FernUni Perspektive | Sommer 2017
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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Intelligente Bürste<br />
In seiner Dissertation hat Dietmar Prestel<br />
wichtige Grundlagen für die Entwicklung<br />
„intelligenter Zahnbürsten für jedermann“<br />
entwickelt. Seite 11<br />
Studium internationale<br />
Das <strong>FernUni</strong>-interne Förderprogramm<br />
„Innovative Lehre“ (FILeh) unterstützt<br />
neue Ideen und innovative Konzepte fürs<br />
Lehren und Lernen. Seite 14<br />
Stabile Hochzeiten<br />
Ein Kölner Professor hat in Hagen sein<br />
Mathematik-Studium mit einer Bachelorarbeit<br />
über glücksversprechende Beziehungen<br />
abgeschlossen. Seite 18<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />
Ausgabe<br />
60<br />
Deutschlandstipendiatinnen und Deutschlandstipendiaten<br />
Studium und Stipendium sind roter Faden im Leben<br />
Studiengang „EJP“<br />
Akkreditiert<br />
Interessante Eindrücke vermittelte eine Betriebsbesichtigung den Stipendiatinnen und Stipendiaten (hier ein Teil der Gruppe).<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die einzig wirkliche Konstante im<br />
Leben ist die Veränderung, besagt<br />
ein Sprichwort. „Trotzdem brauchen<br />
wir Menschen einen roten Faden.<br />
Für mich bilden mein Studium<br />
und mein Stipendium einen dieser<br />
roten Fäden“, fügt Marion Nissen<br />
hinzu. Die 44-jährige Diplom-<br />
Betriebswirtin aus Niebüll studiert<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen erfolgreich<br />
Psychologie und bekommt<br />
zum dritten Mal ein Deutschlandstipendium<br />
aus dem Bundesförderprogramm<br />
– als Anerkennung für<br />
gute Noten und gesellschaftliches<br />
Engagement. Gemeinsam mit weiteren<br />
aktuellen Stipendiatinnen und<br />
Stipendiaten kam Marion Nissen zu<br />
einem Treffen nach Hagen.<br />
Fortsetzung Seite 17<br />
Das ergänzende Fernstudium „Erste<br />
Juristische Prüfung“ (EJP) der<br />
<strong>FernUni</strong>versität ist jetzt akkreditiert.<br />
Die Erste Juristische Prüfung<br />
benötigt, wer Richterin, Richter,<br />
Staats- oder Rechtsanwältin bzw.<br />
-anwalt werden will. Bachelor-of-<br />
Laws-Studiengänge verfolgen andere<br />
Ziele, die Hagener Rechtwissenschaft<br />
etwa bildet Wirtschaftsjuristen<br />
aus. Der Studiengang soll<br />
ihnen die fehlenden Bestandteile<br />
vermitteln, um zur Staatsprüfung<br />
zugelassen zu werden.<br />
Angesprochen werden auch Interessierte<br />
mit vergleichbarer Ausbildung<br />
anderer Unis.<br />
Da<br />
Weitere Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-01<br />
Belastungssituation<br />
Psychologie im Wintersemester ohne Numerus Clausus<br />
002 537 508 99910 - 5 - 02 - HZ 1<br />
*002537508*<br />
Versammlung der Freundesgesellschaft<br />
Eine der spannendsten Universitäten Deutschlands<br />
„Die <strong>FernUni</strong>versität ist eine der<br />
spannendsten Universitäten in<br />
Deutschland!“ Etwas mehr als ein<br />
Jahr nach ihrer ersten Rede bei der<br />
Gesellschaft der Freunde der Fern-<br />
Universität e.V. zog die Rektorin<br />
der Hochschule, Prof. Dr. Ada Pellert,<br />
eine positive persönliche Bilanz:<br />
„Ich fühle mich angekommen!“<br />
Hatte sie bei der Mitgliederversammlung<br />
2016 noch „eher theoretisch“<br />
über Lebenslanges Lernen<br />
gesprochen, kann sie jetzt sagen:<br />
„Die <strong>FernUni</strong> ist wirklich eine Universität<br />
des Lebenslangen Lernens!<br />
Hier habe ich viele der Mission<br />
verpflichtete Menschen kennengelernt,<br />
die der <strong>FernUni</strong>versität sehr<br />
verbunden sind.“ Fortsetzung Seite 2<br />
Für den hoch nachgefragten Masterstudiengang<br />
Psychologie wird<br />
die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen im<br />
kommenden Wintersemester keinen<br />
Numerus Clausus (NC) einführen.<br />
Das ist das Ergebnis eines<br />
Gespräches von Hochschulleitung,<br />
Vertretern der Psychologie<br />
und dem nordrhein-westfälischen<br />
Wissenschaftsministerium. Es gelten<br />
weiterhin die bisherigen Zugangsvoraussetzungen.<br />
Mit Unterstützung<br />
der Hochschulleitung und<br />
zusätzlichen befristeten Professuren<br />
und Mitarbeitenden werden die<br />
psychologischen Lehrgebiete versuchen,<br />
die Überlast im kommenden<br />
Semester zu bewältigen und<br />
dabei die Qualität in der Lehre sicherzustellen.<br />
Unstrittig ist zwischen allen Seiten,<br />
dass die Belastungssituation im<br />
Fach Psychologie die Grenze des Erträglichen<br />
erreicht hat. Das gilt gleichermaßen<br />
für die Lehrenden wie<br />
für die Studierenden. Denn auch<br />
im Fernstudium werden für das berufsqualifizierende<br />
Masterstudium<br />
diagnostisch ausgerichtete Praktikumsplätze<br />
benötigt und Seminare<br />
in kleineren Gruppen veranstaltet<br />
werden. Nicht zuletzt sind für die<br />
empirisch ausgerichteten Masterthesen<br />
entsprechende Betreuungskapazitäten<br />
erforderlich. Auch die<br />
Studierenden im Studiengang spüren<br />
mittlerweile die Engpässe.<br />
Nachdem ein ganzes Bündel von<br />
Maßnahmen keinen dauerhaften<br />
Erfolg gezeigt hat und Kapazitä-<br />
ten endlich sind, sollte ein Numerus<br />
Clausus die Zahl der Einschreibungen<br />
in den Masterstudiengang<br />
reduzieren. Allerdings bietet das<br />
Hochschulzulassungsgesetz, nach<br />
dem dieses Verfahren abgewickelt<br />
werden müsste, für die Besonderheiten<br />
der <strong>FernUni</strong>versitäts-Studierenden<br />
keinen geeigneten Rahmen.<br />
Daher ist die schnelle Einführung eines<br />
NCs zum kommenden Wintersemester<br />
in einer für die <strong>FernUni</strong>versität<br />
und ihre Studierenden angemessenen<br />
Form nicht möglich.<br />
Der Vorstand der Freundesgesellschaft besprach vor der Mitgliederversammlung die nächsten Aktivitäten.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die <strong>FernUni</strong>versität wird daher<br />
mit dem Wissenschaftsministerium<br />
weiter über ein für Hochschule<br />
und Studierende passendes NC-<br />
Verfahren verhandeln, sie plant dessen<br />
Einführung zum Wintersemester<br />
2018/19.<br />
Parallel dazu wird sie ihre Anstrengungen<br />
verstärken, eine höhere<br />
Grundfinanzierung für die Hochschule<br />
zu erwirken, um den Lehrkörper<br />
z.B. in der Psychologie dauerhaft<br />
aufzustocken. bos<br />
Editorial<br />
Die Redaktion hatte Sie gefragt, liebe<br />
Leserinnen und Leser, welche<br />
Wünsche Sie an unsere Medien haben.<br />
Wie sollte Ihrer Meinung nach<br />
die <strong>FernUni</strong>-<strong>Perspektive</strong> künftig aussehen?<br />
Oder möchten Sie lieber online<br />
darüber informiert werden, was<br />
es an der <strong>FernUni</strong>versität Neues gibt?<br />
Ganz herzlichen Dank für Ihre großartige<br />
Beteiligung. Ihre fundierten<br />
Rückmeldungen sind für uns ein<br />
Schatz, den wir in den kommenden<br />
Wochen auswerten werden, um Sie<br />
dann in naher Zukunft mit einem<br />
neuen Konzept für unser Informationsangebot<br />
zu überraschen.<br />
Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin
Campus<br />
Seite 2<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Freundesgesellschaft<br />
Bewegende Themen<br />
In ihrem ersten Jahr als Rektorin<br />
traf Ada Pellert viele typische Fern-<br />
Uni-Studierende und -Absolventinnen<br />
und -Absolventen bei Alumni-<br />
Feiern, die von der Freundesgesellschaft<br />
unterstützt wurden. Menschen<br />
mit bunten Biografien, „die<br />
dazu beitragen, die <strong>FernUni</strong>versität<br />
zu etwas Besonderem zu machen“.<br />
Den Rückblick auf die Zeit seit der<br />
letzten Versammlung begann die<br />
Rektorin mit den Zielsetzungen des<br />
neuen Rektorats. Es will die Hochschule<br />
als forschende Universität<br />
sichtbarer machen. Forscherinnen<br />
und Forscher sollen dafür gut unterstützt<br />
werden. Dabei geht es aber<br />
auch darum, sie bei der Bewälti-<br />
gung ihrer hohen Belastung durch<br />
Lehraufgaben zu unterstützen.<br />
Bewegende Themen<br />
Ada Pellert: „Von Lebenslangem<br />
Lernen, von Diversität und von Digitalisierung<br />
versteht die <strong>FernUni</strong>versität<br />
mehr als alle anderen. Die<br />
Vernetzung von Professorinnen und<br />
Professoren aller Fakultäten bei diesem<br />
Forschungsschwerpunkt lässt<br />
sich gut an. Mit der Digitalisierung<br />
müssen wir uns einfach beschäftigen“.<br />
Zum einen in der Forschung.<br />
Zum anderen wurde die Digitale<br />
Hochschule NRW gegründet, bei<br />
der alle NRW-Hochschulen mitarbeiten.<br />
Die zentrale Frage „Was<br />
heißt Digitalisierung?“ stellt sich<br />
für die Gesellschaft, für die Hochschulen<br />
und natürlich auch für die<br />
<strong>FernUni</strong>versität. Sie hat die Sprecherfunktion<br />
für die Digitale Hochschule<br />
übernommen.<br />
„Bildung und Vielfalt“ ist ein weiteres<br />
zentrales Thema, das die Fern-<br />
Universität bewegt. Pellert fragt:<br />
Welche Bildungsbiografien haben<br />
unsere Studierenden? Wie können<br />
wir ihre höchst unterschiedlichen<br />
Anforderungen besser befriedigen?<br />
Und wie unsere Lösungen zum Nutzen<br />
aller Studierenden verwenden?<br />
Sicher ist die <strong>FernUni</strong>versität bereits<br />
sehr stark in Lehre und Studium,<br />
aber „wir können noch besser werden.“<br />
Die Kehrseite: „Während andere<br />
Hochschulen Diversität oft als<br />
<strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />
Prof. Ada Pellert<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Pressestelle)<br />
Störung empfinden, sagen wir: ‚Das<br />
ist das moderne Leben!‘ Wir freuen<br />
uns über jeden mehr, der studiert.<br />
Aber wie können wir das ressourcenmäßig<br />
bewältigen? Studierende<br />
haben nichts davon, wenn wir<br />
alle aufnehmen, sie aber nicht betreuen<br />
können.“<br />
Großes Interesse an Transfer<br />
„Umwelt, Energieeffizienz und<br />
Nachhaltigkeit“ vereint Professoren<br />
mehrerer Fakultäten, gemeinsame<br />
Forschungsprojekte sind schon auf<br />
dem Weg: „Das könnte auch als<br />
Schnittstelle zur regionalen Wirtschaft<br />
interessant sein“, so die Rektorin.<br />
„Der Transfer in die regionale<br />
Wirtschaft ist uns wichtig!“ (siehe<br />
Seite 10)<br />
Die Sicht eines Historikers auf IS, Salafismus und Dschihadismus vermittelte Prof. Jürgen G. Nagel.<br />
Gemeinsam mit Kanzlerin Regina<br />
Zdebel versucht Pellert, in der Politik<br />
die Besonderheiten der Fern-<br />
Universität zu verdeutlichen. Etwa,<br />
dass ihre Studierenden oft nur an<br />
Wissenserwerb und nicht an Abschlüssen<br />
interessiert sind. Ein Ziel,<br />
das vielen gesetzlichen Vorschriften<br />
und menschlichen Denkweisen<br />
zuwiderläuft. Auf der bundespolitischen<br />
Ebene will die Hochschulleitung<br />
vermitteln, dass die <strong>FernUni</strong>versität<br />
aufgrund ihrer bundesweiten<br />
Wirkung einen besonderen Status<br />
hat, der „finanziell unterfüttert“<br />
werden muss.<br />
Steigendes Interesse<br />
Prof. Pellert hat durchaus den Eindruck,<br />
dass die Fragen, die für die<br />
<strong>FernUni</strong>versität wichtig sind, inzwischen<br />
auch in der Politik – insbesondere<br />
in NRW – und in der Hochschullandschaft<br />
diskutiert werden.<br />
Auf der regionalen Seite bemerkt<br />
die Rektorin, dass sich immer mehr<br />
bewegt: „Es wird gesehen, dass es<br />
kein Gegensatz ist, eine international<br />
anerkannte Universität zu sein,<br />
die gleichzeitig regional wirksam ist.<br />
So verstärkt die <strong>FernUni</strong> ihre Kontakte<br />
zur regionalen Wirtschaft und<br />
ebenso zur Stadt Hagen. Nur wenn<br />
Politik, Verwaltung, Wirtschaft und<br />
Wissenschaft zusammenarbeiten,<br />
kann man etwas erreichen.“<br />
Auf jeden Fall nimmt das Interesse<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität immer weiter<br />
zu – nicht zuletzt durch das Wirken<br />
der Freundesgesellschaft (GdF).<br />
Investitionen in die Zukunft<br />
Auch im Jahr <strong>2017</strong> fördert sie wieder<br />
viele Projekte an der <strong>FernUni</strong>versität.<br />
„Ein besonderes Anliegen<br />
ist – wie in den letzten Jahren –<br />
die Förderung von Studierenden<br />
und jungen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern“, erläuterte<br />
ihr Vorsitzender Frank Walter. „Wir<br />
werden auch <strong>2017</strong> wieder zehn<br />
Deutschlandstipendien finanzieren.<br />
Die Förderung leistungsstarker Studierender<br />
und Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler ist eine<br />
Investition in die Zukunft“, die sich<br />
auch für Spenderinnen und Spender<br />
vielfältig lohnt (siehe Seiten 1<br />
und 17). Walter bat Unternehmen<br />
wie auch Privatpersonen, die GdF<br />
hierbei zu unterstützen – durch Beträge<br />
in beliebiger Höhe.<br />
i<br />
GdF-Vorsitzender<br />
Frank Walter<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Pressestelle)<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Fast 1.200 Mitglieder<br />
Dies ist umso wichtiger, als die Beitragseinnahmen<br />
durch eine erstmals<br />
sinkende Mitgliederzahl zurückgegangen<br />
sind: „Nicht erfreulich,<br />
aber auch nicht richtig problematisch“,<br />
betonte Geschäftsführer<br />
Dr. h.c. Hans-Peter Rapp-Frick. Immerhin<br />
hat die GdF fast 1.200 Mitglieder,<br />
davon rund 850 Absolventinnen<br />
und Absolventen. Dennoch<br />
bat er darum, vor allem bei Unternehmen<br />
für eine Mitgliedschaft<br />
zu werben. Im Jahr 2016 konnten<br />
zwei neue regionale Absolventengruppen<br />
der GdF ins Leben gerufen<br />
werden: in der Region Hagen<br />
und in Österreich.<br />
Wissenschaftlicher Vortrag zu<br />
komplexer Problematik<br />
Zum Abschluss hielt der <strong>FernUni</strong>-Historiker<br />
Prof. Dr. Jürgen G. Nagel einen<br />
Vortrag über „IS, Salafismus und<br />
Dschihadismus aus Sicht eines Historikers“.<br />
Deutlich wurde darin, dass<br />
es im Islam zahlreiche, oft verfeindete<br />
Strömungen gibt, die seit dem<br />
Tod des Propheten Mohammed im 7.<br />
Jahrhundert zu der heutigen, höchst<br />
komplexen Problematik geführt haben.<br />
Für sie gibt es keine einfache<br />
Lösung. Auch der sich abzeichnende<br />
Zerfall des Territoriums des „Islamischen<br />
Staats“ wird nach Einschätzung<br />
von Prof. Jürgen G. Nagel nicht<br />
das Ende der Gewalt bringen. Da<br />
Jahrbuch 2016<br />
Pünktlich zur Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde der<br />
<strong>FernUni</strong>versität e.V. ist das Jahrbuch 2016 erschienen, dass sie gemeinsam<br />
mit der Hochschule herausgibt. Die Leserinnen und Leser erwartet<br />
ein Themenbogen aus Grundlagenforschung und Analysen aktueller<br />
Themen, das Neueste aus der universitären Fernlehre und von interessanten<br />
Menschen.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-02<br />
<strong>FernUni</strong>-Dialog<br />
Verwaltung trifft Wissenschaft<br />
Blog aus dem<br />
Gerichtssaal<br />
Verwaltung trifft Wissenschaft an<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen – in einer<br />
Café-Lounge, an Themen-Ständen<br />
und bei Kurzvorträgen in der<br />
„Speakers‘ Corner“. Der 1. Fern-<br />
Uni-Dialog kam bei Beschäftigten<br />
in Wissenschaft, Verwaltung und<br />
Technik gleichermaßen gut an. Mal<br />
für eine halbe Stunde zwischendurch,<br />
in der Mittagspause oder<br />
gezielt bei einzelnen Kurzvorträgen:<br />
Bei der Premiere mit einem<br />
Mix aus Informationen, Mitmach-<br />
Angeboten und Gesprächen nutzten<br />
Hunderte Beschäftige das neue<br />
Messe-Format, um Einblicke in die<br />
Aufgaben anderer Bereiche zu gewinnen.<br />
Wie funktioniert das Fernstudium<br />
im Detail? Wie werden die<br />
richtigen „Köpfe“ gewonnen? Was<br />
macht die Studienberatung? Was<br />
gibt es bei der Veranstaltungsorganisation<br />
zu beachten? Gezielt nachzufragen,<br />
Angebote auszuprobieren<br />
und sich auszutauschen ist eine<br />
gute Grundlage für eine immer bessere<br />
Zusammenarbeit in einer so<br />
großen Organisation.Die Diskussion<br />
um eine Fortsetzung des <strong>FernUni</strong>-<br />
Dialogs hat bereits begonnen. can<br />
Prof. Stefan Smolnik hielt einen Kurzvortrag in der Speakers‘ Corner.<br />
(Fotos: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Nahe der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />
wurden im Mai 2016 vier Menschen<br />
durch einen Unfall bei einem illegalen<br />
Autorennen schwer verletzt.<br />
Am 29. Mai <strong>2017</strong> begann der Prozess<br />
vor dem Hagener Landgericht.<br />
Weitere Termine: 1., 12. und 29.<br />
Juni sowie 3. Juli. Prof. Dr. Osman<br />
Isfen, Lehrstuhl für Wirtschaftsstrafrecht<br />
und Strafprozessrecht, ist in<br />
der Verhandlung anwesend, um sie<br />
wissenschaftlich zu begleiten und<br />
Beiträge in sein Blog „Audiatur et<br />
altera pars“ einzustellen. Proe<br />
(https://isfen.fernuni-hagen.de/).
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />
Zehn Jahre BürgerUni Coesfeld<br />
Aktuelle Fragen aus der Gesellschaft<br />
„Vital, robust, akzeptiert, mit auffälliger<br />
Treue zum Erfolg“ – Mit diesen<br />
positiven Eigenschaften charakterisierte<br />
die Soziologin Jun.-Prof.<br />
Dr. Dorett Funcke die „BürgerUniversität<br />
Coesfeld“ auf der Feier zum<br />
zehnjährigen Jubiläum im vollbesetzten<br />
Vortragssaal des münsterländischen<br />
Regionalzentrums. „Die<br />
BürgerUni ist ein ,Ort der Geselligkeit‘.<br />
Sie folgt einem Grundsatz aus<br />
der Zeit der Aufklärung: Der Redner<br />
möge allgemeinverständlich sein.“<br />
Dieses Motto hat bis heute Gültigkeit<br />
für das Angebot der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Coesfeld. Eine Zutat des<br />
Erfolgsrezepts.<br />
Die BürgerUniversität ist ohne Personen<br />
nicht denkbar: Allen voran<br />
der Coesfelder Kurt Ernsting mit seiner<br />
Familie und dem Unternehmen,<br />
das eine Stiftungsprofessur am Institut<br />
für Soziologie der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen stiftete. Die Hochschulleitung<br />
um den damaligen Rektor<br />
Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer sowie<br />
der Soziologie-Professor Dr. Heinz<br />
Abels engagierten sich ebenso wie<br />
die Stadt Coesfeld und ihr Bürgermeister<br />
Heinz Öhmann.<br />
Freuen sich über zehn Jahre BürgerUni: (v.li.) Prof. Timm Homann (Ernsting`s family), Stephan Casselmann, Barbara Thesing,<br />
Jun.-Prof. Dorett Funcke, Prof. Frank Hillebrandt (alle <strong>FernUni</strong>versität), Lilly Ernsting, Heinz Öhmann (Bürgermeister Coesfeld),<br />
Rektorin Prof. Ada Pellert und Stephan Ernsting.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die „BürgerUniversität Coesfeld“<br />
ist eng verknüpft mit der Stiftungsprofessur,<br />
um Forschungsergebnisse<br />
in verständlichen Vorlesungen<br />
und Seminaren zu aktuellen Fragestellungen<br />
der Gesellschaft zu behandeln.<br />
Die Saat des Gründungsgedanken<br />
ging auf.<br />
Für Themen der<br />
Wissenschaft begeistern<br />
„Die BürgerUniversität ist ein Ort<br />
der Geselligkeit, der für Wissenschaftsthemen<br />
begeistert und dazu<br />
einlädt, über Aktuelles und Grundsätzliches<br />
nachzudenken. Durchaus<br />
auch in Form eines kritischen Engagements<br />
für eine demokratische<br />
Zivilgesellschaft“, ordnete Dorett<br />
Funcke ein. Die Wissenschaftlerin<br />
hat seit Oktober 2013 die Ernsting’s<br />
family-Juniorstiftungsprofessur für<br />
„Soziologie familialer Lebensformen,<br />
Netzwerk und Gemeinschaften“<br />
und die Betreuung der Veranstaltungsreihe<br />
inne.<br />
Zahlreiche Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität<br />
und anderer Hochschulen<br />
haben an den bisherigen Veranstaltungen<br />
der BürgerUniversität ihre<br />
Sicht auf die Gesellschaft vorgestellt<br />
und einen großen Stamm an interessierten<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
weit über die Grenzen Coesfelds hinaus<br />
gefunden.<br />
„Es bedarf eben dieser Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler,<br />
die ein solches Konzept wie die<br />
BürgerUniversität als Auftrag begreifen“,<br />
würdigte <strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert – und nannte<br />
weitere Personen, die die Coesfelder<br />
BürgerUni vorantreiben: Dorett<br />
Funcke sei ein „wichtiger Kristallisationspunkt“,<br />
Bärbel Thesing als<br />
Leiterin des Regionalzentrums die<br />
„soziale Schlagader“. „Wir freuen<br />
uns auf die nächsten 10, 20…30<br />
Jahre BürgerUniversität Coesfeld“,<br />
schloss die Rektorin.<br />
Festvortrag: „Digitalisierung<br />
verändert Gewohnheitsmuster“<br />
Als Festredner des Jubiläumsabends<br />
sprach Prof. Dr. Timm Homann,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der Ernsting‘s family Unternehmensgruppe,<br />
über „Digitale<br />
Transformation im Handel“. Für<br />
den Handel bedeute Digitalisierung<br />
„pure Verdrängung“, wies Homann<br />
auf verödende Innenstädte hin.<br />
„Die Digitalisierung verändert unsere<br />
Gewohnheitsmuster – und wir<br />
stehen noch ganz am Anfang dieses<br />
Revolutionssturms.“ aw<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-03<br />
Verfolgter Wissenschaftler<br />
„Die Türkei ist mein Land!“<br />
Berufungen<br />
DHV bestätigt Gütesiegel<br />
„Die Türkei ist nicht Erdoğans Land.<br />
Sie ist mein Land!“ Irgendwann, so<br />
ist Dr. Utku Sayin optimistisch, wird<br />
er wieder gefahrlos in seine Heimat<br />
zurückkehren können. Dem Unterzeichner<br />
einer Petition gegen die<br />
Politik der türkischen Regierung im<br />
kurdischen Teil des Landes drohen<br />
bei einer Rückkehr in seine Heimat<br />
Inhaftierung, zwangsweise Arbeitslosigkeit<br />
und Ausreiseverbot. Am<br />
Ende seiner dreimonatigen Arbeit<br />
als Gastwissenschaftler im Lehrgebiet<br />
Bildung und Differenz von Prof.<br />
Dr. Katharina Walgenbach vermittelte<br />
Sayin 40 Interessierten aus allen<br />
Bereichen der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen in einem Vortrag einen Eindruck<br />
von der Situation türkischer<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />
die nicht auf der Erdoğan-<br />
Linie liegen.<br />
Der Sonderpädagoge war bis zum<br />
18. August 2016 Assistent Professor<br />
an der staatlichen Mustafa Kemal<br />
University (MKU), dann wurde<br />
sein Vertrag nicht mehr erneuert.<br />
Wie zahlreiche andere Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
hatte er zuvor die Petition „Wir<br />
werden nicht Teil des Verbrechens<br />
sein“ unterzeichnet, die zu einer<br />
„Jagd“ an allen türkischen Universitäten<br />
gegen diese geführt habe.<br />
Gegen 492 Wissenschaftlerinnen<br />
Nach seinem Vortrag diskutierte Utku Sayin (li.) angeregt mit dem Publikum.<br />
Mit dabei war auch Prof. Katharina Walgenbach (re.).<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
und Wissenschaftler seien disziplinarische<br />
Ermittlungsverfahren eingeleitet<br />
und 75 entlassen worden,<br />
25 von sich aus ausgeschieden. 306<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
seien mit einem staatlichen<br />
Einstellungsverbot für die öffentlichen<br />
Dienste belegt, 50 in Untersuchungshaft<br />
genommen und<br />
vier inhaftiert worden, so der Referent.<br />
Ihm wurde ebenfalls bescheinigt,<br />
dauerhaft disqualifiziert<br />
für den öffentlichen Dienst zu sein.<br />
Auch viele Studierende seien inhaftiert<br />
worden.<br />
Sayin ist überzeugt, dass über solche<br />
wertvollen Einzelinitiativen hinaus<br />
die europäischen Universitäten<br />
das zentrale staatliche Kontrollgremium<br />
türkischer Hochschulen YÖK<br />
dazu bewegen müssen, gesetzliche<br />
Vorschriften, akademische Rechte<br />
und wissenschaftliche Ethik zu respektieren:<br />
„Statt die Augen zu<br />
verschließen muss Europa mit den<br />
türkischen Wissenschaftlern solidarisch<br />
sein!“ Dennoch: „Ich bin traurig,<br />
aber auch zuversichtlich, dass<br />
ich von hier aus etwas bewegen<br />
kann!“<br />
Da<br />
Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen, die seit 2014 Inhaberin des DHV-Gütesiegels<br />
für faire und transparente Berufungsverhandlungen ist, darf die Auszeichnung<br />
für weitere fünf Jahre führen. Bundesweit als vierte Universität<br />
hat sie damit das nach drei Jahren anstehende Re-Audit-Verfahren erfolgreich<br />
durchlaufen.<br />
Berufungsverhandlungen an der <strong>FernUni</strong>versität seien weiterhin von hoher<br />
Professionalität, Gleichförmigkeit und Klarheit geprägt, hob der Deutsche<br />
Hochschulverband (DHV) hervor. Mit der lobenswerten Implementierung<br />
eines elektronischen Berufungsmonitors, der u.a. auf einer nicht-öffentlichen<br />
Seite den Stand laufender Berufungsverfahren abbilde, habe die<br />
<strong>FernUni</strong>versität die Transparenz ihrer Verfahrensabläufe deutlich erhöht.<br />
Ebenso habe die Hochschule ihre Bemühungen intensiviert, Rufinhaberinnen<br />
und Rufinhabern ohne Zeitverzug eine Infrastruktur<br />
bereitzustellen. Rundum positiv zu bewerten<br />
sei der Ausbau der Implacement-Angebote für<br />
Neuberufene, z.B. durch die Etablierung eines<br />
„Begrüßungstages für Professorinnen<br />
und Professoren”. Mit der Schaffung eines<br />
Familienservice-Büros seien zudem erfreuliche<br />
Fortschritte bei der Verbesserung<br />
von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie verbunden.<br />
Viele mit der Erstverleihung des Gütesiegels verbundene<br />
Empfehlungen habe die <strong>FernUni</strong>versität inzwischen<br />
umgesetzt. Punktuell sieht die Berufsvertretung der<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
„Die kritische Begleitung durch das DHV-Gütesiegel für faire und transparente<br />
Berufungsverhandlungen hat sich gelohnt. Die <strong>FernUni</strong>versität profitiert<br />
von der Weiterentwicklung ihrer Berufungskultur. Auch Bewerberinnen<br />
und Bewerbern nehmen das Gütesiegel als einen Qualitätsausweis<br />
wahr, der für die <strong>FernUni</strong>versität spricht“, erklärte die Kanzlerin der Fern-<br />
Universität, Regina Zdebel.<br />
Proe<br />
http://www.hochschulverband.de/cms1/guetesiegel.html
Campus<br />
Seite 4<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Interdisziplinäre Tagung<br />
Rechtsquelle Wikipedia: Vom Ende der Ignoranz<br />
(Foto: Thinkstock, iStock)<br />
Darf man sein eigenes Werk bei Wikipedia<br />
promoten? Ein Streit unter<br />
Editoren über die Selbstdarstellung<br />
eines Hochschullehrers bei<br />
Wikipedia war der Auslöser für die<br />
