen<br />
schon frühzeitig Rechnung getragen. Wobei mit<br />
der Ausweisung von Loipen im nördlichen Kreisgebiet<br />
eine Entlastung des stark frequentierten Feldberggebietes<br />
erfolgte. Gemeinsam zusammengestellte Wintersportinformationen<br />
werden in besonderen Prospekten<br />
publiziert, in denen Wissenswertes zu Liften, Abfahrten<br />
und Rodelbahnen zu lesen ist. Ein für die Wintermonate<br />
eingerichtetes Schneetelefon und ein bei Bedarf eingesetzter<br />
Skibus ergänzen dieses Angebot, das ohne die<br />
engagierte, kooperative und eigenverantwortliche Arbeit<br />
des <strong>Naturpark</strong>s gar nicht möglich wäre.<br />
19
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
5. Besonders hervorzuheben ist auch das <strong>Zu</strong>sammenwirken<br />
von <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und <strong>Hochtaunus</strong>kreis bei regionalen<br />
und überregionalen Messen und Angebotspräsentationen.<br />
Genannt seien hier nur die gemeinsamen<br />
Aktivitäten auf der Internationalen Tourismus Börse<br />
in Berlin, den touristischen Messen in Essen, Köln und<br />
Hamburg oder der Touristica in Frankfurt, sowie verschiedenen<br />
Hessentagen und örtlichen Präsentationen<br />
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die enge <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
mit dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und der Austausch<br />
manchmal auch kontroverser Ansichten immer vertrauensvoll<br />
und sachdienlich war. So zum Beispiel auch, wenn es<br />
aus Sicht der Touristik darum ging, besonders interessante<br />
Eine der wesentlichen und wichtigen<br />
Aufgaben bei der Besucherlenkung<br />
ist es, Trends innerhalb des Freizeitverhaltens<br />
zu erkennen und zu beurteilen<br />
– ob es sich um eine temporäre<br />
Erscheinung oder eine etablierte Aktivität<br />
handelt. Der Nordic-Walking-<br />
Park, der gemeinsam mit der Kurverwaltung<br />
Bad Camberg und der Forstverwaltung<br />
vom <strong>Naturpark</strong> initiiert<br />
und durchgeführt wird, ist ein gelungenes<br />
Beispiel.<br />
20<br />
Einblicke in die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu ermöglichen,<br />
anzubieten oder werblich herauszustellen und es aus<br />
Sicht des <strong>Naturpark</strong>s aber geboten war, gerade diese Zonen<br />
besonders zu schützen und deshalb nicht als besonders<br />
attraktives Angebot zu präsentieren. Dem touristischen<br />
Wunsch, möglichst weitere Grillhütten und Ruheplätze mit<br />
Tischen und Bänken einzurichten, stand der Anspruch des<br />
<strong>Naturpark</strong>s entgegen, die zunehmende Möblierung der Landschaft<br />
einzudämmen und nach Möglichkeit zu verhindern. Es<br />
kann also mit Fug und Recht gesagt werden, dass der <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> sich gegenüber einer manchmal überbordenden<br />
„Informations- und Werbebegeisterung“ der Touristiker<br />
als wirkungsvolles und unverzichtbares Korrektiv<br />
bewährt hat.
von Professor Dr. Eugen Ernst<br />
Das <strong>Jubiläum</strong> des <strong>Naturpark</strong>s stellt <strong>50</strong> Jahre erfolgreiches<br />
Geschehen zum Wohl von Natur und Mensch vor. Der <strong>Naturpark</strong><br />
hatte am 30. Mai 1962 in der Gaststätte „<strong>Zu</strong>r Linde“<br />
in Gemünden (Weilrod) das Licht der Welt kaum erblickt,<br />
da bekam er es schon bald mit den Geburtswehen seines<br />
kleineren Bruders, des Hessenparks, zu tun. Dieser brauchte<br />
allerdings mehrere Jahre bis er seine Gestalt fand.<br />
Der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, der auch eine Vorplanungsphase<br />
zum überkommunalen Zweckverband durchlaufen hatte, war<br />
damals in seinen Zielen klar definiert und in der Flächenausdehnung<br />
fest begrenzt worden. Der Hessenpark war dagegen<br />
in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nur eine schöne<br />
Idee, der man sich von verschiedenen Seiten her näherte.<br />
Das Sozialministerium in Wiesbaden begründete einen Freizeit-,<br />
Sport- und Erholungspark mit sozialpolitischen Argumenten.<br />
Der bauleitende Regierungsdirektor E. Schwarzer<br />
verband mit den Erlebniseinrichtungen (Wildpark, Klettergarten,<br />
Ballspiele, Rollerbahn, Baumpfad etc.) auch den<br />
möglichen Aufbau alter Höfe, wie er sie im Freilandmuseum<br />
„Sorgenfri“ bei Kopenhagen gesehen hatte. Ihm schwebte<br />
eine Art Volkspark vor. Mit dem Landeskonservator Dr. Kiesow<br />
zielte ich als Vertreter der hessischen Landeskunde und der<br />
Siedlungs-, Agrar- und Sozialgeographie auf die Idee eines<br />
regional gegliederten, lebendigen Freilichtmuseums für unser<br />
ganzes Hessenland.<br />
1966 wurde dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> auf Veranlassung<br />
seines Vorsitzenden, des Landrats Werner Herr, die Aufgabe<br />
der Konkretisierung des Volksparks „Hessenpark“ durch<br />
eine Standortfestlegung übertragen.<br />
Es kam zu einer landesweiten Ausschreibung mit ca. 30<br />
Bewerbungen. Der Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
<strong>Naturpark</strong> und Hessenpark – ein Zweigespann oder „Ziehen am gleichen Strang“<br />
plädierte für einen Standort im Herzen seiner Gebietskörperschaft,<br />
in der Nähe also des dicht bevölkerten Rhein-<br />
Main-Gebietes. Im Verbandsgebiet gab es vier interessierte<br />
Orte: Bad Camberg, Neu-Anspach, Wehrheim und Weilburg.<br />
Bad Camberg schied wegen seiner peripheren Lage und<br />
Wehrheim wegen seiner Nähe zu einem großen militärischen<br />
Munitionslager aus. Weilburg konnte mit dem damals noch<br />
brach liegenden Mauerpark aus Zeiten barocker Jagdgelüste<br />
und seinem herrlichen Stadtbild punkten. Dennoch wurde<br />
Neu-Anspach vom <strong>Naturpark</strong> in Hinsicht auf den Standort<br />
bevorzugt.<br />
Ich hatte mich als Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses<br />
des Usinger Kreistages um eine stark am Naturraum<br />
orientierte Argumentation bemüht. Dies fiel mir umso leichter,<br />
als nun auch der damalige hessische Sozialminister Dr.<br />
Horst Schmid das Freilichtmuseum als Kern des <strong>Naturpark</strong>s<br />
sehen wollte. Meine damaligen Argumente für den „Hessenpark“<br />
– dessen eher unglückliche Bezeichnung aus dem Volksparkgedanken<br />
entsprungen war – führten zunächst die zentrale<br />
Lage zwischen den Städten Mainz, Wiesbaden, Frankfurt,<br />
Darmstadt, Hanau, Gießen und Marburg ins Feld. Schlägt<br />
man einen Kreis um das avisierte Areal mit einem Radius von<br />
einer Autostunde, erfasst man ca. 70 % der hessischen Bevölkerung<br />
– auch ein ökonomischer Gesichtspunkt! Die gute<br />
Verkehrsanbindung zur A5 (Frankfurt-Kassel bzw. Dortmund)<br />
durch das Köpperner Tal und das Usatal oder zur A3 (Frankfurt<br />
– Köln) über die B275 und die <strong>Hochtaunus</strong>straße spielten<br />
dabei eine wichtige Rolle, ebenso wie die gute Bahnverbindung<br />
zu den Bahnhöfen Wehrheim und Anspach.<br />
Neben wirtschaftlichen und verkehrsraumbezogenen Argumenten<br />
begünstigte auch die großzügige Bereitstellung von<br />
30 Hektar forstlich überalterter Niederwaldfläche durch die<br />
21
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Gemeinde Anspach die Standortentscheidung. Vorrangig aber<br />
waren für mich die Nähe zur Saalburg und die ökologischen<br />
Grundlagen. Der schon am Anfang ins Auge gefasste Waldlehrpfad<br />
verbindet heute noch die beiden herausragenden<br />
Kultureinrichtungen. Besucher, die von weiter her kommen,<br />
können beide Museen an einem Tag besuchen.<br />
Eng verbunden mit dem <strong>Naturpark</strong>gedanken waren für mich<br />
die natürlichen Bedingungen des Standorts. Bei den Wiesenflächen<br />
im Hessenparkgelände handelt es sich um vernässte<br />
Grenzertragsböden. Ihre mangelhafte Qualität für die Landwirte<br />
ist dagegen ein großer Vorteil für den Hessenpark. Sein<br />
Gelände liegt im Bereich eines Quellwasserhorizontes, der<br />
das Wasser aus dem klüftigen Quarzit des Taunuskammes für<br />
Teiche und Mühlbäche bereithält. Die artenreiche Wiesenflora<br />
rührt aus der extensiven, zum Teil nur einschürigen Mähnutzung.<br />
Während im Wald ausgedehnte Maiglöckchenfelder<br />
zu finden sind, konnten sich eine Reihe von Orchideen-Arten<br />
und Märzbecher bis heute im Bach- und Wiesenbereich erhalten.<br />
22<br />
Das Hessenparkgelände zählte bis zur Anwendung künstlicher<br />
Dünger im <strong>Zu</strong>ge der Autarkiepolitik des „Dritten Reiches“<br />
1936/37 zum bevorzugten Botanisiergebiet der Frankfurter<br />
Universität.<br />
Aber nicht nur die Boden-Klima-Bedingungen sprechen für<br />
den Standort, sondern auch die Landschaftsformung. Hier finden<br />
sich im Blick auf ihr Relief die wichtigsten Raumelemente<br />
Hessens unmittelbar nebeneinander: der völlig bewaldete<br />
bis auf 600-700 m aufsteigende Taunuskamm und das offene<br />
Kulturland des Wehrheimer Beckens am Oberlauf des Erlenbachs.<br />
Damit repräsentiert der Raum um den Hessenpark eindrucksvoll<br />
die abwechslungsreiche hessische Landschaft. Der<br />
Hessenpark wird damit sowohl von seiner Raumbeschaffenheit<br />
als auch durch seinen siedlungsgeographischen wie wirtschafts-<br />
und sozialhistorisch exemplarischen Charakter zu<br />
dem gemacht, was ein Freilichtmuseum nach den Vorstellungen<br />
des Internationalen Museumsrates (ICOM) sein soll – und<br />
der <strong>Naturpark</strong> hat dabei mitgewirkt.
von Wolfgang Rinner<br />
<strong>Zu</strong>sammen für die Taunusbesucher: Taunusklub und <strong>Naturpark</strong><br />
In den Vorgesprächen, die vor der Gründung des <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> geführt wurden, wurde der Taunusklub schon<br />
eingebunden. War er doch der Verein, der das Wanderwegenetz<br />
im östlichen Taunus aufgebaut hatte und intensiv pflegte.<br />
Es gab einige Stimmen im Verein, die eine Einschränkung der<br />
Vereinsziele befürchteten.<br />
Schon im Vorfeld konnten diese Befürchtungen ausgeräumt<br />
werden, da keine Einschränkung des Rechts auf Wegemarkierung<br />
gegenüber dem Taunusklub zugesagt wurde. Man einigte<br />
sich darauf, dass der Taunusklub weiterhin für die Zielwege<br />
der Wanderer alleinig zuständig bleibt. Der <strong>Naturpark</strong> bekam<br />
die <strong>Zu</strong>ständigkeit für die Markierung der Rundwege, die von<br />
den Parkplätzen, ÖPNV-Haltestellen und aus den Orten heraus<br />
markiert wurden. In der Gaststätte „<strong>Zu</strong>r Linde“ in Gemünden<br />
war daher der Taunusklub bei der Gründung auch vertreten.<br />
Als erste <strong>Zu</strong>sammenarbeit wurden vom Taunusklub und dem<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> 110 Rundwanderwege nach dem Grundsatz<br />
„Steig aus und wandere“ in attraktiven Landschaften<br />
markiert. Die mit Tier- und Pflanzensymbolen gekennzeichneten<br />
Wege wurden teilweise von den Wegemarkierern des<br />
Taunusklubs angebracht. Die neu eingestellten Mitarbeiter<br />
des <strong>Naturpark</strong>-Pflegetrupps wurden mit den verschiedenen<br />
Markierungssystemen – wie Parallel- und Sichtmarkierung –<br />
welche bei der Wegemarkierung eingesetzt werden, vertraut<br />
gemacht.<br />
Unter dem Hauptwegewart Kurt Brinkmann wurde die <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
weiter ausgebaut. Nach dessen plötzlichem Tod<br />
wurde die Idee vom <strong>Naturpark</strong>-Geschäftsführer Herpel und<br />
Wolfgang Rinner gemeinsam weitergeführt. In dieser Zeit<br />
wurden die Markierungen von <strong>Naturpark</strong> und Taunusklub auf<br />
kleinen Tafeln gebündelt und wo es ging, an eigenen Weg-<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
weisern angebracht. Diese Vorgehensweise war nur in der sehr<br />
engen <strong>Zu</strong>sammenarbeit der beiden Institutionen möglich.<br />
Im Jahre 2009 wurde dann – wiederum in ganz enger <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />
von Taunusklub und <strong>Naturpark</strong> – mit dem Rhein-<br />
Main-Verkehrsverbund ein Wanderwegesystem zwischen den<br />
Bahnhöfen der Taunusbahn aufgebaut. Acht Wanderrouten<br />
von ca. 1<strong>50</strong> km wurden möglichst auf bestehenden Wanderwegen<br />
markiert, 16 große Übersichtstafeln erläutern an den<br />
Bahnhöfen den Wegeverlauf. Unter dem Namen „Rhein-Main<br />
Vergnügen“ hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund dazu zwei<br />
Karten herausgegeben, auf denen diese Wege dargestellt und<br />
beschrieben sind. Diese Karten können kostenfrei vom RMV<br />
bezogen werden.<br />
Im Jahre 2011 wurde der Limeserlebnispfad vom <strong>Naturpark</strong><br />
und dem Taunusklub eingerichtet und als Zertifikatsweg<br />
ausgeschildert. Der <strong>Naturpark</strong> hat dann für diesen Weg die<br />
Pflege übernommen.<br />
Die <strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> stehen<br />
für <strong>50</strong> Jahre beste <strong>Zu</strong>sammenarbeit.<br />
23<br />
Die typischen Kombitafeln<br />
vom Hauptwegewart<br />
des Taunusklubs<br />
Wolfgang Rinner, der<br />
durch diese Form der<br />
Markierung den „Marterpfählen“<br />
den Kampf<br />
angesagt hat.
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Multifunktionale Forstwirtschaft im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Ausgedehnte Waldgebiete zwischen Bad Homburg (Taunushauptkamm),<br />
dem Winterstein, Butzbach aber auch rund um<br />
Waldsolms, Grävenwiesbach und entlang des Weiltales sind<br />
prägend für den Charakter der Landschaft des <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong>. Diese Wälder waren noch in den 60er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts Hauptarbeitsplatz und wichtige Einnahmequelle<br />
der Kommunen, insbesondere nördlich des Taunuskammes.<br />
Während die Bauern zwischen Frühjahr und Herbst<br />
Äcker und Wiese bewirtschaften, wird im Winter im „Holzwald“<br />
gearbeitet. Die Holzernte ist schwere manuelle Arbeit,<br />
bei niedrigen Löhnen und hoher Holznachfrage, aber für die<br />
Waldeigentümer sehr rentabel. Weniger die Landbevölkerung<br />
als vielmehr die Bevölkerung aus Frankfurt und dem Vordertaunus<br />
drängt es in der Freizeit zunehmend in die Natur. Der<br />
Smog der Städte, Lärm und Abgase erzeugen ein Bedürfnis<br />
nach Erholung in der Landschaft des Taunus.<br />
<strong>Zu</strong>nächst gab es für den Individualverkehr nicht die nötige<br />
Infrastruktur. Waldparkplätze mussten gebaut werden, um<br />
Ausgangspunkte für Wanderungen zu schaffen. Mit der Zeit<br />
entstand ein leistungsfähiges Waldwegenetz, was zum einen<br />
der der Forstwirtschaft dient, aber auch Waldgebiete für die<br />
Erholung erschließt.<br />
In den 70er Jahren nahmen die Spannungen zwischen ungebremster<br />
Freizeitnutzung und Bemühungen zum Schutz der<br />
Natur zu. Die Besucher drangen motorisiert in den Wald vor,<br />
denn Auto und Motorrad sind inzwischen für viele Bürger<br />
selbstverständliches Fortbewegungsmittel, auf die auch abseits<br />
der Straßen nur ungern verzichtet wird. Mitunter helfen<br />
nur noch Schranken, um den Wald zu schützen. Wertvolle<br />
Biotope und Landschaftsteile werden durch die Ausweisung<br />
von Naturschutzgebieten unter Schutz gestellt. Der Schutz<br />
von Lebensräumen wird notwendig, da durch Extensivierung<br />
24<br />
von Thomas Götz<br />
der Land- und Forstwirtschaft oft die notwendige Pflege der<br />
Kulturlandschaft fehlt.<br />
Rohstoffhunger und ungebremstes Wachstum spiegelt sich<br />
auch in der Forstwirtschaft wider. Die Fichte als schnellwachsender<br />
„Brotbaum“ wird favorisiert, Kahlschläge mit<br />
anschließender Bepflanzung sind die Regel.<br />
In den Höhenlagen des Taunus werden die ersten Langlaufloipen<br />
trassiert und bei geeigneter Schneelage gespurt. Die<br />
im Forst übliche Holzernte während der Saftruhe der Laubbäume<br />
führt zu Irritationen zwischen den Skisportlern und<br />
den im Forst Beschäftigten.<br />
In den 80er und 90er Jahren beginnt ein Umdenken im Umgang<br />
mit der Natur. Das „Waldsterben“ wird ein internationaler<br />
Begriff, Saurer Regen und Luftverschmutzung schädigen<br />
den Wald. Im Taunus ist der schlechte <strong>Zu</strong>stand der Wälder<br />
zunehmend sichtbar, Blätter und Nadeln sind geschädigt,<br />
besorgt wachen die Kommunen über die Wasserqualität ihrer<br />
Trinkwasserbrunnen im Wald. Der Wald wird erstmalig flächendeckend<br />
gekalkt. Auch der Waldbau, das heißt die Methode<br />
der Bestandpflege, verändert sich. Die „naturgemäße Waldwirtschaft“<br />
verzichtet auf Kahlschläge, stabilere Mischbestände<br />
werden gepflanzt, Laubhölzer werden auf geeigneten Waldstandorten<br />
favorisiert. Auch das Freizeitverhalten ändert sich.<br />
Neben Wandern kommt auch das Radfahren, Reiten und<br />
Joggen in Mode. Forstverwaltung und <strong>Naturpark</strong> bündeln<br />
die Freizeitnutzer soweit wie möglich, um Raum zu lassen<br />
für sensible ungestörte Biotope. Sensibel sind auch die<br />
jagdbaren Wildarten wie Rot-, Reh, und Schwarzwild.<br />
Zwischen den Interessengruppen Erholung, Sport und<br />
Jagd muss vermittelt werden.
