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FernUni Perspektive | Sommer 2017

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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Intelligente Bürste<br />

In seiner Dissertation hat Dietmar Prestel<br />

wichtige Grundlagen für die Entwicklung<br />

„intelligenter Zahnbürsten für jedermann“<br />

entwickelt. Seite 11<br />

Studium internationale<br />

Das <strong>FernUni</strong>-interne Förderprogramm<br />

„Innovative Lehre“ (FILeh) unterstützt<br />

neue Ideen und innovative Konzepte fürs<br />

Lehren und Lernen. Seite 14<br />

Stabile Hochzeiten<br />

Ein Kölner Professor hat in Hagen sein<br />

Mathematik-Studium mit einer Bachelorarbeit<br />

über glücksversprechende Beziehungen<br />

abgeschlossen. Seite 18<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>2017</strong><br />

Ausgabe<br />

60<br />

Deutschlandstipendiatinnen und Deutschlandstipendiaten<br />

Studium und Stipendium sind roter Faden im Leben<br />

Studiengang „EJP“<br />

Akkreditiert<br />

Interessante Eindrücke vermittelte eine Betriebsbesichtigung den Stipendiatinnen und Stipendiaten (hier ein Teil der Gruppe).<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die einzig wirkliche Konstante im<br />

Leben ist die Veränderung, besagt<br />

ein Sprichwort. „Trotzdem brauchen<br />

wir Menschen einen roten Faden.<br />

Für mich bilden mein Studium<br />

und mein Stipendium einen dieser<br />

roten Fäden“, fügt Marion Nissen<br />

hinzu. Die 44-jährige Diplom-<br />

Betriebswirtin aus Niebüll studiert<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen erfolgreich<br />

Psychologie und bekommt<br />

zum dritten Mal ein Deutschlandstipendium<br />

aus dem Bundesförderprogramm<br />

– als Anerkennung für<br />

gute Noten und gesellschaftliches<br />

Engagement. Gemeinsam mit weiteren<br />

aktuellen Stipendiatinnen und<br />

Stipendiaten kam Marion Nissen zu<br />

einem Treffen nach Hagen.<br />

Fortsetzung Seite 17<br />

Das ergänzende Fernstudium „Erste<br />

Juristische Prüfung“ (EJP) der<br />

<strong>FernUni</strong>versität ist jetzt akkreditiert.<br />

Die Erste Juristische Prüfung<br />

benötigt, wer Richterin, Richter,<br />

Staats- oder Rechtsanwältin bzw.<br />

-anwalt werden will. Bachelor-of-<br />

Laws-Studiengänge verfolgen andere<br />

Ziele, die Hagener Rechtwissenschaft<br />

etwa bildet Wirtschaftsjuristen<br />

aus. Der Studiengang soll<br />

ihnen die fehlenden Bestandteile<br />

vermitteln, um zur Staatsprüfung<br />

zugelassen zu werden.<br />

Angesprochen werden auch Interessierte<br />

mit vergleichbarer Ausbildung<br />

anderer Unis.<br />

Da<br />

Weitere Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-01<br />

Belastungssituation<br />

Psychologie im Wintersemester ohne Numerus Clausus<br />

002 537 508 99910 - 5 - 02 - HZ 1<br />

*002537508*<br />

Versammlung der Freundesgesellschaft<br />

Eine der spannendsten Universitäten Deutschlands<br />

„Die <strong>FernUni</strong>versität ist eine der<br />

spannendsten Universitäten in<br />

Deutschland!“ Etwas mehr als ein<br />

Jahr nach ihrer ersten Rede bei der<br />

Gesellschaft der Freunde der Fern-<br />

Universität e.V. zog die Rektorin<br />

der Hochschule, Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

eine positive persönliche Bilanz:<br />

„Ich fühle mich angekommen!“<br />

Hatte sie bei der Mitgliederversammlung<br />

2016 noch „eher theoretisch“<br />

über Lebenslanges Lernen<br />

gesprochen, kann sie jetzt sagen:<br />

„Die <strong>FernUni</strong> ist wirklich eine Universität<br />

des Lebenslangen Lernens!<br />

Hier habe ich viele der Mission<br />

verpflichtete Menschen kennengelernt,<br />

die der <strong>FernUni</strong>versität sehr<br />

verbunden sind.“ Fortsetzung Seite 2<br />

Für den hoch nachgefragten Masterstudiengang<br />

Psychologie wird<br />

die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen im<br />

kommenden Wintersemester keinen<br />

Numerus Clausus (NC) einführen.<br />

Das ist das Ergebnis eines<br />

Gespräches von Hochschulleitung,<br />

Vertretern der Psychologie<br />

und dem nordrhein-westfälischen<br />

Wissenschaftsministerium. Es gelten<br />

weiterhin die bisherigen Zugangsvoraussetzungen.<br />

Mit Unterstützung<br />

der Hochschulleitung und<br />

zusätzlichen befristeten Professuren<br />

und Mitarbeitenden werden die<br />

psychologischen Lehrgebiete versuchen,<br />

die Überlast im kommenden<br />

Semester zu bewältigen und<br />

dabei die Qualität in der Lehre sicherzustellen.<br />

Unstrittig ist zwischen allen Seiten,<br />

dass die Belastungssituation im<br />

Fach Psychologie die Grenze des Erträglichen<br />

erreicht hat. Das gilt gleichermaßen<br />

für die Lehrenden wie<br />

für die Studierenden. Denn auch<br />

im Fernstudium werden für das berufsqualifizierende<br />

Masterstudium<br />

diagnostisch ausgerichtete Praktikumsplätze<br />

benötigt und Seminare<br />

in kleineren Gruppen veranstaltet<br />

werden. Nicht zuletzt sind für die<br />

empirisch ausgerichteten Masterthesen<br />

entsprechende Betreuungskapazitäten<br />

erforderlich. Auch die<br />

Studierenden im Studiengang spüren<br />

mittlerweile die Engpässe.<br />

Nachdem ein ganzes Bündel von<br />

Maßnahmen keinen dauerhaften<br />

Erfolg gezeigt hat und Kapazitä-<br />

ten endlich sind, sollte ein Numerus<br />

Clausus die Zahl der Einschreibungen<br />

in den Masterstudiengang<br />

reduzieren. Allerdings bietet das<br />

Hochschulzulassungsgesetz, nach<br />

dem dieses Verfahren abgewickelt<br />

werden müsste, für die Besonderheiten<br />

der <strong>FernUni</strong>versitäts-Studierenden<br />

keinen geeigneten Rahmen.<br />

Daher ist die schnelle Einführung eines<br />

NCs zum kommenden Wintersemester<br />

in einer für die <strong>FernUni</strong>versität<br />

und ihre Studierenden angemessenen<br />

Form nicht möglich.<br />

Der Vorstand der Freundesgesellschaft besprach vor der Mitgliederversammlung die nächsten Aktivitäten.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität wird daher<br />

mit dem Wissenschaftsministerium<br />

weiter über ein für Hochschule<br />

und Studierende passendes NC-<br />

Verfahren verhandeln, sie plant dessen<br />

Einführung zum Wintersemester<br />

2018/19.<br />

Parallel dazu wird sie ihre Anstrengungen<br />

verstärken, eine höhere<br />

Grundfinanzierung für die Hochschule<br />

zu erwirken, um den Lehrkörper<br />

z.B. in der Psychologie dauerhaft<br />

aufzustocken. bos<br />

Editorial<br />

Die Redaktion hatte Sie gefragt, liebe<br />

Leserinnen und Leser, welche<br />

Wünsche Sie an unsere Medien haben.<br />

Wie sollte Ihrer Meinung nach<br />

die <strong>FernUni</strong>-<strong>Perspektive</strong> künftig aussehen?<br />

Oder möchten Sie lieber online<br />

darüber informiert werden, was<br />

es an der <strong>FernUni</strong>versität Neues gibt?<br />

Ganz herzlichen Dank für Ihre großartige<br />

Beteiligung. Ihre fundierten<br />

Rückmeldungen sind für uns ein<br />

Schatz, den wir in den kommenden<br />

Wochen auswerten werden, um Sie<br />

dann in naher Zukunft mit einem<br />

neuen Konzept für unser Informationsangebot<br />

zu überraschen.<br />

Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin


Campus<br />

Seite 2<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Freundesgesellschaft<br />

Bewegende Themen<br />

In ihrem ersten Jahr als Rektorin<br />

traf Ada Pellert viele typische Fern-<br />

Uni-Studierende und -Absolventinnen<br />

und -Absolventen bei Alumni-<br />

Feiern, die von der Freundesgesellschaft<br />

unterstützt wurden. Menschen<br />

mit bunten Biografien, „die<br />

dazu beitragen, die <strong>FernUni</strong>versität<br />

zu etwas Besonderem zu machen“.<br />

Den Rückblick auf die Zeit seit der<br />

letzten Versammlung begann die<br />

Rektorin mit den Zielsetzungen des<br />

neuen Rektorats. Es will die Hochschule<br />

als forschende Universität<br />

sichtbarer machen. Forscherinnen<br />

und Forscher sollen dafür gut unterstützt<br />

werden. Dabei geht es aber<br />

auch darum, sie bei der Bewälti-<br />

gung ihrer hohen Belastung durch<br />

Lehraufgaben zu unterstützen.<br />

Bewegende Themen<br />

Ada Pellert: „Von Lebenslangem<br />

Lernen, von Diversität und von Digitalisierung<br />

versteht die <strong>FernUni</strong>versität<br />

mehr als alle anderen. Die<br />

Vernetzung von Professorinnen und<br />

Professoren aller Fakultäten bei diesem<br />

Forschungsschwerpunkt lässt<br />

sich gut an. Mit der Digitalisierung<br />

müssen wir uns einfach beschäftigen“.<br />

Zum einen in der Forschung.<br />

Zum anderen wurde die Digitale<br />

Hochschule NRW gegründet, bei<br />

der alle NRW-Hochschulen mitarbeiten.<br />

Die zentrale Frage „Was<br />

heißt Digitalisierung?“ stellt sich<br />

für die Gesellschaft, für die Hochschulen<br />

und natürlich auch für die<br />

<strong>FernUni</strong>versität. Sie hat die Sprecherfunktion<br />

für die Digitale Hochschule<br />

übernommen.<br />

„Bildung und Vielfalt“ ist ein weiteres<br />

zentrales Thema, das die Fern-<br />

Universität bewegt. Pellert fragt:<br />

Welche Bildungsbiografien haben<br />

unsere Studierenden? Wie können<br />

wir ihre höchst unterschiedlichen<br />

Anforderungen besser befriedigen?<br />

Und wie unsere Lösungen zum Nutzen<br />

aller Studierenden verwenden?<br />

Sicher ist die <strong>FernUni</strong>versität bereits<br />

sehr stark in Lehre und Studium,<br />

aber „wir können noch besser werden.“<br />

Die Kehrseite: „Während andere<br />

Hochschulen Diversität oft als<br />

<strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />

Prof. Ada Pellert<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Pressestelle)<br />

Störung empfinden, sagen wir: ‚Das<br />

ist das moderne Leben!‘ Wir freuen<br />

uns über jeden mehr, der studiert.<br />

Aber wie können wir das ressourcenmäßig<br />

bewältigen? Studierende<br />

haben nichts davon, wenn wir<br />

alle aufnehmen, sie aber nicht betreuen<br />

können.“<br />

Großes Interesse an Transfer<br />

„Umwelt, Energieeffizienz und<br />

Nachhaltigkeit“ vereint Professoren<br />

mehrerer Fakultäten, gemeinsame<br />

Forschungsprojekte sind schon auf<br />

dem Weg: „Das könnte auch als<br />

Schnittstelle zur regionalen Wirtschaft<br />

interessant sein“, so die Rektorin.<br />

„Der Transfer in die regionale<br />

Wirtschaft ist uns wichtig!“ (siehe<br />

Seite 10)<br />

Die Sicht eines Historikers auf IS, Salafismus und Dschihadismus vermittelte Prof. Jürgen G. Nagel.<br />

Gemeinsam mit Kanzlerin Regina<br />

Zdebel versucht Pellert, in der Politik<br />

die Besonderheiten der Fern-<br />

Universität zu verdeutlichen. Etwa,<br />

dass ihre Studierenden oft nur an<br />

Wissenserwerb und nicht an Abschlüssen<br />

interessiert sind. Ein Ziel,<br />

das vielen gesetzlichen Vorschriften<br />

und menschlichen Denkweisen<br />

zuwiderläuft. Auf der bundespolitischen<br />

Ebene will die Hochschulleitung<br />

vermitteln, dass die <strong>FernUni</strong>versität<br />

aufgrund ihrer bundesweiten<br />

Wirkung einen besonderen Status<br />

hat, der „finanziell unterfüttert“<br />

werden muss.<br />

Steigendes Interesse<br />

Prof. Pellert hat durchaus den Eindruck,<br />

dass die Fragen, die für die<br />

<strong>FernUni</strong>versität wichtig sind, inzwischen<br />

auch in der Politik – insbesondere<br />

in NRW – und in der Hochschullandschaft<br />

diskutiert werden.<br />

Auf der regionalen Seite bemerkt<br />

die Rektorin, dass sich immer mehr<br />

bewegt: „Es wird gesehen, dass es<br />

kein Gegensatz ist, eine international<br />

anerkannte Universität zu sein,<br />

die gleichzeitig regional wirksam ist.<br />

So verstärkt die <strong>FernUni</strong> ihre Kontakte<br />

zur regionalen Wirtschaft und<br />

ebenso zur Stadt Hagen. Nur wenn<br />

Politik, Verwaltung, Wirtschaft und<br />

Wissenschaft zusammenarbeiten,<br />

kann man etwas erreichen.“<br />

Auf jeden Fall nimmt das Interesse<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität immer weiter<br />

zu – nicht zuletzt durch das Wirken<br />

der Freundesgesellschaft (GdF).<br />

Investitionen in die Zukunft<br />

Auch im Jahr <strong>2017</strong> fördert sie wieder<br />

viele Projekte an der <strong>FernUni</strong>versität.<br />

„Ein besonderes Anliegen<br />

ist – wie in den letzten Jahren –<br />

die Förderung von Studierenden<br />

und jungen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern“, erläuterte<br />

ihr Vorsitzender Frank Walter. „Wir<br />

werden auch <strong>2017</strong> wieder zehn<br />

Deutschlandstipendien finanzieren.<br />

Die Förderung leistungsstarker Studierender<br />

und Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler ist eine<br />

Investition in die Zukunft“, die sich<br />

auch für Spenderinnen und Spender<br />

vielfältig lohnt (siehe Seiten 1<br />

und 17). Walter bat Unternehmen<br />

wie auch Privatpersonen, die GdF<br />

hierbei zu unterstützen – durch Beträge<br />

in beliebiger Höhe.<br />

i<br />

GdF-Vorsitzender<br />

Frank Walter<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Pressestelle)<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Fast 1.200 Mitglieder<br />

Dies ist umso wichtiger, als die Beitragseinnahmen<br />

durch eine erstmals<br />

sinkende Mitgliederzahl zurückgegangen<br />

sind: „Nicht erfreulich,<br />

aber auch nicht richtig problematisch“,<br />

betonte Geschäftsführer<br />

Dr. h.c. Hans-Peter Rapp-Frick. Immerhin<br />

hat die GdF fast 1.200 Mitglieder,<br />

davon rund 850 Absolventinnen<br />

und Absolventen. Dennoch<br />

bat er darum, vor allem bei Unternehmen<br />

für eine Mitgliedschaft<br />

zu werben. Im Jahr 2016 konnten<br />

zwei neue regionale Absolventengruppen<br />

der GdF ins Leben gerufen<br />

werden: in der Region Hagen<br />

und in Österreich.<br />

Wissenschaftlicher Vortrag zu<br />

komplexer Problematik<br />

Zum Abschluss hielt der <strong>FernUni</strong>-Historiker<br />

Prof. Dr. Jürgen G. Nagel einen<br />

Vortrag über „IS, Salafismus und<br />

Dschihadismus aus Sicht eines Historikers“.<br />

Deutlich wurde darin, dass<br />

es im Islam zahlreiche, oft verfeindete<br />

Strömungen gibt, die seit dem<br />

Tod des Propheten Mohammed im 7.<br />

Jahrhundert zu der heutigen, höchst<br />

komplexen Problematik geführt haben.<br />

Für sie gibt es keine einfache<br />

Lösung. Auch der sich abzeichnende<br />

Zerfall des Territoriums des „Islamischen<br />

Staats“ wird nach Einschätzung<br />

von Prof. Jürgen G. Nagel nicht<br />

das Ende der Gewalt bringen. Da<br />

Jahrbuch 2016<br />

Pünktlich zur Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde der<br />

<strong>FernUni</strong>versität e.V. ist das Jahrbuch 2016 erschienen, dass sie gemeinsam<br />

mit der Hochschule herausgibt. Die Leserinnen und Leser erwartet<br />

ein Themenbogen aus Grundlagenforschung und Analysen aktueller<br />

Themen, das Neueste aus der universitären Fernlehre und von interessanten<br />

Menschen.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-02<br />

<strong>FernUni</strong>-Dialog<br />

Verwaltung trifft Wissenschaft<br />

Blog aus dem<br />

Gerichtssaal<br />

Verwaltung trifft Wissenschaft an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen – in einer<br />

Café-Lounge, an Themen-Ständen<br />

und bei Kurzvorträgen in der<br />

„Speakers‘ Corner“. Der 1. Fern-<br />

Uni-Dialog kam bei Beschäftigten<br />

in Wissenschaft, Verwaltung und<br />

Technik gleichermaßen gut an. Mal<br />

für eine halbe Stunde zwischendurch,<br />

in der Mittagspause oder<br />

gezielt bei einzelnen Kurzvorträgen:<br />

Bei der Premiere mit einem<br />

Mix aus Informationen, Mitmach-<br />

Angeboten und Gesprächen nutzten<br />

Hunderte Beschäftige das neue<br />

Messe-Format, um Einblicke in die<br />

Aufgaben anderer Bereiche zu gewinnen.<br />

Wie funktioniert das Fernstudium<br />

im Detail? Wie werden die<br />

richtigen „Köpfe“ gewonnen? Was<br />

macht die Studienberatung? Was<br />

gibt es bei der Veranstaltungsorganisation<br />

zu beachten? Gezielt nachzufragen,<br />

Angebote auszuprobieren<br />

und sich auszutauschen ist eine<br />

gute Grundlage für eine immer bessere<br />

Zusammenarbeit in einer so<br />

großen Organisation.Die Diskussion<br />

um eine Fortsetzung des <strong>FernUni</strong>-<br />

Dialogs hat bereits begonnen. can<br />

Prof. Stefan Smolnik hielt einen Kurzvortrag in der Speakers‘ Corner.<br />

(Fotos: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Nahe der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

wurden im Mai 2016 vier Menschen<br />

durch einen Unfall bei einem illegalen<br />

Autorennen schwer verletzt.<br />

Am 29. Mai <strong>2017</strong> begann der Prozess<br />

vor dem Hagener Landgericht.<br />

Weitere Termine: 1., 12. und 29.<br />

Juni sowie 3. Juli. Prof. Dr. Osman<br />

Isfen, Lehrstuhl für Wirtschaftsstrafrecht<br />

und Strafprozessrecht, ist in<br />

der Verhandlung anwesend, um sie<br />

wissenschaftlich zu begleiten und<br />

Beiträge in sein Blog „Audiatur et<br />

altera pars“ einzustellen. Proe<br />

(https://isfen.fernuni-hagen.de/).


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />

Zehn Jahre BürgerUni Coesfeld<br />

Aktuelle Fragen aus der Gesellschaft<br />

„Vital, robust, akzeptiert, mit auffälliger<br />

Treue zum Erfolg“ – Mit diesen<br />

positiven Eigenschaften charakterisierte<br />

die Soziologin Jun.-Prof.<br />

Dr. Dorett Funcke die „BürgerUniversität<br />

Coesfeld“ auf der Feier zum<br />

zehnjährigen Jubiläum im vollbesetzten<br />

Vortragssaal des münsterländischen<br />

Regionalzentrums. „Die<br />

BürgerUni ist ein ,Ort der Geselligkeit‘.<br />

Sie folgt einem Grundsatz aus<br />

der Zeit der Aufklärung: Der Redner<br />

möge allgemeinverständlich sein.“<br />

Dieses Motto hat bis heute Gültigkeit<br />

für das Angebot der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Coesfeld. Eine Zutat des<br />

Erfolgsrezepts.<br />

Die BürgerUniversität ist ohne Personen<br />

nicht denkbar: Allen voran<br />

der Coesfelder Kurt Ernsting mit seiner<br />

Familie und dem Unternehmen,<br />

das eine Stiftungsprofessur am Institut<br />

für Soziologie der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen stiftete. Die Hochschulleitung<br />

um den damaligen Rektor<br />

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer sowie<br />

der Soziologie-Professor Dr. Heinz<br />

Abels engagierten sich ebenso wie<br />

die Stadt Coesfeld und ihr Bürgermeister<br />

Heinz Öhmann.<br />

Freuen sich über zehn Jahre BürgerUni: (v.li.) Prof. Timm Homann (Ernsting`s family), Stephan Casselmann, Barbara Thesing,<br />

Jun.-Prof. Dorett Funcke, Prof. Frank Hillebrandt (alle <strong>FernUni</strong>versität), Lilly Ernsting, Heinz Öhmann (Bürgermeister Coesfeld),<br />

Rektorin Prof. Ada Pellert und Stephan Ernsting.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die „BürgerUniversität Coesfeld“<br />

ist eng verknüpft mit der Stiftungsprofessur,<br />

um Forschungsergebnisse<br />

in verständlichen Vorlesungen<br />

und Seminaren zu aktuellen Fragestellungen<br />

der Gesellschaft zu behandeln.<br />

Die Saat des Gründungsgedanken<br />

ging auf.<br />

Für Themen der<br />

Wissenschaft begeistern<br />

„Die BürgerUniversität ist ein Ort<br />

der Geselligkeit, der für Wissenschaftsthemen<br />

begeistert und dazu<br />

einlädt, über Aktuelles und Grundsätzliches<br />

nachzudenken. Durchaus<br />

auch in Form eines kritischen Engagements<br />

für eine demokratische<br />

Zivilgesellschaft“, ordnete Dorett<br />

Funcke ein. Die Wissenschaftlerin<br />

hat seit Oktober 2013 die Ernsting’s<br />

family-Juniorstiftungsprofessur für<br />

„Soziologie familialer Lebensformen,<br />

Netzwerk und Gemeinschaften“<br />

und die Betreuung der Veranstaltungsreihe<br />

inne.<br />

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität<br />

und anderer Hochschulen<br />

haben an den bisherigen Veranstaltungen<br />

der BürgerUniversität ihre<br />

Sicht auf die Gesellschaft vorgestellt<br />

und einen großen Stamm an interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

weit über die Grenzen Coesfelds hinaus<br />

gefunden.<br />

„Es bedarf eben dieser Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler,<br />

die ein solches Konzept wie die<br />

BürgerUniversität als Auftrag begreifen“,<br />

würdigte <strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert – und nannte<br />

weitere Personen, die die Coesfelder<br />

BürgerUni vorantreiben: Dorett<br />

Funcke sei ein „wichtiger Kristallisationspunkt“,<br />

Bärbel Thesing als<br />

Leiterin des Regionalzentrums die<br />

„soziale Schlagader“. „Wir freuen<br />

uns auf die nächsten 10, 20…30<br />

Jahre BürgerUniversität Coesfeld“,<br />

schloss die Rektorin.<br />

Festvortrag: „Digitalisierung<br />

verändert Gewohnheitsmuster“<br />

Als Festredner des Jubiläumsabends<br />

sprach Prof. Dr. Timm Homann,<br />

geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

der Ernsting‘s family Unternehmensgruppe,<br />

über „Digitale<br />

Transformation im Handel“. Für<br />

den Handel bedeute Digitalisierung<br />

„pure Verdrängung“, wies Homann<br />

auf verödende Innenstädte hin.<br />

„Die Digitalisierung verändert unsere<br />

Gewohnheitsmuster – und wir<br />

stehen noch ganz am Anfang dieses<br />

Revolutionssturms.“ aw<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-03<br />

Verfolgter Wissenschaftler<br />

„Die Türkei ist mein Land!“<br />

Berufungen<br />

DHV bestätigt Gütesiegel<br />

„Die Türkei ist nicht Erdoğans Land.<br />

Sie ist mein Land!“ Irgendwann, so<br />

ist Dr. Utku Sayin optimistisch, wird<br />

er wieder gefahrlos in seine Heimat<br />

zurückkehren können. Dem Unterzeichner<br />

einer Petition gegen die<br />

Politik der türkischen Regierung im<br />

kurdischen Teil des Landes drohen<br />

bei einer Rückkehr in seine Heimat<br />

Inhaftierung, zwangsweise Arbeitslosigkeit<br />

und Ausreiseverbot. Am<br />

Ende seiner dreimonatigen Arbeit<br />

als Gastwissenschaftler im Lehrgebiet<br />

Bildung und Differenz von Prof.<br />

Dr. Katharina Walgenbach vermittelte<br />

Sayin 40 Interessierten aus allen<br />

Bereichen der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen in einem Vortrag einen Eindruck<br />

von der Situation türkischer<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />

die nicht auf der Erdoğan-<br />

Linie liegen.<br />

Der Sonderpädagoge war bis zum<br />

18. August 2016 Assistent Professor<br />

an der staatlichen Mustafa Kemal<br />

University (MKU), dann wurde<br />

sein Vertrag nicht mehr erneuert.<br />

Wie zahlreiche andere Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

hatte er zuvor die Petition „Wir<br />

werden nicht Teil des Verbrechens<br />

sein“ unterzeichnet, die zu einer<br />

„Jagd“ an allen türkischen Universitäten<br />

gegen diese geführt habe.<br />

Gegen 492 Wissenschaftlerinnen<br />

Nach seinem Vortrag diskutierte Utku Sayin (li.) angeregt mit dem Publikum.<br />

Mit dabei war auch Prof. Katharina Walgenbach (re.).<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

und Wissenschaftler seien disziplinarische<br />

Ermittlungsverfahren eingeleitet<br />

und 75 entlassen worden,<br />

25 von sich aus ausgeschieden. 306<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

seien mit einem staatlichen<br />

Einstellungsverbot für die öffentlichen<br />

Dienste belegt, 50 in Untersuchungshaft<br />

genommen und<br />

vier inhaftiert worden, so der Referent.<br />

Ihm wurde ebenfalls bescheinigt,<br />

dauerhaft disqualifiziert<br />

für den öffentlichen Dienst zu sein.<br />

Auch viele Studierende seien inhaftiert<br />

worden.<br />

Sayin ist überzeugt, dass über solche<br />

wertvollen Einzelinitiativen hinaus<br />

die europäischen Universitäten<br />

das zentrale staatliche Kontrollgremium<br />

türkischer Hochschulen YÖK<br />

dazu bewegen müssen, gesetzliche<br />

Vorschriften, akademische Rechte<br />

und wissenschaftliche Ethik zu respektieren:<br />

„Statt die Augen zu<br />

verschließen muss Europa mit den<br />

türkischen Wissenschaftlern solidarisch<br />

sein!“ Dennoch: „Ich bin traurig,<br />

aber auch zuversichtlich, dass<br />

ich von hier aus etwas bewegen<br />

kann!“<br />

Da<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen, die seit 2014 Inhaberin des DHV-Gütesiegels<br />

für faire und transparente Berufungsverhandlungen ist, darf die Auszeichnung<br />

für weitere fünf Jahre führen. Bundesweit als vierte Universität<br />

hat sie damit das nach drei Jahren anstehende Re-Audit-Verfahren erfolgreich<br />

durchlaufen.<br />

Berufungsverhandlungen an der <strong>FernUni</strong>versität seien weiterhin von hoher<br />

Professionalität, Gleichförmigkeit und Klarheit geprägt, hob der Deutsche<br />

Hochschulverband (DHV) hervor. Mit der lobenswerten Implementierung<br />

eines elektronischen Berufungsmonitors, der u.a. auf einer nicht-öffentlichen<br />