intensive Beschäftigung mit der<br />
umstrittenen Wissensquelle Wikipedia.<br />
„Dass Wikipedia nun auch<br />
als Marktplatz in der Rechtswissenschaft<br />
genutzt wird, ist eine<br />
neue Dimension“, sagt Prof. Dr. Katharina<br />
Gräfin von Schlieffen, Leiterin<br />
des Lehrstuhls für Öffentliches<br />
Recht, juristische Rhetorik und<br />
Rechtsphilosophie an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen.<br />
Mit ihrer Forschungsgruppe<br />
Rechtsrhetorik initiierte<br />
Prof. von<br />
Schlieffen<br />
daher<br />
die interdisziplinäre<br />
Tagung „Rechtsquelle<br />
Wikipedia“. Zwei Tage<br />
lang kamen Vertreterinnen und Vertreter<br />
der Wissenschaft, der juristischen<br />
Informationssysteme und<br />
von Online-Communities nach Hagen,<br />
um Wikipedia als Wissensund<br />
Rechtsquelle aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln zu beleuchten.<br />
„Bislang hat die Rechtswissenschaft<br />
dieses Phänomen mit all seinen<br />
Chancen und Risiken weitgehend<br />
ignoriert“, so Prof. von Schlieffen.<br />
In der Rechtspraxis<br />
angekommen<br />
Dabei ist Wikipedia längst in der<br />
Rechtspraxis angekommen: Gerichte<br />
setzen Fakten aus der Wikipedia<br />
als gerichtsbekannt voraus, sie entnehmen<br />
dort Definitionen und sogar<br />
Rechtsauffassungen. Jura-Studierende<br />
schöpfen aus der bequemen,<br />
kostenlosen Wissensquelle.<br />
Der Profi nutzt sie eher heimlich<br />
und findet dort Passagen, die ihm<br />
zu passenden Zitaten, Fachliteratur<br />
oder dem Einstieg in fremde Fachgebiete<br />
verhelfen.<br />
„Jeder benutzt Wikipedia, aber keiner<br />
zitiert Wikipedia“, umschrieb<br />
Prof. Dr. Gabriele Zwiehoff, Dekanin<br />
der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,<br />
in ihrer Begrüßung den Status<br />
Quo. „Ignoranz<br />
hilft nicht weiter.<br />
Man sollte<br />
Wikipedia aufgeschlossen<br />
beobachten und<br />
reflektieren“, so die Botschaft der<br />
Dekanin. „Das Thema wird in Zukunft<br />
noch wichtiger.“<br />
Interessanter Gegenstand<br />
der <strong>FernUni</strong>-Forschung<br />
Das sah auch <strong>FernUni</strong>-Rektorin Prof.<br />
Dr. Ada Pellert so: „Wikipedia ist ein<br />
für die <strong>FernUni</strong>versität interessanter<br />
Forschungsgegenstand, weil es um<br />
Fragen der Arbeitsweise, Organisation<br />
und Qualitätssicherung ortsund<br />
zeitunabhängiger Formen der<br />
Wissensvermittlung geht.“<br />
Das komplexe Thema wirft viele<br />
Fragen auf. Wie kann man Wikipedia<br />
verantwortungsvoll nutzen? Ist<br />
Wikipedia eine zitierfähige Quelle<br />
für wissenschaftliche Arbeiten?<br />
Wirken sich Recherchen und Belege<br />
mit Wikipedia auf den Inhalt<br />
rechtlicher Entscheidungen aus?<br />
Gut besucht war die interdisziplinäre Tagung zur Rechtsquelle Wikipedia in Hagen. Weitere Treffen sollen folgen.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Haben das Recherchieren und Belegen<br />
mit Wikipedia Auswirkungen<br />
auf das Recht? Welche Standards<br />
sind in der Qualitätssicherung<br />
verbindlich? Ist das Phänomen Wikipedia<br />
bezeichnend für eine allgemeinere<br />
Veränderung in der zunehmend<br />
virtuelleren Rechtswelt oder<br />
legt es lediglich alte, rechtskonstituierende<br />
Faktoren offen?<br />
Über die Grenzen der unterschiedlichen<br />
Disziplinen hinweg bestand<br />
Konsens darüber,<br />
dass Wikipedia bei<br />
Laien und vielleicht<br />
auch bei Juristinnen<br />
und Juristen<br />
den Rechtswörterbüchern<br />
den Rang<br />
ablaufen wird –<br />
und zwar bei der begrifflichen Erstinformation,<br />
als Einstieg in die Literatur<br />
sowie zur Kartierung neuer<br />
Rechtsgebiete. Als Quelle für wissenschaftliche<br />
Arbeiten wird das<br />
Online-Lexikon unter Juristinnen<br />
und Juristen hingegen abgelehnt.<br />
So wurde bei einer Podiumsdiskussion<br />
kontrovers die Frage der Autorität<br />
und der Manipulation bei<br />
Wikipedia aufgegriffen. Der Verlust<br />
individueller Autorschaft und<br />
damit die Zurechenbarkeit von Inhalten<br />
erscheinen als Problem. Die<br />
Ausgangsfrage, inwieweit Wikipedia<br />
Rechtsquelle sei, wurde differenziert<br />
beantwortet. Rein juristisch<br />
„Bislang hat die Rechtswissenschaft das Phänomen<br />
Wikipedia mit all seinen Chancen und Risiken<br />
weitgehend ignoriert.“<br />
Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen<br />
wollten die Teilnehmenden Wikipedia<br />
diesen Rang nicht zusprechen.<br />
Dagegen mochte niemand<br />
ausschließen, dass das Online-Lexikon<br />
tatsächlich Einfluss auf das<br />
Recht ausübt. Wikipedia sei eine<br />
Quelle für Alltagswissen und teilweise<br />
auch bereits ein anerkanntes<br />
Nachweisinstrument – was weitere<br />
Untersuchungen erfordert.<br />
Tagung war Auftakt für<br />
weitere Treffen<br />
„Unsere Tagung war der Auftakt<br />
für weitere Treffen“, kündigt Prof.<br />
von Schlieffen deshalb an. Sie wird<br />
mit ihrer Forschungsgruppe Rechtsrhetorik<br />
die Wirkung von Wikipedia<br />
als Forschungsthema<br />
weiterverfolgen.<br />
Die Erkenntnisse<br />
werden auch<br />
in die Lehre der<br />
<strong>FernUni</strong>versität,<br />
etwa in das juristische<br />
Propädeutikum,<br />
einfließen. „Medienkompetenz<br />
bei Juristinnen und Juristen<br />
ist schon zu Beginn des Fernstudiums<br />
ein zentrales Anliegen“, so die<br />
Rechtswissenschaftlerin. can<br />
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33.219* Kurzvideo aus dem Logistikzentrum (31. März <strong>2017</strong>)<br />
5.616* Doppelte Alumnifeier in Hagen (19. April <strong>2017</strong>)<br />
1.611 Kein Psychologie-NC zum Wintersemester (10. April <strong>2017</strong>)<br />
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Ergebnis Masterarbeit: check vorgestern. Letzte Prüfung: check gestern.<br />
Jetzt Masterurkunde beantragen :-)“<br />
@a_hofmeyer hat’s geschafft: Auf Twitter feiert der Fernstudent seinen erfolgreich abgeschlossenen<br />
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Vom Master zur Promotion<br />
Mit Mut und Disziplin<br />
Master — Promotion — Habilitation<br />
= Professur? Die Professur muss<br />
nicht unbedingt das angestrebte<br />
Ziel einer wissenschaftlichen Karriere<br />
sein. Auch ein Wechsel aus der<br />
Wissenschaft in die Wirtschaft oder<br />
eine Position auf der Schnittstelle,<br />
im Wissenschaftsmanagement<br />
verspricht berufliche Erfolge. Was<br />
wichtig ist: „Die eigenen Stärken<br />
und Schwächen zu kennen, eine<br />
persönliche Standortanalyse vorzunehmen“,<br />
sagt die Rektorin der<br />
<strong>FernUni</strong>versität in Hagen, Prof. Dr.<br />
Ada Pellert. „Dann können wir gemeinsam<br />
gucken, wie wir unsere<br />
Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftler effektiv unterstützen<br />
können.“<br />
Dazu hatte die Rektorin, die selbst<br />
zunächst eine Karriere als Wissenschaftlerin<br />
und nun als Hochschulmanagerin<br />
eingeschlagen hat, zu<br />
einem Informations- und Diskussi-<br />
onsforum eingeladen. Das Interesse<br />
war groß: Rund 90 Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftler<br />
der <strong>FernUni</strong>versität – mit<br />
und ohne Promotion oder Habilitation<br />
– informierten sich auf der<br />
Veranstaltung „Kenne deine <strong>Perspektive</strong>n<br />
– Karrierewege für wissenschaftliche<br />
Beschäftigte“.<br />
Es hilft, andere zu sehen<br />
In einer Interviewsequenz stellte die<br />
Rektorin sogenannte Role Models<br />
vor, die jeweils ganz unterschiedliche<br />
Richtungen eingeschlagen haben.<br />
„Es hilft sehr, andere zu sehen<br />
und zu treffen. Das löst oft Impulse<br />
aus, man bekommt neue Ideen für<br />
sich selbst“, moderierte sie die Gespräche<br />
an. Daran schloss ein Block<br />
über konkrete Angebote der Fern-<br />
Universität für den wissenschaftlichen<br />
Mittelbau an.<br />
aw<br />
https://www.fernuni-hagen.de/swn/
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />
57. Assistententagung Öffentliches Recht<br />
Rechtskultur begrenzt Globalisierung<br />
Der wissenschaftliche Nachwuchs<br />
aus dem Öffentlichen Recht tagte<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität und in Hagen:<br />
Drei Tage beschäftigen sich<br />
die Juristinnen und Juristen in Panels<br />
und einer Podiumsdiskussion<br />
mit hochaktuellen Fragen zur<br />
„Rechtskultur und Globalisierung“.<br />
Mit dem Thema hatte das Organisationsteam<br />
der traditionsreichen 57.<br />
Assistententagung ein hochaktuelles<br />
gewählt.<br />
Die sieben jungen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der<br />
<strong>FernUni</strong>versität waren sich nach der<br />
Konferenz einig: „Globalisierung<br />
und Rechtskultur stehen in einem<br />
gewissen Spannungsverhältnis.<br />
Durch die Globalisierung können<br />
sich zwar zum einen Universalwerte<br />
aus verschiedenen Rechtskulturen<br />
herauskristallisieren oder es<br />
kann mit der Zeit eine gemeinsame<br />
Rechtskultur erwachsen, wie es<br />
in den letzten 60 Jahren beispielsweise<br />
in Europa der Fall war – und<br />
hoffentlich weiter ist.“<br />
Zum anderen setzten nationale<br />
Rechtskulturen der Globalisierung<br />
in gewisser Weise auch Grenzen:<br />
Wenn man sich etwa vor Augen<br />
führe, was die Verfassungsidentität<br />
eines Staates – also etwa einen<br />
unverrückbaren Kernbestand von<br />
Werten, Strukturen oder Institutionen<br />
– ausmache. „Auch der in einigen<br />
Staaten derzeit gegenläufige<br />
Renationalisierungstrend steht<br />
in diesem Kontext“, ergänzen die<br />
Juristinnen und Juristen.<br />
Teilnehmende aus dem<br />
deutschsprachigem Europa<br />
Zahlreiche junge Forschende aus<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz waren für drei Tage nach<br />
i<br />
Hagen gereist, um das Tagungsthema<br />
aus verschiedenen <strong>Perspektive</strong>n<br />
zu diskutieren. Zur Einstimmung<br />
kamen auch der nordrheinwestfälische<br />
Justizminister Thomas<br />
Kutschaty und der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />
Prof. Dr. Dr.<br />
Udo di Fabio an die <strong>FernUni</strong>versität.<br />
Das Organisationskomitee freute<br />
sich gemeinsam mit <strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert und der<br />
Dekanin der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät, Prof. Dr. Gabriele<br />
Zwiehoff, über den prominenten<br />
Besuch.<br />
Die Referate dieser Tagung werden demnächst als Tagungsband im<br />
Nomos-Verlag erscheinen, herausgegeben von den Mitgliedern des<br />
Organisationskomitees: Dr. Sebastian Piecha, Dr. Anke Holljesiefken,<br />
Dr. Yury Safoklov, Johanna Herberg, Jens Fischer, Stefanie Haaß und<br />
Dr. Stefan Kracht.<br />
Forum für junge Forschende<br />
„Es ist ein wichtiges Forum für junge<br />
Forschende, die noch nicht habilitiert<br />
sind. Hier können Sie sich<br />
vernetzen für den wissenschaftlichen<br />
Austausch“, sagte Rektorin<br />
Ada Pellert zu Beginn. Sie freute sich<br />
über die Tagung, die eine wichtige<br />
Funktion für die gesamte <strong>FernUni</strong>versität<br />
habe: „Es ist eine Chance,<br />
unsere besondere Universität sichtbar<br />
zu machen.“ Justizminister Kutschaty<br />
lobte in seinem Grußwort die<br />
<strong>FernUni</strong>versität als „Erfolgsmodell“<br />
und ordnete das Thema der Tagung<br />
aus seiner Sicht ein: „Die deutsche<br />
Rechtsordnung ist eine der besten,<br />
allerdings müssen wir verstärkt mit<br />
mehreren Rechtsordnungen klarkommen.<br />
Es gilt, um die Rechtskultur<br />
zu werben.“<br />
Die Dekanin und Hagens Bürgermeister<br />
Horst Wisotzki hatten in<br />
ihren Grußworten charmant auch<br />
auf die mitunter versteckten Reize<br />
der Stadt Hagen als „unterschätzte<br />
kleine Großstadt am Rande<br />
des Ruhrgebiets“ aufmerksam<br />
gemacht. Dazu passte das Angebot<br />
an Exkursionen in der Stadt, das die<br />
Konferenzleitung organisiert hatte.<br />
Ehemaliger Verfassungsrichter:<br />
„Der Westen schwankt“<br />
Als Festredner hob der ehemalige<br />
Bundesverfassungsrichter Dr. Udo<br />
di Fabio auf „Das Recht der Weltgesellschaft:<br />
Ambivalenzen der Globalisierung“<br />
ab. Der Jurist stieg konkret<br />
ein: „Der Westen schwankt,<br />
seine Institutionen geraten ins Wanken.<br />
Es rumort derzeit so gefährlich,<br />
(Foto: Thinkstock,<br />
ER09)<br />
dass ein neuer internationaler Konsens<br />
zu erwarten ist.“<br />
In sieben Panels, die sich in den<br />
verschiedenen öffentlich-rechtlichen<br />
Teilbereichen bewegten, vertieften<br />
die Teilnehmenden etwa,<br />
in welchem Verhältnis europäische<br />
Werte und nationale Identitäten<br />
stehen, wie sich die Grundfreiheiten<br />
zu nationalen Regelungskompetenzen<br />
verhalten oder wie weit<br />
die Regelungsspielräume des deutschen<br />
Verwaltungsprozessrechts in<br />
Zeiten internationaler Verflechtungen<br />
reichen.<br />
Die Europäische Union:<br />
eine Wertegemeinschaft?<br />
Ein Höhepunkt der Konferenz war<br />
die Podiumsdiskussion, die sich um<br />
die Frage drehte: „Die Europäische<br />
Union: Wirtschaftsgemeinschaft,<br />
Wertegemeinschaft, Kulturgemeinschaft?“<br />
Dort diskutierten der ehemalige<br />
Präsident des Europäischen<br />
Parlamentes, Prof. Dr. Klaus Hänsch,<br />
der Hamburger Europa- und<br />
Völkerrechtler Prof. Dr. Markus Kotzur<br />
sowie der Bundestagsabgeordnete<br />
Prof. Dr. Patrick Sensburg mit<br />
den Teilnehmenden aktuelle Fragen<br />
zum Zustand der Europäischen Union.<br />
Insbesondere ging es darum, ob<br />
in aktuellen Zeiten noch eine gemeinsame<br />
Wertegemeinschaft ein<br />
Zukunftsmodell sein kann.<br />
Klaus Hänsch konnte einen großen<br />
Bogen von den Anfängen der<br />
EU bis heute ziehen und sich mit<br />
Reformideen der anderen Teilnehmer,<br />
etwa einem Zweikammerparlament<br />
für die EU, auseinandersetzen.<br />
Aber auch mit Mythen und<br />
Klischees wurde aufgeräumt: etwa<br />
mit der EU-Norm zur ,Gurkenkrümmung‘,<br />
die vor über zehn Jahren abgeschafft<br />
wurde.<br />
aw<br />
NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (2. Reihe, re.), Ex-Bundesverfassungsrichter<br />
Prof. Udo di Fabio (4. v. li.), Bürgermeister Horst Wisotzki (oben li.), Rektorin Prof.<br />
Ada Pellert (vorne, Mitte) und Dekanin Prof. Gabriele Zwiehoff (5.v.re.) mit dem<br />
Organisationsteam (Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Edith-Stein-Tagung<br />
Grundbegriffe und Phänomene<br />
Blicke hinter Kulissen<br />
Hagener Soziologietage<br />
Über 40 Forscherinnen und Forscher<br />
aus verschiedenen Ländern<br />
und Generationen haben seit Jahren<br />
an einem Edith-Stein-Lexikon<br />
gearbeitet, das das denkerische<br />
Erbe der Philosophin (1891–1942)<br />
und ihre philosophiegeschichtliche<br />
wie systematisch-phänomenologische<br />
Bedeutung im Anschluss<br />
an die 27-bändige Edith-Stein-Gesamtausgabe<br />
weiter erschließen<br />
soll. Seine Herausgeber sind Dr.<br />
Marcus Knaup vom Lehrgebiet Philosophie<br />
II, Praktische Philosophie:<br />
Ethik, Recht, Ökonomie (Prof. Dr.<br />
Thomas Sören Hoffmann) der Fern-<br />
Universität in Hagen und Prof. Harald<br />
Seubert (Staatlich anerkannte<br />
staatsunabhängige Theologische<br />
Hochschule Basel; Hochschule für<br />
Politik in München).<br />
Bei einer Tagung am 24. und 25.<br />
November <strong>2017</strong> sollen an der Fern-<br />
Universität wichtige Grundbegriffe<br />
und Phänomene Steins diskutiert<br />
und die Arbeit an dem Lexikon abgeschlossen<br />
werden, das hier auch<br />
vorgestellt wird.<br />
Eine Wanderausstellung aus Wien<br />
zum Leben der Philosophin, die zu<br />
den herausragenden Persönlichkeiten<br />
des 20. Jahrhunderts zählt, wird<br />
eröffnet und bis Weihnachten <strong>2017</strong><br />
in Hagen zu sehen sein. Proe<br />
Soziologie an der <strong>FernUni</strong>versität –<br />
das ist mehr als Kurse zu studieren<br />
und für Prüfungen zu lernen… Um<br />
jenseits von Studieninhalten und<br />
Formalitäten zu erfahren, was sich<br />
auf den zweiten Blick hinter den Kulissen<br />
der Soziologie der <strong>FernUni</strong>versität<br />
verbirgt, lädt das Institut für<br />
Soziologie nach dem erfolgreichen<br />
Auftakt der Reihe „Hagener Soziologietage“<br />
auch <strong>2017</strong> wieder alle<br />
an der Soziologie Interessierten für<br />
den 5. bis 7. Oktober ein.Mit vielfältigen<br />
Angeboten werden in entspannter<br />
Atmosphäre spannende<br />
Einblicke eröffnet. Einsteigerinnen<br />
und Einsteiger können erste Einsichten<br />
in die Bandbreite des Faches<br />
nehmen, Soziologieerfahrene sich<br />
neue Themen erschließen. Die Teilnehmenden<br />
können die Lehrenden<br />
kennenlernen. Anmeldungen werden<br />
bis 20. September erbeten. Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-05
Campus<br />
Seite 6<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Kindheit auf der Flucht<br />
Zeitzeugeninterviews jetzt in Hagen<br />
Fast 50 Zeitzeugeninterviews hat<br />
das Archiv „Deutsches Gedächtnis“<br />
des Instituts für Geschichte<br />
und Biographie an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen vom Verein „Kriegskinder<br />
e.V. – Forschung, Lehre, Therapie“<br />
erhalten. Sie dokumentieren<br />
die Schicksale von Menschen, deren<br />
erinnert sich gut, wie er im Februar<br />
1945 vor der roten Armee ausreißen<br />
musste: „Auf unserer Flucht<br />
war es irrsinnig kalt, es gab irrsinnig<br />
viel Schnee. Ich saß als junger Knabe<br />
auf einem Pferdewagen – hinter uns<br />
die russischen Panzer.“ Auch Marianne<br />
Pollich (76) aus Erkrath, die<br />
Obwohl das Kriegsende in Deutschland<br />
72 Jahre zurückliegt, ist die<br />
Problematik nach wie vor aktuell.<br />
An vielen Orten der Welt wird erbittert<br />
gekämpft, ohne dass ein<br />
Frieden in Sicht ist – etwa in Syrien<br />
oder Afghanistan. Die Überlebenden<br />
tragen zumeist schwere Traumata<br />
davon.<br />
Monika Weiß (Mitte) überreichte die gesammelten Interviews an den Dekan der<br />
Fakultät für Kultur und Sozialwissenschaften Prof. Frank Hillebrandt und die<br />
Archivleiterin Dr. Almut Leh.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die Zeitzeugen Manfred Hübner und Marianne Pollich lernten sich an der<br />
<strong>FernUni</strong>versität kennen – und hatten sich viel zu erzählen.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Kindheit von ihren Erlebnissen im<br />
Zweiten Weltkrieg geprägt wurden.<br />
Am 8. Mai 1945 war es vorbei: Der<br />
Zweite Weltkrieg in Europa endete.<br />
Manfred Hübner (81) aus Köln<br />
als Vierjährige mit dem letzten Zug<br />
aus Cottbus entkam, gehen die Bilder<br />
der Flucht nicht mehr aus dem<br />
Kopf: „Ich sehe noch die Massen<br />
draußen stehen, die es nicht in den<br />
Zug geschafft haben.“<br />
Marianne Pollich und Manfred Hübner<br />
wollten nachfolgenden Generationen<br />
von ihren Kriegserlebnissen<br />
erzählen. Der Verein „Kriegskinder<br />
e.V. – Forschung, Lehre, Therapie“<br />
hat sie und rund 50 weitere Zeitzeuginnen<br />
und Zeitzeugen zu ihren<br />
Schicksalen im Zweiten Weltkrieg<br />
befragen lassen. Am 3. Mai<br />
wurde das gesammelte Material an<br />
das Institut für Geschichte und Biographie<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />
übergeben. Dort betreuen Forscherinnen<br />
und Forscher das Archiv<br />
„Deutsches Gedächtnis“, in dem<br />
Lebensgeschichten systematisch<br />
gesammelt und der Forschung zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Die Interviews werden nach der<br />
„Oral History“-Methode geführt:<br />
Ohne Zeitdruck erzählen die Gesprächspartnerinnen<br />
und Gesprächspartner<br />
vor Videokamera<br />
oder Mikrofon ihre Lebensgeschichte.<br />
Dr. Almut Leh, die das Archiv leitet,<br />
freut sich darüber, dass auch externe<br />
Unterstützer wie der „Kriegskinder<br />
e.V.“ den Bestand erweitern:<br />
„Von den 3.000 Interviews, die wir<br />
derzeit archivieren, stammen zwei<br />
Drittel aus eigenen Forschungsprojekten.<br />
1.000 Interviews haben wir<br />
von anderen Wissenschaftlern und<br />
Forschungsinstitutionen übernehmen<br />
können. Das trägt zur thematischen<br />
Vielfalt unserer Bestände<br />
bei und ist für unsere Archivbesucher<br />
sehr interessant.“<br />
Der Verein erhofft sich von der<br />
Übergabe, noch weitere Zeitzeuginnen<br />
und Zeitzeugen für Interviews<br />
gewinnen zu können. „Die Zeit<br />
drängt, denn viele Kriegskinder von<br />
damals verbringen ihre letzten Jahre<br />
mit uns und werden uns bald nur<br />
noch Erinnerungen an ihre Kindheit<br />
zurücklassen können“, mahnt die<br />
Vereinsvorsitzende Monika Weiß.<br />
Auch die Historikerin PD Dr. Karin<br />
Orth von der Universität Freiburg,<br />
die einen großen Teil der Zeitzeuginnen<br />
und Zeitzeugen befragt hat,<br />
verweist auf die Gedächtnisfunktion:<br />
„Für viele Interviewpartnerinnen<br />
und -partner ist es sehr wichtig,<br />
zu wissen, dass ihre Erinnerungen<br />
bewahrt werden.“<br />
Manfred Hübner möchte zudem an<br />
junge Menschen in Europa appellieren,<br />
sich aktiv für den Frieden einzusetzen:<br />
„Das, was jetzt passiert,<br />
ist eine Frage des Engagierens oder<br />
Nicht-Engagierens.“<br />
br<br />
Philosophische Fachtagung<br />
Die Allgegenwart des Modischen<br />
Ist Mode ein Schlüsselphänomen<br />
der Moderne? Diese Frage trieb<br />
schon den Philosophen und Soziologen<br />
Georg Simmel an, der 1905<br />
seine „Philosophie der Mode“ veröffentlichte.<br />
Prof. Dr. Hubertus Busche,<br />
Lehrgebiet Philosophie I der<br />
<strong>FernUni</strong>versität in Hagen, widmete<br />
dieser Frage eine Tagung und stellte<br />
fest: „In der Soziologie ist die<br />
Allgegenwart des Modischen seither<br />
Thema. Bislang allerdings gab<br />
es noch keine interdisziplinäre wissenschaftliche<br />
<strong>Perspektive</strong> auf diesen<br />
Zusammenhang.“<br />
(Foto: Thinkstock, mg7)<br />
Simmel hatte schon damals diagnostiziert,<br />
dass die Mode „heute<br />
so stark das Bewusstsein beherrscht,<br />
dass die großen, dauernden,<br />
unfraglichen Überzeugungen<br />
mehr und mehr an Kraft verlieren“.<br />
Die Tagung „Moden der Kleidung –<br />
Moden des Geistes?“, die Busche<br />
zusammen mit Prof. Dr. Yvonne<br />
Förster (Leuphana Universität) veranstaltete,<br />
untersuchte daher systematisch,<br />
auf welchen Gebieten<br />
das Modische anzutreffen ist und<br />
wie weit sich ihr die Herrschaft der<br />
festen Prinzipien überhaupt entziehen<br />
kann.<br />
Historischer Bezug<br />
Das um 1600 auftauchende Wort<br />
„la/le mode“ bezeichnete ursprünglich<br />
die zeitgebundene „Art<br />
und Weise“ der Erscheinung und<br />
des Verhaltens, die zugleich „Regel“<br />
oder „Maßstab“ sozialer Erwartungen<br />
ist. Später gehörte zum<br />
Begriff auch der periodische Wechsel<br />
solcher Erscheinungs- und Verhaltensmuster.<br />
Im 17. und 18. Jahrhundert<br />
wurde „Mode“ begrifflich<br />
auf künstlerische und literarische<br />
Stile sowie philosophische und religiöse<br />
Strömungen ausgeweitet.<br />
Heute dagegen ist der Begriff<br />
meist auf Bekleidung und Wohnen<br />
beschränkt und bezeichnet das<br />
Schnelllebige, das Temporäre. „Wir<br />
haben herausgearbeitet, was auf<br />
den verschiedenen Gebieten von<br />
den Körpermoden bis hin zur Religion<br />
als Mode identifiziert werden<br />
kann – und wir wurden fündig“, bilanziert<br />
Busche.<br />
Mehrere Vorträge gelangten zum<br />
Ergebnis, dass es schwierig ist, etwa<br />
in der Kunst, Philosophie und allgemein<br />
in den Geisteswissenschaften<br />
sich allem Modischen zu entziehen.<br />
Wo gesellschaftlich relevante<br />
Fragestellungen aufgegriffen werden,<br />
sind modische Themen, Vokabulare<br />
und Autoritäten unvermeidbar.<br />
Als Vertreter der Soziologie an<br />
der <strong>FernUni</strong>versität widmete sich<br />
Prof. Dr. Frank Hillebrandt soziologischen<br />
Erklärungen für die höhere<br />
Geschwindigkeit von Modezyklenwechseln.<br />
In den Tagungsdiskussionen wurde<br />
immer wieder deutlich, dass einer<br />
der treibenden Motoren für<br />
den raschen Wechsel von Moden<br />
die wirtschaftlichen Interessen sind.<br />
Dass sich das Karussell der Kleidungs-<br />
und Wohnungsmoden immer<br />
schneller dreht, steigert Absatz<br />
und Gewinn. Auch in der zunehmend<br />
von Drittmitteln abhängigen<br />
wissenschaftlichen Forschung<br />
„zahlt sich das markschreierische<br />
Prof. Hubertus Busche eröffnete die<br />
Tagung mit einem historischen Abriss.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Ausrufen ständig neuer ,Paradigmen‘<br />
und ,turns‘ aus“, so Busche.<br />
Soziale Bedürfnisse<br />
Die Tagung ging jedoch auch der<br />
anderen starken Antriebskraft für<br />
den ständigen Wechsel von Modezyklen<br />
nach: den gesellschaftlichen<br />
Bedürfnissen der Modeträger.<br />
„Auch und vor allem spielen<br />
soziale Bedürfnisse eine Rolle: das<br />
Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu<br />
einer Gruppe und das Bedürfnis<br />
nach Abgrenzung gegenüber anderen.<br />
Menschen möchten teils gewissen<br />
Statusgruppen angehören,<br />
teils sich von der Allgemeinheit abheben.<br />
Für beides bedienen sie sich<br />
einer bestimmten Zeichensprache“,<br />
erläutert Busche.<br />
Die Tagung versuchte, die ,speziellen<br />
Kleider‘ herauszufinden, mit denen<br />
im Sport, in der Kunst, in der<br />
Politik, in der Philosophie und sogar<br />
in den Naturwissenschaften Abgrenzung<br />
und Zugehörigkeit hergestellt<br />
werden. Darüber hinaus gelangte<br />
man zu dem Ergebnis, dass<br />
es auf allen diesen Gebieten spezifische<br />
Abgrenzungen gegen das Alte<br />
gibt. Modebildend ist jeweils ein Bewusstsein,<br />
zur Avantgarde zu zählen<br />
und das Neue sowie den Fortschritt<br />
auf seiner Seite zu haben.<br />
Reformen als politische Moden<br />
Für einen Abendvortrag gewannen<br />
Busche und Förster Jürgen Kaube,<br />
Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung. Der Journalist<br />
vertrat die These, Reformen seien<br />
die typischen Moden in der Politik.<br />
Ob Rechtschreibreform, Rentenreform,<br />
Arbeitsmarktreform:<br />
Stets handele es sich um die ewige<br />
Wiederkehr des Neuen, um die<br />
Verhältnisse zu verbessern. Das ziehe<br />
gleich die nächste Reform nach<br />
sich – die Reform der Reform. aw<br />
i<br />
Die Ergebnisse der Tagung sowie<br />
alle Vorträge werden in einem<br />
Tagungsband erscheinen.