Im neuen Jahrtausend verändert sich die Forstwirtschaft erneut.<br />
Dem Sparzwang folgend wird die Verwaltung verschlankt, die<br />
Forstverwaltung ist nicht mehr lokal präsent. Die Vollmechanisierung<br />
hält überall Einzug, auch wenn die Großmaschinen<br />
objektiv schonend arbeiten, ist die Kritik am Maschinenforst<br />
groß. Hinzu kommt eine steigende Nachfrage am Rohstoff<br />
Holz. Nicht nur die hochwertigen Möbelhölzer, auch Bauholz<br />
boomt und wird weltweit nachgefragt. Die Energiepolitik der<br />
nachwachsenden Rohstoffe erlebt eine neue Blüte, neben der<br />
stofflichen Verwertung für z. B. Papierholz werden die Resthölzer<br />
auch zunehmend zu Energiezwecken verwendet. Die<br />
Erholungsfunktion und die Rohstoffnutzung im Wald werden<br />
zum neuen Diskussionsfeld, wieder müssen <strong>Naturpark</strong> und<br />
Forstämter Kompromisse suchen.<br />
Der Weiltalweg wird ein solches Projekt. Mit großem Engagement<br />
wird Hans-Walter Herpels Idee einer Erlebnisachse<br />
durch den zentralen Teil des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> umgesetzt.<br />
Die betroffenen Kommunen und der Planungsverband<br />
Frankfurt arbeiten Hand in Hand, Wanderer und Radler nehmen<br />
das touristische Angebot begeistert an. Der Landschaftsmarathon<br />
ist eine erfolgreiche Weiterentwicklung auf der Trasse<br />
des Weiltalweges.<br />
In den letzten fünf Jahrzehnten seit Gründung des <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> haben sich nicht nur die Strukturen des<br />
Zweckverbandes geändert, auch die Forstverwaltung im<br />
Bereich des <strong>Naturpark</strong>es wurde mehrfach umstrukturiert.<br />
Ziel war es immer und ist es noch, die herrliche Taunuslandschaft<br />
für den Bürger erlebbar zu machen, aber daneben<br />
auch den Naturraum weitestgehend zu schonen.<br />
Die Taunuswälder waren aber auch immer wichtige Rohstoffquelle,<br />
Arbeitsplatz und Verdienstmöglichkeit für die<br />
Gemeinden.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Die Ansprüche der Gesellschaft in Bezug auf alle Funktionen<br />
der Wälder wachsen, die Entwicklung und Beachtung aller<br />
dieser Funktionen ist vordringliche Aufgabe von <strong>Naturpark</strong><br />
und Forstverwaltung. Dies kann und soll auch weiterhin nur<br />
einvernehmlich geschehen. Hessen-Forst freut sich auf die<br />
nächsten Jahrzehnte erfolgreicher <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit dem<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>.<br />
Sitz des Forstamtes Weilrod (Hessen Forst)<br />
im Schloss Neuweilnau<br />
25
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Straßenmeisterei und <strong>Naturpark</strong><br />
Was nützt die schönste Erholungsinfrastruktur, wenn sie nicht<br />
erreichbar ist! Die unbeschwerte und ständige Erreichbarkeit<br />
des <strong>Naturpark</strong>s ist Voraussetzung dafür, dass die weitere<br />
Besucherlenkung ebenfalls funktioniert. Durch den ÖPNV<br />
wird zwar ein Teil des Besucheraufkommens bewältigt, aber<br />
der Individualverkehr stellt den mit Abstand größten Anteil.<br />
Die anfangs vom <strong>Naturpark</strong> in enger Abstimmung mit den<br />
Straßenverkehrsbehörden angelegten Park- und Rastplätze<br />
an den Straßen wurden besonders sorgfältig für eine unproblematische<br />
Nutzung durch die oft ortsfremden Besucher<br />
geplant.<br />
Gegenseitige Amtshilfe und <strong>Zu</strong>sammenarbeit bei der Verkehrssicherungspflicht<br />
ist bis heute selbstverständlich. So war<br />
beispielsweise die gemeinschaftliche Fremdvergabe von<br />
Hubsteigerarbeiten zum Ausschneiden von Trockenästen<br />
an Parkflächen zweckmäßig.<br />
Bei den durch die Verkehrsbehörden zu organisierenden<br />
Inspektionen der Bäume an Straßen werden die Straßenbauverwaltung,<br />
die Forstverwaltung, die Untere Naturschutzbehörde<br />
und auch der <strong>Naturpark</strong> mit einbezogen.<br />
Hier steht neben der Baumbegutachtung auch die Straßenbepflanzung<br />
bzw. der Böschungsbewuchs im Fokus der gemeinsamen<br />
Betrachtungen. So werden die Böschungen – auf<br />
denen geschützte Pflanzen wachsen, wie etwa Keulen-Bärlapp,<br />
Knabenkraut, pfirsichblättrige Glockenblume und Berg-<br />
Flockenblume – bei der Böschungspflege besonders berücksichtigt.<br />
Die Standorte dieser geschützten Pflanzen sind von<br />
der Geschäftsstelle des <strong>Naturpark</strong>s kartographisch erfasst<br />
und werden der Straßenmeisterei mitgeteilt. Die betroffenen<br />
Flächen werden dann bei der jährlichen Mahd besonders<br />
behandelt.<br />
26<br />
von Hans-Walter Herpel<br />
Rastplatz der Straßenmeisterei mit Informationstafel<br />
an der B275 gegenüber der Lahnsteiner-Mühle im Weiltal
von Josef Braun, Bürgermeister a. D. der Gemeinde Schmitten<br />
Eine Erfolgsgeschichte wird <strong>50</strong><br />
In der Rückschau erscheint es heute denjenigen, die bei der<br />
Gründung des <strong>Naturpark</strong>s vor fünf Jahrzehnten an entscheidender<br />
Stelle mitgewirkt haben, immer noch unverständlich,<br />
dass doch gerade aus dem Usinger Land relativ viele Vorbehalte<br />
geäußert wurden. Da wurden Argumente ins Feld geführt,<br />
die von einer enormen <strong>Zu</strong>nahme des Pkw-Verkehrs ins<br />
Usinger Land ausgingen bis hin zu der Annahme, dass die bislang<br />
unberührte Natur Schaden nehmen würde. Da war auch<br />
etwas zu spüren von der unterschwelligen Befürchtung, von<br />
den „Städtern vereinnahmt“ zu werden.<br />
Jetzt zeigt sich, dass all diese Annahmen unbegründet waren<br />
und sich der <strong>Naturpark</strong> als das präsentiert, was seinerzeit die<br />
wenigsten zu hoffen gewagt haben, nämlich als Erfolgsgeschichte,<br />
die überregionale Reputation genießt. Auf Schmittener Gemarkung<br />
und (fast) mitten im Herz des <strong>Naturpark</strong>s liegt mit dem<br />
Großen Feldberg nicht nur die zweithöchste Erhebung Hessens,<br />
sondern auch das Wahrzeichen einer ganzen Region. Schmitten<br />
macht Werbung mit der Aussage „das Höchste im Taunus“ und<br />
kann überdies auch für sich ins Feld führen, dass 75 % seiner<br />
Gemarkungsfläche von 35 km 2 mit Wald bestanden sind, der von<br />
herrlichen Wanderwegen durchzogen ist. Ich persönlich besitze<br />
noch den ersten Wanderführer aus dem Jahr 1973, der seinerzeit<br />
unter Federführung des damaligen Landrates des Kreises Usingen,<br />
Dr. Rudolf Thierbach, herausgegeben wurde. In <strong>diesem</strong><br />
Wanderführer habe ich akribisch die einzelnen Touren und die<br />
zurückgelegte Wanderzeit eingetragen, wenn ich per pedes<br />
apostolorum die schönen Taunuswälder durchstreift habe.<br />
Gerne erinnere ich mich auch noch an den Nachfolger Dr. Thierbachs,<br />
Landrat Werner Herr, der die beiden vereinigten Landkreise<br />
Usingen und Obertaunus als politischer Wahlbeamter<br />
anführte. Werner Herr hatte eine Lieblingsstrecke, die über die<br />
Schmittener Gemarkung führte: er bevorzugte den Wander-<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
weg von Seelenberg zum Treisberg, wo er gerne in einer der<br />
alteingesessenen Restaurationsbetriebe einkehrte.<br />
Heute lädt Treisberg nicht nur zur Einkehr, sondern auch zur<br />
„Fernsicht“ ein: auf 663 Metern über Normalnull (NN) des<br />
durch den Amsterdamer Pegel bestimmten Mittelwassers der<br />
Nordsee erhebt sich seit 1987 ein vom damaligen Umlandverband<br />
Frankfurt errichteter 34 Meter hoher Aussichtsturm, der<br />
bei klarem Wetter eine fantastische Fernsicht bis zum Pfälzer<br />
Wald, zum Hunsrück, zum Westerwald, zum Vogelsberg und<br />
zur Rhön ermöglicht. Von dieser exponierten Stelle hat man<br />
allerdings auch eine unbeschreibliche Aussicht auf den mit<br />
fast 135.000 Hektar Fläche zweitgrößten <strong>Naturpark</strong> Hessens,<br />
der für sich selbst in Anspruch nimmt, „die Schönheit des Taunus<br />
für jedermann umweltverträglich zugänglich“ zu machen.<br />
Diesem Slogan ist eigentlich nichts hinzuzufügen.<br />
Das Offenhalten von Waldwiesentälern, die ohne landwirtschaftliche<br />
Nutzung vernässen und damit fast unpflegbar werden, ist<br />
eines der Hauptprobleme der Landschaftspflege im <strong>Naturpark</strong>.<br />
Mit einem Mähbalken am Loipenspurgerät ist es hier dem <strong>Naturpark</strong>-Mitarbeiter<br />
Günther Beier möglich, auch vernässte Wiesen<br />
wie im oberen Weiltal vor der Verbuschung zu schützen.<br />
27
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Besucherlenkung durch Freizeitpark im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Ein Freizeitpark in einem <strong>Naturpark</strong>, ist das nicht ein Widerspruch?<br />
Auf den ersten Blick ja, in der Praxis nein. Als Beispiel<br />
kann der Freizeitpark Lochmühle dienen, der gut in den<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> integriert ist. Als vor <strong>50</strong> Jahren der<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> ins Leben gerufen wurde, war auf<br />
dem Gelände des jetzigen Freizeitparks ein schöner kleiner<br />
Bauernhof mit Milchviehhaltung. Das Eigentum von damals<br />
bestand aus acht Hektar Land und hat sich bis heute auf<br />
ca. 20 Hektar Freizeitgelände vergrößert. 1969 – 1970 musste<br />
die Milchviehhaltung wegen eines Gelenkleidens von Theo<br />
Zwermann aufgegeben werden. Er hatte die Option, im Telefondienst<br />
eine körperlich leichte Arbeit zu bekommen. Als passionierter<br />
Landwirt wollte er aber sein Land wenigstens extensiv<br />
Blick auf den Marktplatz im Hessenpark<br />
28<br />
von Theo Zwermann<br />
weiter bewirtschaften. Auf dem Wiesengelände, das vom Erlenbach<br />
durchflossen wird, bot es sich geradezu an, Shetlandponys<br />
zu züchten.<br />
Aus der Ponyzucht wurde schnell ein Ponyhof mit Reit- und<br />
Fahrgelegenheit. Bald kamen Jugendliche und Erwachsene,<br />
so dass auch Großpferde gekauft wurden. Der Betrieb lief<br />
gut, weil er in der damaligen Zeit eine wahre Marktlücke ausfüllte.<br />
Durch den Bau einer neuen Straße oberhalb des Reiterhofes<br />
entstand eine neue Situation. Das ideale Reitgebiet<br />
in den Wäldern zur Saalburg musste aufgegeben werden, da<br />
das Überqueren dieses Autobahnzubringers zu gefährlich war.<br />
Deshalb wurden die Großpferde verkauft und nur noch 25 Ponys
für die reitbegeisterten Kinder behalten. Aus der Not wurde eine<br />
Tugend gemacht.<br />
Auf den Reitplätzen sind kleinere Spielgeräte aufgebaut worden<br />
und auf dem Parcoursplatz entstand eine 18-Loch-Minigolfanlage,<br />
um die eine Oldtimerbahn für Kinder und Erwachsene<br />
ihre Runden drehte. Die Reithalle wurde mit attraktiven Spielund<br />
Spaßgeräten zur Allwetterhalle umfunktioniert. Die großen<br />
Wiesenflächen eigneten sich ganz ideal als Spiel- und Liegewiesen.<br />
Von <strong>diesem</strong> Zeitpunkt an wurde für den Besuch der<br />
Lochmühle Eintritt erhoben.<br />
Im Bereich dieser Wiesenfläche bot sich das Picknicken<br />
und Grillen geradezu an. Mit diesen Grillplätzen wurde in<br />
der Tat eine Marktlücke entdeckt, ähnlich wie beim Reiten<br />
einige Jahre vorher. Es gab mehr Freizeit für die Menschen,<br />
sie wollten an den Wochenenden und in den Ferien raus in<br />
die Natur. Bei solchen Ausflügen war natürlich ein Picknick,<br />
oder gar Grillen an Wald- und Wiesenrändern eingeplant.<br />
Durch dieses wilde Grillen in und an den Waldbereichen<br />
kam es immer wieder zu kleineren oder mittleren Wald-<br />
und Wiesenbränden. Der damalige Geschäftsführer des<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, Hans-Walter Herpel, kann heute<br />
noch davon berichten.<br />
Hans-Walter Herpel, der langjährige Leiter des <strong>Naturpark</strong>s<br />
<strong>Hochtaunus</strong>, erkannte sehr bald, dass durch den weiteren<br />
Ausbau der Grillmöglichkeiten in der Lochmühle das wilde<br />
Grillen und Picknicken im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> spürbar<br />
nachließ, der <strong>Naturpark</strong> also profitierte. Da nicht alle, die in<br />
der Natur ihr Vergnügen haben wollten, auch ihre Abfälle,<br />
Papier und Plastik, Büchsen und Flaschen fein säuberlich<br />
einsammeln und mit nach Hause nehmen, wurde das Müllsammeln<br />
und Entsorgen für den <strong>Naturpark</strong> ein richtiges<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Problem, was durch das Angebot der Lochmühle merklich<br />
reduziert wurde. Hans-Walter Herpel sprach damals schon<br />
davon, dass die Lochmühle die Funktion eines sogenannten<br />
Auffangbeckens erfüllt, in dem sie die Besucherströme aus<br />
dem Rhein-Main-Gebiet auffängt, die nicht nur Naturerlebnis,<br />
sondern auch Vergnügen haben wollten. Mit denjenigen aber,<br />
die nur wandern oder spazieren gehen wollten, könne der<br />
<strong>Naturpark</strong> gut leben.<br />
In seiner Weitsicht und seinen Überlegungen erkannte er sehr<br />
bald, dass die Lage der Lochmühle direkt an der Peripherie<br />
des <strong>Naturpark</strong>s in dieser Hinsicht ideal ist, nur fünf Kilometer<br />
von der Autobahn entfernt. Hinzu kommt, dass der Freizeitpark<br />
Lochmühle direkt am Bahnhof Saalburg/Lochmühle liegt<br />
und Besucher also mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen<br />
können. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass drei beliebte<br />
Ausflugsziele hier in direkter Nachbarschaft liegen: Das ist zum<br />
einen die Saalburg, die Kaiser Wilhelm II. rekonstruieren ließ.<br />
Als Anfang der 1970er Jahre ein Hessisches Freilichtmuseum<br />
gebaut werden sollte, ist es dem Engagement von Prof. Dr.<br />
Eugen Ernst – dem ersten und langjährigen Direktor – zu verdanken,<br />
dass dieser Hessenpark in der Gemarkung von Neu-<br />
Anspach gebaut wurde. Heute im Pensionsalter setzt er sich<br />
noch immer gerne für den Hessenpark ein.<br />
Kurz vor dem Aufbau des Hessenparks entstand das Kinderland<br />
Lochmühle. Die Entwicklung des gesamten Projekts<br />
Lochmühle war mit sehr viel Arbeit und ebenso vielen Problemen<br />
verbunden. Im Familienunternehmen mussten auch<br />
die drei Kinder während ihrer gesamten Schulzeit jeden Tag<br />
im Betrieb mitarbeiten, so dass sie erst abends, wenn sie<br />
todmüde waren, zur Erledigung ihrer Schulaufgaben kamen.<br />
Es gab für sie kein freies Wochenende und keinen einzigen<br />
29
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Ferientag. Ihre Jugendjahre bestanden nur aus Pflichten. Auch<br />
jetzt – inzwischen haben sie die Leitung der Lochmühle übernommen<br />
– setzen sie sich täglich für das Wohl ihres Geschäftes<br />
ein. Bärbel, die älteste Tochter, betreibt die gesamte Gastronomie<br />
in der Lochmühle, Christel betreibt den Freizeitpark<br />
Lochmühle mit ihrem Mann Andreas, und Sohn Theo hat seinen<br />
eigenen Freizeit- und Erlebnispark in Steinau an der Straße.<br />
Auch Lina, die Ehefrau des Gründers, hat enormen Verdienst<br />
an der Sache: Anfangs in der Landwirtschaft, dann im Pferdeverleih<br />
und viele Jahre im Freizeitpark war sie von morgens<br />
bis abends im Betrieb, der Haushalt wurde nebenbei getätigt.<br />
Gott sei Dank haben sich die Mühe, die Sorgen und der Verzicht<br />
auf manch Angenehmes gelohnt.<br />
Heute ist der Familienfreizeitpark Lochmühle weit über Hessens<br />
Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Er hält für alle Altersgruppen<br />
ein reichhaltiges Angebot bereit. Während der 40jährigen<br />
Aufbauarbeit haben die Betreiber der Lochmühle<br />
immer auf den Rat und die Erfahrung der Verantwortlichen<br />
der Unteren Naturschutzbehörde gehört und entsprechend<br />
gehandelt. So haben sich über Jahrzehnte der Rat und die<br />
Empfehlungen von Jürgen Horbach und Tilmann Kluge, dem<br />
Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, positiv ausgewirkt.<br />
So wurden Gründächer angelegt und tausende Hecken angepflanzt.<br />
Hunderte von standortgerechten Bäumen bereichern<br />
mittlerweile den Park, die ohne den fachlichen Rat der Unteren<br />
Naturschutzbehörde nie gepflanzt worden wären.<br />
Der Leiter des Amtes für Regionalentwicklung, Landschaftspflege<br />
und Landwirtschaft, Dr. Karlheinz Heckelmann, setzt<br />
sich schon seit über zwei Jahrzehnten für eine naturverträgliche<br />
Entwicklung des gesamten Lochmühlenareals ein.<br />
Insbesondere auf dem Gebiet der Landwirtschaft gibt es für<br />
Besucher sehr viel zu erfahren und zu erleben.<br />
30<br />
Eine kleine historische Besonderheit ist in einem Waldstück,<br />
das auch zum Lochmühlengelände gehört, zu sehen. Hier befindet<br />
sich ein Teilstück des Limes sowie die Reste eines römischen<br />
Kleinkastells, der Limes wurde 2005 von der UNESCO<br />
zum Weltkulturerbe erklärt. In <strong>diesem</strong> Bereich haben die<br />
Betreiber der Lochmühle mit freundlicher Unterstützung des<br />
Hessischen Landesarchäologen und Leiters des Römerkastells<br />
Saalburg, Prof. Dr. Egon Schallmayer einen sehr interessanten<br />
„Römerparcours“ aufgebaut. Er besteht aus 30 größeren und<br />
kleineren Informationsschildern zum Leben während der Römerzeit<br />
auf der Saalburg. Dadurch werden Anregungen für einen<br />
Besuch auf der Saalburg hergestellt. Außerdem werden in der<br />
Lochmühle die Gäste in verschiedener Art und Weise auf die<br />
Saalburg und den Hessenpark aufmerksam gemacht. Ich als<br />
Gründer des Freizeitparks Lochmühle bin von Anfang an diesen<br />
beiden Einrichtungen sehr verbunden.<br />
So ganz nebenbei bekommen Saalburg und Hessenpark immer<br />
wieder Gäste, die eigentlich zur Lochmühle wollten, aber als<br />
Alternative eine der Nachbareinrichtungen besuchen, weil<br />
an schönen Wochenenden in der Lochmühle oft Hochbetrieb<br />
herrscht. So nützen die drei großen Einrichtungen sich gegenseitig.<br />
Die Lochmühle wird privat betrieben, ohne öffentliche<br />
<strong>Zu</strong>schüsse oder <strong>Zu</strong>wendungen. Die Betreiber haben alles Risiko<br />
allein zu tragen. Sie setzen sich nicht nur in der Saison,<br />
sondern das ganze Jahr für ihre Existenz ein, damit dieses<br />
beliebte Ausflugsziel im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> auch in <strong>Zu</strong>kunft<br />
erhalten bleibt.