Seite den Stand laufender Berufungsverfahren abbilde, habe die<br />

<strong>FernUni</strong>versität die Transparenz ihrer Verfahrensabläufe deutlich erhöht.<br />

Ebenso habe die Hochschule ihre Bemühungen intensiviert, Rufinhaberinnen<br />

und Rufinhabern ohne Zeitverzug eine Infrastruktur<br />

bereitzustellen. Rundum positiv zu bewerten<br />

sei der Ausbau der Implacement-Angebote für<br />

Neuberufene, z.B. durch die Etablierung eines<br />

„Begrüßungstages für Professorinnen<br />

und Professoren”. Mit der Schaffung eines<br />

Familienservice-Büros seien zudem erfreuliche<br />

Fortschritte bei der Verbesserung<br />

von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie verbunden.<br />

Viele mit der Erstverleihung des Gütesiegels verbundene<br />

Empfehlungen habe die <strong>FernUni</strong>versität inzwischen<br />

umgesetzt. Punktuell sieht die Berufsvertretung der<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

„Die kritische Begleitung durch das DHV-Gütesiegel für faire und transparente<br />

Berufungsverhandlungen hat sich gelohnt. Die <strong>FernUni</strong>versität profitiert<br />

von der Weiterentwicklung ihrer Berufungskultur. Auch Bewerberinnen<br />

und Bewerbern nehmen das Gütesiegel als einen Qualitätsausweis<br />

wahr, der für die <strong>FernUni</strong>versität spricht“, erklärte die Kanzlerin der Fern-<br />

Universität, Regina Zdebel.<br />

Proe<br />

http://www.hochschulverband.de/cms1/guetesiegel.html


Campus<br />

Seite 4<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Interdisziplinäre Tagung<br />

Rechtsquelle Wikipedia: Vom Ende der Ignoranz<br />

(Foto: Thinkstock, iStock)<br />

Darf man sein eigenes Werk bei Wikipedia<br />

promoten? Ein Streit unter<br />

Editoren über die Selbstdarstellung<br />

eines Hochschullehrers bei<br />

Wikipedia war der Auslöser für die<br />

intensive Beschäftigung mit der<br />

umstrittenen Wissensquelle Wikipedia.<br />

„Dass Wikipedia nun auch<br />

als Marktplatz in der Rechtswissenschaft<br />

genutzt wird, ist eine<br />

neue Dimension“, sagt Prof. Dr. Katharina<br />

Gräfin von Schlieffen, Leiterin<br />

des Lehrstuhls für Öffentliches<br />

Recht, juristische Rhetorik und<br />

Rechtsphilosophie an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen.<br />

Mit ihrer Forschungsgruppe<br />

Rechtsrhetorik initiierte<br />

Prof. von<br />

Schlieffen<br />

daher<br />

die interdisziplinäre<br />

Tagung „Rechtsquelle<br />

Wikipedia“. Zwei Tage<br />

lang kamen Vertreterinnen und Vertreter<br />

der Wissenschaft, der juristischen<br />

Informationssysteme und<br />

von Online-Communities nach Hagen,<br />

um Wikipedia als Wissensund<br />

Rechtsquelle aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln zu beleuchten.<br />

„Bislang hat die Rechtswissenschaft<br />

dieses Phänomen mit all seinen<br />

Chancen und Risiken weitgehend<br />

ignoriert“, so Prof. von Schlieffen.<br />

In der Rechtspraxis<br />

angekommen<br />

Dabei ist Wikipedia längst in der<br />

Rechtspraxis angekommen: Gerichte<br />

setzen Fakten aus der Wikipedia<br />

als gerichtsbekannt voraus, sie entnehmen<br />

dort Definitionen und sogar<br />

Rechtsauffassungen. Jura-Studierende<br />

schöpfen aus der bequemen,<br />

kostenlosen Wissensquelle.<br />

Der Profi nutzt sie eher heimlich<br />

und findet dort Passagen, die ihm<br />

zu passenden Zitaten, Fachliteratur<br />

oder dem Einstieg in fremde Fachgebiete<br />

verhelfen.<br />

„Jeder benutzt Wikipedia, aber keiner<br />

zitiert Wikipedia“, umschrieb<br />

Prof. Dr. Gabriele Zwiehoff, Dekanin<br />

der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,<br />

in ihrer Begrüßung den Status<br />

Quo. „Ignoranz<br />

hilft nicht weiter.<br />

Man sollte<br />

Wikipedia aufgeschlossen<br />

beobachten und<br />

reflektieren“, so die Botschaft der<br />

Dekanin. „Das Thema wird in Zukunft<br />

noch wichtiger.“<br />

Interessanter Gegenstand<br />

der <strong>FernUni</strong>-Forschung<br />

Das sah auch <strong>FernUni</strong>-Rektorin Prof.<br />

Dr. Ada Pellert so: „Wikipedia ist ein<br />

für die <strong>FernUni</strong>versität interessanter<br />

Forschungsgegenstand, weil es um<br />

Fragen der Arbeitsweise, Organisation<br />

und Qualitätssicherung ortsund<br />

zeitunabhängiger Formen der<br />

Wissensvermittlung geht.“<br />

Das komplexe Thema wirft viele<br />

Fragen auf. Wie kann man Wikipedia<br />

verantwortungsvoll nutzen? Ist<br />

Wikipedia eine zitierfähige Quelle<br />

für wissenschaftliche Arbeiten?<br />

Wirken sich Recherchen und Belege<br />

mit Wikipedia auf den Inhalt<br />

rechtlicher Entscheidungen aus?<br />

Gut besucht war die interdisziplinäre Tagung zur Rechtsquelle Wikipedia in Hagen. Weitere Treffen sollen folgen.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Haben das Recherchieren und Belegen<br />

mit Wikipedia Auswirkungen<br />

auf das Recht? Welche Standards<br />

sind in der Qualitätssicherung<br />

verbindlich? Ist das Phänomen Wikipedia<br />

bezeichnend für eine allgemeinere<br />

Veränderung in der zunehmend<br />

virtuelleren Rechtswelt oder<br />

legt es lediglich alte, rechtskonstituierende<br />

Faktoren offen?<br />

Über die Grenzen der unterschiedlichen<br />

Disziplinen hinweg bestand<br />

Konsens darüber,<br />

dass Wikipedia bei<br />

Laien und vielleicht<br />

auch bei Juristinnen<br />

und Juristen<br />

den Rechtswörterbüchern<br />

den Rang<br />

ablaufen wird –<br />

und zwar bei der begrifflichen Erstinformation,<br />

als Einstieg in die Literatur<br />

sowie zur Kartierung neuer<br />

Rechtsgebiete. Als Quelle für wissenschaftliche<br />

Arbeiten wird das<br />

Online-Lexikon unter Juristinnen<br />

und Juristen hingegen abgelehnt.<br />

So wurde bei einer Podiumsdiskussion<br />

kontrovers die Frage der Autorität<br />

und der Manipulation bei<br />

Wikipedia aufgegriffen. Der Verlust<br />

individueller Autorschaft und<br />

damit die Zurechenbarkeit von Inhalten<br />

erscheinen als Problem. Die<br />

Ausgangsfrage, inwieweit Wikipedia<br />

Rechtsquelle sei, wurde differenziert<br />

beantwortet. Rein juristisch<br />

„Bislang hat die Rechtswissenschaft das Phänomen<br />

Wikipedia mit all seinen Chancen und Risiken<br />

weitgehend ignoriert.“<br />

Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen<br />

wollten die Teilnehmenden Wikipedia<br />

diesen Rang nicht zusprechen.<br />

Dagegen mochte niemand<br />

ausschließen, dass das Online-Lexikon<br />

tatsächlich Einfluss auf das<br />

Recht ausübt. Wikipedia sei eine<br />

Quelle für Alltagswissen und teilweise<br />

auch bereits ein anerkanntes<br />

Nachweisinstrument – was weitere<br />

Untersuchungen erfordert.<br />

Tagung war Auftakt für<br />

weitere Treffen<br />

„Unsere Tagung war der Auftakt<br />

für weitere Treffen“, kündigt Prof.<br />

von Schlieffen deshalb an. Sie wird<br />

mit ihrer Forschungsgruppe Rechtsrhetorik<br />

die Wirkung von Wikipedia<br />

als Forschungsthema<br />

weiterverfolgen.<br />

Die Erkenntnisse<br />

werden auch<br />

in die Lehre der<br />

<strong>FernUni</strong>versität,<br />

etwa in das juristische<br />

Propädeutikum,<br />

einfließen. „Medienkompetenz<br />

bei Juristinnen und Juristen<br />

ist schon zu Beginn des Fernstudiums<br />

ein zentrales Anliegen“, so die<br />

Rechtswissenschaftlerin. can<br />

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Best-of Social Media<br />

<strong>FernUni</strong> in sozialen Netzwerken<br />

33.219* Kurzvideo aus dem Logistikzentrum (31. März <strong>2017</strong>)<br />

5.616* Doppelte Alumnifeier in Hagen (19. April <strong>2017</strong>)<br />

1.611 Kein Psychologie-NC zum Wintersemester (10. April <strong>2017</strong>)<br />

* Beitragsklicks, Gefällt-mir-Angaben, Kommentare, geteilte Inhalte und Videoaufrufe<br />

Wörtlich:<br />

Ergebnis Masterarbeit: check vorgestern. Letzte Prüfung: check gestern.<br />

Jetzt Masterurkunde beantragen :-)“<br />

@a_hofmeyer hat’s geschafft: Auf Twitter feiert der Fernstudent seinen erfolgreich abgeschlossenen<br />

Master in Wirtschaftsinformatik (6. Mai 2016).<br />

Mitmachen bei Instagram<br />

Lernen ist stinklangweilig? Von wegen: Der eine hat immer seinen treuen Hund an der Seite, wenn er seine Studienbriefe<br />

durchackert. Die andere motiviert sich mit Schokolinsen: Für zwei geschriebene Zeilen gibt es eine Nascherei.<br />

Die bunte Bilderwelt auf unserem Instagram-Kanal @fernunihagen lebt von genau solchen Beiträgen: Unserer Studierenden<br />

zeigen uns, wie ihr Studienalltag aussieht – und wir teilen diese Bilder mit unseren Followern. Lust mitzumachen?<br />

Einfach das eigene Bild mit #Meine<strong>FernUni</strong> taggen.<br />

Vom Master zur Promotion<br />

Mit Mut und Disziplin<br />

Master — Promotion — Habilitation<br />

= Professur? Die Professur muss<br />

nicht unbedingt das angestrebte<br />

Ziel einer wissenschaftlichen Karriere<br />

sein. Auch ein Wechsel aus der<br />

Wissenschaft in die Wirtschaft oder<br />

eine Position auf der Schnittstelle,<br />

im Wissenschaftsmanagement<br />

verspricht berufliche Erfolge. Was<br />

wichtig ist: „Die eigenen Stärken<br />

und Schwächen zu kennen, eine<br />

persönliche Standortanalyse vorzunehmen“,<br />

sagt die Rektorin der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen, Prof. Dr.<br />

Ada Pellert. „Dann können wir gemeinsam<br />

gucken, wie wir unsere<br />

Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftler effektiv unterstützen<br />

können.“<br />

Dazu hatte die Rektorin, die selbst<br />

zunächst eine Karriere als Wissenschaftlerin<br />

und nun als Hochschulmanagerin<br />

eingeschlagen hat, zu<br />

einem Informations- und Diskussi-<br />

onsforum eingeladen. Das Interesse<br />

war groß: Rund 90 Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftler<br />

der <strong>FernUni</strong>versität – mit<br />

und ohne Promotion oder Habilitation<br />

– informierten sich auf der<br />

Veranstaltung „Kenne deine <strong>Perspektive</strong>n<br />

– Karrierewege für wissenschaftliche<br />

Beschäftigte“.<br />

Es hilft, andere zu sehen<br />

In einer Interviewsequenz stellte die<br />

Rektorin sogenannte Role Models<br />

vor, die jeweils ganz unterschiedliche<br />

Richtungen eingeschlagen haben.<br />

„Es hilft sehr, andere zu sehen<br />

und zu treffen. Das löst oft Impulse<br />

aus, man bekommt neue Ideen für<br />

sich selbst“, moderierte sie die Gespräche<br />

an. Daran schloss ein Block<br />

über konkrete Angebote der Fern-<br />

Universität für den wissenschaftlichen<br />

Mittelbau an.<br />

aw<br />

https://www.fernuni-hagen.de/swn/


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />

57. Assistententagung Öffentliches Recht<br />

Rechtskultur begrenzt Globalisierung<br />

Der wissenschaftliche Nachwuchs<br />

aus dem Öffentlichen Recht tagte<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität und in Hagen:<br />

Drei Tage beschäftigen sich<br />

die Juristinnen und Juristen in Panels<br />

und einer Podiumsdiskussion<br />

mit hochaktuellen Fragen zur<br />

„Rechtskultur und Globalisierung“.<br />

Mit dem Thema hatte das Organisationsteam<br />

der traditionsreichen 57.<br />

Assistententagung ein hochaktuelles<br />

gewählt.<br />

Die sieben jungen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler der<br />

<strong>FernUni</strong>versität waren sich nach der<br />

Konferenz einig: „Globalisierung<br />

und Rechtskultur stehen in einem<br />

gewissen Spannungsverhältnis.<br />

Durch die Globalisierung können<br />

sich zwar zum einen Universalwerte<br />

aus verschiedenen Rechtskulturen<br />

herauskristallisieren oder es<br />

kann mit der Zeit eine gemeinsame<br />

Rechtskultur erwachsen, wie es<br />

in den letzten 60 Jahren beispielsweise<br />

in Europa der Fall war – und<br />

hoffentlich weiter ist.“<br />

Zum anderen setzten nationale<br />

Rechtskulturen der Globalisierung<br />

in gewisser Weise auch Grenzen:<br />

Wenn man sich etwa vor Augen<br />

führe, was die Verfassungsidentität<br />

eines Staates – also etwa einen<br />

unverrückbaren Kernbestand von<br />

Werten, Strukturen oder Institutionen<br />

– ausmache. „Auch der in einigen<br />

Staaten derzeit gegenläufige<br />

Renationalisierungstrend steht<br />

in diesem Kontext“, ergänzen die<br />

Juristinnen und Juristen.<br />

Teilnehmende aus dem<br />

deutschsprachigem Europa<br />

Zahlreiche junge Forschende aus<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz waren für drei Tage nach<br />

i<br />

Hagen gereist, um das Tagungsthema<br />

aus verschiedenen <strong>Perspektive</strong>n<br />

zu diskutieren. Zur Einstimmung<br />

kamen auch der nordrheinwestfälische<br />

Justizminister Thomas<br />

Kutschaty und der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />

Prof. Dr. Dr.<br />

Udo di Fabio an die <strong>FernUni</strong>versität.<br />

Das Organisationskomitee freute<br />

sich gemeinsam mit <strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert und der<br />

Dekanin der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät, Prof. Dr. Gabriele<br />

Zwiehoff, über den prominenten<br />

Besuch.<br />

Die Referate dieser Tagung werden demnächst als Tagungsband im<br />

Nomos-Verlag erscheinen, herausgegeben von den Mitgliedern des<br />

Organisationskomitees: Dr. Sebastian Piecha, Dr. Anke Holljesiefken,<br />

Dr. Yury Safoklov, Johanna Herberg, Jens Fischer, Stefanie Haaß und<br />

Dr. Stefan Kracht.<br />

Forum für junge Forschende<br />

„Es ist ein wichtiges Forum für junge<br />

Forschende, die noch nicht habilitiert<br />

sind. Hier können Sie sich<br />

vernetzen für den wissenschaftlichen<br />

Austausch“, sagte Rektorin<br />

Ada Pellert zu Beginn. Sie freute sich<br />

über die Tagung, die eine wichtige<br />

Funktion für die gesamte <strong>FernUni</strong>versität<br />

habe: „Es ist eine Chance,<br />

unsere besondere Universität sichtbar<br />

zu machen.“ Justizminister Kutschaty<br />

lobte in seinem Grußwort die<br />

<strong>FernUni</strong>versität als „Erfolgsmodell“<br />

und ordnete das Thema der Tagung<br />

aus seiner Sicht ein: „Die deutsche<br />

Rechtsordnung ist eine der besten,<br />

allerdings müssen wir verstärkt mit<br />

mehreren Rechtsordnungen klarkommen.<br />

Es gilt, um die Rechtskultur<br />

zu werben.“<br />

Die Dekanin und Hagens Bürgermeister<br />

Horst Wisotzki hatten in<br />

ihren Grußworten charmant auch<br />

auf die mitunter versteckten Reize<br />

der Stadt Hagen als „unterschätzte<br />

kleine Großstadt am Rande<br />

des Ruhrgebiets“ aufmerksam<br />

gemacht. Dazu passte das Angebot<br />

an Exkursionen in der Stadt, das die<br />

Konferenzleitung organisiert hatte.<br />

Ehemaliger Verfassungsrichter:<br />

„Der Westen schwankt“<br />

Als Festredner hob der ehemalige<br />

Bundesverfassungsrichter Dr. Udo<br />

di Fabio auf „Das Recht der Weltgesellschaft:<br />

Ambivalenzen der Globalisierung“<br />

ab. Der Jurist stieg konkret<br />

ein: „Der Westen schwankt,<br />

seine Institutionen geraten ins Wanken.<br />

Es rumort derzeit so gefährlich,<br />

(Foto: Thinkstock,<br />

ER09)<br />

dass ein neuer internationaler Konsens<br />

zu erwarten ist.“<br />

In sieben Panels, die sich in den<br />

verschiedenen öffentlich-rechtlichen<br />

Teilbereichen bewegten, vertieften<br />

die Teilnehmenden etwa,<br />

in welchem Verhältnis europäische<br />

Werte und nationale Identitäten<br />

stehen, wie sich die Grundfreiheiten<br />

zu nationalen Regelungskompetenzen<br />

verhalten oder wie weit<br />

die Regelungsspielräume des deutschen<br />

Verwaltungsprozessrechts in<br />

Zeiten internationaler Verflechtungen<br />

reichen.<br />

Die Europäische Union:<br />

eine Wertegemeinschaft?<br />

Ein Höhepunkt der Konferenz war<br />

die Podiumsdiskussion, die sich um<br />

die Frage drehte: „Die Europäische<br />

Union: Wirtschaftsgemeinschaft,<br />

Wertegemeinschaft, Kulturgemeinschaft?“<br />

Dort diskutierten der ehemalige<br />

Präsident des Europäischen<br />

Parlamentes, Prof. Dr. Klaus Hänsch,<br />

der Hamburger Europa- und<br />

Völkerrechtler Prof. Dr. Markus Kotzur<br />

sowie der Bundestagsabgeordnete<br />

Prof. Dr. Patrick Sensburg mit<br />

den Teilnehmenden aktuelle Fragen<br />

zum Zustand der Europäischen Union.<br />

Insbesondere ging es darum, ob<br />

in aktuellen Zeiten noch eine gemeinsame<br />

Wertegemeinschaft ein<br />

Zukunftsmodell sein kann.<br />

Klaus Hänsch konnte einen großen<br />

Bogen von den Anfängen der<br />

EU bis heute ziehen und sich mit<br />

Reformideen der anderen Teilnehmer,<br />

etwa einem Zweikammerparlament<br />

für die EU, auseinandersetzen.<br />

Aber auch mit Mythen und<br />

Klischees wurde aufgeräumt: etwa<br />

mit der EU-Norm zur ,Gurkenkrümmung‘,<br />

die vor über zehn Jahren abgeschafft<br />

wurde.<br />

aw<br />

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (2. Reihe, re.), Ex-Bundesverfassungsrichter<br />

Prof. Udo di Fabio (4. v. li.), Bürgermeister Horst Wisotzki (oben li.), Rektorin Prof.<br />

Ada Pellert (vorne, Mitte) und Dekanin Prof. Gabriele Zwiehoff (5.v.re.) mit dem<br />

Organisationsteam (Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Edith-Stein-Tagung<br />

Grundbegriffe und Phänomene<br />

Blicke hinter Kulissen<br />

Hagener Soziologietage<br />

Über 40 Forscherinnen und Forscher<br />

aus verschiedenen Ländern<br />

und Generationen haben seit Jahren<br />

an einem Edith-Stein-Lexikon<br />

gearbeitet, das das denkerische<br />

Erbe der Philosophin (1891–1942)<br />

und ihre philosophiegeschichtliche<br />

wie systematisch-phänomenologische<br />

Bedeutung im Anschluss<br />

an die 27-bändige Edith-Stein-Gesamtausgabe<br />

weiter erschließen<br />

soll. Seine Herausgeber sind Dr.<br />

Marcus Knaup vom Lehrgebiet Philosophie<br />

II, Praktische Philosophie:<br />

Ethik, Recht, Ökonomie (Prof. Dr.<br />

Thomas Sören Hoffmann) der Fern-<br />

Universität in Hagen und Prof. Harald<br />

Seubert (Staatlich anerkannte<br />

staatsunabhängige Theologische<br />

Hochschule Basel; Hochschule für<br />

Politik in München).<br />

Bei einer Tagung am 24. und 25.<br />

November <strong>2017</strong> sollen an der Fern-<br />

Universität wichtige Grundbegriffe<br />

und Phänomene Steins diskutiert<br />

und die Arbeit an dem Lexikon abgeschlossen<br />

werden, das hier auch<br />

vorgestellt wird.<br />

Eine Wanderausstellung aus Wien<br />

zum Leben der Philosophin, die zu<br />

den herausragenden Persönlichkeiten<br />

des 20. Jahrhunderts zählt, wird<br />

eröffnet und bis Weihnachten <strong>2017</strong><br />

in Hagen zu sehen sein. Proe<br />

Soziologie an der <strong>FernUni</strong>versität –<br />

das ist mehr als Kurse zu studieren<br />

und für Prüfungen zu lernen… Um<br />

jenseits von Studieninhalten und<br />

Formalitäten zu erfahren, was sich<br />

auf den zweiten Blick hinter den Kulissen<br />

der Soziologie der <strong>FernUni</strong>versität<br />

verbirgt, lädt das Institut für<br />

Soziologie nach dem erfolgreichen<br />

Auftakt der Reihe „Hagener Soziologietage“<br />

auch <strong>2017</strong> wieder alle<br />

an der Soziologie Interessierten für<br />

den 5. bis 7. Oktober ein.Mit vielfältigen<br />

Angeboten werden in entspannter<br />

Atmosphäre spannende<br />

Einblicke eröffnet. Einsteigerinnen<br />

und Einsteiger können erste Einsichten<br />

in die Bandbreite des Faches<br />

nehmen, Soziologieerfahrene sich<br />

neue Themen erschließen. Die Teilnehmenden<br />

können die Lehrenden<br />

kennenlernen. Anmeldungen werden<br />

bis 20. September erbeten. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-05


Campus<br />

Seite 6<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Kindheit auf der Flucht<br />

Zeitzeugeninterviews jetzt in Hagen<br />

Fast 50 Zeitzeugeninterviews hat<br />

das Archiv „Deutsches Gedächtnis“<br />

des Instituts für Geschichte<br />

und Biographie an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen vom Verein „Kriegskinder<br />

e.V. – Forschung, Lehre, Therapie“<br />

erhalten. Sie dokumentieren<br />

die Schicksale von Menschen, deren<br />

erinnert sich gut, wie er im Februar<br />

1945 vor der roten Armee ausreißen<br />

musste: „Auf unserer Flucht<br />

war es irrsinnig kalt, es gab irrsinnig<br />

viel Schnee. Ich saß als junger Knabe<br />

auf einem Pferdewagen – hinter uns<br />

die russischen Panzer.“ Auch Marianne<br />

Pollich (76) aus Erkrath, die<br />

Obwohl das Kriegsende in Deutschland<br />

72 Jahre zurückliegt, ist die<br />

Problematik nach wie vor aktuell.<br />

An vielen Orten der Welt wird erbittert<br />

gekämpft, ohne dass ein<br />

Frieden in Sicht ist – etwa in Syrien<br />

oder Afghanistan. Die Überlebenden<br />

tragen zumeist schwere Traumata<br />

davon.<br />

Monika Weiß (Mitte) überreichte die gesammelten Interviews an den Dekan der<br />

Fakultät für Kultur und Sozialwissenschaften Prof. Frank Hillebrandt und die<br />

Archivleiterin Dr. Almut Leh.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die Zeitzeugen Manfred Hübner und Marianne Pollich lernten sich an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität kennen – und hatten sich viel zu erzählen.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Kindheit von ihren Erlebnissen im<br />

Zweiten Weltkrieg geprägt wurden.<br />

Am 8. Mai 1945 war es vorbei: Der<br />

Zweite Weltkrieg in Europa endete.<br />

Manfred Hübner (81) aus Köln<br />

als Vierjährige mit dem letzten Zug<br />

aus Cottbus entkam, gehen die Bilder<br />

der Flucht nicht mehr aus dem<br />

Kopf: „Ich sehe noch die Massen<br />

draußen stehen, die es nicht in den<br />

Zug geschafft haben.“<br />

Marianne Pollich und Manfred Hübner<br />

wollten nachfolgenden Generationen<br />

von ihren Kriegserlebnissen<br />

erzählen. Der Verein „Kriegskinder<br />

e.V. – Forschung, Lehre, Therapie“<br />

hat sie und rund 50 weitere Zeitzeuginnen<br />

und Zeitzeugen zu ihren<br />

Schicksalen im Zweiten Weltkrieg<br />

befragen lassen. Am 3. Mai<br />

wurde das gesammelte Material an<br />

das Institut für Geschichte und Biographie<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

übergeben. Dort betreuen Forscherinnen<br />

und Forscher das Archiv<br />

„Deutsches Gedächtnis“, in dem<br />

Lebensgeschichten systematisch<br />

gesammelt und der Forschung zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Die Interviews werden nach der<br />

