22.06.2017 Aufrufe

MILLA_2017_web

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LANDART-ROUTE 4<br />

»Schaurig ist‘s, durch‘s<br />

Moor zu gehen«<br />

Es ist das gröSSte noch verbliebene Moorgebiet in ganz Nordrhein-Westfalen:<br />

das GroSSe Torfmoor im Westen des Minden-<br />

Lübbecker Landes.<br />

Es ist ein wenig eine Reise in eine<br />

andere Welt. Nahezu stündlich verändert<br />

sich mit dem Wechsel des<br />

Tageslichts die Stimmung im Großen<br />

Torfmoor. Dabei zeigt sich die<br />

Landschaft mal weit und baumlos,<br />

dann ragen tote Bäume aus dem<br />

Moor. An anderer Stelle sprießt frisches<br />

Grün auf den Wiesen.<br />

»Es ist einfach fantastisch, ins Moor<br />

zu gehen«, ist Ulrike Meier-Hohmann<br />

begeistert von der Mystik des<br />

Ortes. Und das vermittelt die Fachfrau<br />

für Umweltbildung im Besucherzentrum<br />

Moorhus des Naturschutzbundes<br />

Deutschland (NABU)<br />

in Lübbecke mit ihrem Team so<br />

überzeugend, dass die Besucher<br />

schnurstracks von der gerade betrachteten<br />

Ausstellung in das angrenzende<br />

Moor wandern möchten.<br />

Intakte Hochmoore sind selten geworden<br />

in unserer Landschaft. Das<br />

macht die Ausstellung im Moorhus<br />

deutlich. Die Entwässerung, der<br />

Torfabbau und die landwirtschaftliche<br />

Nutzung sind vielerorts für das<br />

Verschwinden dieser besonderen<br />

Naturräume verantwortlich. Aber<br />

auch durch den Klimawandel und<br />

Nährstoffeinträge aus der Luft und<br />

von angrenzenden Nutzflächen sind<br />

Moore bedroht.<br />

Deshalb ist das Große Torfmoor,<br />

das ein Hochmoor ist, so wertvoll.<br />

In ihm sind eine Vielzahl seltener<br />

Tier- und Pflanzenarten, wie der<br />

»blaue« Frosch, zuhause. Der NA-<br />

BU-Kreisverband Minden-Lübbecke<br />

mit seinem Vorsitzenden Lothar<br />

Meckling setzt sich seit vielen Jahren<br />

für den Erhalt und den Schutz<br />

dieses Gebietes ein. Das Moorhus<br />

dient dabei als Anlaufstelle für Interessierte,<br />

die sich auf das Abenteuer<br />

Moor einlassen möchten.<br />

»Wir bieten hier alles, was die Gäste<br />

über das Moor wissen wollen«,<br />

schildert Ulrike Meier-Hohmann<br />

und begrüßt Frauen und Männer<br />

aus ganz Nordrhein-Westfalen, die<br />

im Moorhus eine Weiterbildung als<br />

ehrenamtliche Moorführer und damit<br />

zertifizierte Natur- und Landschaftsführer<br />

machen. Sie haben<br />

bereits den intensiven Einblick in<br />

das Naturschutzgebiet gewonnen,<br />

das viele Besucher erst einmal entdecken<br />

wollen.<br />

Und diese Entdeckungsreise führt<br />

weit zurück in die Naturgeschichte.<br />

Das Große Torfmoor, das ornithologisch<br />

wie auch pflanzensoziologisch<br />

zu den international wichtigsten<br />

Feuchtgebieten zählt, hat<br />

sich in einer flachen Niederung<br />

des Ur-Wesertales aufgewölbt. Vor<br />

mehr als 200.000 Jahren musste<br />

die Weser den Gletschern ausweichen<br />

und suchte den Weg nach<br />

Westen entlang des Wiehengebirges.<br />

Die sandig-kiesigen Ablagerungen,<br />

die der Fluss hinterließ,<br />

sind stellenweise bis zu 23 Meter<br />

stark.<br />

Mit dem Zurückweichen der Gletscher<br />

fand die Weser den Weg in ihr<br />

heutiges Flussbett. Der alte Flussarm<br />

wurde abgeschnitten und es<br />

entstand ein großer See. Über Jahrhunderte<br />

bildete sich sogenannte<br />

Torfmudde, eine Sedimentschicht<br />

aus Kalk und Muscheln. Sie bildete<br />

vor etwa 11.000 Jahren eine Art Isolierschicht<br />

zum Grundwasser und<br />

damit die Basis für die Entstehung<br />

dieses nährstoffarmen Hochmoores.<br />

Mit der allmählichen Verlandung<br />

des Sees wuchs zuerst ein Niedermoor.<br />

Schwimmblattpflanzen<br />

wichen Röhricht, der später von<br />

Weiden, Erlen und Faulbäumen<br />

verdrängt wurde. Zunächst war das<br />

Niedermoor noch nährstoffreich.<br />

Nur durch Regenwasser genährt,<br />

verlor es aber langsam seinen<br />

Nährstoffreichtum und das heutige<br />

Hochmoor entwickelte sich.<br />

War der Torfabbau früher ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor für die Region,<br />

liegt das Moor heute ungestört<br />

und kann sich wieder entwickeln.<br />

Die Wanderwege führen außen herum,<br />

die übrigen Flächen bleiben<br />

unberührt. Ob Naturfreund oder<br />

62

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!