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Geologie in Ludwigsburg Juni 2012 - Stadt Ludwigsburg

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5.2 Geste<strong>in</strong>skunde, der Kreislauf der Geste<strong>in</strong>e<br />

Sedimentgeste<strong>in</strong>e (lat. sedimentum = Bodensatz) s<strong>in</strong>d Sekun-<br />

därgeste<strong>in</strong>e und entstehen an der Erdoberfläche und im Meer.<br />

Man unterscheidet klastische Sedimente, die durch den me-<br />

chanischen Absatz der Reste verwitterter und erodierter Ge-<br />

ste<strong>in</strong>e entstehen (physikalisch-chemische Verwitterung,<br />

Transport, mechanische Zerkle<strong>in</strong>erung) und chemisch-biogene<br />

Sedimente, die durch chemische oder biogene Ablagerungen,<br />

Ausscheidung und Ausfällung entstehen. Die oft <strong>in</strong> großen<br />

Becken abgelagerten Lockersedimente werden mit der Zeit<br />

tiefer versenkt und dabei verdichtet und entwässert. Sie ver-<br />

festigen sich unter dem Druck der überlagernden Schichten<br />

zu Festgeste<strong>in</strong>en wie z.B. Konglomeraten, Sandste<strong>in</strong>en,<br />

Schluff- und Tonste<strong>in</strong>en, Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>en. Dieser<br />

'Diagenese' genannte Prozess führt auch zur Neubildung von<br />

M<strong>in</strong>eralen als zementartige Verb<strong>in</strong>dung (Matrix) zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sedimentkörnern (Kompaktion, Rekristallisation,<br />

31<br />

Lösung, Ausfällung). E<strong>in</strong>geschlossene Skelett- und Schalenres-<br />

te von Lebewesen werden dabei oft <strong>in</strong> verste<strong>in</strong>erte Fossilien<br />

umgewandelt. Durch die stetige und gleichmäßige Subsidenz<br />

(Absenkung) der Erdkruste <strong>in</strong> Sedimentationsräumen und<br />

wegen der mehr oder weniger gleichhohen Sedimentationsrate<br />

entsteht e<strong>in</strong> Gleichgewicht, durch das Sedimentbildungen von<br />

hunderten bis tausenden Metern Mächtigkeit entstehen kön-<br />

nen. E<strong>in</strong> wichtiges Erkennungsmerkmal der Sedimentgeste<strong>in</strong>e<br />

ist ihre Schichtung, die durch ger<strong>in</strong>gfügige oder auch markan-<br />

tere Wechsel der Ablagerungsbed<strong>in</strong>gungen oder durch W<strong>in</strong>d-<br />

ablagerung aus unterschiedlichen Richtungen entsteht, z.B.<br />

bei Sanddünen.<br />

Klastische Sedimente (gr. klasis = zerbrechen) entstehen<br />

durch physikalische und chemische Verwitterung und Abtra-<br />

gung der Geste<strong>in</strong>skomplexe und Transport durch Schwerkraft,<br />

Wasser, W<strong>in</strong>d und Eis. Die zerkle<strong>in</strong>erten Erosionsprodukte<br />

Blöcke, Kies, Sand, Schluff und Ton werden <strong>in</strong> Flusstälern, im<br />

Vorland von Gletschergebieten, <strong>in</strong> terrestrischen Becken, oder<br />

landnah im Meer z.B. als Flussdelta transportiert und abgela-<br />

gert, und mit der Zeit zu Schottern, Konglomeraten, Sandstei-<br />

nen, Schluff- und Tonste<strong>in</strong>en diagenetisch verfestigt. Löss ist<br />

e<strong>in</strong> durch W<strong>in</strong>d verfrachtetes (äolisches) Lockersediment, das<br />

v.a. während der Kaltzeiten abgelagert wurde.<br />

Chemische und chemisch-biogene Sedimente werden haupt-<br />

sächlich im mar<strong>in</strong>en Milieu ausgeschieden. Re<strong>in</strong> chemische<br />

