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Ein Löwenfan trinkt Bier, ein Münchner Bier. Wenn er doch einmal ...

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DaS <strong>er</strong>STe MaL … / BekeNNTNISSe eINeS LöWeNFaNS<br />

a frisch zuagroaste war ich damals an jenem<br />

32. Spieltag, Samstag, den 13.05.1989 beim<br />

Spiel 1860 münchen - SV türk Gücü<br />

münchen, das vor 2.500 zuschau<strong>er</strong>n mit<br />

<strong>ein</strong>em 2:1 ausging.<br />

Es sollte also nach Giesing gehen, in die<br />

höhle des münchn<strong>er</strong> löwen. Schon tausend<br />

mal hatte m<strong>ein</strong> freund davon <strong>er</strong>zählt, s<strong>ein</strong><br />

tattoo sprach Bände: d<strong>er</strong> löwe ging ihm<br />

unt<strong>er</strong> die haut, d<strong>er</strong> Glanz in den augen, wenn<br />

<strong>er</strong> üb<strong>er</strong> den tSV sprach: Sechzig war wichtig<br />

– n<strong>ein</strong>, das Wichtigste! mir als ruhrpottkind<br />

war fußball auch „täglich Brot“, ab<strong>er</strong> wir<br />

hatten so viel fußball, dass ich dieses Gefühl<br />

und dieses fandas<strong>ein</strong> nie richtig <strong>er</strong>lebt habe,<br />

vor allem nicht im Stadion. d<strong>er</strong> Vat<strong>er</strong><br />

war fan d<strong>er</strong> fohlen vom Bökelb<strong>er</strong>g,<br />

die Brüd<strong>er</strong> zum teil fans des Vfl<br />

Bochum und von Schalke 04.<br />

und ich: k<strong>ein</strong>e ahnung, fußball<br />

war nicht so wichtig wie die<br />

musik. fußball – n<strong>ein</strong> um genau<br />

zu s<strong>ein</strong> „Sechzig“ - ist mir <strong>er</strong>st<br />

in münchen so richtig passi<strong>er</strong>t.<br />

Nun also das <strong>er</strong>ste mal Grünwald<strong>er</strong>stadion<br />

an <strong>ein</strong>em Samstagnachmittag.<br />

Schon die hinfahrt mit d<strong>er</strong> u-Bahn war<br />

d<strong>er</strong> hamm<strong>er</strong>. Üb<strong>er</strong>all löwenfans, die „Sechzig<br />

– Sechzig – Sechzig“ riefen und ins Grünwald<strong>er</strong><br />

eilten. <strong>Ein</strong>lasskontrolle, ab in die Gegeng<strong>er</strong>ade.<br />

Wir saßen (!!) damals in d<strong>er</strong> Gegeng<strong>er</strong>ade –<br />

d<strong>er</strong> heutigen Stehhalle - wohl aus rücksicht<br />

den freunden m<strong>ein</strong>es freundes gegenüb<strong>er</strong>, die<br />

sich mit so <strong>ein</strong><strong>er</strong> zuagroasten bei <strong>ein</strong>em Spiel<br />

nicht beschäftigen konnten. die waren nämlich<br />

hardcore-fans, voll Wuide, Gefährliche,<br />

unt<strong>er</strong> d<strong>er</strong> uhr in d<strong>er</strong> Westkurve. das sollte<br />

<strong>er</strong>st spät<strong>er</strong> dazukommen, sich auch mit denen<br />

zusammen <strong>ein</strong> Spiel anzusehen. zu<strong>er</strong>st wurde<br />

ich wohl auf „Stadiontauglichkeit“ und m<strong>ein</strong><br />

„löwen-Gen“ getestet.<br />

Wir saßen also ganz links, nah an d<strong>er</strong><br />

ostkurve und die Stimmung war aufgeladen.<br />

die fans von türk Gücü und die<br />

löwenfans gaben sich nichts, da ich etwas<br />

türkisch v<strong>er</strong>stehe, wusste ich: wirklich nett<br />

waren beide Seiten nicht zu<strong>ein</strong>and<strong>er</strong>. ich war<br />

begeist<strong>er</strong>t, fieb<strong>er</strong>te mit und ich rief nach <strong>ein</strong><strong>er</strong><br />

kurzen zeit d<strong>er</strong> akklimatisi<strong>er</strong>ung bei jed<strong>er</strong><br />