„Oral History“-Methode geführt:<br />

Ohne Zeitdruck erzählen die Gesprächspartnerinnen<br />

und Gesprächspartner<br />

vor Videokamera<br />

oder Mikrofon ihre Lebensgeschichte.<br />

Dr. Almut Leh, die das Archiv leitet,<br />

freut sich darüber, dass auch externe<br />

Unterstützer wie der „Kriegskinder<br />

e.V.“ den Bestand erweitern:<br />

„Von den 3.000 Interviews, die wir<br />

derzeit archivieren, stammen zwei<br />

Drittel aus eigenen Forschungsprojekten.<br />

1.000 Interviews haben wir<br />

von anderen Wissenschaftlern und<br />

Forschungsinstitutionen übernehmen<br />

können. Das trägt zur thematischen<br />

Vielfalt unserer Bestände<br />

bei und ist für unsere Archivbesucher<br />

sehr interessant.“<br />

Der Verein erhofft sich von der<br />

Übergabe, noch weitere Zeitzeuginnen<br />

und Zeitzeugen für Interviews<br />

gewinnen zu können. „Die Zeit<br />

drängt, denn viele Kriegskinder von<br />

damals verbringen ihre letzten Jahre<br />

mit uns und werden uns bald nur<br />

noch Erinnerungen an ihre Kindheit<br />

zurücklassen können“, mahnt die<br />

Vereinsvorsitzende Monika Weiß.<br />

Auch die Historikerin PD Dr. Karin<br />

Orth von der Universität Freiburg,<br />

die einen großen Teil der Zeitzeuginnen<br />

und Zeitzeugen befragt hat,<br />

verweist auf die Gedächtnisfunktion:<br />

„Für viele Interviewpartnerinnen<br />

und -partner ist es sehr wichtig,<br />

zu wissen, dass ihre Erinnerungen<br />

bewahrt werden.“<br />

Manfred Hübner möchte zudem an<br />

junge Menschen in Europa appellieren,<br />

sich aktiv für den Frieden einzusetzen:<br />

„Das, was jetzt passiert,<br />

ist eine Frage des Engagierens oder<br />

Nicht-Engagierens.“<br />

br<br />

Philosophische Fachtagung<br />

Die Allgegenwart des Modischen<br />

Ist Mode ein Schlüsselphänomen<br />

der Moderne? Diese Frage trieb<br />

schon den Philosophen und Soziologen<br />

Georg Simmel an, der 1905<br />

seine „Philosophie der Mode“ veröffentlichte.<br />

Prof. Dr. Hubertus Busche,<br />

Lehrgebiet Philosophie I der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen, widmete<br />

dieser Frage eine Tagung und stellte<br />

fest: „In der Soziologie ist die<br />

Allgegenwart des Modischen seither<br />

Thema. Bislang allerdings gab<br />

es noch keine interdisziplinäre wissenschaftliche<br />

<strong>Perspektive</strong> auf diesen<br />

Zusammenhang.“<br />

(Foto: Thinkstock, mg7)<br />

Simmel hatte schon damals diagnostiziert,<br />

dass die Mode „heute<br />

so stark das Bewusstsein beherrscht,<br />

dass die großen, dauernden,<br />

unfraglichen Überzeugungen<br />

mehr und mehr an Kraft verlieren“.<br />

Die Tagung „Moden der Kleidung –<br />

Moden des Geistes?“, die Busche<br />

zusammen mit Prof. Dr. Yvonne<br />

Förster (Leuphana Universität) veranstaltete,<br />

untersuchte daher systematisch,<br />

auf welchen Gebieten<br />

das Modische anzutreffen ist und<br />

wie weit sich ihr die Herrschaft der<br />

festen Prinzipien überhaupt entziehen<br />

kann.<br />

Historischer Bezug<br />

Das um 1600 auftauchende Wort<br />

„la/le mode“ bezeichnete ursprünglich<br />

die zeitgebundene „Art<br />

und Weise“ der Erscheinung und<br />

des Verhaltens, die zugleich „Regel“<br />

oder „Maßstab“ sozialer Erwartungen<br />

ist. Später gehörte zum<br />

Begriff auch der periodische Wechsel<br />

solcher Erscheinungs- und Verhaltensmuster.<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert<br />

wurde „Mode“ begrifflich<br />

auf künstlerische und literarische<br />

Stile sowie philosophische und religiöse<br />

Strömungen ausgeweitet.<br />

Heute dagegen ist der Begriff<br />

meist auf Bekleidung und Wohnen<br />

beschränkt und bezeichnet das<br />

Schnelllebige, das Temporäre. „Wir<br />

haben herausgearbeitet, was auf<br />

den verschiedenen Gebieten von<br />

den Körpermoden bis hin zur Religion<br />

als Mode identifiziert werden<br />

kann – und wir wurden fündig“, bilanziert<br />

Busche.<br />

Mehrere Vorträge gelangten zum<br />

Ergebnis, dass es schwierig ist, etwa<br />

in der Kunst, Philosophie und allgemein<br />

in den Geisteswissenschaften<br />

sich allem Modischen zu entziehen.<br />

Wo gesellschaftlich relevante<br />

Fragestellungen aufgegriffen werden,<br />

sind modische Themen, Vokabulare<br />

und Autoritäten unvermeidbar.<br />

Als Vertreter der Soziologie an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität widmete sich<br />

Prof. Dr. Frank Hillebrandt soziologischen<br />

Erklärungen für die höhere<br />

Geschwindigkeit von Modezyklenwechseln.<br />

In den Tagungsdiskussionen wurde<br />

immer wieder deutlich, dass einer<br />

der treibenden Motoren für<br />

den raschen Wechsel von Moden<br />

die wirtschaftlichen Interessen sind.<br />

Dass sich das Karussell der Kleidungs-<br />

und Wohnungsmoden immer<br />

schneller dreht, steigert Absatz<br />

und Gewinn. Auch in der zunehmend<br />

von Drittmitteln abhängigen<br />

wissenschaftlichen Forschung<br />

„zahlt sich das markschreierische<br />

Prof. Hubertus Busche eröffnete die<br />

Tagung mit einem historischen Abriss.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Ausrufen ständig neuer ,Paradigmen‘<br />

und ,turns‘ aus“, so Busche.<br />

Soziale Bedürfnisse<br />

Die Tagung ging jedoch auch der<br />

anderen starken Antriebskraft für<br />

den ständigen Wechsel von Modezyklen<br />

nach: den gesellschaftlichen<br />

Bedürfnissen der Modeträger.<br />

„Auch und vor allem spielen<br />

soziale Bedürfnisse eine Rolle: das<br />

Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu<br />

einer Gruppe und das Bedürfnis<br />

nach Abgrenzung gegenüber anderen.<br />

Menschen möchten teils gewissen<br />

Statusgruppen angehören,<br />

teils sich von der Allgemeinheit abheben.<br />

Für beides bedienen sie sich<br />

einer bestimmten Zeichensprache“,<br />

erläutert Busche.<br />

Die Tagung versuchte, die ,speziellen<br />

Kleider‘ herauszufinden, mit denen<br />

im Sport, in der Kunst, in der<br />

Politik, in der Philosophie und sogar<br />

in den Naturwissenschaften Abgrenzung<br />

und Zugehörigkeit hergestellt<br />

werden. Darüber hinaus gelangte<br />

man zu dem Ergebnis, dass<br />

es auf allen diesen Gebieten spezifische<br />

Abgrenzungen gegen das Alte<br />

gibt. Modebildend ist jeweils ein Bewusstsein,<br />

zur Avantgarde zu zählen<br />

und das Neue sowie den Fortschritt<br />

auf seiner Seite zu haben.<br />

Reformen als politische Moden<br />

Für einen Abendvortrag gewannen<br />

Busche und Förster Jürgen Kaube,<br />

Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung. Der Journalist<br />

vertrat die These, Reformen seien<br />

die typischen Moden in der Politik.<br />

Ob Rechtschreibreform, Rentenreform,<br />

Arbeitsmarktreform:<br />

Stets handele es sich um die ewige<br />

Wiederkehr des Neuen, um die<br />

Verhältnisse zu verbessern. Das ziehe<br />

gleich die nächste Reform nach<br />

sich – die Reform der Reform. aw<br />

i<br />

Die Ergebnisse der Tagung sowie<br />

alle Vorträge werden in einem<br />

Tagungsband erscheinen.


Forschung<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />

Frauen in Spitzen von Großstädten<br />

Neues Genderranking<br />

DFG-Forschungsprojekt<br />

Die Vermessung der Region<br />

Prof. Lars Holtkamp<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die Stadt Erlangen gewinnt das<br />

Genderranking deutscher Großstädte<br />

<strong>2017</strong> vor den klassischen<br />

Spitzenreiterinnen Trier und Frankfurt<br />

am Main. Das Schlusslicht bildet<br />

Mülheim an der Ruhr. Dies ist das Ergebnis<br />

des mittlerweile vierten Genderrankings<br />

deutscher Großstädte,<br />

das Prof. Dr. Lars Holtkamp, Dr.<br />

Elke Wiechmann und Monya Buß<br />

von der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen im<br />

Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung<br />

erstellt haben. Dafür hat das Team<br />

des Lehrgebiets Politikwissenschaft<br />

IV: Politik und Verwaltung 73 Großstädte<br />

mit über 100.000 Einwohnerinnen<br />

und Einwohnern (ohne<br />

Stadtstaaten) anhand ihrer Frauenanteile<br />

an kommunalpolitischen<br />

Führungspositionen – Ratsmitglieder,<br />

Dezernatsleitungen, Ausschuss-<br />

und Fraktionsvorsitze – sowie<br />

für das Oberbürgermeisteramt<br />

verglichen. Die Daten wurden mittels<br />

eines Genderindex gewichtet.<br />

Das vierte Genderranking deutscher<br />

Großstädte innerhalb von knapp<br />

zehn Jahren zeigt ein zwiespältiges<br />

Bild: Innerhalb dieses Zeitraums ist<br />

der Frauenanteil an den Oberbürgermeisterinnen<br />

und Oberbürgermeistern<br />

stark eingebrochen – von<br />

noch 17,7% 2008 auf nunmehr<br />

8,2% <strong>2017</strong>. Der Frauenanteil unter<br />

den Dezernentinnen und Dezernenten<br />

ist dagegen als einzige<br />

politische Spitzenposition stark<br />

und kontinuierlich gestiegen: von<br />

18,5 Prozent 2008 auf 29,1 Prozent<br />

<strong>2017</strong>. Das wissenschaftliche<br />

<strong>FernUni</strong>-Team führt dies darauf zurück,<br />

dass auf diesem Feld die beruflichen<br />

Qualifikationen von Frauen<br />

eine größere Rolle spielen als<br />

bei der Besetzung rein politischer<br />

Ämter. Insgesamt gilt: Frauen sind<br />

gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil<br />

in den kommunalpolitischen<br />

Führungsämtern deutscher Großstädte<br />

auch <strong>2017</strong> unterrepräsentiert.<br />

Je wichtiger und mächtiger<br />

Posten sind, desto unwahrscheinlicher<br />

werden sie von Frauen besetzt.<br />

Ein noch stärker polarisiertes Bild ergibt<br />

sich, wenn man die Frauenanteile<br />

in den Stadträten nach Parteien<br />

aufschlüsselt. Spitzenreiter sind<br />

Bündnis 90/Die Grünen mit der Erfüllung<br />

ihrer 50-Prozent-Quote, gefolgt<br />

von der Linken mit 44,4 Prozent<br />

Frauenanteil (Quote 50%) und<br />

der SPD mit 37,3 Prozent (Quote<br />

40%). Die einer Quote verpflichteten<br />

Parteien besetzen auch Fraktions-<br />

und Ausschussvorsitze deutlich<br />

stärker mit Frauen. Auf der<br />

anderen Seite unterbietet die neu<br />

hinzugekommene AfD, die nur in<br />

einigen Bundesländern in den Kommunalparlamenten<br />

vertreten ist,<br />

mit einem Frauenanteil von 11,6%<br />

noch die FDP, die 2008 mit 24,9%<br />

das Schlusslicht gebildet hatte und<br />

seither ihren Anteil nur geringfügig<br />

steigern konnte (auf 26,4% <strong>2017</strong>).<br />

Die CDU erreicht ihr eigenes Quorum<br />

von 33% (als Empfehlung) nur<br />

in 28 von 73 Großstädten.<br />

Die Gewinnerin Erlangen gehörte<br />

schon in der ersten Studie (2008)<br />

zur Spitzentrias. Ein hoher Frauenanteil<br />

unter den Ratsmitgliedern<br />

setzt sich auch in den weiteren<br />

politischen Spitzenpositionen fort.<br />

„Hier übererfüllen die Parteien mit<br />

verbindlicher innerparteilicher Quote,<br />

Grüne und SPD, ihr Soll“, erklärt<br />

Prof. Holtkamp.<br />

Köln hat mit Henriette Reker eine<br />

der wenigen deutschen Oberbürgermeisterinnen.<br />

(Foto: Stadt Köln, Danny Frede)<br />

Wenn die Politik den Frauenanteil<br />

in Kommunalparlamenten und<br />

kommunalen Spitzenpositionen in<br />

vertretbarer Zeit erhöhen möchte,<br />

bleibt als Maßnahme nur die gesetzlich<br />

festgelegte Quote. „Ohne<br />

die Quote würde es noch 128 Jahre<br />

dauern, bis eine paritätische Besetzung<br />

kommunaler Ratsmandate mit<br />

Frauen und Männern erreicht wäre<br />

– wenn man die Entwicklung von<br />

2008 bis <strong>2017</strong> in die Zukunft fortschreibt,“<br />

sagt Sabine Drewes, Referentin<br />

für Kommunalpolitik und<br />

Stadtentwicklung der Heinrich-Böll-<br />

Stiftung.<br />

Die neue Studie und ihre Vorläuferinnen<br />

sind zu finden unter<br />

www.boell.de.<br />

Proe<br />

Was stellt man sich eigentlich unter<br />

einer Landkarte vor? Aus heutiger<br />

Sicht erscheint die Antwort auf diese<br />

Frage selbstverständlich: eine schematische<br />

und sachliche Landschaftsdarstellung,<br />

korrekt genordet und<br />

absolut maßstabsgetreu. Die modernen<br />

Standards sind jedoch nicht<br />

selbstverständlich. Um sie zu entwickeln,<br />

bedurfte es zunächst der Pionierarbeit<br />

frühneuzeitlicher Kartenmacher.<br />

Ihr Blick fiel dabei nicht selten<br />

vor die eigene Haustür, auf den<br />

regionalen Raum.<br />

Historischem Kartenmaterial, das<br />

die Region Westfalen abbildet, wendet<br />

sich nun ein Forschungsprojekt<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen zu. Es<br />

trägt den Titel „Chorographie zwischen<br />

Mimesis und Metrik: Handgezeichnete<br />

regionale Landkarten<br />

in Westfalen (1450-1650)“ und<br />

wird für die nächsten drei Jahre<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gefördert. Geleitet<br />

wird das Vorhaben von Prof. Dr.<br />

Felicitas Schmieder vom Lehrgebiet<br />

Geschichte und Gegenwart Alteuropas<br />

der <strong>FernUni</strong>versität. Die wichtigste<br />

Grundlage für die Kartenforschung<br />

bilden die Bestände des Landesarchivs<br />

in Münster.<br />

Handgezeichnete Unikate<br />

Die meisten der handgezeichneten<br />

Untersuchungsobjekte sind Unikate,<br />

angefertigt für ganz bestimmte<br />

Zwecke: Am häufigsten wurde<br />

das Kartenmaterial in juristischen,<br />

ökonomischen oder administrativen<br />

Kontexten verwendet. Doch auch<br />

repräsentative Absichten wurden<br />

verfolgt. So nutzten Herrscher die<br />

Landschaftsdarstellungen nicht nur,<br />

um sich geographische Klarheit über<br />

ihren Besitz zu verschaffen; sie wollten<br />

gleichermaßen ihre Macht zur<br />

Schau stellen. „Mit der Karte konnte<br />

ein Herr zeigen: Das gehört alles<br />

mir“, erklärt Prof. Schmieder.<br />

Trotz der vielen kriegerischen Konflikte<br />

in der Frühen Neuzeit spielten<br />

militärstrategische Gesichtspunkte<br />

noch keine große Rolle für die Kartographie.<br />

Das bekannte Bild eines<br />

am Kartentisch operierenden<br />

Prof. Felicitas<br />

Schmieder vor der<br />

Reproduktion einer<br />

alten Karte aus dem<br />

Jahr 1525, die das<br />

Flusssystem der<br />

Sorpe im Sauerland<br />

zeigt…<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Pressestelle)<br />

Heerführers wie Wallenstein sei eher<br />

ein Klischee, so die Historikerin. Immerhin<br />

gab es einige Darstellungen<br />

von Städtebelagerungen, die<br />

aus der Rückschau Angriffe nacherzählten.<br />

„Viele erste Stadtpläne sind<br />

solche Belagerungspläne“, konstatiert<br />

Prof. Schmieder, stellt aber zugleich<br />

klar: „Der friedliche Konkurrenzkampf<br />

per Karte war wesentlich<br />

verbreiteter.“<br />

...Bei näherer Betrachtung<br />

werden die Unterschiede<br />

zwischen<br />

frühneuzeitlichen und<br />

modernen Karten<br />

deutlich.<br />

(Original: Landesarchiv<br />

Münster,<br />

Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Pressestelle)<br />

Mittelalterliche Spuren<br />

Im Untersuchungszeitraum gab es<br />

noch keine einheitlichen Regeln für<br />

die Produktion von Karten. Kennzeichnend<br />

waren eher die Auslotung<br />

von Möglichkeiten und ein kreativer<br />

Umgang mit dem Medium. „Ich<br />

nenne das eine ‚Experimentalphase<br />

der Kartographie‘“, meint die Forscherin.<br />

Vielen Karten ist der Traditionszusammenhang<br />

mit mittelalterlichen<br />

Konventionen und Darstellungstechniken<br />

noch stark anzumerken.<br />

Zum Beispiel wurden<br />

bedeutsame Landmarken – etwa<br />

eine umstrittene Mühle – ohne<br />

Rücksicht auf tatsächliche Proportionen<br />

größer gemalt. „Wir kennen<br />

so etwas heute noch von Tourismuskarten“,<br />

erinnert Schmieder.<br />

„In der Zeit stellen wir eine schrittweise<br />

Professionalisierung fest“,<br />

führt sie weiter aus. Vermessungstechniken<br />

im modernen Sinn kamen<br />

jedoch noch nicht zur Anwendung.<br />

„Manchmal wurden Wege abgeschritten.<br />

Man hat sich aber auch<br />

einfach auf einen Kirchturm gestellt<br />

und geschätzt“, erklärt Schmieder.<br />

Daher wurden Landschaften selten<br />

in der direkten Draufsicht, sondern<br />

zumeist aus einer schrägen „Vogelschau“<br />

abgebildet. „Diese <strong>Perspektive</strong><br />

erscheint zwar aus heutiger Sicht<br />

falsch, war damals jedoch sinnvoll“,<br />

urteilt Prof. Schmieder.<br />

Entscheidend ist zudem die zusätzliche<br />

Darstellungsdimension der Zeit,<br />

die durch Bildserien oder schriftliche<br />

Legenden umgesetzt wurde.<br />

Schmieder: „Da steht dann etwa<br />

auf der Karte: ‚Hier ist das Loch,<br />

wo einmal der Räuber reingefallen<br />

ist.‘“ Erst im 18. Jahrhundert nimmt<br />

das Material eine moderne, uns vertraute<br />

Gestalt an. „Dadurch wurden<br />

die Karten aber auch langweiliger“,<br />

schmunzelt die Historikerin.<br />

Übergeordnetes Projekt<br />

Die Erkenntnisse zu westfälischen<br />

Karten sollen in ein übergeordnetes<br />

Projekt einfließen. Deshalb kooperiert<br />

Prof. Schmieder mit Forschenden<br />

aus Hannover und Göttingen.<br />

Erklärtes Ziel ist es, aus den<br />

regionalen Einzelbetrachtungen einen<br />

beispielhaften Corpus deutscher<br />

Landkarten zu erstellen. Ferner ist<br />

ein crossmedialer Studienbrief zur<br />

frühneuzeitlichen Kartographie geplant.<br />

br


Forschung<br />

Seite 8<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

EU-Einfluss auf nationale Gesetzgebung<br />

Weit entfernt von 80 Prozent<br />

Wie groß ist der Einfluss der Europäischen<br />

Union auf die Gesetzgebung<br />

in ihren Mitgliedsstaaten und damit<br />

auf das Leben der Menschen? Nicht<br />

nur im Vereinigten Königreich war<br />

der „große Einfluss Brüssels“ ein<br />

gewichtiges Pro-Brexit-Argument.<br />

Auch in vielen anderen Mitgliedsstaaten<br />

wird anhaltend Kritik am<br />

„gefühlt“ übermächtigen Einfluss<br />

der EU geäußert. Seit Jahren taucht<br />

in diesem Zusammenhang immer<br />

wieder eine Zahl auf: 80 Prozent aller<br />

Gesetze und Verordnungen seien<br />

EU-weit „europäisiert“. Mit dieser<br />

Thematik befasst sich Prof. Dr.<br />

Annette Elisabeth Töller von der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen seit vielen<br />

Jahren. In einem wissenschaftlichen<br />

Kurzgutachten hat die Leiterin<br />

des Lehrgebiets Politikfeldanalyse<br />

und Umweltpolitik für die vergangenen<br />

Legislaturperioden des Bundes<br />

untersucht, in welchem Ausmaß<br />

die nationale Gesetzgebung<br />

heute von der EU beeinflusst oder<br />

sogar initiiert ist.<br />

Der Begriff „Europäisierung“ beschreibt<br />

die Wirkungen der europäischen<br />

Politik auf der nationalen<br />

Ebene, etwa auf die Institutionen<br />

oder die politischen Inhalte. Nun<br />

sind Werte zur „Europäisierung“<br />

für Wissenschaft und Politik, aber<br />

auch für Bürgerinnen und Bürger<br />

interessant, wenn es darum geht,<br />

wer überhaupt worüber entscheidet.<br />

Töller: „Diese Zahlen werden<br />

aber auch regelmäßig politisch instrumentalisiert,<br />

insbesondere zur<br />

Dämonisierung der EU.“ Sie hat die<br />

16. und 17. Wahlperiode – also für<br />

den Zeitraum von 2005 bis 2013 –<br />

sowie kursorisch auch die 15. Wahlperiode<br />

untersucht.<br />

Die Ergebnisse der <strong>FernUni</strong>-Wissenschaftlerin<br />

sind weit weg von<br />

80 Prozent. Und sie zeigten, dass<br />

die Europäisierungswerte zwischen<br />

den Politikfeldern stark variieren:<br />

• Die niedrigste Europäisierung<br />

weist das Sachgebiet „soziale Sicherung“<br />

auf (10 Prozent).<br />

• Mittlere Werte lassen sich bei „öffentlichen<br />

Finanzen und Steuern“<br />

(etwa 20 Prozent europäisierte<br />

Gesetze), „innere Sicherheit“,<br />

„Arbeit und Beschäftigung“,<br />

„Bildung und Erziehung“<br />

sowie „Gesundheit“ ermitteln.<br />

• Etwas darüber liegen die Sachgebiete<br />

„Medien, Kommunikation<br />

und Informationstechnologien“<br />

sowie „Energie“.<br />

• 50 Prozent und mehr erreichen<br />

„Verkehr“, „Wirtschaft“, „Umwelt“<br />

und „Landwirtschaft“.<br />

(Foto: Thinkstock, Wavebreakmedia Ltd)<br />

Von der Prophezeiung<br />

zur Diagnose<br />

Auf Werte um 80 Prozent kommt<br />

man nur, wenn man versuchsweise<br />

die europäischen Verordnungen<br />

hinzurechnet. Beim Sachgebiet<br />

„Umwelt“ sind es dann 75, bei<br />

der „Landwirtschaft“ 86 Prozent.<br />

80 Prozent: „Wie konnte eine derart<br />

falsche Zahl eine solche Karriere<br />

machen?“ fragt Annette Töller.<br />

Ihren Ursprung hat diese 1988 in<br />

einer Prophezeiung des Kommissionspräsidenten<br />

Jacques Delors: „In<br />

zehn Jahren werden 80 Prozent der<br />

Wirtschaftsgesetzgebung, vielleicht<br />

auch der steuerlichen und sozialen,<br />

gemeinschaftlichen Ursprungs<br />

sein“ (EG-Bulletin Nr. 2367/157 v.<br />

6.7.1988). Die gewagte Prophezeiung<br />

entwickelte eine bemerkenswerte<br />

Eigendynamik. 1991 bezog<br />

sich ein Beschwerdeführer gegen<br />

den Maastrichter Vertrag vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht hierauf,<br />

und damit wurde die Prophezeiung<br />

zur Diagnose (BVerfGE 89, 155).<br />

Im Herbst 2004 behauptete ein<br />

niederländischer Staatssekretär, 60<br />

Prozent aller in den Niederlanden<br />

geltenden Gesetze hätten ihren Ursprung<br />

in Brüssel. Anfang 2007<br />

gingen der ehemalige Bundespräsident<br />

Roman Herzog und Lüder<br />

Gerken in der Zeitung „Welt“ sogar<br />

von 84 Prozent der in Deutschland<br />

geltenden Gesetze aus. Ihre<br />

Grundlage war eine vermeintliche<br />

Studie des Bundesministeriums für<br />

Justiz. Tatsächlich war sie eine knappe<br />

Antwort auf eine parlamentarische<br />

Anfrage (Bundestagsdrucksache<br />

15/5434).<br />

Uneinheitliche Werte<br />

Töller kam zu ganz anderen, wissenschaftlich<br />

fundierten Ergebnissen.<br />

Auffallend sind zunächst die<br />

niedrigen Werte im Bereich der „sozialen<br />

Sicherung“ (16. Wahlperiode:<br />

1,75 Prozent, 17. WP: 7,14<br />

Prozent). Für Töller keine Überraschung:<br />

Soziale Sicherung ist nach<br />

wie vor im Wesentlichen von der<br />

nationalen Politik bestimmt. Und<br />

wenn es einen europäischen Einfluss<br />

gibt, etwa über die Maastricht-Kriterien,<br />

die den finanziellen<br />

Handlungsspielraum nationaler<br />

Regierungen einschränken, dann<br />

kann man diesen meist nicht in der<br />

Gesetzgebung nachweisen. Eher<br />

gering von Brüssel beeinflusst ist<br />

auch „öffentliche Finanzen, Steuern“<br />

(in beiden Wahlperioden etwa<br />

20 Prozent europäisierter Gesetze).<br />

Uneinheitlich ist das Bild bei der „inneren<br />

Sicherheit“. Liegt der Anteil<br />

der europäisierten Gesetze in der<br />

16. WP bei knapp 30 Prozent, so<br />

sind es in der 17. – und in der zusätzlich<br />

untersuchten 15. WP – 17<br />

Prozent. Hier spielen neben Richtlinien<br />

auch Beschlüsse des Rats der<br />

Innen- und Justizminister eine Rolle,<br />

die auf nationaler Ebene umgesetzt<br />

werden (grenzüberschreitende Terrorismusbekämpfung,<br />

europäischer<br />

Haftbefehl, Europol). Ebenfalls im<br />

unteren Feld und uneinheitlich stellen<br />

sich die Werte bei „Arbeit und<br />

Beschäftigung“ dar.<br />

Zu 20 bis 30 Prozent europäisiert<br />

ist die Gesetzgebung von „Bildung<br />

und Erziehung“ sowie „Gesundheit“.<br />

Dabei geht es z.B. um Arzneimittelrecht,<br />

Minimalstandards beim<br />

Gesundheitsschutz (wie Nichtraucherschutz)<br />

bzw. um die Anerkennung<br />

von Berufsqualifikationen.<br />

Zwischen 30 und unter 40 Prozent<br />

europäisiert waren die Sachgebiete<br />

„Medien, Kommunikation und<br />

Informationstechnologien“ sowie<br />

„Energie“. Hohe Werte mit etwa 50<br />

Prozent, z.T. weiter steigend, finden<br />

sich für „Verkehr“, „Wirtschaft“,<br />

„Umwelt“ und „Landwirtschaft“.<br />

Annette Töller: „In der Umweltpolitik<br />

gibt es keine großen nationalen<br />

Spielräume mehr. Die Landwirtschaftspolitik<br />

ist bereits seit den<br />

1960er Jahren hochgradig vergemeinschaftet.<br />

Aufgrund der vielen<br />

Verordnungen, die die Marktorganisationen<br />

für verschiedenste Produkte<br />

von Getreide über Fleisch bis<br />

zu Wein regeln, ist hier das tatsächliche<br />

Ausmaß der Europäisierung<br />

sogar erheblich höher, als in den<br />

erhobenen Werten deutlich wird.“<br />

Im Sachgebiet „Verkehr“ stieg die<br />

Europäisierung in den beiden Wahlperioden<br />

um 9 Prozentpunkte auf<br />

51 Prozent, im Sachgebiet „Wirtschaft“<br />

sogar um 10 auf 57 Prozent.<br />

Annette Töller weist darauf hin,<br />

dass die Zahlen weder eine Aussage<br />

dazu erlauben, wie wichtig die<br />

europäisierten Gesetze sind noch<br />

dazu, wie intensiv und weitgehend<br />

der Einfluss war. Ob ein Gesetz nur<br />

beschlossen wurde, um eine europäische<br />

Richtlinie umzusetzen oder<br />

ob die Umsetzung der Richtlinie nur<br />

einen kleinen Teilaspekt des Gesetzes<br />

betrifft, lässt sich ebenso wenig<br />

sagen. Überdies wurde der Einfluss<br />

europäischer Verordnungen nicht<br />

erfasst: Sie sind nicht umsetzungsbedürftig<br />

und wirken an der nationalen<br />

Gesetzgebung vorbei. Die erhobenen<br />

Zahlen können also den<br />

tatsächlichen europäischen Einfluss<br />

immer nur unvollständig abbilden.<br />

Und auch die darin mitschwingende<br />

Idee, dass die Mitgliedstaaten „Opfer“<br />

der europäischen Regelungsbestrebungen,<br />

der „Regelungswut<br />

Brüssels“, seien, ist so nicht richtig.<br />

Töller: „Die nationalen Regierungen<br />

sind an der Entstehung dieser Regelungen<br />

essentiell beteiligt.<br />

Nicht durchweg neoliberal<br />

„Die EU verfolgt aber nicht, wie<br />

häufig behauptet, ein durchweg<br />

‚neoliberales Projekt‘“, betont Töller.<br />

„Manche Kompetenzen und<br />

Maßnahmen laufen eher auf eine<br />

Schaffung von Märkten hinaus, andere<br />

eindeutig auf eine Korrektur<br />

von Märkten. Die Kommission wird<br />

eher als Marktverfechterin gesehen,<br />

das EU-Parlament eher als Anwalt<br />

der Umwelt und der Verbraucher.“<br />

Beim Verbraucherschutz etwa hat<br />

die EU schon viel erreicht. Da<br />

Impressum<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />

Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Auflage 80.000<br />

ISSN 1610-5494<br />

Herausgeber<br />

Die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen,<br />

Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

und die Gesellschaft<br />

der Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e. V.<br />

Redaktion<br />

Stabsstelle Hochschulstrategie und<br />

Kommunikation<br />

Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />

Gerd Dapprich (Da)<br />

Oliver Baentsch (bae)<br />

Benedikt Reuse (br)<br />

Anja Wetter (aw)<br />

Carolin Annemüller (can)<br />

Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />

Tel. 02331 987-2422, -2413<br />

Fax 02331 987-2763<br />

E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />

http://www.fernuni-hagen.de<br />

Fotos<br />

Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />

Anja Wetter, Benedikt Reuse, Wikimedia Commons,<br />

Thinkstock, Veit Mette, Jakob Studnar,<br />

Hardy Welsch, Archiv der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Layout und Gestaltung<br />

Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />

Prof. Annette<br />

Töller<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Veit Mette)<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 4. August <strong>2017</strong>.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />

„Politische Bildung und Wahlverhalten“<br />

Rudimentäres Wissen<br />

DFG-Forschungsprojekt<br />

Ein Beispiel für gute Wissenschaft<br />

Wer keine Ahnung von Politik hat,<br />

wählt eher europaskeptische Parteien…<br />

Tatsächlich? Angesichts jüngster<br />

Wahlerfolge populistischer Parteien<br />

– wie bei der Präsidentschaftswahl<br />

in Frankreich – scheint es<br />

Dr. Markus Tausendpfund<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

gesellschaftlicher Konsens zu sein,<br />

dass deren Wählerinnen und Wähler<br />

politisch eher unwissend sind.<br />

Der Sozialwissenschaftler Dr. Markus<br />

Tausendpfund von der Fern-<br />

Universität in Hagen fragte sich, ob<br />

das stimmt: Wie wirkt sich politisches<br />

Wissen von Bürgerinnen und<br />

Bürgern auf deren Wahlbeteiligung<br />

und Wahlentscheidung aus?<br />

Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin<br />

Dr. Daniela Braun von<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München untersuchte Tausendpfund<br />

mit Daten der European Election<br />

Study 2014 das Wahlverhalten<br />

der Bürgerinnen und Bürger bei der<br />

Europawahl 2014. Mit 42,6 Prozent<br />

war die Beteiligung an der EU-Wahl<br />

2014 die niedrigste bei Direktwahlen<br />

des Europäischen Parlaments.<br />

Gleichzeitig erreichten euroskeptische<br />

Parteien den höchsten Stimmenanteil<br />

seit 1979.<br />

Wissen und wählen:<br />

Ja, aber was?<br />

„Je größer das politische Wissen,<br />

desto eher wird sich eine Person<br />

auch an einer Wahl beteiligen“, erläutert<br />

Dr. Tausendpfund, „das ist<br />

relativ gut erforscht“. Politisch Gebildete<br />

beteiligen sich auch eher<br />

an EU-Wahlen, weil sie deren Bedeutung<br />

erkennen. Nur wer das<br />

entsprechende Wissen hat, kann<br />

die hochkomplexen politischen und<br />

strukturellen Zusammenhänge der<br />

EU verstehen und die Bedeutung<br />

der Brüsseler Entscheidungen für<br />

alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger<br />

einschätzen.<br />

Falsch wäre jedoch der Schluss,<br />

„dass jemand mit viel politischem<br />

Wissen nicht euroskeptisch wählt“,<br />

haben die Wissenschaftler festgestellt.<br />

„Wer zufrieden mit der Europäischen<br />

Union ist, tendiert seltener<br />

zu EU-kritischen Parteien. Wer<br />

mit der EU hadert, neigt ihnen eher<br />

zu“, sagt Tausendpfund.<br />

Es gibt einen weiteren Grund, antieuropäisch<br />

zu wählen: Unzufriedenheit<br />

mit der eigenen nationalen<br />

Regierung: „Es kann auch um<br />

Denkzettel für nationale Eliten gehen“,<br />

sagt Tausendpfund.<br />

Politisches Wissen von<br />

Forschung vernachlässigt<br />

Für den Wissenschaftler im Arbeitsbereich<br />

Quantitative Methoden in<br />

der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

ist die bisherige<br />

Vernachlässigung des politischen<br />

Wissens überraschend und besorgniserregend,<br />

„weil es für die politischen<br />

Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

der Bürgerinnen und<br />

Bürger außerordentlich bedeutend<br />

ist“, so Tausendpfund..<br />

Dr. Daniela Braun<br />

(Foto: privat)<br />

Die Neigung zu Protestwahlen dürfte<br />

auf der EU-Ebene größer sein<br />

als etwa bei einer Bundestagswahl.<br />

Tausendpfund: „Die EU-Wahl wird<br />

als weniger wichtige ‚Nebenwahl‘<br />

wahrgenommen. In Deutschland<br />

zum Beispiel liegt die Beteiligung<br />

daran mit etwa 45 Prozent auf eher<br />

schwachem Niveau.“ Das sei allerdings<br />

fatal, weil auf der EU-Ebene<br />

immer mehr Entscheidungen fallen,<br />

die auch für die Bürgerinnen und<br />

Bürger in den Nationalstaaten wichtig<br />

sind. „Die Bedeutung des Europäischen<br />

Parlaments wächst, die<br />

Beteiligung bei seiner Wahl sinkt.<br />

Der Bundestag wird als viel wichtiger<br />

wahrgenommen.“<br />

EU-Wahl und Bundestagswahl<br />

Die Ergebnisse für die EU-Wahl sind,<br />

so Tausendpfund, nicht ohne weiteres<br />

auf die Bundestagswahl zu<br />

übertragen. Doch auch das bundespolitische<br />

Wissen der Deutschen<br />

sei „überschaubar“: „In Deutschland<br />

und in vielen anderen Staaten<br />

ist es mittelmäßig bis schwach<br />

und zudem auf niedrigem Niveau<br />

weit gespreizt. Den Homo Politicus<br />

gibt es eher nicht.“ Das sei problematisch,<br />

weil „rudimentäres Wissen<br />

an der Wahlurne“ im Gegensatz<br />

zur gesellschaftlich-politischen<br />

Erwartungshaltung stehe, sich im<br />

Sinn einer direkteren Demokratie<br />

immer stärker zu beteiligen. Da<br />

Schnabeltiere, die Laokoon-Skulptur<br />

oder Rosen: In den ästhetischen<br />

Schriften großer Denker wie Lessing,<br />

Hegel oder Kant wurde eine<br />

bunte Fülle von Beispielen herangezogen.<br />

Denen wendet sich bald das<br />

Forschungsprojekt „Das Beispiel im<br />

Wissen der Ästhetik (1750–1850).<br />

Erforschung und Archivierung einer<br />

diskursiven Praxis“ zu, das vom<br />

Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />

und Medienästhetik<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen betrieben<br />

wird.<br />

Seit 1. Mai wird das Vorhaben für<br />

drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gefördert.<br />

Neben dem Leiter des Lehrgebiets<br />

Prof. Dr. Michael Niehaus betreuen<br />

die Wissenschaftlichen Mitarbeitenden<br />

Jessica Güsken, M.A.,<br />

und Dr. Christian Lück das Projekt.<br />

Beide sind in der Beispielforschung<br />

erfahren: Güsken durch die Arbeit<br />

an ihrer Dissertation, Lück, weil er<br />

seit Jahren die Datenbank „Archiv<br />

des Beispiels“ betreut, die seit 2014<br />

im Lehrgebiet von Prof. Niehaus beheimatet<br />

ist. Die Online-Plattform<br />

katalogisiert und beschreibt Beispiele<br />

aus Wissenschaftsdiskursen<br />

der Moderne und soll nun auch die<br />

Ergebnisse des neuen Projekts in<br />

sich aufnehmen.<br />

Ausdifferenzierte Analyse<br />

Analysiert werden Beispiele aus ästhetischen<br />

Schriften von 1750 bis<br />

1850. Dabei ist Fingerspitzengefühl<br />

gefragt. Eine Herausforderung liegt<br />

darin, dass zwischen zahlreichen<br />

Beispielarten differenziert werden<br />

muss: So dienen manche Exempel<br />

einfach nur der Klärung allgemeiner<br />

Begriffe oder als Gegenbeweise.<br />

Andere hingegen haben einen<br />

normativen Charakter und beinhalten<br />

indirekte Aufforderungen<br />

an die Leserschaft.<br />

Konträre Verwendungen<br />

Auffällig ist, dass gleiche Beispiele<br />

teils völlig konträr verwendet wurden.<br />

„Es gibt regelrechte Beispielstreits!“,<br />

erläutert Güsken. Die Philosophen<br />

widersprachen sich auch<br />

in Fällen, die aus heutiger Sicht marginal<br />

erscheinen mögen. So wurde<br />

etwa das Krokodil von verschiedenen<br />

Autoren mit gegensätzlichen<br />

Eigenschaften assoziiert. Güsken:<br />

„Manche behaupten, es sei als amphibisches<br />

Wesen schlicht widerlich<br />

und hässlich. Andere meinen hingegen,<br />

mit seinem kräftigen Körper<br />

und dem großen Maul sei das Krokodil<br />

vielmehr etwas Erhabenes.“<br />

Neben Fragen nach Art und Herkunft<br />

der Exempel werden auch<br />

quantitative Erhebungen vorgenommen:<br />

Dokumentiert wird etwa,<br />

Prof. Dr. Michael Niehaus (Mitte) mit Dr. Christian Lück und Jessica Güsken<br />

Auch die Sixtinische Madonna von Raffael wurde in ästhetischen Schriften als<br />

Beispiel herangezogen. (Foto: Gemeinfrei, via Wikimedia Commons)<br />

inwiefern sich gewisse Beispiele im<br />

ästhetischen Diskurs ablösen, häufen<br />

oder verloren gehen.<br />

Zeitschrift in Planung<br />

Mithilfe der DFG-Mittel soll eine<br />

neue wissenschaftliche Stelle im<br />

Lehrgebiet besetzt werden. Zudem<br />

ist bereits eine Fachzeitschrift mit<br />

dem Titel „z.B.“ in Planung, die<br />

über die Fortschritte des Projekts<br />

informieren soll. Zurzeit werden<br />

im Rahmen des Bachelorstudiums<br />

Kulturwissenschaften Fern-Praktika<br />

angeboten, in denen Studierende<br />

online am „Archiv des Beispiels“<br />

mitarbeiten können.<br />

br<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)


Forschung<br />

Seite 10<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

„Management Energieflexibler Fabriken”<br />

Chancen der Energiewende<br />

Die Energiewende bietet Unternehmen<br />

nicht nur Risiken, sondern<br />

auch Chancen: „Energieflexible Fabriken“<br />

etwa können ihren Stromverbrauch<br />

optimal an das schwankende<br />

Stromangebot anpassen.<br />

Vier Professoren aus drei Fakultäten<br />

der <strong>FernUni</strong>versität wollen die Wirtschaft<br />

in der Region Hagen dabei<br />

unterstützen. Ihr interdisziplinäres<br />

Projekt „Management Energieflexibler<br />

Fabriken“ (MaXFab) stößt bei<br />

Unternehmen in der Region bereits<br />

auf reges Interesse. Und weil die<br />

Wissenschaftler gleichzeitig auch<br />

die industrieorientierte Forschung<br />

der Hochschule stärken wollen, unterstützt<br />

die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

ihr Vorhaben mit Mitteln ihres<br />

Internen Forschungsförderprogramms<br />

2016–2020.<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

der <strong>FernUni</strong>versität und<br />

Praktikerinnen und Praktiker arbeiten<br />

beim MaXFab-Projekt gemeinsam<br />

daran, durch innovative Planungssystematiken<br />

und IT-Systeme<br />

Flexibilitätspotenziale der Unternehmen<br />

bestmöglich nutzen zu<br />

können. Ziel ist, Lastverläufe optimal<br />

an das schwankende Stromangebot<br />

anzupassen, um von der<br />

Entwicklung des „Strommarkts<br />

2.0“ mit seinen wechselnden Preisen<br />

zu profitieren. Diese Potenziale<br />

schlummern bereits in vielen Unternehmen.<br />

Unerkannt und ohne enge<br />

Zusammenarbeit mit den Energieversorgern<br />

sind sie jedoch wertlos.<br />

In vielen Unternehmen schlummern erhebliche Einsparpotentiale bei ihrem Energieverbrauch.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Die Grundlage für angepasste Entscheidungsmodelle<br />

in der operativen<br />

Produktionsplanung will Prof.<br />

Dr. Thomas Volling (Lehrstuhl für<br />

Produktion und Logistik an der Fakultät<br />

Wirtschaftswissenschaft) erarbeiten.<br />

Sein Fakultätskollege Prof.<br />

Dr. Andreas Kleine (Lehrstuhl für<br />

Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik)<br />

befasst sich mit<br />

der Formulierung und Lösung dieser<br />

Entscheidungsmodelle. Von der Fakultät<br />

Mathematik und Informatik<br />

ist Prof. Dr. Lars Mönch (Lehrgebiet<br />

Unternehmensweite Softwaresysteme)<br />

am Projekt beteiligt. Er entwickelt<br />

Modellformulierungen und<br />

dazu passende simulationsbasierte<br />

Lösungsverfahren, die den Anforderungen<br />

der Energieflexiblen Fabrik,<br />

insbesondere im Bereich der<br />

lang- und mittelfristigen Produktionsplanung<br />

in der Halbleiterindustrie,<br />

gerecht werden. Entscheidungsprozesse<br />

in Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

untersucht Prof.<br />

Dr. Robert Gaschler, der in der Fakultät<br />

Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

das Lehrgebiet Allgemeine<br />

Psychologie: Lernen, Motivation,<br />

Emotion leitet.<br />

Kooperation richtiger Ansatz<br />

Zunächst diskutierte das MaXFab-<br />

Team in einem Auftaktworkshop<br />

gemeinsam mit Fachleuten aus Industrieunternehmen<br />

und einem<br />

Versorger aus der Hagener Region<br />

Potenziale und Hemmnisse der<br />

Energieflexiblen Fabrik. Der Energiemanager<br />

eines mittelständischen<br />

Metallverarbeitungsunternehmens:<br />

„Um künftig von den<br />

Entwicklungen des Strommarkts zu<br />

profitieren, ist eine engere Zusammenarbeit<br />

der einzelnen Funktionen<br />

im Unternehmen notwendig –<br />

unterstützt durch angepasste Planungsansätze<br />

aus der Forschung.<br />

Hierfür ist die fachübergreifende<br />

Ausrichtung von MaXFab der richtige<br />

Ansatz.“<br />

In der Folge fand ein zweiter Workshop<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität statt,<br />

in dem der wissenschaftliche Austausch<br />

innerhalb des Konsortiums<br />

und des Forschungsclusters „Intelligente<br />

Systeme zur Entscheidungsunterstützung“<br />

im Vordergrund<br />

stand. Deutlich wurde: Einerseits<br />

ist das deutsche und europäische<br />

Energiesystem aufgrund von<br />

unregelmäßig anfallenden erneuerbaren<br />

Energien und Engpässen<br />

in den Leitungsnetzwerken zunehmend<br />

von flexiblen Verbrauchern<br />

abhängig. Andererseits bedarf es einer<br />

ganzen Reihe von Innovationen,<br />

um die Flexibilitätspotenziale der Industrie<br />

nutzbar zu machen.<br />

So leistet die <strong>FernUni</strong>versität einen<br />

Beitrag dazu, den Herausforderungen<br />

der Energiewende gerecht zu<br />

werden und unterstützt Unternehmen<br />

dabei, ihre Flexibilitätspotenziale<br />

betriebswirtschaftlich zu verwerten.<br />

Das steht im Einklang mit<br />

der Strategie der Hochschulleitung:<br />

Im Rahmen einer strategisch angelegten<br />

Initiative soll der Bereich<br />

„Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit“<br />

als Bestandteil des Forschungsprofils<br />

der Universität weiter<br />

ausgebaut werden. Da<br />

http://maxfab.fernuni-hagen.de/<br />

Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

Kinder- und Jugendbericht veröffentlicht<br />

Der 15. Kinder- und Jugendbericht „Zwischen Freiräumen, Familie, Ganztagsschule<br />

und virtuellen Welten – Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch<br />

im Jugendalter“ ist veröffentlicht worden. Erarbeitet wurde er im Auftrag<br />

der Bundesregierung von einer unabhängigen Sachverständigenkommission,<br />

zu der auch Prof. Dr. Cathleen Grunert (Allgemeine Bildungswissenschaft)<br />

gehört. www.fernuni-hagen.de/per60-10a<br />

Gastwissenschaftler<br />

Dr. Utku Sayin, (ehemaliger) Assistant Professor an der Mustafa Kemal University,<br />

war vom 15. Januar bis 14. April Gast im Lehrgebiet Bildung und Differenz<br />

(Prof. Dr. Katharina Walgenbach), um zum Thema „Inclusion and Higher<br />

Education – A Comparison between Germany and Turkey“ zu forschen. Ein<br />

gemeinsamer Artikel hierzu soll bei der Zeitschrift European Journal of Higher<br />

Education (EJHE) eingereicht werden (siehe auch Seite 3).<br />

Habilitation<br />

Mit seiner Arbeit „Open Education – Gegenstand, Theorie und Diskurs“ und<br />

seinem Probevortrag „Bildungswissenschaft als Medienbildungswissenschaft<br />

für die Netzwerkgesellschaft“ hat sich PD Dr. Markus Deimann habilitiert und<br />

vom Fakultätsrat für Kultur- und Sozialwissenschaften die Venia Legendi für das<br />

Fach Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik erhalten.<br />

PD Markus Deimann (Mitte) mit dem Dekan Prof. Frank Hillebrandt (li.) und<br />

Prof. Theo J. Bastiaens<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Post-Doc-Workshop<br />

Dr. Marieke van Egmond (Sozialpsychologie), Dr. Laura Froehlich (Sozialpsychologie)<br />

und Dr. Mathias Kauff (Psychologische Methodenlehre und Evaluation)<br />

organisieren den 6. Post-Doc-Workshop der Fachgruppe Sozialpsychologie<br />

vom 20. bis 22. September in Hagen. www.fernuni-hagen.de/per60-10b<br />

Vorträge<br />

• Im Auftrag des Instituts für Philosophie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-<br />

Universität Bonn organisierte Prof. Thomas Sören Hoffmann (Philosophie II:<br />

Ethik – Recht – Ökonomie) dort eine Akademische Gedenkfeier für den Philosophen<br />

Josef Simon (1930–2016) mit dem Titel „Philosophie als Revolutionierung<br />

der Denkart. Das Werk Josef Simons im Spiegel seiner europäischen<br />

Rezeption“ und hielt den Einführungsvortrag.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-10c<br />

• Auf Einladung des Research Institute for Culture, History and Heritage (CLUE+)<br />

an der Freien Universität Amsterdam nahm Prof. Hoffmann am Humboldt-Kolleg<br />

„Metaphysics of Freedom? Kant’s Concept of Cosmological Freedom in<br />

Historical and Systematic Perspective“ teil. Er sprach über das Thema „Kants<br />

theoretischer Freiheitsbegriff und die Tradition der ‚libertas spontaneitatis‘“.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-10d<br />

Lexikon des Qualitätsmanagements<br />

Apl. Prof. Dr. Raimund Pfundtner (<strong>FernUni</strong>versität, seit 2007 im Ruhestand) hat<br />

zusammen mit Dipl.-Soz. Hans-Dieter Zollondz und Prof. Dr. Michael Ketting die<br />

zweite, komplett überarbeitete Auflage des „Lexikons Qualitätsmanagement.<br />

Handbuch des Modernen Managements auf Basis des Qualitätsmanagements“<br />

bei De Gruyter Oldenbourg herausgegeben. Mit Stichwortartikeln von über 100<br />

Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis kann die Fachenzyklopädie<br />

als Nachschlagewerk wie als grundlegende Lektüre genutzt werden. ISBN:<br />

978-3-486-58465-3, ISSN: 2190-2550.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-10e<br />

Politisches Wissen in der Grundschule<br />

Mit 431 Kindern untersuchen Simone Abendschön (Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen) und Markus Tausendpfund (Arbeitsstelle Quantitative Methoden) empirisch<br />

Niveau und Entwicklung des politischen Wissens in der Grundschule: Das<br />

politische Wissensniveau ist bereits bei jungen Kindern ungleich. Mädchen, Kinder<br />

aus türkischen Familien sowie Kinder aus einem sozial schwächeren Umfeld<br />

haben ein geringeres politisches Wissen als Jungen, Kinder ohne Migrationshintergrund<br />

sowie Kinder aus höheren<br />

sozioökonomischen Umfeldern.<br />

Abendschön, Simone, und Markus<br />

Tausendpfund. <strong>2017</strong>. Political Knowledge<br />

of Children and the Role of Sociostructural<br />

Factors. American Behavioral<br />

Scientist 61 (2): 204-221. doi:<br />

10.1177/0002764216689122<br />

Promotionen<br />

Ellen Diehm. Schriftliche Arbeit: „Familiale,<br />

gesellschaftliche und politische<br />

Funktionen von Handwerkszünften<br />

im spätmittelalterlichen Frankfurt<br />

am Main.“ Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Prof. Dr.<br />

Michael Rothmann (Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz Universität Hannover).<br />

Tanja Katharina Hapke. Schriftliche<br />

Arbeit: „Machtanwendung in Zielvereinbarungsgesprächen<br />

zwischen Vorgesetztem<br />

und Mitarbeiter.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Bernhard<br />

Miebach (Heinrich Heine Universität<br />

Düsseldorf), Prof. Dr. Uwe<br />

Vormbusch.<br />

Dr. med. Hans Ulrich Kütz. Schriftliche<br />

Arbeit: „Inklusion der soziotechnischen<br />

Konstellation passager<br />

reproduktionsmedizinisch assistierter<br />

Menschwerdung.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Frank<br />

Hillebrandt, Prof. Dr. Thomas Bedorf.<br />

Dorothee Neumaier. Schriftliche<br />

Arbeit: „Das Lebensbornheim<br />

„Schwarzwald“ in Nordrach.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Arthur<br />

Schlegelmilch, Prof. Dr. Peter Brandt.


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />

Dissertation<br />

IT-gestützt die Zähne putzen<br />

„Rauf und runter“, „von vorne<br />

nach hinten“ oder „von Rot nach<br />

Weiß und dann im Kreis“… So einfach<br />

ist das gar nicht mit dem Zähneputzen.<br />

Es gibt zahlreiche unterschiedliche<br />

Empfehlungen für<br />

die verschiedensten Techniken und<br />

Werkzeuge zur richtigen Zahnreinigung.<br />

Welches die tatsächlich richtigen<br />

sind? „Das weiß heute niemand<br />

wirklich“, so Dr.-Ing. Dietmar<br />

Prestel. „Den meisten Menschen ist<br />

unbekannt, wie sie alle wichtigen<br />

Flächen im Mund erreichen und<br />

welche Zahnputztechniken gleichzeitig<br />

wirksam sind und das Zahnfleisch<br />

nicht verletzten.“ In seiner<br />

Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen hat sich Dietmar Prestel<br />

mit der „Informationstechnischen<br />

Verbesserung der Zahnreinigung“<br />

befasst und wesentliche Grundlagen<br />

für die Entwicklung „intelligenter<br />

Zahnbürsten für jedermann“<br />

entwickelt. Darüber hinaus sind seine<br />

Ergebnisse wichtige Grundlagen<br />

für die Erforschung der richtigen Bewegungen<br />

für die Zahnreinigung.<br />

Betreut wurde Dietmar Prestel bei<br />

seiner Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

von Prof. Dr. Dr. Wolfgang<br />

A. Halang (bis zum 31. März <strong>2017</strong><br />

Leiter des Lehrgebiets Informationstechnik)<br />

und an der Hochschule<br />

Kempten von Prof. Dr. Arnulf Deinzer.<br />

An der dortigen Kemptener Fakultät<br />

Informatik ist Prestel als Ingenieur<br />

tätig.<br />

Aus dem Mund auf Displays<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität und die Hochschule<br />