Forschung<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />
Frauen in Spitzen von Großstädten<br />
Neues Genderranking<br />
DFG-Forschungsprojekt<br />
Die Vermessung der Region<br />
Prof. Lars Holtkamp<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die Stadt Erlangen gewinnt das<br />
Genderranking deutscher Großstädte<br />
<strong>2017</strong> vor den klassischen<br />
Spitzenreiterinnen Trier und Frankfurt<br />
am Main. Das Schlusslicht bildet<br />
Mülheim an der Ruhr. Dies ist das Ergebnis<br />
des mittlerweile vierten Genderrankings<br />
deutscher Großstädte,<br />
das Prof. Dr. Lars Holtkamp, Dr.<br />
Elke Wiechmann und Monya Buß<br />
von der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen im<br />
Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung<br />
erstellt haben. Dafür hat das Team<br />
des Lehrgebiets Politikwissenschaft<br />
IV: Politik und Verwaltung 73 Großstädte<br />
mit über 100.000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern (ohne<br />
Stadtstaaten) anhand ihrer Frauenanteile<br />
an kommunalpolitischen<br />
Führungspositionen – Ratsmitglieder,<br />
Dezernatsleitungen, Ausschuss-<br />
und Fraktionsvorsitze – sowie<br />
für das Oberbürgermeisteramt<br />
verglichen. Die Daten wurden mittels<br />
eines Genderindex gewichtet.<br />
Das vierte Genderranking deutscher<br />
Großstädte innerhalb von knapp<br />
zehn Jahren zeigt ein zwiespältiges<br />
Bild: Innerhalb dieses Zeitraums ist<br />
der Frauenanteil an den Oberbürgermeisterinnen<br />
und Oberbürgermeistern<br />
stark eingebrochen – von<br />
noch 17,7% 2008 auf nunmehr<br />
8,2% <strong>2017</strong>. Der Frauenanteil unter<br />
den Dezernentinnen und Dezernenten<br />
ist dagegen als einzige<br />
politische Spitzenposition stark<br />
und kontinuierlich gestiegen: von<br />
18,5 Prozent 2008 auf 29,1 Prozent<br />
<strong>2017</strong>. Das wissenschaftliche<br />
<strong>FernUni</strong>-Team führt dies darauf zurück,<br />
dass auf diesem Feld die beruflichen<br />
Qualifikationen von Frauen<br />
eine größere Rolle spielen als<br />
bei der Besetzung rein politischer<br />
Ämter. Insgesamt gilt: Frauen sind<br />
gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil<br />
in den kommunalpolitischen<br />
Führungsämtern deutscher Großstädte<br />
auch <strong>2017</strong> unterrepräsentiert.<br />
Je wichtiger und mächtiger<br />
Posten sind, desto unwahrscheinlicher<br />
werden sie von Frauen besetzt.<br />
Ein noch stärker polarisiertes Bild ergibt<br />
sich, wenn man die Frauenanteile<br />
in den Stadträten nach Parteien<br />
aufschlüsselt. Spitzenreiter sind<br />
Bündnis 90/Die Grünen mit der Erfüllung<br />
ihrer 50-Prozent-Quote, gefolgt<br />
von der Linken mit 44,4 Prozent<br />
Frauenanteil (Quote 50%) und<br />
der SPD mit 37,3 Prozent (Quote<br />
40%). Die einer Quote verpflichteten<br />
Parteien besetzen auch Fraktions-<br />
und Ausschussvorsitze deutlich<br />
stärker mit Frauen. Auf der<br />
anderen Seite unterbietet die neu<br />
hinzugekommene AfD, die nur in<br />
einigen Bundesländern in den Kommunalparlamenten<br />
vertreten ist,<br />
mit einem Frauenanteil von 11,6%<br />
noch die FDP, die 2008 mit 24,9%<br />
das Schlusslicht gebildet hatte und<br />
seither ihren Anteil nur geringfügig<br />
steigern konnte (auf 26,4% <strong>2017</strong>).<br />
Die CDU erreicht ihr eigenes Quorum<br />
von 33% (als Empfehlung) nur<br />
in 28 von 73 Großstädten.<br />
Die Gewinnerin Erlangen gehörte<br />
schon in der ersten Studie (2008)<br />
zur Spitzentrias. Ein hoher Frauenanteil<br />
unter den Ratsmitgliedern<br />
setzt sich auch in den weiteren<br />
politischen Spitzenpositionen fort.<br />
„Hier übererfüllen die Parteien mit<br />
verbindlicher innerparteilicher Quote,<br />
Grüne und SPD, ihr Soll“, erklärt<br />
Prof. Holtkamp.<br />
Köln hat mit Henriette Reker eine<br />
der wenigen deutschen Oberbürgermeisterinnen.<br />
(Foto: Stadt Köln, Danny Frede)<br />
Wenn die Politik den Frauenanteil<br />
in Kommunalparlamenten und<br />
kommunalen Spitzenpositionen in<br />
vertretbarer Zeit erhöhen möchte,<br />
bleibt als Maßnahme nur die gesetzlich<br />
festgelegte Quote. „Ohne<br />
die Quote würde es noch 128 Jahre<br />
dauern, bis eine paritätische Besetzung<br />
kommunaler Ratsmandate mit<br />
Frauen und Männern erreicht wäre<br />
– wenn man die Entwicklung von<br />
2008 bis <strong>2017</strong> in die Zukunft fortschreibt,“<br />
sagt Sabine Drewes, Referentin<br />
für Kommunalpolitik und<br />
Stadtentwicklung der Heinrich-Böll-<br />
Stiftung.<br />
Die neue Studie und ihre Vorläuferinnen<br />
sind zu finden unter<br />
www.boell.de.<br />
Proe<br />
Was stellt man sich eigentlich unter<br />
einer Landkarte vor? Aus heutiger<br />
Sicht erscheint die Antwort auf diese<br />
Frage selbstverständlich: eine schematische<br />
und sachliche Landschaftsdarstellung,<br />
korrekt genordet und<br />
absolut maßstabsgetreu. Die modernen<br />
Standards sind jedoch nicht<br />
selbstverständlich. Um sie zu entwickeln,<br />
bedurfte es zunächst der Pionierarbeit<br />
frühneuzeitlicher Kartenmacher.<br />
Ihr Blick fiel dabei nicht selten<br />
vor die eigene Haustür, auf den<br />
regionalen Raum.<br />
Historischem Kartenmaterial, das<br />
die Region Westfalen abbildet, wendet<br />
sich nun ein Forschungsprojekt<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen zu. Es<br />
trägt den Titel „Chorographie zwischen<br />
Mimesis und Metrik: Handgezeichnete<br />
regionale Landkarten<br />
in Westfalen (1450-1650)“ und<br />
wird für die nächsten drei Jahre<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) gefördert. Geleitet<br />
wird das Vorhaben von Prof. Dr.<br />
Felicitas Schmieder vom Lehrgebiet<br />
Geschichte und Gegenwart Alteuropas<br />
der <strong>FernUni</strong>versität. Die wichtigste<br />
Grundlage für die Kartenforschung<br />
bilden die Bestände des Landesarchivs<br />
in Münster.<br />
Handgezeichnete Unikate<br />
Die meisten der handgezeichneten<br />
Untersuchungsobjekte sind Unikate,<br />
angefertigt für ganz bestimmte<br />
Zwecke: Am häufigsten wurde<br />
das Kartenmaterial in juristischen,<br />
ökonomischen oder administrativen<br />
Kontexten verwendet. Doch auch<br />
repräsentative Absichten wurden<br />
verfolgt. So nutzten Herrscher die<br />
Landschaftsdarstellungen nicht nur,<br />
um sich geographische Klarheit über<br />
ihren Besitz zu verschaffen; sie wollten<br />
gleichermaßen ihre Macht zur<br />
Schau stellen. „Mit der Karte konnte<br />
ein Herr zeigen: Das gehört alles<br />
mir“, erklärt Prof. Schmieder.<br />
Trotz der vielen kriegerischen Konflikte<br />
in der Frühen Neuzeit spielten<br />
militärstrategische Gesichtspunkte<br />
noch keine große Rolle für die Kartographie.<br />
Das bekannte Bild eines<br />
am Kartentisch operierenden<br />
Prof. Felicitas<br />
Schmieder vor der<br />
Reproduktion einer<br />
alten Karte aus dem<br />
Jahr 1525, die das<br />
Flusssystem der<br />
Sorpe im Sauerland<br />
zeigt…<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Pressestelle)<br />
Heerführers wie Wallenstein sei eher<br />
ein Klischee, so die Historikerin. Immerhin<br />
gab es einige Darstellungen<br />
von Städtebelagerungen, die<br />
aus der Rückschau Angriffe nacherzählten.<br />
„Viele erste Stadtpläne sind<br />
solche Belagerungspläne“, konstatiert<br />
Prof. Schmieder, stellt aber zugleich<br />
klar: „Der friedliche Konkurrenzkampf<br />
per Karte war wesentlich<br />
verbreiteter.“<br />
...Bei näherer Betrachtung<br />
werden die Unterschiede<br />
zwischen<br />
frühneuzeitlichen und<br />
modernen Karten<br />
deutlich.<br />
(Original: Landesarchiv<br />
Münster,<br />
Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Pressestelle)<br />
Mittelalterliche Spuren<br />
Im Untersuchungszeitraum gab es<br />
noch keine einheitlichen Regeln für<br />
die Produktion von Karten. Kennzeichnend<br />
waren eher die Auslotung<br />
von Möglichkeiten und ein kreativer<br />
Umgang mit dem Medium. „Ich<br />
nenne das eine ‚Experimentalphase<br />
der Kartographie‘“, meint die Forscherin.<br />
Vielen Karten ist der Traditionszusammenhang<br />
mit mittelalterlichen<br />
Konventionen und Darstellungstechniken<br />
noch stark anzumerken.<br />
Zum Beispiel wurden<br />
bedeutsame Landmarken – etwa<br />
eine umstrittene Mühle – ohne<br />
Rücksicht auf tatsächliche Proportionen<br />
größer gemalt. „Wir kennen<br />
so etwas heute noch von Tourismuskarten“,<br />
erinnert Schmieder.<br />
„In der Zeit stellen wir eine schrittweise<br />
Professionalisierung fest“,<br />
führt sie weiter aus. Vermessungstechniken<br />
im modernen Sinn kamen<br />
jedoch noch nicht zur Anwendung.<br />
„Manchmal wurden Wege abgeschritten.<br />
Man hat sich aber auch<br />
einfach auf einen Kirchturm gestellt<br />
und geschätzt“, erklärt Schmieder.<br />
Daher wurden Landschaften selten<br />
in der direkten Draufsicht, sondern<br />
zumeist aus einer schrägen „Vogelschau“<br />
abgebildet. „Diese <strong>Perspektive</strong><br />
erscheint zwar aus heutiger Sicht<br />
falsch, war damals jedoch sinnvoll“,<br />
urteilt Prof. Schmieder.<br />
Entscheidend ist zudem die zusätzliche<br />
Darstellungsdimension der Zeit,<br />
die durch Bildserien oder schriftliche<br />
Legenden umgesetzt wurde.<br />
Schmieder: „Da steht dann etwa<br />
auf der Karte: ‚Hier ist das Loch,<br />
wo einmal der Räuber reingefallen<br />
ist.‘“ Erst im 18. Jahrhundert nimmt<br />
das Material eine moderne, uns vertraute<br />
Gestalt an. „Dadurch wurden<br />
die Karten aber auch langweiliger“,<br />
schmunzelt die Historikerin.<br />
Übergeordnetes Projekt<br />
Die Erkenntnisse zu westfälischen<br />
Karten sollen in ein übergeordnetes<br />
Projekt einfließen. Deshalb kooperiert<br />
Prof. Schmieder mit Forschenden<br />
aus Hannover und Göttingen.<br />
Erklärtes Ziel ist es, aus den<br />
regionalen Einzelbetrachtungen einen<br />
beispielhaften Corpus deutscher<br />
Landkarten zu erstellen. Ferner ist<br />
ein crossmedialer Studienbrief zur<br />
frühneuzeitlichen Kartographie geplant.<br />
br
Forschung<br />
Seite 8<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
EU-Einfluss auf nationale Gesetzgebung<br />
Weit entfernt von 80 Prozent<br />
Wie groß ist der Einfluss der Europäischen<br />
Union auf die Gesetzgebung<br />
in ihren Mitgliedsstaaten und damit<br />
auf das Leben der Menschen? Nicht<br />
nur im Vereinigten Königreich war<br />
der „große Einfluss Brüssels“ ein<br />
gewichtiges Pro-Brexit-Argument.<br />
Auch in vielen anderen Mitgliedsstaaten<br />
wird anhaltend Kritik am<br />
„gefühlt“ übermächtigen Einfluss<br />
der EU geäußert. Seit Jahren taucht<br />
in diesem Zusammenhang immer<br />
wieder eine Zahl auf: 80 Prozent aller<br />
Gesetze und Verordnungen seien<br />
EU-weit „europäisiert“. Mit dieser<br />
Thematik befasst sich Prof. Dr.<br />
Annette Elisabeth Töller von der<br />
<strong>FernUni</strong>versität in Hagen seit vielen<br />
Jahren. In einem wissenschaftlichen<br />
Kurzgutachten hat die Leiterin<br />
des Lehrgebiets Politikfeldanalyse<br />
und Umweltpolitik für die vergangenen<br />
Legislaturperioden des Bundes<br />
untersucht, in welchem Ausmaß<br />
die nationale Gesetzgebung<br />
heute von der EU beeinflusst oder<br />
sogar initiiert ist.<br />
Der Begriff „Europäisierung“ beschreibt<br />
die Wirkungen der europäischen<br />
Politik auf der nationalen<br />
Ebene, etwa auf die Institutionen<br />
oder die politischen Inhalte. Nun<br />
sind Werte zur „Europäisierung“<br />
für Wissenschaft und Politik, aber<br />
auch für Bürgerinnen und Bürger<br />
interessant, wenn es darum geht,<br />
wer überhaupt worüber entscheidet.<br />
Töller: „Diese Zahlen werden<br />
aber auch regelmäßig politisch instrumentalisiert,<br />
insbesondere zur<br />
Dämonisierung der EU.“ Sie hat die<br />
16. und 17. Wahlperiode – also für<br />
den Zeitraum von 2005 bis 2013 –<br />
sowie kursorisch auch die 15. Wahlperiode<br />
untersucht.<br />
Die Ergebnisse der <strong>FernUni</strong>-Wissenschaftlerin<br />
sind weit weg von<br />
80 Prozent. Und sie zeigten, dass<br />
die Europäisierungswerte zwischen<br />
den Politikfeldern stark variieren:<br />
• Die niedrigste Europäisierung<br />
weist das Sachgebiet „soziale Sicherung“<br />
auf (10 Prozent).<br />
• Mittlere Werte lassen sich bei „öffentlichen<br />
Finanzen und Steuern“<br />
(etwa 20 Prozent europäisierte<br />
Gesetze), „innere Sicherheit“,<br />
„Arbeit und Beschäftigung“,<br />
„Bildung und Erziehung“<br />
sowie „Gesundheit“ ermitteln.<br />
• Etwas darüber liegen die Sachgebiete<br />
„Medien, Kommunikation<br />
und Informationstechnologien“<br />
sowie „Energie“.<br />
• 50 Prozent und mehr erreichen<br />
„Verkehr“, „Wirtschaft“, „Umwelt“<br />
und „Landwirtschaft“.<br />
(Foto: Thinkstock, Wavebreakmedia Ltd)<br />
Von der Prophezeiung<br />
zur Diagnose<br />
Auf Werte um 80 Prozent kommt<br />
man nur, wenn man versuchsweise<br />
die europäischen Verordnungen<br />
hinzurechnet. Beim Sachgebiet<br />
„Umwelt“ sind es dann 75, bei<br />
der „Landwirtschaft“ 86 Prozent.<br />
80 Prozent: „Wie konnte eine derart<br />
falsche Zahl eine solche Karriere<br />
machen?“ fragt Annette Töller.<br />
Ihren Ursprung hat diese 1988 in<br />
einer Prophezeiung des Kommissionspräsidenten<br />
Jacques Delors: „In<br />
zehn Jahren werden 80 Prozent der<br />
Wirtschaftsgesetzgebung, vielleicht<br />
auch der steuerlichen und sozialen,<br />
gemeinschaftlichen Ursprungs<br />
sein“ (EG-Bulletin Nr. 2367/157 v.<br />
6.7.1988). Die gewagte Prophezeiung<br />
entwickelte eine bemerkenswerte<br />
Eigendynamik. 1991 bezog<br />
sich ein Beschwerdeführer gegen<br />
den Maastrichter Vertrag vor dem<br />
Bundesverfassungsgericht hierauf,<br />
und damit wurde die Prophezeiung<br />
zur Diagnose (BVerfGE 89, 155).<br />
Im Herbst 2004 behauptete ein<br />
niederländischer Staatssekretär, 60<br />
Prozent aller in den Niederlanden<br />
geltenden Gesetze hätten ihren Ursprung<br />
in Brüssel. Anfang 2007<br />
gingen der ehemalige Bundespräsident<br />
Roman Herzog und Lüder<br />
Gerken in der Zeitung „Welt“ sogar<br />
von 84 Prozent der in Deutschland<br />
geltenden Gesetze aus. Ihre<br />
Grundlage war eine vermeintliche<br />
Studie des Bundesministeriums für<br />
Justiz. Tatsächlich war sie eine knappe<br />
Antwort auf eine parlamentarische<br />
Anfrage (Bundestagsdrucksache<br />
15/5434).<br />
Uneinheitliche Werte<br />
Töller kam zu ganz anderen, wissenschaftlich<br />
fundierten Ergebnissen.<br />
Auffallend sind zunächst die<br />
niedrigen Werte im Bereich der „sozialen<br />
Sicherung“ (16. Wahlperiode:<br />
1,75 Prozent, 17. WP: 7,14<br />
Prozent). Für Töller keine Überraschung:<br />
Soziale Sicherung ist nach<br />
wie vor im Wesentlichen von der<br />
nationalen Politik bestimmt. Und<br />
wenn es einen europäischen Einfluss<br />
gibt, etwa über die Maastricht-Kriterien,<br />
die den finanziellen<br />
Handlungsspielraum nationaler<br />
Regierungen einschränken, dann<br />
kann man diesen meist nicht in der<br />
Gesetzgebung nachweisen. Eher<br />
gering von Brüssel beeinflusst ist<br />
auch „öffentliche Finanzen, Steuern“<br />
(in beiden Wahlperioden etwa<br />
20 Prozent europäisierter Gesetze).<br />
Uneinheitlich ist das Bild bei der „inneren<br />
Sicherheit“. Liegt der Anteil<br />
der europäisierten Gesetze in der<br />
16. WP bei knapp 30 Prozent, so<br />
sind es in der 17. – und in der zusätzlich<br />
untersuchten 15. WP – 17<br />
Prozent. Hier spielen neben Richtlinien<br />
auch Beschlüsse des Rats der<br />
Innen- und Justizminister eine Rolle,<br />
die auf nationaler Ebene umgesetzt<br />
werden (grenzüberschreitende Terrorismusbekämpfung,<br />
europäischer<br />
Haftbefehl, Europol). Ebenfalls im<br />
unteren Feld und uneinheitlich stellen<br />
sich die Werte bei „Arbeit und<br />
Beschäftigung“ dar.<br />
Zu 20 bis 30 Prozent europäisiert<br />
ist die Gesetzgebung von „Bildung<br />
und Erziehung“ sowie „Gesundheit“.<br />
Dabei geht es z.B. um Arzneimittelrecht,<br />
Minimalstandards beim<br />
Gesundheitsschutz (wie Nichtraucherschutz)<br />
bzw. um die Anerkennung<br />
von Berufsqualifikationen.<br />
Zwischen 30 und unter 40 Prozent<br />
europäisiert waren die Sachgebiete<br />
„Medien, Kommunikation und<br />
Informationstechnologien“ sowie<br />
„Energie“. Hohe Werte mit etwa 50<br />
Prozent, z.T. weiter steigend, finden<br />
sich für „Verkehr“, „Wirtschaft“,<br />
„Umwelt“ und „Landwirtschaft“.<br />
Annette Töller: „In der Umweltpolitik<br />
gibt es keine großen nationalen<br />
Spielräume mehr. Die Landwirtschaftspolitik<br />
ist bereits seit den<br />
1960er Jahren hochgradig vergemeinschaftet.<br />
Aufgrund der vielen<br />
Verordnungen, die die Marktorganisationen<br />
für verschiedenste Produkte<br />
von Getreide über Fleisch bis<br />
zu Wein regeln, ist hier das tatsächliche<br />
Ausmaß der Europäisierung<br />
sogar erheblich höher, als in den<br />
erhobenen Werten deutlich wird.“<br />
Im Sachgebiet „Verkehr“ stieg die<br />
Europäisierung in den beiden Wahlperioden<br />
um 9 Prozentpunkte auf<br />
51 Prozent, im Sachgebiet „Wirtschaft“<br />
sogar um 10 auf 57 Prozent.<br />
Annette Töller weist darauf hin,<br />
dass die Zahlen weder eine Aussage<br />
dazu erlauben, wie wichtig die<br />
europäisierten Gesetze sind noch<br />
dazu, wie intensiv und weitgehend<br />
der Einfluss war. Ob ein Gesetz nur<br />
beschlossen wurde, um eine europäische<br />
Richtlinie umzusetzen oder<br />
ob die Umsetzung der Richtlinie nur<br />
einen kleinen Teilaspekt des Gesetzes<br />
betrifft, lässt sich ebenso wenig<br />
sagen. Überdies wurde der Einfluss<br />
europäischer Verordnungen nicht<br />
erfasst: Sie sind nicht umsetzungsbedürftig<br />
und wirken an der nationalen<br />
Gesetzgebung vorbei. Die erhobenen<br />
Zahlen können also den<br />
tatsächlichen europäischen Einfluss<br />
immer nur unvollständig abbilden.<br />
Und auch die darin mitschwingende<br />
Idee, dass die Mitgliedstaaten „Opfer“<br />
der europäischen Regelungsbestrebungen,<br />
der „Regelungswut<br />
Brüssels“, seien, ist so nicht richtig.<br />
Töller: „Die nationalen Regierungen<br />
sind an der Entstehung dieser Regelungen<br />
essentiell beteiligt.<br />
Nicht durchweg neoliberal<br />
„Die EU verfolgt aber nicht, wie<br />
häufig behauptet, ein durchweg<br />
‚neoliberales Projekt‘“, betont Töller.<br />
„Manche Kompetenzen und<br />
Maßnahmen laufen eher auf eine<br />
Schaffung von Märkten hinaus, andere<br />
eindeutig auf eine Korrektur<br />
von Märkten. Die Kommission wird<br />
eher als Marktverfechterin gesehen,<br />
das EU-Parlament eher als Anwalt<br />
der Umwelt und der Verbraucher.“<br />
Beim Verbraucherschutz etwa hat<br />
die EU schon viel erreicht. Da<br />
Impressum<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />
Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Auflage 80.000<br />
ISSN 1610-5494<br />
Herausgeber<br />
Die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen,<br />
Prof. Dr. Ada Pellert,<br />
und die Gesellschaft<br />
der Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e. V.<br />
Redaktion<br />
Stabsstelle Hochschulstrategie und<br />
Kommunikation<br />
Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />
Gerd Dapprich (Da)<br />
Oliver Baentsch (bae)<br />
Benedikt Reuse (br)<br />
Anja Wetter (aw)<br />
Carolin Annemüller (can)<br />
Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />
Tel. 02331 987-2422, -2413<br />
