Besitzer anweisen: Fremdkörper unbedingt im ... - VETimpulse.de
Besitzer anweisen: Fremdkörper unbedingt im ... - VETimpulse.de
Besitzer anweisen: Fremdkörper unbedingt im ... - VETimpulse.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ls stumpfes Trauma bezeichnet man meist<br />
eine Contusio bulbi. Folgen einer stumpfen<br />
Gewalteinwirkung auf das Auge können<br />
Blutungen in die vor<strong>de</strong>re Augenkammer,<br />
Linsenluxationen o<strong>de</strong>r Netzhautablösungen<br />
sein. <strong>Besitzer</strong> erkennen vor allem die Hämorrhagien<br />
in die vor<strong>de</strong>re Augenkammer und stellen<br />
<strong>de</strong>shalb ihre Tiere in <strong>de</strong>r Praxis vor.<br />
Generell sollte man je<strong>de</strong>s noch so harmlose<br />
Trauma <strong>de</strong>s Auges ernst nehmen. Der erste Rat<br />
am Telefon kann lauten: Kühlen Sie das Auge bis<br />
zur Vorstellung be<strong>im</strong> Tierarzt.<br />
Inhalt<br />
Serie Augen-Notfälle be<strong>im</strong> Hund – Teil 1: Stumpfe und spitze Traumen<br />
<strong>Besitzer</strong> <strong>anweisen</strong>: <strong>Fremdkörper</strong><br />
<strong>unbedingt</strong> <strong>im</strong> Auge belassen<br />
Augen sind beson<strong>de</strong>rs verletzlich und schmerzempfindlich. Das gilt vor<br />
allem für die brachyzephalen Rassen mit ihren hervortreten<strong>de</strong>n Augen.<br />
Eine dreiteilige Serie beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Versorgung von Augennotfällen.<br />
Den Anfang machen Traumen – sowohl stumpfer als auch spitzer Natur.<br />
Von Dagmar Steele<br />
A<br />
Augeninnendruck reduzieren<br />
In <strong>de</strong>r Praxis sollen Diuretika und Mannitol-<br />
Infusionen <strong>de</strong>n Augeninnendruck reduzieren,<br />
ihr Nutzen ist jedoch umstritten. Schleifen-Diuretika<br />
wie D<strong>im</strong>azon bewirken keine therapeutische<br />
Reduktion eines erhöhten Augeninnendrucks.<br />
Mit einer intravenösen Mannitol-Infusion<br />
kann ein erhöhter Augeninnendruck kurzfristig<br />
gesenkt wer<strong>de</strong>n, wenn keine Uveitis besteht<br />
(diese ist aber bei einem Trauma meist vorhan<strong>de</strong>n).<br />
Besteht eine Uveitis, ist die Blut-Kammerwasser-Schranke<br />
gestört, das Mannitol dringt in<br />
das Auge ein, zieht osmotisch Wasser nach sich<br />
und <strong>de</strong>r Augeninnendruck steigt sogar an. Deshalb<br />
muss während je<strong>de</strong>r Mannit-Infusion <strong>de</strong>r<br />
Druck alle fünf Minuten überprüft und die Infusion<br />
gegebenenfalls sofort gestoppt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Atropin-Gabe zur Vorbeugung von<br />
Synechien und Schmerzen ist zweischneidig.<br />
Bei erhöhtem Augeninnendruck sind Atropin-<br />
Tropfen kontraindiziert, da <strong>de</strong>r sowieso schon<br />
verlegte Kammerwinkel aufgrund <strong>de</strong>r Mydriase<br />
noch enger, <strong>de</strong>r Druck also noch mehr ansteigen<br />
wür<strong>de</strong>. Atropin muss aber gegeben wer<strong>de</strong>n, wenn<br />
<strong>de</strong>r Augendruck normal ist und eine Uveitis<br />
besteht, da die Entzündungsprodukte zu Synechien<br />
<strong>de</strong>r Iris mit <strong>de</strong>r Linse führen und das<br />
ebenfalls wie<strong>de</strong>rum zum Druckanstieg mit bekannten<br />
Folgen führen kann.<br />
Besteht <strong>de</strong>r Verdacht, dass eine Netzhautablösung<br />
droht, kann Methylprednisolon gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist eine geeignete Schmerzmedikation,<br />
<strong>de</strong>nn Augenverletzungen sind äußerst<br />
schmerzhaft.<br />
Wenn aufgrund eines stumpfen Traumas eine<br />
Linsenluxation stattgefun<strong>de</strong>n hat (und die Linse<br />
vorher nicht subluxiert war), bestehen meist<br />
so hochgradige zusätzliche Verletzungen (Sklera-Ruptur<br />
mit Netzhaut-Abriss, auch vor<strong>de</strong>re<br />
Einblutungen), dass das Auge irreversibel erblin<strong>de</strong>t<br />
ist. Der Zerstörungsgrad <strong>de</strong>r hinteren Bulbusabschnitte<br />
kann durch eine Ultraschall-Untersuchung<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m Patientenbesitzer<br />
sollte dann besprochen wer<strong>de</strong>n, ob das<br />
Auge enukleiert o<strong>de</strong>r vorerst belassen wer<strong>de</strong>n<br />
soll. In zweiterem Fall vernarbt es meist und<br />
sollte während <strong>de</strong>r Abheilphase mit systemischer<br />
Teil 1: Stumpfe und Spitze Traumen Seite1<br />
Teil 2: Bulbusluxation und Bulbusprolaps Seite 2<br />
Teil 3: Das akute Glaukom Seite 2<br />
Zusatzbeitrag: Das Glaukom - Wolf <strong>im</strong> Schafspelz Seite 3-10<br />
Antibiotika-Gabe und nicht-steroidalen Antiphlogistika<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Langfristig entwickelt<br />
sich dann meistsens eine Phtisis bulbi.<br />
Hat vorberichtlich ein stumpfes Trauma stattgefun<strong>de</strong>n,<br />
sollte in je<strong>de</strong>m Fall die Netzhaut auf<br />
eine eventuell vorhan<strong>de</strong>ne (partielle) Ablösung<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n, auch wenn die vor<strong>de</strong>ren<br />
Augenabschnitte physiologisch erscheinen.<br />
Wenn eine vorhan<strong>de</strong>ne Netzhautablösung nicht<br />
erkannt und behan<strong>de</strong>lt wird, ist das Auge für<br />
<strong>im</strong>mer blind, da die Netzhaut <strong>im</strong> abgelösten<br />
Zustand irreversibel <strong>de</strong>generiert.<br />
Durch Blut o<strong>de</strong>r Fibrin in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>ren Augenkammer<br />
kann <strong>de</strong>r Kammerwasserabfluss blockiert<br />
sein und dadurch <strong>de</strong>r Augeninnendruck<br />
ansteigen. Dies kann nur durch eine Messung<br />
<strong>de</strong>s Augeninnendruckes überprüft wer<strong>de</strong>n. Wenn<br />
<strong>de</strong>r Augendruck erhöht ist, ist das ein absoluter<br />
Notfall (das Sehvermögen<br />
kann bei<br />
sehr hohen Drücken<br />
innerhalb von<br />
Stun<strong>de</strong>n durch irreversibleDegeneration<br />
<strong>de</strong>r Neuronen<br />
<strong>de</strong>r Retina irreversibel<br />
verloren<br />
sein; es bleibt ein<br />
blin<strong>de</strong>s, chronisch<br />
schmerzhaftes<br />
Auge, das in letzer<br />
Konsequenz<br />
enukleiert wer<strong>de</strong>n muss). Da eine mechanische<br />
Blocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kammerwasser-Abflusses besteht,<br />
haben hier drucksenken<strong>de</strong> Medikamente oft gar<br />
keine Wirkung. Einzige Möglichkeit ist dann die<br />
intraokuläre Injektion von Tissue Plaminogen<br />
Activator (TPA), um das Blut bzw. Fibrin aufzulösen.<br />
Dies spricht sehr gut an, wenn das Blut/<br />
Fibrin-Koagel nicht schon zu lange besteht. Zusätzlich<br />
können lokal o<strong>de</strong>r systemisch<br />
Carboanhydrase-Hemmer gegeben wer<strong>de</strong>n, um<br />
die Kammerwasserproduktion zu senken.<br />
Immer Fluoreszin-Anfärbung<br />
Verletzungen <strong>de</strong>r Li<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Strukturen <strong>de</strong>s<br />
Auges selbst – zum Beispiel Hornhautverletzungen,<br />
Hornhautperforationen und <strong>Fremdkörper</strong><br />
in <strong>de</strong>r Hornhaut o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Augenkammer<br />
– sind häufig Folgen spitzer Traumen.<br />
Um best<strong>im</strong>men zu können, wie tief und in<br />
welcher Aus<strong>de</strong>hnung die Schichten <strong>de</strong>r Hornhaut<br />
geschädigt sind, eignen sich am besten<br />
Augentropfen mit Fluoreszin zur Anfärbung.<br />