Kempten kooperieren mit<br />

den Universitäten Gießen, Kassel,<br />

Kiel und Marburg sowie der<br />

OTH Regensburg im interdisziplinären<br />

Forschungsprojekt „SMART<br />

iBrush“. Dabei geht es um die Entwicklung<br />

einer „intelligenten“<br />

Zahnbürste. Zukünftig sollen Bürsten<br />

mit kleinen Sensoren ausgestattet<br />

werden, die Informationen<br />

direkt aus dem Mund auf Displays<br />

– etwa von Smartphones – senden.<br />

Die Anwenderinnen und Anwender<br />

sehen dann sofort, wo noch „Putzbedarf“<br />

besteht. Sie erhalten auch<br />

Hinweise darauf, welche Bewegungen<br />

sie dabei ausführen sollten.<br />

Für dieses große Forschungsprojekt,<br />

das am Anfang steht, hat Prestels<br />

Dissertation an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

wichtige Grundlagen gelegt.<br />

Ziel lässt sich erreichen<br />

In seiner Dissertation bewies Dietmar<br />

Prestel nicht nur, dass sich das<br />

angestrebte Ziel auch wirklich er-<br />

Für seine<br />

Arbeit nutzte<br />

Dietmar Prestel<br />

Prototypen von<br />

Sensorzahnbürsten.<br />

(Foto: Hochschule<br />

Kempten,<br />

Pressestelle)<br />

reichen lässt. Er zeigte auch auf,<br />

welche Vorteile solche zukünftigen<br />

Zahnreinigungssysteme den<br />

Benutzerinnen und Benutzern bieten<br />

können: Mit Visualisierungsgeräten<br />

– also Smartphones, Tablets<br />

oder PC – können sie ihren<br />

Mund sogar dreidimensional erkunden.<br />

Transparente Symbole und Texte<br />

auf dem Display geben ihnen Informationen<br />

dazu, ob und wo noch<br />

geputzt bzw. „nachgebessert“ werden<br />

muss. Dietmar Prestel: „Sogar<br />

eine manuelle Zahnbürste, die<br />

mit nur wenigen Sensoren ausgestattet<br />

ist, kann erhebliche Vorteile<br />

bieten.“<br />

Ein weiteres Thema Prestels war,<br />

wie Sensor- und Videodaten später<br />

offline weiterverarbeitet werden<br />

können: Für Forschungszwecke<br />

etwa werden umfangreiche Daten<br />

benötigt. Auch in der zahnmedizinischen<br />

Praxis werden viele Anwendungsmöglichkeiten<br />

gesehen.<br />

Um für seine Arbeit Daten aus Beschleunigungsmessungen<br />

zu gewinnen<br />

und Bürstorte und Bürstbewegung<br />

auf Displays darstellen<br />

zu können, nutzte Prestel Prototypen<br />

von Sensorzahnbürsten. In<br />

sie wurden an der OTH Regensburg<br />

Sensoren eingebaut, die auch<br />

in Smartphones integriert sind. Die<br />

„intelligente Zahnbürste“ enthält<br />

zusätzlich einen Sensor, der den<br />

Druck misst, der beim Putzen auf<br />

die Zähne ausgeübt wird.<br />

Die Daten werden drahtlos auf einen<br />

Computer, ein Tablet oder ein<br />

Smartphone übertragen. Die Benutzerin<br />

oder der Benutzer erhält<br />

dann eine Rückmeldung. Bereits<br />

heute können Smartphones über<br />

eine App als Spiegel – etwa fürs<br />

Schminken unterwegs – genutzt<br />

werden. Zukünftig sollen transparente<br />

Putz-Hinweise auf dem Display<br />

erscheinen. Prestel befasste<br />

sich damit, wie diese Rückmeldung<br />

am besten gegeben werden kann.<br />

Er untersuchte auch, welche Bewegungen<br />

beim Putzen ausgeführt<br />

werden. Dafür definierte er verschiedene<br />

Grundbewegungen, die<br />

zukünftig für die Vermeidung von<br />

Parodontitis, Zahnfleischentzündung<br />

etc. empfohlen werden können.<br />

Unter anderem untersuchte<br />

er, ob jede Fläche gebürstet wurde<br />

und welche Bewegung für eine optimale<br />

Reinigung ausgeführt werden<br />

muss. Und: „Kann eine Hand<br />

diese Bewerbung überhaupt ausführen?“<br />

Ist die Technologie einmal fertig entwickelt,<br />

hat sie also nicht nur hohe<br />

Praxisrelevanz für die einzelne Patientin<br />

und den einzelnen Patienten,<br />

sie ist zugleich ein wertvolles Instrument<br />

für Langzeitstudien. Zudem<br />

sind seine Ergebnisse auch für<br />

andere medizintechnische Produkte<br />

einsetzbar.<br />

Für Forschung und<br />

Massenmarkt<br />

Ansätze und Lösungen für die geräteunterstützte<br />

Mundhygiene beschrieb<br />

Prestel in mehreren Patentveröffentlichungen:<br />

Das Spektrum<br />

reicht von Zahnbürsten mit minimaler<br />

Sensorik für den Massenmarkt<br />

bis zu „Profi“-Geräten mit umfangreicher<br />

Ausstattung.<br />

Seine Erkenntnisse gehen jetzt in<br />

die weitere Forschung im Projekt<br />

ein: Zunächst muss ermittelt werden,<br />

wie in Deutschland die Zähne<br />

geputzt werden. Die meisten Deutschen<br />

putzen sie chaotisch – eine<br />

besondere Hürde für die Informationstechnik.<br />

Daraus können Verbesserungen<br />

abgeleitet werden. Fernziel<br />

ist die Entwicklung eines Massenprodukts,<br />

das sich alle Menschen<br />

leisten können. Die ersten<br />

Feldstudien mit Hunderten Probanden<br />

haben begonnen, dafür hat der<br />

Prototyp der Zahnbürste „wertvolle<br />

Informationen“ geliefert.<br />

Zwei Master an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität<br />

Vor seiner Dissertation an der Fern-<br />

Universität hatte Prestel als Ingenieur<br />

der Allgemeinen Elektrotechnik<br />

mit FH-Abschluss in Hagen zwei<br />

Master-Abschlüsse parallel zu seiner<br />

Arbeit in Kempten erworben: „Die<br />

Inhalte waren genau die, die ich für<br />

meine berufliche Weiterqualifikation<br />

brauchte.“ Sowohl in seinem<br />

ersten Master Elektro-Informationstechnik<br />

Juni 2011 mit dem Schwerpunkt<br />

Echtzeitsysteme als auch im<br />

zweiten Master in Praktischer Informatik<br />

September 2012.<br />

Neben seinen technischen Aufgaben<br />

wie IT-Infrastruktur und Laborausstattung<br />

begleitet der 49-Jährige<br />

im Fachbereich der Hochschule<br />

Kempten Lehrveranstaltungen,<br />

Praktika und Übungen. Zudem setzte<br />

er auch die benötigte technische<br />

Ausstattung auf.<br />

Dietmar Prestel: „Hierfür brauche<br />

ich natürlich eine andere fachliche<br />

Tiefe als in der Allgemeinen Elektrotechnik,<br />

in der ich ausgebildet worden<br />

war. Die <strong>FernUni</strong> hat sehr interessante<br />

Fächerkombinationen angeboten,<br />

die ich sofort einbringen<br />

konnte.“<br />

Da<br />

Informationen zum Smart-Brushwww.fernuni-hagen.de/per60-11<br />

Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Mathematik und Informatik<br />

DFG-Vertrauensdozentin<br />

Prof. Dr. Gabriele Peters (Mensch-<br />

Computer-Interaktion) bleibt bis Ende<br />

2019 DFG-Vertrauensdozentin der<br />

<strong>FernUni</strong>versität. Insbesondere Forschende,<br />

die zum ersten Mal einen<br />

Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

stellen, können sich von<br />

ihr beraten lassen.<br />

Fakultätspreis<br />

Den Preis der Fakultät für Mathematik<br />

und Informatik für die beste wissenschaftliche<br />

Arbeit im Jahr 2016 erhalten<br />

in diesem Jahr zwei Wissenschaftler.<br />

Ausgezeichnet wird Dr. Jochen Kerdels,<br />

Lehrgebiet Mensch-Computer-<br />

Interaktion, für seine Dissertation mit<br />

dem Thema „A Computational Model<br />

of Grid Cells based on a Recursive Growing<br />

Neural Gas“. Dr. Marc Finthammer,<br />

ehemaliger Mitarbeiter im Lehrgebiet<br />

Wissensbasierte Systeme, erhält<br />

den Preis für seine Dissertation mit dem<br />

Thema „Concepts and Algorithms for<br />

Computing Maximum Entropy Distributions<br />

for Knowledge Bases with<br />

Relational Probabilistic Conditionals“.<br />

<strong>Sommer</strong>schule und IEEE-Teilnahme<br />

Für die letzte Woche im September<br />

und die erste Woche im Oktober ist die<br />

„3rd Russian-German Summer School<br />

on High-Performance Computing“ geplant,<br />

dieses Jahr wieder in Tomsk.<br />

Von der <strong>FernUni</strong>versität reisen Patrick<br />

Eitschberger (Parallelität und VLSI) als<br />

Dozent und fünf Studierende dorthin.<br />

Prof. Dr. Jörg Keller wird seine Vorlesung<br />

per Video halten.<br />

Prof. Keller nahm vom 21. bis 25. Mai<br />

an der IEEE International Conference<br />

on Communications teil und referierte<br />

über „Tweaking Cryptographic Primitives<br />

with Moderate State Space by Direct<br />

Manipulation“.<br />

Promotionen<br />

Tobias Augustin. Schriftliche Arbeit:<br />

„Entwicklung eines Frameworks zur<br />

Personalisierung von E-Learning-Angeboten.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Gunter Schlageter, Prof. Dr.-Ing.<br />

Matthias L. Hemmje.<br />

Marcus Frenkel. Schriftliche Arbeit:<br />

„Partitionierung von Fehlerlokalisierungsproblemen<br />

mit Algorithmen aus<br />

der ganzzahligen linearen Optimierung.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Friedrich Steimann, Prof. Dr. Jörg<br />

Keller.<br />

Karl Simon. Schriftliche Arbeit: „Erschließung,<br />

Optimierung und Bewertung<br />

von Verwundbarkeitsanalysen<br />

mittels öffentlich zugänglicher Suchmaschinen.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-<br />

in: Prof. Dr. Jörg Keller, Prof. Dr. Jörg<br />

Schwenk.


Forschung<br />

Seite 12<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Hagener Forschungsdialog<br />

Lüdenscheider Gespräche<br />

In loser Reihenfolge stellen wir die<br />

Veranstaltungsreihen im Hagener<br />

Forschungsdialogs vor.<br />

Joachim Gauck, Hans-Dietrich Genscher,<br />

Wolfgang Bosbach, Peter<br />

Struck, Klaus Gysi, Ignaz Bubis, Walter<br />

Momper, Marianne Birthler, Roland<br />

Jahn, Wolfgang Menge, Wolfgang<br />

Leonhard,<br />

Władysław Bartoszewski,<br />

Jan<br />

Philipp Reemtsma,<br />

István Szabó<br />

… Im Mittelpunkt<br />

der Lüdenscheider Gespräche<br />

des Instituts für Geschichte und<br />

Biographie (IfGB) der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen stehen lebensgeschichtliche<br />

und biographische <strong>Perspektive</strong>n<br />

auf Geschichte. Einerseits<br />

sind dies (prominente) Personen,<br />

die „selbst Geschichte gemacht haben“.<br />

Andererseits Menschen, die<br />

„etwas zu sagen haben“.<br />

Ausgewählte Persönlichkeiten<br />

und Schicksale<br />

Als Zeitzeugen treten Politikerinnen<br />

und Politiker, Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler, Biographinnen<br />

und Biographen auf,<br />

aber auch Publizistinnen und Publizisten<br />

oder Filmemacherinnen und<br />

Filmemacher, die sich mit ausgewählten<br />

Persönlichkeiten der Geschichte<br />

näher befasst bzw. die sich<br />

mit dem Schicksal bestimmter Personengruppen<br />

auseinandergesetzt<br />

haben. Nicht selten handelt es sich<br />

dabei um Menschen, die ihnen persönliche<br />

nahestanden.<br />

Oft werden ausgewählte historische<br />

Filme gezeigt, die dann fachkundig<br />

kommentiert und im Plenum<br />

diskutiert werden.<br />

Die Veranstaltungen richten sich an<br />

alle historisch und zeitgeschichtlich<br />

Interessierten. Sie können mit den<br />

Vortragenden direkt ins Gespräch<br />

kommen.<br />

Die Lüdenscheider Gespräche sind<br />

seit 1994 eine feste Institution in<br />

der sauerländischen Stadt und weit<br />

darüber hinaus geworden. Sie finden<br />

in etwa einmonatigem Abstand<br />

statt, in der Regel im Lüdenscheider<br />

Kulturhaus. Üblicherweise<br />

werden sie aufgezeichnet. Geleitet<br />

wird die Reihe von Prof. Dr. Arthur<br />

Schlegelmilch, Geschäftsführender<br />

Joachim Gauck, der spätere Bundespräsident, war 1995 Referent in Lüdenscheid.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Archiv)<br />

Direktor des Instituts für Geschichte<br />

und Biografie.<br />

Die nächsten prominenten Politiker,<br />

die in den Lüdenscheider Gesprächen<br />

zu Gast sind, werden die FDP-<br />

Urgesteine Dr. Burkhard Hirsch und<br />

Gerhart Baum am 22. Juni und die<br />

CDU-Politikerin Rita Süssmuth am<br />

15. September <strong>2017</strong> sein. Da<br />

Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Andreas Teichmann)<br />

Neue Dekanin<br />

Neue Dekanin ist seit 1. Mai die bisherige<br />

Prodekanin Prof. Dr. Ulrike Baumöl<br />

(BWL, insb. Informationsmanagement).<br />

Sie und der bisherige Dekan<br />

Prof. Dr. Jörn Littkemann (BWL, insbes.<br />

Unternehmensrechnung und Controlling)<br />

haben ihre Ämter getauscht.<br />

Coaching in Organisationen –<br />

Fakten und Bewertung<br />

Was ist unter Coaching zu verstehen?<br />

Lässt sich die ihm zugemessene Wirksamkeit<br />

messen? Diesen Fragen ist der<br />

Lehrstuhl für BWL, insb. Personalführung<br />

und Organisation (Prof. Dr. Jürgen<br />

Weibler) mit einer zusammenführenden<br />

Studie grundlegender nachgegangen<br />

und hat systematisch Studien<br />

mit Führungsrelevanz ausgewertet.<br />

Die Wirksamkeit des Coachings lässt<br />

sich in den untersuchten Fällen tatsächlich<br />

empirisch belegen. Es wirkt<br />

aber nicht immer gleich stark. Ursächlich<br />

hierfür sind viele Faktoren.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-12a<br />

Zukunftsweisender Stream der<br />

Führungsforschung<br />

Dr. Sigrid Endres und Prof. Dr. Jürgen<br />

Weibler (BWL, insb. Personalführung<br />

und Organisation) haben in einem aktuellen<br />

Review-Artikel einen zukunftsweisenden<br />

Stream der neueren Führungsforschung<br />

analysiert und weiterentwickelt.<br />

Basierend auf einem systematischen<br />

Review und einer kritisch<br />

interpretativen Synthese zahlreicher<br />

empirischer Studien wurde schließlich<br />

ein innovatives Drei-Komponenten-Modell<br />

Relationaler Führung generiert.<br />

Der Artikel wurde im International<br />

Journal of Management Reviews<br />

(IJMR) veröffentlicht. Das IJMR zählt<br />

weltweit zu den Top 10 des Faches<br />

(Platz 5 von 120 Zeitschriften in der<br />

Kategorie „Business“ und Platz 7 von<br />

192 in der Kategorie „Management“).<br />

Endres, Sigrid; Weibler, Jürgen: Towards<br />

a Three-Component Model of<br />

Relational Social Constructionist Leadership<br />

(RSCL): A Systematic Review<br />

and Critical Interpretive Synthesis, in<br />

International Journal of Management<br />

Reviews, <strong>2017</strong>, 19, 214-236, DOI:<br />

10.1111/ijmr.12095.<br />

„Spreading the Green<br />

Around the World”<br />

In der Umweltökonomie wird u. a.<br />

die Frage nach einem zweckmäßigen<br />

Design der Umweltpolitik behandelt.<br />

Dabei geht es z. B. darum, inwieweit<br />

verschiedene umweltpolitische Instrumente<br />

geeignet sind, Firmen zu einem<br />

umweltfreundlichen Verhalten anzureizen.<br />

In jüngerer Zeit hat die Diskussion<br />

über die Frage größeres Gewicht<br />

erhalten, inwieweit sich umweltpolitische<br />

Instrumente in ihrer Fähigkeit unterscheiden<br />

können, eine für die Umwelt<br />

günstige Form des technischen<br />

Fortschrittes herbeizuführen. Prof. Dr.<br />

Alfred Endres und PD Dr. Bianca Rundshagen<br />

(VWL, Wirtschaftstheorie) behandeln<br />

diese Frage in einem aktuellen<br />

Kontext. In einem wirtschaftstheoretischen<br />

Modell werden internationale<br />

Verhandlungen zur Reduktion grenzüberschreitender<br />

Schadstoffe stilisiert.<br />

Dabei wird über ein System international<br />

transferierbarer Emissionsrechte<br />

verhandelt. Die Arbeit zeigt Wege<br />

auf, wie ein Design eines solchen internationalen<br />

Systems gefunden werden<br />

kann, das günstige Induktionswirkungen<br />

für den umwelttechnischen<br />

Fortschritt besitzt. Der Artikel ist in einer<br />

internationalen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Zeitschrift erschienen, die<br />

sich auf die Anwendung spieltheoretischer<br />

Methoden auf umweltpolitische<br />

Fragestellungen spezialisiert.<br />

Alfred Endres and Bianca Rundshagen<br />

(<strong>2017</strong>), „Spreading the Green Around<br />

the World — How the Permit Allocation<br />

Affects Technology Diffusion and<br />

Welfare“, Strategic Behavior and the<br />

Environment: Vol. 6 (3), S. 249-287.<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-12b<br />

„Grundlagen der<br />

Treibhausökonomie“<br />

Wieso ist es bisher nicht gelungen,<br />

die global ausgestoßenen Treibhausgasemissionen<br />

zu verringern? In einem<br />

Beitrag in der Zeitschrift WiSt beleuchtet<br />

Prof. Endres die Hintergründe<br />

aus wirtschaftstheoretischer Sicht. Die<br />

WiSt wendet sich an Studierende der<br />

Wirtschaftswissenschaften und Praktikerinnen<br />

und Praktiker, die den Kontakt<br />

zum aktuellen Forschungsgeschehen<br />

aufrechterhalten möchten.<br />

Alfred Endres (<strong>2017</strong>), „Grundlagen<br />

der Treibhausökonomie“, WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches<br />

Studium:<br />

Vol. 46 (4), S. 23-29.<br />

Forschungsbeitrag und<br />

Konferenzvortrag<br />

Das Team des Lehrstuhls für BWL,<br />

insb. Betriebliche Anwendungssysteme,<br />

von Prof. Dr. Stefan Smolnik<br />

hat einen Artikel auf der Internationalen<br />

Konferenz Wirtschaftsinformatik<br />

<strong>2017</strong> (WI 2107) präsentiert und im<br />

Tagungsband veröffentlicht. Er basiert<br />

auf der hervorragenden Bachelorarbeit<br />

des Wirtschaftswissenschaft-Studenten<br />

Mario Porst, der ihn auch im Rahmen<br />

des Student Track präsentiert hat:<br />

Mario Porst, Sven Dittes, Stefan Smolnik:<br />

Zielgruppendilemma des gleichzeitigen<br />

stationären und Online-Handels:<br />

Eine experimentelle Studie am<br />

Beispiel des Facebook-Auftritts eines<br />

Mode-Einzelhandelsunternehmens<br />

Das Lehrstuhl-Team wurde auf der WI<br />

<strong>2017</strong> von Sven Dittes vertreten.<br />

Mitausrichter und Vortragender<br />

Prof. Dr. Stefan Smolnik (BWL, insb. Betriebliche<br />

Anwendungssysteme) war<br />

auf der 50. Hawaii International Conference<br />

on System Sciences (HICSS-50)<br />

auf Big Island, Hawaii, USA, erneut<br />

Mitausrichter von zwei Minitracks im<br />

Track „Knowledge Innovation and Entrepreneurial<br />

Systems“.<br />

Den Minitrack „Knowledge Management<br />

Disrupted – Understanding the<br />

Impacts of Social and Mobile Media“<br />

richtete er zusammen mit den Professoren<br />

Alexander Richter (IT University<br />

Copenhagen) und Andrea Back (Universität<br />

St. Gallen) aus, den Minitrack<br />

„Designing and Deploying Advanced<br />

Knowledge Systems“ gemeinsam mit<br />

den Professoren Timo Käkölä (University<br />

of Jyväskylä), W. David Holford<br />

und Pierre Hadaya (beide Université<br />

du Québec à Montréal). Während der<br />

Konferenz moderierte Prof. Smolnik<br />

die entsprechenden Sessions. Darüber<br />

hinaus hielt er zusammen mit den Professoren<br />

Murray E. Jennex (San Diego<br />

State University) und David T. Croasdell<br />

(University of Nevada, Reno) einen eingeladenen<br />

Vortrag zu 11 Jahren Wissensmanagement<br />

auf der HICSS.<br />

Konferenz in Dublin<br />

Dr. Katharina Ebner und Prof. Stefan<br />

Smolnik (BWL, insb. Betriebliche Anwendungssysteme)<br />

haben jetzt an der<br />

37. International Conference on Information<br />

Systems in Dublin, Irland, teilgenommen.<br />

Im Rahmen des Workshops<br />

der Diffusion Interest Group In<br />

Information Technology (DIGIT) stellten<br />

sie das Manuskript „From Efficiency<br />

to Innovativeness: Post-Adoption<br />

IT Use Types and Related Outcomes“<br />

vor, das in Ko-Autorenschaft mit<br />

Prof. Geneviève Bassellier von der Mc-<br />

Gill University, Montreal, Kanada, entstanden<br />

ist.<br />

Vortrag<br />

• Prof. Dr. Alfred Endres (VWL, Wirtschaftstheorie)<br />

trägt am 21. Juni<br />

im Forschungsseminar der Fakultät<br />

für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

der Universität Hamburg<br />

über „Allocation Rules in Emissions<br />

Trading – Implications for International<br />

Environmental Negotiations“<br />

vor. Zwei Tage später gestaltet er<br />

im Kulturzentrum Erlöserkirche in<br />

Marl die Veranstaltung „Von der Klimaökonomie<br />

zur Rockmusik – Ein<br />

Abend mit Professor Endres“. Nach<br />

seinem wissenschaftlichen Vortrag<br />

„Wirkungsvolle Klimapolitik: Warum<br />

(zum Donnerwetter!) ist das so<br />

schwierig? – Eine umweltökonomische<br />

<strong>Perspektive</strong>“ tritt er mit seinem<br />

Trio Rockato auf.<br />

Promotionen<br />

Dominik Ballreich. Schriftliche Arbeit:<br />

„Stable and efficient cubaturebased<br />

filtering in dynamical systems.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Hermann<br />

Singer, Prof. Dr. Wilhelm Rödder.<br />

Matthias Gröne. Schriftliche Arbeit:<br />

„Adäquanz einer periodisierten steuerlichen<br />

Gewinnermittlung – Beurteilung<br />

der Begründetheit vorgebrachter<br />

Argumente und deren Analyse im Hinblick<br />

auf die Anforderungen an die Besteuerung.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Stephan Meyering, Prof. Dr.<br />

Dieter Schneeloch).<br />

Thomas Hahn. Schriftliche Arbeit:<br />

„Corporate Governance in Profifußballunternehmen:<br />

Eine konflikttheoretische<br />

Analyse aus Sicht des Controllings.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Jörn Littkemann, Prof. Dr. Thomas<br />

Volling).


Lehre<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />

Diversitäts-Audit<br />

Vielfalt in der Lehre gestalten<br />

Ob Sportprofi, Mütter und Väter<br />

in Elternzeit oder berufstätige Studierende<br />

mit Weiterbildungsinteresse,<br />

ob Hochbegabte, Beruflich<br />

Qualifizierte oder<br />

behinderte und<br />

chronisch kranke<br />

Menschen: Die<br />

Studierenden der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen zeichnen<br />

sich durch ihre Heterogenität aus.<br />

Neue Weichen für den Umgang mit<br />

Vielfalt soll jetzt das Diversity-Audit<br />

des Stifterverbands stellen. Welche<br />

Veränderungen erhofft sich die<br />

<strong>FernUni</strong>versität, und welchen Herausforderungen<br />

stellt sie sich? Antworten<br />

gibt Prof. Dr. Sebastian Kubis,<br />

Prorektor für Studium und Diversität<br />

und Leiter des Audits.<br />

Der Umgang mit einer heterogenen<br />

Studierendenschaft ist an der Fern-<br />

Universität nicht neu. Welche neuen<br />

Weichen stellt das Diversity-Audit<br />

des Stifterverbands?<br />

Prof. Sebastian Kubis: Die Fern-<br />

Universität beschäftigt sich seit gut<br />

40 Jahren mit der Frage, was es bedeutet,<br />

dass wir sehr unterschiedliche<br />

Studierende an unserer Univer-<br />

Prof. Sebastian Kubis<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Veit Mette)<br />

sität haben. Mit dem Audit haben<br />

wir einen organisatorischen Rahmen,<br />

um uns der Herausforderung<br />

Diversität neu zu stellen. Wie kann<br />

unsere universitäre Lehre noch besser<br />

werden? In einem partizipativen<br />

Prozess bringen wir Fragen der Inklusion,<br />

der Studieneingangsphase<br />

und der diversitätssensiblen Lehre<br />

zusammen. Sinnvoll ist auch der<br />

Austausch mit anderen Universitäten.<br />

So haben wir die Möglichkeit<br />

unsere Überlegungen zu spiegeln<br />

„Wir wollen die Potenziale der Besonderheiten unserer<br />

Studierenden fruchtbar machen.“<br />

und bekommen Impulse für die Entwicklung<br />

einer fernunispezifischen<br />

Diversitätsstrategie.<br />

Welche Erwartungen verbinden Sie<br />

selbst mit dem Diversity-Audit?<br />

Prof. Kubis: Als ich vor gut einem<br />

Jahr Prorektor geworden bin, war<br />

nicht klar, welche Kraft und Bedeutung<br />

das Audit mit der Zeit einnehmen<br />

würde. Ich hatte zu Beginn<br />

die Sorge, dass nach dem anstrengenden<br />

Prozess der Mitte 2015 abgeschlossenen<br />

Hochschulentwicklungsplanung<br />

das Audit eine Überforderung<br />

für die Institutionen und<br />

Gremien sein könnte. Mittlerweile<br />

hat die inhaltliche Arbeit in den<br />

Entwicklungsfeldern Inklusion, Studieneingangsphase<br />

und Lehre/Mediendidaktik<br />

Fahrt aufgenommen.<br />

Die Ideen, die in den Hochschulentwicklungsplan<br />

eingeflossen sind,<br />

werden weitergedacht. Daher bin<br />

ich inzwischen fest überzeugt: Dieser<br />

Prozess ist eine große Chance<br />

für die <strong>FernUni</strong>versität.<br />

Im Arbeitsbereich Inklusion stehen<br />

behinderte und chronisch kranke<br />

Studierende im Fokus. Wie profitieren<br />

auch alle anderen Studierenden<br />

von den Ideen im Audit?<br />

Prof. Kubis: Die <strong>FernUni</strong>versität ist<br />

auch ein Raum für Studierende, die<br />

sich möglicherweise an einer Präsenzuniversität<br />

nicht richtig aufgehoben<br />

fühlen, zum Beispiel aufgrund<br />

von körperlichen oder psychischen<br />

Handicaps. Aber Diversität<br />

geht viel weiter. Wir wollen die Potenziale<br />

der Besonderheiten unserer<br />

Studierenden fruchtbar machen.<br />

Das Audit ist eine gute Möglichkeit,<br />

Desiderate im Bereich der Inklusion<br />

anzugehen, etwa in der Barrierefreiheit.<br />

Insbesondere im Zuge der Digitalisierung<br />

darf die wichtige Gruppe<br />

der behinderten<br />

und chronisch<br />

kranken Studierenden<br />

nicht vergessen<br />

werden.<br />

Von einer Verbesserung<br />

des Studienmaterials<br />

und des Zugangs zu<br />

den Inhalten profitieren aber auch<br />

nicht-behinderte Studierende. In<br />

den anderen Entwicklungsfeldern<br />

stehen ohnehin alle Studierenden<br />

im Fokus.<br />

Prof. Sebastian Kubis<br />

Inwiefern? Was bedeutet Diversität<br />

mit Blick auf die Studieneingangsphase<br />

und diversitätssensible Lehre?<br />

Prof. Kubis: Diversität bedeutet,<br />

dass wir ganz verschiedene Studierende<br />

mit sehr unterschiedlichen Bildungszielen<br />

haben. Darauf wollen<br />

wir antworten. Für die diversitätssensible<br />

Lehre wollen wir zu neuen<br />

Ideen kommen, wie wir eine große<br />

und heterogene Studierendenschaft<br />

mit begrenzten Ressourcen möglichst<br />

gut unterrichten können. Studienerfolg<br />

entscheidet sich vielfach<br />

für Studierende am Anfang des Studiums.<br />

Ich erhoffe mir daher, dass<br />

wir zu konkreten Ideen für die Gestaltung<br />

dieser erfolgskritischen Phase<br />

gelangen. Unsere Studierenden<br />

sollen sich Klarheit darüber verschaffen,<br />

ob sie einen Abschluss anstreben<br />

oder ob sie andere Bildungsziele<br />

verfolgen. Darüber hinaus wollen<br />

wir ihnen durch Beratung, Brückenkurse<br />

und weitere Angebote ermöglichen,<br />

sich für ein Fernstudium fit<br />

zu machen.<br />

Wie fügen sich die Überlegungen<br />

in den drei Entwicklungsfeldern zusammen?<br />

Viele Hände, eine <strong>FernUni</strong>versität: Die Hochschule stellt sich der Herausforderung<br />