von Tristan Sachs, ehemaliger Zivi<br />
Der Einsatz von Zivis im <strong>Naturpark</strong><br />
Begonnen hat meine neunmonatige Dienstzeit beim <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> am 1. September 2005. Nach der Musterung war<br />
mir nur klar, dass ich nicht zur Bundeswehr, sondern lieber<br />
Zivildienst machen wollte. Aufmerksam auf den <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> wurde ich durch meinen Cousin, welcher dort<br />
ein zweiwöchiges Praktikum absolviert hatte. <strong>Zu</strong>dem war die<br />
Aussicht auf geregelte Arbeitszeiten sowie selbstständiges<br />
Arbeiten sehr verlockend. Diese beiden Punkte sind nämlich<br />
während des Zivildienstes bei zum Beispiel Pflegeeinrichtungen<br />
oft nicht gegeben.<br />
Kurz nachdem ich meine Bewerbung zum <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
geschickt hatte, wurde ich auch schon zu einem Gespräch<br />
eingeladen, welches kurz und schmerzlos verlief.<br />
Nach einer kurzen Begrüßung durch Uwe Hartmann wurde<br />
mir erklärt, was meine Aufgaben wären und man zählte mir<br />
die unterschiedlichen Tätigkeiten auf. Da meine Zeit sich<br />
auch über die Wintermonate erstreckte, erklärte Herr Hartmann,<br />
dass das Spuren der Loipen mit Bestandteil meiner<br />
Tätigkeiten sein würde. Spätestens an <strong>diesem</strong> Punkt wollte<br />
ich die Stelle haben, denn wo kann man sonst ganz legal<br />
mit einem Skidoo durch den Wald fahren und wird dafür<br />
auch noch bezahlt?<br />
Noch während des Gesprächs wurde mir eine <strong>Zu</strong>sage gegeben,<br />
dass ich am 1. September 2005 anfangen könnte. Ich nahm<br />
das Angebot an und wartete fortan auf meinen ersten Arbeitstag.<br />
Dieser hielt dann auch direkt eine Überraschung bereit,<br />
da zwei ehemalige Klassenkameraden auch ihren Zivildienst<br />
über den selben Zeitraum beim <strong>Naturpark</strong> ableisteten. Die<br />
ersten Wochen waren eher unspektakulär, da man viel als<br />
Beifahrer agierte, um die Gebietsfläche des <strong>Naturpark</strong>s kennenzulernen.<br />
Die meiste Zeit verbrachte man dadurch im Auto<br />
oder als Werkzeuganreicher.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Nachdem die Einarbeitungsphase vorbei war, ging es dann<br />
erst richtig los. Das Vertrauen, was einem dabei entgegen gebracht<br />
wurde, war dabei ein Ansporn, seine Arbeit auch gut zu<br />
machen. Ein Projekt war unter anderem die Erneuerung einer<br />
Parkplatzumrandung mit Holzpfosten. Der Auftrag war dann<br />
meistens: „Fahr mal zu dem Parkplatz und mach dir Gedanken.<br />
Morgen erklärst du mir dann was du brauchst und wie lange<br />
die Arbeit dauern wird.“ Das konnte zwischen einem Tag und<br />
mehreren Wochen sein. Genauso wie die Zeit von einer Aufgabe<br />
variieren konnte, genauso abwechslungsreich waren die<br />
Tätigkeiten an sich. Da gab es die wöchentlichen Reinigungstouren,<br />
welche jede Woche ein anderer machen musste oder<br />
das Nachmarkieren von Wanderwegen, sowie das Aufstellen<br />
von Schutzhütten oder das Bauen von Begrenzungszäunen<br />
auf Parkplätzen. Teilweise wurden ganz neue Erkundungspfade<br />
angelegt, an denen waren dann Info-Tafeln aufzustellen,<br />
genauso wie Bänke an schönen Aussichtspunkten zu setzten.<br />
Im Winter ging es dann mit dem Skidoo durch den Wald, was<br />
durchaus Spaß macht, wären da nicht die unregelmäßigen<br />
Arbeitszeiten und die Kälte. Es kam des öfteren vor, dass das<br />
Telefon um 23 Uhr geklingelt hat und man für 4 Uhr zum Dienst<br />
gerufen wurde. Aber genau an solchen Tagen hatte man oft<br />
die schönsten Erlebnisse. Wenn man mitten im verschneiten<br />
Wald steht und langsam die Sonne aufgeht, hat man den ein<br />
oder anderen spektakulären Anblick. Im Frühjahr steht jedes<br />
Jahr der Weiltalweg-Marathon an. Das bedeutet dann meistens<br />
zwei Wochen vorher nur noch Marathon-Themen.<br />
Für mich als ehemaliger Zivi bedeutet es heute aber nur noch<br />
zwei Tage Arbeit. Dieses Jahr war ich nun zum sechsten mal<br />
dabei und es macht immer wieder Spass, die alten Kollegen<br />
zu treffen sowie den <strong>Naturpark</strong> dort zu unterstützen. In dem<br />
Sinne: Auf noch viele weitere Einsätze beim Weiltalmarathon.<br />
31
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Die freundschaftliche Verbindung und die vertrauensvolle<br />
<strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und<br />
dem Nationalpark Triglav in Slowenien ist auf eine interessante<br />
Entwicklungsgeschichte zurückzuführen. Hans-Walter<br />
Herpel, unser langjähriger erfolgreicher Geschäftsführer,<br />
knüpfte in den 80er Jahren auf seinen Reisen an die Adria<br />
Kontakte zu Slowenen, insbesondere zu Janez Bizjak, dem<br />
späteren Direktor vom Nationalpark Triglav.<br />
<strong>Zu</strong>m 25-jährigen <strong>Jubiläum</strong> des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> im Mai<br />
1987 wurden die damaligen Direktoren des Nationalpark Triglav,<br />
Ivan Fabjan und Janez Bizjak eingeladen. Ein vorsichtiges Abtasten<br />
von beruflichem Werdegang und politischem Hintergrund<br />
bestimmten das persönliche Kennenlernen und führte<br />
zum besseren gegenseitigen Verständnis. Mit teilweise erstaunlicher<br />
Offenheit wurde diskutiert.<br />
<strong>Zu</strong>r Erinnerung: Damals existierte noch der „Eiserne Vorhang“,<br />
die Mauer stand noch, die NATO und der Warschauer Pakt<br />
belauerten sich, die Menschen in Europa lebten in den zwei<br />
Hemisphären Ost und West. Das kommunistische Jugoslawien<br />
bemühte sich um eine eigene, unabhängigere Position. Es<br />
bildete noch eine Einheit, aber mit acht Teilrepubliken unterschiedlichster<br />
Mentalität und ethnischer <strong>Zu</strong>gehörigkeiten.<br />
Das Streben nach mehr Selbstständigkeit und Handlungsfreiheit<br />
wurde erkennbar, insbesondere bei den Slowenen<br />
und Kroaten.<br />
Den slowenischen Gästen wurden Einrichtungen des <strong>Naturpark</strong>s<br />
und deren Nutzung gezeigt und erläutert. In Hochheim<br />
am Main bei einem Spaziergang durch die Weinberge vertieften<br />
wir unseren Gedankenaustausch, natürlich bei einer<br />
köstlichen Weinprobe mit edlen Tropfen aus dem Rheingau.<br />
Dabei erzählte uns Fabjan beiläufig von seinen Weltreisen mit<br />
32<br />
von Wolfgang Knoll<br />
Partnerschaft zwischen dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und dem Nationalpark Triglav in Slowenien<br />
Marschall Tito als Jagdberater und Begleiter. Fabjan zeigte<br />
sich in den Gesprächen als eine beeindruckende Persönlichkeit,<br />
er gewährte Einblick in die inneren Strukturen und das<br />
Machtgefüge um Tito. Seinen persönlichen Standpunkt verschwieg<br />
er nie. Er war kein dogmatischer Parteigänger.<br />
In den Gesprächen wurde auch die Aufnahme einer Partnerschaft<br />
und eine engere <strong>Zu</strong>sammenarbeit beider <strong>Naturpark</strong>e<br />
erörtert. Über den Text der Urkunde wurde später intensiv<br />
gerungen, u. a. unter Beteiligung der Außenministerien; denn<br />
damals hatte zum Beispiel die sogenannte Berlinklausel noch<br />
eine wichtige völkerrechtliche Bedeutung. Unsere angestrebte<br />
Verschwisterung war die erste Partnerschaft zwischen einem<br />
deutschen <strong>Naturpark</strong> und einem osteuropäischen Nationalpark.<br />
Der erste Besuch aus dem Nationalpark Triglav 1984. V. l. n. r.:<br />
Landrat Dr. Klaus-Peter Jürgens, Janez Bizjak, Eugen Ernst,<br />
Ivan Fabjan und Hans-Walter Herpel im Hessenpark
Nachdem alle Hindernisse überwunden waren, fuhren wir auf<br />
Einladung des Nationalparks Triglav im Juni 1988 zur Unterzeichnung<br />
nach Bled. Der Delegation gehörten an: Dr. Klaus-<br />
Peter Jürgens, Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises und Vorsitzender<br />
des Zweckverbandes <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, Wolfgang<br />
Knoll, Erster Kreisbeigeordneter des Main-Taunus-Kreises<br />
und stellvertretender Vorsitzender, Hans-Walter Herpel, Geschäftsführer<br />
des Verbandes, und Forstdirektor Kopp vom<br />
hessischen Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und<br />
Naturschutz.<br />
Wir wurden sehr herzlich aufgenommen. Bei den Exkursionen<br />
erlebten wir die herrliche, einmalige Bergwelt und Landschaft,<br />
die schmucken Bauernhöfe und Dörfer, in denen Kulturdenkmale<br />
liebevoll bewahrt werden. Auf unserer Wanderung von<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Die Mannschaft des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
beim Gegenbesuch des Nationalpark<br />
Triglav vor seinem Informationszentrum.<br />
Im Hintergrund ist die<br />
Hessische Linde, die anlässlich der<br />
Verschwisterung gepflanzt wurde, zu<br />
sehen. Die Linde ist sowohl Kultbaum<br />
der Slowenen als auch der Hessen.<br />
Von links nach rechts: Hans-Walter<br />
Herpel, Inkeri Kassapian, Jutta Schütz,<br />
Ralf Dienstbach, Markus Wolf und<br />
Uwe Hartmann<br />
der SoČa-Quelle in das Trentatal eröffneten wir einen neuen<br />
Wanderweg und besuchten die hessische Linde, die der <strong>Naturpark</strong><br />
gestiftet hatte, sie war unter schwierigen Umständen<br />
nach Slowenien eingeschleust worden. Das Lindenblatt wurde<br />
als Wegmarkierungssymbol gewählt, da die Linde in Slowenien<br />
als auch in Hessen der Baum des Dorfplatzes ist.<br />
Der Nationalpark Triglav hat eine Fläche von 84.805 Hektar,<br />
davon sind 54.220 Hektar Zentralgebiet, der Rest sind Randgebiete.<br />
Insgesamt bedeckt er heute 4 % der Landesfläche<br />
Sloweniens. Mit dem Nationalpark wurde in den Julischen<br />
Alpen eine der letzten Oasen der ursprünglichen Natur in<br />
Europa geschützt. Der höchste Berg im Nationalpark Triglav<br />
ist mit 2.864 m dreimal so hoch wie der Große Feldberg und<br />
bleibt nur 100 m hinter der <strong>Zu</strong>gspitze zurück.<br />
33
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Am 10. Juni 1988 fand in einem Forsthaus im Trentatal die<br />
feierliche Unterzeichnung der Partnerschafts-Urkunde statt.<br />
Die Einleitung ist einprägsam und Verpflichtung: „In dem<br />
Bewusstsein des<br />
engen <strong>Zu</strong>sammenlebens<br />
der Völker<br />
Europas ist ein<br />
Bewahren der gemeinsamen<br />
Natur<br />
und des kulturellen<br />
Erbes von<br />
übergeordneter<br />
Bedeutung.“<br />
Gründungsurkunde der<br />
Partnerschaft zwischen<br />
<strong>Naturpark</strong> Triglav und<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
vom 10. Juni 1988<br />
Mit der Anwesenheit des Präsidenten des Nationalparks<br />
Prof. Dr. Kmecl, der damals auch stellvertretender Vorsitzender<br />
des slowenischen Nationalparlaments war, wurde die<br />
Bedeutung der Entscheidung dokumentiert. Mit einer unvergesslichen<br />
feucht-fröhlichen Verschwisterungsfeier, bei der<br />
viel „Viljamovka“ getrunken wurde (traditioneller Birnen-<br />
Schnaps), ist das <strong>Zu</strong>sammentreffen ausgeklungen.<br />
Seit dieser Zeit ist der Erfahrungsaustausch mit gegenseitigen<br />
Besuchen regelmäßig fortgesetzt worden, aber es gab auch<br />
praktische Unterstützung. Die „Gesellschaft für die Rekultivie-<br />
34<br />
rung der Weilbacher Kiesgrubenlandschaft“ (GRKW) in Flörsheim<br />
spendete einen VW-Allrad-Pritschen-Wagen für den<br />
Pflegetrupp und eine Motorsense für die Pflege der Buckelwiesen.<br />
Die Hessisch-Slowenische Gesellschaft – mit dem<br />
aktiven Präsidenten Schnabel – spendete wissenschaftliche<br />
Publikationen und einen finanziellen <strong>Zu</strong>schuss für die Hängebrücke<br />
über den SoČa-Fluss gegenüber dem Informations-<br />
Zentrum des Nationalparks im Trentatal.<br />
Unsere Partnerschaft hat sich bewährt, Menschen aus beiden<br />
Ländern zusammengeführt und zu einem besseren Verstehen<br />
beigetragen. Den Leitgedanken für unsere Arbeit hat Janez<br />
Bizjak in dem Buch über den „Nationalpark Triglav“ zutreffend<br />
und einfühlsam formuliert:<br />
»<br />
Die unberührte Natur wird immer weniger, das Verlangen<br />
nach ihr wird dagegen immer stärker. Es gibt immer<br />
mehr Menschen, die sich nach der Ursprünglichkeit<br />
sehnen und in der Naturlandschaft nach sich<br />
selbst suchen. Immer stärker wird die Überzeugung,<br />
dass der Mensch nicht der Herr über die Welt, sondern<br />
bloß ihr Gast sei. Der Mensch hat die Natur nicht<br />
geschaffen, sie ist ihm geschenkt. Sie gehört daher<br />
nicht uns; wir haben nur die Möglichkeit, in ihr als<br />
deren Bestandteil zu leben.<br />
Direktoren des Nationalparks Triglav:<br />
■ Ivan Fabjan / Forstdirektor<br />
■ Marija <strong>Zu</strong>paniČiČ-ViČar / Diplom-Ingenieurin<br />
■ Janez Bizjak / Urbanist und Diplom-Architekt<br />
■ Dr. Marija Markeš / Diplom-Landwirtin<br />
■ Martin Scolar / Diplom Forstwirt<br />
«
von Friedhelm Blume<br />
Der Regionalpark RheinMain ist – vereinfacht ausgedrückt –<br />
ein <strong>Naturpark</strong>, der bis in das Zentrum des Ballungsraums<br />
hineinreicht. Und: Er strahlt einen urbaneren Charakter aus,<br />
bietet in den „Landschaftsresten“ zwischen den Orten mehr<br />
gestaltete Attraktionen, als ein <strong>Naturpark</strong>.<br />
Charakter und Aufgaben des Regionalparks RheinMain sind<br />
folgendermaßen zu beschreiben:<br />
■ Die Region Frankfurt/Rhein-Main gehört als wirtschaftsstarke<br />
und dicht besiedelte Region zu den drei größten<br />
Metropolregionen Deutschlands. Mit über 3,7 Mio. Einwohnern<br />
besitzt der Ballungsraum zwischen der Vielzahl<br />
von Städten und Gemeinden noch große Grünzüge. Felder,<br />
Wiesen und Wälder reichen bis weit in die Kernregion um<br />
Frankfurt hinein und bieten den Menschen ein Erholungsangebot<br />
direkt vor der Haustür. Damit dies so bleibt,<br />
versucht der Regionalpark RheinMain diese, für unsere<br />
Lebensqualität wichtigen, Landschaftsräume zu schützen.<br />
Ein hohes Gut, das für andere dicht bebaute europäische<br />
Metropolen bereits unwiederbringlich verloren ist.<br />
■ Die Aufgaben gehen über ein Bewahren weit hinaus. Denn<br />
um die Landschaftsräume als wichtige Qualität der Region<br />
zu sichern, müssen sie nicht nur planerisch geschützt,<br />
sondern aktiv als Landschaft profiliert und weiter entwickelt<br />
werden, zum Beispiel durch Gestaltungen, Renaturierungen<br />
oder Veranschaulichung historischer Spuren in der<br />
Landschaft. Wo immer möglich, unterscheiden sich daher<br />
die Regionalpark-Routen von üblichen Feldwegen. Attraktionspunkte<br />
an den Wegen laden zum Verweilen ein oder<br />
vermitteln spannende Geschichten über die Landschaft.<br />
Immer wieder gibt es Abschnitte mit begleitenden Wiesenstreifen,<br />
Alleen, Baumreihen, Hecken und Gehölzen.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Was kennzeichnet den Regionalpark RheinMain und den <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>?<br />
Die Routen führen durch offene Landschaft, aber auch<br />
durch Waldgebiete. Sie führen vorbei an idyllischen „Landschaftsinseln“,<br />
Monumenten der Industriekultur, historischen<br />
Gärten und Parks sowie bedeutenden Stätten der<br />
Vor- und Frühgeschichte über das Mittelalter bis zur Gegenwart.<br />
Neben der heimatlichen „Geschichte zum Anfassen“<br />
werden auch die Sensibilität für die hiesige Umwelt und<br />
Natur, aber auch der kindliche Entdeckergeist geweckt.<br />
Wenn wir nun die Frage stellen, was einen <strong>Naturpark</strong> ausmacht,<br />
dann schauen wir uns am besten an, was der Verband Deutscher<br />
<strong>Naturpark</strong>e (VDN) über die Ziele und Aufgaben seiner<br />
104 deutschen <strong>Naturpark</strong>e im „Leitbild der <strong>Naturpark</strong>e in<br />
Deutschland“ schreibt:<br />
»<br />
<strong>Naturpark</strong>e sind geschaffen worden, um großräumige Kulturlandschaften,<br />
die aus Naturschutzgründen sowie wegen ihrer besonderen<br />
Eigenart und Schönheit von herausragender Bedeutung sind,<br />