Fax 02331 987-2763<br />
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http://www.fernuni-hagen.de<br />
Fotos<br />
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Anja Wetter, Benedikt Reuse, Wikimedia Commons,<br />
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Hardy Welsch, Archiv der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Layout und Gestaltung<br />
Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />
Prof. Annette<br />
Töller<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Veit Mette)<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 4. August <strong>2017</strong>.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />
„Politische Bildung und Wahlverhalten“<br />
Rudimentäres Wissen<br />
DFG-Forschungsprojekt<br />
Ein Beispiel für gute Wissenschaft<br />
Wer keine Ahnung von Politik hat,<br />
wählt eher europaskeptische Parteien…<br />
Tatsächlich? Angesichts jüngster<br />
Wahlerfolge populistischer Parteien<br />
– wie bei der Präsidentschaftswahl<br />
in Frankreich – scheint es<br />
Dr. Markus Tausendpfund<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
gesellschaftlicher Konsens zu sein,<br />
dass deren Wählerinnen und Wähler<br />
politisch eher unwissend sind.<br />
Der Sozialwissenschaftler Dr. Markus<br />
Tausendpfund von der Fern-<br />
Universität in Hagen fragte sich, ob<br />
das stimmt: Wie wirkt sich politisches<br />
Wissen von Bürgerinnen und<br />
Bürgern auf deren Wahlbeteiligung<br />
und Wahlentscheidung aus?<br />
Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin<br />
Dr. Daniela Braun von<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München untersuchte Tausendpfund<br />
mit Daten der European Election<br />
Study 2014 das Wahlverhalten<br />
der Bürgerinnen und Bürger bei der<br />
Europawahl 2014. Mit 42,6 Prozent<br />
war die Beteiligung an der EU-Wahl<br />
2014 die niedrigste bei Direktwahlen<br />
des Europäischen Parlaments.<br />
Gleichzeitig erreichten euroskeptische<br />
Parteien den höchsten Stimmenanteil<br />
seit 1979.<br />
Wissen und wählen:<br />
Ja, aber was?<br />
„Je größer das politische Wissen,<br />
desto eher wird sich eine Person<br />
auch an einer Wahl beteiligen“, erläutert<br />
Dr. Tausendpfund, „das ist<br />
relativ gut erforscht“. Politisch Gebildete<br />
beteiligen sich auch eher<br />
an EU-Wahlen, weil sie deren Bedeutung<br />
erkennen. Nur wer das<br />
entsprechende Wissen hat, kann<br />
die hochkomplexen politischen und<br />
strukturellen Zusammenhänge der<br />
EU verstehen und die Bedeutung<br />
der Brüsseler Entscheidungen für<br />
alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger<br />
einschätzen.<br />
Falsch wäre jedoch der Schluss,<br />
„dass jemand mit viel politischem<br />
Wissen nicht euroskeptisch wählt“,<br />
haben die Wissenschaftler festgestellt.<br />
„Wer zufrieden mit der Europäischen<br />
Union ist, tendiert seltener<br />
zu EU-kritischen Parteien. Wer<br />
mit der EU hadert, neigt ihnen eher<br />
zu“, sagt Tausendpfund.<br />
Es gibt einen weiteren Grund, antieuropäisch<br />
zu wählen: Unzufriedenheit<br />
mit der eigenen nationalen<br />
Regierung: „Es kann auch um<br />
Denkzettel für nationale Eliten gehen“,<br />
sagt Tausendpfund.<br />
Politisches Wissen von<br />
Forschung vernachlässigt<br />
Für den Wissenschaftler im Arbeitsbereich<br />
Quantitative Methoden in<br />
der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
ist die bisherige<br />
Vernachlässigung des politischen<br />
Wissens überraschend und besorgniserregend,<br />
„weil es für die politischen<br />
Einstellungen und Verhaltensweisen<br />
der Bürgerinnen und<br />
Bürger außerordentlich bedeutend<br />
ist“, so Tausendpfund..<br />
Dr. Daniela Braun<br />
(Foto: privat)<br />
Die Neigung zu Protestwahlen dürfte<br />
auf der EU-Ebene größer sein<br />
als etwa bei einer Bundestagswahl.<br />
Tausendpfund: „Die EU-Wahl wird<br />
als weniger wichtige ‚Nebenwahl‘<br />
wahrgenommen. In Deutschland<br />
zum Beispiel liegt die Beteiligung<br />
daran mit etwa 45 Prozent auf eher<br />
schwachem Niveau.“ Das sei allerdings<br />
fatal, weil auf der EU-Ebene<br />
immer mehr Entscheidungen fallen,<br />
die auch für die Bürgerinnen und<br />
Bürger in den Nationalstaaten wichtig<br />
sind. „Die Bedeutung des Europäischen<br />
Parlaments wächst, die<br />
Beteiligung bei seiner Wahl sinkt.<br />
Der Bundestag wird als viel wichtiger<br />
wahrgenommen.“<br />
EU-Wahl und Bundestagswahl<br />
Die Ergebnisse für die EU-Wahl sind,<br />
so Tausendpfund, nicht ohne weiteres<br />
auf die Bundestagswahl zu<br />
übertragen. Doch auch das bundespolitische<br />
Wissen der Deutschen<br />
sei „überschaubar“: „In Deutschland<br />
und in vielen anderen Staaten<br />
ist es mittelmäßig bis schwach<br />
und zudem auf niedrigem Niveau<br />
weit gespreizt. Den Homo Politicus<br />
gibt es eher nicht.“ Das sei problematisch,<br />
weil „rudimentäres Wissen<br />
an der Wahlurne“ im Gegensatz<br />
zur gesellschaftlich-politischen<br />
Erwartungshaltung stehe, sich im<br />
Sinn einer direkteren Demokratie<br />
immer stärker zu beteiligen. Da<br />
Schnabeltiere, die Laokoon-Skulptur<br />
oder Rosen: In den ästhetischen<br />
Schriften großer Denker wie Lessing,<br />
Hegel oder Kant wurde eine<br />
bunte Fülle von Beispielen herangezogen.<br />
Denen wendet sich bald das<br />
Forschungsprojekt „Das Beispiel im<br />
Wissen der Ästhetik (1750–1850).<br />
Erforschung und Archivierung einer<br />
diskursiven Praxis“ zu, das vom<br />
Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />
und Medienästhetik<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen betrieben<br />
wird.<br />
Seit 1. Mai wird das Vorhaben für<br />
drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) gefördert.<br />
Neben dem Leiter des Lehrgebiets<br />
Prof. Dr. Michael Niehaus betreuen<br />
die Wissenschaftlichen Mitarbeitenden<br />
Jessica Güsken, M.A.,<br />
und Dr. Christian Lück das Projekt.<br />
Beide sind in der Beispielforschung<br />
erfahren: Güsken durch die Arbeit<br />
an ihrer Dissertation, Lück, weil er<br />
seit Jahren die Datenbank „Archiv<br />
des Beispiels“ betreut, die seit 2014<br />
im Lehrgebiet von Prof. Niehaus beheimatet<br />
ist. Die Online-Plattform<br />
katalogisiert und beschreibt Beispiele<br />
aus Wissenschaftsdiskursen<br />
der Moderne und soll nun auch die<br />
Ergebnisse des neuen Projekts in<br />
sich aufnehmen.<br />
Ausdifferenzierte Analyse<br />
Analysiert werden Beispiele aus ästhetischen<br />
Schriften von 1750 bis<br />
1850. Dabei ist Fingerspitzengefühl<br />
gefragt. Eine Herausforderung liegt<br />
darin, dass zwischen zahlreichen<br />
Beispielarten differenziert werden<br />
muss: So dienen manche Exempel<br />
einfach nur der Klärung allgemeiner<br />
Begriffe oder als Gegenbeweise.<br />
Andere hingegen haben einen<br />
normativen Charakter und beinhalten<br />
indirekte Aufforderungen<br />
an die Leserschaft.<br />
Konträre Verwendungen<br />
Auffällig ist, dass gleiche Beispiele<br />
teils völlig konträr verwendet wurden.<br />
„Es gibt regelrechte Beispielstreits!“,<br />
erläutert Güsken. Die Philosophen<br />
widersprachen sich auch<br />
in Fällen, die aus heutiger Sicht marginal<br />
erscheinen mögen. So wurde<br />
etwa das Krokodil von verschiedenen<br />
Autoren mit gegensätzlichen<br />
Eigenschaften assoziiert. Güsken:<br />
„Manche behaupten, es sei als amphibisches<br />
Wesen schlicht widerlich<br />
und hässlich. Andere meinen hingegen,<br />
mit seinem kräftigen Körper<br />
und dem großen Maul sei das Krokodil<br />
vielmehr etwas Erhabenes.“<br />
Neben Fragen nach Art und Herkunft<br />
der Exempel werden auch<br />
quantitative Erhebungen vorgenommen:<br />
Dokumentiert wird etwa,<br />
Prof. Dr. Michael Niehaus (Mitte) mit Dr. Christian Lück und Jessica Güsken<br />
Auch die Sixtinische Madonna von Raffael wurde in ästhetischen Schriften als<br />
Beispiel herangezogen. (Foto: Gemeinfrei, via Wikimedia Commons)<br />
inwiefern sich gewisse Beispiele im<br />
ästhetischen Diskurs ablösen, häufen<br />
oder verloren gehen.<br />
Zeitschrift in Planung<br />
Mithilfe der DFG-Mittel soll eine<br />
neue wissenschaftliche Stelle im<br />
Lehrgebiet besetzt werden. Zudem<br />
ist bereits eine Fachzeitschrift mit<br />
dem Titel „z.B.“ in Planung, die<br />
über die Fortschritte des Projekts<br />
informieren soll. Zurzeit werden<br />
im Rahmen des Bachelorstudiums<br />
Kulturwissenschaften Fern-Praktika<br />
angeboten, in denen Studierende<br />
online am „Archiv des Beispiels“<br />
mitarbeiten können.<br />
br<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)
Forschung<br />
Seite 10<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
„Management Energieflexibler Fabriken”<br />
Chancen der Energiewende<br />
Die Energiewende bietet Unternehmen<br />
nicht nur Risiken, sondern<br />
auch Chancen: „Energieflexible Fabriken“<br />
etwa können ihren Stromverbrauch<br />
optimal an das schwankende<br />
Stromangebot anpassen.<br />
Vier Professoren aus drei Fakultäten<br />
der <strong>FernUni</strong>versität wollen die Wirtschaft<br />
in der Region Hagen dabei<br />
unterstützen. Ihr interdisziplinäres<br />
Projekt „Management Energieflexibler<br />
Fabriken“ (MaXFab) stößt bei<br />
Unternehmen in der Region bereits<br />
auf reges Interesse. Und weil die<br />
Wissenschaftler gleichzeitig auch<br />
die industrieorientierte Forschung<br />
der Hochschule stärken wollen, unterstützt<br />
die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />
ihr Vorhaben mit Mitteln ihres<br />
Internen Forschungsförderprogramms<br />
2016–2020.<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
der <strong>FernUni</strong>versität und<br />
Praktikerinnen und Praktiker arbeiten<br />
beim MaXFab-Projekt gemeinsam<br />
daran, durch innovative Planungssystematiken<br />
und IT-Systeme<br />
Flexibilitätspotenziale der Unternehmen<br />
bestmöglich nutzen zu<br />
können. Ziel ist, Lastverläufe optimal<br />
an das schwankende Stromangebot<br />
anzupassen, um von der<br />
Entwicklung des „Strommarkts<br />
2.0“ mit seinen wechselnden Preisen<br />
zu profitieren. Diese Potenziale<br />
schlummern bereits in vielen Unternehmen.<br />
Unerkannt und ohne enge<br />
Zusammenarbeit mit den Energieversorgern<br />
sind sie jedoch wertlos.<br />
In vielen Unternehmen schlummern erhebliche Einsparpotentiale bei ihrem Energieverbrauch.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die Grundlage für angepasste Entscheidungsmodelle<br />
in der operativen<br />
Produktionsplanung will Prof.<br />
Dr. Thomas Volling (Lehrstuhl für<br />
Produktion und Logistik an der Fakultät<br />
Wirtschaftswissenschaft) erarbeiten.<br />
Sein Fakultätskollege Prof.<br />
Dr. Andreas Kleine (Lehrstuhl für<br />
Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik)<br />
befasst sich mit<br />
der Formulierung und Lösung dieser<br />
Entscheidungsmodelle. Von der Fakultät<br />
Mathematik und Informatik<br />
ist Prof. Dr. Lars Mönch (Lehrgebiet<br />
Unternehmensweite Softwaresysteme)<br />
am Projekt beteiligt. Er entwickelt<br />
Modellformulierungen und<br />
dazu passende simulationsbasierte<br />
Lösungsverfahren, die den Anforderungen<br />
der Energieflexiblen Fabrik,<br />
insbesondere im Bereich der<br />
lang- und mittelfristigen Produktionsplanung<br />
in der Halbleiterindustrie,<br />
gerecht werden. Entscheidungsprozesse<br />
in Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />
untersucht Prof.<br />
Dr. Robert Gaschler, der in der Fakultät<br />
Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
das Lehrgebiet Allgemeine<br />
Psychologie: Lernen, Motivation,<br />
Emotion leitet.<br />
Kooperation richtiger Ansatz<br />
Zunächst diskutierte das MaXFab-<br />
Team in einem Auftaktworkshop<br />
gemeinsam mit Fachleuten aus Industrieunternehmen<br />
und einem<br />
Versorger aus der Hagener Region<br />
Potenziale und Hemmnisse der<br />
Energieflexiblen Fabrik. Der Energiemanager<br />
eines mittelständischen<br />
Metallverarbeitungsunternehmens:<br />
„Um künftig von den<br />
Entwicklungen des Strommarkts zu<br />
profitieren, ist eine engere Zusammenarbeit<br />
der einzelnen Funktionen<br />
im Unternehmen notwendig –<br />
unterstützt durch angepasste Planungsansätze<br />
aus der Forschung.<br />
Hierfür ist die fachübergreifende<br />
Ausrichtung von MaXFab der richtige<br />
Ansatz.“<br />
In der Folge fand ein zweiter Workshop<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität statt,<br />
in dem der wissenschaftliche Austausch<br />
innerhalb des Konsortiums<br />
und des Forschungsclusters „Intelligente<br />
Systeme zur Entscheidungsunterstützung“<br />
im Vordergrund<br />
stand. Deutlich wurde: Einerseits<br />
ist das deutsche und europäische<br />
Energiesystem aufgrund von<br />
unregelmäßig anfallenden erneuerbaren<br />
Energien und Engpässen<br />
in den Leitungsnetzwerken zunehmend<br />
von flexiblen Verbrauchern<br />
abhängig. Andererseits bedarf es einer<br />
ganzen Reihe von Innovationen,<br />
um die Flexibilitätspotenziale der Industrie<br />
nutzbar zu machen.<br />
So leistet die <strong>FernUni</strong>versität einen<br />
Beitrag dazu, den Herausforderungen<br />
der Energiewende gerecht zu<br />
werden und unterstützt Unternehmen<br />
dabei, ihre Flexibilitätspotenziale<br />
betriebswirtschaftlich zu verwerten.<br />
Das steht im Einklang mit<br />
der Strategie der Hochschulleitung:<br />
Im Rahmen einer strategisch angelegten<br />
Initiative soll der Bereich<br />
„Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit“<br />
als Bestandteil des Forschungsprofils<br />
der Universität weiter<br />
ausgebaut werden. Da<br />
http://maxfab.fernuni-hagen.de/<br />
Aus den Fakultäten<br />
Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
Kinder- und Jugendbericht veröffentlicht<br />
Der 15. Kinder- und Jugendbericht „Zwischen Freiräumen, Familie, Ganztagsschule<br />
und virtuellen Welten – Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch<br />
im Jugendalter“ ist veröffentlicht worden. Erarbeitet wurde er im Auftrag<br />
der Bundesregierung von einer unabhängigen Sachverständigenkommission,<br />
zu der auch Prof. Dr. Cathleen Grunert (Allgemeine Bildungswissenschaft)<br />
gehört. www.fernuni-hagen.de/per60-10a<br />
Gastwissenschaftler<br />
Dr. Utku Sayin, (ehemaliger) Assistant Professor an der Mustafa Kemal University,<br />
war vom 15. Januar bis 14. April Gast im Lehrgebiet Bildung und Differenz<br />
(Prof. Dr. Katharina Walgenbach), um zum Thema „Inclusion and Higher<br />
Education – A Comparison between Germany and Turkey“ zu forschen. Ein<br />
gemeinsamer Artikel hierzu soll bei der Zeitschrift European Journal of Higher<br />
Education (EJHE) eingereicht werden (siehe auch Seite 3).<br />
Habilitation<br />
Mit seiner Arbeit „Open Education – Gegenstand, Theorie und Diskurs“ und<br />
seinem Probevortrag „Bildungswissenschaft als Medienbildungswissenschaft<br />
für die Netzwerkgesellschaft“ hat sich PD Dr. Markus Deimann habilitiert und<br />
vom Fakultätsrat für Kultur- und Sozialwissenschaften die Venia Legendi für das<br />
Fach Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik erhalten.<br />
PD Markus Deimann (Mitte) mit dem Dekan Prof. Frank Hillebrandt (li.) und<br />
Prof. Theo J. Bastiaens<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Post-Doc-Workshop<br />
Dr. Marieke van Egmond (Sozialpsychologie), Dr. Laura Froehlich (Sozialpsychologie)<br />
und Dr. Mathias Kauff (Psychologische Methodenlehre und Evaluation)<br />
organisieren den 6. Post-Doc-Workshop der Fachgruppe Sozialpsychologie<br />
vom 20. bis 22. September in Hagen. www.fernuni-hagen.de/per60-10b<br />
Vorträge<br />
• Im Auftrag des Instituts für Philosophie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-<br />
Universität Bonn organisierte Prof. Thomas Sören Hoffmann (Philosophie II:<br />
Ethik – Recht – Ökonomie) dort eine Akademische Gedenkfeier für den Philosophen<br />
Josef Simon (1930–2016) mit dem Titel „Philosophie als Revolutionierung<br />
der Denkart. Das Werk Josef Simons im Spiegel seiner europäischen<br />
Rezeption“ und hielt den Einführungsvortrag.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-10c<br />
• Auf Einladung des Research Institute for Culture, History and Heritage (CLUE+)<br />
an der Freien Universität Amsterdam nahm Prof. Hoffmann am Humboldt-Kolleg<br />
„Metaphysics of Freedom? Kant’s Concept of Cosmological Freedom in<br />
Historical and Systematic Perspective“ teil. Er sprach über das Thema „Kants<br />
theoretischer Freiheitsbegriff und die Tradition der ‚libertas spontaneitatis‘“.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-10d<br />
Lexikon des Qualitätsmanagements<br />
Apl. Prof. Dr. Raimund Pfundtner (<strong>FernUni</strong>versität, seit 2007 im Ruhestand) hat<br />
zusammen mit Dipl.-Soz. Hans-Dieter Zollondz und Prof. Dr. Michael Ketting die<br />
zweite, komplett überarbeitete Auflage des „Lexikons Qualitätsmanagement.<br />
Handbuch des Modernen Managements auf Basis des Qualitätsmanagements“<br />
bei De Gruyter Oldenbourg herausgegeben. Mit Stichwortartikeln von über 100<br />
Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis kann die Fachenzyklopädie<br />
als Nachschlagewerk wie als grundlegende Lektüre genutzt werden. ISBN:<br />
978-3-486-58465-3, ISSN: 2190-2550.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-10e<br />
Politisches Wissen in der Grundschule<br />
Mit 431 Kindern untersuchen Simone Abendschön (Justus-Liebig-Universität<br />
Gießen) und Markus Tausendpfund (Arbeitsstelle Quantitative Methoden) empirisch<br />
Niveau und Entwicklung des politischen Wissens in der Grundschule: Das<br />
politische Wissensniveau ist bereits bei jungen Kindern ungleich. Mädchen, Kinder<br />
aus türkischen Familien sowie Kinder aus einem sozial schwächeren Umfeld<br />
haben ein geringeres politisches Wissen als Jungen, Kinder ohne Migrationshintergrund<br />
sowie Kinder aus höheren<br />
sozioökonomischen Umfeldern.<br />
Abendschön, Simone, und Markus<br />
Tausendpfund. <strong>2017</strong>. Political Knowledge<br />
of Children and the Role of Sociostructural<br />
Factors. American Behavioral<br />
Scientist 61 (2): 204-221. doi:<br />
10.1177/0002764216689122<br />
Promotionen<br />
Ellen Diehm. Schriftliche Arbeit: „Familiale,<br />
gesellschaftliche und politische<br />
Funktionen von Handwerkszünften<br />
im spätmittelalterlichen Frankfurt<br />
am Main.“ Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />
Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Prof. Dr.<br />
Michael Rothmann (Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz Universität Hannover).<br />
Tanja Katharina Hapke. Schriftliche<br />
Arbeit: „Machtanwendung in Zielvereinbarungsgesprächen<br />
zwischen Vorgesetztem<br />
und Mitarbeiter.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Bernhard<br />
Miebach (Heinrich Heine Universität<br />
Düsseldorf), Prof. Dr. Uwe<br />
Vormbusch.<br />
Dr. med. Hans Ulrich Kütz. Schriftliche<br />
Arbeit: „Inklusion der soziotechnischen<br />
Konstellation passager<br />
reproduktionsmedizinisch assistierter<br />
Menschwerdung.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Frank<br />
Hillebrandt, Prof. Dr. Thomas Bedorf.<br />
Dorothee Neumaier. Schriftliche<br />
Arbeit: „Das Lebensbornheim<br />
„Schwarzwald“ in Nordrach.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Arthur<br />
Schlegelmilch, Prof. Dr. Peter Brandt.