Diversität neu.<br />

(Foto: Thinkstock, iStock, Rawpixel Ltd)<br />

Prof. Kubis: Indem wir zu einem<br />

gemeinsamen Verständnis darüber<br />

kommen, wie wir uns moderne<br />

Fernlehre an unserer Hochschule<br />

vorstellen. Das wird ein Prozess<br />

sein, der Diversität in unserer Lehre<br />

nicht ausschließen darf. Sicherlich<br />

wird er aber durch die Verständigung<br />

auf gewisse Standards zu Veränderungen<br />

führen. Wir haben ja<br />

immer schon Standards an der Fern-<br />

Universität gehabt. Über Jahrzehnte<br />

war klar: Standard unserer Lehre ist<br />

der Studienbrief. Hinzu kamen etwa<br />

Einsendeaufgaben und das Angebot<br />

in den Regional- und Studienzentren.<br />

Wie das gemeinsame Grundverständnis<br />

heute aussieht – das muss<br />

man im Zuge der Digitalisierung mit<br />

ihren technischen Möglichkeiten immer<br />

wieder neu überlegen.<br />

Das Audit läuft noch bis Januar<br />

2018. Wo liegen die Grenzen des<br />

Machbaren?<br />

i<br />

Prof. Kubis: Momentan sind wir<br />

noch in der Bestandsaufnahme und<br />

ordnen, wie bereits vorhandene Einzelmaßnahmen<br />

ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />

ergeben. Im zweiten<br />

Schritt werden wir schauen, was in<br />

unserem Angebot noch fehlt. Da wir<br />

uns Grundfragen der Lehre vorgenommen<br />

haben, ist unser Vorhaben<br />

ehrgeizig. Die Lehre als Kernbereich<br />

der Universität ist ein Feld, in dem wir<br />

die Freiheit der Lehrenden schätzen.<br />

Es wäre vermessen anzunehmen,<br />

dass ein Maßnahmenbündel das Gesicht<br />

der Lehre bis Anfang 2018 verändern<br />

wird. Wir erhoffen uns aber,<br />

dass am Ende des Prozesses in den<br />

drei Entwicklungsfeldern konkrete<br />

Vorhaben feststehen. Weiterverfolgen<br />

sollten wir dann ausgewählte<br />

Maßnahmen mit Strahlkraft, Wirksamkeit<br />

und Nachhaltigkeit. Deren<br />

Umsetzung wäre der wirkliche Dank<br />

an alle Beteiligten nach einem partizipativen<br />

Prozess des Nachdenkens<br />

und Überlegens.<br />

can<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität hat sich 2015 erfolgreich beim Stifterverband für<br />

die Deutsche Wissenschaft für das Diversität-Audit „Vielfalt gestalten“<br />

beworben. Um den Umgang mit Vielfalt im Bereich Studium und Lehre<br />

zu professionalisieren, hat die <strong>FernUni</strong>versität ein Prorektorat für Studium<br />

und Diversität eingerichtet. Zudem hat sie sich in ihrem Hochschulentwicklungsplan<br />

2020 Ziele und Maßnahmen im Bereich Studium<br />

und Lehre gesetzt. Weitere Information:<br />

www.fernuni-hagen.de/diversitaet/<br />

Neuerscheinung<br />

Erstes deutschsprachiges Lehrbuch zu globaler Klimapolitik<br />

Das erste Lehrbuch in deutscher<br />

Sprache über globale Klimapolitik<br />

hat der emeritierte Politologie-Professor<br />

Dr. Georg Simonis Anfang<br />

April <strong>2017</strong> publiziert. Von 2006 bis<br />

2008 war der Herausgeber Professor<br />

für Internationale Konflikte und<br />

Umweltpolitik an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen. Der Band trägt den Titel<br />

„Handbuch Globale Klimapolitik“<br />

und erscheint beim Schöningh-<br />

Verlag in der Reihe utb (ISBN-Nummer:<br />

9783825286729). In das Buch<br />

floss auch die Expertise heutiger wie<br />

früherer Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität<br />

ein. Sie alle verbindet die Lehrtätigkeit<br />

im Interdisziplinären Studiengang<br />

Umweltwissenschaften („infernum“):<br />

So verfasste Dr. Daniel<br />

Otto, Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

in diesem Studium und im Lehrgebiet<br />

Internationale Politik, einen<br />

Fachbeitrag. Als ehemalige Fern-<br />

Uni-Lehrende sind Prof. Dr. Brigitte<br />

Biermann, Dipl.-Wirt.-Ing. Jenny<br />

Tröltzsch und Sebastian Gebauer<br />

M.A. mit eigenen Kapiteln vertreten.<br />

Politischer Widerstand<br />

Das Werk behandelt das Thema<br />

„Klimawandel“ aus sozial- und politikwissenschaftlicher<br />

Sicht. Dabei<br />

wird das stockende Fortkommen in<br />

der weltweiten Klimapolitik weniger<br />

auf mangelnde Innovationskraft<br />

denn auf politischen Widerstand<br />

zurückgeführt: Akteurinnen und<br />

Akteure, die bisher von der Nutzung<br />

fossiler Energiequellen profitiert haben,<br />

klammern sich an den Status<br />

Quo und arbeiten gegen Maßnahmen<br />

des globalen Klimaschutzes<br />

an. Indessen hat das 2015 getroffene<br />

Abkommen von Paris gezeigt,<br />

wie wichtig die Kooperation auf<br />

politischer Ebene ist, um die drohende<br />

Gefahr<br />

eines<br />

Umweltkollapses<br />

zu verhindern.<br />

br


Lehre<br />

Seite 14<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Förderprogramm „Innovative Lehre“<br />

Internationale Komponenten im Fernstudium<br />

Das interne Förderprogramm „Innovative<br />

Lehre“ (FILeh) unterstützt<br />

neue Ideen und innovative Konzepte<br />

fürs Lehren und Lernen. Die erste<br />

Ausschreibungsrunde zur Internationalisierung<br />

ist beendet. Das Rektorat<br />

hat sechs Projekte aus den Anträgen<br />

ausgewählt. „Wir freuen uns,<br />

dass sich Lehrende aus allen Fakultäten<br />

mit ihren Ideen und Konzepten<br />

zur Internationalisierung beteiligt<br />

haben“, sagt Prof. Dr. Theo Bastiaens,<br />

Prorektor für Digitalisierung<br />

und Internationalisierung der Fern-<br />

Universität in Hagen.<br />

Gefördert werden etwa Projekte mit<br />

einer hohen Strahlkraft für andere<br />

Fakultäten oder Projekte mit hoher<br />

mediendidaktischer Qualität. Alle<br />

Lehrangebote werden englischsprachig<br />

sein und häufig in Kooperation<br />

mit europäischen Partneruniversitäten<br />

konzipiert. „Dazu zählen etwa<br />

international ausgerichtete Module<br />

oder Short Learning Programmes“,<br />

so Bastiaens.<br />

3,5 Millionen Euro bis 2020<br />

Mit „FILeh“ unterstützt das Rektorat<br />

konkrete Maßnahmen und Projekte,<br />

die Lehrende konzipieren: insbesondere<br />

aktuelle Trends und innovative<br />

Ideen im Kontext von Studium und<br />

Lehre aus den Bereichen Internationalisierung,<br />

Digitalisierung und Studienstruktur.<br />

Bis zum Jahr 2020 stehen<br />

dafür insgesamt 3,5 Mio. Euro.<br />

Ziel ist es, durch die geförderten<br />

Konzepte die Studienaktivität und<br />

die didaktische Qualität des Angebots<br />

weiter zu entwickeln. Gemeinsam<br />

getragen wird „FILeh“ durch die<br />

Prorektoren Prof. Dr. Theo Bastiaens<br />

und Prof. Dr. Sebastian Kubis (Studium<br />

und Diversität).<br />

Um ihrem bildungspolitischen Auftrag<br />

gerecht zu werden, möchte die<br />

<strong>FernUni</strong>versität internationalen Aktivitäten<br />

sichtbar machen und akzentuieren.<br />

Denn: Ein globalisierter Arbeitsmarkt<br />

fordert internationalen<br />

Wissensaustausch, Kooperation und<br />

interkulturelle Kompetenz.<br />

Ausgewählte Projekte<br />

Fakultät für Kultur- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

Ein Onlineseminar im Master-Studiengang<br />

Governance entwickelt das<br />

Lehrgebiet von Prof. Dr. Annette<br />

Töller: „Joint Master Online Seminar<br />

in Environmental Participation”.<br />

Das künftige Angebot ersetzt erstmals<br />

die Präsenzpflicht und beschäftigt<br />

sich aus globaler <strong>Perspektive</strong> mit<br />

umweltpolitischen Themen. Unterschiedliche<br />

interaktive webbasierte<br />

Lerninstrumente bietet das Lehrgebiet<br />

von Prof. Dr. Robert Gaschler<br />

zukünftig im Kurs „Cognitive<br />

Psychology with and on Multimedia<br />

Learning“ an. Gleichzeitig wird<br />

Multimedia als Instrument zur internationalen<br />

Zusammenarbeit erprobt.<br />

Fakultät für Mathematik<br />

und Informatik<br />

Das Lehrgebiet von Prof. Dr. Jörg<br />

Keller möchte Fernstudierenden im<br />

(Foto: Thinkstock,<br />

nevarpp)<br />

Rahmen des Fachpraktikums in einem<br />

virtuellen Labor ermöglichen,<br />

mit Studierenden der Partneruniversitäten<br />

zusammenzuarbeiten<br />

und Zugang zu aktuellen Tools in<br />

der IT-Sicherheit zu bekommen:<br />

„International Virtual Lab on Information<br />

Security (IVLIS)“.<br />

Der künftige „Short Course“ aus<br />

dem Lehrgebiet von Prof. Dr. Lars<br />

Mönch wird vorwiegend in der<br />

Wirtschaftsinformatik sowie in der<br />

Informatik eingesetzt und mit Fallstudien<br />

aus der Praxis in Industrieunternehmen<br />

und Dienstleistungseinrichtungen<br />

kombiniert, die Studierende<br />

in Foren, über Wikis und<br />

hybride Treffen gemeinsam lösen:<br />

„An Introduction to Modern Scheduling<br />

Algorithms“.<br />

Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

wird ihr bereits bestehendes<br />

Angebot von Short Learning Programs<br />

evaluieren und ausbauen sowie<br />

um ein englischsprachiges Modul<br />

zum Völkerrecht für das Netzwerk<br />

„European Distance Education<br />

in Law Network (EDELNet)“<br />

erweitern. Dabei sollen neue didaktische<br />

Lehr- und Lernszenarien<br />

im Bereich der Rechtswissenschaften<br />

erprobt werden. Die Modulentwicklung<br />

erfolgt auch in Zusammenarbeit<br />

mit Wissensc haftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern der<br />

britischen Open University. Das<br />

thematisch international ausgelegte<br />

Modul birgt grundsätzlich<br />

hohes Anknüpfungspotenzial für<br />

neue internationale Kooperationen<br />

in der Lehre.<br />

Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

Das erste englischsprachige Modul<br />

in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

hat das Lehrgebiet<br />

von Prof. Dr. Stefan Smolnik für<br />

den Studiengang Wirtschaftsinformatik<br />

aufgesetzt: „Entwicklung<br />

des englischsprachigen Moduls<br />

,Knowledge Management’”.<br />

Knowledge Management kann<br />

nicht mit deutschsprachiger Literatur<br />

abgedeckt werden. Geplant<br />

sind internationale virtuelle Gastvorträge<br />

und hybride Veranstaltungen.<br />

Die Betreuung der Studierenden<br />

erfolgt englischsprachig. aw<br />

StudiConsulting<br />

Unternehmen beraten<br />

Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insb. Betriebswirtschaftliche<br />

Steuerlehre (Prof. Dr.<br />

Stephan Meyering) sucht für das<br />

Projekt „StudiConsulting“ Studierende,<br />

die betriebswirtschaftliche<br />

Theorie in der unternehmerischen<br />

Studierende als Autoren<br />

Geschichte Skandinaviens<br />

In den hohen Norden führte eine<br />

Exkursion des Lehrgebiets Neuere<br />

Deutsche und Europäische Geschichte<br />

von Prof. Dr. Peter Brandt<br />

mit Studierenden der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen. Den Erkenntnisgewinn<br />

ihrer Spurensuche in Bergen,<br />

Oslo und Stockholm haben Teilnehmende<br />

in verschiedenen wissenschaftlichen<br />

Aufsätzen festgehalten.<br />

Einige Beiträge wurden jetzt im<br />

Sammelband „Der skandinavische<br />

Weg in die Moderne. Beiträge zur<br />

Geschichte Norwegens und Schwe-<br />

Praxis anwenden möchten: In einer<br />

Projektwoche vom 5. bis zum 11.<br />

Oktober in Hagen wird ein Unternehmen<br />

kostenlos analysiert und<br />

beraten. Die Bewerbungsfrist endet<br />

am 2. Juli.<br />

Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-14<br />

dens vom Spätmittelalter bis ins 20.<br />

Jahrhundert“ publiziert. Letztendlich<br />

geht es um die Frage, inwiefern<br />

so etwas wie ein „skandinavischer<br />

Weg“ in die Moderne überhaupt<br />

konstatiert werden kann.<br />

Das Buch ist im Berliner Wissenschafts-Verlag<br />

erschienen (ISBN:<br />

9783830536383) und wurde von<br />

Prof. Brandt – seit 2014 im Ruhestand<br />

– und seinen ehemaligen Mitarbeitenden<br />

Miriam Horn und Dr.<br />

Werner Daum herausgegeben. br<br />

Binationales Promotionsprogramm<br />

„Meilenstein“ eröffnet<br />

Das zwischen der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen und der King Mongkut’s University<br />

of Technology North Bangkok<br />

(KMUTNB) beschlossene binationale<br />

Promotionsverfahren ist<br />

offiziell eröffnet worden. Dekan<br />

Prof. Dr. Jörg Desel und Prof. Dr.-<br />

Ing. habil. Herwig Unger (Lehrgebiet<br />

Kommunikationsnetze) nahmen<br />

an der Veranstaltung in Bangkok<br />

teil. Zuvor hatte der Dekan der<br />

Faculty of Information Technology<br />

der KMUTNB, Prof. Dr. Phayung<br />

Meesad, in Deutschland die unterzeichnete<br />

Erweiterung des bestehenden<br />

Kooperationsvertrages mit<br />

Prof. Desel ausgetauscht.<br />

Auf der Veranstaltung in der<br />

thailändischen Hauptstadt sprachen<br />

neben den Hagener Wissenschaftlern<br />

internationale Gäste<br />

aus Forschung und Politik. So wurde<br />

das Programm unter anderem<br />

vom Kulturattaché der Deutschen<br />

Botschaft in Bangkok Jan Blezinger,<br />

dem Präsident der KMUTNB,<br />

Prof. Dr.-Ing. Suchart Siengchin,<br />

Feierlich wurde das neue gemeinsame Promotionsprogramm der beiden Universitäten<br />

eröffnet.<br />

(Foto: KMUTNB)<br />

und Dr. Georg Verweyen, dem Leiter<br />

des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes in Bangkok, als<br />

weiterer Meilenstein in der langjährigen<br />

Zusammenarbeit beider<br />

Universitäten gelobt. Bereits seit<br />

2008 kooperieren sie bei Informationstechnologien<br />

und Informatik.<br />

Durch das neue Promotionsprogramm<br />

sollen bürokratische Hürden<br />

abgebaut und die Erlangung<br />

des Doktorgrades an beiden Hochschulen<br />

erleichtert werden. Um<br />

Promovierende künftig besser zu<br />

unterstützen, wurde in den Räumen<br />

der Faculty of Information<br />

Technology ein spezieller Kontaktpunkt<br />

eröffnet, der von einer<br />

KMUTNB-Mitarbeiterin, von Prof.<br />

Unger und den administrativen<br />

Einrichtungen der <strong>FernUni</strong>versität<br />

betreut wird. Drei Studierende der<br />

thailändischen Hochschule nutzten<br />

die Gelegenheit und überreichten<br />

Prof. Unger bei der Eröffnungszeremonie<br />

ihre Einschreibungsunterlagen<br />

für das neue Programm. br


Leute<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />

Linda Glawe<br />

Duale Karriere im Ballett und in der Volkswirtschaftslehre<br />

Als Ballett-Tänzerin im Ensemble der<br />

neuen Operette Düsseldorf führt sie<br />

das Musical „My Fair Lady“ und die<br />

Operette „Die Csárdásfürstin“ auf.<br />

In ihrem Büro auf dem Campus<br />

der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Linda Glawe<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Hardy Welsch)<br />

in Hagen dreht sich<br />

das Gespräch um<br />

ostasiatische Volkswirtschaften.<br />

Bühnentanz<br />

und Tanzpädagogik,<br />

Forschung und Fern-<br />

Universität: Linda Glawe (24) aus<br />

Gelsenkirchen verknüpft beides. Sie<br />

macht Karriere im Ballett und in der<br />

Wissenschaft. „Die Konkurrenz ist in<br />

beiden Bereichen sehr groß, das erforderliche<br />

Durchhaltevermögen extrem<br />

hoch“, sieht die Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen eine wesentliche Parallele.<br />

„Ich möchte in beiden Gebieten das<br />

Beste aus mir herausholen.“<br />

Das gelingt ihr seit der Schulzeit.<br />

Mit 17 Jahren kam Linda Glawe<br />

über das Akademiestudium an die<br />

<strong>FernUni</strong>versität. Nach dem Abitur<br />

fand sie in der Volkswirtschaftslehre<br />

schnell Input und Instrumente für<br />

ihr Herzensthema, das sie bis heute<br />

nicht loslässt: Warum sind einige<br />

„Im jeweils anderen Bereich schöpfe ich neue<br />

Kraft und Inspiration.“<br />

Länder so arm und andere so reich?<br />

Wachstumstheorien, Strukturwandel<br />

und Einkommensungleichheit<br />

waren daher schon in ihrem mit<br />

Auszeichnung bestandenen Bachelor-<br />

und Masterstudium der Wirtschaftswissenschaft<br />

Schwerpunkte.<br />

Parallel dazu trainierte sie in ihrer<br />

Ausbildung zur Bühnentänzerin<br />

und Tanzpädagogin an der Berufsfachschule<br />

für Bühnentanz in Düsseldorf<br />

mehrere Stunden täglich.<br />

Als Ausgleich zur Universitätsarbeit<br />

tanzt und unterrichtet sie auch jetzt<br />

noch regelmäßig in der NRW-Landeshauptstadt.<br />

„Ohne die <strong>FernUni</strong>versität<br />

wäre diese Zweigleisigkeit<br />

nicht möglich. Das Konzept passt<br />

für mich perfekt“, sagt Linda Glawe.<br />

Linda Glawe<br />

Seit vergangenem Jahr ist sie Mitarbeiterin<br />

am Lehrstuhl für Volkswirtschaft,<br />

insb. Makroökonomie von<br />

Prof. Dr. Helmut Wagner sowie am<br />

neu gegründeten Forschungszentrum<br />

für volkswirtschaftliche Studien<br />

zu Ostasien. In ihrer Promotion<br />

greift sie das Konzept der „middle<br />

income trap“ mit Blick auf Asien<br />

auf. „Es geht um die Frage, warum<br />

viele Länder nach einer langen<br />

Zeit des raschen Wirtschaftswachstums<br />

schnell den Status eines Landes<br />

des mittleren Einkommens erreichen.<br />

Aber dann scheitern sie daran,<br />

diesen Einkommensbereich zu überwinden<br />

und zu den hochentwickelten<br />

Ländern aufzuschließen“, erklärt<br />

Linda Glawe. „Dieses Phänomen<br />

wird als ‚middleincome<br />

trap‘ bezeichnet.“<br />

Wichtiger<br />

Bestandteil<br />

ihres Promotionsprojekts<br />

zur Prognose<br />

des Wachstums der Länder des<br />

mittleren Einkommens wird die Entwicklung<br />

eines Wachstumsmodells<br />

der chinesischen Wirtschaft sein.<br />

„Auf dieser Basis möchte ich langfristige<br />

Strategien für die chinesische<br />

Wirtschaft aufzeigen“, umreißt<br />

sie ihr Thema.<br />

In ihrer knappen Freizeit hat Linda<br />

Glawe begonnen, Chinesisch zu lernen.<br />

„Es reizt mich, die Sprache zu<br />

können“, sagt die Wissenschaftlerin.<br />

„Einige interessante Publikationen<br />

sind derzeit nur in Chinesisch<br />

erhältlich.“<br />

Beim Ballett<br />

schöpft <strong>FernUni</strong>-<br />

Doktorandin<br />

Linda Glawe<br />

neue Kraft für<br />

die Wissenschaft.<br />

Foto: FUNKE Foto<br />

Services,<br />

Kai Kitschenberg<br />

International stark<br />

nachgefragte Paper<br />

Gemeinsam mit ihrem Doktorvater<br />

Prof. Helmut Wagner hat sie in den<br />

vergangenen Monaten drei Artikel<br />

zu ihrem Forschungsthema verfasst,<br />

die international auf großes Interesse<br />

gestoßen sind. Die erste Arbeit<br />

wurde vom Hausjournal der Association<br />

for Comparative Economic Studies,<br />

einem renommierten amerikanischen<br />

Fachjournal, umgehend im<br />

Dezember 2016 veröffentlicht. Das<br />

zweite Paper „China in the Middle<br />

Income Trap“ ist wie das erste derzeit<br />

ein weltweit stark nachgefragtes Paper<br />

auf renommierten Forschungsportalen.<br />

Bei einer Konferenz mit<br />

internationalen Experten im japanischen<br />

Kobe hatte Linda Glawe im<br />

Dezember Gelegenheit, Paper und<br />

Promotion vorzustellen.<br />

Im Mai hat sie nun beim Gründungsworkshop<br />

des „Center for East Asian<br />

Macroeconomic Research“ (CE-<br />

AMeS) den dritten Artikel “A Stylized<br />

Model of China’s Growth Since<br />

1978“ präsentiert.<br />

Wertvolle Erfahrungen, um Kontakte<br />

für die weitere Wissenschaftskarriere<br />

zu knüpfen und sich zu vernetzen.<br />

Denn für Linda Glawe steht<br />

längst fest, dass sie nach dem Abschluss<br />

ihrer Promotion weiter forschen<br />

will.<br />

Während sie mit 24 Jahren in der<br />

Wissenschaft noch jung ist, rückt als<br />

Tänzerin in einigen Jahren das Karriereende<br />

bereits näher. Dennoch will<br />

sie als freiberufliche Tänzerin weiterhin<br />

in ausgewählten Projekten auf<br />

der Bühne stehen und als Tanzpädagogin<br />

in Choreografie und Nachwuchsförderung<br />

mitwirken. Denn<br />

die Zweigleisigkeit ist für Linda Glawe<br />

ein Geheimnis ihres Erfolgs: „Im<br />

jeweils anderen Bereich schöpfe ich<br />

neue Kraft und Inspiration.“ can<br />

Prof. Halang im Ruhestand<br />

Auf dem „Zenit der Freiheit“<br />

„Sie sind also auf dem ‚Zenit der<br />

Freiheit‘ angekommen!“ Dieser Erkenntnis<br />

von Prof. Dr. Ada Pellert<br />

wollte Prof. Dr. Dr. Wolfgang A. Halang<br />

keineswegs widersprechen, als<br />

die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen ihm die Urkunde zur Verabschiedung<br />

aus dem aktiven Dienst<br />

überreichte. Der Leiter des Lehrgebiets<br />

Informationstechnik in der Fakultät<br />

für Mathematik und Informatik<br />

war sich der grundsätzlichen<br />

beruflichen Freiheiten von Professorinnen<br />

und Professoren immer<br />

bewusst. Und ebenso der Tatsache,<br />

dass das Fernstudiensystem der Hagener<br />

Universität ihren Lehrenden<br />

noch ein wenig zusätzliche Flexibilität<br />

gewährt.<br />

Prof. Wolfgang Halang (Mitte) wurde von Rektorin Prof. Ada Pellert und Dekan<br />

Prof. Jörg Desel verabschiedet.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Im Ruhestand könnte sich Prof. Halang<br />

eigentlich ganz seinen Hobbys<br />

widmen. Das wird er aber nicht.<br />

Wolfgang Halang wird auch weiter<br />

auf dem Campus sein, wenn<br />

auch unregelmäßig. Er ist Vorsitzender<br />

von zwei Promotionskommissionen<br />

und betreut selbst noch<br />

mehrere Promotionsvorhaben. Zudem<br />

müssen Bücher geschrieben<br />

werden. Schon kurz nach dem Beginn<br />

des Ruhestandes standen ein<br />

Doktorandenseminar und eine Reise<br />

nach China auf dem Terminkalender,<br />

wo sein Lehrstuhl in einer<br />

Alexander-von-Humboldt-Institutspartnerschaft<br />

mit dem College of<br />

Science and Engineering der City<br />

University of Hong Kong zusammenarbeitete:<br />

„In China muss ein<br />

neuer wissenschaftlicher Kontakt<br />

gepflegt werden, zudem treffe ich<br />

fünf ‚Doktortöchter‘ wieder.“ So<br />

nennt Halang Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />

die er – wie auch<br />

zahlreiche Männer – als Doktorvater<br />

betreut hat. Mittlerweile wurde<br />

er zum Gastprofessor an der Chinesisch-Deutschen<br />

Technischen Fakultät<br />

der Qingdao University of Science<br />

and Technology berufen.<br />

Der Experte für IT-Sicherheit kam<br />

1992 zur <strong>FernUni</strong>versität. Hier beschäftigte<br />

er sich schwerpunktmäßig<br />

mit im Echtzeitbetrieb arbeitenden<br />

eingebetteten Automatisierungssystemen,<br />

also mit Digitalrechnern,<br />

und entwickelte in<br />

diesem Zusammenhang großes Interesse<br />

für sicherheitsgerichtete<br />

elektronische Systeme und für IT-<br />

Sicherheit. Die Erfolge seiner Arbeit<br />

dokumentieren mehrere Patente.<br />

Zu den weniger schönen Erinnerungen<br />

gehört, dass der Fachbereich<br />

Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

seine Selbstständigkeit<br />

verlor und mit der Mathematik<br />

und der Informatik zu einer neuen<br />

schlagkräftigen Einheit, der Fakultät<br />

für Mathematik und Informatik,<br />

zusammengelegt werden musste.<br />

Letzter Dekan des Fachbereichs<br />

war Halang. Bis zu seinem Ruhestand<br />

war er Prodekan der Fakultät.<br />

Halang wurde in Mathematik und in<br />

Informatik promoviert. Er arbeitete<br />

in der Industrie und war vor seinem<br />

Ruf nach Hagen Inhaber eines Lehrstuhls<br />

für Informationstechnik an<br />

der Reichsuniversität Groningen. In<br />

Rom und Maribor war er Gastprofessor.<br />

Da


Leute<br />

Seite 16<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Prof. Stefan Strecker<br />

Die digitale Transformation mitgestalten<br />

Zahlreiche Beschäftigte der Fern-<br />

Universität engagieren sich in Fachund<br />

Berufsverbänden. Prof. Stefan<br />

Strecker ist Sprecher des Fachbereichs<br />

Wirtschaftsinformatik der<br />

Gesellschaft für Informatik.<br />

„Sprecher des Fachbereichs Wirtschaftsinformatik<br />

zu sein ist eine<br />

reizvolle Aufgabe.“ Von 2016 bis<br />

2019 vertritt Prof. Dr. Stefan Strecker<br />

die Mitglieder des Fachbereichs<br />

in der Gesellschaft für Informatik<br />

(GI) und in den Gremien der Wirtschaftsinformatik.<br />

„Das Aufgabenspektrum<br />

als Sprecher ist vielfältig“,<br />

so der Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Betriebswirtschaftslehre, insb.<br />

Entwicklung von Informationssystemen<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen. Jahrestagungen vorausplanen,<br />

internationale Kontakte pflegen,<br />

verbandsübergreifende Zusammenarbeit<br />

und die Gründung<br />

einer neuen Fachgruppe sind nur<br />

einige Themen, die ihn in den ersten<br />

Monaten beschäftigt haben. Ein<br />

weiteres Aufgabenfeld hat er in den<br />

Mittelpunkt seiner Zeit als Sprecher<br />

gestellt: „Ich möchte dazu beitragen,<br />

besser über die Themen der<br />

Wirtschaftsinformatik zu informieren<br />

und moderiere dazu die Podcast-Gesprächsreihe<br />

‚<strong>Perspektive</strong>n<br />

Prof. Stefan<br />

Strecker<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Hardy Welsch)<br />