Die sollte beson<strong>de</strong>rs bei einseitigen Defekten<br />
<strong>im</strong>mer vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Einzig bei einer<br />
Verletzung, die sämtliche Schichten bis auf die<br />
Deszemetsche Membran betrifft, kann ein falschnegatives<br />
Ergebnis <strong>de</strong>r Fluoreszin-Probe vorliegen.<br />
Eine solche Verletzung ist in <strong>de</strong>r Regel aber<br />
<strong>de</strong>nnoch erkennbar.<br />
Wie tief eine akute Hornhaut-Verletzung ist,<br />
Serie: Augenotfälle be<strong>im</strong> Hund<br />
Hornhautverletzung<br />
mit Ö<strong>de</strong>matisierung<br />
Hyphäma: Eine Einblutung in die vor<strong>de</strong>re<br />
Augenkammer nach Trauma<br />
kann durch eine Untersuchung mit spaltförmigem<br />
Licht festgestellt wer<strong>de</strong>n. Je nach Tiefe<br />
kann dann entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ob eine konservative<br />
Behandlung noch möglich ist, o<strong>de</strong>r ob<br />
eine Hornhaut-Naht erfor<strong>de</strong>rlich ist. Bei oberflächigen<br />
Verletzungen genügt eine lokal antibiotische<br />
Therapie. Sie sollte nach spätestens zwei<br />
Tagen kontrolliert wer<strong>de</strong>n. Klafft das Hornhaut-<br />
Gewebe auseinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r klemmt Fibrin zwischen<br />
<strong>de</strong>n Hornhaut-Lefzen, sollte eine Naht<br />
erfolgen.<br />
Holzstücke o<strong>de</strong>r Grannen als Ursache eines Traumas<br />
können durchaus noch <strong>im</strong> Konjunktivalsack<br />
vorhan<strong>de</strong>n sein. Dieser sollte also <strong>im</strong>mer gewissenhaft<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n. Ent<strong>de</strong>ckt bereits <strong>de</strong>r<br />
<strong>Besitzer</strong> einen <strong>Fremdkörper</strong>, weisen sie ihn an,<br />
diesen <strong>im</strong> Auge zu belassen. So kann eine Perforation<br />
in <strong>de</strong>r Praxis sofort versorgt wer<strong>de</strong>n. Noch<br />
in <strong>de</strong>r Hornhaut befindliche <strong>Fremdkörper</strong> sollten<br />
generell als perforieren<strong>de</strong> Verletzung betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n, bis an<strong>de</strong>res bewiesen ist. Kühlen<br />
mit feuchten Tüchern eignet sich auch hier<br />
als Erste-Hilfe-Maßnahme.<br />
Allerdings könnten corneale <strong>Fremdkörper</strong> durch<br />
die Ab<strong>de</strong>ckung mit einem feuchten Tuch auch<br />
weiter in die Hornhaut inkorporiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies hat <strong>de</strong>n Nachteil, dass eventuell kein Angriffspunkt<br />
mehr besteht, um sie heraushebeln<br />
zu können. Grundsätzlich darf ein cornealer<br />
<strong>Fremdkörper</strong> nie mit einer Pinzette entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n, da man ihn dadurch automatisch tiefer<br />
hineindrückt. Er sollte mit <strong>de</strong>r Spitze einer umgebogenen<br />
Kanüle heraus beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Atropin gegen Schmerzen<br />
Fotos: Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg<br />
Bei <strong>de</strong>r Therapie einer Hornhautverletzung reicht<br />
häufig – je nach <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung –<br />
eine prophylaktische Versorgung mit antibiotischen<br />
Augensalben, eventuell in Kombination<br />
mit Medikamenten zur Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
Reepithelisierung. Professor Andrea Meyer-<br />
Lin<strong>de</strong>nberg von <strong>de</strong>r Klinik für Kleintiere <strong>de</strong>r<br />
Tierärztlichen Hochschule Hannover empfiehlt:<br />
»Wichtig ist die Applikation von Atropin-Augensalbe<br />
zur Behandlung <strong>de</strong>r Schmerzen, <strong>de</strong>r<br />
beson<strong>de</strong>rs bei oberflächlichen Verletzungen<br />
durch <strong>de</strong>n Spasmus <strong>de</strong>r Iris- und <strong>de</strong>r Ziliarkörpermuskulatur<br />
hervorgerufen wird. Bei stark verklebten<br />
Augen o<strong>de</strong>r bei fortschreiten<strong>de</strong>n Ulzera<br />
bevorzugen wir <strong>de</strong>n Einsatz von N-Acetylcystein,<br />
das mittlerweile auch als Augentropfen für<br />
Hund und Katze erhältlich ist.«<br />
Schwerere Verletzungen erfor<strong>de</strong>rn eine systemische<br />
Antibiose und eine Schmerztherapie. Wenn<br />
ein flächiges, tiefes Ulcus o<strong>de</strong>r eine Descemetocele<br />
sichtbar sind, besteht ein chronisch einschmelzen<strong>de</strong>r<br />
Prozess, <strong>de</strong>r durch Kollagenasen<br />
hervorgerufen wird (die wie<strong>de</strong>rum entwe<strong>de</strong>r<br />
bakteriellen Ursprungs sind o<strong>de</strong>r iatrogen durch<br />
Cortison-Gabe verursacht wur<strong>de</strong>n). Hier muss<br />
eine sehr intensive antikollagenolytische und<br />
antibiotische Therapie (am besten 30minütige<br />
Tropfengabe) erfolgen, beziehungsweise sollte<br />
je nach Ausbreitung und Tiefe <strong>de</strong>s Defekts ein<br />
gestielter Bin<strong>de</strong>hautlappens in das Hornhaut-<br />
Stroma eingenäht wer<strong>de</strong>n.<br />
Gegebenenfalls kann operativ eine Nickhautschürze<br />
angelegt wer<strong>de</strong>n. Eine Überwachung<br />
<strong>de</strong>s Verlaufs ist bis zur negativen Fluoreszin-<br />
Probe nötig. Der Effekt einer Nickhautschürze<br />
besteht darin, <strong>de</strong>n Lidschlag über die Hornhaut<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn. Ihr Nutzen wird aber auch hinterfragt,<br />
da oberflächige Ulcera auch gut ohne<br />
Nickhautschürze abheilen. Dagegen besteht <strong>de</strong>r<br />
Nachteil, dass nicht sichtbar ist, wie sich die<br />
Hornhaut unter <strong>de</strong>r Schürze entwickelt. Bei einschmelzen<strong>de</strong>n<br />
Ulcera schreitet <strong>de</strong>r kollagenolytische<br />
Prozess oft bis zur Perforation und damit<br />
<strong>de</strong>m Auslaufen <strong>de</strong>s Auges fort. In diesem Fall<br />
müsste dann ein gestielter Bin<strong>de</strong>hautlappen in<br />
die Hornhaut eingenäht wer<strong>de</strong>n.<br />
Bleiben<strong>de</strong> Trübungen <strong>de</strong>r Hornhaut sind in <strong>de</strong>r<br />
Regel nur kosmetischer Natur und beeinträchtigen<br />
<strong>de</strong>n Visus meist nicht wesentlich. Sie können<br />
falls nötig mit steroidhaltigen Augentropfen<br />
»aufgehellt« wer<strong>de</strong>n – aber erst nach negativer<br />
Fluoreszin-Probe. Professor Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg<br />
setzt Steroi<strong>de</strong> für diese Indikation in <strong>de</strong>r Regel<br />
nicht ein: »Die Erfolge sind meist nicht überwältigend,<br />
das Risiko ist größer als <strong>de</strong>r Nutzen.«<br />
Rasur macht Problem<br />
Ist die Hornhaut perforiert, sollte man das Tier<br />
möglichst mit einer Inhalationsnarkose ruhig<br />
stellen, da so auch eine Ruhigstellung <strong>de</strong>s Bulbus<br />
zu erreichen ist. Dann lassen sich etwaige <strong>Fremdkörper</strong>teile<br />
leichter sorgfältig entfernen. Zum<br />
Spülen eignen sich NaCl o<strong>de</strong>r Ringerlactat. Eine<br />
Rasur <strong>de</strong>s OP-Fel<strong>de</strong>s verursacht mehr Probleme<br />
als Nutzen. Unter Vergrößerung (i<strong>de</strong>alerweise<br />
mit Lupenbrille) wird die Verletzung mit Einzelheften<br />
verschlossen, die das Hornhautendothel<br />
nicht perforieren. Anschließend wird <strong>de</strong>r Bulbus<br />
mit einem Viskoelastikum o<strong>de</strong>r Ringer-Lactat<br />
wie<strong>de</strong>r aufgefüllt, bis er in etwa physiologische<br />
Größe erhält.<br />
Ein Viskoelastikum benutz man bei Operationen<br />