zu erhalten, zu pflegen, zu entwickeln oder wiederherzustellen.<br />
Jeder <strong>Naturpark</strong> repräsentiert dabei eine einzigartige Landschaft<br />
mit ihrem besonderen Erscheinungsbild. <strong>Naturpark</strong>e sollen sich<br />
in konsequenter Weiterentwicklung dieses Leitgedankens – auch<br />
unter wissenschaftlicher Begleitung – zu „großräumigen Vorbildlandschaften“<br />
entwickeln und Regionen einer nachhaltigen Entwicklung<br />
des ländlichen Raums werden. Dazu sollen in den <strong>Naturpark</strong>en<br />
der Naturschutz und die Erholungsvorsorge mit einer umwelt-<br />
und naturverträglichen Landnutzung und Wirtschaftsentwicklung<br />
sowie einer schonenden und nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
der natürlichen Ressourcen verbunden werden. <strong>Naturpark</strong>e verbessern<br />
die Möglichkeiten einer landschaftsbezogenen Erholung<br />
insbesondere für die Bevölkerung der Ballungsgebiete und fördern<br />
die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus.<br />
35<br />
«
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Bei allen Unterschieden gibt es also eine Menge Gemeinsamkeiten<br />
zwischen den beiden Park-Kategorien. Und: <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> und Regionalpark RheinMain überlagern sich<br />
auch in der Fläche vom Main bis an den Taunusrand. So war<br />
es naheliegend, dass beide miteinander kooperieren.<br />
Gemeinsam marschieren – getrennt handeln!<br />
<strong>Zu</strong> den Wesensmerkmalen beider Einrichtungen gehört auch,<br />
dass der Regionalpark RheinMain seine Stärke im investiven<br />
Bereich hat, das heißt zum Beispiel, er pflanzt Alleen, baut<br />
Aussichtstürme, schafft Spiel- und Verweilangebote, schildert<br />
seine Routen aus. Die weitere Pflege und Instandhaltung<br />
übernehmen dann die Bauhöfe der Städte und Gemeinden,<br />
auf deren Gebiet die jeweiligen Anlagen stehen. Mit einer Ausnahme:<br />
Die Regionalpark RheinMain Pilot GmbH in den Städten<br />
Hattersheim, Flörsheim und Hochheim stellt auch die laufende<br />
Pflege und Unterhaltung der von ihr errichteten Anlagen<br />
sicher. Sie verfügt dafür aber nicht über eigenes Personal.<br />
Die Markierung von Wanderwegen ist auch eine wichtige Aufgabe<br />
des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Darüber hinaus widmet er<br />
sich aber auch intensiv der Pflege und Instandhaltung der<br />
Wanderwege, der Wander-Parkplätze und solcher Landschaftsräume,<br />
die weder von der Forst- noch von der Landwirtschaft<br />
pflegerisch betreut werden, wie zum Beispiel Waldwiesentäler,<br />
Feuchtwiesen, Moore, ehemalige Steinbrüche usw. Die Stärke<br />
des <strong>Naturpark</strong>s liegt also mehr im pflegerischen Bereich. Dafür<br />
beschäftigt er eigene Pflegetrupps.<br />
Diese unterschiedliche Rollenverteilung führte zu einer inzwischen<br />
langjährigen Kooperation von <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und Regionalpark RheinMain Pilot GmbH. Der <strong>Naturpark</strong> nimmt<br />
im Rahmen dieser Vereinbarung laufende Kontrollaufgaben<br />
auf der 28 km langen Regionalparkroute wahr, indem in<br />
36<br />
wöchentlichen Abständen der Wegezustand und die Beschilderung<br />
erfasst werden. Kleinere Reparaturen werden gleich<br />
während der Inspektionsfahrt erledigt, größere Schäden der<br />
Verwaltung im RegionalparkPortal Weilbacher Kiesgruben gemeldet,<br />
die dann die notwendigen Reparaturen veranlasst.<br />
Besondere Bedeutung kommt dabei der fachlichen Betreuung<br />
des rund <strong>50</strong>.000 m 2 großen Spielparks Hochheim zu. Hier gilt<br />
es, für den einwandfreien <strong>Zu</strong>stand des Geländes und der darauf<br />
befindlichen Spielgeräte Sorge zu tragen, um ein uneingeschränktes<br />
und gefahrloses Spielen zu ermöglichen. Für solcherart<br />
Aufgaben ist der <strong>Naturpark</strong> geradezu prädestiniert, denn<br />
die Mitarbeiter sind zum Beispiel für die Spielplatzüberwachung<br />
durch entsprechende Fachkurse besonders qualifiziert.<br />
Von der Gaststätte Wiesenmühle in der „Flörsheimer Schweiz“<br />
führt Richtung Hochheim eine Brücke über den Wickerbach,<br />
der sich hier bei Hochwasser über das weitläufige Wiesengelände<br />
ausbreiten kann. Der Regionalpark hatte auf einer Teilfläche<br />
Maßnahmen zur dauerhaften Vernässung der Wiesen<br />
durchgeführt und den Weg über einen etwa 1<strong>50</strong> Meter langen<br />
Holzsteg bis zum höher gelegenen Anschluss geführt. Diese<br />
Wiesen müssen einmal jährlich gemäht werden, damit sie<br />
nicht vom Schilf überwuchert werden oder gar verbuschen.<br />
Auch hierbei hilft der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, denn er verfügt<br />
über die entsprechenden Maschinen mit denen es möglich<br />
ist, die nassen Wiesen zu befahren und die notwendigen<br />
Mäharbeiten durchzuführen.<br />
Kooperation statt Konkurrenz<br />
Es handelt sich also um zwei Organisationen mit teilweise<br />
überlappendem <strong>Zu</strong>ständigkeitsbereich und ähnlicher Aufgabenstellung:<br />
Solche Situationen führen oftmals zu Streit und Kompetenzgerangel.<br />
Dass es auch anders gehen kann, beweist die
partnerschaftliche <strong>Zu</strong>sammenarbeit von <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und Regionalpark RheinMain. „Der Erfolg hat viele Väter“ sagt<br />
der Volksmund. Und tatsächlich stehen hinter dieser erfolgreichen<br />
<strong>Zu</strong>sammenarbeit auch mehrere „Väter“:<br />
■ Der ehemalige Umlandverband Frankfurt – heute: Regionalverband<br />
FrankfurtRheinMain – praktizierte bereits seit den<br />
80er Jahren des letzten Jahrhunderts im Rahmen seiner<br />
damaligen Trägerschaftsaufgabe „Sport, Freizeit und Erholung“<br />
die enge <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>.<br />
Gemeinsam wurde ein Konzept für die Gestaltung<br />
des Gebietes um den Großen Feldberg im Taunus entwickelt<br />
und umgesetzt, wurde ein Aussichtsturm auf dem<br />
Gipfel des Pferdskopfs errichtet und unterhalten. Und nicht<br />
zuletzt war der damalige Umlandverband gemeinsam mit<br />
sechs Landkreisen und der Stadt Frankfurt am Main auch<br />
Mitglied im Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>.<br />
■ Die Landkreise <strong>Hochtaunus</strong> und Main-Taunus hatten und<br />
haben auch als Mitglieder des Zweckverbands <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> und Gesellschafter der Regionalpark GmbH<br />
großes Interesse an einem guten <strong>Zu</strong>sammenwirken von<br />
<strong>Naturpark</strong> und Regionalpark, um den Menschen ein attraktives<br />
Naherholungsangebot bieten zu können. Dazu engagieren<br />
sie sich im besonderen Maße beim Bau von Informationszentren<br />
in den Weilbacher Kiesgruben (Regionalpark)<br />
und an der Hohemark in Oberursel (<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>).<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
■ Die Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft<br />
Weilbach mbH (GRKW), deren Gesellschafter unter<br />
anderen der Regionalverband FrankfurtRheinMain, der<br />
Main-Taunus-Kreis und der <strong>Hochtaunus</strong>kreis sind, unterstützt<br />
maßgeblich die <strong>Zu</strong>sammenarbeit von Natur- und<br />
Regionalpark. Nicht zuletzt ging der Bau des RegionalparkPortals<br />
als gemeinsames Infozentrum und gemeinsamer<br />
Geschäftssitz von GRKW und Regionalpark Rhein-<br />
Main GmbH auf die Initiative der GRKW zurück.<br />
■ Die Main-Taunus-Recycling GmbH (MTR) ist ein weiteres<br />
wichtiges Bindeglied in <strong>diesem</strong> regionalen Netzwerk. Sie<br />
unterstützt mit ihren finanziellen und materiellen Ressourcen<br />
nachhaltig die Arbeit sowohl des Regionalparks, wie<br />
auch der GRKW und des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, mit dem<br />
sie bis 2011 eine gemeinsame Verwaltungsstelle in der<br />
Nähe von Usingen betrieben hat.<br />
In der Region Rhein-Main hat sich mit den oben genannten<br />
Akteuren ein regionales Netzwerk gebildet, das sich die Verbesserung<br />
der Umwelt und der Lebensbedingungen für die<br />
Menschen in dem stark belasteten Ballungsraum zur Aufgabe<br />
gemacht hat. Durch die Bildung solcher Allianzen entsteht ein<br />
Mehrwert, von dem alle profitieren. Der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und der Regionalpark RheinMain sind in <strong>diesem</strong> Kontext zwei<br />
wichtige Partner zur Entwicklung und Sicherung eines attraktiven<br />
und gut erreichbaren Erholungsangebotes.<br />
37
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Breitensportveranstaltungen im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
In welchem <strong>Zu</strong>sammenhang stehen Breitensportveranstaltungen<br />
mit dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>?<br />
Mit der Durchführung von Veranstaltungen im Breitensport<br />
versucht der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, die Aktiven als auch die<br />
Besucher dieser Events für die Natur zu sensibilisieren. Hier<br />
wird der Gedanke des Naturschutzes einem breiten Publikum<br />
nahe gebracht. Bei der Terminierung der Veranstaltungen<br />
wird darauf geachtet, dass sich die Veranstaltung außerhalb<br />
der Brut- und Schutzzeiten befinden, schützenswerte Objekte<br />
oder Flächen nicht tangiert werden und damit nicht noch zusätzlich<br />
Druck auf die Natur ausgeübt wird. Darüber hinaus<br />
eignet sich diese Sportveranstaltung auch dazu, das Weiltal<br />
touristisch über die Region hinaus bekannt zu machen und<br />
zu vermarkten.<br />
Am Beispiel des Weiltalweg-Landschaftsmarathons am vorletzten<br />
Wochenende im April eines jeden Jahres möchten wir<br />
aufzeigen, mit welchen Maßnahmen der Rad- und Wanderweg<br />
für diese Region deutschlandweit einen höheren Stellenwert<br />
im Bewusstsein der Erholungssuchenden erlangt hat.<br />
Im Jahre 2001 konnte auf Anregung des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und in <strong>Zu</strong>sammenarbeit mit dem damaligen Umlandverband<br />
Frankfurt (heutiger Planungsverband) ein Rad- und Wanderweg<br />
entlang der Weil, der „Weiltalweg“, seiner Bestimmung<br />
übergeben werden. Auf Anregung des damaligen Vorstandsvorsitzenden,<br />
Landrat Jürgen Banzer, wurden mehrere Möglichkeiten<br />
zur Vermarktung des neuen Weges angedacht. Der Vorstand<br />
kam zum Entschluss, auf dem 48 Kilometer langen Weiltalweg<br />
von der Quelle in Schmitten bis zur Einmündung in die<br />
Lahn bei Weilburg einen Landschaftsmarathon durchzuführen.<br />
Alle im Weiltal liegenden Sportvereine wurden zu einem Vorgespräch<br />
nach Rod a. d. Weil eingeladen, um zum einen die Bereitschaft<br />
der Vereine abzufragen und zum anderen das nötige<br />
38<br />
von Uwe Hartmann<br />
Knowhow für eine solche Veranstaltung zu klären. Die Resonanz<br />
war außergewöhnlich gut und die Vereine bekundeten<br />
ihre Unterstützung, dieses Event mitzutragen.<br />
In den weiteren Schritten wurden die notwendigen Entscheidungsträger<br />
bei den jeweiligen Gemeinden und Behörden<br />
informiert und um Stellungnahme gebeten. Auch hier konnte<br />
nach kürzester Zeit die einstimmige Überzeugung zur Durchführung<br />
einer solchen Veranstaltung erzielt werden. Nachdem<br />
nun die Genehmigungsfähigkeit des Laufes sichergestellt<br />
war, konnte man zur Abwicklung des sportlichen Teils übergehen.<br />
Es wurde ein Orga-Team zusammengestellt, welches<br />
noch bis zum heutigen Tage nach nunmehr zehn Austragungen<br />
Bestand hat. Mit den Bürgermeistern der anliegenden<br />
Kommunen wurden Ortstermine vereinbart, verbunden mit<br />
der Bitte um Unterstützung bei den verkehrsrechtlichen Anordnungen.<br />
Die Verantwortlichen des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
konnten nun in die Planungen der sportlichen Abwicklung<br />
Start des Weiltalweg-Landschaftsmarathons in Arnoldshain
gehen. Die Durchführung am Lauftag stellte ein hohes Maß<br />
an logistischer Herausforderung an den <strong>Naturpark</strong>, da es<br />
sich bei unserem Lauf um einen „Start-Ziel“ Lauf handelt<br />
und nicht um einen Rundkurs. Hinzu kam, dass die Sportler<br />
im Organisationsteam hohe Maßstäbe setzten und alle fünf<br />
Kilometer auf eine Versorgungsstelle für die Läufer beharrten.<br />
Mit nunmehr acht Versorgungsstellen an ausgesuchten Plätzen<br />
am Weg und etlichen Streckenposten an neuralgischen Wegegabelungen<br />
im Wald kommen an einem Sonntag über 430 Helfer<br />
zum Einsatz. Hinzu zu rechnen sind noch die Polizeikräfte,<br />
welche den Läufern die gefahrlose Überquerung der Landund<br />
Bundesstraßen ermöglichen.<br />
Mit über 1.000 Anmeldungen für die erste Veranstaltung im Jahre<br />
2003 wurden alle Erwartungen übertroffen. Die Teilnehmerbegrenzung<br />
auf 1.000 Läufer wurde von Seiten des <strong>Naturpark</strong>s in<br />
Bezug auf die „Naturverträglichkeit“ vorab festgelegt. Es wurde<br />
bewusst nicht auf Quantität, sondern auf Qualität Wert gelegt.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Am Beispiel des Landschaftsmarathons konnten bei bisher<br />
zehn Austragungen also über 10.000 Aktive die Strecke von<br />
Schmitten/Arnoldshain nach Weilburg zum Festplatz an der<br />
Hainallee absolvieren. Durch viele Rückmeldungen aus Läuferkreisen<br />
wird deutlich, dass die Aktiven immer wieder mit ihren<br />
Familien in das wunderschöne Weiltal zu Tages- oder Mehrtagestouren<br />
zurückkehren, um die naturnahe Erholung in der<br />
Region zu genießen. Weiterhin belegen Anfragen nach geführten<br />
Wanderungen wie auch steigende Übernachtungszahlen<br />
im Weiltal den zunehmenden Bekanntheitsgrad des Rad- und<br />
Wanderweges „Weiltalweg“, wozu zweifellos auch der jährlich<br />
stattfindende Landschaftsmarathon beiträgt.<br />
Mittlerweile ist diese sportliche Großveranstaltung fester Bestandteil<br />
in vielen Laufkalendern. In Läuferkreisen wird er auch<br />
oft als „Lauf in den Frühling“ bezeichnet. Von den 200 Höhenmetern<br />
unterhalb des Großen Feldbergs bis zur Einmündung<br />
in die Lahn durchläuft der Sportler auf der Strecke Ende April<br />
alle Facetten des Taunus-Frühlings.<br />
Der Weiltalweg-Landschaftsmarathon<br />
ist ein Paradebeispiel dafür, wie man<br />
sportliche Großveranstaltungen in<br />
Einklang mit der Natur bringen kann.<br />
Marathonlauf auf dem Weiltalweg.<br />
„Der Lauf in den Frühling“ führt immer<br />
im April jeden Jahres von Schmitten<br />
zur Weilmündung an der Guntersau.<br />
Da zu dieser Zeit die Vegetation im<br />
hohen Taunus in Schmitten noch nicht<br />
zur vollen Entfaltung gekommen ist,<br />
erlebt der Läufer unterwegs das Erwachen<br />
der Natur.<br />
39
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
<strong>Naturpark</strong>führer im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Seit 10 Jahren gibt es uns <strong>Naturpark</strong>führer im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>.<br />
Angefangen hat die neue Zeit mit der Pressemitteilung:<br />
„Der <strong>Naturpark</strong> sucht ehrenamtliche Mitarbeiter“. Am<br />
10. September 2001 begann die Ausbildung, die Abschlussprüfung<br />
war am 27. April 2002 im Tierpark Weilburg. Anfang<br />
August 2002 wurden die <strong>Naturpark</strong>-Wanderführer vom damaligen<br />
Landrat Jürgen Banzer mit Urkunde und Plakette in ihren<br />
ehrenamtlichen Dienst entlassen. Im Sommer 2004 wurde den<br />
<strong>Naturpark</strong>-Wanderführern als Anerkennung der Förderpreis<br />
zum Saalburgpreis verliehen.<br />
Unsere Aufgaben<br />
Wir wollen die Menschen bei Wanderungen mit dem <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> vertraut machen und für die Natur sowie<br />
unsere schöne Heimat begeistern. Grundvoraussetzung für<br />
den <strong>Naturpark</strong>führer ist Ortskenntnis; auch auf das Wissen<br />
um geschichtliche <strong>Zu</strong>sammenhänge<br />
kommt es an. Denn Sehenswürdigkeiten<br />
am Wegesrand wollen ebenso benannt<br />