– Gespräche zu Themen der Wirtschaftsinformatik‘,<br />

die sich an Schülerinnen<br />

und Schüler, Studierende<br />

und all diejenigen richtet, die besser<br />

verstehen wollen, was Wirtschaftsinformatik<br />

ist.“<br />

Die GI ist mit rund 20.000 Mitgliedern<br />

– unter ihnen Hagener Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

– der mitgliederstärkste Fachverband<br />

der Informatik im deutschsprachigen<br />

Raum. In ihrem Fachbereich<br />

Wirtschaftsinformatik engagieren<br />

sich 1.200 Mitglieder in<br />

beteiligungs- und themenoffenen<br />

Fachgruppen und Arbeitskreisen.<br />

Zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten<br />

dieser Fachgruppen bieten<br />

die Chance, mitzumachen. Die<br />

digitale Transformation von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft bilden zentrale<br />

Themen gegenwärtiger Diskussionen.<br />

Strecker: „Wirtschaftsinformatikerinnen<br />

und Wirtschaftsinformatiker<br />

gestalten und formen<br />

die digitale Transformation.“ Dabei<br />

steht stets der Wirkungs- und<br />

Handlungsverbund von Menschen<br />

und Maschinen im Mittelpunkt.<br />

Mitglieder des GI-Fachbereichs sind<br />

IT-Fachleute aus Wirtschaft, Industrie<br />

und Verwaltung, Lehrkräfte an<br />

Schulen, Auszubildende und Studierende<br />

– und Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler an Fachhochschulen<br />

und Universitäten.<br />

WI-Gruppe für<br />

<strong>FernUni</strong>-Studierende<br />

Prof. Strecker begleitet derzeit die<br />

Gründung einer GI-Studierendengruppe<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität: „Ich<br />

bin selbst als Student Mitglied der<br />

GI geworden und versuche, Studierende,<br />

Promovierende und Postdocs<br />

für das Mitwirken in der GI und im<br />

Fachbereich zu begeistern. Interessierte<br />

<strong>FernUni</strong>-Studierende sollten<br />

nicht zögern, sich in die neue<br />

Gruppe einzubringen.“ Wichtig ist<br />

ihm auch die Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses der Wirtschaftsinformatik<br />

– ob als Mentor<br />

für das Doctoral Consortium der Internationalen<br />

Tagung Wirtschaftsinformatik<br />

oder als Diskutant auf<br />

Forschungskolloquien seiner eigenen<br />

Forschungscommunity.<br />

Dem Fachbereich Wirtschaftsinformatik<br />

der GI kommt für die deutschsprachige<br />

Wirtschaftsinformatik-<br />

Community eine zentrale Bedeutung<br />

zu: Seine Mitglieder tragen<br />

seit vielen Jahren die wissenschaftliche<br />

Zeitschrift Wirtschaftsinformatik,<br />

die inzwischen in englischer<br />

Sprache unter dem Titel „Business<br />

& Information Systems Engineering“<br />

(BISE) erscheint und seit 1959<br />

das zentrale Publikationsorgan für<br />

Wirtschaftsinformatikforschung ist.<br />

Mitglieder des Fachbereichs engagieren<br />

sich für wichtige Projekte<br />

wie etwa die Erarbeitung von Rahmenempfehlungen<br />

für die Gestal-<br />

i<br />

tung von Studiengängen der Wirtschaftsinformatik,<br />

für die Organisation<br />

und Veranstaltung von Tagungen<br />

und die Herausgabe weiterer<br />

Zeitschriften und Buchreihen. Strecker:<br />

„Das Engagement der Fachbereichsmitglieder<br />

ist beeindruckend<br />

und leistet enorm wichtige Beiträge<br />

für die Community.“<br />

Die Vielfalt seiner Aufgaben illustriert<br />

er an Beispielen: „Gerade bereiten<br />

wir die Gründung einer neuen<br />

Fachgruppe ,Informationssysteme<br />

im Gesundheitswesen’ gemeinsam<br />

mit dem Fachbereich Informatik<br />

in den Lebenswissenschaften vor.“<br />

Die internationale Vernetzung ist<br />

ihm ebenso wichtig wie die enge<br />

Zusammenarbeit mit Gremien und<br />

Verbänden im deutschsprachigen<br />

Raum. Strecker: „Es ist notwendig,<br />

mit- und vorauszudenken, Themen<br />

und Entwicklungen im Blick zu behalten<br />

und sich mit Kolleginnen und<br />

Kollegen auszutauschen, um zu erkennen,<br />

in welche Themen wir uns<br />

einbringen sollten.“<br />

Da<br />

Im Rahmen seiner Aktivitäten für den Fachbereich Wirtschaftsinformatik<br />

engagiert sich Prof. Strecker als Hauptherausgeber einer wissenschaftlichen<br />

OA-Zeitschrift zweier Fachgruppen der GI. Die Zeitschrift<br />

„Enterprise Modelling and Information Systems Architectures“ (EMI-<br />

SA) wird an der <strong>FernUni</strong>versität editiert und herausgegeben. Das Projekt<br />

hat er jüngst im Rahmen des <strong>FernUni</strong>-Dialogs vorgestellt (s. S. 2).<br />

Studierende und Alumni<br />

Urs Wäfler<br />

Interessante Erfahrungen im Hinblick auf die Abschlussarbeit<br />

Den nachfolgenden Text stellte uns<br />

Urs Wäfler zur Verfügung, der in der<br />

Schweiz lebt und Wirtschaftsinformatik<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

studiert.<br />

„Seit dem <strong>Sommer</strong>semester 2012<br />

studiere ich Wirtschaftsinformatik<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität. Im deutschsprachigen<br />

Raum nehmen deren<br />

Studienangebote eine herausragende<br />

Stellung ein. Insofern gefällt<br />

mir die <strong>FernUni</strong>versität sehr<br />

gut. Falls alles nach Plan verläuft,<br />

dann kann ich das Studium der<br />

Wirtschaftsinformatik im nächsten<br />

Herbst abschliessen; es ist noch die<br />

Bakkalaureusarbeit zu schreiben.<br />

Ich bin bei einem Besuch der Webseite<br />

der Zeitschrift „Business &<br />

Information Systems Engineering“<br />

(BISE) auf die 13. Internationale<br />

Tagung Wirtschaftsinformatik aufmerksam<br />

geworden. Die Tagung<br />

Wirtschaftsinformatik gehört gewissermassen<br />

zu meinem Endspurt<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität. Insgesamt<br />

wurden meine Erwartungen, dass<br />

es eine qualitativ hochwertige Tagung<br />

sein wird, nicht nur erfüllt,<br />

sondern sogar übertroffen. Auf<br />

solchen Tagungen werden aktuelle<br />

Forschungsergebnisse präsentiert<br />

und diskutiert. Insofern habe ich<br />

mein Wissen erweitern und vertiefen<br />

können. Insbesondere ermöglichten<br />

die Präsentationen einen<br />

sehr guten Einstieg in die jeweilige<br />

Thematik, wobei ein Austausch mit<br />

den Referenten möglich war. Hierbei<br />

sah ich, wie andere in der Wissenschaft<br />

arbeiten und konnte meine<br />

Arbeitsweise im Hinblick auf die<br />

Abschlussarbeit reflektieren.<br />

In St. Gallen konnte man nicht an allen<br />

Vorträgen teilnehmen, weil viele<br />

parallel gehalten worden sind.<br />

Nachdem ich am Sonntag an einem<br />

Pre-Conference Workshop teilgenommen<br />

hatte, hörte ich am Montagmorgen<br />

im Audimax den Vortrag<br />

von Thomas Saueressig, welcher<br />

seit dem 1. Mai 2016 der CIO<br />

der SAP SE ist. Nach der Kaffeepause<br />

besuchte ich die ersten zwei Sessionen<br />

des Tracks ‚Lern- und Wissensmanagement‘.<br />

Eigentlich wollte<br />

ich auch noch an der dritten Session<br />

dieses Tracks teilnehmen. Ich<br />

entschied mich aber spontan für die<br />

Wissenschaftliche Tagungen sind auch für Studierende wertvoll, um neue Einblicke zu gewinnen und Kontakte zu knüpfen.<br />

(Foto: Thinkstock, kasto80)<br />

sogenannte Panel Session im Audimax,<br />

das Thema lautete: ‚Digitale<br />

Transformation: Alter Wein in neuen<br />

Schläuchen? Zum Verhältnis von<br />

Informationsmanagement und Digitalisierung.‘<br />

Allgemein war die Tagung sehr lebhaft,<br />

initial hatte ich mein individuelles<br />

Programm zusammengestellt.<br />

Im Verlaufe der Tagung verliess ich<br />

teilweise meine initiale Planung und<br />

besuchte eher spontan einen Vortrag;<br />

dabei war zur Orientierung die<br />

Veranstaltungs-App eine sehr gute<br />

Unterstützung.<br />

Ich werde die 13. Internationale Tagung<br />

Wirtschaftsinformatik in bester<br />

Erinnerung behalten und freue<br />

mich nun auf das Thema meiner<br />

Bakkalaureusarbeit.“<br />

Informationen zu der Tagung sind<br />

unter https://wi<strong>2017</strong>.ch/de/ zu finden.


Studierende und Alumni <strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 17<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Deutschlandstipendium<br />

„Ohne Stipendium hätte ich mein Studium abgebrochen“<br />

Beim Treffen in Hagen lernten sich<br />

die Studierenden untereinander<br />

kennen, erkundeten den Campus,<br />

die Uni-Bibliothek und die Stadt bei<br />

einer Busrundfahrt zu „Hagen Highlights“.<br />

Bei einem Empfang trafen<br />

sie zudem die Förderinnen und Förderer<br />

des Deutschlandstipendiums,<br />

das zur Hälfte vom Bund und von<br />

Unternehmen oder Privatpersonen<br />

getragen wird. Während des Empfangs<br />

bekamen die Stipendiatinnen<br />

und Stipendiaten ihre Urkunden ausgehändigt,<br />

stellvertretend für alle<br />

hielt Marion Nissen eine Rede.<br />

Darin skizziert sie, dass das Stipendium<br />

entscheidend zu ihrer beruflichen<br />

Selbstständigkeit beigetragen<br />

hat. Ihr Wunsch und Ziel war es, berufliche<br />

Beratung und Coaching anzubieten.<br />

„Sie als Förderinnen und<br />

Förderer, dürfen sich als Patinnen<br />

und Paten dieser Idee verstehen,<br />

denn ohne das Stipendium hätte<br />

ich eventuell meine Vision nicht so<br />

klar formuliert und auch mein Studium<br />

abgebrochen. Dafür bin ich sehr<br />

dankbar!“ Marion Nissen hat an ihrem<br />

roten Faden festgehalten.<br />

Talente von morgen<br />

Während der Urkundenübergabe<br />

machte Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert<br />

in wenigen Sätzen deutlich,<br />

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten trafen sich beim Empfang der Rektorin mit Sponsorinnen und Sponsoren des<br />

Deutschlandstipendiums.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

wie groß die Vielfalt der <strong>FernUni</strong>-<br />

Studierenden hinsichtlich Alter, familiärer<br />

und beruflicher Lebensumstände,<br />

Religion und physischer Fähigkeiten<br />

ist. Was alle eint, würdigte<br />

die Rektorin: „Sie leisten Herausragendes<br />

in Ausbildung, Familie und<br />

Gesellschaft und geben das Erlernte<br />

und Ihre Lebenserfahrung durch<br />

ihr vielfältiges Engagement weiter.“<br />

Aufgrund der Qualität der Bewerbungen<br />

und der hohen Nachfrage<br />

seitens der Studierenden möchte<br />

die <strong>FernUni</strong> auch im Studienjahr<br />

<strong>2017</strong>/18 wieder Deutschlandstipendien<br />

vergeben, kündigte Pellert<br />

an.<br />

Dafür sagte die Gesellschaft der<br />

Freunde der <strong>FernUni</strong>versität (GdF)<br />

wieder ihre Unterstützung zu. GdF-<br />

Vorstandsmitglied Bernd Pederzani<br />

unterstrich die unterschiedlichen<br />

Motivationen, sich für das Deutschlandstipendium<br />

einzusetzen: „Potenzielle<br />

Fachkräfte kennenzulernen,<br />

Einblicke in Forschung und<br />

i<br />

Wissenschaft zu gewinnen, das regionale<br />

Netzwerk zu stärken oder<br />

als Absolvent etwas an die Hochschule<br />

zurückgeben. Gemeinsam<br />

wollen wir aber talentierte Studierende<br />

fördern und damit positive<br />

gesellschaftliche Veränderungen<br />

bewirken.“<br />

Eines der Unternehmen, die das<br />

Deutschlandstipendium an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität fördern, lernten die<br />

Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

während ihres Besuchs kennen: das<br />

mittelständische Kaltwalzwerk Risse<br />

& Wilke aus Iserlohn, dessen Produkte<br />

sich vor allem in der Automobilindustrie<br />

und im Werkzeugbau<br />

finden. Das familiengeführte<br />

Unternehmen spendet zum vierten<br />

Mal ein Stipendium – „aus<br />

Überzeugung“, wie Personalleiterin<br />

Ines Wilke betonte. Sie führte die<br />

Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

durch die Produktion des Werkes,<br />

in dem 40 Tonnen schwere Stahl-<br />

Coils verarbeitet werden. aw<br />

Stipendien stellen zur Verfügung: Gesellschaft der Freunde der Fern-<br />

Universität; Wilo Foundation, Dortmund; Dörken AG, Herdecke; Risse<br />

+ Wilke Kaltband GmbH & Co. KG, Iserlohn; SIHK zu Hagen; Rotary<br />

Club Hagen-Lenne; Hans-Rudolf Hermannsen, Hagen; Dr. Claudio<br />

Gruler, Schweiz; Wulf Tiedemann, Wingst; Klaus Oberliesen, Hagen;<br />

Sparkasse Hagen-Herdecke sowie zweckgebundene Spenden<br />

Olga Permann<br />

Psychologiestudentin coacht Soldatinnen und Soldaten<br />

„Entweder Du lebst deinen Traum<br />

oder du hörst auf zu jammern!“<br />

Olga Permann hat sich entschieden:<br />

Sie lebt ihren Traum. Die Bundeswehrsoldatin<br />

aus Flensburg studiert<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen seit<br />

dem Wintersemester 2015 Psychologie.<br />

Da sie sich für zwölf Jahre verpflichtet<br />

hatte, stand ihr über den<br />

Berufsförderungsdienst der Bundeswehr<br />

(BFD) eine Aus- und Weiterbildung<br />

für den zivilen Arbeitsmarkt zu.<br />

Psychologie und Coaching<br />

Auch im Fernstudium in Hagen wird<br />

sie weiterhin von der Bundeswehr<br />

gefördert. Inhaltlich schließt sie mit<br />

ihrem Psychologiestudium an die<br />

Coachausbildung an. Ihr berufliches<br />

Ziel ist es, ausscheidenden Soldatinnen<br />

und Soldaten die Angst<br />

vor dem „Fall ins Unerwartete“ zu<br />

nehmen.<br />

Denn Olga Permann kann die Zweifel<br />

nachvollziehen, die nach der aktiven<br />

Dienstzeit aufkommen. „Bei<br />

der Bundeswehr hat man einen sicheren<br />

Arbeitsplatz. Man bekommt<br />

Anerkennung, die Uniform und der<br />

Zusammenhalt stärken. Durch die<br />

Beendigung der Dienstzeit droht<br />

dies alles wie eine ,Seifenblase‘ zu<br />

zerplatzen.“<br />

Die 34-jährige Flensburgerin hat<br />

eine Lizenz als Personalcoach und<br />

ist als Freiberuflerin bereits erfolgreich<br />

tätig. Durch das Studium an<br />

der <strong>FernUni</strong> erwirbt sie nun eine<br />

höhere Qualifikation, um aus dem<br />

Neben- einen Hauptjob zu machen.<br />

Der innere Motor wird durch<br />

Interesse angetrieben<br />

Für ihr Fernstudium hat sie stets viel<br />

Unterstützung bekommen: durch<br />

Vorgesetzte und ein gutes privates<br />

Netzwerk, das auch mal zur Betreuung<br />

von Permanns achtjähriger<br />

Tochter einspringt. Außerdem hat<br />

sie diese besondere Energie. „Der<br />

innere Motor wird durch das Interesse<br />

am Beruf oder Studium angetrieben.<br />

Fehlt es, stottert der Motor<br />

und man sieht schnell Hindernisse<br />

auftauchen, die unüberwindbar<br />

erscheinen.“<br />

Aber finden Menschen ihre Berufung<br />

und passenden Aufgabe im<br />

Leben? „Leider gibt es kein Universalrezept,<br />

aber ich muss meine<br />

Strategie verändern und mich vielleicht<br />

auf meine größten Wünsche<br />

besinnen.“ Der Traumberuf aus der<br />

Kindheit vielleicht? „Warum nicht“,<br />

sagt sie. „Wer seine Nische findet,<br />

ist gut darin.“<br />

Sie hat mit dem Fernstudium ihren<br />

Glückstreffer im Leben gelandet.<br />

In ihrem BWL-Studium an der<br />

Fachhochschule fühlte sie sich „wie<br />

fremd“. Mitten in einer VWL-Vorlesung<br />

stand sie eines Tages auf, fuhr<br />

nach Hause und recherchierte nach<br />

alternativen Studiermöglichkeiten.<br />

„Entweder tust du jetzt was für deinen<br />

Traum oder hörst auf zu jammern!“<br />

Das war der Schlüsselsatz<br />

für den Moment.<br />

„An Psychologie hatte ich schon immer<br />

Interesse, allerdings hatte ich<br />

,nur‘ Fachabi und hab mir deshalb<br />

kaum Chancen ausgerechnet“, erzählt<br />

die 34-Jährige. Mit 16 war<br />

sie von Russland nach Deutschland<br />

übergesiedelt, ohne Sprachkenntnisse.<br />

Nach einer kaufmännischen<br />

Ausbildung holte sie ihr Fachabi<br />

nach, ging anschließend zur Bundeswehr.<br />

Da war sie 22 Jahre alt.<br />

Olga Permann wurde dort Sprachaufklärerin<br />

und Sprachausbilderin.<br />

Später machte sie über den BFD eine<br />

Ausbildung zur Wirtschaftsfachwirtin<br />

und erfüllte mit dem Meisterbrief<br />

als Beruflich Qualifizierte die erforderlichen<br />

Anforderungen an der<br />

<strong>FernUni</strong>. „Es war als ob ein Traum in<br />

Erfüllung geht“, schildert sie. Zum<br />

Studiert als beruflich Qualifizierte: Bundeswehrsoldatin Olga Permann.<br />

(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Jakob Studnar)<br />

Wintersemester 2015 startete sie<br />

in Hagen.<br />

Persönlicher und virtueller<br />

Kontakt<br />

„Grundsätzlich fühle mich an der<br />

<strong>FernUni</strong> gut aufgehoben, manchmal<br />

ein bisschen wie abgeschnitten.<br />

Fern bleibt eben fern…“ Im ersten<br />

Semester hatte sie über das Projekt<br />

„Study Buddy“ eine Studienpartnerin,<br />

mit der sie telefoniert und viel<br />

gemailt hat. „Das hat super gepasst,<br />

die Zusammenarbeit war prima.“<br />

Im Alltag ist ihr Seminarraum eine<br />

Bibliothek oder das Wohnzimmer.<br />

Vor allem, wenn ihre Tochter in der<br />

Schule ist, lernt Olga Permann. „Ich<br />

mache mich fertig, als wollte ich das<br />

Haus verlassen – und setze mich an<br />

den Schreibtisch. Gesammelt und<br />

konzentriert.“ So folgt sie ihrem<br />

Traum vom Psychologiestudium. aw


Seite 18 <strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Studierende und Alumni<br />

Prof. Dr. Oliver Gürtler<br />

VWL-Prof löst Problem „stabiler Hochzeiten“ im Fernstudium<br />

Für seine berufliche Laufbahn<br />

braucht er den Abschluss an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen nicht<br />

mehr, trotzdem hat Prof. Dr. Oliver<br />

Gürtler mit Ehrgeiz seinen Bachelor-Abschluss<br />

in Mathematik abgelegt.<br />

Der 38-Jährige lehrt seit 2009<br />

im Bereich Volkswirtschaftslehre an<br />

der Uni Köln: „In der VWL modellieren<br />

wir wirtschaftliches Verhalten<br />

über mathematische Modelle,<br />

insofern lehre und forsche ich<br />

in einem recht mathematisch geprägten<br />

Feld.“<br />

Nebenfach angerechnet<br />

Seine Kenntnisse waren ausreichend,<br />

aber nicht erschöpfend. Der<br />

Wissenschaftler kniete sich rein und<br />

las zunächst Fachbücher. Schnell<br />

merkte er: „Ohne Druck von außen<br />

geht es nicht. Also habe ich mich<br />

zum Wintersemester 2011/12 an<br />

der <strong>FernUni</strong> in den Bachelor eingeschrieben<br />

und es möglichst vielen<br />

erzählt. Das provozierte Nachfragen<br />

zum Stand meines Mathe-Studiums.“<br />

Ein wenig war Oliver Gürtler<br />

darüber entlastet, dass er sich<br />

sein VWL-Studium als Nebenfach<br />

anrechnen lassen konnte.<br />

Selbstdisziplin musste er dennoch<br />

aufbringen und vornehmlich die<br />

Wochenenden – Samstag war ein<br />

regelmäßiger Lerntag – reservieren.<br />

Da es seine freiwillige Entscheidung<br />

war, studierte er intrinsisch<br />

motiviert und zielgerichtet.<br />

Mit seinem beruflichen Hintergrund<br />

empfand er das Fernstudium<br />

als „perfekt“.<br />

Prof. Oliver<br />

Gürtler<br />

(Foto: Lisa Beller)<br />

„Heimspiel“: Klausurort Köln<br />

Was Gürtler entgegen kam: Für die<br />

Klausuren musste er nicht weit reisen.<br />

„Da hatte ich mit Köln meistens<br />

ein Heimspiel“, lacht er während<br />

des Telefoninterviews. „Ich habe sogar<br />

mal in einem Hörsaal geschrieben,<br />

in dem ich sonst Vorlesungen<br />

halte…“<br />

Seine eigenen Studierenden hat er<br />

allerdings nicht als Kommilitoninnen<br />

oder Kommilitonen der <strong>FernUni</strong><br />

getroffen. Statt dessen andere interessante<br />

Menschen: „Ich bin nach<br />

(Foto: Thinkstock, Pixelnest)<br />

wie vor beeindruckt davon, wie heterogen<br />

die Studierendenschaft an<br />

der <strong>FernUni</strong> ist. Der eine studiert als<br />

Apotheker, der nächste als Schüler.<br />

Seminare oder Studientage waren<br />

immer spannend.“<br />

Engagierte Bachelor-Arbeit<br />

Besonders viel Ehrgeiz investierte<br />

der professorale Student in seine<br />

Bachelor-Arbeit bei Prof. Dr. Winfried<br />

Hochstättler aus dem Lehrgebiet<br />

Diskrete Mathematik und Optimierung:<br />

„Stabile Hochzeiten in polygynandrischen<br />

Gesellschaften“.<br />

Ausgangspunkt der Arbeit war der<br />

Algorithmus, mit dem glücksversprechende<br />

Paarungen von Männern<br />

und Frauen berechnet werden<br />

können. „Dieses Modell wurde erweitert<br />

und untersucht, unter welchen<br />

Umständen etwa eine Gruppe<br />

von Männern einer Gruppe von<br />

Frauen sinnvoll zugeordnet werden<br />

kann“, erläutert Oliver Gürtler. Die<br />

mathematische Theorie vom langfristigen<br />

Beziehungsglück.<br />

Ein weiteres Anwendungsbeispiel:<br />

Die Fußballnationalmannschaft<br />

möchte Freundschaftsspiele veranstalten.<br />

Es gilt, innerhalb eines begrenzten<br />

Zeitraums eine begrenzte<br />

Anzahl von Spielen zu terminieren.<br />

„Es sollen für eine Mannschaft<br />

mehrere Spielpartner gefunden<br />

werden“, beschreibt Gürtler.<br />

Wie wirkt sich das <strong>FernUni</strong>-Studium<br />

generell auf seine eigene Lehre und<br />

Forschung aus? „Ich bin in der Lehre<br />

anspruchsvoller geworden und stelle<br />

höhere Erwartungen an Studierende,<br />

was Engagement und Motivation<br />

betrifft. Es beeinflusst eher<br />

meine Forschung. Hier fließen mathematische<br />

Methoden nun stärker<br />

ein.“<br />

aw<br />

Julia Marre<br />

Wenn der Theater-Vorhang fehlt<br />

Wer war die unbekannte Gärtnerin,<br />

die Hermann Hesses Haus kaufte?<br />

Bei ihren Recherchen für eine Reisereportage<br />

über den Bodensee stieß<br />

Julia Marre (36) aus Kiel auf das Anwesen<br />

des Literaturnobelpreisträgers.<br />

Acht Jahre lang lebte Hesse<br />

hier seinen Traum von einem ländlichen<br />

Zuhause. Sein Anwesen verkaufte<br />

er 1912 an eine unbekannte<br />

Gärtnerin. Julia Marre nahm die<br />

wissenschaftliche Spur auf, die sie<br />

von ihrem früheren Wohnort am<br />

Bodensee ausgerechnet ins Stadtarchiv<br />

ihrer Heimatstadt Hameln führte.<br />

Spätestens jetzt war ihr Interesse<br />

geweckt, mehr über die Hamelnerin,<br />

die Hermann Hesses Haus kaufte,<br />

herauszufinden.<br />

Mit Bachelor-Arbeit Forschungslücke<br />

entdeckt<br />

Nicht nur im Fall der unbekannten<br />

Gärtnerin verknüpft die <strong>FernUni</strong>-<br />

Absolventin Journalismus und Wissenschaft.<br />

Theater, Literatur, Musik,<br />

Kunst und Reisen – das ist ihre Welt.<br />

Parallel zu ihrem Beruf als Feuilletonredakteurin<br />

studierte Julia Marre<br />

daher Kulturwissenschaften an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen. Auf<br />