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />
Dissertation<br />
IT-gestützt die Zähne putzen<br />
„Rauf und runter“, „von vorne<br />
nach hinten“ oder „von Rot nach<br />
Weiß und dann im Kreis“… So einfach<br />
ist das gar nicht mit dem Zähneputzen.<br />
Es gibt zahlreiche unterschiedliche<br />
Empfehlungen für<br />
die verschiedensten Techniken und<br />
Werkzeuge zur richtigen Zahnreinigung.<br />
Welches die tatsächlich richtigen<br />
sind? „Das weiß heute niemand<br />
wirklich“, so Dr.-Ing. Dietmar<br />
Prestel. „Den meisten Menschen ist<br />
unbekannt, wie sie alle wichtigen<br />
Flächen im Mund erreichen und<br />
welche Zahnputztechniken gleichzeitig<br />
wirksam sind und das Zahnfleisch<br />
nicht verletzten.“ In seiner<br />
Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen hat sich Dietmar Prestel<br />
mit der „Informationstechnischen<br />
Verbesserung der Zahnreinigung“<br />
befasst und wesentliche Grundlagen<br />
für die Entwicklung „intelligenter<br />
Zahnbürsten für jedermann“<br />
entwickelt. Darüber hinaus sind seine<br />
Ergebnisse wichtige Grundlagen<br />
für die Erforschung der richtigen Bewegungen<br />
für die Zahnreinigung.<br />
Betreut wurde Dietmar Prestel bei<br />
seiner Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
von Prof. Dr. Dr. Wolfgang<br />
A. Halang (bis zum 31. März <strong>2017</strong><br />
Leiter des Lehrgebiets Informationstechnik)<br />
und an der Hochschule<br />
Kempten von Prof. Dr. Arnulf Deinzer.<br />
An der dortigen Kemptener Fakultät<br />
Informatik ist Prestel als Ingenieur<br />
tätig.<br />
Aus dem Mund auf Displays<br />
Die <strong>FernUni</strong>versität und die Hochschule<br />
Kempten kooperieren mit<br />
den Universitäten Gießen, Kassel,<br />
Kiel und Marburg sowie der<br />
OTH Regensburg im interdisziplinären<br />
Forschungsprojekt „SMART<br />
iBrush“. Dabei geht es um die Entwicklung<br />
einer „intelligenten“<br />
Zahnbürste. Zukünftig sollen Bürsten<br />
mit kleinen Sensoren ausgestattet<br />
werden, die Informationen<br />
direkt aus dem Mund auf Displays<br />
– etwa von Smartphones – senden.<br />
Die Anwenderinnen und Anwender<br />
sehen dann sofort, wo noch „Putzbedarf“<br />
besteht. Sie erhalten auch<br />
Hinweise darauf, welche Bewegungen<br />
sie dabei ausführen sollten.<br />
Für dieses große Forschungsprojekt,<br />
das am Anfang steht, hat Prestels<br />
Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
wichtige Grundlagen gelegt.<br />
Ziel lässt sich erreichen<br />
In seiner Dissertation bewies Dietmar<br />
Prestel nicht nur, dass sich das<br />
angestrebte Ziel auch wirklich er-<br />
Für seine<br />
Arbeit nutzte<br />
Dietmar Prestel<br />
Prototypen von<br />
Sensorzahnbürsten.<br />
(Foto: Hochschule<br />
Kempten,<br />
Pressestelle)<br />
reichen lässt. Er zeigte auch auf,<br />
welche Vorteile solche zukünftigen<br />
Zahnreinigungssysteme den<br />
Benutzerinnen und Benutzern bieten<br />
können: Mit Visualisierungsgeräten<br />
– also Smartphones, Tablets<br />
oder PC – können sie ihren<br />
Mund sogar dreidimensional erkunden.<br />
Transparente Symbole und Texte<br />
auf dem Display geben ihnen Informationen<br />
dazu, ob und wo noch<br />
geputzt bzw. „nachgebessert“ werden<br />
muss. Dietmar Prestel: „Sogar<br />
eine manuelle Zahnbürste, die<br />
mit nur wenigen Sensoren ausgestattet<br />
ist, kann erhebliche Vorteile<br />
bieten.“<br />
Ein weiteres Thema Prestels war,<br />
wie Sensor- und Videodaten später<br />
offline weiterverarbeitet werden<br />
können: Für Forschungszwecke<br />
etwa werden umfangreiche Daten<br />
benötigt. Auch in der zahnmedizinischen<br />
Praxis werden viele Anwendungsmöglichkeiten<br />
gesehen.<br />
Um für seine Arbeit Daten aus Beschleunigungsmessungen<br />
zu gewinnen<br />
und Bürstorte und Bürstbewegung<br />
auf Displays darstellen<br />
zu können, nutzte Prestel Prototypen<br />
von Sensorzahnbürsten. In<br />
sie wurden an der OTH Regensburg<br />
Sensoren eingebaut, die auch<br />
in Smartphones integriert sind. Die<br />
„intelligente Zahnbürste“ enthält<br />
zusätzlich einen Sensor, der den<br />
Druck misst, der beim Putzen auf<br />
die Zähne ausgeübt wird.<br />
Die Daten werden drahtlos auf einen<br />
Computer, ein Tablet oder ein<br />
Smartphone übertragen. Die Benutzerin<br />
oder der Benutzer erhält<br />
dann eine Rückmeldung. Bereits<br />
heute können Smartphones über<br />
eine App als Spiegel – etwa fürs<br />
Schminken unterwegs – genutzt<br />
werden. Zukünftig sollen transparente<br />
Putz-Hinweise auf dem Display<br />
erscheinen. Prestel befasste<br />
sich damit, wie diese Rückmeldung<br />
am besten gegeben werden kann.<br />
Er untersuchte auch, welche Bewegungen<br />
beim Putzen ausgeführt<br />
werden. Dafür definierte er verschiedene<br />
Grundbewegungen, die<br />
zukünftig für die Vermeidung von<br />
Parodontitis, Zahnfleischentzündung<br />
etc. empfohlen werden können.<br />
Unter anderem untersuchte<br />
er, ob jede Fläche gebürstet wurde<br />
und welche Bewegung für eine optimale<br />
Reinigung ausgeführt werden<br />
muss. Und: „Kann eine Hand<br />
diese Bewerbung überhaupt ausführen?“<br />
Ist die Technologie einmal fertig entwickelt,<br />
hat sie also nicht nur hohe<br />
Praxisrelevanz für die einzelne Patientin<br />
und den einzelnen Patienten,<br />
sie ist zugleich ein wertvolles Instrument<br />
für Langzeitstudien. Zudem<br />
sind seine Ergebnisse auch für<br />
andere medizintechnische Produkte<br />
einsetzbar.<br />
Für Forschung und<br />
Massenmarkt<br />
Ansätze und Lösungen für die geräteunterstützte<br />
Mundhygiene beschrieb<br />
Prestel in mehreren Patentveröffentlichungen:<br />
Das Spektrum<br />
reicht von Zahnbürsten mit minimaler<br />
Sensorik für den Massenmarkt<br />
bis zu „Profi“-Geräten mit umfangreicher<br />
Ausstattung.<br />
Seine Erkenntnisse gehen jetzt in<br />
die weitere Forschung im Projekt<br />
ein: Zunächst muss ermittelt werden,<br />
wie in Deutschland die Zähne<br />
geputzt werden. Die meisten Deutschen<br />
putzen sie chaotisch – eine<br />
besondere Hürde für die Informationstechnik.<br />
Daraus können Verbesserungen<br />
abgeleitet werden. Fernziel<br />
ist die Entwicklung eines Massenprodukts,<br />
das sich alle Menschen<br />
leisten können. Die ersten<br />
Feldstudien mit Hunderten Probanden<br />
haben begonnen, dafür hat der<br />
Prototyp der Zahnbürste „wertvolle<br />
Informationen“ geliefert.<br />
Zwei Master an der<br />
<strong>FernUni</strong>versität<br />
Vor seiner Dissertation an der Fern-<br />
Universität hatte Prestel als Ingenieur<br />
der Allgemeinen Elektrotechnik<br />
mit FH-Abschluss in Hagen zwei<br />
Master-Abschlüsse parallel zu seiner<br />
Arbeit in Kempten erworben: „Die<br />
Inhalte waren genau die, die ich für<br />
meine berufliche Weiterqualifikation<br />
brauchte.“ Sowohl in seinem<br />
ersten Master Elektro-Informationstechnik<br />
Juni 2011 mit dem Schwerpunkt<br />
Echtzeitsysteme als auch im<br />
zweiten Master in Praktischer Informatik<br />
September 2012.<br />
Neben seinen technischen Aufgaben<br />
wie IT-Infrastruktur und Laborausstattung<br />
begleitet der 49-Jährige<br />
im Fachbereich der Hochschule<br />
Kempten Lehrveranstaltungen,<br />
Praktika und Übungen. Zudem setzte<br />
er auch die benötigte technische<br />
Ausstattung auf.<br />
Dietmar Prestel: „Hierfür brauche<br />
ich natürlich eine andere fachliche<br />
Tiefe als in der Allgemeinen Elektrotechnik,<br />
in der ich ausgebildet worden<br />
war. Die <strong>FernUni</strong> hat sehr interessante<br />
Fächerkombinationen angeboten,<br />
die ich sofort einbringen<br />
konnte.“<br />
Da<br />
Informationen zum Smart-Brushwww.fernuni-hagen.de/per60-11<br />
Aus den Fakultäten<br />
Fakultät für Mathematik und Informatik<br />
DFG-Vertrauensdozentin<br />
Prof. Dr. Gabriele Peters (Mensch-<br />
Computer-Interaktion) bleibt bis Ende<br />
2019 DFG-Vertrauensdozentin der<br />
<strong>FernUni</strong>versität. Insbesondere Forschende,<br />
die zum ersten Mal einen<br />
Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
stellen, können sich von<br />
ihr beraten lassen.<br />
Fakultätspreis<br />
Den Preis der Fakultät für Mathematik<br />
und Informatik für die beste wissenschaftliche<br />
Arbeit im Jahr 2016 erhalten<br />
in diesem Jahr zwei Wissenschaftler.<br />
Ausgezeichnet wird Dr. Jochen Kerdels,<br />
Lehrgebiet Mensch-Computer-<br />
Interaktion, für seine Dissertation mit<br />
dem Thema „A Computational Model<br />
of Grid Cells based on a Recursive Growing<br />
Neural Gas“. Dr. Marc Finthammer,<br />
ehemaliger Mitarbeiter im Lehrgebiet<br />
Wissensbasierte Systeme, erhält<br />
den Preis für seine Dissertation mit dem<br />
Thema „Concepts and Algorithms for<br />
Computing Maximum Entropy Distributions<br />
for Knowledge Bases with<br />
Relational Probabilistic Conditionals“.<br />
<strong>Sommer</strong>schule und IEEE-Teilnahme<br />
Für die letzte Woche im September<br />
und die erste Woche im Oktober ist die<br />
„3rd Russian-German Summer School<br />
on High-Performance Computing“ geplant,<br />
dieses Jahr wieder in Tomsk.<br />
Von der <strong>FernUni</strong>versität reisen Patrick<br />
Eitschberger (Parallelität und VLSI) als<br />
Dozent und fünf Studierende dorthin.<br />
Prof. Dr. Jörg Keller wird seine Vorlesung<br />
per Video halten.<br />
Prof. Keller nahm vom 21. bis 25. Mai<br />
an der IEEE International Conference<br />
on Communications teil und referierte<br />
über „Tweaking Cryptographic Primitives<br />
with Moderate State Space by Direct<br />
Manipulation“.<br />
Promotionen<br />
Tobias Augustin. Schriftliche Arbeit:<br />
„Entwicklung eines Frameworks zur<br />
Personalisierung von E-Learning-Angeboten.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Gunter Schlageter, Prof. Dr.-Ing.<br />
Matthias L. Hemmje.<br />
Marcus Frenkel. Schriftliche Arbeit:<br />
„Partitionierung von Fehlerlokalisierungsproblemen<br />
mit Algorithmen aus<br />
der ganzzahligen linearen Optimierung.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Friedrich Steimann, Prof. Dr. Jörg<br />
Keller.<br />
Karl Simon. Schriftliche Arbeit: „Erschließung,<br />
Optimierung und Bewertung<br />
von Verwundbarkeitsanalysen<br />
mittels öffentlich zugänglicher Suchmaschinen.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-<br />
in: Prof. Dr. Jörg Keller, Prof. Dr. Jörg<br />
Schwenk.
Forschung<br />
Seite 12<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Hagener Forschungsdialog<br />
Lüdenscheider Gespräche<br />
In loser Reihenfolge stellen wir die<br />
Veranstaltungsreihen im Hagener<br />
Forschungsdialogs vor.<br />
Joachim Gauck, Hans-Dietrich Genscher,<br />
Wolfgang Bosbach, Peter<br />
Struck, Klaus Gysi, Ignaz Bubis, Walter<br />
Momper, Marianne Birthler, Roland<br />
Jahn, Wolfgang Menge, Wolfgang<br />
Leonhard,<br />
Władysław Bartoszewski,<br />
Jan<br />
Philipp Reemtsma,<br />
István Szabó<br />
… Im Mittelpunkt<br />
der Lüdenscheider Gespräche<br />
des Instituts für Geschichte und<br />
Biographie (IfGB) der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen stehen lebensgeschichtliche<br />
und biographische <strong>Perspektive</strong>n<br />
auf Geschichte. Einerseits<br />
sind dies (prominente) Personen,<br />
die „selbst Geschichte gemacht haben“.<br />
Andererseits Menschen, die<br />
„etwas zu sagen haben“.<br />
Ausgewählte Persönlichkeiten<br />
und Schicksale<br />
Als Zeitzeugen treten Politikerinnen<br />
und Politiker, Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler, Biographinnen<br />
und Biographen auf,<br />
aber auch Publizistinnen und Publizisten<br />
oder Filmemacherinnen und<br />
Filmemacher, die sich mit ausgewählten<br />
Persönlichkeiten der Geschichte<br />
näher befasst bzw. die sich<br />
mit dem Schicksal bestimmter Personengruppen<br />
auseinandergesetzt<br />
haben. Nicht selten handelt es sich<br />
dabei um Menschen, die ihnen persönliche<br />
nahestanden.<br />
Oft werden ausgewählte historische<br />
Filme gezeigt, die dann fachkundig<br />
kommentiert und im Plenum<br />
diskutiert werden.<br />
Die Veranstaltungen richten sich an<br />
alle historisch und zeitgeschichtlich<br />
Interessierten. Sie können mit den<br />
Vortragenden direkt ins Gespräch<br />
kommen.<br />
Die Lüdenscheider Gespräche sind<br />
seit 1994 eine feste Institution in<br />
der sauerländischen Stadt und weit<br />
darüber hinaus geworden. Sie finden<br />
in etwa einmonatigem Abstand<br />
statt, in der Regel im Lüdenscheider<br />
Kulturhaus. Üblicherweise<br />
werden sie aufgezeichnet. Geleitet<br />
wird die Reihe von Prof. Dr. Arthur<br />
Schlegelmilch, Geschäftsführender<br />
Joachim Gauck, der spätere Bundespräsident, war 1995 Referent in Lüdenscheid.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Archiv)<br />
Direktor des Instituts für Geschichte<br />
und Biografie.<br />
Die nächsten prominenten Politiker,<br />
die in den Lüdenscheider Gesprächen<br />
zu Gast sind, werden die FDP-<br />
Urgesteine Dr. Burkhard Hirsch und<br />
Gerhart Baum am 22. Juni und die<br />
CDU-Politikerin Rita Süssmuth am<br />
15. September <strong>2017</strong> sein. Da<br />
Aus den Fakultäten<br />
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Andreas Teichmann)<br />
Neue Dekanin<br />
Neue Dekanin ist seit 1. Mai die bisherige<br />
Prodekanin Prof. Dr. Ulrike Baumöl<br />
(BWL, insb. Informationsmanagement).<br />
Sie und der bisherige Dekan<br />
Prof. Dr. Jörn Littkemann (BWL, insbes.<br />
Unternehmensrechnung und Controlling)<br />
haben ihre Ämter getauscht.<br />
Coaching in Organisationen –<br />
Fakten und Bewertung<br />
Was ist unter Coaching zu verstehen?<br />
Lässt sich die ihm zugemessene Wirksamkeit<br />
messen? Diesen Fragen ist der<br />
Lehrstuhl für BWL, insb. Personalführung<br />
und Organisation (Prof. Dr. Jürgen<br />
Weibler) mit einer zusammenführenden<br />
Studie grundlegender nachgegangen<br />
und hat systematisch Studien<br />
mit Führungsrelevanz ausgewertet.<br />
Die Wirksamkeit des Coachings lässt<br />
sich in den untersuchten Fällen tatsächlich<br />
empirisch belegen. Es wirkt<br />
aber nicht immer gleich stark. Ursächlich<br />
hierfür sind viele Faktoren.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-12a<br />
Zukunftsweisender Stream der<br />
Führungsforschung<br />
Dr. Sigrid Endres und Prof. Dr. Jürgen<br />
Weibler (BWL, insb. Personalführung<br />
und Organisation) haben in einem aktuellen<br />
Review-Artikel einen zukunftsweisenden<br />
Stream der neueren Führungsforschung<br />
analysiert und weiterentwickelt.<br />
Basierend auf einem systematischen<br />
Review und einer kritisch<br />
interpretativen Synthese zahlreicher<br />
empirischer Studien wurde schließlich<br />
ein innovatives Drei-Komponenten-Modell<br />
Relationaler Führung generiert.<br />
Der Artikel wurde im International<br />
Journal of Management Reviews<br />
(IJMR) veröffentlicht. Das IJMR zählt<br />
weltweit zu den Top 10 des Faches<br />
(Platz 5 von 120 Zeitschriften in der<br />
Kategorie „Business“ und Platz 7 von<br />
192 in der Kategorie „Management“).<br />
Endres, Sigrid; Weibler, Jürgen: Towards<br />
a Three-Component Model of<br />
Relational Social Constructionist Leadership<br />
(RSCL): A Systematic Review<br />
and Critical Interpretive Synthesis, in<br />
International Journal of Management<br />
Reviews, <strong>2017</strong>, 19, 214-236, DOI:<br />
10.1111/ijmr.12095.<br />
„Spreading the Green<br />
Around the World”<br />
In der Umweltökonomie wird u. a.<br />
die Frage nach einem zweckmäßigen<br />
Design der Umweltpolitik behandelt.<br />
Dabei geht es z. B. darum, inwieweit<br />
verschiedene umweltpolitische Instrumente<br />
geeignet sind, Firmen zu einem<br />
umweltfreundlichen Verhalten anzureizen.<br />
In jüngerer Zeit hat die Diskussion<br />
über die Frage größeres Gewicht<br />
erhalten, inwieweit sich umweltpolitische<br />
Instrumente in ihrer Fähigkeit unterscheiden<br />
können, eine für die Umwelt<br />
günstige Form des technischen<br />
Fortschrittes herbeizuführen. Prof. Dr.<br />
Alfred Endres und PD Dr. Bianca Rundshagen<br />
(VWL, Wirtschaftstheorie) behandeln<br />
diese Frage in einem aktuellen<br />
Kontext. In einem wirtschaftstheoretischen<br />
Modell werden internationale<br />
Verhandlungen zur Reduktion grenzüberschreitender<br />
Schadstoffe stilisiert.<br />
Dabei wird über ein System international<br />
transferierbarer Emissionsrechte<br />
verhandelt. Die Arbeit zeigt Wege<br />
auf, wie ein Design eines solchen internationalen<br />
Systems gefunden werden<br />
kann, das günstige Induktionswirkungen<br />
für den umwelttechnischen<br />
Fortschritt besitzt. Der Artikel ist in einer<br />
internationalen wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Zeitschrift erschienen, die<br />
sich auf die Anwendung spieltheoretischer<br />
Methoden auf umweltpolitische<br />
Fragestellungen spezialisiert.<br />
Alfred Endres and Bianca Rundshagen<br />
(<strong>2017</strong>), „Spreading the Green Around<br />
the World — How the Permit Allocation<br />
Affects Technology Diffusion and<br />
Welfare“, Strategic Behavior and the<br />
Environment: Vol. 6 (3), S. 249-287.<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-12b<br />
„Grundlagen der<br />
Treibhausökonomie“<br />
Wieso ist es bisher nicht gelungen,<br />
die global ausgestoßenen Treibhausgasemissionen<br />
zu verringern? In einem<br />
Beitrag in der Zeitschrift WiSt beleuchtet<br />
Prof. Endres die Hintergründe<br />
aus wirtschaftstheoretischer Sicht. Die<br />
WiSt wendet sich an Studierende der<br />
Wirtschaftswissenschaften und Praktikerinnen<br />
und Praktiker, die den Kontakt<br />
zum aktuellen Forschungsgeschehen<br />
aufrechterhalten möchten.<br />
Alfred Endres (<strong>2017</strong>), „Grundlagen<br />
der Treibhausökonomie“, WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches<br />
Studium:<br />
Vol. 46 (4), S. 23-29.<br />
Forschungsbeitrag und<br />
Konferenzvortrag<br />
Das Team des Lehrstuhls für BWL,<br />
insb. Betriebliche Anwendungssysteme,<br />
von Prof. Dr. Stefan Smolnik<br />
hat einen Artikel auf der Internationalen<br />
Konferenz Wirtschaftsinformatik<br />
<strong>2017</strong> (WI 2107) präsentiert und im<br />
Tagungsband veröffentlicht. Er basiert<br />
auf der hervorragenden Bachelorarbeit<br />
des Wirtschaftswissenschaft-Studenten<br />
Mario Porst, der ihn auch im Rahmen<br />
des Student Track präsentiert hat:<br />
Mario Porst, Sven Dittes, Stefan Smolnik:<br />
Zielgruppendilemma des gleichzeitigen<br />
stationären und Online-Handels:<br />
Eine experimentelle Studie am<br />
Beispiel des Facebook-Auftritts eines<br />
Mode-Einzelhandelsunternehmens<br />
Das Lehrstuhl-Team wurde auf der WI<br />
<strong>2017</strong> von Sven Dittes vertreten.<br />
Mitausrichter und Vortragender<br />
Prof. Dr. Stefan Smolnik (BWL, insb. Betriebliche<br />
Anwendungssysteme) war<br />
auf der 50. Hawaii International Conference<br />
on System Sciences (HICSS-50)<br />
auf Big Island, Hawaii, USA, erneut<br />
Mitausrichter von zwei Minitracks im<br />
Track „Knowledge Innovation and Entrepreneurial<br />
Systems“.<br />
Den Minitrack „Knowledge Management<br />
Disrupted – Understanding the<br />
Impacts of Social and Mobile Media“<br />
richtete er zusammen mit den Professoren<br />
Alexander Richter (IT University<br />
Copenhagen) und Andrea Back (Universität<br />
St. Gallen) aus, den Minitrack<br />
„Designing and Deploying Advanced<br />
Knowledge Systems“ gemeinsam mit<br />
den Professoren Timo Käkölä (University<br />
of Jyväskylä), W. David Holford<br />
und Pierre Hadaya (beide Université<br />
du Québec à Montréal). Während der<br />
Konferenz moderierte Prof. Smolnik<br />
die entsprechenden Sessions. Darüber<br />
hinaus hielt er zusammen mit den Professoren<br />
Murray E. Jennex (San Diego<br />
State University) und David T. Croasdell<br />
(University of Nevada, Reno) einen eingeladenen<br />
Vortrag zu 11 Jahren Wissensmanagement<br />
auf der HICSS.<br />
Konferenz in Dublin<br />
Dr. Katharina Ebner und Prof. Stefan<br />
Smolnik (BWL, insb. Betriebliche Anwendungssysteme)<br />
haben jetzt an der<br />
37. International Conference on Information<br />
Systems in Dublin, Irland, teilgenommen.<br />
Im Rahmen des Workshops<br />
der Diffusion Interest Group In<br />
Information Technology (DIGIT) stellten<br />
sie das Manuskript „From Efficiency<br />
to Innovativeness: Post-Adoption<br />
IT Use Types and Related Outcomes“<br />
vor, das in Ko-Autorenschaft mit<br />
Prof. Geneviève Bassellier von der Mc-<br />
Gill University, Montreal, Kanada, entstanden<br />
ist.<br />
Vortrag<br />
• Prof. Dr. Alfred Endres (VWL, Wirtschaftstheorie)<br />
trägt am 21. Juni<br />
im Forschungsseminar der Fakultät<br />
für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
der Universität Hamburg<br />
über „Allocation Rules in Emissions<br />
Trading – Implications for International<br />
Environmental Negotiations“<br />
vor. Zwei Tage später gestaltet er<br />
im Kulturzentrum Erlöserkirche in<br />
Marl die Veranstaltung „Von der Klimaökonomie<br />
zur Rockmusik – Ein<br />
Abend mit Professor Endres“. Nach<br />
seinem wissenschaftlichen Vortrag<br />
„Wirkungsvolle Klimapolitik: Warum<br />
(zum Donnerwetter!) ist das so<br />
schwierig? – Eine umweltökonomische<br />
<strong>Perspektive</strong>“ tritt er mit seinem<br />
Trio Rockato auf.<br />
Promotionen<br />
Dominik Ballreich. Schriftliche Arbeit:<br />
„Stable and efficient cubaturebased<br />
filtering in dynamical systems.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Hermann<br />
Singer, Prof. Dr. Wilhelm Rödder.<br />
Matthias Gröne. Schriftliche Arbeit:<br />
„Adäquanz einer periodisierten steuerlichen<br />
Gewinnermittlung – Beurteilung<br />
der Begründetheit vorgebrachter<br />
Argumente und deren Analyse im Hinblick<br />
auf die Anforderungen an die Besteuerung.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />
Prof. Dr. Stephan Meyering, Prof. Dr.<br />
Dieter Schneeloch).<br />
Thomas Hahn. Schriftliche Arbeit:<br />
„Corporate Governance in Profifußballunternehmen:<br />
Eine konflikttheoretische<br />
Analyse aus Sicht des Controllings.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Jörn Littkemann, Prof. Dr. Thomas<br />
Volling).
