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LANDART-ROUTE 4<br />
»Schaurig ist‘s, durch‘s<br />
Moor zu gehen«<br />
Es ist das gröSSte noch verbliebene Moorgebiet in ganz Nordrhein-Westfalen:<br />
das GroSSe Torfmoor im Westen des Minden-<br />
Lübbecker Landes.<br />
Es ist ein wenig eine Reise in eine<br />
andere Welt. Nahezu stündlich verändert<br />
sich mit dem Wechsel des<br />
Tageslichts die Stimmung im Großen<br />
Torfmoor. Dabei zeigt sich die<br />
Landschaft mal weit und baumlos,<br />
dann ragen tote Bäume aus dem<br />
Moor. An anderer Stelle sprießt frisches<br />
Grün auf den Wiesen.<br />
»Es ist einfach fantastisch, ins Moor<br />
zu gehen«, ist Ulrike Meier-Hohmann<br />
begeistert von der Mystik des<br />
Ortes. Und das vermittelt die Fachfrau<br />
für Umweltbildung im Besucherzentrum<br />
Moorhus des Naturschutzbundes<br />
Deutschland (NABU)<br />
in Lübbecke mit ihrem Team so<br />
überzeugend, dass die Besucher<br />
schnurstracks von der gerade betrachteten<br />
Ausstellung in das angrenzende<br />
Moor wandern möchten.<br />
Intakte Hochmoore sind selten geworden<br />
in unserer Landschaft. Das<br />
macht die Ausstellung im Moorhus<br />
deutlich. Die Entwässerung, der<br />
Torfabbau und die landwirtschaftliche<br />
Nutzung sind vielerorts für das<br />
Verschwinden dieser besonderen<br />
Naturräume verantwortlich. Aber<br />
auch durch den Klimawandel und<br />
Nährstoffeinträge aus der Luft und<br />
von angrenzenden Nutzflächen sind<br />
Moore bedroht.<br />
Deshalb ist das Große Torfmoor,<br />
das ein Hochmoor ist, so wertvoll.<br />
In ihm sind eine Vielzahl seltener<br />
Tier- und Pflanzenarten, wie der<br />
»blaue« Frosch, zuhause. Der NA-<br />
BU-Kreisverband Minden-Lübbecke<br />
mit seinem Vorsitzenden Lothar<br />
Meckling setzt sich seit vielen Jahren<br />
für den Erhalt und den Schutz<br />
dieses Gebietes ein. Das Moorhus<br />
dient dabei als Anlaufstelle für Interessierte,<br />
die sich auf das Abenteuer<br />
Moor einlassen möchten.<br />
»Wir bieten hier alles, was die Gäste<br />
über das Moor wissen wollen«,<br />
schildert Ulrike Meier-Hohmann<br />
und begrüßt Frauen und Männer<br />
aus ganz Nordrhein-Westfalen, die<br />
im Moorhus eine Weiterbildung als<br />
ehrenamtliche Moorführer und damit<br />
zertifizierte Natur- und Landschaftsführer<br />
machen. Sie haben<br />
bereits den intensiven Einblick in<br />
das Naturschutzgebiet gewonnen,<br />
das viele Besucher erst einmal entdecken<br />
wollen.<br />
Und diese Entdeckungsreise führt<br />
weit zurück in die Naturgeschichte.<br />
Das Große Torfmoor, das ornithologisch<br />
wie auch pflanzensoziologisch<br />
zu den international wichtigsten<br />
Feuchtgebieten zählt, hat<br />
sich in einer flachen Niederung<br />
des Ur-Wesertales aufgewölbt. Vor<br />
mehr als 200.000 Jahren musste<br />
die Weser den Gletschern ausweichen<br />
und suchte den Weg nach<br />
Westen entlang des Wiehengebirges.<br />
Die sandig-kiesigen Ablagerungen,<br />
die der Fluss hinterließ,<br />
sind stellenweise bis zu 23 Meter<br />
stark.<br />
Mit dem Zurückweichen der Gletscher<br />
fand die Weser den Weg in ihr<br />
heutiges Flussbett. Der alte Flussarm<br />
wurde abgeschnitten und es<br />
entstand ein großer See. Über Jahrhunderte<br />
bildete sich sogenannte<br />
Torfmudde, eine Sedimentschicht<br />
aus Kalk und Muscheln. Sie bildete<br />
vor etwa 11.000 Jahren eine Art Isolierschicht<br />
zum Grundwasser und<br />
damit die Basis für die Entstehung<br />
dieses nährstoffarmen Hochmoores.<br />
Mit der allmählichen Verlandung<br />
des Sees wuchs zuerst ein Niedermoor.<br />
Schwimmblattpflanzen<br />
wichen Röhricht, der später von<br />
Weiden, Erlen und Faulbäumen<br />
verdrängt wurde. Zunächst war das<br />
Niedermoor noch nährstoffreich.<br />
Nur durch Regenwasser genährt,<br />
verlor es aber langsam seinen<br />
Nährstoffreichtum und das heutige<br />
Hochmoor entwickelte sich.<br />
War der Torfabbau früher ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor für die Region,<br />
liegt das Moor heute ungestört<br />
und kann sich wieder entwickeln.<br />
Die Wanderwege führen außen herum,<br />
die übrigen Flächen bleiben<br />
unberührt. Ob Naturfreund oder<br />
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