am offenen Auge, um das Kollabieren <strong>de</strong>s<br />
Bulbus zu verhin<strong>de</strong>rn. Es wird nach <strong>de</strong>r Operation<br />
mit einem Spezialgerät (Saug-Spül-Pumpe)<br />
wie<strong>de</strong>r abgesaugt, da es <strong>de</strong>n Kammerwinkel blockieren<br />
und so ein Glaukom hervorrufen kann.<br />
War die Vor<strong>de</strong>re Augenkammer aufgrund einer<br />
perforieren<strong>de</strong>n Hornhaut-Verletzung aufgehoben,<br />
füllt sie sich innerhalb von wenigen Minuten<br />
durch das körpereigene Kammerwasser. Das<br />
Füllen <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer dient auch als Test,<br />
dass die Perforationswun<strong>de</strong> adäquat verschlossen<br />
ist.<br />
Eine systemische und lokale Antibiose und geeignete<br />
Schmerztherapie sind nötig. Trotz<strong>de</strong>m<br />
kann es als Komplikation zur Infektion <strong>de</strong>s Bulbus<br />
kommen.<br />
Mitarbeit: Dr. Kerstin Leutzinger<br />
IM DER NÄCHSTEN AUSGABE: Probleme<br />
mit Bulbusluxationen und Bulbusprolaps
Serie Augen-Notfälle be<strong>im</strong> Hund – Teil 2: Bulbusluxation und Bulbusprolaps<br />
Verzicht auf Enukleation aus kosmetischen<br />
Grün<strong>de</strong>n kann Tierquälerei sein<br />
Es ist einer <strong>de</strong>r Tierarzt-Alpträume: Der zappeln<strong>de</strong> Hund wird auf <strong>de</strong>m Tisch<br />
fixiert und dabei quellen ihm <strong>im</strong> Wortsinn die Augen aus <strong>de</strong>m Kopf.<br />
Unsanftes Handling kann bei brachyzephalen Rassen tatsächlich eine<br />
Dislokation o<strong>de</strong>r sogar eine Luxation <strong>de</strong>s Bulbus auslösen; weitaus<br />
häufiger aber sind es an<strong>de</strong>re Traumen wie Beißereien o<strong>de</strong>r Autounfälle.<br />
Was ist dann zu tun?<br />
Von Dagmar Steele<br />
efin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Augapfel noch innerhalb<br />
B<strong>de</strong>s Orbitalringes, spricht man von einem<br />
Prolaps. Bei einer Luxation tritt er über <strong>de</strong>n<br />
Orbitalring hervor, dann ist auch mit größter<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Nervus opticus abgerissen.<br />
»Wenn wir eine Chance sehen, versuchen wir<br />
<strong>im</strong>mer, <strong>de</strong>n Bulbus zu erhalten«, betont Prof.<br />
Andrea Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg von <strong>de</strong>r Klinik für<br />
Kleintiere <strong>de</strong>r TiHo Hannover, aber: »Zeigt sich<br />
in <strong>de</strong>r Ultraschalluntersuchung, dass schwerwiegen<strong>de</strong><br />
Läsionen vorliegen, also beispielweise<br />
<strong>de</strong>r Sehnerv abgerissen o<strong>de</strong>r die Bulbuswand<br />
rupturiert ist, raten wir zur Enukleation.«<br />
Bei <strong>de</strong>r Luxation ist die Prognose bei brachycephalen<br />
Rassen <strong>de</strong>utlich besser als bei an<strong>de</strong>ren<br />
Rassen. Bei letzteren ist eine weitaus größere<br />
Gewalt nötig, um <strong>de</strong>n Augapfel aus <strong>de</strong>m Orbitalring<br />
zu beför<strong>de</strong>rn, weshalb wahrscheinlich mehr<br />
Strukturen zerstört sind. Sind einer o<strong>de</strong>r mehrere<br />
Orbitalmuskeln abgerissen, kommt es meist<br />
zu einem permanenten Strabismus. Liegt tat-<br />
sächlich eine vollständige Luxatio bulbi mit<br />
Abriss <strong>de</strong>s N. opticus vor, ist eine Bulbusexstirpation<br />
angezeigt. Auch aus kosmetischen<br />
Grün<strong>de</strong>n sollte nicht auf <strong>de</strong>n Eingriff verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Schmerzen und Infektionsgefahr<br />
sind an<strong>de</strong>rnfalls tierschutzrelevant – zumal die<br />
Sehfähigkeit nicht mehr hergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Sofort mit Daumen reponieren<br />
Bei einem iatrogen ausgelösten Bulbusprolaps<br />
kann <strong>de</strong>r Augapfel eventuell sofort mit <strong>de</strong>m<br />
Daumen reponiert wer<strong>de</strong>n. Ältere Vorfälle sollten<br />
die <strong>Besitzer</strong> bis zum Eintreffen in <strong>de</strong>r Praxis<br />
mit feuchten Tüchern kühlen. Dort wer<strong>de</strong>n sie<br />
dann mit NaCl o<strong>de</strong>r Ringerlactat gespült. Die<br />
Umgebung <strong>de</strong>s Auges sollte vorher nicht geschoren<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Reposition rollt man die Li<strong>de</strong>r<br />
mit einer Pinzette auswärts und bringt <strong>de</strong>n Bulbus<br />
mit einem feuchten Tupfer zurück in seine<br />
Position.<br />
Gelingt dies nicht, kann eine Kanthotomie vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Hierfür schnei<strong>de</strong>t man <strong>de</strong>n<br />
Serie Augennotfälle be<strong>im</strong> Hund – letzter Teil: Das akute Glaukom<br />
Augeninnendruck: Messen statt schätzen,<br />
<strong>de</strong>nn ein Einzelwert sagt wenig aus<br />
Ein plötzlich erhöhter Augeninnendruck ist ein Notfall. Nicht nur, weil er<br />
große Schmerzen bereitet, son<strong>de</strong>rn auch, weil schwere Folgeschä<strong>de</strong>n<br />
drohen. Spätestens eine Stun<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r medikamentösen Therapie sollte<br />
<strong>de</strong>r Augendruck <strong>im</strong> Normalbereich von 20 mm Hg liegen. Sonst kann nur<br />
noch eine Operation das Sehvermögen retten.<br />
Von Dagmar Steele<br />
ypisch für ein akutes Glaukom sind eine<br />
T lichtstarre, meist mittelweite Pupille und<br />
<strong>de</strong>utlich gezeichnete Skleralgefäße sowie ein<br />
erhöhter Augeninnendruck. Manche Patienten<br />
kneifen das Auge zu o<strong>de</strong>r zeigen ein Hornhautö<strong>de</strong>m.<br />
Obwohl enorm schmerzhaft, ist das Allgemeinbefin<strong>de</strong>n<br />
bei einem Glaukom nicht <strong>im</strong>mer<br />
gestört.<br />
Die Diagnose kann nur ein gemessener Augeninnendruck<br />
sichern, Schätzungen mittels Palpation<br />
sind nicht ausreichend. Als Messgerät<br />
eignen sich ein Tonopen, ein Tonovet o<strong>de</strong>r ein<br />
kostengünstigeres mechanisches Tonometer<br />
nach Schiötz. Die Anwendung <strong>de</strong>s Tonometers<br />
ist aber nicht einfach, <strong>de</strong>nn das Auge muss in<br />
Senkrechtposition gebracht wer<strong>de</strong>n und es erfor<strong>de</strong>rt<br />
ausreichend Zeit zum Ablesen. Das ist bei<br />
einem unruhigen Hund schwierig. Unkooperative<br />
Tiere o<strong>de</strong>r eine falsche Messtechnik sorgen<br />
womöglich für falsch-positive Resultate. Deshalb<br />
hat eine einzelne Messung wenig Aussagekraft.<br />
Da sich <strong>de</strong>r Druck verän<strong>de</strong>rn kann, lautet<br />
die Empfehlung: Mehrere Messungen in fünfminütigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n vornehmen.<br />
Glaukome können sowohl pr<strong>im</strong>är – bei <strong>de</strong>r<br />
Katze seltener als be<strong>im</strong> Hund – als auch sekundär<br />
als Folge an<strong>de</strong>rer Augenerkrankungen auftreten.<br />
Be<strong>im</strong> sekundären Glaukom ist neben <strong>de</strong>r<br />
symptomatischen Therapie die Behandlung <strong>de</strong>r<br />
Grun<strong>de</strong>rkrankung Voraussetzung für einen<br />
Therapieerfolg. Tritt ein Pr<strong>im</strong>ärglaukom auf, ist<br />
es wahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit (meist<br />
innerhalb von zwei Jahren) auch das an<strong>de</strong>re<br />
Glaukom mit <strong>de</strong>utlicher Trübung und<br />
Mydriase Fotos: Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg<br />
Auge einen Glaukomschub erlei<strong>de</strong>n wird. Hierauf<br />
sollte man <strong>de</strong>n <strong>Besitzer</strong> vorbereiten. Eine Häufung<br />