Lehre<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />
Diversitäts-Audit<br />
Vielfalt in der Lehre gestalten<br />
Ob Sportprofi, Mütter und Väter<br />
in Elternzeit oder berufstätige Studierende<br />
mit Weiterbildungsinteresse,<br />
ob Hochbegabte, Beruflich<br />
Qualifizierte oder<br />
behinderte und<br />
chronisch kranke<br />
Menschen: Die<br />
Studierenden der<br />
<strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen zeichnen<br />
sich durch ihre Heterogenität aus.<br />
Neue Weichen für den Umgang mit<br />
Vielfalt soll jetzt das Diversity-Audit<br />
des Stifterverbands stellen. Welche<br />
Veränderungen erhofft sich die<br />
<strong>FernUni</strong>versität, und welchen Herausforderungen<br />
stellt sie sich? Antworten<br />
gibt Prof. Dr. Sebastian Kubis,<br />
Prorektor für Studium und Diversität<br />
und Leiter des Audits.<br />
Der Umgang mit einer heterogenen<br />
Studierendenschaft ist an der Fern-<br />
Universität nicht neu. Welche neuen<br />
Weichen stellt das Diversity-Audit<br />
des Stifterverbands?<br />
Prof. Sebastian Kubis: Die Fern-<br />
Universität beschäftigt sich seit gut<br />
40 Jahren mit der Frage, was es bedeutet,<br />
dass wir sehr unterschiedliche<br />
Studierende an unserer Univer-<br />
Prof. Sebastian Kubis<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Veit Mette)<br />
sität haben. Mit dem Audit haben<br />
wir einen organisatorischen Rahmen,<br />
um uns der Herausforderung<br />
Diversität neu zu stellen. Wie kann<br />
unsere universitäre Lehre noch besser<br />
werden? In einem partizipativen<br />
Prozess bringen wir Fragen der Inklusion,<br />
der Studieneingangsphase<br />
und der diversitätssensiblen Lehre<br />
zusammen. Sinnvoll ist auch der<br />
Austausch mit anderen Universitäten.<br />
So haben wir die Möglichkeit<br />
unsere Überlegungen zu spiegeln<br />
„Wir wollen die Potenziale der Besonderheiten unserer<br />
Studierenden fruchtbar machen.“<br />
und bekommen Impulse für die Entwicklung<br />
einer fernunispezifischen<br />
Diversitätsstrategie.<br />
Welche Erwartungen verbinden Sie<br />
selbst mit dem Diversity-Audit?<br />
Prof. Kubis: Als ich vor gut einem<br />
Jahr Prorektor geworden bin, war<br />
nicht klar, welche Kraft und Bedeutung<br />
das Audit mit der Zeit einnehmen<br />
würde. Ich hatte zu Beginn<br />
die Sorge, dass nach dem anstrengenden<br />
Prozess der Mitte 2015 abgeschlossenen<br />
Hochschulentwicklungsplanung<br />
das Audit eine Überforderung<br />
für die Institutionen und<br />
Gremien sein könnte. Mittlerweile<br />
hat die inhaltliche Arbeit in den<br />
Entwicklungsfeldern Inklusion, Studieneingangsphase<br />
und Lehre/Mediendidaktik<br />
Fahrt aufgenommen.<br />
Die Ideen, die in den Hochschulentwicklungsplan<br />
eingeflossen sind,<br />
werden weitergedacht. Daher bin<br />
ich inzwischen fest überzeugt: Dieser<br />
Prozess ist eine große Chance<br />
für die <strong>FernUni</strong>versität.<br />
Im Arbeitsbereich Inklusion stehen<br />
behinderte und chronisch kranke<br />
Studierende im Fokus. Wie profitieren<br />
auch alle anderen Studierenden<br />
von den Ideen im Audit?<br />
Prof. Kubis: Die <strong>FernUni</strong>versität ist<br />
auch ein Raum für Studierende, die<br />
sich möglicherweise an einer Präsenzuniversität<br />
nicht richtig aufgehoben<br />
fühlen, zum Beispiel aufgrund<br />
von körperlichen oder psychischen<br />
Handicaps. Aber Diversität<br />
geht viel weiter. Wir wollen die Potenziale<br />
der Besonderheiten unserer<br />
Studierenden fruchtbar machen.<br />
Das Audit ist eine gute Möglichkeit,<br />
Desiderate im Bereich der Inklusion<br />
anzugehen, etwa in der Barrierefreiheit.<br />
Insbesondere im Zuge der Digitalisierung<br />
darf die wichtige Gruppe<br />
der behinderten<br />
und chronisch<br />
kranken Studierenden<br />
nicht vergessen<br />
werden.<br />
Von einer Verbesserung<br />
des Studienmaterials<br />
und des Zugangs zu<br />
den Inhalten profitieren aber auch<br />
nicht-behinderte Studierende. In<br />
den anderen Entwicklungsfeldern<br />
stehen ohnehin alle Studierenden<br />
im Fokus.<br />
Prof. Sebastian Kubis<br />
Inwiefern? Was bedeutet Diversität<br />
mit Blick auf die Studieneingangsphase<br />
und diversitätssensible Lehre?<br />
Prof. Kubis: Diversität bedeutet,<br />
dass wir ganz verschiedene Studierende<br />
mit sehr unterschiedlichen Bildungszielen<br />
haben. Darauf wollen<br />
wir antworten. Für die diversitätssensible<br />
Lehre wollen wir zu neuen<br />
Ideen kommen, wie wir eine große<br />
und heterogene Studierendenschaft<br />
mit begrenzten Ressourcen möglichst<br />
gut unterrichten können. Studienerfolg<br />
entscheidet sich vielfach<br />
für Studierende am Anfang des Studiums.<br />
Ich erhoffe mir daher, dass<br />
wir zu konkreten Ideen für die Gestaltung<br />
dieser erfolgskritischen Phase<br />
gelangen. Unsere Studierenden<br />
sollen sich Klarheit darüber verschaffen,<br />
ob sie einen Abschluss anstreben<br />
oder ob sie andere Bildungsziele<br />
verfolgen. Darüber hinaus wollen<br />
wir ihnen durch Beratung, Brückenkurse<br />
und weitere Angebote ermöglichen,<br />
sich für ein Fernstudium fit<br />
zu machen.<br />
Wie fügen sich die Überlegungen<br />
in den drei Entwicklungsfeldern zusammen?<br />
Viele Hände, eine <strong>FernUni</strong>versität: Die Hochschule stellt sich der Herausforderung<br />
Diversität neu.<br />
(Foto: Thinkstock, iStock, Rawpixel Ltd)<br />
Prof. Kubis: Indem wir zu einem<br />
gemeinsamen Verständnis darüber<br />
kommen, wie wir uns moderne<br />
Fernlehre an unserer Hochschule<br />
vorstellen. Das wird ein Prozess<br />
sein, der Diversität in unserer Lehre<br />
nicht ausschließen darf. Sicherlich<br />
wird er aber durch die Verständigung<br />
auf gewisse Standards zu Veränderungen<br />
führen. Wir haben ja<br />
immer schon Standards an der Fern-<br />
Universität gehabt. Über Jahrzehnte<br />
war klar: Standard unserer Lehre ist<br />
der Studienbrief. Hinzu kamen etwa<br />
Einsendeaufgaben und das Angebot<br />
in den Regional- und Studienzentren.<br />
Wie das gemeinsame Grundverständnis<br />
heute aussieht – das muss<br />
man im Zuge der Digitalisierung mit<br />
ihren technischen Möglichkeiten immer<br />
wieder neu überlegen.<br />
Das Audit läuft noch bis Januar<br />
2018. Wo liegen die Grenzen des<br />
Machbaren?<br />
i<br />
Prof. Kubis: Momentan sind wir<br />
noch in der Bestandsaufnahme und<br />
ordnen, wie bereits vorhandene Einzelmaßnahmen<br />
ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />
ergeben. Im zweiten<br />
Schritt werden wir schauen, was in<br />
unserem Angebot noch fehlt. Da wir<br />
uns Grundfragen der Lehre vorgenommen<br />
haben, ist unser Vorhaben<br />
ehrgeizig. Die Lehre als Kernbereich<br />
der Universität ist ein Feld, in dem wir<br />
die Freiheit der Lehrenden schätzen.<br />
Es wäre vermessen anzunehmen,<br />
dass ein Maßnahmenbündel das Gesicht<br />
der Lehre bis Anfang 2018 verändern<br />
wird. Wir erhoffen uns aber,<br />
dass am Ende des Prozesses in den<br />
drei Entwicklungsfeldern konkrete<br />
Vorhaben feststehen. Weiterverfolgen<br />
sollten wir dann ausgewählte<br />
Maßnahmen mit Strahlkraft, Wirksamkeit<br />
und Nachhaltigkeit. Deren<br />
Umsetzung wäre der wirkliche Dank<br />
an alle Beteiligten nach einem partizipativen<br />
Prozess des Nachdenkens<br />
und Überlegens.<br />
can<br />
Die <strong>FernUni</strong>versität hat sich 2015 erfolgreich beim Stifterverband für<br />
die Deutsche Wissenschaft für das Diversität-Audit „Vielfalt gestalten“<br />
beworben. Um den Umgang mit Vielfalt im Bereich Studium und Lehre<br />
zu professionalisieren, hat die <strong>FernUni</strong>versität ein Prorektorat für Studium<br />
und Diversität eingerichtet. Zudem hat sie sich in ihrem Hochschulentwicklungsplan<br />
2020 Ziele und Maßnahmen im Bereich Studium<br />
und Lehre gesetzt. Weitere Information:<br />
www.fernuni-hagen.de/diversitaet/<br />
Neuerscheinung<br />
Erstes deutschsprachiges Lehrbuch zu globaler Klimapolitik<br />
Das erste Lehrbuch in deutscher<br />
Sprache über globale Klimapolitik<br />
hat der emeritierte Politologie-Professor<br />
Dr. Georg Simonis Anfang<br />
April <strong>2017</strong> publiziert. Von 2006 bis<br />
2008 war der Herausgeber Professor<br />
für Internationale Konflikte und<br />
Umweltpolitik an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen. Der Band trägt den Titel<br />
„Handbuch Globale Klimapolitik“<br />
und erscheint beim Schöningh-<br />
Verlag in der Reihe utb (ISBN-Nummer:<br />
9783825286729). In das Buch<br />
floss auch die Expertise heutiger wie<br />
früherer Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität<br />
ein. Sie alle verbindet die Lehrtätigkeit<br />
im Interdisziplinären Studiengang<br />
Umweltwissenschaften („infernum“):<br />
So verfasste Dr. Daniel<br />
Otto, Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
in diesem Studium und im Lehrgebiet<br />
Internationale Politik, einen<br />
Fachbeitrag. Als ehemalige Fern-<br />
Uni-Lehrende sind Prof. Dr. Brigitte<br />
Biermann, Dipl.-Wirt.-Ing. Jenny<br />
Tröltzsch und Sebastian Gebauer<br />
M.A. mit eigenen Kapiteln vertreten.<br />
Politischer Widerstand<br />
Das Werk behandelt das Thema<br />
„Klimawandel“ aus sozial- und politikwissenschaftlicher<br />
Sicht. Dabei<br />
wird das stockende Fortkommen in<br />
der weltweiten Klimapolitik weniger<br />
auf mangelnde Innovationskraft<br />
denn auf politischen Widerstand<br />
zurückgeführt: Akteurinnen und<br />
Akteure, die bisher von der Nutzung<br />
fossiler Energiequellen profitiert haben,<br />
klammern sich an den Status<br />
Quo und arbeiten gegen Maßnahmen<br />
des globalen Klimaschutzes<br />
an. Indessen hat das 2015 getroffene<br />
Abkommen von Paris gezeigt,<br />
wie wichtig die Kooperation auf<br />
politischer Ebene ist, um die drohende<br />
Gefahr<br />
eines<br />
Umweltkollapses<br />
zu verhindern.<br />
br
Lehre<br />
Seite 14<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Förderprogramm „Innovative Lehre“<br />
Internationale Komponenten im Fernstudium<br />
Das interne Förderprogramm „Innovative<br />
Lehre“ (FILeh) unterstützt<br />
neue Ideen und innovative Konzepte<br />
fürs Lehren und Lernen. Die erste<br />
Ausschreibungsrunde zur Internationalisierung<br />
ist beendet. Das Rektorat<br />
hat sechs Projekte aus den Anträgen<br />
ausgewählt. „Wir freuen uns,<br />
dass sich Lehrende aus allen Fakultäten<br />
mit ihren Ideen und Konzepten<br />
zur Internationalisierung beteiligt<br />
haben“, sagt Prof. Dr. Theo Bastiaens,<br />
Prorektor für Digitalisierung<br />
und Internationalisierung der Fern-<br />
Universität in Hagen.<br />
Gefördert werden etwa Projekte mit<br />
einer hohen Strahlkraft für andere<br />
Fakultäten oder Projekte mit hoher<br />
mediendidaktischer Qualität. Alle<br />
Lehrangebote werden englischsprachig<br />
sein und häufig in Kooperation<br />
mit europäischen Partneruniversitäten<br />
konzipiert. „Dazu zählen etwa<br />
international ausgerichtete Module<br />
oder Short Learning Programmes“,<br />
so Bastiaens.<br />
3,5 Millionen Euro bis 2020<br />
Mit „FILeh“ unterstützt das Rektorat<br />
konkrete Maßnahmen und Projekte,<br />
die Lehrende konzipieren: insbesondere<br />
aktuelle Trends und innovative<br />
Ideen im Kontext von Studium und<br />
Lehre aus den Bereichen Internationalisierung,<br />
Digitalisierung und Studienstruktur.<br />
Bis zum Jahr 2020 stehen<br />
dafür insgesamt 3,5 Mio. Euro.<br />
Ziel ist es, durch die geförderten<br />
Konzepte die Studienaktivität und<br />
die didaktische Qualität des Angebots<br />
weiter zu entwickeln. Gemeinsam<br />
getragen wird „FILeh“ durch die<br />
Prorektoren Prof. Dr. Theo Bastiaens<br />
und Prof. Dr. Sebastian Kubis (Studium<br />
und Diversität).<br />
Um ihrem bildungspolitischen Auftrag<br />
gerecht zu werden, möchte die<br />
<strong>FernUni</strong>versität internationalen Aktivitäten<br />
sichtbar machen und akzentuieren.<br />
Denn: Ein globalisierter Arbeitsmarkt<br />
fordert internationalen<br />
Wissensaustausch, Kooperation und<br />
interkulturelle Kompetenz.<br />
Ausgewählte Projekte<br />
Fakultät für Kultur- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Ein Onlineseminar im Master-Studiengang<br />
Governance entwickelt das<br />
Lehrgebiet von Prof. Dr. Annette<br />
Töller: „Joint Master Online Seminar<br />
in Environmental Participation”.<br />
Das künftige Angebot ersetzt erstmals<br />
die Präsenzpflicht und beschäftigt<br />
sich aus globaler <strong>Perspektive</strong> mit<br />
umweltpolitischen Themen. Unterschiedliche<br />
interaktive webbasierte<br />
Lerninstrumente bietet das Lehrgebiet<br />
von Prof. Dr. Robert Gaschler<br />
zukünftig im Kurs „Cognitive<br />
Psychology with and on Multimedia<br />
Learning“ an. Gleichzeitig wird<br />
Multimedia als Instrument zur internationalen<br />
Zusammenarbeit erprobt.<br />
Fakultät für Mathematik<br />
und Informatik<br />
Das Lehrgebiet von Prof. Dr. Jörg<br />
Keller möchte Fernstudierenden im<br />
(Foto: Thinkstock,<br />
nevarpp)<br />
Rahmen des Fachpraktikums in einem<br />
virtuellen Labor ermöglichen,<br />
mit Studierenden der Partneruniversitäten<br />
zusammenzuarbeiten<br />
und Zugang zu aktuellen Tools in<br />
der IT-Sicherheit zu bekommen:<br />
„International Virtual Lab on Information<br />
Security (IVLIS)“.<br />
Der künftige „Short Course“ aus<br />
dem Lehrgebiet von Prof. Dr. Lars<br />
Mönch wird vorwiegend in der<br />
Wirtschaftsinformatik sowie in der<br />
Informatik eingesetzt und mit Fallstudien<br />
aus der Praxis in Industrieunternehmen<br />
und Dienstleistungseinrichtungen<br />
kombiniert, die Studierende<br />
in Foren, über Wikis und<br />
hybride Treffen gemeinsam lösen:<br />
„An Introduction to Modern Scheduling<br />
Algorithms“.<br />
Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />
wird ihr bereits bestehendes<br />
Angebot von Short Learning Programs<br />
evaluieren und ausbauen sowie<br />
um ein englischsprachiges Modul<br />
zum Völkerrecht für das Netzwerk<br />
„European Distance Education<br />
in Law Network (EDELNet)“<br />
erweitern. Dabei sollen neue didaktische<br />
Lehr- und Lernszenarien<br />
im Bereich der Rechtswissenschaften<br />
erprobt werden. Die Modulentwicklung<br />
erfolgt auch in Zusammenarbeit<br />
mit Wissensc haftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern der<br />
britischen Open University. Das<br />
thematisch international ausgelegte<br />
Modul birgt grundsätzlich<br />
hohes Anknüpfungspotenzial für<br />
neue internationale Kooperationen<br />
in der Lehre.<br />
Fakultät für<br />
Wirtschaftswissenschaft<br />
Das erste englischsprachige Modul<br />
in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
hat das Lehrgebiet<br />
von Prof. Dr. Stefan Smolnik für<br />
den Studiengang Wirtschaftsinformatik<br />
aufgesetzt: „Entwicklung<br />
des englischsprachigen Moduls<br />
,Knowledge Management’”.<br />
Knowledge Management kann<br />
nicht mit deutschsprachiger Literatur<br />
abgedeckt werden. Geplant<br />
sind internationale virtuelle Gastvorträge<br />
und hybride Veranstaltungen.<br />
Die Betreuung der Studierenden<br />
erfolgt englischsprachig. aw<br />
StudiConsulting<br />
Unternehmen beraten<br />
Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insb. Betriebswirtschaftliche<br />
Steuerlehre (Prof. Dr.<br />
Stephan Meyering) sucht für das<br />
Projekt „StudiConsulting“ Studierende,<br />
die betriebswirtschaftliche<br />
Theorie in der unternehmerischen<br />
Studierende als Autoren<br />
Geschichte Skandinaviens<br />
In den hohen Norden führte eine<br />
Exkursion des Lehrgebiets Neuere<br />
Deutsche und Europäische Geschichte<br />
von Prof. Dr. Peter Brandt<br />
mit Studierenden der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen. Den Erkenntnisgewinn<br />
ihrer Spurensuche in Bergen,<br />
Oslo und Stockholm haben Teilnehmende<br />
in verschiedenen wissenschaftlichen<br />
Aufsätzen festgehalten.<br />
Einige Beiträge wurden jetzt im<br />
Sammelband „Der skandinavische<br />
Weg in die Moderne. Beiträge zur<br />
Geschichte Norwegens und Schwe-<br />
Praxis anwenden möchten: In einer<br />
Projektwoche vom 5. bis zum 11.<br />
Oktober in Hagen wird ein Unternehmen<br />
kostenlos analysiert und<br />
beraten. Die Bewerbungsfrist endet<br />
am 2. Juli.<br />
Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-14<br />
dens vom Spätmittelalter bis ins 20.<br />
Jahrhundert“ publiziert. Letztendlich<br />
geht es um die Frage, inwiefern<br />
so etwas wie ein „skandinavischer<br />
Weg“ in die Moderne überhaupt<br />
konstatiert werden kann.<br />
Das Buch ist im Berliner Wissenschafts-Verlag<br />
erschienen (ISBN:<br />
9783830536383) und wurde von<br />
Prof. Brandt – seit 2014 im Ruhestand<br />
– und seinen ehemaligen Mitarbeitenden<br />
Miriam Horn und Dr.<br />
Werner Daum herausgegeben. br<br />
Binationales Promotionsprogramm<br />
„Meilenstein“ eröffnet<br />
Das zwischen der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen und der King Mongkut’s University<br />
of Technology North Bangkok<br />
(KMUTNB) beschlossene binationale<br />
Promotionsverfahren ist<br />
offiziell eröffnet worden. Dekan<br />
Prof. Dr. Jörg Desel und Prof. Dr.-<br />
Ing. habil. Herwig Unger (Lehrgebiet<br />
Kommunikationsnetze) nahmen<br />
an der Veranstaltung in Bangkok<br />
teil. Zuvor hatte der Dekan der<br />
Faculty of Information Technology<br />
der KMUTNB, Prof. Dr. Phayung<br />
Meesad, in Deutschland die unterzeichnete<br />
Erweiterung des bestehenden<br />
Kooperationsvertrages mit<br />
Prof. Desel ausgetauscht.<br />
Auf der Veranstaltung in der<br />
thailändischen Hauptstadt sprachen<br />
neben den Hagener Wissenschaftlern<br />
internationale Gäste<br />
aus Forschung und Politik. So wurde<br />
das Programm unter anderem<br />
vom Kulturattaché der Deutschen<br />
Botschaft in Bangkok Jan Blezinger,<br />
dem Präsident der KMUTNB,<br />
Prof. Dr.-Ing. Suchart Siengchin,<br />
Feierlich wurde das neue gemeinsame Promotionsprogramm der beiden Universitäten<br />
eröffnet.<br />
(Foto: KMUTNB)<br />
und Dr. Georg Verweyen, dem Leiter<br />
des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes in Bangkok, als<br />
weiterer Meilenstein in der langjährigen<br />
Zusammenarbeit beider<br />
Universitäten gelobt. Bereits seit<br />
2008 kooperieren sie bei Informationstechnologien<br />
und Informatik.<br />
Durch das neue Promotionsprogramm<br />
sollen bürokratische Hürden<br />
abgebaut und die Erlangung<br />
des Doktorgrades an beiden Hochschulen<br />
erleichtert werden. Um<br />
Promovierende künftig besser zu<br />
unterstützen, wurde in den Räumen<br />
der Faculty of Information<br />
Technology ein spezieller Kontaktpunkt<br />
eröffnet, der von einer<br />
KMUTNB-Mitarbeiterin, von Prof.<br />
Unger und den administrativen<br />
Einrichtungen der <strong>FernUni</strong>versität<br />
betreut wird. Drei Studierende der<br />
thailändischen Hochschule nutzten<br />
die Gelegenheit und überreichten<br />
Prof. Unger bei der Eröffnungszeremonie<br />
ihre Einschreibungsunterlagen<br />
für das neue Programm. br
Leute<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />
Linda Glawe<br />
Duale Karriere im Ballett und in der Volkswirtschaftslehre<br />
Als Ballett-Tänzerin im Ensemble der<br />
neuen Operette Düsseldorf führt sie<br />
das Musical „My Fair Lady“ und die<br />
Operette „Die Csárdásfürstin“ auf.<br />
In ihrem Büro auf dem Campus<br />
der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Linda Glawe<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Hardy Welsch)<br />
in Hagen dreht sich<br />
das Gespräch um<br />
ostasiatische Volkswirtschaften.<br />
Bühnentanz<br />
und Tanzpädagogik,<br />
Forschung und Fern-<br />
Universität: Linda Glawe (24) aus<br />
Gelsenkirchen verknüpft beides. Sie<br />
macht Karriere im Ballett und in der<br />
Wissenschaft. „Die Konkurrenz ist in<br />
beiden Bereichen sehr groß, das erforderliche<br />
Durchhaltevermögen extrem<br />
hoch“, sieht die Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen eine wesentliche Parallele.<br />
„Ich möchte in beiden Gebieten das<br />
Beste aus mir herausholen.“<br />
Das gelingt ihr seit der Schulzeit.<br />
Mit 17 Jahren kam Linda Glawe<br />
über das Akademiestudium an die<br />
<strong>FernUni</strong>versität. Nach dem Abitur<br />
fand sie in der Volkswirtschaftslehre<br />
schnell Input und Instrumente für<br />
ihr Herzensthema, das sie bis heute<br />
nicht loslässt: Warum sind einige<br />
„Im jeweils anderen Bereich schöpfe ich neue<br />
Kraft und Inspiration.“<br />
Länder so arm und andere so reich?<br />
Wachstumstheorien, Strukturwandel<br />
und Einkommensungleichheit<br />
waren daher schon in ihrem mit<br />
Auszeichnung bestandenen Bachelor-<br />
und Masterstudium der Wirtschaftswissenschaft<br />
Schwerpunkte.<br />
Parallel dazu trainierte sie in ihrer<br />
Ausbildung zur Bühnentänzerin<br />
und Tanzpädagogin an der Berufsfachschule<br />
für Bühnentanz in Düsseldorf<br />
mehrere Stunden täglich.<br />
Als Ausgleich zur Universitätsarbeit<br />
tanzt und unterrichtet sie auch jetzt<br />
noch regelmäßig in der NRW-Landeshauptstadt.<br />
„Ohne die <strong>FernUni</strong>versität<br />
wäre diese Zweigleisigkeit<br />
nicht möglich. Das Konzept passt<br />
für mich perfekt“, sagt Linda Glawe.<br />
Linda Glawe<br />
Seit vergangenem Jahr ist sie Mitarbeiterin<br />
am Lehrstuhl für Volkswirtschaft,<br />
insb. Makroökonomie von<br />
Prof. Dr. Helmut Wagner sowie am<br />
neu gegründeten Forschungszentrum<br />
für volkswirtschaftliche Studien<br />
zu Ostasien. In ihrer Promotion<br />
greift sie das Konzept der „middle<br />
income trap“ mit Blick auf Asien<br />
auf. „Es geht um die Frage, warum<br />
viele Länder nach einer langen<br />
Zeit des raschen Wirtschaftswachstums<br />
schnell den Status eines Landes<br />
des mittleren Einkommens erreichen.<br />
Aber dann scheitern sie daran,<br />
diesen Einkommensbereich zu überwinden<br />
und zu den hochentwickelten<br />
Ländern aufzuschließen“, erklärt<br />
Linda Glawe. „Dieses Phänomen<br />
wird als ‚middleincome<br />
trap‘ bezeichnet.“<br />
Wichtiger<br />
Bestandteil<br />
ihres Promotionsprojekts<br />
zur Prognose<br />
des Wachstums der Länder des<br />
mittleren Einkommens wird die Entwicklung<br />
eines Wachstumsmodells<br />
der chinesischen Wirtschaft sein.<br />
„Auf dieser Basis möchte ich langfristige<br />
Strategien für die chinesische<br />
Wirtschaft aufzeigen“, umreißt<br />
sie ihr Thema.<br />
In ihrer knappen Freizeit hat Linda<br />
Glawe begonnen, Chinesisch zu lernen.<br />
„Es reizt mich, die Sprache zu<br />
können“, sagt die Wissenschaftlerin.<br />
„Einige interessante Publikationen<br />
sind derzeit nur in Chinesisch<br />
erhältlich.“<br />
Beim Ballett<br />
schöpft <strong>FernUni</strong>-<br />
Doktorandin<br />
Linda Glawe<br />
neue Kraft für<br />
die Wissenschaft.<br />
Foto: FUNKE Foto<br />
Services,<br />
Kai Kitschenberg<br />
International stark<br />
nachgefragte Paper<br />
Gemeinsam mit ihrem Doktorvater<br />
Prof. Helmut Wagner hat sie in den<br />
vergangenen Monaten drei Artikel<br />
zu ihrem Forschungsthema verfasst,<br />
die international auf großes Interesse<br />
gestoßen sind. Die erste Arbeit<br />
wurde vom Hausjournal der Association<br />
for Comparative Economic Studies,<br />
einem renommierten amerikanischen<br />
Fachjournal, umgehend im<br />
Dezember 2016 veröffentlicht. Das<br />
zweite Paper „China in the Middle<br />
Income Trap“ ist wie das erste derzeit<br />
ein weltweit stark nachgefragtes Paper<br />
auf renommierten Forschungsportalen.<br />
Bei einer Konferenz mit<br />
internationalen Experten im japanischen<br />
Kobe hatte Linda Glawe im<br />
Dezember Gelegenheit, Paper und<br />
Promotion vorzustellen.<br />
Im Mai hat sie nun beim Gründungsworkshop<br />
des „Center for East Asian<br />
Macroeconomic Research“ (CE-<br />
AMeS) den dritten Artikel “A Stylized<br />
Model of China’s Growth Since<br />
1978“ präsentiert.<br />
Wertvolle Erfahrungen, um Kontakte<br />
für die weitere Wissenschaftskarriere<br />
zu knüpfen und sich zu vernetzen.<br />
Denn für Linda Glawe steht<br />
längst fest, dass sie nach dem Abschluss<br />
ihrer Promotion weiter forschen<br />
will.<br />
Während sie mit 24 Jahren in der<br />
Wissenschaft noch jung ist, rückt als<br />
Tänzerin in einigen Jahren das Karriereende<br />
bereits näher. Dennoch will<br />
sie als freiberufliche Tänzerin weiterhin<br />
in ausgewählten Projekten auf<br />
der Bühne stehen und als Tanzpädagogin<br />
in Choreografie und Nachwuchsförderung<br />
mitwirken. Denn<br />
die Zweigleisigkeit ist für Linda Glawe<br />
ein Geheimnis ihres Erfolgs: „Im<br />
jeweils anderen Bereich schöpfe ich<br />
neue Kraft und Inspiration.“ can<br />
Prof. Halang im Ruhestand<br />
Auf dem „Zenit der Freiheit“<br />
„Sie sind also auf dem ‚Zenit der<br />
Freiheit‘ angekommen!“ Dieser Erkenntnis<br />
von Prof. Dr. Ada Pellert<br />
wollte Prof. Dr. Dr. Wolfgang A. Halang<br />
keineswegs widersprechen, als<br />
die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen ihm die Urkunde zur Verabschiedung<br />
aus dem aktiven Dienst<br />
überreichte. Der Leiter des Lehrgebiets<br />
Informationstechnik in der Fakultät<br />
für Mathematik und Informatik<br />
war sich der grundsätzlichen<br />
beruflichen Freiheiten von Professorinnen<br />
und Professoren immer<br />
bewusst. Und ebenso der Tatsache,<br />
dass das Fernstudiensystem der Hagener<br />
Universität ihren Lehrenden<br />
noch ein wenig zusätzliche Flexibilität<br />
gewährt.<br />
Prof. Wolfgang Halang (Mitte) wurde von Rektorin Prof. Ada Pellert und Dekan<br />
