13.12.2012 Aufrufe

Ein Löwenfan trinkt Bier, ein Münchner Bier. Wenn er doch einmal ...

Ein Löwenfan trinkt Bier, ein Münchner Bier. Wenn er doch einmal ...

Ein Löwenfan trinkt Bier, ein Münchner Bier. Wenn er doch einmal ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eulen nach athen<br />

mit Bangkok-Paul<br />

»athen is wia Freising«<br />

an <strong>ein</strong>em Sonntag abend im Juni 2010, nach<br />

<strong>er</strong>folgreich<strong>er</strong> Öffnung <strong>ein</strong><strong>er</strong> flasche <strong>Bi<strong>er</strong></strong>, packte<br />

ich m<strong>ein</strong>e gest<strong>er</strong>n <strong>er</strong>standene Sond<strong>er</strong>angebotsdVd<br />

aus, gespannt auf <strong>ein</strong>en mir komplett<br />

unbekannten film. irgendwas mit tig<strong>er</strong>krallen,<br />

lotoshainen (gibt es das wirklich? ich dachte<br />

imm<strong>er</strong>, das wären Wass<strong>er</strong>pflanzen?) und<br />

Samurai. N<strong>ein</strong>, es waren irgendwelche Samurai<br />

im zeichen des lotos, und Bambushaine. ich<br />

hatte mich v<strong>er</strong>lesen, d<strong>er</strong> tag war <strong>doch</strong> anstrengend.<br />

Naja, für 2,99 sich<strong>er</strong> <strong>ein</strong> toll<strong>er</strong> film,<br />

genau das richtige jetzt. Schwarzweiß.<br />

d<strong>er</strong> ob<strong>er</strong>-Samurai hält g<strong>er</strong>ade <strong>ein</strong>e ansprache;<br />

bedeutungsvoll und etwas langweilig. ich schaue<br />

auf die uhr, kurz nach zehn. ›Eigentlich genau<br />

die richtige zeit, dass irgend <strong>ein</strong> depp anruft<br />

und n<strong>er</strong>vt‹, denke ich mir, ›imm<strong>er</strong>hin ist heute<br />

d<strong>er</strong> dreizehnte‹, und v<strong>er</strong>suche den Gedanken<br />

sofort zu v<strong>er</strong>drängen. umsonst: das telefon<br />

läutet. ich schalte den film auf pause – d<strong>er</strong><br />

ob<strong>er</strong>-Samurai hält s<strong>ein</strong> komisches Brotmess<strong>er</strong><br />

g<strong>er</strong>ade dekorativ in den Vord<strong>er</strong>grund – und<br />

gehe dran.<br />

»paul, du arsch, ich hoffe, du hast dünnschiss<br />

und h<strong>er</strong>pes. ich habe jetzt fei<strong>er</strong>abend und<br />

k<strong>ein</strong>en Sinn für d<strong>ein</strong>en Schmarrn!« »ab<strong>er</strong> i bin<br />

<strong>doch</strong> gar ned da paul, i bin da haddi«, kommt<br />

es fast <strong>er</strong>schrocken zurück. »Na gut, das ist<br />

etwas and<strong>er</strong>es. lange nichts mehr gehört von<br />

dir. Wie gehts denn so?« »Gut eigentlich, ab<strong>er</strong><br />

nicht ganz. ich habe hi<strong>er</strong> <strong>ein</strong>e fuhre für <strong>ein</strong>e<br />

auktion in athen, ab<strong>er</strong> so <strong>ein</strong> blöd<strong>er</strong> Bulle hat<br />

mir g<strong>er</strong>ade den lappen gezwickt … dumme<br />

Sache.« »also, du willst mich fragen, ob ich<br />

zeit habe, dir die karre runt<strong>er</strong> zu fahren, ja?«<br />

»Ja.« »hmm. und wann?« »morgen früh …<br />

ich habe das Wohnmobil schon ausgeliehen,<br />

alles <strong>ein</strong>gepackt, <strong>ein</strong>en autoatlas besorgt, die<br />

fähre rausgesucht und so …« »ab<strong>er</strong> klar<br />

<strong>doch</strong>. <strong>Ein</strong> kl<strong>ein</strong><strong>er</strong> ausflug in den Süden, Eulen<br />

nach athen bringen … fünf uhr, nehme ich<br />

an?« »Ja, es sind tatsächlich Eulen dabei, aus<br />

porzellan. Woh<strong>er</strong> weißtn du des? <strong>Ein</strong>en zweiten<br />

fahr<strong>er</strong> bräuchten wir noch … neun uhr<br />

reicht.« »malaka. ich ruf jemanden an und<br />

frage. melde mich dann wied<strong>er</strong>.« »tschü-ü-üü-ss<br />

(klack).«<br />

ich schaue auf die Samurai-klinge auf dem<br />

Bildschirm. Ja, das ist <strong>ein</strong> anlass für süße rache<br />

an <strong>ein</strong><strong>er</strong> N<strong>er</strong>vensäge … also wähle ich die<br />