bei best<strong>im</strong>mten Rassen wie Cocker, Bassets,<br />
Huskies, Bouviers, Chow-Chows, Entlebucher,<br />
Magya Viszla und einigen Terriern legt <strong>de</strong>n Verdacht<br />
eines ererbten Geschehens nahe. Sekundäre<br />
Glaukome können Folge von Linsenluxationen,<br />
Hyphäma, Iridocyclitis, Traumen,<br />
Neoplasien und Melanosen (vererbt be<strong>im</strong> Cairn-<br />
Terrier) sein.<br />
Die Therapie <strong>de</strong>s Glaukoms ist sowohl konserva-<br />
Bulbusprolaps:<br />
Beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t<br />
sind brachyzephale<br />
Rassen.<br />
Foto: Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg<br />
lateralen Augenwinkel ein und vernäht ihn nach<br />
erfolgreicher Reposition wie<strong>de</strong>r. Je nach Zustand<br />
<strong>de</strong>s Auges, Druckverhältnissen und Alter <strong>de</strong>r<br />
Verletzung sollte zur weiteren Sicherheit eine<br />
Tarsorraphie angelegt wer<strong>de</strong>n, alternativ auch<br />
eine Nickhautschürze. Zwar weist die Tarsorraphie<br />
die größere Festigkeit auf, allerdings besteht<br />
die Gefahr, dass <strong>de</strong>r empfindliche Lidrand<br />
nekrotisch wird.<br />
Die lokale Nachbehandlung besteht aus Antibiotika<br />
und Atropin – die Verklebungen verhin<strong>de</strong>rn<br />
sollen – und eventuell Steroi<strong>de</strong>n. Die Medikamente<br />
gibt man am medialen Lidwinkel, <strong>de</strong>r<br />
nicht vollständig verschlossen wird. »Ich verwen<strong>de</strong><br />
allerdings in <strong>de</strong>r Regel keine Steroi<strong>de</strong>«,<br />
sagt Professor Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg und begrün<strong>de</strong>t:<br />
»Da durch die Exposition <strong>de</strong>s Bulbus oft eine<br />
Läsion <strong>de</strong>r Kornea vorliegt, ist die Infektionsgefahr<br />
einfach zu groß.«<br />
Als systemische Therapie sind eine geeignete<br />
Schmerztherapie ebenso wie eine Antibiose nötig.<br />
Der retrobulbäre Einsatz von Cortikosteroi<strong>de</strong>n,<br />
um auftreten<strong>de</strong> Ö<strong>de</strong>me zu vermin<strong>de</strong>rn,<br />
tiv als auch operativ nicht <strong>im</strong>mer erfolgreich.<br />
Auch darauf sollte man <strong>de</strong>n <strong>Besitzer</strong><br />
vorbereiten, um Frustrationen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Gelingt es, <strong>de</strong>n Augeninnendruck zu<br />
senken, folgt in <strong>de</strong>r Regel eine lebenslange<br />
Therapie mit regelmäßigen Kontrollen. Rezidive<br />
sind nicht auszuschließen.<br />
Beste Ergebnisse mit<br />
kombinierter Medikation<br />
Zur Behandlung eignen sich Prostaglandin-Analogika<br />
wie Latanoprost, die mit gutem Erfolg zur<br />
Erstversorgung <strong>de</strong>s Pr<strong>im</strong>ärglaukoms eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Latanoprost erreicht einen wesentlich<br />
besseren Abfluss <strong>de</strong>s Kammerwassers als Pilocarpin.<br />
Infusionen mit Mannitol vermin<strong>de</strong>rn das<br />
Augeninnenvolumen, Carboanhydrasehemmer<br />
wie Azetazolamid reduzieren hingegen die Kammerwasserproduktion.<br />
Beste Ergebnisse erzielt<br />
oft eine Kombination dieser drei Mittel.<br />
Aber Professor Andrea Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg von<br />
<strong>de</strong>r Klinik für Kleintiere <strong>de</strong>r TiHo Hannover<br />
warnt: »Liegt bei einem Glaukom eine Uveitis<br />
vor, sollten we<strong>de</strong>r Pilocarpin noch Latanoprost<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Sie können die Uveitis verstärken<br />
und Verklebungen begünstigen. In diesen<br />
Fällen ist eher <strong>de</strong>r Einsatz von Carboanhydrasehemmern<br />
angezeigt.«<br />
Der bisweilen auch empfohlene Einsatz von β-<br />
Blockern birgt beson<strong>de</strong>rs bei herzinsuffizienten<br />
Tieren das Risiko lebensbedrohlicher Nebenwirkungen.<br />
Will man darauf nicht verzichten, ist<br />
zumin<strong>de</strong>st vor <strong>de</strong>m Einsatz und zehn Minuten<br />
danach <strong>de</strong>s Herz auskultatorisch zu kontrollie-<br />
birgt ein erhöhtes Infektionsrisiko, wird aber<br />
<strong>de</strong>nnoch manchmal in <strong>de</strong>r Literatur empfohlen.<br />
Beschrieben ist zur Ö<strong>de</strong>mprophylaxe o<strong>de</strong>r -therapie<br />
auch die Verwendung von Diuretika. Deren<br />
Nutzen bezweifelt Professor Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg:<br />
»Die Wirkung systemisch gegebener Diuretika<br />
ist lokal am Auge nicht ausreichend.«<br />
Halskragen ist zwingend<br />
Generell sind Infektionen <strong>de</strong>s Bulbus möglich,<br />
in diesen Fällen muss nach Antibiogramm das<br />
Antibiotikum umgestellt und eventuell die Schürze<br />
o<strong>de</strong>r Tarsorraphie eröffnet wer<strong>de</strong>n, um auch<br />
lokal gezielter behan<strong>de</strong>ln zu können.<br />
Das Anlegen eine Halskragens ist bei Patienten<br />
mit operativ versorgten Bulbusdislokationen<br />
unerlässlich, bis die Tarsorraphie beziehungsweise<br />
die Nickhautschürze nach etwa zehn bis<br />
vierzehn Tagen gelöst wer<strong>de</strong>n können.<br />
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE:<br />
Das akute Glaukom<br />
Pathognomisch: <strong>de</strong>utlich gezeichnete Skleralgefäße<br />
ren. Bei allen Maßnahmen gilt: Liegt <strong>de</strong>r Augendruck<br />
spätestens nach einer Stun<strong>de</strong> noch nicht<br />
<strong>im</strong> Normalbereich von 20 mm Hg, kann das<br />
Sehvermögen nur durch eine sofortige Operation<br />
erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Therapieversagen: Bulbus entfernen<br />
Versagt die konservative Behandlung und erlaubt<br />
<strong>de</strong>r <strong>Besitzer</strong> keine Glaukom-OP, sollte man<br />
– auch unter Tierschutzaspekten (chronischer<br />
Schmerz) – zur Entfernung <strong>de</strong>s Bulbus raten. Aus<br />
kosmetischen Grün<strong>de</strong>n benutzen viele Kollegen<br />
mittlerweile routinemäßig Silikon<strong>im</strong>plantate.<br />
Professor Meyer-Lin<strong>de</strong>nberg setzt diese aber nur<br />
in Ausnahmefällen ein. Auch die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Operationstechniken zur Behandlung <strong>de</strong>s Glaukoms<br />
führen nicht <strong>im</strong>mer zum Erfolg. Prof. Meyer-<br />
Lin<strong>de</strong>nberg: »Aber in best<strong>im</strong>mten Fällen kann<br />
durch die teilweise Zerstörung <strong>de</strong>s Ciliarkörpers<br />
mittels Lasertechnik das Fortschreiten <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
aufgehalten und eine Enukleation bei<br />
manchen Patienten auch verhin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
hinausgeschoben wer<strong>de</strong>n.«<br />
NACHFOLGEND:<br />
Das Glaukom – Wolf <strong>im</strong> Schafspelz<br />
ein Beitrag von Dr. Kerstin Leuzinger
Das Glaukom - <strong>de</strong>r Wolf <strong>im</strong> Schafspelz<br />
Das Glaukom o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sogenannte „Grüne Star“ ist in <strong>de</strong>r Humanmedizin die häufigste Ursache für<br />
Erblindungen in <strong>de</strong>n westlichen Län<strong>de</strong>rn. Auch bei unseren Haustieren erblin<strong>de</strong>n sehr viele Tiere<br />
aufgrund <strong>de</strong>s erhöhten Augeninnendrucks.<br />
Definieren kann man das Glaukom als eine Gruppe von Augenerkrankungen, bei <strong>de</strong>r durch verstärkte<br />
Druckwirkung die neuronalen Augenanteile (Netzhaut und Sehnervenkopf) zerstört und durch <strong>de</strong>n<br />
Dehnungseffekt starke Schmerzen ausgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