Chance m<strong>ein</strong>e lust und nach jed<strong>er</strong> v<strong>er</strong>gebenen<br />

Chance m<strong>ein</strong>en frust raus. irgendwann<br />

sah ich, dass <strong>ein</strong><strong>er</strong> uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Spiel<strong>er</strong> sich rechts<br />

außen frei gelaufen hatte (ich glaube Stefan<br />

Beckenbau<strong>er</strong>) und uns<strong>er</strong> mann auf links das<br />

nicht sah (m<strong>ein</strong><strong>er</strong> Erinn<strong>er</strong>ung nach roland<br />

„magic“ kneißl). ich sprang auf und rief<br />

„rüb<strong>er</strong> auf rechts! Spiel ab!“. das war uns<strong>er</strong>em<br />

Vord<strong>er</strong>mann dann wohl zu viel, denn <strong>er</strong><br />

drehte sich um und grantelte: „Jetzt hoit amoi<br />

dei fotzn“. ich, g<strong>er</strong>ade mal <strong>ein</strong> paar Wochen<br />

in münchen und d<strong>er</strong> Sprache noch nicht<br />

mächtig, regte mich fürcht<strong>er</strong>lich auf, weil das,<br />

was uns<strong>er</strong> Vord<strong>er</strong>mann zu mir sagte, in m<strong>ein</strong>en<br />

ohren die schlimmste Beleidigung m<strong>ein</strong>es<br />

lebens war. das ging gar nicht, so <strong>ein</strong>e<br />

unv<strong>er</strong>schämtheit. ich hab mich gar<br />

nicht mehr <strong>ein</strong>gekriegt und m<strong>ein</strong><br />

freund hatte die größte mühe,<br />

mich zu b<strong>er</strong>uhigen. dass dies<strong>er</strong><br />

Satz im ruhrgebiet „Jetzt halt<br />

<strong>ein</strong>fach mal die klappe“ heißt,<br />

hat m<strong>ein</strong> freund mir dann zu<br />

<strong>er</strong>klären v<strong>er</strong>sucht. das hat den<br />

typen vor uns zwar noch mehr<br />

aufregt, ab<strong>er</strong> mir war das ziemlich egal,<br />

schließlich waren wir bei <strong>ein</strong>em fußballspiel<br />

und nicht in d<strong>er</strong> op<strong>er</strong>.<br />

plötzlich gab es tumult – nicht wegen<br />

uns<strong>er</strong><strong>er</strong> aus<strong>ein</strong>and<strong>er</strong>setzung, sond<strong>er</strong>n weil<br />

<strong>ein</strong>ige fans von türk Gücü v<strong>er</strong>suchten, in<br />

die Gegeng<strong>er</strong>ade zu kommen und umgekehrt<br />

<strong>ein</strong>ige fans d<strong>er</strong> löwen probi<strong>er</strong>ten, zu den<br />

türk-Gücü-fans zu gelangen. Was für <strong>ein</strong><br />

tohuwabohu – ab<strong>er</strong> besonnene fans und<br />

die ordn<strong>er</strong> konnten den zusammenprall d<strong>er</strong><br />

rauflustigen im Stadion v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>n.<br />

letztendlich ist die Beziehung aus<strong>ein</strong>and<strong>er</strong>gebrochen,<br />

nicht ab<strong>er</strong> die liebe zu den<br />

löwen! die haben mir nicht nur dies<strong>er</strong> <strong>er</strong>ste,<br />

sond<strong>er</strong>n auch zwangsläufig d<strong>er</strong> zweite und<br />

unzählige weit<strong>er</strong>e Besuche im Stadion und<br />

vor allem die Begeist<strong>er</strong>ungsfähigkeit d<strong>er</strong> wilden<br />

und leidenschaftlichen fangem<strong>ein</strong>de im<br />

Grünwald<strong>er</strong>stadion <strong>ein</strong>gepflanzt.<br />

Sechzig ist m<strong>ein</strong>e große Liebe:<br />

<strong>ein</strong>mal Löwe – imm<strong>er</strong> Löwe!<br />

Löwen<br />

hautnah<br />

4 Löwenmut Löwenmut 5

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