›Numm<strong>er</strong> des Schreckens‹.<br />

»Na du arsch, ich hoffe, du hast dünnschiss<br />

und h<strong>er</strong>pes«, kommt es aus dem hör<strong>er</strong>. »Weißt<br />

du, wieviel uhr es ist?« »Na, paul, es ist uns<strong>er</strong>e<br />

übliche telefonzeit. dünnschiss können wir im<br />

moment gar nicht brauchen, weil … ich hätte<br />

hi<strong>er</strong> <strong>ein</strong>en kostenlosen kurzurlaub für dich, du<br />

musst vielleicht <strong>ein</strong>en teil d<strong>er</strong> Strecke fahren.<br />

abfahrt morgen früh um 9.« »f<strong>ein</strong>e idee, mir<br />

ist eh fad. ich stelle k<strong>ein</strong>e fragen …« »also, wir<br />

treffen uns beim haddi im laden, den kennst<br />

du ja auch.« »Bei dem antik-h<strong>ein</strong>i?« »das war<br />

<strong>ein</strong>e frage, paul. Ja, genau dort.«<br />

So begab es sich, dass sich <strong>ein</strong> illustres, etwas<br />

chaotisches trio in <strong>ein</strong>em ältlichen Wohnmobil<br />

langsam ab<strong>er</strong> un<strong>er</strong>bittlich in richtung athen<br />

bewegte. Er wolle bei den hafenbehörden von<br />

uns als ›onkel‹ angesprochen w<strong>er</strong>den, instrui<strong>er</strong>te<br />

uns haddi, damit alles nach familienurlaub<br />

aussieht, und die tauch<strong>er</strong>flasche hi<strong>er</strong> sei etwas<br />

ganz besond<strong>er</strong>es, <strong>ein</strong>e <strong>Ein</strong>zelanf<strong>er</strong>tigung, die<br />

sonst niemand hat, man könne sie nämlich aufschrauben,<br />

<strong>ein</strong> ideales V<strong>er</strong>steck. ansonsten sei<br />

alles ›i-i-isi‹, niemand schmuggle antiquitäten<br />

nach Griechenland r<strong>ein</strong>, absolut sich<strong>er</strong>e Sache.<br />

ich bestand darauf, die letzte Strecke ab patras<br />

selbst zu fahren, und paul musste v<strong>er</strong>sprechen,<br />

mit k<strong>ein</strong>en uniformi<strong>er</strong>ten zu reden. die fahrt<br />

v<strong>er</strong>lief weitgehend <strong>er</strong>eignislos. k<strong>ein</strong>e panne,<br />

k<strong>ein</strong> Grünzeug, die zeit reichte sogar für <strong>ein</strong>en<br />

kurzen ausflug zum me<strong>er</strong> – rimini – und<br />

<strong>ein</strong>en Cappuccino am Strand. paul fuhr freiwillig<br />

und sogar zivilisi<strong>er</strong>t die anschließende<br />

Strecke bis Bari, fand sogar den fährhafen auf<br />

anhieb.<br />

agoudimos Lines<br />

auf d<strong>er</strong> fähre war noch platz, haddi zahlte<br />

ohne feilschen den geford<strong>er</strong>ten preis in bar.<br />

alle waren gut<strong>er</strong> laune.<br />

in d<strong>er</strong> Bar d<strong>er</strong> fähre soff paul mit <strong>ein</strong><strong>er</strong><br />

gemischten argentinisch-griechischen Gruppe;<br />

es waren wohl <strong>ein</strong>ig<strong>er</strong>maßen prominente<br />

fußball<strong>er</strong> dabei; ich hielt mich trotzdem raus,<br />

wollte nach d<strong>er</strong> anlandung fit s<strong>ein</strong>. haddi<br />

flirtete <strong>er</strong>folglos auf dem Sonnendeck – ich<br />

hatte also m<strong>ein</strong>e ruhe, saß die meiste zeit<br />

im ›Salon‹ , schaute f<strong>er</strong>nsehen und schlief<br />

dann im Sessel – ›airplane-type seat‹ – <strong>ein</strong>.<br />

Nach d<strong>er</strong> ankunft in patras wurden uns<strong>er</strong>e<br />

ausweise flüchtig begutachtet; <strong>ein</strong> polizist sah<br />

sich im Wageninn<strong>er</strong>en um. Er griff zielsich<strong>er</strong><br />