Der erhöhte Augeninnendruck schädigt durch direkte Druckwirkung alle Strukturen <strong>de</strong>s Auges,<br />
insbeson<strong>de</strong>re führt es aber zu einer ischämischen Krise <strong>de</strong>r Netzhaut. Durch Kompression <strong>de</strong>s<br />
Sehnerven an <strong>de</strong>r Durchtrittsstelle durch <strong>de</strong>n Bulbus wird die nutritiven Versorgung unterbrochen.<br />
Eine Kettenreaktion beginnt: Durch frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> toxische Stoffe zerstörter Nervenzellen<br />
(Sauerstoffradikale, Nitroxi<strong>de</strong>, Glutamin) wer<strong>de</strong>n <strong>im</strong>mer weitere Ganglienzellen <strong>de</strong>r Netzhaut zerstört.<br />
Diese Reaktion läuft auch weiter ab, wenn <strong>de</strong>r Augeninnendruck bereits wie<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Normalbereich<br />
liegt. Dadurch kann sich auch bei einem normotensiven Auge eine postglaukomatöse<br />
Netzhautatrophie entwickeln. Aufgrund <strong>de</strong>ssen konzentriert sich die <strong>de</strong>rzeitige Glaukomforschung auf<br />
eine effektive Neuroprotektion und die Unterbrechung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>generativen Prozesse an <strong>de</strong>r Netzhaut.<br />
Durch ein akutes Glaukom kann ein Auge abhängig von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Druckanstieges, <strong>de</strong>r Elastizität<br />
<strong>de</strong>r Sklera und individuellen kompensatorischen Mechanismen mit einem Augeninnendruck von z.B.<br />
50 mmHG) innerhalb von Stun<strong>de</strong>n unwi<strong>de</strong>rruflich erblin<strong>de</strong>n.<br />
In dieser Phase weisen oft nur sehr mil<strong>de</strong> Symptome auf <strong>de</strong>n akuten Zustand <strong>de</strong>s Auges hin. Nur eine<br />
umgehen<strong>de</strong> Diagnosestellung und die schnelle, effektive Drucksenkung kann <strong>de</strong>n Visus erhalten.<br />
Dazu bleibt jedoch unter Umstän<strong>de</strong>n nur ein sehr kurzes Zeitfenster.<br />
Symptome eines akuten Glaukoms:<br />
In <strong>de</strong>n meisten Lehrbüchern sind Fotos glaukomatöser Augen abgebil<strong>de</strong>t, die <strong>de</strong>n Endzustand eines<br />
Glaukoms darstellen. Diese zeigen einen Buphthalmus mit <strong>de</strong>utlich injizierten Episkleralgefäßen, ein<br />
Hornhautö<strong>de</strong>m mit einer weiten Pupille. Dies ist das Bild eines chronisches Glaukoms, bei <strong>de</strong>m das<br />
Auge zumeist bereits irreversibel geschädigt ist (siehe Abb.1). In <strong>de</strong>r indirekten Ophthalmoskopie<br />
wer<strong>de</strong>n die chronischen Netzhautschä<strong>de</strong>n mit „Cupping“ <strong>de</strong>s Sehnervenkopfes, dünnen (attenuierten)<br />
Netzhautgefäßen und hyperreflexiven Areale <strong>de</strong>s Tapetum lucidum <strong>de</strong>utlich (siehe Abb.2).<br />
Abb.1: Glaukoma absolutum, Endzustand: Buphthalmus, Abb.2: Netzhaut mit chronischen Druckschä<strong>de</strong>n:<br />
Injizierung <strong>de</strong>r Episkleralgefäße, diffuses Hornhautö<strong>de</strong>m; Cupping <strong>de</strong>r Papille, Attenuierung <strong>de</strong>r Gefäße, das Auge<br />
Auge ist blind und permanent schmerzhaft Hyperreflexie <strong>de</strong>s Tapetum lucidum
Im akuten Glaukomanfall präsentieren sich die Symptome, wie schon erwähnt, oft sehr mild und<br />
können auf <strong>de</strong>n ersten Blick einer Bin<strong>de</strong>hautentzündung ähnlich sein (siehe Abb.3). Das<br />
Sehvermögen <strong>de</strong>s Auges kann nur in dieser Anfangs-Phase erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Abb. 3: Akutes Glaukom, seit ca. 3 Stun<strong>de</strong>n erhöhter<br />
Augeninnendruck von 50 mmHG:<br />
injizierte Episkleralgefäße, leichtes Hornhautö<strong>de</strong>m, mittelweite, starre<br />
Pupille.<br />
In dieser Phase kann das Sehvermögen noch erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n sind diese mil<strong>de</strong>n, „unauffälligen“ Symptome aufgeführt, die be<strong>im</strong> akuten Glaukom<br />
auftreten können. Sie sind je nach Höhe <strong>de</strong>s Augeninnendruckes, Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Druckanstiegs<br />
und kompensatorischem Vermögen <strong>de</strong>s Individuums unterschiedlich stark ausgeprägt. Wird eines<br />
o<strong>de</strong>r mehrere dieser Symptome festgestellt, sollte <strong>im</strong>mer sofort <strong>de</strong>r Augeninnendruck überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
� Es ist nur ein Auge betroffen. Das an<strong>de</strong>re kann eventuell etwas „mit“reagieren.<br />
� Die Pupille ist in <strong>de</strong>r Regel ½ bis 3/4-weit. Nur in seltenen Fällen ist be<strong>im</strong> akuten Glaukom<br />
eine max<strong>im</strong>ale Mydriase zu beobachten.<br />
� Der Pupillarreflex ist verzögert bzw. nicht auslösbar. Diese relative starre Pupille ist in<br />
Kombination mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Symptomen ein wichtiger Hinweis auf einen akuten<br />
Glaukomanfall.<br />
� Die Episkleralgefäße, die an <strong>de</strong>r dorsalen Sklera gut sichtbar sind, sind stark injiziert. Dies ist<br />
be<strong>im</strong> Hund <strong>im</strong>mer <strong>de</strong>r Fall, bei <strong>de</strong>r Katze (lei<strong>de</strong>r) nicht.<br />
� Die Hornhaut kann durch ein unterschiedlich stark ausgeprägtes, generalisiertes Ö<strong>de</strong>m<br />
getrübt sein. Interessanterweise ist bei <strong>de</strong>n meisten Katzen das Hornhautö<strong>de</strong>m auch bei sehr<br />
hohen Augeninnendrücken kaum vorhan<strong>de</strong>n.<br />
� Blepharospasmus und Nickhautvorfall können Ausdruck <strong>de</strong>r Schmerzhaftigkeit sein und<br />
sind oft, aber nicht <strong>im</strong>mer vorhan<strong>de</strong>n.<br />
� Vom Menschen ausgehend ist anzunehmen, dass ab einem Augeninnendruck von 30 bis 35<br />
mmHG Schmerzen empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die als migräneartiger Kopfschmerzen beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Manche Tierbesitzer beobachten <strong>de</strong>shalb ein reduziertes Allgemeinbefin<strong>de</strong>n. Dieses<br />
fällt aber nicht <strong>im</strong>mer auf.<br />
Diagnose:<br />
Die einzig sichere Diagnose <strong>de</strong>s Glaukoms ist die Messung <strong>de</strong>s Augeninnendruckes (physiologisch 10<br />
- 20 mmHG), wobei <strong>im</strong>mer bei<strong>de</strong> Augen <strong>im</strong> Vergleich gemessen wer<strong>de</strong>n sollten. Bei <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>s<br />
Augendruckes ist darauf zu achten, dass <strong>de</strong>r Hals nicht kompr<strong>im</strong>iert wird (Zug am Halsband o<strong>de</strong>r<br />
starkes Festhalten durch <strong>de</strong>n <strong>Besitzer</strong>), da <strong>de</strong>r Augeninnendruck durch die Kompression <strong>de</strong>r Vena<br />
jugularis ansteigt und falsch erhöhte Werte gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im zweiten Schritt erfolgt die Einordnung, um welche Art von Glaukom es sich han<strong>de</strong>lt und welche<br />
Ätiologie dahinter steht. Grundlage für die Unterscheidung zwischen Pr<strong>im</strong>är- und Sekundärglaukom ist<br />
Beurteilung <strong>de</strong>s Kammerwinkels (Gonioskopie, siehe Abb. 4 und 5). Sowohl für die Therapie, aber<br />
beson<strong>de</strong>rs für die Prognose <strong>de</strong>s gesun<strong>de</strong>n Partnerauges, ist diese Untersuchung von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung und sollte bei je<strong>de</strong>m Glaukom erfolgen (Näheres siehe unter Ätiologie).