Prof. Jörg Desel verabschiedet.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Im Ruhestand könnte sich Prof. Halang<br />
eigentlich ganz seinen Hobbys<br />
widmen. Das wird er aber nicht.<br />
Wolfgang Halang wird auch weiter<br />
auf dem Campus sein, wenn<br />
auch unregelmäßig. Er ist Vorsitzender<br />
von zwei Promotionskommissionen<br />
und betreut selbst noch<br />
mehrere Promotionsvorhaben. Zudem<br />
müssen Bücher geschrieben<br />
werden. Schon kurz nach dem Beginn<br />
des Ruhestandes standen ein<br />
Doktorandenseminar und eine Reise<br />
nach China auf dem Terminkalender,<br />
wo sein Lehrstuhl in einer<br />
Alexander-von-Humboldt-Institutspartnerschaft<br />
mit dem College of<br />
Science and Engineering der City<br />
University of Hong Kong zusammenarbeitete:<br />
„In China muss ein<br />
neuer wissenschaftlicher Kontakt<br />
gepflegt werden, zudem treffe ich<br />
fünf ‚Doktortöchter‘ wieder.“ So<br />
nennt Halang Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />
die er – wie auch<br />
zahlreiche Männer – als Doktorvater<br />
betreut hat. Mittlerweile wurde<br />
er zum Gastprofessor an der Chinesisch-Deutschen<br />
Technischen Fakultät<br />
der Qingdao University of Science<br />
and Technology berufen.<br />
Der Experte für IT-Sicherheit kam<br />
1992 zur <strong>FernUni</strong>versität. Hier beschäftigte<br />
er sich schwerpunktmäßig<br />
mit im Echtzeitbetrieb arbeitenden<br />
eingebetteten Automatisierungssystemen,<br />
also mit Digitalrechnern,<br />
und entwickelte in<br />
diesem Zusammenhang großes Interesse<br />
für sicherheitsgerichtete<br />
elektronische Systeme und für IT-<br />
Sicherheit. Die Erfolge seiner Arbeit<br />
dokumentieren mehrere Patente.<br />
Zu den weniger schönen Erinnerungen<br />
gehört, dass der Fachbereich<br />
Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
seine Selbstständigkeit<br />
verlor und mit der Mathematik<br />
und der Informatik zu einer neuen<br />
schlagkräftigen Einheit, der Fakultät<br />
für Mathematik und Informatik,<br />
zusammengelegt werden musste.<br />
Letzter Dekan des Fachbereichs<br />
war Halang. Bis zu seinem Ruhestand<br />
war er Prodekan der Fakultät.<br />
Halang wurde in Mathematik und in<br />
Informatik promoviert. Er arbeitete<br />
in der Industrie und war vor seinem<br />
Ruf nach Hagen Inhaber eines Lehrstuhls<br />
für Informationstechnik an<br />
der Reichsuniversität Groningen. In<br />
Rom und Maribor war er Gastprofessor.<br />
Da
Leute<br />
Seite 16<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Prof. Stefan Strecker<br />
Die digitale Transformation mitgestalten<br />
Zahlreiche Beschäftigte der Fern-<br />
Universität engagieren sich in Fachund<br />
Berufsverbänden. Prof. Stefan<br />
Strecker ist Sprecher des Fachbereichs<br />
Wirtschaftsinformatik der<br />
Gesellschaft für Informatik.<br />
„Sprecher des Fachbereichs Wirtschaftsinformatik<br />
zu sein ist eine<br />
reizvolle Aufgabe.“ Von 2016 bis<br />
2019 vertritt Prof. Dr. Stefan Strecker<br />
die Mitglieder des Fachbereichs<br />
in der Gesellschaft für Informatik<br />
(GI) und in den Gremien der Wirtschaftsinformatik.<br />
„Das Aufgabenspektrum<br />
als Sprecher ist vielfältig“,<br />
so der Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Betriebswirtschaftslehre, insb.<br />
Entwicklung von Informationssystemen<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen. Jahrestagungen vorausplanen,<br />
internationale Kontakte pflegen,<br />
verbandsübergreifende Zusammenarbeit<br />
und die Gründung<br />
einer neuen Fachgruppe sind nur<br />
einige Themen, die ihn in den ersten<br />
Monaten beschäftigt haben. Ein<br />
weiteres Aufgabenfeld hat er in den<br />
Mittelpunkt seiner Zeit als Sprecher<br />
gestellt: „Ich möchte dazu beitragen,<br />
besser über die Themen der<br />
Wirtschaftsinformatik zu informieren<br />
und moderiere dazu die Podcast-Gesprächsreihe<br />
‚<strong>Perspektive</strong>n<br />
Prof. Stefan<br />
Strecker<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />
Hardy Welsch)<br />
– Gespräche zu Themen der Wirtschaftsinformatik‘,<br />
die sich an Schülerinnen<br />
und Schüler, Studierende<br />
und all diejenigen richtet, die besser<br />
verstehen wollen, was Wirtschaftsinformatik<br />
ist.“<br />
Die GI ist mit rund 20.000 Mitgliedern<br />
– unter ihnen Hagener Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
– der mitgliederstärkste Fachverband<br />
der Informatik im deutschsprachigen<br />
Raum. In ihrem Fachbereich<br />
Wirtschaftsinformatik engagieren<br />
sich 1.200 Mitglieder in<br />
beteiligungs- und themenoffenen<br />
Fachgruppen und Arbeitskreisen.<br />
Zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten<br />
dieser Fachgruppen bieten<br />
die Chance, mitzumachen. Die<br />
digitale Transformation von Wirtschaft<br />
und Gesellschaft bilden zentrale<br />
Themen gegenwärtiger Diskussionen.<br />
Strecker: „Wirtschaftsinformatikerinnen<br />
und Wirtschaftsinformatiker<br />
gestalten und formen<br />
die digitale Transformation.“ Dabei<br />
steht stets der Wirkungs- und<br />
Handlungsverbund von Menschen<br />
und Maschinen im Mittelpunkt.<br />
Mitglieder des GI-Fachbereichs sind<br />
IT-Fachleute aus Wirtschaft, Industrie<br />
und Verwaltung, Lehrkräfte an<br />
Schulen, Auszubildende und Studierende<br />
– und Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler an Fachhochschulen<br />
und Universitäten.<br />
WI-Gruppe für<br />
<strong>FernUni</strong>-Studierende<br />
Prof. Strecker begleitet derzeit die<br />
Gründung einer GI-Studierendengruppe<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität: „Ich<br />
bin selbst als Student Mitglied der<br />
GI geworden und versuche, Studierende,<br />
Promovierende und Postdocs<br />
für das Mitwirken in der GI und im<br />
Fachbereich zu begeistern. Interessierte<br />
<strong>FernUni</strong>-Studierende sollten<br />
nicht zögern, sich in die neue<br />
Gruppe einzubringen.“ Wichtig ist<br />
ihm auch die Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses der Wirtschaftsinformatik<br />
– ob als Mentor<br />
für das Doctoral Consortium der Internationalen<br />
Tagung Wirtschaftsinformatik<br />
oder als Diskutant auf<br />
Forschungskolloquien seiner eigenen<br />
Forschungscommunity.<br />
Dem Fachbereich Wirtschaftsinformatik<br />
der GI kommt für die deutschsprachige<br />
Wirtschaftsinformatik-<br />
Community eine zentrale Bedeutung<br />
zu: Seine Mitglieder tragen<br />
seit vielen Jahren die wissenschaftliche<br />
Zeitschrift Wirtschaftsinformatik,<br />
die inzwischen in englischer<br />
Sprache unter dem Titel „Business<br />
& Information Systems Engineering“<br />
(BISE) erscheint und seit 1959<br />
das zentrale Publikationsorgan für<br />
Wirtschaftsinformatikforschung ist.<br />
Mitglieder des Fachbereichs engagieren<br />
sich für wichtige Projekte<br />
wie etwa die Erarbeitung von Rahmenempfehlungen<br />
für die Gestal-<br />
i<br />
tung von Studiengängen der Wirtschaftsinformatik,<br />
für die Organisation<br />
und Veranstaltung von Tagungen<br />
und die Herausgabe weiterer<br />
Zeitschriften und Buchreihen. Strecker:<br />
„Das Engagement der Fachbereichsmitglieder<br />
ist beeindruckend<br />
und leistet enorm wichtige Beiträge<br />
für die Community.“<br />
Die Vielfalt seiner Aufgaben illustriert<br />
er an Beispielen: „Gerade bereiten<br />
wir die Gründung einer neuen<br />
Fachgruppe ,Informationssysteme<br />
im Gesundheitswesen’ gemeinsam<br />
mit dem Fachbereich Informatik<br />
in den Lebenswissenschaften vor.“<br />
Die internationale Vernetzung ist<br />
ihm ebenso wichtig wie die enge<br />
Zusammenarbeit mit Gremien und<br />
Verbänden im deutschsprachigen<br />
Raum. Strecker: „Es ist notwendig,<br />
mit- und vorauszudenken, Themen<br />
und Entwicklungen im Blick zu behalten<br />
und sich mit Kolleginnen und<br />
Kollegen auszutauschen, um zu erkennen,<br />
in welche Themen wir uns<br />
einbringen sollten.“<br />
Da<br />
Im Rahmen seiner Aktivitäten für den Fachbereich Wirtschaftsinformatik<br />
engagiert sich Prof. Strecker als Hauptherausgeber einer wissenschaftlichen<br />
OA-Zeitschrift zweier Fachgruppen der GI. Die Zeitschrift<br />
„Enterprise Modelling and Information Systems Architectures“ (EMI-<br />
SA) wird an der <strong>FernUni</strong>versität editiert und herausgegeben. Das Projekt<br />
hat er jüngst im Rahmen des <strong>FernUni</strong>-Dialogs vorgestellt (s. S. 2).<br />
Studierende und Alumni<br />
Urs Wäfler<br />
Interessante Erfahrungen im Hinblick auf die Abschlussarbeit<br />
Den nachfolgenden Text stellte uns<br />
Urs Wäfler zur Verfügung, der in der<br />
Schweiz lebt und Wirtschaftsinformatik<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />
studiert.<br />
„Seit dem <strong>Sommer</strong>semester 2012<br />
studiere ich Wirtschaftsinformatik<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität. Im deutschsprachigen<br />
Raum nehmen deren<br />
Studienangebote eine herausragende<br />
Stellung ein. Insofern gefällt<br />
mir die <strong>FernUni</strong>versität sehr<br />
gut. Falls alles nach Plan verläuft,<br />
dann kann ich das Studium der<br />
Wirtschaftsinformatik im nächsten<br />
Herbst abschliessen; es ist noch die<br />
Bakkalaureusarbeit zu schreiben.<br />
Ich bin bei einem Besuch der Webseite<br />
der Zeitschrift „Business &<br />
Information Systems Engineering“<br />
(BISE) auf die 13. Internationale<br />
Tagung Wirtschaftsinformatik aufmerksam<br />
geworden. Die Tagung<br />
Wirtschaftsinformatik gehört gewissermassen<br />
zu meinem Endspurt<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität. Insgesamt<br />
wurden meine Erwartungen, dass<br />
es eine qualitativ hochwertige Tagung<br />
sein wird, nicht nur erfüllt,<br />
sondern sogar übertroffen. Auf<br />
solchen Tagungen werden aktuelle<br />
Forschungsergebnisse präsentiert<br />
und diskutiert. Insofern habe ich<br />
mein Wissen erweitern und vertiefen<br />
können. Insbesondere ermöglichten<br />
die Präsentationen einen<br />
sehr guten Einstieg in die jeweilige<br />
Thematik, wobei ein Austausch mit<br />
den Referenten möglich war. Hierbei<br />
sah ich, wie andere in der Wissenschaft<br />
arbeiten und konnte meine<br />
Arbeitsweise im Hinblick auf die<br />
Abschlussarbeit reflektieren.<br />
In St. Gallen konnte man nicht an allen<br />
Vorträgen teilnehmen, weil viele<br />
parallel gehalten worden sind.<br />
Nachdem ich am Sonntag an einem<br />
Pre-Conference Workshop teilgenommen<br />
hatte, hörte ich am Montagmorgen<br />
im Audimax den Vortrag<br />
von Thomas Saueressig, welcher<br />
seit dem 1. Mai 2016 der CIO<br />
der SAP SE ist. Nach der Kaffeepause<br />
besuchte ich die ersten zwei Sessionen<br />
des Tracks ‚Lern- und Wissensmanagement‘.<br />
Eigentlich wollte<br />
ich auch noch an der dritten Session<br />
dieses Tracks teilnehmen. Ich<br />
entschied mich aber spontan für die<br />
Wissenschaftliche Tagungen sind auch für Studierende wertvoll, um neue Einblicke zu gewinnen und Kontakte zu knüpfen.<br />
(Foto: Thinkstock, kasto80)<br />
sogenannte Panel Session im Audimax,<br />
das Thema lautete: ‚Digitale<br />
Transformation: Alter Wein in neuen<br />
Schläuchen? Zum Verhältnis von<br />
Informationsmanagement und Digitalisierung.‘<br />
Allgemein war die Tagung sehr lebhaft,<br />
initial hatte ich mein individuelles<br />
Programm zusammengestellt.<br />
Im Verlaufe der Tagung verliess ich<br />
teilweise meine initiale Planung und<br />
besuchte eher spontan einen Vortrag;<br />
dabei war zur Orientierung die<br />
Veranstaltungs-App eine sehr gute<br />
Unterstützung.<br />
Ich werde die 13. Internationale Tagung<br />
Wirtschaftsinformatik in bester<br />
Erinnerung behalten und freue<br />
mich nun auf das Thema meiner<br />
Bakkalaureusarbeit.“<br />
Informationen zu der Tagung sind<br />
unter https://wi<strong>2017</strong>.ch/de/ zu finden.
Studierende und Alumni <strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 17<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Deutschlandstipendium<br />
„Ohne Stipendium hätte ich mein Studium abgebrochen“<br />
Beim Treffen in Hagen lernten sich<br />
die Studierenden untereinander<br />
kennen, erkundeten den Campus,<br />
die Uni-Bibliothek und die Stadt bei<br />
einer Busrundfahrt zu „Hagen Highlights“.<br />
Bei einem Empfang trafen<br />
sie zudem die Förderinnen und Förderer<br />
des Deutschlandstipendiums,<br />
das zur Hälfte vom Bund und von<br />
Unternehmen oder Privatpersonen<br />
getragen wird. Während des Empfangs<br />
bekamen die Stipendiatinnen<br />
und Stipendiaten ihre Urkunden ausgehändigt,<br />
stellvertretend für alle<br />
hielt Marion Nissen eine Rede.<br />
Darin skizziert sie, dass das Stipendium<br />
entscheidend zu ihrer beruflichen<br />
Selbstständigkeit beigetragen<br />
hat. Ihr Wunsch und Ziel war es, berufliche<br />
Beratung und Coaching anzubieten.<br />
„Sie als Förderinnen und<br />
Förderer, dürfen sich als Patinnen<br />
und Paten dieser Idee verstehen,<br />
denn ohne das Stipendium hätte<br />
ich eventuell meine Vision nicht so<br />
klar formuliert und auch mein Studium<br />
abgebrochen. Dafür bin ich sehr<br />
dankbar!“ Marion Nissen hat an ihrem<br />
roten Faden festgehalten.<br />
Talente von morgen<br />
Während der Urkundenübergabe<br />
machte Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert<br />
in wenigen Sätzen deutlich,<br />
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten trafen sich beim Empfang der Rektorin mit Sponsorinnen und Sponsoren des<br />
Deutschlandstipendiums.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
wie groß die Vielfalt der <strong>FernUni</strong>-<br />
Studierenden hinsichtlich Alter, familiärer<br />
und beruflicher Lebensumstände,<br />
Religion und physischer Fähigkeiten<br />
ist. Was alle eint, würdigte<br />
die Rektorin: „Sie leisten Herausragendes<br />
in Ausbildung, Familie und<br />
Gesellschaft und geben das Erlernte<br />
und Ihre Lebenserfahrung durch<br />
ihr vielfältiges Engagement weiter.“<br />
Aufgrund der Qualität der Bewerbungen<br />
und der hohen Nachfrage<br />
seitens der Studierenden möchte<br />
die <strong>FernUni</strong> auch im Studienjahr<br />
<strong>2017</strong>/18 wieder Deutschlandstipendien<br />
vergeben, kündigte Pellert<br />
an.<br />
Dafür sagte die Gesellschaft der<br />
Freunde der <strong>FernUni</strong>versität (GdF)<br />
wieder ihre Unterstützung zu. GdF-<br />
Vorstandsmitglied Bernd Pederzani<br />
unterstrich die unterschiedlichen<br />
Motivationen, sich für das Deutschlandstipendium<br />
einzusetzen: „Potenzielle<br />
Fachkräfte kennenzulernen,<br />
Einblicke in Forschung und<br />
i<br />
Wissenschaft zu gewinnen, das regionale<br />
Netzwerk zu stärken oder<br />
als Absolvent etwas an die Hochschule<br />
zurückgeben. Gemeinsam<br />
wollen wir aber talentierte Studierende<br />
fördern und damit positive<br />
gesellschaftliche Veränderungen<br />
bewirken.“<br />
Eines der Unternehmen, die das<br />
Deutschlandstipendium an der<br />
<strong>FernUni</strong>versität fördern, lernten die<br />
Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />
während ihres Besuchs kennen: das<br />
mittelständische Kaltwalzwerk Risse<br />
& Wilke aus Iserlohn, dessen Produkte<br />
sich vor allem in der Automobilindustrie<br />
und im Werkzeugbau<br />
finden. Das familiengeführte<br />
Unternehmen spendet zum vierten<br />
Mal ein Stipendium – „aus<br />
Überzeugung“, wie Personalleiterin<br />
Ines Wilke betonte. Sie führte die<br />
Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />
durch die Produktion des Werkes,<br />
in dem 40 Tonnen schwere Stahl-<br />
Coils verarbeitet werden. aw<br />
Stipendien stellen zur Verfügung: Gesellschaft der Freunde der Fern-<br />
Universität; Wilo Foundation, Dortmund; Dörken AG, Herdecke; Risse<br />
+ Wilke Kaltband GmbH & Co. KG, Iserlohn; SIHK zu Hagen; Rotary<br />
Club Hagen-Lenne; Hans-Rudolf Hermannsen, Hagen; Dr. Claudio<br />
Gruler, Schweiz; Wulf Tiedemann, Wingst; Klaus Oberliesen, Hagen;<br />
Sparkasse Hagen-Herdecke sowie zweckgebundene Spenden<br />
Olga Permann<br />
Psychologiestudentin coacht Soldatinnen und Soldaten<br />
„Entweder Du lebst deinen Traum<br />
oder du hörst auf zu jammern!“<br />
Olga Permann hat sich entschieden:<br />
Sie lebt ihren Traum. Die Bundeswehrsoldatin<br />
aus Flensburg studiert<br />
an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen seit<br />
dem Wintersemester 2015 Psychologie.<br />
Da sie sich für zwölf Jahre verpflichtet<br />
hatte, stand ihr über den<br />
Berufsförderungsdienst der Bundeswehr<br />
(BFD) eine Aus- und Weiterbildung<br />
für den zivilen Arbeitsmarkt zu.<br />
Psychologie und Coaching<br />
Auch im Fernstudium in Hagen wird<br />
sie weiterhin von der Bundeswehr<br />
gefördert. Inhaltlich schließt sie mit<br />
ihrem Psychologiestudium an die<br />
Coachausbildung an. Ihr berufliches<br />
Ziel ist es, ausscheidenden Soldatinnen<br />
und Soldaten die Angst<br />
vor dem „Fall ins Unerwartete“ zu<br />
nehmen.<br />
Denn Olga Permann kann die Zweifel<br />
nachvollziehen, die nach der aktiven<br />
Dienstzeit aufkommen. „Bei<br />
der Bundeswehr hat man einen sicheren<br />
Arbeitsplatz. Man bekommt<br />
Anerkennung, die Uniform und der<br />
Zusammenhalt stärken. Durch die<br />
Beendigung der Dienstzeit droht<br />
dies alles wie eine ,Seifenblase‘ zu<br />
zerplatzen.“<br />
Die 34-jährige Flensburgerin hat<br />
eine Lizenz als Personalcoach und<br />
ist als Freiberuflerin bereits erfolgreich<br />
tätig. Durch das Studium an<br />
der <strong>FernUni</strong> erwirbt sie nun eine<br />
höhere Qualifikation, um aus dem<br />
Neben- einen Hauptjob zu machen.<br />
Der innere Motor wird durch<br />
Interesse angetrieben<br />
Für ihr Fernstudium hat sie stets viel<br />
Unterstützung bekommen: durch<br />
Vorgesetzte und ein gutes privates<br />
Netzwerk, das auch mal zur Betreuung<br />
von Permanns achtjähriger<br />
Tochter einspringt. Außerdem hat<br />
sie diese besondere Energie. „Der<br />
innere Motor wird durch das Interesse<br />
am Beruf oder Studium angetrieben.<br />
Fehlt es, stottert der Motor<br />
und man sieht schnell Hindernisse<br />
auftauchen, die unüberwindbar<br />
erscheinen.“<br />
Aber finden Menschen ihre Berufung<br />
und passenden Aufgabe im<br />
Leben? „Leider gibt es kein Universalrezept,<br />
aber ich muss meine<br />
Strategie verändern und mich vielleicht<br />
auf meine größten Wünsche<br />
besinnen.“ Der Traumberuf aus der<br />
Kindheit vielleicht? „Warum nicht“,<br />
sagt sie. „Wer seine Nische findet,<br />
ist gut darin.“<br />
Sie hat mit dem Fernstudium ihren<br />
Glückstreffer im Leben gelandet.<br />
In ihrem BWL-Studium an der<br />
Fachhochschule fühlte sie sich „wie<br />
fremd“. Mitten in einer VWL-Vorlesung<br />
stand sie eines Tages auf, fuhr<br />
nach Hause und recherchierte nach<br />
alternativen Studiermöglichkeiten.<br />
„Entweder tust du jetzt was für deinen<br />
Traum oder hörst auf zu jammern!“<br />
Das war der Schlüsselsatz<br />
für den Moment.<br />
„An Psychologie hatte ich schon immer<br />
Interesse, allerdings hatte ich<br />
,nur‘ Fachabi und hab mir deshalb<br />
kaum Chancen ausgerechnet“, erzählt<br />
die 34-Jährige. Mit 16 war<br />
sie von Russland nach Deutschland<br />
übergesiedelt, ohne Sprachkenntnisse.<br />
Nach einer kaufmännischen<br />
Ausbildung holte sie ihr Fachabi<br />
nach, ging anschließend zur Bundeswehr.<br />
Da war sie 22 Jahre alt.<br />
Olga Permann wurde dort Sprachaufklärerin<br />
und Sprachausbilderin.<br />
Später machte sie über den BFD eine<br />
Ausbildung zur Wirtschaftsfachwirtin<br />
und erfüllte mit dem Meisterbrief<br />
als Beruflich Qualifizierte die erforderlichen<br />
Anforderungen an der<br />
<strong>FernUni</strong>. „Es war als ob ein Traum in<br />
Erfüllung geht“, schildert sie. Zum<br />
Studiert als beruflich Qualifizierte: Bundeswehrsoldatin Olga Permann.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Jakob Studnar)<br />
Wintersemester 2015 startete sie<br />
in Hagen.<br />
Persönlicher und virtueller<br />
Kontakt<br />
„Grundsätzlich fühle mich an der<br />
<strong>FernUni</strong> gut aufgehoben, manchmal<br />
ein bisschen wie abgeschnitten.<br />
Fern bleibt eben fern…“ Im ersten<br />
Semester hatte sie über das Projekt<br />
„Study Buddy“ eine Studienpartnerin,<br />
mit der sie telefoniert und viel<br />
gemailt hat. „Das hat super gepasst,<br />
die Zusammenarbeit war prima.“<br />
Im Alltag ist ihr Seminarraum eine<br />
Bibliothek oder das Wohnzimmer.<br />
Vor allem, wenn ihre Tochter in der<br />
Schule ist, lernt Olga Permann. „Ich<br />
mache mich fertig, als wollte ich das<br />
Haus verlassen – und setze mich an<br />
den Schreibtisch. Gesammelt und<br />
konzentriert.“ So folgt sie ihrem<br />
Traum vom Psychologiestudium. aw
Seite 18 <strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Studierende und Alumni<br />
Prof. Dr. Oliver Gürtler<br />
VWL-Prof löst Problem „stabiler Hochzeiten“ im Fernstudium<br />
Für seine berufliche Laufbahn<br />
braucht er den Abschluss an der<br />
<strong>FernUni</strong>versität in Hagen nicht<br />
mehr, trotzdem hat Prof. Dr. Oliver<br />
Gürtler mit Ehrgeiz seinen Bachelor-Abschluss<br />
in Mathematik abgelegt.<br />
Der 38-Jährige lehrt seit 2009<br />
im Bereich Volkswirtschaftslehre an<br />
der Uni Köln: „In der VWL modellieren<br />
wir wirtschaftliches Verhalten<br />
über mathematische Modelle,<br />
insofern lehre und forsche ich<br />
in einem recht mathematisch geprägten<br />
Feld.“<br />
Nebenfach angerechnet<br />
Seine Kenntnisse waren ausreichend,<br />
aber nicht erschöpfend. Der<br />
Wissenschaftler kniete sich rein und<br />
las zunächst Fachbücher. Schnell<br />
merkte er: „Ohne Druck von außen<br />
geht es nicht. Also habe ich mich<br />
zum Wintersemester 2011/12 an<br />
der <strong>FernUni</strong> in den Bachelor eingeschrieben<br />
und es möglichst vielen<br />
erzählt. Das provozierte Nachfragen<br />
zum Stand meines Mathe-Studiums.“<br />
Ein wenig war Oliver Gürtler<br />
darüber entlastet, dass er sich<br />
sein VWL-Studium als Nebenfach<br />
anrechnen lassen konnte.<br />
Selbstdisziplin musste er dennoch<br />
aufbringen und vornehmlich die<br />
Wochenenden – Samstag war ein<br />
regelmäßiger Lerntag – reservieren.<br />
Da es seine freiwillige Entscheidung<br />
war, studierte er intrinsisch<br />
motiviert und zielgerichtet.<br />
Mit seinem beruflichen Hintergrund<br />
empfand er das Fernstudium<br />
als „perfekt“.<br />
Prof. Oliver<br />
Gürtler<br />
(Foto: Lisa Beller)<br />
„Heimspiel“: Klausurort Köln<br />
Was Gürtler entgegen kam: Für die<br />
Klausuren musste er nicht weit reisen.<br />
„Da hatte ich mit Köln meistens<br />
ein Heimspiel“, lacht er während<br />
des Telefoninterviews. „Ich habe sogar<br />
mal in einem Hörsaal geschrieben,<br />
in dem ich sonst Vorlesungen<br />
halte…“<br />
Seine eigenen Studierenden hat er<br />
allerdings nicht als Kommilitoninnen<br />
oder Kommilitonen der <strong>FernUni</strong><br />
getroffen. Statt dessen andere interessante<br />
Menschen: „Ich bin nach<br />
(Foto: Thinkstock, Pixelnest)<br />
wie vor beeindruckt davon, wie heterogen<br />
die Studierendenschaft an<br />
der <strong>FernUni</strong> ist. Der eine studiert als<br />
Apotheker, der nächste als Schüler.<br />
Seminare oder Studientage waren<br />
immer spannend.“<br />
Engagierte Bachelor-Arbeit<br />
Besonders viel Ehrgeiz investierte<br />
der professorale Student in seine<br />
Bachelor-Arbeit bei Prof. Dr. Winfried<br />
Hochstättler aus dem Lehrgebiet<br />
Diskrete Mathematik und Optimierung:<br />
„Stabile Hochzeiten in polygynandrischen<br />
Gesellschaften“.<br />
Ausgangspunkt der Arbeit war der<br />
Algorithmus, mit dem glücksversprechende<br />
Paarungen von Männern<br />
und Frauen berechnet werden<br />
können. „Dieses Modell wurde erweitert<br />
und untersucht, unter welchen<br />
Umständen etwa eine Gruppe<br />
von Männern einer Gruppe von<br />
Frauen sinnvoll zugeordnet werden<br />
kann“, erläutert Oliver Gürtler. Die<br />
mathematische Theorie vom langfristigen<br />
Beziehungsglück.<br />
Ein weiteres Anwendungsbeispiel:<br />
Die Fußballnationalmannschaft<br />
möchte Freundschaftsspiele veranstalten.<br />
Es gilt, innerhalb eines begrenzten<br />
Zeitraums eine begrenzte<br />
Anzahl von Spielen zu terminieren.<br />
„Es sollen für eine Mannschaft<br />
mehrere Spielpartner gefunden<br />
werden“, beschreibt Gürtler.<br />
Wie wirkt sich das <strong>FernUni</strong>-Studium<br />
generell auf seine eigene Lehre und<br />
Forschung aus? „Ich bin in der Lehre<br />
anspruchsvoller geworden und stelle<br />
höhere Erwartungen an Studierende,<br />
was Engagement und Motivation<br />
betrifft. Es beeinflusst eher<br />
meine Forschung. Hier fließen mathematische<br />
Methoden nun stärker<br />
ein.“<br />
aw<br />
Julia Marre<br />
Wenn der Theater-Vorhang fehlt<br />
Wer war die unbekannte Gärtnerin,<br />
die Hermann Hesses Haus kaufte?<br />
Bei ihren Recherchen für eine Reisereportage<br />
über den Bodensee stieß<br />
Julia Marre (36) aus Kiel auf das Anwesen<br />
des Literaturnobelpreisträgers.<br />
Acht Jahre lang lebte Hesse<br />
hier seinen Traum von einem ländlichen<br />
Zuhause. Sein Anwesen verkaufte<br />
er 1912 an eine unbekannte<br />
Gärtnerin. Julia Marre nahm die<br />
wissenschaftliche Spur auf, die sie<br />
von ihrem früheren Wohnort am<br />
Bodensee ausgerechnet ins Stadtarchiv<br />
ihrer Heimatstadt Hameln führte.<br />
Spätestens jetzt war ihr Interesse<br />
geweckt, mehr über die Hamelnerin,<br />
die Hermann Hesses Haus kaufte,<br />
herauszufinden.<br />
Mit Bachelor-Arbeit Forschungslücke<br />
entdeckt<br />
Nicht nur im Fall der unbekannten<br />
