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Ein massgeschneideter Garten - Fuhrer AG Gartenbau

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GARTEN -<br />

GESTALTUNG<br />

<strong>Ein</strong> <strong>massgeschneideter</strong><br />

<strong>Garten</strong><br />

<strong>Garten</strong> für Demenzkranke im Tilia Pflegezentrum in Ittigen<br />

Aussenräume für Demenzkranke<br />

– ein Leitfaden<br />

Die Broschüre wurde von der Gesundheits-<br />

und Fürsorgedirektion<br />

des Kantons Bern gemeinsam mit<br />

der Direktion für Bildung, Soziales<br />

und Sport der Stadt Bern erarbeitet.<br />

<strong>Ein</strong>geflossen sind Erfahrungen von<br />

Institutionen, die bereits Aussenräume<br />

für Demenzkranke eingerichtet<br />

haben oder solche planen.<br />

Sie steht unter www.gef.be.ch zum<br />

Download bereit.<br />

Unten: Grundrissplan.<br />

Oben links: Die Pflanzschale kann auch<br />

als Hochbeet genutzt werden.<br />

Oben rechts: Bauarbeiten im Zentrum<br />

der Anlage.<br />

Unten: Grundrissplan.<br />

Oben links: Die Pflanzschale kann<br />

auch als Hochbeet genutzt werden.<br />

Oben rechts: Bauarbeiten im Zentrum<br />

der Anlage.<br />

2 Der <strong>Garten</strong>bau 5/2008<br />

Die Betreuung von Demenzkranken stellt<br />

für die Alters- und Pflegeheime eine Herausforderung<br />

dar. Viele Heime schaffen<br />

eigene Wohnbereiche für diese wachsende<br />

Gruppe. So auch im Pflegezentrum Tilia<br />

in Ittigen. Zugleich wurde ein auf die<br />

Bedürfnisse der Demenz kranken zuge -<br />

schnittener <strong>Garten</strong> realisiert. Der dem<br />

Wohnbereich für Demenzkranke mit rund<br />

22 Bewohnenden angegliederte <strong>Garten</strong> ist<br />

seit gut einem halben Jahr im Betrieb.<br />

Dem <strong>Garten</strong> sieht man auf den ersten<br />

Blick nicht an, dass er für pflegebedürftige<br />

Menschen gestaltet wurde. Damit erfüllt das<br />

Projekt eine wesentliche Anforderung, die<br />

im Planungsleitfaden «Gestaltung von Aussenräumen<br />

für Demenzkranke» beschrieben<br />

wird (siehe Kasten). Desorientierte betagte<br />

Menschen wünschen keinen Attraktionsgarten<br />

mit einer Vielzahl von Elementen. Vielmehr<br />

ist ein «normaler» <strong>Garten</strong> mit Pflanzenvielfalt,<br />

dem Wechsel zwischen Sonnen-<br />

und Schattenplätzen sowie offenen und geschützten<br />

Räumen gefragt. <strong>Ein</strong>fach lesbar und<br />

doch vielfältig ist das von der <strong>Garten</strong>baufirma<br />

<strong>Fuhrer</strong>, Wichtrach, geplante und ausgeführte<br />

<strong>Garten</strong>projekt.<br />

Im April 2006 ging eine interdisziplinäre<br />

Arbeitsgruppe daran, die Bedürfnisse und<br />

Ziele zu definieren. Unter Federführung von<br />

Benz Burkhalter, Leiter Unterhalt der <strong>Garten</strong>anlagen<br />

der drei Pflegezentren Ittigen, Köniz<br />

und Wittigkofen, entwickelten der Planer der<br />

Anlage Markus Füglistaller, <strong>Garten</strong>bautechniker,<br />

<strong>Fuhrer</strong> <strong>Garten</strong>bau, mit Fachleuten des<br />

Pflegebetriebs, der Ärztin und der Leiterin der<br />

Pflegeabteilung, einen Bedürfniskatalog.<br />

Störungen und Selbstgefährdungen<br />

der Bewohnenden vermeiden<br />

Demenzkranke sind desorientiert. Ihr Bewusstsein<br />

für Regeln und Normen ist entschwunden.<br />

Sie haben einen ausgeprägten<br />

Bewegungsdrang. Diesem Bedürfnis wird<br />

mit einem 1,80 m breiten Rundweg entsprochen,<br />

der frei von Stufen ist und ein selbstständiges<br />

barrierefreies Gehen ermöglicht. Die<br />

Wege sollten als «Endlosweg» konzipiert sein<br />

und zum Ausgangspunkt zurück führen.<br />

Demenz kranke halten sich zwar sehr gerne<br />

im Freien auf, reagieren aber empfindlich<br />

auf Störfaktoren. Wegkreuzungen sind auf ein<br />

Mini mum reduziert, da sie für Verwirrung sorgen<br />

können. Als Belag wurde Asphalt gewählt.<br />

Er ist gut begehbar, leicht mit Gehhilfen und<br />

dem Rollstuhl befahrbar und reflektiert nicht.<br />

Demente Personen nehmen glänzende Beläge<br />

oft als Wasserflächen wahr. Schatten -<br />

würfe auf dem Weg sind zu vermeiden, da<br />

sie als Erhöhungen begriffen werden.<br />

Der Rundweg wird auf der Aussenseite<br />

von einem Geländer begleitet. Es dient zugleich<br />

der optischen Orientierung und als<br />

Handlauf. Das auf den Radius des Wegverlaufs<br />

abgestimmte Geländer wurde von der<br />

<strong>Garten</strong>baufirma <strong>Fuhrer</strong> entworfen und von<br />