Differentialdiagnosen:<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n sind einige <strong>de</strong>r wichtigsten Differentialdiagnosen aufgeführt, die in Gruppen von<br />
ähnlichen Symptomen zusammengefasst sind.<br />
1. Erkrankungen mit geröteten Konjunktiven, Trübung <strong>de</strong>s Auges und Schmerzzeichen<br />
(Blepharospasmus, Nickhautvorfall, Reduktion <strong>de</strong>s Allgemeinbefin<strong>de</strong>ns)<br />
� Die Uveitis tritt meist mit Blepharospasmus und Rötung <strong>de</strong>r Konjunktiven auf. Eine Trübung<br />
<strong>de</strong>r Hornhaut o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kammerwassers kann vorkommen. Die Pupille ist miotisch und <strong>de</strong>r<br />
Druck ist niedriger als <strong>im</strong> gesun<strong>de</strong>n Partnerauge. Je nach Ausprägung <strong>de</strong>r Uveitis können<br />
Verklebungen (Synechierung) <strong>de</strong>r Iris mit <strong>de</strong>r Linse <strong>de</strong>n Pupillarreflex behin<strong>de</strong>rn.<br />
� Das Hornhautulkus verursacht oft starken Blepharospasmus mit Nickhautvorfall. Das<br />
korrespondieren<strong>de</strong> Hornhautö<strong>de</strong>m ist in <strong>de</strong>r Regel umschrieben. Der positive Fluoreszein-Test<br />
ist hinweisend. Be<strong>im</strong> chronischen Glaukom kann auch sekundär eine ulcerieren<strong>de</strong> Keratitis<br />
entstehen.<br />
� Korneale bzw. konjunktivale <strong>Fremdkörper</strong> o<strong>de</strong>r ektopische Zilien sind ebenfalls<br />
schmerzhaft. Es ist eine gründliche Inspektion <strong>de</strong>r Lidrän<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>haut auch tief <strong>im</strong><br />
konjuntivalen Fornix o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Nickhautinnenfläche nötig. Gera<strong>de</strong> für die Diagnostik <strong>de</strong>r<br />
ektopischen Zilie ist eine starke Vergrößerung erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
� Auch eine plötzlich eingetretene Keratokonjunktivitis sicca kann schmerzhaft sein und<br />
ähnliche klinische Symptome wie ein akutes Glaukom haben. Die Symptome erscheinen eino<strong>de</strong>r<br />
beidseitig. Der Schirmer-Tränen-Test ist hinweisend. Die Expositionskeratitis be<strong>im</strong><br />
chronischen Glaukom wie<strong>de</strong>rum kann durchaus klinisch <strong>de</strong>r „Sicca“ sehr ähnlich sehen.<br />
� Das Hornhautö<strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>r Linsenluxation kann zum einen durch die mögliche<br />
Druckerhöhung selbst, aber auch durch die mechanische Schädigung <strong>de</strong>s Hornhautendothels<br />
durch die Linse hervorgerufen wer<strong>de</strong>n. Insofern gehört die Linsenluxation sowohl in die<br />
Gruppe <strong>de</strong>r Differentialdiagnosen, als auch in die <strong>de</strong>r ätiologischen Einteilung <strong>de</strong>r<br />
Sekundärglaukome (siehe unten).<br />
2. Erkrankungen mit Trübung <strong>de</strong>s Auges ohne Schmerzzeichen<br />
� Ein Hornhautö<strong>de</strong>m unterschiedlichen Ausmaßes ohne Blepharospasmus kann z. B. durch<br />
eine Endothelzell-Degeneration verursacht sein. Die Konjunktiven können dabei gerötet<br />
sein.<br />
� Eine Trübung <strong>de</strong>s Kammerwassers ist nicht <strong>im</strong>mer auf <strong>de</strong>n ersten Blick von <strong>de</strong>r Trübung <strong>de</strong>r<br />
Hornhaut zu unterschei<strong>de</strong>n. Durch Störung <strong>de</strong>r Blut-Kammerwasser-Schranke können Zellen,<br />
Entzündungsprodukte o<strong>de</strong>r Chylomikronen in das Kammerwasser gelangen. Die<br />
Untersuchung mit einer spaltförmigen Lichtquelle gibt Aufschluss über die Lokalisation <strong>de</strong>r<br />
Trübung.<br />
3. Erkrankungen mit starrer Pupille und plötzlicher Erblindung<br />
� Bei einer plötzlichen Erblindung z.B. durch eine Netzhautablösung, Opticusneuritis o<strong>de</strong>r<br />
SARD (Sud<strong>de</strong>n Acquired Retinal Degeneration) kann <strong>de</strong>r Pupillarreflex negativ ausfallen. In<br />
diesem Fall ist Pupillarreflex auf <strong>de</strong>r afferenten Seite unterbrochen.<br />
� Bei einer Lähmung <strong>de</strong>s intraokulären Anteils <strong>de</strong>s Nervus oculomotorius wird <strong>de</strong>r Musculus<br />
sphincter pupillae nicht innerviert. Die Pupille steht max<strong>im</strong>al weit und reagiert nicht auf<br />
Lichteinfall, d.h. die efferente Seite <strong>de</strong>s direkte Pupillarreflexes funktioniert nicht. Der Visus<br />
hingegen ist erhalten.<br />
� Durch eine Uveitis kann es zur hinteren Synechierungen (Verklebungen <strong>de</strong>r Iris mit <strong>de</strong>r<br />
Linse) kommen, die eine mechanische Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Pupillarreflexes verursacht. Oft ist<br />
dabei die Pupille verzogen. Bei einer vollständigen hinteren Synechierung besteht die Gefahr<br />
einer Iris bombée mit Sekundärglaukom.<br />
� Bei einer Irisatrophie steht die Pupille eher mittelweit und reagiert nicht o<strong>de</strong>r nur wenig auf<br />
Licht. Auch in diesem Fall ist bei vorhan<strong>de</strong>nem Visus <strong>de</strong>r indirekte Pupillarreflex positiv.
Ätiologie:<br />
Grundsätzlich kommt es zum Anstieg <strong>de</strong>s Augeninnendrucks durch eine Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Kammerwasserabflusses. Diese Abflussbehin<strong>de</strong>rung kann aufgrund einer angeborenen Missbildung<br />
<strong>de</strong>s Kammerwinkels (Pr<strong>im</strong>ärglaukom) o<strong>de</strong>r durch einen sekundären Verschluss <strong>de</strong>s Kammerwinkels<br />
(Sekundärglaukom) erfolgen.<br />
Das Kammerwasser wird permanent <strong>im</strong> nichtpigmentierten Epithel <strong>de</strong>s Ziliarkörpers gebil<strong>de</strong>t und<br />
gelangt durch die Pupillaröffnung in die vor<strong>de</strong>re Augenkammer. Die Resorption erfolgt hauptsächlich<br />
über das Trabekelwerk <strong>de</strong>s Kammerwinkels, <strong>de</strong>n Fontana’schen Räumen. Von dort wird das<br />
Kammerwasser <strong>de</strong>m Plexus venosus sklerae zugeführt. Ein zweiter Abflussweg, ist <strong>de</strong>r uveosklerale<br />
Abfluss. Hier fließen zwischen 2 % (Katze) und 15 % (Hund) <strong>de</strong>s Gesamt-Kammerwassers ab.<br />
Für das Pr<strong>im</strong>ärglaukom gibt es unterschiedliche Einteilungsmöglichkeiten. Die vorherrschen<strong>de</strong> Form<br />
<strong>de</strong>s Pr<strong>im</strong>ärglaukoms be<strong>im</strong> Hund ist eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Ligamentum pectinatum, die auch als<br />
Kammerwinkel-Dysplasie bezeichnet wird. Seltenere Formen sind das Eng- und Weitwinkelglaukom.<br />
1. Kammerwinkel-Dysplasie<br />
Bei <strong>de</strong>r gonioskopischen Untersuchung präsentiert sich das dysplastische Ligamentum<br />
pectinatum je nach Grad <strong>de</strong>r Missbildung entwe<strong>de</strong>r mit verdickten Trabekeln, als Band mit<br />
einzelnen „Flow-Holes“ o<strong>de</strong>r es ist vollständig geschlossen (siehe Abb. 5).<br />
Diese Verän<strong>de</strong>rung besteht von Geburt an und ist beidseits ausgeprägt. Obwohl es gonioskopisch<br />
<strong>im</strong> Lauf <strong>de</strong>s Lebens zu keiner sichtlichen Verän<strong>de</strong>rung kommt, kann sich die Abflusskapazität <strong>de</strong>s<br />
Kammerwassers noch über Jahre verän<strong>de</strong>rn. Man n<strong>im</strong>mt an, dass hierfür Verän<strong>de</strong>rungen auf<br />
zellulärer Ebene in tieferen Kammerwinkelbereichen verantwortlich sind. Im Alter von<br />
durchschnittlich 3 bis 7 Jahren wird die Abflussbehin<strong>de</strong>rung so stark, dass <strong>de</strong>r Augeninnendruck<br />
plötzlich ansteigt. Meistens ist anfangs nur ein Auge betroffen. Mit einem Druckanstieg <strong>de</strong>s<br />
Partnerauges muss allerdings innerhalb <strong>de</strong>r nächsten Wochen o<strong>de</strong>r Monaten gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Veranlagung zur Kammerwinkeldysplasie ist erblich, weshalb mit betroffenen Tieren nicht<br />
gezüchtet wer<strong>de</strong>n sollte. Häufig betroffene Rassen sind z.B. <strong>de</strong>r Siberian Husky, Alaskan<br />
Malamute, Samoye<strong>de</strong>, Beagle, Bor<strong>de</strong>r Collie, Bouvier <strong>de</strong> Flandres, Magyar Vizsla, Holländischer<br />
Schäferhund, Teckel, Spaniel-, Schnauzer- und Terrier-Rassen.<br />
Abb 4: Physiologischer Kammerwinkel Abb 5: Goniodysplasie<br />
keine Gefahr <strong>de</strong>s Pr<strong>im</strong>ärglaukoms Veranlagung zum Pr<strong>im</strong>ärglaukom<br />
LP = Ligamentum pectinatum (offen mit Trabekeln) LP = Lig. pectinatum (geschlossen mit Flow Holes)<br />
äP = äußeres Pigmentband, iP = inneres Pigmentband äP = äußeres Pigmentband, iP = inneres Pigmentband<br />
2. Engwinkelglaukom:<br />
Der Winkel zwischen Iris und Kornea ist enger ausgebil<strong>de</strong>t. Ein reines Engwinkelglaukom mit<br />
physiologischem Ligamentum pectinatum ist selten (z.B. Amerikanischer Cockerspaniel).<br />
3. Weitwinkelglaukom:<br />
Der Kammerwinkel und das Ligamentum pectinatum weisen bei <strong>de</strong>r Untersuchung keine<br />
Abnormalitäten auf (z.B. Beagle).