die tauch<strong>er</strong>flasche, schraubte sie auf, grinste<br />

und m<strong>ein</strong>te:<br />

»i know all tricks. Nobody can fool Greek<br />

harbour offic<strong>er</strong>.«<br />

die Bananenkisten mit d<strong>er</strong> Ware int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>ten<br />

ihn nicht. auch paul machte k<strong>ein</strong>e probleme<br />

– <strong>er</strong> schlief friedlich auf d<strong>er</strong> rückbank und<br />

roch <strong>ein</strong> bisschen nach <strong>Bi<strong>er</strong></strong> und nach anis.<br />

haddi brauchte <strong>ein</strong>e knappe halbe Stunde, um<br />

sich von dem Schrecken mit dem ausgebufften<br />

hafenpolizisten zu <strong>er</strong>holen, dann fing <strong>er</strong> an,<br />

mir Geschichten zu <strong>er</strong>zählen. Nach <strong>ein</strong> paar<br />

Jahren gem<strong>ein</strong>sam<strong>er</strong> Stammkneipe kannte ich<br />

die Geschichten schon alle, ab<strong>er</strong> das lenkte<br />

vom V<strong>er</strong>kehrs-Chaos ab und ließ die zeit<br />

schnell<strong>er</strong> v<strong>er</strong>gehen.<br />

athen<br />

Wenige Stunden spät<strong>er</strong> passi<strong>er</strong>te d<strong>er</strong> Bus<br />

das ortsschild von athen. ich fuhr an <strong>ein</strong><strong>er</strong><br />

tankstelle hinaus und fragte nach dem Weg.<br />

d<strong>er</strong> tankwart hatte k<strong>ein</strong>e ahnung, ab<strong>er</strong><br />

<strong>ein</strong> kunde <strong>er</strong>klärte mir, ich solle imm<strong>er</strong> in<br />

richtung akropolis fahren und mich dann<br />

rechts halten. dann käme das alte Stadion, und<br />

uns<strong>er</strong>e adresse sei <strong>ein</strong>e Nebenstraße, die man<br />

leicht findet. ich <strong>er</strong>klärte ihm, dass ich <strong>ein</strong> groß<strong>er</strong><br />

fan alt<strong>er</strong> Stadien bin; das gefiel ihm sehr.<br />

ich v<strong>er</strong>sprach ihm, das Stadion zu besichtigen.<br />

»Sixt es«, m<strong>ein</strong>te haddi, »athen is wia freising,<br />

da kannst di garned v<strong>er</strong>fahrn, da orienti<strong>er</strong>st di<br />

<strong>ein</strong>fach am B<strong>er</strong>g in d<strong>er</strong> middn.«<br />

im Nu war die Ware ausgeladen, und die<br />

Besitz<strong>er</strong>in des auktionshauses v<strong>er</strong>mittelte uns<br />

<strong>ein</strong>e wirklich nette unt<strong>er</strong>kunft. Wir bleiben<br />

noch <strong>ein</strong> paar tage, es war wirklich so<br />

etwas wie <strong>ein</strong> gemütlich<strong>er</strong> familienurlaub mit<br />

›onkel‹ haddi, dann fuhren wir nach hause,<br />

und wie auf d<strong>er</strong> hinfahrt gab es k<strong>ein</strong>e besond<strong>er</strong>e<br />

Vorkommnisse. halt – bevor ich es v<strong>er</strong>gesse:<br />

ich muss euch noch von dem <strong>ein</strong>en abend<br />

in d<strong>er</strong> plaka <strong>er</strong>zählen; das genaue datum weiß<br />

ich nicht mehr. Wir liefen also in d<strong>er</strong> altstadt<br />

umh<strong>er</strong>, als uns <strong>ein</strong> ält<strong>er</strong><strong>er</strong> h<strong>er</strong>r ansprach und<br />

fragte, wie spät es sei. paul zeigte ihm s<strong>ein</strong>e<br />

nachgemachte rolex. Er bedankte sich und<br />

m<strong>ein</strong>te:<br />

»for this favour, i do you a favour, too. i will<br />

show you to a typical Greek tav<strong>er</strong>na in the<br />

neighbourhood.«<br />

Wir folgten ihm. das angeblich typischgriechische<br />

Wirtshaus entpuppte sich als <strong>ein</strong><br />

recht schäbig<strong>er</strong> puff. <strong>doch</strong> jetzt waren wir<br />

dort und mussten wohl Geld abdrücken. d<strong>er</strong><br />

abend machte gute anstalten, in die hose<br />

zu gehen. Wir schlichen etwas begossen in<br />

richtung theke. dort angekommen, winkte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!