einem Schlosser gefertigt.<br />

Der <strong>Garten</strong>raum ist an einer Seite mit einer<br />

hohen Natursteinmauer gefasst. An der Stirnseite<br />

findet sich ein Gewächshaus. Die offene<br />

Seite wurde diskret eingezäunt. Nachdem die<br />

Pflanzung eingewachsen ist, wird der 1,30 m


hohe Zaun nicht mehr sichtbar sein. So werden<br />

«Ausbrüche» verhindert und ist ein geschützter<br />

Aufenthalt möglich.<br />

Am Rundweg finden sich Ruhezonen zum<br />

Verweilen. Die bewegungsfreudigen Demenzkranken<br />

werden motiviert, innezuhalten und<br />

zur Ruhe zu kommen. Die kleinen Plätze sollen<br />

den Aufenthalt in kleinen Gruppen ermöglichen.<br />

<strong>Ein</strong>e gedeckte Pergola erlaubt den<br />

vor Witterung geschützten Aufenthalt und<br />

bietet Raum für Rückzug. Bei den Sitzbänken<br />

orientiert sich die Wahl an der Länge der Sitzfläche.<br />

In allen Anlagen des Tilia Pflegezentrums<br />

kommt der gleiche Banktyp mit kurzer<br />

Sitzfläche zum Zug. Dies erleichtert betagten<br />

Menschen das Aufstehen.<br />

Im Anschluss an die Pergola weitet sich der<br />

Rundweg zu einem Platz. Hierin finden sich als<br />

markante Elemente des <strong>Garten</strong>s zwei formschöne<br />

Beete. Die hochgestellten Granitplatten<br />

der <strong>Ein</strong>fassung korrespondieren sehr schön mit<br />

dem Asphalt. Die Beete sind mit Kies gefüllt.<br />

Die darin wachsenden Sinnespflanzen können<br />

vom Rollstuhl aus berührt werden.<br />

Die Pflanzung wie auch das Wasserspiel<br />

sprechen viele Sinne an. Als Blütenpflanzen<br />

wurden vor allem Bauerngartenpflanzen wie<br />

Phlox und Paeonia verwendet, um das Erinnerungsvermögen<br />

anzuregen. Giftige und stechende<br />

Pflanzen dürfen nicht verwendet<br />

werden. Schattenspender sind ein wichtiges<br />

Thema bei der Bepflanzung. Im Zentrum des<br />

<strong>Garten</strong>s findet sich eine Schirmplatane, die<br />

gut sichtbar ist von den Innenräumen, den<br />

Jahreszeitenverlauf ins Blickfeld ruft und zur<br />

zeitlichen Orientierung beiträgt.<br />

Die durch den <strong>Garten</strong> verlaufende Rettungszufahrt<br />

stellte die Planer vor eine technische<br />

Herausforderung. Unter dem <strong>Garten</strong> findet<br />

sich zudem ein Luftschutzkeller, was die<br />

Mächtigkeit des Aufbaus einschränkt und<br />

weshalb für die Entwässerungen spezifische<br />

Lösungen gefunden werden mussten.<br />

Ausbaufähige Nutzung<br />

In der oft an Anregung armen Welt eines<br />

Altenpflegeheims sorgt ein <strong>Garten</strong> bei<br />

Bewohnerinnen und Besucherinnen schon<br />

durch den zu beobachtenden Jahreszeitenverlauf<br />

immer wieder für neue <strong>Ein</strong>drücke. Für<br />

den Pflegebetrieb bringt der <strong>Garten</strong> eine Erleichterung,<br />

da Spaziergänge im Freien ohne<br />

geschützten Raum sehr personalintensiv sind.<br />

Der Energieabbau durch den Aufenthalt im<br />

Freien bringt Ruhe in den Pflegebetrieb. Die<br />

Nutzung des <strong>Garten</strong>s für die <strong>Garten</strong>therapie,<br />

indem die Bewohnenden unter Anleitung des<br />

Pflegepersonals selbst Tätigkeiten im <strong>Garten</strong><br />

verrichten, ist derzeit nicht vorgesehen, kann<br />

aber in Zukunft ein Thema sein. ■<br />

Waltraud Aberle<br />

GARTEN -<br />

GESTALTUNG<br />

Links: Zwei formschöne Beete, gefasst<br />

mit hochgestellten Granitplatten, als<br />

markante Elemente des <strong>Garten</strong>s, der<br />

viel Raum belässt.<br />

Rechts: <strong>Ein</strong>e gedeckte Pergola ermöglicht<br />

den vor Witterung geschützten<br />

Aufenthalt. Pflanzen mit hohem Erinnerungswert<br />

wurden verwendet.<br />

Links: Zwei formeschöne Beete, gefasst<br />

mit hochgestellten Granitplatten als<br />

markante Elemente des <strong>Garten</strong>s, der<br />

viel Raum belässt.<br />

Rechts: <strong>Ein</strong>e gedeckte Pergola ermöglicht<br />

den vor Witterung geschützten<br />

Aufenthalt. Pflanzen mit hohem Erinnerungswert<br />

wurden verwendet.<br />

Links: Plätze wie die gedeckte Pergola<br />

sollen den Aufenthalt in kleinen Gruppen<br />

ermöglichen.<br />

Rechts: Sitzbänke mit kurzen Sitzflächen<br />

und Geländer als Sonderanfertigung.<br />

Links: Plätze wie die gedeckte Pergola<br />

sollen den Aufenthalt in kleinen Gruppen<br />

ermöglichen.<br />

Rechts: Sitzbänke mit kurzen Sitzflächen<br />

und Geländer als Sonderanfertigung.<br />

Der <strong>Garten</strong>bau 5/2008<br />

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