Die große Gruppe <strong>de</strong>s Sekundärglaukoms wird durch unterschiedliche Grun<strong>de</strong>rkrankungen wie z. B.<br />
Uveitis, Trauma, intraokuläre Blutungen, Neoplasien o<strong>de</strong>r die Linsenluxation verursacht. Die<br />
entstehen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen können an unterschiedlichen Lokalisationen zur Abflussbehin<strong>de</strong>rung<br />
und damit Stau <strong>de</strong>s Kammerwassers führen. Im Folgen<strong>de</strong>n sind die möglichen Engpässe von kaudal<br />
nach kranial aufgeführt.<br />
� Synechien <strong>de</strong>r Iris mit <strong>de</strong>r Linse verhin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Durchfluss <strong>de</strong>s Kammerwassers von <strong>de</strong>r hinteren<br />
in die vor<strong>de</strong>re Augenkammer. Die Flüssigkeit staut sich kaudal <strong>de</strong>r Iris, wodurch die Iris sich nach<br />
kranial wölbt (Iris bombé).<br />
� Entzündliche Membranen können die Pupillaröffnung teilweise o<strong>de</strong>r komplett verschließen.<br />
Deshalb sollte die Pupille bei einer Uveitis weit gestellt wer<strong>de</strong>n. Vorher ist abzuklären, ob <strong>de</strong>r<br />
Druck nicht bereits angestiegen ist. Denn durch die Weitstellung <strong>de</strong>r Iris wird wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r<br />
Kammerwinkel verengt, was einen bereits vorhan<strong>de</strong>nen erhöhten Druck verstärken wür<strong>de</strong>.<br />
� Im Zuge <strong>de</strong>r anterioren Linsenluxation kann es zum vollständigen Verschluss <strong>de</strong>r Pupillarebene<br />
kommen. Dies führt zum extremen Druckanstieg. Be<strong>im</strong> Hund entsteht durch die pr<strong>im</strong>äre vor<strong>de</strong>re<br />
Linsenluxation in <strong>de</strong>r Regel <strong>im</strong>mer ein starker Druckanstieg, was eine sofortige Operation nötig<br />
macht. Bei <strong>de</strong>r Katze ist aufgrund <strong>de</strong>r schlitzförmigen Pupille und <strong>de</strong>r tiefen vor<strong>de</strong>ren<br />
Augenkammer die klinische Situation an<strong>de</strong>rs und <strong>de</strong>r Druckanstieg oft nicht so markant. Der mit<br />
<strong>de</strong>r Linse vorgefallene Glaskörper kann ebenfalls die Pupillaröffnung und <strong>de</strong>n Kammerwinkel<br />
verlegen und zu einem Druckanstieg führen.<br />
� Synechien <strong>de</strong>r Iriswurzel mit <strong>de</strong>r Hornhaut o<strong>de</strong>r Kompressionen <strong>de</strong>s Kammerwinkels können zu<br />
einer Verengung bis zum vollständigen Verschluss <strong>de</strong>s Kammerwinkels führen. (Sekundäres<br />
Winkelblock-Glaukom)<br />
� Das feine Trabekelwerk <strong>de</strong>s Kammerwinkels kann z.B. durch Entzündungszellen, Fibrin, Blut<br />
o<strong>de</strong>r Tumorzellen verlegt und dadurch <strong>de</strong>r Kammerwasserabfluss behin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Kammerwinkel hingegen bleibt offen. (Sekundäres Offenwinkel-Glaukom)<br />
Therapie<br />
Die Therapie <strong>de</strong>s Glaukoms verläuft lei<strong>de</strong>r oft frustrierend. Sie ist für <strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Tierarzt und<br />
<strong>de</strong>n Tierbesitzer <strong>im</strong>mer eine Herausfor<strong>de</strong>rung. Das oberste Ziel ist die Erhaltung von möglichst großen<br />
Anteilen <strong>de</strong>s Sehvermögens. Weitere therapeutische Ziele sind die langfristige Erlangung <strong>de</strong>r<br />
Schmerzfreiheit und eine gute Lebensqualität.<br />
Die rechtzeitige Diagnose sowie die schnelle, konsequente und effektive Therapie sind für <strong>de</strong>n Erfolg<br />
entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Prinzipiell ist das Drucksenken die wichtigste therapeutische Maßnahme. Ansätze zur Neuroprotektion<br />
rücken <strong>im</strong>mer mehr in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Forschung.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>r jeweiligen Therapie ist von <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>s Druckanstiegs, <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s aktuellen<br />
Druckes und <strong>de</strong>m Ansprechen auf die jeweilige Maßnahme abhängig. Die Wirkung <strong>de</strong>r eingeleiteten<br />
Therapie sollte innerhalb <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>n eintreten und muss zeitlebens regelmäßig überwacht<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch das Beobachten <strong>de</strong>s Tieres durch <strong>de</strong>n <strong>Besitzer</strong>, z. B. durch die tägliche Kontrolle <strong>de</strong>s<br />
Pupillarreflexes mit einer Taschenlampe, kann eine wertvolle Hilfe sein, um bei einem akuten<br />
Glaukomanfall keine Zeit zu verlieren.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n sind die unterschiedlichen Wirkstoffklassen mit jeweils einigen Beispielen aufgezählt:<br />
Reduzierung <strong>de</strong>r Kammerwasserproduktion:<br />
� Karboanhydrase-Hemmer<br />
Karboanhydrase ist ein <strong>im</strong> gesamten Körper weitverbreitetes Enzym, welches <strong>im</strong> Auge für die<br />
Kammerwasserproduktion mitverantwortlich ist. Erst bei einer Hemmung von 95-99 % <strong>de</strong>r Aktivität<br />
sind druckreduzieren<strong>de</strong> Wirkungen zu erreichen. Dadurch sind bei systemischer Gabe<br />
Nebenwirkungen, wie Kopfschmerz, Hypokaliämie und metabolische Azidose möglich. Aus<br />
diesem Grund sind lokale Gaben bei <strong>de</strong>r Dauerbehandlung <strong>de</strong>r systemischen Therapie<br />
vorzuziehen.<br />
- Dorzolamid (Trusopt R -AT), 2-3 x tgl.<br />
- Brinzolamid (Azopt R -AT), 2–3 x tgl.
� �-2-Agonisten<br />
- Diclofenamid-Tabletten, 1-2 mg/kg p.o., 3 x tgl. (Internationale Apotheke!)<br />
- Azetazolamid (Diamox R ), 10 mg/kg, einmalig i.v. o<strong>de</strong>r 2-3 x tgl. p.o.<br />
Die drucksenken<strong>de</strong> Wirkung be<strong>im</strong> Tier ist unserer Erfahrung nach nicht herausragend, aber dieser<br />
Gruppe wird zusätzlich eine potentielle neuroprotektive Wirkung nachgesagt. Sie dürfen bei <strong>de</strong>r<br />
Katze aufgrund lebensbedrohlicher Nebenwirkungen nicht angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />
� �-Rezeptor-Blocker<br />
- Br<strong>im</strong>onidin (Alphagan R -AT), 2-3 x tgl.<br />
Diese Wirkstoffgruppe beinhaltet weit verbreitete und erprobte Glaukomtherapeutika. Wichtig ist<br />
darauf hinzuweisen, dass durchaus systemische Wirkungen bei <strong>de</strong>r lokalen Anwendung möglich<br />
sind. Bei Herzerregungs- o<strong>de</strong>r –leitungsschä<strong>de</strong>n, wie be<strong>im</strong> AV-Block, kann es zu starker<br />
Bradycardie, bis To<strong>de</strong>sfällen kommen.<br />
- T<strong>im</strong>olol (T<strong>im</strong>olol R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- Metipranolol (Betamann R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- Pindolol (Glauco-Stulln R -AT), 1-2 x tgl.<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Kammerwasserabflusses:<br />
� Prostaglandin-Derivate<br />
Sie haben einerseits eine stark miotische Wirkung, was eine Erweiterung <strong>de</strong>s Kammerwinkels und<br />
damit verbesserten Kammerwasserabfluss bewirkt. An<strong>de</strong>rerseits verstärken sie <strong>de</strong>n<br />
uveoskleralen Abfluss. Eine Kontraindikation ist die vor<strong>de</strong>re Linsenluxation. Auch bei einer Uveitis<br />
sollten sie wegen <strong>de</strong>r Gefahr von hinteren Synechierungen nicht angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />
- Latanoprost (Xalatan R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- Travoprost (Travatan R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- B<strong>im</strong>atoprost (Lumigan R -AT), 1-2 x tgl.<br />
� Parasympathom<strong>im</strong>etika, Miotika<br />
Die Kontraktion <strong>de</strong>s Musculus ciliaris bewirkt eine Weitstellung <strong>de</strong>s Trabekelwerks und damit<br />
einen verbesserten Abfluss. Ist <strong>de</strong>r M. sphincter pupillae durch Ischämie gelähmt, erfolgt keine<br />
adäquate Reaktion. Da die Prostaglandin-Derivate ebenfalls eine Miose bewirken, insgesamt<br />
aber eine <strong>de</strong>utlich bessere Drucksenkung, sind sie vorzuziehen. Kontraindikationen siehe dort.<br />
- Pilocarpin (Pilocarpin R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- Carbachol (Carbamann R -AT), 1-2 x tgl.<br />
� Adrenozeptor-Agonisten<br />
�- undú �-Agonisten verbessern <strong>de</strong>n Kammerwasserabfluss und reduzieren die<br />
Kammerwasserproduktion bei min<strong>im</strong>al mydriatischem Effekt.<br />
Osmotherapie:<br />
� Mannit-Infusion<br />
- Dipivefrin (Glaukothil R -AT), 1-2 x tgl.<br />
- Clonidin (Clonid-Ophthal R -AT), 1-2 x tgl.<br />
Sie kann bei Pr<strong>im</strong>ärglaukomen als Erstmaßnahme und bei <strong>de</strong>r Linsenluxation präoperativ<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>utliche Drucksenkung hält allerdings nur kurzfristig an. Bei gestörter<br />
Blut-Kammerwasserschranke, wie bei einer Uveitis, ist die Osmotherapie kontraindiziert, da<br />
<strong>de</strong>r Druck in diesem Fall noch weiter ansteigen könnte. Während <strong>de</strong>r Infusion muss alle 5<br />
Minuten eine Druck-Kontrolle erfolgen und die Infusion sofort abgebrochen wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />
Druck nicht sinkt o<strong>de</strong>r sogar ansteigt.<br />
- Mannitol, 20%ig, 2-4 ml/kg (=2g/kg), über 15 bis 30 Minuten i.v.