und erklärt werden wie Spuren<br />
unserer Vorfahren und alter Kulturen.<br />
Es gibt Menschen mit nahezu grenzenlosem<br />
Vertrauen in die Ortskenntnis<br />
und manchmal auch die Wetterkundigkeit<br />
des <strong>Naturpark</strong>führers. Solche Erwartungen<br />
wollen wir möglichst nicht<br />
enttäuschen. Mitunter gibt es einheimische<br />
Teilnehmer, die überzeugt sind,<br />
alles zu kennen und gesehen zu haben.<br />
Denen kann so ein fremder und womöglich<br />
zugezogener Wanderführer doch<br />
nichts mehr zeigen oder gar erzählen,<br />
mögen sie denken. In vielen Fällen enden<br />
diese Wanderungen aber mit der<br />
40<br />
von Klaus Mäurer<br />
Erkenntnis: Da war ich noch nie, das habe ich noch nicht<br />
gesehen, davon habe ich nichts gewusst! Aus dem Vorurteil<br />
wurde ein Erfolgserlebnis für alle, das Spaß gemacht hat.<br />
Die Menschen sollten am besten unbeschwert mit uns im<br />
<strong>Naturpark</strong> unterwegs sein. Dann ist Wandern wohltuend für<br />
Körper, Geist und Seele. Bei geschickter Planung kann man<br />
im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> viele Ziele mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
erreichen. Aber natürlich sind auch die für Besucher<br />
angelegten Parkplätze als Ausgangsorte für Rundwanderungen<br />
oder für Streckenwanderungen sehr beliebt.<br />
Einige Beispiele<br />
Eine Geburtstagsgesellschaft wünscht sich eine Wanderung<br />
zum Festtag. Etwas Bewegung kann nicht schaden und bietet<br />
Unterhaltung und Abwechslung. Gemeinsam werden zuvor<br />
Die Übergabe der <strong>Naturpark</strong>-Zertifikate nach bestandener Prüfung an die <strong>Naturpark</strong>-<br />
Wanderführer durch Landrat Jürgen Banzer
die Rahmenbedingungen wie Termin, Treffpunk, Dauer, und<br />
eventuell auch persönliche Interessen für die Wanderung<br />
festgelegt. Der <strong>Naturpark</strong>führer findet die passende Strecke,<br />
und schon kann es losgehen!<br />
Nach der Planung, die anhand von Karten und Literatur ausgearbeitet<br />
wird, erfolgt die Vorwanderung. Bei Erstbegehungen<br />
ist die Vorwanderung vor allem unter dem Gesichtspunkt zu<br />
sehen, den richtigen Weg und mögliche Alternativen für unvorhergesehene<br />
Ereignisse zu finden. <strong>Zu</strong>r Kenntnis des Weges<br />
gehört auch die Einschätzung seiner Tauglichkeit z. B. für<br />
Kinderwagen oder Rollstühle, Steigungen und Gefällstrecken<br />
müssen berücksichtigt werden. Für viele Teilnehmer ist es<br />
wertvoll, rechtzeitig an das richtige Schuhwerk erinnert zu<br />
werden. Es kommt immer wieder vor, dass das geeignete<br />
Schuhwerk zu Hause steht und für die Wanderung aus Gewohnheit<br />
die „Shopping-Ausstattung“ getragen wird.<br />
Bei allem Ehrgeiz des <strong>Naturpark</strong>führers, viel von seinem Wissen<br />
weiterzugeben, achten wir darauf, dass der Gruppe genug<br />
Zeit bleibt für die ungestörte Unterhaltung. Bei Firmenwanderungen<br />
steht die Teambildung im Vordergrund. Durch die Bewegung<br />
und gelegentliche Erläuterungen des <strong>Naturpark</strong>führers<br />
mischt sich die Gruppe immer wieder neu. Im Laufe der Wanderung<br />
kann somit erreicht werden, dass nahezu alle Teilnehmer<br />
Kontakt zueinander haben konnten. Ein gemeinsames Erlebnis,<br />
das Spaß gemacht hat, bewirkt eine angenehme Atmosphäre,<br />
und das ist auch im Arbeitsalltag wertvoll.<br />
Die meisten Wanderungen machen wir mit Schulklassen, die auf<br />
der Klassenfahrt oder am Wandertag hinaus in die Natur fahren.<br />
Bei diesen Führungen geht es um Landschaften, Tiere und<br />
Pflanzen unserer Heimat, sowie um die Geschichte der Kelten,<br />
Römer und Ritter, um alte Wege und Straßen und vieles mehr….<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Am Start sind einige erwartungsvoll, andere ahnen schon große<br />
Anstrengungen. Es gehen aber alle gerne mit, denke ich. Die<br />
Begeisterung des Lehrers und des <strong>Naturpark</strong>führers überzeugt<br />
eigentlich immer, und nach einem kurzen Apell geht es los.<br />
<strong>Zu</strong> Beginn ist das Interesse der Schüler groß, lässt aber nach<br />
der halben Strecke merklich nach. Jetzt zählt nur noch schnelles<br />
Ankommen am ach so fernen Ziel. Die mangelnde physische<br />
Ausdauer ist nur selten der Grund für Erschöpfung. Mitunter<br />
fehlt die mentale Ausdauer, um etwas Angefangenes wie geplant<br />
zu Ende zu bringen. Daran arbeiten wir mit den Wanderungen<br />
genauso wie an der Begeisterung für die Natur. Die<br />
anfänglich quälenden Gedanken, „wie weit ist es noch und<br />
wie lange brauchen wir noch“, sind nach der Ankunft am Ziel<br />
vergessen, und im Nachhinein sind alle stolz, die „größte Wanderung<br />
ihres Lebens“ leicht geschafft zu haben. Für Erwachsene<br />
erfreuen sich Themenwanderungen immer größerer Beliebtheit.<br />
Diese befassen sich z. B. mit den Römern, den Kelten,<br />
41<br />
Auszeichnung für die<br />
Wanderführer/-innen<br />
des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
2004: Förderpreis<br />
zum Saalburg-<br />
Preis für Geschichts-<br />
und Heimatpflege des<br />
<strong>Hochtaunus</strong>kreises
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
mit alten Straßen, Hügelgräbern, der Bedeutung des Waldes<br />
und den Auswirkungen des Klimawandels. Neben dem Interesse<br />
an den Themen kommt oft der Wunsch hinzu, in einer<br />
Gemeinschaft zu wandern. Hier beobachten wir, dass Neubürger<br />
oder Alleinstehende zum Kennenlernen ihrer Heimat<br />
mitgehen oder die Wanderung als Anlass für Bewegung in<br />
frischer Luft und Unterhaltung mit Gleichgesinnten nutzen.<br />
Das Wetter spielt oft gar keine große Rolle. Denn es ist spannend,<br />
die Schönheit des <strong>Naturpark</strong>s bei verschiedenen Wetterlagen,<br />
unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Jahreszeiten<br />
zu erleben. Darüber hinaus gibt es im <strong>Naturpark</strong> auch<br />
Schutzhütten, die bei Regenschauern als Unterstand dienen.<br />
<strong>Zu</strong>r Not bleibt immer eine Einkehr.<br />
Wir wollen den <strong>Naturpark</strong> so bekannt machen, dass die Besucher<br />
gerne weitere Wanderungen planen und sich auch alleine<br />
auf den Weg machen, um sich an der Vielfalt der Natur zu erfreuen.<br />
Ein Anliegen ist es ebenfalls, den <strong>Naturpark</strong> in seiner<br />
ganzen Größe erfahrbar zu machen. Über Feldberg, Rotes<br />
Kreuz und Sandplacken hinaus erstreckt sich der <strong>Naturpark</strong><br />
bis an die Lahn. Es gibt herrliche Wanderungen und Sehenswürdigkeiten,<br />
die das ganze Jahr besucht werden können.<br />
Ehrenamtlich<br />
Alle <strong>Naturpark</strong>führer sind seit zehn Jahren ehrenamtlich im<br />
Einsatz. Die positiven Rückmeldungen und die Anerkennung<br />
bei unseren Wanderungen sind für uns ausreichend Motivation,<br />
weiter zu machen. Anfangs waren wir genug <strong>Naturpark</strong>führer,<br />
um alle Anfragen zu erfüllen. In den letzten Jahren<br />
ist unser Kreis aber kleiner geworden. Um <strong>diesem</strong> Notstand<br />
abzuhelfen, beginnen in Kürze wieder Kurse zur Ausbildung<br />
neuer <strong>Naturpark</strong>führer. Wir erfahrenen Kräfte freuen uns auf<br />
die Unterstützung durch die zukünftigen Kolleginnen und<br />
Kollegen!<br />
42<br />
Der Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong><br />
von Gregor Maier<br />
Der Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> verbindet auf rund 30 Kilometern<br />
die Möglichkeit, Natur und Geschichte der einzigartigen<br />
Kulturlandschaft des Taunus zu erleben. Der Taunuslimes<br />
gilt seit jeher als eine der schönsten und interessantesten<br />
Limesstrecken, als „Königsstrecke“ innerhalb des gesamten,<br />
5<strong>50</strong> km langen römischen Grenzwalles, der zum UNESCO-<br />
Weltkulturerbe gehört. Für die Strecke zwischen Glashütten<br />
und Ober-Mörlen wurde daher durch die Fachleute des Saalburgmuseums<br />
ein exemplarisches Projekt für die Vermittlung<br />
und Darstellung der römischen Reichsgrenze und ihrer Geschichte<br />
entwickelt. Für die Einrichtung und Unterhaltung<br />
des Limeserlebnispfades haben sich der <strong>Hochtaunus</strong>kreis<br />
sowie die Städte und Gemeinden Bad Homburg v. d. Höhe,<br />
Friedrichsdorf, Glashütten, Oberursel, Schmitten und Wehrheim<br />
zur Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> gGmbH zusammengeschlossen.<br />
<strong>Zu</strong>g um <strong>Zu</strong>g werden die archäologischen Stätten<br />
– Wachttürme, Kleinkastelle und der Limeswall – gesichert<br />
und durch Informationstafeln erläutert.<br />
Die Römer im Taunus<br />
Der Limes, früher auch Pfahlgraben oder Pfahlrain genannt,<br />
durchzieht den ganzen Taunus von West nach Ost und markierte<br />
die Außengrenze des Römischen Weltreichs. Dabei war<br />
der Limes kein militärisches Bollwerk im Sinne einer Festungsanlage.<br />
Er diente eher der Regulierung von Waren- und Personenverkehr<br />
und der Markierung einer Grenze, an der zugleich<br />
ein Wirtschafts-, Rechts- und Kulturraum endete.<br />
Rund zweihundert Jahre lang – vom Ende des 1. Jahrhunderts<br />
bis in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. – gehörte<br />
das Taunusvorland, geschützt durch den Limes, zur römischen<br />
Provinz Obergermanien. Städtisches Leben entfaltete sich beispielsweise<br />
in Nida (in der Nähe von Frankfurt), dem Hauptort<br />
der „civitas Taunensium“ („Bürgergemeinde der Taunenser“).
Zahlreiche Gutshöfe im Taunusvorland und in der fruchtbaren<br />
Wetterau dienten unter anderem dazu, die römischen Grenztruppen<br />
in den Kastellen am Limes zu versorgen. In der zweiten<br />
Hälfte des 3. Jahrhunderts wurde die Limes-Grenze aufgegeben;<br />
die Römer zogen sich an den Rhein zurück.<br />
<strong>Zu</strong>r Grenzanlage des Limes gehört zum einen die eigentliche<br />
Grenzlinie, die durch Wall und Graben, durch eine Palisade<br />
oder gelegentlich auch durch eine Mauer markiert war. <strong>Zu</strong>m<br />
anderen bestand sie aus zahlreichen in Sicht- und Hörweite<br />
voneinander errichteten Wachttürmen sowie einem System<br />
von kleineren und größeren Kastellen.<br />
Der Weg – auf den Spuren der Geschichte<br />
Der Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> folgt dem Verlauf des Limeswanderweges<br />
bzw. des Limesradweges und verläuft von<br />
Glashütten nach Ober-Mörlen. Im Zentrum der Strecke liegt<br />
die Saalburg, das einzige rekonstruierte Limeskastell, dem<br />
als Limesvermittlungszentrum für Hessen eine wesentliche<br />
Bedeutung zukommt. Weitere wichtige römische Monumente<br />
sind die vier Kleinkastelle sowie die größeren Kastelle<br />
Kleiner Feldberg und Kapersburg – ganz zu schweigen von<br />
den zahlreichen Wachttürmen und dem Limes selbst, der als<br />
Wall und teilweise auch als Mauer mal versteckt, mal gut<br />
sichtbar den Wanderer begleitet.<br />
Seit 2012 trägt der Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> das Gütesiegel<br />
„Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ des Deutschen<br />
Wanderverbandes. Er zählt damit offiziell zu den<br />
schönsten deutschen Wanderwegen, die mit <strong>diesem</strong> Qualitätssiegel<br />
ausgezeichnet wurden. Im <strong>Zu</strong>ge der Zertifizierung<br />
wurde der Limeserlebnispfad anhand eines umfangreichen<br />
Kriteriensystems untersucht. Dazu gehörten das Wegeformat,<br />
das Wanderleitsystem, der Erlebniswert von Natur,<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Landschaft und Kultur entlang des Weges sowie die touristische<br />
Infrastruktur. Die erfolgreiche Absolvierung dieses Verfahrens<br />
wurde möglich durch die gute <strong>Zu</strong>sammenarbeit zwischen<br />
Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong>, <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
und Taunusklub.<br />
Die Strecke des Limeserlebnispfades entspricht der Wegeführung<br />
des Limeswanderwegs bzw. des Limesradwegs und ist<br />
durch einen stilisierten römischen Wachtturm gekennzeichnet.<br />
Außerdem dienen Wegweiser des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> zur<br />
besseren Orientierung.<br />
Limeserlebnispfad erfüllt<br />
Qualitätskriterien<br />
43<br />
Infopavillion Glashütten,<br />
Einstieg Limeserlebnispfad<br />
Nachbildung eines<br />
römischen Grenzwalls<br />
unterhalb der Saalburg
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
..<br />
Das Freiwillige Okologische Jahr im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Aus den Erfahrungen einer ehemaligen Teilnehmerin<br />
Freiwilliges Ökologisches Jahr – das heißt Verantwortung<br />
übernehmen, Erfahrungen sammeln und Selbstbewusstsein<br />
erlangen. So heißt es auf der offiziellen Internetseite des<br />
Naturschutz-Zentrums Hessen<br />
zum FÖJ. Doch dahinter steckt<br />
noch viel mehr, wie ich selbst<br />
als Teilnehmerin feststellen<br />
konnte.<br />
Markierungsarbeiten<br />
zum Schinderhannespfad<br />
Mein Name ist Tanja Latzel, und<br />
ich habe mein FÖJ 2009/2010<br />
im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> absolviert.<br />
Vorab kann ich sagen,<br />
dass es sicherlich eines meiner<br />
besten Jahre war. Denn was das<br />
Naturschutz-Zentrum uns Teilnehmern<br />
verspricht, bewahrheitet<br />
sich tatsächlich.<br />
Natürlich traf ich auf die anfänglichen<br />
Schwierigkeiten des<br />
Arbeitslebens. Direkt aus der<br />
Schule plötzlich in die praktische<br />
Arbeitswelt hineinzutreten,<br />
war ein echter Schock.<br />
Ich musste mich nun nicht mehr mit Lehrern herumärgern,<br />
sondern mit den Arbeitskollegen, es gab keine Lehrbücher<br />
mehr und keine Hausaufgaben, sondern Arbeitsaufträge<br />
und Selbstdisziplin. Außerdem baute sich ein großes Fragezeichen<br />
vor mir auf: Wo finde ich was? An wen kann ich<br />
mich wenden, wenn es Probleme gibt? Wie funktioniert<br />
das eigentlich hier im <strong>Naturpark</strong> alles?<br />
44<br />
von Tanja Latzel<br />
Doch mit der Zeit ergaben sich die Antworten, und ich fand<br />
mich besser zurecht. <strong>Zu</strong>m Glück konnte ich nach einer kurzen<br />
Einarbeitungsphase mit meinem Projekt, dem Schinderhannespfad,<br />
beginnen.<br />
Dabei habe ich fast jede Ecke des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
kennen gelernt und mir einen groben Überblick verschaffen<br />
können, was er so alles zu bieten hat. Von den Parkplätzen<br />
über Wanderwege und Naturlehrpfade bis hin zu Jugendzeltplätzen<br />
fehlte wirklich nichts, was dem Menschen die Natur<br />
näherbringen kann. Davon war ich wirklich sehr beeindruckt.<br />
Doch nicht nur den <strong>Naturpark</strong> konnte ich so kennen lernen,<br />
sondern dank der Mitarbeiter des <strong>Naturpark</strong>s auch meine<br />
Heimat, den Taunus. Ich habe die Möglichkeit bekommen,<br />
während meines FÖJ diesen genauer zu erforschen, und kann<br />
nun sagen, wo sich die Römer oder die Kelten aufhielten,<br />
welcher Baum vor mir steht oder wo man eine besonders tolle<br />
Aussicht hat. Auch wichtige Informationen über Holz- und<br />
Forstwirtschaft habe ich erhalten, so dass ich in der Lage war,<br />
Schulkindern auf von mir geführten Wanderungen interessante<br />
Dinge über den <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> erklären zu können.<br />
Darauf war ich schon ein bisschen stolz.<br />
Aber natürlich habe ich nicht nur Informationen über den<br />
<strong>Naturpark</strong> sammeln können, sondern habe auch eine Menge<br />
Spaß gehabt. Dabei denke ich gerne an mein Erlebnis beim<br />
Loipen-Spuren zurück, bei dem ich mit ein paar Mitarbeitern<br />
bei tiefstem Schnee die Loipen ziehen durfte. Da ich selbst<br />
auch den Skidoo fuhr, habe ich erst festgestellt, wie anstrengend<br />
diese Arbeit sein kann. Aber mit den Außendienstmitarbeitern<br />
hat es immer sehr viel Spaß gemacht, und so war<br />
auch dies kein Problem trotz Anstrengung und eisiger Kälte.