das Thema ihrer Bachelor-Arbeit<br />

stieß sie bei ihren zahlreichen Theaterbesuchen.<br />

„Ich besuche berufsbedingt<br />

viele Schauspielhäuser und<br />

bin auch privat ein großer Theaterfan“,<br />

berichtet Julia Marre, der<br />

das zunehmende Verschwinden<br />

des Theatervorhangs auffiel. Mit<br />

ihrer Annäherung an den Bedeutungswandel<br />

des Theatervorhangs<br />

an deutschen Schauspielhäusern<br />

hat sie eine Forschungslücke entdeckt.<br />

Der deutsche Theater-Verlag<br />

hat ihre Bachelor-Arbeit „Wenn<br />

der Vorhang fehlt“ jetzt in der Fachliteratur-Reihe<br />

„Standorte“ veröffentlicht.<br />

„Aus dem dekorativen Unterteilungselement<br />

ist auch ein Instrument<br />

zur Ver- und Enthüllung geworden<br />

und mittlerweile eines, das<br />

dem Publikum im gegenwärtigen<br />

Theater in schier unendlichen Variationen<br />

begegnet“, sagt Julia Marre.<br />

Während in einer Komödie ein Vorhang<br />

unbedingt dazu gehöre, habe<br />

das antiillusionistische Theater diesen<br />

komplett abgeschafft.<br />

Kommando Karottenbrei<br />

Heute, drei Jahre nach ihrem Studienabschluss,<br />

arbeitet Julia Marre<br />

freiberuflich als Feuilletonredakteurin,<br />

Autorin und Bloggerin für verschiedene<br />

Verlage in Deutschland<br />

und der Schweiz. „Gedanken zwischen<br />

Kind und Kunst“ macht sie<br />

sich in ihrem kreativen Blog Kommando<br />

Karottenbrei. Als Mutter einer<br />

kleinen Tochter ist sie so zeitlich<br />

flexibel und kann Beruf und das Familienleben<br />

an der Kieler Förde gut<br />

verbinden.<br />

Diese Flexibilität, verschiedene Interessen<br />

und Aufgaben miteinander<br />

zu kombinieren, hat sie auch an<br />

ihrem Fernstudium geschätzt. „Ich<br />

habe nie mit einem festen Stundenplan<br />

gelernt“, blickt sie zurück.<br />

Julia Marre<br />

(Foto: SoulPicture)<br />

„Studium und Vollzeitjob, das war<br />

nur an der <strong>FernUni</strong> möglich. Ich<br />

wollte nie aufhören zu arbeiten.“<br />

Eine durchaus harte Zeit. Als Kulturredakteurin<br />

der Deister- und Weserzeitung<br />

in Hameln hatte sie unregelmäßige<br />

Arbeitszeiten, war häufig<br />

auch abends und an den Wochenenden<br />

beruflich unterwegs. Feste<br />

Lerngruppen und Lernzeiten passten<br />

daher nicht in ihren Alltag. Als<br />

Einzelkämpferin nutzte sie ihre individuellen<br />

Freiräume zum Lernen:<br />

„Mit viel Disziplin habe ich das hingekriegt.“<br />

Beratung und Betreuung<br />

online genutzt<br />

Geholfen haben ihr vor allem die<br />

Unterstützungs- und Beratungsangebote,<br />

die sie online nutzen konnte.<br />

Auch die Vielfalt der Prüfungsorte<br />

kam ihr entgegen. „Von Berlin<br />

bis Göttingen – ich habe meine<br />

Klausuren überall in Deutschland<br />

geschrieben“, verband sie die Prüfungen<br />

gern mit Kurztrips und Besuchen<br />

bei Bekannten.<br />

Mit dem Bachelor-Abschluss hat sich<br />

Julia Marre ihren Studienwunsch erfüllt,<br />

der Master kommt für sie nicht<br />

mehr in Frage. Denn momentan ist<br />

sie mit Familie und Beruf voll ausgelastet.<br />

Das wissenschaftliche Arbeiten<br />

aber ist ihr durch ihr Fernstudium<br />

ans Herz gewachsen. Mit der<br />

unbekannten Gärtnerin aus Hameln<br />

hat sie ein neues wissenschaftliches<br />

Thema entdeckt. Die Gärtnerin Clara<br />

Auffermann und der Bodensee –<br />

wer war diese Frau? Diese Wissenslücke<br />

will Julia Marre nun aufarbeiten.<br />

Als Journalistin und als Wissenschaftlerin.<br />

can


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 19<br />

Alumnifeiern in Hagen<br />

Ansturm der Absolventinnen und Absolventen<br />

Zwei Alumni-Veranstaltungen an einem<br />

Ort zu gleichen Zeit: Weil mehr<br />

als 130 erfolgreiche Studierende zu<br />

der Veranstaltung des Regionalzentrums<br />

Hagen kommen und ihre Lieben<br />

mitbringen wollten, waren 340<br />

Personen angemeldet. Kein Raum<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen ist dafür<br />

groß genug. „Eine solche Resonanz<br />

haben wir noch nicht erlebt“,<br />

freute sich die Leiterin des Regionalzentrums,<br />

Svenja Gummersbach.<br />

Innerhalb kürzester Zeit wurden aus<br />

einer Feier zwei gleichzeitige Veranstaltungen.<br />

Die Gäste wurden von<br />

Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert und<br />

Prof. Dr. Garbiele Zwiehoff, Dekanin<br />

der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,<br />

begrüßt. Anschließend hielten<br />

diese im jeweils anderen Raum eine<br />

Festansprache. Höhepunkte waren<br />

die Ehrungen.<br />

In der Feier für die Alumnae und<br />

Alumni der Mathematik und Informatik,<br />

der Rechtswissenschaft und<br />

der Wirtschaftswissenschaft sprach<br />

Absolventin Michaela Thulke. Sie ist<br />

seit 2016 Masterabsolventin der Fakultät<br />

Wirtschaftswissenschaft, wo<br />

sie heute als Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

arbeitet. Den Weg bis<br />

zum Abschluss beschrieb sie als eine<br />

lange Autoreise. Dass diese „Fahrt“<br />

auch beschwerlich sein und der Motor<br />

versagen kann, verschwieg sie<br />

nicht: „Wenn dann ein Pannenhelfer<br />

vorbeikommt und sagt: ‚Ich<br />

glaub‘ an dich!‘ ist das unbezahlbar.<br />

Es ist jetzt an der Zeit, diesen<br />

Pannenhelfern zu danken“, sagte<br />

sie zu den Angehörigen gewandt.“<br />

Bei der Feier für die Kultur- und Sozialwissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftler<br />

schilderte Meike Häger,<br />

Bachelor-Absolventin Bildungswissenschaft,<br />

ihre „kleinen Startschwierigkeiten“:<br />

„Als die erste<br />

Sendung Studienbriefe bei mir eintraf,<br />

dachte ich, dass es sich um das<br />

Material der nächsten drei Semester<br />

handeln würde.“ Das gesamte<br />

Studium war für sie von Höhen und<br />

Tiefen geprägt: „Aber ein Abbruch<br />

kam für mich zu keiner Zeit infrage.<br />

Jede bestandene Prüfung oder<br />

Hausarbeit motivierte mich weiterzumachen.“<br />

Zudem fühlte sie sich<br />

immer gut betreut. Vor allem der<br />

meist virtuelle Austausch mit ihren<br />

Mitstudierenden half ihr. Obwohl<br />

das Studium sehr anspruchsvoll<br />

war, studiert Meike Häger jetzt<br />

im Master Bildung und Medien. Als<br />

Studienberaterin der <strong>FernUni</strong> kann<br />

sie heute aus eigener Erfahrung Studierenden<br />

besser helfen.<br />

Dass Alumni starke Nerven brauchen,<br />

hatte auch die Rektorin betont.<br />

Daher freute sie sich sehr, dass<br />

viele, die die Studierenden unterstützt<br />

hatten, mitgekommen waren.<br />

Nach den Worten von Prof. Dr.<br />

Gabriele Zwiehoff sind die Absolventinnen<br />

und Absolventen mit ihrem<br />

Abschluss bestens ausgerüstet,<br />

denn sie haben Fachliches ebenso<br />

gelernt wie wissenschaftliches<br />

Arbeiten. „Das stattet Sie aus mit<br />

wichtigen Fähigkeiten: reflektierend<br />

und damit kritisch an Unbekanntes<br />

heranzutreten, urteilsfreudig<br />

und urteilsfähig zu agieren.“ Da<br />

Erfolgreiche Studierende aus Kultur- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Informatik, Rechtswissenschaft…<br />

…sowie Wirtschaftswissenschaft feierten ihre Abschlüsse in Hagen.<br />

(Fotos: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

Niklas Reusch<br />

Zweigleisig auf der Überholspur<br />

„Ich habe mit zehnminütigen Konzentrationsübungen<br />

angefangen<br />

während der Bachelorarbeit, ansonsten<br />

hatte ich aber keine besonderen<br />

Tricks beim Lernen“, verrät<br />

Niklas Reusch. Eigentlich kaum zu<br />

glauben bei dem rasanten Tempo,<br />

Niklas Reusch (3.v.li.) gratulierten Markus Prehn (Bürgerstiftung Krefeld), Gregor<br />

Micus (Beigeordneter der Stadt Krefeld), Jutta Roßbach (Leiterin des Studienzentrums),<br />

Dieter Weckmann (Mentor im Studienzentrum) und Jochen Rausch<br />

(Bürgerstiftung).<br />

(Foto: Lothar Strücken, Presseamt Krefeld)<br />

das der 19-Jährige aus Mettmann<br />

in der Nähe von Düsseldorf vorlegte:<br />

Eben erst hatte er mit Bravour<br />

sein Abitur bestanden, kurz darauf<br />

schob er auch schon seinen Bachelorabschluss<br />

im Fach Informatik an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen hinterher,<br />

an dem er parallel zur Schule<br />

gearbeitet hatte. Der junge Absolvent<br />

wurde während seines Fernstudiums<br />

mit Erfolg im Rahmen des<br />

Projekts „SchülerUni“ des Studienzentrums<br />

Krefeld gefördert.<br />

In der Schule fühlte sich Niklas<br />

Reusch einfach nicht mehr richtig<br />

ausgelastet. „Ich wollte etwas haben,<br />

das mich herausfordert“, sagt<br />

er im Rückblick. Schon in der dritten<br />

Klasse hatte er begonnen, sich<br />

mit Programmiersprachen auseinanderzusetzen.<br />

„Ich habe damals<br />

selbst versucht, Computerspiele zu<br />

programmieren“, erinnert sich Niklas<br />

Reusch. Innerhalb seiner Schule<br />

fand sein Wissensdrang jedoch<br />

kaum Resonanz, denn das Unterrichtsangebot<br />

deckte das Thema Informatik<br />

nicht ab.<br />

Der begeisterte Hobby-Programmierer<br />

ließ sich davon nicht entmutigen<br />

und machte sich kurzerhand<br />

auf die Suche nach externen<br />

Lehrangeboten. Fündig wurde<br />

er beim Akademiestudium der<br />

<strong>FernUni</strong>versität. Er zögerte nicht<br />

und schrieb sich im Wintersemester<br />

2013/14 für erste Informatik-Kurse<br />

ein. „Das Angebot der <strong>FernUni</strong> hat<br />

mir das Studium überhaupt erst ermöglicht“,<br />

bilanziert Niklas Reusch.<br />

Gezielt gefördert in Krefeld<br />

Kurz nach Beginn seines Studiums<br />

wurde der begabte Jugendliche<br />

vom Studienzentrum Krefeld<br />

der Hochschule kontaktiert und<br />

in das Projekt „SchülerUni“ aufgenommen.<br />

Zum Wintersemester<br />

2013/14 überführte der Jungstudierende<br />

sein Akademiestudium dann<br />

in einen abschlussorientierten Studiengang<br />

mit dem Ziel „Bachelor<br />

of Science“. Nicht zuletzt wegen<br />

der passenden Förderung durch das<br />

Studienzentrum stellte der Lernalltag<br />

kein Problem für Niklas Reusch<br />

dar: „Ich würde die Belastung nicht<br />

als stark einschätzen, weil mir das<br />

Thema einfach sehr viel Spaß gemacht<br />

hat.“<br />

Zu neuen Ufern<br />

Neben rein theoretischen Fragestellungen<br />

hat Niklas Reusch schon<br />

ein Auge auf die Praxis geworfen:<br />

In seiner Abschlussarbeit mit dem<br />

Titel „Kontextbasiertes Messaging<br />

für Handwerkskooperation“ entwickelte<br />

er einen speziellen Chat,<br />

der später Bestandteil einer App<br />

für Handwerksbetriebe sein soll, die<br />

die Koordination auf Kleinbaustellen<br />

erleichtert.<br />

Niklas Reusch träumt davon, sich<br />

irgendwann mit einer guten Idee<br />

selbstständig zu machen. Bis dahin<br />

will er aber auf jeden Fall noch seinen<br />

Master in Informatik anschließen.<br />

Entweder im Ausland oder –<br />

falls er ein gutes Jobangebot erhalten<br />

sollte – weiterhin an der Fern-<br />

Universität.<br />

br


Panorama<br />

Seite 20<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />

Die aktuelle Übersicht<br />

• aller Veranstaltungen der <strong>FernUni</strong>versität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />

http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />

• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />

(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />

• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog<br />

Bonn<br />

17.06.<strong>2017</strong>, 9.30 Uhr<br />

„women & work“ – Deutschlands größter<br />

Messekongress für Frauen<br />

Das Regionalzentrum Bonn ist am Messestand<br />

im Forum Weiterbildung W31/32 zu<br />

finden. World Conference Center Bonn/Erweiterungsbau,<br />

Platz der Vereinten Nationen<br />

2, 53113 Bonn.<br />

Borken<br />

27.06.<strong>2017</strong>, 18.30 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Das Regionalzentrum Coesfeld informiert.<br />

VHS, VHS Forum, Heidener Str. 88.<br />

Braunschweig<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Informationsveranstaltung des Regionalzentrums<br />

Hannover. Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar,<br />

Cyriaksring 10/BiZ-Eingang<br />

Münchenstraße, 38118 Braunschweig.<br />

Coesfeld<br />

Die Veranstaltungen der „BürgerUniversität<br />

Coesfeld“ im Hagener Forschungsdialog finden<br />

im WBK – Wissen Bildung Kultur, Osterwicker<br />

Straße 29, 48653 Coesfeld, statt.<br />

21.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Die STAR TREK-Physik. Warum die<br />

Enterprise nur 158 Kilo wiegt und<br />

andere galaktische Erkenntnisse“<br />

Referent: Prof. Dr. Metin Tolan<br />

12.07.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Musik und Affektivität – Über die<br />

emotionale Wirkung von Musik“<br />

Referent: PD Dr. Christoph Seibert<br />

20.09.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Vom Nutzen und Wert des Nichtwissens“<br />

Referent: PD Peter Wehling<br />

Das Regionalzentrum Berlin ist jetzt in dem modernen Bürogebäude in unmittelbarer<br />

Nähe zum Café Kranzler zu finden.<br />

(Foto: Andreas Nenninger)<br />

Regionalzentrum Berlin<br />

An prominenter Stelle<br />

Nicht zu übersehen ist der neue<br />

Standort des Regionalzentrums Berlin<br />

der <strong>FernUni</strong>versität am weltbekannten<br />

„Ku’damm“: Hinter dem traditionsreichen<br />

und markanten Café<br />

Kranzler erhebt sich das moderne<br />

Bürogebäude Neues Kranzler Eck, in<br />

dem die Außenstelle der Hagener<br />

Universität in der Bundeshauptstadt<br />

seit dem 1. April zu finden ist – in<br />

einem prominenten Unternehmensumfeld<br />

am Kurfürstendamm 21/22,<br />

10719 Berlin.<br />

Dinslaken<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Informationsveranstaltung des IBZ Wesel.<br />

VHS, Friedrich-Ebert-Str. 84 , 46535 Dinslaken,<br />

Raum: R. 42.<br />

Hagen<br />

23.06.<strong>2017</strong><br />

Campus-Fest der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Universitätsstraße, 58097 Hagen.<br />

07.07.<strong>2017</strong>, 8.30 bis 16.00 Uhr<br />

Hagener Ausbildungsmesse<br />

Das Regionalzentrum Hagen informiert über<br />

Studienangebote der <strong>FernUni</strong>versität, ihr-<br />

Personaldezernat über Berufsausbildungen.<br />

SIHK-Bildungszentrum, Eugen-Richter-Str.<br />

110, 58089 Hagen, und (im selben Gebäude)<br />

Kreishandwerkerschaft, Handwerkerstr.<br />

11, 58135 Hagen.<br />

Hagener Forschungsdialog<br />

Die Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog<br />

finden, sofern nichts anderes angegeben<br />

ist, im Seminargebäude, Universitätsstr.<br />

33, 58097 Hagen, statt.<br />

28.06.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Die Wirkung materieller Objektivationen:<br />

architektursoziologische<br />

Überlegungen“<br />

Vortragsreihe „Kolloquien des Instituts für<br />

Soziologie“. Referentin: PD Dr. Silke Steets.<br />

29.06.<strong>2017</strong> 17.00 Uhr<br />

„Zukunft der Arbeit – innovativ,<br />

nachhaltig! und ohne Manager?“<br />

Vortragsreihe „Nachhaltiges Wirtschaften“.<br />

<strong>FernUni</strong>versität, TGZ-Gebäude, Raum Ellipse<br />

(EG), Universitätsstr. 11, 58097 Hagen<br />

29.06.<strong>2017</strong> 18.30 Uhr<br />

„Affekt und Politik“<br />

Vortragsreihe „Forum Philosophicum“. Referent:<br />

Prof. Dr. Jan Slaby.<br />

Geöffnet ist das Regionalzentrum Berlin<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen montags<br />

bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie<br />

dienstags, freitags und samstags<br />

von 10 bis 13 Uhr. Zu erreichen ist es<br />

per Telefon unter 030 2123 0918, per<br />

Fax unter 030 2123 0993 und per E-<br />

Mail an regionalzentrum.berlin@fernuni-hagen.de.<br />

Besucherinnen und Besuchern<br />

wird die Nutzung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel empfohlen. Da<br />

Ausführliche Informationen des Regionalzentrums,<br />

etwa zu Veranstaltungen<br />

und Veranstaltungsorten, sind<br />

unter<br />

http://www.fernuni-hagen.de/berlin/<br />

zu finden.<br />

12.07.<strong>2017</strong> bis 14.07.<strong>2017</strong><br />

„Tangibilität. Handgreifliche Beispiele<br />

ästhetischen Wissens“<br />

Fachtagung. <strong>FernUni</strong>versität, AVZ-Gebäude,<br />

Kleiner Senatssaal, Raum B118, Universitätsstr.<br />

21, 58097 Hagen, und Ruhr-Universität<br />

Bochum.<br />

13.07.<strong>2017</strong> bis 15.07.<strong>2017</strong><br />

Recht und Billigkeit – Zur Geschichte der<br />

Beurteilung ihres Verhältnisses<br />

Interdisziplinäre Fachtagung. Veranstalter:<br />

Prof. Dr. Hubertus Busche (<strong>FernUni</strong>versität)<br />

und Prof. Dr. Matthias Armgardt (Universität<br />

Konstanz).<br />

13.07.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

„Rechtssoziologie und Verfassungsgerichtskomparatistik,<br />

am Beispiel des<br />

Vergleichs des U.S. Supreme Court und<br />

des Bundesverfassungsgerichts“<br />

Vortragsreihe „Europäische Verfassungswissenschaften“.<br />

Referent: Prof. Dr. Ralf Rogowski.<br />

13.09.<strong>2017</strong> bis 16.09.<strong>2017</strong><br />

„Die Phänomenologie und das Politische“<br />

Fachtagung. Veranstalter: Deutsche Gesellschaft<br />

für phänomenologische Forschung und<br />

Prof. Dr. Thomas Bedorf (<strong>FernUni</strong>versität).<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-20a<br />

21.09.<strong>2017</strong>, 18.30 Uhr<br />

„Fichtes Theorie des Unbewussten“<br />

Vortragsreihe „Forum Philosophicum“. Referentin:<br />

Prof. Petra Lohmann.<br />

Hallenberg<br />

21.06.<strong>2017</strong>, 8.30 bis 13.00 Uhr<br />

Top-Nachwuchs für Top Firmen<br />

Bei der Ausbildungs-/Studienbörse für Schülerinnen<br />

und Schüler von Gymnasialen Oberstufen<br />

und Berufskollegs informiert das IBZ Brilon.<br />

Schützenhalle, Weiferweg, 59965 Hallenberg.<br />

Heidelberg, 16.00 Uhr<br />

22.06.<strong>2017</strong><br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Informationsveranstaltung des Regionalzentrums<br />

Karlsruhe. BIZ, Kaiserstr. 69 bis 71,<br />

69115 Heidelberg<br />

Karlsruhe<br />

21.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

Italienische „Gastarbeiter“, Europa und<br />

der Südwesten. Aspekte früher<br />

europäischer Integration aus der<br />

<strong>Perspektive</strong> Baden-Württembergs<br />

Veranstaltungsreihe „Gespräche am Tor –<br />

Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft,<br />

Politik und Kultur“: Vortrag von Prof. Dr. Heike<br />

Knortz im Rahmen der Heimattage Karlsruhe.<br />

Regionalzentrum, Kriegsstraße 100 (Postbankgebäude),<br />

76133 Karlsruhe, Seminarraum<br />

BASEL.<br />

Krefeld<br />

03.07.<strong>2017</strong>, 17.00 Uhr<br />

SchülerUni in Krefeld<br />

Info-Vortrag für Schülerinnen und Schüler,<br />

Lehrende und Eltern. Studienzentrum, Petersstr.<br />

120, BehnischHaus, Eingang B, 47798<br />

Krefeld.<br />

Landau<br />

13.07.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />

BIZ Landau, Johannes-Kopp-Straße 2, 76829<br />

Landau in der Pfalz.<br />

Lippstadt<br />

11.07.<strong>2017</strong>, 8.00 Uhr<br />

Westfälische Studienbörse<br />

Das Studienzentrum Lippstadt informiert.<br />

Campus der Hochschule Hamm-Lippstadt,<br />

Arnold Hueck-Str. 3, Lippstadt.<br />

Lüdenscheid<br />

Die Veranstaltungen der „Lüdenscheider Gespräche“<br />

des Instituts für Geschichte und<br />

Biographie im Hagener Forschungsdialog finden<br />

im Kulturhaus, Freiherr-vom-Stein-Str. 9,<br />

58511 Lüdenscheid, statt.<br />

22.06.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Der Baum und der Hirsch“: Zwei<br />

Vorkämpfer für ein liberales,<br />

freiheitliches Deutschland<br />

Podiumsdiskussion mit Dr. Burkhard Hirsch,<br />

Vizepräsident des Deutschen Bundestages<br />

Das Team der <strong>FernUni</strong>versität (Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />

<strong>FernUni</strong> bei Firmenlauf<br />

Wieder mit größtem Team<br />

Die Mai-Sonne gab alles, die Temperatur<br />

war ideal und das Team der Fern-<br />

Universität in Hagen hochmotiviert:<br />

Beim Firmenlauf <strong>2017</strong> stimmten einfach<br />

alle Voraussetzungen. Die Organisatorin<br />

für die Teilnahme der Hochschule<br />

freute sich über die vielen Anmeldungen<br />

und den guten Teamgeist<br />

beim Hagener Sport-Event: „Wieder<br />

ein Erfolg für die gesunde <strong>FernUni</strong>!“<br />

Spaß hatten die Läuferinnen und Läufer<br />

und die Walkerinnen und Walker<br />

aber auch schon vor dem Startschuss:<br />

„Schöne Sache, auch mal außerhalb<br />

der <strong>FernUni</strong> Beschäftigte zu<br />

treffen und kennenzulernen“, findet<br />

eine Angestellte in der Verwaltung.<br />

Bei allem Vergnügen war die Strecke<br />

durchaus anspruchsvoll: Auf rund sieben<br />

Kilometern Länge führte sie einmal<br />

rund um den Hengsteysee. Spezielle<br />

Chips, die an die Schnürsenkel<br />

gebunden wurden, ermöglichten eine<br />

genaue Messung der Laufzeiten. Mitmachen<br />

konnten wirklich alle Hagener<br />

Beschäftigten mit Lust auf Bewegung:<br />

„Was ich richtig cool finde ist,<br />

dass hier auch die Rollstuhlfahrer mit<br />

Am 22. Juni<br />

Langer Abend der Beratung<br />

Was kann ich an der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen studieren und wie funktioniert<br />

ein Fernstudium? Die Fragen von Studieninteressierten<br />

werden am Donnerstag,<br />

22. Juni, beim Langen Abend<br />

der Beratung beantwortet. Von der<br />

<strong>FernUni</strong>versität beteiligen sich die Regionalzentren<br />

in Bonn (ab 17 Uhr),<br />

Coesfeld (ab 17 Uhr), Hagen (ab 17<br />

a.D., und Gerhart Baum, Bundesminister a.D.<br />

Moderation: Prof. Dr. Ewald Grothe (Friedrich-<br />

Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des<br />

Liberalismus, Gummersbach).<br />

15.09.<strong>2017</strong>, 18.00 Uhr<br />

Rita Süssmuth – Erinnerungen für die<br />

Zukunft<br />

Referentin: Prof. Dr. Rita Süssmuth<br />

Minden<br />

07.09.<strong>2017</strong>, 15.00 bis 18.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

ISS Minden, Geschäftsstelle (1. OG), Königswall<br />

99, 32423 Minden.<br />

Nürnberg<br />

23. und 24.06.<strong>2017</strong>18.00 Uhr<br />

Rhetorisches Know-how<br />

Das Regionalzentrum und das Bildungszentrum<br />

Nürnberg kooperieren. Bildungszentrum,<br />

Seminargebäude Gewerbemuseumsplatz 2,<br />

Nürnberg. 23.06.: 18 bis 21.15 Uhr, 24.06.<br />

9.30 bis 17 Uhr.<br />

05.07.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />

Existenzgründung und freiberufliche<br />

Tätigkeit<br />

Regionalzentrum und Team Akademische Berufe<br />

der Agentur für Arbeit Nürnberg informieren.<br />

Agentur für Arbeit, BIZ. Informationen:<br />

Nuernberg.AkadBereich@arbeitsagentur.de.<br />

14.07.<strong>2017</strong>, 9.00 Uhr<br />

Mehr Erfolg im Vorstellungsgespräch<br />

Regionalzentrum und Team Akademische Be-<br />

dabei sind“, sagt eine Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin.<br />

Gute Vorbereitung<br />

Das Sportteam der <strong>FernUni</strong> trat gewohnt<br />

professionell auf: Laufschuhe,<br />

Trikots und Dehnübungen vor dem<br />

Start waren ein Muss. Gab es im Vorfeld<br />

besondere Trainingsmethoden?<br />

„Hund an die Leine und ab geht die<br />

Post!“, schmunzelt ein Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter. Solchen Ehrgeiz<br />

zeigten viele Beschäftigte, betrieben<br />

gezieltes Ausdauertraining vor dem<br />

Rennen oder bereiteten sich anderweitig<br />

vor. Ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

pendelt regelmäßig aus Bremen<br />

zum Hagener Campus. Er verrät:<br />

„Ich habe mir extra die Dienstzeit so<br />

gelegt, dass ich es zum Lauf schaffe.“<br />

Mit 73 Anmeldungen gewann das<br />

Team der <strong>FernUni</strong>versität auch dieses<br />

Jahr wieder den Pokal für die teilnehmerstärkste<br />

Gruppe. Außerdem gingen<br />

die dritten Plätze in der gemischten<br />

Wertung „Frauen und Männer“<br />

und der Kategorie „schnellste Frauen“<br />

an <strong>FernUni</strong>-Beschäftigte. br<br />

Uhr), Leipzig (ab 16 Uhr), Neuss (ab<br />

17 Uhr) und Nürnberg (ab 15 Uhr) sowie<br />

die Studienzentren Arnsberg (ab<br />

17 Uhr), Krefeld (ab 17 Uhr) und Rheine<br />

(ab 19 Uhr). Das Regionalzentrum<br />

Frankfurt am Main nimmt mit einem<br />

Langen Tag der Beratung Teil (ab 10<br />

Uhr). Weitere Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per60-b<br />

rufe der Agentur für Arbeit Nürnberg informieren.<br />

Agentur für Arbeit, BIZ. Weitere Informationen:<br />

Nuernberg.AkadBereich@arbeitsagentur.de.<br />

Offenburg<br />

06.07.<strong>2017</strong>, 16.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe informiert.<br />

BIZ Offenburg, Weingartenstr. 3, 77654 Offenburg.<br />

Olpe<br />

20.06.<strong>2017</strong>, 19.00 Uhr<br />

Berufsbegleitend studieren mit und ohne<br />

Abitur<br />

Infoveranstaltung des Regionalzentrums Hagen<br />

für Studieninteressierte. Olpe, WBZ, Raum<br />

+3.02 Kurfürst-Heinrich-Str. 34 57462 Olpe.<br />

Stuttgart<br />

15.09.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />

15. Stuttgarter Weiterbildungstag<br />

Bildungsmesse des Netzwerkes für Fortbildung<br />

Baden-Württemberg. Das Regionalzentrum<br />

Stuttgart informiert. TREFFPUNKT Rotebühlplatz,<br />

Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart<br />

Zürich<br />

01.07.<strong>2017</strong>, 13.00 Uhr, und<br />

29.07.<strong>2017</strong>, 10.00 Uhr<br />

Geschäftsstelle Service Schweiz geöffnet<br />

Annahme von Einschreibeunterlagen (Beglaubigungen)<br />

und Einsende-/Hausarbeiten. Für<br />

Interessierte und Studierende. Schweiz, Technopark,<br />

Büro Nr. 1007.

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