Neuroprotektion:<br />
� Neutralisation <strong>de</strong>r glutamat-vermittelten Ganglienzell<strong>de</strong>struktion durch Antagonisten <strong>de</strong>r<br />
Glutamat-und Kalzium-Rezeptoren. Die Erfahrungen sind noch begrenzt und weitere<br />
Forschungen wer<strong>de</strong>n getätigt. Kalzium-Antagonisten, die eigentlich als Blutdruck-Senker<br />
fungieren, haben <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie nicht nur toxische Level von intrazellulärem Kalzium<br />
reduzieren, son<strong>de</strong>rn aufgrund ihres vasodilatativen Effekts auch die Blutzufuhr <strong>de</strong>s<br />
Sehnervenkopfes erhöhen.<br />
- Amlodipin, 0,625 mg /Hd, 1xtgl. p.o.<br />
Chirurgische Therapie:<br />
Ziel <strong>de</strong>r Glaukomchirurgie ist das Erreichen einer langfristigen Drucksenkung. In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Aufzählung wer<strong>de</strong>n lediglich die wichtigsten Operationsprinzipien besprochen, <strong>de</strong>ren Vor- und<br />
Nachteile in diesem Rahmen außer Acht gelassen wer<strong>de</strong>n.<br />
Reduzierung <strong>de</strong>r Kammerwasserproduktion:<br />
Durch die teilweise Zerstörung <strong>de</strong>s nichtpigmentierten Ziliarkörperepithels wird die<br />
Kammerwasserproduktion dauerhaft reduziert. Je nach Technologie kommt es zu weiteren,<br />
ungewünschten Schädigungen <strong>de</strong>s Ziliarkörpers.<br />
� Laser-Therapie (transsklerale Laserzyclophotokoagulation)<br />
Durch die Absorption <strong>de</strong>s Infrarotlichtes <strong>de</strong>s Lasers <strong>im</strong> pigmentierten Ziliarkörperepithel<br />
kommt es zur Erwärmung und Koagulation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n übereinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n Zellschichten<br />
(pigmentiertes und nichtpigmentiertes Ziliarkörperepithel). Die Applikation <strong>de</strong>r Laserenergie<br />
geschieht transskleral, d.h. das Auge muss nicht eröffnet wer<strong>de</strong>n.<br />
� Kryo-Behandlung<br />
Das Prinzip <strong>de</strong>r Kryotherapie ist die Zellzerstörung durch intrazelluläre Eiskristalle. Beson<strong>de</strong>rs<br />
anfällig sind wasserreiche Zellen, allerdings ist die Wirkung nicht wie be<strong>im</strong> Lasern selektiv auf<br />
das Ziliarkörperepithel beschränkt. Dadurch sind relativ große Kollateralschä<strong>de</strong>n möglich.<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Kammerwasserabflusses:<br />
Durch eine fistelieren<strong>de</strong> Operation wird für das Kammerwasser ein künstlicher Abfluss geschaffen.<br />
Das Kammerwasser wird in <strong>de</strong>n subkonjunktivalen Bereich geleitet und dort resorbiert. Problematisch<br />
bei diesen Operationsmetho<strong>de</strong>n ist, dass die künstliche Öffnung sich langfristig wie<strong>de</strong>r verschließen<br />
kann.<br />
� Gonio-Implantat<br />
Ein kleiner Silikonschlauch wird transsklerokorneal in die vor<strong>de</strong>re Augenkammer eingelegt.<br />
Über diesen Weg wird das Kammerwasser aus <strong>de</strong>m Auge abgeleitet. Die außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Bulbus befindliche „Sickerplatte“ dient <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s Kammerwassers, ist auf <strong>de</strong>r Sklera<br />
befestigt und mit Konjunktiva abge<strong>de</strong>ckt.<br />
� Korneosklerale Trepanation<br />
Das Prinzip dieser Operation ist es, eine künstliche Fistel <strong>im</strong> korneoskleralen<br />
Übergangsbereich zu schaffen, die mit Tenon´scher Membran und Konjunktiva abge<strong>de</strong>ckt<br />
wird.<br />
Therapie <strong>de</strong>s Glaucoma absolutum:<br />
Konnte <strong>de</strong>r Druck nicht rechtzeitig gesenkt wer<strong>de</strong>n, besteht das Problem, dass das Auge zwar keinen<br />
Visus mehr hat, aber permanent schmerzhaft ist. Diese Schmerzhaftigkeit wird oft vom <strong>Besitzer</strong> nicht<br />
bemerkt, da das Tier sich augenscheinlich normal verhält. Wird aber durch eine <strong>de</strong>r unten<br />
aufgeführten Möglichkeiten <strong>de</strong>r hohe Druck beseitigt, wird dann häufig vom <strong>Besitzer</strong> geäußert, dass<br />
das Tier wie neu geboren wirkt.<br />
Die Enukleation ist für das Tier <strong>im</strong> Falle eines absoluten Glaukoms die beste Lösung, da keine<br />
weiteren Beschwer<strong>de</strong>n mehr auftreten können.
Kann ein <strong>Besitzer</strong> sich nicht mit <strong>de</strong>r Vorstellung abfin<strong>de</strong>n, ein einäugiges Tier zu haben, gibt es die<br />
Möglichkeit, eine Silikon-Prothese einzusetzen, die kosmetisch akzeptabel ist.<br />
Durch eine intraokuläre hochdosierte Gentamycin-Injektion können die kammerwasserproduzieren<strong>de</strong>n<br />
Strukturen vollständig zerstört wer<strong>de</strong>n und so das körpereigene Auge erhalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Hier kann sich eine Phtisis bulbi entwickeln, die kosmetisch oft nicht so ansprechend ist.<br />
Zusammenfassung:<br />
Der plötzliche Anstieg <strong>de</strong>s Augeninnendrucks verursacht eine irreversible Zerstörung von okulären<br />
Strukturen innerhalb kürzester Zeit. Diese akute Notfallsituation kann sich mit sehr mil<strong>de</strong>n Symptomen<br />
wie leicht geröteten Konjunktiven, leicht injizierte Episkleralgefäße, mittelständige, wenig responsive<br />
Pupille und einem mil<strong>de</strong>n Hornhautö<strong>de</strong>m äußern. Die einzig zuverlässige Diagnostik ist die Messung<br />
<strong>de</strong>s Augeninnendrucks.<br />
Hinter <strong>de</strong>m Symptom „Glaukom“ verbirgt sich eine Vielzahl von Erkrankungen, die in weiteren<br />
Schritten ausdiagnostiziert wer<strong>de</strong>n muss. Allen ist die irreversible Schädigung <strong>de</strong>r Netzhaut gemein.<br />
Nur wenn innerhalb von wenigen Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Druck effektiv gesenkt wird, kann ein möglichst großer<br />
Teil <strong>de</strong>r Sehfähigkeit erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Unterscheidung, ob es sich um ein Pr<strong>im</strong>är- o<strong>de</strong>r Sekundärglaukom han<strong>de</strong>lt, ist die Betrachtung<br />
<strong>de</strong>s Kammmerwinkels (Gonioskopie) entschei<strong>de</strong>nd. Insbeson<strong>de</strong>re die Untersuchung <strong>de</strong>s<br />
Partnerauges ist wichtig, da bei einem Pr<strong>im</strong>ärglaukom auch dieser verän<strong>de</strong>rt ist und mit einem<br />
Druckanstieg in absehbarer Zeit gerechnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Ein Glaukompatient ist ein chronisch kranker Patient, <strong>de</strong>r dauerhaft kontrolliert wer<strong>de</strong>n muss. Der<br />
<strong>Besitzer</strong> eines Pr<strong>im</strong>ärglaukompatienten sollte über die Symptome eines Druckanstiegs (tägliche<br />
Überprüfung <strong>de</strong>s Pupillarreflexes mit Taschenlampe) aufgeklärt sein. Denn nicht nur die Medikamente<br />
und eventuelle operativen Eingriffe, son<strong>de</strong>rn auch die genaue Beobachtung durch <strong>de</strong>n <strong>Besitzer</strong> helfen,<br />
einen möglichst hohen Anteil <strong>de</strong>r Sehkraft zu erhalten.<br />
Dr. Kerstin Leuzinger<br />
Tierärztliche Praxis für Augenheilkun<strong>de</strong><br />
Dr. Jens Fritsche<br />
Kreuzhofstraße10<br />
81476 München<br />
Literatur auf Anfrage