Da der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> bestimmend ist für die Besucherlenkung<br />
in der Natur und versucht, diese Aufgabe mit dem<br />
Naturschutz zu verbinden, habe ich erfahren, welch ein großes<br />
Aufgabenfeld es im <strong>Naturpark</strong> gibt. Dies verlangt viel Verantwortung,<br />
wie ich feststellen konnte. Genau wird überlegt, wo<br />
man neue Wanderwege anlegen kann, wie die Parkplätze sauber<br />
bleiben und was man tun kann, um den Menschen die Natur<br />
attraktiv zu machen. Denn eines hab ich während meines<br />
FÖJ im <strong>Naturpark</strong> gelernt: Der Wald ist einer der wichtigsten Lebensräume<br />
und bildet ein eigenes Ökosystem, das für Mensch<br />
und Tier lebensnotwendig ist. Darum müssen wir darauf achten,<br />
wie wir mit ihm umgehen und ihn bewirtschaften.<br />
<strong>Zu</strong> <strong>diesem</strong> Thema habe ich auch viel auf meinen Seminaren<br />
gelernt. Während des FÖJ musste ich 25 Seminartage absolvieren,<br />
an denen ich vieles über Umweltpädagogik, Biologie,<br />
Landwirtschaft und Naturschutz erfahren konnte. Auch in persönlicher<br />
Hinsicht konnte ich einige Erkenntnisse sammeln,<br />
die meine Lebenshaltung beeinflusst haben. Denn viele Inhalte<br />
der Seminare regten mich stark zum Nachdenken an. Aber<br />
natürlich hatte ich auch hier meinen Spaß und konnte viele<br />
neue Kontakte knüpfen.<br />
Als Mitarbeiterin im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> habe ich im Verlauf<br />
meines FÖJ immer anspruchsvollere Aufgaben erhalten. Gerade<br />
zu den Zeiten, wo viel Arbeit anfiel, wie zum Beispiel bei der<br />
Marathonveranstaltung im April, wurden mir Eigeninitiative<br />
und Selbstverantwortung aufgetragen. Selbst bei der Feier zum<br />
ersten Spatenstich des Taunus-Informationszentrums in Oberursel<br />
Hohemark konnte ich dabei sein und mir genau ansehen,<br />
wie ein solches offizielles Fest mit Prominenz vonstatten geht.<br />
In solchen Momenten merkte ich, dass ich wichtige Aufgaben<br />
übernommen habe und dass der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> auf<br />
FÖJler angewiesen ist. Denn oft sind es die kleinen Dinge – wie<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
das Pflegen der Internetseite oder das Eintragen der Arbeitsstunden<br />
– die die hauptamtlichen Mitarbeiter lange aufhalten.<br />
Deshalb konnte ich viele Aufgaben übernehmen, die zu festen<br />
Bestandteilen meines Einsatzfeldes wurden. Ich muss also<br />
dem Naturschutz-Zentrum Hessen in jedem Punkt Recht geben:<br />
Verantwortung musste ich übernehmen, nicht nur bei<br />
den Aufgaben, die mir zugeteilt wurden, sondern im gesamten<br />
Arbeitsfeld des <strong>Naturpark</strong>s. Dazu zählen Umwelt, Ökosystem<br />
Wald und auch die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Erfahrungen konnte ich auch sammeln, und zwar mehr, als<br />
ich mir vor Beginn des FÖJ vorgestellt hatte. Ich konnte in das<br />
alltägliche Arbeitsleben und in viele Bereiche hineinschnuppern<br />
und feststellen, was mir besonders Spaß macht oder<br />
was weniger. Außerdem habe ich vieles über meine Heimat<br />
und den Lebensraum Wald gelernt.<br />
Aber auch persönliche Erfahrungen konnte ich machen:<br />
Wie stark bin ich belastbar? Kann ich unter Stress arbeiten?<br />
Wie viel kann ich von mir selbst verlangen? All diese Dinge<br />
konnte ich austesten und fordern, dabei habe ich mich selbst<br />
besser kennengelernt und Fähigkeiten entdeckt, die ich so<br />
von mir noch nicht kannte. Dazu zähle ich auch die Steigerung<br />
meines Selbstbewusstseins, welche ich durch eigenständiges<br />
Handeln, Durchsetzungsvermögen und Initiative<br />
erreichen konnte. Wichtige Kompetenzen wie Seriosität,<br />
Selbstvertrauen und Teamfähigkeit habe ich erlangt und<br />
kann diese nun auf meinem weiteren Lebensweg ausbauen.<br />
Dies hat mich persönlich ein Stück weitergebracht, nicht nur<br />
in meiner Selbsterfahrung, sondern auch in meiner Berufsfindung.<br />
Die Natur ist ein Hobby von mir geworden, sei es nun<br />
das Wandern oder der Naturschutz, daher bin ich sehr zufrieden,<br />
dass ich mein FÖJ im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> absolvieren<br />
konnte und dass mich dieses Jahr so sehr bereichert hat.<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Hereinspaziert in den Taunus!<br />
Das neue Taunus-Informationszentrum an der Hohemark<br />
Der neueste Höhepunkt des Taunus befindet sich direkt an<br />
seinem Fuß: das Taunus-Informationszentrum in Oberursel<br />
an der Hohemark, dem traditionellen Start- und Treffpunkt für<br />
Touren in unsere schöne Gegend. Erbaut vom Zweckverband<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, liegt es fast schon mitten in der Natur.<br />
Aber mit Straßenanbindung, U-Bahn-Anschluss und Parkplätzen.<br />
Damit hat es die idealen Voraussetzungen, die zentrale<br />
Anlaufstelle für Besucher und Interessierte im <strong>Hochtaunus</strong> zu<br />
werden.<br />
Wie geplant hat das Infozentrum kurz vor dem Hessentag in<br />
Oberursel erstmals seine Pforten geöffnet. In der Rekordzeit<br />
von nur einem Jahr wurde das Zentrum fertig gestellt und am<br />
20. Mai 2011 eingeweiht. Bereits am Eröffnungswochenende<br />
mit buntem Familienprogramm haben<br />
es sich rund 2.000 Besucher nicht<br />
nehmen lassen, das neue Zentrum<br />
anzuschauen und von seinem Angebot<br />
Gebrauch zu machen.<br />
Das Zentrum mit seinem Signet „Taunus.<br />
Die Höhe“ ist aber auch ein echter<br />
Hingucker: <strong>Zu</strong>nächst besticht es mit<br />
seiner eigenwilligen Architektur. Die<br />
asymmetrisch-zackig angelegte Form<br />
mit großer Kletterwand erweckt mit<br />
ihrer vertikal angelegten Holzlamellen-<br />
Optik an der übrigen Außenwand den<br />
Eindruck, als sei das Gebäude in Holz<br />
„eingewickelt“. Damit fügt es sich<br />
Das neue Taunus-Informationszentrum<br />
46<br />
von Daniela Pompe<br />
und Uwe Hartmann<br />
perfekt in seine Umgebung mitten in der Natur ein, direkt am<br />
Urselbach und am Wald.<br />
Die Besonderheit des Gebäudes ist die Realisierung moderner<br />
Architektur mit natürlichen Materialien. Die Freiflächen<br />
des Hauses wurden mit viel Grün, Stein, gewaschenen Holzhackschnitzeln<br />
und vom <strong>Naturpark</strong> gezimmerten Holzbänken<br />
angelegt und ausgestattet. Eine zusätzliche Attraktion ist<br />
die Holzskulptur „Black Column“ des bekannten walisischen<br />
Künstlers David Nash, die neben dem Gebäude in Sicht der<br />
Restaurantgäste platziert wurde. Die über sechs Meter hohe<br />
Holzskulptur, die aus einem einzigen Holzstamm gefertigt und<br />
mit einer speziellen Veredelungstechnik geflammt wurde,<br />
ist perfekt für diesen Ort.
Skulptur von Künstler David Nash<br />
Ganz nebenbei erwähnt, erfüllt das Taunus-Informationszentrum<br />
übrigens mehr als die notwendigen Kriterien eines „Öko-<br />
Hauses“: Außer dem Grundgerüst aus Stahl ist es durchweg<br />
aus Naturmaterialien wie Holz und Stein gebaut. Neben vielen<br />
weiteren energiesparenden Details gehören Solar-Thermie,<br />
Wärmerückgewinnungsanlagen und Photovoltaik auf dem<br />
ansonsten begrünten Dach zum Öko-Konzept des Hauses.<br />
Aber auch innen hat das neue Zentrum einiges zu bieten: ein<br />
umfassend auf alle Taunus-Interessierte und -Besucher abgestimmtes<br />
Freizeitangebot.<br />
Betritt man das Zentrum durch das Foyer, so befindet man sich<br />
in der großzügig geschnittenen Tourist-Info des Taunus Touristik<br />
Service mit Beratungstheke und großem Broschürenregal. Das<br />
freundliche Beratungs-Team kennt sich bestens in der Region<br />
aus, hat unzählige Tipps auf Lager und hilft gerne bei der Freizeitplanung<br />
im Taunus. <strong>Zu</strong>dem kann man sich hier elektrounterstützte<br />
Räder ausleihen, sogenannte „Pedelecs“. Damit lässt<br />
sich die Mittelgebirgsregion des <strong>Hochtaunus</strong> mit ihren teils starken<br />
Steigungen von jedermann leicht erkunden. Einige der<br />
schönsten Wander- und Radwege starten gleich am Zentrum.<br />
Den zugehörigen „Bike-Routenführer“ vom <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
erhält man ebenfalls an der Tourist-Info.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Das Herzstück des Taunus-Informationszentrums erreicht man<br />
von der Tourist-Info aus über die Treppe: die Ausstellung des<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Auf spielerische Weise kann man in<br />
die Rollen des Naturforschers, des Ausflüglers oder des Kulturliebhabers<br />
schlüpfen und Interessantes über Region und<br />
Landschaft, Tiere und Lebensräume, Tradition und Kultur des<br />
gesamten <strong>Naturpark</strong>-Gebietes erfahren. So warten auf den<br />
„Naturforscher“ Stationen, an denen er Tiere ihrem Lebensraum<br />
zuordnen muss, sich auf Vogelschau begibt und wo<br />
er lernt, aus welchen Gesteinsarten der Taunus besteht. Am<br />
Ende wird der <strong>Naturpark</strong> sogar zu einer Schatzkiste, und auf<br />
einmal hat er Bewohner, die nicht jedem bekannt sind. Der<br />
„Kulturliebhaber“ wiederum lernt anhand des hessischen<br />
Dialektes die Ausdehnung des Taunus kennen und erfährt<br />
manches über die Römer am Limes. An einer weiteren Station<br />
der Ausstellung ist der Kulturinteressierte aufgefordert, herauszufinden,<br />
welche Begebenheiten sich wirklich im Taunus<br />
abgespielt haben und was in das Reich der Märchen gehört.<br />
Der „Ausflügler“ schließlich ist zu Beginn zum Konditionstest eingeladen<br />
und erfährt so, welche Radstrecke für ihn geeignet ist.<br />
Tourist-Info im TIZ: Taunus Touristik Service-Mitarbeiterinnen<br />
Tatjana Rees und Tatjana Heinrich<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Pedelec-Verleih im TIZ<br />
Ein Brettspiel bringt Wissenswertes über die Wandermöglichkeiten<br />
zu Tage und trainiert den Umgang mit Wanderkarten.<br />
Der Ausflügler darf zudem hören, wie der Taunus klingt.<br />
Im Obergeschoss hinter der Ausstellung befinden sich die<br />
Verwaltungsräume von <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> und Taunus<br />
Touristik Service sowie ein mit moderner Technik ausgestatteter<br />
Seminarraum, der angemietet werden kann.<br />
<strong>Zu</strong>rück zum Besucherangebot: Neben der Tourist-Info im Erdgeschoss<br />
befindet sich das Freizeitrestaurant „Waldtraut“.<br />
In ansprechender Atmosphäre mit modernem Design, gemütlichem<br />
Eichenholzmobiliar und heimelig knisterndem Kamin<br />
im Winter sowie sonniger Außenterrasse im Sommer kann man<br />
es sich bei regionalen Gerichten und Getränken gut gehen<br />
lassen. Hier können Wanderer sogar fertig gepackte Proviant-<br />
Rucksäcke erhalten, bevor sie sich auf ihre Tour begeben.<br />
Die Besonderheit des Taunus-Informationszentrums liegt aber<br />
auch bei den Menschen, die sich hierfür eingesetzt und unermüdlich<br />
daran gearbeitet haben. In der anderthalb Jahre andauernden<br />
Projektphase (Konzeptstart bis Baufertigstellung)<br />
48<br />
haben sich alle Verantwortlichen mit viel Begeisterung und<br />
Ideen über die Maßen eingebracht. Wir möchten uns bei allen,<br />
die das Projekt begleitet und sich dafür eingesetzt haben,<br />
herzlich bedanken. Das Ergebnis ist das Verdienst von vielen<br />
Mitarbeitern des gesamten Teams.<br />
Vor allem die <strong>Zu</strong>sammenarbeit der beiden Verbände <strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong> und Taunus Touristik Service hat sich als<br />
sehr erfolgreich erwiesen. Dies hat sich während der Konzeptionsphase<br />
über die Bauphase zur Eröffnung bis hin zum<br />
Meistern der täglichen Herausforderungen des laufenden<br />
Betriebs des Taunus-Informationszentrums gezeigt. Das Ergebnis<br />
spiegelt sich überall im Zentrum wider, vor allem im<br />
Besucherangebot. Nun arbeiten beide Verbände erstmals<br />
gemeinsam in ihren Geschäftsstellen im Verwaltungstrakt<br />
des Taunus-Informationszentrums. Dadurch können die gute<br />
<strong>Zu</strong>sammenarbeit fortgesetzt und Synergien genutzt werden,<br />
um die Region attraktiv zu gestalten.<br />
Der <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> ist maßgeblich zuständig für Naturund<br />
Wegepflege sowie die Besucherlenkung in der Natur.<br />
Probiert die Kletterwand am TIZ schon mal aus:<br />
Taunus Touristik Service-Azubine Lena Allhenn
Die Erlebnisausstellung des <strong>Naturpark</strong>s im TIZ<br />
So werden auch geführte Wandertouren angeboten und Wanderwege-Führer<br />
herausgegeben. Der <strong>Naturpark</strong> hat daher im<br />
Erdgeschoss des Zentrums seinen wichtigsten Raum: die große<br />
Werkstatt mit allen notwendigen Gerätschaften, um Natur<br />
und Wege im Wald pflegen und warten zu können. Unter dem<br />
großen Vordach der Werkstatt parken alle Nutzfahrzeuge des<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
<strong>Naturpark</strong>s, die für die tägliche Arbeit benötigt werden.<br />
Der Taunus Touristik Service hingegen ist für die touristische<br />
Vermarktung der Gesamtregion „Taunus“ und die damit einhergehenden<br />
Aufgaben zuständig. Er ist zudem präsent auf<br />
Messen, Veranstaltungen und darüber hinaus aktiv in vielen<br />
Gremien. Vor allem aber ist er Herausgeber sämtlicher Kommunikations-<br />
und Werbemittel, die mit der neuen Designlinie<br />
„Taunus. Die Höhe“ entstanden sind. Daher ist neben dem<br />
Verwaltungstrakt sein wichtigster Raum die Tourist-Info im<br />
Foyer, in der er die Taunus-Interessierten persönlich beraten<br />
und sich jederzeit auf deren Bedürfnisse einstellen kann.<br />
Abgerundet wird das Angebot in freundlich-ungezwungener<br />
Atmosphäre bei gutem Essen im „Waldtraut“. Das Taunus-<br />
Informationszentrum lädt herzlich zum längeren Verweilen<br />
ein und freut sich besonders über kleine Gäste.<br />
Alte Bücher und Landkarten belegen, dass der Taunus jahrhundertelang<br />
nur „die Höhe“ genannt wurde. Das greifen wir<br />
gerne auf: weil er voller Höhepunkte ist. Taunus. Die Höhe.<br />
Für Freizeit und Urlaub.<br />
Naturforscher-Station mit „Mikro-Organismen“ Das Freizeitrestaurant „Waldtraut“ im TIZ<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Eckdaten des Taunus-Informationszentrums:<br />
■ Auftraggeber und Bauherr: Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>,<br />
Landrat Ulrich Krebs, Vorstandsvorsitzender<br />
■ Architekt: kre@team schäfer, Bad Homburg v. d. H.<br />
■ Projektleitung: Klaus D. Dehler, dehler consult<br />
■ Projektleiter-Team: Klaus D. Dehler (dehler consult),<br />
Uwe Hartmann (Geschäftsstellenleiter <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>),<br />
Daniela Pompe (Geschäftsführerin Taunus Touristik<br />
Service), Mirja Niederhäuser (Beteiligungsmanagement,<br />
<strong>Hochtaunus</strong>kreis), Dietmar und Anja Schäfer (Architekten,<br />
kre@team schäfer)<br />
■ Gastronom: Thomas Studanski (Gesellschafter „Waldtraut“),<br />
Fabian Fuchs (Geschäftsführer „Waldtraut“)<br />
■ Baukosten: rund drei Millionen Euro<br />
■ Bauphase gesamt: 2010 bis Frühjahr 2011<br />
Spatenstich 10. Mai 2010, Richtfest 23. November 2010,<br />
Einweihung 20. Mai 2011<br />
<strong>50</strong><br />
■ Fläche: Grundstück 3180 m 2 , Gebäude insgesamt 1.314 m 2<br />
■ Standort/Erreichbarkeit: Anbindung ÖPNV (U3-Endstation<br />
OU-Hohemark), A 661, B 455, Abfahrt „Oberursel-Hohemark“<br />
■ Jährliche Besucherzahl: 18 Millionen im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
(Statistik)<br />
Öffnungszeiten* des Taunus-Informationszentrums:<br />
■ Tourist-Info, Pedelec-Verleih, <strong>Naturpark</strong>-Ausstellung:<br />
Di.–Fr.: 10–16 Uhr; Sa./So.: 10–18 Uhr (Mai bis Okt.)<br />
Di.–Fr.: 10–15 Uhr; Sa./So.: 10–16 Uhr (Okt. bis Mai)<br />
Mo.: Ruhetag<br />
■ Waldtraut. Das Freizeitrestaurant:<br />
Mo.–So.: 10–23 Uhr<br />
■ Boulder-Kletterwand:<br />
Mo.–So.: 9–22 Uhr (Klettern auf eigene Gefahr)<br />
* Änderungen vorbehalten<br />
Das TIZ-Projektleiter-Team (v.l.n.r.): Vorstandsvorsitzender Landrat Ulrich Krebs (<strong>Hochtaunus</strong>kreis), Projektleiter Klaus D. Dehler,<br />
Taunus Touristik Service-Geschäftsführerin Daniela Pompe, <strong>Naturpark</strong>-Geschäftsführer Uwe Hartmann, Beteiligungsmanagement des<br />
<strong>Hochtaunus</strong>kreises Mirja Niederhäuser
Anhang<br />
Übersicht der Vorsitzenden des <strong>Naturpark</strong>-Vorstandes:<br />
1961 – 1963 Heinrich Müller Landrat des Landkreises Usingen<br />
1964 – 1995 Werner Herr Landrat des Obertaunuskreises<br />
1966 Dr. Wagenbach und Dr. V. Jost Landräte des Main-Taunus-Kreises<br />