Sedimente entstehen durch Verwitterung, Lösung und an-<br />

schließender Ausfällung <strong>in</strong> sehr warmem, an Salzen übersät-<br />

tigtem Wasser. Wichtige Vertreter s<strong>in</strong>d Karbonatgeste<strong>in</strong>e wie<br />

z.B. Kalkste<strong>in</strong>e, Kalks<strong>in</strong>ter und Dolomitste<strong>in</strong>e (durch Magnesi-<br />

ume<strong>in</strong>lagerung umgewandelte Kalkste<strong>in</strong>e) und die als Evapori-<br />

te (lat. "aus Verdunstung") bezeichneten Sulfatgeste<strong>in</strong>e (Gips<br />

und Anhydrit) und Salzgeste<strong>in</strong>e (Ste<strong>in</strong>- und Kalisalz). Weitere<br />

anorganisch-chemische Sedimente s<strong>in</strong>d Bändereisenerze<br />

und phosphorhaltige Geste<strong>in</strong>e (Phosphorite). Chemisch-<br />

biogene Sedimente i.e.S. entstehen unter Mitwirkung von<br />

Organismen, so z.B. Kalkste<strong>in</strong>e aus Kalkschalen des Plank-<br />

tons, von Muscheln, Brachiopoden, Ammoniten, Seelilien<br />

und Korallen. Kreide aus Foram<strong>in</strong>iferenschalen und Kiesel-<br />

geste<strong>in</strong>e aus Skelette der Kieselalgen. Hornste<strong>in</strong>, auch<br />

Feuerste<strong>in</strong> genannt, kann sowohl re<strong>in</strong> chemisch, als auch<br />

biochemisch aus Kieselsäure (SiO2) gebildet werden. Re<strong>in</strong><br />

biogene Sedimente s<strong>in</strong>d durch pflanzliche Ablagerungen<br />

entstandene Torfablagerungen, Faulschlamm, Kohlegestei-<br />

ne (Braunkohle, Ste<strong>in</strong>kohle) und Erdöl <strong>in</strong>kl. Erdgas als<br />

Produkt der Verwesung von tierischem Gewebe und Flüs-<br />

sigkeiten <strong>in</strong> Sedimentgeste<strong>in</strong>en.<br />

Metamorphe Geste<strong>in</strong>e (Metamorphite; gr. metamorphoos =<br />

umgestaltet) entstehen bei der Absenkung von Geste<strong>in</strong>spa-<br />

keten <strong>in</strong> die Erdkruste <strong>in</strong> ca. 2 km bis z.T. 40 km Tiefe und<br />

bei Kont<strong>in</strong>entalkollisionen wie z.B. Himalaja und Alpen. Die<br />

Druck- und Temperaturzunahme im Erd<strong>in</strong>neren von 2 - 12<br />

kbar und 150 - 700 °C führt zu e<strong>in</strong>er Umwandlung, Wachs-<br />

tum und Neubildung der sedimentären und magmatischen<br />

M<strong>in</strong>erale und der Strukturen durch Rekristallisation. Alle<br />

vorhergehenden Strukturen, wie z.B. Schichtung und Fossi-<br />

lien gehen dabei verloren. Typische Vertreter der metamor-<br />

phen Geste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Marmor, Quarzit, alle Schiefergeste<strong>in</strong>e,<br />

Phyllite und Gneise. E<strong>in</strong> wichtiges Erkennungsmerkmal ist<br />

oft e<strong>in</strong>e mehr oder weniger ausgeprägte Schieferung (Folia-<br />

tion), die durch die M<strong>in</strong>eralneubildung und E<strong>in</strong>regelung<br />

unter gerichtetem Druck entsteht. Es gibt aber auch unge-<br />

schieferte Metamorphite, wie z.B. Marmor, der aus Dolomit-<br />

und Kalkste<strong>in</strong> entsteht, Quarzite aus quarzreichem Sand-<br />

ste<strong>in</strong> und Hornfelse, die bei der Kontaktmetamorphose<br />

entstehen. Metamorphite aus Sedimenten bezeichnet man<br />

als Parageste<strong>in</strong>e, aus Magmatiten als Orthogeste<strong>in</strong>e. Sehr<br />

tief versenkte Metamorphite schmelzen ab ca. 650 - 750 °C<br />

auf und werden dann Anatexite und Migmatite genannt.<br />

Durch Hebung im Rahmen von Gebirgsbildungen und<br />

durch Abtragung kommen viele Metamorphite mit der Zeit<br />

an die Erdoberfläche, bilden Landschaften und werden<br />

abgetragen.<br />

Magmatische Geste<strong>in</strong>e (Magmatite; gr. magma = geknetete<br />

Masse) entstehen beim Aufstieg sehr tief liegender und<br />

über 700 °C heißer zähplastischer Magmen aus dem Erd-<br />

mantel im Bereich von tektonischen Schwächezonen <strong>in</strong> die<br />

überlagernden festen Geste<strong>in</strong>e und durch vulkanische<br />

Aktivitäten an der Erdoberfläche. Die überlagernden Gestei-<br />

ne werden dabei oft mit aufgeschmolzen. In Abhängigkeit<br />

der Ausgangsgeste<strong>in</strong>e werden beim Aufstieg und bei der<br />

Abkühlung neue Kristalle und Strukturen gebildet (Kristalli-<br />

sationsdifferentiation).

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