Gärtnerin verknüpft die <strong>FernUni</strong>-<br />
Absolventin Journalismus und Wissenschaft.<br />
Theater, Literatur, Musik,<br />
Kunst und Reisen – das ist ihre Welt.<br />
Parallel zu ihrem Beruf als Feuilletonredakteurin<br />
studierte Julia Marre<br />
daher Kulturwissenschaften an<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen. Auf<br />
das Thema ihrer Bachelor-Arbeit<br />
stieß sie bei ihren zahlreichen Theaterbesuchen.<br />
„Ich besuche berufsbedingt<br />
viele Schauspielhäuser und<br />
bin auch privat ein großer Theaterfan“,<br />
berichtet Julia Marre, der<br />
das zunehmende Verschwinden<br />
des Theatervorhangs auffiel. Mit<br />
ihrer Annäherung an den Bedeutungswandel<br />
des Theatervorhangs<br />
an deutschen Schauspielhäusern<br />
hat sie eine Forschungslücke entdeckt.<br />
Der deutsche Theater-Verlag<br />
hat ihre Bachelor-Arbeit „Wenn<br />
der Vorhang fehlt“ jetzt in der Fachliteratur-Reihe<br />
„Standorte“ veröffentlicht.<br />
„Aus dem dekorativen Unterteilungselement<br />
ist auch ein Instrument<br />
zur Ver- und Enthüllung geworden<br />
und mittlerweile eines, das<br />
dem Publikum im gegenwärtigen<br />
Theater in schier unendlichen Variationen<br />
begegnet“, sagt Julia Marre.<br />
Während in einer Komödie ein Vorhang<br />
unbedingt dazu gehöre, habe<br />
das antiillusionistische Theater diesen<br />
komplett abgeschafft.<br />
Kommando Karottenbrei<br />
Heute, drei Jahre nach ihrem Studienabschluss,<br />
arbeitet Julia Marre<br />
freiberuflich als Feuilletonredakteurin,<br />
Autorin und Bloggerin für verschiedene<br />
Verlage in Deutschland<br />
und der Schweiz. „Gedanken zwischen<br />
Kind und Kunst“ macht sie<br />
sich in ihrem kreativen Blog Kommando<br />
Karottenbrei. Als Mutter einer<br />
kleinen Tochter ist sie so zeitlich<br />
flexibel und kann Beruf und das Familienleben<br />
an der Kieler Förde gut<br />
verbinden.<br />
Diese Flexibilität, verschiedene Interessen<br />
und Aufgaben miteinander<br />
zu kombinieren, hat sie auch an<br />
ihrem Fernstudium geschätzt. „Ich<br />
habe nie mit einem festen Stundenplan<br />
gelernt“, blickt sie zurück.<br />
Julia Marre<br />
(Foto: SoulPicture)<br />
„Studium und Vollzeitjob, das war<br />
nur an der <strong>FernUni</strong> möglich. Ich<br />
wollte nie aufhören zu arbeiten.“<br />
Eine durchaus harte Zeit. Als Kulturredakteurin<br />
der Deister- und Weserzeitung<br />
in Hameln hatte sie unregelmäßige<br />
Arbeitszeiten, war häufig<br />
auch abends und an den Wochenenden<br />
beruflich unterwegs. Feste<br />
Lerngruppen und Lernzeiten passten<br />
daher nicht in ihren Alltag. Als<br />
Einzelkämpferin nutzte sie ihre individuellen<br />
Freiräume zum Lernen:<br />
„Mit viel Disziplin habe ich das hingekriegt.“<br />
Beratung und Betreuung<br />
online genutzt<br />
Geholfen haben ihr vor allem die<br />
Unterstützungs- und Beratungsangebote,<br />
die sie online nutzen konnte.<br />
Auch die Vielfalt der Prüfungsorte<br />
kam ihr entgegen. „Von Berlin<br />
bis Göttingen – ich habe meine<br />
Klausuren überall in Deutschland<br />
geschrieben“, verband sie die Prüfungen<br />
gern mit Kurztrips und Besuchen<br />
bei Bekannten.<br />
Mit dem Bachelor-Abschluss hat sich<br />
Julia Marre ihren Studienwunsch erfüllt,<br />
der Master kommt für sie nicht<br />
mehr in Frage. Denn momentan ist<br />
sie mit Familie und Beruf voll ausgelastet.<br />
Das wissenschaftliche Arbeiten<br />
aber ist ihr durch ihr Fernstudium<br />
ans Herz gewachsen. Mit der<br />
unbekannten Gärtnerin aus Hameln<br />
hat sie ein neues wissenschaftliches<br />
Thema entdeckt. Die Gärtnerin Clara<br />
Auffermann und der Bodensee –<br />
wer war diese Frau? Diese Wissenslücke<br />
will Julia Marre nun aufarbeiten.<br />
Als Journalistin und als Wissenschaftlerin.<br />
can
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 19<br />
Alumnifeiern in Hagen<br />
Ansturm der Absolventinnen und Absolventen<br />
Zwei Alumni-Veranstaltungen an einem<br />
Ort zu gleichen Zeit: Weil mehr<br />
als 130 erfolgreiche Studierende zu<br />
der Veranstaltung des Regionalzentrums<br />
Hagen kommen und ihre Lieben<br />
mitbringen wollten, waren 340<br />
Personen angemeldet. Kein Raum<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen ist dafür<br />
groß genug. „Eine solche Resonanz<br />
haben wir noch nicht erlebt“,<br />
freute sich die Leiterin des Regionalzentrums,<br />
Svenja Gummersbach.<br />
Innerhalb kürzester Zeit wurden aus<br />
einer Feier zwei gleichzeitige Veranstaltungen.<br />
Die Gäste wurden von<br />
Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert und<br />
Prof. Dr. Garbiele Zwiehoff, Dekanin<br />
der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,<br />
begrüßt. Anschließend hielten<br />
diese im jeweils anderen Raum eine<br />
Festansprache. Höhepunkte waren<br />
die Ehrungen.<br />
In der Feier für die Alumnae und<br />
Alumni der Mathematik und Informatik,<br />
der Rechtswissenschaft und<br />
der Wirtschaftswissenschaft sprach<br />
Absolventin Michaela Thulke. Sie ist<br />
seit 2016 Masterabsolventin der Fakultät<br />
Wirtschaftswissenschaft, wo<br />
sie heute als Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
arbeitet. Den Weg bis<br />
zum Abschluss beschrieb sie als eine<br />
lange Autoreise. Dass diese „Fahrt“<br />
auch beschwerlich sein und der Motor<br />
versagen kann, verschwieg sie<br />
nicht: „Wenn dann ein Pannenhelfer<br />
vorbeikommt und sagt: ‚Ich<br />
glaub‘ an dich!‘ ist das unbezahlbar.<br />
Es ist jetzt an der Zeit, diesen<br />
Pannenhelfern zu danken“, sagte<br />
sie zu den Angehörigen gewandt.“<br />
Bei der Feier für die Kultur- und Sozialwissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftler<br />
schilderte Meike Häger,<br />
Bachelor-Absolventin Bildungswissenschaft,<br />
ihre „kleinen Startschwierigkeiten“:<br />
„Als die erste<br />
Sendung Studienbriefe bei mir eintraf,<br />
dachte ich, dass es sich um das<br />
Material der nächsten drei Semester<br />
handeln würde.“ Das gesamte<br />
Studium war für sie von Höhen und<br />
Tiefen geprägt: „Aber ein Abbruch<br />
kam für mich zu keiner Zeit infrage.<br />
Jede bestandene Prüfung oder<br />
Hausarbeit motivierte mich weiterzumachen.“<br />
Zudem fühlte sie sich<br />
immer gut betreut. Vor allem der<br />
meist virtuelle Austausch mit ihren<br />
Mitstudierenden half ihr. Obwohl<br />
das Studium sehr anspruchsvoll<br />
war, studiert Meike Häger jetzt<br />
im Master Bildung und Medien. Als<br />
Studienberaterin der <strong>FernUni</strong> kann<br />
sie heute aus eigener Erfahrung Studierenden<br />
besser helfen.<br />
Dass Alumni starke Nerven brauchen,<br />
hatte auch die Rektorin betont.<br />
Daher freute sie sich sehr, dass<br />
viele, die die Studierenden unterstützt<br />
hatten, mitgekommen waren.<br />
Nach den Worten von Prof. Dr.<br />
Gabriele Zwiehoff sind die Absolventinnen<br />
und Absolventen mit ihrem<br />
Abschluss bestens ausgerüstet,<br />
denn sie haben Fachliches ebenso<br />
gelernt wie wissenschaftliches<br />
Arbeiten. „Das stattet Sie aus mit<br />
wichtigen Fähigkeiten: reflektierend<br />
und damit kritisch an Unbekanntes<br />
heranzutreten, urteilsfreudig<br />
und urteilsfähig zu agieren.“ Da<br />
Erfolgreiche Studierende aus Kultur- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Informatik, Rechtswissenschaft…<br />
…sowie Wirtschaftswissenschaft feierten ihre Abschlüsse in Hagen.<br />
(Fotos: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Niklas Reusch<br />
Zweigleisig auf der Überholspur<br />
„Ich habe mit zehnminütigen Konzentrationsübungen<br />
angefangen<br />
während der Bachelorarbeit, ansonsten<br />
hatte ich aber keine besonderen<br />
Tricks beim Lernen“, verrät<br />
Niklas Reusch. Eigentlich kaum zu<br />
glauben bei dem rasanten Tempo,<br />
Niklas Reusch (3.v.li.) gratulierten Markus Prehn (Bürgerstiftung Krefeld), Gregor<br />
Micus (Beigeordneter der Stadt Krefeld), Jutta Roßbach (Leiterin des Studienzentrums),<br />
Dieter Weckmann (Mentor im Studienzentrum) und Jochen Rausch<br />
(Bürgerstiftung).<br />
(Foto: Lothar Strücken, Presseamt Krefeld)<br />
das der 19-Jährige aus Mettmann<br />
in der Nähe von Düsseldorf vorlegte:<br />
Eben erst hatte er mit Bravour<br />
sein Abitur bestanden, kurz darauf<br />
schob er auch schon seinen Bachelorabschluss<br />
im Fach Informatik an<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen hinterher,<br />
an dem er parallel zur Schule<br />
gearbeitet hatte. Der junge Absolvent<br />
wurde während seines Fernstudiums<br />
mit Erfolg im Rahmen des<br />
Projekts „SchülerUni“ des Studienzentrums<br />
Krefeld gefördert.<br />
In der Schule fühlte sich Niklas<br />
Reusch einfach nicht mehr richtig<br />
ausgelastet. „Ich wollte etwas haben,<br />
das mich herausfordert“, sagt<br />
er im Rückblick. Schon in der dritten<br />
Klasse hatte er begonnen, sich<br />
mit Programmiersprachen auseinanderzusetzen.<br />
„Ich habe damals<br />
selbst versucht, Computerspiele zu<br />
programmieren“, erinnert sich Niklas<br />
Reusch. Innerhalb seiner Schule<br />
fand sein Wissensdrang jedoch<br />
kaum Resonanz, denn das Unterrichtsangebot<br />
deckte das Thema Informatik<br />
nicht ab.<br />
Der begeisterte Hobby-Programmierer<br />
ließ sich davon nicht entmutigen<br />
und machte sich kurzerhand<br />
auf die Suche nach externen<br />
Lehrangeboten. Fündig wurde<br />
er beim Akademiestudium der<br />
<strong>FernUni</strong>versität. Er zögerte nicht<br />
und schrieb sich im Wintersemester<br />
2013/14 für erste Informatik-Kurse<br />
ein. „Das Angebot der <strong>FernUni</strong> hat<br />
mir das Studium überhaupt erst ermöglicht“,<br />
bilanziert Niklas Reusch.<br />
Gezielt gefördert in Krefeld<br />
Kurz nach Beginn seines Studiums<br />
wurde der begabte Jugendliche<br />
vom Studienzentrum Krefeld<br />
der Hochschule kontaktiert und<br />
in das Projekt „SchülerUni“ aufgenommen.<br />
Zum Wintersemester<br />
2013/14 überführte der Jungstudierende<br />
sein Akademiestudium dann<br />
in einen abschlussorientierten Studiengang<br />
mit dem Ziel „Bachelor<br />
of Science“. Nicht zuletzt wegen<br />
der passenden Förderung durch das<br />
Studienzentrum stellte der Lernalltag<br />
kein Problem für Niklas Reusch<br />
dar: „Ich würde die Belastung nicht<br />
als stark einschätzen, weil mir das<br />
Thema einfach sehr viel Spaß gemacht<br />
hat.“<br />
Zu neuen Ufern<br />
Neben rein theoretischen Fragestellungen<br />
hat Niklas Reusch schon<br />
ein Auge auf die Praxis geworfen:<br />
In seiner Abschlussarbeit mit dem<br />
Titel „Kontextbasiertes Messaging<br />
für Handwerkskooperation“ entwickelte<br />
er einen speziellen Chat,<br />
der später Bestandteil einer App<br />
für Handwerksbetriebe sein soll, die<br />
die Koordination auf Kleinbaustellen<br />
erleichtert.<br />
Niklas Reusch träumt davon, sich<br />
irgendwann mit einer guten Idee<br />
selbstständig zu machen. Bis dahin<br />
will er aber auf jeden Fall noch seinen<br />
Master in Informatik anschließen.<br />
Entweder im Ausland oder –<br />
falls er ein gutes Jobangebot erhalten<br />
sollte – weiterhin an der Fern-<br />
Universität.<br />
br
Panorama<br />
Seite 20<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />
Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />
Die aktuelle Übersicht<br />
• aller Veranstaltungen der <strong>FernUni</strong>versität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />
http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />
• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />
(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />
• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog<br />
Bonn<br />
17.06.<strong>2017</strong>, 9.30 Uhr<br />
„women & work“ – Deutschlands größter<br />
Messekongress für Frauen<br />
Das Regionalzentrum Bonn ist am Messestand<br />
im Forum Weiterbildung W31/32 zu<br />
finden. World Conference Center Bonn/Erweiterungsbau,<br />
Platz der Vereinten Nationen<br />
2, 53113 Bonn.<br />
Borken<br />
27.06.<strong>2017</strong>, 18.30 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Das Regionalzentrum Coesfeld informiert.<br />
VHS, VHS Forum, Heidener Str. 88.<br />
Braunschweig<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Informationsveranstaltung des Regionalzentrums<br />
Hannover. Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar,<br />
Cyriaksring 10/BiZ-Eingang<br />
Münchenstraße, 38118 Braunschweig.<br />
Coesfeld<br />
Die Veranstaltungen der „BürgerUniversität<br />
Coesfeld“ im Hagener Forschungsdialog finden<br />
im WBK – Wissen Bildung Kultur, Osterwicker<br />
Straße 29, 48653 Coesfeld, statt.<br />
21.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Die STAR TREK-Physik. Warum die<br />
Enterprise nur 158 Kilo wiegt und<br />
andere galaktische Erkenntnisse“<br />
Referent: Prof. Dr. Metin Tolan<br />
12.07.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Musik und Affektivität – Über die<br />
emotionale Wirkung von Musik“<br />
Referent: PD Dr. Christoph Seibert<br />
20.09.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Vom Nutzen und Wert des Nichtwissens“<br />
Referent: PD Peter Wehling<br />
Das Regionalzentrum Berlin ist jetzt in dem modernen Bürogebäude in unmittelbarer<br />
Nähe zum Café Kranzler zu finden.<br />
(Foto: Andreas Nenninger)<br />
Regionalzentrum Berlin<br />
An prominenter Stelle<br />
Nicht zu übersehen ist der neue<br />
Standort des Regionalzentrums Berlin<br />
der <strong>FernUni</strong>versität am weltbekannten<br />
„Ku’damm“: Hinter dem traditionsreichen<br />
und markanten Café<br />
Kranzler erhebt sich das moderne<br />
Bürogebäude Neues Kranzler Eck, in<br />
dem die Außenstelle der Hagener<br />
Universität in der Bundeshauptstadt<br />
seit dem 1. April zu finden ist – in<br />
einem prominenten Unternehmensumfeld<br />
am Kurfürstendamm 21/22,<br />
10719 Berlin.<br />
Dinslaken<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Informationsveranstaltung des IBZ Wesel.<br />
VHS, Friedrich-Ebert-Str. 84 , 46535 Dinslaken,<br />
Raum: R. 42.<br />
Hagen<br />
23.06.<strong>2017</strong><br />
Campus-Fest der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Universitätsstraße, 58097 Hagen.<br />
07.07.<strong>2017</strong>, 8.30 bis 16.00 Uhr<br />
Hagener Ausbildungsmesse<br />
Das Regionalzentrum Hagen informiert über<br />
Studienangebote der <strong>FernUni</strong>versität, ihr-<br />
Personaldezernat über Berufsausbildungen.<br />
SIHK-Bildungszentrum, Eugen-Richter-Str.<br />
110, 58089 Hagen, und (im selben Gebäude)<br />
Kreishandwerkerschaft, Handwerkerstr.<br />
11, 58135 Hagen.<br />
Hagener Forschungsdialog<br />
Die Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog<br />
finden, sofern nichts anderes angegeben<br />
ist, im Seminargebäude, Universitätsstr.<br />
33, 58097 Hagen, statt.<br />
28.06.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Die Wirkung materieller Objektivationen:<br />
architektursoziologische<br />
Überlegungen“<br />
Vortragsreihe „Kolloquien des Instituts für<br />
Soziologie“. Referentin: PD Dr. Silke Steets.<br />
29.06.<strong>2017</strong> 17.00 Uhr<br />
„Zukunft der Arbeit – innovativ,<br />
nachhaltig! und ohne Manager?“<br />
Vortragsreihe „Nachhaltiges Wirtschaften“.<br />
<strong>FernUni</strong>versität, TGZ-Gebäude, Raum Ellipse<br />
(EG), Universitätsstr. 11, 58097 Hagen<br />
29.06.<strong>2017</strong> 18.30 Uhr<br />
„Affekt und Politik“<br />
Vortragsreihe „Forum Philosophicum“. Referent:<br />
Prof. Dr. Jan Slaby.<br />
Geöffnet ist das Regionalzentrum Berlin<br />
der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen montags<br />
bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie<br />
dienstags, freitags und samstags<br />
von 10 bis 13 Uhr. Zu erreichen ist es<br />
per Telefon unter 030 2123 0918, per<br />
Fax unter 030 2123 0993 und per E-<br />
Mail an regionalzentrum.berlin@fernuni-hagen.de.<br />
Besucherinnen und Besuchern<br />
wird die Nutzung öffentlicher<br />
Verkehrsmittel empfohlen. Da<br />
Ausführliche Informationen des Regionalzentrums,<br />
etwa zu Veranstaltungen<br />
und Veranstaltungsorten, sind<br />
unter<br />
http://www.fernuni-hagen.de/berlin/<br />
zu finden.<br />
12.07.<strong>2017</strong> bis 14.07.<strong>2017</strong><br />
„Tangibilität. Handgreifliche Beispiele<br />
ästhetischen Wissens“<br />
Fachtagung. <strong>FernUni</strong>versität, AVZ-Gebäude,<br />
Kleiner Senatssaal, Raum B118, Universitätsstr.<br />
21, 58097 Hagen, und Ruhr-Universität<br />
Bochum.<br />
13.07.<strong>2017</strong> bis 15.07.<strong>2017</strong><br />
Recht und Billigkeit – Zur Geschichte der<br />
Beurteilung ihres Verhältnisses<br />
Interdisziplinäre Fachtagung. Veranstalter:<br />
Prof. Dr. Hubertus Busche (<strong>FernUni</strong>versität)<br />
und Prof. Dr. Matthias Armgardt (Universität<br />
Konstanz).<br />
13.07.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
„Rechtssoziologie und Verfassungsgerichtskomparatistik,<br />
am Beispiel des<br />
Vergleichs des U.S. Supreme Court und<br />
des Bundesverfassungsgerichts“<br />
Vortragsreihe „Europäische Verfassungswissenschaften“.<br />
Referent: Prof. Dr. Ralf Rogowski.<br />
13.09.<strong>2017</strong> bis 16.09.<strong>2017</strong><br />
„Die Phänomenologie und das Politische“<br />
Fachtagung. Veranstalter: Deutsche Gesellschaft<br />
für phänomenologische Forschung und<br />
Prof. Dr. Thomas Bedorf (<strong>FernUni</strong>versität).<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-20a<br />
21.09.<strong>2017</strong>, 18.30 Uhr<br />
„Fichtes Theorie des Unbewussten“<br />
Vortragsreihe „Forum Philosophicum“. Referentin:<br />
Prof. Petra Lohmann.<br />
Hallenberg<br />
21.06.<strong>2017</strong>, 8.30 bis 13.00 Uhr<br />
Top-Nachwuchs für Top Firmen<br />
Bei der Ausbildungs-/Studienbörse für Schülerinnen<br />
und Schüler von Gymnasialen Oberstufen<br />
und Berufskollegs informiert das IBZ Brilon.<br />
Schützenhalle, Weiferweg, 59965 Hallenberg.<br />
Heidelberg, 16.00 Uhr<br />
22.06.<strong>2017</strong><br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Informationsveranstaltung des Regionalzentrums<br />
Karlsruhe. BIZ, Kaiserstr. 69 bis 71,<br />
69115 Heidelberg<br />
Karlsruhe<br />
21.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
Italienische „Gastarbeiter“, Europa und<br />
der Südwesten. Aspekte früher<br />
europäischer Integration aus der<br />
<strong>Perspektive</strong> Baden-Württembergs<br />
Veranstaltungsreihe „Gespräche am Tor –<br />
Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft,<br />
Politik und Kultur“: Vortrag von Prof. Dr. Heike<br />
Knortz im Rahmen der Heimattage Karlsruhe.<br />
Regionalzentrum, Kriegsstraße 100 (Postbankgebäude),<br />
76133 Karlsruhe, Seminarraum<br />
BASEL.<br />
Krefeld<br />
03.07.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />
SchülerUni in Krefeld<br />
Info-Vortrag für Schülerinnen und Schüler,<br />
Lehrende und Eltern. Studienzentrum, Petersstr.<br />
120, BehnischHaus, Eingang B, 47798<br />
Krefeld.<br />
Landau<br />
13.07.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />
BIZ Landau, Johannes-Kopp-Straße 2, 76829<br />
Landau in der Pfalz.<br />
Lippstadt<br />
11.07.<strong>2017</strong>, 8.00 Uhr<br />
Westfälische Studienbörse<br />
Das Studienzentrum Lippstadt informiert.<br />
Campus der Hochschule Hamm-Lippstadt,<br />
Arnold Hueck-Str. 3, Lippstadt.<br />
Lüdenscheid<br />
Die Veranstaltungen der „Lüdenscheider Gespräche“<br />
des Instituts für Geschichte und<br />
Biographie im Hagener Forschungsdialog finden<br />
im Kulturhaus, Freiherr-vom-Stein-Str. 9,<br />
58511 Lüdenscheid, statt.<br />
22.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Der Baum und der Hirsch“: Zwei<br />
Vorkämpfer für ein liberales,<br />
freiheitliches Deutschland<br />
Podiumsdiskussion mit Dr. Burkhard Hirsch,<br />
Vizepräsident des Deutschen Bundestages<br />
Das Team der <strong>FernUni</strong>versität (Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
<strong>FernUni</strong> bei Firmenlauf<br />
Wieder mit größtem Team<br />
Die Mai-Sonne gab alles, die Temperatur<br />
war ideal und das Team der Fern-<br />
Universität in Hagen hochmotiviert:<br />
Beim Firmenlauf <strong>2017</strong> stimmten einfach<br />
alle Voraussetzungen. Die Organisatorin<br />
für die Teilnahme der Hochschule<br />
freute sich über die vielen Anmeldungen<br />
und den guten Teamgeist<br />
beim Hagener Sport-Event: „Wieder<br />
ein Erfolg für die gesunde <strong>FernUni</strong>!“<br />
Spaß hatten die Läuferinnen und Läufer<br />
und die Walkerinnen und Walker<br />
aber auch schon vor dem Startschuss:<br />
„Schöne Sache, auch mal außerhalb<br />
der <strong>FernUni</strong> Beschäftigte zu<br />
treffen und kennenzulernen“, findet<br />
eine Angestellte in der Verwaltung.<br />
Bei allem Vergnügen war die Strecke<br />
durchaus anspruchsvoll: Auf rund sieben<br />
Kilometern Länge führte sie einmal<br />
rund um den Hengsteysee. Spezielle<br />
Chips, die an die Schnürsenkel<br />
gebunden wurden, ermöglichten eine<br />
genaue Messung der Laufzeiten. Mitmachen<br />
konnten wirklich alle Hagener<br />
Beschäftigten mit Lust auf Bewegung:<br />
„Was ich richtig cool finde ist,<br />
dass hier auch die Rollstuhlfahrer mit<br />
Am 22. Juni<br />
Langer Abend der Beratung<br />
Was kann ich an der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen studieren und wie funktioniert<br />
ein Fernstudium? Die Fragen von Studieninteressierten<br />
werden am Donnerstag,<br />
22. Juni, beim Langen Abend<br />
der Beratung beantwortet. Von der<br />
<strong>FernUni</strong>versität beteiligen sich die Regionalzentren<br />
in Bonn (ab 17 Uhr),<br />
Coesfeld (ab 17 Uhr), Hagen (ab 17<br />
a.D., und Gerhart Baum, Bundesminister a.D.<br />
Moderation: Prof. Dr. Ewald Grothe (Friedrich-<br />
Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des<br />
Liberalismus, Gummersbach).<br />
15.09.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />
Rita Süssmuth – Erinnerungen für die<br />
Zukunft<br />
Referentin: Prof. Dr. Rita Süssmuth<br />
Minden<br />
07.09.<strong>2017</strong>, 15.00 bis 18.00 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
ISS Minden, Geschäftsstelle (1. OG), Königswall<br />
99, 32423 Minden.<br />
Nürnberg<br />
23. und 24.06.<strong>2017</strong>18.00 Uhr<br />
Rhetorisches Know-how<br />
Das Regionalzentrum und das Bildungszentrum<br />
Nürnberg kooperieren. Bildungszentrum,<br />
Seminargebäude Gewerbemuseumsplatz 2,<br />
Nürnberg. 23.06.: 18 bis 21.15 Uhr, 24.06.<br />
9.30 bis 17 Uhr.<br />
05.07.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />
Existenzgründung und freiberufliche<br />
Tätigkeit<br />
Regionalzentrum und Team Akademische Berufe<br />
der Agentur für Arbeit Nürnberg informieren.<br />
Agentur für Arbeit, BIZ. Informationen:<br />
Nuernberg.AkadBereich@arbeitsagentur.de.<br />
14.07.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />
Mehr Erfolg im Vorstellungsgespräch<br />
Regionalzentrum und Team Akademische Be-<br />
dabei sind“, sagt eine Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin.<br />
Gute Vorbereitung<br />
Das Sportteam der <strong>FernUni</strong> trat gewohnt<br />
professionell auf: Laufschuhe,<br />
Trikots und Dehnübungen vor dem<br />
Start waren ein Muss. Gab es im Vorfeld<br />
besondere Trainingsmethoden?<br />
„Hund an die Leine und ab geht die<br />
Post!“, schmunzelt ein Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter. Solchen Ehrgeiz<br />
zeigten viele Beschäftigte, betrieben<br />
gezieltes Ausdauertraining vor dem<br />
Rennen oder bereiteten sich anderweitig<br />
vor. Ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
pendelt regelmäßig aus Bremen<br />
zum Hagener Campus. Er verrät:<br />
„Ich habe mir extra die Dienstzeit so<br />
gelegt, dass ich es zum Lauf schaffe.“<br />
Mit 73 Anmeldungen gewann das<br />
Team der <strong>FernUni</strong>versität auch dieses<br />
Jahr wieder den Pokal für die teilnehmerstärkste<br />
Gruppe. Außerdem gingen<br />
die dritten Plätze in der gemischten<br />
Wertung „Frauen und Männer“<br />
und der Kategorie „schnellste Frauen“<br />
an <strong>FernUni</strong>-Beschäftigte. br<br />
Uhr), Leipzig (ab 16 Uhr), Neuss (ab<br />
17 Uhr) und Nürnberg (ab 15 Uhr) sowie<br />
die Studienzentren Arnsberg (ab<br />
17 Uhr), Krefeld (ab 17 Uhr) und Rheine<br />
(ab 19 Uhr). Das Regionalzentrum<br />
Frankfurt am Main nimmt mit einem<br />
Langen Tag der Beratung Teil (ab 10<br />
Uhr). Weitere Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-b<br />
rufe der Agentur für Arbeit Nürnberg informieren.<br />
Agentur für Arbeit, BIZ. Weitere Informationen:<br />
Nuernberg.AkadBereich@arbeitsagentur.de.<br />
Offenburg<br />
06.07.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />
BIZ Offenburg, Weingartenstr. 3, 77654 Offenburg.<br />
Olpe<br />
20.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />
Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />
Abitur<br />
Infoveranstaltung des Regionalzentrums Hagen<br />
für Studieninteressierte. Olpe, WBZ, Raum<br />
+3.02 Kurfürst-Heinrich-Str. 34 57462 Olpe.<br />
Stuttgart<br />
15.09.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />
15. Stuttgarter Weiterbildungstag<br />
Bildungsmesse des Netzwerkes für Fortbildung<br />
Baden-Württemberg. Das Regionalzentrum<br />
Stuttgart informiert. TREFFPUNKT Rotebühlplatz,<br />
Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart<br />
Zürich<br />
01.07.<strong>2017</strong>, 13.00 Uhr, und<br />
29.07.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />
Geschäftsstelle Service Schweiz geöffnet<br />
Annahme von Einschreibeunterlagen (Beglaubigungen)<br />
und Einsende-/Hausarbeiten. Für<br />
Interessierte und Studierende. Schweiz, Technopark,<br />
Büro Nr. 1007.