1967 Dr. Thierbach Landrat des Landkreises Usingen<br />
1968 Werner Herr Landrat des Obertaunuskreises<br />
1969 Dr. V. Jost Landrat des Main-Taunus-Kreises<br />
1970 Dr. Thierbach Landrat des Landkreises Usingen<br />
1971 Werner Herr Landrat des Obertaunuskreises<br />
1972 Dr. V. Jost Landrat des Main-Taunus-Kreises<br />
1973 – 1974 Werner Herr Landrat des Obertaunuskreises<br />
1975 W. Knoll Erster Kreisbeigeordnete des Main-Taunus-Kreises<br />
1976 Dr. V. Jost Landrat des Main-Taunus-Kreises<br />
1977 Werner Herr Landrat des Obertaunuskreises<br />
1978 – 1985 Dr. H. von Storch Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
1985 – 1990 Dr. K. P. Jürgens Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
1990 – 2005 Jürgen Banzer Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
ab 2006 Ulrich Krebs Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
Übersicht der <strong>Naturpark</strong>-Geschäftsführer/-innen:<br />
1963 – 1965 Erster Geschäftsführer Herr Völler ab 16.11.1963<br />
1965 – 1967 Herr Adolf Günther<br />
1967 – 1969 Herr Klaus Ruppert<br />
1969 – 1974 Herr Dr. Stahl-Streit<br />
1974 – 1977 Herr Gunther Berendes<br />
1977 – 2006 Herr Hans-Walter Herpel<br />
2006 –2008 Stelle vakant<br />
2008 – 2010 Frau Silke Kettner<br />
ab 2011 Herr Uwe Hartmann<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Einer der Höhepunkte in der Geschichte des <strong>Naturpark</strong>s ist der Gewinn der Goldmedaille im Wettbewerb der <strong>Naturpark</strong>e<br />
Deutschlands 1998 zum Thema „Natur- und Freizeitsport – vorbildliche Lösung von Konflikten in <strong>Naturpark</strong>en“. Aus den<br />
Händen des Präsidenten des Verbandes Deutscher <strong>Naturpark</strong>e Herrn Staatsminister ade Dr. Herbert Günther erhält der<br />
Vorsitzende des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>, der Landrat des <strong>Hochtaunus</strong>kreises Jürgen Banzer, die Urkunde. Von links nach<br />
rechts: Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> Hans-Walter Herpel, Präsident des VDN Dr. Herbert Günther, Vertreterin<br />
des VDN und Landrat Jürgen Banzer.<br />
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<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Satzung des Zweckverbandes „<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“<br />
in der Fassung der am 7. Oktober 2009 beschlossenen Änderungssatzung gültig ab 1. Januar 2010<br />
§ 1 Mitglieder, Name, Sitz<br />
(1) Der <strong>Hochtaunus</strong>kreis, der Lahn-Dill-Kreis, der Landkreis<br />
Limburg-Weilburg, der Main-Taunus-Kreis, der Wetteraukreis,<br />
der Landkreis Gießen und die Stadt Frankfurt am<br />
Main bilden einen Zweckverband im Sinne des Gesetzes<br />
über kommunale Gemeinschaftsarbeit (KGG) vom<br />
16.12.1969.<br />
(2) Der Zweckverband führt den Namen „<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“<br />
mit Sitz in Neu-Anspach.<br />
(3) Der Zweckverband umfasst das Gebiet des <strong>Hochtaunus</strong>kreises,<br />
des Lahn-Dill-Kreises, des Landkreises Limburg-<br />
Weilburg, des Main-Taunus-Kreises, des Wetteraukreises,<br />
des Landkreises Gießen mit den aus der Anlage ersichtlichen<br />
Gebietsteilen; dieses Gebiet bildet den „<strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong>“. Die Anlage ist Bestandteil dieser Verbandssatzung.<br />
§ 2 Selbstverwaltungskörperschaft<br />
Der Zweckverband ist eine Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts. Er verwaltet sich selbst unter eigener Verantwortung<br />
durch seine Organe.<br />
§ 3 Aufgabe<br />
(1) Der Verband hat den Zweck, im <strong>Zu</strong>sammenwirken mit<br />
allen interessierten Stellen, insbesondere durch Maßnahmen<br />
auf dem Gebiet des Landschaftsschutzes, den<br />
„<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“ mit dem Ziel zu fördern, in<br />
<strong>diesem</strong> als Erholungsgebiet besonders geeigneten Raum,<br />
die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, die<br />
Landschaft zu erhalten, zu pflegen und zu gestalten und<br />
den Menschen eine naturgemäße Erholung zu ermöglichen.<br />
(2) Der Erfüllung des Verbandszweckes dienen insbesondere<br />
die Lenkung des Erholungsverkehrs durch Schaffung von<br />
Parkplätzen und deren Unterhaltung, sowie die Förderung<br />
aller dem Wandern, dem landschaftsbezogenen Breitensport<br />
und der naturnahen Erholung dienenden Maßnahmen<br />
und Einrichtungen innerhalb des <strong>Naturpark</strong>s.<br />
(3) Die Rechte der Gemeinden nach den gesetzlichen Bestimmungen<br />
(etwa nach dem BBauG) für die eigene<br />
Ortsplanung bleiben unberührt.<br />
§ 4 Gemeinnützigkeit<br />
(1) Der Verband verfolgt ausschließlich und unmittelbar<br />
gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „steuerbegünstigte<br />
Zwecke“ der Abgabenordnung vom 15.3.1976<br />
für die in § 3 bestimmten Aufgaben.<br />
(2) Mittel des Zweckverbandes dürfen nur für die satzungsgemäßen<br />
Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder<br />
erhalten keinen Gewinnanteil und in ihrer Eigenschaft<br />
als Mitglieder auch keine sonstigen <strong>Zu</strong>wendungen aus<br />
Mitteln des Verbandes. Sie erhalten bei ihrem Ausscheiden<br />
oder bei Auflösung oder Aufhebung des Verbandes<br />
nicht mehr als ihre eingezahlten Kapitalanteile und den<br />
gemeinen Wert ihrer geleisteten Sacheinlagen zurück.<br />
(3) Es darf keine Person durch Verwaltungsausgaben, die<br />
den Zwecken des Verbandes fremd sind oder durch unverhältnismäßig<br />
hohe Vergütungen begünstigt werden.<br />
§ 5 Organe<br />
Organe des Zweckverbandes sind:<br />
1. Die Verbandversammlung<br />
2. Der Verbandsvorstand<br />
53
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
§ 6 <strong>Zu</strong>sammensetzung der Verbandsversammlung<br />
(1) Die Verbandsversammlung besteht aus insgesamt 31<br />
Vertretern der Verbandsmitglieder. Hiervon entfallen auf<br />
den <strong>Hochtaunus</strong>kreis 11 Vertreter/innen<br />
den Lahn-Dill-Kreis 2 Vertreter/innen<br />
den Landkreis Limburg-Weilburg 2 Vertreter/innen<br />
den Main-Taunus-Kreis 9 Vertreter/innen<br />
den Wetteraukreis 3 Vertreter/innen<br />
den Landkreis Gießen 1 Vertreter/in<br />
die Stadt Frankfurt am Main 3 Vertreter/innen<br />
(2) Jede(r) Vertreter/in eines Verbandsmitgliedes hat in der<br />
Verbandsversammlung eine Stimme.<br />
(3) Die Mitglieder der Verbandsversammlung werden von<br />
den Vertretungskörperschaften der Verbandsmitglieder<br />
für deren Wahlzeit gewählt. Für jedes Mitglied der Verbandsversammlung<br />
ist ein(e) Stellvertreter/in zu wählen.<br />
Die Wahl der Mitglieder der Verbandsversammlung und<br />
ihrer Stellvertreter/innen hat jeweils innerhalb von drei<br />
Monaten nach der Neuwahl der Vertretungskörperschaften<br />
der Verbandsmitglieder zu erfolgen.<br />
(4) Gehört ein Mitglied der Verbandsversammlung oder ein(e)<br />
Stellvertreter/in dem Vertretungs- oder Verwaltungsorgan<br />
des Verbandsmitgliedes oder dem Verbandsmitglied<br />
als Bedienstete(r) an, endet seine/ihre Mitgliedschaft in<br />
der Verbandsversammlung, wenn er seine/sie ihre Tätigkeit<br />
in dem Organ des Verbandsmitglieds oder als Bedienstete(r)<br />
verliert. Für ausscheidende Mitglieder der<br />
Verbandsversammlung oder Stellvertreter(innen) findet<br />
innerhalb von drei Monaten eine Nachwahl statt.<br />
(5) Mitglieder des Verbandsvorstandes, deren Stellvertreter(innen)<br />
sowie Bedienstete des Verbandes können<br />
nicht gleichzeitig als Vertreter/innen eines Verbandsmitgliedes<br />
der Verbandsversammlung angehören.<br />
54<br />
§ 7 Vorsitzende(r), Einberufung<br />
(1) Die Verbandsversammlung wählt in ihrer ersten Sitzung<br />
aus ihrer Mitte für die Dauer ihrer Wahlzeit eine(n) Vorsitzende(n)<br />
und zwei Stellvertreter/innen.<br />
(2) Der/die Vorsitzende leitet die Verbandsversammlung<br />
und beruft sie jeweils schriftlich unter Mitteilung der<br />
Tagesordnung ein. Zwischen dem <strong>Zu</strong>gang der Einladung<br />
und dem Sitzungstag müssen mindestens 10 Tage liegen.<br />
In eilbedürftigen Fällen kann der/die Vorsitzende die<br />
Ladungsfrist abkürzen, jedoch muss die Ladung spätestens<br />
am zweiten Tag vor dem Sitzungstag zugehen; auf<br />
die Eilbedürftigkeit ist in der Ladung ausdrücklich hinzuweisen.<br />
Die Verbandsversammlung ist mindestens einmal<br />
im Jahr und im übrigen so oft einzuberufen, wie es<br />
die Geschäfte erfordern. Sie ist unverzüglich einzuberufen,<br />
wenn mindestens ein Viertel, der satzungsgemäßen<br />
Stimmenzahl der Verbandsversammlung oder der Verbandsvorstand<br />
die Einberufung unter Angabe der Verhandlungsgegenstände<br />
verlangen.<br />
(3) <strong>Zu</strong> ihrer ersten Sitzung nach Umstellung der Verbandssatzung<br />
und nach Ablauf der Wahlzeit der Mitglieder der<br />
Verbandsversammlung wird die Verbandsversammlung<br />
von dem/der Verbandsvorsitzenden oder im Hinderungsfall<br />
von dessen/deren Stellvertreter/in einberufen; er/sie<br />
leitet die Sitzung bis zur Wahl des/der Vorsitzenden.<br />
§ 8 <strong>Zu</strong>ständigkeit<br />
Die Verbandsversammlung beschließt über alle wichtigen<br />
Angelegenheiten des Verbandes und die ihr durch das<br />
KGG zugewiesenen Aufgaben. Sie beschließt insbesondere<br />
über folgende Aufgaben, die sie nicht übertragen kann:<br />
1. Aufstellung des Rahmenprogramms und der Entwicklungspläne,<br />
2. den Erlass, die Änderung und Aufhebung der Satzungen,<br />
3. die Änderung und Ergänzung der Verbandssatzung,<br />
insbesondere die Aufnahme und das Ausscheiden<br />
von Verbandsmitgliedern,
4. die Auflösung des Zweckverbandes,<br />
5. den Erlass der Haushaltssatzung und die Festsetzung<br />
des Investitionsprogramms,<br />
6. die Festsetzung der Verbandsumlage,<br />
7. die haushalts- und vermögensrechtlichen Entscheidungen<br />
im Sinne des § 51 Nr. 5,8,9,15,17,18 HGO<br />
§ 9 Beschlussfähigkeit, Abstimmung<br />
(1) Die Verbandsversammlung ist beschlussfähig, wenn ordnungsgemäß<br />
eingeladen und mindestens zwei Drittel<br />
der satzungsgemäßen Stimmen vertreten sind. Wurde<br />
eine Angelegenheit wegen Beschlussunfähigkeit der Verbandsversammlung<br />
zurückgestellt und tritt die Verbandsversammlung<br />
zur Verhandlung über denselben Gegenstand<br />
zum zweiten Mal zusammen, so ist sie ohne Rücksicht<br />
auf die Zahl der anwesenden Vertreter/innen beschlussfähig,<br />
wenn in der Ladung zu der zweiten Sitzung<br />
auf diese Bestimmung ausdrücklich hingewiesen wurde.<br />
(2) Beschlüsse werden mit der Mehrheit der abgegebenen<br />
Stimmen gefasst, soweit Gesetze oder Satzung nichts<br />
anderes bestimmen. Stimmenthaltungen und ungültige<br />
Stimmen zählen zur Berechnung der Mehrheit nicht mit.<br />
Bei Stimmengleichheit ist ein Antrag abgelehnt. Für die<br />
Änderung oder Ergänzung der Verbandssatzung, den Beitritt<br />
und das Ausscheiden von Verbandsmitgliedern, für<br />
die Auflösung des Zweckverbandes bedarf es einer Mehrheit<br />
von zwei Dritteln der satzungsgemäßen Stimmen.<br />
(3) Über die Verhandlungen und Beschlüsse der Verbandsversammlung<br />
ist eine Niederschrift anzufertigen, die von<br />
dem/der Vorsitzenden und einem weiteren Mitglied der<br />
Verbandsversammlung zu unterzeichnen ist. In der Niederschrift<br />
sind zumindest der Beschlussgegenstand, die<br />
gefassten Beschlüsse und das Abstimmungs- und Wahlergebnis<br />
festzuhalten.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
§ 10 Verbandsvorstand<br />
(1) Der Verbandsvorstand besteht aus den jeweiligen Vorsitzenden<br />
der Verwaltungsorgane der Verbandsmitglieder<br />
oder an deren Stelle aus von einzelnen Verbandsmitgliedern<br />
hierzu besonders benannten Vertreter/innen.<br />
(2) Jedes Vorstandsmitglied hat eine Stimme.<br />
(3) Verbandsvorsitzende(r) ist das dem <strong>Hochtaunus</strong>kreis angehörende<br />
Vorstandsmitglied. Stellvertreter/in des/der<br />
Verbandsvorsitzenden ist das dem Main-Taunus-Kreis angehörende<br />
Vorstandsmitglied.<br />
(4) Die Mitgliedschaft eines Vorstandsmitgliedes endet mit<br />
der Beendigung seiner/ihrer Tätigkeit im Amt des Verbandsmitglieds.<br />
§ 11 <strong>Zu</strong>ständigkeit, Leistung<br />
(1) Der Verbandsvorstand führt die laufenden Verwaltungsangelegenheiten<br />
des Zweckverbandes durch, soweit sie<br />
nicht nach dem KGG oder der Verbandssatzung der Verbandsversammlung<br />
vorbehalten sind.<br />
(2) Bei Ausführung der Geschäfte und der Kassentätigkeit<br />
bedient sich der Vorstand der sächlichen und personellen<br />
Mittel seiner ständigen Geschäftsstelle, die von einem/einer<br />
vom Verbandsvorstand zu bestellenden Geschäftsführer/in<br />
geleitet wird. Der Zweckverband führt<br />
eine eigene Kasse und Rechnung.<br />
(3) Die Sitzungen des Verbandsvorstandes werden von<br />
dem/der Vorstandsvorsitzenden und im Falle seiner/<br />
ihrer Verhinderung von dessen/deren Stellvertreter/in<br />
geleitet.<br />
§ 12 Einberufung, Beschlussfähigkeit, Abstimmung<br />
(1) Der/die Vorstandsvorsitzende beruft den Verbandsvorstand<br />
so oft zu den Sitzungen ein, wie es die Verbandsgeschäfte<br />
erfordern, und leitet sie. Der Vorstand ist unverzüglich<br />
zu einer Sitzung einzuberufen, wenn wenigstens<br />
zwei Vorstandsmitglieder es unter Angabe des<br />
Beratungsgegenstandes verlangen. Für das Einladungsverfahren<br />
gilt § 7 Abs. 2 Satz 2, 3 entsprechend.<br />
55
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
(2) Der Verbandsvorstand ist beschlussfähig, wenn ordnungsgemäß<br />
eingeladen und mehr als die Hälfte der Vorstandsmitglieder<br />
anwesend sind. Für die Beschlussfassung<br />
gilt § 9 Abs. 2 Satz 1 und 2 mit der Maßgabe entsprechend,<br />
dass bei Stimmengleichheit die Stimme<br />
des/der Vorsitzenden den Ausschlag gibt. Beschlüsse<br />
können im Umlaufverfahren gefasst werden, wenn alle<br />
Vorstandsmitglieder dem Beschluss zustimmen.<br />
(3) Die Sitzungen des Verbandsvorstandes sind nicht öffentlich.<br />
<strong>Zu</strong> den Beratungen können Sachverständige<br />
hinzugezogen werden.<br />
(4) Über jede Vorstandssitzung ist eine Niederschrift zu<br />
fertigen. § 9 Abs. 3 gilt entsprechend.<br />
§ 13 Beirat<br />
Dieser § wurde auf Beschluss der Verbandsversammlung<br />
am 16.12.2004 gestrichen.<br />
§ 14 Verbandswirtschaft<br />
(1) Für die Verbandswirtschaft und die Haushaltsführung gelten<br />
die Vorschriften des sechsten Teils der Hessischen Gemeindeordnung<br />
nach Maßgabe des § 18 KGG sinngemäß.<br />
(2) Geschäfts- und Haushaltsjahr sind entsprechend dem<br />
Kalenderjahr. Der Verbandsvorstand hat die Jahresrechnung<br />
innerhalb von drei Monaten nach Ablauf des<br />
Haushaltsjahres der Verbandsversammlung vorzulegen.<br />
(3) Die Rechnungsprüfungsaufgaben werden vom Rechnungsprüfungsamt<br />
des <strong>Hochtaunus</strong>kreises wahrgenommen.<br />
56<br />
§15 Umlage<br />
(1) Der Zweckverband erhebt von den Verbandsmitgliedern<br />
eine Verbandsumlage, soweit seine sonstigen Einnahmen<br />
zur Deckung des Finanzbedarfs nicht ausreichen.<br />
(2) An der Verbandsumlage beteiligen sich die Verbandsmitglieder<br />
wie folgt:<br />
<strong>Hochtaunus</strong>kreis 37,0 v. H.<br />
Lahn-Dill-Kreis 6,75 v. H.<br />
Landkreis Limburg- Weilburg 6,75 v. H.<br />
Main-Taunus-Kreis 31,0 v. H.<br />
Wetteraukreis 8,40 v. H.<br />
Landkreis Gießen 1,70 v. H.<br />
die Stadt Frankfurt am Main 8,40 v. H.<br />
§ 16 Übertragung von Maßnahmen<br />
Die Ausführung der vom Verband geplanten Maßnahmen<br />
kann an Körperschaften des öffentlichen Rechts oder<br />
Vereinigungen mit deren <strong>Zu</strong>stimmung übertragen.<br />
§ 17 Austritt<br />
Ein Verbandsmitglied kann aus wichtigem Grund zum<br />
Schluss eines Geschäftsjahres unter Einhaltung einer<br />
einjährigen Kündigungsfrist aus dem Verband austreten.<br />
Die Kündigung ist schriftlich gegenüber dem Verbandsvorstand<br />
zu erklären. Ein Vermögensausgleich findet<br />
nicht statt. Geleistete Umlagen werden nicht erstattet.<br />
§ 18 Auflösung, Aufhebung<br />
Bei Auflösung oder Aufhebung des Verbandes oder bei<br />
Wegfall seines bisherigen Zwecks fällt das in <strong>diesem</strong><br />
Zeitpunkt vorhandene Vermögen, soweit es den gemeinen<br />
Wert der von den Mitgliedern geleisteten Sacheinlagen<br />
übersteigt, an das Land Hessen mit der Maßgabe,<br />
dass das Vermögen unmittelbar und ausschließlich<br />
für gemeinnützige Zwecke des Landschafts- und Naturschutzes<br />
im „<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“ verwendet werden<br />
muss.
§ 19 Öffentliche Bekanntmachungen<br />
(1) Die Verbandssatzung, ihre Ergänzung oder Änderung<br />
sowie sonstige öffentliche Bekanntmachungen des Verbandes<br />
werden im Staatsanzeiger für das Land Hessen<br />
veröffentlicht. Die öffentliche Bekanntmachung ist mit<br />
Ablauf des Erscheinungstages der die Bekanntmachung<br />
enthaltenden Ausgabe des Staatsanzeigers für das Land<br />
Hessen vollendet, soweit nichts Anderes bestimmt ist.<br />
(2) Bekanntmachungsgegenstände (Karten, Pläne oder<br />
Zeichnungen und damit verbundene Texte und Erläuterungen),<br />
die sich für eine Veröffentlichung im Staatsanzeiger<br />
für das Land Hessen nicht eignen oder für die öffentliche<br />
Auslegung durch Rechtsvorschrift vorgeschrieben<br />
ist, werden in der Geschäftsstelle des Zweckverbandes<br />
„<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“, Brandholz 1, 61267 Neu-<br />
Anspach, auf die Dauer von zwei Wochen während der<br />
Dienststunden zu jedermanns Einsicht öffentlich ausgelegt,<br />
soweit durch Rechtsvorschrift nichts anderes bestimmt<br />
ist. Die öffentliche Bekanntmachung durch Auslegung<br />
nach Satz 1 ist mit Ablauf des Tages vollendet, an<br />
dem die Auslegungsfrist endet. Spätestens am Tage vor<br />
Beginn der Auslegung sind Gegenstand, Ort, Tageszeit<br />
und Dauer der Auslegung sowie etwa für den Auslegungsgegenstand<br />
erteilte <strong>Zu</strong>stimmungen oder Genehmigungen<br />
nach Abs. 1 öffentlich bekannt zu machen, soweit<br />
durch Rechtsvorschrift nichts Anderes bestimmt ist.<br />
§ 20 Anwendung der Hessischen Gemeindeordnung<br />
Auf den Zweckverband finden die Vorschriften der Hessischen<br />
Gemeindeordnung ergänzend Anwendung, soweit<br />
nicht das KGG oder diese Verbandssatzung etwas anderes<br />
bestimmen.<br />
Aufgrund der §§ 11, 15, 21 des Gesetzes über die kommunale<br />
Gemeinschaftsarbeit (KGG) vom 16.12.1969<br />
(GVBl. S. 307), zuletzt geändert durch Gesetz zur Änderung<br />
kommunalrechtlicher Vorschriften vom 24. 6. 1978<br />
(GVBl. S. 420 ) in Verbindung mit § 8 der Verbandssat-<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
zung hat die Verbandsversammlung des Zweckverbandes<br />
„<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“ in ihrer Sitzung am<br />
16.September 1997 folgende Satzung zur Änderung der<br />
Verbandssatzung des Zweckverbandes „<strong>Naturpark</strong><br />
<strong>Hochtaunus</strong>“ beschlossen.<br />
Genehmigung<br />
Aufgrund des Beschlusses der Verbandsversammlung<br />
vom 16. Dezember 2004 genehmige ich hiermit gemäß<br />
§ 21 Abs.3 Satz 1 in Verbindung mit § 35 Abs. 2 Nr. 3<br />
des Gesetzes über kommunale Gemeinschaftsarbeit<br />
(KGG) vom 16. Dezember 1969 (GVBl. I S. 307), zuletzt<br />
geändert durch Gesetz vom 24. Juni 1978 (GVBl. I S. 420),<br />
die durch das Ausscheiden des Planungsverbandes<br />
Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main verbundenen Änderungen<br />
der Verbandsversatzung des Zweckverbandes<br />
„<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>“.<br />
Darmstadt, den 22. Dezember 2004<br />
Regierungspräsidium Darmstadt<br />
21.2. (Wo.)-3 u 02/01 (4) – 1 –<br />
gez. Köttig-Gross<br />
57
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
■ Zweckverband <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Bildrechte:<br />
■ <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
■ Klaus D. Dehler<br />
■ Taunus Touristik Service e.V.<br />
■ Hessen Forst, Forstamt Weilrod<br />
■ Limeserlebnispfad <strong>Hochtaunus</strong> gGmbH<br />
Verbandsfläche <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
58
Autorenverzeichnis:<br />
Prof. Dr. W. Dahmen ist Professor für Ökologie und arbeitete auch für den Verband<br />
Deutscher <strong>Naturpark</strong>e. In der ersten Verbandsversammlung des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> am<br />
30. Mai 1962 wurde er in das Planungsteam berufen.<br />
Hans-Walter Herpel ist Diplom Forstingenieur und seit September 1969 als Beamter des<br />
Landes Hessen – Forstverwaltung – für die Arbeit im <strong>Naturpark</strong> freigestellt. Bis 1975 als forstlicher<br />
Berater und danach, bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, als Geschäftsführer.<br />
Prof. Dr. Eugen Ernst, in Anspach/Taunus geboren, studierte Geographie, Geologie, ev. Theologie,<br />
Volkskunde, Germanistik, Soziologie und Philosophie. Von 1969 bis 1993 war er Professor<br />
an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. In der Zeit als Parlamentarier in seiner Gemeinde,<br />
im Kreis und dem Umlandverband von 1960 an, war er maßgeblich an den Planungen von<br />
<strong>Naturpark</strong> und Hessenpark – den er von 1974 an bis zur Pensionierung leitete – beteiligt.<br />
Adolf Günter ist Diplom Forstingenieur und leitete bis zu seiner Pensionierung das Forstrevier<br />
Eschbach im Forstamt Usingen. Durch seine Tätigkeit im <strong>Naturpark</strong> war er Mitglied in der Naturschutzstelle<br />
des Kreises Usingen und nach der Bildung des Naturschutzbeirates des <strong>Hochtaunus</strong>kreises<br />
bis 1981 und von 1986 bis 2010 als Naturschutzbeauftragter für das gebiet des<br />
ehemaligen Landkreises Usingen zuständig.<br />
Friedhelm Schmidt wagte einen mutigen Schritt, als er sich 1965 um einen völlig neuen Beruf<br />
bewarb: Pflegetruppmittarbeiter im <strong>Naturpark</strong>. In kurzer Zeit gelang es Friedhelm Schmidt<br />
nicht nur den Vorstand und die Geschäftsstelle von der Richtigkeit dieser Entscheidung zu<br />
überzeugen, sondern sogar das Arbeitsfeld auszuweiten. In den heutigen Großschutzgebieten<br />
sind diese Mitarbeiter gar nicht mehr weg zu denken.<br />
Jürgen Horbach ist ein Urgestein der Naturschutzarbeit im <strong>Hochtaunus</strong>kreis. Seit seinem Eintritt<br />
in dieses Arbeitsfeld im Jahr 1970 bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand war er der<br />
Ansprechpartner des <strong>Naturpark</strong>s. Der Einsatz für die Belange der Natur, mit einem feinen Gespür<br />
für <strong>Zu</strong>sammenhänge, war sein Markenzeichen.<br />
Hans-Georg Fritze der langjährige Leiter der Fremdenenverkehrsbehörde bzw. später des Taunus<br />
Touristik Services war einer der wichtigsten Partner des <strong>Naturpark</strong>s. Die vorhandene touristische<br />
Infrastruktur gezielt der entsprechend Besuchergruppe anzubieten und die Natur dabei<br />
nicht zu zerstören, war sein Credo. Das Prinzip der Nachhaltigkeit, das besonders beim<br />
Tourismus in <strong>Naturpark</strong>en gilt, hat Hans-Georg Fritze bei allen seinen vielen Ideen die er umsetzte,<br />
nicht aus den Augen verloren.<br />
Wolfgang Rinner hat die <strong>Zu</strong>sammenarbeit des Taunusklubs mit dem <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
seit der Gründung im Jahr 1962 miterlebt. Aus seiner Erkenntnis, dass nicht die Masse der<br />
Wege, sondern die Qualität der Wege dem Wandererlebnis dient, ist er ein unermüdlicher<br />
Markierer der Taunusklub-Zielwege und der <strong>Naturpark</strong>-Rundwege. Wo es nur geht sorgt er mit<br />
den <strong>Naturpark</strong>-Mitarbeitern für gemeinsame Markierungen. Seine Kombischilder und Wegweiser<br />
sind ein Markenzeichen des Taunus. Er ist schon seit Jahrzehnten Hauptwegewart des<br />
Taunusklubs und geprüfter Wanderführer des <strong>Naturpark</strong>s.<br />
Thomas Götz ist Förster. Der Diplom Forstingenieur hat in Göttingen seine Forstausbildung<br />
gemacht. Seine Diplomarbeit über eine amerikanische Tanne führte ihn in die Vereinigten<br />
Staaten. Nach seiner Ausbildung betreute er das Revier, welchem schon sein Vater im Rheingau<br />
vorstand. Seit 1999 ist er in der Forstamtsleitung des Forstamts Weilrod zuständig für die<br />
Forsthoheit und die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Josef Braun war Bürgermeister der <strong>Naturpark</strong> Kerngemeinde Schmitten. Schmitten ist durch seine<br />
Höhenlage für den Wintersport, als auch für den „normalen Tourismus „ besonders gut prädestiniert.<br />
Josef Braun unterstützte in seiner Amtszeit den <strong>Naturpark</strong> beim Ausbau der Feldberg-Region<br />
als Wandergebiet, beim Bau des Loipenhauses, bei der Schaffung des Weiltalweges. Auch<br />
die Wiederherstellung der Kittelhütte – zwar auf Glashüttener Fläche – war eines seiner Anliegen.<br />
<strong>50</strong> Jahre <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
1962 – 2012<br />
Theo Zwermann hat mit großem persönlichem Einsatz erfolgreich den Freizeitpark „Lochmühle“<br />
am Rande des <strong>Naturpark</strong>s in Wehrheim aufgebaut. Als der Landwirt auf Grund gesundheitlicher<br />
Probleme die Landwirtschaft aufgeben musste, kam er über einen Ponyhof mit Reit- und<br />
Fahrgelegenheit zu einem Freizeitpark-Konzept. Heute nimmt der Freizeitpark „Lochmühle“<br />
schon in der zweiten Generation eine nicht zu unterschätzende „Filterfunktion“ für die jährlich<br />
ca. 18 Millionen Besucher des <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong> wahr.<br />
Tristan Sachs absolvierte nach seinem Abitur seinen Zivildienst im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
(1. September 2005 – 31. Mai 2006).<br />
Wolfgang Knoll war von 1974 bis 1988 Erster Beigeordneter des Main-Taunus-Kreises und<br />
auch stellvertretender Vorsitzender des Natpark <strong>Hochtaunus</strong>. Er hat in dieser Funktion mit<br />
allen ihm <strong>Zu</strong>rverfügung stehenden Mitteln die Geschäftstelle bei der Einleitung und Durchführung<br />
der weltweit ersten Verschwisterung zwischen zwei Großschutzgebieten noch über den<br />
eisernen Vorhang hinweg unterstützt. Als Präsidiumsmitglied der Hessisch-Slowenischen Gesellschaft<br />
war er darüber hinaus nicht nur für unseren Partner-Park Triglav ein verlässlicher<br />
Freund, sondern auch ein Kenner der politischen Szene. Seinen Einsatz für die Unabhängigkeit<br />
Sloweniens dankte der neue Staat mit seinem höchsten Orden.<br />
Friedhelm Blume ist ist Diplom Ingenieur. Sein Studium der Landespflege absolvierte er in Osnabrück<br />
und Hannover. Von 1978 bis 1995 war er Referent für Freizeit- und Erholung u. a. für<br />
den Bereich Taunus beim damaligen Umlandverband Frankfurt, von 1996 bis 2008 Prokurist<br />
und Geschäftsführer in mehreren Regionalpark-Gesellschaften, von 2004 bis 2008 Abteilungsleiter<br />
Regionalparkplanung beim ehemaligen Planungsverband Frankfurt.<br />
Uwe Hartmann wuchs in Merzhausen auf und ist seit 1993 hauptamtlicher Mitarbeiter des<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Seit 1998 war er im <strong>Naturpark</strong> mit der Projektleitung und dem Personaleinsatz<br />
der Außendienstmitarbeiter betraut. Seit Juni 2011 ist Uwe Hartmann Geschäftsstellenleiter<br />
des Zweckverbandes <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Er war maßgeblich bei der Umsetzung der<br />
Pläne des Taunus-Informationszentrums an der Hohemark in Oberursel beteiligt.<br />
Klaus Mäurer ist Diplom Ingenieur, Fachbereich Elektrotechnik. Als Baden-Württemberger hat<br />
er sein Studium an der Uni in Stuttgart absolviert. Nach verschiedenen Stationen in der freien<br />
Wirtschaft war er zuletzt bei der SÜWAG zuständig für den Betrieb und die Betreuung der<br />
Starkstromleitungen. Da diese Arbeit viel mit Naturschutz und Landschaftsschutz zu tun hat,<br />
wurde seine Neugier für diesen Lebensbereich geweckt. Als der <strong>Naturpark</strong> die Ausbildung für<br />
Wanderführer anbot, fühlte sich Klaus Mäurer angesprochen und lies sich zum Wanderführer<br />
ausbilden. Heute ist er in der <strong>Naturpark</strong>geschäftsstelle ehrenamtlich für den Einsatz der<br />
Wanderführer zuständig. Auf mehreren Seminaren hat es sich darüber hinaus auch für die<br />
Ausbildung neuer Wanderführer qualifiziert.<br />
Gregor Maier M. A. leitet seit Juli 2007 den Fachbereich Kultur des <strong>Hochtaunus</strong>kreises. Der<br />
gebürtige Oberschwabe studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde in Tübingen.<br />
Die Förderung von Kunst und Kultur, die Betreuung des Kreisarchivs und die Unterstützung<br />
lokal- und regionalgeschichtlicher Forschung sind seine zentralen Anliegen.<br />
Daniea Pompe ist studierte Marketing- & Kommunikationswirtin sowie Sprach- und Kulturwissenschaftlerin<br />
(M.A.). Sie war jahrelang in namhaften Firmen für das internationale Marketing<br />
großer Markenprodukte zuständig. Seit 2009 ist sie Geschäftsführerin des Taunus Touristik<br />
Service und Fachbereichsleiterin Tourismus des <strong>Hochtaunus</strong>kreises. In diesen Funktionen ist<br />
sie für die touristische Vermarktung der Taunusregion und des <strong>Hochtaunus</strong> verantwortlich.<br />
Tanja Latzel absolvierte ihr Abitur 2009 an der Christian-Wirth-Schule in Usingen und begann<br />
im Anschluss das Freiwillige Ökologische Jahr im <strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong>. Die Entscheidung fiel<br />
aus dem Interesse an Umwelt und Naturwissenschaften sowie der Eigeninitiative, etwas Alternatives<br />
zum Studium zu machen. Seit dem Wintersemester 2010/11 studiert sie an der Fachhochschule<br />
Darmstadt Optische Technologien.
Besuchen Sie uns in unserem neuen<br />
Taunus-Informationszentrum:<br />
<strong>Naturpark</strong> <strong>Hochtaunus</strong><br />
Hohemarkstraße 192<br />
61440 Oberursel<br />
Tel.: 0 61 71 / 97 90 70<br />
E-Mail: info@naturpark-hochtaunus.de<br />
Internet: www.naturpark-hochtaunus.de